704. ck⸗Konze! Hr. 2917 gudwidsbafen Kühlmann⸗Kriſe. Noch im größten Teil der geſtrigen Abendausgabe konn⸗ len wir die weite Umſchau über die auswärtige Politit mit⸗ teilen, die Herr von Kühlmann geſtern vor dem Reichs⸗ dage gab. Wir wollen an dieſer Stelle nicht ſeinen Spuren nachgehen, ſondern nur ſuchen, Sinn und Meinung des Ausklanges zu ergründen. Dieſer Ausklang war nicht ehen ſtark, groß und frei, von erzener Zuverſicht; er trug uns nicht empor, ſondern machte uns nachdenklich, warf uns oder doch den einen oder andern von uns in neue Zweifel. Herr zon Kühlmann ſagt, die Entente kann uns nicht beſiegen, der danke an Sieg der Alliierten iſt Traum, Illuſion. Aber er ſagt nicht, wir ſind ſtark genug und werden ſtark genug blei⸗ ben, die Alliierten durch Sieg zum Frieden zu zwingen. Er iſt überzeugt, daß unſere Truppen und ihre genialen Führer un Sommer und Herbſt noch weitere große Erfolge er⸗ zingen werden. Erfolge, ſagt Herr von Kühlmann, nicht Siege. Und er weiß uns nichts ſ0 künden von den möglichen oder wahrſcheinlichen politiſchen Auswirkungen dieſer Erfolge.(Waren die Großtaten von März bis Juni auch mir Erfolge?) Doch, er weiß uns etwas zu ſagen. Nicht an dieſer Stelle, die den gewaltigen Kampf im Weſten immer⸗ bin recht nüchtern und ſachlich, objektiv behandeit, wie das manche ſozialdemokratiſche Blätter lieben, uber ſpäter, da ver⸗ ſichert er uns, daß dieſer Krieg durch rein militäriſche Ent⸗ ſcheidungen überhaupt nicht zu einem abſoluten Ende gebracht werden kann. Das iſt wohl letzten Endes die nicht mehr ganz unbekannte. Theorie, daß dieſer Krieg in ſeinem Ausgang weder Sieger noch Beſiegte kennen werde(Scheidemann gte: kennen dürfe). 2 Alber woher weiß Herr von Kühlmann, daß dieſes ganze ungeheure Kräftemeſſen ſo ausgehen wird, ſo unentſchieden nd entſcheidungslos, ſo entſcheidungslos günſtig für— ngland?—— Wer hat den ungeheuren politiſchen Zuſammenbruch Nußlands vor Jahresfriſt auch nur ee wahrſchein⸗ lich auch Herr von Kühlmann nicht, und doch haben unſere Siege den ſtark ſich ſträubenden Großruſſen zum Frieden gezwungen, nur ſie allein. Wer will vorausſagen, ob nicht auch unſere kommenden„Erfolge“ im Weſten Siege ſein werden, Siege mit weittragenden politiſchen Folgen und Auswirkungen? Wir haben kein Recht, an ſolchem Aus⸗ gang zu zweifeln, heute noch kein Recht, haben es nicht nach dem gewaltigen Zuſammenbruch der engliſch⸗franzöſiſchen eere in den erſten drei Monaten der deutſchen Offenſive. Herr von Kühlmann indes ſieht offenbar keine Möglich · zeit ſo weittragender Wirkungen der noch kommenden deut⸗ ſchen Erfolge— welch ſchneidender Gegenſatz zu der engliſch⸗ engliſchen Taktik annoch unbedingter Siegesgewißheit und Siegeserwartung; es iſt noch keine Woche her, daß Bal⸗ fdu r im engliſchen Unterhauſe erklärt hat, England wünſche Linen ehrenhaften Frieden, aber es ſeß mehr und mehr davon überzeugt, daß dieſer Friede nur durch einen Kampf bis zum Ende erteicht werden könne und dadurch, daß Deutſch⸗ land unſchädlich gemacht werde. Herr von Kühlmann aber antwortet: Ihr werdet nicht ſiegen, wir werden nicht ſie⸗ gen, ſoll der Krieg nicht ewig dauern, ſo müſſen wir ver⸗ handeln. Welch ein Unterſchied nicht allein im nationalen Vewußtſein und Willen, ſondern auch in der Taktik. Die Kühlmanns wird natörlich unendlich viel Beifall bei unſern Objektiven vom Rhein bis Galizien, bei Demokraten und Pa⸗ iſten finden, im Entſcheidungskampf der Großmächte, auf den die Stunde geſtellt iſt, wird die engliſche Taktik ſchärfer und klüger ſein, durchſchlagender wirken. Herr von Kühlmann alſo will den Verhandlungen eine deue Gaſſe bahnen. Zu verhandeln iſt mit England, merika und Frankreich. Um erſteres geneigter zu machen, entlaſtet er es ein wenig von der Schuld am Kriege. Er hbür⸗ det ſie dem zariſtiſchen Rußland auf, das tot und ungefähr⸗ lich iſt und nicht mehr böſe werden kann. Und dann ſagt er anmal wieder, was wir poſitiv erſtreben, daß, was ſchon 10 oft über unſere Forderungen geſagt worden iſt, und was noch nie irgendwelchen Eindruck auf England gemacht hat. Er ſagt, was wir poſitiv wollen— neben England, aber erſagt nicht, was wir von der Entente fordern und fordern müſſen— gegen England. Der Kreuz⸗Jeitungs⸗Artikel über die deutſche Friedensoffenſive hatte z. B. gefordert, daß gland ſeine Flottenſtützpunkte ſchleife, dann verliere die londriſche Küſte ihre Vedeutung für uns, und daß es ſeine lotte abrüſte. Komme England dieſen Forderungen nicht ach, ſo müßten wir Belgien behalten. Man mag ſo weit mitgehen oder nicht— Herr von Kühlmann bleibt unendlich weit zurück hinter auch nur etwelchen ſchärferen Forderungen, baut doch den Frieden mit England mehr oder weniger auf derträge und bleibt damit im alten Geleiſe, in dem wir nicht wurwärtskommen. 255 Welches die Wirkung dieſer reſignierten und fkeptiſchen Lede auf das Ausland, auf das angeredete und eingeladene ingland ſein wird? Wir würden tatſächlich ein Wunder Ihnegleichen erleben, wenn es durch ſie verhandlungs⸗ kaunge⸗ gemacht würde. Vielleicht nur ſteifnackiger, bock⸗ miger. 8 c So 5 wie uns ſoeben gemeldet wird, in parlamentari⸗ den Kreiſen ſchon die Meinung aufgetaucht, daß Herr von Ahlmann nicht mehr lange ſeines Amtes walten werde. G. * — — Parlamentariſchen Kreiſen begegnet man vielfach der Mei⸗ Berüin, 25. Juni. GBon unſerem Berliner Büro.) Wiltags⸗Ausgabe. Beilagen: Amtliches Berkündigungsblatt für den Amtsbefirk Mannheim.— Das Weltgelchehen im Bilde in deruntwortli den einen und Handelstell fredaktem Rageigsserelſer Die 1 Walktge Notonetgetle Sb-. br. Fri eee— Anzeigenteil: Zated eteter 0 2—— 50 Stenstg. Reklamen Nt 2—. Annahmeſchluß:— Deudt u. erkag: Druckeret br. Zaas Rannheilmercheneral oorminags 8½, Uhr., bendblatn gacmtttages 2½ Uhr ur Angeiger& m. b. kämtlich in mMaunheim— Telegrammne pelgen au beſtümmten Tagen, Stellen und 8 ird den e ee un wendn M..wen ergeie peßeereg Pre Wee Mpeiſen, an Nüeln dt Latekungsgsbllbr. Be der Peifabged.70 Srkkherded 1918.— Nr. 289. moderner Kupfertiefdruck ⸗Ausführung. nung, daß Herr von Kühlmann mit ſeiner geſtrigen Rede ſich das Schwanenlied geſungen habe. Man weiſt in dieſem Zuſammenhang darauf hin, daß die Vertreter des Kriegsminiſteriums und des Generalſtabs bald nach der Rede des. Herrn von Kühlmann das Haus verlaſſen hätten. Vielfach nimmt man an, daß Herr von Kühl⸗ mann ſich mit ſeiner Rede einen guten Abgang zu ſichern verſucht habe. der Slaatsſekrelür des Auswürügen über Ktieg und Irieden. Berlin, 25. Juni. (Bon unſ. Berſiner Büro.) Man war, als man geſtern in den Reichstag ging, ein wenig enttäuſcht. Die„Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ hatte, etwas überflüſſig und vielleicht nicht ſehr geſchickt, verſichert, der Kanzler gedenke die Erörterung über die auswärtige Polttik nicht einzu⸗ leiten und ſchon richtete man ſich darauf ein, an dieſem Tage nur die Sprecher der Parteien zu hören. Dann aber erhob ſich, kaum daß Prinz Schönaich⸗Carolath als Berichterſtatter des Ausſchuſſes ſein Referat abgeliefert hatte, Herr von Kühlmann und dann be⸗ kam dieſe Ausſprache doch von Anbeginn ein anderes Geſicht. Herr von Kühlmann hatte wohl eine Stunde lang geſprochen, mit faſt philologiſcher Genauigkeit, ſofern er die diplomatiſche Lage ſkizzierte, mit einer ſtill verhaltenen Reſignation, da er der Frage, wann kommt ein Ende in dieſem blutigem Ringen, eine Antwort ſuchte, ohne ſie jedoch eben finden zu können, ſchlicht, ſchmucklos, mit ſchier abſichtlichem Verzicht auf jeden rhetoriſchen Aufputz. Er hat niemanden begeiſtert, kaum einen gepackt. Denn⸗ noch wird man, ob man nun ihn und ſeine Art, die Dinge darzu⸗ ſtellen, ablehnt oder nicht, bekennen müſſen: Es war, ganz objektiv betrachtet, die Leiſtung eines unabhängigen Kopfes. Herr don Kühlmann ging ganz ſyſtematiſch vor: Er ſchilderte zunächſt umſer Verhältnis zu den Verbündeten, ſprach von der Kal⸗ ſer⸗Zuſammenkunft im Hauptquartier, die vielleicht von weltgeſchicht⸗ licher Bedeutung werden könnte, erzählt von dem Gedankenaus⸗ tauſch, der zurzeit mit Wien ſchriftlich fortgeſetzt würde und der dann bei einem Gegenbeſuch des Kanzlers weiter gefördert werden ſoll. Dann erhielt Radoslawow, der immer die Seele des Bünd⸗ niſſes geweſen ſei, ein Kompliment; aber auch der neue Leiter der bulgariſchen Geſchichte und der große Staatsmann auf dem Sofioſer Thron wurden höflich bedacht. Vorſichtig deutete Herr von Kühlmann auf die kleinen Streitpunkte in der Türkei, auf die Maritzagrenze, die Dinge im Kaukaſus und kam dann zu der Fülle der Probleme, die ſich aus dem Zuſammenbruch des ruſſiſchen Ko⸗ loſſes ergeben haben. Herr von Kühlmann ſieht dieſe großen Fra⸗ gen des Oſtens vorwiegend optimiſtiſch an, obſchon er, oder gerade weil er nicht an die Möglichkeit glaubt, daß nach dem fürchterlichen Erleben dieſer Jahre Rußland heute oder morgen ſchon das Old merry Ruſſia von früher werden könnte. Geſpannte Beobachtung, äußerſte Vorſicht und, ſoweit es ſich um interne Vorgänge handelt, weiſe Zurückhaltung ſcheinen ihm die einzigen Zebote für Groß⸗ rußland zu ſein und wohlwollende Förderung aller jener Gebilde, die ſich von dem in Brand geratenen zuckenden Körper des ehe⸗ maligen Zarenreiches loszulöſen anfingen. Damit iſt auch ſchon die Stellung gegeben, die Herr von Kühlmann und die deutſche Regierung zu den in Breſt⸗Litowſt noch nicht geregelten Fragen einnimmt. Schon in Breſt⸗Litowſk, meint Herr von Kühlmann, hätte man eingeſehen, daß man Kurland nicht allein abtrennen könne, ohne dem lettiſchen Volke und der Geſchichtsentwickelung Gewalt anzutun. Man wird alſo, bevor man die neuen Staats⸗ gebilde anerkennt, mit der Näteregierung einen Gedankenaustauſch pflegen, aber man wird ſchließlich doch einer Löſung zuſteuern, die den Wünſchen der baltiſchen Bevölkerung und den ZIntereſſen Deutſchlands in gleicher Weiſe entſpricht. Das iſt etwa der Stand⸗ punkt, den auch wir hier immer eingenommen haben. 1 Was den Liv⸗ und Eſtländern recht iſt, ſoll dann auch am andern Pol des zerborſtenen Zarenreiches, auf dem Kauka⸗ ſus den Geörgiern billig ſein.— Die polniſchen Dinge ſtreift Herr von Kühlmann nur mit flüchtigem Fuß. Hier iſt noch viel flüſſige Lavamaſſe, aber Herr von Kühlmann iſt zuverſichtlich geſtimmt. Irgendwie werden wir, wird auch Oeſterreich ſchon noch ins Reine kommen. 1 Das alles aber iſt doch vorerſt nur ein Bericht, nicht einmal trotz aller äußerer Ausführlichkeit ein ſonderlich erſchöpfender, da ſchon die eigentümlichen Verhältniſſe des Koalitionskrieges an ſo und ſo vielen Stellen zur Zurückhaltung zwingen. Im vierten Kriegsjahr aber will das Volk von dem verantwortlichen Leiter ſeiner auswärtigen Geſchichte etwas anderes hären. Da wünſcht es Antwort auf die Frage, die je länger, je mehr unſer Aller Denken ausfüllt: wann wird einmal Friede? Oder, da wir des heißen Hoffens uns längſt entwöhnten, ſind auch nur irgend welche Aus⸗ ſichten vorhanden, daß der Friede kommt? Die Antwort, die Herr von Kühlmann auf dieſe Frage findet, hat zunächſt enttäuſcht. Es iſt ein in Reſignation und Entſagung getauchtes: Igno⸗ rabimus. 2 Der Staatsſekretär zitierte Helmuth von Moltke, den Schlach⸗ tenlenker von 1870, der ſchon 1890(nicht 1850, wie es durch einen Druckfehler in unſerem geſtrigen Bericht hieß. D. Schriftltg.) herrn von Rühlmanns Friedensrede an England. im Reichstag erklärt hatte, der nächſte Weltkrieg würde von er⸗ ſchreckend langer Dauer ſein und er verweiſt auf die Stimmen aus dem feindlichen Lager, deſſen Stautsmänner auch kein einziges Mal in etwas den ehrlichen Friedenswillen verrieten. Dann aber;, ſe länger Herr von Kühlmann ſpricht, erkennt man doch, daß auch er auf ſeine Weiſe bemüht iſt, den Weg zum Frieden au zeigen, frei⸗ lich, einen ſteinigen, ſehr dornigen Weg, der allem zuvor von den feindlichen Völkern eine völlige Umkehrung ihrer Mentalität for⸗ dert. Herr von Kühlmann erklärt: durch die militäriſchen Unter⸗ nehmungen, auch die glänzendſten, iſt dieſer Krieg überhaupt nicht zu beenden. Das ſchwere Werk muß anders angepackt werden. Aber ſolange es allerorten an der Anſtändigkeit der Geſinnung fehlt. die Fühler und Taſtverſuche unbefangen aufnimmt, ohne in ihnen gleich Ueberſiſtungsverſuche und„Friedensoffenſiven“ zu wittern, ſind die Ausſichten gering. An Deutſchland wird das Friedenswerk nicht ſcheitern. Wir haben die Weltherrſchaft nicht erſtrebt, als wir n den Krieg zogen, wir trachten auch heute nicht nach ihr. Nur unverſehrt wünſchen wir das Reichsgebiet zu erhalten, Handel und Verkehr auf freier See und Ueberſeebeſitz, auf den wir nach unſerer Größe Anſpruch haben. Von Belgien aber werden wir reden zu ſeiner Friſt: vorzeitig könnten und dürften wir die Hände uns nicht binden, ohne daß auch die Gegner ſich gebunden hätten. So klingt die Rede im Grunde aus, wie während des Krieges ſchon ſo viele Reden und manchmal auch bei den Gegnern aus⸗ klangen: An uns ſoll es nicht fehlen; wir ſind im Grundſatz zum Frieden bereit. Dem deutſchen Volke brauchte das kaum noch ge⸗ ſagt zu werden. Hier weiß ud fühlt das jeder Mann auf der Straße. War dieſe Rede nur für uns beſtimmt, ſo war ſie, die viele enttäuſchen wird, verfehlt, vielleicht hervorragend unnütz. Aber ſie war doch wohl, wir nehmen an, als ein Mittel der auswärtigen Politik gedacht, als eine, auf elnen neuen überraſchenden Ton ge⸗ ſtimmte Mahnung an die Feinde: Mit dem Reden zum Fenſter hinants in Parlament und bei Banketten kommen wir nicht weiter⸗ Laßt uns jetzt einmal ganz behutſam im Gedankenaustauſch eine zunächſt unverbindliche Konverſation beginnen. Und dann muß, ob ſie gut oder ſchlecht war, der Erfolg entſcheiden. Preßſtimmen. 5 bn„.Verlin, 25. Junj⸗ „Bon anſerem Berliner Büro.) Das Echo, das Herrn von Kühlmann aus der Berliner Preſſe enigegenhallt, klingt genau ſo, wie wir das vorausgeſehen haben. Faſt alle Blätter der Rechten brechen über Herrn von Kühlmann rückſichtslos den Stab und beſprechen ihn als einen Mann, der mit ſeinen Neigungen ausgeſprochen für England iſt So ſchreibt ſchon der„Lokalanzeiger“: Niemand wird es einem Politiker verübeln, wenn er auch die Möglichkeit, daß der Krieg noch über den Winter hinaus andauert, in ſeine Rechming einſtellt. Nur ſollte er hinzufügen, daß doch unſere letzten großen Erfolge dieſe Möglichkeit verringert haben. Herr von Kühlmann vergaß zwar die Taten unſeres herrlichen Heeres nicht, aber er be⸗ tonte ſie nur nebenbei. In ähnlicher Tonart geht es dann fort. Der„Deutſche Kurier“: Alles in allem eine Sprache, die man in dieſem Augenplick bon dem Stäcdtsmann eines ſieg⸗ reichen Volkes nicht erwarten konnte. Die„Poſt“: Herr von Kühlmann hat in ſeiner gangen poli⸗ tiſchen Vergangenheit ja nicht viel glückliche Eindrücke erzielt, einen unglücklicheren als geſtern ſicherlich noch nicht. 5 Die„Deutſche Zeitung“ ſpricht kurzerhand von einer „Bethmann⸗Rede“ Kühlmanns. 1 5 Die„Kreuzzeitung“ aber meint, es wäre beſſer geweſen, wenn Herr von Kühlmann über die Beziehungen zu unſeren Fein⸗ 9 über die Möglichkeit eines Friedens gänzlich geſchwiegen ätte. 5 8 Die„Deutſche Tageszeitung“ ſtellt Herrn von Kühl⸗ mann als dringend erholungs⸗ und ausſpannungsbedürftig hin. Er machte geſtern rein äußerlich den Eindruck eines phyſiſch ſtark Er⸗ müdeten. Vielleicht hat ihn ſeine Tätigkeit in Bukareſt einer gründ⸗ lichen Erholung bedürftig gemacht. Seine Eugland zugewandte Denkart trat zu wiederhoklten Malen mit aller Deutlichkeit zutage. Sie offenbarte ſich vor allem in dem Peſſimismus, der üher ſeiner Rede bleiſchwer laſteteee Die„Voſſiſche Zeitung“ urteilt: Nur ein poſitives Ex⸗ gebnis hat die geſtrige Kühlmann⸗Rede zur Folge gehabt dem deutſchen Volk iſt vor Augen geführt worden, daß dieſer Krieg noch lange dauern kann. Kurtzzum, es iſt die Stimmung geſchaffen worden, die England braucht, um noch lange nicht am den Verhandlungstiſch zu gehen. HBeſonders heftig iſt die Tägliche Rundſchauf: Dieſe Art, ſich und unſere Sache hinzuſtellen und vorzutragen, war ſchlimmſte Sünde gegen den Geiſt, moraliſche Sabotage. Man kann Herrn von Kühlmann nicht für ſo wenig klug halten, daß er ſich nicht des offenen Gegenſatzes bewußt geweſen ſein ſollte, in den er ſich mit dieſem Kaſſandraton zum Kaiſer und zur r e leitung brachte. Ern ſolcher Gegenſatz auf offener ichstags⸗ tribüne durch den Staatsſekretär des Reiches zur Schau geſtellt, iſt einfach ein politiſcher Skandal. 5*. Und ſelbft das„Berliner Tageblatt“ wirft Herrn von Kühlmann Mangel an Klarheit vor. Herrn von Kürimann werden alle dieſe Aeußerungen wohl nicht überraſchend kommen. Das ergibt ſich ſchon aus den Ausführungen der„Norddeutſchen Allgemeinen Zeitung“, in der es unter anderem heißt: Es iſt zu erwarten, daß die Rede des Staatsſekretärs auch die Diskuſſion des Auslandes aufs Neue auf die Frage der Ver⸗ antwortlichkeit für die Fortdauer des Krieges hinlenkt. Dieſem Echo von draußen kann man mit gutem Gewiſſen entgegenſehen. Nur wenn wir nicht verabſäumen, um den Frieden zu ringen, fordern wir das Schickſal nicht heraus und dürfen hoffen, daß es uns einen Waffenſieg bringt, welchem die Gegner nichts anderes mehr als den Frieden entgegenzuſtellen haben. Freundlichezur Kühlmann⸗Rede ſtellen ſich einſtweilen wur die„Berliner Börſenzeituntz“, die Germanſa“ un — FC —— —————— ——— 2. Seite. Nr. 289. Dienstag, den 28. Junt 1918. der„Vorwärts“. In der„Germania“ heißt es mit B den Satz, daß militäriſche Erfolge allein den Frieden ni können: Man! dieſe Worte angeſichts der deutſchen Waffen⸗ erfolge gewiß zls Schwäche deuten. Es wäre jetzt nur z wünſchen, daß man auch auf der anderen Seite und daß ſich ar die Kreiſe in Deutſchland, die bisher anderer Anſicht waren der Noiwendigkeit abfinden, mit dem Feinde Friedensverhand! gen anzubahnen Der„Vorwärts“ aber urteitt von dieſen Sätzen: Staatsſekretär ſprach ſie aus, während der Reichskanzler und der Bigekanzler neben ihm auf der Regierungsbank ſaßen. Man darf daher annehmen, daß dieſe Worte nicht nur ſeine Pribatmeinung, ſondern die Meinung der geſamten deutſchen Regie⸗ Zung darſtellen. Man darf weiter annehmen, daß die deutſche Regierung mit dieſer Meinung nicht an die Oeffentlichkeit getreten iſt, ohne vorher die Anſicht der maßgebenden militäriſchen Stellen Uber dieſen Punkt eingeholt zu haben. m. Köln, 25. Juni.(Pr.⸗Tel.) Die„Kölniſche Zeitung“ ſchreibt zur Rede Kühlmanns aus Berlin: Das Ereignis des Tages bildete die Rede des Staatsſekretärs von Kühl⸗ mann. Es war keine großangelegte ſtaatsmänniſche Rede über alle ſchwebenden Fragen, ſondern nur eine im Plauder⸗ ton gehaltene Stegreifbeſprechung über die Augenblicksfragen ohne jede ſchriftliche Aufzeichnung. Sie ſcheint auch ſtarker Augenblicksſtimmung entſprungen zu ſein, ein tiefer Veſſimfemus iſt ihm Grundſtimmung. Nicht zu Friedensverhandlungen ſchwenkte Kühlmann ein, ſondern zu orbedingungen über den Frieden. Wir warten ab, ob dieſe Form von Friedensangebot mehr Erfolg haben wird als die früheren. Der Reichstag nahm Kühlmanns Worte ungewöhnlich kühl auf. Die ganze Art, wie Kühlmann heute ſprach, konnte nicht feſſeln und nicht begeiſtern. Er ſprach wie einer, der ſelber nicht an den Dingen intereſſiert iſt, über die er redet und nicht eigenes dazu zu geben hat, als ob ihm am Reichstag nichts mehr liege, das iſt allgemein aufgefallen, das mag ein Hauptgrund für die Teilnahmsloſigkeit ſein, mit der die Rede auf⸗ genommen wurde. Bemerkenswert aber bleibt, daß auch Kühl⸗ mann im Gegenſatz zu den deutſchen Pazifiſten es ab⸗ lehnte, vorweg und Angebote über Belgien zu machen. Auch Kühlmann will den bel⸗ giſchen Trumpf erſt beim Spiel ſelbſt ausſpielen, auch er will nicht von vornherein auf Belgien Verzicht leiſten. Das iſt um ſo bedeutungsvoller, als es im e gewiſſe Kreiſe gibt, die längſt den offenen, rückhaltloſen Verzicht auf Belgien von der Regierung gefordert und von Kühlmann erwartet hätten, Der Berichterſtatter der Kölniſchen Zeitung ſchreibt zur Rede von Kühlmanns aus Berlin: Was zunächſt erforderlich iſt, iſt ein Gedankenaustauſch, der aber iſt von der anderen Seite bisher ſtets unmöglich gemacht worden. Staatsſekretär Dr. von Kühlmann hat die Vorbe⸗ dingung genannt: Ein gewiſſes Maß gegenſeitigen VBertrauens in die Anſtändigkeit und Ritter⸗ lichkeit des Gegners, ohne dieſe Vorbedingung iſt der Eintritt in den Gedankenaustauſch ausgeſchloſſen. Weitrei⸗ chende Erklärungen laſſen daher in dieſem Augenblick einen wirklichen e nicht erwarten. Der Staatsſekretär ſtellte die unerläßliche Ausſprache in zwei Richtungen hin: Er räumte zunächſt nach der negativen Seite hin mit der alten von Balfour eben wieder erneuerten Legende von dem deut⸗ ſchen Streben nach der Weltherrſchaft, auf und baute den Ver⸗ bandsbrüdern eine goldene Brücke mit der Feſtſtellung, daß der Krieg das Werk Rußlands ſei, des Rußland, das heute nicht mehr beſteht. Damit können ſich die Genoſſen des Schuldigen wohl zufrieden geben. Nach der poſitiven Seite aber faßte der Staatsſekretär unſere Ziele in die Worte zu⸗ ſammen: Lebensfreiheit innerhalb unſerer Grenzen und außer⸗ derſelben, freies Meer und ſicherer Ueberſeebeſitz, Unver⸗ ehrtheit des Grundbeſitzes des Reiches und ſeiner Verbün⸗ deten iſt ür die Aufnahme irgendwelcher Frie⸗ densverhandlungen. Das iſt ſo deutlich wie möglich, ſo knapp es auch ſein mag, darüber hinaus ſind ſämtliche Fra⸗ gen Gegenſtand der Beratung und Einigung, ſelbſt Belgien. Der Verband hat alſo ſeine Antworl, hat ſie in runder knapper Form, ohne Pathos und ohne große Geſte, aber mit Deutlichkeit. Will er verhandeln, raucht er es nur zu ſagen, wir werden ihm ſicher nicht weiter nachlaufen. deulſcher Zeichslag. (Schluß.) VBerlin, 24. Juni. Abg. Gröber(Zentr.): Wir erblicken in Finnland und der Ukraine ein herr⸗ liches Abſatzgebiet für die Zukunft und auch ein gutes Siedelungsland. Auf die ckliche Löſung der polniſchen Frage in unſerm eigenſten Intereſſe das Felee Gewicht gelegt nerden. Die Litauer werden behandelt wie Gefangene. So ge⸗ winnt man ihre Herzen nicht.(Sehr richtig.) as Sprachverbot und die Schließung der Schulen muß Erbitterung ſchaffen. Die anfangs ausgezeichnete Stimmung wird für Deutſchland immer ſchlechter. Die deutſchen Balten wollen ſich uns anſchließen, da darf die Heimat ſie nicht zurückſtoßen. Es muß verhütet werden, daßz England ſich in den Oſtſeeeprovinzen feſtſetzt. Die Ükraine iſt und bleibt eine Schatzkammer, wie ſie reicher nicht gedacht werden konn. Wir müſſen nur die richtigen Mittel anwenden, um die Schätze zu heben, dann werden ſie uns zugutekommen. Deutſchland muß zeigen, daß es alle Vertragsbeſtimmungen von Breſt⸗Litowſk zu erfüllen gewillt iſt. Auch jeder Einzelfriede iſt der Weg zum Weltfrieden und Deutſchland iſt kein Hindernis für einen allge⸗ meinen dauerhaften Frieden. Das Seebeuterecht, das Blockade⸗ recht und das Konterbanderecht müſſen verſchwinden, dann haben wir die Freiheit der Meere, dann haben wir, was wir brauchen für unſern deutſchen Handel. Dann haben wir auch, was andere Länder und andere Völker für ihre Freiheit brauchen, um aus Englands See⸗ und Gewaltherrſchaft herauszukommen. Friedens⸗ angebote ſind genug gemacht worden. Wir vertrauen auf die Ent⸗ ſcheidung des ſcharfen deutſchen Schwertes auch im Weſten.(Leb⸗ hafter Beifall.) Abg. David(Soz.): Formell hat der deutſch⸗rumäniſche Friedensvertrag den Frie⸗ den im Oſten vollendet, trotzdem ſchlagen noch Flammen dort her⸗ vox und erfordern noch deutſches Blut. Der Friede mit der Ukraine ſollte ein Brotfriede werden, aber weder Brot noch Friede ſind uns geworden. Die Hauptgründe liegen darin, daß dort verkehrt regiert wird Dort herrſcht der Geiſt aus Oſtelbien. Die parlamen⸗ tariſche Vertretung in den bisherigen ruſſiſchen Landesteilen muß eine wirkliche Volksvertretung werden. Erſt wenn ſie eine frei⸗ auf — — Un⸗ Der Der (WTB. Nichtamtl.) gewählte Volksvertretung haben, wird das Volk die Entſcheidung zwiſchen Republik und Monarchie treffen können. Die Friedens⸗ reſolution des Reichstages iſt noch nicht beſeitigt, ſie iſt vielmehr ktuell. Alle Reichstagsnachwahlen haben gezeigt, daß das eich für den Verſtändigungsfrieden iſt. Leider beſteht bei unſe⸗ ren Gegnern die—— Friedensbereitſchaft noch nicht. Auch für Belgien gilt das Angebot eines Friedens ohne Annexionen und ohne Vergewaltigung. Indirekt hat Herr von Kühlmann dieſen geteilt, er ſollte es aber klar ausſprechen. In dem aferg Moment hört Belgien auf, eine Waffe zu ſein für Englanb bei der Weiterführung des Krieges England würde ſich dann ſofort für den Frieden er⸗ Aären.(Lebhaftes Sehr richtig.) Elſaß⸗Lothringen iſt ein altes deutſches Land. Sein Landtag, der allgemeinem und gleichem Wablrecht entjprungen iſt, zeigt aur eine gans kleine franzöſiſch 0 Mannheimer General⸗Anzeiger. nannte dies einen Gärungsprozeß. deutſche Volk i Se e Minderheit. Das benfalls bere tr politiſchen Abg Graf Weſlarp(Konſ) Unſere folitik im Oſten ſteht jetzt vor einer Fülle von neuen Schwierigkeften, vor Aufgaben, deren Löſung für die Geſchichte, für Jahrhunderte von Vedeutung ſein wird. Amerika und England bemühen ſich zlelbewußt in Rußland und Rumänien uns Schwierig⸗ keiter zu bereiten. Wir haben im Oſten auch deshalb keine ſicheren Zuſtände, weil die ruſſiſche Revolution pollkommen verſagt hat. Sie hat nur erreicht, daß alle Ordnung dahin iſt. Der Staatsſekretär Es darf nicht wleder vorkommen, daß Oſtpreußſen der Gefahr anheimfällt, ein ruſſiſches Einfallstor zu ſein Wir müſſen ſeine Grenzen ſichern, ebenſo die Poſens und Schleſiens. Jetzt iſt uaſere Politik lediglich, den Krieg auch im Weſten zu gewinnen. Auch wir wünſchen uu dem künftigen Polen in freunbſchaftlichen Veziehungen zu leben, wenn dies auch erſt noch zut großen Schwierigkeiten führen ſollce. Eine polniſch⸗öſterreichiſche PerſonalUnion halten wir nicht für gut. Wir fürchten Störungen * und Trübungen umſeres Verhälteiſſes zu Oeſterkelck⸗ungarn Die Vorhältniſſe in der Ükreine ſind nicht ſo ſchlimm. Die Oſtſeeprovinzen müſſen un chem Einfluß bleiben, wollen wir verhindern, daß England gerin der Oſtſee wird. In der Ukraine herrſcht alles ander? nicht das preußiſche Junkertum. Der württembergiſche General Gröner und Freiherr von Rumm beweiſen dies. Die Rada hat ſich als unfähig erwieſen. Wir hoffen, daß mit Hilfe unſerer Soldaten bald wieder ſichere Verhältniſſe in der ÜUkragine eiaziehen werden und wir mit ihr im Frieden leben können. könnte uns ein ſtarker Schutz gegen das Vordringen des engliſchen Einfluſſes von der Murmanküfte bis zur Oſtſee ſein. Wir brauchen eine feſte Politit, namentlich auch hinſichtlich der Verhandlungen für den künftigen Frieden nach Weſten hin.(Sehr richtig.) Niemond in Deutſchland will die Weleherrſchaft Mit einfachen Verträgen laſſen ſich das Seebeuterecht, das Blockade⸗ recht und das Konterbanderecht nicht beſeitigen. Wir miſſen von der Regierung ein feſtes Programm fordern. ſie auch öberzeugt und überzeugend vertritt An dieſem Programm muß ſie bei den Verhandlungen feſthalten und in dieſer Hinſicht heſtehen bei uns. dſe ſchwerſten Sorgen.(Sehr richtig! Der Streit über die Schuld ean Kriege war, ſchien erledigt; ſetzt wird die Streitaxt neu ausgegraben. England möchte die Welt⸗ herrſchaft an ſich reißen und möchte uns vernichten. Eng⸗ land, nich: Rußland war der Anſtifter des Krieges. Es handelt ſich auch nicht um einen Keanpf der Weltanſchauungen, einen Kampf um den Götzendienſt des Geldes(Lachen links, ſehr richtig rechts.) Wir miſſen uns ſichern und dazu brauchen wir die belgiſche und die flandriſche Küſte. Nicht mie der Staatsſekretär ſind wir der Meinung, daß es außer der Integritüt unſeres Landes nichts gibt, über das nicht verhandelt werden künnte; unſere Blut⸗ opfer ſind um anderen Lohn gefloſſen.(Leybhaftes Sehr richtig! rechis.) Die Worte des Staatsſekretärs könnten als ein neues Friedensangebot aufgefaßt werden. Ein Appell an den Zuten Willen Englands nützt nichts Zeigen die Feinde nicht den Witlen zit Verhandlungen, ſo müſſen ſie dazu ge⸗ zwungen werden, durch unſern Sieg, der von uns erfochten werden wird.(Leöhafter Veifall rechts.) Darauf vertagt das Haus die Meiterberatung auf Dienstag 2 Uhr, vorher Anſragen. Schluß 7½ Uhr. Der Friedensverlrag mik Aumänien. Mitteilungen Kühlmanns im Haupfausſchuß. Berün, 24. Juni.(WTB. Nichtamtlich.) Im Hauptausſchuß des Reichstages war Stadtsſekretärs v. Kühlmann ſich anknüpfende Ausſprache über die politiſche Seite des Friedensvertrages mit Rumänien ebenfalls für vertraulich erklärt worden. uf die aufgeworfenen Fragen ging ſodann der Staatsſekretär v. Kühlmann näher ein. Abg. Hr. Müller⸗Meiningen wünſchte, daß die letzten Aeußerungen des Staatsſekretärs in die Preſſe kämen. Die alldeutſche Preſſe habe die Meinung erweckt, als ob die Deutſchen bei den Friedensverhandlungen in Bukareſt leer ausgegangen ſeien. Das ſei falſch. Daß die wirtkſchaftlichen Verhält⸗ niſſe des Landes dabei berückſichtigt worden ſeien, liege auch im deutſchen Intereſſe. Der rechtspolitiſche Teil des Friedensvertrages ſei vorzüglich ausgearbeitet und verdiene Anerkennung. Die beß⸗ arabiſche Frage berühre uns ſtark. Es wäre wichlig, zu wiſſen, ob wir mit dem Entgegenkommen gegenüber Rumänien nicht die Ukraine ungünſtig ſtimmten. Unſeren Landsleuten dort müſſe der Beſitz für alle Fälle geſichert werden. Dem Artikel 3 des Schiffahrts⸗ abkommens(Abtretung eines Länderſtreifens), ſehe man in Bayern mit einigen Beſorgniſſen entgegen, weil er Anlaß zu Verwickelungen geben könnte. Zu ſorgen ſei dafür, daß die Beſtimmungen über die Rechtsgleichheit der Juden auch durchgeführt würden. Die Freund⸗ ſchaft mit Bulgarien noch feſter zu bauen, müſſe die Aufgabe unſerer Politik ſein. Seine Freunde ſtimmten dem Friedensvertrag zu. In Erwiderung auf die Ausſprache führte Staatsſekretär von Kühlmann aus: In meinen Darlegungen zur allgemeinen poli⸗ tiſchen Seite des Beratungsſtoffes kann ich mich wohl kurz faſſen, da hierüber in der Oeffentlichkeit ſchon ein ſehr reger Meinungsaus⸗ tauſch ſtattgefunden hat. Die ſchwierigſten Fragen des Fiedens⸗ ſchluſſes waren die territorialen Fragen. Heſterreich⸗Ungarn konnte als ein ohne Kriegserklärung überfallener Nachbar auf eine neue Grenzgeſtaltung dringen, welche derartige Vorgänge für die Zukunft ausſchloß. ulgarien hatte vollberechtigten An⸗ ſpruch darauf, einesteils alles das wiederzugewinnen, was Rumä⸗ nien durch ſeinen heimtückiſchen Ueberfall im zweiten Balkankriege ihm entriſſen hatte und darüber hinaus in Erfüllung alter nakio⸗ naler Wünſche nicht nur dieſen Teil der Dobrudſcha, ſondern auch die Norddobrudſcha mit dem Mutterlande zu vereinigen, in welcher zahlreiche bulgariſche Kolonien von langer Hand den bul⸗ gariſchen Gedanken gepflegt und propaglert hatten. Für die Wiedergewinnung an Rumänien verloren gegangenes Gebiet hatten die Zentralmächte Bulgarien Zuſicherungen gegeben. Für die Norddobrudſcha war das nicht in gleichem Maße der Fall, aber alle drei Verbündeten hielten es einſtimmig für billig und gerecht, die von den verbündeten Truppen beſetzte Nord⸗ dobrudſcha ſpäter gleichfalls an Bulgarien fallen zu laſſen. Da dieſes Gebiet aber gemeinſam von Deutſchland, Bulgarien und der Türkei erobert war, ſchien es billig— und das wurde auch im Prinzip von allen Seiten anerkannt—, daß der Uebergang dieſes Gebietes an Bulgarien erſt nach einer Auseinanderſetzung unter den Bundesgenoſſen erfolgen ſollte. Die Auseinanderſetzungen mit den beiden Zentralmächten boten keine Schwierigkeiten. Zwiſchen Bul⸗ arien und Deutſchland bezw. Oeſterreich ſchwebten Linige laufende Fragen ökonomiſcher Natur, deren Erledigung keineswegs unüber⸗ brückbare Schwierigkeiten bietet. Anders lag es zwiſchen Bulgarien und der Türkei. Die Türkei hat ſich mit erheblichen Truppenmengen an der Eroberung der Dobrudſcha beteiligt und hierbei durch Krankheit und Gefechte viele Leute liegen laſſen, mithin hierfür erhebliche Opfer an Gut und Blut gebracht. Die Türkei ſuchte hierfür Kompenſationen auf dem Gebiet, das unmittelbar vor Eintritt Bulgariens in den Krieg an Bulgarien von der Türkei an der Maritza abgetreten war. Dieſe damals in ziemlicher Haſt durchgeführten Konzeſſionen haben in der Tat eine höchſt unerwünſchte Grenze geſchaffen. Namentlich iſt die Vorſtadt Karagatſch von Adrianopel an Bulgarien über⸗ gegangen. Jedem objektiv Betrachtenden war es unzweifelhaft, daß hier etwas geſchehen ſei, was auf die Dauer nicht beſtehen konnte und daß hierüber freundſchaftliche Auseinanderſetzungen und Klarſtel⸗ lungen ein Gebot der Notwendigkeit ſeien. Leider beſtehen zwiſchen unſeren beiden Verbündeten noch aus den Balkankriegen gewiſſe gefühlsmäßige Unſtimmigkeiten, welche die Behandlung der ſo heiklen Grenzfrage dornig erſcheinen laſſen. Deutſchland und Oeſterreich⸗Uingarn haben ſich bis heute nach Kräften bemüht, einen Ausgleich zu ſchaffen, welcher den beiderſeitigen Wün⸗ ſchen und Intereſſen entſpricht. Je eher ein ſolcher Ausgleich erfolgt, je eher der endgültige Uebergang der Norddobrudſcha an Bulgarien vor ſich gehen kann, deſto beſſer für das Intereſſe des geſamten Bünd⸗ ¶Miiag⸗Ausgabe.) Ein ſtarkes Finnland die an die vertraulichen Ausführungen des niſſes. Der Vorſchlag eines Kondominiums iſt von der Nihe kei und Bulgarien ausgegangen, die gleichzeitig mit einer Re 255 von Alternativvorſchlägen an uns herangetreten ſind; unter dieſ* twar der einzige, auf⸗den beide ſich einigen konnten, der eine⸗ dominiums. In dieſem Sinne wurde dann auch beſchloſſen. Die 5 richtung des Kondominiums wird einer gründlichen Beratung 98* ſchen den Verbündeten bedürfen. Es wäre ſehr erfreulich, wenn e 1⸗ Einigung zwiſchen Bulgarien und der Türkei uns dieſer Aufgabe 6. heben würde. Die öſterreichiſch⸗ungariſchen Grenzregulierungen ha 1 in der deutſchen Oeffentlichkeit kaum eine Kritik erfahren. Der rum niſche Friede iſt ein Teil des geſamten Oſtfriedens. In Breſt⸗Litor. hat Oeſterreich⸗Ungarn die deutſche Politik in uneigennützigſter 0 loyalſter Weiſe unterſtützt, obgleich die dortigen Verhandlungen territorialer Hinſicht öſterreichiſch⸗ungariſche Intereſſen nur wenig berührten.—— 55 Deshalb war es ſelbſtverſtändlich, daß wir hier unſeren Bund 41 genoſſen bei den Grenzfragen in den Karpathen gleichfalls—— Unterſtützten. Die ganz genaue Größe des abgetretenen Grenzſtreife 1 wird ſich erſt angeben laſſen, wenn die endgültige Feſtſetzung erſhn iſt. Das Beſtreben Deutſchlands, welches von beiden Seiten— 4 häufig als Vermittler angerufen wurde, ging dahin, die Beg kerungzübertragung ſo minimal wie irgend möglich zu machen. handelt ſich um eine Bevölkerung von etwa 200 000 Köpfen, welc eventuell mit übertragen werden. Aber auch dieſe Zahl beruht 5 5 auf Schätzungen. Kritik hat es hervorgerufen, daß wir auf ee miſchem Gebiet keine Kriegsentſchädigung in Geld verlangt hätten. In den Inſtruktionen an die Unterhändler war eine ſolche Kriege entſchädigung in Geld nicht vorgeſehen. Die Reſſorts, welche vor 5 Erteilung der Inſtruktionen durch den Reichskanzler gehört worden ſind, waren offenbar zu der Erkenntnis gekommen, daß die Sicherung von realen Naturleiſtungen dem deutſchen Intereſſe beſſer entſprü 55 als eine Kriegsentſchädigung in Geld. Rumänien muß tatſächlie aber auch aus der Vertragsgruppe, die Ihnen heute zur Beratun, vorliegt, recht erhebliche Leiſtungen, auch mit Geld, an Deutſchlan gewäbren. Die rumäniſche Finanzlage wird bei gewiſſenhafter Er füſiung der Verpflichtungen nichts weniger als brillant ſein. rumäniſche Volk wird ernſte Anſtrengungen machen, um dieſe finan ziellen Lerpflichtungen einhalten zu können. Der Einwand, Deulſch land brauche auf die rumäniſchen Finanzen keine Rückſicht zu nehme 0 läßt ſich nicht halten, denn wir müſſen einen zahlungsfähigen Schu. 4 ner bekommen. In ſeiner Rede bei dem Feſtmahl anlätzlich des Friedensſchluſſes ſprach Generalfeldmarſchall von Mackenſen den daß ſo oft das Wort zitiert würde, die Feder der Dipiomaten hä verdorben, was das Schwert erworben habe; er müſſe aus der ge nauen Kenntnis herausſagen, die Feder hätte diesmal geſichert, wa⸗ das Schwert errungen habe. Er hoffe, daß ſich die Abgeordneten einer gründlichen Prüfung der Sachlage dieſem Urteik würden an ſchließen können. Deutſcher Abendbericht. Berlin, 24. Juni, abends.(WTB. Amtlich.) Bon den Kampffronten nichks Neues. Ein engliſcher General gefallen. e. Bon der ſchweizeriſchen Grenze, 25. Juni.(Pr.⸗Tel. g. K) Der Züricher Anzeiger meldet: Der engliſche General Lums den iſt an der Weſtfront gefallen. Clemenceau die längſte ZJeit Miniſterpräſident geweſen. e. Bon der ſchweizeriſchen Grenze, 25. Juni.(Pr.⸗Tel. g. 40 Von der franzöſiſchen Grenze erfährt die Züricher Morgen zeitung, daß die Unzufriedenheit mit Clemence trotz gegenteiligen franzöſiſchen Berichten, ſtändig im Wa ſen begriffen iſt. Der Glaube, daß Clemenceau Paris rette, könne, iſt auch in den bürgerlichen Kreiſen im Schwinden„ man iſt allgemein der Ueberzeugung, daß Clemenceau, ob m; die Deutſchen in Paris einzögen oder nicht, die längſt Zeit Miniſterpräſident geweſen ſei. 0 Der Wiener Bericht. Wien, 24. Juni.(WTB. Nichtamtlich.) Amtlich wilb verlautbart: Die durch Hochwaſſer und Witterungsunbill eniſtandene Lage veranlaßte uns, den NMonkello und einige A b· ſchnitte anderer, auf dem rechten Piaveufer e kämpfter Stellungen zu räumen. Der hierzu ſchon vier Tagen erteilte Befehl wurde trotz der mit dem Wechf verbundenen Schwierigkeiten ſo durchgeführt, daß dem Geg ner unſere Bewegungen völlig verborgen 9 blieben ſind. Mehrere der bereils geräumten Linien waren geſtern das Ziel ſtarker italieniſcher Geſchüwirkung. die ſich ſtellenweiſe bis zum Trommelfeuer ſieigerte. Auch feindliche Infanterie ging gegen edie von uns verlaſſenen Gräben un Angriff vor. Sie wurden durch unſere Fernbatkerien ʒurüc gelrieben. Der Chef des Generalſlabes· Natürlich machen die Italiener aus dieſen Bewegunge einen großen Sieg, wie die folgende Meld zeigt: Rom, 24. Juni.(WTB. Nichtamtlich.) Das Oberted mando teilt mit: Vom Montello bis zum Meer iſt der Fein, eſchlagen und geht, von unſeren tapferen Truppen ve ſolgt, in Unordnung über die Piave zurück. Der Gegenangriff der Italiener. Privattelegramm unſeres zum italieniſchen Kriegsſchauplatz entſandten Kriegsberichterſtatters Kirchlehnet. K. u. K. Ariegspreſſequartier, 24. June, Nach der Abkämpfung der Piaveverteidiger führte 5 Feind am dritten Kampftage— ſtrategiſche Re(Auf⸗ ven zum Gegenangriff heran. Dieſe hatten die en gabe, den Angreifer, der durch die Piave in zwei Grugz geteilt wurde, zu ſchlagen und in den Fluß zu werfen. Li tapferem und namentlich ſchonungsloſem Berennen der k. aind Front wurde das Ziel nicht erreicht. Die Verluſte beim F0e entſprechen einer offenen Schlacht und werden ver gie facht infolge des fcn feſen Maſſeneinſatzes am 21. ine Kräfte der italieniſchen Reſerven erlahmten. Es iſt l1 Kampfpauſe eingetreten. Der Fortgang der Kämpfe zu gewärtigen. Ernennung Wilſons zum Ehrenbürger von egee 40 c. Bon der ſchweizeriſchen Grenze, 25. Juni.(Pr.⸗Tel. g. 5. Der Neuen Züricher 5 zufolge meldet Havas, Peaſte Wilſon wird am 4. Juli, dem amerikaniſchen Nationalfe tag, feierlich zum Ehrenbürger von Florenz 9 nnunzio wurde beauftragt, an dieſem Tage eine Feſ rede zu halten. Das neue bulgariſche Kabinell. Soſia, 24. Juni.(W7B. Nichtamtlich.) Die endgült Zuſammenſetzung des Kabinetts Malinows weiſt folgen. Miniſterliſte auf: Miniſterpräſident und Miniſter des Au 1 Alexander Malinow, Miniſter des Innern: Tak n1 Finanzen: Juſtiz: Fadenhecht, Un 1. de oſturkoff, Krieg: Generalleutnant Saroff, 915 del: Profeſſor Danalieff, Ackerbau: Nadjaref Bauen: Muſchanofſ. Eiſenbahn: Molloff. Ä reere —.——.—————— — Dienstag, den 25. Juni 1918. Mannheimer Geueral· Anzeiger. 5 (mittag- Ausgabe.) Nr. 289. 3 Seite. Aus Stadt und Land. Juſammenſchluß des Webwarenkleinhandels. Um die von den Kommunalverbänden aufzubringende 1 Million getragener Männeranzüge, die als Arbeitskleiduag für kriegswichtige Betriebe dringend gebraucht werden, dieſen in zweckmäßiger Weiſe zuzuführen, werden in einer Anzahl größerer Städte Reichs⸗ kleiderlager eingerichtet. Für Mannheim iſt ebenfalls ein derartiges Reichskleiderlager vorgeſehen, dem außer dem Handelskammierbezirk Mannheim auch die Handelskammerbezirke Heidelberg und unter Umſtänden auch Ludwigshafen a. Rh. aa⸗ geſchloſſen werden ſollen. Es iſt beabſichtigt, den Betrieb des einzurichtenden Reichskleider⸗ —— einer Genoſſenſchaft zu überrragen, die möglichſt den geſamten Webwarenkleinhandel leinſchließlich des Wirk⸗ und Strick⸗ wWarenhandels) umfaſſen ſoll. Obwohl dieſe Webwarenkleinhandels⸗ genoſſenſchaft vorläufig nur den Zweck hat, die von den Kommunal⸗ Berbänden geſammelten Anzöge anzukaufen, fachmänniſch zu ſor⸗ tieren, aufzübewahren und an diejenigen induſtriellen Betriebe zu verkaufen, denen die Reichsbekleidungsſtelle„Ankaufsſcheine“ aus⸗ efertigt hat, ſo iſt doch zu erwarten, daß dieſer Organiſation ſpäter⸗ 5 auch andere Aufgaben übertragen werden. Es iſt daher im ntereſſe eines jeden Webwaronkleinhändlers gelegen, ſich dieſer Genoſienſchaft anzuſchließen. Aufnahmefähig in die Genoſſenſchafr iſt jeder im Beiitze der bürgerlichen Ehrenrechte befindliche, in den r das Reichskleiderlager Handelskammerbezirken an⸗ jäſſige Kaufmann, der ins Handelsregiſter eingetragen iſt und vor dem 1. Augzſt 1914 den Web⸗, Wirk⸗ und Strickwarenkleinhandel (nicht nur Herrenkleiderkleinhandel) gewerblich betrieben hat Zwecks Gründung dieſer Genoſſenſchaft, die in allernächſter Zeit erfolgen ſoll, findet am Freitag, den 28. Juni, nachmittags 3% Uhr, auf der Handelskammer(B 1, 75) eine Beſprechung ſtatt, zu der alle Intereſſenten eingeladen ſind. Erfaſſung von Nachläſſen. Der Reichsbekleidungsſtelle ſind zahlreiche Anregungen, auch aus der Bevölkerung ſelbſt, zugegangen, die getragene Kleidungs⸗ und Wäöſcheſtücke, die ſich im Nachlaſſe Verſtorbener be⸗ finden, zu erfaſſen und der Allgemeinheit nutzbar zu machen. Die Kommunalverbände werden deshalb, wie ſchon früher durch die Reichsbekleidungsſtelle erſucht, bei Bekannt⸗ werden von Erbfällen an die Erben oder Teſtamentsvoll⸗ ſtrecker in ſchonendſter Weiſe heranzutreten und ſie zur freiwilligen Abgabe entbehrlicher Stücke an die Altbekleldungsſtellen zu be⸗ wegen. Zu einer allgemeinen zwangsweiſen Erfaſſung der in den Nachläſſen befindlichen Kleidungs⸗ und Wäſcheſtücke. die auch viel⸗ fach angeregt worden iſt, hat ſich die Reichsbekleidungsſtelle jedoch nicht entſchließen können. Einmal, um das Pietätsgefühl der Hin⸗ terbliebenen ſoweit irgend möglich zu ſchonen, ſodann aber um des⸗ willen, weil bei der heutigen Wirtſchaftslage die Erben dieſe Klei⸗ dungs⸗ und Wäſcheſtücke in den meiſten Fällen ſofort ſelbſt in Ge⸗ brauch nehmen und als erwünſchte Beihilfe zur Streckung ihres eigenen Bedarfes anſehen werden. Anders zu beurteilen ſind jedoch Fälle, in denen der Nachlaß einen gans beſonders großen Beſtand an Klei⸗ dungs und Wäſcheſtücken enthält und in denen außerdem nur wenige oder gar keine Angehörigen vorhanden ſind, oder die Fälle, in denen die Angehörigen die Nachlaßſtücke mit Rückſicht auf eigenen Aelen Beſtand nicht ſelbſt dringend benötigen. Der Reichsbekleidungsſtelle iſt von Fällen berichtet worden, in denen Nachläſſe 10 20, 30 und noch mehr Anzüge oder auch ungemein große Beſtände an Leibwäſche enthielten. Auch in ſolchen Fällen erſucht die Reichsbekleidungsſtelle, an die Erben zunächſt in ſcho⸗ nendfter Weiſe heranzutreten und ſie zur freiwilligen Abgabe eines Teiles an die Altbekleidungsſtellen unter Hinweis auf die allge⸗ meine Wirtſchaftslage und den dringenden Bedarf insbeſondere der minderbemittelten Bevölkerung zu bewegen. Bleibt dies erfolg⸗ los, ſo wird erſucht, an die Reichsbekleidungsſtelle unter genauer Darlegung der Umſtände des einzelnen Falles Antrag auf Be⸗ ſchlagnahme und Enteignung eines Teiles der Nachlaß⸗ genſtände zu richten. Die Reichsbekleidungsſtelle behält ſich vor, ſulche Enteignungen zu Gunſten des antragenden Kommunalver⸗ bandes auszuſprechen. h. Deförderung von Ankeroffizierſchülern. Unteroffizierſchüler, die der Truppe überwieſen werden, ſind des öfteren erſt nach länge⸗ rer Zeit zum u Abſchaut befördert worden. Das Kriegsminiſterium weiſt daher auf Abſchnitt B III Ziffer 2a Zuſatz— Seite 12— der Kriegsbeförderungsbeſtimmungen hin, wonach ſie als Kapitu⸗ lonten anzuſehen, alſo nach im Feld erwieſener Würdigkeit und Geeignetheit zu überzähligen Unteroffizieren zu befördern und ent⸗ —— einzureihen ſind. Auch die als Füſiliere überwieſenen nteroffizierſchüler ſind als Kapitulanten zu betrachten und dem⸗ mäß zu behandeln. Sie können auch unter Ueberſpringung des efreitendienſtgrades zu überzähligen Unterofftzieren befördert wer⸗ den. Die Truppen haben daher den Unteroffizierſchülern möglichſt bald Gelegenheit zu geben, ihre 1 zur Beförderung zu überzähligen Unteroffiztieren darzutun, damit ihre Beförderung nicht unnötig verzögert wird. Eine Zurückhaltung der kriegsverwen⸗ dungsfähigen Unteroffizierſchüler in der Heimat zu Ausbildungs⸗ zwecken iſt unzuläſſig, ſie ſind vielmehr nach Uebertritt von der Unteroffiziersſchule zu den Erſatztruppenteilen baldmöglichſt ins Feld zu ſenden. Auszahlung der Militär⸗ Renten. Es wird ausdrüclich Fabrikant Ghinger geſtorben. daraüf aufmerkſam gemacht, daß die Heeresbezüge(Militär⸗ Renten) auch in dieſem Monat am 29. ausbezahlt werden, da der auf dieſen Tag(Samstag) fallende Halbfeiertag— Peter.Paul— nicht als geſetzlicher Feiertag zählt. Höchſtpreiſe für Obſt und Gemüſe. Die Badiſche Obſtver⸗ ſorgung hat den Erzeugerpreis für Johannisbeeren auf 30 Pfg., den Kleinhandelspreis(Verbraucherpreis) auf 43 Pfg., den Erzeugerpreis für Stachelbeeren auf 30 Pfg., den Klein⸗ handelspreis auf 13 Pfg., für Heidelbeeren auf 40 reſp. 55 und für Brombeeren auf 40 reſp. 55 Pfennig feſtgeſetzt. In den Stadten mit über 20 000 Einwohnern darf der Kleinhandels⸗ höchſtpreis betragen: für Johannisbeeren und Stachelbeeren 45 Pf., für Heidelbeeren und Brombeeren 60 Pfg. Weiter wurde der Er⸗ zeugerhöchſtpreis feſtgeſetzt für ein Pfund Rhabarber auf 15 Pfg., Erbſen 30 Pfg. und Mairüben 7 Pfg. cdVon der Handels⸗Hochſchule. Wie ſchon mitgeteilt, beginnt Geheimer Rat Profeſſor Dr Gothein heute Dienstag Abend 9 Uhr in der Aula der Handels⸗Hochſchule eine Reihe von Abend⸗ vorträgen. Der heutige Vortrag wird die Eiſenerzverſor⸗ gung Deutſchlands und die Zukunft⸗ſeiner Eiſen⸗ induſtrie behandeln. Eintrittsgeld wird nicht erhoben. * Ludendorff⸗Spende. In Berichtigung der Sammelliſte, die durch den Badiſchen Heimatdank, Bezirksausſchuß Mannheim der Kriegsbeſchädigten⸗Fürſorge in Nr. 284 veröffentlicht wurde, teilen wir mit, daß ſchaft Akt.⸗Geſ. 1500 Mt.(nicht 100 Nk.) gezeichnet wurden. Heimatdienſt— Ortsausſchuß Lindenhof. In der letzten, wieder ſehr zahlreich beſuchten Verſammlugig ſprach Herr Stadt⸗ pfarrer Kiefer⸗Waldhof über:„Die geſchichtliche und kulturelle Entwicklung Aegyptens“. Einzelne per⸗ ſönliche Erlehniſſe des Redners und herrliche Lichtbilder ergänzten den lehrreichen, mit großem Intereſſe aufgenommenen Vortrag. Frau M.'Avis, die ausgezeichnet bei Stimme war, ſang unter gefühlvoller Begleitung von Fräulein Laatſch(Violine), Fräu⸗ lein Mahfarth(Harfe) und Herrn Muſiklehrer Boeres einige Lieder, von denen ganz beſonders das„Ave Maria“ gefiel. Fräu⸗ lein Mahyfarth zeigte ſich als vollendete Künſtlerin auf der Harfe. Sie beherrſchte ihr Inſtrument meiſterhaft und verſtand es, ihm herrliche Melodien zu entlocken.— Nächſte Verſammlung: Mitt⸗ woch, den 26. d.., abends halb 9 Uhr. Herr Dramaturg Peter⸗ ſen wird über„Indien“ ſprechen. Frau Fürſt(Sopran) und Fräulein Amſchütz(Mezzoſopran), ſowie Herr Kapellmeiſter Roſenſtein haben ihre gütige Mitwirkung zugeſagt.— Um ferneren Störungen der Verſammlungen durch Ueberfüllung vorzubeugen, werden in Zukunft folgende Beſtimmungen aus⸗ 2 malos durchgeführt: 1. Schulkinder haben auch in Be⸗ gleitung der Eltern keinen Zutritt; 2. jugendliche Beſucher Jöngien erſt funf Minuten vor Beginn der Verſammlungen den Saal betreten; 3. zur ſtrengen Durchführung dieſer Beſtimmungen werden Militärperſonen am Saaleingang aufgeſtellt, die während der Verſammlung die Saalordnung überwachen. Demnächſt wer⸗ den regelmäßig wiederkehrende Jugendverſammlungen eingerichtet. „Der innere Jeind“. Unter dieſer Ueberſchrift brandmarkt das Organ des Badiſchen Bauernvereins mit aller Schärfe den Schleichhandel und die Schleichhändler. Es wendet ſich dabei auch an die Landwirte und ſchreibt u..: Am unklugſten aber handeln die Landwirte, die dem Schleichhandel liefern; denn niemand verhetzt die ſtädtiſche und auch die nichtlandwirtſchafttreibende Be⸗ völkerung des flachen Landes mehr Schleichhändler, der ſelbſtverſtändlich ſein Intereſſe daran hat, die Schuld der hohen Preiſe von ſich abzuwälzen. Durch die Wirkung des Schleichhandels findet auch die unverftündliche orderung, die Selbſtverſorgung der Landwirte aufzuheben, Nahrung. Wenn un⸗ ſeren Landwirten und ihren Frauen endlich einmal die verheerende Wirkung des Schleichhandels klar würde, dann wäre ſchon viel ge⸗ wonnen. Mögen ſie ſich ihre hohen Verdienſte um das Wohl des Volkes in dieſen ſchweren Zeiten nicht dadurch verdunkeln laſſen, daß ſie als die Helfershelfer arbeitsſcheuer Profitmacher und Volksaus⸗ ſauger verſchrien werden Dann kann auch manche Gefahr, die von. Volksmißſtimmungen gegen das Bauerntum droht, gebannt werden. Veſinne ſich alſo jeder ſeiner Würde, Konſument und Produzent, und helfe er das Schleichhändlerbanditentum mit allen Mitteln ausrotten. Es muß gelingen. 5 )( Todesfaſl. Im Alter von 68 Jahren iſt in Konſtans Er gehörte etwa 12 Jahre lang, bis zum Jahre 1912, dem Stadtrate als Mitglied der National⸗ liberalen Partei an. Mitglied des Bezirksrates war er bis ſeinem Tode. Seit etwa 25 Jahren gehörte ihm die Baumwoll⸗ ſpinnerei in Singen. Durch das mit der Baumwollſpinnerei ver⸗ bundene Elektrizitätswerk verſorgte er auch die Stadt Singen mit elektriſcher Energie. Polizeſbericht vom 24. Juni.(Schluß.) Unfälte. Vom 3. Stock des Hauſes Schwetzingerſtraße 98 fiel am 22. ds. Mis. nachmittags ein daſelbſt aufgeſtellter, ungenügend befeſtigter Blumentopf herunter und traf einen im gleichen Augen⸗ blick eee 4 Jahre alten Kaufmannslehrling auf den Kopf. Der Getroffene trug eine ſo erhebliche Kopfwunde davon, daß er ſich in ärztliche Beharkdlung begeben mußte.— In einem Fabrik⸗ anweſen auf dem Waldhof geriet am gleichen Tage vormittags ein 53 Jahre alter, verheirateter Fabrikarbeiter von dort unter einen Stoß zuſammenrutſchender Steine und zog ſich dadurch eine Quetſch⸗ ung beider Beine zu. Mit dem Sanitätsauto mußte er ins Allge⸗ meine Krankenhaus überführt werden.— folge Unachtſamkeit lief am 21. ds. Mis. ein 15 Jahre alter Ausläufer von Ladenburg vor dem Hauſe P 5, 1 gegen einen in der Fahrt befindlichen Straßen⸗ bahnwagen der Linie 7. Der Burſche wurde zur Seite geſchleudert und an der Stirn und an den Hüften verletzt. Von Vorübergehenden wurde er ins Allgemeine Krankenhaus verbracht.— Auf der Straße zwiſchen 8 und J g verfolgte am 23. ds. Mis., nachmittags ein 14 durch die Badiſche Aſſecuranz⸗Geſell⸗ gegen die Bauern, wie der Mittwoch, 26. Juni, gellen ſolgende Marien: L. Für die Berbraucher: Bntter: Für ½ Pfund die Buttermarke 80 in den Berkaufsſtellen 581 —1000. Eier: Für 1 Inlandei(28 Pfg.) die Eiermarke 14 in den Berkaufa · tellen—200. Weiſer Käſe: Für 4— 27 zu 25 Pfg. die Buttermarke 36 in den Verkaufsſtellen 10—18. Kondenſierte Milch: Für Pfund kondenſterte Magermilch zu 40 Pfg. die Buttermarke 31 in den utterverkaufsſtellen —285. Die Milch wird offen ausgegeben, Gefäße find mitzu⸗ bringen. Mager⸗ und Buttermilch: Für Itter die, Marke 17. Graupen: Für 250 Gramm(das Pfund 38 Pfg.) die Kolonialwaren⸗ marke 52 in den Verkaufsſtellen 501—998. Kindernährmittel: Für 2 Pfund die Warke 6 der Kindernährmittel⸗ karte in den Verkaufsſtellen—1006. Zur Ausgabe kommen Haferflocken in Paketen das Pfund 68 Pfg., Gerſtenmehl in Pe⸗ keten das Pfund76 Pfg., Muffler's Kindermehl die Originaldoſe 1,40 Pfg. 8 Kartoffeln: Für 4 Pfund die Kartoffelmarke 108, für 5 Pfund die Zuſfatzmarke 81, ſowie die Wechſelmarken. Kuunſthonig: Für 2 Pfund die Kolonialwarenmarke 40 in den Ber⸗ kaufsſtellen 801—093. Der Preis beträgt für das Pfund 78 und 1 aketen 75 Pfg. Sit Für 1 Pfund Ne Buttermarke 87 in den Geſchäften 401—890. Die Marke gilt bis Mittwoch abend 7 Uhr. Vorher dürfen dieſe markenfrei nicht abgeben. Das Obſt iſt am Dienstag abzuholen. An Skelle des Geſchäfts 458 Striffler, Riedfeldſtraße 57, iſt bis⸗ her die Verkaufsſtelle Benzinger, Riedfeldſtraße 58, zugelaſſen. Da dieſe Verkaufsſtelle aber ſelbſt Butter und Eier und ſona auch Obſt führt, tritt an ihre Stelle die Berkaufsſtelle— Schmidt, Riedfeldſtraße 46. NN +* 333 Bei den Großhändlern ſind zur a reit: die Butterverkaufsſtellen 28—275 am Mittwoch, den ds. Mis. rieß: 200 Gramm. Für die Kolonialwarenverkaufsſtellen—908. 55 Stedtiſches Lebensmittetamt, C 2. 16/18. Sammlung getragener Männer-Kleidung! (Reichsläleidersammlung) Wer noch im Rüekstand ist, Sl Alerfere sofort abIl Es ist bis jetzt erst ein Bruchteil abgeliefert. Der abgelieferte Anzug wird bei etwaigen späteren Mass- nahmen der Reichsbekleidungsstelle in Anrechnung gebracht. Stäcttische Bekleildungsstelle F 3, 6. Annahmezeten—J2 und ½3—5 Uhr kaglieb.— Sametag mittags geschlagsen. 1* Kleideränderſtube[P 6, 20). 5 Fachgemäße Anleitung zum Umarbeiten alter Kleider. ſchreibe⸗ für ein Kleidungsſtück. Geöffnet von—12 Uhr und von r. warmen Jahreszeit barfuß gehen! 1 PPPPPFPCCCCã bbbbbCobcbcccocccocccccc Jahre arter Bleilgterlehrling einen gleichalterigen Schloſſerlehrling aus Scherz. Hierbei hatte der Bleilöterlehrling ein offenes Taſchen⸗ meſſer in der Hand, ſein Spielgenoſſe trat mit dem Fuß nach ihm, wobei ex mit dem linken Unterſchenkel in das Meſſer ſtieß und eine ſehr erhebliche Stichwunde davontrug. Der Verletzte ließ ſich im All⸗ — Krankenhaus verbinden und wurde wieder entlaſſen.— eim Rangieren im Rangierbahnhof Waldhof geriet am N. ds. Mts. zwiſchen die Puffer zweier Wagen, wodurch ihr der linke Arm und die linke Bruſtſeite erheblich wurden. Mittels Droſchke mußte bie Verunglückte ins Allgemelne Krankenhaus hierher über⸗ führt werden.— Ein 28 Jahre alter, verheirateter Taglöhner von Oftersheim ſtürzte am 22. ds. Mits. nachmittags beim Fenſterreinigen in einem Fabritanweſen in Neckarau etwa 2 Meter hoch von einer Leiter herunter und erlitt dadurch eine Gehirnerſchütterung. Mit dem Sanitätswagen muße er ins Allgemeine Krankenhaus hierher überführt werden. 5 Warnung vor einer Diebin. In letzter Zeit wurden mehrfach in verſchiedenen Stadtteilen von der uuntenbeſchriebenen Fräuensperſon Kleider⸗, Wäſche⸗ und Stiefeldiebſtähle veritbt. Sie ützte die Ahweſenheit von Untermietern und wußte ſich durch 7 5 Angaben der Familienverhältniſſe u. dgl. das Vertrauen der ermieter zu erreichen und dadurch in die Zimmer der Untermieter zu gelangen. Beſchreibung: 20 bis 25 Jahre alt, 1,80 bis 1,85 Meter groß, ſchlanke Geſtalt, ſchmales, blaſſes Geſicht mit Sommer⸗ ſproſſen, helles, blondes Haar. Kleidung: Helles Kleid mit Blumen, grüner Mantel und dunkler, kleiner Hut. Verdächtiger Beſitz. Bei einem Unterſuchungsgefangenen wurden nachbeſchriebene Gegenſtände, die zweifellos von einem eb⸗ ſtahl herrühren, vorgefunden: 1 weißleinenes Hemd mit blauen Längs ſtreifen und Aermel mit Manſchetten, 1 ſilb. Herrenzylinderuhr, Nr. 263 282, mit Kette, 2 ſchwarzlederne Geldbeulel mit Klappverſchluß und 1 Perlgeldbeutel mit Druckknopfverſchluß und gelbem Beſchläg, 2 Paar getragene Arbeiterſchnürſchuhe, Größe 42 und 43, das eine Paar friſch geſohli, friſch genagelt und mit Eiſen beſchlagen, 1 Paar getragene Schnürſchuhe mit Gummiſohlen, Größe 33. Die Sa Berhaftet wurden 24 Perſonen wegen verſchiedener ſtrafbarer Handlungen, darunter 3 Perſonen wegen Diebſtahls, 2 wegen Ge⸗ heimſchlächterei und eine Perſon wegen Schleichhandels. — die preßarbeit in Frankreich. Wenn heute das franzöſiſche Volk trotz aller Mißerfolge und Leiden und der nun ſchon über drei Jahre dauernden Beſetzung wichtiger Landesteile auch heute noch für eine Weiterführung des Krieges bis zum endlichen Siege eintritt, und wenn wir bei den Stimmen aus dem Ausland immer wieder erkennen müſſen, wie ſehr es im Banne der franzöſiſchen Ideen ſteht, ſo iſt dies das Er⸗ gebnis der außerordentlich geſchickten Arbeit der Preſſe, die in Frankreich e inheitlichen organiſiert iſt als in 12— anderen Lande und unter zielbewußter Leitung zu demſelben weck zuſammenwirkt. Dieſe ſo erfolgreiche Preßarbeit ſchildert aul Eltzbacher in einem intereſſanten Kapitel ſeiner Schrift„Die reſſe als Werkzeug der auswärtigen Politik“, die ſoeben bei Eugen iedrichs in Jena erſcheint. Anfang 1916 iſt ein eigenes Amt, „La Maiſon de la Preſſe“, errichtet worden, das die bis dahin zer⸗ ſplitterte Preßarbeit einheitlich zuſammenfaßt. Es iſt dem Miniſterium der Auswärtigen Angelegenheiten unter⸗ ſtellt und hat die Aufgabe, alle wichtigen Nachrſchten zu ſammeln, um— ugleich zur Berichterſtattung an die amtlichen Stellen und ur +5 luſſung des In⸗ und Auslandes zu verwenden. Es för⸗ ert und leitet die franzöſiſche Preſſe bei ihrer außenpolitiſchen Arbeit, unterſtützt und überwacht die Vereine, Anſtalten und Aus⸗ ſchüſſe, die ſich die Beeinfluſſung des Auslandes zum Ziele ſetzen, ſlbt elhſt Zeitſchriften, Bücher und Flugſchriften zur Beeinfluſſung⸗ des Auslandes heraus und unterhält enge Wechſelbeziehungen mit den entſprechenden Aemtern der verbündeten Mächte. Die Arbeit wird in vier Abteilungen geleitet, von denen die diplomatiſche die franzöſiſche Preſſe nach Mitteilungen durchforſcht, die ſich zur Weitergabe an Frankreich und das Ausland eignen und namentlich auch die vom Eiffelturm und anderen Stellen täg⸗ lich achtmal über die Welt entſandten Funktſprüche herſtellt; die militäriſche Abteilung ſtebt in dauernder Verbindung mit der Heeresleitung, von der ſie geeignete Nachrichten enthält und der Preſſe übermittelt, ſie veranſtaltet Frontreiſen für die Preſſe und leitet das militäriſche Bild⸗ und Filmamt; die dritte Abteilung be⸗ arbeitet die ausländiſche Preſſe, um ihr alle geeigneten Nachrichten für die anderen Abteilungen zu entnehmen, und die vierte Abtei⸗ lung, der„Propagandadienſt“ hat die Einwirkung auf das Aus⸗ land zur Aufgabe, wobei ſür die verſchiedenen Länder beſondere Abteilungen beſtehen, und ſie gibt Schriften zur Bearbeitung des Auslandes heraus. Dieſer amtliche Apparat findet in einer ausgedehnten freien gemeinnützigen Tätigkeit, namentlich in der Arbeit von Vereinen, Anſtalten und Ausſchüſſen, deren Zahl ſich im Kriege ſehr vermehrt hat, ſeine Ergänzung. Der wichtigſte Verein iſt die bekannte „Alliance frangaiſe“, die in vielen Ländern ihre Zweigſtellen hat; neben anderen Verefnen werden auch konfeſſionelle Komitees in den Dienſt der franzöſiſchen Sache geſtellt. Die franzöſiſche Preßarbeit in ihrer reichen Vielgeſtaltigkeit kaſtet großt Summen. Ju den Koſten der Maiſon de la Preſie kommen bedemende geheime Aufwendungen. i9té wurde der Geheimfonds dee Miniſters des Auswärtigen auf 25 Millionen Franken erhöht. die zum größten Teil der außenpolitiſchen Preß⸗ arbeit dienen werden. Aber noch andere ergiebigere Geldquellen kommen hinzu. Zur Beeinfluſſung des Auslandes wurden ſeit Ausbruch des Krieges eine Fülle von beſonderen Veröffentlichungen, namentlich Bücher und Flugſchriften, geſchaffen. Sie ſind teils in franzöſiſcher, teils in zahlreichen anderen Sprachen verfaßt; im Innern Chinas verbreiten die Franzoſen Werbeſchriften in chineſi⸗ ſchen Schriftzeichen. Dabei ſucht man die Abſicht der Beeinfluſſung auf jede Weiſe zu verbergen, man paßt die Ausſtattung der Schrif⸗ ten den Gewohnheiten der Beſtimmungsländer an und verbreitet ſie wie andere Schriften mit Hilfe des Buchhandels. Auf jede Weiſe wird dafür geſorgt, daß franzöſiſche Nachrichten und Darlegungen in die ausländiſche Preſſe hineinfließen. Dazu dient die mit vielen Staaten vereinbarte ſtarke Ermäßigung der Gebühren für Preß⸗ telegramme; im Dienſt dieſer Aufgabe ſtehen beſonders die fran⸗ zöſiſchen Depeſchenbureaus, die halbamtliche Agence Havas und die im Kriege zum Zweck wirkſamerer Beeinfluſſung des Auslandes hinzugekommene freie Agence Radio, daneben brieflich verſandte Korreſpondenzen, Zeitungen und Zeitſchriften in anderen Ländern ſcheint Frankreich nur in geringem Maße und erſt im Kriege er⸗ worben und geſchafſen zu haben; wohl aber ſucht man durch ge⸗ ſchäftliche Borteile oder Nachtefle auf die ausländiſche Preſſe zu wirken. ‚ Nee gunze Preßarbeit wird mit einem feinen Gefühl für die menſchliche Natur betrieben. Die Franzoſen ſelbſt wer⸗ den auch in ben ſchwerſten Lagen immer wieder durch ein blenden⸗ des Schlagwort oder durch die Fata Morgana einer Hoffnung zu neuen Opfern aufgepeitſcht. Die Völker des Auslandes ſucht man für das edle und ritterliche Frankreich, das Land der Freiheit, des Lichts und der Schönheit, zu gewinnen und gegen deſſen barbariſche Gegner einzunehmen. Um Zuneigung zu erwecken, ſagt man jedem Volke, was es zu hören wünſcht; um Mitleid zu erregen, ſchreckt ſchmiegſamkeit verſteht man auf die Art der verſchiedenen Völker einzugehen; die gleiche Greuelflugſchrift trägt in den ſchwediſchen und bäniſchen Ueberſetzungen einen ruhigen gehaltenen Ton zur Schau und ſtellt ſich auch äußerlich in ſchlichter Ausſtattun während die italieniſchen, ſpaniſchen und portugieſiſchen Ueber⸗ ſetzungen in leidenſchaftlich bewegter Sprache gehalten und Um⸗ ſchlägen verſehen ſind, die kleine Kinder mit abgehackten Händen, brennende Kirchen und ähnliche Schreckniſſe zeigen. Dur——9 Lebendigkeit und Mannigfaltigkeit hat die franzöſiſche Pre ſo glänzende Erfolge. Kunſt und Wiſſenſchaſt. Karl Fohr 1 5 Am 26. Juni ſind hundert Jahre ſeit dem Todestage des Malers Karl Fohr verfloſſen. Fohr ſtammte aus Heidelberg. Er war ant 26. November 1795 als Sohn eines Lehrers geboren. Seine Studien machte er in Heidelberg, Darmſtadt und ſpäter, dank der Unterſtützung ſeiner Gönnerin, der Großherzogin Wilhelm in München. Im Jahre 1816 konnte er das Ziel ſeines künſtle Sehnens erreichen: Rom. Dort förderte ihn Johann Anton Karoline non Humboldt ließ von ihm Werke ſchaffen und wig I. zeichnete ihn glänzend aus. Leider fand der Künſtler ſchon im 22. Lebensjahre beim Baden im Tiber ſeinen Tod. Fohr hat Bedeutendes alg Landſchafter geleiſtet. So bat er prachtvolle Blät⸗ ter aus dem Murgtale und aus Baden⸗Baden geſchaffen. Seiner Richtung nach 2 er zu der Romantik; er wußte ſich aber von Uebertreibungen fern zu halten. Aus Anlaß der Hundertſahrfeier des Geburtstages Herzogs Er II. von Koburg und Gotha wurde von der Deulſeene nde 2 Gotha das Gothaer Hochſtift für deutſche Volksforſchung errichtet. Es ſoll nach dem Plan älterer Alademien in drei Abteilungen wirken, die aus ſe 25 Mitgliedern beſtehen. Die erſte Abteilung unter Ge⸗ heimrat Profeſſor v. Gruber(München) ſoll ſich mit der Körperlich⸗ keit des deut ſchäftigen. Die zweite unter Profeſſor Bauch(Jena) wird das Geiſtesleben der Deutſchen, ihre inneren Weſensanlagen und ißre künſtleriſche— bearbeiten, und unter Profeſſor Kaindl (Graz) wird die dritte Abteilung die Begrenzung der ſprachlichen und Tragt 8 Spart an Schuhen und Stiefeln! Schont eure Lederſtiefel für den Winter! Leder iſt unerſetzlich!t! Geht in Holz⸗Sandalen, oder laßt eure Kinder wührend der nachmittags eine 22 Jahre alte, ledige Eiſenbahnarbeiterin von hier lönnen auf dem Büro der Kriminalpolizei[Schloß) angeſehen werden. man vor keinem Opſer und keiner Lüge zurück. Mit weiblicher un zur dar, * Das Gothaer Hochſlift für deulſche volksforſchung. 15 en Menſchen und ſeinen Raſſe⸗Daſeinsbedingungen be⸗ — I Großh. Hof. u. Nationalſtheaterʒ/ 33 Dieustag, den 25. Juni 1918 VV 12, Bolks⸗Borſfellung zum Einheitspreis 5*—— Die Zauberfläöte Kaſſeneröff. 6½ũ uhr Anf. 7 uhr Ende n. 10 uhr— Künstlerthester„apBOTLTG“, semwanzwalbhnbgl. Mannheim Platz fur 800 Personen EE Meßplatz Samstag, den 29. Juni Ehrenabend Rudolf Roitner. 5. Seite. Nr. 289. (40 Pfennig der Platz) Heute und morgen abends 7½ Uhr: ordsstes und schünstes Theater der Neekarstadt. Ein Tag im Paradies FProgramm Dienstag, Mittwoch, Donnerstag. Alter! Kunstfilm ersten Ranges!.Akter! Erstes Alexander Moissi-Drama 1918/19: Pique Dame Orosses Schausplel eus der Gesellscheſt. HAUPTPERSONEN: Musensaal, Samstag, 29. Juni 8 Uhr Abschieds-Konzert Kammersängerin Lisbeth Korst Ulbrig Auch uns wurde die tieftraurige Nachricht, dass unser einziger, lieber, braver und hoffnungs- voller Sohn und Bruder 1707 Einj. Gefr. im 1. bad. Leib-Grenadier-Regiment 109 Inhaber der bad. Verdienstmedaille durch Kopfschuss am 27. Mai in treuer Pflichterfüllung den Heldentod erlitten hat. Nachdem nun so viele seiner Freunde und Schulkollegen gefallen sind, musste auch er sein zunges Leben im Alter von 19¾ Jahren lassen. MANNHEIM, den 24 Juni 1918. Von Beileidsbezeugungen bitte man abzuschen. Weidmann, srrunandhat In tlefem Schmerz: Familie Peter Weidmann Lokomotivführer. Alexander Molssi als Stanlslaus Jehanna Terwln als Grafin Salinska. — Neueste Kriegs-Berichte. unter Mitwwirkung von Walter Rehberg. Arien und Lieder von Händel, Beethoven, Schubert, Schumann, Brahms, Liszt, Strauſli. Klavierstüce v. Bach-Busoni, Liszt, Sekſes. Preise:.—,.—,.—,.—,.— Vorverkauf: Mannheimer Musikhaus P 7, Iaa, K. Ferd. Heckel, O 3, 10. Nbs7 -Akterl Lustspiell-Akter! Zeitungs-Maxe& 60. Lustiger Serliner Grodstaat- Schwank. in der Hauptrolle: LIu Lyncl, Einar Brunn. auf dem Felde * Ab Freitag: Verszume Niemand? Die Frau mit den Tarfunkelsteinen. 15 cCrosses Orama in 8 Abt., nach dem Marlit“schen Roman. 19 5 bewahren. Sachen, Ermittlungen, Beobachtungen, Ueberwachungen, Beweismaterial, speziell in Ehe- u. Alimentations-Prozessen, Privatauskünfte über Vermögen, Vorleben usw. allerorts. Sachen, Recherchen in allen Tiefbewegt machen wir die betrübende Nachricht, dass hn Matth. Vogt langjähriger Beamter bei unserer Firma dem tapferen Helden ein dauernd ehrendes Angedenken MANNHEIM, den 24. Juni 1918. der Ehre gefallen ist. Wir werden MIO1i Luschka& Wagenmann Kommandit-Gesellschaft. Rriminal- Källen, Erriittelung anonymer in 5 Briefschreiber. — chen jeder 55 Arxt werden ge- Din Neigane degchiatte„Detektiv- ſbsweiskräftis erledigt. Absolute Diskretion. Erste Referenzen. Eada Detekti-Zentrale Mannheim, H 2, 5. Tel. 4615 Oæagmrl. TLudlig Dosch. el. 4615. Wichktig für Damen!] Wünschen Sle ſugendfrischen, reinen blaten- weissen Teint so behandeln Sie Ihr Gesicht mit 66 d einzi ti d. „Venus afknenden—— Venus gibt Gesundheit! Venus gibt Schönheit! Ias Haron Joreil Film- Schauspiel in 4 Akten. Ausserdem: ¹1⁰⁰ Ein rejchhaltiges Beiprogramm. Nur noch 3 Tage! 8 Uhr statt. Mein treubesorgter Gatte, unser lieber Vater, Grossvater, Schwiegervater, Schwager, Bruder und Onkel ter GOftlieb Fischer ist heute im 77. Lebensiahr sanft verschieden. MANNHEIM, M 2, 2, den 24. Juni 1918. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Die inäscherung findet am Mittwoch, nachmittags Blumenspenden im Sinne des Verstorbenen dankend verbeten. Prlvatmann Elisabeth Fischer. 17082 Patent angem in Deutsckland und in den meisten Rul- turstaaten. D. R. G. Sdi. Kein Mechanismus. Nein Motor. Nur aus stabflem Matertal. MWele glänzende Gutachten. Besichtigung ohne Rauf. rwang. Reine Nebenhilfsmittel. Preis kompleu nur M. 65.—, solange der Vorrat reicht.*3 Eine nur einmalige Ausgabe, EG3Sc institut Pioch, E 1, 3, Ielephon 2708. Arigſferis zwei *¹ Beffehren euf Ir aderhr jele Werden fſewelle m Arigſ. Druckerei Or. Haes. Nerumeirner Gererel- Arzeiqer EBC. 2 SNmicle) fecielos ausgefurrt vom der 72.5 VoRNETNISTESTICHTSpELRAUS —— —— Tüglich von ½4 Uhr ab: Ein Clücksjunge Lustspiel in 3 Akten. Vigue Larsen in der Titelrolle. en nmen behstt. Drama in 3 Akten. Einladung. Für die Zwecke des Betriebs des für Mannheim in Ausſicht genommenen Reichskleiderlagers foll eine Genoſſenſchaft gegründet werden. Wir laden hiermit alle Web⸗, Wirk⸗ und Strickwarenkleinhändler zu einer Beſprechung auf Freltag, den 28. qumi 1918, nachm. 3½ Uhr auf die Handelskammer Mannheim B 1, aroßen Sitzungsſaale ein 2 2 d—5 2 Die Handelskammer für den Kreis Maunheim. HNeddansadee—2ʃ Grossart. Lustspiel in 3 Akten, i. d. Hauptrolle: Heclela Vernon. Grund⸗u. Hausbeſtherverein Mannheim e..) 7205 Mittwoch, den 26. Juni, abends ½9 Uhr, 2 2 05 N Ile Memoiran dex datangs ſindet im oberen Saal des„Nodenſteiner“ QO2, 16 eine Or. Mors l. Teih Miiglieder⸗Berſammlung ſtatt mit folgender 699 Tages⸗Ordnung: mit Benützung Hauffscher Motive. In den Hauptrollen: 1. Wohnungsnot und Mietpreisſteigerung 5 Fr. Kühne 2. Bargeldloſer Zahlungsverkehr 8 fahrende Dirne Jutta v. Matuszkiewicz 10 „Lichtspiele 2, 6 fplanken) Tel. 987 Ab heute neues Brachtprogramm! Nur 3 Tagel 1 Alle Hausbeſitzer ſind freunblichſt eingeladen. Natas, ein vor- Der Vorſtand: A. v. An. Dr. Weingart. Ch. Helffrich. nehmer Reisender Kurt Brenkendork Baldamus, ein Bild- e een, ge ene Ebang. Nakoniſſenverein Der Bürgermeister. Michael Reiner Hanna, seine Tochter Ingeborg Gleichen Am Freitag, den 28. Juni, abends 8 me, fidet im Diakoniſſenhaus die ordentliche Mitgliederverſammlung 5 Mathilde, seine Pocht., Ilse Oesen ſtatt. Tagesordunng: 1. Bericht über die Rechnung 1917. 2. Aerztlicher Bericht. Der Vorſtand: Achtuich, Stadtpfarrer. aller Art. Jon dem Bild Dr. Mors folgen noch 4 weitere Fortsetzungen, welche inhaltlich die bekannten „Homunkulus-Serien“ weit übertreffen. 5 Anlang 9 Uhr.& Finteitt Jederteit.& gehluss 11 bhr. 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