Telegramm⸗Adr Journal Maunn e“. zer Poſtliſte eingetragen unter Nr. 2958. Abonnement: Pfg. monatlich. „zdohn 20 Pfg. monatlich, die Poſt bez. inel Poſt⸗ aufſck M..40 pro Quartal. Juſerate: Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Auswärtige Inſerate 25 eſſe: (Badiſche Volkszeitung.) ann Telephon: Redaktion: Nr. 377. (110. Jahrgang.) Expedition: Nr. 218. Filiale: Nr. 815. Verantwortich für Politik: Dr. Paul Harms, für den lokalen und prov. Theil: Eruſt Müller, für Theater, Kunſt u. Feuilleton; J. VB.: Dr. Paul Har für den Ir il Karl 2 Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ druckerei(Erſte Maunheimer Typographiſche Anſtalt), (Das Mannheimer Journal“ (Mannheimer Volksblatt.) 4 Druckerei: Nr. 341. Die Reklamen⸗Zeile 60 Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. iſt Eigenthum des katholiſchen Einzel⸗Rummern 5 E 6, 2 Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung in Mannheim und Umgebung⸗ E 6, 2 ſüämmiilech ne Nr. 546. Freitag, 23. November 1900.(Abendblatt.) EE 77....— eeee e—— Der Chinadebatte dritter Tag. (Von unſerem Korreſpondenten.) 51( Berlin, 22. Nov. Und nun kommen ſie doch in Fluß! Wie hatten ſie das ſo ſchön ſich ausgedacht, in den zwei Tagen bis zum Bußtag die ganze Chinafrage zu erledigen, dann heute den Vortrag des Reichskanzlers über die Preisfrage„Wie und wozu bekommt ma 12 000%“ entgegenzunehmen und dann— juchhe! ſich zu ver⸗ jagen, bis der Etat vorliege und durchſtudirt ſei und man bei ihm mit den nämlichen Dingen anfangen könne, mit denen man beim Capitel der Chinaforderung aufgehört hätte. Es iſt mit dieſen guten Vorſätzen gegangen wie mit anderen auch: man faßte ſte, aber man hielt ſie nicht. Heute iſt die Diskuſſion noch nicht ge⸗ ſchloſſen worden und wenn ſte morgen geſchloſſen wird, geſchieht's ſtur aus Erſchlaffung und Müdigkeit. Das Thema der heutigen Unterhaltung vertrüge noch viele viele Fortſetzungen, denn dfeſes WMema lautet„Die Sünden der Sozialdemokratie“ und das iſt bekanntermaßen unerſchöpflich. Der Abgeordnete Stöcker hat's heute zuerſt angeſchnitten. Zu dem mag man perſönlich ſtehen, wie man wfll; man kann ihn als Politiker verurtheilen, mit ſeinen keligtöſen Anſchauungen auch nicht die geringſte Gemeinſchaft fühlen— aber das Eine muß man ihm zugeſtehen: er bedeutet eine Potenz; er iſt neben Richter und von Vollmar eine der ſpenfgen Individualitäten, die dieſe Epigonenzeit dem deutſchen Parlamente noch ließ. Herr Stöcker hat ſich des evangeliſchen Miſſtonswerkes angenommen— dafür iſt er proteſtantiſcher Geiſtlicher— und er hat, wozu ihn eine umfaſſende Bildung und weitgreifende Beleſenheit befähigen, davor gewarnt, allzu raſch die Erfolge coloniſatoriſcher Bethätigung einheimſen zu wollen. Daneben reizte es ihn aber, ſeinen alten Widerſachern von der Sozfaldemokratie, mit denen er ſo oft im Leben die Klinge ge⸗ kreuzt, ein paar herbe Wahrheiten zu ſagen. Und alſo erinnerte er daran, daß ſie, die jetzt den Tod eines jeden Boxerknaben weich⸗ müthig beklagen, ehedem die Füſelirung des Pariſer Erzbiſchofs und ſeiner Kapläne durch die Commune für ganz gerechtfertigt er⸗ klärt hätten.„Lüge“ und nochmals:„bewußte Lüge“ erſcholl es darauf von den Bänken der Sozialdemokraten und als Herr Singer ſpäter zu reden begann, hielt er es für geſchmackvoll, den Hofprediger den„Verbreiter einer ganz gemeinen Lüge“ zu gennen. Herr Stöcker war derweil ſtill in die Bibliothek entwichen; dafür hatte er aber auch die Genugthuung, am Schluß der Dis⸗ kuſſion aus den Sitzungsberichten des Hauſes feſtſtellen zu kön⸗ gen, daß der Abgeordnete Auguſt Bebel ſich anno 1872 zu den kitirten Aeußerungen bekannt hätte. Herr Bebel will morgen ant⸗ worten und ſo können wir zum Capitel der Chinaforderungen hoch eine ganz hübſche und unter Umſtänden recht heiße Sozia⸗ litendebatte erleben.— Von den anderen Rednern des heutigen Tages— dem württemberger Demokraten Payer, dem Welfen don Hodenberg, dem Polen v. Dziembowski und dem Bundesbater bon Wangenheim iſt wenig zu ſagen. Sie werden den Kredit in der Kommiſſton taufen und vermuthlich bewilligen; aber die ſpäte Einberufung und die Reden, ja die Reden! Herr Payer hatte noch den Spezialerfolg, den Grafen Lerchenfeld hervorzu⸗ locken. Wie man nur von einer Umgehung des Bundesraths ſprechen könne? Alles hätte der gewußt und Alles gebilligt, ja Wahrhaftig Alles! Aber Herr Payer hat gemeint, der Bundesrath ſei ſehr beſcheiden geworden und es gibt Leute zwiſchen Memel und Lindau, die dem beiſtimmen. Die nationalliberale Fraktion des Reichstags hat zu der von der Sozialdemokratie eingebrachten Interpellation über die „Zwölftauſend⸗Mark⸗Angelegenheit“ Stellung genommen und wird ihren Standpunkt im Sinne des am Sonntag gefaßten Beſchluſſes des Zentralvorſtandes in einer Erklärung, die der Abg. Büſing abgeben wird, im Plenum des Reichstags zum Ausdruct bringen. 0** Mit Unterſtützung der nationalliberalen Fraktion haben die Abgg. Dr. Hieber(Württemberg), Baſſermann und Möller folgenden Initiativantrag im Reichstag eingebracht:„Der Reichstag wolle beſchließen, den Herrn Reichskanzler zu erſuchen, in thunlichſter Bälde eine Kommiſſton einzuberufen, beſtehend aus Vertretern des Reiches und einzelner Bundesſtaaten, Mitgliedern des Reichstags und anderen in der Wohnungsfrage praktiſch thätigen Männern, di iſſton mit der Aufgabe betrauen: 1. durch eine Wohnungsenquete die Wohnungsverhältniſſe im Reiche zu unterſuchen und feſtzuſtellen; 2. die in der Bewegung für allgemeine Wohnungs⸗ reform aufgetretenen Vorſchläge zu prüfen und über ausführbare Maßregeln Gutachten abzugeben; 3. insbeſondere über die zweck⸗ mäßigſte Organiſation der öffentlichen Wohnungsfürſorge und über ſtaatliche und kommunale Vermittelung des erforderlichen Kredits für gemeinnützige Baugeſellſchaften und Baugenoſſenſchaften Vorſchläge zu machen. Zur Hoffähigkeit der Sozialdemokratic. Die ſogialdemokratiſche Reichstagsfraktion hatte bekanntlich Singer für den Poſten eines 2. Vizepräſidenten vorgeſchlagen. Als aber der würdige Dr. Lieber dem Kandidaten auf den Zahn fühlte, ob er auch mit„an den Hof“ zu gehen bereit ſei, wies Herr Paul Singer ein ſolches Anſinnen weit von ſich. So wurde es nichts mit ſeiner Vizepräſidentſchaft. Wie wir kürzlich mittheilten, vertrat der Karlsruher Volksfreund demgegenüber die ver⸗ ſtändige Anſicht, di ſich die Ang „höfiſ Verb rlam riſcher lieber abgewöhnen. arüber hat ſich eine Polemik mit de ſigen Organ der Sozialdemokratie entſponnen. Hier einige Stellen aus der intereſſanten Replik des Karlsruher Blattes, „Billige Lorbeeren“ betitelt: Für einige Leute iſt wieder einmal der Moment gekommen, wo ſie um ein Billiges ſich in den Beſitz des Zeugniſſes ſetzen können, allein die reine und wahre, unentwegte und zielbewußte, ſozialdemokratiſche Geſinnung in ihres Herzens Schrein zu wahren. Unſere Bemerkungen über ſozialdemokratiſche Präſident⸗ ſchaftskandidaturen für die Parlamente haben einem mit K. ſich zeichnenden Mitarbeiter der„Mannheimer Volksſtimme“ Anlaß gegeben, ſich in eine martialtſch⸗revolutionäre Poſe zu werfen, und uns mit einem einzigen Wort ungeſpitzt in den kühlen Boden zu ſchlagen.„Hoffähig⸗— das iſt der vernichtende Keulenſchlag, mit dem uns Genoſſe K aus den Gefilden der unverfälſchten Soztaldemokratie in die Unterwelt der bürgerlichen Korruption ſendet, und er ſchreibt: „Es wird nicht nur in Norddeutſchland, ſondern, wie wir be⸗ ſtimmt annehmen, auch in Baden noch recht lange oder bis zum St. Nimmerleinstag dauern, bis die ſeltſame Anſicht des„Volksfreunds“ mehr als eine ſehr bereinzelte und allſeitig abgelehnte Stimmungs⸗ äußerung ſein wird.“ „Recht lange oder“ klingt gerade auch nicht ſehr„beſtimmt“, Genoſſe K.— Aber bitte, laſſen wir doch einmal den Heckerhut mit der rothen Feder und die vevolutionäre Blouſe in dem Ver⸗ leihinſtitut von 1848 und reden wir einmal die Sprache der Nüch⸗ ternheit. en“ en jen Zunächſt wollen wir verrathen, daß auf dem von uns bertre⸗ tenen Standpunkt die übergroße Mehrheit der Lan d⸗ tagsabgeordneten der vier ſüddeutſchen Mik⸗ telſtaaten ſteht. Wir wiſſen das beſtimmt. Welches iſt nun dieſer Standpunkte?— Dieſer Standpunkt findet in der Ueber⸗ zeugung Ausdruck, daß die ſozialdemokratiſchen Parlamenks⸗ fraktionen es nicht verantworten könnten, ſich von der Leitung der parlamentariſchen Geſchäfte ausſchließen zu laſſen aus dem ein⸗ 4 zigen Grund, weil ein ſozialdemokratiſcher Abe ter einmal in die„Verlegenheit“ kommen könnte, mit einem leibhaftigen regierenden Fürſten perſönlich zuſammenzutreffen. Das iſt Alles. Und in welcher Form wird ſich ein ſolches Zuſammentreffen ab⸗ 5 ſpielen? Der ſozialdemokratiſche Vizepräſtdent wird lediglich als Vertreter des Parlaments dem regierenden Fürſten Adreſſen mit zu überreichen und ähnliche Aufträge auszuführen haben. Und was macht man nun aus dieſem einfachen, ſtaats Akt? Da wird der Sozialdemokrat geſchildert, der— o Sch —„ſich in den Hoffrack zwängt“,„hoch oben antichambrirt“, de zur„Verherrlichung monarchiſcher Inſtitutionen zu Hofe geht u. ſ. Wenn das im„Mannemer Bloomaul“ ſtünde, dannm würde es uns nicht wundern; in einem ernſten ſozialdemokra⸗ tiſchen Parteiblatt aber ſind das demagogiſche Mätzchen, Um die ſozfaldemokratiſchen Landtagsabgeordneten zu veranlaſſen, für Einladungen zu Hofbällen und ähnlichen Veranſtalkungen kühl ———— chem . und höflich durch Zurückſendung der Karten zu danken, dazu braucht's für ſie nicht der moraliſchen Stütze, die ihnen das un⸗ tadelige Revoluzzergemüth des Genoſſen K. leihen k Das haben ſie bisher ſchon gethe Es iſt aber ein her Mangel an politiſchem Ve di mmerpräf Daß aber ei Amtshandlungen eines K Beſuch eines Hofballs U. ſ. w. zu den„Ve Me der Be Mitarbeit im Parlament völlſtändig verſchwunden iſt. Was hat für Kämpfe gegeben, z. B. nur um die Frage der Beſetzung der Kommiſſionen! Man frage einmal einen der Alten, die dabei waren! Schon ſeit längerer Zeit, nämlich ſeit 6 Jahren, ver⸗ treten in unſerer Reichstagsfraktion Abgeordnete den hier bezeich⸗ neten Standpunkt über die Präſtdentenkandidatur. Früher wäre Heute ſagen ſie ſogar— oh ſchauderhaft, höchſt ſchauderhafft „Excellenz“ zu den Miniſtern u. ſ. w.... Leiſten die ſozfal⸗ demokratiſchen Abgeordneten nicht auch den Verfafſungs⸗ eid? Iſt das nicht eine tauſendmal größere Konzeſſion an die „Monarchie“, als ein im Auftrag des Parlaments ausgeführter Gang zum Fürſten? Alſo laſſen wir die Menſchenfurcht und ſpeziell die Furcht, von der großen Mehrheit der Parteigenoſſen mißverſtanden zu werden. Die Allzulänglichſten ſollten es ſich aher immer zu Gemüthe führen, daß ſie ſich und der Partei kein glänzendes Zeugniß auf tiefgründige Feſtigkeit ausſtellen, wenn ſie immer ſo furchbbar Alarm ſchlagen, wenn die Partei einen nur kleinen Schritt weiter in der Eroberung der politiſchen Macht machen muß. Tagesneuigkeiten. — Wie ein Chineſe die Schreckenstage von Peking ſchildert. Eine erſchütternde Schilderung des Gemetzels von Peking veröffentlicht die römiſche„Tribuna“. Der Pekinger Be⸗ kichterſtatter des italieniſchen Blattes ſchreibt unter dem 30. Sept.: „Meine chineſtſchen Freunde wollten mir das Elend der Haupt⸗ ſtadt und ihrer eigenen Häuſer in der Nähe zeigen und forderten mich auf, ihnen in die Irrgänge der Pekinger Gaſſen zu folgen. Sei meinem erſten Ausflug bin ich in das Ruſſenviertel geführt worden und hatte Gelegenheit, zu konſtatiren, daß Alles, was rzählt worden war, der Wahrheit entſprach. Es iſt ſchon zu ſpät, um auf den Straßen noch die Leichen der gegen die Mauer geſchleuderten Kinder zu ſehen, aber wenn man in einige Häuſer emtritt, ſieht man noch Schlimmeres. Ich hatte das, was mir erzählt worden war, für eine der landesüblichen Fabeln gehalten, Aber ich mußte leider zugeben, daß die Chineſen dieſes Mal nicht gelogen haben. Man hatte mir von Höfen erzählt, wo ſich noch die Frauen befinden ſollten, die ſich aufgeknüpft hatten, um nicht entehrt zu werden, von Brunnen, die verpeſtet ſeien durch die Leichen von jungen Mädchen, die die Eltern ſelbſt getödtet hatten, um ſie der Schmach zu entziehen. Ich habe niemals glauben wollen, daß ſo etwas möglich wäre, aber eines Tages holte mich wein chinsſiſcher Freund ab, damit ich mit eigenen Augen ſähe. Ich habe die Novellen von Poe und von Hoffmann geleſen. Ich habe orientaliſche Bücher geleſen, wo Worte und Bilder bei dem eſer ein unüberwindliches Entſetzen hervorrufen, das die Kehle ſuſammenſchnürt und das Herz langſamer ſchlagen macht, aber der Eindruck, den ich an jenem Tage empfing, während mir der dalte Schweiß von der Stirn herniederrann, wird ſicher unvergeß⸗ ch in meinem Gedächtniß bleiben. In einem Hofe lagen auf den kümmern dreizehn Frauenleichen. Einige lagen unter Bäumen,. don welchen ſie kwie rrife Früchte herabgefallen waren; andere Frauen wieder lagen dicht bei einander, wie wenn ſie, bevor ſie ſich den Hals durchſchnitten oder ſich den Strick um den Hals legten, ſich noch einmal gegenſeitig tröſten und nahe bei einander hätten ſterben wollen. Die Männer des Hauſes waren entflohen, nach⸗ dem ſie ſelbſt vielleicht dieſen Maſſenmord anbefohlen hatten, um die Ehre der Familie zu retten. So lagen die Frauen⸗ und die Mäbchenleichen ſchon einen Monat lang, dem Winde und dem Regen preisgegeben. Der Regen hatte die bunten Farben der ele⸗ ganten Kleider noch nicht verwiſcht, an den gebleichten Schädeln ſah man noch die ſorgſam geflochtenen, jetzt mit Staub bedeckten ſchwarzen Zöpfe, und aus den kleinen Schuhen guckten noch die nackten Beine heraus. Mein Chineſe aber erzählte mir nach ſeiner Art die Geſchichte etwa folgendermaßen:„An jenem Tage ſprach die alte Frau zu ihrem Gatten:„Mein Gebieter, die Fremden ſind in Peking eingezogen, und wir haben wenig zu hoffen. Wir wiſſen ja ſchon, daß ſie die Männer nicht ſchonen und die Frauen nicht achten. Ich wollte Dich bitten, daß Du für uns Frauen, die wir nicht fliehen können, etwas Ehrenpolles erſinnen mögeſt. Ich habe ein ganzes Leben lang mit Dir gelebt und bin ſchon alt; deßhalb fürchte ich den Tod nicht. Aber die Mädchen und die Frauen des Hauſes ſſind noch jung, und ich denke, daß Du ihnen in ſchöner Weiſe begreiflich machen könnteſt, was ſie thun müſſen.“ Da hüſtelte der alte Mann und ſagte, indem er ſeine Pfeife, die ſchon längſt ausgegangen war, weiter rauchte:„Ein Mittel iſt allerdings nothwendig. Ich glaube übrigens, daß die Mädchen von Dir gut erzogen worden ſind und wiſſen werden, was ſie zu thun haben. Kleine Sklavinnen! Kleine Sklavinnen!“ Die Mädchen kamen eiligſt herbei— Tochler, Baſen, Enkelinnen, alle Frauen der Familie. Dann begann der alte Mann, nachdem er endlich die Pfeife bei Seite gelegt hatte, alſo zu ſprechen:„Wir leben jetzt in einer ſchweren Zeit. Man muß alſo ein Mittel ſuchen, um mit Ehren herauszukommen. Unſere Familie iſt immer den guten Weg gegangen, und jetzt iſt der Augenblick ge⸗ kommen, um eine anſtändige Familte von anderen zu unter⸗ ſcheiden. Ihr alle, Mädchen, müßt es verhüten, daß man Euch Schande anthue, Ihr wißt ja, daß es immer beſſer iſt, zu ſterben, als mit unreinem Körper weiterzuleben.“ Die Mädchen waren ernſt geworden und erwiderten ſofort:„Wir wiſſen ſchon, was wir thun müſſen, Papa. Glaubſt Du denn, daß wir ſo dumm ſeien, daß wir nicht raſch einen Knoten ſchlingen können? Wet den Garten liebt, gehe in den Garten, und wer den Brunnen lieht, gehe zum Brunnen“. Der alte Mann war mit dieſer Antwort ſo zufrieden, daß ihm die Thränen in die Augem traten, und er ſtreichelte allen Mädchen die Wangen und ſagte, daß ſie brave Mädchen wären und daß ſie ſich bald alle in der anderen Welt wiederſehen würden. Dann ging er in ſein Studierzimmer und öffnete ein Buch mit alten Dichtungen, das er leſen wollte, während ſein Auge immer zum Garten hinüberblickte. Und als er einen ſchwachen Schrei hörte, verſtopfte er ſich die Ohren mit den Fingern und blickte in's Buch bis zum Abend. Als er ſah, daß der Abend gekommen war, und daß man ihn noch nicht ge⸗ tödtet hatte, wie er hoffte, ging er hinaus in den Garten mit dem Buch unter dem Arm, und fand die koſtbaren Früchte des Todes an den Aeſten des Pflaumenbaumes. Er erkannte ſie und zühlte ſie, aber es fehlten noch einige, und er fand ſie weiter entfernt zwiſchen den Blumen, mit durchſchnittener Kehle, in einem Set von Blut. Es fehlte noch die Jüngſte, ſeine Lieblingstochter, die er„Glöckchen“ genannt hatte wegen ihrer ſilberhellen Stimme, die vom Morgen bis zum Abend Lieder ſang. Da er wenigſtens ihre Leiche finden wollte, ſchrie er wie ein Wahnſtnuniger, ſo daß Leute aus der Nachbarſchaft herbeieilten. Während er ſo ſchrie, hörte er ein Stimmchen, das ihn rief, und er merkte, daß es aus dem Brunnen kam und zu ihm ſorach: Rette michl Rette mich!“ ein ſozialdemokratiſcher Parlamentarier faſt als Verräther an⸗ geſehen worden, wenn er mit einem Miniſter geſprochen hätte. Menſchenreck„Sichd en⸗Lön Es iſt erſt 10 Jahre her, daß der Widerſgruch innerhalb der Partei gegen die es nicht unter dem Sozialiſtengeſetz in unſerer Reichstagsfraktion gie ——— General⸗ Anzeiger. Harmloſen⸗ Prozeß. die Vernehmung des Angeklagten Wolff den Herrn v. Kröcher bei den Harmloſen durch den Ameri⸗ erzählt Wolff, dahin tlichen Kaſſe gegen die Bank oſſen jeder 400% ein. In kurzer Zeit waren die 800 A verloren. zir entſchloſſen uns, noch einmal je 400% zu wagen, n uns aber Ehrer aufzu⸗ 95 gewannen wir jeder Am Donnerſtag wird fortgeſetzt. Wolff iſt du eit worden. B faner Murrahy eingef Überein, daß wir a ſetzen wollten. Wir ſ Jetz olff beſtreitet ihn zu be⸗ ziten. Er habe niemals einen Menſchen zum Spiel verführt. An dieſem Abende habe er 400 gewon Der Angeklagte gibt ferner auf Befragen an, daß er den Dr. Kornblum bei Hecht kennen gelernt de. Derſelbe habe einen verbächtigen Eindruck auf ihn gemacht, es ſei ihm auch mitgetheilt worden, daß er ein gewerbsmäßiger Spieler ſei.— Präſ.: War Ihnen denn nicht zu Ohren gekommen, daß Dr. Kornblum andererſeits auch Sie für gen W̃ hielt?— Angekl.: Ja, die Herren von Kröch n Schacht⸗ meher hatten mir eines Mittags bei Kranzler Andeutungen nach dieſer ichtung hin gemacht. Ich ließ deshalb durch das Detektiv⸗Bureau Caspari⸗Roth⸗Roffi Erkundigungen über Dr. Kornbluß ein⸗ konnte aber etwas Beſtimmtes über ihn nicht erfahren. Mir wurde nur mitgetheilt, daß er erſt des Abends um 10 Uhr aufſtehe und ſeine Wohnung verlaſſe. Ich ſchloß daraus, daß er ein gewerbs⸗ mäßiger Spieler ſei. Die„feſte“ Bank habe er— Wolff— bei den Harmloſen nur in vereinzelten Fällen übernommen und dabei, wie er ſchätze, gegen 2000/ verloren. Es ſei richtig, daß er den Mitſpielern manchmal mit Darlehen unter die Arme gegriffen habe, aber freiwillig ſei dies nicht geſchehen. Als der Artilel im„Berl. Tagebl.“ erſchienen ſei, hätten ſich v. Kröcher und v. Kayſer bei ihm eingeſtellt und ihn gufgefordert, er möchte ſich nach der Redaktion begeben, um ſich zu kechtfertigen. Er habe dies verſprochen, aber es dann aus leicht be⸗ greiflichen Gründen vorgezogen, das Weite zu ſuchen. Er ſich nach Paris begeben. Durch Nachricht von ſeiner Ehefrau ſei er davon verſtändigt worden, daß das Verfahren gegen ihn eingeleitet ſei. Nach einigen Wochen ſei er nach Berlin zurückgekehrt. Da er angenommen habe, daß er verhaftet werden ſollte, und da die Artikel im„Berl. Tageblatt“ fortfuhren zu erſcheinen, habe er vorgezogen, wieder davon⸗ zugehen. Er habe ſich eine Zeit lang in Wiesbaden aufgehalten, wo er ſich unter falſchem Namen angemeldet hatte. Einige Tage nach ſeinem Eintreffen in Wiesbaden habe er aus den Zeitungen geſehen, daß die Herren v. Kayſer und v. Kröcher verhaftet worden ſeien.— Präſ.: Sie waren doch im„B..“ öffentlich des Falſchſpiels be⸗ zichtigt worden und haben die Herren dadurch in eine höchſt üble Lage gehracht. Mußten Sie ſich nicht ſagen, daß Sie ſich von dem Ver⸗ dachte des Falſchſpiels reinigen mußten?— Angekl.: Herr Prä⸗ ſident, es gehörte eine zu große Ueberwindung dazu.— Präſ.: Sie ſind dann zwar nach Berlin zurückgekehrt, haben ſich aber in Ihrer Wohnung verborgen gehalten. Angekl.: Ja, ich bin nur des Abends ausgegangen. Ich würde mich auch ſchließlich geſtellt haben, wenn mich nicht ein Unglücksfall betroffen hätte. Auf dem Fflur meiner Wohnung gerieth ein Vorhang in Brand, beim Löſchen des Feuers erlitt ich erhebliche Wunden, ſodaß ich ärztliche Hilfe in Anſpruch nehmen mußte.— Präſ.: Nun fand die Verhand⸗ lung ſtatt, die Herren wurden freigeſprochen und nun nach dieſer günſtigen Wendung, am 24. Oktober, ſtellten Sie ſich dem Unter⸗ ſuchungsrichter.— Angekl.: Jawohl.— Oberſtaatsanwalt: Wiepiel hat der Angeklagte für die Recherchen bei Roth⸗Roffi bezahlen müſſen.— Angekl.: 800 A. Der Vertheidiger Rechtsanwalt Chodziesner läßt ſich von Wolff heſtätigen, daß der Herzog von Hohenlohe⸗Oehringen Hurch ſeinen Sekretär Dr. Thielmann an den Herrn Prins⸗Reichen⸗ heim bie. Airfforderung habe richten laſſen, er möge ſeine Spielſchuld an Wolffs Sozius bezahlen. Der Herzog war damals Präſident des iternationalen Unionklubs in Baden⸗Baden, wo Prins⸗Reichenheim den Spielverluſt von 400,000 erlitt. Der Angeklagte Wolff er⸗ Härte ferner, daß nach einem allgemein verbreiteten Gerücht Prins⸗ Reichenheim eine Million in Monte⸗Carlo verloren habe. Auf Be⸗ fragen des Angeklagten v. Kayſer beſtätigt Wolff, daß die ihm zu⸗ geſandte Einladungskarte zum Eröffnungsdiner nicht vom Direk⸗ korium, ſondern vom Grafen v. Egloffſtein ergangen und unterzeichnet war.— Damit iſt die Vernehmung des Angeklagten Wolff beendet und r wirb zur Beweisaufnahme geſchritten. Zeuge Student der Medizin Janta hat vielfach an dem Spiel kheilgenommen. Er bekundet, daß die drei Angeklagten häufig ge⸗ meinſam die Bank gehalten haben. Er habe einmal 20,000&& verloren und glaube, daß ſein Geld zumeiſt in die Taſchen der Bankhalter ge⸗ floſſen ſei Wolff habe ihm zweimal beim Spiel mit je einigen auſend Mark ausgeholfen, er habe ihn aber recht dringend darum bitten müſſen. Der Zeuge meint, daß ihm ſeine ganze Spielthätigkeit gegen 50,000/ gekoſtet habe, davon gingen aber erhebliche Summen Ab, die er gelegentlich mit anderen Klubmitgliedern bei Beſuchen der Amor⸗ Blumenſäle oder anderer Lokale verausgabt habe. d b. Schrader hat die Angeklagten v. Kröcher und Schachtmeyer im Kurhaus in Wiesbaden kennen gelernt. v. Kröcher be erzählt, daß er in den nächſten Tagen das Eintreffen eines keichen Herrn erwarte. Am folgenden Tage ſei dann Herr Wolff mmen. Nach einem gemeinſchaftlichen Abendeſſen ſei Baccarat geſpielt worden, wobei der Zeuge an v. Kröcher 1500/ verloren habe. 5. Kröcher und Wolff ſeien die einzigen Gewinner geweſen. Darauf wird die Sitzung bis Freitag Vormittag 9½ Uhr bertagt. — 2*————— Da wurde der alte Mann wirklich „Die Geiſter verfolgen mich. Ich kann in dieſem Hauſe nicht mehr Hleiben, denn hier ſind überall Todte, und„Glöckchens“ Stimme kommt aus dem Brunnen.“ Darauf lief er mit dem Buche umter bem Arm hinaus, und man hat ihn nicht mehr geſehen. Man ſagt aber, daß er den fremden Truppen entgegen gegangen ſei und ſich von ihnen tödten ließ.“ So erzählte mein Freund Nu und fügte noch hinzu:„Für die Frauen aus guter Familie, die den Muth gehabt haben, ſich zu tödten, iſt der Tod übrigens das Beſte geweſen. Die Anderen ſind von ganzen ruſſiſchen Truppen⸗ btheilungen vergewaltigt worden.“ — Schnurrige Wahlwetten. Daß es auch in der diesjährigen Präſtventſchafts⸗Kampagne in den Vereinigten Staaten nicht an ſchnurrigen Wahlwetten gefehlt hat, iſt aus der nachſtehenden Mlumenleſe erſichtlich, die wir in einem Newyorker Blatte finden: In Chicago wettete ein gewiſſer Dames Me Fadden, er wolle, Wenn Me Kinley gewählt werde, bis zum 1. Juni 1901 keinen Megenſchirm gebrauchen. Guſtav Krohmann iſt der glückliche Ge⸗ Winter, der ſich während der Zeit des nützlichen„Möbels“ er⸗ ſreuen kann. Frank Kennedy von Chicago und M. J. Stilſon von Kentucky wekteten, zwei Wochen lang das Innere ihrer Klei⸗ bung nach außen tragen zu wollen. Kennedy hat gewonnen. Der Irländer Patrick Davin von Chicago, der mit dem Engländer Albert Hawthorne wettete, muß zu ſeinem großen Leidweſen mit einer engliſchen Flagge, unter Vorantritt eines Muſikkorps, das engliſche Weiſen ſpielt, durch die Straßen von Chicago marſchiren. James Howard von Haskell County wettete, auf die Hand von Mary Johnſon verzichten zu wollen, wenn Bryan geſchlagen werde. Der VBater des Mädchens verſprach, im Falle Me Kinley geſchlagen werde, ſeine Einwilligung zur Hetrath zu geben. Es habe 90 mag wohl jeßt mauche Thräne koſten, In uzuſfimmen. Artgpuz 0 18 G Aus Stadt und TLand. Maunheim, 28. November 1900. * Die neue Diſtriktsſtraße von Ludwigshafen nach Mundenheim iſt nun ſoweit fertiggeſtellt und wird bereits für den Verkehr der Fuhrwerke fleißig benutzt. Eine offtzielle Uebergabe hat zwar noch nicht ſtattgefunden, doch ſteht der Benutzung der Straße, wie wir hören, nichts im Wege. »Für die Proteſtatiouskirche in Speyer ſpendete die Kaiſerin Friedrich anläßlich ihres 60. Geburtstages 7000 Mark zur Herſtellung zweier Chorfenſter. Statiſtiſches aus der Stadt Mannheim von der 45. B vom 4. Nov. bis 20. November 1900. An Todesurſachen f 30 Todesfälle, die in unſerer Stadt vorkamen, verzeichnet das kaiſe liche Geſundheitsamt folgende Krankheiten: In— Falle Maſern und Rötheln, in— Falle Scharlach, in— Falle Diphtherie und Croup, in 2 Fälle Unterleibstyphus(gaſtr. Nervenfieber), in— Falle Kindbettſteber(Puerperalſieber), in 1 Falle Lungenſchwind⸗ ſucht, in 2 Fälle akute Erkrankung der Athmungsorgane, in 3 Fälle akute Darmkrankheiten,(in 2 Fälle Brechdurchfall, Kinder bis 1 Jahr). In 19 Fällen ſonſtige verſchiedene Krankheiten. In 3 Fälle gewaltſamer Tod. Städtiſche Straßenbahn. Nummer veröffentlichen wir die ortsp die Verkehrs d Betriebsordnung für die ſtädtiſ welche auch an dieſer Stelle * Aufzerordentlicher K ö tritt von fünf Kreisturnrathsmitgliedern nothwendig gewo ordentliche Kreisturntag des 10. deutſchen Turnkreiſes findet am Sonntag den 9. Dezember, Vormittags 11 Uhr, im oberen Saale des „Friedrichshofes“ in Karlsruhe ſtatt. Die Leitung wird Herr Rektor Dr. Schmitt von Edenkoben übernehmen, wenn ſeitens des Kreisturntages nicht anders beſchloſſen wird. Außer der Neuwahl des Kreisturnrathes ſtehen noch fünf weitere Punkte auf der Tages⸗ ordnung. * Verein für Ferienkolonien. In der kürzlich ſtattgehabten Vorſtandsſitzung, die unter Zuziehung ſämmtlicher Führer und Führerinnen der Kolonien ſtattfand, konnten die Arbeiten des Vereins für das laufende Jahr endgültig erledigt werden. Nach Anhörung eines eingehenden, intereſſanten Berichts über die Vereinsthätigkeit, gegeben vom Vorſitzenden, Herrn Erwin Paul, wurden die Wahr⸗ iehmungen und Wünſche der Führer entgegengenommen, um bei der nächſtjährigen Entſendung verwerthet zu werden. Die darauffolgende, ſehr ins Einzelne gehende Rechnungsablage ſeitens des Vorſitzenden ließ die Finanzen nicht im roſigſten Lichte erſcheinen. Trotzdem die ordentlichen Einnahmen die vorigjährigen noch um ein Geringes über⸗ ſtiegen, ſchließt die Rechnung mit einem Fehlbetrage von 1760.48 /. ab, der aus dem Saldo von 1899 gedeckt werden mußte. Die Ge⸗ ſammteinnahmen betrugen 7932.48 /, denen Ausgaben in der Höhe von 9692.96 entgegenſtanden. Das Vereinsvermögen iſt dadurch und durch Kursverluſte um 2165.37% gegen 1899 zurückgegangen.— Es iſt klar, daß der Vorſtand in Anbetracht dieſer Thatſache ſich ge⸗ nöthigt ſteht, immer wieder und wieder an den vieler u, aber freilich auch viel angerufenen Wohlthätigkeitsſinn ſeiner Mitbürger recht warm zu appelliren. Wie viele derſelben ſtehen noch dem humanen Unternehmen fern! Möchten ſte ſich doch dem Vereine recht zahlreich anſchließen(Mindeſtbeitrag 8), damit auch hier in Mannheim die gute Sache der Ferienkolonien nicht zurückgehe, ſondern wie allerorts— der Bericht der Centralſtelle Berlin weiſt dies aus— ſich mehr und mehr hebe und ausbreite! * Apollo⸗Theater. Herr Direktor Sido hatte den vortreff⸗ lichen Einfall, für den Buß⸗ und Bettag das Möller⸗Enſemble aus Frankfurt a. M. zu einem Gaſtſpiel in 2 Vorſtellungen, 4 Uhr Nach⸗ mittags und 8 Uhr Abends, zu engagiren. Das Enſemble vermittelte uns im Sommer die Bekanntſchaft mit der pikanten und intereſſanten „Zaza“, welche hier ungewöhnliche Erfolge und trotz ſommerlicher Hitze volle Häuſer erzielte. Diesmal wird der Feier des Tages angemeſſen, das Volksſchauſpiel„Marianne, ein Weib aus dem Volke“ mit Frl. Olga Jäger in der Titelrolle, welche uns ſchon als„Zaza“ enthuſtas⸗ mirte, in Szene gehen. Die vorzüglichen Leiſtungen des Enſembles dürften auch jetzt wieder große Anziehungskraft ausüben, und dem Apollo⸗Theater auch für dieſen Tag einen glänzenden Erfolg ſichern. * Durch Ueberfahren getödtet. Einer der älteſten Fahrdienſt⸗ beamten der Station Mannheim, der Bremfer Leonhard Koch, iſt geſtern Abend vom Zug 1007 bei der Durchfahrt bei Station Blanken⸗ loch herabgefallen und wurde ihm der Kopf vom Rumpfe getrennt. Als der Zug vorbei war, fand man die Leiche des Unglücklichen. Koch ſtand in den 60er Jahren und war über 30 Jahre im Dienſt. Ein Luſtmord. Aus Heidelberg, 28. Nov., wird gemeldet: Geſtern Vormittag wurde im Walde bei Eiterbach die etwa 35 Jahre alte Ghefrau des Handelsmannes Heckmann von Eiterbach mit Schuß⸗ und Stichwunden ermordet aufgefunden. Der That ver⸗ dächtig wurde ihr Schwager, Taglöhner Heckmann von dort, verhaftet. Man nimmt an, daß ein Luſtmord vorliegt und daß der Thäter ſein Opfer in Abweſenheit des Mannes in der Wohnung ermordet und dann in den Wald geſchleppt hat. Eine unheimliche Betriebsſtörung fand geſtern Nachmittag gegen 3 Uhr zwiſchen Karlsthor und Hauptbahnhof Heidelberg ſtatt. Ein dort abgelaſſener Güterzug traf erſt mit einer Verſpätung von % Stunden am Hauptbahnhof ein, wo man keine Ahnung von dem Verbleib des Zuges hatte und auf Anfeage beim Bahnwart an der Peterskirche nur die Antwort erhielt: er ſteckt im Tunnel. Die Ur⸗ ſache ſoll dem„N. H..“ zufolge die für die Schwere des Zugs und für dieſe Strecke wenig geeignete Maſchine geweſen ſein, welche die Steigung erſt nach größter Anſtrengung zu überwinden vermochte. nſeratentheile dieſer ffend ganz beſonde 8 81 reisturntag. Mannßelm 23. November. 1— Aus dein Großherzogthum. II Friedrichsfeld, 22. Nov. Dadurch, daß der bisherige lang⸗ jährige dienſttreue Rathſchreiber W. Wirth durch erfolgte Penſſo⸗ nirung i1 uheſtand getreten iſt, kam die hieſige Rathſchreiberſtelle in Erledig Der Gemeinderath hat in ſeiner Sitzung vom 24. d. Mts. das frühete freiwillig wegen Geſchäftsüberhäufung vom tretene Gemeinderathsmitglied Herrn Martin Peter ant hier unter mehreren Bewerbern als Rathſchreiber neinde einſtimmig ernannt. Die Ernennung zeigt deut⸗ der Ernannte bei ſeinem früheren Gemeinderaths⸗ i der ganzen Einwohnerſchaft iſt. Der in Ruheſtand Ziegelhauſen verzogene Rathſchreiber Herr W. Wirth e Jahre in voller Geſundheit zubringen und rufen wit hes„Lebewohl“ zu. eiburg, 22. Nov. Die Strafkammer verurtheilte dle Studenten Allendorf zu 2 und Hübner zu 1 Monat Gefängniß. Ein Dritter ens Blochmann wurde freigeſprochen.— Die Italiener S d Stanzani, die einen italieniſchen Kollegen im Streit durch ſchwer verletzten, daß er auf der Stelle ſtarb, wurden richt zu 6 Jahren Zuchthaus bezw. 3 Jahren Gefängniß 2. Nov. Von einer eigenartigen Trauung be⸗ der“. Eine Trauung, wie ſie wohl ſelten ſtatt⸗ if dem Standesamt in Tettnang. Als Bräu⸗ wärter vorgeführt, ein Häftling. Die girten der Gefängnißaufſeher und der mam em die Trauung vollzogen war und die ut, nunmehrige Frau, gerade unter Thränen von ihrem ſchied nehmen wollte, trat der Stationskommandant vor ind verlas der jungen Frau einen Haftbefehl, wonach dieſelbe wegen Diebſtahls ebenfalls eingekaſtelt werden ſolle. Der Schluß der Handlung war: Abführung beider Eheleute in das Gefängniß! BN. Ueberlingen, 22. Nov. Beim Bahnbau in hldingen wurden geſtern 2 Italiener von einem beladenen Rollwagen überfahren und ſchwer verletzt. Die Verunglückten wurden ins hieſige Kranken⸗ haus verbracht, wo der Eine gleich darauf ſeinen Verletzungen erlag.— Trotz der vorgeſchrittenen Zeit herrſcht im Obſthandel hier noch ein reger Verkeh Der heutige Markt war mit etwa 1000 Ztr., meiſt Tafelobſt befahren, wovon bereits die ganze Zufuhr verkauft wurde, Tafelobſt galt—12 /, Moſtobſt.50— 5/ der Doppelztr. BO. Furtwangen, 20. Nov. In Glashütten mußte die Schule geſchloſſen werden, weil die meiſten Kinder an Maſern erkrankt ſind; auch in Neukirch müſſen 30 Prozent der Schüler wegen Er⸗ krankung an Maſern dem Unterricht fern bleiben. * Speyer, 22. Nov. Ein gefährlicher Einbrecher Namens Jakob Lehmann von Berghauſen wurde hier verhaftet. Derſelbe trieb ſich ſchon ſeit Frühjahr, wo er nach Verbüßung einer 4jährigen Gefängniß⸗ ſtrafe entlaſſen wurde, unter dem Namen Lutz umher. Man glaubt, daß Lehmann mit den kürzlich in der Dr. Jäger'ſchen Buchhandlung und den Vereinigten Ziegelwerken verübten Einbruchsdiebſtählen in Verbindung ſteht. Auch in Schwetzingen iſt er der Polizei wohl⸗ bekannt. Dort gab er jüngſt eine Jacke an einen Färber, um ſtie zu färben; dieſer fand falſche Schlüſſel und Dietriche in derſelben und machte der Gendarmerie Anzeige, welche ihn bei ſeiner Wiederkunft feſtnahm. Er wußte ſich aber heraus zu lügen, indem er angab, er heiße Lutz und ſei auf einem Schiffe beſchäftigt, ſein Vater ſei in Neckarau. Da dieſe Angaben ſich beſtätigten, ließ ihn die Gendarmerie vorläufig frei. Sofort machte er ſich aus dem Staube, ohne die Aus⸗ lieferung von 300 /, einen Revolver und Dolche zu verlangen oder abzuwarten. * Pirmaſens, 22. Nov. Heute Nacht, zwiſchen 12 und 1 Uhr, brach in dem zur Zeit leerſtehenden großen Eishauſe des Bierhändlers Karl Kämmerling in der Rodalberſtraße Großfeuer aus. Die raſch herbeigeeilte Feuerwehr konnte ſich, da das Feuer ſchnell um ſich griff, nur auf das Einreißen des Hauſes beſchränken. Kämmerling hat das Eishaus vor einigen Wochen an den Zimmermeiſter Becker von hier auf den Abriß akkordirt. Die Entſtehungsurſache des Brandes iſt unbekannt. 8 Gemah 1 Pfalz, Heſſen und Umgebung. * Mainz, 22. Nov. Geſtern fand auf dem die Sektion des erſtochenen Metzgers Fiſcher ſtatt. Die beiden Schiffer Schrimpf und Faix wurden gefeſſelt durch die Gendarmerie zum Augenſchein auf dem Friedhof vorgeführt. Faix beſtätigt, daß der Schrimpf den ihnen Beiden vollſtändig unbekannſen Meßger erſtochen habe. Det Erſtocheene war mit einem anderen Manne an den beiden Schiffern in der Rothenkopfsgaſſe vorüber gegangen. Schrimpf ſoll bei dieſer Gelegenheit den Unbekannten das Wort„Bitiel“ zugerufen haben, worauf der Metzger ſich dieſe Bemerkung verbeten und dem Schrimpf eine Ohrfeige gegeben habe. Als der Metzger in die Fiſchergaſſe ein⸗ gebogen war, ſprangen ihm die Beiden nach und ſoll ihm hier der Schrimpf den tödtlichen Stich in den Hals verſetzt haben. Schrimpf und Faix ſind bereits verſchiedene Male vorbeſtraft und haben Beide überhaupt eine ſehr bewegte Vergangenheit hinter ſich; der Schrimpf war beſonders als Leichenfledderer ſehr verdächtig und wurde auch verſchieden Male dieſerhalb verhaftet. Faix war in ſeiner Jugend in Zwangserziehung. Limburg, 22. Nob. Der Raubmörder, Schreiner Paul Mädler aus Werkweiler, welcher vor 8 Tagen die Tapezierersfrau Siffert in Nürnberg ermordete und dann beraubte, wurde in Limberg verhaftel⸗ Es iſt ein junger, frech und finſter dreinſchauender Burſche, der ſeine Unthat mit dem Tode büßen wird. Williams und George Stebbins von Coldwater, Michigan, gingen eine Wette ganz neuer Art ein. Williams verſprach nämlich, im Falle von Bryans Wahl die Schwiegermutter von Stebbins bis zu deren Tode unterhalten zu wollen, während Stebbins darauf einging, täglich, für die Dauer von drei Wochen, einen Knoten in den Schwanz ſeines Mauleſels zu drehen, vorausgeſetzt, daß er nicht ſchon bei der erſten„Dreherei“ von dem Langohr arbeits⸗ umfähig gemacht wird. Ein Börſenmakler in Boſton wettete, im Falle von Bryans Wahl den Fahrſtuhl in der Börſe einen Tag lang in voller Uniform bedienen zu wollen. Darwin Benjamin, ein Farmer ein Delta, Michigan, wettete ſeine geſammte Kartof⸗ felernte auf das Reſultat der Wahl. Er wollte ſie im Falle von Bryans Wahl umſonſt hergeben, jetzt muß ihm jedoch ſein Gegner 80 Cents per Buſhel zahlen. Henry Johnſon von Louisville, Ken⸗ tucky, iſt ein Katholik, und ſeine Frau gehört der baptiſtiſchen Kirche an. Er wettete mit ſeiner Frau, daß, wenn Me Kinley gewinne, ihr fünf Monate altes Söhnchen im katholiſchen Glauben erzogen werden ſolle und andernfalls im proteſtantiſchen. Frau Johnſon iſt mit dem Ausfall der Wahl ganz unzufrieden. — Ein Geſcheuk Deutſchlands an die Stadt Paris. In Paris hat ſich, dem Berl. Tgbl. zu Folge, ein Komitee gebildet, das die Idee ausführen ſoll, die Rue des nations der verfloſſenen Ausſtellung noch eine Anzahl von Jahren zu erhalten. Deutſch⸗ land hat das Reichshaus für dieſen Zweck zur Verfügung geſtellt. Schon in den nächſten Tagen ſoll das Reichshaus als Ge⸗ ſchenk des Kaiſers formell in d um der Stadt Paris übergehen. In den zu erhal us ſollen Spezialmuſeen eingerichtet werden. Der deutſche Palaſt würde einem Muſeum der wiſſenſchaftlichen Kongreſſe dienen, wo die Archive der abgehaltenen Kongreſſe untergebracht werden ſollen. Der ungariſche Pavillon wäre beſtimmt. einem Muſeum der Civfliſation, der amerikaniſche einem Muſeum der Volks⸗ erziehung, der bosniſche einem Muſeum der Friedensbeſtrebungen, das öſterreichiſche Reichshaus einer retroſpektwen Ausſtellung der Dokumente zu dienen, die ſich auf die Geſchichte und die Vor⸗ bereitung der Weltausſtellungen von 1889 und 1900 beziehen. Im engliſchen Haus ſoll ein hygieniſches Muſeum mit beſonderer Berückſichtigung der Bakteriologie geſchaffen werden; Paſteur und Liſter würden hier ihre beſonderen Säle haben. Es iſt eine Million erforderlich, um mehrere bereits verkaufte Pavillons, ſo den norvegiſchen, zurückzukaufen und Inſtallationsarbeiten bor⸗ zunehmen. Mehrere Pavillons, welche zu leicht gebaut ſind, mußten demolirt werden, ſo die italieniſchen, kükkiſchen und ſpaniſchen Häuſer. Sie würden durch andere erſetzt werden: ſo würde an die Skelle des ſpaniſchen Hauſes der heute in zweiter Reihe ſtehende finländiſche Pavillon gebracht, wo ein 5 ſches Muſeum eingerichtet werden ſoll. — Die Popularität des Präſidenten Krüger hat fetzt auch die Pariſer Boulevards erobert. Seit einigen Tagen wimmelte dort von Camelots“, die die„neueſten Erfindungen des Tages ausſchreien. Es ſind Lieder und Gedichte zum Preiſe der be⸗ ſiegten Helden von Transvaal. Erfindungsreiche„Fabrikanten in Belleville, die den Pariſer Markt mit aktuellen Scherzartikeln verſorgen, haben die„Gelderland“ en miniature nachgebildet Das Bild des Präſidenten Krüger(mit Cylinderhut und Pfeift) ſchmückt Hemden⸗ und Manſchetten⸗Knöpfe. Die Frauen kaufen Broſchen, Nadeln, Medaillons mit dem Krüger⸗Bildniſſe. Fernet ſind maſſenweiſe Fahnen wit den Farben der ſüdafrikaniſchen Republik verkauft worden, die am Tage der Ankunft des Präf⸗ denten in ganz Paris verkauft werden dürften. * 2 General Anzecßer. Mannheim, 23. November Theater, Zunſt und Wiſſenſchaft. Aus dem Heidelberger Kunſtleben berichtet unſer 0⸗Kor⸗ reſpondent unterm 22. Nov.: Geſtern und vorgeſtern ſpielte Fräulein Trieſch aus Frankfurt, beide Male vor ausverkauftem Haus, die Nora. Es war in der That eine Meiſterleiſtung. Der feinnervigen Zigur der Nora iſt die Trieſch bis in die feinſten Faſern nachgegangen und wie ſie ſie mit ſouveräner Künſtlerſchaft geſtaltet, das iſt wirklich anerkennenswerth.— Gleichzeitig mit der geſtrigen Aufführung fand ein Konzert'Aandrades ſtatt. Aus dies war gut beſucht. Für Muſtk iſt in Heidelberg immer Intereſſe und Geld vorhanden.— Unſer jugendlicher Komiker, Herr Knallenberger, wird, wie man hört, demnächſt auf Engagement in Mannheim gaſtiren. Er iſt ge⸗ borener Mannheimer. Hier gefällt Herr Kallenberger ſehr gut, be⸗ ſonders in leichtbeweglichen Rollen. Berlin, 21. Nov. Die Cenſur⸗ und Polizei⸗Verbote machen ſonſt vor den Thüren der königl. Theater Halt. Heute iſt auch das Opernhaus von einem Verbot betroffen worden. Es geht uns dar⸗ über folgende Mittheilung zu:„Auf Grund der Polizeiverordnung vom 19. März 1898 Amtsblatt Seite 120 müſſen die Nr. 2 und 8 des Programmes: Recitativ und Arie für Tenor aus„Der Meſſtas“ Händel und„Parſtifal“(I. Akt Schlußſzene für Soli, Chor und Orcheſter) von Richard Wagner ausfallen. Diejenigen Billetinhaber, die in Folge deſſen die öffentliche Hauptprobe beziehungsweiſe das Konzert nicht beſuchen wollen, erhalten den Betrag der gelöſten Billets von Donnerſtag, den 22. d. Mts. ab bei Bote u. Bock zurück.“ Wenn ſchon ſo ſtrenge Vorſchriften in Bezug auf künſtleriſche Veranſtal⸗ fungen an Buß⸗ und Bettagen und am Charfreitag beſtehen und wenn ſie für alle Privat⸗Theater wie Konzertſäle gelten, dann iſt es jeden⸗ falls nur gerecht, wenn ſie auch den königlichen Theatern gegenüber in Anwendung kommen. Daß Theile des„Meſſias“ und„Parſifal“ dem Verbote verfallen könnten, mag der ſelbſt ſo ſehr fromme General⸗ Intendant freilich nicht befürchtet haben. Der Nachlaß der Ulrike von Levetzow, der„letzten Liebe Goethes“, kam dieſer Tage im Rudolph Lepke'ſchen Kunſtauktionshauſe in Berlin unter den Hammer. Es lag etwas von klaſſiſcher Atmo⸗ ſphäre über dem dichtgefüllten Auktionsſaal, und manche litterariſche Verſönlichkeit von Berlin war erſchienen, um eins von den Bildern aus dem Schloſſe Trziblitz, dem weltentlegenen Landſitz in Böhmen, zu erwerben. Schloß Trziblitz, das mit Gemälden, Kunſtwerken und Büchern angefüllt war, gehörte einſt dem ß5ſterreichiſchen Finanz⸗ miniſter Grafen von Klebelsberg, mit dem ſich Ulrikens Mutter 1843 in dritter Ehe vermählt hatte. Von ihm erbte Ulrike das Schloß mit dem geſammten künſtleriſchen Inventar. Nur einige Familienbilder und perſönliche Andenken haben die Hinterbliebenen zurückbehalten, alles Uebrige, darunter die werthvollen Gemälde von Jacob Ruisdael, Oſtade, Rugendas, Tiſchbein u.., wurde in alle Winde zerſtreut. Die intereſſante Verſteigerung wurde geſtern beendet. Neueſte Nachrichten und Telegramme. Privat⸗Telegramme des„General⸗Anzeigers.“) * Berlin, 23. Nov. Nachdem durch die geſtern veran⸗ laßten polizeilichen Vernehmungen der bereits gegen den RKrimnialkommiſſar Thiel erhobene Verdacht der Begünſtigung und des Amtsmißbrauches eine weſentliche Unter⸗ fützung gefunden hat, iſt der Beamte unverzüglich ver⸗ haftet und der Staatsanwaltſchaft vorgeführt worden. *Berlin, 23. Nov. Ueber die Verhaftung des Krimi⸗ nalkommiſſars Thiel meldet die„Nordd. Allg. Zig.“: Die geſtrige Vernehmung auf dem Polizeipräſidium ergab, daß Thiel im Laufe des Auguſt öfter mit dem Mitangeklagten Sternbergs, Dr. Luppa, zuſammentraf, und daß der Verdacht der Begünſtigung vor⸗ liege. Der Miniſter des Innern beſprach perſönlich mit den zuſtändigen Beamten die weiteren Maß nahmen. Thiel wurde, nachdem die Akten zur zuſtändigen Entſchließung der Staatsanwaltſchaft übergeben worden, in der Nacht verhaftet. Kiel, 23. Nov. Der Kaiſer traf gegen Mittag Fer ein. Heute Mittag fand vor dem Kaiſer, im Beiſein des Mmirals Köſter, ſowie der Viceadmirale Tirpitz und Dietrich und der dienſtfreien Offiziere die Vereidigung der Narinerekruten ſtatt. Der Kaiſer hielt nach der Ver⸗ edigung eine Anſprache und nahm nach Beendigung der Feier⸗ lichkeiten militäriſche Meldungen entgegen. Auf Einladung des Raiſers waren zur Vereidigung italieniſche und öſterreichiſch⸗ ungariſche Marineoffiziere erſchienen. Graudenz, 23. Nov. Der„Geſellige“ meldet: Aus dem Graudenzer Zuchthauſe ſind am Donnerſtag Abend zwei ſchwere Verbrecher nach Durchſägen der Eiſenſtangen mit Hilfe einer ſelbſtgefertigten Leiter entwichen. Wien, 22. Nov. Der öſterreichiſche Antifklaverei⸗Congreß hielt heute ſeine letzte Feſtverſammlung unter Anweſenheit der Protektorin, der Erzherzogin Maria Joſefa und der Erzherzogin Maria Thereſia, ab und nahm mehrere Reſolutionen zu Gunſten der Unterſtützung aller afrikaniſchen Miſſionen an und ſprach unter 9 Auerkennung des Gekeiſteten die Hoffnung aus, daß die Kolonial⸗ mächte thatſächlich die in Afrika noch beſtehende Sklaverei erfolgreich bekämpfe. *Wien, 23. Non Dem Bildhauer Zumbuſch gingen an⸗ Aißlich ſeines heutigen 70. Geburtstages bereits geſtern zahlreiche Glückwün ſche zu, darunter auch vom Erzherzog und der Erz⸗ herzogin Rainer und dem Prinzregenten Luitpold von Bayern. * Paris, 23. Nov. Der„Temps“ ſtellt feſt, daß der Reichskanzler Graf Bülow in den Debatten des Reichstags über die Chingexpedition einen unſtreitbar großen Erfolg errungen habe. * Petersburg, 23. Nov. Die direkte telegraphiſche Lerbindung zwiſchen Blagowieſchtſchenst, (Dhaborowsk und Wladiwoſtok, welche durch Eis⸗ gang auf dem Amur und Kabelbeſchädigung ſeit dem 6. Oktober geſtört war, wurde am 21. November durch Errichtung einer Lufttelegraphenlinie über dem Eis wiederhergeſtellt. *Kopenhagen, 23. Nov. Nach hier vorliegenden zu⸗ derläſſigen Nachrichten aus Petersburg iſt das Befin den es Zaren entſchieden beſſer, und hat ſich durchaus nicht, wie auswärts gerüchtweiſe verlautet, verſchlimmert. Kopenhagen, 12. Nov. Bei der Fortſetzung der Be⸗ dathung der Steuervorlagen der Regierung im Landsthing mees zu ſehr heftigen Auseinanderſetzungen zwiſchen dem Miniſter⸗ räſtdenten und dem Grafen Frijs⸗Frijenborg, dem Hauptvertreter der teuervorlagen des Folkething in Landsthing, welch' letzteres dringend ie Durchführung dieſer Vorlagen verlangte. Für die Regierungsbor⸗ * trat in beſtimmter Weiſe der ehemalige Miniſterpräſident Eſtrup London, 23. Nov. Nach einer Meldung der„Times“ aus zio de Jineiro vom 22. Nov., wurden Andrade und Figueira, e der Verſchwörung angeklagt waren, freigeſprochen. *Bukareſt, 22. Nov. Im Mord⸗ und Komplasscozeß kgendes Urtheil gefällt: Es werden nur den Student v und tifanow mildernde Umſtände bewilligt. Um 9 Uhr Abends fällte Gerichtshof das Urtheil: Wegen der Ermordung Fitowski's werden Mörder Hlief zu lebenslänglicher und ſeine Mitſchuldigen Mitew Soicew zu 20jähriger Zwangsarbeit verurtheilt. Trifanow als hriger wird auf 2 Jahre in einem Arbeitshauſe un cht Wegen der Ermordung Michafleano's werden verurtheilt: Der Mörder Dimitrow zu lebenslänglicher, Alexow zu 20jähriger Zwangsarbeit und Petew zu 5jähriger Einſchließung. Wegen der Verſchwörung gegen den König Carol erhält Bogdanow 10 Jahre Gefängniß, Alexow, Petew und Dimitrow werden ſolidariſch zur Zahlung don 10 000 Franes verurtheilt. Die Mitſchuldigen Sarafow, Davidow, Kovacew, Petrow und Stojanow werden zu lebenslänglicher, Theodorow, Bosniakow, Poparſow, Zamfirow, Tzevettow, Trolew, Buslakow und Skono⸗ mow zu 20jähriger Zwangsarbeit verurtheilt. Außerdem haben Sarafow und die an der Ermordung Michaileono's Mitſchuldigen 10 000 Franks an die nebenklägeriſche Civilpartei zu zahlen, welche 100 000 Francs verlangt hatte. New⸗Nork, 22. Nov. Nach einer Depeſche aus Colon ſind die Aufſtändiſchen bei Banaventura von den Regier⸗ ungstruppen vollſtändig vernichtet. 2 Generale der Auf⸗ ſtändiſchen ſind gefangen und 3 Geſchützezerbeutet worden.— Der Gouverneur von Panama, Aeban, leitete an Bord des von der kolumbiſchen Regierung beſchlagnahmten engliſchen Dampfers „Fatoga“ perſönlich die Oparationen. Waſhington, 22. Nov.(Reutermeldung.) Kaſſon, der gemäß den Beſtimmungen des Dingley'ſchen Tarifgeſetzes als Spezialkommiſſar eingeſetzt war, unterhandelt gegenwärtig über einen Reeiprocitätsvertrag mit Rußland. Der⸗ ſelbe ſtößt auf Schwierigkeiten, einen Artikel zu finden, der die Grundlage für Tarifherabſetzungen bilden könnte. So iſt Zucker ein ſehr ſchwieriger Punkt. Bisber haben die Vereinigten Staaten unter Berfckſichtigung der Vorſtellungen Rußlands keine Differentialabgaben von durch Prämien unterſtützten Zucker erhoben, während Rußland davon Abſtand nimmt, ſeine Maximalzölle auf die Ausfuhr der Vereinigten Staaten zu legen. Wie verlautet, kann der gegenwärtige Zuſtand freundſchaftlicher Vereinbarung jeden Augenblick auf das Vorgehen einer der beiden Seiten gefährdet werden. Anſcheinend plant Rußland eine Erhöhung von 80 pEt. bei dem Zoll auf amerikaniſches Mehl. 1 1 Krüger in Marſeille. Paris, 23. Nov. Die geſammte Preſſebeſpricht die Ankunft Krügers in langen Artikeln. Die republikaniſchen Blätter drücken ihre Freude darüber aus, daß die begeiſterten Kundgebungen einen für Krüger ſo würdigen Verlauf nahmen.„Figaro“ meint, man werde vielleicht finden, daß die dem Präſtdenten zu Theil gewordenen Kündgebungen ein wenig im Mißverhältniß zu der wirklichen Hilfe ſtehen, welche die Fran⸗ zoſen bis auf wenige Ausnahmen den Buren geleiſtet haben. 2Radical“ ſchreibt, Frankreich werde für die Buren nichts thun können. Wir bewundern Krüger und begrüßen ihn mit Achtung und Trauer, aber wir halten es für würdiger, uns nicht Den⸗ jenigen anzuſchließen, die den Präſidenten mit leeren Worten zu täuſchen ſuchen.„Siecle“ meint, die Nationaliſten hoffen durch die Demonſtrationen für Krüger irgend einen Zwiſchenfall herbei zu führen. Es ſei kein bloßer Zufall, daß die Campagne für den Prinzen Louis Napoleon mit der Ankunft Krügers Zuſammen⸗ falle. Mehrere miniſterielle Blätter ſprechen die Hoffnung aus, daß Krüger ſich nicht dazu hergeben werde, die Geſchäfte der Nationaliſten zu beſorgen und weiſen mit Befriedigung darauf hin, daß er die ihm zugedachte Ehrung im Pariſer Rathhauſe noch nicht endgiltig angenommen habe. * Marſeille, 23. Nov. Heute Vormittag 9 Uhr verließ Krüger das Hotel und fuhr nach dem Bahnhofe, auf dem ganzen Wege von der Menge begeiſtert begrüßt. Vor Abgang des Zuges trat Krüger in die Wagenthüre und hielt eine An⸗ Dug 9 8 9 ſprache, worin er nochmals für den ihm gewordenen Empfang dankte und die Erwartung ausſprach, überall denſelben Sym⸗ pathien zu begegnen, denen dann hoffentlich Handlungen folgen würden, welche die Sache der Buren unterſtützen, und ihr ſchließlich dienen würden. Krüger bringt die Nacht in Dijon zu. * Marſeille, 23. Nov. Nach Empfang des Tele⸗ gramms, welches Präſident Krüger nach ſeiner Ankunft in Frankreich an den Präſidenten Loubet geſandt hat, erſuchte dieſer den Präfekten, Krüger ſeinen Dank zu übermitteln, und ihn gleichzeitig und im Namen des Präſidenten der Republik willkommen zu heißen. Da Krüger ſich noch zu abgeſpannt fühlt, um den Präfekten zu empfangen, hat Leyds dem Präſtdenten Krüger dieſe Mittheilung gemacht. *** Zur Lage in China. * Berlin, 23. Nov. Das Oberkommando meldet: Die Colonne Pork erreichte am 7. Hſuenhwa, 25 Kilomeder ſüdöſtlich von Kalkan. Die dort zurückgebliebene ſchwache Be⸗ ſatzung legte die Waffen nieder. Die Colonne Mühlfeld ſetzte am 20. den Marſch von Sankiatien auf Ankiatſchwan fort. Der Geſundheitszuſtand des Expeditionskorps iſt gut. Typhus und Ruhr haben abgenommen. * London, 23. Nov. Die„Times“ meldet aus Peking vom 20.: Lihungtſchang äußerte, die Ernennung Puchangs zum Gouverneur von Hupe ſei in Folge des energiſchen Wider⸗ ſpruchs des engliſchen Geſandten rückgängig gemacht worden. An ſeiner Stelle ſei Chinghſing, der Schatzbeamte von Honan ernannt. Dieſe Ernennung, beſagt die Times⸗Meldung weiter, ſei ebenſo unerwünſcht, wie die Puchangs. *London, 28. Nov. Nach einer Meldung der„Times“ aus Peking vom 20. ſind die Geſandten überein⸗ gekommen, daß die offenbare Unaufrichtigkeit, welche die Chineſen dadurch bewieſen, daß ſie im Auslande tendenzibſe Nachrichten verbreiteten, in der gemeinſamen Note, deren Ueber⸗ reichung in Folge der auseinandergehenden Intereſſen der euro⸗ päiſchen Mächte verzögert wurde, Erwähnung finden ſoll. * London, 23. Nov.„Daily Telegr.“ erfährt aus Waſhington: Me Kinley und Staatsſekretär Hay verhehlen nicht, ihre Mißſtimmung über den Bericht Congerz, worin die Anſicht ausgedrückt wird, daß die verhängten Strafen ungenügend ſeien. Wenn Conger nicht ſo ſtark von Miſſionar⸗ kreiſen geſtützt würde, heißt es in der Meldung des genannten Blattes, wäre er ſchon durch eine andere Perſönlichkeit erſetzt worden. * Shanghai, 23. Nov. Die Reiſe Seymours und Warrens den Jangtſe aufwärts bezwecke einen Beſuch in Hankau. Deutſcher Neichstag. (8. Sitzung vom 28. Novbr.) Am Bundesrathstiſche Poſadowsky und Goßler. Das Haus und die Tribünen ſind mäßig beſucht. Balleſtrem eröffnet die Sitzung 1 Uhr 20 Min. Fortſetzung der Berathung der China⸗Vorlage. Haſſe(natl.) führt aus: Graf Lerchenfeld habe darauf auf⸗ merkſam gemacht, daß ein gewaltiger Unterſchied beſtehe zwiſchen den Votum des 9 n, die gemachk ſeien gegen das en, bei denen das Votum noch nicht eingeholt iſt. Der Unterſchied muß anerkannt werden und ich kann mich daher den Bedenken des Abg. Bachem nicht anſchließen, aber der Reichst g. hat ein Intereſſe daran, mit ſeiner Forderung in dieſer Bezieh höchſt weit zu gehen und auf der Indemnität zu beſtehen, die uns ja auch in Ausſicht geſtellt wurde. Erfreulich iſt die Verſicherung des Reichskanzlers, daß wir auch in China deutſche und nur deutſche Politik treiben wollen. Er⸗ freulich iſt, daß der Reichstag mehr und mehr Intereſſe an der aus⸗ wärtigen Politik gewinnt. Gegenüber den ſozialdemokratiſchen denken muß feſtgeſtellt werden, daß die auswä igen Angelegen ſtets die Zuſtimmung der Mehrheit der bürgerlichen Parteien inden haben, auch die Flottenvermehrung und die Erwerbung von Kiautſchou, Auch dieſes waren Akte der Welkpolitik. Die Kolonialpolitik iſt zum Theil Weltpolitik, eine geſunde Heimathspolitik iſt durch Weltpolitiſ bedingt. Der Kaiſer verdient Dank dafür, daß er zuerſt vor den Staafs⸗ männern die Weltpolitik in ſein Programm aufnahm. Der Initiaive des Kaiſers und ſeiner Beharrlichkeit verdanken wir das Feſthalten an dem Gedanken der Weltpolitik, der in den Geiſt des Volke gedrungen iſt. Zu den wichtigſten Aufgaben des Reichskanzlers gehört es, den Kaiſer über die wirkliche Stimmung im Volke zu informiren. Der Schutz der Deutſchen im Auslande gehört zu den wichtigſten Theilen der Weltpolitik; vermißt haben wir dies bei den Ausweiſungen in Südafrika. Wir brauchen eine Kolonialarmee; die Erfahrungen der letzten Monate ſprechen dafür. Ich verſtehe darunter eine militäriſche Organiſation im Reiche ſelbſt, welche bezweckt, als Erſatz zu dienen für die Schutztruppe, und jeden Augenblick bereit ſein muß, für über⸗ ſeeiſche Zwecke. Staatsſekretär des Auswärtigen von Richthofen: Auf eing Bemerkung des Vorredners, daß die aus Transbaal aus ge⸗ wieſenen Deutſchen ſchutzlos waren, muß ich ſagen, ich glaube, daß das deutſche Reich und ſeine Konſuln ihre Pflicht erfüllt haben, trotz ſchwieriger Verhältniſſe, unter denen ſie zu wirken hatten. Wir müſſen es als völkerrechtlich berechtigte Maßnahme erkennen, daß die engliſche Regierung diejenigen Ausländer vom Kriegsſchauplatze ent⸗ fernt hat, bei denen die näheren Umſtände des jeweiligen Falles ſie dazu berechtigten. Dagegen ſind wir für Diejenigen, welche ausge⸗ wieſen wurden, ohne zureichenden Grund, oder mit einer Härte, wie ſie nicht geboten ſchien, nachdrücklich ein getreten und haben zunächſt Antrag auf Entſchädigung für ſie geſtellt. Die Groß⸗ britanniſche Regierung hat uns die Mittheilung zugehen laſſen, daß ſie bereit ſei, den unberechtigt Ausgewieſenen eine Entſchädigung zu gewähren. Der Modus hierfür unterliegt gegenwärtig Verhandlungen zwiſchen den beiden Regierungen. Wir werden uns auch Derer an⸗ nehmen, welche Belege für die geforderte Entſchädigung nicht aufzu⸗ weiſen haben. Bei dieſen wird die Fixtrung der Entſchädigung aller⸗ dings ſchwierig ſein. ö gebürtiger Ein, wie ich glaube, aus Dresden geb Mann, der arm nach Transvaal gekommen und arm bon dort fork⸗ gegangen, verlangte 10 000 Enkſchädigung und reduzirte dann die Summe auf 300/ Reiſekoſten. Bebel: Was Graf Lerchenfeld geſtern ſagte, war nichts mehr und nichts weniger, als die Rechtfertigung des Verfaſſungsbruchs, der notoriſch vorliegt und mit nichts aus der Welt geſchafft werden kann. Dies iſt um ſo wichtiger, als Bayern in Deutſchland als der Bundesſtaat gilt, von dem man in erſter Linie Wahrung des konſtitutionellen Standpunktes gegenüber Preußen erwartet. Die Ausführungen des Grafen Lerchenfeld ſtanden im Gegenſatz zur Rede des Reichskanzlers. Nach der Auffaſſung des Grafen Lerchenfeld könnte der ganze Gtat nie eine ganz neue Organiſation vorgenommen werden, ohne daß man uns vorher fragt. Wir laſſen uns das nicht gefallen und werden entſchieden gegen derartige Dinge auftreten. Das Centrum iſt Schleppenträger der Politik des Reichskanzlers. Schrader(freiſ. Ver.) ſchwer verſtändlich erklärt: geſtern vom Wangenheim erwähnten V Miniſt len zu leiden gehabt, auch Bi Graf Bülow, der Kriegsmi Unter des hältniſſen hätten tarck und Ca i 9 9 ſter und n he vird die Vorlage an die Budgekkommiſſio berwieſen. Morgen 1 Uhr: 12 000 Mark⸗Interpellation. Frankfurt a.., 23. Nopbr.(Effektenbörfe). Anfangscourfe. Kreditaktien 206.50, Staatsbahn 140 80, Lombarden 26.80, Ggypter .—. 4% ungar. Goldrente 96.60, Gotthardbahn 146 90, Disconto⸗ Commandit 177.—, Laura 208.80, Gelſenkirchen 180.10, Darmſtädter 181.50, Handelsgeſellſchaft 148.50. Tendenz: ſchwach. Conrszettel der Maunheimer Effektenbörſe vom 23. November Obligationen. Staatspapiere. Pfandbrieſe. 4,Badiſche Obligat.—.— 4. Mbein. Hyp.⸗B. unk. 1902 99.50 9½„(abgeſt.) 94.05 ö5 M. 90.00 5%% Oblig. Marz 25 70 bz 3%„„„„ 1904/ 90.80 5 300„ 1886 95.6 b 5%„„„ Communal 91.— 90 “1 1807% 98.15 bö Stadte⸗Aulehen. 84.25 bz 870% Frelburg i. B. 305 3 3 Karlsrußer v. J. 1896.— 37% Pat 140. b 4% Ludwigshaſen öön 1900 98.80 5 Obligatlonen 5 5 4½% Sudwigshafen M. 1 5 50 4 5 75 50 0 Deutſche Reichs anlelhe 85 95 3% Maunheimer Obl. 1886 50 12 32¹ů 6„ 1888 2. 3%„ 55 86.60 bz 81 1895 91.25 7 Preuß. Conſols 8 80 bz 51%„ 1898 91— 5 75 5.40 6 Induſtrie⸗Obligationen 66 45 b ½ Bab A ⸗G f. Ahſchifff. 100.8 4 Brauerei Kleinlein Heldelb.— Eiſenbahn⸗Anlehen. 47/ 7 Bebr. Hemmer 100. 4 Jenzmühle 4 Pfälz.(udw. Max Nord) 100.80 B 4½ Speyerer Ziegelwerke 101— 8/„ 85 91.50 4½ Verein Chem. Fabriken 101.—8 3„„ couvertirt, 8 W 4½% Zellſtofffabrit Waldhof 100.10 Aktien. Bauten. Pfalzbrau v. Geiſel u. Mohr94.— 8 Brauerel Sinner, Grünwinkel 280.—. Badiſche Bank 120.50 G Schroedl Heidelberg 148— Gewerbevank S e„Schwartz, Speher 132.— G Mannheimer Ban 116. G 2 Schwetzingen 70.50 Bank 115.50 G Sonne Weltz Speyer 149.50 9 Pfälziſche Bank 135. 75 Storch, Sick 107.— 8 Pfälz. Hyp.⸗Bane 161.40 B 1 Werger e 90.—6 Pflz. Spar⸗ u. Cdb. Landau 135.— G Wormſer Brauhaus v. Oertge 188. 8 Mheiniſ 41.50 G 355 8 We e 5 55 Pfälz. Preßh. u. Spritſabr. 118.— 8 Slldd. Bank 108.80 53 Transport Süddeutſche Bank Gunge) Akt.— und Berſicherung. Eiſenbahnen. Gutjahr⸗Aktlen 122 ee 89 885— Mannh. Dampfſchleppſchiff 11 8 bhaus 01.— 2. Nordbahn 120.— 0 Bad. Rück f. Mitberſch. Heilbronner Straßenbahnen 84.„ Schifffahrt⸗Aſſecuranz 536.— Chemiſche Induſtrie. Tontinentale Verſicherung 320. 8 .⸗G. f. chem. Induſtrie 117— 8 Mannheimer Verſicherung 400.— Badiſche Anilin⸗ u. Soda 894.— 5 Oberrhein. Verſ.⸗Geſellſchaft 250. G 75 F„„ funge Württ, Transportverſich. 700.— Chem. Fabritk Goldenberg 184. 8 duſtri Chem. Fabrit Gernsheim 29.75 B„Judnuſtrie. Verein chem. Fapriken 176.— Act.⸗Geſellſch. f. Seilinduſtrle 148.— 2 VBerein B. Beſfabrten 106. G Dingler'ſchc Maſchinenfahrſt 160. Weſteregeln Alkal. Stamm 224.— C Emälllirfabrik Kirweiler 1„ Vorzug 104.— Malkammer 12055 7 Ettlinger Spinnerei.— Brauereien. Hüttengeimer Sp unerei 89.— Bad. Brauerei 145.— Kartsr. Nähmf Hald u. Neu 1db. Binger Aktienbierbrauerei 95.— 8 Mannh. Gum.⸗ u. Asbeſtfabr. 88.— Durlacher Hof vorm. Hagen 190.— G Oggersheimer Spinnere, Eichbaum⸗Brauerei 173.— 8 Pfälz. Nähm. u. Fahrräderf 80.— GElefantenbräu Rühl, Worms 106. B Portl.⸗bementwk. delberg 188.— Brauerei Ganter, Freiburg 107. G Vereinig. Freibu lw. 118. Kleinlein, Heldelberg 147.50 Verein Speyerer 101.50 8 Homburger Meſſerſchmitt 983.— Zellſtofffabrie W 228.— 8 Ludwigshafener Brauerel.— Zuckerfabrit W el 7t·.— 5· Mannh. Aktienbrauerei 164.— G uckerraffinerie Mannheim 146.— Maunheimer Effektenbörſe vom 23. Nov. An der heutigen Börſe war das Geſchäft etwas lebhafter. Im Verkehr ſtandenz Spar⸗ und Creditbank, Landau 135 ¼, Heilbronner Straßenbahn⸗ Aktien zu 84%, Aktien der Akt.⸗Geſ. für chem Induſtrie zu 117% und Aktien der Chemiſchen Fabrik Gernsheim zu 29.75%. Geſucht waren Gutjahr⸗Aktien zu 123%, während Bad. Anilin 394., Brauerek Eichbaum⸗Aktien 173., Akt.⸗Geſ. für Seilinduſtrie 148 B. essebügel, Mannheim, C, 16, billigst bei Curt Paanos Sein Vereinsregiſter. No. 364/5. Zum Vereinsre⸗ giſter Band.,.⸗Z. 22, wurde eingetragen: 70897 Schwarzwaldverein, Sektion Maunheim Ludwigshafen, Maunheim. 70897 Die Satzung des Hauptvereins iſt am 11. Juni 1899 und die der Sektion am 18. Mal 1900 feſtgeſtellt. Der Sektionsvorſtand beſteht aus 12 bis 18 Mitgliedern, darunter der Vorſitzende, ſtellver⸗ tretende Vorſitzende, Rechner und Schriftführer, und iſt beſchluß⸗ fähig, wenn außer dem Vorſitzen⸗ den mindeſtens 4 dieſer Mit⸗ glieder erſchienen ſind. Den reinsvorſtand im Sinne des Bürgerl. Geſ.⸗Buchs bilden der Vorſitzende und der Rechner. Miiglieder des Vorſtandes find: Direllor Dr. O. Schneider, J. Vorſitzender Direktor Wilhelm 6 vertretender Vorſitzen L. J. Peter, Schrift⸗ Direktor H. Vogelgeſang, ner, anwalt Friedrich König, Faufmann Wilhelm Berrer, E. Buddeberg, Kaufmann Auguſt Helwert, Landgerichtsrat)ß Br. Carl Hummel, Haufmann F. Speer, Win. Mayer⸗Dinkel, Bberrechnungsrath A. Zeiß, alle in Maunheim, Direktor A. Kächelen und her in Ludwigshafen. jeim, 22. Nobbr. 1900. Sroßh. Amtsgericht I. Volksbibliothek. In Folge der täglich ſteigenden me der Volksbib⸗ Hlothek kann der Nachfrage in Zeitſchriften nicht mehr genügend enkſprochen 70 Wir bitten daher wohlwollend eunde um e enkbehrlich gewor⸗ ener Zeitſchriften. 35728 Der Vorſtand Handels— Cusse en Vinc. Stock 1, 2 Mannheim, III. Stock. Waehführung: elnf,, dopp., Amerik., Wechsehn,Effektenkundo, KHKaufm. Rechnen, Stene- Fraphie(Gabelsb.), Handelskorrespondens, Konterpraxis. 62810 Sehbnschreiben, deutsch u. lateſnisch, Kopfschr., Rund- sehrift, Unschinenschr.ete. 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Abend⸗ liſch, auf Wünſch Logis. 70088 70 3 Ilmmer mit Zu⸗ 1 5 6 hehör zu vom, 69039 Bekanntmachung. Die Berkehrs⸗ und Betriebsordnung für die ſtädtiſche Straßenbahn in Maunheim betr. (546) Nachſtehend bringen wir die mit Zuſtimmung des Staptraths erlaſſene und von Gr. Herrn Landeskommiſſär unterm 18. November 1900 No. 5611 für vollziehbar erklärte ortspoltzei⸗ liche Vorſchrift„Verkehrs⸗ und Betriebsordnung für die ſtädtiſche ee in Maunheim“ zur öffentlichen Kenntniß. Mannheim, 22. 15 7040⁰ Perkehrs⸗ und Belriebsordunug für die flädtiſche Straßenbahn. A. Beſtimmungen für den Verkehr. 1 8 1 Die den Straßenbahnwagen benützenden Perſonen haben den Anordnungen des mit Dienſtkleidung, Dienſtabzeichen oder Legiti⸗ mation verſehenen Dienſtperſonals Folge zu leiſten⸗ 2 Beſchwerden des Publikums über Anordnungen oder Ver⸗ halten des Dienſtperſonals ſind bei dem ſtädtiſchen Straßenbahn⸗ amt anzubringen. Bei jeder Beſchwerde iſt thunlichſt die Dienſtnummer des Angeſtellten, die Wagennummer, die Zeit des Vorfalls, ſowie die genaue Adreſſe des Beſchwerdeführers anzugeben. 8 3 Der Wagen hält nur an den beſtimmten, durch eine Tafel kenntlich gemachten Halteſtellen zum Ein⸗ und Ausſteigen der Fahrgäſte; die Ankunft an einer Halteſtelle iſt durch den Schaffner den Fahrenden zur Kenntniß zu bringen. Das Ein⸗ und Ausſteigen während der Fahrt iſt verboten. Daſſelbe darf nur während des Anhaltens des Wagens auf der in der Fahrtrichtung rechts liegenden Seite geſchehen. 8 4 Sind ſämmtliche Sitz⸗ und Stehplätze beſetzt, was dem Pu⸗ blikum dürch Aushängen einer Tafel„Beſetzt“ ängezeigt wird, ſo werden weltere Fahrgäſte nicht aufgenommen. Das Rauchen im Innern der geſchloſſenen Wagen iſt nicht geſtattet. 8 6. Das eigenmächtige Oeffnen des Plattformabſchluſſes, das Hinauslehnen des Körpers aus dem Wagen, das Stehenbleiben auf dem Trittbrett, das Lärmen, Singen und Muſicieren iu Fict der Fahrt und an den Halteſtellen, das Anfaſſen der zur Fort⸗ bewegung und Beleuchtung dienenden Wagentheile, namentlich auch der Signalapparate, das Beſchmutzen der Wagen durch Aus⸗ ſpucken in denſelben iſt verboten. „Das Oeffnen und Schließen der Thüren, Fenſter und Vor⸗ hänge darf ausſchließlich durch das Dienſtperſonal der Straßen⸗ ahn bewirkt werden. 8 7. Das Mitnehmen von Hunden auf die Plattform oder in die Wagen iſt unterſagt. 8. Das Feilbieten von Wagren, Austheilen von Reklamen und ähnliche, die Fahrenden beläſtigende Verrichtungen ſind in den Straßenbahnwagen verboten. 9. Das Handgepäck iſt von den pe de ſelbſt zu beaufſichtigen; — übernimmt für daſſelbe keine Verantwort⸗ lichkeit. 8 10. Gefährliche Gegenſtände, insbeſondere geladene Schußwaffen, Ae und ändere Exploſipſtoffe, ſowie leicht entzündliche chemiſche Präpgrate, ebenſo Gegenſtände, welche Fl kelten oder andere Stoſſe enthalten, die auf irgend eine Welſe ſaden ver⸗ urſachen können, ſowie endlich ſoſche Gegenſtände, welche den Mitfährenden durch den Geruch oder in anderer Weiſe läſtig fallen, 05 niſcht in die Wagen oder auf die Plattform mitgenommen werden. 8 11. Von der Mitfahrt werden ausgeſchloſſen: Betrunkene und ſolche Perſonen, welche ſich lärmend, ünanſtändig oder widerſetzlich benehmen, ſich den Anordnungen des Dienſtperſouals nicht fügen, oder durch Rohheiten, wegen Krankheit oder aus anderen Gründen den Mitfährenden augenſcheinlich läſtig fallen. 12 Der Fahrgaſt hat nach Eintritt in den Wagen unter Angabe des Endziels ſeiner Fahrt beim Schiffner einen Fahrſchein zu löſen, oder ſeine Abonnementskaxte oder ſeinen ſouſtigen Fahrt⸗ gusweis vorzuweiſen; der gelöſte Fahrſchein gilt auch für die Fort⸗ ſetzung der Fahrt in einen Umſteigewagen. 5 Auf Verlangen des Dienſtperſonals ſind die Fahrtausweiſe auch während der Fahrt vorzuzeigen. Perſonen welche im Wagen ohne giltigen Ausweis betroffen werden, haben die Taxt vom Ausgafigspunkt des Wagens an nachzuzahlen, wenn ſie nicht glaubhaſt machen können, wo ſie eingeſtiegen ſind. 8 18. Die Fahrſcheine können vom Inhaber nach der Fahrt nicht an eine andere Perſon überttagen werden und verlieren die Gültigkeit mit dem Verlaſſen des Wagens, und wenn der Fahr⸗ ſchein zum Umſteigen berechſigt, mit dem Verlaſſen des Umſteige⸗ wagens ſowie an den Endpunkten der Linie. 145 Das Umſteigen kann nur an den Umſteigſtellen in den nächſt nachkommenden, noch nicht deſetzten Wagen erfolgen. Weiterbefühderung kann nut, ſoweit Platz vochanden, gewähr⸗ leiſtet werden. Wenn das Dienſtperſonal der Straßenbahnen die Giltigkeir eines Umſteigefahrſcheines beanſtandet, iſt daſſelbe verpflichtet, Nach ahlung zu verlangen. Der Fahrgaſt hat in dieſem Falle Nachzahlung zu leiſten und etwaige Beſchwerde bei dem Straßen⸗ bahnant vorzubringen. 8 15. Diejenigen Fahrgäſte, welche gegen vorſtehende Verkehrsord⸗ nung handeln, den nach Maßgabe derſelben ergehenden Anord⸗ nungen des Dienſtperſonals der Straßenbahnen nicht Folge leiſten und hierdurch Störungen des Straßenbahnbetriebs helvor⸗ rufen, haben nach Aufforderung des genannten Dienſtperſonals. ohne Anſpruch auf Erſatz des bezahlten Fahrgeldes, den Straßen⸗ bahnwagen ſofort zu verlaſſen; auch werden dieſelben zum Zweck der Beſtrafung zur Anzeige gebracht. 16 Fuhrwerke, Handkarren, Reiter, Vlehtreiber u. ſ. w. haben in allen Fällen den Straßenbahnwagen vollſtänvig und ſo rechtzeitig auszuweichen, daß die verkehrenden Straßenbahnwagen nicht efährdet oder aufgehalten werden. Wo die Umſtände es ge⸗ ſtatten, hat das Ausweichen rechts zu geſchehen. Es iſt unterſagt, einem im Gang befindlichen Straßenbähnwagen vorzufahren oder vor dem herannahenden Straßenbahnwagen die Geleiſe zu kreuzen. 17. Ju den von Straßenbahnlinien durchzogenen Straßen haben an ſämmtlichen Straßenbahnkreuzungen Fuhrwerke, Reiter u. ſ. w. die Gangart zu verkürzen. An denjenigen Stellen, wo neben den Geleiſen nur für ein Fuhrwerk Raum iſt, darf beim Herannahen des Straßenbahn⸗ wagens kein Fuhrwerk, Handkarren, Reiter und Viehtreiber aus der Reihe ausbrechen, die vorn befindlichen zu überholen oder ſich in die Reihe derſelben verſuchen. 18. Fuhrwerke, Handkarren, Pferde oder Vieh dürfeen auf dem Geſeiſe der Straßenbahn oder in einer Entfernung von wenlger als iem von der nächſten Schiene nicht ſtehen bleiben. Neben den Geleiſen ſtehen gelaſſene Pferde müſſen unter Aufſicht ge⸗ gehalten werden. 8 19. Im Falle eine nicht in geſchloſſener Ordnung(ohne Tritt) marſchirende Truppenabtheilung die Straßenbahn kreuzt, muß die Truppenabtheilung die die Kreuzung paſſterenden Straßenvahn, wagen durchfahren laſſen. Bei im Fritt marſchirenden Truppen⸗ abtheilungen iſt dem Wagen das Durchfahren je am Ende einer Compagnie, Eskadron oder Batterie zu geſtatten, Wenn Straßenbahnwagen einer marſchirenden Truppen⸗ abthellung begegpin oder dieſe einholen, muß die Truppenabtheilung die Geleiſe für die ungehinderte Fahrt der Straßenbahnwagen freimachen. Geueral-Anzeiger. kreis⸗Verkündigungsblall. Feulerwehrabthel kungen, welche einer randſtäke elten, muß dle Straßenbahn vollſtändig, nöthigenfalls durch Einſtellen der Jahrt, Platz machen. 8 20. 55 In den don Straßenbahnlinien durchzogenen Straßen dürfen keine Fuhrwerke verkehren, die mit ihrer Ladung in Höhe von .80 m vom Straßen⸗Niveau an gerechnet, überſteigen, oder die breiter ſind als 2,40 m. 8 21. Es iſt verboten, die Bahnlinie und ihre Zubehörden als Ge⸗ bäulichkeiten, Wagen, Stromleitungen, Maſte, Signale, Warnungs⸗ und Haltetafeln und dgl. zu beſchädigen oder zu verändern, le Signale nachzuahmen, die Ouer⸗ und Stromleitungsdrähte mit irgend welchen Gegenſtänden zu die elektriſchen Leitungen zu berühren, auf dem Geleiſe oder näher als 1,5 m von der nächſten Schiene entfernt Gegenſtände abzuladen oder irgend ein⸗ Arbeit zu verrichten, überhaupt irgend welche Handlungen vor zunehmen, welche geeignet ſind, den Betrieb zu ſtören oder zu gefährden. 8 22. ̃ Ebenſo iſt verbolen, Kinder den Geleiſen oder in deren unmittelbaren Nähe ſpielen zu laſſen. 23 An Gebäuden oder an Maſten angebrachte Fahnen dürfen die Drähte der elektriſchen Bahn nicht berühren. 8 24. 5 Die mit der Ueberwachung der Einhaltung der Coneeſſious⸗ bedingungen betrauten Beamten, ſowie die im Bienſie befindlichen Beamten der Polizei und Gendarmerie haben in Ausübung ihres Dlenſtes auf Grund der ihnen zu ertheilenden Ausweiskarten freien Zutritt auf die Straßenbahnwagen. B. Beſtimmungen für den Betrieb. 5 8 25. Die Motorwagen und die Anhängewagen dürfen au der 1 Ausladung eine Breite von 2,00 m. nicht überſchreiten. hie Länge der Wagen beträgt zwiſchen Puffern gemeſſen,.5 bis .00 m; mehr als ein Anhägewagen iſt für einen Zug im Stadt⸗ verkehr nicht geſtattet. 0 Jeder Motorwagen muß eine kräftig und ſicher wirkende Ge⸗ brauchsbremſe und eine elektriſche Nolhbremſt erhalten. Jeder Wagen muß im Junern genügend erleuchtet ſein, muß ferner auf der Stirnwand der vorderen Plattform zur Beleuchtung der vor den Wagen befindlichen Straßenſtrecke eine Reflektorlampe und oben auf der rechten Selte des Wagendaches eine Signal⸗ laterne beſitzen. Die Bezeichnung der einzelnen Linien hat bei Tag durch farbige Scheiben, bei Nacht burch farbige Lampen, die auf dem Plaltformpach befeſtigt ſind, zu geſchehen. Jeder Wagen muß mit einei fortlaufenden Nummer verſehen ſein, welche im Innern des Wagens und an der Außenſeite desſelben leſerlich angebracht ſein muß; ebenſo muß an jedem Wagen die Anzahl der Siß⸗ und Stehplätze, welche er enkhält, deutlich angeſchrieben ſein. In jedem Straßenbahnwagen muß ein Auszug aus dem Tarif⸗ und der Verkehrsordnung angeſchlagen ſein. 8 26 Der Betrieb regelt ſich nach dem Fahrplan. Die werden durch den Tarif feſtgeſtellt. Beide unterliegen der ſtaat⸗ lichen Genehmigung. Die auf Namen lautenden Fahrſcheine dürfen lediglich von den Benanuten benützt werden. 8 27. Jeder Motorwagen wird durch einen Schaffner und einen Wagenführer, jeder Anhängewagen durch einen Schaffner bedient. Beim Betriebe dürfen nur unbeſcholtene Perſonen beſchäftigt werden. Die Wagenführer ſollen bei ihrem Dienſteintritt nicht fünger als fünfundzwanzig und nicht älter als fünfunddreißig Jahte ſein. 28. Die im äußeren Betriebsdienſte beſchäftiglen Perſonen haben dem Publikum gegenüber höflich und beſcheiden aufzutreten. Dieſelben häben ſich mit der Betriebsordnung, der Verkehrs⸗ Wacen und den ſpeziellen Dienſtvorſchriften genau vertraut zu machen. 8 20. Während der Ausübung des Dienſtes haben die Schaffner und Wagenführer die Dienſtkleidung zu tragen. Das Nauchen während des Dienſtes iſt ihnen unterſagt. Es iſt dem Fahrperſonal ſtrengſteuß verboten, ſich aus dem Dienſte zu entfernen, bevor entweder Ablöſung oder Erſatz einge⸗ troffen ſſt. Kein Wagen darf, namentlich am Eudpunkt der Ainten ohne Aufſficht ſtehen gelaſſen werden; es muß ſtets eine von den beiden Bedienungsperſonen auf dem Wagen ſein. Beſtimmungen für den Schaffner. Der Schaffner iſt verpflichtet, dem Publikum, namentlich älteren und gebrechlichen Perſonen beim Ein⸗ und Ausſteigen, durch Abnahme des Handgepäcks u. dergl. behilflich zu ſein. Im Verkehr mit dem Publikum ſoll er ſich möglichſter Kürze beflei⸗ ßigen und längere eee vermeiden. 15 Der Schaffner darf das Hachen zur Weiterfahrt nicht eher geben, bis alle Mitfahrenden eingeſtiegen ſind, und die Ausſtei⸗ genden feſten Boden erreicht 32. Der Schaffner hat dafür zu ſorgen, daß ſein Wagen: a. die planmäßige Abfahrts⸗ und Ankunftszeit einhält und 8 die Ausweichüngen rechtzeitig berührt. b. während der Duünkelheit vollſtändig erleuchtet iſt; . im Innern reinlich erhalten wird; d, an den vorgeſchriebenen alteſtellen anhält Vor der 2 Ankunft an den Halteſtellen hat der Schaffner jedes⸗ mal den Namen derſelben deutlich auszurufen. Das Auhalten auf der Strecke zwiſchen den Halteſtelen iſt behufs Ein⸗ und Ausſteigens von Fahrgäſten verboten. Bei einem Zug, beſtehend aus einem Motorwagen und einem Anhängewägen iſt der Schaffner des Motorwagens(Vor⸗ derwagens) Zugführer. § 38. Der Schaffner darf ſich im Innern der Wagen nur inſoweit aufhalten, als dies zur Beſorgung der Fahrſcheinausgabe und nöthigenfalls zum QOeffnen und Schließen der Thüren, Fenſter und! 1— unbedingt erforderlich iſt, nach Beendigung dieſer Dienſtleiſtungen hat er ſich ſofort auf die hintere Plattform des Wagens zu begeben. 9 84. Der Schaffner iſt berechtigt und auf Berlangen der Fahrgäſte verpflichtet, die Plätze anzuweſſen. Auf dem Hinterperron iſt der rechts zwiſchen Perronaustritt und Wagenthüre befindliche Platz ausſchließlich für den Schaffner beſtimmt und darf von den Fahr⸗ gäſten nicht eingenommen werden. Der Schaffner hat ſeinen Platz zu räumen und auf die Straße zu treten, wenn Fahrgäſte eln⸗ oder ausſteigen, und nachdem letzkeres geſchehen iſt, ſeinen Platz wieder einzunehmen. Iſt ein Wagen mit der vorgeſchriebenen Perſonenzahl beſetzt, ſo hat der Schaffner das Schild hiit det Aufſchrift„Beſetzt“ auf der vorderen und hinteren Plattform auszuhängen und dafür zu ſorgen, daß, ſo lange der Wagen deſetzt iſt, weitere Perſonen nicht einſteigen. Dle Plattvormthürverſchlüſſe find auf der linken Seite in der Fahrtrichtung einzuhängen; der Schaffner darf auf der linken Seite Perſonen weder ein⸗ noch laſſen. Die vordere Kopfwandthüre iſt ſtets Feſchloſſen zu halten, in den Monaten Oktober bis März mittelſt Dornverſchluß. Wahrend dieſen Monaten darf die Thüre nur im Falle der Gefahr geöffnet werden. 8 35. Der Schaffner hat auf die 15 der die Fahrgäſte und die Aufrechterhaltung der Ordnung auf bder Plattform Und in dem Wagen betreffenden Beſtimmungen der Verkehrsordnung genau zu achten. Fahrgäſte, welche ſeinen Anordnungen zuwiderhandeln oder die Mitfuhrenden beläſtigen ſind nöthigenfalls unter Mitwirkung der polizeilichen Organe aus 55 Wagen zu entfernen. 8 Sofort nach dem Eintreffen des Wagens auf den Endpunkten der Linien hat der Schaffner denſelben genau zu durchſuchen und zurückgebliebene Gegenſtände den betreſſenden Fahrgäſſen, wenn ſolche noch anweſend ſind, ſofort auszuhändigen oder ſofern dies nicht mehs thunlich, ſorgſam zu verwahren und ſpäteſtens am nächſten Morgen auf dem Bukeau des Straßenbahnamts einzu⸗ liefern. Die Betriebsleitung wird mit denſelben gemäß 88 979—982 des Bürgerlichen Geſetzbuches perfahren. 37. Bei einem Unfall iſt der Schaffner verpflichtet, etwa verletzlen Perſonen ſogleich die beſtmögliche Hilfe zu leiſten, ſodann wenn möglich die nöthigen Erhebungen über den Hergang und die Art der an Perſonen oder Sachen verurſachten Schäden zu machen, ſowie Ramen und Wohnort der eventuell Schuldigen, der Ver⸗ bahnamt einzureichen. Beſtimmungen für den Wagenführer, 38 — ſuchung iſt auf dem v wieſenen Plaß nicht verla auf die Führung des Wagens zu den Fahrgäſten unterhalten. 9 gens an der Eudſtatlon muß er übergeben. 15 km. pro Stunde. Die Fahrgeſchwindigkeit muß der Bahn benierkt werden b) Vor Straßenkreuzungen, ungen von Seitenſtraßen, Straßen⸗ und Geleiſeſtreck C Zwiſchen zwei hintereinander des folgenden Wagens oder Zuge Witterung mit Sicherheit halten fahrenden Wagen, ſobald dieſer zu berühren. 8 4 Der Wagenführer iſt perpftih hierzu erhält. Der Führer muß ferner au Wenn in der Nähe befindlich unxuhig zeigen, hat der Wagenfl forderlichen Falles ſo lange zu h gangen ſind. zeltig zu geben. ſichtlichen Biegungen; e. ſobald Hinderi Gebrauch zu machen. 8 4 .⸗St.⸗G.B. und§ 366 Ziff. 10 Der Wagenführer darf während der Fahrt den ihm allge n. Er hat ſeine ganze Aufmerkſame r darf unter keinen Umſtänden elnem Fahrgaſt die Bedie⸗ nung des Controllers, der ſonſtigen elektriſchen Cinrichtungen Wagens, ſowie der Bremſe überlaſſen. Beim Verlaſſen des abnehmen und dem Schaffner, der beim Wagen zu verbleiben 1 „„„ Der Wagenführer hat die durch den Fahrplan feſtgeſetzen Fahrzeiten und Fahrgeſchwindigkeiten inne zu halten. Die höchſte zuläſſige Fahrgeſchwindigkeit beträgt innerhalb dez Rings 12 km. pro Stunde und am Ring und außerhalb desſelben a) Wenn Meuſchen, Thiere oder audere Fahrhinderniſſe auß ſichtlich iſt und derartige Hinderniſſe plötzlich eintrelen, ven, Weichen und Geleiſekreuzungen. 8 40 muß ein Abſtand von 50 Meter eingehalten werden. Der Führet und erſt daun weiterzufahren, wenn er vom Schaffner das Sigual wenn er vom Schaffner hierzu da 8 42 Der Wagenführer hat die Signale mit der Alarmglocke recht⸗ Die Signale werden gegeben: 5 a. Wenn der Wagen in Bewegung geſetzt werden ſoll; b. beim Paſſiren von Straßenkreuzungen und nicht über bald ſe auf der Bahn bemerkt werden. Jede mißbräuchliche Verwendung des Glockenſignals iſt unter⸗ ſagt. Beſonders iſt es dem Wage iführer verboten, von dleſem Signal bei Annäherung an unbewachte, oder ſcheu werdende Pferde Nebertretungen dieſer Vorſchrift werden gemäß 8 108 Ziff s Mk. 180.— oder mit Haft beſtraft. 23. Nopember. lare an das Sſraßer⸗ ſich nicht mi achten und darf 2 2— die Regulier⸗ und Steuerkurbe ermäßigt werden: oder wenn die Bahn nicht über; beim Paſſiren von Einmünd: bei in Reparatur befindlichen 7 en, ſowie bei der Einfahrt i fahrenden Wagen oder Zügen 8 muß in der Lage ſein, bei jeder zu können, ohne den votan⸗ zum Stillſtand gebracht wird, 1. tet, an den Halteſtellen zu halteg ßerhalb der Halteſtellen halten, ds Halteſignal erhält. e Pferde oder andere Thiere ſich hrer langſam zu fahren und er⸗ alten, bis die Thiere vorüberge, 3. .⸗St.⸗G.⸗B. mit Geld bis zu Conſerpen bgee Carl Wehet! 97⁰ den armen „W e b wenigſteus während des Wir offeriren: Handtücher, grob und fein. Wiſchtücher in diverſen Deſſins. Küchentücher indiverſen Deſſins Staubtücher in diverſen Deſſins Taſchentücher, leinene, Scheuertücher. Servietten in allen Preislagen. Tiſchtücher am Stück u. abgep. Rein Leinen zu Hemden u. ſ. w. Rein Leinen zu Betttüchern und Bettwäſche. Halbleinen zu Hemden und Bettwäſche. 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Mts. zu V ſie zur Erholung weilte, ſanft verſchieden iſt. Frau Johannes Manuheim vom Portale d letzten und der Zeugen zu ermitteln. Das Ergebniß dieſer Unter⸗ Stalt jeder besonderen Anzeigs. Verwandten, Freunden und Bekaunten die traurige Mittheilung, daß unſere liebe Tochter, Schweſter, Schwägerin und Nichte Fräulein Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: München, Mannheim, 22. Nopbr. 1900. 18 Die Beerdigung findet Sonntag, den 25. ds. Mts., Vormittaas 11½ 5 175 Ubbe öllinghauſen, woſelbſt 5 nach kurzer Krankheit 70416 bgber W².9. hr in es Friedhoſes aus ſtatt. 11 7 ̃nmn.. ² r rreeenne