A rreeed ean eeee deee —— — und 2 de Beamt Zeamtenſchaft, ferner dur Fablſoſtems⸗ durch lelloſe Faſhen der franzöſiſchen Geſetz⸗ epung in Elſaß und Lothringen und Au dezugopreiſe: In maunbelm und umgebung wöchentuch Vold⸗ pfeunlg. die monatlichen Sezieher verpflichten evti. Renderung der wirtſchaftlichen verhüältniſſe endig werdende preiserhöhungen anzuerkennen. poſt⸗ 1 cronto nummer 17590 Rariesruhe.— Hauptgeſchötsſteile befhn deim E6G. 2.— Seſchüfts⸗nebenſtelle Neckarſtadt, wald⸗ 8 Nr. 6. Fernſpr. Ur. 7031, 7932, 7083, 704, 7038. CTelegr.⸗Nör. dneralanzeiger Mannheim. Erſchelnt wöchentlich zwölfmal. eilagen: —— Badiche Aeneſte Nachrichlen Sport und Spiel. Neue Mannheimer Seitung: Aus Seit und Leben mit Mannheimer Frauen⸗ und Muſik⸗Jeitung · Welle und Schall · Verkaufspreis 10 Soldpfennig 1924— Nr. 279 7 Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei vorauszahlrmg pro ein⸗ ſpaltige Kolonelzeile ſür Rugemeine Anzeigen ,40 Goldmark Reklamen 2,— Soldmare. Kür Anzeigen an beſimmten Tagen Stellen und Rusgaben wird keine veranttortung über⸗ nommen. Höhere Sewalt, Streles, Oetrieboſtörungen uſw. derechtigen zu keinen Erſatzanſpriüchen für ausgefallene oder beſchränete Rusgaben oder für verſpätete Rufnahme von un⸗ zeigen. Ruftr. ö. Fernſpr. obne Gewähr. Gerichtaſt. Mannbeim. Aus Feld und Garten. Wandern und Neiſen Der neue Kurs— mit vorbehalten ſh Miniſterpräſident Herriot verlas in der geſtrigen Kammer⸗ Jung zunächſt die Bolſchaft des Präſidenten der Republik. ſarnach verkündete er das Regierungsprogramm. In der Senats⸗ meung nahm die Verleſung der Juſtizminiſter Renault vor. Dou⸗ Farſae appellierte in ſeiner Botſchaft an das Vertrauen der beiden de lamente und verſpricht, die Verfaſſung zu reſpektieren und über n Parteien ſtehen zu wollen. Die Wiederherſtellung des Friedens 1 das wichtigſte Problem. Es ſei nicht Frankreichs Schuld, wenn Der eigentliche Friedensatmoſphäre noch nicht geſchaffen worden ſei. 010 Schildner müſſe einen ebenſo guten Willen zeigen wie der Leubiger()., Frankreich könne trotz ſeines verſöhnlichen Geiſtes die re gangenheit nicht vergeſſen. Frankreich könne auf die Kontroll⸗ ue nicht verzichten, zumal ſich der Beſiegte auf die Revanche vor⸗ autereiten ſcheine. Am Schluß heißt es, daß Frankreich die Wieder⸗ Püanahme der normalen Beziehungen zu Rußland unter der Be⸗ gung der Reſpektierung der Verträge erſtrebe. In dem von Herriot verleſenen Kegierungsprogramm W es u. a. gech„Tie Regierung hat die Pflicht, den durch das allgemeine Wahl⸗ ſetot am 11. Mai* prochenen Willen in die Tat umzu⸗ gen. Nach gußen und nach innen wird die Regierung nur ein Wel. verfolgen: dem Lande in der Arbeit und im Fortſchritt den ſſchee den zu geben, den. es ſo ehrlich verdient hat, den mora⸗ chen Frieden in erſter Linie. den, Die Regierungserklärung betont dann daß die Regierung nach Uung, moraliſchen den ſozialen Frieden bringen will durch eine mfaſſende Amneſtie, von der nur Verräter und Deſerteure aus⸗ ſechloſſen ſein follen, ferner durch Vornahme einer großen Ver⸗ tungsreform und Verleihung des Gewerkſchaftsrechtes an Abſchaffung des gegenwärtigen 5 fhebung des Generalkom⸗ lars und ſtrenge Kontrolle der Verwendung der Reparations⸗ lder in den zerſtörten Gebieten und endlich durch die Schaffung es Achtſtundentags und möglichſt raſche Ratifikation der Aibeitskonvenkion. Hand in Hand damit wird eine Ausdehnung der roduktionsmöglichkeit der Nation, der Ausbau der Sozialverſiche⸗ ng und Einführung der ſogenannten Einheitsſchule gehen. Aber die Durchführung dieſes Programms iſt ohne 25 ſtrenge Ordnung in den Finanzen f möglich. Wir werden zunächſt ein genaues Inventar der Lage ſſtellen. Entſchloſſen, ſchonungslos die Betrüger zu verfolgen und bierer ehrlich eingeführten Einkommenſteuer die Grundlage einer lenklich demokratiſchen Steuerverwaltung zu errich⸗ en werden wir bei der Aufſtellung des nächſten Budgets in einer die en Milderung der direkten Steuern das Mittel ſuchen, die durch Uaſteonlumſteuer und ſpeziell durch die Umſatzſteuern geſchaffenen n herabzuſetzen. Es bleibt uns jetzt noch übrig, uns über die 9 auswärtige Politik und Frankreichs Sicherheit niAußern. In militäriſcher Hinſicht beabſichtigen wir eine Reorga⸗ Alation e 5 die Bedürfniſſe 15 ſetzer empfehlen. Dieſe Reorganiſatſon, welche eine Herab⸗ hen ng der aktiven Militärdienſtzeit ſoll unter ſol⸗ puntt edingungen vor ſh gehen, daß Frankreich zu keinem Zeit⸗ ſed entblößt oder geſchwächt iſt. Frankreich weiſt ausdrücklich ſichen Annektions- oder Eroberungsgedanken von whän Was es will iſt ſeine Sicherheit in der Würde und Un⸗ berengigkeit; was es will, iſt Frie de für ſich ſelbſt und für die an⸗ en Vöolker ebenfalls. wſeunſere demokratiſche Regierung wird mit Feſtigkeit die Rechte Landes verteidigen, ſo wie ſie im Vertrag verzeichnet lun Wir haben das Recht auf Reparationszah⸗ merd en, wir verlangen ſie im Namen der Gerechtigkeit. Die neue Un nationale Ordnung, die wir erſtreben, kann ſich nicht auf einet deidechtigkeit aufbauen, ſondern ſobald Deutſchland ſich mit dem ſagensvertrag inbezug auf Reparationen und auf die Sicherungs⸗ Voölden in Einklang gebracht haben wird, wird ſein Eintritt in den erbund nur von ihm abhängen. ſind Feinde einer Jolierungs⸗ und Gewaltpolitik, die zu Be⸗ ſetzungen und lerrikorialen Pfandergreifungen führk. N0 Angeſichts der gegenwärtigen Zuſtände in Deutſchland und der Wedendigkeit, nicht nur Frankreich, ſondern alle Völker gegen eine en erkehr des nationaliſtiſchen Pan⸗Germanismus zu ſchützen, hal⸗ I, wir es nicht für möglich, die Ruhr zu räumen, bevor 05 5 den Sachverſtändigen vorgeſehenen Pfänder, deren un dten wir ohne Hintergedanken annehmen, mit den gerechten ſangleirklamen Ausführungsgarantien feſtgeſetzt und den interna⸗ ſy en Organismen übertragen ſind, die die Vollmacht haben, du verwalten. ir ſind auch der Anſicht, daß im Intereſſe des Friedens eine lur Entwaffnung Deulſchlands Weg eine gemeinſame Anſtrengung der Alliierten und ſobald als Ur d durch den Völkerbund kontrolliert werden muß. die lberden die Sicherheitsfrage durch Garantiepakte zu löſen haben, Vir rerſeits unter der Kontrolle des Völkerbundes geſtellt werden. ſleß erklären ferner, daß unſere Regierung mit allen Mitteln danach dnen wird, den Völkern, denen Frankreich ein Führer ſein ſoll, ban ehrlichen und dauernden Frieden zu geben. Wir wer⸗ ach unſeren beſten Kräften 5 bei allen Völkern den demokraliſchen Geiſt ermutigen ung unterſtützen, deſſen wir ſelbſt uns rühmen. Wir werden, was an lernart, dazu beitragen, den Völkerbund zu ſtärken, ſowie alle tionalen Einrichtungen die der Aufklärung, der Annäherung em Frieden dienen, wir werden eine Politik gerechter Handelsverträge treiben, um das gewünſchte Ergebnis zu er⸗ zielen, werden wir vor allem die Bande feſtigen, die uns mit un⸗ ſeren Verbündeten und Freunden verknüpfen. Wir werden danach trachten, ihre Intereſſen und Bedürfniſſe zu verſtehen, wie wir auch von ihnen Verſtändnis für uns verlangen werden. Wir werden ihnen Friedenswillen und die Loyalität Frank⸗ reichs ſo unzweifelhaft beweiſen, daß ſie mit uns ein Einvernehmen herbeiführen werden, um die im Gutachten der Sachverſtändigen vorgeſehenen Bürgſchaften der Sicherheit zu gewährleiſten. Um Frieden zu ſtiften. werden wir noch mehr tun. Frankreich kennt den Haß nicht. Es genüat ihm. ſeine Stütze in der⸗Gerechtig⸗ keit zu finden. Unſere Regierung vermöchte keinerlei Schwäche zugunſten jener Leute in Deutſchland zu haben, die noch nicht darauf verzichteten, die Verträge zu verſtümmeln und den Geiſt der Revanche und den Gedanken an die Wiederher⸗ ſtellung der Monarchie zu nähren. Die Regierung hat viel⸗ mehr den Wunſch, die deutſche Demokratie zu feſtigen. Die Regierunag iſt ſchon ietzt zu wohlwollenden Maßnahmen bereit. Die von den Behörden der beſetzten Gebiete bewilliaten vorläufigen Skrafausſetzungen werden in endgüllige Begnadigungen verwandelt. Die Amneſtie findet Anwendung auf die wegen politi⸗ ſcher Vergehen Verurteilten mit Ausnahme derjenigen, die wegen Verübuna von Anſchlägen auf die Sicherheit unſerer Truppen ver⸗ folat werden. die Ausweiſungen der Subalternbeamten, die nur den gegebenen Weiſungen gehorcht haben, werden zurück⸗ genommen: einzelne ſchwere Fälle werden beſonders geprüft werden. Dieſe Beſchlüſſe werden beſſer als Worte unſere Ab⸗ ſicht zeinen. Wenn die deutſche Regierung ihrerſeits die nötigen Arbeiten beſchleunigt, um das Sachverſtändigen⸗Gutachten zur Anwendung zu bringen, dann werde die Regierung der Republik den Bemühungen eines Deutſchland zu antworten wiſſen, das mit Entſchiedenheit den Wea der Demokratie und des Friedens betritt. „Tragiſche Ereigniſſe, Verſchiedenartigkeit der Grundlehren, die uns von der Moskauer Regierung trennen, laſſen uns nicht ver⸗ geſſen, daß das ruſſiſche Volk lange auf gemeinſamen Schlacht⸗ feldern mit uns geblutet hat. Schon in dieſem Augenblick bereiten wir die Aufnahme normaler Beziehungen mit Ruß⸗ land vor. Bevor wir einer formellen Erklärung zuſtimmen, die die franzöſiſchen Intereſſen berückſichtigen muß, müſſen wir einige Vorſichtsmaßregeln trefſen und gewiſſe Informationen einholen, die wir zu beſchaffen im Begriffe ſtehen. Herriot ſchloß mit den Worten: Die einzige Art der Demokratie und der eines Landes wie Frankreich würdigen Politk iſt die, welche ihre Methoden offen auf die Vernungsgründe aufbaut und die Ver⸗ —4 ꝗ9 35 der Sittengeſetze als Ziel gibt zum Wohle der geſamten ation.“ Nach Verleſung der Miniſtererklärung gab der Präſident Pain⸗ levs die Interpellationsanträge bekannt. Der Kommuniſt Cachin griff die Regierung heftig an. Die weitere Debatte, an der ſich Vertreter der Rechten und der Sozialiſten beteiligten, verlief ohne ſ Höhepunkte und beſchränkte ſich auf Wünſche und Beſchwerden. Sie wird am Donnerstag nachmittag fortgeſetzt werden. Der Eindruck der Erklärung V Paris, 17. Juni.(VBon unſ. Pariſer Vertreter.) Der An⸗ ſturm des Publikums auf die Deputiertenkammer war 5 r groß, aber die Erwartung, daß es zu beſonderen Zwiſchenfällen kommen werde, blieb unerfüllt. Herriot verlas die miniſterielle Erklärung mit klarer Stimme, ohne in ſeiner Rede geſtört zu wer⸗ den. Der Miniſterpräſident verfügt über ein wohllautendes, an den berühmten Bariton Briands erinnerndes Organ. Wichtige Stellen unterſtreicht er durch eine charakteriſtiſche Geſte der linken Hand, verzichtet jedoch auf ſcharfe Betonung, die als Vorſtoß gegen die Oppoſition angeſehen werden kann. Auch dort, wo ſich ſein Pro⸗ gramm von den Grundſätzen der Minderheit am weiteſten entfernt, bewahrte Herriot ſeine ruhige aber durchaus beſtimmte Art. Von der Nervoſität, die ihm vor der Wahl oft einen böſen Streich ſpielte, bemerkte man heute noch nichts. Hertiots Auftreten unter⸗ ſcheidet ſich auch von dem Poincares. Die Erſcheinung iſt ſehr ein⸗ nehmend, man fühlt aus jedem Wort, daß Herriot ohne Hinter⸗ gedanken ſpricht. Seinen Erklärungen fehlt es an komplizierber Stiliſierung, wie ſie Poincare bevorzugte. Deshalb können ſich die Zeitrungen auf kurze, faſt übereinſtimmende Kommentare be⸗ ſchränken. Das Expoſs ſtimmte weſentlich mit dem Brief überein, den Herriot vor 14 Tagen Blum richtete. Alle eigenen politiſchen Hauptforderun⸗ gen, Ammeſtierung, Wiedereinſtellung der Eiſenbahner, Syndikat der Staatsbeamten, Nichtigkeitserklärung des Kammervotums be⸗ treffs der Geſandtſchaft am Vatikan ſind klar formuliert. Hinſicht⸗ lich Rußlands wählt Herriot eine vorſichtige Faſſung. Das Hauptintereſſe richtet ſich begreiflicherweiſe auf die Deulſchland betreffenden Stellen. Herriot verzichtet darauf, die in ſeinem Sonntagsinterview abgegebene und in der Boulevardpreſſe aufgebauſchten Erklärungen uber die Revancheſtimmung in Deutſchland ſeinem Expoſe einzufügen. Den Nationaliſten wollte er dieſes Vergnügen nicht bereiten, trotzdem mußte er es ſich gefallen laſſen, daß die Rechts⸗ partejen für ſeine Worte über den Nationalismus oſtentativ Beifall klatſchte, obwohl Herriot auch die Kriegstreiber imeigenen Lande warnte. Mit dem Paſſus über die Ruhr zeigte ſich die gemäßigte Gruppe der nationaliſtiſchen Oppoſition zufrieden, gleich⸗ wohl nimmt es die Minderheit übel daß er weder die Notwendig⸗ keit oder Micumperträge noch die Kontrolle der linksrheiniſchen Bahnen hervorgehoben hat. Die Aufhebung der Verordnungen im Gebiet wurde von der Minderheit durch Proteſtrufe ab⸗ gelehnt. an den Leiter der ſozialdemokratiſchen Partei Nach den in den Wandelgängen gewonnenen Eindrücken wird das Kabinett mit einer Mehrheit von rund 350 Stimmen rechnen können. Zu bemerken iſt, daß die Sogialdemo⸗ kraten nicht ganz befriedigt ſcheinen. Herriot ſormu⸗ lierte nämlich ſeine Reformen nicht ſcharf genug. Die Bofſchaft des Präſidenten der Republik rief auf ſozialdemekratiſcher Seite mehrmals Widerſpruch hervor, beſonders die(Stelle, wo Präſident Doumergue ſagt, daß es nicht Frankreichs Feſhler wäre, wenn es in Europa an einer reinen Friedensatmoſplhäre fehlte, wurde durch ſtarke Zwiſchenrufe von ſozialdemokratſſcher Seite unterbrochen. Ich ſprach mit einem ſozialdemokratiſchen Deputierzen über die Ernennung des Generals Nollet und er hielt folgende Mitteilung über die hauptſächlichſten Beweg⸗ gründe dieſer Ernennung: General Nollet gehört zu den wenigen franzöſiſchen Generalen, die für die einjührige Militär⸗ dienſtzeit eintreten. Wenn er dieſe Reform bertritt ſo wird ſich das Parlament ihm gegenüber nachgiebiger verkfalten, als wenn ein Politiker ſich dieſer Aufgabe als Kriegsminiſter unterziehen würde. Pariſer Preſſeſtimmen Die Regierungserklärung des neuen Kabinetiſs wird von der „Journee Induſtrielle“ als eine einfache Votſchaft be⸗ zeichnet, die trotz ihrer Lage wie eine abwartende Maßregel aus⸗ ſehe. Sie kündige viele Reformen an, aber ſie bringe keine Formel. Es wäre alſo vergeblich, ſchon jetzt über einfache grundſätzliche An⸗ deutungen zu verhandeln. Nicht weniger kritiſch nimmt das„Echo de Paris“ Herriots Proaramm auf. Er habe die Forderungen verſchleiert, aber man finde ſie trotzdem. Er erkläre der Geiſtlichkeit den Krieg, verſpreche eine allgemeine Amneſtie mit einer ganz kleinen Reſerve einer admi⸗ niſtrativen Anarchie durch Bewilliaung des Gewerkſchaftrechts für Beamte, ebenfalls mit einer kleinen Reſerve und Desorganiſation der militäriſchen Streitkräfte. die zwar aufgeſchoben aber arundſätzlich angenommen ſei und er weiſe auf fiskaliſche Reforſnen hin. von denen man nichts genaues mitteilt. um niemand allzuſchwer zu erſchrecken. Der Kredit, den Blum dem neuen Kabinett bemfillige, ſei nicht ſehr lange befriſtet. Die Forderungen, die dank der parlamentariſchen Ferien nur ein wenig hinausgezögert würden; ſeien nur um ſo drückender und brutaler. An anderer Stelle werkſe geſagt, das außen⸗ volitiſche Proaramm beſtehe nur aus Phraſen, die ſich in jedem Sinne auslegen laſſen. 1 Der„Gaulois“ ſagt, die miniſterielle Erklärung verkünde in myſtiſchem Tone alle radikalen Ideologien, alle Illuſionen, die die Univerſitäten der franzöſiſchen Jugend eingegeben habe. Das„Petit Journal“ dagegen rühmt der miniſteriellen Er⸗ klärung nach, ſie ſei klar, ſo daß es leicht erſchiene, einen Ueberblick über verſchiedene Programmpunkte der neuen Regierung zu gewin⸗ nen. Es werde Herriot leicht fallen, eine ſtärkere Mehrheit im Par⸗ lament zu finden. Die„Action Francaiſe“ ſchreibt, man hätte die Erklä⸗ rung eines Staatsmannes erwartet und habe die Erklärung eine⸗ Politikers gehört, der in alten Formeln befangen ſei, der den Lei⸗ denſchaften einer kaunmpfesluſtigen Mehrheit ſchmeichle und unter einer ziemlich geſchickden Rhetorik die paar Reſerven verſtecke, die jeder Regierungschef als zu anſpruchsvollen Freunden gegenüber machen wolle oder zu üben genötigt ſei. Die Botſchaft des Präſiden⸗ ten der Republik, des unparteiiſchen e ſei von weit icherem Tone geweſen und habe gleichzeitig Erfahrung und philoſophiſche Ruhe bewieſen als die Erklärung Herriots. Berliner Preſſeſtimmen Berlin. 18. Juni.(Von unſerm Berliner Büro.) Das franzö⸗ ſiſche Regierungsproaramm bedeutet keine Ueberraſchung mehr. nachdem es in den Hauptzügen bereits offiziell bekanntgegeben war. Die Berliner Blätter. die ſich bereits an der Hand des vorläu⸗ figen Berichts vielfach ausführlich geäußert hatten, beanügen ſich da⸗ her mit kurzen Kommentaren. Die„Deutſche Zeitung“ ſieht ihre ſchlimmſten Erwartungen durch die Erklärungen Herriots noch über⸗ troffen. Der„Vorwärts“ ſtellt mit der ſchönen Beſcheidenheit, die ihn neuerdinas ziert, feſt:„Was an dieſer Erkläruna befriedigt und aus⸗ ſichtsreich erſcheint, iſt durch die Arbeit der deutſchen Sozialdemo⸗ kratie möglich gemacht worden, alles, was noch nicht befriediat, findet ſeine Grundlagen und Stützen in der deutſchnationalen völkiſchen Aaitation.“ Das„B..“ alaubt trotz erheblicher Einwände immer⸗ hin in der Rede des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten manches finden zu können, was auch von deutſcher Seite als wichtiaer Fortſchritt zu begrüßen iſt, Verzicht des franzöſiſchen Widerſtandes gegen Deutſch⸗ lands Eintritt in den Völkerbund. Die ſehr ſtark rechts orientlerte „Börſenzeitung“ erblickt in dieſer Konzeſſion, ſo wie die Dinge vor⸗ läufia liegen, einen Wechſel auf eine weit entfernte nebelhafte Zu⸗ kunft. 1** Herriot und Macdonald Die Beſprechunga zwiſchen Herriot und Macdonald wird, wie eine Havasmelduna beſtätiat. ganz beſtimmt am Sonntag und Montaa in Cheqauers ſtattfinden. Es iſt möalich, daß Herriot ſich am Dienstaa moraen nach London beaibt. Am Mittwoch wird er jedenfalls wieder in Paris ſein. Es heißt: der ſtändige Se⸗ kretär des Foreian Office. Sir Eyre Crewe. der auch an der enaliſch⸗ belaiſchen Beſprechung in Cheauers teilnahm. werde der Unterredung zwiſchen Maedonald und Herriot beiwohnen. In offiziellen Kreiſen nehme man an, daß das Proaramm weiterageſteckt ſei. als dasſenige. das für die geplante Unterredung Macdonalds mit Poincare beab⸗ ſichtiat war. Doumergues Nachfolger im Senat Die demokratiſche Linke hat zu ihrem Kandidaten für den Poſten des Senatspräſidenten ihren Vorſitzenden, den Senator Bienvenu Martin beſtimmt. Ein Gegenkandidat bei der am Donnerstag ſtattfindenden Wahl wird Senator Selves ſein, der im Kabinett Poincare Miniſter des Innern war. Ihn ſtellt die republikaniſche Union auf. 2 2. Seife. Nr. 279 Mannheimer General-Anzeiger(Mitlag⸗Ausgabe) Mittrooch, den 18. Juni 192⁴ 2 2 Muſſolinis ſchwerſte Stunden Der Mord an Matkeotti (Von unſerm römiſchen Vertreter.) p. Rom, 16. Juni. Vor und während der Zeit ſeiner Regierung dürfte Muſſolini wohl nie ſo ſchwere Stunden 8 1 die, 4 er jetzt durchebt: droht doch ein gewöhnlicher Streich einiger ſeiner politiſchen Anhänger die Beziehungen der Freundſchaft und des Ver⸗ ſtändniſſess die ihn immer mehr auch mit der großen Maſſe des Volkes verbinden, zu zerreißen. Die Tatſachen ſind folgende: Am vemgangenen Mittwoch Nachmittag verbreitete ſich in den Wandelgängan der Kammer plötzlich das Gerücht, daß der bekan⸗ite ſozioliſtiſche Abgeordnete Matteotti ſeit 24 Stunden vermißt werde. Matteotti hatte vor einigen Tagen eine ſcharfe Oppoſitions⸗ rede gehalten die zu einem Boxkampf in der Kammer geführt hatte. Seine Frau hatte nun der Polizei eine dahingehende Anzeige er⸗ ſtatte. daß Matteotti. der ein durchaus regelmäßiges Leben zu führen pflegtee in der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch nicht nach Hauſe gekommen ſei, und daß ſie ohne ſede Nachricht üb ſeinen Verblelb wäre. Man vermutete mit Recht ſofort einen poli⸗ tiſchen Streich. Run haben bereits verſchiedene Anwohner der Gegerd. in der ſich die Wohnuna Matteottis befindet. der Polizei Mitteilung van einem geheimnisvollen Automobil gemacht das am Dienstag nachmittag in jener Gegend, nämlich an einem der Tiber⸗ ufer hielt Zwei der Zeugen hatten geſehen daß mehrere Per⸗ ſonen einen Herrn in grauem Anzug gewaltſam an das Automobil heranbrachten, den ſich heftig Verteidigenden in den geſchloſſenen Wagen hineindrängten, und ſie wollten dann ſogar die Hilferufe des Betreffenden gehört haben, als das Automobil in raſender Fahrt das Tiberufer verließ Die Frau dese Abgeordneten beſtätigt in der Tat. daß ihr Mann on dem Unalücksdienstag einen grauen An⸗ zug angehabt habe Ein kleiner Junge, der um die Zeit in der Gegend⸗ ſpielte. berichtete daß er durch die Inſaſſen des Automobils mit Ohrfeigen von der Stelle vertrieben worden ſei. Es iſt ferner gelungen, die Nummer des Automobils feſtzuſtellen, das zur Ent⸗ führung des Abocordneten gedient hat Der Beſitzer des Fahr⸗ zeuges, ein Garageinhaber. wurde verhaftet doch ſcheint er un⸗ ſchuldig zu ſein, da das Automobil von einer ſehr bekannten politi⸗ ſchen Perſülichkeit die auch dem Garagenbeſitzer vertraut war, ge⸗ mietet word en iſt Dieſe Perſönſichkeit aber iſt niemand anders als Filin pelli, der Direktor der offfzſellen römiſchen Zeitung „Corriere IuFliano“. Es hieß bereits. Filſppelli ſei verhaftet wor⸗ den, doch iſt er immer noch auf freiem Fuß Er bat ausgeſaat, daß mebrere ihm wahlbekannte vorditoſieviſche Faſziſten ihn an dem belreffenden Thenstag um die leihweiſe Ueberlaſſung eines Autos des Corriere“ für einen Ausflug gebeten bätten Da ein ſolches nicht zur Verfi inung war, habe er ein Billett an einen ihm be⸗ kannten Garaat minhaher geſchriehen. der den Norditalienern dann das inzwiſchen jequeſtrierte Fahrzena zur Nerffauna geſtellt habe Ferner wurden inzwiſchen die erwöhnten Faſesiſten verhaftet Die ganze 2ngelegenheit hat bereits in der Kammer ein lautes Echo geſunden Vorgeſtern kam es dort beinahe zu einer Prügelei Muſſolinj und der Kammerpräſident Rocca erklärten im Namen der Regierung und des Parlaments ihr Bedauern üder die Entführung und verſprochen energiſche Maßnahmen Der Sprecher der Sozia⸗ liſten Gonzales ivar mit dieſen Erklärungen nicht zufrieden. Er ſtellte die unerhör te Tatſache feſt, daß ein Abgeordneter mitten wäh⸗ rend der Sitzungen der Kammer entführt werden könne. Der repu⸗ blikaniſche Daputiern: Chieſa ruft:„Die Regierung ſoll ſprechen!“ Muſſolini ſchugeigt, Hagteſ Chieſa:„Die Regierung ſchweigt. Ste iſt mitſchuldig!“ Dieſe Worte löſen einen Sturm— Ent⸗ 9 bei der Mihrheit aus. doch gelingt es im letzten Augenblick eine Prügelei zu vermeiden. Geſtern nahmen die Oppoſitionspar⸗ teien zum des Proteſtes überhaupt nicht mehr an der Sitzung teil. Der kriegbli.ude Abgeordnete Deleroix von der⸗Mehrheit hielt eine eindrucksvolle Rede, in der er der Frau und den drei Kindern des Abgeordneten Matteotti das Mitgefühl der Kammer ausdrückte, krengſt Beſtrafungj forderte und ſagte:„Es iſt Zeit aus dem Lik⸗ torenbündel(„bekar mtlich iſt dieſes das Zeichen des Faſzismus“) das garte Beil hervorztziehen und zu ſtrafen.“ Muſſolinis Rede, in der er der Kammef die Verhaftung der Hauptſchuldigen mitteilte, ſee en tief trauſrigen Unterton. Er erklärte, daß ſein ſchlimm⸗ ter Feind ſich nichts ſchlimmeres gegen ihn hätte ausdenken können als dieſe Tat. Er verſprach völlige Genugtuung, Nach der Sitzung 5 Frau Mat teattis zu ſich gebeten und verfucht ihr Troſt zu⸗ zuſprechen. Die Oeffentlichkeit iſt in ſichtbarer Weiſe erregt. Nur die völlige Beſtrafung der Schuldſgen 1— ſie beruhigen. Dieſe darf natür⸗ lich auch vor hochgeſtellten Perſönlichkeiten nicht halt machen, auch nicht vor jenem Filipſlli, deſſen Hände doch nicht ganz rein zu ſein ſcheinen Nur weim das geſchieht, wird ſie an das glauben, wovon ſie einſtweilen noch zum größten Teil überzeugt iſt: nämlich an die Unſchuld der Regierung. *** Die Leiche noch nicht gefunden TDurch die Affäre Matteott! iſt das ganze Land in Mitlet⸗ denſchaft gezogen. Das Parlament hat ſeine 1 rtn einge⸗ ſtellt und ſcheint geſprengt zu ſein. Ueberall hört man von Dienſtentlaſſungen und Verhaftungen. In dem leßten Palizeibericht eißt es, daß nach einer genauen Unterſuchung des zur Entfernung benutzten Automobils feſtge⸗ ſtellt worden ſei, daß während der Tat ein grauenhafter Kampf ſtattgefunden habe, da die Handverkleidung des Wagens zerriſſen ſei und ſich im Innern Menſchenhaare und Kleiderfetzen vorge⸗ funden hätten. Die„Tribuna“ meldet, daß Matteotti nahe dem Badeſtrande ſeine Abgeordnetenkarte hinauswarf und durch lautes Schreien die Paſſanten auf ſich aufmerkſam zu machen verſuchte. Der Verbleib der Leiche bleibt weiter ein Geheimnis. Das Volk läßt ſich den Glauben nicht nehmen, daß die Leiche auf⸗ gefunden, aber heimkich beiſeite geſchafft worden ſei. Der Mailän⸗ der Sitz des faſziſtiſchen Diſſedenten iſt von Karabinieri beſetzt. Die Wohnung des ehemaligen Unterſtaatsſekretärs 1 wird von Polizei ũ t. Der„Meſſagero“ beſtätigt. daß auch gegen den früheren Preſſechef Roſſi ein Haftbefehl erlaſſen worden ſei. Der„Popolo“ meldet, daß Fillipelli die letzte Nacht vor dem Morde mit dem ebenfalls verhafteten faſziſtiſchen Agitator Domini in einem Nachtlokal verbracht habe. Ein faſgiſtiſcher Abgeordneter ſagte unter Eid aus, daß ihm Domini in Rom mitgeteilt habe, er habe elf bis zwölf beſtellte Morde auf dem Ge⸗ wiſſen. Er befinde ſich in der Gewalt derer, für die er arbeiten müſſe. Es bleibe ihm nichts weiter übrig, als auf dieſem Wege fortzufahren. Bei ſeiner Verhaftung fand man bei ihm ein Pa⸗ ket mit Kleiderreſten, die noch mit Blut befleckt waren, ferner ein blutbeflecktes Meſſer und einen Revolver. Nach dieſen Beweiſen wird mit Sicherheit angenommen, daß Domini einer der Mörder iſt. des ermordeten Abgeordneten Der Papſt erteilte ihr den apo⸗ ſtoliſchen Segen. Rücktrittsgeſuch Muſſolinis Infolge der Nachwirkungen des Mordes hat Muſſolin! dem König ſein Rücktrittsgeſuch eingereicht. Dieſer Schritt iſt jedoch nur von formaler Bedeutung. Muſſolini wird zwei⸗ fellos vom König wieder mit der Kabinettsbildung betraut werden und das Kabinett dann in der bereits geſtern von ihm angedeute · ten Weiſe erweitern. Es verlautet, Muſſolini beabfichtige Gio⸗ litti, Orlando und Salandra in das neue Kabinett auf⸗ zunehmen. Jedenfalls dürften die nächſten Tage einſchneidende Veränderungen in Italien bringen. Das Reichskabinetk hat ſich geſtern mit den zahlloſen Proteſten beſchäftigt, die der Regierung und dem Reichstag gegen die letzte Regelung der Beamtengehälter zugegangen iſt. Allgemein wird eine Erhöhung der Einkommen für die un⸗ teren Klaſſen verlangt. 157 7 Geſtern empfing Kardinalſtaatsſekretär Caſpari die Frau ihm Die ſiegreiche Nevolte in Albanien (Von unſerm Orientmitarbeiter) :: Akhen, 15. Juni Tirana iſt, man kann ſagen programmäßig, in die Hände der Nationaliſten gefallen. Die Kämpfe um dieſen Erfolg haben in Wahrheit nicht allezu lange gedauert, aber es iſt viel Blut vergaſſen worden: dis Toten ſollen etwa 300 an der Zahl ſein. Am Tage vor der Einnahme der Hauptſtadt hat Amet Zogu ihgßr bisheriger Herr, die Truppen von dem geleiſteten Eide entbunden und die Parole ausgegeben: Rette ſich, wer kann! Seine Miniſter und Ab⸗ geordneten haben dieſe Parole zuerſt befolgt und ſich, zum Teil nach Italien eingeſchifft. Amet auf elenden Fiſchereifahrzeugen Zogu iſt wohl nach Jugoflawien geflohen und das Gerücht, er werde den Krieg als Guerillakrieg fortſetzen, ſcheint unbegründet zu ſein Man fragt ſich nun: was wird aus Albanien werden? Wird die augenblicklich herrſchende Begeiſterung für die Nationaliſten und ihren Sieg anhalten? Am ſchwierigſten iſt die Frage, wie ſich das Zentrum des Landes auf die Dauer ſtellen wird Der katholiſche Norden, der orthodoxe Süden werden ſich eher mit der neuen Strömung verbinden. Aber ob das Zentrum des Landes mit beiner muhammedaniſchen Bepßlferung nicht doch zur gewohnten Wirt⸗ ſchaft und Mißwirtſchaft der Beys wird zurückkehren wallen? Jeden⸗ falls iſt die Lage des Landes auch durch den Sieg der Revolte keineswegs geklärt und, ſo ſehr man dem gequälten Albanjen Ruhe und Sicherheit wünſcht, muß man ſich doch auf neue Ueberraſchun⸗ gen gefaßt machen. die Durchführung des dawesplanes Die„Germania“ hört, daß die Reichsregierung beabſi htige, die zur Durchführung des Sachverſtändigengutachtens notwendigen Ge⸗ ſetze möglichſt in ihrer Geſamtheit dem Reichstage vor⸗ zulegen. Es handelt ſich dabei um das Geſetz über die Aende⸗ der Reichsbankverwaltung und das Geſetz über die Schaffung einer neuen Goldnotenbank und das Geſetz, das die Belaſtung der deutſchen Induſtrie betrifft. Die ſonſtigen Verhandlungen über das Golnotenbank⸗ geſetz ſeien am weiteſten vorgeſchritten. Es liege ein vollkom⸗ mener Geſetzentwurf vor, zu dem das Reichskabinett bereits Stellung genommen habe. Wie das Blatt weiter mitteilt. ſoll gleichzeitig dem Reichstag eine Reihe von Steuer⸗Geſeßentwürfen unter⸗ breitet werden. Im Reichsfinanzminiſterium werde an einer grund⸗ ſätzlichen Reform einiger Steuerarten gearbeitet. Vor allem gelte das für die Umfatzſteuer und für die Einkommenſteuer, bei der die Voraus zahlungen fortfaſlen ſollen. Die Reform beider Steuerarten ſoll vor allem dem Preisabbau dienen, der auch durch die Beſeitigung der Micumverträge eine Förderung erfahren dürfte. Den Notwendigkeiten des Preisabbaues dürften ferner auch Poſt und Eiſenbahn im Rahmen des Möglichen Rechnung tragen. Geſtern nachmittag haben, den Blättern zufolge, in den Räumen des Reichswirtſchaftsrates die Beſprechungen zwiſchen den deutſchen und den ausländiſchen Sachverſtändigen über die Frage der Neuorganiſation de rReichsbahn aufgrund des Sachverſtändigengutachtens begonnen. Nach Abſchluß der Beratungen dürfte eine offizielle Mitteilung veröffentlicht werden. Ein Dementi der badiſchen Regierung Das„Berliner Tageblatt“ läßt ſich in ſeiner Ausgabe vom 14. Juni aus Karlsruhe telegraphieren, daß die Vertreter der Länder mit der Reichsregierung über den Text der Note beraten, die in Sachen des Dawesgutachtens an die Botſchafterkonferenz abgehen ſoll. Dieſer Text wurde nach Mitſeilung eines anderen Blattes auf einer Landeskonferenz in Karlsruhe beſprochen. Die badiſche Regierung ſtellt zu dieſer Mitteilung feſt, daß ihr von einer Landeskonferenz in Karlsruhe nichts bekannt iſt und eine ſolche auch nicht ſtattgefunden hat. Die badiſche Regierung ſtellt ſich geſchloſſen auf den Boden des Beſchluſſes, welchen die Reichsregierung bezüglich der Annahme des Dawesgutachtens gefaßt hat. Auf der kürzlichen Konferenz der Länder hat dies der badiſche Staatspräſident Dr. Koehler auch klar und unzweideutig zum Ausdruck gebracht. Alle anders lautenden Meldungen widerſprechen, ſoweit die Stellung der badiſchen Regierung zum Dawesgutachten in Frage kommt, den Tat⸗ ſachen. Die Pfalz und die Karlsruher Neoͤe Streſemanns Es entſpricht der Auffaſſung der überwiegenden Mehrheit der Pfälzer, wenn die Pfälziſche Rundſchau ſagt: Die Pfalz fordert, daß Dr. Streſemann ſeine Politik als Reichsaußenminiſter zu Ende führt, einerlei, ob die Oppoſttion ihr„Hoſianna“ ruft oder das„Kreuziget“ ausſyricht; er kann ſich ſein, im beſetzten Gebiet und bei uns in der Pfalz jederzeit ſeine Fürſprecher zu finden, hat doch unſer pfälziſcher Reichstagsabgeordneter Dr. Zapf ſelbſt er⸗ klärt, daß die Streſemannſche Politik die einzige geweſen ſei, die möglich war. Die außenpolitiſche Rede, die Außenminiſter Dr. Streſemann am Sonntag in Karlsruhe hielt, iſt in der Pfalz ſehr bei⸗ fällig aufgenommen worden.„Die Pfälzer haben es ganz be⸗ ſonders begrüßt“, ſchreibt die„Pfälziſche Rundſchau“, daß der Partei⸗ führer der Deutſchen Volkspartei gerade am Sonntag und hier in der Südweſt⸗Ecke des Reiches ſprach, weil es uns einmal Beweis iſt für die rege Anteilnahme dieſes Staatsmannes an den Fragen, die das Schickſal unſerer engeren Heimat ausmachen, und zum andern, weil manche Oppoſition aus den eigenen Reſhen der Partei ver⸗ ſtummen wird vor dem Bekenntnis zu unſerem Volke und ſeiner Größe, wie es Dr. Streſemann in Karlsruhe als ſein perfönliches Erlebnis abgelegt hat.“ deutſchland und der völkerbund Das„B..“ veröffentlicht Unterredungen ſeines Genfer Mib⸗ arbeiters mit dem Vertreter Japans beim Völkerbund Graf Iſhij und dem Vertreter Italiens im Völkerbund. Beide ſprachen ſich dahin aus, daß Deutſchland willkommen ſei. Japan, ſo führre Graf Iſhif aus, verlaſſe ſich ſeſt auf die Entwicklung des Bölkerbundes zu einem Inſtrument des Friede:vs. Deshalb ſei es höchſt wünſchenswert, daß ſowohl die Vereinigten Staaten als auch Rußland in den Völkerbund eintreten würden. Zu dieſen Aeußerungen bemerkt das Blatt, der Eintritt Deutſch⸗ lands in den Völkerbund ſei weſentlich abhängig davon, ob man ſeiner Bedeutung entſprechend einen Sitz im Völkerbund zu⸗ geſtehe. Deutſchland könnte freilich durch die Völkerbundsverſamm⸗ kuta mit einem der nichtſtändigen Sitze im Rat bedacht werden. Der engliſche Vorſchlag auf Vermehrung der Sitze im Völkerbund müte in der augenblicklichen Sitzung des Rates, der letzten vor Zufammentritt der Vollverſammlung, behandelt werden. Die nächſte Keichstagsſitzung Die nächſte Sitzung des Reichstages war für 24. Juni in Aus ficht ommen. Reichstagspräſident Wallraf will wenn —— öglich an dieſem Termin feſthalten und er wird darin von ſeiner Partei, der deutſchnationalen Volkspartei beſtärkt. Von an⸗ derer Seite ſind wieder wegen Verſchiebung der Sitzung Wünſche an den Präſidenten herangetreten. Man glaubt, daß die wichtig⸗ ſten Geſetze, die mit dem Sachverſtändigen⸗Gutachten zuſammen⸗ hängen, und an deren Fertigſtellung in den beteiligten Reſſorts mit Hochdruck gearbeitet wird, kaum vor Mitte Juli ſo weit gediehen ſein werde, daß ſich der Reichstag mit ihnen beſchäftigen kann. Der Präſident hat deshalb den Aelteſtenrat des Reichstages für Mittwoch nachmittag einberufen, um den Termin der nächfter Plenarſitzung feſtzuſetzen. Der Stettiner Prozeß Die Bernehmung der Angeklagten In der geſtrigen Sitzung des Schwurgerichts wurde deenger der zweite Angeſchuldigte Engler vernommen, der in flieze 1 Rede im weſentlichen die Ausſagen Kaws von geftern beſtatge Von dem Zufammentreten mit Grabert erzöhlte Eugler, de er dem Grabert Vorwürſe gemacht habe, daß er nach der Tat daß Schmitz nicht niedergeſchoſſen habe. de zunöchf Grabert erklärte ihm e beide Belgier die Piſtole ſchußvereit hatten, ſodaß er nicht e genug ſeinen Revolver ziehen konnte Kaws ſei an einer ne ecke auf die Straßenbahn geſporungen und habe Engler aufg, dert, ihm zu ſolgen. Auf Englers Frage, wohin er fahren wiat, habe Kaws keine Amwort gegaben. Schwirrat ſei dann 15 ler geſprungen. Auch Engler wollte als die Straßenbahn langſau fuhr, abſpringen; er ſtand ſchon auf dem Tricibrett, als er ahn einen Schuß fallen hörte, und gleich darauf ſprang Kaws an iel, vorbei und lief nach der engen Seitenſtraße Als die Bahn Kb⸗ ſo erzählt Engter weiter, habe er von außen durch die Sche nach dem Belgier geſehen und den Eindruck gewonnen, daß den Belgier eine Piſtole zehen wollte, da habe er ſeinerſelts n Revolver gezogen und zwei Schüſſe abgegeben Er ſei 175 planlos umhergeirrt und habe eine halbe Slunde ſpäter Kaws at troffen. Gemeinſam gingen dann beide zu Sander, um ſich zu holen Am nächſten Tage waren ſie in Oberhauſen. 16 Engler ließ ſich dann beurlauben, erhielt aber im Urlaub 145 Telegramm von ſeiner Hundertſchaft. worin er aufgefordert wu a ſofort nach Hamborn zurückzukommen. Der Wachtmeiſter ſchhe, ihn dann zu ſeinem Hauptmann, der ihm ſagte, daß er ſich de Belgiern ſtellen müßte. Als er dies nicht tun wollte. habe ihe 1 Hauptmann erklärt, er könne nicht länger mehr in m bo bleiben. Er ſei darauf nach Stettin und wieder zu ac Eltern gefahren. Im Januar ſei er verhaftet worden. Zu 1 7 habe er die Tat beſtritten. weil er das für das Iniereſſe 4 deutſchen Reiches für beſſer hielt Erſt als ihm eine Zeitung⸗Johe vorgelegt wurde, wonach die Belgter mehrere Perſonen zum Tal verurteilt hätten. habe er ein Geſtändnis abgelegt. Die 4 ſache, daß er vor den Belgiern anders ausgeſagt batee ah hier, erklärt Engler damit. er habe verhindern wollen, daß er Aachen überführt würde. babe, Auf die Frage des Vorſitzenden. wie Engler geſchoſſen pen antwortet dieſer, er könne ſich nur entſinnen, daß er auf ſper Belgier geſchoſſen habe, wiſſe aber nicht mehr. wie er den Nevd gehalten habe. er habe 3 Schüſſe hintereinander abgegeben. 0 Nach dem Angeklagten Engler wird der Angeklagte Schwi, rat vernommen. Auf die Vorhaltungen bezüglich ſeiner W1deg fprüche in den Ausſagen dor dem belgiſchen Richter erkle Schwirrat, er habe das Beſtreben gehabt. die verurteillen 7 raden ſo ſchnell wie möglich zu befrejen. Durch die ver chiegn⸗ Vorhaltungen der Belgier ſei er zu den ſich widerſpreche ſagen gekommen. 15 Im weiteren Verlauf der Vernehmung beſtreit et der% geklagte, mit Kaws und Engler eine Verabredung übel ſen geplante Erſchleßung des Belglers Schmitz gerroſſc zu haben. Einen längeren Raum in den Verhandlungen aah. dann die Verleſung der Anklageſchrift des belgiſchen Milltä 11⸗ teurs ein Ebenſo wird auch das Urteil des belgiſchen Srlege, gerichtes vom 27. Januar 1923 gegen Reinhard! und der noſſen verleſen. Zu dem dort geſtellten Vertagungsankrag, dab ſeinerzeit geſtellt worden iſt, weil die Verteidigung wünſchte de zuerſt das deutſche Verfahren durchgeführt würde, heißt es in 90 Urteilsbegründung. daß dieſer Antrag ein Manödver dapehet, das belgiſche Kriegsgericht die„unerſchütterliche eb zeugung“ habe, die richtigen Täter verurteilt zu haben. die Aufhebung der Reiſeſpeſen Das Schweizer Preſſeecho 1 Baſel, 18. Junl.(Von unſ. Schweizer Vertreter.) Dte A ebung der 500 Goldmark Reiſeſteuer hat in der ga chweizeriſchen Preſſe ein lebhaftes Echo gefunden. 1150 fämulſche deutſch⸗ſchrweizeriſchen Blätter.[ondern auch die weiſche ag die Teſſmner Preſſe begrüßen die Aufhebung der Verorde Dabei hebt ſie beſonders hervor, daß die Erhebung der 500 119 mark den Reiſeverkehr nach der Schweiz ſehr beeintrüch 01 hat. Während noch im ver en Frühjahr der badiſche Bahen in Baſel bereits einen lebhaften Reiſeverkehr zeigte, habe in letzten Wochen völlige Ruhe geherrſcht. Der Verkehr d land⸗Schweiz war wie abgeſchnitten. Die Preſſe hebt hervar ſe⸗ nun für die freie Verkehrsentwicklung die Bahn wieder offen us Der Schwelzer Fremdenindulirie bieten ſich durch den Peſſeen Heutſchland für dieſen Sommer günſtige Ausſichten. Deiggſen⸗ habe den Schweizer Fremdenorten vor dem Krieg amene ue verkehr gebracht und werde auch in dieſem Sommer Dgepf in der die ſchlechte Lage der Hotelinduſtrie zu verbeſſern. ſt eine franzöſiſchen Schweiz und am Genfer See, wo mon fider ſeur Deutſchland nicht unbedingt freumdliche Pofftik trieb, iſt man ple bereit, die deutſchen Gäſte mit offenen Armen zu empfangen. zal⸗ Anzmoſitct, die während und kur nach dem Krieg in der fef ſchen 179 85 hat wieder einer gewiſſen Sam 54 da⸗ gegen das deutſche Volk Platz gemacht. Man weiß, Reifebedürfnis in Deutſchland groß iſt, nachdem wüöhre ren jede Möglichkeit ſehlte, ſich im Ausland umzuſehen. Mgenet, aber auch, daß gerade die Schicht der Oberbeamten und des gerüldet lichen Mittelſtandes ſtark ſich auf Reſſen der Schwen geſen Die S r Holellers werden ſich dieſem Publikum anz glich 2— und ihm ſeinen Ferienaufenthalt ſo angenehm ten. Badiſche Politik Der Enkwurf des Gebäudeſondergeſetzes nach⸗ Die Landtagsfraktionen hielten am Dienbten men mittag Sitzungen ab, um zu den Anträgen Stellun ön ach⸗ die zum des Gebäudeſondergeſetzes noch vorliegen, land⸗ dem der Haushaltausſchuß des Landtages beſchloſſen hat, Aulaſſen, wirtſchaftkichen Gebäude von der Gebäudeſonderſteuer fte hat die Demokratiſche Fraktion beantragt, all deren Eigentümer ein Einkommen van weniger als erner be⸗ beziehen, von der Gebäudeſonderſteuer auszunehmen. Hansſchn es antragten die Demokraten, den Beſchluß des Hausha enden Ge⸗ auf Freilaſſung aller landwiktſchaftlichen Zwecken dienenn G7, bäuden folgenden Zuſatz beizufügen:„„Ausgenommen uch. bäude im Steueranſchlag von mehr als 100 600 Mar mgsanträcg ſoztaldemoktatiſche Fraktion hat verſchiedene Abänder an eingebracht. Am Dienstag Nachmittag wurden die Ber bt Haushaltausſchuß über das Gebäudeſondergeſetz fortgeſetzt. Letzte Meloͤungen Furchtbares Straßenbahnunglück 55 rſagdeing⸗ Jierlohn, 18. Juni. Geſtern abend gegen 730 Uhr ver Hüſng. Bremſe der Straßenbahn auf der 250205 Keller traße in der Obergrüne und rannte 5 die Schliepe⸗ leher wu abrik. Der Wagen wurde vollſtändig zertrümmert. ſeſtgeſtel ben 15 Tote geborgen und 30 Schwerverleßzte 4 Sasriche wurffe han tes Hamburg. 18. Juni. Vom Hamburaer Am oſtam 33 Jahren im Dienſte der Poſt ſtehende Dire 1183 110 5 en Babrenbeck wegen Unterſchlagung und B ei Jabt 7527 e, und dr Beltet Ihrverluſt ve r 1 1 Beclig, 18. Da. Ig der geſingen Nach füaher„gaen bei den Lofoten die beiden norwegiſchen zuſemi. Jarl“ und„Koog Hasgae 17 r pere Der Dampfer„Haakon“ ging unter. nut meiſt Kinder, ertranken, der zweite dampfer wur de beſchädigt. e 10 8 2⁴ — ETSNe 1 — — 5 17 7 2 2 75 10 . 4. eeredeeeeeeeeee N Mittwoch, den 18. Juni 1924 Mannheimer General⸗Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) 3. Seile. Nr. 279 Der Bürgerausſchuß benötigte für die Beratung der drei Vor⸗ lagen. die auf der Tagesordnung der geſtrigen Sitzung ſtanden, nur eine reichliche Stunde. Ueber den erſten Gegenſtand, den Beizug der Angrenzer zu den Herſtellungskoſten der un⸗ terirdiſchen Abzuaskanäle in den Vororten Feu⸗ denheim. Sandhofen und Rheinau entſpann ſich eine kurze Ausſprache. Von mehreren Rednern wurde die unterſchiedliche Behandluna der Mannheimer in dieſer Frage bemängelt. Die Sach⸗ lage iſt nunmehr in der Tat ſo, daß die Bewohner der Innenſtadt une Vororte Neckarau und Käfertal keine Kanalbaukoſten zu entrichten haben, während die Feudenheimer. Rheinauer und Sandhöfer dieſe Sonderaebühr von ſetzt ab in Goldmark zu bezahlen haben, wenn Grundſtücke an eine neu anzulegende oder an eine ſchon beſtehende Straße ſtoßen. in denen Kanäle zur Entwäſſerung des Grundſtücks liegen oder erſtellt werden. Sty. Knodel. der als Bewohner Rheinaus mit beſonderem Nachdruck gegen dieſe unterſchiedliche Be⸗ udlung proteſtierte, blieb allein auf weiter Flur, als er gegen die Vorlage ſtimmte. Der geſamte übrige Bürgerausſchuſ war dafür. emerkenswert iſt, daß der Oberbürgermeiſter ſein Bedauern darüber ausſprach, daß der Kanalbaukoſtenbeitrag nicht in aanz Mannheim erboben werden kann. Die Mannheimer ſind ſelbſtverſtändlich noch nicht genügend mit Abgaben belaſtet. Die 80 000 Mark, die zur Vermehrung der Wannen⸗ bäder im Herſchelbad um 16, ſowie zur Aufſtellung eines drit⸗ ten Keſſels und eines fünften Warmwaſſerbeulers angefordert wur⸗ den. ſind anſtandslos bewilliat worden. Alle Freunde des Herſchel⸗ s werden lebhafte Genuatuung darüber empfinden, daß nun⸗ mehr die dringend notwendige Vermehruna der Wannenbäder ohne weitere Verzögerung erfolgen kann. Als wir vor einigen Wochen bei Baudirektor Voldmar vorſprachen, um über den Betrieb des Herſchelbades Erkundiaunaen einzuziehen. bedauerte Herr Volckmar. wie wir ſ. Zt. mitteilten. daß keine Geldmittel zur Erweiterung der Wannenbad⸗Abtellung vorhanden ſeien. Durch den erfreulichen Be⸗ ſchluß des Bürgeräusſchuſſes iſt nunmehr dem Mangel abaeholfen. In abſehbarer Zeit werden die Badegäſte bei aroßem Andrana, der immer am Wochenſchluß feſtzuſtellen iſt, nicht mehr ſo lange wie gegenwärtig zu warten brauchen. Die Beſprechung der Beſoldungsvorlage nahm die meiſte Zeit in Anſpruch. Die Frattion der Deutſchen Volkspartei ſtimmte aeſchloſſen daaegen, weil, wie ihr Sprecher, Stww. Mofes, gusführte, die Stadtverwaltung bei der Gewährung des Vor; ſchuſſes. der überdies, wie die Redner des Zentrums und der So⸗ zaldemokraten wünſchten, nicht abgezogen, den ſtädtiſchen Beamten und Angeſtellten alſo geſchenkt werden ſoll, weiter als die Landes⸗ und Reichsreaieruna geht. Es iſt außerdem zu berückſichtigen. daß die ſtädtiſchen Beamten und Angeſtellten auch die 15prozentige Be⸗ ſaßunaszulaae erbalten, die dach ebenfalls nicht außer Acht delaſſen werden darf, wenn man Veraleiche zwiſchen dem Einkommen des ſtädtiſchen, ſtaatlichen und Privatbeamten zieht. Es kann keinem Imeifel unteritegen, daß nunmehr die ſtädtiſchen Beamten und An⸗ geſtellten an der Spitze bei der Beſoldung marſchieren. Die Neu⸗ regelung der ſtaatlichen Beſoldungsordnung wird wohl ebenfalls nicht mehr lange auf ſich warten laſſen. Man darf infolgedeſſen anneh⸗ men, die Landes⸗ und Reichsbeamten über den geſtrigen Be⸗ ſchluß des Mannbeimer Bürgerausſchuſſes nicht allzupiel Mißbehaaen empfinden werden. Während der Deutſchen Volksvartei der ſtadt⸗ rätliche Antrag zu weit aing, beantraaten die Kommuniſten eine wei⸗ tere Beſſerſtellung der unteren Beamten bis einſchließlich Gruppe 7. Der Antrag wurde gegen die Stimmen der Kommuniſten abgelehnt. Die Wirtſchaftliche Vereinſaung enthielt ſich der Abſtimmung. weil in der letzten Sitzung mit ihrem Antraa. die Vorlaage an eine ge⸗ miſchte Kommiſſion zu verweiſen, nicht durchgedrungen war Trotz⸗ ergab ſich noch eine ſichere Mehrheit für den ſtadträtlichen An⸗ trag, da die übrigen Fraktionen aeſchloſſen dafür ſtunmten. Sitzungs⸗Bericht Oberbürgermeiſter Dr. Autzer eröffnet die Sitzung um.20 Udr. Das U„Auf der Galerie halken ſich nur e der Gemeindebeſchlüſſe über den Beizug der fin⸗ grenzer zu den Herſtellungskoſten der unterirdiſchen Abzugs⸗ nanäle für die Gemarkungsteile Feudenheim rechts des Ueckars, Sandhofen und Rheinau Stv.⸗V. die A der.Stv. de. Moerel Por— weil e r Eingemeindungsvertrüge bedeute. Oberverwaltungsrat Dr. Loeb —— Sitzung des Bürgerausſchußhes am Dienstag, 17. Juni 1924 Erhebung von Kanalbaukoſten in Feudenheim, Kheinau und Sandhofen— Bewilligung der Mittel für die Erweiterung der Wannenbadabteilung des herſchelbades— Genehmigung der verbeſſerung der Bezüge der ſtädtiſchen Beamten und Angeſtellten ſteht auf dem Standpunkt, daß die Stadtverwaltung zu der Auf⸗ wertung der Kanalbaukoſten berechtigt iſt. Sto. Kaiſer(Ztr.) be⸗ mängelt, daß die Vororte die Kanalbaukoſten bezahlen ſollen, wäh⸗ rend in der Innenſtadt dieſe Koſten nicht erhoben werden. Man ſollte gerechterweiſe die Vororte mit der Innenſtadt gleichſtellen. Oberbürgermeiſter Dr. Kußer bedauert, daß die Gebühren in der Innenſtadt nicht erhoben werden. Zu der Erhebung in den Vororten ſei man nach den Eingemeindungsverträgen berechtigt. St. Anodel (Dem.) wendet ſich ebenfalls gegen die unterſchiedliche Behandlung der Vororte und der Innenſtadt. Das Vorgehen der Stadtverwalfung verſtoße gegen Treu und Glauben. Die Vorlage wird hierauf gegen die Stimme des Stvo. Knodel angenommen. Kusbau der Wannenbadabteilung des herſchelbades Stv.⸗V. Hahn(Soz.) begrüßt die Vorlage im Intereſſe der Be⸗ ſucher des Herſchelbads und empfiehlt ihre Annahme. Stv. Pr. Wegerle (Ztr.) wünſcht, daß das Badperſonal nicht überlaſtet wird. Sto. Trumpfheller(Soz.) regt die Schaffung von Zellen für zwei Per⸗ ſonen an. Oberverwaltungsrat Dr. Brehm ſtellt feſt, daß gegen die Einrichtung von Doppelzellen moraliſche Bedenken beſtehen, weil keine Konkrolle möglich iſt. Die Vorlage wird hierauf einſtimmig angenommen. Beſoldung der Beamten und Angeſtellten Stp⸗V. Ihrig(Dem.) macht bei der Begründung der Vorlage darauf aufmerkſam, daß durch das Sperrgeſetz die Gewährung von Vorſchüſſen nicht verbolben iſt. Man könne allerdings im Zweifel darüber ſein, ob die Regelung, die anders als die für die Landes⸗ beamten iſt, richtig iſt. Der Sbadtverordnetenvorſtand empfehle trotz⸗ dem die Annahme der Vorlage. Stv. Kenzler(Komm.) bezeichnet die abgeänderte Beſoldungsvorlage als Betrug, weil das Niveau der Vorkriegszeit für die unteren Beamten nicht erreicht iſt. Seine Fraktion lehne die Vorlage ab, weil ſie mit der geſamten Beſoldungs⸗ regelung nicht einverſtanden ſei. Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer wen⸗ det ſich gegen die Kritik, die der Vorredner an der Begründung der Vorlage geübt hat, wobei er auf die Bemerkung verweiſt:„Man darf erwarten, daß das Reich prüfen wird, ob nicht die unteren Beamten beſſere Gehälter erhalten müſſen, als ſie im Frieden ge⸗ noſſen haben. Die Erhöhung der Koſten der Lebenshaltung recht⸗ fertigt dieſen Anſpruch.“ Stv. Moſes(Deutſche Volkspartei) führt aus: Wenn von der andern Seite anerkannt wurde, daß die Löhne und Gehälter den heutigen Zuſtänden nicht entſprechen, ſo darf vielleicht einmal darauf hingewieſen werden, daß der Beſchluß des Badiſchen Landtags in ganz anderer Hinſicht zu betrachten iſt, weil in Mannheim ſämtliche Beamten einen Zuſchuß von 15 Prozent als Beſatzungs⸗ zulage haben. Dieſer Zuſchuß darf bei Betrachtung der Höhe der Gehälter keineswegs außer Betracht bleiben, denn er beträgt bei einem Beamten mit Frau und zwei Kindern in Gruppe 3 bereits 306„ im Jahr und hebt bei dieſer Familie den Gehalt in Gehalts⸗ gruppe 2 auf 121 Prozent des Friedensgehaltes. Ein Straßen⸗ bahner in Gruppe 4, der im Frieden einen Gehalt von 1940 4 hatte, bezieht heute, wenn die Familie aus Mann, Frau und zwei Kindern beſteht, einen Jahresgehalt von 2829 /. Der Gehalt iſt demnach um 45 Prozent geſtiegen. Einer ſolchen Entwicklung gegen⸗ über kann man ſich nicht auf die Goldmark berufen, denn die⸗ ganze Bevölkerung wird nicht nach Goldmark bezahlt, ſondern nach Renten⸗ mark. Ein anderer Vergleich zeigt folgendes: Stellt man einen Be⸗ amten der Gruppe 2 mit Frau und zwei Kindern mit einem Jahres⸗ verdienſt von 2346/ neben einen kaufmänniſchen Beamten in Gruppe 3, ſo findet man, daß der letztere 54% mehr hat. Wir ind der Auffaſſung, daß dieſe Prozentziffer bei der näheren Prü⸗ fung ganz anders ausſieht. Der Beamte in 2*— eim⸗ chließlich der 15 Prozent 121 Prozent des Friedensgehalts, Gruppe 3 117 Prozent, Gruppe 4 125 Prozent, Gruppe 5 107 Prozent, Gruppe 6 nur 85 Prozent. Von Gruppe 6 an ſtellen ſich die Beamten ſchlechter als die der Gruppe 5. Wir ſind der Auffaſſung, daß es gar nicht nötig iſt, bei dieſer Sachlage auf die Regelung durch das Reich zu⸗ rückzugreifen. Wenn Sty.⸗V. Ihrig geſagt hat, die Beamten brauchen dieſe Aufbeſſerung, ſo ſteht zweifelsohne feſt, daß nicht nur die Beamten, ſondern rieſengroße Teile der Bevölkerung eine Ver⸗ mehrung ihrer Einnahmen bedürfen. Wenn ein angeſtellter Hand⸗ werker den Gehalt bekommen ſollte, den ein Beamter in Gruppe 2 hat, ſo müßte dieſer Handwerker bei 306 Arbeitstagen im Jahre 95,2 Pfg. die Stunde verdienen. Ich meine, ein derartig bezahlter Handwerker dürfte zu den allergrößten Seltenheiten in Mannheim gehören. Aus allen dieſen Erwägungen heraus müſſen wir uns gegen die Vorlage ausſprechen. Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer meint, man könne mit der Son⸗ derzulage als dauernde Einrichtung nicht rechnen. Die Zulage wird abgebaut. Geſtrichen können ſie nicht werden, weil ſie der Reichs⸗ und Landesbeamte auch habe. Die Beſoldungsregelung ſei zwangs⸗ läufig. Sty. Dreifuß(Soz.) zollt dem Stadtrat Anerkennung für die Schnelligkeit der Einbringung der Vorlage, gibt andererſeits aber dem Stv. Kenzler recht, daß die Begründung der Vorlage nicht ge⸗ ſchickt ſei. Er möchte bitten, von jetzt ab trotz Drängen Aenderungen nicht mehr vorzunehmen Seine Fraktion ſtimme der Vorlage zu, ſpreche aber gleichzeitig den Wunſch aus, daß die Vorſchüſſe ſpäter nicht abgezogen werden. Sto. Perrey(Deutſchnatl.) bemerkt, ſeine Fraktion werde der Vorlage zuſtimmen, weil ſie nicht tzu weit gehe. Stv. Dr. Jeſelſohn(Dem.) bemerkt, ſeine Fraktion ſei für die Vor⸗ lage, weil die ſtädtiſchen Beamten nicht ſchlechter als die Landes⸗ und Staatsbeamten geſtellt werden dürften. Man hätte es aller⸗ dings lieber geſehen, wenn es bei den 30 Prozent der Landes⸗ regelung geblieben wäre. Der Geſamtbetrag der Mehraufwen⸗ dungen bekrage—10 000; ſei alſo ſo minimal, daß eine lange Erörterung nicht am Platze ſei. Für die Zukunft bitte er, nicht mehr über die Landesregelung hinauszugehen. Stv. Schneider (Wirtſch. Bgg.) beſchwert ſich darüber, daß dem Antrag ſeiner Frak⸗ tion auf Einſetzung einer gemiſchten Kommiſſion nicht entſprochen und dafür die neue Vorlage eingebracht wurde, die den Wünſchen ſeiner Fraktion durchaus nicht entſpräche. Die Deckungsfrage werde mit keinem Wort erwähnt. Es wäre von großer Wichtigkeit zu hören, mie ſich der Mehraufwand bei den aus⸗ wirkt. Der Oberbürgermeiſter werde hoffentlich bei der Budgetbe⸗ ratung erſchöpfend Auskunft geben können. Seine Fraktion werde ſich der Stimme enthalten. Stadtrat Vogel(Dem.) ſtellt feſt, daß er in der letzten Sitzung über den Antrag der eee Ver⸗ einigung nicht abgeſtimmt habe, weil hierzu nur der Stadtrat zu⸗ ſtändig ſei. Sty. Dr. Moekel(Ztr.) bemerkt, daß ſeine Fraktion der Vorlage zuſtimmen werde. Stvy. Moſes: Ich möchte darauf hinweiſen, daß, wenn der Stadtrat lediglich den Weg des Landes gegangen wäre, wir wahr⸗ ſcheinlich geſagt hätten: Die Bezüge ſind ſehr hoch, ſie widerſprechen der Reichsbeſoldungsordnung, aber wir können den ſtädtiſchen Be⸗ amten nicht weniger geben als den Landesbeamten. Wir geben den ſtädtiſchen Beamten aber mehr und gegen dieſes Mehr nehmen wir Stellung, nicht weil wir irgendwie etwas dagegen haben, daß die Beamten etwas bekommen, ſondern weil wir es für unrichlig halten, weiter zu gehen als der badiſche Staat. Aus dieſem Grunde bleiben wir Gegner der Vorlage. Wir möchten weiter darauf hin⸗ weiſen, daß wir den Weg des Vorſchuſſes für außerordentlich be⸗ dauerlich halten. Wenn es ſo notwendig iſt, wie es heute darge⸗ ſtellt wird, daß die Beamten befriedigt werden, ehe das Reich zu einer Neuregelung, die wahrſcheinlich in Bälde kommt, ſchreitet, dann hätte man andere Wege gehen müſſen. Wir können dem ſtadträt⸗ lichen Vorſchlag unſere Zuſtimmung nicht geben, weil er erſtens zu weit geht und zweitens, weil die Gehälter noch von einer anderen Seite angeſehen werden 1 Es wird immer von Friedensge⸗ hältern geſprochen, aber dieſe Friedensgehälter ſind für Viele in Wirklichkeit ganz anders, weil ganz weſentlich höhere Klaſſen als beim Reich inbetracht kommen. Man ſollte die gefühls⸗ und ſtim⸗ mungsmäßige Einſtellung verlaſſen und ſich auf den Boden der Ge⸗ rechtigkeit ſtellen. Auch die Beamten ſollten dies tun und mit der Reichs⸗ oder Landesbeſoldung vorlieb nehmen. In der darauffolgenden Abſtimmung wird ein kommuniſtiſcher Antrag, der eine weſentliche Beſſerſtellung der Gruppen—7 über die ſtadträtliche Vorlage hinaus 2 gegen die Stimmen der Kommuniſten abgelehnt und der ſtadträtliche Antrag mit Mehrheit angenommen. Dagegen ſtimmten Deutſche Volkspartei und Kommuniſten. Sch. Schluß der Sitzung halb 7 Uhr. Meſſen und Ausſtellungen Weſeler Herbſtmeſſe. Weſel, die alte Stadt am Niederrhein, rüſtet für die diesjährige Herbſtmeſſe. Die rührige Stadtverwaltung von Weſel in Verbindung mit der Niederrheiniſchen Induſtrie und Handelskammer Duisburg—Weſel hat, veranlaßt durch den guten Erfolg der diesjährigen Frühjahrsmeſſe, den Beſchluß gefaßt, die diesjährige Herbſtmeſſe in den Tagen vom 14.—18. Auguſt zu ver⸗ anſtalten und zwar in bedeutend erweitertem Um.Zwiſchen dem Landesfinanzamt Düſſeldorf und der Stadt ſel iſt in den letzten Tagen ein Vertrag über einen Gebäudekomplex des früheren Kaſernements 43 getätigt. Die Stadt Weſel verfügt jetzt für niederrheiniſche Meſſe unter Einſchluß von 3 Keoden ſtädtiſ Schulgebäuden über eine zuſammenhängende Ausſtellungsfläche von 80 000 Quadratmetern, alſo über ein Gelände, wie es nur Städten für Ausſtellungszwecke zur Verfügung ſtehen dürfte. von entfallen 50 000 Quadratmeter auf feuerſichere, maſſive, gedeckte Gebäude. Hierdurch iſt auch eine ſtrenge renzung der ein⸗ zelnen Branchen auf beſtimmte Ausſtellungs⸗Abſchnitte und damit eine muſterhafte Organiſierung gewährleiſtet. Auskünfte werden egeben von der Niederrheiniſchen Induſtrie⸗ und Handelskammer uisburg—Weſel und von dem Meſſeamt in Weſel ſelbſt.— Melde⸗ ſchluß iſt am 2. Auguſt 1924. Hauſucken, flechten, offene Füsse, Krampfadern, auch veraltete Wunden, heilt die milde und wohltuende ſeit Jahrzehnten bewährte San⸗Rat Dr. Strahls Hausſalbe. In Original⸗Doſen à.28,.30, und.30 erhältlich: 5 AN N 74— 2/3, L„ N E N. 2 2. 16, Pelikan⸗Apotheke O 1. ohren⸗Apot 8 Schwan⸗Apotheke E 3. 11(nächſt— Börſeh 886 Aphorismen Von Ludwig Goldſcheider „Ruhe auf der Flucht“ heißt ein Buch Apho⸗ rismen, das Ludwig Goldſcheider ſoeben im Phaidons⸗ verlag, Stuttgart⸗Wien, veröffentlicht hat. Wir geben ein Ein ene eſter dett keine Wdelanſd tnd em grobe Ein nerer r ze eine Uung, ein g* Kunftler ſeine Weit * Wahres n iſt wie wahres Lieben ſelten geworden. Man iſt Manen fi den einmaligen Genuß und hat Scheu vor tiue, Humor das Eintretenlaſſen des Unerwarteten iſt nega⸗ Wer umor. Er zerſtört das ſcheinbar Sinnvolle der gemeinen — teit, ohne eiwas anderes dafür zu geben. Die Heiterkeit Kunſtwerks it poſitiper Humor. Er entwertet die Wirklichkeit dadurch, daß er ſie mit einer höheren Wirklichkeit konfrentiert. Wer urch das Unerwartete lacht, lacht wie einer, der im Traume plötz⸗ merkt, daß alles nur Traum iſt. Wer durch das Kunſtwerk lt, lächelt wie ein Erwachter über ſeine Träume. W1 Wir ſind unverbeſſerliche Fetiſchiſten. 85. einem Schuh ſagen ir: du biſt ein Weib! Und zu einem Weibe ſagen wir: du biſt unſere unſterbliche Geliebte! Welldas Ich: eine kleine ſchmerzende Stelle am ungeheuren Körper 5 2 Spiel iſt die heiterſte Form von Verzweiflung. Theater und Muſik . S vem 34,. Tonkünſtlerfeſt in Jrankfurt. der fünfte Tag G0 onkünſtlerſeſtes brachte im Opernhaus die Uraufführung von chart von Keußlers„Zebaoth“, einem Oratorium für ge⸗ unß den Chor, zwei Einzelſtimmen, großen Knabenchor, Orcheſter Orgel. Man hatte das Werk mit viel— vielleicht etwas allzu⸗ enas Spannung und Intereſſe erwartet und war ſchließlich ziemlich täuſcht, wie der beſcheidene Beifall bewies. Doch das galt zum Jeteren Teile nicht dem Komponiſten, ſondern dem Dirigenten hart von Keußler. Es erwies ſich auch hier, daß nicht immer der utor zugleich der beſte Interpret ſeines Werkes iſt. Keußler dehnte ohnehin ſchon breit angelegte Werk zu imerträglichen Längen der ſchöne Klang des Chores, den der Rühlſche Geſangverein, der Offenbacher Geſangverein, der Frankfurter Liederkranz und der Cäcilienverein ſowie ein Knabenchor beſtritt, wurde durch die aller⸗ dings notwendige tief in die Bühne hineinreichende Plazierung etwas gehemmt und verwirrt. deſſen muß man anerkennen, daß das Werk ernſten und ehrlichen Charakters iſt und ſich bewußt von der Moderne im plakathaften Sinne ſernhält. Leider fehlt ihm aber auch jenes dramatiſche Element, wie wir es bei Händel beiſpiels⸗ weiſe finden, es iſt„bühnenfremd“, wenn wir dieſen Aus auf ein Oratorium übertragen dürfen. All das wirkte natürlich mit, die breite Anlage mehr wie tunlich hervortreten zu laſſen. Der erſte Teil„Vor der hohen Stadt“ zeigt ein Volk an der Schickſalswende und all dieſe bittren Gefühle, wie wir ſie ſelbſt er⸗ fahren und kennen gelernt haben. Ein Prophet tritt auf und wirb: für ſeinen Gott, mit dem die taube Menge fündhafte Abrechnung hält Aber auch el vergibt der Hinumel; nur wer wi⸗ der den heil Geiſt läſtert, der iſt des—* Gerichtes ſchuldig. Vor dieſer letzten Tat aber bewahrt das die ihm noch 925 bliebene Kraft des Hoffens. Voll Zuverſicht ſingt der Prophet die Worte Jeremias„Ich haeb dich je und je geliebt“. Dieſe Verheißung — zieht das Volk empor zu„der hohen Stadt“, dem Heim otbes. Hat hier im erſten Teil ein Menſch— der Prophet— der Menge die Kraft des Glaubens gegeben ſo vermittelt im zweiten Teil die Menge nun die Kraft des Bebehrens und des Troſtes einem Menſchen— Sulamith. In dieſem zweiten Teil—„In den Gefilden des Herrn“— be⸗ titelt, kommt durch Sulamith, die Braut des 15185 Liedes, das Ele⸗ ment des Weiblichen, der Liebe und der Leidenſchaft hinzu, doch iſt gerade in dieſem muſikaliſch höher zu bewertenden zweiten Teile die Abſicht des Komponiſten, dupch dieſe Figur ein ungezügeltes, lem⸗ peramentvolles Leben in das Werk zu bringen, im guten Willen ſtecken geblieben. Dies Oratorium iſt wohl ernſt und ehrlich, aber blutleer, ebenmäßig im Stil, aber ſein Stil packt nicht, es geht durch den Verſtand ein, aber nicht durch die Seele es verdient unſere Achtung, aber nicht unſere Liebe. Die verlangt etwas anderes, die verlangt vor allem mehr nach Lebendigem, Fließendem, nach Kraft des Schöpferiſchen. Am Samstag, den ſochſten und vorletzten Tag des Feſtes, hörte man ein Chorkonzert. Pfitzners„Columbus“ für acht⸗ ſlimmigen Chor a capella unter Hermann Scherchens Leitung nom a capella⸗Chor 1923 geſungen und Rich. Strauß'„Deuiſche Motette“ für ſechzehnſtimmigen Chor a capella und vier Solo⸗ ſtimmen durch den Cäcilienverein unter Leitung von Dr. Stephan Temeſvary aufgeführt. Das uraufgeführte Quartett für vier Trompeten von Alexander Jemnitz ſtellte ſich als der unerfreu⸗ lichſte Punkt der geſamten Aufführungen heraus. Es war eine Beleidigung für die Ohren, die meſſten Leute ziſchten und nur einige glaubten ihrer modernen Geſinnung und Geſittung nicht Abbruch ſun zu dürfen und klatſchten. Jemnitz hat durch dieſes Werk die unbegründete Abneigung gegen die Trompete an ſich und beſon⸗ ders gegen Tr nquartette leider nur noch verſtärkt. Othmar Schoecks„ ſelen“ für Bariton,, Flöte, Oboe, Trompete, Schlagzeug und Klavier machten bei ihrer vom Komponiſten ge⸗ leiteten Uraufführung einen ganz guten, etwas anſpruchsloſen Ein⸗ druck, denn die Vertonung dieſer zehn Gedichte von Gottfried Keller beſchränkt ſich im weſentlichen auf die Singſtimme und auch dieſe weiſt beſondere E ten und bemerkenswerte ſtarke Stellen nur ſpärlich auf. Das Beſte, was dieſer Abend zu bieten hatte, war ohne Zweifel Arnold Schönbergs„Friede auf Erden“ für gemiſchten a capella, gleichfalls eine Uraufführung, vom Decterdhen des ſeleke met urſprinie miee vgh vorgetragen. man urſp iſche muſikali 77 Fähigkeit in der Kompoſttion, einen kühnen und doch ſo verſtänd⸗ lichen und verſtändigen Stil, eine lebendige Kraft, die mitzureißen und zu entzücken wußte. Gar manchen, die mit Schönberg noch nicht ſo ganz einig waren, gab dieſes knappe, inhaltsreiche Werk noch einmal einen Anſtoß, ſich in dieſe markante Erſcheinung in der neuen Muſik zu verti und das gehabte Urteil zu revidieren, das ſich gerade bei dieſem Manne allzuleicht an den programmall⸗ ſchen Namen hält anſtatt an das, was er geſchaffen hat. Mario Mohr LTheaterrundſchau. Der Spielleiter Fritz Kranz am Stadt⸗ theater in Bonn, früher am Düſſeldorſer Schauſpielhaus, wurde als Spielleiter an die bayriſchen Staatstheater in Rünchen ver⸗ N— Die Witwe des verſtorbenen Münchner Generalinten⸗ nten Dr. Karl Zeiß, Frau Hedwig Gasny⸗Zeiß, hat als Mutter Wolf im Hauptmanns„Biberpelz“ am Reſidenztheater zu München mit Erfolg gaſtiert. Die Künſtlerin war früher lange Jahre glied des Dresdner Hoftheaters und will nunmehr zür Bühne zurückkehren.— Kapellmeiſter Walter Beck aus Mü wurde nach erfolgreicher Leitung von„Fidelio“ und„Roſenkavalier“ am Magdeburger Stadttehater von der Stadt Magdeburg unter 83 Bewerbern einſtimmig als Generalmuſikdirektor be⸗ rufen.— Das Königsberger Stadttheater berief den bisherigen Spielleiter des Hamburger Stadttheaters, Joſeph Trummer, als Oberſpielleiter.— Der frühere Generalintendant des darnaligen Großh. Hoftheaters in Karlsruhe, Dr. Albert Bürklin, kann am 20. Juni ſeinen 80. Geburtstag begehen. Dr. Albert Bürklin, dem ſeine Vaterſtadt Heidelberg das Ehrenbürgerrecht verliehen hat, gehörte einige Zeit dem Deutſchen Reichstag an, ebenſo der Erſten badiſchen und der Zweiten badiſchen Kammer. 14 Jahre hindurch leitete er das Karlsruher Theater.— Im Laufe der kommenden Spielzeit kommen emige intereſſante Opern in der Staatsorer zu Dresden zur Uraufführung:„Doktor Fauft“ von Ferruccio Bu⸗ — „ —— Mannheimer General⸗Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 18. Juni 1924 4 Seite. Ar. 279 Städtiſche Nachrichten Sinſterblüte im Schwarzwald Bis in die höchſten Lagen des Schwarzwaldes hinauf i knotrigen Obſtbäume der Hochflächen 58N Biutegen hinler ſch—5 bracht, die prächtige ſchwarze Bergkirſche, die köſtliche Frucht für die Gewinnung Lines hervorragenden Kirſchwaſſers, an deſſen Güte auch der dreigeſternte Cognac nicht herankann, hat ihre Schaum⸗ kronen abgeſtreift und der harte Apfelbaum, in Wind und Wetter berriſſen die Rinde, gekrümmt die Aeſte, iſt ſeiner roſaweißen Bu⸗ ſchel ledig geworden. Reich haben ſie im Verein mit der Birne in dieſem Frühjahr geblüht und waren Ueberleitung aus dem Weiß des laugen Winters in die Farbenfreude des Sommers. Dieſer ſchickt flammende Sendboten voraus, kündigt bergauf, bergab ſein Nahen in leuchtendem Prangen hunderter von ſteilen Hängen, das ganze Gebirge glüht bei ſeinem Nahen in langem Zug vom Tal bis zum Firſt. Ueber die Kämme und Halden klau⸗ fen grelle⸗ Bänder ſatteſten Gelb, ein Ton milder und angenehmer als die verfloſſene Modetangofarbe, lebhafter und ſchärfer aber als die zartere Schattierung des Badiſchgelb. Es iſt der Ginſter in ſeinen berſchiedenen Spielarten, der jetzt ſeine Herrſchaft antritl und ſie dieſes Jahr mit dem gleichen Leuchten auszuüben gewillt ſcheint, das der Baumblüte innegewohnt hat Dornig oder glatt geſtreckt, buſchig oder knorriger Strauch, geduckt am Boden oder hoch in bigarter Zweigeverrenkung, gleichviel wie ihn die Botaniker eingereiht haben im Reich der Leguminoſen, allemal kommt aus dem unſcheinbaren, oft längſt vertrocknet anmutenden Gewirre von Zweigen aus einem Gekränze kleiner ſattgrüner Blätter die lichte Blüte der Geniſta zu Tauſenden an die Sonne, die aus dem Früh⸗ ling in den Sommer geht. Kein Hang, der trocken und kulturwirt⸗ ſchaftlich unfrüchthar iſt, der mit Felſen und Geſtrüpp durchſetzt in Hitze liegt, der keine Waſſerader ſein eigen nennt, der mit Brom⸗ beere, Himbeere und Erdbeere zu Leben und Sterben verflochten, ſich aus luftiger Höhe bis in die Talſoble hinabzieht, der nicht der Ginſterſtaude ein williges Obdach bietet In Maſſen, daß ganze Gebirgsſtöcke zu glühen ſcheinen, klimmt er verſtreut angeſiedelt, keines Felſen achtend in alle Spalten, auf alle kantigen Naſen, Und reckt ſeine gerieften Arme ins Licht. Kein Grün mehr kennt das Auge auf ſolchen Halden, wenn Ginſterblüte ihre ganze Le⸗ bensbracht entfaltet. Der Strauch iſt hart und zäh, ſeine Blütezeit ausgiebig und reich. Er erfreut auf Wochen Auge und Herz. Aber er hat ſeine Eigenheiten mit vielen ſatt blühenden Pflanzen des Gebirges: er verträgt keine Luftberänderung Kennt man die prachtvollen Hah⸗ nenfußart, die Trollblume, die auf den Hochwieſen des Schwarz⸗ waldes mäſſenhaft, im Samen verweht aus den Alpen, wächſt? Hat man es erlebt, wenn man, begeiſtert von der leuchtenden Freude dieſer Blüte, ſich einen Strauß ſammelte, um ſie für das Heim zu verwenden eine gelbe Flamme in blauem Böhmenglas, und zuhauſe nur noch ein armes Bündel geknickter Bergkinder mit geſchwärzten Blütenköpfen in der Hand hielt? So liebts der Gin⸗ 1 Gebrochen, gehen die Blütenköpfe der ſcheinbar harten Pflanze merkwürdig empfindlich gegen Entwurzelung und anderen Luftdruck als bald in Hängen über und nicht lange ſpäter werden ſie ſchwarz und unanſehnlich und die ganze Freude iſt dahin. Mo⸗ raäl? Wie bei tauſend anderen ſchönen Kindern der Natur; ſtehen laſſen! Es müſſen ja nicht alle Heidenröslein ge⸗ bröchen werden! 23 Wo hbietet der Schtwarzwald den Ginſter in der prächtiaſten Jorm? Wer das wiſſen und beurteilen will, der mache eine Fahrt mit dem Perſonenzug der Schwarzwaldbahn in langſamen Trott zu Berg und ſtaune über die aus dem Himmel zur Erde lohenden Flammen über ganze Gebirgszüge, über die altersgrauen, ſchon 95 kleinen Bäumchen gleichenden großen Stauden, wie, ſie der Zinſter bier geigt. Alle Hänge. die ſich zur Sonne neigen, ſind 1 hegziſtertes Lied für die Schönheit des beginnenden Schwarz⸗ dſonmers, ein einzig Flammenmeer zur Zeit der Sommerſon⸗ Reidenge 7 195 W. Romberg, Triberg 5 ———— Kreſsverſammlung. In dem geſtrigen Bericht über die Kreis⸗ verſammlung muß es am Schluſſe anſtelle der Wahl in den Sonder⸗ ausſchuß für Hagelperſicherung heißen: In den erweiterten Verwal⸗ tüngsrat der G bäudeverſicherungsanſtalt wurden gewählt als Ver⸗ treter Altbürgermeiſter Din 8 in Edingen und Baumeiſter Franz Sieber in Neckarau, als Stellvertreter Baumeiſter Adam Lutz in und Architekt Auguſt Ludwig in Mannheim. Die kägliche Turnſtunde. Zu der von der deutſchen Tagung 55 Senpeenee Mai diches Jahres einmütig beſchloſſenen Forderung der„täglichen Turnſtunde“ hat inzwiſchen der Hauptaus⸗ ſchüß des preußiſchen Städtetages Stellung genommen und zwar, wie nicht anders zu erwarten war in durchaus zuſtimmendem Sinne. Sie zweifeln nicht, daß auch die Organiſationen der badiſchen Städte ge⸗ mäß ihrer ruhmvollen Tradition in Schul⸗ und Erziehungsfragen dieſem Vorgehen ungeſäumt ſich anſchließen werden. Das Kurzſchriftiyſtem bei der Reichsbahn. Die Hauptverwal⸗ tung der Deutſchen Reichsbahn erklärte bei einer Veistecung die guf Erſuchen des Vorſitzenden des Stenographenverbandes Stolze⸗ Schrey dieſer Tage ſtattfand, daß eine Aufhebung der getroffenen Anordnung aus wi ktlichen Gründen nicht erfolgen könne. Schon ſeſt Jahren habe die Eiſenbahnverwaltung auf Schaffung einer deutſchen Einheitsſtenographie gedrängt, da ſich aber die Steno⸗ graphieſchulen nicht einigen könnten, ſei die Hauptverwaltung der Deutſchen Reichsbahn jetzt gezwungen geweſen, ſelbſtändig vorzu⸗ gehen, was nicht ausſchließe, daß die Reichsbahn zur Einheitsſteno⸗ Jraphie übergehen würde, ſobald eine ſolche zuſtandekäme. Die An⸗ rdnung ſei nicht vom Reichsverkehrsminiſterium als Behörde, ſon⸗ dern von dem nach privatwirtſchaftlichen Grundſätzen arbeitenden Unternehmen„Deutſche Reichsbahn“ getroffen, das auf Einheitlichkeit des Syſtems den größten Wert legen müſſe, ſich aber auf Erörte⸗ rungen der Bewertung der einzelnen Syſteme nicht einlaſſen könne. „Schutz der öffenklichen Schmuckanlagen. Vom Städt. Nachrich⸗ tenamt wird uns geſchrieben: Kaum haben die ſtädtiſchen Schmuck⸗ anlagen ihren ſommerlichen Blumenſchmuck erhalten, mußte ſchon wieder beobachtet werden, daß nachts die Beete geplündert werden. Auf das Unverantwortliche ſolcher Handlungen muß nachdrücklichſt hingewieſen werden. Die Gartenverwaltung iſt in dieſer Zeit nicht in der Lage, die geſtohlenen Pflanzen zu erſetzen und ſo beeinträch⸗ tigen die dadurch entſtehenden Lücken den Geſamteindruck der Anlagen ganz erheblich. Däbei haben die Frevler nicht einmal eigenen Nutzen, denn die in der Haſt herausgezogenen Pflanzen gehen faſt ohne Ausnahme infolge der ſtark beſchädigten Wurzeln ein. Es ergeht im Intereſſe der Erhaltung der Anlagen und Schmuckplätze an die Einwohnerſchaft die dringende Aufforderung, die Polizei⸗ und Auf⸗ ſichtsbeamten in der Ergreifung der Täter zu unterſtützen und Be⸗ obachtungen der Polizeibehörde mitzuteilen. Die Täter haben ſtrenge Beſtrafung zu erwarten. * Nichts auf die Skraße werfen! Der Kölner Polizeipräſident veröffentlicht folaende Warnung: Es iſt wiederholt beobachtet und auch Klage darüber geführt worden, daß die Straßen. insbeſondere die Bürgerſteige. durch Weawerfen von Papier. Apfel⸗ finen⸗ und Bananenſchalen verunreiniat werden. Es wird darauf hingewieſen, daß nach Paraaraph. 60 der Wegepolizeiverord⸗ nung vom 27. Oktober 1909 jede Verunreinigunga der öffentlichen Wege und Plätze uſw. verboten iſt, und daß eine derartige Unſitte außerdem erhebliche nachteilige aeſundheitliche Folagen durch Ausaleiten von Perſonen zur Folae haben kann. Die Polizeivollzuasbeamten ſind angewieſen worden, gegen Schuldige unnachſichtlich einzuſchreiten und ſie zur Anzeige zu bringen.— Man ſollte eine derartige Warnung auch in Mannheim erlaſſen. weil hier Weiſe verunreinigt werden. * Deuiſcher Schützenkag und Deutſches Bundesſchießen. Der Deutſche Schützenbund hat beſchloſſen, in den Tagen vom 20. bis zum 26. Juli in der Stadt Hannover einen Deutſchen Schützentag abzuhalten. Generalfeldmarſchall von Hindenburg hat das Protektorat übernommen. Der Deutſche Schützentag wird diesmal das Deutſche Bundesſchießen nach einer dreiſährigen Pauſe — zuletzt 1921 in Frankfurt a. M.— abhalten. In Verbindung mit dem Schützentag wird das 36. Deutſche Bezirks⸗ ſchießen in Hannover abgehalten. veranſtaltungen g Thealernachricht. Mit der Donnerstag, den 19. Juni im Na⸗ tionaltheaber ſtattfindenden Aufführung von Richard Wagners„Wal⸗ küre“ nümmt der Ringzyklus ſeinen Förtgang. In den Partien „Brünnhilde“ und„Siegmund“ ſind Melanie Kur t⸗Berlin und Rudolf Ritter⸗Stutigart als Gäſte verpflichtet. Hans Bahling ſingt den„Wotan“. Die muſikaliſche Leitung hat Richard Lert. Sonn⸗ tag, den 22. Juni gelangt„Siegfried“ als dritter Teil des Zyklus zur Aufführung. Fronleichnam bleibt die Kunſthalle Aus der Kunſthalle. An geſchloſſen.„ Schülerabend Hans Bruch. Am Dienstag, 24. Juni, wird Hans Bruch mit vier ſeinen beſten Schäerinnen einen Mozart⸗ Abend in der Harmonie geben. Ein Kammerorcheſter, beſtehend aus 25 Herren des hieſigen Nationaltheater⸗Orcheſters, wird hierbei mitwirken. 5 Friedrichspark⸗Konzerte. Morgen Donnerstag(Fron⸗ leichnan) finden zwei Konzerte ſtatt. Im Abendkonzert gibt das Orcheſter einen Wiener Abend. Bei der allgemeinen Volks⸗ tümlichkeit, der ſich die Wiener Muſik ſtets erfreut, wird bei dieſem Konzert jeder Muſikfreund ſeine Befriedigung finden. Heube Mitt⸗ woſch beginnt das Nachmittagskonzert um 4 Uhr. Am kommenden Samstag gibt der Lehrergeſangverein Mannheim⸗ Ludwigshafen ein Gartenkonzert, zu dem dieſes Jahr jedermann Jutritt hat. e e Ein Mißtrauensvotum gegen Gberbürgermeiſter Scheidemann In der Kaſſeler Stadtverordnetenverſammlung kamen die beiden Anträge der Rechtsparteien, die ſich gegen den Oberbürgermeiſter Scheidemann und die ſtäd⸗ tiſche Verwaltung richteten, zur Behandlung. Der erſte Antrag verlangt, daß ein Ausſchuß von ſechs Mitgliedern der Stadtverordnetenverſammlung eingeſetzt wird, der darüber berich⸗ ten ſoll, welche leitenden Beamten der Stadtverwaltung(Ober⸗ bürgermeiſter, Bürgermeiſter, beſoldete Stadträte) ohne Schädigung der ſtädtiſchen Intereſſen abgebaut werden können. Der zweite An⸗ trag lautet, die Stadtverordnetenverſammlung ſpricht dem Ober⸗ bürgermeiſter Scheidemann das Mißtrauen aus. Sie iſt der Ueber⸗ zeugung, daß ſein weiteres Verbleiben im Amte nicht im Inter⸗ eſſe der Stadt Kaſſel liegt und erſucht ihn hieraus baldigſt die ent⸗ ebenfalls die Straßen und Plätze rückſichtslos in der vorerwähnten Nach Beendigung des Konzerts fanden verſch Bilder in Biedermeier⸗Koſtümen dargeſtellt und ſchließlich ein ſprechenden Folgerungen zu ziehen. Nach längerer Debatte wurde der Mißtrauensantrag der vereinigten Rechten mit gegen 19 Stimmen angenommen. Der Antrag, der von der ſozialdemokratiſchen Fraktion eingebracht war, die Wiederaufnahme der Verwaltungsreformpläne, die Scheidemann im Auge halle, wurde mit 26 gegen 24 Stimmen angenommen. Kleine Mitteilungen Bürgermeiſter Dr. Horſtmann, der vor kurzem ſeine In⸗ ruheſetzung beantragt hatte, iſt, wie verlautet, ſchwer e rkrank und nach einer auswärtigen Heilanſtalt gebracht worden. Die Stadtverwaltung Offenbach a. M. hat es fertig gebracht, in dem abgelaufenen Geſchäftsjahr einen Ueberſchu von 1½ Millionen Goldmark zu erzielen. Mehrere große Wirtſchafts⸗ verbände hatten deshalb eine Proteſtverſammlung gegen die hohen Steuern und die Ueberſchußwirtſchaft abgehalten. In einer Entſchließung, die einſtimmig angenommen wurde, wird geſagt: „Widerſpricht eine ſolche Ueberſchußwirtſchaft an und für ſich ſchön den Grundſätzen gemeindlicher Umlagedeckung und einer auf weite Sicht eingeſtellten gemeindlichen Finanzpolitik, ſo muß daneben noch erſchwerend ins Gewicht fallen, daß die Stadtverwaltung dieſe Gelder nicht etwa der Offenbacher Wirtſchaft in Form von dringend beng⸗ tigten Krediten wieder zugeführt, ſondern ſie nach auswärts verliehen hat. Die Verſammlung forderte von der Stadtverwaltung eine ſo⸗ fortige Ermäßigung der Steuerzahlung, Rückführung der ausge⸗ liehenen Gelder nach Offenbach und ihre Ausleihung als Krediſe an die Offenbacher Wirtſchaft. Der Haushaltsausſchuß der Berliner Stadtverord⸗ neteiverſammlung verabſchiedete in erſter Leſung den Steuerhaushalt u. den Nachtragshaushalts. Die Ge⸗ ſamtausgaben Berlins von 1924 belaufen ſich auf rund 385 Mill. Goldmark. Ein Fehlbetrag von 9 Millionen bleibt zu decken. Der Kämmerer hofft hiervon drei Millionen durch Erſparniſſe infolge weiteren Perſonalabbaues zu decken, die übrigen 6 werden nur aus ſtärkerer Inanſpruchnahme der Einnahmen der ſtädtiſchen Werke ein⸗ ſchließlich Straßenbahnen gewonnen werden können. Mit diefem Vorbehalt ſtimmte der Ausſchuß dem Nachtragshaushalt zu. Tagungen Achter Gautag des Badiſchen Pfalzgauſängerbundes, verbunden mit dem 70jährigen Jubiläum des Sängerbundes Schwetzingen und dem—— Beſtehens des Pfalzgaufänger⸗ undes GO Schwetzingen, 16. Juni. Die feſtlichen Veranſtaltungen walk⸗ den am Samstag abend durch ein Feſtkonzert des Anee bundes Schwetzingen eingeleitet. Der große Saale de ſüdlichen Schloßzirkels war dazu ſehr geeignet. Die nach Taufenden zählenden Konzertbeſucher kamen durch die ausgezeichneten Dar⸗ bietungen des Sängerbundes, an denen ſich muſi kaliſche Kräfte in hervorragender Weiſe beteiligten erh 20 ſtatt. Den Sängerring für 25 Jahre erhielten die Aktiven J. rungen H. Zöller und M. Kleinſchmitt für ſahrzentelonge Zuge⸗ hörigkeit zum Verein zu Ehrenmitgliedern ernannt würden. Sinnige chenke überreichten der Liederkranz; der ſowie der Männergeſangverein Eimtracht. Hauptlehrer Stein aus Mannheim überbrachte die Glückwünſche des Pfalzgauſänger⸗ bundes. Auf dem Feſtplatz in der Wildnis wurde die Unterhaltung in Form einer Nachtfeier fortgeſetzt. Die einzelnen hieſigen Geſangvereine boten herrliche Liedervorträge lebende Es wurden 0 Feucl. werk auf dem Sportplatz veranſtaltet. Am Sonntag herrſchte von den Morgenſtumden an reges Leben und Treiben in der Stadt. frohem Geſang doge die einzemmen e des Pfal s durch die S n ihren Ouartieren. In den Schloßzirzelfäſen fand vormitt⸗ Wertungsſingen ſtatt. 38 an b Der kleinſte Verein, die Sängereinheit Friedrichsfeld, hatte 25 Sän⸗ ger, und der größte Verein, die Liedertafel Weinheim, 160 aufzuweiſen. Die Leſſtungen der Vereine waren deils gut und 1 ſut, teils weniger gut. Nachmittags bewegte ſich„ein impoſanſer eſtzug durch die reichgeſchmückten Straßen der Stadt. lleber die Sünger ergoß ſich ein wahrer Blumenregen aus den Fenſtern Auf dem Feſtplatz in der Wildnis vollzog ſich dann der Feſtakt Bürgermeiſter Göttz hielt eine ſchöne Begrüßungsanſprache, in der er das Deutſche Volkslied verherrlichte. Die rieſige Menſchenmenge ſang hierauf das Deutſchlandlied. Die Sänger traten im Anſchlaß daran, ſoweit ſie ſich durch die Menſchenmenge hindurchwinden konnten, zu einem Maſſenchor an, der von Herrn Stein⸗ äcker, dem Präſidenten des Muſikausſchuſſes des Pfalzgauſänger bundes, dirigiert wurde. Die Lieder, von etwa 2000 Sängern 9e fungen, machten auf die Zuhörer einen mächtigen Eindruck⸗ Noch ſoni,„Hand und Herz“, Oper in zwei Akten nach Anzengruber von Kurt Striegler und die neue Oper von Ermanno Wolf⸗ Ferraxi, deren Namen noch nicht feſtſteht.— Im Theater am Sofienplatz in Kiel erregte die Aufführungn von Heinrich Lauten⸗ ſacks„Pfarrhauskomödie“ durch eine auswärtige Schauſpie⸗ lertrupre einen Theaterſkandal, wie er in Kiel bisher noch nicht erlebt wurde. Die weiteren Vorſtell wurden„wegen Erkran⸗ kung eines Darſtellers“ abgeſagt.— Das Hochſche Konſervatorium in Frankfurt g. M. hat im Einverſtändnis mit der Intendanz der ſtädtiſchen Bühnen eine Frankfurter Opernſchule ge⸗ gründet, deren Zweck es iſt, junge Kräfte für die Oper im allge⸗ meinen und für die Frankfurter Oper im beſonderen auszubilden. 5 Kunſt und Wißenſchaſt der Würiburger Dichterpreis. Im Frühiahr dieſes Jahres hatte der Maaiſtrat der Stadt Würzburg ein Preisausſchreiben erlaſſen, das für ein Legendenſpiel. deſſen Stoff die Kilianslegende bilden, follte, einen Dichterpreis von 50 Bocksbeuteln edlen Franken⸗ weins verhieß. Das Preisausſchreiben ſollte vor allem den in der im Jahre 1923, am Tag Kiliani, gaegründeten„Gemeinſchaft fränki⸗ ſcher Dichter“ zuſammengeſchloſſenen Autoren ein Anlaß zur Schal⸗ funa eines Heimatſpiels ſein. Die Träger der in Franken bekannten Dichternamen haben ſich an dem Wettbewerb nicht beteiliat. So kam es, daß der Preisträger ein gebürtiger Schwabe wurde. der in Nurn⸗ bera lebende Studienprofeſſor Dr. Richard Ledermann der ſein preisgekröntes Feſtſpiel in drei Akten„Kilians⸗Legende“ benannt halte. Aber er mußte den Preis der Stadt Würzburg mit dem aus Herrieden ſtammenden Bremer Spielleiter der Oper, Hans Nikolaus Mana teilen.(Mana iſt ein Bruder des Mannheimer Baſſiſten Karl Mana.) Das Svpiel wird am 13. Juli auf der Marienbura bei Mür⸗bura durch Laienſvieler unter Verwendung von Maſſenaufzügen und Cbören zur Darſtelluna gelangen. Eine Kundgebung der Theoſophen. Der 10. Allgemeine Theoſophiſche Kongreß in Leipzig erließ nach Be⸗ endigung ſeiner Vorträge und Ausſprachen folgende Kundgebemg: Der Kongreß betont die Nottwendigleit der Aufklärung und Verede⸗ lung der Menſchheit. Die Leiden des Daſeins können nur dadurch üherwunden werden, daß ihre Urſachen vernichtet werden Die Solbſterlenntnis des unvergänglichen Weſens(Theoſophie), das je⸗ dem Menſchen. wie allem Daſein, zugrunde liegt, ſchafft dieſe Be⸗ freiung. Die Aufgabe des Menſchen ſſt es, ſeine wahre, geiſtig⸗gött⸗ liche Natur und feine Einheit mit allen Geſchöpfen zu erkennen und in dieſer Erkenntnis der Menſchheit ſelbſtlos zu dienen. In der auf Leide. Der 27 ſelbſt iſd die theoſophiſche Verbrüderung. Sie führt, ohne Rückſicht auf Raſſe, Nationalität, Konfeſſion, Stand und Geſchlecht zu tieferem Verſtehen aller Lebensvorgänge, zum inneren 925 10 en Frieden und zu einer höheren und edleren Menſcch⸗ eitskultur Ein Liebesbrief der Neuberin. Unter vielen wertvollen Handſchriften aus der Sammlung Cornelius Meyer die am 17. Juni bei Karl Ernſt Henrici in Berlin verſteigert werden, findet ſich auch ein Liebesbrief der berühmt gewordenen Schauſpielerin und Theaterprinzipalin Karoline Neuber, geb. Weißenborn, die Mitbegründerin des neuen deutſchen Dramas. Der Brief iſt an den Studioſus Gottfried Zorn in Deſſau gerichtet, der ſie als kaum fünfzehnjähriges Mädchen aus dem väterlichen Hauſe entführt hatte. Sie war mit Gewalt zu ihrem Vater zurückgebracht worden und beſchwört nun ihren Geliebten, ſie in ihrem Elend nicht allein zu laſſen. Leidenſchaftlich und verzweifelt ſchreibt ſie:„Ach aller⸗ liebſtes Hertz. Wie kanſtu mich in ſolchen unglück verderben laſſen, den deine Meinung trifft hie gar nicht ein. Der her vatter, welchen du meinſt zu begütigen, der will gar kein Wort von dir hören und wie kanſtu mir ſolches zumuthen indem ich ihn verſprechen müſſen, das ich von dir laſſen wolle. Wenn ich nun itzo wieder anfinge von dir zu reden ſo müſte er mich und dich ins verderben bringen. Darum ſo bitte ich dich um gottes willen, komm und hole mich ab, ſonſt ſterbe ich und mus Elendiglich uun mein leben kommen, laſſe mich nicht hie, du weißt nicht wie übel der Herr vatter mit mir um⸗ geht. Er machet mir ſo angſt, das ich faſt nicht weiß in der Welt zu bleiben, bitt dich noch mahl um Chriſtiwillen. Dein bis in den Tod getreues Hertz Friderica Carolina Weißenborn. ct. Literatur AUnſereiner. Roman von Traugott Vogel. Verlag Grethlein und Co., Leipzig u. Zürich. Einer wie wir iſt dieſer Gottlieb Stucki, weil er ſucht, was zu ihm gehört. Im Vorſtadtmilieu findet er es nicht, ebenſo wenig in dem zähen Lehmgrund ſeines Heimatbodens, der auch ihn bedroht. Deshalb verläßt er ihn und nimmt nur ſein Fragen mit. Er fragt nicht darnach, was er hören will, er fragt nach dem, was andere ſagen müſſen, um frei zu werden. Deshalb finden ihn auch alle anderen. Er ſieht, wie ſie ſind, wie ſie ſich mit ihren Lehmklumpen zur Höhe ſchleppen; er ſieht, wie viele Werte in ihnen ſind, die ſie nicht kennen und die verkümmern, wenn Eutfaltunas⸗ möglichkeit gehemmt und Freude niedergehalten wird— Frauen ſind die Wege zu allem. Sie gehen durch ſein Leben. Die Mutter, das Welb, die Freundin, die Geliebte. Alle in gleicher Weiſe Weiblichkeit, hinter deren Worte er die Melodie, das Weſentliche erlauſcht. Er wird zum Spruchdichter ihres Daſeins und glaubt zu tröſten, ohne zu mer Mappe erſchien 1898) erſchienen. Vogel ſeinen Gottfried Stuckt wachſen läßt. Er erſpart ihm re Konflikt, aber jeder führt ihn weiter. Traugott Vogel weiß. Atmoſphäre zu ſchaffen, voll Spannung, Gegenſätzlichteit und befrei ender Löſung. 5 iſtliche Die Jahresmappe 1924 der Deutſchen Geſellſchaft kur chei ſte Kunſt iſt als 32. Jahresmappe ſeit Beſtehen der Gefellſchaft(öte eten Es ſind in dieſer Mappe verteizle, die Architekten Nolf Behringer. Fritz Fuchſenberger. Richard Sieng die Bildhauer Joſef Auer, Cyrill dell Antonio, Karl Knolt, emke, Müller Chriſttan Plattner, Alois Stehle; die Maler Albert Diearia Franz k. Fuchs, Theodor Gämmerler, P. Laurentius Goertz Kunz, Laach), Ludwig Glötzle. Otto Graßl, Franz Kräutle, Fritz neue⸗ Guntram Lautenbacher, Leo Samberger mit Abbildungen ihrer 15 ſten Werke. Die Abbildungen(25 Bilder im Text, 1 Titel⸗Bild ganzſeitige Tafeln, zum Teil in Vierfarben⸗Kunſtdruck) ang, ihr begleitende Text hiezu, der über den Werdegang der Künſtler un Der letztes Schaffen berichtet, machen mit den Künſtlern vertraut. ſt füe Text iſt von P. Joſ. Kreitmater verfaßt. Die Deutſche Geſelſcche er⸗ chriſtliche Kunſt will eine deutſche und chriſtliche Kulturaufcge chland füllen. Sie ſollte aber dazu—vor allem wenn ſie in von Deutſchte abgetrennten Gebieten und im Ausland wirken will— ganz allg ſchieden kritiſcher vorgehen und in ihren Bildwiedergaben das und Konventionelle, das nur mit Formeln und verblaßten Som aus⸗ dürftiger Allegorie arbeitet, ausſcheiden. Es gilt gerade in der nach der künſtleriſchen Seite zu kommen. Das Gemütvolle, das aun ſein. Verſtändliche braucht durchaus nicht immer auch Kitſch iufgaben Eine Zeitſchriſt, wie dieſe, muß aber auch kunſterzleheriſche Aufgg! erfüllen. and⸗ Engliſch für Kaufleute. Erſter Band von Longenſcheibtg fagen⸗ bücher der Handelskorreſpondenz. Von K. Blattner. Schöne, ſcheidts Verlagsbuchhandlung(Prof. G. Langenſcheldt), Berlin r und berg.— Engliſch für Kaufleute. In dieſen drei Worten iſt? fenpſten Inhalt des Werkes und damit der ganzen Bücherreihe am tken, Kun⸗ gekennzeichnet. Alles was der Kaufmann im Verkehr mit leinagliſches den, Lieferanten, Vertretern, Banken uſw. in den Lündern ichtiieh Zunge braucht, iſt in dieſem Bande ſo klar, praktiſch und üt le eng⸗ wiedergegeben, daß ſelbſt der im Engliſchen wenta Vewanzushecks liſche Geſchäftsbrieſe ſchreiben kann. Die fachtechnilcheg chkeunine werden genau erklärt, außerdem wird die notwendige Sa naliſchen durch Eingehen auf die in Frage kommenden Punkte der 528 leich Handelskunde vermittell! Das Werk iſt alſo Brieſſteller un ſter⸗ Lehrbuch für die engliſch. Handelskunde. Aſen engliſchen Sprach⸗ ſätzen ſtehen deutſche Ueberſetzungen gegenüber. Auch denralliſcher lehrer, der darauf bedacht iſt, ſeinen Schulunterricht den 5 denkbar Erforderniſſe der Zeit anzupaſſen, bietet das neue Werk 18 Durch beſten und anregenſten Stoff zum Ausbau ſeines Unterri ſicttichten die praktiſche Gliederung des Inhalts, iſt die größte 13085 chre iſter erzielt, außerdem ermbalicht ein alphabetiſch geordnetes 995 jedes das Einbeitsbewußtſein gegründeten theoſophiſchen Weltanschauung erblickt der Kongreß einen ſicheren Wegweiſer zur Erlöſung vom ken, wie er ſelbſt getröſtet zurückbleibt und wie er frei wird von dem was nicht“ zu ihm gehört! Das iſt der Boden, auf dem Traugott (deutſch⸗engliſch und engliſch⸗deutſch) das ſchnellſte Auffinde Artikels. geſprochen religibs chriſtlichen Kunſt zu einer Weiterentwietuenen erf, K. Moos und A. Fackel, während die Paſſiven M. P817 8 ach Ds Vereine waren daran bekeillgt. 5 dem Feſtakt entwickelte ſich auf dem Feſtplatze ein reges Sänger leben, das ſich auch im Stadtinnern fortpflanzte. D. Gee — ee 66́!v—.. „Mittwoch, den 18. Juni 1924 MRannheimer General · Anzeiger(miitag · uusgabe) 5. Seite. Nr. 279 ſowohl als auch die anderen i i i br Is a. deren zahlreichen Feſtteilnehmer verließen ſlere Stadt gegen Abend in froher Stimmung. Der Schwetzinger Heiben 0d wird ihnen noch lange in angenehmer Erinnerung ** „Die ehemal. bad. gelben Dragoner(Drag. 21, Reſ.⸗Drag. 8 aund deren ſonſtige Formationen) halten am 19., 20. und 21. Juli 5 Bruchſal Regimentstag ab. Anmeldungen an Herrn Maier, Bruchſal Salinenſtr. 17, Spenden ebendahin mit Angabe elber Dragoner⸗Regimentstag“. 4 5 Regimenkstag der badiſchen Artilleriſten. Der erweiterte Feſt⸗ usſchuß für das Regimentsjubiläum des ehemaligen Feldartillerie⸗ ſegiments Nr. 30 und ſeiner Kriegsformationen ſtellte für das Re⸗ Amentsſubiläum und den Regimentstag am 12. und 13. Juli in 12. att das e endgültig feſt, das u. a. für Samstag, — uli einen Begü zungsabend, für den Sonntag Gottesdienſte, Ge⸗ ukſteinenthüllung für die Gefallenen, Promenadekonzert und Gar⸗ 92 nmeldungen zu dem Feſt mögen baldigſt einge⸗ werden. Aus dem Lande 8 Ichenheim(bei Lahr), 16. Juni. Der hieſige Gewerbever⸗ län feierte am und Sonntag ſein 25jähriges Jubi⸗ um. Schon in aller Frühe war die Gewerbe⸗ und Indu⸗ wane Ausſtellung das Ziel zahlreicher Beſucher. Die Züge haren überfüllt, auf allen Wegen gegen Ichenheim herrſchte reger erkehr Gegen die Mittagszeit hatte ſich hier eine derartig große Henſchenmenge angeſammelt, daß kaum hindurchzukommen war. Die 5 ndarmerie und die ſonſtigen Ordner konnten nur ſchwer für den weſt. und Trachtenzug Platz verſchaffen. Der Feſſpan wurde 152 der Muſikkapelle Ichenheim und den ſchmucken Feſtjungfrauen köffnet. Ihnen folgten die Ehrengäſte und der Vorſtand des Ge⸗ erbevereins, in bunter Reihefolge die verſchiedenen Gewerbevereine, zum Teil mit ſehr ſchön ausgeführten Zunftwagen. Hiervon ſind be⸗ 50 rs zu nennen: Altenheim, Ichenheim, Meiſenheim, Nonnen⸗ deiber, Offenburg, Reichenbach(bei Lahr), Schutterwald. weiterhin le Schützenkorps von Zell a. H. und Unterharmersbach, ferner zrachtengruppen. Es wuͤrden dabei oft gute Ideen verwirklicht, ſo da wohlgelungener Erntetanz, eine Hochzeit, Einſt und Jetzt uſw. Mit Feſtzug dauerte 17 Stunden. Der Himmel hellte ſich gegen ittag auf, ſodaß der Feſtzug bei günſtigſter Witterung verlief. Nus der Pfalz bern Ludwigshafen, 17. Juni. In einer Fabrik in Mundenheim letunglückte ein Arbeiter dadurch, daß ein mit 28 Zentner Bri⸗ etis beladener Rollwagen infolge Loslöſung eines Rades umfiel. gler Axbeiter kam unter die Briketts zu liegen, wobei er ſich außer mem doppelten Armbruch und Hautabſchürfungen auch innere deerletzungen zuzog und ins Krankenhaus transportierx wer⸗ 90. mußte.— Beim Spielen in einem Nachen an der Fügen'ſchen Nandungsbrücke am Oberen Rheinufer ertrank am Sonntag achmitkag der 8 Jahre alte Knabe Adolf Wüſt, Gräfenauſtraße 10 wohnhaft. Ehe Hilfe gebracht werden konnte, war das Kind in ben, Fluten verſchwunden. Dieſer Nachen dient, wie wiederholt ſonbachtet werden konnte, auch größeren jugendlichen Perſonen, be⸗ denders in den Abendſtunden als Auskleideplatz bei ihrem Frei⸗ aden an dieſer Stelle(was bekanntlich verboten iſt) und auch ſonſt um Treiben von allerhand Allotria.— Am Dienstag frühſtürzte as hölzerne Dachgeſims eines Hauſes in der Ludwigſtraße auf die um dieſe Zeit glücklicherweiſe noch unbelebte Straße hinab. 7 Am Montag Abend wurde ein Radfahrer aus Mundenheim urch einen Zuſammenſtoß mit der Rhein⸗Haardtbahn vom Rade geſchleudert und verletzt ins Krankenhaus geſchafft, woſelbſt er in er darauffolgenden Nacht verſchie d.— Eine Anzahl Rad⸗ bah ker die ohne Licht und Signalglocke und auf dem Trottoir er Frankenthaler Straße fuhren, wurden zur Anzeige gebracht. Zurch Einatmen von Leuchtgas verſuchte ſich ein erwerbsloſer ufmann von hier in ſeiner Wohnung im mördl Stadtteil zu ergiften, konnte aber durch Hausbewohner noch rechtzeitig dieder ins Leben zurückgebracht werden.— In der Nacht vom reitag zum Samskag voriger Woche machte der Fiſcher Stuhl⸗ fauth von Mundenheim mit ſeinem im Rhein zwiſchen Munden⸗ eim und Altrip ſegelnden Kutter einen guten Fang in Geſtalt ei⸗ ges ſtattlichen Salms im Gewicht von 21 Pfund und einer Läuge don.15 Meter. Ein Fang, wie er ſeit Jahren im Oberrhein nicht Rehr glückte. Nachbargebiete Hohen bei Wimpfen a.., 16. Juni. Der ledige Ar⸗ beiter—55 Huber beraubte am Sonntag bes nittag auf offener Landſtraße zwiſchen hier und Zimmerhof ein dar Weges kommendes Ingenieursehepaar aus ochen⸗ 80 bei Neckarſulm, indem er ihm mit vorgehaltenem Revolver den ſch zundrohte. wenn es ihm kein Geld gebe. Darnach ſuchte er werſn nahen Walde zu verbergen. Von ſeinem Verſteck aus be⸗ Slabte er an der gleichen Straße und nicht weit entfernt von der mit le, wo er ſein Verbrechen ausgeführt hatte, einen Mann, der 85 dem Ausputzen von Bäumen beſchäftigt war. Da er annehmen dald.e daß dieſer den Vorgang mit angeſehen und ihn erkannt ün beſchloß er, ihn zu beſeitigen. Er näherte ſich ihm von hinten au gab guf kurze Entfernung einen Schuß auf ihn ab, der ihn dun in die Bruſt traf und vom Baum herunterwarf. Nicht genug de it, ſuchte er ſein todwundes Opfer auch am Davonlaufen zu NMeindern und brachte ihm noch Schläge mit dem Kolben des dewolvers bei, bis es liegen blieb. Hierauf lief der Mörder in 95 Wald zurück und tötete ſich ſelbſt durch einen Schuß ins ſcnd Den heimtückiſch angefallenen Baumarbeiter Louis Kalt⸗ Amied brachte man ſogleich, nachdem erſte ärztliche Hilfe geleiſtet 2„ ins Krankenhaus in Heilbronn, wo er ſofort operiert wurde Urdeirem Aufkommen wird jedoch gezweifelt. Große Teilnahme. And. der Familie des Ueberfallenen, einer Frau mit fünf kleinen Wöbefte und den Eltern des mißratenen Täters, einer geachteten dlerfamilie, zuteil. an, Frankfurt a.., 16. Juni. Zu einem ungewöhnlichen Vor⸗ Wang kam 1 in einem Abteil Nn Klaſſe 8285 Frühzuges Ober⸗ Hähre Sransfurt am Freitag vormittag. In dem Zuge fuhr ein Fra riger Maurer aus Groß⸗Zimmern, der mit einer 28jährigen Feſl, berheiratet iſt, die ihn am Himmelfahrtstage verlaſſen hafte. der F in der Ehe ſchon wiederholt ſeneen dee e Der dem ufall wollte, daß die Frau in Offenthal den Zug beſtieg, in kü, ubr Mann weilte. 80 del und verſetzte der nichtsahnenden Frau einen wuchtigen beg lag über den Kopf, daß die Frau blutüberſtcömt zuſammen⸗ ah. üdten, daß er der Polizei übergeben wurde. Sprendlingen einem Arzt zugeführt werden. um SMainz. 16 Juni. Am Bi⸗ger Schlag wurde in der Nacht beng Sonntag ein 57jähriger Bildhauer von hier von einem aus Sti ichtung von Mainz kommenden Perſonenauto gepackt und ein Slüc mitgeſchleift Als das Auto mit dem Schwerverletzten im „„Adegardistrankenhauſe ankam, war der Mann bereits tot. bade, Wiesbaden 16. Juni. Zwei beltebte Mitglieder des Wies hrerener Staatstheateks ſind in den letzten Tagen mit erlenntotorrädern verunglückt und haben nicht unbedeutende bei Mingen davongetragen. der Bonvioant Kurt Sellnick ſtürzte ſgen atenberg am Main mit ſeinem Motorrad und liegt im dor⸗ bei Rüttankenhaus, der Operettentenor Erich Lange verunglückte Pit züdesheim. Beide Künſtler werden ihrem Berufe für einige — ſein. 5 75 7 iüzüT Lee. 17 duftere⸗ ctcterintet 3 10 7700 Di: Frau mußte 3203 19 24%/ Jmanndeim.49.423,38.308.75.88 aran.10, 4, 003 98.08.62.24/Heilbronn. Aanne.22.158.06.6046.26˙89 1% 5858510541 5/5 705 5 367 363 3 863.2 2475 denen Kurven. Der Maurer zog blitzſchnell einen Buchen⸗ Weſtdeutſche Dauer⸗Gebirgs⸗Prüfungsſahrl Von unſerem Sonder⸗Berichterſtatter Siegfried Doerſchlag Dieſe 440 Kilometer lange Dauer⸗Prüfungsfahrt des Kölner Automobil⸗Clubs brachte mancherlei Neu⸗Erſcheinungen: Auslandswagen heteilgten ſich in großer Zahl, fern blieben die „Berufsfahrer⸗Kanonen“ und 0 Reihenſdige der Teilnehmer vom Start an und auf der Strecke war umgekehrt wie ſonſt bei Wettbe⸗ werben. Die ſtarken Wagen ſtarteten zuerſt und hatten ein hohes Durchſchnittstempo(42 Kilometer) zu fahren, die kleinen Wagen ſtarteten zuletzt und hatten geringere Durchſchnitts⸗Geſchwindigleiten einzuhalten, was natürlich zur Folge hatte, daß das Feld ſich ſtark in die Länge zog und beſonders am Ziel die Ankunft der Rheini⸗ ſchen Dauerfahrer ſtundenlang erfolgte. Die Verufsfahrer⸗Kanonen waren diesmal fortgeblieben, eines⸗ teils wohl, weil die Veranſtalter in der Ausſchreibung beſtimmt hatten, daß Fahrzeuge von Induſtriefahrern auf Wunſch ſofort am Ziel verkauft werden müſſen(um der Benutzung von Spezial⸗Fahr⸗ zeugen durch Fabrikfahrer vorzubeugen) und anderenteils vielleicht auch, weil die deutſche Automobil⸗Induſtrie ſich bei den gegenwärti⸗ gen ſchlechten Abſatz⸗Möglichkeiten im beſetzten Gebiet keinen Vor⸗ teil davon verſprach, wenn ſie ihre Wagen und Fahrer ſtarten ließ. Die Teilnahme vieler Herrenfahrer und unter dieſen wieder zahlreicher Neulinge, die erſtmalig einen Wettbewerb betrieben, war im Intereſſe des Sports erfreulich. Daß andererſeits die Zahl der Auslandswagen die der deutſchen Wagen übertraf, ſpiegelte die Lage im beſetzten Gebiet wieder und ſollte aber der deutſchen Fahrzeug⸗ Induſtrie zu denken geben, und durch Beſchickung der Veränſtaftung mit tüchtigen Fahrern auf guten deutſchen Wagen hätte ſie immerhin die Möglichkeit ae die Ueberlegenheit des deutſchen Wagens gegenüber dem Auslandswagen zu beweiſen. Organiſatoriſch war die Veranſtaltung ſehr gut durchgeführt. Der Kölner Automobil⸗ Club hat ſein ſportliches Erſtlingswerk der Nachkriegszeit einwand⸗ frei zu Ende führen können und dafür gebührt insbeſondere den Herren Generaldirektor Becker, O. Erdmann, K. Boettcher und F. Höper Dank. Beſonders verdient aber feſtgeſtellt zu wer⸗ den, daß wiederum der„Agripping⸗Verſicherungs⸗Konzern“ ſich in großzügiger und uneigennütziger Weiſe um die Durchführung der Streckenorganiſation wie der Veranſtaltung überhaupt verdient ge⸗ macht hat. Wo es auch immer war— überall wieſen Agrippina⸗ pfeile den Rheinlandfahrern den Weg. Die ausgezeichnete Markie⸗ 5— der⸗ 440 Kilometer langen Rundſtrecke war an ſich eine Muſter⸗ deiſtung. * 0. Köln lag im tiefen Schlaf als es vor Tag und Tau hinausging den Rhein entlang gen Brühl. Kalter Regen ſchlägt den Fahrern ins Geſicht, grau in grau wölbt ſich der Himmel, ſchwarz und die Konturen des Häuſermeeres der großen Als unſer Preſſewagen ein vom Agrippina⸗Konzern zur Ver⸗ fügung geſtellter Elite 6 Zylinder, den Startplatz erreicht, ſind die großen ſchweren Wagen ſchon unterwegs. Allen voran die mächtige Hiſparno Suiga Limouſine von 140 5S. Schnurgerade dehnt ſich die Landſtpaße und in voller Jagd ſtürmen wir hinein in den naß⸗ kalten Morgen. Erſt als das Frühlingsgrün des Flamersheimer Waldes uns aufnimmt, ſcheint das Wetter ſich aufklären zu wollen. Hindurch geht es durch das verſchlafene Münſtereifel, das bunten Flaggenſchmuck daliegt, e e zur Kirmes oder irgend⸗ einem luſtigen Feſt. Anmutiger wie die Gegend Ueber grünen Berghängen und gelbſtroßendem Ginſtergeſträuch grüßt im Oſten ein ſchwaches Morgenrot als froher Vorbote eines erwachenden Sommertages. In unzählbaren Kürven ſchlingt ſich der Weg durch ſtilles, lauſchiges Tal, ſteigt wieder herauf auf Bergrücken von ſtatt⸗ licher Höhe, folgt dem Laufe der plätſchernden Ahr, erreicht über Adenau Wirneburg: plötzlich das trotzige aufragende Mayen, deſſen altes Römerkaſtell weit hinaus grüßt ins Land. Keine Pfützen gibt es hier, keine regenweirhen Straßen; die Wege quirlen Staub auf es hat den Anſchein, daß nach dem erſten Drittel im Regen⸗ und Nebelgefetz die Sonne ſiegreich durchbrechen will, um den Rhein⸗ landfahrern auf ihrem weiteren Weg zu leuchten. Sie tut es juſt im geeigneten Augenblick; als die Berge ſteil ab⸗ fallen ins Moſeltal und eingebettet im Rebenhügel und waldbegrenz⸗ tem Bergreich die Moſel ſichtbar wird, da läßt die Sonne ihr Gold funkeln aufs deutſche Moſelland. Die Fenſter des herrlichen Schloſſes Cochem ſpiegeln die Morgenſonne wieder und die Bevölke⸗ rung bildet Spalier und grüßt die Fahrer vom Rhein, die mit Win⸗ deseile ihres Weges ziehen. In ſchneidiger Sportfahrt hat unſer der Page n Fahrzeug um Fahrzeug überholt und liegt vorne an der Spitze, wir wollen Zeuge des Bergrennens ſein und müſſen uns dran halten, um mit 3 bleiben. So geht es denn in 90, 100, 110 Kilometer⸗Tempo der Moſel entlang. Freundlich grüßen die Schutzleute, die ſonſt ſo Geſtrengen; Tücher⸗ und Mützenſchwenken der Touriſten(die mitunter ſo autofeindlich),— alles iſt von froher Sportbegeiſterung ergriffen und jeder Zuruf, jeder Wink, jede Mimik beſagt uns: ſchneller, ſchnellaa. Von betörender Schönheit dieſe 50 längſt den Ufern der Moſel. Minute um Minute neue und ſich an Lieblichteit immer wieder übertreffende Bilder, So manche Fahrt habe ich im Laufe der letzten eineinhalb Jahrzehnte in Sportfahrten durch ſolches Land emacht; mit dieſer Rheinland⸗Rundfahrt um den 0 Rheinland⸗ reis kann ſich landſchaftlich keine meſſen. Denn nicht nur die Moſel⸗ Längſtfahrt iſt köſtlich mit ihren ſtimmungsvollen Berg⸗ und Waſſer. Bildern, der Moſelfahrt Schönheiten ſind bekannt und be⸗ rühmt. Unbeſungen aber ſind die Schönheiten der Eifel. Sie aber ſtehen dem Schwärzwald, Schleſiens Gebirgen, dem Harz, dem Thü⸗ ringer Vergland, Sachſens anmutiger Bergwelt keineswegs each, im Gegenteil: ich kenne kein deutſches Gebirg, das die Schönheiten dieſes Stückchen herrlichen deutſchen Landes übertrifft. Wohl ſind die Dörfer hier ärmlich, iſt die Bevölkerung dünn geſät. In ſeiner ſtillen ungeſchmückten Naturſchönheit— dieſes Eifelland aber jeder lieb gewinnen und hachſchätzen, der Berge liebt, verträumte Wälder, E Buſchlan„weite Bergweiden und gelb in gelbe Ginſter⸗Ge⸗ 25 5 Bei Bulley verlaſſen wir das Moſeltal. Dröhnen hinauf durch Kirgi Buchen⸗Alleen zum Bade Bertrich. Bevölkerung und Kurgäſte überbieten ſich im frohen Willkommen der Rheinland⸗ fahrer. Bei der Elfenmühle Start zum e 4,5 meter. Ein famoſe Strecke, vorzüglich che 10 ert, breit, ohne lebens⸗ So geht denn dieſe Prüfung auch glatt von⸗ atten, bis auf einen Cadillac⸗Wagen, der mit ſeinen Kotſchützern Kilo⸗ einen Baum zur Strecke zu bringen verſucht. Kurze Unterbrechung bis das Attentäter⸗Fahrzeug die Strecke verlaſſen hat— dann donnert einer nach dem andern auf die Berghöhe hinauf. Und ein paar Kilo⸗ meter weiter Start zum 1 Kilometer⸗Flachrennen. Der Barmer 3 5„Bob⸗ und Auto⸗Club hat ſeine elektriſche Zeitnahme⸗Vorrichtung zur Die Fahrgäſte nahmen ſich des Störenfrieds an und ver Verfügung geſtellt und dleſe bewöhrt ſih Bäuerlein übereifrig in das Drähte⸗Gewirr. 85 170 und die ganze tadellos, bis ein feiſtes Anlage ramponiert. Vis der Schaden behoben iſt, dauert' eine n ach u halbe Stunde, dann geht der Rennbetrieb weiter und dar⸗ a rüne bergiſche Eifelland. wieder Streckenfahrt durchs weite 5 erg, freudiges Intereſſe, Kurve um Kurve, Tal an Tal, Berg an wo das Motorgeknatter hörbar wird. Unſer Agrippina⸗Preſſewagen leiſtet ſich mit dem le Karoſſerie⸗Werke Kiver⸗ nagel ein beſonderes Rennen. Auf den breiten menſchenleeren Straßen beginnt ein Streben nach vorne, die Rheinlandfahrer müſ⸗ ſen ihr Durchſchnitts⸗Tempo innehalten— wir können beliebig an ihnen vorbei. 30 Kilometer währt ſchon dieſes Match. Wir fliegen durch Stadtkyll, laſſen die Wagen weiter jagen nach Schleiden, nach Gmünd. Jetzt haben wir dieſe faſt alle erreicht, liegen wieder mit an der Spitze und können uns bei der Einfahrt der ſportklaſſigen Strecke des Eifelrennens zurufen: Den Rheinlandpreis— die Preſſe⸗ wagen haben 105 verdient.,, Mit Recht ſpricht man von der Eifelſtrecke als von der deutſchen Targa Florio. Kurve reiht ſich an Kurve, ununterbrochen geht es bergauf bergab, nur wenige Flachſtrecken zwiſchendurch. Was aber die Eifelſtrecke von der Targa Florio⸗Strecke unterſcheidet, iſt ihre hervorragende Straßenbeſchaffenheit. Hier können die Wagen, die Motoren, die Fahrer zeigen, was ſie leiſten können in ſchneller durch keine Straßenunebenheit gehemmte Fahrt. Hier ſind die Kehren ſo ſteil und ſo ſpitz, wie ich ſie bei der Fahrt um Siziliens ſchnee⸗ gekrönte Madon Maſſiv nicht ſah. Hier aber gibt es Fernblicke von wunderſamer Schönheit Das Auge ſchweift weit hinein ins grüne Bergland und wer das Rennen beobachten will, der hat auf langer, bis 10 Kilometer weit überſohbarer Strecke Gelegenheit, ſportlich auf ſeine Koſten zu lommen. Hier oben bei Haſenfeld, bei Nideggen wimmelt's von Kölner und Aachener Auto⸗Freunden. In ſieg⸗ hafter Fahrt ſtreben wir über Jülich dem Ziele zu. Mit 120 Kilo⸗ meter Geſchwindigkeit brauſt unſer Preſſewagen die alte Römer⸗ ſtraße über Lechenich gen Köln entlang. Nach 12½ſtündiger Fahrt iſt das Ziel erreicht— die Rheinlandfahrt hat ihr Ende gefunden. Noch ſind die Wagen der kleineren Klaſſen unterwegs, ſie dürfen ſich nicht zu ſehr ſputen, um ihr vorgeſchriebenes Durchſchnitts⸗ Tempo nicht zu unterbieten. Muß man dem Kölner Auto⸗Club Dank wiſſen für ſeine ſportliche Tat, ſo muß man es auch dafür, daß er den Teilnehmern an ſeiner Dauer⸗Gebirgs⸗Prüfungsfahrt ein⸗ mal das Rheinland in ſeinem von den breiten Maſſen noch unent⸗ deckten Innern gezeigt hat. Die Liebe zum deutſchen Rheinland zu dieſem Stückchen herrlicher deutſcher Welt, wird bei Jedem, der am Sonntag mit von der Partie war, nur noch größer und herzlicher geworden ſein. Die Ergebniſſe: Die Ergebnis⸗Errechnung, die mit erfreulicher Fixigkeit vonſtatten ging, zeitigte inſofern eine Ueberraſchung, als von den 31 Geſtarteten nur 13 ſtrafpunktfrei blieben. Wagen, die in den Sonderprüfungen auf der Bergrennſtrecke und Flachſtrecke ausgezeichnet abſchnitten, verloren in der Geſamtwertung alle Chaucen durch die Strafpunkte. Unter den 13 ſtrafpunktfreien Teilnehmern befinden ſich ſechs auf deutſchen Wagen, 7 auf ausländiſchen. In Anbetracht deſſen, 12 deutſche und 19 ausländiſche Wagen die Fahrt beſtritten haben, iſt dies Ergebnis ein für die deutſchen Wagen recht ehrenvolles. Straf⸗ punktfrei ſind folgende Teilnehmer: 8 Klaſſe VI, über 12 Steuer PS. Carl Fudikar, Delage, W. Bleißem, Adler, J. Werner. Auſtro⸗Daimler. Klaſſe IV.—10 PS. E. Klein, N. A.., H. Schrien. N. A.., F. Höper, Auſtro⸗Daimler, E. Brauns,.⸗N.;: Horr, Mer⸗ cedes⸗Kompreſſor: Th. Wagener, Fafnir: K. Elshorſt, Oakland. Klaſſe II,—6 PS. Peter Bohnen, Adler: Stümpfli, Bu⸗ gatti⸗Sport: J. Becker jud., Chiribri. In der Flachprü funga fuhr Noll auf Bugatti⸗ Achtzylinder die ſchnellſte Zeit des Tages, W. Bleißem auf Adler die Zweitſchnellſte. Auch in der Bergprüfung iſt die Zeit des Noll' ſchen Bugatti die weitaus beſte. Der italieniſche Chiribi⸗Wagen von Becker jun. war hier der Zweitſchnellſte vor der großen 140 PS. Hiſpano⸗Suiza Reiſelimouſine A. Kleins. Die Ergebniſſe im 1 Km. Flachrennen mit fliegendem Start ſind folgende: 9 Klaſſe VI. 1. W. Bleißem, Abler, 38,7 Sek.; 2. A. Klein, Hiſpano Suiza, 39,4. 3. N. Fudiker, Delage, 39,5. Klaſſe V. 1. K. Altgelt, Mercedes, Kompreſſor, 42,1. 2. Dr. U. Kerwer, Oakland, 47,5. 3. Elshorſt, Oakland, 49,8. Klaſſe IV. 1. F. Höper. Auſtro⸗Daimler. 42,9. 2. W. Dicke, N. A.., 48,4. 3. E. Brauns,.⸗N., 48,8. Klaſſe III. 1. A. Noll, Bugatti, 37,1. 2. Horr. Mercedes⸗ Kompreſſor, 41,8. 3. W. zur Straßen. Anſaldo, 52,1. Klaſſe II. 1. J. Becker jun., Chiribri, 40,1. 2. Stümpfli, Bugatti, 40,2. 8. Bittner. Fiat, 51,8. Die Ergebniſſe der Bergprüfung ſind folgende: Klaſſe VI. 1. A. Klein, Hiſpano⸗Suiza,::9 Minuten. 2. E. Schulz. Mercedes,:13,4. 3. C. Fudikar, Delage,:15,8 Klaſſe V. 1. C. Altgelt, Mercedes Kompreſſor,:22,4. 2. Dr. Kerwer, Oakland,:45,0. 5 25 Klaſſe IV. 1. Fr. Höper, Auſtro⸗Dafmler,:10,4. 2. E. Brauns .⸗N.:44, 3. Schryen, N. A..,:51,2. Klaſſe III. 1. A. Noll. Bugattt,:86,2. 2. Horr, Mercedes, :22. 3. Zur Sraßen, Abſal do,:45,2. Klaſſe II. 1. J. Becker, Chiribri,:58,0. 2. M. Stſmpfle, Bugattt.:40. 3. Bittner⸗Berlin, Fiat,:42. Das Geſamtergebnis ſteht noch aus. Sportliche Rundſchan Nuderſport s Mannheimer Regatta. Die hinter uns liegende Mainzer Re⸗ gatta mit ihrer großen Beteiligung und das zahlreiche Meldeergebnis zu den in nächſter Ausſicht ſtehenden Internationalen Ruderwett⸗ kämpfen in der ſüddeutſchen Rudermetropole Frankfurxt geben dem Mannheimer Regattaverein die berechtigte Hoßfnung, daß auch ſein am 5. und 6. Juli auf dem oberen Neckar ſtattfinden⸗ den ruberſportlichen Treffen eine ebenſo reiche Beteiligung aus Deutſchen Ruderkreiſen erwarten darf. Mannheim Ludwigshafen, das neben Berlin⸗Frankfurt a. M. und Hamburg in der Ruderwelt mit unter den erſten deutſchen Ruder⸗Zentren anzuſehen iſt, wird trotz der an gleichen Tagen veranſtalteten Regatten in Leipzig und Schweinfurt ſeine Anziehungskraft ausüben und ſicherlich noch mehr erweitern. Die Rheinmeiſterſchaft im Einer, die auszufahren dem Mannheimer Regattaverein in dieſem Jahre übertragen wurde, ſowie der Straßburg⸗Gedächtniseiner, zwei der bedeutungsvollſten Wettbewerbe bringen unter anderen aller Vorausſicht nach unſeren deutſchen Meiſter, Walter Klinſch⸗Frankfurt an den Start, der allerdings nur im letzten Rennen ſich beteiligen darf, da er als Trä⸗ ger der böchſten deutſchen Ruderwürde an einer anderen Meiſter⸗ ſchaft im Inlande nicht ſtarten darf. Mit einem ſehr großen Melde⸗ ergehnis von Skullern zur Rheinmeiſterſchaft darf desh gerechnet werden. Auch die übrigen Rennen, die ob ihrer einzelnen Klaſſen nach Fungmannen, Junwren u. Sen., ſowie nach Zweier, Vierer u. Achter ſo verteilt ſind, daß ſedem Ruderer Gelegenheit gegeben iſt, ſich in den beiden Tagen an mehreren Rennen zu beteillgen, werden ein ſehr großes Meldeergebnis aufzuweiſen haben. Der Mannheemer Regattaverein wird keine Arbeit ſcheuen u. darauf bedacht ſein. allen Anforderungen ſeitens der teilnehmenden Ruderer und des Publikums gerecht zu werden um das zweitägige ruderſportliche Treffen zu einem Ereignis zu machen. An der ruderſportlichen Berölkerung liegt es, das edle Streben des Mannheimer Regatta⸗ vereins durch zahlreichen Beſuch der Regatta an den obengenannten Tagen zu unterſtützen. Boxen * Harry Perſſon ſchlägt George Cook. Der mit großer Span⸗ nung erwartete Kampf der Schwergewichts⸗Boxmeiſter von Schwe⸗ den und Auſtralien, Harry Perſſon und George Cook kam vor überfülltem Hauſe in Stockholm über 15 Runden mit 4 Unzen Handſchuhen und harten Bandagen zur Entſcheidung. Beide lie⸗ ferten ſich einen erbitterten, vollſtändig ausgeglichenen Kampf. Cook zeigte blendende Technik im Nahkampf, während der ſchwedi⸗ ſche Meiſter infolge ſeiner größeren Reichweite den Diſtanzkampf bevorzugte. 55. den beiden letzten Runden legte der durchweg im Angriff befindliche Perſſon ein ſehr ſcharfes Tempo vor. Der däniſche Ringrichter Malle Jacobſen ſprach Perſſon den 9 nach Punkten zu. Cook legte Proteſt gegen das Urteil ein un forderte Perſſon zu einem Revanchekampf 5 den dieſer ſofort annahm. Perſſons Trainingspartner, der Deutſche Hermann Kröger trat am ſelben Abend gegen den norwegiſchen Halb⸗ ſchwergewichtsmeiſter Johanny Eſpen an. Der vollſtändig aus⸗ geglichene Kampf wurde in der 7. Runde vom Ringrichter zu Gun⸗ ſten von Eſpen abgebrochen, nachdem Kröger in der vorhergehen ⸗ den Runde eine ſtark blutende Kopfverletzung davongetragen hatte. — Der Kampf um die ſchwediſche Mittelgewichtsmeiſterſchaft zwi⸗ ſchen Martin Tancred und Guſtav Olander wurde in der 5. Runde zu Gunſten von Tancred vom Ringrichter geſtopt.— Die Federgewichtsmeiſterſchaft holte ſich Kviſt gegen Hjalmar Tanc⸗ red nach Punkten. Herausgeber. Drucker und Verleger. Druckerei Dr Haas, Monnheimer General⸗Anzeiger G m. b H. Mannbeim E 6. 2. Direktion: Ferdinand Heyme— Cbefredakteur. Kurt Fiſcher. Verantwortlich für den politiſchen und volkswirtſchaftlichen Teil: Kurt Fiſcher; für das Feuilleton: Dr. Fritz Hammes: für Kommunalvpolitik und Lokales: Richard Schönfelder; für Sport und Neues aus aller Welt: Willy Müller; für Handelsnachrichten, Aus dem Lande. Nachbargebiete, Gericht u. den übrig. redaktionellen Teil: Fr. Kircher: f Anzeigen: J. Bernhardt. Nakürliche volle Formen und jugendfriſches Ausſehen ſind der Wunſch vieler Frauen. Wir raten Ihnen in Ihrer Apotheke 30 Gr. echte Avora⸗Kerne zu kaufen, die erprobte unſchädliche Stoffe von an⸗ ſſatzfördernder Wirkung enthalten. — ———— — 2 0 drücklich wird sodann in Absatz 2 betont: Mhts anderes als einen Neuaufbau des Geschäfts. 6. Seite. Nr. 279 MNaunheimer General-Anzeiger(Miitag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 18. Juni 1924 r UHendels Goldmarkeröffnungsbilanzen bei Kommanditgesellschaften 928. Von Rechtsanwalt Dr. Alfred Karger, Berlin Wir entnehmen die nachstehenden inter- essanten Ausführungen der Industrie- und Handelszeitung mit dem Vorbehalt, daß dus Endergebnis natürlich skreitig sein kann. e Die Schriftleitung. Solange sich die deutsche Rechlsprechung und Rechts- Wissenschaft nicht mit dem Gedanken vertraut macht, dab alle Gesetzesbestimmungen nur vernunftgemäß ausgelegt Werden dücfen, daß es nicht angeht, Ohne weitéres die Aalten Erkenntnisse zu üboernehmen, veird der Vebergang zu normalen Verhältnissen erschwert sein. Es mag verwundern, ist aber Tatsache, daß nur dann wieder ſestes Recht möglich und in Zukunft gewährleistet wird, Wenn die Rechtsprechung und die Rechtswissenschaft für die derzeitige Uebergangszeit sich an dié Augenblicksbedürfnisse anpassen, nicht der Veberlieferung huldigen. Dieser Salz mublte einmal ausgesprochen werden, weil seine Niehtbeachtung das Grundübel unseres gesamten der- zeitigen Rechtslebens ist. Die Richtigkeit dieses Satzes soll an einem wichtigen Einzelfall näher dargetan und untersucht Weren, ob und welche Rechte die Kommandi- tisten bei der Aufstellung der G0oldmark eröffnungsbilanz haben. Das Goldbilanzlerungsgesetz behandelt diese Frage nicht. Infolgedesen pflegten bekannte Kommentatoren Ohne wWeiteres die Vorschriften des IIGB. zu übernehmen. Dort jet im 5 40 HGB. bestimmt:„Sind mehrere persönlich haftende Gesellschafter vorhanden, so haben sie alle zu unterzeichnen,? Die erste Folgerung daraus ist, daß auch ie persönlich haftenden Gesellschafter, die von der Ge- Schäftsführung ausgeschlossen sind, bei der Aufstellung der Foldmaxkeröfknungsbilanz beteiligt sind. Sie können, je nach der Art und Weise, wie die Beschlußfassung in der Gesell- sehaft geregelt ist, saämtliche geschäftsführende Gesel! schatter überstimmen und diese dadurch zu einer Bilanzaufstellung anweisen, die mit dem Verani- Wortungsgefünl der Geschäftsführer nicht vereinbar ist. Die Zweite Folgerung, die aus dem 8 40 gezogen wird, betrifft den Kommanditisten. Zu diesem Zwecke zieht man zumeist den 8 166 HGB. in Betracht, der im Gegensatz zum §118 HGB. steht. Während nämlich 8 118 bestimmt: Ein Gesellschafter kann, auch wenn er von der Geschäftsführung ausgesehlossen ist, sich von den Angelegenheiten der Gesell- schaft persönlich unterrichten, die Handelsbücher und dle Fapiere der Gesellschaft einsehen und sleh aus ihnen ine Bilanz anfertigend, berechtigt 8 116 den Kom- ——— manditisten nur,„die abschriftliche Mitteilung der jahrlichen Bilanz zu verlangen und ihre Richtigkeit unter Einsicht der Bücher und Papiere zu prüfen“, Aus-⸗ 1„Die im 8 118 dem von der Geschäftsführung ausgeschlossenen Gesellschaf. ter eingeräumten weiteren Rechte stehen dem Kommandi- kisten nicht zu.“ Zzu diesen weiteren Rechten gehört ins- besendere das Recht auf Anferligung der Bilanz und das Recht wie die Pflicht zu ihrer Unferzeichnung. Die Bestimmung auf die Umstellung der Buchführung und bei Feststellung der neuen Kapitalanteile anzuwenden, schelnt mir nun im Gegensatz vor allem zu Rosendorff (8. 37 II. Aufl.) ausgeschlossen. Zunächst einmal handelt es sich bei den Fällen, die im GBB. geregelt werden, um die Aufstellung von Ertrags- anzen, nicht aber um dle Aufstellung von Vermögens- bilanzen- Gemeint waren dort die jaährlichen oder Wenigstens regelmäßig wiederkehrenden Bilanzen, nicht aber aueh die einmaligen. Wenn man bisher diesen Unterschied nicht herverhob, 50 lag dies daran, dal man diesen Unter- schied bis zum Jahre 1922 überhaupt nicht erkannt hatte, So kann man sieh auch nicht darauf berufen, daß sich die Steuerbehörde bisher bei den Kommanditisten damit begnügt hal, daß der Kommanditist die Steuererklärung entsprechen- tler Vermögensaufstellung der persönlich haftenden Gesell- schafter zugelassen hat. Aehnliches wird ebenso gut der vorsichtige Kom- maaditist zur Vermeidung einer hohen Wert- zuWachssteuer vornehmen müssen, wenn er sich auch daxüber klar sein sollte, dafl er damit recht genaue Nach- prüfung der Vermögensverhältnisse der anderen Gesellschaf- ter herbeiführt. Von den Eriragsbilanzen unterscheidet sich die neue Eröffnungsbilanz der offenen Handels- und Kommandit- vollkommen, da in ihr auch die einzelnen apitalkonten auf der Passivseite aufgeführt sind. Im all- gemeinen bedeutet die Goldmarkeröffnungsbilanz ei den Hlenen Handels- und Kommanditgesellschaf. ten hat die Eröffnungsbilanz aber noch eine weitere Be- kung, Sie legt von neuem die Höhe der Beteiligung einzelnen Gesellschafter fest, Aenderungen der Werk⸗ Verhaltnisse kommen in Betracht, zumal wenn die Haftungs- summe der Kommanditisten neu festgelegt werden müß, Worautf man bisher viel zu wenig achtete. Diese Eröffnungs- Bilanz betrifft somit die wichtigsten Rechte der Gesellschaf- ter. Daß hierüber die Kommanditisten nicht mitbestimmen sollen, daß diesen lediglich ein Klagerecht auf Anfechtung verbleibt, will mir nicht einleuchten. Die Aktionäre einer Gesellschaft müssen die Eröffnungsbilanz und die Um- stellung genehmigen, obwohl die wirtschaftlichen Rechte in keiner Weise durch die Beschlüsse betroffen werden. Denn mag das Vermögen mit 100 oder 10000% angenommen wer⸗ den, in jedem Fall nehmen ihre Aktien mit dem gleichen Bruchteil an dem effektiven Vermögen teil. Sie könnten nur ann behindert sein, wenn dadurch Aktien auf Beträge unter der gesetzlichen Mindestgrenze lauten müßten. Man kann ah Grunde bezweifeln, ob überhaupt durch die Um- stellung die Rechte der Aktionäre betrokfen werden, wenn nicht nehrere Gattungen von Aktien vorhanden waren. Für diesen Normalfall hat darum die Bestimmung der Genehmi- ug der Erötfaungsbilanz ungd We eintacher Ummehrheit(8 3) nur geringe Bedeutung. Die Bestimmung Wurde erlassen, weil sonst eine quallfiztlerte Mehr⸗ Reit für cie mit der Umstellung verbundenen Satzungs- anderungen notwendig gewesen wäre. Wenn aber schon die Aktlenate über die Fröfknungsbilanz zu entschelden haben, 80 dürſte die noch mit weit gröberer Berechtigung von den —————— Das Alter der Schauſpieler. Wenn man bei dem Ableben mancher Schauſpieler hört, wie alt ſie geworden ſind, kommt man aus dem Staunen nicht heraus und hält die Altersangabe für einen Irrtum. Erſt kürzlich ſegnete ein großer Schauſpieler dag Zeitliche, der mehr als 80 Jahre zähete und den man durchaus für einen Fünfziger hätte halten können. Auf den Bildern, die ihn als 45jährigen zeigen, macht er faſt noch den Eindruck eines Jünglings. Auch bei Schauſpleterinnen kann man gleiches beobachlen, elonders bei denen vom Film, wo Schminke belanntlich ichts d. weil die Schärſe des Filmobfektives die kleinſten Spu⸗ ten von ten guſdeil. Da wundert man ſich denn. wie lange anche Künſtlerinnen jung bleiben. cawohl ſie gewiſſe Jahre längſt hinter ſich haben. Nun frogt wan ſich, wedurch dieſe Künſtler und Nennheim Gesellschaftern einer Kommanditgesellschaft zu fordern sein. Denn hier wird bei der Umstellung ihr persönliches Recht. ihr Kapitalanteil, betroffen. Deshalb komme ich zu dem Er- gebnis, dah sogar nicht einmal ein Beschluß der Mehrheit der Gesellschafter für die Feststellung der Eröffnungs- bilanz genügt, genau so wenig wie sonst, wenn der einzelne ein ihm verbürgles Sonderrecht aufgeben soll. Unabhängig also davon, ob die Gesellschaft nach der Größe der Kapital- anteile oder nach Kopfzahl die Entscheidung zu fällen hat, müssen danach alle Gesellschafter einer Kommanditgesell- schaft, d. h. sowohl die geschäftsführenden wie die von der Ceschäftskührung ausgeschlossenen persönlich haftenden Ge- sellschaſter als auch die Kommanditisten, zustimmen. Da dieser Satz allgemein gilt, bedarf es keiner weiteren Erwähnung, daß zumindest in den Fällen, in denen den Kom- manditisten nach dem Gesellschaftsvertrag die gleichen Rechte wie den bersönlich haftenden Gesellschaftern ein- geräumt sind, dies Verlangen berechtigt ist. Bisher ist der Fall behandelt worden, nach dem bei der Eröflnungsbilanz die Kapitalkonten der einzelnen Gesell- schafter einzeln angegeben werden. Es kragt sich, ob man die Zustimmung der Kommanditisten zur Eröffnungs- bilanz nun dadurch umgehen könnte, daß man in der Eröff- nunsbilanz auf der Passivseite nicht die einzelnen Konten der Gesellschafter auswirft, sondern nur das Kapi⸗ ta! der Gesellschaft einseizt. Würde man, wenn dies zu- lässig wäre, erreichen, daß die nicht persönlich haftenden Gesellschufter die Bewertung der einzelnen Akliven nicht be⸗ anstanden können? Bei der Regelung im Aktienrecht hal die Mehrheit nach Stimmen das Recht, eine ordnungsmähige Bilanzierung der Aktiven zu verlangen Dieses Recht würde man zumindest aueh den Teilhabern einer Kommanditgesell- schaft einräumen müssen. Wenn darum die nach dem Ver- lrage odler dem Gesetz maßgebliche Mehrheit der Gesellschaf- ter auch nur aus Kommanditisten besteht, so bleibt ihnen allein das Recht, die Bewertung der Aktiven zu bestimmen. M. E. wird man aber diese Erwägung überhaupt verwerfen müssen. Eine Bilanz ist als eine Gesamtheit denkhar. Es genügt nicht, daß einzelne Posten herausgenommen wer- den oder fortfallen. Die Bilanz muß daher auch Rechenschaft über die Kapitalanteile der einzelnen Gesellschafter geben. Praktisch bedeutet dies, daß die Gesellschaft sich von dem Mitbestimmungsrecht der Kommanditisten nicht dadurch be- kreien kann, daß die Bilanz ohne Gliederung der Kapital- konten der einzelnen Gesellschafter aufgestellt wird. Deutsche Steinzeugwaarenfabrik für Canalisation und Chemische Industrie, Friedrichsfeld i. B. Die.-V. genehmigte einstimmig sämtliche Anträge der Verwaltung. Der 8 13 des Statuts Wurde dahin abgeändert, daß der Aufsichtsrat, statt wie seither aus höchstens 7, für die Folge aus höchstens 8 Mitglieder besteht. Neu in den Aufsichtsrat gewählt wurde Herr Lorenz Hahn, Essen. * Simoniussche Cellulosefabriken.-G. in Wangen(Allg.). Die Verwaltung betont in ihrem Bericht, daß sie mit der Vorlage der Papierbilanz nur der gesetzlichen Vorschrift genügen, da infolge der verschiedenen Wertfaktoren, aus denen sich die Bilanzzahlen zusammensetzen, ein richtiges Bild der tatsächlichen Verhältnisse der Gesellsehaft nicht] glel gewonnen werden bönne. Die Betriebe waren meist in Zufriedenstellender Weise voll beschäftigt. Bei einem Roh- ertrag von 1 005 394.84 BiIA stellt sich der Reingewinn auf 21 201,18 Bi-A, der ohne Gewinnverteilung auf neue Rechnung vorgetragen werden soll. In der Bilanz stehen(in Bi.): 27 274 Anlagen, 292 786.11 Wertpapieren und Beteiligungen, 11 800,83 Kasse, 955 513,97 Vorräten und 355 434 Außenständen bei 30(Mill.) Aktienkapital 208 425 Schuldverschreibungen, 51 865,80 ausslehende Zinsen und 1362 060,59 Gläubiger gegenüber. * Württemberg. Notenbank Stuttgart. Der Jahresbericht erwäühnt die im März 1923 beschlossene Erhöhung des Kapitals um 1250 Aktien für ſe nom. 1200, die vom würt⸗ tembergischen Staat zu 475 Prozent übernommen wurden. Durch die Erhöhung erreichte das Kapital 1054 Mill. neben .2 Mill. Reserve. Im Laufe des Jahres erhöhte sich das Natenausgaberecht in rascher Folge von 210 Mill. am 1. Januar bis 10 631 250 000 Mill. 4 am 17. November, doch bestand insofern eine Unzulänglichkeit der Betriebs. mittel, als das Notenausgaberecht zum Dollarkurs um- gerechnet, noch am 19. Juni 1923 1,82 Mill. 64(94 500 Mill../) betrug, während es am 17. November nur noch 17 800 G(10 631 Bill. Pe) darstellte, Das Institut erzielte 1923 einen Reingewinn von 39 919 595 103 Mill.(i. V. 16 725), der nach Dotierung der Reserve vorgetragen wird. (bDer deutsche Brennstolftribut. Im Monat Mai be⸗ liefen sich, laut französischer Statistik, die Lieferungen deul- scher Brennstoffe an Frankreich und Luxemburg auf ins⸗ 1 642000 Tonnen(Koks nicht umgerechnet) gegen 301.100 To. im Monat April. Sie verteilen sich folgender⸗ maſlen: Kohle 243 400 Td., Koks 365 300 To., Braunkohlen⸗ briketts 33 900 To. Die Lieferungen in der Zeit vom 18. bis 31. Mai betrugen 222 000 To.: Kohle 86 700 T0o., Koks 117200 To., Braunkohle und Brikeits 18 000 To. Tagung der Privatbankiers. Die diesjährige ordentliche Mitgliederversammlung des Verbandes eutscher Prlvatbanklers findet, wie wir hören, am 29. Juni in Leipzig, Hotel Astoria, statt. Süddentsche ee AG., Frankfurt /M. Das Agio aus den beiden Kapitalerhöhungen in 1923 konnte nur einen geringfügigen Teil der Kosten decken. Von den neuen Aktien Wurde ein Teil zur Angliederung mehrerer Frankfurter und Perliner Terraingesellschaften dürch Aktien- austausch verwendet. Diese Gesellschaften, die über größbe⸗ ren hypothekenfreien Grundbesitz verfügten, Wurden von der Süddeutschen Immohiliengesellschaft béreits in Verwaltun übernommen. In Berlin erwarb die Gesellschaft vier Grund⸗ Stücke. Auf diese Weise War die Verwaltung in der Lage, der Substanzentwertung entgegenzutreten. Der Ueberschühß von 20 829 BIll. wird auk neue Rechnung vor⸗ Aaa en. Die für den 1. Januar 1924 aufkzustellende oldmarkbilanz soll einer hesonders einzuberufenden.-V. vorgelegt wer 1388 eree für die Nürnberger Häute- Verkaufs · genossenschaft. Die letzte Nummer der Zeitschrift„Der Dayerische Metzgermeister“ enthält u. a. einen Aufruf des Vorstandes der„Süddeutschen Häute-Verwertungsgenossen- Künſtlerinnen ſo lange ſich jung zu halten verſtehen, obwohl doch ihr Leben aufregender als das anderer Menſchen iſt. Gebrauchen ſie etwa irgend ein Mittel? Ja, ſie gebrauchen es! In unſeren Händen befindliche Dank⸗ ſchreiben von Damen und Herren der Bühnen⸗ und Filmwelt be⸗ kunden, welchen Wert ſie dieſem Mittel beimeſſen, dem ſie ihre lange Jugendlichkeit verdanken. Dieſes Mittel heißt Marylan⸗Creme Jder, der es anwendet, wird von der Wirkung überraſcht ſeig. Das ganze Lehen iſt ein Theater und man ſoll ſſch im Ausſehen immer ſo vorteilhaft wie möglich halten; davon hängt bel ſehr vielen Menſchen oft 0 ſaviel ab, wie bel Schauſpielern und Filmleuten. Daß manche Schauſpieler und auch Privatmenſchen auf junges Aus⸗ ſehen keinen Wert legen, gehört wieder auf ein anderes Blatt. Jedenfalls ſteht es feſt, daß es den meiſten Menſchen Vorteile bringt, wenn ſie ausfehen wie das blühends Leben! Zudem bat ein derartig friſches Ausſehen oft einen großen rückwirkenden Vorteit. ——— ͤ——̃ ̃—— er General Anzeiger schaft“ zu einer Stützungsaktion für die unter Ceschäligt aufsicht geratene Nürnberger Häute-Verkaufs-Genossenscher e. G. m. b. II. Darin wird gesagt, daß die Nürnberge Genostenschaft durch den Fall der Nordbayer. Handels- unt Gewerbebank.-G. in Nürnberg Verluste in Höhe von 262 000 erlitten hat und sich deshalb unter Ceschal aufslcht stellen mußte. Die Genossen werden aufgeforder 7 sich durch Hergabe eines zinslosen Darlehens von je 10 75 an der Stützungsaktion für die Nürnberger Häute-Verkauis genossenschaft zu beleiligen. :: Konkurseröffnungen in Baden. der offenen Handelsgesellschaft Anthony u. May 5 Lebensmittelfabrk in Karlsruhe, Inhaber Kaufmann Renatus Anthony und Kaufmenn Oskar Maxer in Karlsruhe, wurde das Konkursverfahren eröffnet.(Erste Gläubigeh versammlung 8. Juli 1924 und Prüfungstermin 5. August 194 vor dem Badischen Amtsgericht Karlsruhe.)— Ferner wurdie über das Vermögen der Firma K. Merkel u. Ueber das Vermögen Co. Iin Malsch(Inhaber Fabrikant Karl Merkel in Malsch und Architekt Max Harz in Baden-Baden) das Konkursverfahren eröffnet.(Prüfung der Forderungen 12. Juli vor dem Hacl. Amtisgericht Rastatt.) Devisenmark! Am Devisenmarkt war die Haltung im Frühverkent ruhig, das Geschäft blieb unentwickelt. er ranzösisce, Franken wurde aus New Vork schwächer gemeldet, wird aber für heute mit einer Befestigung gerechnet, naca dem die Regierungserklärung Herriots bekanntgeworden sein wird. Gegen New Lork lautete die Notierung auf 18,75 0 kür den Dollar, gegen englische Pfunde auf 81. Die Mar kam aus dem Aslande unverändert wie gestern. Devisenbedarf hält sich andauernd in normalen Grenzeit zwischen—4 Millionen Goldmark, während in der 2 der Repartierungen die Konzernanmeldungen den laufenden Saldo manchmal bis auf täglich 400 Millione hrachten. Br, Börsenberichte Mannheimer Effektenbötlse Mannheim, 17. Juni. Die Börse verkehrte zu ziemlich unveränderten Kursen. Abschlüsse erfolgten in Aniln zu 1296, Seilindustrie 3,25, Dingler'sche Maschinenfabrik 30 Germania Linoleum 676, Knorr Heilbronn 276, Mannheime: Gummi 1,50, Pfalz. Nähmaschinen 1,45, Salzwerk Heilbronn% Ereiburger Ziegelwerke 156. Zellstoffabrik Waldhof 6,25 1 Zuckerfabrik Waghäusel 2,4. Von Versieherungs- Alelg wurden gehandelt: Badische Assekuranz 55, Oberrheinische 40 Bi- pro Stück, während Mannheimer 45 gefragt blieben. Waren und Härkte Bremen, 17. Junl. Baumwolle. American Fully middling e. 28 g mm loko per engl. Pfd. 33,15(33,27) Dollarcents. 4 Magdeburg, 17. Juni. Zucker prompt 17,62—19,50.. Berliner Metallbörse vom 17. Juni Prelse in Festmark für 1 Kg. 4 Ar 18. 17. trol 0 n Barren— N 25 8 ubter 1gf 4d. 184 Alar. daels 498) 394% .53.886 d,58.0 7 futtenzinn 383-405——.———5 Veetg 9 8 Us osdes A 77827 8 — r. Ver 1 nümon* 7 klattendat..48 0,40.48J Sider für! ar. 69,30-50,0 28.50-300 Aluminlum—— Plaun p. Ar.— 51 London, 17. Juni(WB) Metallmarkt.(in Lst. l. d. engl. t. v. 1016 Kg. 16. I. 16. 17. Blei 32.78 32. pestselect. 66.75 66.75 Link 32.25 7220 130.— 130.— Quecksild 13.50 18.— Reguus 50.— 50. KupierkKass 63.75 61.50 de. 4 Monat 62.68 6237 Nickel d0, Elektol. 67.80 67.— Zinn Kassa 220.— 226.— Schiffahr Nächste Dampfer-Expeditionen des Nordd. Lloyd Bremen Bremen-New Nork: Ab Bremerhaven: D. Republig 7 5 18..; D. George Washington am 20..; D. München am 21. 85 D. President Hoosevelt àm 25..; D. Columbus am 26 D. America am 29..; D. Sierra Ventana am 1..; D. Stuugiſ⸗ am g..3 D. Lorek am 5, 7. Bremen-Philadelphia-Ban more-Norfolk; D. Hannover ab Bremen am 21..; D. ab Bremen am 5. 7.— Bremen-Cuba: D. Ingram ab Brem am 8. 7.— Bremen-Brasilien: D. Horncap ab Bremen 195 28. 6. P. Minden ab Bremen am 19. 7.— Bremen-La Elac D. Gotha ab Bremen am 15. 6,, ab Hamburg am farrn Passagiereinschiffung in Bremerhaven am 21..; D. Siè.3 Cordoba Passagiereinschiffung in Bremerhaven am 3 82= D. Weser ab Bremen am 6. 7, ab Hamburg am 10. 7. 95 85 giereinschiffung in Bremerhaven am 12. 7.— Bremen 7 üsien: D. Aachen ab Bremen am 21..; D. Machaon am 7.— D. Oldenburg am 5. 7. D. City of Glasgow am 12. 5 Bremen Australien: D. Myrmidon ab Bremen am 9. D. Göttingen ah Bremen am 19. 7. ——— * 5 Bezugspreis Mannheimer General-Anzeiger 65 Pfennig pro Woche täglieh-malige Zustellung Bezugspreis fur 4 Wochen.50 M. und Wenn man nämlich Marylan⸗Creme anwendet und auf Gru Nüttels ſes nach wiſſenſchaftlichen Ergebniſſen zuſammengeſtellten uf⸗ erſtaunt bemerkt, wie ſchlechte Nand erſichtlich friſcher wird, andnden. blüht, und 188 Falten und entſtellende Züge verſch oft reut man ſich, ſo ofſt man in den Spiegel ſieht und ſo reunde und Bekannten ihr Erſtaunen über dieſe unerflanach eude ausſprechen. Die dadurch täglich ſich wiederhelende, unf! bt günſtigen Einfluß auf unſer Vefinden aus und ſtär Spenn⸗ Selbſtvertrauen, unſere Unternehmungsluſt und allgemeine 1 tbön⸗ kraft, bewirkt alſo eine innere Verjüngung. Damen wie Herkegztobe⸗ nen dies an ſich ſebſt ſeſtſtellen, wenz ſie ſich eine koſtenlo Schön⸗ dieſer Marylan⸗Creme nebſt dazugehörendem Büchlein über Sr, heitspflege, das ebenfalls koſtenlos und portofrei beigeleg ſchrei⸗ kommen laſſen. Machen Sie eine Probe aufs Exempel 5 Fried⸗ ben Sie dieſerhalb on den Marylan⸗Vortrieb, Berlin 302, 74⸗% richſtraß“ 18. Es ſoſtet Z' nichts. ben „ Mittwoch. den 18. Juni 1924 Mannheimer General⸗Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 279 Gerichtszeitung Operndirektor Cortolezis und Badiſches Tandestheater als Fritz Cortolezis, der bis zum Jahre 1912 in München 0 Hofkapellmeiſter wirkte und dann nach Karlsruhe kam, iſt mit der Leitung des Landestheaters dort, dem er als Operndirektor nabflichtet war, in einen Rechtsſtreit geraten, der vor dem Büh⸗ nuttaſchiedsgericht München als der für Süddeutſchland de ändigen Stelle zum Austrag kam. Vor dieſer Inſtanz, die in 10 er Angelegenheit zum erſten Mal am 12. Juni im Hoftheater Sgte, waren der Kläger ſelbſt, ſein Vertreter Rechtsanwalt Dr. as uß. als Vertreter der Gegenpartei Rechsanwalt Dr. Tietz und ru Zeuge Oberlandesgerichtsrat Wetzlar erſchienen. Das Karls⸗ Aber Landestheater hat vor zwei Jahren einen lebenslänglichen netrag mit Cortolezis geſchloſſen, der nun wegen verſchiedener bulsaträglichkeiten mit friſtloſer Kündigung gelöſt werden ſoll. Cor⸗ lesis und ſein Verteidiger ſtellen ſich auf den Standpunkt, daß Klie ſchon rechtlich unhaltbar iſt. Dr. Strauß machte für ſeinen lenten weiter geltend, daß er nicht mit Geld allein abgefunden ſei den könne, ſondern daß er, da ſeine künſtleriſche Ehre intakt auch ein Recht auf die Entgegennahme ſeiner Dienſte habe. zlöſt wenn das, was das badiſche Miniſterium an Cortolezis eb. richtig ſei, treffen dieſe Vorausſetzungen zu; die Kündi⸗ ſi ag enthalte aber nur allgemeine Sätze und keine Spur von tat⸗ 5 lichen Behauptungen, weil man eben gegen Herrn Cortolezis ichts Stichhaltiges vorzubringen wiſſe. Wenn aber ein Grund Au einer friſtloſen Kündigung vorliege, dann gebe es auch kein Rivarten, dann könne ein Mann der eine ſolch außergewöhnliche aßnahme veranlaßt habe, nicht länger im Haufe geduldet werden. e Das Verhältnis Cortolezis zu dem Perſonal ſei aber nicht ſo gichüttert geweſen, wie es von der Gegenſeite dargeſtellt wird, agen, daß die Oper zurückgehe, wurden nicht erſt ſeit dieſem 1 re erhoben. Die Leitung der Oper ſtehe aber Cortolezis gar icht zu. Er habe nur den Namen eines Operndirektors mit den günktionen des Dirigenten; die Leitung der Oper unterſteht dem üntendanten. Man wendet ſich alſo an die falſche Adreſſe. Offen⸗ in wollte man Herrn Cortolezis keine zu großen Befugniſſe ein⸗ de men; daß er die Opernangelegenheiten„erledigt“, wurde im rtrag abgelehnt, man billiate ihm nur zu, daß ſie mit ihm„be⸗ in besfer Qualifut, berurbeilung u. Auswaßhl Tagßemd NDaigertorm aus femnem Lascheluch mir Hoblsqum- gang Siuck 165 3285 Taghemd Tãgerſorm qus ſenem Mac- coſucg mit Spigen und Hogl. squmgarnierung. Stũuck LTaggemd 59 mi rei ſaschmenstckerel 3 7 Sluck Taghemd Trägerſotm qus feinsfem Maccoſucßh mithochelegan- er Balisisiickerei mit Hogl- Ssqumgarniuur... Sfũuck Inferfaille Trãgetform qus feinem Opal, Handgesficht und reicger Hohlsgumgaomnierung Siũcæ 478 5 75 ſprochen“ werden. Man hat ihm auch den Vorwurf gemacht, daß er den Verwaltungsrat des Badiſchen Landestheaters nicht oft ge⸗ nug angerufen habe, der ſich aus dem Referenten des Miniſte⸗ riums, Stadträten und verſchiedenen Perſönlichkeiten zuſammen⸗ ſetzt, aber in der Praxis wäre das eben undurchführbar geweſen. Daß die Beziehungen von Cortolezis zum Soloperſonal unhaltbar ſeien, wird widerſtritten. Es habe bisher alles geklappt und klappe noch. In der Strauß⸗Feſtwoche, die in Karlsruhe ſtattfand, habe Dr. Richard Strauß ſelbſt bei der Ariadne⸗Aufführung am 4. Juni die ausgezeichneten Leiſtungen des Orcheſters gerühmt; nur einem Muſikkörper, der ſicher in der Hand ſeines Führers iſt, ſei es möglich geweſen, ſeine künſtleriſchen Intentionen ohne Probe vollauf zu erfüllen. Auch bei der Probe zur Elektra war Strauß auweſend und äußerte ſich ebenfalls voll Lob über die ausgezeich⸗ nete Interpretation. Die Aufführung hatte einen durchſchlagenden Erfolg. Der ſtürmiſche Beifall hat Cortolezis und den Künſtlern gegolten. Wenn eine Autorität wie Strauß ſo urteilt, dann könne Cortolezis doch kein ſo ſchlechter Operndirektor ſein, wenn auch Preſſe und Miniſterium anders urteilen. Der Vertreter der Gegenpartei Rechtsanwalt Dr. Tietz ſtellte den glänzenden Erfolg der Straußwoche und die perſönlichen Lei⸗ ſtungen von Cortolezis nicht in Abrede, aber das ſei noch kein Be⸗ weis, daß das Karlsruher Theater in ſeinen Leiſtungen nicht her⸗ untergegangen ſei; die Oper ſei„verwurſtelt“, der Kläger mag da⸗ bei im beſten Sinne gewirkt haben. Man könne von der Verwal⸗ tung des Landestheater weder verlangen, daß ſie den Kläger lebens⸗ länglich bezahle, noch lebenslänglich amtieren laſſe, ihr auch nicht verbieten. auf Engagement abzielende Gaſtſpiele abzuhalten, wie das mit Generalmuſikdirektor Wagner(Nürnberg) geſchah. Es wird dann das Vertragsverhältnis von Cortolezis dargelegt, der ſeit 1913 erſter Kapellmeiſter war, dann im Jahre 1916 in die Hof⸗ beamten eingereiht und nach der Revolution vom badiſchen Skaat übernommen wurde, nach Möglichkeit eine etatmäßige Stelle er⸗ halten ſollte, 1920 eine Klage anſtrengte, um dieſe Uebernahme in den Staatsdienſt zu erreichen, was das Landgericht Karlsruhe durch ſpäteres Urteil ablehnte. Eine Berufung dagegen ſei nicht einge⸗ legt worden. Der Kläger müſſe ſich an ein Schiedsgericht in Karks⸗ ruhe wenden; das an ſich ſachverſtändige Münchner Schiedsgericht ſei hier nicht zuſtändig. Die Koſten des Verfahrens zu tragen. Operndirektor Cortolezis wendete ein, das Urteil ſelber könne ihm nicht nützen, wenn nicht auch ſeine künſtleriſche Ehre hergeſtellt wird. Bis zu dem Augenblick, wo das Miniſte⸗ rium mit dem Abbau an ihn herangetreten ſei, habe es von keiner Seite irgend eine Differenz gegeben. Daß man ſchön mit ſeinem Nachfolger verhandelte, mußte indeſſen ſeine Stellung naturgemäß erſchüttern. Der Staatspräſident habe unter anderem geltend ge⸗ macht, durch die Paläſtrina⸗Aufführung ſeien die Gefühle weiteſter Kreiſe der katholiſchen Bevölkerung verletzt worden.„Einen ſol⸗ chen Mann können wir hier nicht brauchen!“ Er habe namentlich im zweiten Akt die Szene mit den Biſchöfen unterſtrichen. Der Vertreter der Gegenpaxtei macht geltend, daß die Verhandlungen wegen Löſung des Verhältniſſes zu keinem Ergebnis führten, die Verwaltung des Theaters habe deshalb dieſen Weg beſchreiten müſ⸗ ſen. In Karlsruhe ſei ſchon lange ein„Froſch⸗ und Mäuſekrieg“ in der Preſſe, in der die Frage,„geht er oder geht er nicht?“ erör⸗ tert wird. Der Kläger führte auch darüber Beſchwerde, daß nach der ſeinerzeitigen Ausſprache die Preſſe, das Wolffbüro, die Tele⸗ graphen⸗Union von der Kündigung verſtändigt worden ſeien, und dadurch für ihn ungünſtige Mitteilungen in die ganze deutſche und öſterreichiſche Preſſe übergingen. Nachdem am Freitag, 14. Juni ein Sühneverſuch im Juſtiz⸗ palaſt anberaumt war, bei dem man noch einmal in eine längere Erörterung der Angelegenheit eintrat, wurde zur Verkündung des Schiedsſpruchs Montag, 16. Juni beſtimmt. 7 Das Bühnenſchiedsgericht hat zugunſten des Klägers entſchieden. Das Gericht hat ſeine Zuſtändigkeit bejaht und unter der Vorausſetzung, daß Cortolezis binnen eines Monats von Rechts⸗ kraft des Schiedsſpruches ab auf Feſtſtellung der Nichtberechtigung der gegen ihn ausgeſprochenen Kündigung klagt, folgende einſchnei⸗ dende Verfügung getroffen: 1. Die Antraggegnerin iſt verpflichtet, dem Operndirektor Fritz Cortolezis zu geſtatten, ſeinen Dienſt gemäß dem Vertrage vom 1. Oktober 1922 nach wie vor auszu⸗ üben. 2. Die Antraggegnerin hat dem Genannten ſämtliche ihm zuſtehenden Gehaltsbezüge weiter zu bezahlen. 8. D Beinkleid qus femem Maccofucß mit jeicher Maschinenslicerei qus ſemem Muaccoſucßg mit 5 80 Nuchfhemd u. Hohlsqumgatnierung Siũck 3 5 Nachfhemd Sleganer Hohlsaum- und Spibengatnierung.. Sldcle aus feinsſem Wàschebafistf 5 0 5 m. Hochel Glanægarmsickerel Hohlsdumgarnierung Sũdc 5 Garnifur glellig qus rdſugem Tascghe- ſuch mu reicher Sticcerei und Hohlsqumgarnierung Garnifur glellig qus feinsſem Lasche- Dalist mif eleganer Ballss. Seleete!! 89⁴ 1 eluE.C. ERAHν. EcbelEin General-Vertreter: Mannseim 8 Kaufgaus 2 a Otto Zickendraht, Mannheim O 7, 5— el. 180. F 5 3 0 8¹0 de Danksagung. Für die vielen Beweise aufrichtiger Teilnahme bei dem Hinscheiden meines lieben unvergesslichen Mannes, unseren guten treubesorgten Vaters, RHerru Pamkraz Glaser sowie für die ehrenvolle Anteilnahme seiner hoch- werten Vorgesetzten und lieben Kollegen der Süd- deutschen Disconto-Gesellschaft-G. hier, und der hochwürdigen Geistlichkeit und den ehrwürdigen Schwestern, sowie für die vielen und kostbaren Kranzspenden, sagen wir allen unseren herzlichsten Dank. 1448 Mannheim, den 17. Juni 1924. rrau Marie Glaser aen. neuer nebst Kindern, NRälnhe u. Franz. — Auf Kommission! p, Ahanne Int Iangen Amammgen i 50/ Kabatt Iöradt ii dũ Hama Beisel& Schuh, unlendet- 18 1404 Danksagung. Es ist uns in unserem großen Schmerze so viel Teilnahme erwiesen worden, daß es uns drängt, Allen auf diesem Wege ein herzliches„Vergelt's Gott“ zu sagen. Insbesondere danken wir der hochw. Geistlichkeit von Heilig-Geist, der Direktion und Angestelltenschaft der Brown-Boveri-.-., dem Ge- werkschaftsbund der Angestellten für die schönen Nachrufe und Kranzniederlegungen, sowie dem Jungmänner-Verein von Heilig-Geist für das ehren- volle Geleite mit der Fahne. 1430 In tiefster Trauer: Frau Anna Fritsch geb. Bürsner Familie Emil Fritsch Familie Joseph Bürsner. Lauerdriete Soforlige Cenſinn Juszanlung Losbrief-Lotterie für bad. Rotes Kreuz und Säuglingsfürsorge Gesamt- 25 00 Renten- Gewinne Mark bosprels J5 1.-., Pertu f5 PIg. ertra. 8g- I haben bel Lottsriz-Unternabmer J. Stülrmer, Mannheim, 0 7. 11, ind allen lotteris-Aesehäten ecnebtontd-LTOTNrTNNC daten lelti I. Mas schnell G. mn b.., E G. 2. Dranchekundige Reisende werden gesucht. rrr Ingebote schriftlich. E230 Dr. Levi Sperlalarzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten Mannheim, H 1. 1(am Markt) Telephon 3940 5 Hefern zu billigsten Preisen(4745 Ed. 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