iig 192 .5 0 905 chel⸗ 0 ekd⸗ er, ſen⸗ 1 Nits at⸗ ſeut in — 15. z0. ing um„nunmehro“ ihre Kräfte der Nation zu weihen. Abonnement: 70 Pfennig monatlich. Bringerlohn 20 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſt⸗ aufſchlag M..42 pro Quartal. (Badiſche Volkszeitung.) der Stadt Mannheim und Umgebung. Unabhängige Tageszeitung. Telegramm⸗Adreſſe: „Jburnal Mannheim In der Poſtliſte eingetragen unkek Nr. 2321. (Mannheimer Volksblatt.) Die Colpner e 20 Pfg. E int wöchentlich zwölf m Telephon: Redaktion: Nr. 377. en Inſerate. 25„ rſcheint wöchentlich zwoͤlf Mal. Expedition: Nr. 218. Rekl Zeile 3 942 2 Druckerei: 8 2 VV Geleſenſte und verbreitelſte Zeitung in Maunheim und Amgebung. G,, r. 5490 Montag, 25. November 1901.(Abendblatt.) Reichstagspräludien. (Von unſerm Korreſpondenten.) )4( Berlin, 24. November. Am heutigen Sonntag ſtehen an die hundert deutſcher Ehe⸗ frauen— vielleicht etwas mehr, vielleicht auch noch weniger— nuf den Bahnhöfen des Reiches und winken wehmüthige Schekde⸗ grüße. Das ſind die vom Geſchick Begünſtigten, denen der Himmel einen Reichstagsabgeordneten zum Geſponſen beſchied. Der Tag, der in dieſem Erdenleben mit unerfreulicher Regel⸗ mäßigkeit immer wiederkehrt, der böſe Tag der Trennung und des Abſchiednehmens iſt wieder einmal gekommen. Noch eine pon reſignirten Gedanken an die Leiſtungen der Berliner Hotel⸗ küche gewürzte gemeinſame Mittagstafel, dann der mehr oder minder feierliche Zug zum Bahnhof, ein Dutzend Umarmungen, bom Coupefenſter der übliche zählende Blick auf die Häupter der Lieben, ein langgezogener Pfiff und fort gehts— à Berlin. Dreihundert und einige neunzig Mitglieder zählt zur Stunde der Reichstag(der Tod nahm gerade in dieſen Herbſttagen vier oder fünf dahin) und nicht überall wird ſich der Abſchied in den oben geſchilderten Formen vollzogen haben. Ein anſehn⸗ licher Bruchtheil der Herren wohnt überhaupt in Berlin, die brauchen natürlich ſich nicht von den kheuren Gefährtinnen los⸗ zureißen; ſie bleiben in der ſchützenden und vor Fährniſſen be⸗ wahrenden Obhut auch ſo. Und wieder ein anderer— und ebenfalls anſehnlicher— Bruchtheil lernte die gemiſchten Freu⸗ den des zweiſamen Lebens gar nicht erſt kennen. Bei den geiſt⸗ lichen Herren, in deren ſtillem Haus die Pfarrköchin gebeut, ge⸗ ſtaltet ſich die Sache erheblich einfacher. Leichtfüßig ſchwingt ſich, ſoweit die individuellen Körperverhältniſſe das zulaſſen, Hochwürden ins„Zügle“, gütig nickt er dem einen oder anderen Schäflein zu, das ihn im flackernden Laternenſchein reſpektvoll begrüßt und fort geht's—„à Berlin“. Die Hauptſache iſt aber, daß es fortgeht; daß heute, geſtern ſchon und ſpäteſtens morgen Alle die umfriedete Stätte ihres mehr oder weniger ſtillen, mehr oder weniger geſegneten Wirkens in der Enge verlaſſen müſſen, Gewiß perden in diefer Woche nicht Berge ausgeriſſen werden; man kwird vermuthlich bloß zwei Plenarſitzungen(am Dienstag und am Mittwoch) abhalten und erſt am Montag über acht Tage mit der Berathung des Zolltarifs, den man inzwiſchen gründlich tudirte, einſetzen. Unter„man“ ſind natürlich nur die vierzig der fünfzig Herren zu verſtehen, die Vorlagen überhaupt udiren und zu ſolcher Arbeit die nöthigen volkswirthſchaftlichen enntniſſe mitbringen. Aber trotzdem wird man auch die lebrigen, die nicht ſtudiren; die noch niemals einen Entwurf durcharbeiteten; die ſich vor jeder Abſtimmung voll ufrichtiger Wißbegier bei ihren unterrichteten Parteigenoſſen zu krkundigen pflegen, welcher Meinung ſie denn nun eigentlich ſein müßten— trotzdem wird man auch die nicht miſſen dürfen. Nicht vor der lauten Oeffentlichkeit— aber im Schooße der Parteien wird in dieſer Woche allerlei Wichtiges geſchehen. In en Tagen ohne Plenarſitzung wird, wenn man ſo will, die Ent⸗ cheidung über den Zolltarif fallen; da wird in den Fraktionen feſtgeſtellt werden, ob der ganze Entwurf an die Kam⸗ miſſion ſoll oder nur Theile(wenn auch erhebliche) von ihm; ob und unter welchen Formen Obſtrukkion anzuwenden wäre und Aehnliches mehr. Und dann muß in dieſer Woche ja auch noch unſerm theuren Arnold Wolde⸗ mar v. Frege der Nachfolger erkoren werden. Er war nach⸗ gerade unmöglich geworden als Vicepräſident; eigentlich war er's don Anfang geweſen. Und doch erfaßt einen unwillkürlich fang gewef ch erfaß 1 etwas wie ein leiſes Bedauern über ſeinen beſchleunigten Ab⸗ gang. Er konnte ſo drollig, ſo furchtbar komiſch ſein und im deutſchen Reichstag wurde es mittlerweile ſo ledern, ſo ent⸗ ſetzlich humorlos. Wenn Arnold Woldemar, in Schritt und Gewandung den Elegant und den Mann von Energie markirend zum Präſidium und zu neuen Lächerlichkeiten emporklomm, ging allemal ein Schmunzeln und Kichern durch das Haus. Und dabei war der Mann im Grunde harmlos. Die geſchiedene Gräfin Wedel, die im Frühjahr zwei Bände abſtruſer(in Deutſchland zudem verbotener) ſogenannter Memoiren veröffent⸗ licht hat, erzählt, wie Arnold Woldemar vor einigen dreißig Lenzen, da er noch kein„von“ Frege war und zu Halle.“ S. Landwirthſchaft ſtudirte, ihr, die damals offenbar die geſell⸗ ſchaftliche Poſttion eines unter Umſtänden gefälligen Mädchens einnahm, durch ganz Deutſchland koſtbare Huldigung bereitete. Das ſchöne und zu Zeiten gefällige Fräulein unternimmt eine Reiſe; auf jeder Bahnſtation aber, an der der Zug hält, erwartet ſte ein Bouquet wie ein Wagenrad und dazu die ſchlichte Wid⸗ mung„Arnold Woldemar Frege, stud. agr.“... Von dieſer, ſagen wir, temperamentvollen Art blieb Herr v. Frege bis auf den heutigen Tag. Er wollte auffallen, eine Rolle ſpielen, ſeinem Ehrgeiz genügte nicht, der Erſte derer von Frege zu ſein. Und da er Geld und ſomit eine gefällige Claque beſaß und kein ererbter oder anerzogener Takt den Parvenue berieth, kam er häufig in lächerliche Situationen. Aber gefährlich iſt Arnold Woldemar nie geweſen und recht gram konnte man ihm auch nicht ſein. Dazu war er im einfachen wie im übertragenen Sinne zu harmlos. Als ſeine Nachfolger ſollen die Konſervativen ſchon morgen Abend, wo ſie Fraktionsſitzung haben, den Grafen Üdo Stolberg⸗Wernigerode wählen wollen. Der wird ſeinen Poſten gewiß ungleich beſſer und würdiger aus⸗ füllen; er hat etwas gelernt; er iſt immerhin ein Stück Perſön⸗ lichkeit; er ſtand vier Jahre lang(von 1891—1895) an der Spitze der Provinz Oſtpreußen. Aber die Humore werden bei ihm zu kurz kommen und das iſt ſchade: es wurde ohnehin ſo ledern im Reichstag. Im Uebrigen blieb die Phyſiognomie des Hauſes die alte. Viele werden den wackeren Dr. Lehr vermiſſen, der in dieſem Parlament det wirthſchaftlichen Intereſſenkämpfe mit ſeinem glühenden Idealismus eine wunderlich rührende Erſcheinung war; wieder Andere den Dr. v. Siemens, der juſt im Hin⸗ blick auf die kommenden handelspolitiſchen Debatten ob ſeiner Sachkenntniß, ſeiner Fähigkeit, die Dinge im Zuſammenhang zu ſehen und darzuſtellen ſchwer zu erſetzen ſein wird. Ob der weibliche Freiſinn wirklich glaubt, daß Herr Dr. Barth für den Verſtorbenen vollwerthigen Erſatz bieten könnte?... Soviel von der äußeren Geſtaltung des am Dienstag zuſammentretenden Reichstages. Ueber ſeine Aufgaben morgen noch einige Worte. Ein Burenoberſt als engliſches Parlamentsmitglied. Man ſchreibt uns aus London unter dem 28. November: Es erregt augenblicklich hier in politiſchen und parlamentariſchen Kreiſen viel Verdruß, daß der, wie bereits gemeldet, für die Stadt Gaway in Irland neugewählte Abgeordnete zum Parlament, Mr. Arthur Lynch, thatſächlich entſchloſſen iſt, ſeinen Sitz im Houſe of Commons einzunehmen. Mr. Lynch, der ſich augenblicklich in Paris aufhält, iſt nämlich ein veritabler Oberſt in der Transvaalarmee und hat als ſolcher ebenſo wie als Irländer in der bekannten iriſchen Brigade auf Seiten der Buren gegen die Engländer faſt zwei Jahre lang gefochten. In Paris hat man ihn ſehr gefeiert und ihm ſogar einen Ehren⸗ degen überreicht, und die Stadt Galway inſzentrte am Abend des Wahltages eine großartige Illumination zu Ehren ihres neuen Abgeordneten. In parlamentariſchen Kreiſen wird jetzt die Frage lebhaft diskutirt, ob das Houſe of Commons nicht das Recht habe, einen Mann, der auf Seiten der Buren in führender Stellung gegen die Truppen Sr. Großbritanniſchen Majeſtät ge⸗ kämpft habe, von der Mitgliedſchaft auszuſchließen und ſonſtige Schritte zu thun, um ſeine Wiederwahl oder eine ähnliche Wahl überhaupt in Zukunft unmöglich zu machen. Ingwiſchen iſt Oberſt Lynch, wie geſagt, feſt entſchloſſen, bei der Eröffnung der parlamentariſchen Seſſion im Januar ſeinen Sitz im Hauſe ein⸗ zunehmen und als iriſcher Abgeordneter ſeine Thätigkeit für die Intereſſen Irlands aufzunehmen. Man ſieht mit großer Spannung der weiteren Entwicklung dieſes intereſſanten Falles entgegen. 5 * 85. Eine ſpöttiſch⸗heitere Schilderung der Wahl in Galway bvingt der„Daily Expreß“: Es wurden nur 25 Perſonen wegen ruhe den Betragens verhaftet. Das iſt ſehr wenig für Galway. Der regendſte Vorfall war ein kleines Scharmützel, im Verlaufe deſſen ſechs Leute über das Geländer in den Kanal geworfen und dann unter großem Applaus aus dem zwölf Fuß tiefen Waſſer wieder heraus⸗ gefiſcht wurden. Schreiende und jauchzende Maſſen tobten den ganzen Nachmittag und Abend durch die Straßen; verſchiedene Fiſcherweiber, denen das Geſchrei„Hi for Lynch“ zu zahm war, griffen Unioniſten und Nationaliſten ohne Unterſchied mit Stöcken und Fäuſten an und mußten eingeſchloſſen werden, und eine Anzahl von freien und unab⸗ hängigen Wählern wurde mit Wunden und Whisky traktirt. Aber es war trotzdem ſehr ruhig für Galway. Pat ſah vielleicht eine andere Wahl in Kürze voraus, eine Erſatzwahl für Mr. Lynch, und verwahrte etwas von ſeiner Lebhaftigkeit für dieſen Fall. Eines der Hauptereigniſſe des Tages war der Marſch in die Stadt von den außenliegenden Diſtrikten. Der Zug marſchirte im Ganzen vier Meilen. Er wurde geführt durch die Paters lſh und Donovan und kam natürlich unter Hochrufen auf Lynch in die Stadt. Prieſter marſchirten ar Spitze eines anderen Trupps, wie überhaupt die eifrige Thätigkeit der Prieſterſchaft für Mr. S außerordentlich auffällig war. Was das Skandalmachen anbelangt, ſo hatten dei unioniſtiſchen Kandidaten damit einfach nichts zu thun. Ihr„Hi for Plunkett“ wurde durch häufige Hochrufe auf die Buren einfach erſtickt... Als um 8 Uhr Abends die Wahl für geſchloſſen erklärt wurde, verſammelte ſich die ganze Bevölkerung von Galway um das Courthouſe. Zur Ueberraſchung weiſer Bürger, die einen geſunden Tumult befürchteten, wurde erklärt, daß das Reſultat noch am ſelben Abend bekannt gegeben werden würde. Alle Wirthſchaften in der Nachbarſchaft hatten geſchloſſen. Es kamen aber keine ernſten Ruheſtörungen vor, und unter gewaltigem Ausbruch von Freuden⸗ demonſtrationen wurde kurz nach 11 Uhr der Sieg des„Oberſten“ bekannt gegeben. Mr. Arthur Lynch hatte 1247, Mr. Plunkett 473 Stimmen. Deutſches Reich. [J Berlin, 24. Nov.(Die Frage der Hamburger Akkordmaurer), welche auf dem Lübecker Parteitage ſo viel Staub aufwirbelte, wird nach langen Verhandlungen zwiſchen der Gewerkſchaft und den Akkordmaurxern am 1. Dezember ihre Löſung finden. Alle Verſuche, jene„Streikbrecher“ den Be⸗ ſchlüſſen des Lübecker Parteitages zu unterwerfen, ſind bis jetzt vergeblich geweſen. So iſt ihnen eine letzte Friſt bis 1. Dezember geſtellt. Thun ſie dann nicht Buße und erklären nicht ſchriftlich ihren Wiederanſchluß an den Zentralperband der Maurer, dann fliegen ſie aus der ſozialdemokratiſchen Partei hinaus. — Münchener Bilderbogen. (Von unſerem Korreſpondenten.) (Das Ende des Räubers Kneißl.— Die Geſellſchaft Fuff der Anklagebank.— Der Prozeß Böcklin.— Muther, Grützner und Firle über die venetianiſchen Bilder.— Ein Diner zur Förderung der Kunſt.— Lenbach redet.— Ein Künſtler, der erſt nach ſeinem Tode„entdeckt“ wurde.— Die Ausgrabungen auf Aegina.— Theater.— Die neue Mamſell.) Nun hat die Tragikomödie vom Räuber Kneißl den ihres Anfangs würdigen Abſchluß gefunden. Das Stück hat ſich mit wunderbarer Stylreinheit durch alle vier Akte abgeſpielt. Erſt mußten hunderte von Gensdarmen monatelang die verſchneiten Wälder abſuchen, während der Geſuchte ruhig hinterm Ofen ſaß und ihrem Treiben zuſchaute. Dann brachte man den Auf⸗ enthalt des Räubers in Erfahrung und zog mit einem Truppen⸗ aufgebot gegen ihn zu Felde, als gälte es eine Feſtung zu er⸗ bbern. Hatte man dann den in ſeiner Scheune Belagerten durch ein regelrechtes Gefecht glücklich zu Schanden geſchoſſen, ſo brachte man ihn ins Spital und ſuchte ſein koſtbares Leben mit allen Künſten der Medizin und Chirurgie zu erhalten und wieder her⸗ zuſtellen. Und ging es dem Patienten ſchließlich ſo gut, daß man ihn mit„gutem Gewiſſen“ den Strapazen eines Prozeſſes ausſetzen konnte, ſo— verurtheilte man ihn zu Tode Nie iſt eine lächerlichere Kriminalaffäre abgehaſpelt wor⸗ den, als dieſe. Ich muß immer an jene Gänſe denken, die neim 115 den Füßen auf ein Brett nagelt und mit allen Leckerbiſſen üttert, damit ſie geſchlachtet beſſer ſchmecken. Den Kneißl hat man auf ein Brett genagelt, die Geſellſchaft hat ihn ſich ſyſtema⸗ liſch zum Verbrecher und Henkerskandidaten erzogen.(2 D. Red.) Wir haben in Bayern die gutgemeinte aber unheilvolle Einrich⸗ kung der Sonntagsſchule. Dieſe muß von allen bereits der Schule entwachſenen jungen Leuten in majorem gloriam der Pfaff⸗ heit beſucht werden. Wer den Unterricht verſäumt, kann mit Ge⸗ fängniß beſtraft werden. Sonderlich dann, wenn er ſich erdreiſtet hat, den Tanzboden zu betreten. Ein Sonntagsſchüler, der ſich's eingehen läßt, das Tanzbein zu ſchwingen, iſt nach unſeren from⸗ men bayeriſchen Begriffen ein Menſch, den man einſperren muß, wie man die Diebe und Betrüger einſperren muß. Den jungen Kneißl hat man aber nicht nur ins Gefängniß geſteckt, man hat ihm auch noch ein weiteres Schuljahr als Sonntagsſchüler zu⸗ diktirt. Es war, als hätte man es mit Fleiß darauf angelegt, daß in dem Sprößling einer Verbrecherfamilie die ererbten re⸗ belliſchen Inſtinkte gediehen und ſich zu wildem Aufruhr erhoben. Man hat ihn mit beiden Füßen an das Verbrechen feſtgenagelt, trotz aller Miſſethaten, die der heranwachſende Burſch beging und troß längerer Freiheitsſtrafen, die er verbüßte, war noch immer der Mörder in ihm noch nicht ausgebildet. Dazu bedurfte es erſt eines weiteren Genieſtreichs der Geſellſchaft. Kneißl kam aus dem Zuchthaus und fand in München Arbeit. Man verwies ihn aus der Stadt. Dann kam er zu einem Schreinermeiſter auf dem Lande, arbeitete dort acht Monate lang zur Zufriedenheit ſeines Brodherrn und hätte noch monatelang weiter arbeiten können. Er war auf dem Wege, ein ordentlicher Menſch zu werden. Aber nun kamen die alten Weiber beiderlei Geſchlechts und ſpiel⸗ ten ihre moraliſche Entrüſtung auf. Den ehemaligen Zucht⸗ häusler wollten ſie nicht in ihrem Dorf haben. Der Meiſter wurde genöthigt, ſeinem Geſellen den Laufpaß zu geben Na, ich will in dieſen häßlichen Dingen nicht länger herum⸗ ſtochern. Den Kneißl haben ſie in Augsburg zum Tode ver⸗ urtheilt, die Geſellſchaft, die bei jedem Verbrechen, das dem Un⸗ glücklichen vorgehalten wurde, als Anſtifterin mit auf die An⸗ klagebank gehörte, darf erleichtert aufathmen. Der Menſch, deſſen ganzes Leben eine lodernde Anſchuldigung für ſte war, wird ihr aus dem Wege geräumt werden.... Von Rechts⸗ wegen! Nächſt dem Kneißl⸗Prozeß gibt es hier nur noch ein Er⸗ Böcklins wider Profeſſor Muther, der in einer Beſprechung der venetianiſchen Kunſtausſtellung die dort vorgeführten Böcklin⸗ Bilder als unecht bezeichnet hat. Bilderfälſchungen ſind in München nichts Neues; ich erinnere nur an die gefälſchten Len⸗ bachs und Grützners, von denen ſeiner Zeit die Rede war. Es iſt eben gar nicht ſo beſonders ſchwer, die Art eines Meiſters ſo weit nachzuäffen, daß der Laie den Betrug nicht merkt. Be⸗ ſonders nun die Werke des alternden Böcklin! Er hat ja in den letzten Jahren nichts auf die Ausſtellungen gebracht, ſagte mir Prof. Albert v. Keller, das nicht ebenſogut ein Anderer gemalt haben könnte. Theoretiſch war eine Unterſcheidung unechter Böcklins alſo ſehr leicht möglich. Und der in Frankfurt vor⸗ gekommene Fall, daß ein Kunſthändler ein ihm von Carlo Böcklin ausdrücklich als authentiſch bezeichnetes Gemälde auf das Urtheil von Sachverſtändigen wie Lichtwarck und Tſchudi hin als unecht zurücknehmen mußte, ſcheint zu beweiſen, daß es bei der theoretiſchen Möglichkeit von Fälſchungen kaum ſein Be⸗ wenden haben dürfte. Was nun die venetianiſchen Bilder be⸗ trifft, ſo gehen die Meinungen derer, die ſie ſahen, auseinander. Ich hatte Gelegenheit, mit hieſigen Malern, die in Venedig waren, die Angelegenheit zu beſprechen. Und da hörte ich denn, daß dem Maler Otto Hierl⸗Deronko die betreffenden Bilder nicht als unecht oder muthmaßlich unecht aufgefallen ſind, während die Profeſſoren Eduard Grützner und Walther Firle beinahe über⸗ einſtimmend der Meinung waren, daß es ein Skandal ſei, ſolche Sachen auszuſtellen. Entweder, ſagte Profeſſor Grützner, ſind dieſe Bilder gefälſcht oder ſie rühren von einem total entkräfteten Manne her. In beiden Fällen gehören ſie nicht vor die Oeffent⸗ lichkeit. Nachdem über den Rückgang Münchens als Kunſtſtadt lange genug geklagt worden iſt, ſcheint nun endlich„Leben in die Bude“ zu kommen. Die vom Regenten berufene Kommiſſion, die aller⸗ dings recht altmodiſch zuſammengeſetzt iſt und von der die zeit⸗ eigniß, das ſich einiger Popularität erfreut: die Klage Carlo genöſſiſche Kunſt kaum eine Förderung zu erwarten Hat, hat ſich Weüerananeer Weckfefffernf 25. Nodemober, 2 7 Aus Stadt und Jand. — Maunnheim, 25. November 1901. Vergrößerung der Höheren Müdchenſchnle. Der ſchon kurz ertdähnten Vorlage des Stadtraths entnehmen tvir noch folgende Ein iten: Schon im nächſten Schuljahre werden die vorhandenen miahr ausreichend ſein, ſowis ſich in den nächſtfolgenden ſtets ſteigender Mehrbedarf an Schullokalen geltend henn. Unter ſolchen Umſtänden iſt die Stadtverwaltung vor die Aufgabe geſtellt, mit thunlichſter Beſchleunigung für die Beſchaffung neuer Räumlichleiten für die Zwecke der höheren Mädchenſchule Sorge zu tragen. Um auf abſehbare Zeit hinaus eine befriedigende Löſung 5 ge für dieſe Unterrichtsanſtalt herbeizuführen, hält es der Stadtrath für das Zweckmäßigſte, das Baſſermann ſche Anweſen in D7, 8, welches einen Flächengehalt von ca. 1721 am beſitzt, zu er⸗ werben, und auf dieſem Grundſtück einen Erweiterungsbau für jenes Schulhaus zu erſtellen. Nach Aeußerung des Hochbauamts ließe ſich gediglich unter Zuhilfenahme des Hofraumes des Grundſtückes ein ſelbſtſtändiger Schulhausneubau von angemeſſener Größe errichten, ohne daß daburch das freiſtehende Baſſermann'ſche Wohngebäude in ſeinem Beſtanbe beeinträchtigt würde. Das neu zu erſtellende Schul⸗ gebäude köunte entweder dreigeſchoſſig mit 15 Klaſſenzimmern oder piergeſchoſſig mit 20 Zimmern ausgeführt und bei ſeiner Lage in⸗ * Hlitten des Gartens bezw. Hofes äußerlich ganz einfach gehalten wer⸗ den, ſodaß der Geſammtbauaufwand approximatiy a) bei 3 Geſchoſſen auf M. 185,000, b) bei 4 Geſchoſſen auf M. 245,000 zu ver⸗ anſchlagen wäre, Der freibleibende Theil des Grundſtücks müßte zum Theil als Schulhof Verwendung finden und vor dem Garten ein eireg 3 Meter breiter, eventuell durch eine Mauer abgeſchloſſener Streifen als Ausgang für die Schülerinnen nach der Rheinſtraße ab⸗ getrennt werden, während das Wohnhaus ſelbft vermiethet oder in ſonſt geeigneter Weiſe, etwa zu Wohnungen für ſtädtiſche Beamte, berwendet werden könnte. Der urſprünglich geforderte Kaufpreis be⸗ krug pro Quadratmeter 200., alſo zuſammen M. 344,200. Nach längeren Verhandlungen iſt es gelungen, eine Ermäßigung dieſes Kaufpreiſes auf 140 M. pro Quadratmeter, alſo zuſammen 240 940 Mark, herbeizuführen. Die Erzielung einer weiteren Ermäßigung iſt nach Anſicht des Stadtraths ausgeſchloſſen. Rechnet man zu dem begehrten Kaufſchilling bon M. 240,940 nebſt Kaufkoſten mit etwa M. 6780, zuſammen M. 347,700, noch die Baukoſten, ſo ergibt ſich ein Geſammtaufwand a) für einen 3 Geſchoß⸗Bau 247,700 185,000 M. 432,700, b) fün einen 4 Geſchoß⸗Bau 247½0 +245,000= M. 492,700, *Verkauf ftädtiſchen Gelündes. Dep Stadtrath ſtellt beim Würgerausſchuß den Antrag, er wolle dem Verkaufe von 443 Qua⸗ dratmeter Gelände von dem Grundſtück Lad.⸗Nr. 6549 in der Ge⸗ wann Pfingſtweide(auf Neckarauer Gebiet) an die Aktiengeſellſchaft für Maſchinenbau vorm. Butz u. Leitz hier zum Preiſe von 6 Mark pro Quabratmeter 2658.ä ſeine Zuſtimmung ertheilen. *Erhöhung der etatmüßigen Profeſſorenſtellen an der Ober⸗ realſchule. Dem Bürgerausſchuß iſt folgende Vorlage des Stabtraths unterhreitet worden: Nach den geltenden Satzungen ſind an der Ober⸗ realſchule folgende ſtatutenmäßige Lehrerftellen errichtet: 1 Vor⸗ ſtands⸗(Direltors⸗) Stelle, 16 Profeſſorenſtellen, 6 Reallehrerſtellen. Die weiter exforderlichen Lehrkräfte ſind in der Eigenſchaft als nicht⸗ etatmäßige Anſtaltslehrer verwendet. An ſolchen ſind gegentvärtig thätig: 9 Lehramtspraktikanten, 8 Realſchulkandidaten, Imn Ver⸗ hältniß zum Geſammtlehrerbeſtand erachtete der Großh. Oberſchul⸗ rath eine Vermehrung der etatmäßigen Stellen für wiſſenſchaftlich gebildete Lehrer für die kommende Budgetperiode für geboten. Nach Lage der thatſächlichen Verhältniſſe erklärte ſich der Stadtrath mit einer Erhöhung der Profeſſorenſtellen von 16 auf 20 einverſtanden. Die wirkliche Beſetzung der Stellen wird erſt nach deren Aufnahme im Staatsvoranſchlag im Laufe der Jahre 1902%08 ſtattfinden. So⸗ weit die Summe der thatſächlichen Gehalte für die im Statut der Oberrealſchule vorgeſehenen etatmäßigen Lehrſtellen den Normalſatz bon M. 65,800 überſteigt, leiſtet die Stgatsſaſſe— außer dem ſtän⸗ digen Beitrag von M. 11,250— einen weiteren unſtändigen Staats⸗ Außerdem übernimmt die Staatskaſſe die Wohnungsgelder, und Ruhegehalte. Den geſammten übrigen Aufwand mit 457 leinſchließlich M. 75,200 Miethwerth für das Gebäude 0 reſp. Stadtkaſſe. *Gehaltsverhültniſſe des Herrn Leig. In einer Vorlage des Stadtraihs an den Bürgerausſchuß wird ausgeführt: Gemäß dem mit Herrn Grund⸗ und Pfandbuchführer Emil Leis unterm 18. Januar 8 C chloſſenen Dienſtvertrag hat derſelbe bisher außer einem lt von derzeitig M. 6000 auch noch ein Zwölftel der aus dem Grund⸗ und Pfandbuchweſen ſich ergebenden Gebühren zu be⸗ ſ Nach dem Durchſchnitt der letzten drei Jahre hat der heil des Genannten jährlich M. 4412.67 betragen, ſo daß ſich deſſen Jahreseinkommen in den letzten Jahren auf Mark 10,412.67 belaufen hat. Mit der am 1. Auguſt l. J. dahier erfolgten Einführung der neuen Grundbuchordnung iſt der Gebührenbezug für Herrn Leis in Wegfall gekommen; er hat ſeit dieſer Zeit nur noch ſeinen bisherigen Gehalt von M. 6000 bezogen. Herr Leis iſt ſeit nunmehr 25 Jahren im ſtädtiſchen Dienſte thätig, hat ſein Amt ſtets in muſterhafter Weiſe verſehen und hat ſich die Sympathien des ge⸗ ſammten Publikums erworben. Es erſcheint daher geboten, ihn für den Gebührenausfall entſprechend zu entſchädigen. Der Stadtrath hat vorbehaltlich der Zuſtimmung des Bürgerausſchuſſes mit Herrn Emil Leis hinſichtlich ſeiner Dienſt⸗ und Gehaltsverhältniſſe und be⸗ züglich ſeiner Anſprüche auf Ruhegehalt und Hinterbliebenenverſorg⸗ ung einen Dienſtvertrag vereinbart, nach welchem er als Vorſtand des Grundbuchamts auf unbeſtimmte Zeit mit beiderſeitiger dreimonat⸗ licher Kündigungskraft angeſtellt wird und einen Gehalt von 10,000 Mark pro Jahr bezieht, wovon 7000 M. penſionsfähig ſind, während bereits bei Hofe ein Stelldichein gegeben, ein opulentes Diner verzehrt und— Worte hören laſſen. Lenbach, der ſtruppige, widerborſtige Lenbach, hat wieder einmal einen jener Loyalitäts⸗ ſpeechs gehalten, die zu ſeinem Weſen ſo ſchlecht paſſen und deren gedanklicher und formeller Gehalt ſo furchtbar dürftig neben ſeinen Bildern ſteht.— Sodann ſind zwei Kunſtausſtellungen er⸗ öffnet worden. Die eine, in der Sezeſſion, führt die nachgelaſſenen Werke von Paul Hetze, Langhammer und W. Voltz vor. Die andere, in der Gallerie Heinemann, iſt dem Nachlaß von Otto Faber du Faure gewidmet. Für den auswärtigen Kunſtfreund dürfte beſonders die letztere von Intereſſe ſein, denn ſie liefert einen eklatanten Beweis für das häßliche Cliquenweſen, das unter den Münchener Künſtlern herrſcht. Der Baron Faber du Faure, der's übrigens„gar nicht nöthig“ hatte zu malen, weil er ein ſehr wohlhabender Mann war, iſt nämlich all ſein Lebtag von den großen Künſtlervereinen derart ſchlecht behandelt worden, daß er es borzog, ſeine Sachen im Atelier zu behalten. Und ſo erlebt nmun München jetzt das ſeltſame Abenteuer, einen Künſtler, der wohl 40 Jahre in ſeiner Mitte gewirkt, erſt nach ſeinem Tode— kennen zu lernen. Wohlgemerkt, einen Künſtler, der nicht etwa ein obſkurer Farbenkleckſer, ſondern eine ganz hervorragende, diſtinguirte Perſönlichkeit war. Otto Faber du Faure war ent⸗ ſchieden einer der feinſten Koloriſten, die München beſaß. Daß er bei Lebzeiten nicht„entdeckt“ wurde, erſcheint um ſo un⸗ begreiflicher, als gerade München die fortſchrittlichſte Kunſtſtadt auf dem Gebiete des Kolorismus iſt.— Schließlich iſt noch der Ausgrabungen auf Aegina zu gedenken, welche Prof. ingler, unterſtützt durch reiche Geldſpenden des Regenten, kürzlich zu Ende geführt hat. Bekanntlich ſind die Aegineten das Hauptſtück der Antikenſammlung unſeter Glyptothel. Um 5000 M. einen bei der Berechnung des Ruhegehalts und der Hinter⸗ bliebenenderſorgung nicht zu berückſichtigenden Funktionsgehalt bilden. Gebühren bezieht Herr Leis in Zukunft nicht mehr, dieſe fließen vielmehr in die Stadtkaſſe. Die Dienſtperhältniſſe des Herrn Grundbuchbeamten Th. Nei⸗ kirtger ſollen gleichfalls eine Regelung erfahren. Herr Referendär Theodor Reitinger wurde mit Erlaß Großh. Miniſterfums der Juſtig, des Kultus und Unterrichts vom 28. Juni 1899 der Stadigemeinde Mannheim behufs Förderung der Arbeiten zur Anlage des neuen Grundbuches zugewieſen. Der aus der Stadtkaſſe zu zahlende Gehalt wurde von genanntem Miniſterium auf 3500 M. fipirt. Mit Zu⸗ ſtimmung des Letzteren ernannte der Stadtrath am 29. Juni 1900 Herrn Reitinger zum Stellvertreter des Herrn Grund⸗ und Pfand⸗ buchführers Leitz unter Erhöhung ſeines Gehaltes auf 4000 Mark⸗ Herr Reitinger hat ſich in Ausübung dieſes Dienſtes als ein umſich⸗ tiger und fleißiger Beamter erwieſen. Der Stadtrath nahm daher, als Herr Reitinger gegen Ende des vorigen Jahres zur Erxeichung ſeiner etatmäßigen Anſtellung beim Staate den Wiedereintritt in den Staatsdienſt anſtrebte, feinen Anſtand, ihm die etatmäßige Anſtellung bei der Stadtgemeinde Manmnheim auf den Zeitpunkt in Ausſicht zu ſtellen, an dem das Grundbuchamt hier als Gemeindeamt werde ein⸗ gerichtet werden. Unter dieſer Vorausſetzung und gegen Gewährung eines Gehaltes von 5000 M. ab 1. Dezember 1900 entſchied ſich Herr Reitinger zum Verbleiben im Dienſte der Stadtgemeinde Mann⸗ heim. Der etatmäßige Gehalt von 5000 M. wird erhöht am 1. Degember 1902 auf 5500., 1904 auf 6000., 1907 auf 6500 M. und 1910 auf 7000.; außerdem erhält Herr Reitinger einen Funk⸗ tionsgehalt im Betrage von 500 M. jährlich. * Der Deutſche Patristenbund erläßt an alle Städte, Gemeinden, Vereine und Perſonen Geſuche um Beiträge für die Grrichtung des Völkerſchlacht⸗Denkmales, dem Ruhmesmale der deutſchen Befreiung. Er ſpricht in dieſen Geſuchen die Uebertzeugung aus, daß es ſeiner aus⸗ gebreiteten Thätigkeit, die die Anerkennung der Staatsregierungen findet, gelingen wird, wenn Niemand ſich ausſchließt, einen geringen Beitrag zu leiſten,— und ſei er noch ſo gering— in kurzer Zeit die Mittel beieinander zu haben. Leider haben eine Anzahl deutſcher Städte dieſes Geſuch abgelehnt. Dar Deutſche Patriotenbund hofft, es wird bei den vereinzelten Fällen bleiben, es wird ihm gelingen, das Werk des Ruhmes und der Dankbarkeit recht bald vollenden zu können. Die Zahl der Namen von Körperſchaften und Perſonen, welche 100 M. oder mehr Beitrag gezahlt und dadurch das Nennungs⸗ recht am Denkmal erworben haben, iſt in den letzten vier Wochen don 884 auf 415 geſtiegen. Beitrüge nimmt dankend entgegen der Vorſitzende des Deutſchen Patriotenbundes, Clemens Thieme, Leipzig, Rathhausring 11. Aus dem Grofzherzogthum, *Heidelberg, 24. Nov, Oberbürgermeiſter Dr. Wilckens beging geſtern ſeinen 50, Geburtstag. Das ſtädtiſche Orcheſter brachte ihm in der Frühe ein Ständchen. Um 12 Uhr ſprach ihm der Stadt⸗ rath in corpoxre ſeine Glückwünſche aus. Ihm ſchließen ſich die Parteifreunde aus dem ganzen Lande an mit dem Wunſche, es möge dem erprobten Führer noch lange vergönnt ſein, in voller körperlicher und geiſtiger Friſche noch recht lange für das Intereſſe der national⸗ Uberglen Partei zu wirken. Heidelberg, 24. Nob. In der Nähe von Station Karlsthor hat ſich wieder einmal ein Eiſenbahnunfall ereignet. Freitag Nach⸗ mittag fuhr ein leeres Steinfuhrwerk des Baumeiſters Ueberle von Klingenteich herab. Da die Barriere am 2. Eiſenbahnübergang nur halb geſchloſſen war, fuhr der Fuhrmann, der 31 Fahre alte ver⸗ heirathete Jakob Baier, weiter, gelangte aber unglücklicherweiſe in dem Moment auf die Schienen, als der Lokalzug nach Schlierbach und ein Güterzug von Neckargemünd herankamen. Die Pferde ſcheuten und kamen unperletzt noch über das Geleiſe hinweg, während der Wagen von der Güterzugsmaſchine erfaßt und total zertrümmert wurde, Der Fuhrmann wurde an eine zur Aufnahme der Barrieren⸗ ſtange dienende Gabel geſchleudert, wobei er einen Rippenbruch, eine Quetſchung, Verſtauchung und Oeffnung der Bruſthöhle davontrug. Die Aerzte glauben den Schwerverletzten am Leben erhalten zu können. Der Bahnwart will die Signale nicht bemerkt haben und glaubt, baß dieſelben unrichtig abgegeben wurden. *Karlsruhe, 24. Nov. Der Stadtrath ſuchte im Verein mit der Stadtperwaltung Baden bei Großherzoglicher Eiſenbahnverwaltung darum nach, daß zur Verbeſſerung des Lokalverkehrs zwiſchen den Städten Karlsruhe und Baden an Sonn⸗ und Feiertagen die Be⸗ nützung der einfachen Fahrkarte auch für die Rückfahrt wenigſtens in den Sommermonaten zugelaſſen werde, ähnlich wie dies für den Lokalverkehr zwiſchen Mannheim und Heidelberg bereits eingeführt iſt.— Für das kommende Jahr ſoll eine Herabſetzung des Preiſes für elektriſches Licht in Erwägung gezogen werden. Eine Kommiſſion wurde beauftragt, hierwegen nähere Vorſchläge zu machen. *Helmſtadt, 24, Nov. Kürzlich entgleiſten beim Rangiren des Güterzuges 964 in Helmſtadt drei Wagen, wodurch die beiden Be⸗ kriebsgeleiſe geſperrt wurden. An der Unfallſtelle mußte deßhalb bei den folgenden Zügen umgeſtiegen werden. Verletzungen von Perſonen kamen nicht vor. * Aus Stühlingen, 24. Noy. Die vor zwei Wochen gegründete Abſatzgenoſſenſchaft„Kornhaus Stühlingen“ ſcheint nicht lebensfähig zu ſein. Die Betheiligung macht keine Fortſchritte. Bis jetzt ſind etwa 30 hieſige Geſchäftsleute und kaum 20 auswärtige Landwirthe Mitglieder. Die Gründung war entſchieden überhaſtet, das Bedürfniß in unſerem Bezirk zu gering. So ſehr unſerem Städtchen das neue Inſtitut zu gönnen iſt, es wäre ſicher kein Vortheil, ein leerſtehendes Lagerhaus zu beſitzen. Mit Errichtung ſolcher Lagerhäuſer ſollte man überhaupt etwas vorſichtiger zu Werte gehen. Man kann z. B. die In dem abgeſchloſſenen Dienſtvertrag wird u. A. beſtimmt: wozu ein Getreidelagerhaus it ſch in Engen leer ſteht, wozu eines in Hüfingen,! unber ¹ iſt? Pfalz, Heſſen und Amgebung. Aus der Pfalz, 22. Nov. Ueber die ſoziale Lage der Geiſtlichen wird dem Heidelb. eue aing durch einen Theil d Konſiſtorium um Empfeh Theologie erſucht. Zugleich m Pikaren zur Beſetzung der Vikar auffallen, als in früheren Jahren die g Pfalz eine recht ſtat zeichnen hatte. Wer aber die in Bayern, ſotpeit ſie die proteſtan wird ſich durchaus nicht wundern. Von der aus dem Aufange deß vorigen Jahrhunderts herübergeretteten„famoſen“ Prüfungs⸗ ordnung, die einen trefflichen Beitrag zu einer event.„Geſchi hte Zopfes un 19. und 20. Jahrhunder:“ bilden könnte, braucht Irage aufwerfen, Iches Nkollekte für cht es darauf aufmerkſam, daß iate fehle. Es n Theologen anbetrifft, kennt, weiter zu reden, hauch ſie Schuld trägt an der Unzuf der pfälziſchen ologen. Das punktum saliens iſt die G frage ie jungen Theologen müſſen eine 10—15jährige Vika ats⸗ achen, und jedes Jahr trägt den glänzenden Gehalt vog ſage ſchreibe— 800 bis 900 M. ein, alſo einen„Lohn“ wie er einem einigermaßen gewandten Arbeiter zu gering ſein würde Kommt dann endlich die erſehnte Anſtellung als Pfarrer, ſo beträgt der Gehalt(nach der jüngſt erfolgten Aufbeſſerung um 200 M) 2000., immer noch ein minimaler Gehalt. Kein Wunder alſo, wenn in der Pfarrwelt eine ſtarke Erregung gegen Kultusminiſterium und Staat herrſcht und dringend von dem Studium der Theologie abgerathen wird. Erſt wenn der Mangel an geiſtlichen Lehrern 0 groß iſt, daß der Regierung ernſtlicher Schaden durch die ſittliche Ver⸗ äſſi der Unterthanen, beſonders der heranwachſenden Jugend entſteht,— und wie bald geſchieht das, wo das Evangelſum des Umſturzes gepredigt wird!— dann wird man an maßgebender Stelle die Hartnäckigkeit wohl bereuen. Durch Aufforderung zu Kirchenkollekten wird der Theologenmangel nicht beſeitigt werdeg, Wer Ohren hat zu hören, der hörel Behebung der angeführten würds ein treffliches Zeugniß ſozialpolitiſcher Beföhigung ein! * Mainz, 23. Nov. Zu dem Werthpapieren⸗Diebſtahl bei Hrn, Hofrath Börckel können wir noch folgende Einzelheiten über diz Verhaftung in Brüſſel nachtragen. Eine Hausſuchung bei dem ber⸗ hafteten Harm förderte zunächſt einen Coupon an's Tageslicht, der von dem Einbruch bei Herrn Börckel herrührte. Als der Harm diez bemerkte, ſtürzte er ſich aus ſeiner im dritten Stockwerk belegenen Wohnung zum Fenſter auf die Straße hexab, wobei er aber m einen Beinbruch davon trug. Bei der weiteren Durchfuchung der Wohnung des Harm, die von einer Perſon Namens Büßmann glz angebliche Frau getheilt wurde, fand ſich ein Handkoffer, der ange⸗ füllt war mit allen möglichen Werthpapieren, Konſols, Verſatzſcheineg von Schmuckſachen und Coupons, die letzteren aus dem Börckel ſcheg Einbruche herrührend. Nach der oberflächlichen Schätzung dürfte eiß Drittheil der bei Börckel geſtohlenen Coupons im Beſitze des verhaf⸗ teten Harm ſein. Der ganze geſtohlene Betrag bei Herrn Hofralh Börckel beläuft ſich nicht auf 100,000 ſondern auf 40,000 Mark. Der Einbrecher Harm gab zu, Anfangs September in Mainz den Ein⸗ bruch verübt zu haben und paßt auch das Signalement, das ein damals im Hauſe arbeitender Schloſſer auf den Einbrecher abge⸗ geben hatte, ganz genau auf ihn. Jedenfalls hat man es hier mit einer internationalen Einbrecherbande zu thun, die den Raub ge⸗ theilt hat. In der Zwiſchenzeit wurde in Brüſſpl noch ein gewiſſer Klug verhaftet, der ebenfalls im Verdachte ſteht, an der Sache be⸗ theiligt zu ſein. Die Unterſuchung wird hoffentlich volles Licht in die Angelegenheit bringen. Tbeater, Nunſt und wiſſenſchaft, oe. Kunſtſalon K. Ferd. Heckel((Hugo König⸗Aus ſtellung). Der Tod des zuletzt in München wirkenden Malers und Kgl. Profeſſors Hugo König war für die deutſche Kunſtwwelt ein ſchwerer, noch kaum recht zu faſſender Schlag. Der jetzt hier ausgeſtellte künſtleriſche Nachlaß dieſes Meiſters läßt uns einiger⸗ maßen ermeſſen, was wir durch das Hinſcheiden einer ſo hervor⸗ ragenden Kraft verloren haben. Wie die ſtolze Eiche vom Blitze zer ſchmettert, ſo wurde dieſer Künſtler gerade in der beſten Zeit ſeineg Wirkens unerwartet dahingerafft. Hugo König iſt in Dresden 1855 geboren, war daſelbſt Schüler Erwin Oehmers und beſuchte dann die Münchener Akademie unter Seitz, Loefftz und Lindenſchmit. Doch bald gewann der junge Künſtler ſeine volle Selbſtſtändigkeit. In beſter Weiſe ſchloß er ſich der modernen Kunſt an, nicht taſtend u ſuchend, ſondern mit einer ſicheren Kraft, mit einem großen, ſeltenen Können. Zeitig hat er alles Gemachte, Gekünſtelte, akademiſch Ge⸗ lernte abgeſtreift und ſich zu voller, reiner Naturauffaſſung durch⸗ gerungen. Daher trägt alles das, was dieſer Künſtler in der letzten, reifſten Zeit ſeines Schaffens gemalt hat, ein völlig einheitlicheß Gepräge, wurden dabei auch die verſchiedenſten Gebiete der Malere berührt. Gerade mit ſeiner„Madonna“ hat er unmittelbare Wahrheit, edle Einfachheit und Tiefe und Größe der Auffaſſung in gang ſeltener Weiſe vereinigt. Auch die Technik zeigt hier eine gerade⸗ zu überwältigende Darſtellungskraft, ſodaß dieſes Gemälde den be⸗ deutendſten Werken der neueren Kunſt getroſt beigezählt werden kann Ein Meiſter, der ſich einer ſolchen Aufgabe gewachſen zeigte, konnte in kleineren Arbeiten ſelbſtverſtändlich noch viel leichter ſeine gewaltige künſtleriſche Stärke entfalten. Zunächſt in der Landſchaft, wie dies das breisgekrönte Bild„Abendim Walde“ und all die prächtigen Naturſtimmungen ſeiner Genrebilder beweiſen. Eines dieſer letzteren „Der Schäfer“ iſt ein Werk urſprünglichſter Wahrheit und wie te dieſe Schätze zu ergänzen, veranſtaltete Profeſſor Furtwängler an der Stelle des Tempels, wo ſie ſ. Zt. gefunden wurden, neue Nachforſchungen und an bei dieſer Gelegenheit nachgerade Alles, was zu einer vollſtändigen Rekonſtruktion des Skulpkuren⸗ ſchmucks des Heiligthums gehört, Es kann jetzt als wiſſenſchaft⸗ lich erwieſen gelten, daß die geginetiſche Plaſtik bis in die my⸗ keniſche Epoche zurückreicht. Im Theater ſcheint ah allmählich die Saiſon beginnen zu wollen. Das Schauſpielhaus wagte ſich an Tolſtois„Macht der Finſterniß“ heran, die es nach Maßgabe ſeiner gegenwärtigen Enſemble⸗Verhältniſſe ganz leidlich herausbrachte, und im Hof⸗ theater gab es ſogar eine Opernnovität: J. M. Weber's„Die neue Mamſell“. Joſef Miroslaw Weber hat bei unſerem Hof⸗ orcheſter die Stelle eine Konzertmeiſters inne. Man kennt ihn in der Stadt als Verfaſſer eines Violinkonzertes und verſchie⸗ dener Kammermuſikwerke, Unter die Opernkomponiſten gerieth ex gelegentlich des bekannten Münchener Preisausſchreibens um den Luitpoldpreis, der für ihn beſonders günſtig deshalb aus⸗ fiel, weil die Herren Merker der Meinung waren, daß für die ein wenig ins Vergeſſen gerathene Spieloper etwas geſchehen müſſe.„Die neue Mamſell“ iſt nämlich ſolch eine Spieloper, aber eine, die wohl ſchwerlich etwas zur Hebung ihrer Sippe leiſten wird, ein Gebilde altmodiſcher Art, das ganz ſicher das Licht der Rampe nicht erblickt haben würde, wenn es nicht die Chriſtenpflicht jeder Theaterſtadt wäre, ihre eigenen dramatiſchen Kinder— taufen zu laſſen..„Die neue Mamſell“ hat zunächſt ein ganz unmögliches Libretto. Sie ſetzt eine Naivetät des Publikums voraus, die heute nicht einmal bei Tauffeierlichkeiten ſtatthaft iſt. Es handelt ſich da im Weſentlichen um die Zähm⸗ ſchafterin, eben jene neue Mamſell, kirre macht. Ein halbes Dutzend anderer Liebespaare bewegen ſich im Hintergrund Auch wird zu Ehren des gutsherrlichen Geburkstages von dem Corps de Ballet der Hauptſtadt ein Ballet getanzt, Am Schluß ſtellt ſich dann heraus, daß die neue Mamſell gar keine Mamſell, ſondern eine regelrechte Madame iſt: der Guts⸗ inſpektor hatte ſich heimlich mit ihr verheirathet, weil der Baron keine verheiratheten Leute in ſeiner Umgebung dulden wollte, Es iſt, wie man ſieht, eine recht dürftige Gelegenheitspoſſe, an der Herr Weber ſein kompoſttoriſches Können erprobt hat. Und wenn ſich auch der Komponiſt dem Librettiſten ganz bedeutend überlegen gtänpt hat, etwas Erfreuliches, Künſtleriſches iſt doch nicht zu Stande gekommen. Gleich die Quverture, ſo muntet und nett ſie iſt, entgleiſt in den Operetten⸗ und Potpourriſtyl. Bei der muſtkaliſchen Interpretation der Handlung fließt dann die melodiſche Erfindung nicht eben reichlich und es fehlt nicht an allerhand Anlehnungen, an berühmte Muſter. Sehr gut iſt da⸗ gegen die muſikaliſche Interpretation gerathen und ganz be⸗ ſonders muß die temperamentvolle Munterkeit und Friſche gelobt werden, mit der die Inſtrumentation gehandhabt wird. Webers Weiſen haben eine unverkennbare Grazie neigen aber zu billiger Senfimentalität und gehen nicht ſelten allzuſehr ins Breite Mit zum Beſten gehört noch die Balletmuſtk.— Die Aufnahme des Werkchens war ſelbſtverſtändlich eine familienfeſtlich animirte. Der Vater des Täuflings mußte immer wieder vor ſeinen Gäſten erſcheinen und die bei Taufen übliche Verſicherung ent⸗ gegennehmen, daß ſeine kleine Mamſell ein wahres Prachtmädel ſei. Ja, wenn die Kinder den Komplimenten allen entſprechen müßten, die man ihren Eltern beim Wiegenfeſte macht! ung eines Weiberfeindes, eines Krautjunkers, den ſeine Wirth⸗ Monadus. . ſpear Aberr⸗ und g ſbeare 3u erl Namm in Se gnügt ſonder deutet dem deren Somt Stulp Aappi belkei den„ einige Nacktl indiſe worde Polor Fehar Diene nerin gusm Rari zbene bwar Londt aund ſchen —— * ( ee barſteller häufig durch Hinduknaben erſetzt. 5 5 Mantsert 95. Nöpdenther,—5 Weneral Anzeigeer- 8— eent a mit der Kraft eines Rieſen geſtaltet. Trotzdem der Künſtler atmoſphäriſche Farbe zu treffen weiß, unterläßt er es nicht, Form mit harter Conſequenz zu erfaſſen. So ſind ſeine its aufs Schärfſte geprägt. Und dieſes Zuſammenllingen von e und Form in vein künſtleriſchern, feder fälſchenden oder witzigen ointirung abholden Schaffen, iſt es, woas dem Künſtler eine befonderz bornehme Stellung in der deutſchen Kunſt ſichert. Hamlet in Indien. Shakeſpeare iſt den Indern durchaus icht ſo unbekannt, wie man zu denken geneigt ſein dürfte, ſie kennen ihn pielmehr ſeit nahezu drei Jahrzehnten. Die„Komödie der Ir⸗ zungen“,„Romeo und Julia“, das Wintermärchen“,„Othello“, bamlet“ und der„Kaufmann von Venedig“ ſind in die indiſche Ehrache übertragen worden und haben auf den Bühnen von Bombay ind Caleutta mehr oder minder hervorragende Erfolge zu verzeichnen gehabt.„Hamlet“ z. B. iſt von dem indiſchen Darſteller Kavalgi Fallonji Khatao während der letzten zwei Jahre nicht weniger als 450 Mal geſpielt worden, und in Bombay„lief“ das Stück an 56 aſeinanderfolgenden Abenden. Die Mitwirkenden auf der Bühne ſnd ausſchließlich Eingeborene, und zwar werden die weiblichen „Hamlet“ iſt einer gründlichen Umarbeitung unterzogen worden, um das Stück dem nudiſchen Zuſchauer„mundgerechter“ zu machen, wobei eine gewiſſe Intelligenz nicht zu verkennen iſt und auch der Grundton des Shake⸗ hhenreſchen Originalſtückes im Großen und Ganzen gewahrt ge⸗ lieben iſt. Die Kirchhofsſgene, das Begräbniß der Ophelia ſind gatürlich völlig geändert, denn der gläubige Hindu würde die abend⸗ Uindiſchen Gepflogenheiten als eine Schändung des Todten betrachten, ünd eine Demolirung der Bühne und des Theaters würde die un⸗ ittelbare Folge ſein. An dem Charakter Hamlets, der Königin, des Fönigs, Polonius' und Horatio's, und auch an demjenigen des Geiſtes, iſt wenig oder garnichts geändert, wohl aber werden die deren Perſonen wild auf die Bühne zuſammengewürfelt und haben hehrfach eine durchgreifende Umgeſtaltung ſich gefallen laſſen müſſen. ee indiſche Ophelia iſt z. B. eine Eingeborenen⸗Schöne, die nicht anders als jede männliche Geſtalt auf der Bühne um mehrere Zoll Jberragend gedacht werden kann. Arme und Beine ſind mit Spangen ind glänzendem Geſchmeide förmlich überſäet; auch iſt die Shale⸗ Peareſche Heroine dem Hindu nicht lebhaft genug, und, um den Effekt Izz erhöhen, hat er ihr ein halbes Dutzend Liebhaber und ebenſoviele emmerzofen beigegeben, die ſie in wiederholten Zwiſchenräumen n Sang und Tanz unterrichtet oder aber ſich darin mit ihnen ver⸗ Iügt. Der Name des Stückes iſt„Khoone⸗Vahak“, was nicht Hamlet, ondern„Zum Mörder ohne Grund“ in wirklicher Ueberſetzung be⸗ eutet. Hamlet iſt kein Däne, ſondern„Prinz von Damaskus“. Die boſtüme ſind mehr orfiginell als geſchmackvoll, und ſelbſtverſtändlich dem Geſchmack des Landes angepaßt, Hamlet trägt eine Perrücke, eten Locken ihm über bis über die Schultern reichen, einen einem Eommerpaletot ähnlichen Rock aus grünem Sammet, moderne weiße Stulpen und einen hohen Linnen⸗Stehkragen, deſſen Spitzen umge⸗ igappt ſind. Die andern männlichen Darſteller ſind zumeiſt in Koſtüme elkeidet, als gelte es, ein Narrenfeſt zu feiern, während von den„Roben“ der Damen nicht viel geſagt werden kann, da außer einigen leichten Ueberwürfen die Geſtalten der Schönen ſich in völliger Nadtheit präſentiren. Auch die Shakeſpeare'ſchen Namen ſind in der iudiſchen Bearbeitung geändert, zum größten Theile orientalifirt borden. Hamlet heißt darin Jehangir, Ophelig— Meherbanoo, plonius— Humayhan, Gertrud— Gohurniſſa. Dem Hamlet⸗ gehangir iſt ein ſich durch beſondere Körperfülle auszeichnender Diener beigegeben, der zuſammn mit einer ad hoe gewählten Die⸗ gerin Ophelias⸗Meerbandos das derb⸗komiſche Element des Dramas ausmacht. Die Patti im Nebel. Der dichte Nebel, der dieſer Tage in Paris herrſchte, erinnert einen Mitarbeiter des„Gaulois“ an eine benebelte“ Patti⸗Vorſtellung, die einmal in London ſtattfand. Es war im Jahre 1887, und die Patti war nach langer Zeit wieder nach ndon gekommen; ſie ſtand damals in Zenith ihres Weltruhmes erregte ſelbſt bei den ſonſt ſo kühlen Briten einen unbeſchreib⸗ ſchen Enthuſiasmus. Sie ſollte in Albert Hall, einem der größten Theaterſälen von London— er faßt 12 000 Perſonen— ſingen; und le oder doch faſt alle Plätze waren im Voraus verkauft. Um Mittag Iber breitet ſich über ganz London einer jener furchtbaren gelben aber der gelbe iſt der gefürchteſte); der Nebel wird immer bicker und dichter, und um vier Uhr herſchte vollſtändig Nacht; das Anzünden der Gasflammen hatte gar keinen Zweck; die kleinen Flämmchen konnten den Kampf mit der Nebelſchicht, die ſie einhüllte, nicht aufnehmen. Abſagen konnte man die Vorſtellung nicht mehr; ber Umſtand, daß faſt alle Plätze verkauft waren und daß die be⸗ LKühmte Sängerin nur kurze Zeit in London bleiben ſollte, machte ine derartige Maßregel unmöglich; dazu kam noch, daß der Nebel zu ſpät gekommen war, als daß man die Londoner noch rechtgeitig bätte benachrichtigen können. Die Vorſtellung fand alſo ſtatt. Ich blaube, daß eine unter ſo erſchwerenden Umſtänden veranſtaltete Vorſtellung noch nie und nirgends ſtattgefunden haben dürfte; in alen Straßen, die zu Albert Hall führten, bildeten Poltziſten mit Jackeln Spalier, und als die Vorſtellung begann, war trotz des un⸗ beimlichen Nebels der Saal bis zur Gallerie hinauf zum Brechen voll. Aber da geſchah etwas, was man eigentlich hätte borausſehen müſſen: dem Publikum war auch der Nebel in den Theaterſgal einge⸗ hketen, und das große Schiff hatte bald eine ebenſo dichte, ebenſo bompakte und ebenſo dunkle Atmoſphäre wie die Straße der Stadt; de guſchauer konnten nicht von einer Sitzreihe zur anderen ſehen. Die Patti ſang trotzdem in dieſer Luft, die für ihre Stimmbänder durch⸗ aus nicht von Vortheil ſein konnte, ſie ſang göttlich und hatte einen bſenden Erfolg; natürlich konnte ſie kein Menſch ſehen, nicht einmal die im Orcheſterraum ſitzenden Zuſchauer, und ſo kam es, daß Tauſende von Engländern ſagen konnten:„Ich habe die Patti ſingen ören, aber geſehen habe ich ſte noch nie!“ Neueſſe Nachrichten und Telegramme. rivat⸗Telearamme des„General⸗ Anzeigers.“ gonſtang, 25. Nob. Die Frau von Hans Thoma iſt un Samſtag hier nach ſchweren Leiden geſtorben, nachdem vor einigen Vochen eine Gallenſteinoperation vorgenommen worden war. Die begabte Frau war auch ſelbſt künſtleriſch khätig. Frankfurt, 25. Nov. Der Bund der Nahrungs⸗ kictelfa brilanten und Händler, der heute hier agte, nahm eine Reſolution an, an den Bundesrath das Er⸗ ſuchen zu richten, auf Grund des§ 20 des neuen Wein⸗ ſeſetzes weitere Bekanntmachungen zu erlaſſen, welche ge⸗ ihnet ſind, ſehr erhebliche Unſicherheiten dieſes Geſetzes und chädigungen des Weinbaues und Handels zu beſeitigen. Köln, 25. Nov. Die„Köln. Volksztg.“ meldet: Die geſtern in Münſter(Weſtfalen) abgehaltene Generalberſamm⸗ ung des Deutſchen Vereins vom heiligen Lande brach dem Reichskanzler Grafen Bülow den innigſten Dank aus ir die ſchnelle Beſorgung des gebührenfreien Bau⸗Fermens für die Zionskirche und das Hoſpiz am Damaskusthore. Die Ge⸗ eee beauftragte den Vorſtand des Vereins, bei er Reichsregierung der Hoffnung Ausdruck zu geben, daß auf liplomatiſchem Wege auf die türkiſe⸗ Regierung behufs beſſerer fufrechterhaltung der Ordnung eingewirkt und den am Heiligen Erabe jetzt hervorgetretenen unwürdigen Zuſtänden ein Ende be⸗ beitet werde.— An den Kaiſer wurde ein Telegramm geſandt. 1 München, 25. Nob. Die„Münch. Allg. Ztg.“ und ungsadreſſen an Profeſſor Mommſen. Eine iſt unterzeichnet von 31 Profeſſoren der Univerſität Exlangen, die andere von 33 Profeſſoren der Univerſität Würz burg. *Berlin, 25. Nob. Der„Nordd. Allg. Zig.“ wird die non einem engliſchen Blatte gebrachte Meldung, der Kaiſer beabſichtige, den Kronprinzen auf eine Weltreiſe zu ſchicken, als erfunden bezeichnet. * Berlin, 28. Nov, Das Staatsminiſterium unter dem Vorſitze des Reichskanzlers Grafen Bülo wp iſt heute zu einer Sitzung zuſammengetreten. * Königsberg, 25. Nov. Die„Königsb. Allg. Ztg.“ meldet: Dem Oberſt Freiherru von Reißwitz und Kaderſinn, Kommandeur des Infanterie ⸗Regiments Nr. 147, welchem der im Duell gefallene Leutnant Blas⸗ kowitz angehörte, iſt durch Allerhöchſte Kabinetsordre vom 25. d. M. der Abſchied bewilligt worden. * Stendal, 25. Nov. Wie der„Altmärker“ meldet, iſt geſtern Abend im benachbarten Dorfe Haemeſten der Schuhmachermeiſter A. Gens mit einer Schnittwunde am Halſe und einer Wunde am Kopfe in ſeiner Wohnung todt aufgefunden worden. Es liegt wahr⸗ ſcheinlich Mord vor. * Paris, 25. Nov. Der Kommandeur der 4. Küraſſier⸗ brigade, General Forſauz, der jüngſt in einem Brigade⸗ befehl die Penſionirung des Oberſten Ledochowskt kritiſirt hatte, wurde ſeines Kommandos enthoben und General Dewitte zu ſeinem Nachfolger ernannt.— Dem„Gaulois“ zufolge iſt der Tagesbefehl des in den Ruheſtand getretenen Generals Du⸗ mont den Truppen nicht bekannt gegeben worden, weil er Angriffe auf die Freimaurer und Radikalen enthielt. Dumont weigerte ſich, den betr, Satz aus dem Tagesbefehl zu ſtreichen. * Roubaix, 21. Nop. Die Wollkrämpelei von Winchon wurde durch eine Feuersbrunſt faſt vollſtändig zerſtört. Der Schaden wird auf 2½ Millionen Francs geſchätzt. * Batum, 25. Nov. Hier iſt ein Peſtfall vorgekommen, und befindet ſich die erkrankte Perſon auf dem Wege der Beſſerung. * Konſtantinopel, 25. Nov.(Korr.⸗Bureau.) Die ruſſiſche Regierung beantwortete ſoeben ein telegraphiſches Rundſchreiben der Pforte bezüglich Kretas. In der Antwort heißt es, daß die Beſprechung, die zwiſchen den Kabineten der vier Großmächte geführt wird, ſich auf Fragen tein adminiſtrativen Charakters beziehe und in keiner Weiſe die politiſchen Angelegenheiten Kretas betreffe. * Newhork, 25. Nov. Das Unterſeeboot„Julton“ blieb 15 Stunden unter Waſſer. Das Waſſer ſtand 6 Fuß über der höchſten Spitze. Oben wüthete ein heftiger Sturm. Indeſſen ſpürten alle 5 Inſaſſen nichts davon und erklärten, ſich ſehr wohl gefühlt zu haben. * Newyork, 25. Nov. Das kolumbiſche Kriegsſchiff „Pincon“ hat eine Beſchießung Colons für Montag Mittag angekündigt, indeſſen wird die Waſhingtoner Regierung möglicherweiſe eingreifen, da der Verkehr auf dem Iſthmus be⸗ droht würde. **. 4* Zum Jall Kaufmann. *Berlin, 25. Nov. Der Miniſter des Innern erwiderte auf die Porſtellungen des Magiſtrats betreffend die Entſcheidung des Obexpräſidenten von Potsdam in der Angelegenheit der zweiten Bürgermeiſterwahl Kaufmanns, daß er die in dem Er⸗ laſſe des Oberpräſidenten vertretene Auslegung des Paragr. 38 der Städteordnung auch nach Prüfung der Ausführung des Magiſtrats für zutreffend erachte. Sie entſpreche dem Wortlaute wie dem Sinn der bishertgen Handhabung der Geſetzesbeſtimmungen. Eine aller⸗ höchſte Entſcheidung über das Ergebniß der Wahl iſt hiernach nicht herbeizuführen. Es ſteht den Stadtperordneten frei, die vorgeſchrie⸗ bene Neuwahl vorzunehmen. *** Vereidigung der Marinerekruten. * Kiel, 25. Nop. Um 12½ Uhr verließ der Kaiſer mit dem Prinzen Heinrich das Linienſchiff„Kaiſer Wil⸗ helm II.“ und landete bei der Marine⸗Akademie. Von hier begab ſich der Kaiſer mit dem Prinzen Heinrich im offenen Wagen zur Rekrutenvereidigung nach dem Exerzierſchuppen der Matro⸗ ſen⸗Kaſerne, wo Admiral Köſter, Staatsſekretär Tirpitz und Andere anweſend waren. Die beiden Marineſtatjonspfarrer hielten Anſprachen. Nach erfolgter Vereidigung ſpeach der Kaiſer zu den Rekruten. Hierauf brachte Admiral Köſter ein dreifaches Hoch auf den Kaiſer aus. Im Anſchluß an die Vereidigung nahm der Kaiſer militäriſche Meldungen entgegen. ** Ein wilder Gemeinderath. * Parig, 24. Nov. Aus Nisga wird gemeldet: Das Ge⸗ meinderathsmitglied Roguebourg verwundete geſtern drei ſeiner Kollegen durch Repvolverſchüſſe ſchwer, flüchtete ſich in die Berge und konnte bisher nicht feſtgenommen werden. Einer der Verwundeten, Vizebürgermeiſter Sigaud iſt ſeinen Verletzungen be⸗ xeits erlegen; der Zuſtand der beiden Gemeinderakhsmitglieder Ge⸗ brüder Briglians iſt hoffnungslos.— Man befürchtet, daß die Anhänger der Brigliauo entſchloſſen ſind, Blutrache zu nehmen. 4**.* Eine Automobilwettfahrt. *Turin, 24. Nov. Zwiſchen dem Her zog der Abruzzen und Cavaliere Coltele tti fand heute eine Automobilwettfahrt ſtatt. Die Fahrt ging von Villanova'Aſti(Provinz Aleſſandria) nach Bologna. Als der Herzog bei der Stadt Aleſſandrig anlangte, war er dem Cavaliere Colteletti um 10 Minuten voraus. In der Nähe von San Giuliano fuhr jedoch der Herzog gegen einen Grenz⸗ ſtein, wodurch ſeine Maſchine derartig beſchädigt wurde, daß der Herzog, der ſelbſt unverletzt blieb, mit der Bahn nach Turin zurück⸗ kehren mußte. Colteletti traf kurz nach 5 Uhr in Bologna ein. Die Abfahrt hatte um 8 Uhr 40 Min. Vormittags ſtattgefunden. Verantwortlich für Politik: Chefredakteur Dr. Paul Harms, für den lokglen und provinziellen Theil: Ernſt Müller, für Theater, Kunſt und Feuilleton: Gberhard Buchner. für den Inſeratentheil; Karl Apfel, Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. Hans'ſchen Buchdruckerei, (Erſte Mannheimer Typograph. Anſtalt.) Maunheimer Handelsblatt. Maunheimer Marktbericht vom 25. Nopbr. Stroh per Ztr⸗ M..— bis M..—, Peu M..50 bis M..—, Kartoffeln M..— 8— „Wügz Neaeſ. Naczee derlfenligen zwei A d f Im m. 838 er de Zue, Lohnen per Pid do pie, Wiamenteht ges⸗ Stück 25—35 Pfg., Spingt per Porkion 00—00 Pfa., Wirſing per Stück —10 Pfg., Rothkohl per Stück 20—00 Pfg., Weißkohl p. St. 00 bis 00 Pfg., Weißkraut per 100 Stück 8., Kohlrabi 3 Knollen—12 Pfg., Kopfſalat per Stück 10—15 Pfg., Endivienſalat per Stück—10 Pfg., Feldſalat p. Portiono Pfg., Sellerie p. Stück—10 Pfg., Zwiebeln p. Pfund—9 Pfg., rothe Rüben per Portion 7 Pfg., weiße Rüben per Portion 4 Pfg., gelbe Rüben per Portion 5 Pfg, Carrotten per Büſchel 4 Pfg., Pflück⸗Erbſen per Portion 00—00 Pfg., Meerrettig per Stange 15.—20 Pfg., Gurken per Stück 000 Pfg., zum Einmachen per 100 Stück 00—00 Pfg., Aepfel per Pfd. 12—18 Pfg., Birnen per Pfd. 15—25 Pfg., Kirſchen per Pfd. 00—00 Pfg., Trauben per Pfd. 00 Pfg. Pfirſiche per Pfd. 00—00 Pfg., Aprikoſen per Pfd. 0 Pfg., Nüſſe per 25 Stück 00—00 Pfg., Haſelnüſſe per Pfd. 00 Pfg., Gier per 5 Stück 30—35 Pfg., Butter per Pfd..20—1 80., Handkäſe 10 Stück 40 Pfg., Breſem per Pfd. 50—60 Pfg., Hecht per Pfd. 1,20., Barſch per Pfd. 70—80 Pfg, Weißſiſche per Pfd. 40 Pfg., Laberdan per Pfd. 50 Pfg. Stockfiſche per Pfd. 80 Pfg., Haſe per Stück.00—3 50., Reh per Gfd..75—.00., Hahn(jg.) p. Stück.50—2., Huhn(jung) per. Stück 1 50—2., Feldhuhn per Stück.00—.00., Ente per Stück —.00., Tauben per Paar.30., Gans lebend per Stück —5., geſchlachtet per Pfd. 75—09 Pfg., Aal.20—00 Pfg. Caursblatt der Maunheimer Börſe(Produkten⸗Börſe) vom 25. November, Weizen pfälz.—.——17.25]J Hafer, württb. Alp—.—.— „ norddeutſcher—.———.—„ amerik. weiger——— „ ruſſ. Azima 17.——1750Mais amer.Wixed 14.50. „ Theodoſia 17.50—17.75„Donau 14.50——.— „ Saxonskg—.—17.25„La Plata 14.50—.— „ Girka 16.75—17.—Kohlreps, d. neuer——27.50 „ Taganrog 17.——17.50Kleefamendeutſch. 1 100.—110.— „ ruämniſcher 16.75—17.— 5„ II 85.——85.— „ am. Winter 17.50—-—.—„amerik. 90.——95.— „ Chicago IIl.„ neuerPfälzer—.—. „ Manitoba-——„Luzerne 92.—95.— „ Walla Walla 17.35——.—„ Proveue. 103.—108.— „ Kanſas[II—.——17.50„Eſparſette 30.——80.50 „ Californier 17.50——.—[Leinöl mit Faß—.—68.50 „ La Plata 17.25——.—„ bei Waggon—.—67.50 Kernen 17.25—.— Rüböl„„—.—65.— Noggen, pfälz.—.—14.80„ bei Waggon—.——63.— „ ruſſtſcher—.—1450] Am. Petroleum Faß „ rumäniſcher—.. fr. mit 20¼ Tara—.—23.25 „ norddeutſcher———.— Am. Petrol. Wagg.——22.80 „ amerik,—.——.—Am. Petrol. in Ciſt. Gerſte, hierländ. 15.75—16.— p. O0ko netto verzollt.18.70 „ Pfälzer 16.—16.50 RNufſ. Petrol. fr. Faß—.—22.50 „ Ungariſche—.—— Ruff. Petrol. Wagg.—.——21.59 Futter 12.50—12.73 Rufſ. Petrol. in Ci⸗ Gerſte rum. Brau—.———.— ſternen p. 100ko neito16.90 Hafer, bad. 15.——15,75 Rohſprit, verſteuert—.— 105.— „ ruſſiſcher 15.75—16.75 7o0er Sprit—.——8850 „Rorddeutſcher 16 59—16.75 g90er do. unverſt.„ Nr. 00 0 1 2 Wekeneht.S 25.½75 z I88 Roggenmebl Nr. 0) 22.75 1 19.75. Weizen feſt und theilweiſe höher. Gerſte un⸗ verändert. Hafer und Mais höher. Maunheimer Gſfektenbörſe vom 28. Noy.(Offizieller Bericht.) Bei ſtillem Verkehr notirten heute: Pfälz. Bank⸗Aktien 111., Süddeutſche Bank⸗Aktien 102.80., Mannheimer Lagerhaus⸗Aktien 102., Aktien der Aktien⸗Geſ, für Seilinduſtrie 117,.50., Portland⸗ Cementwerke, Heidelberg 109 Geld. s Berlin, 28. Nob, Der Aufſichtsrath der Dovrtmunder Unſon erklärte ſich in ſeiner heutigen Sitzung grundſätzlich it der Veräußerung des Mengeder Steinkohlenwerkes(Zeche Adolf von Hanſemann) an ein Konſortium unter angemeſſenen Bedingungen einverſtanden und ſetzte eine Kommiſſion zur mäheren Prüfung ein. Als angemeſſene Bedingungen werden angeſehen die Uebernahme der Zeche zum Buchwerth unter Einrechnung der Hypothekenſchuld von 7850 000 Mark und Belegung des reſtlichen Kaufpreiſes zur Hälfte in bagr zur Hälfte in Aktien der Union zum Neunbetrage, Den Aktionären der Union ſoll der Beitritt nach dem Verhältniß ihres Aktienbeſitzes freigeſtellt werden. * Berlin, 25. Nob.(Tel.) Fondsbörſe. Die Börſe er⸗ öffnete in ausgeſprochener Feſtigkeit. In Montanwerthen ſowie Banken wurden aus Anlaß der Monatsliquidation Deckungen vorge⸗ nommen. Fonds feſt, beſonders Spanjer. Gerüchtweiſe verlautete, daß das Kohlenſyndikat irgend eine einſchneidende Veränderung der Verrechnungspreiſe nicht beſchloſſen habe. Ultimogeld 3,5 pEt. Später wurden Montanwerthe unregelmäßig. Privgtdiskont 294 pEt. Roggen feſter. Konkurſe in Baden. Baden. Ueber das Vermögen der offenen Handelsgefellſchaft in Firma Karl Vogel K Co. in Baden. Konkursberwalter: Rechts⸗ anwalt Dr. Zabler hier; Anmeldetermin: 31, Dez. Auch über das Pribatbermögen des Kaufmanns Karl Vogel wurde das Konkurs⸗ verfahren berhängt.— Ueber das Vermögen des Kaufmanns Hugo Wittich in Vaden. Konkursverwalter: Rechtsanwalt Dr, Zabler; Anmeldetermin: 81. Dez. 8 Waſſerſtandsnachrichten vom Meuat Aobemver. Pegelſtgtionen Datum: vom Rhein: 20.21. 22. 23. 24. 25. Bemerkungen Konſtan;n: Waldshunt 1801,741,751,721,77 1,78 Hüningen.881,34,87J,34 Abbs. 6 Uhr Kell J,87 1,84.81 1,80 1,781 N. 6 Uhr Lauterburg 3,208,188,158,26 Abds. 6 Uhr Waxaun 3,183,158,12 ,21 8,20 8,20] 2 Ubr Germersheim.80,%76.-P. 12 Uhr Maunheimm 2,55 2,55 2,52 2,56 2,68 2,9 Morg. Uhr Nain; 0,510,520,54 0,60.-P. 12 Uhr Bingen 1271.81 10 Uhr Kaub I,401½5,481,47 1,81 2 Uhr Koblenz 8 1831,92 10 Uhr Köln 1I5,66.082½49.80 2 Uhr MNübhrürtkt.702,55 6 Uhr vom Neckar: Maunheim.63 2,64 2,642,66 2,88 2,5 V. 7 Uhr Heilbronn J0,89 0,75 0,69 0,70 V. 7 Uhr bis Mk..85 v. 8 6 0 4 5 u. Roben, ſowie I 95 P„Henneberg⸗ Seide“ inſchwarz weiß und farbig von 95 Pf. bis Mk. 18.65 p. Met. Absolut kein Zoli zu zahlen! da bie portofreie Zufendung der Stoffe durch meine Seidenfabrik auf deutschem Grenzgebiet erfolgt,— Nur echt, wenn direkt von mir bezogen! Muſter umgebend. Seidenfabrikant(K. u. K. Hoflief.) Zürtch. G. Henneberg, 12054 5 5 alar U1, 5, Breitestr. Siegfr. Rosenhain, Juwelier,-isd.Kauft, Brillautſchmuck, goldene uhren, Ketten, hochmoderne Ge⸗ acgelt ſchenkartitel in jeder Preislage. Tiels Schaufenſterauslage mit ſichtbaren Preiſen, Die Auskunftei W. Schimmelpfeng in Mannheim D 1, 7ʃ8,(80 Bureaus mit über 1000 Angeſtellten, in Amerika un Auſtralien vertreten durch The Braastreet Company) ertheilt nu Auskünfte. Jahresbericht wird auf Verlangen poſtfr zugeſand„%%%%ͤ Y — 4, Seite General⸗Anzeiger. Mannheim, 25. Novenwer Bekanntmachung. Die Erlaſſung etner neuen Bauordnung für Maunheim betr. Nr. 107,470 1. Bei der Bekauntmachung der neuen Bauord⸗ nung für Mannheim vom 17. April(ſiehe Extrabeilage zum Generalanzeiger Nr. 196 vom 29. 1901) usterblieb ver⸗ ſehentlich die Bekauntgabe des dritten Abſatzes des§ 88(Hoſraum). Wir bringen deshalb hiermit den 8 88 nochmals zur öffent⸗ lichen Kenntuiß, und bemerken, daß Abſatz 3 durch den Druck kenntlich gemacht iſt. 8 88. Hofraum. Abſ. 1. Bei jedem zum Wohnen und nicht blos vorüber⸗ ehenden Aufenthalt von Menſchen beſtimmten Gehäude muß ein aum— in der Regel auf Höhe der an das Grundſtück gren⸗ enden Straße— als Hoftaum mit feſtem Bodenbelag oder als arten unüberbaut gelaſſen werden. Abſ. 2. Bis zu folgenden Bruchtheilen ihres Flächenraums dürfen Grundſtücke mit Baulichkeiten beſetzt werden: 5 II III a. 0,6 0,5 0,4 b. 0,75 0,65 0,5 Abſ. 3. Borgeſchriebene Vorgärten, Einzelhöfe und einſpringende Nebenhöfe, deren Fläche unter 15 àm oder deren Breite unter 3 m beträgt, wer⸗ den bei dieſer Berechnung von vornherein aus⸗ eſchloſſen. 5 Abſ. 4. Ueberhängende Stockwerke, Brückenübergäuge, Gallerien und ſonſtige vorſpringende Bautheile, auch offene Balkons, Aunse deren Länge zuſammen mehr als ein Viertel der Faſſaden⸗ änge beträgt, ſowie ſogenannte Lichtſchächte ſind als überbaute Fläche zu kechnen. Dagegen kommen Eingangstreppen und Teraſſen bis auf Sockelhöhe, ſowie Hofſcheide nauern nicht in Anrechnung. 5 Abſ. 5. Die ganze oder theilweiſe Ueberdeckung des Hof⸗ raums durch Glasdächer in Erdgeſchoßhöhe, kann zu geſchäft⸗ lichen Zwecken durch die Baupolizeibehörde zugelaſſen werden. In dieſem Falle muß der überdeckte Raum gut ventilirt ſein und dürfen Räume, welche zu dauerndem Aufenthalt von Menſchen dienen(pergl.§ 79) unter ſolchen Glasüberdachungen mit Fenſtern oder Thüren nur dann ausmünden, wenn ſie genügend Licht u. Luft von anderer Seite erhalten. Abſ. 6. Bei Eckgrundſtücken vergrößern ſich die Grenzzahlen im Abſatz 2 um 0,1; im Gebiet der geſchloſſenen Bauweiſe aber um je 0,15. Spitzwinklige Eckgrundſtücke werden als Ausnahmen behandelt. In keinem Fälle darf der Hof kleiner als 25 Quadrat⸗ meter werden. Abſ. 7. Bei Höfen, die nur zur Beleuchtung oder Lüftung von Treppenhäuſern und Nebenräumen dienen, genügt eine Größe von 15 Qua dratmeter bei 8,00 Meter kleinſter Breite. Abſ. 8. Jeder unüberbaut bleibende Raum eines Grundſtücks muß zum Zweck ſeiner Reinigung zugänglich und entwäſſert ſein. (8 61 d. B..) Maunheim, den 8. November 1901. Großh. Bezirtsamt. gez. Dr. Strauß. Nr. 31825 J. Vorſtehendes bringen wir hiermit zur öffent⸗ lichen Kenntniß. Mannheim, den 20. Nopember 1901. Bürger meiſteramt; Martin. Schaum. Bekanntmachung. Die Bureäuräume des unterfertigten Amtes befinden ſich von heute ab N 1 No. 9(Kaufhaus) 2. Stock. 14815 Mannheim, den 23. November 1901. en, Hochbauamt. V Stiffenhöfer. Kochschule für Frauen und Mädchen. Zur öffentlichen Kenntniß wird gebracht, daß am 14818 Montag, den 2. Dezember ds. Is. ein neuer Anlerrichtskurs an der Kochſchule er⸗ öffnet werden ſoll. Anmeldungen hierzu werden jeden Dienſtag und Freilag Abend von 7 bis 8 Ahr in der Kochſchule R 2 entgegengenommen. Mannheim, den 15. November 1901. Das Comité. Klein⸗Kinder⸗Schule N 6, 9. Beim Herannahen des Weihnachtsſeſtes erlauben wir uns auch dieſes Jahr wieder, alle Gönner und Freunde unſerer Anſtalt um Gaben an Geld, Kleidungsſtücken u. ſ. w. zu bitten, damit wir unſere vielen kleinen Pfleglinge wie ſonſt beſchenken und ihnen ein frohes Feſt bereiten können. 14914 Zur dankbaren Entgegennahme von Gaben find gerne bereit die Miiglieder des Vorſtandes: 11 M. Bender, N 4, 15, Frl. M. Nothpletz, O 7, 3. rl. E. Gärtner, M 5, 3,„ E. Thorbecke, O 6, 25, rau M. Gloecklen. N 5, 110, Frau Commerzienrath Zeiler, „ Conſul Hafter, L 8, 7, B 7 Frl. M. Heckel, O 3, 10, M. Kopfer, Vorſitzende, 5 Bismarckplatz 6,„ Deklan Ruckhaber, R 1,18, Frau Geh. Reg⸗Nath Lang,„ A. Scheubly, L 8, 2, + 10, 2, und die Hausmutter Schweſter Fea A. Mohr, L 11, 20, 5 Eliſe Brauch, N 6, 9. rau Oberſtabsarzt Müller. 7, 6, Herr Stadtpf. Bauer, A 3, 4, O. Gloecklen, N 5, 110, Neu!l Amorette-Orgel! Neu! Dieſ f lhat ein hoch⸗ Nur 10.50 M. 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Fuhr⸗ und Guts⸗ verwaltung. Krebs. 14938 Zwangs⸗Perſteigerung. Dienſtag, 26. Nopbr. 1901, Nachmittags 2 uhr werde ich im hieſigen Verſtei⸗ gerungslocal d 4, 5 gegen baare Zahlung im Vollſtrecküngswege öffentlich verſteigern: 3 Wasen und blaues Tuch. Mannheim, 25. Novbr. 1901. Danquard, Gerichisvollzieher. 14961 Zwangs⸗Verſteigerung. Dienſtag, den 26. ds. Mis., Nachmittags 2 Uhr werde ich im Pfandlokale q 4,5 im Vollſtreckungswege öffeutlich verſteigern: 14943 1 Schreibſekretär. Mannheim, 25. Nopbr. 1901. Hirrler, Gerichtsvollzieher, Rheinauſtraße 6. 22 FürKranke! 1, 1½ 11 12 Mediz. Ungar.—1 MeneserAusbruch.90 2. Sherry, alter fein..75 1 Madeira.80.5 Portwein, duukel.75.50 Malaga, alter.60.40 Cognaes allen Preislagen, von nur streng reellen Firmen bezogen, empflehlt 94318 Central-Drogerle, M. Kropp Nachf., N 2, 7 Kunststrasse. Franzöſiſche Haarfarbe. 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