rrr „ dehe Dienstag, 28. Dezember Gezngspreiſe: In Mannheim u. Umgebung wöchentlich Gold⸗Pfg. Die monatl. Bezieher verpflichten ſich bei evtl. enderung d. wiriſchaftl. Verhältniſſe norwenoig werdende reiserhöhungen anzuerkennen. Poſtſchecktonto Nr 17590 Netteruhe.— Hauptgeſchäftsſtelle E 6, 2.— Geſchäfts⸗ ſtrcenſtellen Waldyhoſſtr 6, Schwetzingerſtr. 24, Meerfeld⸗ Gaße 11. Fernſpr. Nr. 7941—7945,— Telegr.-Adreſſe eneralanzeiger Mannheim Erſcheint wöchentl. zwölfmal. Neue Mannhei Mlannheimer General Arzeiger Mittag⸗Ausgabe erööeit Preis 10 Plennig 1924— Ar. 396 Un nzeigenprelſe nach Tartf, bei Vorauszahlung prs eln⸗ paftes für Allgemeine Anzeigen.40. Reklamen.—.⸗M. Für Anzeigen an beſtimmien Tagen Stellen und Ausgaben wird teine Beramwortung über⸗ nommen. Höhere Gewalt, Streits Betriebsſtörungen ulm. derechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene ober beſchränkte Ausgaben oder fur verſpätete Aufnahme von Au · zeigen. Auftr. d. Fernſpr. ohne Gewähr Gerichtsſt. Mannheim. Veilagen: Bilder der Woche Sport u. Spiel. Aus Seit u. Leben mit Mannheimer Muſik⸗Jeitung Mannheimer Frauen-Seitung. Unterhaltungs⸗Bellage Aus der Welt der Cechnik. Wandern u. Neiſen⸗ Geſetz.⸗ Necht Die deutſche völkerbundsnote Begründete vorbehalte Die Reichsregierung hat, wie bereits vor einigen Tagen mitgeteilt 5 115 Klärung 25 Frage der Beteiligung Deutſch⸗ lands an kriegeriſchen Zwangsmaßnahmen des Völkerbundes eine Rote an den Völkerbund gerichtet, die zugleich den Regierungen r Ratsmächte mitgeteilt wurde. Aus dem Wortlaut der Note iſt ervorzuheben: Die Antworten auf das bekannte Memorandum vom 29. September liegen der deutſchen Regierung nunmehr vor. Sie ann mit Genugtuung feſtſtellen, daß der Entſchluß in den Ant⸗ worten der im Völkerbundsrat vertretenen Mächte volle Zu⸗ immung gefunden hat. Dagegen haben die Antworten in An⸗ lehung des Artikels 16 noch nicht zu dem gewünſchten Er⸗ olg geführt. Das Problem iſt für das Schickſal Deutſchlands von ſo außerordentlicher Tragweite, daß die deutſche Regierung ſeine Löſung nicht einfach der Zukunft überlaſſen kann. Um ihrem iele näher zu kommen, ſieht ſie nunmehr keinen anderen Weg, als das Problem dem Völkerbunde ſelbſt zu unterbreiten. In der Hoffnung, daß der Völkerbund die Notwendigkeit einer vor⸗ herigen Erörterung der Angelegenheit anerkennen und ſich deshalb zu einer Erörterung ſchon jetzt bereitfinden wird, geſtattet ſich die deutſche Regierung, den Sachverhalt und ihre Auffaſſung darüber noch einmal darzulegen. 83 1 Der Artikel 16 regelt das Verfahren, das im Fall eines Frie⸗ densbruches gegen den ſchuldigen Staat zur Anwen⸗ dung gebracht werden ſoll. Er verpflichtet die Völkerbundsmit⸗ glieder zu Maßnahmen wirtſchaftlicher u. militäriſcher Art, wie ſie bisher im allgemeinen nur unter Herbeiführung des Kriegszuſtandes möglich waren. Jedenfalls müſſen die Staaten, die ſich an ſolchen Maßnahmen beteiligen, ſtets gewärtig ſein, von dem betroffenen Staat als kriegführende Mächte behandelt zu werden. Es liegt auf der Hand, daß das dem Sanktionsverfahren zugrunde liegende Prinzip praktiſch nur dann verwirklicht werden kann, wenn es mit Einrichtungen und vertraglichen Abmachungen derbunden iſt, die den beteiligten Völkerbundsmitgliedern das größt⸗ Rögliche Maß von Sicherheit gegen kriegsmäßige Handlungen des Friedensſtörers gewähren. Das iſt nach der Völkerbundsſatzung nicht der Fall. Daß ſich hieraus für nahezu alle Mitgliedsſtaaten Dieſe werden aber unerträglich geſteigert für ein Land, das ſich wie Deutſch.⸗ gewiſſe Gefahren ergeben, iſt richtig. land in zentraler Lage befindet und völlig entwaffnet iſt. Deutſchland befindet ſich ſomit in völliger militäri⸗ ſcher Ohnmacht inmitten eines ſtark bewaffneten Europa. Wenn die im Artikel 16 vorgeſehenen Maßnahmen zu kriegeriſchen Ereigniſſen führen, iſt Deutſchland außer Stande, einem militäriſchen Einbruch in ſein Gebiet wirkſam entgegenzutreten. Es wird dann weiter ausgeführt, daß, ſelbſt, wenn die allge⸗ meine Abrüſtung durchgeführt iſt, auch dann noch das Niveau des allgemeinen Rüſtungsſtandes weit über dem Niveau des deutſchen züſtungsſtandes liegen würde. Aus dieſen Schwierigkeiten, die ieſes Mißverhältnis für die Beteiligung Deutſchlands an dem Sanktionsvrfahren zur Folge hat, gibt es nach Anſicht der deut⸗ en Regzerung nur einen Ausweg: dem Deutſchen Reiche muß für en Fall internationaler Konflikte die Möglichkeit belaſſen werden, das Maß ſeiner aktiven Teilnahme ſelbſt zu beſtimmen. damit verlangt Deutſchland keine Vergünſtigung. Was es ver⸗ angt, iſt die Berückſichtigung ſeiner Lage in Bemeſſung ſeiner Bundespflichten, ſonſt würde es durch den intritt in den Völkerbund gezwungen werden, auf das letzte chutzmittel eines entwaffneten Volkes, die Neutralität, zu verzichten. 56 Allerdings entnimmt die deutſche Regierung aus dem ihr mit em Schreiben vom 27. Oktober übermittelten„Protokoll für die friedliche Erledigung internationaler Streitigkeiten, daß der Völker⸗ 8 auch ſeinerſeits bereits Erwägungen angeſtellt hat, die ſich in De Richtung der vorſtehenden Ausführungen bewegen. Für eutſchlind würde aber auch nach dem Inkrafttreten des Protokolls e die Gefahren beſtehen bleiben, die oben kurz angedeutet wur⸗ en. Die Ausführungen ſind von Dr. Streſemann unterzeichnet. Die Regierungs · Kriſis ftf Die parteiamtliche Korreſpondenz der bayeriſchen Volkspartei kitt in einer Auslaſſung über die Regierungskriſe für den Bür ⸗ arblock ein. Dieſe Erkenntnis beruhe auf der nüchternen real⸗ nolitiſchen Erwägung, daß nach dem Ausgang der Maiwahlen und Ne dem Ergebnis der Dezemberwahlen die Deutſchnationalen ein Recbt auf Mitwirkung in der Leitung der Geſchicke des deutſchen nihes haben und ferner auf der Gnſicht, daß es ein ſchwerer nnerpolitiſcher Fehler ſei, die Deutſchnativnalen de waltfam in der Oppoſition zu halten. 6 Das Berliner Zentrumsorgan widerſpricht der Behauptung des Walen Weſtarp in der„Kreuzzeitung“ daß der Flügel des Heern bete rith auf 30 Mitglieder angewachſen ſei und daß Herr Marx den f untannten Beſchluß der Zentrumsfraktion erzwungen habe, indem er nter Hinweis auf deutſchnationale Angriffe während des Wahl⸗ 1 pfes ſeinen Rücktritt von fämtlichen Parteiämtern angedroht Atte. das letzte Gerücht wird von der„Germania“ als eine glatte Feimdung bezeichnet. Der Reichskanzler habe in der entſcheidenden miaktionsſitzung ganz objektiv über die politiſche Lage berichtet und du ſeiner Auffaſſung wohl abſichtlich zurückgehalten. Die Entſchei⸗ auf ſei ohne beſondere Einwirkung ſeinerſeits erfolgt, ein Druck ſei die Fraktion in keiner Weiſe ausgeübt worden. M Die Auffaſſung rechtsſtehender Kreiſe, daß der preußiſche iniſterpräſident verfaſſungsmäßig und parlamentariſch Jebalten ſei, mit eree des neuen Landtags zu demiſſio⸗ teren begegnet vielfachen Widerſpruch. In dieſem Zuſammen ⸗ Falß erklärte heute die volksparteiliche Zeit„Herr Braun iſt auf jeden verpflichtet, feſtzuſtellen, ob die große Koalition für den neuen Fandtag noch beſteht er wird dabei unfrügliche Gewißheit für das enteil erlangen und daraus die unvermeidlichen Folgerungen n können“. 2 Der Note iſt als Anlage das den Ratsmächten am 29 September überreichte Memorandum beigegeben. Aus dem Wortlaut de⸗ Memorandums iſt hervorzuheben: Im Falle des Eintritts in den Völkerbund verlangt Deutſchland folgende Vorbehalte: 1. Die deutſche Regierung muß bei Stellung ihres Zulaſſungs⸗ antrages die Gewißheit haben, daß Deutſchland alsbald nach ſeinem Eintritt einen ſtändigen Ratsſitz erhält. 2. Der Artikel 16 der Völkerbundsſatzu ig ſieht die Beteiligung der Bundesmitglieder als Zwangsmaßnahme gegen ſolche Staaten vor, die den Frieden gebrochen haben. Solange die gegenwärtige, ſich aus der Entwaffnung Deutſchlands ergebende Ungleichheit des militäriſchen Rüſtungsſtandes andauert, iſt Deutſchland im Gegenfatz zu anderen Mitgliedern des Völkerbundes völlig außerſtande geſetzt, auf Grund des Artikels 16 an irgendwelcher Bundesexekutive teilzunehmen. Es würde ſich damit der Gefahr ausſetzen, von dem Staate, gegen den ſich die Bundesexekution richret, als kriegführender Gegner angeſehen und behandelt zu werden. Aus dieſem Grunde wird ſich die deutſche Regierung gezwungen ſehen, bei Stellung ihres Zulaſſungsantrages einen entſprechenden Vorbehalt zu machen. Sie legt Wert darauf, ſich ſchon jetzt der Auffaſſung der Regierungen über dieſen Punkt zu vergewiſſern. 3. Die deutſche Regierung iſt bereit, dem Völkerbund gegenüber durch eine ausdrückliche Erklärung zu beſtätigen, daß ſie zur Er⸗ füllung ihrer internationalen Verpflichtungen feſt entſchloſſen iſt. Eine ſolche Erklärung läßt die von der deut⸗ ſchen Regierung bei früheren Gelegenheiten zu dieſen Verpflichtungen abgegebenen Erklärungen unberührt. Sie darf insbeſondere nicht ſo verſtanden werden, als ob die deutſche Regierung damit diejenigen zur Begründung ihrer Verpflichtungen aufgeſtellbhen Behauptungen anerkenne, die eine moraliſche Belaſtung des deutſchen Vol⸗ kes in ſich ſchließen. Weiter muß die deutſche Regierung erneut be⸗ ſtände an Rhein und Ruhr zu einer unbedingten Notwendigkeit machen. 4. In Artikel 22 der Völkerbundsſatzung heißt es, daß die Vor⸗ mundſchaft über unſelbſtändige Völker denjenigen fortgeſchritteneren Nationen übertragen werden ſoll, die ſich auf Grund ihrer Hilfsmittel und ihrer Erfahrungen am beſten dazu eignen. Seit dem verlorenen Deutſchland, zu gegebener Zeit aktiv an dem Mandats⸗ ſi ſtem des Vzlkerbundes beteiligt zu werden. In der Berliner Preſſe wird die Note der Reichsregierung an den Völkerbund wenig kom⸗ mentiert, zumal ſie nicht viel mehr enthält, was nicht ſchon allge⸗ mein bekannt war. Die Rechtspreſſe beſchränkt ſich darauf, feſtzu⸗ ſtellen, daß die Darlegungen des deutſchen Standpunkts das Mini⸗ mum deſſen ſei, was deutſcherſeits vom Völkerbund verlangt werden müſſe. Die„Kreuzzeitung“ ſchreibt: Es wäre richtiger ge⸗ weſen, die Bedingungen hinſichtlich des Beitritts in präziſerer Form aufzuſtellen. Es müßte Tatſache ſein, daß Deutſchland bereits im Augenblick ſeines Eintritts gleichberechtig⸗ Kriegsſchuldlüge. Die„Deutſche Zeitung“ verurteilt die Note in Bauſch und Bogen. Es ſei, ſo heißt es in dem Kommentar, der Geiſt von London, der die Reichsregierung beherrſcht habe; dieſen Geiſt gälte es, zu bekämpfen. Die„Zeit“ ſtellt feſt, daß das erſchütternde Bild, welches die Reichsregierung in der Note an den Generalſekretär des Völker⸗ bundes von Deutſchlands Wehrloſigkeit inmitten eines waffen⸗ ſtarrenden Europas entworfen habe, auch dann nicht verblaſſe, wenn etwa die Kontrollkommiſſion wider alles Erwarten in ihrem Bericht von Unzulänglichkeiten der deutſchen Abrüſtungen ſprechen ſollte. Die übrigen Blätter enthalten ſich jeden Kommentars und geben Note und Memorandum im Wortlaut wieder. Englands Außenpolitik Die Marokkokriſis 1 2 London, 23. Dez.(Von unſerem Londoner Mitarbeiter.) In den Londoner Regierungskreiſen wird die Entwicklung der ma⸗ rokkaniſchen Frage mit der größten Aufmerkſamkeit ver⸗ folgt. Man hat es ſogar für 15 gehalen, einen deutlichen Beweis zu liefern, daß England im Begriffe ſteht, mit ſeinen Machtmitteln unverzüglich einzugreifen, ſobald irgend⸗ eine Veränderung im status quo der marokkaniſchen Küſte zu er⸗ warten ſteht. Dies iſt aus einem Teile des„Daily Expreß aus Gibraltar herauszuleſen, demzufolge das dort ſtationierte engliſche Suffoldrezbziment geſtern wiederum Einſchiffungen ausge⸗ ührt hat. Vorher in London eingetroffenen Meldungen beſagen, daß britiſche Kriegsſchiſſe mit Truppen nach Tanger ab⸗ gehen und dann wieder abgerufen werden; ſie haben das größte Aufſehen erregt. 1 5 Andere Meldungen erklären dieſe Schiffs⸗ und Truppenbe⸗ wegungen als bloße Vorübungen für einen plötzlich eintreten⸗ den Ernſtfall. 300 Mann wurden in die Zerſtörer„Tourmaline“ und„Splendid“ aufgenommen, die in See gingen und dann wie⸗ der zurückkehrten. Die Meldung fütgt hinzu: Man nehme an, daß die Uebungen mit der Entwickelung der Dinge in Tanger zufam⸗ menhängen. 5— 85* 0 8 Die Nandſtaaten Nach elner Meldung der„Times“ treten neuerdings verſchteden⸗ engliſche Parlamentarier dafür ein, daß England Lettland und Eſtland in finanzieller und politiſcher Beziehung unterſtützen müſſe. Die gedeihliche Entwickelung dieſer Staaten läge nicht nur im engliſchen, ſondern im Intereſſe der geſamien Bar tonen, daß vor allem die Durchführuna der Londoner Verein⸗ barungen die beſchleunigte Wiederherſtellung vertragsmäßiger Zu⸗ Kriege von jeder kolonialen Betätigung ausgeſchloſſen, erwartet. tes Ratmitglied wird. Dann vermißt das Blatt den Widerruf der Pfund⸗ u. Doll. —— ) Der fr Iſt der Geiſt des verſalller vertrages tot! 5 Von Francis Delaiſi⸗Paris“) Das Jahr 1924, deſſen Beginn im Zeichen ernſter und beſorgn erregender Ereigniſſe ſtand, zeigt an ſeinem Ende Symptome einer allgemeinen Entſpannung. Im Augenblick, wo ich dieſe Zeilen ſchreibe, kündigt der aus Rom zurückgekehrte Herr Briand den Plan eines Garantiepaktes an, der nicht allein Frankreich, England, Belgien und Italien, ſondern auch Deutſch⸗ land umfaſſen ſoll, und er ſpricht von einem„Frie den der Induſtrie“, der die Bedingung und das Fundament der Entente zwiſchen den Regierungen werden ſoll. Gewiß, man ſoll ſich nicht überſtürzen. Der Garantiepakt iſt eine alte Idee, die man wieder aufgenommen hat, weil das Genfer Protokoll ſcheiterte. Andererſeits ſind die deutſch⸗franzöſiſchen Handelsvertragsverhandlungen von ihrem Abſchluſſe noch ziemlich weit entfernt. Die ſo oft enttäuſchte öffentliche Meinung hat einigen Grund, mißtrauiſch zu ſein. Gleich⸗ wohl ſöllte ſie ſich vor übertriebenem Mißtrauen hüten. Das Pußli⸗ kum beurteilt die europäiſchen Ereigniſſe ungefähr wie einen großen Film mit zahlreichen Epiſoden und Fortſetzungen, die ihm in dey Lichtſpieltheatern geboten werden. Jeden Abend ſieht es nur einen Abſchnitt; aber es klatſcht Beifall oder entrüſtet ſich über die einzelnen Figuren des Dramas, ohne ſich darum zu kümmern, was tags darguf geſchehen wird. Um zu wiſſen, wohin man geht, iſt es notwendig, ſich über das Tagesereignis zu erheben. Es iſt kaum möglich, mit Beſtimmtheit vorauszuſagen, was morgen geſchehen wird, ober es iſt viel leichter zu ſagen, was in zwei oder drei Jahren geſchehen wird, denn wie immer ſich die Kaprizen und die Willenskundgebun⸗ gen der Machthaber geſtalten, die wirtſchaftlichen Kräfte befinden ſich in langſamer Bewegung und zwingen ſchließlich den Staatsmännern ihre Richtlinien auf. Es genügt, dieſe wirtſchaft⸗ lichen Kräfte bloßzulegen, um vorausſehen zu können. Dank dieſer Methode war es mir möglich, im Jahre 1905 in meinem Buche be⸗ titelt„Deutſchlands Macht“ den kommenden großen Induſtriekonflirk anzukündigen, der zwiſchen England und Deutſchland ausbrechen mußte; dank dieſer Methode vermochte ich im Jahre 1911 die euro⸗ päiſche Kataſtrophe in dem Buche„Der kommende Krieg“ voralts, zuſagen.. Ich möchte verſuchen. dasſelbe Verfahren auf die gegenwärtlaen Ereigniſſe anzuwenden. Denken wir vor allem daran, daß im Laufe des Jahres 1924 die vier aroßen Nationen. die auf der„Rennbahn des Globus zen Trupp fübren“. auf die Politik ifolierter Aktionen verzichtet haben, die ſeit dem Waffenſtillſtand im Schwang waren Nach dem Friedensſchluſſe lebte Frankreich in der Ueberzent aung, daß es militäriſch am ſtärkſten ſei, wirtſchaftlich am vollkom⸗ menſten⸗ ſozialvolitiſch am ſolideſten unter den Nationen. Es alaubzs daß es durch Gewalt ſeine Reparationspläne den Alliferten aufztorne aen und die Herrſchaft auf dem Kontinente errichten könnte. Franf reich alaubte das bis zu dem Tage, wo ſich eine ſehr ſcharfe Geld⸗ kriſe, verdoppelt durch eine Kriſe des Staatsſchatzes. einſtellte: esß ſah ſich gezwungen. in Eile Dollars und Pfunde von ſeinen Allfier ten zu verlangen. neue Steuern auszuſchreiben. und daraus ſchöpfte es die Erkenntnis, daß die Finanzen brüchia und die Abhängigkeſt von den internationalen Bankiers eine unumgängliche Notwendig⸗ keit ſei. Nachdem Deutſchland ſeine Mark verbraucht batte, vek⸗ zichtete es auf das Dumping. durch Geldentwertung ermöalicht, und nach einer furchtbaren Kriſe ſtellte es den Goldſtandard wieder hen Um jedoch dieſe Feſtiaung zu erreichen, war es gezwungen, den Dawesplan anzunehmen. Induſtrien Betriebskapitalien: ſie müſſen täalich in London und in Newyork entliehen werden. Alles in allem befindet ſich das Reich in Abhänaiakeit von der angelſächſiſchen Finan z. England gab ſich der Hoffnung hin, den furchtbaren Kon⸗ kurrenten, Deutſchland, endgültig abzuſchütteln, dadurch, daß es den Deutſchen das Eiſen entriß, einen Teil der Kohle, die Handelsflotte, Kolonien uſw. Dadurch hat es aber gleichzeitig einen ſeiner beſten Klienten verloren, und unter dem Druck einer langen Arbeitsfoſigkeit ſieht ſich England gezwungen, mit Deutſchland einen Handelsvertrag abzuſchließen, in dem es alle ſeit dem Kriege geſchaffenen uid au⸗ recht gehaltenen Verbote zurückzieht und mit ſeinem alten Rivelen e unter der Meiſtbegünſtigungsklauſel wiederher⸗ ellt. aus dem ganzen Spiele zurückztehen zu können und alle ihre Reich⸗ tümer für ſich allein zu bewahren. Bald ſtürzten aber ihre Produlte — Getreide, Konſerven, Baumwolle, Gewehe, Stahl— im die Baiſſe nahm einen bedrohlichen Umfang an. Durch den lleber⸗ fluß ihrer Reichtümer getrieben, ſehen ſich die Amerikaner veram laßt, heute den Kunden zu ſuchen und dem europäiſchen Abnehmer Geld zu leihen. Nach ſechs Jahren, in denen ein wütender Egoismus auf der ganzen Linie herrſchte, mußten ſchließlich die vier großen Staaten unter dem unbarmherzigen Druck finanzieller und wirtfchaftlicher Kriſen eine praktiſche Formel für ein gemei iſche ftliches Wirken ſuchen. Gerade das Gegenteil des geheiligten Egoismus, der den Verfailler Vertrag geſchaffen, tritt in die Erſche inung. 5 Durch welche Tatſachen bekundet ſich dieſer neue Geiſt und auf welche Entwicklungsgänge läßt er ſchließen? Schalten wir die politiſchen Ereigniſſe aus, Maſſe und der Parlamente und ihre Ohnmacht, die Notwendigtetten der internationalen Wirtſchaft zu begreifen, veranſchaulichen. Die große Urſache der allgemeinen Notlage iſt der Mangel an einem induſtriellen Gleichgewicht. Exportländer iſt heute mächtiger als im Jahre 1914, und gleichzeitig iſt der allgemeine Verbrauch infolge der Vernichtung breiter Be⸗ völkerungskreiſe bedeutend vermindert worden. ſt hei vor, daß 155 1 25 9215 worunter Jedermann leidet. Die Geldkriſe verſchlimmerte nöos das Hebel. Die Exporteure der Länder mit entwertekem Galdntel realiſieren dadurch eine Prämie, daß ſie ihre Prdoukte auf Gold⸗ baſis ins Ausland verkaufen und gleichzeitig Gehälter und allgemeine Unkoſten im Inlande mit dem entwerteten Gelde bezahlen. Sie drängen dadurch ihre Konkurrenten von den fremden Märkten zu⸗ rück. Das ereignete ſich mit der deutſchen Induſtrie in den Jahcen 1920 bis 1922. Die Staaten mit geſundem Gelde kamen ſchließne zur Erkenntnis, daß ſie das größte Intereſſe daran hatten, den mi entwerteten Geldmitteln arbeitenden Konkurrenten wieder unter das Regime des Goldſtandards zu bringen. Das berühmte Dawes⸗ komitee hatte zum Hauptzweck, der deutſchen Induſtrie di* Waffe des Valutadumping zu entreißen und zwar 88 n 880 2 nenn um Deutſch⸗ n. erreich, die oflowakei, Polen mit Hilfe von aranleihen auf an Volkswirtſchaftler Delaiſt, der dur freimütige Kritik an Poincarés Politik auch in Deutſchland 1 geworden iſt, ſendet uns durch Vermittlung unſeres Parfſer Ver⸗ treters die obigen Ausführungen, die wir der beſonderen Aufe merkſamkeit unſerer Leſer empfehlen. Schrifileitung. 10 4 41 N 194 N 1 1 115 Es fehlen außekdem den deutſchen Die Vereinigten Staaten ſchließlich glaubten ſich reiſe: die bloß die Ignoranz der Die Ausrüſtung der großen Daraus geht her⸗ ur Arbeitsloſigkeit der anderen führt, dem Wege den Goldſtandard wieder ſein, denn der franzöſiſche Sparſtrumpf iſt ſchwer mitgenommen 2. Seite. Nr. 396 Dienskag, den 23. Dezember 1924 aufzurichten. In Rußland iſt man dem gleichen Ziele ziemlich nahe gekommen. Bleiben Frankreich, Belgien, Galleß e 1 genannten Staaten ſind beſonders gefährlich, denn es ſind Exportlän⸗ der. Dank der Frankenbaiſſe überſchwemmen die Textilprodukte von Roubaix bereits England und rufen dort im Bradforter Diſtrikt Ar⸗ beitsloſigkeit hervor, während lothringiſcher und belgiſch⸗luxemburgi⸗ ſcher Stahl den Schwerinduſtriellen von Birmingham und Pitts⸗ bourgh bedeutende Beſtellungen Südamerikas, der Mandſchurei uſw. entreißen. Um mit dieſer Gefahr ein Ende zu machen, muß der Franken auf eine ſolche Baſis geſtellt werden, daß ſein Kurs auf dem Geldmarkt ungefähr ſeiner Kaufkraft im Inlande entſpricht. Das will jagen: 1. Pfund + 65 bis 70 Franken. „Zwei Maßnahmen ſind nötig, um dieſe Operation durch⸗ zuführen: 1) Sicherung des Franken gegen jede Baiſſe, die durch Frankenverkäufe im Auslande herbeigeführt werden könnte; das iſt auch der Grund, weshalb die Amerikaner mit ſo großer Eile die 100 Millionen Dollar der Morgan⸗Anleihe der franzöſiſchen Staatsbank zur Verfügung geſtellt haben; 2) Aufhören der Infla⸗ tion im Innern und Rückzahlung eines Teiles der Schatzſcheine. Das iſt gleichbedeutend mit dem Budgetausgleich und der Konſo⸗ lidierung der ſchwebenden Staatsſchuld. Es iſt die weſentliche Aufgabe, die ſich das Miniſterium Herriot für das Jahr 1925 geſtellt hat. Eine Anleihe von vier Milliarden zur Deckung der rückſtändigen Fehlbeträge iſt bereits gelungen. Nun wird noch eine Reihe von Konſolidierungsanleihen vorbereitet, um die 18 Mil⸗ liarden Schatzſcheine, die im nächſten Jahre fällig werden, durch langfriſtige Obligationen zu erſetzen. Dieſe Arbeit wird nicht leicht durch die Rentenbaiſſe und wird unſer Frank beſſert. Andererſeits wird durch jede Frankenhauſſe die Prämie unſerer Exporteure vermindert ünd die Tätigkeit unſerer Schwer⸗ und Textilinduſtrie ruduziert. Arbeitsloſigkeit wird ſich in den großen Induſtriezentren einſtellen, und eine vor⸗ übergehende Handelskriſe iſt zu erwarten. Sehr ſchwere Augen⸗ blicke werden für Frankreich kommen. Deutſchland erlebt ſie gleichfalls nach der Herſtellung der Goldmark. Die Oppoſition rechnet bereits mit dieſen Schwierigkeiten; auf der äußerſten Lin⸗ ken vervielfältigen die Kommuniſten die Kundgebungen, um das Bürgertum in Unruhe zu verſetzen, während auf der Rechten Herr Millerand und die Beſiegten des bloc national ſich darauf vorbe⸗ reiten, die Unzufriedenen und Aengſtlichen einzufangen. So hoffen ſie, ihre Revanche zu nehmen und das Kabinett zu ſtürzen. Doch ſelbft wenn das neue Miniſterium käme, ſei es ein Kabinett Loucheur, Briand oder irgend ein anderes, würde es ſich vor den⸗ ſelben finanziellen Notwendigkeiten befinden und wäre zu denſelben Löſungen gezwungen. Es läßt ſich vorausſehen, daß in einem oder höchſtens zwei Jahren Frankreich ebenſo wie das andere Europa zu einem ſtabilen Gelde zurückkehren wird. Das iſt die erſte Bedingung des Wirtſchaftsfriedens. verhandlungspauſe in Paris Vorausſichllich längere Verhandlungsdauer Berlin, 23. Dez.(Von unſerem Berliner Büro.) In den deutſch⸗franzöſiſchen Handelsvertragsverhand⸗ lungen tritt heute eine kurze Unterbrechung ein.„Staats⸗ ſekretär Trendelenburg weilt im Augenblick in Berlin und benutzt die Weihnachtspauſe, um mit den Regierungsſtellen und den in Frage kommenden Reſſorts die Vorbereitungen zur Fort⸗ führung der Beratungen zu treffen. Dieſe dürften vorausſichtlich am 30. Dezember in Paris wieder aufgenommen werden. Wie wir aus den Kveiſen der Delegation hören, iſt die Ausſicht, daß bis zum 12. Januar ein Abſchluß erzielt werden könnte, ſehr gering. Es iſt vielmehr mit einer Verhandlungsdauer vermutlich bis in den Februar hinein zu rechnen. Man hat deshalb bereits den Gedanken eines Waffenſtillſtandes durch Schaffung eines Proviſoriums in Erwägung gezogen, damit den Dele⸗ gationen auch mach dieſem Termin die volle Bewegungsfreihelt ge⸗ wahrt bleibt. Daß, wie man es in Paris gern ſähe, während der Zwiſchenzeit der gegenwärtige Zuſtand aufrecht erhalten bleibt, darf als ausgeſchloſſen gelten, da die deutſche Delegation einem ſolchen Anſinnen ſich ganz entſchieden widerſetzen wird. Im übrigen zweifelt man an den deutſchen maßgebenden Stellen kaum mehr daran, daß man zu einer Einigung mit den franzöſiſchen Unter⸗ händlern gelangen wird, vorausſichtlich, daß nicht unvorhergeſehene Zwiſchenfälle zu einer Störung oder gar zu einem Scheitern der Verhandlungen führen. Das Abkommen würde, falls es zuſtande kommt, wohl nur auf verhältnismäßig kurze Friſt, etwa 1½ bis 2 Jahre abgeſchloſſen werden, da ſowohl wir als auch Frank⸗ reich Zollabänderungen in großem Ausmaße plane. Ueber den materiellen Inhalt der bisherigen Beratungen läßt ſich im Augenblick nur ſoviel ſagen, daß die heutigen Verhand⸗ lungen der verſchiedenen beiderſeitigen Wirtſchaftsgruppen nur bor⸗ bereitende Bedeutung haben. Die weſentlichen Entſcheidungen wer⸗ den ohne Mitwirkung der Sachverſtändigen beider Parteien von den Delegationen getroffen werden. Immerhin hat die Ausſprache der Intereſſenten untereinander den Voden für die Verſtändigung vorbereitet, wenn die Geiſter mitunter auch recht hefüg aufeinander geplatzt ſind. Die Verhandlungen der Schwerinduſtrie ſind frei⸗ lich vorderhand negativ verlaufen, doch iſt eine neue Zuſammen⸗ kunft für den 7. Januar vorgeſehen. Nach unſerer Kenntnis der Dinge ſind die in der Preſſe mehrfach ausgeſprochenen Beſürch⸗ tungen, daß die Schwerinduſtrie ohne Fühlungnahme mit der deut⸗ ſchen Regierung ſelbſtändig vorgehen würde, durchaus unbegründet. Bisher jedenfalls wurde, wie man uns verſichert, die Verhandlungen der deutſchen Induſtriellen mit den Franzoſen in vollem Einver⸗ nehmen mit dem Leiter der deutſchen Delegation geführt, ſo daß auch kein Grund für die verarbeitende Induſtrie vorliegt, anzunehmen, es würde gegebenenfalls über ihre Köpfe hinweg ein Abkommen zwiſchen den ſchwerinduſtriellen Gruppen vereinbart werden. In der Frage der elſäſſiſchen Kontingente iſt von deutſcher Seite ein Entgegenkommen davon abhängig gemacht wor⸗ den, daß Frankreich in dieſem Fall das Riſiko dafür zu tragen hat, wenn andere Staaten aus etwaigen Konzeſſionen, die Deutſchland der franzöſiſchen Regierung einräumen würde, ähnliche Forderungen für ſich herleiten ſollten. Frankreichs Sache iſt es alsdann, nach der Richtung hin ſpäter vielleicht ſich ergebende Schwierigkeiten zu be⸗ ſeitigen. Deutſches Reich Die Kriſis bei den Völkiſchen Die wiederholt angekündigzen, von völkiſcher Seite bisher aber in Abrede geſtellten Austritte von völkiſchen Abgeordneten aus der bayeriſchen Landtagsfraktion dürften nun zur Tatſache werden. Es ſteht nunmehr feſt, daß der völkiſche Abgeordnete Hirſchauer bereits aus der völkiſchen Fraktion ausgetreten iſt. Ferner wird beſtimmt verſichert, daß die Abgeordneten Fichtner und Ram⸗ bacher demnächſt nachfolgen werden. Welter ſpricht man in par⸗ lamentariſchen Kreiſen davon, daß der pölkiſche Abgeordnere Zitzelsberger aus Würzburg, der pfälziſche Stimmkreiſe ver⸗ üritt, aus der völkiſchen Fraktion auszutreten beabſichtige. Die nationalſozialiſtiſche Fraktion Thüringens teilt mit, daß Dr. Dinter in einer Fraktionsſitzung vom 12. Dezember aus ſeiner Frakton ausgeſchloſſen worden iſt, weil er ſich mit ſeinem Anſchluß an die bayeriſchen Nationalſozialiften Eſſer und Streicher, ſich nur dann öffnen, wenn ſich neue Mannheimer Zeitung[Mitiag⸗usgabe] Dder Stanodͤpunkt Belgiens Paris, 23. Dez.(Von unſerm Pariſer Vertreter.) Ueber den Schritt des deutſchen Geſandten in Brüſſel, Herrn v. Keller, beim belaiſchen Außenminiſterium, wird folgendes berichtet: Der deutſche Geſandte hatte den Auftrag, die Frage zu ſtellen, ob es richtig wäre, daß Belaien mit ſeinen Alliierten die Entſchei⸗ dung getroffen hätten, den Kölner Brückenkopf nicht zu räumen. Erx leate die Nachteile dar, die ſich aus einem ſolchen Entſchluſſe er⸗ geben würden und betonte ſogar, daß die Maßnahmen der Alliierten im Widerſpruch zu den Beſtimmungen des Verſailler Vertrages ſtün⸗ den. Ausführlich ſchilderte er die bedauerlichen Konſequenzen, die ſich für Deutſchland in innen⸗ und außenpolitiſcher Hinſicht ergeben würden, doch berührte er mit keinem Wort die Rückwirkung der ver⸗ zögerten Räumung der Kölner Zone auf den Stand der Wirtſchafts⸗ verhandlungen und auf die weitere Entwicklung der Handels⸗ beziehungen mit Deutſchland und den Weſtmächten. Die Ausfüh⸗ rungen des deutſchen Geſandten gipfelten darin, daß es unmög⸗ lich wäre, bei Aufrechterhaltung der Beſetzung der Kölner Zone in Berlin eine Regieruna zu bilden, die für die Durchführung des Dawesplanes eintreten könnte. Der belaiſche Außenminiſter Hymans ſagte in ſeiner Ant⸗ wort: Belgien betrachte die Frage der Sicherheit als den Kern⸗ punkt des Räumungsproblems und verknüpfe damit ſelbſtverſtänd⸗ lich die Entwaffnung des Deutſchen Reiches. Belgien ſei feſt ent⸗ ſchloſſen, in Bezug auf die Entwaffnungsfrage Deutſchland nicht die gerinaſten Zugeſtändniſſe zu machen. Die inter⸗ alliierte Entſcheidung werde ſich ohne Zweifel auf, ein militäriſches Gutachten ſtützen. Sobald die interalliierten Reaierungen von dem Bericht der Entwaffnungskommiſſion Kenntnis erhalten hätten, wer⸗ den ſie entſcheiden, ob das Deutſche Reich ſeinen Veryflichtungen nachgekommen ſei oder nicht und ob die Räumung der Kölner Zone bis 10, Januar zuläſſig ſei oder nicht. Der belaiſche Standpunkt läßt ſich nach den Ausführungen des Außenminiſters Hymans folgendermaßen zuſammenfaſſen: „Sollte die Entſchließung der alliierten Regierungen dahin gehen, daß die Räumung nicht bis 10. Januar ſtattfinden kann, ſo fällt die Schuld und die Verantwortung dafür auf die deutſche Regierung. die monatelana die Tätigkeit der Kontrollkom⸗ miſſion unmöalich machte(12) und im Laufe des Jahres 1923 ver⸗ boten hat. Die Berliner Regieruna hat ſich demgemäß die Folgen einer Nichträumuna ſelbſt zuzuſchreiben. Die proviſoriſchen Monats⸗ berichte der Entwaffnungskommiſſion, die an Marſchall Foch gegan⸗ aen ſind. ſtellen feſt,(2) daß Deutſchland ſeinen Verpflichtungen nicht nachaekommen iſt und ſeine Entwaffnung nicht vollſtändig nach den Vorſchrißten der Kontrollkommiſſion erledigte.“ Dieſen Aeußerungen Hymans wird von belaiſcher Regierungs⸗ ſeite noch hinzugefüat, daß die Botſchafterkonferenz eine Verlän⸗ gerunag der Beſetzung über den 10. Januar hinaus beſchloſſen hat und es den alliierten Regierungen anheimſtellte, endgültige Abmachungen über die Verlängerungsfriſt zu treffen. Der Standvunkt der alliierten Regierungen ſei unanfechtbar und volitiſch durchous korrekt in anbetracht der Haltung Deutſchlands. Wenn das Reich die Räumung der Kölner Zone be⸗ ſchleunigen wolle, habe es nichts anderes zu tun, als unverzüalich alle Vorſchriften der Entwaffnung. wie ſie im Verſailler Vertrag ſeſtgelegt ſeien, auszuführen und der interalliierten Militärkommiſ⸗ ſion davon Kenntnis zu geben. Dann würde eine Prüfung ſtatt⸗ finden, deren Eragebnis ſchließlich zu eſner Verſtändigung führen könnte. Die alliierten Regierungen werden, wie es heißt., ſpäteſtens im Frühſahr die Entwaffnungsfrage eingehend behandeln und will damit zuſammenhängend das Problem auf Grund des interalliterten Sachverſtändigenberichtes unterſuchen. Dieſe Konferenz wird auch die im Völkerbund aufgeſtellten Vorſchläge über die künftige Kontrolle der deutſchen Abrüſtungen und über die Neutraliſierung der entmilitariſierten Zone behandeln. Die engliſche Verlegenheit in der Räumunasfrage kommt deutlich in den wechſelnden Arau⸗ menten zum Ausdruck, mit denen engliſcherſeits die Hinausſchiebung der Räumung zu begründen verſucht wird. In einer offenbar von Regterungsſeite inſpirierten Auslaſſung der„Preß Aſſociation“ heißt es am Schluß: in engliſchen diplomatiſchen Kreiſen gelte immer noch als einzige Bedingung für die Räumung die Beſchaf⸗ fenheit des endgültigen Kontrollberichtes. Es ſei unwahrſcheinlich daß es möglich ſein werde, die Kölner Zone bis zu dem proviſoriſch feſtgelegten Datum, dem 10. Januar, zu räumen, da der Bericht erſt Ende Januar fertiggeſtellt werden könne. Die neueſte Interpretation des Verſafller Friedensdiktats geht alſo dahin, allen darin enthaltenen Friſten einen proviſoriſchen Charakter beizulegen. Nicht Herriot, ſondern Toch und Nollet entſcheiden! Paris, 23. Dez.(Von unſ. Pariſer Vertreter). Die Bak⸗ ſchafterkonferenz erhielt geſtern nachmittag den letzten Abſchnitt des Verichts der interalliierten Kontrollkommiſſion. In dieſem Bericht wird als Schlußfolgerung geſagt, daß Deutſch⸗ land nicht völlig den Beſtimmungen des Verſailler Vertrags Genüge getan habe. Dder Bericht ging ſofort an das Militär⸗ komitee weiter, das unter dem Vorſitz des Marſchall Foch tagte. Die Botſchafterkonferenz wird im Laufe der Sitzung, die heute morgen ſtattfindet, von den Mitteilungen der Kontrollkommiſſion Kenntnis nehmen und den endgültigen Bericht ausarbeiten, der an die alliter⸗ ten Regierungen weitergegeben werden ſoll. Der letzte Bericht der Kontrollkommiſſion iſt nach Mitteilungen an zuſtändiger Stelle inſofern von großer Wichtigkeit, als darin an Zum Abſchluß der Roblenzer verhan dungen Dr. Horion berichlet dem preußiſchen Miniſterrat Der amtlich preußiſche Preſſedienſt teilt mit: Montag vormit⸗ lag 11 Uhr fand unter dem Vorſitz des preußiſchen Miniſterpräöſi⸗ denten Braun im Plenarſaal des Staatsminiſteriums eine (Sitzung fämtlicher preußiſcher Staatsminiſter ſtatt in der der Landeshauptmann der Rheinprovinz Dr. Herien als Leiter der beulſchen Abordnung zur Durchführung der Londoner Vereinbarun⸗ gjen über Verlauf und Ergebnis der von ihm geführten Verhand⸗ lungen in Kobkenz und Düſfeldorf Bericht erſtattete. Der Miniſterpräſident ſprach dem Landeshauptmann die beſondere An⸗ erkennung der preußiſchen Staatsregierung für die zum Wohle dez Rheinlandes und des geſamten Vaterlandes gebeiſtete vorbildliche Arbeit aus, die neben der Löſung bedeutſamer politiſcher Fragen den Erfolg der Zurückziehunge nahezu aller bisher noch wirlſamen Ausweiſungen gehabt hat, und überreichte ihm ein in warmen Wor⸗ ten ſeine Verdienſte kennzeichnendes Dankſchreiben. Der Miniſter⸗ präſident hat den Londeshauptmann ebenſo wie auch den Oberprö⸗ identen der Rheinprovinz Dr. Fuchs, der gleichfalls anweſend war, die Uebermittler ſeines aufrichtigſten Dankes an die rheiniſche Bepölkerung zu ſein, die in unerſchütterlicher Opferbereitſchaft in ſchwerſter Jeit dem Reich und Preußen die Treue gehalten habe. An dor Sitzung nahmen u. a. noch Vertreter der politiſchen Parteien der Rheinprovinz teil. Nach Beendigung der Ausſprache vereinigten ſich die Sitzungsteilnehmer zu einem Frühſtück, zu dem der Miniſterpräſident und ſeine Frau Einladungen hatten ergehen laſſen und an dem auch der Reichspräſident und Staa sſekretär Dr. Meißner teilnahmen. 90 000 Rückkehrer durch ſeine Propaganda für die großdeutſche Volksgemeinſchaft und ſeine öffentliche ee eeeee 9— 5 außerhalb De nefοννννννν Rxrei ⁰ dem Umfang des noch in Deutſchland beſtehenden Kriegsmaberial⸗ erinnert wird. Ferner lenkt der Bericht die Aufmerkſamkeit der Alliierten auf die Kontrolle der Polizei und der Reichsmehr⸗ Die Effektivbeſtände dieſer Verteidigungsorganiſationen überſchreite die Zahl von 100 000 Mann und die Kontrolleure gewannen die Ueberzeugung, daß dieſe Mannſchaften den Rahmen für die Aus⸗ bildung von Rekruten bildeten. Das einſtmals von Scharnhornſt an⸗ gewandte Syſtem wird auf breiten Grundlagen benutzt. Alle Deub⸗ ſchen machen in dem Alter, wo der Militärdienſt beginnen würbde, eine kurze Abrichtungszeit durch. Die Mannſchaftsdepots ſind ſaf immer vollzählig. Die Effektivbeſtände wechſeln nicht, abeß Mannſchaften wechſeln. Schließlich betont der Bericht die Tätigkeit des großen Generalſtabs, deſſen führender Geiſt General v. Seeckt iſt. Trotz aller bisher erfolgten Scheitte der deutſchen Regierung in London, Paris und Brüſſel wird die Kölner Zone am 10. danue nicht geräumt werden. Die Alliierten halten ſich an Arlike 429 des Vertrages. Das iſt in kurzen Umriſſen der Inhalt der im auswärtigen Amt gegebenen Begründung, weshalb die Räumung der Kölner Zone auf weiteres nicht ſtattfinden kann. Die franzöſiſche Regierung ſich wie aus verſchiedenen übereinſtimmenden Informationen hervor⸗ geht, in den hauptſächlichſten Punkten bereits mit London ge⸗ einigt. Herriots Preſſe bemüht ſich wohl heute morgen eine ge⸗ wiſſe Veſchwichtigung der öfffentlichen Meinung in Deutſchland zu erreichen und darauf hinzuweiſen, daß Herriot ſein Beſtes tun werde, um die Räumungsfrage im Geiſte des Frie⸗ dens und der Verſtändigung eheſtens zu regeln.(). Aber mit dieſen Verſicherungen, die ſehr übertrieben klingen, ſteht die Hal, tung des franzöſiſchen Kabinetts nicht in vollem Einklang. Die Be⸗ ſprechungen des Kriegsminiſters Nollet mit Herriot zeigen ferner, daß der Miniſterpräſident in der Entwaffnungsfrage nicht von ſeiner vollen Autorität Gebrauch machte, vielmehr die letztel Entſcheidungen den maßgebenden militäriſchen Perſoneſ alſo namentlich dem General Nollet und dem Marſchall Foch au heim ſtellte. Geſtern nahm Nollet an den Beſprechungen des Milk tärkomitee in Verſailles teil und lieferte dem Marſchall Foch den genauen Bericht über den Stand der zwiſchen London und Paris in der Räumungsfrage gepflogenen Beſprechungen Dagegen befaßt ſi Herriot eingehend mit der juriſtiſchen Begründung des franzöſiſchen Standpunktes. Er wird„darüber, wie 45 heißt, in der nächſten Woche ausführliches mitteilen. Die Kartellpolitiker bemühen ſich jetzt ſehr ſtark bel Herriot, eine Verſtändigungsaktion in der Räumungsfrage zu erreichen, unter dem Hinweis darauf, daß ſchließlich von den nächſten Entſcheidungen der Alliſerten die Zuſammenſtellung des deutſchen Kabinetts abhängig ſei. Herriot konnte bisher ſeinen Freunden ſolche Zuſſcherungen nicht machen; er betonte, daß es ſich um eine interalliierte Angelegenheit handle, in der Frankreich den Geiſt der Verſtändigung und des Friedens walten laſſen müſſe aber keineswegs eine iſolierte Politik betreiben dürfe. Zudem läge es im Intereſſe der Kartellpolitik, in der Entwaffnungsfrage geſchloſ⸗ ſen und ſtark vorzugehen, denn nur die endgültige Regeluna dieſeß Problems werde zur Verwirklichung der im Völkerbund ausge arbeiteten Pläne führen. Bei dem Empfang der ausländiſchen Journaliſten unterließ es Herriot auf die Raumung irgendwie einzugehen, verſäumte es aben nicht, die friedliche Geſinnung und den Verſtändigungswillen Fronk⸗ reichs im allgemeinen hervorzuheben. 6 05* „Spezifiſche verfehlungen“ §. London, 22. Dez.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Der „Daily Telegraph“ will erfahren, daß die interalltierte Kontroll⸗ kommiſſion in ihrem Bericht, abgeſehen von der allgemeinen Be⸗ ſchuldigung der Obſtruktion, auch Deutſchland gewiſſe ſpezt! [fiſche Verfehlungen in der Erfüllung der Entwaffnungs paragraphen des Friedensvertrages vorwerfen wird. Sie bezögen ſich mehr auf induſtrielle Möglichkeiten als auf mili⸗ täriſche Arrangements. Bezüglich kleiner Waffen ſei die Kom⸗ miſſion nachſichtig, weil ſie dieſe für nicht weſentlich im Krieg der weſtlichen europäiſchen Nationen halte. Die Kommiſſion hab aber ſehr genau auf die Einrichtungen der Fabriken von Artillerie geachtet. Hier habe ſie die bisher immer ſo mißachtete Forderung wiederholt, daß Krupp die Drehbänke und andren Maſchinen un Werkzeuge zum Bauen der„dicken Berta“ zerſtören ſollte. Dieſe Forderung ſei aber bisher zurückgewieſen worden unter der Be⸗ gründung, daß die Werkzeuge zur Friedensarbeit verwendbar ſeien. Die Kommiſſion verlange auch die Demontierung der Stahlwerke Spandau, die leicht zum Bau von Artil⸗ lerie dienen könnten. Dies ſei Deutſchlands altes Staatsarſena wo die größte Zahl der Kruppgeſchütze vor dem Kriege gebaut wurde⸗ Dier Bericht nimmt auch auf die 5 von den Alliierten in ihrer letzten offiziellen Vorſtellung über den Gegenſtand angeführten Punkte Bezug. Er legt beſonderes Gewicht auf die Notwendigkeit, die gegenwärtige Organiſation der Polizei zu vernichten und aus den Kaſernen zu nehmen. rse Insgeſamt ſind 40 000 Haushaltungsvorſtände mit 90 000 Familien⸗ andhßriee ausgewieſen worden. Unter den 40 000 waren allein 37 000 Beamte. Letzte Meldungen Probefahrlen der„Los Augeles“ (Spezjalkabeldienſt der United Preß) Lakehurſt, 22. Dez. Das Luftſchiff„Los Angele 8. i heute zu ſeiner zweiten Probefahrt aufgeſtiegen. Kapitän Klein erklärte, daß er nur eine dreiſtündige Fahrt plane und dann unmittelbar nach Lakehurſt zurückkehre. Bei einem 10ĩ⸗Moilen⸗Nord? weſt herrſchte in der Höhe bitterſte Kälte. Mit Rückſicht hierauf hat man die 39 Mann ſtarke Beſatzung auf das wärmſte vingekleidet⸗ Eine neue Kältewelle wird für Mittwoch und Donneret angenommen, während augenblicklich die Witterung etwas mi 5 iſt. Die atlantiſche Schiffahrt iſt nfolge eines heftigen Sturme feſtgelegt. In den Neu⸗Englandſtaaten herrſchen Temperaturen 115 21 Grad C. unter Null, Berlin, 22. Dez. Die Wohnung des Reichsminiſters a. 3 Schiffer im Weſten von Berlin wurde Freitag nachmittag 550 Einbrechern heimgeſucht, die wertvolle Beute an Gold⸗ 55 Silberſachen machten. Die Einbrecher ſind wahrſcheinlich dr jüngere Leute, die von Hausbewohnern geſehen wurden. für „Rom, 23. Dez. Geſtern ſind die offiziellen Einladungen den die Eröffnung der Porta Sancta bei St. Peter durch Uhr 1 0 eben worden. Sie lautet auf den 24. Dezember 11 vormittag. Publitum der Eintritt in die Kirche geſtattet, in der der Pa Segen erteilt. Geſtern iſt hierzu Kardinal Merzier von Be m 11½ Uhr wird dem mit Eintrittskarten Nabſt de lgien Wie die Berliner Allgemeine Korrelpondenz erfährt, ſind ſämtliche Ausweiſungsbefehle im beſetzten Gebiet bis auf 15 zurückdenommen worden. ſther die»»o, de wird hier eingetroffen. 0 — die deulſche demarche zur Kölner Irage — —1771 —— SSreg gsgg er aes srn ggg E71 . 2 8 Dienstag, den 23. Dezember 1924 RNeue Mannhe'mer Jeltung(Mittag⸗Nusgade) 3. Selte. Nr. 388 Am Mittwoch, den 24. Dezember,(Heil. Abend) erſcheint hur eine Ausgabe gegen 1 Uhr nachmiktags. Wir bitten, Anzeigen für dieſe Ausgabe bis ſpäteſtens Mittwoch vormittag 10% Uhr aufgeben zu wollen. Städtiſche Nachrichten Flugverkehr in Baden Durch die Blätter aing die Mitteilung von der Gründung mer Badiſchen Luftverkehrs⸗Geſellſchaft in Korls⸗ 280 an der Stadt und Wirtſchaft beteiliat ſind. Wir werden von nterrichteter Seite darauf aufmerkſam gemacht. daß es ſich bei ieſer Gründung um ein Fluaverkehrsunternehmen handelt, das veziell Karlsruher Intereſſen dienen ſoll, das dem⸗ i von mehr örtlicher, nicht von internationaler Bedeutung H. und das den Zubringerverkehr nach der Schweiz, nach Frankfurt und Stuttaart aufnehmen will, entſprechend dem Gutachten des Architekten Dr ing. C. Eiſenlohr in Karksruhe, der in einem Artikel im„Karlsruher Tageblatt“ vor einigen Tagen der tadt Karlsruhe den Ausbau eines Zubringerluftverkehrs nach den nächſten Hauptknotenvunkten wie Mannbeim. Frankkurt und Stutt⸗ gart mit kleineren.—3ſitzigen Flug⸗eugen empfahl. Der von der eſellſchaft gewählte Name dürfte daher nicht aanz der Stelluna des nternehmens entſprechen, da er nach Außen hin geefanet iſt. einen raleich mit württemberaiſchen oder baneriſchen Fluaverkehrs⸗ Zeſellſchaften. an denen auch die ſeweiligen Staaten beteiliat ſind, pe zu lecen. Die Geſellſchaft hat auch nichts mit der Badiſch⸗ fätziſchen Luftverkehrs⸗A.⸗G. in Mannbeim zu „deren Gründung mit Unterſtützung der Städte Mannheim. Lud⸗ wlashafen, Heidelbera nach umfanareichen und aründlichen Vor⸗“ arbeiten in den nächſten Tagen zu erwarten iſt. Die Badiſch⸗WPfäl⸗ ziſche Luftperkehrs⸗Geſellſchaft. deren Landevlatz in unmit⸗ elberer Rähe Mannheims liegen wird. hat die Aufgabe, e Rheintallinſe Schweiz—Holland. die Linſen Saarbrücken—Stutt⸗ Wir, Mannbeim— Bodenſee zu befliegen und das badiſch'pfälsiſche etlchaftsgebiet dadurch zu einem Knotennunkt verſchiedener Flug⸗ derkehrslinien zu machen. den die ſtarke Maſſierung wirtſchoftlicher tereſſen an dieſem Platz ohne weiteres vorausſetzt. Daß die von der Karlsruher Gründung gewählte Firmierung 2 felſchen Schlüſſen führen kann, geht aus folgenden Aeußerungen 2„eidelberger Tageblattes“ hervor:„Man dürfe dieſes wage⸗ umitige Beginnen begrüßen, wenn es nicht vorher eingeleitete und us weſentlich bedeutſamer erſcheinende Schritte durchkreuzen und en in die Gefahr einer Benachteiltigung bringen würde. Was Nur gemeint iſt, iſt ohne weiteres demfenigen verſtändlich, der un⸗ de mehrfachen Hinweiſe auf die Pläne, Mannheim zu einem Neakralplatz für den inbernationalen Flugverkehr zu machen, zerfolgt har. Es handelt ſich alſo— mit dürren Worben gefagt— um einen Konkurrenzkampf Karlsruhe gegen Mann⸗ eim in einer Frage, die wirklich eine Zuſammenfaſſung aller räfte erfordert und nichts weniger ertragen kann als eine Kräfte⸗ terlwwrrung Als bekannt darf vorausgeſagt werden, daß Ver⸗ ehrsfluglinien, wie überall, ſo erſt recht in Deutſchland, auf abſeh⸗ bare Zeit eine Eigenrentablilät nicht haben, ſondern auf öffentliche und pripate Subventionen ang⸗wieſen ſind. Dieſe Unterſtützungen, ndere aber die maßgebende von ſeiten des Reſchs, werden mehr als fraglich wenn die beiden Städte ſich nicht einigen. Un⸗ Wiſſens iſt der Gedanke eines einheitlichen Vorgehens aller in⸗ zereſſierten Sdädte und Organifationen in Baden gerade von Mann⸗ in den Vordergrund gerückt worden und ſollten Boſprechungen darüber demnächft ſtattfinden. In dieſe durchaus begrüßenswerten, vernünfti Abſichten iſt jetzt die Karlsruher Gründung richtig⸗ ind hiweingeplaßt Ob dies mit oder ohne Antrieb von badi⸗ n Regierungsſtellen geſchehen iſt, wollen wir heute ununterſucht wir wollen dagegen betonen, daß es die natürlichſte Aufgabe 2 geweſen wäre, nicht Karlsruher Lokalbelonge* un⸗ geſdellde ern 1 15 5 9 102 ihr aus konkret — Frage zu beantworten, wie flugverkehrstechniſch wie flugverkehrswirtſchafflich dem ganzen Land 00 8— 75 werden kann. Freilich: da die ehrliche Prüfung dieſer Verhältniſſe Mannheim zweifellos und bei weitem den Vorrang vor Karlsruhe einräumen müßte, würde der landeshauptſtädtiſche for⸗ cierte Ehrgeiz ſich zum Opfer des Verzichts auf die eignen Pläne entſchließen müſſen. Wir wollen hoffen, daß auf keiner Seite e eee 92—— entſtehen und daß im Intereſſe des nzen Landes en die Mannheimer Beſtrebungen ſich du ſetzen werden. Die Karlsruher Geſchäftigkeit, die immer in dem Augenblick muit vorbildlicher Schnelligkeit einſetzt. wenn es gilt, Mannheim das Waſſer abzugraben, hat es auch in dieſer Frage nicht zugelaſſen, zuzuwarten, bis die Mannheimer Gründung erfolgt iſt, die, wie usgeführt wurde, einen weit über lokale Intereſſen hinausreichen⸗ den Chorakter tragen ſol. Man bätte ſich unter allen Umſtänden mit Mannheim über den Titel der Karlsruher Gründung verſtändi⸗ ten müſſen. So aber wird durch die Meldung von der Gründun⸗ Aner badiſchen Luftverkehrsgeſellſchaft, die durch das Wolff⸗ bürd in alle Welt hinauspoſaunt wurde, die Anſicht verbreitet, daß es ſich um eine zentrale Gründung für ganz Baden hondell. Gezen dieſe Karlsruher Quertreibereien, die nicht dem ba 1 Allgemeinintereſſe dienen, muß mit aller Entſchiedenheit pr rt werden. Man gönne doch endlich einmal unſerer Stadt als ber größten des Landes ein Unternehmen, das keinen ausgeſprochen lokalen Charakter trägt. Bei der ſtets in Karlsruhe on den Tag gelegten Rührigkeit die wir immer rückhaltslos anerkannt haben. bleibt in anderen Dingen noch genug zu tun übrig. Schule und Jugendfürſorge Erziehungs⸗ und Jugendfürſorge ſtehen heute im Vordergrund des Intereſſes, nicht bloß in den Kreiſen der berufsmäßigen Erzieher, ſondern weit darüber hinaus bei allen Volksgenoſſen, denen das Schickſal der künftigen Generationen unſpres d uſchen Bolkes am Herzen liegt. Das erſcheint nicht weiter verwunderlich. It doch ein großer Tell unſeres Nachwuchſes durch Krieg und Kriegsfalge nicht nur in ſeiner Körperkonſtitution und Entwicklung geſchädigt und 0 ſondern auch in geiſtiger und ſeeliſcher Hinſicht durch ängel in der Erziehung, ſchlechte Vorbilder, durch Wohnungsnot und Arbeitsloſigkeit und nicht zuletzt durch den wiederauflebenden Alkoholismus mit ſeinen traurigen Begleiterſcheinungen in einen Zu⸗ ſtand der Verwilderung und Verkommenheit geraten, aus dem er nur durch planmäßige, gemeinſame, hingebungsvolle Erziehungs⸗ arbeit emporzuheben ſein wird. die Heidelberger Jugendfürſorge⸗ tagung und der Münchner Heilpödagogiſche Kongreß haben dieſen Sommer und Herbſt den Teilnehemern und auch der Oefſentlichkeit dieſe Nöte mit voller Deutlichkeit gezeigt. Daß bei dieſer Sachlage die größte deutſche Organiſation berufsmäßiger Erzieher, der Deut⸗ che Lehrerverein, die Zeichen der Jeit verſtändnisvoll er, faffend, ſeinen Unterverbänden für das Jahr 1924 die Durcharbeltu des Komplexes„Jugendfürſorge und Jugendpflege“ als Vereinsauf⸗ be ſtellte, iſt beſonders anzuerkennen und verdient den Dank des olksganzen. Wie nun einer der Verbände, nämlich der Bezirkslehrer⸗ verein Rannheim unter Leitung ſeines Vorſtzenden, Ober⸗ lehrer Kern, dieſe Aufgabe zu 1 ſuchte, hat die für die Mann⸗ heimer Lehrerſchaft veranſtaltete Jugendfürſorgewoche ge⸗ zeigt, deren Programm aus Vorträgen, Führungen und Beſich⸗ ligungen zuſammengeſtellt war. Die Mannheimer Jugendfürſorge⸗ wothe hat die von Veranſtaltern auf ſie geſetzte Aend ee bei wei⸗ tem übertroffen. Die Beteiligung der Lehrerſchaft und der eingela⸗ denen Gäſte war von Anfang bis zu Ende derart rege, daß daz große Auditorium der Handelshochſchule an allen Vortragstagen ſtark überfüllt geweſen iſt, ein hocherfreuliches Zeichen ideglen Strebens der Mannheimer Lehrerſchaft und der ſonſtigen an der Jugendwohlfahrt beteiligten Mannheimer Stellen. Nach Eröffnun des Kurſes durch den Vorſitzenden des Bezirkslehrervereins und na einer herzlichen Begrüßung der Teilnehmec durch den Dezernenten des Wohlfahrtsweſens, Stadtrat Böttger, referierte zunäſchſt Rek⸗ tor Lohrer, der die vorbereitenden Arbeiten für die Veranſtal⸗ tung übernommen hatte, einleitend über„Die Beziehungen der Schule zur Jugendfürſorge in Mannheim!. Da⸗ ran ſchloß ſich ein Vortrag des Stadtſchulrats Dr. Stephan über „Ernährungsfürſorge“!. Am zweiten Nachmittage ſprach der Vorſtand des Jugendamtes, Direktor Köbele„Aus dem Auf⸗ gabenkreis des Jugendamtes“. Der dritte Nachmittag wurde den Beſichtigungen und Anſtaltsbeſuchen gewidmet. Es wur⸗ den beſucht: Städtiſche Zentralküche im Schlachthof und Milchzentrale beim Schlachthof, Waiſenhaus der Familie Weſpinſtiftung, Knaben⸗ waiſenhaus St. Anton, Evangeliſches Mädchenwaiſenhaus, Städtiſchez Fröbelſeminar und Kindergarten mit Vortrag der Seminarleſte ein, Frln. Raſa Grünbaum:„Die ſoziale und pädagogiſche Bedeutung des Kindergartens“, Stödtiſches Kinderheim Rheingu. Evangeliſches Lehrlingsheim, Oberlinhaus in Neckarau, St. Annaheim, Zufkuchts⸗ haus in Neckarau, Mannheimer Kindererholungsheim„Viktor⸗Lenel, Stift“ in Neckckzgemünd mit Vartrag der Frau Dberin Zent⸗ mayer über„Die erzieheriſche Tätigkeit im Erholungsheim“. Den 3. Vortragsnachmittag füllten Vorträge von Frau Dr. Bernays, der Leiterin der ſoz. Frauenſchule Mannheim über„Jugendliche Ver⸗ wahrlofung u. Jugendgericht“ und von Dr. med. Maſes über Für ſorge für Schwachſinnige und Pſychapothen“ aus. Am letzten Ta ſprach Rektor Jafpert aus fFrankfurt über„Schule und Jugend⸗ wohlfahrtspflege“. Die Referate ſind in einer Sondernummer Nr. 49 der Badiſchen Schulzeitung erſchienen und können vom Verlag Kon⸗ kordia(Bühl) bezogen werden. Einweihung des Bildes des neuen Präſidenten der Republik Venezuela Dr. Enrique Urdaneta⸗Mahya, der Generalſekretär des konſtitutionellen Präſtdenten der Republik der Vereinigten Staaten von Venezuela, hat dem hieſigen venezolaniſchen Konſul ein Bild⸗ nis des Präſidenten der Republik, General Juan Vicente Gomez,—— Dieſes Bildnis wurde im hieſigen Konſulat am 19. Degember feierlich eingeweiht. Es wurde dieſer Tag ge⸗ wählt, weil der 19. Dezember in der Geſchichte der Vereinigten Staaten von Venezuela eine hervorragende Rolle ſpielt, war es doch am 19. Dezember 1908, daß der jetzige Präſtdent General Gomez Venezuela wieder hergeſtellt hat! Mit Recht wird dieſer Retter Venezuelas weit über die Grenzen ſeines Landes hinaus als„Held des Dezembers“ gefeiert. Anläßzlich der eierlichen Einweihung des Bildes des General Someg wurden die hervorragenden Verkenſte, die ſich der jetzigs Präſident von Venezuela in ſo hohem Maße erworben hat, beſon⸗ ders gewürdigt. Es dürfte auch in Deutſchland intereſſieren, einen kurzen Ueberblick über die hohen Verdienſte dieſes Staatsmannes n gewinnen, Ihm allein verdanken die Vereinigetn Staaten von enezuela ihr Aufblühen, ihre kulturelle Entwicklung und den wohltuenden Frieden. Im Verkehr mit allen Nationen der Welt ſtaltete ſich die Stelung Venezuelas immer feſter und das Urteil, 88 ihr n bes friedlichen und klugen Geiſtes, ihrer Eigenach⸗ kung und der Achtung vor fremden Stabten im internationalen Verkehr zuteil wirb, lautet äußerſt günſtig. Es würde viel zu weit führen, wollte man hier alle Verdienſte hervorheben, die ſich der Präſident in hervorragender Weiſe er⸗ worben hat. Es genügt, zu ſagen, daß es dem Präſidenten zu benken iſt, daß heute Venezuela einen hervorragenden Platz in der Welt einnimmt, große neue Induſtrien(Molkereten, Papier⸗ ſabrilen, Glasfabriken, Webereien, elektriſche Licht⸗ und Kraft⸗ anlagen) haben ſich aufgetan, mehr als 7000 Km. Straßen ſind unter der Regierung des Präſidenten hergeſtellt worden, die in der -merikaniſchen Union als muſtergültig angeführt werden Der jaäſident hat Geſundheitsinſtitute errichtel, von denen der deulſche Profeſſor Fülleborn geſagt hat, daß ſie zu den beſten der Welt ge⸗ hören. Er hat ein Heer formiert und den obligatoriſchen Militär⸗ dienſt eingeführt, muſtergültige Militär⸗, Marine⸗ und Flieger⸗ ſchwlen errichtet Ihm iſt es zu danken, daß heute der venezolga⸗ niſche Bolibar dem Dollar gleichſteht. Er hat die Finanzen der Republik auf eine nie geahnte Höhe gebracht, ſodaß heute die Reglerung eine Summe von 80 Miflionen Goldboltvares in der Gtastskoſſe hat. Sein Einfuhrverbot für Waffen, ſowie das Ver⸗ bot bes Waffentragens hat den Erfolg gezeitigt, daß in Venezuelz die Zahl von Verbrechen von Jahr zu Jahr geringer wurde und heuts gleich Null iſt, General Gomegz mit ſeinem Motio„Friede und Arbeit“ hat den Vereinigten Staaten von Veneguela eine 11 8ů 5 Gegen⸗ wart und eine nicht zu berechnende Zukunft erober ‚ Markwerkehr mit vieh Noch Mitteflung des Städtiſchen Nachrichtenamts wurden auf den 88 bedeutendſten Shlachtviehmärkten Deutſchlandz im Nopem⸗ bar 120 001(im Oktober 139 723) Rinder, 89 442(92 381) Kälber, 128 81(133 019) Schafe, 325(334 146) Schweine zuge ührk. Gegenüber bem Oktober haben ſich alſo die Zahlen bei allen Veh⸗ Hungen ermäßigt. Bei den Rindern hatte Berlin den rößſen Auftrieb mit 22 200 Stück, dann falgen: Hamburg 2 München mit 7921, Köln mit 6 645, Huſum mit 6 180, g. M. mit 5 425, Mannheim mit 4026, Stuttgart mit rnberg mit 3 670, Breslau mit 3 645. Eſberſeld mit 3 514, 3 179, Chemnitz mit 3 120, Dresden mit 3 036, Leipzig mit agdeburg mit 2726, Dortmund mit 2 700, Hannover mit Königsberg mit 2077, Mainz mit 1841, Kiel mit 1761. Bremen emnit 1704, Würzburg mit 1559,. Düſſeldorf mit 1 479, Zwickeu mit 1 268, Koblenz mit 1150, Wiesbaden mit 1116, Augs⸗ burg mit 1091, Stettin mit 1048, Aa en mit 905. Karlsruhe mit 873, Lübeck mit 835, Barmen mit 754, Kaſſel mit 613, Plauen i. V. mit 510, Krefeld mit 447. Die Jahl der auf dem Mannheimer Viehhof aufge⸗ triebenen Külber betrug im November 2304(m Oktober 2 697), die der Schafe 1059(989) und die der Schweine 7 454(9 430). Dem Mannheimer Schlachthof wurden im November 1488 Rinder(gegenüber 1 660 im Oktober) zugeführt. ferner 1842(2 207) Kölber, 758(833) Schafe und 4 019(4 793) Schweine. * Hillige Weihnachksfahrfen. Anläßlich der Weihnachtsfeier⸗ lage wird nach Mitteilung des Badiſchen Verkehrsverbandes eine größere Anzahl der vor kurzer Zeit für weitere Entfernungen neu ber d ten Sonntagskarten zur Einführung kommen. Beſonder⸗ er Berkehr nach dem Schwarzwald dürfte hierdurch eine weſent⸗ liche Belebung erfahren, umſomehr als die Gültigkeit der Sonn⸗ tagskarten über die Weihnachtsfeiertage erheblich ausgedehnt wird. Sie gelten von Dienstag, 23. Dezember, mittags 12 Uhr, bis einſchl. Sonntag, 28. Dezember, fodaß ein Aufenthalt im Schwarz⸗ wald bis zu etwa 5 Tagen möglich iſt. In Mannheim ge⸗ langen neue Sonntagskarten für folgende Stationen zur Ausgabe: Bühl, Obertal, Achern, Ottenhöfen, Raumünzach, Oppenau, Oder⸗ kirch, Offenburg, Triberg Freiburg, Titiſee, Hinterzarten, Obertal oder Ottenhöfen. Sonntagskarten nach Baden⸗Baden beſtanden bisher ſchon. Die Sonntagsfahrkarten ſind gegenüber den gewöhn⸗ lichen Fahrkarten um ein Drittel ermäßtigt. eeeeeeeeeeree 774 3. ee, 22 7. 7. ,, een,,,, 7. 42 2 7 74 ½ e,, 428 5 884 n E 8 do do e 2 * * Wiener Kleinigkeiten Von Wilhelmine Baltineſter Dis Donauſtadt ſteht in dieſer Zeit der wirtſchaftlichen Sorgen 95, Welche die Freude an den Weißnachtsfeiertagen vekdüſtern— 50 einem neuen Rätſel: dem Schilling. Am erſten Januar des lauen Jahres wird dieſe neue Währungsform eingeführt; der Schil⸗ ing entſpricht zehntaufend öſterreichiſchen Kronen. Dieſem er⸗ danmoenen Abſchied von der alten Krone ſteht der konſer⸗ Tende iener mit grämlichem Mißtrauen gegenüber; man befürchtet intuerung, die ſich in allen Ländern bemerkbar machte, wo ohne nere Baſis hochwertige Währung eingeführt wurde. dDie ewig ſtreikende Stadt iſt einem Telephonſtreik Auclich entronnen. Nach tagelangen Verhandlungen, die nur zu dfen. teilweiſen Einverſtändnis führten, hat die techniſche Union ſchloſſen, von einem Streik mit Rückſicht auf die kraurige wirt⸗ haftliche Lage und der aus einem Streik erwachſenden Schädigung er Induſtrie vor Weihnachten Abſtand zu nehmen. Doch ſchon droht eine zeitweilige Schließung der Apothefen, kvorgerufen durch die Forderung nach Gehaltserhöhung, die die N armazeuten energiſch einbrachten. Die Apotheker haben bei der egierung um eine Erhöhung der Rezeptarbeiten und der Waren⸗ Sefe angeſucht, jedoch abſchlägige Antwort erhalten, weshalb der unbermeidlich erſchien. Er wurde nur dadurch vereitelt, daß Pharmazeuten— ohne Rückſicht auf die Zahl ihrer Dienſtjahre de eine der Gehälter um 11 Prozent zugebilligt wurde; Zelt Avotheter haben ſich verpflichte, dieſe Erhöhung ar die nachte 0 Auseigenen Mitteln zu beſtreiten, ſedoch ohne Preisſteigerung er Arzneitaxen. Wiens— ſeit dem Kriege— berühmt ſchlechte Straßenbeleuch⸗ teng, wird in den nächſten Tagen durch neuen Kraftſtrom aus Op⸗ Vanh deſſen Anlage bereits fertiggeſtellt wurde, eine weſenlliche eſerung erfahren. Wiens Lichthunger iſt begreiflich, warum ſollte —— gerade in der Stadt der ſchönen Frauen am Abend zwangs⸗ deiſe blind an Schönheiten vorüßergehen? Die Wiener Radio⸗Induſtrie, die in der letzten Zeit einen un⸗ eeheuren Aufſchwung nahm, ſteht durch den Mangel an Kopfhörern — einer Kriſe, die immerhin ein Lächeln hervorruft, wenn man dege kt, wie ſchwerwiegend die Kriſenprobleme anderer, ſetzt brach⸗ nder Induſtrien ſind. ‚ Die Wiener ſind bekanntlich mit zlemlich viel Gemütlichkeit be⸗ 2— Dabei hat er das Glück, ſich in einer der angenehmſten Gegen⸗ n Europas zu befinden; ein Ausflug in die Alpen nimmt von —.— aus zwei Stunden Bahnfahrt in Anſpruch. Aber das iſt noch euwer nicht genügend gemütlich. Jetzt taucht gar das Projekt für ſic Seilbahn auf den Rax auf. Jebenfalls eine angenehme Aus⸗ 0t Leute, die ſich die Berge ſonſt nur von unten anſehen S6 ſe Wiener Theaterluft hat noch immer den triſten Scmer verſtimmender Traurigkeit. Und man atmet auf, wend Fürtſtigere Gerüchte vernimmt. So ſollen die belden größten Varietebühnen Wiens: Ronacher⸗ und Apollo⸗Theater, demnächſi wieder eröffnet werden. Das ſeit dem Frühjahr dieſe; Jahres ge⸗ ſchloſſene Ronacher⸗Theater wird unter der Leitung des früheren Direktors Rosner und eines Amerikaners Clifford Fiſcher wieder eröffnet werden. In der vergangenen Spielzeit feierte dieſes Eta bliſſement mit der— ziemlich„ausgezogenen!— Revue:„Wien, 5 acht!“ unter Mitwirkung des bildſchönen 0 Tänzerpaare⸗ dmonde Guy und Erneſt van Düren wahre Triumphe. Die Wiener Kin o⸗Enthuſiaſten erwarten mit Neugierde den 005 das Frühjahr angekündigten Beſuch Harald Lloyds, der aus er amerikaniſchen Fumſtadt Hollywood an die Donau reiſen will, um hier die Aufnahmen zu einem großen Film zu machen. Nicht der erſte und nicht der letzte, der eigenſt über den Ozean gondelt, um Wiens Schönheiten auszubeuten. Gine Senſation bildet das Auftreten der bekannten Tanz ⸗ künſtlerin und ſchönſten Frau der Welt in einem Wiener Kaba⸗ rett: Olga Desmond. Wiens kunſtſinniges, ſchönheitstrunkenes Publikum wird gewiß in das Kabarett wallfahren, wie es einſt zu den marmorſchönen Reizen der Paxiſerin Guy pilgerte. Die Hauſſe iſt vorbei— auf allen Gebieten. Auch die Glite⸗ Reſtaurants fühlen es. Der Beſitzer eines der bekannteſten und vornehmſten Reſtaurants im Innern der Stadt, Franz Hopfner, bei dem die feudale alte und die gut angegogene neue Geſellſchaft verkehrte, ſteht nun im Ausleichsverfahren. Der Be⸗ trieb florierte hauptſächlich zur Zeit der Wiener Börſen⸗Konjunk⸗ tur, wurde aber durch Eröffnung zweier neuer Gtabliſſements und durch die erhöhten Regien zugrunde gerichtet. Mit dieſem Zu⸗ ſammenbruche verliert Wien eines ſeiner angeſehenſten und ſtil⸗ vollſten Lurus⸗Reſtaurants. .. Ein ſelten humanes Teſtament hat der kürzlich verſtorbene Herr Albert Katſcher hinterlaſſen. Er vermachte darin ſein aus zwanzig Milliarden beſtehendes Vermögen vier Wiener Wohltätigkeitsinſtituten, und zwar den Blinden, den Taubſtum⸗ men, den Waiſen und der Greifinnenfürſorge. Der Verſtorbene war kinderlos. Es iſt dies ſeit Jahrgehnten der erſte Fall, daß in Wien ein ſo bedeutendes Vermögen humanitären n gur Verfügung geſtellt wird. Der frühere Miniſter Johann Chlumecky iſt in Bad Auſſee im 61. Lebensjahre geſtorben. Er war ein bedeutender Staats⸗ mann aus dem alten Oeſterreich und Führer der Deutſchen und Liberalen. Nach einer rapiden Karriere brachte er es zum Acker⸗ bauminiſter. In die Zeit ſeiner Tätigkeit fällt auch bie Erri tun der Hochſchule für Bodenkultur in Wien. Er war ein h angeſehenes Mitglied des Herrenhauſes und hat die Verſtändigung zwiſchen Deutſchen und Tſchechen in Mähren herbeigeführt. 850 der N e 1 Profeſſor— en 5 115 55 der pfer der berühmten Verfüngungstheroie, die Abſicht hegen, ſeine Vaterſtadt Wien zu verkaſſen, um einem Rufe nach Paris oder Amerika zu folgen, da er in Wien die zur ſehreng ſeiner 2 Arbeiten nötigen Mittel und die volle Anerkennung ſachen nicht e haben ſoll. Dieſes Gerücht ſoll den Tat⸗ achen 79 5 nicht entſprechen; denn von unterrichteter Seite wird miteteilt, daß Profeſſor Steinach bisher weder die ihm zur Ver⸗ fügung ſtehenden Geldmittel vom Unterrichtsminiſterium in An⸗ ſpruch nahm, noch die Abſicht hegt, Wien zu verlaſſen. Soll die ohnehin arm gewordene Stadt nun auch noch den großen Gelehrten verlieren? n will es nicht glauben. Wenn aber doch ein Körn⸗ chen Wahrheit darin wäre, ſo hätte die Stadt Wien vfelleicht doch ein wenig Schuld an dieſem Domizilwechſel des Mannes, deſſen Erfindung die ganze Welt angeht. Denn der alte Satz:„Ein Prophet gilt nichts in ſeinem Vaterlande“ ſcheint leider ewig jung zu bleiben— geradegu, als hätte er ſich der Steinachſchen Ver⸗ jungungskur unterzogen. Baſeler Orief Das Stadttheater führte die Ideen Adolphe Appias in einer geſchloſſenen„RKheingold“ Inſzenjerung vor. Appia will den prophetiſchen Charakter der Wagnerſchen Muſtk in neue optiſche Perſpektinen und Zuſammenhänge bringen. Bei radikaler Vereinfachung der Szene ſtellte ein Treppenaufbau mit Vorh ngen im Stil der Shakeſpeare⸗Bühne das Hauptbild dar, aus deſſen Hnter⸗ nd als Wolhalla⸗Proſpekt eine Silhouette des Leipziger Völker⸗ ſchachrdentmals herauswuchs. Die Vorhangstechnik givbt von dem n ſel nur die nötigſten Andeutungen. So hält der Atem der Ereigniſſe an. Kein toter Gegenſtand lenkt prun haft rder auf⸗ dringlich die Aufmerkſamkeit vom lebendigen Geſchehen ab. Aler⸗ dings wurden ſtellenweiſe die Konturierungen ſtark verwiſcht; man rte den Mangel an plaſtiſchen Situationen, an ſzeniſchem Rel ef. kungen war Nibcheim, deſſen ſchräge gedrückte Raumg ſtaltung von wuchtender beklemmender Gewalt als bildhaft ſtärkſte de nung der Ideenwelt s am nächſten kam. Das Streben nac Verein⸗ fachung te die Koſtümierung auf das Notwendegſte. In breitem scoſtil erſtanden die Geſtelten Wotan und Loge er⸗ ſchienen los. Die Rheintöchter waren aus ihren Sywimm⸗ apparaten erlöſt und konnten ihr Spiel frei entfalten, ſodaß die Ver⸗ ruigsſzene— 5 erſten Male die vorgeſchriebene dreifache Steige⸗ rung erlebte. Die Möglichkeit einer reinen Intona ion wurde dedurch ebenfalls gegeben. Kapellmeiſter Gottfried Becker entlockte dem Steigerungen. Bis 0 reſtloſen Durchdringun von Ton, Gebärde und Szene im Wagnerſchen Sinne iſt ein weiter Weg. das mutige Eintreten für Adolphe Appio ge⸗ bührt dem Ba ter trotzdem volle Anerkennung.— Mit e ner Aufführung der„Elektra“ feierte das Theater nachträglich den 60. Geburtstag von Richard Strauß. Auch die beſte Aufführung diees Dromos läßt keinen ungetrübten Genuß aufkommen. Hoffe brachte Strauß kein Heil und ich erinnerte mich an iner Nei⸗ 1ſe Bmmenihals Elektragloſſen, die die kümſtleriſche Che dieſer befden greiſlich perſiflierdert: 4 Seite. Mr. 38 neue Mannheimer Jeſtung lnmttag⸗Naogabe) Dienstag, den 23. Dezember 1924 Veranſtaltungen Weihnachtsfeiern Schumann⸗ Jeier der Oberrealſchule Wie in den letzten Jahren, ſo wurde auch heuer in der Ober⸗ Feier veranſtaltet, die diesmal Sch u⸗ In einleitenden Worten gab Muſiklehrer Berger ein anſchauliches und packendes Bild von Schumanns realſchule eine muſtkaliſche mann gewidmet war Leben, das wie ſeine Kunſt im Zeichen der Romantik ſtand. VBe den er kam in der. Hauptſache der Liederkomponiſt Schu⸗ orte. Der erſte gemiſchte Chor„Zigeunerleben“ ſtellte an die Schuler faſt di dohe Anforderungen. Die einfacheren, volks⸗ 0 7 ie auch die große Arbeit die während des Schuljahres geleiſtet wurde, erkennen ließen, wirkten dagegen um Den ſtärkſten Eindruck machten unſtreitig die ervort Muſiklehrer Berger, der trotz ſtimmlicher Indispoſition mehrere Lieder und die Ballade„Belſazar“ mit feinem Verſtändnis vortrug.—— Mack, die ſich liebenswür⸗ ſtellt hatte, ſang zwei der ſchönſten Lieder aus„Frauenliebe und Leben“ die ebenfalls großen Anklang uletzt brachten beide noch zwei Duette mit Klavierbegleitung zum 0 Recht gut wurden auch drei Klavierſtücke von dem Oberſekundaner den Oberprimanern Knittel und Spiegel das Trio„Liebesgarten“ ſpielte. Ab⸗ geſchloſſen wurde die Feier durch das von einem gemiſchten Chor mann zu tümlicheren Chöre, ſo anſprechender. Liedervorträge von digerweiſe zur Verfügung ge fanden, mit anſprechender und gut gebildeter Stimme Eckert vorgetragen, der zuſammen mit vorgetragene Beckerſche„Rheinlie!“ Man kann ſagen, daß die Feier ihren doppelten Zweck, einerſeits die Schüler mit den Werken eines großen Meiſters der Tonkunſt bekannt zu machen— die Hauptprobe galt als Feier für die Schüler der unteren und mitt⸗ leren Klaſſen— andererſeits eine engere Verbindung zwiſchen Schule und Elternhaus herzuftellen— der Abend war erfreulich gut beſucht— in beſter Weiſe erreicht hat. b- 8 Theaternachricht. Humperdincks Märchenſpiel„Hänſel und Gretel“ wird wieder in den diesjährigen Spielplan aufgenommen. Die erſte Vorſtellung findet Freitag, den 26. Dezember, außer Miete ſtatt. Die muſikaliſche Leitung hat Guſtav Mannebeck. Die Haunt⸗ partien ſind folgendermaßen beſetzt: Aenne Geier— Hänſel, Guſſa Heiken— Gretel, Anna Karaſek— Mutter, Betty Kofler— Hexe, Hugo Voiſin— Peter, Kathe Inge Krug— Sandmännchen, Tilly Roth— Taumännchen Hierauf gelangt am gleichen Abend zur Erſtaufführung„Der Nußknacker“, Ballett⸗Feerie von Tſchai⸗ kowski. Die Bühnenbilder hat Heinz Grete geſtaltet. Die Koſtüme wurden unter der Leitung von Ichanna Kelter und Karl Moll in den Werkſtätten des Nationalthéaters angefertist.— Es ſei nochmals auf die Donnerstag, den 25 Dezember, ſtattfindende Aufführung von Richard Waaners„Die Meiſterſinger von Nürn⸗ berg“ hingewieſen. Muſikaliſche Leitung Richard Lert Die Herußtrartien ſind mit den Damen Aenne Geier, Paulin⸗ Strehl und den Herren Hans Bahling Fritz Bartling, Alfred Färbach. Wilhelm Fenten, Philipp Maſſalsky, Carſten Derner und Hugo Voiſin beſetzt. Die Vo ſtellung findet außer Mi⸗te ſtari Der„Lindenwirkin“ Abſchied. Hanns Klückſteins Volksſtück „Lindenwirtin, du junge... das erſt in dieſen Tagen bei ſeiner Heidelberger Premiere dem Autor und dem Komponiſten Karl Fiſber⸗Bernauer zahlreiche Hervorrufe eintrug, wird am Donnerstag (1. Feiertag) im Nibelungenſaal zum letzten Male bei kleinen Preiſen zur Aufführung gelangen. Das ſtimmungsvolle Stück Pfälzer Volks⸗ tums, deſſen Wiedergabe diesmal erſte Heidelberger Kräfte wie Max Adler und Arel Straube beteiligt ſein werden, dürfte ols Weihnaſats⸗ gabe beſondere Freude auslöſen. Es wird dann im Nibelungenſaal im Ganzen 9 Aufführungen erlebt haben mit einer Beſuchsziffer von bisher 25 000 Perſonen. Am zweiten Feiertag iſt keine Ver⸗ anſtaltung. cDas Weihnachtsprogramm des Apollo-Theakers iſt infolge ſeinerGediegenheit und reichen Abwechſlung durchaus geeianet, während der Feiertage ausverkaufte Häuſer zu erzielen. Laſſen wir die einzelnen Nummern, weil ſie durchwea erſtklaſſia ſind, wieder in chronolsgiſcher Reihenfolae aufmarſchieren. Den bunten Rejiagen er⸗ öffnet diesmal der Weltmeiſterſchütze Wainer Flaubert, der unter den ſchwieriaſten Vorbedinaungen immer ins Schwarze trifft. Zuletzt umaibt er den Körper einer Dame mit einem Kranz von aanz knann bemeſſenen Schüſſen. Die Worceſters, zwei Damen und ein Herr. arbeiten ſehr ſiche“ als Treppenakrobaten. Thora und Ingeborg Malmſtröm. die luſtigen Schwedinnen. die erfreylicher⸗ weiſe prolonaiert wurden. entzücken mit neuen araziöſen, farben⸗ frohen Tänzen. Eine Viertelſtunde Konzertlaal im Variete betitelt ſich das Gaſtſpiel der Viol'nvirtuoſin Roſel Steinitz, einer Schü⸗ lerin von Prof. Skalitzki Bremen, und der Petersburaer Klavier⸗ virtuoſin Alerandra Kurakin Schülerin von Prof. Buſoni. Gewährt ſchon das einleitende Solo am Flügel einen beſonderen Genuß. ſo bedeutet das gemeinſame Syiel eine wirklich nicht all⸗ tägliche künſtleriſche Gabe. Virtuoſe Technik und durchgeickiates, ſeeliſches Empfinden vereinen ſich zu Leiſtunden. die man ſelbſt im Konsertſaal nicht oft zu hören bekommt. Eine techniſch hochintereſſante Nummer iſt der Elektro⸗Hochſvannungsakt von Jaimes und Fred Watfon. 500 000 Volt läßt der eine Erverimentator durch ſeinen Körver ſtrömen. Wir wollen uns nicht darüber den Kopf zerbrechen. wie eine derartiae Stromſtärke überſtanden werden kann, viel⸗ mehr unſere wärmſte Anerkennung über die ſehr feſſelnden Vor⸗ füprungen ausſurechen. So werden u. a Kerzen mit den Finger⸗ kann auch ſein Taſchenfeuerzeug durch Berühren mit der Finger⸗ ſpitze aufflammen laſſen. Zuletzt wird der elektriſche Stuhl vor⸗ geführt, mit dem man in Amerika die zum Tode Verurteilten ins beſſere Jenſeits befördert. Nach der Pauſe ſetzt die Alfred Ufe⸗ rini⸗Compaanie mit ihren konkurrenzloſen Illuſionen von neuem in Erſtaunen. Die Sicherheit. mit der vor allem der Senior arbeitet, nötiat immer wieder Bewünderuna ab Eine rieſige Spinne klettert in ihrem Netz herum, wenn ſich der Vorhana teilt. In dieſer oriainellen Aufmachung zeiat Zaleski, der Schlangenmenſch, ſeine Kautſchukkunſt. JTven und Karin Anderſen, die mit i dem Ballett Celly de Rheidt in der erſten Monatshälfte nur im Trocadero auftraten. bereichern nunmehr auch das Proaramm des Varietes mit ihren Tänzen. Am beſten hat uns wieder Le Canari Einzug der Gladiatoren tanzen. konzeſſionen zu machen, ſei dahingeſtellt. Milos in dieſer Hüllenloſtakeit auch nicht zeigen dürfen. geführt. beſchließt das ausgezeichnete Programm. hochſchule Herr K. F. B 92 das volkswirtſchaftliche Seminar Schott⸗Behrend eingeladen atte. Lichtbilder die Entwicklung der deutſchen Kohlenwirtſchaft unter dem Einfluß des Krieges, der b16 ber des Saargebietes, des Ver⸗ luſtes von Oberſchleſien, ſowie der Ruhrbeſetzung. Die Lichtbilder führten die gewaltig geſtiegene Förderleiſtung der Braunkohlenge⸗ biete Mitteldeutſchland, Rheinland und Oſtelbien vor Augen. 5 doch die Steinkohlenbeförderung, die noch 1913 etwa 200 Millionen Tonnen betrug, unter dem Einfluß der Ruhrbeſetzung auf etwa 62 Millionen Tonnen für 1923 zurückgegangen, während die Braunkohlenbeförderung ſich auf das doppelte erhöhte. Weitere Bilder zeigten den Rückgang der Arbeitsleiſtung, den Stand der Belegſchaften, ſowie die wichtigſten kohlenfördernden Länder. Der alsdann vorgeführte Braunkohlenfilm vermittelte anſchauliche Bilder von der wirtſchaftlichen Bedeutung der Braunkohle, ihrer Ent⸗ ſtehung, ihrer Gewinnung im Tief⸗ und Tagebau und ihrer Weiter⸗ verarbeitung zu Briketts und Braunkohlenteer. Intereſſante Bilder aus dem Siedlungsweſen des Braunkohlenbergbaues beſchloſſen den Film, der vom Vortragenden in wiſſenſchaftlicher und anregender und zum Teil humorvoller Weiſe erläutert wurde und ſo, trotz aller Neuheit, doch bei den Zuſchauern nachhaltige Eindrücke hinter⸗ ließ. Die zahlreichen Zuhörer dankten für die feſſelnden Ausfüh⸗ rungen des Vortragenden durch lebhaften, anhaltenden Beifall. -à4- ftammerlichtſpiele. Mit einem Rieſen⸗Programm, zwei wert⸗ vollen Filmdramen wartet der neue Spielplan der Kammerlichtſpiele auf.„Said“ betitelt ſich das eine Werk, das der Geſchichte der Afghanen entnommen iſt. Die überaus packende Handlung ſpeelt in Afghaniſtan, wo ſich zwei Völkerſtämme bekriegen. Der ſiegreſche Feldherr Narada knechtet in Abweſenheit des Fürſten das Volk und feiert eine Orgie mit ſeinem Genoſſen. Durch eine Intrigie wird Said gefangen genommen und ſoll im Kerker des Hungers ſterben. Da erſcheint erlöſend das Hirtenmädchen, die ſich Narada geopfert hat, um ihren Herrn eine Erquickung bringen zu dürfen. Bald aber ereilt Narada die gerechte Strafe. In ſeiner Habgier will er die Schatzkammer des gefangenen Fürſten plündern, wird däbei aber mit ſamt ſeinem Freunde erwiſcht und eingeſperrt. In dem goldgleißen⸗ den Gefängnis erdolchen ſie ſich gegenſeitig. Said wird durch die Schweſter des Sieger⸗Fürſten befreit, dem ihre Liebe gehörte. Der Fürſt ſegnet den Bund und ſomit hat der grauſige Krieg ſeinen ſchönſten Abſchluß im vorbildlichen Frieden⸗willen des Fürſten ge⸗ funden. Glänzend iſt die Ausſtattung dieſes Filmes. Die Hand⸗ lung zeigt wahres orientaliſches Gepräge. Margit Barney als Schweſter des Fürſten löſt Enthuſtasmus aus durch ihre wunderbare Darſtellungskunſt.— Hochintereſſant iſt der Filmroman„Ver⸗ kettungen“. Das Schickſal der armen Genofeva geht jedem tief zu Herzen. Schneeball yſtem auf poſtanweiſungen Die Firma„The American Choes Compaanie“ in Schaesberg (Limbura. Holland), verſendet neuerdinas an Einwohner in Deutſch⸗ land Angebote, in denen ſie die Empfänger erſucht, von ihrem Ver⸗ treter einen Gutſchein für 1 R. M. zu kaufen, dieſen Gutſchein auf eine Poſtanweiſung zu kleben und mit der Poſtanweiſuna 2,40 Gul⸗ den an ſie abzuſenden. Die Firma würde dadurch vier neue Gut⸗ ſcheine über je 1 R. M überſenden, die der Empfänger an Bekannte zu verkaufen habe, um auf dieſe Weiſe wieder in den Beſitz der ver⸗ auslaaten.40 Gulden(4 R..) zu kommen. Die Erwerber der vier Gutſcheine hätten ihrerſeits wieder für jeden Gutſchein 2,.40 Gulden einzuſenden, worauf ſich das Spiel in der aleichen Weiſe wiederholte. Sobald für die erſtmalia überſandten vier Gutſcheine ſe.40 Gulden bei der Firma eingeoangen ſeien. habe der erſte Empfänger— für ſnitzen und Tackeln durch Berühren mit der Stirne entzündet. Man nur 1 R. M. eigene Auslagen— Anſpruch auf 1 Paar Schuhe. Die eine Glanznummer Iven Anderſens gefallen. Die Künſtlerin brinat dann in Gemeinſchaft mit Karin Anderſen und Leonie Reich das Rheinliedertrio. während zum Schluß alle Fünf den Es iſt klar. daß die Tänzerinnen im Rahmen der Varietebühne viel beſſer als auf dem Podium des Verſammlunasſaales wirken. Ob es aber richtia war. Feigenblatt⸗ Dann hätte man die Eine aus⸗ gezeichneteLuftakrobatiknummer, durch die Wallendas aus⸗ *Deutſchlands Kiohlenwirtſchaft und der Braunkohlenbergbau. Ueber dieſes Thema ſprach dieſer Tage in der Aula der Handels⸗ odes Leipzig in einem Filmvortrag, zu Der Vortragende zeigte an Hand einer Reihe anſchaulicher zweiten und weiteren Einſender zämen ebenfalls für den aleichen Betraa in den Beſitz von 1 Paar Schuhen, ſobald auch für ſie die er⸗ wähnten Bedinagungen erfüllt ſeien. Der Vertrieb von Waren in der beſchriebenen Weiſe(dem ſog. Schneeballenſuſtem) fällt in Deutſch⸗ land unter den Begriff der Ausſpielung. Die Teilnahme daran iſt nach 8 286 des StGB. ſtrafbar Die Poſtanſtalten dürfen deshalb an die genannte Firma gerichtete Poſtanweiſungen auf denen ein Gutſchein aufageklebt iſt und die dadurch eine Beteiliauna an einem Schneeballenſyſtem erkennen laſſen. nicht annehmen.(S 4. 1 der 8 ** „Ein Hirtenbrief des Freiburger Erzbiſchofs zum Beginn des Jubiläumsjahres 1925 wird am 26. Dezember(Stephanstag) in den katholiſchen Kirchen verleſen werden. *Der neue Landesſchlichter. Der Reichsarbeitsminiſter hat den Regierungsrat Stehle in Karlsruhe zum Schlichter für den Be Baden beſtellt. „Der dritte Weihnachtsſeiertaa dienſtfrel. Der„Deutſche“ beilt mit: Wie vom Geſamtverband deutſcher Beamten mitgeteilt wird⸗ hat das Reichskabinett auf die Einaabe der Beamtenſpitzenoraaniſa⸗ tionen beſchloſſen. den dritten Weihnachtsfeiertaa dienſtfrei zu laſſen, Die einzelnen Reſſorts werden nach der Lage der Geſchäfte und Art des Dienſtes nähere Entſcheidungen treffen. *Gebührenfreier Anbedenklichkeitsvermerk. Das Landesfinanz⸗ amt hat die Finanzämter angewieſen, den ehemaligen deutſchen Wehrleuten, die über Weihnachten ihre Angehörigen in der Schweiz beſuchen wollen, den Unbedenklichkeitsvermerk ge⸗ bührenfrei zu erteilen. Das Porto für gedruckte Weihnachts⸗ und Neufahrskarten. Zur Vermeidung von Weiterungen und Unzuträglichkelten wird dar⸗ auf hingewieſen, daß gedruckte Weihnachts⸗ und Neujahrskarten, wenn ſie für die Gebühr von 3 Pfg. befördert werden ſollen, außer den fogenannten Abſenderangaben(Abſendungstag, Name, Firma, Stand u. Wohnort nebſt Wohnung des Abſenders, ſeine Fernppreg nummer, die Telegrammanſchrift und Telegrammſchlüſſel ſowie ſein Poſtſcheck⸗ und Bankkonto und ſonſtige geſchäftliche Merk⸗ und ſätze enthalten dürfen. Glückwunſchkarten, die außer den Abſender⸗ angaben noch weitere Zuſätze bis zu 5 Worten enthalten, koſten, wenn ſie im Briefumſchlag berfandt werden, ſowohl im Orts⸗ als auch im Fernverkehr 5 Pfg., werden ſie in Kartenform verſandt, ſo unier⸗ liegen ſie im Ortsbereich einer Gebühr von 3 Pfg., im Fernverkehr einer Gebühr von 5 Pfg. Unzureichend freigemachte Sendungen werden mit Nachgebühr belaſtet. Es kann daher den Verſendern nur dringend geraten werden, die Beſtimmungen zu beachten * Die Ausgabe von Kurzarbeiterwochenkarten für die Zeit vom 22.—24. Dezember hat nunmehr die Hauptverwaltung Deutſchen Reichsbahn⸗Geſellſchaft geſtattet. Auskunft wegen Rück⸗ nahme bereits gelöſter Wochenkarten erteilen die Stationen. Rommunale Chronik Bürgerausſchußſitzung in Schwetzingen YOSchwetzingen, 22. Dez. Freitag abend fand unter dem Vor⸗ des Bürgermeiſters Götz eine Bürgerausſchußſitzung ſtatt⸗ die von 66 Gemeindeverordneten beſucht war. Die Tagesordnusg umfaßte 4 Gegenſtände. Vor Eintritt in die Tagesordnung dankte der Vorſitzende den eus der Kommuniſtiſchen Partei und damit aus dem Bürgerausſchuß ausgeſchiedenen.V. Brenner und Frau Kircher für ihr bisheriges lebhaftes Intereſſe an den Gemeindeange⸗ legenheiten und begrüßte die beiden Amtsnachfolger. Dem kürzlich verſtorbenen Kunſtmaler Lilie, der ſich um die Stadt aroße Ver⸗ dienſte erworben, auch der Stadtgemeinde ein hübſches Bild ge⸗ ſchenkt hat, wurde ein ehrender Nachruf gewidmet. Ferner dankte Bürgermeiſter Götz für das durch die Wahl in ihn geſetzte Vertrauen, das er zu rechtfertigen wiſſen werde. Der erſte Punkt der Tages⸗ ordnung. Aufnahme eines Anlehens von 6000 M bei der jährige Verzögerung der Zuteilung von ſtädt. Bauplätzen an Bau⸗ liebhaber gerügt war, einſtimmige Annahme. Die zweite Vorlage betraf Grundſtückserwerbungen. Dden einen Teil der Vorlage zog der Gemeinderat zurück, weil die Höhe des Kauf⸗ preiſes für Wieſen allgemein zu hoch gehalten wurde. Aus dem gleichen Grunde wurde der Ankauf der Hoffmenn'ſchen Aecker gegen⸗ über den Pfaudlerwerken mit 37 gegen 29 Stimmen abgelehnt. Da⸗ gegen fand der Erwerb des Dr. A Baſſermann'ſchen Anweſens zum Preiſe von 50 000 Goldmark gegen 6 Stimmen die Genehmigung⸗ Das Anweſen eignet ſich vorzüglich zum Neu⸗ bezw. Umbau eines Schulhauſes oder einer Krenkenanſtatt. Ein weiterer wichtiger Verhandlungsgegenſtand war die Wiederaufnahme des Straßenbahrbetriebs Schwetzingen— Ketſch. Vor dem Landgericht Mannheim wurde ein Vergleich vereinbart, wonech die O..G. in Mannheim anerkennt. daß ſie verpflichtet iſt, die Bahn bis 1. April 1938 weiterzuführen, nachdem der Betrieh z. Zt. der ein Miide und ſicher wirtendes Ahfi hem ſttel ſind san Rat Dr. Strahl's Hauspillen ſeit dem Jahre 1851 weltbekannt. Auch bei Haemorrholdal-⸗ Leber⸗ und Gallenſteinleiden vorzügl. bewährt. Von Aerzten und Patienten glänzend begutachtet. In Orig. Schacht. à.— und.—% in den Apotheken Sicher erhältlich: Mannheim: Hofe⸗ Schwan⸗, Mohren⸗ Löwen⸗, Pelikan- und Einhorn Apotheke. eeeee— „Ein Vorzug waltet in dem Tongebraus, den wir mit tiefem Dankgefühl empfanden; es iſt ſo überlaut der Strauß, daß wir kein Wort von Hoffmannstahl verſtanden!“ „Elektra⸗Gl ſſen) In der Titelpartie erreichte Violetta Hoffmann eine Gipfel⸗ leiſtung. Dr. Oskar Waelterlins Regie gefiel, Gottfried Becker dirigterte. 5 Auch der Muſikverein ließ ſich zu einem Richard Strauß⸗ Abend beftimmen. Dr. Hermann Suter leitete das Orcheſter mit viel Routine und Ueberlegenheit, unterſtrich ſehr wirkungskräftig den dramatiſchen Aufbau der Tondichtung„Macbeth“ op. 23, arbeitete den Kammerſtil der„Bürger als Edelmann“⸗Suite ſubtil heraus und dirigierte den ſchmiſſigen Militärmarſch op 57 mit Feuer. Elifabeth Schumann⸗Wien brachte für einige Lieder die kultivierte Atmoſphäre mit, die ſie vor dem Ausgleiten ins Banale bewahrt. „Freundliche Viſion“,„Ständchen“ und„Morgen“ wurden mit Wärme interpretiert. Die Orcheſterbearbeitung nimmt den Liedern den zarten Hauch und verfüßlicht ſie unnötig, ja gibt z. B. dem „Morgen“ jene bekonnte und berüchtigte„Wiener Note“. Der Erfolg der Nachfeier war bedeutend. Fr. W. H. Theater und Muſik BVon Theater und Muſik in Karlsruhe. Das Schauſpiel brachte außer Wiederholungen das„Marienkind“ von K. v. Fel⸗ ner, das in ſeiner Unkindlichkeit und Moraliſiertendenz für Kin⸗ der, in ſeiner inhaltlichen Unſelbſtändigkeit als Cento aus Grimms Märchen für die Alten eine vettungsloſe Angelegenheit ergab. Starker Erfolg war dagegen Richard Strauß beſchieden: ſein Intermezgo“, bürgerliche Komödie mit finfoniſchen Zwiſchen⸗ bielen, überraſchte nach Joſephslegende und Schlagobers ſehr an⸗ genehm durch künſtleriſche Geſchloſſenheit und muſikaliſche Ideen⸗ ſtärke der Kompoſttion, die in vielen Einzelheiten an ſchönſte Mo⸗ mente aus Roſenkavalier und Ariadne erinnert.(Wir haben ſ. Zt. über die Dresdener Uraufführung ausführlich berichtet. Schriftl.) Freilich, wer nicht lediglich zum Hören begabt iſt, ſieht ſich in Punkto Text auf die Gnade und Ungnade der Aufführung ange⸗ wieſen. Aber die des Landestheaters war hervorragend. Das Orcheſter unter Cortolezis ſpielte hinreißend, was eine muſik⸗ verſtändige Hörerſchaft nicht am Durchſchwatzen der Zwiſchenſpiele hinderte(trotz der Bitte des Programmzettels um Ruhe), die So⸗ liſten, vor allem Mali Fang als Chriſtine, ſangen tadellos; Aus⸗ ſtattung auf Höhe Ein äußerer und wirklicher Erfolg für Komponiſt und Wiedergabee Rudolf Dinkels„Groteske Fuge“ für Streichquartett mit danten herporgerufen waren, denn wegen der dadurch geſchaffenen vorgezogen, Anſtellung an anderen Bübhnen zu ſuchen. Unter den Nachfolgern ſind zwar einige ausgezeichnete Kräfte, doch die Mehr⸗ zahl genüat den Anforderungen nicht. geſpielten Enſemble iſt. was die letzte Aufführung deutlich zeigte, keine in ſich geſchloſſene Vorſtellung„Wallenſteins“ zu erzielen. Der Abend zoa ſich endlos hin und ſelbſt, das redliche Bemüben um die Quartett eindringliche Interpreten, die in klarem Zuſammen⸗ ſpiel oft kühne moderne Kontrapunktik des trotz mancher Eigen⸗ artigkeit und Geſuchtheit gut eingängigen Satzes plaſtiſch vermit⸗ telten. Konzertmeiſter O. Voigt ſpielte auch in einem Konzert⸗ abend der Lehrer des Konſerbatoriums eine Solofuge bon Bach mit techniſcher und ſtilſicherer 8 hg e Georg Man⸗ kel erwies ſich mit der erſtaunlich virtuos, im beſten Sinn, inter⸗ bretierten D⸗moll⸗Chaconne als einen Pianiſten, dem auch größere Aufgaben in Sinfoniekonzerten zukommen müßten. Direktor Philipp weihte die neue Voit⸗Orgel mit feiner Regiſtrierkunſt ein und begleitete eigene Lieder, die Frau Junker anſprechend ſang. Vom Komponiſten Philipp darf noch Bedeutſames exwartet werden, hat er erſt ſich ſelbſt ganz gefunden. Den Höhepunkt des 14. Kammermuſikabends von Margarete Voigt⸗Schweikert bildete ſein Anfang: Pfitzners E⸗moll⸗Sonate. Frau Schweikert ſpielte ſie, von Mathilde Roth einfüßhlend begleitet, mit ausge⸗ ſprochener muſikaliſcher Kultur und fühlbarer innerer Anteilnahme. Keine hervortretende Perſönlichkeit erſtand aus einer archaiſieren⸗ den Suite für Flöte, Violine, Klavier von H. Ambroſius, der ſich in dieſem op. 14 von ſeinen Vorhildern überwältigen läßt. Liebenswürdige Linien zeigt der Rheinländer Ewald Sträßer in einem Klaviertrio 33, ohne irendwelche Tiefen zu erreichen. Die techniſche Wiedergabe aller drei Nummern des anregungs⸗ reichen Programms ſtand auf der Höhe. Dr. K. Pr. dDas Heſſiſche Landestheaker hatte nach mehriähriger Pauſe, wie ſchon berichtet wurde. Schillers„Wallenſtein“ neu ein⸗ ſtudiert und bereits„Wallenſteins Lager“ und„Die Piccolomini“ aufgeführt. Nun folgte„Wallenſteins Tod“. Den Höhepunkt in Bezug auf Reaieleiſtung und Darſtellung bildeten„Die Piecolo⸗ mini“, die ein bedeutender Schritt vorwärts waren auf dem Wege, das klaſſiſche Drama dem modernen Empfinden des Theaterbeſuchers nahe zu bringen.„Wallenſteins“ Tod“ ſiel dagegen ſtark ab. Wohl fehlte es nicht an Anſätzen zu beſonderen Taten der Regie, wohl zeiate ſich die nicht gerina zu ſchätzende Darmſtädter Bühnenkunſt von mancher neuen Seite, aber es fehlt der Bühne zur Zeit an Dar⸗ ſtellern für Dramen aroßen Stils. Dieſer Mangel iſt in den Ver⸗ hältniſſen bearündet. die durch das lange Suchen nach einem Inten⸗ unſicheren Lage des Darmſtädter Thegters. batten viele Künſtler es Mit dieſem neuen. kaum ein⸗ Frankfurter Theater. Nach der„Katalauniſchen Schlacht ebbten die Uraufführungen etwas ab. Politik und Weihnachtszeit lenken das Intereſſe auf andere Dinge und das Theater brin außer einigen obligaten Geſchenken an die Kinder Erprobtes, den Spielplan in ebenmäßigeren Bahnen und geruhigt dahingleiten läßt. So hat man im Schauſpielhaus Hans Müllers in Berkin kürzlich uraufgeführten„Tokaier“ herausgebracht. Eine ziemli fade Limonade, die familiäre Bajazzotragödie eines berühmten Sängers, die bei Schnitzler und manchen anderen ein wenig hinter die Kuliſſen geſchaut hat und darum nicht beſſer iſt, daß ſie die knappe Handlung einer Szene zu einem abendfüllenden Werk ver⸗ wäſſert. Glücklicher griff die Oper und brachte Tſchaikomskys „Pigue Dame,“ dieſe ausgezeichnete Oper nach Puſchkins bekann⸗ ter Novelle, die ihres Meiſters ganze Art atmet: ruſſiſch und d von internationaler Kultur. Unter Dr. Ludwig Rottenbergs muſi⸗ kaliſcher Leitung vereinten ſich die beſten Kräfte unſerer Oper zu einer harmoniſchen, ſchönen und erfolgreichen Leiſtung. Auch— Operettentheater orientierte ſich öſtlich und tat gut daran. De „Blaue Vogel“, dec hier ſchon einmal herzliche 5 erzielte, kam mit ſeinem Leiter Juſhny wieder, brachte ein neues Program und wieder die gleiche große Kunſt, dieſes urwüchſige Teiedeg ment, das zwiſchen Lachen und Weinen, zwiſchen Scherz und Eenſt zwiſchen ungebundenem Leben und traurigem Tod hin und her⸗ gleitet, dieſen fabelhaften Stil, die Grazie der Körper und Jee den organiſterten Willen an den Ecfolg. Dieſe Ruſſen muß 7. liebgewinnen, wenn man ſieht, wie ſie an ihrer Kunſt hängen, wi ſie ſie verſtehen und meiſtern. Mario Mohr. Opernuraufführung in Krefeld. N. Rimskiji⸗Korſz 55 koffs Over in drei Aufzügen(6 Bildern)„JIwan der Schre ber liche“(Das Mädchen von Pfkoff) erlebte am Krefelder Stadtthea unter der eindringenden Spielleitung Paul Kochs und der feinſinn gen, temperamentvollen, jede Nuance der Partitur belebenden 8 kaliſchen Führung von Franz Rau ihre deutſche Uraufführung.— man den Inhalt auf eine kurze Formel bringen, ſo kann ee Werk als das Lied von Olaas. der unehelichen Zarentochter Liebe alück und Leid bezeichnen, das uns in reichlich romanhafter Wei geſungen wird. Korſzakoff hat zu dem Textbuch,. das von Heinr! Möller verdeutſcht iſt, eine Muſik voller Kraft und Melodie geſchal⸗ fen, die ibren Höhevunkt in den Chören. die bis zu 10 Stimmen durchgeführt ſind. findet. Gerade hier zeiat ſich die Genialität Inſtrumentaliſierung. Höhevunkte bieten zunächſt das Sareiſeg Gebet am Ende des zweiten Bildes und der hinreißende Schlußcher des ſechſten Bildes. Ulmer als Tutſcha verdienen beſondere Erwähnung. 0 war von Ferdinand Bachem aufs Beſte betreut. Für die anſpreche zeichnete Paul Schneeloch. die Chöre leitete 3 Maria Junck in der Rolle der dien eel und nach einem ſchwülſtigen Nitzſchezitat fand im„Voigt⸗ aroße Traaödie fand nicht den Beifall. den dieſes verdient bätte. Dr. Karl Lehmanz. Kennworte) keine weiteren handſchriftlichen Aenderungen und Zu⸗ Landesverſicherungsanſtalt zu 5 Prozent, fand, nachdem die ein⸗ — — 2880 . %%%%%%%%W% 000c0000 „Dienstag, den 23. Dezember 1924 B. Seile. Nr. 96 Sultnien eingeſtellt worden war. Andererſeits verpflichtet ſich die adt Schwetzingen, auf die Dauer von 4 Jahren den Perſonalauf⸗ wand des Betriebsperſonals zu tragen. Die Gemeinde Ketſch, die 5 dem Bahnbetrieb das größte Intereſſe hat, übernimmt freiwillig 15 Drittel dieſes Aufwands. Die Weiterführung des Prozeſſes ürde noch Jahre beanſpruchen. Die induſtriellen Verhältniſſe in Dchwetzingen erfordern indes eine buldige Wiederaufnahme des ſiabnbetriebs. Trotzdem an einem für die Stadt Schwetzingen gün⸗ tigen Ausgang des Prozeſſes nicht zu zweifeln iſt, ſtimmte der Bür⸗ Poausſchuß mit 57 gegen 9 Stimmen der Vorlage zu. Die vierte urlage, ebenfalls ein vom Landgericht Mannheim in einer Unfall⸗ uche vorgeſchlagener Vergleich, wurde mit 63 gegen 3 Stimmen ge⸗ nehmigt. Nachdem der Vorſitzende noch über die Verwendung der tittel aus der Gebäudeſonderſteuer Aufklärung gegeben und die Zurückſtellung eines Antrags der Bürgerlichen Vereinigung auf Neu⸗ regelung des Waſſerzinſes bis zur Voranſchlagsberatung bekannt⸗ — hatte, konnte er die Sitzung nach zweiſtündiger Dauer en. Kleine Mifteilungen 8 Der Bürgerausſchuß Kleinlaufenburg nahm den oranſchlag für das Rechnungsfahr 1924/25 an. Der Vor⸗ anſchlag ſieht an Ausgaben 95 600 Mk., an Einnahmen 68 400 Mk. vor ſo daß ein Betrag von 27 200 Mk. durch Umlage zu decken iſt Die Gemeindeſteuer wird dem zu deckenden Fehlbetrag entſprechend auf 55 Pfennnig(gegen 10 Pfennig im Jahre 1914) feſtgeſetzt Au⸗ den Verhandlungen ergab ſich, daß die Stadt zur Zeit noch eine Frankenſchuld an die Schweiz von 31 700 Franken hat. 7 Laut Mitteilungen des Regierungsbaumeiſters Kauriſch in der rierer Stadtverordnetenſitzung funktionieren die aſſerableitungen in der Porta Nigra nicht mehr. Infolge⸗ ſſen ſeien ſeit einem Jahre die Steinquader durchnäßt und der eginn der Zerſtörung jeſtzuſtellen. Die Rheinprovinz der as Bauwerk unterſteht, müſſe für ſchleunige Abhilfe ſorgen, ſonſt könne die nächſte Generation nicht mehr dieſes einzigartige und gdewaltige Denkmal der Römerzeit bewundern. „In der letzten Sitzung derstadtverordneten in Fulda iſt dem Vertragsentwurf über die Errichtung einer Autopoſt⸗ verbindung Fulda—Bad Brückenau einſtimmig Ge⸗ nehmigung erteilt worden Die an dem neuen Verkehrswege inter⸗ eſſterten Gemeinden müſſen vier Zehntel der Jahreskoſten als Ga⸗ rantie ſicherſtellen. Zunächſt iſt nur eine ſogen..-Zuglünie pro⸗ ektiert die nur an den Orten Fulda, Motten, Kothen und Brückenau bält. Neben dieſem Verkehrswege iſt eine Linie geplant, durch die die abſeits der großen Verkehrsſtraße gelegenen Ortſchaften erreicht werden können. Der Vorſtand des internationalen Städtever⸗ dandes hat in Baſel in Anweſenheit von Vertretern der Lom⸗ desverbände der Schweiz, Frankreichs, der Niederlande, Deutſch⸗ lands, Italiens, der Tſchechoſlowakei, Belgiens und Rumäniens gebagt. Der Städteverband behandelte insbeſondere verſchiedene und ſtattete einer Reihe öffentlicher Werke eſuche ab. Nus dem Lande 2 Heddesheim, 23. Dez. Bei den in letztverfloſſener Woche ab⸗ gehalbenen Treibjagden wurden auf hieſiger Gemarkung, nördl. Jagdbezirk, etwa 140 Haſen erlegt, während auf der benachbar ⸗ ten Straßenheimer Jagd etwa 250 Stück zur Strecke kamen, eine recht annehmbare Zahl, die manche Weihnachtstafel mit einem ſch wackhaften Braten bereichern dürfte. 950 Schwetzingen, 22. Dez. Pergangene Nacht drangen Diebe in die Villa Endres am Bruchhäuſerweg hier ein, ſtiegen in den Sball und ſchlachteten ein etwa ein Zenkner ſchweres Schwein ſo⸗ bie 16 Enten an Ort und Stelle ab. Die Entenköpfe blieben am Tatort zurück. Die Täter ſind noch nicht ermititelt. HBochhauſen am Neckar, 23. Dez. Graf Raban von Helm⸗ ſt a dt, das Glied einer der älteſten badiſchen Standesfamilien feiert am heutigen 23. Dezember ſeinen 80. Geburtstag. Graf von Helmſtadt war früher eine Reihe von Jahren hindurch erſter Vigepräſident der Erſten Badiſchen Kammer. * Offenburg, 20. Dez. In der„Offbg. Zeitung“ waren in den Tagen die ſog. Franzoſenmöbel Gegenſtand einer lebhaften Aus⸗ ſprache zwiſchen Publikum und Finanzamt und ſonſtigen Intereſ⸗ ſenten. Der Staatrat hat ſich nun an das Finanzminiſterium ge⸗ end 92 dieſes die verſchiedenen öffentlichen Verſteigerungen berwacht. » Lörrach, 21. Dez. Durch Selbſthilfe hat ſich ein hieſiger Ha ndelsmann eine ſchöne Wohnung verſchafft. Von der Eiſenbahnbetriebsdirektion war vor einigen Monaten in Lörrach ein ſtaatliches Gebäude errichtet worden, in dem ein Teil der Be⸗ triebsinſpektion Baſel Aufnahme finden follte und außerdem für mehrere höhere Beamte der Reichebahn Wohmmgen enthielt. Wie die„Bafler Nationalzeitung“ berichtet ſteht dieſes Gebäude aber ſeit vielen Monaten leer. Ein Handelsmann der ſeine Wohnung räumen mußte und deſſen Möbel in einem Speditionsgeſchäft unter⸗ geſbellt waren, holte dieſe ab und zog kurzer Hand in eine der vielen leerſtehenden Wohnungen des Gebäudes ein. Ob er darin bleiben kann iſt allerdings eine andere Sache. 335 — Das neue Ronver/ationslexikon f Noch rechtzeitig vor Weihnachten iſt der erſte Band der neuen, ebenten Auflage von Meyers Lexikon(Mepers Lexikon in 12 änden. Siebente, völlig neubearbeitete Auflage. Ueber 160 000 börtikel und Verweiſungen auf etwa 20 000 Spalten Text mit rund 0 Abbildungen, Karten und Plänen im Text: dazu etwa 610 beſondere Bildertafeln(darunter 96 farbige) und 140 Karten⸗ ſiclagen, 40 Stadtpläne ſowie 200 Text⸗ und ſtatiſtiſche Ueber⸗ ſchtee Verlag des Bibliographiſchen Inſttituts in Leipzig.) er⸗ laenen. Jeder geiſtig Arbettende, jeder geiſtig Interenierte wird dſſe frohe Botſchaft gerne hören. Viele werden ſich noch darauf eſinnen, wie es vor etwa 2 Jahren um das Lexikon ſtand. Da⸗ mals lief durch die Preſſe der ganzen Erde eine Notiz,„der Große 55 ever ſei tot“,„die in Vorbereitung befindliche neue Auflage, für de dag Material bis zum dritten Band ſchon fertig bearbeitet ſei, Nune wegen Kapitalmangels nicht erſcheinen“. Leider traf die otig im weſentlichen das Richtige: die Arbeiten mußten damals abgebrochen werden. Eine deutſche Ueberſeezeitung rechnete zwar dis⸗ daß„nur“ 300 000 Dollar zur Vollendung des Werkes notwen⸗ a ſeien, und ſchrieb:„in deutſchamerikaniſchen Kreiſen wird man arüber lächeln, daß an dem Fehlen eineß ſo kleinen Kapitals ein v großes Unternehmen ſcheitern ſoll... Dieſes„kleine“ Kapital ar eben damals nicht aufzutreiben. Denn was war in jener Zeit ein ollar, und wer konnte wiſſen, wie weit er noch ſteigen würde! wente hat wohl jeder das Gefühl, daß die Periode der großen Uülrtſchaftlichen und politiſchen Umwälzungen endgültig binter uns blict⸗ jedermann bat den dringenden Wunſch, nun einen Ueber⸗ flick über den neuen Stand der Dinge zu gewinnen und bei allen irgendwie auftauchenden Fragen einen ſachlichen, zuverläſſigen und zach unparteliſchen Berater zur Hand zu gaben. Ein ſolcher Führer 35 der neue„Meyer“ in ſeiner ſetzigen Umgeſtaltung. Die Eigenart —85 ſiebenten Auflage beſteht zunächſt rein äußerlich darin, daß ſie ur 12 Bände, anſtatt wie ibre Vorgängerin 20, umfaſſen wird. krie Beſchränkung iſt erfreulich, weil ſie auf die geſunkene Kauf⸗ diaft, breiteſter Volksſchichten gebührend Rückſicht nimmt und weil ie Darſtellung der einzelnen Sachgebiete durch die ſtraffere⸗ Zuſam⸗ menfaffung des Stoffes ganz zweiffellos gewonnen hat. Wir konnten 1255 davon überzeugen, daß die Verringerung des Umfanges jeden⸗ alls nicht auf Koſten der Vollſtändigkeit vorgenommen worden iſt. 2 ie Anzahl der Stichwörter und Verweiſungen ſcheint ſogar noch erböbt worden zu ſein; das ganze Werk ſoll deren etwa 160 000 zeldalten und wird außerdem mit zablreichen Textbildern, wohl⸗ ſabangenen, anſchaulichen Tafeln und neuzeitlichen Karten ausge⸗ et. Der neue„Meyer“ wird ſeine Aufgabe zweifellos am beſten ſon der Hand des Laien erfüllen, dem er über ſedes Wiſſensgebiet Intel ſagt, wie er braucht, um die vielfältigen Erſcheinungen ſeiner unen⸗ und Außenwelt, des privaten und des öffentlichen Lebens A ehen zu können. Er findet eingehende Darſtellungen alles 11f en, was die neue Zeit gebracht hat. So haben die ſozialpoli⸗ ck Geſetzgebeng, das neue Arheitsrecht, die Errungenſchaften der 2 U und der Naturwiſſenſchaften, bis hinab in die Feinheiten N umtbeorte, lbren gebührenden Plat erhalten. Der Neue Mennbelmer Feitung[Mittag⸗Nusgabe) 2: Ludwigshafen, 23. Dez. In der Nacht zum Sametag wur⸗ den zwei Verkaufsbuden auf dem hieſigen Markt durch Auf⸗ ſchneiden der Zelttücher erbrochen. wurden Spiel⸗ waren im Geſamtwert von 50 Mark. Der Täter iſt unbekannt.— In der Nacht von Samstag guf Sonntag trieben auf der Gewanne Werren im Banne Frieſenheim Langfinger ihr Unweſen da⸗ durch, daß ſie in den dort gelegenen zirka 130 Köpfe Wirſing⸗, Rot⸗ und Weißkraut ſtahlen. Die Täter konnten noch nicht feſtgeſtellt werden. 65 2: Speyer, 23. Dez. Nun wurde auch, als einer der letzten, der neue Vorſteher des Bezirksamts Speyer Bezirksoberamtmann Dr. Rieth in ſein Amt Erſchienen waren Vertreter der Regierung, der übrigen Reichs⸗ und Staatsbehörden und Ver⸗ treter der Stadt⸗ und Landgemeinden, des roten Kreuzes, der Geiſt⸗ lichkeit und Lehrerſchaft. :: Bad Dürkheim, 23. Dez. Nun foll auch Dürkheim endlich wie ſeiner Umgebung die lange vers Würdigung werden. Die Reichspoſtverwaltung plant nämlich Fremdenfahrten mit großen Ausflugswagen, die an der Haardt entlang fahren ſollen. Der Weg ſoll von Ludwigshafen ausgehend über Bad Dürkheim, Neuſtadt, Landau, Annweiler, Speyer nach Ludwigshafen führen. Vor allem ſollen die Fahrten im Frühjahr durch die vorderpfälziſche Blüte ausgeführt werden, die neben der am Bodenſee und der Bergſtraße die ſchönſte in ganz Deutſchland ſein ſoll. :: Bierbach, 23. Dez. Ein ſauberes und vielverſprechendes Bürſchchen im Alter von 13 Jahren verhaftete die hieſige Poli⸗ zei, nachdem der Junge geſtanden hatte, zwei Brände am 15. November und 2. Dezember ds. gelegt zu haben. Die betr. Anwe⸗ ſen wurden auch tatſächlich an den angegebenen Tagen durch Feuer völlig eingeäſchert. :: Ulmet, 23. Dez. Eine ſtreitbare Gegend iſt die von Gumbs⸗ weiler und Ulmet. Betrunkene Burſchen beider Dörfer kamen in einem 1 mit einander in Streit. Dieſer artete zu einem regelrechten pf aus, bei dem es ſogar Tote gab. Zwei junge Leute nämlich, die zuſammen neun Meſſerſtiche erhielten, ſtarben an den erhaltenen Wunden. Von den übrigen brach ein anderer junger Mann, der ſchon drei Stiche erhalten hatte, das Bein, nachdem er die Wirtshaustreppe hinuntergeworfen worden war. Wieder ein weiterer kam mit zerſchnittenem Unterarm„da⸗ von.“ Wahrlich„feine Zuſtände.“ 08 :: Kaiſerslautern, 23. Dez. Geſtern abend halb 6 Uhr wurde der aus Landſtuhl gebürtige 33 Jahre alte ledige Tagner Jakob Mollen nach vorausgegangenem Wortwechſel in der Nähe der Papiermühle an der Engweilerſtruße von dem 36jährigen verheira⸗ teten aber arbeitsloſen Arbeiter Heinrich Weich er ſto che n. Mol⸗ len erhielt einen Stich in's Herz, det ſofort tödlich wirkte. Weich wurde verhaftet. : Jweibrücken, 23. Dez. Der hieſige Ferkelmarkt war am Saistag in Bezug auf Quantität der ſchlechteſt befahrene ſeit einer Reihe von Jahren. Im ganzen unterſtanden dem öffentlichen Ver⸗ kauf ſage und ſchreibe zwei Borſtentierchen, die zu insgeſamt 17 Mark geeb wurden. Auch ein ſonderbares Zeichen unſerer Zeit.— Der Jagdhüter Joſ. Wolf von Emilienruhe hat in kurzer Zeit hintereinander 5 Füchſe erlegt. Für die Felle dieſer, in letz⸗ ter Zeit wieder häufiger auftretenden Raubtiere, werden z. Z. 50 Mark und mehr bezahlt. Neues aus aller Welt das Brieſmarkenjahr 1924 In den Briefmarken, die im Laufe eines Jahres neu ausgege⸗ ben werden, ſpiegelt ſich immer ein Stück Geſchichte wieder. Das gilt auch für das Jahr 1924. Eine Reihe von hervorſtehenden Er⸗ eigniſſen dieſes Jahres ſind durch Briefmarken verewigt worden, ſo z. B. der Tod Lenins, die Einverleibung von Fiume in Italien, die Abſetzung des Sultans der Türkei. Die Einſetzung des Königs Huſſein als Kalif, die olympiſchen Spiele, das Jubiläum des Welt⸗ poſtvereins, die Jahrhundertfeier zum Gedächtnis Byrons, die Drei⸗ Jahrhundertfeler zum Gedächtnis der erſten Beſiedlung von Nord⸗ amerika und ſchließlich die engliſche Reichsausſtellung in Wembley. Im Ganzen ſind annähernd 1250 neue Briefmarken von den verſchiedenen Stacten der Welt in dem nun ablaufenden Jahre ausgegeben worden. Das iſt im Vergleich zum vorigen Jahre ein Rückgang um rund 500 und auch im Vergleich zu den vorausgegan⸗ genen Jahren die Kenegln Ziffer. Wahrſcheinlich wird es bei dieſer abſteigenden Linie nun bleiben. Die Hochflut der neuen Briefmarken, die in den letzten Jahren über uns gekommen iſt, hatte ihren Hauptgrund keils in der Geldentwertung, der ſich auch die Markenwerte anpaſſen mußten, teils in der Gründung einer ganzen Anzahl von neuen und kleinen Staaten als Folgerſcheinung des Weltkrieges. Auf dieſen beiden Gebieten iſt mittlerweile wohl eine gewiſſe Beruhigung eingetreten und deshalb wird wohl auch die übermäßig gewordene Erzeugung von neuen Briefmarken etwa⸗ zum Stillſtand kommen. Mehr und mehr wird die Briefmrarke dazu verwendet, Natſonal⸗ gedenktage im Bild feſtzuhalten. Marken dieſer Art ſind im Jahre 1924 rund 200 ausgegeben worden. Darunter befindet ſich wohl als die geſuchteſte die Lenin⸗Gedächtnis⸗Serie. Eine Kurioſität iſt die Gedächtnismarke, die von Uruauay herausgegeben wurde zur Feier des Sieges, den ein Fußballklub dieſes Staates auf der 8. Olmy⸗ piade in Paris davongetragen hat. Unter den Gedächtnismarken befinden ſich auch ſolche literariſchen Charakters. So hat Griechen⸗ land die Byron⸗Jahrhundert⸗Feier durch die Ausgabe von zwei Marken feſtgehalten. Die eine trädt ein Bildnis de⸗ engliſchen Dichters„ die andere ſtellt die Landung Byrons in Miſſolonghi dar. Portugal hat anläßlich der Drei⸗Jahrhundert⸗Feier zum Ge⸗ dächnis ſeines großen Dichters Camoens eine Briefmarkenſerie er⸗ ſcheinen laſſen, die das Leben dieſes Mannes im Bilde darſtellt. Das Jubiläum des Weltpoſtpereins gab Anlaß zu der Her⸗ ſtellung von Gedächtnismarken in Deutſchland. Schweden, der Schweiz und Salvador. Die deutſche Gedächtnismarke trägt ein Bildnis des Poſtminiſters Dr. Stephan, des Vegründers des Weltpoſtvereins. Die ſchwediſche Gedächtnismarke ſtellt im Bilde wirkungsvoll den Gegenſatz zwiſchen den alten und den neuen Ver⸗ kehrsarken dar. Die Schweizer Marke zeigt das alte Rathaus in Bern, in dem der Weltpoſtverein gegründet wurde. Die Gedächtnis⸗ marke von Salvador ſtellt eine gewöhnliche Marke mit einem entſprechenden Aufdruck dar. Eine weitere Serie von Gedächtnis⸗ marken, die Schweden hat erſcheinen laſſen, geben eine Anſicht vonStockholm wieder zur Erinnerung daran, daß in dieſer Stadt die 8. Zuſammenkunft des Weltpoſtvereins ſtattfand. Zur Erinnerung an die Landung der erſten hugenottiſchen und walloniſchen Siedler an der amerikäniſchen Küſte vor 300 Jahren gab die Poſtverwaltung der Vereinigten Stacgden im Mai eine Serie von Briefmarken heraus, auf denen das Schiff„Neunieder⸗ land“ abgebildet war, das damals die Anſiedler über den Ozean geführt hatte. Ferner waren verſchiedene Momente der Landung dargeſtellt. Ganz neu iſt eine Serie von Briefmarken der franzöfiſchen Poſtverwaltung zur Ankündigung der Kunſtgewerbe⸗Ausſtellung. die im April nächſten Jahres in Paris eröffnet werden ſoll. Deutfch⸗ land hat zu dieſer Ausſtellung auch eine Einladung erhalten, wegen der Kürze der Zeit aber und aus finanziellen Gründen abgelehnt. Die Marke zeigt einen Töpfer, der die letzte Hand an eine kunſtvolle Voſe anlegt. Es waren von dieſer Marke insqgeſamt vier ver⸗ ſchiedene Werte ausgegeben werden, deren Gültigkeit mit dem Dezember 1925 abläuft. Die Entwicklung des Luftverkehrs findet ihren Ausdruck in der Ausgabe von zahlreichen Spezialmarken, die nur für die Fron⸗ kderung von Luftvoſt⸗Sendungen verwendet werden dürfen. Von ſolchen Marken ſind in dieſem Jahre 56 neue Arten erſchienen. ausgegeben von Deutſchland, Oeſterreich, Danzig. Eſtland, Litauen, Rußland, Ungarn, Syrien, der Schweiz und Uruguay. Die Auft · poſtmarken Ungarns, ſind mit ihren ſymboliſchen Figuren des Fiuges künſtleriſch beſonders ee — königsſchiff und Paſſagierdampfer. Die große ſchwe⸗ diſche Königsjacht„Drokt“, die lange Jahre für Seereiſen der ſchwediſchen Königsfamilie gedient hat, war von Stockholm nach Kopenhagen bugſiert worden, um dort abgewrackt zu werden. Um das ſchöne ſchwediſche Königsſchiff vor dieſem„unrühmlichen Ende“ zu bewahren, boten deutſche und ſchwediſche Intereſſenten hohe Summen für Ueberlaſſung der Jacht zu Verkehrszwecken. Der Firma Diederich(Kiel) wurde als Höchſtbietende das Schiff zu⸗ geſchlagen, es befindet ſich bereits in Kiel. Nachdem es auf der Kieler Werft einer Erneuerung im Schiffskörper unterzogen ſein wird, wird es vom nächſten Sommer ab in den Paſſagier⸗ dienſt des Oſtſeeverkehrs geſtellt. Einige Erinnerungen 15 10 Zeit des Königsdienſtes ſollen im Innern der Jacht erhalten eiben. 75 5 e, * 1* %% 25 VOe fofmole WW WWWWWW Fin lersuch uird Sje übeneugen Aof li Big., grun Ng., Salem Coroljer 6g. cobjnei& Pg., Cꝙqανι⁵i,, ñ Hg. dos Sfeclc. Nur echt mit firmo: Oriental. Iabak · d. Ciggreſtep · fabrik Jenidze, Joh. Hugo Ziefz. Dresden. . 22. 2 . neue Geiſt, der mit der Pfychologie in das Wirtſchaftsleben. die Pädagogik, die Rechtswiſſenſchaft Einzug gehalten hat. kommt allent⸗ halben zum Ausbruck. Die leitenden Geſichtspunkte für die Be⸗ arbeitung ſind offenſichtlich gegen früher andere geworden, nicht nur der ſachliche Inhalt, der alles getren widerſpiegelt. was die„neue Zei“ ausmacht, begründet den Wert des neuen„Meyer“, bei der Bearbeitung der Artikel iſt auch die ſpezifiſch moderne,„ſozialpſy⸗ chulogiſche“ Betrachtungsweiſe wirkſam geweſen. Und dieſer Umſtand iſt es, der für den tiefer Schürfenden die Benutzung des Werkes retzvoll macht. Auf die geſchmackvolle und gediegene änßere Aus⸗ ſtattung des Werkes ſei noch beſondert hingewieſen. * Literatur Walter von Molo: Geſammelte Werke in drei Bänden. Verlag Albert Langen. München.— Es gab einmal eine Zeit, und ſie iſt eigentlich noch gar nicht ſo lange verſtrichen, in der man in literariſchen Kreiſen von dem„Problem Molo“ ſprach. Durchblättert man dieſe Ausgabe der geſammelten Werke Molos, ſo finkt von dem„Problem alles eckige, kantige und künſtlich aufgepfropfte ſehr bald zu Boden, und es bleibt der Molo übrig, wie er heute jenſeits von jeglicher Schule oder ſonſt einem eismus eine Klaſſe für ſich in der deutſchen Literatur der Gegenwart dar⸗ ſtellt. Sind die„Sprünge der Seele“ noch gangz in die Arno Holz⸗ manier getaucht, ſind weiter die Fugen des Seins“ noch mit ſtar⸗ ken Wortkitt ausgeſtrichen, ſo bleiben doch der Schillerroman und der„Roman meines Volkes“ als die Brennpunkte einer literariſchen Elipſe beſtehen, deren Lauf man nach anfäng⸗ lichem Zögern zum Schluß willig, wenn nicht begeiſtert folgt. Freilich Goethe und Schiller, Friedrich der Große und Luiſe reden nicht in ihrer eigenen Sprache, ſondern in der Molos. Freunde Molos behaupten, daß dieſe Sprache erſt das Endergebnis einer monatelangen Schwerarbeit ſei und das Flicken an der Kompo⸗ fition, das Ein⸗ und Ausſchalken, das unermüdliche Schleifen und eilen ſein eigentliches euch glauen darſtelle. Das mag ſein, wenn es auch zunächſt wenig glaubhaft erſcheint, denn die größte Wirkung der Moloſchen Diktion geht von der Leidenſchaft und meiſt nur mühſam verhaltenen Glut aus, die aus ſeinen Dich⸗ tungen den Leſer geradegu anfaucht. Wollte man Schubfächer aufziehen, in die man die einzelnen Werke hineinlegen möchte, würden die beiden, an die Kennworte Naturalismus und Expreſ⸗ ſionismus ſtehen, die meiſten von ihnen aufnehmen. Aber das wäre nur eine äußerliche Klaſſifizierung. Molo iſt heute ein an⸗ erkannter Eigener, der nicht zuletzt aus dem Grunde eine graße Gemeinde um ſich vereint, weil er ohne Kitſch und Sentimentali⸗ tät es verſteht, die Herzen höhber ſchlagen zu laſſen, wenn Epi⸗ ſoden aus dem Leben Friedrichs oder Luiſens wie überkurbelte Filmſtreifen am unz vorüßerſaußen Nicht gulen wetzen der Ver⸗ gleichsmöglichkeiten ſeiner inneren und äußeren Entwicklung iſt dieſe Ausgabe zu begrüßen. Sie zeigt vor allem, daß Molo kein Dramatiker, wohl aber der geborene Epiker im eigenen Stil und Tempo iſt. Eine techniſche Meiſterleiſtung für ſich iſt die Unter⸗ bringung des Rieſeſtoffes in drei Bänden mit etwas über 800 Seiten. Trotz der Dünne des Papiers iſt der Druck ſo vorzüg⸗ lich, daß nirgends ein Durchſcheinen ſich bemerkbar machk. Angeſichts des neuerdings bis zur überſtiegenen Bizarrerie geſteigerten Unfug geſammelter Werksausgaben iſt es notwendig, auch einmal auf die techniſche Seite hinzuweiſen, wenn dieſe Frage ſo vorzüglich gelöſt wird wie hier. Man ſollte dieſe Aus⸗ gabe unſeren jungen Leuten im Alter von 16 bis 20 Jahren in die Hand geben. Sie werden dann mehr deutſche Geſchichte, und was noch wichtiger iſt, ſie beſſer verſtehen und begreifen, als durch noch ſo viele Schulſtunden und Kollegs. Fr. Maarten Maartens:„Gottes Narr“, Roman. Berechtigte Ueberſetzung von Eva Schumann. Verlag Alber: Langen. München. — Seitdem Albert Langen die ſämtlichen Werke von Maarten Maartens in ſeinen Verſag übernommen hat, beginnt man in Deutſchland den großen bolländiſchen Dichter recht zu würdigen. England und Amerika wiſſen ja längſt über ihn Beſcheid. Nach dem„Preis von Lis Doris“ bietet nun der Verlag den Roman „Gottes Narr“ in neuer Uebertragung von Eva Schumann dar Erſt in dieſer vorzüglichen Ueberſetzung, die treuer als die bisherige iſt, wird dieſes wahrhaft innerlich große Werk ſich Deutſchland erobern. Maarten Maartens, deſſen unbeſtechliche Wahrheitsliebe, deſſen boher, reiner Wille ihn zum Geiſtesbruder eines andern großen Holländers, Multatulis, machen. ſtellt in der Geſtalt des Elias Loſſell einen blinden und tauben Menſchen(blind und taub geworden, nicht geboren) in den Nittelpunkt einer weitverzweigten Handlung, die doch keineswens eine Krankheitsgeſchichte darſtellt⸗ Dieſer hoheitsvollen Geſtalt, dieſem Narren Gottes, der in Wahr⸗ heit eines von Gottes liebſten Kindern iſt, ſind zwar die michtigſten äußeren Sinne genommen, aber dafür iſt ihm der ſeltenſte Sinn der Sinn des Herzens, in größtem Maße zu eigen. Elias erfüßz die Dinge und Menſchen der Umwelt. Vor der Klarheit ſets gottnahen Empfindens gibt es keine Masken. Darum ſcheiden fi an dieſem Narren die Geiſter. Trotz aller Schmerzen und Wirr⸗ niſſe bleibt dieſe Seele in tiefer, ſtrahkender Ruhe. Sie iſt ein Mittelpunkt, in der Gottheit ſelbſt verankert. Wundervoll mit üher⸗ legenem Humor iſt die Geſellſchaft von Koopſtad geſch dert. Mit unbeſtechlichen Augen ſind alle ihre Ichwächen und Winkelzüne er⸗ ſchaut. So iſt die Handlung durchaus nicht etwa behaglich⸗klein⸗ ſtäbtiſch. Es geht an Abgründen, es geht an Ve örechen, ſogar an einem Morde vorbei. Der Dichter zeigt, wie die glatte Ober⸗ fläche des Geſellſchaftslebens nur ein dünnes Häutchen iſt, unter dem Dämonen lauern. Spannend im beſten Sinne und erxlöſend iſt dieſes Buch, das ſtill und ſelbſtverſtändlich wie ihm gebührt, ſeinen Platz neben den großen Werken der Weltliteratur einnehmen wird⸗ 6. Seite. Nr. 396 Nene Mansheimer Jeitung[Misag ⸗Nusgabe) Dienstag, den 23. Dezember 1924 Gerichtszeitung Amksgericht Manndeim Manuheim, 19. Dez. Deꝛ 18jähr. Schneider Joſ. Fe f Joſ. Ferb. Piller an Reckaran der Zoſähr. Tagl. Joſef Piller aus 1(Böh⸗ wen), der lolähr, Dreher Otto Walther aus Neckarau, der 20fähr. Keuelſchmied Kakob Galsbaner aus Schönanger,, der Lolährig: Tagl. Karl Mart. Bolt aus Mannheim, der 18ſähr. Schloſſer Alfr. Kolt aus Neckaran und der 19lähr. Spengler Wilh. Jul. Klam m engs Reckarau ſitzen wegen in fortgeſetzter Tat und gemeinſchaftlich derübten Diebſtahls im wiederholten Rückfalle, wegen Anſtif⸗ kung hierzu und wegen Hehlerei auf der Anklagebank. Bott und Joſef Piller(Schneider). öffneten in der Zeit vom E bis 8. Dezember 1923 die Wohnung des Expedienten Adam Ewald in Neckarau und entnahmen aus einem Schreibtiſch und aus einer Glasſchrankſchublade einen Feldſtecher, 4 Pfd. Wolle, eine Münzſammlung und 75 Bargeld im Geſamtwert von etwa 80 Am 1d. Dezember 1528 öffneten Bott, Walther und Plller(Schneider) mit Nachſchlüſſels die Abſchlußtüre der Wohnung der Metzgersehe⸗ ran Emilie Be Inauer in Neckarau, dann erbrachen ſie mit einem Metzgerſpalter die Wohnzimmertüre und entnahmen aus einem erbrochenen Kleiderſchrank zwei vergoldete Damenuhrketten, 2 Pfd. Dürxfleiſch. 1 Pfd. Dauerwurſt und 2 Gläſer mit Mirabellen.— Waltber, Bott und Piller(Schneider) erbrachen am 16. 6. 24 in der Wlrtſchaft des Wilheim Harant in Neckarau die im Büffet ſtehende Kaſſe und entnahmen daraus den Betrag von 400. Jofef Piller(Schneider) und Joſef Piller(Taglöhner) drückten 14. 8. 24 die Abſchlußztüre zu der Wohnung des Kaufmanns 8 Deinhard in Neckarau gewaltſam ein, erbrachen den chretbeiſch und entwendeten daraus einen Barbetrag von 50 /, eine ſilberne Damenuhr, 7 Meter Hemdenſtoff. 1 Revolver, Man⸗ ſchetten, und Kragenknöpfe im Geſamtwert von 60.— Auf gleiche Weiſe entwendeten Walther Joſef Piller(Schneider) und Joſef iller(Taglöhner) am 7. 9. 24 aus dem Fabrikanweſen der Firma lexander Heberer in Neckarau 3 Kiſten Flaſchenwein. Am 28. 0. 24 ſtahlen die beiden Piller und Gaisbauer aus dem Anweſen des Kouſmanns Johann Gauda in Neckarau 1600 Zigaretten, eine Herrentaſchenuhr, 1 goldenen Ehering, 1 Altenmappe und 3„ Bar⸗ eld. Am 9. 10. 24 entwendeten Joſef Piuler(Schneider) und Gais⸗ ner aus der Wohnung des Schreiners Jakob Wacker in Neckarau 860, Mark. Am 19. 10. 24 entwendeten Joſef Piller(Schneider) und Gaisbauer durch Einbruch aus der Wohnung des Schuhmachers Hoſef Schreiber in Neckarau einen Geldbetrag von 380 N, 1 toldene Domenuhr, 1 goldene Herrenuhr und 1 Revolver. Am 25. 10. 24 ſtahlen Piller(Taglöhner). Gaisbauer und Walther aus dem Anweſen der Sobnie Freund in Neckarau durch Einbruch Etwa 280& Bargeld, zwei Damenuhren. Damenwäſche und ſilberne Teetöfſel. In der Zeit vom 4. bis 18. Oktober 1924 verſuchten die belden Piller und Gatsbauer im Hauſe des Kolonialwarenhändlers Anton Schlachter in Neckarau durch Einbruch einen Diebſtahl zu verüben. Es gelang ihnen aber nicht, die Ladenräume zu öff⸗ neu, ſodaß ſie ſich genötigt ſahen, unverrichteter Dinge wieder ab⸗ zuztiehen. In einigen der oben beſchriebenen Diebſtahlsfällen mach⸗ ten ſich Walther, Bott, Kolb und Klaum der Beihilſe durch Wach e⸗ ſtehen und dergl. ſchuldig und ließen ſich hinterher einen Teil der geſtohlenen Sachen aushändigen. n der heutigen Verhandlung waren die völlig ge⸗ ſtändig. Sie gaben an, aus Not gehandelt zu haben, da ſie ſchon lange arbeitslos ſeten. Dagegen ſteht einwandſrei feſt, daß die Angeklagten alles, was ſie auf ihren Raubzügen erbeuteten, in grenzenlos leichtſinniger Weiſe in den Wirtſchafſten wieder in Al⸗ kohol und Zlgaretten umſetzten. Folgendes Urteil wurde verkündet: Es werden verurteilt: Joſef erdinand Piller zu 1 Jahr 3 Monaten, Joſef Piller zu Jahren, Otto Walther zu! Jahr 6 Monaten, Fakob Gais⸗ bauer zu 2 Jahren, Karl Martin Bott zu 1 Jahr 3 Mon., Alfreb Kolb zu drei Monaten. Wilhelm Klamm zu drei Mo nRaten Gefäng is. Bei Ziffer—5 wird je 1 Monat Unter⸗ ſuchungshaft angerechnet.(Verteidiger.⸗A. Dr. Ullrich Katz für l Piller). er 2ährige ledige Kapfmann Erich Bamler aus Nikslal Sborſchleſien) i wegen Urkundenfälſchung und Betrugs Antzeklagt. Bamler lletz ſich in Vorbereitung ſeines betrügeriſchen Gebarens zunächſ größere Schreibarbeiten anſertigen, tänſchte den ſchmählichſt hintergangenen Perſonen Telephongeſpräche vor unter Gleichzeitiger Vorzeigena von Wechſeln. die er ſelbſt ausgeſtellt hatte. Hlerdurch erweckte er den Eindruck eines kreditwürdigen Kauſmanns und beſtimmte mehrere Perſonen in Mannheim und Karlsruhe zur darlehensweiſen Hingabe von größeren Geldbeträgen. Bamler hat allen baldigſte Auſgabe verſprochen. Er verſchwand aber und lietz ſich nie mehr blicken. In zwei weiteren Fällen verſuchte Bamler auf ähnliche betrügeriſche Art Geld zu erlangen. Die dazu auser⸗ ſehenen Perſonen waren ledoch vorſichtig genug, dem Schwindler die Türe zu zeigen. Der Angeklagte in heute vollkommen geſtändig. Er iſt wegen Erkundenfülſchung und Betrugs bereits mit 3 Jahren Gefängnis vorbeſtraft. Die hente geden den Angeklagten erkannte Strafe lautet Militärgericht Candan „Wie vorſichtig deutſche Staatsangehörige, die von franzöfiſchen Militärgerichten in Abweſe heit verurteilt worden 555 mit der Wiederaufnahme des Verfahrens ſein müſſen, zeigt die Verhandlung des franzöſiſchen Militärgerichts in Landau gegen den Kaufmann Karl Schmitt aus Neuſtadt a H. Er war wäh⸗ rend des paſſiven Widerſtandes wegen Beleidigung der fronzöſiſchen Beſatzungsarmee zu 6 Monaten Gefängnis in Abweſenheit verurteilt worden Nach ſeiner Rückkehr in die Pfalz legte Schmitt gegen ſeine Verurteilung Einſpruch ein und begründete dieſen damit, daß ihm eine Ladung zu der franzöſiſchen Gerichtsverhandlung nicht zugegangen ſei und daß er erſt Anfang Oktober 1924 von ſeiner Verurteilung Kenntnis erhalten habe. Das Gericht fetzte ſich jedoch über dieſen Einſpruch dadurch hinweg, daß es die Begründung als 5 erklärte, und beſtätigte die Strafe von 6 Monaden Ge⸗ ängnis. Landgericht Darmſtadt Die Gemeinde Arheiligen hatte unter der Separatiſtenzeit zu leiden. Der Schloſſer Peter Fiedler, der auß in der Pfalz als„Polizeikommiſſar“ tätig war, hat ſich mit zwei Geſinnungsge⸗ noſſen wegen Diebſtahl und Hochverrat zu verantworten. Während dle beiden Letzteren bereits in Nummer Sicher waren, wurde der kräftige P. F. bei der Empfangnahme von Erwerbeloſen⸗ geldern verhaftet und ſollte im Auto von 3 Gendarmen fortgebrocht werden. Als das Auto an das Haus des F. kam, riß der Verhafte das Steuer an ſich und rief ſeine Angehörigen um Hilfe an. Der Vater kam mit einem eiſernen Rohr und der Bruder, der Schloſſer Heinrich Fiedler, ſchob ein Brett zwiſchen die Radſpeichen, um die Weiterfahrt zu verhindern. Es kam bald zu einem Moſfenauftauf und nur mit Mühe konnten die Gendarmen eine Volksjuſtiz an den Separatiſten verhindern. Vater und Bruder verfolgten dann daz Auto mit offenem Meſſer auf Rädern bis Bayergeich. Wegen dem Diebſtahlsverfahren wurde auf Grund des Londoner om⸗ mens das Verfahren eingeſtellt, weil es unter die Amneſtie fällt. Wegen Widerſtand waren gegen die drei Fiedler mehrmonatliche Gefängnisſtrafen beantragt, doch kam das Gericht zu der Anſicht, hier ebenfalls Amneſtie Platz greife. Gegen die Einſtellung dieſes Verfahrens hat der Staatsanwalt beim Oberlandesgericht Be⸗ rufung eingelegt. Schöffengericht Darmſtadt Hart am Zuchthaus vorbei kam der 26jährige Taglö Htpp Gippert aus Keilbach i.., dem gnadenweiſe eine Ge angnisſtrefe für Wilderei 200.⸗M. Geldſtrafe umgewandelt. wurde. Für die Er⸗ reichung eines Darlehens brauchte er eine Bürgſchaft, da er ſonſt von der Kreisſparkaſſe Erbach das Geld nicht erkalten konnte. Er ſchiug den krummen Weg ein, verſchaffte ſich ein Formular und läuſchte bei den Gemeinderatsmitgliedern das Einverſtändnis der Anderen vor und veranlaßte ſo die mittelbare Urkundenſälſ hung, in dem er die Unterſchrift durch andere ohne Kenntnis der Gemeinderäte vor⸗ nehmen ließ. Dieſe Bücgſchaft legte er dem Bürgermeiſter zur Be⸗ glaubigung vor und fügt die weiteren Unterſchriften ſpäter noch ein. Die getäuſchte Kreisſparkaſſe zahlte das Darjehen aus. Der Angeklagte verhielt ſich während der Verhandlung herausfordernd. Er wurde durch Zubilliung mildernder Umſtände vor dem ſonſt Zuchthaus bewahrt und zu 6 Monaten Gefängnis ver⸗ Urtel SwG· Sondergericht Saarbrücken Laut amtlicher Bekanntmachung des Oberſtaalsanwalts in Saarbrücken iſt der Kaufmann Paul Dietrich⸗Saarbrücken durch rechtskräftiges Urteil des Sondergerichts wegen Miets⸗ wuchers zu einer Geldſtrafe von 20000 Franken odet 6 Monaten Gefängnis als Erſahfretheitsſtrafe verurteilt worden, weil er für Ueberlaſſung gewerblicher Räume in verſchleier · ter Form— durch Fordern einer ſogen. Abfindungsſumme— vinen unangemeſſen hohen Mietzins verlangt habe.—.— Zeynkauſend Doppelzeniner Mehl verſchoben Die geheimen Ceſchäfte beim Haupternährungsamt Berlin Antereſſante Einblicke in die Geſchäftsgeheimniſſe des Haupt⸗ ernährungsamtes der Stadt Berlin gewährte eine Ver⸗ handlung vor der Strafkammer des Schöffengerichts Charlottenburz. Wegen unlauteren Wetitbewerbs hatten ſich die Kaufleute Schulle, Lewy, Ungerer, Leonhardt und Grünthal zu verantworten, währenb der Angeklagte Stabler von der Reichsgetreideſtelle zurzeit in Ame⸗ rika weilt, und deshalb zur Verhanblung nicht erſchienen war. Der Angeklagte Lewy war vom Jahre 1916 ab Abteilungsleiter bei ber „Berliner Brotverſorgung“, und hatte dort in der Hauptſache Über war, zu verfügen. Zu ſeinen Obliegenhetten gehörte es zuch ſen gewiſſe Arten von Mehl frei zu verfügen und dieſes in eee Mentzen an Privatleute zu verkaufen. Im März 1921 ſchied 1 23 aus ſtäbziſchen Dienſten aus und nahm ſeinen alten een Mehthändler wieder auf. Sein Nachfolger beim Ernährungete⸗ wurde der Angeklaute Schulle, der jetzt das Verfügungsrecht 2061 nicht zu perwendende Streckmehle erhielt. Es hanbelte ſich zum 5 5 um Mais- und Kartoffelmehle. aber auch um Weizen und Rogg 7 mohle, die infolge unſachgemäßer Lagerung angeblich nicht 39 ſür die Berliner Berölkerung verbacken werden konnten. ſetzte ſich mit Stabtrat Wutzki in Verbindung und erwirkte 7755 dieſem die Zulaſſung zu den Käufen nicht mehr zu verwendenge Mehlſorten. Bereits in der kurzen Zeit vom Juli bis Oktober 91 kaufte Lewy zehntauſend Doppelzentner Streck meſt durch Vermittlung des Angeklagten Schulle. Als Vergütung ecehl Schulle damals für den Doppelzentner fünf Mark. Dieſes in wurbe burchweg aus Berlin wieder nach auswärts gebracht und 1 Mithlen in ber Provinz nochmals durchgearbeitet. um dann d⸗ „Futterzwecken“ Verwendung zu finden. Beim freihändigen N 5 kauf bieſer gewaltigen Mehlmengen waren, wie die Verhandlug ergab, immer nur drei bis vier Firmen von Schulle zum 5r angebot aufgefordert worden. Da Schulle auch ſelbſt über 1 te des Mehles entſcheiden konnte, war es nicht möglich, dung Jeugen nachzuweiſen, daß dieſe Mehlmengen für die menſchli 5 Ernährung tatſächlich nicht mehr geeignet waren. Infolge des 1 ſchwenderiſchen Lebenswandels. den Schulle führte, wurden Haus bewohner auf ihn aufmerkſam und zeigten ihn bei der Polizei an. Während er in der Unterſuchungshaſt die Verfehlungen zugab, 55 Fritt er ſie in der Berhanblung und gab an, das es ſich bei den Zuwendungen von ewy um Wohltätigleitsgelder ſen delte, die er ſeiner durch Krankheit uſw. entſtandenen Bedürfege wegen erhalten habe Der Vorſitzende des Vereins Berliner ie händler, Wartenberg, war der Anſicht, daß in ſeinen Kreiſen ohne Prüfung der Perſon Wohltätigkeitsgelder an Bedürftige aß ſeneben werden. Da der Magiſtrat ſelbſt das Intereſſe ätte, der Oeffentlichkeit von dieſen Verkäufen keine Kennknne zu beben, ie ſeien uur wenige Firmen zum Preisangebot auf geforbert worden. Mach zweitugiger Berhanbtung wurde die Beweisaufnahme ſchloſſen und vom Staatsanwalt folgende Strafen beantrast: Lewu drei Nonate Gefängnis und 10 000 Mark Gelb⸗ ſtrafe, Schulle drei Monate Gefängnis und Einzjehung daß der„Nohltätiakeitsgelder“ in Höhe von 3900 Mark, Bernhardt 500 Mark, Grünthaf und Angerer ſe 3000 Mark Gelditrafe Außex⸗ dem ſoll das Urteil im amtlichen Teil bes„Berliner Tagebl.“ ve⸗ oͤfſentlicht werden. verkündet werden. Landwir ſchaſt Die Bekämpfung des fartoffelkrebſes Das Miniſterium des Innern veröffentlicht in dem neueſten badiſchen fe und Verordnungsblatt(Nr. 65) eine Verordnung über die Bekämpfung des Kartoffelkrebſes. In dieſer Verordnung wird u. a. beſtimmt, daß krebsnerdächtige Erſcheinungen an Kak! toffeln binnen 24 Stunden den Ortspolizeibehörden anzuzeigen ſind die ungehend dem Bezirksamt Mitteilung machen, worauf die An⸗ zeige an bie Hauptſtelle für Pflanzenzucht weitergele tet wird. Tandwirtſchaffliche Winterſchule in Donaueſchingen Die Errichtung der landwirtſchaftlichen Wintecſ hule in Donau⸗ eſchingen hat in ländlichen Kreiſen zum Teil Meinungsverſch'oden⸗ heiten hervorgerufen. Zur Klärung der Anſchlußfrage innerhalb der Bauernſchuft hielten die beiden landwirtſchaftlichen Verbände eim Beſprechung ab, in der die Meinung aber auhh geteilt wor. Bei det Abſkemmumg erklärten ſich ſiebzehn Landwirte für den Anſ hluß an Villingen und nur fünf für den Anſchluß an Donaueſchingen. Waberſtandsbeobachtungen im Monat dezember mbetn-Fea⸗ 18. n18. l. 18 ccar- Begefſ 18.17 ſis ſi18. 1 24.0 7.42.42.88.0 Maunneim 15 18 2 1202.08.05 10%7 R 1 1. 25 128.T 17 27 38 Herausgeber. Drucker und Verleger: Dructerei Tr RNene Mannhelmer Zeitung, G. m b. H. Mannheim. 5. 2. Direktion: Rerdmand Hevme— Cbefretakteur Kurt Fiſcher Serantworilich für den volftiſchen und volkswirtſchaitlichen Tenn! Kucl Fildie für das ffeuilleton: Dr ftri Hammes; für Kommunalpolitif und okales: Richard Schönſelter: kün Sport und Neues aue allet Welt W g Müller: für Handelsnachrichten Aus dem vande. Nachbargebiete. Gericht a⸗ a Gefängnis, abzüglich 1 Monat Unterſuchungshaft. 880 0.! die Beſtände von Mehl, das für die Berliner Berölkerung beſtimmt bden bria tebaftionellen Te: Fr feircher:( Angzetaen: Nernbardk. — eeeeeeeeee Das Ürteil wird am kommenden Dounerstag Hnas Im Maschinensirichen empilehlt sich frau Ludia Brossmer Wwe. J2. 22 Nahe Marktplatz— J 2, 22 wohin ich auch mein 8 55 Woll- und Kurzwarengeschäit verlegt habe. EelzZwWaren Jacken, Mäntel, Mite, Munks, füchs:, dchalkrzgen, Jesäe uie Merren-Pelzfutter kaulen Sie günstig in Preis u. Qualitat i 825⁵2 Amahnalh J. Hnd, F. Eigene Kürschnerei. Umarbeien Werden gut ausgeführt Tel 10793 „Nur solange Vorrat reicht! An Sqhlager! Für die lleinen! 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Lebkuchen„%„%„ Paket 60 Pf. 81403 * =V Dienstag, den 23. Dezember 1924 gene Maunheimet deituns IMitaag · Rusgade) 7. Seite. Nr. 596 [Neue Aannhbeimer Seitung Handelsblatt Die Vorſchläge der deutſchen Eiſeninduſtrie in Paris en ſind in der Lage, über die erſte Etappe der in Paris tel den den deutſchen und franzoſiſchen Eiſeninduſtriellen geführ⸗ „ Verhandlungen einen genauen Bericht zu geben. Auf deutſcher — 6 waren unweſend: Dr. Fritz Thyſſen, Bruhn(Friedt. .⸗G.), Klotzbach(Koheiſenſyndikah) Gerwin(Roh⸗ 50 gemeinſchaft), Nothmann(Oberſchl. Eiſenbahnbedarfs.⸗G.) ein Vertreter der Arbeitnehmer aus dem Siegerland; auf 6 Goſiſcher Seite: Leon Levy, de Wendel, Pinot(Vizepräſident Comite des Forges), Aubrun, Dondelingue. Einem Teil der e bandlungen wohnten Vertreter der beiderſeitigen Regierungen und zwar auf deutſcher Seite Staatsſekretär Trendelenburg, auf 5 anderen Seite der franzöſiſche Handelsminiſter. Wortführer r deutſchen Delegation war faſt ausſchließlich Fritz Thyſſen, der ranzoſen in der Hauptſache Leon Levy. ſ0 Wir faſſen nachſtehend den Gang der Verhandlungen nach chlichen Geſichtspunkten zuſammen. In Wirklichkeit haben die Iten Parteien ihre Ausführungen nicht ſo zuſammenhängend ge⸗ inacht, da an den verſchiedenen Verhandlungstagen die Diskuſſion mmer wieder auf Punkte zurückkam, die ſchon an den voran⸗ gegangenen Tagen verhandelt waren. Thyſſen gab einen Ueberblick über die Weltmarktlage der glamten Eiſeninduſtrie und betonte von hieraus die Notwendigkeit geer internationalen Verſtändigung, einer Einſchränkung der Er⸗ 5 die ſich dem jeweiligen Bedarf anpaſſen müſſe. Er tläuterte das Weſen der kurz zuvor gegründeten deutſchen Roh⸗ tahlgemeinſchaft, bei der man ſchon bei Feſtſetzung der Beteiligungs⸗ iffern dieſes Einſchränkungsſtreben erkenne, denn die Summe der zjeteiligung ſei auf 14 Millionen To. feſtgeſetzt worden, während ſch Kapazität der Werke 18 Millionen Tonnen betrage. Für Ueber⸗ lede ung der Erzeugung hätte das zuviel produzierende Werk für e Tonne Mehrproduktion 25,.—„ an die Gemeinſchaftskaſſe zu gahlen. Aehnliche Feſtſetzungen ſeien auch bei einem internationaten eintbande durchführbar. Zunächſt ſei natürlich für Frankreich ſelbſt ine ſolche Verbandsbildung wünſchenswert. pe Zur Kernfrage, zu dem deutſch⸗franzöſiſchen Handels⸗ ſchen age⸗ den deutſchen Eiſenzöllen, der Behandlung der lothringi⸗ lge und ſaarländiſchen Ausfuhr nach Deutſchland machte Thyſſen ſ gende Ausführungen und Vorſchläge: die deutſchen Eiſenindu⸗ riellen erkennen an, daß Frankreich nicht in der Lage ſei, die othringiſche und ſaarländiſche Produktion im eigenen Lande unter⸗ ſoteringen, und daß das natürliche Abſatzgebiet für einen Teil der thringiſchen und ſaarländiſchen Erzeugung Deutſchland bleihe. 2 5 verkenne auch nicht, daß, wenn Deutſchland ſich gegen die infuhr einer gewiſſen Menge franzöſiſchen Eiſens ſträuben würde, ie deutſchen Exporteure dieſes Juantum auf dem Weltmarkt wieder antreffen würden Die deutſchen Eiſeninduſtriellen ſeien bereit, ür die Dauer des abzuſchließenden Handelsvertrages eine noch leſtzuſetzende Menge franzöſiſchen Eiſens Jahr für Jahr abzu⸗ nehmen. Hierfür würden ſie den franzöſiſchen Hütten den gleichen Preis geben, den dieſe jeweilig fob Antwerpen erzielen. Dieſe Mengen würden in Deutſchland, ſoweit für die Produkte Syndikate beſtehen, durch dieſe Syndikate, andernfalls durch die acht großen rheiniſch⸗weſtfäliſchen Hütten, abgenommen und unter⸗ gebracht werden. Ueber die Menge wäre noch zu verhandeln: ſie würde keinesfalls ſo groß ſein können, wie der Vorkriegs⸗ derſand der lothringiſchen und ſaarländiſchen Werke nach den egenwärtig zum deutſchen Reiche gehörigen Gebieten betragen tte. Die Menge könnte auch nicht ſtarr feſtgeſatzt werden, ſondern müßte ſich nach der Marktlage richten. Als Inderziffer könnte der nonſchränkungsquozient bei der deutſchen Rohſtahlgemeinſchaft ge⸗ ommen werden. Bei Feſtſetzung der deutſchen Eiſenzölle müßte er Erſcheinung Rechnung getragen werden, daß alle Länder hohe ollmauern an ihren Grenzen errichtet haben; auch Deutſchland werde die Eiſenzölle erhöhen müſſen, etwa um 50 Prozent. Aber die Höhe des Zolls ſpiele ja keine Rolle mehr, wenn Frankreich auf den vorgetragenen Vorſchlag eingebe. Als Gegenleiſtung für die feſte Abnahme des lothringiſchen und ſaarländiſchen Kontingents verlange die deutſche Eiſeninduſtrie den franzöſiſchen Minimaltarif ür die Einfuhr von Erzeugniſſen der deutſchen Eiſen verarbeitenden nduſtrie nach Frankreich und zweitens eine Berückſichtigung dieſer engen zugunſten der deutſchen Quote, falls es zu einem inter⸗ nationalen Verbande kommen ſollte. di Die Franzoſen haben im großen Ganzen hierzu erklärt: ie Gedanken ſejen ihnen ſo gänzlich neu, daß ſie ſich im Augen⸗ blick zu ihnen nicht endgültig äußern könnten. Grundſätzlich wollen ſie apriori dieſe Vorſchläge nicht ablehnen. Das einzige ernſte Be⸗ denken, das von ihrer Seite vorgebracht worden iſt, ging dahin, daß die bisherigen Handelsbeziehungen zwiſchen den lothringiſchen und faarländiſchen Werken und den deutſchen Verbrauchern durch das von Thyſſen vorgeſchlagene Verfahren abgeriſſen würde. Einzelne von ihnen ſchien die Detail⸗Regelung(hier handelt es ſich wohl um die endgültige Feſtſetzung der von Deutſchland abzu⸗ nehmenden Mengen) zu ſchwierig zu ſein, daß man ſie bis zum 10. Januar 1925 nicht werde erledigen können. Deshalb wurde von ihnen, beſonders aber vom Handelsminiſter, immer wieder die Forderung aufgeſtellt, man ſolle doch an die Behandlung der Zoll⸗ frage herantreten, um derentwillen man ja zuſammengekommen ſei. Thyſſen antwortete darauf ſehr richtig: in der Zollangelegen⸗ heit habe die deutſche Delegation keinen amtlichen Auftrag; hier müſſe ſich ihre Tätigkeit darauf beſchränken, den Staatsſekretär Trendelenburg zu beraten. Schließlich verlangten die Franzoſen mehrfach, daß das beantragte private Abkommen, wenn es zu⸗ ſtande käme, zu einem offiziellen zwiſchenſtaatlichen würde, alſo von den beiderſeitigen Regierungen ſeine Sanktion erhielte. Auch die Idee einer internationalen Verſtändigung wollten die Franzoſen nicht ablehnen. Der Handelsminiſter wurde allerdings oppoſitionsluſtig, als Thyſſen von der Notwendigkeit einer all⸗ gemeinen Produktionseinſchränkung ſprach und betonte ihm gegen⸗ über das Verbraucherintereſſe. Die Verhandlungen wurden ſchließlich unterbrochen. Der Miniſter verlangte eine Einigung bis zum 20. Dezember. Käme ſie bis dahin nicht zuſtande, ſo würde die Regierung die Fäden wieder aufgreifen. Die neuen Verhandlungen beginnen in Paris am 18. Dezember. Die Forderung der Franzoſen, erſt die Zollfrage in Ordnung zu bringen und dann über die privaten Abmachungen zu ſprechen, iſt nicht recht verſtändlich. Sie können doch unmöglich erwarten, über das Quantum an Walzwerksprodukten hinaus, über das man ſich zu einigen hat, noch Walzwerksprodukte nach Deutſchland ab⸗ zuſetzen. Haben ſie aber eine derartige Erwartung nicht, dann kann ihnen die Zollhöhe wirklich gleichgültig ſein. Der Sinn des deutſchen Vorſchlages, den Thyſſen übrigens auch auseinander⸗ geſetzt hat, iſt ja klar. Wird ein zollfreies Kontingent bewilligt, ſo kommt dieſer Vorteil nicht nur Frankreich, ſondern allen Ländern zugute, mit denen wir Handelsverträge abſchließen und denen wir Meiſtbegünſtigung gewähren. Es werden dann Einfallspforten für belgiſches, luxemburgiſches, engliſches, tſchechi⸗ ſches und polniſches Eiſen geöffnet und Deutſchland würde gerade⸗ zu der Schuttabladeplatz für die Ueberproduktion der Eiſen⸗ induſtrie ganz Europas werden. Die deutſchen Hütten würden von dieſer Laſt erdrückt werden. Der deutſche Vorſchlag, der großzügig und vom Willen zur deutſch⸗franzöſiſchen Verſtändigung getragen iſt, ſichert Frankreich die Vorteile, die uns in dieſer Be⸗ ziehung durch den Vertrag von Verſailles aufgezwungen ſind. Er iſt eine Löſung, die ſich, wenn die Deutſchen gegenüber dem franzö⸗ ſiſchen Verlangen nach Weiterbeſtehen der lothringiſchen und ſaar⸗ ländiſchen Kontingente nicht einfach nein ſagen, logiſch aus der Situation ergibt. Und es iſt nicht zu erſehen, welch anderer erzielt wird. Ganz anders iſt die Frage von den binnendeutſchen Verhält⸗ niſſen aus zu beurteilen. Selbſtverſtändlich erwachen ſofort Be⸗ denken vom Standpunkt der Eiſen verarbeitenden Induſtrie aus. Aber man kann ſich ſehr wohl Abmachungen zwiſchen Eiſen er⸗ zeugender und Eiſen verarbeitender Induſtrie vorſtellen, durch die die Gefahr der monopoliſtiſchen Ausnutzung des Marktes ſ urch die Schwerinduſtrie beſeitigt wird. Der Vorſitzende des Eiſen⸗ und Stahlwaren⸗Induſtriebundes und einige andere Vertreter der Eiſen verarbeitenden Induſtrie befinden ſich augenblicklich in Paris. Sie werden beſtimmt ein wichtiges Wort mitreden und nicht Löſungen zulaſſen, die vertikale Vertruſtung des geſamten deutſchen Metall⸗ gewerbes mit Notwendigkeit mit ſich bringen müſſen. Soweit man die Lage der Dinge bis jetzt beurteilen kann, beſteht Ausſicht, daß es in Paris auf der Baſis der deutſchen Vor⸗ ſchläge zu einer Einigung kommen wird. Damit wären dann auch die größten Schwierigkeiten für den ganzen deutſch⸗franzöſiſchen Handelsvertrag beſeitigt.(o) CCCCCCCCCCCpCpPpfCCPpGfCffGfPpfffGGcccc0000000G00obPopPoPPPoPoPoPP( Mannheimer Aklienbrauerei Cöwenkeller in Mannheim hr. Die Brauerei war im abgelaufenen Jahre 1923/%4 nur 0 den Monaten Oktober bis Dezember 1923 Wtiieh Von ſch a ging das Brauereikontingent auf die Brauereigeſell⸗ die Eichbaum über, der Betrieb wurde ſtillgelegt und ätigkeit erſtreckte ſich ſeitdem neben der Abwicklung laufender ugelegenheiten in der Hauptſache auf die Veräußerung d 0 er kunte ienicgung. von der man bisher einen Teil abſtoßen —2 Der Rein gewinn betrug 125 000 Gl, den die heutige 8 in der 4 Aktlonäre 4206 Stimmen vertraten, als Divi⸗ wurd e pon 50„ pro Aktie zu verwenden beſchloß. Ferner dur e beſchloſſen, das Aktienkapital von 2,5 Mill. Stammaktien 8 Abſtempelung der 1000⸗„-Aktien auf 300 R. auf 750 000 R. odaſtellen und die Vorzugsaktien ohne Entſchädigung einzuziehen, Bilab der Reſerve noch 75000 Re zugeführt werden. In der 141 810˙5 erſcheinen Hypotheken⸗Gläubiger mit(alles in RIl) Lie 0. ſonſtige Gläubiger 223 161, andererſeits als Aktiven die 5 mlaſchaften, mit 924 912, Kaſſe und Bankguthaben 52 451 und dr dner mit 212 606. In den Aufſichtsrat wurde Direktor „Benno Weil von der Süddeutſchen Disconto⸗Geſellſchaft neu⸗ beſcbl. Schließlich wurde die Liquidation der Geſellſchaft beatelalen und Direktor Louis Rühl(Worms) zum Liquidator Fuſion in der Metallbranche Heddernheimer Kupferwerk— Melallbank des Wie wir hören, beſteht die Abſicht, einer in der zweiten Hälfte Ku Januar ſtattfindenden ao..⸗V. der Heddernheimer dolſe erwerk und Süddeutſche Kabelwerke.⸗G. eine 1 Uändige Fuſion mit der Metallbank und Metal⸗ degen ilche Geſellſchaft.⸗G. vorzuſchlagen, und zwar ſoll Tauſ je zwei Heddernheimer Aktien eine Metallbankaktie in wird gegeben werden. Die Aktien, die die Metallbank liefern digur ſind dividendenberechtigt ab 1. Oktober 1924. Als Entſchä⸗ eme 3 für die erſten Jahre ſoll den Heddernheimer Aktionären ahlung von 6,—& pro Heddernheimer Aktie geleiſtet werden. Die Beweggründe, die zum Fuſionsvorſchlag führen, ſind ſgende. Die Metaltban! beſitzt ſchon heute etwa die Hälfte dag eddernheimer Aktien. Sie finanziert aber dazu noch beinahe an, ganze Unternehmen. Die kaufmänniſche und techniſche Zu⸗ ſatimenarbeit zwiſchen den beiden Firmen iſt zu beider Vorteil die teil te. Es iſt zu hoffen, daß bei völliger Fuſion weitere Vor⸗ nehme zu erreichen ſind, und damit die Konkurrenzkraft des Unter⸗ ſchw ens geſtärkt wird. Ganz weſentlich iſt hierbei auch, daß die ſchaftee Doppelbeſteuerung bei ſogenannten Schachtelgeſell⸗ macht eine Fortſetzung des heutigen Verhältniſſes unmöglich dan, Eine Erhöhung des Kapitals der Metall Dur k, die ihre o..⸗V. auch Ende Januar abhalten wird, zur danthführung dieſer Transaktion iſt nicht erforderlich, da die Metall⸗ der znoch über die nötigen Vorratsaktien verfügt. In der Leitung tungeſchäfte der Heddernheimer Kupferwerke kritt eine Verände⸗ 9 nicht ein. 2 M. Baſſermann u. Cie..⸗G., Schwetzingen i. B. In der am geſtrigen Dienstag in den Geſchäftsräumen der Firma M. Baſſermann u. Cie..⸗G. in Schwetzingen unter dem Vorſitz von Kommerzienrat Wittmann abgehaltenen.⸗V. waren durch 5 Aktionäre 95 678 Aktien vertreten. Es wurde be⸗ ſchloſſen, das Grundkapital von 101,5 Mill. Papiermark auf 507 500 Goldmark zuſammenzulegen und 50 750 Goldmark in den Reſerve⸗ fonds zu ſtellen. Von insgeſamt 811 499 Aktiva, entfallen auf Gebäude und Grundſtücke 298 150 4, auf Maſchinen, Fäſſer, Bottiche und Geräte Büroeinrichtung erſcheinen mit je 1 l, Debitoren einſchließlich Bankguthaben mit 66 736„. Die Kreditoren hatten 253 249 zu fordern. Den Ausgangspunkt für die Zuſammenlegung bildete eine vorſichtige Bewertung der einzelnen Bilanzpoſten. Wie mitgeteilt wurde, war der Abſatz der Erzeugniſſe im allgemeinen befriedigend. Was die Ausſichten anbelangt, ſo hofft die Geſellſchaft für das Jahr 1924 eine angemeſſene Dividende ausſchütten zu können, m Badiſche Uhrenfabrik.⸗G., Furkwangen Nach dem uns heute zugegangenen Geſchäftsbericht der Geſell⸗ ſchaft, die am Samstag nachmittag ihre.⸗V. Kohtelt, ergab die Papiermarkbilanz für das abgelaufenen 36. Geſchäftsrahr einen rechneriſchen Ueberſchuß von 61 434 Bi⸗ der bei der Umſtellung auf die Golderöffnungsbilanz zum Ausgleich gebracht wurde. Die Gold⸗Eröffnungsbilanz, die einſtimmig genehmigt wurde, weiſt ein Reinvermögen von 150500„ aus und zwar 1 200 000&4 als Stammaktienkapital und 5000„ als Vorzugs⸗ aktienkapital und 300 000 als geſetzlicher Reſervefonds. In der Golderöffnungsbilanz per 1. Juli 1924 ſtehen: Liegen⸗ ſchaften mit 324 000, Maſchinen mit 346 000, Geräte mit 22 000, Werkzeuge mit 29 600, Kaſſenbeſtand mit 7281 A, Wechſelbeſtand mit 8680 1, Wertpapiere mit 13 525, Waren⸗ vorräte mit 856 298, verſchiedene Schuldner mit 191 190., wogegen verſchiedener Gläubiger 198 324„ und Aufwertungs⸗ gläubiger 3000„ zu fordern haben. Ueber die Au⸗ſichten ſchreibt die Verwaltung: Im neuen OGeſchäftsfahr ſind wir bis jetzt voll beſchäftigt: über die weiteren Ausſichten läßt ſich zurzeit kaum etwas vorausſagen, da ſehr viel von den ſchwehenden Zollvertrags⸗Verhandlungen abhängen wird. Für die nächſte Zeit liegen noch genügend Aufträge vor. O Pfäatziſche Hypothekenbank in Ludwigshafen. Die Geſellſchaft beantragt Umſtellung von 51 Mill. Stamm- und 3 Mill. Vorzugs⸗ aktien auf 5,11 Mill. Stamm- und 5000 Vorzugsaktien unter Bil⸗ dung einer Reſerve von 1,30 Mill. Das Eigenkapital der Bank beträgt ſomit jetzt rund 6 385 000.% gegenüber rund 39 500 000„ Ende 1914(nämlich Aktienkapital 19 000 000 4. Reſerven rund 20 500000). Philipp e.⸗G., Frankfurt a. M. Nach einer Meldung der Frkf. 5 g. hat die Baufirma Philipp Holzmann.⸗G. Ausweg ſich eröffnet, wenn auf dieſem Wege keine Einigung]s 107 807 auf Vorräte 323 634„. Fuhrpark, Gleisanſchluß und einen neuen großen Auslands⸗ auftrag erhalten. Es wurde ihr die betriebsfähige Herſtellung (einſchl. Beſchaffung des Rollmaterials) einer 200 Km. langen Bahnſtrecke in der aſiatiſchen Türkei übertragen. * Die Würktembergiſche Nolenbank beabſichtigt, ihr bisheriges Aktienkapital von 10,5 Millionen Papiermark unter gleichzeitiger Bildung eines Reſervefonds in Höhe von 1,4 Mill. Reichsmark. auf 7 Mill. Reichsmark, ſomit im Verhältnis von:2, umzuſtellen. O Jarbenfabriken vorm. Friedr. Bayer, Leverkuſen bei Köln. Die.⸗V. genehmigte die vorgeſchlagenen Anträge, insbe ondere die Goldmark⸗Eröffnungsbilanz und die Umſtellung des Aktien⸗ kapitals von 5: 1 auf 176 Mill.. Ueber die Ausſichten bo.vefetſostor Geheimrat Dr. Duisberg, daß in der Farbſtoffinduſtrie die Situation wenig befriedigend ſei, da eine eingslegt hade. Die Geſellſchaft beſitze große Lager noch aus der Inflationszeit her, dieſe müßten abgebaut und zu Geld gemacht werden. Auch ein Abbau der Beamten und Arbeiter ſei notwendig, da 40 Prozent des Abſatzes verloren gegangen ſeien Durch die neue Produktionen hoffe man, den Aktionären eine an⸗ gemeſſene Dividende für das Jahre 1924 vorſchlagen zu können. da die neuen Produktionen vom Auslande nicht erreicht werden. o Erſchwerung der Einfuhr nach der Türkei. Während es bisher möglich war, jede in der Türkei ankommende Sendung ohne ausführliche Inhaltsangabe am Zollamt ſelbſt zu öffnen und ſo⸗ dann die Deklaration und Verzollung vorzunehmen, iſt nunmehr, wie der Konſtantinopeler Korreſpondent des Konfektionär berichtet, eine Verordnung der Angora⸗Regierung ergangen, der zufolge ohne Ausnahme keine Sendung mehr von Empfängern vor der Verzollung geöffnet werden darf. Der Intereſſent muß die Zoll⸗ deklaration nunmehr vorher ausſtellen. Wenn der Inhalt und auch das Gewicht der Ballen oder Kiſten mit der Faktura nicht übereinſtimmt, wird er mit zwei⸗ und dreifacher, wenn nicht noch höherer Zolltaxe beſtraft. Es muß daher dringend angeraten werden, bei jeder Sendung nach der Türkei eine gewiſſenhafte Spezifikation des Inhaltes und eine Angabe de⸗ Brutto⸗, Netto⸗ und Reinnetto⸗Gewichtes auf der Faktura anzu⸗ geben. Dieſe neue Erſchwerung im türkiſchen Zollgeſchäft iſt vor⸗ nehmlich auf die zahlreichen falſchen Deklarationen bei Textil⸗ importen, namentlich bei leichtgewichtiger Ware, z. B. Seide, Seidenſtrümpfe, Krawattenſtoffe uſw., zurückzuführen. in Frankfurt a. M. Deviſenmarkt Der internationale Deviſenmarkt bewegte ſich in unveränderter Tendenz. London gegen Kabel 470,75, London gegen Paris 8796, Kabel gegen Paris 1855, London gegen Schweiz 2428, London gegen Holland 1165. In Goldmark ausgedrückt notierten: England 19,77 K, Paris 22,65 J, Schweiz, ſehr feſt, 81,45 3, Mailand 18,05 3, Hol⸗ land 1,69,75, Prag 12,72 3, Chriſtiania 63,20 3, Kopenhagen 73,80 3, Stockholm 1,13,30, Brüſſel 20,10 3, Madrid 58,70 3. Buenos Aires 1,64,6 l. O Waren und Märkte Berliner Metallbösrſe vom 22. Dezemder Preiſe in Feſtmart für 1 Kg. 19. 22. Alumintum 19. 22. Elektrolytkupfer 189, 139.50 in Barren.40.2,48 2,40.2, Raffinadekupfer.27⸗1.28 1,28..29 inn, ausl..20.5,30 8, lei.88-.84.83,0.84 uttenzinn 5,10.5,.20..10.5,0 RohzinklBb.⸗Pr.)—.——. Nickel.20..30 9,20⸗8,30. do.(fr Verk.) 0,73⸗0,74 0, 74.0,75 Antimon.3125.23.1,28 Plattenzink 0,660,67.66⸗0,67 Silber für 1 Or. 94.„95,— 94..— Auminium.30⸗2,35.40⸗2,45 Platin p. Gr.—.——.— London, 22 Dezember(WB) Metallmarkt.(In Oſt f. d. engl. t v. 1016 Ka 19. 22. 10 22 Blei 42,75 42,28 Kupfer Kaſſa 65.90 68.65 beſtſelert, 70.75 71.50 37.75 370 do. 3 Monat 67,— 67.68 Nickel 165,. 135. ueckſilber 11.25 11.3 do. Elektol. 70.50 71.25] Zinn Kaſſa 282.— 255.75 Regulus 70.— 7. m. Bom Mekallmarkf.(Wochenbericht der Deutſchen Metall⸗ handel.⸗G., Berlin⸗Ooerſchöneweide.) Die in dem letzten Bericht zum Ausdruck Anſicht, daß einn weitere Steigerung der Londoner Kurſe eintreten wird, hat ſich in der abgelaufenen Berichtswoche beſtätigt. Ni 9m nur Zink und Blei konnten Kurs⸗ gewinne von ca. 1 Lſtrl. buchen, ſondern auch die Kurſe für Kupfer und Zinn zeigten eine nicht unbedeutende Steigerung. Obwohl infolge der Feiertage mit einer weiteren Steigerung nicht zu rechnen iſt, geht doch die allgemeine Anſicht dahin, daß eine weitere Befeſtigung im Januar eintreten wird. Auch am deutſchen Metallmarkt hat ſich die Befeſtigung der Londoner Kurſe aus⸗ gewirkt, und zeigen die Notierungen in der abgelaufenen Berichts⸗ woche für Kupfer, Zinn, Blei und Zink ein höheres Preisniveau,. Promptes Zink und Blei ſind auch weiterhin ſtark geſucht, ſo daß ſchon aus dieſem Grunde mit einer Abſchwächung nicht zu rechnen iſt. Das Altmetall⸗Geſchäft iſt auch infolge der Feiertage verhältnismäßig ruhig, noch bleibt weiterhin die Nachfrage größer als das Angebot. Preiserhöhung für Eiſen. Wie aus Düſſeldorf gemeldet wird, beſchloß der Deutſche Eiſenhändlerverband im Zuſammenhang mit den geſtiegenen Werkspreiſen eine ſofortige Preiserhöhung um durchſchnittlich 10 1 pro Tonne. bringen Sle Freunden und Bekannten am zveckmàgig- sten und billigsten durch die „Neue Mannheimer Zeitung“ zur Kenntnis. Durch sie er- langen Verlobungs-Anzeigen die grögte Verbreitung. Der Weihnachts-Verlobungs- An- zelger erscheint am Mittwoch den 24. Dezember in der Mittagausgabe. Bestellungen werden rechtzeitig erbeten. n ——— S8. Seile. Nt. 396 Itatt Karten. 38786 Lotte Gross Oskar Hauser Verlobte Mannheim, im Dezember 1024. Zu Hause: Sonntag, den 28. Dezember 1923 Kleine Merzelstiaße 4 — 1 enotrme Auswah billigsie Preise Niübelr eeeeeeee Straus& Cę, J1, 12 Apparate, Projection, Kino E u sümil. Zubeh d. Fachgesch 5 Mannhneim's Photohaus H. Klooa, C 2, 15 Nerren- und Bameniahrräder von M. 85.— und 90.— an 83⁴ Nahmaschinen n dns NM. 115.— Danksagung. 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