7 — N 2J—8 r Mittwoch, 16. April. 4 Mitkags⸗Ausgabe. 1919.— Ar. 177. lzeige iſchriſtleitung: Dr. Fritz Goldenbaum. Derantworflich für Politik: Dr. Fritz Goldenbaum. ſur euilleton: Hans Gäfgen, für Lokales und den übrigen redaktionellen Leil: Richard Schönſelder, für ſandel: Franz Nircher, für Anzeigen Anten Grieſer. Druck und Verlag: Drucketei Dr. Daas Mann⸗ Zeimer Peneral⸗Anzeiger G. m. b.., ſämtlich in Mannheim. Draht⸗fldr.: General⸗Hinzeiger Mannheim. Hoſtſcheck⸗Ronto Nr. 17590 Karlsruhe in Baden.— fernſprecher amt Mannheim Nr. 7940—7046. Kommunſſienherrſchaſt in Mmünchen Ausrufung der kommuniſtiſchen Regierung. Berlin, 16. April.(Von unſerm Berliner Büro.) In München iſt geſtern die kommuniſtiſche Regie⸗ rung mit Dr. Lewien an der Spitze ausgerufen worden. Am Tag zuvor war es zur Plünderung zahl⸗ reicher Nahrungsmittelgeſchäfte gekommen. Ein Teil der Münchener Garniſon, unterſtützt durch bewaff⸗ nete Arbeiter aus Ingolſtadt ſteht hinter Lewien. Es gab zahlreiche Verwundete und Tote. Sämtliche Telephon⸗ leitungen in und um München ſind zerſtört, ebenſo die großen eleltriſchen Bogenlampen. Droſchken und Straßenbahn gehen nicht. München iſt rings abgeſchloſſen. Auch die Münchener Zeitungen erſcheinen nicht mehr. Nach den Münchener Journaliſten wird vom Zentralrat gefahndet. Der Generalſekretär der ſozialiſtiſchen Partei wurde gefangen genommen. Die Regierung Hoffmann ſcheint ſich endlich zu energiſchem Handeln zu ermannen. Sie ruft wenigſtens n. das ganze bayriſche Volk zu den Waffen auf. Bayriſche ruppenmaſſen mit Artillerie und Minenwerfern ſind auf dem Weg nach der bayriſchen Hauptſtadt. In Mittenau wurde der Bauernführer Gandorffer und der dortige praktiſche Arzt Dr. Kerſcher, die mit den Kommuniſten gemeinſame Sache gemacht hatten, verhaftet. Auch die Unterfranken fordern die Bewaffnung und die Ausweiſung ſämtlicher Spartakiſten und Aufwiegler, die nicht Bayern ſind, aus Bayern. München, 15. April.(WB.) Mitteilung des Preſſe⸗ ausſchuſſes des Zentralrates. In der Samstag⸗ nacht wurde gegen die Räteregierung durch von mehrheitsſozialiſtiſchen Verrätern beſtochene Soldaten ein Putſch verübt. Mitglieder des Zentralrates wurden ver⸗ haftet und nach Bamberg ahtransportiert. Sie verbreiteten noch am Samstag einen Anſchlag, daß die Garniſonen von der Räteregierung abgefallen ſeien. Das iſt eine ungeheure Lüge. Die geſamten Garniſonen Münchens ſtehen nach wie vor zur Räteregierung mit Ausnahme der republikaniſchen Schutztruppen, die noch am Abend von Räte⸗ truppen entwaffnet wurden. Am Bahnhof wurde ein Demon⸗ ſtrationszug, der dort vorüberkam, von der Schutztruppe mit Feuer empfangen. Ein ſich entwickelndes Feuergefecht endete zugunſten der mit den Rätetruppen kämpfenden bewaffneten Arbeiter. Sie nahmen den Bahnhof ein und entwaffneten die Beſatzung. Die Zahl der Toten und Verwundeten iſt noch nicht genau feſtgeſtellt. Eine vorgeſtern abend vom Stadt⸗ kommandanten Rüger einberufene Verſammlung der Ar⸗ beiter⸗ und Soldatenräte Münchens beſchloß nach ſtarkem Proteſt gegen den Terror der Bamberger Volksverräter folgendes: 1. Die klare Diktatur des Proletariats. 2. Die Bewaffnung der organiſierten Arbeiter (Bildung der Arbeiterwehr). 3. Den ſofortigen Generalſtreik bis zur Befreiung der verhafteten Mitglieder des Zentralrates. Die Proletarier Münchens ſind der Parole der Arbeiter⸗ und Betriebsräte gefolgt und haben am 14. April alle Straßen der Stadt zu einer ungeheuen Demonſtation angefüllt. Die Arheiterwehr iſt bereits gut organiſiert und hat im Verein mit den Rätetruppen die Bewachung des Bahnhofes ſowie der öffentlichen Gebäude übernommen. Der Zudrang der Arbeiter zu den Kaſernen, um dort bewaffnet zu werden, iſt ſehr groß. Am 14. April tagten die nichtverhafteten Mitglieder des Zentralrates. Bis zur Neu⸗ wahl des Rätekongreſſes wird der proviſoriſche Zentralrat die geplanten Arbeiten erledigen. Der geſtrige Tag iſt vollſtän⸗ dig ruhig verlaufen. Heute dauerte der Generalſtreik noch an. Augsburg, 15. April.(WB.) Seit 1 Uhr nachmittags iſt der direkte telephoniſche Verkehr von Augs⸗ burgnach Münchenwiederhergeſtellt. München befindet ſich vollſtändig in der Gewalt der Kommuni⸗ en. Die Diktatur des Proletariats iſt aufgerich⸗ tet. Der Kampf um den Hauptbahnhof, der mit Artillerie, Maſchinengewehren, Handgranaten und Minenwerfern aus⸗ efochten wurde, dauerte etwa 3 Stunden und hatte das epräge einer förmlichen Schlacht, erforderte gegen 150 Tote und Verwundete und endete mit dem Siege der Kom⸗ muniſten. Die regierungstreuen Truppen wurden entwaffnet. ſiegelt. Von einer öffentlichen Gegenwehr iſt nichts zu merken. Die Zahl der bewaffneten Arbeiter iſt außerordent⸗ lich groß, ſo daß die Kommuniſten eine ſtarke Macht hinter ſich haben. In ganz München herrſcht der Generalſtreik. Alle Betriebe und Geſchäfte ſind geſchloſſen. Der Trambahnverkehr ruht, die Zeitungen erſcheinen nicht. Die bei den Kämpfen im Bahnhofviertel an den Gebäuden angerichteten Schäden ſind in Anbetracht der Heftigkeit der Kämpfe nicht groß. lünderungen ſind bisher nur vereinzelt vorgekommen. Die Lebensmittelverſorgung hat bisher keine Störung erlitten. Heute erſchien ein Nachrichtenblatt des neugebildeten Voll⸗ gugsrates der Betriebs⸗ und Soldatenröte, das u. a. folgende itteilung des Vollzugsrates der Betriebs⸗ und Soldaten⸗ räte enthält: München, 15. April. Räte⸗Republik Bayern! Die Betriebs⸗ und Soldatenräte Münchens haben in einer Verſammlung am 13. April beſchloſſen, den proviſo⸗ riſchen revolutionären Zentralrat nicht mehr als beſtehend anzuſehen. Die ganze geſetzgebende und ee Gewalt der Räterepublik wird einem 15gliedrigen Altionsausſchuß übertragen. gez. Der Vollzugsrat der Betriebs⸗ und Soldatenräte. Drei Erklärungen. 5 München, 15. April.(WB.) Die„Mitteilungen des ollzugsrates der Betriebs und Soldaten⸗ räte“ ſind an Stelle der„Münchener Neueſten Nachrichten“ Badiſche Neueſte Nachrichten Amtliches Verkündigungsblatt Anzeigenpreiſe: Die iſpalt. Kolonelzelle für den hieſigen Bezirk 40 Pf., für auswärts 50 Pf., F. nae⸗ 65.5 Bangen m 230 finnahmeſchluß: Miſtagblatt vormittags 8½ Uhr. Abendsialt nadz⸗ mittags 2½ übernommen. Bezugespreis in Mannheim und Umgebun Poſtbezug: Viertelj. M..42 einſchl Juſtellungsgebühr. Bei der hr. Für kinzeigen an beſtimmten Tagen, Stellen und Kusgaben wird keine Verantwertung monattich M..— mit Bringerlo ſt abgeholt M. 5. 70. Einzel⸗Nx. 10 pfg. Nach dieſem Erfolg iſt das Schickfal der Stadt be⸗ an die Bevölkerung ausgegeben worden. Sie enthalten olgende drei Erklärungen an das werktätige Volk Bayerns: 8 1. Bezahlte Verräter haben rerſucht, im Verein mit der Bourgeoiſie und mit bezahlten Söldnern die Macht der Räte zu ſtürzen. Der Verſuch iſt mißlungen. Die Arbeiterſchaft, vereinigt durch das gleiche Ziel und den gleichen harten Willen, hat mit ihren Leibern den Sieg über die Gegenrevo⸗ lution errungen. Wir neigen uns vor den toten Kämpfern in Ehrfurcht. Die Repolutian iſtin enneues t dium getreten. Der proviſoriſche revolutionäre Jentral⸗ rat, deſſen Mitglieder zum großen Teil verhaftet ſind, iſt durch den Gang der Ereigniſſe erledigt. An ſeine Stelle tritt der von der Münchener Arbeiterſchaft gewählte Aktions⸗ ausſchuß, der die Macht übernommen hat. Arbeiter! Euer Werk iſt in Gefahr! Schützt die Revolution mit Euren Lei⸗ bern, Euren Willen und Euren Herzen. Es lebe die bayeriſche Räterepublik, es lebe die Weltrevolution! gez. Toller. 2. Durch einen gegenrevolutionären Putſch, der am 13. April unverantwortlicherweiſe gegen den proviſoriſchen Zentral⸗ rat ausgeführt worden iſt und in deſſen Verlauf es zur Verhaftung einer Reihe von Zentralratsmitgliedern kam, hat der proviſoriſche Zentralrat tatſächlich aufgehört zu exiſtieren. Es hat ſich ein 15⸗ gliedriger Ausſchuß gebildet, der ſich im Beſitz der geſamten Macht befindet, die bisher in den Händen des proviſoriſchen Zentral⸗ rates gelegen hat. Um Verwirrung und Kämpfe unter dem Pro⸗ letariat zu vermeiden und um alles fernzuhalten. woran die Sache des Rätegedankens ſcheitern könnte, erkläre ich für meine Perſon, daß es Pflicht des proviſoriſchen Zentralrates iſt, auf alle Macht⸗ anſprüche endgültig Verzicht zu leiſten und den beſtehenden 15glied⸗ rigen Ausſchuß als den augenblicklichen rechtmäßigen Zentralrat anzuerkennen. gezeichnet Niekiſch. 3. Der Putſch der republikaniſchen Schutztrup⸗ pen zum Sturz der Räterepublik wurde nicht durch das Eingreifen des proviſoriſchen Zentralrates, ſondern durch die Selbſthilfe der revolutionären Arbeiter und Soldaten abgewehrt. Mit dem Siege gehört dem kämpfenden Proletariat auch die Macht. Proviſoriſch wird dieſe Macht durch die Betriebsräte der Arbeiter⸗ und Soldaten⸗ räte Münchens repräſentiert, die einen 15gliedrigen Ausſchuß zur vorläufigen Ausübung der revolutionären Staatsgewalt eingeſetzt haben. Der 15gliedrige Ausſchuß iſt von heute ab die von ſedem Proletarier anzuerkennende höchſte Gewalt. Der frühere revolutio⸗ näre Zentralrat iſt beſiegt. gezeichnet: Klinkhofer München, 15. April.(WB.) Der Volksbeauftragte der Finanzen der Räterepublik Bayern gibt folgende Erklärung bekannt: Wir, die Unterzeichneten, ſind am 13. April, nachmit⸗ tags 3 Uhr, auf Veranlaſſung einer uns unbekannten Per⸗ ſon mitten in unſerer Arbeit rerhaftet und in das Polizei⸗ gefängnis abgeführt worden. Nachts um 3 Uhr wurden wir durch Gewalt befreit und ſetzten am 14. April unſere Arbeit wieder fort. Die Unterbrechung unſerer Ordnungs⸗ arbeit geſchah nur, weil wir der Gewalt weichen mußten und wir erklären feierlich, daß wir freiwillig unſeren Poſten nicht verlaſſen werden, bevor das große Werk der Neu⸗ ordnung unſeres Geldweſens vollendet und der Neuaufbau des bayeriſchen Wirtſchafts⸗ lebens, vornehmlich die Arbeitsgemeinſchaft zwiſchen Stadt und Land, geſichert iſt. Wir ſind dagegen feſt ent⸗ ſchloſſen, uns wieder zurückzuziehen, um die weitere Ver⸗ waltungsarbeit unſeren Nachfolgern zu überlaſſen, ſobald unſer Ziel erreicht iſt. Silvio Geſell, Rechnungsrat Dr. Chriſten, Rechnungsbeirat Prof. Dr. Bolenſk. Flugblatt an die Prolefarier, Soldaten und Kämpfer. München, 15. April.(W..) Der Vollzugsrat der re⸗ volutionären Betriebs⸗ und Soldatenräte Mün⸗ chens veröffentlicht ein Flugblatt an die Proletarier, Sol⸗ daten und Kämpfer, in dem der Sieg des klaſſenbewußten Mün⸗ chener Proletariats, der nach kurzem Kampf gelang, gefeiert wird. Noch iſt aber der Sieg, ſo heißt es weiter, kein voller, darum gilt auch heute erſt recht die Parole„Alle Mann an Bord!“ Die Jahl der Räterepubliken wachſe von Tag zu Tag. Nach der ruſſiſchen Räterepublik und der in Ungarn hat nun auch das bayeriſche Voll die Diktatur in die Hand genommen. Mögen die Noske, Epp und Schneppenhorſt nur kommen, ſie werden empfangen werden. Es lebe die Weltrevolution, es lebe das bageriſche Proletariat, es lebe die Arbeiter⸗, Bauern⸗ und Soldaten⸗Rärerepublik! der Friedensverlrag. Berlin. 16. April.(Von unſerem Berliner Büro.) Von autoritativer amerikaniſcher Quelle wird aus Paris ge⸗ meldet: Der Friedensvertrag enthält 75 000 Worte. Die Protokolle werden u. a. den Völkerbund betreffen, den die Deutſchen unterzeichnen ſollen, aber ohne als Mit⸗ glied zugelaſſen zu werden, bis der Völkerbund durch entſpre⸗ chende Beſtimmungen Deutſchland zuläßt. Vermutlich wird der Viererrat eine beſondere Verhandlungskommiſſion aus ſeinen eigenen Mitgliedern bilden. Es ſind jedenfalls Erläu⸗ terungen geplant, bevor die deutſchen Delegierten zur Be⸗ ſchlußfaſſung nach Weimar zurückkehren. Die Miniſter des Auswärtigen, welche in dem ſog. Fünferrat zuſammengefaßt ſind, werden am Dienstag die techniſche Seite der Friedens⸗ verhandlungen beſprechen. Die werden doch wohl in Paris ſtattfinden, weil die Schwierigkeilen der Vor⸗ bereitungen für den Empfang der deutſchen Delegierten in Verſailles zu groß ſind. Die noch ungelöſte Adria⸗Frage wird angeblich durch die Vorlegung des Friedenspertrages an die Deutſchen ſich ver⸗ zögern. Es iſt unwahrſcheinlich, daß gleichzeitig mit den Deutſchen auch die Oeſterreicher nach Paris gerufen werden. Die Einladung an die Oeſterreicher, Bulgaren und Türken wird wahrſcheinlich nur wenige Tage nach Rückkehr der deut⸗ ſchen Delegierten von Weimar erfalgen. die Geſamt⸗ unterzeichnung wird aber in Paris von den Vertr⸗⸗ tern des Vierbunds gemeinſam vorgenommen werden. Für den Austauſch der Ratifikationen rechnet man noch 20—30 Tage. Wilſon wird, wenn die ietziaen Umſtände maß⸗ gebend bleiben, den amerikaniſchen Kongreß nicht ſpäter als zum 1. Juli zur Natifikation zuſammenrufen und wohl von Paris aus dazu einladen. Es werden dann noch folgende Einzelheiten gegeben: Die Heer⸗, Flugweſen⸗ und Flottenbeſtim⸗ mungen umfaſſen etwa 12 000 Worte, bei der Schuld⸗ frage und den Grenzbeſtimmungen handelt es ſich um 8000 Worte.— Die letzten Nachrichten über die Ab⸗ trennung des Saarbeckens ſind richtig. Die Reichsgrenze iſt noch unbeſtimmt. Danzig und das Weichſelbecken werden internationaliſiert, ebenſo der Rhein, Elbe und Memel. Bei der Weich⸗ ſel handelt es ſich augenſcheinlich nur um ihren deutſchen Lauf. Der Kieler Kanal bleibt deutſch, aber offen für alle Schiffe. Seine Ide d werden geſchleift. In Be⸗ zug auf die deutſchen Zölle wird Frankreich zu Gunſten des Schadenerſatzes Bevorzugung genießen. Die Neutralität Belgiens nach dem Vertrag von 1839 wird aufgeho⸗ ben. Die Oſteuropafrage berührt den Deutſchen vorzulegen⸗ den Vertrag nicht. Ueber die Regelung, welche innerhalb des Geſamtfriedensvertrages erfolgt, wird noch beraten. Soweit die Angaben aus amerikaniſcher Quelle. Die Nachrichten eines Pariſer Blattes, wonach Wilſon ſich mit der Regierung Ebert—Scheidemann in Verbindung ge⸗ ſetzt, daß dieſe oerſprochen habe, die Bedingungen der En⸗ tente anzunehmen und daß die deutſchen Delegierten die Ar⸗ tikel des Friedensvertrages ohne Aufſchub unterzeichnen würden, ſind— wie die„Deutſche Allgem. Ztg.“ mit Recht betont— Phantaſien. Das halbamtliche Blatt erklärt gleichzeitig, daß Deutſchland nicht auf die Sonderverbindung mit Wilſon ſpekuliere, wie man ihr andichtet, daß vielmehr die Entente und Amerika als ein geſchloſſenes Ganze be⸗ trachtet würde, mit dem nur gemeinſam verhandelt und, im Falle der Unannehmbarkeit der Bedingungen, gebrochen wer⸗ den muß. Die Rede Lloyd Georges im Unterhauſe über die Bedingungen zum Präliminarfrieden wird wohl gezeigt haben, welcher von beiden Wegen Deutſchland vorbehalten iſt. Aehnlich hat ſich auch Graf Brockdorff⸗Rantzau zu dem Vertreter der„Neuen Freien Preſſe“ ausgeſprochen. Er hat gleichzeitig betont: Ehrliche Verſtändigung aber be⸗ deutet für uns Rechtsfrieden. Die„Deutſche Allgem. Ztg.“ veröffentlicht dann noch eine mit Reichsſchatzminiſter Gothein, der ſich dabei über die brutale Hunger⸗ und Wirtſchafts⸗ blockade unſerer Feinde und deren Folgen ungefähr fol⸗ gendermaßen ausgeſprochen hat: Die finnloſe Grauſamkeit der Hungerblockade iſt ein Feldzug gegen Frauen, Kinder und Greiſe. Jetzt erlaubt man uns endlich, Nahrungsmittel einzuführen. Aber man gibt uns die Möglichkeit nicht, ſie zu erwerben. Bezahlen können wir nur mit unſerem eigen Arbeitsergebnis. Unſere Feinde aber haben unſere in duſtrielle Produktion lahmgelegt durch die Abſperrung. Unſer ganzes Verkehrsweſen iſt zerrüttet. Man läßt die lothringiſch⸗ luxemburgiſchen Erze nicht herein, ſodaß wir kein Eiſen her⸗ ſuhr können. Ebenſo ſperrt man unſere Häfen für die Ein⸗ uhr ſpaniſcher, ſchwediſcher und portugieſiſcher Erze. Unſere elektrotechniſche Induſtrie bekommt kein amerikaniſches Kupfer; auch die amerikaniſche Baumwolle läßt man nicht herein. Wenn man die Wiederherſtellung von Nordfrankxeich verlangt, ſo hätte man uns ſo raſch als möglich wieder leiſtungsfähig machen müſſen. Statt deſſen hat man uns völlig bankerott gemacht und phyſiſch und moraliſch ruiniert. Ein Friede mit für Deutſch⸗ land unerträglichen Bedingungen iſt nicht möglich. Keine deutſche Regierung kann einen Frieden unterzeichnen, der uns die Abtretung der Rheinprovinz, ober⸗ ſchleſiſcher oder ſonſtiger Teile der Provinz Poſen zumutet, welche nicht von Polen bewohnt ſind. Und der Friede iſt dann eine Vernichtung der Kultur. Hätte man Deutſchland im November den Frieden auf den 14 Punkten Wilſons gewährt, ſo hätten wir die Wiederherſtellung Bel⸗ 955 5 und Frankreich allenfalls noch bewerkſtelligen können. n dem halben Jahre, welches ſeitdem verfloſſen iſt, iſt uns dieſe Möglichkeit genommen worden. Oſlerbolſchaft des Reichspräſidenken. Weimar, 15. April.(WB.) Neichspräſident Ebert richtet an die Nationalverſammlung folgende Oſter⸗ botſchaft: „Die Nationalverſammlung ſprach am 10. April als be⸗ rufene Vertreterin des Volkes mit großer Einmütigkeit die Er⸗ wartung aus, daß die Reichsregierung nur einem Frieden der Verſtändigung und Verſöhnung zuſtimmt, und jeden Vertrag ablehnt, der die Gegenwart und die Zu⸗ kunft des deutſchen Volkes und der Menſchheit preisgibt. Ich begrüße dieſe Kundgebung als das Vekenntnis des unbeug⸗ ſamen Willens des deutſchen Volkes, daß der kommende Friede ein Friede dauernder Verſtändigung und der Verſöhnung der Völker ſein ſoll und der ſomit auch Deutſchland die Möglichkeit geben muß, dieſen Grundſatz der Verſtändigung dauernd zu beobachten. Der Wille des deutſchen Volkes wird für die Reichsregierung maßgebend ſein. Die Nationalverſammlung und die Reichsr gierung arbeiten mit Hingabe und Energie an der Erfüllung ihrer großen hiſtori⸗ ſchen Aufgabe: Frieden, Brot, Arbeit und eine neue Staatsform für ein großes Volk zu ſchaffen. Die Auf⸗ gabe iſt ſchwer zu erfüllen, da diejenigen, die es in der Hand haben, der Welt den Frieden zu geben, ſich noch ron den Gefühlen des Völkerhaſſes und der Rache beherrſchen laſſen und durch die Hungerblockade das deutſche Volk zur Verzweif⸗ lung treiben. Bereits vor 5 Monaten vereinbarten wir unter Annahme der Bedingungen unſerer Gegner die Grundlage für den Friedensſchluß mit ihnen. Wir erfüllten die ſchweren Aufgaben des Waffenſtillſtandes, löſten unſere Heere auf, gaben die feindlichen Kriegsgefangenen heraus, aber noch immer wird uns der Friede vorenthalten. Obgleich wehrlos und wirtſchaftlich am Ende, werden wir durch die Blockade immer noch abgeſperrt, werden unſere Ge⸗ fangenen immer noch in Feindesland zurückgehalten. Das iſt gleichbedeutend mit der Fortſetzung des Kriegs ——.2. —————ůůů 2. Seite. Nr. 177. Mauntheimer General-Anzeiger.(Mittag⸗Ausgabe.) Mittwoch, den 16. April 1919. und mit einer Belaſtung, wie ſie wohl noch kein Volk zu be⸗ ſtehen hatte. Wir taten alles, um bei unſeren Feinden einen Friedensſchluß zu erreichen, um unſer Volk von dieſer uner⸗ kräglichen Qual zu befreien. Die Verantwortung für alle Folgen, die aus der Fortdauer des jetzigen Zuſtandes für uns. für das übrige Europa und letzten Endes für die ganze Welt ſich ergeben müſſen, fällt ſomit auf ſie. Dies mögen ſich unſere Gegner in zwölſter Stunde vor Augen halten. Friede, Arbeit, Brot und das neue Deutſchland zu ſchaffen, iſt aber auch unmöglich, ſolange Teile unſeres eigenen Volkes in einem Kampf verharren, der unſer ſchwer darnie⸗ derliegendes Staats⸗ und Wirtſchaftsleben vollends zu ver⸗ nichten droht. Wohl wurde viel geſündigt am deutſchen Volke in den vier ſchweren Kriegsjahren. Darum iſt es unſere erſte Pflicht, zu verſtehen, zu helfen und zu beſſern. Aber der Drang der Maſſen nach Menſchlichkeit und Menſchenwürdigkeit iſt keine Entlaſtung für eine Hand⸗ voll führender Unruheſtifter, die planmäßig den Ausbau der deutſchen Republik zu ſtören trachten. Das neue Deutſchland— aufgebaut werden im Wege energiſcher und organiſcher Ausgeſtaltung zum ſozialen Volksſtaat. Den wirtſchaftlichen und ſozialen Intereſſenvertretungen ſoll dauernd Einfluß auf die Geſtaltung des Staatslebens einge⸗ räumt werden. Beſonders die letztere Frage iſt Gegenſtand eingehender Prüfung der Regierung. Aber das neue Deutſch⸗ land kann nicht geſchaffen werden durch einen radikalen Sprung ins Dunkle, der ſicher ein Sprung in den Ab⸗ grund wäre. Die bolſchewiſtiſche Diktatur einer Minderheit des Proletariats würde die Induſtrie Deutſchlands ſicher in wenigen Monaten ruinieren. Selbſtperſtändlich muß den berechtigten wirtſchaftlichen Forderungen der Arbeiter, Angeſtellten und Beamten Rech⸗ nung getragen werden. Dafür wird ſich die Regierung immer —5. 755 Aber ſinnloſe politiſche Streiks ſetzt das Schickſal der Arbeiter und ihre Familien aufs Spiel und müſſen zur Verelendung führen. Deshalb uns das Lebensinter⸗ eſſe unſeres Volkes, dieſen Beſtrebungen mit allen Kräften entgegenzutreten und gegen Gewaltakte terroriſtiſcher Ele⸗ mente entſchieden Ein ſchleuniger Frie de nach außen, fußend auf der Grundlage der Verſtändigung und des Bundes aller Völker, iſt für uns ein Lebenswerk. Aber nicht. beruht unſere Rettung vor dem Unter⸗ gang auf der Notwendigkeit von Frieden und Arbeit im Innern. Darum wende ich mich in dieſer ernſten Stunde an unſer deutſches Volk in allen ſeinen Schichten mit der mah⸗ nenden Bitte: Laßt ab von der ung, überwindet euch, tut die Augen vor dem Abgrund auf! Arbeitet! Und Sie, die Abgeordneten unſeres Volkes, bitte ich, wohin ſie auch gehen während der Pauſe, die heute in ihre Beratungen eintreten, wirken Sie überall für Frie⸗ den und Arbeiten. Unſer Vaterland, unſer neues Deutſch⸗ land darf nicht zuſchanden werden.“ Nalionalverſammlung. Sitzungs bericht. 5 E* Weimar. 15. April. Auf der Tagesordnung ſtehen Anfragen. Auf die Beſchwerde des Abg. Schiele(D. Vp.) wegen Ver⸗ haftung von Vorſtandsmitgliedern der deutſch⸗nationalen Volks⸗ partei in Saarbrücken durch die Franzoſen erklärt als Ver⸗ treter der Waffenſtillſtandskommiſſion Dr. Haemmer, daß ein Teil der Verhafteten bereits wieder freigelaſſen ſei. Auf die Frage der Frau Abg. Mende(D. Vp.) nach dem Schickſal der in Bel ⸗ gien widerrechtlich zurückgehaltenen deutſchen Schweſtern hält der Verireter der deutſchen Waffenſtillſtandskommiſſion, Dr. Haemmer, es für annehmbar, daß dieſe jetzt ſämtlich in die Heimat abtransportiert ſind. Abg. Katzenſtein(Soz.) macht Vorſchläge zur Behebung der Wohnungsnot und fordert Höchſtpreiſe für Wohnungen. Regierungskommiſſär Dr. Loewe erklärt Höchſtpreiſe für Wohnungen für undurchführbar. Es folgt die erſte Leſung der Vorlage zur e Jeſtlegung des 1. Mai als Nafionalfeiertag. Nach der Regierungsvorlage ſollte der 1. Mai zum allge⸗ meinen Nationalfeſttag erhoben werden. Hierzu bean⸗ tragen die Abgg. v. Payer(Dem.) und Müller; Breslau(Soz.), den entſcheidenden Paragraph 1 wie folgt zu faſſen: „Es wird ein allgemeiner Feiertag eingeführt, der dem Ge⸗ danken des Weltfriedens, des Völkerbundes und des internatio⸗ nalen Arbeiterſchutzes geweiht iſt und für den der Charakter eines Weltfeiertages erſtrebt wird. Seine endgültige Feſtlegung erfolgt bei Friedensſchluß und bei Verabſchiedung der Verfaſſung. In dieſem Jahre wird er am 1. Mai gefeiert, zugleich als eine Volks⸗ kund 5 5 für den politiſchen und ſozialen Fortſchritt, 1 einen 15 ten Frieden, für ſofortige Befteiung der Kriegsgefangenen, ür Räumung der beſetzten Gebiete und für volle Gleichberech⸗ kigung im Völkerbund. Der 1. Mai 1919 gilt im Sinne reichs⸗ und landesgeſetzlicher Vorſchriften als allgemeiner Feiertag.“ „Nach dem gleichen Antrag ſoll die Ueberſchrift des Geſetzes heißen:„Entwurf eines Geſetzes über einen allgemeinen Feiertag.“ Die Unabhängigen beantragen, auch den 9. November zum allgemeinen Feiertag zu machen. Reichsminiſter Dr. David: Wir fordern einen allgemeinen Feiertag, der den hohen Idealen des internationalen Arbeiterſchutzes und des Weltfriedens geweiht ſein ſoll. Die Nevolution hat der deutſchen Arbeiterſchaft mit einem Schlage die Erfüllung der Forderung des Achtſtundentages gebracht. Aber auch bei den anderen Völkern muß der gleiche Schritt auf der Bahn ſozialpolitiſcher Einrichtungen getan werden. Daher fordern wir die internationgle Feſtlegung des Achtſtunden⸗ tages und der geſamten e auf der Friedenskonferenz. Der 1. Mai, bisher ein Kampffeiertag der proletariſchen Arbeiterſchaft, ſoll nunmehr ein allgemeiner VBolksfeiertag werden. Noch werden erbitterte Kämpfe ge⸗ führt zwiſchen Parteien und Schichten in unſerem Volke. Aber der ernſte Wille, auf der neuen politiſchen Grundlage die Gegenſätze zu überwinden, ſoll am 1, Mai zum Ausdruck gebracht werden. Und noch einem zweiten Ideale gilt der 1. Mal, dem Ideal einer dau⸗ ernden Gemeinſchaft der Völker. Die lebendige Generation, die draußen oder daheim den Krieg exlebt hat, will keinen Krieg mehr. Sie will aber auch, daß ihre Kinder und Kindeskinder vor ähnlichen Kataſtrophen bewahrt bleiben. Bei den ſiegreichen Völkern freilich ſind Machtpolitiker an der Arbet. Gegen deren Pläne appellieren wir an die Arbeiler, auch in den ſiegreichen Ländern. Nur auf der Grundlage eines ge⸗ rechten, auch für das deutſche Volk annehmbaren Frie⸗ dens kann die Gewähr ſeiner Dauer geſchaffen werden. Das ſoll am 1. Mai als der entſchloſſene Wille des geſamten deutſchen Volkes allen Feinden eines dauernden Völkerfriedens zum Bewußt⸗ ſein gebracht werden. Die Regierung nimmt den demokratiſch⸗ oglaldemokratiſchen Antrag an. So möge das eulſche Volk ſich rüſten ſur aulgemeinen Feier des 1. Mal. Möge es ihn geſtalten zu einer machtvollen Volksgemeinſchaft und zum dauernden Frieden im Innern unſerer Volksgemeinſchaft und zum ——— 0 von Volk zu Volk.(Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten. 5 Abg. Ehrhardt(Zentr.): Wiſſen wir denn ob unſere Gegner gewillt find. einen derar⸗ nigen 55 einuführen? Solange dies aber nicht geſchieht, Würde die Annahme des Antrages für Deutſchlond einen Natio⸗ galfelertag bedeuten. Auch wir ſind ſelbſtverſtändlich für niale und politiſche Fortſchritte. für einen gerechten Frieden und ſr baldige Befreiung der Gefangenen. Eine andere Frage aber iſt, od man dazu einen Feiertag einführen muß, und ob die gegen ⸗ Wärtige Jeit überhaupt dazu geeignet iſt. Weiteſte Kreiſe unſeres Volkes ſind angeſichts der Lage der ———————— Anſicht, daß es/ zweckmäßiger wäre, einen Trauer⸗ und Bußtag einzuführen, durch den unſer Volk auf den furchtbaren Ernſt der Lage hingewieſen wird. Wenn nun aber ſchon mal ein Feiertag eingeführt werden ſoll, ſo wäre zu wünſchen, daß es weniaſtens ein Tag wäre, an dem die Einigkeit und Geſchloſſenheit des Volkes zum Ausdruck käme. Das trifft aber gerade für den 1. Mai nicht zu. In voller Würdigung der Geſamtverhältniſſe iſt die große Mehrheit meiner Parteifreunde nicht in der Lage, dem Abänderungsantrag zuzu⸗ ſtimmen. Abg. Dr. Pachnicke(Dem.): Der Antrag, den wir ſtellen, lenkt das Auge des geſamten Volkes auf die gemeinſamen Ideale des Weltfriedens, des Völker⸗ bundes, des Schutzes der Arbeiterſchaft. Mit ihnen nehmen wir dem Tag den Charakter eines Kampffeiertages, den er früher hatte. Auf welchen Tag wir die Feier legen, behalten wir uns vor. Für das laufende Jahr iſt der 1. Mai die richtige Zeit, denn da ſtehen wir dicht vor der Entſcheidung über unſere Zukunft. Da kann das ganze Volk ſelbſi zu erkennen geben, welchen Frieden es will, daß es nicht Bedingungen annimmt, die uns das Rückgrat brechen, ſondern ſolche, die uns die Entwicklunasmöalich⸗ Leit belaſſen. Wie der Tag gefeiert wird, bleibt iedem überlaſſen. Lieber wäre es uns geweſen, es hätte des Abänderungsantrages nicht bedurft. Wir dürfen erworten, daß unſere Regierung in Zu⸗ kunft, ehe ſie in wichtigen Fragen ihre letzten Entſchlüſſe faßt, die Mehrheitsparteien zur Mitarbeit heranzieht. Abg. Koeltz ſch(d..): Ich bitte dringend, davon abzuſehen, den 1. Mai zum nationalen Feiertag zu erheben. Ich möchte Sie(links) dringend davor warnen, unſere Weltanſchauung anzugreifen und zu ver⸗ wunden. Es wirkt auf uns im höchſten Grade befremdend, daß man in dieſer Zeit einen Feiertag einführen will. Ein Streik folat dem andern. Millionen von Arbeitstagen werden vergeudet. Iſt es da wirklich notwendig, in dieſer Zeit dem ganzen Volk nochmals einen Volksfeiertag aufzudrängen und aufzuzwingen? Nicht einen neuen Feiertag brauchen wir, ſondern eher einen Trauertag. Die Abſicht. den 9. November zu einem Feiertag zu machen, be⸗ deutet im Zuſammenhang mit dieſer Varlage eine Herausforderung an die ganze bürgerliche Geſellſchaft. Mit dem Gedanken des In⸗ ternationalismus haben wir bis jetzt nur die allertrübſten Erfah⸗ rungen gemacht. Ich bitte Sie nur, überſpannen Sie den Bogen nicht. Sie ſind jetzt die Sieger. Sie können es nicht bleiben, wenn Sie nicht die Geſchloſſenheit des Volkes erhalben. Wir lehnen den Antrag ab. Abg. Haaſe(A..): Gewaltpolitik treiben nicht die Arbeiter, ſondern die Bour⸗ geoiſte. Die Arbeiter in England, Frankreich und Italien ſind mit uns für Völkerverbrüderung und Völkerverſöhnung und werden mit uns den 1. Mai feiern. Die Arbeiterklaſſe denkt nicht daran, ſich den 1. Mai verſchandeln zu laſſen. Wird unſer Antrag abgelehnt. dann ſteht die Nationalverſammlung der Revolution verſtändnislos und feindſelig gegenüber. Minfſter De. Davld: Der Vorſchlag, den 9. November ebenfalls zum Feiertag zu er⸗ heben, erſcheint verfrüht, während der 1. Mai eine aktuelle Frage iſt. Der Antrag Payer⸗Müller hat den großen Vorzug, daß er den Charakter dieſes Feiertages und die Ideen, denen er geweiht iſt, feſtlegt. Es wäre ein ſeltſames Zuſammentreffen, wenn ſich die äußerſte Linke mit der Rechten vereinigte, um dieſes Geſetz zu frall zu bringen. Die große Maſſe der Arbeiterſchaft würde darüber das rechte Urteil fällen. Wenn der Abgeordnete Köfltzſch die chriſtlich Denkenden in dieſem Hauſe zur Ablehnung des Geſetzes auffordert, ſo iſt mir nicht klar, inwiefern die Lehren und Forderungen des Ehriſtentums ſich im Gegenſatz befinden zu den Ideen. denen dieſer Feiertag des 1. Mai geweiht ſein ſoll. Die Sozialdemokratie iſt niemals gegen chriſtliche Feiertage Sturm gelaufen. ſondern jeder⸗ zeit energiſch eingetreten für Sonn⸗ und Feiertagsruhe. Ich bitte Sie(zur Rechten) dieſelbe Toleranz gegen Andersdenkende zu üben, die Andersdenkende Ihnen beweiſen. Abg. Dr. Mittmann(D. Vp.) lehnt den Geſetzentwurf ab, da er eine Herausforderung des ganzen deutſchen Bürgertums be⸗ deute und beantragt namentliche Abfkimmung. Nach einer weiteren Bemerkung des Abg. Hildebrand (Soz.) wurde der Antrag der Unabhängigen gegen di? Stimmen der Antragſteller abgelehnt und der Antrag Payer⸗ Müller mit 161 gegen 86 Stimmen bei 10 Stimmenthaltungen angenommen. Der Geſetzenrwurf wird ſodann in der ge⸗ nannten Abſtimmung angenommen. Das Ermächtigungs⸗ geſetz wird in 2. und 3. Leſung in der Ausſchußfaſſung ange⸗ nommen. 8 Nach einer Auseinanderſetzung zwiſchen dem Abg. Haaſe und dem Reichsminiſter Erzberger über die Note vom 12. Dezember zieht Reichsminiſter Erzberger ſeine Behauptung, die Unabhängigen hätten den Wortlaut der Note gekannt, zurück. Bei der zweiten Beratung des Kaligeſetzes wird die Re⸗ gierungsvorlage nach längerer Ausſprache in der Ausſchußfaſſung in 2. und 3 Leſung angenommen, die beſond daß bis 1. April 1920 eine Regekung durch ein beſonderes Geſetz erfolgen uß. ierauf verlieſt unter lebhaftem Beifall bei allen Parteien Nelc miiſter wan die Oſterbotſchaft des Reichspräſidenten. Das Haus geht in die Oſterferien. Präſident Fehrenbach erhält die Ermächtigung, Tag und Tagesordnung der nächſten Sit⸗ zung feſtzuſetzen. Schluß 3 Uhr. Zadiſche Landesverſammlung. (22. öffentliche Sitzung.) )(Karlsruhe, 15. April. Präſident Kopf eröffnete um 4 Uhr 15 die Sitzung. Für den Verfaſſungsausſchuß berichtete Abg. Bernauer (Ztr.) über den Entwurf eines Geſetzes betr. die Aenderung des Geſetzes vom 5. Juli 1917 über den Handel mit Grundſtücken in der Ariegs- und Uebergangszeit. (Sperrgeſetz)) Wie der Berichkerſtatter ausführte, hat das Geſetz ſich als notwendig erwieſen, um übermäßige Preis⸗ ſteigerungen mit Grundſtücken zu verhindern. Die hierzu erforderlichen ſollen in das Geſetz vom 5. Juli 1917 verwoben werden, durch das man die Güterſchlächterei bekämpfen wollte. Durch das neue Geſetz ſoll die Ge⸗ nehmigungspflicht durch das Bezirksamt eingeführt werden, wenn Grundſtücke verkauft oder vertauſcht oder durch Zwangsvollſtreckung ihren Eigentümer wechſeln. Das Grund⸗ buchamt ſoll erſt dann in das Grundbuch eintragen dürfen, wenn die Genehmigung des Bezirksamtes vorliegt. Eine Genehmigung ſoll nur erfolgen, wenn gemeinwirtſchaftliche Intereſſen nicht entgegenſtehen. Bei genehmigungspflichtigen Veräußerungen ſoll dem Staate ein geſetzliches Vorkaufsrecht zuſtehen. Das Geſetz ſoll nicht gelten für Veräußerungen unter Ehegatten und für Veräußerungen, die mit Rückſicht auf ein künftiges Erbrecht folgen. Das Geſetz ſoll für das ganze Land bis zum 31. Dezember 1920 gelten. Der Be⸗ richterſtatter beantragte die Zuſtimmung zu dem Geſetzent⸗ wurfe und die Annahme einer Entſchließung, in der die Re⸗ ierung erſucht wird, den Verwaltungsbehörden bei Behand⸗ ung der Genehmigungsgeſuche aufzugeben, daß als Ver⸗ letzung gemeinſchaftlicher Intereſſen vor allem behandelt wer⸗ den⸗ muͤſſen: Reine Spekulationskäufe, insbeſondere Ankäufe von Gelände durch Nichtlandwirte, Auf⸗ teilung von Stammeigentum, unverhältnißmäßige Ueber⸗ ſchreitungen der Schätzungswerte aus der Zeit vor dem 1. Auguſt 1914. Abg. Weißhaupt Gde⸗ verlangte den Ausbau der Tandbank und erklärte, daß der größte Teil ſeiner Freunde für das Geſeß ſtimmen werde. Abg. Marum(Soz.) bemerkte, daß ſeine Partei eben⸗ jalle dem Geſetzentwurſe und der Eniſchließung zuſtimmen Nanre⸗ 7 werde. Die geſetzliche Aktion ſei veranlaßt worden durch Ver⸗ käufe der fürſtlich Fürſtenbergiſchen Standesherrſchaft, bei denen immenſe Preiſe genommen worden ſeien. Warhſchein⸗ lich habe der Fürſt von Fürſtenberg ſich dabei geſagt, daß das immobile Vermögen leichter der Sozialiſierung verfalle, als das mobile. Auch in den Städten habe ein bedeutender Wechſel der Hauseigentümer ſtattgefunden; Häuſer würden verkauft wie Schieberware. Dagegen müſſe man geſetzlich vorgehen. Das Geſetz ſei ein Anfang, dem das dicke Ende 85 müſſe mit der Enteignung des Großgrund⸗ eſitzes. Abg. Dr. Gothein(Dem.): Beim ländlichen Grund⸗ ſtücksverkehr ſind deshalb Gefahren der Preisſteigerung vor⸗ handen, weil eine große Geldflüſſigkeit vorhanden iſt. Der Bauer weiß, daß er beſſer ſeinen Grund und Boden zurück⸗ hält. Anders iſt es beim Großgrundbeſitz, der lieber vor Toresſchluß verkaufen will, und zwar zu guten Preiſen. Des⸗ halb iſt ein Sperrgeſetz vollauf angebracht. Die Preisſteige⸗ rung der ſtädtiſchen Häuſer iſt ebenfalls zu bekämpfen. Die Anſicht, daß die Preiſe der Güter die Preiſe der Lebensmittel in die Höhe treiben, iſt nicht richtig. Wir ſtehen jetzt in einer Preisverwirrung, weil wir keinen geregelten Markt haben. Auf dieſem Gebiet iſt eine geſunde Bodenpolitik notwendig. Die Preisverwirrung wurde außerdem geſteigert durch unſere ſchlechte Valuta. Das Verkaufsrecht der Allgemeinheit, das jetzt wieder eingeführt wird, iſt ein altes deutſches Recht. Wir freuen uns, daß dabei die Gemeinden und die gemein⸗ nützigen Baugenoſſenſchaften berückſichtigt werden ſollen. Um.30 Uhr wurde die Sitzung abgebrochen. Fort⸗ ſetzung: Mittwoch, vormittags.30 Uhr. Die Volksabſtimmung über die Verfaſſung. Wie der Präſident Kopf in der geſtrigen Sitzung der Nationalverſammlung mitteilte, wurden bei der Volksab⸗ ſtimmung am Sonntag abgegeben zur Frage der Giltig⸗ keit der Verfaſſung 369 433 Stimmen mit Ja, 21 244 Stimmen mit Nein, 4361 Stimmen waren ungiltig. Zur Frage über die Geltung der Nationalverſammlung als Landtag wurden 367 331 Stimmen mit Ja und 21 273 Stimmen mit Nein abgegeben. Ungiltig waren hier 4 489 Stimmen. Letzte Meldungen. Die Durchreiſe der polniſchen Truppen. Berlin, 15. April.(WB.) Die Waffenſtillſtandskommiſſion teilt mit: Es iſt vertraglich feſtgeſetzt, daß die polniſchen Truppen während ihres Aufenthaltes auf deutſchem Gebiete in keiner Weiſe irgend⸗ welche Demonſtrationen veranſtalten dürfen. In dem Sonder⸗ abkommen heißſt es wörtlich: Alle Maßnahmen werden durch die alliierten Oberkommandos getroffen werden, um Zbwiſchenfälle wiſchen Truppen und Bevölkerung zu vermeiden. Die polniſchen ruppen dürfen nicht die für die Verpflegung während ihres Auf⸗ enthaltes in den Bahnhöfen beſtimmten Näume verlaſſen, durch welche ſie, mittels beſonderer Abſperrung von dem übrigen Reiſe⸗ verkehr getrennt ſind. Auch das Abſingen polniſcher Lieder iſt ihnen verboten. Die Station an der Demarkationslinie, wo die Ueber⸗ nahme der polniſchen Truppen ſeitens der polniſchen Heeresver⸗ waltung erfolgt, iſt Liſſa. Es iſt ausdrücklich mit der franzö⸗ ſiſchen Heeresverwaltung, von deren Gebiet aus die Abfahrt der pol⸗ niſchen Truppen durch Deutſchland erfolgt, verabredet, daß die Züge nicht länger als eine Stunde in Liſſa halten dürfen. Es ſind fran⸗ zöſiſche Offiziere nach Warſchau unterwegs, die perſönlich von dort aus die Uebernahme in die Wege leiten. Dieſe franzöſiſchen Offiziere werden gleichzeitig dafür ſorgen, daß Lokomotiven von der pol⸗ niſchen Heeresverwaltung rechtzeitig in Liſſa zur Stelle ſind. Es iſt ferner dafür geſorgt, daß Zerſtörungen am Bahnkörper auf der anderen Seite der Demarkationslinie beſeitigt werden, ſodaß die Transporte glatt auf die polniſche Seite hinüberfahren können. Die Franzoſen haben verſprochen, daß die nach Warſchau und an unſere Halteſtationen geſandten franzöſiſchen Offiziere ausgeſuchte Perſönlichkeiten ſein werden. Da es dringend nötig iſt, daß Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten bleiben, hat General von Hammer⸗ ſtein beantragt, daß ein älterer deutſcher Offizier, womöglich ein General, nach Liſſa geſandt wird, damit dort ein ruhiger und er⸗ fahrener Mann zur Stelle iſt, der auf die deutſche Bevülkerung auf⸗ klärend und beruhigend einwirken kann. Gleichzeitig wird er auch in der Lage ſein, wenn es nötig ſein ſollte, die den Polen und Fran⸗ zoſen gegenüber getroffenen Vereinbarungen durchzuſetzen. Von der deutſchen Regierung aus ſind bereits die lokalen Be⸗ hörden verſtändigt, daß auch ihrerſe'ts olles zu geſchehen habe, damit die Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten würde Bevölkerung kann olſo in jeder Weiſe beruhigt ſein, und wird auch ihrerkeits gewiß alles unterlaſſen, was die glalte Durchführung der polniſchen Transporte irgendwie ſtören könnte. Berlin, 15. April.(W..) Wie die Pariſer Blätter mitkeilen, haben die militäriſchen Delegierten der Friedenskonferenz von offiziöſer deutſcher Seite die Müſteilung erhalten, daß zur Be⸗ örderung der polniſchen Truppen durch Deutſch⸗ land an Stelle der vereinbarten 10 Züge täglich nur 5 zur Ver⸗ fügung geſtellt werden könnten. Die Poriſer Preſſe erklärt die Weigerung, 10 Züge täglich zu liefern, für einen offiziellen Bruch des Spaer Abkommens und weiſt darauf bin, daß Foch bereits ſeine urſprüngliche Forderunga von 20 Zügen auf 10 Züge herabgeſetzt hat. Von deutſcher Seite wird gemeldet: Für die Woche nach Oſtern wird der ganze Verkehr auf der Strecke Koblenz⸗Poſen un⸗ terbrochen werden. Die Pariſer Preſſe erwartet, daß Foch die deutſchen Vorſchläge ablehnen wird. Jedenfolls müſſen ſich die pol⸗ niſchen Truppen für afle Eventualitäten bereſt halten und in den Waggons Gewehre und Maſchinengewehre mit ſich führen.(2) Abnahme der Skreikziffer im Ruhrgebiet. Eſfen, 15. April.(W..) Die Streikziff er geht immer weiter zurück. Die Zahl der Ausſtändigen betrug am 10. April 167 005. Seitdem bat die Zahl täglich abaenommen. Sie betrug bei der heutigen Frühſchicht 127.629 gegen 138.256 geſtern. Eſſen, 15. April.(W..) Vierhundert, heute mittag in Kektwig zu einer Konſerenz über den Streik zuſammengetretene Ruhr⸗ bergleute wurden von Regierungstruppen umſtellt und feſtge⸗ nommen. Die Eiſenbahnen vor der Bekriebseinſtellung. Eſſen, 15. April.(WB.) Entſprechend der Zunahme des Streiks iſt auch in der Vorwoche die Förderung der Zechen im Ruhrrevier noch weiter zurückgegangen. Die Förderung, die bis zum Schluß der vorhergehenden Woche auf täglich 36 000 Tonnen geſunken war, betrug am 10. April nur noch 12 000. In normalen Kriegsmonaten be⸗ zifferte ſie ſich auf 330 000 Tonnen täglich. Abgeſehen von Privat⸗ und Kommunalbetrieben ſteht nunmehr auch die Eiſenbahn unmittelbar vor der Betriebseinſtel⸗ lung. Denn die Brennſtoffvorräte in den meiſten Bezirken reichen nur noch für——2 Tage aus. Ausſfandbewegung in Köln. Köln, 15. April.(WB.) Die ſchon ſeit einiger Zeit in Gang befindliche Ausſtandsbewegung der Angeſtellten hie⸗ ſiger nduſtriefirmen erſtreckt ſich nunmehr auch auf die Großbanken von Köln und umfaßt ſchätzungsweiſe naehzu 5000 Perſonen. Die bisherigen Einigungsbemühungen waren erfolglos. Der Regierungspräſident hat ſich der An⸗ gelegenheit angenommen;: eine Entſcheidung iſt im Laufe des morgigen Tages zu erwarten. 1* Leipzig, 15. April.(WB.) Mit Rückſicht auf den Belage⸗ rungszuſtand wurde der Streik der Leipziger Bankbeamten abgebrochen. Vei ſämtlichen Banken wurde heute vor⸗ mittag der Betrieb voll wieder aufgenommen. 1 — 2 Wolke über ſeine Augen Mittwoch, den 16. April 1919. Maunheimer General-Anzeiger. ¶Mittag ⸗Ausgabe.) 3. Seie. Nr. 177. Aus Stadt und Land. Aus der Stadtratsſitzung vom 14. April 1919. Die Vorlagen für die Bürgerausſchußſitzung vom 30. April 1919 werden genehmigt. Von der Beſetzung der Vorſtandsſtelle beim Tiefbau⸗ amt iſt zunächſt abgeſehen und einſtweilen als Dienſtver⸗ weſer des Amtes Stadtbaudirektor Moritz Eiſenlohr beſtellt worden, der bereits vom 1. September 1894 bis 1. September 1909 im Dienſt des hieſigen Tiefbauamts und zwar von 1898 ab als deſſen Vorſtand tätig war. Am 1. September 1909 war er einem Rufe der Stadt Straßburg i. E. an die Spitze des dortigen ſtädtiſchen Bauweſens gefolgt, ein Amt, das er vor einiger Zeit infolge Aus⸗ weiſung aus dem Elſaß aufgeben mußte. Dem Armen⸗ und Fürſorgeamt wurde zum Andenken an einen teueren Verſtorbenen von den Erben ein Betrag von 500 M übergeben zur Verteilung an Arme, wovon dankend Kenntnis ge⸗ nommen wird. Vorbehaltlich der Zuſtimmung des Bürgerausſchuſſes wird das Unterrichtsminiſterium erſucht, in den Staatsvoranſchlag für das Jahr 1920 10 weitere Handarbeits⸗ und Haushaltungs⸗ auptlehrerinnenſtellen an der hieſigen Volksſchule auf⸗ zunehmen. Der Beſetzung von 2 Gewerbelehrerſtellen an der hie⸗ ligen Gewerbeſchule in der vom Landesgewerbeamt Karlsruhe vorge⸗ ſchlagenen Weiſe wird zugeſtimmt. Für die Errichtung einer Schlackenſteinfabrik im Gaswerk Luzenberg wird der Betrag von 200 000., für die Erweiterung des Kabelnetzes des ſtädtiſchen Elektrizitätswerks der Betrag von 1400 000 M. aus An⸗ lehensmitteln bewilligt. Die Zuſtimmung des Bürgerausſchuſſes zu beiden Beſchlüſſen wird einge Die vorliegenden neuen Pläne für eine in der Neckarſtadt gegen⸗ über der Uhlandſchule zu errichtende proteſtantiſche Kirche finden im allgemeinen Zuſtimmung. Die Bauplätze ſüdlich des Brunnenpfades im Stadtteil Feu⸗ denheim werden einem Architekten zur einheitlichen Ueberbauung und Vermittlung des Verkaufs an Liebhaber anhandgegeben. Der Entwurf der Bauvorſchriften für das Baugebiet der Eckgewann im Stadtteil Feudenbeim wird genehmigt. In Anwendung eines ſ. Zt. feſtgelegten Optionsrechts im Gebiete der Induſtriehafenerweiterung eine Fläche von 110 000 am für induſtrielle Zwecke verkauft. Die Zuſtimmung des Bürgerausſchuſſes hiezu wird eingeholt werden. Bei der Reſchsvermöoensverwaltung wird der Antrag geſtellt, der Stadtgeweinde an der Nordſeite des ehemaligen Kriegsgefange⸗ nenlagers 15 außerhalb der allgemeinen Umzäunung ſtehende Lazarettbauten ſamt Zubehärden zum Zpecke der Einrich⸗ tung weiterer Notwobnungen zu überlaſſen.— Auf dem ſtäntiſchen Gelände am Ochſenpferch zwiſchen Ludwig Jolly⸗, Itz⸗ ſtein⸗, Jagemann⸗ und Sigmund Mohr⸗Straße ſollen nach dem Pro⸗ jekt des Hochbauamts Behelfsbauten für 27 Notwohnungen erſtellt werden. Das Rote Kreuz wird erſucht, einen Teil des ehemaligen Kriegs⸗ gefangenenlagers zu Unterkunftsſtätten für Flücht⸗ linge herzurichten. Die Mannſchaftsgebäude 3 und 4 der Grenadierkaſerne ſind von der Heeresverwaltung der Stadtgemeinde auf ihren An⸗ trag zur Einrichtung von Notwohnungen überlaſſen worden. Es wird vorbebaltlich nachträglicher Genehmichma der Pläne und des Koſtenvoranſchlags beſchloſſen, in dieſen beiden Gebäuden etwa 50 Notwohnungen einzurichten. Gleichzeitig wird beim General⸗ kommando des XIV. Arweekorps der Antrag geſtellt, noch weitere Gebäude der Grenadierkaſerne der Stadtgemeinde für die Einrich⸗ tung von Notwohnungen zur Verfügunag zu ſtellen. Beim Bezirksamt wird beantragt, die vorgeſehenen Bau⸗ und Straßenfluchten für das Erweiterungsgebiet der Gartenſtadt im Käfertaler Wald nördlich des Langen Schlages feſtzuſetzen. In 28 Fällen, in denen Hauseigenümer oder Mieter die für Notwohnungen erforderlichen Räume nicht zur Verfüagung ſtellen wollten, wird gegen die Verſügunasverechtigten guf Grund der Ver⸗ ordnung des Bundesrats vom 23. September 1918 bezw. des Mini⸗ ſteriums für Ueberganaswirtſchaft und Wohnunasweſen vom 30. Dezember 1918 über Maßnahmen gegen den Wohnungsmangel vor⸗ gegangen. Für 2 leerſtehende Wohnungen werden den betreffenden guseigentümern Mieter bezeichnet mit der Androhung. daß das ieteinigungsamt den Mietvertrag gemäß 8 4 der Verordnung des undsrates vom 23. September 1918 feſtſetzen wird, wenn inner⸗ halb einer beſtimmten Friſt zwiſchen Hauseigentümer und Mieter darüber keine Vereinbarung erfolgt. Die Erdgeſchoßräume im linken Seitenbau des Hauſes N 2, 3 werden an Meſſerſchmied F. Rückels vermietet. Die am 24. März 1919 durch die Freiwillige Feuer⸗ wehr vorgenommenen Wahlen der Hauptleute und Vertrauens⸗ männer der., 2. 3. und 4. Kompagnie werden vom Stadtrat be⸗ tigt. Ueberläſſen wird: a) dem Ev. Jugendverein der S! pfarrei der Friedenskirche an einem Wochenabend die Turnhalle der Peſtalozziſchule; b) dem Kath. Jugendverein Mannheim Ober⸗ Wet die Turnhalle der Kurfürſt⸗Friedrichſchule jeweils Mittwochs ends. Vergeben wird: a) für den Krankenhausneuban⸗ 1. die Lieferung von eiſernen Türzargen an die Firma Mannſtädt wird u. Co., 2. die Herſtellung einer Einfriedigung aus Beton beim Keſſelhaus an die Firma Heinrich Eiſen, 3. die Herſtellung von waſſerdichten Zementplatten mit einem Glattſtrich für den Weiher im Park an die Firma Eberts u. Gauch, 4 das Liefern und An⸗ ſetzen von Stabil⸗Eckſchutzleiſten an Gipſermeiſter Karl Allmen⸗ dinger in Karlsruhe; b) für den Neubau eines Sänglings⸗ krankenhauſes die Hexſtellung der Eiſenbetonpfahlgründung an die Firma Grün u. Bilfinger Der Ausſtand der Bankangeſtellten, der, wie mitgeteilt, ein Sympathieſtreik zugunſten der Verliner Kol⸗ legen iſt, geht weiter. Sämtliche hieſigen Großbanken ſind auch heute geſchloſſen. Die geſtern Nachmittag im Liedertafelſaal ſtatt⸗ gefundene Verſammlung, von welcher wir in der Stadtauflage der letzten Nummer in Kürze berichteten, wurde geleitet von dem Vorſitzenden des Allgemeinen Verbandes der VBankbeamten, Herrn Schmith. Referent war der Vorſitzende des Deutſchen Bank⸗ beamten⸗Vereins, Herr Rottek. Er entwickelte ſeinen Zuhörern zunächſt noch einmal die Berliner Vorgänge, die in der Preſſe nicht immer zutreffend berichtet worden ſeien. Der Urſprung der Dif⸗ ferenzen ſei im Verhalten der Direktion der Darmſtädter Bank in Werlin den Forderungen ihrer Angeſtellten gegenüber zu ſuchen. Sie verlangen das Mitbeſtimmungsrecht in allen Fragen der Angeſtellten. Dieſe Forderung ſei aber ſeitens der Vereinigung Berliner Banken abgelehnt worden. Sie beharrten auf ihrem Stand⸗ punkt, obwohl ſich die Regierung hinter die Forderungen der Bank⸗ angeſtellten geſtellt habe und motivierten ihr Verhalten damit, daß die Regelung der Forderung ſeitens der Regierung ja ohnedies be⸗ vorſtünde und daß die Angeſtellten infolgedeſſen der geſetzlichen Re⸗ gelung vorgreifen würden. Die Angeſtelltenſchaft könne aber nicht zuwarten, bis nach Wochen vielleicht die Frage bei der Regierung einmal zur Beratung ſtünde, ſondern ſie verlangte eine vorläufize Regelung. Die Bankleitungen, die den Geiſt der Zeit richtig erfaßt hätten, brauchten eine Herabwürdigung ihrer Bedeutung nicht zu befürchten, aber die Zeit des Herrenſtandpunktes ſei vorüber. Die Ablehnung der Forderung habe in Berlin zur Einſtellung der Arbeit bei der Darmſtädter Bank und dann auch zum Sympathieſtreik der andern Banken geführt. Es handle ſich aber nicht lediglich um eine lokale Aktion, ſondern um eine prinzipielle Frage. Wenn dieſe Forderung in Berlin nicht durchainge, wäre ſie auch für Mann⸗ heim erledigt. Die Angeſtellten der Darmſtädter und die der Dres⸗ dener Bank hier hätten ihre Zuſtimmung zum Sympathieſtreik er⸗ klärt und der Erwartung Ausdruck gegeben, daß die Demonſtration von den andern Bankangeſtellten Mannheims unterſtützt werde. Man ließ ſich dabei von dem Gedanken leiten, daß die Kundſchaft zum großen Teil bei verſchiedenen Banken Konten unterhält und daß dadurch eine Ueberleitung der Bankgeſchäfte auf eine andere Bank leicht möglich wäre und weil man weiter vermeiden wolle, daß durch eine Beteiligung nur der beiden genannten Vankinſtitute dieſe allein den Schaden durch Abwanderung der Kundſchaft zu tragen hätten; denn die Bankangeſtellten hätten Intereſſe daran, daß ihrem Geſchäft die Kundſchaft erhalten bliebe. Die in der tagszuvor ſtatt⸗ gefundenen Sitzung des Zentralausſchuſſes der Pankangeſtellten⸗ Ausſchüſſe beſchloſſene Abſtimmung über die Streikfrage hatte folgendes Ergebnis: 756 Stimmen erklärten ſich für und 118 Stimmen gegen den Streik bei einigen Dutzend Stimmenthaltungen und Zerſplitterungen. Die Privathanken enthalten ſich vorläufig des Ausſtands, ihre Vertreter erklärten aber, daß ſie, ſobald man ihnen Streikbrecherarbeit zumute, in den Streik eintreten würden. In der anſchließenden lebhaften Ausſprache wurde die Notwen⸗ digkeit der Solidarität wiederholt betont. Mit Rufen der Entrüſtung wurde die Mitteilung von einem in verſchiedenen Banken herum⸗ gegangenen Zirkular aufgenommen, das folgenden Wortlaut hat: „Im Falle einer Arbeitsniederlegung oder paſſiven Reſſiſtenz wird den beteiligten Angeſtellten für die nichtgeleiſtete Arbeitszeit das ver⸗ einbarte Gehalt und die ſonſtigen regelmäßigen Bezüge entſprechend gekürzt. Arbeitsniederlegung und paſſive Reſiſtenj werden gemäß den geſctzlichen Beſtimmungen des 8 72, Abſ. 2,.⸗G.⸗B. als be⸗ harrliche Weigerung aufgefaßt und bilden infolgedeſſen einen Grund zur ſofortigen Entlaſſung. Von dieſen uns geſetzlich zuſtehenden Rechten werden wir gegebenenfalls Gebrauch machen.“ Nachſtehende Entſchließung wurde einſtimmig an⸗ genommen: „Die von über 1200 Bankangeſtellten der Mannheimer Bant⸗ betriebe beſuchte Vorſammlung im Saale der„Liedertafel“ erklärt zu den Forderungen der Kollegen der Vereinigten Großbanken ihre volle Sympathie. Sie macht dieſe Forderungen zu den ihcen. Insbeſondere ſpricht die Verſammlung die Erwartung aus, daß der Arbeitgeberverband für das Bankgewerbe bei dem Verband Berliner Bankleitungen darauf hinwirkt, daß den Angeſtellten die Rechte der Mitbeſtimmung unverzüglich eingeräumt werden. Sie erwarten ferner, daß die hieſigen Bankleitungen in keiner Weiſe durch autokratiſche Maßnahmen die Geſinnungs⸗ freiheit der Bankbeamten beſchränken und damit die Errungen⸗ ſchaften der Revolution gefährden. Die verſammelten Bank⸗ beamten erklären mit Nachdruck, daß ſie unter keinen Umſtänden von den Forderungen der Berliner Kollegen abgehen und daß ſie mit aller Macht willens ſind, ihre maßvollen Forderungen mate⸗ rieller und ideeller Art zu erlangen. Weiter wurde gegen 3 Stimmen folgende Entſchließung angenommen: „Die Führer der beiden örtlichen Berufsorganiſationen des Allgemeinen Verbandes der Bankbeamten und des Deutſchen Bankbeamten⸗Vereins werden beauftragt, mit dem hieſigen Ar⸗ beitgeberverband für das Bankgewerbe in Verhandlungen einzutreten, um eine Einigung über die Forderung des Mit⸗ beſtimmungsrechts und dadurch eine Möglichkeit zur Beilegung der beſtehenden Differenzen herbeizuführen.“ Die Verſammlung dauerte von 3 Uhr bis nach 6 Uhr. Die Streikleitung liegt in Händen des Neunerausſchuſſes der Bank⸗ angeſtellten. Sie tagt ſtändig im Nebenzimmer der„Arche Noah“. Vor den einzelnen Bankgebäuden ſind Streikpoſten aufgeſtellt. Der Frühling in Mannheims Park⸗ und Garken⸗ anlagen. In unſeren Park⸗ und Gartenanlagen verändern ſich die Natur⸗ bilder mit jeder neuen Woche. Geht man jetzt durch die trefflich ge⸗ deihenden Baumreihen der Otto⸗Beck⸗Straße, ſo findet man die aus Amerika ſtammende gemeine Platane, die auch Kleiderbaum genannt wird(periodiſches Abwerfen der äußeren Rinde) noch kahl. teilweiſe noch geſchmückt mit den an langen, zähen Schnüren hängen⸗ den vorigjährigen Fruchtkugeln. Links und rechts ſproßt und grünt und blüht es aber üppig. Faſt jeder Strauch prangt bereits mit jungem Grün. Aus dem neuen Luiſenpark leuchlet ein blühen⸗ der Spitzahorn prächtig herauf. Die aufrechtſtehenden, zitronengelben Doldentrauben des Ahorn verbreiten beim Sonnenſchein einen ftar⸗ ken, ſehr angenehmen Honigduft. Am Paul⸗Martin⸗Ufer, das wir nach dem Durchſchreiten der Oito⸗Beck⸗Straße erreichen, erfreut uns die kilometerlange Roß⸗ kaſtanienreihe. Die Blätter ſehen jetzt aus wie allerliebſte, in zarten Wollhandſchuhen ſich ſtreckende Kinderhändchen. Im Luiſenpark ſind die langen, ſchnurdünnen Zweige der aus Aſien ſtammenden Trauerweiden(Salix babylonica) über und über mit Blütenkatzchen behaagen; ebenſo die Schwarz⸗ und teilweiſe die Alleepapneln. Wer⸗ durch die noch blätterloſe Krone einer Schwarzpappel zum Firmament emporſchaut, findet, daß jenes achtjährige Mädchen das Rechte traf. als es die Millionen an den Zweigen ſchwebenden Blütenkätzczen „grüne Regentropfen“ nannte. Kinder finden ſolch liebliche Ver⸗ gleiche, weil ſie geborene Poeten ſind. Die ſchwarzen Knoſpen der Eſche gaben ihr vor kurzem noch ein ſonderbares, winterliches Aus⸗ ſehen. Jetzt, nach dem Sprengen der ſchwarzen Hüllen, bilden die büſchelförmigen Blütenriſpen dem Baum, dem die ſchönen Feder⸗ blätter noch fehlen, doch ſchon einen ſehenswerten Schmuck. G. * fleberkragen wurde den nachfolgenden Forſtamtsvorſtänden: dem Oberförſter Johann Gund in Kork das Forſtamt Gengen⸗ bach, dem Forſtmeiſter Artur Korn in Lahr das Forſtamt Durkach⸗ den Oberförſtern Oskar Kurz in Walldürn das Forſtamt Lahr, Friedrich Sambinus in Langenſteinbach das Forſtamt Ichen⸗ heim und Joſeph Kettner in Gernsbach das Forſtamt Ettlingen: den nachbezeichneten zweiten Beamten der Forſtverwaltung unter Ernennung zu Forſtamtsvorſtänden: den Oberförſtern Hans Lang das Forſtamt Stein, Guſtab Hambrecht das Forſtamt Adelsheim, und Freiherrn Georg v. Rinck das Forſtamt Walldürn, den Forſt⸗ amtmännern Friedrich Malſch das Forſtamt Langenſteinbach, De. Auguſt Gerber das Forſtamt Kork, Eduord Ihrig das Forſt⸗ amt Peterstal und Hermann Walli das Forſtamt St. Märgen⸗ den zuletzt genannten vier Beamten unter Verleihung des Tilels Oberförſter. Kollekte. Das Erzbiſchöfl. Ordinariat hat angeordnet, daß am Karfreitag in den kath. Kirchen eine Kollekte für die kirch⸗ lichen Bedürfniſſe des hl. Landes und zur Unterſtützung der kirch⸗ lichen Kriegshilfe für die deutſchen Kriegsgefangenen abgehalten wird. Berufung in die Friedenskommiſſion. Die Reichsleitung hat den Geh. Kommerzienrat A. Faſig, Inhaber der Firma Hch. Faſig Sohn in Ludwigshafen, zum ſtändigen Mitglied der Unter⸗ kommiſſion und des Fachausſchuſſes für das Baugewerbe der Friedenskommiſſion gewählt. Eiſenbahnunſälle. Beim Auslaufen eines Güterzuges im Bahnhof Schwetzingen ſprang Montag mittag ein Wagen aus dem Geleiſe und kippte um. Dadurch entſtand eine Stockung im Bahn⸗ verkehr. Ein Verſchulden des Perſonals liegt nicht vor, das Vor⸗ kommnis iſt vielmehr auf das ſchlechte Wagenmaterial zurück⸗ zuführen. Dienstag früh gegen 29 Uhr ſprangen kurz vor der Station Hockenheim zwei Wagen eines Güterzuges aus dem Ge⸗ leiſe und ſielen um. Das Hauntgeleiſe Mannheim— Karls⸗ ruhe war dadurch geſperrt. Der Verkehr wurde durch Umſteigen aufrecht erhalten. Deutſch⸗freiheillicher Jugendbund für ſtaaksbürgerliche Bildung Mannheim. Wir verweiſen hiermit nochmals auf den heute Mittwoch, abends 77 Uhr, im Saal der Harmonie, D 2, 6, ſtattfindenden Vortrag von Profeſſor Schönborn⸗Heidelberg über das Weſen des engliſſchen Parlamentarismus. Spieiplan des National-Theaters Neues Thenter un 3 Vorstellung 8 Vorstellung 2 16. M. 41 BI Orpheus und Eurydike 7 Kabale und Liebe 7 1 D. 18.F. keine Vorstellungen 19. S. 20..42 A Faust J. Teil 4 Tiefland 7 21. M. 8.] Die Meistersinger von Der'wissenswurm 7 Nürnberg Die Oſterfahrt der Prinzeſſin Claudia. Von Alfred Maderno. Es gebot ein Fürſt in Dalmatien. Auf Leſina ſtand ſein Palaſt, und das Volk pries ſeine Wefs⸗ heit und Gerechtigkeit. Doch wußte es nicht, oh der Fürſt aug ſcherzen und lachen konate und fröhlich ſein, wie die ärmſten Fiſchse ſeiner Inſel. Unverſcheuchbare Scha ten warf eine düſtere Sorgen⸗ Sie verdunkelte ſich zum Gewolk, wenn 5 Fürſt zu Pferd ſtieg, um eine halbe Stunde lanaſam landein reiten. Weithin erſtreckte ſich dort ein herrlicher Pinienwald, deſſen kreite Schirmkronen ſo märchenbafte Schatlen warfen. daß es aus⸗ „als ſei der Waldboden über und über mit vollblühenden ilchen bedeckt. Inmitten dieſer Pracht hatte der Fürſt ein kleines Schloß er⸗ bauen laſſen— wie ein Feenſitz binkte der ſtrablende Marmorbau iſchen den Baumſtämmen— und zur Herrin ſeine einzige ochter Claudia berufen, die außer den Geſpielinnen noch kein enſch auf der Inſel zu Geſicht bokommen hatte. Gleichwohl war Leſina des Ruhmes von ihrer engelgleichen Schönheit voll, und die Leute litten mit dem Fürſten unter dem kten Gebot, das die Jungfrau tief drinnen in der Abgeſchieden⸗ eit des Waldes eine freudenarme Jugend verleben ließ. Doch hatte an der Wiege des Kindes ein Sternkundiger den be⸗ ſtürzten Eltern eröffnet, daß dem Mäschen von dem Bilde des Ge⸗ keuzigten ungbwendbare Lebensgefahr drohe. Der Fürſtin, einer frommen Frau, fraß dieſe Weisſaaung, die ſie ihrem Beichtvater nicht zu verraten wagte, ſo heftig am Herzen, ſie in ein ſchweres Siechtum verſiel und Claudia alsbald in den 8 Händen des Vaters allein zurückließ. Der Fürft wußte, um ſein Kind vor der bezeichneten Gefahr zu bewahren, kein anderes Mittel, als es mit einem Kreis heite⸗ ter Geſpielinnen von aller Welt abzuſchließen und ohne die Leh⸗ zen der Kirche aufwachſen zu laſſen, ſo drückend der Gedanke an e ſchwere Sündenſchuld, die er damit auf ſich lud, auch auf ſeinem ewiſſen wuchtete. Nun war der zwanzigſte Geburtstag Claudias herangekom⸗ en, und das Mädchen, das Jahr um Jahr ohne Nurren ſeine Einſamkeit ertragen und der Urſache nie nachgefragt hatte, faßte Entſchluß zu einer Vitte. Als Claudia aus den Hä'den des Vaters koſtbere Halskstten d Spangen empfangen hatte, leate ſie das Geſchmeide dem F ſen onmutig zu Füßen und erklärre mit erereifender Innigkeit, * Schmuck erſt an dem Tage anlegen zu wollen, an dem ihr de ter geſtatte, auf blumengeſchmücktem Schiffe die benachbarter W eln 7 beſuchen, die ſie vom Turm ihres Schlößchens über di pfel hinweg den lichtblauen Fluten der Adria entſteigen ſah. Bitterer Gram grub ſeine Krallen in das Herz des Fürſten. Sollte er ſeinem einzigen Kinde die Erfüllung dieſes erſten und ſo natürlichen Wunſches verweigern? In hartem Kampfe mit ſich ſelbſt ſtand er ſchweigend und grübelnd vor Claudia, die ſich den Ernſt des Vaters nicht zu deu⸗ ten wußte. Da hob ein Seufzer der Erlöſung die Bruſt des Für⸗ ſten, und nachdem er ſein Kind auf die Stirn geküßt hatte, geb er ihr die Erlaubnis, für den folgenden Tag ein Schiff aufs köſtlichſte ſchmücken zu laſſen und die erbetene Fahrt nach den Nachbarinſeln zu unternehmen. Denn er hatte ſich beſongen, daß Claudias Geburtstag in die Karwoche fiel und zu dieſer Zeit ſämkliche Bilder des Gekreuzigren mit violetten Tüchern verhüängt waren. Wenn alſo überhaupt, ſ. mußte er der Bitte des Mädchens augenblicklich willfahren. Einer rieſigen gefüllten Blumenſchale glich das Schiff, das die Prinzeſſin am Karſamstag mit ihren Gefährtinnen im Hafen von Leſing beſtieg. Umringt von einer jauchzenden Menſchenmenge und angetan mit dem koſtbaren raguſäiſchen Schmuck, den ihr der Vater geſchenkt hatte, war Claudia an die Marina hinuntergeſchritten. Der ſchleierverhangenen Ferne ſtreckte ſie die ſchimmernden Arme weit entgegen, als das Schiff langſam in die morgenſtrahlende Soe hinauszog. Goldgelber Ginſter bedeckte die Flanken des Fahrzeugs; tiefblaue Schwertlilien ſäumten den Rand, und am Bug flackerten die flammroten Blüten des Granatapfels empor. Ein purpurnes Segel wölbte ſich zwiſchen ſilberdurchwirkten Stricken.——— 5 Die Bewohner der umliegenden Inſeln wußten nicht, wie ihnen geſchah. als ſie das märchenhafte Schiff ihren Geſtaden ſich nähern ahen. Als am Abend ron Liſſa aus die Rückfahrt nach Leſina an⸗ getreten werden ſollte, begab es ſich, daß ein jäh aufziehendes Un⸗ wetter das Schiff am Auslaufen verhinderte. Gaſtlich geleitete der greiſe Präfekt der Inſel die Prinzeſſin in ſeinen Palaſt und verhieß ihr zur Beſchwichtigung ihrer Angſt und Sorge einen ſtrahlenden Oſtermorgen zur Heimfahrt Und funkelnder hatte die Welt auch niemand zuvor geleuchtet als Claudia, während ſie am Morgen des Oſterſonntag⸗ nach dem Hafen ſchritt, wo die Jünglinge von Liſſa ihr Schiff mit friſchen Vlumen geſchmückt hatten Während die Prinzeſſin aber im Begriffe war, das Fahrzeug zu beſteigen, bewegte ſich gerade mit Weihrauch, fliegenden Fahnen und hellem Geſang die Auferſtehungsnrozeſſion über den Hafen. Er⸗ griffen und neugierig zugleich ſah Claudia das zum erſtemnal im Leben geſchaute bunte Bild näher kommen. Da fiel ihr Blick auf das große enthüllte Kreuz, das dem Zug vorangetragen wurde. Entſetzen melte ſich in den Zügen ihres totblaſſen Angeſichts, ſie ſchwankte und ſank den erſchreckt herbeieilenden Gefährtinnen ohnmächtig in die Arme. Aufs Schiff gebracht, ruhte Claudig quf Blumen mitten unter Blumen. Lan ſam entfaltete ſich das Purpurſegel und warf einen blühenden Schimmer auf das ernſte ſchöne Antlitz der regungs⸗ loſen Schläferin. Beſtürzt und verſtört umknieten die Geſpielinnen 5 Fürſtenkind und vermochten ſich den Vorgang nicht zu er⸗ lären. Zu Leſina herrſchte unterdeſſen große Erreguna. Eben wollten ſich die Pforten des Doms öffnen, um die feierliche Prozeſſion ins Freie fluten zu laſſen, wo die Menge ihrer harrte, als der Fürſt nach einer Nacht voll banger Sorgen das Schiff ſeines Kindes der Inſel zuſteuern ſah. Da gebot er der Geiſtlichkeit und den Andöchtigen, noch eine Weile in der Kirche zu verharren. Doch allzu lanaſam näherte ſich das Fahrzeug mit dem pur urnen Segel dem Hafen, und die Leute, die des Fürſten Gebot nicht verſtanden, drängten ungeduldig mit den Fahnen unter die Kirchenüren. Lautlos legte das Schiff endlich an. Eine Schlafende wieſen die geängſtigten Mädchen dem raſch herbeigeeilten Fürſten. Einer Toten Marmorwangen eniglitten den zitternden Händen des unglücklichen Vaters. Und in dieſe Hände bara er ſein Geſicht. während der Oſteraglocken eherner Chor anhub, den Sieg des Men⸗ ſchenſohnes zu verkünden, dem der Tod nur ein Gleichnis bedeutete Aus dem Mannheimer Kunſtleben. — GWildenbruchs„Hexenſicd“) mit der melodramariſchen Mu⸗ ſik von Max Schillings, das einſt zu den Glanzſtücken Ernſt von Poſſarts gehörte, wird nach langjähriger Pauſe als Mittel⸗ punkt des volkstümlichen Feſtkonzerts am erſten Oſter⸗ feiertag in Mannheim wieder einmal mit Orcheſterbegleitung zur Aufführeng gebracht werden. Fritz Odemar vom Natio⸗ ncctheater iſt zu dieſem Zweck neben der Kammerſängerin Charl. Kuhn⸗Brunner als weiterer Soliſt verpflichtet worden. —(Akademie ſür Jedermann.) Am Dienstag, den 22. April wird Dr. Hartlaub den angekündigten Einzelvortrag ſber das Thema„Vincenz van Gogh als religiöſer Künſtler“ halten. Der Red ꝛer wird darſtellen, wie der große holländiſche Meler, den mon als Begründer des Ernreſſionismus anſprechen darf, um eine Verſöhnung ſeiner rellꝛiöſen und ſeiner kürnſtleriſchen Beſtimmung gerungen hat: dos Problein der reli⸗ giöſen Kunſt im 19 Jahrhundert wird an ſeinem Beiſdiel in ei⸗ ſcharfe und überraſchende Beleuchtung rücken. Der Vortrag ſon von Lichcbildern nach weniger bekannten Arbeiten des Meiſterz begleitet fein. —— ————àj— 4. Seite. Nr. 177. Maunheimer General-Anzeiger. (Mittag⸗Ausgabe.) Mittwoch, den 16. April 1919. vergnügungen. Ehrenabend ktheaker„Apollo“. erſte Tenor Ehrenabend die unverwüſtliche Operette Stambut“ gewählt, die gleichzeitig als 70. Porſtellung in Szene Achmed Bey g ben, eine Rolle, in der ſich ſeine abgeklärte Künſtlerſcheft, vor allem ſein glänzendes Charakteriſierungsvermögen, völlig ausgeben kann. rung gewinnt noch an Intereſſe durch das Auftreten einer ge⸗ borenen Mannheimerin, Frl. Julie Lofink, in der Partie der Man darf deshalb zuverſichtlich hoffen, daß die ein wird, zumal Herr Roitner ai von Mannheim ſcheidet. Dem großen Kreis von Verehrern und Verehrerinnen iſt heute Gelegen⸗ daß Rudolf Roitners künſtleriſche Leiſtungen, die immer eine indiobiduelle Note tragen, in ihrem geht. Herr Roitner wird den Kondja Gül. heutige Vorſtellung ausverkauft mit Ablauf der Spielzeit am 1. heit gegeben, zu beweiſen, vollen Werte eingeſchätzt werden. Jugendtheater in der Liederkafel. Ein lehrreiches und zu⸗ gleich unterhaltendes Stück iſt das Märchenſpiel„Das Wunder⸗ kräutchen“ oder„Der Köhler und ſein Kind“. des Ganden iſt die Kindesliebe. Nus Luòwiashafen. Der Beamtenſtreik in der Anilinfabrik dürfte ſich, wenn nicht alle Anzeichen trügen, ſeinem Ende nähern. lungen des Beamtenkartells mit der Fabrikdirektion haben das Re⸗ ſultat gezeitigt, daß die Direktion zu Zugeſtändniſſen be⸗ Sämtlichen Beamten ſollen weitere Teuerungszulagen in eit iſt. anfehnlicher Höhe gewährt werden, wenn ſie auch erreichen, wie ſie von den Beamten in Vorlage gebracht wurden. Ferner forderte die Firma, daß die arbeitswilligen Beamten, deren Entlaſſung die ſtreikenden Beamren verlangt hatten, weiter im Dienſt verbleiben. Schließlich wurde noch zur Bedingung gemacht, daß die Streiktage nicht bezahlt werden Das Beamtenkartell, das auf geſtern abend 26 Uhr zwei große allgemeine Be⸗ amtenverſammlungen im Stadtteil Süd und Nord ein⸗ berufen hatte und die von Beamten aller Kategorten überaus ſtark beſucht waren, machte in dieſen Verſammlungen von den Zuge⸗ ſtä dniſſen der Anilinfabrik Mitteilung. Es wurde b ſchloſſen, für ße Beamten⸗Ver⸗ ammlung ins Vereinshaus der Anilinfabrik einzuberufen, in 2 5 Mirtwoch früh 9 Uhr eine große der die Beamten der Firma definitiv Stellung zu eteilten Anträgen der Direktion nehmen ſollten. er Annchme, daß die Verſammlung die Anträge gutheißen wird. Sollte wider Erwarten die Verſammlung die Zugeſtänd niſſe der Mittwoch mittaz 12 Uhr der Generalſtreik aller Beamten in der ganzen Stadt be⸗ Direktion ablehnen, ſo würde ginnen. Odie Geſchäftsſtelle des hieſigen Deulſchen Wirtſchaftsamte⸗ ſt, um das Verfehren für die Au fuhr zu erleichtern und zu be⸗ ſchleunigen, bei der hieſigen Section economique francaiſe ange⸗ ertigwaren für jeweils 1 Monat einzuführen. Ferner hat die Geſchäftsſtelle zwec Ausſtellung Reiſepäſſen in das linksrheiniſche beſetzte Gebiet angeregt, daß den Kontrolloffizieren bei den einzelnen Bezirksämtern die Er⸗ erteilt werden möge, auf Gutachten der Handels⸗ kammer hin, Reiſepäſſe für das ganze linkerheiniſche Gebier ſelbſt⸗ Bezüglich der Pfalz wurde gebeten, darauf daß die braunen Identitätskarten als regt, eine Ausfuhrerlaubnis von F Erleichterung und Beſchleunigung der mächligung ſtändig auszuſtellen. eiſeausweis für die ganze Pfal Zulaſſung zum Verkehr mittels Fuhrwerk ũ ber die Rheinbrücke iſt nunmehr grundſätzlich genehmigt. Es Amlliche Beröffen lichungen der Stadtgemeinde Dounerstag, den 17. April gelten folgende Marken: I. frür die Verbrancher. Fett: Für is Pfund Butterſchmalz das Pfund zu 1 5 die Fettmarke 11 in den Fettoerkaufsſtellen eimburger Küſe: Für 50 Gramm zu 16 Pfg. die Marke 5 der Milchkonſervenkarte in den Milch⸗ konſerven⸗Verkaufsſtellen 751—790. Eier: Für 1 Inlandei zu 36 Pfg. die Eiermarke 30 in den Eier⸗Verkaufsſtellen 551—1081. Wein: Für den Lieferungsabſchnitt der gelben Wein⸗ karte 1 Flaſche Weiß⸗ nud 1 Flaſche Rotwein, für den Lieferungsabſchnitt der roten Weinkarte 1 Flaſche Rot⸗ und 1 Flaſche Süßwein in den Ko⸗ lonſalwaren⸗Verkaufsſtellen 464—832. Der Preis iſt für Rotwein.—, für Weißz⸗ und Süßwein .— für die Flaſche. Kartoffeln: Für die Kartoffelmarke 189 3 Pfund in den Verkaufsſtellen 616—1400. Eulteninen: Für 50 Gramm die Kolonfalwarenmarke 139 in den Kolonialwarenverkaufsſtellen—1093. Der Preis beträgt 60 Pfa. für o0 Gramm. teigwaren:(Erſatz für Kartoffel.) Für 500 Gramm der Stammabſchnitt der Kartoffelerſatzlarte in den Kolonialwaren⸗Verkaufsſtellen—1098. Der Preis beträgt für das Pfund 06 Pfa. Fleiſch: Die Wochenmenge iſt auf 150 Gramm Fleiſch und 50 Gramm Wurſt feſtgeſetzt. Mehl: Für 200 Gramm Haushaltungsmehl die Mehl⸗ marke 1(das Pfund zu a0 Pfg.) Die Mehlmar⸗ ken müſſen ſ. Zt. beſonders gebündelt von zen Mehlverkaufsſtellen bis ſpäteſtens Samstag, den 19. April abgeliefert werden. Butter: Für Pfund Butter die Buttermarke 81 in den Butterverkaufsſtellen 801—889. Zwiebeln: Für 4 Pfund zu 30 Pfga. die Buttermarte 77 in den Obſtverkaufsſtellen 822—1000. Kafſee⸗Erſatzmittel! Für 1 Pfund beſtehend in ſe Kaffee⸗Erſatz, Cichorie und Gerſtenkaffee der Reſt des Stammabſchnittes der Kolonialwaren⸗ karte. Die Preiſe ſind für Kaffee⸗Erſatz uno Eichorie offen 1.12, in Paketen.16, Ger⸗ ſtenkaffee 52 Pfg. für das Pfund. Die Abgabe von Gerſtenkaffee und Eichorie kann nur in Verbin dung mit Kaffee⸗Erſatz erfolgen. Gelbe Kohlrabenſchnitzel: Für 200 Gramm zu 45 Pfg.. 12 136 in den Verkaufsſtel⸗ u—1098. Neis:(Pfund„.80.) Fur is Pfund bie Kylonial⸗ warenmarke i5 in den Kolonialwaren⸗Verkaufs⸗ ſtellen 987—1098. Nauchwaren für Kriegsgefangene: Für 20 Zigarren, 60 Zigaretten und 100 Gramm fauchtabak die Lieſerungsmarke der Rauchwarenkarte. Mager⸗ oder Buttermilch: Für Liter die Marke 1 Teigwaren und Backobſt: Für 125 Gramm Teigwaren und 100 Gramm Backobſt die obere linke Ecke des Stammabſchnittes der Kolonlarwarenrarze in — F——1098. Der reis beträgt für Teigwaren 36 Backobſt.— für das Pfund. Milchverſorgung. Am Dienstag, den 15. ds. Mts. wurden 50 ſüße und 30 Proz. ſaure Vollmilch vertetit, 28 II. Für die Verkaufsfellen. Zur Abgabe ſind berelt: utter: Für die Butterverkaufsſtellen 881—1081 bei der Milchzentrale am Donnerstag, den 17. ds. vormiltags von—12 Uhr. Fett: Butterſchmalz das Pfund zu K 400 für die Fettverkaufsſtellen 401—564 bei der Milchzentrale am Donnerstag. den 17. ds. Mts., vormittags von—12 Uhr. 0 Wein: frür die Kolonſalwaren⸗Verkaufsſtellen 801 pl 1008. Zahlbar am Donnerstag, den 17. bs. Mts. von vormittaas— 12 Uhr und nachmittaas Rudolf Roitners im Mannßpelmer Küuſtler⸗ Herr Rudolf Roirner, der hervorragende des Künſtlertheaters hat ſich 5 ſeinem heutigen „Dre d Am Mittwoch, 16. April gelangt „Das Wunderkräutchen“ wiederholt zur Aufführung. anerkannt werden. Bezüglich der Ausfuhr von Wein iſt die Geſchäftsſtelle er⸗ neut für eine Erleichterung der heutigen Beſtimmungen eingetre⸗ ten. Die von der Geſchäftsſtelle wiederholt erbetene ſtändige Grund dieſer Genehmigung im p. Tölliche U glück⸗fälle. J Roſe von eines Fahrſtuhles ſtreckte ein 19 den Kopf in den Schacht. Die Auffüh⸗ Kopf vom Rumpfe abgetrennt zwei tötliche Unglücksfälle. beiter, Familienvater mit zwei K plötzlich eee Gaſe den Er ſchmeben zurzeit die Verhandlungen über die Perſonen, die auf einzelnen zugelaſſen ſind. n der Anieinfabrik ereign ten ſich Ein 36 Jahre alter Ar⸗ indern, fand bei der Arbeit durch ſtickungsiod.— Beim Benützen Zahre alter Arbeiter anſcheinend Durch das Aufzugsſeil wurde ihm der Handel und industrie. Gesellschaft Das Leitmotio lien- und Baugeschäft-.-G. in erzielte Gewinn ohne M. gewinn beziffert sich auf M. Verhand⸗(002 44/ auf M. 3008 408(3140 nicht die Höhe Ausschüttung. fene Jahr u. a. ausge ührt: An Durch sie wurde die Erhöhung den oben mit⸗ 1 nen neuen Aktien erhielten. Di Man neigt zu höhung des Grun Kapitals sowie rungen und die Aenderung der Heidelberg-Mannheim-Stuttgart eingetragen. In Stuttgart und in tragen wird. gebieten eingetretene Nüickgang ständi trages beträgt M. 3 130 672(4 527 776). Der verlügbare 1531 076(2 237 622) und erhöht sich zuzüglich voriährigen Gewinnvortrages von M. 1567331 060). Das Ergebnis des Betriebs· jahres beträgt einschſießlich Vortrag M. 4 608 003(4 404 553). Ab· schreibungel erfordern M. 1 509 805 21 850(10 250), 42% Dividende M. 824 000(4 M. 500 Tantieme an Aufsichtsrat M. 324 578 1254 031), 62% M. 1 236 000(82 M. 1 200 000), Vortrag auf neue Rech· nung M. 601 970(899 788). Es gelangt eine Dividende von 10% gegenüber 129% im Vorjahre zur deulungsvolles Ereignis im abgelaufenen schmelzung der Stütigarter Imimobilien- in Stuttgart mit unserer Gesellschaft gema augerorcentlichen Generalversammlung 5 600 000 auf M. 20 600 000 erforderlich zwecks Aktionäre der Stuttgarter Cesellschaft. welche im ihre Aktlien im gleichen Nominalbetrage die von uns ausgegebe· von dler außerordentlichen Ge- sse sind durchgeführt. Die Er- dhie erforderlichen Satzungsände- Firma in Portland-Cementwerke im Handelsregis er Schelklingen sind handelsgericht- lich eingetragene Zweigniederlassungen errichtet. Der Zusammen- schluß bringt unsere Gesellschaft in den Besitz sehr ausbau- fähiger Fabriken mit vorzüglichstem Rohmaterial und ihr dadurch eine ganz bedeutence Stärkung auf markts, die, wie wir überzeugt sind neralversanunlung gefaßten Beschlü den dadurch, wie infolge Minderleistu arbeiter, immer stärker eingetretenen von Brennmaterial war derart ungeni Herstelhmg von Zement in den hierfür überhaupt noch in Betrieb portland-cementwerke NHelelelberg-Mannheim-Stuttgart, Das abgelaufene Geschäftsjahr umfaßt das Ergebni Portland-Cementwerke Heidelberg und n .-G. und der nit ihr nun versclimolzenen Stuttgarler Immohi- Stuttgart letzteres, für die Zgit vom 1. Januar bis 30. November 1918. also für 11 Monate. Ler 1557 331(902 447) vorjahr 800 Vor- ein- Im Berficht des Vorstandes wird über das abgelau- erster Stelle nennen wir als b Geschäfts ahr die Ver- und Baugeschäft.-G. dem Beschlusse der vom 16. Oktober 1918. unseres von Mark elriedigung der Austausch gegen .-G. sind von Die gegen Schluß des Vorjahres eingetretene Verechlechte· rung der Absatzverhältnisse hat im Berichtsſahres weiter zugenommen und ist der in allen Absatz- des Absatzes einerseits zurück- zuführen auf das Nachlassen und zuletzt vollständige Aufhören der Staatslieferungen, für die Ersatz in Li Bauzwecke nicht gefunden werden konnte, an Wachsenden Verkehrsunterbindungen, die in der ersten Zeit der Demobilmachung ihren Höbepunkt erreichten, und aut ng und Streike der Kohlen- Rohlenmangel. Die Zufuhr gend, daß Wir zeitweise die N.-G. ͤ der alten Mannheim (1 264 40%), Talonstetler Mk. 000) Dividende sonach an die Aktionäre dem süddeutschen Zement- „ in Zukunkt gute Früchte Verlaufe des verflossenen eferungen für privafe dererseits auf die gebliebenen drei Werken gänzlich einstellen mußten. Durch die esetzung des linksrheinischen Gebietes sind wir von unseren langjährigen im Saargebiete vollständig ab- eschlossen. Nur unsere àuf der linken Kheinseite liegende Fabrik Veisenau bei Mainz erhält von dort zurzeit noch Kohlen für ihre Gefen. Wir stehen mit ihr infolge der Besetzung nur in loser Verbindung. Unsere zwei Ziegeleien in Stuttgart mußlen infolge des Kohlenmangels vollständig ruhen. Die von der Reichsstelle für Zement am 27. September 1018 bewifligten Zementpreise standen in den letztien Monaten des Berichtsjahres nicht mehr im richtigen Verhältnis zu den fortge- setzt gesfiegenen und noch weiter steigenden Herstellungskostsn. Wenn wir frotzdem noch ein verhältnismäßig befriedigendes Er- gebnis vorzulegen in der Lage sind, so ist das zurückzuführen auf die, auch im Interesse unserer Valuta liegenden Lieferungen nach Holland,. sowie auf den Gewinn aus Nevenbetrieben. Die infolge der gewaltigen politischen Ereignisse und der dadurch geschaffenen Verhältnisse, vermhrie Arbeitsunlust und dadurch bewirkte Minderleistung der Arbeiter, die Einführung der Sstündigen und östündigen Arbeitszeit mit Lohnausgleich und eine nochmalige Steigerung der Kohlenpreise haben eine weitere Zunahme der Herstellungskosten verursacht und ist. um einen Ausgleich herbeizuführen, eine bedeittende Heraufsetzung der Ver- kaufspreise leider unumgänglich nötig, um so mehr, als die durch die Kriegsverhältnisse bewirkie außergewöhnich starke Abnutzung aller Maschinen und Einrichtungen, weicher wir in entsprechender Weise Rechnung getragen haben, noch weiter an⸗ halten wird. Die Aussichten für das neue Geschäftsiahr sind bis ſetzt nicht erfreulich. In Holland macht sich der Wetibewerb der eng- lischen Zementfabriken bereits sehr fühlbar und drückt die Preise. Im Inlande ist zwar mit größerem Bedarfſe durch Hebung der Bautätigkeit zu rechnen, auf welche ſedoch der leider durch die hohen Gestehungskosten entstandene hohe Preis sämtlicher Bau- materialien verzögernd wirken wird. Sehr wesenflich wird das Erträgnis des neu begonnenen jahres von der geniigenden Ver- sorgung mit Brennstoſſen abhängen, für welche vorerst noch schlechte Aussichten bestehen. An freiwilligen Unterstützungen und Zuwendungen an die Arbeiter und deren Familien zahſten wir während der Kriegsjahre M. 938 767.90 und für allgemeine Wohltätiokeitszwecke M. 40 200. Wasserstandsbeobachtungen im Monat Aprii Heilbronn Vorm 7 Uhr + 85 Wetteraussichten für mehrere Tage im voraus. undeiugte: Nachdrues wirs geriohtiion vertelgt 17. April: Heiter, angenehm. 18 April: Kaum verändert. 19. April: Wolkig, strichweis Regen. Ziemlich kühl. Winclig. Pegelstation vom datum 8 Rbeir 11 18 J16 Maekene Sohusterinsel—.07.05.5.93.5 bends Uh. Kehl„„„„ 3823.93.93.92.81 Nacohm. 2 Uh. WMaxau„„%.36 6 20 399.17 6 246.2J Laohm 2 Uht Mannhem«.59.88.70.67.01.93] orgens 7 Ub. Maln::::: F» 12 Uhr Kaub 95535224„„6 Voim 2 Uht Köln„„„„„„„„„„„„ Naohm Uh⸗ vom Neeckar: Vannheim.98 Vorm. 7 Uhr 380 580.87 3 0.10 182 Schluß des redaktionellen Teils. —— Pädagogium Neuenheim-H⸗idelberg(Weberſtraße). Beweg⸗ liche und nach Begabung geſtufte Gymnaſial⸗ und Real⸗ klaſſen Sertaſßprima, Sror, Wandern 1914/18 148 Ein⸗ jähr 121 73 Prima(./8. Kl.), 49 Abitur. Verpflegung durch eigene Carten⸗ und Landwirtſchaft geſichert. E31 von—5 Uhr bei der Warenabteilung C 1, 4, Zimmer 31. Ausweiſe ſind mitzubringen. Gemüfekonferven: Am Mittwoch, den 16. ds. Mts. für die K olonialwaren⸗Verkaufsſtellen 59—507 am Donnerstag, den 17. ds. für die Kolonial⸗ waren⸗Verkaufsſtellen 508.—576, 833, 767 und 784 bis 912 und 986 bei Auguſt Böymer, Binnen⸗ hafenſtraße 8. Ausweiſe und Verpackung iſt mit⸗ zubringen. Feti: FFür die Fettverkaufsſtellen 565—670 bei der Freibankkaſſe, Viehhoſſtraße, am Dounerstag, den 16. ds. Mts. von—11 Uhr. Der Verbran⸗ cherpreis beträgt.20 für das Pfund. Das Geld iſt abgezählt mitzubringen. St. 67 Krankenbrot⸗Karten. Von Mittwoch, den 16. ds. Mts. ſind die bisheri⸗ gen braunen Krankenbrotmarken unguültig und bür⸗ ſen von den Krankenbrotbäckereien nicht mehr ange nommen werden. Die neuen Krankenbrotmarken ſind in blauem Druck hergeſtellt. Stadtiſches Lebensmittelamt C 2. 16 18 deffenkliche Verſteigerung ich 1 r8 ee 9 489 0 28 g. 1 pferd— Juchs, Spißhengſt öffentlich gegen bare Zahlung verſteigern. 847ü Mannheim, den 14. April 1919. Ellissen, Gerichtsvollzieher. Institut Büchler, fastatt(sader) Sechsklassige Realschule mit Schülerheim Voller Betried. Vorzügliche Verpflegung. Vorberei tung z. Einjhrigen. Glänzende Erfolge. Sehnellste Förderung schwacher Schüler. Kleine Klassen, ind viduelle Behandlung. Bestünd Aufsicht. Sorgfältige Erziehung. Feinspr. 245.[V2irl Prospekte durch die Birektlan. Fefl-Ganse tönnen noch auf die Oſterfelertage vorbeſtellt werden bei wangsverſteigerung. wird im Pfandlokal, Q 6, 2 hier, die Zwangsverſteige⸗ rung fortgeſetzt: 8⁴⁵ Kurzwaren aller Art, Ga⸗ lanteriewaren, Schreib⸗ waren, Schablonen, Mono⸗ ramme, eine Partie Holz⸗ chuhſohlen und Sonſtiges. Nadelstreuversteigerung Aus Abteil. I. 14. des Mannheim⸗Sandhofen werd. Mittwoch, 23. April, vor⸗ mittags 10 Uhr im Gaſthaus zum Morgen⸗ ſtern in Sandhofen 101 Loſe Nadelſtreu mit Vorgfriſt bis Martini ds. Is. öffentlich verſteigert. Auskunft erteilt Forſtwart Herbel in Sand⸗ hofen. Es3 Nünneraugen u. Nornhaut beſeitigt man ſchnell und ſchmerzlos durch Th. von Eichſtedt's„Hühneraugen⸗ Tod.“ Seit Jahren erprobtes Spezial⸗Mittel. Preis M..50 Kürld. sten-Drogsris, 1 4, 18,J4. S6¹ Fräulein zee Mandolinenverein eintreten. Zuſchriften unter X. H. 84 an die Geſchäftsſtelle. 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April 1919, 2 Linie 3, Luzenberg) unter Leitung von Ortsrichter Georg Landſittel in Mannheim 44 reparierte Perſonenkraftwagen, 26 reparierte Laſtkraftwagen, 55 unreparierte Perſonenkraftwagen, 34 unreparierte Laſtkraftwagen, 20 unreparierte Lieferungswagen, 9 unreparierte Omnibuſſe, 20 unreparierte Anhänger und 26 unreparierte Motorräder Die Verſteigerungsobjekte können am 22. und 23. April 1910 von vormittags 9 bis nachmittags 3 Uhr beſichtigt werden. Kriegsanleihen werden in Zahlung genommen. Beim Betreten des Platzes(auch für die Beſichtigungs⸗ Die Verſteigerungsbeſtimmungen mit Liſte der zu ver⸗ 0 Reichsverwerlungsam 4 — 9 1 N Mittwoch, den 16. April 1919. 5. Seite. Nr. 177. Aufrufl Aaee dehdihn i dn daddcde uner. Bacdlener tretet ein in das Konstanz am Bodensee. Schützt die Heimat vor Untergang! Wir Infanteristen. H. G. Mann- schaften, inenwerfer, iu den Nach- richtenmitteln ausgebildete Leute, Fah- rer, Pferdepfleger. Handwerker aller Art. Möglichſt 1jährige Kriegsſronterfahrung. Bedingungen wie bekannt. Meldung bei den Bezirkskommandos oder beim Batafllon in der Neuen Bataillonskaſerne in Konſtanz. Militärpapiere und mitbringen. Ein⸗ ſiellung erſolgt vom 16. April 191 Reichswehyr vorgeſehen! Förster, Major und Kommandeur ſrüher im In].⸗Regt. 111, zuletzt Kommandeur des Inf.⸗Regts. 364. ab. Uebernahme in Nachlaß⸗ Verſteigerung. Mit Nachlaßgerichtlicher Genehmigung ver⸗ ſteigere ich aus dem Nachlaß der Frau Marie Donecker Wwe. geb. Jäger am Donnerstag, den 17. 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Sprecher: Fritz Odemar. 2 2 2 2 Oster-Montag: Gertrude Runge, Opernſängerin Mannheim,(S Heigrich Tiemer, vom————— Maß Grünberg,„(Rezitation). Am Flügel: Kapellmeiſter Max Sinzheimer vom National⸗ theater.— Kapelle des Gren.-Regts. 110.—— 2 Muſikmeiſter Heiſig. Arien a. d. Opern:„Hans Heiling„ M k. 4 „Bajazzo“. Lieder für Sopran v.———— Nich Sruuß Löwe.— Ernſte und heitere Dichtungen. Stuhlkonzerte— Ohne Wirtſchaftsbetrieb Eintrittspreiſe: Parkett I. Abt. und Empore 1. Reihe 2 Parkett Il. Abt., Empore 2. Reihe u. Stialen A 1 2 alle nicht numerierten Plätze 80 fg. Borverkauf an der Tageskaſſe i 11—1 und—½6 Uhr. WILLY RENNER Klavler von Dr. Hoch's Konsetvatorium, Frankfurt, spielt Mittwoch, den 23. April 1919, abends 7½ Uhr Kasinosaal. Karten M..—,.—,.—,.— an der Konzert- kasse Heckel, O 3, 10. 80⁴ ELEIIIIII ELLLLII Theaterkulturverband Mannheim. Dienstag, den 24. April, 8 Uhr, Harmoniesaal Tolsioi-Ahend. 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Wir berufen auf Dienstag, den 29. April ds. Is. abends 7½ Uhr in den Saal des Wiener Reſtaurant, C1, 10/1 unſere ordentliche Hauptversammlung mit folgender Tagesordnung: 1. Geſchäftsbericht, 2. Prüfungsbericht, 3. Genehmigung der Bilanz, 4. Entlaſtung des Vorſtandes und Auffichts⸗ rates, 5. Wahl der ausſcheidenden Aufſichtsratsmitglieder, 6. Ergänzung des Aufſichtsrates, 7: Verſchiedenes. Alle Genoſſen ſind hiermit eingeladen. Der Aufſichtsrat: Der Vorſtand: Stadtrechtsrat Brehm. W. Enter. W. Hahn. FRRR Für Wirte empfehle 2 2 Kupferberg„Gold“ Gebr. Hoehl„Kaiserblume“ 2 Sebr. Hoehl„Extra trocken“ 2 2 2 2 3 ELE E B2380 Feist„Cabinet“ Cäcl Beck, Mollstr. Ler5te in Stroh, Vorden n. Takal in ſchön. Ausw. u. mäßig. Preiſen. Umformen, Umnähen u. Aende⸗ rung. nach neueſt. Modell. mit Verwend. alter Zutaten. Sa5 Seckenheimerstr. 48. 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