7 G, 2. Abonnemenk: 70 Pfeunig monatlich. Bringerlohn 20 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel, Poſt⸗ auſſchlag M..42 pro Quartal. (Badiſche Volkszeitung.) Inſerate: Die Colonel⸗Zeile. 20 Pfg. Auswärtige Juſerate. 25„ der Stadt Mannheim und Amgebung. Unabhängige Tageszeitung. Erſcheint wöochentlich zwölf Mal. (Mannheimer Volksblatt.) Telegramm⸗Adreſfe: „Journal Mannheim““. In der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 2821. Telephon: Redaktion: Nr. 877. Expedition: Nr. 218. Geleſenſte und verbreitellur Jeilung in Mannheim und Amgebung. E 8. 2% diel, Nr. 304. Samſtag, 21. Dezember 1903.(Mittagblatt.) Die Mannheimer Eiſenbahntariſe. VI.(Schluß.) Wenn wir in unſeren Vorſchlägen nur verlangen, was recht und billig iſt, ſo ſind wir doch nicht ſicher, überall eine unbe⸗ fangene Würdigung unſerer Anſprüche zu finden. Man hat bei uns eine merkwürdige Schwäche für Straßburg, und erſt vor Kurzem hat der Karlsruher Korreſpondent des„Schwäbiſchen Merkur“, der ſich hauptſächlich durch ſeine überzwerchen Anſichten über Eiſenbahnpolitik und ſeine hämiſchen Sticheleien gegen den Miniſter v. Brauer auszeichnet, von nationalen Aufgaben in Bezug auf Straßburg u. dergl. gefabelt. Wir laſſen uns in nationaler Geſinnung von Niemandem übertreffen und gönnen Straßburg gern alles Gute, allein gerade in wirthſchaftlichen Dingen gibt es einen berechtigten Egoismus, der nimmermehr aufgegeben werden darf, will man nicht ſelbſt Noth leiden. Wie verhält ſich aber Straßburg in derartigen Fragen? Es iſt ſchon früher bekannt geworden, daß Straßburg bezw. die Reichs⸗ bahn bei Baden die Gleichſtellung der Frachten ab Straßburg mit jenen ab Kehl nach der Oſtſchweiz, alſo nach einem Gebiete durchgeſetzt hat, das geographiſch lediglich Kehl zugehört.— Wir haben ferner bei Durchſicht der Tarife einen merkwürdigen Saß für Getreide von Straßburg nach Baſel von 49 Pfg. ge⸗ funden, deſſen Bildung uns erſt nach längerem Kopfzerbrechen klar wurde. Wie kommt dieſer Satz, der regelrecht 67 Pfg. be⸗ tragen müßte, in den Straßburger Tarife Endlich haben wir gefunden, daß die„wunderſchöne Stadt“ einen Oktroitarif hat, der gar nicht ſchön iſt. In demſelben finden wir folgende merkwürdige Poſitionen: Hauſteine, roh, 2,65 M. p. obm bearbeitet, für jede bearbeitete Fläche zuſätzlich, 1,80 M. p. qm Hartes Holz(Eichen ꝛc.), unbearbeitet, 8,30 M. p. obm bearbeitet, 8,.— M. p. obm Weiches Holz(Tannen ꝛc.), unbearbeitet, 2,40 M. p. obm bearbeitet, 6,— M. p. obm Peue Möbel werden wie bearbeitetes Holz berechnet. Röhren, Rohrtheile, Eiſen, Stahl, Kupfer, Bleche daraus 15 00,90 M. p. 100 kg, wenn zur Montirung ganz oder theilweiſe vorbereitet 1,65 M. p. 100 Kg. Gebrauchte Baumaterialien unterliegen derſelben Steuer wie neue. 0 Die Folge dieſer Tarife iſt es, daß kein behauener Stein, kein gehobeltes Brett— ſelbſt alte nicht— und kein halbwegs vorgerichteter Eiſentheil von auswärts in Straßburg eingeführt werden kann. Unſeren Hobelwerken und Holzbearbeitungs⸗ geſchäften in Mannheim, Karlsruhe und Kehl berwehrt alſo der Oetroierheber mit dem flammenden Schwert des Octroitarifs den Eintritt in das Paradies der„wunderſchönen“ Stadt. Es bleibt daher nur entweder der Verzicht auf den Abſatz dieſer Waaren nach Straßburg oder die Errichtung beſonderer Werke daſelbſt übrig; letzteres hat bereits eine Karlsruher Firma gethan. Scheint ſonach Straßburg das Stirner'ſche„Mir geht Nichts über Mich!“ auf ſein Programm geſchrieben zu haben, ſo kann es uns nicht übelnehmen, wenn wir unſeren viel beſcheideneren und vollberechtigten Anſprüchen Geltung zu verſchaffen ſuchen. Was die Oberrhein⸗Regulirung betrifft, ſo dürfte nach dem bisher Dargelegten klar ſein, daß Baden etwaige und gar ſo große Opfer, wie ſie ihm zu Gunſten Straßburgs zugemuthet werden, nur bringen könnte, wenn ihm vertraglich freie Hand für ſeine Eiſenbahntarife zugeſtanden würde, ſo daß es dieſelben, ohne Gegenmaßnahmen befürchten zu müſſen, nach Belieben reguliren könnte. Die Parole in dieſer Beziehung ſollte unſeres Erachtens lauten:„Ohne Tarifregulirung für Mann⸗ heimkeine Rheinregulirung für Straßburgl“ Wenn wir vorſtehend unſeren Anſichten freimüthigen Aus⸗ druck verliehen und insbeſondere die Schädigungen eingehend ge⸗ ſchildert haben, die der heutige Tarifzuſtand der badiſchen Staatsbahn und dem Platze Mannheim bereits zugefügt hat und weiter zufügen wird, ſo ſind wir uns bewußt, das Thema über die Schädigung Mannheims überhaupt nicht erſchöpft zu haben. Wir haben nicht geſprochen von den Pacht⸗ und Eigenthums⸗ verhältniſſen im hieſigen Hafengebiet und nicht von der Ent⸗ werthung der Liegenſchaften, die eine Dezimirung des Verkehrs⸗ beſitzes unbedingt nach ſich ziehen muß. Wir haben ferner davon abgeſehen, den Weg zu zeigen, auf dem allein unſeres Erachtens der Hafen Kehl einigermaßen nutzbar gemacht werden kann. Wir haben das Alles vermieden, weil wir der Anſicht ſind, daß es für den badiſchen Staat nicht gedeihlich ſein kann, dieſe Dinge jetzt öffentlich zu beſprechen. Auf der andern Seite geſtehen wir offen, daß wir noch lange nicht an den Untergang Mannheims als Verkehrsplatz glauben. Wir halten die landsmannſchaftlich und völkerſchaftlich ſo glücklich gemiſchte Einwohnerſchaft von Mannheim mit ihrer durch Generationen gehenden kommerziellen Erziehung und Gewöhnung für genügend qualifizirt, um auch ſchwieriger werdenden Verhältniſſen gewachſen zu bleiben, wir ſchätzen die Schwerkraft Mannheims als Finanz⸗ und Bank⸗ platz für groß genug, um mit Erfolg in die Waagſchaale geworfen zu werden, wir wiſſen, daß die Reellität des hieſigen Handelsſtan⸗ des nicht ſo leicht überboten werden kann und darum, aus allen dieſen Gründen, ſchauen wir mit Muth in die Zukunft. Was wir aber befürchten, das iſt eine Schwächung des Platzes und eine weitere Schmälerung des durch die wochſende Konkurrenz ohne⸗ hin ſtark reduzirten Arbeitserträgniſſes. Man glaube nicht, daß ein auf viele kleine Punkte zerſplitterter Verkehr dasſelbe ſei, wie ein konzentrirter Verkehr, mag auch der Verkehr der kleinen Plätze zuſammen ſo viel oder mehr an Tonnen betragen, wie der⸗ jenige des großen Platzes. Eine Schwächung der großen Ver⸗ kehrsburg Mannheim zu Gunſten kleiner Pläze würde uns vor⸗ kommen, wie das Verfahren eines Feldherrn, der einen Theil des Mauerwerks einer großen Feſtung abbrechen ließe, um einige kleinere Feſtungen damit zu errichten; das Ergebniß wäre wohl eine Schwächung ſeiner ganzen Poſition. Straßburg, Kehl und Karlsruhe können den großen Mittelmeerplätzen und den anderen Konkurrenten gegenüber zuſammen nicht das leiſten, was Mann⸗ heim bei einigermaßen konzentrirt bleibendem Verkehr allein leiſten kann. Wir vertrauen zu der Weisheit der Regierung und zu der Einſicht der Landſtände, dieſer beiden maßgebenden Faktoren unſeres ſtaatlichen Lebens, daß ihre Entſcheidung in dieſer ſo wichtigen Frage zum Wohle des Landes und ſeiner Handels⸗ metropole Mannheim ausfallen werde. Möge ſich unſer Vertrauen einſt als gerechtfertigt erweiſen! Politiſche Ueberſicht. Mannheim, 21. Dezember 190l1. Zu den Nachwahlen. Es hat doch noch„Ueberraſchungen“ gegeben! In Engen ſind von den 3 nationalliberalen Wahlmännern, die das letzte Mal zu Gunſten des Centrums umfielen, 2 wieder„rum“gefallen, ſo daß der nationalliberale Kandidat Ottendörfer diesmal 50 Stimmen erhielt. Ein Wahlmann von der„Fraktion Müller⸗ Welſchingen“ iſt dem Centrum treu geblieben, 2 weitere, die am 16. Oktober nicht abgeſtimmt haben, gaben heute ihr Votum ebenfalls für Centrum ab, ſo daß deſſen Kandidat Goldſchmid mit 53 Stimmen als Sieger aus der Urne hervorging. In Villingen hat wider alles Erwarten das böſe Beiſpiel, das in Engen gegeben wurde, Nachahmung gefunden. Der Sieg des nationalliberalen Kandidaten Wilde, der am 16. Oktober 67 und bei der Nachwahl in Neuſtadt 7 weitere alſo zuſammen 74 Stimmen auf ſich vereinigt hatte, wurde ſelbſt von der Centrums⸗ preſſe als ſicher betrachtet— da geſchieht das Unglaubliche: Auch hier fielen 4 nationalliberale Wahlmänner um, ſo daß Wilde mit 71 gegen 74 Stimmen unterlag. Ob mit dieſer Wahl ſchon das letzte Wort geſprochen iſt, ſteht noch nicht feſt. Wie nämlich aus Villingen berichtet wird, ſoll ein Centrumsmann 2 Zettel in die Urne gelegt haben. Die Nachwahl im Bezirk Werkheim⸗Wall⸗ dürn iſt ausgefallen, wie zu erwarten war. Schifffahrtspolizeiordnung für den Main. Mit der Publikation einer neuen Schifffahrtspolizeiordnung für den nichtkanaliſirten Main von der Regnitzmündung abwärts finden die viele Jahrzehnte zurückreichenden Verſuche, an Stelle der von den einzelnen Mainuferſtaaten erlaſſenen partikularen Vorſchriften eine gemeinſame zu ſetzen, ihren Abſchluß. Die früheren wiederholten Verhandlungen ſcheiterten meiſt daran, daß von einzelnen Mainuferſtaaten in Bezug auf die Aus⸗ rüſtung, Bemannung ꝛc. der Flöße Forderungen geſtellt wurden, welche die bayriſche Flößerei zu ſehr belaſtet hätten und daher baheriſcherſeits nicht zugeſtanden werden konnten. Eine ſchließ⸗ liche Einigung erfolgte zunächſt vor zwei Jahren über eine Polizeiordnung für die untere, kanaliſirte Strecke des Mains. Hierauf wurde der Entwurf einer Polizeiordnung für die obere — nicht banaliſirte, aber ſchiffbare Strecke zwiſchen Offenbach und Bamberg— von Bahern aufgeſtellt und in einer in Bam⸗ berg abgehaltenen Delegirtenkonferenz im Weſentlichen nach den bayeriſchen Vorſchlägen angenommen. Die beiden Polizei⸗ ordnungen— für den kanaliſirten und nicht kanaliſirten Main — ſtimmen im Wortlaut möglichſt überein und weichen nur da von einander ab, wo der verſchiedene Charakter der beiden Stromſtrecken beſondere Vorſchriften bedingte. Im Anſchluß an die neue Polizeiordnung, welche am 1. Januar 1902 in Kraft tritt, wird der Errichtung einer Schiffsunterfuchungs⸗ und Schiffsaichanſtalt an der bayriſchen Mainſtrecke näher getreten werden, wodurch einem wisderholt geäußerten Wunſche der betheiligten Kreiſe Rechnung getragen wird. Zu Roſebery's Friedensrede theilt der Londoner Correſpondent der N. Fr. Pr. ſeinem Blatte noch Folgendes mit: Ein hoher Beamter der politiſchen Ab⸗ theilung des Kolonialamtes ſagte mir im Laufe einer Unter⸗ redung über Roſebery's Ausführungen in Cheſterfield: Man irre ſehr, wenn man glaube, daß die Regierung auf den Vorſchlag Roſebery's, Friedensunterhandlungen mit Krüger anzu⸗ knüpfen, eingehen werde. Davon könne keine Rede ſein. Die engliſche Regierung wolle überhaupt mit Nieman dem unterhandeln. Die Buren haben keine Regierung, keime Unterhändler, keine Vertreter, deren diplomatiſchen Status die engliſche Regierung anerkennen könnte. Alles, was zur Be⸗ endigung der Feindſeligkeiten nothwendig, ſei, daß die Buren die Waffen niederlegen und ſich unterwerfen. Wenn dies ge⸗ ſchehen ſollte, würden ſie alle perſönlichen Freiheiten erhalten, die britiſche Unterthanen allenthalben genießen, und mit der Zeit die politiſchen Rechte der Bürger einer ſich ſelbſt verwaltenden Kolonie erlangen. Aber der unerläßliche erſte Schritt müſſe ſein, daß ſie den Widerſtand aufgeben und der britiſchen Krone den Lehnseid leiſten.— Das iſt Geiſt vom Geiſte Chamberlains. Muskietier Horn. Ein Soldatenroman von Arthur Zapp. (Nachdruck verboten) 19)(Fortſetzung.) Hauptmann Rommel gab das Zeichen zum Anfang. Die erſte Nummer des reichhaltigen Feſtprogramms der 3. Compagnie beſtand in einem Prolog in Verſen, den Sergeant Thielke, vor den Vorhang tretend, in Parade⸗Uniform mit Schwung und Feuer vortrug und der in ein Hoch auf den Kaiſer ausklang. Alle Anweſenden erhoben ſich, um begeiſtert einzuſtimmen. Nun ging der große Vorhang in die öhe, und ein allgemeines„Ah“ des Staunens und der Bewunderung entrang ſich aller Lippen. Inmitten eines aus Lorbeerbäumen, Pal⸗ men und Citronenbäumen gebildeten Haines erhob ſich eine, mit einem Lorbeekranz geſchmückte Büſte des Kaiſers, zu deren beiden Beiten je ein Musketier im Parade⸗Anzug mit präſentirtem Gewehr d. Hinter der Büſte erblickte man eine, auf einem Sockel thro⸗ gende, von einem der größten Leute der Compagnie dargeſtellte Ger⸗ mania, mit herabwallendem, weißem Gewand u. langer, blonder Per⸗ kücke. Den Kopf der lebenden Figur krönte ein Küraſſierhelm und in der Rechten hielt ſie ein gewaltiges, mit Silberpapier beklebtes Holzſchwert. Und nun ertönte vierſtimmiger Männergeſang, den die beſten Sänger der Compagnie, die in zwei Gruppen die Germania umſtanden, ausführten. Reicher Beifall belohnte das weihevolle, ſtimmungsvolle An⸗ fangsſtück, dem nach wenigen Minuten die zweite Programmnummer folgte. Die Bühne war inzwiſchen abgeräumt und ein Reck auf⸗ ſeſtellt worden. 12 Soldaten, die beſten Turner der Kompagnie, die ſehr nett in weiße Hemden und weiße Hoſen gekleidet waren, ellten ſich in zwei Gruppen auf. Die eine Grupep trug rothe, die andere blaue Schärpen um die Hüften. Und nun begannen die Produktionen. Die ſchwierigſten Turnübungen wurden mit einer 1 eien Accungtoſia Seee E Weteaegbc ertegten. Die Zuſchauer konnten kaum zum Aufathmen kommen, ſo ſchnell folgte eine Produktion der andern. Am meiſten zeichnete ſich natürlich der Schlangenmenſch Rühl aus, der im Verein mit Scharff die„Mühle“ darſtellte, ein halsbrecheriſches Kunſtſtück, das darin beſtand, daß der eine den andern, ſeine Beine durch die Arme des Andern ſteckend, feſthielt, und daß ſich beide, gleichſam einen Mühlenflügel darſtellend, raſend ſchnell um ſich ſelbſt drehten. Zum Schluß wurde die Doppelmühle von 4 Turnern zu gleicher Zeit an derſelben Reckſtange produzirt. Das überaus ſchwierige Kunſtſtück, das einen überaus hohen Grad von Geſchicklichkeit und Muth erforderte, wirkte ſenſationell und erregte ſtürmiſchen Beifall. Selbſt Hauptmann Rommel applaudirte lebhaft und rief laute Worte der Bewunderung zur Bühne hinauf. Nach der dritten Nummer— Lehmann, der Friſeur, trug im Gigerlkoſtüm humoriſtiſche Couplets vor, und Rühl, der Akrobat, führte einige Produktionen aus dem Circus vor— mußten die Turner noch einmal antreten und einige ihrer Glanzleiſtungen wie⸗ derholen, da inzwiſchen der Herr Oberſt eingetroffen war. Auch der geſtrenge Herr Commandeur war zur ſichtlichen Genugthuung des Compagnie⸗Chefs voll des Lobes über die von der 3. Compagnie exe⸗ cutirten Turnübungen. Eine Pauſe von 10 Minuten folgte; auf der Bühne wurden inzwiſchen große Vorbereitungen getroffen, und ein lautes„Ah“ der Bewunderung ertönte von Neuem im Zuhörerraum, als nun der große Vorhang abermals hinaufrauſchte. Eine 8 Meter große, aller⸗ dings nur aus bemalter Pappe hergeſtellte Orgel zeigte ſich den be⸗ wundernden Blicken. Und nun trat Musketier Scharff auf in einem Coſtüm, das ihn für ſeine Kameraden völlig unkenntlich machte. Er trug anſtatt des Rockes eine lange, bunte Weſte, dazu großcarirte Beinkleider; um den Hals hatte er ein ſchottiſches Tuch geſchlagen. Eine brandrothe Perrücke, eine Brille mit großen Gläſern und breiter Metalleinfaſſung ſowie die dick aufgetragene Schminke trugen dazu bei, ihn in ein groteskes, ſchwer zu durchſchauendes Inkognito zu hüllen. S, eben kber s l berübmte „Meine Herrſchaften,“ begann er mit einer verſtellten, ernden amerikaniſche Rieſendrehorgel. In allen größeren Skädken der Welt, in Newgork, Chicago, in London, Paris und Berlin hat dieſes un⸗ bergleichliche Inſtrument die größte Bewunderung hervorgerufen; ich werde mir nun erlauben, auch Ihnen meine Rieſendrehorgel vorzu⸗ führen. Paſſen Sie auf, meine Herrſchaften, ſo etwas haben Sie noch 111185 geſehen, ſo etwas iſt noch nie dageweſen! Hört, ſeht und ſtaunt!“ Rechts an der Rieſendrehorgel war ein Holzſchwengel angebracht, den Scharff nun, um die Orgel aufzuziehen, etwa 5 Minuten lang unter furchtbaren Verzerrungen ſeines Geſichts herumdrehte, oft von dem Gelächter und von Ausrufen der Ungeduld ſeitens der Zu⸗ ſchauer unterbrochen. Und nun begann das Wunderinſtrument zu funktioniren. Unter Begleitung eines Harmoniums, das unſichtbar hinter dem Rieſenpappwerk aufgeſtellt war, wurde ein altes Sol⸗ datenlied von 10 ebenfalls unſichtbar hinter der Drehorgel poſtirten Musketieren geſungen, derart, daß jeder einzelne immer nur eine Note ſang, während er zugleich ſeinen als Mohr, als Clown, als Koch mit weißer Mütze, als alte Tante, als Gigerl, als Hund oder Katze koſtümirten Kopf einen kurzen Moment über die Papporgel hinausſteckte, um eben ſo raſch wieder zu verſchwinden. Die originelle Produktion wirkte ſo überaus komiſch, daß das ganze Auditorium in ein helles Gelächter ausbrach. Dem Herrn Oberſten kollerten die hellen Thränen über das Geſicht, der dicke Herr Major legte ſich in ſeinen Stuhl zurück und lachte aus vollem Halſe. Der geſtrenge Compagnie⸗Chef pruftete hinter der vorgehaltenen Hand und ſah ſo heiter aus, als ob er noch nie im Leben ſeinen Musketieren eine ſtrenge Miene gezeigt hätte. Die Musketiere und ihre Bräute wieherten vor Lachen und klatſchten, als ſich zum Schluß der Vorhang über die amerikaniſche Rieſendrehorgel ſenkte, ſo raſend, daß Scharff noch einmal erſcheinen und, den ſtürmiſchen Zurufen nachgebend, die Produktion wiederholen mußte. Den Schluß der Feſtvorſtellung bildete die Aufführung eines patriotiſchen Einakters, in dem vier männliche Perſonen und eine weibliche auftrat. Während die erſteren von Weber, Kutſchbach, Leh⸗ mann und Weſtphal dargeſtellt wurden, hatte die Rolle der letzteren Paul Horn übernommen. Der junge Musketier ſab in dem Gaste 2. Sefte General⸗Anzeiger. Mannheim, 21. Dezember. Deutſches Beich. Karlsruhe, 20. Dez.(Die Einnahme der bad. Bahnen) betrugen im Monat November nach proviſoriſcher Feßtſtellung insgeſammt 5 634 730 Mark. Das iſt gegen die definitiven Einnahmen im gleichen Monat des vorigen Jahres 4086 017 Mark weniger. Von Januar bis mit November be⸗ zffern ſich die Einnahmen auf 67 715 380 Mark oder auf 55 670 Mark weniger als im gleichen Zeitraum des Vor⸗ jahres. *Berlin, 20. Dez.(Der Deutſche Fritz Lahr) aus Hobbach wurde im Auguſt von einer mit europäiſchen Feuer⸗ waffen verſehenen chineſiſchen Räuerbande über⸗ fallen und ermordet. Die Mörder waren unter dem Namen Aſſekuranzräuber bekannt. Man konnte ſich nämlich bei ihnen durch freiwillige Zahlungen gegen Räuberei verſichern. Fünf⸗ zehn Mitglieder der Bande, darunter zwei am Morde Lahrs un⸗ mittelbar Betheiligte, wurden zum Tode verurtheilt und hin⸗ gerichtet. Die Hinrichtungen fanden, wie die Nordd. Allg. Ztg. mittheilt, am 2. Oktober und 16. Oktober in Gegenwart eines Beamten der Kaiſerlichen Geſandtſchaft am Thatorte ſtatt. hineſiſche Truppen waren hierbei zugezogen. Viele hundert inwohner der Nachbarorte wohnten den Strafvollſtreckungen bei. Das Verbrechen hat damit ſeine gerechte Sühne gefunden. —(Poſtſtreit mit Spanien.) Die diplomatiſche Einwirkung iſt angerufen, um einen poſtaliſchen Zwiſt zwiſchen Deukſchland und Spanien beizulegen. Weil nämlich die ſpaniſche Nordbahngeſellſchaft ſich weigert, Briefſäcke mit ihrem Expreß⸗ zug zu befördern, erleiden die Briefſendungen zwiſchen Portugal und Deutſchland eine Verzögerung von 24 Stunden. Aus Stadt und TLand. Maunheim, 21. Dezember 1901. Hofbericht. Die Großh. Herrſchaften erwarten heute Samſtag Vormittag die Ankunft des Prinzen Wilhelm von Schweden, zweiten Sohnes der Kronprinzeſſin Viktoria. Der Prinz wird über Weihnachten in Schloß Baden verweilen und ſeinen Aufenthalt auf etwa acht Tage des nächſten Monats ausdehnen. Dankſchreiben der Großherzogin an das Centralkomitee des Frauenvereins. Zum Geburtsfeſt der Großherzogin hat das Centralkomitee Namens des geſammten Frauenvereins derſelben die herzlichſten Glückwünſche ausgeſprochen. Darauf iſt dem Central⸗ komitee, den„Blättern des Bad. Frauenvereins“ zufolge, das nach⸗ ſtehende Handſchreiben der hohen Protektorin zugegangen:„Ich habe Ihnen wiederum zu danken, zu danken nicht nur für den warmen, beredten Ausdruck Ihrer Aller mir ſo beſonders wohlthuenden Segenswünſche zu meinem Geburtstage, ſondern in ebenſo reichem Maße dafür, daß Sie mir die erfreuliche Gewpißheit jener feſten Ge⸗ meinſchaft gewähren, die uns in der Arbeit verbindet. Die Zunahme der Jahre bedeutet nach dieſer Richtung hin für mich eine Zunahme kreichſten Segens. Der Flucht der Zeit gegenüber dürfen wir ein Gegengewicht bieten durch die Ruhe und Beharrlichkeit einer immer mehr ſich ausreifenden Arbeit. Dies iſt eine tröſtliche und beglückende Erfahrung,. Ich verdanke ſie zunächſt der Beſtändigkeit und Feſtig⸗ keit, mit welcher die Centralleitung durch den Generalſekretär und die Vorſtandsmitglieder ihres Amtes waltet. Ich verdanke ſie der feſten Gliederung unſerer Zweigvereine, die bei aller Selbſtſtändig⸗ keit ſich der Erſtrebung unſerer gemeinſamen Ziele vertrauensvoll widmen. Gern wiederhole ich ſtets von Neuem, daß ich mir des hohen und ſeltenen Vorzugs wohl bewußt bin, den dieſe Thatſachen in ſich ſchließen. So möchte ich die in allgu reicher Weiſe mir ge⸗ ſpendete liebevolle Anerkennung immer bwieder auf diejenigen lenken, denen ich verdanke, inmitten unſeres geſegneten Landes Freuden zu erleben, die zu den köſtlichſten Erfahrungen gehören. Es richten ſich bei der diesfährigen Jahreswende aber alle meine Wünſche und Hoffnungen mehr wie je auf den Großherzog und die bevorſtehenden Tage, in denen das Land in allen ſeinen Kreiſen mit uns Gott für das fünfzigjährige Jubiläum ſeiner geſegneten Regierung danken wird. Laſſen Sie mich daher, mit dieſem Ausblick ſchließend, auch hierin eine feſte Zuſammengehörigkeit unſeres großen, immer zahl⸗ reicheren Vereins in Dankbarkeit bezeugen. Unſere Aufgaben bleiben dieſelben, möge die Arbeitsfreudigkeit die gleiche bleiben, möge vor Allem Gottes Segen uns wie bisher nie fehlen! Schloß Baden, den 5, Dezember 1901. geg. Luiſe, Großherzogin von Baden, Prin⸗ zeſſin von Preußen.“ Anſtellung von Aushilfsperſonal bei der Poſt. Bei dem Poſtamt 1 hier(an den Planken) wird während des Neujahrs⸗ blefverkehrs v. l. vom 30. Dezember bis einſchließlich 2. Januar männliches Aushilfsperſonal eingeſtellt. Leute, welche als Aushilfen eingeſtellt zu werden wünſchen, mülſſen ſich nachweisbar eines guten Rufes erfreuen, etwaige Anmeldungen werden bis zum 25. Dezember in Kanzleizimmer des Poſtamts während der üblichen Dienſtſtunden enlgegengenommen. Bei der Anmeldung ſind etwaige Zeugniſſe uſw. vorzulegen. *Der Zuſtand der Käferthaler Straße und des Langen Rötter⸗ weges. Von ſehr geſchätzter Seite wird uns geſchrieben: Es ſind in Jacob Haberkern, Vereinshaus, K 2, 10 ſtattfinden. Käferthalerſtraße geführt worden, aber alle dieſe Klagen haben bis heute nichts geholfen, dieſe Straße iſt vielmehr von Jahr zu Jahr ſchlechter geworden. Wir können nicht begreifen, daß ſich nicht ſchon längſt der Mannheimer Thierſchutzverein um die Sache angenommen hat, denn es iſt thatſächlich eine große Thierquälerei, wenn auf ſo ſchlechter Straße täglich ſchwere Laſten befördert werden. Wenn wieder Thauwetter eintritt, ſo wird es wieder ärgerliche Szenen geben. Viele Fuhrwerke, die von Käferthal kommen, und auch die Fuhrwerke der Brauereien meiden deshalb häufig die Käferthaler⸗ ſtraße und fahren über den langen Rötterweg, der ja im Frühjahr mit Hilfe einer Dampfwalze von einem Feldweg in eine Straße noth⸗ dürftig umgewandelt wurde. Dadurch wird aber dieſe enge Straße, die durch die Ueberführung über den neugebauten Kanal noch mehr eingeſchränkt worden iſt, derart überlaſtet, daß es ſchon bei Tage gefährlich iſt, als Fußgänger oder auf einem Fahrrad auf derſelben zu verkehren. Es liegen auch an dieſer Straße ſo viele Zimmerplätze, wo tagsüber Holz auf⸗ und abgeladen wird und oft längere Zeit, manchmal auch die ganze Nacht hindurch mit Baugerüſten aufgeladene Wagen ſtehen bleiben. Noch ſchlimmer iſt in letzter Zeit die Ueber⸗ laſtung der Straße geworden, da dieſelbe auch von dem Militär be⸗ nützt wird und bei Eintreten der Dunkelheit iſt das Gehen auf dieſer Straße infolge der ſchlechten Beleuchtung— es brennen auf der ganzen Straße nur 10 Laternen— geradezu lebensgefährlich. Für die Offiziere und ſonſtigen Militärperſonen der Kaſerne, die jeßzt oft Abends oder am frühen Morgen, wenn es noch dunkel iſt, von und zu der Kaferne gehen, beſtehen ganz ſchauerliche Zuſtände. Alle Wege, die zur Kaſerne führen, ſind fußhoch mit Koth bedeckt, theil⸗ weiſe ganz mangelhaft, theilweiſe gar nicht beleuchtet. So ſind gerade die alte Frankfurter Straße und die weiteren Nebenwege, die zur Kaſerne führen, vollkommen finſter. Es iſt wunderlich, daß hier noch nicht mehr paſſirt iſt. In anderen Städten werden bon der Stadtverwaltung, um überhaupt Militär zu bekommen, ganze Ka⸗ ſernen erſtellt und Zufuhrwege gebaut und vorzüglich unterhalten. Hier geſchieht in dieſer Beziehung gar nichts. Es iſt durchaus noth⸗ wendig, daß hier etwas geſchieht. Die Käferthalerſtraße muß beſſer beſchottert werden, auch die zu der Kaſerne führenden Wege beſſer unterhalten und beſſer beleuchtet werden. Wir hoffen, daß es nur dieſer Anregung bedarf, damit der Stadtrath die Direktion des ſtädtiſchen Gaswerkes ſowie das Tiefbauamt beauftragt, hier helfend einzugreifen. Es wird vielen Bewohnern der Kaſerne und der um⸗ liegenden Häuſer eine Freude bereitet werden, wenn die Arbeiten recht bald in Angriff genommen werden.(Die Ausführungen des Herrn Einſenders können wir nur vollinhaltlich unterſchreiben. Die Verbindung zwiſchen der Stadt und den Kaſernen zählt zu den wun⸗ deſten Punkten unſeres ganzen Straßennetzes. Der Lange Rötter⸗ weg iſt vollſtändig überlaſtet, der Verkehr auf ihm manchmal geradezu lebensgefährlich. Gewundert haben wir uns, daß die Militärbehörde bis jetzt offiziell noch keine Beſchwerden erhoben zu haben ſcheint. Red. d..⸗A.) * Anlegung der neuen Grundbücher. Mit dem 1. Januar k. J. ſind die Grundbücher in 1895 Gemarkungen angelegt und es finden in dieſen Gemarkungen daher die Vorſchriften des bürger⸗ lichen Geſetzbuches in vollem Umfang Anvendung. Das ganze Land umfaßt 2117 Gemarkungen mit 1867 944 Einwohnern. In 222 Ge⸗ markungen mit rund 161 000 Einwohnern iſt die Anlage des Grund⸗ buchs noch nicht beendigt. Dieſe 222 Gemarkungen gehören zu 170 Gemeinden und liegen in 21 Amtsbezirken. In 49 Amtsbezirken iſt alſo das neue Recht ſchon vollſtändig in Kraft getreten. Pateutliſte. Mitgetheilt durch das Patent⸗ und techniſche Bureau von Paul Müller, Civil⸗Ingenieur und Patent⸗Anwalt in Berlin NW., Luiſenſtr. 18. Vertreter: Joh. Biſchoff, Civil⸗ Ingenteur, Mannheim, M 3, 7.— Patent⸗Anmeldungen. II. 26 257. Reklametafel mit Vorrichtung zur Auskunftsertheilung. Mannheim. Gebrauchsmuſter⸗ Eintragungen. 165 001. Miſchmaſchine mit auf einer Säule verſchiebbar angeordnetem Rührwerk,„Drais“⸗FJFahrrad⸗ werke, G. m. b.., Waldhof b. Mannheim.— 164 986. Auto⸗ mobillampe mit Tropfſyſtem, bei welcher zwiſchen Entwickler und Brenner ein Gummibeutel eingeſchaltet iſt. Oberrheiniſche Metallwerke, G. m. b.., Mannheim.— 164 624. Einſchlag⸗ futter für Holzdrehbänke, beſtehend aus unterbrochenen, geſchärften Ringen am Futterkörper. Fa. Alex Geiger, Ludwigshaben g. Rh. — 164 662. Drahtſeil für Druckausübung, durch umwundene Spiral⸗ feder verſteift. Adolf Pfeiffer, Mannheim.— 164 620. Schuh⸗ werk mit knöpfbarem Spangenverſchluß und elaſtiſchen Spanntheilen. Ludwig Scherer, Pirmaſens.— 164 655. Schuhwerk mit zwiſchen Sohle und Oberleder paſpelartig eingenähtem Lederſtreifen. Kaiſer &Cie., Pirmaſens. Die Weihnachtsfeier der Sonntagsſchule, Traitteurſtraße 19 wird morgen Sonntag, 22. Dezhr., Nachmittags 2 Uhr im evang. Die Erbauungsſtunde, welche ſonſt um 3 Uhr abgehalten wird, fällt darum aus; aber es iſt Jeder⸗ mann zu oben angezeigter Weihnachtsfeier eingeladen. *Der Verein für Kinderpflege hält die Weihnachtsbeſcheerung füir ſeine Pfleglinge morgen Sonntag, den 29. Dez, Vormittags 11 Uhr in ſeinem Vereinshauſe, 11. Querſtraße Nr. 7 ab. * Beſcheerungsabend des Lehrlingshortes. Der Verein Lehrlingshort veranſtaltete vorgeſtern ſeinen Zöglingen im„Scheffel⸗ Eck“ eine recht hübſche Weihnachtsbeſcheerungsfeier. In einer Ecke des Feſtſaales prangte ein Chriſtbaum und daneben waren Packete mit allerlei nützlichen Gaben aufgeſtapelt. Selbſtverſtändlich fehlten auch die üblichen Leckerbiſſen nicht, denen ja ein ſehon mit Hobel und Hammer arheitender Gewerbeſchüler am Beſcheerungsabend ſo wenig In Sängerkreiſen herrſcht große Aufregung. erfreuliche Thatſache, abgeneigt iſt wie jüngere Gaumen. Chor⸗ und Sololieder ab mit hübſch vorgetragenen Gedichten. Mit ſichtlie nahme folgten die Jungen den Vorträgen der Soliſten matoren. Mit erhöhter Spannung lauſchten ſie den von H menden und zu Herzen dringenden väterlichen Worten eines ſtandsmitgliedes, des Herrn Profeſſors Behaghel, der ſie e die Liebe und Treue ihrer Eltern mit Liebe und Treue zu» ihren Wohlthätern gegenüber, zu denen durch ihren V auch die hieſige Stadtverwaltung gehöre, durch treue Pfl ſich dankbar zu erweiſen, ſich tüchtige, geachtete Handwer zum Muſter zu nehmen und feſtzuhalten am theuern Vat deutſcher Zucht und Sitte. In den Augen der Zöglinge laſen daß dieſe Worte in gutem Erdreich Aufnahme fanden. U Zuhörern ſahen wir auch einige Meiſter der Zöglinge. Möc alle Meiſter der in den Hort eingetretenen Lehrlinge das Unternehmen unterſtützen und dem Verein Lehrlingshort rech Mitglieder zuführen helfen! * iteber das Weihnachtsgeſchäft werden allüberall leb Klagen laut. Die wirthſchaftliche Depreſſion, die über ganz Deutf land lagert und natürlich auch unſere Stadt nicht verſchont, mach ihren unheilvollen Einfluß ſcharf geltend. Theuere und beſſere Sachen werden nur ſehr wenig gekauft, vielmehr wird bei den meiſten Einkäufen das Billigkeitsprinzip in den Vordergrund geſtellt.„Es darf nicht viel koſten, denn die Zeiten ſind zu ſchlecht“, das iſt das Leitmotiv des ganzen diesjährigen Weihnachtsgeſchäfts. * Der Jahresbericht der Mannheimer Liedertafel über das 61. Vereinsjahr(1. Oktober 1900 bis 30. September 1901) liegt vor id der uns. Das gewandt und flott geſchriebene, ſauber ausgeſtattete Werkchen entſtammt der Feder des um den Verein verdienten Schriftführers, Herrn Hauptlehrer Hechler. Es geſtattet einen zintereſſanten Einblick in die reiche und vielſeitige Thätigkeit der Liedertafel auf künſtleriſchem und geſelligem Gebiete. legt beredtes Zeugniß ab von der Liebe und Sorgfalt, mit welcher unter der Führung des Herrn Muſikdirektors Herm. Bieling der Der Bericht deutſche Männergeſang in der Liedertafel gepflegt wird. Einen breiten Raum nimmt in dem Jahresbericht das Referat über dig Theilnahme der Liedertafel an dem Kölner internationalen Geſangs⸗ wettſtreit ein. Mit großer Gewiſſenhaftigkeit ſind von dem Ver⸗ faſſer die wichtigſten Zeitungsſtimmen über dieſes Geſangsfeſt zu⸗ ſammengeſtellt worden, um den Mitgliedern des Vereins die Mög⸗ lichkeit zu bieten, ſich ein Urtheil über die Bedeutung des von det Liedertafel in Köln errungenen Sieges zu bilden. Neu und intereſ⸗ ſant iſt uns ein in dem Jahresbericht abgedrucktes Extrablatt dez „Aachener Volksfreundes“ vom 6. Auguſt, welches in den Morgen⸗ ſtunden des Tages nach dem Geſangswettſtreit in Aachen verbreitek wurde und in dem es heißt:„Wie bekannt wird, iſt es im Preis⸗ richterkollegium zu heftigen Auseinanderſetzungen gekommen und ſind die Preisrichter von den Belgiern und Holländern dupirt worden, Nach Anſicht unpar⸗ teiiſcher, muſikaliſch berufener Kritiker hätte die Liedertafel Mann⸗ heim den., die Orphea⸗Aachen den II., La Concorde⸗Verviers den III., Sängerbund⸗Krefeld den IV. und der Verein aus Haarlem den V. Preis erhalten müſſen.“ Wir entnehmen dem Bericht noch dis daß die Mitgliederzahl der Liedertafel in ſtetigem Wachſen begriffen iſt und ſich am 1. Oktober 1901 auf 703 belief. Möge der Bericht dazu beitragen, daß die Sympathien, welcht die Liedertafel ſeit Jahrzehnten in den weiteften Kreiſen der Mann⸗ heimer Bürgerſchaft genießt, immer tiefere Wurzeln ſchlage. * Ueber das Beſchmutzen der Häuſerfaſſaden durch Kinder wird neuerdings Klage geführt. Mit Vorliebe werden hellgeſtrichene Fronten mit farbigem Stift verſchmiert, ſodaß ſie ſchon kurz nach Es wärs ihrer Renovation wieder einen häßlichen Eindruck machen. zu empfehlen, daß in den Schulen Gelegenheit genommen wird, die 25 0 einer derartigen Be⸗ ſchmutzung der Häuſer hinzuweiſen. Auch dürfte es gut ſein, wenn die Schutzmannſchaft auf dieſe Unſitte ein wachſames Auge hat und die Kinder, welche ſie eventuell bei dem Beſchmutzen der Häuſer er⸗ tappt, ſcharf verwarnt. Es wird dann vielleicht gelingen, die Un⸗ ſitte wirkſam zu bekämpfen. „ Saalbau⸗Theater. Morgen Sonntag finden wiederum zwe⸗ Vorſtellungen ſtatt, davon eine Nachmittags 4 Uhr zu kleinen Preiſen, zu welcher jeder Beſucher das Recht hat, ein Kind frei einzuführen, Seit zwei Tagen hat das glänzende Programm noch eine Bereicher⸗ ung erfahren, indem ſich zwei junge Leute unter dem Namen Brothers Schraut von Mannheim lehemalige Mitglieder des hieſigen Turnpereins) als Handequilibriſten produziren. Die Leiſt⸗ ungen dieſer junger Künſtler zeigen viel Gewandtheit und Kraft, Einen Beſuch des Theaters können wir aufs Beſte empfehlen. * Maunheim bei Nacht. Am Abend des 24. November gingen zwei Frauen in Begleitung ihrer Ehemänner, welche einige Schrittt Bei dem Quadrat P1 kam ein Mann, der Schloſſer Friedrich Joſef Georg Zimmer⸗ mann von hier, auf die beiden Frauen zu, packte die eine mit der einen Hand am Halſe und mit der anderen machte er einen unſitt⸗ lichen Angriff. Die zur Hilfe herbeigeeilten Ehemänner wurden von dem Kollegen des Zimmermann, dem Cementeur Bernhard Schm itt voraus ſchritten vom Theater nach Hauſe. aus Ettlingen mit einem Stock geſchlagen. Vom Schöffengencht er⸗ hielten Zimmermann wegen Verbrechen des 8 188.⸗Str.⸗G.⸗B eine Gefängnißſtrafe von 4 Wochen, Schmitt kam mit 20 Mark Geldſtrafe ebentl. 5 Tage Gefängniß davon. Aus dem Krankenhaus ausgebrochen iſt am 19. Seß⸗ tember der Artiſt Peter Derſcht aus Mainz, der 2 Jahre Zucht⸗ Ihrem Blatte ſchon häufig Klagen über den ſchlechten Zuſtand der FPFPPPPPPPPPPPPPFwPwPbFPbPbPFPPbPbPbPbPPbPTPGTGGTGTGGPGGTPTGTVTVTPTPTVTT———————————— haus zu berbüzen hatte. Die Schuld trug die Fahrläſſigkeit des das Fräulein Eliſe geliefert hatte, und in der bon Lehmann kunſt⸗ voll frifirten Frauenperrücke einem jungen Mädchen von 18 Jahren ſo täuſchend ähnlich, daß manche von den Musketieren unten im Zu⸗ ſchauerraum, die ihren Kameraden nicht erkannten, verliebte Blicke nach der Bühne hinaufwarfen. Den lebhafteſten Eindruck aber machte die Erſcheinung des als Mädchen verkleideten Musketiers auf Leutnant Wittich's Onkel. Bei dem erſten Auftreten Horns machte Herr von Nöring eine unſofll⸗ kürlich auffahrende Bewegung, Leuknant Wittich blickte ſeinem Onkel erſtaunt und fragend in das erregte Geſicht. „Was haſt Du denn, Onkel?“ Aber der Rittergutsbeſitzer ſchien die Frage ſeines Neffen gar nicht gehürt zu haben. Seine Blicke hingen verzückt und wie ge⸗ bannt an der Erſcheinung des jungen Mädchens auf der Bühne; in ſeinen Mienen ſpiegelte ſich das tiefſte Intereſſe; ſeine ſchnellen Athemzüge bewieſen die ſtarke Erregung, von der der alte Herr offen⸗ bar beherrſcht wurde. Seine zuckenden Lippen flüſterten einen Mädchennamen. „Beate]“ vernahm das aufhorchende Ohr ſeines Nachbars deut⸗ Uch. Veutnant Wittich legte ſeine Hand ſanft auf den Arm des wie Bezauberten. „Was iſt Dir denn?“ raunte er ſeinem Onkel fragend zu. Der Gefragte, der jetzt endlich aus ſeinem traumartigen Zu⸗ 0 zu erwachen ſchien, ſtrich ſich mit der Hand über die Stirn, Dir Alles nachher.“ ſeufzte und murmelte vor ſich hin:„Die Todten ſtehen wieder auf!“ Und zu ſeinem Neffen gewandt, fügte er flüſternd hinzu:„Ich erkläre (Fortſetzung folgt.) Buites Feuilleton. — Die Brennſtoffe Deutſchlands und der übrigen Länder der Erde und die Kohlennoth. Profeſſor Ferdinand Fiſcher in Göttingen, pdieſſen wichtige technologiſche Arbeiten auch in weiteren Kreiſen be⸗ kannt ſind, hat unter obigem Titel eine Studie beröffentlicht(Braun⸗ ſchweig, Verlag von Vieweg u. Sohn), in welcher er eine gründliche Standpunkt aus gibt. Darſtellung aller einſchlägigen Verhältniſſe vom technologiſchen Der Kohlenmangel von 19090 iſt zwar vor⸗ Über, aber die Köhlennoth iſt erſt theilweiſe beſeitigt. Auf Grund einer kritiſchen Prüfung aller vorhandenen Ermittlungen und Schätz⸗ ungen kommt Profeſſor Fiſcher zu dem Ergebniß, daß die gewinn⸗ baren Kohlenvorräthe Deutſchlands rund 160,000 Millionen Tonnen betragen, während der geſammte gewinnbare Kohlenvorrath Groß⸗ britanniens rund 81,500 Millionen Tonnen beträgt. Die Stein⸗ kohlenvorräthe Oeſterreich⸗Ungarns, Frankreichs und Belgiens wer⸗ den für jeden dieſer Staaten auf höchſtens 17,000 Millionen Tonnen geſchätzt; Rußlands Kohlenſchätze ſind noch zu wenig bekannt, um genauere Schätzungen zu ermöglichen, doch beſitzt es zweifellos mäch⸗ tige Kohlenlager in dem weiten Gebiet vom Gouvernement Poltawa bis in das Land der Donſchen Koſaken. Nordamertikas Kohlenſchätze werden auf 684,000 Millionen Tonnen geſchätzt und die Kohlen⸗ vorxräthe Chinas veranſchlagt v. Richthofen auf mindeſtens 680,000 Millionen Tonnen Anthracit und ebenſo viel bituminöſe Kohlen. Japan hat mächtige Kohlenfelder auf Kiuſhiu und Borneo iſt reich an Kohlenlagern, ebenſo Neu⸗Südwales in Auſtralien, während aus Afrika bis jetzt wenig Kohlenlager bekannt ſind. Seit 1860 hat die Kohlenförderung in den hauptſächlich in Betracht kommenden Län⸗ dern Deutſchland, England und Nordamerika unaufhörlich und in gewaltig ſteigendem Maße zugenommen. Im letzten Jahre hatte die Förderung in Deutſchland einen Werth von über 1 Milltarde Mark. In Amerika nimmt die Kohlengewinnung mit Maſchinen raſch zu; ſie betrug 1891 rund 6,200,000 Tonnen, ſtieg bis 1896 auf 16,424,000 Tonnen, aber 1899 wurden beretts 43,968,000 Tonnen mit Maſchinen gefördert. Auch in Deutſchland können hoffentlich ſolche Maſchinen vortheilhaft verwandt werden. Deutſch⸗ land iſt zwar das kohlenreichſte Land Europas, da aber die Kohlen⸗ lager nicht wieder ergänzt werden, ſo müſſen ſie ſich früher oder ſpäter erſchöpfen, und es ſollte jetzt ſchon darauf geſehen werden, dieſe Unerſetzlichen Schätze an latenter Sonnenenergie möglichſt lange zu erhalten, da ohne ſie die heutige Kultur zu Grunde gehen muß. Vor allen Dingen, ſagt Profeſſor Fiſcher, iſt danach zu ſtreben, die Kohlen in den Feuerungen beſſer ausgunutzen, als dies bis jetzt geſchieht, daduürch tönnten viele Millionen Tonnen Kohlen und Hunderte Mil⸗ lionen Mark erſpart werden. Deutſchland iſt für vielleicht 1000 Jahre noch mit Steinkohlen verſehen, die Erſchöpfung der Kohlen⸗ lager wird dagegen in England viel früher eintreten. Auf Grund der neueſten und zuverläſſigſten Ermittelungen kommt Profeſſor Fiſcher zu dem Ergebniß, daß ſchon in etwa 80 Jahren, jedenfalls noch im gegenwärtigen Jahrhundert, die Kohlengewinnung Englands ſchon ganz erheblich nachlaſſen wird und damit auch die Induſtrie, ia die ganze britiſche Weltmachtſtellung. Auf Deutſchland wird dit Abnahme der engliſchen Kohlenausbeute zunächſt in dem Sine wirken, daß die engliſche Ausfuhr wegen Kohlenmangels eingeſchräuſt und an ihre Stelle ſchließlich Einfuhr von Kohlen treten muß. Daß dies eintteten wird, iſt gar keinem Zweifel unterworfen und ſollle uns um ſo mehr veranlaſſen, den unerſetzlichen Schatz unſerer Kohlen auf recht lange Zeit zu erhalten. — Mumpitz. Wer zwiſchen Berlin und Wien pendelt, weiß, daß Mumpitz ſoviel wie„Pflanz“ iſt, einfach„Pflanz“. Gleich⸗ wohl haben öſterreichiſche Richter in mehreren Inſtanzen den armen Mumpitz einer hochnothpeinlichen kriminellen Unterfuchung unter zogen, weil er mit der katholiſchen Kirche karambolirte. Und kürz ich war der oberſte Gerichtshof von Oeſterreich als Kaſſationshof mehrers Stunden lang mit Mumpitz beſchäftigt. Man ſchleppte Lexika herbei, die wenig Auskunft gaben. Man hat ſogar drei verſchiedene Mum⸗ pitz entdeckt, den berliniſchen, den ſächſiſchen und den nordböhmiſchen von Leitmeritz. Nach vergeblichen Anſtrengungen wurde der Mumpiß, ber in Leitmeritz zu acht Tagen ſtrengen Arreſtes berurtheilt worden war, vom Kaſſationshof„wegen Bedenken gegen die Richtigkeit des Urtheils“ an die erſte Inſtanz zurückgewieſen, doch vor andere Richter, die nochmals die zweifelhafte Erklärung des Wortes Mumbitz prüfen ſollen. Auch dieſer Sündenfall begann mit dem Weibe. Der Töpfer⸗ meiſter Wieſe wollte ſeine Kuſine heirathen, mußte aber ſehr lange auf den erforderlichen Kirchendispens warten. Da ſagte ein anderer Töpfer Rudolf Kindler im Wirthshauſe:„Nu hären Se, in der katho⸗ liſchen Kirche gibts Sie ooch Mumpitz. Er war nämlich aus Sachſen. Ein anderer, ultramontaner Gaſt ſah durch den„Mumpitz“ den Felſen Petri bedroht, ging hin und zeigte den Töpfer wegen Rell⸗ — —„ e —22 c ere p D e — r e ene e. ſten das 61¹ bor tete ſten inen der richt ſcher der inen die 188⸗ Ber⸗ zu⸗ dög⸗ Mafnbeim, 21. Dezember. ienerar Anerer⸗ * 3. DSelte, Pärters Franz Kaver Koch aus Baſel, der die Thür nicht verſchloſſen atte. Vom Schöffengericht erhielt Koch hiefür geſtern 5 Tage Ge⸗ fängniß. Schreiner Johann Mack aus Berwangen, der ſ. Zt. ſeinen kranken Bruder im Allgem. Krankenhauſe beſucht hatte, war beſchul⸗ digt, dem Derſch dadurch Beihilfe zur Flucht geleiſtet zu haben, daß et demfelben einen Kittel gegeben haben ſoll. Letzteres wurde nicht knaochgewieſen. Das Urtheil lautet auf Freiſprechung. Aus der Steppenzeit. Aus Mainz ſchreibt man: Vor einiger Zeit erhielt das naturhiſtoriſche Muſeum den Schädel eines ſibiriſchen Steppenmurmelthieres zum Geſchenk, das in unſerem Nachbarorte Weiſenau, tief in der Erde in Löß gebettet gefunden worden war. Um nun zu vergleichen, ob dieſer Fund als Zeuge einer früheren Steppenzeit, mit den heute noch in Sibirien lebenden Thieren derſelben Art identiſch iſt, hatte das Muſeum von dem bologiſchen Garten in Frankfurt, den Kadaver eines wirklich von Sibirien ſtammenden Steppenmurmelthieres(Bobak) erworben. Das Skelett dieſes Thieres ergab nun die intereſſante Thatſache, daß es mmt dem viele tauſend Jahre alten Funde in Weiſenau faſt völlig übereinſtimmt. * Muthmaßzliches Wetter am Sonntag, den 22. Dezbr. Der angekündigte neue Hochdruck aus dem atlantiſchen Ozean iſt mit borerſt 7600 mm nunmehr an der Weſtküſte Irlands eingetroffen. Hie⸗ durch wurde der Lufwirbel über der Nordſee fündoſtwärts gedrängt, ſo daß über der öſtlichen Hälfte von Frankreich, dem ganzen Deutſchen Reich mit Ausnahme von Oſtpreußen, der Schweiz und Deutſch⸗ Oeſterreich nunmehr ein Luftwirbel von 750 mm und darunter liegt mit dem Minimum über dem rechtsrheiniſchen Bayern; doch iſt auch bei uns das Barometer in fortgeſetztem Steigen begriffen. Ueber dem inneren und nordweſtlichen Rußland, ferner über Nordſkandinavien liegt ein Hochdruck von 765 mm. Für Sonntag und Montag iſt dem⸗ gemäß größtentheils bewölktes, aber nur zu vereinzelten Schnee⸗ fällen geneigtes Wetter in Ausſicht zu nehmen. Witterungsbeobachtung der meteorologiſchen Station Mannheim. ** 382 8 SES 28 — 2——— 8 8 Datum Zeit 88 8 5 8 288 8 8 85 Nun 8 9 „ S 228 8 mm S 5— 20, Dez. Morg. 750738,3 0,0 ſtill 20.„ Mittg. 25d741,6 +1.8 ſtill 20.„ Abds. 95/743,4 1,.6 ſtill 21.„ Morg. 70742 9 40,1 ſtill Höchſte Temperatur den 20 Dez. + 2,0 Tiefſte 85 vom 20.½ 1. Dez. + 0,0 Polizeibericht vom 20. Dezember. 1. Im Schaufenſter des Ladenlokals J 1. 7 entſtand geſtern Abend 5 Uhr beim Auſtecken der Gaslichter ein Brand, welcher aber von dem Ladenperſonal alsbald wieder gelöſcht werden konnte. Es ent⸗ ſtand dadurch ein Auflauf von über 50 Perſonen. 2. Am letzten Sonntag explodirte in einer Backſtube in Käfer⸗ thal eine Petroleumlampe, deren Inhalt ſich alsdann über den Bäcker⸗ burſchen Karl Bauer ergoß, welcher dadurch Feuer fing und am Kopfe, Bruſt und beiden Armen erhebliche Brandwunden erlitt. Der⸗ ſelbe wurde in das Krankenhaus zu Käferthal aufgenommen. 3. Am Stellwerk 2 im Bahnhof Waldhof wurde geſtern Abend 5½ Uhr der Bahnarbeiter Wilhelm Heß von Großrohrheim beim Ueberſchreiten der Geleiſe von der Lokomotive eines Arbeiterzuges er⸗ faßt und auf die Seite geſchleudert, ſodaß er einen Bruch des linken Oberſchenkels davontrug. Nach Anlegung eines Nothverbandes wurde derſelbe in das allg. Krankenhaus hierher verbracht. 4. Von noch unbekannten Thätern wurden dahier entwendet: a) in der Nacht vom 19./20. d. Mts. im Hauſe K 3, 5 hier mittelſt Einbruchs 2 ſchwarze Zeißfeldſtecher, 1 ſchwarzer Voigtländerfeld⸗ ſtecher, 26 goldene 14karätige Zwicker ohne Gläſer, etwa 100 Gramm altes Gold, beſtehend in Brillen⸗ und Zwickertheilen, etwa 50 Gr. Platin, ein Paar runde Double⸗Manſchettenknöpfe, 8 Theateropern⸗ gläſer von Perlmutter, 8 Lorgnetten, theils von Perlmutter, theils von Schildpatt, 1 Pincette von Meſſing, 1 Glaſerdiamant, etwa 20 Mark baares Geld, 6 Taſchenmeſſer mit Hornheften und Ver⸗ ſchiedenes; b) in der Nacht vom 16./17. d. Mts. im Hauſe Meerfeld⸗ ſtraße 44 acht Hühner; c) in der Nacht vom 17./18. d. Mts. im Hauſe Riedfeldſtraße 13 ein grün angeſtrichener Kinderſportswagen; d) am 19. d. Mts. auf dem Speiſemarkt ein braunes Portemounaie mit 20 M. 61 Pfg. Inhalt. 5. Verhaftet wurden 10 Perſonen wegen verſchiedener ſtrafbarer Handlungen. Aus dem Großherzogthum. B. OC. Karlsruhe, 20. Dez. Prof. Dr. Tröltſch, o. Prof. der Volkswirthſchaftslehre an der Techniſchen Hochſchule dahier, erhielt einen ehrenvollen Ruf an die Univerſität Marburg. B. C. Säckingen, 20. Dez. Der Streik in der Buchdruckerei des„Säck. Volksblatt“ iſt bereits wieder beendigt. Die Arbeiter haben ihre Beſchäftigung wieder aufgenommen, ohne ihre Forder⸗ ungen durchgeſetzt zu haben. .C. Todtnau, 20. Dezbr. In Bernau brannte ein großes Bauernhaus nieder. Die Urſache des Brandes iſt darauf zurückzu⸗ führen, daß ein Mann mit brennender Cigarre in einem Schuppen ſich zu ſchaffen machte. Pfalz, Heſſen und Umgebung. L1 Frankeuthal, 20. Dez. Wegen ſchweren Sittlichkeitsver⸗ gehen, begangen an kleinen Mädchen im Alter von—7 Jahren, wurde heute Nachmittag der aus Aachen ſtammende, 41 Jahre alte frühere Stadtbauamtsaſſiſtent, jetzige Baumeiſter Anton Haas von hier verhaftet. Haas iſt verheirathet und Vater von vier Kindern. * Darmſtadt, 20. Dez. In der geſtrigen Stadtverordneten⸗ Verſammlung ſtand der Vertragsentwurf mit der Süddeutſchen Eiſenbahn⸗Geſellſchaft über den Bau von Vorortbahnen zur Be⸗ rathung. Nach dem Entwurf geht das Anrecht der genannten Geſell⸗ ſchaft auf Grund und Boden innerhalb der Stadt in den alleinigen Beſitz der Sadt über, währed der Grundbeſitz der Vorortbahnen ge⸗ meinſchaftlicher Beſitz wird. Die Darmſtädter Stadtverwaltung hat freie Hand, andere Bahnſtrecken zu bauen, ſoweit ſie innerhalb ihrer Gemarkung an die vorhandenen Strecken anſchließen. Die Geſell⸗ ſchaft jedoch hat kein Recht, auf eigene Rechnung anſchließende Vor⸗ ortbahnen zu bauen. Der Vertrag wurde ſchließlich mit allen gegen eine Stimme angenommen. Die Stadtverordneten genehmigten ein⸗ ſtimmig die Aufnahme eines Anlehens von 6 Millionen Mark zur Ausführung einer Anzahl von Bauten, darunter auch der Erbauung von Kleinwohnungen, Erweiterung des Elektrizitätswerkes, des Schlachthofes der Gasanſtalt u. ſ. w. Dieſes Anlehen ſoll zu 3½ pEt. verzinslich und vom Rechnungsjahr 1907 ab mit 1 Prozent und der Zinserſparniß zu tilgen ſein. Zu Angeboten wegen Uebernahme deſſelben ſoll durch öffentliche Bekanntmachung aufgefordert werden. Daneben ſoll an diejenigen Bankinſtitute und Bankfirmen, die bisher Intereſſe an den hieſigen ſtädtiſchen Anlehen bewieſen haben, beſon⸗ dere Einladung ergehen. Gerichtszeitung. *Mannheim, 20. Deg.((Strafkammer III.) Vorf.: Herr Landgerichtsdirektor Wengler. Vertr. der Großh. Staats⸗ behörde: Herr Staatsanwalt Morath. 1. Der 20 Jahre alte Ziegelarbeiter Mathias Bal duf aus Altlußheim nahm aus dem Portemonnaie des Cigarrenmachers Jakob Kraus, das dieſer verloren hatte, ein Zweimarkſtück weg und ent⸗ führte aus einem Stall einen Haſen, den er ſich im„Stern“ zu⸗ bereiten ließ und aß. Als ein Gendarm den„Schlemntbr“ abführte, leiſtete er Widerſtand. Mit Einſchluß einer ſchon früher erhaltenen Gefängnißſtrafe von 3 Monaten wird Balduf zu einer Geſammt⸗ ſtrafe von 1 Jahr 4 Monaten verurtheilt. 2. Auf dem Heimweg von einer Hochzeit kehrte am Abend des 20. Oktober d. J. der Bahnarbeiter Konrad Kel ler in der Wirth⸗ ſchaft„zur Roſe“ in Reilingen ein, die aus Anlaß der am gleichen Tage ſtattgehabten Grundſteinlegung der katholiſchen Kirche ſtark beſetzt war. Keller neckte ſich mit dem Wagner Franz Krämer herum. Krämer warnte ihn, ihn gehen zu laſſen und als Keller ſich nicht daran ſtörte, ſchlug er ihm aufs Ohr und warf ihn an eine Wand. Nun ſuchte Keller ſeine Zuflucht bei den im andern Zimmer ſitzenden Polizeidienern Peter Lehr und Johann Keuſch, die er auf⸗ forderte, die Sache anzuzeigen. Die Polizeidiener hatten aber gar keine Luſt, ihm ſeinen Willen zu thun. Erzürnt darüber, ſchrie Keller: „Na ich werd' Euch ſchon Beine machen!“ Nunmehr nahm ihn Poli⸗ zeidiener Keuſch feft und führte ihn ab. Unterwegs legte ſich der Be⸗ trunkene einige Male auf den Boden. Als das wieder geſchah, zog Polizeidiener Lehr, der nachgefolgt war, ſeinen Säbel und ſtippte mit der Spitze dem Widerſpenſtigen zweimal in den linken Ober⸗ ſchenkel. Dieſes draſtiſche Mittel half. Außerdem ſoll Lehr, wie Keller behauptet, ihn ſchon in der Einfahrt der„Roſe“ und ſpäter im Arreſtlokal durch Würgen und Fauſtſchläge in's Geſicht ſchwer traktirt haben. Nach einer Stunde wurde Keller wieder freigelaſſen. Als er im Hauſe ſeines Schwagers, des Eigarrenmachers Georg Sturm II, der ihn reklamirt hatte, erzählte, wie ihm Polizeidiener Lehr mit⸗ geſpielt habe und damit ſchloß, daß ſein erſter Gang am nächſten Morgen zum Staatsanwalt nach Mannheim ſein werde, drang Polizeidiener Keuſch, der im Vorbeigehen gehört hatte, was Keller ſagte, in's Haus und erklärte Keller„im Namen des Geſetzes“ aber⸗ mals verhaftet. Keller wurde wiederum aufs Rathhaus geführt, auf Intervention des Gemeinderaths Läuſer aber nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuß geſetzt. Heute ſtanden die beiden Polizeidiener vor der Strafkammer, Lehr wegen Körperverletzung im Amte, Keuſch wegen unbefugter Vornahme einer Verhaftung. Lehr, der Alles ab⸗ leugnete, wurde zu 6 Wochen Gefängniß verurtheilt, Keuſch, der ſich dahin vertheidigte, er habe weitere Ruheſtörungen Kellers ver⸗ hüten wollen, freigeſprochen, aber ernſtlich vermahnt, in Zukunft größere Vorſicht anzuwenden, namentlich wenn es ſich um die per⸗ ſönliche Freiheit handle. Verth.:.⸗A. Dr. Selb. 3. Einem 13jährigen Jungen, der dem Verbot zuwider im Rayon des Bahnhofs in Weinheim Kohlen las, verſetzte der Bahnhofver⸗ walter Aug. Walliſer eine Ohrfeige. Der vorbeigehende Schloſſer Guſtav Bloch, der den Vorgang mitangefehen, brachte die Sache zur Anzeige. Urtheil: 3 M. Geldſtrafe. 4. Wegen Verletzung der Wehrpflicht wurde gegen Philipp Schweitzer, Friedrich Bopp, Georg Morſchhauſer und Emil Platz von Schwetzingen die übliche Geldſtrafe von je 160 M. oder 32 Tage Gefängniß ausgeſprochen. 5. Die Berufung des 33 Jahre alten Fabrikarbeiters Michael Menz aus Heddesheim gegen ein Urtheil des Schöffengerichts Weinheim, das wegen Körperverletzung auf 25 M. Geldſtrafe lautete, wird als unbegründet verworfen. Theater, Nunſt ind Wiſſenſehaft. „Modernes Theater“ im Apollotheater. Samſtag Abend findet eine Wiederholung von„Die ſchöne Cleo“ ſtatt. Sonntag, 22., Nachmittags 3 Uhr wird als Kindervorſtellung„Aſchen⸗ brödel oder der gläſerne Pantoffel“ mit Frl. Käthe Künaw als„Aſchenbrödel“ gegeben. Der Sonntag Abend bringt uns „Die ſchöne Cleo“.— Montag bleibt die Bühne geſchloſſen. Dienſtag Nachmittag 3 Uhr wird als Schülervorſtellung„Wilhelm Tell“ gegeben. Die Eintrittspreiſe ſowohl für die Kinder⸗ wie Schülervorſtellung ſind für Logen und Balcon auf 60 Pfg., für alle übrigen Plätze auf 30 Pfg. feſtgeſetzt. Das Sanatorium Wehrawald. In der„Naturforſchenden Geſellſchaft“ zu Freiburg hielt kürzlich Herr Prof. Dr. Treupel einen höchſt lehrreichen und anregenden Vortrag über das Sanatorium Wehrawald. Der Vor⸗ tragende ging von einer Angabe aus, welche vor einiger Zeit die Tagesblätter brachten, wonach es in Deutſchland eine Million Lungen⸗Schwindſüchtige geben ſoll, und ſprach ſich dahin aus, daß er nach ſeinen Erfahrungen dieſe ſchon ſo beunruhigende Zahl für noch viel zu niedrig halten müſſe. Auf die erſten Nachrichten von der Heilbarkeit der Tuberkuloſe durch das Kochſche Verfahren ſtrömten die Schwindſüchtigen ſchaarenweiſe in die Krankenhäuſer. Ihre Hoffnungen konnten indeß nicht erfüllt werden. Selbſt bei dem neuen Kochſchen Mittel, deſſen Wirkſamkeit für manche Fälle nach⸗ gewieſen iſt, bleibt die Nothwendigkeit einer nebenher gehenden ge⸗ eigneten Behandlung beſtehen. Dieſe Behandlung iſt viel älter als die Heilungsverſuche mit ſpezifiſchen Mitteln. Sie geht darauf aus, vor Allem den allgemeinen Kräftezuſtand des Kranken zu heben, und ihre wichtigſten Faktoren für Freiluft⸗ und Liegekur und eine ſogenannte Ueberernährung. Dieſe Methode wurde vorwiegend von Brehmer begründet, von Dettweiler und Anderen ausgebaut. Im Mittel⸗ und Hochgebirge befinden ſich bereits an vielen Stellen An⸗ ſtalten, die nach ihren Grundſätzen geleitet werden. Eine der neueſten von ihnen iſt Wehrawald bei Todtmoos, im ſüdlichen badiſchen Schwarzwald, 861 Meter über dem Meer. 1 Der Vortragende bemerkte, es ſei nicht ſeine Abſicht, für dieſes Sanatorium Stimmung zu machen. Die Anſtalt ſei noch ganz jung, und man müſſe abwarten, wie ſie ſich bewähre. Aber vom Stand⸗ punkt des Wohnungshygienikers aus machte Herr Prof. Treupel auf die Anlage im Ganzen wie in ihren einzelnen Einrichtungen aufmerk⸗ ſam und erklärte, es ſei hier in muſtergiltiger Herſtellung einer Heil⸗ anſtalt durch das Zuſammenwirken des Baumeiſters, des Technikers, des Decorateurs das Menſchenmöglichſte thatſächlich geleiſtet worden. Beſonderes Verdienſt um das Zuſtandekommen erwarben ſich die Herren Hofrath Dr. Turban⸗Davos und Otto Hüglin⸗Freiburg. Der Vortrag wurde durch gut gelungene Lichtbilder unterſtützt, welche zunächſt die prachtvolle Lage des Sanatoriums zeigten. Es liegt über dem Wehrathal, ganz vereinzelt, über der Nebelzone, nach Norden und Weſten durch Höhenzüge und Wald vollkommen geſchützt auf einem nach Süden vorſpringenden Baſaltfelſen und genießt ſomit die für eine Lungenheilanſtalt ſo überaus wichtige andauernde Be⸗ ſonnung. Die Gebäude machen einzeln und in ihrer Geſammtheit einen impoſanten Eindruck. In Bezug auf die Geſammtanlage iſt, wie dies die zur Einſicht vorgelegten Grundriſſe erkennen laſſen, hervorzuheben, daß nur der für die Aufnahme der Kranken beſtimmte Mittelbau mehrere Stockwerke hat, während die ſich nach rückwärts daran anſchließenden Seitenflügel— Arzt⸗ und Wirthſchaftsbau einſtöckig ſind. Auf dieſe Weiſe iſt einmal der freie Zutritt der Die Geſundung bewirkenden Waldluft zu den Krankenzimmern ermöglicht und zugleich die völlige Abſonderung der Kranken von dem wirth⸗ ſchaftlichen Betrieb erzielt. 5 Weiterhin wurde die Eintheilung der inneren Räume und die ganze Einrichtung eingehend beſprochen und wieder in zahlreſchen Lichtbildern vorgeführt. Außer in den Lichtbildern waxen die meiſten Gegenſtände auch noch in Modellen zu ſehen, und es wurde an ihnen im Lauf des Vortrages mancherlei veranſchaulicht an Möbeln und blankem Küchengeräth, an Muſtern von Linoleum als Fußboden⸗ belag und von waſchbaren Salubratapeten, an Plänen und Riſſen der Gebäude. Es war auch ein Fenſter ausgeſtellt mit einer neuen Vorrichtung zum Verſtellen. Das Fenſter und ebenſo das Vor⸗ und Sberfenſter kann mittelſt ſinmeicher Vorrichtungen in jeder Weiſe geöffnet und feſtgeſtellt werden. Dadurch wird eine aufs Pein⸗ lichſte zu regelnde Lüftung erreicht. Bei dieſem Fenſter und anderen Gegenſtänden und Einricht⸗ ungen bemerkte der Vortragende wiederholt, daß ſie nicht nur für Krankenhäuſer und Sanatorien, ſondern auch für größere Gaſthöfe, ja zum Theil auch für Privathäuſer vorbildlich zu werden verdienten. So vor Allem der hier überall ausnahmslos durchgeführte Grundſatz, daß es nirgends ſcharf vorſpringende Ecken oder Kanten, nirgends Rillen gibt an Decke, Wänden, Thüren, Fenſtern und Möbeln, ſon⸗ dern nur abgerundete Anſätze und Uebergänge, ſodaß Alles bequem abgewiſcht und abgewaſchen und leicht desinficirt werden kann. Nir⸗ gends kann Staub und Schmutz ſich unbeachtet anſammeln. Die Heizkörper der Centralheizung, ſogen. Raditoren, ſind 3. B. ſo hoch über dem Boden, daß dazwiſchen und darunter der Staub mit Leich⸗ tigkeit entfernt werden kann. Die Gabeln ſind breit und dreizinkig und deßhalb leicht zu reinigen. Von den Seſſeln können alle Polſter leicht abgenommen werden, und es bleibt nur ein glattes Holggerüſt nach. Aber auch die Polſter ſind für eine bequeme und gründliche Desinfektion geeignet. Um auf den Gemüthszuſtand der meiſt zur gionsbeleidigung an. Das Kreisgericht Leitmeritz entſchied, daß in Sachſen Mumpitz etwas„Dummes, Unſinniges“ bedeute, daher acht Tage ſtrengen Arreſt für den unvorſichtigen Töpfer recht und billig ſeien. Vor dem Kaſſationshof aber machte der Vertheidiger geltend, daß der gebürtige Sachſe ſtets in Deutſchböhmen gelebt habe, wo Mumpitz nichts anderes als etwas„Ueberflüſſiges, Nicht⸗Zweckent⸗ ſprechendes, Weitläufiges“ beſagen wolle. Jedenfalls fehle ihm der Dolus. Der oberſte Gerichtshof entſchied wie Nathan der Weiſe: Er läßt andere Richter urtheilen. Berliner, Sachſen, Daitſchböhmen herbei! Es ſtrebe von euch jeder um die Wette, den wahren Sinn des Mumpitz an den Tag zu legen. — Eine myſteriöſe Geſchichte ereignete ſich dieſer Tage in einem Libauer Hotel. Dort ſtieg ein alter eleganter Herr mit den Manieren eines Edelmannes ab; er wurde mit großer Herzlichkeit aufgenommen und in ſein Zimmer geführt. Der empfangenen Weiſung gemäß brachte ihm der Oberkellner Morgens um 8 Uhr den Kaffee ins Zimmer, prallte aber voll Entſetzen zurück, da er im Bette ſigtt des alten Herrn einen blonden Jüngling gewahrte. Der zu Tode erſchrockene Ganymed verließ fluchtartig das Zimmer, um den Beſitzer des Hotels zu rufen; aber als dieſer erſchien, fand er keinen blonden Jüngling, ſondern den alten Herrn vor. Er erklärte dem⸗ zufolge den Oberkellner für verrückt, und dieſer war ſelbſt nahe daran, es zu glauben. Einige Stunden ſpäter kam ein Dienſtmann und fragte nach Herrn von N. Der Oberkellner führte ihn zu dem Zim⸗ mer des alten Herrn und klopfte an; die Thür öffnete ſich, und heraus trat eine elegant gekleidete Dame⸗ Haare zu Berge, denn er glaubte, es mit dem leibhaftigen Teufel zu thun zu haben. Später klärte ſich die geheimnißvolle Geſchichte auf: der Verwandlungskünſtler Fred Edlawi hatte ſich einen kleinen Scherz erlaubt, um den Oberkellner außer Rand und Band zu bringen.— Iſt der Trie auch nicht ganz neu, ſo ſcheint er doch trefflich gelungen zu ſein. Auch an einen anderen ähnlichen Fall ſei hier kurz erinnert. Ein berühmter Künſtler des„Odson“ in Paris wollte mit einem kleinen Omnibus nach Asnisres, dem bekannten Vorort der Seine⸗Metrapale fabren. Dieſe Fabraeuge ſetzen ſich mur Dem Oberkellner ſtanden alle in Bewegung, wenn alle vier Plätze eingenommen ſind. Da dies nicht der Fall war, ſtieg der Mime dreimal, ohne daß der Kutſcher es merkte, wieder aus, änderte ein wenig Toilette, Haltung und Miene und machte den Mann auf dem Bock glauben, er habe nun ſeine Paſſagiere vollzählig. In Asnisres gab es zunächſt ein ver⸗ wundertes Geſicht, das des getäuſchten Roſſelenkers, der abſolut nicht begreifen konnte, wo drei ſeiner Gäſte geblieben waren. Ein metal⸗ liſcher Händedruck des Mimen leitete aber dann die ſcherzhafte An⸗ gelegenheit zu einem allſeitig befriedigenden Finale. — Aus den Anfängen der deutſchen Realſchulen erzählt Emil Reicke in ſeinem ſoeben erſchienenen Buche„Lehrer und Unterrichts⸗ weſen in der deutſchen Vergangenheit“(Diederichs, Leipzig) einige intereſſante Züge: Bei der Abgewandtheit des altklaſſiſchen Unter⸗ richts von dem realen Leben konnte es nicht fehlen, daß frühzeitig ſchon für diejenigen Schüler, die dereinſt einen praktiſchen Beruf er⸗ greifen ſollten, lateinloſe Schulen oder doch wenigſtens ſolche, in denen das Hauptgewicht auf den Realien läge, verlangt wurden. Dahingehende Vorſchläge und Verſuche wurden wohl ſchon im 17. Jahrhundert gemacht von Comenius, Francke u. a. Als erſte eigent⸗ liche Realſchule aber gilt die 1747 von Johann Julius Hecker, einem ehemaligen Lehrer an den Francke'ſchen Anſtalten, in Berlin ge⸗ gründete„ökonomiſch⸗mathematiſche“ Realſchule. Die Unterrichts⸗ fächer an dieſer Schule waren ungeheuer mannigfaltig. Denn man verkannte ihre Aufgabe, eine allgemeine, nur eben mehr praktiſche Vorbildung für's Leben zu geben, in überſprudelndem Reformeifer ſo ſehr, daß man ſich mit Gegenſtänden abgab, die in eine ſpezielle Fachſchule etwa für Artilleriſten, Oekonomen, Architekten u. ſ. w. hineingehörten.„Seit Weihnachten haben wir den Lederhandel an⸗ gefangen,“ äußerte ſich ganz naiv ein ſonſt wackerer Lehrer. Dabei verſuchte er ſeinen Schülern den Unterſchied von mehr als 90 Leder⸗ arten klar zu machen. Von dergleichen Uebertreibungen iſt man ja ſpäter wieder abgekommen. Gründungen von Realſchulen erfolgten im 18. Jahrhundert noch ſehr langſam⸗ — Seligſprechung einer Herzogin. Seit einer Reihe von Jahren iſt der Seligſprechungsprozeß der Erzherzogin Magdalena von Sueſterreich. Her- Aleiir derε ν εενν˖ẽhan Anigl. niHi Hall, im Zuge. Am Biſchofsſitze in der Diöceſe Brixen wurde am 11. Dezember der Beatifications⸗Prozeß unter günſtigen Auſpicien in erſter Inſtanz zum Abſchluſſe gebracht, und die Prozeßakten werden jetzt nach Rom geleitet. Mit dem Beginne des römiſchen Prozeſſes erfolgt gleichzeitig die Venerabilitäts⸗Erklärung der Erzherzogin. Magdalena, Erzherzogin von Oeſterreich, wurde am 14. Auguſt—³2 geboren und iſt am 10. Dezember 1590 geſtorben. Sie war eine Tochter Ferdinands I. deutſchen Kaiſers, und Annas, Tochter Wla⸗ dislaws IV., Königs von Ungarn und Böhmen. Sie gründete das adelige Damenſtift zu Hall in Tirol, welches 1567 erbaut wurde, und ſtand dem Stifte 22 Jahre hindurch als Leiterin vor. Erzherzogin Magdalena galt als Muſter wahrer Frömmigkeit und ſtarb im Alter von 58 Jahren im Rufe der Heiligkeit. Der Sarg der Erz⸗ herzogin wurde in der Gruft der Allerheiligen⸗Kirche übertragen.— Das klerikale Wiener Vaterland bezeichnet die Seligſprechungs⸗ aktion für die Glaubensheldin Erzherzogin Magdalena als eine That, die in den gegenwärtigen Wirren des öſterreichiſchen Vater⸗ landes als von zeitgemäßer und providentieller Bedeutung genannt werden kann. — Die Frauen von Hinsdale. Hinsdale iſt eine Vorſtadt von Chicago, in der die Frauen der Geſchäftsleute, die jeden Morgen zur Großſtadt fahren, ſich augenſcheinlich langweilen. Im vorigen Winter planten ſie von Hinsdale aus der Welt die Mode aufzu⸗ zwingen, in Kirchen keine Hüte zu tragen. Sie hatten keinen Erfolg und brauchten auch für den Spott nicht zu ſorgen. Nun aber wird ihnen allgemeiner Beifall gezollt wegen eines neuen Planes. Dieſe Schönen von Hinsdale laſſen nämlich, wie man dem„Wag“ ſchreiht, eine große Küche bauen, die mit bedeutender Erſparniß an Zeit, Geld und Aerger 50 Haushaltungen mit Nahrung verſorgen ſoll. Vier weibliche Weſen, ein Kutſcher und das Pferd, welches den Speiſewagen zieht, werden die Arbeit verrichten, die bisher 50 Köchinnen zufiel. Die Angelegenheit iſt bis in alle Details aus⸗ gearbeitet, erſcheint ausführbar und führt vielleicht zur Löſung der Dienſtbotenfrage in Hinsdale 4. Seite General⸗Anzeiger. Mannheim, 21. Dezember. Verſtimmung geneigten Kranken zu wirken, ſind an Tapeten, Boden⸗ belag, Anſtrich die Farben ſehr ſorgfältig ausgewählt, und es iſt für eine ſehr geſchmackvolle und vornehme Ausſtattung Sorge getragen. Neuete Nachrſchten und Celenrawme. * Stuttgart, 20. Dez. Ueber das Ergebniß der ſüddeutſchen Eiſenbahnkonferenz iſt den Theil⸗ nehmern ſtrengſtes Stillſchweigen auferlegt worden. In der Tarifreform ſoll ein„gewiſſes“ Einvernehmen erzielt ſein. *Köln, 20. Dez. Die„Köln. Ztg.“ meldet aus Osna⸗ brück: Bei Baſſum ſtieß heute ein nach Bremen gehender Perſonenzug mit einem Güterzuge zuſammen. Eine Perſon wurde ſchwer verletzt. Der Materialſchaden iſt bedeutend. Chemnitz, 20. Dez. Wie die„Allg. Ztg.“ meldet, hat die hieſige Eiſengießerei Hermann Hempel heute ihre Zahlungen eingeſtellt. Der Mitinhaber der Firma, Her⸗ mann Paul Hempel, verließ am letzten Mittwoch Chemnitz mit Hinterlaſſung von 140,000 Mark Wechſelſchulden. Leipzig, 20. Dez. Wie dem„Leipz. Tagebl.“ aus Ham⸗ burg berichtet wird, wurden dort wegen dringenden Verdachts des Raubmordes an der Trödlerin Lory in Leipzig der Kellner Meißner aus Böhmen und ſeine Geliebte Louiſe Lindmaher in Altona berhaftet. Beide waren am Tage nach der That von Leipzig abgereiſt. * Paris, 20. Dez. Heute Vormittag fand unter großer Betheiligung die Leichenfeier für den verſtorbenen ehe⸗ maligen Botſchafter Her bette ſtatt. Der deutſche Botſchafter Fürſt Radolin und die Mitglieder der deutſchen Botſchaft wohn⸗ ten der Ffeier bei. Der im Auftrage des deutſchen Kaiſers am Sarge niedergelegte Kranz trägt eine ſchwarz⸗weiß⸗rothe Schleife mit„W“ und der Kaiſerkrone. Marſeille, 90. Dez. Der Kapitän des geſtrandeten Dampfers„Klebe ſich an Land begeben hatte, verſuchte am 20. ds. mit bier M feiner kleinen Barke nochmals an das Schiff zu gelangen. zrke ſchlug um, der Kapitän und ein Matroſe ertranken. * Mombaſſa, 20. Dez.(Reuter.) Die Legung der Schienen der Uganda⸗Bahn iſt bis zum Victoria⸗Nyaſſa vollendet. Der Schienenſtrang erreichte am 19. ds. Mts. Abends das Seeufer. Pittsburg, 20. Dez. In den Stahlwerken von Black Diamond erfolgte heute früh eine Gxploſion, wobei 5 Mann getödtet und 20 verwundet wurden. New⸗York, 20. Dez. Die„Electrical Review“ verüffentlicht ein Telegramm von Mareconi, das berichtet, daß die Signale von England, genau wie geſchickt, angekommen ſeien und jeder Irrthum ausgeſchloſſen ſei. *Newyork, 20. Dez. In Buenos Ayres demon⸗ ſtrirte ein großer Volkshaufen vor dem Palaſt des Präſidenten Und rief: Lieber Krieg als diplomatiſche Noten! Der Präſi⸗ dent wird im Januar die Truppen, die gegenwärtig mobiliſirt werden, inſpiziren. Wie der Frkf. Zig, gemeldet wird, rüſten Braſilien, Peru, Bolivien und Uruguah, um ihre Neutralität aufrecht zu erhalten. * 2.* Der Streit im Kueit. * Bombay, 20. Dez.(Reuter.) Der Sultan ent⸗ ſandte einen Geſandtien nach Kueit, um den Scheik Mubarek aufzufordern, nach Konſtantinopel zu kommen und dem Sultan, als ſeinem Suzerän, ſeine Ehrfurcht zu bezeugen. Der Sultan 0 Mubarek mit Abſetzung, falls er ſich weigert. Der Geſandte iſt an Bord eines türkiſchen Kanonenbootes aus Fao hier eingetroffen. Dem Vernehmen nach erhielt er jedoch nicht die Erlaubniß, an Land zu gehen. Mubarek rief wiederum eng⸗ liſchen Schutz gegen die Drohungen des Sultans an und gegen den angedrohten Angriff durch den Sultan von Nejd, der, von der Türkei aufgereizt, eine zweite Armee zuſammengezogen haben ſoll. Zwei engliſche Kriegsſchiffe befinden ſich jetzt vor Kueit. Der ruſſiſche Kreuzer„Varvag“ iſt im Golfe angekommen. Der Kommandant des Schiffes be⸗ ſuchte den Sultan in Muscat. Ruſſiſche mediziniſche Sachver⸗ ſtändige beſuchten Ormuz und Riſhm, die Bender Abbas gegen⸗ überliegen, um die Geſundheitsverhältniſſe jener Plätze zu unter⸗ ſuchen. (Privat⸗Telegramme des„Geueral⸗Anzeigers.“) Berlin, 21. Dez. Das Berl. Tgbl. meldet aus Görlitz: In einer Tuchfabrik in Strömberg fielen zwei Arbeiter in einen Farbkeſſel und zogen ſich ſchwere Verbrennungen zu, welche ihren Tod herbeiführten. Lyon, 21. Dez. Ein Eiſenbahnzug Paris⸗Lyon der Mittelmeerbahn ſtieß hier mit einem Dampfwagen der Straßenbahn zuſammen. Hjerbei wurden drei Perſonen ge⸗ ktödtet und mehrere verletzt. Ehriſtiania, 21. Dez. Der Dampfer„St, Olaf“ aus Sarpsborg, von England mit Kohlenladung nach Norwegen unterwegs, ſcheiterte außerhalb Faerder. Der Dampfer zer⸗ ſchellte in wenigen Minuten. 10 Mann retteten ſich im Boot, bwerden vermißt, ſie ſind wahrſcheinlich ertrunken. ** 1 Reichstagsnachwahl. Berlin, 21. Dez. Die Morgenblätter melden: Bei der Reichstagserſatzwahl im Wahlkreiſe Wittenberg⸗Schweinitz erhielten im Wahlkreiſe Witenberg: v. Leipziger(konſ.) 5561, Dr. Barth(freiſ. Ver.) 5561, Rohrlak(ſoz.) 2111. Stichwahl zwiſchen von Leipziger und Barth iſt ſicher.(Den Wahlkreis vertrat zuletzt Georg v. Siemens, vordem war er in konſervativem Beſitz. Dr. Barth hat jetzt alſo Ausſicht, wieder in den Reichstag ein⸗ zZuziehen.) Ein ſchweres Eiſenbahnunglück. Paderborn, 20. Dez. Bei Neuenbeken fuhr heute Mittag im Nebel ein Perſonenzug auf den D⸗Zug nach Berlin, der in Folge eines Unfalles auf freier Skrecke hielt. Es heißt, über 20 Verletzte und 6 Todte ſeten geborgen, andere Todte befinden ſich unter den Trümmern. ** Der von dem Unglück hauptſächlich betroffene Schnellzug iſt der D⸗Zug 31 Köln⸗Berlin über Hildesheim, welcher Freitag Morgen planmäßig um 8,29 von Köln abgefahren iſt und Vormittags 11,45 von Paderborn abfährt. Die beiden folgenden Stationen in der Richtung nach Berlin ſind Neuen⸗ beken und Altenbeken, an welchen aber der D⸗Zug planmäßig nicht hält. Wie aus den Berichten hervorgeht, war der Zug indeß durch einen Zufall bei Neuenbeken zum Halten gekommen, was das Auffahren des nachfolgenden Perſonenzuges zur Folge hatte. Der Zug 31 führt erſte bis dritte Wagenklaſſe, und zwar pflegt der letzte Wagen ein ſolcher dritter Klaſſe zu ſein. Ueber den zweiten Zug, mit welchem der D⸗Zug zuſammengeſtoßen iſt, lauteten Anfangs die Nachrichten widerſprechend; die einen be⸗ ſagten, es ſei ein Güterzug, die anderen, es ſei ein in entgegen⸗ geſetzter Richtung laufender Perſonenzug geweſen. Nach unſeren Meldungen war es aber ein in gleicher Richtung fahrender Per⸗ ſonenzug, der aber wohl ein außerfahrplanmäßiger mit Rückſicht auf den Weihnachtsverkehr geweſen ſein muß, da nach dem Kursbuche der nächſt voraufgegangene ſchon 10,36 Vor⸗ mittags und der ſpäter erſt 2,41 Nachmittags von Paderborn in der Richtung nach Neuenbeken abfährt. Ueber das Unglück liegen noch folgende Meldungen vor: Neuenbeken, 20. Dez. Der D⸗Zug Köln⸗Verlin erfaßte aelt einem Bahnübergange ein Pferd und kam dadurch zum Stehen. Ein nachfolgender Perſonenzug fuhr auf denſelben, wodurch der letzte Wagen des D⸗Zuges zertrümmert wurde. ſind aus den Trümmern ſechs Todte und viele Verwundete herborge⸗ holt. Die Namen der Berunglückten ſind hier noch unbekannt. Paderborn, 20. Dez. Um 5½ Uhr trafen hier fü 1f Todte und zehn Schwerverwundete ein; davon iſt um 7 Uhr einer geſtorben, ein Student des Rechtswiſſenſchaft aus Bonn, der nach Berlin reiſte. Die Namen der übrigen Todten ſind noch nicht ſeſtgeſtellt. Unter den Trümmern liegt nach der Köln, Volksztg. noch ein Ghepaar, deſſen ſiebenjähriges Kind unverletzt blieb. Eine Perſon liegt jammernd unter der Maſchine. Das Un⸗ glück entſtand auf folgende Weiſe: Der Blitzzug hatte drei Kilometer vor Altenbeken ein Pferdüherfahren und mußte halten. Der Führer des folgenden Perſonenzuges wußte das nicht und fuhr an der Kurbe bei dichtem Nebel gegen die Druckmaſchine hinter dem D⸗Zug und trieb dieſe in den letzten Wagen der dritten Klaſſe, welcher mit allen Inſaſſen zertrümmert wurde. Kafſel, 20. Dez. Die Eiſenbahndirektion Kaſſel gibt bekannt: Mittags kurz nach 12 Uhr iſt der Perſonenzug Nr. 399 Soeſt⸗Holzminden bei der Station Altenbeken auf den auf der Strecke haltenden D⸗Zug Nr. 81 Köln⸗Berlin aufgefahren, wobei der letzte Wagen des D⸗Zuges ſtark beſchädigt wurde. Anzahl Reiſender iſt erheblich verletzt. noch nicht vor. Kaſſel, 20. Dez. Die Eiſenbahndirektion Kaſſel gibt bekannt: Soweit bisher feſtgeſtellt iſt, ſind bei dem Unfall 5 Per⸗ ſonen getödtet und 10 ſchwer verletzt worden. Der Betrieb wird eingeleiſig geführt. Die Schnellzüge von Berlin ſind über Holzminden⸗Scherfede befördert worden. Telegramme. * Paderborn, 21. Dez. Amklich wird gemeldet: Bis jetzt Eine Nähere Angaben liegen hier Der D⸗Zug 31 mußte auf der Strecke Paderborn⸗Alten⸗ beken halten, weil ein Pferd unter die Maſchine des Zuges gerathen war. Der dem D⸗Zug folgende Perſonen⸗ zug 399 ſtieß von hinten auf den haltenden Zug. Für den Perſonenzug ſtand das Flahrſignal. 5 Reiſende wurden getödtet, 10 Perſonen ſchwer, 12 Perſonen ſowie 6 Zugs⸗ beamte leicht verletzt. Bisher ſind die Namen folgender Reiſenden ſeſtgeſtellt: Todt Agent Pithau⸗Berlin, Student der Chemie Weiß, Bartenſtein, Alex Zimmermann an der Muſik⸗ ſchule in Köln; verletzt: Schnittert aus Waldſchlingen, Jakobſohn⸗Berlin, Sonnen⸗Berlin, Matz⸗Berlin, Weisner⸗Ber⸗ lin, Rübenſtrunk⸗Aachen, Hampel⸗Dresden, Gerhard Leviſohn⸗ Berlin, Bauerbach⸗Köln. Der Materialſchaden an Lokomotiven und Wagen iſt bedeutend. Beide Geleiſe ſind ge⸗ ſperrt. Der Perſonenverkehr wird durch Umſteigen auf der Un⸗ fallſtelle aufrecht erhalten. Das Geleiſe Altenbeken⸗Paderborn wird heute Abend, das Geleiſe Paderborn⸗Altenbeken erſt Sams⸗ tag Abend wieder fahrbar ſein. Die Todten und Verwundeten wurden in das Landeshoſpital in Paderborn gebracht. en Verantwortlich für Politik: Chefredakteur Dr. Paul Harms, für den lokalen und provinziellen Theil: Eruſt Müller, für Theater, Kunſt und Feuilleton: Gberhard Buchner. für den Inſeratentheil: Karl Apfel, Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei. (Erſte Mannheimer Typograph. Anſtalt.) 5 Mannheimer Handelsblatt. Maunheim, 19. Deg.(Tabakbericht.) Die Ablieferung der neuen Tabake vollzieht ſich ziemlich raſch, ſodaß zwei Drittel der Ernte vor dem neuen Jahre in den Händen der Käufer ſein werden. Im großen Ganzen äußert man ſich zufriedenſtellend über die Be⸗ ſchaffenheit der an die Waage gebrachten Tabake. Dieſelben ſind trocken und in einigen Gegenden auch ziemlich gründlich von den angeſteckten Blättern gefäubert. Die Leichtigkeit des Jahrganges iſt ganz überraſchend und von keiner früheren Ernte überholt, der Geſchmack vorzüglich, der Brand in der Eigarre weiß und allen An⸗ ſprüchen genügend. Umblatt⸗Sortirungen ſind ſeltener und faſt nur in Haardt⸗ und Oberländer Ried⸗Tabakten zu finden. Das Gros der Ernte enthält Um⸗ und Einlage und pure Einlage. Die Ankaufs⸗ preiſe waren derart hoch, daß ſich die Verkaufsnotirungen für Ein⸗ lagen auf 40—46 Mk. ſtellen werden, für Um⸗ und Einlagen auf 45—50 Mk., Originaltabake, bei denen pure Einlage⸗Büſchel aus⸗ geſchieden ſind, werden ſich auf 48—54 Mk. ſtellen, während Um⸗ blatt⸗Sortirungen wie im Vorjahre 55—60 Mk. aufbringen müſſen. Trotz dieſer ziemlich hohen Preislage wird die Fabrikation mit dieſem Jahrgang große Erfolge erzielen, da die ſpezifiſche Leichtigkeit eine große Ausbeute in der Verarbeitung ergeben und außerdem die Fabrikate die Anerkennung auch der anſpruchsvollſten Käufer be⸗ friedigen wird. In neuem Sandblatt wurde ein raſches Geſchäft erzielt. Die leichtige ſtruppige Art dieſer Gattung von Tabak bot eine willkommene Ergänzung der Vorräthe unſerer Schneidfabri⸗ kanten, um es ihnen zu ermöglichen, die vom Publikum verlangten großen Packete herzuſtellen. Die erzielten Preiſe bewegen ſich zwiſchen 36—48 Mk.; letzterer Preis wurde für die wenigen hochfarbigen Partien, welche die Ernte ergab, erzielt. In alten Eigarrentabaken iſt das Angebot ſehr ſchwach wegen Mangel an Lager. Einlageſorten bringen 40—45., Umblatt 52—56., für billigere Sorten müſſen die Reſte der Vorräthe der 1899er Ernte herhalten, welche jetzt im Preiſe von den Inhabern heraufgeſetzt wurden und zu 45—48 Mark haltbares Umblatt zu liefern in der Lage iſt. Schneidgut hat als unterſte Preisſtufe 35 M. und beſteht ein großer Mangel an dieſem Material. Eine große Anzahl von Schneidfabrikanten, welche ihre Fabrikation auf der Preislage von ca. 30 Mk. für das Rohmaterial einrichteten, ſind nicht in der Lage, dieſe billigeren Sorten für ſich lukratib zu geſtalten. Rippen werden in gegenwärtiger viel gekauft, da wegen der Winterfeuchtigkeit eine ide Waare nicht geltefert werden kann. Frankfurter Gffetten⸗Speietät vom 20. Dez. Kredikoktien 205.40 bz., Dresdner Bank 128.30 bz., Darmſtädter Bank 125.70 b Berliner Handelsgeſellſchaft 140 bz., Deutſche Effekten⸗ u. Wechſel⸗ bank 97.50 bz.., Staatsbahn 140.90 bz., Lombarden 18.8090 bz Ult. 18.70, etw. bz. ept., Gotthard 164.20 B 10 G. Aproz. 0 Y tröckene 75 40 bz., Portug. Eiſenb.⸗Pr. II Rg. 25.60 bez.., Harpe 3 9., Harpener 161.10 B. 161 G. Getreide. Manußeim, 20. Dezember. Die Stimmung war bei unverändorten Forderungen ruhig.— Preiſe per Toune eit Rotterdam: Saxonska Mark 129 bis 134, Südrufſiſchet Weizen M. 127—136, Kanſas M. 134—134, Redwinter M. 136 bis M. 008, La Plata M.—, feinere Sorten M. 237, ruſſiſchese Roggen M. 1066—107, Mixed⸗Mais M. 118, La Plata⸗Mais M. 113 Ruſſiſche Futtergerſte M. 00—100, amerik. Hafer Mk.—, rufſiſchet Hafer Mk. 127—129, Prima ruſſiſcher Hafer M. 132—144. Neiwhork, 20. Dez. Schlußnotirungen: 19.20. 19. 20 Weizen Dezember 82 838¾ ñ Mais November—— Weizen Mai 84% 85½% Mais Juli—— Weizen September——— Kaffee Dezember.50.55 Weizen Juli———[Kaſſee März.70.70 Weizen November——— Kaffee Mai.90.90 Mais Dezember 69¼ 70½¼] Kaffee Juli—— Mais Mat 70½ 70¾] Kaffee Oktober Mais September———— Kaffee November—— Chicago, 20. Dez. Schlußnotirungen. 20. 19.20. Weizen Dezember 75½%6¾[Mais Mat 66 667%/ Weizen Mat 79¾ S0%,] Schmalz Dezember9.67.67 Mais Dezember 63¼ 63¾ Schmalz Mai.72.72 Ueberſeeiſche Schifffahrts⸗Nachrichten. Philadelphia, 20. Dez.(Drathbericht der Red⸗Star⸗Line in Antwerpen.) Der Dampfer„Nederland“ am 5. Dezbr. von Ant⸗ werpen ab, iſt heute hier angekommen. Mitgetheilt durch das Paſſage⸗ und Reife⸗Burean Etuun lach ck Bärenklau Nachf. in Mannheim, Bahnhofplatz Nr⸗ direkt am Hauptbahnhof. 4 — Waſſerſtandsnachrichten vomm Mouat Dezember, Pegelſtationen Datkum: vom Rhein: 18.12.13. 19. 20. 21.]Bemerkungen Touſtaun;z; 55 Waldshut 91 1,70 1,68 1,65J,68 Füntngen. 83 40 8.30 ,30 ubds. 0 uhe .01½.08.4 88 1,79 N. 6 Uhr Lauterburg 3,52 3,51 3 8 Abds. 6 Uhr Maxan„ 8751 2 Uhr Germersheim 3,22 3,25 3,22 3. P. 12 Uhr Maunheim 3,252 8,21 Morg. 7 Uhr RMinfn 1,20.-P. 12 Uhr „92 10 Uhr an( 2,15 2 Uhr Kobleunz 45722 2,98 10 Uhr 8,50 8,46 3,23 3,00.78 2 Uhr Nuhrort 3,30f 2,88 2,65 2,41 6 Uhr vom Neckar: Maunheim 4,12 3,40 3,36 3,19 3,00 2,94] V. 7 Uhr Heilbroun 1,70 1,20 1,09 0,98 0,951 V. 7 Uhr Konkurſe in Baden. Pforzheim. Ueber das Vermögen des Kaufmanns Gottlieb Schmid hier; Konkursverwalter Kaufmann Otto Hugentobler hier; Anmeldetermin 20. Janftar. —— ——— ———— Bei Catarrh, babe überraſchende Erſolge d. Apotheker Huſten, rauhem Halſe, Heiſerkeit, Verſchleimung. Mohren⸗, Löwen⸗ u. Schwan⸗Apokheke, Droger,; 3. Waldhorn, Modes u. Ludwig& Schütthelm, 15440 ————ñ— Apoth. u. beſſ. Drog. à 80 Pfg. Haupt⸗Depots; Abonnements⸗ Eiuladung. FCCCCCC(C AAdubTbbbTßbTbTbTbT0T0T0T0TbTbTbbb Der erſcheinende täglich zwei Mal „General Anzeiger“ für Mannheim und Umgebung lädt hiermit zum Abonnement auf das I. Quartal 1902 ein. Der„General⸗Anzeiger“ wird, unter Vermeidung alles über⸗ flüſſigen Ballaſtes, ſeine Leſer über die politiſchen Tagesfragen raſch und erſchöpfend unterrichten. Er wendet ſich an die Kreiſe, die auf der unerſchütterlichen Grundlage der Reichs⸗ verfaſſun g, unſer Staatsweſen im liberalen Sinne aus⸗ zubauen wünſchen. Er wird auch ſtets dafür eintreten, daß Süddeutſchland in ſeinem berechtigten Einfluß auf die Reichs⸗ politik nicht verkürzt werde. Der telegraphiſche Depeſchendienſt des„General⸗Anzeigers“ ſowie die Berichterſtattung im In⸗ und Auslande werden unter Aufwand großer Koſten ſtändig erweitert. machen wir darauf aufmerkfam, daß wir durch die zweite(Abend-) Ausgabe des„General-Anzeigers“ in der Lage ſind, unſeren Leſern über die Verhandlungen des Reichstags und des badiſchen Landtags noch am ſelben Tage zu berichten. Der 5 „General-Anzeiger“ für Mannheim und Umgebung koſtet bei unſerer Expedition E 6, 2, bei den Trägerinnen(alte⸗ ſchließlich Trägerlohn) und bei unferen Agenten monatlich nur 70 Pfennig. Durch die Poſt bezogen(Nr. 2821, nach dem neuen Poſt⸗ zeitungstarif) 2 Mark 70 Pfennig(am Schalter abgeholt), 3 Mark 42 Pfennig(frei ins Haus geliefert). Bei der großen Verbreitung des„General⸗An⸗ deigers“ in Stadt und Land iſt er ein Juſertions Organ allererſten Ranges. Der„General⸗Anzeiger“ befitzt die höchſte Ahon⸗ neuktenzahl aller in Mannheim erſcheinenden Blätter. Expedition nud Redaktion E 6, 2. Saiſon nicht 111 Spanier — Albrecht's Aepfelſäure⸗Paſtillen. In E Beſonders ktien 0 bß, chſel⸗ 0 bz, anier war onne ſchet 136 ſchet 113, ſchet 204 56¼ .67 9³72 e in Ant⸗ fb⸗ ey. igen Uhr r Uhr Uhr Uhr Uhr er⸗ gen die 85 us⸗ aß ers es N⸗ an N* N Maftratzen, 5 Nannbeim, 21. Dezember. Weneral⸗Anzeiger. B. Seite. ſollte ein Körbchen der bewährten Maggi⸗Produkte nicht fehl Maggi⸗Würze“ Uyker Le Montag, 23.* Nachin 2 uhr Bol 10* Maarzah Maunheim, 21. Dez. 1901. Futterer, Gerichtsvollzieher. Jwangs⸗Verſteigerung. Montag, den 23. dſs. Mts., Nachmittags 2 Uhr, werde ich im Pfandlokal 0. 4, 5 gegen baare Zahlung im Voll⸗ ſtrekungswege öfſentlich ver⸗ ftei gern: 16520 1Seegr Roß Gasofen, 1 vier emeen l⸗ kekieleiſten, 10 Rahmen Maha⸗ gon, Uhren, Portiören, Vor⸗ häuge, Meſſingſtangen, Leppiche And Felle, der, Geſchäfts⸗ u. Alderbücher, Karlen, verſchied. Schreibwaaren⸗Artikel, Oelge⸗ ſälde, Reißbretter Gravüren, Wagrenſchräuke, Bettſtellen u. Bolſtergarnituren u. auderes Möbel, ſowie verſchied. Kolontalwaaren. Maunheim, 21. Dezbr. 1901. Kupfermann, Hilfs Gerichtsvollzieher. Für die Festtage empfehle Rhein und Weser Salm Hummer Austern Malossal-Caviar SOles, Steinbutt Tafel Zander 5 jebende, Karpfen lebende Hechte 95 Schleie Akle. 628 Aredd Hrabowski. 1 15.— 2190. ſul die Feier fagel Großze lohaſen MEk.& per Stück. Jac, Schick, Großherzogl. Hoflieferant, 1, 7 à, Hauptgeſchäft. FPiliale: 16517 I. b l 5, empfiehlt auf die Feiertage junge Gänse, Enten ahnen, Poulets, Capaunen Tauben, Suppenhünner Vrli 19 16483 perihühner französ, Poularden Lapaunen, Truthahnen Welschhühner Fasanen, Wildenten Sohnepfen, Rebhühner Krammetsvögel, Wachteln Birkwild, Haselhühnner üh Schiegel U. Zemer Fon A NI. an, Mdschwein, jg. Hirsch, lGAhasen Braten von M. 4,80 an, Ragout 60 Pfg. friſce Gänſelebern, ſehende Rheinfische, Seefische in grosser Auswahl, leb. kummer Austern, achkeiner Caviar elt. Meitnachtsgeſcheuke. 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Sonutag, den 22. Dezbr. 1901 findet unſere diesjähelge 5 Weihnachtsfeier in den Sälen des Rallhauses ſtatt. Nachmittags 2¼ Uhr: Kinderbeſcheerung. Abends 8 Uhr: „„ — arine a10 1 0 chen Beſuche 16515 Der Derfans: Licderhall Maunheim. Mittwoch, den 25. Dezember a.., Abends präcis 6 uhr, Weihnachtsfeier der Liedertafel, K 2, im Saale wozu wir unſere verehrl. Mitglieder nebſt Angebörigen ergebenſt einladen. Der Vorſtaud. E. 8. Betr. Einführungen ſiehe Winterprogramm. 16516 Epangeliſcher Arbeiker⸗Verein Maunheim. 22. Dez., Abends 7½ Uhr im Stadtparkſaal Weihnachts⸗Feier, wozu wir unſere Mitglieder nebſt Familienange⸗ hörigen freundlichſt eiuladen. Der Saal wird um 7 Uhr geöffnet. Vereinsabzeichen ſind anzulegen. 16519 Vorſtand. Ph. Graeff empflehlt: Pfälzer- Weine Mosel- 8 Rhein- 99 Franzbös. Directer Import Spanische„ Italienische„ Deutsche Schaumpweine Deutsche Cognacs Franz. Cognacs Direeter Import 5 Punschessenzen, Selner u. 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