Donnerstag, 2. Oletober Bezugspreiſe: In Mannheim u. Umgebung wöchentlich 65 Gold⸗Pfg. Die monatl. Bezieher verpflichten ſich bei eytl. Aenderung d. wirtſchaftl. Verhältniſſe notwendig werdende reiserhöhungen anzuerkennen. Poſtſcheckkonto Nr. 17590 2 arlsruhe.— Hauptgeſchäftsſtelle E 6, 2.— Geſchäfts⸗ Nebenſtellen Waldhofſtr. 6, Schwetzingerſtr. 24, Gontard⸗ prlatz 4.— Fernſpr. Nr. 7941—7945,— Telegr.-Adreſſe * General⸗Anzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. zwölfmal. Mannheimer General Anzeiger Beilagen: Bilder der Wothe. Sport u. Spiel Aus Seit u. Leben mit Mannheimer Stauen⸗ u. Muſik-Jeitung Aus der Welt der Cechnik. Aus Seld u. Garten. Wandern u. Neiſen ——————.—————————.——. die Frage der Regierungsumbildung 2 2 Die Jiele des Kanzlers Ueber die Frage der Regierungsumbildung und ſeine Ziele (iußerte ſich geſtern Reichskanzler Marx gegenöber einem Redak⸗ (onsmitglied der„Germania“. Der Kanzler ſagte, eine Erweiterung der Regierungskoalition Aach Erledigung der innen⸗ und außenpolitiſchen Aufgaben ſei für ehn ſtets ſelbſtverſtändlich geweſen. Die Aufgaben, die es fetzt im Innern zu löſen gelte, um die wirtſchaftliche Geſundung nicht erneut zu gefährden, erfordere unbedingt die Zuſammenfaſſung aller nationalen, wirkſchaftlichen und geſellſchaftlichen Kräfte etzt ſei die Zeit zu dieſer Zuſammenfaſſung gekommen und er werde bs ſich in den nächſten Tagen angelegen ſein laſſen, alle Parteien auf bem Boden beſtimmter Richtlinien zuſammenzuführen, vie willens ſeien, dem deutſchen Volke den Weg für eine beſſere Zu⸗ 15 Eunft zu bahnen. Die von ihm ſeit Ende vorigen Jahres geleitete Reichsregierung ſei als Minderheitsregierung auf die Unterſtützung gußenſtehender Parteien angewieſen. Dieſe Unterſtützung ſei ir Regierung ſtets gewährt worden und es liege nahe, daß er nun⸗ mehr an die Parteien herantrete, durch deren Hilfe der Reichsregie⸗ rung die Durchführung ihres innen⸗ und außenpolitiſchen Programms möglich geworden ſei. Daher ſei er zur Fühlungnahme ſowohl mit den Sozialdemokraten wie auch mit der Deutſchnatio⸗ zalen Volkspartei entſchloſſen, um von ihnen zu erfahren, 3b ſie bereit ſeien, die Löſung der wichtigen in den kommenden Mo⸗ katen erſtehenden Aufgaben gemeinſam mit den bisherigen Koall⸗ onsparteien durch tätige Mithilfe an der Reichsregierung durchzu⸗ lühren. Ihn leite dabei der Gedanke der Volksgemein⸗ ſchaft, die alle Kräfte und Kreiſe des deutſchen Volkes umfaſſen ſoll, die durch die Tat bewieſen haben, daß ihnen die Rettung des deutſchen Volkes und der Wiederaufbau unſeres Vaterlandes auf dem Zoden der beſtehenden ſtaatlichen und geſellſchaftlichen Ordnung Auf⸗ zabe und Pflicht ſei. Man könne nicht verkennen, daß es im letzten Jahre ohne die entſcheidende Unterſtützung der ſozialdemokratiſchen Fraktion nicht möglich geweſen wäre, durch die der Regierung gege⸗ zene Ermächtigung auf dem Verordnungswege Deutſchland vor dem 4 virtſchaftlichen und ſozialen Chaos zu bewahren und die Politik hin⸗ ichtlich der Sachverſtändigengutachten und der Londoner Abmachun⸗ zen zu ſichern. Der Kanzler ſagte, er erachte es als ſeine Pflicht, die So⸗ zialdemokratie an der Mitarbeit in der Reichsregierung auf⸗ jufordern; andererſeits liege es auch imdringenden vater⸗ ländiſchen Intereſſe, die ſtarken in der Deutſchnatio⸗ kalen Volkspartei geborgenen nationalen und wirtſchaftlichen f Kräfte für poſitive Regierungsarbeit fruchtbar zu machen. Ange⸗ ſichts der ſeit Weimar währenden deutſchnationalen Oppoſition de⸗ grüße er den Beſchluß maßgebender Kreiſe der Partei, fortan nicht mehr beiſeite zu ſtehen, ſondern gemeinſam mit der Regierung den Weg zu beſchreiten, der nach ſeiner Ueberzeugung allein zur Rettung Deutſchlands führe. Eine andere Art wahrer Volksgemeinſchaft ſei aber für ihn nicht denkbar und er hege das Vertrauen, daß es an⸗ geſichts der dringenden Anforderungen der Stunde möglich ſein müſſe, alle Kräfte des deutſchen Volkes zuſammenzufaſſen, um Deutſchland wieder groß und frei zu machen. ** Preſſekommenkare zur Kanzlererklärung Berlin, 2. Oktober.(Von unſerem Berliner Büro.) Da⸗ Gcho, das die geſtrige Kanzlererklärung in der Berliner Preſſe, und zwar hüben und drüben findet, läßt deutlich erkennen, wie aus⸗ ſichtslos der Verſuch, eine einheitliche Front von Hergt bis Hilfer⸗ bing bilden zu wollen, iſt. Herr Marx iſt natürlich Parlamentarier genug, um das ſelbſt einzuſehen. Die Vermutung jlegt alſo nahe, daß es ihm darum zu tun iſt, den Beweis für die Unmög⸗ hichkeit einer ſolchen Kombination zu erbringen. Man hätte es alſo bei dem„Germania“⸗Interview mit einer taktiſchen Vor⸗ Die Anleiheverhanolungen Gute Ausſichten 2227 London, 2. Okt.(Von unſerm Londoner Mitarbeiter.) Die hieſigen Geſchäftskreiſe ſind über die Erfolge von Dr. Schachts und Dr. Luthers Verhandlungen betr. der deutſchen An⸗ leihe ſehr befriedigt. In der City herrſcht eine außerordentlich optimiſtiſche Stimmung, weil gewiſſe Sabotageverſuche der engliſchen Preſſe geſcheitert ſind. Aus zuverläſſiger Quelle verlautet, daß Morgan und die Bank von England den Entwurf des Anleihe⸗ vertrages als mit den Bedingungen des Dawesgutachtens der Lon⸗ doner Konferenz entſprechend anerkannt haben und daß der hier ein⸗ getioffene Finanzminiſter Dr. Luther den Vertrag für die deutſche Regzierung bald unterzeichnen kann. Die Anleihe wird in zwei Wäh⸗ kümgen ausgegeben,— der amerikaniſche Teil in Dollar, der engliſch⸗ eur 0 päiſche in Sterling,— die gleichzeitig in allen Ländern aufgelegt wenden. Man glaubt, daß zwei bis drei Tage dazu nötig ſind, um rein ſachlich bebeiligen würden. bereitung der eigentlichen Verhandlungen zu tun, die erſt nach dem Scheitern dieſes Planes einſetzen würden. Ueber den Weg, den der Kanzler alsdann einzuſchlagen gedenkt, verrät er natürlich nichts und kann er nichts verraten, da kein Feldherr ſeine Abſichten vor der Schlacht zu enthüllen pflegt. Der„Lokal⸗Anzeiger“ kennzeichnet die Lage richtig da⸗ hin:„Die Sache ſteht doch ganz klar ſo, daß Herr Marx ent⸗ weder auf die Sozialdemokraten oder auf die Deutſchnationalen wird verzichten müſſen“. Die Wahl wird ihm vielleicht nicht ganz leicht fallen, ſie dürfte aber nach Anſicht des deutſchnationalen Blattes durch die tatſächlichen Verhältniſſe kaum innerhalb ſeiner eigenen Partei ſo eindeutig vorgeſchrieben ſein, daß ſchwer an der Erweiterung nach rechts vorbeizukommen ſein wird. Die„Deutſche Tageszeitung“ macht darauf aufmerkſam, daß die Auffaſſung, die der Kanzler über die Haltung der ſozialdemokra⸗ tiſchen Fraktion im letzten Jahre geäußert hat, auf das ſchroffſte der letzten Erklärung der Deutſchen Volkspartei widerſpricht, in der be⸗ kanntlich feſtgeſtellt wird, daß die Sozialdemokratie ſich in dieſer Zeit als unfähig zu einer Mitarbeit an der Löſung der dringenden wirtſchaftlichen und ſozialen Probleme erwieſen hat und dadurch ſich ſelbſt ausgeſchaltet habe. Daß der Kanzler aber überhaupt mit den Sozialdemokraten verhandle, widerſpreche auch der Stellung ſeiner eigenen Partei gegenüber den Deutſchnationalen. Die„Kreuzzeitung“ bezeichnet die Ausführungen des Kanzlers höchſt ungehalten als„Utopien“ und erklärt kategoriſch: „Die Art der Volksgemeinſchaft, wie ſie ſich Herr Marx denkt, lehnen wir für unſeren Teil ab. Für uns kann die Naltee keibſ der⸗ mit einer international eingeſtellten marxiſtiſchen Partei ſelbſtver⸗ ſtändlich nicht in Frage kommen, ſie iſt eine glatte Unmöglichkeit. Die Deutſchnationale Volkspartei müßte ihre Grundſätze völlig ver⸗ leugnen, wenn ſie ſich zuſammen mit den Vertretern der Sozial⸗ demokratie an den Regierungstiſch ſetzte.“ Die in der Minderheit gebliebene Oppoſition der Deutſchnationalen ſucht ihrerſeits die ihr höchſt unliebſamen Ver⸗ handlungen nach Kräften zu ſtören. Der NReichstagsabgeordnete Schlange⸗Schöningen hat auf einer Tagung der Bismarck⸗ Jugend in Braunſchweig als letztes Ziel der Deutſchnationalen die Möglichkeit hingeſtellt, nunmehr auf parlamentariſcher Grundlage die Macht im Staate in die Hand zu bekommen. Man müßte kämp⸗ fen für den Tag, an dem unter den wehenden ſchwarzweißroten Fahnen die verlorenen Brüder ins Vaterhaus zurückgeführt würden. Das Heer werde dann nicht als ein Heer der Republik zurückkehren, ſondern wieder an ſeiner Spitze den deu ˖f. chen Kaiſer brin⸗ gen()). Man kann nicht gerade behaupten, daß deraxtige Aeuße⸗ rungen geeignet ſind, Herrn Marx ſeine ohnehin ſchwierige Aufgabe zu erleichtern. In der„Deutſchen Zeitung“ nimmt ein anderes Mitglied der deutſchnationalen Reichstagsfraktion, Dr. Everling, die Vor⸗ machtſtellung der Deutſchnationalen in Preußen in An⸗ ſpruch. Die gleichzeitige Regterungsumbildung in Preußen ſei für die Deutſchnationalen eine nationale Notwendigkeit. Für die Mittelparteien beſtehen noch parlamentariſche Möglichkeiten, ſie brauchten nur ihre Miniſter aus dem Kabinett Braun—Severing zurückzuziehen. In dem eigentlichen offiziellen Programm, mit dem die Deutſchnationalen an die Verhandlungen über die Regierungs⸗ umbildung herantreten, verlautet von ſolcher Abſicht nichts. Der„Vorwärts“, der im übrigen bezweifelt, daß die Beratun⸗ gen der bisherigen Regierungsparteien ſchon heute zum Abſchluß kommen könnten, bezeichnet als die deutſchnationalen For⸗ derungen, die auf dem deutſchnationalen Vertretertag aufge⸗ tellt worden ſind, folgende vier: 1. Wiederaufrollung der Kriegs⸗ ſchuldfrage, 2. Kein Eintritt in den Völkerbund ohne Rußland, 3. Aufhebung der Geſetze zum Schutze der Republik, 4. Löſung der Aufwertungsfrage im Sinne der deutſchnationalen Forderungen. Das„Berl. Tabl.“ ſchreibt, der Kanzler dürfte in den Vera⸗ tungen mit den Regierungsparieien vermutlich auch beſtimmte Richtlinien zur Sprache bringen, da er zur Beſchleunigung der Verhandlungen mit den beiden Flügelparteien dieſe Verhand⸗ lungen zu Grunde legen wird. Weil aber dieſe Richtlinien oder dieſes Regierungsprogramm allein auf die Lage des Reiches und ſeine unmittelbarſten außen⸗ und innenpolitiſchen Lebensintereſſen abgeſtellt ſind, ſo wäre es nach dem„B..“ zu begrüßen, wenn auch die Sozialdemokraten es unvoreingenommen prüfen und ni cht von vornherein aus taktiſchen Gründen ablehnen würden, und das umſo weniger, als mehr denn je alles dafür ſpräche, daß die Deutſchnationalen formell von ſich aus ſo wenig Schwierig⸗ keiten wie möglich machen werden, nur, um zunächſt einmal in die Regierung zu kommen. Die Sozialdemokratie müßte ſich, ſo meint das„B..“, eine ähnliche Stellungnahme zu eigen machen, wie ſie die breite Mehrheit des Zentrums und die Demokraten ein⸗ nehmen, die von der Zweckloſigkeit und außenpolitiſchen Schädlich⸗ keit der Verhandlungen mit den Deutſchnationalen ebenfalls über⸗ zeugt wären, die ein Zuſammengehen mit der Partei Hergts gleich⸗ falls grundſätzlich ablehnten, aber die ſich dennoch zunächſt an den nach rechts und links zu pflegenden Beſprechungen des Kanzlers die verſchiedenen Anteile der europäiſchen Länder feſtzuſtellen. Holländiſche, ſchweizeriſche und ſchwediſche Ban⸗ kiers verhandeln mit Dr. Schacht und Dr. Luther. Alle Vorbereitun⸗ gen ſind ſo raſch erledigt worden, daß man glaubt, die Anleihe vor Mitte Oktober noch auflegen zu können. Der genaue, von der Bank von England zu übernehmende Betrag, iſt noch nicht feſtgeſetzt. Es verlautet, daß er ſich zwiſchen 10 und 15 Millionen Pfund bewe⸗ gen wird. Ueber das Erträgnis und die Sicherheit der Anleihe herr⸗ ſchen in der City günſtige Ausſichten. 85 Die Drohung gewiſſer engliſcher Induſtriekreiſe, daß die angeb⸗ lich von Deutſchland erſtrebten Ziele, ausſchließlich die britiſchen Waren mit übermäßig hohen Zöllen zu belaſten, was zu einer Stockung der Handelsvertragsverhandlungen führe, und einen un⸗ günſtigen Einfluß auf die Anleiheverhandlungen ausüben könnte, hat ſich nicht beſtätigt. Die City ſieht in der Gewährung der Anleihe ihre eigenen Vorteile und hat keine Luſt, ſich in die Handelsvertragsver⸗ handlungen einzumiſchen. commerciale in Mailand anvertrauen und ausliefern mußte. Sie mel über den Ablauf ber Kontrolle vielerlei Deutungen zu. Soll Preis 10 Pfennig 1924— Nr. 457 nzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung pro ein⸗ 98951 e für Allgemeine Anzeigen 0,40.⸗M. Reklamen.—.⸗M. Für Anzeigen an beſtimmten Tagen 7 Stellen und Ausgaben wird keine Veramwortung über⸗ nommen. Höhere Gewalt, Streiks Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene oder beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von An⸗ zeigen. Auftr..Fernſpr.ohne Gewähr. Gerichtsſt. Mannheim. Caſtiglionis Glück und Ende 1 Der zufriedene Völkerbund (Von unſerem Wiener Vertreter.) Wien, 30. Sept. Nunmehr tritt das öſterreichiſche Parlament wieder zuſammen. Der Nationalrat wird eine ganze Reihe wichtiger Angelegenheiten zu erledigen haben und vor allem zu den Genfer Entſcheidungen über den Fortgang der Sanierungsaktion Stellung nehmen müſſen. Gilt es doch die Vorbereitungen für die pünktliche Erfüllung der 22 Punkte zu treffen, die in den letzten Verein⸗ barungen mit dem Finanzkomitee enthalten ſind. Wer aber heute in die Zeitungen blickt, der würde vergebens nach der entſprechenden Einbegleitung des großen innerpolitiſchen Ereigniſſes ſuchen. Die Spalten der Blätter ſind einem ganz ande⸗ ren und leider höchſt unerquicklichen Stoff gewidmet: dem Zu⸗ ſammenbruch Camillo Caſtiglionis. So hat denn auch ihn das mitleidloſe Schickſal ereilt, das in Oeſterreich unter den Nachkriegsgewinnern, unter den neuen Reichen, furchtbare Muſterung hält. In ihrer Mitte war Caſtiglioni bis vor kurzem der Mächtigſte, der Erfolgreichſte. Man ſagte von dieſem Kröſus, daß er nicht bloß das größte Vermögen in dem kleinen Donau⸗ ſtaat habe, ſondern, daß es in Europa nicht allzuviele gebe, die ihm an finanzieller Kraft gleichkämen. Jedenfalls hieß es, daß er die Rotſchilds weit überflügelt habe und das Palais, das er ſich in ihrer Nachbarſchaft ſchuf und das zu einem bedeutenden Muſeum ausge⸗ ſtaltet wurde, ſchien den Behauptungen recht zu geben. Doch dies war einmal... Das Märchen iſt auus * Oeſterreich ſah in den letzten Jahren die verſchiedenſten Menſchentypen plötzlich emporſteigen und jäh ins Dunkel zurück⸗ 1 ſinken. Monatelang beherrſchte Richard Kola das Feld, ein groß⸗ zügiger Geldverdiener mit literariſchem Ehrgeiz. Wie oft unter⸗ brach er die Verwaltungsratsſitzungen, weil er ins Theater mußte, um eine Kritik über irgend einen kleinen Schauſpieler zu ſchreiben. Seine Erinnerungen an dieſe Tage veröffentlichte er unter dem Titel„Rückblick ins Geſtripe“. Es 5 nun ſchon das Vorvorgeſtrige. Nach dieſem Romantiker kam der Realiſt Veitſchlaeger, einer der letzten Barone der Zeit Kaiſer Karls. Zwiſchen Zürich und Buka⸗ reſt dehnte ſich der Herrſchaftsbereich dieſes Vielbeneideten und. Weitgereiſten, dieſes Bergwerksbeſitzers und Getreidehändlers aus. In Wien wollte er ein erzherzogliches Schloß zu ſeiner Reſidenz erheben. Doch des Geld ging früh aus. Wie gewonnen, ſo zer⸗ ronnen. Auch die beiden Brüder Bronner, die mit tſchecho⸗flowakiſchen Kronen nach Oeſterreich kamen als die Infla⸗ tion begann, ſind heute erledigt, abgetan. Die ehemaligen Brannt⸗ weinhändler in einer Provinzſtadt griffen mit der Unbekümmert⸗ heit der Jugend zu, ſchoben ſich ſoweit vor, daß ihnen mittlerweile 10 zuſammengebrochene Banken untertan wurden und daß ſie dienſt⸗ fertige Sänger bereits als die Männer der Zukunft, als die eigent⸗ lichen Sieger auf dem Kampffeld des Verdienens prieſen. Immer⸗ hin hatten ſie gegenüber anderen das voraus, daß ſie perſönlich be⸗ ſcheiden bleiben, den Stammtiſch im Kaffeehaus den prunkvollen Salons vorzogen und, wie man hört, gerne im Stillen die Not lindern halfen. * „Unter all den Emporkömmlingen ragte Camillo Caſtiglioni an Willensſtärke und Intelligenz hervor. Dieſer engentlich häßliche Mann zog die Menſchen, mit denen er zu tun hatte, in ſeinen Bann. In Trieſt geboren, beſaß er die Lebhaftigkeit des Südlän⸗ ders, zugleich aber auch eine Rückſichtsloſigkeit, die ihn über Leichen gehen hieß und die ihn in die verſchiedenſten Affären verwickelte. Wirkliche Freunde hatte Caſtiglioni wohl nie; an Bewunderern ſei⸗ nes„finanziellen Genies“ fehlte es jedoch nicht. Als der Weltkrieg ausbrach, war Eaſtiglioni alles eher denn wohlhabend und in einem Wiener Fabrikunternehmen tätig. Daß es ſich juſt um die Gummibranche handelte, gereichte ihm zum Heil. Die Konjunktur kam Caſtiglioni zuſtatten und wurde von ihm gierig ausgenützt. In der Nachkriegszeit trat er an die Spitze der Wiener Depoſitenbank mit deren Mitteln er den Grund züu ſeinem Rieſenvermögen legte. Als er die Präſidentenſtelle ver⸗ laſſen mußte, trug die Bank, die in dieſem Jahre die Schalter zu ſchließen gezwungen war, bereits den Todeskeim in ſich. Caſtiglioni konnte dagegen allmählich Herr über die Export⸗ und Induſtrie⸗ bank in Wien, über ein Prager und Budapeſter Finanzinſtitut, über die Alpine Montan⸗Geſellſchaft— der der Erzberg, ein weſent⸗ licher Teil des öſterreichiſchen Nationalvermögens gehört— und über Dutzende andere große Unternehmungen werden. Der Bau des Reichstums machte den Eindruck der Unerſchütterlichkeit. Aber die Spielerleidenſchaft zerſtörte, was der beſte Verſtand aufgerich⸗ tet hatte. Waghalſige Spekulationen ſchlugen fehl, hunderte Mil⸗ liarden wurden verloren. Schließlich erreichte die Immobiliſierung einen Grad, daß ſich Caſtiglioni ſeiner Hauptgläubigerin, der Banca ſandte ihren Direktor Roſſi nach Wien, der eine Art Vor⸗ mundſchaft ausüben ſollte. 5 Dank dieſer Hilfe wäre Caſtiglioni vielleicht zerſchunden und auf Krücken aber dennoch aufrecht davon gekommen, wenn nicht das Gericht für ſeine Geſchäfte Intereſſe gezeigt hätte. Klagen liefen ein und in der vorigen Woche faßte die Wiener Staatsan⸗ waltſchaft den Beſchluß gegen Gabriel Neumann, den General⸗ bevollmächtigten des Hauſes Caſtiglioni, gegen Paul Goldſtein, den früheren Leiter der Depoſitenbank Haftbefehle und gegen Caſtiglioni ſelbſt einen Vorführungsbefehl zu erlaſſen. Nur ſchade, daß ſich alle drei gegenwärtig außerhalb Oeſterreichs aufhalten * Die Börſe hat die Nachrichten über dieſe Ereigniſſe mit Ruhe vernommen. Ueber die weiteren Folgen kann man ſich noch keine klare Vorſtellung machen. Camillo Caſtiglioni, der ſich ſeit dem Umſturze als italieniſcher„Patriot“ gebärdete— früher war er ein Wene e Oeſterreicher— hat mit ſeiner Perſon unzählige Exiſtenzen verknüpft. Er beſaß drei Tageszeitungen, er erhielt, wenn auch nicht allein, ein Theater in Wien. Wie wird ſich alſo der finanzielle Auflöſungsprozeß geſtalten? Hoffentlich läuft der Einzelfall als Einzelfall ab und die Säuberung, die ſich ſeit Monaten vollzieht, unter Wehen und Schmerzen abſpielt, kommt nun zum Abſchluß. Es wäre ein unverſchuldetes Unglück, wenn Oeſterreich für den„Italiener“ Caſtiglioni büßen müßte. 7* Der Sturz Caſtiglionis wird natürlich auch auf das Parla⸗- ment ſeinen Schatten werfen. Der Völkerbund hat eine Ent⸗ ſchließung angenommen, in der er ſich„zu den Fortſchritten der Geſundung Oeſterreichs“ beglückwünſcht. Leider kommt aber dieſe Befriedigung in den Bedingungen, die das Finanzkomitee Mitte September aufſtellte, nicht ſehr zum Vorſchein. So läßt die For⸗ 5 Reue Mannhelmer Jeitung(Mittag⸗Nusgabe) Donnerskag, den 2. Oktober 1924 Herrſchaft des Generalkommi „wenn die allgemei Vertrauen einflößt“. man es an Entgegenkomm in dieſem Jahre 621 Mill bloß 495 Mill für Inveſtitio jedoch, es wär reich in finanzie was in Genf auch ge maligen Tagung des ter anderem erſt auf⸗ in Genf„genügen⸗ 5 Normalbudget hat Während Heſterreich aucht, darf es 1925 llionen Goldkronen er Dr. Seipel betonte P un geweſen, daß Heſter⸗ n ausgeſprochen werde, eigentlich von d erwartetl R ne Wirtſchaftslage“ Auch inbezug auf da en mangeln laſſen. ionen Goldkronen br ben, wozu noch m hauptſächlich Hinſicht das Vertrauer Aber man hat Völkerbundes mehr eeeeeeee e rarerr Der Eindruck in Amerika (Spezialkabeldienſt der United Preß) Caſtiglionis Zuſammenbruch hatte eine giſche Wirkung auf die hieſigen Wiederholung der Kriſe befürchtet, wie des letzten Bankzuſammenbruchs darſtellt. eiſen darauf hin, daß dieſ ür ſei, daß das öſterreichiſche B reformbedürftig wäre. miſtiſche Anſicht nicht und mein eine erſtaunliche Leben dung ungewöhnlicher S Newyork, 1 Okt. ungünſtige pfſycholo Finanzkreiſe, da man eine ſie ſich als Folge Sachverſtändige w er Zuſammenbruch ein ankſyſtem dringend. Andere wiederum teilen dieſe peſſi⸗ en, daß die öſterreichiſche Induſtrie sfähigkeit gezeigt hätte bei der Ueberwin⸗ chwierigkeiten. Die Handels vertragsverhandlungen in paris Begrüßungsanſprache Herrioks ch en Handelsvertragsver⸗ nachmittag 3 Uhr in Parfs mit ſterlum des Aeußeren eröffnet. Der rriot hielt dabei folgende An⸗ ßt die deutſche Delegation Wir ſehen mit Ver⸗ ihrer Verwaltung, lichkeiten gewählt dazu berufen er⸗ zu unternehmenden ine ſichere Gewähr handlungen unter der Au⸗ ters geführt werden. r Bedeutung für die Verhandlungen m guten Ende geführt ationsproblems ch⸗franzöſif n wurden geſtern en Sitzung im Mini Miniſterpräſident He g der Republik be unft auf dem B handlunge einer einleitend „Die Regierun bei ihrer Ank gnügen, daß die deu erung als Vertretun ihrer Landwirtf Fachautorität in h zur Mitarbeit in dem Erfahrungen e hat, die durch ihre ſcheinen: Fronkreich Werk Männer au für die Methode Ssgeſucht, deren bieten, unter d Handelsminiſf n, deren Ereigniſſe der Nation ſein können erſcheinen, die wir kür Die Regelung des war offenbar die Grundla der wirtſchaftlichen B Dieſe Regelung iſt nach wollen hoffen, daß ihre Aus Bei Ihrer Aufga weiter daran zu f ſchen Frankreich und Deu ſchen Ereigniſſen der letzt trächtlich. Die Ziff Bedeutung war. Länder, die beide ſtarke Errungenſchaften der W̃ er mannigfachen Erzeugniſſe ih gegenſeitig ungeheure d Nach dem franzöſiſchen M „müſſen als logiſche Folge der zlich in London ſchwierigen Reyar für jede ſpätere Aktion zu eziehungen zwiſchen den beide gen Veratungen erzielt worden. Wir ig durch nichts geſtört wird. ſich alſo darum, jetzt tzten Austauſch zwi⸗ Vor den tragi⸗ eſer Austauſch ſehr be⸗ Teile von gleicher daß dieſe beiden ſigen und beide fortgeſetzt die g bringen, durch rer Tätigkeit und ihres ienſte erweiſen können.“ iniſterpräſidenten ergriff der deutſche Bolſchafter v. Hoeſch das Work zik folgender Rede: „Herr Miniſterpräſidentl liebenswürdigen Worte, mit d grüßt haben, meinen Dank au aufrichtige Wunſch der de nenden Wirtſchaftsverhandlunge beide Länder annehmbar ſind. deutet nach dem durch die L Anfang den Beginn einer Wiederherſtellung e, meine Herren, hand chreiten, und einen ſchland möglich en Jahrzehnte war di ern beweiſen, daß es f beſte Beweis dafür, 57 Induſtrien be e Etw. Exzellenz ſpreche ich für die enen Sie die deutſche Delegation be⸗ 48. Ich kann verſichern, daß es der egierung iſt, die heute begin⸗ n zu Ergebniſſen zu führen, die für Die heutige Eröffnungsſitzung be⸗ ondoner Korferenz gemachten glücklichen neuen Etappe auf dem Wege zur Beziehungen zwiſchen ſt das Ziel verfolgt worden, chaft und Finanz, —— ebhiet der Wirtſ ntereſſen zu verpflanzen. ihnen zu Ergebniſſen herſtellung der wirt⸗ ch und Deutſchland ſein chritt auf dem Wege zur Rege⸗ chen beiden Ländern zurück⸗ der Güteraustauſch en nach Möglichkeit erherſtellung der euro⸗ ſt das Ziel, das zuſtande pereinigten Delegationen für das Wiederaufblühen das Reparationsproblem in das G. d. h. in das Gebiet der prakti den, wenn wir in ren Schritt zur Wieder en zwiſchen Frankrei kemmen, eiren weite ſchaftlichen Beziehung und damit zugleich einen weiteren S lung der geſamten Bezie hung Bedeutend war vor tſchland. Dieſ zhpiſchen Frankreich und Deu eder zur Wied Wüderherzuſtellen und damit wi fäiſchen Wirtſchaft überhaupt beizutragen, i den muß. Aufg wird es ſein, zu verſuch des deutſch⸗franzöſiſ ſchätze nicht die en, die Grundlage chen Warenaustauſch⸗ Schwierigkeiten, die entſtehen könnren und entſtehen werden. gkung, daß die Schwierigkei dieſem Sinne wünſ ihrem Werk.“ teilte der franzöſiſche Min: eiten am beutigen Donners Handelsminiſters ſterzum ihren Anfang nohmen, worauf er die Anſchluß daran deutſchen Deb⸗ bei den Verhandlungen Ich habe die feſte ten ſich überwinden laſſen werden. che ich den vereinigten Delegationen Glück zu ſterpräſident Herriot mit, tag unter dem Vor im Handelsmini⸗ Sitzung aufhob. Im fand ein Betſammenſein de Quai'Orſay ſtatt. Verten in einem Salon des der franzöſiſche Hande Sitzung mird ihm der Führer der deutſ Wort ergreifen worauf antworten wird. Loucheur wird Sotſchaſter in Berlin ellung einer vom„Matin“ verbreitelen ehende diplomatiſche Veränderungen teilt der daß folgende Eernennungen t beſchloſſen werden würden: zum Miniſter Loucheur, zum Botſchafter in Berlin, de Mar⸗ ige franzöſiſche Ge⸗ riau und zum Botſchafter in Madrid ſche Angelegenheiten am Qua Der Unterdirek chen Delegation Offenbar zur Richtigſt Nachricht über bevorſt „Temps“ mit, daß er durch den nächſten Miniſterialra ter in Berlin der ehe ter beim Quirinal der jetzige ſchafter in London der ſeg zu wiſſen glaube, guerie, zum Botf ſandle in Peking, der jetzige Director für politi Peretti della Rocga. gelegenheiten am Quai d Orſay. und der Unterdirektor rektor für politiſ tor für politiſche An⸗ tt en die Stelle Peweie heiten Seydoux wird Un⸗ für Handelsangelegen m Miniſterium des Aeu⸗ che Angelegenheiten i Der Generalſturm auf Schanghai (Spezialkabelnachricht der United Preß) S Schanghal, 1. Okt. weilig aufgehört. tägigen Angriffen von gehalten. Nachrichten aus Muk offenſive auf Schanghai Der Wel Schanghai eingetro ſen kämpfenden Parteien hinwegzu lich chineſiſche Flugzeuge ſeiner hatten, daß er zu keiner der kämpf rſchauer Melropolitenmörder. chenko wurde für zu 12 Jahren Zuch Die Kämpfe an der Front haben zeit⸗ t erfolgreich den drei⸗ hſuns Truppen ſt an d⸗ daß die General⸗ heute morgen bego Es gelang ihm unbeh elligt über die e 1* her Parteien 5 u ee 0 Das Arteil gegen Wa malige Archümandrit Smana mordung des Metropoliten Georg 83. 4 2 eeeee e ee erbee e Die Senfer volkerbundstagung Am die vermeidung kriegeriſcher Konflikte In der geſtrigen Vormittagsſitzung der Völkerbundsverſamm⸗ lung, die ſichtlich unter dem Zeichen der Ermüdung ſtand, erſtattete olitis⸗Griechenland namens richt über den nunmehr im endgültigen Bericht vorliegenden Teil des Protokolls, der ſich auf die Schiedsgerichtsbarkeit bezieht. Politis hob die abſolute Neuartigkeit der Beſtim⸗ mung hervor, wonach der Angriffskrieg ein Vergehen gegen die Soureräntität der internationalen Gemeinſchaft 1 ein inter⸗ nationales Verbrechen darſtellt, auf deſſen Verhinderung und Be⸗ ſtrafung das ganze Protokoll hinzielt. Beſonderen Nachdruck legte Politis dann auf die Beſtimmungen über den Angreifer, zu deſſen Ausfindigmachung man ein delikates, aber glatt ineinander grei⸗ fendes Syſtem aufgeſtellt habe, das ſich in der Praxis ſicherlich be⸗ fühden werde, wenn der gute Wille vorhanden ſei, es durchzu⸗ führen. Darauf nahm Beneſch das Wort, um namens der dritten Kom⸗ miſſion über die Frage der Sicherheit und der Abrüſtung zu be⸗ richten. Er gab in Ergänzung des Berichtes von Politis beſonders eine Darſtellung des Axtikels, die ſich auf die Sicherheit und Herab⸗ ſetzung der Rüſtungen beziehen, d. h. wie er erklärte, auf die Mög⸗ lichkeit der Entſtehung eines Konfliktes, der trotz der Beſtimmungen über die Schiedsgerichtsbarkeit ausbrechen könnle. Inſofern fügt ſich dieſer Teil alſo an den erſten Teil an. Der Teil über die Sicherhett müßte das Getriebe der Sanktionen ſozuſagen automaliſch auslöſen, wenn die Staaten, die ſich auf das Protokoll verpflichten, zu dem Syſtem vertrauen wollen. Die Beſtimmung für die Feſt ſtel⸗ lung des Angreifers ſei deshalb ſo ſchwierig geweſen, weil man beſonders draſtiſche Beweiſe für ſeine Verantwortlichkeit brauche. Man habe deshalb ddrei befondere Mittel in Er⸗ wägung gezogen: 1. die Einrichtung entmilitariſierter Zonen; 2. die vom Rat vorzunehmenden proviſoriſchen Maßnahmen, wie beiſpielsweiſe der Befehl, die Truppen zurückzuziehen, einen Waffenſtillſtand anzunehmen, Truppenbewegungen aufzuhalten uſw. 3. die möglichen Kriegsvorbereitungen zu beobachten und nicht nur den vollendeten Aigriff, ſondern auch bereits die Angriffs⸗ drohung in den Bereich der Maßnahmen des Rates einzubezishen. Infolge des engen Zuſammenhanges, der zwiſchen dieſer Frage und der Abrüſtungsfrage beſteht, iſt der Beſchluß gefaßt worden, das Protokoll erſt dann in Krafttreten zu laſſen, wenn der Plan, den die Abrü ſtungskonferenz auszuarbeiten hat, durch geführt ſein wird. 7 Beneſch ſchloß mit der Betonung der ungeheuren Aufgabe, die ſich die fünfte Völkerbundsverſammlung geſetzt habe: den Krieg unmög⸗ lich zu machen. Durch den Mut, mit dem die Bälkerbundsmitglieder die heikelſten Probleme hier aufwarteten, die ſeit Jahrhunderten die Völker beſchwerten, hätten ſie ſich ein wirkliches Verdienſt erworben. Wir haben Gedanken in die Welt geſtreut, die ſich ihren Weg un⸗ widerſtehlich bahnen werden wie eine Lawine und der Gedanke der friedlichen Beilegung der Konflikte zwiſchen den Völkern wird nicht mehr verſchwinden. Wir hoffen, daß die Protokolle ratifiziert wer⸗ den und in Kraft treten werden und wollen nicht glauben, daß, wenn dies nicht geſchieht, es ſo wäre wie früher. Die Schwierigkeiten, die dann entſtehen könnten, wären viel größer als diezenigen, die vor unſerer Arbeit beſtanden haben. Beneſch kündigte dann noch an, daß er das Protokoll namens der Tſchechoflowakei unterzeichnen werde und daß er dafür ſorge, daß es von ſeiner Regierung auch ratifiziert werde. Dieſe Erklärung und die übrige Rede Beneſchs fand den leb⸗ haften Beifall der Verſammlung. Die Sitzung wurde darauf auf nachmittags vertagt. 20—— Rebner ſprach am Nachmittag der holländiſche Dele⸗ gierte Loudon. Nach der Erklärung Loudons, daß man mit dem Protokoll einen ungeheuren Fortſchritt gemacht habe, beſtieg der frühere franzöſiſche Miniſterpräſident Bria nd unter ſtürmiſchem Beifall der ſammlung die Tribüne. Er führte u. a. aus: Im Namen der franzöſiſchen Delegation und in voller Uebereinſtimmung mit der Regierung meines Landes erkläre ich, daß Frankreich das Protokokl zu unterzeichnen bereit iſt und daß es auch von Frankreich vatifiziert werden wird. Ich empfinde hier auf dieſer Tribüne die ſtärkſte Bewegung, die ich jemals in der langen politiſchen Laufbahn meines Lebens empfunden habe. Ich erkläre es für die größte Verleümdun g, die man Frankreich antun könnte, wenn man ihm vorwirft, es wollte bis an die Zähne be⸗ waffnet bleiben, um eine ſtändige Gefahr für die Menſchheit und Europa zu ſein. Auf den Appell von Waſhington hin hat Frankreich ſofort geantwortet. Es hat faſt 50 Prozent ſeiner Streit⸗ kräfte zur See geopfert. Es wird ebenſo bereit ſein, an der Ab⸗ rüſtungskonferenz von morgen mitzuarbeiten. Briand führte zum Schluß aus: Es iſt für Frankreich eine Ehre, dieſes Protokoll an⸗ zunehmen und es iſt für mich die alücklichſte Minute meines Lebens, deß ich hier die vorbehaltloſe Zuſtimmung Frankreichs überbringen kann.(Stürmiſcher Beifall in der ganzen Verſammlung). Der enaliſche Delegierte Lord Parmoor gab die Erklärung ab. daß die enaliſche Delegation bei ihrer Reaierung und ihrem Par⸗ lament ihren ganzen Einfluß aufhieten werde, daß dieſes Proaramm endaültia angenommen wird. Wir baben nicht die Abſicht, aus dem Rate des Völkerbundes einen Ueberſtaat zu machen. Ich muß mich deaen die Meinuna wenden, daß die britiſche Reaierung dem Völkerbundsrat ihre Armee und Flotte für die Sank⸗ gonen zur Verfüaung geſtellt hätte. Lord Parmoor betonte. daß die Abrüſtung Ziel und Zweck der ganzen Abkommen ſei und zwar die Abrüſtung bis zu dem in Art. 8 des Paktes geforderten Minimum, das mit der nationalen Sicherheit vereinbar ſei. Solange die Ab⸗ rüſtungskonferenz nicht ein beſtimmtes Programm zur Herabſetzung der Rüſtungen beſchloſſen und durchgeſetzt kat, ſolange können auch die Veſtimmunaen über die Schiedsgerichtsbarkeit und die Sanktto⸗ gen nicht in Kraft treten. Am Schluß ſeiner Ausführungen erklärte Lord Parmoor, man könne hoffen das Ziel zu erreichen, wenn man den Glauben und die Kraft zum Glauben aufbringe. Der italieniſche Senator Scialoja rühmte die Mitarbeit der italieniſchen Deleqation und ſprach ſeine Genugtuung darüber aus, 1275 der Gedanke der obligatoriſchen Schiedsgerichtsbarkeit geſieat abe. Quinones de Leon⸗Svpanien gab der Hoffnung Ausdruck, daß das Protokoll ſobald wie möalich in Kraft treten werde. Präſident Motta erklärte, daß es nur möolich ſein werde, die Debatte moroen vormittag zu beenden, wenn ſich alle Redner auf 10 Minuten beſchränkten. Er wünſche aber nicht, eine ſolche Be⸗ ſchränkuna aufzuerlegen und miederhole desbalb den Vorſchlaa eink⸗ der Delegierten, eventuell eine Nachtſitzung abzuhalten. Auf Antraa des kuhaniſchen Delegierten wurde ein Nachtſitzung für 9/6 Uhr beſchloſſen. Darauf erklärte noch Humans⸗ Belgien, er überbringe die volle Zuſtimmuna der belgiſchen Miſſion zu den vorläufigen Reſolu⸗ tionen. Die ſapaniſchen Einwände (Spezialkabeldienſt der United Preß) Tokio, 1. Okt. Der Miniſter des Aeßern Shidehara ge⸗ währte einem Vertreter der United Preß ein Interview, in dem er über die Haltung der japaniſchen Delegation in Genf Erklärungen abgab. Die Delegation hat in Genf proteſtiert, nicht um die Ein⸗ wanderungsfrage dem Völkerbundsrat zur Verhandlung zuzuweiſen, ſandern weil ſie der Anſicht iſt, daß das vorgeſchlagene Protokoll die Abſchaffung des Kriegs nicht gewährleiſtet. Es dürfte, führte der Miniſter weiter aus, keine unterſchiedliche Behandlung in Fragen der internationalen und der inneren Politik eines Landes gemacht werden, da beide eng miteinander verbunden ſind, daß dee eine auf die andere den größten nur denkbaren Einfluß ausübt. zu verguicken. 0 der erſten Kommiſſion den Be⸗ der Zuſammenſtoß im Mainzer Tunnel Der Hergang der Kataſtrophe Mainz. 2. Okt. Ueber den Hergang des Eiſenbahnunglücks, von dem wir geſtern kurz berichteten, erfahren wir folgende Einzel, heiten: Der um 12.14 Uhr hier abfahrende Baſeler Schnellzug war infolge eines Defektes gezwungen, im Tunnel zu halten. Auf ihn fuhr der um 12.18 Uhr in Mainz abgehende Wormſer Perſo⸗ nenzug im Tunnel auf, wobei die Maſchine des Perſonenzuges unt) die letzten Wagen des Baſeler Schnellzuges ſtark beſchädigt wurde Der vordere Teil des Schnellzuges konnte ſeine Fahrt fortſetzen. 7 Strecke iſt geſperrt. Durch den Zuſammenſtoß wurden mehr⸗ Perſonen getötet und verletzt. Die Bergung der Toten und letzten aus dem Tunnel geſtaltet ſich ſehr ſchwierig. Hilfskolonnn Feuerwehren aus Mainz und Umgebung und auch franzäſiſck z Militär ſind alsbald zur Unfallſtelle abgegangen. Weiter wird gemeldet: Die zwei letzten Wagen des Schnellzug auf den der Wormſer Perſonenzug auffuhr, ſind vollſtändig ine „„* ander geſchoben. Bis jetzt ſind als Opfer des Unglücks feſtgeſt 1 fünf Tote, zwölf Schwerverwundete und ſen Leichtverwundete. Zwei Tote und vier Verwundete wurk 1· in das ſtädtiſche Krankenhaus gebracht. Die Namen dieſer To hen ſind: Arthur Struwe, Hamburg, Dammtor 32 und Georg Eng„ Friedberg, Ritterſtraße 28. Die Namen der vier Verwundeten ſi: Krüger⸗Berlin⸗Lichterfelde, Müller⸗ Pforzheim, S pah Kaſſel, Kennecke⸗Holzhauſen. Die anderen Toten und Verw⸗ deten ſind im franzöſiſchen Militärlazarett untergebracht word f. Die Bergungsarbeiten haben bis ſpät in den Abend hinein angede ert. Sie wurden anfangs ſehr erſchwert durch die Gas⸗ und Dam; atmoſphäre im Tunnel und durch die mangelhafte Beleuchtung.(s gelang erſt gegen 43 Uhr nachmittags die elektriſchen Scheinwerf r elnzuſetzen. Ueber die Urſache des Unglücks iſt Authentiſches nt 9 nicht bekannt, doch vermutet man, daß die Luftdruckbremſe verſa zt hat. Die Unfallſtelle iſt ſtreng abgeſperrt. 14 Tote und ebenſoviele Schwerverletzte Mainz, 2. Oktober. Ju dem ſchweren Eiſenbahnunglück 1 fahren wir noch, daß ſich die Jahl der Token auf 14 und? Jahl der Schwerverletzten auf ebenfalls 14 erhöhen dürf Die Perſonalien der Toten konnken noch nicht vollſtändig feſtgeſte it werden. Die Perſonalien eines Kindes, das in das ainzer Kra. kenhaus eingebracht wurde und ebenfalls verſtorben iſt, konnt n nicht ermittelt werden. Im franzöſiſchen Militärlazarelt verſig b ein Beamter der franzöfiſch⸗ belgiſchen Eiſenbahnregie, der ſich n -Jug befand. An der Trümmerſtäkte iſt die Mainzer Jeuern zuſammen mit Regiebeamten und einem ſtarken Aufgebot ſe ſiſcher Truppen damit beſchäftigk, die im Tunnel zuſammengetri benen Wagen frei zu machen und die Ueberlebenden zu bergen. eeee; Pazifiſtenaustauſch Anerhörte Provokationen eines franzöſiſchen Beelin, 2 Okt.(Von unſerem Verliner Büro.) Die deutſche Liga für Men ſchenrechte beabſichtigt ihre Propaganda für eine deutſch⸗franzöſiſche Verſtändigung im Laufe deg Oktober noch zu verſtärken. Die Probe, die ſie uns in Ge uf gele⸗ fert hat, war freilich im höchſten Grade unerfreulich. Man Will jetzt im A ustauſch deutſche Pazifiſten nach Frankreich und fran⸗ zöſiſche Pazifiſten nach Deutſchland ſchicken. Im Berlin bat geſtern der Profeſſor an der Sorbonne, Vietor Baſſch. Paris geſprochen, der durch ſeinen Eintritt für Dreifuß bekannt geworden iſt. Herr Baſch ſprach ganz einſeitig vom franzöſiſchen Standpunkt aus, er legte den Dautſchen nahe, daß wie in Frankreich und Englarid ſo auch in Deutſchland der Lintsblock zu erreichten ſei(). Nur weil in Deutſchland die Reaktion noch herrſche, komme es, dea⸗ Deutſchland den Franzoſen im Kriege 10 Provinzen verwüſtet ha be und nach nicht ſeine moraliſchen Verpflichtungen zum Schaderts⸗ erſatz für Frankreich einſehen kann. Die Krtegsſchuldfragſe meint Baſch weiter, gehöre überhaupt nicht in die Politik, ſonde an in die Archive und Säle der Wiſſenſchaft. Leider dämmere den »Pazifiſten Weiter wandte ſich Miniſter Shidehara gegen die offenkundige ameri⸗ Franzoſen dieſe Erkenntnis reichlich ſpät auf, denn ſie haben lze⸗ konntlich das deutſche Kriegsſchuldbekenntnis zur Grundlage des Verſailler Vertrags und ihrer geſamten Politik gemacht. Herr Ba ſch tadelte es ferner, daß Deutſchland, dem ſich in Genf alle Hän de in voller Herzlichkeit entgegengeſtreckt haben, ſich immer noch viyn dem Eintritt in den Völkerbund fernhalte. Wir können nur ſagen: Derartige Aeußerungen eines Sto ck⸗ franzoſen, der von ganz einſeitigen. Geſichtspunkten aus u r⸗ teilt, können kaum eine andere als aufreizende Wirkung a uf Deutſchland ausüben. Wenn, was freilich kaum e die deutſchen Austauſchpazifiſten, Graf Harry Keßler, Gerlach und Herr Gu mbel⸗heidelberg ſich in ſolchem Sin ne wollten, wie Baſch das augenblickl ich in Deutſchſand tut, ſo wür man ſie vor ichtli an die Luft ſetzen. Aeuefichtlieh kurzerha nd Letzte Meldungen Die Beſprechungen des Reichskanzlers mit den Parteien über die Frage der Regierungserweiterung nehmen, wie nunme feſtſten am Donnerstag Nachmittag 725 Uhr ut einer Konfere 1 der Führer der Regierungsparteien beim Reichskanzler ihren A n⸗ enn. 155 e 8 15 Beſprechungen des Reichs kar z. nit den Deutschzaldemokraten folgen, am Sametag die Kopfere mit den Deutſchnationalen. 5 e ne Freigabe der Duisburg-Ruhrorter Häfen Eſſen. 2. Okt. Geſtern iſt auf Grund der Dü 5 handlungen der Duisbur g⸗Ruhrorter 25* franzöſiſchen Beſatzung f reigegeben worden. Ebenſo werde n ſämtliche beſchlagnahmten privaten Niederlagen in Ruhrort de n Eigentümern zurückgegeben und alle weiteren Beſchränkungen ar if dem Hafenamt und dem Schleppamt aufgehoben, ſodaß der Zuſtan d wie vor dem 10. Januar 1923 wiederhergeſtellt iſt. 8 Grubenunglück Eſſen, 2. Okt. Auf der Zeche„Karl Funke“ in Heiſingen, a⸗ der erſt kürzlich ein Unglück eine Anzahl Opfer non me r⸗ letften forderte, entſtand durch die Ex loſfon eines Oelſchalter 3 auf der vierten Sohle ein Brand, der ſich auf die dritte Sohle au z⸗ breitete. Die in der Grube befindlichen Leute waren von der Au z⸗ 1 5 ecnc gu ſorbern. Pennſcalten gelang 8 edoch, fämtliche ordern. Drei M itten ein Nace esee ann erlitten ein e ———— 2. newnork, 1. Ott(Spezialtabeldienſt der u feſſor Bonm erklärte bei dem ihm zu aaclnited Prez) Iro Bondklub, daß die Anleihe g leihe eine areifbare Realität und keine Muthe wä ben erde, döen e ale dee ſanchanne knargenüber ber Antehee Kil len merde. ebenſo wie die ſonſtigen ihm aus dem Dawesvertrac—5 wachſenden Aufaaben, wenn es in die Laaeer ſeſt würde, die 4 5 un. Eine eigene Saarwährung. Der franzöſi e a.gg og 1f kaniſche Tendenz, dieſe Angelegenheit mit der Einwanderungsfrage S einer eigenen Währung für das Saarge 8 mge⸗ — . 73 e 12 1555 ſtieg oft verwiſcht, Donnerstag, den 2. Oktober 1924 Neue Mannheimer Jeitung(Mittag⸗RAusgabe) 3. Seite. Nr. 457 Fortſchritte in der Wohnungsfürſorge Von Guſtav Adolf Platz, Stadtbaudirektor, Mannheim Ueberſchaut man die Entwicklung des Wohnungsbaues nach dem Kriege, ſo kann man mit einer gewiſſen Befriediaung allmählichen Fortſchritt erkennen, eine Wendung zu zweckvollen Maßnahmen und Beſchlüſſen. Allzulange war uns der Weg zu einer geſunden, um⸗ faſſenden Wohnungspolitik verbaut. Es hat fünf Jahre gedauert, bis die Erkenntnis von dem Widerſinn der Mietenbeſchränkung ſich o weit durchgeſetzt hat, daß die Geſetzgebung zur Förderung des Wobnungsbaues auf neue Grundlagen geſtellt werden konnte. Ver⸗ geſſen wir nicht, welche Strecke zurückgelegt werden mußte, bis ſich die Geiſtesverfaſſung des durch Geſetz beſchützten Mieters von Grund aus gewandelt hat. Vergeſſen wir nicht, daß es harter Kämpfe be⸗ durft hat, um die Neubauten von der Zwangswirtſchaft zu befreien, und den Geſetzen der Volkswirtſchaft in der Wohnungsvpolitik Gel⸗ tung zu verſchaffen. durch deren Ausſchaltung wir fünf Jahre lang unſere freie Wohnungsproduktion vollſtändig abgedroſſelt haben. Wer von allmählicher Annäherung der Mieten an ihren Friedenswert ſprach(und mancher Fachmann waate das), wurde als ſonderbarer Schwärmer verlacht. Heute iſt dieſer Ausdruck in die Geſetzgebung aufgenommen, von der hier geſprochen werden muß. Der Gedanke, die nun einmal vorhandene Spanne zwiſchen feſtgeſetzter Miete und erforderlicher Rente für den Wohnungsbau wegzuſteuern, fand im Jahre 1922 ſeine Verwirklichung in dem Ge⸗ ſetz über die Wohnungsabaabe. Deren Erträaniſſe wurden dem Bau neuer Wohnungen durch Hergabe von Zuſchüſſen nutzbar gemacht, die nach Ablauf eines längeren Zeitraumes(nach 20 Jahren) in Höhe des rentierlichen Aufwandes zurückzuzahlen waren. liche Ueberteuerung(der unrentierliche Bauaufwand). die nach an⸗ gemeſſener Steigerung der Miete zurückbleiben würde, ſollte ſchließ⸗ lich als verlorener Zuſchuß beſtehen. Maa ſein, daß dieſe Zuſchuß⸗ wirtſchaft in der Zeit der Inflation und des Raubbaues am alten Hausbeſitz im Endeffekt für den Bauherrn unſchädlich, ja vielfach über Gebühr nützlich war,— untraabar wäre ſie heute. Schon in Friedenszeiten ſuchte das freie Kapital Anlage auf dem Baumarkt eigentlich nur dann, wenn andere Anlagemöalichkeiten nicht vorhan den oder unſicher geworden waren. Wäre es aber heute übethaupt denkbar, daß irgend Jemand bei der drückenden Geldnot, die ſich in Zinswucher ausdrückt. Geld für Bauswecke zur Verfüagung ſtellt, da ihm jede andere Anlage arößere Gewinnausſichten bietet? So ſind wir denn, bis alücklichere Zeiten einen Kapital⸗Ueberfluß ſchaffen. um überhaupt bauen zu können, auf Zuſchußwirtſchaft angewieſen. Daß ihre Grundlagen volkswirtſchaftlich geſund ſein müſſen, iſt all⸗ mählich aue weiteren Kreiſen klar geworden. Die Frucht dieſer wachſenden Erkenntnis iſt die Umwandlung der verlorenen Zuſchüſſe in hypothekariſch geſicherten Darlehen, die Feſtſetzung erträalicher Bedingungen für die Hergabe des Baugeldes, die Vorſchrift raſcher Tilgung der Bauſchulden, in fortſchrittlich ge⸗ finnten Gemeinden die Hergabe von Baudarlehen bis zur Höhe von 8. ja ſogar 9 Jehnteln des Friedenswertes der Neubauten die Be⸗ freiung vom läſtigen Zwanag einer übertriebenen behördlichen Bevor⸗ mundung und— nicht zuletzt— die gerechte Verteilung der Unter⸗ ſtützungen auf die geſamte Bevölkerung, d. h. Ausdehnung auf private Bauherren und auf Miethäuſer. Den Anſtoß zu dieſer neuen Ent⸗ wicklung gab(lendlich) die dritte Steuernotverordnung vom 14. Fe⸗ bruar 1924, die ſogenannte Aufwertungsverordnung. Zwar war ſie nach dem Willen des Reichsfinanzminiſters dazu beſtimmt.„zur Deckung des Finanzbedarfs der Länder und Gemeinden zu dienen“, doch ſollten ſchon urſprünaglich mindeſtens 10 vom Hundert des Auf⸗ kommens zur Förderung des Wohnungsbaues verwendet werden. Auf Grund dieſer Verordnung wurde in Baden das Gebäude⸗ ſonderſteuergeſetz vom 2. Juli 1924 erlaſſen, das beſtimmt. daß von hundert Mark Gebäudeſteuerwert 8 Pfennig monatlich(oder 0,96 Goldmark fährlich) als Gebäudeſonderſteuer zu erheben ſind. Be⸗ kückſichtigt man, daß die Friedensmiete, nach den Grundſätzen des Reichsmietengeſetzes berechnet, ungefähr 6 vom Hundert des Steuer⸗ wertes beträgt, ſo beläuft ſich die Gebäudeſonderſteuer auf rund 16 vom Hundert der Friedensmiete. Dieſer feſtſtehende Teil der Miete dient nun nach dem badiſchen Geſetz nicht etwa zu einem Zehntel ſeines Aufkommens der Wobhnungsfürſorge, ſondern mindeſtens zur Hälfte. Denn dieſes Geſetz beſtimmt, daß das Land 25 vom Hundert, die Gemeinden aber mindeſtens 25 vom Hun⸗ dert des Aufkommens für Wohnunasbauzwecke zu verwenden haben. Die Steuer iſt vom Hauseigentümer zu erheben(was die Verwaltung nicht vereinfacht). Die dritte Steuernotverordnung hat den Grund⸗ ſatz wörtlich anerkannt, daß die Mieten allmählich dem Friedenswert anzupaſſen ſind.(§ 27 Ziff.). Hingegen iſt die vom Mieter zu er⸗ bebende Wohnabagabe ſeit dem 1. April 1924 in Weafall gekommen. Die neue Geſetzgebung wirkt ſich praktiſch derart aus, daß nun⸗ mehr die Gemeinden und Wohnungsverbände nicht nur formell, ſondern auch tatſächlich zu Trägern der Wohnungsfürſorge ge⸗ worden ſind. Die vom Badiſchen Arbeitsminiſterium am 7. Juli 1924 erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen zum Gebäudeſonder⸗ ſteuergeſetz(über„Wohnungsbaudarlehen 1924“) enthalten noch immer eine lange Reihe von einſchränkenden Bedingungen, unter denen diejenigen über die Höhe der Baudarlehen als ganz be⸗ ſonders drückend empfunden werden. Das Baudarlehen darf 74 Nur die tatſäch⸗„ der geſamten Baukoſten und im allgemeinen den Betrag von 3000 Goldmark nicht überſteigen; ausnahmsweiſe kann es in beſonderen Fällen bis auf 5000 Goldmark für eine Wohnung erhöht werden. Schätzt man den gegenwärtigen Bauaufwand für eine Wohnung von 2 Zimmern und Küche auf 8000 Goldmark, von 3 Zimmern und Küche auf 12 000 Goldmark, von 4 Zimmern und Küche auf 16 000 Goldmark, von 5 Zimmern und Küche auf 20 000 Goldmark, ſo iſt einzuſehen, daß man mit 3000 Goldmark(ausnahmsweiſe 5000 Goldmark) als Baudarlehen nicht viel anfangen dann. Auf jeden Fall wird die Höchſtgrenze von 7 des Bauaufwandes nut theoretiſchen Wert haben. In der Tat ſind den meiſten Gemeinden. wenn ſie ſich auf den Pflichtteil beſchränken müſſen, die Hände der⸗ art gebunden, daß bei ihnen von einer Bautätigkeit auf gemein⸗ nütziger Grundlage in dieſem Jahr kaum die Rede ſein kann. Nun haben einige leiſtungsfähige Gemeinden lange vor Erlaß des Geſetzes vom 2. Juli 1924 auf Grund der dritten Steuernot⸗ verordnung im Wege der Selbſthilfe Beſchlüſſe gefaßt, die eine ausreichende Unterſtützung des Wohnungsbaues zum Gegenſtand haben. So hat die Stadt Mannheim auf Grund von Verhand⸗ lungen mit Vertretern der Baugenoſſenſchaften, der Architekten und Bauunternehmer, die Ende 1923 ſtattfanden, beſchloſſen, hypothe⸗ kariſch geſicherte Baudarlehen aus Erträgniſſen der damaligen Mietzinsſteuer zu geben, bezw. zu gewährleiſten, die bei 2 Zimmer⸗ wohnungen neun Zehntel, bei größeren Wohnungen acht Zehntel des Friedenswertes erreichen.(Stadtratsbeſchluß vom 27. März 1924). Damit war, nach 10jähriger Unterbrechung, der Weg wieder beſchritten, der bereits im Jahre 1914 durch den Bürgermeiſter Dr. Finter in einem Hypotheken⸗Garantievertrag mit der Rheiniſchen er ieſen war, und den nach dem Kriege die„Ge⸗ mer Baugeſellſchaft“ zu gehen beſchloſſon hatte. ft hat zu Ende des Jahres 1921 den Plan ge⸗ faßt, auf Grund einer von der Stadt garantierten Kommunal⸗ anleihe Wohnungsbau ohne Zuſchüſſe gus öffent⸗ lichen Mitteln zu treiben. Für den Zinſen⸗ und Til⸗ gungsdienſt ſollten die Geſellſchaften(aus Induſtrie und Handel) durch Gewährleiſtung der Mietzuſchüſſe auf die Dauer von 20 n⸗ Jahren haften. Das Unternehmen hat ſich naich Durchführung ſeines erſten Bauprogramms(56 Wohnungen) aufgelöſt, da der Grund⸗ gedanke maßgebenden Stellen als zu gewagt erſchien. Man wollte ein Unternehmen, das den Wohnungsbau aus eigenen Mitteln för⸗ derte, nicht als gemeinnützig anerkennen. Doch hat ſich der Gedanke der Hypothekengarantie, als der einzigen Möglichkeit, den Realkredit auf das notwendige Maß auszudehnen, in anderer Weiſe durchgeſetzt, indem die Stadt nun⸗ mehr die Garantie für Baudarlehen bis zu neun Zehnteln des Friedensbauwertes übernimmt, oder, was praktiſch dasſelbe be⸗ deutet, ſolche Darlehen bis zu derſelben Höhe hergibt. Dieſe Unter⸗ ſtützung, deren Wert durch die angenehmen Darleih⸗Bedingungen noch„weſentlich erhöht wird(6 Prozent jährliche Zinſen, 3 Pro⸗ zent Tilgung), kann ſowohl für Eigenheime als auch für Miet⸗ häuſer gewährt werden. Sie hat für den gegenwärtigen Wohnungs⸗ bau die Bedeutung eines entſcheidenden Impulſes. Der Reſtbetrag wird ſich in der Regel aus einem Arbeitgeberzuſchuß und aus eige⸗ nem Gelde des Bauherrn zuſammenſetzen. Genoſſenſchaften kön⸗ nen durch Belaſtung ihres Häuſerbeſtandes entſprechend dem Auf⸗ wertungskoeffizienten einen Reſtteil der Baukoſten aufbringen. Wohnungsſuchende, deren Intereſſe beſonders ſtark iſt, haben Ge⸗ legenheit, ſich durch Hergabe eines durch Hypothek oder Grund⸗ ſchuld geſicherten Darlehens am Wohnungsbau(auch im(Miets⸗ hauſe) zu beteiligen. So wird gegenwärtig in Mannheim auch von Mietern ſtädtiſcher Wohnungen eine mäßige Beteiligung mit eigenem Gelde gefordert. Der Grundſatz der geſchenkweiſen Hergabe von Zuſchüſſen iſt endgültig verlaſſen. Die einmal verausgabten Mittel gehen der Wirtſchaft nicht mehr verloren. Vermieden iſt der Zinsmucher, der unvermeidliche Genoſſe der Geldnot. Die Bauwirtſchaft gleitet all⸗ mählich in geordnete VBahnen. Der allgemeine Umſchwung in der Bodenpolitik trägt weſentlich zur Förderung der Bautätigkeit bei. In Mannheim gibt der ausgedehnte ſtädtiſche Grundbeſitz in allen erſchloſſenen Wohngebieten die Möglichkeit, den Kaufpreis bis zu etwa neun Zehnteln zu ſtunden und die Abzahlung auf einen länge⸗ ren Zeitraum(10—20 Jahre zu verteilen. Die Siedlungsgenoſſen⸗ ſchaften erhalten vielfach Gelände in Erbpacht, was eine ſehr wert⸗ volle Form der Förderung weiträumiger Bebauung im Sinne des Heimſtättengedankens darſtellt. Die Stabiliſierung der Währung und der Uebergang zum wirt⸗ ſchaftlichen Wohnungsbau hat eine gewiſſe Beruhigung gebracht, die Vorausſetzung künftigen Aufſchwunges iſt. Zu wünſchen wäre nur, daß die Bauwelt ſich entſchließt, auf die Ausbeutung ſtärkecer Nachfrage zu Preistreibereien zu verzichten, die in das kaum er⸗ richtete Fundament einer aufgeklärten Wohnungsfürſorge gefähr⸗ liche Riſſe bringen könnte. Die Bauinduſtrie ſollte endlich ein⸗ ſehen, daß ſie durch Stetigkeit der Preisbildung der Geſamtheit (und damit ſich ſelber) mehr nützt, als durch ſpekulative Augenblicks⸗ erfolge. So iſt denn endlich nach mancherlei Irrungen und Wir⸗ rungen der Weg zur freien Wirtſchaft gebahnt, die dazu berufen iſt, die Wohnungsnot radikal zu beſeitigen und damit die Hoffnung auf eine allmähliche Geſundung des ſchwerkranken Volkskörpers zu wecken. Städtiſche Nachrichten Gebote für den Straßenverkehr A. Für Jußgänger! 1. Gehe immer rechts! Weiche rechts aus und überhole links! .Die Fahrbahn gehört dem Fahrver kehr, dem Fußgänger! Beim Betreten der Augen auf! der Gehweg Fahrbahn: 3. Ueberſchreite die Fahrbahn nie ohne Grund und ſtets auf dem kürzeſten Wege, möglichſt an Uebergängen! 4. Ueberſchreite die Fahrbahn nie dicht vor oder hinter einem Wagen! 5. Benüte wenn möglich nicht die verkehrsreichſten Straßen! 6. Steht nicht in Gruppen auf dem Gehweg herum! ̃ 7. Geht nicht in Reihen nebeneinander; nicht zu dritt mit ver⸗ ſchlungenen Armen! 4 8. Gehe nicht auf Radfahrerwegen oder ſonſtigen für Fuß⸗ gänger nicht beſtimmten Wegen! B. Für die Lenker von Fahrzeugen aller Ark! (auch Handwagenl) 1. Augen auf! Vorſicht! Rückſicht! 2 Fahre 1 weiche rechts aus und überhole links! Vorſicht beim Ueberholen! 3. Fahre in verkehrsreichen Straßen und an Kreuzungen langſam! 18 4. An Kreuzungen zeige die Fahrtrichtung den Polizeibeamten und den Fußgängern ſtets energiſch und deutlich an! 5. Fahre beim Einbiegen rechts in kleinem, links in großem Bogen! 6. Halte an, wenn Perſonen die Straßenbahn beſteigen oder verlaſſen! 2 2 7. In verkehrsreichen Straßen halte möglichſt nicht an, halte nie an Uebergängen und Kreuzungen! 8. Das von rechts kommende Fahrzeug hat immer das Vor⸗ fahrtsrecht! 9. Mache die Fahrbahn frei und halte an, wenn die Fahrzeuge der Feuerwehr ſich nähern! Beleuchte bei Dunkelheit Dein Fahrzeug und laſſe es nicht unbeleuchtet auf der Straße ſtehen! Der Kraftfahrer merke ſich noch: .Schließe im Ort die Auspuffklappe! „Gib an Kreuzungen rechtzeitig Hupenſignal! Vermeide jedes unnötige Hupenſignal, beſonders nachts: hupe ganz kurz! „Sorge fuͤr richtige Delung und Schmierung und vermeide Rauch⸗ und Gasentwicklung! .Fahre innerhalb des gutbeleuchteten Stadtgebiets mit ab⸗ — τ geblendetem Licht und blende das Licht ab, wenn Du an⸗ deren Fahrzeugen begegneſt! Der Radfahrer beachte beſonders: 1. Gib an Kreuzungen rechtzeitig Glockenſignal! 2. Dein Rad muß mit einer helltönenden Glocke, einer ſicherwirkenden Bremſe und bei Dunkelheit und ſtar⸗ kem Nebel mit einer hellbrennenden Laterne verſehen ſein, die den Lichtſchein nach vorn wirft! 3. Führe auf dem Rad keine erwachſene Perſon mit! 4. Fahrt in verkehrsreichen Straßen nicht nebeneinander, ſon⸗ dern hintereinander! für Damen, Herren u. Kinder. Vorbildlich in Schnitt und Sitz unter Verwendung bester Stoffe und Zutaten. In allen einschlägigen Ge⸗ schäften erhältlich. ———— a RIE Nur ein heiliger Mann durfte in ſeinem hohen Alter ſeinen Mitmenſchen zurufen:„Kindlein, liebet einander!“ Ein gewöhnlicher alter Mann, den das Leben müde gemacht hat, darf aber doch die Mahnung ausſprechen:„Brüder, haſſet einander nicht!“ Hans Thoma. Die Komponenten im Schaffen hans Thomas Zum 85. Geburtstag des Meiſters Von Paul Berglar⸗Schröer Iſt es nicht immer ſo, daß ein Volk aus dunklen Anfängen emporwächſt, ſich dehtnt und entwickelt, dann— gekräftigt aus tau⸗ ſendfach veräſtelter Wurzelſpeiſung— in weitere Bezirke vorſtößt, „die es ſtaatspolitiſch und kulturell beeinflußt, ehe es nach gipfeln⸗ dem Höhepunkt zum Abſtieg in Verfallserſcheinungen ſich neigt?! Es iſt derſelbe Vorgang, der in Jahrmillionen geſpannt, erdge⸗ ſchichtliche und kosmiſche Bedeutung hat: Ein urgewaltiger, ratio⸗ hal kaum noch erfaßbarer, im tiefſten Glauben aber ſchauernd er⸗ ahnter Kreislauf alles Werdens und Geſchehens nach höchſten Ge⸗ ſetzen. Und wie im Weſen der Völker und Staaten, ſo waltet dieſe Geſetzmäßigkeit nicht minder im Wachstum des völkiſchen bezw. ſtaatlichen Einzelgliedes— in der Familie. Die Höhenunterſchiede in den Gipfelungen der einzelnen Ge⸗ ſchlechterfolgen ſind, je nach den lebendig wirkſam werdenden Vor⸗ ausſetzungen, verſchieden; die Grenzen zwiſchen Höchſtmaß und Ab⸗ bisweilen aber auch ſo jäh, daß ſie ſofort offen⸗ B. bei den Bachs, den ſeitlichen Ausläufern der bar werden; z. bei Goethe, Wagner, Bismarck uſw., um nur Familie Beethoven, dn paar prominenteſte Fälle aus einer Ueberfülle herauszugreifen. s iſt heute unbedingt feſtſtehend und wiſſenſchaftlich erhärtet: Wo dunde Ergche nung aufleuchtet, da iſt ohne weite⸗ res Vorausſetzung, daß in ihr tauſend feine Blut⸗ und Hezlen⸗ ſtrömungen, tauſend feine gefuhlsmäßige und gehirnhafte Bin· dungen aus langer Vorfahrenreihe ſtrahlenförmig, wie in einem Brennſpiegel, ſich treffen. 0 10 55 5— Werk eines ſolchen Großen vollauf er⸗ aſſen, die in ihm zur Emanation gelangenden Triebkräfte jeglicher A— die gabn ee— erhellen und aufdecken, um ſo zum letzten Berſtändnis ſeiner Weſensart vorzuſtoßen, ſo muß man in die Schächte der Vergangenheit ſteigen, die(im weiteſten Sinne) genealogiſche Elemente bloßlegen. Dieſer Weg, in jüngſter Zeit auf dem Gebiet des biographiſchen Romans, und da am glücklichſten wohl von Paul Burg im Schluß⸗ band ſeines bedeutſam angelegten Goethe⸗Romans beſchritten, iſt 8 auf dem Gebiet der eigentlichen Kunſtforſchung bisher weniger zur Geltung gekommen. Hier haftet Tageskritik und Wiſſenſchaft immer noch ſehr am Bilde ſelbſt, an ſeiner Wertung nach techniſchen und koloriſtiſchen Eindrücken; alſo im Optiſchen, wohinter dann die Er⸗ fühlung der geiſtigen, ſeeliſchen und„Herzens“-Atmoſphäre ſchon um einiges zurücktritt. Aber auch da, wo beides zuſammenwirkt, ergibt ſich kein un⸗ trüglicher Aufriß der Geſamtperſönlichkeit, vielmehr nur ſo etwas, wie das Funkeln eines fazettierten Schliffes. So kommt es auch, daß gar viele Urteile reichlich gemeinplätzig wirken. Es fehlt eben an dem Vordringen zu den aus breiteſtem Erdreich Nährkraft ſau⸗ genden Wurzeläſtchen; es fehlt die Aufſchließung der„Kom⸗ ponenten“. 0 4 Das ſehen wir auch bei der Wertung der Werke Hans Tho⸗ mas. Hier operiert man mit einer Reihe von Beſtimmungen, wie z. B.„deutſcheſter Künſtler“; oder man ſpricht von herber Reinheit, realiſtiſcher Malerei, naiver Herbheit; man ſpricht von der Gefühls⸗ innigkeit ſeiner Bilder, von ſeiner Poeſie: wenn es hoch kommt, von feinen Schwingungen zwiſchen ihm und Courbet, von Weſens⸗ verwandtſchaft mit Böcklin und anderen ſeines Münchener oder Frankfurter Kreiſes. Daß ſehr viel Düreriſches in ihm iſt, darüber geht man zumeiſt hinweg; und doch wäre dies weſentlich aufſchluß⸗ reicher! b05 iſt ſchon ſo: Alle derartigen Feſtſtellungen ſind recht gut und ſchön; treffen auch im einzelnen das Richtige, ſo daß ihre Zu⸗ ſammenfaſſung ein annäherndes Bild ergibt. Aber die Kernfrage, warum der Meiſter juſt ſo malte, ſo malen mußte,— ſie bleibt im allgemeinen dabei unberührt. Wenden wir ihr uns zu, ſo er⸗ geben ſich zwei ſehr intereſſante Wege: Der eine führt an Hand der Thomaſchen autobiographiſchen Aufzeichnungen direkt zu ſeiner Vorfahrenreihe; der zweite geht vergleichend zwiſchen ſeinen Selbſi⸗ porträts und den Bildniſſen ſeiner Familie. Von ihm ſelbſt wiſſen wir, daß ſein Großvater mütterlicher⸗ ſeits, Franz Joſeph Maier ein fabulierluſtiger Uhrmacher war, der ſich recht gut auf Geigen⸗ und Klarinettenſpiel verſtand und der auch die ſehr tanzfrohe Mutter des Meiſters die Baßgeige ſtreichen lehrte. Hier alſo ſchon zeigt ſich etwas, das über den üblichen Durchſchnitt der ſogen. Bürgerlichkeit hinausgreift. Der Großvater der Thoma⸗Seite war ein gar fideler, leichtlebiger Mann, mit einer gewiſſen dichteriſchen Ader, die er auf die Enkel und bekanntlich auch auf Hans Thoma vererbte. Die größere Bedeutung liegt aber fraglos im Erbteil der Mut⸗ terſeite. Da iſt eine Tante, Marie Maier, hart und eckig im Leben; zweifelnd und Gott ſuchend, bis ſie aus dem Katholizismus im Proteſtantismus ihre„evangeliſche“ Glaubensruhe findet. Die⸗ ſer Zug zur Wandlung lebt überhaupt in der Mutterfamilie und bedeutet eine Flucht aus dem myſtiſchen Weihrauch, wenn ich ſo ſagen ſoll, in die herbe Klarheit des buchſtäblichen Evangeliums, ins Realere. Bedeutet zugleich Mut und hartnäckige Ueberzeugungs⸗ treue,— etwas Kämpferiſches, dem vor dem üblichen Durchſchnitt der allgemeinen Umgebung nicht bange iſt. Da ſind als Mutter⸗Bruder der Franzſepp und der Franztoni. Der eine hartköpfig⸗lutheriſcher Uhrmacher, Mechaniker, Muſiker, Klavierſtimmer, Orgelkundiger, der ſich im Holzſchnitzen und Malen verſucht. Der andere mehr freigeiſtig gerichtete, ſpekulative Philo⸗ ſophennatur, der hübſche Uhrenſchilder malt, ſpäter Unterglas⸗ malerei von Heiligenbildern übt. In beiden alſo eine Betätigung im volkstümlichen Kunſtgewerbe. Und wieder einer war da, der Ludwig, der hielt es außerhalb ſeiner Drechſleei mit der Aſtrogo⸗ mie, fertigte eigens ein Tellurium uſw., hatte aber auch Luſt am Theaterſpielen. Das ganze geiſtige und gemütliche Erbe der Maier ſtrahlt ſchon in die Mutter hinein. Sie iſt ein fröhlicher Menſch mit tiefem ſitt⸗ lichen Ernſt in allen Lebens⸗ und religiöſen Fragen. Sie iſt eine Poetin voll traumhafter Geſichte, innerlich fabulierend und das geiſtig⸗phantaſtiſche Erlebnis bildſtark erzählend; ſie hat Freude an der Muſik und Sinn für formal Zeichneriſches. Das geht aus Thomas Buch„Im Winter des Lebens“ deutlich hervor. Der ganze Reichtum ſolchen Erbteils potenziert ſich gipfelnd im Meiſter ſelbſt. 0** 8. Aufſchlußreicher aber noch als die biographiſchen Aufzeichaun⸗ gen Hans Thomas wollen mir die Familienbildniſſe und Selbſt⸗ orträts erſcheinen. Aus dem Jahre 1862 gibt es ein Bild des Fra nz Anton Maier: Ernſt, würdig, nachdenklich und ein wenig ſinnierend⸗vergrübelt. Im Gegenſatz dazu iſt Franz Joſeph Maier kompakter, vollgewichtiger, von ſich überzeugter. Ver⸗, ſchränkte Arme, breitgebautes Kinn, ausgeprägte Oberlippe, form⸗ kräftige Naſe: Sie deuten auf kämpferiſche Energie; die Stirn auf konzentrierte Gedanken, die Augen auf ruhig⸗klares und ſehr kluges der Wirklichkeit. Doch fehlen auch muſiſche Prägungen nicht. 1 Züge von beiden finden ſich im Bilde Ludwig Maiers; aber aus ſeinem charakteriſtiſchen Geſicht ſpricht irgendetwas Roman⸗ tiſches und hinter dem Blick der Augen brennen Lebensfackeln. Allen gemeinſam iſt das ſtark Bäuerliche, etwas Aufrechtes, unbe⸗ dingt Geſundes, das jegliches geiſtig⸗ſeeliſches Angekränkelttein aus⸗ ſchließt. In allen iſt auch neben einer gewiſſen Schläue, die die Gutmütigkeit oder Güte nie ganz verdeckt, irgendein Zug des Miß⸗ trauens, wie er den Menſchen bäuerlich⸗bodenſtändiger Art gegen alles Hohle, Aufgeblaſene, Fremde zu eigen iſt. Und Zug um Zug begegnet man allen Ausſtrahlungen dieſet Weſenhaftigkeit in dem ganz hervorragenden Bildnis der Mutter von 1873: Eine ſchöne Weisheit und Güte ſpricht aus dieſem Kopf, der auch Humoriges ſpiegelt. Eine hochentwickelte Klarheit und Klugheit iſt darin, die im Realen wurzelt, und die dennoch die helle Stromabnehmer beim Kuraſ (lehrling in Baſel nicht u 4. Seite. Ar. 457 dere Fahrzeuge an! der Fahrbahn! 5 Wenn du dieſe Gebote beachteſt, dann orgſt Du für Deine Aund der Allgemeinheit Sicherheit! di Aerger und die Zahlung von Polizeiſtrafen, der Behörde Ar⸗ beit! Der einſchreitende Polizeibeamte ſchikaniert Dich nicht, er tut nur ſeine Pflicht. Für ſeine Anzeigen erhält er k eine Prä⸗ mienl. Es ſollte für Dich beſchämend ſein, wenn der Polizeibeamte gegen Dich einſchreiten muß!. * Das vorſtehende Merkblatt, das von der Polizeidirektion ver⸗ faßt wurde, enthält in prägnanter Form alle Verhaltungsmaß⸗ regeln, die im Mannheimer Straßenverkehr zu beachten ſind. Wir erwarten, daß ſie beim Publikum die gebührende Beachtung finden. Die geaue Innehaltung wird weſentlich zu einer Verringerung der Anfälle beitragen. Wie uns mitgeteilt wird, kommt das Merkblatt in den Klaſſenzimmern ſämtlicher Schulen und überall da, wo größerer Publikumsverkehr herrſcht, zum Aushang. Ferner iſt be⸗ abſichtigt; die Gebote in den Lichtſpieltheatern und im Apollo⸗ theater während der Reklamevorführungen bekannt zu geben. Schließlich ſoll das Merkblatt an dieſenigen abgegeben werden, die bei der Polizeidirektion in einer Verkehrsangelegenheit zu tun haben(Zulaſſung von Kraftfahrzeugen, Erteilung von Führer⸗ ſcheinen uſw.) und polizeiliche Strafverfügungen erhalten. Weng ſich die Verkehrsſicherheit in Mannheim in letzter Zeit auch etwas gebeſſert hat, ſo iſt der Zuſtand doch noch keineswegs gut. Immer noch laufen täglich zahlloſe Anzeigen wegen ſtraßenpolizei⸗ licher Uebertretungen ein. Neben der Verkehrsregeiung durch die Polizeibeamten und ſtrafendem Einſchreiten iſt eine weitgehende Aufklärung und Belehrung des Publikums dringend erforderlich. Die Preſſe iſt dazu berufen, zu dieſer Aufklärung und Belehrung in hervorragendem Maße beizutragen. Unſere Bemühungen haben ſich bisher ſtets in dieſer Richtung bewegt. Das ſoll auch in Zu⸗ kunft geſchehen.*0 Die Sicherheitsfrage im Straßenbahnverkehr Zu dem unter obiger Ueberſchrift in unſerer Beilage„Aus der Welt der Technik“,(Abendausgabe vom 16. September Nr. 430) erſchienenen Artikel ſchreibt uns das Städtiſche Nachrichtenamt: Es unterliegt keinem Zweifel, daß für Beförderungsmittel von Perſonen die beſte Bremſe verwendet werden muß. Aus dieſer 4 Erwägung heraus haben alle Verkehrstechniker, die im Straßen⸗ bahnweſen beſchäftigt ſind, ihr Hauptaugenmerk darauf gerichtet, die Bremseinrichtungen der Wagen dauernd zu ver⸗ beſſern. In dem fraglichen Artikel nun werden mit Ausnahme der Luftdruckbremſe— die elektriſch betätigten Brems⸗ miktel als unzureichend und unſicher bezeichnet. Dieſer Anſicht kann indeſſen nicht beigetreten werden. Für lange Züge mit ſt ſelbſtverſtändlich die Luftdruckbremſe die beſte Bremsvorrichtung. Sie wird auch in Mannheim für die großer Fahrgeſchwindigkeit i Vorortzüge nach Bad Dürkheim und nach Weinheim benützt. Die elektriſche Bremſe, die bei der Mannheim er Straßenbahn ſowie bei der überwiegenden Zahl der deutſchen Straßenahnen Verwendung findet, beſteht darin, daß beim ung durch Kurzſchließen des Motors erzielt wird, d. h. der Motor arbeitet nicht mehr cas Motor, Fahren mit einzelnen Wagen die Bremſu er empi nicht Strom, ſondern wirkt als Generator und erz Strom. Dieſer von dem cle(revoter cbeiondne Mke de Strom wird bei Zügen mit Anhängewagen benützt, um die vern⸗ magnetbremſe des Anhängewagens zu betätigen. Dieſe ſogenannte Kurzſchlußbremſe iſt umſo wirkſamer, je raſcher ſich ein Wagen oder Zug in Bewegung befindet; ſie iſt vollſtändig unabhängig von der Stromzuführung. Der Wagen oder Zug kann mit herabgezogenem chließen des Motors gebremft werden. Eine weitere Bremſe, die für Wagen bezw. Züge, die lange, Strecken mit ſtärkeren Gefällen befahren, verwendet wird, iſt die Schienen⸗ magnetbremſe. Die Luftdruckbremſe ſowie die Kernmagnetbremſe ſind abhängig von der Reibung zwiſchen Rad und Schene. Dies trifft bei der Schzenenmogretbremſe nicht zu; hier wird durch einen SCElektromagnet eine ſaugende Wirkung auf die Schienen ausg 2 halb der Anſicht nicht beigepflichtet bremſe ſei geeignet, die Betr'eb⸗ nach den vorliegenden Verhältniſſen komumt die emne oder andere Bremſe für die Durchführung eines ſicheren Betriebs in Betracht. bdie Manaheimer Indexziffer Wie uns das Städt. Nachrichtenamt mitteilt, beträgt die für den 1 Oktober berechnete Teuerungszahl(Ernährung, Wohnung, 8 0 137 533 Milliarden Papier⸗ mark. Setzt man die entſprechende Vorkriegszahl 114.59 Mark) gleich 1, ſo erhält man die Indexziffer 1200,2 Milliarden. Da am 1 i 1171,5 Milliarden betrug, iſt vom Heizung, Beleuchtung und Bekleidung 22. September die Inderziffer Wirklichkeit übergoldet mit einem Schimmer feiner Poeſie: wundervolle Kopf, der bei anderer Gelegenheit über die Bibel weg dauernden, auf den Jungen ſchaut, als wolle er ſagen:„Die Bibel iſt die Wahr⸗ Ber ele heit, die einzige, wirkliche, unanfechtbare Wahrheit“.— Dieſer Kopf peinlichen Vollſtä ſuchskarte, Zigarr als 595 Nummern zuſamme k, wie die Koſtüme Ring des Frangipani, 5 Thoma, leider nicht die von m Kenner, für den Studieren⸗ bietet die Ausſtellung der Graphik und Nachgenuſſes. iſt zugleich der einer poeſieverträumten Mürchenerzählerin. Vergleichen wir dann die Selbſtporträts des Meiſters und namentlich die ſeines hohen Alters mit den Bildniſſen der die Bücher mit Mutter und denen aus mütterlicher Linie, dann empfinden wir ſo des Nibelungen, recht, wie ſich jeder Zug und jede Regung aus der Reihe der Vor⸗ flahren in dem Meiſter fängt. Da iſt jene unangreifbare Gottgäu⸗ t, jene Demut und gepaark mit ihr die Sellſtbewußtheit, jener poeſteumhauchte Wirllichleitsſinn, der den Meiſcer ſeinen Weg unbeirrt und ſelbſtſicher im Reiche der Kunſt gehen ließ. Unbekümmert um Meinungsſtreit und maodiſche Zeit⸗ bigkeit und Bauernhaftigkei ſtrömungen— ſich ſelber treu und darum unbedingt echt. in Karlsruhe Von Karl Joho,(Karlsruhe) 1 Griffelkunſt Dinge w ſtellungen bedeuten; Schaffens ka Weſen des Künftlers gelten. mit den wenigſten Line viel ſchwierigere Handhabung zu bewältige trenpbare Einheit von Zei Es u unfaßlich reiches Werk, das in der L a dtiked d8e 4 220 1 7 065 85 2 8 Reue Mannheimer Jeitung(Mittag⸗Ausgabe) 24. September bis 1. Oktober eine E r ö hu ng um die Goldmarkpreiſe zugrunde, tober die Goldmarkinderziffer 5. Hänge Dich nicht an fahrende Straßenbahnwagen oder an⸗ eingetreten. Legt man nach den Preiſen vom 1. Ok 120,0(1913/14 gleich 100) gegen 117,2 am 24. Septem! gerung iſt auf die Erhöhung der Preiſe für B Käſe und Heringe zurückzuführen. 6. Schiebe Dein Fahrrad nicht auf dem Gehweg, ſondern auf ihrmittel, Eler, Aus unbekannter Urſache geriet in der Schillerſtraße in Feudenheim ein Schu p⸗ Dreſchmaſchine und eine Strohpreſſe untergebracht Das Feuer übertrug ſich auf ein in nächſter Nähe s mit Stall und Werkſtätte, ſowie auf ein Der Schuppen iſt voll⸗ Von der Dreſchmaſchine und der Am Wohnhaus * Grofifeuer in Jeudenheim geſtern nachmittag pen, in dem eine waren, in Brand. tehendes Wohnhau Nutz⸗ und Brennholzlager ſtändig niedergebrannt. Strohpreſſe ſtehen nur noch die Eiſengerippe. iſt das Dach zerſtört. Das Holzlager iſt vollſtänd ig ausge⸗ braant. Das Feuer wurde durch die um 3,18 Uhr alarmierte Berufsfeuerwehr unter Beihilfe der Freiwilli denheim mit vier Schlauchleitungen ge etwa 20 000 Mark. angeſtrengter Tätigkeit wieder abrücken. ſilbernen Hochzeit fejert am Obermeiſter am Gaswerk Luzenberg, chule Herr Ludwig An⸗ gen Feuerwehr Feu⸗ Der Schaden beträgt Die Berufsfeuerwehr konnte nach zweiſtündiger *Das Jeſt der morgigen Freitag Herr Alfred Rothe, Ehefrau und der Hausmeiſter der Humboldt kele, mit ſeiner Ehefrau Helene, geb. Ries. veranſtaltungen Ueber diefſes heute ſo tern auf Einladung der kademiker der bekan Noch vor nicht langer Wirtſchaftslebens ichts miteinander zu tun ien und jede ſozuſagen o manchen Gebieten des Geſell⸗ r große„Umwerter aller Werte“, der d Nacherſcheinungen revolutionierend kulturellen und chließlichkeit der ſen ſind und noch fließen, iſt daß beide ſich wohl en, wenn anders nicht unſ en ſoll. Die in der letzten in Stutt⸗ des Vereins für Sozial⸗ in der Wiſſenſchaft ein unbedingter Wirtſchaft und Ethik. aktuelle ſoziologiſche hieſigen Vereinigung katholiſcher A burger Sozialökonom Pr Zeit herrſchte in der Wiſſenſ die Anſicht, daß Wirtſchaft und Ethik n haben, daß beide heteronom ihr eigenes Leben lebte. ſchaftslebens hat auch hier de ſeinen Begleit⸗ un Heute, im Angeſicht der verderblichen bationalen Gefahren, die aus der Begriffe: Wirtſchaft und Sitte, gefloſ ezu zur communis opinio geworden, vertragen, ja vertragen müſſ Staalsleben im Chaos verſink gart ſtattgefundene Tagung poläitik hat dieſen Umſchwung Aluſtriert, wo Werner Gegner, das Poſtulat Und dennoch war dieſe, ökonomie verdrängte Theſe einſt Gemeing ung des Mittelalters m päter die ſtaatlichen Handels⸗ halberliche Lehre vom waren ſie nicht alle ftliche Handeln von gen ſein ſoll! Probbem ſprach geſ of. Götz Briefs. N ſchaft und Praxis des e Begriffe ſ. Theſe der Ausſ Sonnbart, früher der Verſittlichung der Wirtſchaft aufſtellte. durch die Lehren der klaſſiſchen National⸗ ut im Wirtſchafksleben. Die Wirtſchaftsverfaſſ zt ihren Zünften und ſonſtigen Korporationen und ſ werberegulzerungen, nicht minder die mitte justum pretium, die Zins⸗ und Wucherverbote, ein Bekenntnis zu der Norm, daß jedes wirtſcha en der Sitte. der Gerechtigkeit durchdrun 19. Jahrhundert aufkommende Konkurre die große Wandlung gebracht. ttennorm trat das Diktat des Markts an die Mechaniſierung und Dem im freien Kräfteſpiel von ßte ſich der Unter⸗ cht von ſeinem vielleicht moraliſch Konkurrenten verdrängt werden. reien Konkurrenz, bis in der jüngſten Neuorganiſierung Gewerkſchaften u. a. Ob aber dieſe Erſt die im 18. und wirtſchafk hat heer Sbelle der leitenden Si Stelle der korporativen Verbundenheit, Atomiſierung der Wirtſchaft. gebot und Nachfrage geb nehmer unterwerfen, weniger gehemmten in der ganzen Periode der f Heit die immer weiter umſichgreifende t in Kartelle, Syndikate, “ geſchaffen wurden. der Sittennorm in der Loh wird, hängt zum großen Führer ab. Die Ereigniſſe inen faſt das Gegenteil zu zeigen. ez kann als die Reaktion der inung angeſprochen werden. Gerade heute, wo die ntaler und vertikaler Richtung durch⸗ uf die Leiter dieſer Verbände an⸗ geradezu brennend* ſe Wirtſchaftsführer im Geiſte ein zu erziehen, iſt europäiſchen Kultur⸗ Adeten Marktpreis muß der Wirtſchaft in wieder„moraliſche Spielräum Möglichkeit der Reſtaurierung Preispolitik dieſer Verbände realiſtert Teil vom verantworklichen Willen ihrer der jüngſten Tage ſche geweine Ruf nach einem Kartellaef öffentlichen Meinung auf dieſe Erſche Hier gilt es auch, den He gonze Wirtſchaft in horizo organiſiert iſt, wo es ſo ſehr a kommt, iſt das„Führerproble Wenn es nicht gelingt, dieſ ſittlich⸗nationalen Verantwortungsbewußtſ Hoffnung auf einen kraiſes Illuſion.— für ſeine intereſſanten und tiefſchür 8* wodurch der Wagen oder der Zug uncphängig von der Reibung zwiſchen Red und Schiene zum Stehen gebracht werden kann. Auf dem vor einigen Tagen ſtattgefundenen internationalen Straßen⸗ behn⸗ und Kleinbahnkongreß in Hom burg v. d. H. wurde die Bremsfrage eingehend behandelt; auch dort wurde die elektriſche Bikmee als eine ſichere Bremsvorrichtung anerkannt. Es kann des⸗ werden, allein de Luftdruck⸗ beſicherheit zu gewährleiſten. Je bel anzuſetzen. Wiederaufbau unſeres Reicher Beifall dankte dem gebehrten Redmer fenden Ausführungen. genfanl. Heute Donnerstag 4 Großes Militärkonzert im Nibelun ßes Militär⸗ findet im Nibelungenſaal des konzert ſtatt. (Jäger) Bataillon(ehem. Le ktung ihres derzeitigen bewähr Militärmärſche, Tongemälde, notwendigen beſonderen Inſtrumen und Infanterie, zum Vortrag Roſengartens ein gro des Infanterieregiments Nr. 14. 3. ibgrenadiere Adlof Böttger) unter Lei⸗ ten Muſikmeiſters Bern hagen, wird hiſtoriſche Märſche(teilweiſe mit dazu fenſtreiche für Kavallerie Bonnerstag, den 2. Ottober 1922 der Druckſachenverkeht Der Reichspoſtminiſter hatte auf Grund verſchiedener Eingaben der Spitzenorganiſationen über die Neuregelung der Druck⸗ ſachenbeſtimmungen ſich dahin geäußert, daß er bereit ſei, in Anbetracht der aus Verſenderkreiſen gegen einzelne Beſtimmungen erhobenen Vorſtellungen in eine Nachprüfung der Druckſachen⸗ vorſchriften einzutreten. Dieſe Bereitwilligkeit iſt zu begrüßen, ſie ſcheint aber nach Mitteilung des Verbandes Sächſiſcher Induſtrieller auch außerordentlich notwendig zu ſein. Zwei Beiſpiele ſolle dieſe Notwendigkeit erläutern: e Eine Firma verſandte ein Rundſchreiben als Druckſache an ihre Kundſchaft und legte dieſer Druckſache eine gedruckte Freikarte bei. Die Poſt gibt ihr hierauf zur Antwort, nach den neuen Druckſachen⸗ beſtimmungen darf die 5⸗Pfg.⸗Marke, die als beſonderes Druckſtück zählt, nicht aufgeklebt werden(auf die Antwortkarte). In dieſem Falle ſind Gebühren für einen Brief zu erheben. Dagegen iſt es zuläſſig, die Briefmarke durch eine Briefklammer oder in ähn⸗ licher loſer Form den Antwortkarten beizufügen. Die Poſt beſteht bei der betreffenden Firma aus mehreren 100 Druckſachen. Um dieſe als Druckſache verſenden zu können, nötigt die Poſt die Firma zur An⸗ ſchaffung von ebenſoviel Briefklammern und ferner zu der Arbeit, an jeder Karte mittels Klammer eine⸗ Marke loſe zu befeſtigen. Das Auf⸗ kleben der Marke würde eine Maſchine beſorgen und iſt Minuten⸗ arbeit. Dieſe Maßnahme der Poſt geht jedenfalls nicht von dem Ge⸗ danken aus, der Wirtſchaft unnötige Unkoſten und unnötige Arbeit zu ſparen. Auch bei der Poſtbehörde dürfte eine ſolche Erſparung durch dieſe merkwürdige Beſtimmung nicht eintreten. Die Maßnahme trifft nicht nur etwa eine Firma, ſondern die Poſtbehörde erklärt ſelbſt, daß diefer Maßnahme bereits viele Firmen Folge leiſten. Ein anderer Fall zeigt ebenfalls, wie die Poſt dem Beſtreben, Erſparniſſe in der Wirtſchaft zu machen, entgegen arbeitek. Ein dem oben genannten Verband angeſchloſſener Fachverband hat ein Rund⸗ ſchreiben in mehreren 100 Exemplaren an ſeine Mitglieder zu ver⸗ ſenden. Aus Erſparnisgründen verwendet er für dieſes Rundſchreiben die Rückſeite von alten Rundſchreiben, die vor Jahren gedruckt und nicht zum Verſand gebracht waren. Die Rückſeiten werden von dem Verband, um ſie als ungültig zu bezeichnen, mit Blauſtif tdurch⸗ ſtrichen. Die Poſtbehörde erklärt jedoch, daß dieſe Durch⸗ ſtreichung der Druckſache die Eigenſchaft einer Volldruckſache annimmt und daß das Port o dementſprechend zu erhöhen iſt. Die Oberpoſtdirektion ſchreibt wörtlich:„Es iſt daher nücht eulgſeg. in ſolchen Druckſachen veralteten Text oder von einer früheren Ver⸗ ſendung herrührende Angaben durchzuſtreichen. Die muß als Ganzes beurteilt werden. Welche Bedeutung die Mitteilungen für den Empfänger haben und aus welchen Gründen eine Streichung vorgenommen wird, iſt bei Volldruckſachen unerheblich.“ ** »Gedenktafel für die gefallenen badiſchen volksſchullehrer. Der Denkmalsausſchuß der badiſchen Geſamtlehrerſchaft berichtigt die bisherigen Nachrichten dahin, daß zum Andenken der gefallenen Volksſchullehrer eine Ge denktafel im Schwarzwald errichtet wird. Wegen des als Landesfeier geplanten Lorettotages 1925 und der damit verbundenen Sammlung für ein allgemei⸗ nes badiſches Nationaldenkmal zum Andenken aller Ge⸗ fallenen unſeres Heimatlandes übernimmt der Freiburger Denkmals ⸗ ausſchuß der Lehrerſchaft die Vorarbeiten zur Werbung bei den ſich beteiligenden Organiſationen. (Kuchen iſt billig und doch von großem Nährwert, wenn er naecnß Dr. Oefkers Rezeplen gebacken wird. Man versuche 125 g Magarne à Pfd..0. 125 fg Zucker à, Pfd..)0) Biert 0l 200 g Weizenmeh! à Efd. 0 20. 1 Päckchen von Dr. Oetker's„Backin“. ½—1/ Liter Müch à Liter.22 750 g(1½ Pid) geschälte Aeplel.30 ZuUbereifuure Bulter und Zucker rühit man 0 schaumig und fügt nach unt nach das Eigelb, das mit dem Zackin gemischte Mehl und sovie!“ kalte Milch hinzu, daß man einen glatten Jeig bekommt. Zuletzt führt man den Eieischnee unſer die Masse und füllt diese in eine gefettete Springform, hierauf belegt man den Teig mit den geschäten und in 6 Stücke geschnittenen Aepfein, bestreut hn mu Zucker und bäckt ihn etwa eine ½ Stunde.— An Stelle dei Aepfel kann man auch mit durchgeschnittenen, entsteinten Zweischen belegen. Em73s3 Verlangen Sie vollständige Rezeptbücher in den Geschäuten, wenn! 5 verglillen, durch Postkarte gratis und franko von dr. Hl. Oetker, Rährmittelfabrik, Sielefeld 50 ͤ iſt in der bis zum 7. Okt. Kunſthiſtoriker Mit einer faſt über⸗ iſche Werk Hans Thoma dem Mannheimer Ausſtellung vereinigt, das kleinſte Blatt wie Briefkopf, w. berückſichtigt, ſind nicht weniger weiterhin ſchließen ſich an ntwürfe zum Ring der Kalender Dieſer zugängige graph Beringer geleiteten enpackung uf Chronos, ſowie Literakur über Han ihm ſelbſt. Für den Liebhaber, einfachſten Mann rs eine unerſchöpfliche Quelle Mit⸗ ch Einzelheiten, Motive, Gruppen, unzä riſche Werk linear und doch in der ve wie ſie ſolchermaßen dem Bild unmö 8 alles in einer Sprache, die dem ein ſtehenden Geiſt gleichermaßen in die durch Lithographie den, für den des Altmeiſte Findet man do ſten Phanteſie, öglich iſt, auf⸗ Seele zittert. Man er⸗ und Radierung(Tacho⸗ tücken wahrhaftig ins Volk des Mondſcheingeigers, de⸗ e ſeiner Mutter, des Chriſtus und Nicodemus. dſchaften vom Oberrhein, innere ſich an die graphien, Allgraphien) in unzähligen gedrungenen Faſſungen des Sämanns, des Wanderers, Schweſter, der Gralsburg, phorus, der zahlloſen Lan Heimat, des Schwarzwaldes und der Bogenſchützen, der 6 Varinten bildniſſe uſw. In der Tat iſt der hö rungen: mit ſeinem Werk, mit ſeinen Volk eingegangen und ein Stück Querſchnitt reicht von der reinen Symbolik und Naturvergottung. Ein. Skizzenbuch hans Thomas Unter dem Geſamttjtel:„Aus kannter Meiſter“, herausgegeben von Dr. bringt der Stuttgarter Kunſtverlag G. m. b. H. Stuttgart, Allgemeinheit nicht zugänglich geweſene Skizzen aus de büchern anerkannter Künſtler im Facſimile Band erſcheint Skizzenbu überaus glücklicher Rusſtellung der taus Thoma⸗Sraphit der Bernauer 5 Rätſelrachens, der Wundervögel, der 9 Selbſt⸗⸗ chſte Ruhm des Kürſtlers er⸗ alten iſt er im typiſchen Geſt Sachlichkeit bis zur geheimnishaften meine Graphitk iſt ein Geſchenk an dos deutſche Volk“, ſo lautet die Widmung, die Ha ns Thoma der Ausſtellung mitgibt. Wie wichtig die Graphik in ſeinem Kunſtwerk iſt, erhellt aus ſeinen eigenen Worten, die wir ihrer allgemeirgültigen Bedeutung wegen zitieren. Hans Thoma ſagt, nachdem er in gutem Humor betont hatte, daß er als Lithographen⸗ ſſonſt das Handwerk von Grund aus ge⸗ lernt habe:„Die Originalgraphik hat etwas von dem Perſönlichen, was die Handſchrift hat. Der Künſtler kann dadurch ſein Lebens⸗ gefühl deutlich zum Ausdruck bringen, meiſt mehr, als in den von großen Vorbereitungen abhängigen Malereien. So kann die agen, die das leichteſte Spiel der Phantaſievor⸗ die Erkenntnis vom Weſen des künſlleriſchen un geklärt werden, die Erkenntnis, daß die Hand die Borſtellungen des Kopſes zeigen und zeichnen muß. Die Original⸗ graphik kann gewiſſermaßen als der perfönlichſte Ausdruck vom Die Hand kann unmittelbarer d. h. zum 11 5 1905 5— it ſeinen Phantaſievorſtellungen denkt: ſa, die riffelkunſt kann 2505 von 8——5 Einwirkung auf die eigentliche 2 die n hat— die un⸗ chnen und Malen wird hergeſtellt.“ Hof einer gattenloſen Königin iſt, geht dieſe Intrige um Skizzenbüchern be⸗ J. A. BVeringer, ch 1 von Hans Thoma. danke des Verlags, das wertvolle Material zu erſchließen; das den b ‚ nzelnen Künſtler gewährt. die Wegweifer ſomohl zu den Wurzeln de⸗ ens wie zu den Gipfeln der durch dieſe Sammlung eſten Ueberblick über Dieſe Skizzenbücher abgeſchloſſenen Werke ude e 4 Gedanſe in u, ſchichllichen Vorgänge geben einen hübſchen Hintergrund die Figurinen hiſtoriſch beglaubigter Perſönli Mode 25 In ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge zeigen ſie nicht bloß die Ent⸗ wicklung einesWerkes, ſondern auch den Werdegang der Geſtaltung⸗⸗ kräfte und des Ausdruckswillens der Künſtler. Sie ſind die Maß⸗ ſtäbe ſeines künſtleriſchen Willens und Könnens. Dies umſomehr bei einem Künſtler wie Hans Thoma, der ſich ſelbſt einen ge⸗ borenen Realiſten nennt. Er iſt aber auch einer der vergeiſtigteften Künſtler aller Zeiten geworden, indem er aus unmittelbarer Lebens⸗ nähe in die kosmiſchen Fernen, aus unbedingter Sachlichkeit zur durchſeelten, herznahen Kunſt führte. So iſt er ein Künder unſerer Volksſeele geworden. Sein Schaffen iſt der Ausdruck deutſchen Weſens in ſeinen lauterſten Bekundungen. Volksſprache und Welt⸗ ſproche zugleich. Anhand von 80 Slizzen in hervorragender Facſimilenachbildung läßt uns der erſte Band die Entwicklungsjahre 1856 bis 1868 mit erleben. Der teztliche Teil des Buches von dem bekannten Mannheimer Kunſtgeſchichtlicher Dr. J. A Beringer zührt uns durch dieſe Jahre und gibt intereſſanten Aufſchluß über das Werden des Künſtlers. Die vorzügliche Wiedergabe der ein⸗ zelnen Skizzen auf beſtem Papier, ſowie die originelle Form als Skizzenbuch in geſchmackvollem Einband zeigen, daß der Verlag eine Neuerſcheimung geſchaffen hat, die als eine wertvolle Ergänzung der dKünſtlerliteratur bezeichnet und jedem empfohlen werden kann. Wer Freude an der Kunſt hat, dem wird dieſe Sammlung eine reiche Fundgrube des Schauens und Erlebens ſein.„„ — Neues Theater im Noſengarten E. Scribe: Das Glas Waſſer Es iſt ein Stoff für Bernard Shaw. Weltgeſchehen und Völkerſchickſal entſcheiden ſich in einer Hofintrige. Und da es der Männchen. Eiferſucht der Ripalinnen wird Anlaß eines Kabinetts⸗ wechſels und eines Friedensſchluſſes. Was Shaw mit galligem Sarkasmus und anklägeriſchem Unterton als„weltgeſchichtliche Komödie der Lächerlichkeit“ preisgäbe, betrachtet Scribe mit gal⸗ liſchem Verſtändnis für die Wichtigkeit amouröſer Affairen mit einem liebenswürdig überlegenen Schmunzeln. Aber gleichzeitig auch mit dem ſicheren Blick eines für die wirkungsvollſte Anord⸗ nung des Geſchehens ſehr begabten Theaterſchriftſtellers. Ihm kommt es nicht darauf an, die Großen klein zu zeigen, oder ein hiſtoriſches Paradigma für das Sprichwort„Kleine Urſachen, große Wirkungen“ zu finden, ihm geht es allein um das unterhaltende und ſponnende Intrigenſpiel voll Geiſt und Beweglichkeit 20 ge⸗ acht vergangener Zeiten vorzuführen. D — Tzuletzt keine Lockerung der Spannung vorzeitig eintritt. 5. Seite. Nr. 457 Donneestag, den 2. Oktober 1924 Kommunale Chronik Umwandlung des heidelberger ſtädtiſchen Wirtſchaftsamles 24 in eine Akkiengeſellſchaft * Heidelberg, 1. Okt. Das Heidelberger ſtädtiſche Wirtſchafts⸗ amt ſoll nach dem Beſchluß des Stadtrats, zu dem allerdings der Bürgerausſchuß ſeine Zuſtimmung zu geben hat, in die„Heidel⸗ berger Holzinduſtrie.⸗G.“ mit 200 000 Goldmark Grund⸗ kapital umgewandelt werden. Die Stadt begründet für die Geſell⸗ ſchaft ein Erbbaurecht für 50 Jahre und überläßt ihr die ge⸗ ſamte Einrichtung der Betriebe des Wirtſchaftsamtes im Werte von 450 000 Mark als Eigentum gegen Ueberlaſſung ſämtlicher Aktien. Eine Weitergabe der Aktien an andere kann nur mit Zuſtimmung des Bürgerausſchuſſes erfolgen. Alle aus den Beamten⸗ und Ange⸗ ſtelltenrechten entſtehenden Anſprüche übernimmt bis zum Stande vom 1. Januar 1924 die Stadt. Tagungen Tagung der Görres-Geſellſchaft Sch Heidelberg, 30. Sept. Es iſt unmöglich, bei der Fülle von Vorträgen, die im Rahmen der Görres⸗Tagung im Laufe des geſtrigen Montags gehalten wur⸗ den und die faſt allzu ſtarke Anforderungen an die Aufnahmefähig⸗ keit der Hörer ſtellten, auch nur knappe Referate zu bringen. Selbſt die Aufzählung der Themata muß unterbleiben, doch ſei erwähnt, daß am Montag Abend in der zweiten öffentlichen Verſammlung Profeſſor Switalski⸗Braunsberg in tiefſchürfender Weiſe über „Kant und der Katholizismus“ ſprach und Prälat Schrei⸗ ber⸗Münſter das allgemein intereſſierende und wichtige Problem der„Lage der europäiſchen Geiſtesarbeiter in den Zeiten nach dem Krieg“ erörterte. Dagegen möge über ein außerordentlich aktuelles Thema etwas ausführlicher referiert werden, das bei der zweiten und letzten allgemeinen Verſammlung am Diens⸗ tag in der alten Aula der Univerſität berechtigtes Intereſſe erweckte. Geh. Rat A. Schulte⸗Bonn ſprach über„Die Herrſchaft militäriſcher Pläne über die Politik“. In der Lehre der Politik iſt immer wieder das erſte und letzte Erfordernis die Nüchternheit. Die Strategie ſteht heute unter dem Zeichen der Technik, die das Tempo aller militäriſchen Maßnahmen beſchleu⸗ nigt. Immer mehr verkürzt ſich die Friſt eines Aufmarſches, immer größere Maſſen müſſen bewältigt werden Das notwendige Ergeb⸗ nis iſt aber, daß die Pläne, die militäriſchen Unternehmungen zu Grunde liegen, immer ſtarrer, unelaſtiſcher werden. Der Stratege kann heute dem Politiker nur noch eine engbemeſſene Friſt geben, jedes Zögern kann den Verluſt des Krieges bedeuten. Wenn Napo⸗ leon 1805 ſeine Pläne elaſtiſch jeder Verſchiebung der Loge anpaſſen konnte, ſo iſt das heute nicht mehr möglich. 1914 hatte nur Oeſterreich mehrere Kriegspläne. Deutſchland für den Eventualfall den ver⸗ änderten Schlieffenſchen. Frankreich einen feſten Plan, der eine kleine Variante zuließ, und nur Rußland einen ganz feſten gegen Deutſchland und Oeſterreich. Unter Bismarck und Moltke ſtanden Politik und Strategie noch in unmittelbarem Zuſammenhang. In erſter Linie iſt zwiſchen Defenſiv⸗ und Offenſiv⸗Mächten zu unterſcheiden. Wohl iſt es denkbar, daß im Augenblick einer Kriſis eine Aenderung der Pläne als erwünſcht erſcheinen könnte. Da »dies aber unter den heutigen Verhältniſſen nicht möglich iſt, muß ſich die Diplomatie dem Generalſtab beugen. Die Technik legt den Gene⸗ ralſtab feſt, der Generalſtab die Politik! Von allen Ländern haben Deutſchland und Oeſterreich die ungünſtigſte geographiſche Lage, die ſie zur Defenſipſtellung zwang. Bei einem Zweifrontenkrieg aber mar ihnen nur eine ganz kurze Zeitſpanne zur Ausnützung ihrer Creitkräfte gegeben. Der Militarismus, der fälſchlicherweiſe immer nur auf preußiſch⸗deutſche Verhältniſſe angewendet wird, iſt an ſich aus dem ſtehenden Heere hervorgegangen, das von den fran⸗ zöſiſchen Königen zuerſt geſchaffen wurde. Nur bei den Mächten, die eine nur wenige Jahre ertragbare Rüſtung auf ſich nehmen kön⸗ nen, wird und muß man von einem offenſiven Militarismus ſpre⸗ chen, Leſder war die Rüſtungspolitik der Mittelmächte nicht von der Kraft getragen, die bei ihrer Lage erforderlich geweſen wäre. Welchen Einfluß hatte nun die Strategie auf die Kriſis von 19142 Die Friedenspräſenzſtärke betrug damals in Ruß⸗ lend 0,85, in Deutſchland 0,2 und in Frankreich 2 Prozent der Be⸗ völberung. In den Händen des öſterreichiſchen Generalſtabschefs Konrod von Hötzendorf lag die Initiative. Der Redner ging dann ausführlich auf den Gang der Exeigniſſe ein, aus denen ſich militäciſch der Weltkrieg entwickelte. Dabei kommt man, nach ſeiner Anſicht, üder die Talſache nicht hinweg, daß in erſter Linie der Zar ſeine Pflicht gegenüber allen Kriegsmöglichkeiten verſäumt hatte. Die militäriſchen Vorbereitungen Rußlands riſſen die Mittelmächte in den Krieg. Nicht das defenſive Deutſchland und Oeſterreich gaben den Anſtoß, ſondern das offenſive Rußland. Das dofenſive Deutſchland konnte aber nicht abwarten wie der offenſivg Randſtaat Frankreich hinter ſeiner wehlgerüſteten Front. Es mußte handeln, und ſelbſt den Schein des Uebelhandelns auf ſich nehmen. In dieſer Verkettung liegt die Tragik des Weltkrieges für Deutſchland. Zuſammenfaſſend muß nochmals betont werden, daß man nicht einfach von Militarismus ſchlechthin ſprechen darf, ſondern immer zwiſchen defenſivem und offenſivem Militarismus unterſcheiden muß. Nicht der formale Akt der Kriegserklärung iſt das Entſcheidende, ſon⸗ dern der erſte Schritt unmittelbarer Kriegsverantwortung. Das iſt zugleich der ſpringende Punkt der ganzen Kriegsſchuldfrage! 1 ruhiger und arbeitſamer Mann. Neue Mannheimer Zeitung(mittag⸗Rus gabe) rungen lebhaften Beifall. Im Anſchluß an dieſen Vortrag würdigte Prof. Günter⸗München in einer kurzen Gedenkrede die Verdienſte des unlängſt verſtorbenen zweiten Vorſitzenden der Geſellſchaft, Her⸗ mann von Grauert. Hierauf fanden Bexatungen interner Art ſtatt. Mit einem Ausflug nach Bruchſal zur Beſichtigung des Schloſſes der Fürſtbiſchöfe von Speyer am Nachmittag wurde die Görres⸗ tagung geſchloſſen. Die nächſte Tagung ſoll in Trier ſtattfinden. Aus dem Lande Die Eiſenbahnverkehrsverhälkniſſe am Oberrhein *Waldshut, 1. Okt. Aus den auf dem Oberrheintag gehal⸗ tenen Referaten ſeien folgende Ausführungen des Profeſſors Waſ⸗ mer⸗Waldshut über die Verkehrsverhältniſſe am Oberrhein nachgetragen. Profeſſor Waſmer beanſtandete die bedenkliche Rück⸗ ſtändigkeit der deutſchen rechtsufrigen Rheinbahnen, während die Schweizer Bahnen wieder die Leiſtungen von 1914 erreicht habe. Die Schweiz führe z. B. zur Zeit direkte Wagen von Baſel über Zürich nach München, während die deutſche Reichsbahn nichts tue, obgleich der Weg über Singen kürzer wäre. Ein Zug von Baſel nach Sigmaringen brauche heute die gleiche Zeit wie ein Schnellzug von Baſel nach Fulda. der dazu noch zwei Stunden ſpäter in Baſel ab⸗ gehe. Die Eingaben an die Eiſenbahndirektion in Karlsruhe ſeien natürlich abgelehnt worden; eine Eingabe an den Landtag fand in der Schweiz und in Württemberg Beachtung. In Freiburg ſoll jetzt im Herbſt die Gründung eines Verkehrsverbandes Weſt⸗Oſt er⸗ folgen, die Verhandlungen finden dieſe Woche in München und Stutt⸗ gart ſtatt. Das Wirtſchaftsgebiet am Oberrhein iſt kein Stiefkind. Wenn alles fehl gehe, ſo werde man zur Propagierung des Bahn⸗ verkehrs auf Schweizer Seite übergehen müſſen. Vielleicht erinnere ſich dann Karlsruhe und Berlin daran, daß der Oberrhein noch deut⸗ ſches Wirtſchaftsgebiet iſt. * * Heidelberg, 1. Okt. Freiwillig aus dem Leben geſchieden iſt ein zugereiſter 23jähriger Student aus Rumänien, der ſich in einem hieſigen Gaſthaus erhängte. Nach den vorgefundenen Papieren iſt der Beweggrund zur Tat in Mittelloſigkeit zu ſuchen. * Karlsdorf bei Bruchſal, 1. Okt. Der in den 30er Jahren ſtehende verheiratete Werkführer Broncker von hier fuhr mit ſeinem beleuchteten Motorrad in ein ihm entgegenkommendes un⸗ beleuchtetes Weinfuhrwerk. Die Deichſel des Wagens drang Broncker in den Unterleib. Die Verletzung war ſo ſchwer, daß der Verunglückte alsbald ſtarb. * Mörſch bei Ettlingen, 1. Okt. Durch Feuer in dem An⸗ Stall und Schuppen eingeäſchert. * Pforzheim, 1. Okt. Heute morgen nach 3 Uhr brach in dem jetzt von Kaufmann Schmidt bewohnten Hauſe Panorama⸗Allee 18 Feuer aus, dem das ganze Gebäude bis auf die Grundmauern zum Opfer fiel. Die Weckerlinien trafen ſehr raſch am Brandplatz ein und konnten noch einen Teil der Fahrniſſe retten. Der Gebäudeſchaden iſt jedoch ſehr bedeutend und nur teilweiſe gedeckt.— Die Firma Hermann Wronker hat ihren Erlös aus der Herbſtmodenſchau in von 435 Mark dem Stadtrat für die ſtädtiſchen Kinder über⸗ wieſen. * Offenburg, 1. Okt. Als ein Laſtkraftwagen ein Kuhfuhrwerk des Landwirts Lamm von Herztal vorſchriftsmäßig überholte, ſcheuten plötzlich die Kühe und verſuchten nun ihrerſeits das Auto zu überholen. Der Fuhrmann hielt die linksgehende Kuh am Kopfe feſt. Dieſe drückte ihn jedoch gegen den Laſtkraftwagen, wobei ihm ein Bein abgefahren und er anſcheinend auch innerlich ſchwer ver⸗ letzt wurde, ſodaß er nach wenigen Minuten ſtarb. Den Kraftwagen⸗ führer ſoll keine Schuld treffen. *Gätenbach bei Triberg, 1. Okt. Die Arbeiten zur Erweiterung des Kraftwerkes Gütermann ſchreiten rüſtig vorwärts. Die Grab⸗ und Sprengarbeiten neigen ſich dem Ende zu. Die Rohrlegung im Hirſchbachgebiet, wo Röhren von einer Länge von 11 Metern und einem Gewicht von 56 Zentnern gelegt werden, wird auch bald beeindet ſein. Kürzlich wurde das Maſchinengebäude beim Simonshof in Oberſimonswald unter Dach gebralht. Das Kraftwerk Gütermann verſpricht eine ſehr ergiebige Kraftquelle zu werden. *Villingen, 1. Okt. Bei der Rindenmühle gerieten drei bezechte Männer miteinander in Streit, wobei der eine, ein hieſiger Knecht, mit Stockhieben traktiert, liegen blieb. Bald darauf wurde er mit gebrochenem Unterkiefer aufgefunden. 995 *Altglashütten im Schwarzwald, 1. Okt. Der in der Nähe von Altglashütten gelegene Schwarzbachwoier iſt offenbar durch die großen Waſſermaſſen infolge des anhaltenden Regenwetters der letzten Monate ausgelaufen. Das ausſtrömende Waſſer hat eine Reihe von Brücken zerſtört und ein großes Gelände überſchwemmt. Per⸗ ſonen ſind nicht zu Schaden gekommen. Oberbaldingen bei Donaueſchingen. 1. Okt. Geſtern früh brannte das Anweſen der Hebamme Katharina Lohrer vollſtändig nieder. Der Gebäudeſchaden und Fahrnisſchaden wird auf 7000 Mk. geſchätzt. In der zum Haus gehörenden Scheune hatte der Straßen⸗ wart Schneckenburger ſeine Futtervorräte untergebracht. die eben⸗ falls völlig vernichtet wurden. Die Brandurſache iſt unbekannt. *Rielaſingen bei Radolfzell, 1. Oktober. Im Zuſtande geiſtiger Umnacktung katte ſich der 40 Jahre alte ledige Landwirt Johann Gnadinger in leiner Scheune erhängt. Der Unglückliche war ein Art Stücke nicht nebenſächlich! Nichts überhaupt iſt nebenſächlich was geeignet iſt, die Theaterwirkung zu ſteigern. Und Scribe ver⸗ ſchmäht keines der Mittel und keine der Möglichkeiten, die ſich ihm — wohlverſtanden: ungeſucht— darbieten. Nur üblen Kitſch, plumpe Unanſtändigkeit und den Fettglanz einer billigen Talmi⸗ poeſie wird man vergeblich ſuchen. Die Arbeit Scribes iſt in jeder Hinſicht ſauber und theatertechniſch bewundernswert. In geölten Gängen läuft die Maſchinerie geräuſchlos und mit vollkommener Präziſion, alles iſt nach allen Geſetzen der Statik und Dynamik wohl berechnet. Ein angenehmer Dialog ohne überflüſſige Umſchweife geleibet die Schachſpielfiguren von Stellung zu Stellung. Angriff und Verteidigung mit allen Mitteln der Schläue machen die Hand⸗ lung aus, die ihre Heiterkeit von den Bonmots des Lords Boölingbroke und jenen Szenen empfängt, in denen ſich die Intrige als 8 und Situationskomik auswirkt. Dieſe Szenen ſind in weiſer Oekonomie ſo auf die vier Akte verteilt, daß bis Es wäre Ungerecht, dieſes techniſche Können nur als fixe Mache zu werten; es wird nur dann verächtlich, wenn es von außen her dichteriſchem Unvermögen zur äußerlichen Wirkung verhelfen ſoll. Wenn es aber wie hier nur Spiel, alſo Selbſtzweck iſt, hat es ſeine Berech⸗ tigung. Die Wirkung der in der Hauptſache recht hübſchen Auf⸗ deren Regie Ado von Achenbach nicht ohne Ge⸗ chmack geführt hatte, war die beabſichtigte einer anſtändigen Unter⸗ haltung auf einem angenehmen Niveau. Unſeren Darſtellern kann die gelegentliche Beſchäftigung in derartigen Converſations⸗ und Geſellſchaftsſtücken nur zuträglich ſein. Sie werden eine(annoch ziemlich vermißte) Leichtigkeit und Selbſtverſtändlichkeit der Dialog⸗ führung und des Enſembleſpiels und eine Leichtigkeit und Selbſt⸗ verſtändlichkeit der Führung des Körpers gewinnen, die ihnen für alle Aufgaben zu Gute kommt. Man erinnere ſich, daß ein Mann wie Laube die Bedeutung ſolcher Stücke wohl erkannt hatte und daß der Ruf des Wiener Burgtheaters nicht zuletzt in der Wieder⸗ gabe des Geſellſchaftsſtückes begründet war. Heute mehr als je iſt es nötig, in der verwilderten Schauſpielkunſt von der Vergangen⸗ heit zu lernen. Das Nichtbeachten der Handwerksgrundlagen hat in der bildenden wie in der darſtellenden Kunſt in eine Sackgaſſe ge⸗ führt, und die„Anarchie im Drama“ iſt ebenſowenig ein Schlag⸗ wort wie die„Verwilderung der Schauſpielkunſt“. Ueberall auf allen Gebieten der Kunſt iſt die rückläufige Bewegung als Beginn der Geſundung zu erkennen. Hüten wir in der„Provinz“ uns davor, die Moden von geſtern und vorgeſtern zu verewigen und uns mit Dingen lächerlich zu machen, die ihre Wurzeln in der Eitelkeit traditionsloſer Mimen und unſchöpferiſcher Regiſſeure haben, nicht im Urgrund allen echten Kunſtwerkes: in der Wahr⸗ haftiakeit. Der Aufführung, die ſchon noch einiges an Weltmänniſchkeit ver⸗ ſtädter Otto Stockhauſen zugrunde, auch ſie hat ihr Verdienſt am Ex⸗ folg. Den politiſchen Lord und gewandten Manövrierer gab Willy Birgel, geſchmeidig und überlegen, mit einer leicht überſpitzten Suada. Daß ihm, wie auch Frau von Hagen, die eine ſehr ſehr böſe Herzogin von Marlborough gab, zuweilen manches ein wenig zu dick, zu aufgeſetzt geriet, mag man mit dem Zwang entſchuldigen, den das akuſtiſch und optiſch unporteilhafte Haus aus⸗ übt. Elvira Erdmanns gute Königin Anna hatte etwas von einem Kinde, das von ſeiner Gouvernante gegängelt wird und plötzlich ein bischen mit dem Fuße ſtampft, bockt und ausbricht. Es iſt nicht ihr Verdienſt, wenn ſolche launiſche Seitenſprünge gut ausgehen. Maſhams Aktivität bleibt außerhalb der Bühne: er er⸗ ſticht einen Lord, was man Herrn Eggarter nicht ganz glaubt; auf der Bühne iſt er ſehr paſſiv, hat gut auszuſehen, was er tat, und einige Liebesgefühle zu äußern, was er mit ein wenig mehr Wärme und Hingegebenheit tun dürfte. Laura Wagners Abigail gewann über eine anfänglich recht vordringliche Kokettiererei ſpäter einen friſcheren, natürlichen Ton. So ſtand ſie ein wenig Natur⸗ kind in der höfiſchen Welt, ohne jedoch nicht dorthin zu gehören. hs. Literatur * Martin Luther: Vom unfreien Willen. Nach der Ueberſetzung von Juſtus Jonas herausgegeben und mit einem Nachwort verſehen von Friedrich Gogarten. Chr. Kaiſer⸗Verlag München. Die Schrift gegen den Gelehrten Erasnus iſt⸗ eine der größten und gewaltigſten Streitſchriften des Reformators, in der er mit allem Nachdruck ſeiner machtvollen Perſönlichkeit ſeinen Standpunkt in der Frage des unfreien Willens behauptet. Dieſe Frageiſt bekanntlich ein ſchweres Problem, das von Luther in über⸗ zeugungsvoller Weiſe gelöſt wurde. Aber nicht allein die Behand⸗ lung dieſes Problems, ſondern auch die Streitſchrift als ſolche iſt charakteriſtiſch, denn ſie ergänzt das Lebensbild von Luther nach verſchiedenen Richtungen hin. Die Darlegungen, vor 400 Jahren geſchrieben, wirken auch heute noch anregend. Wie ſchon Köſtlin in ſeinem Lutherwerk ausführte, hält der Reformator in ſeiner Streitſchrift ein edles Maas. An Stelle der verletzenden Worte bei Erasmus treten bei Luther kräftige, aber würdige offene Aus⸗ drücke des Tadels, des Vorwurfs und des Befremdens über Eras⸗ mus. Und gerade dieſer ehrliche Kampf, die Wahrheit und die Uebergeugungstreue und nicht zuletzt der felſenfeſte Glauben Lut⸗ hers ſind es, die dieſe Streitſchrift weit über den Rahmen ſeiner übrigen Werke herausheben. In dem aktuellen Nachwort des Verfaſſers, der Luthers Schrift, in gutes Deutſch übertrug, wird dann noch von der Auseinanderſetzung des Proteſtantismus mit dem modernen Geiſte geſprochen. Der Verfaſſer meint, daß für krüge, lag eine neue Bearbeitung u. Uebertragung durch den Darm⸗ dieſe Auseinanderſetzung die Stunde gekommen ſei.—᷑. — Der Redner erntete für ſeine klaren und überzeugenden Ausfſh⸗ weſen des zur Zeit im Saargebiet beſchäftigten Alois Sattler wurden ANus der pfalz *eudwigshafen, 1. Okt. Der Bleilöderlehrling Willi Min⸗ zer, 17 Jahre alt und der Elektrikerlehrling Wilhelm Anſchütz 17 Jahre alt, beide hier wohnhaft ſind dringend verdächtigt, am 23. Seplember nach 8 Uhr abends, die 17½ Jahre alte Frieda Kar 1 von Frieſenheim im Stadtpark hier in den Ahein geſtoßan zu haben, wo dieſe ertrank. * Ludwigshafen, 2. Okt. In der Stadt Ludwigshafen bereitet die Unterbringung der heimkehrenden Ausgewieſenen große Schwierigkeiten, trotzdem ein eigenes Bauprogramm für Heim⸗ kehrer von der Gemeinnützigen Aktiengeſellſchaft für Wohnungsbau in Ludwigshafen aufgeſtellt worden iſt. Angeſichts einer Zahl von über 4000 dringlichen Wohnungsſuchenden bedeutet die derzeitige Geſamtwohnungsproduktion von rund 200 Wohnungen im Jahr ſehr wenig, ſodaß noch viele Jahre vergehen werden, bis die Wohnungs⸗ not einigermaßen behoben iſt. Von der Staats⸗ und Reichsregierung werden weitere raſche Maßnahmen zur Unterbringung der Rück⸗ kehrer gefordert.— Die Rheinlandkommiſſion hat das pfälziſche Flurbereinigungsamt unter einer Reihe von Vorbehalten in der Ausübung ſeiner Tätigkeit wieder zugelaſſen. Gegen die ſprach, weil zur Zeit viele Parzellierungen des Grundbeſitzes vorge⸗ hoben worden, da man in den Vermeſſungsarbeiten des Amtes eine Gefährdung der Sicherheit der Beſatzungstruppen erblickte. i Neuſtadt a.., 1. Okt. Elf hieſige junge Leute ſind in den letzten Tagen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Verbindung, die im beſetzten Gebiet verboten iſt, von der Beſatzungsbehörde ver⸗ haftet worden. Die jungen Leute trugen die Abzeichen Stahlhelm und Hakenkreuz.— Das Korps Transrhenania(München) hielt, wie ſeit langen Jahren, ſo auch dieſes Jahr am letzten Samstag und Sonntag im September in Neuſtadt a. d. H. ſeine Ferienverſamm⸗ lung ab. Aus der ganzen Pfalz und auch aus den Nachbarländern waren die Angehörigen des Korps herbeigeeilt, um frohe Stunden des Wiederſehens mit den Alten zu feiern. Das Feſt begann mit einer Begrüßungskneipe. :: Pirmaſens, 1. Okt. Am Sonntag nachmittag wurde in der Nähe des Kurhauſes Nikolaus in der Landauer Straße ein 6fähriges Mädchen durch einen Chauffeur aus Redalben überfahren und ſchwer verletzt ins Krankenhaus verbracht— Der Gelegenheitsarbeiter Rich. Köppel aus Dortmund trieb ſich ſchon einige Tage hier herum, damit renommierend, daß er von der deutſchen Behörde ſteckbrieflich verfolgt werde. Die Polizei, der dies zu Ohren kam. ſchenkte ihm ohne weiteres Glauben und verhaftete den Renommiſten. nachbargebiete * Worms, 1. Okt. Freiherr Cornelius Wilhelm von Heyl zu Herrnsheim, Ehrenbürger der Stadt Worms, hat letztwillig verfügt, daß an ſeinem Todestage der Hilfsbedürftigen gedacht werde. In Ausführung dieſer hochherzigen letztwilligen Verfügung hat die Frei⸗ herrlich Heyl zu Herrnsheimſche Verwaltung dem ſtädtiſchen Wohl⸗ fahrtsamt in den letzten Tagen 1000 Zentner Kohlen zur Vertei⸗ lung an bedürftige Angehörige mittelſtändlicher Kreiſe und an Ange⸗ hörige ſolcher Kreiſe, die unter den Wirkungen des Krieges bedürftig geworden ſind, überwieſen.— In der Nähe des hieſigen Strand⸗ bades unterhalb der Eiſenbahnbrücke wurde die Leiche eines un⸗ bekannten Mannes im Alter von 26 Jahren bis 30 Jahren gelän⸗ det. In den Kleidern der Leiche befand ſich eine Beſcheinigung über Wohnungs⸗ und Steuermeldung mit dem Namen Erwin Johann Birkigt, Diplomingenieur, geb. am 8. September 1896 zu Schönau in Böhmen. Der Ort, an dem dieſe Beſcheinigung ausgeſtellt wurde, war nicht erſichtlich. Außerdem fand ſich ein weiteres Schreiben von der Burſchenſchaft„Hilaritas“ Stuttgart. Es beſteht die Vermutung, daß der Genannte den Tod im Rhein geſucht und gefunden hat. Sportliche Rundſcha Auloſport * Antomobilrennen in Winterberg und Wiesbaden.— Das am Sonntag vom Sauerländiſchen Bob⸗ und Autoklub verauſtaltete Bergrennen zum Winterberg hatte ſich recht guter Betei⸗ ligung zu erfreuen. 28 Wagen ſtarteten in neun Klaſſen, Mereedes, Bugatti, Rabag Bugatti, Dürkopp, N. A.., Pluto, Steiger, Adler, Aga, Amilcar, Wanderer, N. S. U. und Steyr. Der Rekord für die 3 Kilometer lange Bergſtrecke wurde mehrfach gebrochen. In der Klaſſe der Tourenwagen fuhr Heußer⸗Schmalkalden auf Steyr mit .20,3 die beſte Zeit, bei den Rennwagen Volkhart⸗Köln auf Bugatti mit:14,1.— Bei dem vom Wiesbadener A. C. auf einem 12 Kilometer langen, ſehr kurvenreichen Rundwege durchgeführten Rennen nach Zeit erzielte in der Klaſſe der Kleinwagen der franzö⸗ ſiſche Fahrer Poulet auf Amilcar mit 11:40,4 die beſte Leiſtung. Ein Wagen gleichen Fabrikats beſetzte in 11:46,2 vor Fafag, NStI. und Pluto den zweiten Platz. In den ſtärkeren Wagenklaſen ſuhr Altmeiſter Jörns auf einem 12 PS. Opel mit 10:39,4 bie weitaus ſchnellſte Zeit aller Teilnehmer. Motorradſport Dreieckfahrt bei Käfertal. Auf der bekannten Rundſtrecke Käfer⸗ tal⸗Waldhof⸗Käfertal findet am Sonntag(5. Oktober) ein Motorrad⸗ rennen veranſtaltet vom Motorfahrer⸗Club Mannheim(D M B) ſtatt. Das Rennen hat für die diesjährige Motorrad⸗Rennzeit inſo⸗ fern einen abſchließenden Charakter, als auf ihm die Schlußläufe der D. M..⸗Meiſterſchaften für Senjoren und für die Rennwagenklaſſe ausgetragen werden. Die Klaſſe der Senioren, die alle Mokocräder von 350 bis 1000 Kubikzentimeter umfaßt, dürfte am Start alle die⸗ jenigen Rennfahrer finden, die als die bekannteſten der deutſchen Motorradfahrer gelten. Schuſter wird mit ſeiner Wanderer, Win⸗ ter mit der ſchweren N. S. U. am Start erſcheinen. Brudes auf Viktoria und die ſieggewohnten B. M. W. Fahrer Schleicher und Bie ber ſind gemeldet. Nicht vergeſſen ſeien unſere Mann⸗ 155 Fahrer Islinger, Seemüller, Scherrer, die dieſes ahr die Klubmeiſterſchaft für die Mannheimer Farben erringen konnten. Schwind, Meiſezahl und Siebert ſind ſelbſtver⸗ ſtändlich auch da. Wenige Veranſtaltungen fanden dieſe Namen in der Beſten eingegangen. Vor allem der Mannheimer Morsfahrer Häberle, der in der letzten Zeit viele Siege heimfahren konnte, neben den Anwärtern auf die Meiſterſchaft Thormeier auf Har⸗ ley Davidſon, Arndt auf N. S.., Ruein auf Harley, Kali⸗ nowski auf Wanderer. Lövenich, Kormann, Göhler, Ell und Haußmann beſchließen hier auch dieſe ſtattliche Reihe unſerer Kanonen. Das Rennen, das über 15 Runden führt, bietet mit ſeinen ſchweren Kurven Augenblicke größter Spannung und ſport⸗ licher Leiſtung, ſo daß wohl jeder der es ſich anſieht,— ſelbſt wenn er ſonſt kein Freund der Radau machenden Motorradler iſt— mit dem Bewußtſein nach Haufe geht daß der Motorradſport nicht nur zum Aerger der lieben Mitmenſchen betrieben werde. Lorenz, Raufmann Oskar Tietz, qensen und andere fahren auf 895 NIifa-Rad neeeeeeeeeemmenneunumennunmnnnmnnmrunnmmummmummn Mitteldeutsche Fahrraderke d. u. b h Sangerkausen- Berlin, Im Karlsbad 6 Wiedereröffnung des Amtes, die einem dringenden Bedürfnis ent⸗ nommen werden, waren von der beſetzenden Macht Einwände er⸗ einer Konkurrenz. Doch auch für die Beiwagenklaſſe ſind Meldungen 0 0 gepflegt hat. 6. Seike. Nr. 457 neue Mannbeimer Feitung(Mittag⸗Rusgabe) ——————ͤ——ͤ—— Honnerstag, den 2. Oktober 1924 5 Neue Mannh eimer Seitunge Handelsblatt Maunheime Indu Angeſichts der heftigen Angriff geeignet ſind, die Bedeutung des Abkommens für die Mann⸗ heimer Induſtrie zu beleuchten. ſüdweſtdeutſche und ſpeziell die Mannheimer Induſtrie in ſehr aus⸗ gedehntem Maße vor heimer Induſtrie aus wirtſchaftsge ſehr beliebt waren. Bon Dr 2 e, denen gegenwärtig das deutſch⸗ ſpaniſche Handelsablommen von Seiten des ausgeſetzt iſt, mit der Abſicht, dieſes Abkommen im Reichstag zu Fall zu bringen, dürſten vielleicht einige Zahlen intereſſieren, die Es iſt beka dem Kriege den Export nach Spanien Der Grund hierfür liegt barin, daß ö ographiſchen Gründen au- ſchließ⸗ lich Spezialartikel herſtellt, die auf dem ſpaniſchen Markt Die Maſchineninduſtrie war mit Dampfkeſſeln, Str raten, Brauereimaſchinen, Kranen, Verladevorrichtungen, Aufzügen, Armaturen für Gas⸗, Waſſer⸗ Lokomobilen und landwirtſchaftlichen M maſchinen und dergleichen, die elektrote leuchtungsartikeln, Iſolations⸗ apparaten, die Drahtinduſtrie mit K induſtrie mit vielerlei Gebrauchs⸗ und Guttaperchainduſtrie mit Hartgummi und dergleichen, die Artikeln, die Steinzeug⸗ artikeln, Gummiwäſche, Puppen Induſtrie mit chemiſch⸗pharmazen induſtrie mit ſäurebeſtändigen Behältern, Kondenſatior und dergleichen am Markt. Man ſieht ſchon an der beiſp Aufzählung der Artikel den umfangreichen Anteil, der gemäß. ſtatiſtiſch nicht erſaſſen läßt, den die Mannheimer Induſtrie mit ihren Artikeln hatte. In welchem Umfang nach dem Krieg der geſamtdeutſche Anteil an der ſpaniſchen Einfuhr zur Stqtiſtik nach, die den deutſchen 2 im Jahre 1913 auf 14,2 Proz. und berechnet. Für die folgenden Jahre v Die deutſchen Ausfuhrziffern nac der bekanntlich auf die Statiſtik. einen weiteren ſcharfen Rückgang, Abſchließung gegen Deutſchland gleichkommende Zollpolitik Spaniens zurückgeführt wird Gegenſtänden, abeln und Drähten, die Papier⸗ und Dampfleitung niſche Induf und Luxuspapier, aller tiſcher unteil an der ſpanif im Jahre 1920 auf 6,1 Pro; rſagt leider Spanien Spanien hatte während des Krieges infolge ſtark aus den Ententeländern ſeine Induſtrie kräftig entwick fuhr ſteigern und die Einfuhr vermindern können. gung des Krieges trat jedoch ſehr bald ein Rü Ausfuhr ein, begleitet von einer Steigerung der Einfuhr, die bis 1922 eine große Ausdehnun zum Jahre darniederliegende eigene Induſtrie fang 1922 einen neuen Zolltarif mit erh und belegte kurze Zeit ſpäter die deren Währung gegenüber dem ſpaniſchen 70 Prozent entwertet war, mit ei des Zolls betragenden Valutazuſchlag. Dabei werden, daß die Entwertung der eigenen ſpaniſchen Währung mit einem etwa 25 Prozent betragend verſucht wurde, ſo daß der Valutazuſch ſcheinung trat. Dieſe Maßnahme lich gegen Deutſchland, da dieſes, nachweiſt, unter den Ländern mit erſte Stelle in der ſpaniſchen Einfuhr einnimmt. nem beſonderen ca. muß en Goldzollaufgeld richtete wie aus dem rapiden Rückgang der deutſchen Quote he die betroffenen Induſtriegruppen eine faſt völlige Abſchließung vom ſpaniſchen Markt, der in Man nheim, ſchon eine droße Rolle geſpielt ſpaniſchen Maßnahmen zu vergn einige Produkte der ſpeziell herausgegriffen werden. Bei der ſichtigen, daß die Zahlen, um einen Verglei hatte. ſchaulichen, Mannheimer Zuſammenſtellung iſt zu berück⸗ ch mit 1924 zu ermög⸗ lichen, ſich jeweils auf das 1. Halbjahr beziehen. Deutſche Ausfuhr nach Spanien(in Do 191³ 1922 1923 Dreſchmaſchinen— 96⁴ 1886 Mähmaſchinen n Brauereimaſchinen 303 1343 936 Pumpen 1846. 1185 70¹ Röhren, Ventile uſw. 1172 2207 396 Waſſermeſſer 2674 9 Gtoßzhandelsinder Die auf den handelsinderziffer des St über dem Stande vom 23. September(130) weiter um 1,2 Prozent: auf 131,5 an. die Lebensmittel von 125,9 auf Gruppe Getrelde und Kartoffeln von 116,4 auf 118,4 ferner Induſtrieſtoffe von 137,8 Gruppe Kohle und Eiſen blieb m waren zogen von 124,5 auf 126,1 157,7 auf 158,6 oder um 0,6 an. September ergibt ſich eine Stei Stichtag vom 30. Von den Hauptgruppen ſtiegen in der 128 oder um 1,7, auf 138,1 oder oder um 1,3, Einfu Für den Durchſchnitt gerung der Groß ziffer von 120,4 auf 126,9 oder um 5,4 Prozent. Vor gruppen ſtiegen die Lebensmittel von 110,9 auf 120,7 Induſtrieſtoffe von von 113,0 auf 120,8 oder um 6,9 Prozent, Ein auf 157,7 oder um 0,2 Prozent. Die Beſtenerung von Tabak und Wein Wie die Handelskammer M annheim aus werden vom 21. 9. 1924 an im Ruhrgebiet ausſchließlich die deut⸗ 138,2 auf 138.5 oder um ſchen Beſtimmungen beim Verkehr und bei der Be von Tabakerzeugniſſen Der Umtauſch der Ruhrbanderolen i 21. 9. bis 21. 10. folgt in der Zeit vom Beſtände an Ruhrbanderolen und und Waren hat bei den zuſtändigen Zollämtern in Düſſ Recklinghauſen, Wanne, Bochum, mund bis zum 21. 9. einſchließlich zu erfolgen. kommen die bisher erforderlichen Verſteuerte und banderolierte Waren können Formalitäten und ohne nochmalige Verſteuerung i gebiet eingeführt werden. Beim unbanderolierten Waren gilt das fahren mit Entlaſtung beim Emp Witten, Gelſenkirchen und Vom 21. 9. ab Begleitſcheine völlig in Fortfall. vom 21. 9. ab ohne n das Ruhr⸗ Verſand von unver deutſche Verſandanmeldungsver⸗ fangs zollamt. aſchinen aller Art, elektriſchen Art, ückgegangen i Nach Beendi⸗ ckgang der ſpaniſchen g annahm. zu ſchützen, führte Spanien An⸗ eblich höheren Sätzen ein Einfuhr, die aus Ländern kam, Peſeten um mehr als lag noch fühlbarer in ſich praktiſch ausſchließ⸗ wie das Statiſtiſche Reichsamt ſtarkem Währungsverfall die Die Folge war, wie ſchan bemerkt, immer Um die Bedeutung der ſollen im folgenden ypelzentner) eptember berechnete Gro ß⸗ um 0,2. it 128,5 unverändert. 0,2, Inlandswaren fuhrwaren von 157,4 im beſetzlen Gebiet Düſſeldorf erfährt, Wein angewandt. n deutſche Banderolen er⸗ Die Anmeldung der mit Ruhrbanderolen verſehenen hildenbrand⸗ Mannheim 1913 1922 inbaues] Eiſenwaren aller Art 6035 13563 Dynamomaſchinen 2735 1256 3548 932 85 rahtſeile 1058 1655 Celluloidtämme u. dergl. 169 331 Packpapier 3492 6081 die Maun. Holzzelttoff 36414 15206 1 ſind, iſt das Fehlen darauf zurückzuführen, gering war, um in geführt zu werden. gänge der Ziffern. ſehr bedingt und nur bei ebel S⸗Appa⸗ en, Zählern, Eis⸗ haltig anerkannt werden, denn wenn die Urſache des Rückgangs trie mit Be⸗ in der Errichtung der Rheinzollgrenze läge, dann hätte im Jahre Meß⸗ 1923 während der Zeit⸗des paſſiven Widerſtands die vollkommene Abſperrung des beſetzten Gebiets vom ſtärkeren Rückgang, das Jahr 1924 dagegen weiſen müſſen. Das die Gummi⸗ Celluloid⸗ chemiſche eine Zunahme auf. ſich natur⸗ kommen und im allgemeinen eine Gleichſtellung ſt, weiſt die chen Einfuhr + 111 die ſpaniſch zeigen jedoch einer Rückſicht genommen werden, daß eine aktive durch eine hochaualifizierter Induſtrieerzeugniſſ er Nachfrage eln, die Aus⸗ nur 5500 Tonnen U d myue] Dageoen wurde im Jahre 1913 an deutſchen Indu Hat doch ein erklärt, daß die Zollſätze von beliebt wird. 80 Prozent e handels kürzlich berückſichtigt auszugleichen 0 700 Er⸗ der Inflationszeit die raſche Abwärtsbewegung gekommenen Weine verzollt wurde. vorgeht, für e belaſtung durch das deutſcheſpan! abkommen überhaupt nicht eintret der Frankfurter Zeitung vom 9, 8. 1924 ſind Winzer kritiſch ſtark beleuchtet und nicht als worden. Induſtrie zweifellos ſtark überſchätzten Gründe 5 nahme oder Ablehnung 1924 3478 510 einer Ablehnung des Abkommens für den deutf kehr andererſeits in Betracht zieht. 4 In der laſſung beſitzt, wurde ein von gleichen Zeit dagegen die oder um 1,7. zunehmen. 2 Bie letzten Zeit ſehr gebeſſert, ſo Inlands⸗ J hrwaren von Eſtrl. aus ihren Barbeſtänden nachzuzahlen. des Monats klärte, der Wettbewerb handelsinder⸗ aber eine Reihe von Verbeſſerungen im n den Haupt⸗ geführt und den Umſatz vergrößert. oder um 888, käufe der Fabrik in Deutſchland ſeien Verkäufe in nach den gleichen Grundſätzen wie die Fabrik arbeite ſehr zufriedenſtellend; ihre Verkäufe in man verſpreche ſich aber auch Vorteile für ſteuerung wurden eldorf, Eſſen, Dort⸗ gewählt. Aufträge auf Herſtellung von Lokomotiven wurde mitgeteilt, daß die ſteuerten und den ſei und zwar in der Weiſe, daß Motorp ſchaft gebaut werden. Umgekehrte iſt teilweiſe der Gruppen weiſen im Jahre 1923 gegenüber dem Jahre 1922 ſogar allein die Erfüllung des Londoner Abkommens ganz beträchtliche Steigerung des deutſ e erreicht werden kann. Wo 3 Dieſelmotoren gemeinſam in den Werkſtätten der K ſtrie und der deulſch⸗ſpaniſche Handelsverkrag 1923 715⁵¹1 1692 4⁴8 410 198 56˙5 3036 In allen Fällen, in denen für 1924 keine Angaben vorhanden daß die Menge zu der deutſchen Statiſtik noch beſonders auf⸗ Man ſieht die außerordentlich ſtarken Rück⸗ Der Hinweis auf den Ruhrkampf kann nur wenigen Gruppen. als halbwegs ſtich⸗ Ausland einen eine Zunahme auf⸗ Fall, Die Mannheimer Induſtrie als ſtark intereſſierte Gruppe hat deshalb das Zuſtandekommen des Handelsabkommens, das endlich den ſchon lange unberechtigten 80 proz. Valutazuſchlag in Fortfall mit renzländern eintreten ließ, außerordentlich begrüßt. Bei dem Sturnt, der von Seiten der Winzer gegen das Ab⸗ kommen gelaufen wird, muß wohl zweierlei beachtet werden. Ein⸗ mal dürfen nur die Intereſſen der Geſamtwirtſchaft ausſchlag⸗ gebend ſein und zum andern muß unter allen Umſtänden darauf Handelsbilanz, die ermöglicht, nur die Intereſſen der Geſamtwirtſchaft liegen, ſcheint nicht fraglich zu ſein, wenn man ſich vergegenwärtigt, daß nach einer Zuſammen⸗ ſtellung des Dr. Rudolf Baier in Berlin im Jahre 1923 Spanien 51000 Tonnen Wein im Werte von etwa 17 Millionen nach Deutſchland eingeführt wurde, während 1922 nur 9300 und 1923 ſpaniſcher Wein nach Deutſchland gelangten. ſtrieptodukten für 136 Millionen Goldmark ausgeführt. Ganz abgeſehen davon ſcheint aber auch der Nachteil, den das Abkommen den Winzern bringt, nicht ſo bedeutend zu ſein, als dies darzuſtellen von dieſer Seite bedeutender Fachmann des Wein⸗ 60 bzw. 70 Gold⸗ mark, die durch das Abkommen auf 20—30 1 exniedrigt werden, nur in ganz wenigen Fällen tatſächlich bezahlt wur der die Zollaufgeldſätze meiſt überholte und da nach der Stabiliſierung der Mark der Regiezoll mit 24 Goldmark in Erſcheinung trat, ein Satz, zu dem der größte Teil der in Deutſchland zum Verbrauch ve Der Fachmann kommt daher zu dem Ergebnis, daß eine weſentliche Aenderung der Zoll⸗ che Handels⸗ en ſogar damit gerechnet werden könne, daß die Reichskaſſe bei gleich⸗ bleibendem Verbrauch höhere Einnahmen erzielen die ſtichhaltig erkannt Die Forderung der Induſtrie, daß die in ihrer Berechtigung des Weinbaues für die An⸗ des deutſch⸗ſpaniſchen Handelsvertrags⸗ abkommens nicht ausſchlaggebend ſein dürften, erſcheint umſo nahe⸗ 137 liegender, wenn man unter Berückſichtigung der durch das Londoner Abkommen auferlegten Laſten die ſtarke Vorausbelaſtung der deut⸗ 539 ſchen Induſtrie auf faſt allen Weltmarktgebieten durch zollpolitiſche 679 Schlechterſtellung auf der einen Seite und die unmittelbaren Folgen ch⸗ſpaniſchen Ver⸗ Dunloy Rubber Company Limited, London im Hotel in London Seaee d er iſtiſchen Reichsamts zog gegen⸗ dieſer Geſellſchaft, die be anntlich auch in Deutſchlan eine Nieder⸗ aſeſeen weiche un 4 progen 1 75 der Verwaltung vorgelegter Plan zur Wiedergeſundung der Geſellſchaft angenomnien, wonach ſie er⸗ mächtigt iſt, weiteres Kapital im Betrage von 1000 000 Eſtrl. auf⸗ Die geldliche Lage des Unternehmens hat ſich in der daß ſie in der Lage iſt, die rück⸗ ſtändigen Dividenden auf Vorzugsaktien im Betrage von 760 000 Der Vorſitzende er⸗ ſei zwar ſchärfer geworden, man habe Herſtellungsgang ein⸗ Die Erzeugung und die Ver⸗ im Anſteigen und die von dieſer Fabrik erzielten Preiſe ſeien befriedigend. Auch die Frankreich ſeien größer als im Vorjahr. Die in arbeitende große Fabrik in Buffalo in den Vereinigten Staaten Amerika ſteigen, das Deutſchland und Frankreich aus dem Umſtand, daß man in enger Verbindung und im Wettbewerb mit Amerika ſtehe. hr. * Maſchinenbaugeſellſchaft Karlsruhe. In der zu Beginn dieſer Woche in Karlsruhe abgehaltenen.⸗V., in der die Regularien genehmigt und Aufſichtsrat und Vorſtand Entlaſtun 1 Bankdirektor Kunert⸗Berlin⸗Charlottenburg und Chef⸗ ingenieur J. Vollmer, Charlottenburg, neu in den Aufſichtsrat Wie von der Verwaltung mitgeteilt wurde und turen von Lokomotiven für die Reichsbahn eingegangen. 0 Intereſſengemeinſchaft mit den Mannheimer Motoren Werken er w ferde und Groß⸗ arlsruher Geſell⸗ den, da während werde. Auch in g erteilt wurde, 1924 2423 631 — — — bedeutend manche den Konkur⸗ chen Exports Papiermark wir d, daß Gründe der Deviſenmarkt Die Schwankungen an den europäiſchen Valutamärkten waren auch geſtern an und für ſich geringfügig. London⸗Paris unver⸗ ändert 84,25 und gegenüber dem Dollar 18,85(18,90) Franken. Es notierten heute früh London gegen Schweiz 2345 gegen 2340 von geſtern, Paris 2785(2780), Holland 203(203,75), Ka b el gegen Holland 258,50, gegen Schweiz 524,50, London gegen Holland 1156(1154), gegen Kabel 447%(44576), In Goldpfennig ausgedrückt ſtellten ſich heute früh: England auf 18,78(18,78)., Holland 1,62,5(1,62,3), Stock⸗ holm 1,11,80, Buenos Aires 1,51,5, feſt(1,51,10), Schwerz 80,10(80,50) 3, Chriſtiania 59,20(59,50) J, abgeſchwächt, Kopen⸗ hagen 73,25(72,95), Frankr eich 22,30(22,25) 3, Brüſſel 20,35 3, Madrid 56,15 3, Prag 12,53(12,54) 3, Italien 18,40 8. Die deutſche Dollar aus Newyork gemeldet. — Börſenberichte Mannheimer Effektenbörſe 1 Mannheim, 1. Okt. Pfälziſche Mühtenwerke 3,30, Pfalziche Näh⸗ Neckarſulmer 5756. Zellſtoffabrik Waldhof 99 und maſchinen 37%, Rheinelektra 8,50, Zuckerfabrik Waghäuſel 2,8. Badiſche Anilin notierten 18%., ferner Dampfkeſſelfabrit Rodberg 3,75., Waggonfabrik Fuchs 1,2., Germania Linoleum 10%., Knorr, Heilbronn 3,50., Braun Konſerven 1,25., Badenia 0,75., Mez Söhne 2 G. Zuckerfabrik Frankenthal 3,25 G. —— waren und Märkte Serliner Metallbörſe vom 1. Oktober Preiſe in Feſtmark für 1 Kg. 30. Aluminium 80. 1. Elektrolytkupfer 124,50 124.25 in Barren 2,402,50 2440•2,50 Raffinadekupfer 1,101,12 1,11⸗11 inn, ausl. 4,55⸗4,65 4,55⸗4,65 lei 0,62⸗0,63 0,68⸗0,64 üttenzinn 4,454,.55 4,45⸗4,55 RohzinklBb.⸗Pr.)—— Nickel 2,70.280 2½70•2,50 do. Ifr Verk.) 0,61⸗0,63.61•0,62 Antimon 0,87⸗0,89 0,87⸗0,89 Plattenzink.54.0,.55.54-0,56 Silber für 1 Gr. 96,50⸗97,50 96,5097,50 Aluminium 2,80,2,40 2,302,40 Platin p. Gr.—.——.— London, 1. Oktober(WSB) Metallmarkt.(In Lſt. f. d. engl. t. v. 1016 Kg. Tee⸗Bericht per Monat September 1924 Erwartungen übertroffen. Preiſen, die bis 20 Prozent anzogen, ein lebhaftes Geſchäft ſtatt. Welt⸗Konſum nicht ausreichen. Umfangreiche Deckungskäufe für den Bedarf der nächſten Wochen zeigen den Ernſt der Lage am Teemarkt und bedingen eine weitere Aufwärtsbewegung bis zum Schluſſe der Saiſon, die kaum Vorübergehende Beruhigungen können nur durch lebhaftere Stei⸗ gungen abgelöſt werden, Angebote auf nahe und fernere Sicht werden ſchlank aufgenommen. Die Notierungen zum Schluß der Berichtswoche zeigen in den Produktionsländern eine weitere ſteigende Tendenz. Dem Oualitätsbericht iſt noch hinzuzufügen, Mengen feiner und feinſter Tee eingeführt wurden, ſich erwieſen hat, daß auf Grund der Ergiebigkeit hierin ein Vor⸗ teil liegt. Auch dürfte Konſums hier zu finden ſein. 2815., 2825 Br.; 14,65., 14,85 Br. 2: Nürnberger Hopfenmarkt vom 30. September. Zufuhr und Umſatz je 300 Ballen bei erhöhten Preiſen. Markt⸗ und Gebirgs⸗ Silber 96,75., 97,25 Br.; Platin ſteigend. o- Ruhiges Geſchäft am Mefallmarkt.(Wochenbericht der Deutſchen Metallhandel.⸗G., Berlin⸗Oberſchöneweide.) ſchäft am deutſchen Mrtallmarkt iſt nach wie vor ruhig. Auch die Londoner Metallbörſe ſandte abbröckelnde Notierungen, jedoch die Abſchwächung größere Dimenſionen angenommen hätte. Auch am Altmetallmarkt war das Geſchäft weiter ziemlich ſtill, da die Induſtrie immer noch mangelhaft beſchäftigt iſt. Die Londoner Notierungen vom Kupfer, prompt 6276 Lſtrl., 3 Monate 6396 Eſtrl.; Zinn, prompt 233,75 Lſtrl., 3 Monate 236 Lſttrl.; Blei, nahe Sichten 32,75 Eſtrl., entfernte Sichten 32,50 Eſtrl.; Zink, nahe Sichten 327¼4, entfernte Sichten 321½10. ſich ungefähr wie folgt: Raffinadekupfer 110—112, Hütten⸗ weichblei 62—63,50 l, Hüttenrohzink, Marke Ziro RR. 62—63 J, Feinzink, Marke Zero 99,9 proz. 69—71 l, Bankazinn 450—460 ll. Hüttenzinn 440—450 4, Antimon regulus 87—89 je 100 Kg. * Bremen, 1. Oktbr. Baumwolle. American Fully middling c. 28 g mm loko per engl. Pfd. 28,89(29,23) Dollarcents. Birmingham Geſchäft in ſind neue Großrepara⸗ Ferner eitert wor⸗ 22)6, Lieferung innerhalb 4 Wochen—.— Goldmark, ſtetig. Schiffahrt Nächſte Dampferabfahrten der Hamburg⸗Amerika Linie Nach Newyork: D. Cleveland am 9. 10.; D. Reſolute am 14. 10.; D. Mount Clay am 16. 10.; D. Albert Ballin am 23. 10.; D. Thuringia am 30. 10.— Nach Philadelphia⸗Baltimore⸗Norfolk: Ein Dampfer ca. 7. 10.; D. Antiochia ca. 17. 10.—. Nach der Weſt⸗ küſte Nordamerika: D. Kermit am 11. 10.; D. Alrich ca. 8. 11.;.S. Oſiris ca. 22. 11.— Nach Südamerika: D. Württemberg am 8. 10.; D. Altmark am 11. 10.; D. Idarwald am 25. 10.; D. Baben am 6. 11.; D. Steigerwald am l D. Braſilia am 26. 11.— Nach Cuba⸗Mexiko: D. Holſatia am 1 150 75 0 15 D. Toledo am 18. 11.— Nach eſtindien: M. S. Vogtland am 4. 10.; engl. D. City of Kara i am 11. 10.; D. Pfalz am 18, 10. 905 5 .S. Ermland am 1. 11.— Deutſcher Levante⸗ und Orient⸗Dienſt: D. Delta ca. 4. 10.; D. Rheinland ca. 7. 10.; D. Galata 10. 10.—. Nach Riga und Petrograd wöchentlich. Walfals⸗ Jigaretten. ee e e Mark wird mit 4,20%(4,20) für den Die Börſe bekundete für Induſtrie⸗ Aktien feſtere Haltung. Umgeſetzt wurden: Seilinduſtrie zu 6, 2 800 T. Blei 33,13 83,17 Kupfer Kaſſa 62,43 62,18 beſtſelect. 66,75 66,50 ink 32,75 32,75 do. 3 Monat 63,43 63,.— Nickel 5, 155,— ueckſilber 12,— 12,— do. Elektol. 66.25 66,25 Zinn Kaſſa 241,5 241,25] Regulus 50,.— 50,.— Die angekündigte Preisſteigerung iſt eingetreten und hat alle An allen Teemärkten fand bei erhöhten Auch mittlere Tees aller Gattungen fanden Beachtung und willige Käufer, da nach den letzten Berichten die Ernte⸗Ergebniſſe für den ihren Anfang genommen hat. daß größere nachdem es der Grund der gewaltigen Hebung des 2: Pforzheimer Edelmetallpreiſe vom 1. Oktober 1924. Gold hopfen 250—325, Hallertauer 225—320 A. Tendenz: feſt und Das Ge⸗ ohne daß 26. September ds. Is. betragen: Die heutigen Notierungen für Neumetalle ſtellen * Magdeburg. 1. Oktbr. Jucker prompt innerhalb 10 Tagen D. Heſſen ca. 25. 10.; engl. D. Pyrrhus am 25. 10. ———— Donnerstag, den 2. Oktober 1924 neue Mannheimer Jeitung(Mittag⸗Nusgabe) 7. Seite. Nr. 457 Gerichts zeitung Amksgericht Mannheim * Mannheim, 30. Sept.(Sitzung des Schöffengerichts Abt. 2. Vorſitzender: Amtsgerichtsdirektor Dr. Wolfhard. Veiſtherder Richter: Oberamtsrichter Säger. Schöffen: Valentin Bitzel, Schreiner in Weinheim, Frau Ida Schneider hier. Vertreter der Anklagebehörde: Staatsanwalt Dr. Feiler. Der 25jährige ledige Kaufmann Walter Schäfer aus Kaiſers⸗ lautern, der 20jährige Kaufmann Walter Hoeft aus Berlin, der 35jährige ledige Kaufmann Karl Duckert aus Schwedt, wohnhaft in Berlin, und der 22jährige Arbeiter Kurt Ruppert aus Lud⸗ wigshafen a. Rh. ſitzen wegen Münzverbrechens und Unter⸗ ſchlagung auf der Anklagebank. Vor Beginn der Hauptverhandlung machte ſich der im Zuhörer⸗ raum anweſende Franz Münch dadurch bemerkbar, daß er ſich mit den Angeklagten durch Zeichengeben zu verſtändigen ſuchte. Durch Gerichtsbeſchluß wird gegen ihn wegen Ungebühr eine ſofort zu verbüßende Haftſtrafe von 3 Tagen ausgeſprochen. Zugleich beſchließt das Gericht, daß wegen evtl. Gefährdung des Staats⸗ geheimniſſes die Oeffentlichkeit der Verhandlung ausgeſchloſſen werde.— Die Angeklagten ſind beſchuldigt: 1. Schäfer a) in Mannheim im Februar d. J. insgeſamt 13 Geldſcheine, die echte Reichsſchatzanweiſungen über 84 Goldmark und 105 Goldmark vortäuſchen ſollten und die ihm Duckert zur Ver⸗ breitung ausgehändigt hatte, bei hieſigen Metzgern und Händlern in Umlauf brachte; b) am 6. März d. J. in Karlsruhe zuſammen mit ſeinem Bruder Oskar Schäfer von ſieben Reichsſchatzanweiſungen über 105 Goldmark, die er wiederum von Duckert erhalten hatte, 5 Stück, c) am 7. März d. J. in Stuttgart zuſammen mit Duckert 2 weitere derartige Falſchſcheine abſetzte und einen dritten Schein abzuſetzen verſuchte, wobei er verhaftet wurde. 2. Hoeft a) am 6. März d. J. in Karlsruhe zuſammen mit Duckert 4 falſche Reichsſchatzanweiſungen über 105 Goldmark und b) am 7. März d. J. zu Stuttgart zuſammen mit dem nichtangeklag⸗ ten Maſchinenbauer Oskar Schäfer von Kaiſerslautern 3 falſche Reichsſchatzanweiſungen über 105 Goldmark abſetzte und einen vier⸗ ten in Umlauf zu ſetzen verſuchte, nachdem er alle dieſe Scheine ſich von Duckert zwecks Verbreitung verſchafft hatte; 3. Duckert, a) ſämtliches unter 1 und 2 genannte Falſchgeld von einer Falſchmünzerbande aus Verlin bezog, es an den unter 1 genannten Tagen unter Walter und Oskar Schäfer, Hoeft und ſich ſelbſt verteilte, die drei erſteren veranlaßte, die Scheine zu verbrei⸗ ten, ſelbſt mit Hoeft zuſammen am 6. März d. J. zu Karlsruhe 4 falſche Reichsſchatzanweiſungen über 105 Goldmark und am E— 7. März d. J. zu Stuttgart zuſammen mit Walter Schäfer 2 ſolche Scheine abſetzte und einen weiteren abzuſetzen verſuchte. 4. Ruppert, am 6. März d. J. auf dem Hauptpoſtamt Mann⸗ heim eine für Duckert eingetroffene Sendung falſcher Reichsſchatz⸗ anweiſungen abholte, für ſich behielt und einen dieſer Scheine am gleichen Tage abends durch den Taglöhner Jakob Böhler aus Lud⸗ wigshafen dem Metzger Bruder auf dem Lindenhof in Zahlung gab. Die Angeklagten machen heute ausweichende Angaben. Duckert und Schäfer ſtehen offenbar mit einer Falſchmünzerbande in Ber⸗ lin in Verbindung. Daß ſie ſelbſt als Herſteller von falſchen Scheinen in Betracht kommen, iſt nicht anzunehmen, aber ſie ſind gefährliche Verbreiter von Falſchſtücken. Dder Staatsanwalt deantragte folgende Strafen: gegen Duckert 5 Jahre, gegen Schäfer 3 Jahre, Hoeft 2 Jahre Zuchthaus, gegen Ruppert 1 Jahr 4 Monate Gefängnis ‚ Das Gericht fällte folgendes Urteil: Es werden verurteilt: Schäfer zu 3 Jahren Zuchthaus, Hoeft zu 2 Jahren Ge⸗ fängnis, Duckert zu 4 Jahren Zuchthaus und Ruppert zu 10 Mongdten Gefängnis. Zugleich wird gegen die Ange⸗ klagten auf Zuläſſigkeit von Polizeiaufſicht erkannt.(Ver⸗ leidiger: Rechtsanwalt Dr. Oskar Mayer für Schäfer, R. A. Dr. Neumann für Hoeft,.A. Dr. Reidel für Duckert.) Der 19jährige Bankbeamte N. aus Kaiſerslautern iſt wegen Ur⸗ kundenfälſchung und Betrugs angeklagt N. richtete am 10. Juni dieſes Jahres an eine hieſige Bank, bei der er als Bankbeamter be⸗ ſchäfligt war, ein Schreiben, in dem er die Bank unter dem Namen Erich Dinkelberg erſuchte, zu Laſten ſeines holländiſchen Guldengut⸗ habens einen Scheck auf Holland über 2245 Gulden zur Abholung bereitzuhalten. Sodann unterſchrieb er dieſes Schreiben mit dem Namen Erich Dinkelberg und füllte am nächſten Morgen, nachdem das Schreiben bei der Bank eingelaufen war. einen Kontoſtandszettel aus, indem er der Wahrheit zuwider beurkund⸗te, daß genannter Dinkelsberg in laufender Rechnung 860 M. und in Deviſen 4230 Gulden aut habe. Den darauf erhaltenen Scheck löſte N hei einer Bank in Ludwigshafen ein. Der Angeklagte iſt heute geſtändig. Das durch den Betrug erlangte Geld verſchwende e N. größtenteils für Autotauren, Vergnügungsreiſen u. a. Das Gericht erkannte gegen den Angeklagten auf eine Gefängnisſtraſe von 10 Monaten. (Vexteidiger:.A. Dr. Pfeiffenberger.) * Amksgericht Neuſtadt. Der 19 Jahre alte Wilhelm Krup⸗ penbacher aus Neuſtadt ſtand vor dem Schöffengericht unter der Anklage, daß er in einer Herrenwäſchefabrik 42 Hemden ent⸗ wendet hat. Er wird dieſerhalb zu zwei Monaten Gefängnis verur⸗ teilt. In einem zweiten Fall hat er ſeiner früheren Arbeitgeberin Poſtwertzeichen und auße!dem 4 Hemden entwendet. Unter Ein⸗ rechnung der obigen Strafe erhält er insgeſamt 4 Monate 14 Tage Gefängnis mit Bewährungsfriſt bis 1929.— Die Ehefrau von Fr. Gies, E. Gies, hat an verſchiedene Perſonen eine Reihe anonymer Briefe mit beleidigendem Inhalt geſchrieben. Sie erhält dafür 5 Monate Gefängnis. Neues aus aller Welt — Ein Kriegspreſſebericht des„Königs der Sümpfe“. Der Schrecken Rumäniens iſt ein Räuberhauptmaan, der ſein Haad⸗ werk, das ſehr einträglich ſein ſoll, in der Begend von Bra⸗ ila ausübt. Er nennt ſich ſelbſt der„König der Sümpfe“, und er führt gegen das Militär und die Polizei, die ihm ſchon ſeit Monaten auf den Ferſen ſind, einen Kampf, wie ihn kein Roman abenteuerlicher ſchildern könnte. Der Räuberhauptmann beſitzt nicht nur Kühnheit, ſondern auch Humor; bezeichnend dafür iſt ein Manifeſt, das er den Zeitungen von Braila, wie aus Bukareſt gemeldet wird. zur Veröffentlichung zugeſandt hat. Es iſt im Stil eines Generalſtabsberichts gehalten und lautet folgendermaßen: „Die militäriſchen Streitkräfte und die Zivilbehörden, die gegen mich marſchieren, ſind am Rand der Sümpfe in Stellung gegangen und beſchränken ſich auf die Defenſive. Geſtern abend habe ich einige Gewehrſchüſſe abgefeuert und ein Huhn geſchoſſen, das ich zum Abendbrot verzehrt habe. Solange mich der Hunger nicht anfällt, womit ich vorläufig nicht rechne, werde ich nicht zur Ueber⸗ gabe gezwungen werden können. Ich habe meinen Freund Coſimo Herwall nach Braila geſchickt, um Tabak für mich einzukaufen, den ich bis jetzt regelmäßig erhalten habe.“ Die ironiſche Verlautba⸗ rung des„Königs der Sümpfe“ ſchließt mit dem Satz:„Die Bela⸗ gerung dauert fort.“ Waßberſtanssbeobachtungen im Monat Oktober Nectar-Pegelf 25. 2827 30.1 2 Rhein⸗Pegen 25. 26. 27. 30. 1 25 Schunerinte:.74.28.67.00.95,1.84 Mannbeim.51.69 3 50.00.90f8 81 Gehll..90.00.05.28.133·00 Heilbronn.20 Maxau.80.69.80.984.984.83 Mannbeim.88.89.80.03.038.97 faub.33.32.45.65.72.80 göln 2034.34.42.88.93 Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas Neue Maunheimer Zeitung, G. m. b.., Mannheim. E 6, 2. Direktion: Ferdinand Heyme— Chefredakteur Kurt Fiſcher. Verantwortlich für den politiſchen und volkswirtſchaftlichen Teil: Kurt Fiſcher; für das Feuilleton: Dr. Fritz Hammes; für Kommunalpolitik und Lokales: Richard Schönfelder; für Sport und Neues aus aller Welt: Wihn Müller; für Handelsnachrichten, Aus dem Lande. Nachbargebiete. 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Bei der allmählichen Röstung der Füße lernen Ungeduldige Geduld ung Geduldige das Fluchen. Je nach Temperament sträubt sieh det Schnurrbart wild empor oder senkt sich wehmütig auf Halbmast, und man wartet auf die Ablösung, wie die Köchin am Sonntagnachmittag auf den Kavalier. Dann aber Helm in die Ecke, die Wollwadenwickel- amaschen, Stiefel und Strümpfe herunter und mit beiden üßen hinein in das herrlich erquickende Kukirol- Fußbad. Man fühit sich sofort wieder als Mensch, die dumpfen Schmerzen in den Füßen sind verschwunden, in wohliger Züftiedenheit ersttahlen die Züge, und der Schnurrbart nimmt wiedet eine sympathische Form an. Nur wer das echte Kukirol-Fußbad kennt, weiß wirklich, was Wonne ist! Es kräftigt die Nerven und Sehnen, macht die Haut ge- schmeidig, vethütet Fußschweiß, Brennen, Wundlaufen und Frostheufen, beseitigt den lästigen Schweißgeruch und ist für Alle, die viel gehen und stehen mũssen, so wichtig, wie die Füße selbst. Machen auch Sie sofort einen Versuch! Sle werden dann seht schnell den großen Untefschled zwlschen einem gewöhnlichen Seifenbade und dem echten Kukitol- Fußbad erkennen. Sie werden sich den ganzen Jag viel frischer und elastischer fünlen und Sie werden die kleine Ausgabe für das Kukirol-Fußbad an Strümpfen und Schuhen sparen, denn der Schweiß zerfribt die Strümpfe und das Leder. Fragen Sie einen beliebigen Arzt, er wird es Ihnen bestätigen, wie wertvoll die regelmäßige Anwendung des Rukirol-Fußbades für ihre Gesundheit ist. Außerdem ist sie billig. Nur 30 Pfennig xostet die Probe-Packung des echten Kukirol-Fußbades, die Wn dagegen nur 50 Pfennig. hre Hänneraugen und Hornhaut, die durch Druck ebenfalls dumpfe, ziehende Schmerzen verutsachen, beseitigen Sie dagegen in wenigen Tagen durch das in vielen Millionen Fällen bewährte, ärztlich empfohlene Kukirol-Hühneraugen- Pflaster. Es lindert den Schmerz sofort und entfernt jedes Hünnerauge ohne Schneiden, also unblutig und gefahrlos, ohne Entzündung, also schmerzios, im Gegensatz zu manchen anderen Mitteln. Darum bewahren Sie sich vor Ent- tüäuschungen dadurch, daß Sie bestimmt und energisch nur die echten Kukirol-Präparate verlangen, kenntlich an der Schutzmarke „Hahnenkopf mit Fuß“. Lehnen Sie entschieden die auf Heftpflasterbinden befestigten Ringe mit Pflasterkern ab, denn diese Binden rollen sich untef den Zehen oft zu einem klebrigen Strange zusammen und verursachen dann ein lästigetes Gefühl, als das Hünnerauge selbst. Lassen Sie sich nie beschwatzen, etwas anderes zu nehmen als Kukirol, denn fütr Inr Geld haben Sie das Recht, zu bekommen, was Sie wünschen, und nicht irgend einen Ladenhüter, den der ilrige Empfin , V ee N W 7 . N W N N NSũ N N N dungen Verkäufer gern bei Ihnen anbringen möchte. Es gibt nichts Besseres als Kukirol und Schlechteres wollen Sie für Iht gutes Geld doch nicht. Schlechte Präparate vergröfjern die Schmerzen. Vor allen Pingen sage ich lhnen meinen heißen Dank für das einzige Mittel, Felches mir beide Füße wieder in Ordnung gehalten hat. Wie oft und wie vielerlei Hühner- augenmittel, selbst das mir als ebensogut wie Kukirol empfohlene I. habe ich angewandt, aber statt E hieß es„Guten Tag“. An jedem Fuß, an der mittleren Zehe hatte ich ein solches tief stecken, man sah nur einen dunklen Punkt und die Zehe war dick, dunkel- rot und glänzend. Tag und Nacht hatte ich Schmerzen. lch war kiet betrübt und hatte kein Verlangen mehr nach Hünneraugen-Pflaster. Da kam ich in Linden zu einer Familie; die Tochter hatte sich Kukirol geholt. Ich sagte ihr, ach, es hilft doch nichts, schade ums Geld, da nannte sle mir Verschiedene, denen es geholfen hat. Ich ging in die Drogerie, holte mir eine Schachtel, und o Wunder, beide Füße sind heil! Wenn jetzt Dr. Unblutig da wäre, er bekäme gleich einen Kuß von mir, ich bin erst 68 Jahre gewesen, da würde er sich gewiß freuen. Ich hätte schon vot 2 Jahren Ruhe haben können, wenn ich das herrliche, großartige, mit nichts zu vergleichende Kukirol angewendet hätte. Wenn ich nicht so eine atme Krankenschwester wäre und fmanziell besser bestellt wäre, ich ließe es überall bekannt machen, aber leider. Wenn Sie aber Gebrauch machen wollen von diesem Schreiben und meinem Namen, habe ich niehts da- gegen, das soll meine Dankbarkeit ausdrücken. Mit dem dekannten Sprichwort„Undank ist der Welt Lohn“ bin ich nicht einverstanden. Indem ich mich Ihnen bestens empfehle, verbleibe ich Ihre dankbare H. Küttner. Adresse: Privat- schwester Helene Küttner, Hannover, Calenberger Straße 8. Die gute Wirkung des Kukirol- Fufßbadles. Seit Jahren litt ich an übermäßigem Schwitzen der Füße und bin über die Wirkung Ihres Kukirol-Fußbades wirklich sehr erstaunt, den lästigen Schweißgeruch verloren zu haben. Ich fühle mich seit dieser Zeit bedeutend ftischer und werde nicht versäumen, dlese Bäder fortzusetzen. Auch meine Frau spricht Ihnen hiermit den gezlemendsten Dank für das ebenfälls vorzüglich bewährte Kukirol-Hühneraugen- Pflaster aus, welches sie in inrem Bekanntenkreis ebenfalls schon mit großem Erfolge empfohlen hat. Alle Hornhaut löste sich ohne jegliche Beschwerden und ungemein leicht ab. Hans Schrengauer, Elsenbahn-Inspektor à.., Nürnberg, Ademkleinstraße 114. Kukirol-Fufbad Probepackung 30 Pfg., Doppelpackung 50 Pfg., 12 Doppelpackungen.— Mk., Kukirol-Hünneraugen-⸗ Pflaster Schachtel 75 Pfg. Beide Präparate sind in zllen besseren Apotheken und Wirklichen Fachdrogerlen zu haben. Aber größte Vorsicht vor Nachahmungen! Wir versenden unsere Broschüre, Die tichtige Fufpflege“ ortofrei ohne jæde Verbindlich- ie diese auch für Sie wichtige 12 1 vollständig kostenlos und keit für Sie. Verlangen Broschũre sofort! 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Nr. 457 Ab morgen! DSsi Bruno Kastner in dem einzigartigen Film: nd 5 Bekanntmachung I de Dedlterung Maunbeing! Die Direktion des„Apollo“ hat in ihrem Theater eine für die Mannheimer Bevölke⸗ rung weſentliche Neuerung eingeführt, die hiermit zum erſten Mal der Oeffentlichkeit offiziell bekannt gegeben wird. Es handelt ſich um eine unter enormem Koſtenaufwand exrichtete Erhöhung des geſamten Parketts, die es nunmehr auch den Beſuchern der hinteren und billigſten Plätze ermöglicht, einen vollkommen ungehinderten und freien Ausblick auf die Bühne zu gewinnen. Dieſe Einrichtung, durch die ein ſeit vielen Jahren im„Apollo“ beſtehender Uebelſtand end⸗ gültig beſeitigt worden iſt, zeigt aufs Neue, in wie weitem Maße die Direktion des „Apollo“ beſtrebt iſt, für die Bequemlichkeit und die Zufriedenheit gerade auch der Be⸗ ſucher der billigeren Plätze zu ſorgen. Die vorgenommene Erhöhung erſtreckt ſich ſtaffel⸗ weiſe auf alle Parkettplätze, ſodaß ſelbſt die hinteren Plätze eine vollkommen freie Aus⸗ ſicht auf das Bühnenbild haben. Wir hoffen. durch dieſe Neuerung zu unſeren zahlreichen alten Gönnern recht viele neue Freunde un⸗ ſeres Thegters zu gewinnen, das nach wie vor biſtrebt ſein wird, als ein Muſter⸗ Bariets erſten Ranges der Stadt, der es dient, zur Zierde zu gereichen. 844 1 Wiederbeginn des Unterrichts Einige Schüler auch Anfänger werden noch angenommen. Hermine Decher kons. geb. Klavierlehrerin 830 l 4774 Neu-Ostheim, Dürerstr. 2 Aesbrsuchtes, guterhalt., besseres Saizimmer MKauien gesuchi. Angeboſe unter X O 84 an die Geschälftsstelle. natte ſch nötig, um Ihnen zu zeigen, was ich zu leisten und bieien vermag; wenn ſeh jedoch nur zwei kleinere besitzé. müssen 819 mir schon Veitrauen schen- ken daß das was ich schreibe, auch in; Puklichkeit den Tat achen entepticht. 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Pentapolis Ernst Langheinz Thaisa, seine Tochter Laura Wagner 45 Lychorida, deren alte Amme Flise de Lank Cerimon, ein Lord aus Ephesus Willi Birgel Ein junger Kavalier Ricnhard Eggarter Lyeimachus, Statthalter von Mytilene Robert Vogel Karl Neumann Hoditz Iulie Sanden Plstol josef Renkert Marina Tnaliar, ein Eunuch An'on Gaugl Leonin, eim junger jägersmann Walter Felsenstein Erster Fritz Linn Zweiter Seemann Harry Bender Dritter Ernst Sladeck Ein Neger Franz Bar enstein Ein Sänger Alexander Kökert Chorus Elvira Erdmann Neues Theater im Rosengarten Donnerstag, 2. Oktober 1924 Laecontessin a ODie junge Gräfin) Heitere Oper in 2 Aufzügen von Florian Leopold Gaßmann. Neu bearbeitet von Ludwig Karl Meyer In Szene gesetzt von Richard Meyer Walden. Musikalische Leitung: Werner von Bülow. Bünnenbilder: Heinz Grete. Anfang 8 Uhr. Ende 10½ Uhr. 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