4 1 Dienstag, 28. Oktober Bezugspreiſe: In Mannpeim u. Umgebung wöchentlich 85 Gold⸗Pfg. Die monatl. Bezieher verpflichten ſich dei eytl Aenderung d. wiriſchaftl. Verhältniſſe notwendig werdende Preiserhöhungen anzuerkennen. Poſtſcheckkonto Nr 17590 Karlsruhe.— Hauptgeſchäftsſtelle E 6, 2 Geſchäfts⸗ Nebenſtellen Waldhofſtr 6, Schwetzingerſtr. 24, Gontard⸗ plaß 4— Fernſpr. Nr. 7941— 7945,— Telegr.-Adreſſe Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl zwölfmal. Beilagen: Bilder der Woche Mannheimer General Anzeiger Sport u. Spiel Aus Seit u. Oeben mit Mannheimer Srauen- u. Muſik-Zeitung Aus der Welt der Cechnik Unterhaltungs-Beilage Wandern u. Neiſen Der Liberalismus im Wahlkampf Lort mit vorurteilen und Schlagworten! In einemprogrammatiſchen Artikel zu den Wahlen ſchreibt die„Nationalliberale Korreſpondenz“: „An Aufgaben fehlt es der Deutſchen Volkspartei auch in Zu⸗ kunft ganz gewiß nicht. Sehen wir einmal ganz ab von den wirt⸗ ſchaftlichen Fragen, ſo wichtig ſie immer ſind. Ausſchlaggebend in allem iſt ſchließlich doch der Geiſt. Das große innere Problem iſt noch ungelöſt: die Entwicklung von der Maſſe zur Nation(Volks⸗ emeinſchaft ſagen wir heute). Hier muß der nationale Liberalismus große geiſtige Aufgabe erkennen, einigend zu wirken. So wie im vorigen Jahrhundert die deutſchen Staaten unter einen Hut u bringen waren, ſo muß heute das Ziel darin erkannt ſein, die Klüfte zu ſchließen, die durch Klaſſenkampf und Kaſtengeiſt ent⸗ ſtanden ſind und die uns noch immer unfähig machen, eine Nation zu ſein. Unterſchätzen wir dabei die Kulturfrag en in ihrer Be⸗ deutung nicht. Letzten Endes iſt doch auch die ſoziale Frage eine Bildungsfrage. „Parlamentariſche Bindungen(Koalitionen) können Wege zu dem Ziel der Volksgemeinſchaft ſein, ſie ſind aber nicht der Weg. Wir verkennen nicht die Bedeutung, die beiſpielsweiſe der großen Koalition in Preußen in dieſer Richtung gebührt. Sozialdemokraten und Volks⸗ parteiler(alſo Republikaner und grundſätzliche Monarchiſten) haben lange Zeit und immerhin mit Erfolg zuſammengearbeitet und den preußiſchen Staat in ſeiner ſchwerſten Zeit erhalten. Heute gilt es auch, Konſervative(die ſich jetzt Deutſchnationale nennen), in dieſen Kreis koalitionsfähiger Parteien hinein zu beziehen. Sie mögen ſich ſelber teilweiſe noch dagegen ſträuben. Demokraten und Sozialdemo⸗ kraten machen den Verſuch, ſie auszuſchalten— es wird umſonſt ſein—. Auch die deutſchnationalen Kräfte müſſen in die Funda⸗ mente des neuen Deutſchland hineingemauert werden, ob ſie wollen oder nicht. So ſehen wir den großen Gedanken dieſes Wahlkampfes. Er muß das innerpolitiſche Kampffeld von alten Vorurteilen und böſen Schlagworten bereinigen, er muß neue und ſtarke Formationen für die kommenden Aufgaben im Reichs⸗ und Landtag ſchaffen. Die beſte Kerntruppe hierbei iſt die große nationale und liberale Volkspartei, ohne die eine gedeihliche deutſche Entwicklung auch in Zukunft nicht möglich ſein wird. Möge die Mahnung zur Sammlung aller aufbaufreudigen Kräfte in Stadt und Land denjenigen Widerhall finden, der im Intereſſe des Vater⸗ landes dringend erforderlich iſt.“ Wilhelm II. über die Kriegsſchuloſrage (Spezialkabeldienſt der United Preß) Newyork, 28. Okt. Der bekannte deutſch⸗amerikaniſche Schrift⸗ ſteller George Sylveſter Viereck veröffentlicht im„Hiſtory Maga⸗ zine“ einen Artikel mit Ausſprüchen des früheren deutſchen Kaiſers die von letzterem ausdrücklich autoriſiert ſind. In dieſem langen Artikel beſtreitet Wilhelm II. jede Verantwortlichkeit für den Ausbruch des Krieas aufs Entſchiedenſte. Er mißt die Schuld daran vor allem der britiſchen Rivalität im Welthandel bei. weiter dem Wunſch Frankreichs Elſaß⸗Lothringen zurück⸗ zuerobern und dem Wunſch Rußlands ſich einen Wea zu den Weltmeeren zu bahnen. Der Kaiſer erklärt, daß die Inveſtie⸗ runa von franzöſiſchem Kapital in Rußland„Paris und Moskau mit goldenen Ketten verbunden hat.“ Der Kaiſer zieht als Beweis für die Richtiakeit ſeiner Darſtellung die Memoiren Paleologaes, ſowie Suchomlinows Fälſchungen des ruſſtſchen Orange Buches beran. Er geht auch in dieſem Zuſammenhana auf die große Rede des Senators Robert Owens ein, die in der Dezember⸗Sitzung 1923 ſo aroßes Aufſehen in Amerika erreat hat. „Die Einkreiſungspolitik iſt nicht eine Halluzination der Wil⸗ belmſtraße aeweſen“, erklärt der Kaiſer weiter und verſucht auch da⸗ für Beweiſe aus Memoiren etc. der letzten Jahre zu erbringen. Ueber ſeine eigenen Memoiren äußert ſich der Kaiſer und wünſcht feſtzuſtellen, daß er ſie nur geſchrieben habe, um endlich die Wahrheit feſtzuſtellen und um das deutſche Volk von dem ſchweren Verdacht zu reinigen, der auf ihm in der Krieasfrage laſte. Der Kaiſer beklaat ſich außerordentlich über das managelnde Verſtändnis der deutſchen reſſe in dieſer Fraae. Er habe jede Zuſammenarbeit vermißt, be⸗ tont er. Aber auch die deutſche Oeffentlichkeit kommt ſchlecht weg. Er beſchuldiat ſie der Gleichgültigkeit und vollkommenen Indifferenz den Informationen gegenüber, die er aus offiziellen und inoffiziellen Quellen in ſeinem Buche zuſammengetragen habe. Der Kaiſer zählt weiter die Guttaten auf, die Deutſchland unter den Hohenzollern und durch ihre Regierung empfangen hat.„Erſt als das deutſche Volk mir das varlamentariſche Syſtem abaezwunagen hat. hat ſich der Abarund vor uns auf⸗ getan.“ So faßt er ſeine Anſicht über den Niedergana zuſammen. Er wehrt ſich entſchieden gegen den Vorwurf des Deſy otismus, der ihm wiederholt gemacht worden ſei. Er weiſt auf ſeine wieder⸗ holten Verſuche hin, die Freundſchaft Enalands, Rußlands und Frank⸗ reichs zu erwerben und beſchuldiat Rußland als eigentlichen Friedens⸗ ſtörer, durch die verſchwenderiſche Unterſtützung. die es der fran⸗ zöſiſchen Preſſe für antideutſche Propagandazwecke lieh. Die Niederlage Deutſchlands führt er auf den Eintritt Amerika⸗ in den Weltkrieg zurück. Ueber Präſident Wil ſon ſpricht er mit vüerordentlicher Bitterkeit. Er 95 5 zder ſei liebe, in der Geſchichte als arößter Enalän⸗ der Heeneen d e ſo vieler Amerikaner dem Moloch anglo⸗ ſächſiſcher Weltherrſchaft opferte.“ Der Kaiſer behauptet, daß Deutſchland zu einem ehrenvollen Fden een wäre, wenn die deutſche Sozialdemo⸗ ratie nicht geweſen wäre, die„den Dolchſtoß in den Rücken der Nation“ geführt habe. Er zitierk Uſhers Buch über den Pan⸗ germanismus, das den Beweis des Beſtehens eines anglo⸗ameri⸗ kaniſchen Deffenfiv⸗Bündniſſes ſchon vor der Zeit des paniſchamerikaniſchen Krieges erbringe.„Der Pangermanſsmus erklärt der Kaiſer, iſt eine franko⸗britiſche Erfindung“ und beſtreitet das Beſtehen ſolcher Tendenzen in der Wirklichkeit. Die Wiederherſtellung Europas dünkt ihm unmöglich, ehe Deufſchlands 75 Grenzen wieder hergeſtellt ſind. Seine A b⸗ 2 Der Parteitag der Deulſchen Volkspartei wird, wie jetzt feſtſteht, ſchon vom 13. bis 14. November in Dortmund ſtattfinden, nicht erſt am 16., und zwar aus einem rein äußerlichen Grunde: am 16. ſind die Säle nicht frei. Dr. Streſemann wird diesmal auf der Reichsliſte kandidieren. Die Nachricht, daß Frau v. Oheimb zur Demokratie überzutreten gedenke, beſtätigt ſich nicht. Die Demokraten haben ihr zwar die Spitzenkandidatur für Magdeburg angeboten. Sie hat es aber abgelehnt. Inzwiſchen wird jetzt beſtätigt, daß für Magdeburg der badiſche Staatspräſident a. D. Hummel aufgeſtellt worden iſt. *** Die Liberale Vereinigung wendet ſich jetzt mit einem Aufruf an die deutſche Oeffentlichkeit. Sie will keine Partei ſein und wird als ſolche ſich nicht an dem Wahl⸗ kampf beteiligen. Zunächſt will ſie nichts anderes ſein, als eine Reichsorganiſation zu bilden, um diejenigen zuſammen⸗ zufaſſen, die bei der Demokratiſchen Partei nicht länger bleiben zu können glauben. Aus Kreiſen, die den Ausgeſchiedenen und der neuen Vereinigung nahe ſtehen, hört man, daß die Bewegung lebhaften Widerhall im Lande ge⸗ funden hat und ſich nicht nur einzelnen Perſonen, ſondern ganze Organiſationen anſchließen wollen. Die Vereinigung, die, wie geſagt, zunächſt nur eine abſtimmungs⸗ fähige Gemeinſchaft zu gründen vorhat, erlaubt ihren Angehörigen auch die Beteiligung an anderen Parteien. Sie iſt, wie man uns erklärt, allein von dem Wunſche geleitet, ſich wirklich breite Kreiſe des liberalen Bürgertums von hüben und drüben zu erfaſſen. Man denkt, zu einer ſpäteren Friſt die alte Sehnſucht nach einem liberalen Zuſammenſchluß, die große und ein⸗ heitlicheliberale Partei, verwirklichen zu können. Die ein⸗ zelnen der Ausgeſchiedenen werden ſich, wie man annimmt, wohl der Volkspartei anſchließen, wie man uns verſichert, ver⸗ bindliche Verhandlungen über Mandate der Deutſchen Volkspartei bis⸗ her nicht ſtattgefunden. Die Herren haben gegenüber Entſtellungen, das zu betonen ſcheint uns eine Ehrenpflicht, in jeder Beziehung keinen Wunſchgeäußert, was nicht hindert, daß die Deutſche Volkspartei mit dem einen oder anderen von ihnen in Verbindung ſteht, um ihnen eine parlamentariſche Wirkſamkeit zu erm e Abdankung für die Wohlfahrt der deutſchen Nation und des Landes ünumgänglich nötig ſei. Auch das Sachverſtändigengutachten findet keine Gnade vor den Augen des Kaiſers. Er bezeichnet es als zweites Verſailles, das dazu beſtimmt iſt, Deutſchland für ewig zu verſklaven. Die Waſhingtoner Friedenskonferenz charakteriſiert er als Humbug,„Jeder ſpricht dabei von Frieden und ſetzt ſeine Rüſt⸗ ungen fort.“ Der Kaiſer kann nicht einſehen, daß Deutſchland irgend etwas vom Eintritt in den Völkerbund oder den Weltgerichtshof er⸗ warten könne. Die wichtigſte Rolle in der Geſchichte der Zukunft weiſt der Kaiſer Rußland zu. Die Handelsvertragsverhandlungen Das Reichskabinett wird, wie wir hören, morgen zu einer Sighung zuſammentreten, die ſich in erſter Reihe wohl mit 1 55 deutſch⸗ſpaniſchen Handelsvertrag beſchäftigen wird. Lord'Abe rnon iſt geſtern nach Berlin zurück⸗ gekehrt. In den nächſten Tagen dürften nun die Verhandlungen über den Handelsvertrag mit England wieder aufgenommen werden. Die deutſchen Privatkrebite im flusland I2Berlin, 28. Okt.(Von unſerem Berliner Büro). Reichs⸗ finanzminiſter Dr. Tuther äußerte ſich im Laufe 2975 über die deutſchen Finanzen nach dem Dawesplan im Hamburger Ueberſeeklub zu den privaten Kreditverhandlungen Deutſcher im Ausland, wobei er Irrmeinungen über die Bedeu⸗ tung der 800 Millionenanleihe berichtigte, deren Hauptbedeutung ihr politiſcher Charakter ſei. Die Ankeihe mit ihrer großen Ueber⸗ zeichnung iſt ein offenbarer Beweis dafür, daß die Stimmung degl Achein 2 geht, wie es früher mehrfach d 125 ute Geſchä i ſchlan 7 ee ee ſe achek mit Deutſchland ſchlägt man „Die Reichsbank wird ſicherlich in der La i d. lage dieſes 800 Millionen⸗Kredits in 5 5 Nabe Kredite auszuſchütten. Die von ihr bewilligte Kreditmenge hängt aber nicht von der von der finanziellen Poſition der Reichs⸗ 15 helt ag, u 54 ff noch der Aufnahmefähigkeit der 5 ieſe Aufnah wie man wohl möchte.“ ußmefäßketeit if e ee Zum Schluß betonte Dr. Lut ünfti il Deutſcher im Ausland auf N 5 11 0 115 0 geſchloſſen werden müſſen. Dabei ſoll dite aufgenommen werden, die nicht unmittel 1 mnterſenen orkdrated zutennguch gemacht werben zönnen ⸗daf anderem Wege, ſo betonte der Miniſter, kommen wir nue zu einer Scheinblüte, die der Inflation verzweifelt ähnlich ſieht.“ en äftlicher Baſis ab⸗ Lohnfordͤerungen der Eiſenbahner U Berlin, 28. Okt.(Von unſerm Berliner Bür i ſchaften der Eiſenbahner ſind bei der 5 bahngeſellſchaft wegen Gehalts⸗ und Lohnerhöhung vorſtellig gewor⸗ den. Die Verhandlungen haben geſtern nachmittag ſtattgefunden, ſind aber vertagt worden, da die Gewerkſchaften ſich noch einmal unter⸗ einander beſprechen wollen. Die Reichsbahnverwaltung glaubt im dankung fü i iel ſei damaligen Rat⸗ g führt er auf das Intrigenſpiel ſeiner damalige 0 geber zurück, bie in ihm die Vorſtellung zu erwekeen mutzten, daß ſeine Augenblick bei ihrer jetzigen Finanzlage eine Er höhung der Löhne und Gehälter nicht tragen zu können. 7555 1924— Nr. 502 Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Voraus zahlung pro ein⸗ paltige Kolonelzeile für Allgemeine Anzeigen 0,40.⸗M. Reklamen.— G⸗M. Für Anzeigen an beſtimmien Tagen Stellen und Ausgaben wird keine Verantwortung über⸗ nommen. Höhere Gewalt, Streiks, Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene oder beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von An⸗ zeigen. Auftr.d. Fernſpr.ohne Gewähr. Gerichtsſt. Mannheim. Sowjet⸗Kußlands Anerkennung durch Frankreich (Von unſerem Pariſer Mitarbeiter.) Paris, 26. Okt. Rakowski verherrlicht in der linksrepublikaniſchen„Dépeche de Toulouſe“! den franzöſiſchen Radikalismus; er erinnert an ſeine Studien in dem ſüdfranzöſiſchen Univerſitätsſtädtchen Montpellier, wo er täglich— in derſelben„Dépéche de Toulouſe“— die Artikel eines Camille Pelletan und Clémenceau las. Die Boulevardzei⸗ tungen ſchweigen das Kompliment Rakowskis tot, denn jenſeits des Aermelkanals wird, unter der Fahne des Lord Rothermere, des Be⸗ ſitzers der„Daily Mail“, gegen Moskau ein Kampf geführt, wie ihn England nicht einmal in der Zeit der Expedition Koltſchak erlebte. Alſo: zwei Richtungen in der franzöſiſchen Politik. Die Regierungs⸗ kreiſe bereiten die Anerkennung Sowjet⸗Rußlands vor und gewä ren verſchiedenen hier eingetroffenen„offiziöſen“ Journaliſten der 5⸗ kauer Preſſe bereitwillig Eintritt isn Außenamt, ins Handelsminiſte⸗ rium, wo man den Ankömmlingen Auskünfte erteilt. Es wird Sym⸗ pathie geheuchelt. Erzürnt ſehen die Oppoſitionsparteien 2 5 zkläglichen Schauſpiel“ zu und rufen nach England hinüber:„Seht Ihr Eure Freunde, die Linksrepublikaner, die Sozialiſten!? Wäh⸗ rend Ihr gegen die Gefahren des Bolſchewismus einen Kampf auf Leben und Tod führt, reichen Eure ſogenannten Freunde in Frank⸗ reich den Sowietiſten die Hand. Das iſt die Freundſchaft Herriots für Macdonald...“ Poincarés Freunde ſpielen ſich zu den großen Freunden Englands auf. Noch intereſſanter iſt die kommuniſtiſche„Humanité“. Während die erſten Fäden zwiſchen Moskau und Paris geſponnen werden, während ſich die Gattin des künftigen Botſchafters Kamenow in der rue de Grenelle— wo Iswolskij herrſchte— ihr neues Heim einrichtet, tobt die„Huma⸗ nité“. Weshalb? Weil Herriot angeblich als Schrittmacher der ame⸗ rikaniſchen Truſts arbeitet. Wenn man der vielleicht gut orientierten „Humanité“ glauben will, ſo operiert Herriot nach einem„ameri⸗ kaniſchen Rezept“. Erſt de ſure⸗Anerkennung, dann geſchäftliche Transaktionen. Ramſay Macdonald verknüpfte Beides. Er wollte ohne Amerika fertig werden, und die Yankes warfen ihm Knüppel zwiſchen die Beine.(„Humanité“ behauptet, daß der Kampf der Konſervativen gegen die Arbeiterpartei in den Vereinigten Staaten mit freudigen Empfindungen verfolgt werde). Dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten wurde aber der Rat gegeben, ſich mit Morgan gründe zu unterhalten. Und daraus ergab ſich die Verſtändigung. „Unter dem wohlwollenden Auge Wallſtreets wird ſich der Akt voll⸗ ziehen“, ſpottet das hieſige Kommuniſtenblatt. Es ignoriert den ein⸗ gangs erwähnten Artikel des Botſchafters Rakoweki. Anzunehmen iſt, daß die Direktiven, die der„Humanité“ erteilt werden, einer Moskauer Gegenſtrömung zuzuſchreiben ſind. Rakowski ſtimmt ſüße Flötentöne an, und die aus Moskau informierten franzöſiſchen Kommuniſten ſchlagen kräftig in die Trommel Den Kontrapunkt zur Anerkennung Rußlands bildet das franko⸗ polniſche Rüſtungsgeſchäft, deſſen letzte Stadien Beſuche des Kriegs⸗ miniſters Sikorski und der polniſchen Militärmiſſion in Cherbourg und Toulon— einen ausgeſprochen ruſſenfeindlichen Charakter tru⸗ gen. Die Preſſe ſchilderte die„deutſch⸗ruſſiſche Gefahr“: Flotten⸗ manöver der Ruſſen und Deutſchen, großzügige Vorbereitungen, um Polen zu„überfallen“. Sikorski ſprach darüber zu den Boulevard⸗ journaliſten. Und gleichzeitig unterhielten ſich die Diplomaten des Quai'Orſay mit ruſſiſchen Sendboten, die— ebenſo wie Rakowski — in Sentiment machten. Herriot ſcheint aber das Verfahren, Diplo⸗ 1 mit doppeltem Boden zu treiben, mit Geſchicklichkeit anzu⸗ wenden. 8 Die franzöſiſche Schwerinduſtrie ſteht der Anerkennung Rußlands freundlich gegenüber. Loucheur erteilt dem Akte ſeinen offiziellen Segen im„Petit Journal“, und die maßgebende ſtehend, bekundet geſchäftsmäßige Befriedigung. Eine gewaltige Hoff⸗ nung erfüllt die franzöſiſchen Eiſenerzmagnaten: wenn Rußland ſeine wirtſchaftlichen Beziehungen zu Frankreich ausgeſtalten würde, ſo könnten die lothringiſchen Eiſenwerke im Oſten ein ungeheures Ab⸗ ſatzgebiet finden. Rußland braucht Eiſenbahnen. Sind aber die Verkehrswege einmal hergeſtellt, ſo laſſen ſich die Wälder, die Erz⸗ ſchätze Rußlands wieder ausbeuten. Was Herriot nach ſeiner Rück⸗ kehr aus Sowjet⸗Rußland verkündete, ginge in Erfüllung, wenn nach der Anerkennung Rußlands ein Wirtſchaftsabkommen zwiſchen dem größten Stahlproduzenten Europas, Frankreich, und dem an Natur⸗ produkten überreichen Rußland zuſtandekäme. Die Lage des franzö⸗ ſiſchen Stahlmarktes iſt außerordentlich günſtig; der Frank übt ſeinen wohltuenden Einfluß aus. Ein Experte erklärt in Loucheurs„Petit Journal“, daß ſich England und die Vereinigten Staaten freuen wür⸗ den(17) wenn die franzöſiſche Stahlkonkurrenz vom Weſten abge⸗ lenkt würde, um im Oſten ihren„natürlichen Weg“ zu kinden. Kein Wort über Deutſchland. Vorſichtig gleitet man ganz beſonderem Maße Deutſchlands Export nach dem Oſten erfor⸗ dern würde. Hinter den Kuliſſen hört man aber mehr. Schwer⸗ induſtrielle orakeln von der Notwendigkeit eines franzöſiſch⸗deutſch⸗ ruſſiſchen Wirtſchaftspaktes, der ſich notwendigerweiſe aus der An⸗ erkennung Sowjet⸗Rußlands durch die Pariſer Regierung ergeben würde. Optimiſtiſche Zukunftsſchilderungen werden vernehmbar: mit amerikaniſchem Gelde ſoll ein ſogenannter fonds de roulement geſchaffen werden, der die nicht kaufkräftigen Völker in Oſteuropa im die Lage verſetzt, ihre Bodenſchätze auszubeuten, beſſer geſagt, durch weſteuropäiſche Truſts ausbeuten zu laſſen. Die finanziellen Erträgniſſe würden dazu dienen, den Wirtſchaftsnöten der Oſteuro⸗ päer allmählich abzuhelfen und gleichzeitig den induſtriellen Staaten neue, rentable Abſatzgebiete zu ſichern. Herriot erſtrebt die Ver⸗ franzöſiſchen Induſtriekreiſe. Als Ausgangspunkt betrachtet er die Anerkennung Rußlands. Der Demokrat, deſſen blühende Rhetorik von den einen be⸗ zöſiſchen Induſtrie. Ueber dieſe nüchterne Tatſache ſollte man ſich in Deutſchland, wo Herriots ſchwungvolle Reden— er ſpricht mæhr gen Regierung verbreitet werden, nicht hinwegtäuſchen laſſen. *** vor der de jure Anerkennung der Sowjets yV Paris, 28. Okt. Blatt Loucheurs, das„Petit Journal“, ſcheint in den letzten nung Rußlands ſehr gut informiert zu ſein. Das Blatt teilt Preis 10 Pfennig über die Anerkennungsfrage und deren wirtſchaftspolitiſche Hinter⸗ „Journse Induſtrielle“, der Regierung Herriots mißgünſtig gegenüber⸗ darüber hinweg, als ob die Erfüllung des Dawes⸗Statuts nicht in wirklichung dieſes Aufbauplanes und beſitzt die Unterſtützung der lächelt, von den andern als europäiſcher„Neuidealismus“ geprieſen wird, iſt ein nüchterner Wirtſchaftspolitiker, ein Pionier der fran⸗ als Poincare— durch drei große halbamtliche Agenturen der hieſi⸗ (Von unſerem Pariſer Mitarbeiter.) Das Tagen über die Abſichten der Regierung bezüglich der Anerken⸗ mit, daß die Entſcheidungen der franzöſiſchen Regierung betr. der de jure-Anerkennung von Rußland im Laufe des heu⸗ Naub holen, und dabei fand ſie die Quittung? 2. Seite. Ar. 502 25 neue Mannheimer Jeitung[Abend⸗Ausgabe] Dienstag, den 28. Oktober 1924 tigen Tages mitgeteilt werden ſolle. künftigen Anerkennungsakte wird die diplomatiſchen dern ſein. Es iſt wahrſcheinlich, daß die franzöſiſche Regierung den Publiziſten Herbette, der gegenwärtig als Leitartikler des Abendblattes„Information“ tätig iſt, zum diplomatiſchen Ver⸗ treter Frankreichs in Moskau ern V ertreter Sowjetrußlands in Par ſich gegenwärtig an der Spitze der ruſſiſchen Handelskommiſſion in London befindet, hier ſeine Tätigkeit aufnehmen. Bekanntlich hat Rakowski in Frankreich Rechtswiſſenſchaft ſtu⸗ diert. Vor einigen Tagen veröffentlichte er in dem linksrepublikani⸗ ſchen„Oeuvre“ einen Artikel, der gewiſſermaßen als Einfüh⸗ rung ſeiner Perſönlichleit in die politiſchen Kreiſe Frankreichs an⸗ geſehen werden kann. Sobald die diplomatiſchen Beziehungen hergeſtellt ſind, werden wirtſchaftliche Verhandlungen beginnen und auch die Frage der ruſſiſchen Vorkriegsſchulden in Frankreich erörtert werden. Der„Eclair“ weiß mitzuteilen, daß in den Regierungskreiſen Meinungsverſchiedenheiten betr. der Anerkennung herrſchen. Beſondere Schwierigkeiten mache die Faſſung der Note, in der die Anerkennung ausgeſprochen werden ſoll.„Eclair“ behauptet ſogar, daß die Situation noch nicht geklärt ſei.— Man ge⸗ winnt aus den widerſpruchsvollen Mitteilungen der Morgenblätter den Eindruck, daß im Außenamt neuerdings zwei Strömungen bezüglich Rußlands herrſchen. Die Rechle will interpellieren Der rechtsſtehende Senator Gaudin de Villaine hat Her⸗ kiot benachrichtigt, daß er ihn nach dem Wiederzuſammentritt des Senats über die bedingungsloſe Anerkennung der Sowjetregie⸗ rung durch die franzöſiſche Regierung interpellieren werde. Die Pariſer Finanzberatungen Die heikle Ruhrfrage V Paris, 28. Okt.(Von unſerem Pariſer Mitarbeiter.) Wie die linksrepublikaniſche„Ere Nouvelle“ mitteilt, herrſcht in fran⸗ Regierungskreiſen die Befürchtung, daß bei er interalliierten Finanzkonferenz vonſeiten des engliſchen Schatzkanzlers Snowden die Frage der Ruhrbeſeßung neuerdings aufgeworfen werden könnte. Bekanntlich iſt über di⸗ſen Punkt zwiſchen dem Kabinett Herriot und dem Kabinett Mac⸗ donald kein Gedankenaustauſch gepflogen worden. Es iſt aber immerhin möglich, daß bei der Verrechnung der Einnahmen aus der Ruhrokkupation von engliſcher Seite neuerdings auf dieſe Frage hingewieſen wird. Wie„Ere Nouvelle“ meint, wäre ein ſolches Vorgehen des engliſchen Kabinetts in dieſem Augenblick beſonders peinlich. Die Jiele der franzöſiſchen handelspolitik V Paris, 28. Okt.(Von unſerem Pariſer Mitarbeiter). Das republikaniſche Komitee für Handel und Induſtrie ver⸗ unſtaltete geſtern ein Bankett, dem man beſondere Bedeutung zumißt. Es nahmen ſämtliche Miniſter daran teil. Der Handelsminiſter Raynaldy ſprach über die Notwendigkeit einer großzügigen franzöſiſchen Handelspolitik und ſagte u..: Der jetzige Frieden iſt wertlos, wenn er ſich nicht auf wirtſchaftliche Vereinbarungen ſtützt, und die bisherigen Wirtſchaftsabkommen ſind bloß Etappen. Wir haben ein Wirtſchaftsabkommen unterzeich⸗ net, mit Portugal werden in der nächſten Woche die Verhand⸗ lungen beginnen. Das große Werk der allernächſten Zukunft iſt der franzöſiſche Handelsvertrag mit Deutſch⸗ land. Diesbezüglich haben wir große Hoffnungen. Dier Handelsminiſter teilte noch mit, daß bei den Anfang No⸗ bember beginnenden Verhandlungen mit Deutſchland ſämtliche ebe e nigungen ihre Wünſche zur Geltung bringen erden. Churchill gegen die Sozialiſten VParis, 28. Okt.(Von unſerm Pariſer Mitarbeiter.) Winſton Ehurchill, deſſen antiſozialiſtiſcher Feldzug beſonders im„Ma⸗ tin“ mit lebhafter Sympathie verfolgt wird, empfing geſtern den Sonderkorreſpondenten dieſes Blattes und machte folgende Erklärung: „England iſt die Parteipolitik müde. Es will eine nationale Politik und zugleich eine geſunde und dauerhafte Regie⸗ rung. Wir können nicht alle 6 Monate von einer Politik in die andere geworfen werden. Die zahlloſen parlamentariſchen Kom⸗ binationen müſſen ſoweit wie möglich ausgeſchaltet werden. Das haben die Knonſervativen erkannt und deshalb haben ſie ſich entſchloſſen, ein großes nationales Programm agufzuſtellen, das alle ſtaatserhaltenden Parteien gerecht behandelt Die Liberalen begingen den Hauptfehler, die Mitglieder der Minderheitsregierung regieren zu laſſen. Dieſen Fehler haben ſie eingeſehen. Die Rechte des Landes ſind ſeit mehreren Monaten vernachläſſigt worden. Die Dominien, die während des Krieges auf unſerer Seite kämpften, haben auf wirtſchaftlichem Gebiete verſagt. Die liberale Partei be⸗ ging den großen Fehler, daß ſie ſich zuſammen mit der Arbeiter⸗ Das Seld auf der Straße 95 Kriminalroman von Ottfried v. Hanſtein (Nachdruck verboten.) „Und die beiden ſind zuſammen fortgefahren?“ „Ja.“ „Wieviel Uhr war es ungefähr?“ „Etwa elf.“ Um ein Uhr wollte Wehn Krüger geſehen haben.— „Gut, ich danke.“ Er ging und der Geſchäftsführer war froh, daß es nichts war, was ihn anging. Schlüter hatte ein ernſtes Geſicht. Da kam ja wieder eine neue Fährte. Ilka Senden war alſo in jener Nacht mit Fritz Wehn zuſammen geweſen und trotzdem am Morgen darauf mit Oletzki durchgebrannt. Ilka Senden hatte die Nacht hinter dem Kontor verbracht. Wehn hatte Oletzki nach ſeiner eigenen Ausſage 23) erzählt, daß er die von ſeinem Vater unterſchriebene Quittung im Bureau hatte. Natürlich, ſie war mit Hletzki unter einer Decke, ſie hatte in ſeinem Auftrage gehandelt und, während Wehn ſchlief, die Quittung geſtohlen. Aber Geld? Wie kam da Krüger mit hinein? Kannte ſie viel⸗ leicht auch Krüger?— Waren gar die drei zuſammen?„ HDletzki war doch ein reicher Mann, wie er gehört hatte, der Neffe des Millionärs Gibſon. Vielleicht kannte ſie Krüger, benutzte die Kenntnis, die ihr zufällig geworden— oder nein— daß Krüger ſie kannte, war ſehr wahrſcheinlich, wenn er in Schieberkreiſen ver⸗ kehrte, die in allen Nachtlokalen aus⸗ und eingingen, dann kannte er ſicher auch die Faundiele. Hatten die beiden ſich verabredet? Sollte ſie Wehn, während er ſchlief, die Schlüſſel zum Geldſchrank ſtehlen, dann kam Krüger, den Handkoffer am Arm und wollte den Neein, dann hätte ſie von dem Zimmer wiſſen müſſen. Freilich, das konnte ihr Wehn auch ſchon vorher geſagt haben, zudem, Krüger mußte doch wiſſen, daß der Geldſchrank faſt leer war. Hatten ſie darauf gerechnet, daß Oletzki das Geld Wehn an dieſem Abend geben wollte. Aber er hatte es nicht getan und ſo war nur die Quittung da. Was nutzte aber die Quittung. Außerdem hatte ſie doch jetzt Oletzki! Entweder alſo waren die drei zuſammen im Komplott— oder Das erſte Reſultat der zu⸗ e Wiederaufnahme der Beziehungen zwiſchen den beiden Län⸗ ennen wird. Als offizieller is wird Rakomski, der arbeiten und Sie haben wohl die Freundlichkeit, dieſen morgen dem Herrn Unterſuchungsrichter einzureichen.“ nicht, wer den Fall übernehmen wird, und ich möchte auch gern recht klar ſehen und bald wieder in Berlin ſein.“ ich bin, wenn Sie mir etwas zu telegraphieren haben.“ wie er den Oberwachtmeiſter Schreiber, den er bei Schlüter geſehen — jetzt allerdings in Zivil— vor ſich ſah. mit dem Morgenzug, der um ſechs Uhr fährt, mit ihm nach Katto⸗ witz reiſen, um Krüger zu identifizieren.“ wand für ſeine Verhaftung? partei gegen die Errichtung einer maritimen Baſis in Singa⸗ pore ausſprach. Infolgedeſſen beſitzt die engliſche Flotte im Stillen Ozean, Auſtralien und Neuſeeland keinen Rückhalt und wir ſind nicht im⸗ ſtande, dieſe Gebiete zu ſchützen. Was die neue Zeit bedeutet, wo ſich große Gefahren im fernen Oſten zuſammenballen, brauche ich wohl nicht näher zu ſagen.“ Der Sonderkorreſpondent des„Matin“ machte noch die Bemer⸗ kung, daß Churchill nicht geneigt ſein würde, eine pazif iſtiſche Bewegung in England hervorzurufen. Sinowjews Brief über Berlin nach Enaland gekommen ſei und daß in Berlin eine Abſchrift des Briefes vorhanden ſei. Wie hierzu von zuſtändiger Seite ausdrücklich feſtgeſtellt wird, trifft das nicht zu. Man hat hier von der Senduna des Briefes abſolut nichts gewußt, auch eine Kopie des Schriftſtückes exiſtiert hier nicht. Die erſte Jolge Paris, 28. Okt.(Von unſ. Pariſer Mitarbeiter.] Wie hier verlautet, wird die engliſche Regierung in Kürze ihren Moskauer Vertreter Hodtſon abberufen und durch eine andere Perſönlichkeit erſetzen, die eine größere Energie aufbrin⸗ gen ſoll als Hodtſon. China nach dem Staatsſtreich Bu- Pei-u gibt das Spiel nicht verloren (Spezialkabeldienſt der United Preß) Tientkſin, 27. Okt. Wu⸗Pei⸗fu iſt am Sonntag früh, von Tſching⸗wang⸗tao kommend, auf dem hieſigen Bahnhof eingetroffen. Nach einem kurzen Aufenthalt fuhr der lange mit Soldaten bepackte Zug weiter in Richtung auf Lang⸗Fang. Wie verlautet, wird Wu⸗ Pei⸗fu den Vormarſch auf Peking fortſetzen, um den Kampf mit Feng aufzunehmen. Man glaubt, daß es ihm möglich ſein werde, ſtarke Kräfte für dieſen Zweck zu konzentrieren. Wu⸗Pei⸗fu ſcheint noch nicht eingeſehen zu haben, daß er vollſtändig kaltgeſtellt iſt und daß die Regierung gewillt iſt, den chriſtlichen General Feng und den Führer Tſchag⸗Tſo⸗lin und Sun⸗Yatſen die Leitung zu übertragen. Genaue Kenner der chineſiſchen Verhältniſſe ſagen voraus, daß die Zeit Wu⸗Pei⸗fus end⸗ gültig vorbei iſt. Die neue Kombination der Regierungsgewalt iſt als feſtſtehend anzuſehen. Man iſt überzeugt, daß es ihr gelingen wird, den Frieden wieder herzuſtellen. Sporatiſche Kämpfe werden gllerdins auch noch dann in der nächſten Zeit an der Tagesordnung ſein, können aber am Enbergebnis kaum noch etwas ändern. Deutſches Reich Die Vorgänge in der völkiſchen Bewegung Der„Völk. Kurjer“ meldet, daß die Mün. Sektion Innere Stodt der Großdeutſchen Vollsgemeimſchaft einſtimmig beſchloſſen hat, ſich der Reichsführerſchaft der nationalſozzaliſtiſchen Freihensbewegung bedingungslos zu unterſtellen. Damit ſei der ſofortige Anſchluß an die Ortsgruppe München der Reichsorganſation der nationalſozia⸗ liſtiſchen Freiheitsbewegung vollzogen. Nach dem gleichen Bhatte ſind Hauptmann v. Krauſer, Haupt⸗ mann Seydel, Oberleutnant von Pruſch und Dr. Schramm, de ſich wegen der Frontbannſache in Haft befanden, jetzt aus der Haft ent⸗ laſſen worden. Oberleutnant Brückner und Leutmmnt Oswald befin⸗ den ſich nach wie vor in Unterſuchungshoft. Der„Völkiſche Kurzer“ ſchreibt zu dem Zuſammenſchluß der völkiſchen Bewegung in Bayern in einem Landesverband Vayern der nationalſozialiſtiſchen Freiheitsbewegung u.., der Beſchluß ſei geeignet, die unklavren organiſatoriſchen Verhültniſſe innerhalb der völkiſchen Bewogung in Bay über⸗ damit freie Balhn für eine erfolgreichere Der Landes⸗ verband Südbayern der deu ffigiersgeſellſchaft hat nach dem„Völk. Kurier“ gegen den„Oberbayeriſchen Gebirngsboſen“ wegen Beleidigung völkiſcher Offiziere Strafautrag ſtellen laſſen. ** »Ausſchluß von den Völkiſchen Der Hauptvertretertaa des völkiſchen Blockes in München hat beſchloſſen, Eſſer und Streicher von der völkiſchen Bewegung auszuſchließen. Die Partei nennt ſich fortan„Der völkiſche Block nationalſozialiſtiſcher Freiheitsbewegung Großdeutſchlands, Landesverband Bauern.“ Die durch die Abſpaltung entſtandene „aroßdeutſche Volksgemeinſchaft“ der Herren Eſſer und Streicher wird nicht anerkannt. 5 Verhaftung des Kommuniſten Georg Kenzler Mannheim, 28. Okt. Der ehemalige kommuniſtiſche Reichsbags⸗ abgeordnete Georg Kenzler⸗Mannheim iſt heute früh kurz vor 9 Uhr durch Mannheimer Polizei auf dem Wege zur Redaktion der„Arbeiterzeitung“ auf der Straße verhaſtet worden. war Krüger unſchuldig. Aber woher hatte dieſer dann das Geld, die Juwelen zu kaufen? Vielleicht war da noch ein ganz anderes Verbrechen geſchehen, ein anderer Diebſtahl, von dem er nichts wußte. Jedenfalls, das ſtand feſt, Ilka Senden ſpielte eine böſe Haupt⸗ rolle in dieſer ganzen Angelegenheit. Der Kommiſſar fuhr in die Privatwohnung des Geheimrats Weſendonk, des Leiters der Kriminalabteilung. „Entſchuldigen Sie, Herr Geheimrat, wenn ich Sie in der Nacht noch ſtöre.“ Er berichtete den ganzen Fall. „Ich werde jetzt ſofort Nachforſchungen anſtellen, wo Oletzki und die Senden hin ſind. Ich bitte Sie, übertragen Sie mir auch die Aufklärung der Schmuggelaffäre Krügers. Ich denke, ſie hängen beide zuſammen.“ „Aber natürlich, Herr Kommiſſar.“ „Ich möchte zunächſt noch mit dem Frühzuge nach Kattowitz, um Krüger zu identifizieren. Er iſt ja nicht transportfähig. Ich werde Fritz Wehn mitnehmen.“ „Sehr gut, dann haben wir den ja ſicher vor jeder Flucht.“ „Ich werde in der Nacht noch einen ausführlichen Bericht aus⸗ „Ich hätte ja gern vorher mit ihm geſprochen, aber ich weiß „Vorzüglich, lieber Doktor. Wo wohnen Sie in Kattowitz?“ „Hotel Kaiſerhof. Natürlich weiß die dortige Polizei ſtets, wo Er fuhr in das Präſidium und arbeitete den Bericht aus. Mitten in der Nacht wurde Fritz Wehn geſtört. Er erſchrak, „Herr Dr. Schlüter hält es für dringend notwendig, daß Sie Wehn ſchlugen die Zähne aufeingander.— War das ein Vor⸗ „Ich ſoll mit auf das Präſidium?“ Ilka hatte im Einverſtändnis mit Oletzki die Quittung geſtohlen und die beiden verjubelten jetzt zuſammen das Geld. In dieſem Falle N P hof Friedrichſtraße ſind“ 1 Berlin, 28. Okt.(Von unſerm Verliner Büro.) In der enali⸗ ſchen Preſſe iſt die Behauptung aufgetaucht, daß der Brief Sinowiews Die Reichstagswahlen Die Deutſche Volkspartei Mannheim eröffnete den Wahlkampf am Montag abend mit einer gut beſuchten Mitgliederverſammlung im Kaſionſaal. Der Vorſitzende Stadtrat Auguſt Ludwig ging in ſeiner Einleitungsrede auf die Bedeutung des neuen Wahlkampfes ein, zeichnete in großen Strichen die Auf⸗ gaben der Deutſchen Volkspartei und forderte die Mitglieder der Volkspartei in Baden wieder ſo gut abſchlöſſe wie im Mai. Der Hauptredner des Abends, Hauptſchriftleiter KRurt Fiſcher ſprach ſodann über die Vedeutung des Vatikans als Groß⸗ macht. Wie ſich aus dem Thema von ſelbſt ergab, befaßte er ſdh ausſchließlich mit der Außenpolitik der Kurie. Die kulturelle ſolche, wurde während des ganzen Vortrages außer Betracht ge⸗ laſſen. Der Redner gab zunächſt ein Bild von der Politik der Kurie unter den vier letzten Päpſten. Beſondere Berückſichtigung fand naturgemäß die Stellung der Kurie während des Krieges. An der Homd von zahlreichen aktenmäßigen Darſtellungen aus den Archiven in Rom und München, ſowie auf Grund von Aeußerungen aus⸗ ſchließlich katholiſcher Schriftſteller oder deutſchen Zentrums⸗ blätbern kam der Redner zu dem Schluß, daß die Haltung des Vati⸗ kans überwiegend ententefreundlich geweſen ſei und daß, obwohl doch gerade die Romtreue der deutſchen Katholiken, die in früheren Zeiten als vorbildlich hingeſtellt wurde, nicht beſtritten werden könne. Wie ſehr man dieſe das nationale Empfinden der deutſchen Katholiken kränkende einſeitige Stellungnahme des Vatikans in deren Kreiſen empfunden hat, ging aus einer Reihe von Zentrums⸗ preſſeſtimmen hervor, die der Redner verlas. Weiter wurden die diplomatiſchen Vertretungen Deutſchlands in Rom ſowie die des Vatikans in München und Berlin einer Betrach⸗ tung unterzogen. Der Redner bezeichnete das Nebeneinander der deutſchen und bayeriſchen Geſandtſchaft beim Heiligen Stuhl als wenig wünſchenswert, zumal nach der Verfaſſung die Außenvertretung ausſchließlich Reichsſache ſei. Das gleiche gälte umgekehrt von den Nuntiaturen in Deutſchland, von denen eine in Berlin vollauf ge⸗ nüge. Weiter bezeichnete es der Redner als erforderlich, daß wieder deutſche Kurienkardinäle dem engeren Senat im Vatikan angehörten. Zum Schluſſe charakteriſierte er die beiden Richtungen im Zentrum, von denen auch unter Wirths Führung für den ſozialiſtiſchen Ge⸗ danken über das früher einigende Moment des Glaubens und der kirchlichen Intereſſen die Uebermacht zu erringen hoffe. Daraus er⸗ gebe ſich auch unſere Stellung im Wahlkampfe. Mit der Aufforderung, in der Politik das Goethewort von der„Nachgiebigkeit bei großem Willen“ zu beherzigen, ſchloß der Redner ſeine etwa zweiſtündigen Ausführungen, die mit großem Beifall aufgenommen wurden. Nachdem noch Rechtsanwalt Neumann einige Ergänzungen aus der badiſchen Politik des Zentrums gegeben hatte, ſchloß der Vor⸗ ſitzende die Verſammlung mit dem nochmaligen Appell zu Opfer⸗ freudigkeit und Einigkeit. 85 Aufhebung von Parkei⸗Berbolen in Baden Aus Anlaß der bevorſtehenden Reichstagswahlen werden, laut einer Bekanntmachung des badiſchen Innenminiſteriums, die auf Grund der Republikſchutzgeſetzgebung ausgeſprochenen Verbote von Vereinen und Vereinigungen vorübergehend außer Kraft geſetzt. Der Zeitpunkt, an dem das Verbot wieder in Geltung tritt, bleibt beſonderer Verfügung vorbehalten. Letzte Meloͤungen Ein neuer Komet? [E Berlin, 28. Okt.(Von unſ. Verliner Büro.) Die Stern⸗ warte von Greenwich meldet das Erſcheinen eines neuen Sternes 10. Größe, der zwar planetartigen Charakter trägt, ſich aber mit ſo großer Geſchwindigkeit bewegt, daß er vermutlich ein Komet iſt. Der neue Stern wurde zuerſt von der Hamburger Sternwarte int der Nähe des Sternes Ypfilon im Pegaſus entdeckt und ſoll heute oder morgen Nacht wieder ſichtbar ſein. * Kaiſerslautern, 28. Okt. Der Raubmörder Engelhardt, der bisher geleugnet hatte, den Einbruch und die Brandſtiftung in den Büroräumen des Kohlenhändlers Purghardt verübt zu haben, hat unter dem Eindruck belaſtender Indizienbeweiſe ein Ge⸗ ſtändnis abgelegt. Er gibt den Einbruch zu, beſtreitet aber die Brandſtiftung; er will ſich eine Zigarette angeſteckt und das Streichholz fortgeworfen haben, wodurch vermutlich der Brand ent⸗ ſtanden ſei. SswW. Darmſtadk. 26. Olkt. Die Jubiläumsfeier der heſ⸗ ſiſchen Dentiſten findet gegenwärtig im Hotel„Zur Traube“ dahier ſtatt, verbunden mit Ausſtelluna der neueſten Fortſchritte auf dem Gebiet der Zahnheilkunde und Zahntechnik. *Skockholm, 28. Okt. Infolge Ueberheizens eines Ofens brach im Hotel Jakobs, einem der bekannteſten Stockholmer Hotels, Großfeuer aus. Da die Treppen zum Teil verqualmt oder ſchon vom Feuer ergriffen worden waren, war es nur möglich, die 25 Hotelgäſte des vierten Stockwerkes durch Abſprung auf die Sprungtücher zu retten. Mit leichten Hautabſchürfungen und Ner⸗ venſchoks ſind ſie davongekommen. 22—— Wehn atmete auf. „Ich werde kommen.“ „Der Herr Kommiſſar verläßt ſich beſtimmt darauf.“ Eigentlich kam es Fritz gelegen, es ſchob das furchtbare Ge⸗ ſtändnis dem Vater gegenüber hinaus. Wie Schreiber gegangen, ſah er nach der Uhr. Es war vier Uhr, er hatte noch anderthalb Stunden Zeit. Er packte einen kleinen Koffer, dann ging er zum Vater hinunter, der ruhig ſchlief. Einen Augenblick ſtand er neben dem Bett. Eine kleine Nachtlampe ver⸗ breitete ein ſchwaches Licht. Wie elend der Vater ausſah! Wie eingefallen das gute Geſicht war. Wie würde er all den neuen Kummer überſtehen! Da regte der Alte ſich und Fritz rief ihn an, damit er nicht allzu ſehr erſchrak, wenn er eine Geſtalt neben ſeinem Bett ſah. „Papa!“ Der Vater fuhr auf und ſagte verwundert: „Fritz, du? Iſt es denn ſchon ſo ſpät?“ „Verzeih, wenn ich dich weckte, es iſt eben ein Bote von Polizei gekommen., „Mitten in der Nacht?“ „Krüger iſt in Kattowitz als Schmuggler verhaftet. Er ſoll eine Menge Brillanten bei ſich haben; er iſt ſchwer verwundet. Kom⸗ miſſar Schlüter hat mich bitten laſſen, jetzt mit dem Frühzug mit ihm nach Kattowitz zu fahren und ihn zu identifizieren.“ „Aber Junge, was haſt du für Aufregung und Anſtrengungen!“ Die Worte ſchnitten ihm ins Herz. Am liebſten wäpe er ſchon jetzt vor ſeinem Bett niedergeſunken und hätte gebeichtet, aber er durfte ja nicht, er wußte ja nicht, ob der Vater es überſtand, und jetzt mußte er reiſen!“ „Dann fahre mit Gott, aber pflege di ſchäft ſchon verſehen.“ Oben ſetzte er ſich noch ſchnell und ſchrieb an Gugenheim: „Sehr geehrter Herr Kommerzienrat! Ich fahre in dieſem Augenblick mit Dr. Schlüter zu dem ver⸗ hafteten Krüger nach Kattowitz. Ich flehe Sie an, halten Sie von der ch gut, ich werde das Ge⸗ meinem Vater jede Aufregung fern, bis ich zurückkomme. Ich ſchwöre Ihnen nachmals, daß ich an dem Verluſt der zweihunderttau ſend Mark unſchuldig bin.“ Dann ging er zur Bahn, wo ihn Dr. S „Aber nein, es genügt, wenn Sie um halb ſechs auf dem Bahn⸗ „Da ſind Sie ja, das iſt gut.“ 15„Fortſetzuna folat) Partei zu regſter Beteiligung am Wahlkampfe auf, damit die Deutſche und veligiöſe Bedeutung des Papſttums und die katholiſche Kirche als chlüter bereits erwartele. 14 — — EEA Gelände ein Fabwikgebäude zu errichten. Dienstag, den 28. Oktober 1924 neue mannheimer Jeitung[Abend⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 502 Wirtſchaſtliches und Soziales die Lage des Rebeitsmarktes in Saden Leichte Beſſerung. Die Geſamtlage des badiſchen Arbeitsmarktes hat ſich in der Woche vom 16. bis 22. Oktober weiter leicht gebeſſert. Die Zahl der unterſtützten Erwerbsloſen(Hauptunterſtützungsempfänger) ging neuerdings um 960 zurück, ſie beträgt jetzt 19 360 gegenüber 20 320 am 15. Oktober. Geſunken ſind auch die Zahlen der bei den Ar⸗ beitsnachweiſen vorhandenen Arbeitſuchenden, und zwar von 35 269 am 15. Oktober auf 33 748 am 22. Oktober. Auf der anderen Seite erhöhte ſich die Zahl der offenen Stellen von 2490 auf 2725. Auf 100 offene Stellen kommen am 22. Oktober 1740 männliche bezw. 721 weibliche Arbeitſuchende gegenüber 2249 männlichen bezw. 882 weiblichen Arbeitſuchenden am 8. Oktober. In der Steininduſtrie des Mosbacher Bezirks kommen, wenn auch in mäßigem Umfang, immer noch Entlaſſungen vor. Die Arbeitsmarktlage iſt noch nicht befriedigend. Die metallverarbeitende Induſtrie zeigte ſich auch in der Berichtswoche im allgemeinen etwas aufnahmefähig. Da und dort konnten in der Maſchineninduſtrie Facharbeiter unterkommen. In Mannheim konnten günſtigere Vermittlungsergebniſſe für Elektromonteure erzielt werden. Nachfrage nach dieſen Arbeitskräften beſteht auch im Konſtanzer Bezirk. In der Pforzheimer Schmuck⸗ wareninduſtrie werden erſte Arbeitskräfte für feine Juwelen und dünne Goldwaren noch dringend verlangt. Der Nachfrage ſteht ein Angebot nicht gegenüber, die Ueberarbeit beſteht deshalb weiter. Verkürzt arbeiten noch 17 Betriebe mit 430 Perſonen. In der Schwarzwälder Uhreninduſtrie ging die Kurzarbeit weiter zurück. Im Spinnſtoffgewerbe des Wirſentals beſteht z. T. ungedeckte Nachfrage nach jüngeren, beſonders weiblichen, Arbeits⸗ kräſten, desgleichen im Konſtanzer Bezirk nach gelernten Strickern. Die Tabakinduſtrie iſt im allgemeinen etwas günſtiger beſchäf⸗ tigt. In den hauptſächlichſten tabakinduſtriellen Bezirken ging die Zahl der unterſtützten Erwerbzloſen ziemlich ſtark zurück. Das Baugewerbe hat noch Nachfrage nach Maurern, Gipſern und Malern. Im Vervielfältigungsgewerbe iſt es ruhig, ebenſo im Gaſtwirtsgewerbe. Im Baden⸗Badener Fremden⸗ ewerbe beſteht noch ungedeckte Nachfrage nach Köchinnen. Die Ar⸗ eitsmarktlage der kaufmänniſchen Büroangeſtellten ſowie der Techniker iſt unverändert ſchlecht. Der Steuerwert der Arbeiter⸗ und Beamten⸗Wohnhäuſer Von Dr. M. C. Gerard(Mannheim) Das Landesfinanzamt Karlsruhe hat die badiſchen Finang⸗ ämter angewieſen, die Arbeiter⸗ und Beauten⸗Wohnhäuſer der ge⸗ werbetreibenden Fimnen nicht als Mietwohngrundſtücke, ſondern als gewerbliches Anlagekapital zu bewerten. Die Folge iſt, daß dieſe Wohnhäuſer nicht auf Grund des§ 24 der Durch⸗ führungsbeſtimmungen zum Vermögensſteuergeſetz mit 30 bezw. 20 Prozent des Wehrbeitragswerts veranlagt werden, ſondern mit dem Neuanſchaffungswert der Gebäude Ende 1913 abzüglich eines an⸗ gemeſſenen Betrags für die Abnutzung. Ueberdies ſind dann dieſe Wohnhäuſer nicht als Grundvermögen, ſondern als Betriebsver⸗ 5 zu betrachten, das auf Grund des§ 5 des Induſtriebe⸗ kaſtungs Geſehes bei der Umlegung dieſer Laſt mit in Be⸗ tracht kommt. Das Landesfinanzamt ſtützt ſich offenbar auf den 8§ 31 der ee eee wonach auch Gebäude und Grund⸗ ſtücke als Anlagekapital gelten, wenn ſie dauernd dem Betriebe ge⸗ widmet ſind und dem Betriebsinhaber gehören. Der Reichsminiſter der Finanzen hat jedoch in ſeinem Runderlaß vom 18. März 1924 ausdrücklich erklärt, daß in Ausnahmefällen,„in denen das Grundſtück nicht einen Beſtandteil der den gewerblichen Betrieb dar⸗ ſtellenden wirtſchaftlichen Einheit bildet und den Zwecken des Be⸗ triebs nicht dient, ſondern als ſelbſtändige wirtſchaftliche Einheit anzuſehen iſt“, eine Bewertung als Mietwohngrundſtück zuläſſig ſein ſoll. Er hat dabei allerdings nicht au⸗drücklich von Arbeiter⸗ und Beamten⸗Wohnhäuſern geſprochen, ſondern nur von Wohnhäuſern, die z. B. eine Aktien⸗Geſellſchaft ſich geſichert hat, um ſpäter auf dem kann nun in vielen Fällen verſchiedener Meinung darüber ſein, ob ein Arbeiter⸗ oder Beamten⸗Wohnhaus den Zwecken des Betriebes dient, oder ars ſerbſtändige wirtſchaftliche Einheit anzuſehen iſt. Solche Zweifel ſind namentlich dann berechtigt, wenn ein derartiges Wohnhaus ganz oder zum weſentlichen Teil von Mietern bewohnt iſt, die früher einmal bei der Firma tätig waren, inzwiſchen aber aus ihrem Arbeitsverhältnis ausgetreten ſind, ohne die Wohnung geräumt Selbſt wenn man aber die Auffaſſung des Lamdesfinanzamts für ſteuerrechtlich gerechtfertigt hält, muß man dagegen aus ſozialen Rückſichten ernſte Bedenken erheben. Viele Arbeitgeber haben die Errichtung von Arbeitber⸗ und Beamten⸗Wohnhäuſern als eine Wohlfahrtseinrichtung betrachtet und daraus weder für ihren Gewerbebetrieb noch als Kapitalanlage Vorteil gezogen, ſon⸗ dern erhebliche Laſten übernommen, die durch die geſetzliche Mete auch nicht annähernd gedeckt werden. Manchen Arbeitgebern iſt es auch durch die Gemeinde⸗ und Staatsbehörden nahegelegt worden, zur Milderung der Wohnungsnot derartige Wohnhäuſer zu erbauden. Es wäre nun zweifellos eine ſehr unbillige Härbe, wenn man ſie für dieſe Rückſichtnahme auf die Wohlfahrt ihrer und Be. duſtriebelaſtung heranzieht und ſie drei bis viermal ſo hoch be⸗ wertet, wie wenn ſie nicht dem Arbeitgeber gehören würden. Die Auswirkung dieſer Härte würde auch im ſchroffen Gegenſatz zur Wohnungspolitik der Reichsregierung ſtehen Wenn man in der dritten Steuernotverordnung behufs Förderung des Wohnungsbaus ſogar beſondere neue Steuern einführt, darf man doch die Vorſchriften der zweiten Steuernotverordnung nicht derart auslegen, daß ſie vom Wohnungsbau geradezu abſchrecken! Es wäre deshalb dringend zu wünſchen, daß der Reichsfinanzminiſter den § 31 ſeiner Durchführungsbeſtimmungen dahin ergänzt, daß Ar⸗ beiter⸗ und Beamtenwohnhäuſer nicht als gewerbliches Anloge⸗ kapital zu bewerten, ſondern als Grundvermögen gemäߧ 24 der Durchführungsbeſtimmungen zu veranlagen ſind. Städtiſche Nachrichten Bürgerausſchuß-Vorlagen Erhebung von Sprunggeldern Durch Gemeindebeſchluß vom 19. Juli 1921 wurde die Erhebung von Sprunggeldern für die Inonſpruchnahme der ſtädtiſchen männ⸗ lichen Zuchttiere eingeführt. Nach dem Gemeindebeſchluß vom 28. Juli 1922 ſind die Sprunggelder ſo zu bemeſſen, daß höchſtens der ganze und mindeſtens der halbe Betrag aufgebracht wird, der nach dem jeweiligen Voranſchlag und den tatſächlichen wirtſchaftlichen Verhältniſſen für Anſchaffung und Unterhaltung der männlichen Zuchttiere benötigt wird. Die hiernach bemeſſenen Gebühren be⸗ tragen ſeit Januar 1924 für eine Kuh 4 /, für ein Schweins A, für eine Ziege.50. Von den Landwirten wurde wiederholt geklagt, daß dieſe Gebühren zu hoch ſeien und die Zucht beeinträchtigen. Nach der Entwicklung, welche die Viehhaltung in den vergangenen Jahren genommen hat, kann die Berechtigung dieſer Klagen kaum beſtritten werden. Denn von Dezember 1920 bis Oktober 1923 ging in Mannheim die Zahl der Milchkühe von 836 auf 670 und die Zahl der Zuchtſchweine von 780 auf 508 zurück; die Zahl der Ziegen blieb mit 5800 in dieſer Zeit etwa gleich, ſie iſt aber neuerdings eben⸗ falls geſunken. Im Intereſſe der Volksernährung iſt der Rückgang der Zucht und namentlich der Milchviehhaltung ſehr zu bedauern. Um einem weiteren Sinken entgegenzuwirken, iſt eine Ermäßigung der beſtehenden Sprunggebühren nicht zu umgehen. Der aus dem Zuchtgeſchäft zu deckende Aufwand der ſtädtiſchen Zuchtviehhaltung beträgt 24000% im Jahr. Um ihn zur Hälfte aufzu⸗ bringen, müßte das Sprunggeld mindeſtens betragen: für eine Kuh 3 J, für ein Schwein.50 /, für eine Ziege.20. Dieſe Ermäßigung erſcheint nicht ausreichend. Beſonders iſt eine ſtärkere Erleichterung für die Ziegenhalter geboten, weil es ſich bei dieſen meiſt um kleine Leute handelt und weil der Wert der anfallenden Ziegenlämmer im Vergleich zu den anderen Zuchterzeugniſſen ge⸗ ring iſt. Demzufolge wird die Herabſetzung des Sprunggeldes für Kühe und Schweine auf die Hälfte und für Ziegen auf ein Drittel der verherigen Gebühren vorgeſchlagen. Da das Deckgeſchäft bei den Ziegen im September beginnt, war die ſofortige Inkraftſetzung der Ermäßigung deinglich. Der Stadtrat ſchlägt vor das Sprunggeld für eine Kuh auf 2, für ein Schwein auf.50 und für eine Ziege auf 50 3 zu ermäßigen. Aus den herabgeſetzten Sprung⸗ geldern iſt eine Einnahme von 6000„ im Jahr zu erwarten. * « Schneller Tod. Geſtern vormittag wurde auf der Straße zwi⸗ ſchen D 4 und 5 ein 54 Jahre alter Kellner von Herzkrämpfen befallen. Ein vorübergehender Herr verbrachte den Erkrankten in eine nahe gelegene Wirtſchaft, woſelbſt der Verunalückte nach weni⸗ gen Minuten verſchied. Nach Ausſage eines herbeigerufenen Arztes trat der Tod infolge Herzſchlaas ein. * Juſammenſtoß. Beim Einbiegen in die Junabuſchſtraße nahm geſtern vormittag ein Perſonenkraftwagen einen zu kurzen Bogen nach links, ſodaß er einen vom Luiſenring her kommenden Radfahrer anfuhr und das Fahrrad leicht beſchädigte. * Anfälle. Geſtern nachmittaa ſchlua einem 48 Jahre alten Taalöhner im Betriebe der Stahlwerke Rheinau ein Teil einer Eiſen⸗ außform den linken Unterſchenkel ab.— Im Betriebe der Mechanikerwerkſtätte Käfertalerſtraße Nr. 69 ſtürzte geſtern nachmit⸗ taa einem 20 Jahre alten Mechaniker eine Hobelbank auf die linke aroße Zehe und quetſchte ſie.— Heute früh erlitt in der Lumpen⸗ fabrik Marx Mayer am Käfertaler Bahnhof eine 17 Jahre alte Ar⸗ beiterin beim Trocknen von Wäſche erhebliche Brandwun⸗ den, die durch eine aus einem Keſſel ſchlagende Oelflamme verur⸗ ſacht wurden. Alle drei Verletzten wurden mit dem Sanitätsauto in das Krankenhaus verbracht. * Anfälle infolge übermäßig ſchnellen Radelns. Geſtern vormitk⸗ taa fuhr ein 14 Jahre alter Spenglerlehrling mit einem Fahrrad in aroßer Geſchwindiakeit durch die Kunſtſtraße, ſodaß er beim Einbie⸗ gen nach rechts in die Straße D 1 und 2ſtürzte und die vorüber⸗ gehenden Perſonen gefährdete.— Nachmittaas rannte beim Einbie⸗ gen von den Planken nach der Straße O 4 und 5 ein 24 Jahre alter Radfahrer eine 66 Jahre alte Arbeiterin um und warf ſie zu Boden. Glücklicherweiſe wurde ſie nicht verletzt. Auch dieſer Radfahrer hatte ein übermäßiges Tempo. Anzeigen liegen vor. * Brandausbruch in einer Zigarrenfabrik. Im Hintergebäude des Hauſes Spelzenſtraße 19, das als Zigarrenfabrik dient. geriet geſtern abend ein mit Tabak gefülltes Holzkiſtchen. das zum Trocknen zu nahe an den Ofen geſtellt worden war, in Brand. Das Feuer war beim Eintreffen der um.25 Uhr alarmierten Berufsfeuerwehr durch den Eigentümer bereits gelöſcht. Der Schaden iſt unbedeutend. Je zarter und weicher eine Blume der Freude iſt, deſto veiner muß die Hand ſein, die ſie abbricht. Jean Paul. Wie Frieoͤrich Nietzſche ſeine Kindheit erzählt Von. Richard Rieß(München) Der achtzigſte Geburtstag Friedrich Nietzſches, Mitte Oktober dieſes Jahres, hat die Nietzſche⸗Literatur durch Buch— vornehm⸗ lich aber durch Zeitſchriftveröffentlichungen erheblich bereichert. Die vielleicht intereſſanteſte Publikation, die bei dieſer Gelegenheit erſchien, iſt das von Eliſabeth Förſter⸗Nietzſche herausgegebene und ſehr inſtruktiv mit Einleitungen, Vorworten und Erläuterungen verſehene Buch„Der werdende Nietzſche“(Muſarion⸗Verlag, Mün⸗ chen), das autobiographiſche Aufzeichnungen: Tagebücher, Lebens⸗ darſtellung u. a. enthält und größlenteils aus dem Nietzſche⸗Archiv geſpeiſt worden iſt. Mancherlei davon war bereits mehr oder minder bekannt, ſo allerlei aus dem Buche„Der unbekannte Nietz⸗ ſche“, das vor einem Jahre an der gleichen Stelle erſchienen iſt. Schon damals iſt erſtaunlich klar geworden, in wie hohem Grade der Wunder⸗Menſch Nietzſche auch ſchon ein Wunderkind— in gei⸗ ſtiger Beziehung— geweſen iſt. Die Schüler⸗Aufſätze des Halb⸗ wüchſigen zeigten ſich als ſtiliſtiſche Meiſterwerke, überreich beladen mit einer Gedankenfracht und von einer formalen Sicherheit, die verblüffte. Wie groß aber iſt nun ſtaunende Bewunderung, wenn wir die Lebensgeſchichte leſen, die der dreizehnjährige Nietzſche verfaßt hat? In der Jubiläums⸗Veröffentlichung bildet das erſte Kapitel und umfaßt die Jahre in Röcken und Naum⸗ urg. Das Wort„frühreif“ hat einen häßlichen Nebenſinn. Es klingt nach Anmaßung und Ueberheblichkeit. Nichts davon iſt in den Aufzeichnungen des Knaben Nietzſche zu finden. Sie zeigen alle Tugenden eines Kindes in faſt legendärer Vollkommenheit: Kindesliebe, Ehrfurcht vor dem Alter, Religioſität, Lerneifer, Hoch⸗ achtung vor den Lehrern, die der Schüler mit einer Sachlichkeit und Ehrerbietung beurteilt, die weit ab von dem„Feindſchaftsge⸗ fühl“ liegt, das der heutige Schüler ſeinem Erzieher gegenüber als etwas Natürliches empfindet. Der Dreizehnjährige hat dieſe„Lebenserinnerungen“ der er⸗ ſten Kinder⸗ und Knabenzeit in Naumburg geſchrieben, kurz vor ſeiner Ueberſiedlung nach Pforta. Sie reichen bis in die erſten ebensjahre zurück und ſprechen von einem eindrucksfähigen Her⸗ en. Beſonders warm ſchildert der Knabe den Tod ſeines Vaters, en er als Fünfjähriger miterlebte, und eine merkwürdige okkulte kinnerung iſt damit innig verbunden: Im Traume ſah das Kind ietzſche den toten Vater dem Grabe entſteigen und— mit einem 1* Die Erinnerungen ſind aber nicht nur voll Gegenſtändlichkeit, ſie ſind überreich an klugen Refexionen und pfhchologiſchen Bekenni⸗ niſſen. Der Knabe bekennt ſeine Hinneigung zum Ernſte, zur Einſamkeit, den Gegenſtand manchen Spottes und Zwiſtes mit den Kameraden. Immerhin erwarb er ſich auch Freundſchaften: mit den Genoſſen Krug und Pinder, Naumburger Bürgerſöhnen. Aber auch über das Weſen der Freundſchaft wird der werdende Phi⸗ loſoph ſich klar: Wahre Freundſchaft wird nur durch die gleichen Freunden und die gleichen Leiden geknüpft, denn wo ſich die Le⸗ bensereigniſſe mit denen eines anderen berühren, da verbinden ſich auch die Seelen, und je näher die äußere Verbindung tritt, deſto die innere. Mit den Freunden verband ihn beſonders ie Freude an— militäriſchen Dingen, die durch den ruſſiſch⸗tür⸗ kiſchen Krieg(bei dem man auf Seiten der Ruſſen ſtand) genährt wurde. Man führte, wie Buben ſpäterer Jahrzehnte auch— Schlachten mit Bleiſoldaten auf, baute Feſtungen und— ging da⸗ ran, ein militäriſches Wörterbuch zu verfaſſen. Man ſammelte Siegel, ein Sport der damaligen Zeit und— begann zu dichten. Die h. dieſer„Sport war keine Freundſchafts⸗ ſondern eine Pri⸗ vatſache Nietzſches, aber eine, an der er mit glühender Inbrunſt 8 Nietzſches erſte poetiſche Verſuche waren epiſcher und balla⸗ 55 ker Art. Der Dreizehnjährige weiß ſchon von— drei„Perio⸗ 9 1 71. berichten. Er kennzeichnet jede d ar ſtets mein Vorh i Buch zu ſchreiben und es dann ſelbſt zu leſen. Dieſe fieine Eitel liet 9 55 155 15 Man lächelt, wenn man dies ann ſeinen Blick ü ü i d das Lebenswerk des Phänomens Wiesſde Er charakteriſiert die einzelnen„Perioden“ ſein⸗ i jd rigen Dichtertums: Waren meine 82 Woſten e halt unbeholfen und ſchwer. ſo verſuchte ich in der zweiten in ge⸗ ſchmückter und ſtrahlender Sprache zu reden. Aber aus der Zier⸗ lichkeit wurde Ziererei und die ſchillernde Sprache zu phraſenhaf⸗ ter Verblümung. Und bei all dieſem fehlte die Hauptſache: die Gedanken. Jedenfalls ſteht deshalb die erſte Periode noch weit über der zweiten, aber man ſieht hieraus, wie man hat man noch nicht feſten Fuß gefaßt, von Extrem zu Extrem wankt und erſt in der goldenen Mittelſtraße ſeine Ruhe findet.“ So urteilt ein Knabe. Er zergliedert ſein Weſen und das ſeiner Freunde; er beurteilt Literariſches, Künſtleriſches Muſtkaliſches: Ich empfing einen unauslöſchlichen Haß gegen alle moderne Muſik und alles. was nicht klaſſiſch war. Mozart und Haydn, Schubert und Men⸗ delsſohn, Beethoven und Bach, das ſind die Säulen Wer amten geradezu ſtrafen wollte, indem man dieſe Häuſer zur In⸗⸗ Preiskreiberei. Wegen Leiſtunaswuchers gelanate ein 45 Jahre alter Agent, wohnhaft auf dem Lindenhof, zur Anzeige, weil er für das Vermieten einer Zweizimmerwohnung den Betraa von 100 Mk. forderte. obwohl ihm nach den vom Bezirksamt genehmiaten Ver⸗ mittlunasſätzen nur ein Betraa von 45 Mark zuſtand. * Woͤrnung. Die Schwindelfirma„Exvort⸗Compaanie Urania“. Valkenburg(Holland). inſeriert in den arößeren Tageszeitungen und bietet Verdienſtmöglichkeiten von 500—600 Mark monatlich an auch ſucht ſie jetzt„Zuverläſſige Herren“ zur Uebernahme einer Filiale. Die Intereſſenten. die ſich an die in der Anzeige angegebene Annon⸗ cen⸗Expedition Rudolf Moſſe in Aachen oder an Haaſenſtein u. Vogler A. G. Nürnbera wenden, erhalten Proſpekte für den Verkauf und Weitervertrieb von„Indigo⸗Papier“ zum Bläuen der Wäſche und „Gummilnſin“ zum Dichten von Fahrrad⸗ und Automobilreifen zu⸗ geſandt. Auch wird die Voreinſendung von 50 oder 25 Mark gefor⸗ dert. Es ſindmehrere Anzeigen gegen die Firma eingegan⸗ gen, da Perſonen. die das Geld eingeſandt haben, keine Waren er⸗ hielten, und daß die Firma in einem Bezirk an 20 Perſonen den Alleinvertrieb vergeben hat. Wie feſtgeſtellt, beſteht die Fa. Export⸗ Compaanie⸗Urania in Valkenbura nicht. Der Inhaber der angeb⸗ lichen Firma. Ernſt Lambertn, hüllt ſich unangemeldet in Deutſch⸗ land auf und macht von Aachen aus ſeine Geſchäfte während ſeine Frau, die in Valkenbura wohnt. die dort eingehenden Poſtſachen an ihn vermittelt. * Feſtgenommen wurden 16 Perſonen wegen verſchiedener ſtraf⸗ barer Handlungen, darunter ein Schloſſer wegen Hehlerei und vier Perſonen wegen Bettels. veranſtaltungen Die Zirkus⸗Schau Franz Voiak. die am moraigen Mittwoch auf dem Meßplatz ihre Vorſtellungen beaginnt, leat den Hauptwert auf rein zirzenſiſche Darbietungen. Nach einer uns vorliegenden Kritik iſt das Pferdematerial aut und wohlaepfleat, die Dreſſur vor⸗ züalich. Ebenſo wird den Varietenummern. die das Programm be⸗ reichern, nachgerühmt, daß ſie von beſonderer Güte ſind. Die Direk⸗ tion des Unternehmens leat Wert auf die Feſtſtelluna, daß die geſam⸗ ten Zeltanlagen vollkommen neu. waſſerdicht, gegen Zualuft geſchützt und aut geheizt ſind. * Im Kahmen der Nibelungenſaal-Veranſtaltungen ſollen etwa einmal im Monat auch Konzerte mit Bewirtſchaftung bei kleinen Preiſen ſtattfinden. Das erſte iſt auf kommenden Sonntag unter Mitwirkung von Kammerſänger Heinrich Hen⸗ ſel, des bekannten Heldentenors, angeſetzt worden. Sterbefälle im Deutſchen Keich im 1. vierteljahr 24 Die Zahl der Sterbefälle im Deutſchen Reich hat im erſten Vierteljahr 1924 mit 232 553 leinſchließlich der 11641 Totgebore⸗ nen) oder 15,0 auf 1000 Einwohner gegen den entſprechenden Zeitraum der Vorjahre weiter abgenommen. Die Sterbeziffer lag um 10 v. H. unter der des erſten Vierteljahres 1913. Durch die andauernde froſttrockene Witterung in den beiden erſten Monaten des Jahres 1924 wurde insbeſondere die Sterblichkeit an Tuber⸗ kuloſe, an Lungenentzündung und Influenza auf ein Mindeſtmaß herabgedrückt. Die Sterblichkeit an dieſen Krank⸗ heiten war in den deutſchen Großſtädten im erſten Vierteljahr 1924 um 22, 23 bezw. 36 v. H. geringer als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Am geringſten war die Abnahme der Sterblichkeit in den großſtädtiſchen Bezirken Berlin, Hamburg und Bremen, wo die Auswirkungen der günſtigen Witterungsverhältniſſe durch die wirtſchaftliche Not wieder worden ſein dürften. Die Säuglingsſterblichkeit hat im erſten Viertel⸗ jahr 1924 mit 37 492 Sterbefällen oder 11,24 auf 100 Lebendge⸗ borene“einen bisher noch nicht beachteten Tiefſtand erreicht. Sie lag um 21 v. H. unter der Säuglingsſterblichkeit des erſten Vier⸗ teljahrs 1923. Ihre Verminderung war demnach graduell ſtärker als die der Geſamtſterbeziffer. Dieſer verhältnismäßig günſtige Stand der Säuglingsſterblichkeit iſt in erſter Linie durch den Ge⸗ burtenrückgang verurſacht; außerdem dürfte auch hier den gün⸗ ſtigen Witterungsverhältniſſen des erſten Vierteljahres 1924 ein nennenswerter Einfluß zuzuſchreiben ſein. Da die allgemeine Sterbeziffer ſehr ſtark durch die Entwicklung der Sterblichkeit in den einzelnen Altersklaſſen, insbeſondere der ihrerſeits von beſon⸗ deren Verhältniſſen(Geburtenrückgang uſw.) abhängigen Säug⸗ lingsſterblichkeit beeinflußt wird, vermag ſie nur ein ungenaues Bild der tatſächlichen Sterblichkeitsverhältniſſe der Bevölkerung zu bieten. Die Sterblichkeit der Uebereinjährigen im erſten Viertel⸗ jahr 1924 zeigt ſomit gegenüber dem entſprechenden Zeitraum von 1922 und 1923 zwar eine verhältnismäßig günſtige Entwicklung, liegt aber— im Gegenſatz zu der Säuglingsſterblichkeit und der von ihr weſentlich mitbeſtimmten allgemeinen Sterbeziffer— nur wenig unter dem Niveau des 1. Vierteljahrs 1913. Infolge der verringerten Sterblichkeit hat der Geburten⸗ überſchuß im 1. Vierteljahr 1924 wieder eine kleine Zu⸗ nahme erfahren. Er betrug 112 663 oder 7,3 auf 1000 Ein⸗ wohner gegenüber 6,4 im gleichen Zeitraum und 6,2 im letzten Nonneſeldtlee aromafisch und ausglebig. billig Im Verbrauch Kinde im Arme wiederkehren. Tagsdrauf wurde der jüngſte S00 des Hauſes krank und folgte dem toten Vater nach 1 85 Neder1a36 In allen 8tadttellen denkt hier nicht an den Kampf um und mit Wagner, den der Phi⸗ loſoph ſpäter führte?— Ein ſtarker Sinn für Kritik und Deutung menſchlicher Dinge beherrſcht den Knaben. Den kleinen und gro⸗ ßen Schwächen der Flegeljahre und Pubertät iſt er entwachſen, ehe er ſie noch paſſierte. Die Großmannsſucht des Pennälers, die ſich im Tabakrauchen und Flanieren kundtut, verachtet er als Eitel⸗ keiten. Immer wieder ſucht er Deutung für menſchliche Beobach⸗ tungen:„Es iſt ein merkwürdiger Zug des menſchlichen Herzens, daß, haben wir einen großen Verluſt empfangen, wir uns nicht bemühen, denſelben zu vergeſſen, ſondern gerade uns ihn ſo oft wie möglich vor die Seele führen. Es iſt uns, als ob wir in dem öfteren Erzählen ordentlich Troſt ſchöpften für unſern Schmerz. Schließlich kennzeichnet Nietzſche auch die„dritte Periode“ ſeiner Poeſien:„Ich verſuchte die erſte und zweite zu verbinden, d. h. Lieblichkeit mit Kraft zu vereinen“ Und er weiß den Beginn die⸗ ſer Periode ſogar genau zu datieren: Mit dem 2. Februar 1858, dem Geburtstage ſeiner Mutter.„Ein gedankenleeres Gedicht 71 einem rotwangigen Apfel, der im Inneren den Wuren hat... Der häufige Gebrauch von Phraſen zeugt von einem Kopf, der nicht fähig iſt, ſelbſt etwas zu ſchaffen. Und:„Die Ju⸗ gend, der noch eigene Gedanken fehlen, ſucht ihre Ideenleere durch einen ſchillernden glänzenden Stil zu verbergen. Gleicht hierin die Poeſie nicht der modernen Muſik: In dieſe Lebensbetrachtung ſind Schilderungen von Landſchaft⸗ ſtarken Empfindungskraft. Daneben eine Reltgioſität tiefer Art: „In allem hat Gott mich ſicher geleitet wie ein Vater ſein ſchwa⸗ ches Kindlein. Viel Schmerzliches hat er mir auferlegt, aber ich erkenne in allem mit Ehrfurcht eine hehre Macht, die alles herrlich hinausführt.“ Frau Förſter⸗Nietzſche, die dieſe Autobiographie her⸗ ausgegeben hat, fragt nun den Leſer, ob er in dieſen Ausführun⸗ gen des Knaben die Spuren des Philoſophen Nietzſche erkenne oder einem Gelehrten beiſtimme, der da behauptet hätte, niemand würde auf die Idee kommen, daß der„Umſtürzler Nietzſche“ dieſe in den überlieferten Vorſtellungen wurzelnden Bekenntniſſe ge⸗ ſchrieben habe. Nun, es wäre doch arg, wollte ein Dreizehnjähri⸗ ger jene poſitive Moralphiloſophie treiben, die gerade, wenn ſie zum Negativen führen will, auf Erfahrung und Reife wurzeln muß. Aber, Nietzſche, der große, ſelbſtändige, ſchöpferiſche Geiſt zeigt ſich auch in den erſten literariſchen Verſuchen des geiſtigen Sccherheit en 255 rs ſeines geiſtigen Auges, in der Sicherheit ſeiner Logik, in ſeiner Empfindungstiefe und intuitiven Sprachgewalt. f 78 921 lichem, Stadt⸗Beſchreibungen und dergleichen eingeſtreut, und alles zeugt von der Fähigkeit plaſtiſch darzuſtellen und einer ungemein 1 ——— — —— —— —— ———— — — —— ————— 4. Seite. Nr. 502 Neue Mannheimer Jeitung[Abend⸗Ausgabe) Dienstag, den 28. Oktober 1924 Gebiete mit relativ hohem Geburtenüber⸗ ſchuß ſind Oberſchleſien, Weſtfalen, die Pfalz, Waldeck, Olden⸗ burg und Oſtpreußen. In Berlin iſt der Sterbefallüberſchuß von 4,0 auf 1000 Einwohner im erſten Vierteljahr 1923 auf 4,5 ange⸗ ſtiegen. In Hamburg, wo noch im Vorjahr ein Geburtenüberſchuß von 1 auf 1000 Einwohner feſtzuſtellen war, hielten ſich im 1. Vierteljahr 1924 die Zahlen der Geburten und Sterbefälle die Wage. Kl. * Flüchtlingsanſprüche. Um unbillige Härten zu vermeiden, hat ſich die Reichsregierung entſchloſſen, die Anmeldefriſt für die ſeit dem 14. Januar 1923 aus den beſetzten Gebieten ausgewieſenen Reichs⸗ und Länderbedienſteten ſowie Privatperſonen nochmals zu verlängern. Unter Berückſichtigung der Rückkehrmöglichkeit iſt folgendes feſtge⸗ ſetzt worden: Die anmeldungsfähigen, d. h. endgültig feſtſtehenden Sachſchäden, die infolge der Ausweiſung an den zum beweglichen Hausſtand gehörigen Gegenſtänden entſtanden ſind, müſſen von den Ausgewieſenen, deren Ausweiſung aufgehoben und denen die Rück⸗ kehr in das beſetzte Gebiet geſtattet worden iſt, bei Vermeidung des Ausſchluſſes ſpäteſtens innerhalb einer Friſt von 2 Monaten, ge⸗ rechnet von dem Datum der amtlichen Bekanntgabe der Aufhebung der Ausweiſung ſeitens der zuſtändigen Beſatzungsdienſtſtelle, bei der die Engegennahme der Entſchädigungsanträge beſtimmten Stelle (Reichsentſchädigungszweigſtelle Würzburg) angemeldet werden; für diejenigen Ausgewieſenen, denen die Rückkehr in das beſetzte Gebiet von den Beſatzungsbehörden endgültig verweigert wird, beginnt dieſe zweimonatige Friſt mit dem Tage, an dem das Rückkehrverbot von Ber maßgebenden Beſatzungsdienſtſtelle amtlich bekannt gegeben wird. Für diejenigen Perſonen, die den Ausgewieſenen gleichgeſtellt ſind, d.., die, die ohne ausgewieſen zu ſein, aus zwingenden Gründen das beſetzte Gebiet haben verlaſſen müſſen, um einer drohenden, mit aller Wahrſcheinlichkeit eine unverhältnismäßig hohe Beſtrafung mit ſich bringenden Verhaftung zu entgehen, wird die Anmeldefriſt bis zum 30. November 1924 verlängert. * Eine Bitte der Reichsbahn an das Publikum. Da die Ueber⸗ nahme der Regiebahn ſeitens der Reichsbahngeſellſchaft am Sonn⸗ tag, 16. November, gleichzeitig auf allen Strecken erfolgt, wird das Publikum ſeitens der Reichsbahn gebeten, nach Möglichkeit ſowohl den 16. als auch den 17. November auf den bisherigen Regie⸗ ſtrecken nicht zur Reiſe zu wählen, da an beiden Tagen für die rei⸗ bungsloſe Abwicklung des Verkehrs und die richtige und pünktliche Abfahrt der fahrplanmäßigen Züge nicht garantiert werden kann. *Warnung vor planloſer Zuwanderung in das rhein.⸗weſtfäliſche Induſtriegebiet. Das Landesarbeitsamt Weſtfalen und Lippe. Abt. Berabau, Bochum i. Weſtf., teilt mit. daß in den letzten Tagen ein wilder Zuſtrom von Arbeitern aus faſt allen Landesteilen Deutſch⸗ lands in den rhein.⸗weſtfäl. Induſtriebezirk eingeſetzt hat, der geeignet iſt, bei der äußerſt ungünſtigen Arbeitsmarktlage im Bezirk das Heer der bereits Erwerbsloſen im eng bevölkerten Induſtriebezirk noch weiter zu vermehren. Erſt am 15. Oktober ſind mehrere Tauſend von Beragarbeitern infolge Betriebseinſchränkung enuaſten worden und weitere Entlaſſungen ſtehen noch bevor. Es wird daher dringend vor ſealicher Zureiſe in den rhein.⸗weſtfäl. Indu⸗ ſtriebezirkaewarnt weil die Erlanaung von Arbeit und Un⸗ terkunft zur Zeit dort völlig ausgeſchloſſen iſt und eine Unterſtützung aus öffentlichen Mitteln nicht in Betracht kommen kann. Viertel des Vorjahrs. Rommunale Chronik Das Muſter einer Gemeinde⸗FJeuerſchutzabgabe Das Miniſterium des Innern bringt eine Muſterſteuer⸗ ordnung für die Erhebung einer Feuerſchutzabgabe in den Gemeinden zur Kenntnis. Feuerlöſchdienſt⸗ yflichtige Perſonen, die in der Gemainde ihren Wohnſitz haden und in der Freiwlligen Feuerwehr deinen Dienſt leiſten, ha⸗ ben zu den Koſten der Einrichtungen und Anſtalten der Gemeinden für das Feuerlöſchweſen eine jährliche Abgabe zu entrichten. Maßgebend iſt das Innehaben eines Wohnſitzes in der Gemennde bei Beginn des Kalenderjahres. Juriſtiſche Perſonen, die in der Gemeinde ihren Sitz oder eine Niederlaſſung haben, haben die gleiche Abgab zu entrichten. Für die Bemeſſung der Abgabe wer⸗ den vier Abſtufungen gebildet und zwar ſoll die Abgabe belpvagen in der 1 Stufe drei GM., 2. Stufe acht GM., 3. Stuſe vierzehn GM., 4. Stufe zwanzig GM. Die Zuteilung der Abgabepflichtigen er⸗ folgt durch den Gemeinderat. In Betracht kommt dabei beſonders der Wert, den das Befreitſein vom Feuerlöſchdienſt für die Beteilig⸗ ten hat, und das Maß des Nutzens, das dieſe an dem von der Feuerwehr gebrachten Feuerſchutz haben. Ausgenommen von der Ab gabepflicht iſt: Wer infolge Kvankheit von der Feuerlöſchpflicht befreit iſt. Wer bei Brandfällen beruflich in Anſpruch genommen iſt. Wer mehr als 30 Jahre in der FreiwilligenFeuerwehr Dienſt geleiſtet hat, Wer auf Grund der Gemeindeordnung erlaſſemen Ge⸗ meindeſatzung eine jährliche Abfindung für die Vefreiung vom Feu⸗ erlöſchdienſt zu entrichten hat, kann zur Leiſtung der Feuerſchutz⸗ abgabe nicht herangezogen werden. Die Abgabepflichtigen erha⸗ ten einen ſchriftlichen Beſcheid. Die Abgabe iſt innerhalb dreier Wochen nach Zuſtellung des Beſcheids fällig. Die Betreibung er⸗ folgt nach den Beſtimmungen über die Beitreibung und Sicherung der Gemeindeausſtände. Gegen die Feſtſetzung der Abgabe ſteht verwaltungsgerichtliche Klage zu. 5 l Immerhin ſind die Aufgaben und Ziele keineswegs erreicht. 75 ECC ²˙ 22 N Nr l 1 0 Bürgerlicher Wahlſieg in Flensburg Flensburg, 27. Okt. Bei der geſtrigen Wahl eines beſol⸗ deten Stadtrats ſiegte der Kandidat der vereinigten bürger⸗ lichen Parteien, Stadtrat Kaſtan, mit 7004 gegen 2982 Stimmen über den ſozialdemokratiſchen Gegenkandidat Dr. Lehmann. Die Wahlbeteiligung betrug nur 25 Prozent. * 8Ladenburg, 27. Okt. Aus der jüngſten Gemeinderats⸗ ſitzung iſt mitzuteilen: Dem Antrag der Kleintierzuchtvereine auf Bewilligung eines Zuſchuſſes aus der Gemeindekaſſe zur Einfriedigung der Ziegenweide wurde nicht entſprochen.— Der Firma J Berger wird das für ihre Gleisanlage im Galgenwaſen erforderliche Almend⸗ gelände auf unbeſtimmte Zeit gegen Zahlung eines angemeſſenen Pachtzinſes in Pacht gegeben. Den Almendnutznießern, die dabei mit ihren Almendſtücken berührt werden, ſoll an Stelle des ihnen ent⸗ zogenen Stückes Erſatz im oberen Wörth beſchafft werden.— Der Kinderſchulſaal ſoll, ſoweit notwendig, renoviert werden.— Die ſtädt. Angeſtellten Wegwart Schmich, Feldhüter Fiſcher, Bürner und Zeiler ſollen auf 1. Januar und Realſchuldiener Boos auf 1. April 1925 penſioniert werden.— Die Dachumdeckungsarbeiten verſchied. ſtädt. Gebäude werden dem Submittenten Konrad Seel zu ſeinem Submiſ⸗ ſionsangebot übertragen.— Die Nachregulierungsarbeiten des ſtädt. Anſchlußgleiſes nach dem künftigen Neckarkanal ſollen durch den Un⸗ ternehmer Adam Maiſchein in Lampertheim werden.— Dem Gewerbeverein wird ein Schulſaal in der Gewerbeſchule zu Vor⸗ tragszwecken überlaſſen.— Der Aufwand der an der hieſigen Volks⸗ ſchule über das geſetzliche Maß hinaus errichteten Unterlehrerſtelle wird auf die Stadtkaſſe übernommen.— Der nachgeſuchte Urlaub der Gemeindefeldhüter wurde genehmigt.— Dem Beſchluſſe des Vor⸗ ſtandes und Aufſichtsrats der Gemeinnützigen Baugenoſſenſchaft über Vergebung freigewordener Wohnungen in Genoſſenſchaftshäuſern wurde zugeſtimmt.— Auf Antrag wird der Zentrumspartei Laden⸗ burg für Sonntag, 30. November die ſtädt. Turnhalle zu Verſamm⸗ lungszwecken überlaſſen. sw. Darmſtadt, 27. Ofktt. Eine Anregung zur Be⸗ kämpfung der Wohnungsnot gab Bürgermeiſter Bux⸗ baum in der letzten Stadtverordnetenſitzung. Da Gelder ſchwer oder garnicht zu beſchaffen ſind, regt er den Sparzwang an. Jeder ſolle ein Prozent vom Einkommen abführen, wofür Spar⸗ marken zu kleben wären gegen 1 Prozent Verzinſung auf die Dauer von 5 Jahren.— So angenehm der Gedanke iſt. allen für eine Woh⸗ nung mitſorgen zu können, ſo wenig dürfte der Dezernent daran ge⸗ dacht haben, mit welcher Erbitterung die Bevölkerung an die Ver⸗ nichtung ihrer Gelder aus früheren Anleihen zurückdenkt. Ob unter den kärglichen Einkommen und der ungeheuren Steuerlaſt heute noch jemand gezwungen werden kann, für die verlockenden 17, Prozent Zinſen ſich einer Zwangs⸗„Spar“⸗maßnahme zu unterwerfen, iſt außerſt fraglich.— Ein anderer Vorſchlag wäre vielleicht diskutabler. Man ſetzt die früheren Gläubiger wieder in ihre Rechte ein. Daraus entſtehende Steuern verwendet man zum Bauen, wie es früher auch gemacht wurde. Hat der alte Gläubiger wieder ſein Geld, dann braucht der Staat nicht für Wohnungen zu ſorgen, denn die private Bautätigkeit lebt dann von ſelbſt auf. Tagungen Der Gau Südweſt im Verband der weiblichen Handels⸗ und Büroangeſtellten hatte ſeine Mitglieder zum 4. Gautag nach Pforzheim einge⸗ laden. Recht zahlreich waren aus allen Teilen des Landes Baden und der benachbarten Pfalz die Mitglieder eingetroffen. Die Orts⸗ ruppe Pforzheim hatte die Gautagsteilnehmerinnen zu einem Feſtab end nach dem Muſeumsſaale geladen. Die Vorſitzende der Pforzheimer Ortsgruppe Frau Scheytt begrüßte mit warmen Wor⸗ ten die zahlreich eingetroffenen Mitglieder und Ehrengäſte, insbeſon⸗ dere die Vertreterin der Hauptberwaltung des Verbandes, Fräulein Agnes Möhrke. Fräulein Hilbert⸗Karlsruhe begrüßte die von auswärts erſchienenen Mitglieder. Ihr beſonderer Gruß galt den an⸗ weſenden Vertreterinnen aus der Pfalz, die im verfloſſenen Jahre ſchwerſte Sorgen und Mühen zu tragen hatten. Bürgermeiſter Streng überbrachte im Auftroge der Stadtverwaltung Pforzheim die beſten Glückwünſche zur Tagung. Für den Gau Südweſt im Deutſchnationalen Handlungsgehilfenverband ſprach Geſchäftsführer Drefahl die beſten Grüße und Wünſche aus. Er ſtreifte die ge⸗ meinſamen Aufgaben und Ziele der belden Organiſationen und be⸗ tonte die beſonders gute Zuſanmenarbeit im Gau, deren Erfolge in erſter Linie den Mitgliedern zu Gute käme. Den Höhepunkt des Abends bildete der Vortrag von Agnes Möhrke⸗BVerlin, Mitglied der Hauptverwaltung des Verbandes und Mitglied des Reichswirtſchaftsrates, über„Die Aufgaben und Ziele unſerer Frauenberufsorganiſation“. Rednerin fuhrte aus, daß der Verband es als ſeine ſchönſte Aufgabe betrachte, die eigenen Kräfte zur vollſten und höchſten Entwicklung zu bringen. Die dauernden Bemühungen des Verbandes, die ſoziale Lage der weiblichen Angeſtellten zu beſſern, ſind ſeit den 35 Jahren ſeines Beſtehens von gutem Erfolg gekrönt geweſen. Wenn der Verband es ſich zur Aufgabe macht, vollwertige Menſchen für den kaufmänniſchen Beruf zu ſchaffen, Mitarbeiter zu erziehen, die gewiſſenhaft ihre Pflicht erfüllen, dann müſſen dieſen Pflichten Rechte gegenüberſtehen. Man muß ein Anrecht haben, für ſeine Leiſtungen ein Gehalt zu beziehen, daß Sorgen⸗ um die Exiſtenz und tägliche Not nicht aufkommen. Es muß nach der Tagesarbeit ſoviel Freizeit gewährt werden, daß Erholung und Weiterbildung richtig be⸗ wertet werden. Es müſſen ſoziale Verſicherungen geſchaffen werden, die in den Tagen der Krankheit, der Erwerbsunfähigkeit und im Alter den nötigen Anforderungen gerecht werden. Der hohe Ueberſchuß an Frauen und die dadurch entſtandene Verringerung der Ehemöglich⸗ keiten bedingen, daß die Frauen weit beſſer als bisher für ihren Lebensberuf ausgebildet werden. Zu den Aufgaben des Verbandes gehört es, dafür zu ſorgen, daß die im kaufmänniſchen Beruf tätioe Frau immermehr erkenne, daß wir berufstätige und keine er⸗ werbstätigen Frauen brauchen können. Unſere Forderung: Verbeſſe⸗ rung und Ausbau der beſtehenden Handels⸗ und Pflichtfortbildungs⸗ ſchulen muß Grundbedingung ſein, wobei allerdings abgelehnt wer⸗ den muß, daß Hauswirtſchaftsunterricht in Handels⸗ oder kaufmänni⸗ ſchen Fortbildungsſchulen gegeben wird. Nicht minder verbeſſerungsbedürftig ſind die beſtehenden Be⸗ ſtimmungen in der Erwerbsloſenfürſorge oder Verſiche⸗ rung. Nicht nur, daß der Verband erneut und mit allem Nachdruck die Forderung erhoben hat: Beſeitigung der unterſchiedlichen Gewäh⸗ rung von Unterſtützung, müſſen wir auch fordern, daß die Prüfung der Bedürftigkeit umgehend aufgehoben wird. Frln. Möhrke gibt ihrem Bedauern Ausdruck, daß, obwohl der Reichstag die einheitliche Gewährung von Unterſtützungsſätzen zwiſchen den weiblichen und männlichen Erwerbsloſen zugeſtimmt habe, die Reichs⸗ arbeitsverwaltung trotzdem eine Kürzung um etwa 10 Prozent vor⸗ genommen habe. Die weiblichen Arbeitnehmer müſſen die vpöllig gleichen Beiträge leiſten, deshalb darf eine unterſchiedliche Unterſtütz⸗ ung nicht gewährt werden. Auf dem Gebiete der Sonntags⸗ ruhe gelte es noch Arbeit zu leiſten, zumal die beſtehende Sonntags⸗ ruhe keinesfalls durch Geſetz feſtgelegt ſei. Die vom Bezirks⸗ amt gewährten Ausnahmeſonntage zeigten, daß durch künſtliche Kauf⸗ gelegenheit noch keine Käufer geſchaffen werden. Die Verarmung im deutſchen arbeitenden Volke iſt ſo groß, daß zum Einkauf der not⸗ wendigſten Bedürfniſſe wochentags reichtlich Zeit vorhanden iſt. Nicht nur die Forderung der völligen Sonntagsruhe muß vertreten werden, wir müſſen auch dafür ſorgen, daß nicht leichtfertiger Weiſe Einkäufe, die wochentags getätigt werden können, am Sonntag ge⸗ macht werden. Aufklärung bei Hausfrauen im Familien⸗ und Be⸗ kanntenkreiſe tut not Reicher Beifall lohnte die Ausführungen von Fräulein Möhrke. Muſikaliſche und geſangliche Darbietungen ſowie ein Reigen der Pforzheimer Jugendgruppe füllten den Reſt des Abends aus. Der Sonntag morgen vereinigte die Ortsgruppendelegierten, aber auch ſonſt noch eine ſehr ſtarke Anzahl Mitglieder zur eigentlichen Tagung. Von der Gauleitung wurde ein umfaſſender Arbeits⸗ und Tätigkeitsbericht erſtattet. Wenn auch ein Mitglieder⸗ verluſt von etwa 15 Prozent zu beklagen ſei, ſo dürfe nicht vergeſſen werden, daß der Verband als reine Frauenorganiſation durch Aus⸗ ſcheiden infolge Berufsaufgabe durch Verheiratung im Verlauf eines Jahrzehnts immer wieder einen faſt völlig neuen Mitgliederkreis habe. Es müſſe beſonders werden, daß durch die Kriegs⸗ und Nachkriegsverhältniſſe noch eine Aanzahl Frauen nach ihrer Ver⸗ heiratung im Beruf geblieben und nun im Laufe des letzten Jahres doch ausgeſchieden ſind. Ueber Stellenvermittlung, Tarifverhand⸗ lungen, Schlichtungsausſchüſſe. Kaufmannsgerichte, Beiſitzerinnen bef den Schlichtungsausſchüſſen, Mitarbeit bei den Arbeitsämtern uſw. konnte viel Erfrepyliches, zum Teil auch Unerfreuliches berichtet wer⸗ den. Aber ein Bild der vielſeitigen Betätigung des Verbandes war daraus zu entnehmen. Es folgten die Berichte der Geſchäftsſtellenleiter⸗ innen aus dem Gau und der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, die alle ein Beweis von gutem Zuſammnarbeiten gaben, beſeelt von dem Wunſch und dem Willen, Mitarbeit zu leiſten an dem Vorwärts⸗ ſtreben des Verbandes zum Wohle der Mitglieder. Der erſtattete Finanzbericht des Gaues zeigte, daß nach der Stabiliſierung der Mark man es verſtanden hatte, allen Anforderungen gerecht zu werden. Die erzielten Erſparniſſe ſollen den erſten Grundſtock zu einem zu ſchaffenden Gauferienheim bilden. Es wurden die Richtlinien zu dem neuen„Sozialen Pro⸗ gramm“ beſprochen und feſtgelegt. Die Ausſprache über Werbe⸗ und Winterarbeit“ brachte viele Anregung. Ebenſo wurde der neuen Aufgabe„Wohlfahrtsarbeit“ viel Aufmerkſamkeit geſchenkt. Die Verarmung des deutſchen Volkes bringt es mit ſich, daß bei lang anhaltender Krankheit oder Stellenloſigkeit die vorhan⸗ denen Unterſtützungskaſſen und Verſicherungen keinesfalls genügen, ſodaß private Wohlfahrtshilfe einſetzen muß. Eine recht rege Betei⸗ ligung ſetzte bei der Ausſprache über Lhrlingsausbildung und Ausbau der Fortbildungsſchulen ein. Bei der Wahl des Gauausſchuſſes wurden die alten Mitglieder zum größten Teil wieder gewählt. Zum nächſten Tagungsort wurde Kaiſers⸗ lautern beſtimmt. Erſt gegen Abend hatte die Tagung ihr Ende erreicht. Am Montag morgen wurde der ſtändigen Pforzheimer Schmuck⸗ waren⸗Ausſtellung noch ein Beſuch abgeſtattet. Hier zeigte ſich, auf welch hohem künſtleriſchem und techniſchem Können unſere Schmuckwareninduſtrie ſteht. Korpulenz iſt unſchön und ungeſund. Wir raten Ihnen, in Ihrer Apotheke 30 Gramm echte Toluba⸗Kerne zu kaufen, die un⸗ ſchädliche Stoffe von fettzehrender Wirkung enthalten. Em. 80/81. eee Deeenee N NN N Zu Georg Kaiſers Schaffen Von Eugen Kilian(München) An die 30 verſchiedene Stücke hat Georg Kaiſers fruchtbare Muſe im Verlauf von etwa 7 Jahren auf den Theatermarkt ge⸗ worfen. Ein buntes, verwirrendes Chaos, wenn man die überreiche Fülle dieſer Produbtion, in ihren ſchroffen und ſchreienden Gegen⸗ ſätzen, als künſtleriſches Ganzes zu überblicken ſucht. Beinahe un⸗ möglich ſcheint es, die Einheitsformel zu finden, die dieſes in fort⸗ währender Zick⸗zack⸗Linie ſich bewegende Schaffen zuſammenhält. Bernhard Diebold, durch ſeine kritiſche Tätigkeit wie wenige beruſen, den leitenden Richtlinien im Schaffen eines ſolchen Schrift⸗ ſtellers in objektiver Weiſe nachzuſpüren, hat es gereizt, dem Pro⸗ bleme Georg Kaiſer in einer eigenen Schrift nahezutreten.(Diebold: der Denkfſpieler Georg Kaiſer, Frankfurter Verlagsan⸗ ſtalt). Nicht Hymne oder Polemik, ſondern ehrliches Bemühem, das bisherige Schaffen des Dichters in ſeinen Vorzügen und Schwächen gerecht zu würdigen, es zu verſtehen und die Formel zu finden, aus der ſich die ſcheinbar ſo ungeheure Vielſeitigkeit dieſes dramatiſchen Schafſens erklären läßt. In einer Denkdramaturgie“ glaubt Die⸗ bold dieſe Formel gefunden zu haben.„Verſtand Philoſophie, Er⸗ kenntnis— das iſt die geiſtige Baſis der Kaiſerſchen Dramatik; ſtatt: Wille, Gefühl, Bekenntnis.“ Als„Denkpiele“— Schweſtern der platoniſchen Dialoge— möchte der Dichter ſelbſt ſeine ernſtgemein⸗ ten Dramen bezeichnet wiſſen. Als Denkſpieler möchte ihn Diebold dem Schaffen der Gegenwart einordnen. Das„Denken, ſteht zu Beginn ſeier Arbeit, es iſt für ihn kein Feind der Intuition— die doch das wahre Weſen des wirklichen Dichters ausmacht. Die von ihm erdachten Typen ſetzt eine außerordentliche„ſpieleriſche“ Be⸗ gabung in ein äußerſt geſchicktes Gefüge von Handlung und Gegen⸗ handlung um. In der Einheit der Methode, in der„techniſchen Per⸗ ſönlichkeit“ ſoll das gefunden werden, was die bunt ſchimmernde Produktion dieſes Schriftſtellers zuſammenhält. In der gewollten Mechanik ſeiner Dramen erblickt Diebold das unerbittliche Symbol umſerer amerikaniſchen Epoche“, unſerer Zeit der Maſchine, unſerer Zeit ohne Herzſchlag. In einer ſolchen Zeit ſoll auch de Berechti⸗ gung der„ſechniſchen Perſönlichkeit“ begründet ſein. Mit ſemer Methode der techniſchen Kunſt ſoll Kaiſer„im Wahren und im der gegenwärtigſte, der traditionsloſeſte, der direkteſte ünſtlertypus ſeiner Zeit“ ſein. Man wird ſich der Berechtigung dieſes Standpunktes gegenüber Kaiſers Kunſt nicht verſchließen können, auch wenn man dieſer nicht mit dem Gefühl innerer Wärme gegenüberſteht. Dieſe Art der Anſchauung. die in Kaiſer den be⸗ zeichnendſten Schriftſtellertyp unſerer gärenden Gegenwart erbäckt, gibt das volle Recht zu einem Buche wie dem vorliegenden— auch wenn es bei dem bis jetzt noch fragmentariſchen Lebenswerke des Tichters darauf verzichten muß. ein abſchließendes Urteil zu geben, wie es ſpäteren Zeiten in entſprechender Diſtanz vielleicht beſchie⸗ den ſein wird. Diebolds kritiſche Ausführungen über die einzelnen Werke ſind wie immer ſachlich und geiſtvoll und zeigen eine ſtaunenswerte Kraft der Einfühlungsfähigbeiten in das beſondere Weſen dieſes Schriftſtellers. Sie ſind berufen, klärend zu wirken in dem verwirrenden Streit entgegengeſetzter Meimungen. Zu dem am Schluß beigefügten Verzeichnis der Werke und ihrer Urauf⸗ führungen(S. 138) iſt ergänzend zu bemerken, daß Rektor Kleiſt 1920 im Intimen Theoter zu Nürnberg geſpielt wurde. Theater und Muſik 4% Heidelberger Konzerte. Maria Philippi, die große Künſt⸗ lerin, an der die Zeiten ſpurlos vorüberzugehen ſcheinen, beſcherte uns am Mittwoch Abend in der Peterskirche eine wahre Feiertags⸗ uns am Mittwoch Abend in der Peterskirche eine wahre Feie⸗⸗ ſtunde. Das vielfach mißbrauchte Wort vom Erlebnis iſt am Platze gegenüber dem, was die Künſtlerin aus der Fülle ihres reifſten, allez erſchöpfenden Könnens bot. Sie ſang zunächſt Johann Chriſtoph Bachs Solokantate„Lamento“, kam aber zur vollen Entfaltung ihrer Mittel erſt in J. Sebaſtian Bachs Solokantate„Schlage doch, ge⸗ wünſchte Stunde“ und dem geiſtlichen Lied„Biſt du bei mir“. Hie⸗ war die Stimme von jeder irdiſchen Schwere entkleidet, aus jedem Ton klang die Seele einer begnadeten Künſtlerin. Später ſang ſie Lieder von Cornelius, ſchlicht und einfach, wie eben dieſe ganz auf Melodie geſtellten Lieder geſungen werden müſſen, und zum Schluß das„Laudato“ aus ihres Landsmannes Hermann Suters„Laudi“. Schade, daß man an dieſe Schöpfung ſchon reichlich ermüdet heran⸗ treten mußte, er ſcheint viel in ihr zu liegen, das mehr als vorüber⸗ gehende Beachtung verdient. Dieſe Ermüdung lag daran, daß neben den Geſängen von Maria Philippi eigentlich ein zweites Konzert lief, das Anton Nowakows ki, Profeſſor an der deutſchen Aka⸗ demie für Muſik in Prag, auf der Orgel veranſtaltete Nowakowski, der die Sängerin in einfühlender Weiſe begleitete, hatte nicht weniger mehrere große Orgelwerke auf das Programm geſtellt. Anton Nowa⸗ kowski iſt nicht allein ein über dem Gewohnten ſtehender Techniker, ſondern auch eine wirkliche Künſtlerperſönlichkeit.— Ein zweitez Soliſtenkonzert der vergangenen Woche ließ in Hildegard Wengert eine Soliſtin erkennen, die wenn auch noch nicht völlig ausgereift, auf Grund einer ſtarken Muſikalität und einer umfangreichen, an ſprechenden Stimme wertvolles für die Zukunft verſpricht. Es gibt bei ihr noch einige Unebenheiten, die ausgeglichen werden können, nicht jeder Ton iſt gleich gut und der Anſaß bisweilen noch nicht ganz ſicher, aber es iſt doch eine Stimme, aus der bei weiterer ſorg⸗ fältiger Schulung viel zu machen iſt. Sie ſang Volkslieder alter Zeiten und volkstümliche Kunſtlirder von Reger, Mozart und dem leider recht unbekannten Hermann Götz. Otto Hiller⸗Stuttgart, der die obligate Violinbegleitung ſpielte, war als Begleiter beſſer wie als Soliſt. Wenigſtens mußten bei Tartinis G⸗Moll Sonate manche MWünſche offen bleiben, ſowohl in der Technik als au“ in der per⸗ ſönlichen Durchdringung. Wie man in der Muſik auch als Begleiter leben kann, das zeigte Heinrich Neal-⸗Heidelberg, der jede Kleinigkeit plaſtiſch zu geſtalten wußte. Es iſt ein Jammer, daß wir dieſen einheimiſchen Muſiker ſo ſelten zu hören bekommen. Dr. Sch- 2 Eine Uraufführung nach Reger in Köln. Wie bekannt, hat Max Reger einſtmals ſelbſt die Abſicht geäußert, ſeine Kla zier⸗ variationen über ein Thema von Bach für Klavier und Orcheſter zu bearbeiten, kam aber nicht mehr dazu. Da es ſich um eines der her⸗ vorragendſten Werke des Meiſters handelt, war es ein guter Ge⸗ danke Karl Pillneys, die Bearbeitung vorzumehmen. Pillney hat in ſeiner ſo etwa wie ein Klavierkonzert mit Orcheſter anmuten⸗ den Neugeſtaltung es ſich hauptſächlich angelegen ſein laſſen, ohne Aenderungen im harmoniſchen Gefüge durch den Orcheſterpart alles Thematiſche deutlich zu betonen und gleichzeitig das Farbliche im wohlerkannten Regerſchen Sinne auszugeſtalten, wobei er ſich mit vielem Geſchick wach deſſen beſten Inſtrumentationen als Vorbild gerichtet hat. Die Streicher haben da und dort vielfache Teilung er⸗ fohren. Dem Klavier ſind in erſter Linie die eigentlich klavier⸗ mäßſgen Teile vorbehalten, während es in der fünften und neunten Variation zugunſten rein orcheſtraſer Au⸗malung völlig wegfällt. Beſondere Anerkennung verdient die ſehr feinfühlige und wirkungs⸗ volle Behandlung der großen Doppelfuge. Die ganze Arbeit ſtellt Pillney als Könner und Muſiker von Geſchmack ein rühmliches Zeugnis aus, der Sache Regers aber iſt durch dieſe Bearbeitung zweifellos ein guter Dienſt erwieſen. Die Wiedergabe in einem ſtädtiſchen Sinfonie⸗Konzert mit Pillney am Flügel war dank Abendroths zielſicherer Führung ausgezeichnet und ſo hatte der Bearbeiter die Genugtuung eines großen Erfolgs. 4e Dresdner Araufführung. Unſer Dresdener Schauſpielreferent ſchreibt: Man iſt bei den ewia wiederkehrenden Verwickelungen, Ge⸗ meinplätzen. Themen und Motiven der angeblich luſtigen literariſchen Erzeuaniſſe. die unter dem euphemiſtiſchen Terminus„Schwank“ über die Bühne gehen. mißtrauiſch aeworden. Robert Grötzſch⸗ der Verfaſſer der Komödie Dukervotts Erben. die über die meiſten deutſchen Bühnen aina, nennt ſein neueſtes Stück„Das Lächeln der Frau Staatsanwalt“ ein Luſtſpiel. Es iſt aber ein echter Schwank mit köſtlicher Situationskomik. Er iſt nicht auf plat⸗ ten Witzen, erotiſchen Seichtheiten und nicht zu entknotenden Ver⸗ wickelungen aufgebaut, ſondern er geißelt in feiner Charakteriſtik, die mit der Lebenswahrheit zwar hart aufeinander ſtößt, weil die Schwächen ſeiner Helden unterſtrichen ſind, allerhand Menſchlich⸗ Allzumenſchliches. Eine Seltenheit: Ein Schwank mit einer Hand⸗ lung. deren Motive artiſtiſch gewandt um das Hauptthema ſich arup⸗ vieren, um das bezwingende Lächeln der Frau Staatsanwalt. Sie kann aber nicht mehr lächeln, weil das Schmuckkäſtchen, in dem ihre vielbewunderten Zähnchen ſich befanden. an dem bedeutunasvollen Tage geſtohlen wurden. Ihre Macht verbleicht. Köſtlich das Motiv von den beiden Dieben, die das Käſtchen geſtohlen haben wollen. Das Neue Theater hatte ſich mit viel Fleiß und Wärme der Urauf⸗ führung angenommen. Die Darſtellung erfüllte die feine Charak⸗ teriſtik des Stückes. Der Autor wurde mit'einen getreuen Helfern am Schluſſe ſtürmiſch gefeiert. Johannes Relchelt —— 11 2 Welt als Vorbild dienen. Dilenstag, den 28. Oktober 1924 5. Seite. Nr. 502 Neue Mannheimer Jeitung[Abend⸗Rusgabe) Aus der Welt der Cechnik Die eiſerne Telephoniſtin Die Bedienuna der Fernſprechzentralen, ganz aleich ob es ſich um öffentliche Fernſprechämter oder um vrivate Anlagen handelt, er⸗ folat bekanntlich durch Telephoniſtinnen, die die Wünſche der an⸗ rufenden Teilnehmer zu erfüllen haben. Telephoniſtinnen ſind mei⸗ ſtens nett. aber— wie nun einmal Telephoniſtinnen ſind— auch ſie haben ihren ſchlechten Taa— oder manchmal mehrere ſchlechte Tagel Und dann wehe den armen Telephonteilnehmern. Man möchte ſogar behaupten. daß Telephoniſtinnen immer ſchlechte Tage haben, denn dieſer Beruf dieſer vielgeplagten Beamtinnen gehört zu den anſtren⸗ gendſten und dabei undankbarſten Berufen. die es gibt. Gibt es doch maſſenhaft nervöſe Fernſprechteilnehmer die ſehr viel ſprechen und deshalb immer alauben. daß man im Amet oder in der Zentrale nur auf ihren Anruf wartet. Ueberhaupt weeden ſich nur die wentaſten Teilnehmer ein richtiges Bild über den Betrieb einer großen Fern⸗ ſprechzentrale und über die nervenzerrüttende Arbeit einer Vermitt⸗ lunasbeamtin machen. Unfreundliche Bemerkungen und zurückwei⸗ ſende Erwiderungen bleiben nicht aus. Und deswegen wurde wohl noch keine Telephoniſtin beneidet, ſondern im Gegenteil bedauert, aber auch den Fernſprechteilnehmern gewünſcht, daß ſie befreit wer⸗ den von Telephonzentralen mit Damenbedienung. Es aibt ſchönere Berufe. die jeder Telephoniſtin zu gönnen ſind. und ein ſchöneres Fernſprechſyſtem, bei deſſen Benutzung die Teilnehmer ſich höchſtens einmal über ſich ſelbſt ärgern müſſen. Mit ſich ſelbſt wird man dann nicht unfreundlich ſein. Aus allen dieſen Gründen, die ſchon vor etwa 30 Jahren Wahrheit waren(obwohl damals noch Männer die Aemter und Zentralen bedienten), als mit der Erfindung des Tele⸗ phons auch die Fernſprechzentralen geboren wurden, haben ſich mehr oder weniger intelligente Menſchen bemüht. die eiſerne Telephoniſtin und die Fernſprechverbindungen ſelbſt herzuſtellen. Amerika, das Land der unbegrenzten Möalichkeiten, iſt die Wiege auch des automatiſchen, ſelbſttätigen Fernſprechſyſtems. Ganz ein⸗ fache Menſchen, Farmer waren es. die Aerger empfanden über den ſchlechten Fernſprechbetrieb und ſich deshalb abmühten, einen auto⸗ matiſchen Fernſprecher zu konſtruieren, der ſie freimachen ſollte, von menſchlicher Bedienuna. Die Gebrüder Strowaer dürfen den Ruhm für ſich beanſpruchen, vor etwa 50 Jahren den erſten Fern⸗ ſprechautomaten erfunden zu haben, der ſchließlich von der Autoe matn⸗Telephon⸗Kompagnie in Chikaao in die erſte brauchbare Form gebracht wurde. Der deutſchen Reichspoſt, insbeſondere dem dama⸗ ligen Telegraphen⸗Ingenieur Feyerabend(beute Miniſterial⸗ direktor im Reichspoſtminiſterium), haben wir es zu verdanken, daß vor etwa 20 Jahren der automatiſche Fernſprecher in Deutſchland ein⸗ geführt wurde, zunächſt nur für eine Verſuchszentrale im Reichspoſt⸗ amt. Später wurden an dieſe Zentralen noch einige Stellen im Han⸗ del und Induſtrie angeſchloſſen. deren Intereſſen geweckt werden ſollte. Erſt nach dieſem Schritt der Reichspoſt fanden Bank⸗ und Induſtriekreiſe ernſtliches Intereſſe an der weiteren Einführung des automatiſchen Fernſprechſyſtems. Mit deutſcher Gründlichkeit aina man an die Aufagabe heran, das amerikaniſche Syſtem deutſchen Verhältniſſen und Anſprüchen anzu⸗ paſſen. Heute haben wir in Deutſchland eine ſo aroße Jahl von muſtergültigen automatiſchen Fernſprechanlagen in öffentlichen und privaten Betrieben, daß wir den Fernſprechtechnikern der ganzen Die deutſchen Konſtrüktionen und Schal⸗ tungen halten ſich nicht allein an die Grundgedanken von Strowager, ſondern es ſind neue Syſteme entſtanden, die weſentliche Verbeſſerun⸗ gen aufweiſen. Die urſprünglichen, umſtändlichen Schaltungen und ſchweren Konſtruktionen wurden verlaſſen, zugunſten einfacherer und doch ſolider Ausführung, wodurch auch die Stromlieferungseinrich⸗ tungen(Akkumulatorenbatterjen) zentraliſiert und kleiner bemeſſen werden könnten. Dieſe neuen Wege führten zu großen Verbilligun⸗ gen in der Herſtellung der Teilnehmerſtationen und Zentralen, wo⸗ durch es möalich wurde, das ſelbſttätige Fernſprechſyſtem auch in pri⸗ vaten Fernſprechanlagen einzuführen. Ein gewaltiger Aufſchwung des automatiſchen Fernſprechweſens war die Folge. Während die öffentlichen Fernſprechämter im algemeinen nach dem ſog.„Zehntauſender⸗Syſtem“ eingerichtet werden und die aröße⸗ ren Städte mehrere ſolcher Zentralen erhalten, ſind in privaten An⸗ lagen automatiſche Zentralen ſchon von 10 Teilnehmern bis zu 2000 Teilnehmern in Betrieb. Noch vor wenigen Jahren bezeichneten Fachleute die Einführung des automatiſchen Fernſprechſyſtems in Privatanlagen als eine Laune der Kundſchaft. Heute ſind tauſende von automatiſchen Privatzentralen in Betrieb und für neue Anlagen empfiehlt man den Automaten ebenſo als eine Selbſtverſtändlichkeit, wie bei der Neueinrichtunag von öffentlichen Fernſprechämtern. Der Siegeszug der automatiſchen Telephonie geht über die aanze Welt. Die Handelsbetriebszentrale kommt in Privatanlagen nur noch für Ausnahmefälle in Frage, oder für die Vermittlung des Verkehrs mit dem öffentlichen Fernſprechamt. als ſog. Poſtnevenſteuen⸗entrale. Es iſt einer der Vorzüge des automatiſchen Fernſprechſyſtems, daß es in Privatanlagen mit allen bekannten Nebenſtellenſyſtemen(Reihen⸗ ſchaltungen, Glühlampenzentralen uſw.) kombiniert werden kann, auch in öffentlichen Fernſprechämtern mit den von Hand zu bedienen⸗ den„Fernämtern“ zuſammenarbeitet. Jetzt wird vielſach ein ſog. Drehwählerſyſtem angewendet. bei dem praktiſcherweiſe nur ſoviel Wähleragaregate notwendig ſind, wie bei Handbetriebszentralen Schnurvaare. Die Teilnehmerſid ionen der kleinſten und größten Zentralen werden mit einer nur 10teiligen Wählſcheibe ausgerüſtet. Eine Doppelleitung verbindet jede Teil⸗ nehmerſtation mit der automatiſchen Zentrale, über die alle Verbin⸗ dungen hergeſtellt werden. Eine Zentralbatterie von nur 24 Volt (12 Zellen) verſorat die geſamte Anlage mit Betriebsſtrom einſchließ⸗ lich des Speiſeſtroms für die Mikrophone der Teilnehmerſtation. Zuſammengefaßt kann man von dieſen automatiſchen Fernſprech⸗ ſyſtemen ſagen, daß in allen ſeinen Einzelheiten der Grundſatz durch⸗ geführt iſt, daß für den automatiſchen Fernſprechbetrieb das Ein⸗ fachſte auch das Beſte iſt. Deutſche Motorenbaukunſt Das Luftſchiff Z. R. 3 iſt nach 80ſtündiger Fahrt glücklich in Amerika gelandet. Die 5400 PS. Maybach⸗Motoren, von denen wohl in erſter Linie das Gelingen der Fahrt abhing, ch ohne jegliche Störung gelaufen. Bekanntlich ſind für dieſes Luftſchiff nicht die bisher üblichen und vielfach ausprobierten Flug⸗ und 5400 708 Motoren verwendet worden; es ſind vielmehr mit den 5400 PS. Motoren Konſtruktionsgedanken verwirklicht worden, welche im Leichtmotorendau in mancher Hinſicht die Begehung eines neuen Weges bedeuten. Man hat es gewagt, zu Gunſten der Betriebsſicher⸗ heit die Motoren ſchwerer zu bauen, als dies bisher für derartige Zwecke für erlaubt angeſehen wurde. Mit dieſem vermehrten Gewicht hat man aber nicht nur die Lebensdauer um ein e geſteigert, ſondern auch die Motoren mit Einrichtungen verſehen, welche ein abſolut ſicheres Anlaſſen und Umſteuern derſelben ermöglichen. Da⸗ bei ſchafft ſich der Motor die für dieſes Manöver nötige Druckluft 805 Es dürfte dies der erſte Leichtbenzinmotor großer Leiſtung ein, welcher bei verhältnismäßig geringem Gewicht große Betriebs⸗ ſicherheit, große Sparſamkeit im Verbrauch und eine ſichere Manöver⸗ ähigkeit hat; dieſe Eigenſchaften wurden bisher nur von den aſchinen des ſchwereren Maſchinenbaues erreicht. Dr. Eckener beſtellte unterwegs See ee einen May⸗ bach⸗Wagen an den Landeplatz des Schiffes, um mit dieſem abgaholt zu werden. Der Maybach⸗Motorenbau hat den richtigen Zeitpunkt gewählt, gleichzeitig mit dem die ganze ziviliſierte Welt intereſſieren⸗ den Ozeanflug den Maybach⸗Wagen in Amerika einzuführen. Zweifel⸗ los wird dieſer Wagen mit ſeinen bequemen Fahreigenſchaften gerade bei dem Amerikaner großen Anklang finden. Erleichtert durch die ſpielend gehende Lenkung, die zuverläſſige Vierradbremſe, das Ueber⸗ flüſſigwerden der Schaltung das Fahren ſehr erheblich. Auch die ge⸗ räumige Karoſſerie, die auf dem Chaſſis Platz hat, dürfte den ver⸗ wöhnteſten amerikaniſchen Anſprüchen gerecht werden. Möge dem Maybach⸗Motorenbau, den die Herſtellung des neuen Luftſchiffmotors, es Triumphs der deutſchen Motoreninduſtrie, große Opfer an Geld und Nerven gekoſtet hat, mit dem Maybach⸗Wagen auch in Amerika ein großer Erfolg beſchieden ſein. Techniſches Allerlei Her größte Dieſelmotor der Welt wird zur Zeit gebaut. Die Hamburgiſchen Elektrizitätswerke haben ſich entſchloſſen, bei dem weiteren Ausbau ihrer Kraftwerkanlagen eine Dieſelmaſchine mit unmittelbar angebautem Drehſtromerzeuger für eine Leiſtung von 10 00 KW. aufzuſtellen, die in erſter Linie zum Ausgleich der Spitzenbelaſtungen der Dampfkraftwerke dienen ſoll. Der Auftrag auf die Lieferung der Oelmaſchine iſt der Firma Blohm u. Voß in Hamburg erteilt, während der zugehörige Drehſtrom⸗ generator bei den Siemens⸗Schuckert⸗Werken beſtellt worden iſt. Die Oelmaſchine enthält 15 000 PS. Leiſtung und iſt damit bei weitem die größte Maſchine dieſer Art, die je in Bau genommen iſt. Ihre Leiſtung iſt faſt doppelt ſo groß wie die der größten zur Zeit in England im Bau befindlichen Schiffsmotoren, die etwa 8000 PS. beträgt. Auch die Dynamo mit 32 Polpaaren iſt inſofern bemerkens⸗ wert, als ſie die größten Ausmaße aufweiſen wird, die bislang bei einem Drehſtromerzeuger ausgeführt worden ſind. Die Oelmaſchine wird von Blohm u. Voß als neunzylindrige doppeltwirkende Zweitaktmaſchine mit Schlitzſpülung nach der neueſten Bauart der M. A.., Augsburg, ausgeführt. Der Zylinderdurch⸗ meſſer beträgt 860 Millimeter, der Hub 1500 Millimeter und die Drehzahl 93,75 Uml./ Min. Vergleicht man damit die Abmeſſungen der erwähnten größten ausländiſchen Schiffsmotoren, die bei 8 Zylindern, 840 Millimeter Zylinderdurchmeſſer, 1500 Millimeter Hub und 125 Umdrehungen etwa 8000 PS. leiſten, ſo erkennt man, daß es ſich in beiden Fällen um Maſchinen von ungefähr gleichen Geſamtmaßnahmen handelt. Während jedoch dieſe als doppeltwirkende Viertaktmaſchinen, Bauart Burmeiſter u. Wain, gebauten Schiffsmotoren trotz ihrer hohen Umlaufzahl und der dadurch bedingten außergewöhnlich hohen Kolbengeſchwindigkeit nur etwa 1000 PS. mit einem Zylinder leiſten, hat die neue doppeltwirkende Zweitaktmaſchine bei ganz normaler Kolbengeſchwindigkeit 1670 PS. Zylinderleiſtung. Aus dieſem Bei⸗ ſpiel erſteht man ohne weiteres, wie viel ausſichtsreicher die Anwen⸗ dung des Zweitaktverfahrens iſt, wenn es gilt, Höchſtleiſtungen zu erzielen. Die angegebenen Zylinderabmeſſungen der von Blohm u. Voß für die Hamburgiſchen Elektrizitätswerke in Bau genommenen Maſchine ſind nun durchaus nicht etwa die größten, die ſich bei Maſchinen dieſer Art praktiſch ausführen laſſen. Die M. A. N. hat ihre neue Bauart ſoweit entwickelt, daß auch noch höhere Zylinder⸗ leiſtungen mit Sicherheit zu erreichen ſind. Jedenfalls bildet die erſtmalige Ausführung eines Dieſelmotors mit der bislang noch nicht annähernd erreichten Geſamtleiſtung von 15 000 PS., einen wichtigen Schritt nicht nur auf dem Gebiete ſtationärer Kraftanlagen, ſondern auch in der Entwicklung der großen Schiffsmotoren, da Maſchinen dieſer Bauart mit Umſteuerung ver⸗ ſehen, ohne weiteres für den Schiffsantrieb verwendbar ſind. * — Wenn der Zähler ſtromlos läuft. Einem Fachblatt der elek⸗ triſchen Branche entnehmen wir die folgenden für Stromabonnenten intereſſanten Ausführungen: Es kann vorkommen, daß ein Zähler läuft und Energie regiſtriett, trotzdem keine Lampe, noch irgend ein elektriſcher Apparat eingeſchaltet iſt. Sind die elektriſche Anlage und der Zähler in Ordnung, ſo muß dieſer ſtillſtehen, wenn keine Ener⸗ gie verbraucht wird. Jeder Bezieher kann leicht eine Kontrolle aus⸗ üben, indem er durch das kleine Zählerfenſter hindurch die dort ſicht⸗ bare Metallſcheibe beobachtet. Ein„ſtromloſer“ Lauf des Zählers kann zwe Urſachen haben: entweder Zählerdefekt oder Erdſchluß. Ein Zähler wird bei Aufſtellung wohl in tadelloſem Zuſtand ſein, kann aber trotzdem im Laufe der Jahre defekt werden. Aber auch die Beſchädigung eines Leitungsdrahtes iſt möglich. Dies kann zur Folge haben, daß das nun blanke Leitungskupfer in Berührung kommt mit dem Metall des Iſolierungsrohres, wodurch elektriſche Energie nach der Erde abgeleitet wird(Erdſchluß). Befindet ſich die Heſchädigte Stelle zwiſchen dem Zähler und den Energieverbrauchs⸗ örpern(Lampen, Bügeleiſen uſto.) ſo wird der Erdſtrom vom Hähler regiſtriert. In beiden Fällen erleidet der Bezüger Schaden. Es liegt deshalb in ſeinem eigenen Intereſſe, von Zeit zu Zeit ſeine Anlage zu kontrollieren. Hierzu ſchaltet man alle Lampen und alle Apparate aus und beobachtet die Zählerſcheibe. Dreht ſie ſich, wenn auch langſam, ſo iſt das Werk zu benachrichtigen. Die Kontrolle em⸗ pfiehlt ſich um ſo mehr, als gerade bei Erdſchlüſſen die zu viel be⸗ zahlte Energie vom Werk nicht zurückvergütet werden kann, da ſie von ihm tatſächlich geliefert wurde und der Defelt in der Anlage nicht auf ſein Schuldkonto fällt. Auch von der Inſtallationsfirma kann in den ſeltenſten Fällen eine Entſchädigung verlangt werden. Die Garantie für fachgemäße Montage läuft in der Regel nach einem Jahre ab, und überdies können während der Garantiezeit Erdſchlüſſe eintreten, die keineswegs auf mangelhaftes inſtallieren zurückzuführen ſind. Liegt die Urſache des Leerlaufes im Zähler ſelbſt, ſo erfolgt in der Regel von den Werken eine entſprechende Rückvergütung, — Die Spannungen im Kohlenbergwerk, durch die die Kohle auß den Flözen herausgebrochen wird, ſind nicht ſo einſach, wie man denkt. Die Kohlenflöze, d. h. die Kohlenadern, ſind wechſelnd ſtark, von einem halben bis—3 Meter. Wenn der Bergmann eine zwei Meter hohe Kohlenwand vor ſich hat, dann darf er nicht ein Bohrloch machen, eine Patrone einſetzen und entzünden; auf dieſe Art würde er kein Stücklein Kohle bekommen, das auch nur ſo groß wäre wie eine Fauſt. Die Kohlen würden vollſtändig pulveriſiert, alſo wertlos. Der Bergmann, der„Häuſer“, muß zuerſt ſchrämmen, d. h. am unterſten Teil der Kohlenwand ein tiefes Loch in die Wand hinein⸗ machen, er muß ſich ſeitwärts auf die Erde legen, mit einer Spitzhaue die Kohlen loshacken und mit einer kurzen Schaufel die Kohlen über die Achſeln werfen, kurz, ſich hineinwühlen wie ein Maulwurf. Erſt wenn er einen Hohlraum von etwa 40—50 Zentimeter und 1,5 bis 2 Meter Tiefe hat, erſt dann werden die Bohrlöcher gemacht und geſprengt, dann gibt es große Stücke. Die Vohrlöcher werden mit Luftdruck⸗Bohrmaſchinen gebohrt. In kurzer Zeit iſt ein Bohrloch von 1,5 Meter Tiefe und—5 Zentimeter Durchmeſſer gemacht. Die komprimierte Luft für die Bohrmaſchinen wird durch Schläuche zu⸗ geführt. Früher wurde mit Pulver, Dynamit, Chedit oder Rohurit geſprengt, jetzt nur noch mit flüſſiger Luft. Die gewöhnliche unſicht⸗ bare Luft, welche wir atmen, wird durch Kälte und hohen Druck flüſſig gemacht, ſodaß ſie das Ausſehen 155 wie Waſſer. Dieſe flüſſige Luft kann man in einem offenen Waſſereimer aufbewahren. Will man mit Luft ſprengen, nimmt der Bergmann eine Patrone, d. h. eine runde Hülſe von Pappdeckel und Sägemehl und ſteckt ſie in das Bohrloch, nachdem er vorher eine Zündkapſel aufgeſetzt, von welcher ein iſolierter Kupferdraht bis über das Vohrloch hinausgeht. Dann wird das Bohrlo mit trockenem Lehm, Ton etc. ausgefüllt und feſt⸗ geſtoßen. Daraufhin werden alle Brähte mit einem Leitungsdraht verbunden. Dieſer Leitungsdraht wird mit dem Zündapparat, welcher ſich in einem kleinen Käſtchen befindet, in Verbindung gebracht und wenn der Steiger auf einen kleinen Knopf gedrückt, erfolgt ein ge⸗ waltiger Donnerſchlag, die ganze Kohlenmaſſe ſtürzt polternd und krachend herunter.— Jetzt iſt die Arbeit dieſer Schicht vollendet. — Die Ausnutzung der Erdwärme. Die Verſuche, den aus den Ausbrüchen der Vulkane und heißen Quellen ſtammenden natürlichen Dampf Piidee l gehen ſchon auf das Jahr 1904 zurück. Damals betrieb Prince Piero Ginori Conti als Leiter der Larderellowerke in Toscana mit derartigem Dampf eine von wenigen Ne en 1905 beſ ſchon 10 0 Maſchine von 20 PS. Schwierig⸗ iten en en insbeſondere dadurch, 1 Atm. Ueberdruck hatte 50 von Borſäure, Kohlenoxyd, Schwefelwaſſerſtoff und Helium enthielt. Durch Verwendung eines aus Aluminium algellen beſonderen Ver⸗ dampfers konnte man aber ſchon 1914 die vorhandene Wärmeenergie benutzen und mittelbar Dampf erzeugen, der genügte, eine Kraftanlage von 7500 KW. Leiſtung zu betreiben. Tiefere Bohrungen haben in⸗ zwiſchen ermöglicht, mit größeren Drücken und höheren Temperaturen unter unmittelbarer Benutzung des ausgeſtoßenen Dampfes weſent⸗ liche Verbeſſerungen zu erreichen. Die Ausſichten auf wohlfeile Energiegewinnung ſind in den Ländern wie Alaska, Kalifornien, Chile, Bolivien, Japan, Neu⸗Seeland und andern, die über eine Iarue Zahl derartiger heißer Quellen verfügen, recht gut. nd außerdem noch ſtarke Beimengungen Kadiotechnik Rneuer hochfrequenz⸗verſtärker Bei einem Doppel⸗Hochfrequenzverſtärker, der mit Umformern und Rückkuppelung verſehen iſt, wird, wenn die Rückkuppelung auf den Hochfrequenzumformer oder die Rückkupplungsſpule zurückweicht, es zweilen erforderlich, die gleichzeitige Strahlung beider Lampen zu vermeiden. Hieraus entſteht bekanntlich ein lauter Heulton, der jedoch verhältnismäßig leicht durch geringe Verſtellung des Anoden⸗ ſtromkreiſes im Hochfrequenzverſtärker beſeitigt werden kann, wobei man jedoch immer etwas Verſtärkung verliert Der nachſtehend be⸗ ſchriebene Hochfrequenz⸗Verſtärker beſitzt die Eigenſchaft, daß man denſelben ganz ſcharf einſtellen und gleichzeitig im weiteſten Um⸗ fange Zurückkupplung verwenden kann. Hinſichtlich der Umformerſchaltung wird auf das Schema der Fig. 1 verwieſen. In Serie mit der Primärwicklung des Umformers L 2 iſt eine andere Spule L 1 geſchaltet, während der Abſtimmungs⸗ kondenſator C parallel mit beiden Spulen geſchaltet iſt. Der An⸗ 1 14 ſchluß der Anodenbatterie befindet ſich zwiſchen den beiden Spulen und zwiſchen den Punkten A und iſt ein verſtellbarer Konden⸗ ſator C 1 eingeſchaltet; letzterer kann am beſten dieſelbe Größe wie G beſitzen. Wird der Stromkreis L 1, L. 2, C 2 ſo abgeſtimmt, daß er ſich in Reſonnanz mit dem Sekundärſtromkreis des Empfangsappa⸗ rates befindet, ſo werden dort gewöhnlich Schwingungen erregt, ver⸗ ber C 1 bis man L 1= C2 und L 2= C erhält, pparat wieder ausgeglichen. dieſes Umſtandes ergibt ſich deutlich aus Fig. 2, . 1, L 2, C, C 1, C2 in einer anderen Weiſe, Bezeichnungen darſtellt. Der Stromkreis ſtellt ſich toneſche Brücke dar; hieraus ergibt ſich deutlich, det Rückkupplung, der von der inneren Kapazität Lampe herrührt auf die angegebene Weiſe beſeitigt wird⸗ 6. Fig. 23 Da dieſer Apparat ſehr ſtabil iſt, kann man ſeine Empfind⸗ lichkeit durch Verwendung doppelter Rückkupplung erhöhen. Die beiden Rückkupplungsſpulen 1 und II ſind in Serie geſchaltet, ſodaß J mit Hochfrequenzumformer, II jedoch mit dem Sekundärſtromkreis gekuppelt ſind. Da man nur in einer Lampe Schwingungen bei Empfang von telegraphiſchen Mitteilungen und beim Empfang von Geſprächen in keiner erhält, muß man bei der Einſtellung des Appa⸗ rates derartig verfahren, daß man ſo einſtellt, daß der Apparat arbeitet, während II vorläufig auf die möglichſt lockerſte Kupplung eingeſtellt wird. Darauf nimmt man die genaue Einſtellung von L (bei Empfang von Geſprächen darf der Apparat nicht ſchwingen) vor und führt ſchließlich die Rückkupplung II aus, bis die empfindlichſte Einſtellung erreicht iſt, ohne daß der Hochfrequenzverſtörker in Schwingung gerät. Die übrige Abſtimmung des Apparates erfolgt wie bei einem gewöhnlichen Hochfrequenzverſtärker. Zur Feſtſtellung des Wertes von C 1 kann man ſich des Um⸗ ſtandes bedienen, daß die richtige Einſtellung eine beſondere Eigen⸗ ſchaft beſitzt, die aus folgender Erwägung hervorgeht. Wenn die Rückkupplung 1 ſo viel wie möglich gelockert wird, wird II ſo feſt⸗ gelegt, daß der Apparat grade zu arbeiten anfängt. Wenn C1 die richtige Größe hat, wird eine Veränderung hiervon nach der einen oder anderen Seite in beiden Fällen Schwingungen erregen. Das Verhältnis zwiſchen den Selbſtinduktionen L 1 und L 2 wird am beſten zwiſchen:4 und:6, ſpielt aber innerhalb dieſer Grenzen keine beſonders große Rolle. Es iſt klar, daß man die Schaltung bei Verwendung von Rück⸗ kupplung ändern kann. Dieſe Art von Empfangsapparaten ſtellt in Wirklichkeit ein neues Rückkupplungsprinzip dar, das außer den Eigenſchaften des gewöhnlichen Rückkupplungsapparates eine außerordentlich große Empfindlichkeit beſitzt, worin ſelbſtverſtändlich ein großer Vorzug berüht. Andererſeits iſt die nicht ſo ſchwierig, der Apparat gibt aber auch genügend Veranlaſſung zu einer Reihe intereſſanter Verſuche. 1 — Stcherheitslampenhalter. Dieſer Lampenhalter iſt für eine leichte Einſchaltung und zur Vermeidung eines zufälligen Kontaktes 125 b den Drahtfüßen der Lampe und des Anodenfußes des Hal⸗ ters hergeſtellt. Der Anodenſockel ſteht ungefähr 3 Millimeter höher als die anderen, ſodaß der Sockelkörper einen ſo hohen Abſatz um den Anodenſockel beſitzt. Auf dieſe Art iſt der Anodenſockel ſofort gekennzeichnet, ſodaß man die Drahtfüße der Lampe immer nur in die richtigen Löcher einſetzen kann. — herſtellung einer verſtellbaren Induktionsſpule. Die be⸗ kannte Vorrichtung zur Herſtellung einer veränderlichen Induktion vermittelſt eines Gleitkontaktes kann durch weitfere Drehung des In⸗ duktionskörpers zu einer Vorrichtung mit einem äußerſt feinen Ein⸗ ſtellungsgrad entwickelt werden. Bei Verwendung ſtarker Induktion wird eine derartige Feineinſtellung nicht erforderlich ſein, jedoch für die Abſtimmung kurzer Wellenlängen, wobei die Windungen ge⸗ trennt liegen müſſen, hat es ſich ſehr vorteilhaft erwieſen, die Spule drehbar anzuordnen.. 70 rungen in der Mehrzahl, wenn auch beſcheidener. Api 2, Becker Stahl 0,850, Brown Boveri 1, Rheiniſche Handels⸗ „ 6. Seite. Nr. 502 Neue Mannheimer Jeitung[Abend⸗Rusgabe) Dienskag, den 28. Oktober 1924 dandelsblatt [Neue Mannheimer Seitung 2 Deviſenmarkt Berliner Deviſen in Billaonen Amtich G. 27. B. 27. rp. G. 26. B. 26. rp. Holland...156499 165,81 Buenos⸗Aires 1,52.53 228 1 8 Brüſfel. 2008 20,18 20.17 20.27 Chriſtiania. 59.55 39,85 0 59,50 59,80 Danzig 75,6 75,84 5 75.%36 75,%74 55 Kopenhagen 71.92 72.28 5 71.72 72.08 8 Affabon 16.46 16.54 16.46 16,.54 5 Stockholm. 111,42 111,8 0 111.47 112.03 Helſingfors. 10.51 10,57 5 10.51 10.57 5 Italien. 18,05 18,15 8 19,14 19,24 8 Londoen 18,83 19.92 20 18,885 18.975 5 New⸗ Hort.19 4521 5.19.21 4 Paris 2192 21.92 80 21.92 22.02 1 Schweiz. 650625 9102„ 80.55 90.95 Spanien 6,06 56,34 0 56,31 50.50 1 Japan 1561.62 2.615.825 Konſtantinopel..26.28.26.28 5 Nio de Janeirs 0,46 0,47 5 0,46 0,47 Wien, abg. 5011 54 85.91-94 5 12,405 12.555.49 12.55 5 ugoflavien 6,065 095 6,095 6,125. Budapeſt. 5,4851 5,050 2 5,4851 5,5051 8 Sofia 305.07.04.06 50 Börſenberichte Frankfurter Wertpapierbörſe Ekwas feſtere und lebhaftere Umſatztäligkeit auf allen Gebieten Frankfurt a.., 28. Oktbr.(Drahtb.) Die Stimmung an der Börſe war heute anfänglich wieder ſehr zurückhaltend und luſtlos. Nur in Anleihen war die Nachfrage ſchon zu Beginn wieder etwas lebhafter. Davon ausgehend wurde dann nach und nach eine Belebung der Aktienmärkte feſtgeſtellt. Auch die Erwartung einer demnächſtigen Ermäßigung der Stempelgebühr gab eine gewiſſe Anregung. Auf allen Marktgebieten konnte man daher bald nach Beginn des offiziellen Verkehrs eine etwas leb⸗ haftere Umſatztätigkeit beobachten, ohne daß dieſe aber über einen beſcheidenen Rahmen hinausging. Deutſche Anleihen ſtiegen im Verlauf ziemlich über die geſtrigen Abendnotierungen. Kriegsanleihe waren zum erſten amtlichen Kurs 0,487 und 375 proz. preußiſche Conſols 1212,50. Auch die anderen deutſchen Reichs⸗ und Staatsanleihen beſſerten im Verhältnis hierzu ihren Kurs, namentlich die Vorkriegsanleihen. Auf dem Städteanleihemarkt war das Geſchäft heute wieder bedeutend zurückhaltender, nachdem von verſchiedenen Sei⸗ ten, darunter auch von der Stadtverwaltung Frankfurt, erklärt worden war, daß Verhandlungen wegen der Aufwertung der Stadtanleihen noch nicht im Gange ſeien. Der Markt für ausländiſche Renten war gut be⸗ hauptet. Im Induſtriemarkt war, wie ſchon oben erwähnt, die Situation heute bedeutend freundlicher. Auf dem Montan⸗ märkt ſind es namentlich Deutſch⸗Luxemburger und Harpener, die das Hauptintereſſe in Anſpruch nehmen. Deutſch⸗Luxemburger plus 3 Billionen, Harpener plus 1,25 Billion. Der Chemie⸗ markt wies Kursgewinne durchſchnittlich über 77 Billion Prozent auf. Auf den übrigen Marktgebieten ſind die Kursbeſſe⸗ Im Freiverkehr ſind nur Benz lebhafter. Benz 376, bank 0,065, Growag 0,150, Petroleum 13, Raſtatter Waggon 3,7 und Ufa 1036. Der Geldmarkt iſt unverändert. Auf dem Deviſenmarkt hat ſich die Nachfrage weiter vermehrt. Heute waren 80 000 eng⸗ liſche Pfund verlangt, denen ein Angebot nicht gegenüberſtand. Im weiteren Verlaufe ſchrumpfte die Geſchäftsſtille weiter Berliner Wertpapierbörſt Juverſichlliche Stimmung Berlin, 28. Oktbr.(Drahtb.) Wenn auch das Geſchäft in ſeiner Geſamtheit an der Börſe unverändert und äußerſt ſtill blieb, ſo zeigten ſich doch auf den einzelnen Märkten Anſätze zu geringer Belebung für das eine oder andere Papier. Die Spekulation nahm in dieſen Papieren Käufe vor, anſcheinend in der Hoffnung, daß die noch für dieſe Woche erwartete Herab⸗ ſetzung der Börſenumſatzſteuer den Anlaß zu einer allgemeinen Geſchäftsbelebung geben wird. Die Grundſtimmung hatte ſomit ein freundliches und etwas zuverſichtliches Gepräge. Am Montanmarkt waren Gelſenkirchener, Harpener, Phönix und Caro⸗Aktien und von Induſtriewerten Berliner Maſchinen, Ludwig Loewe, Nordd. Wolle und Charlottenburger Waſſer⸗Aktien bei Kursbeſſerungen bis 1 Bill. Prozent und ver⸗ einzelt darüber Gegenſtand des Intereſſes. Südſee⸗Phosphat⸗Aktien, die geſtern die ſtarke Kursſteigerung erfahren hatten, vermochten dieſe gut zu behaupten, da ſich die Hoffnung auf eine große Ent⸗ ſchädigung der Aktionäre zu beſtätigen ſcheint. Der Kurs ſchwankte zwiſchen 20 und 22 Bill. Prozent. Heimiſche Rentenwerte wurden heute wieder ſtärker beachtet und erzielten namentlich für preuß. Conſols Kursverbeſſe⸗ rungen. In den Anleihen, vornehmlich ſüd⸗ und weſtdeutſcher Städte, die geſtern im Freiverkehr infolge der angeblich von Stutt⸗ gart beſchloſſenen Aufnahme der einprozentigen Zinszahlung leb⸗ haft zu ſteigenden Kurſen gehandelt worden waren, ging es etwas ruhiger her. Die Kurſe bröckelten etwas ab, weil ſich obige Voraus⸗ ſetzung, wenigſtens was Frankfurt a. M. betrifft, nicht beſtätigt. Die Anfechkung des Kohlenſyndikalsverkrags Die Zechen, die dem neuen rheiniſch⸗weſtfäliſchen Kohlen⸗ ſyndikat, der Ruhrkohle, zwangsweiſe angegliedert worden ſind, nämlich Graf Bismarck, Ewald, Rombach⸗ Concordia, Dahlbuſch, Friedrich der Große, die Friedrich Heinrich.⸗G., de Wendel, die Steinkohlen⸗ bergwerke Becker.⸗G. mit Herbede und die Adler.⸗G. für Bergbau, haben namhafte Berliner Juriſten, und zwar Geheimrat Schwering, Rechtsanwalt Dr. Iſay, Profeſſor Triepel und Geheim⸗ rat Dr. Friedland, mit der Ausarbeitung eines Gutachtens über den Syndikatsvertrag beauftragt. Dieſes Gutachten, das allen Mitgliedern des Syndikats zugeſtellt werden ſoll, lehnt den ganzen Syndikatsvertrag als völlig unhalt⸗ bar ab, da ſowohl ſeine Entſtehung wie einzelne Beſtimmungen in ihm den geſetzlichen Beſtimmungen zuwiderlaufen. Die großen und mächtigen Hüttenzechen hätten ſich Sondervorteile verſchafft. Das verſtoße gegen die guten Sitten und vertrage ſich auch nicht mit den Grundſätzen des Kartellgeſetzes, das gleichmäßige Behand⸗ lung aller Mitglieder vorſehe. Dann werden Einzelfälle angeführt. Um Krupp zu befriedigen und für den Beitritt zur Ruhrkohle zu gewinnen, habe man ihm 180 000 Tonnen Koks zu ſeiner bisherigen Verkaufsbeteiligung zugebilligt. Auch die bekannte Vereinbarung, die die Anilingruppe mit den Rheiniſchen Stahlwerken zur Er⸗ reichung eines Selbſtverbrauchsrechts getroffen hat, wird im Gut⸗ achten als unzuläſſig bezeichnet. In einer Beſprechung der Zwangs⸗ mitglieder gab man dem Gutachten recht und bezeichnete den Ver⸗ trag der Ruhrkohle als ein„Konglomerat von Geſetzes⸗ verletzungen“. Der Eſſener Mitarbeiter der Köln. Ztg. fügt dieſer Meldung hinzu, man müſſe abwarten, ob auf Grund des Gutachtens neue Verhandlungen mit dem Ziel einer freundſchaftlichen Regelung geführt werden, oder ob, wenn die Einwände des Gutachtens von der Mehrheit nicht anerkannt werden, die Minderheit den Weg der Klage beſchreitet. 2: Errichtung neuer Handelsgeſellſchaften in Baden. In Mos⸗ bach wurde eine offene Handelsgeſellſchaft unter der Firma Seikro Geſellſchaft Schmitt u. Co. am 1. Oktober eröffnet.— beträgt 5000 Goldmark.— In Singen wurde eine offene Handelsgeſellſchaft unter der Firma Ottmar Graf u. Co. ge⸗ gründet. Gegenſtand des Unternehmens bildet die Fabrikation von Lederwarenartikel.— Unter der Firma Rudolf Kunzelmann Söhne in Todtnau wurde eine offene Handelsgeſellſchaft gegründet, mit dem Erwerbszweig: Baugeſchäft mit Baumaterialien⸗ handlung, Sägewerk mit Holzhandlung.— Am 1. Oktober wurde die Firma Heinrich Stahl u. Co. in Weinheim als offene Handelsgeſellſchaft gegründet. Gegenſtand de⸗ Unternehmens iſt Großhandel mit Fahrrädern, Motorrädern und deren Erſatzteilen. — In Jeſtetten wurde die Firma Walther Fr. Winkler gegründet, die mit Benzin, Oel und Kohlen handelt.— In Horn⸗ derg wurde die Firma Ludwig Thalbauer errichtet mit dem Geſchäftszweig Uhren⸗, Im⸗ und Export. * Kunſtmühle Tivoli, München. Die Kunſtmühle Tivoli in München beantragt Umſtellung von 10 Mill. Papiermark auf 1 Mill. Goldmark. o- Berlin⸗Gubener Hutfabrik.-⸗G. Der Aufſichtsrat hat beſchloſſen, der am 22. 11. einzuberufenden.⸗V. die Zuſammen⸗ legung des Aktienkapitals von 21 Millionen im Verhältnis von 4·1 auf 5,25 Millionen Goldmark vorzuſchlagen. Das Vorkriegs⸗ kapital betrug nur 3 Millionen 1. )o( Zur Bildung eines inkernationalen Skahltruſtes. Zu der Meldung von der geplanten Bildung eines internationalen Stahl⸗ truſtes keilen franzöſiſche Blätter mit, daß zwiſchen deutſchen und franzöſiſchen Vertretern der Eiſeninduſtrie noch keine offiziellen Verhandlungen ſtattgefunden haben. Waren und Märkte )(Vom elſäſſiſchen Kalimarkt. Unter großen Anſtrengungen haben die elſäſſiſchen Kaligruben jetzt ihre Rückſtände er⸗ ledigt. Die laufenden Lieferungen von Sylvinit und Chlor⸗ kalium erfolgen nunmehr regelmäßig; nach beiden Sorten bleibt die Nachfrage recht lebhaft. Die Preiſe ſind unverändert. * Die auſtraliſche Weizenernte. Die letzten Schätzungen der auſtraliſchen Weizenernte lauten wie folgt: Viktoria 38 000 000, Neu⸗ ſüdwales 32 000 000, Südauſtralien 30 411 000, Weſtauſtralien 16 000 000 und Queensland 3 500 000 Buſhels. hr. * Manikobaweizen. Aus Ottawa eingegangene Berichte be⸗ ſagen, daß nach amtlichen Angaben der Ausdruſch in Manitoba ſich verzögert hat und daß der Weizen durch Roſt und Froſt gelitten hat. Auch in Saſkatchewan iſt man infolge ungünſtigen Wetters ſpät mit dem Ausdruſch daran; die Beſchaffenheit des Weizen ſei ſchön,„ſoweit ſie nicht durch Froſt beſchädigt wurde“. hr. Schiffahrt Schiffsverkehr in den Mannheimer Häfen In der Woche vom 19. bis 25. Oktober ſind angekommen: talwärts ein beladener Dampfer mit 2 Tonnen, 4 leere Schlepp⸗ kähne, 10 beladene mit 2274 To., bergwärts 20 beladene Dampfer mit 1977 To., 164 beladene Schleppkühne mit 109 147,4 To. Abgefahren ſind: talwärts 18 beladene Dampfer mit 143 To., 63 leere Schleppkähne, 17 beladene mit 8044,5 To., bergwärts 1 beladener Dampfer mit 17 To., 12 leere Schleppkähne, 11 beladene mit 6777 Tonnen. Auf dem Neckar ſind talwärts gekommen: 38 beladene Schleppkähne mit 3345 To., bergwärts abgefahren 4 leere, 17 be⸗ ladene Schleppkähne mit 1010 Tonnen. Frachkengeſchäft in Duisburg⸗Ruhrort vom 27. Oktober Die Schiffsmiete beträgt pro Tonne und Tag 10 Pfg. ab Rhein⸗ und Ruhrhäfen 12 Pfg. ab Kanal. Exportkohle nach Rokkerdam: 1,30 fl. auch 1,40 fl. bei freiem Schleppen und beſchränkter Lade⸗ und Löſchzeit ab Kipper, Ueberliegegeld 6 Cents. In Radolfzell wurde die Firma Elektro⸗Heizapparate⸗ D. Effett. u. Werte 3,50 3,.50 Reichsban Vergwerk⸗ Akktien. Harpen. Vergbau 79,75 81,45] Oberſchleſ Eb.⸗Bd. 8,85 8,85 do. Eiſenind. 8,85 9, Phönix Bergbau. 36,30 36,75 raunkohle 28,50 28,— Bochumer Bb. u..——— Buderus Eiſenw. 9,05 9,10 Kaliwerk Aſchersl. 11,— 11,25 D. Luxem. Bergw. 48,25 50,75 Kaliwrk. Salzdetf.——— Eſchweil. Bergwrk. 87,.— 86,— Kaliwerke Weſter. 14,40 15,.— Rhein gw.——.—Lothr. H. u..-B.—,— 34.— Salzw. Heilbronn 21.50 22.— enk Bergtwwrk. 50.25 50,75 Mannesmannröh. 37,— 37,.— Tellus Bergbau 2,35 2,35 Gelſenk. Gußſtahl—.——.— V. K. u. Laurahütte 4,50 4,40 TCrausport Alktien. Schamungbahn. 1,50.65] Nrddeutſch. Lloyd 4,10 39,.— 39,.— Hbg.⸗Amk. Paketf. 24,40 24,— Oeſter.⸗U. St·B..—,——— Induſtrie⸗Aktien. Eichb⸗Mannheim. 32,.— 35,— Bad. Anil u. Soda 17.75 18,20 Cement Karlſtadt 8,20 8,50 H. Kempf⸗Sternb. 40,— 89,75 Bad. Elektr.⸗Geſ. 0,38—.—„Lothr. Metz 5,15—.— Mainzer Stamm. 77,— 77.— Bad. Maſch. Durl. 15.50 15,.— ChamotteAnnaw..—.— — 26,— Bad.Uhren Furtw. 13,50 17,25 Chem. Wrk. Albert 36,— 35, chöfferh. Bindg. 20,50 21,— Bayriſch. Spiegel 5,10 5,.— Goldenberg 35,.— 35,— Schwartz⸗Storch. 22,50 23,— Bayer. Celluloſe.— 8,50„ Gries heim. 15,80 15,15 17,.— 17,50] Beck& Henkel.. 2,60 2,52 Weiler t. M. 14,55 14,30 Berl. Hd. Geſ... 22, 24, Dt Ueberſee Bk.. 70,— 69,— Rhein. Creditbank 2,25 2,25 Com. u. Privatbk. 4,50 4,60 Disc. Commandit 11,65 11,75 Süddeutſch. Disc. 7,50 74 Darmſt u. Nt.⸗Bk. 7,80 8,20 Dresdner Bank.6,7 6, Mitteldk.. Kreditb 1,50 1,50 Induſtrie ⸗Alekien. Accumulat. Fabr. 24,— 24,40 Badiſche Anilin. 17,75 18,15 Bremer Vulkan 50,50 49,— Adler& Oppenh. 55,— 54, Halcke Maſchin. 3,20.30 Buderus Eiſenw. 8,90 8,90 Adlerwerke....,80 1,75 Bayr. Spiegelgls. 5,85 5, Chem Griesbeim 15,15 15,65 .⸗G. f. Anilinfarb. 10,45 15,85 J P. Bemberg.. 16,75 16,90 Chem. Hyden 2,25 2,25 .⸗G f. Verkhrsw. 46, 50 Bergmann Elektr. 10,50 10,50 Chem. Weiler 14,15 14.75 Alexanderwerk. 8,„60 Bert Gub. Haſ 4,15 4,—Chem. Gelſenk... 58, 58.— Alfeld Delligſen. 1, 80 Ber⸗Gub. Hutfbr. 21.50 21,—]Chem. Albert.. 36,50 38,— Allg. Elektr.⸗Geſ.. 7, 75 BerlinKarler Ind. 58,— 58,85 Concord. Spinner. 2,30 2,60 Alſ. Portl. Zement 44,— 49,10 Berliner Maſchb. 10,80 11,25] Daimler Motoren 2,70.65 8888 Werger„— 17, 0 Ait Gebr. Wächt. 2,25—,— Bergmann Elektr. 10,50 10,75 Cont. Nürnb Vzg—.—— Adler Oppenheim—.——,— Bing Metallwerke 2,15 2,22 Daimler Motor. 2,80 2,80 Adlerwerke Klen. 1,70 1,75 Bl.⸗u. S. Braubach—.——, Ot Eiſenh. Berlin 5,— 4,80 A. E. G. Stamm. 7,60 7,80 Brem.⸗Beſigh. Oel 24,75 25,—.Gold⸗ u S. Anſt. 13,.—13,25 AngloCont. Guan.—,—— Breuer Stamm————Deutſche Verlag. 25,.—— Aſchaff. Euntpap.— 23,— Drockhues.- W. 4,50 5,.— Dyckerh& Widm. 340 370 Aſchaff. Zellſtoff.13,60 17,.— Broncef. Schlenk. 30,—] Dingler Zweibrück..—.— 2 Darmſt. 0,95 0,92 Bürſtenf. Erlang. 2,10—,— Dürrkop werk. St.—-——,— Baden. Weinheim 0,70 0,70] Cem. Heidelberg 19,—19,— Düſſeld Rat. Dürr.25 2,25 Eſſenwerkftaifrslt.13.10 Feiſt Sect Frukfrt.—.——8 30ih unb Kieſoen 16,— 16,.— Elberf Farb. v B. 15,70 16,05 Filsfabrit Fulda.— 3,85 Hoch⸗ und Tiefbau 2,.— 2,— Elektr. Licht à. Kr. 6,75 6,75 Frankfurter Hof 16,25 4555 Höchſter Farbwrke 7 92 12% . Eif. Bad. Wolle. 6,50 6,30 Frankf. Pot. KWit. 425.30 Holzmann, Phil.. 4, Emag Frankfurt. 0,30 0,30 Fuchswag Stamm 90,90.90 Holzverkohl.⸗Ind. 6,38 6,39 Emallle St. Ullrich 3,30 3,50 Ganz Ludw Mainz 9,12.18 Junghans Stamm 9,10 9,13 inger Worms 8,— 8,—Geiling& Co. 1,20 1,29 Kammg Kalſersl. 7,75.— 20 1, 7 Shen& Sehmer 33,80 38,— Goldſchmidt Th. 11,25 11,10] Karlsr. Maſchin. 3,— 425 5 85 Weſtbant. 0,87 0,80 7 Kall. 19,— 20, zuſammen. Die Kurſe konnten nicht überall voll aufrecht erhalten werden. Werke G. m. b. H. in Rielaſingen errichtet. Das Stammkapital Geſchäft ziemlich lebhaft. 27. 28. 27. 28. 27. 8. 27. 28. 27. 28. 27. 28. Tricotw. Beſigh.———,Ver. Ultramarinf. 12,25 13,25 Juger 2. Klkn. 1,80 1,30 Phönix Bergbau. 35,90 35,60 Rombach Hütten 14.87 14,75 Schuckert à Co. 34,20 85,.— Urs P b Thürg. Lief. Gotha 8,65 8,65 1 Berlin.35.30 Zuckerf. B. Wagh 2,35 2,40 Hermann Pöge.37 1,40 Roſitzer Braunk.. 16,50 16,50 Segall Strumpf. 2,.— 2,75 Ührenfabr. Furtw. 1,90 1,90] Vogtl. Maſch. St. 2,20 2,0.60 2,61 Rathgeber Wagg. 4,13 4,37 Roſtzer Zucker—, 41.— Siemens Elektr. 5,50 5,80 25 Ver. deutſch. Oele 29,— 28.75 Volgt& Häff. St 155 185„ eilbronn 2,30 2,25 Reisholz Papier 10.——,— Rückforth Nachf.. 0,50 0,525 Siemens& Halske 49, 42,50 Attlen und Auslandsanleihen in Billlonen Prozenten, Stückenotierungen fch. Ind⸗Maing 9,5.60Bolthom Sel..K 20 20]. Iſftein.. 258 355 Nbein. Brauntohl. 26-25 2600 Pütgerswerte.1107 11790] Stetter Aeltan 13882 1390 in Billionen Mark pro Stück. Ver. Faßf. Caſſel 3,.10 3,—Wayß& Freytag 2,90 2,)5]„Aheingau 2,25 2,50 Rhein. Chamotte—„— Sachſenwert 1,87.90 Stettiner Vulkan. 18,62 18,90 Ver. Pinſel Nürnb.—.——.—Zellſt. Waldhof St..75 7,60„ Stuttgart 2,60 2,40 Rhein. Elektrizität 6,60 6,80 Sächl. Gußſtah!l—,— 10,50] Stoehr Kammgrn. 33,50 83,25 885 5 5 Rhein. Maſch Led..— 2,80 Salzdetfurth 19,— 19,40 Stoewer Nähm. 13,25 15,— Frankfurter Dividenden⸗Werte. Freiverkehrs⸗Kurſe. Rhein. Met. Vorz. 7,0 7,18 Sarotti. 1,40 1,40 Stollb. Zinkhütten—— 25,— 8 Benz 365.75 Kreichgauer..—.——, Raſtatter Waggon.508975 Rhein. Mödelſtoff.13.50 Scheidemandel. 18,— 17,25 Südd Immobilien.80.70 Bauk⸗Aktien. e 48 10-15“Nheinſtahl... 31.50 32,— Jugo Schneider 38.50 Teal. Schiffsw... 11,— 10, Elberfeld. Kupfer 0,75 0,95 Mansfelder.... 2,80.95 Ufa.. 10445 105. 10 0 963 360 Schubert 8 Salz..70 8,70 Teichgra 27. 28. 27. 28. 27. 28. Entrepriſes.. ,—„—Mez Söhne. 2,— 1,80J Mhm. Kohlenanl.—.— 10,72 benania Chem..58.50] Schu alz. 8570.0 Teichgräber...—. 1 Allg. D. Creditbk. 1,70 1,60 D. Hypothetenbnt—,— 3,80 Rhein. Creditbank 2,10 2,20 Teleph. Berliner 3,45 3,65 V Glanzſtoff Elbf. 42,75 44. Weſtf. Eiſen Lgdr. 14, 13,75 Babiſche Bank. 20,— 28,10„ Heberſ.Bank.70.— 70, Khein. H9p.-Bank 4,75.75 Berliner Dividenden⸗Werke. Thale Eiſenhütte. Per Haczer Kost 240 550] Wieing emen. 28.80 79, Bank für Br. Ind. 1,26 1,25„ Vereinsbank. 0,27 9,28 Südd. B. Cred.⸗B.—.——— Crausport⸗Aktien. Thoerl Oelfabrik. 5,10 8,10'Schuhf Bru& W.10.20] Wiesloch Tonwar. 18.— 12,25 Bayr..⸗Cred. W.——.— Hiscont.⸗Geſellſch. 11,55 11,95] Südd. Discontog.— 750 15 8. Thüring Salinen. 13. 13. Stahlwv.d Zyp 128.26 Wilbeltmag Eulau.—.— „ Hyp. u. B5. 190—.— Dresdner Bant 6,65 6,75 Wiener Bankver. 0,25 0,25 Schantungbahn 1,50.65.-Auſtral.'ſch.—— 20,15 8 Lloyd.10 4,10 Unionwerke Mhm 7, 7,15 Ver. Ultramarinf 12.50 12,50 Wiſſener Stahl 9,80 9,90 Barmer Bantver. 1,15 1,75 Frkfrt. Hyp.⸗Bank 3,90 4,— Wttbrg. Bankanſt.———. Allg. Lok. u. Str. 45,75 46,— Hb.⸗Amk. Paketf. 24,25 24,60 Roland⸗Linie. 7,0 7,50 Union⸗Gießeref. 5,30 5,30 Vogel Tele.⸗Or 2,10 2,15 Wittener Gußſtahl 20,.— 20,25 Berliner Handgeſ. 21.80—. Metallb. u..-G. 12.30 12½ Notenbank—.— 56,75 Süßdd. Eiſenbahn 83,99 28580 Oſſch. 38,— 38,40 Berein. Eldefchiff.10 2,— Varziner Papier. 4,10 4,10 Nogttänd Waſch. 30 8,50 Woſ, Buckau. 5,75 5,75 Com. u. Prwatbl. 445 4,40 Mitteld. Eredit⸗B. 1,30 1,45]„Vereinsbank 2,60 2,00 Baltimore 39,15 40,— Hanſa Deſchiff.. 9,75 9,80 Ber. B. Frkf. Gum..80—.Manderer-Werke.59.59 Jelte Verein.45 2,5 Darmſt. u. Nat.⸗B. 7,75 6, Nürnberg..⸗Bk. 5, 3,50 Mannh. Verſ.⸗Geſ. 89,.— 84,50 3 Ver. Chem Charl. 12,— 12,70] Weſer Akt⸗Geſ. 6,45 6,45Zellſtoff Waldhof.50 765 55 Bank 10,— 10,05 Deſter. Creb. Anſt. 0,33 0,34 Frankf. Allg. Ver 68,— 62,— Banlt⸗Aketien. V. Uiſch. Nickelw. 19,— 18,30] Weſterreg. Alkall. 14.75 15,— D. Aftaliſche Bank—.——,— Pfälzer.50 4,40 Sberrh. Berf⸗Gef.—.——.— Bant f. el. Werte 4,10.80] Oiſch. Aſtat. Bank 31.J8 92, Neſt. Kred Anſt. ,45.82 .. 49.75 51, Frankf. R. u. Mitv. 4,50—.— Barmer Bankver. 1,15 1,20 Deutſche Bank. 10,10 10,10 Reichsbant 40, Berliner Freiverkehrs⸗Kurſe. Heidburg..... 39,— 41,50] Pomona. pi, Allg Petr. Ind 1,90 1,90 Hochfrequenz.. 5,20 7,75 Ronnenberg...20 140 Becker⸗Kohle. 4,90 4,75 Int. Petr. Un. Ipu———, Ruſſenbant.. 68,10 70 Becker⸗Stahl...8 0,8 Krügershall.... 5,50 5,75] Sichel& Co. 290.50 Benz⸗Motor. 375—.—Meyer Textil... 0,175 0,175 Sloman Salpeter 9,— 9,— Deuiſche Petr.. 12,30 12,75 Muldenh. Diamond... 16,25 16,]Petersb Int Hand.60 2,75 Berliner Feſtverzinsliche Werte. a) Neichs⸗ und Staatspapiere. apier.03 0,025] Südſee Phosphat 15,.— 22.50 ſ 10f0 10710 Amme Gieſ.& Co. 4,— 4,— Berzellus Bergw. 5,10 5,10] Deſſauer Gas. 22, 22 65 tze.. 7,80 87,50J3½% O.% B. anlen Fae 465 65 815 15 220 245 920 4 5058 aeee 0 5 FFPF 0 uano—, 8, smar e..—,—Deu„49, ichsſchatz.-V O, 44040 0 9— Aaßalt Kohlenp 18 75 18v0 Bochuner Gaßft. 280 J8.—.Eſenb Signal 380 880e b0. 0289 070%6, els 2149 2158087½, aceneent. 220 220 Annener Gußſtahl 7,20.— Gebr. Böhler& Co. 22,15 22,25 Deutſche Erdöl 32,00 38,50 1972727171 30% 5„10020 10405% Schſ. Braunk. 1,55.80 Aſchaffbg. Zellſt.. 20.——,— Braunk u. Brikets 36 80 36,50 Heutſch. Gußſtaß.0 405%%, H. Neichsanl. 0,41 0,485 4c% Badiſche Anl.—— Fandſch. Rogg. 3,80.80 Altgsb⸗Ab Maſch 20,— 21.90 J Br.⸗Beſigh. Delf. 25,75 24,10 Deutſche Kabelw. 1,10.10 4%„ 5 0,.825 0,880 3½9% Baher. Anl. 1,348 1,350 8 5 Falſw. 38, J0 30,85 Elsbach& Co..— 19.— Fenſchow F Co. 25,— 20.50 D Maſch.. 6,40 6,50 Emaille Uurich. 2,80 3,— German. Portl.⸗Z. 5,60 6,70 b) Ausländiſche Rentenwerte. Deutſche Steinzg.60 7,80 Enzinger Filter.8,25 8,50 Gerresheim. Glas 35,— 35,.— D e Wollw. 3,85 4,25] Eſchw. Bergwert. 88,.——— Geſ. f. elertr. Unter. 12,90 12,9004% Mexikaner.. 41,— 40,— 4% Türk.unif Anl.—,———4%„ Golprior. 3,80 9,60 Deutſch. Eiſenh.. 4,80 4,80 2 0 140 Gabſchwidt.1175 155 4% dente 7 7,20 4%„ 5 3 288 0 18 1 5 7,80 Donnersmarckh..—,— 78,—Fahl, Liſt& Co. 4,65 0 midt, Th.. 11,75 11,%„Goldrente 10,10—.— 75„F-Los 23,50 23, 60%„ neue Pr. 7,50— Dürener Melal 1.80.30 Ae apier 3,40—,— Goer.....50.504%„ conv.Rte. 0,90——4½/l. St.⸗R1919 6,30 6, 5% Obligat. 7,50 7,50 Dürrkoppwerke. 10,.— 9,—Felten& Guill.. 20,———. Gothaer Waggon.30 2,454%„Silberrte.—.———4½%„1914.13—,— 4½% Anat, Ser.!.— 6,87 Düſſeld. Eiſenb. 13,— 12,30 Flend Brückenb..—, 3,50 Greppiner Werke. 30,— 31,%4%„ Papierrt.—.——, 4%„„Goldrte 8,13 8,134¼½%„II 5,80—.— Dynamit Nobel 8,45 8,50 N. Jriſter.50 2,70 Gritzner— 26, 25,6004% Türk. Ad.-Anl..80 8,254%„„ Kronr..60.60 4½%„ III. Eckard Maſchin. 7,50 7,80 3 Waggon 0,80 1,.— Grßkraftwk. Mhm. 10,60 10,04%„Magd.⸗Elf.! 10,38 10,253e% Oe. U. Stb. alte 10,— 10,.—5% Tehuantepec 22,75 20,— Eiſenw. L. Meyer 1.— 1,Gaggenau Vorz. 5,.— 5. Gebr. Großmann 9,0 8,804% ⸗ II 8,25 8,108% Oe⸗UIX. Srl7a4)—.—. Ganz Ludwig.. 0,17.17] Grün e Bilfin er 13,85 13,90 Gebhard Textil 6,75 6,90 Gruſchwitz Textil. 5,— 8, + 55 Bergw. 49,90 52,— aee Draht.20 2,15 Gelſenk. Gußſtabi 12,— 11,25 Halleſche Maſch.. 10,10 10,50 .— 8,15 Elberfelder Farb. 15, Elberfeld. Kupfer 0, Elektr. Lieferung 12, Elektr. Licht u. Kr 6, Hammers. Spinn. 19, 18, 8 S 8888 8881 S — 65 888 Fraukfurter Feſtverzinsliche Werte. a) Inläudiſche. -Werk. 15,60 16,85 Köln Rottweiler. Eßlinger Maſchin. 6,10 9— e 7 Durl. N 23* 420 F M. 55 7 5 1078 2— e 1 15— 125 800 5,.85 Ettlinger Spinn.—.— 81,— n, nger. 13, ein, Sch.& Becker nn. Waggonfa. orchwerktde oſtheimer Cell. Dolarſchätze..——14% D Schgtsa.08 8,.— 5,88 4% Bayr. Eiſ⸗Anl.—.—.8 ab, Joh. Vleiſtft 10,75——, HaldReu, Rähm. 48.19 48.50 Knorr. Heilbronn 3,0 871 959 Llonp. 1.—.40 Humboſbt Rraſch. 19.— 19.80 Kölizer Kunſtled.— 240 49 pel. 259 300 aber& Schleich. 3,25 3,100 Hammer Osnabr. 19.80 18,87 Konſerven Braun 0,80 9,80[Hog.⸗Wien GBumm 1,85 1,65 Httw. C. M. Kayſer 37,75 37,75 Krauß Cie. Lok. 4,— 4, 4½% Mhm.1914———— Sparprämi 1919. 0,380 0,3700 3% do. arhwert Mühlh.—.———Hanfwerk. Füßen 12,39 12.— Krauß& Co., Lck. 4,— 3,85Harkort Bergwrk. 4,90 5. Ilſe Bergbau 14,35 14,90 Kyffhäuſer Hütte. 0,80 0,80 40%„1902—.———5% Pr. Schatzanw.—,———4% Bay. Pf. Eiſ. P 3,100 3,100 ahr Gebr. Pirm. 5,— 5,—Heddernh. Kupfer 6,05 6,100 Krumm, Otto 15.15 Bergbau 79,50 81,50 M. Jüdel& Co, 550 5,30 Lahmeyer& Co.. 10,15 10,10 3½%„ 1904/5—— 4% do. do. 0,730 0,750 3/½% do.„000—.— elt. Guill. Carls——.—Herzogp. München———, ahmeyer 0. 5„ ſartmann Maſch. 3, 5 Ju— 9, 705% Dt Reichsanl. 0, 874% Preuß. Konl. 0,880 0,975 4% Heſſ. v. 99 u. 00— 5 Guill. C 20. Münch Lah& Co. 1150 10,380Hartmann Maſch. 3,50 3,65 Gebr. Junghans 9,— 9,25] Laurahütte 4,70.70 8 Reichsanl. 0,467 0,4 o Preuß. 0, 5 6Heſſ„ 1½100 einmech. Jetter 12,25 11,50J Hilpert Armaturf..50 3,50] Lech Augsburg. 14.25——Heckmann C. 42,50—,—Kahla Porzellan 8 12— 5 e 07 25 4% do unt.1925 0,828——3/% abgeſt. 0910.100 77 r. Aa S 5 Hinerk Maſc. 40 Farte Maſchin 18 J0 Cart Piudſtrönn. 15720 15,03% d0. 4 10 J360%“ 2%8lc—680 ed. Spich. Pr.⸗ 50 2, f. Nähm. Kayſer 2,„80 Schramm Lackf. 3, 8 5 2 1 5 o do: 10% 1 15 St⸗A. e. ff/ßß. Juß Maſchinen 20,50 20,50 Philipps.⸗G. Frk 4,25.20 Schuckert, Nürnd.—.— 35,50 2150 175 up 8 34— 89.50 udw Loemesko. 56,— 8875 4½ IV. u. V. bo. 0,370—.— 95%5 76oBadAnl.abg.200.300 4% Württ. k. 1915 1,400 1, A—85 750 5 ee 9 5 1 St. 28 28 Höchſter arbw. 15880 15785 C. H. Knorr 3i15 3415 C. Lorenz 50, 40% 0 VI.—IXk. do..310 0,340 J3% do von 1896.300.400 ainkraftwerke 5„90 Rhein. Gebb 57 huhfa erz 2,„ Nan 3.en* 5 ½ß u) Ausländiſche in Biltonen(le. etall Dannhorn—.——.—.Leud. 2,„80 Seilinduſtr. Wo„25„—Lukau effen 5 ech. Web. Linden„ 5 Miag, Mühlb..500.525 e.40.60 Sich KCog. Mainz.95.95Lüdenſcheid Met. 1,90.90 Weberel Zittau..20 5, Niedlauſ. Kohlen 38.90 88,38 eSendenige ee 5% Rumän, 1903—.——.— 40% 0 St..vi910—.—.— Moenns Stamm..50.30] Riebeck Montan 33.— 33. Siem SHals, Berl 45, 43.25 Magirus.G..25.⸗ Fr.Meguin& Co. 7,75 7,75 Nordd Wolltämm 49,— 58,— 41 6odelts Bdts.25 3,15 4505%doGold. am. 4,70 4,70 85% g0.„v. 1807—.——.— Motoren Deutz.—.——.—]Radberg Darmit.50.70 Sinalco Detmold.85.99 Mannesmannröh. 36.87 36,75] Merkur Wollwar 23.50 23.— Oberſchl. Esb. d. 8,75 9, 10% do. Schatz..25.25 40% do, am. Rt. B:—.——15 o Mex. am. Inn.—. Motorf. Oberurſ. 18,10 16,10 Rütgers⸗Werke.. 14.75 14.75 Südd. Drahtindſt.—.———Mansfeld. Aktien.90 3,00] Mir Geneſt...90.70 Eiſenindſt.75 9,5004½% do Silberr..50.504 o Trk. Bagd. S. 10,13 10.—4%„ Neckarf Fahrza. 5,45.65 Schlinck& C. Hbg.—.——.—.Led. St. Ingbert—.—— Markt⸗.Kühlhall. 11.90 11.—] Meore1 Deutz.. 14,25 197,5„Kokswerke 37.90 3 90.49% do. Goldrente—— 10.—4%„„. II.—.—4½%„Irrig. Anl.—.——.— Niederrh. Led. Sp.—.———Schneid.& au 6,— 6,.—Steg, V. Dresd. 6,751 Maxim Fansau 7,25 790] Mügigeim Verg 63,25 64,—J Ohrenſtein&Kopp. 18,36 18,75]4% do einh Nente———— 4% Ungar. Goldr. 6,13——15% Tabuantepec—. Dienatag, den 28. Oktober 1924 Neue Mannheimer Zeitung[Abend⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 502 Aus dem Lande *heidelberg, 28. Okt. Der Wirt zum Schlachthof, hat mit dem Löwenbändiger der Menagerie Fiſcher und Holzmüller eine Wette abgeſchloſſen, mit ihm im Löwenzwinger in Geſellſchaft der Berber⸗ löwen eine Flaſche Wein zu trinken und eine Partie 66zig zu ſpielen. L. Wiesloch, 27. Okt. Dem Vernehmen nach ſoll der hieſige Bürgermeiſter Dr. Götz, der nunmehr ſeit 4 Jahren unſerer Ge⸗ meinde als tatkräftiges und umſichtiges Oberhaupt vorſteht, die Abſicht haben, die Stadt zu verlaſſen. Ein derartiger Schritt würde hier großes Bedauern auslöſen, da man in Dr. Götz eine im Ge⸗ meindeweſen ſehr wertvolle Kraft damit verlieren würde. L. Walldorf, 27. Okt. Geſtern nachmittag fand hier unter der Leitung des Kommandanten Riemensberger die Schlußprobe ſtatt. Aus dieſem Anlaß hatte ſich die Nachbarwehr von Sand⸗ hauſen als Gaſt eingefunden. Nachdem die Probe zur vollen Zu⸗ friedenheit der Beteiligten verlaufen war, verſammelten ſich die Mannen zum geſelligen Beiſammenſein in ihrem Stammlokal. * Michelbach bei Eberbach, 27. Okt. Ein Stierkampf ſpielte ſich am vergangenen Mittwoch im hieſigen Gemeindefarren⸗ ſtall ab. Einer von den drei vorhandenen Farren riß ſich auf un⸗ aufgeklärte Weiſe los, griff die anderen beiden an und bearbeitete dieſe dermaßen, daß einer davon verendete, während der andere bald darauf geſchlachtet werden mußte. Beherzte Männer brachten das losgeriſſene Tier wieder an ſeinen Platz. Die hieſige Gemeinde erleidet durch dieſen Vorfall einen empfindlichen Schaden. * Engen, 27. Okt. Seit heute morgen wütet hier ein gro⸗ ßer Brand, dem bis gegen 10 Uhr bereits drei Häuſer zum Opfer gefallen waren. Das Feuer brach im Hauſe des Betriebs⸗ leiters Ferd. Martin aus, griff auf die Häuſer der Witwe Felix Lahrer und des Aug. Straub über und zerſtörte dieſe voll⸗ kommen. Die Feuerwehr war raſch zur Stelle und verhinderte ein weiteres Umſichgreifen auf die ſchwerbedrohten Nachbarhäuſer. Die zwiſchen den brennenden Häuſern ſtehende alte Synagoge bot dem Feuer Widerſtand und verhinderte durch ihre alten ſtar⸗ ken Mauern ein weiteres Ausbreiten des Flammenmeers. Den Bewohnern der drei Häuſer gelang es, das Vieh und Teile der Fahrniſſe in Sicherheit zu bringen. Menſchenleben ſind nicht zu Schaden gekommen. Wie man hört, ſind die Brandgeſchädigten verſichert. Die Urſache des Brandes konnte bisher noch nicht feſt⸗ geſtellt werden. Radolfzell, 28. Okt. Die Stammtiſchgeſellſchaft in der„Krone“ beabſichtigt, für den Stadtgarten eine Palme zu ſtiften. Das Exemplar(Phönix canarienſis) will man in St Gallen er⸗ werben. Eine Auswahl hat bereits durch den Präſidenten der Ge⸗ ſellſchaft ſtattgefunden. Es liegt nun an den Mitgliedern, der Sammelbüchſe„Eine Palme für den Stadtgarten“ ſo vel Mittel zur Verfügung zu ſtellen, daß die Palme recht bald die Zierde des Stadtgartens wird. *Unteruhldingen a. Bodenſee, 28. Okt. Zu den zwei Pfahl⸗ bautenhäuſern hier ſollen noch vier weitere gebaut werden. Dadurch wird erſt der Charakter einer Pfahlbauſiedelung erreicht werden. Auch die Inneneinrichtung ſoll erweitert und ver⸗ beſſert werden. Die Erſtellungskoſten inkl. Muſeumsgebäude ſind auf 30 000 Mark veranſchlagt. Sie ſollen im Wege von Anteil⸗ ſcheinausgaben aufgebracht werden. gorſtöße gefährlich, die von ihren ſchnellen Flügeln vorgetragen, Gerichtszeitung Iwei Schweſtern zum Tode verurkeilt Die Ehe des Grundbeſitzers Johann Fordinal in Laubendorf in der Tſchechoſlowakei war nach einjährigem Beſtand ſehr unglücklich. Als es Ende Juni wieder einmal zu großem Streit gekommen war, ging Fordinal ins Wirtshaus und kehrte erſt früh heim. In dieſer Nacht reifte in ſeiner Frau und deren ledigen Schweſter Emilie Taſt der Plan, den Mann zu vergiften. Zwei Tage darauf bekamen Fordinal und ſein Vater mit gleicher Poſt je eine Schachtel, aufge⸗ geben am 30. Juni in Zwittau von einer angeblichen Petronello Nowak aus Mozolow. In jeder Schachtel waren Bonbons und ein Schreiben. Die Unbekannte bot ſich darin als Dienſtbote an und ſprach von einem Namenstag. An dem Genuß der Bonbons ſtarben der alte und der junge Fordmal. Bei der Leichenöffnung wurde eine ſolche Menge Arſenik gefunden, daß durch ſie einige Leute hätten vergiftet werden können. Nach dieſem Befund wurden Emilie Taſt, Antonie Fordinal und beider Vater verhaftet. In der Unterſuchung kam zu⸗ tage, daß die Fordinäl ihrem Mann ſchon früher einmal vergiftete „Buchteln“ vorgeſetzt, ein andermal die für ihn vorbereiteten Kartoffeln mit Gift überſchüttet hatte. Die vergifteten Bonbons hatte die Taſt geſchickt. Die Unterſuchung führte zur Erhebung der Anklage gegen die beiden Frauen vor dem Schwugericht in Prag, während die Unter⸗ ſuchung gegen ihren Vater noch nicht abgeſchloſſen iſt. Dden Ge⸗ ſchworenen wurde die Frage auf verſuchten und vollbrachten Meu⸗ chelmord geſtellt, die ſie im Falle Antonie Fordinäl mit zwölf Stim⸗ men und im Falle Emilie Taſt mit neun Stimmen bejahten. Darauf⸗ hin wurden die Schweſtern zum Tode durch den Strang ver⸗ urteilt. Die Rechtsvertreter erhoben die Nichtigkeitsbeſchwerde. Sportliche Rundſchau Hockey M. F. C. os 1— Hockey⸗Club Bad Dürkheim 1:3 Am Sonntag gewannen die Lindenhöfer in Bad Dürkheim gegen den dortigen Klub mit dem hohen:g⸗Reſultat, nachdem ſie am vor⸗ letzten Sonntag den Turnverein 1848 Frankenthal nach ziemlich über⸗ legenem Spiel auf dem dortigen Platze mit:0 abfertigten. F. C. Pirmaſens 1— T. B. 1846 Mannheim 1:4(:2) Am Sonntag weilte die Elf der 46er in Pirmaſens, wo ſie gegen die Mannſchaft des F. C. P. ſpielte. Nach langwieriger, zum Teil auch unterhaltender Fahrt erreichten die Mannheimer glücklich nach 1 Ühr ihr Ziel. Drei vom Klub zur Verfügung geſtellte Autos brachten die Gäſte zu dem auf luftiger Höhe gelegenen Spielplatz. Bald darauf ſtanden ſich beide Mannſchaften auf dem ſich in guter Verfaſſung befindlichen Platz gegenüber. T. V. Mannheim ſpielte gegen die älteren und an Körperkraft überlegenen Pirmaſenſer mit 3 Erſatzleuten in folgender Aufſtellung: Scharpf; Stolzenberger, Schleich. Weber., Reichert 1, Nuß 1, Baumann, Aletter, Thräne, Schleenvoigt, Weber R. Die 46er hatten während der ganzen Spielzeit— die infolge eines darauf ſtattfindenden Ligaſpieles nur 2 mal 30 Minuten dauerte — das Spiel in der Hand. Die P. waren nur durch einzelne ebenſo prompt von der ſicheren Verteidigung der 4ber abgeſtoppt wurden. Die erzielten Tore waren natürlich Früchte flüſſigen Kom⸗ binationsſpiel. Das Spiel, das vor einer zahlreichen Zuſchauermenge ſtattfand, wurde beiderſeits fair durchgeführt und war ſomit eine gute Propaganda für den Hockeyſport in dieſem Winkel unſeres Pfälzerlandes. Lußball * Das Bundespokalſpiel Südbeutſchlaud— Brandenburg am 9. November 1924 in Mannheim gefährdet! Mit allgemeiner Genugtu⸗ ung wurde vor einer Woche die Nachricht begrüßt daß das Zwiſchen⸗ rundenſpiel um den Bundespokal zwiſchen Sübddeutſchland und Berlin am 9. November in Mannheim ausgetragen werden ſollte. Die letzte große fußballſportliche Veranſtaltung fand im Okto⸗ ber 1923 ſtatt. wo ſich ebenfalls im Pokalſpiel Weſtdeutſchland und Süddeutſchland gegenüberſtanden. Wie wir hören, droht die Ver⸗ anſtaltung von Mannheim wegverlegt zu werden, da die Stadtgemeinde auf der Erhebung der Luſtbarkeitsſteuer beſtehen will. Der Deutſche Fußballbund läßt jedoch die Spiele nur in ſolchen Städten austragen, die keine Luſtbarkeitsſteuer für nichtberufsſportliche Sportreranſtaltungen exheben. Es wäre be⸗ dauerlich, wenn ſich die Stadtverwaltung Mannheim nicht dazu ent⸗ ſchließen könnte, von der Erhebung der Steuer gleich den meiſten andern großen Städten abzuſehen, um dadurch das Spiel notwendig zu machen. Mehr denn einmal hat die Mannheimer Stadtverwal⸗ tung ihr Intereſſe für den Sport bekundet, hoffentlich ſiegt auch diesmal wieder die beſſere Einſicht. Athletik * Die Ringerabteilung des Verein für Raſenſpiele wurde durch Beſchluß des Gautages am vergangenen Sonntag in den Deutſchen Athletikſportverband von 1891 aufgenommen. Gleichzeitig fand dort die Ausloſung der Kampfreihenfolge für die diesjährigen Verbands⸗ kämpfe ſtatt. V. f. R. trifft in der A⸗Klaſſe im erſten Kampf mit Verein für Körperpflege v. 1886 zuſammen, der Termin liegt jedoch noch nicht feſt. Heute ſchon kann man behaupten, daß die diesjähri⸗ gen Mannſchaftskämpfe in der A⸗Klaſſe eine offene Sache ſind. B. f. K. 1886 iſt zu bekannt, um über die Leiſtungsfähigkeit ſeiner Mannſchaft was ſagen zu müſſen. V. f. R. ſtellt eine Mannſchaft, die mit berechtigten Hoffnungen ſeinem Gegner gegenüber tritt. Wetternachrichten der Karlsruher Landeswetterwarte Die neue, von der Biskaiaſee vordringende Regenfront iſt geſtern abend und in der Nacht über unſer Gebiet hinweggezogen und hat Regenfälle gebracht, die ſtrichweiſe, wie im füͤdlichen Schwarzwald in Form ſtarker, gewitterartiger Regengüſſe fielen (St. Blaſien 31 Millimeter). Heute iſt im Bereich eines Hochdruck⸗ rückens wieder Aufheiterung eingetreten, doch dringt ein neues Regengebiet von Frankreich vor, das bald Südweſtdeutſchland be⸗ einfluſſen wird. Der milde Witterungscharakter mit zeitweiſer Auf⸗ heiterung und Strichregen dauert vorläufig fort. Vorausſichkliche Witterung für Mittwoch bis 12 Ahr nachls: Vorübergehend wieder Strichregen, Fortdauer der milden, teils hei⸗ teren Witterung ſüdweſtliche Winde. SS————————————ññ———— Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas Neue Mannheimer Zeitung, G. m. b. 5. Mannheim. E 6, 2. Direktion: Ferdinand Heyme— Cbefredakteur Kurt Fiſcher. Veranwortlich für den politiſchen und dolkswirtſchaftlichen Teil: Kurt Fiſcher; für das Feuilleton: Dr. Fritz Hammes; für Kommunalpolitik und Lokales: Richard Schönfelder; für Sport und Neues aus aller Welt: Willy Müller; für Handelsnachrichten. Aus dem Lande. Nachbargebiete, Gericht u⸗ den ſübrig redaktionellen Tetl: Fr Kircher: f Anzeiaen: J. Bernhardt, eeemee, Die echien 2 Fleischbrühwürfel, Andere Würfel stammen nicht von 275 55 tragen auf der rot-gelben Packung den Namen AAGl. der Firma NMAdüſ- Statt besonderer Anzeige. Nichte, Schwiegertochter, Schwägerin und Tante geb. Trittler im 37. Lebensjahie. Friedrichsring 30a 2½ Uhr, von der Leichenhalle des Friedhofs àus stait. Am Abend des 27. Oktober starb nach kurzer, schwerer Krankheit meine herzliebe Frau. die gute Mutter meines Kindes, unsete liebe Tochter, Schwester, Frau Luise Sebold Mannheim, Duisburg, Appenweier, Offenburg, 28. Oktober 1924. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Jakob Sebold, Profeſſor. Die Beerdigung findet am Donnerstag, 30. Oktober 1924, nachmittags Es wird gebeten, von Beileidsbesuchen absehen zu wollen. Seit der letzten starken koks sind bei uns täglich 3560 Bestellung sich verzögert. Wasche mit 8134 Es kostet: Verkaufe. Ta dengele mit Patentroſt wegen latzmangel billig ab⸗ zugeben.* 448 H 1. 9, 1 Treppe. Verkaufe neue Ulio-Schre Hmasche für 210 l, 3 PS. N. S. U. NMotorrad für 430 od Tauſch gegen 3 Marlen⸗Fahr⸗ räder.*3441 Weber, Mh.⸗Käfertal, Wormſerſtr. 16. Mosse, Mannheim. 7 Pikeau, denn Viele thun's! Luhns Wasch-Extrakt 25 Pf. Luhns Salmiak-Terp.-Seife 40 Pf. Luhnit-Selfe 35 Pf. Abrador· Bimsstein-Seife 15 Pf. Am roten Band wird biwvs erkannt! LUUNs in alter feiner Friedens-Qualität ist jetzt wieder in jedem gut sortierten Geschäft zu haben. Für Wiederverkäufer auch bei den altbekannten Grossisten. beschlagnahmefrei, 7 Zimmer mit zahlreich. Nebenräumen, in tadelloser Beschaffenheit m. groß. 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