23238—2— ·· ·· * —— ererAARN sn N — — 24— 1 Donnerstag, 23. Juli dezugspreiſe: In Mannheim und Umgebung frei ins —* oder durch die Poſt monatl..⸗M..50 ohne Beſtell · ſerde Bei eptl. Aenderung der wirtſchaftl. Verhältniſſe Nach ⸗ ruh erung vorbehalten. Poſtſchecktonto Nr. 17590 Karls. ſtele⸗ DHauptgeſchäftsſtelle E 6, 2.— Geſchäfts⸗Neben⸗ 8 Valdhoſſtraße 6. Schwetzingerſtraße 24. Meerfeld⸗ Geuer 11.— Fernſpr. Nr. 7941—7845,— Telegr.-Adreſſe Veneralanzeiger Manndeim. Erſcheint wöchentl. zwölfmal. Aittag⸗Ausgabe Aeue Mannheimeröeil MlannheimerGeneral Anzeiger Preis 10 Nfennig 192⁵ Nr. 335 ung nzeigenpreiſe nach Tariſ. dei Borauszahlung prg ein —5 Kolonelzeile für Allgemeine Anzeigen 0,40 N. N. Reklamen—4.⸗M. Für Anzeigen an beſtimmten Tagen Stellen und Ausgaben wird keine Verantwortung über⸗ nommen. Höhere Gewalt, Streiks, Betriebsſtörungen uſm. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene oder beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von An⸗ zeigen. Auftr. d. Fernſyr. obne Gewäbr. Gerichtsſt. Mannbeim. Beilagen: Bildet der Wothe Sport u. Spiel Aus Jeit u. Leben mit Mannheimer Muſik-Jeitung: Mannheimer Frauen-Zeitung-Unterhaltungs-Beilage.Aus der Welt der Cechnik. Wandern u. Neiſen. Geſetz u. Necht CobTbbTbTPT0b00b0TPb0bPTGTGTGTGb0T0bTbTbTbTbPbTbTbTbTbTbTPTbTbTbTbTbTbTbTbTbTbTCTbTTVTVVTVTVTVTVTVVVVTVVTVTTTTTTTTTTTTTTTTT+TTTTTTTTTTTTTT+++ITT+jIT+ſTTITTTTTTITTTTTTTTTTTTTTTTTTTT UnſereFriedensoffenſive großen Slils“ Reichstag und Sicherheitspakt bel 92 Berlin, 23. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Man kann Vi 5 Grad im Schatten im Parlament keinen großen Tag begehen. Sch eicht iſt der Geiſt willig, aber das Fleiſch iſt ſtark. In den Ka weiß, der von der Stirne tropft, miſcht ſich auch der regſte und pefer. Man iſt, um zu ſagen, bei dieſer ſtürmiſch begehrten lange hartnäckig verweigerten außenpolitiſchen Ausſprache, ganz Datte nimmt alles nur in allem, in eitel Harmonie aufgelöſt. Man Mi e ſich wieder einmal um des Kaiſers Vart gerauft. Ein großes Dr. verſtändnis: nichts weiter. Die Sozialdemokraten, erklärte Herr um Breitſcheidt, hätten ihre Interpellationen nicht eingebracht, —— Miniſterium Luther—Streſemann ein Mißtrauen zu be⸗ nadg den Rücken zu ſtärken. der Graf Weſtarp aber konnte es 10 beſſer. Er macht einen großen Schritt und wirft einfach alles ſeer was in den letzten Wochen die Zeitungsſchreiber und Zeitungs⸗ 95 in Nervoſität gepeitſcht hatte, ein Memorandum, ein Aideme⸗ rie adie ganze Vorgeſchichte und Herrn Schieles unwiſſentlicher del d cge alles belanglos. In der großen Hitze dieſer Tage, die bot en Kommuniſten im rettenden Bubikragen und bei den Reichs⸗ weten bürgerlicher Züchtung im weißen Beinkleid ſich äußerte, ſind Mißverſtände und Iwieſpälte verſchmolzen. wionte geblieben iſt nur die Uebereinſtimmung, die— wir haben 5 darauf verwieſen— von Anbeginn dageweſen war, im dem lichen und Weſentlichen, die ganz allgemene Ueberzeugung, daß der ſeineichen Paktangebot keine Bedeutung gegeben werden dürfe, mützleinen Sinn ins Gegenteil verkehre und uns ſchlechter ſtellen ußte, als der Diktatfrieden von Verſailles. aig, Unter dieſen Umſtänden hat die Regie ü 0 gierung geſtern überraſchend hüncliche Fahrt gehabt. Noch ehe Dr. Streſemann zu reden an⸗ eichsaun die große Friedensſchlacht für ihn ſchon gewonnen. Der t außenminiſter hat geſtern wieder frei geſprochen. Trotzdem = man bisweilen die Empfindung, als ob er ſelber ſich nicht Kab. frei fühlte. Manche meinen: weil die Zuſammenſetzung des Aber ts ihn hinderte, ganz aus ſich herauszugehen. Möglich. Leres grich in der Auslegung ſcheint uns, wird dies nicht ohne wei⸗ ran abzuweiſen ſein. Dr. Streſemann hat ſich einem angeborenen 9 ſeines Naturells folgend, geſtren ſehr optimiſtiſch ge⸗ dunklen Er. hat vor und nach einer verdienten Abſertigung der — 85 Ueberſetzungskünſte des Grafen Reventlow noch einmal die müßte aufgezeigt, die dem deuſchen Entgegenkommen geſteckt ſein mahnt bat auch wiederholt die Bertrags⸗ und Beſatzungsmächte ge⸗ immer die Fähigkeit der Deutſchen im Dulden und Ertragen nicht ing friſchen Belaſtungsproben auszuſetzen. Aber über allen en lag doch eine große Hoffnungsſeligkeit, ein enthuſtaſtiſches Verttauen aüf die Weltvernunft und den Es guken Willen der anderen. wird; li zuzugeben ſein: Die Zeichen der Zeit ſind ein wenig freund⸗ 55 geworden. Die juſt 7 einem Jahr übernommenen Räu⸗ zu werderpflichtungen wurden erfüllt und ſind im Begriff, erfüllt 1 Ae Aus Düſſeldorf, Duisburg und Ruhrort ſollen, wie der v5fif miniſter mitteilen konnte, nach einer Erklärung des fran⸗ und n Miniſterpräſidenten, demnächſt die fremden Beſatzungen zuzugeſt roß abziehen. Wir ſind auch geneigt, dem Außenminiſter De ehen wenn es wirklich zu einem Sicherheitspakt kommt, bei ſich nirutſchland ſchwere, die Zukunft bindende moraliſche Opfer auf lreitfrag„wird es ein allgemeines Aufräumen geben und die es u ragen des Tages werden keine Rolle mehr ſpielen. Aber wird Stil dem kommen? Die„Friedensoffenſive großen der— wie Dr. Streſemann geſtern nicht zu Unrecht den Schritt ſoll 90 gen Regierung nannte. kann dies auch erreichen. Man nach f wünſchen als Deutſcher, als Menſch. Dennoch wird man Stepſts chs ahren immer neuer Enttäuſchungen ſich nicht aller mhigungentſchlagen können. Es bleibt dann doch die ſchlichte Be⸗ 905 ein gebranntes Kind ſcheut das Feuer. ̃ runter eer Außenminiſter ſprach, waren Haus und Tribüne, da⸗ un in e Diplomatenloge in allererſter Reihe, ſtattlich beſetzt, als der„Oſt achter Stunde der Kommuniſt Herr Stöcker den Segen reiſe urtentierung“ wie er und ſeinesgleichen ihn auffaſſen, zu echten anhob, waren die Bänke leer geblieben. Auf der ganzen tag.* 2 ein Zeuge entſchwundener Pracht, der Dr. von Frey⸗ 8 ſehr verünghoven, deſſen redensreicher Mund ſeit acht Tagen er ede rſtummte. Die Saalflucht hatte im Grunde ſchon während 10 Nen wen ggede eingeſetzt, und das war ſchade, denn alle bis ringen 35 ommuniſten hatten zwiſchendurch Belangreiches vor⸗ m Saage raf Weſtarp, indem er die Beſeitigung allen Unrechts Selbſt gebiet fordert, und den Anſpruch der Deutſchen auf das numsſpr eſtimmungsrecht der Völker anmeldet, der Zen⸗ Lerhälfnfcher Kaas, indem er in ſehr feinen Sätzen das beſondere ſchrieb. 5 des beſetzten Gebietes zu dem Sicherheitsangebot um⸗ greifen beſetzte Gebiet vermag den Sicherheitspakt nur zu be⸗ parantie enn ſeine Durchführung mit dem Abbau der Zwangs⸗ der i le geht; ſchließlich auch der Volksparteiler Curtius, Tat der Klgusholendem Gedankengang den Sicherheitspakt als eine 3 ulturpolitik behandelte. nzwiſchen war ein Mißtrauensankrag der Völkiſchen r— ſtaatsrechtlich unmöglich wie alles, was das — ſich ausſchließlich gegen die Perſon des Der Antrag wird natürlich niedergeſtimmt denn er es kann immerhin ſein, daß es bei ſeiner Begründung dieſem zim noch lebhafter zugeht, als geſtern. Vielleicht wird in zangreifeh uſammenhang auch noch der Kanzler in die Debatte die Sticn. Ju ſolchem Eingreifen gerüſtet war er ſchon geſtern. Als Fuhörerd worte ausblieben, verweilte Dr. Luther, ein aufmerkſamer ſam davon. och ein Stündchen: dann machte er ſich leiſe und behut⸗ eute d Aus der Rede des Abs. Dr. Curkius ſind f0 un folgende Gedankengä änge erwähnenswert: Franber Ruhreinf al ſſt 9 155 eitert, weil er die Kräfte alen 7 überſpannte, und an der Treue und Feſtigkeit der Weſt⸗ ie ganzen Taten Frankreichs unter Poincaré und ſpäter Mir ſord, unmittelbare Bedrohung Deutſchlands. Fran— 5 eine Abkehr von den Methoden der Rheinlandkommiſſion. degenübech befindet ſich in einer Angriffspſychoſe. Dem⸗ eer müſſen wir ſorgen, daß der Sicherheitspakt nicht gegen ſa et n, vielmehr um ihm auf ſeiner außenpolitiſchen Gratwande⸗ Deutſchland, ſondern mit Deutſchland gemacht wird. Wir treiben in der Sicherheitsfrage vor allmm deutſche Politik, aber ſie ſtimmt überein mit der e Politik. Der Sicherheitspakt kann auch dazu dienen, die Zerreißung der wirtſchaftlichen Zu⸗ ſammenhänge wieder gut zu machen in der Richtung einer euro⸗ päiſchen Wirtſchaftsunion. Wir begrüßen die Aktivität der Regie⸗ rung in der Sicherheitsfrage, die übrigens nicht neu iſt, ſondern einen Vorgänger hat in der Reparationsnote der Regierung Cuno vom 2. Mai 1923, die bereits das Angebot eines gegenſeitigen Sicherheitspaktes enthielt. Das deutſche Memorandum iſt im übrigen eine logiſche Folge der deutſchen Außenpolitik. Von franzöſiſcher Seite wird das Prinzip der Unabänderlichkeit des Verſailler Ver⸗ trages vertreten. Unabänderlich iſt aber nur das Naturrecht der Völker, das Selbſtbeſtimmungsrecht, das Recht auf gegenſeitige Gleichberechtigung. Ein Vertrag iſt es nicht. Durch den Sicherheits⸗ pakt wird Art. 429 des Verſailler Vertrages überflüſſig, wonach die Beſatzungsfriſt verlängert werden kann, wenn die„Sicherheit der Be⸗ ſatzungsmächte“ es erfordert.(Sehr richtig.) Hinſichtlich der Frage des Eintritts Deutſchlands in den Völ⸗ kerbund ſteht die Deutſche Volkspartei nach wie vor auf dem Standpunkt, daß Deutſchland nur als voll gleichberechtigter Staat —5 Einzug in den Völkerbund halten kann. Eine notwendige olge des Eintritts wäre nicht nur die Räumung der erſten Rhein⸗ landzone, ſondern auch die Aufhebung jeglicher Beſetzung über⸗ haupt. Die Note Deutſchlands enthält nur ſelbſtverſtändliche Vor⸗ ſchläge, die zu einer Verhandlungsgrundlage führen ſollen. Gerade deshalb aber darf man nicht mit täppiſchen Händen in die diploma⸗ tiſchen Arbeiten eingreifen, wie es durch ein Mißtrauensvotum gegen den Außenminiſter geſchieht. Es läßt ſich nicht verſchweigen, daß in den letzten Monaten manches geſchehen iſt, was der verfaſſungs⸗ mäßigen Form des parlamentariſchen Regimes wenig entſpricht. Dieſe Schwierigkeiten ſind jetzt aber überwunden. Das Kabinett ſteht geſchloſſen hinter der Note. Damit iſt die ſozial⸗ demokratiſche Reſokution gegenſtandslos geworden. Dr. Breitſcheid hat gegen die Note eigentlich nichts einwenden können. Man könnte mit Bezug auf ſeine Rede ſagen:„Du ſpricht vergebens viel, um zu gewähren, der andere hört von alldem nur das Ja.“(gheiterkeit.) Da ſollten ſich doch die Sozialdemokraten entſchließen, ähnlich wie die Deutſche Volkspartei unter dem Kabinett Wirth trotz grundſätzlicher Gegnerſchaft gegen die Regierung im Intereſſe der Außenpolitik durch ihre Zuſtimmung die Front der Regierung bei den kommenden Ver⸗ handlungen zu verbreitern.(Lebhafter Beifall bei der Deutſchen Volkspartei.) eine Oilligungsformel des Reichstags EJ Berlin, 23. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Nahezu in allen Blättern wird die Einmütigkeit gerühmt, die ſich in der geſtrigen Ausſprache im Reichstag aufgetan hat. Schaut man näher zu, dann ſtößt man hinter ſolchen Einmütigkeitsbeteuerungen hie und da auf manches wenn und aber, und hie und da wohl auf ein biß⸗ chen Falſchheit. Ganz ehrlich iſt die„Deutſche Allgemeine Zeitung“ in ihrer Lobpreiſung:„Statt des unheilvollen Wütens in außenpolitiſchen Gegenſätzen ſieht das Ausland den Aufmarſch einer Art von Einheitsfronmt, die, wenn auch gebuchtet und ekurvt, vom Grafen Weſtarp bis beinahe zu Dr. Breitſcheidt veicht.“ Auch die „Tägliche Rundſchau“, die ſich neuerdings dagegen wehrt, als das Organ des Außenminiſters bezeichnet zu werden, nennt es an ſich eine breite Front für aktive Politik der Regierung. Ob ſie auch in dem Stimmenverhältnis der Abſtimmung zum Ausdruck kommen wird, iſt eine andere Frage. Wir ſind überzeugt: ſie wird da zum Ausdruck kommen. Doch wird man da Nebenge⸗ räuſche verzeichnen müſſen. Da iſt z. B. gleich die„Deutſche Tageszeitung“. Auch ſie rühmt„die weit gehende Ueberein⸗ ſtimung der⸗Regierungsparteien in der Stellung der deutſchen Zwi⸗ ſchennote:„ſchon nach dem erſten Tage der außenpolitiſchen Debatte läßt ſich alſo feſtſtellen, daß die Verhandlungen über die Außenpolitik der gegenwärtigen Regierung nicht zu einer Lockerung, ſondern zu einer Feſtigung der Koalition geführt haben.“ Aber es geht ja eigentlich nicht um die Koalition bei dieſen Dingen, ſondern um Kurs und Ausſichten der Außenpolitik. In der Richtung vermerkt die⸗ ſelbe„Deutſche Tageszeitung“!:„Die Rede des Grafen Weſtarp bleibt ein notwendiges Gegengewicht gegenüber den Ausführungen des Außenminiſters, die den Standpunkt Deutſchlands nicht beſonders törten: Schlimmeres im Grunde läßt ſich dem Außenminiſter nicht gut nachſagen. Der parlamentariſche Chroniſt des„Tag“ heißt den Grafen Weſtarp ein„ungelöſtes Rätſel“. Vielleicht kommt man ſeiner Löſung am nächſten, wenn man annimmt, er ſei ein ebenſo überzeugter Peſſimiſt, wie die anderen Optimiſten ſind Man hat ihn deshalb nur in ſeiner Fraktion vorgeſchoben, weil er an das Scheitern der gemeinſamen Erfüllungspolitik und an die Um⸗ kehr zur Ermannung glaubt. „Umkehr zur Ermannung“ iſt wirklich garnicht übel. Daneben wird der polternde Ton der„Deutſchen Zeitung“ noch bei⸗ nahe liebenswürdig. Das alldeutſche Blatt wirft Streſemann vor: „Er konnte es nicht laſſen, Schlagworte zu jonglieren, wie er es von je geliebt hat. Er dünkte ſich abermals als ein großer Diplo⸗ mat, indem er es nicht unterließ, den Franzoſen und Belgiern ſeinen ehrerbietigſten Dank dafür auszuſprechen, daß ſie ihr Einbruchs⸗ werk zu liquidieren die Freundlichkeit hatten. Doch ſachlich ſchwieg er.“ Ganz anders hat der Außenminiſter aber auf die Germania“ eingewirkt. die von Streſemanns Rede meint. daß ſie den„intranſi⸗ genten Elementen auf der Rechten“ einen kleinen Denkzettel gegeben hätte.„Er nannte zwar nur den Pöſkiſchen Herrn Reventlow, aber in letzter Linie meinte er die Oppoſition innerhalb der Deutſchnatio⸗ nalen, deren Anſichten über den Sicherheitspakt und eine Klärung der deutſchen Außenvpolitik ſich mit denen der Angehörigen der völkiſchen Arbeitsgemeinſchaft decken. Von der heutigen Ausſprache meinen einige Blätter. daß ſie vom Kanzler eröffnet werden würde., der ſich den Dr. Breitſcheidt vorknöpfen werde Das alauben wir nicht recht. Wenn der Kanzler noch ſpricht, wird er ſeine Ausfüh⸗ rungen wohl an den völkiſchen Redner anſchließen. Die Billi⸗ aunasformel. die die Regierunasvarteien vermutlich einbrin⸗ gen werden. liegt noch nicht vor. Der„Taa“ meint, ſie würde lau⸗ ten:„Der Reichstag billiat die Erklärungen der Reichsreaſerung und die Verhandlungen über den Sicherheitsrakt. Demgemäß geht der Reichstag über alle anderen Anträge zur Tagesordnung über.“ Weltanſchauung und Sozialpolitik Von Generalſekretär Wilhelm Jecht⸗Berlin 1 Das Kennzeichen unſeres gegenwärtigen politiſchen Lebens dürfte in dem Zurückgreifen der Parteien auf Weltan chauungsgrundſätze zu ſuchen ſein. Das iſt zweifellos zu begrüßen, denn wenn auch in der praktiſchen Arbeit bei unſeren deutſchen Parteiverhältniſſen daz Zuſammengehen verſchiedener Parteigruppierungen notwendig wird, iſt eine klare Erkenntnis der inneren Parteiunterſchiede beſſer als ihr Verwiſchen. Wollen wir wirklich zu ernſtem, nicht nur von Schlagworten durchſetztem politiſchen Leben kommen, dann werden die großen, weltanſchaulichen Geſichtspunkte wieder in den Vorder⸗ grund geſtellt werden müſſen. Das trifft auch für die Fragen der Sozialpolitik zu. Die Unterſchiede und Gegenſätze bei der grundſätzlichen Beurteilung ſozialpolitiſcher Fragen, die zwiſchen den einzelnen Parteien vorhanden ſind, verſchwinden oft ſcheinbar in der praktiſchen Behandlung. Trotzdem ſind die verſchiedenen Parteien auch hier bei ihren letzten Entſcheidungen weltanſchaulich orientiert. Vielleicht läßt ſich der Gegenſatz zwiſchen bürgerlicher und ſozia⸗ liſtiſcher Sozialpolitik am ſchnellſten klarſtellen. In einer Beſpre⸗ chung über die Behandlung des liberalen Gedankens auf der letzten Sitzung des Zentralvorſtandes der Deutſchen Volkspartei, die Dr. Leonhard in den„Deutſchen Stimmen“ gab, hat er als Kenn⸗ zeichen für den Sozialismus das Wort geprägt:„Du biſt, was du willſt.“ Die Formulierung trifft zu. Sie erzeugt in der Sozigldemokratie, als einer rein auf Maſſengeſichtspunkte eingeſtell⸗ ten Partei, jenen, keinerlei Selbſtdisziplin gegenüber Staat und Wirtſchaft beſtehenden Forderungswillen, den wir aus der prak⸗ tiſchen Arbeit kennen. Die ſozialiſtiſche Agitation kann aus dieſer ihrer Grundlage nicht heraus. Sie ſieht in der geſamten Arbeit⸗ nehmerſchaft nur das Gleichgeartete im Arbeitnehmer, den Prole⸗ tarier, ohne dabei den Schichtungen und Unterſchieden innerhalb der Arbeitnehmergruppen Rechnung zu tragen. Hierin liegt der grund⸗ ſätzliche Unterſchied zwiſchen bürgerlicher und ſozialiſtiſcher Sozial⸗ politik, der ſich auch bei Einzelfragen, wie wir gleich ſehen werden, immer wieder herausſtellt. So iſt die innere Einſtellung weiter ſozialiſtiſcher Arbeiterſchichten gegenüber den Angeſtellten hierauf zurückzuführen. Aber auch der Gegenſatz der ungelernten zu den Gruppen der gehobenen Qualitätsarbeiter berührt darauf. Als äußeres Kennzeichen dafür, kann man das Wort vom„Stehkragen⸗ Proletarier“ anführen, das ſ. Zt. in Arbeiterkreiſen geprägt wurde. Ebenſo muß die Ueberſchätzung der reinen Handarbeit, der Gegenſatz zu arbeitsfördernden Methoden wie Akkordarbeit uſw., bei denen Veranlagung und Arbeitswille des einzelnen Arbeiters auch wie⸗ derum ein Unterſchied innerhalb der Arbeiter ſelbſt erzeugt, auf den gleichen Nenner gebracht werden. Aber auch in Verſicherungsfragen zeigt ſich ſo der ſozialpolitiſche Gegenſatz zwiſchen bürgerlicher und ſozialiſtiſcher Auffaſſung. Auf der allgemeinen Arbeitnehmertheorie baſiert das von ſozia⸗ liſtiſcher Seite geſtellte Verlangen nach einem Umlagevverfahren (Fürſorgeprinzip) in der Sozialverſicherung, während die bürgerliche Einſtellung das Verſicherungs prinzip erhalten und die Ren⸗ tenleiſtung auf Grund der Beitragsleiſtung bewährt ſehen will. Die gleiche Grundeinſtellung führt die Sozialdemokratie zu ihrem Wunſch, auf Verſchmelzung der Angeſtelltenverſicherung mit der In⸗ validenverſicherung, auf Monopolſtellung der Ortskrankenkaſſen mit gleichzeitigem Kampf gegen die leiſtungsfähigeren, wie den Berufs⸗ bedürfniſſen angepaßten Erſatzkaſſen, um hier nur ein paar typiſche Beiſpiele herauszugreifen. Die Haltung der Sozialdemokratie beim Arbeitsnachweisgeſetz, bei dem man ganz im Sinne des ruſſiſchen Vorbildes nur das Schema einer für alle einheitlichen Behandlungs⸗ form ſchaffen wollte, machte wohl am beſten den Unterſchied zwiſchen ſozialiſtiſcher Auffaſſung von der Maſſengleichheit und bürgerlicher von der Schichtung der Arbeitnehmerſchaft in Berufe offenkundig. Die konſervative Weltanſchauung ſteht im allgemeinen in ihren praktiſchen Forderungen und in einzelnen Fragen wie den bisher erwähnten auf dem Boden der eben gezeigten bürgerlichen Linie. Dagegen beſteht ein Unterſchied in der inneren Entwicklung zur ſozialen Idee, wie ſie ſich aus Konſervatismus und Liberalismus gegenſätzlich herausentwickelt. Die Grundlage der ſozialen Idee des Konſervatismus entſteht ausſozialem Mitleid. Sie findet etwa in der patriarchaliſchen Art ihren Ausdruck mit der der Guts⸗ beſitzer es als ſelbſtverſtändlich betrachtet, ſeine Gutsangehörigen in beſonderen Notfällen zu unterſtützen, ohne ihnen aber daraus ein Recht auf ſoziale Forderungen zuzuerkennen. Nicht ohne Grund iſt die Heimarbeiterfrage zuerſt im konſervativen ſozialen Lager mit am ſtärkſten gefördert worden. Konſervativ war die Sozialpolitik, die Graf Paſadowsky vertrat. Konſervativ iſt jene Sozialpolitik, wie ſie von Stöcker und ſeinen Nachfolgern im chriſtlich⸗ſozialen Lager ge⸗ trieben wurde. Die Sozialpolitik des Liberalismus leidet unter den Hem⸗ mungen, jenes als Liberalismus aufgefaßten Wortes,„laisser faire, laisser aller“ und der ſich daraus ergebenden mancheſterlichen Einſtellung in Wirtſchaftsfragen. Wer aber ſo den Liberalismus ſieht, befindet ſich auf dem Irrwege. Eigentliche Grundlage des Liberalismus iſt Förderung der Perſönlichkeit. Sehen wir aber in ihm die Auswirkung der Perſönlichkeit gegeben, dann muß es ſich auch auf den ſtrebenden Arbeitnehmer ausdehnen. Dieſes Streben des Arbeitnehmers kann verſchiedenartigen Ausdruck finden, es mag nur darin beſtehen, ſein und ſeiner Familie Los zu beſſern, es kann weiter darauf hinausgehen, ſeine Stellung im Wirtſchaftsleben zu heben, beides iſt aber nichts anderes als Perſönlichkeitsauffaſſung, d. h. Liberalismus. So iſt die Grundlage für alle Einzelforderungen der Angeſtellten, der gelernten Arbeiterſchicht aber auch der geiſtigen Berufe auf ſozialpolitiſchem Gebiete letzten Endes in dieſer Form liberaler Anſchauung zu ſuchen. Das unperſönliche Kapital würde bei hemmungsloſer Herrſchaft jede Entwicklung der Einzelperſönlich⸗ keit aus ſozial⸗ und wirtſchaftlich tieferſtehenden Schichten heraus einfach unterdrücken. Dieſe Wirkung zeigt ſich ja nicht nur bei der Einzelperſönlichkeit der Arbeitnehmer, ſie würde ſich gegebenenfalls auch ſehr wohl auf den Unternehmer ausdehnen. Damit wäre aber ein Aufwärtsſteigen von unten nach oben unmöglich. Damit müßte bei letzter Konſequenz im geſamten Staat ein ſtarkes Zurückgehen der Mittelſchichten eintreten, an deren Vermehrung wir das ſtärkſte Intereſſe haben, weil gerade in ihnen liberale Idee der Perſönlicheeit vornehmlich zum Ausdruck kommt. Deshalb brauchen wir eine ſoziale Schichtung. die von unten nach oben ſteigen kann. Um das zu er⸗ reichen, müſſen ſoziale Maßnahmen Platz greifen, die überhaupt erſt einen tatſächlichen Liberalismus im Wirtſchaftsleben ermöglichen. Unter dieſen Geſichtspunkt müſſen auch alle ſozialen Forderungen geſtellt werden, die eine liberale Partei erhebt. Sehen wir uns hierauf nur an ein paar Beiſpielen die ſozialpoli⸗ tiſchen Forderungen der Deutſchen Volkspartei an, ſo erkennen wir, daß das auch im einzelnen zutrifft. Die Forderungen 2 Selle. Nr. 339 neue Maunbelmer Seltung Intitag⸗Nusgabe:; — Donnerslag, ben 24. Jull 1528. ſind getragen von der Erkenntnis der Berufsunterſchiede in der Ar⸗ beitnehmerſchaft. So vertritt die D..P. bei der Angeſtellten⸗ verſicherung den Gedanken der Sonderverſicherung, nicht der Verſchmelzung mit der Invalidenverſicherung. Sie ſieht bei der Krankenverſicherung in den Erſatzkaſſen den Ausdruck des Berufsgedankens, im Gegenſatz zu den Ortskrankenkaſſen. Sie fordert beſſere Bewertung der gelernten und Qualitätsarbeiter gegen⸗ über den ungelernten Arbeitern. Die Schlichtungsordnung iſt als ſtaatlicher Eingriff dort notwendig, wo ſonſt an der ſozialen Schwäche der betreffenden Gruppe letwa der Angeſtellten) deren Perſönlichkeitsentwicklung zurückgedrängt würde. Schließlich gehören auch hierher die Geſichtspunkte über Beſitzbeteiligung und Mitbeſtim⸗ mungsrecht der Arbeitnehmer. Gewiß wird gerade das erſtere nicht leicht zu löſen ſein, darüber muß man ſich klar ſein. Aber jede Löſung würde innerhalb der Arbeitnehmerſchaft ſelbſt eine neue Schichtung zeitigen, die den ſtrebenden Arbeitnehmer von dem ſich nur als Proletarier fühlenden abtrennen würde. Auch in der Feder des Mitbeſtimmungsrechts im Betriebsrätegeſetz hätte der edanke liberaler Ideen ſtärker ausgeprägt werden müſſen, dann würden wir bei den praktiſchen Erfahrungen mit dem Betriebsräte⸗ geſetz manches nicht erlebt haben. Beim Betriebsrätegeſetz wurde aber ein Unterſchied zwiſchen Arbeitern und Angeſtellten, zwiſchen den Schichtungen in der Arbeiterſchaft ſelbſt nach gelernten und un⸗ gelernten Arbeitern, alſo zwiſchen der Maſſe und den gehobenen Ar⸗ beitnehmern(ſo ſchwierig die Durchführung dieſes Gedankens auch im einzelnen ſein mag) noch nicht einmal verſucht. Man zog nur die nackten Zahlen in Betracht mit dem Ergebnis, daß gerade die Mißſtände im Velrtebsrteweſen indirekt darauf zurücgeführt wer⸗ den 8 o bedeutet Liberalismus Grundlage einer ſozialpolitiſchen ede⸗* 22 02 5 im b eht. In dieſem Sinne wird auch liberale Sozialpolitik i adet nationaler Politik. e een die Raumung des Kuhrgebiets Bei der Stadtverwaltung Eſſen iſt ndes eiben des Oenerals Braquet, des Kommandanten E Vezirts Eſen ein⸗ gen: In Ausführung der Vorſchriften des Oberkommandieren⸗ en der Armee nimmt die Kontrolle der Beſatzungsbehörden in den geräumten Gebieten on folgenden Tagen ihr Ende: Am 20. 7. Mitternacht für die beſetzten Gebiete der Provinz Weſtfalen, am 21. für den Reſt des ſeit dem 11. 1. 1923 beſetzten Ge⸗ etes. * Die Noklage des Ruhrbergbaues Wie aus Dortmund gemeldet wird, findet am Freitag unter dem in Reichskanzlers eine Beſprechung mit den maß⸗ gebenden Kreiſen des Ruhrbergbaues, Arbeitgebern wie Arbeitneh⸗ mern eine Beſprechung ſtatt, wobei über die Notlage des Ruhrberg⸗ baues beraten werden ſoll. Der neue zweite Dortmunder Bürgermeiſter Am Mittwoch wählte die Stadtverordnetenperſammlung in Dort⸗ mund den früheren preußiſchen Miniſterpräſidenten Paul Hirſch mit den Stimmen der Sozialdemokraten, Kommuniſten und Demo⸗ kraten zum zweiten Bürgermeiſter von Dortmund. Den Gegenkan. didaten hatte das Zentrum aufgeſtellt. die Reichseinnahmen im zweiten vierteljahr Die Einnahmen des Reiches an Steuern, Zöllen und Abgaben für die Zeit vom 1. April bis 30. Juni 1925 werden jetzt veröffent⸗ Ucht. Darnach erbrachten Beſitz, und Verkehrsſteuern im Juni 398 280 775 Rentenmark, vom 1. April bis 30. Juni 1355 181 197 Rentenmark. Einmalige Steuern erbrachten 600 657 322 bezw. 1372 470 281 Rentenmark. Die Einnahmen aus Zöllen und Ver⸗ Frauchsabgaben betrugen 160 590 309 bezw. 452 345 398 Rentenmark. Zum Schutze der Winzer Der preußiſche Staatsrat beriet über den Antrag Haenlein(Zentrum) auf Behebung der Notlage des Winzer⸗ ſtandes und nahm dazu einen Ausſchußantrag an, der das Staatsminiſterium erſuchte, auf die Reichsregierung einzuwirken, daß zur Behebung der beſonders durch die Annahme des deutſch⸗ ſpaniſchen Handelsvertrages verurſachten großen N des Win⸗ NN und zur Verhütung der Gefahr des völligen Unterganges es in der Weſtmark bedeutſamen Berufsſtandes die Verhandlun⸗ gen mit Spanien über die Abänderung der im bisherigen deutſch⸗ paniſchen feſtgeſetzten Zollſätze für Wein, Ge⸗ müſe und Obſt in einer den Lebensnotwendigkeiten dieſes Berufs⸗ ſtandes entſprechenden Weiſe geführt werden. Für vorläufige Erleichterungsmaßnahmen ſoll Vorſorge ge⸗ troffen werden, daß bei der endgültigen Regelung der Steuervor⸗ lage über die im Steuerausſchuß des Reichstages eltgeſebten 10 Prozent der Weinſteuer nicht hinausgegangen wird, daß ferner die Erſtattung der Weinſteuer in beſonderen Notfällen auf mehr als drei Monate ausgedehnt wird, und daß ſchließlich eine ſchärfere Kontrolle der minderwertigen, dem Weingeſetz nicht entſprechenden ausländiſchen Weine durch hauptamtlich beſchäftigte Sachverſtän⸗ dige ausgeführt wird. Für die nächſte Plenarſitzung wurde der 29. September in Ausſicht genommen. * Neue Handelsvertragsbeſprechungen mit Spanien. Geſtern abend traten in Madrid die deutſche Handelsdelegation und die Bevollmächtigten der ſpaniſchen Regierung zu Beratungen über einen neuen Handelsvertrag zuſammen. Strenge Beſtraſung des Dduells im heere Inm Rechtsausſchuß des Reichstages wurde nach eingehender Be⸗ ratung ein Zentrumsantrag nommen, nach dem der Zweikampf unter Soldaten mit Freiheitsſtrafen nicht unter 6 Monaten beſtraft wird, die Herausforderung und die Annahme einer Herausforderung mit Freiheitsſtrafen von 2 Monaten bis zu einem Jahr. Ein Vor⸗ geſetzter, der einen Untergebenen zum Zweikampf zu beſtimmen Anternimmt, ſoll nach dem Ausſchußbeſchluß mit Freiheitsſtrafe bis zu einem Jahr beſtraft werden. neue Fehmemoroͤprozeſſe Wie wir erfahren, ſind nicht nur in Schwerin, wo eben ein ehmemord mit vier Febele ſühnt worden iſt. ſondern auch — eee an der Warte——5 4 ſe— in Vor⸗ reitung. In Schwerin ſchwebt zunächſt die Vorun ng wegen des Mordes an einem gewiſſen Beier und zwar handelt es ſich dabei um eine Tat, ganz ähnlich der im Mordprozeß Holz. Beier kam im Dezember 1925 angeblich von der Ehrhardtbewegung aus Koburg nach Schwerin, um in den Kreiſen Aufnahme zu finden, die in dem letzten Fehmemordprozeß eine Rolle ſpielten. Er ſoll aber dabei ſich gleich ſo verdächtig gemacht haben, daß man ihn ſchon zwei Tage nach ſeiner Ankunft in 2 erledigte. Seine Leiche wurde ſpäter mit mehreren Kopfſchüſſen in der Nähe des Dorfes Mecklen⸗ burg an der Bahnſtrecke Wismar in gefunden. Als mut⸗ maßliche Täter wurden ſeinerzeit vier Angehörige derſelben Kreiſe ſeſtgenommen, denen die kürzlich in Schwerin zum Tode Verurteilten ongehörten. Wie wir erfahren, dürfte in dieſer Angelegenheit dem⸗ nächſt die Vorunterſuchung geſchloſſen und Anklage erhoben werden. Bei dem Fehmemordverfahren in Landsberg handelt es ſich an⸗ — um ein Nachſpiel zum Küſtriner Putſch. Auch hier ſchwebt noch Vorunterſuchung. —— Hriechiſche Armeemandver. Die griechiſche Reglerung hat be⸗ ſchloſſen, im Auguſt große Armeemanäver zu veranſtalten und dazu de Militär⸗Attachss der Großmächte einzuladen.— Neuer Programmentwurf der Sozialdemokraten Berlin, 28. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Was lange währt, wird gut. Auf dem Nürnberger ee e Eini⸗ eee der Sozialdemokratie war eine Kommiſſion einge⸗ ſetzt worden, die ein Programm entwerfen ſollte. Ueber all dem bekannten und ſchmerzlichen Erleben der letzten Jahre wurde das ſchier vergeſſen. Heute erfährt man aus dem„Vorwärts“, daß die beſagte Programmkommiſſion endlich ihre Arbeiten beendet hat und nunmehr auch einen Programmentwurf fertiggeſtellt hat. Der Entwurf wird heute vom„Vorwärts“ der Kritik der Parteigenoſ⸗ ſenſchaft unterbreitet. Das wird wohl in den nächſten Wochen ein fröhliches Raufen und Schreien herüber und hinüber werden. Die Sgelſenung und den Abſchluß wird man dann in Heidelberg erleben. 2——— Katsſitz ſür Holland im völkerbund: Wie„Stockholm Tidningen“ aus beſter Quelle erfährt, hat ſich die holländiſche Regierung an die europäiſchen Mächte gewandt, die Kandidatur Hollands um den Platz im Völkerbundsrat, den Schweden bisher inne hatte, zu unterſtützen. Das Blatt glaubt zu wiſſen, daß das holländiſche Erſuchen, die Unterſtützung der meiſten Mächte gefunden habe, da dieſe die kleineren neutralen Mächte im Rate des Völkerbundes vertreten zu ſehen wünſchen. Auch Aegypten geht daran, ſich eine moderne Luftflotte zu ſchaffen. Die vom Kriegsminiſter verfaßte Denkſchrift empfiehlt die ſofortige Gründung einer Fliegerſchule in Katro, wozu etwa 135 000 Pfund Sterling benbtigt werden dürften und die Sen einer ausgewählten Schar Flugſchüler nach Europa. Ein Hauptflugplatz ſoll in Aſſiud und zwei Unterabteilungen in Alexandrien und Suez errichtet werden. die deutſch⸗polniſchen Handelsvertragsverhandlungen Die Antwortnote der polniſchen Delegation iſt von dem volniſchen Bevollmächtigten Dr. Prondzunski dem deutſchen Delegationsleiter Exz. Lewald überreicht worden. Die Note, die drei Teile umfaßt. enthält keine neuen Anregungen. die einen Ausaanasvunkt für wei⸗ tere Verhandlungen bieten könnten. Die polniſche Delegation beſtä⸗ tigt zwar die Bereitſchaft der Gewähruna der Meiſtbegünſtigung an Deutſchland ſowie die Regelung der Handelsreiſendenfrage. Dabei verharren die Polen aber bei der Forderung der Vieheinfuhr nach Deutſchland. Das deutſcherſeits angebotene Kohlenkontingent be⸗ zeichnet ſie als ungenügend und beſteht auf der für Deutſchland un⸗ annehmbaren Tdee. die volniſche Kohlenausfuhr nach Deutſchland in ein„Kompenſationsverhältnis“ zu dem von der volniſchen Regieruna unterbundenen Exvort nach Polen zu bringen. Gegenüber den deutſchen Wünſchen ſei es auf zolltariflichem Gebiet(Aufhebuna der neuerlichen volniſchen Zollerhebungen), ſei es auf dem der Liauida⸗ tion und des Niederlaſſunasrechts, zeigt die Note kein Entaegenkom⸗ men. Die Aufrolluna der Liquidationsfrage bezeichnet die volniſche Delegation als eine Erſchwerung der Verhandlungen durch ein Mo⸗ 1 70 das„mit dem Handelsvertraa in keinem Zuſammenbana, tehe. Somit werden ſegliche Zugeſtändniſſe. die nach Anſicht der deut⸗ ſchen Delegationskreiſe die Erörterung über eine Erhöhung des Kohlenkontingents ermöglichen würden. abgelehnt. Trotz alledem albt die volniſche Delegation dem Wunſche Ausdruck. daß die Verhand⸗ lungen nicht als„formell abgebrochen“ anzuſehen ſeien. Die deutſche Antwort auf die volniſche Demarche wird bereits in den nächſten Tagen erfolaen. Auf Grund der früheren Erklärungen der deutſchen Regieruna iſt vorauszuſeken, daß die vol⸗ niſche Antwortnote in Berlin nicht als genügende Grundlage für weitere Verhandlungen angeſehen werden wird. und daß daher die Verhandlungen als unterbunden zu betrachten ſind. Jedoch herrſcht Uebereinſtimmung bei den beiden Deleaationen. ſpäteſtens am 16. September wieder zuſammenzutreten, um über die Möalichkeit einer Wiederaufnahme der Verhandlungen zu beraten. Verlängerung des deutſch-polniſchen Abkommens über den kleinen Grenzverkehr Im Avpril dieſes Jahres hatten ſich die deutſche und volniſche Re⸗ gieruna darüber verſtändigt, daß bis zum Inkrafttreten des am 30. Dezember 1924 in Danzia unterzeichneten deutſch⸗volniſchen Abkom⸗ mens über Erleichterung im kleinen Grenzverkehr die Beſtimmungen der beſtehenden beiden Abkommen über den kleinen Grenzverkehr und den oberſchleſiſchen Grenzbezirk auch weiterhin und zwar zu⸗ nächſt bis zum 4. Auauſt ds. Is. beobachtet werden ſollten. Die deutſchen geſetzaebenden Körperſchaften haben dem Abkommen nun⸗ mehr zugeſtimmt. doch iſt bei der Kürze der Zeit ein gegenſeitiger Austauſch der Ratifikationsurkunden nicht möalich. Die beiden be⸗ teiliaten Regierungen haben daher eine weitere Verlängerung der Geltunasdauer der bisherigen beiden Abkommen bis zum 1. Novem⸗ ber ds. Is. verabredet. die chineſiſch · ruſſiſche Spannung Die ausländiſche Telephongeſellſchaft in Schanghai hat die Tele. phonverbindung mit dem Sowjet⸗Konſulat abgeſchnitten um die chine · iſchen Radikalen zu verhindern, mit dem Konfulat in Verbindung zu bleiben. Infolgedeſſen iſt die Spannung zwiſchen den Behörden in Schanghai und den Moskauer ee Stellen gewachſen. Der ruſſiſche Konful ſteht unter ſcharfer Ueberwachung. Perſonen, die das Konſulatsgebäude betreten, werden ſtreng bewacht. Die Kommuniſten haben einen Proteſt abgefaßt, der die Abſchneidung der Telephon⸗ leitungen engliſchen Einflüſſen zuſchreibt. Nach Meldungen aus Pe⸗ king ſcheint ſich Tſchangſolin nicht viel mit Regierungsgeſchäften abzu⸗ geben. Sein Sohn ſei aus Schanghai wegen Meinungsverſchieden⸗ heiten bei ſeinem Stabe abberufen worden. Engliſch- amerikaniſch- japaniſche Notle an China Der„L..“ meldet aus London, daß nach zuverläſſigen Informa⸗ tionen England, Amerika und Japan eine gemeinſchaftliche Note in den nächſten Tagen an China abſenden werden, die ſich mit den chine⸗ ſiſchen Forderungen über die Zollfrage und die Exterritorialitäts⸗ rechte befaßt. In der Note wird erklärt, daß die drei Mächte weiter jedem vernünftigen Wunſch CThinas ihre Sympathien entgegenbringen werden. Solange aber Leben und Eigentum der Fremden bedroht ſeien, ſtoße dies auf Schwierigteiten. Offenbar wird durch die Note beabſichtigt, die Geſchloſſenheit der drei Mächte gegenüber China zu betonen. verhaſtung von Eſtländern in petersburg Wie dem„Revaler Boten“ aus Nar wa N gemeldet wird, iſt in Petersburg eine große Anzahl eſtländiſcher Staats⸗ bürger verhaftet worden, die der Spionage zu gunſten Eſtlands be⸗ ſchuldigt werden. Wie verlautet, ſind ferner die ſowpetruſſiſchen Grenzwachen durch berittene Formationen verſtärkt worden, auch ſoll es bereits zu einem Grenzzwiſchenfall gekommen ſein, worüber jedoch keine näheren Nachrichten vorliegen. Wie das genannte Blatt bemerkt, ſind dieſe Verhaftungen offenbar als Gegenmaßnahme der Sowjetbehörden gegen den Kommuniſtenprozeß, der ſich zurzeit in Dorpat abſpielt, aufzufaſſen. Ein amerikanlſcher Seobachter in Ronſtantinopel Der amerikaniſche Senator King iſt in Konſtantinopel einge troffen und hat mit zahlreichen führenden Perſönlichkeiten Fühlung ommen, um feſtzuſtellen, ob die Türkei die Lauſanner Verein⸗ arungen über die Minderheiten erfüllt, da die Vereinigten Staaten iervon die Ratifizierung des Lauſanner Vertrags abhängig machen. ach der dem Großrabbiner Bedjarano er⸗ klärte dieſer, daß die jüdiſchen Minderheiten in der Türkei überaus wohlwollend behandelt werden, und daß die türkiſchen Auswan⸗ derung nur in den wirtſchaftlichen Verhältniſſen der Nachkriegszeit begründet ſei. 1 55 FFRr Die Flottenbaſis Amerikas im Stillen Ozean Präſident Coolidge iſt mit der Prüfung der Pläne des Sena⸗ tors Hall beſchäftigt, der die Verſtärkung der Verteidigungs ſtellungen der Verejnigten Staaten im Stillen Ozean fordert; haußt⸗ fächlich durch Ausbau der Stützpunkte von Alameda, St. Franziska und Havai. Die Flottenſtützpunkte auf Tarlharbor und Havai wür⸗ den dadurch zum Schlüſſelpunkt der amerikaniſchen Verteidigunge punkte im Stillen Ozean. Die Durchführung des Planes würde als erſtes 30 Millionen Dollar fordern. Es iſt anzunehmen, daß die Vorlage in dieſer Form die Billl⸗ gung des Präſidenten Coolidge nicht finden dürfte. Seine Ein⸗ wendungen dürften ſich auf die Beſchlüſſe der Waſhingtoner Flotten⸗ abrüſtungskonferenz ſtützen. Im übrigen ſoll Coolidge den Plan Een. die Staatsausgaben um 500 Millionen Dollar herabzu⸗ etzen. 2 die Lage in Marokko Wie aus Fez gemeldet wird, hat Abd el Krim ſtarke Kräftt in der Nähe der Stadt gruppiert. Es herrſcht dort gegenwärtig eine außerordentlich lebhafte militäriſche Tätigkeit. Die Straße Tanger—Tetuan befand ſich einige Tage in den Händen der Rif⸗ kabylen. General Naulin wird die Leitung der Operationen in den nächſten Tagen übernehmen. Ein Teil der franzöſiſchen Ver⸗ ſtärkungen wurde am Dienstag in der Gegend von Taza eingeſetzt⸗ Der„Te mps“ berichtet, daß ſogar franzöſiſche Offi⸗ ziere im Generalſtab Abdel Krimz ſich befänden. Nach dem amtlichen Bericht ſeien alle Angriffe Abd el Krims bei Zerual zerſchlagen worden. Letzte Meldungen Die Typhuserkrankungen in Solingen und Anklam — Berlin, 22. Juli. Nach dem Ergebnis der amtlichen Unter. ſuchungen iſt die Typhusepidemie in Anklam auf eine im Süden der Stadt gelegene Sammelmolkerei zurückzuführen. Weib aus die meiſten Kranken haben ihre Milch aus dieſer Molkerei be⸗ zogen. Die Zahl der Erkrankungen beträgt jetzt 18 5. Bisher 4 Erkrankte geſtorben. Mit einer gewiſſen Vermehrung der Sterbefälle iſt leider noch zu rechnen, obwohl der Höhepunkt der Epidemie als überſchritten angeſehen werden kann. Die Epidemie iſt örtlich beſchränkt. In Solingen ſind 71 Typhusfälle zur Kenntnis der Behörde gekommen, von denen 4 1 5 dlich verliefen. Auch dieſe Epidemie iſt ebenfalls auf eine Sammelmolkerei zurückzuführen⸗ Alle zweckmäßigen Maßnahmen ſind zur Bekämpfung getroffen wor⸗ den. Auch in Solingen liegt kein Grund zur Beunruhigung der Bevölkerung vor. Die Ebert⸗Büſte im Reichstag Die Ausſchmückungskommiſſion des Reichstages beſchloß am Mittwoch, die Ebert⸗Büſte des Profeſſors Georg Kolbe in der, liegenden Ausführung nicht anzunehmen. Der Ausſchuß will ühe eine andere Büſte mit Profeſſor Kolbe oder andern Künſtlern weiter verhandeln. Es wird weiter gemeldet daß der Ausſchuß ſich be⸗ mühen wird, einen anderen geeigneten Platz im Reichstagsgebäu 5 zu finden, da nach Ayſicht des Ausſchuſſes der zunächſt für die Au ſtellung der Ebert⸗Büſte in Ausſicht genommene Platz in dem Fone des Reichstogspräſidiums, auf dem die Moltkebüſte ſtand, nicht geeignet erſcheint. 8 Die neue Friedrich-Ebertſtraße in Berlin Berlin, 23. Juli.(Von unſerem Berliner Büro). Der Ber, liner Magiſtrat hat ſich, wie das„Berliner Tageblatt“ aus Budapeſt erfährt, bei der Budapeſter Stadtverwaltung wegen der Umtau der Budapeſter Straße in Friedrich⸗Ebertſtraße entſchuldigt. Das ſei kein unfreundlicher Schritt gegen Ungarn und um jeden magee riſchen Groll zu dämpfen, würde ein Teil des Kurfürſtendamms de Namen Budapeſter Straße erhalten. Juſammenſtöße in Memel — Memel, 23. Juli. Hier kam es geſtern zu einem Zuſammen ſtoß zwiſchen engliſchen Matroſen und litauiſchen Polizeibeam und Soldaten, die von den Engländern, die dem engliſchen Flotte geſchwader angehören, verprügelt wurden. Schwere Unwelterſchäden in Südfrankreich — Paris. 23. Juli.(Von unſerem Pariſer Vertreter). Wie* Bordeaur berichtet wird. iſt infolge ſchweren Hagelſchlaas e aroßer Teil der Weinernte vernichtet worden. Rücktritt des portugleſiſchen Kabinetts — Liſſabon, 22. Juli. Das Kabinett trat zurück und vennten ſo eine ſehr ernſthafte parlamentariſche Situction. Der Präſde beriet mit den verſchiedenen Parteien. Die öffentliche Meinung günſtigt ein nicht aus Parteimännern zuſammengeſetztes Kabine Exploſion auf einem argentiniſchen Kreuzer — Puenos Altes. 22. Jll. Geſtern ereignete ſich an Bord de⸗ Panzerkreuzers„General San Martin“ ein folgenſchwerez ae ſionsunglück. Bei dem Geſchützexerzieren explodierte ein 8 2t geſchütz. Durch die Exploſion wurden 8 Mann ſofort getö und 19 Mann der Beſatzung ſchwer verletzt. * Amksgerichte als Aufwertungsſiellen. Im Neheenge wird eine ordnung des Reichsjuſtizminiſteriums veröffenng⸗ die ſich mit der Einrichtung und dem Verfahren der Aufwerteich, ſtellen befaßt. Darnach iſt die Aufwertungsſtelle das Amtege en. wenn die oberſten Landesbehörden keine andere Behörde beſtimber⸗ Die Amtsgerichte können einzelne Verrichtungen den Notaren ein⸗ tragen; ferner kann für mehrere Amtsgerichtsbezirke eine gat un ſame Aufwertungsſtelle errichtet werden. Die Verordnung trit dem 15. Juli in Kraft. 10 münzprägung und der Reichsrar and einer Bekanntmachung über Zuſammenſetzung, Größe, Gewichk Geſtalt der Münzen zu 3 und 5 Reichsmark, in einer Geſamipt eine menge von 300 Millionen Reichsmark zu. Als Münzbild iſt Ichen Darſtellung gewählt, die neben den Hoheitszeichen ein Denkzeneſt. für die Jahrtauſendfeier der Rheinlande aufadler Sie ſieht als Bild einen Ritter vor, der auf einem den Reſchg den tragenden Schild den Treuſchwur leiſtet. Eine Umſchrift ſ Sinn dieſer Darſtellung wiedergeben. ni⸗ „Auch Prag ſie paherkechtetung. Dmn Prgger Außenſhe ſterium werden im Laufe dieſer Woche noch Vergandlungeh be⸗ die Paßerleichterung im öſterreichiſch⸗tſchechiſchen Grenzverke ng ginnen. Auch mit Deutſchland wird die Prager Kegieſen die der gleichen Frage verhandeln. Künftig ſollen für Touriſte Touriſtenlegitimationen als Päſſe genügen. Kachtrag zum lokalen Teil „Itelwillig aus dem Leben geſchieden iſt geſtern rachmidch Neckarau ein dort wohnhafter 44 Jahre alter verheirateter 7 in⸗ decker, der ſich auf dem Speicher ſeiner uehder de. ſtimmigkeiten in der Familie ſollen die Urſache der ſein. Beim Baden ertrunken iſt geſtern nachmittag im Neckar 1 let halb des ſtädt. Krankenhauſes ein 12 Jahre alter Realſ ſcht ge⸗ aus der Grillparzerſtraße. Die Leiche konnte bis jetzt noch n borgen werden. rEr R F r⸗· t ſe + d⸗ + Donnersiag, den 23. Juli 1923 neue Mannheimer Jeitung[Mittag⸗Rusgabe) 3. Seite. Nr. 335 Wirtſchaſtliches und Soziales Zum Kampf im Baugewerbe wir d uns folgendes mitgeteilt: 10 Der Schlichtungsausſchuß Karlsrube hat die Parteien auf Mon⸗ a. 20. Juli zu neuen Verhandlungen eingeladen. Die Arbeitaeber datten zu den Forderungen der Gewerkſchaften Gegenforderungen gufgeſtellt. die in der Perbandlung eingebend erörtert wurden. Die Ausarbeitung eines Vorſchlaas über die ſtrittigen Punkte erfolat. durch eine Kommiſſion von 3 Arbeitgebern und Arbeitnehmern. un⸗ der Mitwirkung des Vorſitzenden des Schlichtunasausſchuſſes Karls⸗ kube. die am Samstag. 25. Juli zuſammentreten ſoll. Sollte der Vorſchlag der Kommiſſion keine Annahme bei den Parteien finden, wird der Schlichtungsausſchuß einen Schiedsſpruch fällen. In der Verhandlung am 20. Juli vor dem Schlichtungsausſchuß wurde feſt⸗ geſtellt, daß die Geaenfätze noch ſehr aroß ſind. ſodaß im Augenblick noch nicht zu überſehen iſt. ob der Vorſchlaa der Kom⸗ u. miſſion zur Beileaung des Kampfes führen wird. nungen fertigſtellen, ſo kann man die wenig tröſtliche Tatſache ver⸗ zeichnen, daß der Neubau gerade den neuen Bedarf befriedigen würde. Der beſtehende Mangel an 600 000 Wohnungen bliebe auf unbeſtimmte Zeit beſtehen. Eine ſolche Ausſicht iſt aber nicht gerade bei den zahlloſen Familien, Jungverheirateten und ſonſtigen ntereſſenten, die heute ſehnſüchtig auf eine eigene Wohnung war⸗ ten, angenehme Empfindungen zu erzeugen. Es iſt daher dringend notwendig, Mittel und Wege zu ſuchen, die zu einer lebhafteren und damit zu einem größeren Angebot von Wohnungen ren. 0 0 0 Wer für eine größere und intenſivere Bautätigkeit eintritt, wird bei unſerer verarmten Wirtſchaft auch 11 zu gleicher Zeit Wege zeigen müſſen, die zu einer Bereitſtellung der not⸗ wendigen Mittel führen. Die neuen Bauten der jüngſten Zeit ſind zum größten Teil aus den Mitteln aufgebracht worden, die mit Hilfe der n ſand. die Heun und vor allem der Hauszinsſteuer eingekommen ſind. Die Hauszinsſteuer iſt feſtgelegt worden in der Dritten Steuernotverordnung, die mit dem in ihr geregelten Finanz⸗ ausgleich zwiſchen Reich, Ländern und Gemeinden bis zur Gegen⸗ N 13* pProbleme der Wohnungspolitik Von Erich Borkenhagen, Berlin Schritt und Tritt b et der aufmerkſame Beobachter in en und auf dem be den verheerenden Folgen, die die Jahren anhaltende Wohnungsnot mit ſich bringt. da ſcheint eine weſentliche Beſſerung auf dieſem Gebiete, s wie kein zweites weite Kreiſe unſeres Volkes dauernd beſchäf⸗ naon rückt nicht bevorzuſtehen. Die Wohnungsnot iſt nun Zachgerade auf einem Punkt angelangt, der den 3 Ge⸗ Phenſe wie ſie Hygiene und Anſtand für das Seſcht ſchu en von di ſchen engen Räumen vorſchreiben, ins Geſicht ſchlägt. Und die ſeit langem er wiederkehrende Frage, wann dieſer entwür⸗ Algde Zuſtand eigentlich enden ſoll, entſpringt mehr als einer bigen Neugier. Gewiß, es iſt im letzten Jahre gebaut worden, vielleicht könnte — ſogar ſagen, genügend gebaut worden, wenn nur ein nor⸗ Bedarf zu befriedigen geweſen wäre. Da wir aber nach Ane kürzlich veröffentlichten Statiſtik im Deutſchen Reiche zur Zeit deich ehlſumme von 600 000 Wohnungen zu ver⸗ chnen haben— eine Zahl, die uns bei unſerer ſehr genauen Kennt⸗ der Dinge 5 uke niedrig vorkommt— während vor zwei 100 en noch 1,6 Millionen gefehlt haben ſollen, ſo bedeuten die 30 0⁰⁰ Wohnungen, die im letzten Jahre etwa hergeſtellt und be⸗ Akel awurden, ſehr, ſehr wenig. Sechs Johre ſang müßte alſo bei N bleibendem Bedarf in gleſcher Weiſe gebaut werden bob, im letzten Jahre, wenn die heute beſtehende Wohnungsnot be⸗ — werden ſoll. Da aber ſtändig eine neue Pacheghe nach Wohn⸗ 2l feſtzuſtellen iſt, ſo würden wir nie aus dem Wohnungs ⸗ endherauskommen, in dem wir zur Zeit ſtecken. Der Be⸗ 180 an neuen Wohnungen wurde im Frieden auf jährlich etwa Negtos angenommen, und wenn wir in den nächſten Jahren, was erung und Reichstag beabſichtigen, jährlich 150 000 neue Woh⸗ dr. Unblutig in Mannheim Das nebenſtehende Vild zeigt das Reiſeauto der Kukirol⸗Fabrik vor unſerem Verlagshauſe. Wir haben anläßlich des Beſuches, den uns Dr. Unblutig, der Reklame⸗ chef eines der populärſten deutſchen Unternehmen, die⸗ ſer Tage abſtattete, den Wagen beſchrieben, mit dem Dr. Unblutig und ein weiterer Repräſentant der Firma ſeit März Deutſch⸗ land bereiſen. Bei dem Aufſehen, das das Kukirol⸗ auto bei der Fahrt durch Mannheims Straßen er⸗ regte, wird die Abbildung allgemeine Beachtung finden wart Geltung hatte. Auch bei der Neuregelung des Finanzausgleichs wird die Hauszinsſteuer aufrecht erhalten werden und weiter die Mittel für öffentliche Bauzuſchüſſe liefern. Es wird beſonders darauf eachtet werden müſſen, daß dieſe Mittel richtige Verwendung finden. isher iſt es wiederholt vorgekommen, daß die Gemeinden die Mit⸗ tel aus den Erträgniſſen der Hauszinsſteuer, die ihnen zur Be⸗ lebung der Bautätigkeit überwieſen waren, bis zu 20 Proz. für andere Zwecke ausgegeben haben. Hier muß ein jeder Staatsbürger ganz entſchieden Proteſt einlegen. Den Anteil an der Hauszins⸗ ſteuer, den ein jeder von uns mit der Entrichtung der Miete auf⸗ bringt, wollen wir auch ſeinen Zwecken zugeführt⸗ſehen. Nicht aber können wir uns damit einverſtanden erklären, daß die aus den be⸗ ſcheidenen Mitteln der großen Maſſe herausgezogenen Gelder, die einer Vermehrung des Wohnraumes dienen ſollen, unkontrollierbaren Zwecken zugeführt werden. Es iſt + aus dieſem Grunde notwen⸗ dig, daß der zur Beratung ſtehende Finanzausgleich dem Reiche die Möglichkeit gibt, den Verbleib der Hauszinsſteuer genau zu kon⸗ trollieren, damit die für die Belebung der Bautätigkeit aufgebrachten Mittel ouch wirklich hierfür verwendet werden. Wie geſagt, hat die augenblickliche günſtige Konjunktur auf dem Baumarkt auch ein automatiſches Steigen der Preiſe für Materialien und Anziehen der Löhne im Gefolge, eine Tatſache, mit der man ſich jedoch in der freien Wirtſchaft immer abfinden muß, deren Preiſe ſich immer nach Angebot und Nachfrage richten werden. Bedenklich fällt auf dem Baumarkt in Erſcheinung, daß die private Bautätigkeit ſich infolge der notwendig werdenden großen Kluft zwiſchen den Mieten in den alten Häuſern und denen in den neuerbauten noch nicht ſo betätigt, wie es wünſchenswert wäre. Es wird daher noch auf lange Zeit eine Hauptaufgabe der künftigen Wohnungspolitik bleiben, mit beträchtlichen ſtaatlichen Zuſchüſſen die Bautätigkeit zu beleben. Wir kommen auch hier wieder auf die Notwendigkeit, den Verbleib der durch die Hauszinsſteuer ich in dem Finanzausgleichgeſetz gelöſt wird. Da wir nun in den kommenden Jahren einen ſo enormen Be⸗ darf an neuen Wohnungen zu befriedigen haben, muß unſer Augen⸗ merk auch gleich darauf gerichtet ſein, die zu erbauenden Wohnungen zweckentſprechend nach allen Regeln der Hygiene und des modernen Wohnungsweſens zu errichten. Der Mietskaſernenſtil der Großſtädte hat erfreulicherweiſe ſchon in den letzten Jahren vor dem Kriege im⸗ mer mehr Gegner gefunden, und heute können wir die erfreuliche Tatſache feſtſtellen, daß wenigſtens in dieſer Beziehung bei den neuen Bauten ein Fortſchritt zu verzeichnen iſt, die faſt alle nach dem Ein⸗ und Zweifamilienſyſtem gebaut ſind mit anliegendem Gar⸗ ten, ſo daß auch in den Großſtädten die Bodenſtändigkeit erzielt wird⸗ die den Bewohner der Kleinſtädte und des Landes auszeichnet. Heute befinden wir uns, was die Bauart anbetrifft, in einer eigen⸗ artigen Situation. Der Staat hat ſich als derjenige, durch Un⸗ terſtützung eine Bautätigkeit in nennenswertem Maße überhaupt erſt möglich geworden iſt, eine Sinwirkung auf die Bauart der Wohn ungen zu verſchaffen gewußt, von der man noch gar⸗ nicht ſagen kann, ob ſie zu begrüßen iſt oder nicht. Zu ertragen wird ſie ſolange bleiben, wie die Ausarbeitung der Entwürfe von den Be⸗ hörden erfahrenen Architekten übertragen wird, wie das zur Zeit der Fall iſt. Immerhin iſt das auch kein erfreulicher Zuſtand, da beſondere Wünſche des künftigen Beſitzers der Wohnung ja garnicht berückſichtigt werden und nur zu ſehr die Gefahr beſteht, daß aus dieſer Anfertigung von Bauplänen im großen eine Schematiſierung ſich entwickelt, die ſchon heute Gefahren erkennen läßt. Wie man„ läßt gerade zu dem Artikel„Wohnungs⸗ politik“ anrorlentdc Es wird Aufgabe der berufenen Faktoren in unſerem Wirtſchaftsleben ſein, die hier nur fkizzenhaft angedeuteten Wege zu einer befriedigenden Wohnungspolitik ein⸗ gehend zu prüſen und auszubauen, damit auf dieſem Gebiete endlich wieder einmal Zuſtände eintreten, die den Fortſchritten unſeres Jahr⸗ hunderts auf allen Gebieten ebenbürtig ſind. Stadtiſche Nachrichten Strandbad Mannheim kann ſich vor vielen anderen Städten wenigſtens eines Vorzuges erfreuen, es hat nämlich nicht nur eines, ſondern gleich mehrere Strandbäder. Je nachdem kann einem dann die Wahl ſchwer werden und man variiert ſodann den Dichter und ſingt: „Bald bad ich im Neckar, bald bad' ich im Rhein, bald mit meinem Schätzel, bald bad' ich allein.“ Das mit dem alleine baden wird wohl nicht ſo ohne weiteres zutreffen, denn wer aus der Richtung Freudenheim am Neckarſtrand entlang geht am Neuen Kranken⸗ haus zur Friedrichsbrücke und darüber hinaus, der wird wohl— einen allein baden ſehen Nein, alt und jung, Männlein und Weib⸗ lein haben ſich eingefunden und bevölkern in dichter Schar die Ufer des Fluſſes hinauf und hinab. Trifft da der Schorſch den Karl.„Du Karlche“, ſagt er,„was machſch denn heit mittag?“„Jo“, erwidert der mürriſch,„ich muß meim Vadda im Lade helfe.“—„Werſch gſcheit ſoi“, ſagt der Schorſch,„bei derre Hitz de Lade ſtehei Doi Vadda ſoll ſei Hering und ſei Rollmeps und ſei Handkees ſelwer verkaafe. Kummſch mit ins Strandbad.“—„Jo, aber ich derf doch nit.“—„Warum denn nit?“—„Ich muß doch helfe, und do baſſt mei Vadda ſchunn uff, daß ich kä dumme Boſſe mache ſollt.—„Weeſch was, Karl?“ —„Hä?“— Brennſcht durchl“—„Jo, des geht nit. Wenn ich da mei Badhoſſe unn mei Handtuch zammewickl, dann merkt er's.— „Brauchſch jo gar kä Handtuch. Schteckſcht äfach die Badhoſſe in de Sack, oder ziehgſch ſe vorher an. Mer loſſe uns dann vun de Sunn truckne. Alſo abgemacht. Heit mittach noch'm Eſſe treffe mer uns uff de Neckarwieſ',, weſch do, wo ich vorgeſchtern de lange Heiner ſo verſchlache hab, und vielleicht kann'ſch ach e ſchäne Blechbig zum Waſſerballſpiele mitbringe. Wenn'd awa feig biſcht unn nit kummſcht, dann varrot ich deim Vadda, daß em letſchthin ee Mark gekratzt hoſcht unn de Millers Kättſche Schoklad gekaaft hoſcht.“ Unn wer do halt am Nachmittag mit einer„kleppernden und ſchep⸗ pernden Blechbix“ am Neckar herumkickt, iſt der Karl und der Schorſch. Richtig iſt der Karl durchgebrannt ohne Handtuch und nur mit den Badehoſen. Wer aber abends bei ſpäter Rückkehr mit einem feuchten Handtuch und ohne Badehoſen noch ſonſtige ſein Achterteil„verſohlt“ bekam, wird kein Rätſel ſein. Nun, es iſt doch aber auch zu ſchön auf der Neckarwieſe. Iſt es einem zu warm, ſo ſpringt man ins Waſſer und ſchwimmt und planſcht nach Herzensluſt darin herum, oder man legt ſich auf den braun verbrannten Raſen und läßt ſich ſein feudales Mittageſſen von der allzu gütigen Sonne noch einmal im Magen aufwärmen. Sport⸗ liebende ſpielen Fußball, ſtoßen Steine, ſchlagen Purzelbäume, ſpie⸗ len Fangerles und dgl. mehr. Andere ſitzen wieder mit ihren roten, ſchwarzen, gelben, grünen, blauen und geſtreiften Badehofen in maleriſchen Gruppen, wie Indianer, im Kreis zuſammen und ſchmau⸗ chen behaglich ihren pfälziſchen Ueberſeetabak. Dort vertrauen ſich junge Dämlichkeiten, die mehr oder minder hübſchen Beine im Waſſer baumeln laſſend, ihre neueſten Errungenſchaften an, Jungens balgen ſich um einen Kahn, kurz, überall iſt Leben, ein fröhliches und munteres Treiben. achten öffentlichen Gelder genau zu kontrollieren, eine Auf⸗ gabe, die boffellt Lenken wir unſere Schritte zum Rhein. Alle Badean ſtalten ſind gedrängt voll und weithin tönt, trotz des Tages⸗ getriebes umher, der muntere Lärm. Schon taucht auf der Lud⸗ Koſen Von Carl Hey(Ludwigshafen) Golden flutet Sonnenſchein! Glühend, voll Erwarten: Roſen blüh'n im Park und Hain! Blühen in dem Garten]! Und ihr Duften dringt ins Herzl Die Erinn'rung leiſe, Weckt darin, voll Luſt und Schmerz, Eine alte Weiſe.— War's nicht auch ein Röslein hold, Duftig und voll Blühen! Mußte es nicht ungewollt, 1 Kaum erwacht,— verglühen?!— Roſen, Roſen düfteſchwer, Wecken ein Verlangen! Zaubern mir ein Bild ſo hehr, Das ſchon längſt vergangen.—— Roſen blühen in Glut und Prachtl Duftendes Berücken! Eh' ſie welken über Nacht: Laß ſie dich beglücken! * Abſchied von Lovis Corinth Sople Forint e 3 Erlebnis war die Anerkenntnis Kues kelernctten n duse Nen weiß, daß die Welt nach dem Kun dem deutſchen Künſtler ſich gern verſagte und daß deutſche ſiattar— lange Jahre tief im Kurs(Woran auch die In⸗ deutſche uld war). Die Vor nene dor ſeh dieſe Widerſtände zuerſt gebeugt. des Alten Beziehungen zu Holland halten ihm dort— auch wabrend mar auege— eine treue Gemeinde erhalten. Die große Lieber⸗ die Wet usſtellung in Zürich eröffnete ſeinem Werk mit der Schweiz ge in das weitere Ausland. Coriccb war ein Jahr ſpäter, daß— wieder Jürich— dem Werk glü lch ſeine Kunſthalle öffnete. Die Ausſtellung war nicht eben komponiert. Es ſehlten die eigentlich repräſentativen Werke Meiſters, Ünd doch war der Eindruck der— damals in Zürich und in der Schweiz faſt noch neuen— Kunſt Corinths von ſpür⸗ barer, allerdings—— momentaner als nachhaltiger Stärke. Durch eine Ueberführung der Ausſtellung nach Bern kam er dann mit em Schaffen dicht an die Sprach⸗ und Kulturgrenze zum Roma⸗ ſaſchen hin, auch das nicht ohne erheblichen äußeren und inneren Erfolg. 2 E. hat der Eröffnung der Züricher Ausſtellung in ſeiner form⸗ loſen, ſchlichten Art beigewohnt— durch die bäuerliche Grundſtim⸗ mung ſeines Weſens und ſeiner Haltung der Schweizer Volksart— obwohl von der nordöſtlichſten Ecke des Reiches kommend— äußer⸗ lich verwondt. Die Hochachtu 0 ete, nahm er mit der ſtillen— auf dem Bewußtſein des Ge⸗ leiſteten ruhenden— Selbſtverſtändlichkeit hin. die man an ihm ge⸗ wohnt war.„Ich habe geleiſtet“, ſagte er ſcherzend zu ſeiner Frau. als ſie ihm vorhielt, er leiſte nicht genug für das Aufbauen der Aus⸗ ſtellung. Es war— ſchon äußerlich— eine reſpektable Leiſtung, die da an den Wänden von vier Sälen größten Ausmaßes aufbaute! Zwiſchen Einladungen und Ehrungen beſuchte ich ihn in ſeinem Hotel. Zwiſchen Cigarettenſchachteln ſchweizeriſchen Provenienz und bunten fen von Stiften lagen neue Radierplatten, in denen ſich die Berge des gegenüberliegenden Uetli und die helle Weite der Landſchaft am Zürichſee ſpiegelten. Die Hand des unermübdlichen ſune wollte auch in den Tagen des ihn feiernden Treibens nicht ſtille ſtehen. Als Frucht der Schweizer Ausſtellungstage hat er fünf Land⸗ ſchaften mit heimgebracht, in deren intenſiven, lauten Farbigkeit die mmerliche Schweizer Landſchaft mit der intuitiven, vulkaniſchen Sicherheit feſtgehalten wird, die Corinths Weſen war. Auch in ſeinem Atelier in Berlin traf man ihn bis in die letzte Zeit nie ohne Arbeit. Er ſah gern, daß man pünktlich zu der ver⸗ einbarten Stunde kam, die er für Berliner Verhältniſſe früh anſetzte Man traf ihn dann an der Staffelei oder über der Platte und hatte immer wieder zu ſtaunen über die maleriſchen Energien, die er in ſeine Bilder hineinſtrömen ließ. Daneben blieben ſeine allgemeinen geiſtigen Intereſſen bis in die letzte Zeit rege. Am meiſten beſchäftigken ihn geſchichtliche Werke Von den großen Werken, die er illuſtrierte, ſtanden ihm darum der Götz am nächſten, der hiſtoriſche mehr als die Dichtung Goethes Auch der Geſchichte des alten Fritz war er mit der ganzen Lebhaftig⸗ keit ſeines feurigen Temperaments zugetan. Ereigniſſe wie ſeine Teilnahme an der Kantfeier in Königsberg weckten in ihm eine naive Neugier nach der Perſönlichkeit des großen Philoſophen, der er unverhohlen und mit der ſtrahlenden Aufmerk⸗ ſomkeit ſeiner hellen Augen Ausdruck gab. Er ſcheute ſich dann nicht, dieſe Neugier auf die primitivſte Formel zu bringen: Was iſt es eigentlich mit dieſem Kant? 1193— ng, mit der man ihm allerorts be⸗ Wenn der zu Recht beſteht, Genie Arbeit ſei, dann gilt auch der: Genie ſei. ndlichkeit bis zur Ltten Auswirkung phyſiſcher Wer an den Corinth der letzten Zeit denkt, erinnert ni allein einer— durch kehe körperliche Schwäche—— beeinträchtigten— Arbeitskraft. Er ſieht ein paar Augen hell, feſt, aufmerkſam auf ſich gerichtet, mit dem Ausdruck der Frage, des Er⸗ wartens, der Aufnahmebereitſchaft welche— ſich immer neu ver⸗ jüngend— aus jener Schaffenskraft ſtrömte, welche Menſchen und —— mit unerſchöpflich ſich erneuerendem Geſtaltungswillen um⸗ Der alte Thoma und der Corinth der letzten Jahre— welch ein Gegenſatz. Dort der Greis, der ſchon zwiſchen Himmel 2 lebt, das Auge noch auf ſeine Umwelt gerichtet, aber auch ſchon er⸗ füllt von den Viſionen eines künftigen Daſeins Hier Corinth der bis zu ſeinem Tode breit und ſeſt ſich an die Erde ſtemmte, als ziehe A ein Antaeus der Kunſt— aus der Berührung mit ihr ſeine Welch ein Wunder. daß der deutſche Boden ſo nahe aneinander zwei Menſchen von ſolchem Ausmaße und von ſol⸗ it hervorbrachte. 21 125 e e eeeeeeeeeeeeeeee Theater und Muſik Theaterrundſchau. Die Stadt Fürt für die Summe von 80 000 Mark den Fundus des des Stadt⸗ theaters in Bamberg. Hanns Wilcken, gekauft. In eingeweihten Kreiſen ſieht man dorin den erſten Schritt zur Löſung des Verbandes der vereinigten Stadttheater Nürnberg⸗Fürth, die, durch mancherlei Differenzen bedingt ſchon ſeit langem droht. Für den Nürnberger Theaterbetrieb wäre dies ohne Zweifel eine künſtleriſche Entlaſtung; die Kehrſeite der Medaille werden allerdings der Finanzreferent der Stadt Nürnberg und die Kommunalpolitiker aufweiſen, die für eine Vereinigung der Schweſterſtädte ſich einſetzen. Ein raſches Gerücht will ſogar ſchon den ausſichtsreichſten Bewerber für den Fürther Direktorpoſten nominieren; den Oberſpielleiter des Stadttheaters Nürnberg, Dr. Paul Grüder.— Als Nachfolger Willy Grun⸗ walds wurde der bisherige Oberſpielleiter des Schauſpiels in Glad⸗ beck, Ernſt Hellbach⸗Kühn, zum Direktor des Stadttheaters Oberhauſen gewählt.— die polniſche Regierung hat dem Stadt⸗ theater Katkowitz unterſagt, in der kommenden Spfelzeit deutſche Aufführungen zu veranſtalten. Das Kattowitzer Stadttheater war das einzige Theater Oberſchleſiens, das noch den Namen eines deut⸗ ſchen Theaters verdient hatte, 4. Seite. Nr. 335 Reue Mannheimer Jeitung(Mittag⸗usgabe) Donnerskag. den 23. Jull 1925 wigshafener Seite die ſog. Sandbank auf Es wimmelt geradezu von Menſchen und ihr luſtiges Schreien dringt als Pfälzer Gruß über den Strom. Und da ſieht man auch nur eine lange Schlange von Menſchen, zu Rad und zu Fuß.„Ah, Herr Meier, wohin?“— „Zum Strandbad“„Herr Müller, woher?“—„Vom Strandbad“. Wohl iſt der Weg etwas lang, aber niemand ſcheut ihn. Einige kürzen auch ſchon bei der Reißinſel ab, wo juſt einer ſtand und ſich verwunderte:„Ach nee, das iſt wohl der Zug„Strandbad hin und zurück?“„Quatſch“ ſagte jemand neben ihm,„Menſch, mach, daß du mit deinen Quadratlatſchen von meinem Strohhut herunterkommſt, ſonſt mach ich dir Beine“. Der Mann machte es nämlich, wie ſo viele, er packte ſeine Kleider zu einem Bündel, um, wie einſtens die Kinder Ifraels durchs Rote Meer, zum andern Ufer hinüberzu⸗ waten, da hatte ſich nun unglücklicherweiſe jemand ſeinen neuen Strohhut als erhabenen Standpunkt auserwählt, Aber der Mann kam trotzdem zum Strandbad. Na, da war noch ein größerer Betrieb, wie am Neckar. Wer nicht am Strand war, der lagerte ſich unter den ſchattigen Weiden, las ſeine Zeitung oder irgend einen Roman, wovon letzteres haupt⸗ fächlich bei der holden Weiblichkeit zu beobachten war, oder rauchte ſeine Pfeife und blies gemütlich die blauen Rauchwolken zum abend⸗ lichen Himmel. Andere nahmen in den vorhandenen Pfützen ein Schlammbad, was auch ganz geſund ſein ſoll. Man vermißte zwar einen pompöſen Eingang, auf deſſen Torbogen in großen Lettern hätte ſtehen müſſen:„Städtiſches Strandbad. Eintritt inkluſive Luxus⸗ und Vergnügungsſteuer 25 Pfennige“. Statt deſſen hing an einem Weidenbaum ein kleines Schild, auf dem ein beſonders Ge⸗ ſchäftstüchtiger die abſolut feuer⸗ und diebſtahlſichere Aufbewahrung von Wertgegenſtänden, Fahrrädern u. dgl. zu wiſſen tat. Dort pries einer ſeine Würſtchen mit Brot an, ein anderer verkaufte Flaſchenbier, Mineralwaſſer, Köhlerſekt, Schokolade, Bonbons, Zigarren und Zigaretten u a. mehr. Auch an Eis⸗ und Frucht⸗ waſſerverkäufern und Bretzelmännern fehlte es nicht, die kein ſchlechtes Geſchäft zu machen ſcheinen Am Strand ſelbſt nichts als Menſchen. heitere, fröhliche Menſchen. Jeden Standes, jeden Alters waren ſie vertreten, vom kleinen Nacktfroſch an bis zu den älteren Semeſtern. Alle einte der kluftüberbrückende Schwimm⸗ anzug. Jemand hatte ſeine Grammola mitgebracht, und ein etwaz beleibter Herr ließ zu den Weiſen des Walzertraumes ſchwermütig ſein Bäuchlein von den Wellen ſchaukeln. Einer Schönen wurde das Schwimmen beigebracht, andere führten in Waſſer Reigen auf, dapaddelte einer fidel vorüber, man ſpielte Waſſerball, man ſtürzte ſich freudig in die Wellen, die ein vorüberfahrender Dampfer warf, kurz überall ein ungeheueres Leben voller Frohſinn und Freyde Mannheim macht bald dem Berliner Wannſee und dem Wiener Donauſtrand Konkurrenz. Denn wo man auf der kilometerſangen Fläche hinſieht, nichts als Menſchen und wieder Menſchen. Und man kann Vesper⸗ oder Abendbrot mitnehmen, man kann leſen ſpielen, Handarbeiten machen und was das all für Dinge ſind die da getrieben werden, wie leicht läßt ſich das Nützliche mit dem An⸗ genehmen verbinden und— koſtet nichts. Darum, hin zu Neckar und Rhein, auf zum Strandbad. W. R Jugendſeſt der Slindenkinder in Avesheim Es iſt bei den unalücklichen fugendlichen Menſchen draußen in der Blindenanſtalt ſchon Wochen vorher ein Freuen auf den Taa in jedem Jahre, wo ſie ſich mit ihrem Können der Oeffentlichkeit zeigen dürfen. Die tropiſche Hitze des geſtrigen Nachmittags hatte weniger Mannheimer zu dem Jugendfeſte in die Blindenanſtalt geführt. als im vorigen Jahre. Für die bad. Staatsregierung war erſchienen Oberregierunasrat Dr. Stocker vom Unterrichtsminiſterium. Ferner waren anweſend Kreisſchulrat Reitz von Heidelberg und Dr. Amann vom Jugendamt Heidelbera, für die Stadt Mannheim Stadtrat Böttaer. Bürgermeiſter Kleinhans von Ilvesheim und ſonſtige Freunde und Gönner der Anſtalt. Die Eltern der Kin⸗ der hatten ſich ebenfalls zu einem aroßen Teile eingefunden. Wer im vorigen Jahre dem Jugendfeſte anwohnte. konnte den aroßen Fortſchritt bewundern. den die Kinder namentlich im Turnen ge⸗ macht haben. Unter Leitung der Turnlehrerin Fräulein Eckardt⸗ Mannbeim führten die Mädchen die ſchwieriaſten Blumenreigen mit Auflöſung in Gruppen und Wiederzuſammenfinden vor. Man konnte manchmal den Eindruck gewinnen. Sehende vor ſich zu ha⸗ ben. Ganz beſonders iſt aber die erfolareiche Arbeit des Turnleh⸗ rers Joh hervorzuheben. Am Barren und Reck leiſten die Schü⸗ ler, was an ſchwierigen und ſchwieriaſten Aufgaben in Turnvereinen geleiſtet wird. Und keine Furcht merkt man bei ihnen. Eintce ſtimmunasvolle Chöre, unter Leitung von Lehrer Tröſch voragetra. gen ließen auch eine ſehr aute geſanaliche Ausbildung erkennen. In muſikaliſcher Beziehung konnte man beſonders bei einem Schüler. der das Jaadlied von Mendelſohn⸗Bartholdy vortrua, eine hervor⸗ ragende muſikaliſche Begabung feſtſtellen, er ſoll Klavierſtimmer werden. Weiter ſpielten vier Knaben noch eine Violin⸗Kompoſition und die Mädchen führten anmnaſtiſche Uebungen nach der Muſik aus. In ſeiner Anſprache entwickelte der Direktor nach kurzen Dankes⸗ worten für die Teilnahme an der Feier die Grundſätze des Blinden⸗ unterrichtes. Zweifellos fänden in der Anſtalt die Kinder eine beſ⸗ ſere Erziehung für das Leben wie daheim. Hier mit ihren Schack⸗ ſalsgenoſſen zuſammen. wetteiferten ſie, ihren Lehrern durch fleißi⸗ ges Lernen Freude zu machen. Körverliche Ertüchtiaung. die in der Anſtalt beſonders gepfleat wird. ſei die notwendige Vorausſetzung für die geiſtige Ausbildung. Eine ganze Reihe von Berufen erwähnt er, die heute dem Blinden offen ſtehen. Mit Stolz hätten ſa die Kinder heute gezeiagt, was ſie zu leiſten im Stande ſind. Auf der großen Wieſe fanden zum Schluß noch einige Reigen der Mädchen und eine Art Staffettenlaufen der Schüler ſtatt. wobei durch Klat⸗ ſchen mit den Händen das Ohr das Auge erſetzen muß. Dann be⸗ gann die Kaffeepauſe. der ſich Beluſtiaungen, wie Wurſtſchnappen uſw. anſchloſſen. Zur Zeit befinden ſich 65 Schüler von 6 bis 20 Jahren in der Anſtalt.—r. *Die kropiſche Hitze weiſt von Tag zu Tag eine Steigerung auf. Wenn ſie auch nur klein iſt, ſo darf ſie doch nicht unterſchätzt werden. In der verfloſſenen Nacht betrug die niedrigſte Tempereatur 210 C. Geſtern abend gegen 7 Uhr zeigte das Thermometer am Eingang zum Friedrichspark noch 31 Gr. C. im Schatten an. Die Luftemperatur betrug um dieſe Zeit 27,9 Gr. C. Heute früh ſtand die Queckſilberſäule auf 25,2 Gr. C. Der heutige Tag wird alſo, wie vorauszuſehen war, noch heißer als der geſtrige. Aus den Leſerkreiſe wird uns geſchrieben: Rütteln Sie doch bitte durch eine kleine Notiz „Sprengwagen heraus“ unſere Fuhrverwaltung auf. Wir wohnen in der Kunſtſtraße. Ich habe ſtatiſtiſch feſtgeſtellt, daß hier täglich halb ſo viel Fuhrwerke und Radfahrer durchkommen, als kürzlich in Berlin am lebhafteſten Platze gezählt wurden. Ein Sprengwagen iſt aber eine Seltenheit. Geſtern früh ging ich am Parkhotel vorbei. Man hatte hier den Eindruck, ſich in einer Windhoſe zu befinnde. veranſtaltungen Mannheimer Künſtlertheter Apollo. Die erfolgreiche Operette „Uſchi“ von Jean Gilbert geht noch bis morgen Freitag in Szene Samstag abend findet die Erſtaufführung von„Schäm dich, Lotte“, Operette in 3 Akten von Georg Okonkowski und Willi Steinberg, Muſik von Walter Bromme, ſtatt. *Schönheitskonkurrenz im Palaſttheater. Die für den Schön⸗ heitswettbewerb geſtifteten Preiſe ſind noch bis Ende dieſer Woche im Schaufenſter der Firma Hill u. Müller, N3, 11/12(Kunſt⸗ ſtraße), ausgeſtellt. G Süddeutſche Gartenbau⸗Ausſtellung. Die Ankunft der Sing⸗ haleſentruppe hat ſich nochmals verzögert. Der genaue Termin der Ankunft der Truppe wird möglichſt bald bekanntgegeben. (Nähers ſiehe Anzeige.) Tariſermäßigung für Umzugsgüter An die Hauptverwaltuna der Reichsbahngeſellſchaft hat der Ge⸗ werkſchaftsbund der Angeſtellten eine Eingabe gerich⸗ tet, die ſich mit der gegenüber der Friedenszeit um rund 100—150 Prozent erhöhten Fracht für Umzuasaüter beſchäftigt. Eine Gegenüberſtelluna der Frachtſätze für Umzugsgut bei den wichtiaſten Entfernungen eraibt zwiſchen der Vorkrieaszeit und 1924 folgendes 11 1914 1924 Enf 570 Fracht. Fracht 50 Fracht⸗ 55 Unterſchied km!. Jat dkg. 1 bs dee% 6 uſchl. 1. in Proz.: m.(Sp. T..) Stempel Klaſſe E. eb. Zuſch Pf. ca. Mk. Pf. rd. Mk. 50 10 10.— 47.— + 150% 100 34 11. 74 39.50 T ea. 125 00 200 56 2850 125 60.50 + 133 0% 300 78 39.50 168 89.— 7+ 125 0% 40 100 50.— 207 110.— 7+ 1200% 500 122 62.— 240 127.50 J 105 0% Die herrſchende Wohnungsnot hat in den verfloſſenen Jahren dieſes Mißverhältnis der Frachtſätze zwiſchen 1914 und 1924 weniger bemerkbar erſcheinen laſſen. Die mit dem Wohnunastauſch verbunde⸗ nen Schwieriakeiten haben den Arbeitnehmern, insbeſondere den An⸗ geſtellten, die Annahme auswärtiger Stellen erſchwert. In demſel⸗ ben Maße aber, in dem die Wohnungsnot gemildert wird— das laufende Jahr läßt ja erfreulicherweiſe bereits eine ſtarke Belebung der Bautätiakeit erkennen— und der Wohnunastauſch Erleichterun⸗ gen erfährt, werden die unverhältnismäßig hohen Frachtſätze als eine ſtarke Behinderung der Freizügiakeit auftreten. Was auf der einen Seite an Behinderung endlich zurücktritt, wird auf der aldern Seite in Geſtalt der heutigen hohen Frachtſätze für Umzuasgut wie⸗ der ausgealichen. Deshalb hat der Gewerkſchaftsbund der Ange⸗ ſtellten an die Hauptverwaltung der Reichsbahn den Antrag geſtellt, die Frachtſätze für Umzugsaut der Angeſtellten und anderer auf den Ortswechſel angewieſener Perſonenkreiſe auf die Hälfte zu er⸗ mäßigen. Mit N * * Neue Titel in Bayern. Sehr übereilt und ohne Berückſich⸗ tigung tiefgewurzelter Neigungen der deutſchen Volksſeele und des Volksgeſchmacks hat die Revolution von 1918 den Verſuch gemacht, das Titelweſen abzuſchaffen. Es war vorauszuſehen, daß dieſer Verſuch ſcheitern würde. Man hat ſich ſchon verſchiedent. lich darüber hinweggeſetzt. Die bayeriſche Regierung, die ihre Leute kennt, führt jetzt ruhig neue Titel ein, die als Ehrungen an Männer verliehen werden, die ſich auf dem beſonderen Felde ihrer Tätigkeit verdient gemacht haben. Bei dem 25jährigen Jubiläum der Handwerkskammer Oberbayern hat man als Anerkennung für verdienſtvolle Männer des Handwerks und des Gewerbes die Titel: Geh. Landesgewerberat, Landesgewerberat und Gewerberat verliehen. Damit wird mancher Seelenſchmerz ——5 werden. Die„Knopflochſchmerzen“ freilich bleiben noch be⸗ ſtehen. 5 „Das Beerenſammeln an der badiſch⸗württembergiſchen Grenze. Zwiſchen Württemberg und Baden iſt jetzt eine Einigung zuſtande gekommen, daß das Beerenſammeln in den württembergiſch⸗badi⸗ ſchen Grenzwaldungen ohne weiteres geſtattet wird. *Wie man Schnakenſtiche rich tig behandeln ſoll! Ungere geſch. Leſer werden uns ſicher Dank wiſſen, wenn wir ihnen Anleitung geben, wie man Schnakenſtiche richtig behandeln ſoll! Dies geſchieht in weitaus den wenigſten der Fälle! Die Stechmücken, die bei uns in Frage kommen ſind: Culex pipiens u. Culex annulatus, letztere etwas größer und kommt auch ſeltener vor, während die erſtere uns ungemein häufig iſt. Da wir uns nun dem Zeitpunkt nähern, innerhalb welchem die Stechluſt am häufigſten vorkommt, ſo dürften Perſonen, und es gibt deren eine Unmenge, die beſonders empfindlich ſind in bezug auf die Einwirkung der Ameiſenſäure auf das Blut. Zu⸗ nächſt wollen wir einmal betrachten, wie überaus falſch die gewöhn⸗ liche Handlungsweiſe iſt, ſodaß die Leute ſich nicht zu wundern brau⸗ chen, daß Ammoniak bezw. Salmiak abſolut Alſo ein kon⸗ kreter Fall; Es wird jemand geſtochen. Das Inſekt macht hierbel eine kaum ſichtbare Wunde und da auf jede Aktion ſofort im menſch⸗ lichen Organismus eine Reaktion folgt, ſo wird ſich die Epidermis, die ungemein elaſtiſch iſt, gleich nach dem Stich energiſch zuſammen⸗ und die Wunde hermetiſch abſchließen. Nun kommt der Ge⸗ tochene und reibt die Salmiakflüſſigkeit auf die glatte Haut, was natürlich völlig zwecklos iſt, da das ſo ungemein läſtige Jucken nun dann verſchwinden wird, wenn die zwei Flüſſigkeiten: Ameiſenſäure⸗ von dem Stachel der Schnaken injiciert und mit Salmiak eine che⸗ miſche Verbindung eingeht, deren Produkt ein harmloſes Salz iſt. In der Chemie gilt das Grundgeſetz, daß die ſtärkere Säure die ſchwächere Baſe neutraliſiert und umgekehrt: Die ſtärkere Baſe neutraliſiert die ſchwächere Säure und dieſer Fall liegt hier vor! Wie ſoll aber die Baſe wirken, wenn ſie gar nicht in Berührung mit der Säure kommen kann, da doch die kleine Wunde, wie ſchon angeführt, vollkommen geſchloſſen iſt? Nun zur richtigen Behandlung: Im Handel ſind kleine Glasfläſchchen, mit eingeſchliffenem Glasſtöpſel, der eine etwa 5 em lange Glasſpirale beſitzt, die unten in eine haarſcharfe Spitze endigt⸗ In der kleinen Flaſche iſt Ammoniak(N..). Sofort nun, nachdem man fühlt, daß man geſtochen iſt, nimmt man den Glasſtöpſel heraus, an dem an der Spitze eine kleine Menge Salmiak haftet und ſtich! die Glasſpitze in die Wunde, ein Vorgang, der abſolut harmlos iſt und gar nicht ſchmerzt. Das kleine Fläſchchen iſt in einem Buxbaumbe⸗ hälter, der mit einem mit Schraubgewinde verſehenen Deckel das ganze hermetiſch abſchließt und derart kompendiös gehalten iſt, daß man den kleinen Apparat bequem in der Weſtentaſche mit ſich führen kann. Im Notfall genügt auch ſchon, daß man mit einem ſcharſen Fingernagel die Wunde eindrückt und auf dieſe Weiſe das Salmiak in direkte Verbindung mit der Ameiſenſäure(C. H. 2,02) bringt. 5 Schluß reſumieren wir uns dahin: Falſch iſt es, die loſſene Wunde mit Salmiak einzureiben, richtig dagegen, die Wunde nur auf eine der beiden beſchriebenen Methoden zu öffnen und dann die er⸗ erwähnte 5 ff e derart mit der Ameiſenſäure in Verbindung zu bringen, daß ſich ein ganglich neutrales Salz formt. Das ſo überaus läſtige Jucken wird dann beſtimmt aufhören! G. S. Rommunale Chronik Das Berliner Stadtreiniaunasamt bat vor kur'em mit den Strat⸗ fenveiniaungsarbeitern ein Abkommen dahingehend getroffen, daß Samstaas oder in der Nacht zum Sonntag eine Dreiſtundenſchicht eingeleat werden ſoll, um die beſonders am Wochenſchluß zu be tende Verunreinigung der Straßen durch den vermehrten Verkehr und das läſtige Zettelverteilen möalichſt noch zum Sonntaamorgen zu beſeitigen und den Berliner Straßen ihr früheres, ſonntäalich ſauberes Bild wieder zu verleihen. Während die Arbeiterſchaft er⸗ freulicherweiſe volles Verſtändnis für die Beſtrebungen hat, die Sau⸗ berkeit der Berliner Straßen zu erhöhen. lehnen die Partei⸗ inſtanzen in alter Verbohrtheit die Vermehrung der Arbeit. die doch ſchließlich den Arbeitern auch einen Mehrverdienſt verſchafft, Den Beweis hierfür liefert folgende Anfrage der ſozialdemokratiſchen Bezirksfraktion in der Bezirksverſammluna Wilmersdorf:„Das zirksamt wird um Auskunft gebeten, ob es den Tatſachen entſy daß das Bezirksamt ſich dafür einſetzt, daß den Arbeitern der Stra⸗ ßenreiniaung Sonntaasarbeit zugemutet() wird. Welche Gründe haben bierzu Veranlaſſung gegeben?“ Das Bezirksamt Wilmers⸗ dorf wird hoffentlich die Antwort auf dieſe Anfrage nicht ſchuldig bleiben. Die Bürgerſchaft und auch die einſichtige Arbeiterſchaft 5 5 aber wird von dieſer ſozigliſtiſchen Anfrage beſonders erba ein. Waſſerſtanoͤsbeobachtungen im Monat Juli Rbein-Pegel I16 LII.I8. TZL E efu-Deatfſ g + 222 Schuſterinſel⸗.56J.50.401.80.35.35[ Mannheim. 15—125 129 7 eh 5⁴—11—+ .542.50.45.42.40.33 Heilbronn„ .224.13.07.01.953.97 .09.662.91 2. 86 4 2— S 6 20148 Waſſerwärme des Rheins: 22½0 C. 23**— Maxau Mannbeim Raub ſbln Muffler Klnclerrmehl veinzig wieder. mehr als em Juwell Von hohem Wohlgeschmack, höchstem Nähr. wert und wieder in luftdichter Verpackung. Blechdosen, eigenes D. R. Pa. Grübelei Von Jens Lornſen(Hamburg) Ach wenn Ihr wüßtet, wieviel Wunder hier draußen zwiſchen den vier Hügeln geſchehen, Ihr würdet nicht lächeln über meine Sonderlingseinſamkeit. Seht, geſtern abend, als die Sonne längſt untergegangen war, hörte ich mit dem Schneiden und Roden auf und war erſtaunt, daß der Tag mir noch nicht wie ſonſt täglich, ſeine drei Seltſamkeiten geſchickt hatte. Aber wie ich mich erhob, hörte ich ſchon ein paar Vögel knarren und ſah einen runden ſchwarzen Schatten mitten über die graue Straße herbeikommen. Kein Marder, dazu war er zu unbehend. Er ließ ſich vielmehr Siet dalt den Weg verſperren und blieb ſtachlicht geduckt llegen. ieh da, Freund aus der Zeit der Schachtelhalme mit dem Stachel⸗ gewandl Warſt Du auf der Freite oder Mäuſejagd? Komm über den Zaun mit mir, wir können ein wenig plaudern. Mit der Mütze krieg ich Dich ſchon, ſieht Du? Und nun erzähl mir, welche Weisgheit ließ Dich dieſes ſpitze Gewand erfinden? Ich weiß, uralt biſt Du und ich höre gern davon. Sieh, wir Menſchen zimmern an den Tagen und 772 und rüſten und ſchließen aus tauſend Anzeichen 5 die uralten Zeiten, da Dein Geſchlecht die Erde bunter und wilder kannte. Und oft packt uns ein neugieriges Fröſteln, ſehen wir einen Zeugen jener Zeit, ſehen wir ſolch ein vertracktes Weſen wie Dich, aus ſchwarzer Klugheit gebaut, mit Zweck und Statcheln bewehrt, nach dem Ratſchluß eines unerforſchten Geiſtes zu uns gekommen aus Tagen, da unſere Völker Kinder waren und mit Steinblöcken durch den Wald jagten. Seltſam befangen muß ich Dich anſchauen, der Du im Graſe vor mir hockſt und ſchweigſt und vielleicht von Urvätern her eine Klugheit in Dir trägſt und ein Wiſſen, das wir verloren. Sag, wie ſah die Erde aus, als Ihr mächtig waret? Iſt es wahr, was ſie von Eis und Palmen, Meer und glühenden Feuerſtrömen an dieſer Stelle wiſſen wollen? Zeuge einer verſchollenen Welt, ſeltſam mit Stacheln ausgerüſtet, wie wir einſt Speere ſchnitzten, ſprich wie uralt die Erde und die Weisheit vor dem Kommen der Menſchheit war. Zigeuner ſind da! Die Wagen halten, Fenſter und Türen klirren, ſchwarze Geſtalten ſpringen ab, rufen mich an, ſie wollen hier raſten. Kaum hab ich es zugegeben, da graben ſie ſchon, züngelt Reiſig zu kleinen Flammen auf. Burſchen koppeln die Pferde ab und ſchieben die drei Wagen ineinander wie eine Burg. Kleine häßliche Weiber mit ſchwarzen Strupphaaren holen Kinder und zu braten. Ich habe den Igel raſch verborgen, ſteh wieder am Zaun. Die Männer, zwei mächtige alte Kerle traten zu mir, nehmen die Mütze ab und bedanken ſich, Sie recken mir die Hände hin, ich ſehe meine Haut weiß leuchten über ihrer dunkelbraunen. Die Ge⸗ ichter wachſen im Feuer aus dem Dunkel heraus. Bärtiges fremdes olk iſt es, viele Jahrtauſende von uns getrennt. Ein abſchreckend häßliches Mädchen tänzelt, die Arme hinterm Kopf um die Männer, kreiſt halb zu mir hinüber. Die ſchwarzen Mütter mit Säuglingen an den Brüſten haben überflackerte Geſichter, wie aus fremden Weltteilen herüber geholt. Ich habe Mühe, meine Hunde zu bän⸗ digen, ſie winſeln und keuchen vor Aufregung. Einer der Alten ruft mir etwas zu, zieht eine Geige und zupft am Feuer daran herum, eine einfältige Weiſe, die ſich immer wiederholt. Wo kommt Ihr her? Was kreibt Euch Tag und Nacht durch unſere kalte Welt im Norden? Rätſel, wohin ich ſchaue. Der lautloſe Abend mit den toten Farben, die ſchlummernde, blickloſe Erde, der geheimnisvolle Stachlichte und ihr, drüben am Zaun, die ihr* geordnete Welt durchkreiſt, aufgetaucht aus einer unendlichen Ferne der Menſch⸗ lichkeit, nach unerklärten Geſetzen auf Eurer Wanderung durch die Jahrtauſende. Als ſie ſich zur Ruh geworfen und das Feuer verloſchen hatten, wollt iſt mich ſchlafen legen. Ich habe Tür und Stall gut ver⸗ ſchloſſen, die Hunde laufen durch den Garten, warum bin ich noch wach? Ach ich rede mit dem Stachlichten und fühle erregt die Fremdheit vor meiner Tür. Luſtig, ſo im Wagen die Welt zu durch⸗ fahren. Aber wie ich mir's vorſtelle, ſehe ich mein Häuschen in die Linden gebettet, ſehe die ſchwankenden Roſen drum blühen und die Obſtbäume reifen. Hört, warum lerntet ihr nicht ein Gleiches in den Jahrtauſenden, die Ihr bei uns ſeid? Euer Wagen ſtank und Eure Weiber ſtarrten vor Dreck, da ſie um Brot bettelten. Warum backt Ihr nicht? Warum ſät Ihr nicht? Warum ſägt Ihr nicht die Räder unter Euren Wagen ab und meßt ein Feld ab, das Ihr Euer Eigen nennt? Ohne Antwort bleibt die Well. Hätten wir uns N nicht hochmütig an alle Wunder gewöhnt, wir kämen aus dem Rätſel nicht heraus. Ein fernes Rollen vom Moor. Wie ein gewaltiges Rad kommt es ſtöhnend den Versgen herauf, lang, aber gewallſam dröhnt es näher. Ich weiß, es iſt der Wind, es kam geſtern um die gleiche Stunde. Jetzt höre ich deutlich die Wipfel drunter rauſchen. Ja, er iſt es, ich will horchen, was er beſpricht. Vielleicht fällt ein Wort für mich ab, vielleicht weiß er etwas von der Sprache des Stach⸗ lichten oder der braunen Fahrenden. Er 5 uralt ſein wie ſie oder noch älter und mir iſt heut, ich müßte ſeine Worte verſtehen. aus dem Kaſten, ſind geſchäftig ums Feuer und beginnen zu brutzeln KRunſt und Wiſſenſchaſt O, Süitung ſür deuſſhe Gelehrte. Der ſtelpertretende Pröſe, der John⸗Hopkins⸗Univerſität in Baltimore, Dr. Ames, die Mitteilung, daß der Bankier James Speyer 50 000 Dollar 150 tiftet habe, um hervorragenden Naturwiſſenſchaftlern aus deutſch niverſitätskreiſen den Beſuch der Hopkins⸗Univerſität zu erleichtern. OEine Richard Wagner-Geſellſchaft. Die im Nathausſaale in Bayreuth tagende ordentliche Hauptverſammlung des Allgemeine Richard Wagner⸗Vereins hat einſtimmig beſchloſſen, den Aufſichts der Richard Wagner⸗Stiftung zu erſuchen, die notwendigen Un n lagen zur Gründung einer Wagner⸗Geſellſchaft, die alle den Naſten Richard Wagner tragenden Vereinigungen zufammenfaſſe ſoll, zu ſchaffen. Literatur Belhagen& Klaſings Monatshefte veröffentlichen im Auguſt, heft, das den 39. Jahrgang abſchließt, eine umfaſſende Studie Wilhelm von Bodes über die holländiſche Malerfameag van de Velde. Die aufſchlußreiche kunſtgeſchichtliche Abhandlun, enthält die beſten Gemälde, die von dieſen Künſtlern in den eut päiſchen Galerien hängen, in Kunſtbeilagen und ſorgfältig in lu⸗ Farben der Originale wiedergegebenen Textbildern. Weltere ing, ſtrierte Aufſätze des Auguſtheftes behandeln Ernſt Heilemann a den Maler römiſcher Frauen und den Film„Wege 15 Kraft und Schönheit“. Der Univerſitätsprofeſſor Theodor Bikt. a feinempfindender Dichter längſt anerkannt, behandelt in anziehen ollt Form Horaz und das Lied der Griechen Friebrich von Gagern en köſtliche Bilder aus der Entſtehungszeit des ſetzt hundertjährigen „Lederſtrumpf“ auf. Beſonders reich iſt das Heft an ſcloſtär fun ovellen: Ina Seidel ſchildert in ihrer Erzählung„Die Für reitet“ die aufregenden Vorbereitungen zur Thronbeſteigung, ihr Großen Katharing im Spiegel des Schickſals der leddenſchaftlich in ergebenen Fürſtin Romanowna. Hans Friedrich Blunk biete uer⸗ „Das Feuerhorn“ eine handlungsſtarke Erzählung von der m kant. Friedrich Apelt, Kurt Münzer und Ottomar Enking ſind kleineren belletriſtiſchen Arbeiten vertreten. it das geſt enlhelt dohg reiche Kunſtbeilagen in Vierfarbendruck Neben den Werken Ku⸗ altbewährten Meiſtern wie Fink und Samberger, H. Lehmane, ung: kan, Bayerlein und dem Bildhauer Lux auch ſolche neuer Rich Ga⸗ die von der Abendſonne geſtreiften Schimmelſtuten von Viktor hardt und das packende„Aufziehende Gewitter“ von Erich Faaß. folgende Zeilen von großem Intereſſe ſein, vor allem bei denjenigen %— Ä1KK1 db!..—— ⁰w—·— MN——.—.. r Berliner Sozlaldemokraten gegen— ſaubere Straßen 77CF ⁵ ͤ1111111w ⁰,—.. SESggß—oOone ereer ͥ⁰ ↄꝰ Selnene e eeeereeeer. A AnA AK FRrrr einem 3 „Donnersfag. den 23. Jull 1925 neue Mannheimer Jeitung(mittag⸗Nusgabe) 8. Selle. Nr. 38 Aus dem Lande dohe Pforzheim, 21. Juli. Geſtern nachmittag ſtarb hier im n Alter von 74 Jahren nach längerer Krankheit Kommerzien⸗ 1 anrri rich Kammerer, Fnhaber eines der größten Unter⸗ Kam en von hier(Doublefabrik, Schmelz⸗ und Walzwerk uſw.). der hat es in langer, zäher Tätigkeit vom einfachen Ar⸗ uchen dum Großinduſtriellen gebracht. Auch ſtand er im öffent⸗ — Leben in borderer Reihe.— Am Samstag kam es zwiſchen dur h Motorradfahrer und Radfahrer zu einem Zuſammenſtoß, wo⸗ geicheh beide Kopfverletzungen zuzogen.— Am Nachmittag des rabf n Tages ſtießen gleichfalls eine Radfahrerin und ein Motor⸗ ber zuſammen, ohne daß jedoch jemand verletzt wurde.— jähri onntag vormitlag ſprang im hieſigen Hauptbahnhof ein 17⸗ rüh a Mädchen aus Lomersheim aus einem fahrenden Zug zu Vei ab, kam zu Fall und zog ſich einige Kopfverletzungen zu.— kur br von einigen Beamten der hieſigen Fahndungspolizei vor aſer vorgenommenen nächtlichen Streife in der Gegend des ehalteturmes wurden 2 Burſchen mit gefüllten Ruckſäcken feſt⸗ geſchi in denen ſich allerhand Gartenerzeugniſſe vorfanden. Dem e ten Kreuzverhör der Beamten gelang die für die Allgemein⸗ 94 ehr intereſſante Feſclteuung, daß die beiden Leute, die etwa Fahre zählen dürften, eine ganze Reihe von Garten⸗ e, im ganzen etwa 60—70, verübt haben. Ferner keitu in die Enge getrieben, zu, auch eine Anzahl von Klingel⸗ guch gen abgebaut und verkauft zu haben. Schließlich ſtellte ſich dez znoch heraus, daß der Diebſtahl von ca. 8 Firmenſchil. org n ihnen 15 Laſt fiel. Es handelt ſich um eine kleinere gut aber iſierte iebesbande. In dieſen Burſchen ſind nun wen zauch endlich die Zerſtörer der 2 2 Sitzbänke im Davos⸗ ſenzen de en worden. Sie haben auch dieſe Tat bereits einge⸗ in 85 3 Holz der zerſtörten Bänke haben die Burſchen teils Die de. Nagold geworfen, teils als Brennholz verwendet.— fahreſige Handwerkerinnung kann im kommenden Jahre ihr 30⸗ eine zer Beſtehen feiern. Es iſt aus dieſem Anlaſſe beabſichtigt, nun gallgemerne Gewerbeausſtellung unter Mitwirkung des In⸗ ſtalle ausſchuſſes und des Gewerbevereins Pforzheim zu veran⸗ barten, Für dieſen Zweck ſoll der Saalbau, ein Teil des Stadt⸗ — und der Goldſchmiedeſchule verwendet werden. Untermünſtertal, 22. Juli. Geſtern nachmittag wurde zwi⸗ n dem Elektrizitätswerk und dem Gaſthof„Zum Woog“ eine fahrlobrerin, die anſcheinend noch nicht genügend Sicherheit im letz tte, von einem Auto überf ahren und ſchwer ver⸗ Auge Wohl verſuchte der Autolenker ſeinen Wagen im letzten das nblick noch zu ſtoppen, jedoch fuhr die Radfahrerin gerade vor as Auto. Die Frau wurde in die Freiburger Klinik verbracht. Gerichtszeitung Schwurgerichtsverhandlungen in Konſtanz Manz 21. Jull begannen die Schwurgerichtsverhandlungen in Kon⸗ dandefür das 3. Viertelſabr. Ass erſter Fall wurde die Anklaae ver⸗ weilerlt gegen den 21 jährigen Johann Biſinger, Maurer von Efxiz⸗ Dieſer. Amt Ueberlingen wegen Körververlezung mit Todesfolae. 1850 bat am 11. Juni ds. Js. am Fronleichnamstage abends nach m Wirtſchaftsſtreit dem 22 jährigen Jobann Lohr in Radrach mit hen ſen Griff feſtſtehenden Meſſer drei Stiche verſetzt, von Notweſchon der erſte ködluch wirtte. Der Angeklaate wil aus frage ehr gehandelt haben. Die Geſchworenen beſabten die Schuld⸗ In der porauf der Angeklagte 15 Jahre Gefünanis erhielt. delm Nachmittagsſitzung wurde gegen die Eheleute Kaufmann Wil⸗ beſch Teller aus Lailingen. Amt Konſtanz verhandelt. Sie waren geſegt diat, am 9. Februar ds. Is. ihr eigenes Haus in Brand Nachs zu haben. Das Feuer wurde aber rechtzeitig entdeckt und von Am gbarn gelöſcht. während die Eheleute Teller auswärts weilten. Der Standberd fand man Spuren ſorafältiger Brandvorbereitung. gege taatsanwalt beantraate gegen Teller 3 Jahre Zuchthaus und ledoch die Chefrau 1 Jahr Zuchthaus. Die Geſchworenen lehnten die Schuldfrage ab. worauf die Angeklagten freigeſpro⸗ n wurden. 8D 1 W as Urteil im Mordprozeß Heiligenberg. Aus Konſtanz dar nbeneldet Das echmarderich in Konſtanz fällte geſtern mittag Ma rteil im Heiligenberger Mordprozeß. Der Angeklagte Erich enn wurde wegen Mordes zum Tode und den üblichen Eheſranafen verurteilt. Die wegen Mordes mit angeklagte Schäfer, u 10 8 des Ermordeten wurde wegen Beihilfe zum Morde er S ahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverluſt verurteilt. agt taatsanwalt hatte für beide Angeklagte die Todesſtrafe bean⸗ 8 Zu dem Todesurteil gegen den Heiligenberger Mörder weil 5355 wird mitgeteilt, daß dieſes an ihm nicht vollzogen wird, baben eſterreichz Ge etze an die Auslieferung die Bedingung geknüpft, „daß eine eventuelle Todesſtrafe nicht vollzogen wird. Sportliche Kundſchau die Robert Batſchari⸗Fahrt Juer d. er durch Tirol— Starke Ausfälle— Schwerer Unfall am Jernpaß (Von unſerem Sonderberichterſtatter) Die 93 Friedrichshafen, 21. Juli. um dit Batſchari⸗Fahrt ſteht an Schwierigkeiten der Alpenfahrt gleich 115 nach. Ja, ſcheint ſie ſogar zu übertreffen. Denn ſo⸗ korrd geſagt: von den 28 zur erſten Etappe geſtarteten Mo⸗ 05 der Niote. iſt keiner mehr—— on er Etappe gelangt, und bis gegen Mitternacht ware der 15 zur 2. 2— gelarteken N am Ziel, Friedrichs⸗ . Etauengetroffen. Die Zahl der Kraftwagen iſt von 48 zur die daß be(der 1000 Kn,Jahrt Geſtarteten auf 83 herabgeſunken, JJJ.. der dewel einem deutſchen Kraftfahrzeugwettbewerb. Kein Wun. bisher Batſchari⸗Fahrt übertrifft an Schwierigkeiten alles ene. Ein W8 2 Müncane perſönliche Bemerkung ſei eingeſchaltet: während des Rei 7— r Ruhetages verließ die hreſſe München, um bis zur reregtolonnde zu gelangen und ſich folgenden Morgens in die Fah⸗ 96 PS ne eingureihen. Auch Schreiber dieſes ſteuerte den Hanſa ien Juiſchen Noſenheim.geichenhall Piötzlch, mitten in der ſchon Schlag glut, ein Gewitter. Der Himmer ein Feuermeer, und jn fli lag. Sturzwaſſer aus den Wolken. Kurzer Halt nun ein tegender Haſt wird das Verdeck aufgeſpannt. Und nun— Mitzechla furchtbirer Schlag, wenige Meter ſtiebt ein Baum, Ind ſtagserfebt, auf die Landſtraße. 100 Meter ſpäter gebremft. arß uf erſcheinen Fahrtberichts hätte der Hanſa⸗Wagen⸗Inſaſſen⸗ n können. 5 lch, minndekor nochts ab war auf dem Münchener Parkplat ſtünd⸗ Monta ullich Kenenmmender Hochbetrieb. Um jeder unerlaubten offiziere ader eparatur vorzubeugen, waren 40 Kraftfahr⸗Unter⸗ zu übernereitgeſtellt, die die Durchführung der Startmaßnahmen ſcheinen 193—0 hatten. Verſpäteter Start und unpünktliches Er⸗ Nortags rachten manchen Teilnehmern Strafpunkte. Infolge des Dann abern waren die Straßen bis zum Ehiemſee ſtaubfrei. ecſchwert er wurde es fürchterlich. Undurchſichtige Staubmaſſen detörend e das Fahren und raubten den Fahrern den Genuß am war tad ſchönen Oberbayern und Tiroler Land. Die Grenzpaſſage lu*6 organiſiert worden, ſodaß es keinen Halt und keinen deigte ſeiſ gab. Man rief den Beamten die Startnummer zu oder Titoler—5— Perſonalausweis, und ohne jeden Zeitverluſt gings ins ſchine b fand. Mader(Feuerbach) ſchied mit ſeiner Hirth⸗Ma⸗ Im Innſ Reichenhal infolge Vergaſerbruchs aus. Die Chauſſeen dangfamal wurden vielfach ausgebeſſert und zwangen zu Fahrtver⸗ Straßende⸗ gen. Umſo ſchärfer wurde dann aufgedreht, wenn die Durchſch erhältniſſe es einigermaßen geſtatteten. Innhaltung des Draufgznittstempo, das vorgeſchrieben war, verlangte wagemutiges ie 15 5 und— ſehr ſchnelle Fahrzeuge. tenzwert erreichiſchen Gendarmen, die bei der Wegweiſung dan⸗ ehilflich waren, grüßten den deutſchen Batſcharifahrern freundlich 7 und machten auch dann gute Miene zum böſen Spiele, wenns mal im 80 Km.⸗Tempo durch eine Ortsſtraße ging. Und in Oeſterreich 75 doch nur 12 Km. Höchſtgeſchwindigkeit erlaubt! Wohl die ſchwerſte Bergprüfungsſtrecke war der Zir⸗ ler Berg zwiſchen Innsbruck und Mittenwald, der kilometerlang 20—25 Prozent Steigungen beſitzt. Hier ſchied manches Fahrzeug aus, 9 der Alfa Romeo von Annaſt(München), der Mercedes von Römmich(Berlin) u a. Der Simſon⸗Supra von Weſter⸗ mann(Raſtatt) wurde vorher durch Römmich am Vorfahren ge⸗ hindert. Dadurch kam der Simſon⸗Supr in den Graben, über⸗ ſchlug ſich— wie durch ein Wunder blieben jedoch die drei Inſaſſen unverletzt. Die Motorradfahrer Kolmaperger auf Zündapp, Hügl auf Coventry⸗Engle und Maier auf Sunbeam hatten das Pech, ſich zu verfahren und dadurch die Garmiſch⸗Partenkirchener Kontrolle zu ſpät zu erreichen. Zwiſchen Garmiſch und dem öſterreichiſchen Ehrwald gabs den erſten der ſchweren Unfälle. Orl Geißler, der draufgän⸗ geriſche Rekordfahrer, kollidierte mit einem Laſtfuhrwerk. Er kam mit Prellungen, Quetſchungen und Schürfwunden noch verhältnis⸗ mäßig glimpflich davon, mußte immerhin bewußtlos ins Kranken⸗ haus eingelſefert werden. Seine feuerrote Moto Guzzi fanden wir arg zerbeult an einer Felsmauer. Dann aber— nach Ueberwindung des Zirler Paſſes— ein äußerſt trauriger Unfall. Der offizielle Preſſewagen ging vorſchriftsmäßig links in eine Bergabkurve, nach⸗ dem er vorher Signal gegeben hatte. Ihm entgegen kam aber in voller Fahrt ein öſterreichiſcher Kraftwagen. Ob ſeines dröhnenden Auspuffgeräuſchs hatte er die Signale nicht gehört. Beide Wa⸗ genkrachten in voller Fahrt zuſammen. der deutſche Preſſewagen hielt dem Anprall ſtand. Alle ſeine ſechs Inſaſſen waren unverletzt. Der öſterreichiſche Wagen aber war zerbogen und zermalmt. Seine beiden Inſaſſen, ein Tiroler Regie⸗ rungsrat und der Chauffeur, waren tot. Daß dies Vorkommnis die Batſcharifahrt⸗Teilnehmer beſtürzte, iſt erklärlich. Die Teil⸗ nehmerkolonne wurde lange Zeit aufgehalten, und infolgedeſſen wurde die Fahrzeit von der Unglücksſtelle bis Friedrichshafen neutraliſiert. Die Reihen der Teilnehmer lichteten ſich. Auf dem Arlberg überholte unſer Hanſa einen Mathis, dem offenbar der Atem aus⸗ gegangen war. Der Motorradfahrer Franz(München) war durch Sturz zur Aufgabe gezwungen. Nach dem tragiſchen Ausſcheiden Geißlers kam ſomit kein einziger ſtrafpunktfreter Mo⸗ torradfahrer mehr ans Ziel. Alle 10, die das Bodenſee⸗ Ziel erreichten, haben viele, viele Strafpunkte. Der Mabeco⸗Fahrer Hech⸗Berlin fuhr kurz vor dem Ziel infolge undurchſichtigen Staub⸗ in die Tür eines haltenden Wagens. Weil Nichtverſchulden vorliegt, wurde ihm Vorderradwechſel des lädierten Vorderrades geſtattet. Pon den in München zur Tourenfahrt nach Baden⸗Baden geſtarteten 48 Wagen, die alſo die erſte 1000⸗Km.⸗Etappe nicht beſtritten hatten, luangten 40 in Friedrichshafen an, viele von dieſen erſt nach An⸗ bruch der Dunkelheit. Die Batſcharifahrer am Jiel Baden-Baden, 22. Juli Die Batſchari⸗Fahrer ſind heute nach⸗ mittag am Endziel, Baden⸗Baden, angekommen. Es gibt keinen, der nicht froh darüber wäre. Denn wie landſchaftlich wunderſchön auch die Geſamtſtrecke der Batſchari⸗Fahrt geweſen ſein mag— der Be⸗ darf aller Teilnehmer am Auto⸗ und Motorradfahren war überrei lich gedeckt, und auch heute, am Schlußtage der Zuverläſſigkeitsfahrt, maß man die ſonſt ſo eindrucksvollen Schönheiten Süddeutſchland⸗ nicht mehr mit Blicken eindrucksvollen Intereſſes, ſondern dachte ſich etwa angeſichts der ſteilaufragenden Burg Hohenzollern⸗Sigmarin⸗ gen: Jetzt ſind's nur noch 70 Km. bis zur Stuttgarter Mittagspauſe. Von 4½ Uhr früh an wurden die Batſchari⸗Fahrer in Fried⸗ richshafen geſtartet. Voran die Leichtmotorräder(KRolmsperger, der Alpenfahrtſieger, iſt mit ſeiner Zündapp allein in ſeiner Klaſſe verblieben)— dann die ſtärkeren Maſchinen, dann die leichten, dann die ſchweren Wagen, und ſchließlich die Teilnehmer an der Badener Turnierfahrt. Das Motorradfeld iſt auf 9 Fahrer dezimiert(28 hatten in München begonnen). 33 Wagen beteiligten ſich an der Schlußetappe der Batſchari⸗Fahrt; hinzu kamen noch 18 Teilnehmer an der Tourenfahrt nach Baden⸗Baden. Wieder war das Wetter prächtig, aber verheerend heiß! Singen am Hohentwiel, Donau⸗ eſchingen, Balingen wurden paſſiert. Und dann begann bis Stutt⸗ gart eine Straße, die ebenſo vorzüglich iſt in ihrer Beſchaffenheit, wie ſchnurgerade. Im 125 Kilometer⸗Tempo preſchten die ſtarken Wagen ſie entlang⸗, und ſelbſt unſer 8/36 PS. Hanſa⸗Tourenwagen auf Ballonreifen bezwang ſie im achtungsgebietenden 100 Kilometer⸗ Tempo. Droben auf dem Plateau des Solitudeſchloſſes ſportfroher Empfang. Während des gemeinſamen Mittagmahls Begrüßungs⸗ anſprachen des württembergiſchen Innenminiſters Dr. Bolz und des Vorſitzenden des Württembergiſchen Autocmobilklubs. Dann in kurzen Abſtänden Weiterfahrt über Vaihingen, Böblin⸗ gen, Calw, Gernsbach zum Batſchari⸗Fahrt⸗Ziel: Baden⸗Baden. Wieder aber iſt die Zahl der Strafpunktfreien dezimiert. Reiff war mit ſeinem Simſon aus bisher nicht bekannter Urſache auf der Strecke geblieben. Mehrere Fahrer hatten wegen zu ſpäter Ankunft in den Etappenſtationen Donaueſchingen, Stuttgart oder am Bade⸗ ner Ziel Strafpunkte. Die bevorſtehenden Rennen werden nunmehr entſcheiden, wer Batſcharifahrt⸗Sieger werden wird. Ausgezeichnet gehalten haben ſich die Mannſchaften von Benz und Mercedes ſowie die NAG⸗Fahrer. Von den mittelſtarken Wa⸗ gen iſt der Simſon⸗Supra von Kappler der ſchnellſte.i und von den Kleinwagen der Wanderer Otto Hofmanns Der Maybach von Dr. Schmidt(Friedrichshafen) ſei ob ſeiner Regelmäßigkeit und Schnelligkeit nicht zu erwähnen vergeſſen. Siegfried Doerschlag die Internationale Tenniswoche in Mannheim Mannheim ſchlägt Barcelona Der Klubwettkampf Mannheim gegen Barcelona(Spa⸗ nien) endete mit dem Siege Mannheims:4. Nachſtehend die Spielergebniſſe im einzelnen: 1. Einzelſpiele: Dr. Buß(Mannheim) ſchlägt Morales(Barcelona):6, e 735. Sapriſſa Garc.) ſchlägt Oppenheimer(Mannheim) 6·1,:2. Goſewich(Mannheim) ſchlögt Juanico(Barc.):1,:8, 186,:6. 2 Dr. Fuchs(Mannheimj ſchlägt Taruella(Barc.):6,:1, 28, 10:8. 5 (Barc.) ſchlägt Waldeck(Mannheim):3,:4,.8,:5. Lorentz(Mannheim) ſchlägt Gonzales(Barc.):6, 75, :2,:2. :3, :1, 10:8 2. Doppelſpiele: Dr. Buß⸗Oppenheimer(Mannheim) ſchlagen Juanico⸗ (Barc.):4,:3,:5. orales⸗Taruella GBarc.) ſchlagen Goſewich⸗Lorentz (Mannheim):6,:3,:5, 75. 0 Sala⸗Gonzales(Barc.) ſchlagen Dr. Fuchs⸗Waldech (Mannheim):8,:6,:7,:6,:8. Zufammenfaſſend iſt zu ſagen, daß ſämtliche Spiele auf außer⸗ ordentlicher ſportlicher Höhe ſtanden. Die Kämpfe, die ein überaus zahlreich erſchienenes Publikum an den drei Tagen auf den Tri⸗ bünen zu ſehen bekamen, waren ausnahmslos erſtklaſſiger inter⸗ nationaler Sport. Wenn man in Rückſicht zieht, daß die Vertreter Spaniens, abgeſehen von den Brüdern Alonſo und Flaquer. die beſten Meiſterſchaftler ihers Landes ſind, ſo erſieht man, auf welch beachtlicher Spielhöhe die Mannſchaft des Mannheimer Klubs angelangt iſt. Man erſieht aber auch weiter hieraus, daß die deut⸗ ſchen Meiſterſchaftsſpieler es wohl auch mit den beſten Kräften Wimbledons im weißen Sport aufnehmen können. Von den Spaniern brillierte beſonders Juanico. Sein ſehr ſcharfer Aufſchlag in Verbindung mit einem äußerſt wirkungsvollen Vorhanddrive riß das Publikum immer und immer wieder zu wah⸗ ren Beifallsſtürmen hin. Morales kennt an Zähigkeit und Sicher⸗ heit kaum ein Beiſpiel. Als er beim Matſchball gegen Dr. Buß einn heftigen Krampf in das rechte Bein bekam und von einem an⸗ weſenden Maſſeur behandelt worden war, ließ er es ſich nicht nehmen, ſofort weiterzuſpielen. Wenn er ſchließlich gegen den ſehr ſpielſtarken Dr. Bu ß(Mannheim) im 5. Satz knapp verlor, ſo wäre es demnoch verfehlt, ihn etwa nun deshalb als den Schwächeren zu bezeichnen. Auch im Doppelſpiel zuſammen mit Taruella bewies er eine ſchier unglaubliche Gewandtheit und Spielſicherheit. Auf Seiten der Mannheimer ſteht das Spiel von Dr. Buß unbedingt an der Spitze. Dr. Buß war unſtreitig der ſtärkſte aller Spieler. Während Oppenheimer infolge Ueberſpieltheit im Einzelſpiel gegen Sapriſſa entſchieden verſagt hatte(hier wollten ihm oft nicht die leichteſten Bälle gelingen), kehrte ſein bewährtes Können in allen Lagen des Spiels glücklicherweiſe im Doppel mit Dr. Buß wieder. Goſewich verblüffte vor allem durch eine fabelhafte Lauftechnik. Sein Sieg über Juanico war eine außerordentliche Leiſtung, da der Gegner der ſpielſtärkſte der Spanier war. Alles in allem iſt zu wiederholen, 1 in Mannheim beſter internationaler Sport zu ſchauen war. Den ympathiſchen Spaniern für ihren Beſuch nochmals zu danken und ihnen höchſtes Lob für ihre trefflichen Leiſtungen zu ſpenden, iſt uns Ehrenpflicht. Den Mannheimern aber kann aufrichtig gratuliert werden zu dem prächtigen Siege, den ſie gegen glänzende internationale Spieler auf ihre Fahnen geheftet haben. Dr. L. Neues aus aller Welt — Deutſchland beſchickt die Weltausſtellung von Philadelphia nicht. Zu der Frage der deutſchen Beteiligung an der Weltaus⸗ ſtellung Philadelphia 1926 haben der Hauptausſchuß des Reichs⸗ verbandes der deutſchen Induſtrie, der Zentralverband des deut⸗ ſchen Großhandels und die Hauptgemeinſchaft des deutſchen Einzel⸗ handels dahingehend Stellung genommen, daß von einer Beteili⸗ gung an dieſer Veranſtaltung abzuſehen ſei, da die Zeit für die Vorbereitung viel zu kurz iſt, und die deutſche Induſtrie nach der gegenwärtigen Wirtſchaftslage nicht die erforderlichen Mittel aufbringen kann, um ſich an einer internationalen Aus⸗ ſtellung zu beteiligen. — Mainzer Sänger in der Schweiz. Unter dem jubelnden Beifall einer großen Zuhörerſchaft—5 in Bern das erſte Kon⸗ zert der auf einer Sängerfahrt durch die Schweiz begriffenen Männerchorvereinigung der Städtiſchen Muſik⸗ hochſchule Mainz ſtatt. Die Mainzer Sänger hatten einen beiſpielloſen Erfolg zu verzeichnen. Der Dirigent, Chormeiſter Ludwig Werle, der auch zum Ehrenmitglied des Deutſchen Män⸗ nerchors in Bern ernannt wurde, war Gegenſtand außergewöhn⸗ licher Ovationen. — Flucht aus dem Zuchthaus. Nachts ſind aus dem Zuchthaus von Ludwigsburg vier Gefangene, darunter 2 Schwer⸗ verbrecher, ausgebrochen. Die Gefangenen in Ludwigsburg werden in Schlafſälen untergebracht. Ohne ein auffallendes Ge⸗ räuſch zu verurſachen, gelang es den Vieren, die— Decke des Dachſtockwerkes zu durchbrechen, um dann vom Boden mit vier Leinentüchern und am Blitzableiter entlang ins Freie zu kommen. Trotz eifrigen Suchens mit Polizeihunden konnten ſie noch nicht wieder eingebracht werden. — Ein Pelzmantel für eine Mark. Am Freitag nachmittag 4 Uhr durchſchritt der millionſte Beſucher die Sperre des Haupteingangs der deutſchen Verkehrsausſtellung in München. Er erhielt den hierfür geſtifteten Herrenpelzmantel im Werte von 600 Mark. Der glückliche Gewinner iſt der Student Werner Fiſcher aus Barmen. — Unterſchleife bei der Magdeburger Stadtbank. Die„Magde⸗ burgiſche Zeitung“ berichtet: Vor einigen Tagen ſtellte ſich bei einer Reviſion der Stadtbank heraus, daß es betrügeriſchen Ange⸗ ſtellten gelungen war, große Unterſchleife zu verühen. Die ſofortige Nachprüfung ergab, daß mehr als 80 000 Mark den ungetreuen Beamten Höde und Gerwig in die Hände gefallen ſind. Während es gelang, Gerwig bald feſtzunehmen, floh der Haupt⸗ ſchuldige Höde. Er konnte jedoch in Misdroy ermittelt werden. Von den unterſchlagenen Geldern hat Höde weit über 50 000 Mark, Gerwig den Reſt erbeutet. Ob und inwieweit es möglich ſein wird, die Summen wieder herbeizuſchaffen, ſteht noch nicht feſt. — Schwerer Autounfall. Auf der Landſtraße nach Roda in der Nähe des Steigerwaldes(Thüringen) verunglückte das Auto des Kaufmanns Wagner aus Erfurt⸗Nord ſchwer. Die beiden In⸗ ſaſſinnen Margarete Bauer und Eliſabeth Betzold aus Erfurt wurden bei dem Unfall getötet. Der Kraftwagenführer kam mit weniger ſchweren Verletzungen davon. — Für 600 000 Francs Perlen geſtohlen. Ein Händler in Paris beſaß für 600 000 Fr. feinſter Perlen, die er in drei Päck⸗ chen aufbewahrte. Das eine enthielt 599 weißroſaartige Perlen im Werte von 280 000 Fr., das zweite 647 cremeroſafarbige im Werte von 17 000 Fr. und das dritte 50 grünfarbige im Werte don 150 000 Fr. Alle dieſe Päckchen nahmen ihm 3 Gauner ab, indem ſie drei ganz gleiche Päckchen mit wertloſem Inhalt unterſchoben. Nach den Ermittelungen der Pariſer Kriminalpolizei kommen als Täter ein 46 Jahre alter rumäniſcher Kaufmann Zalman Orlowſfki, ein ebenfalls aus Rumänien gebürtiger 29 Jahre alter Moiſe Platnic und ein über 34 bis 40 Jahre alter, aus Newyork gebür⸗ tiger Benjamin Silver in Betracht. Die beiden erſteren haben 9 5 den Feſtſtellungen der Berliner Kriminalpolizei längere Zeit in Berlin gewohnt. Orlowſki war der Mitinhaber eines Juwelier⸗ geſchäfts in der Friedrichſtraße vom 1. Oktober 1921 bis 1. Dezem⸗ ber 1923 und Platnie im Jahre 1924. Die Pariſer Kriminalpolizei vermutet, daß ſich alle drei mit ihrer koſtbaren Beute nach Berlin begeben haben. — Neapel von fliegenden Ameiſen heimgeſucht. Aus Rom kommt die Meldung, daß Neapel bei Einbruch der Nacht von unge⸗ heuren Schwärmen fliegender Ameiſen heimgeſucht wurde. In einigen Stadtvierteln mußten die Läden geſchloſſen werden, da die Ameiſen durch die Beleuchtung in zu großen Schwärmen heran⸗ gelockt wurden. In der Frühe verließen die Ameiſenſchwärme Neapel und ſetzten ihren Flug in ſüdlicher Richtung fort. — Einſturz eines Kaffeehauſes. Das größte Kaffee⸗ haus von Buenos Aires„El Tropezon“ ſtürzte die⸗ ſer Tage ein und begrub unter ſeinen Trümmern zahlreiche Kaffeehausgäſte. Glücklicherweiſe iſt kein Menſchenleben zu be⸗ klagen. Die Zahl der Verletzten ſteht noch nicht feſt. Landwirtſchaſt Stand der Weinberge im Tauberkal Der Stand der Weinberge im Taubertal und im Vor⸗ bachtal kann bis jetzt als recht günſtig bezeichnet werden. So⸗ wohl der Fruchtbehang als die Belaubung des Weinſtockes ſind reich⸗ lich und geſund. Das trockene Wetter des letzten Monats hat die Blüte außerordentlich begünſtigt und kann dieſelbe als beendigt an⸗ geſehen werden. 1 Das Anſehen des Badiſchen Bauern-Vereins im Ausland Eine Kommiſſion der führenden deutſchen Landwirte Süd⸗ Chiles hat dem Badiſchen Bauern⸗Verein mitgeteilt, daß die Abſicht ſtünde, dort einen großen Bauern⸗Verein zu gründen. Man habe ſich an den Badiſchen Bauern⸗Verein gewandt, da dieſer in ihren Augen ein wirtſchaftliches Unternehmen“ ſei, und man hätte beſchloſſen, eine„gleichmächtige Inſtitution nach dem Vorbild des Badiſchen Bauern⸗Vereins zu ſchaffen“. Der Badiſche Bauern⸗ Verein hat natürlich dem Wunſche entſprochen und Material hin⸗ geſandt. das allen Anforderungen gerecht wird, nach dem Urteil erster Fachärzte absolut unschädlich ist, sich leicht löst, prächtigen milden Schaum ergibt und vorzüglich reinigt. ist das allseitig empfohlene Schaumpon mit dem schwarzen Kopf. Ein paket kostet nur 20 pfennig. Erhältlich in den folgenden Sorten: Veilchen, Eau de Cologne, Lavendel, Kamille, Eigelb, Nadelholzteer, Brennessel, Perutannin. Aueiniger Hersteller: HRu8s schw]ũ] RZKorr, BERLIN-DRHLEM. S111 — —— weitere . Seite. Nr. 335 Nene Mannbeimer Jeitung(Mittag⸗Nusgabe) — [Neue Mannheimer Seitung Handelsblafl Das Saar⸗Jollabkommen vor ſeiner veröffentlichung Be. GVon unſerem Saarbrücker Mitarbeiter) „( Scarbrücken, 20. Jull. Das am 11. Juli, 7 Monate nach der Volleingliederung des Saargebiets gemäß dem Verſailler Vertrag in das franzöſiſche Zoll⸗ territorium, abgeſchloſſene proviſoriſche Saar⸗Zollabkommen iſt auffallenderweiſe noch immer nicht veröffentlicht. Die bisher ein⸗ gehendſte Inhaltsangabe enthält das amtliche franzöſiſche Com⸗ muniqus und der Bericht des ſeanden fi Danach iſt deutſcher⸗ ſeits Zollfreiheit zugeſtanden für die Einfuhr bedeutender Kontingente der hauptſächlichen Saarerzeugniſſe, wie Roheiſen, Halbzeug und Maſchinen, Keramik und Glas aller Art, während aus Deutſchland, nicht zollfrei im allgemeinen, ſondern auf Grund des franzöſiſchen Minimaltarifs beſtimmte Mengen deutſcher für das Saargebiet unbedingt notwendiger Rohſtoffe, Halbfabrikate und Nahrungsmittel—— ſind, außerdem deutſche Maſchinen⸗ und Erſatzteile, die nachweislich nicht aus Frankreich oder dem Saargebiet ſelbſt bezogen werden können. Das Ausfuhrkontingent der Saar⸗Eiſeninduſtrie iſt auf etwa 800 000 Tonnen vorgeſehen, hierfür hat jedoch die Saarinduſtrie für jede Tonne zollfrei nach dem Reich ausgeführten Eiſens an die lothringiſche Induſtrie eine noch feſtzuſtellende„Rückvergütung“ abzuführen, von deren privater Feſtlegung letztlich überhaupt der Austauſch der Ratifikations⸗ urkunden abhängig gemacht worden iſt. Soviel bis jetzt im Saargebiet durchſickert, wird das Zoll⸗ abkommen keineswegs als ideal betrachtet. Sowohl der Umfang als auch die Höhe der feſtgeſetzten Kontingente löſt keinerlei Befriedigung aus. Von den dem Vertragstext angefügten Liſten iſt auf der Liſte A, der Einfuhrliſte, vornehmlich eine Reihe von Anträgen teils ganz geſtrichen, teils unerträglich abgekürzt worden. Gerade auf der Einfuhrliſte ſind in mehreren Fällen An⸗ träge, über die ſich die beiderſeitigen Delegierten bereits geeinigt hatten, nachträglich an dem formellen Einſpruch der Wirt⸗ ſchafts⸗Vertreter von Elſaß⸗Lothringen geſcheitert, das bezeichnenderweiſe auf die gleichen Zollbegünſtigungen deutſcherſeits, die dem Saargebiet eröffnet würden, Anſpruch erhebt. Außerdem ging Frankreich gefliſſentlich darauf aus, das zolleingegliederte Saargebiet als Abſatzdomäne zu behaupten. So blieben z. B. ſämtliche auf die Einfuhr von deutſchen Textilien, Möbeln, Schuhen, Kleineiſen- und Haushaltungsartikeln, Leder und Zement gerichte⸗ ten Anträge zum Nachteil des Saargebiets völlig unberückſichtigt. Die erhofften jollfreien Kontingente finden ſich für die Einfuhr aus Deutſchland nur in verſchwindend geringer Zahl. Zollfreiheit iſt lediglich für Zuckerrübenkraut, Rübenſämereien, Heilmittel, Alben in deutſcher Sprache uno Spielzeug zugeſtanden, während für ſämt⸗ liche übrigen, einſchließlich der wirtſchaftlich wichtigſten, lediglich der Minimaltarif bewilligt wurde. Beſonders bedauerlich iſt, daß für deutſche Medikamente nur ein Zehntel des errechneten Wertkontingents, nämlich nur bis zu 600 000 Franken zollfrei zu⸗ gelaſſen iſt, was für die Arzneiverſorgung, die Krankenkaſſen uſw. des Saargebiets eine ſchikanöſe Verteuerung bedeutet. Außer⸗ dem unterliegen infolge der 1 5 der Hauptverhandlungen alle die deutſchen Erzeugniſſe, die bei Inkrafttreten eines deutſch⸗ franzöſiſchen Zollvertrags zum Minimaltarif hätten eingeführt werden können, nach wie vor den prohibitiven Sätzen des General⸗ tarifes. Im Gegenſatz zur deutſchen Einfuhr ins Saargebiet ſind die auf der Liſte B verzeichneten Ausfuhrkontingente ſaarländiſcher Erzeugniſſe nach dem Reiche zollfrei und entſprechen der zugelaſſenen Menge nach im allgemeinen, trotz empfindlicher Kürzungen, ja ſagar Streichungen, doch eher den geſtellten Anträgen. Das wichtigſte ſind natürlich die Eiſenkontingente, die auf Grund des privaten Luxemburger Eiſenpakts bemeſſen ſind. Hier hat, durch den Zwang der Saarinduſtrie zu ſachlich und politiſch völlig unberechtigten Satteece die n an ihre Konkurrenz im ehemaligen Deutſch⸗ Lothringen, die Taktik der franzöſiſchen Regierung, als des Sachwalters des Comité des Forges, einen bedauerlichen Triumph davongetragen. Die von der Saarinduſtrie den Loth⸗ ringern zu erſtattenden Tonnen⸗Gebühren bedeuten ſelbſtverſtänd⸗ lich, entgegen der urſprünglichen Abſicht der deutſchen Regierung und dem Wunſche der Saarinduſtrie, eine Durchkreuzung und Auf⸗ hebung der den Eiſenkontingenten zugedachten Zollfreiheit. Außerdem erlangte Frankreich durch die Bindung der deutſchen Eiſenzölle für die Dauer des Abkommens eine allgemeine Meiſt⸗ begünſtigung für ſeine Eiſenausfuhr. Mit Recht konnte der Berichterſtatter im Senat darauf hinweiſen, daß damit die oſt⸗ franzöſiſche Schwerinduſtrie die Möglichkeit des Wiedererſcheinens auf dem deutſchen Markt, den ſie ſo lange verſorgte, wieder⸗ gefunden habe. Andererſeits geſteht das franzöſiſche Fachblatt„LUſine“ in ſeiner Ausgabe vom 18. Juli wiederholt zu, daß der Abſatz nach Deutſchland für die Saarinduſtrie eine Frage auf Leben und Tod ſei und daß das deutſche Saargebiet, deſſen auswärtige Kundſchaft faſt gänzlich durch das unbeſetzte Deutſchland dargeſtellt werde, ſich noch viel ſchwieriger als Elſaß⸗Lothringen den neuen, durch den Verſailler Vertrag erzwungenen, Wirtſchaftsverhältniſſen anpaſſen könne. Dieſe für das Saargebiet unüberwindlichen Schwierigkeiten hätten ohne die proviſoriſche Einigung eine ſo ſchwere Induſtrieke e im ganzen Lande auslöſen müſſen, daß ſie unfehlbar„tiefe Rück⸗ wirkungen in politiſcher Hinſicht“ mit ſich geführt hätte. Keines⸗ wegs dürfe ſich jedoch, wie„'Uſine“ meint, Deutſchland bei der Wiederaufnahme der Wirtſchaftsverhandlungen im September auf die Vergünſtigung an die Saarinduſtrie etwa berufen, um beiſpiels⸗ weiſe der lothringiſchen Eiſeninduſtrie ihre übliche Verkaufsmenge an ihre deutſche Kundſchaft zu verweigern oder inbezug auf die Verteilung der Spezifikationen eine Differenzierung zwiſchen ſaar⸗ ländiſcher und franzöſiſcher Induſtrie zu machen. Außerdem müſſe Frankreich eine ſtrenge Kontrolle aufrichten, damit nicht unter dem Vorwand der„Maſchinenformel“ aus den ins Saargebiet ge⸗ lieferten deutſchen Erſatzteilen tatſächlich eine Maſchinenfabrikation unter Mißbrauch der Zollvergünſtigung ins Leben gerufen werde. Deshalb ſei eine Wacht an dem„Saar⸗Loch“ erforderlich, das bereits vor mehreren Jahren zum Schaden der franzöſiſchen Induſtrie miß⸗ braucht worden ſei. Da das Saarabkommen von der privatwirtſchaftlichen Einigung zwiſchen der ſaarländiſchen und der lothringiſchen Eiſeninduſtrie abhängig gemacht iſt, ſo läßt ſich zurzeit noch kein feſter Termin für ſein Inkrafttreten vorausſagen. Dieſe Unbeſtimmt⸗ heit, dazu die auf nur vier Monate bemeſſene Gültigkeit, die ſogar noch innerhalb dieſer Friſt mit vierwöchiger Wirkung gekündigt werden kann, beeinträchtigen natürlich die Tragweite und den Wert des an und für ſich gewiß erfreulichen Proviſoriums, weil zur Er⸗ zielung ſtabiler Verhältniſſe und Kalkulationsbedingungen ein Wirt⸗ ſchaftsprogramm auf längere Sicht aufgeſtellt und durchgeführt werden müßte. Bei der beiderſeitigen Stimmung verbleibt jedoch die Hoffnung, daß die Mitte September wieder aufzunehmenden Hauptverhandlungen eine tragbare Geſamtverſtändigung herbei⸗ führen, worin auch die Saarprobleme ihre definitive Löſung fänden. Die günſtige Beſchaffenheit des Bugginger Kalilagers (Wie aus Buggingen bei Müllheim gemeldet wird, iſt um Samstag mittag 12 Uhr in Schacht 1 die Kaliſole erreicht worden. Das zu Tag geförderte Mineral iſt eine rotbraune Maſſe, vermiſcht mit Schiefer und Steinſalz. Der Ausbau des Werkes geht züſtig weiter. Das Kalilager wurde bei 788 Meter Tiefe in einer Mächtigkeit von rund 4 Meter erreicht. Anläßlich dieſes für die badiſche Wirtſchaftsgeſchichte bedeu⸗ zungsvollen Tages wird ein Rückblick über die Bohrungen bei Buggingen geworfen. Im Jahre 1910 wurde zur Ge⸗ winnung von Kali in Baden der Grundſtein gelegt. Am 15. Dezember 1910 erteilte nämlich die badiſche Regierung dem Dr. Fritz Eltzbacher in Berlin die Konzeſſion zur Gewinnung von Kaliſalz. Unmittelbar nach Beendigung des Krieges ſetzten dann die Bemühungen der badiſchen Regierung ein, die Kaliſchätze zur Hebung zu bringen. Die Inflation brachte mancherlei Schwierigkeiten, doch ſchritten die Arbeiten weiter und am 19. Juli wurde bei 788 Meter das Kalilager erreicht. Die Beſchaffenheit des Kalilagers hat dabei alle Erwartungen erfüllt, die man gehegt hat, als die Regierung im März 1922 die Beteiligung des badiſchen Staates an Kaligewerkſchaften dem Landtag vorſchlug. Die folgen⸗ den Jahre werden nun den Ausbau des Werkes bringen; ſchon im Spätjahr ds. Is. hofft man das gewonnene Kali von Buggingen abrollen zu ſehen. ——— Die ſiaatliche Unterſtützung der Neckar.-G. Die badiſche Regierung hat in den zweiten Nachtrag zum Voranſchlag einen Betrag von 450 000 zur Uebernahme voan neuen Aktien der Neckar.⸗G. und Darlehen von 1925 eingeſtellt. Nach der beabſichtigten Ergänzung des Geſellſchafts⸗ vertrages vom 1. Juni 1921 ſoll Baden im Laufe des Rechnungs⸗ jahres 1925 weitere Aktien im Nennbetrag von 280000=4 übernehmen, wovon im Laufe ds. Is. 75 v. H. eizbezahlt werden müſſen, ſo daß 210 000 RI benötigt werden. Aüßerdem ſoll Baden 1925 an die Neckar.⸗G. weitere D arlehen in Höhe don 240 000.A leiſten. Der entſprechende Vertrag wird dem Landtag zur Genehmigung vorgelegt werden. Die württembergiſche Regierung hat einen Geſetzentwurf über Leiſtungen des württembergiſchen Staates für die Neckar.-⸗G. fertiggeſtellt. Durch dieſes Geſetz ſoll die württem⸗ bergiſche Regierung ermächtigt werden, für Anleihen der Neckar .⸗G., die zur fortlaufenden Durchführung des Baues der Strecke Mannheim-Heilbronn des Neckarkanals erforder⸗ lich ſind, in Gemeinſchaft mit dem Reich, Baden und Heſſen geſamt⸗ und ſelbſtſchuldneriſche Bürgſchaft und Rückbürgſchaft gegenüber dem Reich, Baden und Heſſen je im Verhältnis:5 zu übernehmen. Ferner werden in dem Geſetz einmalig zur Beteili⸗ gung an der Neckar.⸗G. 3,2.I gefordert. OVon der Mannheimer Börſe. Während des Monats Auguſt bleibt die Mannheimer Börſe an den Sams⸗ tagen geſchloſſen. Wie berichtet, faßten auch die Berliner und die Frankfurter Börſen ähnliche Beſchlüſſe. -o- Beitritt Deutſchlands zur internationalen Handelskammer. Die internationale Handelskammer teilt folgendes mit: Der Ver⸗ waltungsrat der internationalen Handelskammer hat den Antrag Deutſchlands auf Aufnahme in die Kammer unter Zuſtimmung zu ihren Grundſätzen erhalten und beſchloſſen, die großen Spitzen⸗ verbände zur internationalen Handelskammer zuzulaſſen. -b- F. M. O. Unter dieſer Bezeichnung haben ſich, wie man uns ſchreibt, drei bekannte Firmen der Elektrowerkzeug⸗Induſtrie, nämlich C. u. B. Fein, Stuttgart, Paul Meyer, Neu⸗ Iſenburg und Albert Obermoſer.⸗G., Bruchſal(letzt⸗ genannte im Schiele u. Bruchſaler⸗Induſtriekonzern) unter Wahrung völliger Selbſtändigkeit zu einer Intereſſengemeinſchaft zuſammengeſchloſſen. Der Zweck iſt folgendes: Vereinfachung des Arbeitsprogramms durch übereinkünftliche Beſchränkung der von jedem der Werke zu fertigenden Maſchinen und Apparate, Verein⸗ heitlichung der Verkaufs⸗Organiſationen, gemeinſame Verkaufs⸗ maßnahmen und ähnliches. 8- Jahlreiche neue Inſolvenzen im Tabakgewerbe. In den letzten Tagen haben wiederum laut Zigarren⸗ und Zigaretten⸗ Spezialiſt(Dresden) die folgenden Firmen Konkurs angemeldet: Curt Linke Nachf., Tabakwarenhandlung, Dresden; Tabakwaren⸗ großhandlung„Haus Ravensburg“, Hannover; Adolf Kreutner, Zigarrengroßhandlung, Dresden; Guſtav Rudolf, Zigarrenfabrik, Dresden; Hans Walk u. Co., Tabakwarengroßhandlung, Vilshofen; Leonhard Heber, Tabakhandlung, Rothenburg(Tauber); Franz Tabakwarenhandlung, Mengen b. Saulgau i. Wttbg.; Adolf Broderſen, Tabakwarenhandlung, Eckernförde: Wilhelm Zühlsdorff, Zigarrenhandlung, Lüneburg; Robert Sandmann, Zigarrenhandlung, Detmold; Johann Franz Schneider, Tabak⸗ und Zigarrengroßhandlung, München; Hans Korf, Zigarrenhandlung, Köln a. Rh.; Secondo Sabatini, Zigarrenhandlung, Gladbeck. : Käuferproteſt bei der Skuklgarker Häuteverſteigerung. Bei der Auktion am Dienstag kam es, wie wir dem Stuttg. N. Tagebl. entnehmen, zwiſchen Auktionsleitung und den Käuferkreiſen zu Meinungsverſchiedenheiten, weil die durch die Käufer bereits ſehr hoch geſteigerten Preiſe der Auktionsleitung immer noch nicht genügten. Es wurden vielmehr von der Auktionsleitung mit der Begründung, daß laut Preſſenotizen die vorhergehende Autliot in Leipzig Aufſchläge von 10—15 pt. gebracht habe, eine Reihe Loſe zurückgezogen. Als ſelbſt bei einem Angebot 1,09%½„ für das Pfund der Zuſchlag verweigert w 15 proteſtierten die Käufer einmütig, zogen ſich zu einer Beſprech 15 zurück und gaben dann folgende Erklärung ab: Bende Beſprechung der Käufer haben ſich von ungefähr 50 anweſe Herren etwa 40 dafür ausgeſprochen, bei der Auktion nicht 1 b0 zu ſteigern, nachdem die Auktionsleitung Loſe zurückgezogen hat Preisangeboten, die eine Zurückziehung nicht rechtfertigten. 130 Oeffentlichkeit mag daraus erſehen, daß an der Preisſten rung der Häute und Felle die Käufer keine Schuld 1 Der franzöſiſche Außenhandel im erſten Halbjahr 1925. 2 der ſoeben veröffentlichten vergleichenden Statiſtit der Gen den zolldirektion ſtellte ſich die Ein⸗ und Ausfuhr Frankreichs gohl Werte und der Menge nach für die ſechs erſten Monate der 1 1925, 1924 und 1913 wie folgt: Einfuhr: 18 838 523 000 Fra u und 22 684 486 Tonnen in 1925 gegen 19 853 524000 Franken 28 097 875 To. in 1924; 4 240 367 600 Fr. und 21 845 530 705 1923. Ausfuhr: 21 624 385 000 Fr. und 15 187 141 To. in gegen 21 239 250 000 Fr. und 13 601 391 To. in 1924; 3 372 2aaglt Franken und 10 050 486 To. in 1913. Aus dieſen Ziffern en⸗ ſich gegenüber dem Vorjahr für die erſte Hälfte 1925 bei ve 30 fuhr eine Verminderung um 1018 001 000 Fr. und 5 5 Tonnen und bei der Ausfuhr eine Zunahme um 385 135 1 und 1 576 750 To. Gegenüber dem erſten Halbahr 1913 ſieg c Menge nach die Einfuhr um 802 956 To., die Ausfuhr um 5 13 9b Tonnen(die Frankenwerte ſind natürlich nicht ohne weiteres gleichbar). anze 0 0. Deviſenmarkt 1 Die Kursbewegung am heutigen Deviſenmarkt wart Tell meiſt abgeſchwächten Kurſen etwas lebhafter. London⸗Paris 5 ſich heute früh auf 103256 gegen geſtrige 10274, London 900 Brüſſel 105% gegen 10494, London gegen Mailand weſen, ſchwächer auf 13294, gegen 130796, London gegen Kopenhagen (2245), London gegen Kriſtiania 2690(2680), London gegen flond holm 1810(1805), London gegen Madrid 3360(3355), Ma gegen Schweiz 1885(1920), Paris gegen Schweiz 2425 2457. In Reichsmairk koſten: Der Dollar 4,20, engl. gale 20,42, Paxis 19,75(19,85) Pfg., Schweiz 81,35 Pfg., 5910 ſchwächer 15,35.(15,.55 Pfg., Holland 1,68,70, Prag 12,44 906 Kriſtiania 75,95(76,20) Pfg. abgeſchwächt, Kopenhagen 950, (90,85) Pfg., Stockholm 1,12,95(1,13,05), Brüſſel 19,45(19, Madrid 60,75(60,80) Pfg., Argentinien 1,70(1,69,85) l. Börſenberichte Mannheimer Effektenbörſe O Mannheim, 22. Juli. Bei flauer Tendenz rotieltg, Städteanleihen: 3 pEt. Heidelberg v. J. 1903: 4%, 4 proz. Karlsruhe v. J. 1907: 6., 475 proz. Ludwigshafen 4 4% proz. Mannheim 4,15 B. Pfandbriefe: 4 und 34 a Rheiniſche Hypothekenbank⸗Pfandbriefe 6,4 G. Aktien: Aen keſſelfabrit Rodberg 2., Fuchs Waggon 7 bz.., Badiſche 124,75 bz., Benz u. Cie. 58 bz.., Bremen⸗Beſigheimer ühle Gebr. Jahr 50., Germania Linoleum 130., Pfälziſche Müne werke Mannheim 82., Pfälziſche Nähmaſchinen und Fahrnen fabrik 43., Rheinelektra 69., Rheinmühlenwerke Mann 60 G. ex. Dividende, Vereinigte Freiburger Ziegelwerke Weſteregeln Alkaliwerke Stamm 135 G. Waren und Märkte Berliner Metallbörſe vom 22. Jull Preiſe in ffeſtmark für 1 Kg. 2 21. 22. Aluminlum 21. 6⁴⁰ Elektrolptkupfer 138,28 138.80 in Barren 248,80 Raffinadekupfer—.——.— inn, ausl.———— Blei—.— üttenzinn—— 345955 Rohzinklgb-pr.)———.— ckel 9855% 1 do.(fr. Verk) 70.0,71,0 70-71 Antimon Lae 6 Plattenzink 62..380 63,0.640 Sülber für 1 Sr. 85.50.96.50 Aluminium 2,352,40 2,88⸗2,40 Platin p. Gr.—.— gonden. 22. Jull..) Metalmarkt. On Aß. l. b. engl. t. v 100% Plei 2205% beſtſelect. 650 6050 int 2425 15 do. 3 Monat 63,25 63,35 Nickel D DAuegſber 12 do. Elektol. 67.50 67,50] Zinn Kaſſa 281.50 282,88J Regulus in Nürnberger Hopfenbericht vom 21. Juli. Die Zufuht du heutigen Hopfenmarkt betrug 20 Ballen bei einem Umſa allet 5 Ballen. Das Geſchäft war ſehr ruhig. Für Markt⸗ und tauer⸗Hopfen wurden 155—240 4 bezahlt. er! 2·: Allgäuer Bulter⸗ und Käſebörſe vom 22. Juli. Butb n1 1½75, II.50—.00 Weichkäſe mit 20 pCt. Fettgehalt, gahe Ware, 65—72 Pfg. Die Hitze den Verſand, hal 750 1J0 ruhig. Allgäuer Rundkäſe mit 45 pt. Fettg 1,„40 A. »Magdeburg. 22. Juli. Jucker prompt innerh. 10 ragen 1nd Schiffahrt Frachkengeſchäft in Duisburg⸗Ruhrort vom 22. Zull den Das Geſchaft an der heutigen Schifferbörſe war gegenühenge⸗ letzten Tagen weſentlich lebhafter. Die Frachten und gron mieten blieben jedoch unverändert. Bezahlt wurden ab Nu. füß nach Mannheim in Fracht 2,00, in Tagesmiete 6 1a1 die Tonne. Die Fracht nach Rotterdam betrug ab Kane 0 21. 22. Kupfer Kaſſa 62.25 62,35 .40„ bei freiem Schleppen, 1,55& inkl. Schleppen und ab 1,85 für die Tonne einſchließlich Schleppen. Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. oeg Neue Mannheimer Zeitung, G. m. b.., Mannheim er. Direktion: Ferdinand Heyme.— Chefrebakteur: Kurt Fi eibneg Verantwortlich für den politiſchen Teil: Hans Alfreb 10 105 für das Feuilletog: J..: Kurt Fiſcher; für Kommunalpolitt Lokales: Richard Schönfefder; für Sport und Neues aus aller Nuh. J..: R. Schönfelder; für Handelsnachrichten, Aus dem Landgirche bargebiete. Gericht u. den übrigen redaktionellen Teil: Franz für Anzeigen: J. Bernhardt. 1 Universität Frankfurt a. Das Vorlesungsverzeichnis für das am 15. Oktober beginnende Wintersemester ist erschienen und von der Buchhandlung Blazek& Bergmann, Frank- lehes · furt a.., Goethestr.34 gegen Voreinsendung von 18 Pig. zu bezlen! Bei kharlem Wasser ist Henko, Henkel's Wasch- und Bleich-Soda unentbehrlich- Henko macht das Wasser weich wie Regenwasser, verhindert die Entstehung von Kalkflecken und spart viel Seile. 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Summarische Darstellung der Ergebnisse des Rechnungsabschlusses auf 31. Dezember 1924. Das Guthaben der Einleger ſtellte ſich am 1. Januar 1924 laut Eröffnungsbilanz auf 65.355,8 dasſelbe betrua auf Ende 1924 A.841.891,60 Vermehrung:&A.746.586,22 Im Jahre 1924 baben betragen: 1. die Einlagen 19.581.901,21 186.108,78 19.718.009,99 + 14.971.478,77 die Rückzahlungen Einlagenvermehrunga wieder Das Bruttovermögen beziffert ſich auf Darunter ſind begriffen: Darlehen gegen Hypoth. Sene Staatspapiere uſw. Darlehen an Gemeinden uſw. Fauſtpfanddarlehen Sonſt. Kapitalanlagen Verwaltungsgebäude Aufw. Gutbaben lt. III. Steuernotverordnung.544.484,18 Die Schulden— einſchl..841.891,60 Eiulegerguthaben— betragen 10.148.982.87 Reinvermögen ſomit 388.362,52 Auf 1. Fanuar 1924 betrug dasſelbe lt. Eröff. 1 nungsbilanz +4 10.540,5 Es beträgt ſomit die rechnungsmäßige Ber⸗ mehrung des reinen Vermögens 347.822.01 Die nach§ 22 der Satzungen anzuſammelnde Rücklage 4 vorhanden. Mannheim, den 18. Juli 1928. 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