PFF T Atontag, 16. Juni. Abend⸗ Ausgabe. 8 1919.— Nr. 271. für Polltikt Dr. Fritz Goldendaum, füt 5 Taded seusaber ſar jchriſtleitung: Pr. Soldenbaum. Derantwortlick Faier Hans Waſgee ſen Cokales und den übrigen redaktionellen Teil: R Handel: Franz Nircher, für Anzeigen: Knton Griefer. Pruck und Veriag: Pruckerei Dr. Haas Mann⸗ heimer General⸗inzeiger G. m. b.., ſümtlich in Mannheim.——— Mannheim. f kumt Maunheim Hr. 7940—7946. Poſtſcheck⸗Ronto Nr. 17590 Karlsruhe in Baden. fern Badiſche Neueſte Nachrichten Amtliches Verkündigungsblatt 0l reiſe: Die ipalt. Nolonelzeile 50 pf.. 1 don ö See Pf., Retlamen M. 2 See luß: Mittagblatt vormitt. Shhelne, Abendblatt nach⸗ mittags 21 r. n in Mannheim—— Poſtbezug: Diertelj. M. 6. 32 einſch zAnzeigen und Stellen und Ausgaben wird keine Ver monatlich M..80 mit Bringerlobn. l. Zuſtellungsgebũhr. Bei der Poſt abgeholt M..70. Einzel⸗Nr. 10 Pfg. ür finzelgen an beſtimmten die Uebergabe der Ankwork. Telegramm unſeres zur Friedenskonferenz nach Verſailles entſandten Sonderberichterſtatters. Verſailles, 16. Juni.(Priv.⸗Tel.) Die Uebergabe der Note der Allierten wird, wie der Delegation mitgeteilt wurde, nachmittags um 4 Uhr erfolgen. Mit irgendwelchen Zeremonien iſt dieſe Uebergabe nicht ver⸗ bunden. Am Vormittag verſammelte ſich der Miniſterrat im Elyſee. Clemenceau erklärte den Inhalt der Antwort an Deutſchland den Miniſtern. Dann wird eine letzte Entſchei⸗ dung des Vierer⸗ oder Fünferrates ſtattfinden. Um 4 Uhr wird man nach der offiziellen Mitteilung das Dokument durch Herrn Dutaſta übermitteln laſſen. Nur der erſte Teil der Antwort wird im Druck über⸗ geben werden. Der zweite Teil des burchgeſehenen und ver⸗ änderten Vertrages iſt nicht im Druck fertig geworden. Graf Brockdorff⸗Rantzau wird alſo den Entwurf vom 7. Mai erhalten, in dem mit roter Tinte die Veränderungen einge⸗ tragen ſind. Selbſt der„Temps“ iſt über dieſe übers Knie. ge⸗ brochene Antwort ſprachlos. Die Mitglieder der deut⸗ ſchen Delegation ſollen ſich über das eine Exemplar beugen oder weitere koſtbare 24 Stunden verlieren, um auf die ferneren Exemplare zu warten, die erſt gedruckt werden? Bei einer Friſt von 48 Stunden iſt dieſes beabſichtigte Verfahren würdig der unerhört leichtfertigen und übermütigen Art, mit der die Entente die ganzen Friedensbeſprechungen durchgepeitſcht hat. Da nach 48 Stunden ſchon die drei Tage der Kündigung des Waffenſtillſtandes zu laufen beginnen, wird man dieſe letzte Aktion, wenn man dem„Matin“ trauen darf, als diplomatiſche Erpreſſung bezeichnen müſſen. Rolf Brand. J Verlin, 16. Juni.(Von unſerm Berliner Bureau.) Heute Nachmittag wird, wie wir erfahren, die Uebergabe der endgültigen Antwort der Entente in Verſailles erfolgen. Das Dokument wird aus drei Teilen beſtehen: 1. in einer Note Clemeneceaus, die die vollkommene Ueber⸗ einſtimmung der Entenke betont und eine Friſt zur Annahme oder Ablehnung des Friedensinſtrumentes feſtſetzt. Dieſe Note wird in ſcharfem und ſehr präziſiertem Ton gehalten ſein, 2. der bereits erwähnten Denkſchrift in einem Umfang von elwa 50 Seiten, die die Stellungnahme der Entente zu den deutſchen Gegenvorſchlägen darlegt, 3. wird ein vollkommener neuer Text des Geſamtvertrages mit den inzwiſchen erfolgten Aenderungen überreicht werden, der als der endgültige Vertrag anzuſehen iſt. Nach der Ueberreichung der Antwort wird, wie wir hören, Graf Rantzau ſofort nach Weimar fahren, auf der Reiſe er⸗ ſolgt die Ueberſetzung des franzöſiſch⸗engliſchen Textes. Während die Hauptdelegierten nach Weimar fahren, begibt ſich das Gros der Friedensdelegation nach Berlin. Nur einige Preſſe⸗ vertreter bleiben in Verſailles, unter ihnen der Vertreter des WTBB., der ſofort einen Auszug in das Innere telegraphieren wird. Der neue Vertragstext wird alſo gleichzeitig in Weima und Berlin bekanntgegeben. Paris, 16. Juni.(WB.) Havas. Diplom. Situations⸗ bericht. Das Redaktionskomitee arbeitete den ganzen Sonn⸗ tag an der Korrektur des Probebogens der Antwort auf die deutſchen Gegenvorſchläge. Dutaſta gab Graf Brock⸗ dorff auf ein Schreiben offiziös bekannt, daß die Antwort er Alliierten am Montag übergeben wird. Die Stunde der Uebergabe wird ſpäter bekannt gegeben. Da der Druck noch nicht beendet iſt, kann es möglich ſein, daß Dutaſta dem Gra⸗ ſen Brockdorff nur die erſten Bedingungen übergeben wird. Auf jeden Fall findet der Akt der Uebergabe am Montag und zwar zwiſchen Mittag und abends 6 Uhr ſtatt. Am Montag wird Clemencau dem Miniſterrat die hauptſächlichſten Be⸗ dingungen des Dokuments zur Kenntnis bringen. Die Be⸗ gleitnote zur Antwort wird Dienstag morgen veröffentlicht werden. Die Abfahrt des Grafen v. Brockdorff⸗Rantzau nach Weimar. Verſailles, 16. Juni. Die Vorbereitungen zur Abfahrt des Sonderzuges für heute abend ſind getroffen. Etwa 40 Mitglieder der Delega⸗ lion unter Führung Brockdorff⸗Rantzau werden Verſailles ver⸗ laſſen und am Mittwoch früh in Weimar eintreffen. Es werden vermutlich abfahren Reichszuſtizminiſter Landsberg, Reichs⸗ doſtminiſter Giesberts, Präſident Leinert, Prof. Schücking, Dr. Melchior, Miniſterialdirektor Simans. Von den Sach⸗ verſtändigen u. a. Generaldirektor Heinecken, Prof. Jaffé, err Marburg, Major von Böttig er. Der Zug wird mit Büroeinrichtung verſehen, ſodaß auch in der Nacht während der Fahrt an der Ueberſetzung gearbeitet werden kann. Rolf Brand. Die polniſche 1755 Er wird immer wahrſcheinlicher, daß die Polen verſuchen werden, ſich Oberſchleſtens noch vor der Friedensentſcheidung demächtigen. Sie ſcheinen entſchloſſen zu ſein, zu dieſem weck erhebliche Teile der Hallerſchein Armee einzuſetzen. das die Entente ihre Kreiſe ſtören wird, brauchen ſie nicht zu fürchten. Alles was in Paris zur Zügelung polniſcher An⸗ griffsluſt geredet und geſchrieben worden iſt, war im Grunde nur blinder Alarm. Die Entente läßt ihre Hilfsvölker ruhig gewähren, wenn ſie daran gehen, diejenigen ſchon jetzt zu vergewaltigen, die ihnen als Opfer ausgeliefert werden ſollen. Nur, wenn es dabei den Hilfsvölkern ſchl echt geht, wie zur⸗ zeit den edlen Tſchechen in Ungarn, nur dann rafft ſich Herr Tlemenceau zu einem ernſt gemeinten Proteſt auf, um die Waffenruhe wieder herzuſtellen. Wir werden alſo, wenn die Polen wirklich die Waffen einſetzen ſollten, um Oberſchleſien vielleicht auch Weſtpreußen an ſich zu reißen, auf Selbſthilfe angewieſen ſein. Leider haben wir uns ſelbſt die Vertei⸗ digung außerordentlich erſchwert. Seit Wochen befördern wir die Hallerſchen Truppen von franzöſiſchem Boden durch unſer Land nach dem Oſten. Wir waren der Meinung, viel 2 Ae gmpenbbuoten polnfimien Snullungem auil dler: Lune famor-Anſcsatin erreicht zu haben, als der Transport nicht über Danzig er⸗ zwungen wurde, und Herr Erzberger hat ſich, wie immer bei ſolchen Gelegenheiten, viel auf ſeinen diplomatiſchen Erfolg u gut getan. Schließlich aber haben wir die Hallerſchen ruppen doch nur nach Polen befördert, um ihnen im Oſten als unſeren Feinden wieder zu begegnen. Mit anderen Worten: wir haben, auch wenn uns der Weg über Danzig er⸗ ſpart blieb, dem Feinde die Waffen, die er gegen uns anwen⸗ den will, ſelbſt in die Hand gegeben. Herr Erzb erger hat 1 5 dieſe drohende und wie es ſcheint ziemlich nahe gerückte Gefahr eine geharniſchte Pro⸗ teſtnote an die Entente gerichtet. Durch viel Uebung hat er darin bereits eine gewiſſe Meiſterſchaft erlangt. Leider iſt ihm aber bis jetzt der wierkliche Erfolg verſagt geblieben. — Sene. Sande, 0 oenmued Fee wur gle., oAuuhen—— Ar augenbiſoilotem golmschen Slunger auis dle. e Ce-en So geharniſcht auch die Proteſte ſind, ſie verklingen ſtets wir⸗ kungslos im Winde. Diesmal hätte Herr Erzberger Gelegen⸗ heit gehabt, nicht nur einen Papierproteſt von ſich zu geben, ſondern wirklich einmal zuzufaſſen. Er hätte der Entente mitteilen können, daß die Regierung angeſichts der unleug⸗ baren polniſchen Abſichten, den Transport der Hallerſchen Truppenreſte ſofort einſtellen werde. Aber dazu ſchwingt ſich Herr Erzoberger nicht auf. Er kündigt bloß an, daß die Re⸗ gierung ſich zur Einſtellung der Transporte gezwungen ſehen würde, wenn nicht eine unverzügliche Klärung und Abſtellung eintreten ſollte. Darauf wird Herr Erzberger lange warten können, und inzwiſchen werden die letzten Hallertruppen im Oſten angelangt ſein. Wir können dann dieſes Proteſtblatt zu den übrigen legen. Es war zwar kollegial gedacht, aber doch nicht ſehr überzeugend, daß der Reichsminiſter Dr. David auf dem Parteitag in Weimar Herrn Erzberger gegen An⸗ griffe verteidigte und von ihm rühmte, daß er mit taktiſchem Geſchick die ungeheuer ſchweren Waffenſtillſtandsbedingungen geführt habe. Von dieſem Geſchick hat außer Dr. David wohl niemand etwas gemerkt. Wie könnte ſonſt ein Berliner Witz⸗ blatt ein„Kinderbildnis des ewiglächelnden Erzbergers“ ver⸗ öffentlichen und dazu bemerken:„Er war von je ein Schuſter, aber das Pech haben wir.“ Aumur N um E Admiral Kollſchak. In letzter Zeit iſt der Name des Admirals Koltſchak, der Oberbefehlshaber der antibolſchewiſtiſchen Heere in Sibirien und an der Oſtgrenze Rußlands viel genannt marden. Einige Angaben über Perſönlichkeit dürften inteliffieren. Sie beruhen auf Mitteilungen des Kapitäns Bock, der jetzt dem Heere des Fürſten Liman an der antibolſchewiſtiſchen Riga⸗ front(zwiſchen Pſkow und Riga) angehört: Admiral Koltſchak iſt jetzt lein Mann von 45 Jahren. Sein Vater war Marineoffizier, und Koltſchak wählte in ganz jungem Alter dieſelbe Laufbahn. Er erhielt die Fae in Port Arthur während des ruſſiſch⸗japaniſchen Krieges und zeigte ſolche Tüchtigkeit und kaltblütige Entſchloſſenheit, daß ihm ein goldener Ehrendegen verliehen wurde. Nach dem Kriege ging er energiſch an die Reorganiſation der ruſſiſchen Marine. Er rief den neuen ruſſiſchen Admiralſtab ins Leben und war die Seele der ganzen Marinereform. In der Dumqa war eigentlich die Stimmung dafür, die Marine zu vernachläſſigen, dagegen das Hauptgewicht auf die Ent⸗ wicklung des Heeres zu legen. Aber Koltſchak kämpfte als Vertreter des Admiralſtabes in der Duma wie ein Löwe für ſeine Flotte, und da er, dank ſeiner perſönlichen Eigenſchaften, Freunde in allen Parteien erworben hatte, waren ſeine An⸗ ſtrengungen nicht umſonſt. Auch dank Koltſchaks Energie wurde die Polarexpedition 1908 bis 1910, welche die ver⸗ ſchwundene Expedition unter der Führung des Baron Toll aufſuchen ſollte, ausgerüſtet und von ihm ſelbſt geleitet. Bei Beginn des Krieges war Koltſchak Flaggenkapitän beim Chef der Oſtſeeflotte, Admiral Eſſen, der im erſten Kriegsjahre ſtarb. Koltſchak leitete hier perſönlich die Aus⸗ legung der Minen an der deutſchen Küſte und wurde 1915 zum Chef der in der Riga⸗Bucht ſtationiertenFlottenabteilung ernannt, welche in hohem Maße dazu beitrug, die Pläne der Deutſchen zu durchkreuzen. Bei dieſer Gelegenheit erhielt er den höchſten ruſſiſchen Kriegsorden, das St. Georg⸗Kreuz. Im Spätjahre 1916 wurde er Chef der Schwarzen Meer⸗Flotte und legte die Minenſperre vor dem Boſporus an, infolge deren die deutſchen Kreuzer„Goeben“ und„Breslau“ nicht mehr auslaufen konnten. Dann kam die Revolution. Koltſchak gab ſofort aus eigenem Antrieb den Matroſen Bericht über die Entwick⸗ lung der Dinge und wußte ſich mit ihnen ſo zu verſtändigen, daß noch 4 Monate hindurch vollkommene Ordnung in der Schwarzen Meer⸗Flotte herrſchte, während in der Oſtſeeflotte ſchon Anarchi⸗ Platz gegriffen hatte. Da befahl Kerenſti— gegen den Rat Koltſchaks—, daß Abgeordnete der Oſtſeeflotte Erlaubnis haben ſollten, ſich direkt mit den Matroſen am Schwarzen Meer in Verbindung zu ſetzen. Hierbei ereignete ſich ein Fall, der Koltſchaks Mut und ſeine Volkstümlichkeit unter der Mannſchaft bewies. Man verlangte ihm ſeinen Ehrendegen ab, aber Koltſchak weigerte ſich, ihn auszuliefern, und warf ihn ins Meer. Am nächſten Tage brachten die Matroſen ihm denſelben zurück; ſie hatten ihn durch einen Taucher wieder herausholen laſſen. Als Koltſchak eingeſehen hatte, daß unter der Leitung des Phraſenhelden Kerenſki eine ganz unmögliche Lage geſchaffen worden war, nahm er ſeinen Abſchied und reiſte nach Ame⸗ rika, wo er bis zum Frühjahr 1918 blieb. Er war jetzt zu der Ueberzeugung gekommen, daß geordnete Zuſtände in Ruß⸗ land nur wieder durch ein Eingreifen mit den eigenen Kräften des Landes von den Grenzgebieten aus, und namentlich von Sibirien her, geſchaffen werden konnten. In Gemeinſchaft mit dem General Horwat in Charbin hat er dann dank ſeiner Energie, ſeinem Mut und ſeinem merkwürdigen Einfluß auf ſeine unbeſchreibbar gewaltigen Fortſchritte er⸗ reicht. Es iſt reiner Unſinn, Koltſchak reaktionär zu nennen. Er genießt einfach unbedingtes Vertrauen bei ſämtlichen ruſſi⸗ ſchen Parteien mit Ausnahme der extremenSozialdemokraten. Er hat längſt eingeſehen, daß die Zeit des alten Regiments und der früheren Zuſtände unwiderruflich für Rußland vorbei iſt, aber er will auch, daß die Ruſſen eine Lehre aus dem entſetzlichen Erlebniſſen unter der Diktatur des Proletariats ziehen ſollen. Sein einziger Gedanke iſt, Rußland zu retten, er iſt glühender Patriot und ein ehrlicher Mann. Sein Streben geht dahin, für Rußland die Einberufung einer Nationalverſammlung vorzubereiten. So⸗ bald Koltſchak Niſchni⸗Now 9 2 rod erreicht, wird der endgültige Umſchlag in Rußland erfolgen. Schon jetzt ſchwindet die Rote Armee dahin, ſowohl an der Rigaer als auch an allen anderen Fronten. Die mobiliſierten Bauern ſind im Herzen keine Bolſchewiki, und die meiſten der Offiziere wurden nur gezwungen, ſich ihnen anzuſchließen. Sobald es den Soldaten im Roten Heere klar wird, daß ſie nicht er⸗ ſchoſſen werden, wenn ſie zu den„Weißen“ kommen, und daß ſie bei ihnen auch ebenſo viel zu eſſen bekommen, werden ſie in großen Scharen überlaufen und dann wird es mit Ruß⸗ land raſch vorwärts gehen. Admiral Koltſchaks Name wurde zuletzt genannt im Zu⸗ ſammenhang mit dem Auftreten Japans in Verſaille. Japan ſollte gedroht haben, es werde Rußland und Deutſchland ein Bündnis anbieten, wenn die Entente Koltſchak nicht anerkenne. Daraufhin erfolgte die Anerkennung des ruſſiſchen Admirals. Dieſer ſoll Japan gegenüber beſtimmte Verpflichtungen in Si⸗ birien und der Mandſchurei eingegangen ſein. Wir wiſſen etwas weiteres über dieſe höchſt intereſſante Seite der Welt⸗ kriſe nichts, dürfen ſie aber nicht aus den Augen verlieren, menn es auch im Augenblick von dem Eingteifen Japans in Lierſaille wieder ſtill geworden iſt. Nach einer Baſeler Meldung vom 14. Juni ſtellen die Pariſer Ausgaben amerikaniſcher Blätter die auf Japaus Drängen erfolgte Umbildung des Rates der Vier zu einem Fünferrat als eine Gegenaktion der angelſächſiſchen Delegier⸗ ten gegen den Preſſefeldzug und den Veto⸗Einſpruch Clemen⸗ teaus dar. Das ganze japaniſche diplomatiſche Gewebe iſt nicht recht durchſichtig. Als ſichere Tatſache ſcheint für den Augenblick nur die Anerkennung Koltſchaks feſtzuſtehen, die Japan als einen Erfolg bucht. 15 1 2. Sette⸗ Nr. 271. MNaunheimer General-Anzeiger. Abend ⸗ Ausgade.) Meontag, den 16. Jmt 1919 Jorderungen des deulſchen Lehrervereins. Der neue Staat hat für die im Deutſchen Lehrerverein geeinte Volksſchullehrerſchaft keine neue grundſätz⸗ liche Einſtellung nötig gemacht. Solange es einen Deutſchen Lehrerverein gibt, ſeit dem Jahre 1848, hat er die Bildung aller Volksjugend nach Maßgabe ihrer Kräfte und ihres Bildungswillens und darum eine einheitliche Geſtaltung des öffentlichen Schulweſens gefordert. Aber der neue Staat gibt neue Möglichkeiten, alte Schul⸗ und Erziehungswünſche zur Anerkennung und Durchführung zu bringen. Auf der vom 10. bis zum 12. ds. Mts. abgehaltenen Vertreterverſamm⸗ lung des Vereins ſind darum lange vergeblich erhobene For⸗ derungen in einer den Zeitverhältniſſen angepaßten Form ausgeſprochen und feſtgeſtellt worden. Ausgehend von dem Gedanken, daß der Volksſtaat auf der Erziehung aller Staatsbürger zur höchſten Leiſtungsfähigkeit und vollen ſittlichen Verantwort⸗ lichkeit beruht, und daß die öffentliche Schule deswegen der geſamten Volksjugend die Möglichkeit bieten muß, alle An⸗ lagen und Kräfte des Körpers und des Geiſtes auszubilden, fordert der Verein eine einheitlich aufgebaute und nach den Grundſätzen der Selbſtverwaltung einheitlich verwaltete Schule, deren Zweige und Stufen unter ſich eng verbunden ſind, alſo die Einheitsſchule, und für alle Tüchtigen wie in der Schule ſo auch im Leben freie Bahn ohne Be⸗ rechtigungsſchranken und ohne Schulzäune, die den Zutritt zu den höheren Bildungsſtufen und den Fach⸗ und Hochſchulen und dem entſprechenden Berufe verſperren. Die Schule ſoll das große Mittel der Entwickelung aller Volkskräfte ſein, darum Schulpflicht, bis zum 18. Lebens⸗ jahr für alle ohne Ausnahme, Einrichtung von Kinder⸗ gärten för die häuslich nicht geügend Verſorgten, Be⸗ ſchränkung der Rripatſchulen, ſo weit, daß der Oweck der ſtaatlichen Unterrichtsveranſtaltungen dadurch nicht vereitelt werden kann. Zu den weiterführenden Stufen in der Schule des Staates ſoll die Zulaſſung grundſätzlich nur nach der Be⸗ ſähigung und Neigung erfolgen. Auf der für alle Kinder gemeinſamen Grundſchute ſollen ſich alle andern Schularten, das geſamte Berufsſchulweſen und die allge⸗ meinen Bildungsanſtalten bis zur Hochſchule hinauf, auf⸗ bauen. Die perſönlichen, örtlichen und wirtſchäftlichen Hinderniſſe ſind durch eine entſprechende Schulfürſorge zu beſeitigen, durch Unentgeltlichteit des Unterrichts und der Unterrichts⸗ mittel für alle und freien Lebensunterhalt und freie Kleidung für Unbemittelte, durch ſchulärztliche Ueberwachung, die Ein⸗ richtung von Pflegeanſtalten, Schülerheimen uſw. Die Lehrerbildung iſt, der Einheitlichkeit des ge⸗ ſamten Volksunterrichts entſprechend, auf einheitlicher Grund⸗ lage, aber den mannigfachen Anforderungen der einzelnen Bildungszweige und Bildungsſtufen entſprechend im einzelnen vielſeitig und mannigfaltig zu geſtalten. Die berufliche Bil⸗ Dung der Lehrer ſoll auf der durch eine erziehungswiſſenſchaft⸗ liche Abteilung erweiterten Univerſität für alle Lehrer gemein⸗ ſam erfolgen. Dieſe Hochſchule ſoll nach dem Muſter der tech⸗ nmiſchen Hochſchule und der heiltundlichen Abteilung der Uni⸗ verſität ſo eingerichtet werden, daß neben der Einführung in die Erziehungswiſſenſchaft auch die praktiſche Vorbildung für den Lehrerberuf in vielſeitiger und dem einzelnen Zwecke ent⸗ ſprechender Weiſe erfolgt. Auch für die beſonderen Bildungs⸗ bedürfniſſe(Berufsſchulen, Heilerziehung) iſt Sorge zu tragen. Die Lehrer der Ober⸗ und höheren Berufsſchulen erhalten ihre fachwiſſenſchaftliche, künſtleriſche oder berufstechniſche Weiter⸗ bildung auf der Univerſität oder den entſprechenden Hoch⸗ ſchulen. Für die Fortbildung der Lehrer iſt durch beſondere ee und durch zeitweiſe Beurlaubung Gelegenheit zu geben. Die Anſtellung und Beſoldung der Lehrer ſoll für alle Lehrer und Lehrerinnen des Staates einheitlich ge⸗ ordnet werden. Für den geſamten Lehrerſtand werden ein⸗ heitliche, die Amtsſtellung einfach und ſchlicht angebende Amtsbezeichnungen gefordert. Alle das Gewiſſen bedrückenden, die Freiheit der Sehr e und die ſtaatsbürgerliche Betätigung der Lehrer ein⸗ ſchränkenden Beſtimmungen, ſowie kirchliche Dienſtleiſtungen ſind zu beſeitigen. Für die Schulgeſetzgebung, Schulverwal⸗ tung und Schulaufſicht wird gefordert, daß von Reichs wegen grundlegende geſetzliche Beſtimmungen zu erlaſſen ſind und eine oberſte Reichsbehörde für das Bildungsweſen und ein Reichserziehungsrat eingeſetzt werden. Die Schulverwaltung ſoll für jedes Gebiet einheitlich, nicht nach Volks⸗ und höheren Schulen getrennt, erfolgen und der Behördenaufbau ohne eine lähmende Vielheit der Behördenſtaffelung erfolgen. Die Verwaltung der mehrklaſſigen Schulen geſchieht nach den Grundſätzen der Selbſtverwaltung in kollegialer Form. An der Schulaufſicht ſind die Lehrervereine durch Lehrerkammern und die Eltern durch Elternbeiräte zu beteiligen. Eine von den bhisherigen Beſchlüſſen und Erklärungen des Vereins erheblich abweichende Stellungnahme erfolgte zum Religionsunterrichte. Nach ſehr eingehenden Ver⸗ handlungen einigte ſich die Mehrheit der Verſammlung auf folgende Sätze: 1. Die öffentlichen Schulen ſind grundſätzlich für Kinder aller Bekenntniſſe gemeinſam. 2. Die Schule erblickt in der Erziehung zur ſittlichen Per⸗ ſönlichkeit ihre höchſte Aufgabe. Sie ſucht dieſe durch das geſamte Schulleben zu pflegen. 3. Der Religionsunterricht als beſonderes Lehrfach iſt Sache der religiöſen Gemeinſchaften. 4. Der Staat und die Gemeinden überlaſſen den Religions⸗ gemeinſchaften auf Antrag die Schulräume zu den für 9 die Schule geeigneten Zeiten. 5. Die Lehrer haben das Recht, ſich an der religiöfen Unterweiſung durch freien Vertrag mit den religiöſen Gemeinſchaften zu beteiligen. 6. Kein Kind darf gegen den Willen der Erziehungsberech⸗ ligten zur Teilnahme am Religionsunterricht gezwungen werden. Die Oeffentlichkeit wird Deaneee ſich mit den vorſtehned angedeu⸗ teten Beſchlüſſen jedenfalls in ſehr verſchiedenem Sinne be⸗ ſchäftigen. Der Verein darf aber erwarten, daß man die Stimmen eines ſo großen Bruchteils der deutſchen Volksſchul⸗ lehrerſchaft entſprechend beachtet und in der Geſetzgebung und Verwaltung verwertet. Ein Jonialdemokrat zur Sozialiſierungsfrage. ..K. In der„Neuen Zeit“, der Wochenſchrift der deut⸗ ſchen Sozialdemokratie, veröffentlicht A. Ellinger bemer⸗ kenswerte Ausführungen zur Sozialiſierungsfrage. Ellinger vertritt die Anſicht, daß für die Inangriffnahme der Soziall⸗ ſterung nur die Frage maßgebend ſei: Was wird durch die Sozialiſterung erreicht? Ellinger ſagt: „Bringt die Sozialiſierung Deutſchland ebenſo raſch oder raſcher als das privatkapitaliſtiſche Wirtſchaftsſyſtem aus ſeinem heutigen Elend heraus und bringt ſie insbeſondere eine Verbeſſerung der Lage der Arbeiter mit ſich? Wenn und ſoweit man dieſe Frage be⸗ jaht, ſoll man die Sozialiſierung in Angriff nehmen. Wenn und ſoweit man ſie verneint, ſoll man die Finger davon laſſen.“ Nun halten ſehr viele Arbeiter eine ganz erhebliche Ver⸗ beſſerung ihrer Lage infolge der Sozialiſterung ohne weiteres für ſelbſtverſtändlich. Ellinger ſchreibt aber: „Sie laſſen ſich blenden von den Millionengewinnen, die in den letzten Jahrzehnten und ganz beſonders während des Krieges kapi⸗ taliſtiſche Geſellſchaften eingeſteckt haben. Sie vergeſſen dabei zweier⸗ lei: erſtens, daß, wenn der Geſamtjahresgewinn der Kapital ſten auf die Geſamtarbeiterſchaft verteilt würde, auf den einzelnen Ar⸗ beiter doch immerhin nur eine verhältnismäßig niedrige Summe entfiele, und zweitens, daß es auch im ſozialiſierten Betrieb ja ſelbſt in der ſozialiſtiſchen Geſellſchaft unmöglich iſt, dieſe Gewinne reſtlos den einzelnen Arbeitern zum Zwecke der Konſumtion zuzu⸗ führen. Sie vergeſſen, daß im ſozialiſierten Betrieb vun den heu⸗ tigen Gewinnen der Kapitaliſten nur des den Arbeitern zur Kon⸗ ſumtion zugeführt werden kann, was die Kapitaliſten bisher non ihren Gewinnen ſelbſt verkonſumiert haben. Den Teil threr Gewinne, den ſie zur Erhaltung und Erweiterung ihrer Betriebe immer aufs neue in dieſe hineingeſteckt und dadurch zu Kapifal gemacht haben, kann auch kein ſozialiſierter Betrieb den Arbeitern zur Konſumtion auskehren, wenn er nicht binnen ganz kurzer Zeit elend zuſammenbrechen und damit die Sozialiſierung jämmerlich ſcheitern ſoll. Der einzige Unterſchied zwiſchen dem kapitaliſtiſchen und dem ſozialiſierten Beirieb beſteht in dieſer Beziehung darin, daß die Gewinne, die der Kapitaliſt heute zur Erhaltung und Er⸗ weiterung der Produktion anlegt, ſpäter nicht mehr Eigentum eines einzelnen, ſondern einer organiſierten Gemeinheit ſind Im übri⸗ gen muß auch der ſozialiſierte Betrieb, genau wie der Privatkapi⸗ taliſt, zu den unproduftiven Ausgaden beitragen, die der Staat beziehungsweiſe ſpäter die ſozialiſtiſche Geſellſchaft zu ihrer Erhal⸗ tung brauchen. Auch in der ſozialiſtiſchen Geſellſchaft wird es Ar⸗ beitsunfähige, Kranke. Greiſe und Kinder geben, für deren Erhal⸗ tung und Erziehung die Geſeilſchaft wie der heutige Staat— und ſelſeh als der heutige Stagt— ai ſargen dat Die ſoziallſtiſche Ge⸗ ſelſchaft wird auch mehr füc andere unprodu“'ive Zwee asgeben müſſen: zur Pflege von Kunſt und Wiſſenſchaft, zur Verſchönerung der Städte und zu anderen Dingen. Die Mittel zu alledem können nur aus der produktiven, Werte ſchaffenden Arbheit kommen, gen au mie ſie heute— in Geſtalt pon Steuern uſw.— aus dieſer Arbeit kommen. Auch die ſoztaliſtiſche Geſellſchaft kann nicht mehr verzehren, als ſie erzeugt. Soll der Arbeiter in dieſer Geſellſchaft weſentlich beſſer als heute leben, ſo kann dies nur erreicht werden durch die Verlängerung der Arbeitszeit oder die Steigerung der Arbeitsergiebigkeit. Die Steigerung der Arbeitsergiebigkeit kann gewiß zu einem guten Teil erreichtwerden dürchdie Zufammenlegung von Betrieben, durch die Ausſchaltung überlebter Arbeitsmethoden, durch die Ausdehnung der Maſchinenarbeit auſtelle der Handarbeit und anderes mehr. Aber ein Schlarafſenleben a la Bellamy, wie das viele Arbeiter von der Sozigliſterung ertränmen, haben wir in den nächſten Jahrzehnten auch bei der denkbar ſchnellſten Förderung der Sozialiſierung, hätten wir auch bei der vollſtändigen Vergeſell⸗ ſchaftung der Produktionsmittel nicht zu erwarten, ſelbſt wenn dieſe ſich ſo glatt durchführen ließe, wie ſie ſich zweifellos nicht durch⸗ führen käßt.“ 8 ee Werden dieſe Bedenken nicht berückſichtigt, ſo ſind nach Anſicht von Ellinger„die fürchterlichſte Ent⸗ täuſchung großer Arbeitermaſſen und der gefährlichſte Rückſchlag unausbleiblich.“ Gemeindewahlen. Baden. Schriesheim, 16. Juni. Bei den geſtrigen Gemeinde⸗ ratswahlen erhielten die Sozialdemokraten 424 Stimmen mit 2 Sitzen, die Demokraten 609 Stimmen mit 5 Sitzen, das Zentrum 191 Stimmen mit 1 Sitz und die U. S. P. 116 Stimmen(1 Sitz). Hohenſachſen, 18. Inni. Die geſtrigen Wahlen brachten 4 Sozialdemokraten und 2 Bürgerliche in den Ge⸗ meinderat. JHemsbach, 16. Juni. Von den 8 Gemeinde⸗ rats ſitzen entſielen 4 auf die Bürgerparteien und 4 auf die Sozialdemokraten. Sulzbach, 16. Juni. Bei den geſtrigen Gemeinde⸗ ratswahlen erhielten die Freie Bürgervereinigung 271 Stimmen mit 3 Sitzen, die Sozialdemokraten 156 Stimmen mit 2 Sitzen und das Zeutrum 111 Stimmen(1 Sitz). Laudenbach, 16. Juni. Bei der geſtrigen Ge⸗ meinderatswahl wurden 4 Bürgerliche und 2 Sozial⸗ demokraten gewählt. Lützelſachſen, 16. Juni. Bei der geſtrigen Bürger⸗ meiſterwahl wurde der bisherige Bürgermeiſter Michael Keoßg mit 341 Stimmen wiedergewählt. Auf den bürgerl. kandidaten Gemeinderat Pfrang entfielen 300 Stimmen. 2 Heddesheim, 6. Juni. Bei der heute ſtatigefundenen Gemeinde⸗ ratswahl wurden Stimmen abgegeben: Bürgerpartei 945 7, Mehr⸗ heits⸗Soziald. 266(), Unabhäng. 376(), dazu wenige ungültige Zettel. Stimmberechtigt waren über 1800 Perſonen. Wie der Einberufer der erſten hürgerl. Wahlverſammlung hervorhob, war zuvor eine gemein⸗ ſame Wahlliſte aller Parteien geplant, was damals von den.⸗Sozd. Gruppe nicht angenommen wurde. Der Zuſammenſchluß der bürgerl. Parteien hat nun dieſen letzteren eine Mehrheit gebracht, die aber die Probe noch zu beſtehen hat bei der ſpäter zu erfolgenden Bürger⸗ meiſterwahl. Bayern. 000 München, 16. Juni.(Priv.⸗Tel.) Geſtern fanden in Bayern die Gemeinde⸗ und Kreis wahlen ſtatt. In München verliefen die Wahlen vollkommen die Militärbehörden hatten aber für etwaige Zwiſchenfälle Vorkehrungen getroffen. Das Ergebnis für die Stadtrats⸗ wahlen iſt in München folgendes: Von 358 016 Wahlberech⸗ tigten haben 242 526 ihre Stimme abgegeben. Es erhielten Stimmen: Hausbeſitz 5436(1 Sitz), ſozialdemokratiſche Mehr⸗ heitspartei 45 559(10 Sitze), Unabhängige 77 284(16 Sitze), Deutſch⸗demokratiſche Partei 34474(7 Sitze), Bayer. Volks⸗ partei(Zentrum) 67522(15 Sitze), Liberale Bürgerpartei 4978 Stimmen(1 Sitz). Bei der Bürgermeiſterwahl wurden abgegeben: für den Kandidaten der Mehrheitsſozialdemokratie Schmid 45678, für den der U. S. P. Scheid 77257, für den der Deutſch⸗ Demokraten Konraden 34 609, für den gemeinſamen Kandidaten der bayeriſchen Volkspartei, liberalen Bürgerpartei und der Hausbeſitzer, Dr. Knilling(ehem. bayeriſcher Kultusminiſter) 78 469 Stimmen. Da keiner der Kandidaten die erforderliche abſolute Stimmenmehrheit hat, muß die endgültige Bürger⸗ meiſterwahl erſt durch die Stadträte erfolgen. Die Gemeinde⸗ und Kreiswahlen in Bayern haben für München eine ziemliche Ueberraſchung gebracht, nämlich eine Kataſtrophe für die Mehrheitsſozialdemokratie und eine gewaltige Zunahme der Unabhängigen. Bei den Land⸗ tagswahlen hatte die U. S. P. in München rund 15000 Stimmen erhalten, geſtern fielen ihnen 77 000 Stimmen zu, während die Mehrheitsſozialdemokratie von 147000 auf 145000 herabſank, allerdings war die Wahlbeteiligung eine ſehr lechte. 65 15 Münchener Rathaus werden die beiden ſozialdemo⸗ kratiſchen Parteien künftig die Mehrheit haben. Die bay⸗ riſche Volkspartei iſt ſich ziemlich gleich geblieben, ſie erhielt 15 Sitze, die Liberalen haben dagegen mäßige und die Mehr⸗ heitsſozialiſten ſchwere Verluſte erlitten. Im Land dürfte das Ergebnis ein weſentlich anderes Bild bieten und dem von den Landtagswahlen erhaltenem gleich⸗ kommen. In dem neuen Münchener Gemeindekolleginm ſitzen jetzt 5 Frauen, je 2 von der bayr. Volkspartei und der U. S. P. und eine von der demykratiſchen Partei. Letzte Meloͤungen. Bekanntgabe der deutſchen Gegenvorſchläge an die franzöſiſche Preſſe. Paris, 16. Juni.(Havas). Geſtern abend wurde der Preſſe der franzöſiſche Wortlaut der durch den Grafen Brock⸗ dorff⸗Rantzan am 28. Mai übermittelten deutſchen Gegenvor⸗ ſchlägen zugeſtellt. Dieſes Dokument wurde von der franzöſiſchen und ausſändiſchen Preſſe bereits eingehend erörtert. Ax Paris, 16. Juni.(.⸗B.) Den Blättern zufolge kaun der Traus⸗ portarbeiterſtreik in Paris als beendet angeſehen werden. Der Se retär der Bergarbeiter erklärte, daß bis jetzt eine Uebereinkunft au Abbruch des Streiks nicht getroffen worden ſei. Als erſte Grundlag⸗ zu einem Abbruch des Streiks mützte die Annahme des Achtſtunden tages gelten. Der Bergarbeiterſtreik ſei unvermeidlich. — Handel und industrie. Reichsbankausweis vom 7. Juni. Berlin, 16. Juni.(WB.) Nach den Auſprüchen des Monatt, ſchluſſes zeigte der am 6. Funt abgeſchloſſene Ausweis der Reichsban, für die erſte Juniwoche auf den Aulagekonten eine demerkens wer Entlaſtung. Die geſamte Kapitalanlage ermäßigte ſich um Millionen Mark auf 27586,.8 Mill.., die bankmäßige Deckung ſich allein genommen um 1217,8 Mill. M. auf 27 438,6 Mill. M. Auf der anderen Seite wurden der Bank von den fremden Geldern 5 hebliche Beträge, nämlich 837,2 Mill. M. entzogen, wodurch der Be ſtand bis zum 6. Juni auf 9150,7 Mill. M. zurückging. Der Zahlungsmittelbedarf war auch nach der Befriedigung bef Ultimoanſprüche noch ſehr ſtark. An Banknoten hatte die Reichsban zwar in der Berichtswoche zum zweitenmale in dieſem Jahre einen Rückfluß von 27,1 Mill. gegenüber einer Zunahme von 31,5 Mill. vor einem Jahre zu verzeichnen, ſodaß ſich der geſamte Notenumlau bis zum 6. Juni 1919 auf 28 217,9 Mill. M. verringerte. Auf der anderen Seite mußte man an Darlehenskaſſenſcheinen durch die Reichsbank in der erſten Juiwoche 1919 195,5 Mill. M. gegen über 12,8 Mill. M. in der entſprechenden Woche des Vorjahres neu in—5 Verkehr gegeben werden. Am 6. Juni 1919 belief ſich die Geſamthnn der im Verkehr befindlichen Darlehenskaſſenſcheinen auf 11162,4 Mill Mark. Dem Goldvorrat wurden erhebliche Summen, nament zur Bezahlung der Lebens mittelliefſerungen, diesmal 213,7 Mill. P. entzogen, ſodaß der, Goldvorrat mit 1302,4 Mill. M. unter den Stau der 770 Friedenszeit(am 13. Juli 1914 1355,09 Micdl. M. zurückge gangen iſt. Der Beſtand an Scheidemünzen und Reichskaſſenſcheineg zeigt wie üblich nur geringe Veränderungen. Der Darlehens beſtan bei den Darlehenskaſſen nahm diesmal um 395,1 Mill. M. auf 18520 Mill. M. zu. Ein dieſer Steigerung eutſprechender Betrag an 74446 lehenskaſfenſcheinen floß in die Kaſfe der Reichsbank, die ibrerſeln mie oben erwähnt, 195,5 Mill. M. an dieſem Geldzeſchen neu in 925 Verkehr leiten mußte. Der eigene Beſtand der Bauk an Darlehens kaſſenſcheinen ſtieg bis zum Ende der Berichtswoche auf 8247,1 Mill. M⸗ Bestand an kursfähigem deutscnem Oeld und an Gold 1 Barren oder ausländischen Münzen, das Kilogramm fein 2zu 278 Mark derechnet. die Vermögen dn 1000 Mart) Feeee Metalldestanaga 1322749— 213755 darunter Goll 1302403— 213700 Reichs-· und Darlehenskassen-Scheine · 8268 186.- 100316 Noten ander. Banlkenn. 4276- 5 Wechsel, Schecks und disk. Schatzanw. 27438644— 1217896 Lombarddarleen 8373.— 7 Wertpapierbestanag 139762 1006 Sonstiges Vermögenn 32132225.— 48 90 Verbindlichkeiten. Orundkapitl. 18000(unver Nücklagen 90 40(unver.) Notenumlaukfk 28217855 2700 Einlagen 532**3 v9150671.— 837 20 Sonst. Verbindlichlreiiiti.Q 10656103— 400580 Frankfurter Wertpapierbörſe. it, Frankfurt, 16. Juni.(Priv.⸗Tel.) Angeſichts der Ungewißhel wie die Antwort der Entente ansfallen wird, ſtellte ſich bei Eröffnunge der Geſchäftswoche nur geringer Verkehr ein. Es fehlte faſt 1 4 ſtändig an Kaufluſt und die Umſätze blieben gering bei wenig verü derten Kurſen.* Am Montanaktienmarkt zeigte ſich bei vereinzelter Befeſtign h für Gelſenkirchen, Harpener und Eſchweiler Bergwerke. Deuen Luxemburger fanden bei beſcheidenem Angebot gute Aufnahme. ſtil dem Gebiet der chemiſchen Induſtriepapiere war das Geſchäft en und die Kurſe erfuhren zum Teil Abſchwächung, da die verſchieden 13 Geſchäftsberichte der chemiſchen Induſtrie die Ausſicht als günſtig darſtelten. Es eröffneten Farbwerke Höchſt 220 uiebrig Badiſche Anilin ſind gut behauptet, 293. Die Umſätze in Elekt werten blieben bei ziemlich feſten Kurſen beſcheiden. al⸗ Auf dem Markt der Schiffahrtsaktien prägte ſich die luſtloſe Hal tung noch ſtärker aus, ein Erſtnotierungskurs kam nicht zuſtan Schantungbahn ſtanden zu etwas gebeſſerten Kurſen in Nachfragn Italieniſche Bahnen blieben zu gebeſſerten Preiſen geſucht. Cang Paziſic wurden zu 347 umgeſetzt. 40 Autowerte blieben geſchäftslos. Petroleumaktien ſtanden in etm regerem Verkehr, doch war die Kursbewegung beſcheiden. ml⸗ Am Rentenmarkt war zunächſt ſchwächere Haltung in den ehe 10 ſchen Anlagen zu bemerken. Kriegsanleihen ſetzten mit 74,90 ein u ie zogen im Verkehr bis 75,30 an. In fremden Kupons nahmen An⸗ größeren Käufe ihren Fortgang. Feſt lagen Rumänier, Tieni Pucko, ſowie verloſte Chineſen. oe⸗ Am Einheitsmarkt der induſtriellen Werte blieb die Kur e wegung beſcheiden, aber die Stimmung größtenteils behauptet⸗ zung Börſe beharrte auch im ſpäteren Verlauf in ihrer luſtloſen Verfaßft und ſchloß in behaupteter Dispoſttion. Privatdiskont 3/80b. Berhtner Wertpapterbürse. Berlin, 14. Juni. Devisenmarkt.) Auszahlungen für: 14. Geld Brieſ Geld Brie %%%%%%%ͤ ͤçwÄ 79.50 Holland 100 dulden 605.00 505.50 618.00 610 3⁰ Dänemark 100 Kronen. 356.00 336,50 361.00 351 0 Sehweden 100 Kronen. 381.00 381.50 380.00 327 50 Norwegen 100 Kronen. 374.00 374.50 377.00 377 25 Schweiz 100 Franken 278.00 278.25 280.00 280. 5⁵ Oest.· Ungarn 100 Kkronen.. 49.45 49.55 48.45 48— Spanien„„ 281.— 282.— 286.— 287.— Bulgarien 100 Len— 22 Helsingfors 124.75 125.25 124.75 125. Ssecurilas Feuer · Berſicherungs · Arnien-Geſellſchaſt in Berſin Der Reingewinn des 11. Geſchäftsfahres der Geſellſchaft e, 2Induſtrie“ Verſicherungs⸗Aktien⸗Geſellſchaft in Berlin) Leträc 65,550 ſchließlich des Gewinnvortrages von/ 56 251, aus 1017 lichen ( 140 504. Der auf den 30. Juni 1919 einzuberufenden ordene un Generalverſammlung wird vorgeſchlagen werden, aus dieſem Ge lung eine Dividende von 17,50 pro Aktie 7%(6%) der Einsah ge⸗ zu verteilen, dem Kapitalreſervefonds/ 5464(% 5 808), dem 000 zialreſervefonds 20 000, welcher dadurch einen Betrag von K= F ren erreicht, zu überweiſen und den Reſt von 57 141( 56 251) au Rechnung vorzutragen. Süddeutſche rt olzmarkt. 55 fur Don der zweiten Hand für die 100 Stuck wurden verlangt 81 1615 Ausſchußbretter etwa 29218, 0, 288—202, 4 55 bis 340, 8% 888, 0 eeee e Ars—A8d, 11, + 533, 12˙, 575.—580, für 16 34 5 desgl. etwa„ 192—194, 6 385 bis 235, 7 267—72, 8,„ 306—12, 9 C 344—350, 10% 4 10 299, 11,% 420—425, 12˙% 460—465, für 10˙65˙ desgl. eig 30 bis 172, 6% 202—207, 7, 28—.288, 8 267—272, 9˙ 800 10%, 884—38, 11 4% 888—878, 12 404—400, ſowie für 167 5, desal, etma 144—49, 6 172.—176. 7 202—.206, 8 2—55 258—264, 107 288—292, 11, 4 815—822 und 12˙ Arben alles frei Schiff mittelrheiniſcher Stationen. Hobelbretter geboten⸗ ſortdauernd lebhaft begehrt, aber nur in mäßigem Umfang 1 Die Andienung in 22 mym ſtarker Ware überragte dieie 24 m/m ſtarker, die in ſtaigendem Maße verlauat wurde. * —— — .Eerr /// 5 werpen und Mannheim zum Ziele geſetzt hat. Dur⸗ über meine Tätigkeit wie über meine Perſon, insbeſondere aufgebauſchter Behauptungen Fniſchtedenbert zurückzuweiſen. Es iſt ganz ſelbſtverſtänd⸗ i Montag, den 18. Junt 1919. Maunheimer General-Anzeiger.(Abend⸗Ausgabe.) 8. Seite. Nr. 271. Aus Stadt und Land. Kommerzienrat Louis Guffahr 7. Unſeren bereits im Mittagsblatt enthaltenen Mitteilungen über das Hinſcheiden des Herrn Kommerzienrat Louis Gutjahr tragen wir noch folgende Ausführungen nach: Der Verſtorbene ſtammt aus kleinſten Verhältniſſen. Selbſt als Matroſe und ſpäter Schiffer tätig geweſen, kam er im Jahre 1876 ans Land, um ein Geſchäft in Schiffsartikeln zu betreiben. Er dehnte die Tätigkeit bald darauf auch auf Schiffsbefrachtungen aus und gründete gemeinſchaftlich mit ſeinen Brüdern die Rhederei Gut⸗ jahr, die ſich insbeſondere den Ausbau des Verkehrs zwiſchen Ant⸗ Die Firma Louis Gutjahr war die erſte, welche einen regelmäßigen Schleppkahnver⸗ kehr zwiſchen Antwerpen und Mannheim ins Leben rief und den⸗ ſelben ſoweit ausbaute, daß mit regelmäßigen Abfahrts⸗ und An⸗ kunftstagen in Antwerpen und Mannheim gerechnet werden konnte. Dieſer Gutjahr⸗Eildienſt diente hauptſächlich dem Stückgutverkehr und dem Import von Getreide. Im Jahre 1880 ſiedelte Louis Gutjahr ſelbſt nach Antwerpen über und leitete von dort aus das Geſchäft. Im Jahre 1887 wurde das Geſchäft in eine Aktiengeſellſchaft unter der Firma: Badiſche Actiengeſellſchaft für Rheinſchiffahrt und Seetransport um⸗ gewandelt. Louis Gutjahr wurde der Direktor. Die Geſellſchaft bergrößerte raſch ihren Schiffsvark und ihre Anlagen. Etwa um 1900 wurde der Rotterdamer Dienſt aufgenommen. Im Jahre 1912 erfolgte die Vereinigung mit der Rhein⸗ ſchiffahrts⸗Aktiengeſellſchaft vorm. Fendel zu einem Schiffahrts⸗ Konzern, dem noch eine Reihe von anderen Geſellſchaften gleich⸗ zeitig oder in der Folge angegliedert wurden. Mit der Konzern⸗ bildung ſchied Gutjahr aus der Direktion aus, um zunächſt als Bei⸗ rat und ſpäter als Aufſichtsratsmitglied in der Verwal⸗ tung zu verbleiben. Mit Gutjahr iſt ein energiſcher und unermüdlicher Pionier der Rheinſchiffahrt dahingegangen. Der politiſche Zuſammenbruch, der ſein Lebenswerk— den Verkehr zwiſchen Antwerpen und Mann⸗ heim unter deutſcher Flagge— für abſehbare Zeit unmöglich macht, hat auch das Ende dieſes Mannes beſchleunigt.— Seine Be⸗ erdigung findet am Dienstag, den 17. Juni in Gernsheim ſtatt. Gutjahr iſt in Gernsheim geboren und vor längeren Jahren zum Ehrenbürger dortſelbſt ernannt worden. Die Ariegsbeſchädigtenfürſorge des Badiſchen Heimaldank. Die Oeffentlichkeit weiß noch zu wenig von der Arbeit der ſozialen Kriegsbeſchädigtenfürſorge. Da wird es von Wert ſein, wenn wir des Beiſpiels halber ein paar Zahlen aus der Arbeit der Kriegsbeſchädigtenfürſorge in Baden bringen, die von dem„Badiſchen Heimatdank“ geübt wird. Der Badiſche Heimatdank verfolgt, wie alle Hauptfürſorgeſtellen der Kriegs⸗ beſchädigtenfürſorge, vor allem das eine Ziel, die Kriegs⸗ beſchädigten wirtſchaftlich wieder auf die eigenen Füße zu ſtellen. Die Aufwendungen, die er im Dienſte dieſes Zieles in den Jahren von 19135 bis 1918 gemacht hat, betragen über 1800 000 Mk. Davon entfallen 870 000 Mk. auf die Kriegs⸗ beſchädigten in dem orthopädiſch⸗chirurgiſchen Reſervelazarett in Ettlingen. In dem Lazarett waren bisher über 8000 Kriegsbeſchädigte untergebracht; darunter ungefähr 850 Arm⸗ amputierte und 1850 Beinamputierte. 5 Ueber 5000 Kriegsbeſchädigte haben die Lehrgänge des Lazaretts beſucht. 3895 haben in den Lehrwerkſtätten gearbei⸗ die wiederholten Veröffentlichungen der„Tribüne“ dadurch, daß ſich die„Tribüne“ hierzu eines anonymen Vaeſes und Jeile längſt erledigter Akten aus dem Jahr 5 bedient, ſi ee ee—5 10 rbreitung un„“entſtellter un ee Jöffentlich 15 brandmarken. gerwegen wird ſich die„Tribüne“ nunmehr vor Gericht 3 rechlſertigen Die Beſchuldigungen derſelben in A. 61, 64 und 84 ihres Blattes bin ich in der Lage, mit ch, daß, wenn auch nur ein Teil der Beſchuldigungen mahr wäre, ich heute nicht mehr auf meinem Poſten ſtande, ſondern vielmehr im Gefängnis ſitzen müßte. Auf Einzelheiten brauche ich nicht weiter einzugehen, aber hervorheben möchte ich noch Folgendes 8 Als mir vor etwa 8 Jahren die Leitung der Milch⸗ zentrale übertragen wurde, beſtand dieſelbe nur erſt auf dem Papier. Erſt ich habe den Betrieb in einem alten Schuppen des Schlachthofes eingerichtet, eröffnet und durch ſachkundige Leitung zu dem ausgebaut, was die Milchzentrale heute iſt. Auch der Neubau iſt auf meine Anregung zurückzuführen, ebenſo die Anordnung er Räume und deren Ausſchmückung. Viele Intereſſenten des In⸗ und Auslandes ſind zur Beſichtigung der Milch⸗ entrale und Ratseinholung zu mir gekommen und alle aben ſich die Milchzentrale zum Muſter genommen. Als bei Kriegsausbruch die Milch knapp wurde, ge⸗ lang es mir unter größten Schwierigkeiten, Milch aus dem Algau, der Schweiz, Holland und Schweden zu beziehen, welche Bezüge durch die Zwangswirtſchaft und Blokade Deutſchlands aufhören mußten. Eingedenk ihres gemein⸗ nützigen Charakters, hat die Milchzentrale an dieſer Milch ür ganzes Vermögen geopfert. Als weitere Maßnahme zur Milderung der Miſchnot hat die Milchzentrale unter meiner Leitung Anfang 1916 eine eigene Kuhhaltung ge⸗ ründet, welche bald darauf zur Pachtung des Glashof führte. ort iſt erwieſenermaßen mehr Milch produziert worden, als unter normalen Verhäliniſſen zu erwarten war. Hier⸗ durch iſt erwieſen, daß die Milchzentrale ihre ſtatutariſche fgabe, der Bevölkerung von Mannheim und gute Milch zu beſchaffen, vollſtändig erfüllt hat. uch ich per⸗ ſonlich habe getan, was menſchlich möglich war. Es iſt findet. dienen. ſcharfen Schuß auf das Voot ab, durch den der Matroſe Melius tet; etwa 100 Mann haben in Ettlingen die Meiſterprüfung, 30 die Geſellenprüfung abgelegt. Im übrigen hat der Lan⸗ desausſchuß auch außerhalb Ettlingens 89 Lehrgänge in allen möglichen gewerblichen Berufen und in der Landwirtſchaft mit 1022 Teilnehmern und einem Koſtenaufwand von 135 000 Mark abgehalten Noch ein paar Zahlen aus der Arbeit des Badiſchen Landesarbeitsnachweiſes für Kriegsbeſchädigte, den der Heimatdank in Karlsruhe geſchaffen hat. Dieſer Arbeits⸗ nachweis hat bisher über 7500 Stellen vermittelt, darunter an 1979 Kriegsbeſchädigte, vorwiegend Schwerbeſchädigte, im Reichs⸗, Staats⸗ oder Gemeindedienſt. Der Arbeitsvermitt⸗ lung dient auch der Badiſche Stellenanzeiger für Kriegs⸗Be⸗ ſchädigte, der ſeit 1915 monatlich drei⸗ bis viermal in einer Auflage von 9000—10 000 Stück erſcheint. Baden hat nicht umſonſt den Ruf des Muſterlandes. Aber was hier für die Kriegsbeſchädigten geſchehen iſt, findet erfreulicher⸗ weiſe ſein Gegenbild auch in vielen anderen deutſchen Gegenden. Lückenlos iſt der Bau der Kriegsbeſchädigtenfürſorge noch nicht, und es iſt gerade die Aufgabe der Kriegsbeſchädigten ſelbſt, an ſeinor Vollendung mitzuwirken. Aber über all den gerechten Forderungen, die ſie erheben, ſoll doch auch nicht vergeſſen werden, was hin⸗ gebende und uneigennützige Arbeit in den Jahren des Krieges und unter den ſtändig drückenderen Hemmungen, die er mit ſich brachte, geleiſtet hat. 5 * In den Ruheſtand verſetzt wurde unterm 6. Junf d. J. Amts⸗ gerichtsdirektor Franz Engelberth in Heidelberg ſeinem An⸗ trag entſprechend auf 1. Oktober. * Ernannk wurde Oberamtsrichter Dr. Udo Freiherrn von la Roche⸗Starkenfels in Heidelberg auf 1. Oktober d. J. zum Amtsgerichtsdirektor daſelbſt. *Verſetzt wurde Oberamtsrichter Dr. Friedrich Koch in Mann⸗ heim in gleicher Eigenſchaft nach Heidelberg. p. Bei einem Einbruche in die Räume der hieſigen Fahndungs⸗ abteilung des Kriegswucheramtes in K 2 wurden heute nacht—5 Leute ertappt. Bereits geſtern Sonntag hatten ſie ſich in den unbe⸗ wachten Büros eine Menge von der Fahndungsabteilung beſchlag⸗ nahmter Gegenſtände, wie Seife uſw., zum Abholen während der Nachtzeit am Fenſter zurechtgelegt. Dem Auge der Polizei war dies jedoch nicht entgangen und es Wurde während der Nacht ein Schutzmann vor dem Hauſe poſtiert. Heute früh gegen ½2 Uhr erſchienen die Diebe und es kam zu einem Zuſammenſtoß derſelben mit dem Schutzmann, wobei derſelbe von ſeiner Waffe Gebrauch machte. Einer der Einbrecher, der 28 Jahre alte Kriegsinvalide Anton Maier, wohnhaft J 3, 6, erhielt eine Schußwunde und mußte in das Allgemeine Krankenhaus verbracht werden. Nach den übrigen Dieben wird gefahndet. p. Zu der Erſchießung des Makroſen Balenkin Melius im hie⸗ ſigen Verbindungskanal durch einen franzöſiſchen Poſten iſt mitzu⸗ teilen, daß Melius gemeinſam mit dem Dammeiſter Feick aus Worms im Auftrage der franzöſiſchen Behörde in Mainz im Mannheimer Hafengebiet ein Dienſtgeſchäft zu erledigen hatte. Der Beamte des heſſiſchen Waſſerbauamtes Feick benützte zur Reiſe den Regierungsdampfer des Amtes. Als ſie im hieſigen Verbindungs⸗ kanal mit dem Abmeſſen von Floßen beſchäftigt waren, wurde das Boot plötzlich von einem franzöſiſchen Wachtpoſten angerufen, wo⸗ rauf der Führer des Bootes Anſtalten traf, an das Ufer zu fahren, um ſich bei dem Poſten nach dem Grund des Anrufes zu ekkun⸗ digen. Vevor er noch das Land erreichte, gab der Poſten einen ſo ſchwer verletzt wurde, daß er nach ſeiner Einlieferuna in das Allgemeine Krankenhaus verſtarb. Melius ſtand im 40. Lebens⸗ jahr und hinterläßt vier Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren. *Die Reichskagung Deutſcher Technik wurde von Nürnberg nach Berlin verlegt. Wir verweiſen die Intereſſenten auf den An⸗ zeigenteil vorliegender Nummer. * Der Brikettarbeiter⸗Ausſtand iſt ſo ziemlich beigelegt. Es ſchweben zwar noch Verhandlungen; in der Hauptſache wurde je⸗ doch eine Verſtändigung erzielt. Die Arbeitsaufnahme dürfte ſchon heute erfolgen. Die Wohnungsfrage und der Vollzug von Räumungsurteilen. Bei der herrſchenden Wohnungsnot iſt es geboten, die Räumung von Wohnungen im Wege der Zwangsvollſtreckung, falls mit einer Ob⸗ dachloſigkeit der aus dem Beſitze zu ſetzenden Perſonen zu rechnen iſt, nicht zu vollziehen, bevor der Ortspolizeibehörde Geſegenheit gegeben worden iſt, für die Unterbringung dieſer Perſonen zu ſorgen. In Ergänzung einer früheren Vorſchrift bat deshalb das Juftizminiſterium bis auf weiteres angeordnet, daß der Gerichts⸗ vollzieher vor der Räumung von Wohrungen in allen Fällen, in denen es zweifelhaft iſt, ob die aus dem Beſitze zu ſetzenden Per⸗ ſonen ſofort ein anderes Unterkommen finden können, wegen der Unterbringung dieſer Perſonen— vorbehaltlich entgegenſtehender Weiſung des Vollſtreckungsgerichts— die Mitwirkung des Bürger⸗ meiſteramts oder Wohnungsamtes zu erbitten hat. * Gründung der badiſchen Siedlungs- und Landbank. Auf Einladung des Arbeitsminiſteriums, dem die Bearbeitung der länd⸗ lichen Siedlungsfragen unterſtehen, fand am 12. Juni die Grün⸗ dung der Siedlungs⸗ und Landbank ſtatt. Die Geſellſchaft will zur Erhöhung der landwirtſchaftlichen Erzeugung, zur Neuſchaffung ländlicher, halbländlicher und ſtädtiſcher Siedlungen und zur Ex⸗ weiterung beſtehender Siedlungen Gelände beſchaffen und under Ausſchluß der Spekulation der möglichſt wirtſchaftlichen Ausnutzung zuführen, ferner Gebäude errichten, die zur Siedlung erforderlich werden und die Schuldverhältniſſe der Anſiedler, namentlich die hypothekariſchen, der Siedlungsgrundſtücke regeln. Bei den Sied⸗ lungen ſollen Kriegsteilnehmer in erſter Linie berũ werden. Vorbehaltlich der Zuſtimmung des badiſchen wird im Aufſichtsrat der badiſche Staat als der Ha durch 3 Mitglieder, die Badiſche Landwirtſchaftskammer durch 2 Mit⸗ glieder und die Kreiſe, Gemeinden, landwirtſchaftliche Organiſationen durch je 1 Mitglied vertreten ſein. Hierzu ſoll ein Vertrauensmann der Siedler kommen. Als Geſellſchaftskapital iſt der ſtattliche Be⸗ trag von 3 4286 000 M. aufgebracht. Bei der Ausſprache kam zum Ausdruck, daß die Geſellſchaft vor allen Dingen auf die Förderung der ländlichen Siedlungen hinarbeiten ſoll, daß jedoch daneben auch die ſtädtiſchen und halbländlichen Siedlungen berückſichtigt werden ſollen; ein Zuſammenarbeiten mit dem Badiſchen Baubund iſt an⸗ zuſtreben. Polizeibericht vom 18. Juni(Schluß). Unfall eines Einbrechers: Ein 18 Jahre alter Hülfsarbeiter von hier hat ſich am 30. vorigen Mts bei einem Einbruch in Neu⸗ oſtheim durch einen Sturz von einer Gartenumzäunung an. Uuter⸗ ſchenkel eine ſchwere Rißwunde zugezogen, welche ſich derart ver⸗ ſchlimmerte, daß er in das Allgemeine Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Epileptiſcher Anfall: Im Hauſe Meerfeldſtr 35 erlitt geſtern morgen ein 21 Jahre alter Arbeiter von epileptiſchen Anfall, der ihn beſinnungslos machte. Nach einiger Zeit hatte er ſich ſoweit wieder erholt, daß er ſich nach ſeiner Wah⸗ nung begeben konnte. Waldbrand: In der Abteilung 19 im Käfertalerwald en⸗ ſtand geſtern nachmittag abermals ein Waldbrand, welcher dich auf eine Fläche von etwa 200 Quadratmeter ausdehnte und vom der Berufsfeuerwehr mieder gelöſcht werden konnte. Der Schaden iſt nicht erheblich und die Entſtehungsurſache noch unbekannt. Drei Körperverletzungen— im Hauſe Meerla Nr. 23 durch Schlagen mit einer Hundepeitſche, im Hauſe 5, 3 durch Schlagen mit einem Hausſchlüſſel und in einer rik im Induſtriehafengebiet durch Schlagen mit einer Kaffeekanne verüßt — gelangten zur Anzeige. Verhaftet wurden 21 Perſonen wegen verſchiedener barer Handlungen, darunter ein Kutſcher 115 889 Aag verſuchs, ein Schloſſer, ein Dreher und ein Lackierer von hier, alle drei wegen Diebſtahls, ein Maurer von Mannheim wegen Ver⸗ brechens nach 8 173.Str..., ein Zementeur und eine löhnersfrau wegen Verbrechens nach§ 219.Str. G. B. und Kaufmann von hier wegen Schleichhandels. 3 Ladentheken kilarung! Das geſamte Perſonal der Mannheimer Milchzentrale, Aktiengeſellſchaft, fühlt ſich verpflichtet, auf die in letzter Zeit non Seiten der„Tribüne“ erſcheinenden Hetzartikel, im Intereſſe der Volkswirtſchaft, folgende Aufklärung zu geben: 1. Es iſt rein unwahr, daß der Direktor unſeres Be⸗ triebes ſich einer Handlungsweiſe, wie in der Tribüne ge⸗ ſchildert, uns gegenüber bedient. Wir müſſen eine derartige, geradezu nichtswürdige Verleumdung, wodurch hauptſächlich das Anſehen unſerer weiblichen Angeſtellten herabgeſetzt wird, als eine zu Hetzzwecken geeignete Erfindung bezeichnen. 2. Ebenſo entiſpricht es nicht der Wahrheit, daß irgend welche Milchpantſchereien und dergleichten in unſerem Be⸗ triebe ſtattfinden. Auch hier kann das ganze Perſonal be⸗ eugen, daß von Seiten der Leitung ſtets und ſtändig die eiſung für eine ſorgfältige und gewiſſenhafte Verarbeitung der Milch erteilt wird und eine ſolche auch unter Beauf⸗ ſichtigung der hierfür verantwortlichen Betriebsleiter ſtatt⸗ i Der Artikelſchreiber muß anſcheinend, als er von Milchpantſchereien ünſeres Direktors ſprach, von ſeinen Vertrauensleuten(es dürfte ſich ja meiſtens um früher in unſerem Betrieb beſchäftigten, aus irgend welchen Gründen entlaſſenen Perſonen handeln) falſch unterrichtet worden ſein, denn nach dem Vorhergeſagten, ruht die ganze Verant⸗ wortung über die Qualität der Milch in erſter Linie auf den Betriebsleitern. Dieſelben ſind geſchulte Leute vom Molkereifach, die es mit ihrer Berufsehre nicht in Einklang bringen können, irgend welche Fälſchungen, auch nur im geringſten Maße vorzunehmen. 3. Was die Inſtandhaltung und Reinlichkeit des Be⸗ triebs betrifft, ſo muß feſtgeſtellt werden, daß in den Be⸗ triebsräumen die peinlichſte Sauberkeit herrſcht; davon haben ſich ſchon verſchiedene Abordnungen von Aerzten und ſonſtigen Korporationen lobenswert ausgeſprochen. Wir erwähnen ausdrücklich, datz dieſen Zeilen vollſtändig unabhängig von der Direktion und auf Beſchluß des ganzen Perſonals niedergelegt wurden und lediglich Härung der Bevölkerung über unſere 3 Jür das Büro: 9. Ichlener. bftene Stellen dügelkurse! Frauen u. Mädchen können das Bügeln gründlich erleruen. Manch dud dagelgescha 686 N 3, 2, 3. St. Tcht. Immermadckon welches gut nähen, bügeln u. ſervieren kann, auf 1. Juli geſucht. Vorzuſt. zwiſchen 3 u. 4 Uhr, W 18, 2. St. 1 Mäbchen 16—17 Jahre alt, geſucht. G. Müller, Bandagen⸗ fabrikation, R 4, 9 IIIl. B700 Tüchtig, Alleinmädchen (Monatsfrau daneben vorh.) auf 1. Juli bei gutem Lohn geſucht. 0 7, 10, 4. St. B681 Aaages Alleinmaüchen auf 1. Juli geſucht. Akademie⸗ ſtraße 10, parterre. B687 Tüchf. Alleinmädchen nicht unter 24 Jahren gegen hohen Lohn geſucht. 479 Rich. Waguerstr. 4 1 Treppe. zur Auf⸗ Für den Betrieb: A. Perſyn. nicht meine Art, mich perſönlich zu rühmen oder vorzu⸗ drängen, aber angeſichts dieſer Beſchuldigungen dazu gezwungen. Dildey Arektor der mannheimermilchzenkrale.⸗G. Jchreibarbeiten d Vervielfältigungen mittelſt Typendruck. Neen Sten. Aufnahmen ꝛc. 7 Schrelb-Züro Schheite 8. eeee Sopwabengdud Mannheim. Unser langiähriges treues Mitglied, unser lieber Freund und Ramèrad Iun Carl Fähnle Kaufmann wurde gestern von seinem schweren Leiden erlöst. in Treue und Dankbarkeit gedenken Freunden und Bekannten die schmerzliche Nachricht, dass mein lieber guter Vater, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel Carl Fähnle im Alter von 46 Jahren, am Sonntag vormittag 10 Uhr, nach lungerem schweren Leiden sanft verschieden ist. Mannheim, Pozzistr. 8 II, den 16. Juni 1019. Die Feuerbestattung findet Dienstag, den 17. 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Sie werben mit Flugblättern und auffallenden Anſchlägen um die Sympathie der Bevölkerung und greifen dabei die induſtriellen Arbeitgeber⸗Verbände und einen Vor⸗ ſitzenden derſelben, ſowie einen Syndikus perſönlich an. Wir müſſen es ablehnen, den Angeſtellten auf das perſönliche Gebiet zu folgen, glauben vielmehr aber der Allgeneinheit zu dienen, indem wir nachſtehend rein ſachlich den Verlauf der ganzen Kingelegenheit wiedergeben, namentlich, weil die öffent⸗ liche Meinung leicht geneigt iſt, ihre Sympathien den wirtſchaftlich Schwächeren zuzu⸗ wenden. Es iſt daher ſtreug objektiv die Frage zu prüfen, ob ein Grund zu dem Streik vorliegt oder nicht. Fehlt ein zwingender Grund, ſo iſt dieſer Streik, welcher das große Werk mit faſt 5000 Arbeitern zum Stilliegen bringt, und—(wie die Angeſtellten ſelbſt in ihrem Flugblatt betonen)— ſich zu einem Generalſtreik ausdehnen könnte, ein gefährliches Spiel mit der öffentlichen Ruhe und Sicherheit, woran die Bevölkerung unter allen Umſtänden lebhaft intereſſiert iſt. Iſt alſo dieſer zwingende Grund nicht vorhanden, dann wird kein vernunftbe⸗ gabter Menſch das Vorgehen der Benz'ſchen Angeſtellten begreifen und kein Recht⸗ denkender es billigen. Die Angeſtelltenſchaft iſt in Berufsverbänden zuſammengeſchloſſen, denen auf gleichem Rechtsboden begründet, mit derſelben Berechtigung die aArbeit⸗ geberverbände gegenüberſtehen. Die beiderſeitigen Organiſationen ſind die berufenen Vertreter der frbeitnehmer und Arbeitgeber, ſtehen miteinander in einer geſetzlich an⸗ erkaunten und gewollten Arbeitsgemeinſchaft und haben nach der Derordnung vom 2 Dezember 1918 die Tariſverträge zur Regelung der Arbeitsbedingungen zu vereinbaren. Das geſchah bisher in vielen großen Induſtrie⸗ und Handelsplätzen und geſchieht in dieſen Tagen an anderen. KAuch in Mannheim wurde ein ſolcher„Tarifvertrag“ abgeſchloſſen und zwar aus folgender Veranlaſſung: Die„Zentralſtelle der vereinigten KAngeſtelltenverbände Mannheim“ ſchrieb am 1. April an die Handelskammer Mannheim: „Wir richten mit Heutigem an Sie das Erſuchen, die maßgebenden Arbeit⸗ geber und Arbeitgeber⸗Vereinigungen, die als zuſtändig im Sinne der Verordnung vom 23. Dezember 1918 zu gelten haben, aufzu⸗ fordern, in Gemeinſchaft mit den Arbeitgeberverbänden, Richtgehälter für Mannheim aufzuſtellen, die ſolange Gültigkeit haben ſollen, bis für die einzelnen Brauchen beſondere Tarifverträge aufgeſtellt ſind.“ Die Handelskammer teilte der„Sentralſtelle“ mit, daß die gewünſchten Verhand⸗ lungen mit dem„Kartell Mannheimer Arbeitgeberverbände“ zu führen ſein dürften, das„Kartell“ beſtätigte die Mitteilung der Handelskammer und erklärte ſich zu ſofor⸗ tigen Verhandlungen bereit. Die verhandlungen zwiſchen dem„Kartell Mannheimer Arbeitgeberverbände“ und der„Jentralſtelle der vereinigten Angeſtelltenverbände Mannheims“ haben am 16. und 28. April, ſowie., 6. und 27. Mai 1919 ſtattgefunden und ihr Ergebnis war das am 5. Juni verbindlich unterzeichnete Mantelabkommen. Durch das„Mantelabkommen“ wurden diejenigen Bedingungen, welche für alle Geſchãftszweige(Branchen) gleichmäßig geregelt werden konnten, vereinbart und es brachte den Angeſtellten a) eine neue Regelung der Arbeitszeit, b) die Feſtſetzung eines einheitlichen Erholungsurlaubes, c) eine Steigerung des Einkommens d) und eine Reihe ſonſtiger Vorteile. In dem„Mantelabkommen“ wurde außerdem feſtgelegt: „daß für die einzelnen Geſchäftszweige(Brauchen) beſondere Tarifverträge abgeſchloſſen und dabei Mindeſtgehälter verein⸗ bart werden können.“ Das entſprach ebenfalls der Abſicht der Angeſtelltenverbände wie nach⸗ folgender Schriftwechſel beweiſt: FJentralſtelle der vereinigten Angeſtellten⸗ verbände, Mannheim an Schreiben vom 1. Kpril 1919: „Nachdem allerorts Gehaltsverhandlungen geführt werden und insbeſondere in der Mannheimer Großinduſtrie von Tag zu Tag neue verhandlungen in den einzelnen Werken ſtattfinden, liegt es unſeres Erachtens ſehr nahe, dieſe Verhandlungen durch den Abſchluß von Tariſver⸗ trãgen zu vereinheitlichen. Wir fragen daher mit Heutigem bei Ihnen an, ob Sie entgegen Ihrer früher vertretenen Haltung ſich heute zu Verhandlungen bereitfinden würden.“ Verband der Metallinduſtriellen Mannheim, den 16. Juni 1919. Kartell der Mannheimer Arbeitgeber⸗Derbände. Derband der Metallinduſtriellen an Jentralſtelle der vereinigten Angeſtelltenverbände, Mannheim Antwort und Schreiben vom 9. April 1919. „Wir beſtätigen den Empfang Ihres gefl. Schreibens vom 1. ds. Urts. und teilen Ihnen höfl. mit, daß wir bereit ſind, mit Ihnen in Ver⸗ handlungen über Einkommensfragen der Angeſtellten ein⸗ zutreten. Wir möchten jedoch dieſe Derhandlungen ſolange zurückſtellen, bis die bei der Handelskammer von Ihnen angeregte Ausſprache der Arbeitgeber ⸗ und Arbeitnehmervertreter über die flufſtellung von Richtgehältern ſtattgefunden hat.“ Zentralſtelle der vereinigten Angeſtellten⸗ verbände, Mannheim an 2. Schreiben vom 11. April 1919. „Wir beſtätigen den Empfang Ihres Geehrten vom 9. ds. Mts. und laſſen uns Ihre Mitteilungen beſtens dienen. Es wird uns von verſchiedenen Seiten berichtet, daß auf Ihre Veranlaſſung hin und unter Hinsweis auf die von uns angeſtrebten Tarifverhandlungen, einzelnen Firmen die Gehaltsverhandlungen mit ihren Angeſtelltenausſchüſſen ablehnen. Wir bitten Sie höfl., die von den Angeſtelltenausſchüſſen bereits eingeleiteten Verhandlungen nicht aufzuhalten, bevor nicht über die Tarif- verhandlungen wenigſtens ein annähernd feſtliegender Zeitpunkt vorliegt. Es wird nur dadurch unnötige Erregung und weitere Verbitterung in die Reihen der Angeſtellten gebracht.“ Verband der metallinduſtriellen an Schreiben vom 12. April 1919: „In Erledigung Ihres gefl. Schreibens vom 11. ds. its. geſtatten wir uns, höflichſt darauf hinzuweiſen, daß wir durchaus unſeren Mitgliedsfirmen in gewiſſen Grenzen die Verhandlungen mit ihren Angeſtelltenausſchüſſen üher Einkommensfragen freiſtellen. Kllerdings halten wir es für dringend wünſchenswert, aus dieſen Verhand⸗ lungen volle Forderungen grundſätzlicher Natur(Mindeſtgehälter, Urlaub.) auszuſchalten, da dieſe unbedingt einer Mollektivregelung vorbehalten werden mũſſen. Nachdem in kommender Woche die von Ihnen angeregten Verhandlungen mit dem Kartell der Mannheimer Arbeitgeberverbände ſtattgefunden haben, bezw. zum Abſchluß gekommen ſind, haben wir die Abſicht, die Be⸗ ratungen über den Abſchluß eines Tarifvertrages für die Metall⸗ induſtrie in Angriff zu nehmen und ſie bis Mitte nãchſten Monats durchzuführen.“ Der Verband der Metallinduſtriellen hat ſich alſo ſchon am 9. April und zum zweiten Male am 12. April bereit erklärt einen„Brauchentarif⸗ ab⸗ zuſchließen. Das war der Benz'ſchen Kingeſtelltenſchaft bekannt und es wurde überdies durch den Schiedsſpruch des Schlichtungsausſchuſſes nochmals auf dieſen weg verwieſen. Die Jentralſtelle der vereinigten Angeſtelltenverbände Sentralſtelle der vereinigten Angeſtelltenverbände Mannheims würde zweifellos die For⸗ derung der Benz'ſchen Angeſtellten zum Anlaß der ihr vom Verbande der metallin⸗ duſtriellen in Kusſicht geſtellten Verhandlungen über den Branchetarif gemacht haben, wenn der Augeſtelltenausſchuß der Firma Benz& Cie. dies gewünſcht hätte. Erſt dann, wenn dieſe Verhandlungen geſcheitert wären, hätte die geſamte Kingeſtelltenſchaft der metallinduſtrie einen Grund gehabt unzufrieden zu ſein, und ihre Organiſationen zu drängen, weitere Schritte zu unternehmen. Die Angeſtellten der Firma Benz greifen den Organiſationen, alſo ihren geſetzlich anerkaunten berufsſtändigen Vertretungen, vor. Sind ſie dazu berufen und mit welchem Rechte? Iſt es nicht Sache der Angeſtelltenverbände, denen auch die Benz'ſchen kingeſtellten angehören, die hier in Rede ſtehende grundſätzliche Forderung für die geſamte Angeſtelltenſchaft zu verfechten? Die Sentralſtelle der vereinigten Angeſtelltenverbände wird am Montag, den 16. Juni in Verhandlungen mit dem Verbande der Metallinduſtriellen über den „Branchentarif“ eintreten. Wir behaupten und haben durch vorſtehend abgedruckten Schrift⸗ wechſel bewieſen, daß dieſe Verhandlungen ſchon längſt hätten ſtattſinden können und längſt zum Abſchluß gekommen wären. Die Schuld an der Verzögerung liegt nicht bei uns. Die geſtellte Frage, ob eine Urſache dazu vorliegt, daß die Angeſtellten der Firma Benz& Cie. in den Streik getreten ſind, muß daher dahin beantwortet werden, daß ein Grund zum Streik nicht vorliegt, ehe nicht die erwähnten Verhandlungen ſtattgefunden haben. Der Streik iſt die ultima ratio des Arbeitnehmers im Kampfe um ſeine Arbeits⸗ bedingungen, er iſt die ſchärffte waffe die er hat, und ehe ſie zur Anwendung kommt, müſſen alle anderen Mittel erſchöpft ſein. wir haben oben bewieſen, daß dies nicht der Fall iſt und überlaſſen nunmehr mit Ruhe die Beantwortung der Frage, ob der Angeſtelltenſtreik bei der Firma Benz berechtigt iſt oder nicht, dem vorurteilsloſen Leſer. berband der Metall⸗Induſtriellen Badens, der Pfalz und angrenzender Induſtriebezirke. Montag. den 16. Oun 1019 2 Verband der Metallinduſtriellen Sce re