* Freitag, 10. Oktober Neue Mannheimer Seitlu Bezugspreiſe: In Mannheim u. Umgebung wöchentlich 65 Gold⸗Pfg. Die monatl. Bezieher verpflichten ſich bei evtl. Aenderung d. wirtſchaftl. Verhältniſſe notwendig werdende reiserhöhungen anzuerkennen. Poſtſcheckkonto Nr. 17590 arlsruhe.— Hauptgeſchäftsſtelle E 6, 2.— Geſchäfts⸗ Nebenſtellen Waldhofſtr. 6, Schwetzingerſtr. 24, Gontard⸗ platz 4.— Fernſpr. Nr. 7941—7945,— Telegr.⸗Adreſſe Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. zwölfmal. Mittag⸗Ausgabe Mannheimer General Anzeiger Beilagen: Bilder der Woche. Sport u. Spiel Aus Zeit u. Leben mit Mannheimer Frauen⸗ u. Muſik-Jeitung Aus der Preis 10 Pfennig 1924— Nr. 471 Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung pro ein⸗ ſpaltige Kolonelzeile für Allgemeine Anzeigen 0,40.⸗M. Reklamen.—.⸗M. Für Anzeigen an beſtimmten Tagen Stellen und Ausgaben wird keine Verantwortung über⸗ nommen. 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Die So⸗ zialdemokraten haben ihre bisherige Verſchleierungstaktik geſtern aufgegeben und dem Kanzler unter Hinweis auf die Unan⸗ nehmbarkeit der deutſchn tionalen Ergänzungstheſen eine glatte, unzweideutige Abſage erteilt. Für die Deutſchnationalen, die hinterher beim Kanzler vorſprachen, erübrigte ſich unter ſolchen Umſtänden eine präziſere Stellungnahme. Sie konnten ſich damit begnügen, von der neu geſchaffenen Situation Kenntnis zu nehmen. Herr Marx hat ſich alſo davon überzeugen müſſen, daß er einem utopiſtiſchen Ziele nachging, als er den idealen Gedanken der Volksgemeinſchaft zu verwirklichen unternahm. Darüber iſt viel koſtbare Zeit verloren worden. Nunmehr iſt die zweite Phaſe der Regierungskriſe beendet, und die dritte und hoffentlich letzte hebt an. Folgerichtig könnte, nachdem die Sozialdemokraten ſich von den Verhandlungen zurückgezogen haben, jetzt die Regierungserweiterung nach rechts in Angriff genommen werden. Die Deutſche Volkspartei iſt denn auch ſogleich mit einer entſprechenden Forderung an den Kanzler herangetreten. Herr Marx hat das Erſuchen der Abg. Dr. Scholz und Dr. Curtius, die zu dieſem Zweck bei ihm vor⸗ ſprachen, zunächſt dilatoriſch behandelt. Heute will er den Mittel⸗ parteien ſeine weiteren Abſichten klarlegen. Die Ausſichten einer Ausweitung des Kabinetts nach rechts ſind nach wie vor ungewiß. Der Schlüſſel zur Oeffnung der ver⸗ ſperrten Türe liegt ohne Zweifel beim Zenkrum. Wenn man die „Germania“ als Stimmungsbarometer anſehen will, dann wäre es um das Zuſtandekommen dieſer Kombination ſehr ſchlecht beſtellt. Allein man darf ſich nicht darüber täuſchen, daß die„Germania“ vorzugsweiſe die Anſchauungen des Wirthſchen Flügels vorzutragen pflegt. Es iſt aber kein Geheimnis, daß ein großer, vielleicht der überwiegende Teil des Zentrums unter allen Um⸗ ſtänden eine Einbeziehung der Deutſchnationalen in die Regierung nicht von der Hand weiſen würde. Wie ſchwer dem Zen⸗ trum die Entſchließung fällt, beweiſt die geſtrige Fraktionsſitzung, in der ſtundenlang über das Für und Wider debattiert wurde. Wenn allerdings von deutſchnationaler Seite die Lage ſchon ſo dargeſtellt wird, als ob das Zentrum jetzt nur zwiſchen Bürgerblock und Auf⸗ löſung zu wählen habe, ſo iſt das doch nicht ganz zutreffend. Es gibt, wir wieſen mehrfach darauf hin, noch eine dritte Mög⸗ lichkeit, nämlich die, daß zunächſt alles beim Alten und die Löſung des gordiſchen Knotens dem parlamentariſchen Zu⸗ fall überlaſſen bleibt. Dieſe Löſung ſähe man im Zentrum und bei den Demokraten am liebſten. Allerdings iſt daran zu zweifeln, daß die Volkspartei ihre Miniſter aus dem Kabinett nehmen wird, wenn der Plan der Kabinettsbildung ſcheitert. Alles in allem, wir haben uns einmal im Kreiſe herumgedreht und ſtehen ge⸗ nau auf demſelben Punkte, von dem wir ausgegangen ſind. Die parlamentsauflöſung in england Neuwahlen am 20. Oktober „Nachdem, wie berichtet, der König ſeine Zuſtimmung zur Auf⸗ löſung des Unterhauſes erteilt hatte, gab Macdonald in der ge⸗ ſtrigen Unterhausſitzung, die nachmittags drei Uhr begann, eine Er⸗ klärung ab, in der er ſein Bedauern darüber ausſprach, daß die Aktion der Oppoſitionsparteien allgemeine Neuwahlen unumgänglich notwendig gemacht hat. Neuwahlen werde am 18. Oktober und die Wahl ſelbſt am 2 9. Ok⸗ tober ſtattfinden. Die Abgeordneten der Arbeiterpartei begleiteten die Worte Macdonalds mit lebhaftem Beifall. In der geſtrigen Sitzung des Oberhauſes wurde von dem Regierungsvertreter der Auflöſungsbeſchluß ebenfalls verleſen. Am Abend wohnten die Mitglieder des Unterhauſes der feierlichen Verleſung der Thronrede durch den Lordkanzler im Oberhaus bei. Die Thronrede kennzeichnet die augenblickliche außen⸗ und innenpolitiſche Lage. Es heißt darin U.., daß die Beziehungen Englands mit den ausländiſchen Mäch⸗ ten weiterhin freundſchaftlicher Natur ſein werden. Auf der Lon⸗ doner Konferenz ſeien die praktiſchen Maßnahmen zur Durchführung s Sachverſtändigengutachtens einſtimmig gebilligt worden Dieſe Regelung werde, in hohem Maße zur Wiederherſtellung des interna⸗ tionalen Handels beitragen. Was die ſoeben beendete diesjährige Völ⸗ kerbundstagung anbelange, ſo bedeuteten deren Vorſchläge ür ein Schiedsgericht und für die Sicherheit einen großen Fortſchritt auf em Wege zur Rüſtungsverminderung. Das Protokoll werde ſo⸗ bald als möglich dem Parlament vorgelegt werden. Es ſei not⸗ wendig, Verträge mit Rußland einzugehen, zur allgemeinen Befriedung und wirtſchaftlichen Herſtellung Europas. Trotz der ſchwierigen Lage des engliſchen Handels ſei eine deutliche Beſſerung in verſchiedenen wichtigen Induſtrien eingetreten. 5 Die letzten Vorgänge, die zur Parlamentsauflöſung führten, wurden in der Thronrede nicht erwähnt Das engliſche Oberhaus hat geſtern noch in dritter Leſung das iriſche Grenzgeſetz angenommen, wodurch die Vor⸗ lage von beiden Häuſern genehmigt iſt. Das Geſetz, das keine Abän⸗ derungen erfahren hat, erhielt bereits die Zuſtimmung des ogigs. 1 e eeeeee müh. Die Nominierung der Kandidaten für die Man hofft aber, daß der heutige Tag die Kriſe der Löſung um einige Schritte näher bringen wird. Dder Kanzler beabſichtigt in der heutigen Konferenz mit den Regierungsparteien, die auf 1 Uhr angeſetzt iſt, bei dieſen zu ſondieren, welche der drei noch ver⸗ bleibenden Möglichkeiten, Rechtserweiterung, Atempauſe oder Auf⸗ löſung, den Führern der Koalition am zweckmäßigſten erſcheint. Er wird von dem Eindruck dieſer Sondierung dann vermutlich ſein weiteres Vorgehen abhängig machen. Sicher iſt, daß beim Zentrum und bei den Demokraten die Abneigung gegen die Reichs⸗ tagsauflöſung im gegenwärtigen Augenblick in den detzten Stunden erheblich zugenommen hat, weil man ſich zumal nach den Berichten der Abgeordneten aus den Landkreiſen von einer grundlegenden Aenderung der Konſtellation nichts verſpricht. Die Fraktionen werden nach der Kanzlerbeſprechung ihre Beratung im Reichstag wieder aufnehmen. die geſtern abend ihre Verhandlungen ergebnislos abbrechen mußte, wird der Kampf der beiden Richtungen heute vormittag um 11 Uhr wieder aufgenommen werden. In dieſer Sitzung wird man voraus⸗ ſichtlich endlich zu entſcheidenden Entſchlüſſen gelangen. Die Demokraten treten um 2 Uhr zuſammen. Der überwiegende Teil der Fraktion iſt gegen eine Kabinettsumbildung überhaupt und führt als triftigſten Grund dieſer Stellungnahme die voraus⸗ ſihilichen Nachteile einer ſolchen Veränderung der Regierung auf die Anleiheverhandlungen an. Im übrigen gelten für die Demokraten die gleichen Erwägungen wie für das Zentrum, deſſen Entſche dun⸗ gen man abzutborten gedenkt. Von der Volksparlei dürfte feſtſtehen, daß ſie auf eine weitere Verzögerung der Kriſe ſich nicht einlaſſen wird. Zuſammenkritt des Aelkeſten⸗Ausſchuſſes Der Aelteſtenausſchuß des Reichstages wird am Montag nach⸗ mittag zuſammenkreten, um über den Termin und die Tagesors⸗ nung der nächſten Reichstagsſitzung Beſchluß zu faſſen. Die Berliner Preſſe zur Lage Der„Berliner Lokalanzeiger“ ſchreibt, es wolle ihm nicht in den Sinn, daß Reichskanzler Marx ernſtlich von dem Ge⸗ danken einer Neichstagsauflöſung zu haben ſein ſolle. Marx ſei wohl Realpolitiker genug, um nach dem unnützen Weg der letzten Woche nicht nun auch noch den ungleich koſtſpieligen Umweg einer abermaligen Reichstagsauflöſung zu riskieren. In dieſer entſcheiden⸗ den Frage könne die Zentrumspartei den Kanzler nicht im Stiche laſſen. In parlamentariſchen Kreiſen bezeichnet man den heutigen Tag vielfach als den Wendepunkt der Regierungskriſe. Die„Deutſche Zeitung“ bemerkt, es ſei höchſt bedauerlich daß die Sozialdemokraten entſchloſſener und offener ſich zu ihrer Auffaſſung bekannten als die Deutſchnationalen. Die alte Lage ſei nunmehr wieder geſchaffen. Eine Ablehnung weiterer Verſuche zu einer Erweiterung der Koalition nach rechts ſeitens des Kanzlers müſſe ſtarkes Befremden erregen, Die gleiche Anſicht ſpricht die„Deutſche Tageszeitung“ aus. Zugleich ermuntert dieſe die Deutſche Volkspartei dazu,„die Erfüllung ihrer und des Kanzlers Verpflichtungen zu erzwingen.“ Der„Vorwärts“ beſchränkt ſich auf die Bemerkung, daß die Sozialdemokraten gegen das Fortbeſtehen des Kabinetts Marx nichts einzuwenden haben. Nur die Volkspartei habe es in der Hand, den Lebensfaden dieſes Kabinetts abzuſchneiden. Mehr als eine kurz⸗ friſtige Verfügung der Auflöſung ſei aber nicht mehr möglich. Die„Deutſche Allgemeine Zeitung“ bezeichnet die Bemühungen der Linkspreſſe, ein Verbleiben des beſtehenden Ka⸗ binetts oder eine Auflöſung herbeizuführen, als verlorene Liebes⸗ U Die nächſten Schrikte 22 London, 10. Okt.(Von unſerm Londoner Mitarbeiter.) Bei den allgemeinen Wahlen am 29. Oktober werden die Konſervativen und Liberalen zum mindeſten ebenſo ihre Kandidaten aufſtellen, wie bei den letzten Wahlen. Man erwartet 500 konſervative und 250 libe⸗ rale Kandidaten. Sämtliche 293 Arbeiterabgeordnete werden in den Neuwahlen als Kandidaten auftreten. Wenn die Wahlen am 29. Oktober ein entſcheidendes Ergebnis gegen die Regierung haben, kann Macdonald noch vor dem Zufam⸗ mentreten des Parlaments zurücktreten. Wahrſcheinlich aber wird er dem Beiſpiele Baldwins folgen. nämlich die formelle Nieder⸗ lage im Unterhaus gelegentlich der Debatte über die Antwortadreſſe auf die Thronrede abzuwarten. Das Parlament wird am 18. oder 20. November zuſammentreten. Aber infolge der zu er⸗ ledigenden Formalitäten wird die entſcheidende Debatte wahrſchein⸗ lich nicht vor Anfana Dezember beainnen. Von Intereſſe iſt die Feſtſtellung, daß die Regierung der Arbeiterpartei ſeit der Ueber⸗ nahme ihres Amtes im Unterhauſe elf Mal eine Niederlage erlitten hat. Vertrauenserklärung der Arbeiterpartei für Macdonald In der geſtrigen Sitzuna des Parteitages wurde auch der Dawesplan und ſeine Folgen beſprochen. Der größte Teil der An⸗ träge der Ortsgruppen und Gewerkſchaften, die ſich gegen den Dawesplan richteten. wurde auf Grund einer„Beſprechung hinter den Kuliſſen“ zurückgezogen. Das Parteivorſtandsmitglied Buxdon verteidigte die Haltung der Regierung, wobei er erklärte, daß jedes Mitglied der Arbeiterpartei und ſeder Miniſter genau wüß⸗ ten, daß der Dawesplan viele Fehler enthalte. Auf der anderen Seite habe jedoch die Annahme des Dawesplanes eine ſofortige Beſſerung der Lage der deutſchen Arbeiterſchaft gebracht. Die Lon⸗ doner Konferenz habe mancherlei Mängel und Fehler des Gutachtens beſeitigt oder abgemildert. Mit einer Vierfünftelmehrheit wurde der Reaierung und der Parlamentsfraktion das Vertrauen ausgeſprochen. Einſtimmia wurde ein Antrag angenommen, daß die Arbeiterpartei die Verſtaatlichung des Berabaus und der Elektrizitätsverſorgung in das Aktionsprogramm der Partei aufgenommen wiſſen wolle. * Kulturtagung der Deutſchen volksparteſ Von Oberreg.⸗Rat Hollmann, Mitglied des Pr. Landtages“) Das deutſche Volk ſteht gegenwärtig nicht nur in einer ernſten Kulturkriſis, es leidet auch unter einer furchtbaren Kuldur⸗ not. Die Urſachen dafür ſind bekannt. Krieg, Niederlage und der Vertrag von Verſailles haben uns in eine entſetzliche wirtſchaftliche Not geſtürzt und uns die Mittel zur öffentlichen und privaten Kul⸗ turpflege und Kulturarbeit faſt völlig genommen oder doch auf ein ganz unzureichendes Maß eingeſchränkt. Die Zeit der Geldentwer⸗ tung hat unter den kulturell wertvollſten Schichten unſeres Volkes, den eigentlichen Kulturträgern, grauenhafte Verwüſtungen ange⸗ richtet. Und zu dieſen äußeren wirtſchaftlichen Urſachen geſellen ſich innere: die ſittliche Verwirrung und Verwilderung die uns Krieg und Revolution gebracht haben, und die geiſtige Zerklüftung, die unſer Volk zerreißt und die uns das Bewußt⸗ ſein deutſcher Kultureinheit und eines einheitlichen, deutſchen Bi dungsideals, das uns ja leider auch die Vorkriegszeit trotz der ge⸗ waltigen Steigerung aller äußeren Kulturmittel nicht beſchert hatte, heute ferner und unerreichbarer als je erſcheinen läßt. Und doch ſchien es noch vor kurzem, als ſollten wir den völligen In der Reichstagsfraktion des Zentrums,! Zuſammenbruch unſerer Kultur erleben, und wir ſtanden wahrlich nahe. genug davor, ſo darf man doch jetzt den Glauben hegen, baß auch hier das Aeußerſte und Schlimmſte abgewendet iſt. Die Stabiliſierung unſerer Währung und die Annahme der Dawes⸗ geſetze, die die wirtſchaftliche Not zwar nicht von nehmen wer⸗ den, die uns aber doch ein Aufatmen und die Möglichkeiten neuen Lebens gewähren, bedeuten auch für die Erhaltung und den Neuauf⸗ bau der deutſchen Kultur außerordentlich wichtige Etappen. Sie geben uns auch hier wieder feſten Boden, von dem aus der Wieder⸗ aufbau vorgenommen werden kann. Dieſen Wiederaufbau gilt es aber jetzt mit allen Kräften in An⸗ griff zu nehmen. Dazu iſt in beſonderem Maße die Deutſche Volks⸗ partei berufen, die ſich ja nicht nur mit Stolz die Partei d Jieder⸗ aufbaus genannt, ſondern auch durch ihr Programm und igre bis⸗ herige Arbeit den Beweis ihres lebendigen Aufbguwillens und ihrer ſtarken Aufbaukraft erbracht hat. Gewiß wird dieſer Wiederaufbau ſich zunächſt auf die in ihren Grundfeſten erſch deutſche Wirtſchaft als der äußeren Lebensgrundlage und Lebens⸗ möglichkeit unſeres Volkes erſtrecken müſſen, und doch muß dem⸗ gegenüber immer wieder darauf hingewieſen werden, wie das det Führer der Partei ja ſelbſt auch wiederholt betont hat, daß ein ſiche⸗ rer und Dauer verſprechender Aufſtieg unſeres Volkes nur durch die kulturellen Kräfte, durch die geiſtigeſittliche Erneuerung des Volkes von innen heraus, möglich iſt. Nur auf dieſem Wege erfolgte einſt por hundert Jahren Preußens und Deutſchlands Aufſtieg aus kief⸗ ſtem Fall, und einen anderen Weg gibt es auch heute für unſer deutſches Volk nicht. Es wird daher in den weiteſten Kreiſen der Partei freudig be⸗ grüßt werden, daß, nachdem in dem ſchweren Ringen um unſere poli⸗ tiſche und wirtſchaftliche Exiſtenz und Einheit jetzt die notwendigſten Sicherungen erreicht ſcheinen, nunmehr auch die Partei eine große Kulturtagung für die Zeik vom 10. bis 12. Oktober nach Berlin einberufen hat. Sie ſoll ein ſtarkes Bekenntnis der Partei zu ihrem Fulturwillen bedeuten und alle Kräfte der Partei, ja unſer geſamtes Volk zu neuer Kulturarbeit aufrufen. Damit folgt die Partei nicht nur den großen alten nationalliberalen Ueberlieferungen, ſie ent⸗ ſpricht damit auch dem in den Grundſätzen der deutſchen Volkspartei ſo ſtark betonten Kulturprogramm. Der Kulturnot gilt es zu ſteuern durch Kulturarbeit.„Deutſche Kulturnot und Kultura rbeit“, das wird darum der große Leitgedanke der geſamten Verhandlungen ſein. Dieſe werden die ernſteſten Notſtände des deutſchen Kulturlebens der Gegenwart im einzelnen brleuchten und damit auch die rechten Wege und Mittel für den Kulturgufbau aufzeigen. Da gilt es aber zunächſt die Grund⸗ lagen der deutſchen Kultur zu prüfen, damit der Aufbau auf ſicheren Fundamenten erfolgt. Dieſe Grundlagen ſind innerer und äußerer Art. Die ſtärkſten Antriebe wird deutſche Kulturarbeit immer wieder von den Kräften des religibſen Lebens empfangen, wie ja auch die geſamte deutſche Kultur der Vergangenheit von den religidſen Kräf⸗ ten, insbeſondere des Chriſtentums, ſtark befruchtet und beſtimmt worden iſt. In ihren Leipziger Grundſätzen bekennt ſich die Deutſche Volkspartei zum Chriſtentum als dem Eckpfeiler deutſcher Kultur und deutſchen Volkslebens, und daher ſtellt ſich auch der Verhandlungs⸗ plan dieſer Tagung mit Recht das Thema„Die religiöſen Grundlagen der deutſchen Kultur“ allen anderen voran. Volkskultur und Kulturarbeit haben aber auch noch eine andere wichtige und nicht nur äußere Vorausſetzung und Grundlage. Das iſt die Geſundheit des Volkskörpers ſelbſt, die uns allein den Beſtand und die weitere Entwicklung unſeres Volkes und damit auch unſerer Kultur verbürgt. Welche furchtbaren Notſtände und Gefahren aber 5 zurzeit unſer Volk bedrohen, das lehren uns nicht nur die er⸗ chütternden Ergebniſſe amtlicher Erhebungen und Denkſchriften, das liegt ja auch für jeden, der nur oberflächlich ins Volk hineinſchaut, offen am Tage. Daraus erwächſt uns als eine der erſten und wich⸗ 595 Pflichten die Sorge, unſer Volk geſund zu erhalten. Die „Volkserhaltung und Volksgeſundung als natio⸗ nale und ethiſch⸗kulturelle Aufgabe“ ſteht darum als Verhandlungsgegenſtand an zweiter Stelle. Die furchtbarſten Verwüſtungen hat die wirtſchaftliche Not der Gegenwart und der jüngſten Vergangenheit dem deutſchen Mittel⸗ ſtande zugefügt. Hier ſind die Schichten unſeres Volkes bis ins Mark getroffen, die in erſter Linie kulturſchaffend tätig waren. Darin liegt aber für den Beſtand und den Wiederaufbau der deutſchen Kul⸗ tur eine überaus ernſte Gefahr. Was geſchehen muß und geſchehen kann, um hier weiteren Verwüſtungen zu begegnen, entſtandene Schäden zu beſeitigen und Wunden zu heilen, wird Gegenſtand dez dritten Vortrages,„Der deutſche Mittelſtandals Kultur⸗ träger und Kulturopfer“ ſein. ür den Aufbau und die Zukunft der deutſchen Kultur iſt die deutſche Jugend von ausſchlaggebender Bedeutung. Dieſe ſelbſt aber, erſchüttert durch das furchtbare Erleben in Krieg und Staatsumwäl⸗ ung, hingeriſſen in das Chaos der Gegenwart, umſchwärmt und unruhigt von den Schlagwörtern und Parteimeinungen, vielfach itre gemacht an der älteren Generation, an Haus und Schule, an Kirche, Staat und Geſellſchaft, befindet ſich in ſchwerſten, ſeeliſchen und ſittlichen Nöten, die zu erkennen und zu beheben nicht nur eine ittliche und religiöſe ſondern auch eine nationale und kulturelle ufgabe von allergrößter Wichtigkeit iſt. dieſe„ſeeliſchen und ſitklichen Nöte der deutſchen Jugend“ werden darum einen weiteren wichtigen Verhandlungsgegenſtand bilden. Am erſchütterndſten zeigt ſich die Kulturnot unſeres deutſchen Volkes in den beſetzten Gebieten und in den Grenzmarken. Dort ) Am 10., 11. und 12. Oktober findet in Berlin eine große Kulturtagung der Deutſchen Volkspartei ſtatt. Dazu bringen die non dem Führer der D. B.., dem Außenminiſter Dr. Streſemann, herausgegebenen„Deutſchen Stimmen“(Staatspolitiſcher Verlag G. m. b.., Berlin) eine programmatiſche Darlegung, die wir oben wiedergeben. Schriftleiſtung. 2. Seite. Ar. 471 neue mannhelmer Jeltung(Mittag⸗Ausgabe]! Freitag, den 10. Ottober 1924 wird hie deutſche Kultur auch durch die Einflüſſe fremder Mächte am ſtärkyon in ihrem Beſtande bedroht. Darum iſt hier eine beſonders ſorgfältige Kulturpflege erforderlich, nicht nur, um die entſtandenen Schäden zu beſeitigen, ſondern auch, um die deutſche Kultur gegenüber den Einflüſſen fremder Kulturen zu erhalten und zu ſtärken. Von großer Wichtigkeit iſt es ferner vom Geſichtspunkt des Beſtandes, der Verbreitung und der Einheit der deutſchen Kultur aus, daß die Auslandsdeutſchen im lebendigen Zu⸗ ſammenhang mit der deutſchen Kultur bleiben, daß ſie nicht in fremder Kultur aufgehen und verſinken, ſondern ſich als deutſche Kulturträger und Kullurpioniere im Auslande betätigen. Die Mittel und Wege zur Erreichun! dieſer Ziele werden in den Vor⸗ trägen über„Külturnot und Kulturpflege in den beſetzten Ge⸗ bieten, in den Grenzmarken und unter den Auslands⸗ deutſchen aufgezeigt werden. Kultureller Aufbau iſt nur möglich auf dem Grund des deutſchen Volkstums. Tiefſten und reinſten Ausdruck deutſchen Volkstums enthalten die Werke deutſcher Kunſt, und darum ſührt wiederum die Kunſt zur Pflege des deutſchen Volkstums. Die deutſche Kunſt ſchafft damit innere kulturelle Werte von allergrößter Wichtigkeit. Dieſe ſind für den Wiederaufbau, unſerer deutſchen Kultur von entſcheidender, bisher aber noch nicht allgemein genügend anerkannter Bedeutüng. Das nachzuweiſen und daraus die ent⸗ ſprechenden Folgerungen für eine nationale Kunſtpflege zu ziehen, wird Aufgabe des ſechſten Verhandlungsgegenſtandes„Die Kunſt als Ausdruck und Pflege des deutſchen Volks⸗ tums“ ſein. Der letzte Taa der Verhandlungen wird ſodann in die praktiſche Kulturarbeit und Kulturpolitik hineinführen und zeigen, was in der deutſchen Ländern, in denen dieſe Arbeit unter volksparteilicher Füh⸗ rung ſteht, an ſtaatlicher Kulturerhaltung und Kulturpflege geſchehen iſt, und von welchen Gedanken, Grundſätzen und Zielen ſie geleitet war. Gewiß kann der Staat von ſich aus keine Kultur ſchaffent er wird ſich darauf beſchränken müſſen, Hemmungen zu beſeitigen. An⸗ triebe zu geben, durch die zweckmäßiaſte Organifation der Kultur⸗ pflege insbeſondere des nationglen Bildungsweſens, für den Kultur⸗ aufbau die wichtiaſten Hilfen zu geben, planvolle Einrichtungen zu treffen und für alles das die entſprechenden Mittel bereitzuſtellen. Aber auch ſchon das iſt 6n“ arbeit von höchſter Bedeutung. Hier das Geleiſtete und Geplante einmal in aroßer Linie an der Hand des Kulturprogramms der Partei zu übervrüfen, zu würdiagen, neue. Wege zu weiſen und neue ſtarke Antriebe zu geben, iſt Aufgabe und Jweck der Vorträge über die Kulturarbeit und Kultur⸗ politik in Preußen, Sachſen und Thürinaen“. Sie werden gerade darum gegenwärtia im beſonderen Maße Beachtung finden, weil dabei wichtiaſte Neuordnungen unſeres Bildunagsweſens zur Erörteruna ſtehen. Die Kulturtaauna der Deutſchen Volksrartei ſtellt uns vor eine. Fülſe bedeutendſter Kulturprobleme der Geaenwart. Die beſten. Sack⸗ kenner werden ſie aufrollen, und eingehende Erörterung wird ſie klären. Und wenn zum Schluß der Parteiführer ſelbſt zu dieſen wichtioen Fragen, die ihm ja in beſonderem Maße am Herzen liegen, das Wort nehmen wird. ſo darf man gewiß ſein, daß damit 0 So wird ſich dieſe Taguna zu einem machtvollen Bekenntnis der Deutſchen Nolksrartei zu ihrem⸗Kulturwillen geſtolten. Möagen von ihr ſtarke Antriebskräfte und reiche Segensſtröme für unſere deutſche Kultur ausgehen! 2 Neviſion der ſponiſchen Marokkopolitik V Paris, 10. Okt.(Von unſerem Pariſer Mitarbeiter.) Aus Madrid traf hier dis überraſchende Nachricht ein, daß die Regie⸗ rung des Generals Primo de Vera eine durchgreifende Revi⸗ ſion der Marokkofrage vorbereite. Die ſpaniſche Marokko⸗ polilik, deren Programm bekanntlich im Jahre 1909 gemeinſchaftlich mit Frankreich entwurfen wurde, ſoll aufgegeben werden. Die meue Formel läßt ſich folgendermaßen zuſammenfaſſen: Spanien würde an verſchiedenen Punkten der Küſte von Mililla, Ceuza, Ar⸗ zilla und Larache kleine Beſatzungen legen, die beſtimmt ſind, die Strecke Tanger—Letuan und die Eiſenbahnlinie Tanger.— Jez gegebenenfalls zu ſchützen. Davon unabhängig würde aber Spanen nirgends eine Beſatzung unterhalten. Spaniens Einfluß auf das ganze Gebiet wird hiernach ſehr gering. Obwohl in Spanien von den Anhängern der im Jahre 1909 feſtgelegten Marokkopolitik die Meinung vertreten wird, daß es ſich hier ledig⸗ lich um die Preisgabe eines longe vorbereiteten Planes han⸗ delt, wird die Regierung ihre Abſicht durchſühren. Die Ver⸗ ſtändigung mit Frankreich wird den Gegenſtand direkter Unterhandlungen in Paris bildem Es ſoll ein neues ſranco⸗ſpaniſches Statut geſchaffen werden. Vor der Hand triumphiert Abdel Krim in Sfaniſch⸗Marokko. vor dem Abſchluß der Dawesanleihe 225 London, 10. Okt.(Von unſerm Londoner Mitarbeiter.) Der diplomatiſche Mit rbeiter des„Daily Telegraph“ erfährt: Owen Nounqa reiſte geſtern von hier nach Paris, um in einer Sitzung der Reparationskommiſſion die Bedingungen und Pro⸗ ſpekte der Dawesanleihe zur formellen Billigung vorzulegen. Nach erfolgter Zuſtimmung kann der Vertrag unterzeichet werden, wahrſcheinlich morgen, wenn nicht ſchon heute abend. Poung hatte vor ſeiner Abreiſe eine letzte Unterredung mit Dr. Luther, der nach London zurückgekehrt iſt, dem Gouverneur der Bank von England und anderen. Poung erklärte ſich mit den getroffenen Ver⸗ einbarungen ſehr zufrieden Alles, was geſtern noch fehlte, war die endiſtige Zuſtimmung von einem oder zwei Ländern zu den ihnen erteilten OQuoten Die britiſche Auote beträgt 10 Mill. Pfd., was eiger Auflage von etwa 12 Millionen Nominalwert bedeutet. Die franzöſuſche Bankiers werden 3 Mill. Pfd. aufnehmen, gec Goldfranken. Die Bonds, die in dem einen Lande gezeichnet werden, brauchen nicht in gleicher Weiſe in den anderen Ländern umſatzfähig zu ſein. Die Belgiſche Bank legt, wie ge⸗ meldet. 1,5 Millionen, Italien ebenſoviel, Holland 2, Schwe⸗ den und die Schweiz 1% Millionen auf. Koblenz unter dem Joch der Beſatzung Berlin, 10. Okt.(Von unſ. Berl. Büro). Eine Rede des Kob⸗ lenzer Oberbürgermeiſters Dr. Ruſſel in der geſtrigen Stadtverord⸗ netekverſammlung, der auch der Oberpräſident Fuchs beiwohnte, rückte die unmittelbaren Zuſtände des Beſatzungsregimes ins grellſte Licht. Koblenz ſind Laſten aufgebürdet worden, die es einfach nicht mehr tragen kann. Die Einquartierungskoſten ſteigern ſich ins Ungemeſſene. 1238 Familien von Beſatzungsangehö⸗ rigen ſind in Koblenz untergebracht, auf die Regie entfallen 123 Ouartiere. Nach der Rückkehr der Ausgewieſenen hat ſich die Woh⸗ nungsnot noch geſteigert. Es ſind im ganzen 117 Wohnungen im Bau die aber erſt 1925 fertig werden. Inzwiſchen hat die Beſaßungs⸗ behörde mitteilen laſſen, daß ein weiteres Regiment Beſaßungs⸗ truppen in Koblenz untergebracht werden wird. Oberpräſident Fuchs erklärte, daß er alles tun werde, damit die Beſatzung auf ein ert räg⸗ liches Maß zurückgeführt werde. Für die Reviſion des Kriegsſchuloparagraphen Paris, 10. Okt.(Von unſerem riſer In der„Ere Nouvelle“ wird neuerdings en für die Unter⸗ ſuchung der Kriegsſchuldfrage gebrochen und darauf auf⸗ merkſam gemacht, daß ſich Herriot des Artikels 19 des Völker⸗ bundsſtatuts bedienen könnte, um Art. 231 des Verſailler Vertrages einer Prüfung unterziehen zu laſſen. Der erwühnte Artikel 19 lautet dahin, daß die Mitglieder des Völkerbundes gewiſſe Punkte des Friedensvertrages, die die Aufrechterhaltung des Weltfriedens in Gefahr brächten, einer Prüfung unterziehen könnten. Mitarbeiter.) zur Kriſis in England Deutſchland Mit dem Sturz Macdonalds, wie er durch den liberalen Antrag indirekt herbeigeführt wurde, beſchäftiat ſich die geſamte Berlktner Preſſe in längeren Leitartikeln. Das„B. Te' kennzeichnet die politiſche Situation in England dahin, daß die Uhr der ſozialiſtiſchen Minderheitsregierung tatſächlich abgelaufen war. Die geſtrige Abſtimmuna ſtelle einen beſchloſſenen konſervativ⸗liberalen Vorſtoß gegen die Arbeiterregieruna dar. Ob ſich Macdonalds Erwartung, bald zur Macht wiederzukehren, erfüllen werde, laſſe ſich ſchwer ſagen. In der Beurteilung der Leiſtungen der Arbeiterregierung kommt das Blatt zu dem Schluß, daß dieſe Partei zum mindeſten ſo aut wie eine andere die Geſchicke des Welfreiches zu lenken permaa. Preſſeſtimmen Die„Voſſ. Itg.“ bezeichnet als tieſſten und beſten pſychologi⸗ u ſchen Grund der Parlamentskriſe in England da⸗ Undehagen dar⸗ über, daß im Parlament 1923 das Pendelprinzip des Zweiparteien⸗ ſyſtems durch die Bildung von drei großen Parleien aus dem Gleichgewicht gekommen iſt England ſchreie geradezu nach der Wiederherſtellung des einfachen, durchſichtigen und politiſch zu ſauberen Zweiparteienſyſtem. Die nächſte Wahl in England würde weniger für beſtimmte Programmpunkte als gegen die Liberale Partei geführt werden. Zu einer ähnlichen Auffaſſung kommt die„Germania“, die ſagt, die politiſche Praxis Englands kenne auch heute nur zwei Parteien: Poſition und Oppoſition. In ihrer bisherigen Stellung gehöre die Liberale Partei prinzipiell weder zur einen noch zur an⸗ deren. Das Veſtreben, ſich aus dieſer Iſolierung zu befreien, ſei der eigentliche Grund für die Kampfſtellung, die die Liberalen ſeit dem ehergiſchen Vorſtoß Lloyd Georges gegen den Ruſſenvertrag dem Kabinett Macdonald gegenüber eingenommen haben. Die„D. A..“ beleuchtet die Tätigkeit des Kabinetts Mac⸗ donald vom außenpolitiſchen Geſichtspunkte aus und betont, daß Macdonald beſtrebt geweſen ſei, im Verhältnis zu Frankreich noch anpaſſungsfähiger und nachgiebiger zu ſein al⸗ ſein konſervati⸗ ver gäng Das Blatt führt die Zwiſchenfälle von Chequers, die Londoner Konferenz und die Völkerbundsverſamm⸗ lung als Beweis dafür an, daß Maedonald vor der franzöſiſchen Regierungspolitik zurückgewichen ſei. Auf der anderen Seite ſei je⸗ doch nicht zu verkennen, daß durch die Politik Macedonalds immer⸗ hin ein gewiſſer Abſchluß in der Reparationsfrage erreicht worden ſei. Den Gegnern des Kabinetts, ſo meint das Blatt, mag der Lon⸗ doner Pakt im ſtillen erwünſcht geweſen ſein, weil auch ſie nichts anderes an ſeine Stelle zu ſetzen wußten. Nachdem aber dieſe Etappe erreicht ſei, benutzten ſie die erſte Gelegenheit zu dem Ver⸗ ſuch, ſich der Arbeiterregierung zu entledigen. Die„Berliner Börſenzeitung“ meint, daß die zu gründliche pazifiſtiſche Politik Maedonalds, die die engliſche Welt⸗ machtſtellung gefährde, ſeinen Sturz herbeigeführt hätte. Ste er⸗ wartet, daß das nächſte engliſche Kabinett wieder deutlicher ſichtgar Machtpolitik nach außen und innen treiben und die Fragen von Völkerverbrüderung, Abrüſtung uſw. noch mehr als bisher als Feigenblatt verwenden werde. Werde die Arbeiterpartei durch die Neuwahlen in England dauernd aus der Reg ſo werde die Rückwirkung auf Frankreich vorausſichtlich ſehr i eintreten, indem dann auch Herriots Herrſchaft ein Ende gemacht werde. Die franzöſiſche Preſſe nimmt weiter ausführlich zu der geſtrigen Abſtimmung im engliſchen Unterhaus Stellung. itin“ ſagt u.., der liberale Front⸗ 0 tiſchen Handlungen Macdonalds zu n, di ah hlern ſehr ungünſtig aufgenommen ſeien, ebenſo wie die Rußland⸗Anleihe. Auch in Genf habe Macdonald keine glänzende Rolle geſpielt, ſondern die franzöſiſche Theſe triumphiert. Die„Ere Nourelle“ ſogt, Herriot habe mit Macdonald einen dauernden Pakt abgeſchloſſen, der nicht durch das Verſchwinden Macdonalds hinfällig werden könne. Das oußenpolitiſche Werk des engl. Arbeiterkabinetts ſei nach mehreren Richtungen hin lobenswert. Schweiz . Baſel, 10. Okt.(Von unſerem Schweizer Mitarbeiter). Die ſchweizeriſche Preſſe nimmt die Nachricht vom Sturze des engli⸗ ſchen Premierminiſters mit großem Bedauern auf. Speziell in der franzöſiſchen Schweiz, wo Macdonald durch ſein Auftreten in Genf lebhafte Sympathien beſitzt, wird die Niederlage Macdonalds nach dem großen Friedensprogramm, das er in Genf entwickelte und des geiſtiges Oberhaupt er war, lebhaft bedauert. Die Blätter ſchrei⸗ ben, daß die nächſte Zufunft der England entgegengehe, bedenklich und düunkel ſei. Die Konſervativen dürften kaum jetzt ſchon zur Macht dränegn, ohne erſt die Liquldierung der iriſchen Frage abzu⸗ warten. Die franzöſiſch⸗ſchweizeriſchen Blätter heben hervor, daß Macdonalds Niederlage, wenn ſie auch aus der engliſchen Innenpolitik verſtändlich ſei, ein weltpolitiſches bedeutſame⸗ Ereignis darſtelle. Erſt die nächſte Zukunft werde lehren, daß es ein kataſtrophales Er⸗ eignis ſei. Die„Baſler Nachr.“ weiſen darauf hin, daß der Auflöſung des Unterhauſes einſerbitterter Wahlkampf folgen werde. Das Blatt erinnert daran, daß der Sieg Maedonalds ein Sieg des Frei⸗ handels ſei, und daß eine Niederlage Macdonalds ebenfalls eine Niederlage des Freihandels bedeute. Man müßte jedoch abwarten, um die Bedeutung des wirtſchaftlichen Kampfes abſchätzen zu klönnen. Die„Neue Züricher Zeitung“ iſt der Anſicht, daß in einigen Wochen ein rein konſervatives Kabinett gebildet werde, wenn di eneuen Wahlen nicht ein völlig überraſchendes Ergebgis zeitigen ſollten. Wenn auch das Kabinett Macdonald auf innerpolitiſchen Gebiete nicht das geleiſtet habe, was es verſprath. ſo ſeine Erfolge in der Außenpolitik deſto größer. Macdonald habe es verſtanden, der ganzen Weltpolitik ſein ganzes Gepräge zu geben. Es ſei das eig kragiſches Schickſal der erſten Arbeiterregierung Englands, daß ſie durch einen Irrtum ihrer Führer auf innerpolitiſchem Gebiete fallen mußte. 8 ** „Der König iſt ein anſtändiger Kerl!“ Nach Londoner Meldungen kam es in der geſtrigen. Sitzung des Arbeiterparteitages zu lebhaften Demonſtratlonen für den enaliſchen Könia, als Clynes ankündigte, daß die Arbeiterregie⸗ rung im Begriff ſei,„dasjenige Maß von fair play von der Krone zu halten, das die anderen Parteien des Unterhauſes der Regierung. verſagt hätten.“ Toſender Beifall erhob ſich bei dieſen Worten. Es flel ſogar der Zwiſchenruf:„Der König iſt ein anſtändiger Kerl!“ die Pariſer Wirtſchaftsverhandlungen Geſtern nachmittag fand im Pariſer Handelsminiſterium eine neue Sitzung der beiden Wirtſchaftsdelgationen ſtatt, über die nichts mitgeteilt wurde. Wie verlautet, ſei in einigen Punk⸗ ten geſtern ein Fortſchritt erzielt worden. Die Verhandlungen wer⸗ den heute fortgeſetzt. Wie eine franzöſiſche Agentur mitteilt, hat ſich in einer privaten Beſprechung zwiſchen Seydoux und Dr. Trendelenburg er⸗ geben, daß ſich in der Frage der elſäſſiſchen Kontingente große Schwierigketen zeigen würden Ueber die privaten Beſprechungen werde Stillſchweigen bewahrt. Tankmanöver in Frankreich Paris, 10. Okt.(Von unſerem Pariſer Mitarbeiler.) Aus Chalons berichten heute die Blätter über die dort ſtattfin⸗ denden Tankmanöver, die geradezu ſenſationellen Charakter haben ſollen. Im„Petit Pariſien“ heißt es, daß der Kriegs⸗ miniſter General Nollet, den man den Vater der Tanks be⸗ zeichnet, ſeine vollſtändige Zufriedenheit über den neuen Kampf⸗ wagen ausgeſprochen hat. Der Sieg dieſes neuen Kampfwagens über den Feind in den Manövern konnte einwandfrei feſtgeſtellt werden. Nach kurzem Widerſtand erklärte ſich der Feind ge⸗ ſchlagen.— Es iſt übrigens intereſſant, daß eine große Volkszei⸗ tung, wie der„Pelit Pariſten“, einen geradezu kriegeriſch anmuten⸗ den Bericht über dieſes Manöver in Chalons veröffentlicht. Aus dem Auſfwertungsausſchuß Bedenken des Reichsfinanzminiſters gegen die Fleiſcher'ſchen Vorſchläge Im Unterausſchuß des Aufwertungsausſchufſes des Reichskags wurde der Vorſchlag Fleiſcher(.) für die Inangriff⸗ nahme einer ſofortigen Verzinſung der Reſchsanleihen behandelt. Von ſeiten des Reichsfinanzmini ſteriums wurden gegen den Fleiſcherſchen Antrag u. a. folgende Bedenken geüußert: Es verſtößt gegen die Hauptgrundſätze einer geſunden Finanzwirt⸗ ſchaft, neue Schulden einzugehen, lediglich um damit die Zinſen der alten Schulden zu bezahlen. Eine ſolche Maßnahme müßte durch ſtändige hrung der ungedeckten Zinslaſt des Reiches, deſſen zlage weſentlich verſchlechtern. Der Verkauf der eingezogenen ihewerte und die darin liegende Ausgabe einer neuen Anleihe de ſich nur durchführen laſſen, wenn der Geldmarkt ſich genügend flüſſigt, um eine neue Anleihe aufnehmen zu können. Dieſe Vorausſetzung liegt zur Zeit nich Ob ſie in naher Zeit ein⸗ treten wird, läßt ſich nicht 15 Es würde die reſſen des Reiches aufs ſchwerſte ſchädigen, wenn die Aufnahmefähig ei des Geldmarktes vorweg für Aufwertungszwecke in An⸗ ſpruch genommen würde. Die in dem Antrage ausgeſprochene hme, daß durch die Verzinſung der deutſchen Wixtſchaft neue liche Mittel zugeführt würden, iſt krrig. Der Erfolg würde er ſein, daß di Mittel, ſtatt in die von der Produktion zeigten Kanäle zu fließen, den Konſumenten zugeführt n, alſo der Produktion ihre natürlichen Hilfsquellen entzogen den. Namhafte Beträge der deutſchen Anbeihe, die auf viele killiarden geſchätzt werden können, ſind in das Ausland ge⸗ floſſen. Es iſt nicht anzunehmen, daß die ausländiſchen Gläubiger, der Aufforderung, Dreiviertel ihres Beſtandes an das Reich abzu⸗ ltefern, um auf das letzte Viertel eine geringe Verzinſung zu er⸗ halten, nachkommen würden. Bleibem ſie aber im Beſitze ihrer bis⸗ herigen Anleiheſtücke, ſo bleibt die Gefahr beſtehen, daß ſie ſpäter mit Anſprüchen aus dieſen Stücken gegen das Reich hervortreten. Der Ankrag Fleiſcher wäre alſo nicht geeignet, dieſer Gefahr vorzu⸗ beugen. Das Schickſal der Feppelinwerſten die nach dem Verſailler Friedensvertrag bekanntlich nach Ablie⸗ ferung des amerikaniſchen Zeppelin zerſtört werden müßten, be⸗ ſchäftigt in immer ſteigendem Maße die engliſchen und amerikaniſchen an der Luftſchiffahrt intereſſierten Kreiſe. Namentlich in England werden Stimmen laut, die ſich energiſchgegen das Unſinnige einer ſolchen Maßnahme wenden. England geht neuerdings mit dem Plan um, ein Schnell⸗ Luftſchiffver von England über Aegypten nach Indien zu ſchaffen. hr Dieſer Luftſchiffverkehr iſt eine Lebensfrage für die bri⸗ tiſche Rezierung, die ein Intereſſe an der Erhaltung der Zeppelin⸗ Werft hat, weil von hier aus die notwendigen ſtarren Luftſchiffe für den Fernverkehr bezogen werden ſollen. Außerdem beabſichtigt England eine Anzahl von Lufthäfen nach Muſter des Zeppelin⸗ Hafens in England, Aegopten und Indien zu errichten. Auch dafür braucht England die 25jährige Erfahrung der Zeppelin⸗Werften. Der Abfahrtstlermin des Amerikg⸗Zeppelins Verlin, 10. Okt. Wie aus Friedrichshafen gemeldet wird, iſt der Termin für die Ausfahrt des Z. R. III geſtern abend von Dr. Eckener endgültig auf Samstag vormittag 8 Uhr angeſetzt worden. Die Beſatzüng des Schiffes wäre, wie geſtern verſichert wurde, übrigens nur ſehr ungern an einem Freitag abge⸗ fahren. Die Wahl der Route kann vor Samstag nicht erfolgen, da ſie von meteorologiſchen Nachrichten abhängen wird. Die geſtrige Probefahrt dauerte drei Stunden. Das außerordentliche Inter⸗ eſſe, das das Ausland dieſem Meiſterwerk deutſcher Fechnik entgegenbringt, wird lebhaft kommentiert. In letzter Stunde haben für heute noch eine Reihe von ſüdamerikaniſchen Diplo⸗ maten ihren Beſuch angekündigt. Mit der erſten Transozeanfahrt des Luftſchiffes beginnt nach den eigenen Worten Dr. Eckeners nach mehrfjährigem Stillſtande in der Entwicklung des Luftfahrtweſens ein neuer bedeutungs⸗ voller Abſchnitt. Um den transatlantiſchen Verkehrsweg auf einer ſicheren Grundlage aufzubauen, müßten, wie Dr. Eckener ver⸗ ſicherte, noch größere Luftſchiffe gebaut werden. Einem Vertreter des„Berliner Tageblatt“ gegenüber erklärte er, die Geſellſchaft plane den Bau von drei bis vier großen Luftſchiffen mit einem Gasinhalt von durchſchnittlich 150 000 Kubikmetern, einer Länge von 250 Metern und einer Motorenſtärke von 3500 PS. Der Fahrpreis für eine Ueberfahrt würde ſich dann auf etwa 5000 Peſetas ſtel⸗ len. Die Entfernung Sevilla⸗Buenos⸗Aires könne in etwa 90 Stun⸗ den zurückgelegt werden. die Baukoſten Ueberſeeluftſchiffes dieſer Art würden 1/5 Millionen Dol⸗ lars betragen. Die Rentabilität eines ſolchen Luftverkehrs ſtehe außer Frage. Nach Londoner Meldungen haben ſich bereits in England und Amerika Strömungen geltend gemacht, eine Zerſtörung der Zeppelinwerft nicht zuzulaſſen. Der Vorkämpfer aller engliſchen Luftſchiffprojekte iſt der engliſche Parlamentarter Bur⸗ ney. Dieſer hat ſich über die deutſchen Leiſtungen im Luftſchiffbau kürzlich dahin ausgeſprochen, daß die Deutſchen unbeſtreithar trotz des Verſailler Vertrages nach wie vor die Führung im Luftſchiffbau innehaben. Der Transkonkinenkalflug der„Shenandoah“ (Spezialkabeldienſt der Anited Preß) DeFJorth Worth(Texas), 9. Okkl. Die„Shenandoah“ hat Forth Worth heute morgen kurz nach 10 Uhr verlaſſen und hat in Richtung auf San Diego ihren Flug fortgeſetzt. Admiral Noffett äußert ſeine größte Zufriedenheit mit dem bisherigen Verlauf der Fahrt. Er exklärte, daß die„Shenandoah“ bisher eine hervorragende Manövprierfähigkeit gezeigt habe und daß auch die erzielte Durch⸗ ſchnittsgeſchwindigkeit von 90 Stundenkilometern befriedigend ſei. Der Verbrauch an Brennſtoffen iſt trotz der widrigen Winde, gegen die die„Shenandoah“ auf dem größten Teil ihrer Fahrt anzu⸗ lämpfen hatte, ſehr gering. Letzte meldungen Ein Geſtändnis des Erzbergermoͤrder⸗ Berlin, 10. Okt.(Von unſerm Berliner Büro.) Wie aus Buda⸗ peſt gemeldet wird, hat Heinrich Schulz, bevor er auf freien Fuß geſetzt wurde, dem Staatsanwalt geſtanden, daß er tat⸗ ſächlich der Erzbergermörder ſei. Es wird gegen ihn weder aufgrund der ungariſchen Geſetze verhandelt, noch wird er in⸗ kerniert oder ausgewieſen. Die deutſche Geſandtſchaft wird bei der ungariſchen Regierung wegen der Freilaſſung Proteſt erheben. Die Jahlung der Oktoberraken der Reparationszahlungen Berlin, 10. Okt. Am heutigen Freitag wird, wie wir erfahren, die Zahlung der beiden Okktoberraten der Reparations⸗ zahlungen erfolgen und zwar in Höhe von 15 Millionen Goldmark. Die Höhe des am 20. Oktober fälligen Betrages ſteht noch nicht feſt. RNachtrag zum lokalen Teil Sonderzug Luzern. Der Verkehrsverein gibt bekannt, daß die Abfahrt des Sonderzuges Luzern— Vierwaldſtätterſee Samstag früh 5 Uhr 40 Min ab Hauptbahnhof Mannheim erfalgt. * Brand in den Germania⸗Mühlenwerken. Vermutlich durch Brandſtiftuna entſtand in der verfloſſenen Nacht in einer Reiniaungs⸗ mafchine im 4. Stock der Germania⸗Mühlenwerke ein Brand. der dei Eintreffen der um 3,18 Uhr alarmierten Verufsfeuerwehr ſchon durch die Holskanäle nach dem 5, Stockwerk übergetreten war. Der Brand wurde mit zwei Schlauchleitungen der Motorſpritze gelöſcht, dem war die Sprinkler⸗Anlage des Werkes in Tätiakeit. abrichtete Schaden beträgt mehrere tauſend Mark. Der an⸗ des betriebsfähigen. Außer⸗ —— 0 Neue Mannheimer Jeitung[Mittag⸗Ausgabe) 3. Seiſe. Nr. 471 Unſere Bilder der Woche ſind der heutigen Ausgabe beigelegt. Sie enthalten: Aufnahmen der heiligen Stadt Meleka Der Burghof der Bürgergemeinde Bruh⸗ rain⸗Oftſtadt im Feſtzug der Karlsruher Herbſtwoche— Ein Bildnis Maxim Sorkijs— Eine Aufnahme von der Uuwetter⸗Kataſtrophe in Südfrankreich Landſchaftsbilder aus Java— Humo⸗ riſtiſche Bilder zu dem ſehr ernſten Kapitel der Verkehrsunfälle— Aktuelle Aufnahmen zur eugliſchen Kabinetts⸗ Kriſe— Modebilder und viele andere Aufnahmen. Unſere„Bilder der Woche“ erſcheinen regelmaßig mit der Freitags⸗Mittag⸗Ausgabe. Bezugspreis der Neuen Mannheimer Seitung ein⸗ ſchlietzlich Bilderbeilage wöchentlich 65 Pfg. Bezugszeit von Donnerstag bis Donnerstag. I „Londoner Pakt“ und die Gemeinden Den deutſchen Gemeinden, die ſich ſo oft als Pioniere des deut⸗ ſchen wirtſchaftlichen und kulturellen Lebens haben rühmen dürfen, übernehmen aus dem Londoner Abkommen eine ſchwere Aufgabe. Das Abkommen in Verbindung mit dem Dawes⸗Gutachten bringt ihnen Probleme von großer Tragweite. Es hält zwar an den Be⸗ ſtimmungen des Friedensvertrages feſt, wonach das Reich als direk⸗ ter Steuerſchuldner angeſehen wird, aber indirekt unterliegen auch die Einnahmen der Gemeinden dem Zugriff der Reparation, denn das Abkommen bezeichnet die Gemeinden als mitverantwortlich in dem Sinne, als alle Ausgaben aus Steuereinnahmen den Reparations⸗ ſchulden vorangehen müſſen. Man muß das Dawes⸗Gutachten zur Hand nehmen, um alle Konſequenzen klar zu erkennen die ſich für die Gemeinden aus dem Londoner Abkommen ergeben. Das Gutachten betont, daß Deutſchland als unteilbares Ganzes den Krieg gegen die Alliierten geführt hat und daß die finanzielle Verantwortlichkeit des Reiches gegenüber den Alliierten nicht dadurch eingeſchränkt oder abgeſchwächt werden darf, daß es durch paſſtves Zuſehen die unverminderten Rechte abhängiger Gebiete(gemeint ſind damit neben den Ländern auch die Gemeinden) beſtehen läßt. So⸗ lange das Reich irgend welche auswärtigen Verpflichtungen hat, müſſen dieſe allem vorangehen. Die den Ländern und Gemeinden normalerweiſe zuzuweiſenden Hilfsquellen ſollen klar abgegrenzt werden. Die ſcharfe Abgrenzung der Hilfsquellen, die nur den„be⸗ rechtigten Bedürfniſſen“ entſprechen ſollen, werden vermutlich dazu führen, das ſteuerliche Verhältnis zwiſchen dem Reich, den Ländern und den Gemeinden auf eine neue Grundlage zu ſtellen. Es iſt nicht unmöglich, daß hier der Kern zu einer RN orm des Finanzausgleichgeſetzes und der dritten Steuernotver ig liegt, ſoweit durch dieſe die Reichsſteuern und die Anteile d. Ge⸗ meinden berührt werden. Hier liegen auch die feinen Zuſammenhänge des Abkommens, die die Gemeinden in ihrer ſteuerlichen Entſchlußfreiheit künftig großen Einſchränkungen unterwerfen werden. Es ſſt noch nicht be⸗ kannt, in welcher Weiſe die Laſten, die die deutſche Regierung über⸗ nommen hat, auf die Steuereinheiten umgelegt werden. Nach der ſehr anfechtbaren Meinung der Sachverſtändigen ſei in Deutſchland die Beſteuerung des Einkommens weſentlich geringer als bei den Alliierten. Es wird deshalb hieraus die Forderung hergeleitet, daß die Einkommenſteuer verſtärkt werden muß. Die Reichs⸗ regierung hat über ihre neuen Pläne zur Reparationsdeckung noch keinen Voranſchlag herausgegeben. Nach einer unverbindlichen Mit⸗ teilung ſollen ſieben Achtel auf den Beſitz gelegt werden. Insbeſon⸗ dere iſt an eine Erhöhung der Erbſchaftsſteuer, an eine ſtär⸗ kere Belaſtung des landwirtſchaftlichen Beſitzes, an eine Sonder⸗ ſteuer für Einkommen über 20000 Mark, an Sonderzuſchläge zur Vermögensſteuer und an eine Beſteuerung der Geldentwertungsge⸗ winne gedach,t die in Verkennung ihres Ertrages von den Sachver⸗ ſtändigen vorgeſchlagen wird. Die Durchführung dieſer Steuerpläne wird die den Gemeinden durch den Finanzausgleich und die dritte Steuernotverordnung zu⸗ gewieſenen Steueranteile ſtark berühren und eine verhängnisvolle Verminderung der den Gemeinden verbliebenen Steuereinnahmen nach ſich ziehen. Vielleicht wird die künftige Steuerreform, die die Steuerhoheit des Reiches ſchützen ſoll, auch eine Aenderung der Miet⸗ zinsſteuer zur Folge haben, dergeſtalt, daß die aus der Steuer den Ländern und Gemeinden zugewieſenen Anteile erhöht werden und daß die Baukoſtenzuſchüſſe eine Verminderung erfahren. Bekanntlich hat N N—— die Mietzinsſteuer den Hauptzweck, die ſtaatlichen und kommunalen zierung kommunaler Anſeihen auch in Zukunft zu erſchweren. Wirtſchaftsbetrieben eine große Zinſenlaſt bringen, die den Rein⸗ gewinn abbaut und nur durch höhere Verbrauchstarife abgedeckt wer⸗ Kapitel des Sachverſtändigengutachtens rechtzeitig zu beſchäftigen und Haushaltpläne zu balancieren und dieſer Hauptzweck wird möglicher⸗ weiſe noch ſtärker betont, wenn die übrigen Steuerquellen für die Gemeinden zugunſten des Reiches verkümmert werden. Stark be⸗ rührt wird auch das kommunale Anleiheweſen. Die neue deulſche Notenbank darf weder direkt noch indirekt den Gemeinden oder anderen Verwaltungseinheiten Darlehen, Diskontierungen oder andere Vorſchüſſe gewähren, noch ſoll ſie ihre Gelder in Obligationen, Schuldverſchreibungen oder ſonſtigen Schulden irgend einer Verwal⸗ tungseinheit anlegen. Die kommunalen Depoſitenkonten dürfen keinen Fehlbetrag aufweiſen. Für die Unterbringung langfriſtiger Kommu⸗ nalanleihen(für die die Ausſichten ohnehin außerorbentlich ſchlech: ſind) iſt dieſe Beſtimmung ſehr bedenklich. Sie iſt geeignet, die 1 ie Gemeinden werden ſich deshalb vorläufig und in Zukunft in ihren Kreditanſprüchen an die Sparkaſſen halten müſſen, die ihre Hauptaufgabe, das Sammelbecken des ſich neu zu bildenden Kapitals zu ſein, auch nur erfüllen können, wenn die Sparer wieder das Ge⸗ fühl einer abſolut ſicheren Kapitalsanlage bei der Sparkaſſe haben. Die Beſtimmungen über die Ausgabe von Induſtrieobligationen laſſen die Stellung der ſtaatlichen und kommunalen Wirtſchaftsbe⸗ triebe, auch die des gemiſcht⸗wirtſchaftlichen Syſtems unklar erſchei⸗ nen, es ſei denn, daß das Induſtrieobligationsgeſetz hierüber noch eine Auslegung bringt. Ueber ihre Garantiebelaſtung iſt weder im Sachverſtändigengutachten noch im Londoner Abkommen etwas ge⸗ ſagt. Zu dieſen Staats⸗ und Gemeindebetrieben zählen die Straßen⸗ bahnen, die Gas⸗, Waſſer⸗ und Elektrizitätswerke, die Mühlen uſw. Eine Obligationsbelaſtung würde dieſen ſtaatlichen und kommunalen den könnte. Alle Gemeinden werden Urſache haben, ſich mit dieſem die Wechſelwirkungen auf ihre Finanzen zu unterſuchen. Die Ver⸗ pflichtung läßt ſich auch aus der Entſtaatlichung der Reichseiſen⸗ bahnen herleiten. Die Gefahr iſt groß, daß aus dem in den Eiſen⸗ bahnanlagen inveſtierten Kapital eine möglichſt große Verzinſung herausgeholt wird, die die Stillegung von unproduftiven Eiſenbahn⸗ ſtrecken zur Folge hat, die im Rahmen des geſamten Verkehrsnetzed bislang mitgeſchleppt wurden, weil ſie für die Gemeinden wirtſchaft⸗ lich von großer Bedeutung waren. Kl. Wirtſchaſtliches und Soziales Die Brofpreiſe und die Preisprüfungsftellen Nach der Reichsverordnung über Preisprüfungsſtellen vom 13. Juli 1923 gehört es zu den Aufgaben der Preisprüfungsſtellen, die in ihren Bezirken für Gegenſtände des täglichen Bedarfs uſw. geforderten Preiſe auf ihre Angemeſſenheit nachzuprüfen. Stellt es ſich hierbei heraus, daß übermäßige Preiſe gefordert werden, ſo iſt die Staatsanwaltſchaft mit der Weiterverfolaung zu befaſſen. Die in den letzten Tagen in einzelnen Städten erfolgten Brotpreis⸗ erhöhungen müſſen deshalb— nach einer Verordnung des Mi⸗ niſteriums des Innern— den Preisprüfungsſtellen Veranlaſſung geben, die Kalkulation nachzuprüfen. Es iſt vor allem notwendig, feſtzuſtellen, ob die für Mehlpreiſe eingeſetzten Sätze auch wirklich berechtigt ſind. Zuzuſtimmen iſt, nach einer amtlichen Aus⸗ laſſung der„Karls. Ztg.“, auch der Auffaſſung, daß die Poſitionen Betriebsſpeſen. Verkaufsſpeſen uſw. einer gründlichen Nachprüfung bedürfen, und daß es nicht hingenommen werden kann, wenn die Sätze für Speſen und Gewinn ledialich prozentual aus den Mehl⸗ preiſen berechnet werden. Geagen dieſe Art der Kalkulation wird ſeit langem von den zuſtändigen Behörden und zum Teil auch von den eigenen Intereſſenvertretungen in Gewerbe und Handel Stelluna ge⸗ nommen. Die Zurückführung der Kalkulationsmethode auf die in der Vorkriegszeit übliche muß das Ziel der Arbeit ſein. Herabſetzung der Juſchläge zum Friſchfleiſchpreis Nürnberg, 9. Okt. Die Preisprüfungsſtelle hat im Benehmen mit der Landespreisſtelle die bei Rindfleiſch und Kalbfleiſch zugebilligte Verdienſtſpanne der Metzger, die dem Ein⸗ ſtandspreis des Fleiſches nach Abzug der Erlöſe aus den Neben⸗ produkten zur Deckung ſämtlicher gewerblicher Speſen und des reinen Metzgerverdienſtes zugeſchlagen werden darf, von 25 auf 20 Prozent herabgeſetzt. Bei Schweinefleiſch beträgt ſie bereits 20 Prozent. Umſatzſteuer darf vom 4. Oktober ab nur mehr mit 2 Prozent berechnet werden. Wenn bei einer Preiskontrolle feſt⸗ geſtellt wird, daß höhere Zuſchläge gemacht werden, erfolgt Straf⸗ anzeige wegen übermäßiger Preisforderungen. Städtiſche Nachrichten Steuerzahlungen Vom Städt. Nachrichtenamt wird uns geſchrieben: Am 5. Okt. war die Septemberrate der Gebäudeſonderſteuer von 8.⸗Pfennig aus 100 Mark des für die Wohnungsabgabe maß⸗ gebenden, für Gebäude im Werte bis zu 15 000.⸗M. um 60—4077 ermäßigten Steuerwerte zur Zahlung fällig. Wird die Zahlung nicht binnen einer Woche, alſo ſpäteſtens am 13. Oltober geleiſtet muß der geſetzliche Verſäumniszuſchlag von 2 Prozent für den Halbmonat, beginnend mit dem 5. Oktober erhoben werden. Dden Pflichtigen wurde ſ. Zt. beſond I eeeeeeeeeeeeee Das Glück gehört denen, die ſich ſelber begnügen, denn alle äußeren Quellen des Glückes und Genuſſes ſind ihrer Art nach höchſt unſicher, mißlich, vergänglich und dem Zufall unterworfen. Schopenhauer. Balkan Reiſeerlebniſſe von Gerhard Münzner(Mannheim) Konftantinopel Kleine Mädchen, phantaſtiſch⸗elegante Toiletten, feuerige licke, ſchwarz untermalte Augenränder und das ſüßeſte Lächeln. Und daneben kauen ſchmierige Kinder, den noch ſchmierigeren Fes auf dem Kopf, an Melonen, Maiskolben und Kürbiſſen herum. Und Bettler, Bettler, Legionen von Bettlern, mit halb erloſchenen Augen, mit zerfetzten Tüchern um den Leib, mit zerfurchten Stirnen.— und Straßenverkäufer, Waſſerträger, Bauern, Griechen, Arme⸗ nier— dazwiſchen raſen mit unglaublicher Geſchwindigkeit die tau⸗ ſend kleinen, flinken Fordautos durch die winkeligen Gäßchen Stambuls und laſſen bei dem verblüfften Zuſchauer immer die Frage offen: Warum werden hier nicht mehr Menſchen überfahren? Du ſchiebſt dich auf dem Gewirr der krummen Gaſſen vor, vor deinen Füßen wälzt ſich in unkenntlicher Maſſe die Unzahl der Katzen, mit denen die Straßen der Stadt gepflaſtert zu ſein ſcheinen. Du gleiteſt aus auf Melonenſchalen, trittſt an roſtige Konſervendoſen, ein Armeniſcher Kapfmann packt dich am Arm, gewillt, dir um jeden Preis ſeine imitierten Stickereien aufzu⸗ binden,— ſchon naht ein anderer, während du jenen verzweifelt und dahinter ein Teeverkäufer—„Herr, nur ein Glas“ dich brutal zur Seite.... Und erſchöpft ſinkſt du auf den halb gerbrochenen Stuhl eines zweifelhaften türkiſchen Reſtaurants, wünſcheſt ſehnlichſt nur eine Minute Ruhe. Es hat keinen Zweck. Vor dir ſteht plötzlich ein Menſch, mit einem roten Fes bedeckt, und präſentiert dir grinſend die Speiſekarte, die du ihm gierig aus der Hand nimmſt. Du lieſeſt ſie von rechts, von links, drehſt ſie herum und ſtaunſt abweſend die türkiſchen Krähenfüße auf dem Papier an. Du beginnſt, deutſch zu reden, engliſch, lateiniſch, franzöſiſch, ruſſiſch, altgriechiſch— er grinſt von einem Ohr zum andern und ſagt nach zehn Minuten bangen Schweigens lakoniſch:„Nix“. Dein Magen knurrt und dich packt die Wut, du nennſt jenen einen dämlichen Idioten oder ähnlich; die Wirkung iſt frappant:„Ejar“, ſagt er, verſtändnisinnig nickend, und ſtellt dir ein Glas Waſſer auf en Tiſch. Die Verzweiflung will dich übermannen. Dein Magen knurrt in den höchſten Tonarten, du ſpringſt auf den entſetzten Türken zu, zerrſt ihn in die Küche und ſtehſt vor zehn unglaublich ſchmutzigen Zinnpfannen mit undefinierbarem Inhalt. Müͤde deu⸗ Lei, Lewa, Piaſter, öſterreichiſchen Kronen, polniſchen Zloty eben — und Bettler und Taſchendiebe, ein Eſeltreiber ſtößt f; Hauptberuf der gewiegteſte Deviſenhändler ſein, von ihm in jeder Minute tauſend betrage heute zwar nur 3000 Goldmark, ſo verſichert er, aber an raſſigen Mercedeswagen durch die Seebäder des Schwarzen Meers, vielleicht iſt er im Sommer in Deauville, im Winter in Cannes Platz um jeden Preis zu ergattern. 875 Koffern, die man eng aneinander gebunden hat, denn man iſt in Aumänien, und ein Schritt weiter beobachtet irgend ein Jonesen erer Forderungszettel der Stadtkaſſe über die Gebäudeſonderſteuer behändigt, der bei der Zahlung vorzu⸗ legen oder deſſen.⸗Z. im Falle der Ueberweiſung anzugeben iſt. Am 15. Oktober iſt auch die dritte Vorauszahlung auf die Gemeinde⸗ und Kreisſteuer 1924 vom Grundvermögen und Gewerbebetrieb fällig. Sie beträgt 13.⸗Pfennig aus 100.⸗M des Steuerwerts vom 31. Dezember 1923, den für das Grundvermögen das Finanzamt von Amtswegen feſtgeſtellt hat, während die ſteueramtliche Feſtſtellung des Betriebsvermögens noch nicht erfolgt iſt. Für dieſe gilt deshalb vorerſt als Steuerwert der dem Finanzamt in der Gewerbeſteuererklärung angegebene, um die geſetzlichen Ab⸗ und Zuſchläge ermäßigte bezw. erhöhte Wert. Sofern am 1. Oktober eine Steuererklärung noch nicht abgegeben war, iſt als 3. Vorauszahlung auf die Gewerbeſteuer das 8fache der Papier⸗ markvorauszahlungsſchuld auf 30. Oktober 1923 zu entrichten. Die dritte Vorauszahlung beträgt ſonach ebenſoviel wie die zweite auf 15. Juli 1924, bezüglich welcher den Steuerpflichtigen damals Forde⸗ rungszettel behändigt wurden. Bei Leiſtung der 3. Vorauszahlung iſt der Forderungszettel vorzulegen, auf dem die Stadtkaſſe die 2. Vorauszahlung quittiert hat. Für die dritte Vorauszahlung iſt ein⸗ monatliche Schonfriſt zugeſtanden. Erfolgt darnach Zahlung erſt nach dem 15. Nopember 1924, ſo iſt der Verſäumniszuſchlag von halb⸗ monatlich 275 mitzuentrichten. Pflichtige, die Gebäudeſonderſteuer und dritte Vorguszahlung auf die Grund⸗ und Geworbeſtzuer nicht innerhalb der Schonfriſt und einer an dieſe anſchließenden dreitägigen Mahnfriſt zahlen, ſetzen ſich der Gefahr der ngsvollſtreckung mit ihren erheblichen Unannehmlichkeiten und Koſten aus. Wie hoch ſich die endgültige Grund⸗ und Gewerbeſteuer für das Jahr 1924 ſtellen wird, hängt einerſeits von der Geſtaltung des Finanzbedarfs in der nun begonnenen 2. Hälfte des laufenden Rech⸗ nungsjahr, insbeſondere auch von der Höhe der Gemeindeanteile an den Reichsüberweiſungsſteuern(Einkommen⸗, Körperſchafts⸗, Um⸗ ſatzſteuer) ſowie vom Aufkommen der indirekten Steuern andererſeits vom Ausfall der finanzamtlichen Veranlagung der Gemwerbeſteuer, deren Abſchluß vor Dezember d. Is. nicht zu erwarten iſt, ab. Die endgültige Steuer wird deshalb vorausſichtlich im Januar 1925 feſtgeſtellt werden können. An der dann berechneten Schuldigkeit des einzelnen Pflichtigen werden die Veträge der drei Vorauszahlungen aufgerechnet. — * * Konſulariſche Vertretungen. Dr. Arcadio Rochace Velado iſt zum Generalkonſul der Republik El Salvador für das Deutſche Reich mit dem Amteſitz in Hamburg ernannt worden. Nachdem ihm namens des Reichs das Exequatur erteilt worden iſt, iſt er zur Ausübung konſulariſcher Amtshandlungen in Baden zu⸗ gelaſſen worden. Herr Oskar Bungert in Mannheim iſt ſeines Amtes als portugieſiſcher Konſul von der portugſeſiſchen Regierung enthoben worden. * In den einſtweiligen Kuheſtand verſetzt wurde Geh. Regle⸗ rungsrat Dr. Hermann Korn, Direktor des Oberverſicherungsamts in Mannheim, auf Anſuchen. *Die Baukäligkeit in Mannheim. Laut Mitteilung des Städt. Nachrichtenamts wurden nach den Erhebungen der Ortsbaukontrolle anläßlich der Rohbaureviſionen im Monat September zum Teil durch Neubauten, zum Teil durch Umbauten 55 Wohnungen mit insgeſamt 294 Zimmern neu geſchaffen; die Zahl der Neubauten belief ſich auf 33, die der Umbauten auf 22. Im Auguſt betrug die Zahl der Wohnungen 68 mit 326 Zimmern, im Juli 76 mit 317 Zimmern, im Juni 41 mit 157 Zimmern, im Mai 14 mit 43 Zimmern, im April 14 mit 25 Zimmern, im März 32 mit 111 Zim⸗ mern, im Februar 10 mit 34 Zimmern und im Januar 9 mit 50 Zimmern. * Der Geldverkehr der Sparkaſſe. Wie uns das Städtiſche Nachrichtenamt mitteilt, betrug bei der Ma kaſſe in den 4 Wochen vom 1. bis einſchlie 5 E* 2 2 Regenmänſel, NRüte für Damen, Herren u. Kinder. Vorbildlich in Schnitt und Sitz unter Verwendung bester Stoffe und Zutaten. In allen einschlägigen Ge⸗ schäften erhältlich. —— e r N Glas Salzſäure würde dir wie der beſte Champagner ſchmecken gegenüber dem Gefühl, das dich beim erſten kräftigen Biß in eine harmloſe gefüllte Paprikabirne durchraſt. Erſt nach dem fünften Glas Waſſer, das du verzweifelt in deinen Schlund hineingießeſt, biſt du imſtande, den Gedanken zu faſſen, daß man dich hier er⸗ morden will. Du wirfſt dem grinſenden Fes fünf Piaſter hin und rennſt in Todesangſt fort. Und dein Magen knurrt im hohen K. Auf der Donau Dier Zahlkellner der internationalen Donaudampfer, die dich in vier langen Tagen von Wien nach Lom⸗Palanka bringen, iſt ein Genie. Vierſchrötig, herausgefreſſen, ein kahler Quadrat⸗ ſchädel, wandert er durch die Speiſeſäle— ein Blick des Sou⸗ verains genügt, um die Herde der Speiſekellner erzittern zu laſſen. Der Pikkolo bürſtet ängſtlich zum fünften Male die etwa vorhan⸗ denen Brotkrumen vom Tiſche und rückt gerade liegende Teller noch gerader. Der Speiſekellner, der das Pech hat, eine Schüſſel zu gerbrechen, würde die Scherben lieber verſchlingen, als ſie in die Blickweite des Deſpoten gelangen zu laſſen. Andächtige Bewunde⸗ rung ergreift Jeden beim Anblick der beiden wohlgerundeten, gewichtigen Geldmappen, die Jener wie ein Idol unter den Armen trägt. Wenn er guter Laune iſt, läßt er ſich wohl herbei, dem Laien kurze Winke aus ſeinem Beruf: zu geben Großmütig läßt er ihn die Geldmappe in den Händen wiegen, und der erſtaunte Zuhörer erfährt, daß jener zwanzig Valuten durcheinander und Untereinander rechnen kann, daß er mit ſerbiſchen Dinaren, mit ſogut jonglieren kann, wie mit Mark, Tollar und tſcheſchiſchen Kronen. ronen. Er kennt die internationale Kursbewegung der Valuten bis ins Kleinſte, und er kennt ſie ſo gut, daß man, mag man im Mal übers Ohr gehauen wird. Sein Einkommen ſeinen Deviſen verdient er noch einmal ſo viel. Vielleicht beſitzt er ch einmal ſo vie ielleicht beſitzt e Bosporus eine Villa, vielleicht fährt er in einem Wenn ich doch Zahlkellner wäre! Rumänien .„ Man hat die Abſicht um 12 Uhr nachts nach Temesvar zu fahren und befindet ſich daher um 8 Uhr abends auf dem, was man in Bukareſt ſtolz„Gare du nord“ nennt, entſchloſſen, ſich einen Man ſitzt traurig auf ſeinen teſt du auf eine Schüſſel und wankſt an deinen Tiſch zurück. Ein Joder Enescu mit verdächtigem Intereſſe dein Gepäck. Voll rr::.. ͤ ⁊ͤ ͤv— begreift man allmählich, daß die tauſend Menſchen, die in unglaublichem Durcheinander auf dem Bahnſteig und den Glei⸗ ſen herumliegen, alle mit demſelben Zug fahren wollen, und man überlegt bang die Möglichkeiten, wie man germittels genügend Bakſchiſch einen Platz für die 15⸗ſtündige Fahrt erhaſchen kann. Die Perſon eines Mannes, der da, angetan mit jämmerlich zer⸗ fetzten Lumpen, auf dem Kopfe die Mütze mit der ſt zen Aufſchrift „Portar“, ſich äußerſt wichtig durch die Reihen der K per drängt, erregt dein beſonderes Intereſſe. Man exinnert ſich, daß im Bal⸗ kan nicht der Bahnhofsvorſtand die maßgebende Perſönlichkeit iſt, ſondern der Weichenwärter oder beſagter Mann, deſſen Möützenauf⸗ ſchrift ins fchlichte deutſch überſetzt, profan„Portier“ bedeutet. Fünfzig Lei Bakſchiſch vermögen ihn erſt, zu bewegen, den hilfloſen Reiſenden anzuhören, man gibt noch fünfzig, und er legt ſchon die Hand an die. Mütze und verſichert, daß er, ſo wahr er Alexan⸗ drescu heiße bei weiteren 200 Lei unbedingt einen Platz verſchaffen werde. Man folgt ihm, um die Summe erleichtert, in banger Hoffnung durch den Bahnſteig, kommt auf die offene Strecke, ſtol⸗ pert in Nacht und Nebel willig über Stacheldrähte, Holzſchwellen, roſtige Schrauben, Oelkannen, duckt ſich ſcheu an vorßeibraufenden Schnellzügen, bis man durch ein unterdrücktes Pfeifen des vortreff⸗ lichen Alexandrescu belehrt wird, daß der langſam in der Ferne heranrollende Zug das erſehnte Ziel iſt. Man ſchwingt ſich hinein, ſtürzt mit einem erleichterten Aufſeufzen auf einen Platz— und betrachtet wenige Minuten ſpäter mit angenehmer Schadenfreude das Handgemenge der nachſtürzenden Menge, ſieht die Menſchen ſich auf den Dächern wälzen, an den Trittbrettern kleben, bört das Jammern und Schreien. Man ſtößt einen allzueifrigen, der ſich gemütlich auf dich geſetzt hat, gleichmütig zurück. Und man tötet melancholiſch die Wanzen, die in den Polſtern 1. Kl. herumkriechen. Theater und Muſik e Konzerk der„Sängerhalle“. Als ein wohlgelungenes Konzert darf das erſte diesjährige Winterkonzert der„Sängerhalle“ im Mu⸗ ſenſaal bezeichnet werden. Hier hat die böſe Zeit keinen ſchädigen⸗ den Einfluß zu gewinnen vermocht. Die alte Phyfiognomie des bis auf den letzten Platz beſetzten Saales, die Sangesluſt der Sänger und die helle Begeiſterung der Juhörer iſt geblieben. Das Bewußt⸗ ſein ſicherer Führung und poſitiven Könnens leiht den Dorbietungen das charakteriſtiſche Gepräge. Chordirektor Franz Beierle hatte ein hübſches Proaramm von Chören arundverſchiedener Stimmung zuſammengeſtellt. Die wertvollſte Wiedergabe erfuhr ohne Zweifſel der ſchon im Wettſtreit oeſungene Chor:„Tod in Aehren“. Pracht⸗ voll waren hier die F⸗Moll⸗Akkorde. Es war eine innerlich freꝛe Leiftung. Von den drei Volksliedern: Ständchen“,„im Schlehendorn“ 5 und„zu Straßburg auf der langen Brück“, gefiel beſonders das 4. Seitke. Nr. 471 geue Mannheimer FJeitung(Mittag⸗Ausgabe) Freitag, den 10. Oktober 1924 Jahl der Einlagen(Spar⸗, Scheck⸗ und Giroverkehr) 4693 mit einem Betrag von 2 056 215.05 Mark. Die Zahl der Rückzahlungen belief ſich in derſelben Zeit auf 4847 mit einem Belrag von 1 591 837.63 Mark, ſodaß ſich eine Mehreinlage von 464377.42 Mk. ergab. Auf die Richenien für die Mieinreiſe möblierter Jimmer. die im Anzeigenteil dieſer Nummer veröffentlicht werden, ſei auch an dieſer Stelle aufmerkſam gemacht. Wir bitten unſere Leſer, vor allem alle Leſerinnen, ſoweit ſie Intereſſentinnen ſind, ſich die Be⸗ kanntmachung des Mieteinigungsamtes auszuſchneiden und dearn ch zu handeln. Die Abfaſſung und Veröffentlichung iſt durch de Ausſprache in der letzten Sitzung der Preisprüfungskommiſſion eranlaßt worden. Die Zuſammenkünfte dieſer Kommiſſion ſind alſo nicht ſo unnütz, wie von Einſichtsloſen geglaubt wird. *Beendeter Ausſtand. Der Streik in der Papyrus.⸗G. Manaheim⸗Waldhof iſt beendet. Die Arbeit wird nach Maßgabe der Erforderniſſe des Betriebes wieder aufgenommen. Das Zwei⸗ ſchichtenſyſte m wurde von den Arbeitern anerkannt. Die Hof⸗ orbeiter arbeiten 54 bezw. 60 Stunden in der Woche. *Warnung vor Taſchendieben. Beim Beſuch der Meſſe überm Neckar iſt Vorſicht geboten. Man achte auf ſeine Geldtaſche. Am Sonntaa abend wurde von einem Lanakinger ein Herrengeldbeutel aus braunem Schilderötenleder mit 5 Fächer und Druckſchloß mit 100 Mark Inbalt entwendet. Ein dreiſaches Jeſt begeht am 12. Oktober die Familie Michael Back. Herr Back, Inhaber des Reſtaurants„Walhalla H 2, 19, feiert mit ſeiner Gattin Katharina geb. Leiſt das Feſt der ſilbernen Hochzeit, ferner das Geſchäftsjubiläum und die Verlobung ihrer Tochter. Dem Jubelpaar, das auch ſeit 25 Jahren unſer Blatt bezieht, die beſten Glückwünſche. veranſtaltungen 4 Thealernachricht. Sonntaa. den 12. Oktober wird die Neu⸗ eimſtudierung der„Jüdin“, Oper von Halevy, unter der muſikaliſchen Deituna von Werner v. Bilow. in Szene geſetzt von Richard Meyer⸗ Walden, erſtmalia aufgeführt. Die zur Vorführung gelangenden Tänze ſind von Maada Bauer neu einſtudiert. Als Solokräfte wir⸗ ken mit Jlonka Sabanoff und Eugen Poranski.— Samstaa. den 11. Oktober findet die erſtmalige Wiederholung der Uraufführung „Ragen“, Tragödie von Mar Zweig. im Nationaltheater ſtatt.— Eliſe de Lank war am 1. September 1924 40 Jahre Mitalied des Nationaltheaters. 3 Laurig Meſchior. Heute Freitag findet im Muſenſaal des Roſebgarten der Lieder⸗ und Arien⸗Abend Lauritz Melchior ſtatt. Der Abend bringt von Richard Wagner: Rienzis Gebet aus„Rienzi“, von Puccini: Arie des Rodolf aus„Boheme“; von Meyerbeer: Arie des Vasco da Gama aus„Die Afrikanerin“, Lieder von Richard Trunk uſw. Geſellſchaft der Freunde des graphiſchen Kabinekts Am Sams⸗ tag den 11. Oktober, nachmittags hält die graphiſche Geſellſchaft in der Kunſthalle(Graph. Kabinett) ihre 4. Verſammlung ab. Dr. C. Eberlein von der Badiſchen Kunſthalle in Karlsruhe wird aus dem noch ungedruckten Nachlaß des deutſch⸗romantiſchen Malers C. David Friedrick vorleſen. Handzeichnungen aus dem Beſitz des graph. Kabinetts werden gleichzeitig ausgeſtellt. 4. Der Salſon-Eröftnungsball des Gelb⸗Weiß⸗Club und das Gaſtſpiel der Schachmeiſterkapelle hoben, wie zu erwarten war außerordentliche Anziehunaskraft ausgeübt. In der Jat verſpricht die Veranſtaltung ſowohl in tanzſportlicher wie in geſellſchaftlicher Hinſicht ein Ereianis zu werden. Unter unendlichen Schwieriakeiten iſt es gelungen, die techniſchen Vorbedinaungen für die Filmauf⸗ nahme zu ſchaffen, ſo daß außer den Tanzenden auch der Rahmen fellashalten werden kann. Unter Leitung des Reaiſſeurs Brimo wird der Nihelungenſaal ein künſtleriſches Gewand erhalten. Eine Neihe hieſiger erſter Firmen hat ſich daran beteiligt. Der Beſuch deir ltung wird daher jedem etwas bieten können.(Siehe die Das Dienſtgeheimnis der Steuerbeamten Alle Beamten der Finanzverwaltung des Reiches ſind nach aus⸗ drücklicher Vorſchrift der Reichsabgabenordnung verpflichtet, die Ver⸗ hältniſſe eines Steuerpflichtigen, die ſie dienſtlich erfahren, ſtrene⸗ ſtens geheim zu halten. Ueber Umfang und Grenzen dieſer Pflicht zur Verſchwiegenheit ſind weite Kreiſe der Steuerpflichtigen nicht ausreichend unterrichtet. Deshalb iſt es gar nicht ſelten, daß mit gewiſſen Angaben gegenüber den Steuerbehörden zurückgehalten Wird, weil die Befürchtung gehegt wird, daß eine Mitteilung an andere Perſonen, an Behörden uſw. erfolgen könnte. In Wahrheit gilt das Steuergeheimnis faſt völlig unbeſchränkt. Nicht nur an Privatperſonen, ſondern auch an Behörden dürfen grundſätzlich von den Steuerbehörden keinerlei Mitteilungen über die Verhältniſſe der Steuerpflichtigen gemacht werden. Das iſt vor allem deshalb wichtig, weil nach der Rechtſprechung des Reichs⸗ finanzhofes auch diejenigen Einkünfte der Einkommenſteuer unter⸗ liegen, die unter Vegehung ſtrafbarer Handlungen erworben ſind. So unterliegen z. B. der Beſteuerung Einkünfte aus Glücksſpielen, aus Kettenhandel, aus Preiswucher, aus Wucherzinſen uſw. Man zunte niemandem zumuten, derartige Einnahmen der Steuerbehörde anzumelden. wenn er gzwärtigen müßte, daß die Steuerbehörde ihn Erlaubt ſind Mitteilungen an die Strafverfolgungsbehörden nur dann, wenz es ſich um Straftaten handelt, die gerade im Zuſam⸗ menhange mit der Steuerpflicht begangen ſind. Dahin, gehören vor allem Steuerhinterziehungen, aber auch Urkundenfälſchungen, die gerade zum Zwecke der Täuſchung des Finanzamtes begangen wor⸗ den ſind. Wenn ein Beamter pflichtwidrig eine Mitteilung an Pri⸗ vatperſonen oder an Behörden ergehen läßt, ſo macht er ſich zu⸗ nächſt einmel ſtrafbar. Außerdem aber kann der Fiskus für allen Schaden haftbar gemacht werden, der durch die Verletzuna des Dienſtgeheimniſſes entſteht. Es liagt alſo für niemanden ein Anlaß vor, ſeine Verhältniſſe etwa deshalb vor dem Finanzamt geheim zu halten, weil er Konflikte mit den Strofverfolgungsbehörden zu be⸗ fürchten hätte. Rechtsanwalt und Notar Jacobſohn⸗Breslau. Fur Pilzkunde Eine kluge Köchin ſucht ſich auch über den Nährgehalt der ein⸗ zelnen Speiſen, namentlich auch über den der verſchiedenen Pilz⸗ arten, genau zu unterrichten. Sie intereſſiert es, wenn ſie z. B. in dem vortrefflichen Pilzbuch von Edmund Michael findet, daß der Eiweißgehalt(Stickſtoff) der jungen Pilze bedeutend größer iſt als der der erwachſenen. Beim jungen Steinpilz hat der Hut 44,99 Proz., der Stiel 29,87 Proz. Der erwachſene Steinpilz hat nur 22,82 Proz. Beim jungen Butterpilz hat der Hut 40,74 Proz., der Stiel 32,57 Proz., beim jungen Reizker der Hut 38,12 Proz., der Stiel 34,28 Proz., beim jungen Hallima ſch der Hut 28,16, der Stiel 26,91 Proz., beim jungen Pfifferling der Hut 27,77 Proz., der Stiel 28,35 Proz., der erwachſene Pfiffer⸗ ling hat 23,43 Proz. Diefer Eiweißgehalt iſt nach der Trocken⸗ ſubſtanz berechnet. Das Nährſalz bei friſchen Pilzen beträgt—*³ bis 2 Proz., beim Fleiſch auch nur 1½ Proz. 8 Obwohl der Pfifferling weit weniger Nährgehalt hat als viele andere Schwämme, ſo wird er bei uns doch vielmehr verſpeiſt als andere Pilze, weil die Leute ihn längſt ſchon kennen und weil ſie anderen Arten nicht trauen, auch wenn die Pilzkommiſſion ſie unter⸗ ſucht hat. Das iſt in anderen Ländern nicht der Fall. In Oeſter⸗ reich wird z. B. auch der junge Hallimaſch, der namentlich ſauer zubereitet ausgezeichnet ſchmeckt, ſehr viel gegeſſen. Er kommt bei uns vom Auguſt bis in den Spätherbſt hinein beſonders in lichten Nadelhölzern maſſenhaft vor, büſchelweiſe an Baum⸗ ſtümpfen und auf faulendem Laub ſtehend. Die warmen Tage der zweitken Septemberhälfte haben ihn und in ſeiner Geſellſchaft auch den vorzüglichen grauen Ritterl ing im Heidelberger Stadt⸗ wald maſſenhaft zur Entwicklung gebracht, z. B. in der Nähe de⸗ Speyererhofes und des Blockhauſes. Der Hallimaſch heißt auch noch Buchenpilz, unechter Stockſchwamm, Hecken⸗ und Herbſtſchwamm, honiggelber Vlätterſchwamm und Meduſenhaupt. Er iſt an ſeiner Farbe und den leicht abwiſchbaren, ſchwarzen Haarbüſchelchen des Hutes, die oft Ringe bilden, und an dem weißen Hautring am Hut ſehr leicht zu erkennen. Den zähen Stiel benützt man nicht. Im Käfertaler und Viernheimer Wald kann jetzt auch der Maronen⸗Röhrling(Tannenpilz) geſammelt werden. Sein Harptmerkmal: die ſchmutzig⸗gelben Röhren werden bei Druck grün. Er iſt ein ſehr guter Gemüſe⸗ und Suppenpiſz und läßt ſich gut trocknen. ringe Mengen kommen jetzt auch auf den Markt, ebenſo ſolche vom Grünreizker, der auch nicht leicht mit einem anderen Schwamm verwechſelt werden kann. die Pilze bringen der Köchin Abwechſlung in den Speiſezettel und ſolltem ſchon des⸗ halb auch bei uns mehr benützt werden, weil jede Art ihr eigen⸗ kümliches Gewürz enthält. Unſere Märkte ſind leider mit Pilzen ſehr ſchlecht beſchickt. Die Händber behaupben, man kaufe erſt dann Semmelpilze und dergl., wenn es keine Pfifferlinge mehr gibt. Semmelvpilz, Semmeiſtoppenpilz, Habichtspilz und Ziegenbart ſind Herbſtpilze. Wer Sammelylätze kennt, mag ſie jetzt aufſuchen. Der Semmelpilz heißt auch Semmelparling und zuſammenfließender Löcherpilz. Die Südtiroler nennen den vorzüglichen Speiſepilz mit Recht„Kalbfleiſchſchwamm“. Faſt immer ſind mehrere der ſemmelgelben oder rötlichgelben Hüte zuſammengewachſen. Die Oberhaut und die Poren ſind ihre⸗ bitteren Geſchmackes wegen abzuſchälon. Wie der Ziegenbart Und der Habichtspilz eignet er ſich auch ſehr gut zur Bereitung von Pilzm ehl, das man, gut ver⸗ wahrt, jahrelang aufheben kann, während auch ſorgfältig gedörrte Pilze nach längerer Zeit öſters durch Maden zerfreſſen werden. Der Semmelſtoppelpilz iſt an den ungleichen Stoppeln (Skacheln) an der Unterſeite des Hutes ſehr leicht zu erkennen. Man entſerne dieſe ſchon im Wald und ſammle nur junge Exemplare. Der Habichtspilz iſt auch ein Stachelpilz und hat ſeinen Namen von der ſchönen Oberſeite des Hutes. Rehpilz heißt er wegen deren Unterſeite. Er heißt auch noch ziegeldach⸗ förmiger Stachelſchwamm, braune Hirſchzunge und Hirſchſchwamm. Die Stachelm laſſen ſich leicht abkratzen. Der gelbe Ziegen⸗ bart kommt auch in der Gegend von Wiesloch, Gaiberg und Weinheim in Laub⸗ und Nadelwäldern oft maſſenhaft vor. Er heißt auch gelber Korallenpilz. geſbe Bärentatze, gelber Hahnen⸗ kamm, Händling, Keulenpilz, Bocksbart, Fingerling, Hirſchgeweih⸗ ſchwamm und Katzentappe. 5 Man verwende keine zu alten Exemplare und ſchneide die zu longen Aeſtchen ab, da ſie ſehr bitter ſchmecken. Jung geben ſie wie der Strunk einen vortrefflichen Salat und ein gutes Gemüſe. Man verzehre von den genannten Herbſtpilzen nie zu große Por⸗ tionen! Pilzmehl kann man, mit Geireidemehl vermiſcht, zu pielerlei Backwaren verwenden, kann es aber auch wie Maggiwürze der Moſt gärt! Wir meinen den Apfelwein, der in dieſem Jahr wieder die Fäſſer füllen wird. In den Dörfern iſt den ganzen Tag die elektriſch betriebene Obſtmühle in Tätigkeit. Wie ſchnell, wie ſein, reißt die ſchnell ſich drehenden Walzen mit ihren Zähnen die Aepfel und Birnen zuſammen. Welch gewaltiger Fortſchritt ſeit dem Wergel⸗ trog, dem gebogenen Steintrog, den wir bei Ausflügen da und dort noch in den Dörfern zu ſehen bekommen. Gebraucht wird er wohl nicht mehr der alte Trog, in dem mühſam der ſchwere runde Stein hin⸗ und hergedreht werden mußte, bis das Obſt zerquetſcht war. Viel ging auch nicht hinein. Wie dieſe alte Obſtmühle, ſo auch die alte Obſtpreſſe. Große, ſchwere Preſſen befaßen unſere Vorfahren, lange Hebebäume zum Drücken darin. Das halbe Dorf mußte beim Drücken helfen, gerade wie beim Hausbetrieb der früheren Obſtmühlen. Da„leierte“ der Bauersmann einen halben Tag mühſam im Schweiße ſeines Ange⸗ ſichts, wenn nicht der Müller— ſofern einer da war— in ſeinem Graben genug Waſſer hatte, um auch noch die Obſtmühle„dranzu⸗ hängen“. Dann gings freilich ſchneller. Aber Spindelpreſſen mit Ueberſetzungen wie heute kann man nicht. Ein einziger Mann ver⸗ mag mit der vingeſtellten Ueberſetzung die Preſſe allein zu bedienen unter geringem Kraftaufwand. Die hydrauliſche Preſſe erſt bei großen Quantitäten ſtellt alle früheren derartigen Anlagen in Schat⸗ ten. Mag auch der Einheitsſatz für Benützung der Kelter etwas hoch ſein, bezahlen mußte man früher das Keltern auch, aber der höhere Sotz wird durch das Mehr an erhaltenem Obſtwein reichlich wieder eingebracht. In vielen Dörfern trägt heute noch ein größeres Anweſen die Bezeichnung„Kelter“. In der guten alten Zeit hatte die Herrſchaft, d. h. der Standesherr, das Kloſter oder die Gemeinde das alleinige Recht zur Errichtung einer Kelter und nahm davon ſeine Abgaben. Durch die Verſorgung der Dörfer mit elektriſcher Kraft hat ſich da und dort der Bauersmann zum Kauf einer Obſtmahlmühle ent⸗ ſchloſſen und ſich damit von allen fremden Leuten unabhängig ge⸗ macht. Jetzt aber gärt der Moſt in den Fäſſern, da brauſt's und kocht's und ſprudelt's wie in Fauſt's Hexenküche, und wer nicht zu viel Waſſer hineingegoſſen hat, bekommt einen feinen Haustrunk. Der Moſt gärt! Wohl bekomm's! d. * * Aufruf des wertbeſtändigen Eiſenbahnnotgeldes. Wie früher bekanntgegeben, läuft die Einlöſungsfriſt des aufgerufenen wertbe⸗ ſtändigen Notgeldes der Deutſchen Reichsbahn mit den Ausgabedaten vom 23. Oktober 1923 und 7. November 1923 mit dem 15. Oktober 1924 ab. Es wird beſonders darauf hingewieſen, daß die nach dem 15. Oktober d. Is. eingehenden Einlöſungsanträge von den Eiſen⸗ bahnkaſſen grundſäßlich abgelehnt werden müſſen. * Schreibe deine Adreſſe nicht bloß auf den Umſchlag des Brie ⸗ ſes. Wer viele Korreſpondenzen hat und darunter oft mit Leuten, die man nicht perſönlich kennt, iſt oft nicht in der Lage zu antworten, weil er die Abdreſſe nicht weiß. Die Adreſſe ſtand wohl auf den⸗ Briefumſchlag; aber dieſer war beim Oeffnen der Poſt in den Papierkorb geworfen und findet ſich vielleicht nur nach langen. Suchen oder überhaupt nicht mehr. Der Brieſſchreiber hat es ſich ſelbſt zuzuſchreiben wenn er auf ein Stellengeſuch u. dergl. keinen Veſcheid erhält. Man ſollte es ſich daher zur unbedingten Reget machen, im Brief ſelbſt ſeine genaue und deutliche Adreſſe an⸗ zugeben, auch bei wiederholten Schreiben an die gleiche Stelle. K. K. Kommunale Chronik Kriliſches Stadium in der Pforzheimer Theatlerfrage * Pforzheim, 8. Okt. Die Pforzheimer Theaterfrage iſt trotz der Eröffnung des neuen umgebauten) Schauſpielhauſes noch keineswegs geklärt, ſondern ganz im Gegenteil jetzt in ihr kritiſchſtes Stadium getreten. Es handelt ſich jetzt um die wichtigſte aller hieſigen Theaterfragen, um die Geldfrage. Die Umbaukoſten beliefen ſich entgegen der vorgeſehenen Summe von 150 000 Mark, zur Verfügung ſtellte gegen hypothekariſche Sicherheit, Verzinſung und 15jährige Amortiſation, auf üder 200 000 Mark. Der Beſitzer verlangt nun von der Stadt ein weiteres Darlehen von 50 000 Mark, wofür er aber eine unbedingte Garantie und Verzin⸗ ſung nicht übernehmen will. Er geht dabei von dem anſich nicht unberechtigten Standpunkt aus, daß auch die Stadt ihrerſeits einen Teil des Riſikos übernehmen ſoll und verlangt ferner einen jähr⸗ lichen Betriebszuſchuß für ſeine Mindereinnahmen. Tat⸗ ſächlich ſoll ein auswärtiges Großunternehmen eine jährſiche Pacht⸗ ſumme von faſt doppelter Höhe, wie ſie der Beſitzer jetzt erhält, fär Errichtung eines Kinos geboten haben. Der Stadtrat hat ſich den Beſchlüſſen des Finanzausſchuſſes angeſchloſſen und die Forderungen des Beſitzers abgelehnt. Die Lage iſt nunmehr außerordentlich kritiſch geworden. Findet ſich kein beiderſeits befriedigender Ausweg, ſo iſt es nicht ausgeſchloſſen, daß der neueröffnete Muſentempel ſeine Pforten wieder ſchließt. Peideſt Iu an Verdaunngsbeſchwerden? Bad Homburger Salz— ein Geſchenk guter Eifen. half, hilft und wird Dir immer helſen. der Straffuſtiz überliefert. Gerade das aber ſollte durch die Vor⸗ ruch 8 ſchriften über das Steuergeheimnis verboten ſein. Eine ſolche Straf⸗! benützen. Dieſe wird ja aus dem Maggipilz und anderen H 580 anzeige wäre alſo völlig unzuläſſig. Schwämmen bereitet. A. G. Schlahdornlied von Gabert, nach einer warmblütigen Dichtung kom⸗ boniert und ſtimmungsvoll vorgetragen. Das ſchöne Lied„zu Straß⸗ bura“ war die einzige Enttäuſchung am Abend. Hier fehlte die innere Beziehung des Sängers vom Text zum Ton und ſeine Aus⸗ lzcung war ganz beſtimmt nicht die des heimwehkranken Schweizers, den der ſüße Ton des Alphorns zum Deſerteur werden läßt. Schadel Dach dafür entſchädiate der Chor von Rheinberger„Jagdmorgen“. Er war alänzend einſtudiert, von den Sängern mit Enthuſiasmu⸗ ceſungen und erweckte ſtürmiſchen Beifall. Das„Ständchen“, vom Dirigenten Franz Beierle komponiert, löſte lebhaften Beifall aus. Als Soliſt erfreute Kammerſänger Heinrich Tiemer, Bariton der Staatsoper Wien. durch die Darbietung des„hohen Liedes Salo⸗ monis in Minneliedern“ von Hans Hermann und Straußliedern. Ueber die Ausleauna der Hermannſchen Lieder ließe ſich ſtreiten. Sie enthalten lyriſche Stimmungsflächen voll reizvoller Farbwirkungen, verloren aber durch theatermäßige Dramatiſierung zu ſehr an Klein⸗ malerei. Von den drei angekündigten Straußliedern wurde uns das ſchönſte vorenthalten. Nun, dafür ſang Herr Tiemer als Dreingave den Proloa aus Baſazzo und zeigte ſich hier in ſeinem Element. Das war reife Kunſt. ſprach von ſicherem Stilgefühl und bober Muſika⸗ lität. Sein Intellekt überwiegt mitunter die warmblütige. unmittel⸗ bare Empfindung, ohne der Darbietung an Reiz etwas zu nehmen. Mar Fühler ſpielte Franz Dopplers ſchöne. ſehnſuchtsweiche Fantaſie“ für fflöte und Klavier. Er ſpielte ſie mit reifer gecknit und ſcklankem ebenmäßigem Ton. In Hans Lenzer, dem Beoleiter am Flügel, ſteckt ein ausgezeichneter Anſchlagskünſtler, und das will viel heißen. H. E. 227 Theaterrundſchau. Intendant Dr. Hagemann hat Artur Schnitzlers neueſtes Bühnenwerk„Komödie der Ver⸗ führung“ zur reichsdeutſchen Erſtaufführung für das Staats⸗ theater in Wiesbaden angenommen.— Am 12. Oktober findet im Kammerſpielhaus der Vereinigten ſtädtiſchen Bühnen Dort⸗ mun d(Intendant Karl Schäffer) die Uraufführung von„Janus⸗ opfer“ ein Kommerſpiel in drei Aufzügen von Otto Ernſt Heſſe, ſtatt.— Der Verband der Bühnenleiter hat in eeiner ordentlichen Mitgliederverſammlung Direktor Hermann Haller einſtimmig zum Ehrenmitglied des Verbandes gewählt. Bei den Neuwahlen des Vorſtandes wurden Profeſſor Dr. Eugen Robert zum erſten Vorſitzenden, Direktor Dr. Martin Zickel zum zweiten Vorſitzenden und die Direktoren Carl Beeſe und Maximilian Sladek zu Beiſitzern gewählt. In den Arbeitsausſchuß wurden enttandt: Direktor Dr. Georg Altmann. Intendant Leopold Jeſſner, die Direktoren Heinxich Neft, Max Pategg, Car! Roſen und Artur Schwelb ſowie Dr. Ludwig Seelig.— Schill“, ein neues Schauſpiel von Joſef Buchhorn, iſt von zur Uraufführung angenommen worden.— Die 5 ſellſchaft Staab, Gerner u. Co., die während der Sommerſpiel⸗ zeit das Deutſche Theater und die Kñammerſpiele in Berlin gepachtet hatte, teilt mit, daß ſie ihre Zahlungen eun⸗ geſtellt und das Konkursverfahren beim Amtsgericht Berlin⸗Mitte beantragt hat.— In Berlin hat ſich unter dem Präſidium von Prinz Wilhelm zu Lippe und Generalintendant von Hülſen ein neues, nationales, gemeinnütziges Theaterunterneh⸗ men gegründet, dem ſofort ſämtliche vaterländiſchen Verbände bei⸗ etreten ſind. Die Leitung ſetzt ſich au⸗ den folgenden Herren zu⸗ ammen: W. Seberin, 1. Vorſitzender; Chefredakteur F. Sonntag, 2. Vorſitzender; E. Barnick, Graf Moltke, Schriftführer; A. Seid⸗ ler, Schatzmeiſter; Kammerſänger C. Kirchhon, W. Schmid, F. Kokiel, Beiſitzer. Die künſtleriſche Leitumg lient in den Häaden von Hans Mühlhofer. Die Organiſation beabſichtigt 1925 ihr Theater zu eröffnen— Franz Molnar hat ein neues Luſtſpiel„Der Glasſchußh“ vollendet, das in Budapeſt ſpielt und wie„Liliom“ ein ungariſches Dienſtmädchen im Mittelpunkt der Handlung hat. Das Stück wird in Budapeſt zur Uraufführung gebracht. * funſt und Wißenſchaſt 4e1 Frank Thieß am Vorleſetiſch. Ein ſchlanker Menſch nimmt mit weltmäniſcher Leichtigkeit Platz; läßt kluge Augen, zwiſchen denen eine ſchmale Naſe vorſpringt, über die Erſchienenen gleiten. Die Lampe beſcheint einen raſſigen Kopf, der ſich über einer ſchmalen Unterpartie mit gutgeſchnittenem Kinn und Mund in einer hohen, prachtvoll gemeißelten Stirn aufwölbt. Thieß greift mit feingefüg⸗ ten Händen nach dem Buch; ein paar Worte führen in die Situation ein, und dann beginnt er zu leſen: jene Epiſode aus dem Leben des ſympathiſchen Windbeutels Oskar Müller, der ſich in der Rolle des Elavigo als Schauſpieler verſucht. Es iſt eines der kleinen Moſaiks, die ſich in dem gewaltigen Roman„Der Leibh aftige“ zu einer ſo großen Einheit zuſammenſchließen. Es iſt Humor in dieſer Szene, eine leicht verhaltene Ironie faſt Thomas Mannſcher Art. Es folat aus dem Schlußteil des gleichen Werkes die Begegnung mit dem abgedankten Scharfrichter. Ein kleines Kapitel von voll⸗ endetſter Geſtaltung. Hier wird der Humor von tragiſcher Ironie überſchattet, etwas Drohendes, Unheimliches flackert zwiſchen den Worten, die daſtehen wie in einem Idyll, das irgendwie geängſtigt wird. Das war die Ueberleitung zu der noch unveröffentlichten Er⸗ zähluna„Der Joghi“. Dieſe abgeſchloſſene Erzählung erſt(aller⸗ dings nicht ohne die beiden Epiſoden) riß die Erſcheinung dieſe⸗ dem Intendanten Max Spieß für das Stadttheater in Eying Dichters ins Große, ſo wie ſie heute unter den zeitgenöſſiſchen Roman⸗ Theaterbetriebsge⸗ dichtern aufragt und ſchon beginnt europäiſch zu werden. Es iſt der Todeszug von Gefangenen in der Mongolei. Ein unentrinn⸗ bares Verhängnis iſt über ihnen: der Tod, die Angſt vor dem Tode laſtet von Anſang an über der eindringlichen Schilderung, die ganz realiſtiſch beginnt, hart, grauſam. Es iſt wundervoll, wie mit der Erſcheinung des Joghi ein überſinnliches Clement eingeführt wird, wie ſich dann auf einmal das Einzelſchickſal der armen Gefangenen weitet zum Schickſal des Menſchen überhaupt, deſſen Begleiter der Tod iſt, deſſen Handeln die Todesfurcht beſtimmt. Er iſt ſtändig auf der Flucht vor ſeinem Schickſal und flieht in die Irre. Immer klarer wird die tiefe Symbolik der bis zur Unheimlichkeit ſtimmungs⸗ pollen Erzählung. Von Hunderten rettet ſich nur einer, der den Tod beſiegt durch den Geiſt und den Glauben, nicht untergehen zu können. Obwohl ein wenig lang und für das Vorleſen ein wenig zu breit, feſſelte die ungewöhnliche Erzählung bis zum Ende. Wie lieſt der Dichter? Gut, klar, mit ſtarker innerer Anteilnahme E⸗ unterſtreicht mit kleinen Geberden, mit einer Kopfbewegung, mit einer Drehung des Körpers. Er macht kleine Pauſen mitten im Satz(wo ſie ein Schauſpieler nicht machen würde) und ſieht in den Saal, ſekunden⸗ lang. als ſchauere ihn ſelbſt vor dem Geſchaffenen und ſeiner viſio⸗ nären Kraft. Seine Stimme iſt angenehm und verrät Schulung. So dankt man der Buchhandlung Nemnich für dieſe feſſelnde Bekannt⸗ ſchaft und erhofft nach dieſem ſtarken Auftakt viel von den anderen geplanten Autorenabenden, die, wenn ſie auf einige wenige, aber überragende Perſönlichkeiten beſchränkt bleiben, eine wertvolle Be⸗ reicherung der wirklich kulturellen Veranſtaltungen in Mannheim bedeuten. ns. hochſchulnachrichten. In München iſt der bekannte Ver⸗ thomiſtiſchen Philoſophie, Geheimrat Prof. Dr Klewen⸗ Bäumker, Mitglied der Bayeriſchen Alademie der Wiſſenſchaften, im Alter von 71 Jahren geſtorben.— Zu Mitgliedern der Zen⸗ traldirektion des Archäologiſchen Inſtituts des Deutſchen Reiche⸗ ſind von der heſſiſchen Regierung ernannt worden der o⸗ Profeſſor der Archäologie an der Univerſität Gießen, Dr R. Delbrück, von der thüringiſchen Regierung der o. Prof. der Archäologie an der Univerſität Jeng Dr. H. Koch. Ausgeſchieden iſt der Kirchenhiſtori⸗ ker Prof. Dr. H Lietzmann, bisher in Jena, ſetzt in Berlin, in⸗ folge ſeines Ausſcheidens aus dem chüring. Staatsdienſt.— Verliehen wurde dem Privatdoz. an der Univerſität Freiburg Dr. Lud⸗ wig Mohler die Amtsbezeichnung außerordentlicher Profeſſor für die Douer ſeiner Zugehörigkeit zum Lehrkörper der Univerſität, dem Privatdozenten an der Univerſität Heidelberg Dr. Erich Rat⸗ hacker die Amtsbezeichnung außerordentlicher Profeſſor für die Dauer ſeiner Zugehörigkeit zum Lehrkörper der Univerſität. die die Stadt dem Beſitzer des Anweſens, Privatier Robert Leicht. , Finanzausſchuß hat dieſem Antrag zugeſtimmt Freitag, den 10. Oktober 1924 Keue Mannheimer Jeitung[Mittag⸗Ausgabe) 5. Seile. Nr. 471 Die Belferbergungsſteuer iſt in der letzten Zeit wieder in mehreren Städten aufgehoben oder ermäßigt worden. In der Konſtanzer Bürgerausſchuß⸗ ſitzung wurde aus den Reihen der Zentrumspartei der Antrag eingebracht, von der Erhebung der Fremdenſteuer während der Herbſt⸗ und Wintermonate bis zum 1. April 1925 abzufehen. Der und nunmehr iſt auch der Stadtrat dem Beſchluß des Finanzausſchuſſes beige⸗ kreten, ſo daß bis 1. April 1925 in Konſtanz keine Fremdenſteuer arhoben wird.— In Wildbad hat der Gemeinderat eben⸗ falls die Aufhebung der Fremdenſteuer für die Zeit vom 1. Oktober 1924 bis 30. April 1925 genehmigt.— In Potsdam wurde der gleiche Beſchluß von der Stadtverordnetenverſammlung gelegentlich der Beratung des Nachtragsetats gefaßt, aber nicht, wie in den vor⸗ erwähnten Fällen, mit Befriſtung, ſondern endgültig mit Wirkung vom 1. Oktober an. Kleine Mitteilungen Die Stadtgemeinde Kehl hat in Ergänzung der Unter⸗ ſtützungen der Landesfeuerwehrkaſſe bei Unglücksfällen im Feuer⸗ wehrdienſt mit dem Gemeindeverſicherungsverband einen Verſiche⸗ rungsvertrag für dauernde Erwerhsloſigkeit, Todesfall und zeitliche Erwerbsloſigkeit abgeſchloſſen.— Bis zur Regelung der Errichtung einer Verpflegungsſtation für durchreiſende, unbemittelte Wanderer mit Hilfe von Kreismitteln wird eine vorläufige Speiſung im ſtädtiſchen Krankenhaus geſchaffen. Die Wiesbadener Stadtverordnetenverſamm⸗ lung bewilligte den Erwerbsloſen die tägliche Lieferung von einem Liter Milch für jedes Kind unter ſieben Jahren und die Zah⸗ lung der rückſtändigen und der laufenden Miete während der Dauer der Erwerbsloſigkeit. Die Forderungen nach unentgeltlicher Liefe⸗ rung von Heizmaterial, Kartoffeln, Kleidern, Schuhen und 15 Kubikmeter Gas im Monat, ſowie die Anerkennung des Erwerbs⸗ loſenausſchuſſes wurden abgelehnt. Der Augsburger Stadtrat hat beſchloſſen, daß Augs⸗ burg der neugebildeten Bayeriſchen Flughafengeſellſchaft als Mit⸗ glied beitritt, nachdem Augsburg in der Geſchichte der Luftſchiffahrt ſeit jeher eine bedeutende Rolle geſpielt hat. Augsburg beteiligt ſich an der neuen Geſellſchaft mit rund 15 000„4.— Die Rechnung über die laufenden Einnahmen und Ausgaben der Sta dthaupt⸗ kaſſe für 1923—1924 werden mit einem Ueberſchuß von rund 2,3 Millionen Goldmark abgeſchloſſen. Vorgeſchlagen wird von dem Finanzreferenten, die Gebühren für Aborttonnenabfuhr u. Gruben⸗ entleerung um ein Drittel herabzuſetzen und das Wohlfahrtsamt zu ermächtigen, allen in öffentlicher Fürſorge ſtehenden Perſonen di ſtädtiſchen Gebühren herabzuſetzen oder zu erlaſſen, den kinder⸗ reichen Familien weitere Gebührenermäßigungen zuzubilligen. Die Anträge der bürgerlichen Parteien gehen bedeutend weiter auf we⸗ ſentliche Herabſetzung der Grundſteuerumlagen, der Haus⸗ und Ge⸗ werbeſteuer und des Gaspreiſes, die der ſozialdemokratiſchen Fraktion wollen in Not geratenen Familien neben einem Nachlaß an ſtädti⸗ ſchen Gebühren mit Kleidungs⸗ und Wäſcheſtücken, ſowie Schuh⸗ werk unterſtützen und ihnen Lebensmittel und Brennſtoffe verbilligt zuführen. Die Anträge ſämtlicher Parteien wurden mit Stadtrats⸗ beſchluß den einzelnen Ausſchüſſen überwieſen. Bei der Ermäßigung der ſtädtiſchen Tarife iſt in Berlin bisher die Kanaliſationsverwaltung Schrittmacherin geweſen. Auch jetzt, wo eine allgemeine Herabſetzung der ſtädtiſchen Werktarife in Ausſicht ſteht, geht ſie mit gutem Beiſpiel voran und hat die lau⸗ fende Entwäſſerungsgebühr von 13 Pfg. auf 12 Pfg. für ein Kubikmeter vom 1. Oktober ab ermäßigt. Nach dem Waſſerverbrauch des Vorjahres, der bei vorſichtiger Schägun monatlich 9 Millionen Kubikmeter beträgt, werden bei einem Saß von 12 Pfg. 6 480 000 Mk. aufkommen, ſodaß damit die ſämtlichen Ausgaben der Stadtentwäſſerung voll gedeckt werden können. In Bochum hatte die Stadtverordnetenſitzung eine große Notſtandserörterung. Zentrum, Sozial⸗ demokraten und Kommuniſten brachten Anträge ein, die ſich mit der Lebensmittelverſorgung der Bevölkerung, insbeſondere der Er⸗ werbsloſen, Kriegerhinterbliebenen und Sozialrentner befaßten. Bei Beratung dieſer Anträge verurſachten die Kommuniſten tumultuöſe Auftritte, an denen ſich auch die mit Kommu⸗ niſten voll beſetzten Tribühnen beteiligten. Stadtrat Brauns er⸗ klärte, daß es dem Magiſtrat unmöglich ſei, die Kartoffelverſorgung für die Geſamtbevölkerung durchzuführen. Für die Verſorgung der Minderbemittelten habe man große Mittel in den Haushalt einge⸗ ſtellt. Ferner habe die Stadt die Winterverſorgung der Fürſorge⸗ empfänger in die Wege geleitet und ebenſo die Vorarbeiten für die Verforgung der Erwerbsloſen. Er richtete an die Arbeitgeber die Bitte, ihre Beſchlüſſe, die Kartoffelverſorgung für ihre Arbeit⸗ nehmer nicht vorzunehmen, nachzuprüfon. Bürgermeiſter Geyer kündigte eine Eingabe an die Reichsregierung an, in der die Stadt dringend um umfangreiche Maßnahmen zur Verſorgung der Be⸗ völkerung der Ruhrgebiets erſucht. Nach mehrſtündiger Ausſprache wurde ein Antrag des Zentrums angenommen, der die Sladtver⸗ waltung beauftragt, ſofort mit Induſtrie, Handel und Genoſſen⸗ ſchaften in Verhandlung zu treten, ebenfalls mit der Reichsregie⸗ rung, um durch Beſchaffung von Kartoffelkrediten und ſonſtigem Winterbedarf die Bergung der Kartoffeln ſicherzuſtellen und durch geeignete Verbilligungsmaßnahmen den notleidenden Kreiſen zu ermöglichen, die notwendigen Vorräte zu kaufen. Ueber den Antrag der Kommuniſten auf Einführung der ruſſiſchen Sprache in allen Schulen ging das Kollsgium zur Tagesordnung über. In Chicago iſt kürzlich der Bau des„Palmer Houſe“ be⸗ gonnen worden, der nach ſeiner Vollendung das größte Hotel der Welt beherbergen und das drittgrößte Gebäude der Welt ſein wird. Die Inneneinrichtung dieſes rieſenhaften Hotels von 2268 Zimmern wird einen Aufwand von 2 Mill. Dollar erfor⸗ dern. Noch Mitteilung der Unternehmer dieſes Rieſenbaues ſollen für die Lieferung der geſamten Hotelausſtattung laut„Bauwelt“ auch deutſche Lieferanten in erhöhtem Maße herangezogen werden. Tagungen * Erſter Rheiniſcher evangeliſcher Kirchentag Die Aufgaben des Pfarrers in der Gegenwart— Kirchliche Selbſt⸗ verwaltung und kirchliche Behörden Köln, 8. Okt. Der zweite nicht weniger als 14 Ar⸗ beitstagungen, zu denen ſich die itglicder der verſchiedenen Aus⸗ ſchüſſe, aber auch zahlreiche andere an den betreffenden Fragen Intereſſierte zuſammenfanden.' Vielfach war der Beſuch ſo ſtark, daß es Mühe koſtete, alle Teilnehmer in den Verſammlungsraum unter⸗ zubringen. Aus der Fülle der bemerkenswerten Vorträge, die auf dieſen Tagungen gehalten wurden, ſei der erwähnt, den General⸗ ſuperintendant D. Klingemann⸗Koblenz, auf der Zuſammen⸗ kunft der Pfarrer und Kandidaten über „die beſonderen Aufgaben des Pfarrers in der Gegenwark“ hielt. Die evangeliſche Kirche iſt oft, 15 führte Generalſuperinten⸗ dant Klingemann u. a. aus, als eine Paſtorenkirche bezeichnet wor⸗ den. Das iſt ein Tadel und doch eigentlich ein Lob. Es liegt darin die Anerkennung für das, was Pfarrſtand und Pfarrhaus geleiſtet haben. Nun iſt die neue Notzeit gekommen, die neue Aufgaben ſtellt. Es ſei überall eine weitgehende Gottentfremdung zu beob⸗ achten. Der Geiſtliche muß nach deren Urſachen fragen, nach eigener Schuld und Verfäumnis, und muß eine neue„Einſtellung“ zu dieſer Zeit gewinnen. Dazu iſt eine geſunde Theologie, wiſſenſchaftliche Gründung von klarem Glauben aus, vonnöten. Es gilt, die Bildung zu vertiefen, die in der Bibel ihre maßgebende Quelle hat. Auch da⸗ rauf kommt es an, daß der Geiſtliche ihre Stellung zur Kultur unſeres Volkes neu begründen, von einer falſchen Kulturſeligkeit zur rechten Kulturfreudigkeit ſich wenden müſſe. Der Pfarrer muß im Vordergrund des Kampfes gegen Volksſchäden ſtehen. Seine ſoziale Aufgabe liegt nicht in einer Parteiſtellung, ſondern im abgeklärten Verſtändnis für das, was dem Volke not tut. Der Pfarrer hat es heute zu tun mit dem Kampf gegen Unzucht und Zuchtloſigkeit, gegen Trunkſucht und Trinkſitten, mit den Nöten unſrer Jugend. Die Ein⸗ richtungen der Gemeinde ſind auf dieſen Kampf einzuſtellen. Pfleger und Hüter der echten Freude zu ſein, das Reine und Schöne in das Leben des Volkes zu tragen, iſt hohe Aufgabe der Pfarrer in unſerer Zeit. Da kommt es auf den Einſatz der Perſönlichkeit an, auf Män⸗ ner, die fähig ſind, den Mittelpunkt gefunden, friſchen Lebens in den Gemeinden zu bilden. Das erſte und letzte, ſo etwa ſchloß der Redner, werde immer die heilsfrohe, heilskräftige Verkündung des Evangeliums ſein. Die evangeliſche Kirche bleibe die Kirche des Wortes und ihre Pfarrer bleiben Diener am Wort. In einer Presbyter⸗Verſammlung ſprach Konſiſtorialpräſident Freiherr von der Goltz über „firchliche Selbſtverwaltung und kirchliche Behörden“. Nach einer Ueberſicht über die geſchichtliche Entwicklung in der Rheinprovinz gab der Redner eine Darſtellung der neuen Zuſtändig⸗ keiten in der Kirchenprovinz, wobei er im beſonderen auf den Pro⸗ vinzialkirchenrat und das künftige Verhältnis von Generalſuper⸗ intendant, Konſiſtorium und Präſes der Provinzialſynode einging. Auch die Frage der Ernennung der Geiſtlichen und der Beſetzung der Lehrſtühle der theologiſchen Fakultät wurde geſtreift. Schließlich würdigte der Vortragende kritiſch das künftige Zuſammenarbeiten der kirchlichen Organe. Er begrüßte die ſtärkere Herausbildung de⸗ Grundſatzes der Selbſtverwaltung, betonte aber auch die Notwendig⸗ keit, den Behörden eigne Verantwortlichkeit und Teilnahme an der Leitung der Kirche zuzuerkennen. Der Redner ſchloß mit dem Hin⸗ weis, daß wichtiger als alle Verfaſſungs⸗ und Verwaltungsfragen die Frage ſei, wie die evangeliſche Kirche die richtigen, vom Geiſte Chriſti erfüllten Führer erhalte. Der Abend vereinigte dann in verſchiedenen Kirchen und Sälen die Mitglieder der verſchiedenen großen kirchlichen Verbände in auch muſikaliſch und deklamatoriſch reich ausgeſtatteten Ge⸗ meinde⸗Abenden, bei denen Vorträge über die Ziele und Leiſtungen dieſer Verbände gehalten wurden. Alle Veranſtaltungen hatten einen erfreulich ſtarken Beſuch zu verzeichnen. Landeskagung der Krankenkaſſen⸗Angeſtellten Badens Die im Zentralverband der Angeſtellben organiſierten Kranken⸗ kaſſenangeſtellten Vadens hielten in Pforzheim am Sonntag eine ordentliche Landesverſammſung ab, die ſich mit der Lage dieſer Angeſtellben beſchäftigte. Den Geſchäftsbericht der Gaufachleitung erſtattete Kraiker⸗Mannheim. 1922 waren 650 organiſierte Angeſtellten bei den Kaſſen, 1924 nur noch 373. Beim Z. d. A. ſind organiſtert 351 bei Kaſſen und 22 bei Berufsgenoſſenſchaften. Die Abnahme beträgt 242, davon ſind abgebaut 136. Die Geſamtzahl der Angeſtellten beträgt bei den 31 Kaſſen des Landes 442, wovon wie oben bereits bemerkt 351 beim Z. d.., 7 bei anderen freien Gewerkſchaften, 58 bei anderen Gewerkſchaften und 26 garnicht organiſtert ſind. Bei den 31 Kaſſen werden 365 Angeſtellte nach Tarif bezahlt. Die Verſuche, die Angeſtellten der Kaſſen unter das Beamtenſperrgeſetz zu ſtellen, wurden in Baden nicht gemacht. In längeren Ausführungen beſprach der Redner die Lage der Man n⸗ heimer Kaſſenangeſtellten, gegenüber denen der In⸗ duſtrie. Baden habe den erſten Bezirkstarif geſchaffen, eine An⸗ zahl Oberverſicherungsämter haben an Stelle der Dienſtordnung den Tarif geſetzt. Auf den erhöhten Verwaltungsaufwand eingehend, wies Redner darauf hin, daß die Familienverſicherung, die Ein⸗ führumg der Wochenhilfe auch hier mit in Betracht gezogen werden müſſe. Eine von dem Karlsruher Vertreter Barth eingebrachte Reſo⸗ ſution hedauerte, daß die Außenangeſtellten von der Gruppe WI in die Gruppe V zurückgeſtuft wurden. Die Reſolution wurde ab⸗ gelehnt. Nus dem Lande heidelberg, 10. Okt. In unſerem für die Erforſchung der Heimat reichen Gebiet hat der Verein„Badiſche Heimat“ eine rege Tätigkeit entwickelt. So wird in den Tagen des 16., 175 und 18. d. Mts. ein Heimatkurs veranſtaltet, zu dem ver⸗ ſchiedene Redner gewonnen ſind. Einen großen Teil der Zuhörer ſtellt die hieſige Lehrerſchaft. Profeſſor Fehrle von der hieſigen Hochſchule wird über den„Sinn der Volkskunde“ ſprechen; Dr. Zeh aus Heppenheim über„Volkskunſt“ mit Lichtbildern, Prof. Meiſinger über das Volkslied. Prof. Hünnerkopf vertritt das Kafperletheater in Rede und Praxis: ein Gebiet, das manchem Alten die ſchönen Tage der Jugend vorzaubert, wo auf Meſſen und Jahrmärkten der Kaſperle ſeine Späſſe machte. Am Sonntag treffen ſich die Teilnehmer in Neckargemünd und Nerlarſteinach zur Beſich⸗ tigung der Stadt und Burgen. Der Schriftſteller Hermann Burte wurde auch für zwei Abende verpflichbet. IL. Walldorf, 8. Okt. Der durch ſeine hervorragenden Erfolge weit über die Stadt hinaus bekannte Geſangverein„Eintracht“ wird am 3. 4. und 5. Mai 1925 ſein 60jähriges Stif⸗ tumgsfeſt abhalten. Aus dieſem Anlaß iſt ein großer Ge⸗ ſangswettſtreit— der erſte ſeit 1907— geplant, für das das erſte Rundſchreiben an die Vereine bereits fertiggeſtellt iſt. Sulzbach bei Weinheim, 9. Okt. Der ſchwere Konflikt zwiſchen dem Kommando der hieſigen Freiwilligen Feuerwehr und dem Gemeinderate, iſt jetzt gütlich beigelegt worden. Da von der Gemeinde nicht genügendes geſchehen war, um die Feuerwehr mit Gerätſchaften ſo auszurüſten, wie es die Leiſtungsfähigkeit im Falle der Gefahr fordert, ſo beſchloß die Feuerwehr ſich aufzulöſen, bis ihre Forderungen bewilligt ſind. Während dieſes Streites brach kürzlich ein großer Brand auf dem„Sulzbacher Hofe“ aus, wobei die bereits aufgelöſte Feuerwehr ſofort wieder freiwillig in Aktion trat und durch ihr raſches Eingreifen ermöglichte, den Brand auf ſeinen Herd zu beſchränken. Dieſes manhafte und uneigennützige Verhalten hat den Gemeinderat veranlaßt, der Feuerwehr hinſichtlich der für die Ausrüſtung zu beſchaffenden Mittel ſolche Zuſicherungen zu machen, daß das Kommando im Einvernehmen mit dem Ge⸗ meinderat nunmehr den Konflikt als endgültig beigelegt erklärt und die Uebungen wieder aufnimmt. * Tauberbiſchofsheim, 8. Okt. Beim Obſtbrechen ſtürzte der Fleiſchbeſchauer Otto Hellinger von einem Baume ab und zog ſich außer einem Beinbruch mehrere innere Verletzungen zu. * Malſch b. Ettlingen, 9. Okt. Dem Feldhüter Maiſch wurden in einer Nacht 40 Rebſtöcke von bübiſcher Hand am Boden ab⸗ geſchnitten. Man bermutet einen Racheakt. Schon im Frühjahr wurde auf dem gleichen Grundſtück Rebſtöcke abgeſchnitten. Schon des öfteren mußten die Rebbeſitzer Klage darüber führen, daß Be⸗ ſchädigung in großem Maße vorgekommen ſind. Hoffentlich gelingt es bald des Täters auf friſcher Tat habhaft zu werden. * Baden⸗Baden, 9. Okt. Die allgemeine Ortskrankenkaſſe Na⸗ gold hat den Ankauf des Kurhauſes„Korbmatlfelſenhof“ in Baden⸗ Baden zuſammen mit den Bezirkskrankenkaſſen Calw und Neuen⸗ Das Hotel wird in ein Erholungsheim umge⸗ bürg zugeſtimmt. Der Kauf⸗ wandelt, das über ungefähr 50 Betten verfügen wird. preis beträgt 120 000 Mark. * Bretten, 9. Okt. Heute nacht brach in der Holzwarenfabrik J. E. Harſch Großfeuer aus, dem das Lagerhaus ſowie das faſt ganz neue Maſchinenhaus mit wertvollen Maſchinen zum Opfer fielen. Die Entſtehungsurſache iſt noch unbekannt. Der Schaden beläuft ſich auf etwa 35 000 M. * Freiburg, 9. Okt. Im Breisgaugebiet und am Kaiſerſtuhl iſt die Traubenleſe nahezu beendet. Im unteren Markgräfler⸗ land wurden ebenfalls ſchon geherbſtet. In Staufen und Umgebung iſt die Traubenleſe noch im Gange oder beginnt erſt. Die Qualität des Traubenmoſtes iſt im Durchſchnitt beſſer, als man nach den vielen Regentagen erwartet hatte. Allgemein wird davon geſprochen, der neue Wein würde den 1922er an Güte übertreffen. In Auggen betrug das Moſtgewicht des Vorherbſtes 60 Grad nach Oechsle, in Müllheim 70—80 Grad. * Titiſee, 9. Okt. In verſchiedenen am Bahnbau Titiſee⸗St. Blaſien intereſſierten Gemeinden, ſo in Altglashütten, Schluchſee und Blaſiwald, fanden letzter Tage ſtark beſuchte Proteſtver⸗ ſammlungen ſtatt, in denen die Verzögerung der Eröffnung der Teilſtrecke der neuen Bahnlinie von Titiſee nach Ahan erörtert und der Unwille über die Verzögerung der Inbetriebnahme der Strecke zum Ausdruck gebracht wurde. Aus der Pfalz RNeuſtadt a.., 8. Okt. In unſerer Stadt werden neue Tele⸗ phonkabel gelegt zum Zwecke der Erweiterung des Telephonnetzes, aber auch in Vorbereitung des automatiſchen Betriebes, der bis Weihnachten oder Frühjahr ſchon den Handbetrieb ablöſen ſoll. Dadurch werden die Telephon⸗Damen, ſoweit der Ortsverkehr in Betracht kommt, überflüſſig, nur noch beim Fernverkehr wird eine beſchränkte Zahl von Beamtinnen notwendig ſein. Bisher haben, ſoweit Bayern in Betracht kommt, nur München und Augs⸗ burg dieſe moderne Einrichtung, während linksrheiniſch Neuſtadt a. H. die erſte Stadt iſt, die den automatiſchen Betrieb erhält.— Die Zahl der Hunde hat ſich in hieſiger Stadt um die Hälfte gegenüber der Friedenszeit ver mehrt. Vielfach aber werden die Hunde nicht zur tierärztlichen Unterſuchung vorgeführt und auch die Steuer nicht bezahlt. Es iſt deshalb wiederholt Strafanzeige er⸗ ſtattet worden. Die Stadtverwaltung hat außerdem Veranlaſſung genommen, einige Hunde polizeilich töten zu laſſen.— In hieſigen Elternkreiſen wird vielfach Klage darüber geführt, daß am huma⸗ niſtiſchen Gymnoſium Neuſtadt a. H. ſchon ſeit einem Jahre keine Turnſtunden mehr gegeben werden, und daß ſogar dieſer Un⸗ terricht auf dem Stundenplan geſtrichen wurde. Die Ausrede, daß die Turnhalle von Beſatzungstruppen belegt ſei, wird als hinfällig bezeichnet, weil das auch bei der Realſchule der Fall ſei und dieſe es trotzdem vermocht habe, Turnunterricht zu geben. Nachbargebiete 8- Sadarbrücken, 9. Okt. In dem 18. periodiſchen Bericht der Regierungskommiſſion des Saargebiets an den Völkerbund vom 15. Juli 1924 wird die Geſamtzahl der Schüler deutſcher Nationalität, welche die von der franzöſiſchen Bergwerks⸗ direktion unterhaltenen Schulen beſuchen, um die Zeit vom 15. Mai mit 4446 angegeben, worunter allein 3110 Kindern ron Grubenbeamten und ⸗arbeitern ſind, bei 120 000 ſchulpflichtigen Kin⸗ dern des Saargebiets überhaupt. Nach einem Ueberblick in der neueſten Nummer der„Saarländiſchen Schulzeitung“, der auf Vollſtändigkeit keinen Anſpruch erhebt, beſuchen insgeſamt 3325 Kinder die franzöſiſchen Schulen. Unter den angeführten 14 Orten, wovon keiner in der Saarpfalz liegt, ſtehen an der Spitze Sulzbach mit 550 Schülern(13 Klaſſen), Völklingen 500(13), Hei⸗ ligenwald 425(16), Dudweiler 420(10), Neunkirchen 300(), Dil⸗ lingen 200(). Insgeſamt werden 96 Schulklaſſen aufgeführt, wo⸗ ran noch immer 70 ſaarländiſche Lehrer und Lehrerinnen mitwirken. Die Schulorte ſind größtenteils Grubenbezirke, wo deutſche Beamte und Arbeiter mit Rückſicht auf ihre Dienſtwohnungsverhältniſſe ihre Kinder nur gezwungen den franzöſiſchen Schulen überwieſen haben. :: Alkenbamberg, 9. Okt. Mit einem Walzer in den Tod ge⸗ gangen iſt auf der Kirchweihe in Bingert der 77jährige Ludwig Heblich von hier. Er beſuchte mit ſeinem Sohne die dortige Verwandtſchaft und begab ſich darauf in den Tanzſaal von Kurz, wo der lebensluſtige Mann die Wirtstochter zu einem Ehrentanze engagierte. In der erſten Runde des Walzers brach er plötzlich tot zuſammen. sw. Gießen, 9. Okt. Die Staatsanwaltſchaft Gießen teilt uns mit: Die von verſchiedenen Blättern gebrachte Nachricht, der der Ermordung der Eliſabeth Wirth von Muſchenheim dringend ver⸗ dächtige und flüchtige Metzgergeſelle Adolf Steul von Vellersheim ſei feſtgenommen worven, iſt unzutreffend. Sbeul wird nach wie vor geſucht. Die Nachforſchungen nach ihm ſind fortzuſetzen. Auf die Ergreifung des Täters und die Beibringung zu ſeiner Ueber⸗ führung dienlicher Beweiſe hat das Miniſterium der Juſtiz eine Belohnung von 500 M. ausgeſetzt. *Deißlingen, 8. Okt. Einen ſchweren Un erlitt ein von Rottweil nach Schwenningen zurückkehrender Reiter dadurch, daß er die Gewalt über ſein Pferd verlor und von dem raſend durch die Hauptſtraße dahinſpringenden Gaul bei der ſcharfen Biegung am Dorſbrunnen abgeworfen wurde. Mit ſchweren Ver⸗ letzungen wurde er vom Platze getragen. Neues aus aller Welt die Rache des Toten. Der Evening Standard berichtet über eine tragiſche Epiſode aus dem Bürgerkrieg in Irland Einige hundert Republikaner unter dem Befehl von Roroy OConnor, die ſich gegen die Regierung des Freiſtaates von Irland empörten, hatten ſich im Juſtizgebäude von Dublin verbarrikadiert, wo ſie ſich mehrere Tage gegen die iriſchen Truppen verteidigten. Sie waren gezwungen, ſich zu ergeben und ſprengten das Gebäude in die Luft. Rory O' Connor wurde gefangengenommen und von einem Kriegs⸗ gericht zum Tode veruürteilt. Damals war der Juſtizmintſter des Freiſtaates'Hnggins ein intimer Freund von Rory 'Connor. Niemand plaubte. daß Higgins ſeinen Freund hin⸗ richten laſſen würde, 7uer begnadigen konnte; doch er unter⸗ zeichnete den Hi richtungsbefehl. Als man das Teſtament des Hingerich' en öffnete, ſtellte man feſt, daß dieſer ſein ganzes Vermögen dem Freunde hinterlaſſen hat, der es abgelehnt hatte, ihn zu retten. — Die kleinſte Stadt der Welt. In dem nordamerikaniſchen Staate Vermont liegt die Stadt Somerſet(Windham⸗Bezirk). Sie iſt die kleinſte Stadt der Welt. Zur Zeit leben in Somerſet zwei Einwohner, die das Wahlrecht ausüben. Bis vor kurzem waren es vier, zwei ſind davon aber kürzlich verzogen. Der eine Einwohner iſt der Stadtſekretär. der andere der Steuereinnehmer. Die Stadt⸗ ſchule wird zur Zeit von zwei Schülern beſucht, der Lehrer kommt von außerhalb. Dieſe Miniaturſtadt beweat zur Zeit die Oeffentlich⸗ keit in Amerika, da die Streitfrage entſtanden iſt, ob es nicht eine un⸗ verantwortliche Verſchwendung iſt. dieſe Stadtaemeinde mit einem beſonderen Apparat für die Wablen und für die Steuereinnahmen aufrecht zu erhalten. Die Regieruna des Staates Vermont will der Frage der Auflöſung der Stadtaemeinde denn auch nähertreten, findet aber damit bei den Einwohnern von Somerſet erbitterten Wider⸗ ſtand. Denn was ſoll dann aus dem Stadtſekretär und dem Steuer⸗ leinnehmer werden 7 871 empfiehlt sich als zuverlässig wirkendes Mittel die regelmässige Anwendung des Vasenol-Sanitäts-Puders, der die Flisse gesund und trocken erhält und die unangenehmen Nebenerscheinungen der Schweissabsonderung beseitigt Bei stärkerer Schweissabsonderung, insbesondere bei Hand. EFuss. und Achselschweiss, verwendet man mit sicherem Erfolg. heken und Dro P 22 — eeeeeeeeeeee eeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee 6. Seike. Nr. 471 Reue Maunheimer Zeitung(mittag⸗Nusgabe) Freitag, den 10. Oktober 1924 — Gerichtszeitung Amksgericht Mannheim * Mannheim, 9. Okt.(Sitzung des Amtsgerichts, S. G..) Vorſitz: Oberamtsrichter Säger. Vertreter der Anklagebehörde: Staatsanwalt Reinle. Der 37jährige verheiratete Zimmermann Johann Peter Hor⸗ muth aus Wieblingen und der 36jährige Fabrikarbeiter Guſtav. Adolf Meyer aus Baden⸗Baden ſind wegen Diebſtahls und Hehlerei angeklagt. Am 4. Auguſt 1923 ſtahl Hormuth aus dem Hofe des Hauſes Bellenſtraße 27 ein Fahrrad im damaligen Werte von 7 Millionen Mark. Meyer brachte dieſes Rad, obwohl er deſſen unredliche Herkunft kannte, durch Kauf an ſich. Das Ge⸗ richt hat zu Recht erkannt: Der Angeklagte Hormuth wird zu 6 Monaken Gefängnis verurteilt. Meyer wird von der An⸗ klage freigeſprochen.— Außerdem wurden gegen Hormuth, der ſich heute ungebührlich aufführte, zwei Haftſtrafen von je drei Tagen ausgeſprochen. 185 Die Händlerinnen Eva Mayer geb. Eckerich, Katharina Weinacht und Barbara Heckmann, alle aus Schifferſtadt, machten ſich der Preistreiberei dadurch ſchuldig, daß ſie auf dem hieſigen Wochenmarkte Gelbrüben zu 30 und 32 Pfg. ver⸗ kauften. Der reguläre Preis betrug jedoch nur 12 und 10 Pfg. Die Angeklagten haben hiernach das doppelte und dreifaſche des Dürchſchnittspreiſes gefordert und ſind ſonach ſtrafbar. Da ues die erſte Verfehlung iſt, werden den Täterinnen mildernde Umſtände zugebilligt. Es erhalten Geldſtrafen: Mayer 25 Mk., Weinacht 30 Mark, Heckmann 20. M. 5 M. Ein politiſcher Prozeß in Lörrach Einen politiſchen Hintergrund hatte die Verhandlung gegen den Rechtsanwalt Baumann in Lörrach, deſſen Name ſeinerzeit viel genannt wurde, als er ſich weigerte, als Amtmann den Eid auf die deutſche Verfaſſung abzulegen. Baumann ſollte ſich gegen die Paragraphen 14 und 19 des Republikaniſchen Schutzgeſetzes vom 22. Juli 1922 vergangen haben, indem er Beſprechungen einrief zur Gründung von Ortsgruppen des„Deutſchen Herold“, der laut Anklageſchrift eine Fortſetzung der in Baden verboren geweſenen Deutſchvölkiſchen Freiheitspartei iſt. Der Staatsanwalt Dr. Vollmer und der Sachverſtändige Bolz vom Landespolizeiamt in Karlsruhe vertraten den Standpunkt, der Angeklagte habe ſich im Sinne der Anklage ſchuldig gemacht, denn der„Herold“ ſei die Fortſetzung der Deutſchvölkiſchen Freiheitspartei, die mit Gewalt eine Ver⸗ faſſungsänderung herbeiführen wolle. Der Staatsanwalt bean⸗ tragte eine Geldſtrafe, obwohl ein Vergehen gegen den 8 17 des Nepublikaniſchen Schutzgeſetzes mit einer Gefängnisſtrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren und einer entſprechenden Geld⸗ ſtrafe geahndet werden müſſe. Der Angeklagte machte geltend, der „Deutſche Herold“ ſei eine überparteiiſche Organiſation, die nur dem Zwecke diene, deutſchvölkiſche Aufklärung ins Volk zu tragen; eine gewaltſame Verfaſſungsänderung erſtrebe weder der„Herold“ noch die Deutſchvölkiſche Freiheitspartei. Das Gericht ſprach Rechtsanwalt B. von der erhobenen An⸗ klage frei. Die Koſten der Verhandlung fallen der Staatskaſſe zur Laſt; dem Angeklagten habe der Vorſatz einer ſtrafbaren Hand⸗ lung gefehlt. Den Liebhaber erſchoſſen Wieder war es ein Eiferſuchtsdrama, das in der Schwurgerichtsverhandlung gegen die 36 Jahre alte geſchiedene Kaſſterin Anna Bauer in München aufgerollt wurde. Die An⸗ geklagte war früher mit dem Zimmerkellner Karl Bauer verheiratet: aus der Ehe ſind zwei Kinder hervorgegangen. Als ihr Mann im Felde war, hat ſie mit dem Polizei⸗Aſſiſtenten Joſeph Danner ein Liebesverhältnis angefangen und es auch nach der Heimkunft ihres Mannes fortgeſetzt. Im Jahre 1921 wurde die Ehe aus ihrem Ver⸗ ſchulden geſchieden. Danner hat ihr wiederholt verſprochen, ſie nach der Scheidung zu heiraten, er ſchob aber die Heirat immer wieder hinaus. Im Frühiahr 1924 knüpfte Danner mit einer Kontoriſtin Beziehungen an und wollte ſich mit dieſer verheiraten. Seine Be⸗ mühungen, das Verhältnis mit der Bauer zu löſen, ſtießen jedoch auf entſchiedenen Widerſtand. Am 24. Mai 1924 brachte die Bauer in Erfahrung, daß Danner mit der Kontoriſtin ein Verhältnis batte. Sie verſuchde ihn nachmittaas in ſeiner Wohnung umzuſtimmen, hatte ſedoch keinen Erfola. Die Auseinanderſetzung zwiſchen beiden war ſehr ſtürmiſch: es kam zu gegenſeitigen Beſchimpfungen und ſo⸗ gar Mißhandlungen. Gegen 46 Uhr nachmittag verließ die Bauer die Wohnuna Danners, kaufte ſich einen Revolver und ließ ihn von der Verkäuferin aleich laden. Hierauf beaab ſie ſich in die Wohnung der Kontoriſtin und verſuchte ſie zu veranlaſſen, Danner freizugeben. hatte aber auch hier keinen Erfolg. Am nächſten Morgen um 7 Uhr begab ſich die Bauer in die Wohnung Danners, öffnete leiſe die Zimmertür und gab auf den ſchlafenden Danner aus dem Revolver einen Schuß ab, der Danner an der linken Halsſeite traf. Danner bemerkte dann, wie die Bauer den Revolver nochmals abzudrücken verſuchte. Der Revolver verſagte aber. Danner ſprang aus dem Bette und dränate die Bauer zur Tür in das Stiegenhaus hinaus. Die Kugel war im erſten Bruſt⸗ wirbel ſtecken geblieben. Es trat Bruſtfellentzündung dazu, an deren Folgen Danner am 30. Mai geſtorben iſt. Wogen Totſchlaas hatte ſich die Bauer nunmehr vor dem Schwurgericht München zu verantworten. Bei ihrem Verhör ſtellte ſie die Tötungsabſicht in Abrede. Den Revolver habe ſie gekauft, um, wenn Danner auf der Trennung beharre. ſich vor ſeinen Augen zu erſchießen. Von der Zeit, wo ſie das Zimmer Danners betrat, bis zu dem Zeitpunkt, wo ſie auf der Treppe liegend gefunden wurde, fehle ihr jede Erinnerung. Dem gegenüber ſtanden die Zeugenaus⸗ ſagen, beſonders die Danners. der vor ſeinem Tode noch eingehend gerichtlich vernommen worden war. Das um 47 Uhr abends ver⸗ kündete Urteil lautete für die Angeklagte wegen Totſchlaas auf eine Gefängnisſtrafe von einem Jahr, wovon vier Monate Unterſuchungshaft in Abrechnung gebracht werden. VBewährungs⸗ friſt wurde ihr in Anbetracht der Schwere de Ausſtellung weiter erhöhtes Intereſſe erweckt. Es macht Wohnungselend unſerer Jeit Die Räumung nmit Hinderniſſen— Handſchellen für den Mieker— Gerichkliches Nachſpiel. Nach vieler Mühe war es einem halliſchen Bauverein gelungen, beim Gericht in Halle gegen einen unbequemen Mieter, einen Han delsmann, ein Räumungsurteil zu erlangen. Man übte dann zwar noch eine Zeitlang Geduld, damit eine andere Wohnung be⸗ ſchafft werden würde; ſchließlich kam man aber zu der Erkenntnis, daß von dem Handelsmann nichts getan wurde, um den Auszug zu beſchleunigen. Als dann das Wohnungsamt für ihn und ſeine Familie eine neue Wohnung in Bereitſchaft geſtellt hatte, forderte der Gerichtsvollzieher den Mieter auf, die Sachen packen zu laſſen, da die Räumung nunmehr zwangsweiſe durchgeführt würde. Den Handelsmann ließ das aber kalt; gepackt wurde nicht. Am 4. April traf dann der Gerichtsvollzieher mit mehreren Arbeitern bei dem Mieter ein; er wurde aber ſehr ungnädig empfangen. Den Arbeitern wurde erklärt:„Wer etwas anfaßt, dem ſchlage ich den Schädelein“. Familienmitglieder ſpuckten vor ihnen aus, und man rief ihnen zu, ſie ſollten ſich lieber nach Hauſe ſcheren. Die Arbeiter ließen ſich dadurch einſchüchtern, und ſo trat man zunächſt bon der Zwangsräumung zurück. Wieder gewährte man dem Mieter eine Friſt zum freiwilligen Auszug; aber er hatte dafür kein Verſtändnis. Als nun das Woh⸗ nungsamt nochmals erklärte dem Mieter ſei eine neue Wohnung zu⸗ gewieſen, ſchritt man am 22. April— am dritten Oſterfeiertag zur Zwangsräumung. Der Wohnungsinhaber ſelbſt war um die Zeit, als der Gerichtsvollzieher unter Schutz zweier Polizeibeamten mit mehreren Arbeitern eintraf, nicht zu Hauſe, wohl aber die Frau, der 26jährige Sohn, die erwachſenen Töchter und noch ein Bekannter, im ganzen etwa 7 Perſonen. Es wurde den Beamten erklärt, daß man warten ſolle, bis der Familienvater zurückkehre; man ſchlug ihnen die Türe vor der Naſe zu und verſchloß die Laden⸗ ſowie Wohnungstür. Etwa 3 Stunden harrten die Draußenſtzhenden in Geduld, dann aber wurde Einlaß verlangt. Der Sohn des Mieters erklärte kurzer Hand, wer hereinkomme,„bekommt etwas vor die Platte“. Du die Korridortür von innen verrammelt war, ſo holte man erſt einen Schloſſer, der nichts ausrichten konnte. Dann beſorgre man ſich Brechſtange und Radehacke, um die untere Türfüllung ein⸗ zuſchlagen. Als die Brechſtange aber durch die Tür kam, wurde ſie von innen hineingezogen und die Radehacke wurde offenbar durch einen Beilhieb vom Stiel getrennt. Endlich wurde die Tür ausgr⸗ hoben; gleichwohl kam man nicht hinein, ſo ſtark wurde von inner dagegen gedrängt. Schließlich ſchlug man die Scheiben der Tür ein, und nun war der Eintritt erzröungen. Gleich darauf erſchien der Wohnungsinhaber, der den Arbeitern erklärte:„Wer hier etwas anfaßt, dem ſchlage ich die Pfoten ab.“ Da aber zum Schutz des Gerichtsvollziehers und der Arbeiter inzwiſchen noch weitere vier Polizeibeamte herbeigerufen waren, griffen die Arbeſter zu. Sofort ſprang aber der Mieter dazwiſchen. Ein Polizeiwachtmeiſter trat ſchützend hinzu, wurde jedoch vom Mieter hinweggeſtoßen. Nun machte man mit dem Widerſpenſtigen kurzen Prozeß. Man legte ihm Hondſchellen an und führte ihn zur Wache. Dann ging die Räumung ohne Störung vor ſich. cun ſaßen der Mieter, deſſen Sohn und der Beſuch wegen Nö⸗ tigung in der Anklagebank. Vater und Sohn vertkaten hier An⸗ ſichten, die mit den geſetzlichen Beſtimmungen unvereinbar waren, beſtritten die Richtigkeit der Zeugenausſagen und gaben alle Schuld an dem trüben Vorkommnis den Beamten. Das Gericht verurteilie Pater und Sohn zu je 1 Monat Gefängnis, den dritten Ange⸗ klagten zu einer Gelbſtrafe von 30 Mark. 5* ):(Ein teurer Hammel. Die Einwohner Franz Winter und Joſef Neudecker zu Klein⸗Auheim, ſtahlen dort in einem Schafs⸗ pferch einen Hammel am hellen Tage. Nach langen Ermitt⸗ lungen wurden ſie als Täter feſtgeſtellt und vom Schöffengericht Darmſtadt nerurteilt. Der Spruch war milde, aber die Hammel⸗ diebe gaben ſich nicht zufrieden. Sie fochten das Urteil an. Das Bezirksſchöffengericht Darmſtadt ſah in der Tat eine große Frechheit und erhöhte die Straſe für W. auf 9 Monate Gefängnis, für M. auf 1 Jahr Zuchthaus. Sportliche NRundſchau Flugſport * Ein neuer Flug⸗Weltrekord eines Darmſtädters. Dem„Darm⸗ ſtädter Tageblatt“ wird aus Kopenhagen gemeldet: Am Samstag wurde unter der ſportlichen Kontrolle der Däniſchen Aeronautiſchen Geſellſchaft nach den Beſtimmungen der Federation Aeronautique Internationale von einem Flugboot der Rohrbach Metal Aeroplane Co. ein Flug mit 1000 Kilogr. plombierter Nutzlaſt über den Sund ausgeführt, der insbezug auf fflugdauer und Flugſtrecke die beſte⸗ henden Weltrekords um ein Beträchtliches überbot. Unter Führung des durch ſeinen im Juni 1924 aufgeſtellten Dauerrekord von faſt 22 Stunden bekannten Flugzeugſührers Werner Landmann⸗Darmſtadt überflog das Rohrbach⸗Flugboot Type Ro 2 mit 2 Rolls Royce⸗Moto⸗ ren von zuſammen 720 PS. um 2 Uhr 11 Minuten die Startlinie. Die Einhaltung des über dem Sund ausgelegten Dreieckkurſes, der fünfmal umflogen werden mußte, wurde durch ſchlechte Sicht und Regen ſehr erſchwert. Nach einer Geſamtflugzeit von 3 Stunden 17 Minuten 14 Sekunden hatte das Rohrbach⸗Flugboot 422 Kilometer zurückgelegt und damit die beſtehenden Weltrekords, die von 300⸗ pferdigen amerikaniſchen Flugbooten aufgeſtellt waren und die zwei Stunden 45 Minuten 9 Sekunden eſp. 325 Km. betrugen, um ein Betrüchtliches trotz geringerer PS.⸗Zahl und ungünſtigen Wetter⸗ verhältniſſen geſchlagen. Techniſche Angaben über die Maſchine: Spannweite 29 Meter, Länge 16,50 Meter, größte Höhe 4,70 Meter. Dr. Ing. Adolf Rohrbach hat in Darmſtadt an der techniſchen Hoch⸗ ſchule Ende 1913 ſein Diplom⸗Examen gemacht und hat im Jahre 1919%0 den 10b00pferdigen Rieſeneindecker mit vier Motoren in Staa⸗ ken gehaut. ANutoſport * Deutſche Automobil⸗Ausſtellung 1924.— Der Termin für den deutſchen Automobil⸗Salon 1924 iſt nunmehr auf die Zeit vom 5. bis 14. Dezember feſtgeſetzt worden. Die vom Reichsverband der Automobil⸗Induſtrie neu erbaute Rieſen⸗Parallelhalle mit Ga⸗ lerie geht ihrer Vollendung entgegen und wird bis in alle Einzel⸗ heiten zur Ausſtellung fertiageſtellt ſein. Das merkbare Auziehen der Geſchäfte in der Automobilhranche hat natürlich 5 ich au jetzt noch eine Nachfrage nach Plätzen bemerkbar, obwohl die Platz⸗ verteilung ſchon ſeit Wochen abgeſchloſſen iſt und die beiden Rieſen⸗ hallen am Kaiſerdamm in Charlottenburg beinahe ausverkauft wa⸗ ren. Ausgeſtellt hat nicht nur vollſtändig die geſamte deutſche und öſterreichiſche Automobil⸗ und Motorradinduſtrie, ſondern auch die großen Zubehörinduſtrien. Ebenſo iſt eine groge beſondere Abtei⸗ lung ſür Werkzeugmaſchinen gebildet worden. Somit wird die Ausſtellung ein vollſtändiges Bild der Leiſtungen unſerer Automobil⸗ induſtrie geben. Motorradſport * Deutſchlands Wieberaufnahme im internationalen Motorrad⸗ verband.— Die Federation internationale des elubs motoeycliſtes, die als oberſte internationale Inſtanz die Motorradverbände faſt ſämtlicher Länder umſchließt, faßte auf ihrer am 7. Oktober zu Paris ſtattgefundenen Verſammlung den Beſchluß, nunmehr auch Deutſch⸗ land wieder aufzunehmen, und wählte als Repräſentanten ſür den deutſchen Mbtorradſport den Allgemeinen Deutſchen Automobilklub. Die Aufnahme erſolgte ohne Bedingungen. Naoſport * Radreunen in Köln.— Die vom R. C. Othello⸗Köln veraſtalte⸗ ten Bundes⸗Amateurennen hatten ſehr unter der Ungunſt des Wet⸗ ters zu leiden. Das Hauptergebnis, das Zweiſtunden⸗Mannſchafts⸗ fahren mußte auf 1½ Stunden nerkürzt werden. Es ſiegten Osz⸗ mella ⸗Schorn mit 54.800 Kilometer, 83 Punkten gegen Gebr. Krewer 60 Punkte, Roßbach Schlinſoah 46, Galvaing⸗Klein 42. Das Hauptfahren gewann der Franzoſe Galvaing mit doppelter Handbreite gegen Oszmella ſowie Roßbach und Schorn, während im Zweiſitzer ⸗Hauptfahren Oszmella ⸗Schorn gegen Franken⸗Engel dominierten. * Radreunen in Elferſeld.— Die offizielle Weihe des Elberfel⸗ der Stabions wrde am Sonntag vormittag durch einen Aufzug der Turner und Sportler vorgenommen. Am Nachmittag fanden die erſten Radrennen auf der als ſehr ſchnell bezeichneten Bahn vor ſich. Leider konnte das Programm wegen Regen nicht vollſtändig durch⸗ geführt werden. Im Stundenrennen hinter Motoren war Saldow der weitaus beſte Mann, er brachte mehr als 85 Km. hinter ſich. Die Ergebniſe: Stundenrennen: 1. Saldow 85,080 Km.; 2 Bauer 1600 Meter: 3. Wittig 1950 Meter; 4. Roſellen 4180 Meter; 5. Bleke⸗ molen 9750 Meter; 6. Sawall 9920 Meter:; 7. Ch. Müller.— Silber⸗ ner Pokal für Amateure: 1. A. Zucchetti Italien; 2. Graue⸗ Berlin: 3. F. Zucchetti⸗Italien: 4. Leene⸗Holland.— * Radrennen in Erfurt.— Bei ſchönem Herbſtwetter, das einen ausgezeichneten Beſych angelockt hatte, wurden am Sonntag die Er⸗ furter Radrennen absewickelt. Der Held des Tages war der Chem⸗ nitzer Junahans, der alle drei Läufe des Dauerrenens mit Sicherheit gewann. Am beſten zu ibm hielt ſich der Italiener Bordoni. Die Ergebniſſe: 100⸗Kilometer Dauerrennen. 1. Lauf, 20 Kilometer: 1. Junghans 20:12, 2 Bordoni 30 Meter; 3. Sturm 180 Meter: 4. Stolz 770 Meter zurück.— 2. Lauf, 30 Kilometer: 1. Jung⸗ hans 30:35,8; 2. Bordoni 80 Meter; 3. Sturm 100 Meter; 4. Stolz 760 Meter zurück.— 8. Lauf, 50 Kilometer: 1. Junghans 50:83,2 2. Bordoni 390 Meter: 3. Sturm 1780 Meter; 4. Stolz 3000 Meter zur. Geſamtergebnis: 1. Junghans 100 Kilometer; 2. Bordoni 99,500 Km.; 3. Sturm 97,940 Km.; 4. Stolz 95,470 Km.— *Neuer 20 Kilometer Weltrekord. Der franzöſiſche Dauerfahrer Jean Brunier verſuchte den von dem Belgier Leon Vanderſtuyft kürzlich mit 107,710 Kilometer aufgeſtellten Stundenweltrekord auf der Autorennbahn von Monthery bei Paris zu verbeſſern, jedoch mußte er wegen zu ſtarken Windes von ſeinem Vorhaben zurück⸗ treten. Brunier fuhr hinter ſeinem Schrittmacher Lauthier nur einige Runden und verbeſſerte bei ſtehendem Start unter offizieller Kon⸗ trolle Vanderſtuyfts 20 Kilometer Weltrekord ven 11:26,6 auf 11:22,2, was einem Stundendurchſchnitt von 108,059 Kilometer entſpricht. Kanuſport * Erfolge der Mannheimer Kanugeſellſchaft. Bei der am Sonn⸗ tag, den 5. Oktober in Heidelberg ſtattgefundenen 2. internen Regatta des Heidelberger Kanuvereins, errang die Mannheimer Kanu⸗ Geſellſchaft im Faltbootdreier für Gäſte mit den Herren Thiele, Mauchr, Hiemann, vor Eberbach, Maxau und Frankfurt in über⸗ legener Weiſe den Steg. Erſtmalig gelangten int. Rennen für Vierer⸗Renn⸗Kojaks mit Steuermann zum Austrag. Im Intereſſe der Entwicklung des Mannſchaftskampfes iſt dieſe Neuerung ſehr zu begrüßen. Sie dürfte dem Kanu⸗Rennſport zur notwendigen Hebung und Verbeſſerung des Stils und der Technik dienlich ſein. Schach * Neues aus der Schachwelt.— Ein neues Schachtalent hat in den Vereinigten Staaten Proben ſeines Könnens abgelegt. Der erſt 19jährige Mexikaner Carlos Torre konnte im Vorkämpfer⸗ turnier des Staats Newyork den erſten Platz belegen und blieb auch im gleichen Turnier der„Weſtern Cheß Aſſociation“ überlegener Sieger, trotzdem ſo aute Spieler wie Whitaker und der in⸗ 1 gendliche Pole Samuel Raſchewski daran teilnahmen.— Von den Vorbereitungen eines Zweikampfes Dr. Lasker— Dr. Tar⸗ raſch, der am 11. und 12. Oktober in Berlin ſtattfinden ſoll, wird in einigen Blättern berichtet. Wie wir hierzu von maßgebender Seite erfahren, iſt an erneutes Zuſammentreffen beieder Meiſter vor der Hand nicht zu denken.— Der deutſch⸗holländiſche Schachkampf zwiſchen dem holländiſchen Schachbund und dem Rhei⸗ niſch⸗Weſtfäliſchen Schachverband, der nach zehnjähriger Pauſe in Cleve ſtattfand, endete mit dem Siege des Rheiniſchen Verbandes, der 41 Partieen gegen 35 der Gegenſeite gewann. Waſerſtandsbeobachtungen im Monat Oktober Rbein⸗Pegel E 3. 8. 9. 10. Leckar-Vegelf 1 2 3. 8 0 10. Schuſlerinſel⸗.95.84.77.53.45.46 Maunheim 3998 913.80 8 ehl.13.09.04 125 200 56 eilbronn 5 Maxau..98.83.76.38.33.25 Mannbeim.03.97.85.40.27.22 aub.722.80.82.38.42.22 ſöln 258.05.59.522.42 — Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas Neue Mannßeimer Zeitung, G. m. b.., Mannheim. E. 6. 2. 5 Direktion: Ferdinand Heyme— Cbefredakteur Kurt Fiſcher. Verantwortlich für den politiſchen und volkswirtſchaftlichen Teil: Kurt Fiſcher; für das FTeuilleton: Dr. Fritz Hammes; für Kommunalpolitit und Lokales: Richard Schönfelder: für Sport und Neues aus aller Welt: Will9 Müller; für Handelsnachrichten, Aus dem Lande. Nachbargebiete, Gericht u. den übria fedaktionellen Teil: Fr. Kircher: f Anzeigen: g. Bernhardt. 2 Siegt uberlegen großen Fliec 3 miniſters geſtellt. Freitag, den 10. Oktober 1924 Neue Mannheimer Jeitung(Mittag⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 471 Neue lannheimer Seitung» Handelsblatt Kohlenſyndikat, Kohlenhandel und ſäddentſche Verbraucher Ein Mahnwork Das zum 1. Oktober 1924 gekündigt geweſene Kohlenſyndikat iſt durch den Machtſpruch des Reichswirtſchaftsminiſters bekanntlich wieder zuſtandekommen. Bei der einſchneidenden Bedeutung, die dieſe Tatſache für den auf eine längere Transportſtrecke an⸗ gewieſenen ſüddeutſchen Verbraucher hat, verlohnt es ſich, ſich mit dieſem Gebilde und ſeinen Zielen etwas näher zu befaſſen. Sehen wir uns zunächſt einmal ſeine Entſtehung an. das erſte 1893 geſchaffene Kohlenſyndikat verdankte ſeine Entſtehung den Bemühungen Unckells und Emil Kirdorfs, es war damals Selbſt⸗ erhaltungstrieb und Solidaritätsgefühl, auf dem ſich jenes Syndikat aufbaute. Dieſes erſte Syndikat ſollte bis 1898 laufen, wurde jedoch, ſo raſch fand man in den beteiligten Kreiſen Geſchmack an der Sache, ſchon 1895 verlängert. Das zweite Syndikat lief von 1905 bis 1915 und wurde durch Bundesrats⸗Verordnung ver⸗ längert, von 1916 bis 1917 als Uebergangsſyndikat weitergeführt und ſchließlich vertraglich bis 1922 verlängert. Trotz der Aufſicht, die unter der Kriegszwangswirtſchaft durch den Reichskohlen⸗ kommiſſar ausgeübt wurde, blieb das Kohlenſyndikat und das Kohlenkontor bis zum Kriegsende nach Aufbau und Tätigkeit eine private Intereſſengemeinſchaft zwecks monopoliſtiſcher Beeinfluſſung des Marktes, ein Kartell in feſteſter Form. Dies inſofern, als die Tätigkeit nicht auf Vereinbarung der Verkaufspreiſe, der Liefe⸗ rungs⸗ und Zahlungsbedingungen beſchränkt blieb, ſondern daß das Syndikat und unter ſeinen Fittichen das Kohlenkontor, den Verkauf und die Waſſerverfrachtung nach Süd⸗ deutſchland übernahm. Ungeachtet der Begünſtigung durch die Zwangswirtſchaft, die das Kohlenſyndikat als amtliche Kohlen⸗ verteilungsſtelle benutzte, haben es aber Syndikat und Kohlenkontor bis dahin nie zu einer abſoluten Alleinherrſchaft ge⸗ bracht. Es gab immer noch einige Außenſeiter an der Ruhr; von der Saar bis nach München und den thüringiſchen Induſtrieplätzen war mit der Konkurrenz der Saarkohlen zu rechnen, beſonders bei den Gaswerken. In Vorkriegszeiten konnten ferner ohne irgend ein Hindernis Auslandskohlen eingeführt werden. Neben Spezial⸗ ſorten aus Velgien und Holland kamen in großem Umfang eng⸗ liſche Induſtrie⸗ und Gaskohlen den Rhein herauf. Selbſt ein voll⸗ ſtändiges Ruhrkohlenmonopol hätte ſich alſo immerhin noch dieſem Wettbewerb in Hinſicht auf Preis, Qualität und individuelle Be⸗ handlung der Kunden bis zu einem gewiſſen Grade anpaſſen müſſen. Der zeitliche Verluſt des Saargebietes, die durch Verordnung ſtark gedroſſelte Einfuhr engliſcher und anderer ausländiſcher Kohlen und die Geſetzgebung der Nachkriegszeit kamen dem Syndikat zu⸗ ſtatten, ſeinem alten monopoliſtiſchen Ziele näherzukommen. Unter der Kohlenknappheit in der Kriegszeit war der ganzen Bevölkerung die Bedeutung der Kohle für die Wirtſchaft und für die Lebens⸗ haltung des Einzelnen zum vollen Bewußtſein gekommen. Dda jedoch die Sozialiſierungskommiſſion die heutige Form des Staats⸗ bergbaues für ungeeignet, rückſtändig und wenig produktiv hielt, ſah man von einer Verſtaatlichung des Bergbaues ab und die Nationalverſammlung vom 23. März 1919 beſchloß das„Geſetz über die Regelung der Kohlenwirtſchaft“. Nach dieſer geſetzlichen Regelung der Kohlenwirtſchaft mußte der Syndikatsvertrag um⸗ geſtellt werden. Der Grundgedanke dieſes Geſehes war, die Kohlen⸗ wirtſchaft nach gemeinwirtſchaftlichen Grundſätzen zu regeln, die Brennſtoffwirtſchaft unter den Einfluß der Allgemein⸗ heit zu bringen. die Geſchäftsführung und in den Aufſichtsrat der Syndikate werden Urbeitervertreter aufgenommen, die Syndikate der ver⸗ ſchiedenen Bergbaubezirke— im ganzen waren es elf— werden zu einem Geſamtverband, dem Reichskohlenverband, zu⸗ ſammengefaßt. Dieſe beiden Organe werden unter die Aufſicht des Reichskohlenrates und des Reichswirtſchafts⸗ Der Reichskohlenrat beſteht aus 60 Mitgliedern und zwar aus 3 Vertretern der Länder, 15 Vertretern der bergbaulichen Unter⸗ nehmer, 15 Vertretern der bergbaulichen Arbeiter, 2 Vertretern der techniſchen bergbaulichen Angeſtellten, 1 Vertreter der kaufmänni⸗ ſchen bergbaulichen Angeſtellten, 3 Sachverſtändigen, 2 Vertretern der Genoſſenſchaften, und im übrigen aus Vertretern des Kohlen⸗ handels, der Kohlenverbraucher und aus Vertretern der Angeſtell⸗ ten und Arbeiter des Handels und der Kohlen verbrauchenden Induſtrie. Auf der andern Seite wurde den Syndikaten zu⸗ geſichert, daß, ſofern die Außenſeiter nicht freiwillig den Syndikaten beitreten, ſie durch Zwang eingegliedert werden würden. Zum erſtenmal wurde durch Verordnung des Reichswirtſchaftsminiſters vom 19. September d. J. ein 100-prozentiges Ruhr⸗ kohlen„Zwangsſyndikat gebildet, nachdem in lang⸗ wierigen Verhandlungen der freiwillige Eintritt der zahlreichen Dies ſollte auf folgende Art erreicht werden: In Bei der Frage des Beitritts bildete den Kern des Streites die Handelsfrage. Dieſe Frage iſt es, die die Cänder, die gemeindlichen und induſtriellen Verbraucher von Kohle in Süd⸗ deutſchland beſonders angeht. Der alten Tendenz des privat⸗ wirtſchaftlichen Syndikates folgend will nämlich das jetzige 100 prozentige Syndikat, das ſeine Exiſtenz der erwähnten reichs⸗ miniſteriellen Verordnung verdankt, über die Aufgabe hinaus, die es nach dem Kohlenwirtſchaftsgeſetz zu erfüllen hat: es will dem Kohlenkontor das Alleinrecht des Verkaufs und das Alleinrecht der Waſſerverfrachtung für Süddeutſchland verſchaffen. Mit dieſen Beſtrebungen iſt eine ſtarke Minderheit ſelbſt der Zechen nicht einverſtanden. Sie hält die Monopolſtellung des Kohlenkontors nicht für notwen⸗ dig, ja ſogar für ſchädlich. Der Standpunkt dieſer Zechen wird am beſten durch eine Zuſchrift ſkizziert, die der bekannte Bergwerks⸗ beſitzer Friz Thyſſen an die Deutſche Bergwerkszeitung ge⸗ richtet hat. Darin heißt es u..: „Es iſt unrichtig, daß die Bildung von Syndikatshandels⸗ geſellſchaften(die man errichtet hat, angeblich wegen„der ſtändigen Preisunterbietungen des Kohlenhandels, die ihre Rückwirkungen auf den Ruhrbergbau, dieſen als einheitliches Ganzes genommen, hatten. D..) eine Notwendigkeit war, denn das Syndikat hat vorher mit Erfolg beinahe 20 Jahre gearbeitet. Die Notwendigkeit hätte ſich doch früher herausſtellen müſſen. Die Urſache der Vil⸗ dung von Handelsgeſellſchaften war vielmehr das Beſtreben der Kohlenrhedereien, ein Monopol für den Transport der Kohle auf der Rheinſtraße zu ſchaffen, ein Beſtreben, das zwar Erfolg hatte, das aber dauernd und nicht mit Unrecht, den Widerſpruch der nicht am Monopol beteiligten Rhedereien hatte. Hleraus entſtand in der weiteren Entwicklung der Dinge das Kohlenkontor und nach dieſem Beiſpiel die übrigen Handels⸗ geſellſchaften. Die beſtehenden Händlerfirmen ließen ſich durch den zu erwartenden höheren Gewinn verleiten, ihre Selbſtändigkeit preiszugeben. Wie teuer dieſes Experiment für die allgemeine Volkswirtſchaft war, erhellt daraus, daß der Handelsaufſchlag des Kohlenkontors ſechsmal ſoviel ausmachte, als der Handels⸗ aufſchlag beim Vertrieb der Saar⸗ und Moſelkohlen einer heute im franzöſiſchen Beſitz ſich befindlichen Zeche im Saarrevier durch die Firma Hugo Stinnes. Ein Beweis, wie teuer Syndikate und Monopole wirtſchaften. Der Vertrieb durch die holländiſche Geſell⸗ ſchaft(des Syndikats) koſtet noch mehr, nämlich das—10 fache der Sätze, die die Firma Hugo Stinnes berechnete. Es fragt ſich doch ſehr ernſtlich, ob unſere Wirtſchaft heute ſolche Speſen tragen kann. Noch ſchlimmer iſt meiner Anſicht nach, daß bei der beabſichtigten überſpannten Monopolwirtſchaft naturgemäß und erſt recht bei langer Dauer des Syndikats die Berückſichtigung berechtigter Wünſche der Verbraucher mehr und mehr verloren geht. Bei dem heutigen Stand der Teuerung bedingt die Lieferung einer geeigneten Kohle oft eine Erſparnis von 20 Prozent. Daß das Syndikat und ſeine Handelsgeſellſchaften dieſen berechtigten Erforderniſſen nicht gerecht werden konnte und wollte, hat die Erfahrung oft genug bewieſen. Gerade die Zu⸗ laſſung einer geſunden Konkurrenz unter den Zechenhandelsgeſell⸗ ſchaften iſt am beſten geeignet, die Nachteile für die Volkswirtſchaft auszuſchalten, die überſpannte Monopoliſierung zumal auf lange Dauer, mit ſich bringt Ob ein Syndikat überhaupt lebens⸗ berechtigt iſt, das hier, wie auf anderen Gebieten dem Fortſchritt entgegenſteht, der uns heute nötiger iſt wie je zuvor, mag hier unerörtert bleiben“ * Man wird wohl von keiner Seite in Abrede ſtellen können, daß es ein Berufener iſt, der hier zu ſeinen Verufsgenoſſen ſpricht. Die ſüddeutſchen Regierungen, Gemeinden und die Verbraucher und ihre Organiſationen ſollten nicht verſäumen, die Konſequenzen aus dieſen Thyſſenſchen Darlegungen zu ziehen. In wenigen Tagen kann eine Monopol⸗Frachten⸗ und Handelsgeſell⸗ ſchaft für Ruhrkohlen beſtehen. Jeder Verbraucher kann ſich nach obigen Darlegungen vor Augen halten, was dies für ihn zu bedeu⸗ ten hat: nachdem die Saar⸗ und engliſchen Kohlen aus den er⸗ wähnten Gründen bei weitem nicht mehr die Rolle wie in Vor⸗ kriegszeiten ſpielen, hätte das Kohlenkontor damit praktiſch das abſolute Monopol für Südweſtdeutſchlandl Das Geſetz ſelbſt läßt Raum für einen geſunden Wett⸗ bewerb des Handels, der zweifellos im Intereſſe der Preisgeſtal⸗ tung, vor allem aber auch einer individuellen Behandlung der Verbraucher liegt. In der Begründung zu den Ausführungs⸗ beſtimmungen zum Kohlenwirtſchaftsgeſetz iſt ausdrücklich geſagt, daß der freie Handel und der freie Wektbewerb nicht durch eine bürokratiſche Orqaniſation erſetzt werden ſoll. Sofern die ſüddeutſchen Länder, Gemeinden und Wirtſchaftskreiſe die beabſich⸗ tigte Monopoliſierung der Ruhrkohle in der Hand des Kohlen⸗ kontors nicht billigen, bietet ihnen das Geſetz ſomit eine hinläng⸗ liche Handhabe, ihre Proteſte bei den Aufſichtsorganen, dem Reichs⸗ kohlenrat und dem Reichswirtſchaftsminiſter wirkſam und nachdrück⸗ Jußenſeijtern nicht zu erreichen war. Nerrre 7 %. S es, ec 914 9 10 Ws Sie brauchen nur unsere uſenster zubesichligenꝰl 10 Eręeise Ibar TenId. NE 240 Preise von 30- 10 Mk. in Gutscheinen, die in jeder unserer Filiolen in Zahlung genommen werden lich zu erheben. ceennnnnm veranstaltef ein Preisausschreiben Ste brauchen kein Geld einzuschicken Sle brauchen nicht Käufer zu sein Sle brauchen Aur unsere Schaufensfer z u besichtigen, aus denen alles Weitere hervorgeht OVom Ritzau- Berſicherungskonzern. Nach Meldungen der Frkf. Ztg. ſteht der geſamte Ritzau⸗Verſicherungskonzern vor dem Zuſammenbruch. Dem Konzern gehören etwa fünf Ve r⸗ ſicherungsgeſellſchaften an. Der Senat des Reichs⸗ aufſichtsamtes hat beſchloſſen, über die unter Aufſicht des Ritzau⸗ konzerns ſtehende Motor⸗Union und der Rekord.⸗G. die Konkurseröffnung zu veranlaſſen. In Feuer⸗ und Auto⸗ verſicherungskreiſen hält man den Zuſammenbruch als notwendiges Ergebnis einer nach untechniſchen Grundſätzen gehandhabten Ge⸗ ſchäftsführung, insbeſondere als Folge übertriebener Prämien⸗ unterbietungen und Proviſionsgewährung. —— Deviſenmarkt Weitere Abſchwächung des franzöſiſchen Franken Die Befeſtigung der europäiſchen Valuten hat geſtern weitere Fortſchritte gemacht mit Ausnahme der weſtlichen Deviſen, die ausnahmslos ſchwach lagen. London gegen Paris 87,25 gegen 86 Franken von geſtern, der Dollar 19,45 gegen 19,25 von geſtern. Weiter lagen heute früh folgende Notierungen vor: London gegen Schweiz 2344(2333), Holland gegen Schweiz 204(203), Kabel gegen Schweiz 522, Kabel gegen Holland 256, London gegen Holland 1150(1149), Paris gegen Holland 1320(1335), Paris gegen Schweiz 2685(2715), London gegen Kabel 14487%(447). Das engliſche Pfund lag heute früh mit Rückſicht auf den Sturz der engliſchen Arbeiterregierung ſehr feſſt. Der franzöſi⸗ ſche Franken dagegen erfuhr eine weſentliche Abſchwächung, weil man eine mögliche Rückwirkung des Sturzes der engliſchen Regie⸗ rung auf das Kabinett Herriot befürchtet und weil die Poſition Herriots nicht mehr als ganz ſicher betrachtet wird. In Goldpfennig notierte heute früh: das engliſche Pfund 18,95(18,78) 4, der holländiſche Gulden ſehr feſt mit.64(1,63,40), die Schwedenkrone 1,11,80 und Buenos Aires 1,58(1,5735), der franzöſiſche Franken 21,603, weiterhin ſehr ſchwach (21,85), der ſchweizer Franken 80,45(80,50), der italieniſche Lire 18,20(18,15), die Tſchechenkrone 12.52(12,51), die Dänen⸗ krone 73,80(73,45), weiter feſt, die norwegiſche Krone 60,25(60,20), der belgiſche Franken 19,95(20,05) und der ſpaniſche Peſeta 56,30 656,15) Pfg. Börſenberichte Mannheimer Effektenbörſe 2. Mannheim, 9. Okt. Börſe ruhig, Kurſe behauptet. In Badiſche Anilin⸗Aktien war kleines Geſchäft zu 18,75, ferner in Waggonfabrik Fuchs zu 1,10, Germania Linoleum 13, Mannheimer Gummi 1,90, Pfälz. Nähmaſchinen 3,25 und in Zellſtoffabrik Wald⸗ hof zu 9. Kleinere Abſchlüſſe erfolgten in Bad. Aſſekuranz⸗Aktien zu 70 und in Cont. Verſicherung zu 50 Bix pro Stück. Ober⸗ rheiniſche Verſicherungs⸗Aktien bei 70 gefragt. Waren und Märkte Mannheimer viehmarkt Dem Kleinviehmarkt am geſtrigen Donnerstag waren zuge⸗ trieben: 93 Kälber, 10 Schafe, 266 Schweine, 371 Ferkel und Läufer. Bezahlt wurden pro 50 Kilo Lebendgewicht in Goldmark: Kälber: b) 78—84, e) 74—78, d) 70—74, e) 65—70; Schweine: und b) 88—92, c) 87—90, d) 84—88, e) 82—86, Sauen 74—82; Ferkel und Läufer—29 f pro Stück. Marktverlauf: mit Kälber mittelmäßig, geräumt; mit Schweinen ruhig, Ueberſtand: mit Ferkeln und Läufern mittelmäßig. : Pforzheimer Edelmekallpreiſe vom 8. Oktober 1924. 1 Kilo Gold 2815., 2825.; 1 Kilo Silber 98,50., 99,25 B 1 Gramm Platin 14,75., 14,85 B. 0. Vom Wachsmarkt.(Bericht der Ludmar m. b.., Köln.) In nachſtehenden Produkten hat ſich im Abſatz und in den Preiſen inſofern etwas geändert, indem auch Karnaubawachs, fettgrau, im Einklang mit den anderen Produkten ſtark im Preiſe angezogen hat. Die Abladungsnotierungen von Braſilien ſind bedeutend höher als die Forderungen auf dem Kontinent. Im Großhandel galten für unverzollte Ware ab Lager Hamburg folgende Preiſe: Paraffin, weiße Tafelware 50/528 C. 14,50—14,75 Dollar, Paraffinſchuppen, weiß 50¼528 C. 13,50—13,75 Dollar je 100 Kg.; Karnaubawachs, fettgrau 113—116 Lſtrl.; Bienenwachs, je nach Herkunft 137—150 Eſtrl.; Japanwachs, Originalmark. 82—84 Lſtrl.: Rindertalg, prima hellfarbige Ware 50—51 Lſtrl. je 1000 Kg.: Amerik. Harz Type./ G. 6,40—6,60 Dollar je 100 Kg. Ver⸗ zollte, deutſche Veredlungsware: Karnaubawachs⸗Rückſtände 34 bis 36 Doll.; Zereſin, weiß 54/56 C. 22,50—23,50 Doll.; Zereſin, naturgelb 54/56 C. 21,50—22,50 Doll. je 100 Kg. Der Zoll beträgt für Paraffin, Karnauba⸗ und Vienenwachs 10,.—.,, für Japanwachs 15 Ge je 100 Kg. Lieferungen erfolgen ab unferen — * Lägern in Nord⸗, Mittel⸗, Weſt⸗ Verkaulssfelle Conred Tadt& Cie, d. m. b. H. Mannheim, Breiſesir., S 1, 7 und Süddeutſchland. 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Leonin, ein junger ägersmann Walter Felsenstein Piei hearbeitet Bühnenmusik Ende gegen 10½½ Uhr. Laura Wagner 4⁵ Efi Erster Fritz Linn Zweiter? Seemann Harry Bender Dritter Ernst Sladeck Ein Neger Franz Bar enstein Ein Sänger Ein Seeräuber Alexander Kökert Chorus Elvira Erdmann 2— Rammer- Lithtsniale D 2, 6— nächst Paradeplatz Pfogtamm von Freitag bis Mentag: Esierella dramalischer eminenter 5 herrlichen Akten. Sturm und Schneegestöber in 2500 m Höhe aufgenommen. Ein Kind der freien Liebe Großer, spannender Filmroman in 6 Akten Munderbare Senerien. Meisterh. Darstegllun. 2 ——————— Anfang 3 Uhr. Letzte Vorstellung.15. Eine schicksalsreiche Herzensgeschichte von Wirksamkeit in Der letzte Akt dieses Films wurde auf dem 10 grossen St Bernhard, zum Teil bei *1720 Interfatschorfagge 1701 — bol Wer erteiſt 3 jungen Flerren 1081 englischen u. spanischen Sprachunterricht Auslandspraxis erwünscht. Angebote unter 2 C. 28 an die Geschäftsstelle ds. 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Oktober 1924 begonnen, Die Steuerpflichtigen, die im Beſitze einer Quittung (wenn auch nur über Teilzahlungen) oder einer Stundungsbewilligung ſind, werden erſucht, gegen Vorlage dieſer Schriftſtücke die Steuermarken in eſchoß, abzuholen. Die innerhalb des Rings Pohnenden in der Zeit vom 13. bis 18. Oktober, Schwetzingerſtadt, Oſtſtadt und Neuoſtheim vom 20. bis 25. Oktober, Neckarſtadt und Hafengebiet vom 27. Oktober bis 1. November, Lindenhof vom 3. bis 8. November. Die Vorortsbewohner er⸗ halten die Marken vom 13. Oktober 1924 an bei den Gemeindeſekretariaten. Die Gebühr für die Steuermarke iſt auf 20 Pfg. feſtgeſetzt. Falle des Verluſtes eine Erſatzmarke ausgegeben werden, ſo iſt hierfür eine Gebühr von 50 Pfg. Schalterſtunden von—½ 1 Uhr und ½3—4 Uhr, Samstags von—12 Uhr. 96 Stadtkaſſe. Mit der Reviſion des Kataſters der land⸗ und forſtw. Unfallverſicherung wurde begonnen. Wir ordern alle diejenigen, deren landwirtſchaftlicher Betrieb im Laufe dieſes Jahres eine ſolche Aende⸗ rung erfahren hat, welche eine Verſetzung in eine höhere oder niedere Betragsklaſſe bedingt, ſowie diejenigen, welche einen Betrieb neu eröffnet oder eingeſtellt haben, hiermit auf, dieſe Veränderungen anzuzeigen. 3 Das Kataſter für Maännheim⸗Altſtadt liegt bei der ſtädt. Gutsverwaltung, Luiſenring 49, das⸗ jenige für Käfertal und Waldhof auf dem Ge⸗ meindeſekretariat Käfertal, diejenigen von Nek⸗ karau, Feudenheim und Rheinau auf den betr. Gemeindeſekretariaten und diejenigen von Sand⸗ hofen, Sandtorf und Kirchgartshauſen auf dem Gemeindeſekretariat Sandhofen zur Einſicht der Beteiligten während 14 Tagen auf. 4 Mannheim, den 7. Oktober 1924. Die Abſchätzungskommiſſion. Erd⸗, Beton⸗ und Eiſenbetonarbeiten(Fundie⸗ rungsarbeiten und Tiefkellerdecke) für die Woh⸗ nungsbauten an der Kronprinzenſtraße Nähere Auskunft Baubüro Lange Rötterſtraße 73(Unter⸗ geſchoß), wo Ausſchreibungsbedingungen, ſoweit vorrätig, gegen Erſtattung der Selbſtkoſten er⸗ hältlich. Einreichungstermin für die Angebote: Freitag, den 24. Oktober 1924, vorm. 9 Uhr, Rat⸗ Muß im haus N 1, Zimmer 124. Hochbauamt. 34 25 l. 3 Sieben Akte nach dem Roman von bustar Freflag Für den Film frei bearbeitet von Karl Figdor und Carl Wilhelm. 8189 Die vom Dichter vorgeschriebenen historischen Stätten dienen dem Film als Hintergrund. Die jüdisch- fteligtösen Ausstattungsgegenstände lieferte die Fuma Hebräische Buchhandlung Gonzet& Lewin, Berlin i e u M H Antoen Wonlfarrk Venel lizig sein Schulfreuned Paul Graetz Oscar, Freiherr von Rothsattel Theodor Loos Die Baronin, seine Frau Gertrud de Lalsky Leonore, ime Tochternr Mady Christians Hüsch Ementhal, ein reicher Makler Robert Garrison Madame Sidonie Ehrenthall 5 55 Rosalie enne Roettgen Zernhardf ihre Kinder. Prnst Peutnek TO.Schröter, ein vornehm Handelsherr Hans Mierendorff, Sabine seine Schwestenrn Olga Tschechowa Die Tante Margarethe Kupfer Fritz v. Fink, Volontär im Hause T. O. Schröter Hans Brausewetter „„„ Biiind und andere gute Kräftę. Dieser urdeutsche Film verdient eine ganz besondere Beachtung! Es gibt wohl kaum einen populäreren Roman. als„Soll und Haben“ Jeder hat dieses Buch in seiner Jugend gelesen, jeder nimmt es gern wieder zur Hand. Die von Gustav Frey- tag meisterhaſt ge eic neten Cha,aktere sind in unser aller Erinnerung— sie alle erwachen und werden wieder lebendig in dem Film.„Soll und Haben“. Eine erlesene Schar deutscher Künstler hat mit Feueteiier ihr großges Können eingesetzt, dieses Werk zum Erfolg zu führen Die Schwelixk vontünrungen 4, 6 und 8 Unt. Sonntags 2 Uni, Jugendliche haben Zutritt. L Glosses Orchester. [benbhallcne Frelse. Palasr. Theater Tichtünten für die Maipreise möbdienter ummel. Aufgrund der Berechnungen von Sachverſtändigen und nach An⸗ hörung des Grund⸗ und Hausbeſitzervereins, der Mietervereinigung und der Preisprüfungskommiſſion, iſt als normale geſetzliche Miete eines möblierten Zimmers, bei deſſen Vermietung nicht beſondere Umſtände mitſpielen, wieder die im Juli 1914 bezahlte Friedensmiete anzuſehen. Dabei iſt berückſichtigt, daß die Raummiete ſelbſt infolge der geſetzlichen Beſtimmungen niederer iſt als die Friedensmiete, daß aber andererſeits die Preiſe der Möbel und der Wäſche, die Koſten des Waſchens der Wäſche, der Zimmerpflege und der Bedie⸗ nung weſentlich ſich erhöht haben. Deshalb iſt in dem Mietpreis eine Vergütung für Nebenleiſtungen nur inſoweit enthalten, als dieſe Nebenleiſtungen ſich auf das unbedingt Erforderliche beſchrän⸗ ken(ſchon die unten veröffentlichten Einzelpreiſe zeigen. daß z. B. nicht Bohnenkaffee mit Brötchen oder gar Butter im Preiſe inbegrif⸗ fen iſt, ſondern nur ein ganz einfaches Frühſtück. Dasſelbe gilt für Wäſche und Bedienung). Im Frieden koſtete ein ſehr einfaches Zimmer etwa 10—12 l, ein einfaches Zimmer etwa 15, ein gutes Zimmer 20—25/ und ein beſſeres Zimmer 30—35 l. Um einen ungefähren Anhalt dafür zu geben, welche Beträge abzuziehen ſind, wenn die eine oder andere Nebenleiſtung des Ver⸗ mieters aufgrund einer beiderſeitigen Vereinbarung wegfällt, wurde folgende Verteilung der Geſamtleiſtung vorgenommen. Es ent⸗ fällt ungefähr auf: 1. reine Raummiete 30%, 2. Abnützung der Ein⸗ richtung des Zimmers 10%, 3. Stellen der Wäſche 27½, 4. Waſchen der Wäſche 8¼, 5. Zimmerpflege 25% 6. Sehr einfaches Frühſtück 10%, 7. perſönliche Bedienung, wie Stiefel⸗ und Kleiderreinigen 15% Es ergibt ſich alſo folgende Tabelle: Friedensmiete 10.00 12.00 1500 20.00 25.00 30.00 35.00 Raummiete 30%.—.60.50.—.50.— 10.50 Einrichtung 10%.—.20.50.—.50.—.50 Wäſche%%.20 024 030.40.50.60.70 Waſchen 890 080.96 120 160 2—.909 280 3 Pflege 250%0 250.—.75.— 625.50 875 Frühſtück 10% 1—.20 150.— 250 3— 350 Bedienung 15%.50.80.25.—.75 450 525 Zuſammen 100% 10.— 12.— 15.— 20— 25.— 30.— 35.— Werden beſondere Anſprüche an die Wäſche, den Wechſel der Wäſche, das Frühſtück oder die Bedienung geſtellt, ſo iſt das be⸗ ſonders zu vergüten, ebenſo wie die Benützung des Zimmers durch mehrere Perſonen, die Mitbenützung der Küche und ähnliches. Beleuchtung und Heizung iſt ſtets entſprechend den tatſächlichen Auslagen zu vergüten, ebenſo der Anteil an den ſtädtiſchen Gebühren. Im Streitfalle wird die Miete auf Antrag vom Mieteinigungs⸗ amt feſtgeſetzt. 7¹ Mieteinigungsamt.