1 ED Sezugspreiſe: In dannde m und umgedung wochentlich ds Solò⸗ pfeunig. die monatlichen Bezieher verpflichten ſich dei edt fenderuntz der wirtſchaftlichen verbältnlſſe notwendig werdende Freiserhöhungen anzusrrennen. poſt⸗ ſcheckkonto uummer 17500 Rarisrube Haupt geſchäftsſtelle mannheim E.. Seſchͤfts⸗Nebenſtelle Neckarſtadt, wald⸗ dofſtr. 6. Lernſpr. Ur. 7031. J02, 703, 70, 700s. Telegr.⸗Nör. 8 iger Manndeim. Erſcheint wöchentlich zwölfmal. Beilagen: Sport u. Spiel im Mannheimer General-Anzeiger Aus Seit u. Leben mit Mannhbeimer Frauen- u. Muſik-Jeitung Welle u. Schall · Aus Seld und Garten Wandern u. Neiſen —..;;ñ—.—..ß f— ͤ—————————e— Abend⸗Ausgabe Neue Mannheimer Jeilung Vadiſche Neueſte Nachrichten Macdonalòͤs Keiſe nach Paris Das Tagesprogramm Macdonald wird zu ſeiner Reiſe nach Paris nicht den ſchnellſten Tageszug abwarten, ſondern einen langſameren, aber früheren Zug benutzen der zwei Stunden früher in Paris eintrifft, um ſo vor Beginn der Parlamentsſitzung noch mit Herriot Rückſprache zu nehmen. Macdonald muß am Donnerstag in London zurück ſein, weil an dieſem Tage im Unterhaus eine Debatte einſetzt. Wie der „Quoditien“ mitteilt, wird der Aufenthalt Macdonalds in Paris 24 Stunden dauern. Unter den offiziellen Empfängen wird insbeſondere ein Frühſtück genannt, daß Herriot morgen im Quai d' Orſay zu Ehren des engliſchen Premierminiſters geben wird und zu dem auch die Mitglieder der Finanzkommiſſton und der Kommiſſion für aus⸗ wärtige Angelegenheiten der Kammer und des Senats eingeladen werden ſollen. Aus der Unkerhausrede Macdonalds iſt noch folgendes hervorzuheben: Macdonald erklärte über die Konferenz von Chequers: Wir haben das Protokoll der Unterredungen, das von Ueberſetzern abge⸗ faßt worden war, als richtig angenommen. In dem 5 den Zuſammentritt der Konferenz mitteilte, war nicht ein einziger Punkt enthalten, der nicht in dieſen Unterredungen eingeſchaltet war, und worüber die Vertreter der franzöſiſchen Regierung nicht vo unterrichtet wurden. Maedonald teilte dann mit, wie die als„takt⸗ los“ bezeichnete Einladung zur Londoner Konferenz von Bel⸗ gien, Italien imd Japan gaufgenommen worden iſt. Der fran⸗ zöſiſche Miniſter des Aeußern habe dem franzöſiſchen Botſchafter er⸗ klärt, er könne nicht verttehen, weswegen Schwierigkeiten entſtanden ſeien. Muſſolini habe ihm durch den italieniſchen Botſchafter ange; boten, ihm in ſeder möglichen Weiſe beizuſtehen, um ihm zu zeigen, daß es ein vollkommen regelrechtes und annehmbares Schriftſtück ſei, ſoweit er in Betracht komme. Der japaniſche Botſchafter habe den Gedanken zurückgewieſen, daß das Schriftſtück irgend etwas enthalle, was mißverſtanden werden könne. Weiter nannte Macdonald als Beiſpiele für die Deutſchland durch den Sachverſtändigenbericht auferlegten VBerpflich⸗ tungen, die außerhalb der Verpflichtungen des Verſailler Vertrages ſtehen, die Einmiſchung in den deutſchen Haushalt und die Uebernahme gewiſſer Kontrollen über die Finanzlage und die Handelslage Deutſchlands. Indem man die Aufmerkſam⸗ keit auf dieſen Punkt des Sachverſtändigenberichts beſchränkte, ſei die Frage aufgeworfen worden: werde durch dieſen Bericht Deutſch⸗ land mehr an Verantwortlichkeiten auferlegt als durch den Ver⸗ ſailler Vertrag? Wenn ja— wie ſollen dieſe Verpflichtungen erfüllt werden? Und wenn wir uns zuſammentun ſollen, um Deutſchland, das vorfätzlich in Verzug geraten iſt, dieſe Verpflichtungen auf⸗ zuzrengen, wie ſollen wir über die Stelle übereinkommen, die den Verzrz, wie er durch den Sachverſtändigenbericht und zwar durch ihn allein definjert wird, erklären ſoll? Bis zu der Konferenz am 16. Juli ſollen dieſe Fragen von beiden Regierungen erwogen wer⸗ den. Sie ſollten zu der Konferenz kommen, bereit, ihre Anſichten darüber auszutauſchen. Ein anderer Punkt war: wann die Wirkſamkeit des Da⸗ wesberichts beginnen ſoll. Frankreich iſt im Ruhrgebiet. Eine roße Summe Geld muß durch Anleihen aufgebracht werden. Sicherheiten müſſen gegeben werden. Deutſchland muß wichtige ſehr ſtrittige e annehmen, bevor der Bericht in Wirkſamkeit geſetzt wird. Die beiden Regierungen haben angereat, einen Tag im Auguſt oder im September feſtzuſetzen, bis zu dem alle Vorbe⸗ reitungen getroffen werden und die neuen deutſchen Geſetze ange⸗ nommen ſein ſollen. Dann ſollte an dieſem Tag die ganze Maſchi nerie in Tätigkeit geſetzt werden und die notwendigen Verände⸗ rungen müßten beginnen. Der Dawesbericht werde von dieſem Dag an in Wirkſamkeit ſein. herriot und die Schweiz (Von unſerem ſchweizer Vertreter.) Vom großen Umſchwung, den die Welt durch das Auftreten eines Herriots erwartet, dürfte auch die kleine Schweiz nicht un⸗ berührt bleiben. Denn auch ſie ilt zu ihrem Nachteil mit dem Frie⸗ densdiktat von Verſailles verknüpft. Die Machtheber rankreichs verſtanden es, in den Friedenspakt von Verſailles auch Veſtimmun⸗ gen aufzunehmen, die mit alten ſchweizeriſchen Rechten aufräumen ſollten, weil dieſe Frankreich in ſeiner Autorität verletzten. Frank⸗ reich war ja auf der Höhe ſeiner Macht, wer ſollte alſo gegen ſeine Wünſche auftreten können?. Von der Schweis, die während des ganzen Krieges ſtill beiſeite geſtanden hatte, erwartete man dies am wenigſten. Aber es ſollte anders kommen, als es ſich die Herren in Verſailles gedacht hatten. Die Beſtimmungen über die Zonen bei Genf, wo die Schweiz altverbriefte Rechte beſaß, wurden zu einer Frage des ganzen Schweizervolkes. Der Bundesrat ließ über ſeine Ausfüh⸗ rungsgeſetzgebung das Volt eniſcheiden und dieſes ſprach ſich unswei⸗ deutig gegen Frankreichs Politik der Verwerfung der ſchweizeri⸗ ſchen Rechte aus. Damit hatte die oberſte Behörde der Schweiz die energiſche Pflicht, dem Vorgehen der franzöſtſchen Regierung ein Halt zuzurufen. Frankreich kümmerte ſich zwar wenig um den Lärm, der ſich in der Schweiz um die Zonenfrage entwickelte. Erſt die bedenklichen Kommentare aus England und in der Pariſer Preſſe ſelbſt gaben auch Poincare zu denken. Er verſuchte nun, wo es ld zu ſpät war und die Schweiz einen Entſcheid des Internatio⸗ nalen Gerichtshofes forderte und ſogar die Frage vor den Völker⸗ bund zu bringen drohte, einzulenken. Ein Juriſtenkomitee ſollte ſich nochmals eingehend mit der Sachlage beſchäftigen und eine Eini⸗ gungsformel ſuchen. In dieſer Evoche der Zonenfrage geſchah es, daß der Uſurpator in Paris geſtürzt wurde. Nun ſteht die ganze Angelegenheit vor einer neuen Sachlage 21 Herriot iſt der Mann, auch in die Zonenangelegenheit eine neue uffaſſung hineinzubringen. Er iſt bereſts bemüht, am Quai dOeſau zu betonen und es auch in der Schweiz betonen zu laſſen, daß er ein Verhältnis völliger Solidarität zwiſchen Frankreich und der Schweiz herzuſtellen bemüht ſei. Und am Ouai d Orſay ſucht man immer wieder feſtzuſtellen, daß dieſes Verhältnis der Solidaritä“ eine um⸗ ſaſſendere und der Schweiz völlig günſtig geſinnte Politik tragen ſelle. Die Spannung, die zwiſchen den beiden Nachbarn in der Zonenfroge entſtanden ſei, werde baldmöglichſt behoben werden. Der neue franzöſiſche Minſſterpräſident hat als Bürgermeiſter von Lyon ſich bereits eingehend mit der Zonenfrage befaſſen müſſen Macdonald verſicherte dem Hauſe, daß dies alles keineswegs feſtgeſetzt worden ſei, ſondern nur von der franzöſiſchen und briti⸗ ſchen Regierung erwogen werde. Er ſprach zum Schluß Hoffnung aus, klargemacht zu haben, daß bei der Einladung an Frankreich das Foreign Office nichts verſchuldet babe. und daß es vollkommen unvernünftig ſei, derartige Beſchuldigungen zu erheben An Macdonald wurde u. a. die Anfrage gerichtet. ob irgend eine Ankündigung der de utſchen Regierung eingetroffen ſei, daß ſie beabſichtige, bei etwaigen weiteren Verhandlungen, die mit den Alliierten ſtattfinden, die Frage der Verantwortlichkeit für den Krieg von neuem aufzuwerfen, oder ob er mitteilen wolle, ob die alliierten Regierungen zu irgend⸗ einer Vereinbarung über die Frage gekommen ſeien. ob dieſes Thema in Verbindung mit der Erörterung der Reparationsfrage be⸗ rührt werden dürfe. Macdonald erwidert: die Antwort auf den erſten Teil der Frage laute verneinend, der zweite Teil der Frage erledige ſich dadurch von ſelbſt. Frankreich kann den Frieden nicht mehr finden! Der unter dem Pſeudonym Raſtignac ſchreibende Senator Mo⸗ rello, der Muſſolini naheſteht, führt in der Tribung bei Be⸗ ſprechung der franzöſiſch⸗engliſchen wenne eeeen aus: Al Die im Verſeiller Vertrag enthaltene Klauſel über die Militärkon⸗ trolle laſſe ſich nicht mit der Freiheit eines Volkes mitten im Frieden vereinbaren. In Verſailles habe man vergeſſen, die Auswirkung gewiſſer moraliſcher Forderungen zu berechnen, wie man auch die Fol⸗ gen einer Uebertreibung auf wirtſchaftlichem und finanziellem Gebiet ſowohl für Europa, wie auch für Deutſchland ganz überſehen habe. Es werde nie gelingen, ein Volk im eigenen Lande mitten im Frieden zu entwaffnen. Frankreich habe damals die Gelegenheit, einen ſicheren Frieden mit Deutſchland zu ſchließen, vorübergehen laſſen. Frankreich habe Revonche geſucht, ſtatt Frie⸗ den und könnenun den Frieden nicht mehr finden. Die angeblichen bayriſchen Vorbehalte 8l Berlin, 8. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Nach einer Münchener Meldung ſoll der bayriſche Miniſterpräſident Held ſeine Zuſtimmung zur Regierungspolitik bei der letzten Miniſterpräſiden⸗ tenzuſammenkunft in Berlin an beſtimmtke Bedingungen geknüpft haben. Nach Mitteilungen, die Miniſterpräſident Held in⸗ zmiſchen hierher hat gelangen laſſen, handelt es ſich bei dieſer Ver⸗ öffentlichung um eine Indiskretion, durch die Mitteilungen aus einer Miniſterratsſitzung falſch und entſtellt wieder⸗ gegeben worden ſind. Die Miniſtervräſidenten der Länder haben, wie von den Verliner zuſtändigen Stellen noch ausdrücklich feſt⸗ Deſtellt wird in Berlin die Holtung der Regierung in der Fraae des Sackwverſtändigengutachtens mit einer Ausnahme(Brandenſtein) als richtig anerkannt. Im übrigen war über den Verlauf dieſer Konferenz ſtrengſte Verſchwiegenheit vereinbart worden. Der Beſuch des deulſchen Bolſchafters bei Herriot Als einziaes Blatt beſchäftiat ſich keute früh die Ere Nou⸗ velle“ mit dem Beſuch des deutſchen Votſchafters bei Herriot. Das Blatt will über die Unterredung wiſſen. daß v. Hoeſch nur Erklärun⸗ gen darüber abgegeben habe, wie die deutſche Reaierung die Anwen⸗ duna des Sachverſtändigenberichtes verſtehe. Hoeſch babe Herriot nach dem Zeitvunkt der wirtſchaftlichen Räumung des Ruhraebletes gefraat. Von der militäriſchen Räumuna ſei nicht die Rede geweſen. Das Blatt knüpft die Bemerkung an, daß es von Intereſſe ſei. wenn der franzöſiſche Miniſterpräſident ſeine Abſichten genau an⸗ melde, ohne Furcht vor den nationaliſtiſchen Kritiken wegen der Räumung. Ob man wolle oder nicht. der Dawesberlcht verlanoe die wirtſchaftliche Autonomie des Reiches. u. wird deshalb ein Intereſſe daran haben, daß die Angelegenheit im Sinne der Grenzbevölkerung gelöſt wird, damit in Zutunft alle Spannungen aus der Welt geſchafft ſind. Zudem hat Herriot in ſeiner Kabinettserklärung bei Regierungsantritt ausdrücklich betont, daß die neue Regierung alles unternehmen werde, um den Völkerbund und alle Inſtitutionen internationaler Aufklärung, internationaler Annäherung und internationaler Schiedsgerichte zu ſtärken. Die Schweiz, die nur einen ſchedsgerichtlichen Entſcheid über den Arti⸗ kel 435 des Verſailler Vertrages verlangt, darf alſo hoffen, daß ihr Herriot dieſen Wunſch erfüllen wird. Der engherzige Juriſt Poin⸗ care wird auch in dieſer Frage dem weitblickenden Politiker Herriot Platz machen müſſen. Und in der Schweiz hat man Vertrauen, daß nun endlich dem ſchweizeriſchen Rechte zum Durchbruch verholfen wird. Herriot wird, wie in den großen europäiſchen Fragen, nicht über die Realitäten hinausſpringen können, aber er hat eine Atmo⸗ ſphäre des Vertrauens zwiſchen der Schweiz und Frankreich ge⸗ ſchaffen, die ſicherlich zu einer Löſung führen wird. O. Zw. Rückgabe der Schwarzen Meer-Flotte an Rußland: In engliſchen politiſchen Kreiſen hat es erhebliches Aufſehen erregt, daß die franzöſiſche Regierung die Abſicht ge⸗ äußert hat, die im Hafen von Bizerta in Tunis ſtationierten Kriegsſchiffe der Schwarzen Meer⸗Flotte, die Frankreich hat, der Sowjetregierung auszuliefern Das Geſchwa⸗ der beſteht aus zwei Schlachtſchiffen, zwei Kreuzern, zehn Zer⸗ ſtörern und zwei Hilfsſchiffen. die engliſch⸗ruſſiſche Ronferenz Im Unterhaus erklärte heute der Staatsſekretär für aus⸗ wärtige Angelegenheiten Ponſonby auf einen Antrag, der der Regierung vorwirft, ſie habe es unterlaſſen, ihr Verſprechen zu er⸗ ſeie das Parlament über den Fortgang der engliſch⸗ruſ⸗ iſchen Verhandlungen auf dem Laufenden zu halten, er hoffe eine Mitteilung über den Ausgang der Konferenz dem Hauſe hoch vor den Sommerſerien unterbreiten zu können, aber es ſei ſchwierig, die Frage im gegenwärtigen kritiſchen Stadium darzulegen. Der abeſſyniſche Thronerbe Ras Taferi iſt mit ſeinem Ge⸗ folge geſtern in London eingetroffen. Er wurde im Auftrag des Königs durch den Herzog von Nork begrüßt. Macdo; nald ließ ſich durch Sir Ehre Crewe vertreten. Es wurde ihm eine Ehrenwache von der Gardebrigade geſtellt. ſeit dem Zuſammenbruch der Wrangelſchen Expedition verwaltet Preis 10 Pfeunig 1924— Nr. 312 ASeneml Amzeiger Anzeigenpreiſe nach Carif. den vorausgabiang peo eln · ſpaltige Rolonelzeile für Augemeine Anzeigen.40 Soiomart Reklamen 2, Soldmark. Kür Anzeigen an beſtimmten Tagen Stellen und Rusgaben wird keine verantwortung uder⸗ nommen. hödere Sewalt Streiks, Setriedsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen ür ausgefallene oder beſchränkte fusgaben oder ſür verſpätete ufnahme von dn⸗ zeigen. Ruftr. d Lernſpr. obne Gewäbr. Serichtsſt. mannbeim. Kiderlen⸗Wächters Erinnerungen Von Dr. Jerdinand Grauloff Einer ganzen Reihe politiſcher Memoirenwerke iſt es zu ver⸗ danken, daß wir über die intime Geſchichte der letzten Jahr· zehnte der deutſchen Geſchichte ſchon viel beſſer unterrich⸗ tet ſind, als das ſonſt der Fall zu ſein pflegt und daß wir uns nicht mehr mit dem bekannten Wort tröſten müſſen, daß man im⸗ mer dreißig Jahre ſpäter erfährt, wie es eigentlich wirklich iſt. Neben den feierlich ernſten Büchern der letzten Zeit, die faſt ausnahmslos beſtimmt ſind, die Verfaſſer ſozuſagen„herauszu⸗ pauken“, reiht ſich jetzt ein Werk ein, in dem ein köſtlicher, herz⸗ erfriſchender ſchwäbiſcher Humor doch immer auch bei der Schilde⸗ rung ernſter und ſchickſalsreicher Probleme durchblitzt. Es iſt der wegen ſeiner treffſicheren ſarkaſtiſchen Bemerkungen Ideel— aber auch gefürchtete— ehemalige Staatsſekretär von iderlen⸗ Wächter, aus deſſen Nachlaß— es handelt ich neben den Doku⸗ menten hauptſächlich um etwa 3000 Briefe an ſeine Lebensgefährtin — Ernſt Jäckh unter dem Titel„Kiderlen⸗ ächter, der Staats⸗ mann und Menſch“(Deutſche Verlagsanſtalt, Stuttgart, Leipzig und Berlin) eine ausgezeichnete Auswahl getroffen hat, die noch einmal die hiſtoriſchen Vorgänge, an denen Kiderlen mitwirkte, an unſerem Auge vorübergleiten läßt. Kiderlen, nach maßgebendem Urteil der einzige Staatsmann der nachbismarckſchen Zeit von Kaliber, der aber leider nach einem Jahrzehnt kaiſerlicher Ungnade zu ſpät an eine entſcheidende Stelle kam und dann zu früh ging— er ſtarb ſchon nach einer kaum zwei⸗ jährigen Tätigkeit als Staatsſekretär des Aeußeren im Dezember 1912— war zunächſt von 1888 als Beamter des Auswärtigen Amtes dem Kaiſer auf ſeinen Reiſen zugeteilt, 1895 wurde er Ge⸗ ſandter in Kopenhagen, dann in Bukareſt und vertrat ſpäter wäh⸗ rend der türkiſchen Umwälzung den deutſchen Botſchafter in Kon⸗ ſtantinopel. Schon von Bukareſt aus war Kiderlen Inſpirator der deutſchen Politik, als Bethmann 1909 zunächſt eine Verſtändigung mit England über den Flottenbau ſuchte, die aber ſchließlich daran ſcheiterte, daß Tirpitz nicht auf die drei Linienſchiffe der neuer Flottenvorlage verzichten wollte. Dann ſuchte Kiderlen durch Ab⸗ machungen mit deren einzelnen Mitgliedern— Marokko, Bagdad⸗ bahn, Potsdamer Abkommen— den Beſtand der Triple⸗Enkente, die die Bülowſche Amtszeit hinterlaſſen hatte, Seine ernſte Sorge aber galt der Möglichkeit, daß die eitung des Drei bundes von Berlin nach Wien hinübergleiten könne. Mit den Worten„ſonſt verwickelt uns Wien über Nacht in ein Balkanaben⸗ teuer“ umſchreibt er die Gefahr; in die wir dann 1914, als Beth. mann Oeſterreich ein Blankoakzept für den Streitfall mit Serbien ausgeſtellt hatte, auch ſchließlich„hineingeſtolpert“ ſind. Kiderlens Humor wußte Geſtalten und Ereigniſſe auf dieſe! wechſelreichen politiſchen Schaubühne mit abſoluter Treffſicherheit zu charakteriſieren. Es ſind mehr als Spitznamen, wenn er von Bülow ſtets nur als von dem„Aal“ ſpricht, oder bei dem offi⸗ ziellen Communique über das Zuſdmmentreffen in Baltiſchport ſchreibt:„Das hat ſich der„Regenwurm“(Bethmann) offenbar vor den Ruſſen diktieren laſſen. Selbſtverſtändlich bot das ganze Hof⸗ leben für Kiderlen immer neuen Anlaß, ſeinen Sarkasmus zu üben. „Ich muß heute als Krieger zum Hofball“, konſtatiert er einmal als er in Uniform erſcheinen muß, verzeichnet aber auch vor König Wilhelm von Württemberg, der ſeinen Gäſten die Frage vorlegte, wie ſie ſich die Hölle vorſtellten, den Ausſpruch:„Wie einen of⸗ ball“. Als der Kaiſer einen neuen einführte, ſagte der Oberſt von Lippo bei der Anprobe zu ſeinem Schneider:„Darin ſieht man ja aus, wie ein Affe“ worauf der Schneider erwiderte: „Ach, wenn Sie erſt mehrere zuſammen ſind, dann fällt das nicht mehr ſo auf!“ Schmunzelnd verzeichnete er die Tatſache, daß der 17jährige Sohn Philipp Eulenburgs, der eine Oper komponiert hatte, deren Durchfall in Hamburg an demſelben Tage erlebt, als der Komponiſt ſelber in Berlin— durchs Abiturientenexamen fällt. „Telegramme ſind nie eilig“, war ein aus ſeiner Amtszeit abge⸗ leiteter Erfahrungsſatz. Eine Wichern⸗Feier in Hamburg umgeht er, ſeines Renommees wegen:„Man könnte glauben ich ſei auch im Rauhen Haus leiner Pflegeſtätte für ſittlich Gefährdete) erzogen worden.“ Wie aus der Leiſetreterei der Hofgeſellſchaft die Legende vom Tode des Leutnants von Hahnke auf der Nordlandsfahrt 1897 entſtehen konnte— eine Verletzung des Kaiſers am Auge durch ein losgeſchlagenes Tau und der Tod des Leutnants, der auf einer Radtour abſtürzte, wurden in urſächlichen gebracht — kann man hier chronologiſch nachleſen. Aus der Fülle köſtlicher Geſchichten hier eine:„Ein Herr von Zaſtrow hatte auf einem Bade⸗ eſel in Norderney geritten und war von dem Badekommiſſar dafür in eine Strafe von 20 L. genommen worden, erhielt das Straf⸗ mandat aber erſt in Berlin. Er nahm eine Poſtanweiſung und ſchrieb neben die Adreſſe: An Seiner Hochwohlgeboren Freiherr von Vincke, auf den Abſchnitt:„Für den Eſel in Norderney.“ Kiderlen ſprach ſehr gut e aber ſehr ſchlecht engliſch. Von einer Feſtlichkeit bei der Regatta in Cowes erzählt er, er habe ſich mit der Redensart„Cowes is a very relaxing place“(Cowes iſt ein ſehr gemütlicher Ort) durch das ganze Frühſtück hindurchge⸗ wunden, da er ſie nur, wenn ein anderer ihm mit ihr zuvorgekom⸗ men war, mit der Phraſe zu parieren gebracht habe:„Ves, oh in- deed it es 30˙(Ja, es iſt in der Tat ſo). Bei der König Viktoria bekomme man beim Diner nie das zu eſſen, was auf dem Menu geſtanden habe, denn dieſe Menus wurden am Ende des Diners im⸗ mer wieder eingeſammelt und beim nächſten wieder gingelegt, ſo⸗ daß es unmöglich ſtimmen könne. Oft aber beleuchten ſolche Bemerkungen auch wie ein Schein⸗ werferblitz eine ganze Perſönlichkeit. Bülow war nach dem Eulen⸗ burg⸗Prozeß ebenfalls, und zwar zu Unrecht perverſer Neigungen verdächtigt worden. Und nun wird erzählt, daß er, um in der Deffenklichkeit ſicher und wirkſam aufzutreten, dies dadurch aus⸗ probierte, daß er den ausgemeſſenen Gerichtsſaal in der Reichs⸗ kanzlei einrichten und zwei ſeiner Mitarbeiter als Gerichtspräſiden⸗ ten und Staatsanwalt fungieren ließ, vor denen er ſein Ein⸗ und Auftreten übte. Ebenſo wirkt es, wenn man an einer anderen Stelle über die Entlaſſung Bülows erfährt, daß der Kaiſer kurz darauf einem Bundesfürſten gegenüber, dem er ein Bild des Schloſſes mit dem kleinen Garten an der Spree zeigte, geſagt habe: „Hier habe ich das Luder(Bülom) forgeſagt.“ Je mehr Kiderlen es empfindet, daß der Ausaleich mit Enaland an dem Widerſtande von Tirvitz ſcheitern werde umſo ſeltener blitzt bei ihm der Humor durch. Nur als Tirvpitz doch die entſcheidende (letzte) Flottenvorlage durchaedrückt hat erzählt er. daß ein Abgeord⸗ neter während der Bearünduna der Vorlaae durch Tirpitz im Reichs⸗ taa unentweat nach der Decke des Saales geſtarrt habe. Gefraat, warum, babe er geſaat:„Ich will ſehen. wie ſich die Balken biegen.“ Das Unernſthafte in der Flottenliebhaberei des Kaiſers. der dabei nur das Dekorgtive ſah. fühlte Kiderlen von vornberein. So notierte er im Januar 1911:„Seine Majeſtät iſt echt: Schiffe Schiffe. Schiffe will er haben und ſie dann nicht benützen. ſondern wie ein Spielzeug in Kiel haben.“ Oder ſchon 1893:... am Samstao wird mit det 2. Seite. Ur. 312 Manunheimer General⸗Anzeiger(Abend⸗Ausgabe) Dienstag, den 8. Juli 1924 Flotte aetändelt.“ Sonſt enthält dieſes nachdenkliche Werk im Ge⸗ genſatz zu anderen Veröffentlichungen der letzten Zeit kein böſes Wort über den Kakſer, obwohl es zwiſchen ihm und Kiderlen oft zu ernſten Auseinanderſetzungen gekommen iſt und die kaiſerliche Unanade in⸗ folge von Zwiſchenträgereien an Bord der„Hohenzollern“ ſich ſo ſtürmiſch äußerte, daß er Kiderlen einfach ausbootete. Sriechenland und die Türkei In der Sitzung der griechiſchen Nationalver ſamm-⸗ lung zog ein Abgeordneter die Aufmerkſamkeit der Regierung auf⸗ die Tatſache, daß trotz der türkiſchen Verſicherungen noch im⸗ mer mehrere Griechen in den Gefängniſſen von Smyrua zurückgehalten werden. Ein anderer Abgeordneter bemerkt, daß in Komiah noch mehrere Griechen unrechtmäßig zurückgehal⸗ ten werden. Der Miniſterpräſident ſtützte ſich auf die türkiſchen die er für aufrichtig hält und verlangt Einzel⸗ iten. Die Zeitungen erfahren, daß die in Durchführung des Ab⸗ kommens über den Bepölkerungsaustauſ in De⸗ deaghaten angekommenen Griechen erzählen. daß alle griechiſchen Auswanderer von den Türken beläſtigt werden. In Pabli⸗ keuh hatten die Türken drei Wagen geöffnet und ſich das Gepäck der Auswanderer angeeignet. Der Guerillakrieg in Marokko Das vor Barcelona liegende ſpaniſche Geſchwader iſt nach ſeiner Baſis zurückgekehrt, wo es ſich bereit hält. ſofort nach Maxokko zu gehen. Der letzte aus Marokko eingelaufene Bericht ſagt, daß die von dem General Serrano befehligte Kolonne, die am Freitaa von Quedlau abgegangen iſt. um vorgeſchobene Steuun⸗ gen zu entſetzen, von dem Feinde bis Isaaris in Scharmützel ver⸗ wickelt wurde. Dort ſtieß ſie auf Truppen der Rebellen unter dem direkten Befell von Abdel Krim. Da ein weiteres Vorgeyen nicht möolich war. wird die Kolonne ſich dort feſtlegen. bis Fiteger die Schanzen der Rebellen genügend bombardiert haben. Die Re⸗ bellen hatten ſchwere Verluſte, jedoch auch die Verluſte der Spanier ſind fühlbar. „Journal“ erfährt aus Madrid, daß das Direktorium beſchloſſen hat, die Veröffentlichuna der ſpaniſchen Verluſte in Ma⸗ rokko einzuſtellen Das Urteil im Stettiner Prozeß Iwei Todesurkeile Stelfin, 8. Juli. Heute morgen um.30 Uhr verkündete der Vorſitzende das Urteil. Es lautete gegen Kaws und Enge⸗ ker wegen Mords auf Todesſtrafe, Schwirrat wurde frei⸗ geſprochen. Die Koſten werden, ſoweit Freiſpruch erfolgt, der Staatskaſſe auferlegt, im übrigen den Angeklagten. Das Gericht beſchloß ferner einſtimmig, die Angeklagten der Regierung zur Ve⸗ gnadigung zu empſehlen, da die Tat unter beſonderen Verhält⸗ niſſen u. aus dem Gefühl nationaler Einſtellung erfolgt ſei. die Spionageſeuche Vor dem 5. Strafſenat des Reichsgerichts hatten ſich heute der Handlungsgehilfe Walter Dornes aus Lörrach und der Elek⸗ trotechniker Ferdinand Kremer aus Frankfurt a. M. wegen politi⸗ ſchen Landesverrats ſowie Verrats militäriſcher Ge⸗ heimniſſe zu verantworten. Die Genannten haben im Oktober 1923 dem franzöſiſchen Agenten dArmont, der damals unter dem deutſchen Namen Weingärtner in einem Baſeler Hotel weilte, Nach⸗ richten zukommen laſſen, die geheimzuhalten geweſen wären. Auf Grund der Beweisaufnahme, bei der von Hauptmann Tſchunke aus Berlin unter Ausſchluß der Deffentlichkeit ein Gutachten erſtattet wurde, kam das Gericht zu der Ueberzeugung, daß Dornes bereits bei ſeiner erſten Anknüpfung mit d Armont gewußt haben müſſe, was es mit der von ihm erſtrebten Anſtellung ſachlich auf ſich hatte, und daß et denn auch— von einem beſtimmten Zeitpunkt an mit Kremer gemeinſam— vollbewußt und planmäßig Spionage⸗ arbeit für die Fanzoſen geleiſtet habe. Das auf den§ 1 des 805 Spionagegeſetzes gegründete Urteil lautete gegen Dornes auf vier, gegen Kremer auf drei Jahre Zuchthaus. Beiden Ange⸗ kagten wurden die bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahre aber⸗ bdannt und außerdem eine Polizeiauſſicht für zuläſſig erklärt. die Finanzminiſter in Berlin Berlin, 8. Juli.(Von unſ. Berl. Büro.) Die Beratungen mit den Finanzminiſtern der Länder über die Entſchädigungsfrage für die an das Reich überlaſſenen Bahnen haben heute vormittag um 11 Ubr im Finanzminiſterium begonnen. Ob die Verhandlungen in der heutigen Sitzung zu einem Abſchluß kommen werden, ſteht noch dahin. Der bayeriſche Finanzminiſter iſt wegen der Verhandlungen im Landtag an der Teilnahme verhindert. Er wird durch den Berlimer Geſfandten v. Preger und einen ſeiner Miniſterialräte vertreten. 70 5 Kattowitz, 5. Juli. Wie die„Kattowitzer Zeitung“ meldet, wurden auf der Chauſſee Sadow⸗Zielinien zwei jüdiſche Ja⸗ milien ermordet und beraubt. Deutſches Keich Der Ausnahmezuſtand in Bayern Die bayeriſche Staatsregierung hielt heute einen Miniſter⸗ rat ab, der— wie in parlamentariſchen Kreiſen bekannt wird— uch auch mit der Frage des Ausnahmezuſtandes in Bayern be⸗ faßte. Man nimmt in parlamentariſchen Kreiſen an, daß demnächſt im Verfaſſunagsausſchuß die Anträge auf Aufhebung des Aus⸗ nahmezuſtandes zur Behandlung kommen können, nachdem die Re⸗ aierung zu dieſer Frage heute Stellung genommen hat. Reichswehr und Regierung in Bayern Der baneriſche Landeskommandant General Kreß v. Kreſſen⸗ ſtein ſtattete in Erwiderung des ihm von dem bayeriſchen Mini⸗ ſterpräſide nten abgeſtatteten Beſuchs am Montaa dem Mini⸗ ſtervräſidenten einen Gegenbeſuch ab. Die Baneriſche Volks⸗ partei⸗Korreſpondenz bemerkt hierzu. daß der bayeriſche Miniſterpra⸗ ſident wohl den ollerarößten Wert auf freundſchaftliche Beziehungen zur Reichswehr leae. Ein ſolches Vertrauensverhältnis gehödre zu den wichtiaſten Vorausſetzungen einer erfolareichen Staatspolitik in Banern. Die neuen Verktrefer Bayerns im Reichsrat Anſtelle des früheren Miniſterpräſidenten Dr. von Knillina und Miniſter Dr. Schweyer wurden nunmehr der neue Miniſter⸗ präſident Dr. Held und der Innenminiſter Stützel zu Pertrerern Banerns im Reichsrat beſtimmt. An die Stelle des ſchon fruder ausgeſchiedenen Miniſters Wutzelhofer tritt der ſetzige Landwirt⸗ ſchaftsminiſter Fehr. Die übrigen Träger der Vollmachten Banerns zum Reichsrat bleiben beſtehen. Reformierung des Bahnverkehrs Berlin— Wien Auf Veranlaſſung der Generaldirektion der öſterreichiſchen Bun⸗ desbahnen findet am 10. Juli in Nürnbera eine Beſprechung ſtatt. die dazu dienen ſoll, den Bahnverkehr zwiſchen Berlin und Wien zu reformieren Man bofft, eine Verkürzuna der Fahrzeit um zwei Stunden erreichen zu können. Der Preis der — auf der bayeriſchen Linie über Paſſau ſoll ermäßiat wer⸗ den. Aufgehobenes Landungsverbot für engliſche Flugzeuge Die Reichsregierung hat das Landungsverbot für eng⸗ liſche Paſſagier⸗Flugzeuge, die nicht den Beſtimmungen des Verſailler Vertrages entſprechen, aufgehoben. Engliſche Blätter nehmen an. daß dies Entgegenkommen auf die Intervention des engliſchen Luftſchiffahrtsminiſters Thomſon iſt, der eigens nach Paris gekommen iſt, um bei Kriegsminiſter Nollet für eine Milderung der Luftverkehrsbeſtimmungen gegenüber Deutſchland ein⸗ zutreten. Kommuniſiiſches Waffenlager ausgehoben Die politiſche Polizei hat in Verbindung mit der Lippſtädter Kriminalpolizei bei der kommuniſtiſchen Partei in Heeßen bei Hamm ein Waffenlager beſchlagnahmt. Unter den gefun⸗ denen Waffen befinden ſich auch Piſtolen, die in Lippſtadt geſtohlen worden ſind. Mehrere führende Perſönlichkeiten der kommuniſefſchen Partei ſind bereits verhaftet, darunter zwei Gemeindevertreter und ein Kreistagsabgeordneter. Die kommuniſtiſchen Führer von Hamm und Umgebung ſind flüchtig. Unter den Fliichtlingen hbefinden ſich zwei kommuniſtiſche Mitglieder, die an einem kommuniſtiſchen Mord im Hamborn beteiligt ſein ſollen. Letzte Meloungen Wieder ein Aukounglück *Bahreuth, 8. Juli. Ein furchtbares Unglück er⸗ eignete ſich geſtern abend gegen 9 Uhr bei der Halteſtelle Röhrenſee der Lokalbahn Bayreuth—Turnau. Ein vom Schützenfeſt in der Nachbarſchaft heimfahrendes Mietauto fuhr mit voller Wucht bei der ſchrankenloſen Ueberfahrt in den ein⸗ fahrenden Perſonenzug. Von den 6 Inſaſſen wurden zwei Damen und zwei Herren getötet und bis zur Unkennt⸗ lichbeit verſtümmelt, eine Dame wurde ſchwer, eine vierte Dame leichter verletzt. Das Unglück wäre vielleicht verhütet worden, wenn der Chaufſeur mit voller Kraft weitergefahren wäre, ſtatt zu ſpät zu bremſen, er hätte dann vielleicht noch vor dem Zuge durchkommen können. Der Flug Berlin—Angora Berlin, 8. Juli.(Von unſerm Berliner Büro.) Das am Samstag zum erſten Poſtflug von Berlin nach Konſtantinopel und Angora geſtartete Junkers Kurierflugzeug D 403 war mit einer Zwiſchenlandung in Budapeſt nach löſtündiger Fahrt Sonntag früh in Konſtantinopel glatt gelandet. Der Weiterflug nach Angora und die glatte Landung dortſelbſt ſind noch am ſelben Tage erfolgt, ſo daß die Strecke Berlin—Angora in 27ſtün⸗ diger Fahrt zurückgelegt worden iſt. Karachi, 8. Juli. Die amerikaniſchen Weltflieger trafen in Charbar, halbwegs zwiſchen Karachi und Bender Abbas ein. Badiſche Politik ANus dem Parteileben Landesausſchuß⸗Sitzung der Demokraliſchen Partei Der Landesausſchuß der Deutſchen Demokratiſchen Partei in Ba⸗ den war am Sonntaa in Karlsruhe verſammelt. Die Sitzung war aus allen Teilen des Landes und aus allen Schichten der Bepöl⸗ kerung ſehr zahlreich beſucht. Auch die badiſchen Reichstags⸗ und Landtaagsabaeordneten waren anweſend. Der Parteivorſitzende. Aba. Dr. Hummel erklärte in einer Rede über die politiſche Lage. da⸗ bezeichnendſte für die volitiſche Situgtion ſei die ungeheure pfycho⸗ logiſche Wirkung. die das Sachverſtändigenautachten in der ganzen Welt ausgelöſt habe. Es ſei geradezu ein Verbrechen wenn man gegenüber dem ungeheuren Fortſchritt. den das Sachverſtändigenaut⸗ achten für die außenpolitiſche Lage Deutſchlands bedeute den Stand⸗ punkt der Ablehnung vertrete und den Widerſtand dagegen aufrecht erhalte Zwei Punkte des Gutachtens ſeien allerdinas ſehr bedenklich: einmal. daß die deutſche Eiſenbahn ihre national⸗wirtſchaftlichen Funktionen aufaeben müſſe. damit eine möalichſt hohe Summe für Reparationszwecke herausgewirtſckaftet werden könne und zum Zwei⸗ ten die Notwendiakeit, die Reparationsſumme durch den deutſchen Export aufbringen zu müſſen. Jetzt ſei das Nötiaſte. die deutſche Wirtſchaft durch Kredite zu ſanieren, ſonſt werde in ganz kurzer Zeit ein Zuſammenbruch erfolgen. Die volitiſche Entwicklung der letzten Zeit habe das Ziel, das die Politik der deutſchen Demokratiſchen Par⸗ tei ſeit dem erſten Taa nach der Revolution ſich geſteckt habe, wenta⸗ ſtens formal erreicht, denn heute ſehe man allgemein ein. daß die Forteriſtenz einer europäiſchen und deutſchen Kultur nur auf dem Woage einer Verſöhnunaspolitik im Innern und einer friedlichen Po⸗ litik nach außen möalich ſei Dieſe Erkenntnis ſei ein Sieg der demokratiſchen Parteipolitik. Man müſſe den Mut auch zu einer Reichstaasauflöſungaufbringen. wenn ſich keine Zwei⸗ drittelmehrheit für die Annahme des Gutachtens ergeben ſollte, damit das Volk vor eine klare Entſcheidung geſtellt werden könne. Aufgabe der demokratiſchen Partei ſei es, ihre Brückenſtellung zwiſchen Arbei⸗ terſchaft und dem Bürgertum zu wahren. Das ſei auch der Grund. weshalb die Partei auch in Baden an der jetzigen Regierunaskoali⸗ tion feſtaehalten habe. ſelbſt. wenn das aroße Opfer gefordert hade. An die mit Zuſtimmung aufgenommenen Ausführungen ſchloß ſich eine rege Ausſprache, die Uebereinſtimmung mit den Darlegun⸗ gen des Parteivorſihenden zefate. 1* Landesausſchuß⸗Sitzung der Deutſchnationalen Volkspartei Der Landesausſchuß der Deutſchnationalen Volkspartei in Baden war am Sonntag in Karlsruhe verſammelt. Es hatten ſich Teilnehmer in ſtattlicher Anzahl aus allen Teilen des Landes eingefunden. Nach begrüßenden Worten des 0 ne Geh. Rat Landtagsabg. D. Mayer ergriff Reich⸗ und Landtagsabg. Dr. Hanemann das Wort zu einem umfangreichen Referat über den diesjährigen Verlauf der Reichslagsſeſſion über die Vorgänge bei der Regierungsbildung und über dos Sachverſtändigengutachten. Der Redner warf der Regierung vor, daß ſie bisher noch nichtz getan habe, um das Sachverſtändigengutachten im Volke in ſeiner ganzen Bedeutung bekannt zu machen. Ueber die Haltung der deutſchnationalen Partei ſagte der Vortragende, daß für die i das Gutachten nur als Ausgangspunkt für weitere Verhandlungen denkbar geweſen ſei, nicht aber deſſen Annahme im Ganzen. Die Vorausſetzung. unter denen die deutſchnationgle Partei zu⸗ ſtimmen könne, präziſierte der Redner dahin: Ausmerzung der Lüge von der deutſchen Schuld am Kriege, Feſtſetzung einer be⸗ ſtimmten und tragbaren Endſumme für die deutſchen Leiſtungen. Aufrechterhaltung der deutſchen Souverämität, Räumung der über den Vertrag von Verſailles hinaus beſetzten Gebiete, Gewährung eines Kredits, der batſächlich zur„Oelung“ unſerer Wirtſchaft dienen könne. Die Partei werde ſich nur in dem Fall an der Regierung beteiligen, daß ihr eine ihrer Stärze entſprechende Stel⸗ lung eingeräumt und eine wirkliche Kursänderung vorgenommen werde.“ Nach dem Referat trat die Verſammlung in eine der letzten Wahlen ein und faßte zum Abſchluß eine auf die Aus⸗ führungen des Abg. Hanemann fußende Entſchließung. In dieſer erklärte der Landesausſchuß u. a. ſein Einverſtändnis mit der Hal⸗ tung und den Geſichtspunkten der deutſchnatl. Reichstagsfraktion bei der Regierungsbildung, gegenüber der Regierung und gegenüber dem Sachverſtändigengutachtem. Von der Regierung wird ſtärkſte Bekämpfung der Kriegsſchuld⸗ lüge in Ausland und Inland gefordert, um die Welt aufzuklären über das Deutſchland abgepreßte Schuldbekenntnis; ferner wird ge⸗ fordert, das eigene Volk zu nationaler Einheit und nationalem Ehr⸗ gefühl zurückzuführen und dadurch die Grundlagen für eine Wieder⸗ erſtarkung Deutſchlands zu politiſcher Macht und für eine Wieder⸗ gewinnung ſeines Anſehens in der Welt zu ſchaffen. Kreuznach, 8. Juli. Im benachbarten Drommersheim erſchlug ein 21jähriger Arbeiter bei einer Rauferei einen 14⸗ jährigen Jungen mit einem ſchweren Stein. Der Täter wurde feſtgenommen. Moskan, 8. Juli. Laut Beſchluß des Rates der Volkskommiſ⸗ ſare können die ausländiſchen Beſitzer von Sowjet⸗ papiergeld dasſelbe bis zum 31. Juli gegen wertbeſtän⸗ diges Geld austauſchen. 5 Die Inſel der Unſichtbaren Roman von J. A. Croy Copyright by Auguſt Scherl G. m. b.., Berlin 1923 16)(Nachdeuck verboten). Manchmal drängte es mich, ihm meine Erlebniſſe anzuvertrauen. Aber ich konnte mich nicht dazu entſchließen, da ich fürchtete, er könnte mein Geheimnis ausſchwätzen. Denn wenn jemand ſeinem Dünkel ſchmeichelte, dann wurde er ſchwatzhaft. CEinmal während des Schachſpiels— er beherrſchte das Spiel meiſterhaft— fragte ich, ob er es für möglich halte daß man durch irgendeinen chemiſchen Prozeß ein organiſches Weſen unſichtbar machen könne. Er lächelte zunächſt mitleidig, ging aber auf das Thema ein und ſprach. Erklärte mir, daß das vollkommen unmög⸗ lich ſei, da die wiſſenſchaftlichen Theorien bewieſen... Ich warf ein, daß ich einen Forſcher kennte, dem dieſe„Transformation“ ge⸗ lungen ſei, daß ich die Sache mit eigenen Augen geſehen hätte. Da wurde er heſtig, indem er mir zu verſtehen gab, daß ich entweder das Opfer eines raffinierten Schwindels geworden oder geiſtig anormal wäre. Diaabei ſah er mich immer mit ſeinen harten grauen Augen ſtarr an, und ich fühlte, wie ich nach und nach ſelbſt an der Richtigkeit meiner Behauptungen zu zweifeln begann. Nach dem Abendeſſen ſetzten wir das Geſpräch fort. Der Mann ſuggerierte mir geradezu ſeine Anſchauungen. Ich wollte mich da⸗ gegen wehren, aber ich konnte es nicht mehr. Ich glaube, daß ſein ſchlechtes Franzöſiſch mit den abgehackten, ſcharf akzentuierten Lau⸗ ten viel zu dieſer Wirkung beitrug. Denn ich ſaß wie gefeſſelt und ließ die Silben auf mich einhämmern. .ir ſuchten ſpät unſere Kajüten auf, und er ſagte mir noch zum Abſchiede, ich möge dieſe„Narrenspoſſen“ zu vergeſſen ſuchen, da ſie dazu führen könnten, meinen Geiſt zu ſchwächen. JIch hielt mich an dieſem Abend auch wirklich für geiſtesgeſtört, als ich mich vor dem Spiegel abgeſchminkt hatte und mein Geſicht nicht ſah. Ich erinnere mich, daß ich lange grübelte und in der Furcht wirklich wahnſinnig zu werden, das Licht löſchte und wie ein Kind die Bettdecke hochzog. Am nächſten Morgen erwachte ich im Glauben, ſichtbar zu ſein. Daß der Spiegel mein Geſicht nich zeigte, bemühte ich mich krampf⸗ haft zu überſehen. Heute bin ich davon überzeugt, daß ich damals in einer Art hypnotiſchen Wachzuſtandes befangen war, da mir der Gegenſatz dieſes aufdämmernden Zweifels an meiner Unſichtbarkeit zu den vorhergegangenen Erlebniſſen gar nicht zum Bewußtſein kam. Ich kleidete mich an und ging ungeſchminkt und ohne die Pe⸗ rücke anzulegen über den Gang zur Kajüte des Profeſſors und klopfte. In der letzten Zeit unſeres Verkehrs hatte ich die Gewohntheit an⸗ genommen, ihn ſtets zum Frühſtück abzuholen. Er rief„Herein!“ und ich trat ein. Er ſaß vor dem Schreibtiſche und ſah nicht auf, als ich zu ihm trat. Sah auch nicht auf, während wir die üblichen Höflichkeitsphraſen wechſelten. Er hatte da irgend⸗ eine Schreiberei. Ich ſetzte mich in einen der Lehnſtühle und hörte dem Kratzen ſeiner Feder zu. Dann ſah er auf, blickte mich an, nahm die Brille. Und fuhr in die Höhe.„Ja, was iſt denn das?“ ſtammelte er.„Was iſt denn das...?“ Dann hielt er ſich die Hand vor die Augen und rief:„Gehen Sie, ich bitte, gehen Sie.“ In dieſem Augenblick fiel der merkwürdige Zwang von mir ab. Ich mußte herzlich lachen über die Angſt, die ſo ſchlecht zu ſeinen voll⸗ tönenden wiſſenſchaftlichen Phraſen paßte Und damit war der hyp⸗ notiſche Bann gebrochen, in den mich ſein Vortrag am vergangenen Abend verſetzt hatte. Ohne ein Wort ging ich. 55 Zufällig rannte ich vor der Tür mit meiner Tiſchnachvarin zu⸗ ſammen. Sie ſtieß ein entſetzlich ſchrilles Geſchrei aus und ſchlug ohnmächtig auf den Teppich hin. Auch das noch! Ich beeilte mich, in mein Zimmer zu kommen und mich aus einem kopfloſen Geſpenſt wieder in einen gewöhnlichen Sterblichen zu verwandeln. Von dieſem Morgen an ſehlte der Profeſſor an der Tafel und auch die Engländerin. Der Steward erklärte auf meine Frage, die Lady ſei krank, und der Profeſſor wünſche, auf ſeinem Zimmer zu ſpeiſen. Ich nahm den Platz des letzteren ein und unterhielt mich mit meiner neuen Nachbarin, einer Kubanerin, vorzüglich. Es war kein ſchlechter Tauſch. In Aden ging der Proſeſſor vom Schiffe, obgleich er, wie ich um mich zu verabſchieden, aber er machte ſich an ſeinem Gepäck zu ſchaffen, als er mich kommen ſah, und überhörte meine freundlichen Worte.. Ich weiß nicht, ob das Scham war oder Furcht. Mir ſchien ſein Benehmen jedenfalls lächerlich.——-— darunter. Mein aller Freund und Parteigänger Campos! wußte, Paſſage bis Cherbourg genommen hatte. Ich trat zu ihm, Später bekamen wir neun Paſſagiere an Vord, und Campos war Ich eilte auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. Aber er blickte be⸗ fremdet. Da ſchien es mir vernünftiger, mich ihm nicht plötzlich zu entdecken, da er mich ſonſt wohl für einen Schwindler gehalten hätte. So ſtellte ich mich ihm als Madrider unter meinem ange⸗ nommenen Namen vor. Ich ſuchte ſeine Geſellſchaft. Aber er blieb ſtets zurückhaltend. Er mochte mich gleich zu Anfang für einen Spitzel der Regierung gehalten haben. Dann fragte ich ihn nach mir. Ob man von dem jungen Mar⸗ ques de la Vega nichts mehr gehört habe. O gewiß! Dieſer ſei bei einem Fluchtverſuch ertrunken, irgendwo an der ſüdamerikaniſchen Küſte. Man hielt mich alſo für tot! „Und meine Frau— das heißt, ich meine die Marqueſa de la Vega, wie hat ſie die Nachricht vom Tode ihres Mannes aufgenom⸗ men?“ Seine Mundwinkel zogen ſich hinab. „Oh. die Marqueſa hat ſich den Verhältniſſen angepaßt. Sie werden ſich Guzmans erinnern, des ehemaligen Sekretärs beim alten Marques. Der die Hoch⸗ verratsaffäre aufdeckte. Man hat ihn zum Polizeipräfekten gemacht. Nun, und er verkehrt jetzt im Hauſe der Marqueſa..“ Das wirkte wie ein Keulenſchlag. Ah, dieſer Schurke! Auch das noch! Erſt hatte uns dieſer Undankbare verraten und ins Un⸗ glück geſtürzt, und jetzt nahm er auch mein Weib! Ich hätte toben ere⸗ vor ohnmächtigem Zorn. Aber ich ging ſtill fort. In meine ajüte. Wie würde ich dieſen Menſchen ſtrafen! Ich arbeitete mich in einen derartigen Paroxysmus der Wut hinein, daß ich wie toll in die Kiſſen meines Lagers biß. Auch mein Weib hatte er mir ge⸗ nommen! Und ſie? Hatte ſie mich ſo bald vergeſſen? Um dieſes Niedrigen willen? Ner Ich würde beide ſtrafen In jener Nacht ging eine merkwürdige Wandlung in mir vor. Während der nächſten Zeit ſuchte ich Campos über den Bund auszuhorchen. Da ziemlich alle meiner Freunde verhaftet worden waren, blieb er der einizge, der mir in die Verſammlungen Einlaß verſchaffen konnte. Und ich war entſchloſſen, mein Leben den Zielen des Bundes zu weihen. Das ſollte mir jetzt Lebenszweck werden, da ich alles andere verloren hatte, Haus, Geliebte und meine Stel⸗ lung in der Geſellſchaft. 1 b(Fortſetzuna folgt) — RKA 4 5 7 W —— Dienstag, den 8. Juli 1923 Mannheimer General⸗Anzeiger cudend · Ausgabe) 3. Seite. Ur. 312 Wirtſchaſtliches und Soziales Die Lage des Arbeiksmarktes in Baden In der Zeit vom 26. Juni bis 2. Juli erhöhte ſich die Zahl der unterſtützten Erwerbsloſen(Hauptunterſtützungsempfänger) gegenüber der Vorwoche von 13 500 auf 14000. Die Zunahme beträgt 500. Gleichzeitig iſt eine ſtarke Zunahme der rbeit⸗ ſuchenden und ein Rückgang der offenen Stellen zu beobachten. Entlaſſungen und vor allem auch Kurzarbeit werden in verſtärktem Umfange vorgenommen. In der Ziegeleiinduſtrie der Bodenſeegegend wurden weitere Entlaſſungen vorgenommen. Im Freiburger Bezirk ſchloß ein Ziegeleibetrieb mit 100 Arbeitern. Ind der metallvera rbeiten⸗ den Induſtrie iſt eine weitere Verſchlechterung unverkennbar. Großbetriebe im Karlsruher Bezirk mit 2400 bezw. 1000 Arbeitern haben Kurzarbeit(32 Stunden in der Woche) eingeführt; ein anderer Großbetrieb dieſes Bezirks, der in der letzten Zeit geſchloſſen worden war, hat jedoch den Betrieb in geringem Umfange wieder aufgenom⸗ men. In Mannheim brachten Betriebseinſchränkungen verſchie⸗ dener Firmen dem Arbeitsmarkt einen ſtärkeren Zugang an Fach⸗ arbeitern aller Art. Einige Großbetriebe dagegen waren in beſchränk⸗ tem Umfange noch aufnahmefähig, In der Pforzheimer Schmuck⸗ warenin duſtrie iſt die Zahl der kurzarbeitenden Betriebe gegen⸗ über der Vorwoche um 52 auf 135 geſtiegen, die Zahl der von der Kurzarbeit betroffenen Arbeitnehmer um 2 601 auf 11038. Auch die Lage der Schwarzwälder Uhreninduſtrie iſt durch umfangreiche Kurzarbeit gekennzeichnet. Eine Baumwollſpinnerei in Lörrach mit 150 Arbeitern hat ſeit 30. Juni erſtmalige Kurzarbeit(24 Stunden in der Woche) eingeführt, im allgemeinen iſt jedoch die Textilindu⸗ ſtrie des Wieſentals noch gut beſchäftigt. Aus dem Bruchſaler Be⸗ zirk wird über Kurzarbeit in der papierverarbeitenden In duſtrie berichtet. Verhältnismäßig guten Geſchäftsgang ſtrie noch die Weinheimer Lederfabriken. Die Tabakindu trie des Heidelberger, Bruchſaler und Lahrer Bezirks ſchritt weiter zur Kurzarbeit und Entlaſſungen. In Karlsruhe ſind tüchtige Herren⸗ und Damenfriſeure und Friſeuſen geſucht. Im Baugewerbe häl die Ruhe an, die 506 fahe von Bauten nimmt ihren Fortgang. Freiburg berichtet, daß nahezu alle offenen Stellen zurückgezogen worden ſeien. Im Baden⸗Badener Fremdengewerbe decken ſich Angebot und Nachfrage. Infolge der am 1. Juli erfolgten Kün⸗ digungen und Entlaſſungen hat die Zahl der arbeitſuchenden Ban k⸗ angeſtellten ſtark zugenommen. Die Nachfrage nach kaufmänni⸗ ſchen Angeſtellten iſt ſehr gering. Wichtige Mitteilung für Handwerk und Gewerbe Wie wir in Erfahrung bringen, hat der Reichsarbeitsminiſter eine Entſcheidung getroffen, wonach Lehrlinge von der Pflicht der Beitragsleiſtung zu den Mitteln der Erwerbsloſen⸗ fürſorge— den Ausführungsvorſchriften zur Verordnung über Erwerbsloſenfürſorge vom 19. März 1924 befreit ſind. wenn ſie auf Grund eines Lehrvertrages beſchäftigt werden. Die Beitrags⸗ befreiung erliſcht 6 Monate vor dem Tag, an dem das Lehrverhält⸗ nis durch Zeitablauf beendigt wird, ſodaß bei einer in der Regel 3 Jahre betragenden Lehrzeit für die erſten 27 Jahre dieſe Befreiung in Kraft treten wird. Dieſe Einſchränkung dürfte aber jedenfalls den mit dem Einzug betrauten Ortskrankenkaſſen ziemlich hohe Verwal⸗ tungskoſten verurſachen, weil es ihnen ſehr ſchwer fallen wird, feſtzu⸗ 25 75 welche Lehrlinge ſich im letzten halben Jahre ihrer Lehre be⸗ inden. Es ſteht deshalb zu erwarten, daß ſowohl von den Hand⸗ werkskammern, als auch von den Krankenkaſſen Vorſtellungen er⸗ hoben werden dahingehend, die Beitragsbefreiung für Lehrlinge über⸗ haupt ohne jede Einſchränkung auszuſprechen. Immerhin wird die vorliegende Entſcheidung des Neich⸗arbeitsminiſters ſebſt mit der in Rede ftehenden einſchränkenden Beſtimmung von Handwerk und Ge⸗ werbe begrüßt, da dieſelbe eine weſentliche Erleichterung darſtellt. Falls die Krankenkaſſen au“ weiferhin Erwerbelelen ſorge⸗Beiträge für Lehrlinge einziehen ſollten, kann den ſelbſtändigen Handwerkern und Gewerbetreibenden nur empfohlen werden, ſofort Antrag auf Befreiung zu ſtellen. Städtiſche Nachrichten Mannheimer Wahlſtatiſlik Wie das Städliſche Nachrichtenamt mitteilt, ſind bei der Reichs⸗ tagswahl am 4. Mai d. Js. in Mannheim 96 735 Stimmen ab⸗ gegeben worden, die ſich wie folgt verteilen: Vereinigte rtei 24147(24,9), Kommu⸗ niſtiſche Partei 20 326(21,0 7, Jentrumsrartei 11682(, 70, Deutſche Volkspartei 13 288(13.7), Deutſche demokraliſche Pactei 7677(7,9 7, Völkiſch⸗ſozialer Block 4 692(4,9 25), Deutſchnationale Volkspartei 4397(4,6 55), Wirtſchaftliche Vereinigung 3 476(.6 97), Bund der Geuſen 1920 2 90), Unabhängige ſozialdemokratiſche Par⸗ tei 1052(1,1 55), Badiſcher Landbund 253(0,3%, Republikaniſche Partei 109(0,2), Haeußerbund 73(0,1 25), ungültig 583(0,6 75). Die Betrachtung nach den einzelnen Stadtteilen zeigt, daß auch hier keine Partei die abſolute Mehrheit auf ſich vereinigte; die abſo⸗ lute Maſorität iſt ſogar nicht einmal in einem der 126 Wahlbezirke von einer Partei erreicht worden. Nur dreimal beträgt in einem Stadtteil die Stimmenzahl einer Partei 30 75: Die Kommuniſtiſche Partei erhielt in der weſtlichen Neckarſtadt 35,1 9, auf dem Wald⸗ hof 34,9 6 und die Vereinigte ſozialdemokratiſche Partei auf dem Waldhof 30,8 36 der abgegebenen Stimmen. Die Deutſche Volk:, Zwiſchen Welt und Einſamkeit Iſt das rechte Leben! 5 7 158 nah— zu weit, i mi eben. Friedrich Rückert. * 55* weltreiſe Von Colin Roß XXIII. Hokkaido. Heidſcho, im Mai. Wie eine Gezeitenwelle ſchlägt allzährlich die Schar der mari⸗ timen Saiſonarbeiter vom japaniſchen Stammland auf die Inſeln im Norden hinüber. Mit Aomori auf der Nordſpitze von Nippon iſt Japan eigentlich zu Ende. Was dann kommt, iſt beſtenfalls Kolonie noch nicht eingegliedertes, fremdartiges, rauhes, und vor allem leeres Land. Leben rings um die japaniſche Inlandſee mehr als 200 Menſchen auf dem Quadratkilo⸗ meter, ſo ſind es auf Hokkaido nur 19; auf dem japaniſchen Sachalin iſt die Bevölkerungsdichte unter 1 auf dem Quadratkilometer, und auf den ganzen Kurilen wohnen überhaupt nicht mehr als 5000 Menſchen. 30 0 haupt nich Aber wenn ſich die großen Heringszüge nähern, ſchwillt die Be⸗ völkerung. Dann kommen ite Sachſengänger aus dem eigentlichen Japan zum Fang, und an manchen Plätzen auf den Nordinſeln ſteigt die Bevölkerung auf das Fünf⸗ bis Zehnfache. Japan lebt von Reis und Fiſch. Fiſch und Reis wird gleich nach dem Erwachen zum Lenſlen⸗ genoſſen, auf der Mittagstafel ſteht Fiſch in den verſchiedenſten Formen, gelocht, gebraten, ge⸗ räuchert und roh, und auf dem Abendtiſch nicht minder. Die Be⸗ ſchaffung von Fiſchen in ausreichenden Mengen iſt für Japan eine Lebensfrage. Die Bevölkerung des Inſelreiches iſt durch ahrhun⸗ derte hindurch mit etwa 30 Millionen ſtabil geblieben. Seit der Erſchließung des Landes durch den Weſten hat ſie ſich nahezu verdop⸗ elt. Damit wurde die Reisdecke zu knapp. Reis muß aus China, und Indien eingeführt werden. So iſt es doppelt wichtig. 85 der zweite Hauptteil der Ernährung im eigenen Macht⸗ und Auriſchafkbereich in genügender Menge beſchafft werden kann. Die usdehnung Japans nach Norden diente nicht zum wenigſten japa⸗ und der Sicherung reicher Fiſchgründe. im Frieden von Portsmouth, der den ruſſiſch⸗ſapaniſchen Krieg eendete, verfol ten die Japaner die gleiche Politik und forderten und erhielten Fiſchereigerechtſame an den ruſſiſchen Küſten des murgebietes und vor Kamtſchatka. Dieſe Rechte liefen allerdings nur auf 12 Jahre, wurden jedoch auf„einige Zeit“ verlängert. partei erhielt in der Oſtſtadt 25,7, die Zentrumspartei in Käfer⸗ tal 24,7, die Deutſche demokratiſche Partei in der die Deutſchnationale Volkspartei in der Oſtſtadt 11,4 7, der Völkiſch⸗ ſoziale Block in der Max Joſephſtadt und Langerötter 6,9, die Wirtſchaftliche Vereinigung in Neckarau 6, 5, der Landbund in Sandhofen 4,0 7, der Bund der Geuſen im Jungbuſch und Mühlau 3,3 56, die Unabhängige ſozialdemokratiſche Partei in der weſtlichen Neckarſtadt, auf dem Waldhof und in Rheinau je 1,7 2, die Repu⸗ blikaniſche Partei in der Max Joſefſtadt und Langerötter 0,4% und der Haeußerbund in Rheinau 0,3 7— der jeweils in dem betreffen⸗ den Stadtteil abgegebenen Stimmen. Die relativ gleichmäßigſte Verteilung haben die Vereinigte ſozial⸗ Partei und die Zentrumspartei aufzuweiſen; dann fol⸗ en die Wirtſchaftliche Vereinigung, der Völkiſch⸗ſoziale Block, die ommuniſtiſche Partei, die Deutſche Volkspartei. und ſchließlich in weitem Aßſtand mit größter Streuung de Deutſchnationale Volks⸗ partei und die Deutſche demokratiſche tei. 8 Giſte des Sommers Ein unbeachteter Mückenſtich in den Oberarm erzeugte dieſer Tage bei einem Bekannten ſchmerzvolles Anſchwellen des ganzen Armes; Behandlung durch den Arzt wurde nötig, es wurde geſchnitten, der Arm gebadet. Neben den Schmerzen und Un⸗ anſtehmlichkeiten drohte die Gefahr einer Blutvergiftung. Wie begegnen wir einer ſolchen Gefahr? Zur Behandlung von Inſektenſtichen eignet ſich zuuächſt der Salmiakgeiſt am beſten, der jedoch unmittelbar nach dem Stiche eingerieben werden muß, nicht erſt, wenn die Anſchwellung bereits eingetreten iſt. Auch Zwie⸗ belſaft, Kölniſches Waſſer, Kampferſpiritus, Anisöl, Nelken⸗ und Lorbeeröl können gute Dienſte leiſten. Ebenſo läßt ſich grüne Schmierſeife verwenden. Bei ſtärkeren Schwellungen wende man Blei⸗ oder Karbolwaſſer. am beſten eſſigſaure Tonerde an und zögere nicht, einen Arzt zu befragen. Von den Pflanzengiften dürfte die Tollkirſche twegen ihrer glänzend⸗ſchwarzen, kirſchenähnlichen Beeren am erſten genannt ſein. Wurzeln und Beeren ſind der giftigſte Teil der Pflanze. Die Wurzeln werden bei uns wohl ſelten eine Vergif⸗ tung erzeugen, in Ländern dagegen, in denen die Klettenwurzeln gegraben und verkauft werden, iſt eine Verwechſlung mit der Toll⸗ kirſche leicht möglich. Der Genuß der Veeren Schwindel und Betäubung. Ein ſtarkes Brechmittel, Seifenwaſſer, ſoll den Magen von den Beeren befreien. Eine Handvoll Eichenrinde, ge⸗ kocht in einem Liter Milch, dann die Milch getrunken, iſt ein wirk⸗ ſames Gegenmittel bei Genuß von Tollkirſchen. Ein Sprichwort ſagt: Eichenrinde, mit Milch geſotten, widerſtrebt allen Giften. Auch ſtarker Kaffee iſt ſehr wirkſam. Eigenartig iſt, daß die Droſſeln und Ameiſen durch den ſüßen Saft der Tollkirſche nicht im geringſten behelligt werden. Durch die Droſſeln werden die Samen dieſer Pflanze verſchleppt. Bei Vergifteten erſcheint die Pupille ſtark erweitert. Das hat ſich die Medizin zunutze gemacht, und in allen Fällen, in denen es bei Augenkranken auf eine Er⸗ weſterung der Pupille ankommt, werden den Kranken Tropfen dieſes Giftes in die Augen geträufelt. Bella donna ſchöne Frau iſt ihr botaniſcher Name, weil die Frauen Italiens den Saft zum Schminken benützen. Auch alle Teile des gefleckten Schierlings enthalten ein ſtarkes Gift. An Zäunen, auf Schutthaufen und im Gemüſeland tritt dieſe Pflanze auf. An ihren hohlen Blattſtielen und dem braungefleckten Stengel iſt ſie kenntlich, auch durch ihren mäuſe⸗ artigen Geruch. In der Medizin findet das Gift dieſer Umbel⸗ lifere häufige Verwendung. Nach der Sage ſoll auch der Giftbecher des Sokrates mit dem Saft dieſer Pflanze gefüllt geweſen ſein. Da die Pflanze deine eßbaren Früchte beſitzt, kann nur eine Ver⸗ wechſlung mit Küchenkräutern(Peterſiliel) eintreten. Doch iſt dies ſehr ſelten. Als weitere Giftpflanze kennen wir Stechapfel, Bilſen⸗ kraut, Nachtſchatten, blauer Eiſenhut. Finger⸗ hut, Schöllkraut, Wolfsmilch und Giftlattich. So⸗ fort nach dem Genuſſe giftiger Pflanzenteile verſucht mon durch tiefes Hineinſtecken eines Fingers in den Schlund einen Brechakt hervorzubringen. Gegen giftige Stoffe, welche im Magen zu⸗ rückgeblieben ſind, kann man folgende Gegenmittel anwenden: Bei Bilſenkraut Eſſig und verdünnte Zitronenſäure, ebenſo bei Stech⸗ apfel. Bei Nachtſchatten kohlenſaures Natron(Soda); bei blauem Eifenhut Kaffee, Wein, Eſſig; bei Fingerhut Kafſee, Eſſig, Wein und Aether, bei dem gelbblühenden Schöllkraut Kampfer, bei Gift⸗ lattich Kaffose und Pflanzenſäure. Vor allem ziehe man einen Arzt zu Rate. Das wirkſamſte Mittel der Giftpflanzen und Warnung an die Kinder, keine anderen Beeren zu genießen als die ihnen bekannten Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren und Brombeeren. Wenn das Frühjahr erſcheint, dann erwacht auch die Kreuz⸗ otter, die einzige Giftſchlange Deutſchlands, aus ihrem Winter⸗ ſchlaf. Sie nimmt dann die Jagd auf Mäuſe auf. Sehr erfreulich wenn nur nicht auch einmal der Menſch durch ihren Biß gefährdet würde. Das Gift wird in Drüſen bereitet. Jeder der Giftzähne beſitzt einen feinen Kanal, durch der der Höllenſaft nach der Spitze des Zahns geleitet wird. Ein Biß mit dieſen ſpitzen Zähnen, das Gift läuft in die Wunde und vermiſcht ſich ſofort mit dem Blute. Die Erſcheinungen der Giftwirkungen treten auf: Schmerzen an der Bißſtelle, große Unruhe, ſchwankender Gang, Ohnmacht, Erbrechen, Lähmungen, Krämpfe, Betäubung, Schlafſucht und Tod. — Die japaniſche Hochſeefiſcherei ſteckt techniſch noch in den Kinderſchuhen. Organiſatoriſch und finanziell iſt ſie zwar⸗ über⸗ wiegend Großbetrieb. Die Fiſcher in den armſeligen Küſtendörfern ſind nur zum geringſten Teil 125 nelgeſellſchaſt die meiſten ar⸗ beiten in feſtem Lohn für eine Fiſchereigeſellſchaft, aber ſie fahren in ihren alten primitiven Kähnen auf See Flachbooten, die nur be⸗ ſchränkt ſegelfähig ſind und die zahlreiche Beſatzung als Ruderer be⸗ nötigen. Da man ſich in dieſen Booten nicht allzu weit vom Lande entfernen kann, braucht Japan Küſten, die in neue Fiſchgründe reichen, und gewann ſie mit Hokkaido, Sachalin und den Kurilen. Doch der Gedanke der japaniſchen Regierung war, mit der Er⸗ ſchließung Hokkaidos nicht nur Fiſch⸗, ſondern auch Reisnahrung für ſeine raſch wachſende Bevölkerung im eigenen Lande zu ſichern. Gleich hinter Hakkodate kamen wir denn auch in Reisfelder. Allein das dauerte nicht lange, und bald traten an ihre Stelle Aecker mit Gerſte, Weide und ſchließlich Wald, Wald, endloſer Wald. Es iſt eine Binſenwahrheit, daß Japan an Uebervölkerung leidet. Die Tatſache drängt ſich einem auf, wo immer man durch die japaniſche Hauptinſel reiſt. Jedes Fleckchen Erde iſt genützt. Bis an den Rand der kahlen, nackten Felſen ſind die Reisfelder heran⸗ geſchoben. Wo ein Bach oder ein ſumpfiger Grund die Bergketten durchbricht, kriechen die ſchlammigen Felder mit den zartgrünen Reispflanzen in die Berge hinein, terraſſenförmig ſich abſtufend und immer kleiner werdend bis zu die für unſere Be⸗ 321 puppenhaft und lächerlich ſind. o es irgend geht, hat man änge traſſiert und pumpt mühſam Waſſer hinauf, um die bebaute Fläche zu vergrößern. Für das moderne, ſo raſch anwachſende Japan liegt eine Kette von Schwierigkeiten darin, daß es in manchen Dingen ſo zäh am Ueberlieferten 55 fe vor allem was die Ernährung anbetrifft. Fiſ⸗ muß es ſein und Reis muß es ſein. In der Abneigung der breiten, vor allem der ländlichen Maſſen, 0 auf eine andere Ernährungs⸗ weiſe einzuſtellen— der verweſtlichte Intellektuelle ißt ſehr gerne europäiſche Koſt—liegt eine weſentliche Schwierigkeit der japaniſchen Bevölkerungs⸗ und Uebervölkerungsprobleme. Die pazifiſche Welt ſteht unter ſchweren politiſchen Spannungen infolge der Weigerung Amerikas, ſeine Küften dem japaniſchen Bevölkerungsüberſchuß zu öffnen. Japan vertritt gegenüber dieſer Weigerung den Stand⸗ punkt, daß die Verhältniſſe es zur Abſtoßung durch Auswanderun zwängen. Dieſer Standpunkt iſt jedoch nur bedingt richtig. Er iſt es, wenn man nur das für Reiskultur geeignete Land berückſichtigt Aber ſchon in den Bergen der Hauptinſel wäre noch erheblich Platz, wenn dem Japaner rationelle Viehwirtſchaft beizubringen wäre. Der Japaner iſt der geborene Gärtner. Jedes Feld ſieht wie ein Garten aus, in dem Mann und Frau von früh bis ſpät mit liebevoller Sorgfalt arbeiten. Aber von Viehhaltung verſtehen ſie nichts. Milch und Butter kannte man bis zum Eintreffen der ſtſtadt 23,2 95, Bei Wunden, in die das Schlangengift gekommen iſt, muß man ſchleunigſt das betreffende Glied oberhalb der Wunde feſt ab⸗ ſchnüren, weil ſonſt die Gefahr beſteht, daß das Gift von der Wünde in das Herz tritt und das ganze Blut vergiftet. Erſt wenn dies ge⸗ ſchehen iſt, ſuche man das Gift aus der Wunde zu entfernen, ent⸗ weder durch Ausfaugen(wenn die Lippen nicht wund ſind) oder durch Ausbrennen mit glühender Kohle, glühendem Eiſen. Meſſer) oder durch Ausätzen mit Karbolſäure, Salmiakgeiſt“ Inner⸗ lich gibt man heißen Tee oder ſtarken Kaffee und viel Alkohol. Die Dalmatiner trinken Wein bis zur Berauſchung, und alle Vipern⸗ fänger wenden dieſes Mittel an, wenn ſie gebiſſen werden. Ein Ge⸗ gengift ſtellt der Alkohol nicht dar. Er erhöht vor allem die Nerven⸗ tätigkeit, welche durch den Biß gelähmt worden iſt und leiſtet da⸗ durch vortreffliche Dienſte. Zudem iſt Branntwein faſt überall zu haben. Je nach der Menge des eingedrungenen Giftes iſt auch die Wirkung verſchieden; es kann vorkommen, daß die Gebiſſenen auch aach erfolgter Erholung noch jahrelang an Lähmungen und an⸗ deren Störungen leiden. Selbſt der abgeſchlagene Kopf der Schlange beißt noch, und das eingetrocknete und wieder aufgeweichte Gift hat ſeine Wirkung nicht verloren. Wenn man auch weiß, daß der Leib der Kreuzotter infolge des kurzen Schwanzes plump erſcheint, daß ein dunkles Zickzackband über ihren Rücken läuft, daß man ſie an der Xeförmigen dunklen Kopf⸗ bezeichnung kennen kann, ſo hilft das alles nicht mehr, fobald ma⸗n gebiſſen iſt. Barfuß gehende Kinder ſind beſonders gefährdet, hohe Lederſtiefel ſchützen gegen den Biß. Zuletzt das Gift mancher Pilze. Als erfahrener Pilzkenner rate ich: Sammle keine Pilze, die du nicht einwandfrei als unge fähr⸗ lich kennſt. Unter Führung eines pilzkundigen Beraters lernt man die eßbaren von den giftigen oder ungenzeßbaren unterſcheiden. Mit wenigen fange man an und beobachte die Merkmale genau. Friſche Pilze ſollten nur gekauft werden. Viele Vex⸗ giftungen entſtehen durch alte, in Fäulnis übergehende Pilze Ich eſſe an fremden Tiſchen kein Pilzgericht, wenn ich die Pilze nicht vor der Zubereitung in rohem Zuſtand geſehen und geprüft hobe. Mach's jeder ſo! S. J. Gund - Die Diſziplinarkammer der Tierürzte. Gemäß 8 61 Abſaß 1 des Geſetzes vom 10. Oktober 1906, die Rechtsverhältniſſe des Sani⸗ tätsperſonals, wird nach Anhörung der Tierärztekammer Oberregie⸗ rungsrat Stehberger im Miniſterium des Innern zum Vorſiten⸗ den und Oberregierungsrat Pfiſterer im Miniſterium des Innern zum ſtellvertretenden Vorſitzenden der Diſziplinarkammer der Tier⸗ ärzte ernannt. 0 * Vorläufig Nachſicht bei Handgepäck über 25 fg. Eine Be⸗ ſchränkung des Handgepäcks in der 2. und 3. Klaſſe auf 25. Kg. iſt durch eine Ergänzung der Verkehrsordnung eingeführt worden. Die beteiligten Dienſtſtellen ſind aber jetzt angewieſen worden, die Reiſenden beim Uleberſchreiten der Höchſtgewichtsgrenze in höflicher Weiſe auf die Beſtimmung aufmerkſam zu machen und zur Au gabe zu umfangreichen Handgepäcks zu veranlaſſen. Das gilt f die 4. Klaſſe, wo die Traglaſt des Reiſenden auf 50 Kg. ſchränkt iſt. Bei der Beurteilung des zuläſſigen Handgepöcks ſoll beim Zu⸗ gang der Reiſenden wie bei Beendigung der Reiſe deee mit Nachſicht verfahren werden. Nur in Fällen auffallenden Miß ⸗ brauchs iſt einzuſchreiten. Eine ſtrengere Handhabung iſt ſpäter in Ausſicht genommen. Beſteht das beanſtandete Handgepäck nur aus einem Stück, ſo iſt die Gepäck⸗ und Expreßgut⸗Fracht für das ganze Stück nachzuerheben, bei mehreren Stücken nur für die, die über das zugelaſſene Gewicht hinausgehen. Dazu kommt der Zu⸗ 7205 von 10 Mark, zuſammen aber nicht mehr als die doppelte racht. * Der Wohnungszugang in den deulſchen Großſtädten. Wie das Städtiſche Nachrichtenamt mitteilt, beläuft ſich nach einer Zuſammen⸗ ſtellung des Statiſtiſchen Reichsamtes der Reinzugang an W oh⸗ nungen im 1. Vierteljahr 1924 in 42 Gemeinden mit ſe über 100 000 Einwohnern auf 6393(gegen 10 247 im 1. Viertelſahr 1923). Davon entfallen auf Berlin 952, auf Duisburg 824, auf Köln 688, auf Düſſeldorf 609, am Hamburg 340, auf Dortmund und Eſſen 299, auf München 208, auf Mannheim 199,(gegen 129 im 1. Vier⸗ telſahr 1923), auf Halle 174, auf Leipzig 162, auf Karlsruhe 154, auf Bremen 136, auf Aachen 120, auf Hannover 106 auf Nürnber 101, auf Bresfau 98, auf Altona 81, auf Dresden 74, auf 73, auf Plauen 69, auf Müllheim(Ruhr) 64, auf Lübeck 58, Mün⸗ ſter 55, auf Frankfurt g. M. 54, auf Caſſel 51, auf Bochum 44, auf Gelſenkirchen 43, auf Königsberg 38, auf Stettin 36, auf Hamborn 30, auf Magdeburg 27, auf Stuttgart 26, auf Erfurt 28 auf Elberſeld 22, auf Crefeld 15, auf.⸗Gladbach 13, auf Kiel 12, auf Braun⸗ ſchweig 7, auf Varmen 4, auf Augsburg und Maing ſe 2. 88 „RNeue Sparmarken im Keiſeverkehr. Vor ein paar Monaten hat der Eiſenbahnminiſter Oeſer das reiſefreudige Publikum mit der Herausgabe der ſogenannten„Oeſer⸗Spar⸗Bons“ überra die es auch Minderbemittelten geſtatten ſich durch Spa it eine Sommerreiſe zu leiſten. Dieſe Einrichtung hat jett von an⸗ derer Seite eine erfreuliche Erweiterung erfahren. Die Hepug gibt nämlich neuerdings in allen ihren Büros Sparmarken zu 5, 10 und 20 M. heraus. Sie werden beim Kauf mit dem Tages· ſtempel verſehen. Die Marken werden auf eine Sporkarte ge⸗ klebt, die die Hapag liefert und erhalten ſo Gültigkeit. „Die Linden blühen! Die letzte Blüte unferer Begetation iſt die Lindenblüte. Nun iſt auch ſie hervorgebrochen und verbreitet ihren Duft über Gärten und Fluren. Wein, Roſe und Linde, wie oft ſind dieſe drei im Liede beſungen worden, aber weder Wein Fremden ſo gut wie gar nicht, und in den Bergen ſind weite Flächen ungenützt, weil der Japaner ſie nicht zu nützen 3 Noch viel kraſſer ſtellen ſich dieſe Verhältniſſe auf Ho o mit ſeinem mittel⸗ und nordeuropäiſchen Klima dar. Infolge der ſtar⸗ ken Sonnenhitze gedeiht trotz des langen kalten Wintecs in inen eſchützten Strichen noch Reis, allein es iſt doch auch hier bereits die 5 5 ob nicht rationeller andere Früchte angebaut würden. Die ganze übrige Inſel iſt Land für Korn, Gerſte, Hafer, Zuckerrüben und Viehwirtſchaft, kurz für norddeutſche Landwirtſchaft.* Die Regierung hat auch einige deutſche Landwirteen Hokkaido verpflanzt, die dort Muſterfarmen anlegen und japan ſchen Koloniſten Zuckerrübenbau und 10 beibringen ſol⸗ len. Aber die ſchöͤnſten Muſterfarmen nützen nichts, wenn die Sied⸗ ler fehlen, um daran zu lernen. Die Regierung ſtellt zwar jedem japaniſchen Koloniſten Land frei zur Verfügung das nach fünfäh⸗ riger Beſtellung in ſein Eigentum übergeht. Allein der er trennt Kch ſo ungern von der überkommenen Lebensweiſe und ſcheut kaltes Klima derart, daß trotzdem der Anreiz gering bleibt und nur wenige ihm folgen. Und dieſe wenigen haben meiſt ſo Betriebskapital, daß ſie von Anfang an ve ſchulden und oft genug ihr Land nach fünf Jahren, kaum, daß es in ihr Eigentum über⸗ ging, losſchlagen müſſen, um ihre Schulden abzutragen. Dazu kommt, daß man, von den Verhältniſſen im Stammland—— die Landfläche, die jeder Siedler zugewieſen erhält, zu klein an⸗ ſetzte. Hokkaido bietet, vorſichtig gerechnet, Raum für vier Millionen Menſchen. Seine Beſiedelung iſt dabei ſeit 1907 nur um ein ein⸗ ziges Prozent vorangekommen. Ein gut Teil der iſchen KHebervölkerungsfrage mit all den internationalen gen.— e, ſie in bergen, könnte jedoch gelöſt werden, wenn es japaniſchen Bauern mit nordiſchem Klima, nordiſchen Pro 6˙ methoden und Lebensformen vertraut zu machen. Wir ſaßen in dem Bauernhof, in den der deutſche Pater uns geführt, um die Feuerſtelle. Aus dem Loch im Lehmboden ſtieg der Rauch, fand keinen rechten Auslaß und kroch beizend in die Augen. Der Koloniſt, der neben uns kauerte, hatte ein Fell auf den Rücken gebunden, ſo daß er in 1 geduckten Haltung wie ein unheimlich großer Dachs ausſah. Draußen wucherte niederes Bambusgeſtrüpn über die Felder. Ich erzählte von meinen Reiſen durch Japon, und wie Viſion erſchienen mir die ſauberen kleinen Bauernhäuschen zwiſchen den zierlichen gepflegten Feldern, die wie niedliche Garten, beete wirkten, die Kirſchblüten vor dem dunklen intergrund der Föhren, die Tempel und die bunten Kimonos der Frauen, und ich verſtand das ſehnſüchtige Leuchten in den Augen des Siedlers und erfaßte zutiefſt, warum es ſo ſchwer ſein muß, ein Volk von ſo ge⸗ ſchloſſener Kultur und ſo feſtgefügten Lebensformen auf neue For⸗ men umzuſtellen. 4. Seite. Ur. 312 Manuheimer Generai · Anzeiger(Adend · Ausgabe) Dienstag, den 8. Juli 1924 noch Roſe iſt ſo eng wie die Linde mit dem Volksbewußtſein und dem Volksgedächtnis verbunden. Die Sage berichtet von Siegfried, dem Recken, dem ein Lindenblatt auf die. Schulter fiel, ehe er ſich im Drachenblut badete. Walter von der Vogelweide ſaß mit ſeiner Trauten am liebſten unter der Linde auf der Heide— ſo geht die Poeſie der Linde durch alle Zeiten hindurch bis hin zum fröhlichen Sang von der„Lindenwirtin“ und bis zur Linde „am Brunnen vor dem Tore“. Wie mancher Lindenbaum ſteht noch heute als Zeuge aus alter Zeit! In allen Gegenden trifft man auf ſagenumwobene Linden. Unter der Gerichtslinde wurde ehedem Recht geſprochen, unter der Dorflinde wurde ge⸗ tanzt, unter der Linde am Hauſe ruhten nach des Tages Arbeit die Alten noch ein Stündchen aus und betrachteten wohl die mancherlei Einſchnitte in der Rinde, die an Schmerzens⸗ und Freudestage des Hauſes erinnerten. Das Staats⸗, Gemeinde⸗ und Familienkeben war eng mit der Linde verwachſen, und ſo wurzelt der Baum noch heute im Herzen unſeres Volkes. Sein Blühen aber läßt uns beſonders auffubeln, denn nun iſt die ſchönſte Zeit des Jahres gekommen! Dier Siebenſchläferglaube iſt uralt, und in der Tat iſt er bis zu einem gewiſſen Grade berechtigt. Wie alle alten Wetter⸗ regeln iſt natürlich auch er nicht ganz wörtlich aufzufaſſen. Sein Sinn iſt vielmehr etwa dieſer: Herrſcht Ende Juni eine Regen⸗ wetterperiode, in die auch der Siebenſchläfertag hineinfallen kann, ſo iſt die Wahrſcheinlichkeit ziemlich groß, daß ein guter Teil des Hochſommers überhaupt»negneriſchen Charakter anneh⸗ men wird. In der Mehrzahl der Fälle folgt denn auch tatſäch⸗ lich einem verregneten Siebenſchtäfertag bzw. einem regneriſch en Zeitraum zu Ende Juni ein von Jupiter Plupius geſegneter Hoch⸗ ſommer. In dieſem Jahre ſind am Siebenſchläfertage nur ſtrich⸗ weiſe leichte Gewitterregen gefallen, und die Tage vorher und nachher brachten faſt überall trockene Witterung; jedenfalls konnte ſeit der Zeit der Sommerſonnenwende nirgends von einer Regen⸗ periode die Rede ſein. Die Vorſtöße des ſüdweſtlichen Hochdrucks waren bisher kräftig genug, um die ozeaniſchen Tiefdruckgebiete ziemlich weit nach Norden abzudrängen. Es iſt daher bis zu ei⸗ nem gewiſſen Grade wahrſcheinlich, daß ſich u. a. auch die Sieben⸗ ſchläferregel in dieſem Sommer inſofern bewähren wird, als weder ein exzeſſiv warmer, noch auch gänzlich verregneter Hoch⸗ ſommer zu erwaxten ſteht. Silber-Hochzeit. Herr Hermann Faller, Beethovenſtraße 8 und ſeine Frau Thereſe geb. Kroth feiern am morgigen 9. Juli ihre ſilberne Hochzeit gleichzeitig mit der grünen ihrer Tochter Margarethe und dem praktiſchen Arzt Dr. med. Alois Spinner. *Dutch Aufſpringen auf die Elektriſche verunglückt. In der vergangenen Nacht um 12.30 Uhr erlitt ein 16 Jahre alter Hotel⸗ diener dadurch einen Unfall, daß er am Kaiſerring unweit der Halteſtelle am Tatterſall auf einen in der Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen der Linie 16 aufſpringen wollte. Er ſtürzte dabei zu Boden, kam unter die vordere Plattform des Anhänge⸗ wagens und wurde bis zur Halteſtelle am Waſſerturm geſchleiſt. Hierbei erlitt er ſchwere Verletzungen am Kopfe und Hautabſchür⸗ fungen am ganzen Körper. Die Verletzungen ſind derart, daß Lebensgefahr beſteht. Der Verletzte mußte mit dem Sani⸗ tätswagen in das Krankenhaus verbracht werden. *Juſammenſtöße. Am geſtrigen Montag, abends.15 Uhr. ſtieß der Perſonenkraftwagen IV B 27 006 auf den Planken bei den Quadraten D 1 und 2 mit einer ledigen Kontoriſtin, die mit ihrem Rade fuhr, zuſammen, wobei das Fahrrad ſtark beſchädigt wurde. Perſonen wurden nicht verletzt. Die Schuld trifft den Kraftwagenführer, da er die nötige Vorſicht außer Acht ließ.— Am gleichen Tage, abends.30 Uhr, ſtießen auf dem Friedrichs⸗ ring bei U 6, 22 zwei Radfahrer zuſammen, wobei beide Räder beſchädigt wurden. Die Schuld trifft beide Radfahrer, da einer zu ſchnell und der andere auf der falſchen Seite gefahren iſt. — Nachmiktogs.10 Uhr wurde eine 19 Jahre alte Kaſſiererin guf den Planken bei D und E 7 von einem Radfahrer angefahren und zu Boden geworfen, wodurch ſie an beiden Armen Haut⸗ — davontrug. Der Radfahrer gelangt wegen fahr⸗ läſſiger Körperverletzung zur Anzeige. *Eine Lebensmüde. Geſtern mittag gegen 12 Uhr verſuchte eine 53 Jahre alte verwitwete Fabrikarbeiterin in ihrer Wohnung im Woldhof ſich durch Einatmen von Leuchtgas das Leben zu nehmen. Sie wurde in bewußtloſem Zuſtande aufgefunden und in das allgemeine Krankenhaus verbracht. Grund zur Tat ſind zerrüttete Familienverhältniſſe. Wegen Ruheſtörung, begangen in der vergangenen Nacht, ge⸗ langten 15 Perſonen zur Anzeige. *Feſtgenommen wurden 27 Perſonen wegen verſchiedener ſtrofbarer Handlungen, darunter 4 wegen Betrugs bezw. Unter⸗ ſchlagung. Deranſtaltungen inAKammer-Orcheſter⸗Konzerl. Heute, Dienstag abend findet im Harmonieſaal das bei weiteſten Kreiſen mit großem Intereſſe erwar⸗ tete Kammer⸗Orcheſter⸗Konzert der Geſellſchaft für nere Muſik ſtatt. Zur Aufführung gelangen von Korngold Suite aus der Muſik zu Shakeſpeares„Viel Lärm um Nichts“, Rudi Stephan, Mufik für ſieben Saiteninſtrumente und Paul Hindemith's Kommermuſik Nr. 1. Gerade die beiden letztgenannten Werke„Mu⸗ ſik für ſieben Saiteninſtrumente des frühreifen, leider im Weltkrieg gef u jun Rudi Stephan und das kraftvolle ſtarke Werk Paul Theater und Muſik Ein Schiller⸗Zyklus von Verdi. Von Budapeſt aus wurde dieſek Tage die Nachricht verbreitet, daß man in der Bibliothek deß Budaßeſter Opernhauſes eine gänzlich unbekannte Verdi⸗ Pantitur W habe. Es handelt ſich um eine Oper von Vekdi:„Die Räuber“; Verdi habe in einer Oper Schillers „Räuber“ bertont. Zu dieſer Meldung ſchrieben die Dresdner Nelleſten Nachrichten, daß Verdi einen ganzen Schiller⸗Zyklus kompontert hal:„Die Räuber“, Kabale und Liebe“,„Don Carlos“,„Die Jungfrau von Orleans“. Das wiedererwachende Intereſſe für Verdi wird dieſe Opern bald ans Rampenlicht för⸗ dern. Verdis„Die Räuber“ ſind zum erſtenmal 1847 in London aufgeführt worden, abet mit Glanz durchgefallen. Dieſes Schick⸗ ſal haben übrigens die meiſten Opern von Verdi bei der Erſtauf⸗ führung erlebt, was indes nicht daran hinderte, daß die gleiche Werke ſpäter ſehr populär wurden. Theaterrundſ Die Vereinigten Städtiſchen Bühnen in Dortmund bhaben die Künſtlertragödie„Michael Sand⸗ haas“ von dem Mannheimer Redakteur und Schriftſteller Fritz Droop zur Uraufführung angenommen.— Der Theaterdirektor Greune läßt ein altes Lichtſpieltheater in Lüne burg umbauen, da der Stadt Lüneburg die Mittel fehlen, das vor drei Jahre! abgebrannte alte Stadttheater wieder aufzurichten. Das ſo neuent⸗ ſtandene Theater ſoll in kommender Spielzeit als Schauſpielhaus eröfnet werden.— Die Volksbühnen der Provinz Sachſen und des Freiſtaates Anhalt gründeten in Halle einen Theaterbetriebsver⸗ ein mitteldeutſcher Landestheater.— Die Stadt Eſ. ſen hat ein Theater, das für die Stadt durchaus nicht ausreicht. Das Theater iſt vor 30 Jahren erbaut worden, als Eſſen erſt 80 000 Einwohier zählte. Die Stadtverordnetenverſammlung hat ſich daher mit dem Plane eines Theaterneubaus befaßt. Man beſchloß, vorerſt eine Denkſchrift über dieſe Frage ausarbeiten zu laſſen.— Wilhelm v. Scholz, der am 15. Juli 50 Jahre alt wird, hat ein neues Drama bollendet:„Die gläſerne Frau“. Das Drama behandelt das okkulte Problem des Doppel⸗Ich und wird im Spät⸗ jahr an den Berliner Kammerſpielen mit Albert Baſſermann in der Hauptrolle zur Aufführung gelangen.— An Stelle des bis⸗ heri irektors des Freiburger Stadttheaters, Spguda, hatte der rat ſeinerzeit den Bureauchef und ſtellvertretenden Direktor Leutheiſer vom ſtädtiſchen Theater in Gießen gewählt. Da Leutheiſer jedoch durch ſeine inzwiſchen erfolgte Wahl zum Theaterdirektor nach Brandenburg auf die Freiberger Stelle verzichtet, machte ſich eine Neuwahl erforderlich. Es wurden gewählt Doktor vhil. 8 ter Schreiber und Bühnenſchriftſteller Alexander Os⸗ kar Erker. Schreiber, ein geborener Dresdner, iſt als Direktor e des dortigen Reſidenz⸗Theaters bekannt geworden.— Der bisherige Hindemiths werden auch bei unſeren muſikliebenden Kreiſen Anklang finden. Die Leitung des Konzerts übernahm Kapellmeiſter Emil Kahn⸗Weinheim. s Kammermuſik⸗Orcheſter wird gebildet aus Herren des Nationaltheater⸗Orcheſters. vereinsnachrichten *Der Badiſche Sängerbund hält, wie ſchon kurz berichtet, im Oktober in Wertheim ſeine Mitgliederverſammlung ab. Anträge müſſen bis 15 Juli beim Hauptausſchuß eingereicht ſein. Die neuen Bundeslieferungen ſind erſchienen.— Die Ver⸗ handlungen wegen Führung von Sonderzügen nach Han⸗ nover zum 9. Deutſchen Bundesſängerfeſt ſind eingeleitet. Bis zum 15. Juni lagen 1800 Feſtanmeldungen badiſcher Sänger vor; die Zahl dürfte etwas über 2000 werden, da täglich Neuanmel⸗ dungen eingehen. Nus dem Lande IV. Verbandsmuſikſeſt des Süddeutſchen Muſikverbande⸗ De.„Karlsruhe, 8. Juli. Zum friedlichen Wettſtreit im„Reiche der Söne hatten ſich hier am Samstag u. Sonntag über 30 auswärtige Kapellen aus Württemberg und Baden eingefunden. Es war ein für die Muſikſtadt Karlsruhe ereignisreicher Tag, der bei ſchönem Wetter einen harmoniſchen Verlauf nahm. Am Samstag nachmittag 4 Uhr begann in der Feſthalle das Wertungsſpiel, an dem ſich 18 Vereine beteiligten. Der feſtgebende Vexrein„Harmonie“⸗ Karlsruhe errang dabei in der Meiſterſtufe(außer Konkurrenz) unter Leitung ſeines ſtets bewährten Dirigenten Hugo Rudolph mit der Ouvertüre zu„Rienzi“ von Richard Wagner die Höchſtzahl von 121 Punkten. In der Unterſtufe war die Jugendabteilung(Dirigent K. Böhringer) mit 93 Bewertungspunkten ſiegreich. In der Mittelſtufe lonnte der Muſikverein Schorndorf(Dirigent Joſef Preißner) mit der Fantaſie qus„Prezioſa“ von Weber mit 100,5 Punkten den erſten Platz einnehmen. In der Oberſtufe trug der Muſikverein Karlsruhe (Dir. Heinrich Lütgers) mit der Jubel⸗Ouvertüre von Bach(167,5 Punkte) über die Stadtkapelle Triberg(Dir. Joſef Gutterer)(98.) den Sieg davon. Einen hervorragenden künſtleriſchen Genuß ſtellte der Begrüßungsabend am Samstag Abend in der Feſthalle dar, bei dem außer dem Muſikverein Harmonie die Liederhalle, Prof. H. K. Schmid und Dr. Brückner mitwirkten. Die Krönung des Abends war die„Friedensfeier“⸗Feſt⸗Ounertüre op. 105 von Karl Reinecke, in der unter Leitung Herrn Rudolphs Orcheſter, Männer⸗ und Knabenchor ſich zu einer grandioſen Tonfülle vereinigten. Nach der Fortſetzung des Wertungsſpieles Sonntag vormittag bei dem in der Mittelſtufe der Hanauer Muſi'verein Kehl(Dir. Heinr. Ger⸗ hardt), in der Oberſtufe die Stadtkapelle Rottenburg a. N.(Direktor Bengel) die Stadtmuſik Heidenheim(Dir, Karl Bauſch), und der Miiſikverein Weingarten in Württemberg(Dir. Wilh. Kloß) und in der Meiſterſtufe der Muſikperein Stuttgart 1897(Dir. Muſikdirektor Berthold Stoy) rühmend genannt werden können, zogen die Kapellen gogen 12 Uhr auf den Schloßplatz, wo nor der Staatsregferung eine große Muffkaufführung mit Chorvorträgen ſtattfand. In dem Feſtzug wurden befonderz die Hanguer in ihrer heimiſchen Tracht von dem zahlreichen Publikim freudigſt begrüßt. Ein großes Stadtgartenfeſt mit einem glänzenden Feuerwerk beſchloß den Tag. Die Bevölkerung hatte durch Beflaggen der Häuſer den Gäſten ein freundliches Willkomm bereitet. ch. Breitenhronn, Amt Mosboch, 8. Juli. Die Gegend iſt mit Feſten dieſes Jahr reich geſegnet. Auch das kleine Breiten⸗ bronn feierte dieſes Fahr ein Feſt, das 50jährige Stiftungsfeſt des Männergeſangvereins. Gleichzeitig war damit die Weihe der neuen Fahne des Vereins damit verbunden. Am Samstag Abond war ein glänzendes Feſtbankett, während am Sonntag ſich am Nachmittag der Feſtakt vollzog. Mit reichlich ſehr viel Verſpä⸗ tung zog der Feſtzug durch das ſonſt ſo ſtille Dorf, das mit Tannen ſchön geſchmückt war, hinaus auf den Feſtplatz. Dort hieß der Vereinsvorſtand Herr Weiß die erſchienenen 24 Vereine will⸗ kommen. Pfarrer Krayer hielt die Feſtrede, in der er das aute deutſche Lied feierte. Fräuſein Frieda Weiß überbrachte dem Ver⸗ ein das Banner, für das. der Fahnenträger dankte. Der Geſang⸗ berein umrahmte die Feier durch ſchöne Liedervorträge. Hernach war ein Singen des Neckargaus. Verein um Verein krat an um von der Feſtbhühne ein Lied erklingen zu laſſen, nachdem zuerſt ein Maſſenchor:„Ein Wörtlein nur“ vorgetragen worden war. Auch im Neckargau beobachteten wir, daß die Geſangvereine nur Kunſtchöre ſingen, nur hin und wieder hörte man ein volks⸗ tümliches Lied, ein echtes deutſches Volkslied konnte man nicht hören. Die Vereine mühten ſich ab, doch mit wenig Erfolg, denn der Luftzug und die Unruhe trugen die Feinheiten fort, ſodaß nur weniges zu den lauſchenden Zuhörern drang. Das Einzel⸗ ſingen zog ſich bis ſpät in den Abend hin, ſodaß ſich ſchon die Ver⸗ eine zum Teil für den Abmarſch rüſteten, ehe der letzte Maſſen⸗ chor:„Nun leb wohl du kleine Gaſſe“ geſungen war. Auf den Straßen herrſchte Leben und Treiben, wie ſelten zu einer Zeit. Korlsruhe, 8. Juli. Nach vorausgegangenen Familien⸗ ſtreitigeeiten ſchüttete die Eheſrau eines hieſigen in der Südweſtſtadt mohnhaften Milchhändlers ihrem Ehemann Salzſäure in das Geſicht, wodurch dieſer ſtarke Aetzungen davontrug, die ſeine Aufnohme in das Krankenhaus notwendig machden.— Der Staats⸗ preis der badiſchen Staatsregierung, die höchſte Auszeichnung, nebſt der goldenen Medaille, wurde auf der„Großen Ausſtellung für das Hotel⸗ und Goſtwirtsgewerbe in Karlsruhe 1924“, der Firma Sinner.⸗G., Karlsruhe⸗Grünwinkel, zugeteilt.— Feſtgenom⸗ men wurde ein hier wohnender Kaufmann von Mannheim wegen Darlehensſchwindeleien. * Gernsbach, 8. Jult. Bei einem Turnfeſt ſtürzte am Sonntag Nachmittag ein zweiſtöckiges Karuſſel infolge Maſſen⸗ andrangs von Erwachſenen, die ſich vor einem Gewitterregen in Sicherheit bringen wollten, zuſammen, da es dem Druck nicht ge⸗ wachſen war. Durch herabſtürzende Träger wurden verſchiedene Perſonen ſchwer verletzt. Die am Platze befindliche Sanitätsko⸗ lonne konnte ſofort Hilfe bringen. Ein junger Mann erlitt meh⸗ rere Armbrüche. * Freiburg, 8. Juli. Die Vorunterſuchung gegen den des Doppelmordes angeſchuldigten Bildſchnitzer H undertpfund aus Freiburg, iſt nunmehr zum Abſchluß gelangt. Vorausſichtlich findet die Verhandlung gegen ihn vor dem Freiburger Schwurgericht am Freitag, 18. Juli, ſtatt. Hundertpfund hat, wie man ſich noch erinnern wird, anfongs Nopember in dem Dorfe Saig in der Nähe des Titiſees ein Ehepaar Köpfer in ihrem Wohnhaus erſchoſſen und dann von dem Anweſen Beſitz ergriffen. Als eine Entdeckung des entſetzlichen Verbrechens bevorſtand, ging Hundertpfund über den Rhein flüchtig und ſuchte und fand Unterſchlupf in der fran⸗ zöſiſchen Fremdenlegion. Aber trotz Führung eines falſchen Namen⸗ wurde er in einer Garniſon in Nordafrika verhaftet und von den Franzoſen ausgeliefert. * Titiſee, 8. Juli. Hotelier Reinhard⸗Wolf von hier iſt am Freitag abend in Neuſtadt ſchwer verunglückt. Er war mit zwei anderen Herren im Kraftwagen auf der Heimfahrt von Neu⸗ ſtadt nach Titiſee begriffen. Bei den Bauvereinshäuſern mußte einem Sandwagen ausgewichen werden, dabei wurde Herr Wolf auf bisher noch unaufgeklärte Weiſe aus dem Kraftwagen heraus⸗ geſchleudert. Mit ſchweren Verlketzungen blieb er bewußtlos liegen. Der Schwerverletzte wurde ſofort mit einem Auto in das Neuſtädter Krankenhaus gebracht, wo er abends noch ge⸗ ſtorben iſt. Aus der Pfalz 14. Stenographenlag und goldenes Jubilãum des Gabelsberger Stenographen⸗Vereins Ludwigshafen :: Ludwigshafen, 8. Juli. Den Auftakt zu dem Jubiläum bildete am Samstag nachmittag eine Vertreterſitzung in der wichtige innere Verbands⸗ und Vereinsangelegenheiten zur Sprache kamen. Um 7 Uhr vereinigten ſich die aus allen Teilen der Pfalz zuſammen⸗ geſtrömten Gäſte mit den hieſigen und den Mitgliedern des Ludwigs⸗ hofener Vereins im großen Saale des„Geſellſchaftshauſes“ zu einer Vorfeier, bei der namhafte Kräfte des Nationaltheaters Mann⸗ heim— Frl. Guſſa Heiken, die Herren A. Steinkamp und Karl Klauß, nebſt anderen Mitgliedern des Nationaltheaters— Kunſtgenüſſe boten, für die die feſtlich geſtimmte Zuhörerſchar auch mit ihrem Danke nicht zurückhielt. Der allverehrte, unermüdiiche erſte Vorſitzende,„die Seele des Vereins“, Oberlehrer Fe derle, hielt die Begrüßungsanſprache, wobei bekannt wurde, daß ſich unter den bereits erſchienenen Feſtgäſten u. a. der Vorſitzende des Steno⸗ graphiſchen Landesamts Bayern, Oberregierungsrat Meidinger⸗ München, der ſtellvertr. Vorſitzende des Deutſchen Stenographebun⸗ des, Pof Dr. Pfaff⸗Darmſtadt, der Vertreter des bayer. Land⸗ desverbandes, Rechtsanwalt Becker⸗München und der Vorſitzende des Mannheimer Vereins, Direktor Scheffel⸗Mannheim be⸗ fanden. Es folgte ein Prolog des einheimiſchen Dichters Karl. Räder, der die Geſchichte des Vereins zum Vorwurf hatte und deſſen letzte Worte ſich zu einer Kundgebung für Gabelsberger ge⸗ ſtoltete. Ein Jubiläumsreigen erntete allſeitigen Beifall. Sehr weihevoll geſtaltete ſich die Ehrung von 7 Mitgliedern denen für 25jährige Treue und Zugehörigkeit zum Verein geſchmackvolle Diplome von ſchöner Hand überreicht wurden. Oberlehrer Federle wurden in dankbarer Anerkennung ſeiner hervorragenden Verdienſte um den Verein ein kunſtvoll gearbeitetes Tiſchbanner und eine wert⸗ volle Schreibtiſchuhr zum Geſchenk gemacht. gegen 10 Uhr begann das Wettſchreiben. Um 12 Uhr war im großen Saale des Vereinshauſes der B. A. S. F. eine öffent⸗ liche Senderenr der eine Reihe Anſprachen ge⸗ halten wurden. Im Namen der Staatsregierung und des ſteno⸗ graphiſchen Landesamts Bayern ſprach Oberregierungsrat Mei⸗ dinger, der dabei das Intereſſe der Regierung an der Einführung der Kurzſchrift durch S ig von tenkurſen und ⸗prüfungen und des Pflichtfaches an den höheren Lehranſtalten, betonte und darauf hinwies, daß auch die deutſche Reichsbahn das Syſtem Gabels⸗ bergsr als Einheitskurzſchrift in ſeine Betriebe einge führt habe und das Reichspoſtmimiſterium auf dem gleichen Wege ſei. Die Grüße der Regierung der Pfalz und des Bezirksamts Ludwigshafen über⸗ brachte Bezirksamtmann Unger. Als Vertreter der Stadt ergriff Oberbürgermeiſter Dr. Weiß das Wort zu einer längeren Rede, in der er ſich ſelbſt als einen begeiſterten Verehrer des Meiſters bezeichnete, und betonte, daß er ſchon über 3 Jahrzehnte dieſe Kunſt ausübe und ſein Vater 26 Jahre Lehrer der Kurzſchrift geweſen ſei. Den Deutſchen Stenographen⸗Verband Gabelsberger vertrat in ſeiner Rede deſſen erſter Vorſitzender, Oberſtudienrat Pfaff qaus Darmſtadt. Im Namen des bayer. Landesverbandes, dem 230 Ver⸗ eine mit 27 000 Mitgliedern angehören, brachte Rechtsanwalt Becker⸗München Grüße und Glückwünſche dar, während Direktor Scheffel⸗Mannheim. die des Mannheimer Brudervereins und des Vadiſchen Verbandes übermittelte, mit dem Bedauern, daß die Beteiligung der Mannheimer am Jubelfeſte und dem Wettſchreiben Intendant des ſtädtiſchen Theaters in Plauen, Direktor Doktor Viktor Eckert, übernimmt am 20. September die Leitung des Thalia⸗Theaters in Elberfeld.— Zum erſten Kapellmeiſter am Städtiſchen Theater inPlauen i. B. wurde vom Theaterausſchuß und Rat zum 1. Auguſt 1924 Dr. Loemer vom Stadttheater in Roſtock gewählt. Runſt und Wiſenſchaſt Einen wertvollen Goethefund machte ſoeben Profeſſor H. H. Houben in einem bisher unzugänglichen Teil des Ecker⸗ mannſchen Nachlaſſes. Es fanden ſich ſtattliche Bruchſtücke von Eckermanns tagebuchartigen Auſzeichnungen, die man bisher für nicht exiſtierend oder für vernichtet halten mußte. Für die Geſchichte ſeiner Geſpräche mit Goethe ergeben ſich aus dieſen Do⸗ kumenten ganz neue Geſichtspunkte und die literarhiſtoriſche Kri⸗ tik an Eckermanns Lebenswerk gewinnt damit zum erſten Male feſten Boden. Auch eine Fülle unbekannter Briefe aus der Wei⸗ marer Goethezeit, von Eckermanns Jugend bis in ſein Mannes⸗ alter, liegen bor. Die Ergebniſſe ſeiner Unterſuchungen wird Houben in einer Biographie Eckermanns darlegen. Eine nunmehr endgültige Neuausgabe der Geſpräche mit Goethe wird folgen. OATſchechiſcher Vorſtoß gegen die deutſchen Techniſchen Hoch⸗ ſchulen Brünn und Prag. Dis in letzter 97 wieder in erſchrek⸗ kendem Umfange zunehmenden tſchechiſchen Vorſtöße gegen den deutſchen Beſitzſtand an Schulen machen auch vor dem deutſchen Hochſchulweſen nicht Halt. Wie der„Ber⸗ liner Lokalanzeiger“ meldet, ſoll jetzt die ſeit langem betriebene Vereinigung der beiden deutſchen Techniſchen Hochſchulen in Prag und Brünn in eine einzige Anſtalt entſchieden werden. Von der tſchechiſchen Koalition wird bereits ein dahingehender Ge⸗ ſetzantrag ausgearbeitet. Ob die Prager oder die Brünner Tech⸗ niſche Hochſchule erhalten bleiben ſoll, iſt noch nicht ſicher. Beide Hochſchulen ſind außerordentlich gut beſucht. Nach der ſchweren Benachteiligung der Prager Deutſchen Univerſität durch das ſei⸗ nerzeitige Uniderſitätsgeſetz iſt dies der zweite Schlag, der gegen das deutſche Hochſchulweſen geführt wird. Kleine Chronik. Friedrich Niecks, der verdienſtvolle Pro⸗ feſſor der Muſik an der Univerſität Gdinhurgh, iſt nach län⸗ gerem Leiden im Alter von 79 Jahren geſtorben. Er wurde am 8. Februar 1845 in Düſſeldorf gekoren. Mit Ausnahme eines Studienjahres in London, lebte und wirkte er ſeit 1868 unausge⸗ ſetzt in Schottland. Seine 1880 erſchienene Chopin⸗Biographie wurde in vielen Sprachen überſetzt und gewann ihm die Profeſſur 5 Muſik an der Univerſität. Ein genaues Lexikon von Muſik⸗ ſchiedenſten gramm⸗Muſik erſchien 1907, In den letzten Jahren verfaßte er eine Reihe von Beiträgen zu einer Biographie von Schumann. Seine hiſtoriſchen Konzerte gehörten zu den Hauptereigniſſen der Saiſon.— Die Stelle des ſtädtiſchen Muſikdirektors in Osna⸗ brück wurde dem Muſikdirektor Otto Volkmann(Magde⸗ burg) übertragen. Volkmann ſtammt aus Düſſeldorf, wo er im Jahre 1888 geboren wurde.— Paul Buſſon, ein bekannter [Wiener Schriftſteller und Feuilletonredakteur des„Neuen Wie⸗ ner Tageblattes“ iſt an einem Schlaganfall geſtorben. Buſſons „Seltſame Geſchichten“ und„F. A..“(Friede auf Erden), ein „deutſcher Roman“, ſind weiten Kreiſen bekannt geworden. Seine beiden letzten Werke, der Seelenwanderungsroman„Die Wieder⸗ geburt des Melchior Dronte“ und„Die Feuerbutze“ gehören in die Gattung der Abenteurerromane, der er neben der geſchickten Verknüpfung der Ereigniſſe eine gewiſſe literariſche Haltung zu geben wußte.— Anläßlich des fünfzigiährigen Beſtehens der Akademie der Tonkunſt in München hat das bayeri⸗ ſche Kultusminiſterium beſchloſſen, der Anſtalt den Hochſchul⸗ charakter zu verleihen. * Eiteratue „ Douglas Mawſon:„„eben und Tod am Südpol“. Bö. 26 der Sammlung„Reiſen und Abenteuer“. Verlag Brockhaus, Leip⸗ zig.— Vor kurzem ging durch die Preſſe die Nachricht, England habe ſeine Hand auf den ſechſten Erdteil gelegt, auf das weitgedehnte eis⸗ ſtarrende Land rings um den Südpol. Den Hauptantrieb für dieſe auffällige volitiſche Tat haben gewiß die aufſehenerregenden Ent⸗ deckungen gegeben, die Sir Douglas Mawſon auf ſeiner bekannten Südpolarreiſe gemacht hat. Sein zweibändiges Werk„Leben und Tod am Südpol“, das vor einigen Jahren bei Brockhaus erſchien, iſt weithin bekannt geworden. Eine Zuſammenſtellung der intereſſante⸗ ſten Teile des Buches erſcheint jetzt in der Sammlung„Reiſen und Abenteuer“. Der Band reiht ſich würdig den früher erſchienenen Bänden an. In dem reich mit Abbildungen und Karten geſchmückten Bande treten die Hauptperſönlichkeiten der über weite, eisbedeckte Meer⸗ und Landflächen verteilten e womöglich noch kräftiger hervor als in dem Hauptwerk. Erhebend iſt der Einblick in die ge⸗ meinſame Tätigkeit und das gute Zuſammenleben der aus den ver⸗ Elementen zuſammengeſetzten Expeditionsteilnehmer. Sehr intereſſant iſt, daß an verſchiedenen Stellen unter der mächt⸗ tigen Eisdecke das Vorhandenſein von Kohlen und wertvollen Erzen ſeſtgeſtellt werden konnte. Zum erſtenmal wird auf Mawſons Expe⸗ dition der nach vielen Bemühungen erfolgreiche Verſuch gemacht, durch Funkſpruch mit der ziviliſierten Welt in Verbindung zu tre⸗ ten. Auch dieſer Band der Sammlung„Reiſen und Abenteuer“ iſt alt und jung aufs wärmſte zu empfehlen. Er vermag Hochachtung einzuflößen vor dem hohen Geiſt und der Energie der Männer, die ihr Leben im Kampf mit der Natur aufs Spiel ſetzen, um der Wiſſen⸗ usdrücken folgte 1884, und eine größere Geſchichte der Pro⸗ ſchaft und damit der Entwickelung der Menſchheit dienen. 155 Am Sonntag begann der Empfang der Gäſte am Bahnhof und Dienstag, den 8. Juli 1924 ——— Mannheimer General⸗-Anzeiger(Abend · Ausgade) 5. Seite. Ur. 512 wegen mangelnder Päſſe, nicht ſtärker ſein konnte. Die Schilderun⸗ gen des Redners über die Verhältniſſe vor 50 Jahren boten gar manches Intereſſante. Die eigentliche Feſtrede hielt der Vorſitzende des Pfälziſchen Verbandes, Oberſtudiendirektor Dr. Karl Wimmer⸗Kaiſerslau⸗ tern, der ſich dazu„Die Stenographie in der Pfalz in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ als Thema gewählt hatte, womit er viel Wiſſenswertes bok. Sämtliche Reden wurden von Mitgliedern des Vereins an Ort und Stelle in Kurzſchrift aufgenommen, auf der Schreibmaſchine vervielfältigt und dann, nach knapp 10 Minuten, nach gehaltener Rede im Saale verteilt. Der öffenflichen Verſamm⸗ lung ſchloß ſich in den unteren Räumen des Vereinshauſes der B A. S. F. ein Feſteſſen an. Nachbargebiete sw. Darmſtadk, 8. Juli. Die Ueberfälle auf junge Mäd⸗ chen haben in den letzten Tagen ſtark zugenommen. Am Sams⸗ tag wurde in der Maulbeerallee ein 15jähriges Mädchen überfal⸗ len, der Täter ging auf ſeinem Rade flüchtig. Am Sonntag Abend wurde in der Nähe des Böllenfalltores ein ebenfalls 15jähriges Mädchen überfallen. In beiden Fällen entkamen die Täter un. erkannt. sw. Frankfurt a.., 8. Juli. Heute Vormittag wurde hier am Hauptbahnhofe ein anſcheinend geiſteskranker 28jähriger Mann verhaftet, der von einem D⸗Zugwagen auf den anderen ſprang. Wie wir erfahren handelt es ſich um einen Menſchen, der in Darmſtadt ins Kranlenhaus gebracht werden ſollte, dort aber über die Mauer entfloh und nach Frankfart flüchtete. Er kam ins hieſige Krankenhaus. —g. Saarbrücken, 7. Juli. Die Lichtſpielhäuſer der Stadt Saarbrücken wollen den Landkinos folgen und ebenfalls am 15. Juli ſchließen. Den Angeſtellten— es handelt ſich in Saarbritcken um etwa 100 Perſonen— iſt bereits gekündigt wor⸗ den. Die Direktionen begründen die Schließung mit Unrentabi⸗ lität infolge zu hoher Steverbelaſtung. Es ſind Verhandlungen zwiſchen der Stadtverwoltung und den Lichtſpieltheaterbeſitzern im Gange, um durch eine Herabſetzung der Steuern die Schließung zu vermeiden. —g. Von der Saargrenze, 7. Juli. Von Reiſenden aus dem Saargebiet wird vielfach Klage erhoben über die Art der Durch⸗ führung der deutſchen Je eere in Bruchmühlbach. Hier⸗ zu wird bemerkt, daß die Zollabfertigungsſtelle in Bruchmühlbach keine Reichsbehörde, ſondern eine Dienſtſtelle der interalli⸗ jerten Zollperwaltung. Ob und in welcher Zahl Reichszoll⸗ beamte, die in den Regiedienſt eingetreten ſind, mitwirken, iſt unbekannt. So weit dies der Fall iſt, ſind die Beamten der deut⸗ ſchen Dienſtaufſicht entzogen und verrichten ihren Dienſt lediglich nach den Weiſungen franzöſiſcher Dienſtvorgeſetzter. * Baſel, 8. Juli. Der Güterverkehr auf der Gotthard⸗ linie hat in der letzten Zeit einen Umfang angenommen, wie er ſeit Beſtehen der Bahnlinien noch nie zu verzeichnen war. Außer den fahrplanmäßigen Güterzügen müſſen noch verſchiedene Ex⸗ trazüge eingelegt werden. In der Hauptſache handelt es ſich um Kohlenſendungen Deutſchlands auf Reparationskoſten nach Sportliche Rundſchau Nach Baden⸗Baden Von Siegfried Doerſchlag Fliehendes Wolkengefetz zog über Berlins Häuſermeer, als wir hinausſuhren aus der me„„uwimmelnden Stadt. Gen Weſten. Nach Baven⸗Baben, wo, wie en eole Pierde, ſo heute— im Zeitalter ver Automobilinerung— enle Autos, geſuyrr von Deutſchlanos beſten zyayrern, um vie Sicgespalme ſtreiten ſollen im ſo jchnen populär gewordenen und im Laufe ber letzten Layre zu ſo großem Anſehen geiangten Baden⸗OJadener Automobtt⸗Nurnier. Im 130 Km. Tempo jagt der vrangefarbene Stoewer⸗Sportwagen über oie Avus. Zieht wie ein leuchtender Komet durch den winoge⸗ peitſchten Grunewald. Zu Seiten der Straße ein karminrotes Auro. sneupunne. Sein Beſitzer neht am Waldrand— ber frühere Kron⸗ prinz. Wwir wouen ſtoppen: boch ſchon iſt die Reparatur veenoet bas kronprinzliche Auto nimmt ſeinen Kurs gen Potsdam. Friſchfrohe Sportfahrt bis Magdeburg. Auf geraden, breiten Stragen Wenig Werteyr. Drohende ziegenwolten am Pimmel. Wan⸗ dervogel unterwegs. Bei Werder. Bei Brandenburg, bei Gentgin. Sie ſingen und lachen, winken und ſcherzen und ztehen des Wegs mit leuchrenben uaugen und mit ver Soune der Jugend im Herzen. Magdeburg iſt die deutſche Radlerſtadt. Wo Radfahrwege die Stabt ktreuz und auer durchziehen und wo bie adler auch stechte haben, nut nur Pflichſten. alt und Zung, als Werkehrsmittel und zur Erholung— aues tummeit hier die ninken Raber. Wwir machen turze Wirttagsraſt, laſſen die Sonne ſieghaft die woltenwand gurch⸗ brechen, und als wir hinausſahren aus dem dant dem Staotbaumeiſter Taut ſo neckiſch bunt gewordenen weagoeburg liegt rings umher vas grüne Land im Sommerſonnenglanz. Schweres Ackerſuhrwerk hat hier die Straßen arg mitgenommen. Wir überholen viele Autos, und mabler und immer wieder dtadler. Dann in den ſommergrünen Harz. Blantenour. nahre). (Dem verarmten Penſwnopolis ſoraloſer Vorrriegs⸗ m 4. Gang leine techniſch hervorragende Leiſtung) vinauf Lal. mannshohle. Irgenowo zwiſchen ſeltſam grotesten Tropfteingeontoen ſagt eine Lampe Valet. Geſpenſtiſch ſtarren die weißen Geſteiumaſſen in das Dämmerlicht. dburch ſchlotternde Angſt. ſie(ausgerechnet die Dame aus Berlin“) zerſchmettern wolle. In Parantheſe: dem Munbwerk der Frau Schnatteriſch hätte ſolch Debacle ſicher nichts geſchadet. Uebrigens muß es ſonderbare Gäſte geben, die zrſchlagen. ſpalten ſich die Berge, um der Bode Durchlaß zu gewähren. vorfäurigen. stlagen über den Geldmaugel, wo man pinhört. einen tomſchen Kauz, ben i chhier tennen lerute. hundert⸗gientenmarkſcheine in ſeiner Rocktaſche und erklärte, mehr Geld auf die Bank tun zu wollen. das trüge er bei ſich. Beim Morgentau weiter quer durch die Harzer Bergpracht. Durch Halberſtadt nach zum Ziegentopf, degen ſchrauter Nmushchtsturm weit hinausskubt ine tyuhrtunterbrechunn in Rübelands und Beſichtigung der Her⸗ und mitten in ber pathetiſchen Erläuterung des olſiztieuen Führers Eine dicke Vame im Dirndltleid blamiert nch Als ob— 2000 Jahre iſt kein Höhleneinſturz mehr vorgetommen— gerabde jetzt die nichtsahnende Hermannshöhle ſich die Höhle zeigen laſſen: zwiche, die mitt oreiſter Hund Tropfſtein⸗ gevilde, die oie Ratur in kauſenden von Jahren ſchuf, beſchävigen und Im idylliſchen Wondeſurt nehmen wir Nächtquartier. Hier 6 Der Wotelwirt klagt über die ſchlechte Sommerſalſon, vas Gegenteil der Bis an Der hatte 60 Vünf⸗ nie Das ſei ſein Erſpartes, und (Wenn ers nur in Berlin oder Leipzig dooer Hannoyer nicht ebenſo offenherzig ausplauſchen würde, alldieweil..) Vyr RKonſtituierung des D. 5. R. v. Die erſte Sitzung des neugegründeten Deutſchen Berufs⸗Rad⸗ ſportverbandes war durchdrungen von dem ernſten Willen, klare, von Kämpfen verſchonte Verhältniſſe im deutſchen Berufsradſport zu ſchafſen und hat dies auch in ihren erſten Dispoſitionen beſtäligt. Zu den bisherigen Bahnen, die ſich dem neuen Verband angeſchloſſen hatten, iſt Saarbrücken hinzugetreten, wo bereits am kommen⸗ den Sonntag die erſten Rennen von ſtatten gehen. Nachdem zu⸗ nächſt beide Abteilungen des DBRV., Radrennbahnen und Renn⸗ fahrer, durch die Wahl der Herren Schuch⸗ Köln, Oehlmann⸗ Chemnitz bzw. Meinhold und Todewald proviſoriſch den Sportausſchuß gebildet und Herrn Lindt⸗Dülſeldorf zum Vorſitzenden ernonnt hatten, beſchäftigte ſich der Ausſchuß ſofort mit der Wiedereröffnung der dem DBRVB. zur Verfügung ſtehenden Radrennbahnen und legte zunächſt folgende Termine feſt: b 5. Juli: Chemnitz; 9. Juli: Köln; 13. Juli: Düſſeldorf, Magdeburg, Dortmund, Eſſen; 20. Juli: Plauen, Köln; 27. Juli: Chemnitz Die zweite Frage galt den deutſchen Meiſterſchaften. Es wurde olgendes feſtgelegt: 25 Kl zur Stehermeiſterſchaft 13. Juli in Düſſel⸗ dorf mit ſolgenden Fahrern: Wittig, Sawall, Lewanow, Bauer, Junghans. f am 20. Juli in Köln mit Saldow. Weiß. Tho⸗ mas, Krupkat, Sturm. Der letztgenannte Fahrer wurde unter den noch weiteren für die Meiſterſchaft in Frage kommenden Fahrern Stellbrink, Kuſchkow, Schubert. Brummert, Sturm. Schrefeld und Müller ausgeloſt. Endlauf am 27. Juli in Chemnitz(Starter: die beiden Erſten der Vorläufe und der Verteidiger Roſellen). Die Fliegermeiſterſchaft, für deren Austragung ein neuer Weg beſchritten wurde, findet ebenfalls am 27. Juli in Chem⸗ nitz ſtatt. Die Meiſterſhaft wird in neun Vorſäufen à drei Fahrer, dore iichenſaufen à 3 Fehrer und einem Endlauf zu drei Fahrer entſchieden. Man bofft. dadurch ein einwandfreieres Reſultat zu erzielen. Gleichgeitig wird die Jahl der Teilnahmeberechtigten we⸗ ſentlch verarößert(von 15 auf 27). Dieſe ſind: Abraham, Arend⸗ Gottfried, Hahn, Häusler, Hoffmann. Jänicke. Kendelbacher, Kirhach, Knarpe. Lorenz, Maner. Mün⸗ner, Oſtermoier, Peter, Rudel, Rütt. Süßmilch. Schucker. Schroge, Schürmann, Stabe, Stolg, Tadewald. Techmer, Oskar Tietz. Winter. Als weiterer wichtiger Beſchluß iſt zur allgemeinen Kenntnis zu brinoen, daß die Mitglieder der Abteilung J(Radrennbahnen) ihre Bahen oſlen in Froage kommenden Sportsleuten ohne Unter⸗ ſchied zur Verfügung ſtellen, do ſie die Anſſcht vertreten, daß jeder Svortsmann das Mecht zur Petätigung auf dem Allgemeingut ſein wollenden Bahnen hat, gleichviel, welchem Verband oder Verein er angehört. Pie Bofanntmachung des BDR., wonach ollen deutſchen FJah⸗ rern und Schrittwacern, die ſich im Peſin eiger ordnumgesgemäden neuen Hanz cb 1. Nii 1994 cültig. hefinden, auf den im Deutften Werufe radtvorwerhayd ditammendeſchloſſenen Bahnen verbaten iſt. muß als ein Schlog ins Waſſer bezsichnet werden, da feſtſteht, doß ein einzioes Mitoſied des Deutſchen Renafahrer⸗Verbandes die neue Ligen⸗ gelöſt bat und es ſich hierbei um einen Schrittmacher han⸗ delt, der im Auslande Italien. für einen ausländiſchen Fahrer tätig iſt. Nordhauſen Gruppen und Grüppchen im Gleichſchritt. Hackenkreuze Tagungen Landesverſammlung der badiſchen Ahrmacher Unter außerordentlicher Beteiligung von Baden und darüber hinaus, ſand in Donaueſchingen die Landesverſommlung badiſcher Uhrmacher ſtatt. Damit verbunden war eine Muſterausſtel⸗ lung, die von Seiten der Uhren⸗ und Bijouterieinduſtrie reich be⸗ ſchick war. Infolge der gegenwärtigen Wirtſchaftskriſe war die Kaufkraft der Beſucher gering. Der Fürſt zu Fürſtenberg hatte in der fürſtlichen Sammlung eine kleine Ausſtellung alter Uhren aus dem fürſtlichen Beſitz veranſtaltet, die in Fachkreiſen das leb⸗ hafteſte Intereſſe erweckte. Die ſachlichen Beratungen nahmen eimen günſtigen Verlauf. Daran anſchließend fand in den Sälen des Hotel„Lamm“ ein Unterhaltungsabend ſtatt auf Einladung des Wirtſchaftsverbandes der deutſchen Uhreninduſtrie, der h ſeit Be⸗ ginn des Jahres in Donaueſchingen niedergelaſſen hat. Am Montag beteiligten ſich die Beſucher an der Tagung an einer Fahrt nach der Uhrenſtadt Furtwangen, wo die dortige Gewerbehalle, die Uhrmacherſchule und die bekannte Uhrenfabrük Furtwängler Söhne beſichtigt wurden. Gerichtszeitung „Huſinchens“ Ende Ein Betrugsprozeß, der mehrere Tage hindurch das Charlotten⸗ burger Schöffengericht beſchäftigt hatte. wurde nun zum Abſchluß ae⸗ bracht. Bemerkenswert war die Perſönlichkeit der Hauptangeklaaten. Man ſah es der nervöſen, körperlich und ſeeliſch ſtark mitaenommenen Frau auf der Anklagebank nicht an, daß ſie einſt eine viel umwor⸗ bene Schönheit geweſen iſt und um die Jahrhundertwende im Mittelpunkt eines Skandals geſtanden hat, mit dem ſich damals auch das Parlament beſchäftigte. Die Angeklaqte, Frau von Germar, geb. Ecke, war damals die„Hausdame“ des Gouverneurs von Kame⸗ run, Jesko von Puttkamer, die er mit nach Afrika genommen und in der deutſchen Kolonie als ſeine„Couſine“ eingeführt datte. Als die Sache herauskam und Frau von Germar aus dem Kameru⸗ ner Gouverneursgebäude ausziehen mußte. und als dann auch Putt⸗ kamer diſziplinariſch zur Verantwortung gezogen wurde. entſtand in Berlin das Couplet:„Willſt du mein Couſinchen ſein“. Es war em Schlager aus einer Revue des Metrovoltheaters. der in jener Beit allerorten geſungen wurde. Buttkamer iſt länaſt geſtorben. Sein ⸗Couſinchen; geriet in materielle Bedränanis und hatte ein recht beweate⸗ Lebensſchickſal. deſſen vorläufiger Abſchluß die jetzige Schöffengerichtsverhandlung war! Sie war die Tochter eines Gutsverwalter⸗ Ecke in Quedlin⸗ burg. Nach dem Tode Puttkamers trat ſie in Beziehungen zu dem damaligen Palizeipräſidenten von Wiesbaden, der ihr reiche Zuwen⸗ dungen machte. Später ſchloß ſie in London mit einem Herrn v. Ger⸗ mar eine Namensehe, die der Vereinbaruna gemäß ſofort wieder ge⸗ ſchieden wurde. Als auch die Verbindung mit dem Poliszeipräſiden⸗ ten ihr Ende erreicht hatte, lernte Frau v. Germar den Reaierungs⸗ rat Dr. Wiener kennen. Etwa fünfzehn Jahre bindurch war ſie ſeine Freundin. Dr. Wiener. der ſchon vor längerer Zeit aus dem Staatsdienſt ausgeſchieden und Rechtsanwalt aeworden iſt, leiſtete lür nun auch Geſellſchaft auf der Anklaagebank. Frau v. Germar wurde beſchuldigt. Geldgebern, von denen ſie hohe Darlehen nahm. ihre Wohnungseinrichtung vernfänder zu baben. obwohl ihr dieſe länaſt nicht mehr gehörte. Die Urtells⸗ begründung. die der Vorſitzende des Schöffengerichts verkündete, be⸗ daate von der Angeklagten:„Frau v. Germar hat noch nie in ibrem Leben den ernſtlichen Verſuch gemacht, zu arbeiten. Sie hat immer von fremdem Gelde gelebt. Die Mittel zu ihrer lururiöſen ebensweiſe verſchaffte ſie ſich durch aewerbsmäßige Betrügereien. Sie fuchte Darlehnsgeber auf, ſpiegelte ihnen vor. daß ſie eine große Erbſchaft im beſetzten Gebiet zu erwarten babe und verpfändete ars angebliche Sicherheit ihre Wohnunaseinrichtung. die aber ſchon känaſt anderweitig vielfach verpfändet war. Seit 1909 bezog die Angeklaate jhren Unterhalt zum größten Teil von dem Mitangeklaa⸗ ten Wiener. Wiener bat als Rechtsanwalt in mehreren Fällen Man⸗ nten gegenüder betrügeriſch und untreu gehandelt. In einem Falle bat er eine größere Summe. die ihm von einem im Gerichtsſaale ver⸗ hafteten Klienten übergeben worden war. um ſie der Frau des Ver⸗ kafteten auszubändigen. noch in derſelben Nacht in einem Klub ver⸗ ſpielt. Er iſt des Betruas, der Untreue und der Unterſchlaauna in mebreren Fällen ſchuldia. Frau v. Germar het ſich in 21 Fällen de⸗ Betruges ſchuldia gemacht. Bei Abmeſſuna der Strafe iſt mildernd in Betracht gezogen worden, das ſie geiſtia minderwertig iſt und daß viele Gläubiger ihr die Sache recht leicht aemacht und Wucherzinſen don ibr genommen haben. Frau v. Germar wird zu 1 Jahrund 1 onaten Gefänanis unter Anrechnuna von einem Monat 2 Jerſuchnnasbaft verurteilt. Gegen Wiener verhänat das Gericht die Are 3 Monate Gefänanis. Beiden werden die Eprenrechte auf e Dauer von fünf Jahren aberkannt. Ferner hat das Gericht be⸗ zuge machen, vielmehr, als einſt unſer Vorturner in der Untertertla). am Arm und aufgeſtickte Totenköpfe und dergleichen. An der Spitze der Züge erwachtener Männer, das E. K. 1. auf der Bruſt. Am Schluß der Kotonnen Knaben, die mühſam Schritt zu halten ver⸗ mögen. Vor Nordhauſen, in Norhauſen.. überall dies halb⸗ militäriſche Gepräge. Mit Muſikkapellen und Proviantautos. Und alles zieht zum Kyfthäuſer, zu natioualer Feier. Dann gehts durch Thüringen. Via Gotha hinein in den Thüringer Wald. Spielend zieht der Stoewer alle Steigungen hinauf. Wo einſt ein Vierer⸗Zug Stunden gebrauchte,—in wenigen Minuten haben wirs geſchafft, ohne Hemmnis und ohne Mühe. Fahren durch Meiningens Feiertagsruhe zum Henneberg hinauf ins bayeriſche Land und werden in Mellrichſtadt begrüßt mit Girlanden und Fahnen. (Nur daß ſie nicht uns Baden⸗Baden⸗Fahrern gelten, ſondern den Turnern, die auf dem Marktplatz Rieſenwellen ſchwingen und Klimm⸗ Auf der breiten, freien Straße nach Münnerſtadt ein Zweikampf mit einem überſtarken Wagen, der Luſt ſpürte, uns ſeinen Staub ſchlucken zu geben. Ein Tritt auf den Beſchleuniger— die„Konkur⸗ reuz“ darf unſern Stoewer von hinten beſchauen. Dieſes Kiſſingen iſt ebenſo ſchön wie tener. Ich eſſe hier in jedem Jahre einmal zu Mittag und verweile ein paar Stündchen. Wenn wo anders die Bowle 1 Rentenmark koſtet, ſo zahlt man in Kihingen 3 Mark.: Und wenn die Kiſſinger Wirte ſich beklagen, daß die Frequenz keine üppige ſei, ſo werden ſie aut tun, erſt einmal ihre Preisliſten zu revidieren. Uebrigens iſt das ſonntäglich⸗ Kiſſingen nicht mit dem werktäglichen zu vergleichen. Werktags iſt Kiſſingen das vornehme, ruhige Bad. Sonutags quirlt die benachbarte Klein⸗ ſtabt und das Land(mit Rüllchen und eiſernem Schlips) in Kiſſingens gepflegter Kurwelt umher. Würzburg iſt nicht nur von Natur aus ſchön. Gewiß eine der ſchönſten deutſchen Stäbte. Auch architektoniſch bietet es eine Fülle des Intereſſanten. Iſt nicht verſchandelt worden durch kitſchige Verbauungen... Den reiſigen Autler aber, der nach fliegender Fahrt auf der großen breiten Würzburger Hauptchauſſee mit trockener Kehle in Würzburgs Altertümlichkeit landet, den erfreut vor allem der Trunk, der hier geboten wird: man ſteigt hinab in die Gewölbe des Julius Spitals, das ein wohlweiſer Biſchof Echter zu Meſpelbrunn im 15. Jahrhundert ſchuf, und man findet hier einen Frankenwein, der herrlich iſt in ſeiner Würze, ſtärkend in ſeiner gehaltvollen Schwere und der beſte„Betriebsſtoff“ iſt zu friſch⸗froher Fort⸗ ſetzung langer, ermüdender Zielſahrt. Nur einen Nachgeſchmack haben die köſtlichen, ſüß⸗ſüffigen 1921er;: den„papierenen“. Denn ſie koſten ein kleines Vermögen. Aber ſind's wert! Als die Sonne im Neckar blutrot aufleuchtet, um dann hinter dem maleriſchen Gundelsheim in die Nacht zu verſinken, ſind wir am Tagesziel. Sind nach ſchöner, geruhiger Fahrt im Sonntags⸗ Sonnenabend im idulliſchen Wimpfen. Deſſen altes Schloß majeſtä⸗ tiſch aufragt von ſteiler Bergeshöhe und weit hineinſchaut ins Neckar⸗ tal. Wie vieles ich ſchon geſehen habe in der Heimat und in fremden Ländern: ſchönere Blicke wie den Talblick von der Teraſſe des Wimpfener Mathildenbades hinab auf den ſich ſchlängelnden Neckar, hinüber nach Jagſtfeld, Hirſchhorn, Offenau, Neckarſulm habe ich noch nirgendwo geſunden. Und wie vielbeſungen die romantiſche Neckar⸗ partie bei Heidelberg ſein mag— lieblicher goch der Blick von der Heidelberger Schloßmauer iſt der Blick von Wimpfen am Berge. Das mit ſeiner unberührten Herrlichkeit etwas abſeits von der großen Heerſtraße der Fremden liegt, und daß es doch nur zu ſehr ver⸗ dienen würde, von allen denen beſucht zu werden, die ungeſchminkte e e lieben, idylliſche Ruhe, kleinſtädtiſche Billigkeit und— nuten Wein. Nach allerhand Zickzackſfahrten über Pforzheim hinein in den Schwarzwald. Er iſt doch Deutſchlands ſchönſtes Gebirge! Nir⸗ gendswo ſteht der Wald ſo ſchattig und nirgendswo rauſchen die Gebirgsbäche ſo ſilberklar. Steil ſind die Wege, die der goldgelbe Stoewer gen Baden⸗Baden erklimmt. Und wir müſſen ihn droſſeln, um in Ruhn jene Talblicke in uns aufnehmen zu können, wie ſie in waldbeſtandener Gebirgslandſchaft die Welt nirgendwo ſchöner bietet. Der ſtrömende Neckar bei Wimpfen der badiſche Schwarzwald im Enz⸗ und im Murgtal.. das ſind vom maleriſchen Deutſchland, die nie vergeſſen wird, wer ie erlebte. Mittagsſonne lag über Baden⸗Baden, als wir vorm Holland⸗ Hotel hielten und damit unſer Ziel erreicht hatten. Auch Baden⸗Ba⸗ den iſt nicht allzu beſucht. Die Hoteliers ſind nicht ſehr zufrieden. Baden⸗Baden gilt als teuer. Als Modebad. Zu Unrecht. Denn wer nicht im Stephanie wohnen will, der findet in den anderen Hotels bei beſter Verpflegung und vielem Komfort Preiſe, die duraus mäßig ſind und auch denen, deren Reiſekaſſe nicht unbeſchränkt iſt, Gelegen⸗ beit bieten, Ferien vom Ich zu nehmen. Jawohl, Fertien vom Ich! Denn es bedarf in Baden⸗Baden keineswegs eines Smoks für den Abend und großer Toiletten. wer hier ſeine Ruhe haben will, der hat reichlich Gelegenheit mit ſich und den Seinen allein zu ſein in arüner, rauſchender Schwarzwaldpracht. 5 AUnd während dieſe Zeilen geſchrieben werden flitzen unten die Turnier⸗Teilnehmer auf blinkenden Sportwagen vorbei. Ein Fahrzeug raſſiſcher und ſchöner, als das andere. Aus allen deutſchen Gauen ſie. Man ſieht JS.⸗Nummern aus Haunover, die fächſiſchen II, III, IV: ſieht das hamburgiſche HH, die Münchener II K Nummerntafeln... Wagen aus Heſſen und Württemberg, aus Bavern und Braunſchweig, aus Berlin und Stettin. Nicht alle aber, die Baden⸗Baden, die Perle der Schwarzwaldſtädte nach lauger Stern⸗ fahrt erreichten, konnten ſo froh wie wir feſtſtellen: nicht eine Rei⸗ dieſe Art vorkam, von Schnaken ſchloßßen. die Angeklaaten ſofort in Hait zu nehmen.“ fenpanne, nicht eine Zündkerze gewechſelt.. ohne jeden Defekt 800 Km. durchs Reich!— hockey 1. F. C. Pfſorzheim 1— Maunheimer F. C. 08 I:3. Die erſte Mannſchaft des M. F. E. 0s leiſtete einer Einladung des 1. F. C. Pforzheim Folge und trug am Sonntag in Pforzheim ein Spiel aus. Nach dem Anſpiel ſah man für die erſte Halbzeit verteil⸗ tes Spiel. Torlos wurden die Seiten gewechſelt. Die zweite Halb⸗ zeit beginnt mit mächtigem Tempo, und ſchon in der erſten Minute gelang es Pforzheim nach ſchönem Durchſpiel durch den Mittelſtürmer in Führung zu gehen. Mannheim legte ſich jetzt energiſch ins Zeug und kunnte nach ſchöner Kombination in der 16. Minnte durch All⸗ gäuer den Ausgleich erzwingen. Das Tempo verſchärft ſich, bereits in der 24. Minute geht Mannheim durch Moos II. in Führung. Doch die Freude war von kurzer Dauer, denn ſchon in der nächſten Ninnte dtellte Pforzheim durch ſeinen Halbrechten die Partie remis. In der reſtlichen Spielzeit ſieht man Mannheims Stürmerreihe vor dem feindlichen Heiligtum. In der 39. Minute gelang es Mannheim eine erzwungene Strafecke durch Zinſer zum ſiegbringenden Tor zu verwandeln. Neues aus aller Welt — Ein Duell zwiſchen Fenſtern. Zwei junge Männer, die im Coſenza in derſelben Straße gerade gegenüber wohnten, hatten ſich heftig in ein Mädchen verliebt. Es kam verſchiedentlich zu Streitigkeiten wegen des Mädchens und die beiden Freunde be⸗ ſchloſſen, die Entſcheidung durch ein Duell herbeizuführen. Sie trugen dieſes Duell von ihren Fenſtern aus. Mit Revolvern be⸗ waffnet erſchienen ſie an den Jenſter und beſchoſſen ſich über die Straße hinweg. Der jüngere der beiden Liebhaber wurde von einer Kugel getötet und der andere wurde ſchwer verletzt ins Kranken⸗ haus gebracht. — Algen gegen die Mückenplage. Ein wirkſames Mittel gegen die im Sommer ſo läſtige Mückenplage will, wie in der„Umſchau berichtet wird, ein ſpaniſcher Gelehrter gefunden haben. In unferen flachen Teichen und Seen mit ſchlammigem Grunde, die die Haupt⸗ brutplätze der Mücken und Schnaken ſind, kommen eigenartige Algen in einer Tiefe bis zu 3 Meter vor, die ſich wie Mooſe mit Wurzel⸗ haaren im Boden feſthalten. Infolge der Armleuchterartigen Ver⸗ zweigung ihrer Körper haben ſie den Namen Armleuchtergewächſe erhalten. Eine der gewöhnlichſten Vertreterinnen dieſer Familie iſt Chara hiſpida. Wie nun Unterſuchungen in den Tümpeln bei Valenſia ergeben haben, waren alle Waſſeranſammlungen. in dieſen und Moskitos vpöllig frei. In Teichen, in denen es keine Chara gab, waren die Larven der Siech⸗ mücken in Mengen zu finden; dagegen ſtarben die Larven in Wäſſern, die die Chara hiſpida enthielten, ſofort ab, wie zahlreiche Verſuche gezeigt haben. — Eine promptie Antwork. Die Pariſer Preſſe iſt entzückt über ein Ereignis, das in der dunklen Zukunft der franzöſiſchen Bevölke⸗ rungsentwicklung einen gewiſſen Lichtpunkt darſtellt. Die Frau eines Pariſer Arbeiters namens Monier, hat Vierlinge zur Welt ge⸗ bracht. Sie iſt 20 Jahre alt und befindet ſich ebenſo wir ihre vier neugeborenen Töchter wohl. Die Geburt dieſer Vierlinge fiel auf ſonderbare Weiſe mit einer Rede zuſammen, die der neugewählte Pröſident der franzöſiſchen Republik, Herr Doumergue hielt. Sie beſchäftigte ſich mit der Frage der Bevölkerungszunahme und Doumergue appellierte an die franzöſiſche Bevölkerung, zum Wobl des Veterlandes für eine Zunahme der Geburtsziffer zu ſorgen. Er hatte ſeine Rede kaum geſchloſſen, als er die Nachricht von der oben⸗ erwähnten Vierlings⸗Geburt erhielt. Er beeilte ſich, der glücklichen Mutter ſofort im Namen Frankreichs ſeine beſte Glückwünſche zu überſenden zuſammen mit einem anſehnlichen Geldgeſchenk. Wetternachrichten der Rarisruher Landeswetterwarte Unter dem Einfluß hohen Drucks, der ſich über ganz Mittel⸗ enropa ausgebreitet hat, hält das vorwiegend heitere und warme Sommerwetter an. Heute vormittag ſtreift der äußerſte Süd⸗ rand einer über Norddeutſchland ziehenden Regenfront Nord⸗ und Mittelbaden, ſo daß vorübergehend leichte Bewölkung eintritt. Das Tiefdruckgebiet nördlich Schottland hat ſich aufgelöſt. Eine neut ſtarke Druckſtörung liegt mit öſtlichem Kurs noch über dem Ozean. Sie wird auch morgen noch ſo weit von unſerem Gebiet entfernt ſein, daß das Wetter Süddeutſchlands nicht von ihr be⸗ einflußt wird. Vorausſichtliche Wikterung für Mittwoch bis 12 Uhr nachts: Herausgeber. Drucker und Verleger. Druckerei Dr Haas, Mannbeimer General⸗Anzeiger m. b. H. Mannbeim. E 6. 2. 4 Direktion: Ferdinand Heyme— Cbefredakteur Kurt Fiſcher. Verantwortlich kütr den politiſchen und volkswirtſchaftlichen Teil: Kurt Fiſcher: für das Feuilleton: Dr. Fritz Hammes: für Kommunalpolftif und Lokales: FJ. V. Ir Kircher: für Sport und Neues aus aller Welt: Willn Müller: für Handelsnachrichten, Aus dem 8 bargebiete, Gericht n. den übrig. ꝛedaktionellen Teil: Fr. Kircher: f. Anzeigen: J. Bernhardt. — Luftleitun 6. Seite. Ur. 312 dienstag, den 8. Juli 1924 mannbeimer Ggenerai- unzeiger(ubend · Ausgabe) Welle und S der Selbſtbau e nes einfachen gut arbei⸗ tenden Köhrenempfängers Dem Einröhrenempfänger wird viel ach nicht die Beachtung geſchenkt, die er eigenllich verdient, denn ſelhſt beim einfachen Ap⸗ 2 5 laſſen ſich bei einiger Erfahrung recht gute Reſultate erzielen. yn Deutſchland bevorzugt man allerdings den Dreiröhrenempfängen und hält ihn für den gegebenen Apparat der Zukunft. Wie weit dieſe Auffaſſung berechtigt iſt, wollen wir hier nicht entſcheiden. Das eine aber iſt ſicher: der Einröhrenapparat eignet ſich beſſer für Selbſtbau als der Dreiröhrenempfänger und iſt auch naturgemäf im Betrieb billiger. Wer an den Selbſtbau eines Cinröhrenempfängers herangeht, muß ſich zunächſt klar werden, welche Bauart er—4— will, und um unſeren Leſern in dieſer Beziehung behilflich zu ſein, wollen wir nachſtehend einen Apparat in ſeinem Aufbau und ſeiner Vorzugsweiſe beſchreiben, wie er in England in den höherer Schulen immer viel von den Schülern hergeſtellt wurde. Daß ein Röhrenapparat, auch wenn es ſich um einen Ein⸗ röhrenempfänger handelt, größere Schwierigkeiten macht, als ein Detectorapparat, liegt auf der Hand. Das ſollte aber nicht abſchrecken, an die Arbeit heranzugehen, denn gerade das Schwie rige muß den eifrigen Amateur 4— reizen. Bei dem nach⸗ ſtehend beſchriebenen Apparat wird die Reaktion auf die Antennen. pule vermittels eines Doppelſpulenhalters, auf deſſen linker Seite der Antennen⸗Abſtimmungskondenſator + iſt, herbeige⸗ —— Der Röhrenhalter iſt am hinteren Teil des Apparates vor⸗ eſehen, links davon der veränderliche Gitterwiderſtand, während ſich die Drehwiderſtandskontrolle rechts befindet. Die Klemmen au der linken Seite des Apparates ſind für die Antennenleitung be⸗ ſtimmt, mit deren Hilfe man die drei hauptſächlich in Frage kom⸗ menden eee zur Anwendung bringen kann, nämlich konſtante L. Serienabſtimmung oder Parallelſtim⸗ mung. Auf der rechten Seite ſind ſechs Klemmen angebracht. Von oben gerechnet, ſtellen ſie dar: Klemmen für poſitive und negative Hochſpannung, für poſitive und negative Niederſpannung und für die Kopfhörer. Dicht bei dem Reaktionsſpulenſockel des Spulen halters(am rechten Sockel) ſind zwei Klemmen vorgeſehen, mit deren Hilfe die Reaktionsſpule betrieben wird. Der Doppelſpulen halter ſtellt eine gute Type dar und kann auch mit einer beſon⸗ deren auf einem der beiden Sockel montierten Vorrichtung geliefert werden, die es geſtattet, die Anſchlüſſe auf dieſem Sockel umzu⸗ eee Wenn dieſe Art Spulenhalter verwendet wird, können die eaktiosklemmen wegfallen, da die Zuführung zum Spulenhalter dann direkt erfolgt. Sollten Zweifel ent genau nach Angabe gebaut werden. tehen, ſo muß der Apparat Fig. 1. Leitungsankage des Empfsvgers. * +* 41 Mee 2 75 e7 +. Fig. 2 zeigt ein Bohrungsdiagramm mit den Dimenſionen der anzulegenden Löcher. Alle Beſtandteile ſollten vor Beginn des Voh⸗ rens zur Hand und die Größen der Löcher genau feſtgelegt 285 da man ſonſt leicht zu große Bohrungen macht. Zwiſchen die zwei ein Zoll großes Loch gebohrt, da⸗ N eitungen der Antennenſpule durch die Platte hindurchge⸗ führt werden können. ſo e Nachdem alle Löcher gebohrt ſind, kann man die Montierung der verſchiedenen Teile in Angriff nehmen, und zwar fängt man mit den Klemmen, Röhrenhalter und ähnlichen kleinen Stücken an und läßt den veränderlichen Kondenſator und den Spulenhalter bis zu⸗ letzt. Auf dieſe Weiſe vermeidet man ein gleich zu Anfang unbe⸗ quemes Hantieren auf der Platte. Die feſtſtehenden Kondenſatoren werden durch die Leitungsdrähte fixiert, ſodaß alſo ein Anbringen von Riegeln nicht notwendig iſt. „Die Leitung wird mit kantigem Eiſendraht hergeſtellt und dürfte bei ſorgfältiger Arbeit keine weſentlichen Schwierigkeiten bereiten. Es dürfte ſich empfehlen, alle Stellen, an die ein Draht angeſchloſſen werden ſoll, etwas anzuzimmern, ehe man mit dem Legen der Lei⸗ tung beginnt Es wird nun ein Draht dergeſtalt umgebogen, daß er je nach Erfordernis genau zwiſchen zwei oder drei zu verbindende Stellen paßt, und dann ſorgfältig an dieſe Punkte angeſchloſſen. Gummigeſchützte biegſame Leitungen verbinden die Enden der An⸗ tennenſpule mit Klemme J 3 und entſprechend die feſtſtehenden Plat⸗ ten des veränderlichen Kondenſators. Gleichfalls biegſame Leitun⸗ gen verbinden den Sockel der Reaktionsſpule mit den zwei Klemmen auf der Platte. Wenn ein Spulenhalter mit Reaktionsrückſchalter in Gebrauch genommen wird, kann man von Benutzung dieſer Klem⸗ den dann entſprechend zu T 13 und zur Anode der Röhre geführt. Ein Leitungsdiagramm zeigt Fig. 3. An Röhren kann jedes gute Fabrikat in Gebrauch genommen werden. Fig. 3. Diagramm der Leitung auf der Rückſeite der Deckelplatte. Die biegſamen Leitungen gehen von Klemme 3. und 01 zur Antennen⸗Spule. Zum Zweck der Prüfung arbeitete man mit dem Antennen⸗ Abſtimmungsſyſtem, bei dem die Antennenleitung unter Freilaſſung von Klemme J 2 an Klemme T 1 angeſchloſſen iſt, während T 3, T 4 und T 5 durch ein Stück Draht untereinander verbunden wer⸗ den und die Erdleitung an T 5 angeſchloſſen wird. Die Batterien werden mit den Klemmen auf der rechten Seite des Apparates, wie in Fig. 2 gezeigt, verbunden, die Kopfhörer an die beiden unteren Klemmen der gleichen Reihe angeſchloſſen. Hat man nun die Röhre und die Spulen ei itzt, ſo ſchalte man den Heizwiderſtand ein, und zwar durch Rechtsdrehung des Knopfes, bis die Röhrenfäden eine * L. 5. gt aus dem die verſchiedenen Schaltungen für die Luftleitung erſicht⸗ lich ſind. Konſtante Luftabſtimmung kann dur erbindung der mit den Klemmen J 1 und durch Zuſammenſchaltung von T 3, T 4 und 1 5 unter Freilaſſung von T 2 herbeigeführt wer den. Die Erdleitung iſt in allen Fällen mit T 5 zu verbinden. Er⸗ ſcheint die einer konſtanten Luftabſtimmung nicht an gebracht, die Parallelſchaltung des ee ee In Figur 1 wird ein Leitun g a ll gegei zur Luftſtimmungsſpule aber angezeigt, ſo müſſen die Luftleitung an T 2 und, unter Freilaſſung von I 1, I 3, T 4 und J 5 mitein⸗ ander und mit der Erdleitung verbunden werden. Die Abſtim mung wird vermittels des veränderlichen Kondenſators C 1 herbei⸗ geführt, während die Spule L 2 mit Spule L 1 gekuppelt iſt, um die Reaktion auszulöſen. Der Luftabſtimmungskondenſator kann auch ſerienweiſe mit der Spule verwendet werden, indem man die Luftleitung an T 4, die Erdung an I 5 anſchließt und unter Freilaſſung von T 1 und T 2, T 3 und J 5 durch ein Stück Draht verbindet. Die zu dem Apparat erforderlichen Beſtandteile ſind in nach⸗ ſtehender Liſte aufgeführt dac Seduntel fe billig. Beſitzt der Konſtrukteur ſchon irgendwelche Beſtandteile ſelbſt, z. B. einen ver⸗ änderlichen Kondenſator, einen Röhrenhalter uſw., 5 kann er dieſe verwenden. Es iſt aber ratſam, ſich ſo genau als möglich an die Spezialangaben zu halten, da gute Beſtandteile in Gebrauch ge⸗ nommen werden müſſen, um ein einwandfreies Funktionteren des eee zu gewährleiſten. Es kommen folgende Beſtandteile in rage: 1 Kaſten, 10% X 7 Zoll(engl.) bei%½ Zoll Tiefe, Kaſtendeckel, 10% X 7 N 420 Z0l 90,0005 veränderlicher Kondenſator, Doppelſpulenhalter(ohne Reaktionsrückſchalter), Röhrenhalter, Type A, Gitterwiderſtand, Heizwiderſtand(0,5—5 Megohm), 13 4A; Klemmen, feſtſtehende Kondenſatoren 0,0001, 0,0003, 0,002, 6 Laugen Leitungsdraht, Schrauben uſw. 5 Die Spulen ſind ſorgfältig gekuppelt und zwar vermittels eines Hebedaumens, der mit dem allgemein üblichen Knopf bewegt wird. Der Röhrenhalter hat keine ſichtbaren Metallteile, ein Umſtand, der es faſt ganz unmöglich macht, die Fadenſtäbe der Röhre über Hoch⸗ ſpannung zu kürzen, wenn die Röhre eingeſetzt wird. Dazu kommt die äußerſt niedrige Kapazität im Sockel; ferner ſind feſtſtehende Kondenſatoren und ein neuartiger veränderlicher Kondenſator ver⸗ wendet. Die Deckelplatte aus Ebonit mißt 10% zu 7 Zoll und kann ent⸗ weder s oder auch Zoll dick ſein. igur. 2. Eine Schema⸗Zeichnung des oberen Teils der Platte, aus dem die Lage der einzelnen Teile und die Aus⸗ dehnung der zu böhrenden Löcher erſichtlich ſind. er genügende Helligkeit beſizen. Man achte ſorgfältig darauf, daß die Reakkionsſpule von der Antennenſpule weit genug entfernt gehalten wird, und ſtimme nun den veränderlichen Kondenſator CO 1 ab, falls man die örtliche Sendeſtation ſofort hören will. Nun bringe man die Reaktionsſpule näher an die Antennenſpule heran, ſtimme den Kondenſator erneut ab und prüfe, ob die Lautſtärke zunimmt. Iſt dies nicht der Fall, ſo ſollten die Leitungen der Reaktionsſpule zu den Klemmen J 6 und 1 7 neu geſchaltet werden. Bringt man nun die Spulen näher aneinander und ſtimmt den Kondenſator erneut ab, ſo wird die Lautſtärke zunehmen, und zwar zuletzt bis zu einem Grade, daß der Apparat zu oſzillieren anfängt und Sprachverzerrun⸗ gen auftreten. Man muß ſchon aus dem Grunde darauf achten, daß die Spulen nicht zu dicht zueinander ſtehen und Oſzillierung verur⸗ ſachen, da hierdurch in der Nähe befindliche andere Radioteilnehmer in ihrem Empfang geſtört werden. Der Apparat wurde ſowohl mit einer 75 Fuß Eindraht⸗Hoch⸗ antenne von etwa 15 Fuß Höhe als auch mit einer 5 Fuß Zimmer⸗ antenne geprüft. In einer Entfernung von 18 Kilometer wurden die Signale des Senders 2 L O, der Neuigkeitenbericht uſw. im ganzen Zimmer deutlich im Lautſprechen gehört. Konſtante Anten⸗ nenabſtimmung wurde verwendet. De Londoner Station meldete ſich bei einer Kondenſatorſtellung von 505. Dann wurde die 5 Fuß Zim⸗ merantenne in Gebrauch genommen, und London war deutlich in den Kopfhörern zu vernehmen, wobei eine Spule in der Antennen⸗ leitung, und eine Reaktionsſpule bei konſtanter Antennenabſtimmung verwendet wurde. Bei der geringen Größe der Zimmerantenne mußte der Kondenſator größer eingeſtellt werden, und 2 L. O mel⸗ dete ſich unter 74˙. Nun wurde die Erdleitung von der Erdungs⸗ klemme abgenommen, die Leitung an die Antennenklemme ange⸗ ſchloſſen und keine Antenne damit verbunden. Die Erdungsklemme wurde freigelaſſen. Der von 2 I. O war gleichgut, wenn nicht ſogar beſſer, und zwar arbeiteten die Kopfhörer bei einer Kon⸗ denſatorſtellung von 655. Dann wurde Birmingham geprüft und auf der 75 Fuß Antenne mit der Antennenſpule empfangen. Aus⸗ dehnung der Wellenlänge auf der 75 Fuß⸗Antenne bei einer An⸗ tennen⸗ und einer Reaktionsſpule bewegte ſich zwiſchen 250 und 530 m. Brüſſel wurde ſehr deutlich auf der 75 Fuß Antenne empfangen. Die Kondenſatorſtellung war 12“, die Wellenlänge um 265 m her⸗ um. Für Wellenlängen über 430 m empfiehlt es ſich, eine Antennen⸗ ſpule und eine Reaktionsſpule gleicher Größe zu verwenden. 4 Der—+ 1 8— 3 pparat r gut empfangen, der deu mateur, der dieſen Apparat baut, ſicher auch die engliſchen Stationen hören wird. Radioſtationen im Polarmeer Nördlich vom Polarkreis, ungefähr halbwegs zwiſchen Island und Spitzbergen in einer Entfernung von 800 Km. von der nor⸗ wegiſchen Küſte liegt eine kleine Inſel von 50 Km. Lünge und 3 bis 15 8 Wahe 2 Nres 150 en 5— ihrer ganzen Lä mit er nen Vulkanen beſetzt, deren höchſter 6— 3000 Meter erreicht. Außer einigen arktiſchen Kräutern und Mooſen wächſt hier nichts. Die Faune iſt jedoch reicher, Polar⸗ 15 gue ⸗Füchſe, Seehunde und eine Menge Vögel bewohnen d Die Errichtung einer metereologiſchen und Radioſtation auf dieſer arktiſchen Inſel bot natürlich große Schwierigkeiten, beſon⸗ ders bei der Errichtung von Antennen n. Da beide Antennen⸗ maſten nicht ſofort errichtet werden konnten, wurde ein 170 Meter langer Draht proviſoriſch auf dem Erdboden verlegt und für den Empfang benutzt, wodurch der Em aller europäiſchen Stark⸗ ſtationen mit einem Telefunken⸗Reaktionsempfangsapporat ohne Verſtärkung ermöglicht wurde. Bei Benutzung eines Verſtärkers wurden andererſeits der 1 Kilowatt⸗Lampenſender von Königs⸗ wuſterhauſen, ſerner die Stationen von Spitzbergen, Island. Lyngby, Kopenhagen und andere gehört. Der Sender, der nach dem Tonfunkenſyſtem gebaut iſt, und eine Antennenenergie von.5 Kilowott hat, konnte mit der proviſoriſchen Antenne mit Ingoy, Raduo bei Hammerfeſt, Janske und Reykfavitz auf Island ver⸗ kehren, wodurch tagsüber Entfernungen bis zu 1300 Km. über⸗ brückt wurden. men abſehen, und die biegſamen Leitungen vom Spulenhalter wer⸗ Schwere Sandſtürme verzögerten die Errichtung der Maſten, da jede Arbeit im Freien unmöglich gemacht wurde. Man machte aber eine ganze Reihe intereſſanter Beobachtungen. Die Reibung der Sandteilchen vergrößerte die Spannung der Luftelektrizität, wo⸗ durch die proviſoriſche Antenne entgegengeſetzt geladen wurde und der Empfang zum Teil vereitelt wurde. Um die Statiolf in dieſer Hinſicht ſtörungsfrei zu machen, wurde die Erdung durch Eingraben von Kupferplatten vergrößert. Starke Luftſtörungen wurden ebenfalls während des Nordlichtes und Hagel⸗ ſtürme feſtgeſtellt, die jedoch den drahtloſen Verkehr nicht beſonders ſtören konnten. Als ſich dann das Wetter beſſerte, wurden die Antennenmaſten errichtet, ſodaß die Station nach Vollendung der Antenne mit ihrem Gegengewicht endgültig abgeſtimmt werden konnte; am vor⸗ teilhafteſten zeigte ſich eine Wellenlänge von 1000 Meter bei einem Antenneſtrom von 14,8 Ampere. Die primäre Ausrüſtung der Station umfaßt einen Petroleum⸗ Delmotor von 8 PS. und eine Dynamo von 6 Kilowatt, die zu⸗ ſammen mit einem Wechſelſtromumformer in einem ungefähr 25 Meter vom Stationsgebäude entfernt liegenden Maſchinenhauſe untergebracht ſind. Seit Eröffnung der Station hat ſie ohne Störung gearheitet und ſandte ihre Wetterberichte dreimal täglich an die Radioſtation Fanske bei Bodö in Norwegen, von wo dieſe telephoniſch weitergegeben werden. Dieſe Berichte enthalten An⸗ gaben über die Ausdehnung und Stärke der Wirbelſtürme und Wiehn ſich als gute Vorſichtsmaßregel gegen plötzliche Stürme er⸗ wieſen. Die Station Jan Mayen iſt nicht nur für die Sturmwarnung, ſondern auch für den gewöhnlichen Wetterdienſt von größter Wich⸗ tigkeit. In Verbindung mit Spitzbergen, Island und den im Aklantiſchen Ozean verkehrenden Schiffen gibt dieſe Station ein klares Bild der in dieſen Meeresgegenden herrſchenden Luftſtrö⸗ mungen, wodurch eine Wettervorausſage auf mehrere Tage hinaus ermöglicht wird. Jetzt hat man die Errichtung einer weiteren Radioſtation auf der nördlich von Jan Mayen gelegenen Inſel Shannon, die näher nach Grönland zu liegt, angeregt und will ferner einen Rundfunkdienſt im Anſchluß an den deutſchen Rundfunk einrichten. Zu dieſem Zweck ſollen. 500 Stationen in norwegiſchen Häfen er⸗ baut werden. Nach einem Bericht Profeſſor Weſſelbergs, Kopenhaden, hat der Wetterdienſt auf Jan Mayen bisher ſchätzungs⸗ weiſe 1400 Seeleuten und Fiſchern das Leben gerettet und für viele Millionen Materialwerte vor dem Untergang bewahrt. Nadͤio⸗Nundͤſchau — Im Zeitalter des Radio! Opernvorſtelluna im Nationaltheater in München anno 1924.— ſo erzählt jemand in den„Sianalen für die muſikaliſche Welt“. Neben mir murmelt drei Akte lang ein Menſch in allen nur möalichen Tonarten.„Dies Radiol! welche Erfindung, welch ein Fortſchritt... unglaublich, unfaßbar!“ Nach Schluß der Vorſtellung hält es mich nicht mehr und ich frage ihn nach dem Sinn der ſonderbaren Worte.„Ich bitte Sie“. ſagt er mir.„iſt das nicht wunderbar? Ich ſitze im Münchner Opernhaus und höre eine Vorſtellung— in Kempten.“ — Schadhafte Elemente in der Anodenbakterie verurſachen das unangenehme Krachen im Apparat. Dieſes Geräuſch kann jedoch auch auf atmoſphäriſche Störungen zurückzuführen ſein. Um ſich über die Sache klar zu werden. ſchaltet man Antenne und Erde ab und ſtellt feſt, ob das Krachen trotzdem anhält. Iſt das nicht der Fall, ſo hat man es mit atmoſphäriſchen Störungen zu tun, gegen die man kaum ankämpfen kann. Kracht der Apparat auch ausgeſchaltet, ſo lieat der Fehler in der Anodenbatterie. Die Eingrenzung der Feh⸗ lerſtelle geſchieht dadurch. daß man die Einzelelemente Stück für Stück mittels eines dicken Drahtes überbrückt, nachdem man vor der Ueberbrückung eines Elementes die beiden Verbindungen zu den Nachbarelementen aufgehoben hat und feſtſtellt, ob das Krachen aus⸗ ſetzt oder ſchwächer wird. Hat man ſo die Schädlinge gefunden, ſo werden ſie entfernt. Der Spannunasausfall iſt durch Zuſchalten einer entſprechenden Anzahl friſcher Zellen wett zu machen. — Der Antennen⸗Amperemeter. Dieſer Amperemeter, der auch als Strahlunasmeſſer bekannt iſt, ermöglicht die Beſtimmuna der tat⸗ ſächlichen Stärke der geſtrahlten Welle in Ampere oder Bruchteuen hiervon. Da der Strom in der Antenne einer Sendeſtation eine Welle darſtellt, kann der gewöhnliche Amveremeter nicht benutzt werden. Der Amperemeter beruht auf dem Prinzip des Durchfluſſes durch einen ſehr dünnen Neuſilberdraht, der durch einen ſehr empfindlichen Mechanismus mit der Meßnadel verbunden iſt. Je nach der Stärke des durch den Widerſtandsdraht fließenden Stromes, verändert ſich deſſen Temperatur, wodurch ſich die Nadelſtellung ändert. Iſt die Skala des Inſtruments richtig eingeteilt. dann zeigt der Apparat die richtige Amperezahl an. die in der Antenne vorhanden iſt. — Junkverkehr bei den Olumpiſchen Spielen. Die drahtloſe Te⸗ lephonie, die ſa bereits vielfach in den Dienſt des Sportes geſtellt worden iſt. indem ſie die Ergebniſſe der verſchiedenen ſportlichen Ver⸗ anſtaltungen auf dem Wege des Rundfunks vorbereitet. wird jetzt bel den diesjähriaen olympiſchen Spielen in Paris benutzt werden. Auf Grund einer beſonderen Vereinbarung zwiſchen der enaliſchen Mar⸗ coni⸗Geſellſchaft und der franzöſiſchen Radio⸗Geſellſchaft iſt eine de⸗ ſondere Funkverbinduna zwiſchen Paris und London geſchaffen wor⸗ den, die die enaliſche Sportwelt dauernd über den Verlauf der olym⸗ piſchen Spiele auf dem laufenden hält. — Italieniſcher Rundfunk. Die von der Weſtern Electrie Co. in Rom errichtete Sendeſtation Radioaralda wird jetzt in ganz Itauen gehört. obwohl ſie nur mit einer Eneraie von 100 Watt arbeitet. Dle Wellenlänge iſt 450. — die erſte Nadiowelkausſtellung. Die erſte Radioweltausſtel⸗ lung ſoll vom 22. bis zum 28. September d. J. in Newyork ſtatz⸗ inden. Die Ausſtellungsleitung rechnet mit der Beteiligung der duſtrie der ganzen Erde, und wird beſondere Einrichtungen auch für die Durchführung neuer radiotechniſcher Experimente treffen. Bei einem Dauerkonzert, das in Verbindung mit der Meſſe ver⸗ anſtaltet werden ſoll, werden nach den vorliegenden Plänen die bedeutendſten Künſtler der Erde beteiligt ſein. — Jrauen als Nadioamateure. iſt das Neueſte auf techniſchem Gebiet. Die große Broadcaſtin⸗Station Weaf in den Vereinigten Staaten wird ſetzt nur mehr von Frauen bedient, alle Arbeit, ſelbſt die Ausbeſſerungen an den großen Stahlantennen, die ſich dreißig Stockwerke hoch über dem Erdboden befinden, werden von ihnen geleiſtet. — Im Kathaus von Newyork wird jetzt ein 1000 Wattſender eingebaut, der ausſchließlich für den Dienſtbetrieb dieſer Stadt be⸗ ſtimmt iſt. — In Fonakona ſind bereits zwei Rundfunkſtationen von gerin⸗ ger Kapazität im Betrieb. Eine dieſer Stationen iſt beſonders kür die Stadt beſtimmt und arbeitet mit einer Energie von nur 10 Watt, während die andere eine arößere Reichweite beſitzt und über 100 Watt Eneraie verfügt. Außer Muſik und Geſana werden Nachrichten —4— in chineſiſcher, franzöſiſcher und enaliſcher Sprache ver⸗ breitet. — Drahtloſe Telegraphie im nahen Orienk. Bald nach dem Kriege, als Syrien und der Libanon unter franzöſiſches Mandat geſtellt wur⸗ den, begann man Schritte zu unternehmen, um für dieſe beiden Län⸗ der eine telearaphiſche Verbindung mit der Welt. insbeſondere mit Frankreich zu erhalten. Man baute in Bairuth eine Funkſtation mit franzöſiſchem Kapital, mit räumlicher Trennung von Sendeſtation, Empfanasſtation und Betriebszentrale. Die Sendeſtation wurde in Khalde, 12 Kilometer ſüdlich von Bairuth, errichtet: ſie iſt ausgerüſtet mit zwei Hochfrequenzmaſchinen zu je 25 Antennen K.., zur Ener⸗ qteerzeuaung dienen zwei Dieſelagaregate von 85 PS Leiſtung. Die Empfanasſtation„Ra de Banrouth“ lieat zwei Kilometer öſtlich von Bairuth: die Betriebszentrale ſelbſt liegt in Bairuth und iſt mit der Empfangsſtation durch ein ſiebenpaariges Bleikabel verbunden. f * „5 0 cher wurden. Deuisenmarkt Berliner Devisen in Billionen Amtlich G. 7. 8. 7 cp. G. 8 B. 8. p. Hollane 158,10 158,90 vol 158,20 159,00 vol Buenos Aitres. 1,.335.349 vol 1,335 6345 vol Brüssel* 18,75 18.85 voll 18.95 19,05 voll Christiamwa 50, 86 56,14 vol 55 86 50,4 vol Danzig 72,50 72,85 voll 72,02 72,98 volt Kopennhagen 60.33 66,57 voll 66,33 66,87 vol Lissaoon 3 11.47 11,83 voll 11,47 11,53 von Stockhom 110,97 111.53 voll 11½2 111,58 vol Heismgiors 10,47 10,53 voll 10,47 10,53 vol Italilen 17.885 17,905 vol 17.01.599 vol. London 18,135 18,225 voll 18,155 18,245 vol New Vorfrn 4,19 4,21 voll 4,10 4,21 voll Calis 21,29 21,39 voll 21.55 21,55 vol Schweiz 74,76 75, 4 voll 74,76 75,14 vol! Spanien 54,36 55,14 voll 55,40 55,74 vol Japan.760.770 voll.750.7100 vol Konstantinopel————— 175 Rio de janeiro 0,430 0,440 voll.420 0,430 vol. Wien abg. 5,91 M 5,93 M voll 5,91 M 5,93 M vol. Prag 12,24 12.30 voll 12,27 12.,33 vol Jugoslavien.005 4,988 voll 4,03 4,95 vol Budapes.09M 5. 11 M voll 5,C00 M 5. 1I M vol So.01.08 voll.01 3,03M vol Börsennerichie Franklurter Wertpapierbörse Abgoschwächte Tendenz Kleines Geschäft in deutschen Anleihen Franklurt, 8. Juli.(Drahtb.) Heute ist das Geschäft in deutschen Anleihen ganz klein dem In dustriekassamarkt eine sehr Zurückhaltung beobachtei wurde, könnte man von einem sehr rubigen Börsenverlauf sprechen, wenn nicht der Markt für ausländische Renten eine sehr starke Belebung erfahren hätte. Ganz stürmisch war die Nach- trage nach türkischen und russischen Renten, kür Bagdad, Zolltürken, Anatolier und 1902er Russen. Später traten auch noch ungarische Renten mehr in den Vorder- grund. Die meisten dieser Werte konnten Kursgewinne bis zu%½ Bill. Prozent erzielen. Irgendwelche Gründe für das Zesteigerte Interesse in diesen Papieren wurden nicht an- gegeben und so kann man wohl annehmen, daß dies die Sleichen sind, die wir schon Wiederholt angeführt haben, nämlich die Erwartung auf baldige Wiederaufnahme des Zinsendienstes für diese Papiere. Für deutsche Anlefhen hatte das Interesse wieder einmal plötzlich nachgelassen, so daß alle Anleihen schwä⸗ 5 proz. Kriegsanleihe 0,300, amtlich so- Far nur 0,295. Sehr lustlos War auch das Geschäft auf dem Kassaindustriemarkt. Bei größter Zurückhaltung der Käufer war das Angebot nicht ganz leicht unter⸗ zubringen, so daß auch hur kleinere Rurbeinbußen hin- genommen werden mußten, namentlich der Montanmarkt mußte verschiedentlich auch etwas erhebliche Kursverluste uchen. Die Umsätze waren aber nur ganz gering, so daß die Verluste àuch nicht groß sein konnten. Im Freiverkehr war wieder das gleiche Bild fest- Zustellen; erst etwas lebhaft, dann vollkommen aufgelööt. Api 2,25. Becker Kohle.50, Becker Stahl 196, Benz 276 .25. 276, Brown Boveri 0,950, Growag 0,130, Petroleum 11, Ufa 4, 75. Borliner Wertpapierbörse Abbröckeln der Kurse am Industriemarkt Berlin, 8. Juli.(Drahtb) Am Effektenmarkt herrschte eine schwache Stimmung, Fozu von Beginn an drückend vermehrtes Angebot der Platzspekulation bzw. die eworden und da auch auf grohe namentlich NMannheimer Genera schleichende Wirtschaftskrise und verworrene außenpoliti. sche Lage den Anlaß gaben. Ein Gegengewicht War bei dem vollständigen Fehlen von Käufern nicht vor- handen und so bröckelten die Kurse am Industriemarkt durchweg ab. Erheblich waren die Einbußen auf dem Montan- aktienmarkt, wWwo Bochumer 3,50, Gelsenkirchener 276, Essener Steinkohle und Harpener 2, Kattowitzer 1, 75, Klöcknerwerke über 5 und Mannesmann 1,75 Bill. Prozent verloren. Berlin-Karlsruher Industrie büßten im Verlaufe der Börse sogar fas 10 Prozent ein. Auch Löwe mußzte Weitere 2 Bill. Prozent hergeben. Süddeutsche Disconto-Gesellschaft.-G. Der Bericht des Vorstandes über das abgelaufene Ge- schäftsjahr 1923, der im Anzeigenteil im Wortlaut veröffent- licht ist, erörtert zunächst in prägnanter Form die Um- stände, die zu der immer Weitergehenden Zerrüttung der deutschen Währung führten, bis die Einführung der Renten- mark erfolgte, die in dem Geldverkehr wieder einigermaſfen stabile Verhältnisse herbeiführte. Von dieser Entwicklung war das Bankgewerbe in erster Linie betroffen. Es hatte eine Arbeit zu leisten, deren Umfang im umgekehrten Verhältnis stand zu dem in guter Währüng ausgedrückten Ergebnis. Immer neue Arbeitsstätten mußten bereit gestellt werden, um die Menge von Beamten und großenteils üngeschulten Hilfs. Arbeitern unterzubringen, die zur Be- wältigung des ins grenzenlose gewachsenen Geldverkehres nötig War. Und dech wWar ein geordneter Betrieb kaum möglich, und die Beseitigung auch nur der gröbsten Un- stimmigkeiten erforderte eine Menge unproduktiver Arbeit. Alle Mühe und alle Arbeit waren aber vom privatwirtschaft- lichen Standpunkt aus vergebens, weil die erzielten Gewinne sich infolge der Geldentwertung immer wieder verflüchtig⸗ ten. Auch in ihrer Vermögens-Substanz selbst erlitten die Banken schwere Einbußen, zumal der Kauf von Devisen auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen nur für den Be- darf der Wirtschaft, nicht aber zum Zwecke der Substanz- Erhaltung gestattet ist. So bedeutend das abgelaufene Ge- schäftsſahr für das Bankgewerbe auf der einen Seite eine Zeit der größten Anspannung aller Kräfte, auf der anderen eine solche schwerer Sorge. Die Bilanz, die den handelsrechilichen Verschriften entsprechend, den Aktio- nären vorgelegt werden muß, gibt weder ein zutreffendes Bild der Verfassung des Instituts, noch der im vergangenen Jahr erzielten Ergebnisse. Diese müssen zur Minderung des Substanz-Verlustes dienen, jene wird sich aus der noch vorzulegenden Goldbilanz ergeben. In der Bilanz stehen: Kasse, tremde Geldsorten und Kupons mit 2 798 728 BiA Guthaben bei Noten- und Abrech- nungsbanken mit 573 113 Bi; deutsche und fremde Wechsel mit 4 583070 Bi; Nostroguthaben bei Banken und Bank- kirmen mit 17 546 806 BI; Lombard-Debitoren 3 363 927 BidA; Vorschüsse auf Waren(gedeckt d. Waren) mit 47 280 Bi.II; Effekten und Konsortidlbeteiligungen mit 1 Bi,. Den Debitoren mit 17 119 000 Bief stehen Kreditoren in Höhe von 45 725 661 Big und Akzepte und noch nicht eingelöste Schecks mit 306 214 Bie, gegenüber. An Einnahmen sind verzeichnet: aus Wechseln und Zinsen 1 701 572 Bi und an Provisionen 2166512 Bi, die einschließlich des vor- jährigen Vortrags wit zusammen 3 868 084 Bieh für Spesen (Verwaltungskosten, Steuern usw.) Verwendung kinden. ch. Herabsetzung der Brikettpreise. Nachdem die Ver- einigung für die Verteilung und den Verkauf von Ruhrkohle .-G. in Essen die Preise für Ruhrkohlen mit Wirkung vom 1. Juli um ungefähr 20 Prozent exmäßigt hat, hat auch das Rheinische Braunkohlensyndäkat in Köln mit Wirkung vom gleichen Tage eine Wesentliche Herab- setzung der Brikettpreise Forgenommen. 1 8.. Urriodw. Besihn.——Ver. Ultramarins. Zeoheekew., Mt'n 0,81 Teokl. Sehiffew., 7,1 7JV.Stahlw. v..2, 82 81 K R Thürg.LiefBothg 3,7 3 Ver. Zellst. Berl. 11 IZuokerf. B. Wagh. 25 25 Sarotti... 0,9.1 Teleph. Berliner 35.60Ver. Ulkramarfaf. 8,75.25 Uhrenfabr.Furtw,——Vogtl. Megch. St..3.3]„ Frankenthad 13 Nugo Sonnelder. 45 3½ Thale Eisenhütts 188— Vogel Telegr.-Or. 16.,5 11 8 Ver.deutsob. Oele 17,—Volgt& Hätk. St..15 klellbronn. 2,1.1 Schubert& Salr. 8 7½78 Türk. Tabakareg.. Tedtiünd. Masoh. 11 1 llen ent lug drtsgnlelhen in bflicnen Prarerten, ztüchenoflemngen in Bilianen ark pro stöck J..0 n, Mans 48 Cae Zoll uk. 1,%„ Oftsteln.. 2,45 22˙. Sofuodert 4 60. 288 Union-Gleperei. 325 8,]Wanderer-Werks 82 Vor. Fabt. Saeei 1% Wayss Frexiag ½„, Hdeingau Slemegs Slektr.. 4 0 Unienwerße nhm 4.2 Weser Akt.-Ges. 6, Ver.Plasel Murnb.— 6,5[Zefiet Waldhefst. 78 7,6]„ Stuttgart..35 2,35 Siemens Haseke 1 4 Fa 21 Ler n d 8¹ geu? 0 er. B. Fr um. ostf. Eleen Lgdr. 1 Frankfurter Dividenden-Werte. Frelverkehrs-Rurge. Stendner Vulkas 10 25 10.% Ver- Shem Onert 9 25 MesioohTenar. 255 gen.. 225 2½3 Krelohgauer..%½Rastatter Waggon——Stoehrkammgarn 4¼6 4% V. Dtech. Miokelw, 14 9 13,75 Wittenerdudstabl! 16 15,75 Bank-Aktien. Elberfeld. Kupfen—— Mansteſder.. 2,5 2Ula.... 4,7 4Ubstdewer Nähm., 7,18 6,75 V. Glangstoff EIbf. 4775 45 Zelletoff Lereln, 5 7. 8 7. g. Entreprises Ier 88hne.— 2 Akm. Konlenanl. 10.6 Ste ene e a8e 8 14 4 Zellstoff Walddol 75 75 9. D. Oreditb. 1,25 1,51 D. Hypothekendk..3— Rneln. Greültbank.53 1,8 Nei 8. Sudd. Immobllen. 1 15 1* o—— eee Beyr.red V..., Fiecet-Geseile, 6708 775 S0ad. Bieconteg. J 6 re e eee, L e, e Barmer Bankver. 1 1 Frkirt.Hyp.-Bank 2,7 2,7[Wiibg. Sankanst.— Sudd. Elsenbahn— eSldem,'sgk. 29.45 29 Verein. Eibesobit 7,1 515 4558.f. Lerkbran, 4. 8, emeeen Aat e: 7 e e eee eee dane ene 82 e ee er ee, eeb e e das, ie.— dertsehe ang 78 7 n 025 05 e 61 8i gank f. el. Werte 3,30, 82 PesRelet San 3 8930 pest. Cred.-Antt. 038 Aesteeres een 26Lobeldenangel. 13 f 1260 Beack Juece 5 7 —2. 8.. Alig. ank f. el. We Ban N 1 .ciett eeen 32“% Pislrer Hyp.-Bk. 3,5 Oberrb. Ner. es.—— Barmer Banver. 1 i Deuteche Bank. 75 780 Lelchenge ar. 230Jerdeote e f Atrumpf. 085 29 Weberel u„ 5 dedtet. u. werte 28 26 Beſehebank. 3 445 Prankt. Kd. MW.— 5 erſia. fd, Jeg. 1, JPi. Jebstees Se. 20 beein ee ege doelberdt. 828 85 F 3 Fanennn Com. u. Priyatdk. 20,48 19 Pioo. Commandt 8s 8 aaen e e e eeee a e e Bochu Ibdarmat. u. Nt.-B. 3,75 3,50 Dresdner Bank. 4 Westbank 03 0% aer Waggon e n 7. 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Ueber die Vergebung der Bagger- arbeiten, auf die die Gesellschaft gleichfalls ein Angebot einreicht, steht die Entscheidung noch aus. Die Molen- bauten dürften sich auf etwa 2 Mill. G% belaufen und eine Bauzeit von rund 17 Jahren beanspruchen. Die Leiter für das Unternehmen, Ingenieure und Architekten und evil noch einige Vorarbeiter und Meister werden von hier an die Bau- stelle entsandt werden, im übrigen stehen dort genũgend einheimische Arbeiter zur ee Der Zuschlag erfolgte gegen eine starke internationale Lonkurrenz, vor allem ſtalienischer und holländischer Firmen. „J. D. Riedel.-G. in Berlin. Die.-V beschloß den vortrag des Ueberschusses von 575 475 Bill.&, der bei der Aufstellung der Goldbilanz Verwendung kinden soll. Die Vorzugsaktionäre haben auf ihre Dividende verzichtet. Die Vorarbeiten für die Goldbilanz seien bereits in Angriff ge- nommen. In einer in den nächsten Monaten einzuberufenden a0..-V. soll ihre Vorlegung erfolgen. Die Gesellschaft leidet unter den allgemeinen Verhältnissen, doch sei das Ausfuhrgeschäft im allgemeinen gut. Waren und Märkie Vom süddeutschen Chemikalienmarkt Das Geschäft in Chemikalien ist stiller als je. Die Verbraucher decken nur den allernotwendigsten Bedarf ein und da sie von schwachen Firmen mit billigsten Angebolen aus alten Lagerbeständen überschwemmt werden, sind Ge- schäfte nur zu sehr gedrückten Preisen möglich, bei denen von einem Nutzen nicht gesprochen werden kann. Die Zahlungsbedingungen der Industrie, insbesondere einiger großer Konzerne, sind durchaus noch nicht zeitgemäß. So Wird z. B. von einigen der größten deutschen Fabriken Zahlung bei Rechnungsempfang zur Bedingung gemacht. Es scheint, daß die Fabriken die scharfen Zahlungsbedingungen aufrecht erhalten, um den Zwischenhandel nach Möglichkeit auszuschalten. Die allgemeine Lage ist denkbar trübe. Eine Aenderun kann nur eintreten, wenn wir möglichst bald in den Genu grölerer Auslandskredite gelangen, Wobei Voraussetzung Ist, daß diese Kredite auch tatsächlich bis in die letzten Kanäle des Wirtschaftslebens dringen und nicht bei den großen Geldnehmern hängen bleiben. Es gelten folgende Mittelpreise nominell(in Goldmark, inklI. Emballage): »Aetzkali eingegossen 56, desgl. in Stücken 58; Anti- chlor fein und grobkrist. 12;»Blanc fixe pulv. 2, desgl. in Teig chemisch gefällt 15; Bleizucker weiß dreifach raflmiert krist. 85; Bromkali DAB 5 140; Bromnatron pulv. DAB 5 1505 Chlorbarium Kristallmehl 98/100 proz. 22.00; Chlorcalcium 70/75 proz. geschmolzen 8,50, desgl. 90/5 proz. in Stücken 153 Dextrin 60; Eisenvitriol techn. krist. 3(lose verladen); Glaubersalz calc. gem. 96/98 proz. 5,70(lose verladen), desgl. feinkrist. techn. eisen- u. säurefrei 3(lose verladen); Kali- alaun Kristallmehl 14,50; Kaliumbichromat 94; Kartoffel- mehl 43»Lithopone Hotsiegel 40; Milchzucker DAB 5 135; Naphtalin rein 33; Natrium bicarbonicum 16; Natrium- bichromat 78; Natriumbisulfat 6(lose verladen); Natrium- phosphat 21; Oxalsäure 59 Pottasche calc. gem. 96/98 proz. 44; Salmiak 98/100 proz. weiß feinkrist 44;*Schwefelnatrium 60/62 proz. conc. eingegossen 22,75, desgl. in Stücken 23.75, desgl. 30/2 proz. 13,50; Schwefelsäure 68 Be 8; Schwefel⸗ saure Tonerde 14/15 proz. technisch eisenfrei 13, desgl. 17/18 proz 16,50(lose verladen); alles soweit nicht anders vermerkt per 100 Kkg netto, ab verschiedenen Lagern; die mit versehenen Preise verstehen sich frachtfrei deutscher größeren Mengen. hr. —