Thomaſchke ſei, ſo ſagt ſie aus, am Abende Abonnement: Tägliche Ausgabe: 70 Pfennig monatlich. Bringerlohn 20 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſt⸗ aufſchlag M..42 pro Quartal. Einzel⸗Nummer 5 Pfg Nur Sonntags⸗Ausgabe: 20 Pfennig monatlich, ins Haus od. durch die Poſt 25 Pf. (Badiſche Volkszeitung.) E 6, 2. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Auswärtige tate 25„ Die Reklame⸗Zeile... 60„ der Stadt Mannheim und umgebung. Unabhängige Tageszeitung. Erſeheint wöchentlich zwölf Mal. Geleſenſte und nerbreitetſte Zeitung in Mannheim und Amgebung. Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagsblatt Morgens 9 Uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 Uhr. (Nannheimer Volksblatt.) Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Mannheim“. In der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 2892. Telephon: Direktion und Druckerei: Nr. 341 Redaktion: Nr. 377 „ Expedition: Nr. 218 „ Filiale: Nr. 815 E 6, 2. Nr. 265. Mittwoch, U. Juni 002. (Abendblatt.) Arbeitsloſen⸗Verſicherung und Arbeils⸗ nachweis. (i) Daß die Verſicherung der Arbeiter gegen die Gefahr der Arbeitsloſigkeit wünſchenswerth iſt, wird heute nahezu allge⸗ mein zugeben. Geſtritten wird nur noch über die Schwierig⸗ keiten, die der Ausführung entgegen ſtehen. Die Gefahr der Arbeitsloſigkeit iſt in den verſchiedenen Berufen ſo verſchieden, daß ein allgemein geſetzlicher Zwang mit einem einheitlichen Prämientarif als Ungerechtigkeit empfunden würde. Die Ver⸗ ſuche freiwilliger Arbeitsloſen⸗Verſicherung in einzelnen Berufs⸗ zweigen haben vielfach damit zu kämpfen, daß ſich die Arbeiter in feſten Stellungen am Wenigſten daran bethefligen und ſo durch Häufung„ſchlechter Riſtken“ die Prämien heraufgeſchraubt, die Leiſtungsfähigteit der Kaſſe herabgeſetzt wird. Endlich er⸗ hebt ſich die Frage, wer darüber entſcheiden ſoll, ob die Arbeits⸗ loſigkeit nur ſimulirt, ob ſie ſelbſtoerſchuldet iſt u. ſ. w. Alle dieſe Schwierigkeiten ſucht gegenwärtig ein neuer Plan aus dem Wege zu räumen, indem er die Arbeitsloſen⸗Verſicherung über⸗ haupt nicht als ſelbſtſtändige Einrichtung, ſondern als Neben⸗ inſtitut des Arbeitsnachweiſes vorſchlägt. Der Berliner Brauer⸗Arbeitsnachweis, in dem dieſer Plan entſtanden iſt, geht zurück auf den großen Berliner Bierboykott von 1894. Bei der damaligen Friedensſtiftung trat der„Verein der Brauereien Berlins und Umgegend“(ſog. Ringbrauereien) mit der Vertretung der Arbeiterſchaft zuſammen, um einen ge⸗ meinſamen Arbeitsnachweis zu begründen. An der Spitze des Arbeitsnachweiſes ſteht ein Kuratorium, zuſammengeſetzt aus Vertretern der Arbeitgeber und Arbeiter zu gleichen Theilen, unter einem unparteiiſchen Obmann. Dieſes Kuratorium er⸗ freut ſich eines ſo uneingeſchränkten Vertrauens, daß ihm ſogar die Entſcheidung der Frage übertragen wurde, ob eine Ent⸗ laſſung als Maßregelung zu betrachten ſei, oder nicht. Das Vorhandenſein einer ſolchen, von beiden Seiten geſchätzten pari⸗ tätiſchen Einrichtung benutzte der Obmann Dr. jur. R. Freun d, der gleichzeitig Vorſitzender des Vepbandes Deutſcher Arbeitsnachweiſe iſt, um die Einrichtung, die dazu dienen ſoll, Arbeit zu beſchaffen, durch eine zweite Einrichtung zu ergänzen, Hie für den Fall Vorſorge trifft, daß Arbeit nicht beſchafft wer⸗ den kann. Geichzeitig iſt der Zuſammenhang zwiſchen den beiden Einrichlungen auch auf die Tagesordnung des im Oktober zuſammentretenden Verbandstages Deutſcher Arbeitsnachweiſe geſetzt worden, und der Entwurf der Satzungen gelangt im Verbandsorgan nebſt ausführlicher Be⸗ gründung zur Veröffentlichung. Dieſer Entwurf zeigt den erſten Verſuch, das Problem in einem eng begrenzten, ziemlich genau zu überblickenden Kreis zur Löſung zu bringen. Die Be⸗ ſchränkung auf einen einzelnen Beruf war von ſelbſt gegeben. Die Bepackung mit„ſchlechten Riſiken“ wird hier dadurch ver⸗ hindert, daß die feſte Organiſation der Arbeitgeber das Mittel gibt, innerhalb des kleinen Kreiſes die Verſicherung allgemein zu machen. Die Statiſtit des Brauer⸗Arbeitsnachweiſes er⸗ möglicht es, die Gefahr der Arbeitsloſigkeit zu berechnen und die Prämie feſtzuſetzen. Es werden für den Kopf des Arbeiters wöchentlich 50 Pfennig gezahlt, die bon beiden Seiten zu gleichen Theilen aufzubringen ſind; dieſe Ver⸗ flichtung iſt zu einem Beſtandtheil des Arbeits⸗ vertrages zu machen. Im Falle der Arbeitsloſigkeit wird dem Ledigen 1 Mark täglich gezahlt, dem Verheiratheten 1,20 M. Für ein Kind wird ein Zuſchlag von 15 Pfennigen, für zwei oder mehr von 35 Pfennigen gezahlt. Der Neu⸗Eintretende hat zunächſt eine Karrenzzeit von 13 Wochen durchzumachen. Dann hat er im Falle der Arbeitsloſigkeit einen Anſpruch auf Unter⸗ ſtützung bis zu 3 Wochen; dieſe Zeit ſteigt mit der Dauer der Mitgliedſchaft bis auf 18 Wochen. Damit die Arbeiter in feſten Stellen ihre Heranziehung nicht als Ungerechtigkeit empfinden, iſt bei Nicht⸗Inanſpruchnahme die Rücterſtattung in gewiſſem Umſange vorgeſehen. Daß dieſer Arbeitsnachweis in ſeinem Kuratorium das gemeinſame Vertrauensorgan beſitzt, dem die Entſcheldung über die Frage der Simulation, der Selbſtver⸗ ſchuldung u. ſ. w. übertragen werden kann, iſt ſelbſtverſtändlich. Mit dieſer Anlehnung an eine ſchon beſtehende und vom Ver⸗ trauen beider Theile getragene Einrichtung iſt die ganze Frage der Arbeitsloſen⸗Unterſtützung in ein neues Stadium getreten. Aus dem Beichstage. (Von unſerm Korreſpondenten.) )+( Berlin, 10. Juni. Der zweite Schlachtlag! Das Haus ſo beſetzt wie man's in dieſer Seſſion überhaupt noch nicht geſehen hatte; 309 Ab⸗ geordnete zählt man bei der namentlichen Abſtimmung über die Contingentirung und hernach, nach Schluß der Abgeoroneten ſitzung mögen es wohl noch mehr geweſen ſein. Und dazu ſieben lange Slunden: von 11 Uhr Vormittags bis ſpät in den Abend hinein. Aber von Ermüdung und Abſpannung iſt nichts zu ſpüren oder doch erſt zu vorgerückter Stkunde. Mit großem Temperament, mit vielem Schwung ſchlägt man die Klingen aneinander und die ungewohnte Situation, die Linke in ihren forigeſchrittenſten Ausläufern als Regierungspartei fechten zu ſehen, hält allerorten eine lebhafte Srimmung wach. Zunächſt geht's um die Contingentirung. Herr Richter rückt ihr mit vielem Schneid zu Leibe; dann präſentirt ſich Herr Schippel zur allgemeinen Heiterkeit als„freiwilliger Regierungskommiſ⸗ ſar“; Dr. Barth rechnet in ſeiner leidenſchaftlichen Weiſe mit der neuerdings bei uns beliebt gewordenen Politik der Intereſſen⸗ klüngel ab und für die Mehrheit der Nationalliberalen ſpricht ſehr wirlſam Profeſſor Paaſche, für den größten Theil der Konſervativen Graf Schwerin⸗Löwätz gegen die Con⸗ Aängentirung. Schließlich erhebt ſich zu deren Gunſten nur ein Centrumsmann; aber bei der Abſtimmung ſtellt ſich heraus, daß nicht einmal das ganze Centrum geſchloſſen hinter dem Vorſchlag ſbanld, mit dem Herr Müller⸗Fulda das Zuckerſteuergeſetz zu ver⸗ ſchönern trachtete. Er war dann auch ſo klug, heute ſein Kind nicht zu vertheidigen.— Der Streit wandte ſich dann der Höhe des inländiſchen Steuerſatzes zu. Jetzt kam Bewegung unter die zahlreich verſammelte Miniſterſchaar. Bisher hatten ſte alle— der Reichskanzler, Gaf Poſadowsky, Frhr. v. Rhein⸗ baben, Herr Möller und der intereſſante Plauderer d. Podbielski in ſtummer Ruh dageſeſſen; nur Herr v. Thielmann hatte mit müder, halblauter Stimme ein paar Einwendungen gegen das Contingent vorgebracht. Nun aber wurden die Exzellenzen plötzlich gar mobil und Freiherr v. Rheinbaben, Graf Lerchen⸗ feld und Graf Hohenthal legten ſich eifervoll dafür ins Zeug, daß die Verbrauchsabgabe zu ſtark herabgemindert werde. Schließ⸗ lich einigte man ſich dahin, die Veubrauchsabgabe auf 14 Mark zu bemeſſen und ſo ward das Zuckerſteuergeſetz mit erheblicher Mehrheit in zweiter Leſung genehmigt. Ein vielſtimmiger Zu⸗ kuf begrüßte die Ankündigung des Präſidenten, morgen ſchon um 9 Uhr in der Frühe die Sitzung beginnen zu laſſen. Aber Guaf Balleſtrem dekretirte mit Humor:„Ein Widerſpruch erhebt ſich nicht“ und ſo wird man morgen in aller Herrgottfrüh an⸗ heben, um Schluß zu machen. Deutsches Reich. * Karlsruhe, 10. Juni.(Die Budgetkommiſſion der Erſten Kammet) beantragt, die Ausgabetitel VIII (Strafanſtalten), X(Unterrichtsweſen), XI(Wiſſenſchaften und Künſte), ſowie Einnahmetitel 11(Strafanſtalten) und III (Unterrichtsweſen) nach Maßgabe der Beſchlüſſe der Zweiten Kammer zu genehmigen. In den Zweiten Kammer wurde be⸗ kanntlich dem Wunſche Ausbdruck gegeben, daß bei der jetzt ge⸗ gebenen Gelegenheit durch Heranziehung eines weiteren Schul⸗ mannes das fachmänniſche Element im Oberſchulrath verſtärkt werde urd daß dieſes Element künftig aus khunlichſt un einer der beiden leitenden Stellen zur Geltung komme. Letzteres hält auch die Budgetkommiſſion der Erſten Kammer im Allge⸗ meinen wünſchenswerth, doch werde es dem Ermeſſen der Großh. Regierung überlaſſen bleiben müſſen, jeweils die den geſchäft⸗ lichen Bedürfniſſen und Perſonalverhältniſſen entſprechende Wahl zu treffen. P Berlin, 10. Juni.(Im Wahlkreis Bayreuth⸗ Berneck Wunſiedel) iſt bedauerlicher Weiſe die von nationalliberaler Seite angeſtrebte Verſtändigung über eine ge⸗ meinſame Kandidatur gegen die Sozialdemokratie nicht erzielt worden. Die Vertrauensmänner des Bundes der Landwirthe haben am Sonntag beſchloſſen, an der Kandidatur Feuſtel feſt⸗ zuhalten, während die Nationalliberalen bekanntlich vorge⸗ ſchlagen hatten, Herrn Generalſekretär Patzig als gemeinſamen Kandidaten aufzuſtellen, der für den Fall einer ſolchen Verſtändi⸗ gung zwiſchen Stadt und Land in der Lage geweſen wäre, die Kandidatur anzunehmen. —(Geſchäft und Patriotismus.) Wie die Firma Faber, ſo läßt jetzt die Berliner Firma Rudolph Hertzog erklären, daß ſie von einem Schreiben eines ihrer Beamten an polniſche Kunden in Warſchau nichts gewußt habe und daß ſie dieſes Schreiben entſchieden mißbillige. —(Abg. Dr. Haſſe) hat den Vorſitz in der Rech⸗ nungskommiſſion niedergelegt; an ſeine Stelle kritt Abg. Beck⸗ Heidelberg(natlib.). Dr. Haſſe that dieſen Schritt, weil er von keiner Seite die nöthige Unterſtützung für die Erledigung der ſchwierigen Aufgaben dieſes Ausſchuſſes gefunden habe; auch ſei eine Einladung einer Ausſchußſitzung vom Reichstagsbureau nicht beachtet worden. Die Angelegenheit wird ſpäter wohl noch das Plenum beſchäftigen. Es kommt dabei auch die Theil⸗ nahme von Regierungskommiſſaren an den Sitzungen der Rech⸗ nungskommiſſion in Frage. Tagesneuigkeſten. — Im Giftmordprozeß Thomaſchke wurde im weiteren Ver⸗ kauf der Verhandlung am Montag die Wittwe Bertha Groh, die Inhaberin der Wirthſchaft in der Greifswalderſtraße, vernommen. des 30. September in ihrem Lokal geweſen. Er habe einen Platz gewählt, von dem er beguem die gegenüberliegende Wohnung des Löffler ſehen konnte. Er ſei gegen 8 Uhr fortgegangen und nach einiger Zeit wieder⸗ gekommen und habe gebeten, einen Krug Bier zu Löffler, der Be⸗ ſuch erhalten habe, hinüberzuſchicken. Da ſie Niemanden verfügbar hatte, habe Thomaſchke den Krug ſelbſt hinübergetragen. Am folgenden Vormittag habe ſie ſich den geleerten Krug wiedergeholt. Daß Thomaſchke am Abende des 30. September am runden Stamm⸗ tiſch geſeſſen habe, wie der Angeklagte behauptet, ſei nicht wahr. Löffler habe ſich häufig bei ihr Bier holen laſſen, aber ſtets durch Frau Weckert, nie durch Thomaſchle.— G= folgt die Vernehmung der Frau Göring, die dem Löffler gegenüber wohnte. Als ſie am Abend des 30. September an der Lööflerſchen Wohnung vorüberge⸗ gangen ſei, habe ſie die Stube überſehen können, da ſich an dem Fenſter keine Gardinen befanden. Löffler habe, mit dem Geſicht ihr gugewendet, an einem Tiſch geſeſſen und habe, augenſcheinlich in großer Erregung, auf einen Herrn eingeredet, der ihm gegenüber ſaß. Es ſei ein großer ſchlanker Herr geweſen. Juſtisrath Dr. Sello kichtet an die Zeugin Kretzſchmar die Frage, ob ſie, die doch in der Nebenſtube gelweſen ſei, von der lebhaften Unterhaltung nichts gehört habe. Die Zeugin Kretzſchmar verneint dies und bleibt dabei, daß ſie zeinen Beſucher bei Löffler geſehen habe. Die Zeugin Göring 5 kundet ferner, ſie habe bisweilen geſehen, daß Löffler die Kretzſchmar des Abends zum Abſchied geküßt habe. Die Zeugin Kretzſchmar wird gefragt, ob dies wahr ſei. Sie will anfangs nicht mit der Sprache Heraus; endlich ſtößt ſie die Worte hervor;„Das kann wohl ſein. —Eigenthümer L. hat Löffler bei Koziak Fene gelernt. Thomaſchke gei ihm dort als Rentner vorgeſtellt worden. Sie hätken häufig zu⸗ fammen Skat geſpielt, Am Abende des 30. September 5 gleich nach 10 Uhr zu Kogiar gekommen. Etwa eine Viertelſtunde ſpäter ſei Thomaſchke eingetroffen. Der Zeuge habe dann mit Thomaſchke und Holzapfel Skat geſpielt. Thomaſchke, ſonſt ein guter Spieler, ſei an dieſem Abend zerſtreut geweſen. Auf eine Aeußerung des Zeugen habe er geſagt, man möge ihn entſchuldigen, er habe den ganzen Nachmittag mit Löffler Sechsundſechzig geſpielt. Löffler ſei unpaß geweſen und wollte früh ſchlafen gehen, ſonſt wäre er mit⸗ gekommen. Zwiſchen Thomaſchke und Holzapfel habe ein kurzes Ge⸗ ſpräch über Löffler ſtattgefunden, wobei Thomaſchke geſagt habe: „Löffler hat auch kein Geld zu Hauſe, er hat Alles auf der Bank Die Entfernung zwiſchen Koziaks Lokal und der Löfflerſchen Wohnung wird von allen Zeugen auf 10 Minuten geſchätzt. Am Dienſtag ſagt Rentier Auguſt Holzapfel, der mit Löffler in intimen Geſchäftsverbindungen geſtanden hat, er habe im Sommer vorigen Jahres den Löffler wegen 2300„ verklagt und nach fruchtloſer Pfändung auch mit dem Offenbarungseid gedroht. Am 30. September vorigen Jahres habe er dann aber Löffler mit⸗ getheilt, daß er von weiteren Schritten gegen ihn Abſtand nehmen würde, bis ſich herausgeſtellt habe, daß von allen Schuldnern des Löffler nichts zu haben ſei. Ueber den Angeklagten Thomaſchke⸗ äußert der Zeuge ſich in abfälliger Weiſe. Am 11. September ſei Thomaſchke mit einem Sparkaſſenbuch zu ihm gekommen, in welchem 1000„/½ eingetragen waren. Es gehöre eine Wittwe Knoblauch, die es gern verkaufen wolle, da ſie nur 100 davon abheben könne, welches ihr nichts nützen könne, da ſie eine größere Summe gebrauche. Der Zeuge habe ſich überreden laſſen, das Sparkaſſenbuch für 900„ — nicht, wie der Angeklagte behauptet, 850%— zu erwerben. Er habe ſich einen Schein von der Vorbeſitzerin Frau Knobloch aus⸗ ſtellen laſſen, der ſich nachher als bon Thomaſchke gefälſcht heraus⸗ ſtellte. Er, Zeuge, habe nicht gewußt, daß der Schein gefälſcht war⸗ Am 30. September in der Mittagsſtunde hat der Zeuge noch mit Löffler geſprochen, Löffler habe dabei zugeſagt, daß er am 3. Oktober zu der Hochzeit von des Zeugen Tochter erſcheinen wollte. Sie hatten verabredet, daß ſie ſich am Abend bei Koziak treffen wollten. Als Thomaſchke des Abends zu Koziak gekommen ſei, ſei er unruhig ge⸗ weſen. Am 1. Oktober hat der Zeuge den Angeklagten auf der Straße getroffen und Nachmittags wieder im Koziakſchen Lokale. Dort Mädchen ſchildert, erklärt, daß die Kretzſchmar am Abend des 30 aktionen von Löffler, Holzgapfel und Thomaſchke betreffen, vertagt der ſei ein Reiſender gekommen, der erzählt habe, daß der alte Löffler todt ſei. Thomaſchke habe ſich auf einen Stuhl geſetzt. Der Zeuge habe geſagt:„Das iſt eine ſchöne Geſchichte, da bin ich wieder viel Geld los!“ Dann habe er Thomaſchke angeſehen und zu ihm ge⸗ ſagt:„Männeken, Sie find ja ſo blaß, verlieren Sie auch Geld bei Löffler?“ Was Thomaſchke darauf erwidert hat, weiß der Zeuge nicht. 5 Eeine Zeugin, die ſeit 2 Jahren mit der Zeugin Kretzſchmar zuſammen wohnt und ſie als ein anſtändiges, wahrheitsliebendes September von 8½ Uhr an zu Hauſe geweſen ſei.— Noch zweif andere Zeuginnen, die vernommen werden, wiſſen über Fräul Kretzſchmar nicht Nachtheiliges zu bekunden.— Zeugin Schilling die Tochter der Tags vorher bernommenen Schillingſchen Eheleute welche über der Löfflerſchen Wohnung wohnten, hat am Abend de 30. September in der Löfflerſchen Wohnung Töne gehört, welche ih wie Stöhnen vorkamen. Ein Geräuſch wie das Fallen eines Körper hat ſie nicht vernommen. Am Nachmittag wird der aus Biſtrowitz hierher gekommene Polizeiokmmiſſar Markewka über den Leumund der Zeugin Kretzſchmar vernommen. Er bekundet, daß ſie als Kind von 12 bis 18 Jahren mit Schulkindern und Erwachſenen Unzucht getrieben habe. Sie habe auch das Violinſpiel erlernt und zu unſittlichen Zwecken ausgenutzt Sie habe bei Tanz und Muſik geſpielt, und auf Höfen in Gaſthäuſern aufgeſpielt und dabei ihre unſittlichen Zwecke verfolgt. Das Treibe der Kretzſchmar habe zur Verurtheilung zweier Perſonen geführt, ſi ſelbſt ſei mit Rückſicht auf ihre Jugend einer Beſſerungsanſtalt über⸗ wieſen worden. Dort blieb ſie zwet Jahre. Auf Wunſch des Vaters ſei ſie dann aus der Anſtalt entlaſſen worden, hielt ſich dann noch einige Zeit bei dem Vater auf und iſt ſchließlich nach außerhalb g gangen. Später hat der Zeuge Ungünſtiges über die Zeugin nicht mehr gehört. 8 Mehrere Zeugen bekunden, daß Löffler nicht lange vor ſeinem Tode noch viel Geld bei ſich trug. Nach tbeiteren Verhandlungen, die noch verſchiedene Einzelheiten aus den geſchäftlichen Trans⸗ Drerrr 123 iger. WMannheim 11. Junt, Aus Stadt und Land. Mannheim, 11 Juni 1902. Deutſche Candwirthſchafts⸗Ausſtellung zu Maunheim 1902. (Schluß.) Gruppe 9. Bienenwirthſchaft. IJ. Lebende Bie nen. Klaſſe 1. Sieger⸗Ehrenpreis des Miniſteriums für Elſaß⸗Loth⸗ ringen: 50., und 1. Preis kl. ſilb. Preismünze, Albert Herrel, Gerichtsſchreiber, Heidelberg(Baden) Klaſſe 2. 1. Preis kl. ſilb. Preismünze, Karl Dieterlen, Lehrer, Freudenthal Bez. Beſigheim(Württbg.), Aug. Richter, Bienenzüchter, Hertwigswalde in Schleſien. Klaſſe 3. 2. Preis kl. ſilb. Prämienmünze Ferd. Buſſe, Muro⸗ wana⸗Goslin(Pof. Klaſſe 4. Sieger⸗Ehrenpreis des Gr. Bad. Miniſteriums des unern: 50 M. und 1. Preis 30 M. Karl Dieterlen, Freudenthal. mil Elſer Rußheim. Klaſſe 5: Sieger⸗Ehrenpreis des Großh. Bad. Miniſteriums des Innern; 50 Mk. und 1. Preis 20 Mk. Ferd. Buſſe, Murowana⸗ Goslin(Poſen), II. Bienenerzeugniſſe. Klaſſe 6: Sieger⸗Ehrenpreis des Großh. Bad. Miniſteriums des Innern: 50 Mk. und 1. Preis 15 Mk. Ludwig Parraug, Schleußen⸗ wärter, Wittingen, 1. Preis 15 Mk. Herm. Fiſcher, Bienenzüchter, Seifersdorf. Klaſſe 7: 1. Preis 15 Mk. Friedr. Aron, Lehrer, Lorenzen (Elſ.⸗Lothr.). 1. Preis 15 Mk. Paul Iſele, Kaſſierer, Thengen(Baden). J. Preis 15 Mk. Carl Dieterlen, Lehrer, Freudenthal, Bezirk Bietig⸗ heim(Württb.) Außerdem erhielten Preiſe: Ed. Schneider, Land⸗ wirth, Brunnthal bei Tauberbiſchofsheim. Conſt. Gruber, Landwirth, Meßkirch(Baden). Jul. Gehrig, Milchhändler, Mannheim. Valt. Fitzer, Landwirth, Lützelſachſen bei Weinheim(Baden). Klaſſe 8: 1. Preis 15 Mk. Hermann Kirchner, Schmiedemeiſter, Paulsdorf bei Dipoldiswalde(Königreich Sachſen). Klaſſe 9: 1. Preis 15 Mk. Ferd. Buſſe, Bienenzüchter, Muro⸗ wang⸗Goslin(Poſen). Klaſſe 10: 1. Preis 20 Mk. Max Bangert, Landwirth und Bienenzüchter, Großeicholzheim. III. Bienenwohnungen. Klaſſe 12: 1. Preis 15 Mk. Auguſt Roth, Schreinermeiſter, Oppenau. 1. Preis 15 Ml. Karl Kaſt, Schreinermeifter, Gauange⸗ loch bei Bammenthal. Klaſſe 13: 2. Preis 5 Mk. Joh. Drießle, Wertingen in Bayern. Gruppe 10. Dauerwaaren für In⸗ und Ausland. Klaſſe 3: Butte r. Sieger⸗Ehrenpreis des Reichsmarineamts: 250 Mk. und 1. Preis kleine ſilberne Preismünze Dampfmolkerei Angern(Provinz Sachſen). Klaſſe 4: Käſe. 1. Preis kleine ſilberne Preismünze Molkerei⸗ Genoſſenſchaft Weſermarſch, Büttel⸗Neuenlande bei Geeſtemünde (Hannover). Klaſſe 9: Wurſt. 1. Preis kleine ſilberne Preismünze Richard Nf mann, Fleiſcher, Altersbach bei Steinberg⸗Hallenberg(Heſſen⸗ aſſau). Klaſſe 23: Obſt, eingemachte Früchte. 1. Preis kleine ſülberne Preismünze Elſäſſiſche Conſervenfabrik und Import⸗Geſell⸗ ſchaft Schiltigheim(Elſaß⸗Lothringen). Außerdem erhielt Anerkennung J. Weck, G. m. b. H, Oeflingen(Baden), Klaſſe 25: Obſt⸗Marmeladen. 1. Preis kleine ſilberne Preismünze Elſäſſiſche Conſervenfabrik und Import⸗Geſellſchaft Schiltigheim(Elſaß⸗Lolhringen) Klaſſe 28: Gemüſe, eingemacht. Sieger⸗Ehrenpreis der Deutſchen Landwirthſchafts⸗Geſellſchaft: 100 Mk. und 1. Preis kleine ſilberne Preismünze Elſäſſiſche Conſervenfabrik und Import⸗Geſell⸗ ſchaft Schiltigheim(Elſaß⸗Lothringen). J. Weck, G. m. b.., Oeflingen(Baden). Klaſſe 29: Gemüſe, getrocknet. 2. Preis große bronzene Preismünze Prä ſervenfabrik Ebſtorf(Hannover). Klaſſe 31: Kartoffeln, friſch, getrocknet oder ver⸗ arbeitet. 2. Preis große bronzene Preismünze Präſervenfabrik Ebſtorf(Hannover). Klaſſe 32: Teigwaaren. 1. Preis kleine ſilberne Preismünze Ferd. North, Nudel⸗ und Maccaronifabrik Erfurt(Prov. Sachſen). 1. Preis kleine ſilberne Preismünze Friedrichsdorfer Nudelfabrik Theod. Haller, Friedrichsdorf im Taunus(Heſſen⸗Naſſau). Klaſſe 33: Backwaaren. 3. Preis kleine bronzene Preismünze Hartweizengries⸗ und Teigwaarenfabriken Gebr. Moor, Gonzenheim bei Homburg v. d. H.(Heſſen⸗Naſſau). Klaſſe 34: Traubenweine. 7. Preis kl. ſilb. Preismünze F. L. Grün, Weingutsbeſitzer, Winkel(Rheinprov.). Klaſſe 35: Traubenſchaumweine. 1. Preis kl. ſilb. Preis⸗ münze Adam Rackles, Hofl, Frankfurt a. M.(Heſſ.⸗Naſſau). Obſtweine. Klaſſe 36. 1. Preis kl. ſilb. Preismünze, J. G. Rackles, Hofl., Frautfurt a. M.(Heſſ.⸗Naſſau). 5 Apfelſchaumweine. Klaſſe 37. Sieger Ehrenpreis des Herrn Gutsbeſitzer Geh. Kommerzienraths Seipio, Mannheim: 100 Mk., und 1. Preis kl. ſilb. Preismünze, Adam Rackles, Hofl. Frankfurt a. M. Gruppe 11. Düngerwirthſchaft. Sammlungen von Gründüngungspflanzen. 2. Preis 50., Valentin Wüſt, Landwirth, Rohrbach bei Landau, Gruppe 12. Handelsdüngemittel. Klaſſe 4. 3. Preis kl. bronz. Preismünze, Alſen'ſche Cementfabrik Hamburg. Abtheilung 3: Landwirthſchaftliche Gerüthe. Dauptprüfung von Spiritus⸗Lokomobilen. Kaſſerpreis und 1. Preis 500 Gasmotoren⸗Fabrik Deutz, Köln⸗Deutz. J. Preis 500%/ Motorfahrzeug⸗ und Motorenfabrik Berlin, Aktien⸗Geſellſchaft, Marienfelde bei Berlin. Portland⸗ Vorſitzende die Sitzung auf Mittwoch.— Bis auf die neuerdings noch beſchloſſene Vernehmung eines außerhalb wohnenden Offiziers S. und die Vorkegung der Akten in einer Betrugsſache gegen den Agenten Holſter iſt die Beweisaufnahme erledigt. Zu dem Ausbruch aus dem Myabiter Zellengefüngniß, über den wir geſtern kurz berichteten, wird des Näheren Folgendes ge⸗ meldet: Auf der Rückſeite des Zuchthauſes nach dem Lehrter Bahnhof zu liegt ein abgeſondertes Gebäude für die Sträflinge, die auf ihren Geiſteszuſtand beobachtet werden. Es enthält im Erdgeſchoß und den beiden Obergeſchoſſen je einen Arbeitsſaal für 10 Gefangene, die bei der Arbeit von einem Aufſfeher überwacht werden. Die 10 Sträf⸗ linge des Mittelgeſchoſſes mußten ſich von langer Hand verabredet haben, Montag Nachmittag auszubrechen. Um 15% Uhr, bald nachdem die Arbeit nach der Mittagspauſe wieder aufgenommen war, fielen alle zehn über den Aufſeher her, ſteckten ihm ein Tuch in den Mund, daß er nicht um Hilfe rufen konnte, knebelten ihn mit Handtüchern und ſonſtigem Vindezeug, das ſie im Arbeitsſgal fanden, und legten ihn dann in eine Ecke des Sgales. Nun nahmen ſie ihm die Schlüffel ab, ſchloſſen die übrigen Gefangenen und Aufſeher in ihren Sälen ein und zerſchnitten die elektriſche Leitung, die nach der Hauptanſtalt führt und beſonders für unvorhergeſehene Zwiſchenfälle eingerichtet iſt. Nachdem ſich die Sträflinge auf dieſe Weiſe gegen Verfolgung geſichert hatten, verließen ſie das Haus, ſchloſſen eine Geräthebude auf und holten eine lange Leiter herau, die beim Putzen gebraucht wird. An der Thür, die durch die innere Mauer von dem kleinen Hofe nach dem größeren Hofe führt, auf dem die Sträflinge unter Aufſicht ihre täglichen Bewegungsgänge machen, erbrachen ſie nun das Hängeſchloß. So gelangten ſie an die große Umfaſſungsmauer er ganzen Anſtalt. Dieſe zu überſteigen, ſollte ihnen die Leiter nen. In der Hoffnung, nicht geſehen zu werden, legten ſie dort An, wo die Gleisanlagen der Lehrter Bahn an die Anſtalt grenzen. alfektoxen, die die Hauptanſtalt bedienen, ſahen ſie aber doch und Lärm. Da nun gleich alle Beamten zur Verfolgung auf⸗ Vorprüfung neuer Geräkhe. Als„neu und beachtenswerth“ wurden anerkannt und mit der großen bronzenen Denkmünze ausgezeichnet: Rübenſamen⸗Reinig⸗ ungsapparat von Garrett Smith& Co., Magdeburg⸗Buckau. Heu⸗ und Ernte⸗Rechen von G. Eckhardt& Sohn, Ulm in Württemberg. Als„neu und beachte erth“ wunde anerkannt: Inſekten⸗ tödter von M. Amſon, Mannheim. Zu„Arbeit sverſuchen“ wurde zurückgeſtellt: Wieſe und Feld v. K. Martin, Offenburg. Gliederegge für Das von der Großherzogin geſtiftete Arbeiterinnenkreuz, mit welchem bereits einige hieſige Arbeiterinnen bedacht wurden, ſoll auch dieſes Jahr wieder an ſolche Arbeiterinnen der Großinduſtrie verliehen werden, welche während einer langen Reihe von Jahren in demſelben Betriebe gearbeitet haben, ſich eines guten Rufes er⸗ freuen und wegen beſonderer Treue, Zuverläſſigkeit und ehrenhafter Geſinnung einer beſonderen Anerkennung würdig erſcheinen. Auszeichnung beſteht in einem an einem ſchwarzen Sammetband um den Hals zu tragenden ſilbernen, in beſonderen Fällen vergoldeten Kreuz, auf deſſen Rückſeite der Name der Empfängerin eingravirt iſt. Die Vorſchläge für die Verleihung der Auszeichnung, welche im Allgemeinen eine dreißigjährige Arbeitszeit in demſelben Betriebe vorausſetzt, ſind von den Leitern der induſtriellen Anlagen unter Beifügung der Leumunds⸗ und Arbeitszeugniſſen bei den Großh. Bezirksämtern einzureichen. Verband bapiſcher Anwaltsgehilfen. Die im Laufe der letzten Jahre in allen Berufsklaſſen immer mehr zu Tage getretenen Be⸗ ſtrebungen, ihre wirthſchaftliche Lage zu verbeſſern, haben auch unter den Anwaltsgehilfen des Großherzogthum Baden das Bedürfniß fühlbar gemacht, gleich ihren Kollegen in den übrigen deutſchen Bundesſtgaten einen Zuſammenſchluß zu begründen, der die Hebung der Standesintereſſen, praktiſche Förderung der Kennt⸗ niſſe der Anwaltsgehülfen, ſowie deren Verſicherung im Falle der Stellenloſigkeit bezweckt und zugleich aber auch den durch unver⸗ ſchuldetes Unglück in Nothlage gerathenen Kollegen Unterſtützung und Hülfe zuſichert, ſoweit ſich ein ſolches Entgegenkommen auf der Grundlage einer Organiſation erreichen läßt. Nachdem die bereits ſeit längerer Zeit beſtehenden Anwaltsgehilfenvereine der Land⸗ gerichtsbezirke Karlsruhe, Heidelberg und Mannheim unterm 6. April d. J. in Heidelberg den„Verband badiſcher Anwalts⸗ gehilfen“ gründeten, findet nun am Sonntag, 15. Juni d.., in Karlsruhe die erſte Sitzung des Badiſchen Anwaltsgehilfenver⸗ bandes ſtatt. Wohnungsnachweis der landwirthſchaftlichen Ausſtellung. Infolge der Nachfrage bezüglich der Rückerſtattung des Betrages von nicht vermietheten Wohnungen ſehen wir uns veranlaßt, vor⸗ läufig auf die in nächſter Zeit erſcheinende Annonce hinzuweiſen, da der Rückerſatz erſt im Laufe der nächſten Woche bis zu einem beſtimmten Zeitpunkte erfolgen kann. Das Reſultat der Vermitke⸗ lung war folgendes: Angemeldet wurden 3462 Betten, vorher ver⸗ mittelt reſp. reſervirt 738, am Bahnhofe vermittelt 1285, nicht ver⸗ mittelt waren 1623 Betten. Nach dieſer Zuſammenſtellung ſollten eigentlich ca. 200 Betten mehr vermittelt ſein, jedoch iſt dies dem Umſtande zuzuſchreiben, daß Wohnungen ohne Abmeldung ander⸗ weitig vermiethet wurden und der Wohnungsnachweis in die Lage verſetzt war, Wohnungen, welche ſchon vermiethet waren und frei wurden, wiederholt zu vermiethen, um nicht die Beſucher, wie es öfters vorkam, unnöthig in ſchon beſetzte Wohnungen zu ſchicken. Außerdem war die Vermittelung der Wohnungen dadurch erſchwert, daß Beſucher auf der Straße abgefangen und angemeldete Woh⸗ nungen unter der Hand vermiethet wurden Nach dem Reſultate in den erſten zwei bis drei Tagen war zu befürchten, daß die ange⸗ meldeten Wohnungen kaum ausreichen würden, jedoch war infolge der eingetretenen ſchlechten Witterung die Nachfrage nach Wohnungen in den letzten drei Tagen nur gering, da die Beſucher ſich größten⸗ theils nur einen Tag hier aufhielten, ohne zu übernachten. Voraus⸗ ſichtlich wird der Rückerſatz am Montag, 16. d. Mts., im Bureau Seckenheimerſtraße 58, Nachmittags zwiſchen 5 und 7 Uhr bis zu einem noch zu beſtimmenden Zeitpunkt erfolgen. Lebhafte Klagen wegen unerhörter Ueberforderungen ete. ſeitens der hieſigen Droſchkenkutſcher während der verfloſſenen Feſt⸗ tage ſind der Polizei zur Kenntniß gekommen. Es werden deshalb alle Diejenigen, die unter derartigen Ueberforderungen zu leiden hatten, gebeten, bei der Schutzmannſchaft entſprechende Anzeige zu erſtatten, damit gegen die betr. Droſchkenkutſcher ſtrafend vor⸗ gegangen werden kann. Die elektriſche Straßenbahn bildete in der geſtrigen Sitzung des Ludwigshafener Stadtraths den Gegenſtand vielfacher Erörte⸗ rungen. Von Seiten einzelner Stadträthe wird der Wunſch zum Ausdruck gebracht, daß ſofort nach Fertigſtellung der Linie B ahn⸗ hof⸗Anilinfabrik mit dem Bau der Linien nach Mundenheim und Frieſenheim begonnen werden ſolle. Stadtrath Ries klagte über die Langfamkeit der Herſtellung bei der Linie nach dem nördlichen Stadttheil und der Anilinfabrik. Herr Stadtingenieur Pack wies demgegenüber auf die Schwierigkeiten der Arbeiten auf dem Bahnviadukt, ſowie auf die Umſtändlichkeit in der Materiallieferung hin und ſagt zugleich, daß dieſe Schwierigkeiten nunmehr in der Hauptſache behoben ſeien. Die Herſtellung der Linie Die Die Bahnhof⸗Rheinbrücke ſei mit außerordentlicher Schnelligkeit beendet worden und unter theilweiſe ſehr ungünſtigen äußeren Umſtänden, die hier nicht zum Muſter dienen könnten. Gleichwohl ſicherte Herr Pack auch hier thunlichſte Beſchleunigung zu. * Der Südweſtdeutſche Bund für vereinfachte Stenographie (Einigungsſyſtem Stolze⸗Schrey) hielt vom 7. bis 9. Juni ſeine fünfte Jahresverſammlung im Konverſationshauſe in Baden⸗Baden BBBB—Br—— gerufen wurden, ſo ſtürzten ſich alle zehn Verbrecher zugleich auf die Leiter, um über die Mauer hinweg zu kommen. Dieſe Laſt hielt aber die Leiter nicht aus. Sie brach, nachdem erſt drei ins Freie gekommen waren, und da ſie nun zu kurz war, ſo gaben die übrigen Gefangenen jeden weiteren Verſuch auf, fügten ſich in ihr Geſchick und ließen ſich von den alarmirten Beamten wieder abführen. Die Umgebung der Anſtaft wurde ſofort abgeſucht. Einen der Entſprungenen, der ſich in der Nähe verſteckt hatte, erwiſchte man bald wieder, die beiden anderen ſind noch nicht wieder ergriffen. Ihre Anſtaltskleidung fand man auf dem Bahngeleiſe in der Nähe einer Brücke. Was für andere Kleider ſie angezogen haben, weiß man noch nicht. Der Aufſeher, der ſofort aus ſeiner Lage befreit wurde, nachdem man die Schlüſſel wieder erlangt hatte, hat keinen ernſtlichen Schaden genommen, wenn ex auch ſcharf geknebelt war. — Todesurtheil. Vom Schwurgericht zu Güſtrow i. M. wurde der Hofgänger Auguſt Lindemann wegen Giftmordes zum Tode und die kaum 14jährige Erna Schult zu anderthalb Jahren Gefängniß verurtheilt. Der Fall war ſowohl wegen der Art des Giftes, wegen der Motive wie wegen der Perſon des Angeklagten von Intereſſe. Der Angeklagte hat mit der damals zwölfjährigen Erna Schult zu Granz in intimſtem Verkehr geſtanden, obwohl er als Hofgänger bei ihren Eltern wie ein Sohn aufgenommen und behandelt worden war. Um ſich nun dieſen Verkehr für alle Zeit zu ſichern und die Erng für den Fall, daß ſie ihm nicht mehr zu Willen ſein woule, durch Drohungen mit einer Strafthat in ſeiner Gewalt zu behalten, be⸗ ſchloß er, nach ſeinem eigenen Geſtändniſſe, ſie zur Beihilfe bei der Vergiftung ihrer fünf Wochen alten Schweſtertochter zu verleiten. Dies gelang ihm Er floh nach Vollbringung der That und denr langſamen Hinſterben des Säuglings über Hamburg nach Belfort und ging nach Saida in Afrika. Dort fühlte er ſich vor der deutſchen Behörde in Sicherheit und ſchrieb nach der Heimath. Die Leiche war inzwiſchen ausgegraben worden, und der Gerichtschemiker Dr. Jeſerich⸗Berlin, wie Profeſſor Dr. Kobert⸗Roſtock fanden in der ab. Die Verhandlungen am Sonnabend waren geſchäftlichen An⸗ gelegenheiten gewidmet. Nach dem Thätigkeitsbericht des Vor⸗ ſtandes gehören dem Bunde 30 Vereine mit über 1000 Mitgliedern an. Daneben beſteht eine große Anzahl von Schülervereinen. Zum 1. Bundesvorſitzenden wurde Landtagsſtenograph Heinrich Dröſſe⸗ Karlsruhe gewählt. Am Sonntag Morgen fand ein öffentliches Wett⸗ ſchreiben ſtatt. In Gegenwart einer großen Zuſchauermenge nahmen die beiden Landtagsſtenographen Dröſe und Mager ein Diktat nach unbekanntem Stoff in der noch niemals erreichten Schnelligkeit von 360 Silben pro Minute auf, um es darauf jeder für ſich ſofort wiederzugeben. Die beſte Arbeit in der Schnelligkeit von 280 Silben lieferte Oberprimaner Merk⸗Karlsruhe, bei 240 Silben J. B. Koller⸗Ludwigshafen und Hans Eichel⸗Ludwigshafen, bei 220 Silben Frl. Sophie Frey⸗Baden, bei 200 Silben Fritz Gille⸗Ludwigshafen u. Frl. Anna Hildebrand⸗Mannheim. In der öffentlichen Feſtoerſammlung hielt Landtagsſtenograph Frey⸗Karlsruhe einen ſehr beifällig aufgenommenen Vortrag über das Thema: Rückſchau und Umſchau auf ſtenographiſchem Gebiete. Der Nachmittag und Abend ſowie der Montag waren geſelligen Ver⸗ anſtaltungen gewidmet. Der„Kurze Führer durch Mannheim“, den die Stadt vor den Feſtlichkeiten herausgegeben hat und der von Bibliothekar M. Oeſer ausgearbeitet wurde, ſpill in Kürze ein Charakterbild unſerer Stadt entwerfen und raſche Orientirung an der Hand eines neu hergeſtellten farbigen Planes mit Führunglinie ermöglichen. Während die Stadt mit einem vorher erſchienenen Buche eine detaillirte Beſchreibung Mannheims bot, ſoll die vorliegende Broſchüre in ganz kurzer Form jedem, der Mannheim beſucht, die richtigen Direktiven zur Beſichtigung und Beurtheilung unſerer Stadt geben. Nicht auf kleinem Raum möglichſt viel verwirrendes Material zu häufen, ſondern in klarer Weiſe nur das Hauptſächlichſte und Charakteriſtiſchſte hervorzuheben, ſollte hier die Aufgabe ſein. Der vorliegende Führer kann in etwa einer halben Stunde bequem geleſen werden und daher auch bei kurzem Aufenthalt ohne Zeitverſäumniß zur Führung dienen. Der neue Führungsplan iſt ſiebenfarbig gedruckt mit den deutlich eingezeichneten ſehenswerthen Gebäuden und den Denkmälern und einer Ueberſicht des ganzen Hafengebietes. Es iſt damit gleichſam die Zeichnung der früheren Kupferſtich⸗Pläne wieder praktiſch nutzbar gemacht. beiden beigegebenen großen Bilder bieten in complicirtem photo⸗ graphiſchem Verfahren(H. Lill) einen vielumfaſſenden Ueberblick über das Plankengebiet mit Paradeplatz und Breiter Straße, ſowie eine bisher noch nicht verſuchte Geſammtanſicht des Großherzoglichen 5 Die Schloſſes. Den Titel des Buches ziert die neue Feſthalle in modern dekorativer Zeichnung. In ſplendider Weiſe hat die Stadt dieſer Publikation auch den großen, ſchon bekannten Stadtplan beigelegt, deſſen Preis im Buchhandel bisher allein 1 Mark betrug, während jetzt das Buch einſchließlich dieſes großen Planes nur 70 Pfg. koſtet. Möge es nicht nur als Führer, ſondern auch als eine Anleitung zur Werthſchätzung unſerer Stadt ſeinen Zweck erfüllen. *Zwei Hochſtapler glaubt die Polizei in Mainz abgefaßt zu haben. Die ſehr nobel auftretenden Herren berübten den Tric— und er glückte ihnen einige Male—, daß ſie Goldſtücke wechſeln ließen und das Goldſtück ſammt dem Wechſelgeld wieder einſteckten. Der Kellner eines Hotels ſuchte die Cafés ab und fand die Beiden Billard ſpielend. Bei ihrer Verhaftung waren ſie ſehr entrüſtet, doch haben ſie eine verzweifelte Aehnlichkeit mit zwei im internationalen Polizeiblatt ausgeſchriebenen Hochſtaplern. Der eine hatte über hundert Mark Silbergeld, aber bei Beiden war kein Gold zu finden, ein Beweis, daß noch ein Dritter im„Geſchäfte“ thätig war. Aus dem Großherzogthum. B. N. Hornberg, 10. Juni. Geſtern Nacht brach in der alten Oelmühle, welche dem Fabrikanten Obergfell gehört, Feuer aus, das ſo raſch um ſich griff, daß mehrere Perſonen, kaum mit dem Hemde bekleidet, ſich retten mußten. Das alte Gebäude lag in kurzer Zeit in Aſche und war an eine Bergung der Fahrniſſe nicht zu denken. Ueber die Entſtehungsurſache iſt noch nichts bekannt. BC. Lahr, 10. Juni. Eine grenzenloſe Frechheit zeigten dret arbeitsſcheue Burſchen aus Karlsruhe, Dinglingen und Dorf Kehl. Sie zogen auf hieſiger Gemarkung umher, raubten den Arbeitern die abgelegten Kleider aus und nahmen ihnen das Veſperbrod weg. Die ſauberen Patrone ſind verhaftet. Pfalz, Heſſen und Umgebung. Ludwigshafen, 12. Juni. In der geſtrigen Stadtrathsſitzung bildete den einzigen Punkt der Tagesordnung Elektrizitätswerks⸗ angelegenheiten, und zwar zunächſt Aenderungen im Vertrage zwiſchen der Pachtgeſellſchaft und der Stadtgemeinde zwecks Er⸗ mäßigung der Konſumpreiſe für Licht⸗ und Kraftftrom. Danach ſoll ſich der Lichtverbrauch künftighin für die erſten 1000 Hektowattſtunden auf 5 Pfennig pro Hektowattſtunde, und für jedes weitere 1000 Hektowatt⸗Stunden je ſinngemäß auf 4,5 Pfennig, 4, 3,5 und 3 Pfennig ſtellen. Gleiche Ermäßigung erfährt der Krafttarif, der der billigſte in ganz Deutſchland wird. »Germersheim, 11. Juni. Geſtern Abend ertrank beim Baden im freien Rhein, ca. 400 Meter unterhalb der Schwimmſchule, Herr Leutnant Hatzfeld vom kgl. 2. Fußartillerie⸗Regiment. Deueſte Nachrichten und Telegramme. Orivat-Telegramme cles„General-Hnzeigers“ BN. Karlsruhe, 11. Juni. Der Kronprinz von Siam iſt heute Mittag hier eingetroffen und am Bahn⸗ hof vom Großherzog und dem Prinzen Max empfangen worden. Nach abſchreiten der Ehrenkompagnie des Leibgrenadier⸗ Leſche Grünſpan. Der von Frankreich nach Deutſchland ausgelieferte Angeklagte legte dieſem Befunde gegenüber ein offenes Geſtändniß ab, gab obiges Motiv an und erklärte, daß er Meſſing mit Säure bearbeitet habe, um Grünſpan herzuſtellen, das er abgeſchabt habe. Das Gift hätte Erna Schult in einzelnen Gaben dem Säugling geben müſſen, bis er ſtarb. Die mediziniſchen Sachverſtändigen, Medi⸗ zinalräthe Dr. Havemann und Prof. Dr. Martins, gaben ihr Gut⸗ achten dahin ab, daß der Tod infolge von Grünſpanvergiftung ein⸗ getreten ſei. Nach längerem Plaidoyer des Erſten Staatsanwalts Dr. Kerſtenhann folgte die Verurtheilung wie erwähnt. — Der Prozeß gegen den Räuber Muſolino, der ſeit vielen Wochen das Schwurgericht in Lucca beſchäftigt, geht ſeinem Ende entgegen; das Urtheil ſoll noch in dieſer Woche geſprochen werden. Vorher will Muſolino, der ſich auf ſeine Vertheidiger nicht verläßt, eine große Selbſtvertheidigungsrede halten, der man in den dem Räuberhelden günſtig geſinnten Kreiſen mit Spannung entgegenſieht. Den Geſchworenen ſollen nicht weniger al. 120 Fragen vorgelegt werden; zwanzig Fragen betreffen die Mitſchulidgen des Räubers, die übrigen den Räuber ſelbſt. Bei jedem Verbrechen das Muſolino zur Laſt gelegt wird, ſoll die Unterfrage geſtellt werden, ob der Brigant zur Zeit der Begehung des Verbrechens zurechnungsfähig war, bezw. ob ihm mildernde Umſtände zu gewähren ſeien.— Noch ein zweiter großer Prozeß, den man bereits halb vergeſſen hatte, nähert ſich dem Ende: der Prozeß gegen den früheren italieniſchen Abgeordneten Palizzolo, der wegen Anſtiftung zur Ermordung ſeines politiſchen Gegners, des Komm. Notar Bartolo, und wegen anderer Verbrechen vor dem Schwurgerichte zu Bologna ſteht. Der Prozeß ſchleppt ſich ſeit vielen Monaten dahin, und man iſt jetzt glücklich bei den Plai⸗ doyers angelangt. Es dürften aber immerhin noch zwei bis drei Wochen vergehen, ehe das Urtheil gefällt werden kann. — Station München!„Do ſchaug her: lauter feſche Berliner⸗ innen! Mogſt do einiſteig?“—„Freili! In dem Fall bin i für die preißiſch⸗bayriſche Eiſenbahngemeinſchaft!“(Jugend.), — 1c Mannheim, 11. Juni. General⸗Anzeiger. iments begab ſich der Großherzog mit dem Gaſte in das ensſchloß. *„ Badenweiler, 11. Juni. Der Maler Eckelmann, Profeſſor am Berliner Kunſtgewerbemuſeum, iſt heute Vormittag geſtorben. * Frankfurk, 11. Juni.(Frkf. Ztg.) Von einer Seite, die darüber wohl unterrichtet ſein könnte, wird uns mit⸗ Nachfolger des getheilt, daß in den Berliner höheren Eiſenbahnkreiſen als event. Eiſenbahnminiſters Thielen der Geh. Oberfinanzrath Lehmann bezeichnet wird. Lehmann war früher Mitglied der Eiſenbahndirektion Frankfurt a.., wurde von Miquel in das Finanzminiſterium berufen und hat dort ſchnell Carriere gemacht. Vor kurzer Zeit wurde ihm der Titel (Frankf. Ztg.) Im Ausſchuß der Abgeordnetenkammer ſagte Miniſter⸗Präſident Graf Crailsheim beim Eiſenbahnetat: Wenn Sie den Eiſen⸗ bahnverkehr heben wollen, ſo trachten Sie dihin, daß die Zoll⸗ tarifvorlage der verbündeten Regierungen angenommen und ſo die Erreichung langfriſtiger Handelsverträge ermöglicht wird, dann wird ſich der Verkehr in ganz Deutſchland, auch in Bayern heben. * Bremen, 11. Juni. Generaldirektor Wiegandt vom Nordd. Lloyd erhielt vom Kaiſer folgende Depeſche: Exzellenz verliehen. * München, 11. Juni. Ich gratuliere herzlichſt zu dieſem großartigen Geſchwindigkeits⸗ fekord des Schnelldampfers„Kronprinz Wilhelm“. Aufrichtig erfreut zolle ich gleich hohe Anerkennung dem Schiffe wie ſeiner Führung. *Berlin, 11. Juni. Meldung des Wolff'ſchen Bur.: Nach amtlichen Mittheilungen aus Curacaso iſt in der Vor⸗ ſtadt von La Guahra eine Revolution ausgebrochen, wo⸗ nach die Stadt von den Forts und den venezueliſchen Kriegsſchif⸗ fen beſchoſſen wurde. Auf Anordnung des kaiſerlichen Ge⸗ ſchäftsträgers in Curacao gingen deshalb die deutſchen Kriegs⸗ ſchiffe„Gazelle“ und„Falke“ von St. Thomas nach La Guayra in See. * Berlin, An Stelle des ausſcheidenden Admirals b. Diederichs wird Viceadmiral v. Bendemann zum Chef des Admiralſtabes der Marine ernannt. * Berlin 11. Juni. Georg Bleichröder ſtieß in der Nähe von Düren auf einem Automobil mit einem anderen Gefährt zuſammen. Bleichröder erlitt eine ſchwere Schädelverletzung und liegt beſinnungslos darnieder. * Paris, 11. Juni. Victor Hugo Löwy, Direktor des Ber⸗ liner Finanz⸗ und Handelsblattes, wurde geſtern Abend hier ver⸗ haftet. * Tunis, 11. Junji. Der Bey von Tunis iſt heute früh 934 Uhr geſtorben.(Da Tunis unter franzöſiſcher Schutzherrſchaft ſteht, iſt der Todesfall von keiner großen Be⸗ deutung. D..) 1**. Nach dem Ausſtande⸗ * Stuttgart, 11. Juni. Die Straßenbahn⸗ direktion giebt jetzt öffentlich Aufklärung über ihr Verhal⸗ ten in der Streikwoche, woraus zu entnehmen iſt, daß es ihr fernliegt, über den Erfolg in dem ihr aufgedrungenen Kampf zu triumphixen, vielmehr ſuche die Direktion die Wunden zu heilen, indem ſie Neubauten forcirt, um die Mehrzahl der bis jetzt nicht wieder eingeſtellten Ausſtändigen vorläufig im Bau und in Bälde dann im Betrieb zu verwenden. Thatſächlich handelt es ſich nur noch um 40 Angeſtellte, die ſuchen müſſen. Vom Mordprozeß Thomaſchke. „Berlin, 11. Juni. Der Giftmordprozeß Thomaſchke wurde bis heute Nachmittag 8 Uhr vertagt, weil der Angeklagte ſich die Pulsadern aufgeſchnitten hat.(Zum Zweiten Mal. D. R. 8 erlin, 12. Juni. Im Giftmordprozeß Thomaſchke theilte der Vorſitzende mit: Der Selbſtmordverſuch, den Thomaſchke in der Nacht begann, war ohne ſchwere Folgen, machte aber Tomaſchke während des Vormittags vernehmungsunfähig. Es ver⸗ lautet, Thomaſchke habe ſich nicht die Pulsadern durchſchnitten, ſon⸗ dern habe ſich mit einem Nagel an der Bruſt verwundet. Prozeß Sanden. *Berlin, 11. Juni. In der heutigen Verhandlung des Pro⸗ zeſſes Sanden verlas der Vorſitzende ein Anſchreiben der neuen VBodengeſellſchaft, welches beſagt, daß die in der Verhandlung durch die Rechtsanwälte Bollart und Bernſtein gegebene Dar⸗ ſtellung über die verweigerte Einſichtnahme der Liquidationsbilanz bom 4. März 1901 nicht zutreffend ſei und das Verfahren der Direk⸗ toren in der Angelegenheit durchaus korrekt geweſen ſei. Nachdem ſich die Rechtsanwälte Bollart und Bernſtein zu dieſem Schreiben ge⸗ äußert haben, wird die Sache vom Gerichtshof für erledigt erklärt. Der Zwiſchenfall im öſterreichiſchen Abgeyrdnetenhauſe. Wien, 11. Juni. Nach Eröffnung der Sitzung erhebt ſich Präſident Vetter und gibt folgende Exklärung ab:„Ich ſehe mich veranlaßt, auf die zum Schluſſe der geſtrigen Sitzung geſtellte An⸗ frage des Abgeordneten Klofac zurückzukommen. Ich habe ſie erſt am Schluſſe der Sitzung aus dem ſtenographiſchen Wortlaut der Rede entnehmen können. Bei dem herrſchenden Lärm und der Unruhe des Hauſes war es mir unmöglich, einzelne Worte der Anfrage zu hören, ſonſt hätte ich auch von dem mir zuſtehenden Disziplinarmittel Ge⸗ brauch gemacht. Ich ſpreche mein tiefſtes Bedauern anläßlich dieſes, die Würde und das Anſehen dieſes Hauſes ſchädigenden Vor⸗ falles aus. Ich bedauere insbeſondere, daß es mir nicht früher möglich war, Disziplinarmittel anzuwenden.(Beifall, Lärm und Zwiſchen⸗ rufe bei den Tſchechiſch⸗Radikalen.) Hierauf wird der Einlauf ber⸗ leſen. Nach Exledigung desſelben ergreift Miniſterpräſident Körber das Wort und erklärt: Hohes Haus! Am Schluſſe der geſtrigen Sttzung, der ich nicht mehr beiwohnen konnte, hat ſich eine Sgene zu⸗ getragen, auf die wohl auch ich zurückkommen muß. Wenn ich ſagen würde, die Regierung weiſe mit Entrüſtung die gefallenen Worte zurück, ſo brächte das nicht recht meine Empfindungen zum Aus⸗ druck. Eher könnte ich ſagen, wir weiſen dieſe Worte und dieſe Vor⸗ fälle mit Betrübniß zurück. Ich habe nicht das Recht, Motibs und Zwecke der gemachten Aeußerungen zu prüfen. Wohl aber müſſen Sie mir die Zenſur über die Wirkungen zugeſtehen, denn die Regie⸗ tung iſt die Repräſentation des Staates gegenüber der Außenwelt. (Zurufe bei den Tcchechiſch⸗Radikalen, lebhafte Rufe: Auhe.) Wie denken Sie ſich nun angeſichts der erwähnten Vorfälle die Erfüllung dieſer Pflicht der verantwortlichen Regierung? Wie denken Sie ſich die Beziehungen zu irgend einem Staat, wenn hier im öſterreichiſchen Abgeordnetenhauſe Schmähungen der ſchlimmſten Art gegen ein fremdes Staatsoberhaupt, heute gegen das eine, morgen gegen das Sandere, vorgebracht werden? Ich will gar nicht daran erinnern, daß Regierungsantritt treu Ver⸗ es ſich geſtern um einen ſeit ſeinem. 05 101(Zuruf bei den Tſchechiſch⸗ bündeten der Monarchie handelte. Radikalen, lebhafte Rufe: Ruhe!) lle ſagen, die Urheber ſolcher Vo rfälle vergehen ſich ſchwer am gewünſcht haben mag. worden, nach Sachſen ſei Baden das eiſenbahnreichſte Land. anderweitig Beſchäftigung Ich würde geſtern im gleichen im Staate nach Außen pellation ablehne.(Lebhafter Beifall und Händeklatſchen; Lärm und Zwiſchenrufe bei den Tſchechiſch⸗Radikalen.) *Wien, II. Juni. Die„N. Fr. Preſſe“ ſagt in einem längeren Artikel über die geſtrigen Auslaſſungen des Abgeordneten Klofage, den deutſchen Kaiſer betreffend: Mögen auch die Urheber dieſes beiſpielloſen Mißbrauchs der parlamentariſchen Redefreiheit gleichgiltige, politiſch überhaupt nicht ernſt zu nehmende Menſchen ſein, ſo muß trotzdem der ſtärkſte Proteſt erhoben werden, daß im öſterreichiſchen Parlament der Herrſcher eines befreundeten Reiches beſchimpft werden konnte u. ſ. w. Das Programm der Regierung. *Paris, 11. Juni. Zu der geſtern in der Kammer verleſenen Erklärung der Regierng ſchreibt der„Figaro“: Die Erklärung iſt ein Kompromiß zwiſchen den hervorragendſten Mitgliedern des Kabinets, das weniger gleichartig iſt, als der Miniſterpräſident es Das radikale Programm iſt darin ſtark ge⸗ mildert. Zwei oder drei Miniſter haben offenbar darüber gewacht, daß ſich ihre Kollegen nicht auf die ſchiefe Ebene unnützer Drohungen und gefährlicher Beſprechungen begeben. Der radikale„Rappel“ ſchreibt: Alle die den Grundſatz haben, Alles oder Nichts, werden die Erklärung zu gemäßigt finden, aber ſie iſt, was ſie im Hinblick auf die gegenwärtigen Umſtände ſein muß, nicht zu aggreſſiv und nicht zu beſtimmt bezüglich gewiſſer Reformen, die im Parlament gegenwärtig keine Mehrheit finden könnten. Zum Friedensſchluß. * London, 11. Juni. Oberſt Lyny, Parlaments⸗ mitglied für Galway(Irland), welcher bekanntlich auf der Seite der Buren kämpfte, wurde heute verhaftet, als er mit einem Dampfer von Dieppe nach Newhaven ankam. Badiſcher Landtag. 101. Sitzung der Zweiten Kammer. B. N. Karlsruhe, 11. Juni. Präſident Gönner eröffnet nach 9 Uhr die Sitzung. Fort⸗ ſetzung der Berathung des Eiſenbahnbaubudgets. Abg. Gießler weißt den Vorwurf Frühaufs zurück, als ob die Mehrheitsparteien dieſes Hauſes in den Eiſenbahnfragen rückſtändig ſeien. Die in den letzten zehn Jahren bewilligten hohen Summen für das Eiſenbahn⸗ weſen bewieſen das gerade Gegegntheil. Grundfalſch ſei auch, daß die Kammer die volkswirthſchaftlichen Rückſichten nicht walten laſſe; das charakteriſire ja gerade das jetzige Eiſenbahnminiſterium, daß es ſich nicht von finanziellen Geſichtspunkten leiten laſſe. Andererſeits dürfe doch nicht beſtritten werden, daß auch das Privatkapital volks⸗ wirthſchaftlich gut wirken könne. Der Standpunkt des vorſichtigen Kaufmanns müſſe der ſein, die Schulden zu amortiſiren, wie dies jetzt geſchehe mit der Eiſenbahnſchuld, während das Ideal Frühaufs das ſei, möglichſt viele Schulden zu haben. Die erwähnte Linie Raſtatt⸗ Kehl werde mit der Zeit auch erſtellt werden, wenn die Hauptlinie nicht mehr dem Verkehr genüge. Bei der Beſeitigung der Niveau⸗ übergänge ſollte man auch die Intereſſen der Gemeinden nach Thun⸗ lichkeit berückſichtigen. Abg. Wilckens erklärt Namens der nationalliberalen Partei, daß ſie auf dem Stand⸗ punkt des Kommiſſionsberichts ſtehe, das Eiſenbahnnetz aber nicht für abgeſchloſſen erkläre. Frühauf habe geſtern übertrieben, in Baden ſeien in den letzten zehn Jahren 650 Kilometer neue Bahnen erſtellt Wolle man aber die Selbſtſtändigkeit unſerer Bahnen wahren, ſo müſſe man doch darauf Bedacht nehmen, unſere Eiſenbahnſchuld nicht ins Unge⸗ meſſene zu vermehren. Mit Bedauern habe er vom Generaldirektor vernommen, daß man die Bahnhofwirthſchaften in die Bahnſteig⸗ ſperre einbeziehen wolle; er bemerke, daß die Budgetkommiſſion auf dem entgegengeſetzten Standpunkt ſtehe. Endlich befürwortet Redner gleichfalls die Erſtellung der Steinachthalbahn. Mit Freuden begrüße er, daß im Nachtrag eine erſte Rate für den Heidelberger Bahnhof eingeſtellt ſei. Abg. Kriechle(nat.) begrüßt die Einſtellung einer erſten Rate für die Erſtellung einer Bahn Kappel⸗Bonndorf. Damit werde endlich ein langjähriger Wunſch der Gegend erfüllt. Erſt unter dem gegenwärtigen Miniſter ſei dieſe Frage mit Wohlwollen geprüft worden, während der frühere Miniſter nur eine ablehnende Antwort gehabt habe. Eine leiſtungs⸗ fähige Firma werde dieſe Bahn in einem Sommer fertig ſtellen können. Sei dieſebe bis Bonndorf erſtellt, dann werde die Fortſetzung derſelben nach Stühlingen die nächſte Frage ſein. Abg. Heimburger(dem.) vertritt das reine Staatseiſenbahnbetriebsſyſtem, das dem wirthſchaft⸗ lichen Intereſſe weit mehr diene, als das gemiſchte Syſtem. Auf jedem Landtag höre man Klagen über die Privatbahnen im Gegenſatz zu den Staatsbahnen. Die Linie Raſtatt⸗Kehl werde mit der Zeit doch er⸗ ſtellt werden, denn die Verhältniſſe würden den Bau bald gebieteriſch verlangen. Abg. Lauck(Ztr.) befürwortet die Erſtellung eines Zufahrtsweges zum Güterbahnhof in Achern, auch ſei die Erſtellung weiterer Gleiſe auf der Hauptſtrecke geboten. Staatsminiſter von Brauer erklärt, daß er geſtern dienſtlich verhindert war, der Rede Frühaufs anzuwohnen, doch ſei die Antwort ſchon aus dem Hauſe erfolgt. Die Eiſenbahnpolitik der Regierung ſei von ihm ſchon früher feſt⸗ gelegt worden. Redner geht ſodann auf die einzelnen vorgebrachten Wünſche ein. Das Projekt Raſtatt⸗Kehl ſei vorerſt nicht nothwendig, da auf der Hauptbahn der Verkehr genügend bewältigt werden könne. Die Steinachthalbahnfrage werde geprüft werden. Er könne auch erklären, daß die Bahnhofwirthſchaften nicht in die Bahnhofſperre einbezogen würden. Abg. Pfefferle iſt als Berichterſtatter mit dem Gange der Debatte zufrieden und geht auf die einzelnen Bemerkungen der Vorredner ein. Redner er⸗ örtert ſodann das gemiſchte Syſtem, das den einen großen Vortzeft habe, einer Reihe von Landesgegenden in Raſchheit in den Beſitz von Bahnen zu bringen. Abg. Wittum(natl.) nimmt das badiſche Eiſenbahnweſen gegen einzelne Angriffe Frühaufs in Schutz; auch er ſei ein Anhänger der Bahnhofſperre, von der er aber die Bahnhofwirthſchaften ausgeſchloſſen wiſſen will. Abg. Eichhorn(Soz.) 8 bedauert, daß das gegenwärtige Baubudget nur wenige Millionen für neue Bahnen aufweiſe; dagegen viele Millionen für den Ausbau der beſtehenden Bahnen. In der Anlegung von Neubahnen ſollte doch ein raſcheres Tempo eingehalten werden. Die Gemeinden müßten auch heute Jahre lang petitioniren, bevor ſie eine Bahn er⸗ halten, ja müſſen dieſelbe gewiſſermaßen erſitzen. Redner vertritt das Vorortsbahnſyſtem auf ſtaatlicher Grundlage. Man ſollte ſich aber auch nicht ſcheuen, unrentable Linien in Angriff zu nehmen. Hier verweiſe die Regierung auf die Privatunternehmungen, die ja leider von der Mehrheit des Hauſes Anerkennung gefunden. Man ſage, die Privatgeſellſchaften bauten billiger, er füge dem bei, aber auch ſchlechter und das ſei für Bahnbauten doch bedenklich. Man ſage weiter, es werde durch die Nebenbahnen auch die allgemeine Eiſen⸗ bahnrente gefährdet, das ſei nur bedingt zutreffend. Auch die Ren⸗ tabilitätsberechnung der Nebenbahnen werde eine ganz andere, wenn man den Aufwand der Geſellſchaft lediglich in Vetracht ziehe und nicht den Geſammtaufwand, von dem auch die Gemeinde⸗ und Staats⸗ ge abgezogen werden müßten. Die Kapitaliſten ſeien auch nicht b oße Gemüthsmenſchen, um ihr Geld im Intereſſe der Bevölke⸗ Süßſtoffgeſetz. Die Börſe war heute ſtill und haben die Kurſe keine beſondere Ver⸗ die meiſten Werke geantwortet, daß ſie nur eine geringe Wi Verantwortlich für Po für Lokales, Provinziell Deutſcher Reichstag. 87. Sitzung vom 11. Juni. Am Bundesrathstiſche: Reichskanzler Graf Bülo w, die Staatsſekretäre Graf Poſadowsky, Frhr. v. Thielmann und Frhr. v. Richthofen, ſowie die Miniſter Podbielski und Möller. Der Präſident eröffnet die Sitzung um 9 Uhr 20 Min. § 1, der den Vegriff„Süßſtoff“ definirt, wird debattenlos genehmigt.§ 2 enthält das Verbot der Herſtellung und des Verkaufs von künſtlichem Süßſtoff, ſoweit nicht die folgenden Paragraphen Ausnahmen enthalten. Abg. Rimpau(Cent.) referirt über die Kommiſſionsverhand⸗ lungen. Abg. Hermes(fr. Vp.) bekämpft den§ 2. gegen die Brutalität der Majorität zu äußern. Der Präſident bemerkt, man dürfe das Wort„Brutalität“ mit Bezug auf die Majorität des Hauſes nicht anwenden. Abg. Hermes fährt fort: Ich meine die Majorität außerhalb des Hauſes.(Große Heiterkeit.) Die agrariſche Partei iſt ein Hemm⸗ ſchuh der ganzen Kultur.(Lachen rechts.) Die Regierung gab den agrariſchen Wünſchen im Zolltarif zu viel nach. Von Geſundheits⸗ ſchädlichkeit des Saccharins kann keine Rede ſein. Heute muß die Wahrheit geſagt werden: Unſinn, du ſiegſt und ich muß untergehen. (Heiterkeit.) Der Präſident theilt mit, daß ein Antrag des Reichskanzlers eingegangen iſt, auf Vertagung bis zum 14. Oktober er. Abg. Graf Carmer(.): Es handelt ſich hier um wenige Fabriken, die außerordentlich hohe Dividenden zahlen. Frankreich und Oeſterreich verboten die Fabrikation von Saccharin überhaupt. Er hoffe, auch die Regierung werde ihre Zuſtimmung zu dieſem Entwurfe nicht verſagen. Abg. Fiſcher⸗Sachſen(Soz.) bekämpft das Verbot der Fabrikation von Saccharin, das nur dem Intereſſe des Zuckerringes diene, der dann die Preiſe diktire. Abg. Becker(Centrum) tritt Namens eines Theiles ſeiner Partei für den Paragraphen in der Kommiſſionsfaſſung ein. Das Verbot ſei im Intereſſe der Landwirthſchaft nothwendig. Abg. Pachnicke(fr. Vergg.) wendet ſich gegen den§ 2. Abg. Haſſe(natlib.) erklärt namens eines Theiles ſeiner Freunde, daß er gegen das Geſetz ſei, da man hier die Induſtrie aus Konkurrenzerwägungen unterdrücken wolle. 5 Abg. Gamp(Rp.) bittet um Annahme des Kommiſſionsbe⸗ ſchluſſes, da er die Intereſſengegenfätze verſchöne. Abg. Speck(Centr.) iſt mit einem Theile ſeiner Freunde gegen den Kommiſſionsbeſchluß. Als es ſich um die beſſere Ver⸗ ſorgung der Kriegsinvaliden handelte, ſträubte ſich der Schatzſekretär, ein oder zwei Millionen dafür auszugeben. Heute wolle man auf mehrere Millionen verzichten, die den Saccharinfabrikanten in den Schooß geworfen werden ſollten. Hoffmann⸗Hall(Südd. Volksp.): Die Beſtimmungen des § 2 bilde den Schlußſtein für das Zuckerkartell. Er müßte ein Eſel ſein, wenn er für das Geſetz ſtimmen würde.(Große Heiterkeit.) 5 Paaſche(natl.) erklärt, ein Theil ſeiner Freunde werde fünr das Geſetz ſtimmen, weil der Konſum des Saccharins immer mehr zunehmen würde, wodurch die Reichsfinanzen aufs Schwerſte ge⸗ ſchädigt find; andererſeits müßten die großen Intereſſen einer unſeren leiſtungsfähigſten Induſtrieen ausſchlaggebend ſein, zumal ſie mit den wohlverſtandenen Intereſſen der Konſumenten übereinſtimmen. Hierauf wird der§ 2 mit 193 gegen 115 Stimmen ange⸗ nommen. Gegen§ 2 ſtimmen die Sozialdemokraten, die beiden freiſinnigen Parteien geſchloſſen, einige Nationalliberale und ein Theil des Centrums. Die§8—10 werden debattelos angenommen.§ 11 handelt von der Entſchädigung der Süßſtofffabriken und ihren Be⸗ amten und Arbeiter, welche das ſechsfache des jährlichen Reingewinns betragen ſoll. Gothein(feriſ. Verein.) beantragt, die Entſchädigung das achtfache zu bemeſſen. Müller⸗Sagan(freiſ. Volksp.) auch die Süßſtofftablettenfabriken entſchädigen. Rimpau(n berichtet über die Kommiſſionsberathungen. Müller⸗Sagan be⸗ fürwortet ſeinen Antrag. Staatsſekretär v. Thielmann bittet, demſelben keine Folge zu geben, iſt aber bei der im Hauſe herrſchende Unruhe unverſtändlich. Gamp(Reichsp.) befürwortet die Kom miſſionsbeſchlüſſe. Gothein befürwortet ſeinen Antrag. Nach kurzer Debatte werden die Anträge Müller Sagan und Gothein abgelehnt. Der Antrag Gamp, wonach die Gewinnhöhe für jedes Kilo chemiſch reinen Saccharins auf 4/ feſtgeſetzt wird, wird angenommen, ebenſo§ 11 nach der Kommiſſionsfaſſung. Auf Antrag Gamp wird ein neuer§ 12 eingefügt, wonach der Reichs⸗ kanzler befugt iſt, vom Tage der Publikation des Geſetzes ab, den einzelnen Fabriken den von ihnen herzuſtellenden höchſten Betrag an Süßſtoff vorzuſchreiben. Nach 8 27 ſoll das Geſetz mit dem 1. April 1903 in Kraft treten.. Damit iſt die 2. Leſung beendet. Nächſte Sitzung heute Nach⸗ mittag 3 Uhr. Antrag betr. Vertagung des Reichstages⸗ 3. Be rathung des Zuckerſteuer⸗ und Süßſtoffgeſetzes und der Zucker konbention. Geſammtabſtimmung über die Branntweinſteuernove Schluß 3 Uhr. Mannheimer Effektenbörſe vom 11. Juni.(Offtzieller Bericht.) Es ſei Zeit, ſich änderungen aufzuweiſen. 5 Frankfurt a.., 11. Juni. Kreditaktien 216.90, Staats bahn 151.30, Lombarden 18.90, Egypter—.—, 4% ung. Goldrent 101.60, Gotthardbahn 169.50, Disconto⸗Commandit 187.90, Laur 206.50, Gelſenkirchen 173.50, Darmſtädter 140.30, Handelsgeſellſcha 159.25, Dresdener Bank—.—, Deutſche Bank 210.30, Bochumer 200. Northern—.—. Tendenz: ſtill. Neue Aktiengeſellſchaft. Die„Rh.⸗Weſtf. Ztg.“ erwähnt Ge⸗ rüchte von der angeblich beabſichtigten Umwandlung des Weſtfäl Nickelwalzwerks Fleitmann, Witte& Co., Schwerte, in eine Akti geſellſchaft. Vom deutſchen Eiſenmarkt. Auf eine Umfrage der„Rh.⸗Weſt Zig.“ bei den Eiſenwerken über die vorausſichtliche Wirkung Friedensſchluſſes in Südafrika auf den deutſchen Eiſenmarkt erwarten, weil an erſter Stelle England Lieferant werde. Indi werde aber auch der deutſche Eiſenmarkt etwas profitiren. Reichsbank⸗Disk. 3 0% Wechſel. 3 (Telegramm der Continental⸗Telegraphen⸗Compagni in Kurze Sicht 2½—8 Reichsmark% Vor. Kurs Heut.ͤKurs Vor, Kurs§ Amſterdam hfl. 1003— 168.65 168.55— Belgien Fe. 100 3— 81.125 81.116— Italien... Le. 1005— 80.— 79.925— 5 ondon... Lſt. 13— 20.470 20.470— Madrid.. Pf. 1005————— New⸗MPork Dll. 100——— 8 Paris.. Fr. 100 3— 81.15 81.166—— Schweiz.. Fr. 100 3½ 80,975 80.988— Petersburg.⸗R. 100 4½— 5555 Trieſt.... Kr. 100———— Wien. Kr. 100 3½ 85.188 85.15 do. m..—-——— für Theater, Kunſt und F. ul für den ae, General⸗Anzeiger. Mannſeim, 11. Junt. Bekauntmachung. Hekanntmachung. Verſteigern Die Neuwahl der Geſuche unt Be⸗——— 2 7 eige 1 ng. 4. N zer des Gewerbe— 2 2 2 2 17 „Mannfei ſchäftigung bei der Candwirt aftl. Bezirksverein Mannheim. Mannheim 5 4 7 7 2 7 7 5 95 ñnDoofdlele, ſegen 6142 Die Berſteigerung der noch nicht abgeholten Gewinne dere No. 150461. Aus 5 Mannheimer Pferdemarkt⸗Lotterie findet am Donnerſtag, der fort ‚1 8 ZEhp⁰ieh-Haus Iden 12. Juni, Mittags 12 Uhr im Badener Hofe dahier einlaufenden ſuche—5„ fannheim gegen Baarzahlung ſtatt. eſchäf bei der S 7 7 1 57 e erſteigerung kommen folgende Gegenſtände: en zur Liſten⸗ Sladtgede 115 1. GAMUVUEN fhachl., J 2, 6.—————— it ene ah an Straßenkehrer, Straßenar⸗ 2 9 bis 1 uhr von beiter und dergleichen machen— Gegenſtand 1 3 bis 8 Uhr Nachmittags und] wir darauf aufmerkſam, daß 00 5 au Sonntagen von 10 bis Huhr alle derartigen Stellen beſetzt 55 auf dem ſtatiſtiſchen Amt ent⸗ und viele Geſuchſteller in den——ç 555 gegengenommen. 24565 Warteliſten bereits einge⸗ 5 427 1 tometer mit Thermometer. Maunheim, den 10. Juni 1902. tragen ſind, weßhalb die 2 434 2 Dutzend Beſteck. Gewerbegericht. 0, lichel Geſ che iüf Kahre 3 433 1 goldene Broche. Der Vorſihen de: ezüglichen Geſuche guf Jahr 4 131 1G 5 b Hollauder. hinaus keine Berückſichtigung 5 22 1 Fah finden können 23987 ee Zwangs⸗Verſteigerung. Mannheim, 16. Mai 1902. 2276 369 1 Tranchirbeſſeck in Etuis. 2. Juni 10 i 25890 1 Weinſervice. 12. Bürgermeiſteramt. 9 9932 406 Kartenſchale Nachmittags 2*. X 7 10 33897 392 „„„ 3 0 3389 2 Kettenarmband(Double.) ich in Mannheim im 8 rſt gerung 8 zegen baare Zahlung 4 eig 8 g. E ell⸗a Ei 1 4843 291 ſilbelte Br Bulkter Käſemeſf gswege öffentlich! Wegen ſung des Haus⸗ 7 12438 265 1 ſilberne Brotgabel, Bukter⸗ und Käſemeſſer berſ 8 6443 9 re 4 4 15 41591 155(Meiiontott 3 Bi* 8 Heil⸗tag, den 12. in E I, 12 e 4 470419 lberne Herrenuhr(Remontoir). 3 Bäude Platen Heil Beſichtigung von—12 Uhr Vor⸗ 3JSCCCc AIl Slm. 9 75 1% methode, Sekretär, 1 Bett, miltags 6446 V Thiffonier, 1Nä ſchi 2 pollſtänd., eleg. 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