ugr, 5 778586 iſche. Alael. Telegramm⸗ Adreſſe: „Journal Maunheim.“ In der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 2870. Abonuement: 60 Pfg. monatlich. Bringerlohn 10 Pig, monatlich, dürch die Poſt bez. inel. Poſtauf⸗ ſchlag M..30 pro Quartal, Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. ˖ Die Reklamen⸗Zeile 60 Pfg. Einzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. (Badiſche Volkszeitung.) eingang. E 6, 2 Mannheimer J der Stadt Maunheim und Umgebung. 109. Jahrgang.) Erſcheint wöchentlich ſieben Mal. irnal. Geltſtulle und verbriilelſte Ztilung in Manuheim und Amgegend. Verantwortlich: für den polftiſchen u. allg. Thell (Mannheimer Volksblatt,) 0 Eruſt Otto Hopp. für den lokalen und prov. Theil; Fruſt Müller. für den Inſeratentheil: Karl Apfel. Rotationsdruck und Verſag der Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ druückerei, (Erſte Manubeimer Typograph. Auſtalt.) (Das„Maunheimer Journal“ iſt Eigenthum des ka hollſchen Bürgerhofpitals.) ſämmtlich in Mannheim. 5.. 11938 Nr. 31. e. Zweites Blatt. ——— Zur Geſchichte der Mannheimer Preſſe. PDr. W. Zu den hervorragendſten Errungenſchaften des ſchei⸗ Fzenden Jahrhunderts gehört die Entwicklung der Preſſe, der Auf⸗ echwung des öffentlichen Nachrichtendienſtes und freier jour⸗ maliſtiſcher Meinungsäußerung. Welch ein Unterſchied, wenn woir ein Zeitungsblatt vom Ende des vorigen Jahrhunderts mit dler Nummer einer modernen Tageszeitung vergleichen! Erſt ſeit⸗ deem dae Jahr 1848 die Preßfreiheit geſchaffen hat, ſeitdem die Freſſelin der Cenſur gefallen ſind, konnte ſich die Preſſe zu dem ent⸗ kgickeln, was ſie dann im Laufe weniger Jahrzehnte geworden iſt, ſiſe konnte vor Allem auch erſt ſeit dieſer Epoche ein getreues aller Leiden und Freuden ihrer Zeit, des politiſchen tund ſozialen Lebens geben. Wie vorher der Druck der Cenſur yend die Unvollkommenheit der Verkehrsvethältniſſe eine kräftige Wbeiterentwicklung des Zeitungsweſens unmöglich machte, davon keminn auch die Geſchichte der Mannheimer Preſſe einige nicht un⸗ jantereſſante Kapitel erzählen. Eines dieſer Kapitel, und zwar eidnes der unerfreulichſten: Die Mannheimer Preſſe unter Napo⸗ l. Mtr. 11961 8 Iconiſcher Cenſur, hat ſoeben auf Grund neuen archivaliſchen 90 Mükaterials eine hiſtoriſche Darſtellung gefunden in dem ſehr inter⸗ eiſſanten Aufſatze des Herrn Archivraths Dr. Obſer in Karls⸗ tlegen, möll uhe:„Die badiſche Preſſe in der Rheinbundszeit“(Zeitſchr. f. nit en 0 Geſch, des Oberrheins Bd. 14, Heft). Von demſelben Ver⸗ — flaſſer rührt auch ein in der Karlsruher Zeitung vom 2. U. 3. + ̃ 5 191 1 55 8„JStadt Heidelberg 3, He publizirter Aufſatz über„di edulein dalteſten Zeitungen in Baden her, dem die Geſchichte der Mann⸗ 10ih höbeimer Preſſe ebenfalls werthvolle Angaben verdankt. ſch. möl Zit Die älteſte gedruckte deutſche Zeitung erſchien in Straßburg, an-a ſahren Jahrgang 1609 beſitzt die Heidelberger Univerſitätsbiblio⸗ 5.v. 124 öichek faſt vollſtändig(Preuß. Jahrbücher, Dezemb. 1898). Im hoch, ein. 9 Mahre 1615 wurde dann auch in Frankfurt eine deutſche Zeitung Zim. bis 1 g egründet. Die älteſte badiſche Zeitung entſtand auf pfälziſchem *. oden, in Heidelberg auf direkte Veranlaſſung des Kurfürſten n p. 1. 8l karl Ludwig, doch ſcheint dieſelbe ſehr hald wieder aufgegeben 116 g. Borden zu ſein. Dann folgte Mannheim, wo ſich bald nach 1720 ch möbl. Ji der Erhebung Mannheims zur Reſidenz) mehrfache Verhand⸗ Feuſter gene losungen zur Herausgabe einer Zeitung nachweiſen laſſen. Obſer bonleih hiferichtet darüber nach Karlsruher Akten:„Im Jahre 1782 er⸗ Hmöbl. Züt ki,ielt der Frankfurter Buchhändler Chriſtof Mutz die Erlaubniß, verm. Iace ine zweimal wöchentlich erſcheinende politiſche Zeitung in fran⸗ epp, ſch. mlze öſiſcher Sprache„Le courrier de la paix et de la Kles 1 zuerre“, ſowie nach Frankfurter Vorbild ein Inſeratenblatt in möbl. Zimf ür Mannheim unter dem Titel„Frag⸗ und Anzeigungsnach⸗ erm. 12509 richten“ herausgegeben. Nach v. Feders Geſch. der Stadt M. reppen. Eiß 1, 383 wären dieſe Blätter auch zur Ausgabe gelangt; unſere 85 5 89 Akten laſſen dies als zweifelhaft erſcheinen; jedenfalls ſind beide, 124% wenn ſie überhaupt einmal exiſtirt haben, ſehr bald wieder von st. ein mölf der Bildfläche entſchwunden, denn ſchon im Jahre 1738 begründet S ein anderer Buchhändler, Varrentrapp, ſein Geſuch um Kon⸗ iegen boch zeſſtonirung einer Zeitung damit, daß in Kurpfalz keine vor⸗ möbl. Zimmz; handen ſei. Die erſte Mannheimer Zeitung, von der es feſtſteht, 2daß ſie erſchienen iſt, iſt das von Mathias Bayer begründete, E Ar. 3 15 1 5 BJ.C000 K 2— 10 Bim Vuntes Fenilleton. Aufang Miß! n od. Fr— Wtie der arme Chineſe Lü zu einem Paar Stiefel kam. Es war ein armer Teufel aus Fokien, Namens Lü, der war 7. der o arm wie eine Kirchenmaus. Er machte Schulden auf Schulden, 's ein ſchöl Zlgufte in allen Läden auf Pump, ohne ſie zu bezahlen. Er war dafür endes Zimphallelgemein bekannt, weshalb ihm Niemand mehr etwas borgen wollte. derrn öder D a paſſirte es ihm, daß ſeine Stiefel entzwei gingen. Er hätte auch heu. 1200 ge. rn ein Paar neue gehabt, doch war dies ſchwierig, weil er kein Geld r. 10 au ha tte, um ſich ein Paar zu kaufen. Pumpen konnte er auch nicht of.zub ſ hr. Da verfiel er auf einen Ausweg. Er ging in einen Laden genes, hüg ur d beſtellte ein Paar Schuhe, dann ging er in einen anderen Laden ne u ind beſtellte ſich dort auch ein Paar. In beiden Läden wurde aus⸗ ahnhofplatz ſe emacht, daß die Schuhe nur gegen Baarzahlung verkauft würden, 5, 18, 2. Steß vas Lü auch hoch und heilig verſprach. Als der eine Schuſter mit Fimmer deen fertigen Schuhen zu ihm in's Haus kam, damit er ſie anprobire, 3 12 Mk, Iſagte Lü: der linke ſitzt famons; der rechte dagegen paßt nicht recht; 2. St. 127 den linken will ich deshalb behalten, während Du den rechten wieder mitnimmſt zum Abändern. Sobald Du ihn zurückbringſt, bekommſt Du von mir Dein Geld. Der Schuſter ging ahnungslos auch darauf ein. Als der zweite Schuſter mit den Stiefeln kam, machte Lü die⸗ ſelbe Geſchichte, nur daß er diesmal den rechten Schuh behielt und den linken zum Abändern zurückgab. So hatte er aus zwei Läden ein Paar Schuhe, das trefflich zuſammenpaßte. 5 Schlafſt. N— Seitere Zeitungsnotizen. In dem„Anhaltiſchen Staats⸗ Anzeiger“ lieſt man:„Suche für den 1. April einen unverheiratheten St. b Sch!“ Mann, welcher in dieſem Fach ſchon längere Zeit beſchäftigt war und IAdeidarüber gute Zeugniſſe aufzuweiſen hat. Graf zu Münſter, Ober⸗ 1 jägermeiſter.“ Gilt in Anhalt das Unverheirathetſein für ein Fach, klafſzele f nd werden über die Leiſtungen darin Zeugniſſe ausgeſtellt?— Das ul,Oelsnitzer Tageblatt“ ſagt von dem Berliner Bürgermeiſter:„Be⸗ Ugtanntlich iſt Kirſchner noch nicht beſeitigt worden.“ Wenn manche s auch geneigt ſind, der Regierung allerlei Schlimmes zuzu⸗ rauen, ſo glauben wir doch nicht, daß ſte an die Beſeitigung des derrn Kirſchner denkt.— Von einer wegen vorſätzlicher Brandſtiftung heilten Dienſtmagd ſagt die„Rheydter Zeitung“:„Es war ein roſtle Bild der Verwahrloſung, das die Angeklagte bot. Kaum in Jahr alt, ſtarben die Eltern des Mädchens, und ſeit dieſer Zeit udtiſch.. ſie dann ſtändig bei fremden Leuten geweſen.“ Es iſt doch zaum enkbar, daß die Eltern des Mädchens wirklich ſo jung gefreit haben. 3. St., 9 St. rechts, reppe, a zerlichen Dienſtag, 31. Januar 1999 (Telephon Ar. A8.) ſchon früher geplante„Frag⸗ und Anzeigungsblatt“, das unter dieſem Titel bis zum Jahre 1803 beſtanden hat. Feder ſagt(1, 108) außerdem noch: Im Jahre 1680 ſcheine bereits bei dem Buchdrucker Wilhelm Walther in der Friedrichs⸗ burg ein Wochenblatt herausgekommen zu ſein, da der Rath ſie beſtellen ließ. Der Rath hielt verſchiedene ausländiſche Zeitungen, für deren Lieferung er einem gewiſſen Schachinger 37 Gulden 52 Kreuzer zahlte.— Von dem„Wöchentlichen„Mannheimer Frag⸗ und Kundſchaftsblatt“ liegt mir Nr. 16 vom 13. April 1764 vor, welches„von dem churfürſtlichen Antiquario Jakob Pfähler verlegt und alle Freitag Nachmittag neben dem Pfälzer Hof in dem neu angemahlten Hauß bei Herrn Perruquier Trillig im unteren Stock ausgegeben wird, Samſtag früh aber in Hei⸗ delberg bei Ihme Antiquario und privilegirten Univerſitätsbuch⸗ händler ebenmäßig zu haben iſt.“ Schon 1754 erſchien dieſes Annoncenblatt unter gleichem Titel im Verlag von Mathäus Bayer neben der ſtädtiſchen Mehlwage im ſog. Lamezanſchen aus. 5 Nach eigenen Forſchungen kann ich außerdem noch Folgendes hinzufügen: Am 1. Januar 1767 erſchien die erſte Nummer der vom Sekretär der kurpfälziſchen Akademie der Wiſſenſchaften in Mannheim, Hofrath Andreas Lamey und dem kurpfälziſchen Hofhiſtoriographen und Hofgerichtsrath⸗ Chriſtoph Facob Kre⸗ mer herausgegebenen MMannheimer Zeitunz“, die aus dem Verlag der Akademiſchen Buchruckerei ſpäter in den Verlag von Kaufmann u. Friedrich überging. Lamey berichtet darüber in ſeiner Selbſtbiographie: „Die deutſche Zeitung iſt mit dem Jahr 1767 von mir ſelbſt und meinem H. Collega H. Kremer, angefangen wor⸗ denz nachdem wir vernommen hatten, daß Sr. Churfürſtlichen Durchlaucht damit ein Gefallen geſchehen würde. Sie erſchien anfänglich nur Zmal in der Woche, nämlich Montags und Don⸗ nerſtags, mit einem Regiſter für jeden Jahrgang und dieſe Ein⸗ richtung dauerte bis Ende 1778, da man dem Publicum zu gefallen ſolche dreimal, nehmlich am Montag, Mittwoch und Samſtage erſcheinen ließ. Die franzöſiſche Revolutions⸗ und Kriegsgeſchichte gab Anlaß zu einer nochmaligen Erweiterung dieſes Zeitungsblatts, welches vom Jahr 1792 an wöchentlich Amal Dienſtags, Mittwochs, Freiytags und Sonntags aus⸗ gegeben wurde.“ Lamehy bekam 1768 ſeiner Selbſtbiographie zufolge die Cenſur „nicht nur aller verdächtigen Bücher überhaupt.. ſondern auch der nach und nach herauskommenden deutſchen und franzöſiſchen Zeitungen, beſonders als welche letztere mir von Zeit zu Zeit eine gewiſſe Verantwortlichkeit zugezogen haben.“ Die erſte Nummer der„Mannheimer Zeitung“ iſt ein be⸗ ſcheidenes Quartblatt. Das Eröffnungsgedicht lautete: „Die Wahrheit, welche nie das falſche dulten kann, Trat zu der Themis Thron u. brachte klagend an, Daß manches Zeitungsblatt ihr vieles Anſehn raubte, Und daß man auf die letzt ihr ſelber nicht mehr glaubte Wie oftmals ſagte ſie, lauft falſche Nachricht ein! Soll ich hierüber dann nicht ungehalten ſeine Du klagſt, fieng Themis an? allein wie kannſt du wollen, Daß Zeitungsſchreiber nichts als dich nur melden ſollen? Genug, wenn ſie ſich nur nach Möglichkeit bemühn, Die Nachricht unverfälſcht u. ſchleunig einzuziehn.“ —— Nach Verſprechung guten Willens und der Bitte um Nachſicht gegen etwaige falſche Nachrichten heißt es weiter: In der Vorrede wird irrige Weiſe behauptet:„Man lieferk heute das erſte Zeitungsblatt, welches jemals hier gedruckt worden“. „Was den Artikel von Mannheim betrifft, iſt man vorzüg⸗ lich im Stand, alle an dem hieſigen Churfürſtlichen Hof vorfal⸗ lende Veränderungen, Staatsgepränge, Beförderungen und Luſt⸗ barkeiten mitzutheilen. Dieſes wird unſern Leſern beſonders in den Churfürſtlichen Staaten nicht unangenehm ſein, da ſie zu⸗ gleich von Woche zu Woche von dem Hochſchätzbaren Wols ſeyn ihres theuerſten Landesvaters u. der geliebteſten Landesmutter die geſichertſte Nachricht haben können.“ Die„Mannheimer Zeitung“ beſtand ununterbrochen bis zum 29. Okt. 1810, wo ſie infolge der napoleoniſchen Cenſur durch landesherrliche Verordnung unterdrückt wurde und ihr Erſcheinen einſtellen mußte. Erſt am 1. Nov. 1821 erſchien ſie wieder(Verlag von Kaufmann, unter der Redaktion von Carl Courtin, als vier⸗ ſeitiges Tageblatt in Quartformat. Die Nr. 1 wird eröffnet durch ein„Erſtes Wort der wiederauflebenden Mannheimer Zei⸗ tung“, von dem nachſtehender Hauptpaſſus hier folgen möge: „Ich verdanke mein Daſeyn der(den 15. Oktober 1763) von dem Kurfürſten Karl Theodor geſtifteten Academie der Wiſſenſchaften und erblickte am Neujahrstage des Jahres 1767 zum erſtenmale das Licht der Welt. Schnell und kräftig wuchs ich heran und hatte durch anhaltenden Fleiß es bald dahin gebracht mir einen Namen zu machen. Dazu halfen mir jedoch eines Theils die viel⸗ fältigen Mittheilungen, die ich damals von dem mich ſehr be⸗ günſtigenden Hofe, aus dem Cabinette ſelbſt erhielt, und andern Theils, zur Steuer der Wahrheit muß ich es bekennen, der Um⸗ ſtand, daß die Zahl der Hauptzeitungen Deutſchlands zu jener Zeit zwölf kaum überſtieg. Drey und vierzig Jahre verfolgte ich raſtlos und mit gutem Glücke meine Bahn, bis endlich ein ſchwarzes Gewitter, das über Frankreichs Haupt drohend ſich ge⸗ ſammelt hatte, mit lautem Donner die Nachbarländer überzog, und nach und nach das ganze Gewölbe des politiſchen Horizonts dergeſtalt bedeckte, daß es ſo dunkel ward, wie bey einer totalen Sonnenfinſterniß. Da beſchied mein Glück, und eine höchſte landesherrliche Verordnung, die ich ſelbſt noch in meiner letzten Nummer(29. Oktber 1810) verkündete, hieß mich ſchweigenl — Gottlob! Dieſe düſteren Zeiten ſind vorüber— ich darf wieder reden.. Offen reden durfte die„gute Matrone“, die mit dieſen Worten ihre Leſer begrüßt, auch in der neuen Aera noch nicht, und über ihre Erfahrungen in der Rheinbunds⸗ zeit wagte ſie nicht offen zu reden. Wielange die Mannheimer Zeitung nach dieſer Wiedergeburt noch beſtanden hat, iſt mir nicht bekannt geworden, da die voll⸗ ſtändigen Jahrgänge dieſes Blattes ſehr ſelten ſind und auch vom Antiquar kaum mehr aufgetrieben werden können. Der Mann⸗ heimer Alterthumsverein beſitzt aus ihrer erſten Zeit 1768 bis 1810 nur einige ihrer erſten Nummern, ſowie die letzten Jahr⸗ gänge, außerdem die neuerſchienene Mannheimer Zeitung vom 1. Nob. 1821 bis 29. Juni 1822, ferner eine Nummer der Mann⸗ heimer Zeitung von 1829(Verlag von Kaufmanns Wittwe I. 2,), damals mit dem Unterhaltungsblatt„Phönix“ er⸗ ſcheinend. (Schluß folgt.) — Ueber einen Ueberfall auf eine junge Dame wird aus Berlin Folgendes bekannt: Die 20jährige Tochter Johanna des Paſtors Friedrichs aus Meſeritz war als Geſellſchafterin bei Frl. Mylius in Wilmersdorf bei Berlin in Stellung. Gegen 5 Uhr Nachmitags kam ſie an dem Stadtbahnhof Ebersſtraße an und begab ſich zur Halteſtelle der Dampfſtraßenbahn. Da der Wagen zu lange ausblieb, beſchloß ſie, den Weg nach Wilmersdorf zu„uß zu machen. Kurz vor Wil⸗ mersdorf bemerkte Frl. Friedrichs, daß ſie von zwei Männern und einer Frau verfolgt werde. In ihrer Angſt kam ſie vom Wege ab und gerieth in eine Vertiefung, wo ihre Verfolger ſie erreichten; alle Drei fielen ſie über ſie her. Das Weib hielt ihr die Hände auf den Rücken, während die Männer ihr Fauſtſchläge ins Genick, Rücken und Bruſt beibrachten. Kurz bevor die Ueberfallene die Beſinnung verlor, hörte ſie noch die Frauensperſon rufen:„Na, jetzt hat ſie wohl genug.“ In den Taſchen der Ueberfallenen fanden die Straßenräuber nichts von Geld oder Geldeswerth, dagegen hatte die junge Dame im Handſchuh einen harten Thaler verwahrt, der nicht enkdeckt wurde. Die Aktentäter müſſen wahrſcheinlich geſtört worden ſein denn ſie liefen plötzlich davon, während Frl. Friedrichs aus ihrer Betäubung erwachte und nun ſchnellſtens den Weg nach der Badenſchenſtraße ein⸗ ſchlug. In der Wohnung des Fräuleins Mylius kam ſie in ſo auf⸗ geregtem Zuſtande an, daß ſie kein Wort hervorzubringen vermochte. Sie konnte ihre Erlebniſſe nur kurz niederſchreiben und mußte ſich dann wegen hochgradigen Fiebers zu Bett legen. Die junge Dame hat auch bis heute noch nicht die Sprache wiedergefunden, doch iſt nach ärztlicher Anſicht Ausſicht auf Heilung vorhanden. — Ein geiſtreicher Diplomat. Der neue amerikaniſche Bot⸗ ſchafter in London, J. H. Choate, gilt als ein beſonders geiſtvoller und ſchlagfertiger Mann. Die Londoner Geſellſchaft und Preſſe be⸗ ſchäftigen ſich mit ihm naturgemäß ungemein viel und ſo ſchwirren denn ungezählte Anekdoten und Bonmots über und von dem neuen Herrn in der Luft umher.— Als Choate noch Advokat war und ſein Plaidoyer hielt, bemerkte er, wie ſich während ſeiner Rede der vor⸗ ſitzende Richter zu ſeinem Nachbarkollegen wandte und mit dieſem unterhielt. Choate ſchwieg plötzlich und blätterte in ſeinen Akten. Der Vorſitzende blickte erſtaunt zu ihm hinüber. Da ſprach Chogte weiter:„Herr Präſident! Es ſteht mir nur eine halbe Stunde für meine Beweisführung zu Gebote. Ich brauche deshalb nicht allein jede Sekunde meiner Zeit, ſondern auch Ihre ungetheilte Aufmerkſamkeit.“ „Die ſollen Sie haben“, antwortete der Präſident.— Einem anderen hohen Richter erklärte Choate einſt, ihm gehe es mit dem Gerichtshof, wie dem Indianer: der Indianer verehre zwar den von ihm geſchnitz⸗ ten Holzgötzen, aber häßlich müſſe er ihn doch finden.— Auf die jüngſt an ihn geſtellte Frage, wer er wohl ſein möge, wenn er nicht Mr. Choate wäre, antwortete er:„Nur der zweite Gatte meiner Frau.“ — Stolz und Genie. In einem jüngſt erſchienenen Werk wird der Satz aufgeſtellt, der Stolz gehöre zum Genie wie der Schatten zum Körper und wüchſe gleich dem Schatten mit der Größe des Genies. Bemerkenswerth ſind in der That die Ausſprüche einer Reihe von großen Männern. So erzählt z. B. Thiers in ſeiner Geſchichte der Revolution, Mirabeau habe in der Sterbeſtunde zu ſeinem Diener geſagt:„Stütze dieſes Haupt, das bedeutendſte Frankreichs.“— Von außerordentlichem Selbſtgefühl war auch Michelangelo durchdrungen. In einem Briefe aus dem Jahre 1842 ſchreibt er:„Alle Zwiſtigkeiten zwiſchen mir und dem Papſt⸗Julius entſprangen aus dem Neid Bra⸗ mantes und Raphaels, die mich zu ſtürzen ſuchten. Und Raphael hatte recht, denn Alles, was er von der Kunſt verſtand, verdankte er mir.“ — Einige Briefe Roſſtnis an ſeine Mutter tragen die. Aufſchrift: An Frau Roſſini, die Mutter des berühmten Maeſtro.— Schopen⸗ hauer antwortete Dr. Gwinner auf die Frage, wo er beſtattet ſein wolle:„Auf den Ort kommt's nicht an; die Nachwelt wird mich zu finden wiſſen.“ eLondon— in dreißig Städte zerlegt. Während unſere deutſchen Großſtädte ihren Stolz in einer möglichſt großen Einwohner, zahl ſehen und daher alle Vororte einzuverleiben“ fuchen, geht ma in London jetzt den umgekehrten Weg.„Daily Telegraph“ bringt Details eines Geſetzentwurfes, den die Regierung dem Parlamenke vorlegen will. Danach ſoll London in dreißig Städte mit durchſchnitt⸗ lich zweihunderttauſend Einwohnern zerlegt werden. Anſtatt des der⸗ zeitigen Bezirksobmannes und der Bezirksausſchüſſe erhält jede der neuen Städte einen eigenen Bürgermeiſter und Gemeinderath, Die⸗ Eity mit ihrem Lordmayor wird von der Abte nicht berührt; auch bleibt der Wirkungskreis der neuen Stadtverwaltungen beinahe der gleiche wie der der früheren Bezirksverwaltungen. Gemeinſame An⸗ gelegenheiten dieſes Städtekonglomerats, wie die Feuerwehr, ordnet unverändert der Londoner Grafſchaftsrath, während das Polizeiweſen außerhalb der City dem Miniſterium direkt untergeordnet bleibt. Der hauptſächliſte Grund dieſer Neuerung iſt der Wunſch, zur Stadtver⸗ waltung Groß⸗Londons hervorragende Bürger heranzuziehen, welche die Wünd eines Bügermeiſters anlocken ſoll. —— — nees — 12 2 4 8 1 Bekanutm Amts 8 achun un Du ſteu Erh ener * 111 rhebi* er Gemei berreffend. e 1+ 7 alAnzeiger. 5 f Beal end. er e ee 6 Ueber— E 1 9 zeiger.— bödug e. F 15 vom Maunh 5 ang Ene entri 2 durc 189 Fiſche ichsſt 28 eim ſic ger pfan richtet 8 17 5 dom urch 1 au! und 8 1 beaee geleſche⸗ 45 7 r— 1 ündi— Di gung mber Eh. Mi rden Wir ret, n iſt. chu er, K auf rtheilt ern wi ie d erh 189 einif Di rkur„Ge⸗ Iß tzleut e w ird d 14 5 emge alten 8 iſteri Dieſer 9, vo die ſt der e, Fel roleur in ad v em Er 0 1 5 55 gemäß 95 No. 40874 155 Beſchl m] ſtei Perbt Pflichti dſchügen Schl und Nean Ein⸗ 91 N We er om S 8¹ 8 uß tern aue chti n) acht⸗ em n⸗ bk e 1 55 als rauch St idt 4 die Jinem derb 1 5 ae 5 28 auf Verl und 9104 1 No. 057 aunkmach n ra! St erb eil genſtän 3 Vill an leh zur Keunti LL. 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April 1899 ab.— Es muß r Nenwahl und zwar zunächſt zur Aufſtellung der hritten werden. die hierauf bezüglichen Beſtimmungen des Ge⸗ erichts⸗Statuts nachſtehend zur öffentlichen Kenntniß. 1 Theilnahme an den Wahlen ſind nur berechtigt: ſolche Arbeitgeber, weſche das 25. Lebensjahr vollendet und ſeit mindeſtens einem Jahre im Bezirke des Gewerbegerichtes Wohnung oder eine gewerb⸗ liche Niederlaſſung haben; ſolche Arbeiter, welche das 25. Lebensjahr vollendet und ſe! enus einem Jahre, in dem Bezirke 75 des Gew 8 Beſchäftigung haben, oder, falls ſie außer chtsbezirkes in Arbeit ſtehen, wohnen. icht wahlber ligt ſind diejenigen Perſonen, welche zum „11½/15 eines Schöffen unfähig ſind.(Gerichtsverfaſſungsgeſetz 88 31 17/19.) 21/5 Mitglieder einer Innung, für welche ein Schiedsgericht in 7 ißheit der 88 978, 100ͥ der! zewerbeordnung— neue Faſſung 5 20 a, 8lb des Geſetzes, betreffend die Abänderung der Gewerbe⸗ 1 ug vom 26. Juli 1897— errichtet iſt, und deren Arbeiter „ 33 veder wählbar noch ee 35 das Reich, der Staat, die Gemeinden und ſonſtige öffentliche 5 Eude, ſowie juriſtiſche Perſonen üben ihr Stimmrecht durch „ 11 eſetzlichen Vertreter aus. 11388 43/½45 Den Arbeitgebern ſtehen im Sinne der ſtatutarlſchen Beſtim⸗ (rechts) 2 jen, die mit der Leitung eines Gewerbebetriebes oder eines 4 ſſmten Zweiges desſelben betrauten Stellvertreter der ſelbſt⸗ 6 gen Gewerbetreibenden gleich, ſofern ihr Jahres⸗Arbeitsver⸗ 85 8 an Lohn oder Gehalt 2000 M. Überſteigt. „ 10 Ddi der Zuſtändigkeit des Gewerbegerichts unterſtellten Haus⸗ „ 12 betreibenden ſind als 9 0 wählberechtigt und wählbar. 14 cum Zweck der Wahlen ſind für jeden Wahlbezirk Liſten an⸗ 5 ſen, in welche alle Wähler einzutragen ſind, deren Stimmbe⸗ 20 gung unter Beifüzung der erforderlichen Beſcheinigungen 5 22 Mlich oder ſchriftlich dahrer angemeldet ſſt.— Bei unter⸗ „26/42 24 wier rechtzeitiger Anmeldung ruht das Stimmrecht. dlls Beſcheinigungen genügen für die Arbeitgeber die nach 8 gellks) 1 Gewerbeordnung erfolgle Aumeldung des Gewerbebetriebs, 3 de die ketzte Quittung über Zahlung der Gewerbeſteuer; für 5 5 Fibeiter ein Zeugniß ihres Arbeitgebers oder der Polizeibehörde, 2 7015 welches beſtäligt wid, daß der Arbeiter ſeit mindeſtens „17(25 1. Jahr eiunerhalb des Gewerbegerichtsbezirkes in Arbeit ſteht, rechts) 2/8 ſiſalls der Aibeiter außerbalb des Gerichtsbezüirkes beſchäftigt iſt, 10. Als weitere Legitimation bezüglich der Stmmberechtigung 12014 tlich der Arbeitnehmer werden auch angenommen: 16 die letzte Quittung über Zahlung der Eintommenſteuer; 18/20 Urkunden über Aufnahme ſu den bad. Stagatsverband; ſtr.(lks.) 1 * 8 1 5 1* 9 1 9. 13 rechls) 2 13 10 75 14 (lks.) 1 7 3 8 5 1 „ 9ſ/13 4 15 „ 17/19 (rechts? 2 „%i6 Manun 2 Koutrolbücher der Ortskraukenkaſſe und ähnliche Urkunden. dabei wird jedoch ausdelicklich bemerkt, daß erwähnte Ur⸗ ken nur dann als Beſcheinigungen für die Wahlberechtigung jauut werden, wenn aus deuſelben unzweifelhaft die Er⸗ miſſe zur Wahlberechtigung ſich erkennen laſſen. Die Aa andexrer Legitimationen bleibt dem Ermeſſen IGahlvorſtandes bei Eintrag in die viſten der Wahlberechligten aſſen. Anmeldungen der hiernach wahlberechtigten Arbeitgeber und klter zur viſteneintragung werden von: 1899 an bis Montag, den 16. Jauuur Dienſtag, den 28. Februar 1899 ein⸗ f Fſchließlich auf der Gerichtsſchreiberel des Ge⸗ werbegerichts vahler, Litern G 1 No. 5, 2. Stock, Siumer No. 1 tüglich dormittags von 9 bie 1 Uhr und Nachmittags von 5 bis 8 Uhr, ſowie Ann den in obigen Zeitraum falleuden Sonntagen hvon 10 Uhr Wormittags bis 1 Uhr Nachmittags Menulgegengenommen. Perſonen, welche in die Wahlliſten nicht ein⸗ aen ſiud, werden ſ. Zt. von der Wahl zurück⸗ bieſen. 0. — heim, den 16. Jannar 1899. (ats) 15 5 Gewerbegericht Mannheim. 2 Der Vorſitzende: „ Markin. Ketterer. 9 50 1 11 1 J· ig11 ergebung von Sielbau⸗Materialien. rech 7 5 r. 985. Die Lieferung nachſtehender Slelbau⸗Materialien 5 Abffentlich vergeben werden: landſtr. 1 ſekl. dz0g00 Ziegelſteine, 2 05 660[ſom. 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