— — Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Mannheim.“ In der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 2821. Abonnement: 70 Pfg. monatlich. Bifngerlohn 20 Pfg. monatlich, Durch die Poſt bez. inel Poſtauf⸗ ſchlag M..42 pro Quartal. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile... 20 Pfg. (Badiſche Volkszeitung.) Telephon: Redaktion: Nr. Maunheimer der Stadt Mannheim und Umgebung. 377. ournal. (111. Jahrgang.) Expedition: Nr. 218. Druckerei: Nr. 341. Verantwortlich für Polttike Dr. Paul Harms, für den lokalen und prov. Theil Ernſt Müller, für Theater, Kunſt u. Feuilletou: Eberhard Buchner, für den Inſeratentheil: Harl Apfel. Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas ſchen Buch⸗ druckerei,(Erſte Nannheimer Typograph. Auſtalt.) (Das„Mannheimer Journal“ (Mannheimer Volksblatt.) Ble Nelenen Heile 80 1 Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. Filiale: Nr. 815. iſt Eigenthum des katholiſchen Einzel Nummern 8 E 6, 2 Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung in Mannheim und Umgebung. E 6, 2 ſümimtifcz i Nead Nr. 52. Donnerſtag, 51. Januar 10903.(Abendblatt.) Anleidliche Zuſtände. Inm Reichstage iſt man einig; zur Abwechslung und aus⸗ Rahmsweiſe einmal einig. Nachdem die„Freiſinnige Zeitung“, weil ihr Gebietiger unwirſch und nervös wurde, es ausgeſprochen hat, worauf ſchon in reichlich vier Dutzend Leitartikeln und ſo und ſo viel Parlamentsbriefen hingewieſen wurde, herrſcht plötz⸗ lich holde Eintracht von Bismarck bis Richter.„So wie jetzt im Reichstag über den Etat des Reichsamts des Inneren verhandelt wird, kann es nicht weiter gehen;“ hatte voll Unmuth das offi⸗ zielle Organ des Abgeordneten Richter erklärt. Faſt ſcheint es, als ob damit das erlöſende Wort gefunden war. Die Zu⸗ ſtimmungserklärungen regneten von allen Seiten und wer noch zum Poſadowskyreſſort zu reden gedachte, der flocht in den An⸗ 38 ſeiner im Uebrigen höchſt gründlichen Auseinanderſetzung die wehmüthige Betrachtung ein, wie es doch eigentlich etwas Häßliches ſei um dieſe langen und zweckloſen Reden.„Der Suff iſt ein Laſter,“ ſagte Kulicke, da beſtellte er ſich ſeufzend die zehnte große Weiße und den zwölften Kümmel Man war darauf gefaßt geweſen, daß die Debatte über den inneren Reichsetat heuer in die Breite fließen würde. Das war ja auch ſonſt ſchon ſo geweſen, daß zu dem Kapitel fröhlich und nutzlos die Zeit vertrödelt wurde. Diesmal kam als beſonderer Anlaß und wohl auch als Anreiz noch die 12 000 Mark⸗Affaire hinzu. Beſeitigen hatte die Sozialdemokratie den Grafen Poſa⸗ dowsky nicht können; ſo wollte ſie ihn wenigſtens bei langſamem Feuer etwas anſengen. Etwelche Schwierigkeiten erwuchſen ihr dabei nicht; ſie brauchte nur eine Methode auszugeſtalten, die auch ſchon früher in Uebung geweſen war. In den letzten Jahren war nämlich eine Art Spezialiſtenthum unter den jüngeren und unbe⸗ rühmteren Genoſſen aufgekommen. Da hatte ſich der Eine auf die und der Andere auf jene Arbeiterkategorie geworfen und ihre Zuſtände mit heißem Bemühen ſtudirt. Die Ergebniſſe ſolcher Studien wurden dann beim Etat des Reichsamts des Innern vorgetragen, was der„Vorwärts“ allemal mit der ungemein dekorativ wirkenden Anmerkung begleitete:„Der Genoſſe X ſchilderte die Lage der Arbeiter in der L⸗Branche u. gab verſchie⸗ dene Anregungen.“ Wer die einſchlägigen Verhältniſſe einiger⸗ maßen kennt, wird uns zugeben, daß in unſerer Zeit fortgeſchrit⸗ tenſter Arbeitstheilung der anmuthige Sport des Lageſchilderns Aund des Ausſtreuens von Anregungen gut und gern bis Oſtern oder gar bis zum lieblichen Feſt der Pfingſten fortgeſetzt werden konnte. Das haben die Sozialdemokraten nun Richt gethan und dafür ſollen ſie ausdrücklich bedankt ſein. In⸗ zwiſchen aber— noch war das ſchwierige Problem von der Religion als Privatſache längſt nicht gelöſt— begannen die han⸗ delspolitiſchen Häkeleien; der ebenſo befliſſene wie heftige Streit über das peinvolle Dilemma: ob Schutzzölle oder ein mäßig be⸗ ſchränkter Freihandel Deutſchland auspowern und ſeine Be⸗ wohner in bedenkliche Nähe des Hungertuchs bringen müßten. Pertium non datur; zu Deutſch: ein Drittes gab es für die überhitzten Gemüther, für die Ultras von hüben und drüben nicht. Das iſt ſchon früher ſo geweſen; im vorigen Reichstag, in dieſem— ſobald man auf das Thema der Handels⸗ und Wirth⸗ ſchaftspolitit kam, gab es kein Auseinandergehen, kein Ende. Sonderbar, daß die Herren erſt jetzt dahinter kommen, wie hier ein offenſichtlicher Skandal vorliegt; daß Eugen Richter erſt mit der Fauſt auf den Tiſch ſchlagen mußte, bis die fröhlichen Schwätzer ein leiſes Frieren befiel. Da haben ſie faſt drei Wochen durcheinander geſchnabbelt: wirr, ziel⸗ und planlos, ohne einen anderen Zweck als den, ſich beim Staatsſekretär und den Mit⸗ menſchen mißliebig zu machen. An Beſſern, Aendern, Abhelfen denkt kaum Einer. Wer Gott und alle Welt ſtundenlang an⸗ nieder. Iſt das nicht geradezu eine Grimaſſe des Parlamentaris⸗ mus? Mit welch' grimmigem Humor mag dieſer durch zwölf Tage fortgeſetzten Selbſtentwürdigung Graf Poſadowsky bei⸗ gewohnt haben; wie hoch mag er wohl von der Volksvertretung denken, die über ihn Gericht halten wollte, und nicht einmal ſich ſelbſt zu zügeln die Kraft beſaß. Aber ſie haben ſich ja gezügelt! Wohl, ſehr wohl. Post festum, wie der Stammvater derer von Frege die präſidialen Rügen auszutheilen pflegt, haben ſte der Farce dieſer Etats⸗ berathung ein Ende gemacht. Da konnten wenigſtens in vor⸗ gerückter Nachmittagsſtunde die Reſerven aus der preußiſchen Landſtube herangezogen werden und nach langer Entbehrung genoß man plötzlich wieder den Anblick eines beinahe beſchluß⸗ fähigen Hauſes. Warum nicht ſchon früher ſo? Mußte wirklich erſt Eugen Richter wiederholen, was vor ihm ſchon ſo viel andere Journaliſten ohne Abgeordnetenrang ausgeſprochen hatten, bis ein Gefühl der Beſchämung in unſeren Volksvertretern auf⸗ keimte? Und wird nicht, was jetzt mit Ach und Krach und arger Verſpätung ſchloß, bei der nächſten Gelegenheit wieder aufleben? Wir glauben: ja und keine Heilung ſcheint uns das Mittel zu ver⸗ ſprechen, das Eugen Richter in dem mehrfach angezogenen Artikel angibt. Diäten— verſichert er— würden alle Schäden heilen. Wirklich? Diäten mögen ſchon ihre Meriten haben; ſie ſind viel⸗ leicht ein Erforderniß der Gerechtigkeit und werden unſeren Reichsboten auch ſchwerlich auf die Dauer verſagt bleiben. Aber wer im Ernſt meint, Diäten könnten aus dieſem ohne rechte Parole gewählten 98er Reichstag ein gewiſſenhaftes, von ſtrengem Pflichtgefühl beſeeltes Parlament machen, der kennt es entweder nicht oder er iſt ein Träumer. Bei Herrn Richter trifft keins von beiden zu; dafür meint er's auch nicht im Ernſt. So ſoll dieſe Betrachtung alſo ganz ohne Nutzanwendung ausgehen? Ja wohl, das ſoll ſie. Iſt es nicht überhaupt eine Thorheit, von einem ſimplen Leitartikler zu verlangen, daß er uns aufweiſe, wie Alles beſſer gemacht werde? Wo ſollen wir denn die Rezepte hernehmen? Wir Zeitungsſchreiber regieren ja nicht in Deutſchland; das beſorgen mit allen äußeren Ehren und ſtolzen Gebärden ganz andere Leute. Wir erfüllten ſchon unſere Pflicht, wenn wir nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen auf vor⸗ handene Schäden hinzeigten.„Cardinal, ich habe das Meinige gethan. Thun Sie das Ihre.“ Wobei für Cardinal auch„juris utriusque doctor Regiomontanus“ geleſen werden kann. Rr. Eine angenehme Sitzung. (Von unſerm Korreſpondenten.) 4( Berlin, 30. Jan. Das war heute eine hübſche Sitzung im Reichstage. Zu⸗ nächſt verhandelte man über die verſchiedenen Anträge zur Woh⸗ nungsreform und dabei ergab ſich eine ſeltene Einmüthigkeit. Herr Dreesbach aus Mannheim zog an derſelben Strippe wie der ein wenig vom Fabrikfeudalismus angekränkelte Herr Möller⸗ Duisburg und bei der Abſtimmung gingen Centrum, National⸗ liberale und Sozialdemokraten einträchtiglich dieſelbe Straße. Schon das war hübſch und dann kam man zu dem freiſinnigen Tagesneuigkeiten. — Verdi als Abgeordneter. Es dürfte wenig bekannt ſein, daß Verdi einſtmals auch Abgeordneter war. Er wurde im Jahre 1864 im Wahlkreiſe Borgo San Donnino gegen den Advokaten Minghelli⸗Vaini aufgeſtellt und in der Stichwahl gewählt. Er ſchloß ſich im erſten Parlament des neuen Königreichs Italien der Rechten an und ſaß neben Quintino Sella, der zu ſeinen Ver⸗ ehrern gehörte, während Sella von Verdi wegen ſeiner Redekunſt beneidet wurde. Aber obwohl ſich Verdi nach palamentariſcher Beredſamkeit ſehnte, betheiligte er ſich doch niemals an der Dis⸗ kuſſion. Dagegen bethätigte er ſeine Theilnahme an den Ver⸗ handlungen in anderer Weiſe. Im März 1864 ſprach man in der Kammer ein Langes und Breites über ein neues Steuergeſetz, und eines Tages kam es zu einer jener ſtürmiſchen Szenen, die noch jetzt den„Ruhm“ des italieniſchen Parlaments bilden. Die Abgeordneten hatten ſich von den Plätzen erhoben und brüllten und ſchrieen, bald als Soliſten, bald im Maſſenchor:„Ai voti!“ (Abſtimmen.) Auf Verdi machte dieſes Tohuwabohu einen über⸗ wältigenden Eindruck er ließ ſich von einem Diener einen Brief⸗ dogen geben, zog Notenlinien und ſetzte das„Ai voti!“ in Muſtk. Die„Tribuna“ veröffentlicht jetzt das intereſſante Muſikſtück, das ſich im Beſitz der Familie Piroli befindet; Verdi hatte es ſeinem Freunde Piroli, der damals gleichfalls Abgeordneter war, ge⸗ ſchenkt. Die Worte„Ai voti!“ werden in allen Tonarten ge⸗ jungen und zuletzt von der auf⸗ und abſteigenden Tonleiter(in Sechzehnteln) begleitet; die Begleitung iſt, nach Verdi's Angabe, mit„geſchloſſenem Munde“ zu ſingen oder vielmehr zu brummen. Dieſes Muſikſtück iſt das Einzige, was von Verdi's parlamen⸗ tariſcher Thätigkeit auf die Nachwelt gekommen iſt, aber es iſt vielleicht mehr werth als alle die parlamentariſchen und unparla⸗ mentariſchen Reden. die zi dem erwähnten Steuergeſetz gehalten wurden. ein Ausbruch des in der Nähe des Kaspiſchen Meeres gelegenen, 76 Werſt von Baku entfernten Vulkans Kaſchka⸗Putar. Um 9 Uhr Morgens hörte man in weiter Entfernung vom Berge eine ohrenbetäubende Detonation und erblickte gleich darauf auf dem Gipfel des Berges eine hohe Flamme. Aus dem gegen 200 Faden im Durchmeſſer betragenden Krater wurden mächtige Erd⸗ klumpen und Steine ca.—10 Faden hoch emporgeſchleudert, um dann nach allen Seiten hin am Berge zu zerſchellen. Die Eruption wurde von Zeit zu Zeit von Krachen und Knattern, wahrſcheinlich durch die Menge der ausſtrömenden Gaſe hervor⸗ gerufen, begleitet und dauerte gegen eine halbe Stunde an. Dann zeigte ſich noch hin und wieder eine Flamme am Gipfel des Berges und das intereſſante, aus vielen Ortſchaften der Umgegend be⸗ obachtete Schauſpiel war vorüber. — Aus den Hochzeitsfeiern im Haag wird noch Folgendes bekannt: Am 5. Februar findet der Empfang der außerordent⸗ lichen Geſandten, welche die Glückwünſche ihrer Höfe überbringen, und eine Prunktafel ſtatt. Am Hochzeitstage(7. Februar) be⸗ geben ſich der Juſtizminiſter, der Gemeindeſekretär und die Trau⸗ zeugen nebſt Dr. Langfeldt aus Schwerin nach dem königlichen Schloß, wo im weißen Saale die bürgerliche Trauung in Gegen⸗ wart der nächſten Angehörigen und der Trauzeugen erfolgt. Un⸗ mittelbar darauf begeben ſich die fürſtlichen Perſönlichkeiten in feierlichem Zuge in die Kirche, wo die kirchliche Einſegnung ſtattfindet. Nach der Trauung iſt große Beglückwünſchung im Schloſſe und zwar zuerſt von den fürſtlichen Perfönlichkeiten und dann von den übrigen geladenen Gäſten. Auf die Beglück⸗ wünſchung folgt das Hochzeitsfrühſtück, nach welchem die Königin und ihr Gemahl die Hochzeitsreiſe antreten. Aus den wenigen Beobachtungen, die bisher über das Zuſammenſein der Königin mit ihrem Bräutigam gemacht worden ſind, darf man doch ſo viel ſchließen, daß Königin Wilhelmina eine wirkliche Liebes⸗ Antrag auf Aufhebung der Theatercenſur. Hier führte der kgl. bahriſche Amtsrichter Ernſt Müller aus Fürth das Wort, der uns um die Jahrhundertwende lebenden Deutſchen unter dem Namen„Müller⸗Meiningen“ bekannt und theuer geworden iſt. Herr Müller⸗Meiningen iſt erſt im vorigen Jahre hervorgetreten, da er beim Heinzekampf der Kunſt eine Gaſſe brach. Seither fühlt er ſich ſo ein Stück vereidigten Sachwalters in allen die Kunſt betreffenden Fragen; er wimmelt in den Premieren herum, er läßt ſich auf Bällen und Feſtivitäten„bemerken“, und wenn einem Theaterdirektor oder einem Coupletſänger etwas Unliebſames paſſirt, dann murmelt der grollend in ſein Pilſener Krügl hinein: Nachher geh i bein Müller⸗Meiningen. Kurz der Fürther Amtsrichter iſt nach und nach zum parlamentariſchen Spezialiſten für die Künſte und ihre Gerechtſame geworden und in dieſer Eigenſchaft produzirte er ſich heute. Nicht ſchlecht, wie gleich vorweg bemerkt werden mag. Herr Müller⸗Meiningen, der auch ſonſt nicht auf den Kopf gefallen iſt, hatte ſich ein artiges Sam⸗ melbüchlein aller möglichen Cenſurſtücke angelegt, und das trug er zum Ergötzen der nur leider wieder allzu dünn geſäeten Corona vor. Wenn wir hier von Ergötzen der Corona ſprechen, haben wir aber zwei fürſorglich auszunehmen: Die beiden Regierungskommiſſare Werner und Kruſe. Die betrugen ſich wie ausnahmsweiſe ſchlecht erzogene Studenten nach einem reichlichen Frühſchoppen, was ihnen eine ſcharfe Rüge des am Präſidium ſitzenden Herrn Büſing eintrug. Das war wieder hübſch an der heutigen Sitzung. Hernach ſprach noch ein Weilchen, aber durchaus nicht kurzweilig, der freikonſervative Konſtſtorialrath Stockhauſen(natürlich gegen): O daß ihn ſeine Tante nie ge⸗ boren hätte. Und dann ward kurz vor fünf Schluß gemacht. Definitiv und ganz ernſthaft Schluß. Das aber war das Hübſcheſte vom Tage! Deutſches Reich. J Berlin, 30. Jan.(Abg. Baſſermann) hat ſich, einer Einladung des Nationalliberalen Vereins in Halle g, S. folgend, bereit erklärt, in einer am 24. Februar zu Halle a. S. ſtattfindenden Parteiverſammlung den Hauptvortrag zu halten. Im Anſchluß an ſeine Ausführungen wird Herr Landtagsabge⸗ Dr. Friedberg über die Aufgaben der Landtagsſeſſion prechen. 5 Grofzbritannien. 8 London, 30. Jannar. RNeue Burenkredite. Die der Regierung naheſtehenden Zeitungen haben ſchon ſeit lange und in letzter Zeit beſonders vertrauensvoll behauptet, daß der Krieg von nun ab von Lord Kitchener viel energiſcher be⸗ trieben werden würde. Jetzt geſteht die engliſche Preſſe zu, daß das nicht möglich ſein werde, bevor der Oberkommandirende nicht bedeutende Verſtärkungen berittener Truppen er⸗ halten haben wird. Die Londoner„Daily News“ meldet ferner, das Lord Kitchener nicht an die Möglichkeit denke, vor A b⸗ lauf eines Jahres auch nur einen einzigen Soldaten aus Südafrika nach Hauſe entlaſſen zu können. Die Regierung, ſo berichtet das Blatt weiter, beabſichtige vom Parlament noch weitere ſiebzig Millionen Pfund Sterling zur Deckung der Kriegskoſten zu verlangen. 1 ſheirath eingeht. Dafür ſpricht beſonders ein Vorgang, der nicht erfunden, ſondern von Tauſenden von Holländern beobachtet worden iſt. Als vor einigen Wochen Herzog Heinrich wieder im Haag eintreffen ſollte, bemerkte die große, vor dem Schloß ver⸗ ſammelte Menge an einem der Fenſter eine weißgekleidete Geſtalt, die bereits eine halbe Stunde vor der Ankunft des Erwarteten ungeduldig ausſpähte. Endlich zeigten brauſende Rufe der längs des Weges geſchaarten Menge das Nahen des Herzogs an, und Königin Wilhelmina— denn ſie war die Wartende am Fenſter — verſchwand eiligſt und erſchien in dem Augenblick unter dem Thor, als Herzog Heinrich dem Wagen entſtieg. Unverzüglich eilte die Königin ihm entgegen und küßte ihn vor allem Volk recht herzhaft ab— und der ſtrahlende Bräutigam blieb nicht zurück. Die entzückten Zeugen dieſer kleinen Szene brachten dem glück⸗ lichen Brautpaar wahre Huldigungen. Der Vorfall kennzeichnet auch die herzerfriſchende Natürlichkeit, die einen Grundzug des Weſens der jungen Königin bildet. 1 — Eine Inſekten⸗Freundſchaft. Ein Profeſſor der land⸗ wirthſchaftlichen Hochſchule zu Plantahof⸗Landquart in der Schweiz, Thomann, hat kürzlich auf eine eigenthümliche, in Europa noch niemals beobachtete Thatſache aufmerkſam gemacht Er hatte nämlich auf einigen Pflanzen, z. B. auf dem gemeinen Sanddorn oder Seekreuzdorn ein wunderbares Zuſammenleben von Raupen und Ameiſen gemacht beobachtet. Die Raupen ge⸗ hörten einer Art des Feuerfalters an, die Ameiſen der Art For⸗ mica einerea. Dieſe krochen in großer Zahl auf dem Rücken der Raupen herum und betaſteten ſie beſtändig mit ihren Fühlern, ohne daß ſich jene dadurch im Geringſten beläſtigt zu fühlen ſchienen. Zweifellos beſchützten die Ameiſen durch ihre Anweſen⸗ heit die Raupen vor mannigfachen Feinden. Die Rückſicht der Ameiſen gegen die Raupen geht ſoweit, daß ſie zuweilen ſogar deren Puppen in ihre Wohnungen hineinſchleppen, damit die jungen Schmeterlinge doxt in Ruhe auskriechen können, und dieſe ——— U Generaß Anzeiger. Aus Stadt und Land. Maunheim, 31. Januar 1901. Verſetzungen. Betriebsſekretär Hermann Sceng bei der Cenkral der Eiſenbahn wurde in den Ruheſtand verſetzt. 8 in Ettlingen wurde zu Gr. Bezirks⸗ Finanzaſſeſſor Theodor Ga ſt beim Sekre⸗ zur Großh. Münzvperwaltung verſetzt und eiten Beamtenſtelle bei derſelben betraut. en Montag feierten die einzelnen nts Geburtstag S S. 43 des deut⸗ tie. Den Abend eröffn iete ein neiche 7915 Heſbrochen Freiw. Becker, nach 77770 m ein lebendes Bild ſich zeigte. te ein von einer Anzahl ten vorgetragenes Lied erl ommen wurde.—„Der Stammt tiſch“ gmoref 8 rtett, wurde von den Einj.⸗Freiw. Schofer, Frey, Ma 7 5 und Vollmer ſehr wirkungsvoll vor⸗ getragen, ebenſo das Quartett„Die kurirten Freier“ durch Einj.⸗ Freiw. Maher und Müller, ſowie Grenad. Mayer 1 und ünke.— „Kieslack und Dämlack“, humoriſtiſches Soldatenduett, brachten die Brenad. Gefr. Boos und Engel beſtens zum Vortrag und ernteten amit wohlverdienten Beifall.—„Die Stiefmutter“, Luſtfpiel in leinem Aufzug, wurde unter der Regie von Grenad. Engel ſehr flott geſpielt und machten ſich die Damen Zahn, Faulhaber und [Reibold, ſowie der Grenad. Engel, Einj.⸗Freiw. Hils⸗ heimer, Adler, Levy und Baumann ſehr verdient. Den Haupterfeg des Abends hatte unſtreitig Grenad. Engel mit ſeinen Vorträgen in Mannemer Mundart, die er tadellos ausführte. Reicher Beifall lohnte ihn, ſü daß er ſich noch zu einigen Zugaben bequemen Mmußte.— Grenad. Steigerwald, dem die Begleitung der einzelnen Vorträge ale erfreute die Anweſenden durch einen hüb⸗ ſchen Klaviervortrag.— Als Schluß wurde der Einakter„Ein& 55155 Tapport“ aufgeführt, der von den Nupten Faulhaber, Reibold, Zah n, ſowie dem Grenad. Engel, welcher auch hier die Regie hatte, den Ein Freiw. Frey, Scho fer, ſowie Grenad. Bert ſche ſehr anerkennens erth geſpielt.— Hierauf folgte der Tanz, deſſen Schluß den hellen Tag begrüßte. *Verein Frauenbildung— Frauenſtudium. Die dritte Borleſung Herrn Prof. Henſels war der Einführung in die Lehre Platos gewidmet. Dieſe iſt keine einheitliche, da dem von wider⸗ Iprechenden Impulſen getriebenen Philoſophen kein mit eiſerner Konſe⸗ guenz verfolgter Ideengang entſtehen konnte. Der Redner, welcher einer ihm herzlich dankbaren Hörerſchaft die ſchwierigen Pfade leicht gangbar zu machen verſtand, wählte die genetiſche Art der Darſtellung; er zeigte, wie die einzelnen Gedankengänge entſtehen, wie die urſprürg⸗ lliche Denkrichtung Platos ſich wandelte. In den erſten Geſprächen Ethiſchen Inhalts iſt er völlig Sokratesſchüler. Doch kommt er in der Verfolgung des ſokratiſchen Gedankenganges auf andere Bahnen. Das richtige Thun liegt im richtigen Wiſſen, das richtige Wiſſen im richtigen Begriff. Der bleibende Begriff kann nicht aus der wechſeln⸗ den Wahrnehmung hervorgehen, ſonſt kann er nicht wahr ſein, nicht bjektiv. Dann wäre kein Wiſſen möglich. Wir müſſen alſo einen Begriff haben, der nicht aus der Wahrnehmung gewonnen iſt. Dies zeigt ſich bei geometriſchen Berechnungen, bei denen wir uns nicht um empfriſch Gegebenes kümmern, ſondern eine Konſtruttion machen, die wir dann als Norm aufſtellen. Analog iſt bei den andern Wiſſen⸗ ſchaften keine Wahrnehmung nöthig, nur ein Selbſtbeſinnen. In der Problemſtellung über das Weſen der Dinge ſtanden ſich hauptſächlich zwei Philoſophenſchulen gegenüber, der Eleatismus und Herakli⸗ Hsmus. Die Lehre des Eleatismus beruht auf dem Sein. Das Sein iſt ein einziges, ewiges, alles Werden iſt Sinnentrug. Der Heraklitis⸗ wmus ſtützt ſich auf den Begriff des Werdens. Die Welt iſt in einem beſtändigen Werdeprozeß, nichts bleibt als der Wechſel; folglich iſt lles Beſtehende Sinnentrug. Plato fand folgenden höchſt bedeut⸗ ſamen Weg. Die Wahrnehmungen variiren je nach wechſelndem [Subjekt und wechſelndem Objekt, inſofern iſt der Heraklitismus be⸗ rechtigt. Dem entgegen beſteht die Welt des Eleatismus, der ewig giltigen Normen, der Begriffe, eine geiſtige Welt entgegengefetzt der Erperlichen. Die Begriffe gehen nicht aus den Wahrnehmungen her⸗ bor, ſonſt hätten ſie keine Conſtanz. Es die immaterielle Welt der Ideen, deren Abbilder unſere Begriffe ſind. Die Ideen entſtehen badurch, daß das Wiſſen bereits in der Seele angelegt iſt, ſonſt könnte ch Begriffe, die ich nicht wahrnehmen kann, wie die der Zweiheit, Dreiheit, Gleichheit, nicht haben. So muß die Seele ein Beſitzthum an Ideen, an Wiſſen mit zur Welt gebracht haben. Durch die Wahr⸗ uhmung geweckt, erinnert ſie ſich der vergeſſenen Beſitzthümer, der Apten. Die keraklitiſche Welt verſinkt wie ein Traum, ſie wird von der metaphyſiſchen vor die Exiſtenzfrage geſtellt und zu leicht befunden. Die Welt der in Reinheit und Schönheit in der Seele liegenden Ideen iſt die eigentliche. Dieſer Gedanke ſteht in einem merkwürdigen Ver⸗ Häliniß zur Unſterblichkeitslehre. Den Beweis für die Unſterblichkeit unte Plato nicht erbringen. So kommen wir zu dem Paradoxon, daß die Unſterblichteit der Seele nicht beweisbar iſt, wohl aber deren Präexiſtenz. Wie käme die Seele ſonſt zum Wiſſenf So kommi Plato wieder zum Gedankengang des Sokrates, daß Wiſſen nichts von Außen Erlernbares iſt. Nach Plato beſteht eine Doppeltheilung der Seele Sie gehört der Welt der heraklitiſchen Wahrnehmungen und det der eleatiſchen Ideen an. Der Weltmann, der Sophiſtenzögling wird bei der Menge, der die Anamneſis berloren ging, herrſchen, der beſers wendet ſich von der heraklitiſchen Welt der Welt der ewigen Eeſcgeinung iſt umſomehr bemerkenswerth, als die Ameiſen ſonſt egen die Gegenwart von fremden Körpern in den Gängen ihrer Behaufung ſehr empfindlich zu ſein pflegen und ſie ſchleunigſt an die Luft befördern. Selbſtverſtändlich leiſten ſie den Raupen ſhre Dienſte nicht aus uneigennütziger Liebe, ſondern gegen Be⸗ gahlung. Die Raupe ſpendet ihnen nämlich einen ſyrupähnlichen Saft, der für die Ameiſen als höchſter Leckerbiſſen gilt. Am dritten Leibesringe der Raupe befindet ſich eine kleine Spalte, aus der von Zeit zu Zeit ein Tröpfchen durchſichtigen Saftes austritt, den ſich die Ameiſen ſofort zu Gemüthe führen. Möglicherweiſe wiſſen die Ameiſen die Raupen noch in anderer Weiſe auszu⸗ nußen. In Europa iſt ein ſolches Zuſammenleben, wie geſagt, etzt zum erſten Male entdeckt worden, während in den tropiſchen nach den Beobachtungen in Indien und Amerika zu ließen, die Raupe der Feuerfalter von den Dienſten der meiſen geradezu abzuhängen und nur in Ausnahmefällen ohne be auszukommen ſcheinen. — Eduard VII. und Sarah Bernhardt. Der Prinz von Wales wohnte im Sommer des Jahres 1880 mit ſeinem Schwager, dem König von Griechenland, einer Vorſtellung der Sarah Bernhardt— deren eifriger Verehrer er war— in Lon⸗ don bei; es ereignete ſich dabei folgender amüſanter Zwiſchenfall. Während eines Zwiſchenaktes kam der Prinz mit dem König binter die Couliſſen und ſtellte den König mit den Worten vor: „Mein Schwager.“— Der Prinz unterhielt ſich noch mit anderen Damen, während der König mit Sarah plauderte, den ſie jedoch einfach nur„Monſieur“ anredete. Als das angeregte Geſpräch u Ende war und die Künſtlerin in ihre Garderobe gehen wollte, hielt ein Kollege ſie auf, um ſie zu fragen, wie ſie ſich mit dem önig unterhalten habe.„Mit welchem König?“ fragte ſie er⸗ fiaunkt. Nun, mit dem König von Griechenland, den Sie ſoeben perlaſfen haben.“—„Das iſt der König von Griechenland!“ Wate iie verblüftt und ſtand mit einem Satz var dem Prinzen Normen, der Begriffe zu. Aber dieſer Standpunkt konnte nicht dauernd der Platos ſein, dazu war er zu ſchönheitstrunkener Grieche, zu ſehr nach prakt iſcher Bethätigung ſuchender Staatsme Er findet den Uebergang in ſeine er eigenen Selenlehre Das öne in der Wahrnehmung weckt in der Seele die ſchöne Idee, die Liebe zum Schönen, Guten und Wahren. In der zweiten Phaſe ſeiner Ideenlehre ſind die beiden Welten nicht mehr definitiv getrennt. Die heraklitiſche Welt erſcheint als die beſtimmte, die wiſſenſchaftliche, als die beſtimmende. * Einige Streiflichter auf das Mannheimer Hoftheater⸗ gebäude und die Be handlung der Theaterbaufrage im hieſtgen Bürgerausf ſchuß werden in folgender Wiesbadener Korreſpondenz der „Frankf. tg.“ geworfen. Es heißt da: Die Stadtverordneten haben im lebten Herbſt für Erweiterungsbauten des neuen Hofbtheaters einen unden Betrag von/ 600 000 ſo gut wie ohne Debatte und auf Grund kurzen Referats im Prinzip bewilligt. Selbſt wenn man das Theater als ein recht wichtiges Hilfsmiſtel des Kurbetriebes anſieht, liegt darin ein ganz außergewöhnliches Entgegenkommen, das erſt beim Vergleich mit der Behandlung ſolcher Fragen durch andere Stadt⸗ Parlamente in das richtige Licht tritt. In dem reichen und an Ein⸗ wohnern Wiesbaden beträchtlich überlegenen Mannheim z.., das für ſein Hoftheater von jeher bekanntermaßen ſehr pfedbetent war, iſt man weſentlich anders zu Werk gegangen. Dort handelte es ſich um die Sicherheit eines an Jahren ehrwürdigen Baues, um die gründ⸗ liche Moderniſirung der veralteten und feuergefährlichen Bühnen⸗ einrichtung. Schon im Jahre 1889 wurde durch Gutachten von Fach⸗ männern wie e ger(München) und Wagner(Frankfurt..) die Ernennung als ſehr dringlich nachgewieſen. Gleichwohl iſt ein volles Jahrzehnt vergangen,bis der Mannheimer Bürgerausſchuß im vorigen Jahr auf Grund einer ſehr eingehenden Denkſchrift des Stadt⸗ rathes, und trotzdem nicht ohne erhebliche 705 etwas mehr als 0 400 000 bewilligt. Wiesbaden will eine viel höhere Summe aus⸗ geben blos für ein Foher, das— die Gründe mögen hier unerörtert bleiben— in dem ſonſt ſo be und techniſch ganz hervorragend bedachten Hauſe fehlt, ſowie für einige andere Räume von durchaus untergeordneter de g Damit die ganze Vorlage den Schein etatsmäßiger Wohlanſtändigteit erhalte, haben ſogar„ſozialpolitiſche“ Geſichtspunkte herhalten müſſen und bie vorhandenen Einrichtungen ſind in einer Weiſe herabgeſetzt worden, daß die Erbauer des Theaters noch nachträglich zur Rechenſchaft gezogen werden müßten, wenn die Dinge in Wirklichkeit ſo ſchlecht ſtänden. * Die allgemeine Arbeiter⸗Sterbekaſſe hielt am verfloſſenen Sonntage ihre recht gut beſuchte Generalverſammlung ab. Aus dem Geſchäftsbericht iſt zu entnehmen, daß dieſer gemeinnützigen Ein⸗ richtung großes Intereſſe entgegengebracht wird, da nicht nur allein Arbeiter, ſondern auch viele kleine Gewerbetreibende als Mitglieder bei⸗ getreten ſind. Die Kaſſe hat ſich nach ihrem Ajährigen Beſtehen un⸗ bedingt als lebensfähig gezeigt. Die Mitgliederzahl beträgt z. Zt,. 344, und kommen auf den nächſten Sterbefall als Sterbegeld 172.. Im abgelaufenen Jahre waren 7 Sterbefälle zu verzeichnen und wurde hierfür an die Hinterbliebenen die Geſammtſumme von 1189.50 als Sterbegeld ausbezahlt. In den Vorſtand wurden wiedergewählt und zwar Wolcke als Vorſitzender, Braun als Kaſſier, Kiſt, Wetzel und Zuberer als Reviſoren. An Stelle des ſeitherigen Beiſitzers Lauſe wurde Dieterle gewählt. * Eine neue Arzt⸗ und Medizinalkaſſe hat ſich am Sonntag, 27. d8., in dem Stadttheil Waldhof gebildet, die jedem kleinen Gewerbetreibenden und Arbeiter Gelegenheit bietet, ſeine Familie (Frau und Kinder) bei einer eintretenden Krankheit freie ärztliche Hilfe und Medizin zuſichern. Die Kaſſe hat ihren Mitgliedern ſehr günſtige Bedingungen eingeräumt und wäre zu wünſchen, daß der Beitritt zur Kaſſe ein recht großer wird. 70 Mitglieder haben ſich bereits unterzeichnet. Anmeldungen können federzeit bei Heinrich Bauſch jr. in den Drais⸗Fahrradwerken gemacht werden. Aus dem Großherzogthum. * Heidelberg, 30. Jan. Die Heiliggeiſttirche erhält eine neue Orgel, mit deren Bau Hoforgelbaumeiſter Wilhelm Sauer in Freiburg heauftragt wurde. Die Koſten werden ſich auf 16 000 belaufen. [J Heidelberg, 30. Jan. Bei der von Großh. Forſtamt Heidel⸗ berg am 28. ds. Mts. abgehaltenen Holzverſteigerung aus Domänen⸗ waldungen bei Ziegelhauſen wurden folgende Durchſchnittspreiſe er⸗ zielt: von 1 Ster: Buch. Nutzroll. 13,7, Brennſcheiter: buch. I. 18,8 c, II. 11,1, III. 10,5, gem. Laubh. III. 9,5„; Prügel: buch. I. 9,6, II. 7,1, gem. Laubh. I. 8,7, II. 7,0, Nadelh. II. 5,2%; von 100 Wellen II.: buch. 19,9, gem. Laubh. 14.5 c, Nadelh. 10,0 4. Der Geſammterlös betrug 9950. * Hilzingen, 30. Jan. Geſtern wurde hier ein Hochzeitspaar getraut, das zuſammen 138 Jahre zählt. Der Bräutigam ſieht im 76. Lebensjahr, die Braut im 62. Pfalz, Heſſen und Umgebung. () Lampertheim, 30. Jan. Das 2jährige Söhnchen des Landwirths Philipp Edinger III, hatte heute morgen am Ofen geſpielt und dabei einen Topf mit kochendem Waſſer herunter⸗ geworfen, wodurch es in fürchterlicher Weiſe verbrüht wurde. Das Kind dürfte kaum mit dem Leben davonkommen. * Darmſtadt, 30. Jan. Ein abgefeimter Heirathsſchwindler ſtand in der Perſon des Hilfsſchaffners Nik. Sauerwein 10. von Lang⸗ ſtadt vor der Strafkammer des Großh. Landgerichts I. Trotzdem, daß er berheirathet war und ſeine Frau in Aſchaffenburg wohnt, hatte er mit einer 36jähr. Köchin eine Liebſchaft angeknüpft, derſelben 200. abgehängt und ſich als Bahnaſſiſtent mit 20 000 Vermögen aus⸗ gegeben. Dieſes Verhältniß war auch in Folge der Vertrauensſelig⸗ leit des Mädchens nicht ohne Folgen geblieben. Erſt als dasſelbe Ver⸗ von on Wales, der noch writ ihrer Kollegin plauderte.„Das iſt Verrath, Prinzl“ rief ſie aus.„Warum ſagten Sie mir nicht, daß es der König war, den Sie mir vorgeſtellt?„Ich ſagte Ihnen doch:„Mein Schwager“, erwiderte der Prinz.„Ihr Schwager! Ja wie ſollte ich denn wiſſen, wer Ihr Schwager iſte Ihr Schwager könnte ja ebenſogut ein Bierbrauer oder Seifen⸗ ſieder ſein, wie ein König!“— Tableau! — Die Strafſache gegen den Kriminalkommiſſar Thiel ſoll am 8. Februar vor der 7. Strafkammer des Landgerichts J verhandelt werden. Thiel wird ſich wegen Beſtechung und Ver⸗ leitung zum Meineid, nicht aber wegen Begünſtigung zu ver⸗ antworten haben. Die Verleitung zum Meineid dürfte wohl aus den Geſprächen gefolgert werden ſollen, die Thiel mit dem Kriminalſchutzmann Stierſtädter über die Möglichkeit einer nicht ſo ungünſtigen Geſtaltung der Ausſage des Letzteren in Sachen der Frieda Woyda geführt haben ſoll. Die Verhandlung, die erſt nach Erledigung mehrerer anderer Termine vor ſich gehen wird, dürfte in verhältnißmäßig kurzer Zeit abgethan ſein, da Thiel nur die Verleitung zum Meineide beſtreitet. Es werden nur 7 Zeugen zu vernehmen ſein, nämlich der Kriminalſchutz⸗ mann Stierſtädter, die im Sternbergprozeß aufgetretenen Zeuginnen Hausmann und Kallies, 3 Schutzleute, bei denen der Angeklagte Erkundigungen nach Vorſtrafen u. ſ. w. von Zeugen eingezogen, und der Rechtsanwalt Ulrich, dem gegenüber der An⸗ geklagte ſ. Z. ein Geſtändniß abgelegt haben ſoll. — Ueber ie Hochzeitsgeſchenke für die Königin Wilhelmina weiß man aus dem Haag ſchon allerlei auszuplaudern: Die des Regenten Herzog Joh. Albrecht von Mecklenburg und der Herzogin ſind bereits in den Läden der drei Silberſchmiede zu ſehen, die dieſe koſtbare Gabe angefertigt haben. Es ſind erſtens zwei runde und zwei große ovale Terrinen, die von prächtigen Sockeln mit Löwenklauenfüßen getragen werden. An den askeliſche, welfaßgewandte d Mamideim, 81. Jammme⸗ acht ſchöpfte und auch beſ der Frau des Sauerwein Erkundigunge N ingezogen hatte, kam der Schtoindel ans Licht. Für ſeine bei der That an den Tag gelegte gemeine Geſinnung erhielt er 1 Jahr Gefängni und 3 Jahre Ehrverluſt. Kaſſel, 30. Jan. In dem dicht bei Kaſſel geleger Waldau iſt in der Nacht von Sonntag zum Montag ein m Verbrechen an einer Frau begangen worden, angeblich ein Mord Die in einem Hauſe der Nürnbergerſtraße wohnende Witt geborene Salzmann, eine junge, hübſche Frau von ei Jahren, wurde am Montag Morgen von einer Hau Volkenand in einem fürchterlichen Zuſtande, halb erf und Füßen gefeſſelt im Bett liegend aufgefunden, und 50 möglich aus ihrer hilfloſen Lage befreit. Frau Brandau war n m itteſt dicken Bindfadens mit den Füßen unten an die beiden Eckpfoſtem des Bettes und mit den Händen oben an die Eckpfoſten des Bettes feſt⸗ gebunden! und zwar ſehr feſt, ſodaß d die Feſſeln ſichtbare Spuren zurück⸗ ließen. Ferner war ihr auch ein Seil um den Hals gebunden und ſö feſt zugeſchnürt worden, daß ſie nicht ſchreien konnte und faſt erſtick wäre. Nur dem von dem Thäter in der Haſt und Dunkelheit über⸗ ſehenen Umſtande, daß ein Zipfel des Bettzeuges mit um den Haltz feſtgebunden war, ſoll es zuzuſchreiben ſein, daß die gefeſſelte und zu erdroſſeln verſuchte Frau am Leben geblieben iſt. Die Gefeſſelte er⸗ zählte dann weiter— und vorläufig beruht ja Alles auf ihren Er⸗ zählungen— daß ſie vor Angſt und Schmerz bewußtlos geworden war, plötzlich habe es an der Thür gerappelt, der Kerl habe Angſt be⸗ kommen und ſei aus geri iſſen, ohne daß ſie ihn erkannt hätte. Der That verdächtig iſt ein Schweizer, der ein Liebesverhältniß mit der Frau unterhalten hat und auf einem Gute in Waldau in Stellung iſt. Das Liebesverhältniß ſoll nicht ohne Folgen geblieben ſein. Näheres muß die eingeleitete Unterſuchung ergeben. * Hanau, 30. Jan. Die hieſige Staatsanwaltſchaft ließ den Oberpoſtſekretär Kämpf in Verhaft nehmen. Ueber den eigentlichen Sand der Verhaftung verlautet nichts Beſtimmtes.— Der erſte Schritt beim hieſtgen Mainhafenbau wird nach fachmänniſcher Be⸗ rechnung/ 800 000 erfordern.— In Altenmittlau iſt in vorgeſtriger Nacht ein Pfeiler des Neubaues der Kirche eingeſtürzt und hat einen Theil des Gewölbes zertrümmert. Gerichtszeitung. * Mannheim, 30. Jan.(Strafkammer.) Vorſ.: Herr Landgerichtsrath Ketteler. Vertreter der Großh. Staatsbehörde: Herr Staatsanwalt Dr. Groſſelfinger. 1) Der 52 Jahre alte, bisher unbeſtrafte Fabrikarbeiter Georg Haefner von hier hat im Rauſche an einem 11 Jahre alten Mädchen unzüchtige Handlungen vorgenommen. Das Opfer des Alkohols wurde zu 10 Monaten Gefängniß verurtheilt. Verth.:.⸗A. Dr. Nauen. 2) Am 10. Oktober, Vormittags gegen 10½ Uhr bewegten ſich drei mit Gerſte beladene Fuhrwerke der Brauerei Sinner in der Rich⸗ tung von der Stadt nach der Neckarvorſtadt. Von der anderen Seite kam ein mit Langholz beladenes Fuhrwerk, ein Wagen mit Kies und eine leere einſpännige Pritſchenrolle. Links neben dem erſten der Sinner'ſchen Fuhrwerke ſchob der Taglöhner Gottfried Apfel einen Handkarren. Als Apfel in die Nähe der Pritſchenrolle kam, bezw. der Fuhrmann der letzteren, kam Jakob Al ter plötzlich ebenfalls nach der Mitte der Fahrbahn, um in ſcharfem Schritt dem Kieswagen vorzu⸗ fahren, erfaßte die Nabe des linken Vorderrads des Handwagens und Apfel wurde dadurch unter den erſten der Sinner⸗Wagen geſchleudert und erlitt ſchwere Quetſchwunden am rechten Oberſchenkel und Knie, welche eine dreimonatliche Arbeitsunfähigkeit nach ſich zogen. Außer⸗ dem trat eine dauernde Steifigkeit des linken Mittelfingers ein, welche eine dauernde Beſchränkung der Arbeitsfähigkeit um 10 Prozent be⸗ dingt. Alter benahm ſich bei ſeiner Verkheidigung, als ob er im Wirthshaus debattire. Man wurde an das Lied erinnert:„Wir ſind die Fuhrknecht wir, wir können nichts dafür“, ſo ungenirt trat der Angeklagte auf. Der Vorſitzende mußte wiederholt ſeinen Redeſtrom chemmen und ihm ſchließlich mit der Abführung aus dem Saale drohen, ehe er Ruhe gab. Der Staatsanwalt beantigte 6 Wochen Gefängniß. Das Urtheil lautete auf 30„ Geldſtrafe oder 6 Tage Gefängniß. Vertheidiger:.⸗A. Dr. Maher. 3) Der 25 Jahre alte Kaufmann Sigmund Cahn, hier wohn⸗ haft, iſt vom Schöffengericht wegen Betrugs zu 200 Geldſtrafe oder 4 Wochen Gefängniß verurtheilt worden. Sowohl der Staats⸗ anwalt als der Verurtheilte haben hiergegen Berufung eingelegt. Im Januar v. J. etablirte die Kellnerin Paula Langer hier ein Cigarrengeſchäft. Durch die Vermittelung des Wirths Tafel trat dez Angeklagte zu ihr in Geſchäftsbeziehungen. Als ſte ihm erklärte, ſie gedenke, nur von einem Fabrikanten zu kaufen, gab ſich Cahn, obwohl er nur Agent war, als Fabrikant aus, ſeine Fabrik ſei in Schwetzingen. Auch dem Kaufmann Ferdinand Mayer, D 3, 4, bei dem die Langer ihren Laden miethete, ſtellte ſich Cahn als Fabrikant aus Schwetzingen vor. Die Langer beſtellte dann auch bei Cahn für 1000 Cigarren und bezahlte 800 baar an. Cahn ſchickte ihr aber unverlangt für ca. 700 o% mehr und berechnete ihr Prekſe, daß der Detailverkauf ab⸗ ſolut keinen Nutzen mehr abwerfen konnte. Cigarren, welche die Kon⸗ kurrenz um 6 Pfg. verkaufte, bezahlte ſie ſchon im Ankauf mit 8 Pfg. Die Langer verſtand eben nichts von der Branche. Bei ihrer Einvernahme erklärte ſte heute, wenn ſie gewußt hätte, daß Cahn nicht Fabrikant, ſondern nur Händler ſei, ſie nicht bei ihm gekauft hätte. Der Angeklagte leugnete, ſich als Fabrikant aufgeſpielt zu haben. Er habe nur von der Fabrik geſprochen, nicht von ſeiner Fabrik. Der Zeuge Cigarrenhändler Nathan Gutjahr iſt vom Verein der Cigarrendetailliſten, an welche ſich die Langer mit der Bitte um Rath wandte, beauftragt worden, die Angelegenheit zu unterſuchen. Er hat Außerdem iſt das Gefäß mit Kränzen und der Deckel mit einem ſchön gearbeiteten Tannenzapfen geſchmückt. Zu dieſer Garnitur gehören auch doppelte Tiſchglocken auf großen, flachen Schüſſeln. Das ganze Silber iſt nach dem im Silberzimmer im Schloſſe zu Schwerin befindlichen Silbergeſchirr modellirt worden. Die Modelle kamen im Jahre 1799 durch die Gemahlin des Prinz⸗ Regenten Friedrich Ludwig, die Großherzogin Helene Paulowna, nach Mecklenburg⸗Schwerin. Dann gibt es in einem Schau⸗ fenſter zwei ovale Jardinisren, zwei neunarmige, zwei ſieben⸗ armige und zwei fünfarmige Candelaber zu bewundern. Alle Arme enden in Sphinxköpfen. In einer anderen Auslage man vier viereckige, vier dreieckige und zwei ovale Schüſſeln; dis dazu gehörigen Deckel entſprechen im Stil dem übrigen Geſchirr. — Ein Baumſtamm aus Baſalt. In den Sitzungs⸗ betichden der Rohal Society von Victoria beſchreibt der Geologe Walcott einen ganz eigenthümlichen Fund, der im vulkaniſchen Gebiete des Auſtraliſchen Staates gemacht wurde. Es iſt ein mächtiges Baſaltſtück, deſſen Oberfläche vollkommen die Struktur eines Baumſtammes aufweiſt. Die Entſtehung dieſes Natur⸗ ſpieles iſt ſo zu denken, daß ein liegender Baum urſprünglich von einem Lavaſtrom bedeckt und verkohlt wurde und daß dann ſpäter die daraus entſtandene Höhlung von Neuem mit Lava gefüllt oden gleichſam ausgegoſſen wurde. —. Ein Ziegelſtein als Liebesbrief. Ein bekannten Archäologe theilt in einer Zeitſchrift mit, wo ſich der älteſtg Liebesbrief der Welt befindet. Er wird im Britiſchen Muſeum in London aufbewahrt. Der Brief enthält einen Hetrathsantrag, und zwar die Werbung um die Hand einer egyptiſchen Prinzeſſin vor 3500 Jahren und iſt auf einen Ziegelſtein eingeritzt. Ob den Brautwerber dieſen Stein an den 8 geworfen dekam, E leider nicht zu erfahren. —2 15 — rerr SDOSRRrr er * * b 1 5 Kee ee l ere Als Sach f aufmerkſam, der ſeine Verhaftung veranlaßte. Mannbeim, 81. Jun Generm daß Veſchäftsgebahren Cahns unkeell gefunden. Fahn habe Fil. Vanger Importcigar 70 Pfg. das Stück verkauft, welche überall im Detatl für 259 kauft würden. Statt 10 Stück waren viel⸗ fach nur 7 Stück in den Kiſtchen, aber auch andere Kiſten zeigten Mankos. Cigarren, die man für 42 e per Mille kaufe, habe ihr it 58/ berechnet. Die Langer konnte bei dieſen Preiſen zmöglich beſtehen, zumal die Cigarren der reinſte Miſt waren. Die ailliſt ten in der Regel direkt bei den Fabrikanten. Frl. ger im Fabrikanten nicht nur billiger gekauft, ſondern rzahlung von 1000% wäre ihr auch ein kleiner worden. Zeuge Joh. Mehl hat als Schriftführer detailliſtendereins ebenfalls Frl. Langer beſucht und be⸗ ahn der Dame Importeigarren zu 57 Pfg. per Stück welche im Detail um 17 Pfg. billiger verkauft würden. die Kiſten unvollſtändigen Inhalts geweſen. Fabrikant Schwetzingen hat dem Angeklagten verſchiedene Sorten Cigarren v ft, auch einige Reſtparthien, welche aus Waaren zu beſtehen pflegen, die aus irgend welchem Grunde zurückbleibt, aber durchaus nicht minderwerthig iſt. Der Zeuge beſtätigt, daß man beim Fabrikanten billiger kaufe als beim Händler, der mit größeren Speſen und mit größerem Riſiko arbeite. Zeuge Wirth Tafel muß zugeben, daß er für ſeine Vermittlung von dem Angeklagten 67/ baar und noch einige Kiſtchen Eigarren als Proviſion ergielt, alſo faſt 10 Proz. des Auftragswerthes. Zeuge Kaufmann Gg. Fiſcher, der Konkurs⸗ verwalter des Konkurſes Langer iſt, gibt an, daß Cahn eine Forderung von 964 el an die Maſſe einreichte, es würden aber nur 640% an⸗ erkannt. Bei Annahme letzteren Betrags könnten 25 Proz. vertheilt werden, dagegen bei Anerkennung des vollen Betrags nur 18 Prozent. verſtändige wurden die Herren Cigarrenhändler Gehrig und Eigarrenfabrikant Thorbecke gehört. Jener wies in einem ausführlichen Gutachten nach, daß Cahn ſich bei den beſſeren Sorten Cigarren einen Nutzen bis zu 80/ pro Mille berechnete. Im Durch⸗ ſchnitt 11½% el pro Mille. Gegenüber einem Detailliſten ſei das ein zu hoher Nutzen, 5% wäre ein ausreichender Satz geweſen. Der andere Sachverſtändige, Herr Thorbecke, führt u. A. an, daß er ein beſtimmtes Urtheil nicht abzugeben in der Lage ſei, weil er die Cigarren nicht geſehen habe. Der Händler dürfe ſich wohl einen höheren Nutzen als 5 Proz. berechnen. Die Cigarren bekomme ber Händler auch billiger als der Detailliſt. weil er der größere Abnehnzer ſei. Der Staatsanwalt ſtellte den Antrag, den Angeklagten in eine Freiheitsſtrafe zu verfällen. Die Vertheidigung plaidirte auf Frei⸗ ſprechung. Das Urtheil verwarf beide Berufungen. Das Gericht hielt es für erwieſen, daß der Angeklagte der Langer die Cigarren zu be⸗ deutend höheren Preiſen verkaufte, als ſie bei einem Fabrikanten hätte anlegen müſſen. Eine allbekannte Thatſache ſei, daß ein Fabrikant die Waare billiger abgeben könne als ein Händler, namentlich, wenn auch noch Baarzahlung geleiſtet werde. Indem er ſich alſo der Langer gegenüber als Fabrikant ausgab und ſie dadurch beſtimmte, bei hm zu beſtellen, habe der Angeklagte ſie um den Betrag von 400/ ge⸗ ſchädigt und außerdem habe ſie ihr ganzes Vermögen dabei verloren. Anderſeits hätten derartige Geſchäftsleute infolge ihres Riſikos in gewiſſen Punkten ein weites Gewiſſen und habe der Angeklagte einen erheblichen Gewinn aus dem Geſchäft nicht gezogen. ) Die Monatsfrau Auguſt Mittel Ehefrau entwendete der Friſeuſe Ludwina Oberlies, bei der ſie arbeitete, 120 baar und eine große Anzahl verſchiedener Gegenſtände, ferner einer Kellnerin Wohl⸗ gemuth 26 50 J und ein Tuch und einer anderen Kellnerin 20. baar. Die vielfach vorbeſtrafte Diebin wurde zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängniß verurtheilt. 5)„Ich gebe es zu, aber ich räume es nicht ein“, ſagte der wegen eines verſuchten Taſchendiebſtahls angeklagte 26 Jahre alte Schuh⸗ macher Albin Wittkowsky aus Schlawe, ein ebenſo raffinirtes als freches Exemplar eines Berliner Taſchendiebs. Wittkowsky wvar im vorigen Jahre zuſammen mit dem Tapezier Leyy Herz hier zhochgegangen“, als ſie vor dem Waarenhaus Schmoller ſich ange⸗ kundet, daß berkauft habe, Vielfach ſeien Neuhaus⸗ legentlichſt um die Myſterien der Taſche einer Dame bemühten. Sie wurden deswegen ſeinerzeit hier abgeurtheilt. Damals ſtellte ſich heraus, daß Wittkowsky in Frankfurt a. M. in ähnlicher Weiſe operirt hatte. Eine junge Dame, Frl. Chriſtine Lauck, hatte am 5. April v. J. geſehen, wie er auf der Kaiſerſtraße ſeine Hand in die Rocktaſche einer vor einem Schaufenſter ſtehenden Dame verſenkte. Wie die Beobach⸗ kerin auf Befragen erfuhr, war der Letzteren nichts geſtohlen worden, da ſie ihr Geld offen in der Taſche hatte. Frl. Lauck machte indeſſen einen Paſſanten, den Kaufmann Simon Fleckenſtein, auf den Dieb Obwohl Frl. Lauck heute beſtimmt verſicherte, der damals Verhaftete ſei mit dem Diebe lung ſchuldig gemacht zu haben. kdentiſch, leugnete Wittkowsky beharrlich, ſich einer ſtrafbaren Hand⸗ Sechs Monate mehr oder weniger ſeien ihm zwar ſchnuppe bei ſeinen 3 Jahren, aber er habe die Hand thatſächlich nicht in der Taſche gehabt. Anderſeits verrieth er ſich aber wieder, indem er die betr. Dame und die ganze Situation bis ins Einzelne beſchrieb. Einſchließlich anderer Strafen wurde auf eine Geſammtſtrafe von 3 Jahren 1 Monat Zuchthaus und 5 Jahren Ehr⸗ Nerllit erkannt. 22 — Theater, Kunſt und Wiſſenſchaft. 'Aununzios Garibaldilied. In Turin hat Gabriele NAnnunzio im„Theitro Regio“ ſein vaterländiſches Gedicht mit dem Titel„Die Nacht in Caprera“ vorgeleſen. Der Dichter beſchreibt, wie 4 Garibaldi, nachdem er die Bourbonen vertrieben u. das Königreich der beiden Sicilten erobert hat, es dem hinzukommenden Vietor Emanuel übergibt u. nur einen Sack, gefüllt mit verſchiedenen Samenarten, mit⸗ nehmend, ſich von Neapel nach der Inſel Caprera begibt. In der Nacht der Rückkehr ſchließt der Held kein Auge, mechaniſch bindet er den Sack auf, und während er mit den Händen in dem Samen wühlt, beſchwört er die vollführten Thaten, die Abfahrt von Quarto, die gefährliche Bootfahrt, die Ausſchiffung in Marſala, den Kampf und allerlei Epiſoden herauf. Von der Erinnerung an ſo viele Freuden und unerſetzlichen Verluſte tief ergriffen und erregt, ſieht er das Bild von Rom vor ſich auftauchen. Die finſteren Ereigniſfe von 1849, die Unterdrückung der römifchen Republik durch franzö⸗ iſche Söldnerſchaaren, ſtimmen ihn traurig, es bangt ihn um die Zukunft des Vaterlandes. Er bindet den Sack wieder zu und will gur Ruhe gehen, aber das Geblök eines verlaufenen Lammes lockt hn heraus, er ſucht das Thier und iſt nicht eher zufrieden, bis er es ſicher in ſeine Hürde zurückgebracht hat. Es ſoll ſich um eine erhabene Epopee nach Muſter der klaſſiſchen handeln. Das äußerſt zahlreiche Publikum zollte dem Dichter ſtürmiſchen Beifall. In käner Schlußrede gedachte'Annunzio, alle zur Rührung fortreißend, des ſterbenden Verdi. Ausgrabung einer römiſchen Villa in England. Aus London wird berichtet: Eine ausgedehnte römiſche Villa iſt im Dorfe Rothley in Leiceſterſhire, dem Geburtsort Macaulays, ans Tages⸗ licht gebracht worden. Auf dem Grundſtück ſollte gebaut werden. Im Verlaufe der Ausgrabungen ſind zahlreiche Funde alter Töpfer⸗ wagren gemacht worden. Die Fundamente der jetzt entdeckten kömiſchen Villa ſind faſt vollſtändig erhalten. Verdis berühmteſtes Porträt iſt von ſeinem in Paris lebenden Landsmann Jean Boldini gemalt worden. Es zeigt uns Verdi in origineller Auffaſſung und iſt gleichſam auf der Straße trhaſcht: der Maeſtro ſteht in einem dicken Winterüberzieher und in altmodiſchem Cylinderhut. Die zweite Januarnummer der Zeitſchrift„Bühne und Welt“ bringt außer dem von uns an dieſer Stelle bereits gewürdigten Aufſatz von Friedrich Brandt über die„Reformbühne noch eine zweite eſſelnd geſchriebene Theaterplauderei aus der Feder des bekannten Theaterfachmanns Ludwig Barnahy, die ſich unter der Marke„Amme Gewohnheit“ mit allerlei Schäden und Mängeln der Bühnenwelt be⸗ ſchäftigt. Einen werthvollen litterargeſchichtlichen Beitrag bietet Heinrich Stümcke mit einer umfangreichen Studie über„Hohenzollern⸗ rſten im deutſchen Drama“. Der Autor, in dem vorliegenden erſten TCdheil ſeiner Arbeit mit Blums„Das befrente Ratenan(1778) be⸗ . Seige. ginnend, läßt eine ftatfliche Reihe bon Dramen mif dem Sroßen Nur⸗ fürſten als Mittelpunkt oder Epiſoden hierzu Revue paſſiren.— Die Rubrik„Von den Berliner Theatern“ bringt u. A. ausführliche Be⸗ ſprechungen von„Michael Kramer“,„Flachsmann als Erzieher“ und Delmars Volksſchauſpiel„Hohenzollern“, dem auch zwei intereſſante Scenenbilder mit dem Großen Kurfürſten und dem Alten Fritz als Mittelpunkt entnommen ſind.— Von der anmuthigen Anna Dandler, dem langjährigen beliebten Mitglied des Münchener Hoftheaters, ent⸗ wirft Arthur Roeßler eine graziöſe Porträtſtizze. Ein Vollbild und mehrere Rollenbilder der Künſtlerin ſind beigegeben. Aeueſte Nachrichten und Telegramme. Privat⸗Telegramme des„General⸗Anzeigers.“) * Frankfurt a.., 31. Jan. Ein hier wohnender Mormone iſt an den ſchwarzen Blatttern erkrankt. Er hat die Krankheit von einem Mormonenkongreſſe in Leipzig mitgebracht, wo auch ein Mann in Hannover angeſteckt wurde. Alle Vorſichtsmaßregeln ſind getroffen. *Berlin, 31. Jan. Die„Nordd. Allg. Ztg.“ meldet: Bei den Erörterungen über die Ehrung für die ver⸗ ſtorbene Königin von Großbritannien im Reichstage iſt in der Preſſe mehrfach hervorgehoben worden, daß bei dieſem Anlaſſe zum erſten Male der deutſche Reichs⸗ kanzler die Initiative zu einem Nachrufe für das Oberhaupt einer auswärtigen Macht vor der deutſchen Volksvertretung er⸗ griffen habe. Demgegenüber mag daran erinnert ſein, daß auch bei dem Tode des Präſtdenten Felix Faure der damalige Reichskanzler, Fürſt Hohenlohe, dem verſtorbenen Oberhaupte der Franzoſen Worte ehrenden Angedenkens vor dem Reichstage gewidmet hat. Berlin, 31l. Jan. An der Börſe verlautet von der Inſolvenz der Firma Hartmann und Heymann in Spiegelberg bei Neuſtadt a. d. Doſſe. Der Inhaber der Firma und deſſen Frau nehmen ſich das Leben. Wernigerode, 21. Jan. Die Strecke Haſſerode⸗Ilfeld der Nordhauſen⸗Wernigeroder Eiſenbahn iſt in Folge Schneever⸗ wehungen unfahrbar. Die Dauer der Betriebsſtörung iſt un⸗ beſtimmt. *Elm, 31. Jan.(Amtlich.) Geſtern Nachmittag, kurz nach 4 ÜUhr, ſtieß bei ſtarkem Schneegeſtöber der von Gmünden kommende Perſonenzug Nr. 1005, aus dem Ebertsberg⸗Tunnel kommend, auf einen bis über das Einfahrtsſignal in dem Bahnhofe Elm hinausſtehenden Güterzug. Beide Züge waren mit zwei Maſchinen beſpannt. Die vier Maſchinen und 5 Wagen wurden beſchädigt. Ein Heizer erlitt einen Unterſchenkelbruch, 8 Reiſende erhielten leichte Ver⸗ letzungen, welche ärztliche Eingriffe nicht erforderten. Der Unfall war hauptſächlich durch den Schneeſturm verurſacht, welcher ein Verſtehen der abgegebenen Befehle und Rangirſignale unmöglich machte. Die Unterſuchung iſt im Gange. * Wien, 31. Jan. Die Eröffnung des Reichs⸗ rathes durch den Kaiſer iſt auf den 4. Februar feſtgeſetzt. * Waſhington, 31. Jan. Bezüglich der Meldung aus Manila, daß der deutſche Generalkonſul nach Berlin telegraphirte und bat, der deutſche Botſchafter in Waſhington möge angewieſen werden, diplomatiſch für die Be⸗ ſchleunigung der Annahme der Bill einzutreten, welche den Prä⸗ ſidenten ermächtigen ſoll, auf den Filippinen eine Verwaltung einzurichten, verlautet, daß das Staatsdepartement eine der⸗ artige Mittheilung noch nicht erhalten habe. Den Vereinigten Staaten ſei ſehr wohl bekannt, daß die Kapitaliſten, nicht allein die deutſchen, ſondern auch die engliſchen, den ernſtlichen Wunſch hegen, ſobald dies ohne Gefahr geſchehen könne, mit der Anlage größerer Geldſummen, zur Erſchließung der Filippinen zu beginnen. Die Filippinenkommiſſion berichtet, daß die Un⸗ möglichkeit den Filippinos auf die Dauer das Wahlrecht zu ver⸗ leihen, die des Archipels lahm lege. Sie meldet auch, daß ſie auf einen Druck der deutſchen Finanzintereſſen voll⸗ ſtündig gefaßt ſeien. * 8 0 Der Burenkrieg. * London, 31. Jan. Aus Kapſtadt wird dem Bureau Laffan gemeldet, daß König Edward an Kitchener tele⸗ graphirte: Eine der letzten Fragen der Königin war nach Ihnen und der tapferen Armee unter Ihrem Kommando. 4 4 Hum Thronwechſel in England. 4* Kiel, 31. Jan. Die Kieler Zig. meldet: Der Kaiſer beſtimmte: Am Beiſetzungstage der Königin von England haben die Schiffe mit Flaggenparade die Topp⸗ flaggen halbmaſt zu ſetzen, die engliſche Flagge im Großtopp. Am Abend iſt ein Trauerſalut von 81 Schuß in Interwallen von je einer Minute derart zu feuern, daß der Salut mit Sonnen⸗ untergang beendet iſt. *London, 30. Jan. Nach einem geſtern Abend ausge⸗ gebenen Armeebefehl werden im Leichenzuge ſelbſt 3075 Mann marſchiren, während an der Spalierbildung 3166 Berittene und 29 219 Mann zu Fuß ſich betheiligen, außer den Ehrenwachen auf dem Victoria⸗ und Paddington⸗Bahnhofe und im Buckingham⸗Palaſte. Im Leichenzuge marſchiren die Ab⸗ ordnungen der Marine hinter jenen der Armee, dahinter die fremden Militär⸗Attachees, der Generalſtab der Armee, die Feld⸗ marſchälle, hierauf 4 Muſikkorps, abwechſelnd Beethoven und Chopins Trauermarſch ſpielend, dann der Leichenwagen. Deutſcher Reichstag. (87. Sitzung vom 31. Januar.) Etat des Innern. Bei Titel Herausgabe der Nachrichten für Handel und Induſtrie ſprachen Müller⸗Sagan, Möller⸗Duis⸗ burg und Cahensly ihre Anerkennung über dieſe Mittheilung aus. Bei dem Titel, Subventionirung der Dampferlinien nach Afrika be⸗ merkt Qertel(konſ.), ſeine Partei ſtimmte der Subventionirung ſeinerſeits nur ungern zu. Ueber die ſubventiontrten Linien ſeien ſcharfe Tadel laut geworden, beſonders über Verzögerung der Güter⸗ beförderung, Vernachläſſtigung der deutſchen Häfen, Unreinlichkeit, Belaſtung der Schiffe ſchlechte Behandlung des Perſonals. Redner führt als Gewährsmann Profeſſor Bütter an. Graf Poſavowsky: Nach dem Ausbruch des ſüdafrikaniſchen Krieges wünſchten ſehr viele Deutſche Afrika zu verlaſſen und benutzten dazu die Oſtafrika⸗Linie, wodurch manche Unbequemlichkeiten ent⸗ ſtanden ſind. Bei dem Titel Reichsſchulkommiſſion begründet Müller⸗ Sagan eine Reſolution, für das Reichsgebiet, und ſoweit angängig auch für das deutſche Sprachgebiet Oeſterreich⸗Ungarns und der Schweiz eine möglichſt gleichmäßige Rechtſchreibung herbeizuführen. Graf Poſadowsky erklärt: Der preußiſche Kultusminiſter habe die Vorarbeiten abgeſchloſſen, um das Wörterbuch der Putt⸗ kammerſſchen Orſhögruphie und das dazu gehörlge Negelbuch einer 8⸗ neuten Prüfung zu unterziehen. Aenderungen werden nur in gering⸗ fügigem Maße eintreten. Inzwiſchen wandte ſich die württen iſche Regierung an den Reichskanzler mit der Anregung, ob nicht eine eim⸗ hetkliche deutſche Rechtſchreibung vereinbart werden könnte. Der Reichs⸗ kanzler erklärt ſich damit einverſtanden, und es ſind Verhandlungen eingeleitet. Sie werden ſich nur gründen auf das Syſtem, das jetzt an den preußiſchen Schulen angewendet wird, und nicht auf die Sprache des ſogenannten bürgerlichen Geſetzbuches. So werden wir einen Riß ausfüllen zwiſchen Schulorthographie und der Orthographite des bürgerlichen Lebens. Mannheimer Handelsblatt. Coursvlatt der Mannheitmer Börſe(Produkten⸗Börſe) vom 31. Januar. Weizen pfälz. 17.25—17.50 J] Hafer, württb. Alp—.—. „ norddeutſcher 17.25—17.50„amerik. weißer—.——14.50 „ ruſſ. Azima 18.——19.— Mais apier. Mixed—.——12.— „ Theodoſia 18.50—19.—„ Donau—.—13.— „ Saxonska 18.——18.50„La Plata—— „ Girka—.——18.—]l Kohlreps, d. neuer—.——381.50 „ Taganrog 18.——18.50 Wicken 19.——19.50 „ rumäniſcher 17.75—18.75 Kleeſamen deutſch. 1 120.—125.—. „ am. Winter 18.——18.50 75„ II 100.—105.— „ Chicago II—.—.—„ amerik. 102.—105.— „ Manitoba—.———.—„ neuerPfälzer—— „ Walla Walla—.——17.78„ Luzerne 90.——95.— „ Kanſas II—.——18.—„Provene. 105.—115.— „ Californier—.——.„Eſparſette 33.——34.— „ La Plata—.——18.25 Leinöl mit Faß—.——67.— Kernen 17.25—17.50[Rüböl„„—.—70.— Roggen, pfälz. 14.75—15.—„ bei Waggon—.——68.— „ kuſſiſcher—.——15.25 Am. Petroleum Faß „ rumäniſcher—.———.— fr. mit 20% Tara—.——29.28 „ norddeutſcher—.———.— Am. Petrol. Wagg.—.——22.30 „ amerik.—.———.—Am. Petrol. in Ciſt. Gerſte, hierländ. 16.——16.25 p. 100ko netto verzollt.18.50 „ Pfälzer 16.25—17.— Ruff. Petrol. fr. Faß—.—22.25 „ ungariſche 18.——18.25Ruſſ. Petrol. Wagg.——21.20 Futter—.—13.—Ruſſ. Petrol. in Ci⸗ Gerſte rum. Brau—.———.— ſternen p. 100konetto-17.50 Hafer, bad. 13.75—14.50 Rohſprit, verſteuert—.— 115.50 „ruſſiſcher 14.50—15.— 7oer Sprit—.—4650 „norddeutſcher—.———.— goer do. unverſt,—.——88.50 Weizenmehl IN. 00 5 2 8 85 1 28.— 26.— 24.— 283.— 22— 20.— Roggenmehl Nr. 0) 23.25 1) 20.25. Tendenz: Weizen ruhiger. Roggen unverändert. Hafer ange⸗ nehmer. Mais ruhig. Courszettel der Mannheimer Effektenbörſe vom 31. Januar, Obligationen. Staatspapiere. 4 aeee 170 50 4 proz. Bad. Oblig. v. 1901101.85 5 4 hein. Hyp.⸗B. unk. 5 8 ½proz. Bat. Dellg. b. 1900 96.— G 5„„„ 1881 ee 96.öe b)[3½„ Conmunaf 91.— 55 3½„ Oblig. Mark 95. Städte⸗Aulehen. %½%%„ 13886 95.—[ 32% Frelburg l. B 92R—— 5/„„„% 1898/04 90.— G 3 Farlsruher v. J. 1896 86.— 8 „ 66.50 b3 4% Ludwigshafen don 190088.80 c⸗ 4„ T. 100 Looſe 141.— b5 4½ Ludwigshaſen M. 100%½ bf 3 Bayer. Obligationen 96.80 634 5 2 98.60 85 ——5 31% Maunheler Obl. 155 923 350 1 25 bß 17 18 2 7 0 00 eee 97.80 65 5 7 1 94500 80%„ 7 5 3⁰ 91 81˙98s„„ 1898 92.—* 9½ Preuß, Couſols 7555 Induſtrie⸗Obligationen 5½ 58. 7½ Bad A⸗ ſ. Aöſcheſff. 1008 8%„— 47 Brauerel Kleinleln Heidelb. ciſeubahn · iiulehen. 50 4 Pfälz. Gudw. Max Nord) 10.— 5 4% Spezerer Ziegelwerke 10¹ „ 7 91.90 4½ Verein Chem. Fabriken 101. 85„ convertirt, 98. G 4¼8 Zellſtofffabrik Walbhof 101.20 Aktien. Banxe Pfalhbrau. v. deiſel n. Mohr.— 8 4 Brauerel Sinner, Grünwinkel 220.— Badiſche Bank 116.— 8 Schroedl Heldelberg 181.— G Gewerbebank Speyer 50% 120.50„Schwartz, Speher 122.— Maunheimer Bank 126.35 8„Schwetzingen 68. Bank 114. 8„ Sonne Welg Speyer 148.— Pfälziſche Bane 188.—„. Storch, Slcß„ 06.— 8 fälz. Hp.⸗Bank 160.— G Werger, Worms 90.— G Kbeinihe Erezlerane zen de eeeee Ahein. Hyp.⸗Bank 180.—3 t weeßt e Speee Sildd. Bank 106.0 b5 Trausport Süddeutſche Sank gunge) Akt.—— und Verſicherung. Siſenbahnen. Gutlahr⸗Attien 127— Pfälziſche Zudwigsbahyn 220.— G Mannh. Dampfſchleppſchlff 117.— „ Maxbahn 142.„ Lagerhaus 109,— 55 . Nordbahn 128.50& Bad. Rück⸗ u. Mitverſich.—.— Heilbrouner Straßenbahnen 37.— G„ Schifffahrt⸗Aſſecuranz 8385.— Chemiſche JInduſtrie, Cöntinentale Verſicherung 310. .⸗G. f. chem. Jubuſtrie 114.— 8 Mannheimer Verſicherung 420.— Badiſche Auilin⸗ u. Sodg 853.— Oberrheln. Berſ.⸗Geſellſchaft 258.— 10„„„„ lunge 75— WMürtt, Transportverſich. 675.— Chem. Fabrik Goldenberg 180 vuſtri Chem. Fabrik Gernusheim 84. 8 Indn rie. Verein chem. Fabriken 181.80 G Act.⸗Geſellſch. f. Seilinduſtrie 128.— Berein D. Oelfabriken 105.— 8 Dingleriſche Maſchinenfabrikx 186.— Weſteregeln Alkal. Stamm 211.— 6 Emaillirfabrit Kirxweiler—.— 7„ Vorzug 108.— 5 Emaillirwerke Maikammer 114.—8 Ettlinger Spinnerei 108.— 8 Brauereien, Hüttenheimer Spennerel 91.— Bad. Brauerei 185.— G Karlsr. Nähmf. Halb u. Nen l5g.— Binger Aktienblerbrauerei—.— Mannh. Gum.⸗ U. Asbeſtfabr, 86,— Durlacher Hof vorm. Hagen 200.— Oggershelmer Spinnerei—— Elchbaum⸗Brauerei 174,.— 5 Pfec Nähm. u. Fahrräderf—— Elefantenbräu Rützl, Wormß 105.— Portl.⸗Cementwk. Heidelberg 184.— 8 BHrauerei Gantex Freiburg 105.— Berefnig. Freiburger Ziegelw. 109.— Kleinleiu, Heldelberg 149.50 Verein Speyerer Siegelwelke 99.— 3 Homburger Meſſerſchmitt 90.— bf Uſtofffabrit Walb 1 884.— Ludwigshafener Braueret—— uckerfahrik Waghäuſel 70.50 Mannb. Aktienbrauerei 160.— Juckerraffinerle Maunhelm 150.— Maunheimer Effekteubörſe vom 31. Jan. An der hen⸗ tigen Börſe war wenig Geſchäft. Geſucht waren von Bank⸗Astien; Gewerbebank Speyer zu 125.50% und Pfälzer Hypothekenbank zu 160 ⅜. Ferner begehrt von Brauerei⸗Actien: Badiſche Brauerei zu 135% und Kleinlein, Heidelberg zu 149.50 ½, Die Actien der Bad. Anilin⸗ und Sodafabrik notirten 382., die der Zuckerfabrik Waghäuſel 75.50 B. Frankfurt a.., 31. Jan.(Effektenbörſe). Anfangscourſe. Kreditattten 209.10, Stagtsbahn 142.30, Lombarden 26.—, Egypter —.—, 4% ungar. Goldrente 98.40, Gotthardbahn 160.—, Disconto⸗ Commandit 178.70, Laura 193.60, Gelſenkirchen 166.75, Darmſtädtes 181.—, Handelsgeſellſchaft 148.60. Tendenz: feſt. Ueberſeeiſche Schifffahrts⸗Nachrichten. New⸗ork, 30. Jan.(Drahtbericht der Holland⸗Amertkg⸗Bins⸗ Rotterdam). Der Dampfer„Amſterdam“, am 17. Jannar von Rotter⸗ dam ab, iſt heute hier angekommen. Rotterdam, 31. Jan. Drahtbericht der Holland Amerika Line, Rotterdam. Der Dampfer„Spaarndam“, am 19. Januar von New⸗ Nork ab, iſt heute hier angekommen. Mitgetheilt durch das Paſſage⸗ und Reiſe⸗Bureau Gu n d⸗ lach& Bärenklau Nachfolger in Mannheim, Heivelberger⸗ ſtraße O 7, 13. Schifffahrts⸗Rachrichten. Mannheimer Hafenverkehr vom 29, Jannar. Hafenbezirk III. Schiffer ev. Kap. Schiff Kommt von Ladung Zu Nöneng Nynbeurtvaart 7 Amſterb 5 Böcking Fr. Wllhelm Wolterbam W. v. d. Brüggen Mein Vergnügen 1 engl. Kohlen 5⁰ Leidecker Aung Nuhrort Kohlen 3⁰ Winsberg Kornblümchen 2 5 155 Araßhoff Borufſta 7 15 7³⁷ Wefels Jobanna 5 5 10%ũ Khllmann Stutigart 75 5 18186 Becler Maria Glfabeitz 0 2 41647 Kettler Kaiſer Friebrich 5 dden Hafenbezir! I. Ned„ e 2506 er eptun Abnig Auertzis e 25 490 Senetal Anzeiger **V ſwal Bekanntmachung. +5 Die Jufluenza der Pferde betr. (82). bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, d 1 Iund der Badiſchen Susgebrochen Indem m Wachen wir dar Pferdebeſtänden der Eichbaum⸗Brauerei in Mannheim die Influenza auf die unten folgende„Belehrung“ hinweiſen, aufmerkſam, daß es im eigenen Intereſſe der Pferdebeſitzer liegt, die darin enthaltenen Vorſichtsmaßregeln ein⸗ zuhalten, da di ankheit häufig für die Pferde ſchädliche Folgen Sder den Tob nach ſich zieht. Belehrung Aber die Jnfluenza der Pferde und die Vorbeuge gegen dieſelbe. Mit dem Namen„Influenza“ wird eine anſteckende oft in 3dis 14 Tagen ablaufende Krankheit des Pferdes bezeichnet, die unter verſchledenartigen Erſcheinungsformen auftritt und, dieſem entſprechend,„Bruſtſeuche“,„Pferdeſtaupe“ oder anſteckende Hals⸗ mtzündung(„Skalma“) benannt wird. 1. Der Bruſtſeuche(anſteckende Lungenbruſtfellentzündung) gehen in der Regel während einiger Tage Vorboten voraus. Die Pferde zeigen wenig oder nur abwechſelnd Freßluſt, un⸗ keine, ſchmierig belegte Schleimhaut des Maules und gelbliche Ver⸗ färbung der Schleimhäute des Auges, der Naſe und des Mauſes. Die Thiere ſind träge abgeſpaunt und gerathen leicht in Schweiß. In den ſeltenen Fällen, in welchen die ebengedachten Vorboten Ausbleiben, ſetzt die Krankheit mit einer gewiſſen Heftigkeit unter Auftritt von Fiebererſcheinungen ein. Die Thiere erſcheinen auf⸗ Fallend hinfällig, ſtützen den Kopf zeitweiſe auf die Krippe, blicken ſlier oder ſtark vor ſich hin, wobei die Augen thränen und halb eſchloſſen, oſt auch die Lider geſchloſſen find; ſie heben die Hlnter⸗ 5 abwechſeld in die Höhe und ſchildern, wobei oftmals ein Kfacken in den Gelenken hörbar wird. Die Bewegung iſt matt und kräge, die Hinterhand ſchwankt hin und her, wie wenn das Thier kaumelte, und mit dem Hinterhalt ſich nicht mehr auf den Beinen halten könnte. Die Erkrankung beginnt zuweilen auch mit einem Schültelfroſt. In zder Regel fühlen ſich im Anfange der Rumpf heiß und die Glledmaßen kühl an, wobei die Haare abwechſelnd geſträubt und gelegt werden. Die Schleimhäute der Augen, der Naſe und des Maules röthen ſich unter Beibehaltung eines gelblichen Tones; das Maul iſt trocken, die Freßluſt gering oder ganz geſchwunden und der Durſt vermehrt. 77791 Der Koth wird in Geſtalt von kleinen, mit Schleim überzogenen ewöhnlich hell gefärbten Ballen ſpärlich abgeſetzt, oder es tritt Purchfall ein, weſcher einige Tage anhält. Der ſelten und in kleiner Menge entleerte Harn iſt trübe, gelbbraun und ſchleimig. Aus den Naſenlöchern fließt allerdings in nicht ſehr reichlicher Menge eine gelbliche oder gelbrothe, oder roſtfarbene klebrige Flüſſigkeit, welche an dem Naſeneingang antrocknet und dunkel gefärhte, ſarte Rruſten zurü zt. Manchmal iſt der Ausfluß blutig. Die hiere athmen raſch und angeſtrengt(20—40 mal in der Minute), Und bewegen dabei die Naſenflügel und Flanken lebhaft. Es ſtellt ich ein kurzer und trockener, ſchmerzhafter Huſten ein, welcher loßweiſe erfolgt. Beim Druck auf die Bruſtwandung zeigen die Thiere Schmerz indem ſie dem Druck auszuweichen ſuchen und öft ſtöhnen. Sie legen ſich nicht zu Boden und bleiben ſtets ſtehen oöder lehnen ſich an. Beim Aushorchen der Rippenwände wird an der erkrankten Seite ſtatt des regelmäßigen murmelnden Jungengeräuſches entweder Pfeifſen, Schnarren, Raſſeln oder Plätſchern, oder ein Geräuſch vernommen, ähnlich demjenigen, welches durch Reiben von Papier auf Papier entſteht. Die Krankheit erreicht gewöhnlich in—9 Tagen ihre Höhe And geht entweder in vollſtändige oder in unvollſtändige Geneſung dder in Tod aus. Bei der Oeffnung von Pferden, welche an der Bruſtſeuche ge⸗ Iikten haben, findet man die Lunge dunkelroth gefärbt, aufgedunſen And ſtark mit Blut überfüllt. Die erkrankten Lungentheile find Herdichtet, fühlen ſich härter als geſunde Lungen an. Der Lungen⸗ überzug iſt rauh, mit Gerinſeln öder mit einem häutigen Ueberzug belegt; ähnliche Auflagerungen befinden ſich oft am Bruſtfell, das ſtreifig geröthet iſt. Auf dem Durchſchnitt der erkrankten Lunge krſcheinen gelbliche, verſchieden große Und geſtaltete Stellen und —58 Stleifen. Eine derartig beſchaffene Lunge ſinkt im Waſſer er. Außerdem enthält di Menge röthlicher oder trüber und mit Flocken vermiſchter Flüſſigkeit. 2. Die Pferdeſtaupe(von Einigen„Rothlaufſeuche“ der Pferde genannt) verbreitet ſich raſcher als die Bruſtſeuche und Perrſcht daher zumeiſt ſeuchenartig. Die Krankheit entwickelt ſich in ganz kurzer Zeit, meiſt ſchon im Verlauf von 12 Stunden und Ihne daß ihr Vorboten vorausgehen. Die Pferde äußern zunächſt große Mattigkeit und Müdigkeit. Her Gang iſt ſchwerfällig und laugſam, zuweilen ſchwankend im Aiekthe, die Ohren häugen ſchlaff herab; im Stalle ſind die ſerde unaufmerkſam auf ihre Umgebung, ſenken den Kopf oder ützen ihn auf und ſchildern. Daneben 1 05 die Erſcheiuun en fbi oft hochgradigen Fiebers, der Rumpf iſt heiß, die Füße ſind Ahl, der Herzſchlag iſt pochend. Weiterhin erkranken die Augen. Es tritt Thränenfluß, Schwellung und Röthung der Augenlider und der weißen Angenhaut, manchmal auch Trübung der durch⸗ ſichtigen Hornhaut ein. Das Auge wird weil es gegen Licht ſehr enpfindlich iſt, geſchloſſen. Aus der Naſe fließt eine Anſangs Wäſſerige, ſpäter grauweiße ſchleimige Flüſſigkeit. Die Schleimhant der Naſe iſt geröthet und geſchwollen, diejenige des Maules ſchmützig Ablichroth, trocken und heiß, die Zunge beſegt, manchmal ſchwärz⸗ ich. Die Athmung geſchieht egelinßig oder iſt nur wenig ver⸗ mehrt; daneben beſteht Huſten. Der Appetit iſt entweder ganz Umnerdrückt, oder gering, der Durſt dagegen vermehrt, der Koth anfangs normal, ſpäter breiig und von braunrother Farbe. Die Pferde gähnen häufig und belecken gerne kalte Gegenſtände. Die untereſt Theile der Gliedmaßen ſchwellen regelmäßig mehr oder minder au, zuweilen auch die Lippen, die Unterbruſt And der Schlauch Obgleich die Krankheit eine raſche Abmagerung der Pferde zur Folge hät, geht ſie bei richtiger Behandlung und Pflege der Pa⸗ fienten meiſt in Geneſung aus. Als Nachleiden ſtellen ſich indeß nicht ſelten Sehnen⸗ und Sehnenſcheidenentzündungen, zuweilen guch Durchfälle und Gehirnentzündung ein. Bei der Oeffnung von an der Pferdeſtaupe umgeſtandenen Pferden erſcheint das Blut locker oder gar nicht geronnen, von Funklem Ton und ſtark abfärbend. Das Herzfleiſch iſt blaß, mürbe, brüchig und von grauröthlicher Farbe. Der Herzbeutel und die Bruſthöhle enthalten blutig wäſſerige Flüſſigkeit. Die Lungen ſind Mutreich, die Leber iſt vergrößert, mürbe, brüchig und von grau⸗ köthlicher Farbe. Sämmtliche Schleimhäute ſind verdickt und bläu⸗ Achroth veifärbt, am ſtärkſten gewöhnlich diejenige des Darmes, es zur Bildung von ſchlotternden Wülſten kommt. 8. Die anſteckende Halsentzündung— Skalma— Katarrh der oberen Luftwege befällt nicht immer ämmtliche Pferde eines Beſtandes, wie dies bei den beiden vor⸗ Ausbeſchriebenen Krankheitsformen gewöhnlich dee Fall iſt. Neben einer auffallenden Ermüdung bekunden die erkrankten 187 zunächſt einen kurzen, rauhen, nicht ſelten ſchmerzhaften uſten. Nach einigen Tagen ſtellt ſich ein wäſſeri er, zäher Naſenaus⸗ uß ein, der ſpäter dickflüſſig wird. Der Ausfluß läßt in manchen Fällen nach kurzer Dauer wieder nach oder er hält 10—14 Tage Aün, Mauchmal enthält er Theilchen von zerkautem Futter, welche ſaie unmittelbar, nachdem das Pferd Waſſer aufgenommen e Bruſthöhle in der Regel eine größere at, zum Vorſchein kommen. Der Athem iſt regelmäßtg und nur n ſchweren Fällen vermehrt und ſchwierig. Dle Schleimhaut des Auges und der Naſe iſt blaßroth, die des Maules ſchmutzig grauweiß und trocken, zuweilen geiblich. Freßluſt iſt in der Regel vorhanden, das Futter wird aber langſam aufgenommen und gekaut. Neben dieſen Erſcheinungen nimmt Ran Sträuben der Haare, Kühle der Gliedmaßen und Erhöhung des Pulſes und Herzſchlages(Fieber) wahr. Im Gefolge der Krank⸗ Heit ſtellt ſich biswellen eine Bruſtſellentzündung ein, welche einen Wtlichen Ausgang veranlaſſen kann. In dieſem Falle ſteigern die eben genannten Fiebererſcheinungen, die Athmung geſchieht r angeſtrengt und die Patienten bekünden beim Druck auf die erkrankte Bruſtſeite Schmerzen. Bei der Sektion ſolcher Pferde findet man die Bruſthöhle mit Flüſſigkeit angefüllt. Von dieſen Ausnahmefällen abgeſehen, geht die ſeuchenartige Halsentzündung in der Regel in völlige Geneſung über. Wie aus der Beſchreibung der im Einzelnen angeführten Krankheitsformen hervorgeht, beſtehen tros der vorhandenen Ab⸗ weichungen in dem Krankheitsbilde gewiſſe Merkmale, welche mehr dper minder allen drei Leiden zukommen und in früherer Zeit die Veraulaſſung dazu gegeben haben, die gedachten Erkrankung Heitlich als Inflüenz ſen. Das Fieher, die Aeußerung Mer erheblichen Ermattung und Ermüdung ſowohl bei der Arbeit is im Stalle, das unregelmäßige Ausſehen der ſichtlichen Schleim⸗ Fäute des Kopfes, ein mehr oder minder ausgeſprochener Huſten⸗ Teiz der Naſenausfluß, die ungleichmäßige Vertheilung der Körper⸗ U ſ.. ſind gemeiſiſchaftliche Erſchefſüngent. iſt es die Beobachkung, daß jede der gedachten Krankheitsformen ſich auf dem Wege der Auſteckung weiter ver⸗ breitet, weshalb angenommen werden muß, daß das influenza⸗ kranke Pferd einen beſtimmten Stoff(Krankheitsſtoff) erzeugt, welcher, auf geſunde Pferde übertragen, dieſe wieder krank machen kann. Die Uebertragung des Anſteckungsſtofſes tann unmittelbar von Pferd zu Pferd oder mittelbar durch Perſonen oder Gegen⸗ ſtände, welche mit den kranken Pferden in Berührung gekommen ſind und denen deshalb der Anſteckungsſtoff anhaftet, geſchehen. „Demnach iſt jede Berührung geſünder Pferde mit kranken, gleichgiltig ob im Stalle oder im Freien, zu verhindern, und der Verkehr von Perſonen in Stallungen, in welchen die Influenza alisgebrochen iſt, zu vermeiden, deßgleichen der Bezug von Gegen⸗ ſtänden, als: Stallgeräthe, Geſchirre, Futter, Stroh, Dung u. ſ. w. aus verſeuchten Gehöften Beim Ankauf von Pferden, nament⸗ lich aus ſeuchenverdächtigen Gegenden, empfiehlt es ſich, die ange⸗ kauften Thieie während—10 Tagen nicht zu den übrigen Pferden der Wirthſchaft zu bringen, ſondern abgeſondert von dieſen auf⸗ zuſtellen und zu verwenden. Bricht die Influenza in einem Pferdebeſtand aus, ſo läßt ſich manchmal durch ſofortige Abſonderung der noch geſund ſcheinen⸗ den Pferde von den kranken oder der Seuche verdächtigen Thiere eine weitere Erkrankung aukhalten. Die erkrankten Pferde bedürfen einer ſehr ſorgfältigen Auf⸗ merkſamkeit und Pflege, wenn Verluſte verhütet werden ſollen. Die letzteren entſtehen erfahrungsgemäß oftmals nur aus Mangel an Schonung, Wart und Pflege. Nach dem Erlöſchen der Seuche iſt nicht zu unierlaſſen, die Stallungen, die Stallgeräthe, den Dünger n. ſ. w. gründlich zu desinfiziren. Mannheim, den 30. Januar 1901. Großherzogliches Bezirksamt: Heintze. Forſtamt Holz⸗Verſteigerung. Aus Domänenwald Ketſcher⸗ wald, zunächſt der Landſtraße von Schwetzingen nach Hocken⸗ heim, werden 77776 Dienſtag, 5. Febr. ds. Is., Morgens 9 Uhr anfangend, im„Adler“ in Oftersheim verſteigert: 1000 Ster forlene Scheiter, 180 Ster forlene Prügel, 9000 forlene Wellen. Ouartett-Verein. Mannheim. Freitag, den 1. Februar Probe mit L. 5 2— und Sch. Im Auftrage des Stifters F. M. bittet um vollzähliges Erſcheinen 17826 Der Vorſtand. Schwetzingen. Amks⸗ und Kreis⸗Verkündigungsblatt. Arbeiter-Fortbildungs-Verein 0 5,. Am Montag, 4. Februar 1901, Abends präc. ½9 Uhr findet unſere diesjährige 77006 Generalverſammlung ſtatt und ſind Anträge hierzu bis ſpäteſtens Donnerſtag, 24. d. M. beim Vorſtand einzureichen. Der Vorſtand. J2 55 22 3 Dankſagung. Für zahlreichen, überaus herzl. Beweiſe innigſter Theilnahme bei dem ſchmerzlichen Verluſte unſeres un⸗ vergeßlichen Sohnes, Bruders und Schwagers 2 Adam Becker, Für die insbeſondere für die troſtreichen Worte des Herrn Stadt⸗ vikars Hofheinz, die ehrenvolle Leichenbegleitung Seitens ſeiner Herren Vorgeſetzten, Kollegen und Freunden, ſowie Ffür die zahlreichen Blumenſpenden ſprechen wir auf die⸗ ſem Wege unſeren tiefgefühlteſten Dank aus. Mannheim, den 31. Jauuar 1901. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Johann Adam Becker. 77840 5 Konkursverfahren. Nr. 3173. Ueber das Ver⸗ mögen des Schreinermeiſters Michael Gaber in Schriesheim wurde heute Nachmittags 5 Uhr das Konkursverfahren eröffnet, Zum Konkursverwalter iſt er⸗ nannt: Georg Seitz, Kauf⸗ mann in Ladenburg. Konkursforderungen ſind bis zum 18. Februar 1901 bei dem Ge⸗ richte anzumelden und werden daher alle diejenigen, welche an die Maſſe als Konkurs⸗ gläubiger Anſprüche machen wollen, hiermit aufgefordert, ihre Anſprüche mit dem dafür ver⸗ langten Vortechte bis zum ge⸗ nannten Termine entweder ſchriftlich einzureichen oder der Gerichtsſchreiberei zu Protokoll zu geben unter Beifügung der uürkündlichen Beweisſtücke oder einer Abſchrift derſelben. Zugleich iſt zur Beſchlußfaſſung über die Wahl eines definitiven Verwalters, über die Beſtellung eines Gläubigerausſchuſſes und eintretenden Falles über die in § 120 der Könkursordnung be⸗ zeichneten Gegenſtände ſowie zur Prüfung der angemeldeten For⸗ derungen auf Donnerſtag, 28. Febr. 1901, Vormittags 10 uéhr vor dem Großh. Amtsgerichte Abth. 8 Termin anberaumt. Allen Perſonen, welche eine zur Konkursmaſſe gehörige Sache in Beſitz haben oder zur Kon⸗ kursmaſſe etwas ſchuldig ſind, iſt aufgegeben, nichts au den Gemeinſchuldner zu verabfolgen oder zu leiſten, auch die Ver⸗ pflichtung auferlegt, von dem Beſitze der Sache und von den Forderungen, für welche ſie aus der Sache abgeſonderte Befrie⸗ digung in Anſpruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum Worden. stempelung einzureichen. Die 300 neue Aktien sind fest al pari übernommen. jedoch St. 100 zum Bezuge angeboten in der Weise, dass auf 3 abgestempelte Aktien 1 neue al pari bezogen werden kann. Wir fordern daher die Aktionäre unserer Gesellschaft auf: 1) ihre Aktien mit Kuponsbogen in der Zeit vom 23. Januar bis 28. Februar d. J. bei dem Bankhause W. H. Ladenburg& Söhne in Mannheim behufs Reduzierung und Ab⸗ Die Einreicher erhalten hierüber eine Empfangsbescheinigung, gegen deren Rückgabe nach durchgeführter Reduktion des Kapitals die abgestempelten Aktien im Verhältniss von 3: 1 ausgeliefert werden. des A. D. H. G. für kraftlos erklärt werden. 2) ihre Anmeldung zum Bezuge neuer Aktien ebenfalls in der Zeit vom 23. Januar bis 28. Februar d. J. bei dem Bankhause W. H. Ladenburg& Söhne in Mannheim einzureichen und zugleich den Betrag von M. 1000.— per Aktie zuzüglich 4% Zinsen vom 1. Januar 1901 bis zum Bezugstage einzuzahlen. Ueber diese Zahlung wird eine Quittung ausgestellt, gegen deren Rückgabe s. Z. die neuen Aktien mit Dividendescheinen p. 1901 und ff. ausgefolgt werden. Die Herren W. H. Ladenburg& Söhne in Mannbeim sind bereit, die Verwerthung und Verrechnung der nicht durch 3 theilbaren Aktienbeträge(Spitzen) zu vermitteln. Rheinau bei Mannheim, den 21. Januar 1901. Die Chemische Fabrik Gernsheim in Gernsheim. In der am 22 Dezember v. J. stattgehabten Generalversammlung wurde beschlossen, die Firma der Gesellschaft in„Chemische Fabriken Gernsheim-Heubruch, Aktiengesell- schaft“ abzuändern, den Sitz nach Rheinau bei Mannheim zu verlegen, das bisherige Aktien- kapital von M. 900,000.— durch Zusammenlegen von 3 Aktien in eine auf M. 300,000.— zu reduzieren, und dasselbe gleichzeitig durch Ausgabe von 300 neuen Aktien à M. 1000.— wieder auf M. 600,000.— zu erhöhen. Diese Beschlüsse sind am 11. Januar 1901 in das Handelsregister eingetragen Den Besitzern alter Aktien Wer nicht eingereichten Aktien können nach Art. 290 7707¹ Chemische Fabriken Gernsheim-Heubruch Aktiengesellschaft vormals Chemische Fabrik Gernsheim. 18. Februar 1901 Anzeige zu machen. Mannheim, 30. Januar 1901. Großh. Amtsgericht 8. Der Gerichtsſchreiber: Boxheimer. 77835 Vergebung von 2 2 Sielbanarbeiten. No. 848. Die Herſtellung von ea. 73,00 lfd. m Backſteinſiel im Proftl 0,60& 1,10 m Lichtweite in der Zähringerſtraße zwiſchen Anzeiger E 6, 2, G. En NFaächsaSte iehnung III. Bad. Rothe Kreuz-Geld-Lotterie. 1760 Gewinne im Gesammtbetrag von 50,000 Mark. 1 Loos 2 Mark. Hauptgewinne zu Mark 20,000, 10000 u. s. w. in baarem Gelde. Für Porto und Ziehungsliste sind 25 Pfg. mit einzusenden. Versandt auch gegen Nachnahme(25 Pfg. mehr) oder Postanweisung: General-Loosvertrieb o Franz Pecher, Karlsruhe, Hauptagentur von Carl Götz, Karisrube. In Mannheim bei: Moritz Herzberger, Adrian schmitt, Jean Gremm, Mahn d Cie., General⸗ der Bahnhof⸗ ü. Bis marckſtraße, ſowie ca. 12,00 ljd. m Steinzeug⸗ rohrſiel von 0,40 m Lichtwefte in der Dragonerſtraße zwiſchen Lit. L 4 und L 7 einſchließlich der Straßenſinkkaſten ſoll öffent⸗ lich vergeben werden. Die Zeichnungen und Be⸗ dingungen liegen auf dem Tief⸗ bauamt, Litra L 2 No. 9 zur Einſicht auf und können An⸗ Schellfiſche, Cabljan, Soles, Zander, Rothzungen, Rhein⸗ u. Weſerſalm, Hummer, Auſtern, gebotsformulare und Maſſen⸗ 22 7 verzeichniſſe gegen gebührfreie 8 I5 Kl Einſendung von einer Mark von 1 1 inge, dort bezogen werden. Angebote ſind verſiegelt und mit Aufſchrift ver⸗ ſehen, dem Tieſbauamt bis zum Samſtag, 9. Februar 1901, Vormittags 11 Uhr, einzuliefern, woſelbſt die Eröff⸗ nung der eingelaufenen Angebote in Gegenwart der etwa erſchie⸗ nen Bleter ſtattfinden wird. Nach Eröffnung der Ver⸗ dingungsverhandlung eingehende Angeboke werden nicht mehr an⸗ genommen. 77783 Kundern, Lachs, Sprotten, Bücklinge, Anchovis, Jardinen, Jachs n. Aal in Gelee Geſlügel und Wild in großer Auswahl. 77889 J. Knab, E l, öb, der Sparkasse gegenüber. Zuſchlagsfriſt: 6 Wochen. tannheim, 29. Januar 1901. Tiefbau mt. 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