16635 —5 Abonnement: 70 Pfennig monatlich. „Bringerlohn 20 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. incl. Poſt⸗ aufſchlag M..42 pro Quartal. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile... 20 Pfg. Auswärtige Inſerate.. 25„ (Badiſche Volkszeitung.) der Stadt Mannheim und Umgebung. Unabhängige Tageszeitung. Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. Telegramm⸗Adreſſe: „Jvurnal Mannheim“ In der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 2821. (Mannheimer Volksblatt.) Telephon: Redaktion: Nr. 377. 2 Expedition: Nr. 218. Abonnements⸗Einladung. Der täglich zwei Ma erſcheinende Nlih 8 „General-Anzeiger“ für Mannheim und Umgebung lädt hiermit zum Abonnement auf das I. Auartal 1902 ein. Der„General⸗Anzeiger“ wird, unter Vermeidung alles über⸗ flüſſigen Ballaſtes, ſeine Leſer über die politiſchen Tagesfragen 4 e und erſchöpfend unterrichten. Er wendet ſich an die reiſe, die auf der unerſchütterlichen Grundlage der Reichs⸗ berfaſſung, unſer Staatsweſen im liberalen Sinne aus⸗ zubauen wünſchen. Er wird auch ſtets dafür eintreten, daß Süddeutſchland in ſeinem berechtigten Einfluß auf die Reichs⸗ politik nicht verkürzt werde. Der telegraphiſche Depeſchendienſt des„General⸗Anzeigers“ ſowie die Berichterſtattung im In⸗ und Auslan de werden unter Aufwand großer Koſten ſtändig erweitert. Beſonders machen wir darauf aufmerkſam, daß wir durch die zweite(Ab end-) Ausgabe des„General-Anzeigers“ f der Lage ſind, unſeren Leſern über die Verhandlungen des N. Daurch die Poſt IHne Blätter. eichstags und des badiſchen Landtags noch am lelben Tage zu berichten. Der „General-Anzeiger“ für Mannheim und Umgebung loſtet bei unſerer Expedition E 6, 2, bei den Trägerinnen(aus⸗ ſchließlich Trägerlohn) und bei unſeren Agenten monatlich nur 70 Pfennig. bezogen(Nr. 2821, nach dem neuen Poſt⸗ heltungstarif) 5 2 Mark 70 Pfennig(am Schalter abgeholth, 3 Mark 42 Pfennig(frei ins Haus geliefert). Bei der großen Verbreitung des„General⸗An⸗ in Stadt und Land iſt er ein Inſertions⸗Organ llererſten Ranges. Der„General⸗Anzeiger“ beſitzt die höchſte Abon⸗ ntenzahl aller in Mannheim erſcheinenden Expedition und Redaktion E 6, 2. Eine Rede des deutſchen Kaiſers. Auf dem Schloß Friedenſtein bei Gotha fand am zweiten Weihnachtsfeiertage in Gegenwart des deutſchen Kaiſers eine Den kmalsfeier für Herzog Ernſt den Frommen ſtatt. Die Liedertafel⸗Gotha leitete die eiſer mit dem Geſang ein:„Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre!“ Hierauf ergriff der Regent, Erbprinz zu Ho henlohe⸗ Langenburg das Wort zu einer Rede, worin er auf die [Bedeutung Ernſt des Frommen als Fiedens⸗ ürſten hinwies und insbeſondere betonte, daß wir die rn aller Evangeliſchen nach dem — ne,, Geleſenſte und verbreitelſte Jeitung in Aannheim und Amgebung. E 6, 2. ee, Nr. 600. Freitag, 27. Dezember 1901.(Mittagblatt.) Beiſpiel des großen Ahnen erſtreben ſollten. Mit beſonders herzlichen Worten wandte ſich der Regent an den jugendlichen Herzog Karl Eduard und ſchloß mit der Bitte, daß der Kaiſer dem Herzog auch ferner ſeine Huld gewähren möge. Hierauf hielt der Kaiſer folgende Anſprache: „Zunächſt ſpreche ich meinen herzlichſten, tiefgefühlteſten Dank aus für die meiſterhafte Rede, mit der Du mich begrüßt und in der Du in markigen Strichen ein Bild des großen Fürſten gezeichnet haſt, deſſen Andenken wir heute feiern. Deiner Aufforderung, hierherzu⸗ kommen, bin ich bewegten Herzens um ſo lieber gefolgt, als ich aus dieſer deutſchen Stadt hier meine Frau geholt habe, den Edelſtein, der an meiner Seite glänzt, der mir ermöglicht, das ſchwere Amt zu führen, das mir der Himmel aufgebürdet hat. Wer die Gefilde Thüringens beſucht und jahraus, jahrein Gelegenheit gehabt hat, das thüringiſche Volk zu beobachten, der wird von ſeiner Poeſte von ſeinem ſtillen Walde und vor allen Dingen ſeiner unerſchütterlichen treuen Anhänglichkeit an ſeine Fürſten tief gerührt. Ich begrüße es mit großer Freude, daß der heutige Gedenktag, würdig des großen Fürſten und ſchöner, wie man ihn ſich nicht wünſchen kann, uns hier zuſammengeführt hat. Dieſer Tag fällt in ein Feſt, welches die Menſchen auffordert, ſich wieder in die Kindeserinnerungen zurück⸗ zuverſetzen, wo das Geſchenk der Liebe Gottes, die Erlöſung der Menſchheit, gegeben wird. Dieſes Feſt iſt wahrlich beſonders ge⸗ eignet, für die Gedanken des Friedens und die Gedanken der Einigung unſere Herzen zu erwärmen. Niemand unter uns, die wir hier ſtehen und die wir ſtolz darauf ſind, die Nachkommen dieſes großen Fürſten zu ſein, wird vergeſſen, daß nur wenige Meilen von hier die Wart⸗ burg ſteht, von der aus das Lied:„Ein' feſte Burg iſt unſer Gott“ ſeinen welterobernden Zug unternahm, und daß alle die Fürſten, die als einzelne Pfeiler in der damaligen furchtbaren Zeit der vom Himmel über das Vaterland verhängten Prüfung mit Aufbietung aller ihrer Kräfte zu halten geſonnen waren, was ſie halten konnten, ihre Kraft nur ſchöpften von oben aus dem felſenfeſten Vertrauen, daß die Verheißung, die Gott uns in ſeinem menſchgewordenen Sohne gegeben hat, ihnen helfen werde. Die Anregung, die Du uns heute gegeben haſt, entſpricht den Gedanken, die auch mich ſchon lange bewegen. Wenn ich nicht damit hervorgetreten bin, ſo liegt der Grund nur darin, daß ich fern davon bin, auch nur in Wünſchen und Hoffnungen der Selbſtſtändigkeit Anderer nahe zu treten. Daß aber ein hohes Ziel meines Lebens eine Einigung der ebangeliſchen Kirchen Deutſchlands in den für ſie gedachten Grenzen wäre, brauche ich nicht zu betonen. Ich meine, daß wir auch ein Bild dafür finden können. Wie der uns geſandte Gottesſohn und Heiland das Wort gebraucht hat, und der Einzige auf Erden geweſen iſt, der es gebrauchen konnte:„Ich bin der Weinſtock und ihr ſeid die Reben“, ſo können wir uns einzeln als ſelbſtſtändige Reben an dem Weinſtock entwickeln und ſo Gott will, gemeinſam Frucht bringen. In dieſem Geiſte unſerer Väter wollen wir wirken! Möge von dieſem Tage ein Strom des Segens über das ganze Deutſchland und ſeine Fürſten ausgehen! Die Ge⸗ danken, die mich hier bewegen, umſchließen auch das feſte Verſprechen, daß mein Intereſſe, meine Liebe und mein Schutz für den heran⸗ wachſenden Landesherrn nie nachlaſſen ſoll, und ich jederzeit bereit bin, ihm mit Rath und That zur Seite zu ſtehen. Wir aber, die wir hier zuſammengekommen ſind, um dieſes herrliche Feſt zu feiern, wollen einſtimmen in den Ruf:„Der Pringregent und Herzog hurrah! hurrah! hurrah!“ Alsdann gab der Direktor des Muſeums, Geheimer Re⸗ gierungsrath Purgold, eine kurze Ueberſicht über die Entwicklung der Denkmalsfrage für den Herzog Ernſt den Frommen, nannte die Namen der mit den Preiſen aus der Konkurrenz hervor⸗ gegangenen Künſtler und ſchloß mit der Bitte, die Ausſtellung der Modelle in der Weimariſchen Gallerie des Schloſſes für eröffnet zu erklären. Darauf begaben ſich die höchſten Herrſchaften dorthin und beſichtigten die Modelle. Der Kaiſer begab ſich dann mit den anderen Herrſchaften nach dem Bahnhof zurück, von wo die Rückfahrt nach Wildparkſtation um 1 Uhr 45 Min. erfolgte. Deutſches Reich. * Wittenberg, 24. Dez.(Amtliches Wahlreſul⸗ tat.) Bei der am 20. d. Mts. ſtattgehabten Reichstags⸗ erſatzwahl im Wahlkreiſe Schweinitz—Wittenberg—Merſeburg wurden im Ganzen 16 738 Stimmen abgegeben. Davon er⸗ hielten Landtagsabgeordneter von Leipziger⸗Kropſtädt(konſ.) 8045, Landtagsabgeordneter Dr. Barth(freiſ. Vereinihung) 6644 und Rohrlack(Soz.) 2048 Stimmen. Mithin iſt Stich⸗ wahl zwiſchen von Leipziger und Dr. Barth erforderlich. Ausland. * Frankreich.(Der franzöſiſche Senat) nahm nach mehrtägiger Debatte den Geſetzentwurf betreffend die zeitweilige zollfreie Zulaſſung von Getreide an. Hierauf verlas Miniſter Monis das Dekret, durch welches der Senat geſchloſſen wird. Alsdann wird die Sitzung auf⸗ gehoben.— In der Deputirtenkammer wurde bei der Berathung des Budgets des Innern von mehreren Deputir⸗ ten gerügt, daß Karikaturen fremder Souveräne ungeſtraft veröffentlicht würden. Es ſei zu be⸗ fürchten, daß hierdurch Ausländer ſich abhalten ließen, nach Paris zu kommen. Miniſterpräſident Waldeck⸗Rouſſeau erklärte, die Regierung mißbillige durchaus ſolche Karikaturen, aber er halte ſich an das Geſetz, wonach eine Strafverfolgung in ſolchen Fällen nur auf Antrag der in Frage kommenden Perſonen ein⸗ treten könne. Zu großer Eifer könnte nur Unzuträglichkeiten im Gefolge haben.(Beifall.)— Im Laufe der Sitzung kam es zu ſcharfen Auseinanderſetzungen zwiſchen den Deputirten Allemane und Bernard, welche in Thätlichkeiten ausarteten. Internationaler Arbeitsmarkt. Der Arbeitsmarkt zeigt gegenwärtig in Europa und in Amerika ein gänzlich verſchiedenes Bild. Die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkte der europäiſchen Induſtrieländer ſtimmen darin überein, daß im Laufe des November die Arbeitsloſigkeit in Zunahme begriffen war. Verhältnißmäßig am geringſten iſt die Steigerung in England, wo von 1000 Arbeitern im November 38 beſchäftigungslos waren, gegen 37 im Oktober. in einzelnen Gewerben freilich wird dieſe Durchſchnittsziffer weſentlich überſchritten, ſo im Schiffbau und in den Metall⸗ gewerben; in der S rei iſt der Geſchäftsgang ſo unge⸗ nügend, daß zur Zeit mindeſtens 1000 Gehilfen ohne Arbeit ſind. Die Ausſichten des Arbeitsmarktes haben ſich durch die Vorgänge auf dem engliſchen Metallmarkt am Ende der dritten Dezember⸗ woche perfinſtert. Der ſtarke Preisſturz, von dem auch Roheiſen betroffen wurde, ſchädigt alle Betriebe, die ſich zu höheren Preiſen ſchon eingedeckt hatten. Günſtig ſind die Beſchäftigungs⸗ verhältniſſe im Papier⸗, Druck⸗ und Buchbinderei während in den Textilbranchen die Lage ziemlich unverändert blieben iſt. Stärker als in England iſt die Zahl der Arbeits⸗ Musbketier Horn. Ein Soldatenroman von Arthur Zapp. (Nachdruck verboten. (Fortſetzung.) „Ich glaube gar, Ihr Ring trägt ein Wappen, Fräulein Eliſe!“ er. „Freilich,“ antwortete das junge Mädchen wichtig.„Einen Greif mit einem Schwert in der einen Tatze und darüber einen Ritterhelm.“ Der Leutnant reckte ſich wie elektrifirt in die Höhe; ſeine Augen ffneten ſich weit und ſtarrten in faſſungsloſer Ueberraſchung nach dem jungen Mädchen. „Was ſagen Sie da, Fräulein Eliſe?“ ſtammelte er, ſeinen Kopf ſchüttelnd, als glaube er nicht oder als zweifle er, richtig verſtanden zu haben.„Ein Greif?“ 580 1„Jawohl, ein Sreiſ mit einem Schwert in der rechten Tatze,“ .beſtätigte das junge Mädchen, ihre Hand erhebend, und bewegte ihren Kingfinger in kindlicher Freude hin und her. Der Leutnant beugte ſich weit vornüber; ſeine Blicke richteten iter ſich voll Begierde auf den Ring.„Darf ich Sie bitten mir den Ring dane einmal zu erlauben?“ fragte er. Das junge Mädchen blickte verwundert in des Leutnants erregtes .659 Geſicht. — 85 kennen das Wappen wohl, Herr Leutnant?“ fragte ſie und krreifte den Ring vom Finger. 4 iIch— ich glaube,“ ſtotterte der Leutnant und nahm den Ring. 4 Auf den erſten Blick erkannte er das Wappen. Es war das Familien⸗ 1 bappen ſeines Onkels, des Rittergutsbeſitzers von Nöring. abel„Wie— wie kommen Sie zu dem Ring, Fräulein Eliſe?“ ſtieß Werk, er erregt, voll Erſtaunen und Befremdung hervor. „Es iſt ein Geſchenk— ein Weihnachtsgeſchenk,“ erwiderte die Gefragte und griff etwas ängſtlich nach dem Ring, als fürchtete ſie, der Leutnant möchte ihn ihr nicht wiedergeben wollen, „Ein Geſchenk?“ wiederholte mechaniſch der junge Offisier, während er nachdenklich die Hand an die Stirn legte. Es war eine merkwürdige und doch vielleicht auch eine ganz natürliche Gedanken⸗ verbindung, daß plötzlich die Geſtalt des jungen Musketiers vor ſeinem geiſtigen Auge auftauchte, von dem er Grund hatte, anzunehmen, daß er mit Fräulein Eliſe in geheimen, zärtlichen Beziehungen ſtand, und daß zugleich auch die Erinnerung an jene Vorgänge in ihm wach wurde, von denen ihm Herr v. Nöring nach der Feſtvorſtellung an Kaiſers Geburtstag erzählt hatte. Und unwillkürlich fuhr es aus ihm heraus:„Musketier Horn— ſollte von ihm das Geſchenk herrühren, Fräulein Eliſe?“ Das funge Mädchen antwortete nicht, aber die dunkle Gluth, die plötzlich auf ihrem Geſicht aufflammte, und ihre verlegene be⸗ ſtürzte Miene verriethen, daß er das Richtige getroffen hatte. „Nun, Fräulein Eliſe, habe ich Recht?“ fragte der Leutnant. „Oder Sie, daß Horn der liebenswürdige Spender ge⸗ weſen iſt?“ Das junge Mädchen verdroß der ſpöttiſche Ton ſeiner Stimme und ſein durchdringender, forſchender Blick. Ihren Kopf ſtolz in den Nacken werfend, entgegnete ſie ſchnippiſch:„Jawohl, Herr Leutnant, Sie haben ganz Recht. Herr Horn hat mir den Ring verehrt. Und wenn Sie das intereſſirt, kann ich Ihnen auch noch mittheilen, daß es ein Erbſtück ſeiner Mutter iſt.“ „Sei— ſeiner Mutter,“ lallte Leutnant Wittich und griff ſich an die Stirn. Es war, als wenn ein Blitz ihn durchzuckte und ihn vom Kopf bis zu den Füßen erſchütterte. Verwundert, befremdet blickte das junge Mädchen dem Offizier in das erhitzte Geſicht. „Aber was haben Sie denn, Herr Leutnant?“ fragte ſie in naiver Neugierde.„Warum ſind Sie denn ſo— ſo erregt?“ Der Leutnant biß ſich auf die Lippen und bot alle ſeine Willens⸗ kraft auf, um ſeine Aufregung wenigſtens äußerlich zu beherrſchen. Und ſich über den Ladentiſch beugend und ſich zu einem Lächeln zwingend, flüſterte er ihm mit ſchmachtenden Augen zu:„Weil ich eiferſüchtig bin, Fräulein Eliſe. Sie wiſſen ja: ich liebe Sie, ich bete Sie an!“ Das junge Mädchen drehte ihm ſchmollend den Rücken. Leutffant Wittich rief ihr ein neckiſches:„Adieu, ſchönes Fräulein“ zu und verſchwand. 11. Capitel. Leutnant Wittich als Caty der Denker, und wie die Soldaten ihrem Leutnant von Bünau ein Morgenſtändchen brachten. Je mehr die Ausbildung der Compagnie ſich ihrem Ende näherte, deſto nervöſer, deſto unwirſcher und ſchärfer wurde Hauptmann Rommel. Er war tagtäglich des Vormittags und Nachmittags auf dem Exerzierplatz, und am liebſten hätte er bis ſpät in die Nacht hinein mit ſeinen Soldaten geübt, wenn er es irgend hätte thun können, ohne bei ſeinen Vorgeſetzten Anſtoß zu erregen. Hauptmann Rommel war ſchon 23 Jahre Offizier und ſtand vor ſeiner Beförde⸗ rung zum Major. Von dem Ausfallen der Compagniebeſichtigung hing zum großen Theil ſein Schickſal ab. Wenn er bei der Vor⸗ ſtellung ſchlecht abſchnitt und die Unzufriedenheit des Herrn Oberſten erregte, dann hing das Damoklesſchwert der Penſtonirung über ſeinem Haupte. Schon viele ſeiner Kameraden waren an der Majors⸗ ecke geſtrauchelt. Kein Wunder, daß er alle Kräfte anſpannte und daß er die höchſten Anforderungen nicht nur an ſich ſtellte, ſondern auch an alle ſeine Untergebenen. Nicht nur die Soldaten und Unteroffiziere, cuch die Herren Offiziere hatten in dieſer ſchlimmen Ziet viel unter der Nervoſität ihres geſtrengen Compagniechefs zu leiden. Beſonders war es Leutnant Wittich, der gerade in dieſer wichtigen Periode des Compagniedienſtes von einer merkwürdigen Zerſtreutheit war und der oftmals nicht eben ſchmeichelhafte Complimente zu hören bekam. „Herr,“ ſchallte es laut über den Platz, wenn Leutnant Wittich bei einer Schwenkung oder bei einem Deploiement nicht gleich ſeinen richtigen Platz fand,„Herr, Sie irren ja herum, daß es zum Gott⸗ erbarmen iſt! Herr, Sie haben ja eine ganz falſche Front! Wenn Sie nicht einmal wiſſen, wo Sie hingehören, was ſoll ich denn da von den Leuten verlangen? Herr Leutnant Wittich, ſcheeren Sie ſich endlich an Ihren Platz! Da ſoll doch der Deibel dreinſchlagen!“ 85 2. Selte. Weneratznzerger. Wanmyerm, 2/, Dezentber⸗ loſen in Frankreich. Die Arbeiterorganiſationen geben den Satz der Beſchäftigungsloſen auf 8 an. Im Bergbau und in den Eiſengewerben ſind vielfach Feierſchichten eingelegt worden Aud nur wenige Maſchinenfabriken ſind mit genügenden Auf⸗ ktägen für die nächſte Zeit verſehen. Die Spinnereien und Webereien in Roubaix und Tourcoig ſind zwar beſchäftigt, aber die Zahl ihrer Arbeiter bleibt hinter dem Vorjahre zurück. Das Seidengewerbe in Lyon iſt nicht genügend mit Aufträgen ver⸗ ſchen, um die Arbeiter zu beſchäftigen; es liefert vielmehr einen ſtarken Prozentſatz zu dem Kontingente der Arbeitsloſen, die Anfang Dezember lebhafte Kundgebungen gegen die Stadtwer⸗ waltung veranſtalteten. In Belgien herrſcht namentlich im Eiſengewerbe große Arbeitsnoth. Von 39 Hochöfen waren im Nopember nur 25 im Betriebe, die um ein Drittel weniger er⸗ zeugten als im November des Vorjahres. Auf den Arbeits⸗ markt im Eiſengewerbe drückt ganz beſonders die deutſche Kon⸗ kurrenz, die nach Belgien zu Preiſen liefert, denen gegenüber es die belgiſchen Induſtriellen vorziehen, den Betrieb möglichſt zu keduziren. Nur dadurch, daß alle ſtaatlichen Aufträge ausnahms⸗ los der inlländiſchen Induſtrie zufließen, vermögen manche Werke von Entlaſſungen Abſtand zu nehmen. Nachtheilig wirken ferner die hohen Kohlen⸗ und Kokspreiſe auf die Geſtehungs⸗ koſten ein. In Oeſterreich⸗Ungarn haben in den Maſchinen⸗ fabriken und Waggonbauanſtalten die Entlaſſungen zuge⸗ nommen, im Baugewerbe hat die Außenarbeit vielfach aufgehört, Aund in der Landwirthſchaft, wo die Felderbeſtellung beendet war und die Hausarbeiten nur in beſchränktem Maße vorgenommen werden, ſind zahlreiche Arbeitskräfte abgeſtoßen worden. Die Arbeitsloſen vom Lande ziehen nach den großen Städten, wo ſich eine ſtarke Nothlage geltend macht. In Budapeſt iſt es zu einer Reihe Demonſtrationen Arbeitsloſer gekommen, die am II. und 13. Dezember zu Zuſammenſtößen mit der Polizei führten. In der Schweiz hat die Seidenbandinduſtrie eine Beſſerung erfahren, während das Bau⸗ und Maſchinengewerbe ſtockt. Gänzlich abweichend von dem Gepräge des Arbeits⸗ marktes in den europäiſchen Ländern iſt die Lage in den Ver⸗ einigten Staaten von Nordamerika, wo noch überall dem Be⸗ ſchauer das Bild lebhaften Aufſchwunges entgegentritt. Im Bergbau und in den Hüttenbezirken wächſt die Zahl der Arbeits⸗ kräfte noch immer. Die Gußeiſenwerke ſollen auf 4 bis 6 Monate hinaus mit Beſtellungen verſehen ſein. Die Handſchuh⸗ Hut⸗ und Schuhwaagrenfabriken ſind mit Aufträgen überladen. Die Arbeiter der Papier⸗ und Glaswaarnfabriken rechnen auf eine geſchäftsreiche Saſſon, und auch die der Textilgewerbe ſind befriedigend beſchäftigt. Aus Stadt und TJand. *Maunheim, 27. Dezember 1901. »Ordensverleihungen. Der Großherzog hat dem Präſidenten des Miniſteriums des Junern, Geheimen Rath Dr, Schendel das Großkreuz, ſowie dem Präſidenten des Miniſteriums der Juſtiz, des Kultus und Unterrichts, Staatsrath Freiherr von Duſch und dem Mitglied des Saatsminiſteriums, Staatsrath Dr. Reinhard, das Kommandeurkreuz erſter Klaſſe des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen. Ernennung. Der Großherzog hat dem außerordentlichen Profeſſor Dr. Salomon Lehmann an der Univerſttät Heidel⸗ berg den Charakter als Honorarprofeſſor verliehen. * Amtsrevidentenprüfung. Durch Beſchluß des Mini⸗ ſteriums des Innern vom 21. Dezember d. J. ſind auf Grund der abgelegten Prüfung nachverzeichnete Verwaltungsaktuare als für den Amtsrevidentendienſt befähigt erklärt worden: Wilhelm Veith, zur Zeit in Mosbach, David Zier, zur Zeit in Lörrach, Ernſt Sahr, zur Zeit in Konſtanz, Karl Himmelhan, zur Zeit in Breiſach, Wilhelm Koch, zur Zeit in Eberbach, Ernſt Köbele, zur Zeif in Raſtatt, Eduard Schumacher, zur Zeit in Karlsruhe, Emil Pfundſtein, zur Zeit in Konſtanz, Friedrich Steinmann, zur Zeit in Wiesloch, Karl Wolf, zur Zeit in Wiesloch, Karl Herrmann, zur Zeit in Freiburg, Robert Herbſt, zur Zeit in Karlsruhe, Adam Unholtz, zur Zeit in Heidelberg, Emil Fiſcher, zur Zeit in Karlsruhe. Zulaſſung von Realgymnaſialabiturienten zum medi⸗ ziniſchen Studium. Der Bundesrath hat lt. Staatsanzeiger be⸗ ſchloſſen, die Zulaſſung derjenigen Realgymnaſialabiturienten, welche ihr mediziniſches Studium vor dem 1. Okt. begonnen haben, zur Ablegung der ärztlichen Prüfungen nach den bisherigen Vorſchriften nicht von der Ergänzung des Reifezeugniſſes durch eine Nachprüfung in Lateinſſchen und Griechiſchen abhängig zu machen. * Sterblichkeitsziffer in Baden. Während des 3. Quartals l. J. ſtarben im Großherzogthum Baden 10 128 Perſonen, darunter 4540 — oder nahezu die Hälfte— Kinder im 1. Lebensjahre. Die Ge⸗ ſammtſterblichkeit iſt gegenüber dem letzten Quartal um ein Geringes geſtiegen, hinter jener des gleichen Quartals vorigen Jahres blieb ſie Dee eee indeß nicht unerheblich zurück. Die Geſammtzahl der anzeigepflichtigen Infektionskrankheiten iſt wiederum geſtiegen, während die Zahl der an ſolchen Krankheiten Geſtorbenen zurückgegangen iſt. Unter den Todesurſachen nimmt die Lungenſchwindſucht den erſten Platz ein, wenngleich dieſe Volkskrankheit erfreulicherweiſe in Baden während des letzten Jahrzehnts bedeutend zurückgegangeni ſt. Im Jahre 1890 ſtarden 4955 Perſonen an Lungenſchwindſucht, 1899 dagegen, dank der intenſiveren und verbeſſerten Bekämpfung dieſes Würgengels der Menſchheit nur noch 4144; das iſt ein Rückgang von 28 auf 22 bei 10 000 Einwohnern. Einzelne Theile des Landes leiden beſonders unter der Tuberkuloſe, ſo der Bezirk Schwetzingen mit einer Lungen⸗ ſchwindſuchtsſterblichkeit von 37 bis 40 auf 10 000 Einwohner, Karls⸗ ruhe⸗Land mit 32 bis 35, während Bezirke wie Ueberlingen, Bonn⸗ dorf, Stockach u. A. eine ſolche von nur 10 bis 12 aufweiſen. * Der Verband reiſender Kaufleute Deutſchlands hält, wie man uns mittheilt, ſeine Wander⸗Generalberſammlung am.—13. Mai in Berlin ab. Der Verband, mit dem Hauptſitz in Leipzig, zählt ca. 10 000 Mitglieder, unter denen ſich ein großer Theil der Handels⸗ kammern und mehr als 1000 der erſten Firmen Deutſchlands be⸗ finden. Aufnahmefähig ſind nur völlig unbeſcholtene reiſende Kauf⸗ leute bis zu 40 Jahren. Die Unterſtützungskaſſen des Verbandes für Wittwen und Waiſen, die Invalidenkaſſe u. ſ. w. ſind ſegensreiche Einrichtungen und beanſpruchen ein öffentliches Intereſſe. Das Ver⸗ mögen des Verbandes beträgt über 2 Millionen Mark. Während der Generalverſammlung in Berlin wird ein öffentlicher Vortragsabend in der Philharmonie ſtattfinden, an welchem die Ziele und Zwecke des Verbandes durch intereſſante Vorträge erläutert werden ſollen. Bei der Wichtigkeit des Reiſeſtandes für unſere Induſtrie und Handels⸗ welt ſei ſchon heute darauf hingewieſen. * Statiſtiſche Monatsüberſicht per Oktober. Der Monatsüber⸗ ſicht, welche den hieſigen ſtatiſtiſchen Mittheilungen pro Monat Oktober beigegeben iſt, entnehmen wir folgende Mittheilungen: Wenn im Oktober die Bevölkerungsziffer dem Vormonat gegenüber ſich wie⸗ derum gehoben hat, ſo iſt dies in erſter Linie dem erheblichen Ueber⸗ ſchuß der Geburten über die Todesfälle zu verdanken. Die Sterblichkeitsverhältniſſe, welche in der erſten Hälfte des Jahres ſehr ungünſtige waren, haben ſich nicht nur abſolut, ſondern auch dem Vorjahr gegenüber bedeutend gebeſſert. Der Ueberſchuß des Zuzgugs über den Wegzug war mit 311(844) zwar nicht un⸗ weſentlich ſtärker als in den Vormonaten, rührt aber lediglich von dem großen Mehrzuzug von Dienſtboten anläßlich des Zieles her; ohne dieſen Zuzug wäre abermals ein Ausfall zu verzeichnen geweſen. In einer Reihe von Berufen überragt der Wegzug von Arbeitskräften den Zugug erheblich, ſo namentlich bei den Eiſen⸗ und Metalldrehern, Schmieden, Bauſchloſſern, Bauſchreinern, Maurern, Malern und An⸗ ſtreichern, alſo überhaupt bei den Bauhandwerkern, dann bei den Fabrikarbeitern ohne nähere Bezeichnung und Taglöhnern. Im Ganzen haben ſchon nach den Meldezetteln faſt 100 Arbeitskräfte mehr die Stadt verlaſſen, als neu zugezogenſind. Die Ausweiſe der Krankenkaſſen ergänzen dieſes Bild. Seit Anfang Juli iſt die Mitgliederzahl der Krankenkaſſen in fortgeſetztem Fallen von 53 034 auf 50 746 zurück⸗ gegangen, die Zahl der männlichen Krankenkaſſenmitglieder hat ſich ſogar noch ſtärker verringert(von 39 637 auf 36 920), während die wweiblichen Mitglieder(hauptſächlich die Dienſtboten) ihre Zahl um über 400 erhöht haben. Auch bei den Betriebskrankenkaſſen allein kehrt die ſchon im Vormonat beobachtete Erſcheinung wieder, daß die Zahl der weiblichen Mitglieder annähernd konſtant bleibt, während die der männlichen ſtark zurückgeht. Ganz im Rahmen dieſes Bildes halten ſich auch die rapid ſteigenden Beträge, welche für Armenunter⸗ ſtützung aufgewendet werden müſſen. Auf 1000 Einwohner kom⸗ men jetzt bereits 107,09 M.(86,37) gegen 102,17 M. im Vor⸗ monat. Die Zahl der Unterſtützten beträgt 2816(2035) oder faſt 2 Proz, der Geſammtbevölkerung. Der Arbeitsmarkt hat im Oktober eine beträchtliche Verſchlechterung erfahren. Auf 979 offene Stellen in der männlichen Abtheilung kamen 5787 Bewerber und ſelbſt wenn man berückſichtigt, daß viele derſelben bei häufigem Beſuch der Centralanſtalt für Arbeitsnachweis doppelt und mehrfach gezählt worden ſein mögen, bleibt das Verhältniß noch immer ein ſehr un⸗ günſtiges. Für die ſtädtiſchen Straßsenbahnen brachte der Oktober zwar eine geringfügige Erhöhung der Geſammtzahl der beförderten Perſonen, aber eine Verminderung pro Tag gegen Sep⸗ tember. Von der Verkehrsverminderung ſind alle Linien außer der Strecke Gontardplatz⸗Panorama betroffen worden, welch letztere eine erhöhte Durchſchnittsfrequenz aufweiſen konnte. Die tabellariſche Ueberſicht des Hafenverkehrs in den drei erſten Quartalen des laufenden Jahres weiſt in Ankunft eine Ver⸗ minderung von 86 000 Tonnen, im Abgang eine Vermehrung von 1000 Tonnen gegenüber dem Vorjahr auf. An der Verminderung iſt hauptſächlich die Zufuhr von Steinkohlen(um 61000 Tonnen), Eiſen⸗ und Eiſenwaaren(15 000 Tonnen) und Erde, Lehm, Bau⸗ ſteine, Sand etc.(um 113 000 Tonnen) betheiligt; unmgekehrt haben Weizen(um 138 000 Tonnen), Salz(um 15 000 Tonnen), weiche Stämme(um 34 000 Tonnen) ihre Zufuhr ſteigern können. Im Rheinauhafen haben ſich die Zufuhren gegnüber dem Vorjahr um 18 000 Tonnen gehoben, und zwar insbeſondere wiederum die Kohlenzufuhr, während Baumaterialien auch dort in erheblich ge⸗ ringeren Mengen zugeführt worden ſind. Aehnliche Erſcheinungen weiſt naturgemäß der Güterverkehr der badiſchen und preußiſch⸗ heſſtſchen Staatsbahn ab Mannheim auf. Die Bauthätigkeit hat gegen den Vormonat und erſt recht gegen den Oktober 1900 er⸗ heblich nachgelaſſen und nur 201(382) Wohnungen mit 465(1022) Wohnräumen erſtellt. Weitaus am ſtärkſten betheiligt iſt die Neckor⸗ — vorſtadt mit 137 von 201 Wohnungen, doch entfallen von dieſen eine größere Anzahl auf die im Oktober bezogenen Wohuun ngen in den neuen Kaſernements. Der Werth der durch Kauf, Tauſch und Ver⸗ ſteigerung in andere Hände übergegangenen Liegenſchaften betrug nur 1,7(4,5) Millionen Mark und war am hö Neckar⸗ und Schwetzingervorſtadt.— Der Beſuch des Hoftheaters war ein außerordentlich ſtarker, ſelbf der Außer⸗Abonnement⸗Vorſtellungen im J. Rang h reſpektabler Höhe.(Die in Klammern beigeſetzten Zal immer den Parallelmonat des Vorjahres.) Vom hieſigen Bahnpoſtamt wird uns geſchrieben: A Sonntag, 29. Dezember wird der Schalter für den Markenverkauf beim Bahnpoſtamt(Kaiſerring—6) außergewöhnlich in der Zeit von 11 bis 12 Vorm. und von ö bis 7 Nachm offen gehalten werden. Am 31. Dezember bleiben die Briefannahmeſchalter bis 9 Uhr Abends geöffnet. * Zur neuen Marktordnung. Wir erhalten folgende Zuſchvift; Im Anſchluſſe an eine Mittheilung bezüglich Handhabung d. kaufes von Marktwaaren nach dem 1. Januar 1902, erlaubt ſich eine Hausfrau, verſchiedene Ausſtellungen an dem Gebahren des Vereins gur Wahrung der Intereſſen der Marktwaaren⸗Verkäufer zu machen, die unbedingt eine Erwiderung erfordern. Grade die Produzenten behaupten und zwar mit Recht, daß es ihnen bei den Gebühren der neuen Marktordnung unmöglich ſei, den Mannheimer Markt zu be⸗ ſuchen; Herr Demoll hat ganz beſtimmt(22 Red.) in der Ver⸗ fammlung in Handſchuhsheim die Erklärung abgegeben, daß durch die „neue Marktordnung“ die Verkäufer von landwirthſchaft⸗ lichen Artikeln mehr belaſtet würden u. deßwegen auch die einmüthige Entſchloſſenheit der bäuerlichen Bevölkerung, den Mannheimer in der Wochenmarkt unter der neuen Marktordnung nicht mehr zu beſuchen. Die angeblich vorgemerkten Plätze ſtehen auf dem Papier und detr 2. Januar wird lehren, daß von den vorgemerkten Plätzen ſehr wenige beſucht ſein werden. Wir glauben in unſeren verſchiedenen Ein⸗ ſendungen Aufklärung genug erbracht zu haben, um den Einwohnern Mannheims die Sachlage klar zu ſchildern und halten es für unnöthig, ſchon öfter Geſagtes und bis jetzt nicht Widerlegtes zu wiederholen, Der Verein zur Wahrung der Intereſſen der Marktwaaren⸗Verkäufer * Ueber den mangelhaften Zuſtand der Straſte Lindenhof⸗ ceckarau wird lebhafte Klage geführt. In einer Zuſchrift an uns wird ausgeführt: Das Paſſiren dieſer Straße iſt jetzt faſt unmöglich, Tagtäglich müſſen viele zur Arbeit gehende Leute dieſe Straße gehen, was aber mit großen Schwierigkeiten verbunden iſt, da man immer in Gefahr ſchwebt, in den Koth zu fallen. Der Verfaſſer der Zuſchrift behauptet, der Weg habe, als die Gemeinde Neckarau noch ſelbſtſtändig geweſen ſei, ſich in einem beſſeren Zuſtande befunden. * Die Deutſch⸗Amerikaniſche Petroleumgeſellſchaft beab⸗ ſichtigt, wie in Raſtatt, ſo auch in Sinsheim ein unkerirdiſches Petroleumlager anzulegen, in dem bis zu 25 000 Liter Petroleum Aufnahme ſinden können. Das Reſervoir liegt unmittelbar beim Bahnhof, die Füllung erfolgt durch Rohrleitung. In kleinen Straßen⸗ tankwagen, die mittelſt Pumpe gefüllt werden, wird das Petroleum an die Kunden abgeführt. Weihnachtsfeier der Berufsſeuerwehr. Unter den zahl⸗ reichen Weihnachtsfeiern dürfte auch diejenige der Berufsfeuerwehr Erwähnung finden, da eine ſolche erſtmals ſeit dem Beſtehen der Berufsfeuerwehr gefeiert wurde. Es wird uns über dieſe Feſtlichkeit 4 gemeldet: Am 24. Dezember, Nachmittags 5 Uhr, fanden ſich Hert Bürgermeiſter Ritter, mehrere Herren der Feuerwehr⸗Kommiſſion und Herr Dr. Fulda im Bauhof ein, um der Weihnachtsfeier bei⸗ zutvohnen, welche in dem zu dieſem Zweck beſonders hergerichteten unteren Raum ſtattfand in dem der Weihnachtsbaum brannte und die Mannſchaft vollzählig angetreten war. Herr Bürgermeiſter Ritter hielt eine Anſprache über die Bedeutung der Weihnachts⸗ feier, in welcher er dem Wunſche Ausdruck gab, daß, da es den Leuten durch die Eigenartigkeit des Dienſtes doch nicht möglich ſei das Weihnachtsfeſt bei ihrer Familie zu feiern, ſie hier wenigſtens einen ſchwachen Erſatz dafür finden möchten. Die den Wünſchen der Mannſchaften entſprechenden Geſchenke, bon Herrn Stadtrath Denzel gekauft, waren auf einer langen Tafel hübſch geordiſen und lagen bei jedem Geſchenk noch eine Anzahl Eigarren, die Herr Dr. Fulda der Mannſchaft geſtiftet hatte. Jeder einzelne Maß von den im Laufe des Jahres der Berufsfeuerwehr als Anerkennung für geleiſtete raſche Hilfe überwieſenen Beträgen. Der Brandmeiſtet ſprach im Namen der Maunſchaften den Dank für die ſchönen Ge⸗ ſchenke aus. Kaum war die Feier beendet, ſo wurden die in froher Stimmung umter dem Weihnachtsbaum verſammelten Wehrleute von der Alarmglocke gerufen. In dem Hauſe O 4 Nr. 19 war durch Exploſion einer Petroleumlampe ein Zimmerbrand entſtanden, det aber bei der Ankunft der Berufsfeuerwehr bereits gelöſcht geweſen. Einer Fvau, die ſich an der Hand ſtarke Brandwunden zugezogen hatte, wurden durch Aufſtreuen von Brandpulber die Schmerzen ettwas gelindert. * Weihnachtsfeiern des Militär⸗Vereins. tage hielt der Verein ſein übliches Weihnachtsfeſt ab und zwar untet Theilnahme eines ganz enormen Andrangs von Mitgliedern und delren Angehörigen, die den großen Saal des Apollotheaters und dis angrenzenden Nebenräume bis auf den letzten Platz beſetzt hielten Die Beſcheerung für die Waiſenkinder verſtorbener Mitglieder fand Nachmittags 2 Uhr ſtatt, wobei unter Mittpirkung der Kapelle Petermann, Kinderchöre geſungen wurden, ſowie eine Kinder korrödie„Hans der Träumer“ zur Aufführung gelangte. Herr Haupt lehrer Leod. Weber hielt eine tiefempfundene dem Feſte ent⸗ .... ²˙—— änderung vor ſich gegangen, die auch ſeinen Kameraden nicht un⸗ bemerkt blieb, und die ſie veranlaßte, ihn ſcherzend Cato den Denker zu nennen. Der Leutnant legte wirklich ganz das Weſen eines Men⸗ ſchen an den Tag, der einem tiefſinnigen Problem nachgrübelte. Er lonnte ganze Viertelſtunden lang mitten im luſtigen Kreiſe ſeiner Kameraden ſtirnrunzelnd, mit träumeriſchen Augen vor ſich hin⸗ tarren, um dann, wenn Jemand eine Frage an ihn richtete, plötzlich erſchreckt wie aus einem Traum erwachend, aufzufahren und mit wirren Augen um ſich zu ſchauen. Und an dieſer chroniſchen Geiſtes⸗ abweſenheit, an der Leutnant Wittich jetzt offenbar litt, war zum großen Theil Fräulein Eliſes Ring und ihre Mittheilung ſchuld, daß das Kleinod ein Geſchenk des Musketiers Horn ſei. Nun ging dem Leutnant fortwährend die Frage in dem Kopf herum: wie kam Mus⸗ ketter Horn oder richtiger deſſen Mutter zu dem Ringe, der doch nur von einem Familienmitgliede ſeines— des Leutnants— Onkels v. Nöring oder von dieſem ſelbſt herrühren konnte? War vielleicht Frau Horn, die Mutter des Soldaten, und Beate Hennig, die ehe⸗ malige Geliebte ſeines Onkels, eine und dieſelbe Perſon? Oder lag hier nur eine Verkettung zufälliger Umftände vor? Daß Frau Horn, die Frau des Magiſtratsbeamten, mit der Jugendliebe des Ritkergutsbeſitzers v. Nöring identiſch ſein ſollte, war doch kaum angunehmen. Viel wahrſcheinlicher war, daß ſie den ominözſen Ring käuflich erworben hatte. Die Annahme, daß Herr v. Nöring in ſeiner Jugend oder irgend ein anderes Mitglied der Familie den Ring in einer augenblicklichen Geldverlegenheit verkauft hatte, lag ſehr nahe und hatte nichts Außergewöhnliches. Freilich, ſo oft der Leutnant ſich auch mit dieſen Erwägungen beruhigt hatte, hinterher ſtiegen doch immer wieder Zweifel in ihm auf. Die Aehnlichkeit, die täuſchende Aoehnlichkeit, die nach der Erklärung ſeines Onkels v. Nöring Mus⸗ kelier Horn mit jener Beate Hennig beſaß— der Ring mit dem Familienwappen derer v. Nöring, den Horn von ſeiner Mutter ge⸗ erbt hatte, ſollten das Alles wirklich nur Zufälligkeiten ſein und nicht bielmehr logiſch miteinander zuſammenhängende Geſchehniſſe und Whaſenn. Dem jungen Offisier wurde ſiedend heiß, ſo oft er bei ſich über⸗ legte, welche Folgen es für ihn haben würde, wenn Musketier Horn und ſeine Herkunft wirklich in Beziehung zu der Vergangenheit ſeines Onkels b. Nöring ſtand. Eine gährende Unruhe befiel den Leutnant bei dem Gedanken, daß ſich plötzlich ein Sohn ſeines Erbonbels vor⸗ finden und von dieſem anerkannt und adoptirt werden köyute. Be⸗ ſonders quälend für ihn war die Ungewißheit, in der er bezaglich aller dieſer für ihn ſo wichtigen Fragen ſchwebte, und mehr als einmal war er ſchon nahe daran geweſen, den Musketier Horn zu ſich zu rufen und ihn zu fragen, welches der Familienname ſeiner Mutter und ob er— Horn— wirtlich der leibliche Sohn des verſtorbenen Magiſtratsbeamten Horn ſei. Aber eine geheime Scheu hielt ihn immer davon zurück, dieſem Antriebe zu folgen. Gortſetzung folgt. Neujahr in vergangenheit und Gegenwart. Von Dr. Theodor Adler. (Nachdruck verboten.) „Es iſt eine weit verbreitete Sitte, größere Zeitabſchnitte im Leben des Einzelnen wie der Gefammtheit mit Freudenbezeugungen, Gratulationen und ausgelaſſenen Luſtbarkeiten zu feiern. Ob wir dazu, wenn wir den Dingen auf den Grund gehen, wohl immer Urſache haben, mag dahingeſtellt bleiben. Die Zahl derjenigen— und es ſind juſt nicht die ſchlechteſten—, welche in der Wiederkehr des Tages, eim dem man vor ſo und ſo viel Jahren geboren wurde, eher einen Anlaß ſehen, ſich ſelbſt zu bedauern und zu bemitleiden, als ſich von allen Seiten angratuliren zu laſſen, iſt nicht gering und über das Neujahrsfeſt haben nicht werige die gleichen Gedankert, auch wenn ſie dabei nicht in unangenehmer Weiſe daran erintert werden, daß Neufahr und die nächſte Zeit danach die ſchwerſten Zahl⸗ tage im Jahre ſind, die vom Familienoberhaupt um ſo drürkender empfunden werden, als kurz vorher ſchon das Weihnachtsfeſt auf den goldenen Inhalt des Portemonnaies wie ein ſtarker Aderlaß, gewirkt hat. Der Gedanke, daß von der uns auf Erden vergönnfen kurzen Seitſparme tiederum ein Jahr in das Meer der Bergaygenheit ge⸗ funen iſt, daß wir nicht wiſſen, was das neue Jahr an Mühſalen und Schmersgen bringen wird und ob wir in abermals 365 Tagen noch am Leben ſein werden, ſollte einen jeden eigentlich zur ernſten Nachdenklichleit ſtimmen. Aber, gleich als ob wir uns über die Fragen der Zukunft abſichtlich hinwegtäuſchen und hinüberlügen wollten, iſt das Gegentheil der Fall. Ueberall herrſcht eitel Jubel und Fröhlichkeit, ohne daß man eigentlich einen plauſiblen Grund angeben könnte; aber es iſt nun einmal ſo und wird ſchwerlich ſo bald nicht anders werden. Von allen denen, welche ſich am Neufahrsmorgen, wenn der Tag längſt zu neuem Leben erwacht iſt, fragen, warum ſie eigentlich geſtern Abend ſo viel von der Sylbeſterbowle getrunken haben, daßx ihnen die Welt heute nur in unklaren Umriſſen erſcheint, werden auh die Wenigſten wiſſen, warum gerade jetzt das neue Jahr beginnt, und man kann ihnen ihre Unkenntniß auch billigerweiſe nachſehen; denn der erſte Januar oder— aſtronomiſch und kalendermäßig ge⸗ ſprochen— der 11. Tag nach der Winterſonnenwende iſt ein ganz willkürlich gewählter Zeitpunkt, an deſſen Stelle ebenſo gut ein be⸗ liebiger anderer Tag zum Jahresanfang hätte gewählt werden können, und in früheren Zeiten hat man auch thatſächlich Neujahr vielfach zu ganz anderen Terminen gefeiert. Die Ehre, das neue Jahr einzuführen, verdankt der 1. Jauuar keinem anderen als Julius Cäſar, dem erſten großen Reformator des vor 1947 Jahren in eine grenzenloſe Verwirrung gerathenen Kalenders. Im vorcäſariſchen Rom hatte man das Jahr mit dem erſten März begonnen. Da man aber nur 10 Monate zählte, von denen je vier 31 Tage und je ſechs 30 Tage hatten, ſtimmte die Sache mit dem tvirklichen Sonnenjahre in keiner Weiſe; das römiſche Neu⸗ jahr wurde jedes Jahr um 11 Tage und den Bruchtheil eines zwölften früher gefeiert, als es eigentlich hätte ſein ſollen. Numa Pompilius, der zweite ſagenhafte König des alten Rom, ſchob bereits zwei neue Monate, den Januar und Februar ein und ſetzte für jedes ztveite Jar einen Schaltmonat feſt, die Verwirrung war aber damit keines⸗ wegs behoben; die Herren Oberprieſter waren ſchlechte Aſtronomen und ließen in den ihrer Obhut anvertrauten Kalender eine derartige Verwirrung einreißen, daß man zu Cäfars Zeiten den Jauuar, zu Am erſten Chriſt⸗ dem und Ca Ver 'e Her in hint meh ſei deut der mög Kai Ver ſtim Nat die war ſelb Frä Di Sol, Ko glei Sch! Be Sch hum die darf Son Ma Lied ſow begl über — aufe ſchön ſtraf burg Mar Sul 1. treff Witt 1 der 4¼ Schn haft, Die wur Seir von 735 löſt flach und drue erhielt ſein Weihnochts⸗ und außerdem ein beſonderes Geldgeſchenn Hgaß! gem. in 2 2 — Da Sitt ſowie Muſikſtücke der Kapelle füllten die Pauſen. begleitung zu den Soloſzenen hatte Herr Pianiſt Willh Lohmanns Mark nach Naumburg, der 2. tage. Mannherm, 27. Dezember. General⸗ Anseioer. 3. Seite; ſprechende Anſprache an die Kinder, wie er ſich auch durch die Ein⸗ ſtudirung der Kinderchöre großes Verdienſt um das Arrangement des Feſtes erworben, während Herr Gg. Michel, in deſſen Händen die Regie lag, für eine flotte Durchführung des Programms beſorgt war. — Durch die Opfexwilligkeit der Mitglieder des Vereins war es möglich, den Waiſenkindern ſchöne Geſchenke zukommen zu laſſen und machte die ganze Feier einen erhebenden Eindruck.— Abends 7 Uhr fand ſodanm die eigentliche Weihnachtsfeier des Vereins in demſelben Lokale ſtatt. Schon lange vor Beginn derſelben war Saal und Gallerie dicht beſetzt. Eröffnet wurde der Abend durch die Capelle Petermann, worauf die Geſangs⸗Abtheilung des Vereins, unter Leitung ihres Dirigenten Herrn Hauptlehrer L. Weber, zwei Chöre zum Vortrag brachte. Der zweite Vorſitzende, Herr Bezirksthierarzt Ulm, hielt ſodann eine Anſprache, in welcher er zunächſt auf die Bedeutung des Feſtes hinwies und ausführte, daß der Militärverein immer mehr wachſe und gedeihe, denn das 15. Hundert an Mitgliedern ſei berejts überſchritten. Redner gedachte ſodann der Gründung des deutſchen Reiches und ſeiner gegenwärtigen Machtſtellung im Rathe der Völker und hofft, daß es in der Zukunft noch glänzender daſtehen möge, als jetzt. Sein Hoch galt dem oberſten Kriegsherrn, unſerm Kaiſer, und dem allverehrten hohen Protektor des badiſchen Militär⸗ Vereins⸗Verbandes, Großherzog Friedrich von Baden. Stürtiſch ſtimmten die Anweſenden in das Hoch ein, während die Kapelle die Nationalhymne intonirte, die ſtehend angehört wurde. Nun folgte die weitere Abwickelung des Programms, das ungemein reichhaltig war und nicht weniger als drei Theaterſtücke aufwies; das erſte der⸗ ſelben„Unter dem Weihnachtsbaum“, dargeſtellt von den Damen Fräul. Loos, Gaber und Frau Scheffel, ſowie den Herren Däippolter und Maier fand ſehr ſtürmiſchen Beifall. Eine Soloſzene„Das Blumenmädchen“, vorgetragen von Frl. Joſephine Kop f, und Couplets der Herren Mantel und Michel fanden gleichfalls lebhaften Anklang. Das Luſtſpiel„Das Geheimniß des Schloſſes oder die neueſte Mode“ wurde von vier Damen, Fräuleins Bernhard, Meſſerſchmidt und Ziegler, ſowie Frau Scheffel zur Darſtellung gebracht. Große Heiterkeit erregte ein humoriſtiſches Terzett„Der Schwur der Sabiner“, ausgeführt durch die Herren Geiſel, Mantel und Michel. Den Schluß des Darſtelleriſchen Theiles bildete die Aufführung der Geſangspoſſe„Die Sonntagsjäger oder verblefft“ durch Frl. Loos und die Herren Mantel, Geiſel, Michel, Wurz, Thelen und Vogel. Liedervorträge des Herrn Geiſel und der Geſangsabtheilung, Die Klavier⸗ übernommen und führte dieſelbe in den künſtleriſchſten Weiſe durch. — Ein reich ausgeſtatteter Gabentempel mit ſchönen Gewinnen war aufgeſtellt und ſo konnte es nicht fehlen, daß der Abend in der ſchönſten und gelungenſten Weiſe verlief. * Fortuna! Von dem Generalagenten J. Stürmer, Lange⸗ ſtraße 107 in Straßburg, wurde uns mitgetheilt, daß bei der Straß⸗ burger Pferde⸗Lotterie die Glücksgöttin den 1. Treffer von 10 000 nach Straßburg⸗Neuhof, der 3. nach Sulg a. Wald brachte. Bei der 3. Badener Geldlotterie fiel der 1. Haupttreffer von Mk. 20 000 baar nach Freiburg, der 2. Haupt⸗ treffer von Mk. 5000 baar wieder nach Breiſach und zwar an eine Wittwe mit 3 Kindern. Bei der 1. Badener Geldlotterie kam der 1. Haupttreffer mit Mk. 20 000 in die Nähe von Breiſach und bei der 2. Badener fiel der 2. Haupttreffer ebenfalls nach Breiſach. Selbſtmordverſuch. Am zweiten Feiertage Nachmittags ½ Uhr brachte ſich auf dem Friedhof am Grabe ſeiner verſtorbenen Schweſter der 21 Jahre alte Tüncher Paul Nagel, L 4, 15 wohn⸗ baft, mittelſt eines Revolvers einen Schuß in die Herzgegend bei. Die Urſache ſoll in häuslichen Zwiſtigkeiten zi ſuchen ſein. Nagel wurde mittelſt Droſchke nach dem allgemeinen Kraukenhaus verbracht. Sein Zuſtand iſt nicht unbedenklich. Muthmaßliches Wetter am 28. und 29. Dez. Ein neuer, don Island her nach Großbritannien vorgedrungener Luftwirbel von 5 mm., der den Hochdruck im Südoſten Europas faſt ganz aufge⸗ löſt und den Hochdruck im Norden und Nordoſten erheblich abge⸗ flacht hat, wandert mit ſeinem Drehpunkt gegen Böhmen, Schleſien und Polen, wohin er durch einen von Weſten her kommenden Hoch⸗ druck gedrängt wird. Bei vorherrſchend weſtlichen Winden iſt dem⸗ gemäß für Samſtag und Sonntag noch immer größtenkbeils trübes, und auch zu mehrfachen Niederſchlägen geneigtes Wetter n Ausſicht zu nehmen. Witterungsbeobachtung der meteorologiſchen Station Mannheim. 2 2„ A 1——— 8 2 8 Datum Zeit. 385 8 8 5558 8 8 5 S 28 8 mm S S8 26. Dez. Morg. 70738,0 3,8 S 4 26.„ Mittg. 2˙0%789%.4 SSW 4 „ Abds. 950741.7.,0 SW2 27.„ Morg.%44 2 2,6 SW 2 Höchſte Temperatur den 26 Dez. + 6,6 Tiefſte 5 vom 26.7. Dez. + 2,00 deſſen Beginn man die den Römern durch die damit verbundenen aus⸗ gelaſſenen Luſtbarkeiten beſonders ans Herz gewachſenen Saturnalien feierte, zur Zeit der herbſtlichen Tag⸗ und Nachtgleiche begann. Um in dieſen Wirrwarr Ordnung zu bringen, berief Cäſar den alexan⸗ driniſchen Aſtronomen Soſigenes, der zunächſt zwei Monate, den einen von 23, den andern von 67 Tagen einſchaltete, ſo daß dieſes Jahr, welches als das Jahr der Verwirrung— annus confusionis Er benannt wurde, nicht weniger als 445 Tage zählte. 1. Januar wurde ſodann auf den erſten Neumond nach der Winter⸗ ſonnenwende des Jahres 46 vor Chriſtus feſtgeſetzt, und von da an Der nächſte begann die julianiſche Zeitrechnung mit Sonnenjahren von 365 Tagen und einem allemal im vierten Jahre eingeſchobenen Schalt⸗ Daß dieſer erſte Neumond nun damals 12 Tage nach der Winterſonnenwende ſtattfand, iſt der Grund, warum noch heute nach Ffaſt zweitauſend Jahren der kürzeſte Tag und der Jahresanfang nicht zuſammenfallen, ſondern um 11 Tage von einander geſchieden ſind E eine Kurioſität, welche beweiſt, wie ſehr der Goethe'ſche Fauſt Recht hat, wenn er ſagt:„Es erben ſich Geſetz und Rechte, wie eine ewige Krankheit fort.“ Weit näher hätte es gelegen, den 21. Dezember als den Termin der Winterſonnenwende, als Anfangstag des Jahres zu machen oder, da ſich im Bereiche der chriſtlichen Kultur das ganze feſtliche Jahr nach den hohen Kirchenfeiertagen richtet, das neue Jahr mit dem 1 erſten Weinhachtsfeiertage, dem 25. Dezember, anfangen zu laſſen. Nach dem erſteren Datum, der heiligen Winterſonnenwendnacht, haben nun auch die alten Germanen in vorchriſtlicher Zeit gerechnet, ein Brauch, der endgiltig erſt in Vergeſſenheit gerieth, als Karl der Große den letzten ſebſtſtändigen deutſchen Stamm, die Sachſen, in langen Kriegen ſeinem Szepter unterwarf. Der Termin des Weih⸗ nachtsfeſtes als Jahresbeginn hat aber bis in das ſechzehnte Jahr⸗ hundert hinein an vielen Orten Deutſchlands in Geltung geſtanden. Das Chriſtenthum in ſeinen erſten Anfängen war überhaupt nicht geneigt, die Zeitrechnung der heidniſchen römiſchen Welt an⸗ Furegen, und es erregte beſonders der 1. Januar bei ihnen Anſtoß, weil an dieſem Tage die ſchon genannten Saturnalien bei den lockeren Sitten der damaligen Zeit, unter Orgien gefeiert wurden, die der Polizeibericht vom 25., 26. und 27. Dezember. 1. Zimmerbrände entſtanden: a) am 21. d. Mts. im Hauſe Mittelſtraße Nr. 106 durch Ex⸗ ploſion eines Petroleumofens; b) am 24. d. Mts. im Hauſe O 4, 19 durch Exploſion einer Petroleumlampe; e) am 25. d. Mts. im Hauſe K 3, 29. 2. Der Spengler Karl Hammer von hier wurde am 24. ds. Abends 6½ Uhr an der Straßenkreuzung zwiſchen 8 und J 3 von einem vor eine Milchkutſche geſpannten Pferde, welches vor der anfahrenden Berufsfeuerwehr ſcheute, umgeworfen, wodurch er am Kopfe Verletzungen erlitt. 3. Am gleichen Tage wurde ein 5jähriger Knabe vor dem Hauſe R 1, 4 mittelſt eines Handkarrens überfahren und an der Hand verletzt. 4. Der Weinhändler Ludwig Sensbach von Neckarau hat ſich am 24. d. Mts. Nachmittags auf einem Heuſpeicher in Neckarau aus noch unbekannter Urſache erhängt. 5. Der Polirer Johann Kilthan wurde heute früh halb 8 Uhr in ſeiner Wohnung, Spiegelfabrik Nr. 144, in Waldhof erhängt auf⸗ gefunden. Beweggrund iſt noch unbekannt. 6. 14 zum Theil erſchwerte Körperverletzungen— in den Wirth⸗ ſchaften zum„König von Württemberg“, E 4, 10, Eichelsheimer⸗ ſtraße Nr. 56, zum Bernhardushof K 1, 5, J 7, 8, Rheinhäuſerſtraße Nr. 35, zum„Pfalzgraf Ludwig“, R 1, 9/11, auf der Straße zwiſchen E 6 und 7, vor dem Hauſe Schwetzingerſtraße Nr. 80, vor dem Hauſe K 1, 10, auf dem Luiſenring, im Hauſe Käferthalerſtraße Nr. 55, auf der Waldhofſtraße, in Neckarau und in Käferthal verübt — gelangten zur Anzeige. 5 7. Mehrere ſchwer Betrunkene, welche in verſchiedenen Orten auf der Straße liegend aufgefunden wurden, mußten in polizeilichen Gewahrſam genommen werden. Verhaftet wurden: a) der Schiffer Hilarius van Meer von Harrlingen wegen Sachbeſchädigung; b) 6 Perſonen wegen Körperverletzung; e) der Matroſe Wilhelm Mühlfeld von Mülheim a. d. R. wegen Sittlichkeitsverbrechens; d) der Schneider Otto Ernſt Barkel von Tübingen wegen Kuppelei; e) 21 weitere Perſonen wegen verſchiedener ſtrafbarer Hand⸗ lungen. Aus dem Großherzogthum. Obergimpern, 22. Dez. Am vergangenen Sonntag Nacht wurde hier eine rohe und gemeine That vollführt; es wurden in der hieſigen Synagoge ſämmtliche Fenſter mit Steinen eingeworfen. Den Thätern iſt man auf der Spur und fehen dieſelben ihrer ver⸗ dienten Strafe entgegen. * Walldorf, 27. Dez. Ein entſetzlicher Unglücksfall trug ſich in Walldorf zu. Das 7jährige Töchterchen der Wittwe Lamade wollte das Feuer im Ofen nachſchüren, wobei die Kleider des Kindes Feuer fingen. Brennend ſtürzte das unglückliche Mädchen die Treppe hin⸗ unter, wo die Großmutter die Flammen zu erſticken ſuchte und ſich dabei ebenfalls empfindlich verbrannte. Das arme Kind erlag den ſchrecklichen Brandwunden. * Bretten, 26. Dez. Dieſer Tage wurde der ledige Müller Leopold Steiner in der Wohnung ſeiner Eltern erhängt aufgefunden Als Motiv zu dieſer unglückſeligen That wird Geiſtesſtörung ge⸗ nannt.— In Nußbaum graſſirt ſchon ſeit einiger Zeit eine epidemiſche Kinderkrankheit: die Flecken. In den letzten Tagen erlangte die Epidemie eine ſolche Verbreitung, daß die Schulen geſchloſſen werden mußten. Auch in der Nachbargemeinde Stein herrſcht die Epidemie und forderte ſchon einige Opfer.— Sonntag Morgen wollte das Dienſtmädchen einer hieſigen Familie Spiritus in das Feuer ſchütten, wobei eine Exploſion erfolgte und die Kleider des Mädchens im Nu in Flammen ſtanden. Nur durch raſche Hilfe konnte das Mädchen vom Verbrennungstode gerettet werden. Die erlittenen Brand⸗ wunden an Kopf, Bruſt und Armen ſind aber derart ſchwere, daß das Mädchen ins ſtädt Krankenhaus verbracht werden mußte und die Folgen noch nicht zu überſehen ſind. BO. Konſtanz, 26. Dez. Das erzbiſchöfliche Filialbauamt Konſtanz berichtigt die Mittheilung aus Grießen dahin, daß die „eigentliche“ Ueberſchreitung beim Kirchenneubau in Grießen nicht 100,000 Mark oder 55 Proz, des Voranſchlags, ſondern noch nicht einmal ein Drittel dieſes Betrags ausmachte. Auch ſei es unwahr, daß infolge der genannten Ueberſchreitung der Kirchenfond auf⸗ gezehrt ſei, ſo daß die örtliche Kirchenſteuer eingeführt werden müßte. Pfalz, Beſſen und Umgebung. I Fraukenthal, 24. Dez. Eine Entſcheidung von prinzipieller Bedeutung fällte die hieſige Strafkammer. Der Keſſelfabrikant Philipp Friedrich Breitling von Ludwigshafen war vom Schöffengericht wegen Uebertretung der Beſtimmung in§ 134, 3 der Reichsgewerbeordnung zu 3 Mk. Geldſtrafe oder 1 Tag Haft verurtheilt worden, weil er für die von ihm beſchäftigten minder⸗ jährigen Arbeiter keine Lohnzahlungsbücher eingeführt hatte, wie dies in der erwähnten Geſetzesbeſtimmung vorgeſchrieben wird. Auf die von Breitling eingelegte Berufung erkannte die Strafkammer auf Freiſprechung. In den Urtheilsgründen wird ausgeführt, daß zwar die dem Beſchuldigten beigemeſſene Uebertretung vorliege, daß aber eine Beſtrafung nicht erfolgen könne, weil die Gewerbeordnung in Bezug auf die Unterlaſſung der Führung von Lohnzahlungsbüchern keine Strafvorſchrift enthalte. Man ſtehe hier vor einer Lücke des Geſetzes, denn während in§ 134 Abſ. 3 der Gewerbeordnung die Führung von Lohnzahlungsbüchern vorgeſchrieben werde, fehle es an einer Strafbeſtimmung für die Nichtbefolgung dieſer Vorſchrift. Wenn auch der Mangel einer Strafandrohung nur einem Verfehen zuzuſchreiben ſei, ſo könne eine Beſtrafung doch nicht eintreten. *Speyer, 24. Dez. Von Sr. Kgl. Hoheit dem Prinzregenten Luitpold wurde dem Herrn Kunſtgärtner Jakob Velten für 25jähr. Dienſt in der Sanitätskolonne und ſeine hohen Verdienſte um das Sanitätsweſen das ſilberne Verdienſtkreuz verliehen. Eine wohl⸗ verdiente Auszeichnung, zu welcher wir Herrn Vellen aufrichtig gratuliren. —— Sport. * Die Liebhaberei edler Jagd⸗ und Luzushunde, ſowle deren Zucht, die in den letzten Jahren ſo bedeutende Fortſchritte gemacht, findet von jeher in Berlin eine der tüchtigſten Förderinnen. Neuer⸗ dings hat der von berufenſter Seite geleitete Kynologiſche Klub Berlin E. V. beſchloſſen, zum erſten Male in Deutſchland eine internationale Winterausſtellung von Hunden aller Raſſen am 8. und 9. Februar 1902 in den vorzüglich gelegenen, gut zu heizenden, rieſigen Räumen des„Luiſenhofes“ zu Berlin, Dresdenerſtr. 34—35 abzuhalten. Die Programme zu dieſer an Großartigkeit alle bis⸗ herigen khnologiſchen Veranſtaltungen weit übertreffenden Aus⸗ ſtellung werden den Juntereſſenten überſandt. Die maßgebendſten Fachleute auf dieſem ſportlichen Gebiete haben als Preisrichter zu⸗ geſagt. Nähere Auskunft ertheilt gern die Geſchäftsſtelle der Aus⸗ ſtellung, Herr Max Mantheh, Berlin., Oranienburgerſtr. 5. Theater, Aunſt und Wiſſenſchaft. Großh. Badiſches Hof⸗ und National⸗Theater in Maunheim. „Die Räuber“ von Friedrich Schiller. Dem aufmerkſam da und dorthin lauſchenden Ohre war es nicht entgangen; man hatte in theaterliebenden Kreiſen gemurrt: Die Räuber, am erſten Weihnachtsfeiertagel Man fand dieſe Weihnachtsbeſcheerung etwas ſeltſam!— Ein ausverkauftes, begeiſterungerfülltes Haus aber hat am erſten Feſttage die Unzufrie⸗ denen in's Unrecht geſetzt und der Theaterleitung glänzend beſtätigt, daß man ſich auf Friedrich Schiller verlaſſen kann, auch dann noch, wenn ſeine Räuber in der Eile hervorgeholt werden, um einem Gaſte Gelegenheit zu geben ſich als Moor zu verſuchen. Herr Ernſt Wendt, der ſich den großen Räuber Moor als eigentlichen Prüfſtein für ſeine Befähigung für's Heldenfach gewählt, hat im Allgemeinen dieſe Prüfung nicht gerade ſchlecht beſtanden. Ob er freilich, nach ſeiner Leiſtung zu ſchließen, dem jetzigen Ver⸗ treter dieſes Faches gegenüber, wenn er der Unſere werden würde, eine Verbeſſerung bedeutet, iſt zum Mindeſten zweifelhaft. Der Künſtler ließ auch in dieſer bedeutenden Aufgabe neben ſchätzens⸗ werthen Vorzügen viel Unzulängliches zu Tage treten. Das ſym⸗ pathiſche, ſonore Organ ſpricht angenehm zum Ohre, das Spiel iſt ziemlich ausgeglichen und ebenmäßig, die Erſcheinung, der intereſſante hübſche Kopf beſonders, für einen Karl Moor ſehr geeignet. Stärker, denn bei der erſten Gaſtrolle traten Mängel in der Ausſprache hervor, von denen man natürlich nicht weiß, ob ſie unter künſtleriſcher An⸗ leitung noch zu beſeitigen ſind. Die Kraft des Organs iſt ziemlich begrenzt und allzu großer Steigerung kaum gewachſen. Die Stimme litt bedenklich unter der großen Anſtrengung und kam gegen Schluß müde und ſtark afficirt. Auch die Modulationsfähigkeit läßt zu wünſchen übrig. Kurzum, man hat es mit einem Künſtler zu thun, der vielleicht im Werden, der vielleicht, das was ihm noch Unreifes an⸗ haftet abſtößt und ſich zum Guten entwickelt. Ob nun Herr Wendt der Mann iſt, wie wir ihn benöthigen, wer kann das nach zwei Gaſt⸗ rollen mit Beſtimmtheit behaupten? Selbſt eine dritte Aufgabe kann darüber keinen endgiltigen Aufſchluß geben; erſt in längerer Thätigkeit inmitten eines Enſembles treten die Vorzüge und Schwächen klar zu Tage. Herrn Wendt nach den beiden gelieferten Proben für Mann⸗ heim zu gewinnen iſt ein Wagniß; es kann glücken, es kann auch fehlſchlagen. Sonſt iſt der Aufführung Gutes nachzuſagen, namentlich Herrn Gckelmann das Zugeſtändniß zu machen, daß er ein bedeutender, ſehr ſchätzenswerther Franz iſt. Warum man, ſehr zum Schaden des Ganzen, einzelne Rollen der Räuber mit Choriſten beſetzt, während gute Kräfte unſeres Schauſpiels feiern, iſt unverſtändlich. Neu war: Herr Möller(Koſinski), der ſich ſehr geſchickt und erfolgreich darin bewährte, Herr Kallenberger(Schufterle), der ſeine kleine Epiſode gut zur Geltung brachte, indeſſen ſich einen Kopf zurecht gemacht hatte, der eher für einen Hanswurſt, denn eines der bedeutenderen Mitglieder von Moors Bande zu paſſen ſchien. —— *** „Tannhäuſer““ von Richard Wagner. Feſtlicheres, dennſ zum Feſte des Lichtes„Tannhäuſer“ zu be⸗ ſcheeren, gibt es wohl kaum und ſo hatte denn, ein zum großen Theil aus Fremden beſtehendes Publikum die weiten Räume unſeres Muſentempels am zweiten Feiertage nahezu vollſtändig gefüllt. Das Intereſſe des Abends richtete ſich in erſter Reihe auf den Gaſt, Fräulein Elſa Weſtendorf vom Hoftheater zu Deſſau. Die Dame hat angenehme, nicht allzu umfangreiche Stimm⸗ mittel, über die ſie mit bemerkenswerther Technik verfügt. Die Stimme, ein Mezzoſopran, ſcheint wohl ausgebildet, iſt indeſſen nach der Höhe etwas ſchrill. und von nicht allzu großer Tragfähigkeit. dieſen Tag„in Faften und Trauer für die Heiden“ verbrachten. Sie ſtempelten daher vielfach den Tag der Fleiſchwerdung Chriſti, nämlich den Tag Mariä Verkündigung zum Jahresanfang, was in Deutſchland bis ins 9. Jahrhundert ganz allgemein Brauch war. Als dann in der Kirche der Marienkultus zu immer größerer Bedeutung gelangte, rechnete man das Jahr auch von anderen Marientagen an, und ſo gab es in Europa die verſchiedenſten„Marienjahre“, die namentlich in Italien und in den rheiniſchen geiſtlichen Kurfürſten⸗ thümern Mainz, Köln und Trier zu Recht beſtanden und eine un⸗ geheure Konfuſion verurſachten, wenn es galt, den Termin eines etwas weiter zurückliegenden Ereigniſſes genau zu beſtimmen. Auch auf den 1. März, den Jahresanfang in vorcäſariſchen Zeiten, griff man zurück; doch verließ man dieſen Brauch frühzeruig mit alleiniger Ausnahme der Republik Venedig, welche dieſem Datum bis zu ihrem Untergange treu blieb. Am allerunbequemſten iſt es natürlich, wenn man Neujahr mit dem Tage irgend eines beweglichen Feſtes zuſammenfallen läßt. Dies war in Frankreich der Fall, wo man bis zum Jahre 1556 das neue Jahr häufig mit dem Oſterfeſte beginnen ließ und zwar nicht etwa mit Oſterſonntag, ſondern mit der Vesper des Charſamſtages, an welchem die Oſterkerze geweiht wurde. Die Jahre waren dann natürlich recht verſchieden lang; aber man fand ſich mit dieſem Uebelſtande im bür⸗ gerlichen Leben ebenſo ab, wie es noch heute in den Schulen der Fall iſt, deren bald kürzere bald längere Semeſter für die Gleichmäßigkeit des Unterrichts nicht von Vortheil ſind. Auch anderwärts gab es der Willkürlichkeiten bezüglich des An⸗ fangs des Jahres eine große Menge. In England begann man das⸗ ſelbe bis zum Jahre 1752 mit dem 26. März. Der Orient feierte zur byzantiniſchen Zeit Neujahr am 1. September, eine Sitte, die bald nach Italien verpflanzt wurde und ſich dort lange erhielt. Noch heute fangen die Kopten das neue Jahr mit dem 1. Auguſt an, während die ſyriſchen Chriſten dies mit dem 1. September und die Neſtorianer und Jakobiten mit dem 1. Oktober thun, ein Beweis dafür, daß es dieſen auf einander höchſt eiferſüchtigen Sekten nur darum zu thun iſt, daß jede etwas Eigenes für ſich hat. d eeeeeee In Deutſchland hat erſt die Einführung der gregorianiſchen Kalenderreform bom Jahre 1582 dem 1. Januar zum Siege über ſeine Konkurrenten verholfen; doch geſchah das keineswegs mit einem Schlage, da die proteſtantiſchen Länder ſich lange gegen dieſe Ver⸗ beſſerung ſträubten, deren Nützlichkeit Niemand abſtreiten kann. Daß Ruſſen und Griechen noch heute mit Zähigkeit an ihrer veralteten Zeitrechnung feſthalten, die ſeit Beginn des 20. Jahrhunderts noch um einen weiteren Tag, nämlich um 13 Tage hinter unſer Zeit⸗ rechnung herhinkt, iſt allgemein bekannt⸗ Außerhalb des Bannkreiſes der europäiſchen chriſtlichen Kultur hat natürlich jedes Volk ſeinen beſonderen Neujahrstag. Bei den Juden fiel er auf den erſten Tiſchri, den ſiebenten Monat dieſes Jahres, an welchem Adam erſchaffen ſein ſoll(Mitte September). Da dieſer Feſttag mit Poſaunen und Trompetenſchall begrüßt wurde, hieß er auch der Sabbath des Blaſens. Die Perſer beginnen ihr Jahr mit dem 14. März. In Indien kennt man gar drei verſchiedene Jahresanfänge, von denen der älteſte, noch heute in den ſüdlichen Theilen des Landes giltige, welcher von Kalijuga aus dem Jahre 3102 vor Chriſtus ſtammt, mit dem 28. Januar beginnt. Heute, wo China beſonders im Vordergrund ſteht, dürfte es Manchen vielleicht intereſſiren, über das dortige Neujahrsfeſt Einiges zu erfahren. Es fällt im Lande der Zopfträger auf den erſten Tag nach dem Neumonde, während die Sonne im Sternbilde des Waſſer⸗ manns ſteht und kann deßwegen im Verlaufe eines längern Zeitraums auf jeden Tag zwiſchen dem 20. und 18. Februar fallen. Früher folgte man auch in Japan und in Korea dieſer Rechnung; doch hat man in erſterem Lande bereits 1872, in letzterem aber im Jahre 1892 unſeren Neujahrstag angenommen. Man glaubt nun gar nicht, mit welcher breiten Behaglichkeit ſich dieſes ſo fleißige, emſig ſchaffende Volk der Feier ihres größten Feſtes hingibt. Von„einem“ Feſttag kann man da gar nicht ſprechen. Es iſt vielmehr eine ganze Reihe, die ſich durch mehrere Wochen hin⸗ zieht, und innerhalb welcher das Erwerbsleben faſt vollkommen ſtillſteht. San⸗Lin— ſo nennt der Chineſe ſein Neujahr— iſt für ihn der Inbegriff aller irdiſchen Glückſeligkeit. Denn ganz China feiert 47 Seite. Genebbal⸗Anzeiger. Mannherm, 27. Bezembder. Innigkeit und Wärme, beſeelter Vortrag ſind nicht gerade die ſtarken Seiten der Künſtlerin, deren Spiel und Erſcheinung an poetiſchem Naig noch Mauches zu wünſchen übrig ließen. Alles in Allem iſt Irl. Weſtendorf's Eliſabeth eine Leiſtung von gutem Mittelmaß, die uns kinn ſo eindringlicher Kar macht, welch vortreffliche Vertreterin dieſer Fartie wir in Frau Heindl zu beſitzen den Vorzug haben. Am beſten gelaug dem Gaſte das Gebet im dritten Akte, hier fand die Dame Anigermaßen die Innigkeit des Vortrages, der dem Schmerze Eliſa⸗ beths Ausdruck verleihen muß. Eine trotz aller noch anhaftenden Unvollkommenheiten inter⸗ ſante Venus durfte man in der Perſon von Fräulein van der Bhber begrüßen; Temperament und Leidenſchaft und die ſchöne ausgiebige Stimme gaben ihrer Leiſtung feſſelnden Reig. Fräulein ban der Vyver macht zuſehends Fortſchritte und liefert ſtets den Bebweis, daß ſie mit ſeltenem Eifer ſich in die geſtellte Aufgabe vertieft. Herr Krug(Tannhäuſer) ſchien zeitweilig mit einer Indis⸗ poſition zu kämpfen; die große Erzählung im dritten Akte indeſſen brachte er ſehr erfolgreich zur Geltung. An Stelle des Herrn Marx war in letzter Stunde für die Partie des Biterolf, Herr Voiſin eingeſprungen; er ſang dieſelbe mit ſchöner Tongebung und be⸗ merkenswerther muſtkaliſcher Sicherheit. Nach langer Pauſe war der Wolfrant wieder einmal Herrn Kromer zugefallen, der ſich auch in dieſer Aufgabe auf's Beſte bewährte, wie er überhaupt in dieſer Zeit der Baritonnoth auf's Neue geigt, welch verläßliche und künſtleriſch wohlgeſchulte Kraft wir an ihm beſitzen. Vornehm und ſchön ſang Herr Fenten den Land⸗ grafen auch Frl. Fladnitzer(Hirte) und Herr Er!(Walther bon der Vogelweide), ſind mit Auszeichnung zu nennen. Das Schönſte des Abends aber bot unſtreitig unſer Orcheſter, das unter Direktion von Hofkapellmeiſter Kähler, Wagner's herrlicher Muſe neuer⸗ dings einen unbeſtrittenen Sieg erringen half. Modernes Theater im Apollotheater, Heute Freitag, 27. Dez., findet eine Doppelvorſtellung zu einfachen Preiſen ſtatt. Zur Aufführung gelangen: der Schwank„Die ſchöne Cleo“ und das ſoziale Drama„Die Weber“ in der Bearbeitung von Frhrn. b, Kindermann. Zu dieſer Vorſtellung haben Sereniſſimus Aller⸗ höchſt Ihr Erſcheinen zugeſagt.— Sonntag, 29. Dez., findet Nach⸗ mittags 3 Uhr wieder eine Voltsvorſtellung zu Ginheitspreiſen(alle Plätze 50 Pfg.) ſtatt, in der Sudermanns„Sodoms Ende“ ge⸗ geben wird.— Wir verfehlen nicht, darauf hinzuweiſen, daß Herr Direklor Türk nur das alleinige Aufführungsrecht für Mannheim von dem Einakter„Die Haſenpfote“ von Hans Brennert er⸗ worben hat. Reneſte Nachrichten und Telegramme. * Braunsberg, 25. Dez. Der Kaiſer hat dem Biſchof Dr. Thiel das von Profeſſor Manzel geſchaffene Reliefbild der Madonna zum Geſchenk gemacht. Das Bildwerk trägt die Widmung: Wilhelm II. Deutſcher Kaiſer und König von Preußen dem Biſchof von Ermeland Dr. Thiel.“ Paris, 25. Dez. Das„Journal Officiel“ gibt be⸗ kannt, daß der Marineminiſter Laneſſan dem Kapitän Kopff bom Dampfer„Graf Walderſee“ der Hamburg⸗Amerika⸗Linie, der am 7. Oktober an der Küſte Neufundlands zwei ſchiff⸗ brüchige franzöſiſche Seeleute aufgenommen hat, eine Anerken⸗ nung in Geſtalt eines Kunſtwerkes gewidmet hat. * Ro m, 26. Dez. In Florenz und in Piſa iſt der Arno in Folge ſtarken Regens aus den Ufern getreten und verurſachte einigen Schaden. *Neapel, 26. Dez. Heute wüthete hier ein Cyklon, wodurch mehrere Häuſer hier und in Poggio theils beſchädigt, theils fortgeriſſen wurden. Auch ein Maſchinenſchuppen auf dem Bahnhofe und eine Gießerei ſind beſchävigt worden. Eine Frau wurde getödtet und 31 Per⸗ ſonen verletzt, drei davon ſchwer. Petersburg, 26. Dez. Der„Ruſſiſche Invalide“ meldet: Nach einem Bericht des Generals Grodekow vom 19. Dezember zerſprengte der Kommandeur der transbaikaliſchen Arkilleriediviſion am 11. Dezember bei Tuchums, 175 Werſt von der Stadt Bodune entfernt, eine unter der Führung wan Louchus befindliche Schaar von 2000 Tunguſen. Drei Schanzen, die robert wurden, ſind niedergebrannt worden. Viele Waffen, Vieh und Pferde wurden erbeutet. Der Feind hatte bedeutende Berluſte. Acht ruſſiſche Soldaten wurden verwundet. * Griwan, 26. Dez. Die Schienenlegung auf der Bahn⸗ inſe Alexandropol⸗Eriwan iſt am 24. Dezember zeendet worden. Der zeitweilige Perſonen⸗ und Güterverkehr oll dieſer Tage eröffnet werden. Calcutta, 24. Dez. Eine britiſche Streit⸗ macht erſtürmte ein Fort bei Nodiz in Mek⸗ zan, welches von einer Bande von Räubern aus Perſien beſetzt bar. Die Engländer verloren 3 Todte. Zwei Offiziere und ſechs Mann wurden verwundet, Auf Seiten der Näuber fielen 20 Mann einſchließlich des Führers, vierzehn vurden berwundet, 63 gefangen genommen. Die Räuberbande eſt jetzt völlig aufgerieben. Newyork, 26. Dez. Nach einer Meldung aus Zuenos⸗Aires ſind die dortigen Blätter der Anſicht, daß ean dieſem Tage ſozuſagen Geburtstag, weil man die Zahl der menſch⸗ lichen Lebensfahre von Neujahr an rechnet, und wenn auch ſeit der Geburt eines Kindes bis Neujahr nur wenige Tage verfloſſen ſind, bieſen kurzen Zeitraum einem ganzen Lebensjahre gleich ſetzt. Es iſt ein Abſchluß in Handel und Wandel, wie ihn Europa an keinem Tage des Jahres kennt. Der Kaufmann überſchlägt„Soll und Haben“ des zu Ende gehenden Geſchäftsjahres, treibt ſeine Forde⸗ cungen ein, veranſtaltet Ausverkäufe, um ſich für das Neujahr reich⸗ liche Geldmittel zu reſerviren. Daneben nehmen die Vorbereitungen zur Gratulation einen bedeutenden Umfang an. Denn der Chineſe iſt nur gegen Bekannte und Verwandte ein ſehr höflicher Mann; er wwünſcht ſich ſelber auch für das neue Jahr alles erdenklich Gute und Schöne und begnügt ſich nicht damit, dies innerlich zu thun, ſondern ſchreibt dieſe Wünſche, geſpickt mit Citaten der alten Dichter, auf Hunderte von rothen Zetteln, die er an die Häuſer und deren Ein⸗ gänge, an Thüren, Zimmerwände, Möbelſtücke, Wagen, Schiffe, ſämmtliche Hausthiere und ſelbſt an die Bäume und Sträucher der öffentlichen Anlagen anheftet. Kurz vorher geht es an eine große Reinemacherei, die bei dem ſprichwörtlichen chineſiſchen Schmutz auch ſehr nothwendig iſt, und die Küchenvorbereitungen geben den Haus⸗ frauen Tage und Wochen hindurch ebenfalls genug zu thun. Im Gegenſatz zu dieſem Treihen herrſcht dann am eigentlichen Neujahrs⸗ kage die tiefſte Feiertagsruhe, ſo wie etwa in rein proteſtantiſchen Gegenden am Charfreitage. Sämmtliche Geſchäfte und öffentliche Anitsſtellen ſind geſchloſſen; der ſonſt ſo bewegte Straßenperkehr iſt gänzlich verſchwunden. Nur Sänften werden in großer Zahl durch die Städte getragen; denn die Etiquette verlangt, daß man Per⸗ ſonen von Rang und Stand und ſeinen Freunden perſönlich Beſuch abſtattet, wobei man nagelneue Kleider trägt, die übrigens auch die umtergeordneten Kulis an dieſem Tag anlegen, um freilich dann das gange Jahr bis zum nächſten Neufahrsfeſte damit auskommen zu miüſſen. Dann beginnt das große Bacchanal der leiblichen Genüſſe, dem durch fünf Tage hindurch alles Sinnen und Trachten gilt. Allmählich kommt dann zwar das kleine Geſchäftsleben wieder in Gang; denn die Welt ſteht nicht ſtill, und es muß verdient werden. Aber noch etwa weitere 14 Tage lang jagen ſich Einladungen zu Feſt⸗ kien für die Zütunft biee: Die beiderſeitigen Armeen ſetzten die Vorbereitungen fort. Chile beſchloß die Er⸗ richtung neuer Befeſtigungen bei Taleahuaus und Pauba Arenas. In einer geheimen Sitzung des chileniſchen Senats ſuchte die Regierung um die Ermächtigung nach, 15 Millionen Dollars zu Vertheidigungszwecken zu verausgaben. Nach einer erregten Sitzung wurde beſchloſſen, die Aufnahme der Anleihe zu genehmigen. * Newyork, 26. Dez. Amtlich wird bekannt gegeben: Der Gouverneur von Jowa, Shaw, iſt an Stelle Gages zum Schatzſekretär ernannt worden. * Waſhington, 26. Dez. Nach einer hier einge⸗ gangenen Depeſche des amerikaniſchen Geſandten in Buenos Aires beſtätigt es ſich, daß Argentinien beſchloſſen hat, mit ſeinen Forderungen gegenüber Chile nicht zu drängen; vielmehr ſei es damit einverſtanden, die ſchwebende Streitfrage der mit der Grenzfeſtſetzung betrauten Kommiſſion zu unterbreiten. Der Burenkrieg. London, 24. Dez. Nach der Verluſtliſte find von der Ko⸗ lonne des Oberſten Damant in dem Gefecht bei Tafelkop am 20. d. Mts. 3 Offiziere und 29 Mann gefallen, 5 Offiziere und 85 Mann verwundet worden. *London, 25. Dez. Zwanzig Batterien der Feld⸗ und Feſtungsartillerie ſollen in den nächſtfolgenden Wochen aus Südafrika zurückgezogen werden, da ihre Geſchütze nicht genügend Bewegungsfähigkeit für die gegenwärtige Art der Guerilla⸗ Kriegführung gezeigt haben. London, 25. Dez. Lord Roberts erließ einen Befehl, welcher beſagt, angeſichts der Entwickelung, welche die Kriegführung in jüngſter Zeit genommen hat, die Ausbildung der Truppen von der Abſicht geleitet ſein müſſe, ſie für die Erfüllung der Pflichten, die für den Krieg weſentlich ſind, tauglich zu machen. Leuten, deren bürgerlicher Beruf es nicht erlaube, ſich der neuerdings eingerichteten einjährigen Aus⸗ bildung im Lager zu unterziehen, dürfe es nicht geſtattet ſein, in Zukunft ſich den Volunteers anzuſchließen. Es ſei eine geringere Anzahl Mannſchaften vorzuziehen, ſofern dieſe jedoch eine gute Kriegsausbildung erhalten haben, * Pretoria, 24. Dez. Unter den Buren, die ſich er⸗ geben hatten, iſt die Bewegung im Wachſen begriffen, ſich den National⸗Scouts anzuſchließen, um ſo eine raſchere Be⸗ endigung des Krieges herbeizuführen. In Folge der vortrefflichen Dienſte derſelben in letzter Zeit ſei die Erlaubniß ertheilt worden, zwei neue Abtheilungen für Oſt⸗ und Süd⸗ Transvaal zu errichten. Es ſeien bereits zweihundert Mann unter bekannten Burenführern, die von ihnen ſelbſt gewählt wor⸗ den ſeien, verſammelt. Der Führer einer bereits heſtehenden Ab⸗ theilung unternahm kürzlich aus eigenem Antrieb einen Nacht⸗ marſch und hob ein Burenlager auf, Auch bei den erfolgreichen Unternehmungen Bruce⸗Hamilton wirkte der Burenführer Cronje unterſtützend mit. ** Ein Sieg Dewets. *London, 27. Dezg.(Telegramm.) Ein Telegratum Lord Kitcheners vom 26. Dezember berichtet: General Rundle meldet: Dewet erſtürmte am 24. Dez. an der Spitze einer be⸗ trächtlichen Burenſchaar das Lager Firmans bei Tweefontein. Ich fürchte, daß die Verluſte bhedeutend ſin d. Die von Firman einem Feldgeſchütz und einer Maſchinenkanone. Sie hielten die Kopf⸗ ſtation der von Harryſmith nach Bethlehem gehenden Blockhauslinie beſetzt. Zwei Kompagnien leichte Kavallerie ſind zur Verfolgung Dewets abgegangen. ***˙ „Geneval⸗Anzeigers.“) * [(Brivat⸗Telegramme des Budapeſt, 27. Dez. Der elektriſchen Straßenbahngsſellſchaſt Heinrich Stecker iſt wieder verhaftet worden, da feine Mitſchuld an der 88 000 Kronen belragenden Untſchlagung des bereits verhafteten Hoffer erwieſen iſt. Riga, 27. Dez. Das Eis auf der Düne iſt durch Ein⸗ brecher gebrochen worden. Die Dampferverbindung iſt trotz der Kälte von 10 Grad unbehindert. Auch bei dem Vorgebirge Doxesnaes iſt die Durchfahrt eisfrei. * Kopenhagen, 27. Dez. 850 Perſonen, verſchiedenen politiſchen Parteien angehörend, richteten eine Adreſſe au den König, die Regierung und den Reichstag mit der Bitte, daß der Verkauf der däniſ Un nicht finden. Buntes Feuilleton. — Ueber eine Zahnoperation im Chauſſeegraben berichtet aus Guttentag der„Niederſchleſ. Anzeiger“: Ein hieſiger Barbier und Zahntechniker fuhr dieſer Tage auf dem Rade nach dem Dorfe Schemrowitz. In der Mitte des Weges begegnetei hm ein bekannter Bauer, welcher winſelnd ihm zurief, daß er gerade auf dem Wege nach Guttentag ſei, um ſich bei ihm einen Zahn ziehen zu laſſen. Der ſich den Weg zu mir erſparen, wir können die Operation gleich im Chauſſeegraben vornehmen, da ich eine Zange bei mir habe. Der Bauer war damit einberſtanden, Man ging alſo alsbald friſch ans Werk. Nun kommt ganz zufällig auch ein Radfahrer von Guttentag gefahren. Er hört von Weitem ein Geſchret und ſieht, als er näher kommt, die beiden Männer im Graben. Da er einen Ueberfall ver⸗ muthet, ſpringt der Radfahrer vom Rade, eilt ſchnell in den Graben hinein und erwiſcht den Zahnkünſtler bei ſeiner beſten Arbeit am Kragen, worauf der Patient noch mehr ſchrie, daß er den Barbier loslaſſen ſolle, da der Zahn beinahe draußen ſei. Jetzt wußte der zu Hilfe eilende Herr, um was es ſich gehandelt, und fuhr, nachdem er ſich entſchuldigt, ſeines Weges weiter. der Welt, die ihre Geſchichte haben, ſind, wie einem Londoner Blatte aus Newhork berichtet wird, von Amerikanern als Weihnachts⸗ geſchenke für ihre Frauen gekauft worden Der Hope⸗Diamant iſt für ſeine Frau, die frühere Miß Julia Marlowe. Der dritte Stein, der für 500,000 Mark an einen Käufer überging, deſſen Name nicht bekannt geworden iſt, ſoll Alles ſein, was von den 1642 nach Europa befehligten Truppen beſtanden aus 4 Kompagnien Neomanrch mit Oberbuchhalter der ſtädtiſchen dem die ganze Verwandtſchaft eingeladen wird, ihren Abſchluß Zahnkünſtler ſteigt von ſeinem Stahlroß ab und ſagt:„Sie können — Niedliche Weihnachtsgeſchenke. Die drei größten Diamanten gebrachten Tavernier⸗Diamonten übrig geblieben iſt. das neue Protokol! eine unmittelbare Kriegs⸗ borgenommen werden möchte, ohne die borher vorgenom⸗ gefahrabwende, aberkeine dauernden Garan⸗ mene Abſtimmung der Inſel über die Verkaufsfrage. Sandham(Schweden), 27. Dez. Am Weihnachtsabent ſank ein großer Dampfer, wahrſcheinlich ein ſchwediſcher Kohlendampfer. einen Bergungsdampfer Nachforſchungen anzuſtellen. ce. 2** Kriegsgefahr beſeitigt. Vrlpargifg,. Dez Chile und Argentinien nahm die unbedeutenden Abänderungen de welche nicht allein die zur Zeit beſtehenden Schwierigkeiten ſondern auch beſtimmen, daß der Schiedsſpruch ſeitens England er⸗ Der Konflikt zwiſchen Argentint Elt beendet. chileniſchen Vorſchläge iſt Ofen, folgen fſolle, damit im ſtrittigen Gebiet eine allgemeine Regelung der Poligei erfolge und über den Bau der erforderlichen Straßen eine Beſtimmung getroffen werden kann. Verantwortlich für Politik: Chefredakteur Dr. Paul Harms, für den lokalen und provinziellen Theil: Eruſt Müller, für Theater, Kunſt und Feuilleton: Eberhard Buchner. für den Inſeratentheil: Karl Apfel, Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdrucherei⸗ (Erſte Mannheimer Typograph. Anſtalt.) Maunheimer Handelsblatt. Die Preußiſche Pfandbrief⸗Bank löſt die Zinsſcheine ihrer Emmiſſtonspapiere per 2. Januar bereits 14 Tage vor Fälligkeit an ihrer Kaſſe und bei der Mehrzahl der deutſchen Bankfirmen ein. Broſchüren über die Fundirung der Papiere ſind dort unentgeltlich zu haben. Ueberſeeiſche Schifffahrts⸗Nachrichten. Southampton, 25. Dez. Southampton). Der Schnelldampfer„St. Louis“, am 18. Dezbr, von New⸗York ab, iſt heute hier angekommen, Mitgetheilt durch das Paſſage⸗ und Reiſe⸗Bureau Gun d⸗ lach& Bärenklau Nachf. in Mannheim, Bahnhofplaß Nr. ſ, ies MNont direkt am Hauptbahnhof. Waſſerſtandsnachrichten vom Monat Dezember, Pegelſtationen vom Rhein: 225 23. 24. 25. 26. 27. Konſtaunß 27 Waldshut„.65 1,62 1,62 1,89 1,85 Hüniungen 1J,291,201,22 Abds. 6 Uhr Rehll„37469 68 1,88 2,12] N. 6 Uhr Lauterburg 3,27 3,25 3,25 3,36 Abds. 6 Uhr Maxaun.20 3,18 3,10 3,40 3,66] 2 Uhr Germersheim 2,87 2,86.-P. 12 Uhr Maunheim 22,74 2,70 2,63 2,82 3,58 Morg. 7 Uhr NTT 0,680,81.-P. 12 Uhr Bingen 1I.,55 1,49 10 Uhr gaubb 1I,79 1,72 1,661,65.01 2 Uhr Koblenz z2,40 2,30 10 Uhr Köln J,40 2,88 2,18 2,38 2 Uhr Nuhrort 3J,001,83 6 Uhr vom Neckar: 5 Maunheim 2,87 2,83 2,77 3,04 4,02 V. 7 Uhr Heilbrounn J0,99 0,95 0,90 1,98 1,95 Ubr Veberall zu kaben unentbehrliche Zahn-Creme erhält die Züähne rein, weiss und gesund. insgeheim für 1,000,000 Mark verkauft worden; Benjamin Cheney aus Boſton kaufte den Braunſchweig⸗Diamanten für 800,000 Mark Landauer& Macholl, Heilbronn. Wellausstellung Faris 1900: Goldene Medaille. 22 15021 Telephon 341 + Ur. Haas sche Druckerei E 6, 2 Lithogrephische Kunstäustalt Buch- u. 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Hu noltſtein. lachung. der B efe f —— 9* Gebühren für Zuſtellungsurkunde ollen Betrag 55 ſogleich 9 der Del Einlieferung oder vomEmpfänger hel der Aushändigung der Briefe zu entrichten. Für Brieſe mit Zuſtellungs⸗ ürkunden werden erhoben: 1. Das gewöhnliche Briefporto, 2, Eine Zuſtellungsgebühr von 20 Pfg., 3. Das Porto von 10 Pig. für die Rückſendung der Urkünde. Die unter 3 bezeichnete Gebühr ommt be Briefen nach dem Ortsbezirk nicht zur Erhebung, hei Brlefen ini Nachbarortsver⸗ khr beträgt ſie 5 Pf. Der Abſender von Briefen mit Zuſtellungsurkunde haftet für ale Beträge, die vom Empfänger licht erhoben werden können. Maunheim, 23. Dezbr. 1901. Kaiſerliches Poſtamt.: Leuthuer. Bekauntmachung. Das Ergebniß an Spülicht und Speiſeabgängen, das Ergebniß an Lumpen, Hadern ꝛc. im all⸗ emeinen Krankenhauſe dahier dio 1902, ſowie eine Parthie Altes Eiſen ꝛc. wird Montag, 30. Dezbr. 1901, VBormittags ½12 Ahr n der Krankenanſtalt R 5, 1 iffentlich an den Meiſtbietenden Rrſteigert, wozu Steigerungs⸗ llehgaber eingeladen werden. Mannheimt, 23. Dezbr. 1901. Rrankenhaus⸗Kommiſſion: v. Hollander. 16602 Sonner. Bekanntmachung. Als Grundbuchtage, jeweils Bormittags 9 Uhr beginnend, ſind für das Jahr 1902 folgende Tage beſtimmit: a) für Ilvesheim der 2. und 4. Mittwoch, b) für Ladenburg jeder Freitag, o) für Neckarhaufen der 1. und 35 d) für Schriesheim jeder Don⸗ nerſtag, und e) füx Wallſtadt der 2. und 4. Dienſtag elles jeden Monats. Menburg, 20. Dezember 1901. Groſſh. Notariat: Dr. Nitter. Bekanntmachung. Die Erſatzwahl der Einſchätzungs⸗ behörde betr. Bei der ant 23. d. Mts. ſtalt⸗ bung Erſatzwahl zur Ein⸗ ſchäßungsbehörde wurde Herr Elias Blum, Kaufmann, 647 kir eine ſechsjährige Amtsdauer gewählt. Indem wir Wahlergebniß zur Kenntni herehrllchen Gemeinder 5 theileu wir zugleich mit, daß die Wahlakten von heute an acht Tage lang auf unſerer Nanzlei, G 1, 2, Vormittags von 10 bis tuhr zur Einſicht offen liegen und Awaige Einſprachen oder Be⸗ ſchwerden gegen die Wahl binnen ocht Tagen beim Synagogenrath Oder beim Gr. Bezirksamt dahier Ründlich zu Protokoll oder ſchriftkich unter gleichzeitiger Be⸗ zachnung der Beweismittel vor⸗ zubringen ſind. 16641 Mannheim, 24. Dezember 1901. Der Sytagogenrath: Marx Stockheim. 5 Schwetzingen. Holz⸗Verſteigerung. Montag, den 30. d. Mis., Morgeus 9 Uhr Alfangend, werden im Adter in Oftersheim aus Domänenwald Fardtwald mit Borgfriſt ver⸗ 16618 Aus Abth. Großer Enteupfuhl, Nlesgrube, Ziegelweg, Saubuſch, elacker, Schönhaus, Plan buckel, Sauſchütt: 820 Ster krlene Scheiter, 1020 Ster forlene Peilgel, 20 Looſe Schlagraum. Holzverſteigerung. Das in den Abtheilungen II 8. u. 4. der evang. Kirchen⸗ daldungen Gemarkung Mann⸗ heimeſeaferthal aufgearbeitete Ge⸗ doze(Dterholz) beſtehend in 2 Ster forl. Scheitholz 337„„ Prügetholz 10255 Stück„ Aſtwellen nid am Nontag, 30. Dezember 1901, Morgens ½9 Uhr guf dem Rathhanſe zu Sand⸗ hofen gegen Baarzahlung dor der Abfuhr lvosweiſe Ieuklich verſteigert, 16686 Nähere Auskunft ertheilt Wald⸗ ſlter Herbel in Sandhofen. Maunheim, 24. Dezbr. 1901. Evangeliſche Collectur. Aufgepaßt! prima Fleiſch 60 Pf. gammelfleiſch 50„ Kalbfleiſch 65„ Tudwig Mannbeimer, ,. 79209 Neujahrsgratulationen. — Wie alljährlich, ſo werden auch für das Jahr 1902 wiederum Karten zur Enthebung von Neujahrs⸗ gratulationen gegen Entrichtung von wenigſtens Einer Mark ausgegeben. Die Namen der Perſonen, welche Karten gelöſt haben, werden in den hieſigen Zeitungen, auch in den Zeitungen in Neckarau und Käferthal veröffent⸗ licht und zwar werden in der am 31. Dezember er⸗ ſcheinenden Hauptliſte alle Diejenigen bekannt gegeben, welche bis zum 28. Dezember Mittags Karten gelöſt haben. In einer nach Neujahr erſcheinenden Nachtrags⸗ liſte werden die Namen Derjenigen veröffentlicht, welche nach dem 28. Dezember Mittags ſich entheben laſſen. Mit der Ausgabe der Karten wird am 15. De⸗ zember begonnen. Karten werden abgegeben: im Bureau der Armenkommiſſion R 1 Zimmer No. 5(Aufgang zur Polizeiwache), im Rathhaus hier, Zimmer No, 5(parterre) in den Zeitungsexpeditionen in den Muſikalienhandlungen K. Ferd. Heckel, O 3, 10 und Th. Sohler, O 2, 1, ſowie in den Buüchhandlungen und Cigarrenläden dahier, welche durch Aushängen dieſer Anzeige in den Schaufenſtern kenntlich gemacht ſind, ſerner: in Käferthal: im Rathhaus daſelbſt, Zimmer No. 5 in Waldhof: bei Herrn Hauptlehrer Emil Hauck, fbN 46(parterre), ſowie beim Portier der Spiegel⸗ abrik, in Neckarau: im Rathhaus daſelbſt, Zimmer No. 8. Indem wir mittheilen, daß der Erlös der Karten dem Geſchenkefond der Armenkommiſſion zufließt, appel⸗ liren wir ſicher nicht vergeblich an die bewährte Opfer⸗ willigkeit und den Gemeinſinn der Einwohner unſerer Stadt, wenn wir bitten, von der Einrichtung der Ent⸗ hebungskarten recht zahlreich Gebrauch zu machen. Neben dem perſönlichen Nutzen der Veröffentlichung der Ent⸗ hebungsanzei wird ein jeder unſerer Mitbürger das Bewußtſeiß in ſich tragen, durch Hergabe ſeines Scherf⸗ leins die Krmenkommiſſion in die Lage verſetzt zu haben, den in dieſem Winter vorausſichtlich recht zahlreich werdenden Bittgeſuchen zu entſprechen, Die gütigen Schenkgeber werden ſich des warmen Dankes Derjenigen verſichern, deren Noth ſie zu lindern mitgeholfen und denen ſie mit ihrer Gabe eine Weihnachts⸗ 14, III., freude bereitet haben. 16294 Maunheim, 1. Dezember 1901. Armenkommiſſion: v. Hollander. Köbele. . 8 1 7 M* Badiſche Brauerei, Mannheim. In heutiger ordentlicher Generalverſammlung wurde die Dividende für das Geſchäftsjahr 1900/01 auf 16% feſtgeſeßt. Es gelangt demnach von heute an Divldendenſchein Nr. 8 mit M. 100.— an unſerer Geſellſchaftskaſſe, bei der Nheini⸗ ſchen Ereditbauk und den Herren Wingenroth, Soherr & Co. hier zur Einlöſung. 16557 Mannheim, 19. Dezember 1901. Der Vorſtand Mich. Sauerbeck. Mannheim. Mitgllederzahl ca. 3000. Telephon Nr. 379. Bureau und Vereinsräume Lit. C A, 1I. Der Verein bietet seinen Mitgliedern: Worlesungen literarischen, geschichtlichen, naturwissen- schaftiichen, kunstgeschichtlichen, Kaufm.-fachwissen⸗ schaftlichen Inhalts, Reeitationen. Bibliothek mit ca. 5000 Bänden, Fachliteratur, Bolle- tristik ete. Lesesaal ca. 90 in- und ausländ. Zeitungen, illustr. Monats schritten, Witzblätter, Atlanten, Lexica, Adressbuch der ganzen Welt(61 Bände). Unterrichtskurse: Handelsfächer, franz., engl., Ital., holl., span. und russ. Sprache. Kostenfreie Stellenvermittlung. 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