Telegramm Adreſſe: „Journal Maunheim.“ In der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 2870. Ahonnement: 60 Pfg. monatlich. ö Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſtauf⸗ ſchlag M..30 pro Quartal. Juſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. 3 Die Reklamen⸗Zeile 60 Pfg. Einzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. (Badiſche Volkszeitung.) Ma E 6, 2 der Stadt Maunheim und Umgebung. unheimer Journal. (109. Jahrgang.) Erſcheint wöchentlich ſieben Mal. Stleſeule und verbreileite Zeitung in Maunheim und Amgegend. Verantwortlich: für den politiſchen u. allg. Theil; 5 Eruſt Otto Hopp. für den lokalen und prov. Theil: Eruſt Müller. für den Inſeratentheil: Karl Apfel. Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ druckerei, (Erſte Maunheimer Typograph. Auſtalt.) (Mannheimer Volksblatt.) (Das„Mannheimer Journal“ iſt Eigenthum des katholiſchen Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Mannheim. E 6, 2 Nr. 155. Freitag, 9. Juni 1899. (Gelephon⸗Ar. 28.) Zweites Blatt. rr—————————————————————ß— jç— ů— ů ů ů ů Der Jahresbericht der Handelskanmer Osnabrück iſt eine wahre Fundgrube an Stoff und treffenden Bemerkungen über die heutige Sozialpolitik, wie ſie iſt und wie ſie ſein ſollte. Wir geben hieraus zunächſt einen Bericht über den zunehmenden Vereinsunfug und die hieraus entſpringenden Schädigungen weiteſter Volkskreiſe. Es heißt dort:„Als beſonders nachtheilig für die ländliche Bevöl⸗ kerung werden uns diejenigen Krammärkte bezeichnet, welche, an Sonn⸗ tagen ſtattfindend, mit den landesüblichen Terminen für die Löhnung der Dienſtboten zuſammenfallen. Die hier durch Karuſſels, Wahr⸗ ſager⸗, Schieß⸗ und Tanzbuden ſich darbietenden Verlockungen richten verſchiedentlich erhebliches Unheil an, da Mancher zwar mit ſeinem Lohne in der Taſche ſtolz zur Kirmeß zieht, dahingegen mit leerem Beutel von derſelben heimkehrt. Uebrigens ſind es nicht die Kram⸗ märkte allein, welche in dieſer Richtung Anlaß zu bedauerlichen Be⸗ trachtungen darbieten; vielmehr wird allerwärts in den letzten Jahren ein bedenkliches Ueberhandnehmen öffentlicher Luſtbarkeiten wahr⸗ genommen. Man ſollte daraus zunächſt auf eine Beſſerung der all⸗ gemeinen Erwerbsverhältniſſe ſchließen, und es muß deshalb umſo merkwürdiger berühren, wenn man andererſeits nicht nur aus Ar⸗ beiter⸗, ſondern auch aus Handwerkerkreiſen gleichzeitig über ſchlechten Verdienſt und Steuerdruck klagen hört. Am Rhein, wo namentlich der Kirmeßunfug wegen der in jeder einzelnen Pfarrei einer Stadt anläßlich des Kirchweihfeſtes ſtattfindenden Tänzereien und Volks⸗ beluſtigungen merkliche Störungen im induſtriellen Betriebe hervor⸗ ruft, hat man der Sache neuerdings ein ernſteres Augenmerk zuge⸗ wendet, und auch wir haben im Anſchluß daran uns darüber zu unter⸗ richten verſucht, wie es mit der Zunahme öffentlicher Luſtbarkeiten im diesſeitigen Bezirke ſteht. Wenn danach in den rein ländlichen Kreiſen Auswüchſe bedenklicher Art bislang weniger zu Tage getreten ſind, ſo mußte leider auch bei uns feſtgeſtellt werden, daß in den größeren und mehr induſtriellen Gemeinden die Vergnügungsſucht Zur Zeit in hoher Blüthe ſteht, wobei offenbar namentlich die maßloſe Ausgeſtaltung des Vereinsweſens den nächſten Anlaß liefert, Nicht nur in Osnabrück, ſondern auch vielfach auf dem Lande iſt ganz beſonders das Schützenfeſtfeiern in den letzten Jahrzehnten erheblich ausgeartet. Nach einer Darlegung der einſchlägigen Osna⸗ brücker Verhältniſſe ſagt der Bericht weiter:„Eindringlicher und empfindlicher als dieſe Schützenfeſte machen ſich aber die Feſte der Vereine geltend. Wenn man die ganze Summe der zur Zeit be⸗ ſtehenden Vereine einer ernſtlichen Kritik unterzieht, ſo wird man mit aller Mühe nur wenige unter ihnen herausfinden, welche die Ver⸗ folgung ihrer Beſtrebungen ohne das Beiwerk gemeinſamer Ver⸗ gnügungen für durchführbar zu halten ſcheinen. Sehr viele der be⸗ ſtehenden Vereine haben ſtttlich überhaupt keinen tieferen Zweck, als den einer oragniſtrten Vergnüglichkeit, mögen der Name und das Statut ihrem Wortlaut nach noch ſo ſehr darüber hinwegzutäuſchen ſuchen. Durch den fortwährenden Vereinstaumel, in dem auch ein großer Theil unſeres bürgerlichen Mittelſtandes befangen iſt, kann das Intereſſe deſſelben an wirklich ernſten Beſtrebungen unmöglich gewinnen. Statt für das Geſchäft und die Familie zu ſtreben, hält man faſt wöchentlich Vorſtands⸗ und Kommiſſionsſitzungen ab mit einer Wichtig⸗ keit, als wenn von den dort gepflogenen Berath⸗ ungen die Zukunft des deutſchen Vaterlandes ab⸗ hinge. Theilweiſe erwieſen ſich die künſtleriſch geſchaffenen Vereinig⸗ ungen nach der Empfindung betheiligter Kreiſe auch geradezu ſchädlich für das gewerbliche Leben. Männer, welche ihrer ſozialen Stellung und ihrem Berufsſtande nach zu einander gehören, werden getrennt oder doch entfremdet, während es ihnen näher liegen ſollte, gemeinſam ſich mit ihren Anliegen zu befaſſen, um die ihnen zukommende Stellung im Mirthſchaftsleben zu erkämpfen oder zu befeſtigen. Einen Grund für dieſe unerfreuliche Zunahme erblickt die Han⸗ delskammer u. A. in zwei Momenten: in der Abwälzung der Luſtbar⸗ ———— ů ů— Buntes Feuilleton. —Der Teufel erſcheint den Dieben. In der Nähe von Kuſel ſind weit von einander drei Gehöfte gelegen. In einem dieſer drei ſollte die Konfirmation der älteſten Tochter feierlich begangen werden, und getreu der Ueberlieferung vergaß man auch nicht des ſchönen Brauches, ein Schwein zu ſchlachten. Mit dem üblichen Pomp würde das Schlachfeſt gefeiert, und am Abend wanderten die Schinken und Würſte in gewaltigen Portionen auf die Vorrathskammern, um alsbald in den Schornſtein zum Räuchern gehängt zu werden. Sel⸗ bigen Tages war fürſorglich der Kaminfeger beſtellt, der die Eſſen und Kamine mit Beſen und Kugeln in harter Arbeit in ordnungs⸗ mäßigen Zuſtand brachte. Darüber wars ihm gar zu ſpät geworden und an Heimgehen war an dieſem Tage gar nicht mehr zu denken; das war uch weiter nicht ſchlimm, denn bei ſaftigem Wellfleiſch und eſfiem guten Schlachtfeſttrunk floſſen die Abendſtunden raſch dahin, und müde von des Tages Arbeit ſuchte der ſchwarze Mann bald ſein Nachtquartier auf. Wie er ging und ſtand, ſtreckte er ſich, mit ſchwarzem Antlitz, aber reinen Herzens fiel er in ſüßen Schlummer. Plötzlich fuhr er aus ſeinen ſüßen Träumen auf, geſchreckt burch ein Geräuſch von Männertritten drunten auf der harten Tenne. Richtig, kam's da nicht mit leichtem Knarren der Leiter zum Heuboden herauf? R Doch; es war keine Täuſchung möglich; zwei Männer warens, die, leiſe mit einander flüſternd, die ſteile Treppe emporkletterten. Offen⸗ bar hatten ſie es auf die Schinken in der nebenan gelegenen Vor⸗ kathskammer abgeſehen. Mäuschenſtill duckte ſich unſer wackerer Schlotfeger ins Heu, um die kommenden Dinge zu erwarten. Jetzt ſtanden die beiden Böſewichte auf dem Heuboden.„Alſo Du,“ ſagte der Eine mit gedämpfter Stimme, alſo Du nemmſcht die zwag Schinte unn ich nemm Werſcht, ſo viel als ich trage kann. Jetzt mach emol e Streichholz an, daß mer die Dihr finnt.“ Der Andere begann in ſeinen Hoſentaſchen zu ſuchen, endlich langte er die gelbköpfigen Schwefelhölzer hervor und verſuchte ſte auf die mit Recht ſo beliebte Art des Streichens am geſpannten Hoſenbein zu entzünden. Aber bree keitsſteuer auf die Wirthe und ferner in der weitgehenden Beachtung, welche die Preſſe Vereinsnachrichten von rein privatem Intereſſe widmet.„Faſt an jedem Mondtag eſtrotzen die öffent⸗ lichen Blätter von„Vereins⸗Nachrichten“ und es wird breitſpurig berichtet, wie Hans geredet, Peter ein Hocherhalten und Klaus dies oder jenes Gedicht ſtimmungsvoll vorgetragen hat.“ Wir überlaſſen es unſeren Leſern, die Nutzanwendung auf Mannheim zu ziehen. Aus Stadt und Land. Mauuheim, 9. Juni 1889. Jubiläumsgedanken, dem Kaufhausthurm zu Maunheim gewidmet. Von E. F. Vom Standpunkte des Geſchmacks aus mag über den Beruf des Kaufhausthurmes im Mannheimer Stadtbilde gelehrtes mit unge⸗ lehrtem Urtheil ſtreiten. Neben dem künſtleriſchen oder kunſtanti⸗ quariſchen Geſichtspunkt kommt indeß noch ein weiterer in Betracht, der hiſtoriſche. Niemand veräußert gern Familienſtücke, namentlich wenn ſich die Erinnerung an eingreifende, ernſte oder freudige Schickſale daran knüpft. Selbſt Zweckwidrigkeit, Aufkommen eines wirklich beſſeren Geſchmackes, inneſtehendes Bedürfniß würde die Beſeitigung nicht ganz rechtfertigen. Von den viermal drei Jahrhundertwenden, welche Mannheim nach⸗ weislich an ſeiner doppelten Waſſeruhr abzählen konnte, waren die letzten drei beſonders bedeutungsvoll. Wie eigens zu dieſem Zwecke erbaut, hatte die 1606 der neuprivilegirten Stadt zur Veſte geſetzte Friedrichsburg im Laufe des dreißigjährigen Krieges nacheinander faſt fämmtlichen Streittheilen, franzöſiſchen, ſchwediſchen, kaiſerlichen, bayeriſchen Truppen zum Bollwerk und Quartier gedient, und die ſchweren Geſchicke unſeres auf allen Gebieten, außer dem politiſchen, damals ſchon hocherblühten Vaterlandes auf das junge Gemeinweſen herangezogen. Nach Friedensſchluß wollte ſich 1652 die Stadt wieder erheben, als im Weſten das Imperium der Gloire begann und unter dem Vorwand von Erbanſprüchen aus der harmloſen heimathlieben⸗ den Perſon der Ducheſſe'Orleans(daher„Orleaniſcher Krieg“) ge⸗ borenen Prinzeß Liſe⸗Lotte von der Pfalz, den Truppen des Generals Melac der ehrenvolle Auftrag wurde, die drohende Blüthe des rheini⸗ ſchen Gartens neuerdings niederzutreten. Ohne ernſtlichen Wider⸗ ſtand wurden die Schlöſſer zu Mannheim, Schwetzingen und Heidel⸗ berg, ſowie neun andere Städte der Pfalz ohne erſichtlichen Zweck als etwa den eines gewiſſen eiferſüchtigen Terrorismus, zerſtört. Dies war die letzte ſchwere Gefahr, der Mannheim unterlag. Schon 1699, alſo vor nun 200 Jahren, begann der Wiederaufbau— das Datum des Jubiläums näher feſtzuſtellen, darf den Gelehrten der Stadt, falls ſie es zu feiern geſonnen iſt, füglich überlaſſen bleiben. Zum Mittelpunkt war der neuen Stadt ſtatt der zerſtörten Friedrichsburg das Kaufhaus geſetzt, auf den Wällen der alten Burg gründet der Kaufhausthurm. Höhe, Umfang und Ausgeſtaltung dieſes Hallenbaues waren für damalige Verhältniſſe gewaltiger, als je zuvor zu Zwecken des Friedens, der Kultur aufgewendet. Erſtaunt und ſchüchtern mochten die einſtöckigen Wohnhäuſer der zum Theil aus⸗ ländiſchen, franzöſiſchen und holländiſchen, Anſiedler daher zu dem breitſpurig daſtehenden Nachbar aufblicken; indeſſen hat ſeine, wenn auch ſtumme, ſo doch echt Mannheimer ſelbſtbewußte Sprache nicht getäuſcht. Um das„Kaufhaus“ iſt eine Kaufſtadt gewachſen, um die Kaufſtadt ein Weichbild voll Schornſteinen, und um dies In⸗ duſtriegebiet gleiten auf zahlloſen glänzenden Geleiſen aus Waſſer und Eiſen die Schiffs⸗ und Wagen⸗Karawanen. Des alten Wunder⸗ baues beginnt ſich die neue Weltſtadt zu ſchämen.— Andere Städte Weſtfalens und der Rheinlande haben vielleicht neuere Stadthäuſer. Neue Ausſtattung indeß beweiſt nicht, daß ſolide Familienſtücke fehlen; — das hieſige Kaufhaus zeigt eben durch Alter und Solidität Stellung und Anſprüche der Rheinſtadt ſchon vor zweihundert Jahren. Daß o weh! Die Streichhölzer mußten feucht geweſen ſein, denn eins nach dem andern verſagte und mit einem Fluch warf der Schinkendieb eins nach dem andern bei Seite. Nun glaubte der verborgene Kaminfeger ſeine Zeit gekommen; er ſuchte leiſe in ſeinen eigenen Taſchen nach der Zündholzſchachtel und hielt ſie parat.„Da, deß iſſ s letſcht“, fluchte der Einbrecher,„e Dunnerwetter noch emol, do ſoll ja de leib⸗ haftige Deiwel neifahre!“ Kaum hatte er das Wort heraus, da flammte plötzlich eine kleine ſchwefelige Flamme vor ihnen auf und in dem ungewiſſen Scheine ſtand eine lange ſchwarze Geſtalt vor den zu Tode Erſchreckten, die ihnen entgegenbrüllte:„Hier iff'r, was ſoll 1“ Mit einem Satz waren die beiden Spitzbuben vom Heuboden herunter und in der Tenne. Hals und Bein hätten ſie brechen können, aber das kümmerte ſie nicht. Spornſtreichs liefen ſie mit blutigen Köpfen in die Nacht und ins Dunkel hinaus. Niemand hat ſie er⸗ kannt, aber wenn in dem benachbarten Dorfe Zwei mit verbundenen Köpfen erſcheinen, da ſieht ihnen allemal Alt und Jung mit viel⸗ ſagendem Lächeln nach. — Augenzeugen eines ſchauerlichen Vorgangs waren das Fahrperſonal und Paſſagiere eines Vorortzuges, der, von der Ber⸗ liner Stadtbahn kommend, in Spandau eintraf. Als der Zug an der Spandauer Bergbrauerei vorübergefahren war, erkletterte ein Mann den hohen Bahndamm und legte ſich auf das Geleis. Der Zug⸗ führer und viele Paſſagiere hatten dies wahrgenommen, der Zug konnte aber nicht mehr zum Halten gebracht werden und fuhr über den Un⸗ glücklichen hinweg, dem der Kopf und ein Arm vom Rumpfe getrennt wurden. Der Selbſtmörder iſt als der 44 Jahre alte Arbeiter Schwieger vom Kgl. Feuerwerks⸗Laboratorium in Spandau rekog⸗ noszirt worden. Langwierige Krankheit hat ihn in den Tod ge⸗ trieben. In dem Elberfeld⸗Remſcheider Militärbefreiungs⸗ prozeß ſind nunmehr bereits 72 Perſonen, darunter mehrere Aerzte, ermittelt. In den letzten Tagen ſind auswärts wiederum einige Ver⸗ haftungen vorgenommen worden. Die meiſten Angeklagten gehören hochgeſtellten Familien an. Die Angelegenheit kam zur Kenntniß der ſäule von dunkler Vergangenheit, der Thurm von glücklich beſtandener gewachſen gezeigt. der Thurm erhalten iſt, über ſo bewegte Jahrhunderte wie die letzten beiden, ſpricht doppelt für die Lebenskraft der Stadt, iſt's kein Ver⸗ dienſt, ſo iſt es ein Glück;— auch auf Wahrzeichen eines Glücks hin⸗ weiſen zu können, iſt etwas, deſſen eine Stadt nicht leichthin ſich entſchlagen ſollte. Nicht zu vergeſſen iſt auch das Verhältniß des Thurmes zur Statue auf dem Paradeplatz davor. Der geiſtvolle und lokalkundige C. H. Hoff(Vater des Malers) hat 1866 als Stadtrath und Mitglied der ſtädtiſchen Baukommiſſion eine, leider nur als Manuftript ver⸗ öffentlichte Unterſuchung herausgegeben(die„Statua auf dem Parade⸗ plaßz, Mannheim, Heinrich Hogrefe“), nach welcher zwar der Rebus dieſer verworrenen Gruppen aus mythologiſchen, antiken, mittelalter⸗ lichen, aus allegoriſchen, ſatiriſchen und phantaſtiſchen Menſchen⸗ und Thierfiguren und Symbolen nicht ohne Lücke gelöſt iſt, indeſſen ſoviel feſtſteht, daß auch hier mehr als eine bloße Schauſtellung bildneriſcher und— übrigens ſehr bemerkenswerther— metalltechniſcher Ferkigkeit uns bewahrt iſt, daß es hier namentlich nicht um breitgeſchlagene Themata der Zopfzeit, philoſophiſch⸗religibſe Spekulationen über Werden und Vergehen im Allgemeinen ſich handle, vielmehr um das 5 gleiche pragmatiſche, d. i, realgeſchichtliche Stück Vergehen und Werden der Pfalz und ihrer Hauptſtadt. Das Denkmal, auf dem einſtigen Glacis der geſchleiften Friedrichs⸗ burg errichtet, allerdings erſt 1767 unter Carl Theodor, war doch ſchon bei ſeinem Guß um 1716 für dieſe Stelle und in der jetzigen Orſen⸗ tirung beſtimmt, und iſt dem Andenken der Orleaniſchen Zeiten ge⸗ widmet. Johann Wilhelm hatte, in ſeinen Cleve'ſchen Landen reſt⸗ dirend, mangels Schutzes durch das Reich die Schmach dieſer durchaus muthwilligen Zerſtörung über ſich ergehen laſſen, ein ſchweigender Scaevola, die Fauſt in den Flammen, Grimm und Schmerz verbiſtan. (Pgl. u. A. die öſtl. Eckfigur.) Von den zwei Hauptſtockwerken, aus welchen dieſer, man möchte ſagen Mannheimer Eiffelthurm beſteht, bezeichnet das obere das Zerſtörungswerk, geſtützt von der fratzenhaften Verbildung der Herrſchermaximen, das untere aber die unverſiechbaren Quellen der im Boden liegenden Kräfte, nebſt ihren natürlichen Be⸗ ſchützern, Gerechtigkeit u. ſ. f. Das wunderliche und koſtbare Gebilde iſt als ein platoniſcher, doch für den Leſenden deſto eindrucksvolleren Proteſt der jeſuitiſchen Piramidalſtaatsinduſtrie des Roi Soleil ge⸗ widmet. Der Text dieſes Diploms, dergleichen dem frommen König wohl wenige zu Geſichte kamen, iſt etwa der:„Die Zeit, der Senſenmann mit Mantel) wird auch Dich, Sonne des Weſtens, zudecken.“ goriſch verzierte, man darf ihrer Tendenz wie Geſtalt nach den S gebrauchen, Lichtputzhaube hat mehr und mehr Recht bekomme Zahlreiche Anſpielungen hat Hoff in den Einzelheiten ferner entdeckt, So ſtehen Thurm und Statua wiederum in Beziehung, die Bild⸗ Neuzeit kündend. 5 Mit neuem Hintergrund würde auch die Statua nicht wohl ſich vertragen und müßte ihrerſeits umgeſchmolzen werden zu irgend einem der in modernen Städten üblichen, Wachsfiguren des Tages aus⸗ rufenden Primadonnenakte. (Fortſezung folgt) Gemeinnütziges. * Wie erzielt man beſonders große Spargel⸗ pfeifen? Dieſe Frage hat der in Frankfurt an der Oder erſcheinende praktiſche Rathgeber im Obſt⸗ und Gartenbau gelöſt, indem er 10 Jahre hindurch insgeſammt 1500% Preiſe ausgeſetzt hat für die früheſten ſtarken Spargel. In der neueſten Nummer des praktiſchen Rathgeber werden jetzt die Kulturberichte der diesjährigen Sieger ver⸗ öffentlicht. Darnach ſind die wichtigſten Bedingungen erfolgreichen Spargelbaues: Sandboden, ſehr ſtarke Düngung, einjährige Pflanze * Das Bethauen der Pfirſichſpaliere, ſowie üß haupt der Spalierbäume, beſonders jene, die durch Dachvorſprünge vor Regen geſchützt ſind, iſt jeden Abend an heißen Tagen vorzunehmen. Zum Bethauen nimmt man nur überſchlagenes Waſſer, dem etwas Eiſenvitriol(ungefähr 1 bis 2 Prozent) beigefügt iſt. Dieſe Prozedur regt die Thätigkeit der Blätter ungemein an, ſchützt vor Blattkrank⸗ heiten und hat ſehr guten Einfluß auf die Fruchtbildung. Gerichtsbehörde durch das Geſtändniß eines jungen Mannes, der durch den Arzt verordnete Pillen eingenommen hatte, um ein ſtarkes Herz⸗ klopfen hervorzurufen, trotzdem aber zum Militär eingezogen und dort alsbald dem Lazareth überwieſen wurde. — Bei dem Wetttelegraphiren in Cowo erhielt u. A. für die beſte Leiſtung am Hughes⸗Appatat Gruber⸗München die goldene Medaille und einen Werthgegenſtand; den vierten Preis erhielt Kaeß⸗ München in Geſtalt einer brönzenen Medaille⸗ — In Zeitz fiel eip dreizehnjähriger Knabe, der ſich auf einem Dache zu ſchaffen machte, in den Schornſtein und erhielt dabei be⸗ trächtliche Hautabſchürfungen. „— Aus der Unngegend von Wei⸗Hai⸗Wei in Ching werden be⸗ trächtliche Goldfünnde gemeldet. In Shanghai hat ſich ein Syn⸗ 1 1 geblidet, 55 die nöthigen Schritte zur Ausbeutung dieſer Funde zu thun. — Im Vabnhof Freiburg in der Schweiz ſtieß ein Arbeiterzug Auf leerſtehende Wagen; acht Arbeiter wurden mehr oder weniger ſchwwer verletzt. Eien Wilhelmshaven wurden durch eine Benzinexploſton in einer Feirberei mehrere Arbeiter getödtet und mehrere verwunbet. — Bec Leerort in Oſtfriesland ertranken drei Perſonen infolge Kentern eines Motorbootes. — In Czriechenland iſt es mit der öffentlichen Sicherheit noch immer ſehr ſchllecht beſtellt. Nach einem ſoeben veröffentlichten ſtati⸗ ſtiſchen Bericht kamen im Vorjahre dort 602 Menſchen durch Ver⸗ brechen um, und 11897 belief ſich die Zahl der Perſonen, die ſich den⸗ Gerichten oder der Strafe durch die Flucht entzogen haben, auf 17,368 Berüchtigte Räubetz und Verbrecher ſetzen jahrelang ganze Provinzen in Schrecken indeng ſie rauben und plündern, Steuern und außer⸗ ordentliche Abgaben auferlegen, Häuſer anzünden, Bäume und Wein⸗ berge vernichten u. A. Das bisher für den Sicherheitsdienſt heran⸗ gezogene griechiſche Heer hat ſich ſeiner Aufgabe nicht im Geringſten

ͤͤ— ——— J. Seitke. N — Amks⸗ und Kreis-Verl 4 — elamlanhnng Frhauung weiterer zanlagen in theinau 26068 Die Geſellſchaft in Mann⸗ migung ein Waere Kanal⸗ ind Hafenanlage geſtellt, welche auf dem von der G eſellſchaft er⸗ worbenen, zwiſchen dem„Rhei⸗ gau⸗Hafen“ und dem Rhein⸗ ſtrome gelegenen Gebäude Kuh⸗ unterhorſt und Backofenwörth gur Ausführung kommen und 1110 die Anſiedelung weiterer nduſtriellen Unternehmungen daſelbſt geeignete Pläße ſchaffen ſoll. Mittels dieſer Anlage ſoll der Rhein und der das ge⸗ aunte Gelände durchſchneidende Altrhein dauernd Pene werden. Das Unternehmen erſtreckt ſich zuf die Gemarkungen Mannheim (Stadttheil Neckarau) und Secken⸗ heim. Pläne und Beſchreibungen gegen 14 Tage lang im Rath⸗ hauſe von Seckenheim auf. Wir ſordern hiermit auf, dtwalge Einwendungen gegen zas Unternehmen we üährend Dieſer Zeit bei biesſeltiger Stelle oder deim Gemeinderath Seckenheim Jorzubringen, wibrigenfalls alle ücht auf privatrechtſichen Titeln derühenden Einwendungen als zerſäumt gelten würden, Schwetzingen, 28. Mai 1899. roßh. Bezirksamt. gez. Bre Brecht. No. 21429. Vo Vorſtehende Be⸗ anntmachung bringen wir hier⸗ nit zur öffenklichen Kenutniß. Mannheim, 2. Juni 1899. Bürgermeiſteramt. Marun. Hekauntmachung. Die Krankenanſtalt dahier be⸗ darf pro II. Halbjahr 1899 1. Backwaaren: eg. 13000 Ko. Schwarzbrod I. Sorte à 1 Ko. „3000 Ko. Weißbrödchen (Waſſerbrödchen) à 190 Gr. „ 5000 Ko. Milchbrod à 80 Gr. 9500„ Milchbrod à 55 Gr. 2. Maſtochfenfleiſch oder prima Rindfleiſch: eg, 7500 Ko. 8. Kalb fleiſch: ca, 3000 Ko. 4. Schweine⸗ u. Dürrfleiſch: ca. 1000 Ko. 5. Wurſtwaaren u. Schinken: ca. 17000 Portionen. Deren Lieſerungim Submiſſions⸗ wege vergeben werden ſoll. Angebote hierauf wollen bis dn 13. Juni 1899, Vormittags 10 Uhr Herk elitſprechender Aufſchrift ver⸗ ſehen, auf dem Bureau der Kran⸗ kenhausverwaltung R 5, 1 ein⸗ gereicht werden, Die Lieſerungs⸗Bedingungen liegen inzwiſchen auf genanntem Buregu zur Einſicht offen, es wird jedoch jetzt ſchon bemerkt, daß 1. Die Angebote auf Lieferung don Maſtochſeufleiſch bezw. J. Rindfleiſch, albfleiſch, Schwei⸗ nefteſſch und Dürrflelſc nach eine qu zu bewilligenden Rabatt an dem jeweiltgen Ladenpreis zu richten ind; 2. daß die Preiſe für Schinken Wurſtwagren u. dgl. für die ganze Lieferungszeit feſt nor⸗ mirk werden; 8. daß die ichneten Gegen⸗ ſtände von den Lieferanten in der Krankenanſtalt zu geben ſind Bei den Backwaaren haben die Angebote in der Art zu er⸗ folgen, daß bei den einzelnen Gaktungen 5 für Schwarzbrod 1. Sorte, b. Weiß⸗(Waſſer) Brödchen, e, Milchbr od der für die ganze Lieferungszeit ſ fordernde Pr els per ein Kilo u Buchſtaben beſtimmt ausge⸗ drückt iſt. Außerdem iſt ſowohl bei dem Schwarzbrod als auch den 7 waären für die ganze Lieferun eitan der jewelligen! Monals⸗ kechnungdein Rabalt, in Pro⸗ zenten augegeeben, zu id e Aund behalten wir mus gleichzeitig vor, dleſe Lieferung anz oder getrennt zu vergeben. Angebote, die nicht unſſeren Bedingungen entſpre en, werdem n tigt. L auf Uſen Lieferung eingereichten fferten treten erſt nach Umlauf von 14 Tagen, vom Tage der Submiſſionser⸗ öffnung au gerechnet, uns gegenüber außer Kraft. 28028 Mannheim, 5. Juni 1899. Rvankenhaustommiſſton: v. Hollander. Sonner. über⸗ Bekaunkmachung. Verſteigerung des Graserträgniſſes von den Blößen im Stadtwald „Neckarauer Wald“ betr. Nr. 21930, Die Stadtgsmeinde Mannheim läßt am 22960 Samſtag, 10. Juni d. Is. Nachmittags 3 Uhr baß Graserträgniß von den Blößen im Stadiwald„Neckar⸗ uer Wald“ für das laufende dabn loosweiſe an den Meiſt⸗ öffentlich verſteigern, Steigliebhaber mit dem Au gen eingeladen werden, daß Zufammenkunft beim ingen Saum! ſtattfindet. Maäantheim, 2. Juni 1899. Bärgermeiſteramt: Bekaunfmachung. No. 5123. Wir bringen hier⸗ mit zur Kenntniß, daß Anfangs nächſter Woche mit den Ver⸗ legüngsarbei ten für das electriſche Käbel begonnen wird und zwar uerſt in den Straßen der Schwetzinger⸗ Vorſtadt. ie Einlegung erfolgt längs der Häuſer in den Gehweg und werden letztere nach Beendigung der Arheiten wieder in den ur⸗ ſprünglichen Zuſtand verſetzt. Mannheim, den 3. Junt 1899. Tiefbauamt. 22885 Eiſenlohr. Vergebung von Sielbau⸗Materialien. Nr. 4888. Die Lieferung nach⸗ ſtehender Sielbaumaterialien ſoll vergeben werden: 500000 Kcg ſteine, 2. 770 Steinzeugſohl⸗ ſtücke, 1860 lſom. Steinzeugröh⸗ ren in verſchiedenen Lichtweiten, 218 Stück Einlaßſiele, 460„ Abzweige, 660„ Verſchluß⸗ teller, 3. 30 lfom gerade Hau⸗ ſteinſohlſteine 78 gekrümmte Hauſteinſohl⸗ ſteine, 36 Stück normalegtohr⸗ ſteinſiele, 5 Stücknormalegohr⸗ klappenſteine, 4 Stücknormalelleber⸗ laufſteine, 6 Stück normale Ven⸗ tilationsſteine, 18 ebm. Weckſteine, . 17000 Kg. Eiſentheile, 5. 255000 g. Portlandcement. Die Verdingungs⸗Unterlagen liegen auf dem Tiefbauamt R 5, 6090 zur Einſicht auf und Abzüge zum Preiſe von M. 1,00 abgegeben. 5 ſind verſtegelt und mit entſprechender Aufſchrift ver⸗ ſehen dem Tiefbauamt bis zum Samſtag, den 17. Juni 1899, VBormittags 1i uhr einzuliefern. Den Bieter u ſteht es frei, der Eröffnung der eingelaufenen Angebote beizuwohnen. Nach Eröffnung der Sub⸗ miſſionsverhandluſig eingehende Angebote können nicht mehr angenommen werden. Zuſchlagsfriſt s Wochen vom Elngabetermin. Mannheim, den 26. Mai 1899. lefbauamt. Abtheilung Sielbau Berger. 22388 Vergebung von Sielbauarbeiten. Nr. 4976. Die Ausführung von etwa 22576 375 lidm- Backſteinſiele und 50„ Steintengzoheſtere in der Windeckſtraße, Diagonal⸗ und Landtheilſtraße im Linden⸗ 5 einſchließlich aller hiezu er⸗ Spezialbauten ſoll öffentlich vergeben werden. Die Zeichnungen und Be⸗ dingungen liegen auf dem Tief⸗ bauamt, Litra R 5 Nr.—9 Aun Einſicht auf und können ngebotsformulare und Maſſen⸗ verzeichniſſe gegen gebühren⸗ freie Einſendung von zwei Mark von dort bezogen werden. Angebote ſind verſiegelt und mit entſprechender Aufſchrift verſehen dem Tiefbauamt bis zum Saniſtag, den 17. Juni 1899, Vormittags 1 uUhr einzuliefern, woſelbſt die Er⸗ öffnung der eingelaufenen An⸗ Aſchle in der etwa erſchienenen Bieter ſtattfinden wird. Nach Eröffnung der Verdings⸗ verhandlung eingehende An⸗ gebote werden nicht mehr an⸗ genommen. 6 Wochen. annheim, 30. Mai 1899. Tiefbauamt. Abtheilung Sielbauz Berger. Verhebung bon Erparbeiten. No. 5162. Dile Lieferung und Anſchüttung von Füllmaterial ſammt den damit verbundenen Arbeitsleiſtungen zur Herſtellung e weiteren Straßen der öſt⸗ lichzen Stadterweiterung in Mann⸗ heim rrund 1, 430,000 Comtr. umfaſſende, ſoll im Submiſſions⸗ wege vergedem werpen. Angebote, wielche nach Cudbik⸗ meter geſtellt ſeun müiſfen, ſind ortofrei, verſiegeltt und mit ent⸗ ſprechender Anfſchbuft verſehen, ſpäteſtens 22906 Montag, 10. Julz 1. Js., Vormittags 10 uhr reichen, woſelbſt Beding ungen und Angebotsformulare gegen Erſtattung der Vervielfältigümgs⸗ koſten in Empfang enommten werden können. Den Bletern ſſeht es frei, der Eröffnung der eiinige⸗ laufenen Angebote an genanttem Termine beizuwohnen. Wir machen ergebenſt darauf aufmerkſam daß nach Ercffnung der Submiſſion durch den Vor⸗ ſitzenden Angebote nicht mehr angenommen werden. Mannheim, 5. Juyii 1899. tefhanamt: Abtheilung ee K ten Föobf Fander 9. 10 1¹— 51 FSokön⸗ Schrelb- Martin. 1 eannnadeg bei unterzeichneter Stelle? einzu⸗ ie Hundstaxe betr No. 24812.* n ba⸗ rauf aufmerkſam, daß für alle über ſechs Wochen alten Hunde in der Zeit vom.—15. Juni die Hundstaxe bei der Gr. Steuereinnehmerei zu ent⸗ richten iſt. 22856 Wer die rechtzeitige An⸗ meldung eines Hundes bezw. Taxentrichtung binnen genannter Friſt unterläßt, hat Nach dem Geſetze neben der Taxe den doppelten Betrag als Strafe zu entrichten. In der Stadt Mannheim wird die Taxe von der Sleuerein⸗ nehmerei Ul im Kaufhaus, Zimmer No. 7, Aufgang ven der Breiten Straße, erhoben. Manuheim, den 3. Juni 1899 Gr. Finanzamt. Wilckens. Piaſſavabeſen, welche für unſern Betrieb nicht mehr verwendbar ſind, zur Reinigung von Hausfiureit und Trottsirs, ſowie Ställen, ſich jedoch noch vorzüt lich eignen, werden jeder Zeik a gegebeſt bei Abnahme von 50 Stück und darüber à 15 Pfg. bei Abnahme von unter 50 Stück à 20 Pfg. per Stück gegen baare Zahlung. Städt. Abfuhr⸗Anſtalt Mannheim. Die Verwaltung. Krebs. 7 5**„ Steigerungs⸗Ankündigung. Auf Antrag der Eigenthümerin Frau Marie Hoffmann verſteigere ich am 26000 Mittwoch, den 19. Juli 1399 Bormittags 10 Uhr im Rathhauſe zu Ladenburg dle nachſtehenden Alegenſ chaften: a. 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