nge nge ige . „ N S ren, das die Mörder Rathenaus benutzten. Bezugspreiſe: In maunheim und Umgedung monatlich — gebracht mark 80.—. durch ole poſt dezogen viertelſ. mark 150.—. Einzelnummer Mk..50. poſtſcheckkonte Ar. 17800 Karisruhe in Saden und Nr. 2017 Zudwigshaſen am Rbein. Hauptgeſchäftsſtelle E 6. 2. Geſchäfts Nebenſtelle Neckarvorſtadt, Waldhofſtraße Nnummer 6. SLernſprecher Nummer 7030, 701, 7032, 7033, 7964, 7918. Telegramm-Adreſſe: Seneralanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentlich zwölfmal. 294 lzeige Anzeigenpreiſe: die kleine Zelle Mi..— gusw. k. 10.— Stellengeſ. u. gam.⸗Nnz. 20% Rachl. Rekl. mt. 30 ausw. Mk. 30 Nnnahmeſchluß: Mittagblat vorm. 8½ Uhr, Abenddl. nachm. 2½% Uhr. Füt Rnzelgen an beſtimmt. Tagen, Stellen u. Nusgaden W. Hödere Gewalt, Strelks, Setrlebs⸗ uſwwo. derechti Badiſche Noe Uoſte Nachrichlen gee e e von ſinztigen. Rufträge durch Sernſprecher ohne Sewüde. Veilagen: Der Sport v. Sonntag. Aus der Welt der Cechnik. Geſetz u. Necht. Mannh. Srauen-Zeitung. Mannh. Muſik-Jeitung. Bildung u. Unterhaltung. Feld u. Harten. Wandern u. Neiſen. 2 Staatsgefährliche Geheimbünde. Sofortige Maßnahmen gegen Geheim⸗ organiſationen. WB. Berlin, 30. Juni. Die Ergebniſſe der Unterſuchung gegen die Mörder Rathenaus und ihre Hintermänner bezeugen, daß es ſich auch diesmal wieder um Mitglieder der ſog. Or⸗ ganiſation„C“ handelt. die Reichsregierung ſieht ſich infolgedeſſen im Einvernehmen mit dem Reichspräſi⸗ denten in die Notwendigkeit verſetzt, im Intereſſe des heutigen Staates und der wirkſamen Fortführung der Unterſuchung zu ſofortigen Maßnahmen zu greifen, ohne die geplante geſetzliche Regelung zum Schutze der Republik abzuwarten. Es wird deswegen der auf Grund des Art. 48 der Verfaſſung er⸗ laſſenen Verordnung des Reichspräſidenten eine Ergänzung hinzugefügt, welche alle Teilnehmer und Mitwiſ⸗ ſer ſolcher Organiſationen trifft. Weitere Zuſätze ſtellen unter Strafe: Verleumdung und öffentliche Beſchimpfung der Opfer von Gewalttaten und die Unterſtützung ſolcher ge⸗ heimer Organiſationen mit Geldmitteln. Sie ermöglichen ferner das Verbot der Veröffentlichung von perio⸗ diſchen Druckſchriften, die ſich einer zur Zuſtändigkeit des Staatsgerichtshofes zum Schutze der Republik gehörenden Handlung ſchulbig machen. Der Text der ergongenen Verord⸗ nung wird gleichzeitig bekanntgegeben. Spreng⸗ und Moròkommando C. WB. Hamburg, 29. Juni. Die ſtaatliche Preſſeſtelle teilt zur Vorgeſchichte der Ermittelung der Mörder Rathenaus mit: Es ergab ſich bei der Unterſuchung in der Angelegenheit der Hamburger Spreng⸗ ſtoffattentate der begründete Verdacht, daß die Täter einer zolitiſchen Geheimorganiſation angehörten, die ſich über das ganze Reich erſtreckte. Die weiteren Nachfor⸗ ſchungen verbreiteten auch Licht über die Vorbereitungen zur Ausfütrung der Ermordung Rathenaus. Die in der Angele⸗ genheit der Hamburger Sprengſtoffattentate Feſtgenommenen gehörten einer in Gruppen gegliederten Abteilung an, die Aunter Führung des verhafteten Friedrich Warnecke, eines früheren Offisiers, ſtanden. Unter den beſchlagnahmten Pa⸗ pieren befand ſich ein Brief Warneckes an den Kapitänleut⸗ nant v. Killinger. Die Buchſtaben 2 MA, Brigade., die auf einem beſchlagnahmten Fahnenwimpel ſtanden, deuteten auf die Brigade Erhardt hin und verſtärkten die Annahme, daß es ſich um Angehörige der Organiſation Chandelte. Tatſächlich war, wie ermittelt wurde, die Abteilung arnecke in die Organiſation C, die ſich in Provinzial⸗ und Landesverbände ordnete, eingegliedert. Die Organiſalion hatte ein Spreng- und Mordkommando, das die Beſeitigung politiſcher Perſönlichkeiten auszuführen hatte. Dieſem Kommando gehörten u. a. auch die vom Berliner Polizeipräſidium jetzt genannten Mörder Ra⸗ thenaus an. Es war beabſichtigt, etwa zwölf führende jüdiſche Perſönlichkeiten zu beſeitigen, darunter Theodor Wolff vom„Berliner Tageblatt“ und der Hamburger Ban⸗ kier Mar Warburg. Die Unterſuchung ergab, daß für Dienstag abend ein Anſchlag auf Warburg, der bei der Gründung des Ueberſeeklubs ſprechen ſollte, ge⸗ plant war. Die Mitglieder der Organiſation verkehrten niemals ſchriftlich miteinander. Die Ankündigung der Kuriere er⸗ folate durch kurze Telegramme. Als Abſender eines dieſer Telegramme wurde ein Mitglied der Hamburger Organiſa⸗ tian, das hei der Abſendung des Telegramms ſich in Berlin befand, ermittelt. Ferner wurde feſtgeſtellt, daß der in der Hamdburger Sprengſtoffangelegenheit feſtgenommene Privat⸗ detektiy Niedrig den Auftrag erhielt, das Automobil zu füh⸗ Niedrig war zur Beſprechung der Einzelheiten der Tat nach Berlin geholt wor⸗ den. Die Hamburger Polizei konnte die Pen ſibn ermitteln, in⸗ der ſeine Unterredung mit den Tätern ſtattgefunden hat. Auch konnte ſie feſtſtellen, daß das Auto von auswäts geholt werden ſollte, und daß als Bewaffnung der Mörder Piſtolen und zwei Maſchinenpiſtolen vorgeſehen waren. Die Verhandlungen der Täter mit Niedrig zerſchlu⸗ gen ſich, weil er keinen Fuͤhrerſchein beſaß. Es wurde ferner ermittelt, daß auch das Attentata uf Scheidemann von den gleichen Kreiſen ausgeführt war. Der Hamburger Polizeipräſident ſchickte am Dien⸗ g einen Beamten nach Berlin, der die Verliner Polizeibehörden mit den Hamburger Ermittelungen bekannt machte, die im Zu⸗ ſammenhang mit dem in Berlin vorliegenden Material zur der Perſoͤnlichkeiten der Mörder Rathenaus führ⸗ en. Deutſchnationale und Seheimorganſſationen. WB. Berlin. 29. Juni. Der Parteivörſtand der Deutſch⸗ nationalen Volkspartei hat alle Gliederungen der Par⸗ tei erſucht, ſofort genau nachzuprüfen, ob einzelne Mitglieder der Partei Organiſationen angehören, welche verfaffungs⸗ oder geſetzwidrige Ziele verfolgen. Sollten ſolche Par⸗ teimitglieder ſich finden, ſo ſeien ſie unverzüglich aus der Partei zauszuſchließen. Weitere Feſtnahmen. WB. Berlin, 29. Juni. Amtlich. Die der Teilnahme an der Ermordung Rathenaus über⸗ führten Perſonen, die von der Abteilung la des Berliner Po⸗ lizeipräſidiums ermittelt und feſtgenommen ſind, ſind: 1. der Kaufmann Richard Schütt in Berlin, 2. der Kaufmann Franz Dieſtel in Berlin, die Beſitzer der Autogarage, in der der zur Mordtat benutzte Kraftwagen untergebracht war, 3. der Gymnaſiaſt Gerd Techow in Berlin, 4. der Student Willy Günther in Berlin, 5. der Gymnaſiaſt Heinz Stubenrauch in Berlin. Der zu 3) Genannte iſt der Bruder des inzwiſchen er⸗ griffenen Mittäters Ernſt Werner Techow. Gerd Techow, Günther und Stubenrauch waren Mit⸗ wiſſer bezw. Urheber des Mordplanes. Schütt und Dieſtel waren Mitwiſſer bezw. Begünſtiger des Mordes. Die Feſtnahme weiterer Teilnehmer an der Mordtat ſteht zu erwarten. Ein weiterer Mörder verhaſtet! Berlin, 30. Juni. Die„D. A..“ meldet aus Düſſeldorf, daß dort der bei den Böhlerwerken angeſtellte Knauertz unter dem Verdacht der Mittäterſchaft am Morde Rathenaus verhaftet worden ſei. Er ſoll der Täter ſein, der von der Berliner Kriminalpolizei unter dem Namen Knauer oder Kauer geſucht wird. Knauertz ſoll nach einem gewiſſen Knauer bekannt geworden war, ſoll er geſagt haben: Jetzt iſt es Zeit, daß ich verſchwinde. Hiervon erhielt die Kriminalpolizei Mitteilung. Knauer b3 wurde ſofort ver⸗ haftet. Seine Vernehmung dauert noch an. Bislang iſt über ſie noch nichts zu erfahren. Das Gerücht. von der Verhaftung Knauertz drang wie ein Lauffeuer durch die Stadt. An verſchiedenen Stellen rotteten ſich die Bewohner zuſammen, um den Transportwagen, in dem ſich Knauertz befand, zu ſtürmen. Ein Mittäter in Stettin ergriffen. )0 Berlin, 30. Juni. Der Chef der politiſchen Polizei Ober⸗ regierungsrat Dr. Weiß teilt um Mitternacht mit, daß es einem von ihm nach Stettin entſandten Fahndungskommando gelungen ſei, einen der Mittäter an dem Miniſtermord, namens Werner Voß, zu verhaften. Der Verhaftete iſt ein früheres Mitglied der Marine und war der Polizei ſeit Dienstag nachmittag als Mit⸗ täter bekannt. Als der Verhaftete erfuhr, daß von der Polizei auf ihn gefahndet wurde, verließ er am Dienstag nachmittag Berlin und floh nach Stettin, wo er jetzt verhaftet iſt. Zu der verhaſtung Techows und Günthers. Berlin, 30. Juni.(Von unſ. Berl. Büro.) Ueber den ver⸗ hafteten Erich Werner Teſch o w erfährt man noch, daß er ſich vom Sonntag abend bis Dienstag mittellos in Halle herumgetrieben habe und ſich dann nach Frankfurt a. d. O. begeben hat, in deſſen Nähe ſein Onkel ein Rittergut beſitzt. Dieſer Onkel hat dann an dem verſtörten Ausſehen des Neffen ſofort erkannt, daß er als Täter in Frage kommt und hat ſelber die Berlin er Kriminal⸗ pelizei telephoniſch benachrichtigt. Bei dem Perhör, das bis ſpät in die Nacht hinein dauerte, hat er, nachdem ihm ſein jüngerer Bruder, der 17jährige Gymnaſiaſt Gerd Techow gegenüber⸗ geſtellt wurde und die in Schutzhaft genommene greiſe Mutter er⸗ ſchien, eingeſtanden, daß er den Kraftwagen geführt habe. Er will allerdings geglaubt haben, daß es ſich nur um eine harmloſe Probefahrt handelte, und erſt vor der Villa Rathenaus ſeien ihm Vedenken gekommen. Die Verhaftung der beiden andern entflohenen Koömplizen Vogel und Knauer iſt noch nicht erfolgt, wenn ſchon die Kri⸗ minalbeamten den Mördern auf den Ferſen ſind. Geſtern nachmittag ſind wieder zahlreiche neue Verhaftungen erfolgt. Die Pläne für das Attentat auf Rathenau ſind, wie im„B..“ he⸗ richtet wird, ſchon ſeit einiger Zeit ausführlich beraten worden, als Rathenau ſich nach Genau begeben hatte. Der gefährlichſte Helfer bei dem Morde ſcheint der Reſerveleutnant Günther zu ſein, der in der Nacht vom Sonntag zum Montag in der Wohnung ſeiner Eltern in Berlin verhaftet wurde. Auf dem Polizeipräſidium ſagte man ihm auf den Kopf zu, daß er die Garage und das Auto⸗ mobil für die Mörder beſorgt habe. Nach Verübung der Mordtat behauptete er, Tilleſſen und Killinger gut zu kennen. Sein Alibi⸗ beweis konnte ſchnell widerlegt werden. Günther hatte ſich zunächſt bemüht, ein Auto mit einem behördlichen Anſtrich zu bekommen und als das micht gelang, von der Garage Richard Schütz u. Fried⸗ rich Dieſtel ein aus Sachſen ſtammendes Privatauto gemietet. Schütz und Dieſtel iſt ſchon bewieſen worden, daß 15 verſchiedentlich mit den Verſchwörern Zuſammenkünfte gehabt haben. 8 Der„Vorwärts“ behaupett, dieſer Günther ſei der Privat⸗ ſekretär Ludendorffs und ſeinerzeit ſeine rechte Hand geweſen; er ſei auch bei den Vizeadmiralen von Stumm und von Knorr aus⸗ und eingegangen und habe mit Helfferich, Jagow und Weſtarp enge Beziehungen gehabt. Schließlich ſei er bis in die letzten Tage Mitarbeiter der„Deutſchen Tageszeitung“ geweſen. Dazu werden aber von der Deutſchnationalen Parteikorreſpon⸗ denz“ Schriftſtücke veröffentlicht, aus denen ſich ergibt, daß Gün⸗ ther ſchon im Februar 1921 aus der Deutſchnationalen Volkspartei, und zmar wegen Schuldenwirtſchaft, Mißbrauch des Namens des Parteivorſtandes und der Geſchäftspapiere der„Deut⸗ ſchen Tageszeitung“ ausgeſchloſſen worden ſſt und daß der Schriftwechſel zwiſchen Helfferich und Günther ſich auf die Bitte Günthers beſchränkte, ihm für die Fahnenweihe einer Jugendorga⸗ niſationsgruppe einen Weiheſpruch zu ſpenden, was Herr Helffe⸗ rich, der von dem Ausſchluß Günthers aus der Partei nichts gewußt hatte, dann auch getan hat. Daraus alſo war ihm kaum ein Vor⸗ murf zu machen. Der„Vorwärts“ behauptet nun weiter, Helfferich hätte geſtern nachmittag,„nachdem die Verhaftung Günthers be⸗ kannt wurde, Berlin plößtlich verlaſſen“. Solange der„Vorwärts“ nicht weitere Beweiſe für die Zuſammenhänge zwiſchen Helfferich und Günther zu bringen vermag, wird man dieſe eigenartig ſtili⸗ ſierte Mitteilung bloß eine Verleumdun g nennen dürfen. am Mordtage nicht in Düſſeldorf geweſen ſein. Als die Fahndung Frankreichs Neparationspolitik. WB. Paris, 29. Juni. Der Senat verhandelte heute über die Interpellation, die die Senatoren de Jouvenel und Francois Albert eingebracht haben über die Bedingungen, unter denen die Regierung ſowohl im Haag wie auch bei den Verhandlungen mit den Alltierten die fran⸗ zöſiſche Reparationspolitik und die Politik des europäiſchen Aufbaus zu verfolgen gedenke. Die Inter⸗ pellation wird begründet von Senakor de Jouvenel, der von dem Gedanken ausgeht, daß ein doppelter Mißerfolg, der der Konferenz von Genua und der der internationalen Anleihe, zu verzeichnen ſei, wodurch vielleicht auch das ganze Reparationsproblem zu einem Mißerfolg verurteilt werden könnte. Im Monat Oktober ſei der erſte Verfalltag der interalliierten Schulden. Aus dieſem Grunde müſſe man nach Löſungen ſuchen. Frankreichs Anteil an den Zahlungen Deutſchlands betrage 52 Prozent. Es gebe zwei Dinge, die innerhalb der Alliierten nicht allgemein wären: Eine Verminderung der Forderungen an Deutſchland und der Wiederaufbau Europas, nicht begründet auf dem Wiederaufbau Rußlands. Gewiß wolle man dem verhungernden Rußland zu Hilfe kommen. Aber es dürfe nicht glauben, daß dieſe Mitleidsgeſte eine Anerkennung ſeiner Politik bedeute. Poincars habe recht daran getan, dem Volſchewismus den Widerſtand Frank⸗ reichs entgegenzuſetzen. Das ſei kein negatives Werk. Jetzt ſchlage die Stunde. Frankreich dürfe ſie nicht noch einmal vorübergehen laſſen. De Jouvenel beglückwünſchte Poincarc, der ſich zur Ver⸗ tretung Frankreichs im Haag entſchloſſen habe. Die Löſung de⸗ Reparationsproblems allein könne zwiſchen Frankreich und Deutſch⸗ land die Beziehungen der Sicherheit und des Vertrauens herbei⸗ führen. Aber die finanziellen Bedingungen des Frie⸗ densvertrages von Verſailles geſtatteten dieſe Löſung nicht und geſtatteten auch nicht, die europäiſcheordnung ſicherzuſtellen. Man müſſe die Priorität für die verwüſteten Gebiete und die Gemeinſamkeit der Kriegslaſten für die Alliierten verlangen. Um die Priorität zu Gunſten des Wiederaufbaues durchzuführen, müſſe Frankreich das Beiſpiel des Aufgebens ſeiner Kriegsforderungen außerhalb derer, die es an Deutſchland habe, geben. Das dürfe es im eigenen Intereſſe, das dasſelbe ſei wie das europäiſche Intereſſe, tun. Die Verteilung der Reparationszah⸗ lungen Deutſchlands beruhe auf falſchen Berechnungen. Eng⸗ land habe in Wirklichkeit keine maritimen Schäden zu erſetzen. Die 22 Prozent, die es erhalte, dienten ausſchließlich als Penſionszah⸗ lungen. Frankreich aber habe ſeinerſeits 29,7 Prozent für Pen⸗ ſionen aufzuwenden, alſo nur 22 Prozent blieben für den Wieder⸗ aufbau. er Senator beſpricht alsdann die Frage der inter⸗ nationalen Anleihe. Frankreich ſei dieſem Syſtem nicht feindlich geſinnt, das die geſamte Welt intereſſiere. Francois Albert ſtellt feſt, daß der Friedensvertrag von Verſailles nicht den Bedingungen eines Krieges entſpreche, der ohne Beiſpiel ſei. Ehemals habe ſich der Sieger auch bezahlt gemacht, aber der Sieger des größten Krieges habe dies nicht durchführen können. Der Fehler des Friedensvertrages von Ver⸗ ſailles ſei geweſen, die Reparationsentſchädigungen könnten in einigen Jahren beglichen werden. Die Löſung dieſer Frage ſei der Reparationskommiſſion für ſpäter übertragen worden und daraus erkläre ſich auch der Aufſchub für den Wiederaufbau Europas. Be⸗ vor man Rußland rette, müſſe man ſich ſelbſt retten. Um das Reparationsproblem zu löſen, gebe es zwei Methoden. Das tete 2 téte zwiſchen Frankreich und Deutſchland und die Anwendung inter⸗ nationaler Mittel.— Im weiteren Verlauf ſeiner Rede ſagte Sera- tor Albert, das brutale téte à tete zwiſchen Frankreich und Deutich⸗ land ziehe das Nehmen von Pfändern und die Beſeung nach ſich. Es verſtehe ſich von ſelbſt, daß es legitim ſei, da es baſſeres auß ö den Verſicherungen, die Clemenceau gemacht wurden und die micht gehalten worden ſeien. Dieſe Methode der Zwangsmaßnabmen verſtehe ſich aber unter der Bedingung, daß man bereit ſei, ais. dann und ſofort zu verhandeln, denn in zehn Jahren hätte Deukt* land zum großen Teil ſeine Kraft wieder bekommen. Entweder 1 wir gehen morgen nach Berlin oder werden niemals hingehen.“ Die zweite Methode ſei die Politik der internationalen Verhand⸗ lungen über die franzöſiſche Forderung. Das ſetze die Mitarbeit von Europa und der geſamten Welt, namentlich ader von Amerika voraus. Zwiſchen den beiden Methoden hade man noch nicht ge⸗ wählt. Durch das Abkommen von London ſei Frankreich der Bankier Deutſchlands geworden. Man müſſe Deutſchland für die Zahlung ſeiner Schulden intereſſieren und die ganze Welt für die Zahlungen Deutſchlands. Man müſſe der Welt geſtatten, daß ſie atme, Frankreich ſeine Wiederaufrichtung ermögliche und Deutſchland den Kubenmmenfturs vermeiden helfe. Eine internationale Anleihe ſei möglich, aber man müſſe raſch ſein. Zu Poincare gekehrt ſagte der Senator: Herr Miniſterpräſident: Sie können in dieſer Stunde die Entſcheidung herbeiführen. Sie, der Lothringer, können in dieſer Angelegenheit viel unternehmen. Sia können Frankreich alles ſagen, Sie können das Wort ausſprechen, das die Welt erwartet. Ich bitte Sie darum, daß Sie das tun, Miniſterpräſdent Poincars ergreift das Wort und erklärt: Ich habe meinen Erklärungen, die ich in der Kammer über die Konferenz von Genua abgegeben habe, nichts hinzuzufügen. Die Konferen zim Haag iſt nur eine Ver⸗ einigung von Sachverſtändigen. Sie trägt einen ausſchließlich tech⸗ niſchen Charakter. Von ihr kann keine Entſcheidung getroffen werden. Die Negierung und das Parlament werde ihre vollkommene Freiheit der Entſcheidung behalten. Man müſſe olſo abwarten, welche Kon⸗ kluſionen formuliert würden. Was die Re parationen anbelangt, ſo ſind wir an einem Wende punkktan gekommen. Jedenfolls befinden wir uns in einer delikaten Lage. Die Regierung wird zu verhindern ſuchen, daß das eine Sackgaſſe. iſt. Man muß ins Auge faſſen, welche Entſcheidungen getroffen würden und welche Entſchei⸗ dungen morgen getroffen werden müſſen. Im vergangenen Jahre haben wir uns an den Bertrag gehalten, aus dem wir das Beſte herausziehen müſſen. Wir haben im Einverſtändnis mit unſeren Alli⸗ jerten die deutſchen Schulden auf 132 Milliarden Goldmark feſtgefetzt. Alsdann hat die Reparationskommiſſion einen Zahlungsplan aufge⸗ ſtellt. Dieſer Zahlungsplon iſt als ein Notbehelf angeſehen worden. Deutſchland hat ihn angenommen, nachdem man ihm ein Ultimatum geſtellt hatte, aber es hat verſucht, ihn unausführbar zu machen. Deutſchla nd hat ſeine Ausgaben nicht herabgeſetzt und ſein Steuerſyſtem nicht geändert. Es hat ſeine Inflation vermehrf und die Reparationskommiſſion hat ihm bis zum 31. Dezember unter der aus⸗ drücklichen Reſerve der Einrichtung einer Finanzkontrolle ein Mora⸗ torium gewährt. Dann ſind die Bankiers zuſammengetreten. Nach den Demarchen und Angeboten. wie ſie die franzöſiſche Regie⸗ rung gemacht hatte, haben ſie die Möglichkeit ſtatuiert, die Repara⸗ tionsfrage zu regeln. Sie ſind zu einer Konkluſion gekommen, die den Wunſch verraten hat, eine neue Reduktion der deutſchen Schuld 2. Seite. Nr. 294. Mannheimer General⸗Anze iger.(Mitfag⸗Ausgabe.) —P— reikag, den 30. Juni 1922. ins Auge zu faſſen. Dem hat die franzöſiſche Regierung nicht zuge⸗ 85 115 Die Bankiers ſind auseinandergegangen, aber nicht ohne ſie Hoͤffnung, wieder zuſammenzutreten. Jetzt iſt der Garantieaus⸗ ſchuß am Werk. Miniſterpräſident Poincars erklärt, die Miſere Deutſchlands ſei nur Faſſade. Die Entwertung der Mark ſei weniger groß im Innern Deutſchlands als außerhalb. Der Lebensunterhalt in Deutſchland ſei weniger hoch als anderwärts. Die deutſche Induſtrie habe ſich weſentlich bereichert, aber der Nutzen ſei ins Ausland gegangen. Die deutſchen Exporteure ließen ſich in ausländiſchen Deviſen bezahlen, die ſie trotz des Ver⸗ langens der Reichsbank nicht in Mark umtauſchten. Sie ließen ſie in ausländiſchen Banken liegen oder ſie verwendeten ſie zu Käufen. Dieſe Berechnung des deutſchen Kaufmanns und der deutſchen In⸗ duſtriellen kontraſtiere mit der Lage des Mittelſtandes und der der Volksmaſſe. Die Preſſe hüte ſich, dieſen Zuſtand zu ſchildern. Gegen die Beſtimmungen des Vertrags von Verſailles verſchleudere Deutſch⸗ land die Pfänder, die es ſeinen Gläubigern zugeſprochen habe. Es mache übertriebene Ausgaben, es baue und vermehre ſeine Handelsflotte. Das Reich habe ſich an dieſem Unternehmen mit Geld beteiligt, das es den Alliierten hätte geben können. Es habe 18 Milliarden in dieſes Unternehmen geſteckt. Poincarc fährt fort, Deutſchland kaufe auch ſeine an Eng⸗ land abgelieferten Schiffe wieder zurück und baue neue Schiffe in ungeheurer Menge. Ein Wettlauf der Tonnage habe be⸗ gonnen. Die deutſche Handelsflotte nehme den dritten Platz in der Welt ein. Deutſchland habe ſeinen Traum der wirtſchaftlichen Hege⸗ monie wieder aufgenommen. Auch die Tiſenbahn mache über⸗ triebene Ausgaben. Man gehe ſogar ſo weit, daß man Linien baue, die einen ſtrategiſchen Charakter hätten und für die Gefahr eines Krieges vom Generalſtab vorgeſehen ſeien. Dieſe Lußusausgaben könne man nicht dulden, es ſei denn, daß Deutſchland damit beginne, ſeine Schul⸗ den zu bezahlen(Beifall). Ohne Zweifel befinde ſich Deutſch⸗ land inmitten einer Finanzkriſis, die es übrigens durch ſein Handeln ſelbſt hervorgerufen habe. Aber es habe Kapitalien genug, die es an ſeine Gläubiger übertragen könne. Die deutſche Induſtrie habe im Jahre 1921 durchſchnitlich 40 Prozent Dividende verteilt. Alle deutſchen Induſtriellen hätten ein Intereſſe daran, daß die Mart niedrig bleibe. Aber ihr Vermögen werde dadurch nicht herab⸗ geſetzt, denn ein großer Teil desſelben befinde ſich im Auslande in Sicherheit. Wie könne man abhelfen? Man müſſe gewiſſe Steuern für die Ausfuhr ſchaffen. Die Deviſen, die Deutſche im Auslande aufgehäuft haben, müßten zu den Reparationszahlungen verwendet werden. Inzwiſchen müſſe eine ſtrenge Kontrolle über die deutſchen Finanzen auf⸗ 25 gerichtet werden. 5 Die Steuern würden augenblicklich in Deutſchland ſchlecht einge⸗ krieben. Wennein deukſcher Miniſter geneigt ſcheine, einen Teil der Reparationen zu bezahlen, dann laſſeihn eine geheime Organiſation ermorden. Poincar⸗ fährt dann fort, die deutſche Regierung müſſe alſo Maßnahmen ergreiſen, und wenn die Reparationskommiſſion eine freiwillige Verfehlung Deutſchlands feſtſtelle, dann habe jeder der Alliierten nach dem Vertrag das Recht, Sanktionen zu nehmen(Sehr richtig!l) Wir werden uns vorher mit unſeren BVerbündeten in Verbindung ſetzen, und wir werden verſuchen, zu einem außerordentlich wünſchenswerten Uebereinkommen zu ge⸗ langen. 5 Aber wir werden auf keines der Rechte verzichten, das uns der Friedensvertrag zuerkennt.(Beifall.) Die de und Albert geben den Vertrag leicht auf. Sie möchten an ſeine Stelle eine neue Konvention ſetzen. Ich kann ihnen auf dieſem Gebiet nicht folgen. Der Vertrag 15 ſein, was er iſt, aber er hat einen Vorteil: Er iſt ein fran⸗ 8 eeeeee S5 ee 5 eeee zſiſches Geſetz und keine Regierung kann ihn abändern. An dem ge, an dem wir nicht unſer Necht ſuchen würden, in welche ge⸗ ährlichen Abenteuer könnten wir dann werden? enn wir anſtelle eines Vertrages, den wir unbefriedigend ſetzen, müßten wir uns mit allen Alliierten, la ſogar mit den ſeindlichen Nationen, verſtändigen. Allein macht man keinen Vertrag. Aber eventuelle Sanktionen könnten die Frage auch nicht vollkommen löſen. Wir haben ſofort Geld nötig. Wir ſind gezwungen, die Reparationen in Natura, alſo die Sachlieferungen, zu entwickeln und die deutſchen Arbeiter nutz⸗ bar zu verwenden. FPoincare ſpricht alsdann von der internakionalen Anleihe, die in Wirklichkeit eine deutſche Anleihe iſt, die auf den a ligen Märkten realiſiert werde. Die jetzige franzöſiſche Regierung ſet An⸗ hänger davon, aber man müſſe den richtigen Augenblick wählen. Die Bankiers, geſtützt auf ihre Regierungen, hätten von der Repa⸗ rationskommiſſion und von Frankreich verlangt, den Plan einer neuen Anleihe ſtudieren zu können. Dem habe Frankreich zuge⸗ ſtimmt, aber es hätte die Initiative nicht ergriffen, weil es den „Augenblick nicht für günſtig gehalten habe. Er ſei der Anſicht, daß man verfrüht gehandelt habe. Bevor man eine Anleihe ins Auge faſſe, müßten die deutſchen Finanzen ſich gebeſſert haben. In dieſem Augenblick ſtänden ſie aber ſehr ſchlecht. Deutſch⸗ land aber ſei ein fleißiges Land, das ſich gewiß wieder erheben werde. Aber ſchon jetzt eine Anleihe aufzulegen, das heiße, mit dem Ende beginnen. Angeſichts der ſchlechten Lage Deutſchlands 3 die Bankiers den Gedanken einer Herabſetzung der deutſchen chulden ins Auge gefaßt. Das haben wir, ſo erklärt Poincare, nicht annehmen können.(Lebhafter Beifäll.) Wenn die Bankiers wüßten, daß man nach dieſer Richtung ſtark bleiben muß, dann würden ſie die Lehre daraus ziehen. Er glaube nicht, daß die Frage geſchloſſen ſei. Man habe von der Liquidierung der in⸗ [keralliierten Schulden geſprochen. Er ſei ein An⸗ hänger davon unter der Bedingung, daß die Regelung allgemein ſei, und daß die Franzoſen nicht allein die Koſten zu tragen hätten. (Lebhafter Beffall.) Seine Kriegsſchulden werde Frankreich nicht verleugnen, aber es hänge von ihm nicht allein ab, zu einer all⸗ gemeinen Regelung zu ſchreiten. Die erſte Maßnahme, die er⸗ griffen werden müſſe, ſei die Organiſation der Kontrolle über die deutſchen Finanzen. Entziehe ſich dem Deutſchland, dann gebe es einen Beweis ſſeines ſchlechten Willens und die Alliierten müßten zuſammen oder getrennt die erforderlichen Maßnahmen ergreifen. Poincare ſchließt, die Frage, die jetzt geſtellt ſei, ſei für Frank⸗ reicheine Frage auf Leben oder Tod. Frankreich wolle keben und wünſche den Nuin von niemandem. Es könne aber nicht dülden, daß Deutſchland ſich auf ſeine Koſten bereichere. Wenn man die Welt wieder aufrichten wolle, müßten zuerſt die Kriegsruinen auf franzöſiſchem Boden wieder hergeſtellt werden. Nachdem Senator Hubert für die interparlamentariſche Gruppe Der befreiten Gebiete geſprochen und erklärt hat, Deutſchland müſſe Sachlieferungen und Geldzahlungen leiſten, wird eine Ver⸗ trauenstagesordnung angenommen. a* EP. Paris, 29. Juni. Das„Echo de Paris“ ſchreibt: Das Ga⸗ rantiekomitee wird ſich am 4. oder 5. Juli verſammeln, un⸗ ſeinen allgemeinen Bericht auszuarbeiten. Ungefähr um die gleiche Zeit wird wahrſcheinlich Deutſchland erklären, daß es die auf den 15. Juli vorgeſehene Zahlung von 50 Millionen Goldmark nicht leiſten kann. Die Alliierten werden ſodann ihre Beratungen eröffnen und die Sanktionen werden deren Hauptgegenſtand ſein. Man muß nlle Hypotheſen in Betracht ziehen und kann vorausſagen, daß ſich in Reparationskommiſſion keine Mehrheit finden wird, um in freiwilliges Verfehlen Deutſchlands zu konſtatieren. Wir werden n gezwungen ſein, unſer Recht auf direkte Verfolgung unſerer Anſprüche anzurufen. Es iſt zu wünſchen, daß der Miniſterpräſident eine Gedanken in dieſer heiklen Frage klar und deutlich zum Aus⸗ zuck bringen wird. Was die Zwangsmaßregel anbelangt, ſo iſt es von Wichtigkeit, dieſe ſchon jetzt zu prüfen. Es gibt deren nur zwei, die wirklich wirkſam ſind: Die Beſetzung der Ruhr und ne Beſetzung des linken Rheinuf dedene 9 1 85 einen anderen 2 22*. Der engliſch⸗franzöſiſche Pakt. WBB. London, 29. Juni. Der politiſche Berichterſtatter der Weſt⸗ minſter Gazette ſchreibt zu der Frage eines engliſch⸗frangö⸗ ſiſchen Paktes: Im Unterhauſe gewinne die Anſicht an Boden, daß kein Pakt mit Frankreich eingegangen werden ſolle, der Großbritannien zu der franzöſiſchen Anſicht in der Reparationsfrage oder zu irgend einer militäriſchen Verpflichtung verbinden könne, die England zwingen könne, Frankreich zu unterſtützen, wenn ein Zuſam⸗ menſtoß mit Deutſchland in der Zukunft infolge der eigenen aggreſſi⸗ ven Haltung Frankreichs entſtehen ſollte. Im Parlament ſtimme man für eine Aufnahme Deutſchlands in den Völkerbund, um inter⸗ nationale Garantien zu ſchaffen, die einen Angriff Deutſchlands auf Frankreich oder eine aggreſſive Aktion Frankreichs gegen Deutſchland verhindern würde. Entſchließungen der engliſchen Arbeiter⸗ partei. WB. London, 29. Juni. Geſtern Mittag wurde auf der Jahres⸗ lonferenz der engliſchen Arbeiterpartei in Edinburgh eine Entſchließung, nach der die Arbeiterpartei den An ſchlu 5 der kommuniſtiſchen Partei ale ſollte, mit 3 686 000 gegen 261000 Stimmen abgelehnk. Hodge erklärte in ſeiner Rede, die britiſche kommuniſtiſche Partei ſei der Sklave Moskaus. Man brauche nur die Perfaſſung der britiſchen Arbeiterpartei und die Theſen der dritten Internationale zu vergleichen, um zu ſehen, daß von einer Verſöhnung nicht die Rede ſein könne. In einer anderen einſtimmig angenommenen Entſchließung murde die Politik der Regierung hinſichtlich der Frie⸗ densverträge und des Völkerbundes verurteilt. Die Regierung wird aufgefordert, den Verſailler Vertrag im Intereſſe des politiſchen und wirtſchaftlichen Wiederaufbaues Europas abzuändern, die deutſche Reparationszahlung herab⸗ zuſetzen und die militäriſche Beſetzung eines Teiles von Deutſchland zu beenden. Ferner wird verlangt, daß Rußland politiſch an⸗ erkannt und der Handel gefördert werde, daß die Regierung Japan auffordern ſolle, ſeine Truppen aus der Republik des fernen Oſtens zurückzuziehen und daß kein militäriſcher Pakt von der britiſchen Regierung eingegangen oder gefordert werde Der Hürgerkrieg in Irland. Der Kampf um den Juſtizpalaſt in Dublin. Ep. London, 29. Juni. Aus Dublin wird gemeldet, daß die Regierung für die Einnahme der republikaniſchen Stellungen meh⸗ rere Tauſend reguläre Soſdaten aufgeboten hat, die mit Panzer⸗ automobilen, Artillerie und Maſchinengewehren ausgerüſtet ſind. Der Angriff auf den Juſtizpalaft wurde am Mittwoch um 4 Uhr morgens eröffnet. Wie die„Daily Mail“ meldet, iſt heute morgen .30 Uhr der den Juſtizpalaſtnoch im Gange eweſen, wo die Republikaner immer noch Widerſtand leiſteten. agegen iſt die Fowler Hall, wo ſich eine andere Abteilung der Republikaner verſchanzt hatte, geſtern eingenommen worden. Die Republikaner hatten ſich aber vorher zurückgezogen und in zwei anliegenden Straßen und einem Park verſchanzt. Die Regierungs⸗ truppen haben die Telephonzentrale von Dublin beſetzt und den privaten Fernſprechverkehr unterbunden. General OConnor ver⸗ öffentlichte eine Mitteilung, worin er erklärt, daß bis jetzt 3 Mann leicht verletzt ſind. Seine Leute würden bis zum letzten Atemzug die iriſche Republik verteidigen, die von Verrätern an der Sache Irlands angegriffen werde. WB. Condon, 29. Juni. Die Lage in Dublin verſchärſt ſich immer mehr. Den Blättern zufolge wird es immer klarer, daß die Belagerung der Four Courts nur ein Teil der iſt, die den iriſchen Freitruppen bevorſtehen. In der letzten Dieſe Neſter werden zu einer ernſten Gefahr für die Truppen Collins. Die Beſchießung dauerte bis 5 Uhr nachts an. Bisher ſind keine Anzeichen vorhanden, daß der republikaniſche Führer bereit iſt, ſich zu ergeben. Eine neue Aufforderung zur Uebergabe wurde abgelehnt. Der Londoner Regierung teilte die iriſche Freiſtaat⸗ regierung mit, ſie hoffe und erwarte, daß die Irregulären bald zur Kapitulation gezwungen ſein werden. Bisher ſind 15 Tote und 40 Verwundete gemeldet. Die Eiſenbahnlinie iſt unterbrochen und bei Limmerick eine Brücke in die Luft geſprengt worden, wodurch die Verbindung mit Cork abgeſchnitten iſt. 9 Die Regierung bleibt feſt. Ep. Dublin, 29. Juni. Michgel Collins veröffentlicht eine Mitteilung, worin er die Entſchloſſenheit der Regierung bekannt gibt, den Aufſtand der Republikaner mit Waßfen⸗ gewalt niederzuſchlagen. 105 Kämpfe in den Provinzen. Ep. Dublin, 29. Juni. Man meldet, daß in den Provinzen die Republikaner an verſchiedenen Orten Aufſtände organiſiert haben, ſo in Drogheda und Cloumel, wo ſie eine Kaſerne beſetzt aben. Alle verfügbaren Regierungstruppen wurden nach dieſen rten verbracht. Man iſt der Anſicht, daß ſich die Regierung bei ihrem Vorgehen auf die Unterſtützung des überwiegenden Teiles der Bevölkerung verlaſſen kann. 4 England und Cypern. WB. Limafol(Cypern), 29. Juni. Der britiſche Ober⸗ kommiſſar iſt von Cypern nach England abgereiſt. Die Natio⸗ nalverſammlung hat einſtimmig Entſchließungen gefaßt, die die Vereinigung Cyperns mit Griechenland ver⸗ langen, und hat dieſe Entſchließungen der britiſchen Regierung über⸗ mittelt. Auch der Nationalrat ſprach ſich einſtimmig dahin aus, daß Cypern an Griechenland zurückgegeben werden müſſe, und er⸗ klärte, daß Maßnahmen getroffen werden ſollten, die britiſchen In⸗ tereſſen zu wahren. das neue polniſche Kabinett. WB. Warſchau, 29. Juni. Polniſche Telegraphen⸗Agentur: Das neugebildete Kabinett ſetzt ſich folgendermaßen zuſammen: Vorſitz: Sliwinski: Inneres: Kaniewski; Aeußeres: Na⸗ tutowier; Krieg: Soſnkowski; vorläufiger Leiter der Finan⸗ zen: Zaerka; Juſtiz: Walkowski; Ackerbau: Raczynski: Handel: Oſſowski; Eiſenbahn: Zagorny; Oeffentliche Arbei⸗ ten: Chodzcko. Das Unterrichts⸗ und das Poſtminiſterium ſind noch nicht beſetzt. Aus dem beſetzten Gebiet. Die Getreideumlage im Ddienſte der franzöſiſchen Propaganda. SꝰD. Neuſtadt, 29. Juni. Die heißumſtrittene Frage der Ge⸗ treideumlage ſucht die franzöſiſche Propaganda in der Pfalz für ihre ſeparatiſtiſchen Beſtrebungen auszunutzen. Franzöſiſche Agenten bereiſen z. Zt. die Pfalz und beſuchen die Bauern, vor allem die Landbürgermeiſter, denen ſie verſchiedene Fragen vorlegen, die ſich auf die Haltung der. Landwirtſchaft zur Getreideumlage beziehen. Die wichtigſte Frage iſt diejenige, ob die Bauern, wenn die deutſche Regierung den Vollzug der Getreideum⸗ lage verordnet, bereit ſeien, ſich unter den Schutz der franzöſiſchen Regierung zu ſtellen. Daß es den franzöſiſchen Agenten vor allem auf die Beantwortung dieſer Frage ankommt, geht daraus hervor, daß ſie die Unterhaltung ſofort abbrechen, wenn dieſe Frage ver⸗ neint wird. Es kann keinen Zweifeln unterliegen, daß die fran⸗ zöſiſche Propaganda bereits jetzt ihre Vorbereitungen trifft, um ge⸗ gebenenfalle die pfälziſche Landwirtſchaft gegen die deutſche Reichsregierung ſcharf zu machen und einen Ieil gwiſchen die Stadt⸗ e Zwie⸗ e ee. 185 eeeeeeeeee chtR bildeten ſich in verſchiedenen Stadtteilen republikaniſche Neſter. ſpältigkeit der franzöſiſchen Politik erhellt daraus, daß anderſeits die franzöſiſche Propaganda die Arbeiterſchaft gegen die hohen Ge⸗ treidepreiſe aufzuhetzen ſucht. Die franzöſiſche Propaganda gegen die Getreideumlage in der pfälziſchen Landwirtſchaft hat eingeſetzt kurz nachdem ein bekannter Freier Bauer Detzel⸗Herxheim bei Landau einen Beſuch bei dem Vorſitzenden der Interalliierten Rheinlandkommiſſion Tirard in Koblenz gemacht hatte, mit dem er, wie verlautet, wegen der Ein⸗ fuhr von Düngemitteln in die Pfalz und wegen direkten Verkaufs des pfälziſchen Tabaks an die franzöſiſche Tabakregie verhandelt hat. Leichte Entſpannung der parlamentariſchen Lage. EBerlin, 30. Juni. (Von unſerem Berliner Büro.) In manchen parlamentariſchen Kreiſen wird die Lage wie⸗ der als etwas gefeſtigter geſchildert. Ueber die Getreide⸗ umlage wird es ja in den Beſprechungen von heute vormittag zur Einigung kommen, da die Deutſche Volkspartei und neuer⸗ dings auch die Deutſchnationalen die Abſtimmung freigegeben haben. Aber der Schwerpunkt der Situation liegt eben in den Beſtimmungen zum Schutze der Republik, für die ſich im Augenblick ſchwerlich eine 75⸗Mehrheit finden läßt. In der deutſchvolksparteilichen„Zeit“ wird dafür eingetreten, es zu⸗ nächſt bei den Verordnungen des Reichspräſidenten zu belaſſen und das Geſetz erſtnach eingehenden Ausſchußberatun⸗ gen im Herbſt zu beſchließen. Das wäre ein Ausweg: Wir ſelber haben ſchon auf ihn hingewieſen, aber es ſcheint, wie ſich auch aus der geſtrigen Miniſterpräſidentenkonferenz ergibt, daß die Ne⸗ gierung auf ſofortiger Verabſchiedung des Geſetzes beſtehen will. Berlin, 30. Juni.(Priv.⸗Tel.) Wie mehrere Blätter mitteilen, hat die Beſprechung des Reichskanzlers und des Reichsernährungs⸗ miniſters mit den Führern der Koalitionsparteien über die Frage der Getreideumlage die Möglichkeiteiner Verſtändigung gezeigt. Laut„B..“ ſei man überwiegend der Anſicht, daß eine Reichstagsauflöſung in dieſem Augenblick unter allen Umſtänden zu vermeiden ſei. Auch die Spannung zwiſchen Zentrum und Sozialdemokratie in der Preisfrage ſei nicht unerheblich verringert worden. Die Ronferenz der Miniſterpräſidenten. WBB. Berlin, 30. Juni. In der Konferenz der Miniſter⸗ präſidenten der Länder und der Reichsregierung, die geſtern nachmittag ſtattfand, ſprach ſich die Mehrheit der verſchiede⸗ nen Landesvertreter für eine geſetzliche Faſſung der zum Teil durch die Verordnung des Reichspräſidenten geregelten Beſtim⸗ 1 zum Sichug⸗ der Republik aus. erner erklärte ſich die Mehrheit bereit, im Reichsrate au die geſchäftsordnungsmäßige Friſt zu verzichten, die für die Ve lung von Geſetzentwürfen vorgeſehen iſt und ſofort in die Erörte rung eines Geſetzentwurfs zum Schutze der Republik zu treten. Es iſt demgemäß zu erwarten, daß der Geſetzentwurf ſchon anfangs nächſter Woche dem Reichstage zugehen wird. Die Beratung der Reichsvegierung mit den morgen fortgeſ etzt. 1 Dieutſches Neich. 12 Berlin, 30. Juni.(Von unſerem Berliner Bütro gereſeſer Korreſpondenz berichtet, damit zu rechnen, 5 kemmenden Woche an etwa 20 größeren Bankplätzen Deutſchlands eine Urabſtimmung über einen eventl. Streil der Bauk⸗ beamten vorgenommen wird. Die Erregung in Darmſtadt. WB. Darmſtabt, 29. Juni iniſterium Innern erläßt folgenden 7 e die Siume merstef bes Stadt Darmſtadt: Wir mahnen zur Ru hn und Beſonnenheit. Die Ermordu des Außenminiſters Rathenau hat im Volke eis Aufregung hervorgerufen. Durch die wurde die Erregung in Darmſtadt zur hellen Der Schutz der Stadt iſt durch die Polizei im Zuſammenwirken mit der Schutzpolizei gewährleiſtet. Die Beunruhigung der Ein⸗ wohnerſchaft wegen mangelnder Sicherheit iſt unbegründet. Die Strafverfolgung der Täter iſt eingeleitet. Wir &Heidelberg, 30. Juni.(Eig. Drahtb.) Der Engere Senat ſchwarzen Brett eine Erklärung zu den Der Senat weiſt zunächſt darauf hin, kenntnis Aller zum Staatsgedanken und zur Staatsg ewalt unbedingt nötig ſei, unbeſchadet der perſönlichen Gedankenfreiheit und politiſchen Ueberzeugung des Einzelnen. Dann fährt die Erklärung fort: Vorgängen vom Dienstag. ſcharf zu mißbilligende Verhalten eines hoch⸗ angeſehenen Mitgliedes des Lehrkörpers, das in deren auf den Lehrbetrieb in ſeinem Inſtitut bezüglichen Anord⸗ nungen zuwiderhandelt und hierdurch, ſowie leider auch ſonſt durch ſagitatoriſche Haltung, die ihm als Staatsbeamten und aka⸗ demiſchen Lehrer obliegenden Pflichten verleßzt hat. Mit allem Ernſt und Nachdruckck verwahren wir uns aber auf der anderen Seite gegen das jeder rechtlichen Grundlage entbehrende Verhalten berufsſtändi⸗ ger Organiſationen, die, in völler Verkennung ihrer Rechte und ihrer Stellung im Staate, ausweislich eines von ihnen ver⸗ breiteten Flugblattes ſich für befugt gehalten haben, die von ihnen proklamierte Arbeitseinſtellung auch ſtaatlichen Behörden und Be⸗ amten aufzuerlegen und dieſe Anordnung durch Anwendung einer nicht ihnen, ſondern nur dem Staate zuſtehenden Zwangs⸗ gewalt auf Grund eines angeblichen eigenen, in Wahrheit aber nur angemaßten Rechts in Vollzug zu ſetzen.“ bieten, um eine Beruhigung der herbei⸗ uführen und etwaige überreizte Elemente von unüberlegten Schritten fernzuhalten. Bapern und die Pfalz. Gewaltakt in Neuſtadt. WBB. NMeuſtadt a.., 30 Juni.(Priv.⸗Tel.) Vergangene Nacht erſchien, wie der Pf. Kurier meldet, vor der Trikotfabrik Helfferich eine Rotte von 20—30 Burſchen und verlangten Einlaß, um an⸗ geblich ein Telegramm an den Reichstagsabgeordneten Dr. Karl Helfferich abzugeben. Nachdem dieſen bedeutet wurde, daß der Hoftor und die Türe zu der Wohnung des Fabrikanten Bg. die Wohnung nach dei Abg. Dr. Karl Helfferich, wobei ſie Drohungen, daß ſie ihn totſchlagen würden, ausſtießen. Fabrikant Ph. Helfferich ſelbſt wurde bedroht. eine Leibesunterſuchung vor, ob er nicht eine Waffe bei ſich habe. Die Burſchen zertrümmerten Bilder und Spiegel in der Wohnung. Als die Polizei von Neuſtadt auf telephoniſchen An⸗ ruf eintraf, war die Bande bereits wieder verſchwunden und zwar Miniſterpräſidenten der Länder wirg 85 14 Sankbeamtenbewegung. ——— Wi in der 1 in der Richtung nach Lambrecht zu. Die Gendaxmerie iſt den Tätern laufeder Spur. 85 5 4 50 jüngſten Schandtaten Empörung geſteigert. richten an alle ordnungsliebenden Einwohner der Stadt die Auf⸗ forderung, im Intereſſe der Erhaltung der Ordnung alles aufgu⸗ Die Univerſität heidelberg zum Fall Lenard⸗ der Heidelberg veröffentlicht heute durch Anſchlag am daß ein einmütiges Be⸗ „Wie weit wir von dieſem Ziel heute noch entfernt ſind, be⸗ weiſt uns mit erſchreckender Deutlichkeit auf der einen Seite dass deutlich bekundeter Oppoſiton gegen die derzeitige Staatsleitung, Abgeordnete nicht im Hauſe anweſend ſei, ſchlugen ſie das Helfferich, des Bruders des Abg. Helfferich ein, durchſuchten 250 Auch der Man nahm bei ihm 5 Freilag, den 30. Juni 1922. ——ñ— — 28 1 3. Seite. Ntr. 284. Mannheimer General⸗Anzeiger.(Miſlag⸗Ausgabe.) 1 Schwerhörigenbildung uns ⸗Fürſorge. Um bei der Allgemeinheit das Intereſſe für die Schwerhörigen zu wecken, über Urſachen und Weſen der Schwerhörigkeit aufklärend zu wirken, und auf die bereits beſtehenden Sonderbildungs⸗ und Fürſorgemöglichkeiten hinzuweiſen, ſowie den Leidensgefährten neue Wege der Heilmethoden und wirklich brauchbare Gehörhilfsmittel zu zeigen, fand in der Zeit vom.—11. Juni in Hamburg eine Ausſtellung für Schwerhörigenbildung und ⸗Fürſorge ſtatt, deren Darbietungen auch für uns Süddeutſche von Intereſſe ſein dürften. Durch zahlreiches ſtatiſtiſches Material wurde die noch verhältnis⸗ mäßig junge Entwicklung der Schwerhörigenbildung und ⸗Fürſorge gezeigt. In Deutſchland war es Taubſtummenlehrer Brauck⸗ mann, der als erſter im Jahre 1894 in Jena eine Privatanſtalt für Schwerhörige und Ertaubte eröffnete. Angeregt durch die dort erzielten Erfolge, nahmen ſich auch bald die großen Städte Nord⸗ deutſchlands ihrer Schwerhörigen an. Im Jahre 1902 wurde in Berlin die erſte öffentliche Schwerhörigenſchule errichtet. Weitere Schulen oder Klaſſen folgten: 1908 in Charlottenburg, 1910 in Neukölln, 1911 in Hamburg, Dresden, Straßburg und Dortmund, 1912 in Mannheim, 1913 in Köln, Eſſen und Mün⸗ chen, 1914 in Hannover, Magdeburg und Stuttgart, 1916 in Bres⸗ lau, 1920 in Königsberg und 1921 in Karlsruhe und Gelſenkirchen. Die meiſten Schulen hatten ſich durch ſtatiſtiſches Material und durch Schülerarbeiten an der Ausſtellung beteiligt. Recht intereſſant war die vollſtändige Einrichtung einer Schwerhörigenſchulklaſſe. Um jedem einzelnen Kinde die Möglichkeit zu geben, ſowohl dem Lehrer als auch allen übrigen Kindern der Klaſſe jederzeit auf den Mund zu ſehen, ſind die Bänke in Hufeiſenform aufgeſtellt. Die Erlernung des Ableſens der Sprache vom Munde iſt näm⸗ lich ein Hauptziel des Sonderunterrichts Schwerhöriger, im übrigen lehnt ſich der Unterricht dem Lehrplan der Volksſchule an. Neben rationellſter Ausnutzung und Schulung des noch vorhandenen Ge⸗ hörs findet der Artikulations⸗ und Abſehunterricht die ſorgfältigſte Pflege. Faſt in allen Schulen bildet die 1. Klaſſe, in der dieſe Spezialfächer am beſten gepflegt werden können, die Grundlage, auf die ſich die übrigen Klaſſen aufbauen. Der Unterricht bedingt ein genaues Eingehen auf/ Individualität, Begabung, Hörbefund, Umfang und Form der Splache, darum geht die Schülerzahl einer Klaſſe meiſt nicht über 12 hinaus. Die Schüler unterſtehen der ſtändigen Leitung eines Spezialohrenarztes, von deſſen Entſchei⸗ dung die Aufnahme in die Schwerhörigenſchule mit abhängtg iſt. Mit wenig Ausnahmen ſind alle Schwerhörigenſchulen voll⸗ kommen ſelbſtändige Schulkörper mit ſachmänniſcher Leitung. Von den Lehrkräften wird neben allgemeiner pädagogiſcher Durchbil⸗ dung und praktiſcher Tüchtigkeit überall eine beſondere heilpädago⸗ giſche Spezialausbildung gefordert. Einige Städte, die noch keine Schwerhörigenſchulen haben, laſſen den ſchwerhörigen Volksſchü⸗ lern Abſehunterricht erteilen; andere dagegen, wie Berlin, Dresden, Hamburg und Dortmund haben beſondere Fortbildungsſchulen. Auch auf dem Gebiete der Schwerhörigenfürſorge zeigte die Ausſtellung, daß von den großen Städten Norddeutſchlands bis jetzt ſchon namhaftes geleiſtet wird. Die Fürſorgeſtellen bezwecken wirt⸗ ſchaftliche Ertüchtigung, Vereicherung des Wiſſens, ſowie Pflege des Gemüts und Zurückführung in das Gemeinſchaftsleben. Dieſes ſoziale Programm kann nur in engſter Fühlungnahme mit den Be⸗ hörden durchgeführt werden. Die wirtſchaftliche Fürſorge erſtreckt ſich auf eine die pſychiſche Eigenart des Gehörsgeſchädigten berück⸗ ſichtigende Berufsberatung, auf Lehrſtellenvermitilung bei ſozial denkenden Meiſtern und auf den weiteren Nachweis von Arbelts⸗ gelegenheit. Die Fürforgeſtellen erteilen aber auch Rat und Aus⸗ kunft bei Beſchaffung von Hörgeräten und ſchützen ſo vor der Aus⸗ beutung durch Schwindelfirmen. Nack dieſer Seite aufklärend zu wirken, hatte ſich die Ausſtellung zur ganz beſonderen Aufgabe ge⸗ macht. Wirklich praktiſche Apparate, Hörrohre und Vielhörer, deren ſich die Schwerhörigen mit Erfolg bedienen, wurden in der Aus⸗ ſtellung gezeigt und Intereſſenten vorgeführt. Um den Schwer⸗ hörigen auch für geiſtige Bereicherung und ſeeliſche Erhebung zu ſorgen, haben ſich einzelne Fürſorgeſtellen bereits elektriſche Viel⸗ hörer mit recht vielen Anſchlüſſen beſchafft, durch die zahlreichen Schwerhörigen die Teilnahme an Vorträgen, Gottesdienſten, am Theater oder Konzert ermöglicht wird. Für die große Zahl der Schwerhörigen— in Deutſchland zählt man über 300 000— ſollten die Schwerhörigenſchulen und Fürſorgeſtellen noch weſentlich ver⸗ mehrt werden. Mit ihrer Hilfe wird es gelingen, die Schwerhörigen in geeigneten Verufen unterzubringen und ſie dort zu Qualitäts⸗ arbeitern auszubilden; als ſolche können ſie, wie die vielen in Ham⸗ burg ausgeſtellten zum Teil künſtleriſchen Arbeilen Schwerhöriger deigten, zu außerordentlich tüchtigen und brauchbaren Gliedern der menſchlichen Geſellſchaft werden. gefallen laſſen bei Verwendung des Zuſchlages für die ſog. laufenden Wirtſchaftliche Fragen. Ein„Tag der Technik“ in Frankfurt a. M. Die techniſchen Verbände von Frankfurt a. M. bereiten in Ver⸗ bindung mit der nächſten Frankfurter Internationalen Meſſe vom 8. bis 14. Oktober und anläßlich der erſtmaligen Be⸗ nutzung des in ſeinem erſten gewaltigen Ausbau vollendeten„Hauſes der Technik“ auf Dienstag, den 10. Oktober ds. Is. einen„Tag der Technik“ vor. Vorträge führender Ingenieure ſollen aktuelle Fragen der Wärme⸗ und Elektrowirtſchaft ſowie ein für die große Oeffent⸗ lichkeit beſtimmter Vortrag dem Thema„Die Technik als Kultur⸗ faktor“ gelten Neben der Beſichtigung der Meßanlagen, vor allem des„Hauſes der Technik“, ſind Exkurſionen zum Befuch großer Werke der Maſchinen⸗ und elektrotechniſchen Induſtrie, ſowie neuer Hafen⸗ und Waſſerkraftgewinnungs⸗Anlagen in Frankfurt a.., Aſchaffenburg, Mainz uſw. vorgeſehen. *Premen, 29. Juni. Ein Reichstarif für dentiſtiſche Gehilfen(Zahntechniker und Aſſiſtenten) iſt auf dem 38. Den⸗ tiſten⸗Kongreß in Bremen zwiſchen dem Verbande der Dentiſten im Deutſchen Reiche(Cheforganiſation) und dem Berufsverband Deut⸗ ſcher Dentiſten(Angeſtelltenorganiſation) abgeſchloſſen worden. Städtiſche Nachrichten. Die badiſche Aus führungsverordnung zum Reichs⸗ mietenge etz. Die Ausführungsbeſtimmungen zum Reichsmietengeſetz, die von Vermietern wie von Mietern mit beſonderein Intereſſe erwartet wurden, ſind nun in Nummer 47 des Badiſchen Geſetz⸗ und Verord⸗ nungsblattes erſchienen. Von weſentlicher Bedeutung iſt, daß die Feſtſetzung der Hun⸗ dertſätze die der Grundmiete für Betriebskoſten, lauſende und große Inſtandſetzungskoſten, die Heizſtoffe für Summelheizung oder Warm⸗ waſſerverſorgung und andere Nebenleiſtungen zugeſchlagen werden. der Gemeindebehörde überlaſſen werden. Dieſe aber hat miederum das Recht, die Feſtſetzung der Hundertſätze einem beim Mieteinigungsamt zu bildenden Ausſchuß für Mietzinsbildung (Mietenausſchuß) zu übertragen. Dieſer Mietenausſchuß be⸗ ſteht aus dem Vorſtand des Mieteinigungsamtes oder einer anderen von der Gemeindebehörde zu ernennenden Perſönlichkeit als Vor⸗ ſitzenden und aus Veiſitzern, deren Zahl je nach Größe der Ge ⸗ nteinden auf 4, 6 oder 8 feſtgeſetzt iſt. Die Beiſitzer müſſen zur Hälfte Vermieter aus dem Kreiſe der Hausbeſitzer, zur Hälfte Mieter ſein. Sie werden von der Gemeindebehörde nach Anhörung des Vorſtandes des Mieteinigungsamtes und etwaiger örtlicher Ver⸗ mieter⸗ und Mieterorganiſationen ernannt. Die Beſitzer ſind den Vermietern⸗ und Mieterbeiſitzern des Mieteinigungsamtes zu ent⸗ nehmen. Reicht deren Zahl nicht aus, ſo ſind die noch benötigenden Beiſitzer aus den Reihen ſonſtiger Vermieter und Mieter zu er⸗ nennen. Von weittragender Bedeutung iſt auch die Beſtimmung des Ausführungsgeſetzes, nach der die Gemeindebehörden der Städte und großen Gemeinden ermächtigt werden, die Zuſchläge für Ve⸗ kriebskoſten nicht nur in einem Hundertſaß der Grundmiete feſtzulegen, ſondern zu beſtimmen, daß alle Betriebskoſten in ihrem nachgewieſenen tatſächlichen Betrag auf die einzelnen Mieter nach dem Verhältnis der Grundmieten umgelegt werden. Die Woh⸗ nungsabgabe ſt nicht unter den Hundertſatz der Vetriebskoſten auf⸗ zunehmen, dieſe wird befonders erhoben. Wie für die Betriebskoſten, ſo ſind auch für die Verwaltungs⸗ koſten Hundertſätze auf Zuſchläge vorgeſehen. Als Verwal⸗ tungskoſten können auch in Anrechnung gebracht werden die Koſten der durch den Vermieter Gausbeſitzer) ſelbſt oder in ſeinem Auftrag durch andere Perſonen ausgeübten Hausverwaltung. Nicht unerheblich iſt ferner die Beſtimmung, daß für die laufenden In⸗ ſtandſetzungsarbeiten mindeſtens 60 Proz. der Grundmieten einge⸗ ſetzt werden müſſen. Damit will man die Möglichkeit ſchaffen, daß die notwendigſten Reparaturen ausgeführt werdenn und damit eine die notwendigſten Reparaturen ausgeführt werden und damit eine das Reichsmietengeſetz auch die Gründung eines Hauskontos vor, das verwendet werden ſoll zu großen Inſtandſetzungsarbeiten. Dieſe Beſtimmung ſtieß bei den Hausbeſitzern beſonders auf ſtarken Widerſpruch. Die Ausführungsbeſtimmungen geben nun die Mög⸗ lichkeit für den Hausbeſitzer, daß er von der Anlegung eines ſolchen Hauskontos entbunden werden kaänn. Hat nämlich der Vermieter nach dem 1. Juli 1922 notwendige große Inſtandſetzungsarbeiten ausgeführt, deren Koſten durch den jeweiligen Beſtand des Haus⸗ kontos nicht gedeckt werden, ſo bleibt er ſo lange von der Ver⸗ yflichtung der Einzahlung in das Hauskonto befreit, bis ſeine Aus⸗ lagen gedeckt ſind. Wird aber ein Hauskonto angelegt, ſo bedarf der Vermieter(Hausbeſttzer) der ſchriftlichen Zuſtimmung der Mehr⸗ beit der Mieter oder der Mietervertretung zu einer Verfügung über dieſes Konto. Eine ähnliche Kontrolle muß ſich der Vermieter auch Hat der Vermieter nämlich die Ausfüß, Inſtandſetzungsarbeiten. rung ſolcher Arbeiten unterlaſſen, oder die Gelder nicht ſachgemäß verwendet, ſo hat auf Antrag des Mieters oder der Gemeindebehördes oder von Amtswegen das Mieteinigungsamt zu beſtimmen, welche Inſtandſetzungsarbeiten, in welcher Weiſe und innerhalb welcher Friſt ſie auszuführen ſind. Die Ausführungsbeſtimmungen treſen wie das Reichsmietengeſetz am 1. Juli 1922 in Kraft. Juli. „Schön und gewaltig iſt der Juli“, ſo feiert Heinrich Seidel in einer ſeiner Erzählungen den Heumond,„das iſt der wahre Sommer⸗ monat, der das Korn reift und einen Segen von köſtlichen Gemüſen ausſchüttet. Da iſt es ſchön um die Mittagshitze in den weiten Korn⸗ feldern, wenn die Glut der Sonne über all dem reichen Segen brütet und ſich zuweilen leiſe wie im Traum das weite Meer der Aehren flüſternd regt.“ Und im Verſe ſagt Gottfried Keller dasſelbe mit fol⸗ genden Worten: 11 „Da träumen Blumen nur von Kränzen 8 Und trinten der Geſtirne Schein; O goldnes Meer, dein friedlich Glänzen Saugt meine Seele gierig ein!“ Wir treten in die zweite Hälfte des Jahres ein und wenn uns zunächſt auch noch Roſen und Linden üppig umblühen, bald wird die Senſe die Getreidehalme fällen und der Anblick der Stoppelfelder uns den erſten Vorgeſchmack des Herbſtes geben. Auch das Schwin⸗ den der Tageslänge macht ſich fühlbar und nicht jeder bleibt gleich⸗ mütig dabei, ſich damit tröſtend, daß dies noch nicht der letzte Som⸗ mer war. War? Wir ſtehen ja noch mitten im Sommer und haben noch genug Genüſſe vor uns die er von Natur allfährlich ſpendet. Es fragt ſich freilich, ob wir ſie heuer bezahlen können, ſoweit wir nicht zu den Glücklichen gehören, die Aepfel und Birnen von eigenen Bäumen pflücken dürfen. Wer ſie ſich kaufen muß, braucht ſich nicht darum zu ſorgen, ob die Ernte reich oder karg ausfällt, den Preis für ihn beſtimmt ja doch die Valuta. Im Hinblick auf ſie ſtellen ſezt Hunderttauſende bange Fragen an die Zukunft. 1 Der Geſang der Vögel in Wald und Feld iſt verſtummt, dafür bemerken wir jetzt ein neues Geſchlecht der Gefiederten, das ſeine Flügel übt. Die Sommerwärme, die das Wachstum der Früchte ſo mächtig fördert und ihre Reife herbeiführt, verdanken wir den faſt ſenkrecht niederfallenden Sonnenſtrahlen und ihre Zunahme, die eigentlich der Abnahme der Tageslänge widerſpricht, erklärt ſich daraus, daß die Erde jetzt nachts weniger Wärme ausſtrahlt als im Juni. Nord- und Oſtwinde bringen uns nicht mehr ſo ſtarke Abküh⸗ lung wie im Frühling, denn auf dem Wege über große Feſtländer, die Tag und Nacht die Sonne beſtrahlt, haben ſie ſich erwärmt. Die Weſtwinde führen uns viel Feuchtigkeit zu, die ſich zu ſog. Haufen⸗ wolken verdichtet und als kurzer Regen oder Gewittergüſſe das Land befruchten. Sie ſind aber in der Erntezeit oft recht unwillkommen. Die Zeit der größten Hitze, die ſprichwörtlichen Hundstage, be⸗ ginnt meiſt um den 10. des Wonats und dauert bis in den Auguſt hinein. Für Mittel⸗ und Nordeuropa haben die Durchſchnittsberech⸗ nungen der Wetterforſcher 12 ſog. Sommertage im Juli ergeben, die eine Temperatur von mindeſtens 25 Grad Celſius im Schatten aus⸗ weiſen. Solche Tage ſind nach dem Sinne der Landleute, wie aus verſchiedenen alten Gprüchen hervorgeht.„Im Juli großer Sonnen⸗ brand iſt gut für alle Leut' und Land“.— Nur in der Jyliglut wird Obſt und Wein dir gut“.—„Was Juli und Auguſt nicht kochen, das wird auch ſpäter nicht gebraten“.—„Hundstage hell und klar zeigen an ein gutes Jahr“. Je günſtiger die Witterung im Juli, deſto beſſer für den kom⸗ menden Winter nach der Regel„Warme Jakobi, kalte Weihnachten Kritiſche Regentage, die weiteren Regen erwarten laſſen, ſind nach dem Volksglauben der 2. Juli, Mariä Heimſuchung und der 22. Juli, Maria Magdalena. Statiſtiſch iſt ihre Bedeutung leider noch nicht feſtgelegt. 4 fiundgebung des Gewerkſchaftsringes deulſcher Arbeiter ⸗„ An⸗ geſtellten⸗ und Beamkenverbände. Der Gewertſchaftsring(G. D. A. und H..) hatte ſeine Mitglieder auf Mittwoch abend zu einer Kundgebung anläßlich der Ermordung des Reichsminiſters Dr. Walter Rathenau in den„Rodenſteiner“ einberufen, die gut beſucht war. Nach dem Referat des Gauvorſitzenden, Herrn Schäfer, der in ſcharfen Worten den feigen Meuchelmord geißelte und verurteiſte und ein erſchöpfendes Bild des Ermordeten gab, ſprach der Vertreter der H.., Herr Armbruſrer, insbeſondere über den reaktionären Boden, aus dem die Mordtat entſpringen konnte. Nach zuſammen⸗ faſſenden Worten des Vorſitzenden wurde eine Entſchließung ein · ſtimmig angenommen, in der das Verbrechen ſcharf verurtellt und die unverbrüchliche Treue zur Verfaſſung und Reich zum Ausdruck gebracht wird. ab 2 aturwiſſenſchaftliche Rundſchau Das Problem des Totemismus. Von Privatdozent Dr. Eduard Erkes, Leipzig. Zu den ſeltſamſten und umſtrittenſten Erſcheinungen in der ſozialen und religiöſen Entwicklung der Menſchheit gehört immer noch der Totemismus, der Glaube, daß ein Menſch oder eine Menſchengruppe nicht von einem menſchlichen Ahnen, ſondern von einem Tier oder auch einem andern Naturdinge, einem Baum oder Felſen, Strom dder Stern abſtamme, welch nichtmenſchliche Vor⸗ fahren wir mit dem indianiſchen Worte Totem bezeichnen. Im 18. Jahrhundert zuerſt von franzöſiſchen Jeſuiten bei nordamerikani⸗ ſchen Indianern beobachtet und 1869 von dem ſchottiſchen Gelehrten Mac Lennan erſtmals wiſſenſchaftlich beſchrieben, ſind totemiſtiſche Erſcheinungen ſeither auf der ganzen Erde feſtgeſtellt worden. Bei vielen Natur⸗ und Halbkulturvölkern findet ſich der Totemismus als ausgebildetes ſozial⸗religiöſes Syſtem, ſo beſonders bei Auſtra⸗ liern und nordamerikaniſchen Indianern, in Ozeanien, Afrika und Indien. Auffällig ſind namentlich die Verhältuiſſe der primitiven Auſtralier, bei denen die nach ihren Totems in oft ſehr komplizier⸗ ter Weiſe eingeteilten Sippen Arbeitsteilung und Heiratsordnung weſentlich auf der Grundlage totemiſtiſcher Syſteme gereglt haben. Charakteriſtiſch iſt für totemiſtiſche Verhältniſſe überall eine gewiſſe Heilighaltung des Totemweſens, die ſich oft bis zu ſeiner Verehrung ſteigert und häufig, aber nicht durchgängig, zur Folge hat, daß es von ſeinen Nachkommen nicht verletzt noch genoſſen werden darf. »Als ausgebildetes Syſtem findet ſich der Totemismus nur bei ver⸗ hältnismäßig primitiven Völkern; Reſte totemiſtiſcher Anſchauungen laſſen ſich jedoch ſo gut wie überall noch nachweiſen. Dahin gehören unter anderem die Sagen von der unbefleckten Empfängnis und übernatürliche Geburt berühmter Heroen, Fürſten und Neligions⸗ ſtifter, dahin die Adelswappen mit ihren heraldiſchen Tieren und ſonſtigen Phantaſiegeſtalten, vielfach auch die von Tieren genom⸗ menen Perſonennamen und endlich jene kosmogoniſchen Sagen, die die Welt und das Menſchengeſchlecht aus dem Ei eines Vogels, elnem Baum oder Felſen hervorgehen oder von einer mächtigen Tiergeſtalt geſchaffen werden laſſen. Auch die Heilighaltung mancher Tiere hängt wohl für gewöhnlich mit totemiſtiſchen Vorſtellungen zuſammen, und ſicher ſind die tiergeſtaltigen, tierköpfigen oder auf weiter fortgeſchrittener Stufe nur noch von einem Tier begleiteten Gottheiten vieler Völker nichts weiter als alte Totens. So ſcheint zauf der ganzen Erde der Totemismus irgendeinmal geherrſcht zu Habbe„und Wundt dürſte daher im Recht ſein, wenn er in ihm eine eee eee e. allgemeine Durchgangsſtufe der ganzen Menſchheit erblickt und von einem totemiſtiſchen Zeitalter ſpricht, in dem der Totemismus dem ganzen Leben und Denken der Menſchheit ſeinen beſonderen Cha⸗ rakter gegeben habe. 4 Was man ſich nun aber als Urſache des Totemismus zu denken hat, darüber gibt es faſt ebenſoviel verſchiedene Meinungen wie Forſcher. Die einen ſehen in der totemiſtiſchen Klaſſeneinieilung das Urſprüngliche und halten den Totemismus für eine ſozial⸗öko⸗ nomiſche Einrichtung, die ihren Charakter erſt ſekundär bekommen habe; die andern weiſen demgegenüber darauf hin, daß der Klaſſen⸗ totemismus augenſcheinlich jünger iſt als der Beſitz individueller Totems, der irgendwie mit dem allgemeinen Seelenglauben zuſam⸗ menzuhängen ſcheint. Insbeſondere verdient die Theorie des ſchot⸗ tiſchen Ethnologen Frazer Beachtung, der darauf hinweiſt, daß bei den primitivſten Totemiſten, den zentralauſtraliſchen Stämmen, denen das Weſen der Zeugung noch nicht bekannt iſt, das Totem als Urheber des einzelnen menſchlichen Individuums gilt. Nur dieſer Zuſammenhang erklärt den ſonſt unerklärlichen oder ein pfychologiſch unmögliches Mißverſtändnis vorausſetzenden Glauben an die Abſtammung vom Totem. Indes wird dann der Zuſammen⸗ hang zwiſchen der ſozialen und der religiöſen Seite des Totemis⸗ mus um ſo ſchwieriger verſtändlich, der jedenfalls der Erſcheinung erſt ihre allgemeine Verbreitung und Bedeutung gegeben hat. Trotz der heute ſchon verwirrenden Fülle der Unterſuchungen ſcheint das Totemproblem von ſeiner wirklichen Löſung doch noch recht weſk entfernt. Nus der Menſchenkunde. Eine eigenartige Wiederbelebung. Eine eigenartige, lebens⸗ rettende Einverleibung von Medikamenten in den menſchlichen Kör⸗ per ſtellt die Einſpritzung von Adrenalin, einem Nebennierenprä⸗ parat, in den Herzmuskel bzw. die Herzhöhle bei plötzlich eingetre⸗ tenem Herzſtillſtand dar. Das Herz, als das widerſtandsfähigſte Organ des Körpers überhaupt, verſagt beim Abſterben des Organis⸗ mus in der Regel zu allerletzt. Jedoch kann es vorkommen, daß das Herz plötzlich in ſeiner Ernährung oder ſeinem nervöſen 9 9 tungsapparat geſtört wird, ſo bei plötzlichen ſchweren Blutverluſten, bei Vergiftungen, bei Schokwirkungen aller Art. Dann kommt es zum ſofortigen Herzſtillſtand, und das Abſterben der übrigen Organe folgt binnen kurzer Zeit nach. Spritzt man nun ein ſtarkes Herz⸗ reizmittel, z. B. Adrenalin, direkt in die Herzkammer oder auch nur den Herzmuskel ein, dann findet ſofort eine erneute Zuſammen⸗ ziehung des Herzmuskels ſtatt, der Kreislauf kommt wieder in Gang und das Leben iſt gerettet. Die durch die dünne Nadel geſetzte Verletzung des Herzmuskels iſt ſo geringfügig, daß die Einſtich⸗ ſtelle ſchon nach kurzer Zeit im Herzmuskel nicht mehr auffindbar iſt. Vorausſetzung für den Erfolg dieſes kleinen Eingriffes iſt, daß das Herz noch über Reſervekräfte verfügt und der Ein riff wenige Minuten nach dem Herztod erfolgt. ie Methobe kann alſo nicht dt werden beim Verſagen des Hergens im Verlaufe von Infektionskrankheiten, ſowie bei durch aufreigende Be⸗ 1 10 ächten Herzen mit organiſchen Verängerung ie eignet aber vortrefflich bei gewiſſen Fällen von Vergiftunge (Chloroform, Chlorat, Kohlenoxydgas), bei Schokwirkungen aller Art(Blitzſchlag, Starkſtrom), großen, plötzlichen Blutverluſten ſo⸗ wie Erſtickung und Erfrieren. Die Kunſt der Papuas. In einem Vortrag in der Geſell⸗ ſchaft für Erdkunde in Berlin berichtete vor einiger Zeit Dr. Behr⸗ mann über die Kunſt der Steingeit in Neu⸗Guinea. Die Ein⸗ wohner dieſer großen Inſel kennen das Metall noch nicht; ihre Kultur— daher der Steinzeit an. Trotzdem verſtehen ſie es, ihre Gebrauchsgegenſtände und ihren eigenen Körper auf erordent⸗ lich geſchickt zu ſchmücken. Ihre Tongefäße werden ohne Treh⸗ gearbeitet und nicht gebrannt, ſie ſind dennoch oft ſchhe unſtvoll modelliert und angemalt. Ihre Schleudern, Seſſel, Betel⸗ kalebaſſen, ſogar die Haarkratzer ſind mit Schnitzereien und ſenſtigen Verzierungen verſehen, die mit Hilfe von Fiſchgräten, Vogelkrallen oder durch Einbrennen angebracht werden. Afler⸗ hand Zähne, Knochen, Schneckenſchalen uſw. dienen als Körper⸗ ſchmuck; der verzierte Armreif gibt zugleich einen einfachen Auf⸗ bewahrungsort für kleine Gegenſtände ab, z. B. den Kno endolch. Am Körper ſelbſt werden zahlreiche Narben angebracht, die cie⸗ ſichter werden mit aus Kohle, Kalk und farbigen Erden bemalt. Höchſt mer würdige Ungeheuer ſtellen die, rieſigen Tanz⸗ masken dar zu deren Bewältigung zwanzig Männer erſorherlich ſind. Die Bolken der Pfahlbauken und die der höchſt ein⸗ fachen Ruderfahrzeuge ſind mit phantaſtiſchen Tierſchnitzeveſen geſchmückt. Allgemeine Naturwiſſenſchaft. Gletſcherbewegung in der Schweiz. Von 115 Schweizer Glet⸗ ſchern, die im Sommer 1921 gemeſſen wurden, ſind 71 zurück⸗ gegangen, 38 Gletſcher ſind etwas vorgerückt und nur 8 ſind gleich geblieben. Die Hitze des vergangenen Jahres hat ſomit den Eisfeldern ſtark zugeſetzt. Ergänzend iſt noch zu ver⸗ merken, daß der heuer, zumal im Frühjahr elngetretene ſtarke Schnee⸗ fall wieder ſtark aufgefüllt hat. Die Spalten ſind größtenteils gefüllt, zum mindeſten feſt überbrückt. Nur ganz große Spallen ſtehen offen. Aehnliche Verhältniſſe herrſchen auch im vergletſcherten Oſtalpengebiet vor Auch hier, wie vornehmlich in den Hohen Tauern und Zillertälern, ſind die Gletſcherverhältniſſe ſeyr gut. Schon zu Oſtern und kürzlich zu Pfingſten ausgeführte Hochtouren haben be⸗ ſtätigt, daß die Gletſcher faſt ſpaltenfrei befahren werden können. Die Scharten zwiſchen Grattürmen ſind mit angewehtem Schnee faſt ausgefüllt. Bei dem auhaltenden Frühjahrsſchnee iſt anzunehmen, daß für den nahen Sommer ſehr günſtige Gletſcherverhältniſſe zu erwarten ſind. Allerdings wird man auch mit ſtarkem Schneebel und ſtarker Bereiſung der Felſen zu rechnen haben. ——— 4. Seite. Nr. 294. Mannheimer General-Anzeiger.(Mittag⸗Ausgabe.) Freitag, den 30. Juni 1922. f Ehrung des Handwerkskammerpräſidenten Stadtrat Groß. 2 Anläßlich des deutſchen Fleiſcherverbandstages am: 28. Juni in Baden⸗Baden wurde dem Obermeiſter der Metzgerinnung Mann⸗ eim, Handwerkskammerpräſident und Stodtrat Groß von Seiten des Landesverbandes der bad. Gewerbe⸗ und Handwerkervereini⸗ gungen eine Ehrung zuteil, indem ihm der Präſident des letzteren, Gewerderat Niederbühl in Raſtatt, in Anerkennung ſeiner großen Verdienſte die ſilberne Plakette überreichte. tg 2 2 feld den Frankfurter Schnel! laſſen. Zu Zwecke wurde er auf ein totes Glei infolge eines Ver⸗ ſehens wurde jedoch der Zug nicht rechtzeitig zum Stehen gebracht und.—6 Wagen liefen über das Gleis hinaus. Die Mitreiſenden kamen mit dem Schrecken davon. veranſtaltungen. Theakernachricht. Montag, den 3. Juli wird ſich der Kam⸗ merſänger Joachim Kromer in Lortzings„Zar und Zimmer⸗ mann“ als„Zar“ vom hieſigen Publikum verabſchieden. Grund- und Hausbeſitzer⸗VBerein Mannheim E. B. Heute abend 8 Uhr findet im„Friedrichspark“ eine Vereinsverſammlung ſtatt.(Näheres ſiehe Anzeige). Sportliche Kundſchau. Drittes Karlsruher Lawn⸗Tennisturnier. Auf ſeinem Sportplatz am Kühlen Krug hielt der Karlsruher Eislauf⸗ und Tennisverein vom 23. bis 29. Juni ſein diesjähriges drittes allgemeines Tennisturnier ab. Vom Wetter einigermaßen glimpflich behandeſt, kamen die einzelnen Konkurrenzen zur vollen Geltung. Die geſamte erſte badiſche Turnierſpielerklaſſe, 3 Spieler der Schweiz, eine Anzahl holländiſcher Spieler, die Frankfurter mit ihren Beſten, ferner München und Stuttgart gaben ſich ein Stelldich⸗ ein. Durch die erſtklaſſigen Nennungen wurde die ganze Veranſtal⸗ tung zur beſten überhaupt je abgehaltenen des Karlsruher Vereins geſtempelt. Das Endſpiel um die badiſche Meiſterſchaft zwiſchen [Fritz und Buß konnte der letztere mit einem klaren Reſultat für ſich entſcheiden. Der Mannheimer hat damit ſeine vorjährigen über⸗ kaſchenden Ergebniſſe aufs neue unterſtrichen und gerechtfertigt. Wir werden ihn wohl noch in der erſten Deutſchen und damit auch erſten interngtionalen Turnierklaſſe begrüßen dürfen. Sein Reſultat im Endſpiel mit Fritz mit:8,:5,:1 berechtigt zu den größten Erwar⸗ tungen, wenn er allerdings auch die hohen Entſcheidungszahlen der ſchon großen Ermüdung ſeines Gegners zu verdanken hatte. Im Dameneinzelſpiel ohne Vorgabe enttäuſchte die bekannte Münchener Spielerin Frau Leut die in ſie geſetzten Erwartungen nicht. In ſämtlichen Vorſpielen konnten ſich ihre Gegnerinnen kaum Geltung verſchaffen, während Frl. Krug⸗Stuttgart nur ein einziges Mal einen Saß für ſich entſcheiden konnte. Das Herrendoppelſpiel brachte einen vollſtändig unerwarteten Erfolg der allerdings erſtklaſſigen Spieler B. Fuchs⸗Eck über Oppenheimer⸗Elka. Die Schlußrunde konnte im Gemiſchten Doppel ohne Vorgabe wie erwartet von dem Paar Fr. Leut⸗Klemm über Fr. Krug⸗Windelband im dritten Satz gewonnen werden. Die Ausländer konnten ſich keine beſondere Geltung gegen⸗ über den Einheimiſchen verſchaffen. Die Reſultate lauten: Herreneinzelſpiel o..: 1. Buß⸗Mann⸗ heim; 2. Fritz⸗Frankfurt; 3. Brühler⸗Freiburg; 4. Megroz⸗Genf. Da⸗ meneinzelſpiel o..: 1. Fr. Leut⸗München; 2. Fr. v. Krenski⸗Frei⸗ burg; 3. Fr. Verſcheegh⸗Utrecht und Frl. v. Ockermann⸗Karlsruhe. Herrendoppelſpiel o..: 1. B. Fuchs⸗Eck; 2. Buß⸗Fritz; 3. v. Wiecken⸗ Körpers und Oppenheim⸗Elka. Herren⸗ und Damendoppelſpiel o..: 1. Fr. Leut⸗Klemm; 2. Krug⸗Windelband; 3. Verſteegh⸗Verſteegh und Fr. Roch⸗Fritz. Herreneinzelſpiel m..: 1. Klemm⸗Frankfurt(—15,3) für A⸗Klaſſe.(In der B⸗Klaſſe iſt noch keine Entſcheidung erzielt); 2. Megroz⸗Genf(—18); 3. v. Wiecken⸗Karlsruhe(—/) und Wag⸗ ner⸗Pforzheim(). Dameneinzelſpiel m..: 1. Fr. Bock⸗Frankfurt 30) 2. Frl. Bachmann⸗Mannheim(— /¼); 3. Fr. Wagner⸗Pforz⸗ heim(0) u. Frl. Scheel⸗Caſſel(). Herrendoppelſpiel m..: 1. Gans⸗ Rotbarth(); 2. Wagner⸗Katz; 3. Müller⸗Brühler(—30¾) und Suck⸗Schroth(). Herren⸗ und Damendoppelſpiel m..: 1. und 2. 5 Fr. Krug⸗Windelband und Fr. Wagner⸗B. Fuchs; 3. Fr. Nock⸗Nock und Fr. v. Krenski⸗Brühler. Die beiden Schiedsrichter B. Fuchs und walteten ihres Amtes zur allſeitigen Zufriedenheit ſämtlicher arteie. 9 Ruderregatta Heilbronn. Zum 25. Male hält die Rudergeſellſchaft„Schwaben“ Heil⸗ lronn in dieſem Jahre auf der 8⸗förmigen Neckarſtrecke bei Deilbronn ihre Ruderregatta ab. Dieſes Jubiläum gab ſowohl den Reldungen ein ganz beſonderes Gepräge und wird auch der ganzen Beranſtaltung beſondere feierliche Merkmale aufdrücken. Die Mel⸗ jungen ſind äußerſt zahlreich eingelaufen. 23 Vereine haben 95 Boote mit 405 Ruderern gemeldet, die am 9. Juli bei der Schwaben⸗ ta die Ruder kreuzen werden. L. Jungmann⸗Vierer: 1. Rheinklub Alemannia Karls⸗ 2. Mannheimer Ruderklub, 3. Heidelberger Ruderklub, Mannheimer Ruderverein Amicitia, 5. Heilbronner Ruderverein, 4 unke Rudergeſellſchaft Schwaben, 7. Stuttgarter.⸗G., Ruderſportverein Teutonia Frankfurt, 9. Cannſtatter Ruderklub, Ruderverein Neptun Konſtanz, 11. Karlsruher Ruderverein, 2. Ludwigshafener Ruderverein. 13. Ruͤdergeſellſchaft Heidelberg, Zugunfall citia, 4. Heidelberger Ruderklub 1875, 5. Mannheimer Ruder⸗Geſ., hier nachmittag 98⸗[6. Ruderverein Heilbronn, 7. Mannheimer Ruderklub, 8. Ruder⸗ 14. Ulmer Ruderklub Donau, 15. Marbacher Ruderverein, 16. Fran⸗ kenthaler Ruderverein, 17. Ruderklub Saar Saarbrücken. II. Jungmann⸗Einer. 1. Ludwigshaſener Ruderverein, 2. Offenbacher.⸗G. Undine, 3. Mannheimer.⸗G., 4. Ruderſport⸗ verein Teutonia Frankfurt, 5. Ruderſportverein Teutonia Frankfurt, 6. Ruderperein Neptun Konſtanz. III. Kilian⸗ Vierer. 1. Rheinklub Alemannig Karlsruhe, 2. Heilbronner.⸗G. Schwaben, 3. Mannheimer Ruderverein Ami⸗ Geſellſchaft Heidelberg. IV. Junior⸗Vierer. 1. Mannheimer Ruderklub, 2. Hei⸗ delberger Ruderklub, 3. Rheinklub Alemannia Karlsruhe, 4. Lud⸗ wigshafener Ruderverein, 5. Ruderſportverein Teutonia Frankfurt, 6. Karlsruher Ruderverein, 7. Ruderverein Heilbronn, 8. Ulmer Ruderklub Donau. V. Schwaben⸗Vierer. 1. Heidelberger Ruderklub, 2. Mannheimer Ruderverein Amicitia, 3. Mannheimer Ruderklub 1910, Mannheimer Ruderklub 1875, 5. Ulmer Ruderklub Donau, 6. Heilbronner.⸗G. Schwaben. VI. Doppel⸗Zweier(fällt aus). VII. Jungmann⸗Achter. 1. Mannheimer Ruderklub, 2. Ruderverein Heilbronn, 3. Stuttgarter.⸗G. 1899, 4. Ruder⸗ verein Neptun Konſtanz, 5. Heilbronner.⸗G. Schwaben, 6. Karls⸗ ruher Ruderverein 1879. VIII. Wartberg⸗Vierer. 1. Ulmer Ruderklub Donau, 2. Karlsruher Ruderverein 1879, 3. Ruderſportverein Teutonia Frankfurt, 4. Mannheimer Ruderverein Amicitia, 5. Ruderverein Heilbronn, 6. Rudergeſellſchaft Rheinau, 7. Ruderklub Saar Saar⸗ brücken, 8. Ludwigshafener Ruderverein, 9. Heilbronner Ruder⸗Geſ. Schwaben, 10. Cannſtatter Ruderklub 1910, 11. Mannheimer Ruder⸗ Klub. IX. Stadt⸗Vierer. 1. Ruder⸗Geſ. Heidelberg, 2. Mann⸗ heimer Ruderverein Amicitia, 3. Mannheimer Ruder⸗Geſellſchaft, 4. Ulmer Ruderklub Donau. X. Neckar⸗Einer. 1. Ruderverein Neptun Konſtanz, 2. Schweinfurter Ruderklub Franken, 3. Verein Ruderſport Gießen, 4. Ludwigshafener Ruderverein, 5. Stuttgarter.⸗G., 6. Limburger Ruderverein. 5 XI. Jungmannen⸗Vierer. 1. Rheinklub Alemannia Karlsruhe, 2. Frankenthaler Ruderverein, 3. Ruder⸗Geſ. Rheinau, 4. Heilbronner Rudergeſellſchaft Schwaben, 5. Marbacher Ruder⸗ verein 1920, 6. Stuttgarter Rudergeſellſchaft, 7. Ruderverein Heil⸗ bronn, 8. Ruderſportperein Teutonia Frankfurt, 9. Heidelberger Ruderklub, 10. Rudergeſellſchaft Heidelberg, 11. Karlsruher Ruder⸗ verein, 12. Heilbronner Rudergeſellſchaft Schwaben, 13. Cannſtatter Ruderklub 1910. XII. Käthchen⸗Achter. 1. Ulmer Ruderklub Donau, 2. Ruderverein Neptun Konſtanz, 3. Ludwigshafener Ruderverein, 4. Ruderverein Heilbronn, 5. Heidelberger Ruderklub, 6. Mann⸗ heimer Ruderklub, 7. Rheinklub Alemannia Karlsruhe, 8. Ruderklub Saar Saarbrücken, 9. Ruderſportverein Teutonia Frankfurt, 10. Rudergeſellſchaft Heidelberg. Fuß ball. Mannheimer Fußzballflub 190s— Verein für Turn⸗ und Raſen · ſport Feudenheim:2(:). Zum Saiſonſchluß ſtanden ſich geſterr auf dem Lindenhofplatze obige Mannſchaften gegenüber. Da ſich die beiden Mannſchaften in dieſer Spielzeit noch nicht getroffen haben, war man auf das Re⸗ ſultat geſpannt. Aber während 1908 ſich zurzeit in feiner Form be⸗ findet, ſcheinen die in den Verbandsſpielen ſo ſchußgewaltigen Feu⸗ denheimer etwas nachgelaſſen zu haben. Nach dem Anſpiel ſah man gleichwertiges Feldſpiel, aber bald führte 1908:0. Acht⸗ ſtätter ſtellte dann in der 25. Minute nach einem Gedränge durch leichten Schuß das Reſultat auf:0. Verſchiedene Bombenſchüſſe Lipponers verfehlten ihr Ziel. Aber 1903 war vor dem Wechſel nochmals erfolgreich. Einen ausſichtsloſen Ball gab Quetz von der Linie aus, nochmals fein vors Tor und Fleiſchmann ſandte zum 3. Male ein. So ging es mit:0 für Lindenhof in die Pauſe. Nach dieſem unerwarteten Vorſprung der Weißen ſchien man auf eine kataſtrophale Niederlage der Feudenheimer nach der Paufe gefaßt zu ſein, zumal Lindenhof jetzt den günſtigen Mitwind im Rücken hatte. Aber es ſollte anders kommen. Bereits 2 Minuten nach dem Wiederanſpiel verwirkte Wieland ⸗Gg. wegen unfairen Spiels einen Elfmeter und wurde des Platzes verwieſen, eine zu harte Strafe. Lipponer ſandte prompt ein und bald darauf holte Halbrechts das 2. Tor auf.:2 für 1908. Die Lage wurde nun für Lindenhof bedrohlich, zumal Feudenheim ſtark drängte. Aber dieſe Schwächeperiode wurde überwunden dank der feinen Ab⸗ wehr Beckerles. 1908 kam dann trotz ſeiner 10 Leuke wieder mehr in Schwung und konnte dem Feudenheimer Tore oft geföhrlich werden, aber Ueberrhein war der Turm in der Schlacht bei den Schwarzen. Endlich konnte aber Edelbluth doch durch einen Fernſchuß aufs verlaſſene Tor den Sieg ſicherſtellen. Beim Reſultate .2 für 1908 verblieb es trotz verzweiſelter Anſtrengungen beider Gegner. Auch Feudenheims Mittelläufer mußte kurz vor Schluß wegen Verletzung ausſcheiden. vollhrachte trotz des Erſatzes für Albrecht und Joſt eine einheitliche Leiſtung. Altmann konnte ſich auf Rechtsaußen nicht zurechtfinden. Beckerle und Ueber⸗ rhein, die gegneriſchen Verteidiger, waren die beſten Leute auf dem Felde. Bei 1908 gefielen noch Fleiſchmann und Quetz ſehr gut. Auch Spahr im Tore hielt verſchiedene gefährliche Sachen gut.— Feudenheim fand ſich nicht recht zuſammen. Lipponer ſcheint nicht mehr auf der Höhe zu ſein, er war oft zu langſam im Ab⸗ „ſo daß die weiße Verteidigung immer dazwiſchenfahren eeeeeeeeeeeeeeee— eeeeeggeer — Ine „Stirb und weroͤel“ Von Wilhelm Bode⸗Weimar. Wenn dieß Wort fällt— und man hökt oder lieſt es jetzt permäßig häufig— weiß der Gebildete, daß es aus einem Ge⸗ ichte Goethes ſtammt; mancher ſagt uns das Gedicht auch ſogleich uswendig her: Lange hab ich mich geſträubt, Endlich gab ich nach: Wenn der alte Menſch zerſtäubt, Wird der neue wach. Und ſo lang du Das nicht haſt, Dieſes Stirb und Werde, Biſt du nur ein trüber Gaſt Auf der dunkeln Erde! Nun gibt es aber auch Leute, die dies Gedicht in ihrem Goethe achleſen wollen und nicht finden können; es gibt ihrer wirklich gele, denn allein mich haben ſchon Dlitzende gefragt: Wo ſteht es? zelche Bewandtnis hat es damit? Einige haben ſo lange geſucht, 8ſie die zweite Strophe gefunden haben; ſie ſtand aber in gang Werem Zuſammenhange.„Sollte Goethe dieſelbe Strophe in dei Gedichten verwandt haben?“ fragte mich kürzlich ein Dame. Hier iſt nun die Bewandtnis: Als Goethe im Sommer 1814 4 25 Heimatland am Main und Rhein fuhr, und ſich dort auch Wiesbaden längere Zeit aufhielt, wollte er„weſtöſtliche“ Lieder hten und zu einem„Diwän“, was zu deutſch Verſammlung heißt, keinigen. Dabei entſtand am 31. Juli auch ein myſtiſches Gedicht, er zuerſt„Selbſtopfer“, dann„Vollendung“ und ſchließlich Felige Sehnſucht“ überſchrieb. Es beginnt:„Sagt es Niemand, *den Weiſen, Weil die Menge gleich verhöhnet“, und beſteht aus anzig Verſen, von denen die letzten vier die oben mitgeteille Nußſtrophe bilden:„Und ſo lang du Das nicht haſt..“ Dies iſtiſche Gedicht ward 1816 in Cottas„Taſchenbuch für Damen“ ge⸗ lckt, dann 1819 im„Weſtöſtlichen Divan“, wo man es als ſetztes Verſten Buche leicht findet. Freilich fehlt manchen Auswahl⸗Aus⸗ 5 iben der ganze„Weſtöſtliche Divan“! Einer der erſten und Leſer dieſes Gedichtes e verſität als Profeſſor der Pſychiatrie wirkte. Er neigte zum Myſti⸗ ſchen, war ein feiner Kenner des geſunden und kranken Seelen⸗ lebens und überdies ein guter Schriftſteller. Unter dem angs⸗ nommenen Namen Treumund Wellentreter gab er„Geſammelte Blätter“ heraus, die für den Profeſſor wohl mehr die Allotria be⸗ deuteten, und in deren erſtem Bande, der 1818 herauskam, finder ſich das kleine Gedicht:„Lange hab ich mich geſträubt“, wie wir es oben laſen. Es handelt ſich alſo um eine Zuſtimmung zu Goethes anfangs ja dunkler Lehre. 5 Dieſes halb von„Wellentreter“, halb von Goethe herrührende Gedicht wäre durch das gedruckte Buch kaum bekannt gewordenz ſehr bald aber geriet es in das Fremdenbuch der Maſſenmühle bei El⸗ gersburg in Thüringen, wo ſich viele mit eigenen und fremden Ver⸗ ſen verewigten. Und unter dieſen acht Verſen wird nicht der Wellentreter, ſondern kurzweg Goethe als Urheber bezeichnet. Solqhe Fremdenbücher werden fleißig geleſen; dies ſchöne Gedicht haftete im Gedächtuis, ward in Notizbücher abgeſchrieben, ward dann in gelehrten Werken zitiert, in volkstümlichen Auffätzen gleichfalls, und macht auf dieſe Weiſe jetzt noch ſeinen Weg. Uebrigens hat ſich an, die zwei Strophen irgendwie noch eine dritte angeſchloſſen: Arbeit macht des Lebens Lauf Noch einmal ſo munter! Froher geht die Sonne auf, Froher geht ſie untes! Wer hier un zuſamt nit Goethe und Heinroih als Dritler zum Dichterbunde relen iſt, wüßte ich nicht zu ſagen. Da ich einmal das Wort habe: die Sünde mit Goethe⸗Zitaten ſchreit zum Himmel! Teils iſt der Wortlaut richtig, aber der Sinn entſtellt und man ſchiebt dem alten Herrn Meinungen und Lehren unter, zu denen er ſich nie bekannte. Sehr oft aber iſt das„ſagt Goethe“ eine Erfindung, ein, Redeſchmuck, eine Lüge. Wenn man die leichtſinnigen Redner od ifiſteller fragt, wo das ſchöne Wort bei Goethe ſtehe, kö 0 angeben und wundern ſich, daß man üb pt zweifelt. Oft werden daun wir Goethe⸗Kenner zur Hilſe geruſen. Man wende ſich in ſolchem 1773—1843 lebte, immer in Leipzig, wo er viele Jahre an der Uni⸗ konnte. Dagegen war Ueberrhein, wie oben geſagt, erſte Klaſſe. Auch der neue Torhüter gefiel ſehr gut. Herr Albrecht (Spog. 1907) leitete ſehr gut; allerdings war die Herausſtellung Wie⸗ lands zumal bei einem Freundſchaftstreffen nicht angebracht. 38. Pferderennen. München-Riem. Paukenſchläger⸗Rennen. 25000 M. 1600 Meter. 1. Schönemanns Maikotten(Maté), 2. Sydonia, 3. Hornsriff. Ferner: Sonntagsruhe, Muftkant, Belladonng II. 31:10 21, 54:10.— Perſicus⸗Jagdrennen: 30 000 Mark. 4000 Meter. 1. Gräfin Oſtheims Condeé(K. Schuller), 2. Czerno⸗ witz, 3. Finboge. Ferner: Boros. 17:10; 13, 15:10.— Eggen⸗ felder⸗Rennen. 30000 M. 2000 Meter. 1. Gräfin Oſt⸗ heims Henu(Breſſel), 2. Halloh, 3. Taurus. Ferner: Satyr. 44:10, 17, 20:10.— Bayeriſches Zuchtrennen. 40 000 Mark. 2400 Meter. 1. Schönemanns Caſanova(Mats), 2. Roſario, 3. Inclan. Ferner: Ingeborg II, Importe. 28:10; 15, 17:10.— Opanke⸗Jagdrennen. 25000 M. 3500 Meter. 1. Gräfin Oſtheims Erich(K. Schuller), 2. Odin, 3. Caſimir. 14:10.— Bajazzo⸗Ausgleich. 30000 M. 1400 Meter. 1. Stall Rauths Landratte(Petzelt), 2. La Piave, 3. Fillipov. Ferner: Hexenmeiſter, Waſſerſchlange, Gülizar. 48:10; 19, 29:10.— Eiffilo⸗Jagdrennen: 25000 Mark. 3200 Meter. 1. S. Schmitts Roſengärtner(Novak), 2. Seneg, 3. Coſima II. Ferner: Oho, Feierſtunde, Paula. 61:10; 23, 19:10. * Düſſeldorf. Nordkirchen⸗Jagdrennen. 50000 4 3000 Meter. 1. Schulte⸗Möntings Serenade(Dyhr), 2. Laus⸗ bub, 3. Trottel. Ferner: Tutty, Pläwitz, Daphne, Finderlohn, Sheitani, Markaner, Kattnäſe. 22:10; 15, 18, 19:10.— Preis von Schlender han. 65 000„ 1400 Meter. 1. Laames Salas y Gomez(Ebert) und Henrichs Leonie(Hellebrand), 3. Pelz⸗ maus. Ferner: Marc Aunel, Gemſe, Zechine, Biedermann, Monarch, Seelöwe. 80,:10; 24, 12, 14:10.— Gürzenich⸗Jagdrennen. 50 000 3000 Meter. 1. Stolbrinks Dorchen(Dyhr), 2. Wen⸗ dula, 3. Wichard. Ferner: Ifen, Courier, Fröhlich 2, Freig 2, Treu⸗ herz, Fröhlich. 19:10; 13, 13, 28:10.— Preis von Mydling⸗ hoven. 65000% 2000 Meter. 1. Duells Trauerweide Gellebrand), 2. Windsbraut, 3. Rolandseck 2. Ferner: Voltaire, Atlas, Champagne. 46:10; 16, 14. 16:10.— Düſſeldorfer Jagdrennen. 80 000 4000 Meter. 1. Schmeils Mein Leo⸗ pold(Gorgas), 2. Glücksburg, 3. Narr. Ferner: Fromm, Orne. 36:10; 16, 15:.10.— Laupenburg⸗Hürdenrennen. 65 000 Mark. 2400 Meter. 1. Pfeifers Trarbach(H. Möller), 2. Einer⸗ lei, 3. Molch. Ferner: Primas, Liane, Mylitta, Turbine, Conſuela, Donar, Donna. 27:10; 13, 15, 16:10.— Preis von Wald⸗ frie d. 50 000„ 1600 Meter. 1. Geſt. Mydlinghovens Pleite (Fabel), 2. Eva, 3. Fraufgänger 2 und Gedinge. Ferner: Caliari, Einbruch, Flore, Maunta, Armgard, Freiheit, Haeckels Nichte, Tatra, Primel.2 16:10; 13, 42, 9,:10. Berlin⸗Grunewald. Eichkamp⸗Hürdenrennen. 40000 Mark. 3000 Meter. 1. Prinz Pleß Roedrich(Stys), 2. Wallhall. Ferner: Cſardas⸗Fürſtin(ausgebrochen). 18:10.— Kie fern⸗ Jagdrennen. 45 000 Mark. 3800 Meter. 1. Allgemeinen Deut⸗ ſchen Sportvereins Cid(Bär), 2. Trompeter II, 3. Sankt Martin. Ferner: Radiola, Meniko. 67:10, 24, 17:10.— Tatterſall⸗ Jagdrennen. 40 000 Mark. 3000 Meter. 1. Henrichs Brü⸗ nella(Stys), 2. Putella, 3. Offenſive. Ferner: Furchtlos, Talisman, Schwarzblau, Stochod. 68:10; 22, 19, 21:10.— Berolin a. 750060 Mark. 3600 Meter. 1. Geſt. Ringenwaldes Donner(Adolf), 2. Perſeus, 3. Elfchen. Ferner: Lucifer, Orkus, Rotbart, Schipper. 49:10: 16, 15, 19:10.— Nuhte⸗Hürdenrennen. 40000 Mark. 2800 Meter. 1. W. Waldens Ordensritter(Kardel), 2. Sonnen⸗ roſe, 3. Meduſa. Ferner: Teifi. 42:10; 16, 14:10.— Heyden⸗ Linden⸗Erinnerungs⸗Jagdrennen. 60 000 Mk. 5000 Mtr. 1. R. v. Falkenhayns Duhr⸗Spitze(Hr. v. Pelzer), 2. Feldherr, 3. Willehart. Ferner: Voigt, Eitel, Pan Demon. z0% 1% Calvello⸗Preis. 40000 Mark. 2400 Meter. 1. Schmidts Rit⸗ ter Blaubart(Bismarck), 2. Welcome Bliß, 3. Serenata. Ferner: Lieberich, Georg, Glaskirſche. 42:10; 17, 14:10. * Die Ausführungsbeſtimmungen zum Rennwettgeſetz, das be⸗ kanntlich die Konzeſſionierung der Buchmacher bereits vom 1. Juli ab vorſieht— wozu es allerdings wegen der Kürze der Zeit kaum kommen dürfte— ſind jetzt erſchienen. Sie ſind in Nr. 29. des Zentralblattes für das Deutſche Reich enthalten. Leichtathletik. Anſere Mannheimer Leichtathleten in Berlin. Beim 400 Meter⸗ Lauf konnte Neumann, M. T. G. den zweiten Platz belegen. Dünker⸗Charlottenburg errang den erſten Sieg in der guten Zeit von 50,4, Kaſſinome⸗Wien mußte ſich mit dem dritten Platz zufrie⸗ den geben. In den 200 Meter⸗Zwiſchenlauf kommen allein auch 3 Mann von Mannheim, nämlich Carl Fritz, M. T.., Tietz, M. T. G. und Schwander M. T. G. Rudern. Die Ausſchreibung der Deulſchen Nudermeiſterſchaften iſt er⸗ ſchienen. Die Meiſterſchaften werden am 13. Auguſt in Trier ent⸗ 7 ſchieden und umfaſſen die üblichen Konkurrenzen. Die Verteidiger e in den fünf Meiſterſchaften ſind: Vierer ohne Steuermann: Pots⸗ damer Ruderklub.— Einer: Leux⸗Eicking⸗Berlin.— Zweier ohne Steuermann: Hamburger Ruderklub.— Doppelzweier ohne Steuer⸗ mann: Waſſerſportverein Godesberg.— Achter: Boruſſia Berlin. Meldeſchluß iſt der 27. Juli. Kunſt und Wiſſen. 2Drei Kammermuſikabende, Genuß⸗ und Arbeitsſtunden zu⸗ gleich, werden in dieſen Tagen vom Ausſchuß für Voltsmuſikpflege veranſtaltet. Das Programm dient dem Zweck, auch den Nicht⸗ muſiker dem Weſen des Quartetts näherzubringen,/ und die Aus⸗ wahl der Vortragsſtücke iſt ſo getroffen, daß ſich die Entwicklungs⸗ linie von ſelbſt ergibt. Von Franz Taver Richter bis Johannes Brahms reicht der Weg, den uns dieſe Kammermuſikabende führen; die Quartett⸗Muſik in zwei Jahrhunderten wird in der Ausdeutung durch ihre Meiſtervertreter vom Vorſtellungsbegriff zum Erlebnis verlebendigt. Bei der gewohnten zahlreichen Beteiligung fand der erſte Abend geſtern ſtalt. Die einführenden Worte ſprach Karl Eberts. Die Prägnanz ſeines Vortrags diente zunächſt dem Ver⸗ hältnis des Nichtmuſikers zum Tonſtück als dann im beſonderen der Quartett⸗Kunſt und ihren Mannheimer Meiſtern, die als Vorberei⸗ ter eines Jahrhunderts der höchſten künſtleriſchen Reife die Vor⸗ tragsfolge notwendig eröffnen mußten. Sowohl das kontrapunktiſch wertvolle Streichquartett C⸗Dur von Fr. Xaver Nichter als auch das innig⸗heitere Quartett mit Oboe op. 8, 4 von Karl Stamitz haben wir auläßlich der Badiſch⸗pfälziſchen Maitage am erſten Kam⸗ merkonzertabend im Ritterſaal vernommen. In Stil und Stim⸗ mungscharakter unmittelbar verwandt, ſchlaß ſich geſtern Haydns Streichquartett No. 36 Es⸗Dur an. Das Mannheimer Quartett, die Herren Amar, Müller, Caspar und Neumaier, Oboe: Herr Rr. Lorbeer, diente in vortrefflichem Zuſammenſpiel und wohlbedacht auf die Eigenart der Tonſtücke dem beſonderen Zweck A. M. e f CCC(ſ ſ ˙ der Veranſtaltung auf vollkoammene Weiſe. Mannheimer Geſchichtsblätter. Im Juniheft der vom Man n⸗ heimer Altertumgverein herausgegebenen Mannheimer Geſchichtsblätter widmet Geheimrat Prof, Dr. Wille in Heidelberg dem hochverdienten pfälziſchen Geſchichtsforſcher, Land⸗ gerichtsrat a. D. Dr. Max Huffſchmid in Heidelberg, anläßlich ſeines 70. Geburtstages eine eingehende Würbigung ſeiner wiſſen⸗ ſchaftlichen Tätigkeit; aus dem gleichen Anlaß hat der Altertums⸗ verein Herrn Huffſchmid zum Ehrenmitglied ernannt. Ueber die Burgen bei Neckarſteinach berichtet auf Grund urkundlichen Materials Karl Shriſt. Auszüge gus dem für die Hofgeſchichte Karl zodors wichtigen Tagebuch Hazards teilt Dr. Karl Speyer mit⸗. Einen Erinnerungsaufſatz über die kürzlich verſtorbene Gönnerin des Mannheimer Altertumsvereins, Frau von Renz, ſteuert Dr. 3 Fale an jüngere Männer; wir Alten ſind nicht mehr naiu genug, und Krao vargenden. 938 VVV F. Walde ck bei, von dem auch ein Aufſatz über parlamentariſch⸗ Leeeenen aunheinzer, Bürgertamilien begtemmmn. „ Schuckert& Co., IJreikag, den 30. Juni 1922. 5. Seite. Nr. 294. Hen 25 Jahre Rhein- Elektra. . Am 1. Juli dieses Jahres kann die hiesige Firma Rhei- nische Elektrizitätsgesellschaft-.-., wie von uns schon berichtet, auf ein 251ähriges Bestehen Lurückblicken. Aus diesem Anlaß ist von Direktor H. Schöberl in einer Festschrift ein Rückblick über das Werden und Wachsen dieser bedeutenden Mannheimer Firma erschienen, aus dessen zusammenfassenden Aufstel- lungen uns ein klares Bild der tatkräftigen Leitung und der von Jahr zu Jahr fortschreitenden Entwicklung der Gesell- schaft gegeben wird. Darnack Waren zu Ende des 19. Jahrhunderts der Mittel- punkt der eleéktrotechnischen Entwicklung Berlin und Nürn- berg. Dort entstanden die ersten großen Fabriken für elek- trische Maschinen, von dort ging auch der Anstoß zur deut- schen Elektrizitätswirtschaft aus. Bald Wwurden Zweig⸗ niederlassungen in den großen Städten und Industriezentren gSegründet, dann ward die weite Welt zum Arbeitsfeld erklärt. in Mannheim errichteten Schuckert 8 Co. im Jahre 1888 eine Generalvertretung, die im Jahre 1891 in ein technisches Büro, im Mai 1895 in eine Zweigniederlassung umgewandelt Purde. Aber schon im Jahre 1897 setzte eine neue Entwick⸗ lungsphase ein. Damals frugen sich die Herren C. NOeth er, Großkaufmann in Mannheim, und M. A. Strauß, Bankier in Karlsruhe, mit dem Plane, in Mannheim eine elektrotech- Aische Fabrik zu gründen. Durch Erkundigungen, die sie in Nürnberg einzogen, kamen sie in Beziehungen zu Herrn Alexander Wacker, dem Generaldirektor der Elektrizitats- Sesellschaft vorm. Schuckert& Co., die zu einer Interessen- PVereinigung und zur Umwandlung der Zweigniederlassung in eine Aktiengesellschaft, der Rheinischen Schuckert-Gesell- Schaft für elektrische Industrie.-G.— abgekürzt..G. in Mannbeim führten. An der Gründung, vollzogen am 1. Juli 1897, beieiligten sich Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Nürnberg, Bankhaus W. H. Ladenburg 8 Söhne, Mannheim, Bankhaus Strauß& Co., Karlsruhe, Süddeutsche Bank, Mannheim, Joseph Noether& Co., Mannheim. Vorstand der Gesellschaft Wurde Herr Dr. jur. E. Fick, später trat der technische Leiter des Saarbrücker HBüros, Herr Oberingenjeur Heinrich Dillenius, als Mitglied des Vorstandes hinzu. Die Aufgabe der Gesellschaft als Ver- treterin von Schuckert 8. Co. für Baden, Pfalz, Elsass-Loth- kbingen und Luxemburg bestand in der Errichtung elektri- Scher Anlagen für Fabrikbetriebe, Hochöfen und Hätten- Werke, ferner im Bau und der Verwaltung von Elektrizitäts- Werken für Gemeinden. Der scharfe Weltbewerb unter den lektrotechnischen Gesellschaften und das Entstehen immer neuer Fabrikations-Firmen führte kurz nech 1900 zu einer fehweren Krisis, der mehrere bedeutende Gesellschaften er- lagen, während andere sich vereinigten, um den Rückschlag zu Lermindern. So schlossen sich Siemens& Halske und Schuckert* Co, zusammen; sie gründeten im Jahre 1903 die Siemens-Schuckerlwerke(.S..). Die Folge war, daß die .S. W. gemeinsam mit der..., um ein Gegeneinander- ürbeiten jhrer Büros in dem südwestdeutschen Gebiet zu ver- meiden, die Rheinische Siemens-Schuckertwerke G. m. b. HI. ins Leben riefen. Die Gesellschaft hatte die Fabrikate der .S. W. zu vertreten. Der..G. verblieben nur die Elektri- itätswerke in Achern, Edenkoben und Bammental, sowie die Blockstationen in Mannheim und Metz, ferner der Pacht- beirieb des Elektrizitätswerkes Saarbrücken. Die beiden orstandsmitglieder schieden auf jihren Wunsch Ende Sep- tember 1904 aus. An ihre Stelle trat Herr Oskar Bühring, bis dahin Oberingenieur der der Schuckert&(0. nahestehen- den Continentalen Gesellschaft für elektrische Unterneh- mungen in Nürnberg. Mit der Uebernahme der Geschäfte durch Herrn Bühring Deginnt dle..(i. den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit auf die ründung, die Finanzierung, die Errichtung und den Betrieb Lon öffentlichen Elektrizitätiswerken zu legen. Sie organi- iert die technische und kaufmännische Verwaltung der vor- andenen Werke und fügt in den nächsten Jahren neue Be- triebe hinzu. so im Jahre 1905 durch Uebernahme der Süd- utschen Elektrizitäts-.-G. die Gleichstromwerke Schiffer- adt. Ladenburg, Osthofen und Sinsheim, im Jahre 1906 durch Kauf von der Continentalen Gesellschaft für elektrische nternehmungen in Nürnberg die Gleichstromwerke Neu- Fladt, Bergzabern und Wachenheim. Ferner wurden im Jahre 900 die Gleichstromwerke Landstuhl und Rodalben, sowie Lon Schuckert-Nürnberg eine Beteiligung an der Oberstein-⸗ Idarer Elektrizitäts-Aktiengesellschaft und von einer Straß- burger Bank die gesamten Geschäftsanteile des Elektrizitäts- FWerks Ingweiler G. m. b. H. im Elsaß erworben. Das Elektri- Eitätswerk Bergzabern wird verkauft, der Pachtbetrieb Faarbrücken gehf auf die Stadt über. In den Jahren 1908 und 1919 wurde Edenkoben erweitert. Schwetzingen an Laden- bdurg angeschlossen und die Straßenbahn Schwetzingen⸗ Ketsch gebaut, außerdem die Majorität der Aktien des asserkraftwerkes Willstätt übernommen. Vom preußischen Schiffahrtskonzern. In dem Geschäftsbericht der Rhein- und Seeschiffahrts-Gesellschaft, Köln Wird u. a. ausgeführt: Die Rheinschiffahrt litt im Jahre 1921 Niedrigwasserständen in einem Ausmaß, wie man es vergangenen 150 Jahren, seit welchen die Pegelstände beobachtet werden, noch nicht erlebt hat. Unter solchen idrigen Umständen konnten sowohl Tragfähigkeit wie riebkraft der Schiffe Wwährend der ganzen Dauer des Jahres kur zu einem kleinen Bruchteil ausgenutzt werden. Da außer- dem im Gegensatz zu dem früher geltenden Recht die heutige Regelung der Arbeitszeit auf die Eigenart der Binnenschiff- fahrt nicht die nötige Rücksicht nimmt, so ist eine er- geringe Leistung unserer Flotte fest- Schreckend zustellen. Das ungünstige Bild wird dadurch vervollständigt, Laß wir viel häufiger als in sonstigen Jahren schwere Schiffsunfälle zu beklagen Halten, eine Folge des Sefahrvolleren Betriebes, welche durch das Niedrigwasser undd eine sichtlich eingetretene schlechtere Instandhaltung der Stromrinne bedingt War. Unsere Dampfer und Kähne sind m Berichtsjahre durchweg voll beschäftigt gewesen. Dies arf jedoch nicht darüber ninwegtäuschen, daß sich— damentlich unter der Wirkung der Staffeltarife der Eisen- ahn— in stetig zunehmendem, bedrohlichem Umfange eine blenkung des Güterverkehrs von der Wasserstraße voll- Zieht, eine Tatsache, die im Berichtsſahre lediglich deshalb dicht offenkundiger Wurde, weil durch die Ungunst der Ver- gaältnisse die Leistungsfähigkeit der Rheinschiftahrt unge- Wöhnlich eingeschränkt war. Infolge dieser verminderten Leistungsfähigkeit haben auch unsere Hafenumschlags- und Lagerbetriebe naturgemäß Selitten und daher gegenüber dem Vorjahre schlechter abge· Khnitten. Unsere Tochtergesellschaft, die Rhein- und See- Fpeditions-Gesellschaft m. b. H. deren Tatigkeit in erheb- liebem Maße mit der Rheinschiffahrt verknüpft ist, blickt Dileichfalls auf ein weniger befriedigendes Erträgnis zurück. Die allgemein eingetretene Erhöhung der Löhne und Gehälter Sowie der Preise für alle Betriebsstoffe, darunter insbeson- dere fürKohle, hat unsere Unternehmungen in vollem Um- Wfange getroffen. — Dollarkurs 369 Mark. Im Voxjahre berichteten wir bereits über die Ablieferung deutscher Binnenschiffe, welche auf Grund des Friedensver- trages von Versailles zu erfolgen hat; sie ist nunmehr soweit durchgeführt, daß die Opfer, welche gebracht werden müssen, zu überblicken sind. Die Gesellschaften unserer Gruppe ver- lieren 28000 Tonnen Kahnraum und 1200 PS. Schleppkraft. Dabei fällt besonders nachteilig in die Wagschale, 4a5 uns die neuesten und technisch besten Fahrzeuge entzogen wur- den. Die Entschädigung, welche das Deutsche Reich zu leisten hat, steht noch nicht fest.“ Zur Wirtschaftslage. Die Ermordung Rathenaus und die Kreditfähigkeit Deutsch- lands.— Der Stand der Reparationsfrage.— Zunchmende Auslandskonkurrenz. Die Ermordung des deutschen Außenministers hat blitz- artig wieder einmal die verworrene innerpolitische Lage be- leuchtet. Darüber hinaus bedeutet dieses Tagesereignis zweifellos eine Schwächung der Kreditfähigkeit Deutschlands. Hꝑutschland braucht zur Heilung seiner Finan- zen und seiner Valuta eine große internationale Anleihe. Diese Anleihe hängt aber von dem Vertrauen ab, das Deutschland im Auslande sich erringt, und dieses Vertrauen ist durch die Mordtat mit ihren unübersehbaren innerpolitischen Folgen von neuem auf das Schwerste erschüttert worden. Gerade Walter Rathenau besafl zudem weitreichende Beziehungen zur internationslen FEinanz- und Industriewelt, deren Urteil nun einmal, wie die Dinge liegen, die Kreditfähigkeit des Reiches bestimmt. Wird auf der einen Seite durch diese Mordtat die Anleihebereitschaft im Auslande, die immerhin Wenigstens prinzipiell vorhanden war, zurückgehen, so kann andererseits der Hoffnung Ausdruck gegeben werden, daß die Entente durch dieses tragische Ereignis von neuem eine Mahnung er- hält, mit der Hilfe für Deufschland, die sie als notwendig er- kannt hat, nicht länger zu zögern, Deutschland durch kinanzielle Hilfe und durch Anpassung der Reparationsforde- rungen an unsere Leistungsfähigkeit vor dem Chaos zu be- Wahren. Das Entsetzen über diesen politischen Mord hat neue panikartige Zuckungen der Mark und der Devisenkurse zur Folge gehabt, die naturgemäß die wirtschaftliche Situation Deutschlands noch verworrener und unsicherer gestalten müssen. Die Kursschwankungen der Mark werden durch nachstehende Tabelle illustriert: Friedensparitüt: 31.Jan. 21 9. Nov. 21 11. Jan. 22 14. Juni 22 jetzt: Amsterdam 59.26.27.995.70.82.75 Zürich 123.45 11.45.30.95.65.49 Stockholm 88.80.25.50.33.23.13 Kopenhagen 88.80.15.—.95.60.37 Der Dollar in Berlin.20 60.50 310.— 176.50 290.— 343.— Die Nachricht von der Ermordung Rathenaus ließ zu- nächst, Wie schon gemeldet, den Dollar bis auf 360/ und damit auf seinen höchsten bisherigen Stand emporschnellen. Hätte nicht die Reichsbank sehr große Abgaben aus ihren Devisenbeständen vorgenommen, so Wären die Devisenkurse noch weit höher gegangen. Durch diese Devisenabgaben der Reichsbank schwindet das„Fettpolster der Reichsbank“ immer mehr. Dabei erhebt sich die bange Sorge, wie die 220 Millionen Goldmark, die das Reich noch in diesem Jahre kfür Reparationszwecke zu zahlen hat, beschafft werden sol- len. In den letzten Tagen trat dann am Devisenmarkt eine gewisse Beruhigung ein. Die Angstkäàufe der Industrie und des Importhandels, die ihren solange zurückgehaltenen Be- darf um jeden Preis decken wollten, ließen nach und die Spekulation nahm Realisationen vor, zumal die Geldknapp- heit selbst große Firmen daran hinderte, sich Devisenvorräte hinzulegen. Zur Beruhigung des Devisenmarktes trug auch die Tat- sache bei, daß Morgan die Mitglieder der Anleihekonferenz von neuem einberufen und den Beginn einer neuen Anleihe- konferenz für Anfang Oktober angekündigt hat. Das ist frei- lich eine lange Zeit, für Deutschlands Valutaelend eine zu lange Zeit. Immerhin ist es bemerkenswert, daß Frankreich, um die Anleiheverhandlungen, an denen es angesichts seiner Finanznot selbst ein großes Interesse hat, zu fördern, sich einer Verständigung in der Reparationsfrage jetzt eher ge- neigt zeigl. Freilich muß nach wie vor mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß England, um von Frankreich politi- sche Zugeständnisse im Orient zu erhalten, nicht ernsthaft die Bestrebungen zu einer vernunftgemäßen Herabsetzung der deutschen Reparationsschuld unterstützt. Amerika aber Wehrt sich nach wie vor gegen einen Erlaß der Entente- kriegsschulden, die Frankreich, das füngst erklärt hat, es könne die Zinsen auf diese Schulden an Amerika nicht zahlen, als Voraussetzung für seine Zustimmung zu einer Herabsetzung der deutschen Reparationsschuld bezeichnet. Sckhwere Sorgen bereitet der deutschen Industrie die zu- nehmende Konkurrenz des Auslandes. In der Generalversammlung von Orenstein u. Koppel wurde mitge- teilt, daß die Gesellschaft die Hälfte des Bedarfes ihrer Aus- landsniederlassungen nicht mehr in Deutschland, sondern in dem billiger arbeitenden Auslande decken müsse. Trotz des weiteren Rückganges der Mark läßt die starke Er- höhung der deutschen Produktionskosten die Valutaprämie immer mehr schwinden, zumal unsere Konkurrenten auf dem Weltmarkte Preisherabsetzungen vornehmen. So kann es nicht Wunder nehmen, daß frotz der Besserung der Ge- schäftslage in Amerika aus allen deutschen Industrien(viel- leicht mit Ausnahme der Textilindustrie) immer zahlreicher Meldungen über große Ausfälle an Auslandsbestellungen ein- trekken. Immer wieder erhebt sich so das Gespenst der Arbeitslosigkeit in einer Zeit, die an und für sich einen starken Rückgang der inländischen Kaufkraft gebracht hat. Rheinische Elektrizitäts-Gesellschaft.-d. Die zur Gruppe der Rheinischen Elektrizitäts-Gesellschaft.-G. Be- börende Rheinische Hoch- und Tiefbau-Aktiengesellschaft in Mannheim hat die Firma Heinrich Eisen G. m. b. II. in Mannheim(Unternehmung für Beton- und Eisenbetonbauten in Hoch- und Tiefbau, Straßenbau und Asphaltarbeiten) unter Ausschluf der Debitoren und Kreditoren übernommen und den bisherigen Geschäftsführer dieser G. m. b. HI. Ingenieur Fritz Eisen zum Vorstandsmitglied bestellt. Erneute Preiserhöhung für Druckpapier. Der verband deutscher Druckpapierfabriken hat den Preis für das Zei- tungspapier mit Wirkung vom 1. Juli auf 19,50 also um etwa 3 A pro Kilo erhöht. Badische Ziegelwerke.-G. in Liquidation in Brühl, Baden. Die Gesellschaft hat ihre Liquidation beendet und bringt als Schlußdividende 8% züur Auszahlung. Neue Preiserhöhung für Weizenmehl. Der Preis für Weizenmehl wurde infolge der steigenden Dollar- und Guldenpreise abermals erhöht. Man verlangt jetzt für die 100 Kg Weizenmehl, Spezial 0% 2550 ab süddeutscher Mühle, mit Sack. 5 Preiserhöhung für Gußwaxren. Der Verein Deutscher Eisengiehereien, Githereiverband, hat beschlossen, die Guß- Warenpreise für den Monat Juli 1922 um 15% zu erhöhen. * F 7 5 5 Börsenberichie. 8 Mannheimer Effektenbörse. Mannheim, 29. Juni. Die Haltung der heutigen Börse War etwas fester. Es erfolgten Abschlüsse in Bad. Assekuranz zu 1900, Mannheimer Aktienbrauerei(Mayerhof)-Aktien zu 810% und in Wayss u. Freytag-Aktien zu 525%, ferner von Banken: Bad. Bank zu 535% und Pfälz. Bank zu 48% Von Industrie-Aktien sind Benz 440 G. 450 B. und Zellstofffabrik Waldhof 595 G. ex. Bezugsrecht. Deuisenmarkt Mannheim, 30. Juni. Am beutigen Frühverkehr ist gegen- über dem gestrigen Abend eine kleine Abschwächung eingetreten. Der Dollar kam nachbörslich mit 027% cents aus New Lork, was einer Parität von& 368,75 entspricht. Am hiesigen Platz werden genannt: Holland 14 100—14 200, Kabel New Lork, 367—369, London 1610—1620, Schweiz 6875 bis 6950, Paris 3050—3070, Mailand 1710—1725, Brüssel 29 bis 2920.« New Tork, 24. Juni. Der Kurs der Reichsmark notierte bei Börsenschluß mit 0,27(028%½) cents, was einem Dollar- kurs von& 370,37(353,98) entspricht. Zürich.(a Franken in Itallen — Beusse!i! Kopenhagen. gel Stockhoim New Vork. hristlana Nadridd Fer 72 Bue os Alres. Amsterdam. in Gufden) Weohsel a. London a. Stoocholm. „ Berlin„ Ohrtstlanta Parlss„ lew Vork 3 5 7 55 Brüssel „ Hagrid 0„ Kopenhagen SSe= 1* S88888 weobeel S2B ggaß 282 8 2 51„ ltalien n Kronen) Slohtw. a. London 9„ Paris 1„ Antwerpen 0„ Helsingfors (in Kronen) Siochtw. a. London 00 7 0 1i Sohwelz...10 rüssei 4 Washington.90.91 0 45 Helsingfors New Vork, 28. Jun() Devisen. Kopenhagen. Slohtw. a. Hamburg 10„ Amsterdam 5„ Sohwelz 5„ dew Vork Stoelcholm. Siohtw. a. Berllan 5„ Amsterdam 1. 179.40 88.75 .67 8 8 888 888 28. .14 149.75 — — 2 32.75 31.— .95 22 2282 22 88¹ 83 25 0l 16.97 18.95 145 38.38 Schwelz 5. allen — 705.93 England.40.41 Deutschland.28.27 Waren und Härkte. Mannheimer Produktenbörse. m. Mannheim, 29. Juni. Die anhaltende Festigkeit der ausländischen Devisen hatte am Produktenmarkte ein wei⸗ teres Anziehen der Preise zur Folge. Die Stimmung war für alle Artikel fest und bei anziehenden Preisen hielten die Käufer mit Anschaffungen zurück. Man nannte Weizen mit 1975—1990, Roggen 1575, Gerste 1900—1975 1; Hafer 1650, Mais 1360—1375(mit Sack), Biertreber 1000 und Kleie 1000 bis 1020 4, alles per 100 kg bahnfrei Mannheim. Berliner Produktenmarkt. * Berlin, 29. Juni.(Eig. Drahtb.) Die Unsicherheit der olitischen Lage und die hierdurch bewirkte weitere scharfe Biageuag der Devisenpreise wirkte auf die Produktenpreise weiter stärker verteuernd. Weizen und Roggen stiegen bei spärlichem Angebote um 20—25, desgleichen wurclen für Gerste wesentlich höhere Preise bezahlt. Hafer wurde be- sonders im Lokogeschäfte rege umgesetzt. Mais ging im Einklange mit der Devisenbewegung scharf in die Höhe. Futterstoffe waren auf der ganzen Linie gefragt und teuerer. Auch Hülsenfrüchte blieben gesucht und ebenso bewegten sich die Mehlpreise in steigender Richtung. Berliner Metallbörse vom 29. Juni. Preise in Hark für 100 Kg. Elektrolyikupfer 1 kupfer 9550—9600 9950-10050 50 en e k(Vn.-Pr.) 3(. Vert 4275 4325 4500—4500] Antimon 2550—3800 Flattenzink 3550—3630 3700—: 600 Sliber für 1kf. 7575—7825 Aluminlum— 18850 147⁰⁰ Platin p. Gr. 97⁵ London, 20. Juni(Wa) Hetalimarkt.(in Cst. für d. ongl... v. 1018 kg. bestseleet. 66.50 66.50 f Biel 23.63 lokel 160.— 160.— Eink rrpt. 27.885 27 28. Junl 142⁰⁰0 23700 23900 23403—23500 21200-21509 29. Jun 14950 24900 2569 24500—24090 2100 22000 37003800 Aluminium.B arr. Zinn, auslknd. Huttonzinn Miokel 8. Kass 61.48 61.65. .J ne 61.85 62.15 Zinn Kasss 152.45 151.85 Gueoksſiber 40. Eloktrol 69.50 69.50] do. 3 Monat 153.45 159.— Antlmon lverpool, 29. Jun(WS) Baumtrolie.(in engl. Pfd. v. 454.0 29. 29. Septomber 10000 10000 12.57 12.64 Alexandria 10370 16800 Sept. 12.46 12.51 Aovember 12.82 12.89 Oktober 12.81 12.39 Oberägypt. 1257 12.74 f Aegyptische 18.55 18.60 Oktober Amerikanischer Funkdienst. New Lork, 29. Junl(WS) Funkdlenst.(Nachdruok vorboten). 20. 20. Zuf. zua. 9000 stand wt. Kaflee lokoe 10.80 10.30 Elektrolyt 13.85 Cred. Bal. zull 10.10 10.03 Zinn loko 39.67 Zuok Centrt Soptemd..93.84 Slol.80 Terpentin Deremb..02.73 Zink.30 Savannah KMärz.60 Elsen 24.50 N. Orl Baum, Mal.62.75 Weldbleon Welxen rot Zaumw. loke 22.10„20 Sobmalz wWt. 12.25 Hart loko Juli 21.62 47 Talg Mals loko August—14— Baumwsatöl Nehl nledr. P. September 21.75 Julſ 11.09 21.57 15.50 böohst Pr. Oktober Petrol. oases 60 J Uetrafr Engl. November 21.45 tanks.—.— Kontinent Chicago, 29. Juni(S) Funkdlenst.(Machäruck verboten). 288. 29. Welzen juli 113.85 114.95 88.50 Sept. 114.85 115.85 11.30 nels zuli 82.45 62.80 11.60 11⁰ 11.75 „ ben. 68.38(65.25 nater auli 38.78 12.75 Umsatz August Import zum Jull 50 .50 .2 .— 18.— 98.55 11.35 11.62 12.05 1137 13.— Sohwolne leloht nledr. 10.78 höchst. 10.90 sohw. niedr. 10.35 höchst. 10.55 Zuf. Chioago 28 000 30000 Westen f4c0οο 115οο Roggen Sept. Sofmalz Jl „ Sopt. Alere 10 ppen Ju Speok nledr. böchst. 25.J5 Sopt. 39.45 20.— Roggen Jut 85.85 68.75 Wasserstandsbeobachtungen im Monat Juni Pegelstation Vom ſtheln Uatum*5 25 28 27, 28 129 50 Zemerkungen 2852.62.85 .75 364360 Abends 6 Uhr Nachm. 2 Ubr Naohm 2 Uhr Norgens 7 Uhr .-B. 12 Uhr Vorm. 2 Uhr Nachm. 2 Uhr Sohusterinsel El. MNaxau Mannhelm Malbz 28888 8888 2 3 3 Kaub 7 Köin vom Neekar Hannheim Hollbronn 0 0 0 0 * 2*„ * — .85 **„* Vorm 7 Uhr Vorm 7 22246 Südwind. Bedeokt. +. 100, — — 1 Wasserwürme des Rheius am 30. Juni morgens 5 Uhr: 140 f. 5 5 Mannheimer Wetterbericht vom 30 Junt morgens 7 Uht 10,0 C. Höenste Jemperatuf gestern: 21%0 C. Niederschlag:.0 Liter Balometer: 7610 unn. hermometer: 12.20 C. Niedtigste lenipetalut Nachts: 3 den qmm.§ 4. Heiter. 50 (Mannheimer General⸗Anzeiger. Mittag⸗Ausgabe.) * Freilag, den„0. Juni 1922. Wondern und Reiſen. Nr. 7. Wafnderu uend Reie Ketſcher Rheininſel. Von Fritz Sartorius⸗Heidelberg. Ein wenig bekannter Naturpark in Baden iſt die Ketſcher Inſel, eine der größten Rheininſeln. Man erreicht ſie von Mannheim aus am beſten, wenn man mit der Bahn bis Schwetzingen fährt, wo man Straßenbahnverbindung nach Ketſch bekommt. Die Straßenbahn⸗Endſtelle liegt unmittelbar vor der Altrhein⸗ brücke zur Inſel. Mich packte die Sehnſucht nach Buſchwildnis, Waldein⸗ ſamkeit und Unberührtheit der Natur. Nach bunt überblüh⸗ ten wilden Wieſen, deren Blumenpracht noch nicht abgewei⸗ det war von den Schäfchen, die der liebe Gott im Dirndr⸗ kleid aufs Land ſchickt. Hinaus wollte ich aus der Kultur⸗ ſteppe unſerer wohlgepflegten Gärten und Parkanlagen und Waldpromenaden. Nach Afrika ſchrie mein erz. Und ſo fuhr ich zur Ketſcher Inſel. Man braucht keinen Wörmann⸗Dampfer und ſpart Zeit. Von Mannheim iſt es nur eine knappe Stunde. Das heißt, es gibt auch Leute, die ihr ganzes Leben brauchen und noch den jüngſten Tag dazu und doch nicht hinkommen! Weit übers Land blickt der trotzige weiße Kirchturm von Ketſch. Ueber ſeinem Portal ſchaut der ſteinerne Heilige als Schutzpatron zur Inſel hinüber. Zum Zeichen deſſen haben ſich mitten auf ſeinem Heiligenſchein die Ringelſpatzen ihr Neſt gebaut und zwei Hausſpatzenpärchen haben auf ſeinen Schultern ihre Kinderftuben. Ruhelos jagt die Mehlſchwalbe über die Dorfſtraße, die im Vorjahr ihr Neſt an die Kirchen⸗ decke geklebt hatte. Aber da iſt irgend jemand gekommen, der Aergernis fand an dieſem Anblick und die Schwalben⸗ neſter aus dem frommen Gebäude entfernte. Er wird ſicher im Himmel einen heraufkommen. Ein paar Schritte abſeits führt der hölzerne Steg über die ſtillen Waſſer des Altrheins und wir ſind auf der Inſel und in einer anderen Welt. Auf weite Strecken ſteht der Auwald unter Waſſer und nur die höher gelegenen Wege ſind trocken. Silberne Wellen voll goldener Sonnenkringel ſpülen um die Stämme der alten Kopfweiden und Ellern. Schlanke Birken tauchen ihr Gezweig in algengrüne Waſſer. Melan⸗ choliſch ſpiegeln ſich die Eichen und Pappeln darin, und un⸗ ter den Berberitzenſträuchern, die im Herbſt voll roter Ko⸗ rallengeſchmeide hungen werden, ſpielen ſilberne Ellritzen, jagen ſich Bitterlinge und flinke Junghechte. Ein ertrun⸗ kener Wald, ſeltſam und voll Zauber, der Bilder lebendig macht an afritaniſche Mangrovenbeſtände. Schlanke Waſſer⸗ lilien recken ihre goldenen Krönlein aus der Flut, und zwiſchen jungem Binſengrün rudert der Kolbenkäfer, huſchen langbeinige Waſſerläufer, gleiten die Waſſerwanzen. Smaragdgrüne Teufelsnadeln, ſaphirblaue und feuerrote Libellen ſchießen umher. Enten ſchwimmen durch den Wald und ganz heimatlich in dieſer Fremdheit klingt das Lied der Amſel. Aber was ſind das für Tauſende von zuckenden, zappelnden ſchwarzen Punkten im Waſſer? Moskitobrut! Aus den Waſſern ſteigen ſie empor, die Schnaken, Hunderte ſind es, Tauſende. Ein Königreich für einen Tropenhelm mit Maoskitonetz! Raſch mache ich Dampf auf in meiner Pfeife und qualme wie ein Lokomotivyſchornſtein, der im Karlstor⸗ kunnel ſtecken geblieben iſt. Eiligſt ſtrebe ich aus dem Ueber⸗ ſchwemmungsgürtel heraus. Bald bin ich im lieblichen Auwald, wo die Schnaken nicht mehr die große Gewalt haben. Eichen und Erlen, unter denen im erſten Frühling die köſtlichen Spitzmorcheln wuch⸗ ſen, ſchlanke Silberpappeln, Rottannen und Ahorn ſtehen in dichtem Durcheinander. Reichliſtes Unterholz wuchert in ſperrigen Hecken. An den Wegen ſtehen Berberitzenſträucher und Hartriegel, Holunder und Heckenkirſchen, und aus den Geisblattblüten ſtrömen Düfte von tropenſchwerer Süße. Heimlich gurrt die Turteltaube, lacht der Kuckuck, töne das Kukuku der⸗ Edelfaſane. Des Pfingſtvogels voller Orgel⸗ ton flötet im Holz. Gideo, Gitadidlio. Ich locke und er gibt Antwort auf Antwort. Aber ſo ſcheu iſt er und ſo heimlich, daß kaum ſein goldenes Gefieder in der Sonne aufleuchtet. In weißſeidenen Flöckchen ſchneit die Blütenwolle der Schwarzpappel und der Silberpappel über die Wege. Im tiefen Gottesfrieden ſind die Waldwieſen eingebettet, um⸗ ſäumt von Pyramidenpappeln. Wie Tempelſäulen ſtreben ſie hoheitsvoll empor. Schwermütig klingt das Lied der Goldammer. Lieblich dudelt im Himmel die Haubenlerche. Aus blühendem Gras leuchtet die ſtolze Stendelwurz, blüht die roſarote Orchis, wiegt ſich der goldgelbe Bocksbart. Bläu⸗ linge und Heufalter ſchweben von Blüte zu Blüte. Zwer Perlmutterfalter ſpielen vor mir im Sonnenlicht. Eilfertig rennt ein Goldlaufkäfer vorbei. Auf dem Stein ſonnt ſich die grüne Smaragdeidechſe. Draußen an der Uferböſchung liege ich nun und träume. Still und majeſtätiſch gleitet der Rhein vorüber. Auch vom anderen Ufer winken nur Büſche und Bäume. Kein Schiff ziaht durch die Flut, nur eine Trauerſeeſchwalbe durchrudert des Himmels blaue Glocke. Robinſoninſell Das iſt das RNichtige! Heiß über⸗ kommt es mich, Jaß ich dieſes Eiland nicht in das Glück meiner Kindheit einfügen konnte, die ich im Schornſteinwald der Fabrikſtadt begraben mußte. 17 Hinter mir ſchwätzt wunderlich ein Teichrohrſänger. Die Dorngrasmücke, der Trauerfliegenſchnäpper, der Wald⸗ ſchwirrer und das Fitisvögelchen fallen ein. Auf dieſer In⸗ ſel wohnt der Friede Gottes! Etwas gibt es auf der Welt, das niemand uns rauben kann. Das iſt die Liebe zur Hei⸗ mat. Wir müſſen nur ſehen und ſchauen lernen. Wir müſſen unſere Herzen nicht in harter Truhe verſtauben laſſen. Wir mäſſen unſer Herz auf den Händen tragen. wenn wir durch die Heimat wandern. Dann ſind wir reicher als Könige— ſelbſt auf der einſomſten Robinſoninſel! Der neue Randweg des ſeckartals. Vor wenig Tagen wurde ein Werk vollendet, das die Aufmerk⸗ ſamkeit der ganzen Touriſtenwelt verdient: Der neue Randweg gu beiden Seften des Neckartales(R rot— R gelb). War es bisher dem Wanderer nur möglich, auf der Talſohle eingeſchloſſen von den Bergen des Neckartales meiſt der Landſtraße folgend, dauernd ge⸗ rk durch den Staub der Motorfahrer, die Herrlichkeiten dieſes bisher biel zu wenig bekannten Kleinodes deufſchen Landes mehr gder weniger zu genießen, ſo iſt jetzt Gelegenheit geſchaffen. ſich innig mit den einzigartigen, wechſelvollen und lieblichen Land⸗ ſchaftsbildern vertraut zu machen. Der Gedanke des Randveges ſtammt ſchon aus den Jahren vor der Kriegszeit, in denen der Randweg an der Bergftraße von Heidelberg bis Weinheim geſchaf⸗ —— jen wurde. Er konnte aber erſt jetzt Dank der unermüdlichen Tätigkeit des Odenwaldklubs zur Durchführung gebracht werden. Insbeſondere iſt es die Ortsgruppe Mannheim und deren un⸗ ermüdlicher Vorkämpfer für den Randweg, H. Schönleber, geweſen, die im Verein mit den Neckartalortsgruppen und Forſt⸗ behörden jetzt das Werk zu Beginn der Reiſe⸗ und Wanderzeit br llenden konnte. Auf haler Höhe der das Neckartal begrenzen⸗ den Berge führen, in Heidelberg beginnend, mit R bezeichnete Wege zu beiden Seiten des Neckars(rechts rot, links gelb) bis nach Gundelsheim und anderſeits nach dem altertümlichen Städtchen Wimpfen. Gar wunderſame Landſchaften erſchließen ſich dort auf allen Pfaden, wechſelnd mit ſtillem hohem Wald und grünender Au. Die Wege ſind ſo gelegt, daß man kürzere oder längere Wei⸗ derungen unternehmen und je nach Wunſch zum Gaſthaus oder der Bahnſtation leicht abſteigen kann. Mit der Durchführung des Rand⸗ waeges hat der bietge Odenwaldklub e angewieſen auf ſeine geringen Beiträge— der lufthungrigen Stadtbevölkerung Und dem Fremdenverkehr im Neckartal dienend, eine Arbeit geleiſtet, ie ihm nicht nuc dankbare Wanderer bringen, ſondern auch neue Sympathien in allen Bevölkerungskreiſen zuführen muß. Näheres über den Weg und ſeine Benutzung findet ſich auch in der Oden⸗ waldklubzeitung„Friſch auf“. Nun noch kurz einige Mitteilungen über den Verlauf der R⸗Wege. Rotes R(auf der nördlichen Seite des Neckars) führt von Heidelberg über Philoſophenweg—Guckkaſtenweg—Ziegelhauſen— Felſenberghütte—Neckarſteinacherburgen—Neckarſteinach—Neckarhau⸗ ſen—Hirſchhorn—Hirſchhorner Schloß.—Feuerberg—Eberbach Station—Lindach—Wolfsſchlucht—Schloß(U. Station) Zwingenberg — Neckargerach— Margaretenſchlucht— Neckarelz—Neckarzimmern— Schloß Hornberg— Michelskapelle nach Gundelsheim. Gelbes R lauf der ſüdlichen Seite des Neckars) führt über Heidelberg Schloß—Schloß ee nweg—Kümmel⸗ Lacherhof—Neckargemünd—Vockfelſen— Rainach—Dilsberg—Neckar⸗ häuſerweg—Hirſchhorner Steige—Bockfelſen—Neckarwimmersbach— Lurg Stolzeneck—Minneburg—Neckargerach—Guttenbach—Mörtel⸗ ſteiner Höhe—Obrigheim—Schloß Neuenburg—Hochhauſen—Haß⸗ mersheim— Neckarmühlbach— Schloß Guttenber g— Heinsheim 9 Schloß Ehrenberg nach Wimpfen. Bemerkt ſei noch, daß der nördlichere R⸗Weg der ausſichts⸗ reichere, infolgedeſſen aber etwas' ſonniger iſt, als ſein Bruder auf der linken Neckarſeite, der dafür mehr Wald und grüne Auen bietet. Beide Wege werden bald unſer herrliches, leider ſehr noch unbe⸗ kanntes Neckartal im weiten Reich der Wanderer bekannt machen und dieſe bisher vielfach dem Auslande zuſtrebenden an die deutſche Heimat feſſeln. Wandervorſchläge. Heidelberg—Philoſophenweg—Kühruhe—Mausbachtal—Holder⸗ mannseiche—Sieben Wege—Mühlbachtal—Siebenmühlental— Turnerbrunnen—Mönchsberghütte—Heidelberg. Sonntagsfahrkarte nach Heidelberg 4. Kl. 8 M. Vom Bahn⸗ hof Heidelberg über die neue Brücke, den Philoſophenweg hinauf bis vor Eintritt in den Wald enne Hütte ſteht. Dieſelbe bleibt rechts immer im Wald aufwärts bis nach etwa 20—25 Minuten, nach einem Brunnen rechts, rechts der Kühruhweg abgeht(Wegweiſer⸗ ſteinh. Dieſem Weg folgend, bis nach einer Viertelſtunde(wieder Wegweiſerſtein) der obere und untere Mausbachweg links weiter⸗ führt. Der untere Mausbachweg iſt der bequemere und bietet auch manch ſchönen Ausblick, nach 33 Stunden das Mausbachtal, das, weil an einer Waldwieſe gelegen, zur längeren Raſt einladet. In unmittelbarer Nähe ein Brunnen. Vom Mausbachtal führt ein Zickzackweg in nördlicher Richtung in etwa 20—25 Minuten hinauf zur Holdermannseiche. Hier Vorſicht, denn es ſtoßen hier 6 Wege aus allen Richtungen zuſammen. Von der Holdermannseiche wird der Weg gewählt, der zur Drehſcheibe führt, bald einen Bogen nach links macht, etwas abfällt, bald wieder in nördlicher Richtung an⸗ ſteigt, um nach einer halben Stunde zu den Sieben Wegen zu ge⸗ langen. An jeder Wegkreuzung Wegweiſerſteine. Hier wird Kehrt gemacht und in ſüdlicher Richtung in kurzer Zeit der Mühlbach er⸗ reicht, demſelben rechts abwärts folgend zum Hirſchbrunnen und Siebenmühlental, 34 Stunden. Oberhalb des Forſthaufes links der Turnerbrunnen. Dieſer links, die breite Straße eine kurze Strecke aufwärts, immer ſüdlich, bald ſchöner Ausblick nach Neuenheim, das Neckar⸗ und Rheintal, nach einer halben Stunde die Mönchs⸗ berghütte, wieder mit ſchöner Fernſicht. Hier Vorſicht, der nächſte nach Heidelberg führende Pfad zweigt rechts abwärts ab(Weg⸗ weiſerſtein). Dieſer mündet beim Austritt aus dem Wald gleich in einen gepflaſterten Hohlweg und in Neuenheim in den Philoſophen⸗ weg. Weinßeim—hildenbrand'ſche Mmühle—Buchklingen—Ankerflockenbach— Unker- und Oberkunzenbach—Geiersberg—Kaſtanienwald—Weinheim. Sonntagsfahrkarten mit der Elektriſchen oder mit der Haupt⸗ bahn. Wer mit der Elektriſchen fährt, auf der Brücke ausſteigen. Vom Bahnhof oder Brücke der Weſchnitz rechts entlang bis zur Brücke bei der Evangel. Kirche. Die Weſchnitz wird überſchritten und links derſelben und rechts die Kirche, vorwärts gegangen, bis unſer Weg, gleich rechts etwas anſteigend, abbiegt. Links die Hildenbrand'ſche Mühle. Nach etwa 2 Minuten macht der Jeldweg eine Biegung nach links, immer anſteigend und nach wenigen Minuten genießen wir ſchon eine ſchöne Ausſicht in's Weſchnitztal und Weinheim. Noch einige Schritte geradeaus, Vorſicht, worauf rechts im Wald ein Zickzackpfad, auf die Markierungstafel achten, zug, Wachenburg abzweigt. Den Pfad nicht verlaſſen, jedenfalls nicht zu weit links gehen, ſonſt kommen wir in die Steinbrüche. Der Pfad mündet nach etwa 5 Minuten in einen breiten Waldweg, dem wir rechts folgen. Nach etwa 10 Minuten macht diefer einen Bogen nach links und nach weiteren 10 Minuten befinden wir uns in den Steinbrüchen. Hier oben prächtige Ausſicht, rechts von einem Felſen eine Ausſichtswarte, der Odenwaldſtein mit Ruhebank. Wir gehen nun in öſtlicher Richtung, aber immer in gleicher Höhe durch die Steinbrüche, dann links derſelben weiter, kommen zuerſt auf einen ziemlich ſchmalen Pfad, dann auf einen etwgs verwachſenen Weg(links im Tal Birkenau) und nach etwa 20—25 Minuten links ab auf die Hauptlinie 18, weißes Viereck. Immer öſtlich mit der Markierung weiter, nach 15—20 Minuten die Fried⸗ richtshütte rechts und nach weiteren 20 Mintuten Buchklingen. In Buchklingen links an der Wirtſchaft„zum Grünen Baum! bergan bis zu dem ſchönen Buchenwald. Hier wieder Vorſicht; die Mar⸗ kierung wird verlaſſen, unſer neuer Weg macht im Walde ſofort eine Schwenkung nach rechts, fällt ab und gach Austritt aus dem Wald wieder ſchöne Fernſicht ins Gorxheimertal und Eichelberg. Vor uns im Tal Unterflackenbach. Von Unterflockenbach benützen wir die Straße in weſtlicher Richtung, bis nach etwa 20 Minuten das Erlenbächlein bei einer Sägmühle in den Grundelbach mündet, überſchreiten den Grundelbach, gehen das ſchöne Erlenbachtälchen aufwärts, rechts Unterkunzenbach. Unſer Weg führt durch den letzten Bauernhof zwiſchen Scheuer rechts und Wohnhaus, macht einen Bogen nach rechts, rechts ein Waldſtück, dann Feld und mündet beim ſog.„Kalten, Stein“, einem Bildſtock in die Haupt⸗ linie 1, roter Strich, die in weſtlicher Richtung den Weg bis Wein⸗ heim anzeigt. Nach einigen Minuten Wald, etwas aufwärts, dann ehener Waldpfad bis kurz vor den Geiersberg, woſelbſt der Wald⸗ nfad wieder etwas bis kurz vor den Geiersberg anſteigt. Die Aus⸗ ſichtswarte auf dem Geiersberg wurde neu erſtellt und bietet eine umfaſſende Rundſicht. namentlich ins Rheintal und auf die Haardt. Vom Geiersberg fällt der Pfad ziemlich ſteil zum Kaſtanienwald und dann gemächlich bis Weinheim ab.e Die Wanderung kann vor⸗ und nachmittags gemacht werden. Wanderzeit nicht über 4 Stunden. Meiſtens Waldwanderung und wie angedeutet, mit ſchönen Aus⸗ blicken. Wald nach der Hildenbrand'ſchen 2 bis kurz nach und bald nach Oberkunzenbach bis Wein⸗ heim. 55 Bäder und Fommerfriſchen. Triberg, der bekannte Höhenluftkurort am Glanzpunkte der welt⸗ berühmten badiſchen Schwarzwaldbahn, erfreut ſich eines ſehr leb⸗ haften Verkehrs. Für Unterhaltung der Gäſte hat die ſtädtiſche Kur⸗ perwaltung beſtens geſorgt. Allabendlich werden die Waſſer⸗ fälle, die größten Deutſchlands, elektriſch, Sonntags und Feiertags daneben noch bengaliſch beleuchtet. Die vortreffliche Kurkapelle ſpielt wöchentlich—4mal abends am Marktplatz oder am Waſſer⸗ fall. Mitte Juni wird das Kurtheater unter Leitung des Herrn Direktor Dr. Quedtenfeldt vom Stadttheater Landshut eröffnet. Mit vorzüglichen Kräften wird in erſter Reihe die Operette gepflegt wer⸗ den. Das einzig ſchöne Naturtheater im Waſſerfallwalde iſt neu inſtandgeſetzt. Die Freilichtaufführungen beginnen anfangs Juli⸗ Vorgeſehen ſind:„Tell“,„Verſunkene Glocke“,„Iphigenie“,„Jeder⸗ mann“ und„Schwarzwaldmädel“. Hier kann der volle dichteriſche Wille zum Ausdruck kommen Von Ende Juni ab veran⸗ ſtaltet die deutſche Reichspoſt mit in Triberg ſtationierten be⸗ quemen, offenen, 24ſitzigen Kraftwagen alltäglich Rundfahrten über den hohen Schwarzwakd, nördlich bis Baden⸗Baden, weſtlich bis Titiſee, Freiburg, St. Blaſien und auf den Feldberg, ſüdlich bis zur Berafeſte Hohentwiel und zum Bodenſee, öſtlich bis ins romantiſche Donautal(Kloſter Beuron, Sigmaringen). Die Fremdenverkehrskriſe in Bayern. In München und Oberbayern machen ſich die Folgen der maß⸗ loſen Preistreiberei in der Fremdeninduſtrie in unliebſamer Weiſe bemerklar. Die Fremden bleiben aus, manche Unternehmungen ſindea vor großen Schwierigkeiten. Garmiſch und Partenkirchen ind am härteſten betroffen, trotz der Nachbarſchaft aus Oberammer⸗ gau; ſo hatte am T Sonntag der größte Betrieb von Gar⸗ miſch⸗Partenkirchen(200 Betten) 20 bis 25 Fremde. In beiden Orten zuſammen waren 400 Freinde ohgeſtiegen gegenüber 1000 dotelangeſtellten. Größere Häuſer von 80 und mehr Betten hatten überhaupt keine Fremden oder nur ganz wenige. Wie weiter bekannt wird, iſt Wiederbelebung des darnieder⸗ liegenden Fremdenverkehrs in Bayern die baldige Einführung eines England⸗Holland⸗München Expreß in Ausſicht genommen, der aus Salonwagen des ehemaligen kaiſerlichen Hofzuges beſtehen wird und hauptſächlich den Verkehr aus Amerika, England u Holland na⸗ ünchen fördern ſoll. Reiſetagebuch. Expreßzug CLondon—München. Vor wenigen Tagen iſt in Mün⸗ chen zwiſchen Vertretern der deutſchen Reichsbahnen, der holländiſchen und der engliſchen Bahnverwaltung ein neuer Expreßzug zwiſchen London und München vereinbart worden, der ſeinen Weg über Hol⸗ land nimmt und eine außerordentlich günſtige Verbindung darſtellt. Der neue Expreßzug, der am 29. Juni zum erſten Male verkehrt, führt fünf Wagen von London über Hoek van Holland, Rotterdam, Nymwegen, Köln, Wiesbaden, Frankfurt, Heidelberg, Stuttgart nach München. In der Gegenrichtung verkehrt ebenfalls ein Expreßzug⸗ Die neue Verbindung iſt die erſte durchgehende Verbindung zwiſchen England und Süddeutſchland. Eine Bahn von Hausbruch nach Woltershof. Eine vom Ham⸗ burger Staat zu bauen beabſichtigte Bahn ſoll von Hausbruch(Unter⸗ elbebahn) über Moorburg und die Inſel Altenwerder führen. Ueber die alte Süderelbe ſoll eine 240 Meter lange Brücke gebaut werden Die 1908 auf 7,5 Millionen Goldmark veranſchlagten Koſten werden zurzeit auf 400 Millionen Mark geſchätzt. Eröffnung von Bergbahnen und Automobilkurſen. Am 15. Junk iſt der Betrieb auf der Strecke Oberwald—Wletſch der Furkabahn wieder aufgenommen worden.— Am gleichen Tage wurde die Strecke Rigi—Kaltbad—Rigi—Scheidegg dem Betriebe übergeben.— Die Gornergratbahn hat ihren Betrieb am 12. Juni eröffnet.— Der Automobilverkehr auf dem für die Verbindung zwiſchen den ſchwei⸗ zeriſchen Urkantonen und Glarus wichtigen Klauſenpaß wird am 1. Juli eröffnet.— Der Pillonpaß, eine wichtige Verbindung zwiſchen Gſtaad im Berner Oberland und dem Wallis iſt für den Automobil⸗ verkehr geöffnet. 3 Citeratur. Der Kraichgau. Von Dr. Friedrich Metz. Zweite, vollſtändis umgearbeitete Auflage. Mit 1— bbildusd(G. Braunſche Hofbuchdruckerei und Verlag in Karlsruhe.) Di undliche Auß⸗ nahme, die ſ. Z. die erſte Auflage des vorliegenden Buches eel hat, haben Verfaſſer und Verleger ermuntert, es in neuer ſtalt erſcheinen zu laſſen. Während früher der Charakter der Unter⸗ ſuchung vorwog und dieſe ſich nur auf die Siedelungen und die wirtſchaftsgeographiſchen Verhältniffe erſtreckte, iſt in der neuen Auflage verſucht, das Geſamtbild einer badiſchen Landſchaft zu geben. Nimmt auch die Schilderung der Kulturlandſchaft, wie es angezeigt erſcheint, den breiteren Raum ein, ſo ſind auch die natürlichen Verhältniſſe nicht zu kurz gekommen. Tiefer als früher ſind die mannigfachen Wechſelwirkungen, die Land u. Leute verbinden, dargeſtellt. Eingehend iſt ausgeführt, wie die Kultur von dem Lande Beſitz ergriffen und in das Land ihre Geſchichte eingegraben hat. Städte, Dörfer, Höfe, Burgen und Schlöſſer und die kirchlichen Siedelungen ziehen an unſerem Auge vorüber. In gleicher Weiſe ſind die ſozialen und kulturellen Verhältniſſe wie die Wirtſchaft geſchildert. Landwirtſchaft, Gewerbe, Handel und Verkehr haben eine eingehende Würdigung erfahren. Wie das Buch ſelber nicht nur aus trockener Bücherweisheit geſchöpft hat, ſondern vielfach exwandert iſt, will es all denen ein Wegweiſer ſein, die den Wanderſtab in die Hand nehmen und das alte Kulturland des Kraichgaues durchſtreifen wollen. Es wendet ſich an alle, die Sinn und Verſtändnis für die Schätze haben, welche die Hetmat bringt, und will insbeſondere der Leßrer chaft eine Handhabe für den heimatkundlichen Unterricht bieten. Darüber hinaus aber ſo es helfen, geographiſche Bildung zu verbreiten, die unſerem Volke vielfach ermangelt. Tiroler Berkehrs- und Hokelbuch 1922. Zum erſten Male ſen Ausbruch des Weltkrieges hat das Tiroler Landesverkehrsamt dor bekannte Tiroler Verkehrs⸗ und Hotelbuch wieder herausgegeben. Unter dem Zeichen des roten Tiroler Adlers gibt es dem Reiſenden Auskunft über alles Wiſſenzwerte in Reiſe⸗, Paß⸗ und Zollangelegen⸗ heiten, wie auch über den Aiffenthalt in den vielen altbekannten Tiroler Sommerfriſch⸗ und Verkehrsorten. Den einzelnen Gebiets⸗ abſchnitten ſind geſchichtliche, naturgeſchichtliche und ethnographiſche Mitteilungen in feſſelnder Form vorangeſtellt, die das kleine Buch auch allen Jenen wertvoll machen werden, die bei einer Reiſe durch Tirol mehr ſuchen, als Abwechslung und körperliche Erholung. Der Alpiniſt. Ein Führer in die Hochgebirgswelt von Anton Fendrich, neubeartbeitet und ergänzt von Walter Flaig.(Ver⸗ lag von Dieck u. Co., Stuttgart.) Eine große Gefahr für jeden Hochtouriſten iſt das führerloſe Beſteigen der Berge. Und gerade die weniger Geübten verſündigen ſich gerne gegen dieſe Hauptregel, Verſchiedene Urſachen ſind es, die ſie davon abhalten, einen kun⸗ digen Führer zu nehmen, Urſachen, die ihr Verhalten mehr oder .inder entſchuldigen. Als unerläßlichen Begleiter jedoch möchten mir allen die neubearbeitete Auflage von dem beliebten Büchlein Der Alpiniſt“ von Fendrich empfeblen, die von dem in Bergfteiger⸗ kreiſen beſtens bekannten Hochtouriſten Walter Flaig herausge⸗ geben wurde. Von der Ausrüſtung angefangen, bis zum Klettern im Fels, vom Lerhalten bei plötzlichem Unſvekter, vom Gebrauch des Seiles und Steigeiſens, von allen Dingen, die ein Hochtour:? viſſn muß, ſchreibt der Verfaſſer in ſeiner feſſelnden und bog ſternden Art. Aber auch all denen, die als Geneſende die Berge aufſuchen, möchten wir das Hüchlein in die Hand geben. Viel Freude und manche ſchöne Stunde wird es ihnen bereiten. Ein gonz beſonderer Reiz ſind die vielen herrlichen Bilder, die auch den Daheimbleibenden die Schönheit der Bergwelt zeigen wollen. 6 * lt⸗ ab⸗ ⸗ 1* 0 er⸗ rn eit * 77 eeeee „pre ereeeeeeee N— 5 ONB. Heidelberg, 29. Juni. Die Erregung der Heidelberger „Studentenſchaft darüber, daß Geheimrat Lenard wegen des werden mußte, machte ſich in einigen Zwiſchenfällen Luft. Auſ dem udwigsplatz ſammelten ſich in der Nacht von Dienstag auf Mitt⸗ woch eine Anzahl deutſch⸗völkiſcher Studenten unter der Loſung: Geheimrat Lenard aus der Schutzhaft freizubekommen. Als Drahtzieher dieſer Bewegung wurde, wie das„Heidelberger Tage⸗ latt“ berichtet, Dr. Ruge genannt. Auf das Einreden einiger ernünftiger Studenten des Waffenringes nahmen die Demonſtranten ſchließlich von ihrem Vorhaben Abſtand. Auch der Staatsanwalt ſoll die Studenten ebenfalls haben warnen laſſen, von ihrem Be⸗ ginnen abzuſehen. Als die Nachricht bekannt wurde, daß Geheim⸗ rat Lenard ohnehin auf freien Fuß geſetzt werden würde. zerſtreute ich die Studentenanſammlung. In der gleichen Nacht zogen Studen⸗ en vor das Haus des Oberbürgermeiſters Dr. Walz, ſtörten ihn in der Nachtruhe und verlangten von ihm als Stadtoberhaupt die ſo⸗ ie Studenten riefen, er ſei als Stadtoberhaupt für Geheimrat Lenard verantwortlich. Der Oberbürgermeiſter verbat ſich den angeſchlage⸗ nen Ton, was mit Johlen und Schreien beantwortet wurde, und 5 riet den jungen Hitzköpfen, erſt einmal ordentlich auszuſchlafen. In der Nacht zum Donnerstag kam es in der Hauptſtraße zu einer Menſchenanſammlung. Die Veranlaſſung zu dieſem Zwiſchen⸗ fall ſoll der Bürochef des Leimener Zementwerkes, Knobel, mit inem Kollegen geweſen ſein. Dieſe ſollen unter Abſingen patrio⸗ tiſcher Lieder, anſcheinend angeheitert, durch die Straßen gezogen ſein. Durch das Singen patriotiſcher Lieder erregten ſie den Un⸗ willen von Arbeitern, und bald ſammelte ſich eine Volksmenge an, vor der die Sänger in die Weinſtube von Mampe flüchteten. Dort befanden ſich auch Korpsſtudenten. Die Menſchenmenge ſchwoll bald immer weiter an, ſodaß bald mehr als tauſend Menſchen in aufge⸗ regten Auseinanderſetzungen die Straße füllten. Darunter befanden ſich auch zahlreiche halbwüchſige Burſchen, die durch Schreien, Pfeifen Fund Schimpfen ihre politiſche Unreife zeigten. Auf das Gerücht hin, 5 daß ſich auch der Leiter des Leimener Zementwerkes, Dr. Schott, Zin der Weinſtube aufhalte, wuchs die Erregung und es ertönten die Rufe: Hängt ihn auf!„Schlagt ihn tot, den Lumpen!“ uſw. Die Polizei verſuchte zunächſt mit gütlichem Zureden die Menge zu zer⸗ ſtreuen, und das wäre ihr auch gelungen, wenn nicht ein neuer Zwiſchenfall die Lage verſchlimmert hätte. Aus einem Hauſe an der Neuen Gaſſe wurde plötzlich der Menge zugerufen: Ihr Lausbuben! Im Nu war jetzt die ſchwache Polizeikette durchbrochen und mit wilden Verwünſchungen wälzte ſich der Volkshaufen gegen das Haus, m es zu ſtürmen und den Täter zu greifen. Schließlich gelang es edoch einigen beherzten Arbeitern und Arbeiterfunktionären, mit Einſetzung ihrer ganzen Kraft, die Menge zur Beſonnenheit zu bringen. Auch Polizeiinſpektor Graef griff in ruhiger Weiſe ver⸗ mittelnd ein und ſuchte das Haus zu ſchützen. Inzwiſchen kam zur Verſtärkung ein Zug Bereitſchaftspolizei herbei, dem es dann ge⸗ lang, die Straße zu ſäubern und die Ordnung völlig wieder her⸗ zuſtellen. 7151* cHeidelberg, 30. Juni. Im Stadtteil Wieblingen verun⸗ glückte geſtern vormittag um 11 Uhr der 22 Jahre alte Tele⸗ graphenarbeiter Adolf Weiß tödlich. Er war oben auf einem morſchen Telegraphenmaſt, der ausgewechſelt werden ſollte, mit dem Entfernen der Drähte beſchäftigt. Als alle Drähte abgenommen waren, ſtürzte der Maſt plötzlich um und erſchlug Weiß. ch. Flinsbach, 30. Juni. Die hieſige Pfarrei iſt neu beſetzt worden durch Dekan Dr. Eiſenlöffel von Roſenberg. ch. Eſchelbronn, 30. Juni. Für das Elſenz⸗ und Schwarzbachtal wurde die Gründung eines Radfahrer⸗Gaues vorgenommen. Den Vorſitz übernahm K. Sitzler⸗Sinsheim. eeev. ee e ** Abhaltens einer Vorleſung am Dienstag in Schutzhaft genommen fortige Freigabe des Geheimrat Lenard. Der Oberbürgermeiſter wies die Studenten darauf hin, daß er nicht zuſtändig ſei, worauf triſchen Fernleitung iſt nach reichlicher Unterbrechung wieder begonnen worden. Bis zum 10. Juli ſoll die Gemeinde Licht er⸗ halten.— Die Gemeinde erzielte aus ſchwach behangenen Kirſch⸗ bäumen einen Erlös von 2244 M. Bei der Verſteigerung konnte man ein eigenartiges Zerrbild beobachten. Unter den Steigerern befand ſich eine Frau, der ihr Hund wichtiger war als ihr Kind. Der Hund mußte nämlich getragen werden, während das kleine Kind im Gedränge ſuchen mußte, wie es durchkam. Auch ein Zeichen der Zeit! *Stekten a. k.., 29. Juni. Bei der Reparatur am Dach ſeiner Scheune ſtürzte der Landwirt Karl Dreher ab und zog ſich ſo ſchwere Verletzungen zu, daß er ſtarb. ):( Konſtanz, 29. Juni. In dem Prozeß der Konſtanzer Meßger⸗ meiſter gegen die Stadtgemeinde Konſtanz wegen der Frage, ob Ab⸗ gabe von Fleiſch, das gewerblich im ſtädtiſchen Schlachthaus ge⸗ ſchlachtet und das in friſchem Zuſtand von auswärts in die Stadt eingeführt wird, geſetzlich zuläſſig ſei der oder nicht, hat der Ver⸗ waltungsgerichtshof in Karlsruhe entſchieden, daß die Stadt Kon⸗ ſtang zur Erhebung dieſer Gebühren berechtigt ſei. Die Metzger⸗ meiſter haben ſomit den Prozeß verloren, der für ſie eine ſehr keure Sache geworden iſt. ANus der Pfalz. :: Ludwigshafen, 30. Juni. Die pfälziſchen Eiſenbahnbe⸗ triebskrankenkaſſe ſchloß ihr abgelaufenes Geſchäftsjahr mit 4357 533 Mk. in Einnahmen und Ausgaben ab. An Kaſſenbei⸗ trägen erbrachten die Mitglieder 2 697 474 Mk., die Verwaltung 1348 611 Mk. Die größten Ausgaben verurſachte das Krankengeld mit 2 278 293 Mk., die Krankenbehandlung durch Aerzte erforderte 675 185 Mk., Arznei⸗ und Heilmittel 593 075 Mk., Krankenhaus⸗ pflege 279 519 Mk. Die geſamten Jahreseinnahmen erreichten 4073 264 Mk., die geſamten Ausgaben 4367 535 Mk., wodurch Mehrausgaebn in Höhe von 284 269 Mk. entſtanden. Der Geſamt⸗ betrag der Rücklagen am Ende des Jahres hatte 444 112 Mk. er⸗ reicht, die Rücklage blieb hinter dem Mindeſtbetrag um 1158 067 Mark zurück. Im Jahresdurchſchnitt wurden 9820 Mitglieder ge⸗ zählt; der Höchſtſtand war im Mai mit 10 275, am 1. Auguſt war Tiefſtand mit 9259. Krankheitsfälle waren 6885 mit 109 971 Krank⸗ heitstagen zu verzeichnen, Mitgliederſterbefälle 49. Durch 680 Be⸗ triebsunfälle in der Pfalz entſtanden 710 Krankheitsfälle, von denen 7 tötlich verliefen. AKaiſerslautern, 30. Juni. Vor einigen Tagen wurde hier am Poſtamtsgebäude ein Fahrrad geſtohlen, welches zwei Stunden ſpäter bereits in Neuſtadt von dem Dieb für 3000 Mark verkauft wurde. Der Dieb, ein lediger Tagner, konnte noch am gleichen Tage durch die Polizei ergriffen und feſtgenommen werden. Nach eigenem Geſtändnis hat er, nachdem er erſt im Frühjahr ds. Is. aus dem Zuchthaus entlaſſen worden war, in den letzten Wochen hier ſieben Fahrräder geſtohlen und noch einen anderen Diebſtahl ausgeführt. )(Kuſel, 30. Juni. Die Erlaubnis zum Aufſuchen von Stein⸗ kohlen in den Gemeinden Obereiſenbach, St. Julian u. Schwarz⸗ land im Amtsgerichtsbezirk Kuſel wurde dem Kaufmann A. Klein in Obereiſenbach vom bayeriſchen Oberbergamt erteilt. Inbetracht 76 Hektar Fläche bei einer Erlaubnisdauer von drei Jahren. Serichtszeitung. 2: Jrank„ 30. Juni. Wegen Milchfälſchung wurde die Ehefrau Eliſe Fiſcher aus Otterſtadt von der Strafkammer Frankenthal als Berufungsinſtanz zu achttauſend Mark Geldſtrafe verurteilt. 0 gut eingeführte Fabrik der 5001 Zentralheizungsbranche gegen Proviſion geſucht. Angebote unter C. D. 5 9 an die Geſchäftsſtelle ds. Blattes. 5 Werk gesucht. aahg ut Jeanene Für den Bezirk Mittelbaden arbeitsfreudiger feise-Vectroter ſowie E362 22 +5 2 1 tüchtiger Kontorist für Korreſpondenz, Fakturenweſen ꝛc. zum dAlsbaidigen Eintritt von bedeutendem Spezlalhaus geſucht. Nur branchekundige Fachleute wolien Angebote mit Jeugnis-. abſchriften 5 mit Photo einſenden unter Nr. K. F. 148 an die Invalidendank * Jüngerer Konto-Konsont. Duchhalter zum ſofortigen Eintritt von Mannheimer Angeb. u. F. O. 118 an die Geſchäſtsſtelle. Wir suchen Jüng. Hassendiener ung Junges Mäddben für die Registratur. Angebate erbeten. 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Das Schöffengericht Landau ſprach je eine Woche Haft gegen die Genannten aus, die Strafkam⸗ mer als Berufungsinſtanz wandelte die Freiheitsſtrafe in ſe 1000 Mark Geldſtrafe um. *Dresden, 29. Juni. Von der Dresdener Strafkammer wurde der Hauptinhaber des ehemaligen Handicap⸗Konzerns, einem eigenen Drahtbericht zufolge, zu 8 Monaten Gefängnis und 34 500„ Geldſtrafe verurteilt. Die Mitangeklagten erhielten nach dem Maße ihres Anteils niedrigere Gefängnis⸗ und Geldſtrafen. Neues aus aller Welt. — Kaubüberfall auf eine Poſtagentur. Am 26. Juni, abends 9½ Uhr, wurden in der Poſtagentur in Ilmmünſter(Bayern) 70 000 Mk. geraubt. Als Täter kommen zwei Männer in Vetracht, die Geſichtsmasken trugen und bewaffnet waren. Sie drangen in das Poſtlokal ein, ſchleppten die 22 Jahre alte Poſtbedienſtete in den Hausgang und ſchleuderten ſie derart an die Wand, daß ſie eine halbe Stunde bewußtlos blieb. Das geraubte Geld war in einem Paket von braunem Packpapier verwahrt. Der eine der Täter iſt etwa 1,70 Meter groß, trug blaue Militärhoſe mit rotem Vorſtoß, der zweite iſt ungefähr 165 Meter groß und kann nicht näher be⸗ ſchrieben werden. — Eine Bur für die kaufmänniſche Jugendbewegung. Der Deutſchnationale Handlungsgehilfen⸗Verband hat die gut erhaltene Lobdeburg bei Jena käuflich erworben. Er beabſichtigt, dieſe Burg zu einem Stützpunkt für ſeine Jugend⸗ und Bildungsarbeit und zu einer Gemeinſchaftsſtätte zu geſtalten, in der vor allem die Kaufmannsjugend in ihrer Urlaubszeit Gelegenheit finden wird, ſich für ihre beſondere Aufgabe im Leben, Veruf und Volk vorzu⸗ bereiten. Volkshochſchulkurſe und beſondere Veranſtaltungen ſollen dazu dienen, den Kaufmannsgehilfen eine ſittlich vertiefte Berufs⸗ und Lebensauffaſſung zu vermitteln. — Das Ende einer berühmten Funkenſtatſon. Die kleine eng⸗ liſche Stadt Poldhu hat viele Jahre einen Weltruf beſeſſen, denn hier wurde die erſte große Funkenſtation in England gebaut, und beſonders während des Krieges war der Nachrichtendienſt von Poldhu außerordentlich entwickelt. Die beiden Städtchen Nauen und Poldhu, ſede nur ein kleiner Ort in ihrem Lande, haben damals homeriſche Kämpfe in der Luft ausgeführt, indem eine jede Mel⸗ dungen der anderen Station angriff. Nunmehr hat Poldhu ſeine letzte Botſchaft abgegeben. Dieſe war an die kleine ſpaniſche Stadt Cieza gerichtet, behandelte eine gewöhnliche Geſchäftsangelegenheit. Um das unbedeutende Dorf Poldhu war im Laufe der Zeit eine kleine Stadt emporgewachſen, die ſich um die rieſigen Signalmaſten am Rande der Felsklippe zuſammenſchloſſen. Hier wohnten die Ingenieure und die Aaedlen mit ihren Familien. liegt dieſe Anſiedlung verödet. Kaunmeh a ee der ruſſiſchen Ernke. Einer Meldung von Reuter aus Moskau zufolge haben anhaltende Regengüſſe der Ernte einen ungeheuren Schaden zugeſiſt Die Heu⸗ und Getreideernte iſt in 90 zentralen und nöͤrdlichen Provinzen ſehr ährdet. Revolverafkenkal auf den Erzbiſchof von Monkevideo. Der Erzbiſchof von Montevideo wurde, während er in der Kathedrale predigte, von dem Herausgeber einer anarchiſtiſchen Zeitung durch 5 Revolverſchüſſe verwundet. Das in der Kirche ver⸗ ſammelte Publikum verſuchte den Täter zu lynchen. * — erausgeber, Drucker und Verleg Druckerei Dr. Haas, Mannheimer 9 1 General⸗Anzeiger, G. m. d.., Mannheim, E 6, 2. Tirektion: Ferdinand Heyme.— Veran:wortlich für Politik: Dr. Fritz Hammes; für Handel: J..: Frans Kircher; für Feuilleton: A. Maderno; für Lokales und den übrigen redaktionellen Inhalt: J..: Joſef Gailhofer, für Anzeigen: Karl Hügel. Ehrl. Verkäuferin e geſucht. Nachmit⸗ ſags vorſtellen. B6144 Piſtor, Mittelſtraße 55. 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Nachrſcht erb. 4928 Aupprochſſir.epe — Lnen eeeeeeenee — ————— ——— * 1. Seite. Nr. 294. Mannheimer—— Freitag, den 30. Junt 1922. Talonat regter flannneim. ln die Müaieder der Meäuaattatzen in Maustein. Freitkg, den 30. Juni 1922 Die Fledermaus 5 1— ft 4 ‚ f. 8— U U 9 0 dee D I I Die ſortgeſetzten Steigerungen der Kaſſenleiſtungen zwingen uns, 9 leder, Auls die Aonatsbaftrdgg 5 1. Jull dleſes Jahres folgende rmaßen feſtzuſetzen: Operetle in drei Akten nach Meilhac und Halevy Ä 40 HMark Musik von Johann Strauß. Spielleitun Kafl 1 Marx.— Musikalische 3 Paul Weisse 1 Familie bis 3 Persounen 80„, Gabriel v. Eisenstein. Alfred Land 1 F ilie 4 1 hr Personen 90„ e ee eee, ce ceen 25 eginn: Ssamstfag, I Ju 1 fi alt Wn 2 Kbatian nii Azt- und Medizinkasse der Gewerkvereine f 6, e aeee eren Ausselgevöhnleh billges Aagebot Neuer Medizinal-Verein Thorbecke, S 2, 4 ſeiele Setbennsachen d Eebn Stelle einen gronen Posten Medizinalkasse der kath. Verelne, K l, 16 enne Leon Karl K O— E 1 1 S waen. 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