Abonnement: Tägliche Ausgabe: 70 Pfennig monatlich. Bringerlohn 20 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. incl. Poſt⸗ aufſchlag M..42 pro Quartal. Einzel⸗Nummer 5 Pfg Nur Sonntags⸗Ausgabe: 20 Pfennig monatlich, ins Haus od. durch die Poſt 25 Pf. (Badiſche Volkszeitung.) E 6, 2. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile... 20 Pfg. Auswärtige Inſerate.. 28 15 Die Reklame⸗Zeile.. 60„ Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagsblatt Morgens 9 Uhr, der Stadt Mannheim und Umgebung. Unabhängige Tageszeitung. Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. Geleſenſte und verbrritele Zeitung in Manunheim und Amgebung. für das Abendblatt Nachmittags 3 Uhr. (Mannheimer Volksblatt.) Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Mannheim““. In der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 2892. Telephon: Direktion und Druckerei: Nr. 341 Redaktion: Nr. 377 Expedition: Nr. 218 „ Filiale: Nr. 815 E G6, 2. 0 Nr. 209. Eine ſchönere Freude hätte unſer verehrtes Herrſcher⸗ paar uns nicht bereiten können, als indem es uns Ge⸗ legenheit gab, ihm unſere Liebe und Anhänglichkeit, unſere herzinnigen Wünſche zum Regierungsjubiläum auch perſönlich kundzugeben. Die Stadt Mannheim weiß die beſondere Huld, die der Landesherr ihr damit bezeugt, wohl zu würdigen. Wir ſind uns bewußt, welch aufreibende Tage hinter unſerem Großherzog und ſeiner erlauchten Ge⸗ mahlin liegen; welche Anſtrengung es für ihn geweſen ſein muß, den zahlreichen feſtlichen Empfängen und Ver⸗ anſtaltungen in Perſon beizuwohnen. Und wohl Niemand von uns hat ohne Rührung aus den Feſtberichten erſehen, wie der hohe Jubilar all dieſe Glückwünſche und Beweiſe der Verehrung und Ergeben⸗ heit aus nah und fern ſelbſt entgegennahm, wie er für Jeden, gleichviel ob hoch ob niedrig, ein liebens⸗ würdiges Wort des Dankes, ein Wort jener von Herzen kommenden und die Herzen gewinnenden Leutſeligkeit hatte, wie ſie zur beſonderen Art unſeres Fürſten gehört. Daß unſer Großherzog nach dieſen Tagen er⸗ hebendſter Feſtfreude, die aber auch ſo ungewöhnliche Anſprüche an Körper und Geiſt ſtellten, noch Zeit und Muße zu einem Beſuche in Mannheim finden würde, daran wagten wir nicht ſo recht mehr zu glauben. Um ſo freudiger überraſchte uns die Nachricht, unſer lieber Landesherr wolle dieſe feſtfrohen Tage nicht be⸗ Die Jubiläums⸗Stiftung. B. N. Karlsruhe, 5. Mai. Der„Staatsanzeiger“ ſchreibt: Friedrich, von Gottes Gnaden Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen. Als Zeichen der Uns und Unſerem Hauſe von dem badiſchen Volke gewidmeten treuen Liebe und Anhänglichkeit und als Beweis gemeinnütziger Geſinnung iſt Uns bei der Feier Unſerer fünfzigjährigen Regierung das Ergebniß einer den Betrag von etwa 450 000 M. erreichenden Sammlung dargebracht worden, deren Erträgniſſe nach Abſicht der Spender für wohlthätige Zwecke, zur Erleichterung des Looſes der Armen und Unglück⸗ lichen, verwendet werden ſollen. Wir haben nach Anhörung Unſeres Staatsminiſteriums beſchloſſen, daß dieſe Summe als eine Zuſtiftung zu der am 1. Dezember 1878 genehmigten Großherzog Friedrich⸗Jubiläums⸗Stiftung behandelt und als eine beſondere Abtheilung dieſer Stiftung zur Unterſtützung von Nothleidenden aller Bevölkerungsklaſſen nach den Beſtimmungen der nachfolgenden Satzungen verwendet wer⸗ den ſoll. Aus den Satzungen entnehmen wir: Die zu Unſerem fünfzigjährigen Regierungsjubiläum geſpendete Summe, ſammt den Vermehrungen, welche ſich aus unverwendeten Ertragsreſten, Zuſtiftungen und ſofort ergeben, ſoll als ein von den Kapitalien der Abtheilung K und B der Großherzog⸗Friedrich⸗Jubiläums⸗ Stiftung vollkommen getrenntes, zur Unterſtützung von Noth⸗ leidenden ſämmtlicher Bevölkerungsklaſſen beſtimmtes Stiftungs⸗ kapital, Abtheilung C dieſer Stiftung, erhalten werden. Bis auf Weiteres ſoll alljährlich der zehnte Theil des nach Abzug der Ver⸗ waltungskoſten verbleibenden Erträgniſſes zum Kapital ge⸗ ſchlagen werden.— Aus den Erträgniſſen der Abtheilung C der Großherzog⸗Friedrich⸗Jubiläums⸗Stiftung ſollen gewährt werden: 1. Beihilfe an Perſonen, welche in Folge von Krankheit, Verletzungen, Gebrechen, Altersſchwächen oder wegen des Ver⸗ luſtes ihrer Ernährer einer beſonderen Unterſtützung bedürftig ſind, insbeſondere zum Zwecke der Heilung, Geneſung, Erholung, Sonder-Ausgabe aus Anlaßz der Anweſenheit Ihrer Dienſtag, 6. Mai 1002. (Mittagblatt.) Grossberzogspaar! — 7 1 *+ N 75 8 2 N 2 N N ., W J 8* N 0 WII WVs Verpflegung, ſowie zur Ermöglichung einer ſtandesgemäßen Er⸗ ziehung und beruflichen Ausbildung; 2. Zuſchüſſe an gemein⸗ nützige von Vereinen oder Stiftungen betriebene Anſtalten, welche bedürftigen Perſonen Heilung, Geneſung, Erholung, Pflege oder Erziehung darbieten. In der Regel werden einmalige Beihilfen gewährt. Auch wo die Beihilfe ausnahmsweiſe als eine fort⸗ laufende gewährt wird, iſt ſie ſtets widerruflich. Anträge auf Unterſtützung ſind an Unſer Geheimes Kabinet zu richten, und zwar diejenigen auf Beihilfen in der Regel durch Vermittlung der Bezirksämter, auf Zuſchüſſe durch Vermittlung des für die betreffenden Anſtalten zuſtändigen Miniſteriums. Ein Ver⸗ waltungsrath, beſtehend aus dem Präſidenten Unſeres Mini⸗ ſteriums des Innern, ſowie den Vorſitzenden Unſerer General⸗ Intendanz der Civilliſte und Unſeres Geheimen Kabinets oder den zu ihrer Stellvertretung berufenen Perſönlichkeiten, hat die Anträge zu prüfen. Bisheriges Reſultat der Mannheimer Rennen. An den beiden erſten Renntagen errangen von den 12 Siegen: Leutnant Suermondt 3, Graf Königsmarck 2, Leutnant von Bach⸗ mair 2, Leutnant von Fiſcher⸗Treuenfeld 1, Leutnant Freiherr von Stein 1, Leutnant Voelcker 1, Leutnant Jahrmarkt 1, Graf von Treu⸗ berg 1, und Leutnant Freiherr von Neimann 115 Im Einzelnen war das Ergebniß der Rennen folgendes: Samſtag. J. Werderrennen. 1) Lt. b. Fiſcher⸗Treuenfeld's„Per⸗ cale“, Reiter: Beſitzer. 2) Lt. Dumrath's„Laurel“, Reiter: Beſitzer. 3) Lt. Jahrmarkt's„Marasquin“, Reiter: Beſitzer. Ferner lief: Ob.⸗Lt. Schmoller's„Biboche“, Reiter: Beſitzer. II. Neckar-Hürdenrennen. 1) Major Kimmerle's „Porto“, Reiter: Et. Bachmair. 2) H. Suermondt's„Nicolo“, Reiter: Lt. v. Suermondt. 3) Et. Jahrmarkt's„Charmoiſe“, Reiter: Beſitzer. Ferner liefen: E. Hoepker's„Oppoſition I1“, Reiter: Be⸗ ſitzer; Lt. Pauwel's„La Turbie“, Reiter: Beſitzer; Lt. v. Sydow's „Zeitloſe“, Reiter: Beſitzer. ſchließen, ohne die Stadt Mannheim mit ſeinem Beſuche beehrt zu haben; dieſe große, arbeitſame Stadt, die am Eingang ſeines Landes ſteht wie eine rieſige Pforte, dadurch fremde Güter zur Mehrung des Wohlſtandes eingeführt und der Fleiß der Bevölkerung, in nimmer⸗ müdem Austauſch, dafür in die Fremde geſandt wird. Das wird ein Feſttag auch für die raſtlos Thätige, und mit vollem Recht. Denn nie kann und wird ſie vergeſſen, daß ſie es in erſter und letzter Linie Groß⸗ herzog Friedrichs weiſer Regierung, daß ſie es ſeiner klugen, wohlwollenden und nachhaltigen Förderung ver⸗ dankt, wenn ſie ihre Kräfte ſo frei und rüſtig entfalten konnte. So werden ſich frohgeſtimmte Menſchen in den ge⸗ ſchmückten Straßen drängen, die unſer geliebtes Herrſcherpaar paſſiren wird; Gefühle des Dankes werden die Herzen raſcher klopfen machen; des Dankes gegen den Landesherrn, der unſere Geſchicke mit ſo ſtarker und doch milder Hand gelenkt hat; des Dankes gegen den Himmelsherrn, der uns dies Fürſtenpaar beſcheerte und geſund erhielt. Und aller Dank, alle Liebe und Treue, und alle Wünſche für einen geſegneten Lebensabend unſeres edlen Herrſcherpaares werden ſich verbinden und ihm entgegeneilen in einem herzlichen Willkommen in Mannheim! III. Heidelber ger Jagdrennen. 1) Lt. Suermondt's „Rautendelein“, Reiter: Beſitzer. 2) Ob.⸗Lt. Schmoller's„Don Ricardo“, Reiter: Beſitzer. 5 IV. Preis vom R hein. 1) Lt. Frhr. v. Stein's„Saöne“, Reiter: Beſitzer. 2) Lt. Frhr. v. Neiman's„Queen Louiſe“, Reiter: Lt. Bachmair. 3) Ob.⸗Lt. Kieſel's„Ecureuil“, Reiter: Graf Königs⸗ marck. Ferner liefen: Lt. Freih, v. Seldeneck's„Togo“, Reiter: Be⸗ ſitzer; Ob.⸗Lt. Tesdorpf's„Friſh Juſtice“, Reiter: Beſitzer. V. Offizier⸗Hürdenrennen. 1) Lt. Fürſt K. Wrede's „Raba“, Reiter: Lt. Voelcker. 2) Ob.⸗Lt. v. d. Decken's„Petſchora“, Reiter: Beſitzer. 3) Ob.⸗Lt. b. Kayſer's„Niémen“, Reiter: Beſitzer. 4) Lt. Frh. v. Stein's„Floreſtan“, Reiter: Beſitzer. VI. Preis von der Haardt. 1) Ob.⸗Lt. Kieſel's„Rio“, Reiter: Graf Königsmarck. 2) Lt. Frhr. v. Stein's„Rambler II“, Reiter: Beſitzer. 3) Ob.⸗Lt. v. d. Decken's„Laertes III“, Reiter: Beſitzer. Ferner liefen: Lt. Frhr. v. Eichthal's„Oradora“, Reiter: Beſitzer; Major Kimmerle's„Chaos“, Reiter: Lt. Bachmair; Lt. Graf Limburg⸗Stirum's„Clinton“, Reiter: Lt. Schmoller. Sonntag. 5 Waſſerthurm⸗Jagdrennen. 1) H. Suermondt's „Markolf“, Reiter Lt. Suermondt. 2) Ob.⸗Lt. v. Kayſer's„Niémen“, Reiter: Beſitzer. Ferner liefen: Leut. Graf O. Almeida's„Jenny Wren“, Reiter: Rittm. Eſchborn; Leut. Freih. v. Neimann's„Orphan Boy“, Reiter: Beſitzer; Ob.⸗Lt. v. Schmelzing's„Bigarreau“, Reiter: Beſitzer. II. Frühlings⸗Hürdenrennen⸗ 1) Lt. Jahrmarkt's „Charmoiſe“, Reiter Beſitzer. 2) H. Suermondt's„Nicolo“, Reiter: Lt. Suermondt. Ferner lief: Lt. Fehr. v. Fritſch's„Hazy Dream“, Reiter: Lt. v. Neimann. III. Bürgerpreis⸗Flachrennen. berg's„Tartey“, Reiter: Lt. v. Bachmair. 2) H. Suermondt's „Wahrhaftig“, Reiter: Lt. Suermondt. Ferner liefen: Ob.⸗Lt. Frhr. Schilling v. Cannſtatt's„Rhampſinit“, Reiter: Ob.⸗Lt. von Kahſer; P. Ludwig's„Derby“, Reiter: Lt. v. Voelcker; Ob.⸗Lt. Schmoller's„Biboche“, Reiter: Beſitzer; E. Leibbrandt's„Freiweg“, Reiter: Beſitzer. IV. Preisder Stadt Man nheim. 1) Lt. Suermondt's „Barfleur“, Reiter: Beſitzer. 2) E. Hoepker's„Balrath“, Reiter: Beſitzer. 3) Ob.⸗Lt. Kieſel's„Rouen“, Reiter: Graf Königsmarck. 4) Ob.⸗Lt. Schmoller's„Don Ricardo“, Reiter: Beſitzer. Außerdem liefen: A. v. Sprecher⸗Bernegg's„Qui Vive“, Reiter: Ob.⸗Lt. von Kayſer. V. Weinheimer⸗Jagdrennen. „Rio“, Reiter: It. Graf Königsmarck. 2) Lt. quin“, Reiter: Beſitzer. 3) H. Suermondt's 1) Graf v. Treu⸗ 1) Ob.⸗Lt. Kieſel's Jahrmarkt's„Maras⸗ „Saul“, Reiter: Lt. Agl. Boh. des Großherzogs und der Großherzogin bei dem Mairennen. —— 2 Seite. General⸗Anzeiger. Nannheim, 6. Mai. Suermondt. Ferner liefen: Fieſer's„Wenn er will“, Reiter: Lt. Schmoller; Lt. Panwels'„Sidonie“, Reiter: Beſitzer; Ob.⸗Lt. von Arnim's„Roſette“, Reiter: Beſitzer. VI. Preis vom Odenwald. Offizier⸗Jagd⸗ rennen. 1) Lt. Frhr. v. Neimann's„Hortenſia Bleu“, Reiter: Beſitzer. 2) Ob.⸗Lt. Frhr. v. Reitzenſtein's„Courmacher“, Reiter: Beſitzer. Außerdem liefen: Lt. Günther's„Gun Runner“, Reiter: Beſitzer; Ob.⸗Lt. Tesdorpf's„Gabelon“, Reiter: Lt. Schmoller. — 5 Vorausſagungen für den 3. Tag (Dienſtag, 6. Mai). Luiſenpark⸗Jagd⸗Rennen: Orphan Boy— Biboche. Schloßgarten⸗Jagd⸗Rennen: Bigarreau— Stall Suermondt. Maimarkt⸗Flach⸗Rennen: Wahrhaftig— Rhampſinit. Jubiläums⸗Badenia: Angebinde— Fresnel. Preis vom Schwarzwald: Rautendelein— Granuale. Preis von der Pfalz: Wutach— Nicolo. *** Die Jubiläums⸗Badenia in Mannheim wird ein Feld von zehn guten Steeplern her⸗ ausbringen. Damit verſpricht die Glanznummer des Meetings einen ihrer Bedeutung würdigen Verlauf zu nehmen. Die Toiletten auf dem Rennplatz. Am Samſtag war das Wetter von Anfang an derart unbe⸗ ſtimmt, daß die Damen meiſt nicht wagten, mit neuen Toiletten zu erſcheinen. Etwas mehr kamen ſie am Sonntag heraus, aber auch da nur ſchüchtern. Darum konnte man faſt nur Neuheiten in Mänteln ſehen. Die Herrenmode hat große Umwälzungen nicht durchgemacht. Etwas wirklich Neues war darum auch nicht zu bemerken. Hie und da fiel eine Cravatte durch ſtärkeren oder ſchwächeren Glanz auf, ein Kragen zwängte den Beſitzer etwas mehr ein wie den anderen; das war aber ſo ungefähr Alles. Auch der Paletot iſt der gute, alte Bekannte geblieben. Ebenſo wieſen die Hüte keine neuen Er⸗ findungen auf. Immer noch gilt der Prince-of⸗Wales⸗Hut als elegant und faſhionable, obwohl die ſteife Kopfbedeckung ihm bereits ſeit einiger Zeit wieder bedenklich Konkurrenz macht. Konſervativ verhielt ſich auch die Mode in der Militär⸗ kleidung. Ein wenig höher wurden die Kragen wieder und die Mütze fällt etwas tiefer in den Kopf hinein. Dazu beſchattet ver⸗ hältnißmäßig ſtark der vorſpringende Schirm das Geſicht. Im Uebrigen hat ſich der Schnitt der Kleidung gehalten. An den Damen fielen beſonders die Mäntel auf. Hierunter befanden ſich einige von außerordentlicher Schönheit; zumeiſt herrſchte die Sackfacon vor. Durch einfache Eleganz zeichnete ſich ein ſchwarzer Paletot aus, den eine bekannte Dame der hieſigen Kaufmannſchaft trug. Er gehörte zu dem Feinſten, was überhaupt vertreten war. Sonſt ſcheinen im Allgemeinen Paletots in Beige, d. h. Naturfarbe, beliebt zu ſein. Eine Reihe Paletots in hellbeige Tuch zog die Augen auf ſich. Außerordentlich wirkte durch ſeine Farbenzuſammenſtellung ein Paletot in beige Leinen, der mit zart⸗hellblauem Kragen und ebenſolchen Aufſchlägen beſetzt war. Schwarz bleibt ſtets fein. Daher ziehen viele Damen zum Paletot ſchwarzen Taffet vor. Der Schnitt wird einfach gehalten und das Kleidungsſtück nur mit einigen Sammetbändern unauf⸗ fällig garnirt. Weitaus am meiſten ſcheinen zu den Toiletten Voile, Melange und getupfte Muſter in dieſem Jahre verwandt zu werden. Auf⸗ fallend wenig war dagegen Foulard bertreten. Die Hauptmode des Frühjahrs, kann man wohl ſagen, beſteht darin, daß die Jäckchen überfallen. Die Röcke fallen meiſt ziemlich glatt herunter. Wie ſie ſich bei der Bewegung in Falten werfen, darin liegt ihr Hantztreiz. Die meiſten Damen laſſen den Rock mit Volants von einer 515 fünf Touren verſehen. Die Foulard⸗ Koſtüme waren meiſt extra deux garnirt. Unter den Atlaskleiderm gefiel beſonders eine ganz ſchwere Robe mit der beliebten überfalle den Jacke und einem Chiffonkragen. Sehr ſchön war eine Toilette, die aller Vorausſicht nach aus einem Frankfurter Atelier ſtammte. Sie beſtand in Tonſoit und war mit echter Applikation in ſchwarz unterlegt. Mit zu dem Schönſten gehörte aber ein Koſtüm, das eine junge, auswärtige Dame trug. Die ſchlanke Geſtalt umgab ein Tuchkleid in feinſtem ſilbergrauen Ton, der vortrefflich zu dem feingeſchnittenen Geſicht mit den ſinnenden Augen paßte. Das Kleid wurde durch weißleinene Applikation gehoben, die mit ſchwarzem Chiffon unter⸗ legt war. Soviel wir erfahren konnten, ſtammte das entzückende Modell von Paquin in Paris und führt den Namen Pepita. Des unbeſtimmten Wetters wegen trugen die Damen auch Be⸗ denken, ihre neueſten Hutmodelle vorzuführen, ſodaß hierin be⸗ ſonders ſchöne Neuheiten nicht hervortraten. Das gleiche Schickſal traf die Stiefeletten. Heute verſpricht das Wetter zwar auch nicht viel, doch bleibt zu hoffen, daß infolge der Anweſenheit des großherzoglichen Paares mehr Damen als an den beiden vorigen Renntagen durch neue und ſchöne Toiletten glänzen wollen und werden. Bilder vom Rennplatz. Die Maitage bedeuten für die Mannheimer Rennfreunde den Beginn der Sportſaiſon. Wenn ſich die Neuwieſen mit fri⸗ ſchem Grün zu überziehen beginnen, wird es rege auf dem Renn⸗ platz. Pferde werden getummelt u. in privaten Vorrennen die Kräfte erprobt und geſtählt. Alles was ſich irgendwie als zum Sport gehörig betrachtet, wartet mit Sehnſucht auf die Maitage. Sind ſie erſchienen und hat der Nachmittag der Rennen angefangen, *— iſt keine Ruhe mehr in den Bürgern unſerer Stadt.„Hinaus zu den Rennen“ heißt die Loſung. Hoch zu Roß reitet der Eine mit Stolz an den Fußgängern vorbei dem Rennplatz zu und muß es ſich gefallen laſſen wie der ſtattliche Viererzug mit feu⸗ rigen Hufen ihn überholt. Müde Droſchkengäule, die ſchon mit Rieſenſchritten der Schlachtbank zueilen, ſchleppen ſchweren Trittes den Wagen hinter ſich her, aus dem voll Selbſtgefühl der wackere Bürger nebſt Gattin und lärmenden Kindlein heraus⸗ ſchaut. Auf allen Wegen wimmelt es von drängenden, erwar⸗ tungsvollen Menſchenkindern; wie ein Heerwurm ſchlängelt ſich die Maſſe dem erſehnten Ziele zu, von dem ſchon lang freudige Weiſen mit lockenden Tönen herüberklingen. Bald ſind die Tribünen gefüllt. Wem ein neidiſcher Gott nur beſcheidene Nickel in die Taſchen geſteckt hat, der wendet ſich ab zum zugigen Neckardamm, allwo er für ein paar Groſchen ſich viel holen und wenig ſehen kann. Doch was kümmerts ihn; was er nicht mit leiblichen Augen ſieht, das ergänzt er mit geiſtigem. So kann auch er genau mit derſelben Sachkenntniß ſein Urtheil über „Marasquin“ oder„Rautendelein“ abgeben, wie der junge, ſchlanke Mann im bunten Rock, der eben ſeinem Favorit noch ein⸗ mal koſend den glänzenden Nacken klopft. Nun ertönt das Zei⸗ chen. Einer nach dem anderen der wagenden Renner erſcheint am Start. Ungeduldig ſchnauben die Roſſe, kaum können ſie die Reiter zurückhalten; endlich fällt die Flagge und mit athemloſer Spannung folgen Tauſende von Augen den Kämpfern. Im⸗ mer aufgeregter wird die Menge, immer ſchärfer raſen die Pferde dahin; wie mächtig ſpringen ſie über die letzte Hürde! Lauter 1 75 105 5 0 eeeeee 1Nn Jubel empfängt den Sieger. Man drängt ſich heran. Einer verkündet dem Anderen das Ergebniß, das ſie ja längſt alle wiſſen. Doch wie wohl thuts noch einmal zu beſtätigen, wie ſchön der Wallach gerannt ſei und wie brillant der Herr v. X. den Hengſt habe laufen laſſen.„Erſt im letzten Augenblick hat er ihn geritten, ja, da mußte er gewinnen, der verſtehts.“„Ich habe ja gleich gewußt, der N der ging viel zu raſch vor am An⸗ fang, da hat er auch bald genug den Gaul ausgepumpt.“ Wie ſchad, daß dem W. ſein Schimmel niedergebrochen iſt, der hätte ſicher gewonnen. So habe ich meine zwanzig Mark verloren.“ „Ich hab' aber richtig geſetzt.“ So ſchwirrts durcheinander. Eines aber jagt das Andere. Raſch zum Sattelplatz eilen die Sachperſtändigen. Roß und Reiter des nächſten Rennens unterliegen den kritiſchen Blicken der muſternden Neugierigen. Dort ſtehen in Gruppen wieder andere zuſammen. Mit wich⸗ tiger Kennermiene ſtudiren ſie das Programm, tragen das alte Ergebniß ein oder machen ſich für das neue Rennen Bemerkungen. Wieder führen die Reiter den Tribünen ihre Pferde vor, wieder fällt die Flagge und dasſelbe wiederholt ſich. Rennen, Aufreg⸗ ung, Enttäuſchung und Freude in bunter Reihe. Dazwiſchen luſtiges Zechen und fröhliches Minneſpiel. So fließen raſch die Stunden dahin. Nach dem letzten Sieg haſtet die Menge zum Ausgang. Wagen reiht ſich an Wagen, alle Elektriſchen— die hier ſo freundlich ſind, auch eine Extragabe zu erbitten— wer⸗ den geſtürmt; unſer armer Nickelmann aber wandert wieder per pedes zu den heimiſchen Penaten. würzigem Trank überſchauen alle noch einmal den Tag, der ſo viel Schönheit und Kraft, ſo viel pulſtrendes Leben gezeigt hat. Und Jeder freut ſich auf den nächſten Renntag! Aus Stadt und Land. *Mannheim, 6. Mai 1802. * Zum Beſuch der Großherzoglichen Herrſchaften, welche heute um.32 Uhr am hieſigen Hauptbahnhofe eintreffen, erfahren wir, daß die Fürſtlichkeiten nach der Ankunft im Großh. Schloſſe nicht, wie zuerſt beabſichtigt war, eine Rundfahrt durch die Stadt unternehmen, ſondern vom Schloſſe aus direkt durch die Bismarck ſt ra ß e Kaiſerring—Friedrichsfelderſtraße— Viehhof⸗ ſtraße nach dem Rennplatze fahren werden. Die Rückkehr von dem Rennplatze zur Stadt wird auf dem gleichen Wege erfolgen; die Zeit der Abreiſe nach Karlsruhe iſt, wie bereits gemeldet, auf heute Abend .52 Uhr feſtgeſetzt. Es wird nochmals gebeten, die Häuſer namentlich der von dem Großherzoglichen Paare zu befahrenden Straßen recht reichlich beflaggen zu wollen. In reichem Flaggenſchmuck prangen heute aus Anlaß des Be⸗ ſuchs Ihrer Kgl. Hoheiten des Großherzogs und der Frau Groß⸗ herzogin Mannheims Straßen. Seitens der Stadtverwaltung wur⸗ den folgende Straßen mit Flaggenmaſten verſehen: Breite Straße, Bismarckſtraße, Kaiſerring, Bahnhofsplatz, Friedrichsfelderſtraße und Viehhofſtraße. * Das Großherzogspaar in der Gewerbe⸗Ausſtellung. Wie uns von zuſtändiger Seite mitgetheilt wird, werden Ihre Kgl. Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin heute Mittag alsbald nach ihrer Ankunft die Gewerbe-⸗Ausſtellung beſuchen. Die Hohen Herrſchaften dürften gegen ¼2 Uhr in der Ausſtellung eintreffen. *An den Bürgermeiſter von München, Herrn v. Bo rſcht, hat der Großherzog folgendes Telegramm gerichtet: „Tief gerührt durch den Ausdruck ſo warmer Glück⸗ und Segenswünſche, welche Sie im Namen des Gemeindekollegiums der königlichen Reſidenzſtadt München darbringen, bitte ich Sie, der Vertreter meiner innigen Dankbarkeit ſein zu wollen bei allen Denen, in deren Namen Sie ſo inhaltreiche Worte an mich richten. Ich erwiedere dieſe ſo werthen Wünſche und Geſinnungen mit den treueſten Wünſchen für das fernere Wohlergehen der Reſidenzſtadt München. gez. Friedrich, Großherzog von Baden.“ *Programm für die feierliche Eröffnung des Karlsruher Rhein⸗ hafens. Für die in Verbindung mit der Feier des 50jährigen Re⸗ gierungsjubiläums Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs ge⸗ plante feierliche Eröffnung des Karlsruher Aheinhafens iſt Dienſtag der 27. Mai d. J. in Ausſicht genommen. Es wird folgendes Feſt⸗ programm vorgeſchlagen: Vormittags 10 Uhr: Fahrt mit Extrazug vom Hauptbahnhof nach Maxau. Vormittags 5½11 Uhr: Feſtfahrt mit Dampfboot von Maxau nach dem Rheinhafen, Vormittags ½12 Uhr: Beſichtigung der Rheinhafenanlagen und des ſtädtiſchen Elek⸗ trizitätswerks; Mittags%1 Uhr: Rückfahrt nach Karlsruhe mit Extrazügen der Straßenbahn, Nachmittags 2 Uhr: Feſtmahl, veran⸗ ſtaltet von der hieſigen Handelskammer. Nachmittags von 4 Uhr an: Feſtkonzert im Stadtgarten. Zunächſt ſoll die Allerhöchſte Genehmigung zu dieſem Programm eingeholt werden und Einladung an Seine Königliche Hoheit den Großherzog zur Theilnahme an der Feier er⸗ gehen. Maunheimer Induſtrie⸗Zeitung. Eine neue Zeitung? So wird der geneigte Leſer fragen. Gewiß, eine neue Zeitung! Und zwar eine ſolche, die ohne Zweifel einem Bedürfniſſe des hieſigen Platzes entſpricht, der ſich immer mehr zu einem hervorragend be⸗ deutenden Induſtriezentrum ausgeſtaltet. Der Herausgeber hat das Programm derſelben in dem kurzen Satz zuſammengefaßt:„Sie berichtet über ſolche Vorgänge auf dem Gebiete des Maſchinenweſens, der Electrotechnik und des Patentweſens, die für alle Mitglieder induſtrieller Betriebe von Intereſſe find.“ Die erſte Nummer enthält Aufſätze über„Dampfturbinen“,„Die Vor⸗ theile des electriſchen Antriebs in Fabriken“,„Die Eintrittsbefugniß des Fabrikinſpektors“ und„Deutſchlands Roheiſenerzeugung und ⸗Verbrauch“. Dann folgen:„Techniſcher Fragekaſten“,„Indu⸗ ſtrielle Geſchäfts⸗ und Perſonalmittheilungen“,„Patentweſen“ (u. A. aus einer wichtigen gerichtlichen Entſcheidung), endlich In⸗ ſerate. Wir wünſchen dem jedenfalls ſehr zeitgemäßen Unter⸗ nehmen, das von Herrn Civilingenieur C. Menke hier ins Leben gerufen iſt, den beſten Erfolg und empfehlen dasſelbe der Auf⸗ merkſamkeit der intereſſirten Kreiſe. Wenn wir etwas an der Zeitung auszuſetzen haben, ſo iſt es der Umſtand, daß ſie monatlich nur einmal erſcheint; ein zweimaliges Erſcheinen wäre unſeres Er⸗ achtens zweckfördernder. Das Jahresabonnement koſtet 4 Mk., die Redaktion und Expedition befindet ſich in D 4, 10. Der Druck er⸗ folgt in der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei, G. m. b. H. Die Centralkommiſſion für die Rheinſchifffahrt iſt am 2. d. Mts. zu einer außerordentlichen Sitzung in Mannheim zu⸗ ſammengetreten. An derſelben nimmt als Vertreter Badens der Großh. Miniſterialrath Straub theil. An der Kochſchule für Frauen und Müdchen wird nach einer Mittheilung des Komitees am Montag, 2. Juni, ein neuer Unter⸗ richtskurſus eröffnet werden. Anmeldungen hierzu werden jeden Dienſtag und Freitag Abend von—8 Uhr in der Kochſchule R 2 entgegengenommen. »Die Centralſtelle für Arbeiterwohlfahrtseinrichtungen, die gegenwärtig in Hamburg tagt, beſchloß, ihre nächſtjährige Konferenz in Mannheim abzuhalten. Volksbibliothek. Die ordentliche Mitgliederverſammlung fand am 30. April im„Scheffeleck“ ſtatt. Von den 2000 Mitgliedern hatte ſich außer dem Vorſtand und Ausſchuß ein einziges Mitglied eingefunden. Da ein gedruckter Jahresbericht vorlag, da ferner in das im Bibliothekszimmer und auch in das im Leſezimmer offen aufliegende Wunſch⸗ und Beſchwerdebuch Niemand Einträge gemacht hatte und zudem ſeitens der Anweſenden keine Wünſche oder Be⸗ ſchwerden vorgebracht wurden, waren die einzelnen Punkte der Tagesordnung raſch erledigt. Aus der Volksbibliothek, welche ſeit 7 Jahren unter der trefflichen Leitung des Herrn Rechtsanwaltes Dr. Aht ſteht, wurden im letzten Jahre 67,755 Bände entliehen, 10,000 mehr als im Vorjahre und mehr als das Doppelte als aus der ſeit 30 Jahren beſtehenden Volksbibliothek in Karlsruhe. Für die Rennen in Haßloch, welche am Donnerſtag, 8. Mai und Sonntag, 11. Mai ſtattfinden, ſind folgende Nennungen eingelaufen: Donnerſtag, 8. Mai: J. Landwirthſchaftliches Galopp⸗Rennen. Flachrennen. 8 Unterſchriften. II. Eröffnungs⸗Hürden⸗Rennen. Herren⸗ Reiten. 1.„La Jeuneſſe“ 4j., Lt. Banck(34. Art.). 2„Strath⸗ cona“ 6j., Lt. Baumann(5. Chev.). 3„Fackeltanz“ 6j., Lt. Braun (9. Drag.). 4„Damaraland“ 5j., Lt. Frhr. v. Entreß⸗Fürſteneck (26. Drag.). 5„Weſtmoreland“ 5j., Lt. Gonnermann(5. Chev.). 6„Ardent“., Oberlt. Frhr. v. Reitzenſtein(21. Kav.⸗Brig.). 7„Rhampſinit“ 4j., Oberlt. Frhr. Schilling v. Canſtatt(26. Drag.). 8„Wodan“., Oberlt. v. Schmelzing(23. Drag.). 9„Zeitloſe“., Lt. b. Sydow(23. Drag.). 10„Shaking Graß“., Lt. Thomas (5. Chev.). 11„Safed“ 4j., Oberlt. Willmer(3. Chev.). Bei kräftigem Mahle und Lt. Baumann(5. Chev.). 4„Weſtmoreland“ 5j., Lt. Gonnermann(5. Chev.). Mannheim, 6. Mai. General⸗Anzeiger. 8. Seit⸗. III. Chargenpferd⸗Jagd⸗Rennen. 1„Roland“., Lt. Baumann(5. Chev.). 2„Vollmond“., Lt. Dumrath(20. Drag.). 3„Undine“., Lt. Frhr. v. Eichthal(5. Chev.). 4„See⸗ roſe“., Lt. K. Gonnermann(5. Chev.). 5„Krimhild“., Lt. Hoffmann(5. bayer. Axt.). 6„Tannhäuſer“., Lt. Keller(5. Chev.). 7„Alexandrine“., Oberlt. v. Reſtorff(18. Drag.). 8„Senſation“., Lt. v. Sydow(23. Drag.). 9„Rheinpfalz“., Lt. Thomas(5. Chev.). 10„Meldereiter“., Lt. Welſch(3. Chev.). 11„Ladislaus“., Oberlt. Willmer(3. Chev.). IV. Frühlings⸗Jagdrennen. Herren⸗Reiten. 1„Sparadrap“ 4j., Lt. Banck(34. Art.). 2„Tickford Abbot“., Rittm. Dulon(14. Drag.). 3„Laurel“., Lt. Dumrath(20. Drag.). 4„Percale“ 6j., Lt. v. Fiſcher⸗Treuenfeld(21. Drag.). 5„Auréole“., Hr. A. Gau(Karlsruhe). 6„Charmoiſe“ 4j., Lt. Jahrmarkt(3. Chev.). 7„Bigarreau“., Oberlt. v. Kayſer (13. Huſ.). 8„Darfield“., Lt. Keller(5. Chev.). 9„Rouen“., Oberlt. Kieſel(9. Drag.). 10„Clinton“., Lt. Graf Limburg⸗ Stirum(24. Drag.). 11„Auguſt“ 6j., Hr. C. Löſch. 12„Pat Royſton“., Oberlt. v. Reſtorff(18. Drag.). 13„Königscornet“ 6j., Oberlt. Frhr. Schilling v. Cannſtatt(26. Drag.). 14„Carambol“., Oberlt. v. Schmelzing(23. Drag.). 15„Biboche“ 4j., Oberlt. Schmoller(13. Drag.). 5 V. Bavaria⸗Jagd⸗Rennen. 1„Blauſtrumpf“., 2„Bouton'or“ 5j., Lt. Frhr. v. Eich⸗ 3„Eimbrian“ 6j., Lt. Gonnermann(5. Chev.). 5„Die Ver⸗ laſſene“, Lt. Hoffmann(5. bayer. Art.). 6„Marasquin“ 4j., Lt. Jahrmarkt(3. Chev.). 7„Angliers“ 5j., Lt. Keller(5. Chev.) 8„Shaking Graß“., Lt. Thomas(5. Chev.) VI. Pfalz⸗Steeple⸗Chaſe. Herren⸗Reiten. 1„Don Ricardo“ 6j., Oberlt. Schmoller(13. Drag.). 2„Paking⸗ ton“., Rittm. Dulon(14. Drag.). 3„Ohio“., Hr. H. Roth (Schweiz). 4„Niemen“., Oberlt. v. Kayſer(13. Huſ.). 5„Togo“ 5jähr., Lt. Frhr. v. Seldeneck(20. Drag.). 6„Laurel“., Lt. Dum⸗ rath(20. Drag.). 7„Cyclone“., Lt. Harlan(7. Ulan.). 8„Clan⸗ ville“ 6j., Lt. Richter(3. Chev.). 9„Modeſty II“., Lt. Frhr. v. Entreß⸗Fürſteneck(26. Drag.). 10„Pat Royſton“ Oblt. v. Reſtorff (18 Drag.). 11„Cimbrian“ 6j., Lt. K. Gonnermann(5. Chev.). 12„Courmacher“ 5j., Oberlt. Frhr. v. Reitzenſtein(21. Drag.). Sonntag, 11. Mai: IJ. Landwirthſchaftliches Galopp⸗Rennen. Flachrennen. 6 Nennungen. II. Totaliſator⸗Hürden Rennen. Herren⸗ Reiten. 1„Stratheona“ 6j., Lt. Baumann(5. Chev.). 2„Fackel⸗ tanz“ 6j., Lt. Braun(9. Drag.). 3„Tickford Abbot“., Rittm. Dulon(14. Drag.). 4„Weſtmoreland“ 5j., Lt. Gonnermann (5. Chev.). 5„Rhampſinit“ 4j., Lt. Frhr. Schilling v. Cannſtatt (26. Drag.). 6„Shaking Graß“ 6j., Lt. Thomas(5. Chev.) 7„Safed“ 4j., Oberlt. Willmer(3. Chev.). 8„Pythia“ 6j., Oberlt. Willmer(3. Chev.). III. Mai⸗Jagd⸗Rennen. (84. Art.). 2„Blauſtrumpf“., Lt. thal(5. Chev.). 1„Sparadrap“ 4j., Lt. Banck Baumann(5. Chev.) 4„Bouton'or“ 5j., 6j., Lt. v. Fiſcher⸗ Gonnermann 5. Chev.). 7„Weſtmoreland“ 5j., Lt. Gonnermann(5. Chev.). 8„Die Verlaſſene“., Lt. Hoffmann(5. bayer. Art.). 9„Maras⸗ quin“ 4j., Lt. Jahrmarkt(3. Chev.). 10„Charmoiſe“ 4j., Lt. Jahr⸗ markt(3. Cheb.). 11„Rouen“., Oberlt. Kieſel(9. Drag.). 12„Clinton“., Graf Limburg⸗Stirum(24. Drag.). 13„Auguſt“ 6jähr., Lt. d. Reſ. Löſch(6. Ul.). 14„Ardent“., Oberlt. Frhr. v. Reitzenſtein(21. Drag.). 15„Pat Royſton“., Oberlt. v. Reſtorff (18. Drag.). 16„Königscornet“ 6j., Oberlt. Frhr. Schilling v. Cannſtatt(26. Drag.). 17„Biboche“ 4j., Oberlt. Schmoller(13. Drag.). 18„Chirrup“ 5j., Lt. Schnoeckel(7. Ul.). 19„geitloſe“ 4jähr., Lt. v. Sydow(24. Drag.) IV. Pfälziſches Zucht⸗Rennen. 10 Unterſchriften. V. Rehbach⸗Steeple⸗Chaſe. 3„Laurel“., Lt. Dumrath(20. Lt. Frhr. v. Eichthal(5. Chev.). T Treuenfeld(21. Drag.). 6 Drag.) 5„Percale“ „Eimbrian“ 6j., Lt. Flachrennen. Herren⸗Reiten. 1„Pakington“., Rittm. Dulon(14. Drag.). 2.„Laurel“., Lt. Dumrath(20. Drag.). 3„Oradora“ 5j., Lt. Frhr. v. Eichthal (5. Chev.). 4„Damaraland“ 5j., Lt. Frhr. v. Entreß⸗Fürſteneck (26. Drag.). 5„Cimbrian“ 6j., Lt. Gonnermann(5. Chev.). 6„Weſtmoreland“ 5j., Lt. Gonnermann(5. Chev.). 7„Brule ., Lt. Harlan(7. Ulan.). 8„Granuale“., Oblt. v. Kayſer (13. Huſ.). 9„Darfield“., Lt. Keller(5. Chev.). 10„Eucureuil“ 6jähr., Oberlt. Kieſel(9. Drag.). 11„Glanville“ 6j., Lt. Richter (3. Chev.). 12„Kyloe“., Lt. Schepke(14. Drag.). 13„Caram⸗ bol“., Oberlt. v. Schmelzing(23. Drag.). 14„Don Ricardo“ 63., Oberlt. Schmoller(13. Drag.). VI. Troſt⸗Hürden⸗Rennen. Herren⸗Reiten. 1„La Jeuneſſe“ 4j., Lt. Banck(34. Art.). 2„Sparadrap“ 4j., Lt. Banck. 3„Archie“., Lt. Baumann(5. Chev.). 4„Strath⸗ cona“ 6j., Lt. Baumann. 5 5 2 85 88 5„Fackeltanz“ 6j., Lt. Braun(9. Drag.). 6„Tickford Abbot“., Rittm. Dulon(14. Drag.). 7„Pakington“., Rittm. Dulon. 8„Auréole“., Hr. A. Gau(Karlsruhe). 9„Weſt⸗ moreland“ 5j., Lt. Gonnermann(5. Chev.). 10„Charmoiſe“ 4j., Et. Jahrmarkt(3. Chev.). 11„Angliers“ 5j., Lt. Keller(5. Chev.). 12„Rio“ 5j., Oberlt. Kieſel(9. Drag.). 13„Clinton“., Lt. Graf Limburg⸗Stirum(24. Drag.). 14„Pat Royſton“., Oberlt. v. Reſtorff(18. Drag.). 15„Wodan“., Oberlt. v. Schmelzing (23. Drag.). 16„Shaking Graß“., Lt. Thomas(5. Chev., 17„Safed“., Oberlt. Willmer(3. Chev.). 18„Pythia“ Sf., Oberlt. Willmer. VII. Fuchs in Sicht. Herren⸗Reiten. 1„Voll⸗ mond“., Lt. Dumrath(20. Drag.). 2„Krimhild“., Lt. Hoff⸗ mann(5. baher. Art.). 3„Kneißl“., Lt. Jahrmarkt(3. Chev.) 4„Orſo“., Lt. Kebbel(5. Chev.). 5„Tannhäuſer“., Lt. Keller (5. Chev.). 6„Konraddin“., Lt. Graf Limburg⸗Stirum(24. Drag.). 7„Black Beauty“., Lt. Richter(3. Chev.). 8„Immer Luſtig“., Lt. Frhr. w. Seldeneck(20. Drag.). 9„Rheinpfalz“., Lt. Thomas(5. Chev.). 10„Meldereiter“., Lt. Welſch(3. Chev.). 11„Ladislaus“., Oberlt. Willmer(3. Chev.) deemteeen ae Das Großherzogspaar auf dem Rennplatz. Einen hohen Reiz und einen beſonderen Glanz erhalten die hieſigen Rennen, wenn ihnen unſer geliebtes Großherzogpaar anwohnt. Dann ſucht der Mannheimer freudigen Stolzes die Neuwieſen auf, um ſich zu erquicken an den buntfarbigen kaleidoskopartig durcheinanderfluthenden Bildern, das der Renn⸗ Dem vorjährigen Mai⸗Rennen wohnten Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin gleichfalls bei. Auf dieſe Theilnahme an dem Maifeſte im Jahre 1901 bezieht ſich vorſtehendes Bild. Auf der feſtlich geſchmückten Tribüne erblickt man Ihre Königl. Hoheiten den Großherzog und die Frau Groß⸗ platz bietet. Auch dieſes Jahr erregte es in der ganzen Bürger⸗ ſchaft hellen Jubel, als die freudige Nachricht eintraf, daß Ihre Königl. Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin nach Mannheim kommen würden. Bom Grofzherzoglichen Hofe. * Aus dem Hofbericht der K..: Vorgeſtern Sonntag Vormittag nahmen die höchſten Herrſchaften an dem Gottesdienſt in der Schloß⸗ kirche theil, bei welchem Hofdiaconus D. Frommel die Predigt hielt. Kurz vorher war der deutſche Kronprinz in Karlsruhe eingetroffen, von dem Prinzen Max am Bahnhof empfangen und zum Schloß geleitet worden, wo der Großherzog, die Großherzogin und die Kronprinzeſſin Victoria den hohen Beſuch herzlich begrüßten und mit demſelben das Frühſtück einnahmen. Der Kronprinz nahm ſodann ebenfalls am Gottesdienſt theil. Gegen 1 Uhr verließ der Kronprinz die Großh. Herrſchaften und reiſte mit dem Prinzen Max zur Auerhahnjagd nach Kaltenbronn. Nachmittags halb 4 Uhr wohnte der Großherzog mit der Kronprinzeſſin Victoria und der Prinzeſſin Max auf dem Balkon des Schloſſes dem Preis⸗Korſo des Deutſchen Radfahrer⸗Bundes an, an welchem ſich 1500 Radfahrer betheiligten. Die Großherzogin konnte nicht zugegen ſein, da die⸗ ſelbe der Einladung zum Jahresfeſt der evangeliſchen Stadtmiſſion folgte. Abends halb 8 Uhr begaben ſich der Großherzog und die Großherzogin ſowie die Kronprinzeſſin Victoria in die Feſthalle und wohnten daſelbſt dem Preis⸗Reigenfahren und dem Radball⸗Wett⸗ ſpiel der Radfahrvereine an. Die Rückkehr der höchſten Herrſchaften in das Schloß erfolgte gegen 10 Uhr. Montag Vormittag 10 Uhr nahm der Großherzog den Vortrag des Majors von Wohna und da⸗ nach denjenigen des Präſidenten Dr. Nicolai entgegen. Um 11 Uhr fuhr der Großherzog zum Rathhaus. Gegen 12 Uhr fuhr der Groß⸗ herzog vom Rathhaus zur Kunſtausſtellung, wo derſelbe mit der Großherzogin zuſammentraf. Die höchſten Herrſchaften beſichtigten die franzöſiſche Abtheilung der Ausſtellung, wobei der franzöſiſche Delegirte Herr Kimbel anweſend war. Gegen 1 Uhr kehrten die hohen Herrſchaften in das Schloß zurück. Hierauf meldeten ſich bei dem Großherzog Offiziere. Zur Frühſtückstafel erſchien die Prin⸗ zeſſin Wilhelm und die Prinzeſſin Max. Im Laufe des Abends hörte —bder Großherzog die Vorträge des Generalleutnants und General⸗ adjutanten von Müller, des Geheimraths Dr. Freiherrn von Babo und des Legationsraths Dr. Seyb. 705 herzogin. Sie verfolgen eben mit Aufmerkſamkeit den Verlauf eines Rennens. Wir glauben, daß dieſe kleine Momentaufnahme aus dem Vorjahre auch jetzt noch das Intereſſe unſerer geſchätzten Leſer finden wird. Veber das ſportliche Ergebnißz der zwei erſten Renntage berichtet der„Deutſche Sport“ folgen⸗ dermaßen: Der erſte Tag. Gern und freudig zieht der Rennmann ſeit einem Menſchen⸗ alter an den Neckar, und auch Freunde aus früherer Zeit, die ſich dem Platze Jahre hindurch ferngehalten, wie der Werner Stall, kehren wieder zu demſelben zurück, nach der langen Abweſenheit gleich in beſonders ſtattlicher Stärke, da das Fähnlein von Grün⸗ weiß ſieben Köpfe umfaßt. Von den außerordentlichen Vor⸗ theilen, welche heute die Mannheimer Bahn bietet, macht der Stall des Herrn Suermondt denn auch Gebrauch, indem er vor⸗ erſt ſeine Zelte nicht abzubrechen gedenkt, ſondern für das bevor⸗ ſtehende Stuttgarter Meeting auf den Neckar⸗Wieſen ſeine Pferde arbeitet, eine Maßnahme, die ſicherlich auch ſeitens anderer Ställe nachgeahmt werden wird. Ueber den Sport des Tages iſt im Allgemeinen nicht viel zu berichten. Es ſind, wie ſtets am Eröffnungstage, Plänkeleien und kleine Scharmützel, die zu den großen Schlachten des Sonn⸗ tags und Dienſtags hinüberführen, Fühler, welche die Ställe ausſtecken, um zu erforſchen, wie ſie für die Hauptereigniſſe ge⸗ rüſtet ſind. Entgegen ſeiner urſprünglichen Abſicht, am Sonn⸗ abend nicht zu ſtarten, brachte der Werner Stall doch zwei Pferde heraus, Rautendelein im Heidelberger Jagd⸗Rennen und Nicolo im Neckar⸗Hürden⸗KRennen. Für die Stute, der das ſchwere Rennen am Montag in Hamburg und die Reiſe von dort nach dem Süden nichts angethan, war Don Ricardo, wie nützlich er auch in ſeiner Klaſſe, kein ebenbürtiger Gegner, dage⸗ gen hatte der einſtige Derby⸗Kandidat um einen Hals vor Proto zu unterliegen, ein Meiſterſinger⸗Sohn, von dem ſein Stall trotz der beiden Niederlagen in Frankfurt a.., einmal im Feldberg⸗ Flach⸗Rennen, dann acht Tage ſpäter im Taunus⸗Hürden⸗Ren⸗ nen, überzeugt war, daß er gut abſchneiden würde, wenn auch das, — was hinter den beiden endete, keiner beſonderen Klaſſe zuzuzäh⸗ len ſein dürfte. Ueber Hürden erfolgreich war noch Raba, die mit ihrem allerdings knappen Siege über die in Frankfurt ſieg⸗ reich geweſene Petſchora eine nicht üble Leiſtung zu Wege brachte. Einen Kandidaten für die Badenia ſahen wir in Iriſh Juſtice im Preis vom Rhein, doch war des Wallachs Laufen zu ſchlecht, um ihm auch bei vier Kilo weniger für das Hauptrennen eine Chance geben zu können. Allerdings lief Saône, die als altes Pferd das Gewicht von 66 Kilo trug, ihre Gegner, darunter Gcureil, der an der letzten Dammſeite des letzten Umlaufs ge⸗ ſchlagen war, einfach todt; aber auch in der Badenia wird es zweifellos eine ebenſo flotte Fahrt geben wie im Preis vom Rhein, aus dem Lt. Kieſel eine Elle für die Chancen von Fresnel am Dienstag hat. Ganz ohne Erfolg blieb auch dieſer Stall am Tage nicht, denn der fünfjährige Rio, ein Menton⸗Sproß, ließ ſich den Preis von der Hardt nicht nehmen und brachte damit Lt. Graf W. Königsmarck, der den Arm nicht mehr feſtgeſchnallt zu tragen braucht, den zweiten Erfolg während der ſüddeutſchen Campagne. Im Werder⸗Rennen wurde Percale der Sieg da⸗ durch erleichtert, daß die Reiter von Laurel und Marasquin in eine falſche Bahn bogen und gewendet werden mußten, doch ſtand der Sieg der Stute auch bei normalen Verlauf außer Frage, wie Et. v. Fiſcher Glück mit dieſem„Korps⸗Rennen“ hat, da er es bereits im Vorjahre mit Laurel gewonnen. Der zweite Tag. Auch diesmal brachte dieſe Hauptnummer des programms ein Feld von guter Claſſe zuſammen, in dem die Qualität erſetzte, was an Quantität etwa zu wünſchen geweſen wäre. Steepler wie Barfleur, Balrath und Rouen gehören zu unſeren beſſeren Hinder⸗ nißpferden, während Don Ricardo zu den nützlichen Brodverdienern zu zählen iſt, Quivive, der ſchließlich das Feld vervollſtändigte, für uns ein unbeſchriebenes Blatt bildete, da dies ſein Debüt in Deutſch⸗ land. Was dann noch dem Rennen Reiz und Intereſſe verlieh, das war die Art und Weiſe, wie es gelaufen wurde, ein Verlauf, der die Nerben bis zur letzten Sekunde in Spannung hielt. Einen Kampf von der letzten Hecke an die Gerade herunter bis ins Ziel, wie ihn Barfleur und Balrath ausfochten, bekommt man nicht alle Tage zu ſehen, und es war hier die Energie der beiden Reiter ebenſo be⸗ wundernswerth, wie der Löwenmuth und die Treue, mit der die beiden Pferde gegeneinander fochten, feſt aneinander gekettet, bis ſchließlich die jüngere Stute den alten tapferen Balrath um den kürzeſten aller Köpfe niederzwang. Recht manierlich benahm ſich Rouen, der einen Moment ausſah, als wolle er ernſtlich mit in die Entſcheidung ein⸗ greifen, der aber ſchließlich um drei Längen von dem Paare getrennt war. Hat Leut. Suermondt je eine Ehrengabe verdient, ſo iſt es dieſer Preis der Stadt Mannheim, mit dem er übrigens eine gute Anwartſchaft in der Karlshorſter„Armee“ darangegeben, die Barfleur kaum hätte verlieren können, die mit dem Wallach nun noch zu be⸗ ſtreiten kaum noch in der Dispoſition des Stalles liegen dürfte. Sonſt wurden am Tage Licht und Scharten an die Reiter ziemlich gleichmäßig vertheilt; denn es vermochten ſonſt noch Graf Königsmarck, Leut. von Bachmayr, Frhr. von Neimans und Leut. Jahrmarkt, einer der jüngeren bayeriſchen Herren, je einen Sieg zu erringen. Ein be⸗ ſonderes Wort der Anerkennung und Ermunterung verdient der Chevauleger, der im Frühlings⸗Hürden⸗Rennen mit Charmoiſe, einer vierjährigen Little Duck-Tochter, Nicolo um einen Hals bezwang, ob⸗ wohl derſelbe wie der ſichere Sieger ausſah. Der beiden Leib⸗Garde⸗ Huſaren Können im Sattel iſt bekannt und bedarf keines Lobes; doch iſt es immer und immer wieder ein Vergnügen, einen Mann wie Graf Königsmarck auf einem Pferde wie Rio zu ſehen. Es war ein bild⸗ ſauberer Ritt, um dieſen etwas banalen Ausdruck zu gebrauchen, und wer, wie der Schreiber dieſergeilen, Königsmarck ſeit ſeinen erſten An⸗ fängen als Rennreiter kennt, der hatte ſeine helle Freude an dem Ritt, bei dem wohlbedacht jede einzelne Phaſe des Rennens vom erſten bis zum letzten Moment war. Die Thatſache, daß Rio ein Pferd, das leicht zu reiten, verſchlägt hierbei nichts, und es war intereſſant zu be⸗ obachten, wie der Melton⸗Wallach Freude an ſeinem Beruf gefunden; denn vierundzwanzig Stunden zuvor im Preis von der Haardt ging er noch etwas faul und träge, während er am Sonntag ſich ſtreckte, ohne daß er aufgefordert zu werden brauchte. Ein intereſſantes Rennen war ſodann noch das Bürgerpreis⸗Flach⸗Rennen, das mit ſechs die höchſte Zahl Starter an den Ablauf brachte und das Tartey nicht zu nehmen war, hatte die Stute nur einigermaßen die Form, in der ſie den Damen⸗Preis in Baden⸗Baden gewann. Mißtrauiſch gegen ſie hatte das ſchlechte Laufen am Oſter⸗Montag in Karlshorſt gemacht, wo ſie im Oſter⸗Preis nirgends war. Daß ſie wieder zu ihrer alten Form zurückkehrt, zeigte ihr Laufen; denn ſie ließ in Rhampſinit und Derby zwei zu Hauſe gut probirte Pferde hinter ſich, und auch Wahr⸗ haftig wird von ihrem Stall nicht gering geſchätzt. Das Rennen ſelbſt gab Veranlaſſung zum Aufwerfen der Frage, ob die Stuten⸗ und Wallach⸗Erlaubniß von anderthalb Kilo, wie ſie zum Schluß der Scala für die Flachrennen angeführt, Anwendung auf jede Flachrenn⸗ propoſition findet, auch wenn die Erlaubniß nicht beſonders erwähnt, und weiter zu der Frage, ob die Scala und damit auch der Zuſatz, betr. die anderthalb Kilo, ein integrirender Beſtandtheil des Renn⸗ Reglements. Da nirgends im Reglement auf die Scala Bezug ge⸗ nommen oder auf ſie verwieſen wird, ſie ſelbſt aber weder in einem Paragraphen eingefügt noch ſelbſt paragraphirt iſt, ſo iſt ein Zweifel immerhin möglich. Das Direktorium entſchied übrigens, dem allge⸗ meinen Uſus ſich anſchließend, für die Stuten⸗ und Wallach⸗Erlaubniß, ein Paſſus, der im nächſten Jahre bei den Propoſitionen für die Flach⸗ rennen noch beſonders hinzugefügt werden ſoll. Von den beiden anderen Rennen, die noch nicht geſtreift, iſt wenig zu ſagen. Markolf rehabilitirte ſich etwas von ſeiner Niederlage in Hamburg, und für Hortenſia Bleu war der Preis vom Odenwald ein guter Galopp über Hinderniſſe, den der Wallach übrigens recht nöthig hatte, will er nicht zu ſchlecht in dem großen Ereigniß des heutigen Tages abſchneiden, das nun das Mannheimer Meeting auf ſeinen Höhepunkt führt. Sonntags⸗ Sport. * Athletiſches. Bei dem am Sonntag, 4. Mai, ſeitens des Mittelrheiniſchen Athleten-Bundes in Altlußheim veranſtalteten Athleten⸗Wettſtreite errangen ſich vom Athleten-Club„Germania“ Neckarvorſtadt unter großer Konkurrenz folgende Mitglieder Preiſe: Neulings⸗Klaſſe: Karl Süß mit 94 Punkten den 10. Preis im Stemmen, ſowie den 2. Preis im Ringen, Peter Schreck den 8. und Karl Franz den 10. Preis im Ringen. Junior⸗Klaſſe: Georg Planz mit 82 Punkten den 1. Preis im Stemmen. Er ſt⸗ Seniorklaſſe: Fridolin König mit 42 Punkten den., Joſef und Ch. Schreck den Maurath den 2. 4. Preis im Stemmen. 1. Seite. General⸗Anzeiger. Mannheim, 6. Mai Ringen: Fridolin König den., Chr. Schreck den 3. und Joſef Maurath den 4. Preis. Die Preiſe beſtehen in ſilbernen Medaillen, Kränzen und Diplomen. * Der Rheiniſche Automobil⸗Club verſandte heute an ſeine Mitglieder die Einladung für die an Stelle der Fernfahrt am 25. d. Mts. zur Ausführung gelangende Preis⸗ und Scha u⸗ fahrt nach Pforzheim. Allem Anſcheine nach wird die pro⸗ jektirte Fahrt eine hervorragende Veranſtaltung werden, die dem Automobilismus viele Freunde zuzuführen in der Lage iſt. Wir erwähnen aus den Beſtimmungen: Die Strecke, die mit Umgehung der beiden größeren Städte Bruchſal und Bretten noch näher bekannt gegeben wird, iſt etwa 90 Kilometer lang, ſie muß von den konkur⸗ rirenden Fahrzeugen ohne Aufenthalt, d. h. alſo ohne Reparatur, in einer Zeit von 5 Stunden zurückgelegt werden. Da die Route durch bergiges Terrain führt, iſt dies immerhin eine gute Leiſtung des Motors. Wer von den Fahrern dieſe Beſtimmung einhält, bekommt eine goldene Medaille mit Diplom. Auch Motordrei⸗ und Zweiräder können an der Fahrt theilnehmen. Jeder Wagen hat neben dem Controleur noch, ſoweit Platz vorhanden, Ehrengäſte an Bord, denen die Herrlichkeiten einer Motorwagenfahrt in erſter Linie vor Augen geführt werden ſollen. Als Startplatz iſt der Schlachthof beſtimmt. Von allen Seiten macht ſich lebhaftes Intereſſe für die Geſellſchafts⸗ fahrt bemerkbar, ſodaß wohl ein halbes Hundert Schnauferl aller Art die auch lamdſchaftlich ſchöne Fahrt mitmachen werden. Die neue und ſehr gute Idee wird dem R..⸗Cl. und dem Automobilis⸗ mus überhaupt ſehr zu ſtatten kommen. »Preishüten für deutſche Schäferhunde in Schwetzingen. Mit der am Himmelfahrtstag in Schwetzingen vom Verbande bad. kynolog. Vereine(Vorort Verein„Hund⸗Sport“ Mannheim⸗Ludwigs⸗ hafen a. Rh.) ſtattfindenden Hundeſchau, welche anch von außer⸗ badiſchen Hundebtſitzern beſucht werden kann, findet am Vormittag gleichzeitig das erſte Preishüten von Schäferhunden ſtatt. Zu dieſem Zweck wurde dem Verbande eine über 200 Schafe zählende Herde zur Verfügung geſtellt. Das Hüten wird auf Grund einer Hüter⸗ ordnung vom Verein für Liebhaber deutſcher Schäferhunde in Ham⸗ burg⸗Wandsbeck mit Geld⸗ und Ehrenpreiſen unterſtützt. Dasſelbe beginnt am Vormittag 9 Uhr auf dem Exerzierplatz mit verſchiedenen Hinderniſſen. Es hat Jahrzehnte bedurft, bis unſer deutſcher Schäfer⸗ hund, der durch die ausländiſchen minderwerthigen Hunderaſſen faſt ganz verdrängt war, wieder zu Ehren gekommen iſt und zwar Dank der Fürſorge der einſchlägigen Spezialvereine. **.*. Kynologiſches aus Frankfurt a. M. Das Ausſtellungsprogramm der Frankfurter Kynologiſchen Woche dürfte wohl das intereſſanteſte aller deutſchen diesjährigen Hunde⸗ Ausſtellungen ſein. Es haben der kommandirende General des 18. Armeekorps, Herr v. Lindequiſt und Herr Oberbürgermeiſter Dr. Adickes⸗Frankfurt a. M. das Ehrenpräſidium übernommen. Die Oberleitung der Ausſtellung ſelbſt liegt in den Händen der Herren Generalmajor z. D. v. Bardele ben und Juſtizrath Dr. Franz Caſpari, während die erſten deutſchen, und berühmte ausländiſche Kynologen als Preisrichter fungiren werden. An Geld⸗ preiſen, die zur Vertheilung kommen müſſen, hat das Ausſtellungs⸗ komitee 15 100 N. ausgeſetzt, dazu viele Hunderte vergoldete, ſilberne und broncene Medaillen, je mit den entſprechenden Diplomen ver⸗ ſehen. Viele Spezialklubs haben ſich an dieſer Ausſtellung betheiligt, ſo der deutſche Brackenklub, der Neufundländerklub, der deutſche Schäferhundklub und der rauhhaarige Terrierklub. Die verſchiedenen Veranſtaltungen und Vorführungen ſollen nicht nur am 24. und 25. Mai, ſondern auch noch Montag, 26. Mai, ſtattfinden. Es kommen unter anderen Meuten die Foxhoundmeute der königlich⸗bayriſchen Equitationsanſtalt in München, die Darmſtädter Schleppmeute, eine Hairhoundmeute aus Neubrandenburg noch die Foxhoundmeuten der königlichen Reitſchule in Hannover zur Vorführung. Dieſe Vor⸗ führungen werden täglich mehrmals ſtattfinden, abwechſelnd mit den Uebungen der Kriegshunde der deutſchen Jägerbataillone Dieſe Hunde werden von den ſie begleitenden Mannſchaften täglich mehrmals vorgeführt werden, ebenſo die Sanitätshunde. Für die auswärtigen Beſucher der Ausſtellung wird eine direkte Verbindung ab Zoologiſcher Garten vom Hauptbahnhof nach der Landwirthſchaftlichen Halle her⸗ geſtellt werden. ——— eueſte Hachrichten und Telegramme. Zur Krankheit der Königin Wilhelmina. * Schloß Loo, 5. Mai. Samſtag ſpät Abends machten ſich beunruhigende Symptome im Befinden der Königin bemerkbar. Es wurde unverzüglich Dr. Pot berufen, der die ganze Nacht im Schloß blieb und ſofort Dr. Roeſſingh und Profeſſor Kouwer von der Univerſität Utrecht benachrichti⸗ gen ließ. Profeſſor Roeſſingh traf Sonntag gegen Mittag, Kouwer Nachmittags auf Schloß Loo ein. Die Befürchtung einer Komplikation nahm immer mehr zu, die Lage wurde als äußerſt ernſt angeſehen. Gegen Abend wurde die Kranke unruhiger. Im Schloß verlautete, ſie erdulde unſägliche Schmerzen. Die Zeit zwiſchen 10½ und 11 Uhr Abends war die kritiſchſte. Erſt als die Aerzte die Gewißheit erlangten, daß die Entbindung erfolgt ſei, trat im Schloſſe Beruhigung ein. Die Nachricht, daß trotz der heftigen Schmerzen der Königin die Lage befriedigend ſei und Alles einen befriedigenden Verlauf ge⸗ nommen habe, wirkte einigermaßen erlöſend auf die Gemüther, wozu auch die Rückreiſe Kouwers nach Utrecht weſentlich beitrug. Heute Nachmittag ſoll eine Konſultation ſtattfinden. „Schloß Loo, 5. Mai. Ununterbrochen gehen von Fürſtlich⸗ keiten und auswärtigen Regierungen Telegramme ein, in denen um Mittheilungen über das Befinden der Königin gebeten und Theilnahme an der ſchweren Erkrankung derſelben zum Aus⸗ druck gebracht wird. * Amſterdam, 5. Mai. Die Blätter geben der ern⸗ ſten Stimmung des holländiſchen Volkes an⸗ läßlich der Nachrichten aus Schloß Loo, zugleich aber auch der Freude Ausdruck, daß das Leben der Königin als geret⸗ tet anzuſehen ſei. * Amſterdam, 5. Mai. Wie dem Reuter'ſchen Bureau aus Schloß Loſo gemeldet wird, ſtand die geſtern eingetretene Komplikation in engem Zuſammenhang mit der in fektiöſen Krankheit, an welcher die Königin leidet. Die nothwendige Operation ging glücklich und ohne alle die Schwierigkeiten von ſtatten, velche in ähnlichen Fällen oft vorkommen. Man ſieht daher in der Umgebung der Königin die Lage wieder hof f⸗ nungsvoller an, zumal alle Symptone darauf hinweiſen, daß eine augenblickliche Gefahr nicht mehr vorhanden iſt. * Schloß Loo, 5. Mai.(Telegramm.) 9½ Uhr Abends. Heute weilt Dr. Roeſſing und Dr. Pot am Kranken⸗ bett der Königin. Die äußeren Anzeichen deuken daraufhin, daß in dem Zuſtand der Königin, zu dem man Nachmittags zu ruhiger vertrauensvoller Auffaſſung gelangte, keine Ver⸗ änderung eingetreten iſt. Der KArebs. Plauderei von Dora** (Nachdruck verboten.) „Die Monde ohne„r“ ſind gut zum Reiſen, Zum Hochzeitmachen und zum Krebſeſpeiſen.“ Alſo lautet ein alter Spruch, deſſen Berechtigung wir heut⸗ zutage jedoch nicht mehr anerkennen. Es geht damit, wie mit ſo unendlich vielen Nahrungsmitteln und Delikateſſen, die ehedem nur während verhältnißmäßig kurzer Zeit auf den Tiſch kamen, die wir Kinder der Gegenwart aber faſt das ganze Jahr hindurch ohne weſent⸗ liche Vertheuerung in gleichmäßig guter Qualität kaufen können. Die Hausfrau, welche es für wirthſchaftlich erachtet, immer nur das zu kochen, was ſaiſongemäß iſt, macht ſich eines argen Irrthums ſchuldig, denn infolge unſerer verbeſſerten Verkehrsbedingungen und der vorgeſchrittenen Konſervirungsmethoden ſtellen ſich die von weit herkommenden Eßwaaren häufig viel billiger, als die Produkte unſeres Landes. Das trifft auch für die Krebſe zu. Ich habe z. B. im Februar dieſes Jahres wunderbare Thiere— wahre Rieſenexem⸗ plare— lebend im Schaufenſter herumkrabbeln ſehen und das Stück koſtete nicht mehr als 25 Pfennige. „Das iſt ja aber auch ein horrender Preis!“ höre ich hier im Geiſte den einen oder anderen meiner Leſer ausrufen. Ja, ich bitte Sie, meine verehrten Herrſchaften, wollen Sie mir freundlichſt ſagen, wo und wann Sie auffällig große Krebſe wohlfeiler kaufen? In Oſtpreußen? Dort ſoll das Schock eine Mark koſten? Verzeihung, ich bin im vergangenen Sommer noch im maſuriſchen Seengebiet geweſen, wo es, wie man behauptet, von Krebſen wimmelt, aber unter 6 Mark das Schock waren keine zu haben, und dieſe zeichneten ſich noch keineswegs durch ihren Umfang aus. Kürzlich las ich in einer Zeitung, daß vor zwanzig Jahren in Königsberg und Umgegend die wohlſchmeckenden Kruſtenthiere— und zwar in prima Qualität— zu 30 bis 40 Pfg. das Schock, wagenweiſe auf den Markt gebracht ſeien. Wer zu jener Zeit in Oſtpreußen gelebt hat, der kann nur über ſolche Angaben lächeln, denn thatſächlich waren ſie dazumal ſchon nicht viel billiger, wie jetzt. Schreiben wir ſtatt 20 Jahre 40, ſo mag's vielleicht ſtimmen. Gegenwärtig beziehen wir die Krebſe zweifellos am billigſten aus Ungarn, aber wie lange wird's dauern, dann ſind auch die dortigen Gewäſſer ausgeplündert. Nach einem halben Jahrhundert gehören die wunderlichen Geſchöpfe vielleicht zu den ausgeſtorbenen Lebe⸗ weſen. Eigentlich iſt ihre raſche Abnahme erſtaunlich, da ſie faſt in ganz Europa vorkommen. Ihre ſüdliche Grenze erſtreckt ſich bis in die Kerka und den Zirknitzer See in Krain, bis Nizza und Neapel, und im ſüdlichen Rußland bis ins Buggebiet. In ungeheuren Mengen finden ſie ſich auch gegenwärtig noch in der Wolga, aber da die Transportbedingungen dort noch zu ſchwierige ſind, um ſie lebend zu verſenden, ſo macht man Konſerven und andere Präparate daraus, zu denen zu viele gebraucht werden, als daß ihr Fortbeſtand nicht gefährdet werden ſollte. Die Firma Lawroff in Solsk im Gouver⸗ nement Saratow, deſſen Gewäſſer reich an Krebſen ſind, verarbeitet auch heute Maſſen derſelben, aber immerhin iſt ſie längſt nicht mehr in der Lage, alle Aufträge zu erledigen. Zur Herſtellung der Kon⸗ ſerven, welche ſie bereitet, werden die rohen Schwänze ihrer Schale entkleidet, und nachdem der Darm aus ihnen entfernt iſt, ſchichtweiſe in Büchſen aus Weißblech gelegt. Dazwiſchen ſtreut man feines Kochſalz. Nach der Füllung wird die Büchſe verlötet und 15 bis 20 Minuten im Waſſerbade gekocht. Zuweilen gießt man auch ein antiſeptiſches Präparat— meiſt Borſäure— dazu, doch iſt dieſe Vorſicht überflüſſig, ſofern die Büchſen wirklich luftdicht verſchloſſen und im Waſſer von 80 R. gekocht werden— einer Temperatur, die alle Verwefungsbakterien vernichtet. Noch größere Opfer an Krebſen aber erfordert jenes Arznei⸗ mittel, welches unter dem Namen„Krebsaugen“ allbekannt iſt. In⸗ deſſen handelt es ſich hier keineswegs um die Sehorgane des Thieres, ſondern um in ſeinem Magen befindliche Kalkkonkremente, die be⸗ ſonders als lapides früher beliebt waren. Sie bildeten auch einen Hauptbeſtandtheil des berühmten Stahl'ſchen Beruhigungspulvers. Gegenwärtig ſind ſie nur noch in verhältnißmäßig wenigen Apotheken bei uns zu haben, da die aufſaugende Wirkung, durch die ſie ſich auszeichnen, auch manche Chemikalien, unter Anderm kohlenſaure Magneſia und Aehnliches, ausüben. Trotzdem werden von Aſtrachan und von der mittleren Wolga noch immer ſo viele Krebsaugen aus⸗ geführt, daß man an den Ufern ganze Wälle von faulenden Krebſen liegen ſieht, welche die Leute, um ſich das Herausnehmen der „Augen“ zu erleichtern, abſichtlich faulen laſſen. Dieſe Raub⸗ fiſcherei hat zweifellos mehr ſchuld an der Verminderung des Krebs⸗ beſtandes allerorten, als die Krebspeſt, von der in den letzten Jahren ſo viel geſprochen wurde, wenn freilich auch nicht geleugnet werden kann, daß die erwähnte Krankheit arg unter den Kruſtenthieren ge⸗ wüthet hat. Das Geſetz zu ihrem Schutze iſt in Deutſchland jeden⸗ falls zu ſpät gegeben. Schade! Denn unter ſämmtlichen Kruſtenthieren iſt unſer Fluß⸗ krebs— Astacus ſluviatilis— der im engeren Sinne zu den lang⸗ ſchwänzigen Zehnfüßern— Decapoda macrura— gehört, unſtreitig der edelſte. Sein Werth wurde ſchon ſeit alten Zeiten von den Gour⸗ mets anerkannt, aber merkwürdigerweiſe aßen ſie ihn früher roh. Es gibt Kochvorſchriften aus dem 17. Jahrhundert, in denen angegeben iſt, wie man den Krebs mit feinen Kräutlein und Salz ſiedet, aber daneben findet ſich doch die Bemerkung, daß er roh, mit Pfeffer, Eſſig und Oel beſſer ſchmeckt. Augenblicklich hat man ſo viele Krebsrezepte, daß man nicht weiß, welchen man den Vorzug geben ſoll. Sehr ein⸗ gehend beſchäftigt ſich das Appetitslexikon von Habs und Rosner mit der Zubereitung unſerer heimiſchen Kruſtenthiere. Krebswürſte mit Blumenkohl ſind darin„eine vornehme Erſcheinung“ genannt, „welcher der Kenner ſich nur mit Ehrfurcht naht“, auch werden in Wein geſottene Krebswürſte mit Trüffelſauce ſehr gerühmt. Unſere Hausfrauen begnügen ſich zwar in der Regel damit, die Krebſe in Salzwaſſer mit Kümmel abzukochen, und bereits bei der Herſtellung von Krebsſuppe aus friſchen Thieren finden ſie ſich oft ſchon vor eine ihnen unlösbare Aufgabe geſtellt. Es geſchieht daher häufig, daß ſie den ganzen Krebs fortwerfen, nachdem ſie Scheren und Schwänze herausgenommen haben. Manchen meiner Leſerinnen iſt es vielleicht daher willkommen, wenn ich ihnen erszähle, wie man die Thiere am vortheilhafteſten verwerthet. Nachdem das Schwanz⸗ und Scherenfleiſch entfernt iſt, kratzt man die ſogenannten„Naſen“ ſorgfältig aus und trocknet ſie auf der mäßig warmen Herdplatte, um ſie mit ſüßer Semmelteigfüllung zur Ver⸗ vollſtändigung von Krebsſuppen, Frikaſſees und Ragouts zu benutzen. Alles, was dann noch vom Krebs übrig bleibt— Beine, das Innere, die Fühlhörner uſw.— wird im Mörſer möglichſt fein geſtoßen und mit recht viel Waſſer aufs Feuer gebracht. Nachdem es tüchtig ge⸗ kocht hat, legt man ein großes Stück friſcher Butter dazu und läßt das ganze abermals ein wenig kochen. Die oben aufſchwimmende Butter⸗ ſchicht, die ſich ſchön roth färbt, wird jetzt abgeſchöpft. Es iſt dies die allbekannte Krebsbutter, die für die Krebsſuppe unerläßlich iſt, doch auch für viele andere Gerichte, ſogar Gemüſe— namentlich Blumen⸗ kohl— Verwendung findet. Die Krebsbutter, eben ſo wie die trockenen Krebsnaſen, halten ſich Monate lang und bieten der Haus⸗ frau die Möglichkeit, jederzeit raſch eine köſtliche Krebsſuppe herzu⸗ ſtellen. Meiſt wird zu dieſer Hühner⸗ oder Kalbsbrühe benutzt, doch kann man, wenn es ſich darum handelt, in wenigen Minuten Krebs⸗ ſuppe zu bereiten, auch Bouillon aus Liebigs Fleiſchextrakt verwenden. Wenn die Suppe mit einigen Eigelb abgequirlt iſt, ſo ſchmeckt ſie eben ſo gut, als wenn Hühnerbouillon den Grundſtock des köſtlichen Ge⸗ richts gebildet hätte. In den öſtlichen Provinzen werden die warm zu verſpeiſenden Krebſe häufig in Bier abgekocht und mit Peterſilie gar⸗ niert, auf die Tafel gebracht. mit warmer Bechamel⸗- oder kalter Remouladenſauce. Einer entſetzlichen Grauſamkeit machen ſich viele Köchinnen ſchuldig, indem ſie die Krebſe einestheils lebendig ausweiden, andern⸗ theils mit kaltem Waſſer aufs Feuer ſetzen. Dieſe Unſitte kann nicht genug verdammt werden. Man muß ſie vorerſt durch Eintauchen in kochendes Waſſer tödten, alsdann ausweiden und mittelſt einer Handbürſte kräftig abreiben. Ihre ſchöne rothe Farbe erhöht man noch, wenn man eine glühende Ofenzange einen Moment lang in das kochende Waſſer hält. Ueber die körperliche Beſchaffenheit des Krebſes iſt zu bemerken, daß er ein die Segmente des Kopfes und der Bruſt bedeckendes Kopf⸗ bruſtſtück— Cephalothorax— ein paar Fühler, geſtielte, bewegliche Augen und einen wohlentwickelten Schwanz beſitzt, der in ein fächer⸗ förmiges Ruder endigt. Die Anhänge der Segmente ſind theils als Kiefer und Kieferbeine, theils als Gehfüße, Ruder und Eierträger entwickelt. Als Aufenthaltsort wählt er ſich am liebſten fließende Gewäſſer, beſonders ſolche mit ſteilen Ufern, wo er ſich am Tage zwiſchen Steinen und Baumwurzeln verkriechen kann. Seine ge⸗ wöhnliche Nahrung beſteht aus Jeſektenlarven, Muſcheln und kleinen Fiſchen. Der beſte Krebsköder iſt Aas, das er dem rohen Fleiſche vorzieht. Außerordentlich entwickelt ſcheint ſein Geruchsſinn. Zu er⸗ wähnen iſt noch, daß in den Hautbedeckungen des Krebſes zwei Farb⸗ Wunderbar munden auch Krebsſchwänze 5. ſtoffe vorhanden ſind— roth und braun— von denen durch die Hitze nur der letztere zerſtört wird. Wie ſelten man den Krebs in außereuropäiſchen und halbeuro⸗ päiſchen Ländern ißt, dafür dient eine Anekdote, die ſich am Hof des Fürſten Alexander von Bulgarien ereignete, als Beleg. „Der Battenberger“, der die vielen Krebſe in den Gewäſſern ſeines Landes ſchon oft mit lüſternen Blicken betrachtet hatte, befahl eines Tages, daß man ihm Krebſe auf die Tafel bringen ſollte. Es geſchah denn auch, aber man hatte die Thiere, da man nichts mit ihnen anzufangen wußte, in— Zucker geſotten! Buntes Feuilleton. — Die Uniformen von König Alphons. Aus Madrid wird geſchrieben: Mit der Anfertigung der zahlreichen Unniformen, die König Alphons zu ſeiner Krönung beſtellt hat, ſind die erſten Mad⸗ rider Schneider ſtark beſchäftigt. Es ſind aber fünfzig Anzüge, die aus beſonders gewebtem Tuch gefertigt werden, und es ſoll das beſte Tuch ſein, das die Fabrikanten herſtellen können. Während der Krönungs⸗ feſtlichkeiten wird der König in der Uniform eines Oberbefehlshabers, eines Admirals der Flotte und eines Befehlshabers der Alabarderos erſcheinen. Dieſe letzte iſt ausſchließlich den Mitgliedern der könig⸗ lichen Familie vorbehalten. Der jugendliche Herrſcher hat großes Intereſſe für den Sitz und Schnitt ſeiner vielen Uniformen gezeigt und die Schneider haben ſeinen guten Geſchmack und ſeine Un⸗ gezwungenheit ſehr bewundert. Die prächtige Uniform eines Ober⸗ befehlshabers hat ihm ſehr gefallen, aber auch die einfachere Admi⸗ ralsuniform fand ſeine Billigung. Im Marſtall iſt man jetzt eifrig beſchäftigt, die Prunklivreen und Geſchirre, die zu dem königlichen Zug gebraucht werden, in Stand zu ſetzen. Acht Staatskutſchen, die wahre Kunſtwerke ſind, und 20 Galawagen bilden den Zug. Die Blumenſchlacht findet am 20. Mai unter dem Protektorat der Königin Mutter ſtatt. Die Wagen werden Blumenkörbe bilden, in Form einer Tulpe und einer Roſe. Ueber 100 000 Bouquets werden aus dieſen Wagen geworfen werden, und 150 000 rothe Nelken ſind hierzu aus Valencia beſtellt. Der Klub für ſchöne Künſte hat zu dieſer Gelegenheit 50 000 Bouquets auserleſener Blumen beſtellt.. — Eine heitere Opernprobe. Im Covent Garden werden fetzt die Proben zu der am Donnerſtag bevorſtehenden Eröffnung der Opern⸗Saiſon, bei der wahrſcheinlich auch der König und die Königin zugegen ſein werden, eifrig betrieben. Die meiſten Sänger ſind ſchon in London eingetroffen, und die erſten Wochen der Saiſon werden zum großen Theil durch die Wagner⸗Cyelen ausgefüllt ſein. Beſondere Proben werden auch für die Szenerie und die Bühnenbeleuchtung vorgenommen. So probirte man kürzlich auch die Beleuchtung in „Rigoletto“, und ein Bühnenarbeiter, der von angeſtrengter Arbeit ſehr wenig ſalonfähig ausſah, wurde in die Mitte der Szene geſtellt, während das elektriſche Licht voll auf ihn fiel.„Jetzt halte Dich ge⸗ rade, Tom“, ſagte der Direktor Nielſen,„denke daran, daß Du Mme. Melba biſt.“„All right, Herr,“ erwiderte der Mann und wiſchte ſich zur Bekräftigung dieſer hohen Funktion, die er ausübte, den Mund mit ſeinem Hemdärmel! —— Großh. Hof⸗ u. Nationaltheater in Maunheim. Dienſtag, den 6. Mai 1902. 88. Vorſtellung. Abonnement A. Das Ewig⸗Weibliche. Ein heiteres Phantaſie⸗Spiel in 4 Aufzügen von Robert Miſch. In Scene geſetzt vom Intendanten. Kaſſenerönn ½7 Uhr. Anf. prac. 7 Uhr. Ende ½10 Uhr. Nach dem zweiten Akt findet eine größere Pauſe ſtatt. Kleine Eintrittspreiſe. Vunberkauf von Villets in der Filiale des General⸗Anzeigers, Friedrichsplatz). Mittwoch, en 7. Mai. 87. Vorſtellung im Avonnement. Alt⸗Heidelberg. Schauſpiel in 5 Akten von W. Meyer⸗Förſter. Anfang 7 Uyr. Halteſtelle der Apollo-Theater Siabenbahn. Nur noch 3 Tage die grösste Attraetion: Die Original- Bycicle-Renn-Truppe vom Alhambra⸗Theater in London u. das übrige erstklassige Specialitäten-Programm. Vorverkauf ailtia. 28354 jubiläums- Kunstausstellung Karlsruhe 1902 v. 24. April bis 18. Oktober* zu Ehren d. 50-Jähr, Joh. des jubilaums Sr. Königl. Grossherzogs von Baden. Unter dem Protektorate Seiner Königl. Hoheit des Erbgrossherzogs. Ausstell.-Halle 3 Min. v. Bahnh. Tägl. geöffn. v. 9 Uhr Vorm. bis Abds. 6 Uhr. Eintritt 1 MK. Verantwortlich: Chefredakteur Dr. Paul Harms. Druck und Verlag der Dr. H. Haasſchen Druckerei, G. m. b. H. —