— —— — — 5 24 18 1 Abonnement: 70 Pfennig monatlich. Bringerlohn 20 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. incl. Poſt⸗ aufſchlag M..42 pro Quartal. (Badiſche Volkszeitung.) der Stadt Mannheim und Umgebung. Unabhängige Tageszeitung. (Mannheimer Volksblatt.) Telegramm⸗Adreſſe: „Ivurnal Maunheim“ In der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 2821. Inſerate:— 7 i„Zei 2 f 2 4 2 5 5 Telephon: Redaktion: Nr. 377. ee ee 8. Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. 55 Erpedltion Ner 10 Die Reklame Zeile f— 8 11 e ene E 6, 2. Grleſenſte und verbrritelſte Zritung in Aaunheim und Almgebung. 6. 2 e (Abendblatt.) Nr. 557. Freitag, 29. November 1003. Aus Bismarcks Briefwechſel. Der letzte Brief des alten Kaiſers Wilhelm iſt vom 23. Dezember 1887. In dieſem Briefe begründet der Kaiſer ſeine Bedenken gegen den Vorſchlag,„bei dem traurigen Geſundheitszuſtande des Kron⸗ prinzen“ den Prinzen Wilhelm mehr in die Staatsgeſchäfte einzuführen. Im Prinzip iſt er ganz einverſtanden, aber die Ausführung iſt eine ſehr ſchwierige. Schon die Beſtimmung, daß Prinz Wilhelm in Behinderung des Kaiſers die laufenden Erläſſe mit dem Zuſatze„auf allerhöchſten Befehl“ unterzeichne, hat den Kronprinzen ſehr irritirt,„als denke man in Berlin bereits an ſeinen Erſatz!“ Unter ſolchen Umſtänden erklärt der alte Kaiſer, er ſei nicht geneigt, dem Prinzen Wilhelm eine noch größere Einſicht in die Staatsgeſchäfte zu geſtatten und ihm gar einen Civil⸗Adjutanten zu geben. Er wolle dem Enkel nur geſtatten, daß er einzelnen Miniſterien zugetheilt werde.„Dieſe Fortſetzung des jetzigen Verfahrens kann meinen Sohn weniger ſrritiren, obgleich Sie ſich erinnern werden, daß er auch gegen dieſes Verfahren ſcharf opponirt.“— Ueber das Verhältniß Bismarcks zum Kronprinzen enthält das Buch zahlreiche Dokumente. Scharfe Briefe ſchreibt ihm der Kronprinz nach Erlaß der Lippe' ſchen Preßordonnanzen, und er muß in den Erwiderungen ſehr an ſich halten, um nicht zu verletzen, wenngleich dieſe Erwiderungen eiſig kalt ſind und gerade dadurch ſein ſtolzes Selbſtbewußtſein bekunden. Er ſchreibt doch daheim in ſtillem Groll an den Rand eines dieſer kronprinzlichen Briefe:„Wenig höflich“ oder„leichtfertig iſt die Jugend mit dem Wort“. Es geſchieht dies bei den Sätzen des Kronprinzen: Ein fortgeſetztes öffentliches und perſönliches Ausſprechen des Gegenſatzes, in dem ich mich zum Miniſterium befinde, würde weder meiner Stellung noch meiner Neigung entſprechen. Ich werde mir jedoch in allen ſonſtigen Beziehungen für die Aeußerung meiner Meinung keinen Zwang auferlegen, und das Miniſterium darf darauf kechnen, daß es lediglich von ihm und ſeinen weiteren Schritten ab⸗ hängen wird, ob ich trotz meines innerſten Widerſtrebens mich werde gezwungen ſehen, ein ferneres öffentliches Auftreten nicht zu ſcheuen, wenn es von der Pflicht geboten erſcheint. Als der Kronprinz ſich bei der Armee in Schleswig⸗Holſtein befindet, wendet ſich Bismarck wiederholt an ihn, um ihn für 95 Politik zu beſtimmen. In einer ſeiner Antworten ſchreibt er Kronprinz, er vermiſſe in der Bismarck'ſchen Politik ein feſtes Programm, wenn er nicht etwa aus dem Programm,„nach den Umſtänden zu handeln“, auf gewiſſe Hintergedanken ſchließen ſolle.„Ueber dieſe Hintergedanken einer preußiſchen Vergrößerungs⸗Politik will ich meine Meinung nur kurz dahin dusſprechen, daß deren Verfolgung unſere ganze deutſche Politik böllig verfälſchen und daß ſie Europa gegenüber uns wahrſchein⸗ lich eine Niederlage bereiten würde. Es wäre nicht das erſtemal, daß Preußen verſuchte, feiner als alle Anderen zu ſein, um ſich ſchließlich zwiſchen zwei Stühle zu ſetzen.“ Nach dem Kriege don 1866 wird indeſſen das Verhältniß zwiſchen dem Kron⸗ brinzen und Bismarck freundlicher. Unter Anderem ſchreibt der Fronprinz am 9. Auguſt 1866 aus Heringsdorf:„Sollte Napoleon auf ſeinem Rheinufergelüſt beharren, ſo haben wir allen Grund, ihm dankbar zu ſein, daß er uns ſo raſch zur Er⸗ teichung der Vereinigung Deutſchlands unter ein Oberhaupt ver⸗ holfen hat. Denn wenn auch mit Widerſtreben, ſo werden dann die Deutſchen ſicherlich nicht anders können als ſich dem Nord⸗ deutſchen Bund anzuſchließen.“ Zur Eröffnung des norddeut⸗ chen Reichstages macht der Kronprinz„des Eindrucks wegen“ den Vorſchlag„daß alle Pracht entfaltet werde, wie 1847 bei Vaters Thronbeſteigung bei der Eidesleiſtung, wo Se. Majeſtäl ſich die Reichsinſignien vorantragen ließ, und endlich, daß gleich ein großes Diner im Weißen Saal für ſämmtliche Reichstags⸗ Abgeordnete veranſtaltet werde, um die„Leute“ gut zu ſtimmen“. Und in immer concilianterem Tone von beiden Seiten dauert der Briefwechſel fort, der wenige Jahre vorher unter ſo ſtürmi⸗ ſchen Anzeichen begonnen hat. Im Jahre 1876 empfiehlt der Kronprinz ſeinen„einſtigen Bonner Studiengenoſſen“ Geff⸗ cken dem Kanzler. Dieſer lehnt es ab, Geffcken zu empfangen, weil er„der Richtung der evangeliſchen Kirche angehört, die der Centrumspartei und den Jeſuiten affiliirt“ iſt. Der Kronprinz iſt von dieſer Eröffnung, der noch einige ſpezielle perſönliche Mittheilungen beigefügt ſind, überraſcht und billigt die Ab⸗ lehnung Bismarck's. Am./7J. 1885 ſchreibt General v. Albe⸗ dyll an Bismarck: Euer Durchlaucht glaube ich von dem Inhalt einer Unterredung Kenntniß geben zu ſollen, welche ich geſtern mit Sr. Kaiſerlichen Hoheit dem Kronprinzen gehabt habe. Veranlaſſung zu derſelben war ein Bericht, den ich Sr. Kaiſerlichen Hoheit vor 14 Tagen über den Ohnmachts⸗Anfall Sr. Maj. des Kaiſers nach der An⸗ kunft in Ems erſtattet habe. Es ſcheinen infolge deſſen doch ſehr ernſte Erwägungen im Kronprinzlichen Hauſe ſtattgefunden zu haben, deren Reſultat mir in den Aeußerungen Sr. Kaiſerlichen Hoheit des Kronprinzen bei der geſtrigen Unterredung entſchieden dahin entgegengetreten iſt, daß man dort im Falle des Thron⸗ wechſels eingeſehen hat, auf alle Neuerungen durchaus verzichten und auf den gegenwärtigen Regierungswegen bleiben zu müſſen. Der Kronprinz ſprach dies ganz entſchieden aus in einer Weiſe, die durchaus klar ſtellte, daß es nicht allein ſeine Anſicht, ſondern eine mit der Frau Kronprinzeſſin erwogene Sache ſei von welcher mir auch anderweit Aeußerungen in demſelben Sinne bekannt geworden ſind. Ganz beſonders und vor Allem, ging durch das was der Kronprinz ſagte, der Gedanke des Arrangements und der Verſtändigung mit Euer Durchlaucht. Er ſprach wiederholt aus, daß er dieſe Verſtändigung dringend wünſche und daß er dieſelbe für ſeine künftige Regierung als eine durchaus nothwendige und unerläßliche Bedingung anſehe. Auf fragende Aeußerungen: wie ich glaube, daß Euer Durchlaucht ſich hierzu ſtellen würden habe ich nur antworten können, daß ich außer Stande ſei, hierüber eine auch nur einigermaßen begründete Anſicht zu äußern. Bismarcks Antwort lautete: Varzin den 16. Jult 1885. Ich bin, wie Sie richtig voraus⸗ ſetzten, am 7. im Neuen Palais geweſen und Se. Kaiſerliche Hoheit hat Sich zu mir in demſelben Sinne wie zu Ihnen in ſehr gnä⸗ diger Form und mit rückhaltloſem Vertrauen auf einem Spazier⸗ gange im Garten ausgeſprochen. Ich freute mich von Herzen über das Wohlwollen, welches Er mir bewies, war aber doch etwas in Verlegenheit geſetzt. Einmal ſind ſolche Beſprechungen für mein perſönliches Gefühl dem Kaiſer gegenüber peinlich; ich ſage mir, daß ſie in der Gegenwart des Herrn nicht geführt werden könnten, und ich kann nicht ohne Weiteres annehmen, daß ich Se. Majeſtät über⸗ leben werde. Ich bin jünger, aber ſtruppirter. Dann aber bin ich ſchon jetzt mit meiner Arbeitskraft der Plage nicht gewachſen; ich zehre vom Kapital. Meinem alten Herrn kann ich nicht gegen Seinen Willen und in Ungnaden aus dem Dienſte laufen; das iſt mir klar geworden, als ich ihn mit Nobilings Schrotſchuß liegen ſah. Mein und meiner Frau Hoffnung war aber, daß ich, wenn ich nach Gottes Willen den Kaiſer überlebe, den Reſt meiner Tage auf dem Lande zubringen und wie ein penſionirter Hofſchauſpieler von der Bühne ins Parquet übergehen würde. Auf der andern Seite iſt der Kron⸗ prinz, wenn ich ſeine Regierung erlebe, mein König. Einem ſolchen kann ich nach meiner Denkungsweiſe auch den letzten Reſt, der mir an Arbeitskraft bleibt, nicht verſagen, wenn Er meiner Dienſte zu be⸗ dürfen glaubt und ſie von mir verlangt, ohne mir Handꝛungen zuzu⸗ muthen, die dem Lande, der Dyhnaſtie oder meiner Ehre ſchädlich ſind. Mich hat die herzliche Art, wie der Kronprinz mir Sein Ver⸗ trauen ausſprach, gefreut, aber das Gefühl, ſehr viel abgenutzter zu — ſein, wie der Herr und die Welt mit ihm glaubt, iſt ſtark in mir Nach der Kräftigung des Kaiſers, die ſeit Ems eingetreten, darf ich hoffen, daß Gott ihn uns noch länger läßt, und mir das ultra Posse erſpart. Cardinal Hoheulohe ſchreibt dem Kanzler am 5. März 1876, Ledochowski habe ſich bei der Fürſtin Odescalchi ſehr anerkennend über ſeine Behand⸗ lung im Gefängniſſe zu Oſtrowo ausgeſprochen. Der hohe Herr, der ihm dies mittheilte, habe ihm die Aeußerung Ledochowski's wiedergegeben, man würde in Berlin nicht weiter vorgehen gegen die katholiſche Kirche, und wenn auch nicht gleich, ſo würde doch ſbäter wohl der Fürſt Reichskanzler Frieden machen mit der Kirche.„Ich ſagte dem betreffenden Herrn,“ fährt Cardinal Hohenlohe fort,„dann möchte man doch den Cardinal Ledo⸗ chowski als Legaten nach Berlin ſenden. Da antwortete er mir, das ſei doch noch etwas zu früh(troppo presto). Uebrigens wäre man ja jetzt ſchon milder hier geſtimmt und es würden keine Reden und Allocutionen gegen dieſe„Pruſſia“ mehr gehalten werden. Ich antwortete: Wir wollen es hoffen, und namentlich ſollte man auch der Centrumsfraktion das Handwerk legen.“ Sehr intereſſant iſt ein Briefwechſel über Gambetta im Jahre 1877, weil er über eine vielverbreitete und ſeines zeit lebhaft befprochene Epiſode zum erſten Male Licht verbreitet. Graf Guido Henckel⸗Donnersmarck in Chateau Pontchartrain ſchreibt dem Kanzler, daß er den Beſuch Gam⸗ betta's auf ſeinem Landgute erwarte.„Bei der Redſeligkeit des Südländers iſt weit mehr Gelegenheit zu hören wie zu ſprechen. Uebrigens iſt er der einzige Franzoſe, welcher über deutſche Ver⸗ hältniſſe zuverläſſig und genau informirt iſt, und zwar auf Grund eigener, in den letzten Jahren wiederholter Anweſen⸗ heiten in Deutſchland, bei welchen er die Augen nach allen Richtungen offen gehalten hat und die ihm Gegenüberſtehenden wohl meiſt nicht gewußt haben dürften, mit wem ſie es zu thun hatten. Kann Ew. Durchlaucht Jemand, der ſich im Schatten zu halten weiß und Ihnen von Grund der Seele ergeben iſt, hierbei pon Nutzen ſein, ſo ſteht derſelbe Ihnen wie immer ganz u Dienſten.“ Graf Herbert Bismarck antwortet im amen des Vaters: Die Beziehungen, welche Sie mit Gambetta unterhalten, find meinem Vater ſehr intereſſant. Demſelben eigentliche direkte Auf⸗ träge oder Mittheilungen, ſei es auch durch Ihre Vermittlung, von hier zukommen zu laſſen, hält mein Vater auch für Gambetta ſelbſt nicht nützlich und rathſam. Wenn es in Frankreich oder auch nur bei den dortigen Republikanern bekannt würde, daß Gambetta irgend welche Verbindung mit dem deutſchen Reichskanzler hätte, ſo würde ihm das vorausſichtlich nicht nur bei ſeinen Landsleuten im Allge⸗ meinen, ſondern auch bei ſeiner Partei ſchaden, und er ſelbſt würde es bielleicht bald als läſtig und drückend empfinden, wenn er durch ſolche vermittelte Berührungen mit dem prussjen Bismarck in mancher Hinſicht ſich dem ascendant des letzteren nicht mehr ent⸗ ziehen könnte. Die Eindrücke, welche Gambetta auf Grund ſeiner wiederholten Anweſenheit in Deutſchland gewonnen hat und nach welchen er ſich überzeugt zu haben ſcheint, daß das ganze deutſche Volk den Frieden wünſcht, findet mein Vater ſehr erfreulich; es kann für die Entwicklung und das Gedeihen beider Nachbarländer nur vortheilhaft ſein, wenn ein ſo einflußreicher und überlegter Politiker wie Gambetta dieſe Ueberzeugung in ſich befeſtigte und ſeinen Lands⸗ leuten nach Möglichkeit mitzuktheilen ſucht. Wie Ihnen, verehrter Graf, wohlbekannt ſein wird, iſt mein Vater der Anſicht, daß die republikaniſche Staatsform, wie ſie ſich bis zum 16. Mat ruhig ent⸗ wickeln konnte, die einzige in Frankreich iſt, welche eine friedliche Geſtaltung ſeiner Beziehungen zu Deutſchland dauernd ermöglichen kann. Mein Vater glaubt nicht, daß wir durch den Nationalhaß und das Revanchebedürfniß unſerer weſtlichen Nachbarn allein in Eröffnung des erſten Vereinigten Landtages und 1861 nach des ———n Tagesneuigkeiten. — Das Straßburger Münſter in Gefahr. Unter dieſer Ueberſchrift wird in der„Nationalztg.“ darauf hingewieſen, daß die baulichen Veränderungen am Straßburger Münſter, die in Folge der geplanten Heizanlage beabſichtigt ſind nach vielen Richtungen hin das großartige Bauwerk ſchädigen würden. Die Heizung ſoll nämlich durch Einführung von überhitzter Luft nach dem Syſtem Perret erfolgen. Zu dieſem Zwecke ſollen Luftkanäle in das Münſter hineingebaut werden, die von ganz außergewöhnlicher Höhe und Breite ſind. Der Kanal für die warme Luft wird einen Querſchnitt bon nicht weniger als ſechs Quadratmeteren haben. Um dieſe aber in den Dom hineinzuühfren muß in die obere Kepellenmauer ein mächtiges Loch von 3 Meter Höhe und 2 Meter Breite gebrochen werden, alſo eine Breſche, durch die man mit einem zweiſpännigen Wagen in das Münſter hineinfahren könnte. Ein gothiſches Fenſter Ruß überdies völlig beſeitigt werden. Ein zweiter Kanal, der die lalte Luft aus dem ſüdlichen Querſchiff des Doms hinwegführen ſoll, krfordert eine Durchbrechung der ſtärkſten Grundmauern. Auch dieſer Gang wird ziemlich denſelben außergewöhnlich großen Querſchnitt aben, etwa 29½ Meter Höhe und 2¼ Meter Breite. Wie ſoll das Alles zu dem Eindruck eines Kirchenraums ſtimmen, wo ehedem rein und ungetrübt die Harmonie der ernſten mittelalterlichen Formen zu unſerem Herzen ſprach? Durch das erſterwähnte rieſenhafte Loch wird überdies die heiße Luft mit außerordentlicher Gewalt in den irchenraum hinein geblaſen. Dadurch werden mit der Zeit große ktaubmaſſen in das Münſter getrieben. Der Staub aber iſt für die zierlichen, aus Stein gemeißelten Bildwerke aus früheren Jahrhun⸗ derten derhängnißvoll; neuerdings unternommene chemiſche Unter⸗ uchungen haben erwieſen, daß die Subſtanz des Steins durch Staub und Ruß allmählich zerſtört wird. Gerſtde das Straßburger Münſter verkh der Jahrhunderte ein war⸗ ſt die Heizanlage für N. Die iſt für dies langſame Zerſtörungs! gendes Beiſpiel. Noch gefahrdrohender aber k die Bildwerke und Ornamente an der Auß erforderlichen ſieben Feuerſtellen ſoll weſtlichen Hofes einnehmen. alſo von der Höhe eines vierſtöckigen Miethshauſes. Ein ſolcher Rieſenſchlot des zwanzigſten Jahrhunderts neben dem zierlichen Filigranwerk des gothiſchen Stils! Der gewaltige Ruß aus dieſem Schornſtein wird alle frei vortretenden Skulpturen umhüllen, namentlich das aus dünnen Steinſtäben gearbeitete Maßwerk, die Baldachine und Ziergiebel mit dem fein veräſtelten Blattwerk ihrer Bekrönungen, und durch den Ruß dringen ſchädliche Säuren in den Stein ein, die deſſen Haltbarkeit langſam, aber dafür in der ver⸗ heerendſten Weiſe erſchüttern. Auch für die gewaltigen Grund⸗ mauern des Münſters kann das Einbrechen der außergewöhnlich großen Löcher zur Einführung der Luftkanäle recht gefährlich werden. Die Fundamente dieſer Mauern ſind, wie Bürgermeiſter Back aus dem Gutachten des Straßburger Dombaumeiſters Arntz mittheilt, in alten Zeiten nicht alle mit der erforderlichen Sorgfalt hergeſtellt, ſondern zum Theil auf ungenügend fundirten Grundmauern aus den Zeiten der alten Römer und des frühen Mittelalters aufgeſetzt. Dabei können, wie daſſelbe Gutachten hervorhebt, unliebſame Ueberraſch⸗ ungen vorkommen. Wörtlich lieſt man darin:„Es laſſen ſich Be⸗ fürchtungen für die ruhige Erhaltung des Bauwerkes nicht abweiſen. und doch handelt es ſich um ein Bauwer,k das im Laufe von vielen hundert Jahren die größten baulichen Wandlungen erfahren hat und jedenfalls der größten Schonung bedarf.“ Der Verfaſſer des Ar⸗ tikels befürwortet aus allen dieſen Gründen einen nochmaligen Wett⸗ bewerb betreffs der Heizungsanlage, bei dem die beſprochenen Ge⸗ fahren und Unzuträglichkeiten vermieben werden müßten, und ſchlägt ſeinerſeits eine Heizung durch Heißwaſſerdampf vor⸗ — Der Schah von Perſien vor dem Pariſer Friedens⸗ richter. Der Schah von Perſien Muſaffer⸗ed⸗din hat dieſer Tage in ſeiner Reſidenz in Teheran die mit allen in Betracht kommenden ehrerhietigen Formeln abgefaßte Vorladung erhalten, er möge ſich am 25, April 1902 vor dem Friedensrichter des neunten Arrondiſſements in Paris einfinden, um, wenn möglich r den nachſtehenden Streitfall au eichen. Als der in Jahre 1900 zur Pariſer Welta Hhah n Imn ung und zum Kurgebrauche in Frankreich kam beſtellte er am 1. Juni bei einer Paxiſer 3u Zeitungs⸗ zweitheiliger Schornſtein bon über 16 Meter Höhe errichtet werden rrerreeee agentür ſämmtliche Ausſchnitte der Zeitungen, die Artikel oder Notigen über ſeine Europareiſe enthielten. Als nun im vorigen Jahre die Agentur ihre auf 9600 Mk. lakutende Rechnung vorlegte, fand man auf der perſiſchen Geſandtſchaft der Betrag zu hoch und bot als Ausgleich 1600 Mk. Die Agentur wollte ſich zu ſolchem aus⸗ giebigen Rabatt nicht verſteheit und nach langem Hin⸗ und Her⸗ ſchreiben reichte ſie die Klage gegen den Schah ein. Der Präſident des Pariſer Civilgerichtes, Ditte, fand, daß der Kläger ſich vorerſt einem neuerlichen Ausgleichsverſuche unterwerfen müſſe und verwies die Sache zunächſt vor den Friedensrichter in der Rue Druot, Da nun der Poſtenweg von Paris nach Teheran und zurück fünf Monate in Anſpruch nimmt, konnte der Termin erſt für Ende April angeſetzt werden. 9600 Mark für Zeitungsausſchnitte iſt allerdings eine ſtark geſalzene Rechnung. — Zum Staßfurter Grubenunglück wird der„Magd. Zeit.“ aus Staßfurt geſchrieben: Dienſtag Nachmittag wurden die dret zuerſt unter den herabgeſtürzten Salzmaſſen im Schacht Ludwig 2 aufgefundenen Bergleute unter großer Theilnahme der Bevölkerung beerdigt. Zwei weitere Leichen ſind jetzt aufgefunden, deren Er⸗ kennung kaum möglich ſchien; erſt ſpäter konnte man die Perſönlich⸗ keiten feſtſtellen. Zur Zeit liegen unter den Salzmaſſen noch zehn Leichen, an deren Bergung unausgeſetzt gearbeitet wird. Die bisher herausgeholten Leichen waren zum Theil infolge der Verletzungen völlig unkenntlich geworden; äußere Merkmale der Kleidung u. ſ. w. mußten zur Erkennung dienen. — Amexikauiſche Künftlerinnen⸗Abenteuer. Aus Newhork ſchreibt man dem„Berl. Lok.⸗Anz.“: Frau Lillt Lehmann, die gegen⸗ wärtig in Newhork ſingt, ſieht eigentlich wirklich nicht aus, als ob Kleinigkeiten ihr Nervenſyſtem erſchütern könnten. Trotzdem berfichert ihr Impreſario, daß ſie ſich angegriffen fühlt, weil ſie geſtern in Hartford ein Abenteuer zu beſtehen gehabt habe. Dieſer Imprefario iſt indeſſen anſcheinend importirt, denn für Amerika iſt ſeine Aben⸗ teugeſchichte nicht gruſelig genug. Ein Individuum, das man aus dem Concertſgal hinausgeworfen hatte, weil er ſich durch Whisky in eine ſelbſt erianer allzu weihevolle Stimmung berſetzt hatte, ſoll plötzlich hinter den Couliſſen erſchienen fein und Frau Lehmann für Wa 2. Seue. Wmenerals⸗Angelger. Wüungelm, 49. Mobelnoeb, Nie Lage gebracht verden würden göſiſchen 6 in naher Zeit einen neuen fran⸗ ſen, wenn nicht ein anderes Agen⸗ franzo Im id aufge 30 Kreugguge gegen Deutſchlar ſei es noch unter den jetzigen Machthabern, ſei es unter einem an bie Spitze gekommenen Prätendenten. Eine ultramontane Re⸗ gierung— möge ſie heißen wie ſie wolle— wäre an ſich gar nicht im Stande, einen Krieg mit uns nicht zu führen.. Das Eintreten einer ſol Möglichteit zu verhüten, liegt in den Zielen der Politik ö Daß jeder Krieg, ſelbſt ein ſiegreicher, ein Unglück iſt, ſteht f ſt, und ſo lange er nicht wirklich ganz unvermeidlich iſt, wird mein Vater nicht dazu rathen.... Wir brauchen und wollen keinen Krieg mit Frankreich, glauben auch, daß er nicht nothwendig hereinbrechen muß, ſo lange der Papſt dort nicht unbedingt befiehlt. Tritt letzteres einmal ein, ſo iſt an langen Frieden kaum mehr zu glauben.“ Von dieſen Aeußerungen Gebrauch zu machen, wird Graf Henckel ermächtigt. Dieſer antwortet, Gambetta habe ihm ver⸗ ſchert, bis Jahresſchluß würden alle klerikalen Hinderniſſe be⸗ ſſeitigt ſein. Wenn ihm die Erlaubniß dazu ertheilt werde, nehme er es auf ſich, Gambetta nach Varzin zu bringen, und zwar ganz nach Bismarck's Wunſch entweder öffentlich oder ohne daß es Jemand erfährt. Darauf erwidert Bismarck ſelbſt:„Mit Gambeita in perſönliche Beziehungen zu treten, würde mir ganz erwünſcht ſein; für den Augenblick würde das aber den Kaiſer ſehr erſchrecken. Außerdem würde ich es aber in Gambetta's eigenem Intereſſe auch für verfrüht halten, wenn er leichtſinnig genug wäre, ſich mit mir zu kompro⸗ mittiren; mit liegt an der Schonung ſeiner Autorität zu viel, um ihm eine Erſchütterung vderſelben zu erleichtern. Er iſt eine der wenigen in Frankreich noch exiſtirenden gutoritativen Naturen, und bei ſeiner friedlichen Geſinnung und der immer noch großen Macht der ihm entgegenſtehenden Parteien glaube ich, daß das Kapital, welches in ihm ſteckt, vorläufig geſchont werden muß. Das iſt im Dezember 1877. Ein halbes Jahr darauf, am 12. April 1878, ſind die Vorbereitungen zu einer Begegnung doch im Gange. Am 24. April aber theilt Gambetta dem Grafen Henckel mit, er könne wegen der Parlamentsvor⸗ gänge erſt nach Schluß der Seſſion reiſen. Gleichzeitig erhält Henckel aus Varzin ein Telegramm, daß Bismarck krankheits⸗ Halber nicht nach Berlin kommen könne. Damit iſt Lieſe Epiſode erledigt. König Albert von Sachſen ſchrieb aus Dresden, den 19. November 1873 an Bismarck: Ver⸗ ehrter Fürſt! Die Freundſchaft, welche Sie mir ſeit dem An⸗ fange unſerer Bekanntſchaft, beſonders aber in den Zeiten be⸗ wieſen haben, wo es mir vergönnt war, wenn auch als unterer Werkmeiſter, an dem Werke unſerer Zeit, dem neuerſtandenen Deutſchen Reiche, mitzuhelfen, bewegt mich in dem wichtigſten Abſchnitt meines Lebens, meinem Regierungsantritte, auch Ihnen zu nahen. Bei der ſchwierigen Stellung, ſchwieriger noch als Nachfolger einez Königs, der außer ber Liebe ſeines Volls ein Anſehen und Einfluß genoß weit über ſeine Stellung hinaus, bedarf ich der Unterſtützung, wohl auch des guten Raths. An wen könnte ich mich wohl beſſer wenden als an den Kanzler des Deutſchen Reichs, der ſo oft erklärt, er gehöre allen Bundes⸗ fürſten gleichmäßig an. Mit vollem Vertrauen wende ich mich bdaher an Sie, wenn ich der Hilfe gebrauchen ſollte, wenn ich weiſen Rathes bedürfte. Seien Sie dagegen derſichert, auch ich werde Alles, was Sie zum Heile des Reichs und deutſchen Volks unternehmen, ſo kräftig unterſtüßzen, als es meine geringen Mittel erlauben, und hoffe ein werkthätiges Mitglied, eine feſte Stüze des Gebäudes zu ſein, das mir vergönnt war mit dem Schwerte aufrichten zu helfen. Indem ich Sie bitte, dieſe Zeilen nicht übel zu deuten, die Sie vielleicht in Ihrem Tusculum ſtören, verhleibe ich Ihr ergebener Albert, K. v. Sachfen. —— Deutſches Reich. Karlsruhe, 28. Noy,(Die ſozialdemokra⸗ tiſche Fraktion) des badiſchen Landtags hat ſich kon⸗ ſtituirt. Zum Vorſitzenden wurde Abhg. Dreesbach, zum Sekretär Abg. Fendrich gewählt. J Berlin, 28. Nopv.(Bom Zolltarif.) Der Reichs⸗ kanzler hat die Vertrauensmänner der verſchiedenen Parteien zu einer Beſprechung eingeladen; es handelt ſich vermuthlich um die geſchüftliche Behundlung des Zolltarifs im Reichs⸗ tage. Die Neigung, einige der wichtigſten Theile gleich im Plenum weiter zu berathen und nicht erſt an eine Kommiſſion zu berweiſen, verliert ſich immer mehr und mehr, und es werden dorausſichtlich alle Parteien, mit Ausnahme einiger Mitglieder der Bolkspartei, entſchieden dafür eintreten, den ganzen an die Fonmaſe zu verweiſen. Verpflegungsſtationen.) Geſtern tagten hier die Vertreter der Verpflegungsſtationen für Wanderer; ſolche Stationen haben beſonders im Süden Deutſchlands, hauptſächlich an der badiſch⸗ ſchweizeriſchen Grenze einen ſegensreichen Wirkungskreis entfaltet. Es wurde beſchloſſen, an den Reichstag eine Petition zu richten, da⸗ mit das Verpflegungsweſen im reichsgeſetzlichen Wege geordnet werde. —(Der Kücktritt des kommandirenden Generals) des erſten Armeekorps Grafen Finck von Finckenſtein hat nach der„Königsb. Hart. Zig.“ mit dem Inſterburger Duell nicht das Mindeſte zu thun. Wie der „Boſſ. Itg.“ aus Königsberg geſchrieben wird, wußte man in Oſtpreußen ſchon ſeit den letzten Kaiſermanövern, wo das erſte Armeekorps in eine Lage gerieth, die im Ernſtfalle zu einer dölligen Vernichtung des Korps hätte führen müſſen, daß der kommandirende General zur Einreichung des Abſchiedsge uchs teif ſei. Damals hörte der Gewährsmann der„Voſſ. Ztg.“ einen militäriſchen Kritiker äußern:„Ein großes Leichenfeld mit einem großen Kreuz darauf.“ — Dasß endgiltige Ergebniß der Volks⸗ zählung) für das Reichs wird im„Reichsanz.“ veröffentlicht. Danach bekrug die ortsanweſende Bevölkerung des ganzen Deut⸗ ſchen Reichs am 1. Dezember 1900 56 869 178, alſo 4087 277 Shocking— in ihr Ankleidezimmer verfolgt haben. Dann warf man ihn wieder hinaus.— Da verſtehen amerikaniſche Künſtlerinnen auch die Kunſt von ſich redn zu machen doch weit beſſer. In einem Newhorker Theater fiel neulich der Vorhang. Das bildſchöne Fräulein Prase George in der Rolle einer Braut, und als ſolche gekleidet, würde dreimal gerufen nud bedankte ſich für laute Bravos. Eine dietel Minute verging und dann hob ſich wie aus Bosheit oder Ver⸗ ſehen nochmals der Harbang und man ſah Fräulein George in den Armen eines nicht zum Theater gehörenden Herren, angethan mit Hut und Regenrock, der ſie hershaft abküßte. Selten wohl hat Miß George, bdie erröthend hinter die Couliſſen flüchtete, ſopiel Applaus erhalten wie nun. — Der Kieler Unhold, der in den verſchiedenſten Straßen Mädchen und Frauen mit einem Dolche Verletzungen beibrachte, iſt berhaftet worden. Es iſt ein däniſcher Maler, der zwar jede Schuld ableugnet, aber von einigen ſeiner Opfer bereits exkannt worden iſt, — 3 vor 5 Jahren. Die männli itraum um 2 075 997 od fe, die weibliche um 2 011 280 oder 7,50 auf 2 auf 28 629 981 Seelen angewachſen. und Land. 29. Nopember 1901. Aus Stadt Maunheim, i Stadttheils Neckarau wurde Kenntniß gebracht. An Schulden h 3000 Mk. zurückgezahlt, ſodaß jetz zu decken iſt. Die Koſten für die elektriſchen Lichtes im katholiſchen 9 im Einbverſtändniſſe mit dem Oberſtiftungsrath örtliche Kirchenſteuer übernommen. Der Vorſit Freund, theilte auf Anfrage mit, daß nunme neuzuerbauende Kirche die Genehmigung der haben, jedoch ſei das Erszbiſchöfl. Bauamt zu Heidelberg nach nun genauer Koſtenaufſtellung erſucht worden, daß die beranſchlagte Bau⸗ ſumme von M. 330,000 auch thatſächlich nicht ü erſchritten werde. * Coloſſeumthegter. Das Luſtſpiel„Die Mönche“ Karabiniere im Kloſter der Karmeliterinnen“ exzielte geſ ö einen großen Erfolg. Witige und äußerſt draſtiſche Situationen ſichern dem Stücke ſtets ein dankbares Publikum. Heute Freitag, 29. Nob., findet eine Wiederholung des Luſtſpieles ſtatt. Sonntag, 1. Degember, gelangt zum erſten Male das hiſtoriſche Luſtſpiel„Die Weiber von Schorndorf“ zur Aufführung. * Die Strecke Schlachthof⸗Jungbuſch der elektriſchen bahn ſoll am 15. Dezember eröffnet werden. Dieſelbe benutzt die frühere Richtung der Schlachthoflinie bis zum alten Pfälzer S kenkt dort in die Breiteſtraße ein um am Marktplatze in die Jungbu ſtraße einzubiegen. * Ein ſchwerer Unfall ereignete ſich geſtern Abend in Ludwigs⸗ hafen, als der um 947 Uhr den dortigen Lokalbahnhof verlaſſende Zug nach Mundenheim ſich bewegte und am Ausgang der Stadt von 0 Jahre noch eine Summe von 7000 Mk. Faſſerleitung Einführung des in Karlsruhe auf die nde, Herr Pfarrer die Pläne f Soß. Behörden 1 — der Mitte der Straße nach der linken Seite einbog. An derſelben Stelle kam dem Lokalzug eine mit zwei Pferden beſpannte Bierrolle der Storchenbrauerei Speyer entgegen. Der Jührer war nun an⸗ ſcheinend in dem Irrthum befangen, daß das Geleiſe der Lokalbahn auf der anderen Seite der Straße liegen müſſe, riß ſeine Pferde nach rechts und fuhr ſo gerade in den Lokalzug hinein. Ein Pferd im Werthe von 700—800 M. wurde getödtet, das Fuhrwerk zur Seite geſchleudert, ſo daß die Bierfäſſer in der Nachbarſchaft herumkollerten, während Menſchenleben zu allem Glück dabei nicht zu Schaden kamen. Nach kurzem Aufenthalt fuhr der Lokalzug wieder weiter. * Schopfheim, 28. Nop. Eine Blukthat wurde in bergangener Nacht in der Nähe von Langenau begangen. Nicht weit vom Dorfe entfernt auf der Landſtraße fand man den Landwirth Bartlin Währer(Vater) von Enkenſtein, aus zahlreichen Stichwunden blutend. Der Thäter, ein 27jähriger Burſche aus Enkenſtein, Namens Albert Arzet, iſt verhaftet. Der ſchrecklichen That ſoll ein Wortwechſel zwiſchen den Beiden im Dorfe Langenau vorausgegangen ſein. Die Verletzungen Währers ſind lebensgefährlich. „ Speier, 28. Nov. Vis heute Abend iſt bezüglich des Ein⸗ bruchsdiebſtahls in das Regierungsgebäude noch kein Thäter ermittelt, trotz eingehender Recherchen. Jedoch werden die Erhebungen in dieſer Richtung fortgeſetzt. Im Ganzen fielen den Dieben 16 Mark Baargeld in die Hände, außerdem einige Bureguröcke und Aepfel, Theater, Nunſt und Wiſſenſchaft. Der rothe Hahn⸗ Drama in 4 Akten von G. Hauptmann. (Von unſerem Korreſpondenten.) Das mit Spannung erwartete Ereigniß iſt geweſen und ſiehe da, es war kein Ereigniß. Wohl waren die fremden Direktoren herbei⸗ geeilt und aus Wien gar der Leiter des Hof⸗Burgtheaters. Wohl war ſeit Monaten das Haus vier⸗ oder fünfmal ausverkauft und nur durch beſondere Vergunſt noch ein Plätzchen zu ergattern. Wohl ſtrömte, was ſich literariſches Berlin nennen läßt, ſo ziemlich voll⸗ zählig zuſammen und grüßte aus den Logen der Kranz mit Puder und GEdelſtein beladener Frauen der Bankokratie. Alles, Alles, was derlei Feſten Glanz und Schimmer leihen kann, war, wie geſagt, „beieinand“. Und doch— ein Ereigniß war es nicht. Nur ein ſchlichter, beſchämend ſchlichter Durchfall. Man nahm ſich gar nicht einmal die Mühe, das Ding ernſthaft auszuziſchen, Als der Dr. Bopxer uns die erfreuliche Verſicherung gegeben, daß Mutter Wolffen unwiderruflich tobt ſei und nun nicht mehr ſprechen würde; als nie Gardine zum letzten Male niedergegangen ſpar, da ſah man ſich einen Augenblick ein wenig erſtaunt und verdutzt an und dann ſtrebte man den Ausgängen zu. Was?— da noch bpild werden und ſich in die Unkoſten einer immer unzuträglichen Erregung ſtürzen? Unſitin! Deshalb verlohnte es ſich nicht, zu ſpät ins Bierhaus zu kommen, Deshalb wirklich nicht. Und ſo begab ſich das wunderbare Schaufpiel, daß zum erſten Mal bei einem Hauptmanndurchfall nicht die übliche Premieren⸗Schlacht geſchlagen ward. Daß ſelbſt bei der alten Garde der Unentwegten, der allweil Begeiſterten, der Muth in der Bruſt die Spannkraft nicht mehr übte und ſie ſtill und beklommen den Aus⸗ weg ſuchten. Sie haben uns ſa oft den verborgenen Tieſſinn in Meiſter Gerhart's Werken gekündet, wo wir anderen lediglich vor etwas Unbegreiflichem, Unfaßbarem ſtanden. Diesmal ſchien auch ihr Latein am Ende, Man hörte es ordentlich bei der Stille, die dem letzten Fallen des Vorhanges folgte, wie der Enthuſtasmus ber⸗ flogg Was Gerhart Hauptmann mit ſeiner Komödie(die er ebenſo affektirt wie zwecklos eine„Tragikomödie nennt) gewollt? Sollen wir grobmaterialiſtiſch ſein und ſagen: Geld verdienen? Aber nein, dreimal nein. Wenn der Künſtler in ihm nicht ſtark genug iſt, ſchon der Geſchäftsmann hätte ihm davon abrathen müſſen. Aber was ſonſt? Ich weiß es nicht Und ich beſcheide mich dabei. Es gibt, weiß Gott, kein widerwärtigeres Schauſpiel, als mitanſehen zu müſſen, wie noch keine vierundzwanzig Stunden nach dem eklatanteſten Mißerfolg, der je erlebt ward, die literariſche Clague(nicht nur die Clique) Gerhart Hauptmanns ſich wieder regt und uns aus halben Andeu⸗ tungen, aus abgeriſſenen Sätzen, aus Punkten und Gedankenſtrichen zu erweiſen ſucht, twie unendlich kief und erhaben der große Meiſter allwiedermal gedichtet hätte. Haben dieſe Leutchen denn gar kein Gefühl für das Lächerliche, ja ſchlechthin für das Unwürdige ihrer Hantirung? Wenn irgend ein fernab von Verlin in der Stille Strebender ein ähnliches Werk an das Lampenlicht gezerrt hätte(vor⸗ ausgeſetzt, daß ſich überhaupt gutwillige Direktoren fanden, die ihm ihre Bühnen öffneten), ſo wäre über einen ſolchen Verſuch vermuth⸗ lich wie folgt berichtet worden: „Herr. hat den Drang verſpürt, ſeinem„Biberpelg“, der vor acht Jahren eine mäßige und getheilte Aufnahme fand, eine Art Fortſetzung und Schluß nachzuſenden. So erzählt er uns breit und behaglich die weiteren Geſchicke des mit Recht ſo beliebten Amtsvor⸗ ſtehers von Werhahn, des Wachtmeiſters Rauchhaupt und— nicht zum letzten— der Mutter Wolffen; der Wolffen, die ſich übrigens inzwiſchen wieder verhetrathet hat und nun Madame Fielitz heißt, bis an ihr ſozuſagen ſeliges Ende. In acht Jahren kann mancherlei paſſiren; vor Allem pflegen die Leute darüber älter zu werden. Das iſt auch bei Werhahn der Fall, dem Kopf⸗ und Barthaar ergrauten; bei Rauchhaupt, dem das Zipperlein in die Glieder fuhr; bei der tüchtigen Wolffen, die nachdenklich die Summe ihres Lebens zu ziehen E farrhaus wurde genehmigt und gen ſind f 11 75 * t begreift weder ſchöner 705 dpeit mal gefäll fach todtgehetzt. langweilige nicht. Jedes Genre ſoll Die Arbeit des Herrn werden dürfen? kichten und Telearamme. 28. Nob. Heute fand in Baden⸗Baden zwiſchen den Regierungen über die Regulirung * ibahnunglück bei Niir Butr. Die Köln. Zig, meldet über das Unglüg ſprang links aus dem Geleiſe, während die beiden nit den zwei nachfolgenden vierter Klaſſe⸗Wagen ſich choben und auf die rechte Böſchung des Dammes legten, rhaufen erſchollen laute Hilferufe. Entſetzt ſtürzten ſſagiere der übrigen Wagen des zum Stillſtand gebrachten S ihren Abtheilungen. Der erſte Wagen vierter Klaſſe, der Zuges, war ganz zertrümmert und deſſen Inſaſſen zum eil mehr oder minder erheblich verletzt. Eine Frau Krauz zenich, die mit ihrem Manne, einem Rottenarbeiter, von einet Beerdigung in Buir kam, hing zwiſchen den Trümmerg des Wagens eingeklemmt hoch auf den ineinander gefahreneg Wagen. Ihr unglücklicher Mann hatte die Bruſt eingedrückt. Auz dem Wimmern, das unter den Trümmern hervordrang, entnahm man, daß noch mehrere Paſſagiere ſchwer verletzt waren. Einen Manne war ein Bein am Unterſchenkel abgefahren, einer Frau eiy 2 ich Trümmerſplitter ausgeſtoßen, und andere, die man auz herauszog, zeigten Brüche und ſtarke Contuſtonen. Die fünf Schwerverletzten wurden, ſo gut es ging, aus den Trümmerg befreit und nach einem nahegelegenen Gute geſchafft und dort ver⸗ bunden. Bi kitternacht waren zwei Todte, fünf Schterverletzz 952 2 Se — 0 2 2 2 und etwa zwölf leichter Verletzte feſtgeſtellt. *5 8 8 (Privat⸗Celegramme des„General⸗Anzeigers. * Darmſtadt, 29. Nop. Wie die„Darmſtädter Zei tung“ mittheilt, haben die Verſuche des Baccelli ſchen Heilverfahrens bei Maul⸗ und Klauenſeuchk in verſchiedenen Kreiſen des Landes nicht befriedigende Reſul⸗ tate gehabt und ſind nunmehr eingeſtellt worden. Kafſel, 29. Nov. Auch in der heute ſtattgehabten Verſamm⸗ lung der Gläubiger des Direktors der Trebertrocknungs⸗ geſellſchaft, Hermann Sumpf,; theilte der Konkursverwalter mit, daß das Ergobniß für die Gläubiger noch nicht abzuſehen ſei. *Straßburg, 29. Nov. In Lampertheim bei Hoch⸗ felden feuerte der Ackerer Johann Diener, welcher mit ſeiner Ghe⸗ frqu ſeit geraumer Zeit in Unfrieden lebte, 3Revolverſchüfſt auf dieſelbe ab und berwundete ſie lebensgefährlich. Unmittelbar nach der That erhäng te er ſich. * München, 29. Nov. Die Kñammer der Abge⸗ ordneten nahm heute mit 77 gegen 51 Stimmen den An⸗ trag Heim(Zentrum) an, wonach in die Juſtizverwaltung Ifraeliten im Verhältniß der iſraelitiſchen Bepölkerung zut Geſammtbevölkerung aufgenommen werden ſollen. Im Laufe der Berathung erklärte der Juſtizminiſter, er könne geſetzliche Bedenken halber dem Antrag keine Folge geben, werde aber uu Stimmung der Bebölkerung ſoweit als möglich Rechnumg tragen. * Berlin, 29. Nov. Die Blättermeldung, der Reichs kanzler habe Reichstagsmitglieder aller Fraktionen nach den Reichskanzlerpalais zu einer Konferenz am 30. Novembet eingeladen, in der der Jolltarif beſprochen werden ſol, iU völlig unzutreffend. * Berlin, 29. Nov. übermäßigen amtlichen Eifers zurüick, welchen eine deutſche gei⸗ tung in khörichter Nörgelei gegenüber dem Dementi des un! wahren Berichtes der letzten Kieler Kaiſer⸗An ſprache erhoben hat. Die„Nordd.“ betont, es kommt mich ſo ſehr auf den Inhalt der angeblichen Aeußerung, als vielmeht Die„Nordd.“ weiſt den Vorwul Verſe Nenf Geſa Meld mord hinw ſeien Man ſichtl faner niſch 10.8 die e Am G1. ning Diſt Oeff Kom geko Bieh ſatt man kom Bezi *„„*„„**„* darauf an, daß dem Kaiſer überhaupt erfundene Aeußerungen bei einer in militäriſchen Kreiſen gehaltenen Rede in den gelegt werden. Dieſer Fall lag vor und es iſt das unantaſtban Recht des Kaiſers, ſolge apokrhphe Reden dementiren zu laſſen *Dresden, 29. Nob. Im Landtag beantwortete du Miniſter des Innern eine Interpellation Haehnel über die Stel⸗ ung der ſächſiſchen Staatsregierung zur Zollta rifgeſeh⸗ gebung dahin, daß die ſüchſiſche Regierung, obgleich gicht all ſhre Wünſche Berückſichtigung gefunden hälken, dem Eniwurſ⸗ des Jolltarifgeſetzes zuſtimmle, in der Ueberzeugung, daß d Neugeſtaltung des Tarifweſens die richtige Bahn einſchle fit die Schaffung und Erhaltung geſunder Zuſtände. * Görde, 29. Nob. Der Kaiſer iſt in Begleitung de öſterreichiſchen Thronfolgers Erzherzog Franz Fer dinan! mit Gefolge hier eingetroffen. Zürich, 29. Nov.(Frkf. Ztg.) Der Stadtbibliotheln Biedermann ban Winterthur hat in einem Boote auf den See ſeine Frau, ſein Kind und ſich ſelbſt erſchoſſeg Geiſtesgeſtörtheit wird als Urſache der That angenommen. * Wien, 29. Nob. Der Reichsrathsabgeordnete Wolf legte ſein Mandat nieder. 5 * Bukareſt, 29. Nov. Die„Agence Roumaine“ ceil auf Grund amtlicher Informationen mit: Die in einigen aus ländiſchen Blättern verbreitete Nachricht von der angebli abſichtigten Aenderung des auf den Fall einer Re gentſche bezüglichen Artikels 88 der rumäniſchen Verfaſſung, ſowie vol einem angeblichen ungünſtigen Geſundheitszuſtand des Thror⸗ folgers Ferdinand und alle anderen daran geknüpften Me theilungen ſind nicht nur vollkommen grundlos, ſondern gucß geradezu abſurd. rüſſel, 29. Nob. In hieſtgen Hofkreiſen iſt n von einer beſorgnißeregenden Verſchlimmerung im Zuſtaß der König in bekannt. „London, 20. Nob. Die Abendblätter melden aus en york, daß geſtern Abend eine große Feuersbrunſt in da 10. Straße ausbrach. Ein großer Komplex von Lagerhäuſern ein Raub der Flammen. Eine hohe Mauer fiel auf die O eltaß! der Standard Oil Companh, wodurch ein Naphtaſtrom auf die brennenden Gebäude ergoß und in ungeheuren Flaſt aufloderte. Der Materialſchaden iſt beträchtlich. 95 „ Kalkutta, 29. Nov. Ein Tyklon verurſachte aun 0 d. M. eine ſechs Fuß hohe Fluthwelle die dem Laufe des Galg üc en 10 N, en her 8 let 5f bg h emg ein Nie er⸗ gte ſbelt ins Land folgte. 200 Fluboote zum Si Lbauptſächlich mit Jute belade ſtort morden. Die Ernte iſt vernichtet. falten ſich in dem nahen Dorfe Datten 9 Perſonen, die Familien⸗ Hunger leide. Zwei Ortseinwohner theilen ſich in die Arbeit der Fuütterung. bgter Anblick. Perſonen vorläufig ins Hoſpital transportirt werden. Die kranken Neldung aus Saloniki, daß Miß Stone und ihre Begleiterin er⸗ mordet vorden ſeien, kein Glauben beigemeſſen, indem man darauf laßer auszuüben und die Zahlung des Löſegeldes von 25 000 amerika⸗ niſchen Pfund zu beſchleunigen. 10 Tagen von Miß Stone einen Brief. Am Regierungstiſch Miniſter Schenkel und Miniſterialrath Dr. ſuchueder. N it der Vornahme der Zählung wurde die hieſige Schutz⸗ ktheilung zu unterſtſitzen. Bezirk 1 Schloß, Rheinbrücke,] Bezirk 12 L—15, —1,„ 13 L.—14 und Fabrik⸗ 5 2—47, ſtation, 2 91,„ 14 M—7, 15—7,„ 15 N—7, 5.7,„ 16 0—7, „ 17 PE—, „ 10—7,„ 18 01—7, „58.„ 19 K—. „ 20 8—5, „ 10 K—7,„ 21 +—5, „ D und 6„ 22 U—6, Mezlek 28 Friedrichsring und Colliniſtraße, int „ Grerzierplatzſtraße, Feudenheimerſtraße, Friedbof, Männteim, 29. Movemoer, N Seit. In Serai⸗Gunge brachte der Sturm etwa ken, oder beſchädigte ſie ſehr. Dieſelben waren beladen. Viele Häuſer und Hütten ſind zer⸗ *.** Religiöſer Wahnſinn. Forſt i Lauſitz, 28. Nov. In religiöſem Paroxismus ent⸗ ungehörigen des Bauers Kaſchke, Vater, Mutter, ein 18jähriger Eohn, eine 19jährige Tochter, die Magd und 4 Vauernfrauen, ſeit Sumſtag aller Speiſe. Gebete murmelnd und Litaneien ſingend, ſpringen die Leute, zeitweiſe unbekleidet, im Hauſe, im Hofe unvordem Gehöfte umher⸗ Sie halten ſich für Aus⸗ erwählte Gottes. Ein kürzlich vom Militär losgekommener Sohn Haſchkes, der den Humbug nicht mitmachen wollte, wurde von den fanatiſchen Menſchen ſchwer mißhandelt. Der Gemeindevorſtand mußte Anordnungen treffen, damit der Viehbeſtand Kaſchke's nicht Donnerſtag wurde die Frau Kaſchke todt in ihrer Vohnung aufgefunden. Ihr Geſicht war blutrünſtig. Die Todes⸗ urſache wird erſt amtlich feſtgeſtellt werden. Neben der Leiche liegen die anderen Perſonen in religiöſen Verzückungen. Es iſt ein furcht⸗ Die Behörde hat Anordnungen getroffen, daß alle Nenſchen gehören der Sekte der Irvingianer an. *** Ein Nachtrag zum Sternbergprozeß. Berlin, 29. Nov. Der im Sternbergprozeß vielfach gehannte Kapitän Wilſon, alias Reiſender Adolf Kühne, wurde geute von der 3. Strafkammer des Landgerichts J wegen Verleitung zum Meineid, begangen bezüglich der Zeuginnen im Sternbergprozeß, Hausmann und Callies, zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverluſt verurtheilt. *** ie gefangene Miß Stone. Konſtantinopel, 29. Nov. Sowohl auf der amerikaniſchen Geſandtſchaft, als auf dem amerikaniſchen Konſulat wird der hinweiſt, daß ſolche Nachrichten ſchon mehrfach verbreitet geweſen ſeien, ſich aber nachträglich ſtets als unbegründet erwieſen hätten. Nan glaubt, die erwähnte letzte Meldung ſei bon den Räubern ab⸗ ſichtlich in die Welt geſetzt worden, um einen Druck auf die Ameri⸗ Der Generalkonſul erhielt erſt vor von Nichtsdeſtoweniger leitete die amerikaniſche Geſandtſchaft eine Unterſuchung ein Badiſcher Landtag. 3. Sitzung der Zweiten Kammer.“ .N. Karlsruhe, 29. Novbr. Alterspräſ. Pflüger eröffnet kurz nach 9 Uhr die Sitzung. Glockner. Fortſetzung der Wahlprüfungen, Wahl des Abg. Grü⸗ ninger, gegen deſſen Wahl ein Proteſt eingegangen, da im zweiten Diſtrikt zu Neuſtadt die Entzifferung der Wahl mit Ausſchluß der Oeffertlichkeit vor ſich gegangen. Abg. Hung(Centr.) tritt für die Giltigkeit der Wahl ein, da die Kommiſſion pona ſide gehandelt, auch ſonſt ein Fehler nicht vor⸗ gekommen, wie ja auch die Kommiſſion nicht nur aus Centrumsmän⸗ nern beſtanden, ſondern eine gemiſchte geweſen ſei. Bekanntmachung. 5 Auf Anordnung Großh. Staatsbehörde hat eine Zählung des Viehbeſtandes am 15842 Dienſtag, den 3. Dezember 1901 manmechaft betraut. 5 Wit bitten die verehrliche Einwohnerſchaft, die Herren Zählungs⸗ kommiſſäre in ihren Erhebungen durch ſachgemäße Auskunfts⸗ Die Stadt iſt in folgende Zählbezirke eingelheilt: Ghoalsteller Abg. Birkenmeher(Centr.) führt aus, daß allerdings ein Fehler, ja ein großer, vorgekommen, doch dürfe man daraus nicht den Schluß ziehen, das ganze Wahlgeſchäft für ungilkig zu erklären. Abg. Dreesbach(Soz.) führt aus, daß ſeine Fraktion auch hier zu dem gleichen Ergebniß der Beurtheilung gelange, da ſie die Aufhebung der Oeffentlichkeit für eine gerade ſo große Verletzung des Geſetzes halte, wie geſtern den offenen Iſolirraum. Abg. Wacker(Centr.) verweiſt auf das Vorkommniß in Frei⸗ burg, wo in einem Diſtrikt Wahlcouverts mit früheren Grötzinger Wahlzetteln gefunden worden ſeien, auch in anderen Gemeinden ſei ſo etwas vorgekommen. Hier ſollte doch Remedur geſchaffen werden, er frage deßhalb bei der Regierung an, wie dies gekommren uid ob eine Aenderung eingetreten. Wenn man im vorliegenden Falle immer vorgehen werde, wie Dreesbach angedeutet, ſo begebe man ſich auf einen gefährlichen Weg und ſetze geradezu einen Preis darauf, in umſtrittenen Bezirken für Wahlanfechtungsgründe zu ſorgen. Miniſter Schenkel hält die vorliegende Frage für eine ſehr ſtrittige, will aber der geſtrigen Ausführung Wackers folgen und mit der Meinung der Regierung zurückhalten. Im Allgemeinen müſſe er aber hervorheben, daß ſtrafbare Handlungen bei den Wahlen nur äußerſt ſelten vorkämen und hier trete das Strafgeſetz in Kraft. Was die aufgefundenen noch gefüllten Wahlcouverts betreffe, ſo liege hier ein Verſehen vor; die nicht benutzten Couverts würden wieder ein⸗ geſammelt aus Sparſamkeitsgründen; wie die Wahlzettel wieder hinzugekommen, habe nicht eruirt werden können. Bei 200 000 Cou⸗ verts ſei wohl möglich, daß bei 20—30 Couverten die Sache nicht ſtimmte, von einem doloſen Vorgehen könne nicht die Rede ſein. Abg. Wilckens erwartet, daß die Regierung bemüht iſt, daß ſolche Dinge, wie die Wahlcouverts mit Zetteln, nicht wieder vor⸗ kommen, denn dieſelben hätten im ganzen Lande peinlich berührt. Zur Wahlprüfungsfrage ſelbſt ſtellt ſich Redner auf den Standpunkt der Ungiltigkeitserklärung wegen Verletzung der Vorſchrift über die Oeffentlichkeit des Verfahrens; die beſtehenden Vorſchriften ſeien aber auch ausreichend, da bei doloſem Vorgehen das Strafgeſetz eintritt. Vorlommende Verſehen ſollte man aber nicht ſtreng ahnden, da meß den Leuten doch nicht zutrauen dürfe, abſichtlich Wahlfälſchungen herbeizuführen. Abg. Fehrenbach(.) weiſt darauf hin, daß Dreesbach prinzipiell jeden Formfehler mit der Kaſſirung der Wahl ſtrafen will, das klinge ſehr ſtolz, aber er glaube, die Parteifreunde des Herrn Dreesbach würden ihm ſehr wenig dankbar ſein, wenn er dieſe Con⸗ ſequenz bei jeder Kleinigkeit ziehe. Abg. Fendrich(Soz.) ſtellt feſt, daß ſein Fraktionsgenoſſe Dreesbach durchaus nicht die Abſchreckungstheorie vorgeſchlagen hätte. Nach einem Schlußwort des Antragſtellers und des Referenten wird der Antrag Binz auf Ungiltigkeitserklärung der Wahl des Abg. Grüninger mit 31 gegen 25 Stimmen angenommen. Abg. Zehnter berichtet über die Wahl des Abg. Merklinger, deſſen Wahl einer Prüfung auf Grund des 8 37 der Verfaſſung unter⸗ worfen wurde. Nach dieſem Paragraphen können Landes⸗ Standes⸗ und grundherrliche Beamte, Pfarrer, Phyſici und andere geiſtliche oder weltliche Lokaldiener als Abgeordnete nicht von den Wahlbezirken gewählt werden, wogu ihr Amtsbezirk gehört. Für Merklinger kommen hier zwei Orte in Betracht. Die andere Frage iſt die, gehören die Norctre zu jenen Beaniten, auf welche der Verfaſſungsparagraph Arr⸗ wendung findet. Die Kommiſſion war verſchiedener Anſicht. Die Kommiffion hat ſchließlich in ihrer Mehrheit angenommen, daß er Unter den§ 37 der Verfaſſung zu ſtellen ſei und heantragt Ungiltig⸗ keit der Wahl des Abg. Merklinger wegen nicht Wählbarkeit des Notars in ſeinem Amtsbezirk. Abg. Obkircher hält den Notar nach ſeiner heutigen Organi⸗ ſation als Bezirksbeamter, da ſich ſeine Stellung vor Allem anlehne an diejenige des Amtsrichters. GCeuslermüntel ZEDHCHHAU 0., 1. Gafa- u. Huli- Horlagen. Flmgel e— Hieiswerlle, felibne Geſelenmbsarligel. 1 Fabrikate Susstusdten —Seilnorlagen Miniſter Schenkel hält eine Abänderung der Verfaſſung im Allgemeinen für geboten, wobei auch der§ 37 eine präeiſere Faſſung erhalten müſſe. Abg. Wacker kann ſich mit dieſen Ausführungen nur einver⸗ ſtanden erklären und dankt für das Entgegenkommen der Negierung. Abg. Birksumeges kann ſich nicht dazu entſchließen, daß man gwei Orts als einen Bezirk auffaſſen könne, eing bindende Faſſung des Verfaſſungsparagraphen halte er allerdings fün geboten. Abg. Wilckens erklärt Namens ſeiner Parteigenoſſen, daß er mik der Reviſion der in Frage kommenden Beſtimmung wohl ein⸗ berſtanden ſei, eine völlige Aufhebung möchte er aber nicht befür⸗ worten, da der Paragraph einen berechtigten Kern enthalte. Abg. Herth(.) hält es für unerheblich, wenn nur zſwei Opke in Betracht kommen. Abg. Geiß(Sog.) kritt der Ausführung des Miniſters in Sachen der präziſeren Faſſung des Paragraphen bei. Nach einem Schluß⸗ work des Berichterſtatters wird die Wahl Merklinger mit großer Majorität für ungiltig erklärt. Zur Präſidentenwahl ſtellt Abg. Wacker den Antrag, die Wahl per Acelamation vorzunehmen. Da ein Widerſpruch nicht beſteht, ſo ſchlägt derſelbe den bewährten bisherigen Abg. Gönner als erſten Präſidenten vor. Derſelbe nimmt mit Dankesworten an; zum erſten Vicepräſidenten wird Lauck, zum zweiten Dr. Heimburger gewählt; zu Sekretären die Abgg Müller Rohrhurſt, Blümel und Köhler. Nächſte Sitzung morgen 9 Uhr. Deutſcher Reichstag. 3. Sitzung vom 29. Novpbr. Graf Balkeſtrem 8eröffnet um 1 Uhr 20 Min. die 100. Sitzung dieſer Seſſion und dankt für das Blumenarrangement, womit der Schriftführer den Präſidententiſch geſchmückt hat. Die Berathung der Seemannsordnung wird bei§ 8 fortgeſetzt. Ein konſerbativer Antrag dazu wird hierauf angenommen, ein ſozialdemokratiſcher abgelehnt. 8 84 betrifft den Wachtdienſt. —————— ̃̃—————:᷑ Verantwortlich für Politik: Chefredakteur Dr. Paul Harms, für den lokalen und provinziellen Theil: Eruſt Müller, für Theater, Kunſt und Feuilleton: Gberhard Büchner, für den Inſeratentheil: Karl Apfel, Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei (Erſte Mannheimer Typograph. Anſtalt.) ‚ — Mannheimer Produkten⸗Börſe. Die Ultimo⸗Abrechnung für Zuſammenladungen pro Novbr. d. J. finden am Samſtag, 30. Nov, d.., Vormittags 11 ½ Uhr, im Börſenlokale ſtatt. Mheiniſche Hypothekenbank Maunheim. Zu der geſtrigen Nachricht über die Anmeldung einer Forderung des Inſtituts von 185 000 Mk. beim Konkurs Otto in Dortmund theilt die Bank mit, daß ſie als abſonderungsberechtigter Gläubiger, lediglich eine erſte ſtellige Hypothek von 185 000 Mk. auf das in beſter Lage befindlich⸗ Ottoſſche Wohnhaus im Herſtellungswerth von 420 000 Mk. habe⸗ Die Forderung ſei nach jeder Richtung hin ſicher. Maunheimer Effektenbörſe vom 29. Nov.(Offizieller Bericht.) An der heutigen Börſe war mehrfach Intereſſe für Brauerei⸗Aktien vorhertſchend, und wurden zu höheren Kurſen gefragt: Badiſche Branerei zu 182%, Eichbaum zu 161.75% und Schroedl, Heidel⸗ berg zu 168 9%(letztere 8 ge). Auch Bankaktien notirten weſentlich höber, Pfälz. Bank 113.20 4½, Rbeiniſche Creditbank 140.25 g, Rheiniſche Hypothekenbank 164 G. Von Induſtrie⸗Aktien ging ein kleiner Poſten Anilin zu 372 d% um. Eine Kursſteigerung von 2 4 erzielten Mannheimer Lagerhaus⸗Aktlien, Notiz 108 Geld. Höher ſtellten ſich noch: Verein chem. Fabriken 183 Geld, Zellſtofffabrik Waldhof 211 Geld. Ncharf& Hauk [Piano's ee. R 24 Die übrige öſtliche Stadterweiterung, „5 5 Schwetzingervorſtavt links der Schwetzingerſtraße, 2 * 7 rechts„ 17 25 5 „27 Bahnbofgebiet, Bellenſtraße, Holzgaßweg, Lindenhofſtraße Das täal Probepack. 60, 80, 100 und 125 allerersten Ranges! Mässige Preise! Reiche Auswahl! Lager: C 4, 4. Fäbrik: Neckarvorstadlt. Tegſer d bie, Pfg,. und Windeckſtraße, 1 2 enrun. ⁰ Meerfeld⸗, Rheinau⸗ u. Rheindammſtraße, Rheingewann. Stefamenpromenade, Eichelsheimerſtraße, Gontardplatz, Gonlardſtraße, Linden⸗ 15 29 hofplatz, Rennershofſtraße und Schloßgarten, „0 Akademtie⸗ Kirchen⸗, Leopold⸗ und Rheinſtraße, Park⸗ und Luiſenring, „ 31 Beil., Böck, Hafen⸗ Jungbuſch⸗ und Werftſtraze, „32 Dalberg⸗ Holze, Gfaben⸗ Neckarvorland⸗, Schauzen und Selterſtraße, „ 38 Verbindungskaual, Mühlau, Hafengeblet u. Neckarſpitze, „31 Dammſtraße, 5 „ 35—8. Querſraße, Jean Becker⸗ u. Pflügersgrundſtraße, „ 36.—8. Querſtraße, „ 37.—11. Querſtraße, „38 12.—17. Querſtraße, 89 18. u. 19. Querſtraße, Induſtriehafen und Frieſenheimer Juſel, 40 Langſtraße links und rechts, „ 41 Mittelſtraße und Niedfeldſtraße, „ 2 Gartenfeld⸗ und Walbhofſtraſte, „ 43 Hohewieſenweg, Langerötter, Niedſeld a ſonſtraße, Käferthalerſtraße, Hochuferſtraße, Kronenſtraße, u. 1 065 ärten ——Reelle Bedienung. Kronprinzenſtraße, Landwehrſtraße, Weinheimerſtraße und Wohlgelegen, „ 33 Käferthal Haus Nr.—110, 8 5 71 7 11—220, 2 1 90 d 10 57 *„„-Schiuß. „ 9 Waldpof, Lulzienderg, Böhringer e Söhue, Weyſ& Cie. und s eltofffabrif, 5 „ 50 Waldhof, Spiegelfaßbrik, 5 „ 51„ Voypp u. Reuther, Drats⸗Fahrradwerke, Frank⸗ fürterſtraße und Speckweg, Huben⸗, Lange⸗ und Wachtſtraße, 5 „ 553 Neckargu, Friedrichſtr., Kaiſer Wiltelmſtr. Neugaſſe, Rathhausſir., Nathſchrelbergaſſe, Roſenſtr, und leyer d 1, 8, Nalest. Manmhelna gigblübe l. 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