Herngepreife: 1 durch die Poſt monatl..⸗M..50 ohne Beſtell⸗ 8 el evtl. Aenderung der wirtſchaftl. Verhällniſſe Nach⸗ ung vorbehalten. Poſtſchecktonto Nr. 17590 Karls⸗ b. 5 1 fa, vebte 8 E 6. 2.— Geſchäfts⸗Neben⸗ a In Mannheim und Umgebung frei ins aldhofſtraße 6, Schwe ingerſtraße 24, Meerfeid⸗ be 11.— Fernſpr. Nr. 7941.7945— Telegr.-Adreſſe Heneralangeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. zwölfmal. WMiltag⸗Ausgabe Mannheimer General Anzeiger B tilagen: Bilder der Woche Sport u. Spiel. Aus Seit u. Leben mit Aannheimer Mulik⸗Oeitung. Mannheimer Frauen-Jeitung.Unterhaltungs⸗Beilage Aus der Welt der Technik. Wandern à. Neiſen Geſetz u. Necht Geheimfit ung des Völlerbundsrals differenzen zwiſchen Militärs und Juriſten Der Völkerbundsrat beſchäftigte ſich in einer ſtrenggeheimen itzung, die der öffentlichen Nachmittagsſitzung folgte, mit den Aifferenzen, die ſich über die Befugniſſe der Mitglieder der litärkontrollkommiſſionen des Völkerbundes und zwiſchen den ten und Militärs ergeben hatten. Wie es heißt, iſt der Rat dieſer Frage zu einer Einigung gekommen, dagegen nicht in der rage der ſtändigen Kontrolle in der entmilitariſierten Rheinland⸗ zone. Dieſe Frage ſoll auf die Juni⸗Tagung des Rates verſchoben worden ſein. Ferner beriet der Rat einen Antwortentwurf zu der deutſchen Denkſchrift an den Völkerbund vom 12. zember 1924. In der Danziger Frage ſoll bereits an⸗ ahernde Uebereinſtimmung unter den Ratsmitgliedern feſtgeſtellt worden ſein, wonach der Rat im Poſtkonflikt die Entſcheidung des erzeitigen Völkerbundskommiſſars General Haking vom Jahre 1922 und die Entſcheidung des Völkerbundskommiſſars Mac Doneld vom ebruar 1925 beſtätigen wird. Zu dem von Polen geäußerten zunſch nach der endgültigen Regelung der ſtaatsrechtlichen Be⸗ diehungen zwiſchen Polen und Danzig ſoll der Rat he⸗ cloſſen haben, daß es ihm unmöglich ſei, dieſem Wunſch zu ent⸗ aheechen, weil ihm nur die Durchführung der beſtehenden Verträge iege zur gleichzeiligen Wahrung der Intereſſen der freien Stadt anzig und die Intoreſſen Polens an einem Zugang zum Meere. in hier verbreitetes Gerücht, das wiſſen wollte, die Regierung der Stadt Danzig, habe an den Völkerbund die Vitte gerichtet, die Entſcheidung des Poſtkonfliktes dem Gerichtshof im Haag zu ertragen, wird von der hieſigen Delegation als falſch bezeichnet. Die Bedingungen für den Eintrikt Deulſchlands 5 Nach dem Berliner„Lokal⸗Anzeiger“ einigte ſich der Völker⸗ tendsrat in ſeiner Geheimſitzung darüber, daß Deutſchland im Böl⸗ erbund und Völkerbundsrat willkommen ſei, doch dürfe es keine run ondere Behandlung fordern. Die angeblichen Ab⸗ Ein ſt werden. Alle geſtellten Bedingungen Deutſchlands für ſeinen eraritt müßten durch die militäriſche Kommiſſion geleitet werden, uren Pflicht es ſei, zu enlſcheiden, ob die militäriſchen Verpflich⸗ ngen erfüllt ſeien. England und die Julaſſung der Deutſchen Auch der Korreſpondent des„Echo de Paris“ meldet aus een über den Nerſauf der Geheimſitzung vom Mittwoch des Völ⸗ Be undsrates, daß die engliſche Abſicht dahin ging, die deutſchen ertreter vor den Rat zu laſſen und zwar im Juni, um ihre Eia⸗ dezme degen den Beitriſt Veutſchlands in den Volkerbund zu hören offtz. dem Reiche Gelegenheit zu geben, ſeine Beitrittserklärung 1 vorzubringen. Die engliſchen Delegierten drangen jedoch die Oieſer Anſicht nicht durch und ſo dürften alle dieſe Fragen auf eptember⸗Tagung des Völkerbundes verſchoben werden. die Victorie“ beklagt ſich, daß keine einizige große Nation ſich in En 970 der Völkerbundsgendarmerie eintragen wolle. gland ſei wohl bereit, Belgier und Franzoſen als Hilfstruppen ollervenden, falls Deutſchland zu ſtark. werden weil e, aber mehr ſolle man von den Engländern nicht verlangen, ie es die Dominions nicht erlaubten.„Figaro“ vertritt ebenfalls der Lihmung, daß Baldwin und Chamberlain nicht die Oppoſition, nj iberalen und der Arbeiterpartei riskieren wollten und daher rem Verhalten noch unentſchloſſen ſeien. Sriand als Anwalt der Polen Genf, 12. März.(Von unſerm Genfer Sonderberichterſtatter.) geſtrigen geheimen Ratsſitzung iſt noch nachzutra⸗ aß Briand in äußerſt heftiger und leidenſchaftlicher Art er⸗ ten ſei daß der Freiſtaat Danzia nicht als unabhänaia zu betrach⸗ Pole ſondern auf Grund des Verſailler Vertrages als ein unter gege ens Protektorat ſtehender Staat. Selbſtve“tändlich läßt ſich ment dieſe Auffaſſung Briands auf Grund der vorhandenen Doku⸗ e eine zieltreffende Widerleauna bringen. Briand ſuchte für in der heutigen Sitzuna mit arößten Entſchiedenheit Stellung diestebmen und überhaupt zu vermeiden, daß in der Sitzung der V Zu der 5 „riecllgen Taaung des Völterbundes eine Enticheiduna in dem hung vor Augen zu halten. Außerdem legt die franzöſiſche Regierung riefkaſte 475 72— 2—5 ich be 0 nkonflikt getroffen wird. Die Taktik Frankreichs ebenſo Mice ens richtet ſich vorläufig darauf, die Entſcheidung hinaus⸗ Juparben. In dieſem Falle würde ſelbſtverſtändlich in Danziag der ſa nd nicht geändert werden können. Briands Auftreten verur⸗ Ichr eatürlich garoße Erreaung, denn der Vertreter Frankreichs tarke 805 laut. daß man außerhalb des Saales ſeine ſonſt nicht timme deutlich vernahm. Stand olen betreiben inzwiſchen eine ſtarke Propaganda für ihren ein upunkt und ſetzen hier ſo ziemlich alle franzöſiſchen Journaliſten derbreit ibre Forderungen propagandiſtiſch durchzupeitſchen. Sie Verſien aufſehenerregende Gerüchte über ein Komplott der nder Reaferuna mit dem Danziaer Senat. Polen und die deutſchen Sicherheitsvorſchläge ſchällnter der Ueberſchrift„Polen und die deutſchen Sicherheitsvor⸗ ainer wird der Zeitung“ aus Wien berichtet: In ſiſche Grwas eigentümlichen Form hat der neuernannte hieſige pol ſchen Seſandte ſeine Anſicht über die Stellung Polens zu den deut⸗ Wiener gerheitsvorſchlägen entwickelt. Er hatte vier Vertreter der Die reſſe zur Ausſprache über dieſes Thema Zu ſich geladen. Neſer Kwürkige Preſſe, beſonders die reichsdeutſche Preſſe, war von wiede panferenz nicht in Kenntnis geſetzt worden. Im allgemeinen Khör de e Herr Wemee nur das was man ſchon von Moskau * ne Rat, daß das ſetzige Territorſum Polens unantaſtbar und fei degierung, die derbber in Verhandlung treten würde, undenkbar edoch 1 freie Zugang zum Meere 5 für Polen eine Notwendigkeit, eanten wirtſchaftliche Gründe allein für eine Gebietsumge⸗ ungsverfehlungen ſollen auf kürzeſtem Wege aus der Welt ge⸗ Polniſche Anverſchämtkheiten „Gazette Warszawka“ lehnt in einem Artikel zur Sicherheits⸗ frage zunächſt jegliches Zugeſtändnis territorialer Art ab. Ohne Pomerellen und ohne Oſt⸗Oberſchleſien könne Polen als Großmacht nicht beſtehen. Dann fährt das Blatt fort: Nicht der mit dem lächerlichen Namen„Korridor“ bezeichnete Gebietsſtreifen iſt die Quelle des Unfriedens in Europa, ſondern die Tatſache, daß Oſtpreußen bei Deutſchland geblieben iſt(9. Wer den Verſailler Vertrag in ſeinen Oſteurdpa betreffenden Be⸗ ſtimmungen verbeſſern will, der möge nur Deutſchlands Herrſchaft in Oſtpreußen ein Ende bereiten. Nus der öffentlichen Sitzung In der öffentlichen Nachmittagsſitzung vom Mittwoch erledigte der Völkerbundsrat eine Reihe bedeutſamer Kapitel, nämlich die mit der Konferenz über den Waffenhandel und der Tätigkeit der Abrüſtungskommiſſion zuſammenhängenden Fragen, über die Dr. Beneſch berichtete. In der Frage des Konflikts, der auf der letzten Tagung der Abrüſtungskommiſſion zwiſchen dem Rats⸗ komitee und den Arbeiterdelegierten Jouhaux und Oudegeet ausge⸗ brochen war, ſchlug Beneſch eine vermittelnde Entſchließung vor, die dem Ratskomitee anheimgibt, die ihm nicht angehörenden Mit⸗ glieder der Abrüſtungskommiſſion gebührend an den Arbeiten teil⸗ nehmen zu laſſen. In der wichtigen Frage der Vereinheitlichung der Bennenuungen im Waffenhandel machten Chamberlain und Scialoja Vorſchläge, die von dem Berichterſtatter Dr. Beneſch angenommen wurden. Darnach wird die Unterkommiſſion, die dieſe Arbeiten ſchleunigſt unternehmen und die Ergebniſſe der am 4. Mai begin⸗ nenden internationgeln Konferenz vorlegen ſollte, nicht zuſammen⸗ treten, vielmehr ſollen zunächſt die Regierungen ſich dazu äußern. Die vorgeſehene Unterkommiſſion wird alſo vorausſichtlich erſt nach der Mai⸗Konferenz ihre Arbeiten aufnehmen können.— Der in dieſer Form abgeänderte Bericht wurde vom Rat angenommen.— In der Frage der Zurückziehung der franzöſiſchen Truppen aus dem Saargebiet ſoll eine Einigung inſoweit erfolgt ſein, daß die franzöſiſchen Truppen im Laufe eines Jahres gänzlich aus dem Saargebiet zurückgezogen werden. Bereits im Laufe dieſes Monats ſoll ihre Zahl um 500 Mann vermindert werden. Auch über den von Branting wiederholt geſtellten Antrag, den Vorſitzenden der Saarregierung jährlich zu wech⸗ ſeln, ſoll ein Einvernehmen erzielt worden ſein. Der bisherige Präſident Rault(Frankreich) ſoll noch einmal auf ein Jahr be⸗ ſtätigt werden und dann ſoll die Präſidentſchaft jährlich in einem beſtimmten Turnus unter den Mitgliedern der Regierungskommiſſion wechſeln. In der Donnerstag vormittag 11 Uhr beginnenden Sitzung wird Chamberlain die Erklärungen der engliſchen Regierung zur Frage der Vertagung des Genfer Friedensprotokolls abgeben. In Erwartung der Chamberlain-Kede Genf, 12. März.(Von unſ. Genfer Sonderberichterſtatter.) Unmittelbar vor der für heute zu erwartenden Chamberlains Rede über das Genfer Protokoll und über die Auffaſſung der engliſchen Regierung hinſichtlich des europäiſchen Sicherheits⸗ vertrags iſt es von Wichtigkeit, auf die diplomatiſchen Vorgänge hinzuweiſen, die ſich am Dienstag und heute ereigneten. Man kann ſagen, daß während dieſer beiden Tage der Schwerpunkt der Lage in London lag. Wie mir von orientierter engliſcher Seite geſagt wird, beſchäftigen ſich die leitenden Diplomaten des office mit dem Bericht, den Chamberlain vor ſeiner Abreiſe von Paris nach Genf dem britiſchen Außenamt zugehen ließ. In dem Vericht Chamberlains war, wie mir verſichert wird, die Mitteilung ent⸗ halten, daß Herriot und Briand die Forderung aufſtellten, Eng⸗ land habe aufgrund des Verſailler Vertrags in einem abzuſchließen⸗ den Sicherheitsvertrag die Verpflichtung zu bekräftigen, daß eine deutſche Mobilmachung innerhalb der am rechten Rheinufer ge⸗ zogenen 50 Kilometerzone, das iſt die ſogenannte Fochlinie, unbe⸗ dingt für England, wie für Frankreich, Belgien, Polen und die Tſchechei als ein Kriegsfall zu gelten habe. Chamberlain erhielt ferner ein franzöſiſch⸗belgiſches Expoſé aus Paris, deſſen Schluß⸗ folgerung dahin lautet, daß beſtimmte militäriſche Abmachungen bezüglich einer deutſchen Mobilmachung rechts vom Rhein getroffen wären und zwar durch den franzöſiſchen und belgiſchen Generalſtab. Dieſe Vereinbarung ſoll, wie es in dem Expoſé heißt, durch England angenommen werden, um Deutſchland die Gefahr irgend eines ge⸗ gen die weſtlichen Kontinentalmächte gerichteten militäritden Hro⸗ Wert darauf, feſtzuſtellen, daß ſie durch das Bündnis mit Polen zu einem Vorgehen am rechten Rheinufer verpflichtet ſei, falls Deutſch⸗ land Polen angreifen ſollte. Schließlich wird in dem Expoſé auf einen in Genf ausgearbeiteten Entwurf über eine wirkſame Militär⸗ kontrolle durch die Autorität des Völkerbundes hingewieſen. Chamberlains Bericht wurde im Foreian Office gründlich er⸗ örtert und den Miniſtern zur Kenntnis gebracht. Es wurde dem Lei⸗ ter des Außenamtes hierher mitgeteilt, daß die von den Franzoſen, Belaiern. Polen und Tſchechen erhobenen Sicherheitspoſtulate. ins⸗ beſondere die Garantie der Fochlinie. durch Enaland in der oben er⸗ wähnten Art nicht diskutiert werden könnten. Infolge dieſer aus London eingetroffenen Ablehnung, die gleichzeitig Herriot in Paris von dem Botſchafter Lord Crewe zur Kenntnis gebracht wurde, ent ⸗ ſtand eine plötzliche und kritiſche Stockung in den Genfer Beſprechungen. Briand verlanate Inſtruktionen, wie er ſich weiter zu verhalten habe, denn Chamberlain erklärte, ſich ſtrikte an die ihm aus London zugegangenen Ratſchläge zu halten und keine weiteren Zugeſtändniſſe machen zu können. Dazu kommt noch fol⸗ gender Umſtand: Die Enaländer betrachten Frankreichs Forderun⸗ aen als ein Manöver' das offenkundig dem Zwecke diene, den enaliſchen Sicherheitsplan und die Behandlung der deutſchen Vor⸗ ſchläae zu ſabotieren. da nämlich Frankreich von der Annahme des rantievaktvorſchläge abhängig macht. So ſchiebt es bis auf weiteres allen Verhandlungen über die Sicherheitsfrage einen Riegel vor, außerdem verquickt aber Frankreich ſeine Forderungen mit der Köl⸗ ner Räumunasfrage und mit der Uebertragung des Entwaffnungs⸗ vohανα H¹f Nie Gomnmeitken des Nöſfarhundeg. angepaßt haben. In dieſer Beziehung haben ſich die Verhältniſſe erwähnten Exvoſés durch Enaland die Zulaſſuna der britiſchen Ga⸗ Preis 10 Pfeunig 1925— Nr. 119 nzeigenprelſe nach Tarif dei Vorauszahlung pro eln⸗ 65 7 für Allgemeine Anzeigen.40.N. Reklamen—4 80⸗M. Für Anzeilgen an beſtimmten Tagen Stellen und Ausgaben wird keine Verantwortung über⸗ nommen. Höhere Gewalt, Streiks Betriebsſtörungen ulm. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene oder beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von An⸗ zeigen. Auftr. d. Fernſpr.ohne Gewähr. Gerichtsſt. Mannheim. 2* Die Urſache der ruſſiſchen Hungersnste Von Axel Schmidt Die Frage, wie es möglich geworden, daß Rußland, die Korn⸗ kammer Europas, in eine Periode ſtändiger Hungersnßte ge⸗ raten, iſt einmal wert, im Zuſammenhange beſprochen zu werden. Der Bolſchewismus iſt bekanntlich um eine Antwort nicht verlegen. Er ſchiebt alle Schuld auf die Dürre, verſchweigt aber dabei, daß die Landwirtſchaft durch den Bolſchewismus eine durch⸗ greifende Umänderung erfahren hat, die gute Ernten aus⸗ ſchließt. Die g des Bodens, die Quantität der Saaten ſpielen für die Höhe der Ernteerträge eine entſcheidende Rolle. Man darf aber nicht überſehen, daß der Bolſchewismus den ge⸗ ſamten Großgrundbeſitz mit einem Schlage vernichtete, der in Ruß⸗ land, was Bearbeitung der Aecker und Gebrauch von Kunſtdünger betraf, viel weiter fortgeſchritten war als die Bauernſchaft. Die Bearbeitung des Bodens hängt nicht zuletzt von der Güte der Zugkraft ab. Wie ſteht es damit in Sowjet⸗Rußland? In Nr. 246 der„Isw.“ ſchreibt der Volkskommiſſar Smirnow, daß 90 Prozent der Bauern nur ein Pferd beſitzen(d h. alſo eine Tief⸗ pflügung, wozu mindeſtens zwei Pferde notwendig ſind, nicht vor⸗ nehmen können). Die Zahl der pferdeloſen Wirtſchaften iſt beſonders in den Hungergebieten bereits auf 40 Prozent geſtiegen. Eine andere agrariſche Autorität, Priderogin bemerkt zum ſelben Thema: „In der Zeit nach dem Kriege iſt die Zahl der Arbeitspferde auf dem Lande auf etwa die Hälfte der Vorkriegszeit gefallen und beträgt nur noch 13 Millionen Stück.“ Jedoch nicht nur die Quantität des Pferdematerials iſt zurückgegangen, auch die Qualität hat ſich ſo ver⸗ ringert, daß der Boden kange nicht mehr ſo gut bearbeitet werden kann wie vor dem Kriege. Profeſſor Loſizki hat in der„Ekon. Ob.“ Nr. 6 berechnet, daß die Aufzucht der Pferde bis auf die Höhe von 1916 für die 14 am meiſten durch Hungersnot befallenen Gouver⸗ nements 35 und für das Gouvernement Samara 55 Jahre benötigen würde. Die kommuniſtiſche Mißwirtſchaft hat alſo der Landwirt⸗ ſchaft in 6 Jahren einen Schaden zugefügt, der erſt in 35 Jahren wieder gutgemacht werden kann. Nicht viel beſſer ſteht es in der Frage der Düngung: auch hier iſt ein ſtarker Rückſchritt zu verzeichnen. Vor dem Kriege hat Profeſſor Prjaniſchnikow den Verbrauch von Mineraldünger auf 0,4 Pud pro Deßjatine Ackerfläche im europäiſchen Rußland geſchätzt, heute iſt dieſe Zahl auf 0,03 Pud, alſo über das Hundertfache, ge⸗ ſunken. Die Urſache für dieſe rapide Verſchlechterung liegt auf der Hand. Während nämlich der Preis für Superphosphat in ane nur ein Fünftel des Preiſes für Weizen und in Deutſchland nur ein Drittel beträgt, muß in Rußland der Bauer 45 Pud Roggen dafür hingeben, d. i. etwa fünfmal mehr als ein Pud Weizen koſtet. Unter ſolchen Umſtänden iſt es verſtändlich, daß der Verbrauch von Kunſt⸗ dünger ſo gut wie gänzlich in Rußland aufgehört hat, weil bei den hohen Preiſen ſeine Anwendung ſich nicht mehr als rentabel erweiſt. Auch mit dem Saatgut liegen die Dinge nicht viel anders⸗ Die beſten Saaten ſind natürlich die ſogenannten örtlichen Land⸗ ſorten, die ſeit langen Jahrzehnten ſich den klimatiſchen Halwiſe ſr · verſchlechtert.„Eine der Urſachen für den Rückgang der Ernten liegt nach der Anſicht des Volkskommiſſars Smirnow darin, daß im Kriege(?) viele„Landſorten“ verloren gegangen ſind und an ihre Stellen Saaten aus anderen Klimaten getreten ſind. Wie ſich in dieſer Beziehung die Verhältniſſe geändert haben, dafür gibt die Feſtſtellung der landwirtſchaftlichen Kontrollſtationen im Gouverne⸗ ment Samara beredte Auskunft. Vor dem Kriege wurden in dieſem Gebiete nur drei beſonders gegen Dürre widerſtandsfähige Sorten angebaut. Jetzt ſind nicht weniger als 200 gezählt worden. Die Tat⸗ ſache des Verluſtes vieler erprobter Landſorten iſt nicht zu beſtreiten, nur dürfte die bolſchewiſtiſche Behauptung, daß ſie während des Weltkrieges verloren gegangen ſeien, nicht den Tatſachen entſpre⸗ chen. Im Jahre 1916 wurden nämlich noch 4 647 000 Pud Getreide geerntet, im Jahre 1920 dagegen nur noch 1517 000 Pud, 1921: 1 529 000 Pud und 1922: 1870 000 Pud. Das heißt mit anderen Worten, während ſich im Kriege die Ernten auf der alten Höhe halten haben, ſind ſie erſt in den erſten drei Jahren des bol chewiſßk⸗ ſchen Regimes auf ein Drittel zurückgegangen. In dieſer Zeit ſind natürlich viele Landſorten verſchwunden, weil die Bevölkerung vor Hunger auch das Saatgut aufgegeſſen hat. Dieſer Verluſt der wetter⸗ erprobten Saaten iſt ſelbſtverſtändlich der ſchwerſte Schlag für die ruſſiſche Landwirtſchaft. Die fehlende Zugkraft kann man ſchließlich durch Maſchinen erſetzen, den Preis für Kunſtdünger herabſetzen, aber die den klimatiſchen Verhältniſſen angepaßten Saaten könnten nur in Jahrzehntelanger Arbeit wieder beſchafft werden. Daher hatte Rykow, Lenins Nachfolger, Nibe als er im Jahre 1921(Prawda 23. Auguſt) erklärte, daß„Mißernten und Hungersnot keine Zu⸗ fälligkeiten darſtellen, ſondern in vielen Gebieten die Re⸗ gel bilden würden“— ein Wort, das ſich bisher furchtbar be⸗ wahrheitet hat und dem Millionen von ruſſiſchen Bauern zum Opfer gefallen ſind. Keine elſaß⸗lolhringiſche Verkrekung beim Vatikan. Der finanz⸗ politiſche Senatsausſchuß in Paris hat am Mittwoch mit 15 gegen 15 Stimmen bei einer Stimmenthaltung den im Artikel 9 des Bud⸗ gets des Miniſteriums für Aeußere Angelegenheiten von der Kam⸗ mer vorgeſehenen Kredit von 200 000 Franken für eine Vertretung Elſaß⸗Lothringens beim Vatikan abgelehnt. * Sozialverſicherung für geiſtige Arbeiter in Polen. Wie das „Pommereller Tageblatt“ meldet, finden im polniſchen Arbeits⸗ miniſterium gegenwärtig Verhandlungen über einen Geſetzent⸗ wurf betreffend Sicherſtellung der geiſtigen Arbeiter für den Fall der Arbeitsloſigkeit, des Alters, der Invalidität und den Todesfall ſtatt. Die Unterſtützungen ſollen aus einem beſonderen Fond be⸗ zahlt werden, der durch Einlagen der Arbeitgeber und Arbeitneh⸗ mer zuſtande kommt, während der Staat zu dieſer Hilfeleiſtung Beiträge nicht zahlen ſoll. *Herriofls neue Erkrankung. Ueber eine neue Erkrankung Her⸗ riots wird am Auswärtigen Amt erklärt, daß ſie durchaus nicht ſchwerwiegender Natur ſei. Herriot habe bereits Montag nachmittag ſeine Arbeitstätigkeit wieder aufgenommen. Eine Erkrankung des linken Beines ſei in der Tat zu verzeichnen, ſedoch ſei dies nur auf die Anſtrengungen der Reiſe Herriots nach Lyon zurückzuführen. Die Elnwanderung in Amerika. Die vom Staatsdepartement ausgegebene neueſte Einwanderunasſtatiſtik weiſt die Zahl von 30 342 deutſchen Einwanderern ſeit 1. Juli 1924 auf. Die Quote für Deutſchland beträat rund 51000. Unmittelbar darnach kommt Großbritannien mit bisher rund 24 000 und Irland mit rund 18 000 Einwanderern im aleichen Zeitraum. nNeue Mannheimer Jeitung([Mittag⸗Rusgabe) Donnerskag, den 12. März 192⁵ 2. Seife. Nr. 119 die Keichspräſidentenwahl Eine Kandidatur Geßlers? DBerlin, 12. März.(Von unſerem Berliner Büro.) Die Kandidatur Geßlers für die Reichspräſidentſchaft, die be⸗ reits ganz in den Hintergrund getreten zu ſein ſchien, ſteht plötzlich wieder im Mittelpunkt der Erörterungen. Der Vorſchlag ſoll, wie das „B..“ behauptet, geſtern vormittag in dem bekannten Löbellaus⸗ ſchuß von dem Abg. Drewitz von der wirtſchaftlichen Vereinigung gemacht worden ſein. Wir möchten annehmen, daß dieſem Vorſchlag auch der Vorſitzende des Ausſchuſſes nicht ganz fern geſtanden hat. Das„B..“ erzählt: Für eine Kandidatur Geßler hätte außer dem Kreis der ſehr beweglichen Frau Dr. Oheimb auch der ehemalige Reichsminiſter Schiffer gearbeitet. Daran dürfte nach unſerer Kenntnis nur ſoviel wahr ſein, daß Herr Schiffer, wenn er auf der einen oder anderen Seite um Rat gefragt worden iſt, kurz auf die Qualitäten des Reichswehrminiſters Geßler für eine Sammelkandi⸗ datur hingewieſen hat. Sie werden an ſich ja auch kaum zu beſtreiten ſein. Die Perſönlichkeit Geßlers wird auf der Rechten kaum ernſt⸗ lichem Wiederſtand begegnen, genießt beim Zentrum mancherlen Sympathien, und ſeine eigene Partei, ſollte man annehmen, müßte ſich ſo wie ſo hinter ihn ſtellen. Die Entſcheidung wird, wie wir die Dinge ſehen von den Beſchlüſſen der heute zuſammentretenden demokratiſchen Parteiinſtanzen abhängen. Wir haben Grund anzunehmen, daß Herr Geßler ein ihm aus den Reihen des überparteilichen Ausſchuſſes angetragene Kadidatur nur annehmen wird, wenn auch die demokratiſche Partei zuſtimmt. Das„BT.“ befürchtet, daß, falls Dr. Geßler zum Reichspräſidenten aufrückt, das Reichswehrminiſterium einem Deutſchnationalen übertragen wer⸗ den könnte. Das ſcheint uns ausgeſchloſſen. Das Zentrum, das bis in die ſpäten Abendſtunden tagte, hat ſich zu einem beſtimmten Entſchluß noch nicht durchringen können, will wohl auch noch abwarten, zu welchem Ergebnis die Demokratben heute gelangen. Bis dahin wird man ſich alſo gedulden müſſen. Der Reichsausſchuß der Deutſchen Volkspartet verſammelt ſich ebenfalls am heutigen Donnerstag. Berliner Preſſeſtimmen Die Kandidatur Geßlers und damit die Möglichkeit, daß eine Zer⸗ ſplitterung doch noch vermieden und ein Sieg des bürgerlichen Be⸗ werbers im erſten Wahlgang erzielt werden könnte, hat den„Vor⸗ wärts“ geradezu in Raſerei verſetzt. Nachdem er zunächſt kritiklos allen Tratſch zuſammengetragen hat, der geſtern durch die Wandel⸗ gänge des Reichstags wirbelte, kreiſcht er hyſteriſch:„Sammlung gegen die Sozialdemokratie, das iſt der einzige Gedanke, den die Rechtsparteien jetzt noch haben! Sammlung, Sammlung, ganz gleich wie ſie ausſieht! Sammlung, Sammlung, dahinter tritt alles zurück, ſchwarz⸗weiß⸗rot iſt nichts, Sammlung gegen die So⸗ zialdemokratie iſt alles!“ Uns ſcheint, dieſe aus Wut und Entſetzen gemiſchte Stimmung müßte den bürgerlichen Parteien ohne Ausnahme den Weg für ihre heutige Entſchließung weiſen. Einſtweilen iſt von der erforderlichen Klarheit, wenigſtens in der Preſſe noch nicht viel zu ſpüren. Ein⸗ zig im„Lokalanzeiger“, aus dem in dieſem Fall die Stimme des Herrn v. Löbell oder eines ſeiner Vertrauten ſtöhnen dürfte, wird der Notwendigkeit das Wort geredet, etwa vorhandene Bedenken gegen die Kandidatur Geßler zurückzuſtellen. Gerade der Vertreter der bayeriſchen Volkspartei. Domkapitular Leicht hätte die Kandi⸗ datur Geßler empfohlen und dem Zentrum nahe gelegt. ſich doch für ſie zu enkſcheiden. Das wäre immerhin ſymptomatiſch. Indes die Kreiſe, die ſich um die„Germania“ ſcharen, ſcheinen einſtweilen nicht gewillt, ſich von Herrn Leicht beraten zu laſſen. Das Berliner Zentrumsorgan verſichert zwar, daß Herr Geßler durch einen„ehr⸗ lichen und aufrechten Charakter“ ſich auszeichnet, aber es beſtänden außenpolitiſche Vedenken:„Von dem nun einmal vorhandenen ſtarken Mißtrauen unter dem die Amtsführung Dr. Geßlers im Aus⸗ jande leidel, würde Deutſchland ſchwerlich Vorteile ziehen können.“ Man ſolle nur ruhig im erſten Wahlgang getrennt marſchieren, dann brauchte man ja immer noch die Fehler, die beim erſten Wahlgang gemacht worden ſeien, nicht notwendig beim zweiten Wahlgang wie⸗ derholen.“ Man wird nicht recht verſtehen, warum. Wenn die Einſicht in das Fehlerhafte des Vorgehens einmal vorhanden iſt, man durchaus ſchon den falſchen Weg wählen ſoll. Aber auch die „Zeit“ ſtellt ſich vorläufig noch recht kühl. Sie verſichert, daß der Löbell⸗Ausſchuß an der Kandidatur Jarres unbedingt feſt⸗ halte und ſchränkt das Gerücht von einer angeblichen Warnung Streſemanns vor einer Kandidatur Geßlers, das ein Berſiner Spätabendblatt geſtern abend aufbrachte, folgen⸗ dermaßen ein:„In einer kurzen Unterredung zwiſchen Streſemann und Fehrenbach, die während der Sitzung des auswärtigen Aus⸗ ſchuſſes ſtattfand, hätte der Außenminiſter darauf hingewieſen, daß entſprechend der Einſtellung des Auslandes eine Kandidatur des Reichswehrminiſters zu allen möglichen Komplikationen führen Bei der bekannten Einſtellung des Auslandes wird wohl das Schickſal ſo ziemlich jeder Kandidatur ſein. In„B..“ ſtellt, ohne ihn ſelber zu nennen, Frau vs Oheimb die Gründe zuſammen, die für Herrn Geßler ſprechen könnten. Das„B..“, einſpänneriſch wie immer, ſchreibt, daß allem zuvor die Frage beantwortet werden müßte, wie bei der eventuellen Wahl Geßlers zum Reichspräſidenten das Reichswehrminiſterium beſetzt werden ſoll. Erſt dann ſcheint dieſes eigenartige demokratiſche Organ bereit zu ſein, ſich für eine Pröſidentſchaftskandidatur aus demokratiſchem Geblüt zu entſcheiden. Das Gute an all dem iſt, daß im Lauf des heutigen Tags die end⸗ gültige Entſcheidung nun wirklich fallen muß. Die Bayeriſche Volkspartei gegen Marx JIn elnem Artikel bemerken die„Münſtener Neueſten Nachrich⸗ ken“ zu einer eventuellen Kandidatur Dr. Marx': Auf jeden Fall müſſe heute ſchon geſaat werden. daß eine Kandidatur auf dem lin⸗ zen Flügel des Zentrums in Banern, aleichviel, welche Wahlvarole die Bayeriſche Volkspartei auch ausgeben werde, die nationalen Stimmen nicht bekommen. Nach Aeußerungen aus der Bane: riſchen Volkspartei ſei auch an eine Wahlparole für Marx gar nicht zu denken. Der„Temps“ zur Reichspräſidenkenwahl Der„Temps“ kommentiert die Ernennung von Simons zum in⸗ keremiſtiſchen Reichspräſidenten und die Wiederwahl von Marx zum preußiſchen Miniſterpräſidenten. Er ſchreibt: Da es ſich darum han⸗ dele, den erſten Poſten im Reich zu beſetzen. könnte man alauben, daß die Republikaner alles verſuchen würden, um einen einheitlichen Kandidaten aufzuſtellen, der die Garantie für die Verteidigung der Weimarer Verfaſſung betone. Da die vereinigten Linksparteien mit Ausnahme der Kommuniſten bei der Reichstaaswahl am 7. Dezem⸗ ber 15 Millionen Stimmen mehr aufbrachten als die vereinigten Mechtsparteien aufgebracht hätten, ſo ſollte es den Republikanern leicht möglich ſein, einen der ihrigen zum Nachfolger Eberts zu er⸗ nennen. Das Unalück wolle es aber, daß die Sozialdemokraten nicht newillt ſeien. ihre Parteiintereſſen dem republikaniſchen Gedanken unterzuordnen. Da ſie die ſtärkſte Partei in Deutſchland ſei, möchte ſie einen der ihrigen auf den Schild erheben. Wenn es auch beareif⸗ lich ſei, daß die Parteien im erſten Wahlaana ihre Kräfte meſſen möchten, ſo ſei es wenig wahrſcheinlich, daß im zweiten Wahlgang die Sozialdemokraten ihren Kandidaten zuaunſten eines bürgerlichen Republikaners, wie z. B. Marx, aufgeben würden. da er höchſtens 4 Millionen Stimmen erhalten könnte. während der ſozialdemokra⸗ tiſche Kandidat—8 Millionen Stimmen auf ſich vereinigen dürfte. Infolge dieſer Uneinigkeit ſei es daher wohl möglich, daß der Kan⸗ didat der Rechtsparteien den Sieg davon trage. Es ſei auch noch nicht ausgeſchloſſen, daß es den Rechtsparteien gelingen würde, das Zentrum für einen ihrer Kandidaten zu gewinnen, indem das Schlaawort eines Bürgerblockes ausgegeben würde. Es ſei zu hoffen, daß dieſe gefährliche Lage doch noch den Sozialdemokraten die Augen öffnen werde. Wenn ein Monarchiſt gewählt würde. ſo trage die Sozialdemokratie an dieſer Lage die Hauptverantwortung, die den Anfana vom Ende der Deutſchen Republik bedeuten würde.(7) Die Vereidigung Dr. Simons Der Gid, den Dr. Simons heute bei ſeiner Vereidigung durch den Reichstagspräſidenten leiſtet, hat folgenden Wortlaut: „Ich ſchwöre, daß ich meine Kraft dem Wohl des deutſchen Volks widmen, ſeinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, die Ver⸗ faſſung und die Geſetze einhalten. meine Pflicht gewiſſenhaft erfüllen und Gerechtiakeit gegen jedermann üben werde.“ Die Beifüaung einer religißſen Beteuerung iſt unzuläſſig. Man erwartet, daß der ſtellvertretende Reichspräſident an die Leiſtung des Eides eine kurze Anſprache knüpfen wird. Dr. Simons will Reichsgerichtspräſident bleiben In den Verhandlungen über die Präſidentſchaftskandidatur iſt auch mehrfach der Name des zum ſtellvertretenden Reichspräſiden⸗ ten vom Reichstag beſtimmten Reichsgerichtspräſidenten Dr. Simons genannt worden. Wie die„Frkf. Ztg.“ von unterrichteter Seite erfährt, beabſichtigt Dr. Simons nicht, eine ihm etwa an⸗ gebotene Kandidatur anzunehmen, ſondern er iſt gewillt, auf ſei⸗ Poſten als Reichsgerichtspräſident zu ver⸗ eiben. Die Beiſetzungskoſten für Ebert UEJ Berlin, 12. März.(Von unſerm Berliner Büro.) Die Koſten für das Staatsbegräbnis des verſtorbenen Reichspräſidenten belau⸗ fen ſich, wie die„Voſſiſche Zta.“ erfährt, insgeſamt auf etwa 200 000 Mark. Das Millionen verſchlingende Staatsbegräbnis beruht alſo nur in der Phantaſie. ANus dem Reichstag Berlin, 12. März.(Von unſerem Berliner Büro). Der Reichs⸗ tag hatte ſich geſtern zunächſt mit einem Antrag der Weimarer Koalitionsparteien zu befaſſen, der die techniſchen Vorbereitungen für die kommende Präſidentenwahl nach mancherbei Rich⸗ tungen hin erleichtern und verbeſſern will. So ſoll analog den Reichstagswahlen ein amtlicher Stimmzettel eingeführt werden. Es handelt ſich dabei vornehmlich um die Koſtenfrage und die Gefahr, daß allerhand belangloſe Splitterkandidaten aus dieſem Umſtand Profit ziehen. Dem ſoll dadurch vorgebeugt werden, daß Parteien, die bei der letzten. Reichsbagswahl nöcht 50 000 Stinmmen erhalten haben, 20 000 Unterſchriften beibringen müſſen. Für Grüppchen, wie etwa den Häußerbund und ähnliche, dürfte das in der zur Verfügung ſtehenden verhältnismäßig reichlich kurzen Friſt kaum möglich ſein. Im Plenum ſah man von eimer Erörterung dieſer und anderer Fragen ab und beauftragte den Rechtsausſchuß mit der Aufgabe, den Vorſchlag zu prüfen. Es ſcheint Ausſicht zu beſtehen, daß er Annahme findet. Ein weiterer Antrag, der die Länder auffordert, die Wahlfreiheit zu ſchützen, wurde gutgeheißen. Dann ſpann man die Fäden der Juſtizdebatte fort. Eine ſympathiſche, auf Ausgleich und Verſöhnung eingeſtellte Rede des Volksparteilers Dr. Kahl fand die beſondere Beachtung die ihr ge⸗ bührte. Der greiſe Staatsrechtslehrer übte ein wenig Kritik an der Kritik, die jetzt üblich und geeignet iſt, einzelne Fälle zu verallge⸗ meinern. Er prägte das treffende Wort, daß uns nicht ſo ſehr Ge⸗ ſetzes⸗„ ſondern Geſinnungsreform nottue und bedaperte mit Recht, daß auch in der Juſtiz unter dem Kampfgeſchrei:„Hier Republik, hier Monarchie!“ die Gegenſätze unntöig aufgeriſſen wür⸗ den. Der Juſtizminiſter Franken, der ſich bei der Gelegenheit dem Hauſe vorſtellte, kam u. a. auch auf den Zwiſchenfall im Tſchekaprozeß zu ſprechen und erregte den Unwillen der Linken durch ſein entſchiedenes Eintreten für den Vorſitzenden, deſſen Verhalten er rechtfertigte, da anders als durch die Ausweiſung der rebellieren⸗ den Rechtsanwälte die Ordnung im Sitzungsſaal einfach nicht hätte aufrecht erhalten werden können. Das Wohlwollen des Zentrums erwarb ſich Herr Franken durch die in diktatoriſchem Tone abge⸗ gebene Weigerung ſich für eine Erleichterung der Ehe⸗ ſcheidung einzuſetzen. Heute geht die Debate weiter. Die Streiklage bei der Keichs bahn Wie wir erfahren, iſt die Streiklage bei der Reichsbahn unver⸗ ändert. Nach Meldungen aus Nürnberg hat die Reichsbahndirek⸗ tion den ſtreikenden Arbeitern in Hof mitgeteilt, daß alle diejenigen als entlaſſen gelten, die bis zum heutigen Donnerstag die Arbeit nicht wieder aufnehmen. In München zeigen ſich keinerlei An⸗ zeichen einer Streikbewegung unter den Arbeitern. Wie aus Dres⸗ den gemeldet wird, iſt in Sachſen die Streiklage im allgemeinen unverändert. Die Zahl der Streikenden hat ſich nur ganz un⸗ wefentlich vermehrt. Der Perſonenverkehr konnte glatt abgewickelt werden. Auch im Güterverkehr iſt es zu weſentlichen Störungen trotz heftigen Schneefalls nicht gekommen. Die Annahme und Auf⸗ lieferung von Gütern wird überall aufrecht erhalten werden können. Nach einer Mitteilung des Deutſchen Eiſenbahner⸗Verbandes liegen jedoch 95 Prozent des Güterverkehrs in Sachſen ſtill. In Mittel⸗ deutſchland und Weſtfalen würden augenblicklich keine Güter für Sachſen angenommen. In Halle hat die dortige Eiſenbahndirek⸗ tion für die vergangene Nacht den Bahnſchutz aufgeboten, da die Verwaltung dort mit einer Ausdehnung des Streikes rechnet. Eiſenbahner⸗Entſchließung zur Streiklage In der am Mittwoch ſtattgefundenen Konferenz der Gewerk⸗ ſchaften und Spitzenverbände, die ſich mit dem Eiſen⸗ bahnerſtreik befaßte, wurde folgende Entſchließung gefaßt: Der Verbandsbeirat des Deutſchen Eiſenbahnerverbandes hat nach Kenntnisnahme des Vorſtandsberichtes zur gegenwärtigen Lage Stellung genommen und die Haltung der Verhandlungskommiſſion gebilligt. Er ſtellt feſt, daß die Verhandlungen nur an der unnach⸗ giebigen, provokatoriſchen Haltung der Reichsbahnverwaltung ge⸗ ſcheitert ſind. Der Verbandsbeirat und Vorſtand ſprechen den im Kampf befindlichen Kollegen ihre volle Sympathie aus und erklären, die Forderungen auf allgemeine Lohnerhöhung ab 1. März unter Kürzung der Arbeitszeit werde aufrecht erhalten. Bei einer weiter ablehnenden Haltung der Reichsbahnverwaltung iſt eine Ver⸗ breiterung der Kampfbaſis vorzunehmen. Dem Vorſtand wird dazu jede Vollmacht erteilt. Der Vorſtand wird beauftragt, die vom Reichsarbeitsminiſter eingeleiteten Schlichtungsverhand⸗ lungen wahrzunehmen, um eine Verſtändigung auf der Baſis unſerer Forderungen zu erzielen. Wie wir hören, iſt die Streiklage unveränderk. Der Reichsbahnverwaltung iſt es überall gelungen, mit eigenem Perſongl auszukommen, ſo daß ſich der Einſatz der Techniſchen Nothilfe er⸗ übrigt hat. Heule Schlichtungsverfahrn im Arbeitsminiſterium [J Berlin, 12. März.(Von unſ. Berl. Büro.) Die Schlichtungs⸗ verfahren im Eiſenbahnerſtreik ſollen heute vormittag 10 Uhr im Reichsarbeitsminiſterium beginnen. Angeblich wollen die Gewerk⸗ ſchaftsvertreter die Verhandlungen abbrechen, wenn ihre Forderungen nicht angenommen werden ſollten. Dann würde der Verbandsbeirat erneut zuſammentreten und über die weiteren Maßnahmen beraten. Die Forderungen der Eiſenbahner gehen, um das noch einmal feſt⸗ zuſtellen, um allgemeine Lohnerhöhung ab 1. März und Verkürzung der Arbeitszeit. Goldverſchiffung für die Reichsbank — Berlin, 11. März. Nach einer Meldung aus Newyork hat de Federal Reſerve Bank 2% Millionen Golddollars für die Reichsbank zur Verſchiffung gebracht. Der Betrag ſtammt aus einem Konto von insgeſamt 41 Millionen Dollar, die die Reichsbank nach und nach angeſammelt hat und allmählich ver⸗ ſchifft werden ſollen. Die Reichsbank teilt hierzu mit, daß es ſich dabei um Entnahme aus einem Golddepots handele, das ſchon vor Abſchluß der Dawes⸗Anleihe in Newyork angelegt worden ſei. Der Betrag des Depots ſei in den Reichsbankausweiſen bereits ſeit lan⸗ gem enthalten. Es handle ſich alſo lediglich um eine örtliche Ver⸗ ſchiebung eines Teiles des Reichsbankgoldes,. Eenne der zweite Magdͤeburger Prozeß Auf Befragen des Staatsanwalts Doßmann erklärt 5 niſterialrat Dr. Döhle, der Reichspräſident Ebert habe die 10 ſicht gehabt, dieſe in dem(geſtern abend von uns abgedruckte Protokoll niedergelegten Ausſagen dem Gericht zu überrel und mit ſeinem Eide zu bekräftigen. Mimiſterialrat Döhle merkte als Zeuge u. a. noch, der Reichspräſident ſei beſonde entrüſtet darüber geweſen, daß das Gericht erſter Inſtanz i unterſtellte, ſeine Haltung zur Landesverteidigung hätte ſich d Laufe der Zeit geändert. Der Reichspräſident ſei ein Mann 8. klarer Denkart geweſen, dem ſolche Schwankungen fernlage. Schließlich wandte ſich der Reichspräſident auch entſchieden gegeg die Auslegung, die ſeine Verſammlungsrede im Treptower 3 gefunden hat. Der Zeuge Döhle ſagt hierzu: Noch am 1 ſeiner Operation ſprach Herr Ebert mit mir darüber und er habe doch gerade den Zweck verfolgt, die Streikenden zu 12 ruhigen. Es kommt dann ein Artikel des„Vorwärts“ zur Ver⸗ lefung, betitelt„Rückblick und Ausblick“, auf den der Reichsho⸗ ſident ſich in ſeiner durch Miniſterialrat Döhle vorgetragenen 5 kundung bezieht. Der Artikel beſchäftigt ſich mit einer im Lehtet vereinshaus ſtattgefundenen Verſammlung, in der der Abg. 15 ſich für das unbedingte Feſthalten am Standpunkt der Land verteidigung ausgeſprochen hat— Darauf wird General Gröner als Zeuge vernommen, der bekundet: Mir iſt nichts bekannt, daß die meaht, heitsſozialdemokratie unter Führung des Abg. Ebert jemals 4. Landesverteidigung geſchädigt hätte. Ich habe als Chef des Krieg. amtes, wie ſpäter als Generalquartiermeiſter ſehr häufig mit Abg. Ebert zu tun gehabt, beſonders 1916 bei den Verhandlunge über das Hilfsdienſtgeſetz. Ich habe dabei ſtets den Eindruck 1 wonnen, daß der Abg. Ebert den Fragen der Landesverteidigl 1 ein beſonderes Intereſſe und allerſchärfſtes Verſtändnis entgege 3 brachte. Auf Befragen des Vorſitzenden über die Haltung der Volksbeauftragten Ebert beim Abſchluß des Krieges und nach 10 Revolution erklärt Gröner: Schon in der vorigen Inſtanz ſiee das Schreiben des Oberbefehlshabers von Hindenburg an 15 Volksbeauftragten Ebert verleſen worden, das auf das ſogenange. Bündnis der Heeresleitung mit ihm Bezug hatte. Wir habe damals aufs engſte mit Herrn Ebert zuſammengearbeitet 805 täglich mitverhandelt. Mit erhobener Stimme: Das deutſche ſte weiß heute noch nicht, was es Ebert verdankt. Er war der 8 Punkt in Berlin, er hat durchzuſetzen verſucht, was von un 3. langt wurde. Er hat ſich ftets auf den Boden der oberſten Hee leitung geſtellt. Der Zeuge erklärt im allgemeinen, daß je Streik eine Schädigung der Landesverteidigung herbeiführt, aber insbeſondere durch dieſen Streik die Offenſive 1918 gelitke hat, könne er nicht ſagen. Es komme ja nicht nur auf die gc1ih Maſſe der Munition allein an, ſondern auch darauf, oh r1 die über die Munitionsmenge disponiert wurde. Jedenfalls habe 5 Munitionsfrage niemals an den Offenſiven entſcheidend etwa⸗ geändert.— Nach Gröner wird Reichstagsabg. David als Zeuge 5 vernonnmen, der gleichfalls erklärt, daß Ebert ſich als Vorſthenden der Sozialdemokratiſchen Partei von Anfang an auf den Bo 05 der Landesverteidigung geſtellt habe und daß er gerade im 7 6 tereſſe der Landesverteidigung mit ſchwerem Herzen wieder 7 Spaltung der Partei in Kauf genommen habe, ehe er eine ird gung der Landesverteidigung zuließ.— Als weiterer Zeuge 10 General von Stein vernommen, der auf die Frage des Vorſitzenden, Januar Kriegsſchäden hervorgerufen habe, nur im allge antwortet, daß in einem Kampfe, wie ihn Deutſchland 10 natürlich jede einzelne Granate von großer Wichtigkeit war nei der Munitionsmangel zu Kataſtrophen führen konnte. Er erinn ſich nicht, daß vom Kriegsminiſterium darauf hingewieſen wune daß Streik Landesverrat ſei, doch entſpräche dies natürlich ſeaft⸗ Ueberzeugung. leber die Stellung des verſtorbenen Reichspren, 0 vermag der Zeuge keinerlei poſitive Erklärungen a geben. Der nächſte Zeuge, Oberpräſident Noske, wiederhe⸗ im weſentlichen ſeine Ausſagen, die er in der erſten Inſtanz im treik im ob der S meinen führte, macht hat. Auch General v. Wrisberg wiederholt 55 weſentlichen ſeine früheren Ausſagen und kann zur Sache ſe nichts von Belang bekunden. Nor⸗ 8 Der erſte neue Zeuge, der jetzige Gaſtwirt Eugen 1 tenbacher, der als Schmied in den Militärwerkſtätten von Nilte bis 1918 beſchäftigt war, war der Vorſitzende des Deutſchen 000 tärhandwerkerbundes, dem 24 000 Mann von den im ganzen 8 uge Mann umfaſſenden Spandauer Werkſtätten angehörten. Der ge f ſagt aus: Während des Krieges arbeitete mein Militärhandw men⸗ bund auf das engſte mit dem Metallarbeiterverband zuſame⸗ den der ſpätere preußiſche Handelsminiſter Siering leitete. udern ring und ich waren ſehr beſtrebt, jeglichen Streik zu verhi nen⸗ und insbeſondere die Anfänge einer Streikbewegung zu erken zu⸗ Den Januarſtreik von 1918 wußten wir etwa vierzehn Tage zu⸗ vor:„Wir machten ſofort von den uns durch Vertrauensleut 50⸗ geleiteten Nachrichten Bericht an General Gröner. Es fan Eint mals eine Unmaſſe von geheimen Verſammlungen ſtatt. Streikleitung war nicht zu ſpüren und war auch nich Der Streik brach erſt ganz leiſe aus. Am erſten Tage legten ter 1000 Mann die Arbeit nieder. Damals befürchteten die iſchen noch, daß die Arbeitsniederlegung mit der ſofortigen militär ſich Einziehung beantwortet werden würde. Infolgedeſſen drückte. ung immer nur einzelne von der Arbeit weg. Erſt als die Stret eingeſetzt wurde, brach der Streik wirklich aus, da bekanntg! wurde, daß diesmal nicht mit Geſtellungsbefehlen gearbeite den würde. rneh⸗ Nachdem im geſtrigen Verlauf der Verhandlung die Vgerio⸗ mung des Zeugen Fortenbachen beendet war, erfolgte eine gung auf Donnerstag vormittag 9½ Uhr. Letzte Meloͤungen Chamberlain bleibt noch bis Sonntag er⸗ Der derzeitige Präſident des Völkerbundsrates, chan“ 6t lain, hat ſeine Abreiſe nunmehr auf Sonntag abend feſtgele onntag. verläßt Genf wahrſcheinlich mit dem Nachtſchnellzug am ch eine Man nimmt an, daß der Rat wahrſcheinlich am Sonntag 7 Ende oder zwei Sitzungen abhalten wird, um mit den Arbeiten 3 zu kommen. er⸗ 0 Neuwahlen in Irland eſber — Belfaſt, 11. März. Premierminiſter Craig teigen al im Ulſterparlament mit, daß das Parlament am 14. Ma Abrt gelöſt werden würde. Die Neuwahlen ſollen am„ Be. ſtattfinden. Zweck der Neuwahlen ſei, die Anſicht der graig völkerung über die Grenzfrage feſtzuſtellen. Ver⸗ drückte die Ueberzeugung aus, daß Ulſter unentwegt an erde. bindung mit Großbritannien und dem Reiche feſthalten wen Eine Niederlage Coolidges rel — Waſhington, 11. März. Neuter meldet: Nach mehr 50 19 monatiger Veratung hat der Senat mit 41 gegen 39 Stimm, ferl vom Präſidenten Coolidge für den Poſten des darren ſtaatsanwalts vorgeſchlagenen Kandidaten volt abgelehnt. Als dieſe Ablehnung mitgeteilt wurde, wu den Tribünen des Hauſes lebhafter Beifall geſpendet. ten, — Hamburg, 11. März. Bei der Skabtberord euee wahl in Sonderburg entfielen 852 Stimmen auf die ewaß Liſte. Das bedeutet einen Zuwachs von 240 Stimmen. 3 wurden 5 Deutſche. awähl Bei der Stadtverordnetenwahl in Hober wurden 9 ew eu, Deutſthe, ein deutſcher Sozialdemokrat, und 2 Dänen. e Ichen gewannen ztwei Mandate. tctn + 13 Aueſt reg M S2 5 25 7 2 S. reen sn. i⸗ rrrr ͤ rr — de Ennerstag, den 12. März 1925 Reue Mannheimer Jeitung(Mittag⸗Rusgabe] 3. Seile. Nr. 119 Sitzung des Bürgerausſchuſſes am Mittwoch, 11. März 1925 kerichtung einer Ausſtellungshalle: erfreuliche Initiative der Stadtgemeinde zur Förderung des Ausſtellungsweſens— Inſtandſetzung der Schloßräume 100 Die Erledigung der neun Punkte umfaſſenden Tagesordnung ntge nur zwei Stunden in Anſpruch. Sämtliche Vorlagen wurden bel eheißen, die meiſten einſtimmig. Etwas länger verweilte man Errichtung einer Ausſtellungshalle. Mit n des Zentrums und der Kommuniſten erklärten ſich die No lonen vorbehaltlos mit der Vorlage einverſtanden. Stv. Dr. bei der namens des Zentrums erklärte, daß ſeine Freunde ſhlu er Zuſtimmung unter dem Zwang der Verhältniſſe handelten, aacht inbezug auf unſere zukünftigen wirtſchaftlichen Verhältniſſe 1 5 peſſimiſtiſche Töne an. Er wollte damit ſagen, daß die Errich⸗ delte er Ausſtellungshalle nicht ſo abſolut notwendig ſei, wie in bür n Kreiſen der Bürgerſchaft heute noch angenommen wird. Ober⸗ hermeiſter Dr. Kußer, der ſich mit Recht gegen dieſe Ausfüh⸗ der— in öffentlicher Sitzung wandte, ſtellte feſt, daß Mannheim mit orne rrichtung der Ausſtellungshalle nicht hinten, ſondern ganz febſt Ausſchiere. da in Deutſchland bisher nur ganz wenige Städte nehun usſtellungshallen errichtet hätten. Er ſcheint in dieſer Be⸗ verwi 9 genaue Erhebungen veranſtaltet zu haben, da er auf Material les, das er vor ſich liegen hatte. Es wäre intereſſant, zu er⸗ zob ſich dieſe Erhebungen auch in der Richtung erſtreckt in wieviel Städten Ausſtellungsbauten mit ſtädtiſcher rſtützung errichtet worden ſind. Der Oberbürgermeiſter, Mueſtelubrigen den Standpunkt vertrat, daß die Hochkonjunktur im nichm ungsweſen vorbei ſei, daß man aber trotzdem mit der Er⸗ Roßene er Halle einverſtanden ſein müſſe, weil ſie von einem fuß n Teil der Bevölkerung gewünſcht werde, gab dem Stv. Drei⸗ bünguncht, der im Zuſammenhang mit der Vorlage die Unter⸗ Mlere, Jemöglichkeit der Fremden erörterte und die Erbauung eines man 1 Ledigen⸗ und Jugendheimes forderte. Was nützt es, wenn für dieſe Heime Pläne anfertigt, die doch nicht in abſehbarer ſehlt derwirklicht werden können, weil es an den Mitteln hierzu „Gelbſt die Errichtung der Ausſtellungshalle wird noch gute W g 5 haben, da der Aufwand von 800 000 Mark durch Anleihe be⸗ ſit werden ſoll. Stab der Vorlage, die für die Inſtandſetzung der der 25 überlaſſenen Schloßräume, für die Beſchaffung lunge ſorderlichen Mobiliars und für die Neuaufſtellung der Samm⸗ Gen 80 es hiſtoriſchen Muſeums 142 400 Mk. anforderte, dam die Hammtuung darüber zm Ausdruc, daß die werkoallen ſtädtiſchen Komgen endlich würdige und ausreichende Räume erhalten. die 1 ommuniſt Ehrle forderte bei der Beſprechung der Vorlage der Aborlaſſung des Ritterſaales des Schloſſes zu Verſammlungen Tändligdeiterſchaft. Man ging über dieſen Wunſch, der ſelbſtver⸗ einer 9 nur vorgebracht wurde, um zu zeigen, wie ſehr man ſich Lomm Sreunde annimmt, zur Tagesordnung über. Wenn ſich die uniſten verſammeln wollen, ſteht die Feſthalle zur Verfügung. bdeſtim ptrepräſentationsraum des Schloſſes iſt für andere Zwecke 110 Bei Erörterung der Vorlage, die 60 300 Mark zur In⸗ chulleung des Gebäudes N, 4für die Gewerbe⸗ ſchul ebs ſorderte, wurde die Errichtung eines eigenen Gewerbe⸗ aus gebäudes gewünſcht. Die Verwirklichung dieſer an ſich durch⸗ ſch nerechtigten Anregung wird aber wohl noch ebenſo lange auf rten kaſſen, wie ſo mancher andere Plan. Irtr Inſtandſetzung der Leuchtfontäne auf dem Seibſt dichsplatz wurden 14 000 Mark einſtimmig bewilligt. der.die Kommuniſten ſprachen ſich dafür aus. Bei der Beſprechung Lereinglage griff der Stadtv. Schneider von der Wirtſchaſtlichen de in ganz unmotivierter Weiſe den Verkehrsverein an, Sowchl die Sonderzüge zuvſel Leute von Mannheim wegbringe. bürgerij der Oberbürgermeiſter, als auch die Sprecher dreier Schutz icher Fraktionen nahmen den Verkehrsverein energiſch in beim hiest in der Tat dieſen Tadel nicht verdient. Wenn in Mann⸗ Mcht los iſt, kann der Verkehrsverein auch keine Sonderzüge Ausdruk im arrangieren. Stadtv. Schneider verbat ſich den „Ku„Blerbank“, den der Oberbürgermeiſter gebraucht hatte. de Bether nahm dieſen Ausdruck nicht zurück, ſteckte dafür aber ſolle ſich erkung des Herrn Schneider ein, der Oberbürgermeiſter be zu ſeiner Information mehr in die Reihen der Bürgerſchaft Nlang Der Kommuniſt Ehrle, der ſich ſehr rabiat gebärdere. Peiedrſ e die Errichtung eines Muſikpavillons an der Stelle, wo am ſolte. eplat das Großherzog Friedrich⸗Denkmal errichtet werden s vie ls Orcheſter hat er das Hof theaterorcheſter auserſehen, lelt desbmnal in der Woche ſpielen ſoll. Erſt die allgemeine Heiter⸗ n, Unte er im 800 000., der ſich bei Lohn⸗ und Materialpreisſteigerungen ent⸗ zur Unterbringung der ſtädtiſchen Sammlungen Sitzungsbericht Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer eröffnet die beſchlußfähige Sitzung um.20 Uhr. Die Galerie iſt ſchwach beſetzt. Es wird ſofort in die Tagesordnung eingetreten. Errichtung einer Ausſtellungshalle Stadtratsbeſchluß: An der Seckenheimer Anlage iſt nach dem Projekt des Hochbauamts vom Dezember 1924 eine Aus⸗ ſtellungshalle zu erbauen, ſobald der erforderliche Betrag von ſprechend erhöht, aus Anleihemitteln verfügbar iſt. Die Deckung aus Anleihemitteln wird genehmigt. Stv.⸗V. Juhs bemerkt, mit dieſer Vorlage ſolle ein lang⸗ gehegter Wunſch der Bevölkerung erfüllt werden. Der Stadtver⸗ ordnetenvorſtand empfehle die einſtimmige Annahme mit dem Wunſche, daß die Hoffnungen, die an die Errichtung der Ausſtel⸗ lungshalle von den Handels⸗ und Induſtriekreiſen geknüpft werden, in vollem Maße in Erfüllung gehen.— Stv. Dreifuß(Soz.) begrüßt die Vorlage, wünſcht aber gleichzeitig, daß für die Unterbringungs⸗ möglichkeit der durch Ausſtellungen und Kongreſſe herbeigezogenen Fremden in großem Stile geſorgt werde. In Zuſammenhang da⸗ mit ſtehe die Erſtellung eines Hotels und eines Ledigen⸗ und Jugendheims.— Sty. Scheel(Dem.) freut ſich ebenfalls, daß die Stadt die Initiative ergreift und daß auf dieſe Weiſe der Leiter des Hochbauamts vom Projektieren zum Verwirklichen kommt. Die Wirtſchaftskreiſe hätten noch nicht die Neigung, dieſen Plan zu unterſtützen, weil ihr die Mittel fehlen, aber es ſei zu hoffen, daß auch aus dieſen Kreiſen die Initiative kommt, wenn einmal die Ausſtellungshalle ſteht.— Sto. Dr. Moekel(Ztr.) bemerkt, ſeine Freunde ſtimmten für die Vorlage aus dem Zwang der Verhältniſſe heraus. Das Projekt müſſe aber in Verbindung mit der Stadt⸗ erweiterung geprüft werden. Ein unmittelbarer Gewinn werde aus Ausſtellungen nicht erzielt. Stv. Dr. Stoll(D. Vp.): Der Weltmarkt iſt uns während des Krieges von der ausländiſchen Konkurrenz geraubt worden. Das Ausland wehrt ſich gegen die Einfuhr unſerer Artikel. Der Kauf⸗ mann und der Fabrikant müſſen die Rohſtoffe häufig teurer vom Ausland beziehen, weil wir unſere Rohſtoffquellen(Elſaß⸗Lothrin⸗ gen. Oberſchleſien uſw.) verloren haben. Dazu kommen noch die Steuern. Der deutſche Kaufmann und Fabrikant haben gegen die ausländiſche Konkurrenz hart zu kämpfen. Deshalb iſt es unſere Pflicht. alles daran zu ſetzen, um die Konkurrenzfähigkeit des deut⸗ ſchen Kaufmanns und Fabrikanten zu heben. Aus dieſem Grunde dürfen wir auch nicht ſchwarz ſehen, müſſen vielmehr alle Einrich⸗ tungen treffen, die ihre Lage verbeſſert. Dadurch verringern wir auch die Arbeitsloſiakeit. Es iſt auch betont worden, daß die Gefahr beſteht, daß uns andere Städte in der Errichtung von Ausſtellungs⸗ hallen zuvorkommen. Wir ſind eine Grenzſtadt geworden und haben infolgedeſſen beſonderen Grund, von uns reden zu machen. Meine Fraktion ſchließt ſich der Vorlage an. Es iſt noch nicht erwähnt wor⸗ den. daß der Roſengarten zweifellos kein geeigneter Ausſtellunasort iſt. Es muß alſo die Ausſtellunashalle unbedingt gebaut werden: ſie iſt eine werbende Anlage. Ich alaube, daß wir im Gegenſatz zum Kollegen Dr. Moekel ſoviel Zutrauen zur Stadterweiterungskommiſ⸗ ſion haben, daß ſie nicht blindlinas die Ausſtellungshalle auf einen Platz ſtellt, von dem ſie in den nächſten Jahren wieder entfernt wer⸗ den muß. Wir ſehen hoffnunasvoll in die Zukunft. Ich möchte nun betonen, daß uns ſchon einmal im Wohnunagsbau der Peſſimismus ſchwer geſchadet hat. 5 Stv. Ritter(Kommuniſt) bemerkt, die Erſtellung einer Aus⸗ ſtellungshalle ſei lediglich der Wunſch der Geſchäftswelt, nicht der der Arbeiterſchaft, die keinen großen Nutzen von Ausſtellungen habe. Man ſollte nicht den deutſchen Wirtſchaftsbankerott durch äußeren Glanz verkleiſtern. Seine Fraktion könne ſich für dieſes Projekt nicht erwärmen, weil die Koſten auf die Allgemeinheit ab⸗ gewälzt werden müßten. Man ſollte hier endlich die Errichtung einer Jugendherberge in Angriff nehmen. die jetzige Unter⸗ bringung der Reiſenden in der alten Herberge ſei eine Schande. Deshalb ſei ein Ledigenheim dringend notwendig.— Oberbürger⸗ meiſter Dr. Kutzer ſieht davon ab, auf die geäußerten Wünſche und Anregungen einzugehen, die an ſich nicht ohne Berechtigung ſeien. Die Verwirklichung der Projekte hänge aber von den Mitteln und dem Zeitmaß ab. Ein Alters⸗, Ledigen⸗ und Jugendheim ſei ſehr notwendig. Leider finde man Niemand, der ſich für die entworfenen Pläne intereſſiere. Die Ausſtellung bringe nicht ohne weiteres Rieſenſummen. Das Schwere ſei nicht die Halle, ſondern das gicht s Hauſes machte Herrn Ehrle darauf aufmerkſam, daß er ſich einmal verſprochen hatte. Da der Oberbürgermeiſter die in der Hand behielt und keine Abſchweifungen vom⸗ wbihnd der Tagesordnung duldete, zog ſich die Sitzung nicht clich in die Länge. Sch. ger Menſch iſt geboren, um reich zu ſein, und wird es durch dantene Gebrauch ſeiner Fähigkeiten, durch Verbindung ſeines Ge⸗ mit der Natur unvermeidlich. Emerſon. . Schermanns Selbſtmord⸗diagnoſen Scher der bedannte Wiener Graphologe Schermann aus eimer der Sonch nur den Charakter ſondern auch die Schickſale des oder eloſ enden heraus lieſt, ſo vermag er ſogar zu erkennen, ob . Darfzordabſichten haben, oder durch Selbſtmord endägen wer⸗ in L2 r gibt das demnächſt im Verlage von C. Weller und Emit Oipzig erſcheinende neue Buch„Selbſtmörder von zittya begftaubigte Beiſpiele. Dieſes Buch enthält S 905 ſichtliche Sammlumg z i ordfälle und Hich lung zahlreicher Selbſtmordfälle 1 Ws mehrere hundert itorſſche Setnorde aller Zeiten und Am eber Schermanms Diagnoſen wird berichtet: 105 Nenet März 1919 bat Schermann Herrn., den Schwager 00 da er Polizeiarztes., telephoniſch dringend um ſeinen Be⸗ Nache ihm eine wichtige Mitleilung zu machen habe. Als der mit criſt ſagte ihm Schermann:„Ich habe aus der Selbn wie Fuft augtmordabſichten wägt. Wenngleich der — gebeig feſtſtellen bann, da der Verſuch mißlingen, und die Nan et werden wird möchte ich Ihnen doch nahelegen, fofort e See gen ze kreffen, um auch den Verſuch zu verhindern. 8 Went werdoch heute zu veranlaſſen, daß die Frau unter Aufſecht in uung nz la, daß ſie, wenn ſie heute zu ihnen kommt, Ihre dhadrer ſgicht mehr verlaſſe, räumen Sie der Frau ein Zimmer ſchien huung ein, behalten Sie ſie bei ſich. Dem Schwieger⸗ 88 de Uonee Dringlichkeit nicht ſo geboten. Er ſchenkte Scher⸗ Ta belben Abenenur halben Glauben. Er ließ die Schwiegermutter ſhree wen bend nach Hauſe gehen und wollte ſie erſt am folgenden de od 0 ſie, wie alltäglich, zum Abendeſſen käme, nicht mehr in „Luunde iſ darüctehren aſſen. Der nöchte dckend bacgn an, 5 man da, zu Uante de Grwartet ſie diesmal vergeblich. Unruhig geworden. be Pca des 1 ihre Schrreſter— Haus der Mutter, um an i 8 Die Tochter findet die Wohnung verſchloſſen. Man ſuu Poder helam üffnen und findet die Mutter def bemmälos 0 deöffne! den, einen Gasſchlauch im Munde. Die Gashayne Uheemeiner, der Jufall will, daß in den erſten Angenhlicen der „und diſtet Hultrraung ein Arzt im Hauſe die Treppe hinabgeht. die duch ſe ſpäter erſcheint der vorhim genannte Polizeiarzt— ege Lerm bewußtloſe Frau, die, wie man ſpäter erfährt, ewemeen eeeeeeee germutter erſehen, daß 19 15 0— 1 die Mutter ſich einzufinden pflegt— k Füllen der Halle. Hoffentlich könne die Ausſtellungsgeſellſchaft der Halle den Inhalt geben. Mannheim ſei in der Frage der Errich⸗ tung von Ausſtellungshallen nicht hinten, ſondern ganz vornen. Die überwiegende Zahl der deutſchen Städte beſitze überhaupt keine Aus⸗ ſtellungshalle. Es ſei aber in der Tat wertvoll, daß man eine Aus⸗ gebracht. Keiner der Aerzte vermochte damals zu ſagen, ob die Frau das Bewußſeim wieder erlangen werde. Sie erwachte erſt nach etwa drei Tagen und genas dann allmählich. 0 Im Mai 1916 zu Prag. In einem geſchloſſenen Kreiſe legt der Polizeipräſtdent Kunz Schermann die Schrift einer Dame vor. Kaum ſekundenlang betpachtete Schermann die Zeichen, um ſogleich folgende Analyſe mitzuteilen:„Die Schreiberin iſt aus ihrem natürlichen Milfeu herausgetreten und hat ſich auf ihren Irrfahrben einen Beruf gewählt, dem ihre Nerven auf die Dauer nicht gewachſen ſind. Sie beſitzb großes Talent, aber es ſcheint, daß die Menſchen ſie noch mehr auf dieſes Talent gehetzt haben, und ſo hat ſie einen Beruf gewählt, der zu ihrem Verhängnis werden könnte. Die Perſon iſt bisher gewohnt, ſehr nobel zu leben. Sie hat viele Menſchen, Mänmer immer um ſich, eine ganze Korana. Sie hat fürchberliche innere Kämpfe zu beſtehen, um dieſe Leute von ſich fernzuhalten. Denn wo ſie erſcheint, wirkt ſie derart durch ihren Zauber, daß ſie Männer ſozuſagen entzündet. Sie hat einen jahrelangen Kampf geführt, bis ſie endlich einen Mann fand, dem gegenüber auch ſie Sumpatiegefühle hatte. Nun hat ſie aber das beſondere Unglück, daß ihr beſonders ſtarkes Temperament ihr ganges Nervenſyſtem in Schwung brinot und es keinem Manne Welt gelingen kann, ſie für die Dauer zu feſſeln. Känmpfe auf Tod und Leben zwiſchen ihrer höheren Seele und ihrem tiefe⸗ ren Ich waren die Folge. Das geht nun ſchon Jahr um Jahr ſo. Das Unglück will, daß ſie ſehr verhätſchelt wird, dazu kommen die Aufregungen ihves Seit längerer Zeit plagt ſie Furcht vor Krankheit, ſie fürchtet, das Gedächnis zu verlieren. In der letzten Zeit hat ſie wenig geſchlafen. Sie treibt es ſo weit, daß manchmal ihre Nerven den Dienſt ver⸗ ſagen, aber ſie muß immer zur Arbeit zurück, ſie iſt ihr Stolz und ihr ſittlicher Halt. Sie nimmt ſich vor, wenn ihre Gedächtnfsſchwäche fortſchreiten ſollte, auszuſpannen und ihre Geſundheit wieder her⸗ zuſtellen. Ich habe das Gefühl, daß ſie viel zu Aerzten geht. Sie iſt tadunglücklich, ſie hat ein intenſives Pflichtgefühl, dem ſie leider nicht genügen kann. Sie kommt vfef mit Leuten zuſammen, die langvolle Namen und eine hohe geſellſchaftliche Stellung haben. Sie iſt eine liebenswürdiqe Perſon, die die Herzen im Fluge erobert. Sie hat Sinn für Aeußerlichkeit, liebt auffallende Kleidung, hat Hüte mit Pleureuſen wertvollen Schmuck. Sie iſt überhaupt ein Weſen, das durch Kleidung ſehr wirkt. Die Schrift zeigt, Selbſtmordgedanken eine gewiſſe Rolle ſpielen, von degen ſie nur durch Zufall abgehalten wird. Eine Art Hyſterie iſt bei ihr ausgebrochen, die zu einer tragiſchen Kataſtrophe führen kann, wenn nicht jemand da iſt, der ſie im rechten Augenklick davon abhält. ſes, der für ſie abſukut nicht paßt. braf daß Er iſt das Sprachrohr ſtellungshalle errichte, weil ein großer Teil der Bevölkerung meine, das Glück hänge davon ab. Die düſteren Ausführungen des Stv. Dr. Moekel über die wirtſchaftlichen Ausſichten ſollten nicht in einer öffentlichen Verſammlung ausgeſprochen werden.(Sto. Ritter ruft: Täuſchungspolitik.) Herr Stv. Ritter: Sagen Sie, wenn Sie kommen, das Gegenteil, aber keine allgemeinen Redens⸗ arten. In der darauffolgenden Abſtimmung wird die Vorlage gegen die Stimmen der Kommuniſten angenommen. Uebernahme von Räumen im Schloß durch die Skadt: Inſtand⸗ ſetzung dieſer RKäume.— Neuaufſtellung der Sammlungen des hiſtoriſchen Muſeums Stadtratsbeſchlüſſe: 1. Der Vertrag mit dem Bad. Finanzminiſterium wegen Ueberlaſſung von Räumen im Schloß an die Stadt wird genehmigt. 2. Für die Inſtandſetzung der der Stadt überlaſſenen Schloßräume, für die Beſchaffung des erforderlichen Mobiliars und für die Neuaufſtellung der Sammlungen des Hiſtort⸗ ſchen Muſeums werden 142 400„ mit der Maßgabe bewilligt, daß ſie je zur Hälfte mit je 71 200 in die Voranſchläge für 1925/26 und 1926/7 eingeſtellt werden, jedoch mit der Befugnis ſofortiger Verwendung. Stv.⸗V. Ihrig(Dem.) weiſt darauf hin, daß auch dieſe Vorlage lang Sebaßten Wünſchen der Bevölkerung entſpreche.— Sto. Per⸗ rey(Deutſchnatl.) fragt, o die aus dem Schloß entführten Möbel wieder zurückkommen, wenn die überlaſſenen Räume eingerichtet wer⸗ den.— Stv. Kraft(Soz.) wünſcht Beſchleunigung der Einrichtung der Schloßräume im Intereſſe der minderbemittelten Mannheimer Bevölkerung. Der Zutritt zu den Sammlungen ſollte unentgeltlich ſein. Im Sinne der Förderung eines Kulturzweckes begrüße ſeine Fraktion die Vorlage.— Stv. Ehrle(Komm.): Ueber die Kultur gehen die Meinungen auseinander.(Allſeitiges ironiſches: Sehr rich⸗ tig!) Das Arbeiterſportkartell beanſpruche die Reithalle des Schloſſes, die Arbeiterſchaft den Ritterſaal für Verſammlungen.— Stv. Dr. Wolfhard(Dem.) hofft, daß das Schloß ein Beſitztum aller Mann⸗ heimer wird. Seine Fraktion ſtimme der Vorlage zu.— Oberbürger⸗ meiſter Dr. Kutzer iſt ebenfalls der Auffaſſung, daß die Sammlungen nach ihrer Aufſtellung eine erhöhte Anziehungskraft ausüben werden. In der darauffolgenden Abſtimmung wird die Vorlage ein⸗ ſtimmig angenommen. Jahrtauſend-Ausſtellung 1925 in Köln Stadtratsbeſchluß: Zur Beteiligung der Stadt Mann⸗ heim an der Jahrtauſendausſtellung in Köln werden 10 000.4 in den Voranſchlag 1925/26 eingeſtellt, jedoch mit der Befugnis ſo⸗ fortiger Verwendung. Die Vorlage wurde nach einigen empfehlenden Worten deg Stv.⸗V. Ihrig(Dem.) einſtimmig angenommen. Inſtandſetzung des Gebäudes N 6, 4 für die Zwecke der Gewerbeſchule Stadtratsbeſchluß: Die Inſtandſetzung des⸗ Gebäudes N 6, 4 nach Räumung durch das Arbeitsamt wird genehmigt. Zur Deckung des hierfür entſtehenden Aufwandes von 60 300 ſind 30 000 in den Voranſchlag 1925 und 30 300 in den Voranſchlag 1926 einzuſtellen mit der Befugnis zu ſofortiger Verwendung. Stv.⸗V. Gruber(D. Vp.) empfiehlt die Annahme der Vorlage im Intereſſe des Mannheimer Handwerks.— Stv. Stockerl(Ztr.) wünſcht die Errichtung eines eigenen Gebäudes für die Handels⸗ ſchule, damit der Gewerbeſchule die Kurfürſtenſchule allein überlaſſen werden kann.— Stv. Frl. Rigel(Ztr.) fordert allgemeine Fachaus⸗ bildung für die weiblichen Lehrlinge in der Wäſchebranche.— Sto. Walther(D. Vp.) begrüßt die Vorlage im Intereſſe eines guten Nachwuchſes für das Gewerbe, aber nicht nur im Intereſſe der Arbeitgeber, denn es mangelt dem Gewerbe zurzeit ſehr an tüchtigen Geſellen und Handwerksmeiſtern. Redner findet die Räume in N 6 Nr. 4 nicht für ganz ausreichend. Hier müſſe er ſich an die Meinung des Stv. Stockert anlehnen. Die Stadtverwaltung müſſe hier etwas in die Zukunft blicken. Auch bezüglich der Wünſche für die Handels⸗ ſchule ſchließe er ſich den Ausführungen des Stv. Stockert an, daß der Handelsſchule die nötigen Räume zur Verfügung geſtellt werden, nicht nur im Intereſſe der Handwerker, ſondern auch der Kaufleute. Sto. Wehner(Soz.) begrüßt die Vorlage, weil mit ihr früher geäußerten Wünſchen entſprochen werde. In der Frage der Jugend⸗ bewegung ſitze Mannheim beſtimmt hinten. Er möchte den dringen⸗ den Wunſch ausſprechen, daß die Stadtverwaltung in der Ausſtattung der Jugendherberge mehr als bisher tut.— Stv. Rheinecker(Wirtſch. Vgg.) bemerkt, auch ſeine Gruppe werde der Vorlage zuſtimmen, ob⸗ wohl ſie nicht allen Wünſchen des Handwerks Rechnung trage.— Sto. Perrey(Dn.) führt aus, ſeine Fraktion ſehe in der Verlegung der 55 in die Dragonerkaſerne nur ein kurzes Provpiſorium. Redner ſtimmt der Vorlage zu in der Hoffnung, daß dem Bau einer Gewerbeſchule recht bald näher getreten wird.— Stv. Frau Schenk (Kommuniſtin) wünſcht die Beſeitigung des Religionsunterrichts aus Allerdings könnte er, wenn er durch beſondere Umſtände ausgelöſt wird, eine tra 1 1035 Wendung nehmen. Ich würde ihr in erſter Linie empfehlen, aus ihrem derzeitigen Milieu zu fliehen, auf alle Ambitionen zu verzichten, eine Maſtkur durchzumachen, daz würde ſie beſänftigen. Wenn das mit Erfolg erledigt ſein wird, möge ſie heiraten. Auf Namen und ſoziale Stellung möge ſie dabel kein Gewicht legen.“ Die Schrift, aus der Schermann dieſe durch ihre pfychologiſche Kleinarbeit verblüffende Charakterzeichen gab, war jene der ſchönen Prager Schauſpielerin H. P. Die Schriftprobe datiert vom 15. Dezember 1915— wenige Monate nachher ſetzte H. P. ihrem Leben ſelbſt ein Ende. Im Dezember 1919 hielt Schermann in Budapeſt einen Vortrag über„Das Geheimnis der Schrift“. Seine Anweſenheit veranlaßte den Mitarbeiter des„Peſti Naplo“, Schermann einen Brief vor⸗ zulegen, deſſen unterer Teil— er trug den Namen des Schreibers — ſorgfältig eingebogen, alſo unſichtbar blieb. Der Brief war im Jahre 1916 von einem Manne geſchrieben worden, der damals in ruſſiſcher Gefangenſchaft lebte. Im„Peſti Naplo“ von 17. Dezember 1919 berichtet B. L. über dieſe Konſultation: Schermann verſtummte, ſah etwa drei bis vier Minuten ge⸗ ſammelt auf die Schrift und begann ſodann das folgende Diktat: „Stammt aus armer, einfacher Familie. Zerbrach ſich lange den Kopf darüber, was er anfangen, was aus ihm werden ſolle. Fand nicht das Richtige. Mengte ſich in eine Geſellſchaft, aus der er ſich nicht mehr befreien konnte. Hatte gur bittere Tage, wenig Freude ihn im Leben. Als er ſah, wie andere mit geringerer Befähigung weiterkamen als er, wurde er verbittert, und dieſe Verbitterung entwickelte ſich langſam zum Haß gegen die ganze Menſchheit. Seine Eltern und Verwandten bemerkten dies und verſuchten, ihn in eine andere Richtung lenken, aber vergeblich. Langſam ſanr er tiefer und tiefer, und ſett war er nicht mehr Herr ſeiner Entſchlüſſe. Er geriet in eine Clique hinein, und da achtete er nur darauf, nicht für ug gehalten zu werden. Er gelangte volt⸗ ſtändig unter den Einfluß dieſer Clique und wurde ſozuſagen ihr Offizier, und er fürchtete ſeine Umgebung. Als ſo weit gekommen war, ſah er nicht länger in die Schrift. Er ſtarrte in die Luft und das, was nun folgt, ſagte er ſo, als ob er im Trance ſpräche. Er ſagte: Jeder Scheußlichkeit fähig, aber nicht er iſt der Vollſtrecker, er läßt ſie durch andere tun. jener, in deren Umgebung er lebt, ja geradezu ihr Medium. In ſeinen ſpäteren Jahren wird er eine roße Rolle ſpielen. Und dieſe Rolle wird im engen Zuſammen⸗ 00 2551 mit jenen Charakterzügen, die ich früher fkizzierte. Dieſe ſeine Rolle kann ſein Verhängnis ſein. Wenn er Glück Sie ſpielt aber nur mit dem Gedanken und wird ihn kaum durch⸗ 8 25 20 ſhres Wugſch denn ſie hnt ſich an den Gedanken, hat und unter aute Menſchen kommt, kann es ſein. daß er Gutes tun Niederirgcht und ee e en d beñ Nagen — „——— ——— ——— —— — — — ͤ—— ————— —— — —————————— *— —————— — 4 Seike. Nr. 119 Neue Mannheimer Jeitung[Mittag⸗Nusgabe) Donnerslag, den 12. mär 12— der Fortbildungsſchule.(Glocke des Vorſitzenden.) Herr Oberbürger⸗ meiſter, auch das gehört zur Sache.— Oberverwaltungsrat Zoepffel macht darauf aufmerkſam, daß die Räume, die die Volksſchule ent⸗ behren kann, von den anderen Lehranſtalten beanſprucht werden. Es werde deshalb nicht möglich ſein, den geäuberten Wünſchen auf Erweiterung des Gewerbeſchullehrplanes zu entſprechen.— Ober⸗ bürgermeiſter Dr. Kutzer bemerkt, die Stadtverwaltung bilde ſich nicht ein, in ihre: Einrichtungen an der Spitze zu ſtehen. Man wüßte Banz genau, daß die gewerblichen Unterrichtsräume keineswegs ideal 2 Man hat hier nicht einmal wie in anderen Städten Badene eine Pflichtgewerbeſchule. Auch die Frage der Jugendherberge iſt nicht unbekannt. Es wäre wünſchenswert, daß man in dieſer Be⸗ ziehung etwas tun könnte. Aber es herrſche allgemeiner Raum⸗ mangel, auch fehlten zum Bauen die Mittel. Zum Aufbringen der Baukoſten ſei man gegenwärtig nicht in der Lage. Ein Bauprogramm ſolle vorgelegt werden. In der darauffolgenden Abſtimmung wird die Vorlage einſtimmig angenommen. Inſtandſetzung der Leuchtfonkäne auf dem Friedrichsplatz Stadtratsbeſchluß: Die Leuchtfontäne auf dem Fried⸗ richsplatz iſt ſogleich wieder inſtand zu ſetzen und einzubauen. Die Koſten hierfür mit 14000/ ſind in den Voranſchlag 1925 ein⸗ zuſtellen. Stv.⸗V. Hahn(Soz.) ſpricht bei der Empfehlung der Vorlage den Wunſch aus, daß auch die Beleuchtungsanlage inſtand geſetzt wird.— Stv. Ehrle(Kommuniſt) iſt ebenfalls für die Vorlage, wünſcht aber gleichzeitig die Ueberlaſſung des Friedrichsplatzes an die Arbeiterſportvereine und die Errichtung eines Muſikpavillons auf dem Platze, auf dem das Denkmal errichtet werden ſollte. Das Hof⸗ theaterorcheſter ſollte viermal in der Woche in dem Pavillon ſpielen. (Allgemeine Heiterkeit.)— Sto. Schneider(Wirtſch. Vag.) freut ſich, daß der Verkehrsverein die Abſicht habe, durch die Leuchtfontäne den Fremdenverkehr mehr zu fördern. Bisher ſeien zuviel Leute von Mannheim weggeführt worden.(Zuruf des Oberbürgermeiſters: Leuchtfontänel) Die Leuchtfontäne iſt mit dieſer Frage verwickelt. Der Redner ſchließt mit der Feſtſtellung, daß der Verkehrsverein ein verkehrter Verein ſei.— Oberbürgerſneiſter Dr. Kutzer nimmt den Verkehrsverein in Schutz, der im Gegenteil ſehr rührig ſei. Man müſſe die Mannheimer auch aus Mannheim hinausführen. Als der Oberbürgermeiſter für die Bemerkung des Sty. Schneider den Ausdruck„Bierbank“ gebraucht, verbittet ſich der St. Schnel⸗ der dieſe Bemerkung. Der Oberbürgermeiſter nimmt den Ausdruck nicht zurück, nimmt dafür aber die Bemerkung des Stv. Schneider zur Kenntnis, er möge ſich mehr ins Publikum begeben. Bürgermeiſter Ritter bemerkt, daß die Neuinſtandſetzung der Beleuchtungsanlage vorgenommen werden müſſe, weil die alte voll⸗ kommen verroſtet war. Es war die allgemeine Anſicht, daß man zur elektriſchen Beleuchtung übergehen müßte. Das Problem ſcheiterte aber an der Koſtenſumme. Sie war ſo groß, daß man nicht den Mut ufbrachte, hier einen Vorſchlag einzubringen. Aber die Beleuchtung des Platzes an ſich dürfe nicht zurückgeſtellt werden.— Sto. Moſes (D. Vp.) bedauert ſehr, daß man das ſegensreiche Wirken des Ver⸗ kehrsvereins in der Weiſe herabſetze, wie es durch den Stv. Schnei⸗ der geſchehen ſei.— Stv. Kaiſer(Ztr.) iſt ſehr erſtaunt, daß man die Leiſtungen des Verkehrsvereins herunterſetze und ſie nicht für zeitgemäß halte. Das ſei ungerecht. Seine Partei könne die Vorlage nur empfehlen. In der darauffolgenden Abſtimmung wird die Vor⸗ lage einſtimmig angenommen. Aufbau eines Stockwerks auf den ſüdlichen Querbau des Rathauſes Stadtratsbeſchluß: Die Aufſtockung des ſüdlichen Quer⸗ baues des Rathauſes N 1 zum Zwecke der Unterbrinaung einer photo⸗mechaniſchen Einrichtung des Tiefbauamts wird genehmigt. Die Koſten mit 17 500/ ſind aus den im Voranſchlag 1925/ù26 bereit⸗ zuſtellenden Mitteln zu decken. Nach einigen empfehlenden Worten des Stv.⸗V. Noll wird die Vorlage einſtimmig angenommen. Bauliche Erweiterungen im ſtädt. Viehhof Stadtratsbeſchluß: a) Im ſtädtiſchen Viehhof ſind fol⸗ gende bauliche Veränderungen vorzunehmen: 1. Erweiterung der Gleisanlage, 2. Verlegung der Düngerſtätte und der Heupreſſe, 3. Schaffung einer zweiten Rampenanlage und neuer Entladebuchten auf der beſtehenden Rampe, 4. Vergrößerung der Schweinemarkt⸗ halle. Die Koſten im Geſamtbetrage von 648 700 RM. ſind wie folgt zu decken: 100 000 RM. aus der Rückſtellung des Schlacht⸗ und Viehhofs vom Jahre 1923, 200 000 RM. aus vorausſichtlichen Er⸗ übrigungen des Schlacht⸗ und Viehhofs vom Rechnungsjahr 1924. Der Reſt mit 348 700 RM. iſt darlehensweiſe bei der Fondskaſſe aufzunehmen, entſprechend zu verzinſen und innerhalb 5 Jahren aus der Wirtſchaft zurückzuerſetzn. Die erſte Tilgungsrate iſt in den Voranſchlag des Jahres 1926 einzuſtellen. Bei Steigerung der Bau⸗ ſtoffpreiſe oder Löhne erhöht ſich das Darlehen entſprechend. b) Die künftigen Erübrigungen ds Schlacht⸗ und Viehhofs ſind zur Deckung des Aufwands für notwendige Erweiterungen und Verbeſſerungen der Anlagen zu verwenden; über die Verwendung beſchließt der Stadtrat. Für Fehlbeträge hat der Schlacht⸗ und Viehhof aufzu⸗ kommen. Stv.⸗V. Noll empfiehlt die Annahme der Vorlage. Stv. Müller (Wirtſch. Vgg.) meint, man ſollte bei dem Ausbau der Schweine⸗ markthalle ganze Arbeit machen. Redner ſpricht ſich gegen den Paſſus b aus.— Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer bemerkt, bei Erwei⸗ terungs⸗ und Neubauten würde auf jeden Fall vorher der Bürger⸗ ausſchuß gehört.— Stv. Orth(D. Vp.): Mit der Vorlage ſollen die Mittel für die Erweiterung des ſtädt. Viehhofs genehmigt wer⸗ den. Wir begrüßen die Vorlage, da die baulichen Veränderungen ſchon vor dem Kriege vorgenommen werden ſollten, wie Rampen⸗ vergrößerung, Verlegung der Düngerſtätten, Vergrößerung der Schweinemarkthalle, die ja heute zu klein iſt, da ſich der Markt auf einen Tag zuſammendrängt und nicht wie vor dem Kriege auf drei Markttage ausdehnt. Wir ſtimmen der Vorlage bezgl. Punkt a zu. Zu Punkt b wird mein Fraktionsfreund Walther Stellung nehmen.— Stv. Walther(D. Vp.) bemerkt, ſeine Fraktion wolle den bisherigen Zuſtand bezüglich der Verwendung der Mittel nicht geän⸗ dert wiſſen. Er ſchließe ſich deshalb dem Standpunkt der Wirtſchaft⸗ lichen Vereinigung an. Seine Fraktion werde Punkt b ablehnen. In der darauffolgenden Abſtimmung wird Punkt b der Vorlage gegen die Stimmen der Deutſchen Volkspartei, Wirtſchaftl. Vereinigg. und des Stv. Sons angenommen. Punkt a einſtimmig. Wiederherſtellung des linksſeitigen Neckarvorlandes zwiſchen filometer 4, 100 und.955 „Stadtratsbeſchluß: Die Wiederherſtellung des links⸗ ſeitigen Neckarvorlandes zwiſchen Kilometer 4,100 und 4,955 wird genehmigt. Die Koſten mit 22 400 M. werden in den Voranſchlag 1925/6 eingeſtellt mit der Befugnis ſofortiger Verwendung. Stv.⸗V. Seizinger(Soz.) empfiehlt kurz die Annahme der Vor⸗ lage.— Stv. Pertey(Deutſchnatl.): Ich habe gegen die Vorlage an ſich nichts. Aber es wäre angebracht, daß die Löcher von dem Amicitiagelände bis zur Eiſenbahnbrücke ausgefüllt werden, denn gerade dieſes Gelände leidet bei Hochwaſſer ſehr, da ſtets bei ſolchen Anläſſen der Humusboden weggeriſſen wird. Vielleicht iſt ſoviel Material vorhanden, daß dieſe Löcher ausgefüllt werden und das Gelände gleichmäßig gemacht wird.— Stvy. Herkel(Soz.) bemerkt, daß er ſchon kürzlich auf den Mangel der Spielwieſen habe hin⸗ weiſen müſſen. Im Prinzip ſei ſeine Partei garnicht gegen die Vorlage, nur müſſe er bitten, daß die Spielplätze nicht darunter litten. Auch dürften die Spielplätze nicht zu weit von den Schulen entfernt ſein.— Oberbaurat Zizler bemerkt, durch die Teichanlage werde nicht die angrenzende große Spielwieſe beſeitigt.— Sto. Arnold(Soz.) macht darauf aufmerkſam, daß die Neckarſporen für die Fiſchzucht notwendig ſind. Man ſollte vor der Auffüllung ſich mit den Fiſchzuchtvereinen in Verbindung ſetzen— Stv. Kaiſer (Itr.) ſpricht ſich für die Vorlage aus. Das Neckarvorland müſſe flußbautechniſch wieder in den richtigen Zuſtand verſetzt werden. In der darauffolgenden Abſtimmung wird die Vorlage einſtimmig angenommen. Schluß der Sitzung.35 Uhr. Städtiſche Nachrichten die Beiſetzung des Reichsrats von Lavale in Ludwigshafen a. Kh. räte der Schneeflocken die ſtattliche Trauergemeinde und den aufgeworfenen Nach den kirchlichen Zeremonien hielt der Geiſtliche Dekan Waltz die Trauerrede über das Bibelwort:„Wenn as Leben hoch wird, Reichsrat Ritter von Lavale liche aus, habe es gewollt, daß ſich hier erſt nach einem 8 Jahr⸗ zehnte dauernden Leben der Kreislauf höchſter Pflichterfüllung ſchließe. Reichsrat Lavale ſei keine Perſönlichkeit geweſen, die durch ſogenannte Erfolge hoch gekommen ſei, ſondern in ſteter aber zielbe⸗ wußter Arbeit ſich Stufe um Stufe hinaufgearbeitet habe und ſich Als geſtern Nachmittag um 3 Uhr einer der älteſten der Reichs⸗ rone Bayerns zu Grabe getragen wurde, bedeckten weiße Hügel, der ſich über dem Familiengrab derer von Lavale wölbte. wird es 70 Jahre.“ Allein die gütige Vorſehung, ſo führte der Geiſt⸗ eit ſo ſelber zu einer beſonders charakterſtarken Per önung da⸗ gebildet hätte. Dieſe hervorragende Eigenſchaft habe ihm acht der mals das Vertrauen ſeines oberſten Herrn und Königs gebr gelt ihn ſchon in verhältnismäßig jungen Jahren in die zu 5 Krone überhaupt erreichbare höchſte Stellung, in den Reichsrat hren be⸗ Bayerns, berief. Ein Leid ſei ihm noch in den letzten 9— Leb⸗ ſchieden geweſen, als ſich zwei große feindliche Völker um ſe ſei ihn lingskind, die Pfälzer Bahn ſtritten und eine letzte dieſem geworden, als er hörte, daß die deutſche Fahne wieder über Gut deutſcher und ſeiner Arbeit wehte. direktion Hierauf ſprach als Vertreter der Eiſenbahngeueſchaft als München und deren Direktor Frank und in der Eigenf Leiter der Reichsbahndirektion Ludwigshafen Eiſenbahnpräſident Hayp-Tudwigshafen a. Nh. Der Name Lavale war, ſo betonte der Redner. für die el. der pfälziſchen Eiſenbahnen mehr als ein Name, er war 5 ſch Ihn zu ergründen ſei deshalb recht ſchwer. Deswegen 5 un⸗ wei er ein Sammelbegriff für den Menſchen geweſen ſet dechrenzen endlich vielſeitig und ſegensreich für die Pfalz und über ihre. hinaus gewirkt habe. Uns Eiſenbahnern war Lavale der gerzchte Organiſator, der in ungeahnt raſchem Aufſchwung an die Eiſen, Stelle der damaligen pfälziſchen Eiſenbahnen berufen, berühn bahnnetz ſchuf, deſſen Güte ſogar in internationalen Kreiſen ſei det und bekannt war. Keinem Bauern in der tiefſten Weſtrſe hache Name Lavale, der ihnen die Verbindung mit der Außenwe einem unbekannt geblieben. Wir Eiſenbahner, die wir Heu Grabe ſtehen, ſind dazu berufen, im beſetzten Gebiet Wiede denten arbeit zu leiſten. Wollen wir nie vergeſſen und immer daran rle und daß es dem Werke deſſen gilt, der ihm ſein ganzs Leben geſebt deſſen Name in goldenen Lettern, gleichſam ols Grundſtei iſt: Reichsrat von Lavale. Danach ſprach Handelskammerpräſidenk von Wagner, 155 ſſiche der die Verdienſte von Lavale als Mitbegründer und 20 ge, ratsmitglied der Handelskammer, das er bis zu ſeinem eter der blieben war, hervorhob. Des weiteren legte ein Verte Fleder Chemiſchen Fabrik Weyl⸗Mannheim einen prächtigen benfall⸗ kranz im Namen des Aufſichtsrats, dem der Verſtorbene 5 ner angehörte, nieder. Weitere Kränze ſchickten die Eiſen direktion des Saargebietes, die oberen Beamten der Eiſenbahn und de und die Eiſenbahner der Reichsbahndirektion Ludwigshafen ſtammte franzöſiſchen Eiſenbahner. Ein prächtiges Blumenangebinde irektor von der pfälziſchen Regierung, die durch Herrn Regierung terbül⸗ Stähler vertreten war. Außerdem waren anweſend der Dubrigen germeiſter der Stadt Ludwigshafen Dr. Weiß und die eter der ſtädtiſchen und ſtaatlichen Behörden, unter ihnen acht Vertnerfeſen ſtädtiſchen Polizei.— Gebet und Segen beſchloß die Schularztſtelle gaage Das Städtiſche Nachrichtenamt teilt mit: Im Monat n, Aor wurden von der ſtädtiſchen Schularztſtelle in den Volksſchulen idchen bildunas⸗ und Kleinkinderſchulen 2 447 Knaben und 2 993 Eltern unterlucht. 497 Knaben und 677 Mädchen wurden in der anden ſprechſtunde vorgeführt und ärztlich unterſucht. Unter dieſen hand⸗ befanden ſich 164 bebandlunasbedürftige Knaben und 20 wende lunasbedürftige Mädchen, bei denen die Eltern von der No unent, keit einer ärztlichen Behandlung unterrichtet wurden. Zwe 80 140 geltlicher Zahnbehandlung wurden 426 Zahnkarten ausgeaen Lun, Kinder mußten wegen Tuberkuloſeverdachtes sder ſtädtiſche und genfürlorgeſtelle. 12 Kinder der ortbovädiſchen Svrechſte wee 3 Kinder der Sprechſtunde für ſchwer erziehbare Kinder übe mmen werden. Die FTamiljenfürſorge wurde 9zmal in Anſpruch aan Aerg, Zu ſpezialärztlicher Unterſuchung wurden 30 Kinder aebracht. Rück⸗ liche Unterſuchungen vor Antritt von Erholunaskuren und nanſeitun kebhr fanden bei 157 Knaben und 146 Mädchen ſtat. Vor Schule der vrophnlaktiſchen Kropfbehandluna in der Germania⸗nngeelt, Neckarau wurden dort 846 Mädchen genau unterſucht, um 15 Fe⸗ nete Kinder von vornherein auszuſcheiden. Im Berichtsmang oye bruar waren die Schulverſäumniſſe wegen den No⸗ ſehr häufia. Von ſonſtigen Infektionskrankheiten wur ſern, Scharlach und Keuchhuſten häufiger beobachtet. * 10f Jeſigenommen wurden 27 Perſonen wegen verſchiedenſſe, die barer Handlungen, darunter ein Oberkellner und ein Schlo 5 wpelel von auswärtigen Strafbehörden geſucht werden. ein Schneide Sittlichkeitsverbrechens und 6 Perſonen wegen Bettels. veranſtaltungen 4 Theaternachricht. Der amüſante Einakterzyklus viel⸗ Tante“ wird Samstag. den 14. März im Neuen Theater 3 en. 7 täaiae Gaftſpiel von Curt Götz mit ſeinem Enſemble eröffne u⸗ Samstad. den 14. März findet die öffentliche Generalprobe Auß auffübrung von Borodins Oper„Fürſt Jaor“ ſtatt. Die der, und fübrung zusrundeliegende Neubearbeitung von Richard LeRuſt' Richard Mener⸗Walden wurde von einem Leipzige, mitwil, verkaa Belaleff in Leipzia. Dö⸗rienſtr. 13) aedruckt. Für die ete n kenden Chormaſſen wurden nach Entwürfen von Heinz Gr Au, den Werkſtätten des Nationaltheaters Koſtüme hergeſtellt. dereg folge führung von Karl Moll und Jobanna Kalter geleitet wurde n en⸗ der letzten Jaor“-Probe mußtte für Freitag, den 13. März loſigkeit überwiegen. In dieſer Umgebung wird auch in ihm die Niedertracht erwachen, und er wird noch herzloſer ſein als ſeine Umgebung. Wenn in ihm die Beſtie erwacht, wird er die ſchreck⸗ lichſten Dinge tun. Er klammert ſich krampfhaft ans Leben. Er gehört nicht zu denen, die den Tod wünſchen. Deshalb wird er alles tun, um ſein Leben zu retten. Aber endlich wird er eines ge⸗ waltſamen Todes ſterben. Entweder begeht er Selbſtmord, oder er wird getötet. Ich glaube, er tötet ſich ſelbſt.“ Die Schrift, aus der Schermann dieſen Gang und Untergang eines Lebens herausgeleſen hatte, war die Schrift des Tibor Szamu⸗ ely geweſen, des Marats der ungariſchen Räterepublick, und der, landflüchtig, am 1. Auguſt 1919 Selbſtmord beging. Theater und Muſik . Mitgliederkonzert des Philharmoniſchen Orcheſtervereins in Ludwigshafen. Der vergangene Montag abend kann in ideeller Hinſicht als voller Erfolg der Ludwigshafener Ortsgruppe des pfälz. Orcheſtervereins gebucht werden. Die ausführenden Kräfte waren zwei in Ludwigshafen längſt beheimatete und anerkannte alte Freunde, der Madrigalchor der ſtädt. Singſchule unter Leitung des Studienrats Fritz Schmidt und das pfälziſche Streich⸗ guartett mit Konzertmeiſter Joſef Sauer(1. Violine), Hans Wiele(2. Violine), Bernhard Merz(Viola) und Walter Kötſcher Violoncello). Das Programm ſelbſt wurde eröffnet durch die Brahmsmotette:„Warum iſt das Licht gegeben dem Mühſeligen?“, die in richtiger Erkenntnis der Auswahl des Vortrags die geeignete Stimmung ſchuf, die dem ganzen Abend ihr Gepräge gab. Es folgten u. a dann noch Lieder von Knab und Haas(Maria Wiegen⸗ lied) Mendelsſohn,(Frühlingsahnung und die Nachtigall) und zum Schluß die ausdrucks⸗ und ſtimmungsvollen Geſänge die Waſſerroſe und das Regenlied(Gade, Goldmark). Was hier Fritz Schmidt und ſeine eifrige Sängerſchar, die meiſtenteils aus jugendlichen Kräften beſteht, leiſtete, grenzt an's Erſtaunliche. Sieht man doch auch wieder in dieſem Falle, was eine konſequent durchgeführte Erzie⸗ ziehungsmethode in der Kunſt vermag. Wie z. B. der Chor Stim⸗ mungen und Bilder durch ſeine Vortragsweiſe hervorzaubert, wie er überhaupt zu ſingen verſteht, das macht ihm und ſeinem Meiſter alle Ehre. Zwiſchen den Vorträgen des Madrigalchors ſpielte das pfälziſche Streichquartett Joh. Brahms Streichquartett op 51 Nr. 2 -moll, ein reichlich dünnes Werk des Meiſters, das einige Wärme eigentlich nur im zweiten Satze, dem Andante moderato, aufzeigt. Obwohl die kleine Künſtlerſchar in das techniſch ſpröde Stück alles hineinlegte, konnte das Ganze nicht erwärmen. Den Beſchluß machte Dvorak einfallreiches F⸗dur⸗Quartett, deſſen ſpieleriſches Motip in immer neuen Formen, ſogar über das ironiſche lento, zum Cello läuft, wo es mit einem picciato endet. Der Vortrag war N Vor allem fiel die Viola des jugendlichen Bernhard Merz auf, die der Wiedergabe die volle Untermalung— r. E. M. Theaterrundſchau. Viktor Barnowsky, der frühere Direk⸗ tor des Berliner Leſſingtheaters, hat bis zum Jahre 1928 das Komödienhaus und das Theater in der Königgrätzer Straße in feſte Pacht übernommen. Die Direktoren Mein hard und Bernauer teilen dazu mit, daß ſie die Leitung der beiden Theater nicht dauernd, ſondern nur auf eine gewiſſe Zeit aus der Hand geben. — Ueber den künftigen Intendanten des Bremer Stadttheaters iſt man ſich noch immer nicht klar. Dr. Ludwig Neubeck ſoll ziem⸗ lich viel Ausſichten gehabt haben. Nach ſeinem Rücktritt von der Bewerbung ſcheint Willy Loehr, der gegenwärtige Intendant von Gotha, die meiſten Ausſichten zu haben. Er war nach ſeinem Weg⸗ gang von Darmſtadt ein Jahr lang als Oberregiſſeur in Bremen tätig und hat ſich damals ſehr viel Sympathien erworden, namentlich auch bei dem Perſonal, das ſich ſehr für ihn einſetzt.—„Pong Ma⸗ jong“, Komödie von Sling, wurde vom Thaliatheater⸗Hamburg zur Uraufführung erworben.— Karl Schönherr hat ein neues Drama vollendet. Das Stück betitelt ſich„Die Hungerblok⸗ kade“.— Georg Kaiſers neueſte dramatiſche Schöpfung heißt „Gats“. Es ſoll in Wien uraufgeführt werden. Dieſes Werk ſetzt die beiden Dramen„Gas“(erſter und zweiter Teil) fort und bringt die dort entwickelten Ideen zu einem entſcheidenden Abſchluß. „Gats“ iſt ein Kollektivdrama, in dem die Handluna vornehmlich von Chören geführt wird Die Uraufführung des Stückes erfolgt in den erſten Apriltagen am Wiener Deutſchen Volkstheagter unter Anweſenheit des Dichters.— Händels„Herakles“ iſt von dem Intendanten Hanns Niedecken⸗Gebhard und von Rudolf Schulz⸗ Dornburg ſzeniſch verarbeitet worden und gelanate kürzlich in Mün⸗ ſter zur Urouffſihruna Das Work orrana einen vollen Erfolg. Runſt und wiſenſchaſt 1e Das neuenkdeckte ägyptiſche Königsgrab. Der Aegyptologe Dr. John Reisner äußerte ſich über das bei Gizeh entdeckte Grab. deſſen Auffindung aus Kairo gemeldet wurde. Reisner alaubt. daß es ſich wahrſcheinlich um das Grab der Prinzeſſin Nebti⸗ Snefru handelt und nicht um das des Pharaos Snefru. wie die Mel⸗ dung zuerſt lautete. Die Entdeckung erreat allaemein aroßes In⸗ tereſſe, da man glaubt. ein dem Tutanchamon⸗Grab aleichwertiges aufaefunden zu haben. Nach den eingelaufenen Berichten kann ſich der Fund allerdinas. was die Koſtbarkeit der mitbearabenen Gegen⸗ ſtände betrifft. mit dem Tutanchamon⸗Grab nicht meſſen. Das Grab ſelbſt iſt vorzüglich erhalten und wird auf 7000 Jahre ageſchätzt, ſo daß von der erſten Geige im letzten Satz(vivace ma non troppo) es aus einer Zeit ſtammt. die ſelbſt vor Cheops lieat. aes——„ g. OEine franzöſiſche Lobpreiſung Schillers. Es ſind jek in⸗ rade 50 Jahre her, daß der franzöſiſche Romanſcchriftſtellet 1005 Dramatiker Alexander Dumazs, der Jüngere, Anfang irde. als Mitglied in die franzöſiſche Akademie aufgenommen er i Wie üblich, hatte er dabei eine Rede auf ſeinen Vorgaeſorhen, Fauteuil der Akademie zu halten. Dies war der 1878 ene Lec⸗ Schriftſteller Pierre Antoine Lebrun geweſen, der 1820 ierdue gödie„Maria Stuart“ geſchrieben hatte. Und eben ſen un wurde Dumas veranlaßt, auch über Schiller zu ſtoichter m. die den gleichen Stoff behandelnden Werke beider Den Schi einander zu vergleichen, ein Vergleich, der ſehr zugunſtee ſchei lers ausfiel. Dumas führte damals folgendes aus:„Heu das ganz einfach,„Maria Stuart“ geſchrieben zu habez ſſe de ders mit der Unterſtützung Schillers, aber ſelbſt die iller 1 fremden Dichters war nur eine Gefahr mehr. Was Schelt wor trifft, ſo war er von den Kritikern der Zeit arg mißhan en dabe den, wohl verſtanden, von den franzöſiſchen. Wenige war n 727 gerecht und wahr zu Werke gegangen. Indeſſen, wie von 17 Kaiſer geben muß, was des Kaiſers iſt, ſelbſt wenn erchen, 75 Lande Schillers iſt, ſo muß man es wagen auszuſpre iſt, 5 Schiller Herrn Lebrun überlegen geblieben a das nicht nur in der Konzeption, da er ja doch ſein Draß ⸗ allein konzipiert hat, ſondern auch in der Entwicklung näher raktere. Er hat die Neigung Mortimers uns menſchlich ergr legt; er hat ihn leidenſchaftlich, gewiſſermaßen brutal die 105 werden laſſen on der Leidenſchaft zu dieſer Frau. welche at 5 tur verdammt zu haben ſchien, Liebe einzuflößen; eerieben. ſer odiöſen Charakter Leiceſters bis zum Aeußerſten getunter fe hat nicht geſtattet, wie gebrun, daß er auf der Bühne zie Elein Wucht ſeiner Gewiſſensbiſſe zuſammenſank; er hat ihm ihn je5 auferlegt, ſie lange Jahre hindurch zu tragen indem er tten en Infamie überleben und ihn ſich wie einen Verbrecher wen Le vor dem Todesſchrei dieſer Frau, die ihn liebte, und deren, er dem Henker überlieferte, um das ſeine zu retten. Ern, Verſteigerung koſtbarer Kunſtblätter. Bei Ka 5 9 Henrici in Berlin findet am 23. März eine werſteen bee barer dekoratider Kunſiskätter des 18. Fahrh in bein ſtatt. Zum größten Teil ſind es farbige Kunſtblätter, a deren e, Druckqualität, darunter große Seltenheiten. Unter an odowi in der Sammlung vertreten bon Deutſchen: Bauſe derg die Nürnberger Kupferſtecher Heinrich und Karl Gutte Ghoel gelika Kauffmann, von Engländern Bartolozzi, Earlo d Robche, borough, Morland, viele Blätter von Reynolds. John un. i, 6% Smith, von Franzoſen Alix, Boucher, Chardin, Debuco Gren marteau in großer Anzahl, Pierre und Imbert Drever, c Janiet, Moreau und viel von Watteau. — „Donnersfag. den 12. März 1925 KReue Mannheimer Jeitung[Mittas⸗Ausgabe! —— * 5. Seite. Nr. 119 Abedrorſtedung im Nationaltheater Abſtand genommen werden.— 2 en beiden Gaſtſpielen der Mailänder Stagione am Frei⸗ Miet n 20. März„Cavalleria rusticana“ und„Der Bafazzo“ außer e(Vorrecht B) und am Sonntag, den 22. März„Tosca“ außer ete Sorrecht O werden ſchriftliche Kartenbeſtellungen angenom⸗ haufz Den Mietern der Mietabteilungen 8 und(bleibt das Vor⸗ leglicht auf die von ihnen gemieteten Plätze bis 16. März ein⸗ ich gewahrt. Der Vorverkauf der nicht vorbeſtellten Karten innt jeweils zwei Tage vor dem betreffenden Vorſtellungstage. Der Geſangverein„Harmonie Lindenhof E..“ veranſtaltet 15. Heier ſeines 20jäbrigen Beſtehens am kommenden Sonntaa. den beil arz. nachmittaas im Muſenſaal im Roſengarten ein Konzert, elt Das deutſche Volkslied“ unter Mitwirkung von 5. Tunde Heiken vom Nationaltheater. Zum Vortrag gelangt . n der ſchönſten Volksgeſänge und zur Uraufführuna ein — hormeiſter der Harmonie“. Muſikdirektor Fr. Gellert, d e reizendes Wanderlied. Näheres Anzeige in vorliegen⸗ 7 Wilhelm Geßner, Cello⸗Abend. Heute Donnerstag abend im Kaſino der Cello⸗Abend des ſungen Berliner Künſtlers tan im Geßner ſtattfinden, an dem er unter Aſſiſtenz des be⸗ nten Frankfurter Pianiſten Paul Meyer am Flügel folgende R.— zum Vortrag bringen wird: Sonate G. Valentini, Konzert Eou olkmann, Zigeünerweiſen Saraſate und Stücke von Boccherini, perin⸗Kreisler und Popper. 11 05 Lieder⸗Abend Liſa Brechter. Heute Donnerstag abend — Brechter an ihrem Liederabend neue Kompoſitionen Am eiller, Hindemith, Reger und Stephan zum Vortrag bringen. die Flügel wird Hans Bruch begleiten. Die Lieder von Weiller, 8 Erſtaufführung in Mannheim gelangen, errangen bei ihrer a fſubrung in Köln, anläßlich eines Konzertes der Geſellſchaft für mes ſat größten Beifall. Das Konzert findet in der„Harmo⸗ Mon, Das Frühlingsfeſt des Hausfrauenbundes, das am nächſten einige in der Harmonie veranſtaltet wird, ſoll den Hausfrauen dede Stunden fröhlichen Zuſammenſeins bringen bei allerlei Dar⸗ im gen, die lange Ohr und Herz erfreuen. Geſang, Spiel und m 0 und das forbenfreudige Bild der vorzuführenden e Ne Siehe wird chöpfungen werden dem Abend das Gepräge geben. deige im Mittagsblatt.) die Einſtellung des Kranken zu ſeiner Krankheit In der heuti tigen Zeit glaubt man faſt allgemein, daß mit eelne der Krankheit auch ihre richtige Behandlung gewähr⸗ örpe ei. Es wird aber dabei meiſtens vergeſſen, daß neben der dee(eben auch eine ſeeliſche Behandlung einhergehen muß. Bah Erkenntnis bricht' ſich heute in Aerztekreiſen immer weiter Nr 7 und deshalb iſt der Aufſatz von Prof. Skern⸗Gießen in Inter r„Münchener Mediziniſchen Wochenſchrift“ von beſonderem ſchulte ſe; da er ſehr gut die Einſtellung des nicht mediziniſch ge⸗ duügt Patienten zu ſeiner Krankheit darſtellt. In der Regel be⸗ ene ſich der Kranke nicht mit der Feſtſtellung, daß dieſes oder ſehlt Organ betroffen ſei; er will eine Diagnoſe haben: Was iac dur- woher kommt meine Krankheit? Bisweilen ſucht er dieſe ze Nie ſelbſt zu ſtellen, wobei Erinnerungen aus eigenem Wiſſen dene olle ſpielen: Krankheiten, die er früher durchgemacht ader an daß 9 Perſonen ſeiner Umgebung litten, laſſen ihn darauf ſchließen, wie 155 ſich bei ihm um das gleiche Leiden handelt:„es fängt wieder amals an, oder:„bei dem hat es auch ſo angefangen“. Man kann dabei i 8 zwei Typen von Patienten unter⸗ Hten der eine hat nur ſchwere, übel ausgehende Fälle im Ge⸗ Jalle der andere vorwiegend leichte, in Heilung übergehende inft Wie der Kranke die Krankheit anſieht, iſt von weſentlichem derlauß auf ſein ſubjektives Befinden, auf Symptome und Krankheits⸗ das W u dem ſo durch die Erinnerung bedingten Vorſtellen tritt olk, iſſen hinzu, das heute über die Mehrzahl der Kranfbeiten im 5 ls derbreitet iſt. Dafür ſorgen Zeitungen; aufklärende Broſchüren, binde ochſchulvorträge, Ausſtellungen uſw. Gewiſſe Krankheiten ver⸗ e n ſich dabei mit der Ne eeee B. uberkukoſe. Es iſt aber 8 nicht gleichgültig, ob der un⸗ 0 ſeine Krankheit eine beginnende Kungentuberkuloſe oder einen Kranfaſpitzenkatarrh nennt; der Name macht ungemein viel. Der die N. will den Namen wiſſen; die Kenntnis des Namens erweckt Krank orſtellung des Bekannten, Vertrauten, Beherechbaren Die mütbeit verliert an Geheimnisvoll⸗Schrecklſchem.— Mir dem Me⸗ nſcht wo der Kranke den Namen ſeiner Krankheit weiß, erlebt er Sym die einzelnen, unverbunden nebenernander ſtehenden Semd ome, ſondern er erlebt jetzt die„Krankheit“. Die einzelnen Adertewe gewinnen von dieſem zentralen Erlebnis aus eine ver⸗ Iſt—9 Bedeutung, obgleich ſich rein obſektiv nichts geändert har. zu— Huſten das Zeichen einer harmloſen Bronchitis oder ein ernſt nn ſrrendes Symptom der Lungentuberkuloſe: das Syſtem wird durch ſchlimmer und quälender empfunden und mehr beachtet und da⸗ tehende ufig verſchlimwert. nt der Daur der Krankheit ent⸗ ſugrunde bäufig auffallende Mißverhältnis zwiſchen Synptom und über pelſegender Krankbelt läßt aber auch ſonſt den Nranken ſich ſehen: Vorſchriften und Ermahnungen des Arztes leicht hinweg⸗ Zucker ſo ſind die immer wieder zu beobachtenden Diätfehler von der Veſugd Nierenkranken, die Ueberanſtrengungen bei Herzkranken, ſtehen ſuh rauchiger Lokale, Tanzen uſw. von Tuberkulöſen zu ver⸗ kungen In der Regel wird der Kranke auch durch ſchlechte Erfah⸗ ſchrwerdenicht klug. Er nimmt ſich zwar vor, ſobald er ſtärkere Be⸗ beſſer danührt künftighin vorſichtiger zu ſein, fühlt er ſich aber immer ſanm ſind die Vorſätze vergeſſen.„Man kann ſich doch nicht ſchonen“,„einmal muß es doch beſſer werden“. ſe ede ernſtere Erkrankung führt zu„einer Wendung auf ſich —— Der Kranke fängt 8 ſh 550 beobachten. Dieſe Selbſtbe⸗ günge ng kann groteske Formen annehmen; es werden alle Vor⸗ zung, ma größter Aufmerkſamkeit verfolgt, weiſt mit der Erwor⸗ d. ürch nyar neu⸗ Erſcheinungen ſich wohl wieder zeigen werden. n 1 das Auftreten von zu der Krankheit paſſenden Symp⸗ begünfti eren Kenntnis die Kranken irgendwoher haben, ungemein Peſſten ge. Der Kranke ſuggeriert ſich de Symotome. Die Krankhei kranken überdenken auch die möglichen Folagen der Beſe 4 0 ſie fragen ſich, wie fange ſie dauern wird, ob Reſte, die leit den verurſachen, zurückbleiben werden, ob die Arbeitsfähig⸗ dentene gaträchtigt bleiben wird uſw. Die Urſachen der genannten Be⸗ nd aber am häufigſten die ökonomiſchen Sorgen der meiſten en, die auf den Erkrag ihrer Hände Arbeit angewieſen ſind. er Gedanke, daß die Heilung eine unvollkommene iſt oder r eintreten wird, macht ſonſt noch manchmal bedingt ar⸗ e Menſchen zu Arbeitsunfähigen. Eie O5 Reit Löſung dieſer Probleme iſt aber in unſerer materialiſtiſhen Jiatur möa—55 Ausbau der So⸗ Angehörze lich e rung; denn wenn der Kranke weiß, daß für ſeine nötig, ſeiren unter allen Umſtänden geſorgt wird, hat er es nicht auch dicht Rerantheit ſchlimmer darzuſtellen, als ſie iſt, und er braucht be Krank ntenſchinderei zu treiben. * „ Sw. 3 lich fech ee deutſche Einheitsſtenographie treten, nachdem kürz⸗ ſc tolz Hoch⸗ en e; ſze⸗Schreyſche Lehrer der Stenographie an Ho ſulektodar ablehnende Hallung bekundet hatten, jetzt zwölf Hoch⸗ eißt: Giren mit einer gemeinſamen Erklärung ein, in der es ſung Sine vollt ſchei det Sch ei ommene Kurzſchrift haben wir auch vor der Schaf⸗ Sem bar deutſchen Einheſteltgſchelf nicht gehabt. Jedes dabe de 1 ſeine Vorzüge und Nachteile. Jetzt wird es die Auf⸗ feh größten Febeiftlicen aiſſenſchalt ſein, dieſen eabeiteſoßtem ſellgen Stre⸗ ollkommenheit zu verhelfen. Es iſt beſſer, den un⸗ 855 deutſchent aufzugeben und alle Kräfte auf die Weiterbildung das en Einheitskurzſchrift zu verwenden, als dem deutſchen Uatskurgf hohe und wirkſchafllich ſo bedeutende Gut einer Ein⸗ Unlderßfät uaft noch fernerhin dorzuenthalten. Gez.: Winkler, Wiberſität rankfurt a.., Straßner, Univerſität Köln, Douvern, Fpürling Köln, Baum, Handelshochſchule Berlin, Prof. Dr. iu, Nucz Pandelshechſchuje Berkin, Prof Giendt, Univerſcat Fer. 5. Prof z Univerſität Königsberg, Dr. Medem, Uniderſität Dan⸗ miaaltdart, Pötſchte. Handelshochſchule Leipzig. Möllen, Hochſchule ſche göſchre ⸗aner. Univerſität Erlangen, Rummert, Tech⸗ ochſch Anipeefit en Braunſchweig. emeeee *Wieder„Frieden“ bei der Reichsbahn. Wie die Deutſche Reichsbahn⸗Geſellſchaft der Reichszentrale für Verkehrswerbung mitteilt, iſt angeordnet worden, daß 4 D⸗Zugspaare, die auf den Linien von Berlin nach Köln, Frankfurk o.., München und Königsberg i. Pr. verkehren, verſuchsweiſe mit Stoffhand⸗ tüchern und Seifenſpendern für flüſſige Seiſe auszu⸗ rüſten ſind. Der Verſuch ſoll darlegen, ob die Ausgabe der Seife in flüſſiger Form zweckmäßig iſt und bei den Reiſenden Anklang findet. Die Abteile 1. und 2. Klaſſe der D⸗Zugwagen und die Toiletten der D⸗Zugwagen aller Wagenklaſſen ſollen auch wieder mit Spiegeln ausgerüſtet werden, die ſeinerzeit wegen der vielen Diebſtähle entfernt werden mußten. Die Perſonenwagen und in erſter Linie die D⸗Zugwagen werden gegenwärtig einer gründlichen Inſtandſetzung unterzogen. Die Arbeiten ſollen bis zum Einſetzen des Sommerverkehrs durchgeführt ſein Neuerdings iſt auch die Verwendung von Plüſch als Polſterbezugſtoff an Stelle von Papiergewebe und Kunſtleder und die Anbringung von Fenſtervorhängen in den Perſonenwagen im ſpüheren Um⸗ fange allgemein angeordnet worden. Schließlich iſt die Deutſche Reichsbahn dauernd bemüht, die in den D⸗Zugwagen noch vorhan⸗ dene Gasbeleuchtung ſo ſchnell wie möglich durch elektriſche Beleuchtung zu erſetzen. Eine Beſchleunigung der Aenderungs⸗ arbeiten iſt nicht ohne weiteres möglich, weil die Wagen zur Ver⸗ meidung von Schwierigkeiten in der Zugbildung nur nach und nach dem Betriebe entzogen werden können. Nach dem jetzigen Stande der Aenderungsarbeiten iſt etwa die Hälfte der D⸗Zugwagen mit elektriſcher Beleuchtung ausgerüſtet. Rommunale Chronik Der Bayeriſche Städiebund zur Wohnungsfrage Der Hauptausſchuß des Bayeriſchen Städtebunds konnte die Be⸗ handlung der nach ſeiner Anſicht wichtigſten ſeiner Aufgaben, der tatkräftigeren und wirkſameren Wohnungsfürſorge, nicht mehr länger hinausſchieben und kam deshalb in München zu einer Beratung zuſammen. Sein Geſchäftsführer, Oberbürgermeiſter a. D. Knorr, legte den aus dem ganzen Lande erſchienenen ſtädtiſchen Wohnungs⸗ fürſorge⸗ und Finanzreferenten und den Vertretern der Staats⸗ regierung eine Reihe von Leitſätzen und Forderungen vor: Nicht voreilige Beſeitigung, aber allmähliche Lockerung und ſchrittweiſer Abbau der Wohnungszwangswirt⸗ ſchaft, vermehrte Neuherſtellung und gleichmäßige Verhütung des Verfalls beſtehender Wohnungen als eigenſte Aufgabe der Gemein⸗ den, und daneben Pflicht des Staates und der Großunternehmer zum Wohnungsbau für ihre Angeſtellten, Beſchaffung größerer Mittel durch Zuweiſung einer 20prozentigen Friedensmietabgabe auch aus gewerblichen und landwirtſchaftlichen Betriebsräumen unter Wegfall jeder weiteren Mietzinsſteuer(Geldentwertungsabgabe). Für Bayern wird ferner eine Aenderung des bisherigen Ver⸗ teilungsſyſtems der Erträgniſſe der Wohnungs⸗ abgabe gefordert, und zwar derart, daß 80 Prozent den Gemein⸗ den, 20 Prozent dem Landesausgleichsfonds zufließen und die Ge⸗ meinden bei der Verteilung des Landesfonds mitwirken. Vom Reiche und Reichstag werden größere, dem Bedarf von 1½ Millionen Woh⸗ nungen angepaßte Baumittel gefordert, die durch Vermittlung der Gemeinden verteilt und hypothekariſch ſichergeſtellt werden ſollen. Alle dieſe Vorkehrungen ſollen noch vor Beginn der Bautätigkeit ge⸗ troffen werden. Die Ausſprache über dieſe Forderungen und Leitſätze brachte lt. „D. Allg. Ztg.“ in erſter Linie einen Proteſt dagegen, daß die Ein⸗ nahmen aus Wohnſteuer in Bayern nicht reſtlos dem Zwecke des Wohnüungsbaues zugeführt wurden. Vor der Inanſpruchnahme von Auslandskrediten für Wohnungsbauzwecke wurde gewarnt, da der Wohnüngshau niemals die dafür erforderliche—10prozentige Rente abwerfen könne. Die Regierungsvertreter verwieſen auf die Schwie⸗ rigkeiten, die für das beſetzte Gebiet, beſonders für die Pfalz, der prompten Einhebung der Wohnungsabgabe entſtehen. Für die Ver⸗ teilung ſei die Zentraliſierung vorteilhaft, wegen der Möglichkeit Vor⸗ ſchüſſe zu geben. Trotz des Zögerns der Regierungsvertreter, dem Vorſchlag von wirkſameren und energiſcheren Schritten zu folgen, wurden die aufgeſtellten Leitſaze und Forderungen faſt einſtimmig zum Beſchluß erhoben. Eine ſpätere Tagung der ſüddeutſchen Mieterkon⸗ ferenz trat den des Bayeriſchen Städtebundes be⸗ züglich der Aufbringung und Verteilung der Wohnungsbaumittel bei, lehnte aber jede Lockerung des Wohnungszwangsrechtes ab, bis zur völligen Behebung der Raumnot und bis zur Schaffung eines neuen Miet⸗ und Wohnrechts. Neue Bezirks⸗ und Kreisordnung in Bayern Eine neue Bezirks⸗ und Kreisordnung iſt im Entwurf den bayeriſchen Gemeindeverbänden zugegangen. Das bisheriae Selbſt⸗ verwaltungsprinziv. das den Kreiſen und Bezirken die aleichen Auf⸗ gaben zuwies wie dem Stagt. iſt darin weoen der geſunkenen Steuer⸗ einnahmen dleſer Verbände beſeitiat. Die Bezirke erſcheinen nicht als Zuſammenfaſſung ſämtlicher Bewohner eines Gebietes, ſondern als Zweckverbände der Gemeinden, ebenſo die Kreiſe als Zweckverbände der Bezirke und der kreisunmittelbaren Städte. Die Geldbewilli⸗ auna iſt den Bezirks⸗ und Kreistagen bezw. deren Ausſchüſſen vor⸗ behalten. dagegen werden die Geſchäfte direkt von den Bezirksämtern und Kreisregierungen geführt. Kleine Mitkeilungen Das Ergebnis der Bürgermelſterwahl in Neubura⸗ weier bei Ettlingen lautet folgendermaßen: Es erhielten als Bürgermeiſter Ludwig Wachter 187. Gemeinderat Wilhelm Wüſt 110 und Auauſt Schneider 47 Stimmen. Mithin iſt Ludwia Wachter im zweiten Wahlgana aufs neue zum Bürgermeiſter gewählt. Die Bürgermeiſter des Landbezirke Offenbur und der noch beſetzten Orte, die vorläufig noch zum Amtsbezir Kehl gehören, fanden ſich am Samstag in der„Alten Pfalz“ in Offenburg vollzählig zuſammen, um wichtige Gemeindefragen zu beſprechen. Zunächſt wurde das ſchwierige Problem der Er⸗ werbsloſenfrage behandelt. In längeren Ausführungen verbreitete ſich der Direktor des Bezirksarbeitsamtes, Nickles, über die Durchführung der neuen Beſteuerung des Erwerbsloſenfür. ſorgegeſetzes. Sodann wurden noch einige Berufsfragen behandelt. Der Stuttgarter Gemeinderat hat beſchloſſen, den Rathaustu rm ähnlich. wie es in verſchiedenen weſteuropäiſchen Städten, namentlich auch in Holland geſchehen. durch Anbrin⸗ guna eines Glockenſpiels zu beleben. dieſer Be⸗ ſchluß wurde ihm dadurch ermöglicht. daß die dem Rathaus benach⸗ barten Geſchäftsleute in richtiger Erkenntnis der aroßen Anziehungs⸗ kraft, die eine ſolche Einrichtung auf Tauſende und insbeſondere auf die Fremden ausübt. anſehnliche freiwillige Beiträge gezeichnet haben. In Verbindung mit dem Glockenſpiel ſoll ähnlich wie in München ein Beweaunasſpiel auf dem Turm angebracht wer⸗ den, und zwar im gotiſchen Giebel unter Mitwirkung von Kunſtſach⸗ verſtändigen. Die Wiesbadener eee e e e lung genehmigte die Einführung einer Wertzuwachsſteuer die nach den Angaben des Berichterſtatters keine Wertz sſteuer im gebräuchlichen Sinne ſein, ſondern die ſpekulativen Inflations gewinne, d. h. die Grundſtücke, die nach dem erſten Januar 1920 er⸗ worben wurden, beim Wiederverkauf mit 30 v. H. beſteuern ſoll. Ferner ſtimmte man noch der Uebernahme der bisher von der Süd⸗ deutſchen Eiſenbahngeſellſchaft betriebenen Nerobergbdahn in ſtädtiſche Verwaltung zu, da nach dem Urteil der Sachverſtändigen Stadt mit einem Ueberſchuß von 15 000 Mark jährlich rechnen ann. Die Stadtverordneten von Solingen traten dem Vorſchlaa der Stadtverwaltung bei. 1150 000 Mark für Wob · nunasbauten in dieſem Jahre bereitzuſtellen. Die Bedinaungen der bürgerlichen Arbeitsgemeinſchaft für ihre Juſtimmung erms ⸗ lichen eine weitaehende Berückſichttaung der pvrivaten Bau⸗ tätiakeit bei Veraebuna von Geldern aus dieſer Summe. End⸗ Tagungen Landesverband bayeriſcher Tabakbauvereine Im Geſellſchaftshaus zu Neuſtadt a. d.., fand am Sonntag die Frühjahrshaupttagung des Landesverbandes bayeriſcher Tabakbauvereine ſtatt, an der außer einem Vertreter der pfälziſchen Regierung, Regierungsrat Reſch, auch ein Vertreter des bayeriſchen Landwirtſchaftsminiſteriums und der ba⸗ diſchen Landwirtſchaftskammer teilnahm. Nach Eröffnung der Ver⸗ ſammlung durch den erſten Vorſitzenden Oberregierungsrat Wagnen überbrachte Miniſterialrat Dr. Hirſch die Grüße des bayeriſchen Land⸗ wirtſchaftsminiſters und ſprach über die Notlage des Tabakbaues, die hauptſächlich durch das Fehlen eines genügenden Zollſchutzes in Mitleidenſchaft gezogen werde. Der dem Reichsrat unterbeeitete Ge⸗ ſetzentwurf ſehe mit einem Zollſchutz von 80 Mark für den Doppel⸗ zentner eine durchaus ungenuͤgende Regelung dieſer Frage vor. Die bayeriſche Regierung werde ſich dafür einſetzen, daß ein höherer Auec ld erzielt werde, um die bevorſtehenden inneren Belaſtungen durch Erhöhung der Tabakſteuer durch eine Erhöhung des Zollſchues auszugleichen. Landesinſpektor Oekonomierat Hoffmann erſtattere hierauf den Rechnungsbericht, der einen Vermögensbeſtand von 24315& ausweiſt. Nach einem Vortrag über die Wi Tabakabgabe wurde im Anſchluß an die Ausführungen des Mint⸗ ſterialrates Dr. Hirſch folgende Entſchließung gefaßt: „Der im Geſetzentwuürf vorgeſehene Zollſatz mit 80 Mark ſe Doppelzentner iſt zu niedrig im Hinblick auf die Banderole, im Hin⸗ blick auf die verringerte Kaufkraft des Geldes und im Hinblick auf die daraus reſultierenden hohen Produktionskoſten des einheimiſchen Baues. Bei einem Banderolenſatze von 20 Prozent für Zigarren und Rauchtabake hätte zur Not ein Zollſatz von 130 Mark dem Pflanzer die Rückerſtattung der Anbaukoſten, wenn auch ohne jeg⸗ lichen Gewinn, ſichern können. Bei der auf 25 Prozent erhöhten Banderole kann ein einigermaßen genügender Schutz nur erwartet werden bei einem Zollſatz von mindeſtens 160 Mark je Dopper⸗ entner.“ Die Verfammlung bewilligte weiter für die Ausſtellun gein Ludwigshafen und Stuctgart je 2 Ehrenpreiſe. Auf beiden Ausſtellungen ſollen Propoganda⸗Verkaufsſtellen in pfälziſchen Ta⸗ bakerzeugniſſen errichtet werden. Den Schluß der Verſammlung bir⸗ deten fachliche Vorträge über Stickſtoffdüngung und Plantagenbau in Deutſchoſtafrika. 5 Tagung der abgebauken Beamten Die am Sonntag in Offenburg abgehaltene Tagung der abge⸗ bauten Reichs⸗ und Gemeindebeamten war aus dem ganzen Lande ſtark beſucht. Im Laufe der Verhandlungen erfolgte die Einigung auf folgende Forderungen: Bezahlung des artegeldes bis zum vollendeten 65. Lebensjahre, d. h. bis zum Eintreten der Dauerpenſionierung; Wartegeld⸗ und Ruhegehaltsempfänger, die in Städten der Sonderklaſſen und in Klaſſe A wohnen, ſollen die gleichen Bezüge erhalten, wie die aktiven Beamten, alle anderen den Woh⸗ nungsgeldzuſchuß B wie bisher. Dringend gefordert wurde ferner die Gewährung eines Exiſtenzminimums insbeſondere für die unteren und mittleren Gehaltsgruppen und die Wahrung der wohl⸗ erworbenen Rechte der Beamten nach dem noch immer beſtehenden Beamtengeſetz.* Evangeliſcher Volksverein 8 An Oſtern tritt der Landesausſchuß der Evange⸗ liſchen Volksvereine in Baden zu einer wichtigen Tagung in Karlsruhe zuſammen. Neben den verſchiedenen Berichten über die Arbeit der Evangeliſchen Volksvereine wird von dem General⸗ ſekretär ein ausführliches Referat über den geplanten Aus bau des evangeliſchen Sozialpfarramtes erſtattet werden. Aus dem Lande Schwetzingen, 12. März. Nachdem bereits vorige Woche ſechs Schwetzinger die Reiſe über den Ozean angetreten haben, ſind vorgeſtern wiederum eine Anzahl Auswanderer abgereiſt. Auffallenderweiſe waren es meiſt weibliche Perſonen, die drüben Angehörige und Verwandte haben. ch. Waldwimmersbach, 11. März. Zu Ehren des ſcheidenden Lehrers Mundinger hielt der Geſangverein eine gutbeſuchte Ab⸗ ſchiedsfeier ab, bei der der evang. Kirchenchor und der Män⸗ nergeſangverein Mönchzell vollzählig anweſend waren. Für den Geſangverein Waldwimmersbach ſprach Vorſtand Kreſſer, für das Kaſino Herr Bender, Pfarrer Dürr im Namen des Kir⸗ chenchors und der evang. Gemeinde, für die Kollegen Lehrer Hey⸗ bach. Aus den Reden klang die Wertſchätzung, der ſich Herr Mun⸗ dinger erfreute. Für Herrn Mundinger wurde Schulkandidat Volz von Seckenheim der Schule zugewieſen. .. Bretten, 11. März. Die Bemühungen, unſeren alten Bahn⸗ hof in einem gründlichen Umbau und Neubau wieder etwas mehr den Bedürfniſſen des reiſenden Publikums und der Neuzeit an⸗ zupaſſen, wie ſie von allen Seiten angeſtrebt wurden und im Land⸗ kag durch den hieſigen Abgeordneten Schmitt zur Sprache kamen, haben einſtweilen zu dem viel belächelten Ergebnis geführt, daß der Warteſaal 2. Klaſſe, ein Raum von ein paar Quadratmeter Bodenfläche, neu fundamentiert und renoviert wird... und alles andere bleibt liegen. ., Rohrbach bei Eppingen, 10. März. Wie man bört, iſt hier die Milchlieferung, die ſich in der Hauptſäche nach Mann⸗ heim vollzieht, von 1200 Liter auf 600 Liter täglich zurück⸗ gegangen, weil— ein Ueberſchuß von Milch in den Städten vorhanden iſt.— Das Geflügelſterben, das kürzlich aus Sulzfeld berichtet wurde, herrſcht auch in unſerer Gemeinde. Es ſacr Sperr⸗ und Vorſichtsmaßregeln ergriffen worden, um die Ge⸗ fahr einzuſchränken. Königshofſen a. d. Tauber, 11. März. Die Gemeinde hat beſchloſſen? aus Anlaß des 400jährigen Gedendtags der Bauern⸗ ſchlacht von Königshofen.(2. Juni 1525) eine Feier in FJorm — Heimattoges für das badiſche Hinterland zu veran⸗ alten. X Speſſart bei Ettlingen, 10. März. Hier wurde eine Frei⸗ williae Feuerwehr der umliegenden Ortſchaften gegründet. 21 Mitelieder wurden in das Gründunasprotokoll eingetraaen. Karlsruhe, 11. März. Ein 19jähriger Schuhmacher geriet in einer hieſigen Holzhamdlung unter einen umfallenden Holz⸗ 55 Der junge Mann erlitt dabei ſchwere innere Verletzungen die ſeinen Tod herbeiführten. *Endingen a.., 11. März. In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde die Einwohnerſchaft Endingen durch Feuer⸗ alarm aufgeſchreckt. Trotz des herrſchenden Windes und des Wielſee Is blieb der Herd des gewaltigen Feuers auf die land⸗ wi 25 Gebäude und auf den großen Saalbau des Hotels zum Pfauen beſchränkt Das Gaſthaus blieb unbeſchädigt. Der Pfehbeſtand konnte gerettet werden. Die Urſache über die Ent⸗ ſtehung des Brandes iſt noch unermittelt. * Freiburg, 10. März. Am Mittwoch, 19. März, vormittags 9 Ubr, wird die, katholiſche Kirchenſteuervetwaltung im Kornhausſaale uſammentreten, um den Voranſchlag der Aus⸗ 1 0 und Einnahmen für allgemeine kirchliche Bedürfniſſe im adiſchen Teil der Erzdiözeſe Freiburg für das Finanzjahr 1028 feſtzuſtellen.— Am letzien Samstag wurde hier die Straßenbahn⸗ liniſe Littenweiler dem Verkehr übergeben. Damit iſt ein Projekt zur Verwirklichung gekommen. für das. in Freiburg ein langer Kampf ausgefochten wurde. Die Linie wurde eröffnet durch verſchiedene Anſprachen, insbeſondere des Oberbürger⸗ meiſters Dr. Bender und des Bürgermeiſters Hölzel.— Der Män⸗ nergeſangverein Liederkranz feiert am 7. Juni ds. Is. ſein 5 0. Stiftungsfeſt. Aus dieſem Anlaß wird ein Weitſingen ſtattfinden, an dem 27 Vereine teilnehmen.— — gültia entſchieden warde die Frage der Oetränkeſteuer in be⸗ jahendem Sinne dadurch, daß eine Zufallsmehrheſt von 16:15 Stim⸗ men vörhanden war. ee eeeeeeeeee bei Husten. Heiserkeif. Kafarrhen 3— ——.— — 6. Seife. Nr. Donnerstag, den 12. März 1225 Gerichtszeitung der Neuſtadter Rathausſturm vor Gericht 2. Verhandlungstag. X Neuſtadt, 10. März. Als nächſter Zeuge bekundet Polizei⸗ amtmann Karl Meyer aus Neuſtadt Am 0. Oktober, 11 Uhr vormittags, waren etwa 200 Leute vor dem Rat⸗ haus verſammelt, deren Zahl ſich aber bald auf—600 erhöhte. Erſt blieb die Menge längere Zeit vor dem Rathausturm ſtehen, dann aber drang ſie ein und verſuchte das Tor einzudrücken. Die beiden Schutzleute an dem Tor konnten nichts ausrichten. Einer der Anſtürmenden hatte ſich bis in die Torflügel gezwängt, ſodaß es zunächſt unmöglich war, das Tor zu ſchließen, bis es ſpä⸗ ter doch gelang. Es ſetzte dann auch ſchon ein Hagel von Steinen und anderen Wurfgeſchoſſen ein, ſo daß die Polizei ſich in das Stadthausinnere zurückziehen mußte. Um weitere Angriffe zu verhindern, ſetzte die Polizei von innen heraus Waſſer⸗ hydranten in Tätigkeit. Nach Verlauf einer halben Stunde war aber weiterer Widerſtand unmöͤglich. Der Zeuge ſelbſt begab ſich dann zu Bürgermeiſter Dr. Forthuber, um das Eingreifen der Be⸗ ſatzungstruppen zu veranlaſſen. Als er dann wieder nach Unten kam, war das Tor bereits gewalſam geöffnet. Die Menge drang in den Hof und das Rathaus unter Steinwürfen ein. Fenſter wurden eingeſchlagen, in den Büros vandaliſche Ver⸗ wüſtungen angerichtet, Schreibmaſchinen, Wanduhren, Schränke zertrümmert, aus einem Schreibtiſch 220 Millionen geſtohlen, Jagd⸗ gewehre zerſtört und mitgenommen, Akten vernichtet und auf die Straße geworfen. Der Stadtverwaltung iſt in Umrechnung auf Goldmark ein Schaden von 12 500 Mark entſtanden. Er ſelbſt ſei von der Menge mit dem Ruf empfangen worden: Schlagt ihn tot, er iſt ſchuld, daß geſchoſſen wurde. Dann hat er zwei Stein⸗ würxfe bekommen, unter denen er 14 Tage zu leiden hatte. Sehr wichtig war die Vernehmung des Polizejkommiſſars Böll, der ſich bei dem Sturm auf dem Rathaus befand. Schon auf dem Wege dorthin ſei er mehreremale angerempelt und in nicht mißverſtändlicher Weiſe bedroht worden. Auch dieſer Zeuge gibt eine abſcheuliche Darſtellung des Sturmes auf das Rathaus. Auch er iſt tätlich angegriffen und bedroht worden. Der Zeuge will auch geſehen haben, daß die Menge, ſchon bevor es überhaupt zum Sturme kam, bereits mit Stöcken und anderen Waffen ausgerüſtet war. Die Leute ſeien bereits bewaffnet aus der Markthalle ge⸗ kommen. In der Nachmittagsſitzung wurde Kommiſſar Böll wei⸗ ter vernommen, der weitere ſchwer belaſtende Ausſagen gegen die Zeugen macht. Mit aller Entſchiedenheit weiſt der Zeuge als von —z3 erlogen die Behauptungen der Angeklagten zurück, daß ſie auf dem Polizeibüro von den Polizeibeamten Mißhandlungen und Ge⸗ walttätigkeitn ausgeſetzt geweſen ſeien. Er habe ſich ſelbſt dort aufgehalten und müſſe dies unbedingt richtig ſtellen(große Unruhe unter den Angeklagten und Oho⸗Rufe, worauf der Vorſitzende zur Ruhe mahnt). Um 6 Uhr wurde die Zeugenvernehmung auf Mittwoch vor⸗ mittag vertagt. Amksgericht Mannheim * Mannheim, 10. März.(Sitzung des Schöffengerichts Abt..) Vorſitzender: Amtsgerichtsdirektor Dr. Wolfhard;: Schöffen: Guſtav Bittner, Schmied in Käfertal, Frau Sophie Johner in — 7775 Vertreter der Anklagebehörde: Erſter Staatsanwalt Dr. Feiler. Der 31jährige, ledige Tänzer Maximilian Auguſt genannt Alfred Lenz aus Elberfeld, iſt ein geriſſener Hochſtapler. Von Mitte September 1924 bis Ende Dezember 1924 verübte Lenz in Mannheim und in einer großen Zahl weiterer deutſcher Städte Be⸗ trügereien in der raffinierteſten Weiſe. In Konfektionsgeſchäften ſuchte er Kleidungsſtücke aus, ließ diſe jeweils zu Zahnärzten, bei denen er ſich unter dem Vorwande, ſein Gebiß in Ordnung bringen laſſen zu wollen, Zutritt verſchaffse, in das Wartezimmer bringen. Dort nahm er den Ueberbringern die beſtellten Kleidungsſtücke und oft auch das auf Anſuchen des Lenz mitgebrachte Wchſelgeld unter der Vorgabe ab, er wolle im Nebenzimmer das Geld zur Begleichung der Rechnung holen oder er wolle die Kleider ſeinem Vater oder ſeiner Mutter zeigen. Unter Mitnahme des Geldes und der Kleider ging Lenz flüchtig. In mehreren Fällen iſt es dem Betrüger nicht gelungen, die Ueberbringer zur Herausgabe der Kleider zu über⸗ reden. Der Angeklagte war heute unumwunden geſtändig. Er iſt wegen Betrugs vielfach vorbeſtraft. Krankheitshalber wurde er aus dem Gefängnis, in dem er eine Strafe verbüßte, entlaſſen. Alsbald begann er wieder mit den an ihm gewohnten Betrügereien. In ganz Deutſchland zog er ziel⸗ und planlos umher und hatte hierbei manchmal auch einen Reiſegefährten. Die erſchwindelten Kleidungs⸗ ſtücke verkaufte Lenz teilweiſe in Hamburg, zum Teil verſchenkte ſie. Der Staatsanwalt beantragte gegen den gemeingefährlichen Hochſtapler 4 Jahre Zuchthaus. Das verkündete Urteil lautete: 4 Jahre Gefängnis und 5 Jahre Ehrverluſt. Der 19jährige Schiffer Georg Rudolf M. aus Neckargemünd iſt wegen Unterſchlagung, Urkundenfälſchung und Betrugs angeklagt. M. fand im Jahre 1924 vor einem Hauſe in der Holzſtraße hier ein von der Rheiniſchen Creditban“ ausgeſtelltes Scheckbuch und behielt es für ſich. Ueberdies fälſchte M. einen Scheck des be⸗ zeichneten Scheckbuches über 20 Mark, durch Beifügung der Unter⸗ ſchrift„Karle“ und übergab den gefälſchten Scheck der Fabrikarbei⸗ terin Gertrud M. aus Schifferſtadt zur Einlöſung bei der Bank. Der Angeklagte war heute geſtändig. Wegen Diebſtahls iſt er mit einer Woche Gefängnis vorbeſtraft, für welche Strafe ihm Straf⸗ aufſchub auf Wohlverhalten bewilligt wurde. Heute wird gegen M. eine Gefängnisſtrafe von 1 Monat ausgeſprochen. Zu⸗ gleich wurde folgender Gnadenakt verkündet: Die Hälfte der Strafe wird gnadenweiſe in eine Geldſtrafe von 100 Mk., zahlbar in 4 Raten von je 25 Mk., umgewandelt. Für die Reſtſtrafe von 15 Tagen Gefängnis erhält der Nerurteilte Strafaufſchub auf Wohlverhalten bis 1. April 1958. Auch der für die Norſtrafe von 1 Woche Gefznanis gewährte Strafaufſchub bleibt fortbeſtehen. Verteidiger:.⸗A. Dr. Weindeh. MN Schölenericht Pirmaſens Das Schöffengericht Piem⸗ſens verurteilte den Chauffeur Hans Schmitt aus Schifferſtadt, der zur Zeit in Mannheim wohnt, wegen fahrläſſiger Körperverletzung zu 6 Wochen Ge⸗ fängnis. Der Angeklagte hatte am 28. September vorigen Jahres auf der Landauer Straße mit ſeinem Auto ein 7jähriges Mädchen überfahren, wobei das Kind ſo ſchwere Verletzungen er⸗ litt, daß es längere Zeit in ärztlicher Behandlung ſtehen mußte. Die Zeugenausſagen ſtimmten überein, daß das Auto mit raſender Geſchwindigkeit durch die belebte Straße gefahren ſei. Der Amts⸗ anwalt hatte drei Monate Gefängnis beantragt. Landgericht Saarbrücken In den beiden Prozeſſen, die Beamte des Saargebietes, die ſ. Zt. von der deutſchen Regierung übernommen worden ſind, wegen ihrer Gleichſtellung in der Beſoldung mit den deutſchen Beamten. gegen die Regierungskommiſſion angeſtrebt haben, iſt am 10. März folgendes Urteil durch die fünfte Zivil⸗ kammer des Landgerichts Saarbrücken gefällt worden: Der Klage. anſpruch iſt dem Grunde nach gerechtfertigt. Die Regjerungskom⸗ miſſion iſt verpflichtet, den Beamten die Frankengehälter zu zahlen, die unter Zugrundelegung des jeweiligen Umrechnungs⸗ kurſes den im Deutſchen Reich gezahlten Gehältern mit eintreten. den Erhöhungen unter Berückſichtigung der beſonderen Verhält⸗ niſſe im Saargebiet und in Anlehnung an dieſe entſprechen. Strafgerichtshof München Der 20 Jahre alte Hutmacher Joſef ee e aus München gehörte auch nach der Auflöſung der Kommuniſtiſchen Partei Deutſchlands noch der kommuniſtiſchen Jugendvereinigung an. Er wurde im Mai vorigen Jahres der Leiter des Bezirks Südbayern der kommuniſtiſchen Jugendbewegung In dieſer Eigenſchaft ſammelte er verbotene Zeitungen und Zeitſchriften. Klingseiſen hatte ſich deshalb wegen eines Vergehens gegen das Republikſchutzgeſetz vor dem Strafgerichtshof München zu verant⸗ worten. Er wurde zu drei Monaten und 15 Tagen Ge⸗ fängnis und 50 M. Geldſtrafe verurteilt. Die beſchlag⸗ Neue Mannheimer Jeitung(Mittag⸗Rusgabe) Sportliche Kundſchau Deutſchlandfahrt 1925 Von der Oſiſee zur Nordſee— Die Etappe Kiel— Schleswig— Hamburg. Von unſerm Sonderberichterſtatter S. Doerſchlag Hamburg, 9. März. Zunächſt mögen die Ziffern der bewerteten Fahrer bis zur Etappe nach Roſtock mitgeteilt ſein: in den Kleinkraftradklaſſen Ib, Ia und I(bis 175 cem) gibt es keinen ſtrafpunktfreien Teilnehmer mehr. In Klaſſe II iſt nur einer ſtrafpunktfrei. 25 Fahrer haben bis 50 Strafpunkte, 5 Fahrer bis 100 Strafpunkte, 4 Fahrer bis 150 Strafpunkte. ele III(bis 150 cem) ſind fünf Fahrer ſtrafpunkt⸗ frei. 25 Fahrer haben bis 50 Strafpunkte, 6 Fahrer bis 100, 4 Fah⸗ rer bis 150, 2 Fahrer über 150. Die Ziffern der anderen Klaſſen ſind bis zur Stunde noch nicht errechnef. Bei aller Anerkennung der Leiſtung der Deutſchlandfahrer, die bisher durchgehalten haben, und bei voller Anerkennung der organi⸗ ſatoriſchen Leiſtung, die ſich überdies von Tag zu Tag beſſert, mag einmal ſine ira et ſtudio geſagt ſein: die Ausſchreibung und Wer⸗ tung dieſer Deutſchlandfahrt iſt ein Fehlſchlag. Es iſt ſportlich und techniſch(und unſere Kraftfahrzeuginduſtrie iſt doch beſonders an ſolch einer Fahrt intereſſiertl) ein Unding, eine Fahrt zu veran⸗ ſtalten, bei der ſich täglich wieder Fahrer zu der Fahrergruppe hin⸗ zugeſellen, die ſchon eine oder mehrere Etappen ausgelaſſen haben. Es gibt keinen Sport, bei dem ſolch' Modus üblich zu ſein pflegt! Denn ſolch Modus iſt unſportlich. Wenn die Veranſtalter eine pro⸗ pagantiſtiſche Maſſenveranſtaltung hervorbringen wollen, ſo mögen ſie der Oeffentlichkeit vorher mitteilen: es iſt eine Propagandafahrt für den Motorradſport. Nicht mehr und nicht weniger. Diesmal aber ſehen wir jene tapferen, unerſchrockenen Deutſchlandfahrer, die trotz der ſchlimmen Witterungsverhältniſſe immer und immer wieder durch⸗ gehalten haben, die jede Etappe, welche Schwierigkeit ſie immer bot, bezwangen, im Rudel mit Fahrern, die irgendwo die Bahn beſtiegen, um ſich dann, wenn ihre Maſchinen wieder repariert waren oder wenn ſie Luſt hatten, wieder der Fahrergruppe anzureihen und dann weiterzufahren. Das verwirft nicht nur die Oeffentlichkeit und die Preſſe, die das Recht und die Pflicht hat, die Oeffentlichkeit obſektiv über den Fahrtverlauf zu unterrichten, ſondern das ſchädigt auch die Fahrer, die tatſächlich durchgehalten haben. Wäre es bei einem Sechs⸗ kagerennen oder bei einem Straßenradrennen oder bei einem Dauer⸗ ſchwimmen oder bei irgend einem Sport möglich, daß ausgeſchiedene Fahrr nach langen Stunden und Tagen wieder einſpringen und mit⸗ konkurieren? Ausgeſchloſſen! Dieſer Wille, eine Propagandafahrt mit möglichſt großer Beteiligung zu veranſtalten, der iſt der organi⸗ ſatoriſche Krebsſchaden der II. Deutſchlandfahrt! Er darf, um de⸗ Sports und um der Deutſchlandfahrt willen, nie, niel wieder vor⸗ kommen! Das ſoll keine Ablehnung der Leiſtungen jener Fahrer ſein, die bisher in täglichem Durchhalten tatſächlich heldenhaftes voll⸗ brachten, noch ſoll es eine Bekrittelung der Organiſation darſtellen; durchaus nicht! Aber dieſe Feſtſtellung iſt das Facit der bisherigen 9 Tage! Nie wieder ſolchen Ausſchreibungsmodus! Das ſei durchaus nicht verkannt: die bisher durchgehalten haben —ob mit oder ohne Strafpunkte!— die haben heldenhaftes, haben wahre Sportleiſtungen vollbracht. Umſo bedenklicher eben, daß mon ſie mit den Ausgeſchiedenen, die nach Belieben wieder einſpringen, in einem Wettbewerb ſtarten läßt. Hut ab vor den Veranſtaltern der Deutſchlandfahrer. Aber.. ſie mögen ſich die Ergebniſſe und Erfahrungen dieſer Deutſchlandfahrt für alle Zukunft dienen laſſen! Endlich einmal ſchien die Sonne vom lachenden, blauen Himmer, als es hinausging aus den Toren der, ach ſo freundlich und gaſtlich geweſenen Stadt Kiel. Hinein ins einſt ſo umſtrittene Schles⸗ wiger Land. Wo nicht mehr vereinzelte Dagebrogs wehten, ſondern wo deutſche und Schleswiger Flaggen die Deutſchlandfahrer grüßten. Hinüber auf hoher Brücke über den Kaiſer⸗Wilhelm⸗Kanal. Ein herrlicher Ausblick über das ſchleswiger Land und übers blaue Waſſer. Vor Eckernförde ein einprägſame Geſtalt: Prinz Hein⸗ rich von Preußen, Ehrenmitalied des ADAC. und eifriger Förderer motoriſchen Sports. Präſident Dr Bruckmayer von: ADAC. begrüßt ihn und manch Begleitauto hält, um dieſem Mäcen deutſchen Autoſports Guten Tag zu ſagen. Wonnig der Ausblick bei Eckernförde. Wolkenlos der Himmer und blau das Waſſer bis an die Kimm. Jubelnde Schuljugend und groß die Teilnahme der Bevölkerung beim Durchfahren von Stadt und Dorf. In Basdorf vor Schleswig Kontrollſtation und zugleich nördlichſter Punkt der Deutſchlandfahrt. Der Empfang der Deutſh⸗ landfahrer hier ebenſo warm wie im Süden. Speiſe und Trank für jedermann. Ein Tuſch der Kapelle jedem Deutſchlandfahrer, der ein⸗ trifft. Auch dem Preſſewagen. Dann aber— urplötzlich— beginnt es zu ſchneien. Schnee ⸗ kruſten auf der Landſtraße. Wir ziehen an den beiden Mauſer⸗Ein⸗ ſpurautos vorüber, die die beiden Balanzierräder eingeſchaltet haben und mithin auf 4 Rädern fahren. Schnell und ſicher. Plötzlich aber, als wir das Tempo mäßigen, zieht an dem Preſſewagen der Agrip⸗ pina ein Motorradfahrer vorüber, der toll und ungeſtüm aufgedrehr hat. Ihm nach! Im 90 Km.⸗Tempo jagen wir auf der verſchneiten Straße hinter ihm her. Kaum möglich ihm zu folgen! Es iſt Friz Gyrr ⸗Köln, der ſeine Sunbeam ſich austoben läßt, um als orſter in Hamburg zu ſein. Mit an der Spite liegt auch Meurer⸗Köln. der auf ſeiner Rudde, der deshalb beſondere Paachtung verdient, weil er — als Journaliſt in Kankurrenz auf dem Matorrad teilnimmt. Dazu mit beſtem Erfolg! Er hat alle Etappen durchachalten und war immer mit an der Spitze. Wert, daß man ſeine Leiſtung beachtet Vor Itzehoe ein⸗ Geheimkontrolle. Die Herren Sportpräſt⸗ dent Bruckmayer⸗München und E. Kroth⸗Frankfurt walten hier ihres Amtes. Eingangs von Hamburg begegnen wir einem Preſſewagen, der ohne den Umweg über Schleswig direkt von Kiel nach Hamburg gefahren iſt. Die Kollegen erzählen allerhand Inte⸗ reſſantes von ihren Streckenerlebniſſen. So, daß Fahrer von Kier direkt nach Hamburg gefahren ſind und dann vor Hamburger Zier⸗ kontrolle warteten, bis ihre normale Ankunftszeit gekommen war Alſo regelrechte Schummeleil Aber ſie wird keinen Erfolg haben. Denn was man auch gegen das Durchführungsprinzip der Deutſch⸗ landfahrt ſagen mag: ehrlich und präzis iſt ihre Nachprüfung.(Wenn eben auch langſam.) 5 In der abendlichen Preſſeb⸗ſprechung wurde von der Fahrt⸗ leitung bekanntgegeben, daß von den 221 in Kiel geſtarteten Faheern bis 5 Uhr nachm. 198 Fohrer in Hamburg angekommen ſind. Vom Schlußwagen wurden noch 5 Fahrer auf der Strecke überholt. Einige Fahrer, die zu mogeln verſuchten. wurden durch das neue Geheim⸗ kontrollſyſtem aus dem ganzen Wettbewerb ausgeſchieden. Handball Kreismeiſterſchaftsſpiele in Raſtatt Der vergangene Sonntaa brachte die erſten Kreismeiſterſchafts⸗ fpiele im Handball. Raſtatt war der Treffpunkt von 4 Meiſtern. Gerade hatte der ſtrömende Regen aufgehört, als .⸗Spv. Polizei Raſtatt II. u. To. Forbach J.:0(:0) den Platz betraten. Raſtatt war wohl die kräftigere Mannſchaft, die die auf ſie geſetzte Hoffnuna erfüllte. Forbach aber enttäuſchte nach der angenehmen Seite und hielt das Spiel jederzeit offen. Im Spiel⸗ feld waren ſich die Mannſchaften ebenbürtig. Was Raſtatt an Technik und Stellunasſpiel voraus hatte. erſetzte Forbach durch eine un⸗ beſchreibliche Energie. Raſtatt erzielt in der erſten Hälfte zwei Tore. die nur auf das Konto des Forbacher Torwächters zu ſetzen ſind. Erſt in der zweiten Hälfte, als Forbach etwas ermüdete, gelang es Raſtatt, weitere 4 Tore zu erzielen. Intereſſanter wurde es. als .-Spv. Polizei Naſtatt 1— Taſchft. Rheinau 1:1(:1) lerſterer Meiſter des Karlsruher Gaues, letzterer Meiſter des Mann⸗ heimer Gaues) mit unheimlichem Tempo das erſte Spiel um die Meiſterſchaft des 10. Kreiſes eröffneten. Raſtatt konnte ſich nicht finden und mit eneraiſchen Angriffen zoa Rheinau gegen das Ra⸗ ſtatter Tor. Zahlreiche Fälle meiſterte der Raſtatter Torwächter vor⸗ bikdlich. Dadurch. daß er einen Ball in den Torraum zog. wurde Rheinau ein 13 Meter-Ball zugeſprochen, der unhaltbar zum Füh⸗ runastor für Rheinau eingeworfen wurde. Während Rheinaus Tor⸗ wart nur wenia eingreifen mußte, war ein Gegenüber in der Lage, zeit überlegen. 5 In der zweiten Halbzeit aing Raſtatt mehr aus ſich heraus: trotz⸗ nahmten Zeitungen und Zeitſchriften wurden eingezogen. ſein aroßes Können zu beweiſen. Rheinau war die ganze erſte Halb⸗ dem war Rheinau ebenbürtia. Eben knallt noch ein Schuß auf die Raſtatter Torlatte und eine Minute ſpäter erzielt Raſtatt den 1 aleich. Nur wenige Minuten ſpäter aelinat Raſtatt der Führut non treffer. Raſtatt iſt zu ſeiner Form aufagelaufen. während 5 101 etwas abfällt. Raſtatt ſpielt nun leicht überlegen und noch 915 4˙1 muß der Rheinauer Torwächter den Ball vaſſteren laſſen, Ma hat Raſtatt ein Eraebnis erzielt, das dem Spielverlauf nach Kaalfte in hoch iſt. Trotzdem iſt der Siea Raſtatts. der in der erſten Häl Frage ſtand, gerechtfertiat. ittel⸗ Raſtatt hat ſeine Stütze in dem Torwart und dem ſtürmer. Die Spieltechnik war vorbildlich.— Rheinau bhat bfiel flinke Mannſchaft. die in der zweiten Halbzeit jedoch etwas a Verteidiaung in der zweiten Halb⸗ Stürmer und Läuferreihe aut. te ein⸗ zeit etwas nachläſſig. Schiedsrichter Kaus⸗Plankſtadt leite wandfrei, rubia und ſicher. Neues aus aller Welt Eine Juflationserinnerung. Einen„Millionenverluſt 0h die Gemeinde Höhſcheid zu„beklagen“. Im September 1923 0 die Kreiskommunalkaſſe durch die Landesbank in Köln der uß meinde Höhſcheid den Betrag von 834 541 900 Mark als Vorſchee auf die Kleinrentenunterſtützung überwieſen. Dieſe rieſige Sunen iſt aber bei der Stadtkaſſe nicht eingegangen. Alle Nachforſchung., nach dem Verbleib des Geldes waren erfolglos. Die Stadtua ordneten haben jetzt die Summe niedergeſchlagen, damit ſie 75 den Büchern herauskommt. Das dürfte nicht mehr ſo ſchwer ſeß denn der Geldwert der Summe iſt auf 33 Mark umzurechnen. iſt — Ein rätſelhafter Hundedier. Ein Freund ſchöner Hunde. ein 30 Jahre alter früherer Landwirt Gorgaß, der kreg eſ. werbsmäßigen Diebſtahls von der Berliner Kriminal polizei 70 genommen wurde. Gorgaß kann keinen ſchnöen Hund ſehe, ohne ſofort von der Begierde befallen zu werden, ihn in ſeinen ft ſitz zu bringen. Er behält aber die Tiere nicht, ſondern ve re eins nach dem anderen, um ſofort wieder neue zu ſtehlen. 90— klärlich iſt, wie er ſelbſt die biſſigſten Hunde auf der Stelle 1 einflußt, daß ſie ihn anſpringen und ihm ohne weiteres folgen, hin, hin er ſie führt. Er ſetzt ſich vor ein Tier, das ihm gefäll„ee und im nächſten Augenblick ſpringt es ihm auf die Schulter. gegenſeitige Sympathie iſt geradezu ein Rätſel. ee aber verſteht es, ſie geſchäftstüchtig zu gewerbsmäßigen Diebſtäh ur auszunutzen und davon gut zu leben. Er nimmt aber deshalb mit die ſchönſten und wertvollſten Exemplare. Sieht er jemand 1 einem hübſchen Hunde auf der Straße, ſo verſchmäht er es 1195 ſtundenlang hinter ihm her zu gehen, bis er zum Ziele k0 Einem Herrn ſtahl er mit Hilfe ſeiner Beeinfluſſung einen 9 tens hannoverſchen ſehr biſſigen Schweißhund. Auch uennn Por die Schäferhund und Breitenſträters Dobbermann fielen ihm in d⸗ Hände, weiter ein ruſſiſcher Barſoi, ein langhaariger großer 7 hund im Werte von 10 600 Mt. Was er in Berlin ſtiehlt, brim der Dieb perſönlich nach einer anderen Großſtadt, b Leipzig, Dresden uſw., um es zu Geld zu machen. gegnete ihm ein Beamter auf der Straße und nahm ihn feſt. gaß räumt alles ein und erklärt, daß er nicht anders cßhaff. Fünf Hunde, die er verkaufte, hat er bereits wieder berbeigeſch Auch die anderen will er wiederbeſchaffen, unter der Beding daß man ihn zu dieſem Zwecke freiläßt. — Radioſieber in Rußland. In. Rußland herrſcht großes Ltel, langen nach Radio. In einigen Städten hat dieſes Verlangen ten nahe epidemiſchen Charakler angenommen. Leute der verſchiedenſ Berufe und des verſchiedenſten und die techniſchen Läden beim Suchen nach Literatur und in terial. Jeder möchte eine Empfangsſtation haben, aber es Jehn 0 Rußland an Drähten, Staniol und Kriſtall für den Detektor. 1 ſind die Materialpxeiſe plötzlich ſehr geſtiegen. — Das Einkommen einer berühmten Filmdiva. Wie die 11 8 7 horker Blätter mitteilen, hat die Famous Players Filmgeſellſche die Gage der Filmſchauſpielerin Gloria Swanſon von 7500 10 17.500 Dollars wöchentlich erhöht, um ſich die Künſtlerin, die Jae reiche glänzende Engagementsanträge hatte, zu ſichern. Glor Swanſon bezieht nunmehr von der Geſellſchaft eine Jahresgen von 910 000 Dollar. Dies iſt die größte feſte Gage, die eine Frat ſchauſpielerin in den Vereifligten Staaten jemals bekommen 5 Andre Filmſtare, wie Charlie Chaplin, Douglas Fairbanks 1 Marh Pickford hatten wohl ſchon größere Jahreseinnahmen 5 verzeichnen, aber nur, wenn ſie an dem Erträgnis der betreffer Filme prozentual beteiligt waren. Gloria Swanſon hat vor ei ger Zeit einen franzöſiſchen Marquis geheiratet. — Ein frommer Staat. Der nordamerikaniſche Staat— ware hat kürzlich von ſich reden gemacht, weil ſeine Geſetzge⸗ 255 mit der Abſicht umgehen, entweder die Eheſcheidung von Wue an ganz zu verbieten, oder aber nach Abſolvierung eines 9 ſonſt jahres. Eine weitere Nachricht beweiſt, daß dieſer Staat au 8 entſchloſſen iſt, ſeine Angelegenheiten 5 eine beſondere Weißz u regeln. Sein Parlament hat ein Geſetz angenommen, ſich jeden Schullehrer mit 2 Dollar Strafe belegt, der nicht bagieſt mindeſtens 5 Verſe der Heiligen Schrift ſeiner Klaſſe vorne nud ſich von jedem Schüler nicht mindeſtens 3 Bibelverſe am ſetz vortragen läßt. Der Gouverneur von Delaware wird das 1 ſicherlich unterzeichnen, ſodaß Delaware ſich in Kürze rühn kann, der frömmſte Staat der Welt zu ſein. Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas. 2. Neue Mannheimer Zeitung. Im b. H. Mannheim 5 5 Direktion: Ferdinand Heyme.— Chefredakteur: Kurt Füſchener; Verantwortlich für den politiſchen Teil: Hans Alfred Meibun für das Feuilleton: Dr. Fritz Hammes: für Kommunalpolitit gelt⸗ Lokales: Richard Schönfelder; für Sport und Neues aus aller ghar⸗ Willy Müller; für Handelsnachrichten, Aus dem Lande, Na cher; gebiete, Gericht und den übrigen redaktionellen Teil: Franz Kir für Anzeigen: J. Bernhardt.— 7 N I— 8— 28 beim Anrichten noch einige ſropfen MAGOF Würe lters belagern die Buchhandlunge. — Donnerskag, den 12. März 1925 Neue Mannbeimer Zeltung[Mittag-⸗Nusgade) 7. Seike. Nr. 119 [Neue Mannheimer Seitung„ Handelsblatt Die Bilanz der Leipziger Frühſahrsmeſſe 1925 (Von unſerm Leipziger St.⸗Mitarbeiter) der Die Leipziger Maſſe, biele, graudioſe Heerſchau der Leiſtungen de„edaſchell Induſtrie und Technik, iſt immer mehr zu dem ſie ecrlamſten Exponenten des deutſchen Wirtſchaftslebens geworden; 5 iſt der Kraftmeſſer, an dem man mit abſoluter Sicherheit die Pill e der deutſchen Arbeit ableſen kann. Die Leipziger Meſſe 05 neue wirtſchaftliche Werte ſchaffen, ſondern nur vor⸗ ene ſchärfer umreißen und unterſtreichen. Und ſo hat denn der die Leipziger Frühjahrsmeſſe 1925 einen Verlauf genommen, dem wirklich ſachtundigen Beobachter keine eigentlichen Ueber⸗ ſſen hat bereitet, ſeine Erwartungen aber doch vielfach über⸗ at. Ganz beſonders die Techniſche Meſſe hat in ihren drei euen vom Taktſchlag der Motoren durchdröhnten Maſchinen⸗ gallen, die ſchon wieder bis auf den letzten Platz gefüllt waren, nen imponierenden Veweis dafür geliefert, daß die deutſthe Naſchineninduſtrie in ihrer Geſamtheit wieder nur noch hochwertige ualitätsarbeit liefert. Daneben ließ das Vorwiegen ſchnellaufenden aterials, Betriebsſtoffe und Zeit und damit Arbeitslohn ſparender aſchinen überall eine rätionelle Arbeitsmethode nach modernen auundſätzen erkennen. Um ſo wichtiger iſt es, daß die Zahl der usländiſchen Beſucher der Leipziger Frühjahrsmeſſe alle unwartungen weit hinter ſich gelaſſen hat. Auch da, wo es nicht umittelbar zu Kaufabſchlüſſen kommt, ſol bleibt die Nachwirkung 0 der Geſamtſchau deutſcher techniſcher Leiſtungen, wie ſie an uderen Orten keine Weltausſtellung mehr zu bieten vermocht hat, beſde im Gedächtnis. So iſt es nicht ohne Bedeutung, daß ganz mienders Fachleute aus Ländern, die eine Induſtrie erſt zu ent⸗ ickeln beginnen, der ganz neuen Wärmemeſſe und der raunkohlenfachmeſſe größte Beachtung geſchenkt haben. uch dieſe Völker, die ſich bisher von der engliſchen Kohle abhängig gefühlt haben, wenden ſich neuerdings der Verwendung eigener und der Verheizung und Verwertung von bisher als gering⸗ uſw. g angeſehenen Brennſtoffen wie Braunkohle, Oelſchiefer, Torf Mo⸗ zu, womit das im eigenen Lande gewonnene Rohöl für b otoren eine ſteigende Bedeutung gewinnt. Damit findet ganz eſonders die Entwicklung des deutſchen ſtandfeſten und beweg⸗ en Rohölmotors— der kompreſſorloſe Dieſelmotor war in wa 20 Modellen ausgeſtellt— größte Beachtung. ſtä a die vielen Neukonſtruktionen, wie ſie an faſt allen Meß⸗ unden zu ſehen waren, ganz beſonders auf dem weiten Gebiet ſchr Elektrotechnik, auch den Spezialfachmann vor eine wierige Aufgabe ſtellen, und die Ueberfülle der Muſter auf der das Amerikaprojekt des Brown⸗ Boveri⸗Konzerns El Die bereits in verſchiedenen europäiſchen Staaten tätige ektrizitätsftirma Brown, Boveri u. Co. wird, wie kürzlich beichtet, auch in den Vereinigten Staaken von Amerika ſechs ans acht Fabriken für etwa 40 Millionen Dollar öfefkaufen und eine eigene Fabrikation in dieſem Lande er⸗ fnen. Der⸗ Beginn des Betriebs der amerikaniſchen Zweiggeſell⸗ aft wird innerhalb der nächſten drei Monate erwartet. Die Egbrikanlagen ſollen teils an der Oſtküſte zwiſchen Boſton und mieſapeske Bay(Waſhington D..) errichtet werden, teils im ittleren Weſten und an der Pazifiſchen Küſte. Ele Neben der General Electric Company und der Weſtinghouſe u. Manufacturing Co. wird damit Brown, Boveri u. Co. 5 m drittgrößten elektriſchen Konzern in den ſeitersinigten Staaten von Amerika werden. Wie in einer itens der Firma ausgegebenen Erklärung mitgeteilt wird, erfolgt El⸗ Niederlaſſung auf Wunſch amerikaniſcher Eiſenbahnen und lektrizitätswerke, die von dem Wettbewerb mit den beiden amerika⸗ ezen Geſellſchaften offenbar eine Verbilligung der von ihnen entigten Materialien ekwarten. Insbeſondere ſoll die Firma bei b m Ausbau des Syſtems amerikaniſcher elektriſcher Eiſen⸗ rei nen und Großkraftwerke mitwirken, wobei ihre zahl⸗ desden Patente ausgewertet werden ſollen. Wie weit die Säge nöti amerikaniſchen Zolltarifs die Abſicht von Brown, Boveri u. Co. daß gemacht haben oder wieweit hierin zum Ausdruck kommt, welt die Produktion in Europa keine genügende Grundlage für ſo 2 bekannte und große Firmen mehr bedeutet, würde, ſo bemerkt kla Ind. u. Hand.⸗Z3tg., ſich nur durch eine beſondere Unterſuchung rſtellen laſſen. Wahrſcheinlich wirkt beides zuſammen. So oder une aber iſt die Folgerung daraus für die deutſche Induſtrie nerfreulich. Iil Bromn, Boveri u. Co. haben bereits größere Aufträge von der Ba ingis Central Railroad für die Elektrifizierung des erhoubetriebs innerhalb des Chicagoer Stadt⸗ und Vorſtadtbezirks 85 ten. Ferner erhielten ſie Aufträge von der Fo rd Motor Co. Detronlehreren größeren Elektrizitätswerten in New Pork, Chicago, dit und einigen anderen Städten. und unter dem Schutze des Tarifs von der General Electric bar der Weſtinghouſe Co. betriebene Monopolwirtſchaft, die offen, in Kreiſen der Weiterverbraucher große Unzufriedenheit erregt eſt nklage auf Grund der Antitruſtgeſetze wegen willkürlicher 01 ehung der Preiſe für Glühlampen und der Etablierung eines ſchaftepols durch Vereinbarungen zwiſchen den beteiligten Geſell⸗ ten hervor. hat, Vekterrerkrauch. ae Antle zaus der kürzlich ſeitens der Bundesregierung er⸗ M Bedeulſamer Zuſammenſchluß im Verſicherungsgewerbe drganif Intereſſe einer ſtärkeren Ausnutzung der vorhandenen dem iſgtionen haben, wie man uns mitteilt, die Verwaltungen der Ceſellſch) 8vad-Konzern“ angehörigen Verſicherungs⸗ Aktien⸗ H o ſchaften„Hohenzollern“,„Vaterland“ und„Adler“ in Berlin, dem Kond-Deut chland“ in Mannheim, einerſeits, und die .0 onzern der fatfer lg melng Verſicherungs⸗ ſicheru in Frankfurt g. M. zugehörige Berliniſche Allgemeine Ver⸗ droßen c ⸗G. in Berlin andererſeits beſchloſſen, ſich zu einem nifche Geſamtunternehmen unter der Firma„Hovad⸗Berli⸗ mit eie Allgemeine Verſicherungs⸗A⸗G. in Berlan erlini em Aktienkapital von 37 Mill. zu vereinigen. Die einge alche Allgemeine erhöht zu dieſem Zwecke ihr mit 25 Prozent ktlodahltes Aktienkapital von 1 500 000 4 auf 3 500 000. Die de der 4 Hovad⸗Geſellſchaften werden durch Umtauſch ent⸗ berückſichtigt. Der Aufſichtsrat der vereinigten Geſell⸗ däte dwird aus Mitgliedern der bisherigen beiderſeitigen Aufſichts⸗ Dr. Webildet. Der Generaldirektor der„Hovad⸗Geſellſchaften“, Die Geferans, bleibt an der Spitze der vereinigten Unternehmungen. eſellſchaft domiziliert in Zukunft im Hovad⸗Hauſe, Berlin W. dem Hovad⸗K örige Lebens⸗Verſicherungs⸗ n ad⸗Konzern angehörige 1924„Oſt ra“ in Berlin führt die 1 8 5.⸗V. vom 13. Dezember 550 00hefaßten Beſchlüſſe auf Erhöhung ihres Aktienkapitals von Algem.% auf 1 Mill. G% durch Veteiligung der Frankfurter und Penen Verſicherungs⸗A⸗G. und der Vereinigten Berliniſchen Allgemeinen Meſſe bei der wiederum ganz erheblich geſtiegenen Zahl der Ausſteller aller Branchen eine ſolche Buntheit bot, daß eine Orientierung des Einkäufers erſt geraume Zeit in Anſpruch nimmt, ſo hat der Verlauf dieſer Frühjahrsmeſſe damit einen ganz eigenartigen Charakter erhalten. Während noch im letzten Jahre ſchnelle Abſchlüſſe in„greifbarer“ Ware den Schwerpunkt des Meß⸗ geſchäftes in die erſten Tage der Woche legten, worauf der Andrang der Käufer abzuflauen pflegte, iſt es diesmal gerade umgekehrt geweſen. Die erſten Tage dienten vorwiegend der Orientierung der Käufer und erſt um die Mitte der Woche fing das Geſchäft an, ſich lebhafter zu geſtalten, um dann dieſe aufſteigende Kurve bei⸗ zubehalten. Gerade ausländiſche Kunden pflegen ohne nervöſe Haſt lange zu überlegen und zu vergleichen und kommen dann erſt zum Entſchluß. Eine vorläufige Bilanz dieſer Frühjahrsmeſſe zeigt das von vornherein zu erwartende Ergebnis: Eine erfreuliche geſchäft⸗ liche Bewertung der deutſchen Qualitätsarbeit durch das Ausland und entſprechende Beſtellungen da, wo eine ſorgfältige und genaue Preiskalkulation den Weltmarktpreiſen wenigſtens nahekommt, wobei freilich die hohen Schutzzölle einzel⸗ ner Länder, die dem Grundſatz einer wirklichen Weltwirtſchaft widerſprechen, öfters hindernd wirken. Soweit der deutſche Markt in Frage kommt, iſt es häufig nur zu kleineren Abſchlüſſen ge⸗ kommen, die aber, weil ſie der Kaufkraft des Händlers und der Kundſchaft angepaßt ſind, viel mehr bedeuten wollen und eine wirt⸗ ſchaftlich viel geſundere Erſcheinung ſind als die zur vorigen Frühjahrmeſſe erteilten. Eine ſehr wichtig und erfreulich wirkende Beobachtung iſt übrigens auf dieſer Meſſe zu machen geweſen: Die ausländiſche und die inländiſche Kundſchaft wendet ſich wieder bewußt und plan⸗ mäßig ihren alten Lieferanten zu, und damit knüpfen ſich wieder die früheren Fäden zu Firmen und Häuſern, die früher mit ihren Fabrikaten einen guten Ruf genoſſen haben. Die ſolide Arbeit und die Erfahrungen und Grundſätze, die ſich in der Firma und deren Fabrikmarke verkörpern, kommen damit wieder zur Geltung. Alte Firmen von Weltruf haben vielfach und ganz un⸗ verhofft große Aufträge erhalten. Dieſe Erfahrungen, die wieder ein ruhendes und ſolides Moment aus der Leipziger Meſſe herauskriſtalliſieren, geben der Praxis und der Werbearbeit des Leipziger Meßamtes recht, eine möglichſt große Anzahl von Ein⸗ käufern aus dem Auslande wie aus dem Inlande mobil zu machen. Bodenkreditbank in Baſel Nach dem Geſchäftsbericht des Kreditinſtituts, in dem auch Mannheimer Kapital inveſtiert iſt, ſind im Jahre 1924 Zinſen nur inſoweit eingegangen, als eine Verſtändigung über deren Höhe ſchon im Laufe des Jahres mit den Grundſtücks⸗ eigentümern zu erzielen war. Dies war nur vereinzelt der Fall. Aus dieſen Gründen beziffert ſich das Zinserträgnis aus deutſchen Anlagen im Rechnungsjahr auf nür 38 110 Fr. Was für 1924 noch eingehen wird, läßt ſich zurzeit noch nicht überblicken, da der Reinertrag erſt jetzt berechnet werden kann. Er iſt, ſoweit ſich Gläubiger und Schuldner über deſſen Höhe nicht einigen können, durch die Vertrauensſtelle feſtzuſetzen. Ungünſtig wird der Reinertrag dadurch beeinflußt, daß einerſeits der vollſtändige Abbau der Mieterſchutzgeſetzgebung ſich nicht durchführen ließ und andererſeits die Steuern und Reparaturen einen großen Teil der Miteinnahmen verſchlingen. Es kann aber auch nicht verſchwiegen werden, daß in manchen Fällen die Grundſtückseigentümer dem Gläubiger paſſiven Widerſtand bereiten und ſich ihren Verbindlich⸗ keiten in jeder Weiſe zu entziehen ſuchen. Auch in der Anwendung der zugunſten der Schweizerfranken⸗ grundſchulden aufgeſtellten Steuervorſchriften ergaben ſich Schwierig⸗ keiten. Selbſtverſtändlich wird von den Schweizer Intereſſenten nichts unverſucht gelaſſen werden, dieſe zu beſeitigen, und es iſt zu hoffen, daß dieſe Bemühungen von Erfolg gekrönt ſein werden. Angeſichts dieſer Tatſachen und der Beſtimmung von Art. 4 Ziff. 4 in Verbindung mit Art. 18 des Zuſatzabkommens, wonach der Geſellſchaft in der überwiegenden Mehrheit der Fälle nur 40 pCt. des Reinertrages als Zins zukommen, darf man ein weſenteich günſtigeres Erträgnis aus den deutſchen Anlagen für das laufende Jahr kaum erwarten. dDer Betriebsüberſchuß pro 1924 beträgt 169 589 Fr. Einſchließlich 29885 Fr. Vortrag verbleiben 199 474 Fr. zur Ver⸗ fügung, welcher Betrag geſtattet, auf die Forderungen der am riſcher Anlagewerte Verwendung gefunden. In der Bilanz per 31. Dezember 1924 ſtehen: Kaſſa mit 6266 Fr., Bankguthaben in der Schweiz mit 446 945 Fr., in Deutſch⸗ land mit 7092 Fr., zuſ. 454036 Fr., Hypotheken 15 402 025 Fr., worunter 3,4 Mill. Fr. ſchweizeriſche Anlagen, während der Reſt aus deutſchen Anlagen beſteht, Gemeindedarlehen 850 001 Fr. Effekten 1690 811 Fr. Anderſeits ſind verzeichnet: Aktienkapital mit 1 Mill. Fr., Bankſchulden mit 701 864 Fr., Kreditoren mit 11 411 Fr., 0 mit 15 718 000 Fr., Kaſſaobligationen mit 723 400 Fr., Paſſivzinſen mit 16 707 Fr. O Dresdner Bank Wir haben bereits in Nr. 106 vom 4. März die Abſchluß⸗ Reingewinn, mitgeteilt. Heute veröffentlichen wir im Anzeigenteil vorliegender Ausgabe den Geſchäftsbericht des Bankinſtituts für das Jahr 1924, der wie üblich einen intereſſanten Ueberblick über die deutſchen Wirtſchaftsverhältniſſe gibt. Aus dem Bericht ſei hervorgehoben, daß die Abſchlußzahlen für den 31. Dezember 1924 gegenüber den Ziffern der Reichsmark⸗Eröffnungsbilanz faſt in allen Poſten ein erhebliches Anwachſen aufweiſen. Die Geſchäftsgrundlage habe ſich erweitert und es habe ſich ein im Laufe des Jahres immer ſtärker bemerkbar werdender Zufluß fremder Gelder gezeigt, wobei erwähnt wird, daß der Anteil ausländiſcher Gelder an der Geſamtſumme nach und nach erheblich zurückgegangen iſt. Auf der andern Seite konnte das Bankinſtitut unter Beobachtung der Grenzen, die durch die Reſtriktionspolitik gezogen waren, den herantretenden Kreditforderungen ſeiner Kund⸗ ſchaft allmählich in höherem Maße nachkommen, wobei beſonderer ſchte nußiſchen Lebens⸗Verſicherungs⸗A.⸗G. durch. In den Auf⸗ Lerſicher er Geſellſchaft werden einige Herren des Frankfurter —— ungs-Konzerns eintreten. Wann NHausputz ilL U Wert auf die Unterſtützung des Außenhandels gelegt wurde. Im übrigen verweiſen wir auf den Geſchäftsbericht. O ziffern der Dresdner Bank, 89“ Dividende bei 8,35 Mill. R Die Melallhalbzeuginduſtrie im Februar Der Zentralverband der deutſchen Metall⸗Walzwerks⸗ und Hütten⸗Induſtrie E. V. berichtet: 5 Beſchäftigung und Auftragseingang blieben gut. Größere Auf⸗ träge erteilten die Elektroinduſtrie und die Schraubeninduſtrie. Nach Metallröhren, Meſſingſtangen, Meſſingblechen herrſchte größere Nachfrage. Reichsbahn und Behörden bringen wenig Beſtellungen. Die Preiſe ſind faſt durchweg noch immer unbefriedigend und liegen häufig ſogar unter den Selbſtkoſten. Ein Gewinn wird daher höchſtens ausnahmsweiſe erzielt. Es wird darüber geklagt, daß die Kundſchaft mit Erteilung der Aufträge häufig bis zum letzten Augenblick wartet und dann kurze Lieferfriſten verlangt, die ſchwer eingehalten werden können. Mangel an flüſſigen Mitteln macht ſich ſtärker bemerkbar. Außenſtände ſind meiſt erſt nach wieder⸗ holter Mahnung einbringbar, Zahlungsbefehle, Wechſelproteſte müſſen angewandt werden. Deviſenmarkt Nachbörslich kamen folgende Kurſe aus Newyork: Lon⸗ don 477%½, Paris 515, Schweiz 1925, Italien 409, Holland 3993, Chriſtiania 530, Kopenhagen 1796, Stockholm 2695, Brüſſel 504, Madrid 1418, Argentinien 3953. An Arbitragekurſe notieren: Kabel gegen Paris 1942, London gegen Paris 9268, Pfunde gegen Schweiz 2480, Pfunde gegen Mailand 1167, Pfunde gegen Holland 1195½, Pfunde gegen Brüſſel 9471, Italien gegen Schweiz 2130. In Goldmark reſp. Goldpfennig koſten: Engl. Pfunde 20,04 l, Frankreich 21,63 Pfg., Schweiz 80,85 Pfg., Italien 17,18 Pfg., Holland 1,67,70% und Brüſſel 21,17 Pfg. Sörſenbeeichte Mannheimer Effektenbörſe -o- Mannheim, 11. März. An der heutigen Börſe notierten bei feſterer Tendenz: Pfälziſche Hypothekenbank 8, Rheiniſche Hypothekenbank 8, Badiſche Anilin 146, Chemiſche Goldenberg 51, Weſteregeln 22,37, Brauerei Durlacher Hof 32, Ludwigshafener Aktienbrauerei 115, Brauerei Sinner 10, Mannheimer Verſicherung 90, Germania Linoleum 159, Neckarſulmer Fahrzeuge 8,8, Pfälz. Nähmaſchinen Kayſer 3,5, Süddeutſche Drahtinduſtrie 24, Vereinigte Freiburger Ziegeleien 2,87. Waren und Märkte Berliner Metallbörſe vom 11. März Preiſe in Feſtmark für 1 Kg. 10. 11. Aluminium 10. 11. Elektrolytkupfer 139.— 138.25 in Barren 2,45.2,50.45•4,50 Raffinadekupfer.27⸗1.28 1,27-1,28 2155 ausl..,90⸗4.95.95.5,00 Blei.73.0,74.730,74 üttenzinn.80-4,85 4,85-4,90 RohzinklVb.⸗Pr.)—,——.— Nickel„40-3,50 3, 40-,50 do.(fr. Verk.) 0,72.0,73 72—73 Antimon.21•.23— 1,211,23 Plattenzink 0,64.0,65 64—65 Silber für 1 Gr. 94.80.95,50 94,50-98,50 Aluminium 2,35⸗2,40 2,35⸗2,40 Platin p. Gr.—.— London. 11. März(WB) Metallmarkt.(In Lſt. f. d. engl. t v. 1016 Kg. 1 1I. Blei 37,13 36.85 Kupfer Kaſſa 63,75 63 75 beſtſelect. 68,25 68,25 A 35,85 38,13 do. 3 Monat 64.75 64,75 Nickel 165.— 105,— ueckſilber 13.75 13,75 do. Elektol. 69,25 69.—[ Zinn Kaſſa 242.,50 244.50] Regulus 70.— 70.— 14. Pfälziſche Häuteauktion Ludwigshafen, 11. März. Im Auftrage der pfälziſchen Metzgerinnungen kamen heute 3600 Kalbfelle, 330 Hammelfelle, 1100 Kuhhäute, 770 Rinderhäute, 490 Ochſenhäute, 370 Farrenhäute, 130 norddeutſche Häute, 3 Schuß⸗ und 4 Freſſerfelle zur Verſteigerung. Bei gutem Beſuch ging der Verkauf flott vonſtatten. Die Preisentwicklung war eine unregel⸗ mäßige. Es wurden erzielt: Kalbfelle bis 9 Pfund 147—152,75, über 9 Pfund 133, nordd. 127,50, Schuß 90, Freſſer 100; Kuh⸗ häute 30—39 Pfd. 81, 40—49 Pfd. 78,25, 50—59 Pfd. 82,25—85, beſchädigte 83, 60—69 Pfd. 90—92,50, 70—79 Pfd. 94,50, 80 Pfd. und mehr 96,50, mit Kopf 75,75—81,75; Farrenhäute 20—29 Pfd. 90, 30—39 Pfd. 87, 40—49 Pfd. 84,75, 50—59 Pfd. 80, 60—69 Pfd. 78, 70—79 Pfd. 78, 80 Pfd. und mehr 75,50—75,75, mit Kopf 66,25; Ochſenhäute 20—39 Pfd. 87,25, 40—49 Pfd. 83,25, 50—59 Pfd. 86,50, 60—69 Pfd. 92,75, 70—79 Pfd. 94, 80 Pfd. und mehrr 88,25—92, mit Kopf 82,50; Rinderhäute 20—29 Pfd. 95,25, 30—39 Pfd. 93, 40—49 Pfd. 90,50—91,25, 50—59 Pfd. 94,75—98,50, 60—69 Pfd. 97,75—99,25, 70—79 Pfd. 99,25, 80 Pfd. und mehr 98,50, mit Kopf 82,50—85,75; norddeutſche Kuhhäute bis 49 Pfd. 65,75, über 50 Pfd. 69,75, mit Kopf 62,75, norddeutſche Farrenhäute 66,25, mit Kopf 60,25, norddeutſche Rinderhäute 80, mit Kopf 76; Schußhäute aller Gattungen 67; Hammelfelle Wolle 64—66, Halbwolle 66, Blößen 45, Schuß 31.(Alles in Pfennigen pro Pfund.) Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat März Rbein-Begel 5. 6. 7. J10.11 J12. Legar-Bedel] 5. 6 7. 10.J II 14. Betriebsergebnis beteiligten Gläubiger, die ſi uſammen aufs inſele.42ſ.37—1241.30 7 10 858 802 Fr. belanfen 1. Pidgent 51554u52 199586 Fr eee zur Ausſchüttung zu bringen und den Reſt von 30 886 Fr. auf Maxau:..19.309.73-83.30.210 neue Rechnung vorzutragen. Der Beſtand deutſcher Anlagen hatſ iant beim 45—— 1 dadurch abgenommen, daß eine Anzahl von Frankengrundſchurden Köln 209 2˙00 205 220.48 2˙45 im Vergleichswege abgelöſt worden ſind. Die der Bank aus dieſen Ablöſungen zufließenden Gelder haben teils zum Rück⸗ kauf von Pfandbriefen, teils zum Erwerb erſtklaſſiger ſchweize⸗ 5 5 Re erſte Bedingung für jede gut geleitete Küche ist die Verwendung bester Zutaten für die Bereitung der Mahlzeiten. Aus diesem Grunde ist Dr. Oetker's„Guſtin“ in der einfachen sowie feinen Küche allgemein beliebt. Der Gebrauch von Dr. Oeſker's Gusfin ist außerordentlich vielseitig. 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März nicht zahlen, ſind im Verzuge. 95 I Falleen L Auf die heutige Polemik der Fleiſcher⸗Innung Mannheim in der„Neuen Badiſchen Landes⸗ Zeitung“ die Erwiderung: 1. Das Fleiſch von minderwertigen Tieren darf ſeitens der Fleiſchbeſchau nicht für den Ladenverkauf freigegeben werden. 2. Wären vor zwei Monaten nicht hollän⸗ diſche Schweine auf den dentſchen Markt ge⸗ kommen, wäre der Preis für 1 Pfd. Schweine⸗ fleiſch heute.80—.— Mark. Genau ſo verhält es ſich heute mit Kalbfleiſchpreiſen. 3. Jede Hausfrau hat Gelegenheit ſich zu überzeugen, daß der Geſchmack des holländ. Kalbfleiſches ein vorzüglicher iſt, daß die den Kochenbeilage prozentual und nicht höher iß, als bei dem teuer erſtandenen. Bernhard Hirsdd. aldmesager Freitag, den 13. März 1925, nachmittags 2 Uhr, werde ich im Pfandlokal Q 6, 2 dahier gegen bare Zahluna im Vollſtreckungswege öffentlich verſteigern: 3. Schreibmaſchinen, 1 elektr. 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Nr. 119 Geschäftsbericht der Dresdner Bank für 1924. deide Pas Jahr 1924 wird in der Wirtschaftsgeschichte immer denkwürdig 8. Weil in ihm die Grundlage geschaffen Wurde für einen Wiederaufhau 0 ads, Es gelang, das Gbeichgewicht des Etats endlich wieder herzustellen 115 je Reichsbank aus der unglücklichen Verflechtung mit den Reichsfinanzen 1923 enz die Stabilisierung der Währung und die Aufrechterhaltung der Ende 0 dceschaffenen Rentenmark, die Einführung der Reichsmark auf Grund des 5 0 Abkommens sind die Etappen einer Gesundung der Währung, die vor Har, einer falschen Finanzpolitik zum Opfer zu fallen, durch den neuen 75 1 ichen Rahmen, den die Reichsbank erhalten hat, geschützt ist. Durch die ährte des Dawesplanes urde wenigstens für 1924 eine völlige Atempause len irt, und es wird sich zeigen müssen, ob sie lange genug bemessen und die 1 Feielle Hilfe, die Deutschland durch die Dawesanleihe erhalten hat, die Unter⸗ uut—4 schaffen imstande War, von der àus nicht nur die Schäden des Krieges mit 18 noch größeren Einbhußen der Nachkriegszeit überwunden, sondern auch die chl em Dawesplan verbundenen Lasten getragen werden können. Die Ent⸗ kamdfsenheit und die Tatkraft, die Volk und Regierung im Jahre 1924 bei Be⸗ nichf ung der Krise gezeigt haben, werden im Jahre 1925 und in den folgenden Gatinder notwendig sein. Wirtschaft und Währung können nur dann den Weg Nrattesundung fortsetzen, wenn man sie nicht Belastungen unterwirft, die ihrem duld ezustande nicht entsprechen. Wir denken hier an übermäßige, die Kapital⸗ we d hemmende Steuern und eine der Wirtschaft abträgliche Lösung der Auf- tungsfrage. Em40 1923 Deutschland, das aus der Betäubung der furchtbaren Ereignisse des Jahres sich aufraffte, im Jahre 1924 die Arbeit wieder kräftig aufzunehmen; muſßte Schr— neuen Verhälflnissen erst anpassen. Diese Anpassung hat sich Schritt für volladt unter schweren Steuerlasten und finanziellen Schwierigkeiten aller Art z0gen. Die Währungsgesundung ist nicht nur zeitlich der Wirtschaftsgesun- norm Vorausgegangen, sondern sie hat auch ihrerseits die Wiederherstellung eines ꝛ0i en wirtschaftlichen Lebens erzwungen. Die deutsche Währungsgeschichte v daßʒ letzten Endes die Frage der technischen Stabilisierung der Währung spre Vorsichtigen Bemessung der Menge des umlaufenden Geldes und einer ent- schaft enden Kreditpolitik abhängt. Damit ist gesagt, daß der Ablauf des Wirt⸗ dlebens im Jahre 1924 im Zeichen einer stehen mußte, deren 5— e es War, gleichzeitig mit der Verteidigung der Währung die tiefgehendsten orgurkungen auf Warenerzeugung und Preise auszuüben und damit erst die ussetzungen für die Gesundung zu schaffen. Während im ersten Viertel des es 1924 als natürliche Folge der Rentenmark-Emission eine starke Ausdeh- — der inneren Kaufkraft in Verbindung mit einer erheblichen Passivität der die Pelsbilanz zu beobachten war, wurde der Umschwung im Monat April dureh g3 olitik einer scharfen Krediteinschränkung eingeleitet, wodureh vorübergehend Diese eine Drosselung der Einfuhr und ein Ausfuhrüperschuß herbeigeführt Wurde. der Einschränkungen wären mit Rücksicht auf die Warenerzeugung, insbeson- gleiecl le für die Ausfuhr bestimmte, kaum durchführbar gewesen, wenn nicht ü derktilig durch die Errichtung der Golddiskentbank im Frühjahr 1924 der aus- 10 nden Industrie die notwendigen Mittel hätten zur Verfügung Erst im Laufe des Sommers 1924 war es in Verbindung mit dem Schaft Vertrauen des Auslandes zur Wiedererstarkung der deutschen Wirt⸗ gleich möglich, die Kreditschraube zu lockern. Der Geldmarkt wurde flüssiger; nutern⸗eitig erfuhren die Warenpreise infolge des allgemeinen Anzichens der des hationalen Preise eine Steigerung gegenüber dem Tiefstand der ersten Hälfte Aulehüres; und es konnten auch die stark unterwerteten Effektenkurse wieder Wenn auch diese in ihren äußeren Zeichen den Aufschwung andeutende Schwaenkung noch nicht abgeschlossen und in ihrem Verlauf noch vielfach Erze ankend erscheint, so ist doch eine wesentliche Erholung unverkennbar. Die usung ist merklich gestiegen, der Handel hat sich belebt. hat Es seien hier nur einige Beispiele Die Steinkehlenförderung dähern letzten Quartal 1924 den monatlichen Purchschnitt der Vorkriegszeit an- 7 3 wieder erreicht; die Braunkohlenförderung ist sogur um 40%/ höher als Rück ahre 1913. Die gesteigerte Kohlenförderung hat zu einem entsprechenden chniftants in der Einfuhr von Steinkohlen geführt. Gegen eine monatliche Durch- och„einkuhr von etwa 2 Mill, t im Jahre 1923 beträgt sie für das Jahr 1924 kriedigacht ganz 1 Mill. t. Auch die Eisenindustrie hat sich 1923 be· Schaftliand entwickelt, wenngleich dieses Jahr schlimmsten politischen und wirt- der ichen Tiefstandes einen richtigen Maßstab kaum gibt und die Erzeugung durch idteren Vorjahre noch nicht annähernd erreicht ist, selbst wenn man die nung Krieg verloren gegangenen wichtigen Rohstoffgebiete nicht in Anrech⸗ burge ringt. Der deutsche Ueberseehandel hat sich erheblich erholt. Im Ham⸗ Eesklegen ken ist der Güterumschlag gegenüber dem Jahre 1913 um rund 10% Srögeren bungen 1e Steigerung der Warenerzeugung hat auch insofern gewisse Auswir⸗ handele auf die Handelsbilanz gezeitigt, als sich in der Tat der Umfang des Außen- er leßt im Laufe des vergangenen Jahres ständig erweitert hat. Zugleich mit n0 ebhafteren haben auch die Einlagen merklich zuge- schr en, doch ist der Anteil der eigentlichen Spargelder nech verhältnismäßjig 104 Sering. Nach den krampfhaften Zuckungen des Geldmarktes im Prühjahr immerst eine Beruhigung eingetreten, die zu der Hoffnung berechtigt, daß wir kange in einer stetigeren Entwieklung entgegengehen. Die in gewissem Um. einsetzende Diskontierung guter Warenwechsel unter offiziellem Satz be⸗ ſnedan der CGeidmarkt mit mehr Vertrauen petrachtet Wird. Die Satze der vom 1er. Bankenvereinigung für Zinsen einschließlich Provision auf Kredite sind rühjahr 1924 bis heute erheblich gefallen. Zweifellos sind jedoch auch die enaͤrtigen Sätze für die deutsche Wirtschaft auf die Dauer nicht tragbar, 5 aber als Folge der herrschenden Kapitalsarmut nur langsam sinken ist alla, die noch immer vorsichtige Diskont. und Kreditpolitik der Reichsbank es Rein durch sie gerechtfertigt. Andererseits ist auch von einer Heraufsetzung skonts in Deutschland keine erhebliche oder besonders schnelle Erhöhung ene Parkapitals zu erwarten, da erfahrungsgemäß in einem kapitalarmen Land eine woltonterhöhung eine Verteuerung der Warenpreise zur Folge hat und damit eontere Erschwerung der für die Kapitalbildung in erster Linie in Frage 5 nden Ausfuhr, Daher bleibt eine Kontingentierung nicht nur die einzige 800 Kreditpolitik, die der augenblicklichen Lage entspricht, sondern sie ist haltuner, Weg zu der für die Gesundung der Wirtschaft so wesentlichen Niedrig- 68 der Preise. Daneben aber müssen die Anstrengungen fortgesetzt werden, neeldmarkt durch eine Reihe anderer Maßnahmen widerstangsfähiger zu Celder Hierzu gehört eine bessere technische Verwendung der verfügbaren Leschäftn der Börse. Das augenblicklich noch ausschließlich herrschende Kassa- dung alt nimmt Barmittel in erheblichem Maße in Anspruch. Die Wiedereinfüh- dung 15 amtlichen Terminhandels wird nicht nur eine ausgeglichenere Preisbil- warhis t dem Effektenmarkt zur Folge haben, sondern auch eine erhebliche Er- die öffeen, Barmitteln. In diesem Zusammenhang muß auch gesagt werden, daß entlichen Gelder aller Art wieder wie früher dem Geldmarkt durch die erufenen Bankinstitute zur Verfügung gestellt werden müssen. Nur dann genug 25885 befruchtende Wirkun Sewesen ist, so beweist dies, daß die bisherige Entwicklung ohne fremde ancht möglich gewesen wäre. Es ist notwendig, daß sich hier eine Wandlung 5 und daß Deutschland durch eine stärkere Pflege der eigenen Krafte cr neue Bildung von Kapital zu einer aktiven Handelsbilanz Kommt, damit dulige er Kapitalien nicht mehr so dringend bedarf Wie heute. Denn in dem lbensehe Zustande bestehen noch Gefahren für eine ruhige Entwicklung, die nicht ands— werden dürfen. Die unserem Lande zur Verfügung gestellten Aus- ehnedite sind größtenteils noch immer kurzfristiger Natur, wenn wir auch en, daß bef dem berechtigten Vertrauen des Auslandes in die deutsche beine Zurückziehung dieser Kredite kaum in starkem Ausmaß in Frage feiner B Es sei ferner in diesem Zusammenhang auf das Transferproblem in lerier ne zichung zur deutschen Handelsbilanz hingewiesen. Eine normale Trans- anz uns setzt eine aktive Handelsbilanz voraus. Zu diesem Zwecke wird es, urchfühbhängig von der Frage, ob überhaupt eine Aktivität in dem für die Lein, du rung der Transferierung erforderlichen Maße möglich ist, notwendig dden die Förderung, Vereinkachung und Verbilligung der Erzeugung eine unöti ug der Ausfuhr anzubahnen. Andererseits wird auch das Ausland alle vermesen Erschwerungen für den deutschen Handel aus der Erkenntnis heraus mer fü müssen, daßf nur ein exportfähiges Deutschland ein kaufkräftiger Ab⸗ ung 2 ür fremde Waren sein kann, und daß es durch den Versailler Vertrag n 15 ondoner Abkommen auf eine Aktivierung der Handelsbilanz ange-⸗ pie Aufgaben der Banken in dem gekennzeichneten allgemeinen volkswirt⸗ en Rahmen bewegten sich in der Richtung, daß sie durch die Heran- zund Ansammlung von Kapitaljen, durch Einanzierung der Ausfuhr estellt werden“ diese Gelder auch während der zeit ihrer Aufsparung durch Be- auf die Wirtschaft ausüben, die sie schwer Wenn die Handelsbilanz für 1924 mit 2,7 Milliarden Goldmark befriedigen und sich andererseits der Geld- und Kreditpolitik, wie sie in dem ge- schilderten Zeitraum notwendig war, anzupassen hatten. Gleichzeitig mußte das Augenmerk darauf gerichtet werden, den Betrieb wieder in diejenigen Formen zu bringen, welche vor dem Kriege aus den Banken ein exaktes, für die Wirtschaft jederzeit bereites Instrument gemacht haben. Es mußte vor allem daran ge- gangen werden, die ungeheuer angeschwollenen Angestelltenziffern zu vermindern und den Betrieb wieder handlich und übersichtlich zu machen. Dabei konnten dlie sozialpolitischen Gesichtspunkte nicht außer Acht bleiben. Es ist— soweit irgend angängig— mit größter Rücksichtnahme verfahren worden, indem man Familien tunlichst schontè und die abgebauten Angestellten, wenn die Möglichkeit, in andere Betriebe überzugehen, nicht sofort vorhanden war, mit Beihilfen unter- stützte. Gerade diese Rücksichtnahme hat im Jahre 1924 die finanzielle Ent- lastung unserer Bank im allgemeinen noch nicht so hervortreten lassen, wie dies im Jahre 1925 zum Ausdruck kommen wird, allerdings unter der Voraussetzung, daß weitere erhebliche Gehaltserhöhungen der Bank nicht aufgezwungen werden. Es darf nicht vergessen werden, daſ die Grenze für die Erhöhung der Gehälter der Angestellten die Rentabilitat des Gewerbes bildet, die letzten Endes davon ab- hängt, Inwieweit es für die Gesamtwirtschaft notwendige und nützliche Arbeit leistet.— Wenn die Banken der Wirtschaft dienen sollen, so werden sie ihren 411 15 so rationell gestalten und ihre Unkosten so weit herabdrücken müssen, daß das Entgelt für ihre Arbeit die Wirtschaft nicht so hoch belastet. Eine ge- rechte Beurteilung darf aber auch nicht verkennen, daß die Rücksicht auf sozial⸗ Forderungen ebenso wie die Nachwirkungen der Inflationszeit die ankbetriebe stark belasten und alle Anstrengungen, die Unkosten gegenüber den Umsätzen herabzumindern, unter den gegebenen Verhältnissen nicht so schnell xum Ziele führen können. Das Problem der Verbilligung der Bankbedingungen hängt mit der Entlohnung der Angestellten unmittelbar zusammen. Gewiß gibt es àuch neben der Frage der Entlahnung Mittel, den technischen Apparat zu vervollkommnen und zu verbilligen. Wir rechnen hierzu die Ausstattung der Bankbetriebe mit Buchhaltungs- und Rechenmaschinen, die bei uns in der Durch- kührung degriffen ist und womit wir hoffen, weitere Erfolge zu erzielen. Die gegen normale Zeiten sehr gestiegene Zahl der Einzelposten, die durch die klei⸗ neren Abschnitte bei Schecks, Wechseln und die kleineren Nominalbeträge bei Aktien hervorgerufen werden, kann mit Maschinen selbstverständlich schneller und billiger bewältigt werden. Wir werden nach diesen Grundsätzen weiter ver- kahren, sind uns jedoch darüber klar, daß wir schon deshalb nur langsam vor⸗- können, weil wir eine größere Anzahl alter Angestellter durch Einführung er Maschinen nicht brotlos machen wollen. Die Zahl der Beamten betrug bei Jahresschluß noch 11 567 gegen 22 853 Ende 1923, Wogegen wir im Jahre 1913 ohne die inzwischen in unsere Bank auf⸗ gegangenen Institute und ohne die neuerrichteten Filialen 4 636 Angestellte hatten. Unsere Abschlußzahlen für den 31. Dezember 1924 weisen gegenüber den Zifftern der Reichsmarkeröffnungsbilanz fast in allen Posten ein erhebliches An⸗ wachsen auf. Die Geschäftsgrundlage hat sich allmählich erweitert, und es zeigte sich ein im Laufe des Jahres immer stärker bemerkbar werdender Zufluß kremder Gelder, wobei insbesondere erwähnt werden mag, daß der Anteil aus- landischer Gelder an der Gesamtsumme nach und nach erheblich zurückgegangen ist. Auf der anderen Seite waren wir in der Lage, den an uns herantretenden Kreditanforderungen unserer Kundschaft allmählich in höherem Maße nach- zukommen, jedoch unter Beobachtung der Grenzen, die durch die an anderer Stelle bereits hervorgehobene Restriktionspolitik gezogen Waren. Dabei haben wWir besonderen Wert auf die Unterstützung des Außenhandels gelegt. Das Kontokerrentgeschäft war fast während des ganzen Jahres ziemlich lebhaft, wogegen das Effektengeschäft nur zeitweise erheblicheren Umfang an- nommen hat. Immerhin bot sich in zunehmendem Maße die Möglichkeit, das häft in Anlagepapieren zu beleben. Festverzinsliche Werte, namentlich die mit einem hohen Linskuß ausgestatteten Pfandbriefe der Hypothekenbanken, fanden guten Absatz. Allerdings sind die Zahlen, verglichen mit denjenigen der Vorkriegszeit, immer noch sehr gering, und erst erneute Spartätigkeit bezw. Kapitalbildung kann die Aussicht auf größere Lebhaftigkeit in diesem Geschäfts- 1985 eröffnen.— Die Zahl der bei der Bank geführten Konten betrug Ende 1924 253 072 gegen 200 196 Ende 1913. Unter den uns nahestehenden Gesellschaften hat die Deutsch-Südameri- kanische Bank die Umstellung auf Ryichsmark ohne Ermäßigung ihres Kapitals und ihrer Reserve vorgenommen. Die Bank hat ein Jahr günstiger Entwicklung hinter sich und zufriedenstellende Gewinne erzielt. Trotzdem wird, da die Aktien sich noch sämtlich in erster Hand befinden, voraussichtlich von der Verteilung einer Dividende abgesehen und der Gewinn zur Stärkung der offenen und inneren Rücklagen verwandt werden. Die Deutsche Orientbank hat nach Umstellung ihres Kapitals auf RM 4 000 000.— eine Erhöhung desselben um RM 2 000 000.— vorge⸗ nommen und wird für 1924 von der Verteilung einer Dividende noch Abstand nehmen. Es ist der Bank gelungen, durch Erwerb der Niederlassung der Banque de la Seine in Konstantinopel die Grundlage für den Wiederaufbau ihres türkischen Geschäftes zu legen. Unsere Kommandite, die Bankfirma Prochl& Gutmann in Amsterdam, hat ihr Geschäft erheblich entwickelt und namentlich in der Finan⸗ rierung internationaler Geschäfte, insbesondere der Rohstoffeinfuhr nach Deutsch-⸗ iand, Bedeutung erlangt; sie hat im abgelaufenen Jahre sehr gut gearbeitet und Wird auf unsere Einlage eine angemessene Verzinsung bringen. Die Erträgnisse unserer daàuernden Beteiligungen pro 1924 gelangen erst im Jahre 1925 zur Verrechnung. Erforderliche Neu-⸗ und Erweiterungsbauten haben das Jahr 1924 mit einer Ausgabe von RM 2777 258.05 belastet, die ausweislich des Gewinn- und Verlust⸗ kontos gleich zur Absehreibung gebracht sind, so daß das Konto Bankgebäude in unveränderter Höhe bestehen bleibt. Mit der Durchführung des Neubaues des Eckhauses Markgrafen- und Französische Straße in Berlin, der aus betriebstech⸗ nischen Gründen unabweisbar ist und binnen kurzem in Angriff genommen wird, dürfte dann im wesentlichen die Bautätigkeit abgeschlossen sein. Wir haben im Laufe des Jahres einzelne kleine Niederlassungen, die sich als nicht lohnend erwiesen und deren Aufrechterhaltung wir nicht als unbedingte Notwendigkeit angesehen haben, zur Auflösung gebracht. Die Zahl unserer Niederlassungen beträgt augenblicklich 95. Zu Gemeinschaftsgeschäften bot sich wenig Gelegenheit. Wir haben an ein- zelnen Konsortien teilgenommen, die zum Teil mit Nutzen abgewickelt wurden. Wir heben daraus folgende hervor: 7% Anleihe der Harpener Bergbau-Aktien-Gesellschaft, Dortmund(Con- vertible Bonds), 690 hypothekarische zu 105% rückzahlbare Anleihe der Fried. Krupp Aktiengesellschaft, Essen, 8% Anleihe des Schleswig-Holsteinischen Elektrizitäts-Verbandes, Rendsburg, Aktien der Deutschen Golddiskontbank, Berlin, junge Aktien der Gesellschaft für elektrische Unternehmungen, Berlin, junge Aktien der Magdeburger Feuerversicherungs-Gesellschaft, Magdeburg, junge Ba der Magdeburger Rückversicherungs-Actien-Gesellschaft, agdeburg, junge Aktien des Norddeutschen Lloyd, Bremen, junge Aktien der Schlesischen Aktiengesellschaft hüttenbetrieb, Lipine(.⸗Schl.). Unsere Beteiligung an der Golddiskontbank ist, nachdem wir die Vollzahlung geleistet haben, in nèue Anteile der Reichsbank umgewandelt worden. Die Erträgnisse auf Konsortial- und Effektenkonto sind zu Abschreibungen verwendet worden. 5 Unter vorsichtiger Bewertung aller Aktiven ergibt sich laut Gewinn- und Verlustrechnung ein kür Bergbau und Zink-⸗ Ueberschuß„% deo eeee und nach Absetzung der Handlungsunkosten mit M 61 176 047.20 Steuern mit RM 3960 473.45 sowie nach Abschreibungen auf Immobilien in Höhe von RM 2 777 258.05 Mobilien RM 430 617.10 RM 68 30 95.80 8 7* E 72 0 0 verbleibt ein Reingewinn dessen Verteilung wir wie toigt vorschlagen: von RNM 8340 87775 Zuweisung zur gesetzlichen Rücklage RM 1 400 000.— 2 zum Pensionsfonds RM 300 000.— 49% Dividende auf RM 78 000 000.— RM. 3 120 000.— RM 4 820 000.— RN 3529 877.75 Tantieme an den Aufsichsrat RM 252 973.75 49% Superdividende auf RM 78 000 000. RM 3 120 000.— RM 156 904— RM 3 529 877.75 Vortrag Ballhaus Nüechsten Samstag, den 14. März. abends 7 Uur, modern. Iunzabend uner Regie des Herrn Tanzmeister Pfiermann -Fölerzdendytnangemng ⸗ n den e- VE. edehltes. 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