Frung erwünſcht erſcheint. Telegramm⸗Adreſſe: „Jpurnal Mannheim,“ In der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 2870. Abonnement: 60 Pfg. monatlich. Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poft bez. inel. Poſtauf⸗ ſchlag M..30 pro Quartal, Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 60 Pfg. SEinzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. (Badiſche Volkszeitung,) E 6, 2 Mannheimer der Stadt Maunheim nud Umgebung. (109. Jahrgangn Erſcheint wöchentlich ſieben Mal. Seleſeufe und verbreileltt Jeitung in Maunheim und Amgegend. burnal. Berantwortlich: für den solitiſchen u. alfg. Thelt! Eruſt Otte Hopp. füt den lokalen und vrov. Tpeil; Fruſt Mäller. für den Inſeratentheil: Karl Apfel. Rotationsdruck und Verlag die Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ drnckerel, (Erſte Mannhelmer Typograph. Anſtalt.) Das„Mannheimer Journal“ iſt Eigenthum des katholiſchen Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Maunheim. (Maunheimer Volteblatt.) E 6, 2 Nr. 168. Donnerſtag, 22. Juni 18399. (Celephan⸗Ur. A89 Zweites Blatt. ʃʃ..cc Zum 10. Jahrestage der Schlußſteinlegung unſerer ſozialen Geſetzgebung. Am heutigen Tage ſind 10 Jahre verfloſſen, ſeit das letzte der ſozialen Verſicherungsgeſetze, das Alters⸗ und Invaliditäts⸗ verſicherungsgeſetz im Reichsanzeiger publizirt und ſomit die ſoziale Geſetzgebung— formell wenigſtens— zum Abſchluß ge⸗ bracht wurde. Mit 185 gegen 165 Stimmen fand dasſelbe ſ. Z. im Reichstag Annahme und zwar am 24. Mai, nachdem am 18. Mat Fürſt Bismarck in ſeiner letzten parlamentariſchen Rede dafür eingetreten war und die Bedenken der nationalen Parteien — der Konſervativen beſonders— zerſtreut hatte. Die Mehrheit für dies Geſetz war allerdings keine impoſante; als beſonders ſchmachvoll muß bezeichnet werden, daß die privilegirten Arbeiter⸗ bertreter auch gegen dies Geſetz geſchloſſen ſtimmten. Blickt man heute auf jene parlamentariſchen Kämpfe zurück, lieſt man die damaligen Reden und Preßſtimmen nach, ſo fühlt man ſich angeſichts der gewordenen Thatſachen ſeltſam an⸗ gemuthet. Was hatten die Gegner nicht über den Geſetzentwurf geſpottet, dagegen gehetzt und gewüthet! Welche klägliche Zukunft hatten ſie demſelben nicht prophezeit, vor Allem die ſozialdemo⸗ EFratiſchen Agitatoren! Und nun iſt dies Geſetz ſchon über 8 Jahre in Wirkſamkeit; es hat ſich eingelebt wie die andern ſozialen Ge⸗ ſetze; der Spott der Gegner mußte verſtummen, die Wirklichkeit iſt über deren Preß⸗ und Redeleiſtungen zur Tagesordnung bergegangen. Es iſt ein Ehrenſchild der nationalliberalen Partei, zum Gelingen aller ſozialen Geſetze ſo namhaft beigetragen zu haben. Es iſt' gezeigt worden, daß der„Klaſſenſtaat“ für die Arbeiter etwas ſchaffen kann und will, und gezeigt iſt freilich auch worden, wer das nicht kann und nicht will: die ſozialdemokratiſchen Führer und Agitatoren. Daran möge man ſich in unſern Tagen, wo anläßlich der ſogenannten„Zuchthausvorlage“ die Regierung und die ſtaatserhaltenden Parteien von jener Seite wieder ein⸗ mal als arbeiterfeindlich denunzirt werden, erinnern. Die natio⸗ nalliberale Partei hat auch bei dieſer letzten Gelegenheit wieder bewieſen, daß ſie ſorgſamer Prüfung zugeneigt iſt, die ja, wie der Reichskanzler Fürſt Hohenlohe neulich erklärte, auch der Regie⸗ Hat doch auch Fürſt Hohenlohe an den Schluß ſeiner Rede den Satz geſtellt, die Regierung hoffe, wenn auch nicht jetzt, ſo doch bei ſpäteren Verhandlungen ein Geſetz zu Stande zu bringen, das auch die Intereſſen der Arbeits⸗ willigen zu ſchützen geeignet ſei, und der Abg. Baſſermann hat ſich direkt gegen die Vorlage erklärt. Rechte des Herzens. Erzühlung von Walther Schmidt⸗Häſler. e(Nachdruck verboten.) Fortſetzung.) Das war zu viel für ſeinen langſam funktionirenden Be⸗ dientenverſtand. Der junge Menſch ſtellte ja das ganze Haus auf den Kopf. Drinnen lag fein„ſterbender“ Herr, und ſeit geſtern Abend begannen die Leute in einer Weiſe luſtig zu werden, daß ihm die Haut ſchauderte. Das konnte unmöglich mit rechten Dingen zugehen, und langſam ſchlug der gute Alte drei Kreuze wie vor dem leibhaf⸗ tigen Gottſeibeiuns. „Das arme Fräulein!“ ſeufzte er zitternd und beſchloß, das furchtbare Geheimniß ängſtlich in ſeiner Bruſt zu ver⸗ ſchließen, dafür aber ein wachſames Auge auf den unheimlichen Gaſt zu haben. Leiſe durchſchritt er das Vorzimmer und öffnete die Thüre des Krankenzimmers. Auf den Zehen ſchlich er an das Bett, blieb aber wie gebannt ſtehen, als er ein ſo ganz anderes Bild vor ſich ſah als gewöhnlich, wenn er ſeinen Kameraden in der Frühſtunde ablöſte. Der Baron ſchien in tiefem, gleichmäßigem Schlummer zu liegen; die Kiſſen des Lagers waren nicht, wie ſonſt, zerwühlt in heftigem Fieberanfall, ſondern ſtill und ruhig lag der Kranke, ohne ſich zu rühren. 5 Johann ſchaute lange ſeinen armen Herrn an, und. Mitleid und Verwunderung paarten ſich in den kleinen gutmüthigen Augen des alten Dieners. So unheimlich, ja, ſo unangenehm ihm der Doktor auch als Menſch war, wenn er wirklich an dieſem armen Aufgegebenen ein Wunder vollbrachte, ſo wollte er für ihn durchs Feuer gehen. 23) —— KDas gelobte er ſich im Stillen. Eine ſtille und doch ereignißreiche Zeit brach nun auf Schloß Barrenhauſen an. Jeden Abend kam der Doktor mit dem letzten Zuge, und jeden Abend holte der alte Johann ihn mit den beiden Braunen von Gondersheim ab. Seine Antipathie für den geſchniegelten Doktor war zwar nicht gewichen, aber doch hatte er ſich allmählich an ihn gewöhnt. Pünktlich war der Alte am Bahnhof, höflich, aber mit der abgemeſſenen Förmlichkeit eines Miniſters ſtand er am Wagen⸗ Wlag, wenn der Erwartete aus dem Bahnhof trat, und wie ein Verband ſelbſtſtändiger Kaufleute und Gewerbetreibender. Aus den Verhandlungen haben wir geſtern nach dem „Markgr. Tagbl.“ mitgetheilt, daß ſich der Verbandstag in An⸗ nahme eines Antrages Waſſung Mannheim gemäüß dem Beſchluß der Reichstagskommiſſion für die Novelle zur Ge⸗ werbeordnung für einen einheitlichen Ladenſchluß um 9 Uhr, jedoch mit Zulaſſung der mitgetheilten Ausnahmen, aus⸗ geſprochen hat, in denen der Ladenſchluß erſt um 10 Uhr Abends erfolgen ſoll. Entgegen der Regierungsvorlage betr. Abänderung der Gewerbeordnung, welche eine zehnſtündige Ruhef uſe für die Ladengehilfen vorſteht, trat der Verbandstag in Aneignung des Mannheimer Antrags für eine neunſtündige ein, die von 9 Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens dauert. Damit war zugleich der 5. Punkt der Tagesordnung„Fürſorge für die Angeſtellten im Handelsgewerbe“ erledigt. Hierauf folgte ein Vortrag des Herrn Schneider, Inſpektor der Verſicherungs⸗Aktien⸗Geſellſchaft„Al⸗ ltance“ in Berlin und München, welcher den Zweck und die Nütz⸗ lichkeit der Haftpflichtverſtcherung gegen Unfälle der Angeſtellten im Handelsgewerbe erörterte. Mit gedachter Geſellſchaft hat der Verband, welcher dieſe ſehr empfiehlt, einen Vertrag auf die Dauer von drei Jahren abgeſchloſſen. Die einzelnen Vereine ſind jedoch nicht gezwungen, mit der„Alliance“ Verſicherungs⸗ verträge abzuſchließen. Nach Ablauf der drei Jahre wird der Verband eventuell mit einer anderen Geſellſchaft paktiren, wenn dieſe noch vortheilhaftere Bedingungen ſtellt als die„Alliance“. Nachdem der Vorſitzende das Rabattunweſen mit Sammelſpar⸗ marken gebrandmarkt und die Mitglieder ermahnt hatte, dagegen ganz entſchieden vorzugehen, theilte er einen Antrag des Vereins Donaueſchingen mit, welcher für Gründung von Einkaufs⸗ genoſſenſchaften zum Schutze gegen die Konſumvereine und Waarenhäuſer eintritt, und zwar ſoll der ganze Verband in eine Einkaufsgenoſſenſchaft zuſammengefaßt werden. Dies bezeich⸗ nete der Vorſitzende als zu weitgehend. Es ſollten nur Orts⸗ vereinigungen gegründet werden, welche mehrere Plätze umfaſſen. Herr Schwab⸗Donaueſchingen begründete den Antrag mit Ver⸗ hältniſſen im badiſchen Oberlande, wo die Konſumbereine ſich verbunden haben und ihre ſämmtlichen Bedarfsartikel gemeinſam beziehen, ſtimmte aber dem Antrag Buſſemer⸗B.⸗Baden zu, daß der Verbandsvorſtand in Anbetracht der umfaſſenden und wich⸗ tigen Materie eine Kommiſſion mit der Beſchaffung des Mate⸗ rials beauftragt. Dieſer Antrag wurde auch von der Verſamm⸗ lung angenommen. Herr Stetter⸗Mannheim ſprach ſich im weiteren Verlaufe der Verhandlungen gegen Diskontobewil⸗ ligungen gegenüber der Kundſchaft aus, der nur bet effektiver Baarzahlung ein Rabatt gewährt werden ſoll. Von Verbands⸗ ———....——̃̃k—— fl Automat ſaß er auf dem Bock, bis die alte Kaleſche an der Frei⸗ treppe hielt. Sein Geheimniß, das er mit ſich herumtrug, das ihn oft nicht ſchlafen ließ, hinderte jedes freundlichere Gefühl am Auf⸗ kommen. Er beobachtete den Arzt wie ein Detektiv und hatte bemerkt, daß er und das gnädige Fräulein öfter und heimlicher zuſammen plauderten, als unbedingt nöthig geweſen wäre. Er ſah nur zu oft, daß Ernſt der Baroneſſe die Hand küßte, daß ſte ihm irgend etwas mittheilte, was ihm ungeheure Freude zu machen ſchien. Sie hatten ein Geheimniß miteinander, das war ihm klar, und daß zwiſchen zwei ſo jungen Leuten dabei nur von der Liebe die Rede ſein konnte, das erſchien ihm längſt außer allem Zweifel. Mit dem Befinden des Barons ging es langſam, aber ſtetig beſſer, zur beiſpielloſen Verwunderung Aller. Wochen war der Doktor nun im Hauſe unbedingter Herr, ſeitdem der alte Medi⸗ zinalrath zum letztenmal dageweſen und nach einer langen Unterredung mit Baron Leo wie ein zürnender Jupiter davon⸗ war, und dieſe Wochen hatten buchſtäblich Wunder gewirkt. Das Fieber hatte langſam abgenommen. Der Baron hatte, wie der Arzt behauptete, die Kriſis überſtanden und ging unauf⸗ haltſam ſeiner Geneſung entgegen. Die Baronin war wie zu einem neuen Leben erweckt; es war, als ob ſie zum zweitenmal jung würde, ſo hatte das Glück ſie verwandelt. Alles im Hauſe ſchien wie aus einem Schlafe zu erwachen; ſtaßt der gedämpften Schritte, des halblauten Flüſterns, mit dem Jeder an der Thüre des Krankenzimmers wochenlang vorüber⸗ gehuſcht war, tönte wieder das helle Lachen der Baroneſſe durch das Haus wie ſonſt. Es war, als wenn eine ſchwere Wolke, die Alles ringsumher verdüſtert hatte, vorübergezogen wäre, um der alten, belebenden Sonne Platz zu machen. Und er, der all dieſe Wunder bewirkt, ſchien ſich ſeines Werkes am allermeiſten zu freuen. Er war längſt nicht mehr der Arzt, der hier eine ſchwere, verantwortungsvolle Pflicht zu er⸗ füllen hatte, er war der Freund des Hauſes geworden, von der Baronin bis zum letzten Knecht hinunter. Jeden hatte ſein freundliches, offenes Weſen bezaubert, nur Johann blieb miß⸗ trauiſch und ließ ſich nicht einlullen von dem gefährlichen Wun⸗ derdoktor. Leo ging jetzt oft mit dem Gewehr über der Schulter hinaus in den Wald. Die Jagd, ſo ſehr er ſie liebte, war ihm aber Nebenſache; es drängie ihn, a allein mit ſich ſelbſt und ſeinen Erinnerungen, die immes ſtülr⸗ zu ſein, ſtundenlang ganz wegen kann aber in dieſer Frage, in der eine gewiſſe Elaſtizität gewahrt werden muß, nichts geſchehen. Eine Einigung würde ſich hier nicht erzielen laſſen. Zuletzt betonte der Vorſitzende des Lörracher Vereins, Herr Fingerlein, die Noihwendigkeit der Abänderung des Handelskammerwahlgeſetzes dahin, daß auch in Orten außerhalb des Sitzes der Handelskammer gewählt werden kann. Herr Handelskammerſekretär Wack⸗Schopfheim erwfderte, daß der von Herrn Fingerlein bei der Handelskammer in Schopf⸗ heim geſtellte Antrag, wonach in Orten, wo mindeſtens 5 Kauf⸗ leute wohnen, ſoll gewählt werden können, zu weit gehe und ein derartiges Wahlſyſtem aus techniſchen Gründen undurchführban ſei. Herr Glockner⸗Freiburg machte andere Wahlvorſchläge, worüber er dem Verbandsvorſtand zwecks Vorbereitung einer Petition an die Regierung noch ſchriftlich berichten wird. Nach⸗ dem dem Verbandsvorſtand und dem rührigen Vorſtand und Verein in Lörrach der Dank der Verſammlung ausgeſprochen war, wurde dieſelbe geſchloſſen.— Kolontalpolitik und Sozialdemokratie. Die Aeußerungen des Abg. Schippel über die Kolonial⸗ politik, welche darauf hinausliefen, daß man in der Sozialdemo⸗ kratie das Intereſſe an dieſen„höheren Gütern“ zunächſt nur aus taktiſchen Gründen zurückſtellen müßte, um erſt zur Macht zu gelangen, haben in einem Theile der ſozialdemokratiſchen Partei arg verſchnupft, ganz beſonders bei der„Sächſiſchen Ar⸗ beiterzeitung“. Dieſe ſchreibt: „Wir rechnen die Kolonialpolitik, wenigſtens was man im deutſchen Reiche darunter verſteht, jedenfalls nicht zu den höheren Gütern. Und beharrt die Partei bei ihrer bisherigen Taktik, ſo darf ſie ſich auch nie zu der Befürwortung und Verherrlichung einer Politik verſtehen, die nur den transozeaniſchen Ausbeuter⸗ intereſſen des Großkapitals förderlich iſt.“ Geſchäftlichies. Der mit den höchſten Auszeichnungen, auch der Könſgl. Preuß. Staats⸗Medaille, prämiirten Firma: Herm., Joſeph Peters u. Cie. Nachfolger in Köln wurde für hervorragends Leiſtungen in ihren Artikeln, Liqueure, Punſch⸗Eſſeuzen und Cognace, auf der Fach⸗ und Kochkunft⸗Ausſtellung in Rheydt wieder die höchſte allc goldene Medagille von der Jury zuerkannt, Wie allbekannt, leiſtet die ſiiche Herm, Jof. Peters u. Cie. Nachf, in ihrem Fache Unübertreffliches und ſind deren Fabrikate in ganz Deutſchland, auch ohne den Reklame⸗Nimbus der ausländiſchen Er⸗ zeugniſſe, bexrühmt und beliebt, b˖˖˖ wie ungeduldige Mahner an ſein Herz pochten. Oft ſchon hatte er ſich vorgenommen, ſobald die Gefahr gänzlich vorüber, die Geneſung des Barons außer allem Zweifel, unter irgend einem Vorwand abzureiſen, ohne den Ruf der heimlich Geliebten abzuwarten, zurück nach Moskau zu eilen. Was dort geſchah, wie dort ſich Alles entwickelte, war ihm vollſtändig gleichgiktig, mochte kommen, was da wollte. 15 Er befand ſich in jenem gefährlichen Stadium der Verliebk⸗ heit, wo Vernunft und Logik vollſtändig ſchweigen, und man anz und gar nur im Banne des Gefühls plan⸗ und ziellos dahmntreibt RNaſtlos arbeitete ſeine rege Phantaſie, umglühte alle Er⸗ innerungen mit dem geheimnißvollen Lichte des Ueberirbiſchen, zeigte ihm Alles ſtrahlender, begehrenswerther als je und maltg mit den üppigſten Farben, lockte mit den ſchmeichelndſten Tönen. Und doch— eins war ſeltſam. So oft er ſich's vornahm, er kam nicht dazu, das entſcheidende Wort auszuſprechen, etwas Undefinirbares hielt ihn zurück und ließ ihn ſeinen Entſchluß von Tag zu Tag verzögern. Was es eigentlich war, wußte en ſelbſt nicht; aber nichtsdeſtoweniger nahm er ſich allabendlich vor, am nüchſten Tage ſeine bevorſtehende Abreiſe anzukündigen, und ſelbſtverſtändlich blieb Alles beim Alten. 5 An ſeine Couſine hatte er ſich täglich enger angeſchloſſen, und das harmoniſche Verhältniß aus der Kinderzeit war wieder ganz und uneingeſchränkt in ſeine alten, ſchönen Rechte getreten. Leo fühlte mit einer Art tiefer ſeeliſcher Behaglichkeit, daß er hier ein Herz beſaß, das ihn, wie damals, auch heute wieder ber⸗ ſtand, das in aufrichtiger, verwandtſchaftlicher Zuneigung für ihn ſchlug. Mit Ernſt hatte er über ſeine ruſſiſchen Träumereien nie wieder geſprochen; der Jugendfreund war zu regljſtiſch an⸗ gelegt, eine zu kerngeſunde Natur, um ihn zu berſtehen, und es wäre ihm wie eine Profanation erſchienen, vor ihm das Themg ſeiner Liene wieder zu berühren. Er nahm ſich von Tag zu Tag vor, mit Hedwig zu ſprechen, ihr ſein Geheimniß mitzutheilen. Bei ihr, das wußte er nur zu wohl, war es gut aufgehoben, und dennoch hielt ihn ein ganz eigenthümliches Gefühl wieder davon ab, das er ſich nicht zu erklären vermochte. Dabei quälte ihn der heimliche Wunſch, die Geltebte ſo bald als möglich wiederzuſehen, ſo daß er langſam anfing, nervös und unruhig zu werden. Tortſetzung folgt.! —** ee en ee et en eee 8 8 ————— 5 n e * 7 Sieeee General⸗Anzeiger. Manfißheim, 22. Junz 0 Buntes Feuilleton auf der Anklagebank ein wüthendes Ringen mit dem wild um ſich Dfeſer Landtag hat füngſt eine ſeinem Schuße unkerſtellte Kirche er⸗ ſchlagenden Burwig, der erſt mit Hilfe eines Herrn aus dem Publikum htigt Veteins Berliner] geb — In Sevilla würde, wie der Vorſtand k Kaufleute und Induſtrieller auf Grund zuverläſſiger Nachricht mit⸗ wu theilt, die Errichtung und der ſachverſtän Betrieb einer Bierbrauerei mit faſt abſoluter Sicherheit guten Nutzen bringen. Sevilla mit einer Einwohnerzahl von rund 146 000 und ziemlich bedeutendem Fremdenverkehr beſitzt keine Brauerei, obgleich auch der d rtige Bier⸗ konſum mit jedem Jahre wächſt und neben den ausländiſchen theuren Flaſchenbieren auf Erzeuniſſe von Madrid, Santander, Gijon, — Cadix und Barcelona angewieſen iſt. Ein tiger deutſcher Brauer, mit einigem Kapital verſehen, würde in einer Stadt von der Bedeutung Sepillas ganz unzkpeifelhaft ein günſtiges Feld für eine nutzbringende Thätigkeit finden können, zumal es an gutem Trinkwaſſer nicht fehlt und auch in der Nähe der Stadt, bei größerem Betriebe für etwaige Kelleranlagen, billiges Terrain zu haben ſein würde. Die Hauptſache wäre natürlich, wirklich Gutes zu produziren, um der Konkurrenz erfolgreich begegnen können. Die inländiſchen mehr oder weniger guten Fabrikate werden im Detailausſchank dort zu 40 Centimos(nach hertigem Courswerthe ca. 25 J) das halbe Liter verkauft. Aehnlich liegen die Verhältniffe auf dem Gebiete der Kunſtgärtnerei, worin man dort heute noch auf derſelben Stufe ſteht, wie vor 100 Jahren. Der Blumenverkauf iſt ſehr groß, aber ein kunſtgerechtes Bouquet zu binden nach mobernem Geſchmack verſteht Niemand dort. — Ein Kampf auf der Anklagebank hat dieſer Tage vor der Strafkammer in Potsdam ſtatgefunden. Vor derſelben hatten ſich die jugendlichen Arbeiter Huhn, Mechaniker Eich und Maurer Köhler wegen eines Fahrraddiebſtahls zu verantworten, während der Handelsmann Burwig, ein mehrfach vorbeſtrafter Zuchthäusler, dem f deshalb der Aufenthalt in Berlin unterſagt wurde, ſich wegen An⸗ ſtiftung zum Diebſtahl zu verantworten hatte, weil er von Huhn des⸗ ſelben beſchuldigt wurde. Burwig erklärte während der Verhandlung, daß ihm die Sache„lächerlich“ vorkomme, und alsbald fing er an zu lachen, ſo daß der Staatsanwalt gegen ihn eine ſofort zu vollſtreckende Ungebührſtrafe von einem Tag Haft beantragte. Nun erklärte Burwig: Das machen wir ſehr ſchön!“, und als der Staatsanwalt ſpäter 2 Jahre Gefängniß gegen ihn beantragte, ſprang Burwig plötzlich auf, packte den vor ihm ſtehenden Huhn und würgte ihn am Halſe unter Fauſtſchlägen und Flüchen. Es entſtand im Gerichtsſaal eine große Aufregung. Kriminalſchutzmann Heide ſtürzte ſich auf Burwig, der rgel n A f n gel von ſelbſt ſpielen muß. — Ein Geſchäftsmann, wie er ſein muß. B „Herr Prinzipal, Ihr kleines Söhnchen hat ſoeben von dem künſt Düngemittel, das uns Niemand abkaufen will, gegeſſen!“— Prin zUm Himmelswillen, es wird ihm doch nicht geſchadet haben!“ halter:„Nein, er iſt ganz wohl.“— Prinzibal:„Na, dann verkaufen Sie das Zeug von jetzt an als beſtes Kindernährmittel!“ — Bei der jetzt beginnenden Pilzſaiſon erſcheint eine Warnung vor den Giftpilzen für unerfahrene Pilzſucher drir geboten, da alljährlich wieder Fälle von ſchweren Pilzvergifti vorkommen. Einer der giftigſten iſt der Fliegenpilz, welcher an einem hochrothen mit weißen Punkten überſäten weißen Hut leicht kenntlich iſt. Er fühlt ſich klebrig an und das Innere des Stiles iſt mit ſpin webartigem Mark erfüllt. Ferner iſt ein in Buchenwäldern hä kommender Giftpilz der Pantherſchwamm, welcher dem Flie ſehr ähnlich ſieht, nur iſt die Färbung des Hutes ein wenig dunk als bei Letzterem. Unter Birken wächſt häufig der Birkenreizker, welcher nicht mit dem eßbaren Eiderſchwamm zu verwechſeln iſt, und den man durch ſeinen behaarten Rand leicht erkennen kann. Ein der genießbaren Spitzmorchel ähnlicher Giftpilz iſt die Gift⸗ und Sti b⸗ morchel, welche ſich im Anfangsſtadium in einer ſchmutzig⸗gelben Hülle befindet und durch ihren widerlichen Geruch leicht erkenntlich iſt. Der iſchaffen, aber gleichzeitig verweigerte er die Organiſten. Da ſich 1˖ digt und nach der Zelle geſchleppt werden konnte, wo er gefeſſelt Wegen Anſtiftung zum Diebſtahl wurde er freigeſprochen, daß die s n wegen Ungebühr zu drei Tagen Haft verurtheilt, die er trotz Proteſtes ſofort verbüßen mußte. Zwei Schutzmänner brachten ihn mit Mühe nach dem Gefängniß. — Kiel— der größte deutſche Schiffsbauplatz. Der Schiffsbau an der Kieler Föhrde, der zur Zeit von drei großen und einer Reihe kleinerer Werften betrieben wird, gewinnt von Jahr zu Jahr an Bedeutung und Ausdehnung. Die Kaiſerliche Werft darf zu den größten und beſteingerichteten Schiffsbauhöfen der Welt gezählt werden; ſie beſitzt alle zum Neubau wie zur Reparatur erforderlichen Einrichtungen und dient ausſchließlich den Zwecken der Kriegsmarine. Die Germaniawerft wird nach der Uebernahme ſeitens der Firma Krupp in Eſſen einem großen Aufſchwung entgegengeführt. Die in vollem Gange befindlichen Arbeiten zur Vergrößerung des Terrains und zur Herſtellung ausgedehnter Werkſtäften zeigen, daß Krupp aus dem Etabliſſement ein Schiffsbauinſtitut erſten Ranges zu machen be⸗ abſichtigt. Ebenſo ſind die Howaldtswerke, deren Bedeutung auf dem Gebiete des Handelsſchiffsbaues ſtetig wächſt, bedeutſamen Betriebs⸗ etweiterungen unterzogen worden, ſo daß die Werft ſich dem Bau von Oceandampfern hat zuwenden können. Alle drei Werften ſind reichlich mit Bauaufträgen verſehen. Um die Mitte der 80er Jahre beſchäftigten die drei genannten Werften 3000 Arbeiter; heute iſt dieſe Zahl auf erkenntlie 10 000 geſtiegen, von denen etwa 6000 auf die Kaiſerliche Werft ent⸗[Saupilz oder Hexenſchwamm, welcher dem Steinpilz ähnlich ſieht, iſt fallen. Berückſichtigt man, daß ferner die Torpedowerkſtatt über 1000] daran zu erkennen, daß er beim Durchſchneiden blau anläuft. Der Arbeiter beſchäftigt und auch die kleineren Werften einen recht beträcht⸗[Speiteufel mit ſeinem rothen, gelben oder auch glänzend weißen Hute, lichen Stamm von Arbeitern haben, ſo ergibt ſich, daß Kiel der größte iſt mit einem ablösbaren ſchleimigen Häutchen überzogen und ſchwer deutſche Schiffsbauplatz iſt und aller Vorausſicht nach auch bleiben erkenntlich. Ein außerordentlich giftiger Schwamm iſt ferner wird; denn die ſteigenden Anſprüche der Kriegsmarine ſowie die des Knollenblätterſchwamm, welcher an giftiger Wirkung dem Fliegen⸗ deutſchen und ausländiſchen Seeverkehrs an die deutſchen Schiffsbau⸗ pilze gleichkommt. Derſelbe iſt deshalb ſehr gefährlich, weil man ihn höfe bedingen fortgeſetzte Erweiterungen der Betriebe und Einſtellung in jungem Zuſtande leicht mit einem Champignon verwechſeln kann. neuer Arbeitskräfte. Die Kruppſche Germaniawerft wird nach Be⸗ Seine Kennzeichen ſind ſein oben hohler und unten dicker Stil. Det endigung des Ausbaues allein 7000 Arbeitern Beſchäftigung geben. Schwefelkopf, ein namentlich an Baumſtämmen und Büſcheln wachſen⸗ Unter dieſen Umſtänden ſcheint der Zeitpunkt nicht fern zu ſein, an der Giftpilz, iſt durch ſeine ſchwefelgelbe Farbe erkenntlich. Endlich dem ſich die Zahl der auf den Kieler Schiffsbauhöfen beſchäftigten iſt noch der Satanpilz, mit einem dicken rothen Schaft, zu erwähnen, Perſonen auf 20 000 Mann belaufen wird. welcher namentlich in Laubwäldern und auf Bergwieſen wächſt. Er —, Ein weiſer Provinziallandtag. Man hat immer die fühlt ſich klebrig an und ſein ſchmutzig⸗gelber Hut iſt polſterförmig Weisbeit Salomonis zu den Sternen erhoben, aber ſie iſt nichts gegen gewölbt. Ueberhaupt zeichnen ſich die Giftpilze hauptſächlich durch ihte 9* . end 63„46«*“c5—!—— —5— aalcl , — eberden noch einige jg. 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