2. 2 Sr e Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Mannheim.“ In der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 2821. Abonnement: 70 Pfg. monatlich. Bringerlohn 20 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel Poſtauf⸗ ſchlag M..42 pro Quartal. Inſerate: Die Colonel⸗ Zeile (Badiſche Volkszeitung.) 20 Pfg. Juswärtige Inſerate. 25 107 Pof 7 2 Die Reklamen⸗Zeile 60 Einzel⸗Nummern 5 „ E 6,2 877. der Stadt Mannheim und Umgebung. Mannheimer Journal. Telephon: Redaktion: Nr. Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. (III. Jahrgang.) Expedition: Nr. 218. Druckerei: Nr. 341. Filiale: Nr. 815. Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung in Mannheim und Umgebung. Verantwortlich für Politik⸗ Dr. Paul Harms, für den lokalen und prov. Theil: Ernſt Müller, für Theater, Kunſt u. Feuilleton: Eberhard Buchner, für den Inſeratentheil: Karl Apfel. Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ druckerei,(Erſte Naunheimer Typograph. Anſtalt.) (Das„Mannheimer Journal“ iſt Eigenthum des katholiſchen Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Maunheim. (Mannheimer Volksblatt.) E 6, 2 r. 36. Dienſtag, 22. Januar 1901. Condon und ſeine kranke Königin. (Von unſerem Korreſpondenten) § London, 20. Jan. „Laßt alle Hoffnung fahren.“— Mit lähmender Wucht haben die Hiobsbotſchaften von der Isle of Wight in ihrer Plötzlichteit und ſchnellen Aufeinanderfolge in London gewirkt, und die all⸗ gemeine Beſtürzung in der Bevölkerung hat ſich im Laufe der letzten drei Tage zu einer hoffnungsloſen, aufrichtigen Trauer dertieft. Man weiß, daß das Leben der Königin Victoria viel⸗ leicht nur noch nach wenigen Stunden zählt, und daß ſie, die ſich immer einer wahrhaft robuſten Geſundheit und Widerſtands⸗ ſähigkeit erfreute, ganz plötzlich und, trotz ihres hohen Alters ganz unerwartet, an der Grenze ihrer Lebenskraft angelangt iſt. Das Volk wehrte ſich mit Entſchiedenheit gegen die erſten Ge⸗ rüchte und Meldungen, die von einer ernſten Erkrankung der Herrſcherin ſprachen, bis das erſte offizielle Bulletin am Sonn⸗ abend die Zweifel zerſtreute, und ſelbſt auch dann noch wollte man im Allgemeinen an die Hoffnungsloſigkeit ihres Zuſtandes nicht glauben. Königin Victoria iſt in den 62 Jahren ihrer Regierung eigentlich niemals ernſtlich krank geweſen und ſchien lange genug gegen die Gebrechen des Alters und gegen den Tod gefeit zu ſein, ſodaß man mit Vorliebe noch an ein weiteres Jahr⸗ zehnt ihrer Herrſchaft glaubte. Heute gibt es hier bei Hoch und Niedrig kein anderes Thema, als den bedrohlichen Zuſtand der hohen Frau, und als Samſtag Abend bereits Gerüchte von ihrem Hinſcheiden umgingen,— hervorgerufen und beglauvigt durch vie Thatſache, daß ſeit Freitag Nacht eine gänzliche Erſchlaffung der körperlichen und geiſtigen Kräfte und ein agonieähnlicher Zuſtand verbürgt war,— da legte es ſich wie eine dumpfe Verzweiflung, wie eine verbiſſene Ergebung an das Unvermeidliche über die britiſche Hauptſtadt, der es nicht einmal vergönnt iſt, die Herr⸗ ſcherin in dieſer ſchweren Stunde in ihren Mauern zu wiſſen. Obwohl allerdings das Schlimmſte noch nicht eingetreten war, und die betreffenden Gerüchte widerrufen wurden, ſo beſtätigten doch die Meldungen von der ſchleunigen Abreiſe des deutſchen Kaiſers aus Berlin nach hier und von der eiligen Zuſammenberufung ſämmtlicher Mitglieder der König⸗ lichen Familie nach Osborne, daß für irgendwelche Hoffnung guf Erhaltung des Lebens der Königin kein Raum mehr vor⸗ handen iſt. Am Buckingham⸗ und St. James's⸗Palaſt, ſowie am Marl⸗ borough⸗Houſe, dem Stadtpalaſt des Prinzen von Wales, ſind ſeit Samſtag Morgen die mit ſcharlachrothem Sammt über⸗ zogenen Anſchlagbretter an allen Eingängen aufgehängt und zeigen jeweils das letzte von den beiden Leibärzten Sir James Reid und Sir Duglas Powell unterſchriebene Bulletin, und dieſer rothe Sammet kündet den Tauſenden, die unaufhörlich herbei⸗ ſtrömen, um die letzten Berichte der Doktoren zu leſen, ſofort an, daß das Schlimmſte noch nicht eingetreten iſt. Andernfalls wür⸗ den die Anſchlagebretter mit ſchwarzem Sammet überzogen ſein. Endloſe Reihen von Equipagen ſtehen an den Auffahrten der Königlichen Schlöſſer und ein wahrer Strom von Mit⸗ gliedern der Hofgeſellſchaft, die von ihrem Vorrechte Gebrauch machen, geht in den hohen Portalen ein und aus, um von den dienſthabenden Hofbeamten wenn möglich noch mehr zu erfahren, als die Bulletins beſagen. In den Paläſten ſelbſt herrſcht fieber⸗ hafte Thätigkeit und Alles deutet darauf hin, daß, ſpeziell in den aſt elf Monate des Jahres öde und unbenutzt liegenden Räumen (Abendblatt.) des Buckingham⸗Palace, große Vorbereftungen für den Empfang vieler Gäſte getroffen werden, Gäſte, die dieſes Mal nicht zu irgendwelchen Feſtlichkeiten, ſondern zu einer bevorſtehenden tief⸗ traurigen Feierlichkeit eingeladen werden müſſen. Die Ablöſung der Hauptwache am Königsſchloſſe, die ähnlich toie in Berlin alltäglich Tauſende von Zuſchauern und mit⸗ marſchirenden Enthuſtaſten herbeizieht und mit großem mili⸗ täriſchem Pomp und ſchmetternder Muſik vor ſich geht, bot heute, an Sonntag Morgen, der mit toſendem Sturmwinde anbrach, und— jetzt eine Seltenheit— ſchließlich von hellem warmem Sonnenſchein begünſtigt wurde, ebenfalls ein Bild der all⸗ gemeinen Gedrücktheit. Die ſchottiſche Garde⸗Infanterie, welche die Wach⸗Kompagnie ſtellte, und ſonſt mit Janitſcharen⸗Muſik und unter den fröhlichen Klängen eines Dutzends von Dudelſack⸗ Pfeifen anmarſchirt kommt, rückte dieſes Mal nur mit dumpfem Trommelſchlage an, und wo ſonſt in dem alten pittoresken Schloßhofe des St. James's⸗Palace während des Ablöſens der vielen Poſten die Kapelle der bärenmützigen Grenadiere für eine halbe Stunde ein fröhliches Morgenkonzert ausführt, ſtanden heute die Offiziere, Mannſchaften und Muſiker ſchweigend umher, während die Augen Aller auf das ſcharlachrothe Anſchlagbreit am Eingang des Palaſtes gerichtet waren, wo jeden Augenblick eine neue, vielleicht die ſchlimmſte Botſchaft erſcheinen konnte. Am Nachmittage wurde das Menſchengedränge in der Nähe der königl. Gebäude immer ſtärker, und als nun gar erſt die Hof⸗ ecuipagen hin und herfagten, die den Prinzen von Wales, den Herzog von Pork und andere Fürſtlichkeiten von einer Eiſenbahnſtation nach dem Schloſſe und dann nach einer anderen, nach Charing Groß, zum Empfange des deutſchen Kaiſers und des Herzogs von Connaught brachten, da wuchs die ſtille Auf⸗ regung mehr und mehr und des Fragens und Kombinirens wollte kein Ende nehmen. Der Prinz von Wales ſchaute tief ernſt drein und erwiderte die ſchweigenden Grüße der Londoner Be⸗ völterung nicht wie ſonſt mit ſeinem freundlichen kordialen Lächeln, ſondern mit haſtigem Kopfnicken und kurzem Schwenten des Hutes. Man war natürlich geneigt, aus der Rückkehr der Prinzen von Osborne nach London wieder eiwas Hoffnung zu ſchöpfen, wenigſtens inſofern, als man daraus den Schluß gzog, daß das Abſcheiden der Herrſcherin doch noch nicht ſo nahe bevor⸗ ſtehen könne, um die Anweſenheit des Thronfolgers von Osborne zu rechtfertigen. Man weiß im Volke ganz genau, daß Königin und Prinz durchaus nicht beſonders gute Freunde ſind, und ein Gerücht wollte ſogar wahr haben, daß Albert Edward ſeine Mutter auf dem Krankenbett überhaupt noch nicht zu ſehen be⸗ tommen habe, welche Unwahrſcheinlichkeit um ſo mehr Glauben ſand, als merkwürdigerweiſe auch die Prinzeſſin von Wales allein heute Morgen von Osborne zurückkam, ohne daß ein triftiger Grund für ihre Anweſenheit in London und für ihre Abweſenheit vom Sterbebette der Königlichen Schwiegermutter gefunden werden konnte. Es iſt allerdings ein offenes Geheimniß, daß die Prinzeſſin ebenſowenig wie ihr Gemahl es verſtanden hat, ſich das Vertrauen und die Zuneigung der Königin zu erhalten, und es heißt, daß dieſes Mißverhältniß, ganz beſonders dadurch hervorgerufen wurde, daf Prinzeſſin Alexandra mit allzu großer Energie und vielleicht nicht ganz ausreichendem Takte ſeit dem 60jährigen Regierungsjubiläum der alten Herrſcherin dieſe zu dem Entſchluſſe bringen wollte, dem Throne zu Gunſten ihres Sohnes— und natürlich auch zu Gunſten ihrer Schwiegertochter — zu entſagen, was ja allerdings bei ihrem hohen Alter eine ge⸗ wiſſe Berechtigung hätle. Soeben um Mitternacht bringt der Draht das letzte Bulletin von Osborne, des Inhaltes, daß das Befinden der Königin gegen Abend noch ernſter geworden iſt, und daß der Schwächezuſtand zugenommen hat, während es immer ſchwieriger wird, der hohen Patientin irgend welche Nahrung zuzuführen. Auch andere Pri⸗ vatmeldungen beſagen, daß der Zuſtand der Königin, der ja keine eigentliche Krankheit iſt, ſondern nur ein allgemeiner rapider Schwächeverfall, ſich von Stunde zu Stunde verſchlim⸗ mert und kaum noch Hoffnung über den heutigen Tag hinaus zu⸗ läßt.(Seitdem hat die Königin noch 24 Stunden gelebt und es iſt ſogar eine leichte Beſſerung ihres Zuſtandes eingetreten, Eine pflegt freilich manchmal der Vorbote des Endes zu ſein .. Die Ankunft Kaiſer Wilhelms. Seit einigen Stunden weilt der deutſche Kaiſer in den auern Londons, und auch dieſes Ereigniß, welchez unter andern Umſtänden aus allerhand Gründen London vielleicht auf den Kopf geſtellt haben würde, iſt mit einer für hieſige Verhalk⸗ niſſe beiſpielloſen Ruhe und Selbſtverſtändlichkeit hingenommen worden, die ihre Erklärung eben nur finden in der anhaltenden allgemeinen Konſternation, in der unterdrückten aber fieberhaften Aufregung, welche die Londoner Bevölkerung beherrſcht. Se⸗ Majeſtät traf um 6 Uhr mit dem Herzogvon Connaughtk auf der Station Charing Groß ein und wurde von dem Prinzen von Wales, dem Herzog von Pork und dem Prinzen Chriſtian von Schleswig⸗Holſtein und nur einem kleinen Gefolge empfangen, die alle ebenſo wie Kaiſer Wilhelm nebſt den Herren ſeiner Begleitung in Civil⸗ eidung erſchienen waren. Die Begrüßung der höohen Herr⸗ ſchaften erſchien äußerſt herzlich, und ohne weiteren Aufenthalt wurden die wartenden Hofwagen beſtiegen und die Fahrt nach Buclingham⸗Palace wurde in ſchärfſtem Tempo angetreten. Auf dem ganzen Wege harrten große Menſchenmengen des hohen Gaſtes, und ſobald die Wagen in Sicht kamen entblößte Alles in ſchweigender Huldigung das Haupt, bis die fürſtlichen Herr⸗ ſchaften vorbeipaſſirt waren. Am Schloſſe ſtand eine Kompagnie der iriſchen Garde⸗Grenadiere mit ihrer Regimentsfahne Ehrenwache und ſalutirte, aber ohne daß die ebenfalls vorhanden Kapelle wie ſonſt üblich die Nationalhymne ſpielte oder die Trom meln rührte. Buckingham⸗Palace, ſonſt düſter und öde, erſtrahlte in glänzender Beleuchtung, ohne daß jedoch die Vorhänge an den zahlloſen Fenſtern hochgezogen worden wären. Der Kaiſer nahm ſpäter mit dem Prinzen von Wales und der Herzogin von Nork das Diner ein, während die Prinzeſſin von Wales nicht an⸗ weſend war. Soweit bis jetzt bekannt iſt, wird der Kaſſer heute Morgen um acht Uhr von London nach Osborne abreiſen, und man bemühte ſich im Publikum, darin ein neues Symp⸗ iom Hoffnung zu finden, daß Se. Majeſtät nicht ſofort weiter reiſte, ſondern die Nacht in London verblieb. Die Londoner Morgenblätter finden kaum Worte genug der Anerkennung und des Dankes für die feinfühlende und herzliche Art und Weiſe, mit welcher Kaiſer Wilhelm ſeiner Beſorgniß um das Leben ſeiner königlichen Großmuzter durch dieſe plötzliche Reiſe nach England Ausdruck gegeben hat, und es wird da wohl mehr wie genügend ſein, wenn man ein paar Zeilen aus den längeren Leitartikeln citrit, welche die beiden ſonſt am meiſten deutſch⸗ freſſeriſchen und dem Kaiſer gewiß nicht freundlichen Zeitungen „Daily Mail“ und„Daily Erpreß“ dem hohen Heten widmen. Die„Mail“ ſagt:„Der deutſche Kaiſer iſt beſeelt von dem Geiſte ſelbſtloſer Anhänglichkeit, für welchen die britiſche Münchener Bilderbogen. (Von unſerem Korreſpondenten.) JDas Münchener Kindl und der Berliner Bär.— Prinz Alfons be⸗ kommt den blauen Brief.— Das Ende des Künſtlerſtreiks.— Der neue Präſident des Glaspalaſtes.— Eros und Pſyche.— Die Debutantin.] Die Zweihundertjahrfeier in Preußen gibt den Münchenern Anlaß, verdrießliche Geſichter zu ſchneiden. Allerhand zärtliche Triebe, die dem Bruder Preuß gelten, beginnen zu ramoren. Mein Gott, es berührt den Bayer ja weiter gar nicht, ob man in Berlin feſtirt und pokulirt, aber es iſt doch recht unangenehm, durch das Feſt an die Größſee und Bedeutung Preußens erinnert zu werden. Man hat ſich daran gewöhnt, die Hege⸗ Monie Preußens zu ertragen, daß aber Preußen ein gutes Recht auf dieſe Hegemonie habe, daß dieſe Hegemonie der wohlverdiente Lohn für ein unbeſtreitbares Verdienſt ſei— das möchte man kar zu gerne in Abrede ſtellen. Was? Hiſtoriſche Gerechtigkeit in dieſem preußiſchen Präſidium? Kreuzſakradi, Arroganz und Uſurpation iſt das! Der„freche“ Preuß iſt halt auch in Verſailles frech geweſen! Er hat die lieben Bundesſtaaten ganz einfach in die Taſche geſteckt!! Und es ſoll ſehr ſchmerzlich ſein, in die Taſche geſteckt zu werden! Beſonders von Jemanden, den man haßt. Liebesleute haben ſchließlich nichts dagegen, wenn der Hans über die Grethe regiert oder umgekehrt; wenn man ſich aber ſo intim zuwider iſt wie die bayeriſche und die preußiſche Art, Katholizismus und Proteſtantismus, Naturburſchenthum und Soldatenthum, Hofbräubier und Berliner Weiße, Schuh⸗ plattler und—„Im Grunewald iſt Holzauktion“... na, da mag man allenfalls das tägliche Leben miteinander ertragen, die gegenſeitigen Verdienſte aber anerkennen, neidlos die fremden Ruhmesfeſte mitbegehen, ſich gemeinſam freuen und gemeinſam trauern, das wird man nicht. Nie ſind Menſchen einſamer als ſoenn ſie lachen oder weinen. Die Arbeit, die Sorge, das Brod, ja ſelbſt Blut und Leben theilen ſie miteinander— ſeine Thränen weint Jeder allein und ſein Glück muß Jeder vor dem Neide der Nachbarn hüten. Die Unterſchiede preußiſcher und bayeriſcher Art ſind gerade in dieſen Jubiläumstagen wieder einmal eklatant und, ich muß ſchon ſagen auf eine ſehr peinliche Art in die Erſcheinung ge⸗ treten. Sie werden davon gehört haben, daß Prinz Alfons ohne viel Federleſens von ſeiner Stelle als Kommandeur der erſten Kavalleriebrigade enthoben worden iſt. Dahinter ſteckt ein ganzes Kapitel preußiſch⸗bayeriſcher Nationalpſychologie. Der Bayer iſt kein Soldat. Er iſt ein Krieger, ſtark, tapfer, helden⸗ haft, in hundert Schlachten erprobt, aber er taugt nicht für die Kaſerne, nicht für die Parade, nicht für die Kriegsakademie. Im ganzen Wittelsbacher Königshauſe gab und gibt es keinen einzigen Strategen. Und Prinz Alfons iſt natürlich auch nicht aus der Art geſchlagen. Deshalb mußte er ſein Kommando niederlegen. Unter ſo peinlichen Umſtänden niederlegen! Denn bei Lichte beſehen handelt es ſich um nichts mehr und nichts weniger als um die militäriſche Unfähigkeitserklärung des Prinzen. Prinz Alfons erhielt in aller Form den„blauen Brief“. Einen Heerführer wie ihn ſoll man in der preußziſch⸗ deutſchen Armee nicht brauchen können. Zu wiederholten Malen ſoll nämlich der Prinz bei der Ausführung von Befehlen während der letzten Herbſtmanöver dem das erſte Armeekorps führenden Generalleutnant v. Könitz Anlaß zu ſcharfen Auseinander⸗ ſetzungen gegeben haben. Einmal habe der Prinz ſogar— man denke!— ſeinen Regimentern beim Abſtieg über ein ſteiniges Terrain befohlen, abzuſitzen und die Pferde am Zügel zu führen, um Verluſte an Pferdematerial zu vermeiden. Der Leiter des Armeekorps ſoll dieſen Befehl ſcharf gerügt und den Prigzen, der ſich vertheidigte, mit den Worten„Sr. Mafeſtät Pferde können ja wieder erſetzt werden“ ſtehen gelaſſen haben. Eine andere Verſion meldet, daß die Sache noch viel ſchlimmer ge⸗ weſen ſei und Prinz Alfons u. A. einmal einen Ritt ausgeführt habe, der, wenn es ſich nicht um ein Manöver, ſondern um einen Ernſtfall gehandelt hätte, ihn ſelbſt mitſammt ſeinen Regimen⸗ tern in die Hände des Feindes geliefert haben würde. Wie dem aber auch ſei, der Prinz zieht ſich in das Privatleben zurück und wird als echter Bayer den Abſchied von der Uniform ganz ſicher ohne großen Schmerz beſtehen. Innerhalb der weiß⸗ blauen Pfähle verliert das Wort aus dem Wallenſtein, wonach man mit der Uniform„einen andern Menſchen“ an⸗ reſp. aus⸗ zieht, ſeine Bedeutung. In Bayern pflegen die Kleidungen nicht den Menſchen, ſondern der Menſch die Kleidungen zu wechſeln.— Der Streit in der Münchener Künſtlerſchaft, von welchem ich Ihnen unlängſt berichtete, geht jetzt ſeinem Ende entgegen. Die Gefahr, welche für die internationale Ausſtellung beſtand, iſt dadurch beſeitigt worden, daß Lenbach auf Bitten einer Kom⸗ miſſion von Mitgliedern ſämmtlicher hieſigen Künſtlergruppen ſich dazu bereit finden ließ, das Präſidium der Ausſtellung im Verein mit Uhde trotz ſeines Ausſcheidens aus der Genoſſenſchafl zu übernehmen. Und was die präſidentenloſe Genoſſenſchaft an⸗ betrifft, ſo kann ich Ihnen auf Grund intimer Beziehungen zu den hieſigen Malerkreiſen ſchon heute den muthmaßlichen Nachfolger Lenbachs vorſtellen. Es iſt nämlich beinahe gewi daß aus dem Wahlgang der Marinemaler Prof. Han Peterſen als Sieger hervorgehen wird. Und das iſt gu ſo. Denn erſtens beſitzt Peterſen, nachdem er 4 Jahre lang den ſtellbertretenden Präſidenten der Genoſſenſchaft gemacht, das meiſte Anrecht auf den von Lenbach verlaſſenen Poſten, und zweitens gibt es in dieſen Zeiten der Palaſtrevolution thakſächl Niemanden, der zur Uebernahme der Führung ſo geeignet wäre wie er. Peterſen iſt in jeder Beziehung das genaue Gegentheil von Lenbach: Er beſitzt keine jener Eigenſchaften, durch welche dieſer die Gunſt der Genoſſenſchaft verſcherzt hat und nennt Veffentlichteit, vie ich nicht ſcheue, nicht das geringſte Intereſſe haben. Nach dem„Handſtreiche“ ſind alſo die beiden„Genoſſen“ — Deneral Anzeiger. der große chleiten, ke 1 berlk und alle anderen Engagem iſeite geſetzt. Durch dieſe delikate und ſelbſtloſe Aufmerkſamkeit hat er uns eine große Verpflichtung auferlegt, und 1 in Verhalten herrſcht nur eine Meinung: Was er gethan h et, ſeinen Namen jevem Engländer theuer zu verſteigt ſich zu Folgendem:„Da iſt ein ite an unſerex Trauer theilnehmen, den und hervorheben müſſen. Der ſtehen laſſen, um an das Kranken⸗ bett ſeiner iutter e Wer ſo fühlt und handelt, der iſt rhaft ein Fürſt unter den Menſchen. Das engliſche Volk wird indſchaftakt niemals vergeſſen, der uns ſo außerordentlich t hat.“— Aehnlich ſchreiben die übrigen Blätter. Schloß Osborne, die Winterreſidenz der Königin Viktoria. Der Pripatbeſitz der britiſchen Herrſcherin auf der ſchönen Isle 000 Morgen, welche zum Schloß Osborne gehören, eicht die herrlichſte Domäne, worüber die hohe Dame per⸗ erfügen kann. Es blieb ſeiner Zeit dem Prinz⸗Gemahl ſen⸗Koburg⸗Gotha überlaſſen, dieſes prächtige ſeine junge königliche Gemahlin auszuwählen und zu die Königin hat es oft genug ausgeſprochen und f it ihrem Gatten auf dieſer kleinen Inſel die her Zeit ihres Leb Zut Osborne durch Ankäufe arrond g gebracht, und die Vorli hloß und ſeine Umgebung wird erſt recht ver⸗ an erfährt, daß Prinz Albert in fünfjähriger an⸗ perſönlicher Arbeit den Ausb und die Ausſchmückung es und der großartigen Terraſſen und Parkanlagen, die ) ſeinen eigenhändigen Entwürfen zu Stande kamen, be⸗ sführen ließ. Die Terraſſen und Gärten ſind im alten und geben dem gefälligen, aber einfachen es eine prächtige Folie, während in botaniſcher Hin⸗ n⸗Anpflanzungen und Zierbäume wahre Muſter von gutem Geſchmack und reicher, farbenprächtiger Phantaſie ſind. In dem wunderbaren Klima der Inſel gedeihen ſogar die Palmen auf das beſte und brauchen nicht einmal in den Wintermonaten in Glas⸗ hracht zu werden, und ſo vereinigt ſich Alles, um die ziell aber die königliche Beſitzung Osborne, zu einem e zu gefſ jemals die kurze Reiſe von 0 nach dem Solent und der Isle of Wight n Unterſchied zwiſchen der unausſtehlichen und mör a der Metropole und dem milden, herrlichen igenen Leibe erfahren hat, der wird verſtehen, Erholung und Erfriſchung dort aß auch ganz beſonders der Londoner eine unbändige Isle of Wight hat.— Leider ſcheint aber jetzt ſelbſt n für „und wenn m meiſtens aufſichtig italie gemach deriſchen Atmo Klima der weshalb ni ſucht, ſor Vorliebe Osborne Königin nich Deutſches Reich. * Berlin, 21. Jan.(Herr Dr. Sch önlank) ver⸗ bffentlicht in der„Leipz. Volksztg.“ folgende Erklärung: Herr Simon Katzenſtein hat thatſächlich im Jahre 1896 den thätlichen Angriff auf mich verſucht, deſſen er ſich in Nr. 6 des „Correſp.“ rühmt. Daß der Handſtreich für Herrn Kaßenſtein mit einem wenig rühmlichen Rückzuge endete, betrachte ich als nebenſächlich. Dagegen muß ich mit Entſchiedenheit der kleinen Geſchichtsfälſchung enkgegentreten, die die Urſachen für Herrn Katzenſteins Heldenthat in Aunſeren geſchäftlichen oder politiſchen Beziehungen finden will. Dieſe Urſachen ſind vielmehr auf Herrn Katzenſteins nervös überreizte Phan⸗ kaſte zurückzuführen und ſind ſo privater Natur, daß ſie für die einander in die Haare gefahren. Man kann gerade nicht ſagen, daß das Bild durch dieſe Korrektur an Erhabenheit ge⸗ wonnen habe, bemertt die Voſſ. Ztg. dazu. —(EEinen neuen Brief Buecks,) des General⸗ ſekretärs des Centralverbandes der Induſtriellen, veröffentlicht der„Vorwärts“. Der Brief iſt ein Privatbrief, den am 7. Juli 1896 Bueck an den Spinnereibeſitzer v. Haßler gerichtet hat. Zehn Tage vorher war der Handelsminiſter v. Berlepſch entlaſſen worden und Herr Breſeld in deſſen Stelle getreten. Der Brief Buecks gibt deſſen Anſichten über dieſen Miniſterwechſel wieder und beginnt wie folgt:„Daß wir endlich doch Herrn v. Berlepſch klein bekommen haben, hat mich auch mit Befriebigung erfüllt.“ Bueck erzählt dann, daß er durch ſeinen Schwiegerſohn Cruſe alte freundſchaftliche Beziehungen mit Brefeld beſitze und von demſelben empfangen worden ſei, als er ihm ſeine Glückwünſche zur Ernennung aß⸗ geſtattet habe. Brefeld habe erklärt, daß ſich die Lage der arbei⸗ kenden Klaſſen gegen früher ganz außerordentlich gebeſſert habe. Er ſei dafür, daß„die von gewiſſer Seite ausgehenden Klagen über die traurige Lage der Arbeiter ein Unfug ſei. Daher ſei er dafür, jetzt in dem Laufe der ſozialpolitiſchen Geſetzgebung mehr Ruhe eintreten zu laſſen, und das ſei auch die An⸗ ſicht des Kaiſers. Bueck ſchließt damit, daß„wir mit dem Tauſch wohl zufrieden ſein können.“ alle jene anderen ſein eigen, die man bei Lenbach vergebens ſuchte. Man kann den Gegenſatz in zwei Worten ausdrücken: Lenbach wurde geſtürzt, weil er ſich zum Dictator ausgewachſen und Peterſen wird gewählt, weil man in ihm alle Tugenden eines konſtitutionellen Präſidenten vermuthet. Die Mitglieder der Genoſſenſchaft wollen nicht mehr beherrſcht ſein, ſondern herrſchen, ſie bedürfen eines klugen, gewandten, geſchäftstundigen Vollſtreckers ihrer Beſchlüſſe und— finden Hans Peterſen Dieſer Präſident wird ſich niemals über ſeine Vereinskollegen Uberheben, denn er iſt weder als Künſtler noch als Menſch über das Durchſchnittsmaß hinausgewachſen und im Uebrigen auch viel zu geſcheit, um ſeine Stellung je zu verkennen. Ueber ſeine Wirkſamkeit als Maler wird man außerhalb Münchens kaum elwas wiſſen. Er iſt von Geburt ein Schleswig⸗Holſteiner, (geb. 1850 in Huſum), machte ſeine Studien vornehmlich in Paris und England und unternahm alljährlich große Seereiſen, die ihn auf alle Meere der Erde brachten. In ſeinen ausſchließ⸗ lich der Schilderung der hohen See gewidmeten Gemälden liebt er es, das wogende Auf und Nieder der breiten Waſſermaſſen des Oceans wiederzugeben und wenn möglich eine bedeutende elemen⸗ tare Anſchauung zum Ausdruck zu bringen. Im Colorit bevor⸗ zugt er einfache Doppelklänge oder Variationen eines einzigen Farbentones. Sein Vorkrag iſt, ohne beſonderen Gehalt auf⸗ zuweiſen, ſtets geſchmackvoll und von gefälliger Glätte. Was er malt iſt wie er ſelbſt: geſchickt, liebenswürdig, ohne Provokation zur Heftigkeit in Lob oder Tadel. Man findet von ſeiner Hand in der Münchener Pinakothel eine große Leinwand„Das Meer“ und in der Marineakademie zu Kiel ein umfangreiches Gemälde Zur Zeit der Leeſegel“. Auch ein paar Panorama:„Einfahrt in den Hafen von Newyork“ und„Hochſeepandrama“ verdanken ihre Entſtehung. Im verfloſſenen Jahre ging aus ſeinem Melier das Prachtwerk„Deutſchands Ruhmestage zur See“ hervor. Von ſeiner Präſidentſchaft erwartet man in Genoſſen⸗ Geſterreich Ungarn. Die 425 Mandate des öſterreichiſchen Abgevrdnetenhanſes vertheilen ſich auf die einzelnen Parteien und Gruppen in folgender Weiſe: Deutſche 35(bisher 36), Deutſche Volkspartei 49(41), Deutſchradikale 21(), Chriſtlichſoziale 21(27), Freie deutſche Vereinigung(), Verfaſſungstreuer Großgrund⸗ beſitz 30(28), Katholiſche V — D** zolkspartei 23(27), Mittelparteilicher Giroßgrundbeſitz 3(), Sozialdemokraten 10(15), Italiener 19 (15), ferner Polenklub 60(55), Polniſche Volkspaxtei 9(10), Ruthenen 11(), Rumänen 5(), Kroaten 9(), Slovenen 16 (17), Serben 2(), Jungtſchechen 53(61), Tſchechiſchfeudale 19 (19), Tſchechiſche Sozialiſten 4, Tſchechiſche Agrarier 6, Tſchechiſchklerikale 2(), Zentrum 6(), Wilde 9(20). Aus Stadt und Cand. *Mannheim, 22. * Ordensverleihungen. Hauptmann von Wahlen⸗Jur⸗ gaß im 2. Bad. Gren.⸗Regt. Kaiſer Wilhelm I. Nr. 110; Hauptmann 3. D. Drigelski, Bezirksoffizier beim Landw.⸗Bezirk Mannheim, den Rothen Ablerorden 4. Klaſſe. *Verhaftet wurde in Ludwigshafen auf Requiſition der Staatsanwaltſchaft Heidelberg der an der Frieſenheimer Straße wohnhafte Metzger Mathias Bötz, der ſich am Sonntag Abend in der Umgegend don Heidelberg einer ſchweren Körperverletzung ſchuldig gemacht haben ſoll. Bötz wurde nach Heidelberg transportirt. * Vermißzt wird ſeit Sonntag Abend der 10jährige Knabe Heinrich des ehemaligen Kaufmannes Heinrich Gräber in Ludwigs⸗ hafen, Böhlſtraße 1 wohnhaft. Ueber den Verbleib des Jungen iſt bis heute früh nichts bekannt geworden. Januar 1901. Aus dem Großherzogthum. * Heidelberg, 21. Jan. Eine Skizze für ein Kaiſer Wilhelm⸗ Denkmal iſt im Kunſtverin ausſtellt. Das Denkmal iſt in der Form eines Brunnens gedacht. Zwiſchen zwei Becken, die von waſſerſpeien⸗ den Löwen geſpeiſt werden, erhebt ſich, etwas zurücktretend, der mit einem Giebel gekrönte mittler Aufbau, in deſſen Niſche die Büſte des Kaiſers Wilhelm I. aufgeſtellt iſt. Die Rückſeite dieſes Aufbaues iſt mit dem Reichsadler geſchmückt, unter dem ſich ein kleineres Baſſin befindet. Dieſer Brunnen foll nicht, wie bis jetzt geplant war, inner⸗ halb der auf dem Ludwigsplatze zu errichtenden gärtneriſchen Anlagen, ſondern entweder ganz vorn an der Hauptſtraße oder an der Auguſtinergaſſe errichtet werden. * Karlsruhe, 21. Jan. Im Keller der Lithographiſchen Anſtalt von Geiſendörfer hat heute Nachmittag um 945 Uhr eine Benzin⸗ exploſion ſtattgefunden, wobei ein Arbeiter und eine Arbeiterin ſchwer und ein Arbeiter leicht verletzt wurden. Alle Drei wurden in das Städt. Krankenhaus verbracht. * Pforzheim, 21. Jan. In dem Hinterhauſe Calwerſtraße 3 zu Pforzheim ſpielte ſich am Abend des 27. Oktober ein aufregender Vorfall ab, bei dem mehrere Perſonen in Lebensgefahr geriethen. In genanntem Hauſe wohnte der Gypſer Friedrich Koch aus Pforzheim zuſammen mit ſeiner Mutter und Geſchwiſtern. Am Abend des 27. Oktober kam es wegen Erbſchaftangelegenheiten zwiſchen Koch und ſeiner Mutter zu Streitigkeiten, bei denen Koch zum Revolver griff und Mutter und Geſchwiſter mit Todtſchießen bedrohte. Ein Bruder des Koch flüchtete daraufhin und rief die Polizei zur Hilfe herbei. Es erſchienen auch alsbald die Schutzleute Möll und Oberle, um den ge⸗ fährlichen Menſchen zu verhaften. Dies war aber nicht leicht möglich, denn Koch hatte ſich in ein Zimmer eingeſchloſſen und erklärt, daß er Jeden niederſchieße, der hereinkomme. Um nun eine Flucht des Koch durch das Fenſter zu verhindern, ſtellte ſich auf einer der Wohnung des Koch gegenüberliegenden Terraſſe der Schutzmann Möll auf. Sobald Koch dieſen erblickt hatte, gab er vom Balkon aus einen Schuß auf den Schutzmann ab, ohne aber zu treffen. Inzwiſchen waren der Bruder des Koch und Schutzmann Oberle in die Wohnung eingedrungen und hatten die Wohnzimmerthüre eingedrückt. Kaum nahm Koch dieſe Beiden wahr, als er auch auf dieſe feuerte. Auch hier erreichte die Kugel glücklicherweiſe ihr Ziel nicht. Als daraufhin der Schutzmann und der junge Koch die Thüre wieder ſchloſſen, gab Koch noch zwei weitere Schüſſe ab. Gleich darauf gelang es, Koch feſtzunehmen, ehe er weiteres Unheil anrichten konnte. Der Angeſchuldigte, der den Ein⸗ druck eines beſchränkten Menſchen machte, räumte in der Verhandlung vot der Karlsruher Strafkammer ein, daß er ſeine Mutter bedroht und auf die Schutzleute geſchoſſen hat, um dieſe zu verhindern, ihn zu verhaften. Koch bekam am Abend des 27. Oktober mit ſeiner Mutter Streit, weil dieſe ſeine Entmündigung wegen Verſchwendungsſucht herbeigeführt hatte. Dazu lagen durchaus berechtigte Gründe vor, denn der Angeklagte hatte das von ſeinem verſtorbenen Vater ererbte Ver⸗ mögen in Höhe von 4000% in kurzer Zeit bis auf etwa 900%, durchgebracht. Die Strafkammer verurtheilte Koch zu 9 Monaten Gefängniß. * Sulzburg, 21. Jan. Die durch den Weinkommiſſär C. H. Frantzen anberaumte Weinverſteigerung im„Schwarzwald⸗Hotel“ war ſehr ſtark beſucht. Bei der Verſteigerung zeigte ſich jedoch eine auffallende Zurückhaltung, ſodaß nur einzelne Gebote laut wurden. Die Preiſe waren insgeſammt zu hoch angeſchlagen. Nach der Ver⸗ fahrenen Verhältniſſe. Im Ganzen iſt die Präſidentſchaft Peterſen wohl nur ein Durchgangsſtadium zu einer Präſtdentſchaft J. A. Kaulbach. Denn auf einen— berühmten Präſtdenten wird man auf die Dauer wohl kaum verzichten wollen Was das Theater anbetrifft, ſo habe ich Ihnen heute von einer funkelnagelneuen Oper und einer ebenſolchen Operette zu berichten. Die Oper iſt ein lyriſches Muſikdrama„Eros und Pſyche“ von Max Zenger. Zenger iſt ein ganz alter Herr, der den hieſigen Muſtktreiſen ſowohl aus dem Konzertſaal als auch von der Bühne her bekannt iſt. Ueber die Bretter ging von ihm bisher eine Oper„Wieland der Schmied“ und eine dekorative Muſik zu Goethes Fauſt. Wie hier, ſo erwieß ſich der Komponiſt auch in ſeinem neueſten Werke als ein getreuer Schildknappe der alten Schule. Sein eigentliches Verdienſt beruht in der großen und geſchmackvollen Sicherheit, womit er die muſikaliſchen Aus⸗ drucksmittel handhabt. Was er zu ſagen hat, bringt er immer erſchöpfend, knapp und klar zum Ausdruck. Und immer brennt ein warmes lyriſches Feuer hinter den blankgeſchliffenen Kryſtall⸗ prismen ſeiner muſtkaliſchen Diktion. Auch Anmuth und holder Klangreiz findeg ſich gelegentlich bei ihm ein. Das Enſemble iſt durchweg mit feſter Disziplin geſtaltet und durch Kontraſt⸗ wirkungen zu manchmal impoſanten Effekten geſteigert. Wie eine ſüße, reife Gartenfrucht iſt dieſe Oper, gärtneriſch ohne Tadel in der Zucht, aber ohne jene würzigmilden Reize, welche den Früchten des Waldes und der Haide eignet. Es iſt keine Eröße darin, aber eine milde Lieblichkeit und eine unbeſtreitbare Bekömmlichkeit. Ermüdend wirkt vielleicht eine gewiſſe Mono⸗ tonie, die ſich da und dort bemerkbar macht, wenn der Librettiſt den Tondichter zwingt ſeine Tonſprache andauernd auf einen einzigen Grundton zu ſtimmen. Damit ſoll übrigens der Autor des Textes nicht zu hart getadelt werden. Abgeſehen davon, daß er ſich manchmal ein wenig in die Breite verloren, hat er ſeine trugen, indem die Weine unter dem Anſchlage verkauft w Endreſultat war ſomit ganz günſtig, da ca. 350 Hektolit And ca. 270 Hektoltter alter Wein, insgeſammt über 600 Hektolfter, verkauft wurden. —— ů e J e 2 iſtmagd von hier, verhaft * Pirmaſens, 21. Jan. Der Stadtrath nahm in einer heute Nachmittag ſtattgehabten Sitzung eine Reſolution an, in welcher das Bedauern über den Rücktritt des Herrn Kommerzienraths König vom Amte eines Bürgermeiſters unſerer Stadt ausgeſprochen wird, des⸗ gleichen das Bedauern über die demſelben in letzter Sitzung wider⸗ fahrenen Angriffe. Der Stadtrath beſchloß weiterhin, da der Rük⸗ tritt mit Rückſichten auf Familienverhältniſſe und nicht mit Rückſichten iſſe begründet wurde, eine Abordnung des Stadt⸗ nden, welche ihn ver⸗ Frankfurt, lauteren We Fr ankfu P, trauensſtellung, er einnahm, in verſtand. Er ſchrieb an auswärtige F herſtellen, und erbot ſich, gegen Zahlung einer Ver⸗ gütung, ihnen die Namen von Kaufluſtigen aufzugeben. Wenn ſich dann Jemand an die Frankfurter Maſchinenfabrik wegen eines Auf⸗ trags wandte, theilte er das mit allen Einzelheiten der Konkurrenz mit und ſetzte dieſe in den Stand, ſein eigenes Geſchäft zu unterbieten, In Unkenntniß des Sachverhalts ließen ſich auch namhafte Fabriken auf dieſen Handel ein, und Schild konnte eine förmlicke Buchführung für derartige Nebengeſchäfte einrichten. ſchinen Das ging ein halbes Jahr ſo fort, bis ein Berliner Geſchäft ein Angebot Schilds mit der Bitte um Aufklärung an die Frankfurter Maſchinenfabrik ſandte. Durch dieſen Zufall kam der unſaubere Handel an den Tag, und Schild wurde ſofort entlaſſen. Außerdem aber ſtrengte die Fabrik durch Rechtsanwalt Dr. L. Bruck gegen ihren ungetreuen Buchhalter eine Klage an, wozu das Geſetz vom 27. Mai 1896, betr. den unlauteren Wettbewerb, die Hand⸗ habe bot. Nach 8 9 dieſes Geſetzes wird nämlich beſtraft, wer Geſchäfts⸗ und Betriebsgeheimniſf ſ e, die ihm vermöge des Dienſtverhältniſſes an⸗ vertraut oder ſonſt zugänglich geworden ſind, während der Dauer deß Dienſtverhältniſſes unbefugt an Andere zu Zwecken des Weitbewerhs mittheilt. Das Schöffengerich nen Ver⸗ trauensmißbrauch für ſo ſchwer, d geldſtrafe, ſondern auf 14 Tage Gefängniß erkannte, e ihre abſchreckend Wirkung hoffentlich nicht verfehlen wi * Aus Elſaß⸗Lothringer J der Täufersmühle bei Heiligkreuz hat der 37jährige! arzt Fritz Menges die des Mühlenbeſitzers Nabholz in Gegenwart ihrer Familie aus Eifer⸗ ſucht erſchoſſen. Er gab ſich dann ſelbſt den Tod. * Cannſtadt, 21. Jan. Zu einem Geiſtlichen in Cannſtatt kam mit allen Zeichen der Beſtürzung ein Fremder, der angab, Joſeph Bauer zu heißen, und im benachbarten Sorf Münſter neben der Krone zu wohnen; er bat den Geiſtlichen, ſofort nach Münſter zu gehen, um ſeiner im Sterben liegenden Frau die Sterbeſakramente zu reichen, während er zunächſt in der Apotheke Arznei holen müſſe. Da der Geiſtliche verhindert war, ſelbſt nach Münſter zu gehen, ſchickte er den Vikar, begleitet vom Meßner, dorthin. Doch kaum hatten ſich dieſe auf den Weg gemacht, ſo kam der Mann wieder ins Pfarrhaus, den Geiſt⸗ lichen bittend, er möchte ihm doch das Geld zur Bezahlung der Arznei vorſtrecken, da er in der Beſtürzung ſeine Börſe zu Hauſe liegen ge⸗ laſfen habe. Der Geiſtliche gab dem Mann das Geld. Wie groß war aber ſein Erſtaunen, als er ſpäter erfuhr, daß der Vikar und der Meßner über zwei Stunden die Kranke vergeblich geſucht hatten und endlich auf dem Rathhaus in Münſter erfuhren, daß ein Bauer Joſeph dort überhaupt nicht wohne. * Lindau, 21. Jan. Ein angeblicher Dr. Georges Manolesco aus Rumänien machte im Jahre 1899 in Lindau und Umgebung viel von ſich reden. Manolesco hatte, wie die„Augsb. Abdztg.“ erzählt, in dem eine halbe Stunde von hier entfernten Schachen eine Villa ge⸗ miethet und hielt ſich mit ſeiner jungen Frau von März bis September 1899 hier auf. Durch ſein hochelegantes äußeres Auftreten— er betrieb namentlich den Motorradſport— wußte er ſich in Fremden⸗ kreiſen Zutritt zu verſchaffen. Er erzählte auch öfter, daß er rumäni⸗ ſcher Offizier geweſen, jedoch in Folge ſeiner Verwundung in einem Duell felddienſtuntauglich geworden ſei und ſich dann dem medizini⸗ ſchen Stubium gewibmet habe. Seine Frau, einem alten deukſchen Adelsgeſchlechte entſproſſen, deſſen Angehörige im Dienſte eines mittel⸗ deutſchen Hofes ſtehen, hatte keine Ahnung von dem wahren Treiben ihres Gemahls. Im September 1899 machte Manolesco einen Aus⸗ flug in die Schweiz, kam aber zu ſeiner der Entbindung entgegen⸗ ſehenden Gattin nicht mehr zurück. Dafür erhielt die arme Frau bald darauf die Nachricht, daß ihr Gatte wegen eines in Luzern verübien, ſehr bedeutenden Hoteldiebſtahls in Frankfurt verhaftet worden ſei. Manolesco wurde nach der Schweiz ausgeliefert und ſoll dort, ver⸗ muthlich weil man von deſſen früheren Betrügereien in Paris und Berlin nichts wußte, mit einer verhältnißmäßig ſehr geringen Strafe davongekommen ſein. Nunmehr iſt er wieder wegen verſchiedener Hoch⸗ ſtapeleien verhaftet worden. ſchaftskreiſen eine Klärung und Feſtigung der jetzt völlig zer⸗ Sache ganz nett gemacht. Er hat ſich revlich bemüht den ſym⸗ boliſchen Sinn des bekannten Märchens von Eros und Pſpyche in dramatiſch⸗buntbewegte Szenen umzuſetzen. Unter dem nun einmal unerläßlichen Opernzauber von Proſpekten u. Maſchinen ſpielt ſich der Herzensroman der Pfſyche, welche trotz allen Neides der Aphrodite zuletzt doch ihren Eros gewinnt und in den Olymp einzieht, mit poetiſcher Anſchaulichkeit und Stimmung ab. Das in jeder Beziehung gefällige Werk fand bei Publikum und Preſſe eine äußerſt freundliche Aufnahme. 5 Das Gleiche gilt auch von der neuen Operette„Die Debutantin“ von Zamara⸗Qien, welche das Gärtnertheater herausbrachte. Nur muß man da die Worte Publikum und Preſſe ein wenig anders verſtehen. Die Leute, welche das, was man eine erfolgreiche Operette nennt, zu genießen vermögen, ſind ein ganz apparter Menſchenſchlag. Meinerſeits muß ich mich ſchon erdreiſten, meine Unfähigkeit zum Genuß beinahe aller erfolgreichen Operetten(ſiehe die Puppe, die kleinen Michus, die Geiſha) zu erklären. Es iſt mir peinlich, ſo tief unter mir hinabſteigen zu müſſen, um mich an der Heiterkeit der Uebrigen zu betheiligen. Und ſo bin ich auch während der toſenden Beifallsſtürme, welche die Debutantin erntete, mit einem tiefen Gefühl der Scham dageſeſſen und zuletzt— die Scham iſt eine der ermüdendſten Empfindungen— ſachte eingeſchlafen. Iſt es denn wirklich nöthig, daß wir uns im Zeichen der Albernheit ein Rendezvous geben, wenn wir einmal mit Muſikbegleitung lachen wollen? Ach, ich lache ja ſo gerne, mir iſt ja ſo wohl, wenn ich lachen darf— aber wenn ich das Lachen damit bezahlen muß, daß ich auf das Niveau des„faden Kerls“ hinunterturne, nein, da verzichte ich lieber.. Damit man mich alſo nicht mißver⸗ ſiehe: ich fälle über„Die Debutantin“ kein eigenes Urtheil, da ich zu der Operette perſönlich gar keine Beziehungen gefunden habe, ſondern ich ſtelle mir bloß vor, wie das Urtheil der Leute lauten mag, die ſich bei der Premiere ſo prächtig amuſirt haben. Und —— FBRBAA e W. 2.. — Weege N l r er. A u= K. N M N Ar=u —— KKK S un u le er x⸗ 50 le n, er n f ei e⸗ 1* er U ön —* Ueppigkeit, Mannhelm, 22. Januae Senerm Anzelger. 8. Sekte. Tlleater, Kunſt und Wiſfenſchaft. Philharmoniſcher Verein. Die geplante Mitwirkung deretoski's in dem erſten viesfährigen Vereinskonzert finvet nicht ſtatt. Der gefeierte Pianiſt hat ſich bedauerlicherweiſe ber⸗ anlaßt geſe ſeine ganze Tournse für dieſe Saiſon aufzugeben. 11 zki's Abſage iſt, nach einer Mittheilung der daß er die Kompoſition einer Oper fertigzu⸗ 8 iſt dem Verein jedoch gelungen, den kgl. ſter Bernhard Stavenhagen als en. Stavenhagen, wohl einer der erſten Klapier⸗ hat vor etwa zehn Jahren bereits einmal die Beſucher der Philharmoniſchen Vereins⸗Konzerte zu ſtürmiſchſten Beifallsbezeugungen hingeriſſen. Sein Wiedererſcheinen wird daher allſeitig aufs Lebhafteſte begrüßt werden. Wegen des Engagements einer Sängerin ſchweben zur Zeit noch Unterhandlungen. Großherzogliches Hoftheater Karlsruhe. Donnerſtag⸗ 24. Januar: Abthl. A, 82. Ab.⸗Vorſt. Mittel⸗Preiſe:„Romeo und Julie“, große Oper mit Ballet in 5 Akten nebſt einem Vorſpiel von Jules Barbico und Michel Carré, deutſch von Theodor Gaßmann. Muſik von Ch. Gounod. Anfang 7 Uhr, Ende nach 10 Uhr. Die eingeſchneite Tragödin. Aus Odeſſa wird berichtet: Die durch die Schneeverwehungen bebingten Verkehrsſtörungen haben ſich auch Theaterunternehmern ſchwer fühlbar gemacht. Oeſon⸗ ders unangenehm haben ſich dieſelben für den Direktor Georg Para⸗ dies erwieſen, der als Entrepreneur der italieniſchen Tragödin Tin a di Lorenzo auf einer Gaſtſpielfahrt durch Rußland begriffen iſt. Am zweiten ruſſiſchen Weihnachtsfeiertage ſollte Lina di Lorenzo mit ihrer Geſellſchaft ihren Gaſtſpielzyklus in Odeſſa im Ruſſiſchen Theater eröffnen. Die Vorſtellung konnte aber nicht ſtattfinden, aus dem einfachen Grunde, weil die Künſtlerin ſammt ihrer Geſellſchaft und ihren Entrepreneuren ſchon ſeit dem 25. Dezember(7. Januar) auf der Station Birſula feſtſaß. Im Laufe der nächſten Tage wurde der Beginn der Vorſtellungen täglich angekündigt— wer aber nicht kam und nicht kommen konnte, war die Künſtlerin. Als auf der Station Birſula Halt gemacht wurde, hatte ſie geglaubt, es mit einer bald vorübergehenden Verkehrsſtörung zu thun zu haben. Aber Stunde auf Stunde verrann, es verging ein Tag, ein zweiter— und der Zug rührte ſich nicht von der Stelle. Schon am zweiten Tage ihres unfreiwilligen Aufenthalts auf der Station Birſula gerieth die ſchöne Tina in Zorn und überſchüttete ihre Entrepreneure mit Vor⸗ würfen, indem ſie ihnen allein die Schuld an Allem zuſchrieb. Dieſe ganze äußerſt unangenehme Geſchichte mit den Schneeverwehungen— ſo meinte ſie— ſei eine bloße Myſtifikation, die im Intereſſe der Entrepreneure liege u. ſ. w. Es erwies ſich als ganz unmöglich, ſie vom G zen. Am vierten Tage des Aufenthalts in Zirſ erin unter all dem Ungemach ſchwer zu itte die vier Tage ununterbrochen in ihrem Coupé zu⸗ d war durch nichts zu bewegen, daſſelbe zu verlaſſen. Ein⸗ mal über das andere wiederholte ſie:„O Gott! Warum bin ich nach dieſem barbariſchen Rußland gereiſt mit ſeinem Schnee und ſeiner Kälte!“ Am fünften Tage ſetzte ſich der Zug endlich nach der Station Rasdelnaja in Bewegung. Tina di Lorenzo jubelte auf und ver⸗ ſprach, Alles zu vergeſſen und zu verzeihen. Die Freude war jedoch bon kurzer Dauer. In Rasdelnaja mußte wieder längere Zeit Halt gemacht werden, was die Künſtlerin wieder in Verzweiflung verſetzte. Der Stationschef erklärte, daß die Eiſenbahnverwaltung den Paſſa⸗ gieren 200 Schlitten zur Verfügung ſtelle, die ſie nach der Station Wygoda bringen würden, von wo aus der Weg nach Odeſſa ſchon frei ſei. Herr Paradies eilte hocherfreut zu Tina, um ihr die an⸗ genehme Neuigkeit mitzutheilen. Wer aber beſchreibt ſein Erſtaunen, als die Künſtlerin rundweg erklärte, daß ſie ſich um keinen Preis einem ruſſiſchen Schlitten anvertraue, und wenn ſie wüßte, daß ſie das ganze Leben in Rasdelnaja zubringen müßte. Herrn Paradies blieb nichts übrig, als die Künſtlerin unter ſicherem Schutze auf der Station zurückzulaſſen, bis der Schienenweg fahrbar geworden ſein würde, ſelbſt aber mit einem Theil der Geſellſchaft mittelſt Schlitten die Reiſe nach Wygoda anzutreten. Am 11. Januar Abends traf die Geſellſchaft in Odeſſa ein; ob Tina di Lorenzo noch immer in Ras⸗ delnaja feſtſitzt, wiſſen wir nicht. ſpieler der Jet — Neueſte Nachrichten und Celegramme. * Berlin, 21. Jan. Zum Konitzer Mord weldet die „Voſſ. Zig.“, daß in Konitz der Gemeindeſchullehrer W. unter dem Verdacht der Ermordung Ernſt Winters am Sonnabend Abend von dem Kriminalkommiſſar v. Kracht verhaftet worden iſt.— Nach der„Berl. Zig.“ indeſſen war in Konitz bis Montag Mittag von einer Verhaftung nichts bekannt.— Wie im Reichstuge am Montag erzählt wurde, ſoll ein hoher kommunaler Beamter in Berlin aus Konitz ein Telegramm des Inhalts erhalten haben, daß der Gemeindeſchullehrer W. vor der Polizeibehörde ein Geſtändniß abgelegt habe. 2¹** Privat⸗Telegramme des„General⸗Anzeigers.“) * Darmſtadt, 22. Jan. Bei der heutigen Erſatzwahl für den Landtagsabgeordneten der Stadt Darmſtadt wurde an Stelle des wegen Krankheit zurückgetretenen Juſtizraths Schmid einſtimmig der hieſige Oberbürgermeiſter Morneweg gewählt. da ſage ich denn, daß die Operette zu den beſten gehört, welche wir gegenwärtig haben. Sie ſchildert unter tauſend Harlekins⸗ ſprüngen die Geſchichte einer kleinen Sängerin, die am Tage ihrer Hochzeit von dem Standesbeamten für die Bühne gewonnen wird. Der Standesbeamte iſt nämlich im bürgerlichen Leben ein Theaterdirektor und befindet ſich in Folge Abſage ſeiner Prima⸗ donna in der ärgſten Verlegenheit. Dieſe Verlegenheit geht natürlich auf den Bräutigam über, ſobald dieſer erfährt, daß ſeine Braut zum Theater gehen will. Auf der Bühne kommt es in Folge der hochgradigen Bekleidungsloſigkeit der zur Vor⸗ ſtellung koſtümirten Braut zu einer heftigen Szene und das Ende iſt, daß der junge Ehemann ſich auf den Poſten eines Impreſario ſeiner Frau zurückzieht. So leben die Beiden, höchlich verliebt und dennoch getrennt, ein ganzes Jahr lang dahin, bis der dritte Akt der Operette eine Oöſung verlangt. Die Löſung geſchieht denn auch in der üblichen ſchmerzloſen Weiſe, d. h. ſie geſtaltet ſich nicht zu einer Löſung, ſondern— zu einer Verbindung. So der dramatiſche Kern der Handlung. Er verſchwindet auf der Bühne nahezu völlig unter einem grimaſſenreichen Brimborium von trivialen Späßen. Tricotparaden, Tänzen, Detorations⸗ effekten und Hanswurſtiaden. Das Couliſſenmilieu, das die Folie zu allen dieſen Exzentrics hergeben muß, entfaltet die ganze die es in der Vorſtellung des Theaterunkundigen ſtleinſtädters beſitzt. Aber wie geſagt: Die Operette iſt eine der beſten unter ihres gleichen und ganz beſonders gut iſt die leichte, muntere, dummlich⸗unterhaltſame Muſik, die das närriſche Libretto umrankt. Man kann aus dem Theater unmittelbar auf eine der jetzt florirenden Faſchingsredouten gehen und wird die Ortsveränderung kaum verſpüren. In Anbetracht alles deſſen dürfle die Debutantin auf lange Zeit ein Zugſtück für das * München, 22. Januar. Die Künſtlergenoſſenſchaft wählte Profeſſor Peterſen zum erſten Vorſitzenden.(Vergl. das Feuilleton. D..) Wilhelmshaven, 22. Jan. Das in Malaga zurückgelaſſene Bergungskommando der„Gnei⸗ fenau“ iſt geſtern zurückgekehrt. Kiel, 22. Jan. Der hier ankernde kürkiſche Kreuzer„Ismir“ hißte Flagge über den Toß und be⸗ nachrichtigte das Stationskommando, daß die Türken vom 22. bis 24. Januar ihr höchſtes religiöſes Feſt feiern. Sämmtliche hier befindlichen deutſchen Kriegsſchiffe legten den gleichen Flag⸗ genſchmuck an und ſetzten die türkiſche Flagge auf den Großtop. Mittags betheiligte ſich das Wachtſchiff„Friedrich Karl“ an dem Salutſchießen des„Ismir“. * Weſel, 22. Jan. Kapitän Lans wird ſich am 29, ds. nach Wiesbaden zur Kur begeben. *Haag, 22. Jan. Präſident Krüger begab ſich heute nach Utrecht, wo er mehrere Wochen Aufenthalt nehmen wird. * Mailand, 22. Jan. Verdf iſt dem heute Vormittag aus⸗ gegebenen Krankheitsbericht zufolge geſtern Vormittag von einem Gehirnſchlag mit Lähmung der rechten Seite betroffen worden. Das Befinden war heute früh ſehr beruhigend. Augenblicklich wenig be⸗ drohlich, aber fortdauernd ernſt. * Brüſſel, 22. Jan. Heute wurde das Urtheil in der neuen Verhandlung des Prozeſſes der Transvaal⸗ Negierung gegen die Unternehmer der Eiſen⸗ bahn Komatiport⸗Leydsdorp wegen Uebervorthei⸗ lung in Höhe von 11½ Millionen Franken geſprochen. Die Klage gegen den erkrankten Bankier Robert Oppenheimer wurde vom Prozeß abgetrennt. Ingenieur War nant⸗ Baconnier⸗Paris wurde freigeſprochen. Eugen Oppen⸗ heimer erhielt 3 Jahre Gefängniß, Hervo Warnant 2½ Jahre, Bankier Tarwagno 1 Jahr Gefängniß. Alle An⸗ geklagten waren abweſend. * Liſſabon, 22. Jan. Die einſtimmige Anſicht der poli⸗ tiſchen Kreiſe nach der letzten Kammerberathung geht dahin, daß die früheren Bündnißverträge zwiſchen England und Portugal durch irgend einen neuen Artikel gewiſſer⸗ maßen verjüngt werden. * Göteborg, 22. Jan. Dr. O. Nordbenſkjdeld ſuchte die ſtaatliche Beihilfe von 85,000 Kronen nach, um ſeine geplante Südpolar⸗Expedition in erweitertem Umfange ausführen zu können. Hiernach iſt die Ueberwinterung in der antarktiſchen Zone, verbunden mit Meeresunterſuchungen, ſowie Vordringen in ſüdlicher Richtung, Zuſammenarbeiten mit deutſchen und engliſchen Expedi⸗ tionen, namenklich über meteorologiſche Fragen und Erdmagnetismus geplant. Die Geſammtkoſten ſind auf 115,000 Kronen veranſchlagt, wovon 75,000 bereits garantirt ſind. *. +** Die Krankheit der Königin WViktoria. * Osborne, 21. Jan. Als der deutſche Kaiſer das Krankenzimmer der Königin betrat, erkannte dieſe ihren Enkel. Das Beiſammenſein war jedoch nur kurz, da die Aerzte wünſchen, daß die Königin ſich nicht aufrege. Später ſpeiſte der Kaiſer mit dem Prinzenpaar von Wales und den übrigen Mitgliedern des königlichen Hauſes. * Osborne, 22. Jan. Das Bulletin von heute Mittag beſagt: Seit dem letzten Bulletin iſt keine Verſchlimmerung eingetreten. Die Köni 11 kennt die einzelnen Mitglieder ihrer Familie. Augenblicklich ſchläft die Königin. * Osborne, 22. Jan., Vorm. 10 Uhr 50.(Reuter⸗ Meldung.) Hier herrſcht die ſchmerzlichſte Span⸗ nung. Boten aus Osborne reiten im ſchnellſten Trabe durch Cowes. Ein Gerücht jagt das andere. Nichts Zuverläſ⸗ figes iſt zu erfahren. Einem Gerücht zufolge liegt die Königin in den letzten Zügen. Es iſt jedoch unmöglich, die verſchiedenen Gerüchte zu kontrolliren. * Cowes, 22. Jan.,.30 Morgens. Im Zuſtande der Königin iſt keine Veränderung eingetreten. Derſelbe wird nach nach wie vor als äußerſt kritiſch angeſehen. * London, 22. Jan. Der Miniſter des Innern begab ſich von Eaſtbourne zunächſt nach London. Es ſteht ein Sonderzug bereit für den Fall, daß die Miniſter nach Osborne berufen werden. * London, 22. Jan. Das heute Morgen 8 Uhr aus⸗ gegebene Bulletin beſagt: Bei der Königin zeigten ſich heute Symptome der Kräfteabnahme, der Zuſtand erſcheint wieder bedenklich. *London, 22. Jan. Dem„Daily Chronicle“ wird aus Cowes gemeldet: Die Königin hatte während des geſtrigen Nachmittags lichte Momente gehabt und in einem derſelben eine Toſſe ihrer Lieblingsſuppe verlangt. Kaiſer Wilhe Im wurde nach ſeiner Ankunft in Osborne ſofort in das Zimmer der Königin geleitet, welche ihn erkannte und einige Dankesworte äußerte. Am Nachmittag hieß es, die Kräfte der Königin knnten bis Ende der Woche aushalten, aber nicht länger. Dem „Standard“ zufolge hatte man der Königin bei der Ankunft des Kaiſers ein die Kräfte ſtärkendes Mittel gegeben, deſſen Wirkungen ſpäter noch anhielten. Der Kaiſer beſtand darauf, in Osborne zu wohnen, obgleich die Unterkunft dort beſchränkt iſt. Der„Birmingham Poſt“ zu Folge hatte der Kaiſer ſchon am letzten Montag ungünſtige Nachrichten über das Befinden der Königin erhalten. Die Königin ſelbſt telegraphirte aber am Mittwoch an den Kaiſer, die Feſtlichkeiten in Berlin ſollten um ihretwillen nicht geſtört werden. Nach dem„Mancheſter Guardian“ wird ſich innerhalb weniger Stunden nach dem Ab⸗ zeben der Königin das Parlament verſammeln. 4** Der Burenkrieg. *Brüſſel, 22. Jan.(Frkf. Ztg.) Nach einem dem „Petit Bleu“ vorliegenden Berichte, wüthet in Südafrika im engliſchen Heere die Bubonenpeſt. London, 22. Jan. Das Reuterſche Bureau meldet aus Kimberley: Die Bedeckungsmannſchaft eines britiſchen Convoys hatte ein Gefecht in der Nähe von Boshof. Der Feind wurde mit einem Verluſte von 15 Todten und Ver⸗ wundeten zurückgeſchlagen. Die Engländer hatten dret Leicht⸗ verwundete. *** Zur Lage in China. * Berlin, 22. Jan. Wolffbureau meldet aus Peking: Ein kaiſerliches Dekret ernennt den Telegraphen⸗ Eärtnertbeater werden. Direktor Sheng zum aſſiſtirenden Miniſter für Handel⸗ FLonbon, 22. Jan. Die Zeſtungen veröffenklichen ein Telegramm aus Malta, wonach die britiſchen Kriegss⸗ ſchiffe„Canopus“ und„Ocean“ Befehl erhielten, nach Ching abzugehen. Deutſcher Keichstag. 30. Sitzung vom 22. Januar.(Schluß.) Am Bundesrathstiſche Poſadowsky. Das Haus iſt beſucht. Titel Staatsſekretär beſtreitet Regierungskommiſſar Meißnes gegenüber der geſtrigen Behauptung des Abg. Sachſe, daß die Ge⸗ werbeaufſicht in den Bergwerken mangelhaft ſei. Heine(Soz.) widerſpricht den Ausführungen Hitze's hinſichtlich der neutralen Gewerkſchaften. Pauli⸗Potsdam(fraktionslos) ſpricht Poſadowsky ſein Ver⸗ trauen aus und erhofft Ablehnung des ſozialdemokratiſchen Antrages wegen Einſetzung einer Unterſuchungskommiſſton in der 12,000 Mark⸗ Affaire. Redner verlangt Abänderung der Bäckerei⸗Verordnung. In den ſtaatlichen Werkſtätten dürfe ein Zuſammenſchkuß der Arbeiter zu ſozialdemokratiſchen Gewerkſchaften nicht geduldet werden, Münch⸗Ferber befürwortet ſeine Reſolution wegen Sub⸗ ventionfrung einer Central⸗Auskunftsſtelle für Fragen der Land⸗ wirthſchaft, Induſtrie, Handel und Gewerbe. Die Auskünfte, die aus unſeren Handelskammerberichten zu entnehmen ſeien, ſeien unzuläng⸗ 155 Auch die Veröffentlichung des Handelsarchivs genügte in leiner eiſe. Graf Poſadowsky weiſt den Vorwurf zurück, der im Lgufe der ſozialpolitiſchen Debatte von ſozialdemokratiſcher Seite geäußert worden ſei, daß die vom Reichsamt des Innern auf der Pariſer Welk⸗ ausſtellung aufgeſtellten Tafeln ein falſches Bild von unſerer Arbeiterverſicherung gegeben hätten. Wir können uns des Fortſchritts der Sozialreform nur erfreuen, wenn die Staaten, mit denen wir in wirthſchaftlicher Konkurrenz ſtehen, in den Ausgaben für die Arbefter⸗ wohlfahrt mit uns Schritt halten, ſonſt bleiben wir auf dem Welt⸗ markt nicht konkurrenzfähig. Weiter bemexkt der Staatsſekretär, er ſei auch der Anſicht, daß über die verbliebene Erwerbsthätigkeit bon ſchwach Arbeitern nicht allein der Arzt, ſondern auch Sachverſtändige enk⸗ ſcheiden. Bezüglich der Reſolution Münch müßten die Regierungen erſt ein klares Programm, was eigentlich gewünſcht werde, ſowie genauere Koſtenanſchläge erhalten. Ein ſolches Inſtitut müßte weniger bureaukratiſchen Charakter tragen. Bei Erfüllung obiger Beding⸗ ungen könnten die Regierungen wohl die Unterſtützung eines ſolchen Inſtituts erwägen. v. Vollmar meint: Das Centrum, das zweifellos die cus⸗ ſchlaggebende Partei ſei, ſei verantwortlich für den Stillſtand in der Sozialpolitik. U 21 Maunnheimer Handelsblatt. Frankfurt a.., 22. Januar.(Effektenbörſe). Anfangseourſe. Kreditaktien 208.10, Staatsbahn 143.30, Lombarden 26.30, Egypter —.—, 4% ungar Goldrente 98.30, Gotthardbahn 157.30, Disconto⸗ Commandit 178.20, Laura 194.20, Gelſenkirchen—.—, Darmſtädter 181.30, Handelsgeſellſchaft—.—. Tendenz;: feſt. * Berlin 22. Jan. Infolge ſtarker vielfacher Ueberzeichnung wurde die heutige Subſkription auf nominell 40 Millionen Mark Zprozentige ſächſiſche Rente bei den hieſigen Zeichnungsſtellen bereits um 10 Uhr geſchloſſen. Berlin, 22. Jan.(Telegr.) Gffektenbörſe. Die Börſe eröffnete in feſter Haltung. Moutanwerthe ſetzten ausnahmslos höher ein. Vielfach fanden in dieſen Werthen Deckungen ſtatt. Auch wirkte der günſtige Ausweis der Gelſenkirchener Bergwerksgeſellſchaft anregend, Banken behauptet. Bahnen ſtill. Fonds ruhig. In der zweiten Börſenſtunde waren die Kurſe zumeiſt ſtetig und das Geſchäft ſehs ſtill. Privatdiskont: 3,8%, Frankfurter Börſe. Schluß⸗Kurſe. Wechſel. 19. 22. 19. Amſterdam kurzſ 169.45 169.42 Paris kurz 81.88 Belgien„81.35 8131 Schweiz. Plätze„ 80.96 Italien kurzſ 76.85 76.82] Wien„ 84.86 84. London„20 43 20.42 Napoleonsd'or 16.25 16. 5 lang] 20.43—.— Staatspapiere. A. Deutſche. 3½ Oſch.Reichsanl.] 97.25 97.— 4 Oeſterr. Goldr. 99.70 99.88 3½%„„„ 97.30 97.30 4½ Oeſt. Silberr. 97.95 97.95 „„„ 87.05 86.90 4½ Oeſt. Papierr. 98.60 88.30 3½ Pr. Staats⸗Anl. 97.— 96.80 4½ Portg. St.⸗Ank. 36.10 36 20 VVV dio. äuß. 24.05 24.40 3„„„ 86 80 86.604 Ruſſen von 1880 99.500 99.50 3½ Bad. St.⸗Obl. fl. 94.80 94.80 4ruſſ. Staatsr. 1894 96.— 96.— 87% 5 94.150 94.—4 ſpan. ausl. Rente 71.40 71.70 3½„„1900, 93.60 93.601 Türken Lit. D. 23.05 22.15 3½ Bayern„„ 99.50 93.50 4 Ungar. Goldrente 98.30 98.20 8 1 5 84.35 84.305 Arg. innere Gold⸗ 4 Heſſen 102.65 102.50 Anleihe 1887 86.— 85.50 3 Gr. Heſſ. St.⸗ A. 14Egypter unificirte 106 05 106.05 von 1896 88 50 83.30 5 Mexikaner äuß. 99.05 97.60 8 Sachſen. 84— 84.— 8 5 inn. 25.60 25.70 4 Mh. St⸗A. 18990—.— 100 50 4¼ Chineſen 1898 81.50 B. Ausländiſche. Verzinsl. Looſe. 5 90er Griechen 87.— 36.50 8 Oeſt. Looſe v. 1860 136.90 5 italien. Rente 95.30 95.30 3 Türkiſche Looſe 109.40 Aktien induſtrieller Unternehmungen. Bad. Zuckerf. Wagh.] 75.20 77.— Lederw. Spichartz 60.— SLe, Heidelb. Cementw. 131.— 181.— Walzmühle Ludw. 120— 120.— Anilin⸗Aktien 385.— 384.— Fahrradw. Kleyer 147.— 147 Ch. Fbr. Griesheim 241.— 242.— Klein Maſch. Arm. 136.— 138.50 Höchſter Farbwerk 341.— 841.— Maſchinf. Gritzner 158— 158.50 Berein chem. Fabrik 181.— 181.—] Maſchinf. Hemmerſ 98.50 38.50 Chem.Werke Albert 158.50 157.— Schnellprf. Frkthl. 172.— 172 50 Accumul.⸗F. Hagen 126.50 126— Oelfabrik⸗Aktien 105.80 105.10 Allg. Elek.⸗Geſellſch 212.— 210 50 Bwllſp Lampertsm.] 90.— 90.— Helios„ 15 89.50 87.— Spin Web.Hüttenh 90.— 90.— Schuckert„ 171.80 169.80 Fellſtof Waldhof 229.90 280.70 Allg. E⸗G. Siemens 160.— 160.— Cementf. Kallſtadt 112 50 112.50 Lederw. St. Ingbert 97.— 97.—Friedrichsh. Bergb. 137.— 188.—. Parkakt. Zweibr, 110.— 110.— Bergwerks⸗Aktien. Bochumer 175.90176.70J Weſterr. Alkali⸗A. 207.80 20670 Buderus 107.— 106.50 Oberſchl. Eiſenakt 111.901114 Conecordia 260.— 258.— Ver. Königs⸗Laura 194.80 194.20 Geiſenkirchner 173 80/178.10 Alpine Montan 217.— 217.— Harpener 172.—171— Aktien deutſcher und Ludwh.⸗Bexbacher 223.— 223.— Gotthardbahn 157.70 Marienburg⸗Mlw.———.— Jura⸗Simplon 100 70 Pfälz. Maxbahn 139.80 189 80 Schweiz. Centralb. 159.40 Pfälz. Nordbahn 129 80 129.95 Schweiz. Nordoſtb. 110.— Hamburger Packet 131.9013150 Ver. Schwz, Bahnen 38,90 Nordd. Lloyd 119.50119.— Ital. Mittelmeerb. 98.50 Oeſt.⸗Ung. Staatsb. 142.30 148.20]„ Meridionalbahn 133.— Oeſterr! Süd⸗omb. 26.— 20.— Northern prefer. 85.50 „ Nordweſtb 118.— 113—La Veloce 48.— „———.— Privat⸗Discont 3¾%. Reichsbank⸗Discont Nachbörſe. Kreditaktien 208.10, Staatsbahn 148.20, Lombarden 26.—, Disconto⸗Commandit 178.50. j Pariſer Aufaugskurſe. 3% Rente 101.90, Italiener 94.20, Spanier 71.80, Türken D. 23.75, Türk. Looſe 112.—, Banque Otilomane 540.—, Rio Tinto 14.44. In der fortgeſetzten Berathung des Etats des Innern bei nusläudiſcher Trausport⸗Anſtalten⸗ Seneral-Anzeiger. Mannhemm, 22. Januar. jeſge Einmohnerſchaft Belanntmachung. No.317757 Da die ſtädtiſche Feuermeldeanlage ihrem Zweck in jeder Hinſicht nur dann entſprechen kann, wenn Möglichſt zahlreiche Perſonen im Beſitze von Feuermelder⸗ chlüſſeln ſind, ſo erlauben wir uns die verehrliche hieſige inwohnerſchaft zur Beſchaffung ſolcher Schlüſſel wieder⸗ holt und dringend aufzufordern, Es ſollte in jedem Hauſe mindeſtens ein Feuermelder⸗ ſchlüſſel vorhanden und derart aufbewahrt ſem, daß er bei einem etwaigen Brandfalle für Jedermann leicht zu⸗ gänglich iſt. Die Schlüſſel find auf dem ſtädtiſchen Feuermelde⸗ bureau im Kaufhaus zum Preiſe von 35 Pfg. pro Stück erhältlich. Gleichzeitig bringen wir nachſtehende Beſtimmungen Der ortspolizeilichen Vorſchrift über Handhabung der öffent⸗ lichen Feuermelder vom 24. September 1890 in Erinnerung. Dieſelben lauten: — 8 Die Handhabung des in den roth lackirten Käſtchen angebrachten Meldeapparats iſt nur nach Oeffnung der Thüre mittelſt eines beſonders conſtruirten Schlüſſels möglich. Der Schlüſſel wird an die Mitglieder der Feuer⸗ wehr, die Schutzmannſchaft und an Perſonen ausge⸗ geben, welche in unmittelbarer Nähe der Befeſtigungs⸗ orte der Meldegpparate wohnen. Außerdem iſt Jeder⸗ mann fre'geſtellt ſich auf ſeine Koſten auf der Central⸗ ſtelle im Kaufhaus(frühere Polizeihauptwache) einen ſolchen Schlüſſel zu kaufen. Jeder Schlüſſel iſt mit einer in ein Verzeichniß der Centralſtelle einzutragenden Nummer verſehen. Die Inhaber der Schlüſſel haften für etwaigen Mißbrauch derſelben. Verluſt des Schlüſſels iſt ſofort auf der Central⸗ ſtelle anzuzeigen. 8 8. Um eine Feuermelduig abzugeben, öffnet man die Thüre des Apparats mit dem Schlüſſel durch eine halbe Umdrehung nach rechts. Alsdann dreht man die im obern Theile des Apparats angebrachte Kurbel in der Pfeilrichtung nach rechts im Kreis herum. daß die volle Umdrehung der Kurbel nicht vollendet war und muß dieſelbe wiederholt werden. Kurze Zeit nach Zurücklaufen der Kurbel ertönt eine im Innern des Apparats angebrachte Glocke zum Zeichen, daß die Meldung auf der Centralſtelle verſtanden iſt. Sollte das Glockenſignal nicht ertönen, was der Fall iſt, wenn gleichzeitig ein anderer Apparat Meldung macht, ſo wartet man einige Sekunden und gibt die Meldung dann nochmals in derſelben Weiſe ab. 8 4 K. Sobald das Glockenſignal ertönt ift, muß die Thüre geſchloſſen werden. Der Schlüſſel bleibt ſtecken Und kann nur mittelſt eines beſonderen Auslöſeſchlüſſels, welchen die Feuerwehr und die Schutzmannſchaft mit ſich führt, enkfernt werden. Der Schlüſſel gelangt nach ſeiner Auslöſung an den Inhaber zurück. 5. Zum Feuermelden iſt nur Derjenige be⸗ rechtigt, der die Brandſtelle genau angeben kaum, Zur Meldung ſoll möglichſt ein in der Nähe der Brandſtelle befindlicher Apparat benützt werden. Wenn jedoch von einer vom Brandplatze ent⸗ fernteren Stelle das Feuer gemeldet wird, ſo hat der Meldende bei dem Feuermelder ſtehen zu bleiben, bis die Feuerwache oder die Feuerwehr bezw. die Schutzmannſchaft eingetroffen iſt, oder, falls er hieran unbedingt verhindert iſt, die Brandſtelle auf die im Kaſten des Melders befindliche Tafel zu ſchreiben. 41* Außer der Kurbel darf kein anderer Theil des Meldeapparats berührt werden. Ohne dringenden Grund darf der Melder nicht in Betrieb geſetzt werden. Das Probieren mit dem Schlüſſel und jede unbe⸗ fugte Aenderung und Beſchädigung des Meldeapparats und der Zuleitungsdrähte iſt verboten. Wegen vorſätzlicher oder fahrläſſiger Störung des Betriebs der Anlage, ſowie wegen Beſchädigung oder Zerſtörung derſelben tritt Beſtrafung nach§ 317, 318, 804 Reichsſtrafgeſetzbuch ein. Muthwillige oder böswillige Alarmirung der Polizei oder der Feuerwehr wird gemäߧ 360 LIT..St G. B. mit Geldſtrafe bis zu 150 M. oder mit Haft beſtraft. Endlich bemerken wir bei dieſem unlaß, daß die Be⸗ amten des ſtädtiſchen Feuermeldebureaux angewieſen ſind, jeden Intereſſenten auf Wunſch in der Handhabung der ſtädtiſchen Feuermelder perſönlich und mündlich zu unter⸗ weiſen. 68378 Mannheim, den 19. Oktober 1900. Bürgermeiſteramt: Ritter. Zahnarzt Rudolph Zuletzt mehzähriger Assistent und Volkreter Jon flerm Zahnarzt Or, Scholtz in Karlsruße, P 6, 23. Au die deulſchen Hausftauen! Die armen Thüringer Weber bitten ym Arbeit. Thüringer Weber⸗Verein zu Gotha. Geben Sie den in ihrem Kampfe um's Daſein ſchwer ringen⸗ 75609 den armen „Vebern“ menigſteus während des Winters geſchäftigung. Wir offeriren: idtücher, grob und fein. iſchtücher in diverſen Deſſins. Küchentücher indiverſen Deſſins Staubtücher in diverſen Deſſins Taſchentücher, leinene. Schenertücher. Servictten in allen Preislagen. Tiſchtücher am Stück u. abgep. Rein Leinen zu Hemden u. ſ. w. Rein Leinen zu Betttüchern und Bettwäſche. Schiruska. 60484 Bettzeug, weiß und bunt. 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