Dienskag, 21. Oktober Bezugspreiſe: In Mannhelm u. Umgebung wöchentlich old⸗Pfg. Die monatl. Bezieher verpflichten ſich bel evtl Aenderung d. wiriſchaftl. Verhältniſſe notwendig werdende — anzuerkennen. Poſtſchecktonto Nr. 17590 Karlsruhe.— Hauptgeſchäftsſtelle E 6, 2— Geſchäfts. Rebenſtellen Waldbofſtr 6, Schwetzingerſtr. 24, Gontard⸗ platz.— Fernſpr. Nr. 7941— 7945,— Telegr.-Adreſſe Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. zwölfmal. Abend⸗Ausgabe Neue MannheimerSeilt Mannheimer Heneral Anzeiger Preis 10 Pfennig 1924— Nr. 490 Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung pro ein⸗ ſpaltige Kolonelzelle für Allgemeine Anzeigen 0,40.⸗M. Reklamen.— G⸗M. Für Anzeigen an beſtimmten Tagen Stellen und Ausgaben wird keine Verantwortung über⸗ nommen. Höhere Gewalt, Streiks, Betriebsſtörungen uſw. berechtigen 1 keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene oder beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von An⸗ zeigen. Auftr.d. Fernſpr. ohne Gewähr. Gerichtsſt. Mannheim. Beilagen: Bilder der Woche. Sport u. Spiel Aus Seit u. Leben mit Mannheimer Frauen- u. Mulik-Zeitung Aus der Welt der Cechnile Unterhaltungs-Beilage Wandern u. Neiſen ————̃̃ääK-——.. T—, Baden wieder freil Abzug der Franzoſen aus Mannheim und Karlsruhe Mannhelm, 21. Okt. Amtlich wird mitgekeilt: 10 Uhr 15 Minuken haben die Franzoſen Mannheim verlaſſen. Zwiſchenfälle ſind nicht vorgekommen. »Karlsruhe, 21. Okt. heute früh 7 uhr iſt der Abzug der noch im hieſigen Rheinhafengebiet ſtatlonjerken franzöſiſchen Truppen erfolgt, mit Ausnahme eines kleinen Kommandos von 15 Mann, das für die Interalliierte Schiffahrtskontrolle zurückbleibt. Der Abzug erfolgte ohne Zwiſchenfall und ohne viel Auf⸗ ſehen zu erregen über den Rhein nach der Pfalz. Zur Räumung Karlsruhes erfahren wir noch folgende Einzel⸗ heiten: Die Quartiere wurden in der Hauptſache im Laufe des geſtrigen Tages geräumt, und die Trikolore, die auf dem Klubhaus des Karlsruher Rudervereins monatelang über deutſchen Gebiet ge⸗ weht hatte, wurde in den geſtrigen Abendſtunden unter den üblichen Formalitäten eingezogen. Das Hafengebiet kann nunmehr als vollkommen befreit von der militäriſchen Beſetzung bezeich⸗ net werden. Bereits am Sonntag war eine Kommiſſion im Rhein⸗ hafengebiet zur Feſtſetzung und Abſchätzung der durch die Beſetzung hervorgerufenen Schäden anweſend. Ein Kommando von 15 Mann bleibt weiterhin für die Durchführung der interalliierten Schiffskontrolle im Hafengebiet, es übt jedoch die Kontrolle unbe⸗ waffnet aus. Die Beſetzungsmacht war nicht groß, ſie beſtand eigentlich nur aus einem Wachkommando von ungefähr 50 Mann. Von dem Abzug erhofft man für das in Frage kommende Gebie wieder eine günſtige wirtſchaftliche Entwickelung. 88** Heute morgen iſt die Trikolore vom Dach des Mannheimer Schloſſes verſchwunden, über dem ſie ſo lange geweht hat und die rechtmäßige gelb⸗rot⸗gelbe Fahne der Heimat flattert über dem Wohnrieſen Carl Theodors. Auch die ſinnfälligſten Zeichen unſerer Unfreiheit im eigenen Hauſe, die Stacheldrahtſchranken, ſind be⸗ ſeitigt und frei und ungehindert flutet nunmehr wieder der Ver⸗ kehr durch das Wahrzeichen Mannheims. Die Grenzen des Ein⸗ bruchsgebiets ſind gefallen und endlich iſt der Zuſtand wieder ein⸗ getreten, wie er vor dem Ruhrkampf beſtand. Gleichzeitig mit Mannheim iſt auch Karlsruhe geräumt worden, ſo daß, abgeſehen von der nach dem Friedensvertrag zu duldenden Beſetzung des Kehler Brückenkopfes Baden wieder frei iſt, nachdem bereits der erſte Schritt am Tage nach der Unterzeichnung des Dawesab⸗ kommens durch die Zurückziehung der Beſatzung von Offenburg ge⸗ ſchehen war. Wer möchte es uns verdenken, daß wir darüber aufrichtige Freude empfinden? Umſomehr, als es jetzt ruhig ausgeſprochen werden darf, daß wir mehr als einmal das Gefühl gehabt haben, von Berlin verlaſſen worden zu ſein. Es iſt nun einmal ſo, daß man „in der Etappe“ nicht das richtige Verſtändnis dafür aufbringt, was an der Front zu ertragen, aber auch zu leiſten iſt. Dies gilt nicht von den leitenden Männern in der Reichsregierung, am aller⸗ wenigſten von der Perſon des Reichsaußenminiſters, aber für manche der nachgeordneten Stellen, die immer wieder darauf ge⸗ ſtoßen werden mußten, daß es neben widerrechtlich beſetzten Teilen Preußens auch noch Stücke heſſiſchen und badiſchen Gebiets gab, die unter dem vertragswidrigen Zuſtand zu leiden hatten. War es doch tief beſchämend, aber auch bezeichnend, daß die verantwortlichen Redakteure von Regierungskundgebungen und Verlautbarungen erſt durch dringende Telegramme der ſüddeutſchen Regierungen, Stadt⸗ verwaltungen, politiſchen und wirtſchaftlichen Körperſchaften darauf aufmerkſam gemacht werden mußten, daß es nicht nur um die Be⸗ freiung von Rhein und Ruhr allein handle, ſondern auch von Baden und Heſſen ginge. Doch wollen wir heute an dieſem Tage, den wir endlich nach vielen bangen und langen Monaten erlebt haben, nicht rechten und ſchmälen über Fehler der Vergangenheit. Wir empfinden aufrichtige Freude darüber, daß die Zeit der Fremdherrſchaft vorbei iſt und ſie keine tieferen Spuren im äußeren Geſicht unſerer badiſchen Heimat hinterläßt. Umſo ſchmerzlicher werden ſich aber noch auf lange Zeit die Wundmale bemerkbar machen, die der badiſchen Wirtſchaft geſchlagen worden ſind. Auch in moraliſcher Hinſicht werden wir noch Nachwirkungen zu verſpüren bekommen, die nun einmal mit jeder Beſatzung unvermeidlich verbunden ſind. Aber ſeis drum, nachdem der Zeitpunkt eingetreten iſt, deſſen Nahen wir ſeit dem 29. Auguſt faſt an den Stunden und Minuten abgezählt haben, erhebt ſich für uns die mahnende und gebieteriſche Pflicht, gemeinſam mit allen Kräften darauf hinzuarbeiten, daß die Folgen der Okkupation ſo ſchnell wie möglich überwunden werden. Der Wiederaufbau im kleineren Teil und in der engeren Heimat iſt das nächſte Ziel, dem wir unſere Kräfte widmen müſſen. Uns Badenern iſt die ehrenvolle Aufgabe zuteil geworden, die Wacht am Rhein in der Südweſtmark unſeres Vaterlandes zu halten. Das haben wir getan, ſtillſchweigend und treu in den Tagen der Not und Unfreiheit. Um wie viel leichter, aber auch um wie viel ſchöner, iſt jetzt die Bezwingung dieſer Aufgabe, wo es uns vergönnt iſt, mit als Erſte wieder die ſüße Luft der Freiheit zu atmen.„Baden wieder freil“ iſt ein Ruf, der alle Kräfte hebt und aller Willen beſeelt. Möge uns ein gütiges Geſchick vor einer Wiederholung der Vergangenheit der Jahre 1923 und 1924 bewahren. Jetzt gilt es der Arbeit für kommende Geſchlechter. Alle Hände ans Werk für Baden und Deutſchlandl K. F. Eine ausführliche Darſtellung der Beſetzung von Mannheim nebſt einer Karte, die eine Ueberſicht über die Okkupation gewährt. finden unſere Leſer an der Spitze des lokalen Teiles. Die wirt⸗ ſchaftliche Würdigung des Ereigniſſes enthält der heutige Han⸗ delsteil, Neuwahlen am 7. Dezember Die amtliche veroroͤnung Berlin, 21 Okt.(Amtlich.) Der Reichspräſident hal durch Berordnung vom 21 Oktober 1924 die Hauptwahlen zum Reichstag auf den 7. Dezember anberaumk. Im„aufgelöſten“ Reichstag EBerlin, 21. Okt.(Von unſerem Berliner Büro.) Den Reichs⸗ tagsabgeordneten iſt die Auflöſung durch ein immerhin eigen⸗ artig ſtiliſiertes amtliches Telegramm bekanntgegeben wor⸗ den In dieſem Telegramm heißt es:„Sitzung fällt infolge Auf⸗ löſung des Reichstags aus. Büro des Reichstags!“ Für zahlreiche bgeordnete hat die Auflöſung tatſächlich noch eine Ueber⸗ raſchung bedeutet. Bis zum letzten Augenblick hatten ſie immer noch auf einen Ausgleich gehofft. Nun ſieht es in dem de jure nicht mehr exiſtierenden Reichstag ein wenig wie in einem aufge⸗ ſtörten Bienenſchwarm aus.„Alt⸗Abgeordnete“ aller Parteien durchſchweifen Gänge und Reſtaurant. Mittags um 12 Uhr traten ie Deutſchnakionalen zuſammen. Ddie National⸗ ſozialiſten wollten ſich um 2 Uhr verſammeln und Zentrum um 5 Uhr. Am Mittwoch vormittag werden die Sozjaldemo⸗ kraten zuſammentreten, um ihren Wahlaufruf zu beſchließen. Die Bayeriſche Volkspartei tritt um 11 Uhr, die Kom⸗ muniſten um 1 Uhr und die Deutſche Volkspartei um 3 Uhr zuſammen. Heute fand dann noch eine Tagung des Reichsvorſtan⸗ des der Partei ſtatt. Der Sitzung wohnte auch ein Teil der bisherigen demokratiſchen Reichstagsabgeordneten und die Vorſtandsmitglieder der demokraliſchen Fraktion des preußi. chen Landtages bei. Der Parteivorſitzende Koch gab einen Ueber⸗ lick über⸗ die letzten Kriſenwochen. Dann ſprachen Erkelenz und Fiſcher. Hernach begann die Ausſprache. Der Reichswehrminiſter Geßler, der der Sitzung zunächſt beiwohnte, griff in die Debatte ni ein. Am Nachmittag ſoll der Reichsvorſtand den Wahlaufruf beſchließen. Wie verlautet, ſollen einige von den diſſentierenden bis⸗ rigen Mitaliedern der demokratiſchen Reichstagsfraktion, darunter frühere Miniſter Schiffer, nicht wieder kandi⸗ n. Eine Kundgebung der Deutſchnationalen 9 Die deutſchnationale Reichstagsfraktion erläßt eine undgebung, in der es heißt: „Wir haben am 4. Mai keinen vollen Sieg des natio⸗ Gedankens errungen. Darum muß noch einnat e pf! rden. Die nationale Rechte muß an Stärke gewinne. and den Ausſchla geben, Wahlmüdigkeit iſt diesmal Nega⸗ tion., Die Unßeue enen Monate haben genügt, den Parlamentaris⸗ mus, deſſen Unfruchtbarkeit wir vorausſagten, als Unmöglichkeit zu erweiſen. Der Reichspräſident, deſſen Platz immer noch nicht verfaſſungsgemäß nach dem Willen des Volkes beſetzt iſt, hat kein Verſtändnis gezeigt für die überparteiliche Aufgabe: dem Volke eine wirtte Regierung zu verſchaffen. Er hat die von ihm be⸗ wirkte Auflöſung ausdrücklich mit„parlamentariſchen Schwierig⸗ keiten“ begründet. Damit iſt zugeſtanden, daß der Parlamentaris⸗ mus nicht fähig war, zu regieren und nicht einmal fähig, eine Regierung zu bilden. Das neue Parlament wird die Aufgabe haben, einen ſolchen unfähigen Parlamentarismus zu überwinden. Wer die ſechs Elendsjahte miterlebt hat, ſeitdem unſere ſchwarz⸗weiß⸗rote Jahne ausgetauſcht wurde gegen die ſchwarz⸗rot⸗gelbe Trikolore der Demokratie, der weiß, daß wir recht hatten mit unſerer Behauptung: Eine iſt nur möglich ohne die Sozialdemokratie, fruchtbar nur im Kampfe gegen die Sozialdemokratie.“ Der Aufruf ſchließt:„Unſere Partei bleibt wie ſie war: mo⸗ narchiſch und v. iſch, chriſtlich und ſozial; über unſere Ziele bleiben wir uns einig; deutſch und national; unſere ruhm⸗ reichen Farben bleiben: Schwarz⸗Weiß⸗Rot; und unſer Wille iſt feſter denn je, ein Deutſchland zu ſchaffen, frei von jüdiſcher Herrſchaft und frei von Franzoſenherrſchaft, frei von parlamentariſcher kleinlicher und demokratiſcher Kapi⸗ talherrſchaft, ein Deutſchland. in dem wir und unſere Kinder wieder aufrecht und ſtolz unſere Pflicht tun wollen.“ Die preußiſchen Landtagswahlen El Berlin. 21. Okt.(Von unſerm Berliner Bülro.) Wie wir bören. wird der Landtag vorausſichtlich nocheine Woche zuſammen⸗ bleiben, um die Arbeiten zu erledigen. U. a. wird er eine Aen⸗ derung des Wablrechts vornehmen, durch die der im Reich übliche Einheitsſtimmzettel auch für Preußen eingeführt werden ſoll. Man iſt überzeuat, daß die Auflöſung entſprechend der Auffaſſung aller Parteien im Landtag ſich glatt vollziehen wird. Immerhin ſcheinen in Preußen noch keinerlei Vorkehrungen getroffen zu ſein 5 175 der Schon um deswillen wird ſich je Feſtſtellung des genauen Wahltermins ög üſſen. Mitte Dezember werden die Wahlen kaum ſtaftfinden. Mil dein Zu⸗ ſammentritt der neugewählten Parlamente in dieſem Jahr iſt natür⸗ lich nicht mehr zu rechnen. Vermutlich werden Reichstaa und preu⸗ Ziſcher Landtag ſich erſt zu Beainn des kommenden Jahres ver⸗ ſammeln. Wie es kam Ein alter Spruch will wiſſen, daß nie ſoviel gelogen wird wie nach der Jaad und vor einer Wahl. Man wird. nach unſern wieder⸗ holten Erfahrungen in den letzten Jahren, noch hinzufügen dürfen: auch während einer neudeutſchen Kriſe. Wobei es ziemlich aleich⸗ qültia bleibt. ob es ſich um eine Regierungs⸗ oder Parlamentskriſe bandelt. Im aroßen Durchſchnitt ſind die Parlaments⸗ oder Partei⸗ kriſen bei uns die häufigere Erſcheinunasform. Im Kabinett ſelber erzieht der Bethmanniſche„Zwana zum Schaffen“ zu einer gewiſſen Unparteilichkeit. Aber der Fraktionsgeiſt reißt, wie auch jetzt wieder, dieſe Arbeitsaemeinſchaft nicht ſelten unhold auseinander. Es wird alſo bei ſolchen Kriſen ein bischen viel von der Wahrheit abagewichen und wer gezwungen wäre. ein Bild von den Vor⸗ aängen ſich ledialich nach den umſchichtigen Anklagen zu machen, die einem in Preſſe und Verſammlungen begeanen, gewönne ſchiefe und doch wohl auch zu menſchenfeindliche Vorſtellungen. Wir leben ge⸗ wiß in einer Tränenwelt und haben durch Krieg und Revolution, Zuſammenbruch und Inflation Schaden genommen an Körper, Geiſt und Seele. Aber ſo ſteht es doch nicht. daß die im Reich zuſammen⸗ geſchloſſenen Deutſchen und ihre volitiſchen Parteien ſamt und ſon⸗ ders aus Böswilligen oder Trotteln ſich zuſammenſetzen. Es wird in Ilion gefündiat und außerhalb ſeiner Mauern. Der Abg. Erkelenz hat im letzten Heft der„Hilfe“ verſucht, den tieferen wirtſchaftlichen, pſychiſchen und ſoziologiſchen Zuſam⸗ menhängen nachzuſpüren, die nach ſeiner Auffaſſung hinter dieſer Kriſe ſchlummerben. Das war im einzelnen ſehr geiſtvoll, aber unbe⸗ dingt richtig war es kaum. Vielleicht kommt man der Wahrheit näher, wenn man ganz ſchlicht in den Parteimechanismus die eigent⸗ lich bewegenden Kräf e ſieht. Die Deutſchnationalen hatten, als ſie in die Wahlſchlacht zogen, ihren Wählern den Him⸗ mel auf Erden verheißen: ſchafft uns eine große Fraktion und es wird ſich alles, alles wenden! Die„große Fraktion“ iſt nun da, aber es hat ſich vom deutſchnationalen Standpunkt, bislang ſo gut wie nicht geändert. Da beginnen die Wählermaſſen unwillig und verdroſſen zu werden. Kaum eine Verſammlung vergeht, in der nicht aus dem Lande der Ruf erſchallte, geht in die Regierung, zeigt, was Ihr könnt. Gewiß gibt es daneben auch andere Stim⸗ men, ſolche, die ſich über die„Regierungstollheit“ der derzeitigen deutſchnationalen Führung aufhalten und ihr Abſtinenz und Oppo⸗ ſition um jeden Preis fordern. Aber das ſind doch vorwiegend die Leute des äußerſten Flügels, die ſchon mit einem Fuß im völki⸗ ſchen Lager ſtehen. Die Mehrheit der deutſchnationalen Wäh⸗ lerſchaft will unzweifelhaft die parlamentariſchen Möglichkeiten aus⸗ nutzen und ſo zur Macht gelangen. Dieſer Druck von draußen, der in der Zwiſchenzeit nicht ſchwächer wurde, hat ſeit dem Mal den Weg der Deutſchnationalen im Parlament beſtimmt. Seit Ausgang Auguſt bewahren ſie aber auch noch ein paar ſozuſagen ſichere Wech⸗ ſel in ihrem Treſor. Möglich, daß es gar nicht möglich geweſen wäre, ſie zu geben. Eingeweihte verſichern uns: eine Probabſtim⸗ mung, die kurz vor der entſcheidenden Plenarſitzung in der deutſch⸗ nationalen Fraktion vorgenommen wurde, hätte gezeigt, daß die Zahl der deutſchnationalen JanSager viel größer war, als ſie zur Durchbringung der Dawes⸗Geſetze vonnöten geweſen wäre Der Führung wären in jenem Moment die Zügel entglitten, an„Abkom⸗ mandierungen“ gar nicht zu denken geweſen. Man hätte bei der Kürze der Zeit einfach Schickſal und Zufall freien Lauf gelaſſen. Trifft dieſe Darſtellung zu, ſo hätten entrum und Deutſche Volkspartei, indem ſie den Deutſchnationalen Heranziehung zur Regierung verſprachen— in redlicher Abſicht und zu löblichem Ziel— doch wohl zu viel Eifer entwickelt. Dann wäre, ſelbſtver⸗ ſtändlich unter durchaus anderen Vorzeichen ihre Lage dem Schick⸗ ſal der Entente zu vergleichen, die Tſchechen und Ingoſlawen, zum Teil auch Italien, in der Hitze des Krieges territoriale Zuſicherungen gemacht hatte die zu löſen ihr, das haßerfüllte Frankreich ausge⸗ nommen, beim Fviedenſchluſſe nicht ganz bequem war. Man wäre alſo gewiſſermaßen in die Kriſe hineingeſtolpert... Vielleicht war es aber auch ander sl Das ändert nichts an der Tatſache, daß dieſe letzte Kriſe, die unerfreulichſte wohl von allen, die wir durchkoſten mußten, zur Un⸗ 95 ausbrach. Man hätte noch ein paar Monate warten, auch er demokratiſchen Fraktion Zeit laſſen ſollen, ſich und ihre Wäh⸗ lerſchaften auf das, was doch alle kommen ſahen, vorzubereiten. Vermutlich, wenn nicht wahrſcheinlich, daß dann vieles, woran man in dieſen unfruchtbaren Wochen die Zähne ſich ausbiß und was ſchließlich zu unüberſteigbaren Hinderniſſen ſich auswuchs, als Schemen ſich erwieſen und in den Winternebeln verweht wäre. Daß eine Regiecung aus allen bürgerlichen Parteien die Volks⸗ gemeinſchaft für Zeit und Ewigkeit zerriſſen und die De nokratie die geſchichtliche Aufgabe habe, dem zu wehren, iſt eine Vorſtellung aus den Anfängen unſeres neuen Staatsrechts, die inzwiſchen von der Sozialdemokratie ſelber zerſtört wurde. Sicher bleibt es ein Ziel, aufs innigſte zu wünſcher, daß man die So⸗ zialdemokratie mit anſpannt zu poſitivem Schaffen für dieſen Staat, den ſie doch ſelber bauen half. Aber nicht jeder Zeit oder, beſſer noch, 385 u allen Zeiten iſt die Sozialdemokratie dazu geeignet. Seit J 5 und Tag ſchon befindet ſie ſich in einer aus⸗ geſprochen rückläufigen Entwicklung. Sie hat die unabhängigen Elemente immer noch nicht verdart, aber ſie geht darauf aus, die Kommuniſten zu überwinden, indem ſie nach Möglichkeit ſich ihnen und ihren Forderungen angleicht und ganz bewußt von ſich aus die viel zitierte Kluft zwiſchen Bürgern und Arbeitern auf⸗ reißt. Auch das kann, die Dinge hiſtoriſch und auf lange Sicht betrachtet, unter Umſtänden ein durchaus verdienſtliches Uaterfan⸗ gen ſein. Aber es macht die Sozialdemokraten, wo es ſich um die großen Fragen der Politik handelt,(im einzelſtaatlichen Bereich lie⸗ gen die Verhältniſſe vielfach anders) unfähig zur Koalition mit bürgerlichen Parteien. Wer heute oder morgen im Reich mit der Sozialdemokratie ſich koalierte, würde vorausſichtlich die glei⸗ chen Erfahrungen machen, die in den letzten zwei Jahren nicht nur Herr Streſemann, die auch ſchon Dr. Wirth mit ihr machte. Ob die Deutſchnationalen beſſere Koalitionsgefährten dein würden, iſt freilich einſtweilen genau ſo fraglich. Vorderhand, bei den Ver⸗ handlungen, die man nun bald ein Jahr in Abſtänden mit ihnen führt, haben ſie eigentliche Koalitionsreife noch nicht erwieſen. Im⸗ mer noch lernten ſie nicht begreifen, daß Koalition Kompromiß und nochmals Kompromiß. Verzichten und Sichbeſcheiden heißt, find. Daß auch eine Fraktionsſtärke von 106 Mann von dieſem viel⸗ leicht ärgerlichen Kompromißzwang nicht befreit, ſowie daß man ſchon für ſich allein über die unbedingte Mehrheit verfügen muß, wenn man herriſch und unbekümmert um etwaige Weggenoſſen ſeine Anſprüche anmelden will. Dennoch(dies wurde geſchrieben bevor die letzte Entſcheidung fiel) hätte man einmal den Verſuch wigen ſollen. Der Himmel wäre wohl nicht gleich über uas eingeſtürzt. Kann ſein, daß man auch die Dentſchnationalen ſo an die praktiſche Arbeit auf dem Bo⸗ den des beſtehenden Staats gewöhnte, daß ſie als praktiſche Leute am Ende ſogar ihren Monorchismus in den Glasſchrauf zu an⸗ 2. Seite. Nr. 490 Neue Mannheimer FJeitung(Abend⸗Ausgabe) Dienskag, den 21. Oktober 1924 dern wehmütigen Andenken geſtellt hätten. Aber auch der Be⸗ weis aus dem Gegenteil wäre nicht zu verachten geweſen. Wäce es für unſere ganze Außen⸗ wie Innenpolitik nicht am Ende fruchtbar, wenn, man ollen andern Parteien, nun auch die Deutſch⸗ nationalen handgreiflich erwieſen hätten, daß auch ſie nur mit Waſſer zu kochen vermögen? R. B. * das Echo der Auflöſung im Ausland Paris V Paris, 21. Okt.(Von unſ. Pariſer Vertreter). 4 ur Auf⸗ löſung des Reichstages und zur Ausſchreibung r Neu⸗ wahlen äußert ſich die Morgenpreſſe in dem Sinne, daß Marx einen anderen Ausweg nicht mehr finden konnte. Unter dem Ein⸗ druck der Verwirklichung des Dawesplanes und dem Zuſtandekom⸗ men der deutſchen Anleihe wird nach der Meinung des„Matin“ die Regierung in den Wahlen den Siegüber die Oppoſi⸗ tion dapontragen. Man glauͤbt, daß ſich um das katholiſche Zen⸗ — eine Konzentration der gemäßigten Elemente ergeben Wird. Im linksrepublikaniſchen„Jeuvre“ wird Dr. Streſemann an ſeine Aeußerung in Frankfurt erinnert, die dahin lautete, daß die ——7 des Reichstages nicht wünſchenswert wäre. Das Blatt be⸗ zeichnet Streſemann als den Verbündeten der Nationaliſten, die eine Volksbefragung heute fürchten. Das Blatt wünſcht einen Erfolg der Idee des ſozialen Fortſchrittes und des Friedens unter den Völkern. Es rechnet auf einen politiſchen Umſchwung in Deutſchland, wie er ſich am 11. Mai in Frankreich einſtellte. Von dem Ausgang der deutſchen Reichstagswahlen wird nach Meinung des„Oeuvre die Einſtellung der franzöſiſchen Politik zu Deutſchland für die nächſten Jahre abhängig ſein. In dem Loucheur naheſtehenden„Petit Journal“ ſchreibt der Leitartikler Ray folgendes:„Wenn es in der kaiſerlichen, Republik Deutſchland republikaniſche Staatsmänner geben ſollte, ſo wäre es das beſte, wenn dieſe Männer dem deutſchen Volke die Frage vorlegen würden, ob es eine Republik oder eine Monarchie Deutſchlands wünſche. Es iſt natürlich ganz unwahrſcheinlich, daß eine ſolche Frage geſtellt wird, und wenn ſie geſtellt würde, ſo ſel 50 erwarten, daß die ſeit 5 Jahren vergiftete öffentliche Meinung eutſchlands endlich geſunden würde. Wir erwarten, daß man bei den Wahlen ene die Frage ſtellen wird, ob die Deutſchen für oder gegen den Dawesplan ſich erklären. Schon das wäre im eutigen Deutſchland als großer Fortſchritt und Beginn eines Hei⸗ ungsprozeſſes zu verzeichnen.“ Guſtav Hervé, der ſich in den letzten Tagen in ſeinem Blatt „Victoire“ als ein Monarchiſt aufſpielt, ſchreibt folgendes: „Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß wir den Sieg des republikaniſchen Ge⸗ dankens in Deutſchland bei den nächſten Wahlen erhoffen und wünſchen, und zwar deshalb weil die Republik der beſte Boden für dunkle Geſchäfte iſt und den größten politiſchen Sumpf, den man ſich überhaupt vorſtellen kann, bildet. Im Frankreich haben wir einen ſolchen Sumpf und wenn in Deutſchland die Sache eben 4 wird, dann kann man ſagen daß die beiden republikaniſchen Sümpfe ſich mitein⸗ ander gut ſtellen werden. Das„Echo de Paris“ ſchreibt:„Es iſt ſchwer ſchon jetzt zu ſagen, ob die Sozialdemokraten, die Demokraten und das Zentrum vor den Wählern den Sieg davon tragen werden, und ob dieſe Rechnung ſtunmt. Denn die rechts ſtehenden Politiker, unter denen auch Dr. Streſemanm mit ſeiner Volkspartei zu finden iſt, haben ſich wohl gehütet, den Dawesplan zu bekämpfen. Sie können heute ebenſo gut wie die Linksparteien ſich der Wohlfahrten rühmen, die Deutſchland daraus zieht. Das könne er ſogar mit beſſerem Recht tun als die Sozialdemokraten, die ſeit dem November 1923 nicht mehr zur Regierung gehören und die Aera jener wirtſchaft⸗ lichen und finanziellen Wiederaufrichtung für ſich in Anſpruch nehmen, mit der Frankreich und Belgien ernſtlich rechnen müſſen. Wir ſind weit davon entfernt, das von den Anhängern der neuen franzöſiſchen Politik geheiligte Kriterium anzuerkennen. Nach un⸗ ſerer Anſicht iſt die deutſche Sucht nach einer Revanche nicht nur in den rein nationaliſtiſchen Gruppen zu finden. Wir müſſen nicht vergeſſen, daß ein Demokrat wie Geßler von allen Regie⸗ rungen an der Spitze des Reichswehrmimiſteriums belaſſen wurde, und daß er an der Seite des Generals von Seeckt gearbeitet hat, um die Kontrolle der Alliierten zum Schiffbruch zu bringen und die Wiederaufrichtung des alten Heeres vorzubereiten. Der„Quotidien“ ſchreibt, man kann nur bedauern, daß die Auflöſung des Reichstages ausgeſprochen wurde, ohne daß das Reichskabinett nochmals vor das Parlament hingetreten iſt. Die Wahlſchlacht wird alſo mit ziemlich düſteren Bedingun⸗ gen ſich entwickeln. Der Reichstag vom 4. Mai iſt aus der Politik des nationalen Blocks und der Inflation hervorgegangen. Die Auf⸗ löſung des Reichstages iſt ein Ergebnis der franzöſiſchen Wahl vom 11. Mai, die einen großen Teil des deutſchen Volkes überzeugt habe, daß es der Mühe wert ſei, ſich der Reparations⸗ pflicht zu unterwerfen, um den Frieden zu erlangen. Wenn die kinksſtehenden Elemente diesmal in Deutſchland den Sieg davon tregen werden, dann wird der nächſte Reichstag ein Faktor des Friedens und der Völkerverſöhnung ſein. Italien Der„Meſſaggero“ widmet der Auflöſung des Reichstages eine ganze Spalte und ſchildert die Unmöglichkeit, unter den bis⸗ herigen Umſtänden eine Mehrheitsregierung zu bilden, ſodaß die Minderheiten der Mittelparteien die Regierung übernehmen mußten. Das Blatt hält es für wahrſcheinlich, daß die Mittelparteien durch die Neuwahlen geſtärkt am Ruder bleiben werden. Der bisherige Reichstag ſei allzuſehr eine Bildung der Inflation und der Ruhrbeſetzung geweſen.„Nuovo Paeſe“ ſagt, die Reichs⸗ tagsauflöſung ſei notwendig, weil die Deutſche Volkspartei zuſam⸗ men mit den Deutſchnationalen die Regierung geſtürzt hätte. England 2e: Condon, 21. Okt.(Von unſerem Londoner Mitarbeiter.) Die Meldung aus Berlin, daß die deutſche Regierung den Reichstag auf⸗ gelöſt habe, wird in hieſigen politiſchen Kreiſen als ein Ereignis von ſchwerwiegender Bedeutung für die inter⸗ nationale Politik angeſehen. Trotz der hier dem Höhepunkt entgegengehenden Wahlaufregung beſchäftigt man ſich mit der Frage, welche Folgen dieſer Schritt für die internationale Lage nach ſich ziehen werde. In liberalen und fortſchrittlich geſinnten Kreiſen hofft man, daß die breiten Maſſen des deutſchen Volkes ihren Spruch zu Gunſten der gemäßigten Parteien abgeben werden, die die gegenwärtige Regierung mit ihrer Verſöhnungs⸗ und Aufbaupolitik unterſtützt. Die„Times“ erklärt, die Entwickelung in Deutſchland ſei kein unbedingtes 5 politiſcher Untätigkeit. Die letzten Wahlen hätten ein abnormes Parlament mit einer faſt unbrauchbaren Partei⸗ zuſammenſtellung erzeugt. Die Regierung habe trotz des Geſchickes und der Befähigung von Marx, Streſemann und Luther faſt durch⸗ weg ſchlechtes Wetter gehabt. Die Wahl ſei die beſte Löſung. Das deutſche Volk würde im nächſten Dezember viel beſſer in der Lage ſein, ſeine Vertreter klug zu wählen, als während der Unſicherheit und Unruhen im letzten Frühjahr. Der Berliner Berichterſtatter des„Daily Telegraph“ ſchreibt: Jedem unparteiiſchen Beobachter erſchien die Auflöſuna des Reichstages als der einzige mit den eigenen Intereſſen Deutſch⸗ lands übereinſtimmende Weg. Der neue Reichstag werde ſicherlich ein lebensfähiges Kind ſein. Aber das Maß ſeiner Geſundheit werde zum größten Teil von den Ereigniſſen in den anderen Ländern bis zu den deutſchen Neuwahlen abhängig ſein. Der Verliner Berichterſtatter der„Daily News“ ſagt: Die Auflöſung beendigt das an die Poſſe grenzende unwürdige Schau⸗ ſpiel, das man in den letzten 4 Wochen erlebt habe, und durch das das parlamentariſche Regierungsſyſtem vollkommen in Mißkredit ge⸗ bracht worden ſei. Bei den kommenden Wahlen werde Deutſchland entſcheiden müſſen, ob die Republik ein lebensfähiger Faktor ſei, oder ob die Hohenzollern ſich auf die Rückkehr vorbereiten könnten.(27) Paris, 21. Okt. Die„Chicaao Tribune“ meldet von den Niagara⸗ fällen: In unmittelbarer Nähe der Niaaarafälle ſind zwei elektriſche Fernzüge zuſammengeſtoßen, die zwiſchen den Nigcgra⸗ fällen und Buffalo verkehren. Zwei Perſonen wurden ge⸗ tötet und 77 verletzt, darunter 4 tödlich. Herriot für die Wirtſchaſtsbefriedung Europas Miniſterpräſident Herriot hat geſtern abend einem Bankett beigewohnt, das aus Anlaß der Tagung des Vorſtandes der inter⸗ parlamentariſchen Handelsunion veranſtaltet worden war. Der franzöſiſche Miniſterpräſident wies auf die Bedeutung des Handels hin und ſagte angeſichts der Währungs frage: „Wir können den Wirtſchaftsfrieden, ja nicht einmal den allgemeinen Frieden wieder erlangen, wenn wir nicht dieſe Frage gelöſt haben.“ Seit dem Kriege ſeien die Völker, ſagte Herriot, ohne Verbindung untereinander. Die Schranken niederzureißen und die verſchiedenen Intereſſen wieder zu beruhigen, das ſei das von den Staatsmännern zu vollführende Werk. Es ſei nicht mehr möglich, von den großen Theorien des Freihandels oder des Protektionismus zu ſprechen. Man müſſe nach einer mittleren Löſung ſuchen, die gewiſſermaßen zu bſſeren Löſungen führt. Man müſſe durch Handelsverträge die Beziehungen wieder anknüpfen. Die franzöſiſche Regierung, der er vorſtehe, habe bewieſen, daß ſie ent⸗ ſchloſſen dieſen Weg beſchreiten wolle. Denn ſie habe in dieſer Rich⸗ tung die ſchwerſten Verhandlungen eingeleitet und ſie ſei zu wei⸗ teren Verhandlungen in dieſer Richtung bereit. Seine Regierung werde alle Vorſchläge, Ratſchläge und Anſichten anhören, die die in⸗ terparlamentariſche Union des Handels ihr geben wolle. Schließlich erinnerte Miniſterpräſident Herriot an das Wort La Martinez, daß der Handel eine„lukrative Diplomatie“ ſei. Aus dieſem Grunde nehme er die Mitarbeit der Handelsunion an.“ 8** Die franzöſiſch⸗belgiſchen Jollgegenſähe V Paris, 21. Okt.(Von unſ. 870 Vertreter.) In den franzöſiſch⸗belgiſchen Wirtſchaftsverhandlungen verlangten Frankreich hauptſächlich die Verminderung der Zoll⸗ ſätze für Wein und Luxusartikel, die nach Belgien ausgeführt wer⸗ den. Gegen dieſe franzöſiſchen Wünſche wehrt ſich Belgien mit Ent⸗ ſchiedenheit, hauptſächlich mit dem Hinweis, daß die Finanzlage Belgiens den ſtarken Import franzöſiſcher Luxusartikel nicht geſtatte. Belgien will an den bisherigen Zollſätzen nichts ändern. Die Ver⸗ handlungen ſind neuerdings zum ſtehen gelangt. Die Teuerung in Frankreich Erhöhung der Zeitungspreiſe V Paris, 21. Okt.(Von unſ. Pariſer Vertreter). In der geſt⸗ rigen Verſammlung der Pariſer ee wurde die Er ⸗ höhung der Zeitungspreiſe von 15 auf 20 Zentimes be⸗ ſchloſſen, mit der Begründung, daß die Verleger dieſe Maßnahme ſchon lange hätten ergreifen müſſen, weil die Papierpreiſe gegenüber der Vorkriegszeit auf das 6 bis 7fache geſtiegen ſeien. Man wollte aber dieſe Verteuerung ſo lange wie möglich hinausſchieben. Da aber in der letzten Zeit ein ſ res Defizit gekommen ſei, ſo müßte man zu dieſen bedauerlichen Maßnahmen übergehen. Bekannt iſt uns, es der nationaliſtiſchen Preſſe durch die von Poincare gewährten Zuſchüſſe und Erleichterungen bei der Beſchaffung von billigem Papier möglich war, den Preis von 15 Zentimes noch auf⸗ recht zu erhalten, zu einer Zeit, in der die linksrepublikaniſche Oppo⸗ ſitionspreſſe bereits 20 Centimes verlangen mußte. Erſt jetzt ſieht ſich die führende Boulevardpreſſe genötigt, nach Streichung der Erleichterungen und Subventionen zu denſelben Maßnahmen über⸗ ugehen, die die linksrepublikaniſchen Blätter ſchon ſeit 6 Wochen dur e en gezwungen waren. Ein weißer Rabe Victor Marguerithe fordert in der„Ere Nouvelle“ enec⸗ giſch die Oeffnung der Archive, für die die Liga für Mea⸗ ſchenrechte jüngſt in einem Briefe an Herriot eingetreten iſt. Die⸗ ſes Erſuchen ſei begründet, denn die meiſten Franzoſen hätten weder die deutſchen Dokumente, noch das Schwarzbuch der Sowjers geleſen.„Oeffnet die Archive“, ruft Marguerithe aus,„in denen die von Delcaſſe und Paleologue ſchlum⸗ mern, und gebt der Geheimdiplomatie den Todesſtoß. Antwortet, es ſich gehört, auf das kluge Verlangen der Liga für Menſchen⸗ rechte!“ 75 N der polniſche Kriegsminiſter in Paris Ein franzöſiſch⸗ polniſcher Kriegshafen VParis, 21. Okt.(Von unferm Pariſer Vertreter.) Der hier weilende volniſche Kriegsminiſter Sikorski iſt beauftraat, mit der franzöſiſchen Regierung über die Sicheruna der Seeverbin⸗ dungen zwiſchen Frankreich und Polen Verhandlungen zu führen. Dieſe Verbindungen führen ſelbſtverſtändlich über das bal⸗ tiſche Meer. Wie der„Matin“ mitteilt, handelt es ſich darum, für Polen einen Hafen für militäriſche Zwecke zu finden, da Danzig hierfür nicht zu gebrauchen iſt. Am Samstaa wurde hier ein Ab⸗ kommen zur Oraaniſieruna eines franzöſiſch-polniſchen Kriegshafens in Gdynia unterzeichnet. Die erſten Arbeiten werden in Kürze beainnen und raſch vorwärts ſchreiten. Zahlreiche franzöſiſche Geſellſchaften ſind an dem Werk beteiligt. Der Hafen wird eine Unterſeebootsſtation erhalten, um die angeblich durch deutſch⸗ruſſiſche Streitkräfte bedrohte Beweaunasfreiheit im baltiſchen Meer zu ſichern. Die Deutſchen und die Ruſſen ſollen, wie der „Matin“ behauptet, bereits eine Verſtändigung in ihrer aemein⸗ ſamen Marinepolitik erzielt haben. Das Boulevardblatt berichtet von deutſch⸗ruſſiſchen Kriegsmanövern unter einer einheitlichen Führung. Der Krieasminiſter Sikorski ließ ſich intervlewen und er⸗ klärte, daß Polen an der durch Frankreich erariffenen Initiative den europäiſchen Frieden im Oſten zu ſichern energiſch mitarbeiten wolle. Die polniſch⸗franzöſiſche Entenke yVParis, 21. Okt.(Von unſerm Pariſer Vertreter.) Zu der An⸗ weſenheit des volniſchen Krieasminiſters Sikorski iſt noch mitzuteilen, daß der Miniſter geſtern in Cherboura verſchiedene Hafeneinrichtungen beſichtigt hat, die mit den neuen Abmachungen im Zuſammenhana ſtehen. Er hat bei dieſer Gelegenheit den pol⸗ niſchen Waffentransvort auf dem neuen Dampfer Warta beſichtiat. General Sikorski erklärte vor franzöſiſchen Preſſevertretern, daß ſich Frankreich gemeinſchaftlich mit Polen gegen ſede Aen⸗ der öſtlichen Grenzen entſchieden zu Wehr ſetzen wird. Jaghlul wieder in flegypten 2 Condon, 21. Okt.(Von unf. Londoner Vertreter.) Aus Alexandrien wird gemeldet, der Empfang Zaghlul Paſchas, der am Sonntag dort mit ſeiner Gemahlin auf dem Paſſagierdampfer„Sphinx“ eintraf, geſtaltete ſich zu einer großen Volks! nſtration. Nach der Ankunft empfing Zaghlul Paſcha ſeine Anhänger. Er hatte dann eine Audienz beim König, Abends war er Gaſt in einer Geſellſchaft parlamentariſcher Mitglie⸗ der. Er dankte in einer Anſprache für den warmen Empfang trotz des Umſtandes, daß er ſein Programm nicht erfüllt habe. Mac⸗ donald habe in ſeinem Blaubuch ſein Geſuch ausgelaſſen, den britiſchen Oberkommiſſar für Aegypten zum Rang eines Miniſters herabzuſetzen. Er beharre auf ſeinemrogramm der völli⸗ gen Unabhängigkeit Aegyptens und des Sudans. In den Vorſtädten kom es während der Abweſenheit der Poli⸗ zei, die zur Bewachung der Fahrtroute Zaghlul Paſchas aufgeboten war, zu Unruhen. Räuber haben die Häuſer von Ausländern mit Steinee beworfen und die Bewohner bedroht. Zaghlul Paſcha ging geſtern nach Kairo. Ein Unfall in der amerikaniſchen Marine Waſhington, 21. Okt. Das Marineminiſterium teilt mit, daß bei einer Schießübung des Aufklärungskreuzers„Trenton“ hol Kap Henry infolge einer Exploſion 3 Mann getötet und 18 ſchwer verbrannt worden ſind. Nneue Ehrungen der Feppelinfahrer (Spezialkabeldienſt der United Preß) Newyork, 21. Okt. Die Zeppelinbeſatzung, unter Führung Dr. Eckeners und ſeiner Offiziere, war am Montag abend Gaſt des Kapitoltheaters in Newyork, des größten Kino⸗ theaters der Welt, das ihnen ein Ffieen gab. Als die deut⸗ ſchen Ehrengäſte eintraten, ſtanden die Tauſende, die das Theater füllten, auf und brachten ihnen eine ſtürmiſche, nicht endenwol⸗ lende Opation dar. Gezeigt wurde der 1. Film, der von der Ueberfahrt über den Atlantik aufgenommen worden war. Dr. Eckener dankte für die Begrüßung und ſagte:„Wir waren, als wir Deutſchland verließen, zweifelhaft, welche Begrüßung wir wohl in den Vereinigten Staaten bekommen würden. Der Empfang, der uns zuteil geworden iſt, übertrifft jedoch alle unſere Erwartungen. Ich hoffe, daß die deutſchen und amerikaniſchen Offiziere des Zeppe⸗ lins durch ihr Zuſammenarbeiten dazu beitragen werden, engere und freundlichere Beziehungen zwiſchen beiden Völkern herzuſtellen. Schlechtke Unterbringung in Lakehurſt (Spezialkabeldienſt der United Preß) Lakehurſt, 21. Okt. Die Unterbringung des Z. R. 3 in Lakehurſt iſt wegen der Wetterbedingungen hier doppelt ſo ſchlecht als wie es in Friedrichshafen war. Dies iſt die Anſicht des für das Luftſchiff dort verantwortlichen Kapitäns Klein, der damit einem Vertreter der United Preß die Behauptung des Kapi⸗ täns Lehmann von der alten Beſatzung beſtätigte. Dennoch wird das Luftſchiff zunächſt nicht von der Station Lakehurſt entfernt wer⸗ den, bevor die für die Auffüllung benötigte Menge Helium aus Texas eingetroffen iſt. Die Amfüllung des Luftſchiffes Spezialkabeldienſt der United Preß) Jort Worth, 21. Okt.(Texas.) Ein Sonderzug von 24 Waggon, der mit 1400 Metallbehältern beladen iſt, worin ſich zwei Millionen Kubikfuß Helium befinden, iſt nach Lakehurſt abgegangen, um den Zeppelin dort neu aufzufüllen. Amerika und die geplante Verftzerſtörung (Spezialkabeldienſt der Unidet Preß) Waſhington, 21. Okt. Die Vereinigten Staaten werden es zweifellos ablehnen, zugunſten Deutſchlands zu inter⸗ venieren, falls ſie darum gebeten werden ſollten, um die Fried⸗ richshafener Werft vor der Zerſtörung zu bewahren. Andererſeits ſieht man die Möglichkeit einer Art offizieller Erklärung voraus, die den deutſchen Standpunkt unterſtützen würde, wobei die Regierung zugleich einen klugen Schritt unternehme, um die deutſch⸗ amerikaniſchen Stimmen ſich zu ſichern. Die öffentliche Mei⸗ nung iſt in dieſer Frage Deutſchland günſtig. Auch in Armee⸗ und Luftfahrtkreiſen iſt man dafür, während die Marinekreiſe geteil⸗ ter Anſicht ſind. 775 N Aus dem amerikaniſchen Wahlkampf (Spezialkabeldienſt der United Preß.) Newyork, 21. Okt. Der hat ein vergiftendes Moment dadurch erhalten, daß das religiöſe Moment in die Erörterung hineingezogen worden iſt. Gouverneur Walker von Georgia hielt eine Anſprache vor dem Ku⸗Klux⸗Klan, worin er erklärte, daß die Katholiken einen unberechtigten Einfluß unter der Regierung des verſtorbenen Präſidenten Wilſon durch deſſen katholiſchen Privat⸗Sekretär Tumulty ausgeübt hätten. Tumulty hat dieſe Beſchuldigung entrüſtet zurückgewieſen und beſtreitet, daß die Wilſonſche Verwaltung irgend eine Voreingenommenheit zu⸗ gunſten der Katholiken gezeigt hätte. Die Walkerſche Rede iſt eine Verleumdung des toten Wilſon. Die Frage hat die Oeffentlichkeit ſehr In iriſchen und italieniſchen, aber auch in amerikaniſchen katholiſchen Kreiſen iſt man über die katholikenfeindliche Haltung des Ku⸗Klux⸗Klan ſehr entrüſtet, zumal man befürchtet, daß es bet wörtlichen Angriffen nicht bleiben wird, ſondern, raß bei der be⸗ kannten gewalttätigen Geſinnung äußerſt zahlreicher Ku⸗Klux⸗Klan⸗ Mitglieder es leicht zu Handgreiflichkeiten und Schlimmerem kom⸗ men kann. Japan unterſtützt Tſchang ⸗Tſo⸗lin 2 London, 21. Okt.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Aus Peking wird gemeldet: Infolge Tſchang Tſo⸗lins Unter⸗ ſtützung durch Japan iſt in der Pekinger Regierung gegen den Feldherrn von Mukden eine ernſte Wendung eingetreten. Der Miniſter des Aeußeren, Wellington Koo, hat eine Warnung an Japan gerichtet, ſich nicht in den Kampf mit Tſchang Tſo⸗lin ein⸗ zumiſchen. Man weiß in Peking, daß Japan den militäriſchen Ope⸗ rationen der chineſiſchen Regierung in Mukden Widerſtand bereitet. Auch im Süden iſt die Lage noch kritiſcher und man erwartet ſtündlich den Ausbruch eines Kampfes zwiſchen Canton und den NDummer⸗Truppen wegen der Beuteverteilung. Letzte Meloͤungen Die ſerbiſche Regierungskriſe gelöſt? Belgrad, 21. Okt. Die Kammer iſt geſtern zu einer ordentlichen Seſſion zuſammengetreten und hat die Wahlen vorgenommen. Der bisherige Präſident der Skuptſchina Lyuba Jowano⸗ witſch wurde mit 233 Stimmen von insgeſamt 259 abgegebenen Stimmen wiedergewählt. In parlamentariſchen Kreiſen iſt man der Anſicht, daß die Kriſe durch das Verbleiben des Kabinetts Davidowitſch im Amt gelöſt werden wird. Der engliſch-ruſſiſche Vertrag 2 London, 21. Okt.(Von unſerm Londoner Vertreter.) Aus Moskau wird gemeldet, daß das Zentralexekutivkomitee angeſichts der Kriſe in England die Ratifizierung des engliſch⸗ ruſſiſchen Vertrags vertagte. Es billigte die Einzel⸗ heiten desſelben, beauftragte aber die Regierung, keine weiteren Konzeſſionen zu machen. Die Reichspoſt wieder Ueberſchußbelrieb Nach einer Denkſchrift des Reichspoſtminiſteriums hat der Ueberſchuß im Betriebe der Reichspoſt im Monat Februar 38,1 Millionen Goldmark betragen, im März dagegen war ein Zuſchuß von 124,8 Millionen Goldmark erforderlich. Im neuen Rechnungsjahre ab 1 April ſind keine Zuſchüſſe mehr notwendig geweſen. Der Aprilüberſchuß betrug 13,7 Millionen, der Ueberſchuß im Mai 19,3 Millionen, der des Juni 3,5 Millionen, der Juliüberſchuß 48 Millionen und im Auguſt wurde ein Uleberſchuß von 8,5 Millionen Goldmark erzielt. Der Geſamtüber⸗ ſchuß ſeit Beginn des Rechnungsſahres 1924 beläuft ſich nahezu auf 50 Millionen Goldmark. Tagung der großdeutſchen Volksgemeinſchaft Eine Vertretertagung der großdeutſchen Volksgemein⸗ ſchaft in München, in der der erſte Vorſitzende Hermann Eſſer referierte, legte ein Treugelöbnis für Hitler ab, in dem ſie ihn als den einzigen und oberſten Führer anerkennt. Ferner wurde auf der Tagung betont, daß ſich in dem Treueverhältnis der groß⸗ deutſchen Volksgemeinſchaft zu General Ludendorff nicht das gerinaſte geändert habe. Eſſer machte u. a. die Mitteilung, daß die großdeutſche Volksgemeinſchaft grundſätzlich bereit ſei, ſich einem zu bildenden Landesverband Bayern der nationalſozialiſtiſchen Frei⸗ heitsbewegung einzugliedern, wenn dabei die nationalſozialiſtiſchen Srundſätze ſtreng gewahrt bleiben. — 1 Dienstag, den 21. Oktober 1924 * 3. Seite. Nt. 40 der Freigabe der beſetzten Gebietsteile Auf dem Mittelbau des Schloſſes weht wieder die 4 badiſche Flagge. Die Franzoſen ſind, wie bereits im Mittags⸗ blatt gemeldet wurde, heute vormittag abgezogen. In den letzten 1 Tagen ließen deutliche Anzeichen auf die baldige Räumung der am 3. März 1923 beſetzten Mannheimer Gebietsteile kanne dn Die Sonntagsſpaziergänger konnten die erfreuliche Wahrnehmung machen, daß die Stacheldrahtverhaue zwiſchen den beiden Wach⸗ häuschen am Eingang zum Schloßplatz und am Ballhaus beſeitigt worden waren. Es entſprach dem Wuaſche der Behörden, daß wir bisher von dieſen Abzugsvorbereitungen nichts berichteten. Trotzdem hatte die Kunde, daß die Franzoſen heute Mannheim verlaſſen woll⸗ ten, ſich in der Einwohnerſchaft ſo ſtark verbreitet, daß ſchon in der achten Stunde ſich die müßige Neugierde in der Nähe des Schloſſes bemerkbar machte. Die Polizeibehörde hatte, um Demonſtrationen . im Keime zu erſticken, umfanareiche Vorbereitungen getroffen. Schon um halb 7 Uhr wurde die Umgebung des Schloſſes unter Leitung des Nolizeirats Weigel ohoeſperrt. Die Schublente ſtanden an der Ausmündung der Breiteſtraße. Wer die Schloßplanken paſſieren wollte, wurde nicht daran gehindert, durfte aber nicht ſtehen bleiben. Um halb 8 Uhr rückte eine franzöſiſche Truppenabteilung von etwa 50 Mann mit mehreren Bagagewagen über die Rheinbrücke nach Ludwigshafen ab. Um.15 Uhr wurde der Neckarſtadt⸗ Bahnhof geräumt. Sämtliche Truppen, die im Mannheimer Gebiet verteilt waren, hatten ſich im Schloßhofe zu verſammeln. Gegen 10 Uhr ſtanden hier ſämtliche Abteilungen zum Abmarſch bereit. Die Anſammlungen des Publikums in der Umgebung des Schloſſes waren nicht allzu ſtark. Wir hätten es allerdings lieber geſehen, wenn die Polizei ganz überflüſſig geweſen wäre. Die Schloßuhr zeigte 10 Minuten noch 10 Uhr, als die Trikolore, die ſo lange zum Mißvergnügen der Mannheimer ſich auf dem Mittelbau des Schloſſes gezeigt hatte, unter den Klängen der Marſeillaiſe niedergeholt wurde. Nach einer Anſprache des Kommandeurs ſchulterten die in Marſchformation zu beiden Seiten des Denkmals aufgeſtellten Truppen das Gewehr, die Clairons ſetzten ein und unter dieſen Klängen marſchierten die Franzoſen durch das Mittelvortal der Rheinbrücke zu. Die Ueber⸗ gabe, bei der als Vertreter der badiſchen Staatsregierung Amtmann Wagner vom Bezirksamt und Bauoberinſpektor Althäuſer 7 vom Bezirksbauamt zugegen waren, wurde durch einen General aus Landau ohne jede Förmlichkeit vollzogen. Um 10.20 Uhr wird an der Stelle, wo über ein Jahr die Triko⸗ lore flatterte, die badiſche Flagge gehißt. Ein weitſchallendes Hurrah aus den Reihen des, Publikums begrüßt dieſen hiſtoriſchen Vorgang. Dann gibt die Polizei den Zugang zum Schlaſſe frei, das nunmehr unbehindert durch Stacheldraht wie vor der Beſetzung be⸗ treten werden kann. Wie wir hören, ſind die Räumlichkeiten, die 1 von den Franzoſen mit Beſchlag belegt waren, in ordnungsmäßigem Zuſtande übergeben worden. Die Abnützung muß allerdings be⸗ rückſichtigt werden. Die Rheinauer Hafenanlagen ſind heute morgen ebenfalls freigegeben worden. Die in Rheinau in einer Stärke von etwa 80 Mann ſtationierten franzöſiſchen Truppen zogen gegen 8 Uhr in der Richtung nach Mannhejm ab. Im Mann⸗ heimer Hafengebiet bleibt vorerſt noch der Poſten ſtationiert, der ſchon vor dem Einſetzen des paſſiven Widerſtandes von Ludwigs⸗ hafen aus dorthin vorgeſchoben worden war. Die Beſchlag⸗ 1 ſchiffahrt auferlegten Verkehrsbeſchränkungen. Die Kontrolie 1 des Schiffsverkehrs vollzieht ſich wieder in der vor dem 11. Januar 1923 üblich geweſenen Weiſe. Das Hauptzollamt wurde ge⸗ ſtern nachmittag zwiſchen—5 Uhr freigegeben. Die Kunde von dem Abzug der Franzoſen verbreitete ſich in der Stadt mit Blitzesſchnelle. Ueberalb ſah man freudige Geſichter. „Sebaſtian. ſe gehe!“ rief ein Paſſant dem anderen zu, als wir uns gegen 10 Uhr dem Schloſſe näherten. Aus den geöffneten Fenſtern des Luiſeninſtituts erſcholl, als ſich die badiſche Flagge zeigte, von — hellen Mädchenſtimmen geſungen, das Deutſchlandlied, das durch ein Rheinlied abgelöſt wurde. In den Straßen erſchienen ſchon in der⸗ Vormittagsſtunden einige Fahnen. Das Landgericht befand ſich unter 5 48 den erſten, die ihrer Freude über die Vefreiung Mannheims auf dieſe Weiſe Ausdruck gaben. ̃ 2 Ein RNückblick Die Beſetzung des Mannheimer Hafengebietes wurde am Samstag. 3. März 1923 in der Frühe durch eine etwa 1000 Mann ſtarke franzöſiſche Truppenabteilung vollzogen. Die Be⸗ ſetzungszone erſtreckte ſich im Norden bis zur Luzenberaſchule auf dem Waldhof, im Oſten bis zur Friedrichsbrücke und umfaßte das Rheinvorland, den Mühlau⸗ und Binnenhaſen, den Verbindungs⸗ kanal, den Neckar⸗ und Induſtriehafen. Die in dieſem Gebiete be⸗ findlichen öffentlichen Gebäude, Hauptzollamt und Elektrizitätswerk, ſowie die geſamten Brückenzuaänge wurden militäriſch beſetzt. Die * 5 Zahl der franzöſiſchen Poſtierungen rechts des Rheines betrua ſchon 1 bisher vier. Dieſe Poſten befanden ſich im Rheinau⸗, Mühlau⸗ und Induſtriehafen, ſowie am Neckarvorland. Ihre Stärke, die urſprüng⸗ lich etwa 10—15 Mann betrug. hat ſich mit der Ruhrbeſetzung au' etwa 30—40 Mann erhöht. Mit der Beſetzung des Hafengebiets wurde gleichzeitig der Verkehr mit dem Zentralgüterbahnhof und der Eiſenbahnverkehr über die Rheinbrücke unterbunden. In der Hilda⸗ ſchule in der Neckarſtadt mußte der Schulbetrieb eingeſtellt werden da die Franzoſen im Laufe des Vormittaas damit begannen, aus den Schulzimmern im Parterre die Bänke zu entfernen. Eine Abteilung von 30 Mann beſetzte die Turnhalle der Luzenberaſchule. Im Elek⸗ trizitätswerk wurde von 12 Mann das Pförtnerhaus mit Beſchlag belegt. Im Zollhafen wurden alle Waren beſchlaanahmt. Der Zu⸗ tritt zum Hauptzollamt wurde nicht geſperrt. Im Neckar beſchlag⸗ nahmten die Franzoſen das der Rhein⸗ und Seeſchiffahrtsgeſellſchaft gehörige Kranſchiff„Mannhbeim 72“ und beleaten es mit einer Wache. Der Stadtrat verſammelte ſich mittags zu einer außer⸗ ordentlichen Sitzuna, in der„feierlicher Proteſt gegen die rechtswidrige Beſetzung von Teilen des Stadtgebietes durch die fran⸗ zöſiſche bewaffnete Macht“ und„gegen die Beanſpruchung und Be⸗ ſchlagnahme von Eigentum der Stadt und ſtädtiſcher Bürger“ erhoben würde. Die Bürgerſchaft wurde gebeten Ruhe und Beſonnenheit zu bewahren und nur den Anordnungen der deutſchen Behörden Folge zu leiſten. Der Landeskommiſſär, der auf Einladung der Sitzung beiwohnte. ſchloß ſich dieſer Erklärung im Namen der ſtaatlichen Verwaltungsb⸗hörde an. Ddie badiſche Reagierung nahm ebenfalls im Laufe des Vormittags zu der weiteren Beſetzung badi⸗ ſchen Gebiets Stellung. Es liegt. ſo heißt es in der amtlichen Kund⸗ gebung, kein Anlaß vor, wegen der Beſetzung der Häfen von Karls⸗ ruhe und Mannheim die Ruhe zu verlieren. Die badiſche Bevöl⸗ keruna muß wiſſen, daß ſie als Teil des deutſchen Volkes mit an den Folgen der ſchweren durch Frankreich vrovozierten Auseinander⸗ ſetzung tragen muß. bis in der Welt die Geſetze der Vernunft und Gerechtiakeit wieder Geltung haben werden. Von der Abſicht, die ſafenanlagen vom Mannheim und Karlsrube zu beſetzen. haben die franzöſiſchen Militärbehörden weder den Stadträten dieſer beiden Städte noch der badiſchen Regieruna Keyntnis geaeben. Im politiſchen Wochenrückblick wird ausgeführt. daß die Ueber⸗ raſchung. die den Bewohnern von Mannbeim und Karlsruhe und ihren heſſiſchen Nachbarn durch den Beſuch der Franzoſen in den Rheinhäfen und auf den Darmſtädter Werkſtätten beſchert worden iſt. nicht ganz unerwartet komme. Nachdem ſchon die Beſetzuna der ſogen. Flaſchenhälſe“ zwiſchen den drei Brückenköpfen Köln, Koblenz der Zollinſe die Herſtellung einer lückenloſen Grenze erforderlich iſt es nur eine loaiſche Weiterentwicklung. daß auch das zwi⸗ e und Köln gelegene rechtsrheiniſche de * wie i d. die rre gen von nahme der Fahrzeuge iſt aufgehoben, ebenſo alle der Rhein⸗ und Mainz mit der Vearündung erfolat war. daß die Durchführung verſtärkter Weiſe dem neuen Zollaürtell mer es nicht für nötig neue Mannheimer Jeituna(Abend⸗Ausgabe] bzug der Jranzoſen aus Maunheim Heſſen und Baden zu benachrichtigen, iſt ein Schönheitsfehler, der uns ſchon aar nicht mehr auffällt. Wer ſich, wie der General Deaoutte, auf den Standpunkt ſtellt. daß Frankreich, wenn es im Recht zu ſein alaubt, es dann auch ſelbſtverſtändlich iſt. braucht für derartige Schritte, wie es die Neubeſetzungen ſind, gar keine weitere„recht⸗ liche“ Begründung. Aber von dem Rechte, dem armen geqauälten und mißhandelten, iſt auch heute nicht mehr die Rede, denn die Macht geht vor Recht und— Deutſchland iſt machtlos. Die fran⸗ zöſiſche Bearündung für die neuen Beſetzungen iſt in einer am alei⸗ chen Abend dem deutſchen Geſchäftsträger in Paris überreichten Note wie folat niedergeleat:„Dder Rhein⸗Hernekanal. deſſen von Sabotage beſchädigten Schleuſen durch die Bemühungen der fran⸗ zöſiſchen und belaiſchen Behörden wieder in Ordnung gebracht wor⸗ den ſind. iſt durch abſichtliche Verſenkuna von Kähnen aeſperrt worden. Die franzöſiſche Regierung hat beſchloſſen, als Vergel⸗ tunasmaßnahmen die Häfen von Mannheim und Karlsruhe und die Eiſenbahnwerkſtätten von Darmſtadt zu be⸗ ſetzen.“ Dder Reichskanzler richtete anläßlich der Beſetzung Mannheimer Gebietsteile an den badiſchen Staatspräſi⸗ denten folgendes Telearamm: Mit tiefer Empörung habe ich Ihre Mitteilung über die Be⸗ ſetzung des Hafengebiets der Stadt Mannheim und über die Bedrohung von Badens Hauptſtadt er⸗ halten. Ich bitte Sie, Herr Staatspräſident, der badiſchen Reaie⸗ runa ſowie den ſchwer bedrohten Städten und dem geſamten badi⸗ ſchen Lande den Ausdruck der treueſten Anteilnahme der Reichs⸗ regierung zu übermitteln. Wir werden alles tun. was in unſerer Kraft ſteht, um die ſchweren Prüfungen. mit denen franzöſiſche Willkür wie in früheren Zeiten deutſcher Not den Südweſten unſeres Vaterlandes jetzt wieder heimſucht. nach Möolichkeit zu lindern. In Geſinnung und Tat wird das deutſche Volk den Ba⸗ denern ihre Treue und Standhaftiakeit danken. Wir wiſſen heute, daß dieſe Proteſte bei den Franzoſen völlig wirkunaslos verhallt ſind. Handelskammerſundikus Dr. Ulm hat kürzlich dargelegt. welche kataſtrophalen Einwirkungen die Ab⸗ ſchnüruͤna der Mannheimer Lebensader auf unſer Wirtſchafts⸗ leben ausgeübt hat, wobei nicht überſehen werden darf, daß die Reichsregierung die in dem vorſtehenden Teleagramm zugeſaate tat⸗ kräftige Hilfe bei weitem nicht in der wünſchenswerten Weiſe ge⸗ währt hat. Es braucht nur auf die Benachteiliaung Mannheims durch die Eiſenbahntarifgeſtaltung verwieſen zu werden. Mit der Beſetzung des Mannheimer Hafengebiets verſchärften ſich aleichzeitig die Schikanen im Rheinbrückenverkehr. Am Montag, 5. März 1923 wurde die Brücke auf die Dauer von 4 Tagen völlig geſchloſſen, ſodaß hunderte von Pfälzern, die ſich ins Rechtsrheiniſche begeben hatten. nicht mehr in die Heimat zurückkonnten. Das aleiche war auf'der Ludwiashafener Seite der Fall. Dieſe rückſichtsloſen Sverren, die in das eng verbundene Wirtſchaftsleben der Schweſter⸗ ſtädte empfindliche Störungen trugen, haben ſich ſeitdem in kürzeren oder längeren Zwiſchenräumen wiederholt. Erſt ſeit Aufgabe des vaſſiven Widerſtandes iſt eine gewiſſe Stetiakeit in der Handhabung der Brückenſperre zu beobachten. Die Einreiſe in die Pfalz durch Rechtsrheiner bewegte ſich in ſehr engen Grenzen. da Jeder. der nicht unbedinat aus geſchäftlichen und familiären Gründen im be⸗ ſetzten Gebiet zu tun hatte, auf eine Ueberſchreitung des Rheines ver⸗ zichtete. Vor kurzem iſt bekanntlich eine weſentliche Erleichterung dadurch eingetreten. daß der Beſitz eines Perſonalausweiſes oder eines Reiſepaſſes genüat. Am Donnerstag, 8. März 1923 wurden in Vervollſtändiaung des Zollaürtels die 85 Rheinauer Hafenanlagen beſetzt Kurz vor 3 Uhr nachmittaas wurde eine etwa 200 Mann ſtarke Ab⸗ telluna Franzoſen an der Altriper Fähre gelandet. Von hier mar⸗ ſchierten die Franzoſen, die von Ludwiagshafen aus auf Dampfern bis zur Landunasſtelle befördert worden waren, durch die Rhenania⸗ ſtraße nach Rheinau, wo auf dem Güterbahnhof der geſamte Verkehr geſperrt wurde. Im Gebäude der Güterabfertiaung wurden die unteren Büroräumlichkeiten beſchlagnahmt und nach zwei Stunden bezoden. Ebenſo beſchlaanahmten die Franzoſen im Rheinauer Zoll⸗ amt die Büroräumlichkeiten, in der Sunlichtſeifenfabrik den Arbeiter⸗ ſpeiſeſaal und im Elektrizitätswerk die Kantine. Die Abſchnürung der geſamten Rheinauer Hafenanlagen war ſchon abends vollzogen. Der Perſonenverkehr auf der Strecke Mannheim—Schwetzingen wurde nicht behindert. Am aleichen Tage verhafteten die Fran⸗ zoſen zehn Kommuniſten, die in der Nähe der Hildaſchule Plakate in deutſcher und franzöſiſcher Sprache angeklebt hatten. Die Plakate waren hauptſächlich zum Leſen für die in der Hildaſchule ein⸗ auartierten Franzoſen beſtimmt. Die Kommuniſten ſind zu ſchweren Freiheitsſtrafen verurteilt worden. Am Wochenende mußte feſt geſtellt werden. daß ſich durch die Abſperrung der Hafengebiete von der Wohnſtadt Mannheim nicht gerinae Verſorgunasſchwie⸗ rigkeiten einſtellten, da niemand die von den Franzoſen gefor⸗ derte 10prozentiae Ruhrabgabe bezahlen wollte. Dank der Eneraie und Umſicht der zuſtändigen Stellen iſt es gelungen, dieſer Schwieriakeiten ſchnell Herr zu werden, ſodaß die Ernährung der Be völkerung nicht gefährdet wurde. 85 In der Bürgerausſchußſitzunga vom 21. März 1923 legte Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer nochmals Proteſt gegen die Beſeung der Hafenanlagen mit folgenden Worten ein Seit unſerer letzten Sitzung iſt auch in Mannhbeim fremde Militärmacht eingezogen. Am 3. März haben die Franzoſen unſer Staatshafen⸗ und Induſtriebafengebiet, einige Tage ſpäter auch die Rheinauhäfen und einen Teil der Bahn in ihre Gewalt gebracht. Gegen dieſe rechtswidrige Handluna hat der Stadtrat feierlich Vef⸗ eee eeeeeeeeeeee A+beSSeIZ e2S GSED/JEF. 8 4 r eee e 7 5 7 5 5 CE=— Neuostheim 7 cheine — — Hnbruchs- Gebiel. —— —— ——— Preſſe allein: die Lücke wurde in die 4. Seite. Nr. 490 Neue Mannheſmer Jeitung(Abend⸗Nusgabe] Dienskag, den 21. Oktober 1924 wahruna eingelegt. Weder Vergeltungsmaßnahmen noch die Hand⸗ habuna des Friedensvertrages von Verſailles können für dieſen Einbruch Vorwände bieten. Mannheim jt durch ihn in zwei Teile geſchnitten: Handel und Verkehr zwiſchen dieſen Teilen ſind aus⸗ geſchaltet: jeder weiß, was es heißt, wenn die induſtriellen Werke und die Lager des Hafengebietes nicht mehr der Stadt dienen können und die Arbeit ruhen muß. Wir werden aber dieſes Drang⸗ ſal ertragen und. wie wir zuverſichtlich hoffen, überwinden. Reich und Volk werden uns helfen: mit Reich und Volk ſind wir einig in der Abwehr feindlicher Aewalt. Beſetzung des Bahnhofs Neckarſtadt und des alten Benzwerkes Man hatte ſich der Hoffnung hingegeben, daß die Beſetzung des Mannheimer Hafengebietes mit der Beſeitigung der Sperre des Rhein⸗Herne⸗Kanals aufgegeben werden würde. Dieſe Hoffnung er⸗ wies ſich als trügeriſch. Die Franzoſen dehnten im Gegenteil die Beſetzung weiter aus, indem ſie am 31. März 1923 um halb 6 Uhr morgens den Bahnhof Neckarſtadt und das alte Benzwerk in der Waldhofſtraße beſetzten. Zu dieſer Beſitz⸗ ergreifung wurden drei Kompagnien Infanterie mit Maſchinen⸗ gewehren verwendet, die über die Rheinbrücke durch Park⸗ und Luiſenring vorrückten und den Neckar über die Friedrichsbrücke paſ⸗ ſierten. Um 6 Uhr wurde der Bahnhof Neckarſtadt durch einen Zug Infanterie beſetzt In den Motorenwerken.⸗G. vorm. Benz wurde die Montagewerkſtätte„erobert“. Wie ſich ſpäter herausſtellte, hatten ſie es auf einen fertigmontierten Dieſelmotor abgeſehen, von dem ſie annahmen, daß er eine Maſchine darſtelle, deren Herſtellung nach dem berüchtigten„Friedensvertrag“ von Verſallles verboten ſei. Die Truppen, die einem marokkaniſchen Regiment angehörten, wurden zumteil im evang. Waiſenhaus in der Liebigſtraße, zumteil in der Hildaſchule untergebracht. Die Arbeiterſchaft der Abteilung Klein⸗ motarenbau des beſetzten Werkes verließ den Betrieb, weil die elek⸗ triſche Zentrale nicht mehr funktionierte. Die Ausdehnung der Be⸗ fetzuna war das„Oſtergeſchenk“ der Franzoſen. 7 1**.* Am Oſterſonntag wurde das Waiſenhaus von der Einquar⸗ tierung, die aus 100 Mann und einigen Offizieren beſtand, befreit. Die Truppen, für die im erſten Stock zwei Schulſäle und der Speiſe⸗ ſagl und im zweiten Stock der Arbeitsſaol beſchlagnohmt worden waren. wurden in den Motorenwerken untergebracht, die insgeſamt eine Beſatzung von 200 Mann(kriegsſtarke Kompagnie) mit drei Ma⸗ ſchinengewehren aufnehmen mußten. Die Fabrik war mit der Motſvierung beſetzt worden, daß in ihr Kriegsmatertal hergeſtellt werde. Die Interallüſerte Kommiſſion mußte aber zugeben, daß ſo⸗ wahl von ihr wie von der deutſchen Mariekommiſſion länoſt feſt⸗ geſtellt ſei, daß in dem Werk weder Kriegsmaterial noch U⸗Boot⸗ Motoren hergeſtellt wurden. Die großen Schiffsdieſelmotoren erreg⸗ ten die beſondere Aufmerkſamkeit der Franzoſen. Da ſie trotz aller Bemühungen nicht in Gang zu bringen waren, wurden ſie weniaſtens photographiert. An der Ecke des Neckarbahnhofs zog der Poſten auf- der bis zum Abrücken an dieſer Stelle ſtand. Am 7. April erſchienen franzöſiſche Beauftragte bei den deutſchen Unterdelegierten der deutſchen Rheinſchiffahrtskommiſſion in Mannheim mit der Er⸗ klärung, daß ſämtliche Holzbeſtände im beſetzten Hafen⸗ gobiet beſchlagnahmt ſeien. In der Tat wurde in den nächſten Tagen zur Beſchlagnahme der Lagerbeſtände ſämtlicher Holzhand⸗ lunden geſchritten, die im Hafengebiet ihre Niederlaſſungen haben. Alle Firmeninbaber haben die Unterſchrift unter das Beſchlagnahme⸗ protokoll verweigert. Die Ausſchreitungen der Franzoſen, die in der ſchweren Schießerei on der Neckarbrücke ihren Höhevunkt exreichten begannen am 13. April mit der Mißhandlung zmeier Studenten, denen abends um halb 11 Uhr auf dem Heimweg an der Ecke von D 7. auf unbeſetztem Gebiet, von einem Offtzier der Ausweis abverlangt wurde. Als der eine Student ſien nicht ausweiſen konnte, wurden Beide von fünf Soldaten mit auf⸗ flanztem Seitengewehr auf den Luiſenring gebracht. Der eine Siudent wurde dann durch Schläne ins Geſicht derart mißhandelt, daß er blutete. Auch der andere Student wurde ins Geſicht geſchla⸗ gen und mit dem eigenen Stock troktiert ude Ayrif begaunen die Franzoſen mit der Verhaftung von Polizeibeamten. Der erſie wurde in der Nähe der Hauptfenerwache, ein zweiter an der Friedrichebrücke auf der Stadtſeite, alſo in beiden Fälſen auf undeſetztem Gebiet, feſigenommen. Am 4. Mai drang in der zrrölzen Nachtſtunde eine von einem Offfzier geführte Patrouilſe in des 9. Polizeirepier, weil Schutzleute einen angetrunkenen franzö⸗ kiſcthen Seraganten verhaftet hatten. der ſich auf einem Rade in der Piedfeldſtraße auf unbeſetztem Gehiet herumtrieb. Man wollte erſt die geſamte Wache nach der Hildaſchuſe abführen, begnüate ſich aber dann mit den zwei Beamten, die den Sergeanten feſtgenommen hatten. Beide wurden nach erfolater Vernehmung wieder entlaſſen. Am 7. Mai wurde das im Neckarhafen liegonde, der Fa. Raab Karcher u. Co. gehörige Dampfboot„Emmi Kirdorf Nr. 6“ von etwa 30 franzöſiſchen Soldaten unter Führung von Offizieren beſetzt und nach Ludwigshafen verbracht. Die Beſchlagnohme erfolgte auf Vefehl der Generalkommiſſion in Düſſeldorf zum Zwecke der Ausbildung von Piloten. Der Dampfer war erſt kurz vorher von der Werft gekommen, alſo völlia neu. Mitte Mai wurden zwei Polizeibecmte in Zivil an der Grenze des beſetzten Gebietes bei Ausgüßung des Dienſtes wegen„Umgehung der franzöſiſchen Gruß⸗ vorſczrift“ feſtgenommen und nach Ludwigsbafen verbracht. Auf der Wache wurde der eine Beamte mit dem eicenen Gummiknüppel von oinem franzöſiſchen Offizier mißhandelt. Ein dritter Schutzmann Robert Faber zum Gedächtnis Der Tod Dr. Robert Fabers, des Verlegers der„Magde⸗ bargiſchen Zeitung“, iſt nicht nur eine Angelegenheit der deutſchen 8 deutſche Geiſtes⸗ und Ku bt urmelt geriſſen. Erſt jetzt, wo wir Robert Faber nicht mehr den Unſrigen nennen dürfen, werden wir ermeſſen, was wir an ihm verloren haben. Nur eines ſei aus unſerem engſten Berufsleben zum Beweiſe deſſen hervorgehoben: ſo oft ſich in den letzten Jahren Ver⸗ leger und Redakteure mehr oder weniger ſcharf gegenüber ſtanden, in dem einen Robert Faber fanden ſie ſich immer wieder zuſammen. Und ſo war es denn auch nur eine Selbſtverſtändlichkeit, daß Ver⸗ —— und Redakteure ihn zum Vorſitzenden der Arbeitsgemeinſchaft wählten. im wahrſten Sinne des Wortes eine Führer⸗ perfönlichkeit. Nicht nur auf dem ureigenen Gebiet der⸗ Zei⸗ tung, auch als Deutſcher und Preuße, als der er ſich als Offizier und Magdeburger Heimbürger in der faſt 300 Jahre alten Tradition der„Magdeburg. Zeitung“ fühlte, als Hiſtoriker und Goetheforſcher war er Pionier. Er war, vom rein Künſtleriſchen der Muſik und der Malerei abgeſehen, die er nicht ausübte, aber mit überraſchender Kennerſchaft liebte, einer der univerſellſten Menſchen der Gegenwart. Echt Faber war die Art ſeines ſich Gebens. Niemals hat er den an⸗ deren die Ueberlegenheit ſeines Geiſtes fühlen laſſen. Dank ſeiner fabelhaften Kunſt der Menſchenbehandlung verſtand er es, den Ge⸗ ſprächspartner auf ſeine Höhe zu heben, ohne daß dieſer es merkte, ja, vielleicht am Ende der 5 war, Robert Faber zu ſeinem Standpunkt bekehrt zu hahen. hne Formenmenſch zu ſein, war Faber abſoluter Gentlemann. Bis zum Beweis des Gegenteils be⸗ handelte er jedermann, und wenn es der letzte Ausläufer oder Hilfs⸗ ardeiter des großen Betriebes war, als anſtändi en Ehrenmann. Wie oft wurde ſein Vertrauen getäuſcht; den letzten Glauben an das mora⸗ liſche Edelgut im Menſchen hat er nie verloren. Das gab der Arbeit mit ihm— nicht unter ihm, Faber kannte keine Untergebenen, nur Mitarbeiter!— etwas ſeltſam beſchwingtes, frohes, angeregtes. Die Redaktionskonferenzen waren geiſtige Menſuren, bei denen er nie⸗ mals den Unparteiiſchen hervorkehrte, ſondern ſlg und fröhlich, ganz alter Burſchenſchafter, ſekundierte oder ſelbſt die linge ſchlug. Wer das Glück hatte, als Journaliſt durch ſeine Schule zu gehen, nahm bleibendes Beſitztum in ſich auf. Die Formel war verhältnismäßig einfach. Der Verleger verkörpert die Tradition der Zeitung, der Redakteur dient der Zeit, deren Sprachrohr eben die Zeitung iſt. Jener führt, fördert oder bremſt. dieſer gibt ſeine Geiſteskraft zur Vollendung des Ganzen. Zweiteilung der Gewalten, Einheit der Form und Einigkeit im Geiſt: das war Robert Fabers Geheimnis — der wirklich modernen Zeitung. Dabei verachtete er mit einer ſonſt an ihm ungewohnten Nonchalance den toten Buchſtaben. Handelte — 0 wurde ebenfalls an der Grenze des beſetzten Gebietes verhaftet und nach Ludwigshafen geſchafft. Am 12. Mai wurde die Rheinauer Beſatzung durch eine kriegsſtarke Komapgnie ver ſt ä rkt. In der Sunlicht⸗Seifenfabrik wurden die Mannſchaften verteilt. Das Verwaltungsgebäude des Rheiniſchen Braunkohlenbrikett⸗Syndikats wurde beſchlagnahmt und mit 25 Mann und 1 Offizier belegt. Außerdem wurden Büro und Lager der Anthrazitfohlen⸗ und Koks⸗ merke Gam b. H im Rheinauhafen beſetzt. Fecner beſchlagnahmten die Franzoſen das geſamte Lager der Fa. Hugo Stinnes. In dieſe Zeit fällt auch die Beſetzung der Anilinfabrik. * Schwere Ausſchreitungen der Franzoſen Am 18. Mai wurde der Polizeiwachtmeiſter Traub, der in der Nähe des Bahnhofs Neckarſtadt von den Franzoſen verhaftet und auf die Wache im Bahnhofsgebäude verbracht worden war, auf der Flucht über den Neckar durch einen Kopfſchuß tödlich verletzt. Am Abend vorher war ſchon ein Polizeibeamter in Zivil in der Nähe des Elektrizitätswerkes verhaftet und nach Ludwigshafen verſchleppt worden. In der darauffolgenden Nacht kurz vor 12 Uhr eröffneten die ganz rabiat gewordenen Franzoſen von der Wache im Bahnhof Nockarſtadt aus gegen die Paſſanten in der Umgebung ein wahres Schützenfeuer, durch das zwei Perſonen lebensgefährlich verletzt wurden. Dem 36 Jahre alten Bankdiener Karl Rühl von der Rheiniſchen Kreditbank mußte ſofort nach der Einlieferung ins ſtädtiſche Krankenhaus der rechte Oberarm amputiert werden Außerdem erhielt Rühl einen Bruſtſchuß. Dem 27 Jahre alten Kaufmann Adam Reſch drang eine Kugel in den Unterleib. Die von der Stadt kommmenden Straßenbahnwagen wurden angehalten. Die Fahrgäſte mußten ausſteigen und mit„Hände hoch“ an den Franzoſen vorübergehen. Ein Straßenbahnwagen, der nicht ſofort hielt. wurde unter Feuer genommen. Hierbei erhielt Rühl den Bruſtſchuß. Die Kugeln flogen über den Meßplatz bis in die Max Joſef⸗ und Schimperſtraße: Das war der„Pfingſtgruß“ der Fran⸗ zoſen. In ebenſo friſcher Erinnerung wie dieſer empörende, nur aus der krankhaften Nervoſität der Beſatzung erklärliche Vorfall iſt die tieferſchütternde Trauerfeier. die am Dienstag, 22. Mai, im Schloßbof zu Ehren des im Dienſte durch franzöſiſche Kugeln ge⸗ tötsten Polizeiwachtmeiſters Traub. Die Feier geſtoltete ſich unter Tellnahme dor Behörden und einer kauſendkönfigen Menſchenmenge zugleich zu einer erhebenden vaterländiſchen Kundgebung. Während Landeskommiſſär Geh. Regierungsrat Hebting dem Toten für ſeine vorbildliche Pflichttreye, die er mit dem Leben bezahlen mußte, den heißen Dank der Staatsregierung abſtattete gab Bürgermeiſter Ritter dem Schmerze und der Empörung der Mannheimer Bepöl⸗ keruna beredten Ausdruck, proteſtierte zugleich aber auch nachdrücklich gegen die jedem Rechtsemofinden hohnſprechende Gefährdung un⸗ Schießerei Polizeidirektor Dr. Bader verwies in ſeinen von Em⸗ vörung. Abſcheu und Verachtung diktierten Ausführungen auf den ſchweren Dienſt. der der Mannheimer Polizei durch die völkerrechts⸗ und pertreaswidrige Beſetzung von Feiſen der Stadt auferlegt wurde. Ala die Leiche Traubs zum Bahnhof transvortiert wurde, um nach Ettlingen überführt zu werden, bewegi⸗ ſich der gewaltige Trauer⸗ zua durch ein vieltauſendköpfiges Spalier. . Nach der folgenſchweren Schießerei der Wache des Neckarſtadt⸗ Bahnkofes flante die pßllia unbegründete Nervoſität der Franzoſen ah. Pon ſo ſchlimmen Ueberoriffen brauchte von nun ab Jicht mehr berichtot zu werden. Am 30. Mai trat wieder ein⸗ völlige Sperre der Rheinbrſicke ein, die bis zum 7. Juni dauerte und Tauſende von Heim und Arbeitsſtätte trennte. Vom 19. Juni Ib durfton nur noch Fußgänger. Radfahrer, Handkarren und Pferde⸗ fuhrwerke von 5 Uhr morgens bis 9 Uhr abends die Brücke vaſſieren. Am 21. Juni verüßten zwei betrunkene franzöſiſche Soldaten im Jungbuſch ſchwere Ausſchreitungen, wobei Paſſanten beroubt und mit den Polizeibeamten auf der Verfolgung eine Anzahl Schüſſe gemechſelt wurden. Ein Polizeibeamter wurde durch einen Quer⸗ ſchläger verwundet. Beſetzung des Mannheimer Schloſſes Am 20. September 1923 vollzog ſich der letzte Akt der rechts⸗ midrigen Beſetzung Mannheimer Gebietsteile durch die Inbeſitz⸗ nahme des Schloſſes. Gegen halb 6 Uhr morgens rückten ezwa vier Kompagnien von Ladwigshafen aus vor und beſetzten fämtliche Zugänge mit Maſchinengewehren. Da niemand heraus⸗ und hineingelaſſen wurde, war die geſamte Eerichtsbarkeit lahm⸗ gelegt. Noch am gleichen Abend wurden die Truppen bis auf etwa 40 Mann wieder zurückgezogen. Gleichzeitig wurde die Paſſierſperre für die Schloßbewohner aufgehoben. Die Beſatzungsmannſchaften be⸗ zogen die beiden Wachhäuschen, die ſie bis zum Abzug innehatten. Wer aus dem Schloß herauswollte, mußte ſich hier den Perſonalaus⸗ weis durch einen Offizier abſtempeln laſſen. Sämtliche Räume des Finanzamtes, der Muſeen, der Bibliothek und der Möbelverwertungs⸗ ſtelle wurden verſtegelt. Die Beſetzung des Schloſſes erfolgte nach Angabe des Chefs der Ludwiashafener Beſatzungstruppen als Ver⸗ auf Mannheimer Gebiet gegen franzöſiſche Beamte erfolat ſeien. Am 25. September wurde der Verkehr im Innern des Schloſſes von 7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends wieder freigegeben. Die im Schloſſe e Behörden nahmen an dieſem Tage ihre Tätigkeit wieder auf. einer anders, als vielleicht urſprünglich abgeſprochen war, und konnte er es mit guten Gründen belegen, dann hatte er eben Recht. Ab⸗ ſolute Selbſtändigkeit der Redakteure und Erziehung zur höchſten Verantwortlichkeit innerhalb des in gemeinſamen Beſprechungen ſeſt. gelegten Rahmens, Achtung der Perſönlichkeit und des Rechtes auf Individualität, wenn es begründet war, Freiſein von jeglicher Klein⸗ lichkeit, das waren Fabers Prinzipien, die er jedem ſeiner Mitarbeiter zugeſtand, aber auch für ſich in Anſpruch nahm. Wenn man will, kann man in dieſer Arbeitsgemeinſchaft in der reinſten Form eine Idealdemokratie erblicken. Das war ſie auch, aber— von einem Ariſtokraten des Geiſtes geführt. In den fünf Jahren, die ich mit Robert Faber zuſammenarbeiten durfte, iſt mir dieſe Seite ſeines Charakters von Tag zu Tag mehr zu Bewußtſein gekommen. Nur ſo iſt es auch zu verſtehen, daß er nicht erlahmte, als er die Rieſenaufgabe begann, die deutſchen Zei⸗ tungsverleger aus dem Stadium der reinen Druckerbetätigung in das der Herausgeber, d. h. der fn Mitperantworter hinüberzuführen. Wohl hatte der Hannoveraner Max Janicke den erſten Verſuch dazu ſchon vor Faber begonnen, aber ihm blieb es während ſeiner Prä⸗ ſidentſchaft im Verein Deutſcher Zeitungsverleger in den Jahren 1912 bis 1921 vorbehalten, den Gedanken in die Tat umzuſetzen. Wir in der damaligen Redaktion der„Magdeburgiſchen Ztg.“ haben dieſe Kämpfe mit ihren Niederlagen und Erfolgen am tiefſten in⸗ ſofern miterlebt, als wir die Erſten waren, denen Dr. Faber ſeine Ideen auseinanderſetzte. Aus Rede und Gegenrede entſtand man⸗ ches, was auf den Hauptverfammlungen des V. D. Z. in prägnanter Form wiederkehrte. Langſam und unter ſtändigen Impulſen gelang es ihm, manchen alten liebgewordenen Schlendrian und manche üble Unſikte auszumerzen. Heute ſteht die deutſche Preſſe als ein feſter Block nicht nur der Wirtſchaft ſondern auch der Geiſteskultur. Das iſt Robert Fabers Werkl Wenn ihn der V. D. Z. 1921 zu ſeinem Ehrenmitglied ernannte, war dies nur ein ſchwacher Abglanz des Dankes, der ihm mit Fug und Recht gebührte. Leider verhinderte ihn ſein körperliches Leiden, das ihn ſchon ſeit 1913 quälte und ihn nun auch im Alter von 55 Jahren vorzeitig hinweg⸗ raffte, ſpäterhin ſich ſeinem Lebenswerk ſo zu widmen, wie er es wollte. Unter einigen Heißſporen iſt der Grundgedanke bis veilen verzerrt worden, und gar manchmal mag der Wunſch laut geworden ſein, Fabers vermittelnde Hand und Fabers begütigendes Wort, das er wie kein Zweiter meiſterte, zu verſpüren und zu hören. Seine Rolle als getreuer Eckart der deutſchen Preſſe hat er bis zu ſeinem Lebensende durchgeführt. Das Eiſerne Kreuz am weiß⸗ſchwarzen Bande war ſein Stolz, mit Recht, denn dieſe Auszeichnung trug er für die ganze deutſche Preſſe, der er ſeine Lebenskraft gewidmet hatte. Was ihr Robert Faber bedeutet, wird erſt die ſpätere Eutwicklung dieſer geiſtigen Großmacht zeigen. Heute wiſſen wir nur das eine: Robert Faber ſchuldiger Menſchenleben und friedfertiger Bürger bei der nächtlichen f. geltungsmaßnahme für Angriffe, die im Laufe der letzten Wochen Das Ballhaus, in dem die hinteren Parterrelokali⸗ —————————————————-— täten zu Schlaf⸗ und Aufenthaltszwecken beſchlagnahmt wurden, iſt — 7 Tagen ebenfalls wieder freigegeben worden. Am 26. September kam es zu dem letzten Zwiſchenfall. Abends gegen 11 Uhr wurden von dem Poſten am Eingang zur Kriminal⸗ polizei auf das Haus A 3, 9 mehrere Schüſſe abgegeben, wo⸗ bei ein Gewehrſchuß in das im vierten Sbock gelegene Schlafzimmer einer 16 Jahre alten Schülerin drang, die bei ihrem Großvater zu Beſuch weilte. Das Mädchen hatte am offenen Fenſter mit ihrem Taſchentuch geſpielt, indem ſie es im Kreiſe herumdrehte. Der franzöſiſche Poſten vermutete ein Signaliſieren und gab zunächſt zwei Revolver⸗ und gleich darauf einen Gewehrſchuß ab. Ein franzöſiſcher Vorgeſetzter begab ſich mit zwei Soldaten ſofort in das Haus. drohte mit deſſen Beſchlagnahme und der Beſetzung von ganz Manaheim und wollte das Mädchen abführen. Nach Klarſtellung des Sach⸗ verhalts wurde von der Verhaftung abgeſehen. 55 *** Wie überall, ſo gewöhnte ſich auch hier die Bevölkerung an die Anweſenheit der ungebetenen Gäſte und fügte ſich, der Not ge⸗ horchend, in die Hemmungen und Unannehmlichkeiten, die mit der Beſetzung verbunden waren. Und nun iſt endlich der Tag der Be⸗ freiung gekommen. Ein erleichterndes Aufatmen geht durch die Ein⸗ wohnerſchaft.„Franzoſentid!“ Ein ſchlimmes Wort. Möge es nie mehr auf Mannheim Anwendung finden.., Sch. Städtiſche Nachrichten Aufwertung der ſtädtiſchen Anleihen Vom Deutſchen Städtetag wird uns geſchrieben: Im Aufwer⸗ tungsausſchuß des Reichstages wird zurzeit neben der Hypothekenauf⸗ wertung auch die Frage der Aufwertung der öffentlichen Anleihen eingehend erörtert. Der Finanzausſchuß des Städtetages, der am 14. Oktober in Berlin eine Sitzung abhielt, hat zu den Ver⸗ handlungen Stellung genommen. Er weiſt vor allem darauf hin, daß eine Aufwertung aller öffentlichen Schulden nur möglich iſt, wenn Lünbeni durch ſtärkere Anſpannung der Steuern dem Reich, den ändern und den Gemeinden die Mittel dafür zur Verfügung geſtellt werden. Mit den jetzigen Etatsmitteln kann keine der öffentlichen Gewalten die Koſten einer Aufwertung decken. Ob aber Wirtſchaft und Verbrauch erhöhte Steuerlaſten— neben den durch die Durch⸗ führung des Dawes⸗Planes ohnehin entſtehenden— auf ſich nehmen wollen und können, muß durchaus bezweifelt werden. Wenn man aber den Gedanken erwägt, nur eine Aufwertung bei den Gemein⸗ den vorzunehmen, in der Annahme, daß die Gemeinden im Geld chwömmen, ſo hält der Finanzausſchuß des Städtetages es grund⸗ 5 für verfehlt, in den öffentlichen Obligationen Unterſchiede zu machen. Im übrigen muß der Finanzausſchuß mit allem Nachdruck der Meinung entgegentreten, daß es der Geſamtheit der Kommunen ſo gut ginge, daß ſie eine baß, die 80 ihrer Schulden tragen könnten. Ganz abgeſehen davon, daß die Kommunen aus der Inflation doch nicht bloß Vorteile gezogen haben, ſondern auch ungeheure Schwierig⸗ keiten und Verluſte haben mit in Kauf nehmen müſſen— ihre ganzen Stiftungsfonds und ihre Reſerven ſind ebenſo wie das Vermögen durch die Inflation auf Null reduziert— kann man aus einzelnen günſtig liegenden Stadtgemeinden keinen Schluß auf die Geſamtheit ziehen. Allerdings erfreuen ſich einzelne Gemeinden einer begrüßens⸗ werten Liquidität, aber das iſt in der Hauptſache nur die Folge einer porübergehenden, über Erwarten großen Ergiebigkeit der Reichs⸗ ſteuern. Aber vor allem ſtehen dieſen günſtig ſtehenden Gemeinden eine ebenſo große Zahl von Gemeinden gegenüber, die nicht aus und ein wiſſen. Beſonders die Induſtriegemeinden im Weſten ſind durch die Finanzausgleichsgeſetze in ſolche Schwierigkeiten geraten, daß ſie ihren Verpflichtungen nicht gerecht werden können. Ein handgreiflicher Beweis liegt darin, daß die preußiſche Regierun jetzt ein e Geſetz beim Landtag eingebracht hat, wongth durch eine Korrektur des preußiſchen Finanzausgleichsgeſetzes wenig⸗ ſtens in den ſchlimmſten Fällen den notleidenden Gemeinden ee werden ſoll. Es kommt noch hinzu, daß der ganze Finanzausgle der den Rahmen der kommunalen Finanzgebarung geſchaffen hat, in Kürze geändert werden ſoll. Vor der Neuregelung des Finanzaus⸗ gleichs iſt aber überhaupt die Leiſtungsfähigkeit der Kommunen ab⸗ ſolut unbeſtimmbar. Kl. * „Fernſprechverkehr Mannheim—Heidelberg. Die Handelskam⸗ mer hat bei den zuſtändigen Stellen angeregt, bei der bevorſtehenden Umſtellung des Telephonverkehrs in den automatiſchen Betrieb die beiden Ortsnetze Mannbeim—Heidelbera zuſam⸗ menzuſchließen, wie dies zwiſchen Mannheim und Ludwias⸗ hafen bereits der Fall iſt. Die Handelskammer iſt dabei davon aus⸗ gegangen, daß der Entaana an Gebühren für Ferngeſpräche bei der engen wirtſchaftlichen Verbindunga zwiſchen Mannheim und Heidel⸗ bera durch erhöhte Inanſpruchnahme der Fernſprecheinrichtungen für Ortsageſpräche mehr als ausgealichen werden wird. Von der Ober⸗ voſtdirektion iſt namens des Reichspoſtminiſters der Antrag in der von der Handelskammer vertretenen Form nach eingehender Prü⸗ funa aus arundſätzlichen Erwäaungen abaelehnt worden. Jedoch iſt zur Verbeſſeruna des telephoniſchen Verkehrs zwiſchen Mannbeim und Heidelbera die Einrichtuna eines beſonderen Fern⸗ Iprech⸗Schnellverkehrs in Ausſicht genommen, wie er nach Auskunft des hieſigen Telearaphenamts ſchon im Ruhraebiet ein⸗ 2 115 war der geborene Preſſemann, Verleger und Redakteur ugleich in der denkbar glücklichſten Miſchung. Deswegen ſtehen Ver⸗ leger und Redakteure heute gleichzeſtig in gemeinſamer Trauer an ſeinem Grabe. Möge ſein geiſtiges Erbe dauernden Beſtand haben! Kurt Fischen, Frankfurter Brief Offen geſtanden: es gibt herzlich wenig Neues. Die verantwortlichen Redakteure des lokalen Teiles raufen ſich die Haar. Auch bei der Zeitung kommt der Sommer hintennach. Wäre nicht der Zeppelin nach Amerika geflogen, du lieber Himmel, mit was ſoll man denn die Seiten vollſchreiben. Es iſt die große Prüfungszeit für gute Journaliſten. Denn wie ein Spaßvogel ein⸗ mal halb im Ernſt und halb im Scherz geſagt hat: ein guter Journaliſt iſt ein Mann, der über nichts viel und gefällig zu ſchreiben weiß. Alſo bitte. Man bewähre ſich. Geiſt im Akkord. Und wie Spürhunde ſuchen ſie„Berichtenswertes“, eifrig wie Luſtſpieldichter einen neuen Stoff. Der arme Heinrich Heine hat das beſonders ſchlimm zu büßen. Ein Herr Lindemann verfiel in einer der⸗ artigen Sucht auf ihn, ſchändete ihn bis zum Operettenhelden, ſchrieb ein Werk namens„Heinrich Heines erſte Liebe! und ließ ſelbiges im Neuen Operettentheater aufführen. Ein tſchechi⸗ ſcher Student hat ſich dieſer Tage auf dem Grabe Heines in Paris totgeſchoſſen. beigewohnt. luſtige Witwe“, man freute ſich wieder einmal ihre Bekanntſchaft zu machen, ſie hat ſich beſſer gehalten wie man dachte und noch nichts von ihrem einſtigen Charme eingebüßt. Auch die Auf⸗ führung mit vielen neuen Geſichtern war gut. Bertl Gräbener ſpielte mit Charme die Titelrolle, Direktor Julius Dewald ſpielte und ſang mit Feuer und Karl Reul war wie immer der ergͤtzliche Schalk, der die alle in ſeinen Bann zwingt, die gerne lachen. Gut war im Schauſpielhaus Wedekinds„Liebestrank“, der eine Welt im Hintergrund zeigte, die der Autor ſtets ſo ſehr liebte, die in dieſen Tagen auch uns Frankfurtern wieder erſtanden iſt. Auf dem Gelände der abgebrannten—.B. ich bin auch abge⸗ brannt— alſo— um nicht aus der Konſtruktion zu fallen noch einmal von vorne— auf dem Gelände der abgebrannten Land'⸗ wirtſchaftlichen Halle draußen in der Oſtendſtraße, da erſtand eines Abends mit affenartiger Geſchwindigkei“ ein rieſiges viermaſtiges Zelt. Auf dem nahen Gelände des Güterbahnhofes marſchierten zwei Elefanten und ſchoben die Wagen umher wie unſereins 1 ch. Er hat ſicher einer Aufführung des linden Werkes Man ſuchte den Schaden wieder gutzumachen und brachte„die Streſchholzſchachteln. 25 — nach links in zu kurzem Bogen gefahren iſt. Dilenstag, den 21. Oktober 1924 Neue Mannheimer Jeitung[Abend⸗Nusgabe) 5. Selle. Nr. 40 gerichtet iſt. Die beteiliaten Stellen nehmen an, daß dieſe Ver⸗ beſſerung den Bedürfniſſen des Fernſprechverkehrs zwiſchen den bei⸗ den Städten genügen wird. 5*Rechnungsmäßige Erübrigungen im Haushaltsjahre 1923. Der Bürgerausſchuß hält ſeine nächſte Sitzung am Freitaa, 31. Oktober ab. Auf der Tagesordnuna ſteben acht Punkte. Davon ſind zwei in die nichtöffentliche Sitzung verwieſen. U. a. hat das Kollegium über die Verwendunag des Ueberſchuſſes des Rechnungsiahres 1923 Beſchluß zu faſſen. Nach dem Vorſchlaa des Stadtrates werden die rund 3 Millionen Goldmark wie folat aufgeteilt: 400 000 Mk. für er⸗ gänzende Fürſorge an Bedürftige, 300 000 Mk. zur Förderung des Wohnungsbaues. 100 000 Mk. zur Inſtandhaltung beſtehender Woy⸗ nungen. 500 000 Mk. zur Verbeſſerung der Brückenverhältniſſe(ſoll⸗ ten hierfür Anleihemittel verfüabar werden, ſo wird der Betrag zur Förderung des Wohnunasbaues verwendet), 70 000 Mk. für einen Fußaängerwea auf der Riedbahnbrücke, 500 000 Mk. für Erſchließung von Induſtriegelände(ſollten hierfür Anleihemittel verfüabar ſein ſo wird dieſer Betraa den erſten drei Zwecken zugefüprt), 300 000 Mk. für Straßenpflaſterungen. 100 000 Mk. für Erſtellung von Spiel⸗ plätzen, 100 000 Mk. für Beſchaffuna von Kunſtwerken, 70000 Mk. zur Ausaeſtaltung der Kriegerfriedhöfe, 30 000 Mk. zur Beſchaffung einer Motorſpritze für die Feuerwehr. 25 000 Mk. zur Beſchaffung einer Notwohnbaracke für Obdachloſe und 45 000 Mk. zur Verſtär⸗ kuna der Rücklage. Schuß gegen Einbruch und Diebſtahl. Die heutigen unſicheren Verhältniſſe und die jetzt eintretenden langen Nächte machen einen beſonderen Schutz für Wohnungen. Keller, Speicher, Geſchäfts⸗ und Lagerräume doppelt notwendig. Es ſei deshalb erneut auf die amtliche Beratunasſtelle zum Schutze gegen Ein⸗ bruch und Diebſtahl bei der hieſigen Polizeidirektion hin⸗ dewieſen. Sie erteilt unentaeltlich und unvarteiiſch Auskunft über Tür⸗ und Fenſterſicherungen und ſonſtige Schutzmaßnahmen, an Hand ihrer Muſter und Modelle. jeweils Montags. Dienstags und Mittwochs von—12 Uhr vormittaas. Donnerstaas und Freitags von—6 Uhr nachmittaas auf Zimmer 63. *Anfall. Im Betriebe der Rhenania⸗Speditionsgeſellſchaft im Induſtriehafen fiel einem 38 Jahre alten Taglöhner beim Ausladen von Getreide ein eiſerner Gebindeträger auf den Rücken, ſodaß er einen Oberſchenkelbruch davontrua. Mit dem Sanitätswagen wurde er nach dem Krankenhaus verbracht. * Jufammenſtoßf. Beim Ueberaueren der Friedrichsbrücke fuhr geſtern vormittag ein Perſonenkraftwagen einen 44 Jahre alten Rei⸗ ſenden, der ſein Fahrrad ſchob, an. wobei aber nur das Fahrrad be⸗ ſchädigt wurde. Die Schuld ſoll den Radfahrer treffen. da er voll⸗ ſtändig kopflos dem Kraftwagen in die Fahrbahn lief. 2 Fahrläſſige Körperverlekung. Geſtern vormittaa fuhr im Friedrichsrina vor U 5 ein Perſonenwagen eine Frau an und ſchleifte ſie ungefähr 10 Meter weit. Das Vorderrad aina ihr über Bruſt und Kopf und verurſachtemehrere ſtark blutende Wunden. Mit dem Sanitätsauto wurde die Verunglückte in das Krankenhaus verbracht. Lebensgefahr beſteht nicht.— Beim Einbiegen von der Jean Beckerſtraße in die Mittelſtraße ſtieß geſtern nachmittag ein Laſtkraftwagen mit Anhänger mit einem Straßenbahnwagen der Linje 5 zuſammen. Die vordere Plattform des Motor⸗ wagens wurde vollſtändig zertrümmert. Der Wagen⸗ führer erlitt mehrere Verletzungen und der Bealeiter des Anhängewagens wurde zu Boden geſchleudert. Die Schuld an dem Zuſammenſtoß ſoll den Lenker des Laſtkraftwagens treffen, da er Feſigenommen wurden 27 Perſonen wegen verſchiedener ſtraf⸗ barer Handlungen, darunter ein Kraftfahrer, der vom Unterſuchunas⸗ richter in Frankfurt a. M. wegen ſchweren Diebſtahls ſteckbrieflich perfolgt wird, ein Dekorateur, den die Kriminalpoltzei Hamburg ſucht, eine Frau wegen Abtreibung u. zwei Perſonen wegen Bettels. veranſtaltungen Sonaten-⸗Abend. Eugen Ehret interpretiert hervorragende Werke von Haydn, Mozart, Bevthoven, Schumann, Brahms für Klavier bezw Klavier und Violine, deren Part ein ehemaliger Schüler des Konzertgebers, K. Bretkun, übernimmt.(Siehe Anzeige). der Ortsverein Mannheim der kirchſich⸗liberalen Veremnigung hält Mittwoch, 22. Oktober im Saale des Durlaches Hofes(P 5, 20) eine Mitgliederverſammlung ab, um den Bericht der Ver⸗ treter in der Landesſynode über die Umbildung in der oberſten Kirchenbehörde in Karlsruhe entgegenzunehmen. Die Mitglieder ſo⸗ wie deren Frauen werden zu dieſem intereſſanten Abend beſonders eingeladen. Eingeführte Gäſte ſind willkommen. Bom gewerblichen Anterrichtsweſen. In den letzten Jahren hat das Unkerrichtsminiſterium zeichneriſch⸗pädagogiſche Lehrmittel für den Fachzeichenunterricht an den Gewerbeſchulen und gewerb⸗ lichen Fortbildungsſchulen, die zum Teil von Gewerbelehrern bear⸗ beitet wurden und hervorragendes Intereſſe beanſpruchen, heraus⸗ detben. Der in den muſtergültigen Werken dargebotene Lehrſtoff ringt die Schule in engſte Beziehung zum praktiſchen Leben. Sie wurde im laufenden Jahre ein Vorlagewerk für den Fachzeichen⸗ und Modellierunterricht der Bauhandwerker insbe⸗ ſondere der Maurer nebſt Anleitung den einzelnen Schulen über⸗ geben. Für den Fachzeichenunterricht der Schneider iſt in letzter Zeit ein weiteres Werk mit 25 Tafeln nebſt Erläute⸗ rungen ſowie Anleitungen für den unterrichtlichen Gebrauch fertig⸗ geſtellt worden. Der Landesverband badiſcher Schneidermeiſtr hat über die Auswahl und Zuſammenſtellung ſowie Darbietung des Staffes in dieſem letzten Werke ſeine große Befriedigung dem Unter⸗ Inhaftierung wurde entſprochen. richtsminiſterium gegenüber ausgeſprochen und zum Ausdruck ge⸗ bracht, daß durch das außerordentlich wichtige Material ein erſprieß⸗ licher Fachunterricht gewährleiſtet wird. Die 1 und Her⸗ ſtellung weiterer Vorlagenwerke und ſonſtiger Lehrmittel für den gewerblichen Unterricht durch das Unterrichtsminiſterium im Benehmen mit den gewerblichen und induſtriellen Fachverbänden ſo⸗ wie den Schulen iſt im Gange. * 100jähriges Jubiläum des Loreleiliedes. Das altbekannte Volkslied von der Lorelei:„Ich weiß nicht, was ſoll es bedeuten“, kann jetzt ſein hundertjähriges Jubiläum feiern. Das„Buchhändler⸗ Börſenblatt“ ſchreibt darüber: Der Stoff vom„Märchen aus alten Zeiten“ iſt dichteriſch wiederholt behandelt worden. Unterhalb Ober⸗ weſels, im Kreiſe St. Goar, erhebt ſich bekanntlich aus dem Rhein ſenkrecht ein hoher, nackter Felſen, der den Namen Lorelei(Schiffer⸗ felswacht) führt und wegen ſeines merkwürdigen Echos ſchon in alter Zeit bekannt war. In einem lateiniſchen Gedicht eines gewiſſen Bernhard Möller vom Jahre 1570 wird davon bereits erzählt. 1799 ſchrieb Klemens Brentano als Mitherausgeber der ſchönen Volks⸗ liederſammlung„Des Knaben Wunderhorn“ bekannt, ſein Gedicht „Lore⸗Ley“. Darin berichtet er nicht von einer Zauberin, ſondern von einer ſchönen Bacharacherin, die, nachdem ſie durch ihre ver⸗ führeriſchen Augen die Männer berückt, ſelbſt unalücklich geworden ſei, von dieſem Felſen ſich herabſtürzte und den Tod in den Wellen ſuchte. Später ſetzte man hinzu, das Echo ſei ihre Stimme. Am alücklichſten geſtaltete Heinrich Heine den Stoff in dem Liede:„Ich weiß nicht. was ſoll es bedeuten!“ Es iſt eines ſeiner Gedichte, die im Volke weiterleben, vielleicht ſein bekannteſtes. Rommunale Chronik Kreisverſammlung des pfälziſchen Landgemeindenverbandes 0 Kaiſerslaukern, 20. Okt. Mit der Notlage der Ge⸗ meindefinanzen beſchäftigte ſich eine Kreisverſamm⸗ lung des Pfälziſchen Landgemeindenverbandes, bei der 500 pfälziſche Gemeinden vertreten waren. Es wurde darauf hingewieſen, daß die Reichs⸗ und Staatsbehörden zwar alles»er⸗ ſucht haben, den Gemeinden hinſichtlich der Finanzunor Rechnung zu tragen, daß aber die Verhältniſſe im beſetzten Gebiet viel ſchlimmer lägen, als im unbeſetzten Gebiet, weil die Umlagenerhebung im be⸗ ſetzten Gebiet zum größten Teil nicht durchgeführt werden konnte, da die Steuergeſetze von der beſetzenden Macht nicht genehmigt waren. Zur Behebung der Finanznot wurden eine Anzahl Anträge ange⸗ nommen, die u. a. die Eröffnung ausreichender Betriebskredite für Gemeinden und Bezirke ſowie Kredite für gemeindliche Notſtands⸗ arbeiten zu mäßigem Zinsfuße fordern, mik der Begründung, daß die Gemeindekaſſen in der Pfalz völlig erſchöpft, die Steuereingänge gleich Null ſind, die Aufbringung ſonſtiger Kredite unmöglich, die Durchführung von Notſtandsarbeiten aber ſchon aus politiſchen Gründen unumgänglich notwendig iſt. Weiter wird verlangt, die e pon Mitteln zur Gewährung von Krediten an Ge⸗ werbe und Induſtrie zur Aufrechterhaltung ihrer Betriebe, Zuwei⸗ ſung des 100prozentigen Zuſchlages zu den Real⸗Steuern und des geſamten Anfalles der Mietzinsſteuer an die Gemeinden voxrerſt auf drei Monate, weil die pfälziſchen Gemeinden durch den Nichtanfall der Wohnungsabgabe aufs ſchwerſte geſchädigt ſeien, ferner Zuwei⸗ ſung des geſamten Anfalles der Einkommen⸗ und Körperſchafts⸗ ſteuer. Die Erhebung der aus dem Jahre 1923 noch rückſtändigen Steuern durch die Gemeinden wird nicht befürwortet, da es jetzt ſchon ſchwer falle, ſelbſt die Umlagen hereinzubekommen. Begründet wird dieſe Haltung damit, daß die Landgemeinden keineswegs den guten Willen der zuſtändigen Behörde verkennen, daß ſie aber, ſo notwendig ſie das Geld brauchent der großen Schwierigkeiten wegen, die daraus entſtehen, die Einziehung ablehnen müſſen. Kleine Mitteilungen Der Abſchluß eines Vertrages mit dem badiſchen Staat, wonach für den Neubau an der Grotherſtraße in Lörrach, der ſeinerzeit für die bad. Eiſenbahner in Baſel gebaut wurde, ein Arbeitgeber⸗ darlehen von 20 000 Mk. und ein Kommunal⸗Sonderdarlehen von 20000 Mark an die Stadt gegeben wird, gob Anlaß zu einer Ent⸗ ſchließung, in der zum Ausdruck kommt, daß der Bürgerausſchuß ſchärſſten Proteſt gegen die maßlos harten Beſtimmungen erhebt, die in dem Verlangen auf Vereitſtellung von 8 Beamtenwohnungen auf die Dauer von 30 Jahren liegen. Der Bürgerausſchuß pro⸗ teſtzert dogegen, daß die Finanzen des Landes, die aus allgemeinen Mitteln der Staatsbürger aufgebracht werden, zu Gunſten von Staatsbeamten ſtatt für die Allgemeinheit Verwendung finden. * 3 Heddesheim, 19. Okt. Aus der letzten Gemeinderats⸗ ſitzung iſt folgendes mitzuteilen: Von der Verfügung des bad. Anktsgerichts Weinheim vom 2. Okt., den Beiſitzerdienſt beim Pacht⸗ einigungsamt in Weinheim betr. wurde Kenntnis genommen und die erforderlichen Beiſitzer und Stellvertreter ernannt.— Den Ge⸗ ſuchen der Joh. Nikl. Karg Ww. und der Joh. Gölz Ww. um Spe⸗ zialrentnerunterſtützung wurde nicht entſprochen.— Mit den Schul⸗ ärzten Dr. Jebe und Dr. Maas hier ſoll alsbald ein Vertrag abge⸗ ſchloſſen werden.— Dem Geſuch des Adam Klemm und Franz Schneider J hier um Zuteilung eines Erſatzgrundſtückes für ihre Almendgrundſtücke in GEewann Altneuwaid wurde entſprochen. Als Erſatzgelände wird je ein Grundſtück von dem Gemeindegrundſtück Egb. Nr. 972 in Gewann Straußröder zugeteilt.— Dem Geſuch der Frau Wilhelm Schubach F. S. um Uebernahme der monatl. Haus⸗ miete mit.50 Mark auf die Gemeindekaſſe während der Dauer der Miit hundertundſechzig Wagen kam der Zirkus Krone an, jetzt ſpielt er in ſeinem hundert Meter langen Zelt mit den vier hohen Maſten gleichzeitig in drei Manegen, hat Platz für zehn⸗ tauſend Menſchen und iſt in jeder Beziehung und in allen ſeinen 5 usmaßen verblüffend. Das Programm hat fünfundachtzig Rummern. Dürfte ich ſie alle abdrucken, mein Feuilleton wäre rei Seiten weiter. Soweit das Tatſächliche. Jetzt kommt noch ein Hymnus auf den Zirkus, irgendwo in meinem Schreibtiſch friſtete der ſein bisläng beſcheidenes Leben. Jetzt ſoll er geboren werden. Alſo bitte. Schon wenn es nach Pferden riecht, nach Pelzen, nach elegan⸗ ten Frauen und den anderen eingeſperrten Katzen Und dann. Man kann ſein Publikum haben wie man will. Unten in den Logen ſitzt di vornehme Geſellſchaft und läßt ſich für teures Geld den Manegendreck ins Geſicht ſpritzen. Ein Stück⸗ chen weiter ſitzt das ſolide Bürgertum und genehmigt ſich Weiß⸗ würſtchen und Bier um die Aufregungen der in Lüften turnenden Renſchen und das Geknurr der wilden Tiere beſſer vertragen zu önnen. Weiter oben ſitzt Nachbars Dienſtmädchen mit ſeinem Schatz, der den Schnurrbart hochzwirbelt und von eigenen Helden⸗ taten redet, um neben den Artiſten und Dompteuren nicht ganz zu verblaſſen, opfert ſeiner Liebe eine Tafel Schokolode und ſie ſchwelgt in Seeligkeit. Am luſtigſten aber iſt es ganz oben im uchhe, wo ausgekniffene Schulfratzen und ſchmutzige Jungens baufen. Da iſt das Publikum am dankbarſten, am verſtändnis⸗ vollſten und wirft mit kritiſchen Fachausdrücken um ſich, daß ſelbſt unſereinem die Augen übergehen. Es wird pauſenlos durchgeſpielt, eine Kapelle löſt die andere ab, läßt ihr kaum Zeit zum letzten, ſchmiſſigen Schlußakkord. rone bringt wieder den guten alten Zirkus, ohne die ſchlechten itze und Mätzchen, die ein Hymnus an den Fortſchritt der Kultur lein ſollen. Menſch und Tier iſt hier wieder im Vordergrund des Intereſſes und. unter den Tieren iſt es billigerweiſe wieder das 5 erd. Hier herrſcht der Trieb zum Spiel und der Trieb zur dunſt, der nicht weit davon entfernt iſt, wieder rein und unver⸗ ſälſcht im Naturzuſtande. Das iſt es, was uns an dieſe Welt edekinds immer noch feſſeln muß. Der Zirkus iſt die einzige Keußerung eines künſtleriſchen Triebes, den alle Zweige möalicher unnſtbetätigung in den Bereich ſeiner Manege zieht. Er iſt zmiverſal, er bringt allen etwas, weil er alles bringt. Das beweiſen ie Scharen derer, die allabendlich in das große Zelt ziehen, das ſe eiſen die Scharen der Kinder, die vor ſeinen Toren harren, ob 5 nicht doch noch da oder dort einen Abglanz, einen Schatten gieſer Welt erſpähen. übrigen ſteht alles im Zeichen des Rundfunks. Die Leute auen ſich einen Tee, wenn es üppiger iſt einen Punſch, ſparen Kohlen und diverſe andere Gelder, legen ſich ſpäteſtens um acht Uhr ins Bett und ſchnallen den Kopfhörer um. Höchſtens, daß man hin und wieder ins Kino geht, da ja die Lichtbildübertragung noch nicht ſo weit iſt, daß jedermann ſchon ſein Kopfkiſſen als Flimmer⸗ wand verwenden kann. Wenn das erſt kommt! Dann können alle Straßen abgeſchafft werden. Vorläufig müſſen ſie noch dableiben, denn auch in Frankfurt dienen ſie dazu, daß auf ihr mit Hilfe der ausgezeichneten Regie der Verkehrspolizei Zuſammenſtöße arrangiert werden.. Aber das iſt ja nicht mein Reſſort, ich wollte von den Kinos reden. Mary Pickford ſtellte ſich im Schumanntheater als Straßen⸗ ſängerin„Roſita vor in einem Film, der Lubitſchs große Regie⸗ kunſt zeigt, die ſich auch in dem ebenfalls in Amerika gedrehten Film„Rund um die Ehe“ zeigt, der— wirklich einmal ein guter und humorvoller Film—. in U. T. die Leute aufs köſtlichſte ſchon mehrere Wochen unterhält, manchem Ehemann einige peinliche Augenblicke und manchem lächelnden einen guten Typ vorſetzt. „Mittels eines guten Frühſtücks“ habe iſt alles noch einmal genau überdacht—, aber es gibt wirklich nichts Neues mehr in Frankfurt. Selbſt die Witze, die man ſich erzählt, ſind alt. Man pumpt ſich ſo durch, freut ſich, daß man noch keine Kohlen braucht und liest mit Vergnügen, daß die Anleihe ſo gut gezeichnet wird. Verehrter Leſer, können wir nicht auch eine auflegen? Preis⸗ rätſel aufzugeben iſt doch nicht mehr originell und bringt auch nichts ein. So eine Anleihe zieht immer. Ueberlegen Sie ſich es noch mal. Ich würde ganz gerne die Einnahmen verwalten Mario Mohr 7 Theater und Muſik Wiesbadener Theater. Mit zwei Neuinſzenierungen klaſſi⸗ ſcher Werke ſuchte das Staatstheater eiwen in 920 erſten eneen der Spielzeit wenig ergiebigen Spielplan zu beleben. Das„Große Haus“ brachte Leſſings„Nathan“, der unter Dr. v. Gordons Leitung ſtarke Eindrücke vermittelte: die ſzeniſchen Entwürfe des neuverpflichteten Bühnenbiſdners Gerhard Buchholz waren bei korger Beſchränkung auf das Weſentliche doch von bedeutendem Stimmungsreiz und ließen das orientaliſche Kolorit in ſüd'ich⸗ſatten Farben überzeugend zur Wirkung kommen. Der Nathan Dr. Gerhards der Tempelherr Langpoffs ein welchem dem Staalsth aber ein ſehr biſdungsfähiges Talent gewonnen ſcheint) und vor allem der prachtvoll charakteriſierte Kloſterbruder Andrianos boten die ſtärkſten ſchauſpieleriſchen Leiſtungen des Abends. Weniger glück⸗ Tagungen Ein Heimatkurs der„Badiſchen heimat“ Sch. Heidelberg, 20. Okt. Am Samsdag wurde die Reihe der Vorträge und damit der von ſchönſtem Erfolg begleitete Kurſus beendet. Am Nachmittag ſprach Dr. Hünnerkopf über die„Geſchichte des Kaſperle⸗ theaters. Während wir über das Marionettenſpiel, bei dem die Figuren künſtlich durch Drähte oder Fäden bewegt werden, eine Menge geſchichtlichen Materials haben iſt das Kaſperletheater, wo Witz und Handfertigkeit des Vorführenden in erſter Linie in Be⸗ tracht kommen, bisher recht vernachläſſigt worden. Und doch reprä⸗ ſentiert gerade das Kaſperle ein Stück wertvollen Kulturgutes. Eine aus Flandern ſtammende Handſchrift von 1888 zeigt die wohl früheſte Abbildung eines Kaſperletheaters, aber das Kaſperle iſt vielleicht noch ſehr viel älter, wenigſtens ſoll das Puppenſpiel in China ſchon ſeit Jahrtauſenden bekannt ſein. Man geht wohl nicht fehl, wenn man den Ausgangspunkt des Kaſperletheaters für Deutſchland in Italien ſucht und ſein Alter auf etwa—600 Jahre feſtſetzt. Ueber die Art der alten Stücke wiſſen wir nichts, neuer⸗ dings ſind die Kaſperletheater wieder ſehr in Mode gekommen und damit auch eine Menge neuer Stücke entſtanden. Der italieniſche Kaſpar hieß Pulcinelli, woraus unſer Putſchonelle wurde, und be⸗ deutet einfach eine luſtige Figur. Er iſt ein kleines Männchen mit Buckel, langer Naſe, dickem Bauch, Halskrauſe und ſpitzem Hur. Daß wir dieſe Figur Kaſpar nennen hängt wohl mit dem Myſte⸗ rienſpiel zuſammen, in dem der ſchwarze König Kaſpar die Rolle der komiſchen Figur hatte und beſonders für die Unterhaltung der Zuſchauer zu ſorgen hatte. Der Kaſper, der früher liederlich war, iſt jetzt, ſeitdem er ein Freund der Kinder wurde, ein guter, an⸗ ſtändiger Kerl, der über den dummen Teufel und den Tod triumphiert. Bei den mündlich überlieferten Kaſperleſtücken hat ſich Altes mit Neuem gemiſcht. Seit etwa 20 Jahren hat der Nie⸗ dergang des Kaſperleſpieles raſche Fortſchritte gemacht, das Kino hat es verdrängt. Aber es iſt nötig, dem Verfall dieſes Volks⸗ gutes energiſch Einhalt zu gebieten und die mündlich überlieferten alten Dialoge der Kaſperleſtücke zu ſammeln und zu erhalten. Wie ſtark das Kaſperletheater zu den Kindern ſpricht, das konnte man ſehen, als im Anſchluß an den Vortrag Dr. Hünnerkopf ein Kaſperletheater vorführte. Der Jubel der Kinder, die ſich zu die⸗ ſer Vorführung in hellen Scharen eingefunden hatten, wollte kein Ende nehmnn. Den abſchließenden Vortrag hielt Prof. Dr. Pa nzer⸗Heidel⸗ berg über„‚das deutſche Volkslied.“ Die Bezeichnung Volkslied für das aus dem echten Volkstum entſproſſene Lied wurde 1773 von Herder zuerſt litera-iſch verwendet Während man ſich vorher als wirklich Gebildeter in Vers und Proſa an die Vorbilder der Antike und Renaiſſance halten mußte, erkannte man erſt im ausgehenden 18. Jahrhundert den hohen Wert, der in der Volkspoeſie ruhte. Hamann, Herder und ſeine Zeitgenoſſen waren die Wegbereiter. Goethe ſelbſt dichtete im Heidenröslein ein echtes Volkslied.„Des Knaben Wunderhorn“ fand bereits einen wohl⸗ vorbereiteten Boden und deutſche Dichter nahmen ſich nunmehr des Volksliedes an(Uhland, von Fallerslsben). Jetzt ſammelte man die alten Volkslieder und die Wiſſenſchaft des 19. Jahrhunderts deckte die engen Beziehungen des Volksliedes zur Kunſt auf. Der Redner ging dann auf die verſchiedenen Arten des Volksliedes ein, deſſen älteſte Art wohl das Arbeitslied iſt. Zu ibm gehort auch das Marſchlied. Skandinavien hat noch das heidniſch⸗religtöſe Lied. Deutſchland nicht, wo vielmehr auf chriſtlich⸗religiöſer Baſts eine Fülle herrlichſter Volkslieder entſtanden. Im hiſtoriſchen Volkslied, das allerdings ungenau wie jede mündliche Ueberkiefe⸗ rung iſt, wird beſonders der Krieg beſungen. Heute noch ſind Lieder, die den 30jährigen Krieg zum Inhalt haben, im Volks⸗ munde. Bei dieſen Liedern kommt es nicht auf das Hiſtoriſche, ſondern auf das rein Menſchliche an. Das Volk hat eine große Vorliebe für das Phantaſtiſche, Unwirkliche und hier findet man do⸗ aar noch heidniſche Reſte. Jeder Stand hat die ihm eigenen Lie⸗ der, beſonders der Soldat. Unſer Heer war vor dem Kriege eine beſondere Pflegeſtätte des Volksliedes. In die iyhriſchen Lieder, die ebenfalls nicht ſelten ſind, wir die Natur einbezogen ſie in Ver⸗ bindung mit menſchlichen Stimmungen gebracht. Die Liabe wird viel beſungen, die Ehe ſehr ſelten! Das echte Volkslied kennt keinen Verfaſſernamen. Freilich gibt es daneben eine Menge von Liedern, die zum Volksgut geworden ſind, bei denen der Verfaſſer bekannt iſt. Da ſich das Volkslied von Mund zu Mund fort⸗ pflanzt, wird die urſprüngliche Faſſung oft vom Volke umgeformt, bisweilen auch nur auf Grund von Hörfehlern. So wurde aus manchem Kunſtlied ſchon ein Volkslied. Wir brauchen nicht in Sorge zu ſein um unſer deutſches Volkslied, es lebt fort und er⸗ lebt gerade jetzt eine Wiedergeburt. Der hochintereſſante Vortrag fand den ſtärkſten Beifall und wurde von Prof. Fehrle als die Krone des ganzen Kurſus be⸗ zeichnet. Eine überaus anſchauliche Ergänzung erhielt der Vor⸗ Ein milde und ſicher wrlendes Abführmiktel ſind Jau.⸗Rat dr. Slrahl's Hauspillen, ſeit dem Jahre 1851 weltbekannt. Auch bei Haemorrhoidals⸗, Leber⸗ und Gallenſteinleiden vorzügl. bewährt. Von Aerzten und Patienten glänzend begutachtet. In Orig. Schacht. 3.— und.—% in den Apotheken. Sicher erhältlich: Mannheim: Hof⸗, Schwan⸗, Mohren⸗ Löwen⸗, Pelikan⸗ und Einhorn Apotheke. S91 Hier wußten die Darſteller mit einziger Ausnahme der jungen Friedel Nowak(Leonore Sanvitale) nicht recht zur Innerlichkeit der Geſtaltung vorzudringen und vermochten für die weſentlich lyriſchen Stunmungswerbe des Werkes nicht den Ton poſenloſer, menſchlich⸗ echter Beſeelung zu finden. So ermangelte die Aufführung uner⸗ achtet einiger feinabgetönter Epiſodenſzenen im W der über⸗ zeugenden inneren Notwendigkeit, die gerade hier auf die Ausdeu⸗ tung unwägbar ſeeſcher Veziehungen gegründet ſein müßte. 9 995 Heinrich Leis Literatur » Zeitſchrift für Muſik. Kampfblatt für jede deutſche Muſik und Muſikpflege. Septemberheft. Hauptſchriftleiter Dr. Alfred Heuß. Steingräber⸗Verlag, Leipzig.— Der Leitartikel dieſes, dem Anden⸗ ken Anton Bruckners gewidmeten Heftes ſtammt aus der Feder des ausgezeichneten Bruckner⸗Biographen Mar Auer. Es iſt eine mit warmer Liebe und Vertrautheit mit allen Einzelheiten geſchrie⸗ bene Würdigung des Lebensganges und Werkes dieſes ſo lange ver⸗ kannten Großmeiſters der Sinfonie.— Sieafried Kallenberg widmet gerade dieſer Verkennung, dieſem„Unrecht an Bruckner“, einige Worte, die nachdenklich ſtimmen künnen. Nicht nur mit der Vergangenheit rechnet Kallenberg ab, ſondern ſieht auch in der ge⸗ genwärtigen Kunſt mit ihrer Abkehr vom Ethiſchen, vom Exlebnis und dem Einſetzen des Colcüls und des bloß Techniſchen an die Stelle des Weſentlichen in der Muſik, des Gefühls, ein Verhängnis, welches die Wege zum Verſtändnis der Bruckner'ſchen Kunſt aufs Neue verſchüttet hat.— Mit allerlei Brucknerfragen, ſo vor allem mit moderner Bruckner⸗Auslegung. beſchäftigt ſich der Hauptſchrift⸗ leiter des Blattes, Dr. Alfred Heuß, in einem Aufſatz, der u. g. zu einer ſcharfen Stellungnahme gegen jene Richtung führt, die Bruckner lediglich zu einem göttlichen Gefäß im Sinne mittelalterli⸗ cher ekſtatiſcher Muſik machen will. In einem Bericht über die Händel⸗Feſtſpiele in Göttingen unterzieht Dr. Rudolf Steglich die Hagenſche Textbearbeitung des„Kerxes“ einer energiſchen Kritik. Ebenſo energiſch geht Dr. Peter Epſtein gegen die Verballhornung von Purcell's„Dido“ durch Bodanskyu vor. Weitere intereſſante Be⸗ richte: Bayreuther Feſtſpiele von Dr. Max Unger, Kammerkonzerte im Salzburger Mozarteum von Dr. Bernhard Paumgartner, Do⸗ naueſchinger Kammermuſikaufführung 1924 von Joſef Loßen⸗Freytag, Auſtrioca von Emil Petſchnig(Bericht über die Rieſenvorſtellung von Verdis„Aida“ unter Mascagni in Wien]— beſchließen die Auf⸗ ſatzreihe. Eine Fülle von Beſprechungen(Bruckner⸗Literatur!). Be⸗ richten und Einzelheiten aller Art, von denen wir eine geiſtreiche Plauderei über moderne engliſche Muſik und ihre Komponiſten von S. K. Kordy hervorheben, vervollſtändigen den beſonders mannig⸗ faltigen Inhalt des Septemberheftes. Einen beſonderen Hinweis verdienen auch noch die beiden Bruckner⸗Bildniſſe, von denen das eine noch ganz unbekannt iſt, ſowie die dem Heft beiliegende wert⸗ lich gelang trotz Intendant Dr. Hagemanns perſönlicher Leitun die im„Kleinen Haus“ erfolgte Neuinſzenerung de Taff 9 volle Potenbejlage.„—n. 6. Seite. Nr. 490 Dienskag. den 21. Oktober 1924 zrag durch eingeſtreute Proben von Volksliedern aller eiten, die Fri- 9. Panzer, FIrl. G. Miche l s, und der Kirchen⸗ chor der Altffadt und Schüler des Lehrerſeminars unter Leitung von Dr. LSib ſangen. In einem Schlußwort dankte Prof. Fehrle und allen Ne e und Privatperſonen, die dieſen Kurſus zu einer machtvollen Ku bung für Hei nd W n Kun gebung für und Der Somitag brachte ais Ausklang einen Spaziergang nach Neckargem ünd und Neckarſteinach. In Neckargemünd führte Banrat Edelmeyer, der einen Ueberblick über die Ge⸗ ſchichie der Siadt und ſeiner Bauten gab. Ueder die Burgen Neckarſteinachs ſprach Prof. Fehrle, ließ ihre Geſchichte in knappen Haren Bildern vorüberziehen und faßte zum Schluß noch einmal die wertbollen Ergebniſſe dieſer dreitägigen Veranſtaltung zuſam⸗ men. Sie kwird zweifellos den Beſtrebunge“ der Heimatfreunde und dem Verein ⸗Badiſche Heimat“ viele neue Freunde zugeführt haben. Und das iſt auch nötig, denn in der Liebe zur Heimat, in der Kenntnis ihrer Eigenarten ſtärken wir unſeren Glauben an die Größe unſeres Vaterlandes. Zahresverſammlung des Reichswirlſchafle verbandes der bildenden Künſtler Deulſchlaud⸗ Karisruhe, 20. Okt. Den Begrüßungsabend im großen Saale des Künſtlerhauſes zu Karlsruhe eröffnete der Vorſitzende des wirt⸗ ſchaftlichen Verbandes bildender Künſtler Südweſtdeutſchlands, Prof, Ule, indem er darauf hinwies, daß ſchon drei Jahre vor Gründung der wirtſchaftlichen Verbände der Künſtler im Reiche in Karlsruhe ein Zufammenſchluß der Künſtler auf wirtſchaftlicher Grundlage erreicht war. Es ſprachen weiter Vertreter des Mini⸗ ſteriums des Kultus und Unterrichts, der Stadtverwaltung und der Vorſigende des Reichsverbandes Dr. Gönnerr aus München, der für die gaſtliche Aufnahme dankte. 5 Alsdann würdigte 2 Dr. Beringer aus Mannheim den deutſchen Altmeiſter Hans Thomo. Mährend der Tagung wurde eine Huldigungsadrefſſe an Hans Thoma von den Tagungs⸗ teilnehmern unterzeichnet. Den Verhandlungen ſelbſt wohnten die Vertreter aus 12 deutſchen Gauen: Berlin, Braunſchweig, Dresden, Frankfurt a.., Düſſeldorf, Hamburg, Karlsruhe, Leipzig, Magde⸗ burg⸗Halle, München, Stuttgart und Weimar an. Als Ort der nächfljährigen Verſammlung wurde Hamburg gewählt. Bei den Vorſtandswahlen wurde für den zurückgetretenen zweiten Vor⸗ ſitzenden Prof. Körner aus Frankfurt a.., Prof. Peterſen aus Düſſeldorf gewählt. Von den Anträgen aus Mitgliederkreiſen iſt an erſter Stelle ein ſolcher zu erwähnen, der bezweckte, den Begriff„bildender Künſtler“ feſtzulegen. Dieſem Antrag ſoll vorerſt durch verſchärfte einheitliche Aufnahmebeſtimmungen der wirtſchaftlichen Verbände Rechnung getragen werden. Reichsgeſetzliche Maßnahmen zur Be⸗ hebung der an vielen Orten beſtehenden Ateliernot wurde gefordert. Ferner wurde ein Antrag begrüßt, der erſtrebt, daß die Werke bildender Künſtler die für Kunſtausſtellungen beſtimmt ſind, wieder mit freier oder eruäßigter Fracht befördert werden. Bei Beſprechung der Werkhilfe wurde auch der„Notgemein⸗ ſchaft der deutſchen Kunſt“ gedacht, die der aus⸗ und inländiſchen Spenden die manchem Künſtler Erleichterungen in ſchwerer Nor verſchafften. Im weiteren Verlaufe der Tagung wurden auch Bedenken über die maßloſe Ausbildung des künſtleriſchen Nachwuchſes geäußert. Man wandte ſich gegen die vielerorts erſtrebte und von manchen Landesregierungen begünſtigte Bevormundung der Künſtlerſchaft durch Kunſtgelehrte. Gelegentlich der Be⸗ ſprechung von Mißbräuchen der freien Kritik im Ausſtellungsweſen wurde erneut daran erinnert, daß die wirtſchaftlichen Verbände ſich —— zu künſtleriſchen Richtungsfragen enthalten ollen. Bezüglich der Umſatzſteuer ſollen weitere Erleichte ⸗ rungen und die gänzliche Befreiung der bildenden Kunſt von der Luxusſteuer angeſtrebt werden. Ein Antrag auf Errichtung von Künſtlerkammern wurde zurückgeſtellt. Dagegen gab ein gegen⸗ wärtig beim Reichsgericht ſchwebender Prozeß Veranlaſſung zu einer Enſſchließung näch der unbedingt bei Reproduktionen der Name des ſchaffenden Künſtlers zu nenmen iſt und nicht eiwa der Nare der Firma, die das Ükhebertecht erwörben, öder den Künſtler im Angeſtelltenverhältnis beſchäftigt, oder gegen Entgelt mit der Schaffung des Werkes beauftragt hat. Eine vom Verkehrsverein Karlsruhe veranſtaltete Automobilfahrt in den Schwarzwald bildete den Schluß der Tagung. Leibgrenadiertag und Gefalleuen⸗Denkmalsweihe 1925 Kür den 28. und 29. Juni 1925 iſt ein zweiter Realmenks⸗ taa der ehemaligen Leibarenadiere nicht nur aller An⸗ gehörigen des aktiven Regiments odern auch der ehemaligen An⸗ gehörigen ſämtlicher aus dem Leibarensdier⸗Regiment hervorgegan⸗ genen Kriegsformationen,. in Karlsruhe geplant. Mit dem Re⸗ gimentstaa ſoll aleichzeitig die Weihe eines Denkmals für die gefallenen Kameraden verbunden ſein, das in der Mitte vor der Hauptpoſt Aufſtellung finden ſoll. Un eine künſtleriſche Löſuna der Platzfrage zu erhalten, hat der Karlsruben Ausſchuß ehe⸗ maliger Leibarenadiere, dem die Vorbereitungen für den Leibarena⸗ diertag 1925 übertragen wurden, ein Preisausſchre ben zur Erlanguno künſtleriſcher Entwürfe für das Denkmal eraehen laſſen. an dem ſich die badiſchen Architekten und Bildhauer in außer⸗ ordentlich großer Zahl beteiligen. Die Entwürfe für das Denkmal müſſen bis zum 17. NPovember eingereicht ſein. neue Mannheimer Jeitung(bend · Rusgade) Aus dem Lande I. Walldorf, 21. Okt. So etwas wie einen Rekord ſtellt die Trauungsziffer vom vergangenen Samstag dar, wo nicht weniger als 9 Paar begehrten, in den Eheſtand aufgenommen zu werden. Demnach kann alſo hier noch lange nicht von einer Ehe⸗ muüdigbeit geſprochen werden.— Die Stadtgemeinde hat in höchſt entgegenkommender Weiſe der Knaben⸗Fortbildungsſchule wie guch der Mädchen⸗Haushaltungsſchule ſe einen Verſuchsgarten zur Verfügung geſtellt. Mit dieſer Tat hat ſie für eine Reihe anderer meinden vorbildlich gewirkt. Weinheim, 20. Okt. Der auf dem neuen Friedhof von der Stadtverwaltung errichtete Weinheimer Heldenfriedhof wird an Allerſeelen(2. November) durch eine Totengedenkfeier ein ge⸗ weiht werden. Die Anlage gewährt durch die Schlichtheit der polierten Granitſteine einen harmoniſchen Eindruck, der duypch entſprechende Bepflanzung noch weſentlich geſteigert wird. Der Schöpfer des Heldenfriedhofes iſt Stadtbaumeiſter Eberhardt. * Neckargemünd, 21. Okt. In der Nacht zum Sonntag brach in der Scheuer der Familie Wagner in Kleingemünd Feuer aus das in den reichen Vorräten große Nahrung fand. Das Wohn⸗ haus konnte teilweiſe, das Inventar und Vieh gerettet werden. * Klarlsruhe, 21 Okt. Der Präſident des badiſchen Verkehrs⸗ verbandes, Stadtrat und Konſul Menzinger wurde von der öſter⸗ reichiſchen Regierung zum Generalkonſul ernannt. * Achern, 21. Okt. Ein frecher Ueberfall trug ſich geſtern Abend in der Stuhlfabrik Meder zu. Bei einem Rundgang durch die Fabrikräume wurde der Geſchäftsführer Steegmüller von mehre⸗ ren Männern überfallen und mit Schlägen bearbeitet. Sein Stöh⸗ nen machte die Bewohner des Hauſes auf das Geſchehene aufmerk⸗ ſam, die dem Ueberfallenen, zu Hilfe eilten. Den Einbrechern gelang es in der Zwiſchenzeit unerkannt zu entkommen. * Offenburg, 20. Okt. Den Höhepunkt der Ortenauer Herbſt⸗ meſſe bildete am Sonntag unzweifelhaft der große Feſtzug, der nahezu 40 Nummern umfaßt und in ſeiner ganzen originellen Aufmachung mit Recht Beifall und Anerkennung der vielen tau⸗ ſenden von Zuſchauern fand, die in den erſten Nachmittagsſtunden in dichter Menge die Straßen ſäumten. Der Veſuch von Auswärts war am Sonntag ein beſonders ſtarker. Hoch erfreulich war, daß auch das beſetzte Kehlergebiet viele Beſucher nach Offenburg ent⸗ ſandte; weiter kamen Feſtteilnehmer aus der ganzen Ortenau, aus den nahen und ferneren Schwarzwaldtälern. Auch Raſtatt und Karlsruhe, Lahr und Freiburg hatten Beſucher hierher entſandt. Der Feſtzug hatte einen beſonders lokal⸗hiſtoriſchen Einſchlag. Die Darſtellungen gingen von der Vergangenheit auch ſchnell zu jüng⸗ ſten Geſchehniſſen über, ſo, wenn dem Wagen mit der Darſtellung der Befreiung Offenburgs durch die Heilige Urſula 1632 ein zwei⸗ ter mit der jüngſt erfolgten Befreiung Offenburgs folgte. Einen großen Raum im Feſtzug nahmen die Winzergruppen ein. Das berühmte Weinörtchen Durbach zeigte eine Darſtellung des geſamten Weinbaues in ſo köſtlicher Weiſe, daß es dafür mit Recht mit dem erſten Ehrenpreis bedacht wurde. Eine Reihe der Or⸗ tenau⸗Gemeinden waren durch ihre hübſchen Trachten vertreten, Herbſtfeſt und Herbſteinzug waren die Motive für andere Darſtel⸗ lungen. Auch Turn⸗, Sport⸗ und Radfahrvereine, Schützenvereine und Vürgergarden belebten das Farbenbild des Zuges. Nus der Pfalz :: Cudwigshafen, 21. Okt. Ein Arbeiter aus Mannheim der zu ſeinem in schifferſtadt wohnenden Bruder fahren wollte, ſprang am Samstag Abend aus dem 6 Uhr 55 hier abgehenden Schnellzug ab erlitt einen Bruch des Oberſchenkels und der Knie⸗ ſcheibe und mußte ins hieſige Krankenhaus transportiert werden.— Am Samstag Abend ſtürzte eine 48jährige, in der Vohlſtraße woh⸗ nende Ehefrau aus dem 3. Stock ihres Hauſes in den Hof. Mit lebensgefährlichen Verletzungen, einem Schädel⸗ und einem Ober⸗ ſchenkelbruch, wurde ſie ins Krankenhaus eingeliefert.—5 Am Sonn⸗ tag verſuchte ein 75jähriger Bäcker aus Erpolzheim in einer hieſigen Herberge ſich mit eient⸗ Taſchenmeſſer die Kehle zu durch⸗ ſchneiden. Mit erheblichen Verletzungen wurde er durch die Unfallwache ins Krankenhaus gebracht.— Ein Tagner von Ahein⸗ gönheim entwendete am Samsdag in einem Kaufhaus der Ludwig⸗ ſtraße 6 Krawatten. Er wurde dabei beobachtet und feſtgenommen. — Aus einem verſchloſſenen Eiſenbahnwagen auf dem Güterbahn⸗ hof wurde eine Kiſte Seife geſtohlen.— Wegen Uebertretung des Kraftfahrgeſetzes gelangten wieder 30 Perſonen zur Anzeige. :: Neuſtadt a. d.., 19. Okt. Aus dem Geſchäftsbericht der Volksbad.⸗G. Neuſtadt a. Haardt über die Jahre 1922 und 1923 iſt zu entnehmen, daß das Bad unter der Inflation ſtark zu leiden hatte und mit dem Einſetzen des Ruhrkampfes ſeine Räume ſchließen mußte. In den Monaten Juni bis September 1923 wußte man ſich dadurch zu helfen, daß man in den Abendſtunden die Schwimmhalle zur Benußung kalter Bäder, wie die Waſſerleitung lieferte, freigab. In dieſen wenigen Stunden wurden über 7000 Bäder verabreicht. Die Aktienwerte:1 zuſammengelegt. 2: Lambrecht, 19. Okt. Der Schuppen des Tuchwebers, Land⸗ wirt und Stadtrats Raquet brannte inder vergangenen Nacht. Nicht nur der Schuppen, ſondern auch ein Teil des Stallgebäudes, die mit landwirtſchaftlichen Erzeugniſſen vollgeproft waren,brannten nieder. Die Feuerwehr Neuſtadt a. d. Hdt.(Motorſpritze) war zuerſt um Hilfe gerufen, dann aber wieder abgeſtellt worden, weil man in Lambrecht ſelbſt des Feuers Herr wurde. Neues aus aller Welt — Söhne als Mörder ihrer Väter. Das Verſchwinden zweier Männer in der Nähe Magdeburgs beſchäftigte ſeit ſechs Jahren die Behörden, ohne daß es bisher zu einer Aufklärung kam. Nunmehr iſt es den Bemühungen des Berliner Kriminalkommiſſars Busdorf gelungen, die rätſelhafte und geheimnisvolle Angelegenheit nahezu reſtlos aufzuklären. Das Ergebnis iſt derart, daß man von Ent⸗ ſetzen gepackt wird. Im April 1918 verſchwand aus Gommern bei Magdeburg ein Beſitzer Müller und einige Zeit ſpäter aus Grabow der mit der Familie Müller verſchwägerte Beſitzer Hoppe. Alle Nachforſchungen blieben erfolglos. Die Familie Hoppe wollte Briefe von dem Vater aus Holland erhalten haben. Müller ſollte nach Amerika ausgewandert ſein und ſeine Kinder erzählten, daß er von dort viele Dollar ſchicke. Die angebliche Aus⸗ wanderung der beiden Beſitzer wurde noch dadurch geheimnisvoller, daß auch ein jüdiſcher Fellhändler Zweifler aus Leipzig ver⸗ mißt wurde, nachdem er zuletzt in Gommern geſehen worden war. Auf Veranlaſſung der Staatsanwaltſchaft Magdeburg ſandte jetzt das Miniſterium des Innern denBerliner Kriminalkommiſſar Buz⸗ dorf nach Grabow und Gommern, um die Ermittelungen neu auf⸗ zunehmen. Busdorf gelang es, die drei Töchter Hoppes zu dem Geſtändnis zu bringen. daß ihr Bruder Albert den Vater ermordet habe. Albert Hoppe hatte mit ſeinem Vater Kienäpfel gepflückt. Hierbei ſchoß er den Vater mit einem Jagdgewehr von einem Baum herunter. Als der Schwergetroffene nicht gleich tot war., am Boden liegend laut aufſchrie, gab ihm der entmenſchte Sohn noch einen Fangſchuß durch den Kopf und verſcharrte dann die Leiche im Walde. Der Förſter Sitte aus Lüttgen⸗Zigt traf den Mörder, ohne von ſeiner Tat Kenntnis zu haben, im Walde und nahm ihm das Gewehr ab, weil er ihn für einen Wilderer hielt. Kommiſſar Busdorf nahm den Mörder feſt und ermittelte dann weiter, daß auch Müller auf die gleiche Weiſe von ſeinen vier Söhnen im Walde erſchoſſen worden iſt. Seine Leiche ſollte in einem Steinbruch liegen, der zwei Meter tief mit Waſſer gefüllt iſt. Zwei Taucher aus Hamburg ſuchten den Bruch gründlich ab, jedoch wurde die Leiche nicht gefunden. Kommiſſar Busdorf und der Polizeikommiſſar Angermund aus Hannover haben ſie jetzt auft einem Acker Müllers entdeckt. Die Vatermörder hatten ſie hier 1½ Meter tief eingegraben. Die vier Söhne und auch ihre Mutter, die bei dem Verbrechen ebenfalls beteiligt iſt, wurden ebenſo wie Albert Hoppe in das Landgerichtsgefängnis zu Magdeburag eingeliefert. Es beſteht nun der dringende Verdacht, daß die Vatermörder Müller auch Zweifler umgebracht und be⸗ raubt häben. Es iſt feſtgeſtellt, daß er bei ſeinem Aufenthalt in Gommern 22 000 Goldmark bei ſich hatte. Wahrſcheinlich iſt es das Geld geweſen, das der angeblich ausgewanderte alte Müller aus Amerika geſchickt haben ſollte. Nach der Leiche Zweiflers wird jetzt geſucht. Zu dieſem Zwecke werden alle Müllerſchen Ackerſtücke tief umgegraben. — Abermaliger Rückgang der Geburken in Frankreich. Die amt⸗ lichen Ziffern über das zweite Vierteljahr 1924 ergeben, daß in die⸗ ſem Zeitraum im Veraleich zu dem Vorjahr die Zahl der Geburten um 9443 geringer, die der Todesfälle dagegen um 4118 höher war. Beſonders auffallend war die ſtarke Zunahme der Sterblichkeit bei den Säuglingen. Auch die Zahl der Heiratsſchließungen iſt in dem⸗ ſelben Veraleichsverhältins zurückgegangen. und zwar um 6775. Der Ueberſchuß der Geburten über die Zahl der Todesfälle betrug in dem geſamten Zeitraum nur 27 694. Wetternachrichten der Karlsruher Landeswetterwarte Das Nordſeetief iſt öſtlich nach Schweden gezogen. Auf ſeiner Rück⸗(Weſt)⸗Seite ſind kalte polare Luftmaſſen über Norwegen vor⸗ gedrungen und haben dort die erſten Schneefälle gebracht. Süd⸗ deutſchland wurde von dem ſüdlichſten Ausläufer der Zyklone ge⸗ ſtreift ſo daß geringe Regenfälle eintraten. Uebernacht hat hoher Druck über den Alpen vorübergehend Aufheiterung Föhnwirkung gebracht, ſo daß die Morgentemperaturen in der Rheinebene ge⸗ reits wieder eine neue Druckſtörung, deren Regenfront heute früh bis Mittelfrankreich vorrückte. Vorausſichtliche Witterung für Mittwoch bis 12 Uhr nachts: Nur vorübergehend heiter und wärmer, ſpäter wieder Trübung und Regen. Weſtwinde. ——.... ̃——...—— Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas Neue Mannheimer Zeitung, G. m. b.., Mannheim, E 6, 2. Direktion: Ferdinand Heyme— Chefredakteur: Kurt Fiſcher. Verantwortlich für den politiſchen und volkswirtſchaftlichen Teil: Kurk Fiſcher; für das Feuilleton: Dr. Fritz Hammes; für Kommunalpolitik und Lokales: Richard Schönfelder; für Sport und Neues aus aller Welt: Willz Müller; für Handelsnachrichten, Aus dem Lande. Nachbargebiete, Gericht u. den übria tedaktionellen Teil: Fr. Kircher: Anzeigen: J. Bernhardt. 40 Jahre wohlgetan bhaben Fays echte Sodener Mineral-Paſtillen bei allen Erkrankungen detr Atmungsorgane(Huſten, Heiſerkeit und dergl.) Ue berall erhältlich. D 3 * Das Geld auf der Straße Kriminalroman von Ottfried v. Hanſtein (Nachdruck verboten.) 5(Fortſetzung ſolgt.) Olto Krüger fühlte ſich an der Schulter gepackt und fuhr auf. „Ach ſo! Ja!“ „Zum Teufel, Sie müſſen ſich angewöhnen, zu hören, wenn man Sie ruft.“ Er ſah ſich mit verſtörten Blicken um, es war eine elende Bude, in der er lag, ein halbvecfallenes ehemaliges Bauernhaus in einer der ärmlichſten Straßen von Kattowitz. Es mochte ſchon früher, als noch ein paar Grubenarbeiterfamilien hier hauſten, ein wenig wenig verlockender Bau geweſen ſein, jetzt, ſeit der Pole Marek Mandelbaum hier eine Wirtſchaft betrieb und dem lichtſcheuſten Ge⸗ ſindel Unterſchlupf gewährt, eine wahre Schmutzhöhle.— Vorn ein Schankraum, in dem ſich tagsüber die polniſchen Grubenarbeiter zu⸗ 3 um ſich von Agitatoren aus Warſchau gegen Deutſch⸗ and aufhetzen zu laſſen, hinten ein Schuppen, in dem wohl früher die Kühe geſtanden. Zuerſt wirklich, auch jetzt noch ein Stall, in dem ein paar Ziegen ein kümmerliches Daſein friſteten, weniger ihrer Miſch wegen, denn alles waren elende Viecher, dahinter aber ein Verſchlag mit ein paar Matratzen und Strohſäcken und auf dieſen etwa zwanzig polniſche Juden. Sie kannten ſich alle und duzten einander, und wer den Herrn Adam Miſchek in Berlin im Kaiſercafee oder in einer Bar geſehen hatte, würde ihn jetzt kaum miedererkennen, denn auch er trug einen ſchmutzigen, zerriſſenen Kaftan und ſah aus wie ſeine Geſellſchaft. Oto Krüger taumelte auf, während die anderen ſchadenfroh lachten. „Ich muß reden mit Ihnen, Goldbaum, kommen Sie mit mir hinauf.“ 25 Sie ſtiegen eine Leiter zu dem früheren Heuboden hinan. Es war gar nicht leicht für Otto, denn der zerriſſene Kaftan, der ſich um ſeine Glieder hüllte, behinderte hn. Er war in trübſeliger Stimmung. Wie oft hatte er es in dieſen 24 Stunden ſchon bereut, daß er dem Juden gefolgt war. Als er die Depeſche erhielt. war er ſogleich in die Grenadier⸗ 170 „Fort?“ ſind wir, die Polizei hat Wind; wenn ich nicht mache, daß ich fortkomme, ſitze ich im Loch und Sie mit.“ Er war erhleicht. 5 „Ach?“— „Wird man doch finden „Aber——“ 15 „Wird man Sie einſperren.“ Er zuckte zuſammen. „Ich habe doch gedacht, daß es ein ehrliches Geſchäft ſei.“ „Was heißt ehrlich. Natürlich war es ehrlich, das heißt unter uns beiden, aber— vielleicht haben Sie nicht gewußt, daß es war bei meinem Bruder Ihre Briefe. geſchmuggelte Ware.“ „Schön, haben Sie nicht gewußt! Aber ich habe geſprochen von Iſidor Herberg, wo Ihnen hat gegeben die zroeitauſend Mark auf den Wechſel auf heut. Können Sie zahlen?“ e, 3 Krüger erſchrak.„Aber in vierzehn Tagen.“— Miſchek beruhigte.„In vierzehn Tagen können Sie zahlen mehr, können Sie geben Geld dem Herrn Herberg auf. Wechſel. Haben Sie ſich können verlaſſen auf mich oder nicht?“ So hatte er das Geld genommen und während acht Tagen lebte er in ewiger Sorge, weil Miſchek plötzlich verreiſt war, dann aber kam er zurück und erzählte ihm das glänzende Geſchäft von dem Speck. 2 „Werden Sie verdienen zweihunderttauſend 5 hunderttauſend, die Sie einlegten. Zweihunderttauſend reiner dienſt.“ „Aber ich habe doch die Hunderttauſend nicht.“ Weiß ich, aber hat ſie Wehn Söhnel— Weiß ich, daß der alte Herr krank und daß der junge Chef auch braucht Geld. Wer⸗ den Sie ſprechen mit dem jungen Herrn Wehn und werden Sie machen das Geſchäft mit ihm zuſammen Werden wir kommen in Verbindung ntit der Firma und machen mehr Geſchäfte, werden wir verdienen viel Geld und wird ſagen der alte Herr Wehn, wenn er iſt geſund, daß der Herr Krüger iſt ein tüchtiger Mann.“ Er ſprach mit Friedrich Wehn. In ſeiner Anaſt, das Geld zu bekommen, ſchilderte er das Geſchäft ſo roſig als möglich. Er wollte ja auch nicht die Hälfte, wie ihm Miſchek geraten, er wollte nur zehntauſend Mark verdienen, das andere ſollte die Firma haben. werden verdienen drüben in Warſchau viel Geld. aung; er wohnte ja bei der Mutter ſeiner Braut. 1 Tag, den er mit Miſchek in der Eiſenbahn verbrachte, dachte er an Friedrich Wehn fing ſchnell Feuer, aber wie er das Geld der Kaſſe genommen, packte ihn die Angſt und er ſprach mit dem Vater.——— So war alles gekommen und jetzt ſtand Otto Krüger vor dem Polen. „Ich will Ihnen ſagen, ich meine es gut, Sie können nicht zahlen das Geld, Sie müſſen fort, wenn Sie nicht wollen, daß Sie ver⸗ lieren Ihre Stellung und Sie bringt der Herberg ins Gefängnis, weil Sie haben genommen das Geld unter falſcher Vorſpiegelung. Aber ich weiß, Sie ſind ein reeller Mann. Warum ſoll ein reeller Mann nicht haben Unglück. Ich reiſe dieſe Nacht nach Polen. Iſt ſehr viel Geld zu verdienen in Polen. Ich brauche einen jungen Mann, was iſt mein Sekretär. Ich werde Sie nehmen mit mir und werde Ihnen geben tauſende Mark im Monat, und zudem, Sie Sie werden ſchicken dem Herberg ſeine Zweitauſend und Zinſen. ſchön. Was ſollen Sie nicht machen Ihr Glück in Warſchau?“ „Aber das iſt ja unmöglich. Ich habe doch keinen Paß, ich kann ja nicht über die Grenze und ich bin ein Deutſcher.“ „Weiß ich! Ich habe engagiert einen jungen Mann, was heißt Goldbaum und was mir hat gegeben ſeinen Paß, iſt aber geworden krank. Reiſen Sie mit mir als Baruch Goldbaum werde ich ändern die Photographie Iſt auch gut, wenn man nicht weiß, wo iſt Otto Krüger, bis Sie haben bezahlt den Herberg. Sie ſind ſchwarz. Sie haben eine gebogene Naſe, warum ſollen Sie nicht ſein der Baruch Goldbaum?“ 05 Krüger hatte den Kopf verloren. Der Gedanke, daß er vielleicht verhaftet würde, daß er mit Schande ſeine Stellung verlor, machte ihn kopfſcheu. Er wußte, daß der alte Wehn nachträglich von dem Geſchäft erfahren und es nicht gebilligt hatte; kam alles heraus, dann wurde auch bekannt, daß er es war, der Friedrich Wehn ver⸗ leitet hatte. „Was überlegen Sie? Ich reiſe in der Nacht, wenn Sie mollen warten, bis es zu ſpät iſt—“ In einer Angſt ſagſe er zu allem„Ja“. Dann kam des Schwerſte, er mußte noch einmal in ſeine Woh⸗ Den ganzen ſtraße geeilt, wo der Händler wohnte, um ihn zu ſprechen. „Das Telegramm iſt von meinem Bruder aus Lodz. Krü⸗ ter, wir müſſen fort.“ 7 0 1 e NV„„ iel e ee e eeee e 850 IWenn er nur ſeinen Wechſel bezahlen konnte und etwas behielt. 4„„ Anngs verweinte Augen. (Fortſetzung folgt ſtiegen ſind.(Karlsruhe 11 Gr.) Südlich Irland lagert aber be⸗ aus Warſchau ſſt — rrrn n r —— Dienskag, den 21. Okfober 1924 nNeue Mannheimer Jeitung[Abend⸗Rusgabe 7. Seite. Nr. 490 Neue annheimer Seitung Handelsblatt Mannheims Wietſchaſt wieder freil Von Georg Haller⸗Mannheim[Berücſichtigung der ſüdweſtdeutſf Mannheims Wirtſchaft atmet auf, die Stadt, das Schloß, das wieder frei, die franzöſiſche Beſaßung Um die Bedeutung dieſer Tatſachen voll ſich ins Gedächtnis rufen, daß Hafengebiet, ſie ſind iſt abgezogen. würdigen zu können, muß man Mannheims Geltung in der deutſchen Geſamtwirtſchaft und in der Weltwirtſchaft nicht zum wenigſten mit durch ſeine Lage an der uralten Handelsſtraße des Rheines bedingt wird, daß dieſe Verkehrsſtraße ſeit Kriegsende an Wichtigkeit für das suropäiſche Wirtſchaftsleben, ſowohl in der Fahrt zu Berg als zu Tal ganz außerordentlich gewonnen hat, und daß' dieſer ganze Verkehr mit Beginn der Ruhrbeſetzung vollſtändig unterbroche: worden war. Als die Mannheimer Häfen beſetzt wurden, mußte auch hier die Schiffahrt eingeſtellt werden, die Umiſchlagsbetriebe wurden ſtillgelegt, die im Hafengebiet anſäßigen Induſtrien konnten keine Rohprodukte mehr hereinbekommen, keine Fertigfabrikate mehr ausführen und waren bis zur Aufgabe des Widerſtandes zu völligem Stilliegen gezwungen. Die nicht innerhalb der Beſetzungszone liegenden Betriebe wur⸗ den faſt in gleicher Weiſe in Mitleidenſchaft gezogen, da auch ſie von ihren Materialbezugsquellen völlig abgeſchnitten waren. Sie waren zunächſt ebenfalls zur Unproduktivität verurteilt. Als es ihnen allmählich gelang, andere Bezugsquellen zu erhalten, ent⸗ ſtanden ihnen durch die zum Teil unvollkommene Matertal⸗ beſchaffung aus anderen Dezugsquellen und aus viel weiteren Ent⸗ fernungen ganz ungeheure Koſten. Damit war aber die Schädigung unſerer einheimiſchen Induſtrie bei langem nicht erſchöpft. Es iſt bekannt, daß ſich leider eine Reihe von Abnehmern, namentlich in Norddeutſchland, anderen an ſie herandrängenden Lieferanten zu⸗ gängig erwieſen, wodurch der Mannheimer Induſtrie ein Teil ihrer Kundſchaft, gleichfalls als Folge der Beſetzung, verloren ging. Der Warenhandel endlich wurde durch Beſchlagnahme ſeiner Beſtände an Kohle, Holz, Eiſen uſw. direkt geſchädigt, ohne daß er in vielen Fällen volle Entſchädigung für dieſe Wegnahme zu erhalten vermochte. Die deutſchen Weinproduzenten und die Beſitzer größerer Lager deutſcher Weine z. B. ſahen dann durch die zu billigeren Zollſätzen hereinſtrömenden ausländiſchen Weine ihre Beſtände ſich von Tag zu Tag weiter entwerten. 15 Das iſt nur ein kleines durchaus nicht den ganzen Komplex erſchöpfendes Spiegelbild deſſen, wie ſich die Wirtſchaftslage Mannheims in der Zeit der Beſetzung geſtaltet hat. Gegenüber der enormen Schädigung unſerer Stadt, ihres Handels und ihrer Indu⸗ ſtrie, wirft ſich die Frage auf, was denn die Ruhrbeſetzung und die Sanktionen Frankreichs materiell gebracht haben. Sie wird von einer ſoeben erſt, am 10. d.., veröffentlichten franzöſiſchen Statiſtik beantwortet, die die Zeit vom 1. Januar 1923 bis zum 30. Juni 1924 umfaßt. Von Franken in Goldmark umgerechnet erbrachten die franzöſiſchen Maßnahmen dieſem Staat in der ge⸗ nannten Zeit rund 750 Mill. Goldmark und nach Abzug der Beſatzungskoſten verblieben rund 538 Mill. Franken. Wenn auch anzunehmen iſt, daß die Auswirkung der endlich eingetretenen Aenderung in den bisherigen Zuſtänden ſich nicht ſofort zeigen wird, ſo iſt doch zu hoffen, daß nach längerer Zeit unſer Wirtſchaftsleben endlich wieder in einen geregelten Gang kommen wird. Immerhin wird unſere Geſchäftswelt gut daran tun nicht mit von Optimismus geſchwellten Segeln in die Zukunft zu ſtreben. Auf lange Sicht hinaus dürfte ſich jedoch für die Hafen⸗ und Induſtrieſtadt Mannheim durch den Mittelland⸗ kanal als letztem Verbindungsſtück einer durchgehenden Schiffahrt zwiſchen Rhein, Elbe, Oder und Weichſel, durch die Kanaliſierung des Maines, durch den Rhein⸗Main⸗Donaukanal als Brücke nach dem Stromgebiet der Donau bis zum Schwarzen Meere, aus der Nockarkanaliſierung, aus allen dieſen ſchon in der Ausführung begriffenen oder doch vor der Ausführung ſtehenden Neuſchöpfungen eine gewaltige Belebung des Warenaustauſches und Güterverkehrs ergeben und auch Mannheims Handel und Induſtrie nicht un⸗ berührt laſſen. Vorausgeſetzt, daß ſich eine weitſichtige Politik der Stadtverwaltung und eigene Initiative zuſammenfinden und den Tag zu nutzen wiſſen. Lange ehe alle dieſe Projekte Tatſache werden, dürfte eine vernunftgemäße Tarifpolitik und geeignete chen Handels⸗ und Induſtrieſtadt als wirtſchaftliches Ausfalltor nach dem Weſten, wofür die ſüddeutſchen wirtſchaftlichen Organiſationen und an ihrer Spitze die Mannheimer Handelskammer längſt kän pfen, der ſonſt drohenden Stagnation, die bekanntlich Rückſchritt bedeutet kraftvoll entgegenwirken. 5 Anionwerke A. G. Maſchinenfabriken, Mannheim⸗ Berlin In der unter Vorſitz von Generalkonſul Reiſer in der Rheiniſchen Creditkbank abgehaltenen o..⸗V. waren 41421 Stimmen, davon 10 000 Stimmen von Vorzugsaktien, ver⸗ treten. Die vorgelegte Papiermarkbilanz wurde genehmigt und Entlaſtung erteilt. Der rechnungsmäßige Ueberſchuß von 199,184 Bi wird ohne Gewinnverteilung auf die Goldmark⸗ umſtellung verwendet. Der Beſchluß der ao..⸗V. vom 12. Nopbr. 1923 über die Ausgabe von 1,5 Millionen Vorzugsaktien wurde aufgehoben. Sie waren als Schutzaktien gegen das Eindringen der Enzingerwerke gedacht, die jetzt durch die Fuſion beider Geſellſchaften überflüſſig geworden ſind. Das Unternehmen war nach dem Bericht trotz ſchwerſter wirt⸗ ſchaftlicher Kriſen hinreichend beſchäftigt. Gegen Ende des Ge⸗ ſchäftsjahres traten deutſche Abnehmerkreiſe zum erſten Male ſeit längerer Zeit wieder in ſtärkerem Umfange als Beſteller auf, Um eine Verbilligung der Produktion zu erzielen ſei man in nähere Beziehungen zu der Firma Enzinger⸗Werke .⸗G., Worms, getreten. Durch Schaffung eines gemeinſchaft⸗ lichen Außendienſtes ſoll die Wirtſchaftlichkeit beider Unternehmun⸗ gen erhöht und durch Typiſierung der Erzeugung beider Werke ſollen die Betriebe leiſtungsfähiger geſtaltet werden. Bei der Organiſierung der gemeinſamen Arbeit ergab ſich bald, daß die erſtrebten Ziele nur erreichbar ſeien durch ein vollſtändiges In⸗ einanderaufgehen beider Firmen. Die ſodann vorgelegte und einſtimmig genehmigte Gold⸗ markeröffnungsbilanz verzeichnet unter Aktiva: Grund⸗ ſtücke 400 000, Gebäude 1000 000, Maſchinen und Fabrikeinrich⸗ tungen 350.000, Werkzeuge, Mobilien und Utenſilien, Fuhrpark, Modelle, Eiſenbähngleisanſchluß, Patente je 1., die Beteiligung bei der Siegerin⸗Goldmannwerke G. m. b. H. mit 500 000 4, bei der Firma Jacob Beierbach u. Co., Brauereiapparatefabrik in Heidel⸗ berg mit 1 G,, zuſammen 500001 G,, Wertpapiere 19 004, Kaſſe 16 234, Wechſel 38 920, Schuldner 828 078, und Warenbeſtände 1147 135; andererſeits unter Paſſiva: das Obligationenkapital mit 114,117, Gläubiger 405262. Das aus 35 Millionen Papier⸗ mark Stammaktien und 1 Million Papiermark Vorzugsaktien be⸗ ſtehende Grundkapital wird, unter Einziehung der Vorzugsaktien ohne Gegenleiſtung, derart umgeſtellt, daß der Ueberſchuß der Aktiven über die Paſſiven von 3 780 000 G% derart verwendet wird, daß das Aktienkapital auf 3,5 Mill. Goldmark ermäßigt und der dann verbleibende Reſt von 280 000 G% in Reſerve geſtellt wird. Die ſeinerzeit geſchaffenen 3 Millionen Vorrats⸗ aktien werden gleich den ſonſtigen Stammaktien behandelt. Hierauf wurde in anſchließender ao..⸗V. der Fuſſions⸗ vertrag mit den Enzingerwerken.⸗G. in Worms einſtimmig gutgeheißen. Unter Abweichung von vorher getroffenen Abmachungen, wonach auf 5 Unionaktien 4 Enzingeraktien gegeben werden ſollten, hat man ſich in neuen Verhandlungen dahin ge⸗ einigt, daß auf 10 Unionsaktien 9 Enzingergktien gegeben werden, zu welchem Zweck Enzinger das Kapital unk 3 150 000 G. erhöht. Der Uebergang der Unionwerke erfolgt mit Wirkung vom 1. Febr. 1924. Die neue Firma wird lauten: Enzinger⸗Union⸗Werke.⸗G. unter Verlegung des Sitzes von Worms nach Mannheim. Direktor Benno Danziger tritt in den Aufſichtsrat ein. Ihm, wie dem Aufſichtsratsvorſitzenden Bankdirektor Generalkonſul Augu ſt Reiſer wurden von Aktionär⸗, Aufſichtsrats⸗ und Mitarbeiterſeite warme Worte der Anerkennung für die langjährige Tätigkeit ausgeſprochen. hr. 20, 71. 2 Deviſenmarkt Berliner Deviſen in Bittonen Amtlich G. 20. B. 20. ip. G. 21. B. 21. p. Holland.... 1863,99 164.81 voll 164,59 168,41 boll Buenos⸗Aires 1,54 1,55 5.,54 1,55 5 Brüſſel 20,18 20,8 2 20,05 20,15 5 Chriſtiania. 59,75 60,05 5 59,65 89,85 1 Danzig 75,71 75.59 7 75,18 75.54 0 Kopenhagen 7².,22 72,58 3 71.745 72,105 0 Liſſaboeoen——.——.— 5 Stoctholm. 111.47 112.03 7 111,57 111783 Helſingfors. 10,53 10,59—5 10,50 10,56 25 Stalien. 18,29 18,39 5 18,28 18,86 Londnn 18.92 18091 18.825 1801j 8s New⸗Dortk.19.21 25.19.21 1 Paris 2197 22.08 5 21081 2191 27 Schweiz 80.425 80,825 2 80.50 80,90 Spanien 56,16 58,44 8 86,18 80,44 Japaen 1,605.615.605.615 Konſtantinopel. 2,26.28 1 2,26.28 Rio de Janeiro 0,465 0,475 53 0,485.,475 Wien, abg. 5,9154 5,945 7 5,9154 5,8451 1 Prag. 12.20 12,55 5 1240 12655 Jugofladien.086 81„ 60075 318 Budapeſt. 5,461 5,484 2 5,401 5,481 7 Sofſe 05 307 5.04 306 Börſenberichte Frankfurter Wertpaplerbörſe Tendenz leicht abgeſchwächt Frankfurt a.., 21. Oktbr.(Drahtb.) Die Auflöſung des Reichstages, die der Börſe nicht unerwartet kam, verurſachte nur ein leichtes Nachgeben der Kurſe, da die Börſe dieſes Ereignis ſchon lange erwartet hatte. Nur auf dem Anleihemarkt waren die Kursrückgänge erheblich, doch zeigte es ſich jetzt ſchon, daß auch hier die Kursverluſte bald wieder eingeholt werden dürften. Deutſche Kriegsanleihe wurde zum erſten amtlichen Kurs auf 0,540 feſtgeſetzt, während der Kurs vorher bis auf 0,520 gefallen war. Auch preußiſche Conſols ſind jetzt wieder 1,350, nachdem ſie bis auf 1,300 nachgegeben hatten. Auf dem Markte ſür aus⸗ ländiſche Renten ſind nur geringe Kursverluſte feſtzuſtellen. Auf dem Induſtriemarkt überwiegen ganz geringe Kurs⸗ verluſte; die meiſten Papiere ſind vollkommen unverändert bei ſehr zurückhaltendem Geſchäft. Auf dem Bankenmarkt ſind Ber⸗ liner Handelsgeſellſchaft ſogar etwas feſter und ebenſo Badiſche Anilin, während die übrigen Werte des Themiemarktes kleine Verluſte erlitten.“ Auf dem Montanmarkt ſind die Kurſe abbröckelnd. Namentlich für Gelſenkirchener ſind die Verkuſte etwas größer, dafür ſind aber Otavi⸗Minen eine Idee feſter. 5 78 Der Freiverkehr iſt knapp behauptet. Api 2,25, Becker Stahl 0,850, Becker Kohle 5, Benz 3,25, Brown Boveri.2. Rheiniſche Handelsbank 0,065, Frankfurter Handelsbank 0,050, Growag 0,160, Krügershall 7, Raſtatter Waggon 3,50, Ufa 11856. Die Fuſion auch bei Enzinger genehmigt Die.⸗V. der Enzingerwerke, in der 55 426 Stimmen vertreten waren, genehmigte die Goldmarkumſtellung van 35, Mill. P4 auf 3,5 Mill. G und ſodann die Erhöhung um 3 150 000 G4 auf 6 650 000, ſowie die Fuſion mit den Union⸗ werken und Verlegung des Geſellſchaftsſitzes nach Mannheim. kr. Bapyeriſche Handelsbank, München. Die Bank teikt mit, daß ſie 7% proz., bis 1929 unkündbare Gold⸗Hypothekenpfand⸗ briefe in Stücken von 20 bis 500 Goldmark ausgibt. Sie werden bis auf weiteres zu einem Kurſe von 80 Prozent dem frei⸗ händigen Verkaufe unterſtellt. 21. — 55 17. 17.„ene 1100 Phönix Bergbau. 39— 38,59 Rombach. Hütten 16,25 15,50] Schuckert& Co. 89.— 37.87 2,15[Hermann Pöge.— 1,50 Roſitzer Braunk.. 19,— 19, Segall Strumpf. 190 110 3,.—Rathgeber Wagg..— 4,50 Roſitzer Jucker 41.,75 41.75 Siemens Elektr. 6,40 8,80 1 2. 21. Tricotw. Beſigh..—.—,Ver. Ultramarinf. 12,25 13,25 Zſchockew., Klt'n. 1,40 Thürg. Lief. Gotha.25 9,10Ver, Zellſt. Berlin 2,80.80 Zuckerf. B. Wagh. 2,0) lUbrenfabr. Furtw. 1,90 1,90 Vogtl. Maſch. St. 2,20 2,30„ 3,25 eilbronn.40 .75 2,55 .80 Kurszettel [WBer. deutſch. Oele 61.48 81.— Soigt& Häff, St. 185 1.35 Reisbolz Papier 10,75 10.75 Kü Attien und Auslandsanleihen in Billionen Prozenten, Stückenotierungen[ ſec Ind. mannz.50 950 Pollzom Seilun 8. Ofſtein. 2 270 Nbeln. Saumeht 2205 2915 Zuugernene 14 57/ Sner.0 75 7 50 in Billionen Mark pro Stück. Aapens 1 4˙ Panß Freptag 20 800. Aheingau.55.50 Rhein. Thamotte 70.——.— Sachſenwerk.13.— Stettiner Vultan 15,10 1480 ex. 5 Ver. Pinſel Nürnb. 14,— 14,—JZellſt. Waldhof Sk. 8,60.50 Stuttgart Fraukfurker Dtvidenden⸗Werte. Srelverkehrs⸗Kurſe. 4 3,68 3,25 Kreichgauer— 5 Bauk ⸗Aktien. Elberfels Kupfer 0,70 0,80 Mansſelder.18 3,10 20. 21 20. 5 D. Hypothetenbnt—.— 4,10 Rhein. Creditbank 230 230 21., Entrepriſes—— Mez Söhne.— 2, 7 „ lleberſBank 74. 74.— Nhein. Hyp⸗Bank.78 475 Berliner Dividenden⸗Werte. e ee Sewepend elen i.. 12, 12,.— Südd.. 8,— 8,.— — 7 Nen 665 6,85 Wiener Bankper. 0,24 0,24Schantungbahn 160 150.⸗Auſtral Diſch. 24 85 Frkfrt. Hyp.⸗Bank.50 4,50 Wttbrg. Bankanſt. 58.— 58,— Sndd Eiſend 855 24.—— 5 c 770 82— Roland⸗ i— 56,— Südd.—54.—„Südam Oſch. 37,75 88,— Toruner Handgeſ. 24,— 23,50 Metallb. u..⸗G. 13,25 13,50 7 15 50 720 VBaltimore 42,.——Hanſa Diſchiff.11,25 11½½5 10— manng Verf⸗Ge.— ra e Vaul D. Effekt. u. Werte 3,60 3,60 Reichsbank... 53.25 52,45 Frankf..u. Mitv.—.——.——5 4025 35 90 8 1 3 Reichsbank. 55 Vergwerk⸗Akktien. 8 Sareſt 12905 2— 905 Heeadner unt 12%18 12. 7C. J7).....!.. Feſdrcheh. aw.—.——.—Lothe Hu...— Ta eee 59.— Salce Maſchin..8.00 80 2,75 Rhein. Elektrizität 8,80.— Sächſ, Gußſtahl 80 Rhein. Maſch Led. 3,—.80 Salzdetfurth. 19,80 18,50 Stoewer Nähm. 14.25 14,75 Rhein. Met. Vorz 7,80.500 Sarotti.50.50 Stoltb. Zinthütten 29,75 28,75 Raſtatter Waggon 3,65 3,50 Rhein. Möbelſtoff.— 1,80 Scheidemandel. 18,39 18,50 Südd Immobilien 340.10 Ufa 11.25 11,15 Rheinſtahl...32,25 33,—[Hugo Schneider.75 4, Teckl. Schiffsw..80 1157 Mhm. Kohlenanl, 10,55 10,55[Rhenania Chem 4,— 4,]Schubert& Salz. 9,50 8,60 Teichgräber...10 1,½10 Teleph Berliner 3,80 3,50 B Glanzſtoff Eldf 48 25.[Weſtf Eiſen 8gdr. 15— 14.50 Thale Eiſenhütte.—.——.— Ver. Harzer Kalk.50.40 Wicking⸗Cement. 28.— 29,84 Thoerl Oelfabrit. 5,90 5,59 V Schuhf BruW..22.10 Wiesloch Tonwar. 12.86 12.86 Thüring Salinen. 13.80 13.70 B Stahlw. o. d Zyp 130 1,25 Wilbeltmsh. Eulau.—.84 Lloyd 470.80 Unionwerke Mhm 6,50.— Ver. Ültramarinf. 1275 12,75 Wiſſener Stahl 10,50 10,— ind⸗Linie. 9,25 5,5]Union⸗Gießerei..75 5,75 Vogel 225—,[Wittener Gußſtahl 22.— 20,78 Verein. Elbeſchiff 2,30 2,20 Varziner Papier. 412 4,12 Dogtländ Waſch. 2410.32 Welf, Buctau.. 6½20 Ver. B. Frkf. Gum. 2,90 2,80 Wanderer⸗Werke.90 6,80 Jelfref Berein. 2,70.70 Ver. Chem Charl. 11.80 12,25] Weſer Akt.⸗Geſ. 6,80.,10] Zellſtoff Waldhof 8,.— 8,89 V. Dtſch. Nickelw. 19,50 20,50] Weſterreg. Alkali. 16,25 15,75 15.50 15,.— Stoehr Kammgrn. 25.— 34, — 20. 21. Allg. O. Creditot. 1,75.80 adiſche Bank. 28,10 28,— ant für Br. Ind. 1,50 1,50 Bayr. B. Cred. W.—— „Hyp. u. Wb. 2,.— 2,— Barmer Bantver. 1,15.10 om. u. Privatbl. 4,55.55 Mitteld. Credit⸗B..50.55 Darmſt. u. Nat.⸗B..85 8,50 Nürnberg..⸗Bl. 410 „ 75 52, Rhein. Creditbank 2,40 2,45 Sübddeutſch. Disc. 8,.— Weſtbank.. 0,45 0,45]Adler Kaſi. 22, IApi, Allg Petr. Ind 2 Becker⸗Kohle 4 Becker⸗Stahl... 0, Benz⸗Motor. 3 Deutſche Petr... 15, Diamond. 16 Berliner Sreiverkehrs vKeurſe. IHeidburg.. 4,60 43,50 40 Hochfrequenz.. 5,.— 5,25 10 Int. Petr. Un.„ 5 5 Krügershall. ,10 6,75 „40] Meyer Textil... 0, 0,2.] Stoman Salpeter 9,50 9,28 50] Muldenh. Papier.025 0,03 Südſee Phosphat 10,75 11.25 25 Petersb Int.Hand 3,90 3,80 Ufa. 1I,10 11,10 8 Pomona Ronnenberg.—.— 100 Nuſſendank.50.— Sichel& Co. 3,28 8. u 2—.— pe. 88 SN Bremer Vulkan 84, 0 50 Bederus Eiſenw. 10, J0 Sennte 5,20 5,10 Chem Griesheim 16. .P. Bemberg.. 1725 17.— Chem. Hyden 2 Bergmann Elektr. 12,10 11,50 Chem. Weiler 15. ſen“ Bergwrl—.——.— Mannesmannröh. 39,.— 80,10 Tellus Bergbau 470 2,0ſadter e obenh. 2, 6 15 Derlin⸗Anh Mſch. 4,40 4,15Chem. Gelſent. 8 elſent. Gußſtahl———.—.K. u. Saurahütte 4,4.50 Adlermerte. 8 N 5.⸗G.f. 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Oktober 1924 Aus der Welt der Technik Methoden neuzeitlicher Fabrikation Wo immer ein Produkt aus mehreren Teilen zuſammengeſetzt iſt, ſollte man ſich daran erinnern, wie oft es vorkam, daß die Pro⸗ duktion ganz unterbrochen werden mußte, weil ein unentbehrlicher Teil nicht zu richtiger Zeit den Montageraum erreichte. Es kann nichts helfen, daß die anderen hundert Teile bereit liegen und war⸗ ten, ſobald auch das kleinſte und ſcheinbar nebenſächliche Stück ver⸗ ſpätet hereinkommt, verhindert es die richtige Ablieferung der ganzen Maſchine. Manchmal kann man natürlich gegen ſolche Umſtände nichts ausrichten, denn möglich iſt immer der Zuſammenbruch einer Ma⸗ ſchine oder eine plötzlich unerwartete Arbeitsniederlegung. Doch die meiſten Störungen dieſer Art kommen nicht aus den eben berührten Quellen, ſondern in erſter Linie von dem Mangel einer richtigen Ar⸗ beitsverteilung, die doch ſtets dafür Vorſorge zu treffen hätte, daß alle Arbeiten in den einzelnen Abteilungen ſo miteinander ver⸗ knüpft und ſo miteinander abgeſtimmt ſind, daß jeden Tag genug von allen Teilen in den Montageraum kommen, um das Tages⸗ penſum dieſer Abteilung an fertigen zuſammengebauten Peodulten täglich und regelmäßig zu erledigen. Wenn nicht jede Fabrikations⸗ phaſe genau feſtgelegt iſt, darf man ſich nicht wundern, wenn die Termine ſehr unregelmäßig innegehalten werden und es faſt un⸗ möglich ſcheint, einen beſtimmten Termin mit Sicherheit voraus⸗ ſagen zu können. Wo der Fabrikationsprozeß nicht genau feſtgelegt iſt, hat man es mit einer Art der Arbeitsüberwachung zu tun, die wenig praktiſch erſcheint, und entweder durch die Meiſter oder beſondere Verfol⸗ gungsbeamte durchgeführt wird. Bei dieſer Methode erhält der Meiſter eine Kopie des Verkaufsauftrages oder vielleicht eine Mate⸗ rialrechnung, und auf Grund ſeiner Vertrautheit mit dem Artikel ſucht er ſich nur ſolche Teile aus, welche ſeine Abteilung gewöhnlich fabriziert, und läßt dieſelben machen. Er iſt in keiner Weiſe in der Lage, zu beurteilen, wann er am zweckmäßigſten mit der Arbeit zu beginnen hatte, um in Einklang mit der Geſamtproduktion zu bleiben, daß alſo die durch ihn hergeſtellten Teile in richtiger Menge und zur richtigen Zeit in die Montageabteilung gelangen. Wenn das von ihm benötigte Material zur Hand iſt, greift er zu und beginnt mit der Arbeit, ſobald er nur einen Mann und eine Maſchine frei hat. Hat er kein Material an Hond, fordert er nach Gutdünken bei der Einkaufsabteilung an, was er zu gebrauchen ge⸗ denkt, und im Beſitz einer Kopie dieſer Materialanforderung als Gewiſſenentlaſtung wartet er, ohne fernere Anſtrengungen zu machen, bis die Einkaufsabteilung ihm das Material an die Hand gibt. Wieder andere greifen einfach Material auf, wo ſie es finden, und während ſie zwar in ihrer Abteilung damit viel leiſten, ſtören ſie den Arbeitsfortgang in anderen Abteilungen, denen nun das Material fehlt, welches ſie brauchten, und das für ſie beſtimmt war. Man muß geſtehen, daß ſolche Methoden der Produktion man⸗ gelhafte und ſchlechte Methoden ſind. Dabei können Betriebsleiter, welche ſolche Zuſtände bei ſich dulden, ſich heute nicht durchaus damit entſchuldigen, daß ſie beſſere Methoden nicht kennen. Im Gegen⸗ teil, den meiſten von ihnen ſind zweckmäßige Methoden wohl be⸗ kannt, aber ſie ſind zu ſchwerfällig, dieſelben einzuführen und an⸗ zuwenden. Sie haben immer die bequeme Ausrede zur Hand, daß ſolche Methoden zwar vorzüglich und in anderen Unternehmungen äußerſt praktiſch ſeien, ihr eigener Betrieb ſei von ſo beſonderer Art, daß die Einführung neuer Methoden einfach unmöglich ſei und am Weſen der Sache ſcheitern müſſe. Alſo nicht Unkenntnis, ſondern Schwerfälligkeit auf Seiten mancher Betriebsleitung hindert die Einführung praktiſcher Orga⸗ niſtionsmethoden. Denn die Einführung zwecksmäßiger Produktions⸗ methoden iſt überall möglich und es bedarf nur des Willens und ſie ſind eingeführt. Die modernen Produktionsmekhoden werden ge⸗ regelt durch eine Anzahl allgemein verſtändlicher Leitſätze, die ſich überall durchſetzen laſſen. Da haben wir z. B. die richtige Vertei⸗ lung der Arbeit durch die Betriebsleitung. Wo immer mehrere Abteilungen beſtehen, da fordert die praktiſche Methode, daß eine Zentralſtelle geſchaffen wird, die ihrerſeits den Arbeitsverlauf diri⸗ giert und die Arbeitsverteilung beſtimmt. Wo man ſo vorgeht, da iſt es unmöglich, daß eine Abteilung nicht genügend Arbeit hat, während die andere überlaſtet iſt. Es kann auch nicht vorkommen, daß eine Stelle Material verwendet, welches für eine andere vorge⸗ ſehen iſt. Denn die Materialanforderung geſchieht auf Material⸗ anweiſung hin, und Materialanweiſungen hat die einzelne Ab⸗ teilung gerade ſoviel in Händen, als ſie zur Durchführung ihr überwieſener Aufträge braucht. Wenn ein Betriebsleiter angibt, daß ſich in ſeinem Betrieb eine ſolche Organiſation nicht einführen laſſe, 15 vergißt er zweierlei: 1. daß ſeine Arbeit noch darin beſteht, den Betrieb zu leiten, und daß eine Betriebsleitung ohne Regel u. Ordnung einfach nicht möglich iſt. Organiſation bedeuͤtet aber Ordnung ſchaffen und die Methoden hierzu ſind es, worauf es ankommt. Man muß alſo eine richtige Methode für die Arbeitsvorbe⸗ reitung und die Arbeitsausführung ſchaffen. In jedem Einzelfall mögen ſich da der beſonderen Eigenart des Unternehmens ent⸗ ſprechend Aenderungen und Abweichungen von einer Norm ergeben, aber das Grundprinzip der Norm, die Ordnung, Ueberſichtlichkeit, Kontrolle, Syſtematik wird überall das gleiche ſein. Was die Arbeitsvorbereitung angeht, ſo handelt es ſich überall darum, daß man ſich klar wird, welche Arbeit kann ich in meinem Betrieb leiſten? Auf Grund der hier gefundenen Antwort ſtelle ich feſt, ob ich was ich tun muß, um einen gegebenen Arbeitsauftrag durchzu⸗ füyren. Iſt es entſchieden, was ausgeführt werden kann, bezw. ſoll, ſo ſind der Produktion Richtlinien vorgeſchrieben. Es iſt nun Auf⸗ gabe der Betriebsleitung, den geſamten Produktionsorganismus ſo zu gliedern, daß jede aufgenommene Produktion logiſch durchge⸗ führt werden kann, das heißt, alle Einzelvorrichtungen müſſen ſo gegeneinandek abgeſtimmt werden, daß ſie ſich gegenſeitig ergänzen. Es iſt alſo im Grunde genommen nichts weiter notwendig, als den Arbeitsorganismus des Betriebes richtig zu proportionieren. Iſt dies geſchehen, ſo kommen wir zur Arbeitsausführung. Dieſe ſetzt Arbeitsverteilung voraus und baut auf ihr weiter, das heißt, es müſſen die richtigen Arbeitsmethoden angewendet werden. Kein Betriebsleiter kann heute mehr im Zweifel ſein über die Richtigkeit des Axioms, daß jede Arbeit nur durch ein ganz beſtimmtes Hilfs⸗ mittel am ſchnellſten und beſten ausgeführt werden kann. Man ſieht alſo, daß es höchſt einfache Methoden ſind, die man zu beachten braucht, um praktiſch die beſten und vorteilhafteſten Er⸗ gebniſſe zu erzielen. Jeder Betrieb und jede Arbeit können Ob⸗ jekte dieſer Methoden ſein und ſie müſſen es überall dort ſein, wo man rationell, wirtſchaftlich, ſparſam und vorteilhaft arbeiten will. der Elektromotor im Dienſte der Küche Die Elektrizität, die ſich bekanntlich auf 10 vielen Gebieten des gewerblichen Lebens und auch im Haushalt bereits als zuverläſſige Helferin bewährt hat, ſcheint neuerdings auf dem Gebiete der Küchen⸗ technik eine weitere Verwendungsmöglichkeit von größter Bedeutung gefunden zu haben. Dieſe neueſte Errungenſchaft auf dem Gebiete der modernen Küchentechnik beſteht in der überaus praktiſchen Ausgeſtaltung eines kleinen Elektromotors, der in Verbindung mit hierfür beſonders kon⸗ ſtruierten Küchenmaſchinen aller Art berufen ſein ſoll, all die um⸗ ſtändlichen und zeitraubenden Küchenarbeiten für die Vorbereitung und Herrichtung von Speiſen uſw., die früher von Hand erledigt wur⸗ den, jetzt ſpielend durch rationellen Maſchinenbetrieb zu bewältigen. Für die Hausfrau bedeutet 12 5 eine ganz weſentliche Entlaſtung der ſich täglich wiederholenden Küchenarbeiten. Die Kraftübertragung vom Motor auf die Maſchine, die bekannt⸗ lich früher allgemein mit Riemen und Transmiſſion erfolgte, und für geführt: An dem eigentlichen Motor iſt ein Gehäuſe angebaut, das zwei Stangen trägt. In dieſem Gehäuſe iſt ein Schneckenradgetriebe angeordnet, das berufen iſt, die bekanntlich hohe Umdrehungszahl des Motors von z. B. 1500 in der Minute auf die für den Antrieb der Küchenmaſchinen erforderlichen Umdrehungsgeſchwindigkeit von etwa 100 herabzumindern. Das Schneckengetriebegehäuſe trägt die kleine Antriebswelle mit Kupplung für die Maſchinen und parallel zu dieſer Antriebswelle noch zwei Führungsſtangen, auf welche die einzelnen entſprechend gebauten Maſchinen einfach aufgeſchoben werden, wobei der an den Maſchinen befindliche Drehzapfen ſelbſttätig in die vor⸗ erwähnte Kupplung eingreift. Ein beſonderes Ausrichten der Maſchine fällt hierbei fort. Durch kleine Stellſchrauben werden die Maſchinen auf den Führungsſtangen feſtgehalten, und ſind dann ge⸗ brauchsfertig. Während des Aufſteckens und Auswechſelns der ein⸗ zelnen Maſchinen kann der Motor ruhig weiter lau en, irgend eine Gefahr iſt gänzlich ausgeſchloſſen. Der Motor braucht nicht befeſtigt zu werden, und kann mittels eines Steckkontaktes an die vorhandene elektriſche Leitung angeſchloſſen werden. Von den mit dem Motor anzutreibenden Küchenmaſchinen wollen wir einige nennen und zwar: Die Fleiſchhackmaſchine, Reibemaſchine, Kaffeemühle, Saſtyreſſ, maſchine, Brotſchneidemaſchine, Eismaſchine, Frucht⸗ und Saftpreſſe, Bohnenſchneidemaſchine uſw. Bekanntlich iſt der Elektromotor in ſeiner Konſtruktion die ein⸗ fachſte Betriebsmaſchine, die wir kennen, und infolgedeſſen ſind Störungen und Reparaturen faſt vollſtändig ausgeſchloſſen. Der größte Vorzug dieſer elektriſchen Küchenhilfsarbeiter iſt der, daß ſie die Leiterin oder den Leiter der Küche unabhängig vom Per⸗ ſonal machen, einen Teil menſchlicher Kräfte und bei einem etwaigen Mangel an Hilfskräften die Leitung der Küche in den Stand ſetzen, den Betrieb allein aufrecht zu erhalten. Als weitere Vorzüge wollen wir noch erwähnen: Größte Arbeits⸗ und Zeiterſparnis, Vollſtändig gefahrloſer Betrieb, Höchſte Leiſtungsfähigkeit der einzelnen Maſchinen, Handliche, transportable, überall aufſtellbare, an jede elektriſche Leitung anſchließende Küchenmotoren, Aufſtecken und Auswechſeln der Maſchinen während des Be⸗ triebes, Kein umſtändliches Einſtellen einer Antriebskupplung, Infolge eleganter und gediegener Ausſtattung eine Zierde für jede Küche. Wir zweifeln nicht daran, daß die Einführung dieſer elektriſchen Küchenmaſchinen mit der immer mehr zunehmenden Einführung des elektriſchen Stromes bald allgemein werden wird, und es dürfte des⸗ halb wohl angebracht ſein, ſich hiermit vertraut zu machen. Techniſches Allerlei — Etwas über das Augenmaß. Damit alles recht im Lote, d. h. ſenkrecht in einer Linie ſtehe, gebraucht der Maurer das ſedem be⸗ kannte Lot, eine Bleikugel an einer dünnen Schnur. Auch Waſſer⸗ wage und rechter Winkel ſind jedem bekannte Inſtrumente. Andere Berufe haben wieder andere Hilfsmittel, die Korrektheit ihrer Arbeit zu kontrollieren, und trotzdem wird unbegreiflich viel Schiefes in die Welt geſetzt. Das Handwerk und das Kunſtwerk, beide kämpfen mit dem ewig Schiefen, ohne in allen Fällen Sieger zu bleiben. Unſere Jugend beſucht Schulen, Fortbildungs⸗ und Zeichenſchulen, und den⸗ noch gibt es hunderte von ſonſt ganz tüchtigen Arbeitern, die ſich um den verdienten Beifall bringen, weil ihre Arbeiten ſchief und immer wieder ſchief ausfallen. Zeichnen haben ſie gelernt, aber ſehen haben ſie nicht zelernt. Sie ſehen nicht richtig. Es iſt dies ein Mangel an Selbſterziehung. Wer nicht veranlagt iſt, richtig zu ſehen, wird es ohne eine gewiſſe Selbſterziehung und Selbſtkontrolle auch nicht ſo bald lernen. Die Selbſterziehung muß vor allen Dingen mit der Selbſterkenntnis beginnen, mit dem Mißtrauen gegen die Zuverläſſigkeit der eigenen Arbeit. Man muß ſich daran ge⸗ den, nachzumeſſen. Ein praktiſches Hilfsinſtrument für beſtändige Kontrolle iſt in vielen Fällen leicht dadurch herzuſtellen, daß man auf ein Blatt Papier, Karton oder dergleichen, einen Kreis zeichnet (mit dem Zirkel), und durch den Mittelpunkt desſelben die Senkrechte und die Wagrechte zieht. Legt man das Arbeitsſtück auf dieſes Blatt auf, ſo ſieht man leicht die Abweichungen und Fehler der eigenen Zeichnung. Mehrere konzentriſche Kreiſe vervollſtändigen eventuell das Inſtrument noch. Dasſelbe tut ein quadratiſches Papier. Oft wird es ſchon genügen, das Arbeitsſtück herumzudrehen, daß die rechte Seite nach links kommt, das falſch ſehende Auge korrigiert ſich damit am leichteſten, weil für dasſelbe der Kontraſt durch das Umdrehen verdoppelt wird. Außerdem übt man in fpeier Zeit fleißig, zeichnet an eine gegebene Mittellinie die Hälfte eines Ornaments und überträgt aus freier Hand, ohne zu miſſen, die Zeichnung an die andere Seite der Mittellinie. Nun mißt man nach und macht eine Pauſe der erſten Hälfte. Man legt dieſe auf die aus freier Hand gezeichnete zweite und wird nun ſehen, wie man verzeichnet hat. Ob zu groß, zu klein und in welcher Richtung ſchief. Man wird bei derartiger Uebung bald herausfinden, nach welcher Richtung hin man gewöhnlich den Fehler macht, denn man ſieht immer nach einer ganz beſtimmten Richtung falſch. Dieſem Fehler arbeitet man nun ſyſtematiſch dadurch entgegen, indem man von Anfang an ſich beſtrebt, ihn zu vermeiden. Man wird zuerſt in das Gegenteil verfallen. Aber fortgeſetzte Uebung führt zum Ziele. Man zeichne aus freier Hand Kreiſe und Ellipſen, teile Linjen in zwei gleiche Teile uſw., und meſſe dann genau nach. Man wird bald merken, daß die fort⸗ geſetzte Uebung berichtigend auf das Augenmaß wirkt. Denn unſere Sinne ſind außerordentlich ausbildungsfähig. — Eine neue Ziegelart. die nach der Angabe des Erfinders eine Revolution im Baugewerbe hervorrufen ſoll, iſt in England auf den Markt gebracht worden. Der neue Ziegel. der bereits bei zwei Probe⸗ bauten ſich vortrefflich bewährt hat, wird als„ſynthetiſcher Sand⸗ ſtein“ bezeichnet. Dieſer Ziegel kann nicht nur dovppelt ſo ſchnell fabriziert werden wie die gewöhnlichen Ziegel, ſondern er koſtet auch 30 Prozent weniger: er wird aus Zement. Sand und einem chemi⸗ ſchen Erſatz für Waſſer hergeſtellt. Der Stoff heißt„Ceſalith“. Die Fabrik, die für die Herſtellung dieſer Ziegel errichtet iſt, wird wöchentlich 2 Millionen Ziegel verfertigen. Das Fabrikat iſt voll⸗ frei von Luftlöchern und allen Fehlern, die anderen Ziegeln anhaften. — Von der weißen Kohle. Der Bau verſchiedener Großwaſſer⸗ zentralen könnte die Meinung erwecken. daß die Waſſerkraftnutzung ſich heute nur dann lohnt. wenn es ſich um Werke handelt, die einige 10 000 oder 100 000 PS erzeugen. Dem iſt aber nicht ſo: es ſind in der letzten Zeit mit autem wirtſchaftlichen Erfolge kleinere Waſſer⸗ kräfte ausgenutzt worden, und zwar hat man Werke gebaut, die genau wie einige Dampf⸗ oder Verbrennunaskraftzentralen die Auf⸗ gabe haben, ledialich die Spitzenleiſtungen zur Verfüguna zu ſtellen. Dieſe Werke werden nur dann in Betrieb genommen, wenn zu be⸗ ſtimmten Tages⸗ oder Jahreszeiten ein vorübergehend geſteigerter Eneraiebedarf vorliegt. Eine ganz neuzeitliche Anlage dieſer Art iſt das Anfana dieſes Jahres in Betrieb genommene Soyensfeekraftwerk im bayeriſchen Hochland in der Nähe von Waſſerburg am Inn. Der Sohenſee lieat 55 Meter über dem Waſſerſpiegel dieſes Fluſſes. Er vermaa bei einer Abſenkung von 8 Meter ſeines Waſſerſpiegels 3,2 Millionen Kubikmeter nutzbaren Waſſerinhalt aufzuſpreichern und kann daher unter Berückſichtiauna des Gefälles 320 000 Kilowatt⸗ ſtunden leiſten. Die Bauarbeiten des Werkes. das zur Verſoraung der umliegenden Städte dient und mit dem benachbarten Ueberlandwerk zuſammenarbeiten ſoll, wurden 1922 in Angriff genommen. Die Hauptarbeit beſtand in der Anlage eines 2170 Meter langen Druck⸗ ſtollens mit einer anſchließenden Druckrohrleituna zum Krafthaus und in der Anlage des Krafthauſes mit dem Unterwaſſerkanal nach dem Inn. Außerdem mußte, um die Waſſerzufugr des Sees zu ſichern, ein Bach in den See geleitet werden. Nach Bedarf können die kleinere Küche viel zu umſtändlich war, iſt hier wie folgt, durch⸗ auch noch ſpäter zur Erweiterung der Anlage weitere Gewäſſer dem See zugeführt werden. 55 wöhnen, von Zeit zu Zeit, beſonders aber beim Anlegen des Schaffen⸗ Radiotechnik Forſchungen über atmoſpäriſche Entladungen Neuerdinas hat man Forſchungen über das Verhalten des elektroſtatiſchen Erdfeldes während des Gewitters angeſtellt. Die Ergebniſſe dieſer Forſchungen ſind ſo wichtig daß ſie als Grundlagen für den Schutzwert von Erdunasdrähten, Blitzſchutzvorrichtungen uſw. dienen können. Die maßagebende Zahlenaröße iſt das Potential⸗ gefälle(Feldſtärkenänderung) in der Nähe der Erdoberfläche, von der die Ladung je Längeneinheit des Leiters abhänat. Stetige Aen⸗ derungen des Feldes wie beim lanaſamen Vorüberziehen von. Ge⸗ witterwolken, rufen ſelbſt bei ungeerdeten Leitern keine Ueberſpan⸗ nuna hervor. da die Leitfähiakeit der Porzellaniſolatoren in ſolchen Fällen genüat, die Ladungen auszualeichen. Nur bei plötzlichen Feld⸗ änderungen(Blitzſchlägen) werden die Ladungen raſch frei und es wird eine Ueberſpannunaswelle erzeuat. Bei den Unterſuchungen wurden die eitlichen Veränderungen des Spannunasgefälles aleichzeitig an drei im Dreieck angeordneten Beobachtunaspunkten in ſe.5 bis 10 Km. Entfernung mittels ſelbſt⸗ ſchreibender Spannungsmeſſer aufaenommen. Die Aufnahmen zei⸗ gen eine ſanft abfallende, ſchräae Wellenſtirn ohne ausgepräagte Schwinaunaszahl. ſodaß die Durchſchläge an Transformatoren und Apparaten durch ſekundäre Entladungen an den Iſolatoren hervor⸗ gerufen wurden. Um die Feldſtärke und deren Gefälle genau zu be⸗ obachten, ſpannte man zwei varallele hochiſolierte Drähte 5 bis 10 m über dem Erdboden aus und verband ſie mit dem Spannunasmeſſer im benachbarten Prüfſtand. Als Leitunasiſolatoren dienten mit Bakelit geſtrichene Hartaummiiſolatoren: die Spannung wurde durch einen ſelbſtſchreibenden ſtatiſchen Spannunasmeſſer ermittelt Es eraab ſich bei den Meſſungen eine mittlere Feldſtärke von 100 bis 150 kv auf ein Meter Drahtlänge in der Höhe der Uebertragungs⸗ leiſtungen. Bei Gewittern ſtiea das Gefälle oft auf 300 und 400 kv und zwar häufig neagativ. Gleichzeitige Aufnahmen an drei Beobach⸗ tunaspunkten zeigten den aperiodiſchen und gedämpften Verlauf der unaleichen Entladungen und den Wechſel zwiſchen poſitivem und negativem Spannunasgefälle, das ſtets örtlich beſchränkt blieb. Die Entladewellen hochgeladener Wolken zeigen einen ähnlichen Verlauf. Die zeitliche Feldänderung bei Gewittern wurde ſpäter mittels Ka⸗ thodenſtrahlen⸗Oſzillographen ſichtbar gemacht und mit einem Selbſt⸗ ſchreiber verbunden. Die Entladeplatten waren hierbei mit den An⸗ tennen mittelbar oder unmittelbar gekuppelt. Das Aufleuchten der Röhre zeiat denſelben gedämpften und aperiodiſchen Charakter wie die früheren Verſuche. Aus den Unterſuchungen geht hervor, daß die Durchſchläge an Transformatoren erſt durch die Sekundärentladungen mit ſteiler Front an Jſolatoren oder Blitzſchutzapparaten hervorgerufen werden, die durch örtliche Entladungen entſtehen ſollen. Der beſte Blitzſchutz iſt nach dieſen Forſchungen eine gute Iſolation der Leitung und aller angeſchloſſenen Einrichtungen. die die Anordnung beſonderer Blitz⸗ ſchutzvorrichtungen überflüſſig macht. * — Schalterbremſe. Dieſe Schalterbremſe beſteht aus einem Stück blanken Kupferdrahtes, das in-Form gebogen iſt. Durch das Ab⸗ ſchlußbrett des Apparates wird ein Loch dicht hinter dem letzten Kontaktes des Schalters gebohrt und das gebogene Drahtſtück von hinten eingeſchoben. Darauf wird dasſelbe an den letzten Schalter⸗ kentakt angelötet. Dieſe einfache Bremſe des Schalterhebels wird ſtets allen Anforderungen genügen. — Geringfrequenzverſtärkung unt Umformerkupplung. Die Verſtärkungsart, die ſeder Lampe die größte Verſtärkung verleiht, iſt Geringfrequenzverſtärkung mit gekuppeltem Umformer, da die⸗ ſelbe eine zwei⸗ oder viermal größere Spannungsverſtärkung als Widerſtandskuppelung oder dergleichen ergibt, was wieder eine um 14—16mal größere Energieverſtärkung bedeutet. Deshalb iſt es leicht erklärlich, daß dieſe Verſtärkungsmethode vielfach verwendet wird. Sie beſitzt aber auch Mängel, die ihr Verwendungsgebiet beſchränken.— In Verbindung mit einem Einlampenapparat wird ein dreiſtufiger Geringfrequenzverſtärker, bei dem die Kupplung zwiſchen den Lampen vermittelſt Umformern bewercſtelligt wird, einen kleineren Lautſprecher bedienen können, beſonders, wenn es ſich um Lokalſtationen handelt. Bemerkenswert iſt hierbei die Polariſationsleitung, an die die Sekundärleitung des Umformers angeſchloſſen iſt. Dadurch kann man die Gitterſpannung derartig beſtimmen, daß die durch die Verſtärkung hervorgerufene Verzer⸗ rung ſo möglichſt gering ausfällt. Die Umformer beſtehen aus gewöhnlichen Geringfrequenz⸗ umformern mit Eiſenkernen und deren Windungen bei kleinen Lampen in einem Verhäſtnis von 5000: 20 000 oder 8000: 12 000 ſtehen, bei größeren Lampen ermäßigt ſich dieſer Unterſchied, näm⸗ lich 5 B. auf 5000: 15 000 oder 7000: 10 000. Zur Ausgleichung des Apparates nimmt das Umformungs⸗ verhältnis in den drei Umformern mit Eiſenkernen allmählich gegen die letzte Lampe hin ab. Die Mängel des Verſtärkers werden uns jetzt näher beſchäf⸗ tigen und dieſe ſind keinewegs unweſentlich, ſelbſt wenn ſich die⸗ ſelben aus Umſtänden ergeben. 0 0 — Jeineinſtellung. Bei der Abſtimmung auf kurze Wellen⸗ längen oder bei der Einſtellung eines Empfangsapparates iſt die ganz genaue Einſtellung der Kondenſatoren, Varjometer oder der Kupplung äußerſt wichtig. Die Benutzung einer Vernierplatte er⸗ ſchwert die Herſtellung des Kondenſators ganz beträchtlich, nur die Einſchaltung nachſtehend beſchriebener Voprichtung erleichtert dieſe Arbeiten ganz bedeutend, da hierbei die Umdrehung der Spindel um nur den Bruchteil eines Grades zur Erzielung der erforderlichen feinen Einſtellung genügt. Beim Kondenſator wird ein feines Stück Ebonit unter einer federnden Scheibe befeſtigt, wodurch nur ein Rei⸗ bungskontakt zwiſchen Knopf und Skala entſteht. Der Kondenſator kann alſo gedreht werden, während der Ebonitſtreiſen ſtehen bleibt. Eine geſchlitzte, am Ende des Ebonitſtreifens befeſtigte Meſſingplatte nimmt eine exzentriſch auf ihrer Spindel ſitzende Ebonitwelle auf. Durch Drehung dieſes kleinen Ebonitzylinders kann die Skala des Kondenſators nach ſeder Richtung hin verſchoben werden. Line rätſelhaft erſcheinende Störung kann ihre Urſache oſt in einem geradezu lächerlich kleinen Defekt am Apparat haben. Man ſucht vielleicht Stunden lang und greift ſich dann an den Kopf, wenn man den Fehler entdeckt hat. Ein Dreiröhren⸗Empfänger(Hochfre⸗ quenz, Radiofrequenz. Niederfrequenz) hatte gänzlich verſagt, ſodaß auch nicht das geringſte in den Hörern zu vernehmen war. Der Be⸗ ſitzer verſicherte, alles genau durchprobiert und alles in beſter Ord⸗ nung befunden zu haben. Zum Schluß hatte er in ſeiner Verzweif⸗ lung den ganzen Apparat auseinandergenommen und dann wieder zuſammengeſetzt, nur um doch wieder ein gleich negatives Reſultat, zu erhalten. Schließlich konnte die Störung dadurch behoben wer⸗ den, daß man den Plattenſteckzapfen der Beſichtiger⸗Lampe mit dem Taſchenmeſſer etwas auseinanderbog und alles war wieder in beſter Ordnung. Man ſollte es ſich zur Regel machen, dieſe kleine Arbeit in gewiſſen Zeitabſtänden vorzunehmen, vor allem auch, die Zapfen immer ſauber zu halten. —.Kadioverkehr zwiſchen England und Auſtralien. Kürzlich haben in der Nacht zwiſchen England und Auſtralien erfolgreiche Verſuche mit drahtloſer Telephonie ſtattgefunden. Als Sendeſtation diente die Marconiſtation in Poldhu(Cornwall), als Empfangsſtelle die Station Amalgamated Wireleß Co. in Vaucluſe bei Sydney. Die Verſuche wurden mit gerichteter Wellentelephonie nach einem neuen Verfahren ausgeführt; die Sprache ſoll außerordentlich klar ver⸗ nehmbar geweſen ſein. Ein wechſelſeitiges Sprechen war nicht mög⸗ lich, weil in Auſtralien noch keine Sendeſtatlon von genügender Lei⸗ ſtungsfähigkeit beſteht. 185 +. Tabletten in allen Apothefen u. Orogerien erhältlich fur gänger, Reöner, Naucher 0 verſchiedene ſchöne Verbindungsſtücke, ſind wegen dringender Baranſchaffung preiswert aufzunehmen. teiligung geboten werden. Angebote unt. P. T. 91 an die Geſchäftsſtelle dieſes Blattes. A eeeeebeeneenneneenennemeunenenemenmeemnenenmunummmmmunmm⸗ Aitil * Dienskag, den 21. Oktober 1924 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Nusgabe) 9. Seite. Nr. 490 7 98 9 A dn 7 1 —— Vermistüngen 8 ndbflerte 1 Todes-Anzeige. Iimmer Meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwi tter. 5 2 Tante und Schwester, Frau 8 0 in allen Preislagen ver⸗ 1 1 mietet*2806 + Maria Priller geb. Uhlei ge. Oln Schwetzin⸗erſtraße 16, 2 ist nach langem schweren Leiden am 20. Oktober 1 am Tatterſall. +. n Alter von 53 Jane santt entschlafen. 10 Telephon 5540. 7„ des Mannheim, Lindenhofsfr. 78. Schön möbl. Zimmer— Oie Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: auf 1. 11. an beſſ. ſolid. 22— len Herrn zu verm. 2767 w. Johann Priller. Tatterſallſtr. 26. 2 Tr. 275 al⸗ Die Beerdigung findet Mittwoch, 22. Oktober, nach- Gut möbliertes Au. der mittags 2% Uhr von der Leichenhalle aus statt. Hohn- l Achlazummer on⸗ 2 4 u vermieten. Anzuſehen— Lal. 5—3 Uhr. B4627 7 5 en L. 10. 5, 4. Stock. r 2 Al. 7 2 - 2 Zimmer——— 55 2 mit Küche und Kammer— 7 und Großlager: Lebkuchen& Hirsch in gutem Hauſe auf dem n Mannheim, Dammstrasse 32. Telephon 2294. 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