* Samskag, 27. Juni Dengspree: In Munnheim und Umgebung frei ins Jeis Sder durch die Poſt monatl..-⸗M..50 uhne Beſtell. „ Bel evtl. Aenderung der wirtſchaftl. Verhältniſſe Nach. vorbehalten. Poſtſcheckkonto Nr. 17590 Karls- We— Hauptgeſchäftsſtelle E 6. 2.— Geſchäfts.Neben⸗ Nadboſtube 6. Schwetzingerſtraße 24, Meerfeld⸗ 11.— Fernipr. Nr. 75417945,— Telegr.-Adreſſe Manndeim. Erſcheint wöchentl. zwölimal. Beilagen: Bilder der Woche Sport u. Spiel— Aus Geit u. Leben mit Mannheimer Muſik-Jeitung · Mannheimer Frauen-Jeitung Unterhaltungs⸗Beilage Neue Maun! Mannheimer Seneral Anzeiger Miltag⸗Ausgabe deulſchlnd und die Licherheilsfrage die Stellung der Keichsregierung VBerhandlungsbereit— Völlige Gegenſeitigkeit das Ziel! Das Reichskabinett hat ſich in dieſen Tagen mit ner kranzöſiſchen Antwortnote zur Sicherheitsfrage befaßt. Ueber das Ergebnis der Beratungen erfahren wir von zuſtändiger Stelle folgendes: Auf der letzten Vollverſammlung des Völkerbundes iſt ein Protokoll über die friedliche Erledigung internationaler Streitigkeiten, das ſogenannte„Genfer Protokoll“, aufgeſtellt wor⸗ den. Ferner war durch im Kreiſe der Alliierten gepflogene Erör⸗ terungen über die Räumung der nördlichen Rheinlandzone gegen Ende des vergangenen Jahres das Sicherheitsproblem erneut in den Mittelpunkt der internationalen Erwägungen gerückt worden. Die deutſche Außenpolitik ſah ſich damals vor die Frage geſtellt, ob ſie die Löſung der Sicherheitsfrage den alliierten Weſtmächten allein überlaſſen oder auf eine Löſung unter Mitbeteiligung Deutſchlands binwirken ſolle. Deutſchland lag daran, den anderen Mächten gegen⸗ über klar zum Ausdruck zu bringen, daß es bereit ſei, an einer Sicherheitsregelung mitzuwirken, deren Endziel die von Deutſchland lelbſteerſtrebte Entwicklung in den Bahnen des allge⸗ meinen Friedens durch eine wirkliche Befriedung Europas ſein ſollte. Demgemäß erfolgte durch das Auswärtige Amt um die Wende des Jahres eine entſprechende diplomatiſche Fühlung⸗ N nahme. Reichskanzler Dr. Luther hat in ſeiner Rede vom 30. Januar vor der ausländiſchen Preſſe zum Ausdruck gebracht, daß Deutſchland an der Verwirklichung des Sicherheitsgedankens ein reales Intereſſe habe und zur poſitiven Mitarbeit daran bereit ſei. Im Einklang mit dieſen Grundgedanken erſchien es nach dem Ergebnis der diplomatiſchen Sondierungen unter Berück⸗ ſichtigung der außenpolitiſchen Geſamtlage dem Auswärtigen Amt Für angebracht, den alliierten Regiekungen zur Kenntnis zu bringen, auf welcher Grundlage eine Mitwirkung Deutſchlands an der Rege⸗ lung der Sicherheitsfrage in Betracht kommen könnte. Zu dieſem Zwecke wurde den alliierten Regierungen im Februar ein Memoran⸗ dum überreicht, das die verſchiedenen Löſungsmöglichkeiten zur Er⸗ örterung ſtellte. Nachdem die vom franzöſiſchen Bolſchafter übergebene Note vom 16. Juni konkreke Vorſchläge gemacht hat, die die deutſcher⸗ ſeits bezeichneten Löſungsmöglichkeiten keils ändern oder mit⸗ einander verbinden und keils eine neue Verkrags⸗ konſtruktion hinzufügen, iſt nunmehr das Kabinett zu einer Beratung des geſamten Komplexes der dadurch aufgeworfenen Iragen zuſammengetreten. Das Kabinett iſt dabei übereinſtim⸗ mend zu dem Ergebnis gelangt, daß die in der franzöſiſchen Noke vorgeſchlagenen Erörkerungen zur Vorbereitung einer endgül⸗ Igen Stellungnahme alsbald aufzunehmen ſind. Die deulſche Regierung, die im Einklang mit den Schlußworken der franzöſiſchen Noie auch ihrerſeits das Zuſtandekommen von Verhandlungen be⸗ grüßen würde, die zu einer und wirkſamen Friedensgewähr führen, wird unentwegt an dem Jiele Deutſchlands feſthalten, im Sinne der vorſtehend dargelegten Beſtrebungen, zu einem wirklichen Frieden zu gelangen, der durch das Sicherheitsabkommen auf völliger Gegenſeitigkeit begründet werden ſoll. Die Bedeutung der vorſtehenden Verlaulbarung wird von unſerem Berliner Büro folgendermaßen gekennzeichnet: Das Kabinett hat ſich in der Tat am Donnerstag mit der Antwort⸗ note Briands, wie mit der außenpolitiſchen Lage überhaupt beſchäf⸗ tigt, ſchon weil heute die Miniſterpräfidenten der Län⸗ der in Berlin eintreffen und die Reichsregierung ſich zuvor ſchlüſſig werden mußte über das, was ſie den Vertretern der Länder zu ſagen vor hat. Irgendwelche endgültigen Beſchlüſſe aber ſind nicht gefaßt worden und konnten auch gar nicht gefaßt werden. Es ſteht viel⸗ mehr ſo, wie wir ſchon mehrfach hier mitteilten, daß die Regierung ſich jetzt die Sache bedenkt und aus ſehr zwingenden ſachlichen Grün⸗ der zweite Nathenau⸗Prozeß Die Strafankräge Der Vertreter der Reichsanwaltſchaft, Staatsanwaltſchaftsrat Dr. Rückert, beantragte gegen Brandt wegen Beihilfe zum Morde, begangen durch Unterlaſſung der Anzeige vom Mordplan, eine Zuchthausſtrafe von 3½ Jahren und wegen unbeſugten Waf⸗ fenbeſitzes eine Geldſtrafe von 500 Mark. Eie Jahr und ein Monat der Freiheitsſtrafe ſollen als verbüßt gelten. Bei K ü chen me iſter kam der Anklagevertreter zu dem Ergebnis, daß Küchenmeiſter von dem eigentlichen Zweck, dem das Auto dienen ſollte, keinerlei Kennt⸗ nis hatte. Er beantragte deshalb Freiſprechung. Das Arkeil Durch den Vorſitzenden, Reichsgerichtsrat Lorenz, wurde fol⸗ gendes Urteil verkündet: KRüchenmeiſter wird dem Antrag der Reichsanwaltſchaft folgend freigeſprochen, Vrandt wegen Vergehens gegen§ 139 des Strafgeſetzbuches wegen Unterlaſſung der Anzeige unter Fallenlaſſen der Anklage wegen Beihilfe zum Mord zu vier Jahren Gefängnis und wegen unbefugten Waffen⸗ beſitzes zu 500 Mark Geldſtrafe verurteilt. Die Geldſtrafe und ein Jahr der Gefängnisſtrafe ſind durch die Unterſuchungs⸗ haftverbüßt. den auf eine Erwiderung in ſchneller Friſt nicht zurechnen iſt. Das wird auch durch das Kommunigqus beſtätigt, das man, wie aus amtlichen Kreiſen verſichert wurde, geſtern ſpätabends zurück⸗ halten wollte, weil es zu Mißverſtändniſſen Anlaß geben konnte. Dieſe Abſicht hat ſich ſich durchführen laſſen. Wir glauber auch nicht, daß es irgendwelche Mißverſtändniſſe zulaſſen wird. Es ſagt im Grunde nichts weiter, als was von vornherein feſtſtand: Die Regierung iſt bereit zu verhandeln, wenn auch die Gegen⸗ ſeite ernſtlich dazu bereit iſt. Aber das Ziel dieſer Verhand⸗ lungen liegt noch weit ab. Eine italieniſche Intrige gegen Streſemann Die„Tribung“ will aus„zuverläſſiger Quelle“ allerlei über die Stellung des Außenminiſters zum Garantievakt erfahren haben. In dieſem Zuſammenhana erzählt das römiſche Blatt. wie der„Voſſ. Zta.“ gemeldet wird: Der deutſche Außenminiſter habe Italien die Verſicherung gege⸗ ben, daß er nicht beabſichtige, für den Augenblick die Frage des Anſchluſſes anzuſchneiden, oder ſie aktuell werden zu laſſen. Er habe aber nicht gealaubt, Einwendungen gegen die Ernennung des großdeutſchen Vizekanzlers Frank zum öſterreichiſchen Geſandten in Berlin erheben zu müſſen. Wer Dr. Streſemann kennt, weiß. daß es ſich hier um eine alatte Fälſchung handelt., die vermutlich dazu beſtimmt iſt. zwiſchen dem anſchlußfreundlichen Großteil der deutſch⸗öſterreichi⸗ ſchen Bevölkerung und der Regierung im Reich Verſtimmung auf⸗ kommen zu laſſen. Daß die Frage des Anſchluſſes z. Zt. nicht„an⸗ geſchnitten“ werden könne, wiſſen wir alle, trotzdem würde man es in Berlin ſehr ungern ſeben, wenn wirklich ein anderer als ein groß⸗ deutſcher Geſandter die öſterreichiſche Bundesvepublik hier vertrete, etwa eine Art Geſinnungsgenoſſe des Dr. Mataja. weitere Auslandsſtimmen England Laut„Dailn Chronicle“ veröffentlicht die„Sunday News“ einen Artikel zum Paktvorſchlag, worin es heißt, der Pakt werde vielleicht nicht Europa vor einem Kriege retten, aber er werde die franzöſiſche ſeine Unterſtützung verſchiedenen europäiſchen Ländern, aber es ſei nicht klar, was dieſe Länder Enaland dafür garantierten. Die Wochenzeitſchrift„The Nation“ verlangt. daß in dem vor⸗ geſchlagenen Pakt Vorſorge getroffen wird. daß die Wieder⸗ holuna eines Unternehmens wie das des Einbruchs in das Ruhrgebiet, unmöalich wird. Die Zeitſchrift ſagt. daß ein gegenſeitiger Pakt, der einer Partei das Recht beläßt, in das Staats⸗ gebiet der anderen einzudringen. wenn ein techniſcher Verzug unter einem ſo verwickelten Inſtrument wie dem Verſailler Vertrag, ent⸗ deckt wird, ein ſchlechter Scherz ſei. Die Zeitſchrift„Outlock“ wendet ſich gegen den Pakt mit dem Bemerken. daß der Pakt Europa nicht befrieden werde. Amerika (Spezialkabeldienſt der United Preß) Newyork, 26. Juni. Chamberlain hat im ganzen eine gute Preſſe In einem Leitartikel preiſt die„Newyork Times“ ſein Sicherheitsproblem des geſunden Menſchenverſtandes“, das dem Dawesplan ähnlich ſei. Das Blatt gibt die Möglichkeit zu, daß Frankreich vielleicht einen Krieg beginnen könnte, wobei es theoretiſch der Angegriffene, tatſächlich aber der Angreifer wäre. Dennoch könnten ſolche Spekulationen praktiſch vernachläſſigt werden. Unter Bezug auf die hiſtoriſche Stellung Frankreichs und Belgiens als vor⸗ geſchobene Verkeidigungslinie Englands, ſchreibt die„Times“, daß ein abenteuerluſtiges Frankreich dieſe Lage ausnützen und ſich in einen Krieg ſtürzen könnte, wohl wiſſend, daß Eengland ge⸗ Da ſei, es vor den letzten Folgen der Niederlage zu bewahren. aher ſei es viel wünſchenswerter, daß England mit Frankreich zu⸗ um in Freundſchaft ſeinen mäßigenden Einfluß aus⸗ uüben. AJn liberalen politiſchen Kreiſen zweiſelt man allerdings daran, daß der Sicherheitspakt, wie ihn Chamberlain umriſſen hat, praktiſch ausführbar iſt. Das„Journal of Commerce“ ſtimmt in einer Analyſe der Rede mit Chamberlain daran überein, daß der Sicher⸗ heitspakt der Entwaffnung vorausgehen follte. Aller⸗ dings ſcheint dieſe Theſe, wie das Blatt ſarkaſtiſch hinzufügt, nicht auf Deutſchland angewandt zu werden, von dem man ſogar verlange, daß es Entwaffnungsbedingungen erfülle, die über die Verſailler Bedingungen hinausgingen. Das Blatt ſieht den bedeutſamſten Teil der Rede in der halber Aufforderung an die Vereinigten Staaten, eine Konferenz einzuberufen. wieber ein Uebergriff im Saargebiet E Berlin, 27. Juni.(Von unſerem Berliner Büro.) Geſtern morgen iſt, wie der„Voſſ. Ztg.“ aus Saarbrücken gemeldet wird, ein Dutzend franzöſiſcher Gendarmen in Güdingen im Saar⸗ gebiet in das Haus eines 20 Jahre dort anſäſſigen Lothringers eingedrungen, um deſſen Sohn als Deſerteur zu verhaften. Dieſer iſt nach 13monatlicher Garniſondienſtzeit nach ſeinem drei⸗ tägigen Weihnachtsurlaub nicht mehr in die Kaſerne zurückgekehrt. Die Gendarmen verſuchten zunächſt dem Vater den Schlüſſel des Hauſes, das er bei dem Anrücken der Gendarmen verſchloſſen hatte, gewaltſam zu entreißen. Als ſie dann infolge der Weigerungo des Vaters und eines Volksauflaufes davon Abſtand nahmen, um⸗ zingelten ſie das Haus, um den Sohn beim Verlaſſen zu verhaften. Auf Einſpruch derParteien des Saarlandesrats erklärte die Regierungs⸗ kommiſſion daß ſie aufgrund einer Verfügung vom 7. Juni 1920 berechtigt ſei, Deſerteure der Garniſontruppen des Saargebietes im Hauſe zu verhaften Um 7 Uhr erhielten die Gendarmen den Befehl, gewaltſam in das Haus einzudringen, um den Lothringer zu ver⸗ haften, der ſich aber inzwiſchen ſeiner Verhaftung durch die Flucht entzogen hatte. 1öeit gierung vor einer ernſten Kriſis bewahren. Enagland verſpräche Preis 10 Plennig 1925— Nr. 291 ung Fagtene Aan nach Tarkf. dei Vorauszahlung pro ein⸗ ſpaltige Kolonelzeile für Allgemeine Anzeigen.40.⸗M. Reklamen—4 R⸗M. Für Anzeigen an beſtimmten Tagen Stellen und Ausgaben wird keine Verantwortung über⸗ nommen. Höhere Gewalt, Streiks. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene oder beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von An⸗ zeigen. Auftr. d. Fernſpr. ohne Gewähr. Gerichtsſt. Mannheim. Geſetz u. Necht Aus der Welt der Lechnik Wandern 3. Neiſen Die ſinanzielle Negelung der Beſatzungskoſten Die Verhandlungen, die auf Grund der im Londoner Abkommen getroffenen Regelung der Beſatzungskoſten ſeit 17. No⸗ vember vorigen Jahres unker dem Vorſitz des gemeinſam ernannten neutralen Obmannes des holländiſchen Miniſters Patijn in. Paris geführt wurden, ſind nunmehr endgültig zum Abſchluß ge⸗ kommen. Ihr Ergebnis iſt im„Abkommen zur finanziellen Re⸗ gelung der Leiſtungen aus Artikel—12 des Rheinlandabkommens vom 5. Mai 1925“ niedergelegt. Es iſt wegen der figanziellen Aus⸗ wirkungen für das deutſche Reich von großer Wichtigkeit, während ſeine beſondere Bedeutung für das beſetzte Gebiet in den in allen Einzelheiten feſtgelegten Bewertungs⸗ grundſätzen für die e beruht. Das Abkommen ſtellt ſomit einen weſentlichen Beſtandteil des Dawes⸗ Planes dar. e Gegenſtand der Pariſer Verhandlungen bildeten nur die Ar⸗ tikel—12 des Rheinlandabkommens, die die Modalitäten darüber enthalten, was Deutſchland im beſetzten Gebiet für die Beſatzung zur Verfügung zu ſtellen hat. Der Artikel 8, der in ſeiner Ein⸗ leitung gewiſſermaßen die Präambel dieſer Gruppe von Beſtim⸗ mungen darſtellt, verpflichtet die deutſche Regierung,„den Alliier⸗ ten und aſſoziierten Truppen alle für dieſe erforderlichen militäriſchen Gebäude zur Verfügung zu ſtellen und ſie in gutem Zuſtand zu er⸗ halten, desgleichen die erforderlichen Einrichtungsgegenſtände, Hei⸗ zung und Beleuchtung nach Maßgabe der darauf bezüglichen Be⸗ ſtimmungen, die gegenwärtig bei den verſchiedenen oben bezeichneten Armeen in Kraft ſtehen“. Nach bisheriger alliierter Auffaſſung waren die aus dem Artikel—12 des Rheinlandabkommens dem deutſchen Reich erwachſenden Verpflichtungen Gratisleiſtungen Deutſchlands, im Unterſchied zu den im Artikel 6 des Rhein⸗ landabkommens feſtgelegten„Requiſitionen“, die von den Beſatzungs⸗ mächten den Beteiligten in der von ſog.„gemiſchten Ortsausſchüſſen“ feſtgeſetzten Höhe vergütet werden mußten; die Ent ſchädigungen waren infolge der Zuſammenſetzungen der Ortsausſchüſſe bisher ſo gering, daß ſie praktiſch kaum ins Gewicht fielen; der deutſche Einfluß in den ſogen. Ortsausſchüſſen iſt nahezu ausgeſchaltet. Durch den Dawes⸗Plan, der auf dem Grundprinzip beruht, daß aus der deutſchen Wirtſchaft nur beſtimmte jährliche Leiſtungen für„Repara⸗ tion und Okkupation“ herausgezogen werden dürfen und daß die Annuitäten ſomit alle Leiſtungen Deutſchlands, alſo auſch die Be⸗ ſatzungskoſten umſchließen, wurde die alliierte Theſe über die deutſche Gratisleiſtungen aus Artikel—12 des Rheinland⸗ abkommens aufgehoben. Es war danach nicht mehr mgängig, gielle fateng dadurch aufzuerlegen, daß es den Beſatzungsarmeen koſtenlos militäriſche Gebäude, Staatsgebäude oder private zur ſtellen mußte. Wenn man in Betracht zieht, daß nach dem Worklaut des Artikels 8 des Rheinlandabkommens unter die Beſtimmungen: Militäriſche Gebäude und Einrichtungsgegen⸗ ſtände fallen:„Die Unterkunft für Offiziere und Mannſchaften, die Wohnräume,die Kanzleien, die Verwaltungen, die Regimentsſtäbe und Hauptquartiere, die Werkſtätten, Vorratsräume und Hoſpitäler, Wäſchereien, Regimentsſchulen, Reitbahnen, Stallungen, Exerzier⸗ plätze, Infanterie⸗ und Artillerie⸗Schießſtände, Flugplätze, Weiden, Lebensmittellager, Manöverfelder ſowie Grundſtücke für die Thea⸗ ter und Lichtſpielhäuſer und Sport⸗ und Erholungsplätze für die Truppen in genügender Zahl“, ſo kann man aus dieſer Aufzählung ohne weiteres erkennen, welche ſtarke finanzielle Belaſtung dem Reich bisher aus den Artikeln—12 außer den ſonſtigen Beſatzungs⸗ koſten, z. B. der Entlohnung der Offiziere und Mannſchaften der Beſatzungsarmeen erwachſen iſt. Umg'kehrt läßt dieſe Aufzählung einen Ruͤckſchluß zu auf die in der Anrechnung dieſer Unkoſten auf die Annuität beruhende finanzielle Bedeutung der Be⸗ ſchlüſſe des Pariſer Organiſationskomités für Deutſchland. Nachdem durch den Londoner Pakt der Grundſatz anerkannt worden war, daß„die deutſchen Leiſtungen aus Artikel—12 des Rheinlandabkommens in der Durchführung des Sachverſtändigen⸗ gutachtens zu einer Anrechnung auf das Konto des Generalagenten für Reparationszahlungen führen können“, wurde auf Grund eines Abkommens zwiſchen der Botſchafter⸗Konferenz und der Deutſchen Reichsregierung eine Kommiſſton eingeſetzt, das„Organiſationskomites für die finanzielle Regelung der Leiſtungen aus Artikel—12 des heinlandabkommens, das ſich aus einem Delegierten für jeden der alliierten Nationen: Belgien, Großbritannien, Frankreich, Italien und einer gleichen Anzahl von Vertretern des Reichs zuſammenſetzte. Ler den Fall, daß im Komitee eine Einigung zwiſchen den alliierten ertretern einerſeits und den deutſchen Vertretern andererſeits nicht erzielt werden konnte, ſollten die Delegierten gemeinſam zu der Er⸗ nennung eines neutralen Vorſitzenden ſchreiten, deſſen Entſcheidungen endgültig zu ſein hatten. Die alliierten und nbe duren haben zunächſt in dem vom 17. bis 26. November vorigen Jahres dauernden Verhandlungen eine Anzahl von Abkommen erzielt und haben dann zur Entſcheidung der Fragen, über die keine Einigung zuſtandekam, gemäß ihren Weiſungen den holländiſchen Miniſter Patijn gebeten, den Vorſitz als neutraler Schiedsrichter zu übernehmen, der die ſtrittigen Fragen im Verlauf der weiteren bis Mai dieſes Jahres dauernden Verhandlungen durch 28 Schiedsſprüche entſchied. Teil 1 des Abkommens enthält das Verzeichnis der Leiſtungen aus Artikel—12 des Rheinlandabkommens und Bewertungsgrundſätze für die Anrechnung der Leiſtungen auf die Jahresbeträge des Sachverſtändigengutachtens; Teil II das Ver⸗ fahren zur Bewertung der Leiſtungen und Teil III Beſtimmungen über die Kontrolle der geleiſteten Zahlungen. Von grundſätzlicher Bedeutung iſt, daß als Stichtag 11 das Inkrafttreten des Ab⸗ kommens der 1. September 1924 zu gelten hat. Es werden alfo nur Leiſtungen oder Teile von Leiſtungen, die nach dem 31. Aug. 1924 ausgeführt ſind, zur Anrechnung gebracht, alle vorherigen Leiſtungen Deutſchlands aus den Artikeln—12 des Rheinland⸗ abkommens werden Deutſchland nicht mehr angerechnet. Grund⸗ ſätzlich wird ferner beſtimmt, daß die Anrechnung vorausſetzt, daß die„Ausführung der Leiſtung eine finanzielle Belaſtung für das Reich bedeutet“(Ausgaben oder Verminderung von Einnahmen). Zur praktiſchen Durchführung der finanziellen Regelung wird ferner in den„Allgemeinen Bemerkungen“ zu Teil 1 feſtgelegt, daß immer dann, wenn ein Leiſtungsbefehl zu einer Anrechnung führen kann, ſich nötigenfalls die zuſtändigen alliierten und deutſchen Behörden, bevor Ausgaben veranlaßt werden, gegenſeitig ins Benehmen ſetzen, um ein Einvernehmen über den Betrag der Anrechnung zu erzielen. Kommt ein ſolches Einvernehmen nicht zuſtande, dann wird der Betrag der Anrechnung von den„Bewertungsausſchüſſen“ er⸗ mittelt. Die bisher viel umſtrittene Frage, was als Beſchlagnahme ilt, iſt durch folgende Beſtimmungen nunmehr entſchieden:„Die aiſache, daß ſich die Alliierten ein bereits eingerichtetes Gebände, Deutſchland außer den beſtimmken Annnitäten eine weitere finan⸗ — —— ————— 2. Seile. Nr. 291 Neue Mannhelmer Jeitung(Mittag⸗Nusgade) 1 Samskag, den 27. Juni 1925. eine Wohnung, ein Grundſtück, eine Anlage oder einen Betrieb reſer⸗ vieren laſſen, gilt als Beſchlagnahme. Bei einem im Bau begriffenen Gebäude kann eine tatſächliche Beſchlagnahme erſt nach Vollendung der Bauarbeiten angenommen werden, es ſei denn, daß die Alliierten die Errichtung eines Neubaues fordern. Als Zeitpunkt der Beſchlag⸗ nahme gilt der, an dem ein ſchriftlicher Leiſtungs⸗ beſehl übergeben worden iſt. Alle getroffenen Beſtimmungen finden auf die für dieRheinlandkommiſſion bewirktenLeiſtungen ebenſo Anwen⸗ dung wie auf die für die Armee bewirkten. Im Tell 1 des Abkommens werden dann im Einzelnen die Be⸗ timmungen für die e der Transportleiſtungen urch die Reichsbahngeſellſchaft, durch Eiſenbahnen und Straßenbah⸗ nen der Länder, Gemeinden und Privatgeſellſchaften ſowie der Schiff⸗ fahrt, der Leiſtungen von Poſt, Telegraph und Telefon, für Möbel, nn für die Gebäude und Grundſtücke des Reichs und der Länder, für die Zurverfügſtellung ganz oder teilweiſe be⸗ ſchlagnahmter Gebäude, von Wahnungen und Grundſtücken, der Ge⸗ meinden oder Privaten, für Hotelzimmer, für Jagd und iſcherei auf⸗ eführt; ferner wird die Anrechmung der Leiſtungen fül Inſtand⸗ etzung und Unterhaltung der Gebäude, für Um⸗ und Neubauten, ür Heizung, Beleuchtung, Waſſer⸗ und Betriebsmaterial, für Löhne r Arbeiter und Angeſtellten feſtgelegt und die Freigabe von Bau⸗ den, Aufgabe der und die Freigabe von Anlagen geregelt. Der Teil 2 des Abkommens ſieht zur Bewertung der Leiſtungen die Einrichtung von parität iſchen Ortsausſchüſſen vor, die aus je zwei oder drei Alllierten und deutſchen Mitgliedern beſteht. Dieſe Ortsausſchüſſe müſſen im Gegenſatz zu den ſog. gemiſchten Ortsausſchüſſen für die„Requiſitionen“ Klrkikeg 6 des Rheinland⸗ abkommens) einſtimmig ihre Beſchlüſſe faffen. Wird keine Einſtim⸗ migkeit erzielt, ſo iſt ein„Schiedsausſchuß“, deſſen Sitz bi⸗ auf weiteres in Koblenz iſt, mit der Ang⸗legenheit zu befaſſen. Dem Schiedsausſchuß obliegt die endgültige Regelung aller Bewertungs⸗ fragen. Er iſt ebenfalls paritätiſch zuſammengeſetzt und iſt in Ab⸗ teilungen eingeteilt, deren Zahl im Bedarfsfall vermehrt werden kann. Der unparteiiſche Obmann dieſes Ausſchuſſes wird durch Vereinbarung owiſchen der deutſchen Regierung und den beteiligten alliierten Re⸗ gierungen oder mangels einer ſolchen Vereinbarung durch den Prä⸗ identen des ſtändigen internationalen Gerichtshofes beſtimmt. Das⸗ lbe gilt für den Obmann des„Auslegungsausſchuſſes“. Dieſem usſchuß obliegt die Entſcheidung über grundſätzliche Auslegungs⸗ fragen, die ihm vom Schiedsausſchuß oder von den Regierungen oder vom Generalagenten für die Reparationszahlungen unterbreitet wer⸗ den. Der Sitz des Auslegungsausſchuſſes befindet ſich daher am Sitz des Generalagenten für die Reparationszahlungen. Die Anrechnung der Leiſtungen erfolgt, wie der Schlußpaſſus des Teils 3 des Ab⸗ kommens beſtimmt, in der Weiſe, daß die für jede Beſatzungszone zufammengefaßten Liſten durch die„örtlichen Ausſchüſſe“ dem Ge⸗ neralagenten für die Reparationszahlungen und den hierfür zwiſchen der Deutſchen Regierung und der Reparationskommiſſion noch näher zu vereinbarenden Bedingungen vorgelegt wird. Deutſch er Reichstag 1 Sozialpolifik vor— dreißig Abgeordneten D Berlin, 27. Juni.(Von unſerem Berliner Bürp.) Wer in dieſer 4 Millionenſtadt die Ginſamkeit ſucht, fand ſie geſtern im Reichstag. Den Nachmittag über mögen 20, wenn es hoch kommt, 30 Abgeordnete im Saal geweſen ſein. Ganz zu Anfang ſind die Völkerſcharen herbeigeſtrömt. Es banbelle ſich um en Initiativantrag der Regierungsparteien, der die Geltung der 8. Steuernotperordnung bis zum 15. Juli zu vertagen vorſchlägt, ein Notgeſetz, das erforderlich wurde, weil man die neue Auf⸗ wertungsbill nicht rechtzeitig, d. h. noch vor Ablauf dieſes Monats, Da gibt es denn abermals lebhafte Zuſammen⸗ ſtöße zwiſchen rechts und links, genauer: Zwiſchen Deutſchnatio. nalen auf der einen Seite und Sozialdemokraten und Kommu⸗ niſten auf der andren. Herr Hergt, der in dieſen Tagen ſo viel Geprüfte, wird wiederholt wenig freundlich apoſtrophiert, Einmal meldet auch er ſich zum Wort, um ſeinem gepreßten Herzen Luft 85 machen. Hinterher läßt er es dann doch bei einer kurzen per⸗ önlichen Bemerkung bewenden. Man ſoll ſein Pulver nicht ganz ——8 die Leiden Dr. Hergts ſind noch lange nicht ausge⸗ anden. Das iſt, wie geſagt, zu Anfang geweſen. Man hat das Not⸗ deler glücklich durch alle drei Leſungen bugſiert und dann iſt man efreit entflohen. Die zweite Beratung der Novelle zum Unfall⸗ berſicherungsgeſetz darf ſich zunächſt wenigſtens getroſt im kleinen Kreiſe ahſpielen. Dieſe ſozialpolitiſchen Ausſprachen haben mit den juriſtiſchen eines gemein: Es iſt das Feld, auf dem die Spezialiſten, nur ſie, ihre Kräfte meſſen, heute nicht einmal alle: Zentrum, Deutſchnationale und Deutſche Volkspartei haben, o ſcheint es, von vornherein auf die Teilnahme an der General⸗ iskuſſion verzichtet. Nur Sozialdemokraten und Kommuniſten üben ſich in brennender Entrüſtung und Herr Stöhr von den Bölkiſchen predigt, immer im Rahmen der Verſicherungsnovelle, den„Gedanken der Wehrhaftigkeit nicht verkümmern zu laſſen“. In den ſchäumenden Wein kommuniſtiſch⸗ſozialdemokratiſcher Bolksfreundſchaft, die das Blaue vom Himmel herunter fordert— 5 Rädel, der Kommuniſt, u. a. Renten in der vollen Höhe des zeſamtarbeitsverdienſtes!— ſchüttet Schwarzer von der baye⸗ riſchen Volkspartei und der Demokrat Ziegler ſachte und behut⸗ am PWaſſer: Wir müßten mit den Füßen auf der Erde bleiben. Bir können, legt der demokratiſche Gewerkſchaftsführer dar, So⸗ 35 nur in ſteter Rückſicht auf die Wirtſchaft treiben. Beide ingen untrennbar zuſamen. Auf alle Fälle bringt der Entwurf anſehnliche Verbeſſerungen gegen den Kriegszuſtand, vielleicht ſo⸗ gar gegenüber der Zeit vor dem Kriege. ann kaun das Abſtimmungsgeſchäft beginnen. Nun füllen ſich auf einmal wieder die Bänke. Der Abänderungswünſche iſt Legion. Man will auch, wenn man von der Ausſichtsloſigkeit des Unternehmens überzeugt iſt, etwas ſchwarz auf weiß nach Hauſe tragen, um es den geehrten Wählerſchaften vorweiſen zu können. So verrinnt Stunde auf Stunde. Die Anträge zum deutſch⸗ſpaniſchen Handelsber⸗ trag werden bermutlich unerledigt bleiben, un ddas iſt gut ſo. Die Regierung hat ſ. Zt. zugeſagt, daß ſie im Intereſſe des not⸗ leidenden deutſchen Weinbaus Verbeſſerungen anſtrebe, und damit ſoll man ſich begnügen laſſen. Es geht nicht an, daß, nachdem eben erſt mit Ach und Weh das deutſch⸗ſpaniſche Handelsproviſorium die Zuſtimmung des Reichstags erhielt, nun von demſelben Reichs⸗ tag deſſen Kündigung verlangt werden ſoll. ** 2 Der Aufwerkungsausſchuß des Reichstags hat geſtern den für die Ablöſungsanleihe grundlegenden Paragraphen 23 an enommen. Neu iſt in den Para⸗ graphen die Vorſchrift gekommen, daß Anleihebefitzer, wenn ſie über mehr als 500 000 M. Nennbetrag umtauſchberechtigte Anleihen ver⸗ fuügen, im Umtauſchverhältnis nach einem gewiſſen Schlüſſel benach⸗ teiligt werden ſollen. Der Ausſchuß nahm ferner die Vorſchriften über die Aufwertung der Markanleihen der Länder an. Badens Stellung zur Jollvorlage Von zuſtändiger Seite wird mitgeteilt, daß der Vertreter der badiſchen Regierung im Reichsrat zur Frage der Wie⸗ dereinführung von Getreidezöllen ſich dahin ausgeſprochen hat, daß Baden nicht grundſätzlich gegen jede Getreidezölle ſei, aber die vor⸗ geſchlagenen Sätze für zu hoch halte und deshalb alle Aaträge auf Ermäßigung der vorgeſchlagenen Sätze unterſtützen werde. Der handelspolitiſche Ausſchuß des Reichstags trat am Freitag in die Behandlung der Zollvorlage ein. Zu ſuen Vorſitzenden wählte der Ausſchuß den Abgeordneten Perlitius(Zentrum). Reichsverkehrsminiſter Graf Kanltz leitete die Verhandlungen des Ausſchuſſes ein, indem er die Notwendigkeit der Annahme der Zollvorlage der Regierung und die Dringlichkeit der Erledigung Dieſer Angelegenheit unterſtrich. Reichswirtſchaftsminiſter Neu⸗ haus erklärte, daß die Regierung bereit ſei, dem Ausſchuß einen allgemeinen Ueberblick über den Stand der Handelsvertragsverhand⸗ „Vorwärts“, in der er erklärt, Caillaux verlangt 6 Milliarden die neue Finanzvorlage Die ganze Aufmerkſamkeit der politiſchen Kreiſe von Paris iſt auf die Finanzvorlage konzentriert, die geſtern vormittag vom Miniſterrat genehmigt und am Nachmittag gegen 3 Uhr von Cail⸗ laux in der Kammer eingebracht wurde. Die Kammer hat die Vorlage ſofort an den Finanzausſchuß überwieſen und bertagte ſich darauf bis 6 Uhr. Gegen Abend wurde bekannt, daß es den Dele⸗ gierten der vier Kartellfraktionen in der Beratung von heute Nach⸗ mittag noch nicht gelungen wäre, ſich über die Finanzfragen zu einigen. Es wurde deshalb eine Nachtſitzung anberaumt. Die Begründung der Vorlage Die Geſetzesvorlage zur Behebung der Schwierigkeiten des Schatzamtes und zur Erleichterung der ſchwebenden Schuld beſteht aus vier Artikeln. Nach Artikel 2 ſollen die Vorſchüſſe der Bank von Frankreich um 6 Milliarden erhöht und die Grenze für die Papiergeldausgabe von 45 cuf 51 Milliarden verſchoben werden Nach Artikel 3 der Vorlage ſoll der Finanzminiſter ermäch⸗ tigt ſein, eine beſondere Anleihe für die Kriegsanleihe⸗ zeichner aufzulegen. Dem Text der Vorlage iſt eine längere Begründung vorangeſtellt. Caillaux betont darin, daß die Schatzſchwierigkeiten in den letzten Monaten infolge des zunehmen⸗ den Einlöſens von Kriegsanleiheſcheinen gewachſen ſeien. Er hebt weiter hervor, daß umfangreiche Zahlungen in naher Zeit zu leiſten ſeien, nämlich 1800 Millionen im Auguſt und 3800 Millionen im September zur Einlöſung von Gutſcheinen des Credit National und von Schatzſcheinen.,, Zur Beſeitigung dieſer Schwierigkeiten und ur Verminderung der ſchwebenden Schuld, deren Maſſe jeden Kugenblick gefährlich werden kann, wolle die Regierung nur nor⸗ male Mittel“ anwenden. Die Nachtſitzung der Kammer Vor der Eröffnung der Nachtſitzung der Kammer hatten ſich die verſchiedenen Fraktionen verſammelt, um zu den Finanzplänen Stellung zu nehmen. Allgemein war der erſte Eindruck un⸗ günſtig, der ſich aber in der Folge beſſerte. Die Finanzkom⸗ miſſion hat ſchließlich beſchloſſen, der Kammer die Annahme des Projekts vorzuſchlagen. Zu Beginn der Kaenmerſitzung um 25 Uhr teilte der Verichterſtatter der Finanzkommiſſion dieſen Be⸗ ſchluß mit. Dann trat der Abg. Nogaro für das Projekt Caillaux ein. Der bekannte Nationaliſt Bokanowfſki bekämpfte die Vorlage. Nachdem noch einige Redner zu Wort kamen, die zumeiſt ſich für das Regierungsprojekt ausſprachen, beſtieg Caill aux die Redner⸗ tribüne. Seine Ausführungen waren eine Wiederholung des Memo⸗ randums, das im Regierungsprojekt der eigentlichen Vorlage vor⸗ ausgeht. Caillaux ſprach beſonders über die geplanten Anle hen und erklärte, daß dieſe auf die Frankenhauſſe abgeſtellt ſein werden. Der Zinsfuß werde ein niedrigerer ſein als dies bisher üblich war, denn einer der größten Fehler, die in der Vergangenheit gemacht wurden, ſei, daß die Anleihen mit zu hohem Zinsfuß ausgegeben wurden Die Anleihe werde dem Weltmarkt nicht ſchaden können. Painlevé gab darauf eine kurze Erklärung ab. Er wies be⸗ ſonders auf den dringlichen Charakter der Vorlage hin. Man müſſe die Frage der ſchwehenden Schulden ſo raſch als möglich löſen, da ſonſt das Staatsſchiff dem Untergang geweiht ſei. Die Regierung müſſe aber auch auf eine große Mehrheit im Parlament zählen können, damit das Vertrauen im Lande wieder erwachen könne. Sie erſuche darum alle Abgeordneten, ihr Gewiſſen zu erforſchen und ſich der Verantwortung dem Lande gegenüber bewußt zu ſein. Nachdem die allgemeine Diskuſſion abgebrochen war, wurde zu der Beratung der Gegenprojekte übergegangen. Der Sozialiſt Bedonce ergriff das Wort, um den ſozialiſtiſchen Gegenvorſchlag zu Gunſten einer Vermögensabgabe zu verteidigen. D lungen zu geben, daß aber die Auskünfte der Regierung ſelbſtver⸗ ſländlich vertraulich behandelt werden müßten. Der Ausſchuß trat dann in die Generaldebatte der Zollvorlage ein. Abg. Dr. Schneider⸗Dresden(D. V..) hielt die Verab⸗ ſchiedung der Vorlage für dringlich, da ſonſt im September die deut⸗ ſchen Einfuhrverbote aufgehoben werden müßten, ohne Erſatz durch ausreichenden Zollſchutz zu haben. Abg. Hilferding(.) ſetzte ſich für einen Antrag ein, der die Regierung erſucht, dem Ausſchuß eine vergleichende Darſtellung zu geben über die Aenderung der Poſitionen im Zolltarif ſeit 1902. Die Fortſetzung der Generaldebatte wird dann auf Antrag vertagt. der Fall der„Natſonalpoſt“ =] Verlin, 27. Juni.(Von unſ. Berl. Büro.) Der Fall des deutſchnationalen Reichstagsabg. Laverenz u. der„Natkonal⸗ po ſt“ ſcheint ſich nun doch zu einem kleinen Skandal auszuwachſen. Laverenz hatte geſtern in einer Zuſchrift an den„Vorwäfts er⸗ klärt, daß er gegen den Geſchäftsführer der„Nationalpoſt“ Straf⸗ anzeige bei der Staatsanwaltſchaft erſtatte: hätte. Beſagter Ge⸗ ſchäftsführer revanchiert ſich nun in einer Zuſchrift an denſelben daß auch er gegen den Oberregſe⸗ rungsrat Laverenz Strafanzeige erſtattet hätte, und zwar in der Hauptſache, weil Herr Laverenz Eingänge aus bereits quittierten Forderungen„anders“ verwendet hätle. 8 Auf alle Fälle iſt es kein erhebendes Schauſpiel, daß ein führen⸗ der Abgeordneter und ein Schatzmeiſter der Deutſchnationalen— das iſt nämlich der Geſchäftsführer der„Nationalpoſt“ geweſen— im Hauptorgan der Sozialdemokraten zu deren Gaudium einander kriminelle Verfehlungen zeihen. der Moskauer Studentenprozeß Moskau, 26. Juni. In der Verhandlung gegen die deutſchen Studenten ſetzte v. Dittmar ſeine erſtaunlichen Ausſagen fort. So erklärte er, daß der frühere Reichskanzler Michaelis das Haupt der Berliner Gruppe der Organiſation Conſul geweſen 15 der den Stu⸗ denten Inſtruktionen gegeben habe. Weiterhin beſchuldigte er den Legationsrat Hilger von der deutſchen in Moskau, der Mittelsmann N2 7 den Angeklagten und iſchland geweſen zu ſein. Die Organiſation Conful hätte die Angeklagten beauftragt, die des Kremels genau zu ſtudieren um dort terroriſtiſche Akte gegen Trotzki und Sinowjew auszuführen. Alle Vorbereitungen ſeien getroffen geweſen, um die eklagten nach Ausführung der Attentate in Sicherhelt zu bringen. So hätte die Firma Junker ſich bereit erklärt, ihnen Flugzeuge zur Verfügung zuſtellen, um ſie nach Perſien oder China zu bringen. Der Angeklagte Kindermann, der im Kreuzperhör vernommen wurde, beſtritt Dittmars Ausſagen. Aufgrund der Geſtändniſſe Dittmars Preſſe einen ſehr ſelbſtbewußten Ton in der Angelegenheit an. ſchreibt die Prawda in einem Leitartikel: Obwohl die Faden der Verbrechen deutlich nach den Toren des Verliner Polizeipräſidiums und vieken hohen Per⸗ ſönlichkeiten der deutſchen Oligarchie führte, wir dennoch nicht hiſteriſch gegen Deutſchland ſchreien follten. Wun wir nüchtern alles ab⸗ wägen, ſo wiſſen wir, daß tieſe wirtſchaftliche und politiſche Gründe 1550 zwingen, die friedlichen Beziehungen zu Deutſchland hochzu⸗ en. — Berlin, 27. Juni. Wie das Berliner Tageblatt aus Moskau meldet, ſoll der Angeklagte von Dittmar bei der weiteren Verneh⸗ mung angegeben haben, daß der frühere deutſche Reichskanzler Michaelis an der Spitze der Berliner Gruppe der.C. ſtehe, die den Studenten Inſtruktionen für die Reiſe nach Rußland gegeben hat. Der deutſche Legationsrat Hilger von der deutſchen Botſchaft in Mos⸗ kau habe als Verbindungsmitglied zwiſchen den Studenten und ihren Geſinnungsgenoſſen in Deutſchland fungiert. Es ſollten Attentate gegen Trotzki, Sinowjew und Dſerſchinski verübt werden. Ferner ziehen müſſe. vollkommen zerſtört worden und es iſt noch ganz ungewiß. wievie — Annahme um ½7 Uhr morgens 7 Die Kammerſitzung hat bis heute morgen ½ Uhr gedauert. 34 Regierungsvorlage iſt in der Schlußabſtimmung mit 380 gegen ſch Stimmen angenommen worden. Die Sozialiſten haben 5 nach einer eindringlichen Aufforderung Leon Blums der Sſten gabe enthalten. Das Gegenprojekt der Sozial 1r über eine Vermögensabgabe iſt darauf mit 340 gegen 210 e. abgelehnt worden. Ein Zuſatzantrag der 1 4 niſten, die die Verſtaatlichung der Banken und Gruben Un 10 Beſtandsaufnahme aller Vermögen wünſchen, wurde mit 421 815 29 Stimmen abgelehnt. e Ddas Ende des RKartells V Paris, 27. Juni.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) 1 erſte politiſche Konſequenz der Einbringung der Fina 0 projekte Caillaux iſt die, daß das Kartell zugrunde 97 gangen iſt. Der ſozialiſtiſche Deputierte Blum erklärte an daß nach Beſprechungen zwiſchen den Sozialiſten und nach ſämtlicher Antworten auf das Referendum der Abbruch al 190 friedlichen Beziehungen zwiſchen Linksrepublikanern Sozialiſten notwendig geworden ſei. Blum bedauerte ausbrüg 1 daß die Orientierung des gegenwärtigen Kabinetts den Sozialiſtes nicht die Möglichkeit gebe, die Politik des Wohlwollens aufrecht zu en halten. Er erklärte, daß ſich von nun an die Sozialiſten von§a zu Fall entſchließen werden, welche Stellung ſie gegenlte der Regierung einnehmen werden. Es würde alſo teils zu 9 Neutralität, teils zu einem Mißtrauensvotum kommen, wie dies wa ſcheinlich in der Finanzfrage der Fall ſein dürfte. 5 die Nachtſitzung in der Kammer geſtaltete ſich ſeh bewegt. Caillaux machte große Anſtrengungen, die Bedeutung ſeiner Vorlagen den Deputierten begreiflich zu machen. Er tat dies in ziemlich heftiger Art, wobei er nicht verſäumte, einigen Deputierten eine Lektion zu erteilen, daß ſie von den eingebrachten Projekten eigentlich nichts verſtehen und die Bedeutung der Gold' ſchatzanleihen weſentlich unterſchätzten. Die Kartellparteien ſtanden nur teilweiſe hinter Caillaux in der geſtrigen Nachtſitzung. 50 Sozialiſten verhielten ſich durchaus ablehnend und brachten ihte Gegenvorſchläge ein, die in den erſten Morgenſtunden zur Beratung gelangten. Bei den Linksrepublikanern waren Schwankungen zu obachten. die Loucheurgruppe ſcheint es darauf abgelegt zu haben, dem Finanzminiſter Caillaux eine goldene Brücke zu bauel und einen Vergleich herbeizuführen. Was die Minderheiten betriffſ ſo zeigen ſie Neigung, ſich mit Caillauz zu verſtändigen. Die öffentliche Meinung hat Caillaux Vorſchläge, insbeſonders n die Goldſchatzanweiſung, mit ziemlicher Enttäuſchung a, genommen. Verſchiedene Zeitungen machen ſich darüber luſtig ind fragen, ob das das Wunder des Zaubermeiſters Caillaux wäre. Au wird vielfach erklärt, daß infolge dieſer Goldſchatzanweiſungen ſchließlich nur die vermögenden Klaſſen Frankreichs einen Vorteil et“, zielen würden, während die weitere Entwertung des Franken eine Verſchlechterung der Lebensverhältniſſe des Mittelſtandes nach ſich e e e e ee ee 5 8 hätten ſich die Studenten Informationen beſchaffen ſollen über di Beziehungen der kommuniſtiſchen Internationale. Das Berliner Ta 8 ſoll den Studenten 2000 Mark Vorſchuß auf die zu liefernde. eiſeberichte Paane haben, Dr. Kindermann bezeichnete nach der Vernehmung Dittmars die Ausſagen des letzteren als unſinnig. Eckeners Nordͤpolfahrt 3 EBerlin, 27. Junl.(Von unſerem Verliner Büro.) Dr. Eckener iſt, wie er einem Mitarbeiter des Lokalanzeigers erklärt hal, mit der erreichten Löſung durchaus zufrieden.— Es ſteht ſeſ daß er der Führer der Nordpolfahrt ſein wird, die zum erſten M wie bereits mitgeteilt, im Frühjahr 1927 angetreten werden ſoll Die Zuſtimmung der Botſchafterkonferenz zum B des für die Nordpolfahrt beſtimmten Zeppelins ſoll hauptſächlich durch Fridjof Nanſen erwirkt werden. die Lage in Griechenland Havas meldet aus Athen: Das neue griechiſche Kabinett iſt endgültig gebildet worden. Es iſt geſtern vom Präſtdenten der Republik vereidigt worden. Zum Miniſterpräſidenten und Kliegs miniſter iſt General Pangakos beſtellt worden Das Marine⸗ miniſterium und ebenſo interimiſtiſch das Miniſterium des Aeußer hat Contreadmirol Hadjiiriakos übernommen. Das neue Kabinet beſteht in ſeiner Mehrheit aus Mitgliedern der Nationalverſamm⸗ Letzte Meloͤungen Bierabend beim Reichspreſſechef Berlin, 27. Juni.(Von unſerem Berliner Büro.) Beln Preſſechef der Reichsregierung fand geſtern ein Bieraben batt der beſ von ähnlichen Veranſtaltungen an derſelben Stelle da⸗ urch unterſchied, daß der Reichspräſident ſelber ihm bei⸗ wohnte. Herr v. Hin 1, ll der in Begleitung des interger Meißner erſchienen war, lie 2 durch den Miniſterialdirektor Kicß eine ganze Anzahl von Preſſevertretern vorſtellen und verblie, dann noch lange in ihrem Kreis. Zu den Geladenen gehörten mi dem Reichskanzler ſämtliche Reichs⸗ und preußiſchen Miniſter, die Vertreter der Länder und die Führer der Fraktionen des Reichs⸗ und des Landtages. Große Exploſionskataſtrophe Newpork, 27. Juni.(Funkſpruch). Geſtern abend iſt in Kanſas City während der Vorſtellung in einem Kino⸗ und Va⸗ rietetheater Feuer ausgebrochen, das eine furchtbar! Exploſion zur Folge hatte. Der Verluſt vieler Menſchenleben iſt zu beklagen. Nach der vorliegenden amtlichen Schätzung wurden 30 bis 40 Perſonen getötet. Wie weiter berichtet wird, iſt die Kataſtrophe durch eine Exploſion in einem Laden verurſacht worden. Die Decke und die Galerie ſtürzten ein. Ueber die Zahl der Opfer liegen noch keine näheren Angaben vor. Das Gebäude iſt Leichen unter den Trümmern begraben ſind. Bei den Rettungsar⸗ beiten wurde ein Feuerwehrmann getötet und zwei verletzt. Wieder ein Todesurkeil —Beäſſel, 27. Juni. Das Kriegsgericht von Namur hat 19 deutſchen Major v. Arnim in contumatiam zum Trde verurteilt. Der Verurteilte iſt angeklagt, während des Krieges an dem To von 23 Perſonen verantwortlich zu ſein. Frrrrerrerrrrrrrngre — 2 verfuchen.— Der Suemstag, den 27. Zuni 1025 RNeue Mannheimer Jeſtung(mittag⸗Nusgabe) 1. Sele. M. 21. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung des Bürger⸗ ausſchuſſe, ſtanden 6 Punkte, darunter als Punkt 4 die am 6. Juni abends 9 Uhr vertagte Weiterberatung des Haushaltsplanes für das Jahr 1925. Dieſer konnte jedoch auch in der heutigen Sitzung nicht erledigt werden. Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer eröffnete um .20 Uhr die Sitzung. Die Verleſung der Präſenzlͤſte ergab die Be⸗ ſchlußfähigkeit des Hauſes. Die Galerie war ziemlich beſucht. Vor Eintritt in die Beratung machte der Oberbürgermeiſter den Vor⸗ chlag, zuerſt die übrigen Punkte der Tagesordnung zu erledigen und dann in der Budgetbeſprechung fortzufahren. Der Bürger⸗ ausſchuß iſt damit einverſtanden. Der Oberbürgermeiſter gab dann enntnis von folgenden 15 Beſchlüſſen des Skadkrals: Der Stadtrat hat der Kürzung der Anſätze der Ein⸗ nahmen in Teilvoranſchlag III.⸗Z3. 6 b von 8000 Mk. auf 5000 Mark entſprechend dem Beſchluß des Bürgerausſchuſſes zugeſtimmt. ugleich hat er, ohne vorher die Frage, ob an der Gewerbe⸗ chule fortan noch ein Schulgeld von den Pflichtſchülern erhoben werden ſoll, zu entſcheiden, der Minderung des Einnahme⸗ anſatzes um 45 000 Mk., demnach der Erhöhung des Zuſchuſſes bei ſcennanſchlag XVI.⸗3 18 a um den gleichen Betrag zuge⸗ mmt. Ferner hat der Stadtrat beſchloſſen, in Teilvoranſchlag XXX den Anfatz„Förderung des Luftverkehrs“ von 15 000 Maxk auf 25000 Mark zu erhöhen. Hiernach würde der Stadtratsbeſchluß vom 7. Mai 1925 ſo lau: ten, wie er den Mitgliedern des Bürgerausſchuſſes vervielfältigt ſoeben zugeſtellt worden iſt. Antrag an Regierung und Landtag zur Skeuergeſetzgebung: ) Zum Badiſchen Steuerverteilungsgeſetz(Ein⸗ tommen Körperſchafts⸗ Umſatzſteuer) Hierzu Beſchluß des Stadtrats vom 18. Juni 1925: Die Badiſche Landesregierung und der Badiſche Landtag ſind zu erſuchen: 1. die Grundlagen der Ueberweiſung der Reichsſteuern(Einkommen⸗, Körperſchafts⸗ und Umſatzſteuer) an die Gemeinden im Rechnungs⸗ jahr 1925 nicht zu ändern; 2. das Land im ſteuerlichen Zugriff auf die Leiſtungsfähigkeit(das Einkommen) der Steuerzahler keinesfalls vor den Gemeinden zu bevorzugenz; 3 einen etwaigen Aus⸗ gleich zwiſchen den Gemeinden keinesfalls durch die Einbe⸗ ziehung der Einwohnerzahl in irgendwelchen Verteilungsſchlüſſel zu Bürgerausſchuß wird um Zuſtimmung erſucht. Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer gab hierzu folgende mündliche Bearündung: Im April ds. Is. iſt vom Finanzminiſterium der Entwurf eines Geſetzes über eine Aen⸗ derung des Steuerverteilungsgeſetzes dem badiſchen Städteverband zur Stellunanahme zugegangen. der von einer aroßen Trgaweite iſt, einmal für die ſtädtiſchen Finanzen im Uebergangsjahr 1925. dann aber für die Beanſpruchung der ſog. Steuerauellen durch das Land und die Gemeinde. endlich für den ſog. Ausaleich zwiſchen den Gemeinden. Wenn auch die beiden letzteren Fragen anſcheinend ebenfalls nur für 1925 geordnet werden ſollen, ſo iſt nicht zu verken⸗ neu, daß die Art der verurſachten Löſung von dauernder Bedeu⸗ kung iſt. Das Jahr 1925 iſt ein Uebergangsfſahr. Im Reichstaa werden eben jetzt die aroßen Steuergeſetze undder neue Finanz⸗ ausgleich vorberaten. Einſtweilen werden die Vorauszahlungen noch erhoben, die aber ſpäter durch die Veranlagaung zur Einkom⸗ mens⸗ und Körvperſchaftsſteuer richtig geſtellt werden ſollen. Bis zum 1. Oktober ſoll noch die bisherige Verteilung des Aufkommens an Einkommens⸗, Körverſchafts⸗ und Umſatzſteuer gelten: von da an bis Ende des Jahres iſt zwar neues Recht vorgeſehen. aber doch zugeſaat. daß die Wirkung einer neuen Verteilung keine Nachteile bereiten ſoll. Erſt mit dem 1. April 1926 wird eine weſentliche neue Grundlage der Steuereinkünfte und wohl auch der Verteilung in Kraft treten. Bis dahin ſollen nach den wiederholt ausgeſprochenen Wünſchen der Vertreter des Rei⸗ ches und der Länder die Voranſchläge der Länder und Gemeinden auf der alten Baſis aufgeſtellt werden. Diaaran will ſich nun Baden nicht halten. Mit Wirkung vom 1. April 1925(1) an, ſollen die dem Lande zufließenden Anteile an der Einkommens⸗, Körverſchafts⸗ und Umſatzſteuer in eine Landes⸗ maſſe. eine Gemeinde⸗ und eine Kreismaſſe aufgeteilt werden. Die Landesmaſſe ſoll 65 Proz., die Gemeindemaſſe 31.5 Proz., die Kreis⸗ maſſe 3,5 Proz. betragen. An der Gemeindemaſſe ſollen wiederum die Städte mit 65 Proz. beteiligt ſein: den Schlüſſel für die Vertei⸗ lung der Maſſe unter die einzelnen ſoll neben dem ſog. Geſamt⸗ rechnungsanteil der Gemeinde die Einwohnerzahl bilden. Erſter Zweck dieſer Maßnahme iſt. die Einnahmen des Landes zu erhöhen. ſene der Gemeinden zu vermindern. Der Antell der Stadt Mannheim der bisher nahezu 50 Proz. aus 90 Proz. des ört⸗ lichen Aufkommens der Einkommen⸗ und Körperſchaftsſteuer ge⸗ weſen iſt, würde ſehr ſtark finken. Wir wären böchſt wahr⸗ ſcheinlich gezwungen, eine ſehr beträchtliche Nachtragsumlage zu erheben, wenn dieſes Geſetz angenommen werden ſollte. Dabei iſt die Begründuna des Geſetzentwurfs von Zahlen ausgegangen, die überholt ſind: der Beweis eines Bedürfniſſes ſo viel höherer Ein⸗ nahmen für das Land iſt nicht genügend erbracht, insbeſondere iſt nicht dargetan, daß das Land im Jahre 1924 nicht aus Ueberweiſun⸗ gen ſo viel erhalten hat, daß es dadurch ſeinen höheren Bedarf für 1925, der aber neu berechnet werden muß. ausaleichen kann. Ge⸗ nügende rechneriſche Nachweiſe fehlen völlig. Es muß verlanat wer⸗ den. daß das Feinanzminiſterium die bisherigen Grundlagen bei⸗ behält und mit ihnen im Jahre 1925 auszukommen ſucht. Sollte das Jahr 1925 wirklich Fehlbeträge etbringen, dann kann verſucht wer⸗ den, einen Wea zu finden. ſie zu decken und für die Zukunft zu be⸗ ſeitigen. Dies braucht und darf aber nicht in der Form einer aänz⸗ lichen Umgeſtaltung der Steuerverteilung geſchehen. ſondern, wenn 8 wirklich nötig ſein ſollte, eher 5 Reviſion der Grund⸗ ätze über die Verteilung der Schullaſten.. Sehr viel bedenklicher aber iſt die arundſätzliche Einſtellung des Finanzminiſteriums zur Verteilung der Steuerauelle für die kom⸗ mende Zeit. Wenn das Land ſich ſetzt vorweg mit faſt 76 des den Ländern für ſich und ihre Gemeinden zufließenden Anteils an den Reichsſteuern ausſtatten will, ſo iſt der Schluß berechtiat. daß es auch von den Zuſchlägen, die am 1. April 1926 zur Reichseinkommen⸗ und Körperſchaftsſteuer erboben werden ſollen, den Löwenanteil vorweg für ſich beanſprucht. Wenn alſo 25 Prozent der Steuer dem Reich verbleiben, ſo iſt ſehr zu beſorgen, daß das Land von den übrigen 75 Proz. 50 Proz. für ſich in Anſpruch nimmt und nur 25 Proz. den Gemeinden beläßt, wobei dieſe vielleicht das Recht aben mögen, darüber hinaus mit Genehmiaung des Landes 5 weitere Prozente zu erheben— wobei natürlich das ganze Odium der mit Sbern Ueberlaſteten über die Gemeindeverwaltungen käme. für welche dieſes Odium ſo ſchwer traabar würde. daß man wohl lieber die gemeindlichen Aufaaben verkümmern ließe, als ſo hohe Steuern zu erheben. Die Begründuna des Geſetzentwurfes ſagt ſogar.„das Ergebnis würde eine ſolche Löſung bedeuten, daß die Gemeinden aus⸗ ſchließlich„auf die Quelle der Grund⸗ und Gewerbeſteuer ver⸗ wieſen würden“: freilich lehnt ſie dieſe Folgerung ab, aber haupt⸗ lächlich„weil dann das Land wohl auf die Grund⸗ und Gewerbe⸗ keuer völlia verzichten müſſe“, was es nicht könne. 7 am Freitag, 26. Juni 1925 Kritik des Hauſes an der verwaltung der Werke Dieſes zeigt doch einen bedauerlichen Mangel jeglicher Prüfung der Frage, welche Steuerſyſteme aus der Natur der Sache für die Gemeinde paſſen. Einkommen⸗ und Realſteuern ſind doch nicht nebeneinanderſtehende. gewiſſermaßen aleichberechtigte Steuerarten. ſondern die Realſteuern können immer nur ergänzende Steuern ſein. die nach dem Geſichtspunkte von Leiſtungen und Gegenleiſtun⸗ gen, alſo dafür„als Voraus“ auferlegt werden. daß dem Grund⸗ beſitz und dem Gewerbebetrieb aus Maßnahmen des Staates und der Gemeinde eine Entlaſtung oder ein Vorteil zuteil wird. der nicht von der Allgemeinheit getragen werden darf. Die Regierung muß unbedingt unterſuchen, in welchem Umfange nach dieſem Geſichts⸗ eine Vorbelaſtung von Grundſtücken und Gewerben erfolgen ann. Eine Berechnung, die ich an der Hand des Haushaltsplanes für 1925 habe anſtellen laſſen, hat ergeben. daß nach den Grund⸗ ſätzen der ſteuerlichen Gerechtigkeit unter Berückſichtigung des Umſtandes, daß in Mannheim eine Reihe von Leiſtungen der Gemeinde bereits durch Gebühren(Straßenreiniaung,. Müll. Ent⸗ wäſſerung) abgegolten ſind, etwa aller nach Abzug der entgegen⸗ ſtehenden Einnahmen anfallenden Ausgaben durch Steuern auf die Leiſtungsfäbigkeit, alſo durch Einkommen⸗ und Körperſchaftsſteuern gedeckt werden ſollten, während etwas unter durch den Grund⸗ beſitz und etwas über durck das Gewerbe zu tragen wären. Dieſe Berechnung mag anfechtbar ſein: vielleicht kann die Quote, die durch die eine oder die andere Quelle aufzubringen iſt, etwas höher oder etwas niedriger ſein, aber das eine ſteht feſt: Wir brauchen die Beſteuerung des Einkommens ganz unbedinat als wichtiaſte und erſte Steuer für die Deckung unſeres Bedarfes. Eine übermäßige Beanſpruchung der Real⸗ 1 95 würde überdies von verhängnisvollen wirtſchaftlichen Folgen ein. Die Regierung beruft ſich auf ihren Beſitzſtand von 1913. Aber die damalige Knebelung der Gemeinden bhinſichtlich Erhebung von Einkommenſteuerzuſchlägen beſtand nur in Baden und iſt inzwiſchen durch Geſetze aufgegeben worden. Nach der Statiſtik der deutſchen Städte haben vor dem Krieg die deutſchen Städte 61 Proz. ihres Be⸗ darfes durch direkte Steuern auf das Einkommen und nur 39 Proz. durch direkte Steuern auf Grundbeſitz und Gewerbe gedeckt. Dabei beeinfluſſen die ungünſtigeren Zahlen der badiſchen. württemberai⸗ ſchen und bayeriſchen Städte das Ergebnis. Wenn in Baden ein Betrieb mit 600 000 Mk. wirklichem Be⸗ triebsvermögen mit 35 Pfennig Umlage belaſtet war. ſo hatte er ver⸗ möge des geſetzlichen Zuſchlages zum wirklichen Kapital aus 1 Mil⸗ lion Mark rund 3500 Mk. zu lzziſten, gleichviel, ob der Ertrag dieſes Betriebes 5 Proz. oder 25 Proz. des Kapitals ausmachte: be⸗ trua dieſer Ertraa z. B. 6 Proz., ſo waren 36000 Mk. Ertrag mit 3500 Mk. Umlage heranzuziehen. In dieſem Falle durfte die Ge⸗ meindeumlage auf das Einkommen nur 56 Proz. der ſtaatlichen Einkommenſteuer ſein. alſo bei 36 000 Mk. Einkommen nur etwa.7 Proz.= 612 Mk. Dagegen war in Preußen die Regel, daß bei 150 Proz. Gewerbeſteuer 100 Proz. Zuſchlag zur Einkom⸗ menſteuer erhoben werden mußten. Nach unſerem Beiſpiel waren alſo zu leiſten a) an Realſteuern 540 Mk. b) an Einkommenſteuern 1080 Mk. bei einem Einkommenſteuerzuſchlaa von 100 Proz. Die Regel war aber in Preußen. daß mindeſtens 200 Proz. Zuſchlag zur Einkommenſteuer erhoben wurden. Cs iſt ganz undenkbar, unſere Städte, die doch mit den übrigen deutſchen Städten in enaſtem Wettbewerb ſtehen, auf die badiſchen Regeln vor dem Kriege zurückzuſchrauben. Eigenartia aber berührt. daß das Land ſich außerſtande erklärt, für ſich ſelbſt mehr Laſten auf Grund und Gebäude zu legen. und dies einfach den Gemeinden überläßt, ohne zu fragen, welche Folgen dies in den Gemeinden zei⸗ tigen muß. Eine weitere große Gefahr des ſetzt geplanten Vorgehens be⸗ ſteht darin. daß man einen höchſt mangelhaften Verſuch unternimmt, die verſchiedene Leiſtungsfähigkeit der Gemeinden untereinander ſteuerlich auszualeichen, indem nicht mehr das örtliche Auf⸗ kammen allein maßgebend ſein ſoll für die Steuereinnahme dieſer Gemeinde, ſondern dies mit einem anderen Schlüſſel verbunden wird. Ein Teil ſoll hiernach nach der Einwohnerzahl bemeſſen werden: wenn alſo in einer Stadt nach dem örtſichen Auf⸗ kommen mehr anfiele, als ihr zukäme, wenn man den geſamten Anfall in einer Anzahl von Gemeinden. z. B. den Städten nach den Einwohnerzahlen dieſen Städten zuteilte, ſo hätte die Stadt einen Teil des bei ihr mehr Angefallenen herauszugeben. Man muß nun eine gewiſſe Berechtigung des Ausgleiches zwi⸗ ſchen den Gemeinden zugeben, aber niemals kann dieſer Ausgleich bemeſſen werden bloß nach den Einwohnerzahlen, er muß vielmehr bemeſſen werden nach der Höhe derienigen Laſten. welche die Ge⸗ meinde nur im Auftrag des Staates aus Gründen des Staatswohles zu tragen hat: da ſind vor allem die Schul⸗ Armen⸗ und Polizei⸗ laſten. Hier maa man nach einem gewiſſen Schema, das für die Selbſtverwaltung genügend Raum läßt, beiſpielsweiſe aufgrund eines Normalaufwandes der bei allen Städten ordentlicher Weiſe auf ſe 100 Einwohner anfällt, einen Ausgleich verſuchen, niemals aber darf man die Bedürfniſſe für 100 oder 1000 CEinwohner Mann⸗ heims aleich jenen Baden⸗Badens oder Freiburgs, jene der Einwoh⸗ ner Eſſens, aleich denen der Einwohner Wiesbadens ſetzen. Daaegen muß auf das entſchiedenſte Verwahrunsg eingelegt werden. Die badiſche Regierung wird nicht umhin können, die ganze Frage arundſätzlich zu erörtern und ſie erſchöpfend zu behandeln. Stv.⸗V. Fuhs empfiehlt, nachdem er die ausführliche Begrün⸗ dung des Oberbürgermeiſters Dr. Kutzer zu dem Antrage hervor⸗ gehoben hatte, die einſtimmige Annahme des Antrages durch den Bürgerausſchuß, was auch erfolgte. B) Zum Gebäudeſonderſteuergeſetz Beſchluß des Stadtrats vom 18. Juni: Die Badiſche Landes⸗ regierung und der Badiſche Landtag ſind zu erſuchen, die Erträgniſſe der Gebäudeſonderſteuer keinesfalls zu verringern und den dem maßgebenden Reichsrecht zugrundeliegenden Gedanken einer Abgabe aus der Entſchuldung des Hausbeſitzes nicht zu verlaſſen.— Der Bürgerausſchuß wird um e erſucht. Bürgermeiſter Dr. Walli gab hierzu folgende mündliche Er⸗ läuterung: Dem Haushaltsausſchuß des badiſchen Landtages liegt zur Zeit ein Geſetzentwurf vor, wonach im Anſchluß an die Sätze der meiſten übrigen Länder die Gebäudeſonderſteuer erhöht werden ſoll, um größere Mittel für den Wohnungsbau zu gewinnen. In dem Geſetzentwurf iſt andererſeits die völlige Be der Landwirtſchaft von der Steuer vorgeſehen. Im Haushalts⸗ ausſchuß des Landtages wurde nun ein Antrag angenommen, wo⸗ nach der zur ee des Wohnungsbaues erforderliche Mehr⸗ betrag durch Erhöhung der Grund⸗ und Gewerbeſteuer anſtatt durch Erhöhung der Gebäudeſonderſteuer aufgebracht werden ſoll und es wurden weitere Anträge zu dem beſtehenden Gebäude⸗ ſonderſteuergeſetz angenommen, die eine derart weitgehende Be⸗ freiung bisher Steuerpflichtiger zur Folge hätten, daß ſich nach Be⸗ rechnung der Regierung die Steuereinhebung damit beinahe er⸗ übrigen würde. 5 Seitens der Städte muß nachdrücklichſter Proteſt gegen die völlige Freilaſſung der Landwirtſchaft, die bereits durch die jetzige Geſetzgebung begünſtigt iſt, erhoben werden; es wäre durchaus ungerecht, die ſtädtiſche Bevölkerung, deren Lage im all⸗ gemeinden keineswegs beſſer iſt, als die der Landwirtſchaft, allein zu belaſten und zudem den Ertrag der in den Städten er⸗ hobenen Steuern noch zum Teil für die ländlichen Bezirke zu ver⸗ wenden. Es muß ſodann Einſpruch gegen zu weitgehende ſonſtigen Befreiungsbeſtimmu naen erhoben werden, do⸗ Sitzung des Bürgerausſchuſſes proteſt des Bürgerausſchuſſes zum badiſchen Steuerverteilungsgeſetz— der Kampf um die Umlage— die unverhofften Betriebsüberſchüſſe— Scharfg abgeſehen von der erwachſenden 5 0 Verwaltungsarbeit der Ausfall, ſoweit er den Steueranteil der Städte betrifft, durch er⸗ hebliche Erhöhung der Umlage gedeckt werden müßte. Damit uͤnd ebenſo durch den im Haushaltsausſchuß angenommenen An⸗ trag auf Erhöhung der ſtaatlichen Grund⸗ und Gewerbeſteuer würde auch der als richtig anzuerkennende Grundſatz der 3. Steuernotverord⸗ nung verlaſſen, daß wegen der durch die Entwertung der alten Schulden eingetretenen Entſchuldung der bebauten Grundſtücke dieſe innerhalb des Rahmens der geſetzlichen Miete mit einer Sonder⸗ ſteuer zu belaſten ſind. Bei der Aufftellung ihrer Voranſchläge ſind die Städte von der Geſichertheit des bisherigen Aufkommens der Gebäudeſonderſteuer, das zumteil für Förderung des Wohnungs⸗ baues, zumteil für ſonſtige Aufgaben der Gemeinden, insbeſondere auf dem Gebiet des Fürſorgeweſens beſtimmt iſt, ausgegangen; ins⸗ beſondere haben ſich die Städte den Bauliebhabern zur Gewährung von Darlehen entſprechend dem nach der bisherigen Geſetzeslage zu erwartenden Aufkommen der e rechtlich verpflich⸗ tet und kämen in die größten Schwierigkekten, wenn ſie durch den Landtag verhindert würden, ihre Zuſagen einzuhalten. Vom Land⸗ tag muß daher erwartet werden, daß er eine Regelung trifft, die die jetzigen Grundſätze des Gebäudeſonderſteuergeſetzes aufrecht erhält, auf dem Wege der Gebäudeſonderſteuer neue Mittel für den Woh⸗ nungsbau ſchafft und in die Wirtſchaft der Gemeinden nicht ſtörend eingreift. Stp.⸗V. Juhs(Soz.) empfiehlt die Vorlage zur Annahme. Sty. Dreifuß(Soz.) erläuterte das alte Geſetz, um dann Vergleiche mit dem neuen Entwurf zu ziehen. Er bemerkte, daß man verhüten müſſe, daß dieſer Entwurf Geſetz werde. Man müſſe gegen den Entwurf proteſtieren. Sto. Moſes(D. VPp.) führt aus: Ddie Gebäudeſonderſteuer iſt keine Belaſtung des Hausbeſitzes, ſondern ſtellt eine ſolche für den Hausbewohner dar. Im ganzen iſt der ſtadträtliche An⸗ trag unklar abgefaßt. Wir ſind grundſätzliche Gegner der Sonderſteuer. Da ſie auf Grund eines Reichsgeſetzes erhoben wird und in Anbetracht der Wohnungsnot ſind wir bereit, uns gegen die zur Zeit beſtehende Art der Erhebung nicht zu ſträuben. Hin⸗ gegen lehnen wir jede Erhöhung der Gebäudeſonder⸗ ſteuer einmal aus Gründen der Leiſtungsfähigkeit und zum an⸗ dern darum ab, weil wir eine ſolche Erhöhung der Stadt zugunſten des Landes als ungerecht empfinden. Nur wenn in dem ſtadträt⸗ lichen Antrag zum Ausdruck kommt, daß bei ſeitheriger Belaſtung das Erträgnis nicht verringert wird, ſtimmen wir demſelben zu; bleibt er aber wie vorliegend, ſo lehnen wir ihn ab.— Stv. Horſt(Komm.) erregte mit ſeinen Ausführungen Heiterkeit und Widerſpruch. Er erklärt, für den Beſchluß des Stadtrats zu ſtimmen, —Stv. Dr. Skoll(D. Vp.) ſchließt ſich den Ausführungen des Sto, Moſes voll und ganz an. Es ſei kein Zweifel, daß man der Woh⸗ nungsnot abhelfen müſſe. Es ſtehe feſt, daß eine große Anzahl von Häuſer dringend reparaturbedürftig find, daß es dem Hausbeſitzer aber an den Mitteln fehle, die Reparaturen vornehmen zu laſſen. Er ſei durchaus gegen eine Erhöhung der Gebäudeſonderſteuer, aus dem einfachen Grunde, weil die Einkünfte aus den Häuſern geringer geworden ſind.— Sto. Kaiſer(Ztr.) iſt der Meinung, daß die Ge⸗ bäudeſonderſteuer nicht ganz verſchwinden kann. Er iſt aber dafür, daß die Steuer auch für den Zweck des Wohnungsbaues verwendet wird. Er will, daß gewiſſe Härten bei Zuſchüſſen zu Bauten von Seiten dez Stadtrats vermieden werden. Die Not bet der Land⸗ wirtſchaft ſei anzuerkennen, aber es laſſe ſich die Not in der Großſtadt auch nicht ableugnen.— Stv. Arnold(Soz.) geht auf die ſozialen Mißſtände des Wohnungselends ein und verlangt nochmals gerechte Heranziehung zur Steuer.— Sto. Schneider(Wirtſch. Vgg.) erwidert, daß es nicht ſeine Aufgabe ſei, über die Gebäudeſteuer zu ſprechen. Das ſei von Stv. Dreifuß ſchon geſchehen. Er iſt grundſätzlicher Gegner der Gebäudeſonderſteuer, weil ſie den Beſitz einſeitig belaſtet. ſitzung dargelegt. Wenn eine Gebäudeſonderſteuer ihr erfüllen ſollte, ſo wäre ſeine Partei nur bafüref e letzte Reſt für den Bau von Wohnungen verwendet werde. Sto, Schneider lehnt den Antrag ab.— Stv. Frau Rigel(Ztr.) be⸗ ſpricht zunächſt die Wohnungsfrage und wendet ſich dann an ihre Kollegen von der Partei mit der Feſtſtellung, daß ihr Miniſter Remmele das Geſetz ſelbſt unter zeichnet habe. Als von der ſozialdemokratiſchen Fraktion Wider⸗ ſpruch erhoben wurde, erklärte die Rednerin, daß dies eine Tat⸗ ſache ſei, um die man nicht herumkomme. Im Landtag ſei man ſelbſt erſtaunt darüber geweſen, daß die Sozialdemokraten für das Geſetz ſtimmten. Wie Rednerin hat läuten hören, werde eine Be⸗ freiung der Landwirtſchaft wohl nicht eintreten. 1 Stv. Dr. Skoll(D. Bp.) verlangt gerechte Vertellung d Die Hauseigentümer hätten gerade in Zeilen der Aaſtalton e größten Opfer gebracht. Werbden ſie jetzt nicht unterſtützt, dann ſeĩ es unmöglich, daß der Hausbeſitz erhalten bleiben könne. Repara⸗ turen ſeien notwendig, wie noch nie. Werden dieſe nicht gemacht, ſo geht alles dem Zerfall entgegen. Deswegen dürfen wir dem Haus⸗ beſitz nicht noch mehr Belaſtung auferlegen.— Stv. Köhler(W. Vgg.) iſt der Anſicht, daß die Landwirtſchaft abſolut nicht geſchont wird be⸗ züglich der Gebäudeſonderſteuer. Es würden ihr keine Zuſchüſſe zu Bauten gegeben. Er bringt draſtiſche Fälle der bäuerlichen Not zur Kenntnis und führt u. a. an, daß ein Landwirt ſeinen Tabak zugrunde gehen laſſen mußte, weil er die Steuer nicht aufbringen konnte.— Stv. Lenel(D. Pp.) verweiſt darauf, daß die Sto. Frl. Rigel den rechtsſtehenden Parteien den Vorwurf gemacht habe daß man den Antrag ablehne, aber nichts beſſeres an ſeine Stelle ſetze Redner gibt ſeiner Meinung Ausdruck, daß das ganze Geſetz, wie es jetzt beſtehe, verfehlt ſei. Es gebe nur einen Weg zur Beſ⸗ ſerung im Wohnungsweſen, daß diejenigen, die eine Wohnung haben, dazu beitragen, daß die Wohnungsloſen Wohnungen erhalten. Auf dieſe Weiſe, wie es jetzt gemacht wird, geht es nicht. empfiehlt eine Mietſteuer. Wenn dieſe e—— ganden e eln Neſt zu ee verwendet werden, ann wäre ein Reſultat zu erzielen. Das wäre die ei öſung der Angelegenheit. 1 8 Bürgermeiſter Dr. Walli geht auf die Ausführungen de ein und erwidert, daß gewünſcht worden ſei,— Leeng Gebäudeſonderſteuer reſtlos dem Wohnungsbau zugewendet wird. Er würde dies nur begrüßen. Wenn man den Hausbau fördern wolle dann müſſen auch die Mittel beſchafft werden. Stv. Dr. Stoll habe von dem Zerfall der alten Häuſer geſprochen. Dies ſei richtig. Er mache darauf aufmerk am, daß der Bürgerausſchuß ſehr erhebliche Mittel bewilligt habe für einen Fonds, aus dem bedürftigen Hausbeſitzern Mittel zur Inſtandſe ung der Häuſer gegeben werden. Er habe nichts dagegen, wenn ie mittleren und kleinen Landwirte wirtſchaft⸗ lich begünſtigt werden, die Landwirtſchaft ſei aber ſchon bisherbe⸗ günſtigt worden. Redner richtete an die Landtagsabgeordneten der Stadt Mannheim die Bitte, bei der künftigen Beratung des Ent⸗ wurfes doch darauf hinzuweiſen, von der vorgeſehenen Spezialiſie⸗ rung abzuſehen. Man könne doch unmöglich für jeden Steuerpflich⸗ tigen eine ſolche Veranlagung feſtſtellen, wie ſie der Entwurf vor⸗ 9 0.95 würde für Mannheim eine ungeheuere Arbeitsbelaſtung Die Vorlage wurde hierauf mit allen gegen die Sti Fraktion der Deutſchen Woltepkrir und der Wiriſch nommen. Bürgſchaft für den Katholiſchen Fürſorgeverein für Mädchen, IJrauen und Kinder E. V. in Mannheim Stadratsbeſchluß vom 4. Junk 1925: Die Stadt übernimmt die Aurgſchaft kax elns Ferdexung der Eparkaſſe Mannheim an den „„%„ e—* Seinen Standpunkt habe er ſchon in der letzten Bürgerausſchuß⸗ daß aber auch der 3 4. Seike. Nr. 291 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Rusgabe) Samskag, den 27. Junt 1925 Katholiſchen Fürſorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder E. V. in Mannheim aus Hypothekendarlehen in Höhe von 100 000 M. zur Errichtung eines Anbaues an das St. Annahaus in Neckarau. Oleichzeitig wird dem Verein auf die Dauer von zwei Jahren ein Zuſchuß in Höhe der hälftigen Hypothekenzinſen aus Wirtſchafts⸗ mitteln gewährt. Str. Böktger begründet die Vorlage, die von Stv. V. Ihrig zur Annahme empfohlen wird. Der Antrag des Stadtrats wird gegen die Slimmen der Kom⸗ muniſten angenommen. Wirtſchaftsergebnis des Elektrizitätswerkes 1. Dir Umbau, Anbau, Erneuerungen, Errichtung eines neuen 20 000 Bolt⸗Speiſepunktes werden vom Stadtrat M. 1,2 Millionen angefordert. 2. Die Mittel ſind zu beſchaffen a) aus einer beſon⸗ deren Zuweiſung von 885 000 M. an den Erneuerungsfonds aus den Wirtſchaftsergebniſſen des Werkes im Jahre 1924; b) durch Er⸗ höhung der im Voranſchlag für 1925 vorgeſehenen Ueberweiſung an den Erneuerungsfonds um weitere 315 000 M. Der Voranſchlag für das Elektrizitätswerk für 1925 iſt entſprechend zu berichtigen. 3. In den Voranſchlag der Stadt Mannheim für 1925 werden aus den Betriebsergebniſſen des ſtädt. Elektrizitätswerkes weitere 400 000 Mark bei Teilvoranſchlag V(85 000 M. bei OZ. 2 und 315 000 M. bei OZ. 5) eingeſetzt. Die bisherigen Anſätze dortſelbſt werden hier⸗ nach erhöht. Der Bürgerausſchuß wird um Zuſtimmung erſucht. Von der Fraktion der Peutſchen Volkspartei wurde zu dieſer Vorlage folgender Abänderungsantrag eingereicht: Unter 2:„Die Mittel ſind zu beſchaffen“, ſoll es heißen: a) aus einer beſonderen Zuweiſung von M. 645 000 an den Er⸗ neuerungsfonds uſw.; b) unverändert; c) durch Einſatz von Mark 240 000 in den Voranſchlag für 1926. Unter 3: In den Voxranſchlag der Stadt Mannheim von 1925 werden aus den Betriebsergebniſſen des ſtädt. Elektrizitätswerkes weitere M. 640 000 bei Teilvoranſchlag V(M. 325 000 bei Ord⸗ nungszahl 2 uſw.) eingeſetzt. Stv. V. Hahn(Soz.) begründet den Antrag und kritiſiert einige Punkte desſelben, die von Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer klargelegt werden. Stv. Moſes(D. Pp.) bemerkt zu dem Antrage, daß er für die Ausführung der Arbeiten iſt, nur handle es ſich um die Beſchaffung der Mittel. Früher ſei es üblich geweſen, daß ſolche Beträge aus Anleihen beſchafft wurden, oder ſie wurden aus wirtſchaftlichen Mit⸗ teln beſtritten und auf eine Reihe von Jahren verteilt. In dieſer Vorlage ſollen aber auszuführende Arbeiten, die einen bleibenden Nutzen bringen und die einen hohen Aufwand erfordern, auf ein einziges Wirtſchäftsjahr gelegt werden. Seine Fraktion iſt der Mei⸗ nung, daß dies nicht richtig ſei. Man hätte es lieber geſehen, wenn die Ausgaben auf 4 bis 5 Jahre verteilt worden wären. Seine Fraktion ſei aber bereit, troßdem der Vorlage die Wege freizu⸗ machen, da ja die Ausführung der Arbeiten vorgenommen werden muß. Der Redner begründet dann den Antrag ſeiner Fraktion und erſucht, dem Antrage zuzuſtimmen, um dadurch auch die Möglichkeit zu geben, bei Beratung des Voranſchlags die Umlage um weitere 2 Pfennig zu ermäßigen. Oberbürgermeiſter Dr. Kußer erläutert die Verhältniſſe beim Städtiſchen Elektrizitätswerk. Stadtv. Skotz (D. Vp.): Vom Standpunkt des Technikers aus halte ich es für dringend notwendig, daß die von der Verwaltung des Städt. Elek⸗ trizitätswerkes in der Vorlage vorgeſehenen Verbeſſerungen und Er⸗ weiterungen ſo raſch wie möglich zur Durchführung kommen, damit die Stromabnehmer vor weiteren Störungen nach Möglichkeit be⸗ wahrt bleiben. Stromunterbrechungen bringen beſonders den ange⸗ ſchloſſenen induſtriellen Werken große Hemmungen und Verluſte Nachdem wir nun an das Großkraftwerk und an das Murgwerk angeſchloſſen ſind, können ſich viel größere Energiemengen auf das Kabelnetz— wenn ich ſo ſagen darf— entladen, als dies bisher bei der verhältnismäßig kleinen Maſchinenanlage des Städt. Elek⸗ trizitätswerkes der Fall war. Tritt heute durch Kabelſchaden ein Kurzſchluß ein, ſo kann ſich dieſer ſehr gefährlich auswirken, wenn die jetzt eingebauten Apparate unzureichend bemeſſen ſind oder deren Konſtruktion veraltet iſt. Es muß auch mehr Platz in den Schalt⸗ räumen, Transformatorenſchächten uſw. geſchaffen werden, damit das Bedienungsperſonal nicht gefährdet wird. Der neue in der Kepplerſtraße vorgeſehene Speiſepunkt— allerdings eine ſehr teure Anlage— erleichtert die Stromverteilung im dortigen Bezirk und bildet zugleich eine weitere Reſerve für die Stromzuführung vom Großkraftwerk. Man iſt in der Lage, über dieſen Speiſepunkt beim Verſagen des einen oder anderen Zuleitungskabels etwa die Hälfte der in der Stadt beanſpruchten Energiemengen nach dem alten Elek⸗ trizitätswerk zu liefern. Dieſe Anlage bedeutet infolaedeſſen nicht nur eine Verbeſſerung der Stromverteilung, ſondern bildet zugleich eine gute Reſerve. Wenn nunmehr die größte Zahl der Transfor⸗ matoren durch neue erſetzt werden, liegt der Gedanke nahe, unſere momentan unmoderne Spannung von 120 Volt auf 220 bezw. 380 Volt zu erhöhen. Durch Erhöhung der Spannung würde das Niederſpannungsnetz ſowie alle in den Häuſern verlegten Leitungen, je nach Umſtänden, die doppelte bis vierfache Leiſtung erhalten. Es müßten dann aber auch alle Zähler, Motoren und Glühlampen ausgewechſelt werden. Bei der momentanen Geſdfenappheit kann ein ſolch großzügiges Projekt leider nicht zur Durchführung kommen. Mit der vorgeſchlagenen Finanzierung iſt meine Fraktion nicht einverſtanden. wie mein Kollege Moſes bereits auscefüßrt bat. National⸗Theater Mannheim Alabund: Der Kreidekreis GZum erſten Male) Die Geſchehniſſe des Hoei⸗lan⸗ki— der Geſchichte vom Kalk⸗ zirkel— die Wollheim da Fonſeca aus dem Chineſiſchen des Li⸗Hing⸗ Tao von 1350 in ein dürres Philologendeutſch übertragen hat(als Reclambändchen erſchienen). kreiſen um drei Angelpunkte. Durch die Weisheit des ſalomoniſchen Urteils eines Oberrichters wird menſchliche Verworfenheit entlarvt und das rührende Schickſal einer unſchuldig Verurteilten zu gutem Ende gebracht. Alfred Henſchke, alias Klabund der chineſiſche Lyrik wundervoll nachgedichtet hat. verweilt bei der ſalomoniſchen Weisheit des Oberrichters, den er zum Kaiſer macht, nicht länger als zur Löſung der theatraliſch wirkſam zugeſpitzten Handlung nötia iſt. Ihm lieat viel mehr daran, die Ge⸗ ſtalt der unſchuldig Leidenden zu verinnerlichen, und ihr Geſchick in eine märchenhafte Beglückung einmünden zu laſſen. Haitang. nach dem Tode des Vaters mittellos, wird ein Teehausmädchen. Aus die⸗ ſem Etabliſſement des Herrn Tong kauft ſie der reiche Ma, der an ihres Vaters Tod und dem Ruin ihres Bruders ſchuld iſt. Aber aus des Herrn Ma Beaierde erwächſt durch Haitanas ſänftigende Art und menſchliche Reinheit echte Liebe: ſie gebiert einen Sohn, und der Plan des Gatten. ſie zur erſten Frau zu erheben, erreat die Eifer⸗ ſucht der habaierigen erſten Frau. Sie veraiftet mit Hilfe ihres Liebhabers ihren Mann und beſchuldiat Haitang dieſes Mordes und der Kindesaneignung. Beſtochene Richter und Zeugen bringen es ſoweit, daß Haitang zum Tode verurteilt wird. Aber das plötzliche Ableben des alten Kaiſers iſt Urſache, daß alle ſchwebenden Urteile von ſeinem Nachfolaer nachaeprüft werden. Hier beſtehen Richter und Zeugen ſchlecht: Haitangs Unſchuld wird alänzend erwieſen. Der Kaiſer erkennt in ihr jenes Teehausmädchen, das Liebe und dauernde Sehnſucht in ſeinem Herzen entzündet hat und das er heimlich. ohne daß ſie es weiß, nächtens beſucht hat, noch bevor ſie Mas Frau wurde. Im Trsume glaubt ſie, ſehr wirklich weiß er. Und erkennt das Kind. um das Haitana ſoviel gelitten hat, als ſein Kind an. Hai⸗ tana wird Kaiſerin., ihr Bruder Richter. Dieſe Vorgänge— hier auf die realiſtiſche Hauptlinie zurückgeführt— werden von Klabund auf fünf Akte wirkunasſicher verteilt und mit allerhand Zutaten um⸗ ſponnen. Realität und Spmbolik— der Kreidekreis iſt ſedem Hand⸗ lunasabſchnitt ein beziehungsreiches Zeichen— Thegtralik und Lyris⸗ men. Ernſt und Heiterkeit einen ſich dem Reiz des Exotiſchen zu einem unterhaltſamen Spiel voll Farbe und Phantaſie. Das Gewicht ſeiner Geiſtigkeit wieat nicht eben ſchwer und ſeine Vedeutung für das deutſche Drama iſt gering: aber es gewinnt ſich Symvathien durch die Anmut ſeiner blumigen Einzelheiten und die Wärme ſeines menſchlichen Gehaltes. Stv. Dreifuß(Soz.) bedauert, daß Bürgermeiſter Ritter nicht anweſend iſt, da er der Meinung iſt, daß Bürgermeiſter Ritter ſchon Kenntnis von den Ergebniſſen des Elektrizitätswerkes hatte, dies aber bei Aufſtellung des ſtädtiſchen Etats nicht mitgeteilt hat, alſo dies Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer nicht berückſichtigen konnte. Weiter verlangt Redner eine Herabſetzung des Lichtſtrompreiſes in anbetracht des Ueberſchuſſes. Redner iſt gegen die Anträge der Deutſchen Volkspartei. Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer gibt Aufklärung darüber, wie die Sache kam und bemerkt, daß der elektriſche Lichtſtrom abnorm billig und nur 2 Pfennig teurer ſei als der Friedensſtrom. Die Städte im Ruhrgebiet, außer Eſſen, haben nach der neueſten Auf⸗ ſtellung einen höheren Strompreis und auch einen höheren Gas⸗ preis. Ein Gaspreis von 16 Pfg. komme in größeren Städten, von vereinzelten Ausnahmen abgeſehen, überhaupt nicht vor. Man ar⸗ beite in der Verwaltung nicht gleichgültig mit den finanziellen Er⸗ gebniſſen der Werke. Man müſſe aber berückſichtigen, daß die ver⸗ ſchiedenen Monate auch verſchiedene Ergebniſſe hatten. Er müſſe die Vorwürfe gegen Direktor Pichler und Bürgermeiſter Ritter zu⸗ rückweiſen, weil ſie nicht berechtigt ſeien. Schließlich ſei doch er, Redner, für das Ganze verantwortlich. Stv. Perrey(Dn. Vp.) er⸗ klärt namens ſeiner Fraktion, der Vorlage mit dem Abäaderungs⸗ antrag der Deutſchen Volkspartei zuzuſtimmen. Stv. Dr. Moekel meint, daß man doch froh ſein ſollte, daß Ueberſchüſſe erzielt wur⸗ den. Seine Fraktion ſtimme für den Antrag des Stadtrats, lehne aber den Antrag der Deutſchen Volkspartei ab. Stv. Moſes(D. Vp.) wendet ſich gegen die Ausführungen des Stv. Dreifuß, denn die Ausgaben für das Eleltrizitätswerk ſeien ſowohl für die Gegenwart wie für die Zukunft. Redner kritiſtert ſodann das Syſtem, wie das Budget aufgeſtellt wurde. Der Herr Oberbürgermeiſter ſehe jetzt, daß ein Ueberſchuß vorhanden ſei, wäh⸗ rend er im vorigen Jahre der gegenteiligen Meinung war. So habe er ſich geirrt. Redner gibt ſodann Anregungen, wie die Ausgaben gedeckt werden können.— Stv. Dr. Jeſelſohn(Dem.) bemängelt ebenfalls das Syſtem der Bearbeitung des Voranſchlags. Dies müſſe gewiſſenhaft und genau geſchehen. Wäre nicht durch Zufall die Spezialdiskuſſion nicht um einige Zeit verſchoben worden und da⸗ durch Gerüchte von Ueberſchüſſen durchgedrungen, ſo wäre heute die Annahme von 54 Pfg. Umlage gewiß. Eine ſolche Behandlung des Voranſchlags ſei nicht richtig. Anſchließend erklärt der Redner, daß ſeine Fraktion dem Antrage des Stadtrats, die Umlage auf 58 Pfg. feſtzuſetzen, zuſtimme, mit dem Syſtem der Schematiſierung aber nicht einverſtanden ſei. Redner bemängelt ſodann, daß auf ſeine frühere Anfrage über die Ergebniſſe der Werke keine richtige Aus⸗ kunft gegeben wurde.— Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer wendet ſich gegen dieſe Auffaſſung. Er ſage nie etwas anderes, als ſeine volle Ueberzeugung ſei.— Stv. Trumpfheller(Soz.) wirft in ſeinen wei⸗ teren Ausführungen dem Oberbürgermeiſter„Verheimlichung der Ueberſchüſſe“ vor.— Stv. Horſt(Komm) kritiſiert ebenfalls wie ſein kommuniſtiſcher Kollege, das Verſchweigen der Ueberſchüſſe im Vor⸗ anſchlag. Er iſt überhaupt gegen Ueberſchüſſe bei ſtädtiſchen gemeinnützigen Unternehmungen. Die Betriebe ſollen ſich erhalten, aber den Konſumenten nicht zuviel abnehmen.— Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer ſtellt verſchiedene Unrichtigkeiten der Vorredner richtig und ſtellt ferner feſt, daß von einer Verheimlichung keine Rede ſein könne. Wenn er etwas verheimlichen wollte, würde er es anders machen.— Direktor Pichler ging ſodann ausführlich auf die Entſtehung des Ueberſchuſſes ein. In Privatbetrieben ſtelle man keine Voranſchläge auf, was bei Kommunalbetrieben der Fall ſei. Es wird ein gewiſſer Konſum angenommen;: erhöht ſich der Konſum, ſo ergebe ſich daraus ein Ueberſchuß. Das ſei hier der Fall geweſen. Mit den Preiſen in Elektrizität und Waſſer ſteht Mannheim abſolut nicht hoch. Die Ueberſchüſſe ſeien vorübergehende Einnahmen, die dadurch entſtanden ſeien, daß das Werk bis zum äußerſten aus⸗ genützt wurde. Die Ueberſchüſſe werden wieder zu Neubauten be⸗ nutzt, die unbedingt notwendig ſind. Stv. Lenel(D. Vp.) ging ſodann ausführlich auf das Vorhan⸗ denſein des Ueberſchuſſes ein und iſt erſtaunt, daß der Oberbürger⸗ meiſter nicht ein einziges Wort des Vorwurfs gegenüber der Ver⸗ waltung des Elektrizitätswerkes hatte, überhaupt daß er ſo lange Monate keine Kenntnis von dem Ueberſchuß hatte. Redner hat den Eindruck, daß der Oberbürgermeiſter bei der Etatsberatung den Ueberſchuß habe in Erſcheinung treten laſſen wollte und das Werk zu ſehr ſcharfer und gewiſſenhafter Rechnungslegung angewieſen werde. Redner bemerkt weiter, daß die ſozialdemokratiſche Fraktion zu erkennen gegeben habe, daß man der prekären Lage Rechnung tragen müſſe. Das wolle er auch. Er weiſt dann Poſten im Etat hin, wo geſpart werden könnte. Der Antrag ſeiner Fraktion ſei noch nicht weitgehend genug. Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer erkennt vollkommen die ſchlochie Lage der Induſtrie an. Die Stadt habe geſpart. Die Einſetzung der 2,8 Mill. Mark ſei nur möglich geweſen, daß eine Reihe von Aufgaben nicht gemacht wurden. Das gehe aber nicht auf die Dauer, ſonſt würden kataſtrophale Verhältniſſe eintreten, die wirtſchaftliche Lage der Induſtrie iſt doch eine allgemeine; ſie iſt in Mannheim und auch in den anderen Städten nicht anders. 2,8 Mill. Mk., ſondern 9,7 Mill. Mk in den Voranſchlag eingeſtellt. Aus der Bürgerſchaft kommen ja viele Wünſche. So war erſt in der „Neuen Mannh. Ztg.“ eine große Liſte von Wünſchen. Der Bür⸗ gerausſchuß hat es ja in der Hand, die Vorlage zu differenzieren. — Stv. Gremm(Ztr.) verlangt einen billigen Strompreis für elek⸗ triſches Licht.— Sto. Dreifuß polemiſiert gegen Direktor Pichler. Stv. Dr. Jeſelſohn(Dem.) ſtellt einleitend feſt, daß er genau den Standpunkt einnehme, wie Sto. Lenel. Damit nicht wieder Die Aufgabe der Regie iſt, dieſen menſchlichen Gehalt heraus⸗ zuſtellen und dem Exotiſchen, dem Symboliſchen und dem Rea⸗ liſtiſchen eine ſtiliſtiſche Einheit zu finden. Das iſt nicht ganz einfach und erfordert eine leichte Hand, eine ſpielende(nicht ſpieleriſche) Phantaſie und den Sinn für Zwiſchentöne und Uebergänge. Glück⸗ lich vermieden hatte die Aufführung die Erinnerung an die„Geiſha“. Das war ihre ſtiliſtiſche Einheit. Das allein. Und ſie wurde noch einmal empfindlich durchbrochen durch die Fehlbeſetzung der Hebamme, die Lokalſchwank ohne Dialekt ſpielle. Die Eingangs⸗ ſzene machte einen geſchloſſenen Eindruck und verſprach weit mehr, als der weitere Verlauf des Abends hielt. Nüchternheit und Phan⸗ taſieloſigkeit drückten auf alle Szenen; der vierte Akt wirkte wie eine Improviſation, und dem letzten Akte fehlte außer der Steigerung jeder Glanz eines märchenhaften Geſchehens und die ſchwingende Melodie von der großen Liebe und der großen Gerechtigkeit. Auch die bedeutungsloſen pantomimiſchen Zwiſchenſpiele waren arm an Einfall und Ausdruck. Man gab weder das Schau⸗Spiel, noch das Theaterſtück, noch das verſchwebende, ſüße, empfindungsreiche lyriſche Gedicht, das darein gebettet iſt. Eine im Grunde phyſiog⸗ nomieloſe, da und dort ein wenig langweilige Angelegenheit hatte dieſe Aufführung nur die Anziehungskraft einer ethnographiſchen Kurioſität, über die der ferne Klang öſtlicher Lyrik wehte. Ob man Frau Lilly Eiſenlohr einen Dienſt erwieſen hat, indem man ſie in dieſer Rolle der Haitang erſtmals hier auftreten ließ, bleibe dahingeſtellt. Eine lyriſche Natur ſcheint ſie nicht zu ſein; obwohl ſie die legendär Haitang ſehr ſorgſam aquarellierte. Aber ſchon ihre Stimme gab zu wenig Klang, zu wenig Melodie, zu wenig Weichheit. Ungewohnt neue Verhältniſſe mögen ſie be⸗ hindert haben, ſich zu entfalten: ungelöſt und ſtarr war dieſe Hai⸗ tang, die doch wie eine Blume zu neuer, reicherer und veinerer Schönheit erblühen muß; die aus einem ſtillen armen Menſchenkind durch Gatten⸗ und Mutterliebe und Leid zu einem bedeutenden Charakter aufwachſen muß. Eggarters Prinz Pao hatte vor allern zu Anfamg den lyriſchen Auftrieb und die Glücksſehnſucht. Den Kuppler Tong machte Linn zu einer menſchlich ſehr beſtimmt umriſſenen Charakterfigur. Als Ma müßten Wittgen im erſten Bild vitaler ſein, herriſcher, unheimlicher, damit die Wandlung vor ſeinem Tode ſinnfälliger würde. Jü⸗pei, ſeiner erſten Gattin, gab Elſe v. Hagen, die ſchrillen Töne einer Intrigantin. Den Tſchao beließ Kolmar faſt ein wenig zu diskret und geheimnisvoll im Halbdunkel, während Langheinz ſeinen ſaftigen Tſchu⸗Tſchu an die Grenze führte, wo die Karrikatur beginnt. Den Revolutionär Tſchang⸗ling ſprach Birgel mehr aus Leid als aus Empörung heraus und nahm dieſer Figur ſo etwas des Aktuellen, das Klabund an manchen Stellen eingeſchmuggelt hat. Das zahlreich erſchienene Publikum zeigte ſich dankbar. Es. Frankfurt hat nicht Mißverſtändniſſe vorkommen, wolle er ſeinen Standpunkt genau präziſieren. Wenn die ſpäte Feſtſtellung der Ueberſchüſſe nicht 5 ſonen zuzuſchreiben ſei, ſo liege es am Syſtem, das abgeändet werden müſſe. Wenn man Kenntnis von den Ueberſchüſſen gehe⸗ 1. hätte, ſo hätte man geprüft, ob man den Steuerfuß wenter erm 10 gen könne, um neue Induſtrie heranzuziehen. Hätte ſich 5 Spezialdiskuſſion nicht hinausgezogen, ſo hätte man eine Umag von 64 Pfg. angenommen, da der Oberbürgermeiſter damals erklärte, daß keine Reſerven vorhanden ſeien. Wäre man über die N ſchüſſe orientiert geweſen, ſo wäre der Bürgerausſchuß nicht 199 den Karlsruher Umlagefuß von 58 Pfg. hinausgegangen.— Stn Kuhn geht auf die Ausführungen der verſchiedenen Stadlverordneten ein und iſt der Meinung, daß man ſich freuen ſolle, daß Ueberſ hüſſe erzielt wurden, die wieder zur Ausgeſtaltung des Werkes dienen ſollen, um dann wieder billigen Strom und Waſſer liefern 55 können. Man ſollte ſich freuen, daß die Stadt ſo gearbeitet hat un ihr keine Vorwürfe machen. Aber zur Herabſetzung des Strom: und Waſſerpreiſes könne der Ueberſchuß nicht verwendet werden. Die hierauf vorgenommene Abſtimmung ergab die Ablehnung des Antrages der Deutſchen Valtspartei mit allen gegen die Slim⸗ men der Antragſteller, der der Vp. und der W. Vg. Dagegen wu; der Antrag des Stadtrats mit allen gegen die Stimmen der Rechts⸗ parteien und der Kommuniſten angenommen. Wirtſchaftsergebnis des Waſſerwerks Beſchluß des Stadtrats vom 18. Juni: Der beim Waſ, werk un Jahre 1924 angefallene Wirtſcheftsüberſchuß von 488 000 M. aus welchem ein Teilbetrag von 58 000 M. bereits in den allge⸗ meinen Voranſchlag für 1925 eingeſtellt iſt, wird im Vetrag von 190 000 M. dem Waſſerwerk zur Deckung der Koſten für die Erwel⸗ terung des Waſſerwerks Rheinau belaſſen, während 240 000 M. in den Voranſchlag 1925 unter Erhöhung der O3. 3 des Teilvor⸗ anſchlags V vem 58 000 M. auf 298 000 M. eingeſtellt werden.— Der Bürgerausſchuß wird um Zuſtimmung erſucht. Hierzu hatte die ſozialdemokratiſche Rathausfraktion folgenden Antrag eingereicht: Die ſozialdemokratiſche Rathausfraktion bean⸗ tragt, aus dem angefallenen Wirtſchaftsüberſchuß vom Jahre 192⁴ die für die Erhöhung der OZ3. 3 des Teilvoranſchlags Vvorgeſehenen M. 240 000 nicht dieſem zuzuweiſen, ſondern dieſe 240 000 M. Zur ſofortigen Erſtellung eines Obdachloſen⸗Aſyls zu verwenden. Der Umlagefuß iſt deshalb auf 60 Pfg. zu ſetzen. Stv. V. Hahn(Soz.) gibt den Beſchluß des Stadtrats über das Wirlſchaftsergebnis des Waſſerwerks bekannt und weiſt darauf hin, daß man es dem Bürgerausſchuß überlaſſen wolle, ſich für oder dagegen auszuſprechen. Stv. Arnold(Soz.) legt den Standnunkt ſeiner Fraktion dar und bittet, dem Antrag der ſozialdemokratiſchen Fraktion zuzuſtimmen. Stv. Walter(D. Vp.) wendet ſich gegen dn Antrag der ſozial⸗ demokratiſchen Fraktion. Was die wirtſchaftlichen Ergebniſſe des Waſſerwerkes betreffe, ſo habe dies Stv. Moſes ſchon erläutert. Eines müſſe man aber betonen, daß die Beſchlüſſe von den Direk⸗ toren der ſtädtiſchen Werke durchgeführt und innegehalten werden. Redner verkennt nicht die Schwierigkeiten, auch in Zukunft die Be⸗ ſchlüſſe hochzuhalten. Aber es geht, wenn man den Willen hat. Sollte es nicht geſchehen, dann müßte man ſich gegen die Verwal⸗ tung der Werke in anderer Weiſe bemerkbar machen.— Stv. Rob.“ Haas hat nichts gegen ein Obdachloſenaſyl. Aber mit derſelben Dringlichkeit verlange er dann ein Altersheim und Kinderſpielplätze. — Str. Böttger gibt Aufſchluß über die Unterkunft von Obdach⸗ und Wohnungsloſen. So habe man erſt kürzlich 40 Wohnungen im Ochſenpferch geſchaffen und auf dem Exerzierplatz Wohnbaracken er⸗ ſtellt. Erſt geſtern habe der Stadtrat beſchloſſen. 300 000 Mk. aus der Wohnungsfürſorgekaſſe zu entnehmen und Wohnungen zu er⸗ ſtelſen.— Stv. Arnold(Soz.): Einer der Gründe, die ſeine Fraktion beſtimmten, 240 000 Mk. für den Bau eines Obdachloſen⸗Aſyls zu verlangen, ſei der, daß derUeberſchuß des Waſſerwerks denen wieder zugute kommen ſoll, nämlich den Aermſten der Armen, die ihn der Stadt gebracht haben.— Stv. Walter(D. Vp.) ironiſiert unter der Heiterkeit des Hauſes den Witz des Vorredners, als ob die Obdach⸗ loſen den Ueberſchuß des Waſſerwerks herbeigeführt hätten. — Stv. Reichenberger(Soz.) macht ebenfalls einen unfreiwilligen Witz, indem er ausführte, daß die Unterkunftsräume und die Betten unter dem Ziegeldach in der Herberge zur Heimat ſtarrend vor Schmutz und Dreck und ebenſo ſchwarz wie der Kittel ſeien. Dabei zeigte Redner unter der ſchallenden Heiterkeit des Hauſes auf den ihm zunächſt ſitzenden Fraktionskollegen Trumpfeheller, der eine ſchwarze Jacke anhatte.— Stvo. Trumnufeheller(Soz.) polemiſierte noch gegen die Ausführungen des Sty. Walter(D. Vp.). Dieſer be⸗ tonte ſeine ſoziale Haltung in den Fürſorgeausſchüſſen und berief ſich außerdem auf Str. Böltger als Kronzeuge. womit die grundloſen Verdächtigungen Trumpfhellers eine energiſche Zurückweiſung er⸗ fuhren. Es erfolgt nunmehr die Abſtimmung. Dieſe ergab die An⸗ nahme des ſozialdemokratiſchen Antrages mit 41 gegen 39 Stimmen, was bei der ſozialdemokratiſchen Fraktion mit großer Freude begrüßt wurde. Der Oberbürgermeiſter warnt vor allzufrühem Frohlocken, da der Stadtrat hierüber noch entſcheide. Wenn nicht die Zeit ſchon zu ſehr vorgerückt wäre, ſo würde ſich der Stadtrat zurückziehen und zu dem Beſchluß Stellung nehmen. Aus dieſem Grunde wird auch von einer Weiterberatung Abſtand genommen. Um.30 Uhr abends ſchloß der Oberbürgermeiſter die Sitzung mit dem Hinweis, daß die nächſte Sitzung auf Dienstag 30. Juni, anberaumt werde. Otto Julius Sierbaum zum 60. Geburtstage Von Paul Berglar⸗Schröer(Darmſtadt) Otto Julius Bierbaum ermächſt aus einer ſterilen Zeit; aus dem reichen Erbe Goethes iſt die lyriſche Dichtkunſt über Lenau⸗ Mörike⸗Storm⸗Droſte, über Keller und Meyer in ein billige⸗ Epigonemum abgeglitten, das ſein Genügen in der Formnach⸗ ahmung findet. Darüber hinaus gehts kaum. Alles iſt in ungutem Sinne verbürgerlicht, verſandet. Nirgends klingt ein neuer Ton. kein Suchen rührt ſich und kein Ehrgeiz. Und doch greift im Kampf ſozialer Umſchichtung die Zeit bereits ins Gehirnhafte und Materia⸗ liſtiſche und Drama und Epik beginnen ſich im Naturalismus auf Umſtellung zu beſinnen In der Lyrik aber iſt immer noch das Be⸗ harrungsvermögen der Gartenlaube und der Töchterſchulpoeſie. Da⸗ gegen muß endlich ein Geſchlecht ſcharf reagieren, das alles um ſich her wanken, werden, brodeln und gären ſieht: Holz und Schlaf geben ihr dramatiſches Credo und übertragen es aufs Lyriſche, Liliencron, Nietzſche, Dehmel, George bieten ihr Werk, wachſen zu leidenſchaftlich umſtrittenen Größen. Werden zu„Neutönern“, wie Liliencron ſie kurz nennt. In dieſer Atmoſphäre ſteht der Anfang Bierbaunis. Im Wachstum freilich hält er mit keinem der Genannten Schritt; wo jene der Zeit bereits ihren Stempel aufdrücken, da ritzt er in ihr Geſicht nur ſchmale Runen, die bald verwittern und unter Ge⸗ ſamtſchau geſtellt, heute kaum noch ſichtbar ſind. Dennoch gilt Otto Julius Bierbaum in ſeinen Tagen etwas und wiewohl man weiß, daß neben Goetheſcher Spruchweisheit ihn das Volksdichteriſche des Mathias Claudius, vor allem aber der friſche Atem Liltencrons befruchtet, wächſt ſein Name an der Oberfläche, die vom Ueberbrettl her den„luſtigen Ehemann“ zum Lied des Tages macht. Er iſt eben auf einmal populär und zugleich ſo leer, daß boshafte Kritik ihn den „Trallalant“ nennt. Was kümmerts groß den Tauſendfaſſa, der all⸗ weil luſtig und fidel iſt und eine gefällige Geſte hat! Weltfreudig iſt er, übermüiig, amüſanter Spielmann und ſo zeitlang Tagesdichter! Als ſolcher ſpendet er ſeine leichten Gaben ſonder Wahl und Qual. Lieſt man heute ſeine Gedichtbände, erkennt man in mancher Gabe ſeinen friſchfröhlichen Zug, der ihn zum Liebling ſeiner Maſe⸗ ſtät des Publikums macht. Manches Platte und Triviale rückt ihn in die Nähe Baumbachs Ungern nimmt er Gedankenfracht an Bord ſeines bunt bewimpelten Schiffleins und wenns hoch kommt, iſt ihm der flötenblaſende Pan der„heilige Werdegeiſt“; indes erfaßt er auch ihn nicht etwa als tiefbewegender Eros, ſondern ſehr obenhin: „Blauer Himmel und weiße Blüten. Ein göttliches Begüten liegt über aller Welt. Es iſt ein himmſſſch Hüten, 7 — 25 — — Grab des Chriſt gebauet iſt“ dahin gehört ferner das ernſt unter⸗ Samskag, den 27. Juni 1923 neue Mannheimer Zeltung(Mittag⸗Nusgabe) 5. Seſte. Nr. 291 verein für Kommunalpolitik u. ⸗wirtſchaſt II. Das zweite Referat zum gleichen Thema hielt Oberbürgermeiſter dr. Gläfſing⸗ Darmſtadt. Nach ausführlichen Darlegungen kam der Redner zu etwa folgendem Schlußergebnis: 1. Bei der endgültigen Entſcheidung des Finanzausgleichs dürfte es im Intereſſe des Reichs, der Länder und Gemeinden liegen, zu⸗ nächſt einmal die Entwicklung der Steuern in dieſem Jahre abzu⸗ warten und vor allem daran zu denken, daß im Jahre 1927, dem ahre der vollen Reparationsbelaſtung eine mit Steuern geſchonte Wirtſchaft naturgemäß ganz andere Erträge ab⸗ werfen kann, als bisher. Wenn jetzt möglichſt viel Kapital in der Wirtſchaft bieibt dann iſt die Lage der Einkommen in dem Steuer⸗ hre 1927 geſünder und ertragsreicher als wenn jetzt die Wirtſchaft und die Allgemeinheit geſchwächt würde mit Rückſicht auf die Politik einer Vorratsanſammlung im Hinblick auf die Reparationsausgaben des Jahres 1927. Hat doch auch die Dawes⸗Vereinbarung ausdrücklich ausgeſprochen, daß in den Jahren vor Beginn der parationsleiſtungen für Deutſchland und ſeine Steuerzahler eine tempauſe nötig ſei. Hiernach dürfte die Entſcheidung in der Regelung des Finanzausgleichs früheſtens in dem Viertel⸗ lahre vor dem 1. April 1926 und nur mit Wirkung vom 1. April 1927 zu empfehlen ſein. Die Städtetage in den füddeutſchen Ländern haben ſich mit aller Schärfe gegen eine Aenderung der Verkeilung der Einkommenſteuer innerhalb der Länder gewandt. Die Laſtenabwälzung vom Reich auf dem Gebiet der Fürſorge und des Wohnungs⸗ daus hat naturgemäß in erſter Linie die Gemeinden und nicht den Staat getroffen. Es muß daher das gegenwärtige Proviſorium derlängert werden. 5 2. Die verarmte Wirtſchaft iſt nicht in der Lage, den infolge der Teuerung außergewöhnlich hohen Aufwand an Perſonalkoſten im Reich und in den Ländern auf die Dauer zu tragen. Der im Verhältnis weit geringere Perſonalaufwand in den Städten, der an ſich in ſeiner Größe in erſter Linie durch die neuen Aufgaben hervor⸗ gerufen iſt, kann gleichfalls reduziert werden, wenn die Reichsgeſetz⸗ Fi bn endlich damit beginnt, die erweiterten Aufgaben abzubauen. t das Steigen des Perſonalaufwands auch eine allgemeine Erſchei⸗ nung in der öffentlichen und privaten Wirtſchaft ſo muß doch unbe⸗ dingt in allen Betrieben auf eine Ve rringerung der unpro⸗ ukfiven Arbeit mit allen Mitteln hingewirkt werden. 3. Nachdem die Decke für alle Beteiliaten nicht mehr ausreicht. haben das Reich. die Länder und Gemeinden die Folgerungen zu ziehen. Wir müſſen im Wege von Organiſationsveränderungen zu dem Ergebnis gelangen. daß die Anzahl der Inſtanzen verringert und die Ausgaben für Zwecke auf das denkbar gerinaſte aß reduziert werden müſſen. 855. oft wird in der Oeffentlichkeit darauf hingewieſen, daß die Gemeinden auch in Bezug auf öffentliche Aufträge in die⸗ ſer Zeit ſich paſſiv verhalten müßten, um Ausaaben zu erſparen. Die⸗ ſer Auffaſſung kann jedoch nicht beigetreten werden, da es nicht möglich iſt beiſpielsweiſe das Sanitätsweſen, die Unterhaltung der Straßen, die Beleuchtung. auf die Dauer zu vernachläſſigen. Auch muß daran gedacht werden, daß die Unterhaltung der Bauten und die Erteilung von Bauaufträgen in maßvollem Umfange zum Zwecke der Linderung der Wohnunasnot dazu beiträat, die ins Ungemeſſene geſtiegene Armenunterſtützung zu verringern. Sowohl im Auslande wie bei uns wird darauf hingewieſen daß die ſteuerliche Leiſtungsfähiakeit geſteigert werden könne. Es entſtehen irrtümliche Vorſtellungen von der Leiſtunas⸗ fähigkeit des deutſchen Volkes, das doch in Wahrheit nicht nur militä⸗ riſch. ſondern auch finanziell ſich in einem Zuſtande einer gewiſſen an Agoniegrenzenden Schwäche befindet. Mit Recht hat Staatsſekretär Dr. Popitz darauf hingewieſen, daß die Bezugnahme auf engliſche Verhältniſſe abwegig iſt. Deutſche Steuern müſſen da⸗ her in erſter Linie auf die gerechte Verteiluna der Laſten und die Traabarkeit Rückſicht nehmen. 5 4. Die ungleiche Laage der deutſchen Städte die aroße Anzahl der ſchwer notleidenden Städte, Herkennt auch die Reichsreaierung an, die wiederholt erklärt hat. daß nach wie vor die Länder verpflichtet werden, einen gerechten Ausgleich innerhalb ihres Landes zu ſchaffen. Die heute nach dieſer Richtuna ſchon beſtehende Vorſchrift bleibt aufrecht erhalten. Ungerecht wäre es, etwa nach der Größe einer Stadt auch die finanzielle Lage und das Wachstum der Ausgaben auf verſchiedenen Gebieten allgemein beurteilen zu wollen. Eine einbeitliche Regeluna der Aufwertunas⸗ frage iſt unbedingt erforderlich. Trotz der dunklen Wolken über den deutſchen Landen möge es gelingen, die Probleme der Zukunft einer befriedigenden Löſung ent⸗ gegenzuführen, das Reich, die Länder und Gemeinden zu erhalten, die nur leben können. wenn ſie die Möalichkeit haben für unſer Volk in ernſter Pflichterfülluna und ſtärkſter tkraft zu arbeiten. 15 Gartenbauarchtitekt Migge von der Siedlerſchule Worpswede ſprach ſodann über die heutige Grünpolifik der Städte Seine Ausführungen gipfelten in folgenden Leitſätzen: 1. Die alte ſelbiweranmanliche Grünpolitik der Städte(Parks und Schmuckplätze, Promenaden und Wälder] hat abgebaut. Die hohen ethiſchen Geſetze und moraliſchen Verantwortungen der Kom⸗ munal⸗Führer in dieſer Hinſicht bleiben beſtehen. 2. Die neue ſoziale Grünwirtſchaft bevorzugt an Stelle der großen, gemeinſamen Gärten den individuellen Kleingarten in Form des Siedlungs⸗ und Pachtgartens, der auch die weſentlichen Kleinſpielzwecke übernimmt. Der Groß⸗ ſpielbedarf wird durch techniſch höchſtentwickelte Sportanlagen und Stadien gedeckt. 3. Auch die Gartenbau⸗Technik dieſer öffentlichen oder halböffentlichen Gärten hat ſich erneuert und verfeinert. Sowohl bei der Geländegeſtaltung(Spezialeinrichtungen für Sport und Bodenbeſtellung), als auch bei der Pflanzenwahl(erhöhter Schutz, farbige Gehölze), als ſchließlich auch bei der Unterhaltung(Fräs⸗ kultur, Beregnung, Kompoſtwirtſchaft uſw.). 4. In etatsmäßiger Hinſicht werden die Mittel für öffent⸗ liche Grünanlagen nicht mehr ausſchließlich von der Allgemein. heit durch Steuern aufgebracht. Die Intereſſenten ſelbſt, die Sied. ler, Kleingärtner und Sportleute haben die Koſten für ihre Gar⸗ tentypen im weſentlichen zu tragen. Lediglich derjenige Teil des ſtädtiſchen Grüns, der aus Zuführern(Promenaden), Schutzpflan⸗ zungen(Bosketts und Wäldern) und Lehranlagen(Schul⸗ und botaniſche Gärten) ſich zuſammenſetzt, übernimmt die Stadt auf eigenes Konto. 5. So iſt ein neuer Typ öffentlicher Gärten im Entſtehen. Unter verſtärktem rechneriſchem Druck und unter Anwendung hoch⸗ entwickelter Bodentechnik verbindet er alle weſentlichen alten mit den notwendigen neuen Gartenteilen zu einem neuen organiſchen Ganzen: dem rationellen Volkspark. Er iſt beſtimmt, der eigentliche Repräſentant des Gartenſtils unſerer Zeit zu werden. 6. Die Kombination mehrerer oder aller dieſer neuen Grün⸗ komplexe bildet eine weſentliche Grundlage der modernen Stadt⸗ erweiterung und des Städtebaus. Unter Einbeziehung einerſeits der Stadt gebundenen Gärtnerei und Landwirtſchaft, andererſeits der verkehrsgelegenen Forſtwirtſchaft entſteht auf dieſe Weiſe die Stadt⸗Land⸗Kultur und ihre formale Zuſam⸗ menfaſſung im modernen Kulturgürtel. Dieſer iſt die notwendige Vorarbeit für jeden praktiſch brauchbaren Stadterweiterungsplan. 7. Die Organiſation dieſer neuen kommunalen Grün⸗ politik umfaßt folgende Einheiten: Es muß eine geſunde Boden⸗ vorratswirtſchaft und Wohnbaupolitik getrieben werden. Es ſind die Kredite zu beſchaffen(aus Anleihen, Arbeitsloſen⸗ und Melio⸗ rationsfonds) für diejenigen Gartenherrichtungen, die von den In⸗ tereſſenten rentiert und amortiſiert werden. Es ſind die etats⸗ mäßigen Mittel zu reſervieren, die die unabbürdbaren, öffent⸗ lichen Anlagen betreffen. Es iſt vorweg für eine, den neuen Be⸗ dürfniſſen und Bedingungen angepaßte Organiſation, ſowie für techniſche und künſtleriſche Führung des öffentlichen Grünweſens Sorge zu tragen. Städtiſche Nachrichten Aus der Stadtratsſitzung vom 25. Juni 1028 Die bisher beſtehenden umfangreichen Ortsſtatute über die Bil ⸗ dung und Tätigkeit verſchiedener Kommiſſionen ſind zum großen Teil veraltet und ſtehen in verſchiedenen Beſtimmungen mit der Ge⸗ meindeordnung vom Jahre 1921 nicht im Einklang. Die künftige Zuſammenſetzung und Befugniſſe dieſer Ausſchüſſe— ſoweit dieſe Rechte nicht geſetzlich feſtgelegt ſind— werden in einem Gemeindebeſchluß über die Bildung und die Tätigkeit beſchließender Ausſchüſſe der Stadt Mannheim zuſammengefaßt, der dem Bürgerausſchuß zur Ge⸗ nehmigung unterbreitet wird. Erſtellung der Friedrich Ebert⸗Brücke. „„Borbehaltlich der Zuſtimmung des Bürgerausſchuſſes wird grund⸗ ſätzlich genehmigt, daß der mit dem 1. Preis ausgezeichnete Entwurf „Flachbrücke“ der Ausführung dbe gelegt wird. Die Vor⸗ arbeiten zur Ausführung ſollen ſo ſchleunig als nur möglich durchgeführt werden. Das Ergebnis des von der Arbeitsgemeinſchaft für Kinderer⸗ holung veranſtalteten Jeſtes für große und kleine Ceute wird ermöglichen, einer großen Anzahl bedürftiger Kinder einen Er⸗ holungsaufenthalt zu bieten. Der Stadtrat ſpricht allen denen, die durch Gaben oder durch Arbeit zu dem guten Gelingen des Feſtes beigetragen haben, in⸗beſondere den beiden Hauptleitern, Frau Frieda Jüdel und Herrn Medizinalrat Dr. Paul Stephant herzlichſten Dank aus. Dem Mannheimer Schaklub wird für den Oberrheiniſchen Schachkongreß in Mannheim am 1. mit 4. Auguſt ein Ehrenpreis bewilligt. Herr Karl Baer, der ſeine bedeutende Porzellanſammlung der Stadt Mannheim im September vorigen Jahres zugewandt hat, ſtellt dieſfer Sammlung eine von ihm bei der Verſteigerung der Samm⸗ lung Wurz in Berlin zum Preiſe von 4000 käuflich erworbene Porzellanplaſtik„Die gute Mutter“ zur Verfügung. Der Stadtrat nimmt dieſe Schenkung mit herzlichem Dank an. Um Mannheim im 88 Jlugverkehr mit München unmittelbar zu verbinden, was durch Verlängerung der bereitz beſtehenden Fluglinie München—Baden⸗Baden bis Mann⸗ heim ermöglicht werden ſoll, wird eine Subvention von 9609 Mark bewilligt *Ernannk wurde Profeſſor Eugen Emmerich am Realgum⸗ naſium Jin Mannheim zum Direktor der Realſchule in Eppingen. *Berſezt wurde Baurat Hermann Blank in Donaueſchingen in aleicher Eigenſchaft zum Bezirksbauamt Mannheim. Flora-Apotheke in Mannheim⸗Feudenheim. Dem Apotheker Dr. Ludwig Singhof in Ludwiashafen wurde die perſönliche Berechtigung zum Betrieb der Floraapotheke in Mann⸗ heim⸗Feudenheim verliehen. *Der Siebenſchläfertag. Am heutigen Tage blickt der Landmann mit einer gewiſſen Bangiakeit immer wieder nach dem Himmel, denn nach einer alten Wetterregel folat auf einen reaneriſchen Sieben⸗ ſchläfertag eine ſieben Wochen lange Regenzeit. Gegen dieſen Glauben, der nach überlieferter Meinung auf alter, unumſtöß⸗ licher Erfahrung beruht und feſt eingewurzelt iſt. hilft keine Meteoro⸗ logie. helfen keine Geſetze der Luftſtrömungen und ſonſtige durch Wiſſenſchaft errungene Kenntniſſe. Dennoch iſt hervorzuheben, daß nach meteorologiſchen Aufzeichnungen eine Reihe von Jahren der Regen nach einem verreaneten Siebenſchläfertage häufig ausgeblie⸗ ben iſt. während in anderen Jahren einem ſonnenhellen trockenen Siebenſchläfer eine andauernde Regenzeit folgte. eStädliſches Leihamt. Wie das Städtiſche Nachrichtenamt be⸗ richtet, betrug der Pfänderbeſtand beim Mannheimer Leihamt Ende April d. J. 18 506 Stück mit einem Werte von 189 880 M. Im Mai d. J. belief ſich der Zugang auf 8287 Stück mit einem Werte von 64361., der Abgang auf 8167 Stück mit einem Werte von 61089., ſodaß ſich der Pfänderbeſtand Ende Mai d. J. 110 18 626 Stück mit einem Werte von 193 143 M. ſtellte. Ende Ma 1924 betrug der Pfänderbeſtand 10 554 Stück mit einem Werte von 80 448.; Ende Mai 1914 lauteten die entſprechenden Zahlenz 66 091(Stück) bezw. 481 533(Mark). Hauptbad des frankenhauſes. Laut Mitteilung des Städtiſchen Nachrichtenamtes wurden im Hauptbad der ſtädtiſchen Kranken⸗ anſtalten im Monat Mai 1925 insgeſamt 2358 Bäder und 1582 Maſſagen verabfolgt. Auf die Bäder entfallen: 84 Kohlenſäure⸗ bäder, 174 Fangobäder, 151 Dampfbäder, 1181 elektriſche Bäder, 497 FJichtennadelbäder, 265 Salzbäger, 6 Schwefelbäder. *Silbaene ermelt. Das Feſt der Silberhochzeit begehen am morgigen Serolo) Lückermeiſter Heinrich Gieſer und ſeine Ehe⸗ frau Roſa gah. Keun, Il 4, 23 wohnhaft. Zugleich feiert das Ehe⸗ paar ſein 25jähriges Geſchäftsjubiläum. Veranſtaltungen 8Die BVolks-Singakademie veranſtaltet am Samstag, 4. Juli, im Friedrichspark unter Leitung von Prof. Schattſchneider einen„Liederabend im Freien“, bei dem eine Reihe der ſchönſten Volkslieder zum Vortrag kommen werden. Zum Schluß des Kon⸗ zertes wird von 80 Sängerinnen der Volksſingakademie ein Volks⸗ liederreigen vorgeführt. Mannheimer Künſtlertheater„Apollo“. derin“, die allabendlich vor vollem Hauſe mit ſtürmiſchem Beifall in Soene geht, wird auch heute, morgen Sonntag und die folgenden Tage in der Premierenbeſetzung gegegeben. cdDer Leitung der Gartenbauausſtellung Ludwigshafen iſt es gelungen, auf Sonntag, den 5. Juli den Lehrergeſang⸗ berein Mannheim⸗Ludwigshafen zu einem großen Konzert in der Feſthalle zu gewinnen.„Die hervorragende Chor⸗ bereinigung wird unter Werner v. Bülows Führun zwei Chorballaden, ſowie Kompoſttionen von Schumann und Brahms nebſt einer Anzahl von Volksliedern und heiteren Sachen vortragen. Der neunſtimmige Chor von Cornelius wird ungeteiltem Intereſſe begegnen. Zwiſchen die Männerchöre ſind erleſene Darbietungen einer namhaften ſoliſtiſchen Kraft(Frau Jane Freund⸗Naue n) eingeſtreut. geοοοοοοοͥͤο,t¼ůe. 0 2—— 8 Vialonga- Wurmperlen seit 15 Jahten als durchaus zuverlässiges Mittel gegen 0 Spul- und Madenwürmer angewandt Emss 5 „Die kleine Sün⸗ Ueberall erhältliech. -Sοο das uns in Armen hält. Weiß nicht, wohin michs leite, weiß nicht, wohin ich ſchreite, mein Herz iſt wohlbeſtellt: Ich wandre in die Weite, wohin es Pan gefällt. Der hat mit tauſend Blüten mir meinen Weg erhellt. 0 10 55 Unbekümmert wie dieſes Gedicht iſt der ganze Bierbaum: Er iſt ſpieleriſch, tändelnd; und wenn er die Sehnſucht,, Wirkung in mög⸗ lichſt weite Kreiſe des Vaterlandes zu tragen“ in dieſer Art erfüllt, o iſt das eine andere Art, als man ſie ernſthaft wünſcht. Aber zu olchem Schenken fehlt ihm eben das S wergewicht der Dichterper⸗ önlichkeit. Auch ſein Wirken an der„Inſel,, am„Pan“ und am „Goethe⸗Kalender“ iſt, ſo ernſt gemeint es war, nicht weitreichend und gar zeitbeſtimmend, obſchon er ein geſchickter Propagator und eſcheiter Eſſayiſt war; und ſeine Arbeit unter„Gumpelinos“ gol⸗ r. Szepter am Trianon⸗Theater iſt eine hochkomiſche Eintags⸗ angelegenheit, die im Lachen und Schimpfen des Berliner Premiéren⸗ ublikums verſtarb. 5 Epiſch keſert er in ſeinem„Stilpe“ ein Dokument zyniſcher Ungeniertheit, das heute nur noch durch die perſiflierten Perſönlich⸗ keiten Scheerbarts, Hilles und Meyer⸗Gräfes intereſſieren kann. Sein voluminöſer„Prinz Kuckuck“ aber ſcheucht den Leſer durch die„Entwicklung“ des Helden in Bordells, Ehebrüchen uſw. Hier malt Bierbaum, wie er ſagt,„mit der Pyrotechnik des Geiſtes“; aber ſelbſt die ſchönſte Feuerwerkerei zaubert aus einem Perverſitäten⸗ kabinett niemals eine honorige Kunſtausſtellung! Gerne möchte Bierbaum ein Satiriker guten Formats ſein; indes ziſt er in ſeinen guten Momenten höchſtens in ſeinen weniger guten iſt er ar oft geſchmackloſer Poſſenreißer 1 51 0 die Gerechtigkeit, auch des„Träumers“ Bierbaum zu gedenken. Da gibt es Einiges, das auch heute noch be⸗ ſteht und in echt lyriſcher, gefühlsinniger Beſinnlichkeit für ihn ein⸗ nimmt. So etwa die„Grabinſchrift für meinen Vater“, oder die zarte Legende von der ſchwarzen Laute, die„aus dem Roſenſtock vom ſtrömte Gedicht„zwiſchen Saat und Senſe“ und als ſchönſtes jenes „Abendlied“, 5 1755 zum verſöhnenden Schluß ausklingen mag: „Die Nacht iſt niedergangen, die ſchwarzen Schleier hangen nun über Buſch und Haus. Leis rauſcht es in den Buchen, die letzten Winde ſuchen die vollſten Wipfel ſich zum Neſte aus. der müden, müden Welt. Nur noch ein zages Beben fühl durch die Nacht ich weben, auf die der Friede ſeine Hände hält...“ das Nationalſeſt in Guenos Nires Von Baurat Dr. Ing. Wilhelm Teubert⸗Mannheim“) So einig und freudig wird ſeit Jahren in Deutſchland kein FJeſttag mehr begangen, wie in Buenos Aires der Tag, an dem der Nationalheld, General San Martin, die Unabhängigkeit Argentiniens, das heißt, die Loslöſung aus der ſpaniſchen Knechtſchaft, verkündet hat. Dies war der Abſchluß der Kämpfe zwiſchen den Kreolen— wie die im Lande, auch aus einem Blute entſtandenen Spanjer vom Mutterlande verächtlich genannts und dementſprechend behandelt wurden— und der Macht der ſpani⸗ ſchen Herrſchaft. Letztere wurde zu Lande von San Martin, zur See durch Admiral Brown, einem Iren, vernichtet. Am 25. Mat 1810 wurde vom Stadtrat das Mandat des ſpaniſchen Vizekönigs für erloſchen erklärt und die im Namen König Ferdinand VII. geführte Regierung durch einen Ausſchuß von neun Argentiniern unter dem Vorſitz des Oberſten Saavedra erſetzt. Die Dankbar⸗ keit und Verehrung für den Befreier von dem blutſaugenden und durch Verachtung vergifteten Joche Spaniens zeigt ſich in den zahlreichen Verewigungen des Namens San Martin, die von den ſchönſten Denkmälern und Stadtplätzen bis zum Cocktail geht, und findet ihren Höhepunkt in dem jährlich, diesmal zum 115. Mal, gefeierten Befreiungstage. Man macht ſich kaum eine Vorſtel⸗ lung von der wirklich in Europa nicht erreichten Einheitlichkeit des Fahnenſchmuckes der Straßen, noch weniger einen Begriff von der Wirkung, die das mit Millionen von Glühbirnen gezeichnete Bild der Straßen und Plätzen hervorruft. Ich habe vom Turm des Regierungspalaſtes das allmähliche Aufflammen der Illumi⸗ nationsanlagen, die zum Teil ihrer koſtbaren Anlage wegen das ganze Jahr über an den Häuſern bleiben, zum Teil aber auch jedes Jahr in neuen geſchmackvollen Linien entworfen werden, für den Film aufgenommen, der in der„Ufa“ das Ergebnis meiner Weltreiſe veröffentlichen wird. Beſonders eindrucksvoll war die mit dem Nationalfeiertag ſtets verbundene Parade der arentiniſchen Truppen, die der Präſident ) Der Verfaſſer befindet ſich, wie wir unſern Leſern ſ. Zt. mitteilten, auf einer Weltreiſe, von der er laufend der„N. Mannh. Ztg.“ berichten wird. Der obige Bericht iſt gewiſſermaßen Noch einmal leis ein Wehen: dann bleibt der Atem ſtehen eine feuilletoniſtiſche Einleitung der ſpäteren, die ſich vornehmlich mit volkswirtſchaftlichen und techniſchen Problemen des Auslands 1 abſchreitet, wenn er nach dem feierlichen Tedeum in der biſchöf⸗ lichen Kathedrale in den Regierungspalaſt zurückkehrt, wo der Empfang des diplomatiſchen Korps ſtattfindet. Ein glücklicher Zufall gab mir einen Platz gegenüber der Kathedrale, bon dem aus ich den Präſident Dr. Albear beim Verlaſſen der Kirche auf⸗ nehmen und wenige Schritte vor ihm hergehend das Salutieren der Truppen im Bilde feſthalten konnte. Dieſe Freiheit, die man im Intereſſe der Popularität des hohen Beamten und der Staats⸗ gewalt in dieſem Lande genießt, ſticht vorteilhaft ab bon den ſtrengen Abſperrmaßnahmen, die wir bei ähnlichen Gelegenheiten früher und auch jetzt noch zu handhaben gewohnt ſind. Das Feſt, das nicht nur bei den militäriſchen Organiſationen der Kriegs⸗ ſchiffwerft, der Marineſchule und der jetzte gerade auf ihr 25jähr. Beſtehen zurückblickenden Kriegsakademie, ſondern auch mit beſon⸗ derem Ernſt in allen Schulen gefeiert wurde, findet ſeinen Ab⸗ ſchluß in der Feſtvorſtellung des Colontheaters. Dieſer Prachtbau, der mit 3750 Sitzplätzen das zweitgrößte Theater der Welt iſt, ver⸗ einigte zu einer in teils ſpaniſcher und teils franzöſiſcher Sprache geſungenen Aufführung der Maſſenetſchen Oper„Thais“ die große Geſellſchaft der 2 Millionenſtadt. Trotz des in Europa kaum ge⸗ Brillantenſchmucks ſchöner Frauen, die von den acht Rängen es Theaters die unteren vier in der gangen erſten Reihe ein⸗ nahmen, hing das Hauptintereſſe an der Regierungsloge, in der ſich ſämtliche Miniſter um den Präſidenten Dr. Al bear ſchar⸗ ten. Sein Anſehen iſt noch geſtiegen, er kürzlich durch ſeine Verſtändigung mit dem früheren deutſchfreundlichen Präſi⸗ denten Irigohen die politiſchen Anſichten zu einer be⸗ neidenswert erſcheinenden Einigkeit zuſammengeführt hat. Theater und Muſik Mannheimer Künſtler auswärts. Im Rahmen eines Symphoniekongertes der Weimarer Staatskapelle unter Leitung von Dr. E. Prätorius ſpielten die Brüder Hans Köt⸗ ſcher, Konzertmeiſter in Düſſeldorf und Walter Kötſcher, Konzertmeiſter beim Landesſymphonie⸗Orcheſter in Ludwigshafen, das Doppelkonzert von J. Brahms. Die Weimarer Zeitungen ſchreiben darüber folgendes:„Die beiden Brüder Kötſcher ſind in Weimar wohlakkreditierte Künſtler, über deren Können kaum etwas geſagt zu werden braucht. Sie ſpielten das ungeheuer ſchwere Werk von Brahms in einer Weiſe, daß das Publikum zu ſtürmiſchem Beifall hingeriſſen wurde.“—„In den beiden Brſt⸗ dern Kötſcher waren ideale Künder des herrlichen, tiefen Wer⸗ kes vereint, die allen Anforderungen in vollkommenſter Weiſe ton⸗ lich wie techniſch entſprachen. Beide Künſtler, die von den zahl⸗ reichen Zuhörern mit Begeiſterung gefeiert wurden, ließen den befaſſen werden. Schriftleitung. Wunſch rege werden, ſie öfter hier in ihrer Weimarſchen Heimat zu hören.“ — — Nr. 291 Reue Mannhelmer Jeltung lMittag ⸗Nusgade) Samskag, den 27. Junl 1925 75 Jahre Mainzer Anzeiger Am heutigen 27, Juni ſind es gerade 75 Jahre her, daß der — Anzeiger“, die z. Zt. größte und am meiſten ver⸗ eitete Tageszeitung Heſſens, gegründet wurde. Aus dieſem Anlaß veranſtaltet die Mainzer Verlagsanſtalt und Druckerei .⸗G. am Mittag eine größere Feier mit anſchließendem Feſtmahl, zu der zahlreiche Einladungen an die ſtaatlichen und ſtädtiſchen Be⸗ hörden, an die Preſſe, wie auch an Einzelperſonen ergangen ſind. Zu gleicher Zeit läßt der Anzeiger, neben ſeiner, beſonders reich aus⸗ tatteten aktuellen Nummer, eine eigene Feſtnummer er⸗ ſcheinen, in der die Entwicklung des wirtſchafllichen, ſozialen und geiſtigen Lebens der Stadt Gutenbergs im Lauf der letzten 25 Jahre in verſchiedenen, von berufenen Federn ſtammenden Artikeln ge⸗ ſchildert wird. Aus ganz kleinen Anfängen iſt der Anzeiger hervorgegangen. Seine Gründung fällt in jene, wenig erfreuliche Epoche, Ne den Sturmjahren 1848/1849 unmittelbar ſolgte, und er erſchien erſtmalig als„Mainzer Straßenanzeiger“ im Verlag von J. Gotts⸗ leben, Steingaſſe. Gottsleben, der 1822 in Mainz geboren war. Ganz allmählich ſtellten ſich feſte Bezieher ein, die die Möglichkeit boten, die Zeitung weiter auszubauen und am 2. Mai 1853 in weſent⸗ lich erweiterter Form als„Täglicher Anzeiger“ erſcheinen zu laſſen. Das Blatt erfuhr ſchon 1854 eine neue gründliche Umwand⸗ lung und erſchien nunmehr als„Mainzer Anzeiger“, unter welchem Titel das Blatt heute noch beſteht. Infolge ſeiner freiheit⸗ lichen Geſinnung, die er natürlich auch in ſeinem Blatt nicht ver⸗ hehlte, hatte Gottsleben freilich manchen Konflikt mit den Behörden und dem damals ſehr ſtrengen Preßgeſetz zu beſtehen. Aber deſſen⸗ ungeachtet arbeitete er unverdroſſen an der Erweiterung ſeines Un⸗ ternehmens, das alsbald größere Räumlichkeiten beanſpruchte und in die Welſchnonnengaſſe überſiedelte, Namentlich während und nach den Kriegsjahren von 1870/71 gewann das Blatt zahlreiche neue Freunde und Abonnenten infolge ihres entſchloſſenen Eintretens für ein großes, einiges Deutſchland. Einen weiteren Aufſchwung erfuhr dann das Unternehmen durch den Ankauf der C. O. Köhler⸗ ſchen Druckerei, die am 1. Januar 1971 in Gottslebens Beſitz über⸗ ging. Dieſer ſelbſt trat im Jahre 1884 von den Geſchäften zurück und übergab ſie ſeinem Sohn Johann Baptiſt. Er ſtarb nach einem urbeitsreichen Leben am 30. Auguſt 1888. Im Jahre 1897 trat eine entſcheidende Wendung in der Geſchichte des Mainzer Anzeigers ein und zwar durch die Verſchmelzung der Firma J. B. Gottsleben mit der Firma Florian Kupfer⸗ berg zu einer Aktiengeſellſchaft unter der Firma Mainzer Ver⸗ lagsanſtalt und Druckerei,.⸗G. vormals J. Gotts⸗ leben und Florian Kupferberg. Die neue Geſellſchaft bezog die Geſchäftsräume der Kupferbergſchen Druckerei im Hauſe Große Bleiche 48 und wurde dem Direktor Joſef Will unterſtellt. In der neuen Aera ging der„Mainzer Anzeiger“ mit ſchnellen Schritten einer ausſichtsreichen Zukunft entgegen. Unter der Chef⸗ redaktion Franz Ludwigs und Karl Nohaſchecks, der noch heute als Hauptſchriftleiter tätig iſt, wie unter der Mitarbeit befähig⸗ ter Reſſortredakteure wie Wilhelm Schneider(ſeit 1906) und Ludwig Lautz(ſeit 1916), dem früheren langjährigen Hauptredakteur des Mainzer Tagblatts, nahm das Blatt einen unerwartet raſchen und großen Aufſchwung und fand in ganz Heſſen, aber auch im Mheinland, im Naſſauiſchen und den angrenzenden Gebieten ſtändige Leſer und getreue Förderer. Anfangs Januar 1916 ging das Organ r früheren nationalliberalen Partei, das„Mainzer Tag⸗ blatt“, in den Verlag der Mainzer Verlagsanſtalt über und wurde nach 110jährigem Beſtehen Ende 1924 mit dem Anzeiger verſchmolzen, nachdem 1920 bereits auch der„Mainzer Neueſte Anzeiger“ erworben worden und im Anzeiger aufgegangen war. Im den 28 Jahren, die nunmehr ſeit Beginn der neuen Epoche verfloſſen ſind, haben ſich große Umwälzungen auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens vollzogen, die natürlich auch einen tiefgehenden Einfluß auf die Ausgeſtaltung des Blattes gehabt haben. Direktor Joſef Will war immer bemüht, das Unternehmen der Zeit anzu⸗ ſſen und trotz mancher Schwierigkeiten, die er zu überwinden 115 gelang es ihm auch, ſeine Pläne ausnahmslos durchzuführen. urch allerlei An⸗ und Umbauten fand der Betrieb eine weſentliche Vergrößerung: alle maſchinellen Einrichtungen der Buch⸗ und Stein⸗ druckerei wurden nach den modernſten Syſtemen vervollkommnet, das Redaktions⸗ wie auch das kaufmänniſche und techniſche Perſonal er⸗ fuhr eine ſtarke Vermehrung, und ſo iſt das Bild, das der Betrieb 1 5 bietet, das eines durchaus modernen Unternehmens, das allen nforderungen vollauf gewachſen iſt. In der Schriftleitung des„Mainzer Anzeigers“ ſind außer Direktor Will gegenwärtig ſteben Haupt⸗ und Reſſortredakteure tätig, und zu ihnen kommt noch eine größere Anzahl ſtändiger Mitarbeiter auf den Gebieten der Kon⸗ 1 85 Theaterkritik, der Kommunalpolitik, der Wiſſenſchaft und der Die letzten Jahre, namentlich das Jahr 1923, brachten dem Mainzer Anzeiger“ mannigfache Schwierigkeiten infolge der durch den Ruhrkonflikt hervorgerufenen politiſchen und wirtſchaftlichen Ver⸗ hältniſſe. Anderthalb Jahre lang mußten Direktor Will und Chef⸗ bedakteur Nohaſcheck außerhalb ihrer langjährigen Wirkungsſtätte weilen, nachdem beide mehrwöchentliche Gefängnisſtrafen verbüßt und dann ausgewieſen worden waren. Erſt durch das Londoner Ab⸗ kommen wurde ihnen die Rückkehr nach Mainz ermöglicht. Jetzt ſind glücklicherweiſe wieder friedliche Zuſtände im beſetzten Gebiet einge⸗ kreten und beſſere Zukunftsausſichten vorhanden. Und ſo kann denn nuch der Mainzer Anzeiger mit friſchem Mut und neuen Kräften an die großen Aufoaben herantreten, die ihm die Grgenwart ſtellt, um die Zahl ſeiner Freunde immer mehr anwachſen zu ſehen und allen Volksſchichten ein treuer, zuverläſſiger Führer und Berater zu werden., * „Steuerverteilungsgeſetz. Das badiſche Staatsminſterium hat mit Entſchließung vom 10. Juni 1925 den Finanzminiſter und den Miniſter des Innern ermächtigt, die in einem Erlaß vom 14. April 1925 erwähnte vorſchüßliche Zahlung aus eingehenden Ueber⸗ weiſungsſteuern an Gemeinden und Kreiſe und die ent⸗ Behandlung der Schullaſten auch für den Monat uni 1925 durchzuführen. Gegen das Weinſteuergeſetz. Der 50. Deutſche Gaſtwirtstag nachm einſtimmig eine Entſchließung an, die ſich energiſch gegen das Weinſteuergeſetz in der Regierungsvorlage wendet. Es wird gefordert, daß die Wirte bereits verſteuerten Wein beziehen dürfen, alſo für Verbraucher und nicht als Weinhändler zu gelten haben. Für Obſtwein ſoll nur die Hälfte des Weinſteuerſatzes erhoben wer⸗ den und Schaumwein dürfte nicht höher beſteuert werden, als die übrigen Das Reichsfinanzminiſterium ſoll gebeten werden, vor Ver⸗ abſchiedung des Geſetzes mit den Vertretern des Gaſtwirts⸗Gewerbes zu verhandeln. BVerpackung der Warenproben. Warenproben nach dem Aus⸗ land werden immer noch ungenügend verpackt. Insbeſondere trifft dies zu bei Sendungen nach weiter entfernten Ländern und nach Ueberſee. Die Warenproben gehen dort häufig in beſchädigtem oder rriſſenem Zuſtande ein, weil die Beſchaffenheit des Verpackungs⸗ toffes den Anforderungen einer längeren Beförderungsdauer nicht entſpricht. Auf die unbedingte Notwendigkeit, Warenproben, na⸗ mentlich ſolche nach überſeeiſchen Ländern ſorgfältig zu verpacken und haltbare Umhüllungen zu verwenden, wird daher erneut hingewieſen. * Opfertag„Brüder in Nok“. Die Reichsſammlung„Brüder in Not“, in der die Deutſchtumvereine und die großen charitatiwen Organiſationen Deutſchlands ohne Unterſchied der Konfeſſion und Partei zuſammengefaßt ſind, wird zugunſten notleidender Deut⸗ cher im Auslande, vor allem in Rußland, Jugoſlawien und in den abgetretenen Gebieten, am 27. und 28. Juni öffentliche Sammlüngen durchführen. Die Deutſche Studentenſchaft hat ſich für dieſen Opfertag„Brüder in Not“ zur Verfügung geſtellt, da ſie zuſammen mit der Reichsſammlung„Brüder in Not“ Mittel für die ſudetendeutſchen Studierenden aufbringen will. Es gilt hier die Exiſtenz junger Deutſcher zu erhalten, die auch für ihr Deutſchtum ſchwer zu ringen haben. Viele Organiſationen der Jugendbewegung ſtellen ſich gleichfalls in den Dienſt des Opfertages„Brüder in Not“, ſo der Ausſchuß der deutſchen Jugendverbände, der Jung⸗ und die Jugendorganiſationen der charitgtiven — Nus dem Lande Perſonalveränderungen im badiſchen Slaatsdienſt Ernannt wurden: Vikar Hermann Weber in Berlin, als Pfarrer in Freiburg ee, Vikar Jakob Lauth in Horn⸗ berg als Pfarrer in Tu 4 5 ikar Friedrich Spörnöder in Meckesheim als Pfarrer in Stebbach, Pfarrverwalter Karl Dür r in Pforzheim⸗Brötzingen als Pfarrer daſelbſt, Adolf Lipps in Bodersweier als Pfarrer daſelbſt, ee Her⸗ mann Treiber in Kadelburg als Pfarrer daſelbſt, Pfarrverwalter Fritz Horch in Triberg als Pfarrer daſelbſt, Pfarrer Otto Zim⸗ mermann in Keppenbach, als Pfarrer in Karlsruhe⸗Mühlburg, Pfarrer Artur Thiel in Uiffingen als Pfarrer in Keppenbach; Forſtaſſeſſor Herbert Reiß beim Forſtamt Waldkirch zum 2. Be⸗ amten der Forſtverwaltung mit der Amtsbezeichnung„Oberförſter“; die Kanzleiaſſiſtenten Heinrich Hummel beim Amksgericht Heidel⸗ berg, Alfred Klotz beim Amtsgericht Wiesloch, Wilhelm Müller beim Landgericht Konſtanz, Hugo Wagner bei der Staatsanwalt⸗ ſchaft Offenburg zu Kanzleiſekretären. Verſetzt wurden: Notar Dr. Robert Vierneiſel in Stetten a. k. M. nach Wolfach, Juſtizinſpektor Georg Heck beim Amtsgericht Wolfach zum Amtsgericht Villingen, die Juſtizober⸗ ſekretäre Ludwig Faas beim Amtsgericht Radolfzell zum Amts⸗ gericht Donaueſchingen, Paul Glattfelder beim Notariat Wolfach zum Amtsgericht daſelbſt und Amtsgehilfe Heinrich Wolf beim Amtsgericht Radolfzell zum Amtsgericht Waldshut. Kirchlich wurden: Otto Heinrich Schmitt, bisher Pfarrverweſer in Watterdingen, als Pfarrer daſelbſt, Otto Heidel, bisher Pfarrverweſer in als Pfarrer daſelbſt, Joſef Diemer, bisher Pfarrverweſer in Rippberg als Pfarxer da⸗ ſelbſt, Otto Deisler, bisher Pfarrverweſer in Eichſel als Pfarrer daſelbſt, Chryſoſtomus Fauth, bisher Pfarrverweſer in St. Georgen i. Schw. als Pfarrer daſelbſt, Karl Wittemann bisher Pfarrer in Oberbalbach als ſolcher in Unterbalbach, Viktor Merkle, bisher Pfarrer in Waltergweier als 85 in Bleibach, Hermann Häfner, bisher Pfarrer in Rippberg als ſuler in Oberbalbach, Ignaz Kraft, bisher Pfarrer in Burbach als ſolcher in Achkarren. Zuruhegeſetzt auf Anſuchen wurde Pfarrer Wilhelm Engelhardt in Ladenburg. Geſtorben: Joſef Kimmig, Profeſſor am Realgymnaſium mit Realſchule in Weinheim. Fh Schwetzingen, 26. Juni. Mit Rückſicht auf die ungünſtige Wetterlage wurde die Sonnwendfeier auf Sonntag, deg 5. Juli, verſchoben. Am gleichen Tage wird nachmittags im Schloß⸗ garten eine große vaterländiſche Kundgebung zur rheiniſchen Jahrhundertfeier veranſtaltet, bei der bedeutende Redner ſprechen werden.— Am Sonntag, den 28. Juni, findet wiederum ein Schloßgartenkonzert ſtatt. Es iſt dem Verkehrsverein und der Schloßgartenverwaltung gelungen, die beſtbekannte Kapelle der badiſchen Polizeimuſiker(Muſikdirektor Heiſig) zu gewinnen. Bei ungünſtiger Witterung wird das Konzert in den Zirkelſälen ab⸗ 1 7 55 Inhaber von Dauerkarten haben freien utritt. I. Sulzfeld, 25. Juni. Da bei der Volkszählung nur 2265 Perſonen gezählt wurden, ſo iſt gegen die vorige mit 2471 ein Rückgang um 206 Perſonen eingetreten. Und trotzdem hapert es an Wohnungen. O Gundelsheim, 24. Juni. Gundelsheim beging am letzten Sonntag unter großer Teilnahme von hier und auswärts ſeinen Heimattag. Der hiſtoriſche Boden, dieſer durch ſeine guten Weine bekannten Sdadt, mit ſeinem beherrſchenden Schloß Horneck, das heute ein weitbekanntes Sanatorium enthält, iſt wie kein zweiter Platz im Neckartal zum feſtlichen Gedenken an den großen Bauernkrieg von 1525 geſchaffen. Das Feſtſpiel„Jörg, der Stein⸗ metz von Gundelsheim“ von dem Darmſtädter Dichter Hans Werner Langer, bot in ſeiner einfachen, ſchlichten und rhythmiſchen Sprache ein getreues Abbild jener revolutionären Zeiten, vor allem der Bauern und ihren bemperamentvollen Führern Der erſte Akt ſchildert uns die materielle und ſoziale Not des Bauernſtandes, die die Urſache zum Aufſtande bildeten. Im zweiten Auftritt begegnen uns auf der einen Seite die fanatiſchen, zerſtörungswütigen Bauern⸗ ſcharen, denen nur wenig edelgeſinnte Elemente die Stange halten können. Der letzte Auftritt bringt die Löſung. Nach dem Bauern⸗ krieg hält der Deutſchmeiſter Walter von Cronberg in Gundelsheim ſeinen Einzug, dem die Bauern ihre Huldigung darbringen. Die Spieler, Gundelsheimer Einwohner, ſpielten flott und voll Tempe⸗ rament. Das Spiel, welches nächſten Sonntag und Montag wieder⸗ holt wird, iſt wert in weiteſten Kreiſen bekannt zu werden. Sportliche Rundſchau Oeſterreichiſche Alpenfahrt Von Salzburg zum Bodenſes Lindau, 25. Juni. Trotz wiederholter Regengüſſe wird dieſe Etappe quer durch Tirol für die Alpenfahrer eine der„erholungsreichſten“ geweſen ſein. Denn endlich einmal gabs leidlich gute Straßen. Zwar— biele, viele Kilometer waren noch reparaturbedürftig, zerfahren, zerlöchert, geſchottert, aber ganz ſo peinigend wie an den Vortagen wars diesmal eben nicht. Drum wird auch die Summe der Strafpunkte dieſes vierten Fahrtages geringer ſein, als auf den erſten drei Etappen. Manche bereits ausgeſchiedenen Teilnehmer hat die große Reue gepackt, daß ſie nicht doch durchgehalten haben. Weil heute nur noch ein Drittel aller in Wien Geſtarteten ſtraf⸗ punktfrei ſein dürfte, haben auch die ſchon mit Punkten belaſteten immer noch gute Ausſichten, und wenn auch nicht auf Sieg, ſo doch auf„Platz“, und den Fabrikanten hätten ſie zu Teampreiſen verhelfen können. Die Beſtimmung, daß„Fahrer, welche eine Teilſtreckenkontrolle mit mehr als 15 Prozent Verſpätung erreichen oder die ihnen vorgeſchriebene Zeit um mehr als 15 Prozent unter⸗ bieten, ſcheiden aus dem Wettbewerb aus“— iſt in ihrer Strenge immerhin begrüßenswert, denn Unklarheiten werden damit aus⸗ geſchaltet. Für deutſche Zuverläſſigkeitsfahrten ſowohl für Wagen als für Motorräder, ſei dieſer Paſſus zur Nachahmung empfohlen! Die beiden auf der dritten Etappe auf der Turracher Höhe im Schlamm verſackten Benz Wagen mit Walb⸗Mannheim und Werlin⸗München am Steuer, waren am Vorabend in Salzburg doch noch eingetroffen. Allerdings ſpät am Abend. Heute hielten ſie wieder wacker mit, und wenn auch ohne Hoffnung auf Sieges⸗ preiſe, ſo wollen ſie doch wenigſtens die Fahrt beenden. 476,5 Km. maß die Wagenſtrecke, 377,2 Km. die Motorradſtrecke. Im Regen gings aus Salzburg heraus, und die ſchlüpfrigen Straßen boten mancherlei Gefahren. Die Motorradkolonne auf dem Wege über Reichenhall, alſo quer durch bayriſches Gebiet, die Wagenkolonne auf dem Wege über St. Johann, Bruck, Kitzbühel trafen vor Inns⸗ bruck auf gemeinſame Straße; über den Arlbergpaß führte dann der Weg durch Bregenz nach Lindau. Ausgeſchieden iſt auf dieſer Gtappe Frh. v. Egloffſtein⸗ München, der ſich auf ſeinem Triumph⸗Motorrade bis dahin in ſo ausſichtsreicher Poſition gehalten hatte. Fräulein Stinnes, die auf der Turracher Höhe große Verſpätung erlitten hatte, war noch im Laufe der Nacht in Salzburg angekommen und hielt jetzt wie⸗ der wacker mit. Erfreulich regelmäßig halten ſich das Tatra⸗ und das Perl⸗Team. Alle drei Tatra und alle drei Perlwagen bleiben immer in gleichen Abſtänden hintereinander, und dieſe Regel⸗ mäßigkeit wirkt eindrucksvoll. In kurzen Abſtänden dicht hinter⸗ einander halten ſich auch während der ganzen Fahrt die Preſto⸗ Wagen. Der infolge einer geringfügigen Panne auf der dritten Etappe ausgeſchiedene Preſto hält unter Führung von Heinrich Rietz⸗Mannheim als Preſſewagen ſo ausgezeichnet mit, daß ſein Konkurrenz⸗Ausſcheiden umſo mehr zu bedauern iſt. Tapfer bet der Kolonne iſt nach wie vor einer der deutſchen Faun⸗Wagen. Der Schäferſche N. A,., der Czermakſche Selve, die beiden Mer⸗ cedes— ſie alle halten ſich glänzend. Auf der ganzen Alpenfahrt iſt die Fahrerxaufnahme freundlich. Stadt und Dorf haben geflaggt, und erſtaunlich groß iſt die Zahl der ſchwarg ⸗rot⸗goldenen und ſchwarz⸗weiß ⸗ roten Slaggen die gum Gruße der deutſchen Alpenfahrer wehen. Die Wegemarkierung iſt jetzt auf der Höhe. Nicht ganz befriedigend iſt die Quartierunter⸗ bringung der Alpenfahrtteilnehmer, und unbefriedigend auch die Prefſeorganfſation. Wer noch ſtrafpunktfrei iſt, welche Teams, welche Motorradfahrer— das war noch nicht zu erfahren. tige Alpenfahrten bedürfen auch hierin eingehenderer Vorberei⸗ tung, denn ſchließlich wollen doch Oeffentlichkeit und Fahrer wiſſen, wie ſie im Felde liegen! Siegfried Doerschlag? Waſſerball Der ungariſche Waſſerballmeiſter in Stuttgark 3. Bezirk Budapeſt—„Schwaben“ Stuttgart:1 Die ungariſche Meiſtermannſchaft, die bei Erſcheinen dieſes Be⸗ richts bereits in Mannheim weilt, war am Donnerstag bei dem Schwimmerbund„Schwaben“ in Stuttgart zu- Ge In dem vereinbarten Klubwettkampf, beſtehend aus Schwinmme⸗ kämpfen und ſiegte Ungarn überlegen und konn gleichzeitig verſchiedene Bahnrekorde aufſtellen. 5 Das Waſſerballſpiel wurde von den Ungarn, die ſich in blen dender Form befanden, in beſtechender Manier abſolviert und en⸗ dete für Budapeſt:1. Die Leitung des Spiels lag in Händen des Herrn Walther Blank, Waſſerballtrainer des S. V. Mannheim, Die Ungarn zeigte eine kaum glaubhafte Schnelligkeit und eine überragende Spieltechnik, wie man ſie wohl noch nicht geſehen hat. Ihre Spielweiſe iſt abſolut fair und von einer hinreißenden Flüſſig⸗ keit. Der Geſamteindruck der Mannſchaft mit ihren durchweg kleinen höchſtens mittelgroßen Geſtalten, von ſchmaler zäher Statur, iſt der höchſter ſportlicher Vollendung und ausgeprägter Aeſthetik. Warum der ungariſche Waſſerballmeiſter als auserleſene Sportmannſchaft Weltruf beſitzt, das offenbarte ſich gleich beim erſten Wettkampf un, fand in dem ſpontanen Beifall der Zuſchauer ungehemmten Ausdruck. Jedenfalls wird die Mannheimer Sportgemeinde bei dem heute abend im Schleuſenkanal an der Pegeluhr ſtattfindenden Waſſerball⸗ ſpiel mit Schwimmwettkämpfen ſich davon überzeugen können, was vollendete Schwimmtechnik und höchſte Waſſerballkunſt ſind. Wenn Ungarn in der gleichen hervorragenden Form wie in Stuttgart am Start erſcheint, 0 iſt ein Spiel zu erwarten, das wohl alles bisher Dageweſene in den Schatten ſtellen dürfte. Athletik Erfolge des Vereins für Körperpflege v. 1886 Mannheim Mit 7 erſten, 5 zweiten, 4 dritten und 4 vierten Preiſen, errungen nach ſchärfſter Konkurrenz am 20. und 21. Juni an zwei verſchie⸗ denen Plätzen und zwar auf dem nationalen Jubiläumswettſtreit in Neulußheim und bei den Großen nationalen Wettkämpfen in Wies⸗ baden, welche aus Anlaß der Wiesbadener Sportwochen ſtattfanden, kehrten Mitglieder des..K. 86 heim. Beſonders groß war die Ver⸗ anſtaltung in Wiesbaden in der Schwer⸗, Leichtathletik und im Boxpen, wo ſich die Eliteklaſſe aus Süd⸗ und Weſtdeutſchland mit über 450 Bewerbern eingefunden hatte. Folgende Ergebniſſe geben erneut Zeugnis von den ſchönen Leiſtungen der Kämpfer des..K. 86. Gewichtheben: 2. Preis T. Dörr im Fliegengewicht, 1. Preis A. Seckel im Bantamgewicht, 1. Preis A. Depuhl im Mittel⸗ gewicht A, 2. Preis Fr. Haier im Schwergewicht, 4. Preis R. Meier im Federgewicht, 7. Preis W. Küchler im Federgewicht, 2. Preis W. Albrecht im Mittelgewicht B, 3. Preis A. Neß in der mittleren Altersklaſſe, 1. Preis W. Reinfrank im Mittelgewicht A, 2. Preis Hch. Wichtel in der leichten Altersklaſſe, 4. Preis O. Ludäſcher in der Aelteſtenklaſſe. Ringen: 1. Preis Fr. Haier im Schwergewicht, 4. Preis Fersbach im Mittelgewicht A, 1. Preis A. Neß in der mittleren Altersklaſſe, 3. Preis E. Rudolph in der ſchweren Altersklaſſe, 4. Preis Hch. Wichtel in der leichten Altersklaſſe, 4. Preis O. Ludäſcher in der Aelteſtenklaſſe. Boxen: 1. Preis H. Ulmrich im Bantamgewicht, 1. Preis K. Krauth im Federgewicht, 2. Preis W. Fuchs im Leichtgewicht nach 3 Kämpfen, 3. Preis P. Ganter im Weltergewicht. Ügemein fiel der Kampfſtil dieſer Boxer auf, die immer wieder den Beifall des Publikunis ernteten. welche im großen Saale des Kurhaus⸗Propiſoriums Paulinen⸗ ſchlößchen in Wiesbaden abgewickelt wurden, lag in den bewährten Händen des Kreisboxwarts vom 4. Kreis(Baden, Pfalz) K. Cre⸗ zeli, Mannheim, während der Kreisboxwart vom 2. Kreis(Mittel⸗ rhein) J. Lucas, Fulda, ihm zur Seite ſtand. Die ſchwer⸗ und leichtathletiſchen Kämpfe ſpielten ſich unter Auf⸗ ſicht des Reichsſportwarts Brunner⸗Weingarten, auf dem ſchönen, neu errichteten, ſtädtiſchen Sportplatz Kleinfeldchen ab. Ver⸗ treter der ſtädtiſchen und ſtaatlichen Behörden wohnten mit großem Intereſſe den Veranſtaltungen bei. 6, H. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Juni Nhein-Pegei J 20 J 28. 24.] 28. 28. Z. Defar-Fenef 70f 75 21. 25. 20 If. Schuſteriuſel⸗.58.451,4601.42.421.30 Mannbeim 2942,82.88.85.84.85 ſtehl„„.542.46.5 404 48.46 Peilbronn.——— 2. — ——1—. *.14.054.04 04.03 Mannbeim.974.84 7½3% Kaub..„ 183.61 Nöln 145 147.441. 1. Waſſerwärme des Rheins: 180 C. Maxau. 2 4 2 1 1 I. Kniebis- Bergprüfungsfahre am 21. 6. 1925, veranstaltet vom Automobil-Club „Schwarzwald“ e. V. Offenburg.— Dank der vor- züglichen Qualität des„Continental-Reifens“ errang er auch bei dieser Fabrt eine Anzahl guter Erfolge. Die Siegerliste verzeichnete: Gruppe Krafträder 8 Sleger auf Continental Gruppe Tourenwagen — 5 Sieger auf Continental Gruppe Rennwagen über 8 St-PS der Singer auf Lontinenta ferner die schnellsſe Zeii ſür Kraſfräder sowie den Max Dold-Wanderpreis fuhr und gewann der Die Wettkampf⸗Oberleitung der Boxkämpfe, — 3 S S 82 Seerr — dasz 8 ſhegreich begonnen. 5 —— um etwa 0,50—1, Senstag, den 27. Junl 1028 neue Mannheimer Jeltung(Mittag⸗Kusgabe 7. Seite. Nr. 291 [[Neue Mannheimer Seitung Handelsblatt Mannheim, 26. Juni. 0 Die überſeeiſchen Forderungen waren in der verfloſſenen Woche mehrfachen lebhaften Schwankungen unterworfen, haben ſich —55 letzten Endes im Vergleich zur Vorwoche nur unweſentlich m ändert. Den amerikaniſchen Beſtrebungen, die Getreidenotie⸗ peden in die Höhe zu ſetzen, mußte ein Erfolg verſagt bleiben, 0 die in weiten Gebieten Europas eingetretenen Regenfälle die ergniſſe wegen der neuen Ernte zerſtreut haben. Gelbſt aus kebland. Polen und Bulgarien klangen die Nachrichten beſſer und Rehpten. das vorher als Käufer überſeeiſchen Getreides und ehles aufgetreten war, hat ſeine Ernte ebenſo wie Italien bereits Die letzte Veröffentlichung des Landwirt⸗ Hafllichen Inſtituts in Rom ſtellte feſt, daß Europa mir ner größeren als einer Durchſchnittsernte zu 18 chnen haben wird. Die letzten Forderungen im Cif⸗Geſchäft hulten ſich für La Plata⸗Weizen, Roſario, 79 Kg., auf 15,85 Fl. Uen Baruſo, 79 Kg., auf 15,50 Fl., für amerikaniſchen Kanſas⸗ eizen auf 16,45 Fl. für die 100 Kg. cif Rotterdam. Roggen Aatenete etwas mehr Intereſſe; Weſtern⸗Roggen II wurde cif duſerrdam mit 12,40 Fl. angeboten. Nachfrage erhielt ſich für er und Futtergerſte. White clipped Hafer, disponibel und einſchwimmend, wurde mit 19,50, Canada Weſtern mit 21,50% fanko Mannheim angeboten. 9 Der Gerſtenmarkt lag ziemlich verödet, da gute Brau⸗ lolte deutſcher Herkunft nicht mehr zum Angebot gelangte. Beim odeutſchen Großhandel liefen Berichte aus Dänemark, duah.ren und der Tſchechoſlowakei ein, die die Ernte⸗ besſichten in dieſen Ländern als günſtig ſchilderten. Der Stand er Gerſte in Oeſterreich iſt danach befriedigend; in der owakei, wo bisher ziemlich geklagt wurde, haben die Aus⸗ ten durch den niedergegangenen Dauerregen ſich bedeutend ge⸗ ſert; im nordweſtlichen Mähren herrſchte gleichfalls Trocken⸗ delt, es ſind jetzt aber Regen eingetreten, deren Fortdauer noch bewünſcht wird. Immerhin gelten die Ausſichten auch für Mähren als gut. In Dänemark ſind angeſichts der günſtigen Erwar⸗ t gen, die man für die Gerſtenernte hegt, bereits die erſten Ver⸗ äufer an den Markt gekommen. Es kann ſich dabei allerdings r um Meinungskäufe handeln. Die Forderungen lauteten auf Dänenkronen für die 100 Kg., loſe, cif Hamburg⸗Rotterdam; die owakei offerierte Gerſte mit 66—67 Kg. Hektolitergewicht per RuandSertember Verlebung mit 200 cK. die 100 Kg. cif Paſſau. in Baden, der Pfalz und Württemberg werden die Ausſichten der Gerſtenernte gleichfalls als gut bezeichnet und wenn Wetter einigermaßen günſtig bleibt, dürfte der Gerſten⸗ chnitt in der Pfalz bereits Mitte Juli beginnen. „ Am Mannheimer Markt wurden einige Poſten auſtra⸗ lſche und chileniſche Gerſten gehandelt. Man bezahlte dabei für die 100 Kg. Auſtral⸗Gerſte 17,50 Fl., Chile⸗Gerſte 150 belg. Fr., eng⸗ lſche Gerſte 134 belg. Fr. und polniſche Gerſte 120 belg. Fr., bonsbordé Antwerpen. Von Futtergetreide war Plata⸗Mais mit etwa 22,25 etwas billiger als bisher im Markte. Von den Forderungen für hländiſches Getreide haben jene für Weizen, Roggen, Futtergerſte und inländiſchen Hafer gegenüber der Vorwoche eine Abſchwächung 00 pro 100 Kg. erfahren. Im Mannheim⸗Ludwigshafener Mühlengewerbe iſt ein Teilſtreie ausgebrochen, von dem zunächſt 4 Großmühlen, nämlich die Ludwigshafener Walzmühle, die Pfälziſchen Mühlenwerke, die heinmühlenwerke und die Erſte Mannheimer Dampfmühle vorm. d. Kauffmann Söhne G. m. b. H. betroffen wurden; auch den Lagerhaus⸗Geſellſchaften wurde eine befriſtete Forderung um 10 pCt. Lohnerhöhung zugeſtellt Das Mehlgeſchäft iſt davon nicht einflußt worden; der Konſum hat zwar in dieſer Woche angeſichts er im Hinblick auf die Koſten des Weizens als billig angeſehenen — — teehlpreiſe einige Eindeckungen vorgenommen. Es befindet ſich Molorenwerke Mannheim Akkiengeſellſchaft vorm. Benz, Abk. ſtat. Mokorenbau, Mannheim „ Wie ich höre hat ſich der Aufſichtsrat dieſer Geſellſchaft, im Anſchluß an die geſtrige.⸗V. neu konſtituiert. Zum Vorſitzenden es Aufſichtsrats wurde Juſtizrat Waldſchmidt⸗Berlin und zum ſtellv. Vorſitzenden Staatsſekretär z. D. Hermann Walth r⸗ erlin gewählt. Bisher ſind weitere Abmachungen mit der üd⸗Bremſe(Knorr) nicht getroffen worden, wahrſcheinlich wird jedoch ein freundſchaftliches Uebereinkommen damit getroffen erden. gh. Badiſche Elektrizitäts⸗Akkiengeſellſchaft Mannheim Im Bericht des Vorſtandes wird ausgeführt, daß der Auftrags⸗ dagang im abgelaufenen Geſchäftsjahr unbefriedigend war. ie ereinnahme größerer Bauaufträge ſcheiterte wiederholt an der Aumöglackeit der Auftraggeber ſolche zu finanzieren. Die finanzielle wicklung alter größerer Papiermarkforderungen geſtaltete ſich Uußerordenlich ſchwierig. Die Erledigung zog ſich teilweiſe bis in s Frühjahr dieſes Jahres hin, hat ſich aber inzwiſchen erwartungs⸗ demaͤß geſtaltet und damit die Liquidität unſeres Unternehmens nſtig beeinflußt. deſe Umſtände erforderten auch bei der Geſellſchaft einen Abbau Perſonals, der jedoch bei der Eigenart dieſes techniſchen Be⸗ klebes nicht in der ſonſt üblichen Weiſe möglich war. 1 Dem Bruttogewinn von 582 595.„ ſtehen gegenüber: an Aütoſten 475 765 Rel und an Steuern 92 216 Rel. Nach 12 806 R bſchreibungen verbleibt ein Reingewinn von 1808., der uf neue Rechnung vorgetragen werden ſoll. 1 In der Bilanz ſtehen unter Aktiva: Immobilien mit 84000.4, Inventar mit. 35 300.4, Autos und Motorräder Ait 17 400.“, Maſchinen mit 7200.I, Werkzeuge mit 8300., Febitoren mit 540 894., Kaſſe mit 8533., Poſtſcheck mit 5.l, Effekten mit 6453=I, Beteiligungen mit 1 Rell und ds renbeſtände mit 437 844.. Paſſiva: Aktienkapital mit du o0o Re, Reſerven mit 60 000 R⸗I4, Kreditoren mit 530 743., Apotheken mit 20 286 Re.s und Interimsverpflichtungen mit 875.. Ueber die Ausſichten wird ausgeführt: Im laufenden Jacefes hat ſich der Auftragseingang gebeſſert. Für längere t iſt Beſchäftigung vorhanden. Es darf deshalb, ſoweit ſich 2 heute beurteilen läßt, mit einem befriedigenden Reſultat Lrechnet werden. Jon den ſüddeutſchen Waren⸗ u. Produklenmärklen Tabakkulturen Die unerträglichen Steuerlaſtenff aben das vorliegende Ergebnis nicht unweſentlich beeinflußt. Alle d jedoch noch viel Mehl in ſchwachen Händen, das gegenwärtig von der zweiten Hand vielfach noch unter dem Geſtehungspreis verkauft wird. Die ſüddeutſchen Mühlen haben ihre Forderungen gegen⸗ über der Vorwoche etwas ermäßigt. Sie verlangten zuletzi für Weizenmehl, Spezial 0, 36,75—37,00(Vorwoche 37,50), Weizenbrotmehl 28,00(28,50) und Roggenmehl unver⸗ ändert 30,00„. Die Stimmung für Roggenmehl iſt etwas feſter geblieben, weil der Konſum darin merkbar zugenommen hat. Auch ſind große Poſten Roggenmehl von Hamburg und Ant⸗ werpen aus nach Polen verkauft worden, ohne daß ſich die Zuſammenhänge, die zu dieſen Verkäufen geführt haben, von hier aus beurteilen ließen. In ausländiſchen Mehlen, von denen Angebot im Markte iſt, konnte ſich nur geringes Geſchäft vollziehen, das ſich auf die ergiebigſten Qualitäten beſchränkte. Dabei mußten mindeſtens 39—39,50% für die 100 Kg. bezahlt werden. Im allgemeinen bewegen ſich die Forderungen für Auslandsmehl über der Parität der Inlandsmehle. Weizen⸗ und Roggennachmehl koſtete 18,00, Futtermehl 14,50„ und Kleie 11,90—12,00 /, auf Lieferung 11,75„ pro 100 Kg. Am Futtermittelmerkt zeigte ſich außer für Futter⸗ gerſte, die zu etwa 21—22,00„ ohne Sack gehandelt wurde, Nach⸗ frage nach Trockenſchnitzeln. Geſchäfte darin ſcheiterten vielfach an den zu hoch gehaltenen Forderungen der Eigner, die 12,00 ohne Sack ab Fäbrik verlangten. Eine gewiſſe Feſtigkeit für den Artikel erklärt ſich aus dem Umſtand, daß die zweite Hand darin etwas knapper geworden zu ſein ſcheint. Sonſt nannte man Haferſchalen⸗ melaſſe mit 11,00, Frankenthaler Torfmelaſſe mit 9,50 ab Fabrik; Erdnußkuchen aus neuer Ernte, per Auguſt⸗Lieferung, 22—23,00, Rapskuchen 15,50, Leinkuchen 22,00, Kokos⸗ kuchen 18,50 und Palmkuchen auf ſpätere Lieferung 17,00 1 ab ſüddeutſchen Fabriken je 100 Kg. In Malz iſt das Angebot mäßig. Die Mälzereien haben ihre Lager faſt geräumt, da der Abruf ſeitens der Brauereien in der letzten Zeit befriedigend geweſen iſt. Man beſchäftigt ſich bereits mit den Vorarbeiten für die kommende Mälzerei⸗Kampagne. Die Forderungen für Ja Wintermalze nennt man mit 50—51,00, für in den Sommermonaten erzeugtes Malz mit 47—49,00, für Brennmalz mit 40,00% die 100 Kg. ab ſüddeutſchen Stationen. Am Hopfenmarkt blieben beſte Qualitäten weiter geſucht, wobei man bezahlte: Ja Hopfen 400—415 J, Ausſtichqualitäten entſprechend höher, Mittelhopfen 300—380, geringe Hopfen 200 bis 290/ pro Zentner. Neuerdings ſind im Elſaß größere Poſten Hopfen für deutſche Rechnung zu.600 fr. Fr. pro Zentner ab elſäſſiſchen Stationen gekauft worden. Den Hopfenpflanzungen Süddeutſchlands iſt der Regen der letzten Zeit noch ſehr zuſtatten gekommen. Die Pflanzen haben ſich kräftig erholt und vielfach bereits ganze Stangenhöhe erreicht. Das Ungeziefer, wie Raupen und Blattläuſe, hat ſich unter der Einwirkung der Witterung ſtark vermindert. Der Abſatz am ſüddeutſchen Tabakmarkt läßt noch ſehr ſtark zu wünſchen übrig. Wenngleich über die Tabakſteuer⸗ und Zollfragen in dieſer Woche gewiſſe Entſcheidungen gefallen ſind, ſo iſt damit die Unſicherheit aus dem Tabakgewerbe doch noch nicht entfernt. Die Unternehmungsluſt bleibt infolgedeſſen eine außer⸗ ordentlich eingeſchränkte. Die 1924er Tabake haben die zweite Fermentation beendet und ſind verarbeitungsreif. Es ſind in dieſer Woche einige tauſend Zentner 1924er Tabake zu 50,00 und 55,00% an die franzöſiſche Regie verkauft worden. Im übrigen herrſchte am Tabak⸗ und Rippenmarkt Ruhe. Die auf dem Felde ſtehenden Pflänzchen haben ſich dank der durchweichenden Regenfälle faſt zuſehends erholt und entwickeln ſich recht günſtig. Dies iſt für die Tabakpflanzer umſo erfreulicher, als die fehlenden Niederſchläge vorher bereits Beſorgniſſe wegen der diesjährigen erweckt hatten. Georg Haller. 8 N 18 Na W ed ee e NNt⸗ Rheiniſch⸗weſtfäliſches Kohlenſyndikal.⸗G. Hamburg Die.-Eröffnungsbilanz für 1. April 1924, die der.⸗V. am 9. Juli gleichzeitig mit den Papiermarkbilanzen für 1922/23 und 1923Z24 vorgelegt werden ſoll, ſieht eine Umſtellung des Aktienkapitals von 7,5 Mill. P. auf 7,5 Mill.=/ vor. Ferner betragen in der Bilanz Paſſiphypotheken 0,13, Schulden 25,84 Mill. RA⸗,, dagegen Guthaben 19,95, Wertpapiere 1,51, Ze⸗ teiligungen 12,04 Mill..4. Die.⸗V. ſoll auch über die Rück⸗ verlegung des Sitzes der Geſellſchaft von Hamburg nach Eſſen Beſchluß faſſen, ebenſo über den Eintritt der Geſellſchaft in den Vereinigungsvertrag vom 30. April 1925 anſtelle der Vereinigung für den Verkauf und die Verteilung von Ruhrkohle.⸗G. Die .⸗V. der„Ruhrkohle“, die ebenfalls am 9. Juli ſtattfindet, ſoll dementſprechend u. a. Beſchluß faſſen über den Austritt der Geſell⸗ ſchaft aus dem erwähnten Vereinigungsvertrag zugunſten des Kohlenſyndikats, ferner über Auflöſung der Geſellſchaft. Der Geſchäftsbericht gibt einen Ueberblick über die ſchwere Lage im Ruhrgebiet, die mit der Beſetzung desſelben begann. Der Vor⸗ ſtand betont, daß der, der das Londoner Abkommen für die Löſung des Wirtſchaftsproblems hielt, bitter enttäuſcht wurde. Die wiederaufgerichtete Währung iſt zwar gehalten, die Reichs⸗ finanzen ſind wieder überſichtlich geworden, aber die Wirtſchaft iſt nicht geſundet. Auf dem Wege über die Steuern und Eiſenbahn⸗ rachten zapfen die Reparationen der Wirtſchafl as Blut ab. Die Unſicherheit wird erhöht durch die noch andauernde Beſetzung des Ruhrgebiets und der Kölner Zone und die noch ungelöſte Handelsvertragsfrage. Auf dem Kohlenmarkt hat der mit dem Niedergange des Wirtſchaftslebens zunehmende Abſatzmangel zu nie gekannten Haldenbeſtänden und ſtarken Betriebseinſchränkungen geführt. Eine Beſſerung kann nur ein⸗ treten, wenn die übermäßige Reparationsbelaſtung und die politiſche Unſicherheit aufhören. Der Ruhrbergbau hat in den letzten Jahren der Braunkohle viele Verbraucher überlaſſen müſſen, deren Wieder⸗ gewinnung nach der Umſtellung der Feuerungen nicht leicht iſt. Außerdem hat der Ruhrbergbau in erſter Linie den Wettbewerb der ausländiſchen Kohle auszuhalten, der umſo drückender wird, je mehr das Oel anſtelle der Kohle Verwendung findet und die ver⸗ beſſerte Ausnützung aller Energiequellen den Bedarf an Kohle vermindert. -: flankurſe. Ueber das Vermögen der Firma„Badiſche Induſtrie G. m. b..“ in Karlsruhe, VYorkſtraße 13 a, wurde das Konkursverfahren eröffnet. Forderungen bis 1. Auguſt, Prüfung am 12. Auguſt beim Amtsgericht A 1 in Karlsruhe. Das Konkursverfahren über das Vermögen der Firma Induſtrie⸗ und Hüttenbedarf vorm. Karl Haf in Karlsruhe iſt wegen Mangels an Maſſe eingeſtellt worden. Verein chemiſcher Fabriken.⸗G. in Aachen. In der Bilanz erſcheinen u. a.(in 1000): Vorräte 4162(2662), Wertpapiere und Beteiligungen 3536(3728), Kaſſe, Wechſel, Poſt⸗ ſcheck, Reichsbankgiro 55(195), Schuldner 6815(867), Schuld⸗ verſchreibungen 515(518), Hypotheken 456(98), Gläubiger 5741 (3533). Laut Bericht hatte die Geſellſchaft unter zahlreichen hemmenden Einflüſſen zu leiden. Der Warenumſatz betrug 1924 rund 14 Mill„. Von dem Reingewinn von 76 000 A, der nach Abzug angemeſſener Abſchreibungen auf die Anlagezugänge des Berichtsjahres übrigbleibt, ſollen 2433 als Dividende auf 676 000./⸗Vorzugsaktien ausgeſchüttet und der Reſt mit 74000 vorgetragen werden. Um den Wiederaufbau der Unter⸗ ſtützungseinrichtungen für die Angeſtellten und Arbeiter zu begin⸗ nen, hat die letzte.⸗V. die Verwendung der Umſtellungsrücklage von 900 000 für ſoziale Zwecke beſchloſſen. Infolgedeſſen erſcheint dieſer Betrag in der Bilanz als„Allgemeiner Unterſtützungsfonds“. Wenn die Verwaltung auch gegen Ende des Berichtsjahres eine Hebung der Geſchäftstätigkeit feſtſtellen konnte, müſſe ſie doch die Zukunftsausſichten als ungeklärt betrachten. :: Berliner Viktoria- Mühle.⸗G. in Berlin. Nach den Beſchlüſſen der o..⸗V. vom 24. Juni wird aus einem Rein⸗ gewinn von 273 048 für 1924 eine Dividende von 8 pCt. verteilt. Wie die Verwaltung mitteilte, hat die Geſellſchaft zurzeit nur ein, Drittel ihres früheren Auftragsbeſtandes und das Geſchäft leidet ſehr unter der Einfuhr ausländiſcher Mehle. Von der Ein⸗ führung von Mehlzöllen wird eine Beſſerung des Geſchäftsganges erwartet. :: Carl Linditröm.⸗G. in Berlin. Die Geſellſchaft erzielte im Geſchäftsjahr 1924 einen Reingewinn von 844 410, aus dem eine 10pro z. Dividende zur Verteilung gelangen und nach Abzug der Tantiemen und der Zuweiſung an den Beamten: und Arbeiterunterſtützungsfonds 29 410/ vporgetragen werden ſollen. Das laufende Geſchäftsjahr hat ſich günſtig entwickelt. Die Um⸗ ſätze zeigen bisher weiterhin eine ſteigende Tendenz. Wenn nicht Unvorhergeſehenes eintreten ſollte, glaubt die Verwaltung auch für das laufende Geſchäftsjahr eine angemeſſene Rentubilität erwarten zu können. 1 Rhenania, Ddeviſenmarkt Die Weſtdeviſen weiterhin ſehr ſchwach. Norwegiſche Deviſe feſt Die Schwankungen in europäiſchen Deviſen waren geſtern ziem⸗ lich lebhaft. Die Weſtdeviſen lagen ausnahmslos ſchwach, infolge Aufhörens jedweder Intervention der beteiligten Regierungen. Heute früh ſtellten ſich: London⸗Paris 1078(10576), London⸗Brüſſel 108%6(106), London⸗Mailand 135,25(131,75), London⸗Holland 1213 (1218), London⸗Schweiz 2504(2503), London⸗Kabel 486,25(486,75). Kabel gegen Schweiz 515(515), Kabel gegen Holland 249,50(2496), Paris gegen Brüſſel 996(9976), Kabel gegen Paris 2270(2175). Kabel gegen Brüſſel 2220(2180), Kabel gegen Mailand 2780(2705), Holland gegen Schweiz 2069(20676), Paris gegen Schweiz 2330 (2370), Holland gegen Schweiz 18,50(19,05). In Reichsmark ausgedrückt, ſtellten ſich engliſche Pfunde auf 20,42,25(20,42), franz. Franken 19(19,30) Pfg., Schweizer⸗ Franken 81,55, italien. Lire 15,10(15,55), holländ. Gulden 1,68,75 (1,68,30), Tſchechenkrone 12,44(12,44) Pfg., norwegiſche Krone ſehr feſt 73,50(72,55), däniſche Krone ſehr feſt 83,10(82,15) Pfg., ſchwediſche Krone feſt 1,12,55(1,12,40) J, belg. Franken ſchwach 18,90(19,25) Pfg., ſpaniſch. Peſeta 61,10(61,15) Pfg., argentiniſch. Goldpeſo 1,68,90(1,69,20) AI. Börſenberichte Mannheimer Effektenbörſe O Mannheim, 26. Juni. Von Montag, 29. Juni ab werden die Aktien der Zuckerfabrik Frankenthal.⸗G., Frankenthal, Ludwigshafener Aktienbrauerei, in Reichsmark⸗Prozenten notiert. Die Börſe ſchloß die Woche bei ruhigem Geſchäft mit befeſtigten Kurſen. Es notierten: Badiſche Bank 29 G. ex. Div., Badiſche Anilin 120,50 bz.., Rhenania 3,3., Weſteregeln Alkaliwerke, Stamm 112., Brauerei Eichbaum 50., 15 7 Verſicherung 110 bz.., Benz Mannheim 58 bz., Gebr. Fahr Pirmaſens 54., Konſervenfabrik Braun 0,85 bz.., Neckarſulmer Fahrzeugwerke 84 bz.., Pfälziſche Nähmaſchinen⸗ und Fahrräderfabrik 72,50., Portland Cementfabrit Heidelberg 70 bz.., Wayß u. Freytag 10 bz.., Zuckerfabrik Frankenthal 3,75., Zuckerfabrik Waghäuſel 61,50., 4% proz. Städteanleihe Mannheim 5,45., desgl. 4 proz. 5,45., desgl. 375 proz. 5,45., 4 u. 3 proz. Rhein. Hypotheken⸗ Pfandbriefe 5,85 bz. G. Waren und Märkte Berliner Metallbörſe vom 26. Juni Preiſe in Feſtmark für 1 Kg. 25. 26. Aluminlum 25. 20. Elektrolptkupfer 129,50 129.50 in Barren 2,45•2,80.45•2,80 Raffinadekupfer—* inn, ausl.— Blei—.——.— üttenzinn 2 9 5— 7* kBb.⸗Pr..—.— e 45.3. 8,45. 0 Wiedert 68.9⸗69, 68 69 Antimon..19..1.20..22 Plattenzink 52..68.0 6162.50 Silber für 1 Gr. 97.00.98.00 96,50-97 89 Aluminium.35⸗2,40.352,40 Platin p. Gr. 18 98 London 26 Juni(Woy Metallmarkt.(In Lſt. f. d. engl. t o 1016 Kg. 25. 85 2⁵ 2 Blei 38.07 3918 59.6 Kaſſa 59 90 beſtſelect. 63,75 63,50] Zin! 39 45 84,15 Mbnen 60,90 60.65] Nickel 2— Auectbe⸗ 13,25 14,28 do. Elektol. Zinn Kaſſa 251.25 250,90 J[ Regulus—.——— 69.90 68,50 Schiffahrt Frachtengeſchäft in Duisburg⸗Ruhrort vom 25. Juni Das Geſchäft an heutiger Börſe in Duisburg⸗Ruhrort war ziemlich lebhaft. Die Frachten zu Berg und zu Tal hielten ſich auf dem bisherigen Stand. Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas. Neue Mannheimer Zeitung, G. m b. Mannheim E 6. 2. Direktion: Ferdinand Heyme.— Chefredakteur: Kurt Ftiſcher. Verantwortlich für den volitiſchen Teil: In Vertr.: Kurt Fiſcher; für das Feuilleton: Dr. Fritz Hammes: für Kommunalpolitik und Lokales: J. V. Franz Kircher; für Sport and Neues aus aller Welt: Willy Müller; für Handelsnachrichten. Aus dem Lande, Nachbar⸗ gebiete, Gericht und den übrigen redaktionellen Teil: Franz Kircherz für Anzeigen: J. Bernhardt. , Side mnüässem uamsere Dreise gehört laaben! Sie miissem umsere OQutaalifääfen gesehen haben! Herren- %e lerren Amige Aun nn. 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Preis 9 folgenden Preise weiden noch veröffentiicht, stehen aber an Photo— welches retourniert wird — sowie ein Freiumschlag beizufügen slnd, weiden in erster Linie berücksichtigt und sind zu richlen bis spätestens Freitag, den 10. Juli an die Habri-Fiim-Gesellschait genau ihre Adressen anzugeben, da die Bestellung zur Aufnahme schriftlich Die Leitung der Palast-Lichtspiele Mannhehm. vor- Angeb. unter W. E 10 ken ntenen Talent Amerikas. oie B. Z. am Mittag äußerte sich u 5 Mit der heute aàm 27. Juni Staltfindenden Erstaufführung des berühmtesten Filmwerkes der Amerikaner setzen wir vielleicht unseren schönsten Erfolgen die Krone aul. Lillian Cish Iie halbe düne Der Roman einer entsagungsvollen Liebe. In Lillian Gish haben wir heute das stäikste dramatische Ihre seltsam sptechenden Augen, mäüdchenhafte Lieblichkeit u. ihr zattes Gebärdenspiel lassen den ganzen Zaubei ihrer Persönlichkeit spüren und machen sie uns zu einem teuersten Herzensfreund. u. a. 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