zugspreiſe: In Mannheim und Umgebung ſrei ine us oder durch die Poſt monatlich.⸗M..50 ohne ſtellgeld. Bei eventl. Aenderung det wirtſchaftliche⸗ rhöltniſſe Nachſorderung vorbehalten. Poſtſchecktonto kr. 17590 Karisruhe.— Hauptgeſchäftsſtelle E 6, 2. ſchäfts Nebenſtellen Waldhofſtraße 6. Schwetzinger aße 24. Meerfeldſtraße 11.— Adreſſe. meralanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. zwölfmal. rnſprech⸗Anichlüſſe Nr. 7941. 7942. 7943. 7944 u. 7945 Abreiſe am Samstag Abend UEI Berlin, 30. Sept.(Von unſerm Berliner Büro.) Die Abreiſe r deutſchen Delegation zu der Miniſterkonferenz in Locarno wird Im Samstag abend in einem Sonderzuge erfolgen. Die Dele⸗ Hation beſteht aus den Hauptdelegierten Reichskanzler Dr. Luther kind dem Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann, weiter dem Staatsſekretär Schubert vom Auswärtigen Amt, dem Staatsſekre⸗ r, der Reichskanzlei Dr. Kemper, Miniſterialdirektor Gaus, Niniſterialdirektor Künder von der Reichskanzlei und dem Preſſe⸗ bef Miniſterialdirektor Kie p. Außerdem werden noch einige ſach⸗ erſtändige Beamte für Einzelfragen wie z. B. der Referent der Völ⸗ erbundsfragen v. Bülow, der deutſchen Delegation beigeordnet wer⸗ Mit dem Hilfsperſonal wird Deutſchland insgefamt nicht mehr ls 25 bis 30 Perſonen nach Locarno entfenden. Die deutſche Pelegation wird über Baſel—Luzern oder über Stuttgart—Zürich en Sonntag abend etwa um 6 Uhr in Locarno eintreffen. er it die Beweggründe der Keichsregierung en ſich aus folgender Zuſchrift aus Berlin erkennen: ueber die Schuldfrage und Räumung der Kölner Zone konnte ſe deutſche Regierung unmöglich ſtillſchweigend hin⸗ keggehen. Auf der Konferenz aber hätte es ſicher zu ernſten gerwicklungen geführt, wenn man die Verhandlungen unmittel⸗ ar mit dieſer Frage verſtrickt hätte. Es war deshalb in der Tat Ichtiger, klare Bahn zu ſchaffen, noch ehe man über die Schwelle E Miniſterkonferenz trat. Die deutſche Regierung hat ihren Ein⸗ es Dawes⸗Abklommens auf Grund der Erklärung des damaligen 92 zwangsweiſe erpreßten Schuldbekenntnis losgeſagt hat. Ra⸗ Die deutſche Regierung hat in den mauchemnal ſtart bewegten 3 der letzten 1 0 zu ihrem Memorandum geſtanden, unmit en nicht. Es muß allen andern Darſtellungen gegen⸗ eite vorbehaltlos angenommen worden iſt. Somit konnte der Ju⸗ mentritt der an ſich auch nicht an dem deutſchen Me⸗ Fyr den Schutzlügenartikel den Verhandlungsmächten zur und 90 was nach dem Abſchluß ei Marx verfäumt worden iſt. Die politiſche Atmoſphäre 5 Leh in Deuſchand 5 gereinigt, nachdem das Kabinett ſich von Ritale ehrforderungen kann man jetzt mit Ruhe a b⸗ %%SVͤ%à00S0—AV—j die Wirkungen dieſes Dokumentes noch vor dem Beginn der Jaserenz ſich zu riſis des Konferenzplanes auszuwachſen ber betont werden, daß die Einladung zur Konferenz von unſerer wohl von London wie von Paris aus unmitielbar nach der Ent⸗ ennahme der deutſchen Erklärung mit einem faſt gefliſſentlichen fer betont worden iſt, die Konferenz werde, wie plant, am Oktober in Locarno beginnen. Man ſah alſo weder in London noch Paris in dem Memorandum einen Grund, von der Konſerend krückzutreten. Aber man hatte— nicht in London, wohl aber zaris— die Abſicht, das deutſche Memorandum ſo ſcharf zu be⸗ tworten, daß der deutſchen Delegation nichts anderes übrig ge· eben wäre, als die A bereitgeſtellten Koffer wieder ber⸗ ſtezuſtellen. Das Scheitern der Konferenz wäre dann nicht ir Gegenſeite, ſondern Deutſchland zur Laſt gelegt worden. d wenn gewiſſen Kreiſen in Deutſchland dieſer Ausgang vielleicht Cſchitſcherin in Berlin eingettoſfen Berlin, 30. Sept.(Bon unſerm Berliner Büro.) Wie wir dren, iſt der ruſſiſche Volkskommiſſar Tſchitſcherin nunmehr eute mitiag in Berlin eingetroffen und auf dem Vahnhof von daatsſekretär Schubert und dem ſtelbertretenden Leiter der politi⸗ „ hen Abteilung des Auswärtigen Amtes, Dirkſen, empfangen wor⸗ en. Es iſt vorgeſehen, daß Herr Tſchitſcherin einmal beim „ eichskanzler und einmal beim Reichsaußenminiſter 8se ſen würd. Amtlich wird erklärt, daß Herr Tſchitſcherin hier weilt, i wegen ſeiner Zuckerkrankheit die deutſchen Aerzte zu konſultieren. us Sauerweins unmaßgebliche Meinung VJV Paris, 30. Sept.(Bon unſerem Pariſer Vertreter.) Der lunserichtertatter Sauerwein(laubt zu wiſſen, daß citſcherin in Berlm ſem Möglichſtes tun werde, um die 5leibcarnoer Konferenz zum Scheitern zu bringen, hält jedoch nicht dfür, daß der ruſſiſche Volkskommiſſar für auswärtige Angelegen⸗ üten in ſeinen Anſtrengungen einen Erfolg haben Aus zar Umgebung Streſemanns erfährt Sauerwein, daß Tſchitſcherin neuen wirtſchaftlichen Vorſchlägen nach Verlin mmen ſei. diziſt, deutſchland und Rußland Aus Anlaß des für den heutigen Mittwoch volgeſehenen Ein⸗ ſeffens des ruſſiſchen Volkskommiſſars für e e gung leen⸗ eiten, Tſchitſcherin in Berlin befaßte ſich„eſtl n. Itg. Weinem Aufſaß„Sicherbeilspakt und, lichtand öon olitik“ mit den Befürchtungen Rußlande, daß Deu Weſt durch en Abſchluß eines Sicherheltsvertrages mit 9 2 0 1 1 0 wangsläufig ein Glied in dem von England angeſt 5 7 ruſſi⸗ hen Block werden würde und ſagt dazu, daß das 95 range⸗ ot in ſeinen von Deutſchland angeſtrebten Zielen in 8 11 eurteilt werde. Obwohl man ſagt, ſo äußert 115 85 170 ſchitſcherin käme etwas verſtimmt nach Deutſch 9 0 0 eutſche Oeffentlichkeit hoffen, daß nach den Bape 9 8 chi⸗ cherins mit den Berliner maßgebenden Stellen die Dinge auch für An ruſſiſchen Staatsmann anders ausſehen werden, 1 5 7 92 tbal 1 tell telbarem Einfluß waren die deutſchen Erklä⸗ ſorandum ſcheitern. Es iſt in dieſer Beziehung von Intereſſe, daß Abend⸗Ausgabe auch willkommen geweſen wäre, ſo hätte man doch die Kehrſeite der Medaille in Kauf nehmen müſſen, d.., eine neue Verſchärfung der internationalen Gegenſätze, anſtatt der erhofften und erſtrebten Ent⸗ ſpannung, eine neue Gefährdung des Rheinlandes, anſtelle der er⸗ ſtrebten Sicherung. Eine ſolche Wendung iſt vermieden worden. Briand hat ſich dazu verſtanden, die deutſche Note und das Memorandum zu ver⸗ öffentlichen und die deutſchen Erklärungen durch eine Gegen⸗ erklärung zu beantworten, die uns keine Veranlaſſung gibt, weitere Konſequenzen daraus zu ziehen. Man wird ſich dabei auch in Deutſchland über die Grenze des Erreichbaren klar ſein müſſen. Es iſt ein unverkennbarer deutſcher Erfolg im Kampf gegen die Kriegsſchuldlüge, wenn wir vor dem Beginn der Miniſter⸗ konferenz uns durch eine klare Abſage an den Schuldlügenactikel des Verſailler Vertrages mit unſeren Verhandlungspartnern auf gleichen Fuß ſtellen können. Die Forderung, daß wir die Gegner zur An⸗ erkennung unſerer Auffaſſung zwingen wollen, liegt aber ſelbſt⸗ verſtändlich außerhalb der Grenze des gegenwärtig Möglichen. Wir können, nachdem wir unſeren Widerruf ausgeſprochen und den an⸗ dern zur Kenntnis gebracht haben, unſererſeits nicht verhindern, daß man ſich auf franzöſiſcher Seite auch jetzt noch auf den Ver⸗ ſailler Vertrag beruft. Das formale Recht zu einer ſolchen Berufung kann man dem Gegner nicht beſtreiten, ſo ſehr auch die deutſche Unterſchrift unter den Verſailler Vertrag durch brutale Gewalt erpreßt worden iſt. Wir haben aber durch die Abgabe der im Memorandum ent⸗ haltenen Erklärung das Recht gewonnen, am Konferenztiſch den anderen mit dem Gefühl der Gleichberechtigung in die Augen zu ſehen. Und dieſes Ergebnis wird auch den Verhandlungen ſelbſt zugute kommen. Die Konferenz wird nicht unter dem Druck einer unausgeglichenen Stimmung ſtehen, ſie wird ihre Aufgabe leichter und freier erfüllen können, nachdem von deutſcher Seite geſaat worden iſt, was einmal geſagt werden mußte. Unſere Ver⸗ handlungsgegner werden zudem aus dem deutſchen Memorandum erſehen haben: daß es der deutſchen Delegation ernſt um das Ziel zu tun iſt das wir auf der bevorſtehenden Konferenz er⸗ reichen wollen, daß ſie es ernſt meint mit der Wiederherſtollung der vollen Gegenſeitigkeit und Gleichberechtigung Deutſchlands.“ Locacno. 29. Sept.(Von unſerem Schweizer Vertreter.) In Locarng iſt man eifrig damit beſchäftigt, die Vorbereitungen für die Außenminiſterkonferenz zu treffen. Da bekanntlich Locarno nicht über großartige Verbindungen verfügt, hat die ſchweizeriſche Tele⸗ phon⸗ und Telegraph nverwaltung in aller Eile zwiſchen Bellinzona und Locarno ein Kabel legen laſſen, das in Bellinzong Anſchluß an die internationale Linie erhalten ſoll. Immerhin ſind die Süd⸗ Nordleitungen über den Gotthard ſchon in gewöhnlichen Zeiten ſehr belaſtet und werben den Konferenzverkehr nur mühſam be⸗ wältigen können. Die deutſche⸗ Delegation hat bereits im Hotel Esplanade 30 Zimmer belegt. Die franzöſiſche Delegation wird aus etwa 15 Perſonen beſtehen und im Palaſthotel abſteigen. Lo⸗ carno wird hereits von allen Seiten mit Zimmerbeſtellungen über⸗ ſchwemmt, die zum großen Teil von Journaliſten aus allen Län⸗ dern eingehen. Man hat bis jetzt noch keine Entſcheidung darüber getroffen, in welchem Gebäude die Sitzungen der Konferenz abge⸗ ch die faſt gänzlich halten werden ſollen. In franzöſiſchen Delegationskreiſen wird natürlich gewünſcht. daß dieſe im Palaſthotel ſtattfinden. erſtrebt nach den unzählichen Mißwerſtändniſſen, die ſich in das Oſt⸗ verhältnis zwiſchen den beiden Völkern eingeſchlichen, ſeit der Draht nach Petersburg riß, ein gutes Einvernehmen mit Rußland, auf das es wirtſchaftlich angewieſen iſt und von deſſen Freundſchaft es noch gute Dienſte erwartet. Daß der Droht nach Moskau nicht zerſtört wurde, iſt eine der größten Sorgen. Zu der Befürchtung Rußlands, daß Deutſchland nach ſeinem etwa'gen Beitritt zum Völkerbund ſich gegen Rußland mißbrauchen laſſen könnte, äußer'“ das Blatt, auch dieſe Befürchtungen Tſchitſcherins entbehren für uns der Grundlage, weil, wie immer und immer wieder betont wurde, Deutſchland ſich den Beſtimmungen des Artikels 16 des Völker⸗ bundpattes nicht varbeheltlos unterwerfen und ſich zu einem Werkzeug für fremde Intereſſen nicht hergeben wird. Amerikaniſche Warnung an Caillaux (Spezialktabeldienſt der United Preß) 5 Waſhington. 29. Seyt. Die der Regierung naheſtehende „Waſhinaton Poſt“ richtet heute in einem Leitartikel über die fran⸗ zöſiſch⸗amerikaniſchen Schuldenverhandlungen eine Warnung an Caillaux. Jede weitere Unterbrechung der Verhandlungen würde zum Mißerfola führen und zeigen. daß Caillaux“ Waſhingtoner Be⸗ ſuch ein höchſt verhängnisvoller Schritt für Frankreich war. Caillaux habe. als er Frankreich verließ. im großen und ganzen die Bedinagun⸗ gen gekannt, auf denen die Vereiniaten Staaten beſtehen würden. Sollte er abreiſen ohne die Schuldenfrage geregelt zu baben, ſo dürfte er weder Frankreich noch Amerika davon überzeugen können, daß er den richtigen Kurs eingeſchlagen bätte. indem er nach Paris zurück⸗ kehrt, während die öffentliche Meinuna beider Länder durch den Mißerfola der Verhandlungen beunruhiat worden ſei. Klompromiß beim Frühſtück? Waſhington, 29. Sept. In politiſchen Kreiſen legt man einer 1 Staatsſekretärs Hoover an drei Mitalieder der fran⸗ zöſiſchen Schuldenkommiſſion zu einem F rühſtück aroße Bedeu⸗ tuna bei. Mon weiſt darauf hin. daß Hoover eine beſondere Gewandt⸗ keit im Abſchließen von Kompromiſſen hat und daß er ſ. Zt. zerfahrenen Verhandlungen mit Belaien in der letz⸗ ten Minute zu einer befriedigenden Löſung führte. 5 lfrage. Nach einer Meldung aus dem Haag iſt das Eitechen les Biterbunderales unn beratende Meinungsäuße⸗ rungen in der Moſulfrage beim internotionalen Schiedsgerichtshof eigenpreiſe nach Tarih bei Vorauszahlung pro einſp. Nelndgl Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. Reklam. Kolonelzeile t —4R.⸗M. Kollettiv⸗Anzeigen werden höher berechnet. 89 0 0 8 Für Anzeigen an beſtimmien Tagen Stellen und Aus gaben wird keine Veramwortung übernommen. Höhere Gewalt. Streits. Betriedsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatz⸗ N 0 anſprüchen für ausgefallene oder beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr.— Gerichtsſtand Mannheim Beilagen: Spott und Spie. Aus Seit und Leben Alannheimer Frauen-Seitung ⸗Unterhaltungs-Beilage Aus der Welt der Cechnit. Wandern uno Neuen. Heletz und Necht Die deulſche Reiſe zur Palllonferenz Deutſchen ſo ſympathiſch in die Ohren klingende Lehre Schillers, dafg zder Jug des Herzens des Schickſals Stimme“ ſei, eine Irrlehre iſt! Wir haben unſere bitteren Erfahrungen gemacht und ſind nun„ver⸗ nünftig“ ſo vernünftig! Unter dem ſo ſchwer auf. uns laſtende Farbe der Entſchließung nur gar zu häufig von des Gedankens; Bläſſe angekränkelt. Das gilt für die Einzelperſönlichkeit, wie für ſpalt aufs ſchmerzlichſte und quälendſte empfinden und ſich mit Menſchlichkeit und eines auf Gerechtigkeit aufgebauten friedlichen Zuſammenwirkens der großen Kulturvölker. des Objekts“. loszukommen von dem Fluch der Halbheit, zu dem durch den Zwang widriger Umſtände unfer beſtes Menſchtum verdammt iſt, und der ſo kaum noch erträglich ſchwer auf uns laſtet Freie Menſchen wollen wir wieder ſein auf freiem Lande. In dieſem Ztele ſind wir uns alle einig. ziele tobt fortwährend der Streit der Parteien. Doch welche von den 27 deutſchen Parteien iſt ſo dreiſt, ſich anzumaßen, daß nur der von ihr vorgeſchlagene Weg der allein richtige ſei? Wer daher nicht als überheblich geſcholten werden will, kann als guter Staatsbürger nichts beſſeres tun, als vertrauensvoll de m Wege zu folgen, den die ver⸗ antwortliche deutſche Reichsregierung auf Grund ihrer genauen Sach⸗ kenntnis zu gehen für gut befindet. Dieſer Weg aber heißt, wie wir alle wiſſen: durch Opfer und Arbeit zur Freiheit!. Gar ſteil und dornenvoll iſt dieſer Weg und viele wuchtige Fels⸗ blöcke verſperren ihn oft. Gerade jetzt wieder haben uns Fran⸗ zoſen und Engländer mit den Antworten, die ſie unſerer Regierung auf die deutſchen Vorbehalte zur Paktkonferenz gaben, einen Felsblock auf den Weg zum Frieden gerollt. Mit nur gar zu verſtändlichem Unwillen ſteht das mühſam bergan keuchende deutſche Volk davor. Und viele, deren heißes Herz ſich nur ſchwet zu der ihnen immer wieder gepredigten unerbittlichen inn, geben ihrem Unwillen, ihrer Empörung in Temperaments⸗ ausbrüchen Ausdruck. Alle verantwortlich denkenden Führer des Volkes müſſen ihnen jedoch, ſo ſchwer ihnen auch ſchon für ihre eigene Perſon die Selbſtüberwindung fallen mag, entſchieden abraten. Denn gegen wen könnte ſich der auſſchäumende Zorn jener Empörten richten? Gegen den Felsblock, gegen den Weg oder gegen die Feinde ſelbſt? So töricht das eine, ſo unmöglich das andere. Wohl oder übel bleibt deshalb nichts anderes übrig, als zur Vernunft, der viel⸗ geprieſenen Tochter des Himmels, unſere Zuflucht zu nehmen. Das mag uns erleichtert werden durch die, zukunftsfrohe Zuverſicht, daß di 2 3 eit jetzt für uns arbeitet. Und wenn die Franzoſen jetzt über die„glänzende diplomatiſche Leiſtung Briands“ ſo begeiſtert ſind und über den„geſchlagenen iplomaten Streſemann“ ſolche ge⸗ häſſige Schadenfreude empfinden, ſo mag man ſie getroſt lachen laſſen. Wir denken roßzügig genug, um auch den Franzoſen gegenüber durch⸗ aus Verſtändnis für ihre Sehnſucht zu haben, mal wieder lachen zu können. Die ſchweren Kämpfe in Marokko und Syrien und die finanziellen Forderungen des amerikaniſchen Gläubigers waren und ſind gewiß nicht dazu angetan, ihnen Grund zum Lachen zu geben. Nun haben ſie in der angeblichen„Blamage“ der deutſchen Regierung we wird ihnen ganz gewiß gar ſchnell wieder vergehen. iſt es ja eine bekannte Erfah talſache, daß Und. es ga eine bekannte Erfahrungstatſache, daß wer zuletzt la am beſten lacht. eeee bt lacht Doch mögen unſere Feinde nun lachen oder weinen, ſo darf das uns am Vorwärtsgehen auf dem nach reiflicher Ueberlegung eingeſchlagenen Wege in keiner Weiſe beirren. Des unermeßlich wertvollen Preiſes wegen, der am freilich noch ſo fernen Endziel winkt, ſind wir bereit, den ſchweren Weg zum Frieden rbeiter zu gehen. Doch unſere Feinde mö liche Geduld des deutſchen Volkes einmal ein Ende haben muß. völlig freiwillig abzuſchließenden gegenſeitigen Sicherheitspakt, wie wir ihn erſtreben und wie er allein Wert hat, gehört eine andere Atmoſphäre, gehört ein anderer Wind, als er augenblicklich von Paris und von London her weht. Unſere Vorbehalte in der Räu⸗ mungs und Kriegsſchuldfrage, glatt und von den Franzoſen ſo heuchleriſch zurückgewieſen worden ſind, ſollten der Reinigung der durch Lüge und brutale Gewalt noch 0 verpeſteten Atmoſphäre dien en. Leider haben die Feinde in ihr gehabt. Unſere Vorbehalte, die weiter nichts waren als ein N kt. der Ehrlichkeit, weiſt man höhniſch zurück, maßt ſich ſelbſt aber an, den eyptl. Abſchluß eines Rheinpaktes von der Erfüllung beſonderer Bedingungen für Deutſchland abhängig zu machen, wie Demgegenüber empfiehlt es ſich etwas deutlicher zu werden. Klipp und klar erklären wir alſo, daß aus zwingenden deutſchen Le⸗ bensnotwendigkeiten heraus ein vorbehaltskoſer Eintritt Das iſt kein diplomatiſcher Vorbehalt, ſondern eine unerläßliche BVedinqung. Im üßhrigen iſt und bleibt es unſere vornehmſte und wichtiaſte nationale Aufgabe, die in ihren Auswirkungen ſo unendlich verhänanisvolle Weltlüge von der Alleinſchuld Deutſchlands am Weltkriege überall zu bekämpfen wo ſie uns begeanet. Ohne Rückſicht darauf, ob der noch von dieſer Lüge be⸗ die Wahrheit kennet und ſaget ſie nicht, der bleibt fürwahr ein er⸗ Wicht! Und das will doch niemand unter uns Deutſchen ſein 5 „Nur wenn uns die Wahrheit, oder zutreffender geſaat: der Drana nach Wahrheit lim Leſſina'ſchen Sinne) auf dem ſo all zu ſein ſcheine. Das Blatt unterſucht dann einge t dieſem antiruſſiſchen Block auf ſich habe und ſagt, Deutſ Hiaend dleßeerofſen, der eine außerordentliche Sitzung zur Behandlung ieſer Frage auf den 22. e einberufen hat.. zu überwinden. 8 Preis 10. Pfenuig 1̃0925— Ar 452 .Drucke der Not iſt die früher bei uns ſo beliebte friſche A. das ganze Volk, ſo den täglichen Kampf des Lebens, wie für die hohe 22 5 Politik. Doch fürwahr nicht die Schlechteſten unter uns ſind es, die ck⸗ dieſen von der harten Fauſt des Schickſals aufgezwungenen Zwie⸗ daß Doch hart im Raume en ſtoßen ſich die Sachen. Das wird ſo bleiben, ſo lange Menſchen eben n Menſchen ſind. Ganz zu ſchweigen von der oft ſo gewaltigen„Tücke 115 dämpfen ließ, daß Politik nur die Kunſt des Möglichen ſein! einen willkommenen Vorwand zum Lachen gefunden. ks iſer n unſere Vereitwilligkeit nicht falſch auslegen und ſich nicht darüber täuſchen, daß auch die unend⸗ Zu einem auf voller Gleichberechtigung der Völker beruhenden, die ſetzt von den Engländern ſo aal⸗ immer noch ſo großen Uebermut kein Verſtändnis dafür 3. B. den vorbehaltloſen Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund. Deutſchlands in den Völkerbund auch dann nicht in Frage kommt. wenn dadurch. was alle auten Geiſter verhllten mögen, der ganze Sicherheitspakt zum Scheitern verdammt wird. Den 8 16 des Völker⸗ bundsſtatuts können wir unter gar keinen Umſtänden unterſchrelben. ſeſſene Zeitgenoſte gerade aut gefrühſtückt hat oder nicht. Denn wer ſchmalen und ſteilem Wege zum Frrieden wie eine Fackel voranleuch⸗ tet. wird es uns möalich ſein. die in den Weg gekürmten Felsblöcke L et 8 hon bis ler die be⸗ enn F B Das Leben hat uns längſt gelehrt, daß die jedem echtenſſen. ute ſeen 18 a r⸗ me tiefer Innbrunſt herausſehnen aus der Stickluft der uns umgebenden 55 Heuchelei und Brutalität in die reine Atmoſphäre geläuterter che te „Tief im Herzen aber brennt uns die Sehnſucht, endlich wieder in mN* Nur über die beſten Wege zu dieſem End⸗ 4 25 3* 28 8 9 6 * — 2. Seite. Nr. 452 Neue Mannheimer Jeitung[Adend⸗Ausgade] Mitlwoch, den 30. Sepkember 1923 die preisabbauaktion der Keichsregierung Berlin, 30. Septbr.(Von unſerem Berliner Büro.) Die Reichsregierung läßt ein Plädoyer zu ihrer Preisſenkungsaktion er⸗ gehen, dem wir folgendes entnehmen: Die Regierung hatte in ihrer Erklärung vom 27. Auguſt eine Reihe von Maßnahmen angekündigt, deren Durchführung der da⸗ mals vorhandenen Tendenz einer allgemeinen Preisſteigerung ent⸗ gegenwirken und ſchon überſetzte Preiſe mindern ſollte. Dieſe Maß⸗ nahmen ſind zumteil durchgeführt oder in der Durchführung be⸗ griffen. Andere mit dem gleichen Ziel haben ſich inzwiſchen an⸗ geſchloſſen, weitere werden vorbereitet. Im beſonderen iſt mit Rück⸗ ſicht auf die am 1. Oktober in Kraft tretende Ermäßigung der Umſatzſteuer von 1½ auf 1 Proz. bei allen in Betracht kommenden Verbänden der Wirtſchaft auf eine einheitliche Preisſenkung hin⸗ gewirkt worden. Die Spitzenorganiſationen haben ſich zur Durch⸗ führung bereit erklärt. Auf dem Gebiet der induſtriellen Erzeug⸗ niſſe haben die Verhandlungen mit den Verbänden in einer ganzen Anzahl von Fällen zur Zurücknahme von beabſichtigten Preis⸗ erhöhungen, z. B. in der Schreibmaſchinen⸗ und Fahrradinduſtrie, in Ziegeleien und im Möbeltransportweſen und zur Preisherab⸗ ſetzung geführt, z. B. bei Textil⸗, Schuh⸗ und Lederwaren, bei goheiſen, Schrot, Maſchinenöl und Fetten, bei Benzin, Mauer⸗ einen, Automobile, Krafträdern uſw. Mit Wirkung vom 1. Okkober ſind weitere Preisſenungen, amteil erheblich über das durch die Herabſetzung der Umſatzſteuer edingte Maß hinaus geſichert. So z. B. für Roheiſen, Stabeiſen, ohlen, Hausbrandbriketts und Zement. Verhandlungen wegen deiteren Preisherabſezungen ſchweben. Den Mißbräuchen im Kartellweſen wird mit aller Schärfe begegnet. Der unmittelbaren Finwirkung dienten in zahlreichen Fällen, z. B. auf dem Gebiete der Brennſtoffverſorgung die Beſeitigung von Sperren, die gegen Händler oder Geſellſchaften durchgeführt wurden. Der Ausübung des Innungszwanges gegen Handwerker, die öffentlich die von den Innungen aufgeſtellten Richtpreiſe unterbieten, wurde entgegen⸗ gegentreten, wenn der Unterbietende ſich Unlauterkeiten nicht hatte zuſchulden kommen laſſen. Eine Reihe von Klagen vor dem Kartell⸗ gericht iſt angeſtrengt, um die Fakturierung in fremder Währung und die„freibleibend“ Klauſel zu beſeitigen. Andere Klagen, die ſich gegen gewiſſe Treu⸗Rabattbeſtimmungen und Preisbindungen der Arbeitnehmerſchaft richten, werden in Kürze folgen. Neben dieſem Borgehen vor dem Kartellgericht iſt dauernd eine unmittelbare Ein⸗ wirkung geübt worden, derartige Klauſeln freiwillig fallen zu laſſen. Auf dieſe Weiſe erklärten ſich etwa 65 bedeutende Ver⸗ bände bereit, künftig nur in Reichsmark zu fakturieren. Die Staats⸗ und Miniſterpräſidenten der Länder haben zugeſagt, die Reichsregierung bei der Ueberwachung der Kartell⸗ verbände uſw., namentlich ſolcher von nur örtlicher Bedeutung durch Mitteilungen ihrer Beobachtungen in Ausübung ihres in der Kartellverordnung vorgeſehenen ſelbſtändigen Antragsrechtes zu unterſtützen. Auf dem Gebiete der Ernährung muß hervorgehoben werden, daß wichtige Lebensmittel, wie z. B. Getreide und Kartoffeln im Preiſe im Verhältnis zur Teuerung durchſchnittlich niedrig ſtehen. Es iſt Vorſorge getroffen, daß der Brotpreis dem ſinkenden Getreidepreis folgt. Verhandlungen zwecks weiterer Anpaſſung des Brotgewichtes an den inzwiſchen wieder geſunkenen Mehlpreis ſind im Gange. Die Fleiſchpreiſe unterliegen fortgeſetzter Kontrolle. Dder Mar⸗ garinepreis iſt gegenüber dem Vorkriegspreis nur etwa 10 Prozent erhöht. Die Margarineinduſtrie hat in Verhandlungen mit dem Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft ſich be⸗ reit exklärt, die bisherige Bindung des Kleinhan dols gn feſte Ver⸗ kaufspreiſe fallen zu laſſen. Der Zucker iſt im Preiſe weſentlich gefallen. Eine weitere Preisermäßigung wird eintreten, wenn der Zucker neuer Ernte auf den Markt kommt. Die Staats⸗ und Miniſterpräſidenten der Länder haben dieſen Maßnahmen ihre volle Unterſtützung zugeſagt. Die zunächſt hauptſächlich in Berlin durchgeführten Maßnahmen werden damit bald im ganzen Reich wirkſam werden. Mit dem Einverſtändnis der Länderregierungen werden in den nächſten Tagen die Leiter der mittleren Preisprüfungsſtellen und die Sachreferenten der Länderregierungen mit dem Reichswirt⸗ Heinrich Vierordt Zu ſeinem 70. Geburkskag Von heinrich Lilienfein Am morgigen 1. Oktober wird der badiſche Dichter Heinrich Vierordt ſiebzig Jahre alt. Er ſelbſt hat vor vielen Jahren, auf einer ſeiner Aberkehrien bei Wilhelm Raabe in Braunſchweig einkehrend, den Meiſter mit den Worten begrüßt, das einzige lebende Denkmal, das er auf ſeiner Reiſe beſuthe, heiße Wilhelm Raabe. Der Alte von Braunſchweig mag verſchmitzt gelächelt haben zu ſolchem Gruß. Heute ſchauen wir Jüngeren, zumal die, die den Dichter und den denſchen jerordt kennen lernen durften, zu ihm auf wie zu einem lebenden Denkmal inmitten einer chaotiſchen literariſchen Ge⸗ genwart. Weni Sterblichen iſt es vergönnt, ihre Perſönlichkeit ſo rein und voll—5 es Heinrich Vierordt beſchieden war. Als Sohn eines Ladiſcen Offiziers wurde er in Karlsruhe geboren. Raſtatt und Freiburg, Konſtanz und Wertheim am Main ſind dre Städte, in denen er abwechſelnd mit der badiſchen Hauptſtadt die Knaben⸗ und erſten Jünglingsjahre verlebte. Als Germaniſt ſtu⸗ dierte er in Leipzig, Berlim und Heidelberg, um ſpäter ſeinen dauernden Wohnſitz wieder in Karlsruhe zu wählen. Reiſen nach Italſen und Griechenland, nach Frankreich, England und den nor ⸗ diſchen Ländern, zahlloſe Wanderungen durch alle deutſchen Gaue er⸗ änzen das Bild eines äußeren Lebens von beſcheidener Unabhängig⸗ Keit und ſanftem Gang; erſt die umſtürzende Nachkriegszeit hat auch in dies Bild Schatten der wirtſchaftlichen Sorge geworfen. Die Er⸗ innerungen, die der Dichter eben jetzt, an der Schwelle des Greiſen⸗ alters, erſcheinen läßt, bringen den Menſchen Vierordt in ſeiner Fähigkeit, das Große, wie das Kleine ſich perſönlichſt zu eigen zu machen, zu dennzeichnender Anſchaulichkeit. Es iſt dieſelbe Fähigkeit, die ihn in ſeinen Dichtungen ein verhältnismäßig ruhiges Daſein zum Kunſwert weiten und derklären läßt; ſie wurzelt in unbeirrbarer Geſchloſſenheit des eigenen Weſens und wirkt durch ein glückliche⸗ Gleichgewicht ſinnlicher Schaukraft und gemütvoller innerer Er⸗ oriffenheit. ſt nur in ſeinen Anfängen, vorzugsweiſe in den„Gedich⸗ ten(1880) und den„Liedern und Balladen“(1882) hat Vier⸗ ordt das lyriſche Lied. Seiner ganzen Anlage nach iſt er Epiker, nicht Lyriker; die Ballade, das anekdotiſche Kleinbild und eine ſelb⸗ ſtärrdio⸗ Miſchform beider ſind ſeine hauptſächlichſten Ausdrucksfor⸗ men. Um den feſten Mittelpunkt 82 perſönlichen Lebens ziehen 1* weit und weiter die Stoffkreiſe ſeines Schaffens. Die Meilen⸗ t e ine(1904) führen aus der ſtillen, phantaſievollen Knabenwelt, der eine alte Spieldoſe, Uhr und Kochbuch der Großmutter, der von ſchaftsminiſterium und dem Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft die Richtlinien für das weitere gemein⸗ ſame Vorgehen feſtlegen. Dieſes Vorgehen ſoll ſich vor allem auch auf die Ueberwachung derjenigen Waren erſtrecken, deren Preisbildung rein örtlichen Charakter trägt und einem zeatralen Zu⸗ griff unzugänglich iſt. Hierher gehören insbeſondere auch O bſteund Gemüſe. Es iſt dafür Sorge getragen, daß in reichseigenen Be⸗ trieben die Herabſetzung der Umſatzſteuer überall da zur Auswirkung gelangt, wo die Umſatzſteuer in die Preiſe einkalkuliert worden iſt. Die Länderregierungen haben eine Ueberprüfung der Preisgeſtaltung ihrer Betriebe zugeſagt. Mit den Kommunen werden Verhandlungen wegen der Preiſe für Gas, Waſſer und Elektrizität uſw. aufgenommen werden. Bei Vergebung von öffentlichen Aufträgen iſt der freien Konkurrenz dadurch wieder zur Geltung verholfen worhen, daß An⸗ weiſung an die Reichsreſſorts ergangen iſt, bei der Abgabe eines Angebots Erklärungen darüber zu verlangen, ob und welche Verein⸗ barungen über Preiſe und dergl. im Gange ſind. Die Zinsſätze für öffenkliche Gelder, ſoweit die Poſt und Reichsbahngeſellſchaft, die Reichsverſicherungs⸗ anſtalt und das Reichsfinanzminiſterium in Frage kommen, ſind herabgeſetzt worden. Die mit der Weitergabe betrauten Banken haben ſich verpflichtet, die Zinsermäßigung ihren Kreditnehmern in vollem Umfange zugute kommen zu laſſen. Die Länderregierungen haben ſich grundſätzlich bereit erklärt, durch geeignete Maßnahmen gleichfalls zur Verbilligung der Zinsſätze für öffentliche Gelder bei⸗ zutragen. Bei dem Bankgewerbe haben die Bemühungen der Reichsregierung folgenden Erfolg gehabt: Das Bankgewerbe wird ungeachtet der ſchwierigen Verhältniſſe, in denen ſich der Geld⸗ und Kreditmarkt z. Zt. befindet, die Kredit⸗ und Akzeptproviſton vom 1. Oktober ab um 20 Proz. ihrer derzeitigen Höhe, nämlich von auf Proz. monatlich ermäßigen und dieſe Konditionen als Normal⸗ ſätze anſehen. Die Giroproviſionen für Kredite der Golddiskontbank ſind bereits von 3 auf 2 Proz. herabgeſetzt worden. Auch die Giro⸗ gebühren der Banken auf Reichsbanküberweiſungen ſind in Fortfall gekommen. Die Reichsbank wird bei der Kreditgewährung auf die Einhaltung der vom Reich bei ſeinen Preisſenkungsmaßnahmen be⸗ folgten Grundſätzen Bedacht nehmen. Die Geſetzesvorlage über die Aufhebung der Geſchäftsauffſicht wird ſo gefördert wer⸗ den, daß ſie den Reichstag alsbald nach ſeinem Zuſammentritt be⸗ ſchäftigen kann. Die Frage einer Herabfetzung der Gerichts⸗ und Anwaltsgebühren wird im Reichsjuſtizminiſterium ge⸗ prüft. Der Reichskanzler hatte, wie wir vernehmen, in den letzten Tagen im Beiſein der zuſtändigen Reſſortminiſter zahlreiche Be⸗ ſprechungen über weitere Maßnahmen zur Preisſenkung, u. a. mit Vertretern des Reichsverbandes der Induſtrie, mit Vertre⸗ tern der Banken und des Bankiergewerbes. Heute mittag empfing der Reichskanzler die Vertreter der Konſumgenoſſenſchaften, um ſich mit ihnen über die weitere Preisſenkung auszuſprechen. Außerdem wird der Reichskanzler Vertreter des Deutſchen Städtetages, des Reichsſtädtebundes, des Deutſchen Landkreistages und des Deutſchen Landgemeindentages zu einer Ausſprache über die Frage der Ver⸗ öffentlicher Gelder empfangen. Weitere Empfänge ſtehen evor. hindenburg im Jentrums · pfegel E Berlin, 30. Sept.(Von unſerm Berliner Büro.) Die„Ger⸗ mania“ begrüßt die Aufforderung des Reichspräſidenten Hinden⸗ bug. an ſeinem Geburtstag von beſonderen Feiern abzuſehen und namentlich ſich des Flaggens zu enthalten, mit warmen Worten der Anerkennung.„Man wird,“ ſo bemerkt das Zentrumsorgan wört⸗ lich,„alſo auf Hindenburgs Wunſch am 2. Oktober nicht flag⸗ ge n. Aber das deutſche Volk wird in dieſen Tagen dankbar des Mannes zu gedenken, die ihm immer mehr zum Symbol der Pflicht⸗ erfüllung und nationaler Opferbereitſchaft wird, und unter denen, die im Stillen dem Haupt des deutſchen Volkes ihre Glückwünſche darbringen, werden die mit in erſter Linie ſtehen, die ihm bei der Wahl ihre Stimme nicht geben konnten.“ Der Reichsfinanzminiſter in Oſtpreußen — Marienburg, 30. Sept. Reichsfinanzminiſter von Schlie⸗ ben befindet ſich gegenwärtig mit dem Reichsbewertungsbeirat beim Reichsfinanzminiſterium auf einer Reiſe durch Oſtpreußen, die der Neubewertung der ländlichen Grundſtücke für die Reichsvermögens. ſteuer dient. roten Geranien leuchtende Flur des Elternhauſes und der Onker Fritz mit Filzzylinder und ſpaniſchem Rohr unvergeßbare Traulich⸗ keit geben, über die Wertheimer Schülerzeit, Soldatenerlebniſſe, ein büchervoll⸗behagliches Junggeſellenheim ins ſpäte Glück des Fami⸗ lienlebens. Doch er, der als beſchaulicher Familienvater auf die tie⸗ fen, ſüßen Atemzüge“ der Seinigen lauſcht, ſeine Wünſche dem Wie⸗ genſchleier des Töchterchens einwebt und wehmütig⸗heiter„den Mi⸗ nuten Zentner von Blei an ihre leichthin tänzelnden Goldfüßchen hängen“ möchte— er iſt zugleich der„Weltalldürſtende“. Die Liebe um Vaterhaus, das wie dem Knaben ſo dem Mann als der„Ge⸗ Nie hellſtes“ leuchtet, zum eigenen Heim trägt er mit ſich auf die Wanderſchaft. An den ſonnigen, wirklichkeitsfrohen Bildern des Südens nährt ſich ſeine dürſtende Phantaſie, gewinnt jene reife, von Farbe und Licht geſättigte Sinnenhaftigkeit, die ſeine Kunſt auszeichnet; die Vertle⸗ fung in die Schönheit des antiken Ideals läßt ihn ſeine ſinnetrunkenen Schauungen in einer Sprache voll gedrungener Kraft und plaſtiſcher Klarheit bändigen(„Akanthusblätter“ 1888; ſchon in zwet⸗ ter, neugeſtalteter und vermehrter Auflage erſchienen.„ZGemmen und Paſten“ 1902). Der engeren Heimat, dem Badener Land, ilt der erſte ſeiner„Vaterlandsgeſänge“(1890). Vom ommerlichen, rieſenſtämmigen Schwarzwald mit ſeinen Felsblöcken, Waldblößen und rieſelnden Quellen, aus der Friſche des verſchnet⸗ ten Odenwaldes und vom ragenden Durlacher Turmberg bei Son⸗ nenaufgang und Maigewitter grüßt er den„hellen Gottesgarten“, den„quarzhaltigen Mutterſchoß“ der Heimat. Bald im Vollklang der Ballade, bald im anheimelnden Idyll weckt er die deutſche Vei⸗ gangenheit. Um Mitternacht, auf trümmervoller Halde am Mum⸗ melſee, ſingt der alte Grimmelshauſen mit hochſpitzigem Hut und ſpa⸗ niſchem Mantel das rauhe Lied vom zerriſſenen Deutſchland, bei Hammerklang und klirrenden Funken ſchmiedet Max Schnecken⸗ burger ſeine„Wacht am Rhein“ und in mondheller Sommernacht tummelt ſich Bismarck als Schwimmer im Strom und tut der klagen⸗ den Rheinwelle ein heiliges Gelöbnis. Dann wieder rückt in neckiſchen ſcharfumriſſenen Kulturbildchen wie der„Schildwache“ und dem „Alten Landpoſtboten“ die gute alte Zeit mit ihrem Stimmungszau⸗ ber und ihrer Schlafmützigkeit greifbar nahe; in die wohlige und doch ſo enge deutſche Kleinbürgerlichkeit des„homerberühmten“ Va⸗ ter 95 955 feſſelſprengend die freie, feurige Erſcheinung des jun⸗ gen Goethe. Ueber den Kreis der vaterländiſchen Geſchichte ſchreitet der Dich⸗ ter hinaus in die Weite der Weltgeſchichte. Ein nicht gewöhnlicher Kenner der⸗Hiſtorie hat er in den„Neuen Balladen“(1884) und„Fresken“(1901) aus allen Zeiten und Völkern die 5505 zufammengerafft zu jenen großempfundenen, meiſt tragiſchen Schick⸗ ſalsgeſängen, die, häufig in eykliſcher Form, wie die„Tuileren ⸗ Die Kriegslage in Marokko Wie Havas aus Fes meldet, hat das Flugzeuggeſchwader geſtern über 55 Bomben auf Tazarine nordweſtlich von Bibane abgeworfen. Der am Dienstag in Melilla eingetroffene Kreuzer„Paris“ hat nach Vereinigung mit aͤnderen franzöſiſchen Flugeinheiten das unterwor⸗ fene Gebiet der Beni Sain bombardiert, um den Vormarſch auf Ajdir zu unterſtützen. Painlevé hat, nachdem der franzöſiſche Delegierte beim Völker⸗ bund Boncour ihm über die Arbeiten des Völkerbundes Bericht er⸗ ſtattet hatte, auch noch den Chef des Generalſtabes des Marſchalls Petain und General Hering empfangen, der ihn über den gegen⸗ wärtigen Stand der Operationen in Marokko unterrichtete. Leon Bourgeois 7 VParis, 28. Sept.(Von unſerm Pariſer Vertreter.) Im Alter von 74 Jahren iſt Leon Bourgeois nach langem ſchwerem Leiden geſtorben. Frankreich erblickt in ihm einen Vorkämpfer des Völker⸗ bundgedankens. Léeon Bourgeois war in den Tagen des Friedens⸗ ſchluſſes der Mitarbeiter Wilſons, ein einflußreicher Be⸗ rater des amerikaniſchen Präſidenten und, wie die Intimen Wilſons erzählen, eine derjenigen Perſönlichkeiten. die es verſtanden, den Präſidenten der Vereinigten Staaten für die Fernhaltung Deutſch⸗ lands. das im Jahre 1919 um Aufnahme in den Völkerbund nach⸗ ſuchte, zu gewinnen. Damals richtete Brockdorff⸗Rantzau an Clémen⸗ ceau den Antraa, das Deutſche Reich in die Genfer Inſtitution auf⸗ zunehmen. Clémenceau kam in große Verlegenheit, denn Wilſon war prinzipiell bereit. dem Wunſche Deutſchlands Beachtung zu ſchen⸗ ken, und auch England war für die Prüfung des Anſuchens. Da wandte ſich Clemenceau an Bourgeois und ſagte ihm:„Sprechen Sie mit Wilſon und beſtimmen Sie ihn dazu. daß er ſich für meinen Standpunkt ausſpricht, den Sie ja kennen und der dahin lautet, daß Deutſchland nur einen Friedensſtörer, einen Saboteur im Völker⸗ bunde der alliierten und aſſoziierten Mächte abgeben würde“. In den Erinnerungen, die der frühere Kabinettschef Cléemenceaus. Man⸗ del, vor zwei Jahren publizierte, ſind dieſe Aeußerungen Clémen⸗ ceaus enthalten. Vourgeois begab ſich zu Wilſon und es gelang ihm. den ſchwachen Präſidenten, der von Clemenceau mit den arandioſeſten Schmeicheleien bedacht wurde, für die Weigerung zu gewinnen. Heute ſpricht nicht ein einziges Blatt über die verhänanisvolle Rolle. die Bourgeois während der Friedensverhandlungen ſpielte. Der franzöſiſche„Friedensfreund“ Bourgedois war im Grunde nichts anderes als ein Revanchard vor Ausbruch des Krieges, ein Prediger des Vernichtungskrieges, nachdem Deutſchland mit Hilfe der Amerika⸗ ner geſchlagen worden war. Bei der Gründung des internationalen Haager Schiedsgerichtshofes, im Jahre 1922, ſprach er in ſeiner Rede von„teutoniſchen Barbaren“. Seine Schriften enthalten wenig, was für die Nachwelt von Intereſſe wäre. Vor dem Kriege ſchwärmte er für eine Geſellſchaft der Nationen und nach Erfüllung des Revanchetraumes verleugnete er alles, was er früher geſchrieben Letzte Meldungen Ausſtellung des Heidelberger Einzelhandels K. Heidelberg, 30. Septbr. badiſche Verband des Einzelhandels Heidelberg veranſtaltet vom 15.—18. Oktober eine große Einzelhandelsausſtellung 1 12 Räumen der Stabthalle unter dem Motto:„Kauft am atze.“ Ein Güterzug enkgleiſt — Kaiſerslautern, 30. Sept. Der Bedarfsgüterzug 7751 ent⸗ gleiſte geſtern früh 10.45 Uhr auf der Strecke zwiſchen Glan⸗ münchweiler und Niedermohr. Maſchine und Tender fielen um. Fünf Wagen entgleiſten. Der Zugführer erlitt ſchwere Brandwunden an beiden Händen. Der Perſonenverkehr wurde durch Umſteigen aufrecht erhalten. Die Urſache des Unfalls iſt vermutlich auf Federbruch zurückzuführen. Schwerer Verkehrsunfall in Berlin ſel Berlin, 30. Sept.(Von unſerm Berliner Büro.) Ein ſchwerer Unfall ereignete ſich heute vormittaa gegen 8 Uhr im Straßenbahn ⸗ verkehr im Norden Berlins. Dort war ein Triebwagen auf einen Anhängerwagen einer anderen Linie aufgefahren. Der Anprall ge⸗ ſchah mit ſolcher Wucht, daß die hintere Plattform des Anhänger⸗ und die vordere des Triebwagens völlia zuſammengedrückt wurden und ſich ineinanderſchoben. Von den in den überfüllten Wagen befindlichen Fahrgäſten ſind etwa dreißig Perſonen verletzt worden. darunter einige ſeb'r ſchwer, ſo daß ſich die Ueber⸗ führung nach dem Krankenhauſe als notwendig erwies. Die Feuer⸗ wehr war bald zur Stelle und das ſtädtiſche Rettungsamt hatte in Kürze mehrere Transportwagen entſandt. Die Direktion der Stra⸗ genbahn teilte mit, daß nach dem Ergebnis der von ihr angeſtellten Unterſuchung die Schuld des Führers außer Zweifel ſteht. kinder“,„Der Traum von Miramar“,„Die Legende vom Stern“ ſeinen Namen auch in die Schulbücher trugen.— Der Dichter, der als andächtiger Beter vor der Herrlichkeit des Menſchenleibes ſteht, kehrt ſich mit der gleichen Andacht, mit der er die Marmorbüſten der helleniſchen Götter bekränzt, zu dem ſteinernen Kreuz, an dem auf winterdämmrigem Feldweg, unweit des glutſprühenden Fabrikſſhlots der„Dulder von Gethſemane“ hängt. Vom Funkenmeer der Jo⸗ hanniswürmchen, die ihn bei Nervi zwiſchen dunklen Weinbergs⸗ mauern feuerflockig überraſchen, taucht er hinauf zum„kniſternden Geräuſch“, zur geheimnisvollen Muſik der Sphären. Mit ſeiner ſchauenden Liebe, die vom Heim zur badiſchen Heimat, von der deutſchen zur Weltgeſchichte ſich weitete, umfaßt er den unendlichen Kosmos und bietet in den„Kosmosliedern“(1905) ſeine tief⸗ ſten Gedanken und ſeine reiſſten, flammendſten Geſichte:„bunt dur einander wirbelnd Erdwaldlaub, Mondkraterſplitter, und Kometenſtaub⸗ Von der„erdbilderfrohen“ Daſeinsluſt bis zur Todeswonne, vom kindlich⸗humorvollen Spiel über alle Stufen eines bald zarten, bald mächtigen Naturempfindens bis auf die Höhe großgeſchauter Phan⸗ taſteſtücke wie„Im Lande des Morgenrots“,„Aetherion“ und„Helio⸗ polis“ trägt ihn hier ſeine ſprachſtarke Kunſt, ſich in der Weite ihres Schauens und Tiefe ihres Gemüts darſtellend, um wle⸗ der in einer Huldigung an die deutſche Erde, die ihm all das zu füh⸗ len und zu ſagen ſchenkte, auszuklingen Die im Jahre 1909 herausgegebene en e„Deuſche Hobelſpäne“ und die 1914 erſchienenen„Deulſchen Ru eſchnnd und Ehrentafeln“ umgeben als Arabesken das reiche Schaffensbild, das hier nur im Umriß gezeichnet wurde. Das„Büchlein der Träume, (1922) iſt für den wachenden Vierordt ebenſo charakteriſtiſch wie für den träumenden. Eine Sammlung„Ausgewählte Dichtungen—— ſchon zum fünfzigſten Geburtstag Ludwig Fulda dem Jugendfreund zuſammengeſtellt(1906 in Carl Winters Univerſitätsbuchhandlung, Heidelberg, wie ſämtliche hier angeführte Gedichtwerke). Den ſieb⸗ zigſten Geburtstag wird außer den eingangs erwähnten no-⸗ erinnerungen(bei Greiner und Pfeiffer, Stuttgart) ein beſonderes „Badiſches Heimatbüchleln“ begleſten. Die badiſche Heimat des Dichters hat vor allem Grund, ſtolz und dankbar auf e treuen Sohn der„Mutterſcholle, der kraftausſtrömenden“ zu blicken: ſie würde eine Ehrenſchuld abtragen, wenn ſie ſeinen Feierabend durch einen Ehrenſold vor Sorge bewahren wollte. Aber auch das weitere Deutſchland darf an ſolchem Tag nicht ohne huldigendem Gruß an ihm vorübergehen. Mögen die Literarhiſtoriker und Aeſthe⸗ titer die zeitlichen Abhängigkeiten und formalen Bedingtheiten in Vierordts Schaffen feſtſtellen: mögen die Jungen und Jüngſten ihm gegenüber auf ihr unveräußerlichez Recht des Fortgeſchrittenſein⸗ pochen— wir freuen uns dieſes kebenden Denkmals in einer tages⸗ ſauten, ſtllperwirrten Zeſt des Uebergangs und wünſchen ihm ein neues, rüſtiges Jahrzehntl (Eig. Drahtbericht.) Der unter⸗ 67 geöß ein nicht trö lei 155 Str. der kräft agb wenr das auf im 8ſ0 werd. rüh —— ANene Mannbeimer Feikung ſdend · Rusgabe) 8 — mutwoch, den 30. Seytember 1928 Frau Haſel Von Charlotte Allmann Der Haſelſtrauch in der germaniſchen Sage.— Wünſchelrute und Haſelgerte.— Haſelſtrauch und Handwerk.— Haſelſtrauchkulkuren in fernen Ländern.— Wie und wo ſollen die Haſelſträucher gepflanzt werden? In dieſen Herbſttagen wird mit großem Eifer die Nußſuche betrieben. Beſonders die Kinderwelt iſt hocherfreut, wenn es heißt: „Jetzt geht's in die Nüſſe.“ Wir finden ſie überall, die Haſel, zu⸗ meiſt im Unterholz und in Knicken. Abgeſehen von ihren Früchten, den„deutſchen Mandeln“, macht ſie uns Freude, denn ſie gehört ſh den Waldſträuchern, die mit zuerſt blühen im März, ſa oft chon im Februar. Der Haſelſtrauch gilt nun, obgleich ſeine Sippe in vielen fremden Ländern heimiſch iſt, als ein echt deutſcher Strauch und ſpielt in der germaniſchen Sagen⸗ und Märchenwelt eine wich⸗ tige Rolle. Er war dem gewaltigen, den Hammer ſchwingenden Tor geweiht. Den Toten gab man Haſelnüſſe und Haſelzweige in die Hand, Haſelzweige ſchützten gegen die wilde Jagd, Wotans Sturm⸗ gefolgte, bewahrten das Haus vor Blitzſchlag und ſicherten die Ernte Hbor Schaden. Die jetzt wieder modern gewordene Wünſchelrute iſt ein Haſelzweig. Ihre Schößlinge, die ſchlanken, geſchmeidigen Ger⸗ ten, ſpielten in der Pädagogik früherer Zeiten neben den Birken⸗ ruten eine große Rolle. Dieſes Holz iſt feſt und hart und zu vieler⸗ lei Gerät zu gebrauchen. Die Aeſte und Schößlinge verwendet man zur Herſtellung von Naturmöbeln, der Korbmacher fertigt daraus Körbe und Wagenkellen, der Faßbinder Reifen, die Siebmacher viele ihrer Erzeugniſſe. Der Baſt iſt zäh, er übertrifft als Bindezeug den der Linde, die Rinde kann der Gerber und der Färber ge⸗ brauchen, der Kunſt dient das glutzerſtörte Holz als Reibkohle. Die Haſelnüſſe werden gern friſch gleich nach der Ernte gegeſſen— in weihnachtlichen Dingen ſind Kinder die höchſten Sachverſtändigen. Uebereinſtimmend werden ſie verſichern, daß die Nüſſe getrocknet am beſten zur Weihnachtszeit ſchmecken und den ganzen Winter hin⸗ durch. Da müſſen ſchon die Türken ſo gut ſein und helfen, daß wir chriſtliche Weihnachten feiern können, denn Deutſchland führt jährlich Millionen Zentner Haſelnüſſe ein, und das köante nicht geſchehen, wenn die Bauern von Travezunt, Clivi, Keraſſung und wie die Bezirke alle heißen, nicht fleißig Haſelſträucher kultivierten. Haſel⸗ nüſſe werden ja nicht nur roh gegeſſen, ſondern auch der Konditor, der Kakaofabrikant und der Koch verwenden ſie als geſchätztes Roh⸗ material. Ein Haſelnußauflauf mit Vanilletunke oder eine Nußtorte chmecken ganz ausgezeichnet! Zieht man die großen Mengen von geführt werden— auf Sizilien allein werden jährlich gegen 150 000 . ſo ſollte das Anregung genug ſein, um auch bei uns dieſe Kultur im großen mehr als bisher zu fördern. Odbwohl der Haſelſtrauch inbezug auf Boden und Lage nicht allzu wähleriſch iſt, ſo gedeiht er doch beſſer auf einem nahrhaften. als auf einem mageren Boden. Er ſollte friſch, locker, auch etwas fruchtbar ſein. In trockenem, magerem Sandboden pleibt der trauch in ſeinem Wachstum zurück und briagt verhäftnismäßig hur kleine Früchte. ſagt ihm gut zu, doch darf er nicht gerade kalt. Tonboden ſein. s iſt aut, wenn der Boden an den Pflan⸗ſtellen 060 bis 1 Maler lief gelockert iſt, auch ſpäter trägt ein alſiährliches Lockern. Um⸗ um die Sträucher herum ſehr zu ihrem kräftigen Gedeiben ei. Es iſt deshalb vort⸗ilhaft, wenn das Land zwiſchen den Sträu⸗ „den, in den erſten Jahren nach der Pflanzung oder, Srräucher und Nebenfrüchte einoander nicht beeinträchtigen, mit Hack⸗ früchten beſtellt wird. Durch die dazu nötſae Bearbeitung wird das Land von Unkraut rein und zugleich offen gehafton. Was die nicht wäbleriſch. Doch iſt die Fruchtbarkeit der Sträucher auf einem freien, ſonnigen Standorte beſſer als auf einer gedrücklen, leidung und Nutzbarmachung von Bergabbängen, Hügeln Eiſen⸗ nehmen die Haſelnüſſe eigentlich mit jedem Platz vorlieb, den man nicht mit anderen Obſtbäumen beſtellen kann. Die Anpflanzung der träucher geſchieht in ſchwerem Boden am beſten im Frühjahr, in leichteren Bodenarten kann ſie auch ſchon im Herbſt erfolgen. Wenn fül Verhältniſſe dies geſtatten, iſt es jedenfalls ratſam, zum Auf⸗ füllen der Pflanzgruben kompoſtierten Boden mit zu verwenden, dies zum Anwachſen und ferneren guten Gedeihen der Sträu⸗ grö beiträgt. Bei geſchloſſenen Haſelnußpflanzungen, ſeien ſie vor berer oder geringerer Ausdehnung, gibt man den einzelnen träuchern beim Pflanzen einen Abſtand von 3 bis 4 Meter. Bei 1155 Auswahl des Pflanzenmaterials ſehe man auf qut bewurzelte, traltige, eer ſtarke als ſchwache Pflänzlinge. Auch ältere, ſchon agbare Sträucher vertragen das Verſetzen ganz gut, beſonders dies mit guten Wuürzelballen geſchehen kann. Natürlich muß as alte Holz tüchtig zurückgeſchnitten werden, damit ſich von unten auf mieder junges Holz bildet. Junge, mäßig ſtarke Triebe werden im Verſetzen nur an den Spitzen etwas zurückaeſchnitten. Die Ausſaat der gut auscereiften Nüſſe geſchieht gewöhalich im Herbſt. zu müſſen die Nüſſe gut vor dem Eindringen der Mäuſe geſchützt werden. Kann die Ausſaat beſonderer Umſtände wegen erſt im Frühling erfolgen, ſo werden die Nüſſe am beſten über Winter im Aler in feuchten Sand eingeſchlacen. um ſie keimfähig zu erhalten. dwei Gedichte von heinrich vierordt Wintermorgen im Odenwald Undurchdringlich duntle Winterfrühe, Kniertief Schnee. Zuweilen Flockenwirbeln.— Fuhr ich in des Vetters Amtskaleſche tten in verwehtem Odenwalde, Wo der Weg von Mosbach führt nach Buchen. In den Dörfern brannt in jedem Hauſe 25 an Licht, vergnüglich anzuſchauen; —1 die eisblumigen Wagenfenſter kühten auf kriſtallhell, transperenthaft: eihnachtheimlich ward es mir zu Mute. Bu durch ſchlechtverwahrte Fenſterritzen K lies der Schneeſtaub, ſchneidigen Geprickſels, Hals und Nacken froſtig überrieſelnd. Beinah fing ich an ſchon ü ich zu verwünſchen 5 ſchwerfällig altmodiſchen Kaſten, 2 3 mit Ruck, er anhielt vor dem Poſthaus. Lichzeriſſen ward der Schlag; ein rollich Ot damfteſ ner Mädchenkopf ward ſichtbar: dem Herrn ein warmer Trank gefällig? O du reizend, ſchnee⸗ und reifumgli „ glitzert, Odenwäldermädchenantlitz! ar ich doch am liebſten aufgeſprungen, 250 den Trank von deinem Mund zu ſchlürfen. onnig Fühlen ſchwellte mir die Lippen, 3 ie beim warmen Atemzug der Liebe; n mir jubelt's, ſtürmt's und wogt's und flutet's: 1 Alſo gibt es Sonne noch und Frühlin 9 90—5 5 der Erde mitten in dem Winter! dn wie wär's hienieden ſo trübſelig hne ſolch herzwärmende Geſchöpfchen!— Traumgleich war entſchwunden die Erſcheinun Weiter humpelnd ging es lahmen Trottes; Schläfrig: Pferde, Kutſcher, Paſſagiere. Aber lang noch brach's durchs Wagendunkel 2 8 der Lichtglanz eines Feenmärchens, is die Sonn' emporglomm überm Eisfeld. Schiebeleiter. Haſelnüſſen in Betracht, die außerdem alljährlich aus Jalien ein⸗ Scheffel geerntet, von denen zwei Drittel nach Deutſchland gehen—, Selbſt ſchwerer Boden, namentlich Lehmboden, ſoſange Lage des Standortes anbetrifft, ſo ſind die Haſelnüſſe auch hierin durch andere Bäume eingeengten oder beſchalteten Stelle. Zur Be⸗ bahnböſchungen, auch auf der Nordſeite, bilden die Haſelſträucher ein ſehr brauchbares und nutzbringendes Material. Im Hausgarten Stäotiſche Nachrichten Schlußübung der Freiwilligen Feuerwehr 7. Romp. Mannheim⸗Keckarau Die Schlußübung der Feuerwehr Neckarau be⸗ deutet alle Jahre für unſeren Induſtie⸗Stadtteil ein„Ereignis“. So war es auch am Montag abend wieder. Eine große Menſchenmenge, jung und alt, umſäumte den Marktplatz und zog unter klingendem Spiel mit den Feuerwehrleuten zum angenommenen Brandplatz in den Häuſern Adlerſtraße 49—53. Vor Beginn der Hauptübung fand um halb 7 Uhr eine Inſpektion der auf dem Marktplatz an⸗ getretenen Wehr und Geräte durch den Vertreter der Stadtverwal⸗ tung, Stadtrat Profeſſor Dr. Wittſack, und die Delegationen der benachbarten Freiwilligen Feuerwehren ſtatt. Wir ſahen die Ver⸗ treter der Altſtadt, Kommandant⸗Stellvertreter Rohrer mit ſeinem Stab, Rheinau, Sandhofen, Fabrikfeuerwehr Heinrich Lanz, Rhein. Gummi⸗ und Zelluloidfabrik Neckarau, einige Fabrikvertreter und die Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz Neckarau, welch letztere ſich an der Hauptübung aktiv beteiligte. Die Verfaſſung der 7. Kompagnie machte auf die Herren Inſpizienten einen ſehr guten Eindruck. Infolge dienſtlicher Verhinderung hatten ſich entſchuldigen laſſen Polizeidirektor Dr. Bader, Oberverwaltungsrat Dr. Zei⸗ ler und Branddirektor Volant. Am Operationsplatz, der von der Schutzmannſchaft— ſoweit dies noch möglich war— abgeſperrt wurde, gab Hauptmann Thron zunächſt den Uebungsplan kurz bekannt. Im Hofe des Hauſes Adler⸗ ſtraße 53 befindet ſich ein„Oellager“, das in Brand geraten war. In Einzelangriffen, und zwar vom Hofe des Hauſes Nr. 49 mit zwei Schlauchleitungen und Nr. 53 mit einer, erfolgte ſofort eine kräftig einſetzende Bekämpfung des Feuerherdes und der Schutz der Nachbargebäude. Das in der Mitte ſtehende Haus Nr. 51 war in direkter Gefahr. Aus dem dritten Stockwerk waren noch Leute herunterzuholen; dies geſchah durch die Steiger auf der großen In einem nachfolgenden Geſamtangriff zeigte ſich dann ganz beſonders das ruhige, ſichere Arbeiten und die ſtraffe Diſziplin der Mannſchaften. Die Geretteten wurden von der Sanitätsmannſchaft auf Tragbahren übernommen und zum Ver⸗ bandplatz gebracht. Stadtrat Dr. Wittſack ſprach dem Kommando ſeine Anerkennung und Dank im Namen der Stadtverwaltung aus. Damit war die intereſſant verlaufene Uebung beendigt. Die Mannſchaften brachten unter den Klängen der Feuerwehrkavell⸗ ihre Geräte in des Devot zurück, worauf man ſich bei Kamerad Laſt im Saale des„Prinz Max“ noch ein gemütlich verlaufenes Stelldichein gab. Die Feuerwehrkapelle unter ihrem nimmermüden tüchtigen Kavellmeiſten Homann⸗Webau ſpielte mit Schneid und vollem Temperament herrliche Weiſen, die ſofort eine frohe Stimmung erzeugten. Die Reihe der Anſprachen eröffnete Haupt⸗ mann Thron mit einem Bericht über das abelaufene Jahr. Redner gedachte der opferwilligen, treugeleiſteten Arbeit der Wehr bei den Proben und gab den Gefüblen der Trauer über den Heim⸗ gana zweier Kameraden in dieſem Jahre. des hochverdienten Kom⸗ mandanten Franz Anton Noll und des Wehrmanns Jakob Wink⸗ ler, Ausdruck. zu deren ehrendem Gedenken ſich die Anweſenden von ihren Sitzen erhoben. Kommandant Rohrer ſprach die An⸗ erkennung des Verwaltungsrats der Feuerwehr aus und gina noch kurz auf eine fachtechniſche Boſnrechung der Uebung ein. Verſchie⸗ dene Redner betonten die Anfaaben und die Notwendiakeit des Peſtehens freimilliger Feuerwehren und gaben ihrer Freude fber den auten Geiſt und die Kameradſcheft der einzelnen Wohren Ans⸗ druck. Ein Redner ſprach unter ſeppaftem Beifall der Anweſenden dem Hauptmann Thron und der Führung der Komraonie ſomie der Kavelle mit ibrem ausgezeichneten Muſikdirigenten Homann⸗Mobau den gonz heſanderen Pank der Hameraden der Feuerwehr wie üßber⸗ haunt der Bewohner des St'adtteils Neckarau aus. Von einioen induſtriellen Unterveßmen murde die Tälfofeit der Fewermehr durch anerkennende Schreiben und durch Geſchenke in klingender Mſinze unterſtützt, wofür der Hauptmann herzlich dankte. G. M. * * Die Neueinrichkung der ſtädtiſchen Leſehalle iſt abgeſchloſſen. Es wurde eine durchgreifende Neugeſtaltung des Bücher⸗ und Zeitſchriftenbeſtandes vorgenommen. Ferner iſt eine neue Leſehallenordnung aufgeſtellt. Die ſtändig an⸗ weſende Aufſichtsperſon erteilt gerne Auskunft. Beim erſtmaligen Beſuch— die Räume in UU 3, Herſchelbad, ſind werktäglich(außer Montags) von 11—12% Uhr und von 4/—9 Uhr geöffnet— iſt ein Perſonalausweis porzuzeigen. Die Aufgabe der Leſehalle iſt: Durch Zeitung, Zeitſchrift, Broſchüre, Buch und Nachſchlagewerk eine Gelegenheit zu ſchaffen, die es den Leſern ermöglicht, in unmittel⸗ baren Zuſammenhang mit den zahlreichen geiſtigen Strömungen der Gegenwart zu gelangen. *„Zu den Bekriebseinſchränkungen in der Mannheimer Ma⸗ ſchineninduſtrie. Zu den im Mittagsblatt mitgeteilten Arbeiter⸗ entlaſſungen bei der Firma Benz u. Cie. hören wir noch, daß ſie nach Beſprechungen mit dem Betriebsrat unter Hinzuziehung eines Gewerberates aus Karlsruhe beſchloſſen worden ſind. Es iſt nicht beabſichtigt, den Betrieb dauernd nur 4 Tage in der Woche in Gang zu halten, weil dies eine unrationelle Be⸗ triebsführung ſein würde. Geſetzlich iſt jedoch vor Entlaſ⸗ ſungen eine Betriebseinſchränkung vorgeſchrieben, eine Vorſchrift, der durch nur 4tägiges Arbeiten in der kommenden Woche Genüge Eberbach am Neckar Graue Türme, moosumſponnen, Trutzigen Stadtmauerreſt, Liagee du, wie ein Held die Narben, iebes, altes Neckarneſt! Winde, regenfeuchter Schwinge, Hauchen um dich, ſonnenmild, In dem Fluſſe, flutgeſpiegelt, Schwimmt dein altertümlich Bild! Waldbekränzte Hügelhänge Schlingen rings den Reigen her, Ueberm alten Odinswalde Grollt Gewölke, ſchwül und ſchwer. Ernſt von Krieg und Vorzeit träumen In der grellen Mittagsglut, Zeugen kräft'gen Mittelalters: Haſpelturm und Blauer Hut. Felſenquell und Odinsquelle Sprüh'n in ſchatt'ger Waldeskluft, Von der ſonn'gen Uferwieſe Haucht des Heues würz'ger Duft. Langſam fließt der klare Neckar Unter der Kaſtanien Laub, Knaben ſpülen, nackenglänzend, Ihre Leiber rein vom Staub. Stämm'ge Flöße gleiten leiſe Auf der grünen Flut vorbei, Abſchied winkend, grüßt herüber: Pulverturm und Kellerei. Schwalben, die geliebten Vögel Wiegen ſich im Sonnenblau— Eberköpfe ſpei'n am Rathaus In zwei Becken kühlen Tau Einen Brachmond unvergeßlich Hat mir deine Huld gewährt, Leuchten wird dein Name künftig, Wie ein Märchen mir, verklärt: Weil ich draußen in der Eb'ne, In der Landeshauptſtadt flach, Zieh'n oft traumſchwer die Gedanken Heim zu dir, mein Eberbach! bewegt; ſeine Helligkeit iſt nur 12. Größe. Boltsputtei Jugendgruppe Mittwoch, 30. Sepfember, abends 8 Uhr im Parteibüro: Heim⸗Abend. Freitag, 2. Oklober, abends 8 Uhr im großen Kaſinoſaal: Hindenburg⸗Geburtstagsfeier Redner: Generalſekretär Wittig⸗Berlin. 5 Montag, 5. Okkober, abends 8 Uhr im Parteibüro: Zuſammenkunſt der Bezirksrechner. 4 bör 8 eleiſtet werden ſoll. Mit der zahlenmäßig reduzierten Arbeiter⸗ ſchaff ſoll dann ſpater wieder an 6 Tagen in der Woche gearbeitet werden. Die Motorenwerke Mannheim vorm. Benz, Abteilung ſtationärer Motorenbau.⸗G. haben ſchon vor einiger Zeit 300 Mann entlaſſen und damit die Nachtſchicht bis auf einen kleinen Bruchteil abgebaut. Genau wie ihre Beſteller Kredit bei Lieferungen in Anſpruch nehmen, muß dies auch die Firma ſelber tun und dabei hat ſie in der letzten Zeit eine be⸗ ſonders ſtarke Beengung durchzumachen gehabt. Sie könnte, wenn ſie auf ihren normalen Arbeiterſtand zurückginge, bei dem der Be⸗ trieb noch rentabel bleiben würde, noch weitere 3⁰⁰ Mann entlaſſen. Das wird aber vorausſichtlich nicht notwendig werden, da gute Ausſicht dafür beſteht, daß im Gange befindliche wennee 78 dahin führen werden, daß in der nächſten Zeit bei der Firma Geld hereinkommt.— Zu der anderweitigen Meldung, die Firma Heinrich Lanz habe durch Anſchlag die Herabſetzung der Ar⸗ beitszeit um 1 Stunde täglich in allen Betrieben mit Ausnahm⸗ der Abteilung Landbaumotoren verfügt, hören wir, daß die Firma ſeither mit gſtündiger Arbeitszeit und mit Ueberſtunden hat arbei⸗ ten laſſen. Der jetzige Anſchlag bedeutet ſomit lediglich die Ras kehr zur normalen 8ſtündigen Arbeits zeit. Daß die Arbeit bei der Firma Heinrich Lanz nach der Ernte etwas zurückgeht, iſt eine faſt von Jahr zu Jahr ſich wiederholende Er⸗ ſcheinung, da dieſe Firma in der Hcuptſache landwirtſchaftliche Maſchinen herſtellt und deswegen bis zur Erledigung der Ernte mit beſonderem Hochdruck zu arbeiten hat. Im übrigen arbeiten die drei Abteilungen Oelmot oren, Landbaumotoren und Feldmotoren nach wie vor allgemein noch 9 Stunden und evtl. noch mehr täglich. Danach wäre es irrig, den Anſchlag dahin auszulegen, daß er das Vorſpiel zu Arbeiterentlaſſungen ſein könnte. 0 eh. * Das Mädchenſpielfeſt der Volksſchule findet bei günſtigenn Wetter morgen Donnerstag nachmittag auf dem Turnvereinsplatz im Luiſenpark ſtatt. Beginn halb 3 Uhr. 125 * Freibank. Laut Mitteilung des Städt. Nachrichtenamts wur? den der Mannheimer Freibank im Monat Auguſt 3637 891 Fleiſch verkauft(3 Ochſen, 8½ Kühe, 1 Rind, 3½ Kälber, 1554 Schweine). Die Verbraucherpreiſe— für 1 Pfund— waren fol⸗ gende: Ochſeafleiſch 60 Pfg., Rindfleiſch 70 Pfg., Kuhfleiſch 25 bis 45 Pfa., Kalbfleiſch 35 bis 40 Pfg., Schweinefleiſch 60 bis 70 Pfg. gekochtes Fleiſch 60 bis 65 Pfg. *In den Neckar geſtürzt. In der vergangenen Nacht begab ſich ein 27 Jahre alter Matroſe auf ſein unterhalb der neuen Neckar⸗ brücke liegendes Schiff. Er blieb hängen und ſtürzte in den Neckar. Dabei ſchlug er den Kopf an der Schiffswand auf und verletzte ſich erheblich. Er hatte noch die Kraft, nach dem nächſten Schiff zu ſchwimmen und an dieſem ſich hoch zu ziehen. Man legte ihm einen Notverband an und überführte ihn mit dem Sanitäts⸗ auto in dat allgemeine Krankenhaus, von wo aus er nach ärztlicher Behandlung wieder entlaſſen wurde. »Durch Hufſchlag ſchwer verletzt. Geſtern vormittag führte ein 22 Jahre Ae e zwei Pferde über die Friedrichsbrücke Beim Einbiegen von der Brücken⸗ in die Tammſtraße ſchg das eine Pferd nach hinten aus und traf einen 27 Jahre alten aufmann am Der Verletzte mußte mit dem Sanitätsauto in das allgemeine Krankenhaus verbracht werden, woſelbſt ein kompli⸗ zierter Unterkieferbruch feſtgeſtellt wurde. * Bekriebsunfälle. Montag früh wollte am Neckarkanal bei Feudenheim ein 17 Jahre alter Arbeiter auf eine in Bewegung be⸗ findliche Feldbahnlokomotive aufſpringen, kam jedoch zu Fall und wurde von dem Trittbrett der Lokomotive erfaßt Er erlitt innere Verletzungen und mußte in das allgemeine Krankenhaus über⸗ führt werden.— Im Betriebe eines hieſigen Metallwerkes wurde geſtern vormittag ein 20 Jahre alter Modellſchreiner von einer 5 Meter langen Diele, die umfiel, am Kopfe getroffen. Wegen Ge⸗ hirnerſchütterung erfolgte die Ueberführung des Verunglückten in das allgemeine Krankenhaus. Es ſoll Selbſtverſchulden vorliegen.— Ueber die geſtrige Mittagszeit brachte ein 29 Jahre alter Preſſe⸗ führer in einer Brikettfabrik ſeinen rechten Fuß infolge Unvorſichtig⸗ keit in das Schneckengetriebe der Brikettpreßmaſchine, wobei ihm die große Zehe gequetſcht wurde. Auch ihn verbrachte man in das all⸗ gemeine Krankenhaus.— Geſtern nachmittag wollte vor der Eilgut⸗ halle am Hauptbahnhof ein 21 Jahre alter Fuhrmann ſeinen Wagen Wir entnehmen vorſtehende Gedichte dem ſoeben im Verlag Cark Winters, Univerſitätsbuchhandlung Heidelberg erſchienenen„Badi⸗ ſchen Heimatbüchlein“, einer reizvoll idyllenreichen Samm⸗ lung von Gedichten zum Preiſe der badiſchen Heimat, einer ſinnigen Gabe des Siebzigjährigen an ſein geliebtes Badnerland. Runſt und Wiſſenſchaft Oberländers 80. Geburtsiag. Adolf Oberländer, der vor 2½ Jahren ſtarb, und deſſen 80. Geburtstag am 1. Oktober iſt, gehört mit zu den klaſſiſchen Vertretern des deutſchen Humors, zu jenen Beglückern des deutſchen Volkes, deren Werk nicht vergeſſen werden kann. Oberländer iſt wie mancher Andere bekannt gewor⸗ den durch ſeine Arbeit an den„Fliegenden Blättern“ für die er lange Zeit hindurch der bedeutendſte Mitarbeiter war. Zeitſchriften verflattern, aber das Werk Oberländers iſt auch in Buchform feſt⸗ gehalten, das große 12 Teile umfaſſende„Oberländeralbum“ und die„Oberländermappe“ gehören zu den Schätzen des deutſchen Hauſes.— Adam Adolf Oberländer wurde am 1. Oktober 1845 in Regensburg als Sohn des Organiſten., der ſpäter als Profeſſor an das Münchner Konſervatorium berufen wurde, geboren. Der Vater ſtarb übrigens früh und Oberländer war immer ſtolz darauf, daß er ſchon mit 17 Jahren der Verſorger der Familie wurde. Der junge Adolf kam als beſtauntes Wunderkind früh auf die Münchner Akademie, wurde bald Pilotis Meiſterſchüler, ging aber ſchnell ſeine eigenen Wege, kam mehr von der Malerei ab zur Zeichnung hin und fand allmählich ſein eigenes Weſen, das uns auch ſeinen humoriſti⸗ ſchen Zeichnungen überall entgegenleuchtet. Die äußeren Erfolge blieben nicht aus, Ehrungen wurden ihm im reichen Maße zuteil, er wurde einer der bekannteſten deutſchen Künſtler. Man kann ihn nicht beſſer kennzeichnen, als mit den Worten ſeines Freundes Lenbacch:„So einen Strich hat ſeit Dürer keiner mehr gehabt in Deutſchland und einen Kerl wie den Oberländer gibts in der ganzen Welt nicht wieder, denn daß er deutſch iſt, das iſt der Punkt.“ st. der Wiederkehr des Brooksſchen Kometen. Nach verſchiedenen vergeblichen Verſuchen mit dem großen Spiegelteleſkop der Ham⸗ burger Sternwarte im Auguſt und September iſt der erwartele Brooksſche Komet auf der Simeisſternwarte(Krim) von Albitzey auf einer Aufnahme vom 22. September wiedergefunden worden. Schon am 9. September hatte ihn Schain dort photographiert aber noch nicht erkannt. Dos Objekt ſteht im Sternbilde des Waſſer⸗ manns nahe den Fiſchen, wo es ſich vorläufig langſam ſüdwärts Der Komet erreicht ſeine Sonnennähe am 2. November. * e e e an — — eeeeeeee 43—5 A Ne. bahnbaufirma Joſeph Vögele Neue Mannhelmer Jeltung(Abend⸗Nusgabe) Müttwoch,§en 30. Sepfember 1925 . Selte. Nr. 452 deſteigen. Da die Pferde ſchnell anzogen, ſtürzte er rücklings zu Boden und ſich im Geſicht Verletzungen Man überführte den Verungllichen 15 das allgemeine—— f Anfall eines Mokorradfahrers. Geſtern vormittag ſtürzte auf der Zufahrtsſtraße zur beim Jean Becker⸗Denk⸗ mal ein Motorradfahrer infolge des ſchlüpfrigen Bodens und renkte ſich den linken Arm aus. Das Krankenauto verbrachte den Verun⸗ glückten in das allgemeine Krankenhaus. Entgleiſen eines Straßenbahnwagens. Geſtern abend entgleiſte auf der Brückenſtraße der Anhängewagen eines Straßenbahnzuges der Linie 3. Der Straßenbahnverkehr wurde auf die Dauer von 15 Minuten geſtört. Es entſtand weder Perſonen⸗ noch Sachſchaden. Sein 25jähriges Jubiläum in ſtädtiſchen Dienſten begeht am Lan, ſu Tage Herr Karl Wilhelm Beck, der am 1. Oktober 1900 beim ſtädtiſchen Tiefbauamt eingetreten iſt und gegenwärtig in der Abteilung Vermeſſung beſchäftigt iſt. Wir Wünfcen dem Jubilar ein noch recht langes Wirken. „Berufsſubildum. Auf eine 25jährige Tätigkeit bei der Eiſen⸗ .⸗G. können am 1. Oktober zurück⸗ licken die Herren Wilhelm Kol b, Kalkulator und Karl Fr. Layer, ortier. Wir gratulieren! Oktober Mit dem Eintritt in den Monat Oktober wird das letzte Viertel bes angebrochen. Bei den alten Römern war der Oktober der 8. Monat. Ein gut 150 ed Name von kerndeutſchem Klang iſt für unſeren Monat die Bezeichnung Gilbhart, das heißt die Zeit der gergilbenden Blätter. Herbſtliche Reſignationsſtimmung webt ihre Fäden. Der Herbſt iſt ein Künſtler, er malt das Laub in goldgelben Jarbei und läßt uns überhaupt ein buntes Naturbild ſchauen. Aber er kann's nicht hindern, daß es allgemach wie leiſes Vergehen rauſcht, wie ein allgemeines wehmütiges Abſchiednehmen. Doch nur keine Trübſal. Es iſt ja auch, wie man ſeit altersher ſagt, der Weinnonat. Weinleſe— das iſt ein froher Klang. Ein Schweſzer Dichter(W. A. Corrodi) hat darum geſungen:„Der Herr Oktober verſenkt ſein Näschen rot wie Zinnober zierlich ins Gläschen; er ſchlürft behaglich mit vollen Lippen, es iſt unſaglich wie fleißig ſein Nippen.“ In Fean und Garten läd der Oktober zu einem letzten Ernten. Die raut⸗ und Rübenernte kommt in vollen Gang und die letzten Kar⸗ —. müſſen aus dem Erdreich. Die letzten Aepfel werden epflückt und reifen in Keller und Kammer nach. Auch im ſeemeeeen heißt es umgraben, ſäen, düngen. Die Natur rüſtet ſich a gemach zur Neiſe n winterlichen Ruhe. Die Vogelwelt rüſtet ſich ernſtlich ur Reiſe nach dem Süden. Dafür hat wieder der eidmann etier vor ſich. Herbſtgold Haſt du ſchon geſehen, wie der Herbſt die Wipfel der Kaſtanien vergoldet? Ganz oben bei den Spitzen fängt er an, läuft von Aſt zu Aſft, beſtreut die Blätter mit ſeinem Roſtſtaub und dem flammen⸗ den Goldgelb, bis ſie in der Sonne leuchten, als wären ſie aus Metall. Der Herbſt iſt ein Meiſter dieſer farbenfrohen Kunſt. Es geht ihm ſchnell von der Hand; in wenigen Tagen er das Zau⸗ berkunſtſtück vollbracht. Nun ſieht man überall zwiſchen den Höfen herbſtliche Bäume ſtehen. Ich habe vom Bodenfenſter ausgeſchaut und wehmütig hinuntergeblickt auf das Treiben in den Straßen dahin. Merken ſie nicht, daß es Herbſt wird und die Jahreszeit kommt. die das große Dunkel der langen Abende und der kurzen Sonnenſtunden bringt? Sind ſie ſo mit ihren Sorgen beſchäftigt, Daß ſie keine Zeit haben für die allergrößte Sorge: das Licht wird eee o ko ein ing nach andern; ſo zieht ein goldener Herbſt hinter dem andern her; lächelnd fragen wir in die Zeit hin⸗ ein, was das ſoll, folange wir jung ſind. Wenn wir älter werden, gewinnt es eine andere Bedeutung. Wir bekommen dann Augen dafür, daß es ein Scheiden gibt, nicht von einer Stadt oder aus einem Lande, ſondern eine Trennung von uns ſelbſt, wo unſer Wille nichts mehr zu ſagen hat und wir einfachmüſſen Das oroße „Müſſen“. It das ſchon Herbſtmeloncholie? Wird einem trübe um den Sinn, weil die Blätter ſinken? Der goldi Herbſt verbirgt unter ſeinem farbigen Tand das kahle Nichts. den packt einmal dieſe Herbſtſtimmung; es wäre ſchlimm, wenn es anders wäre; aber jeder muß ſich n wieder aufrichten in dem Bewußtſein, daß er weiß, wozu und weshalb er lebt. Er muß etwas in ſich haben, das ſeinem Leben Wert und Dauer verleiht: eine Seele. Herbſt, du bunter Verſchwender, wirf dein Gold in die Bäume und dein Feuer in den wilden Wein. Das eine weiß ich doch: du gebſt, damit es einmal wieder Frühling werden kann! H. B. * Eſſenbahnunfall. Heute früh 565 Uhr iſt im Bahnhof Friebrichsfeld⸗Rord ein von Darmſtadt kommender Güterzug auf eine Ranglerabtellung aufgefahren. 5 Wagen ſind dabei entgleiſt, ein Obſtwagen wurde ziemlich beſchädigt und ein Pferdewagen ſtürzte mit 8 Pferden um, wobei ein Pferd einen Beinbruch erlitt, die anderen unverletzt ece Perſonen wurden nicht verletzt. Der Betrieb iſt nicht geſtört. Wer r die Jungmännerverbände. Nach Beſchluß des a er evang. Jungmännervereine ſoll auc 15 Neem Jahre, und zwar am 8. November, ein Werbetag für die evang. Jungmännerſache gehalten werden. Die Malojaſchlange Von J. A. Pfuhl 8(Nachdruck verboten!) „das behaupte allen ſtes. Wir finden das reizend. ihen Männern ſanlen wir— egeege Wir die immliſche Erfüllung unſerer Pflichten. Der mütterliche kt in uns erwacht. Man möchte helfen, ſchützen, pflegen, hüten Der K zienrat ihr etwas von unten ins Ge Wann ſei der Be en fleger, der Hüter 72 725 Roſe Guera ſteckte nachläſſig ein Stückchen Brot in den Mund. „das bilden die Männer bloß ein. Ich denke mir, daß die Frauen am i—33WWWWWWF nehmen. „Man kann aber zu einem Mann, den man als Kind nimmt, verehrend emporſ Und das verlangen wir Männer nun einmal. »Oh doch,“ ſagte Guera und blickte von zort in den Saal—.—— ſche das andere nicht f „Meinen Sie?“ „Ganz beſtimmt,“ erwiderte ſie. A kehrten ick, ſagen einen Augentie in den ſtrefften Narttnn it⸗ und freudig ihr Da ſetzte ſie einmal zum Sprechen an, eent und ſagte dann langſam:„Die Frau, die ſich bei dem geliebten Mann bis zum halb und halb mütter Gefühl —. rungen hat, wird feſt und auf ewig an ſich binden. ihrer wird ſich immer wieder aufs neue füllen.“ Sie lachte reizend.„Es gibt ja keine Dummheit, die ein Mann nicht zu ma imſtande wäre.“ Ja,“ e der Kommerzienrat und kratzte drollig hintet dem Ohr. Ver Gedanke, 905 25 eine Stelle 1 25 lt g1blb 8 58 „Ein gerp unterbrach Roſe Guera ihn. „Ein 3 in der Welt gibt, wo man immer hinkommen darf, in lechtes Gewi„iſt Was eeeee eee „Ich pflichte Roſe 90 Guera bei,“ erwiderte„Kluge Männer nd unausſtehlich. Mir graut vor Weisheit. Ich kiebe Heiterkeit, ohe gelegentlich eine kleine Uebermütigkeit, das iſt reizend.“ Der Kommerzienrat wurde rot vor Glück. Sie bemerkte es und begann zu ſchmollen.„Ich habe Ihnen keine Komplimente machen wollen“, ſagte ſie. Er nahm die Roſen auf, die neben ihrem Teller lagen und die er ihr ſoeben überreicht hatte und hielt ſie an den Mund. Rommunale Chronik Der Nürnberger Haushaltsplan für 1925/26 Nürnberg, 29. September. Die Aenderungen im Haushalts⸗ plan der Stadt Mürnberg, die ſich auf Grund einer Nachprüfung er⸗ geben haben, bedingen eine Mehreinnahme von 2391 092 Reichs⸗ mark, der eine Mehrausgabe von 5 010 241 Reichsmark gegenüber⸗ ſteht. Nach der am 19. d. Mts. mit den Sachreferenten abgehaltenen Beſprechung glaubt man aber, die Mehreinnahmen auf 3 070 742 Reichsmark erhöhen und die Mehrausgaben auf 3 977 748 Reichs⸗ mark ermäßigen zu können, ſodaß ſich ein ungünſtigerer Abſchluß von nur noch 907 066 Reichsmark ergeben würde. Lebenslänglich zum Bürgermeiſter gewählt Gießen, 29. September. In der letzten Stadtverordnetenſitzung wurde Oberbürgermeiſter Keller, deſſen 12jährige Amtszeit ab⸗ 80 N1 We ſich a e e Die Soziat⸗ emokraten enthielten ſich aus grundſätzlicher erſchaft ge Wahlen auf Lebensdauer der 5 9 5 waeen ee Aus dem Lande * Langenbach bei Haslach, 30. Sept. Der 52jährige Taglöhner Johannes Schmid, der beim Staigbauer Heizmann beſchäftigt war, bekam am Samstag Nachmittag bei Aepfelbrechen ein epilepliſchen Anfall, mit denen er behaftet war, fiel zu Boden, und zwar ſo un⸗ lücklich mit dem Geſicht in einen Waſſerungsgraben, daß er den Er⸗ Manng erlitt. *Jreiburg i. B. 30. Sept. Von einem unglücklichen Mißgeſchick wurde der beim hieſigen Fürſorgeamt als Verwaltungs⸗Oberſekretär angeſtellte und verheiratete Kart Kalmbacher betroffen. K. beteiligte 5 am Sonntag an dem Ausflug eines Geſangvereins nach dem aiſerſtuhl; auf dem Rückweg beſtiegen die Teilnehmer an der Sta⸗ tion Bötzingen die Kaiſerſtuhlbahn. Wie einige Mitfahrende be⸗ haupten, ſetzte ſich der Zug vorzeitig in Bewegung, wobei Kalm⸗ bacher von einem der Wagenräder erfaßt und ihm ein Fuß abge⸗ fahren wurde, am anderen Fuß erlitt er ſchwere Quetſchungen. Sein Zuſtand ſoll ſehr ernſt ſein. Nachbargebiete * Darmſtadt, 30. Sept. Ein blutiges Drama ſpielte ſich letzte Nacht in der Beſſungerſtraße ab. Das 30jährige Dienſtmädchen Eliſe H. hatde den etwa gleichaltwigen Kurt Sch. mit nach ihrem Zimmer genommen, als beide vom Herbſtfeſt am Montagvormittag zurückkehrten. Am Abend gegen 10 Uhr wurden num die Bewohner des Hauſes durch laute Hilferufe aufmerkſam, und fanden beide durch Schüſſe ſchwerverletzt vor. Sch. lag vor dem Bette, während das Mädchen die Treppe hinabgelaufen war und nun dort zuſammenbrach. Die Rettungswache brachte die beiden Schwerverletz⸗ ten ſofort nach dem Krankenhauſe, wo die Röntgenunterſuͤchung vor⸗ genommen wurde. Die H. hat 4 Steckſchüſſe in der Bruſt und einen Streifſchuß am Unterarm, Sch. 2 Schüſſe in der Herzgegend. Die Tat wurde mit einem Browningrer olver ausgeführt. Als Grund für die Tat wohl Eiferſucht anzunehmen ſein. Dem im gleichen Zimmer ſchlafenden 1½jährigen Kinde des Mädchens geſchah nichts. Gerichtszeitung Schwurgerichk Mannheim Mannheim, 29. Sept. Für die am morgigen 1. Oktober be⸗ ginnende Tagung des Schwurgerichts Mannheim ſtehen folgende Straffälle zur Verhandlung: Donnerstag, 1. Okt., vorm. 9½ Uhr: Jakob Ritter von Mannheim wegen Beleidi⸗ gung durch die Preſſe. Freitag, 2. Okt., vorm 9 Uhr: Heinrich Alles von Käfertal wegen Körperverletzung mit Todesfolge.— Am gleichen Tage nachmittags 37 Uhr: Karl Jäger aus Altdorf wegen Ver⸗ hens gegen§ 8, Ziffer 1 des Republikſchutzgeſetzes.— Am gleichen age nachm. 4 Uhr: Johann Georg Kenzler aus Mannheim wegen Beleidigung durch die Preſſe. Samstag, 3. Okt., vorm. 9 Uhr: Eliſe Spengler geb. Weiß aus Trienz wegen Totſchlogs. 280 Montag, 5. Okt., vorm. 894 N Guſtav und Friedrich Georg Ganſter aus Michelſtadt, Luiſe Ganſter geb Kolb aus Köslin und Wilhelm Florſchütz aus Mannheim wegen Meineids und Betrugs. Mittwoch, 7. Okt., vorm. 9 Uhr: Jakob Ritter aus Mannheim und Paul Schulz aus Prenzlau wegen Bergehens gegen das Republikſchutzgeſetz, ſowie Beleidigung M. Schöffengericht Mannheim *Mannheim, 29. Sept. Vorſitzender: Amtsgerichtsdirektor Dr. Wolfhard. Schöffen: Friedrich Weidenhammer, Gewerk⸗ ſchaftsbeamter hier, Franz Mündel, Bauunternehmer hier. Ver⸗ treter der Anklagebehörde: Erſter Staatsanwalt Dr. Feile. Der Werkmeiſter Paul Niering aus Ahlsdorf fuhr am 27, Juli d. Is. abends gegen 6 Uhr mit ſeinem Perſonenauto in einem Geſchwindigkeitstempo von 40—50 Kilom. durch die Straßen zwi⸗ ſchen Feudenheim und Heddesheim. Kurz vor Heddesheim überholte Niering ein vorauffahrenes Laſtauto ſamt Anhängewagen der Firma Henzel in Weinheim und überfuhr hierbei einen in ent⸗ gegengeſetzter Richtung kommenden Radfahrer, den 50jährigen, ver⸗ heirateten Händler Gaa aus Heddesheim, der mehrere Meter fort⸗ geſchleudert wurde und ſo ſchwere Verletzungen an Bruſt und Kopf erlitt, daß er nach einigen Tagen ſtarb. Der Angeklagte Niering gab heute an, daß er ſich nicht ſtrafbar fühle. Nach Vorbeifahren am Anhängewagen des Henzelſchen Laſtautos habe er in einer Ent⸗ fernung von 10 Meter links am Straßenrande den Radfahrer er⸗ blickt und ſicher geglaubt, daß der Radfahrer unbehelligt an ihm vor⸗ beikomme. Gaas eigene Unvorſichtigkeit ſei die Urſache des be⸗ dauerlichen Zuſammenſtoßes. Der Sachverſtändige Kah bekundet in ſeinem Gutachten, daß die Straße an der fraglichen Stelle keinen gengenden Ueberblick biete, um zu erſehen, daß beim Ueberholen eines Laſtkraftwagens keinerlei Verkehrshindernis, Rodfahrer oder dergl. im Wege ſtehe Höchſte Pflicht des Angeklagten ſei es daher geweſen, eine bedächtigere Gangart einzuhalten. Stattdeſſen ſei Niering zu ſchnell gefahren und habe den Laſtwagen zu kurz über⸗ bolg Der Staatsanwalt betonte, daß der Angeklagte durch grobe Fahrläſſigkeit den Tod eines Menſchen verſchuldet habe. Nierdag. ſei an einer unüberſichtlichen Straßenſtelle übermäßig ſchgß fahren, ihn treffe daher in erſter Linie das eingetretene un wenn auch der Getötete durch zuviel Alkoholgenuß und durch ein ſchlechtes Sehvermögen in ſeiner Fahrſicherheit möglicherweiſe etwas geſchwächt war. Gegen den Angeklagten ſei doher eine ange⸗ meſſene Gefängnisſtrafe auszuſprechen. Es erging folgendes Urteil: Der Angeklogte Paul Nlering wird wegen fahrläſſiger Tötung, begangen unter Außerachtlaſſung einer Berufspflicht, anſtelle einer an ſich verwirkten Gefängnisſtrafe von einem Monat zu einer Geldſtrafe von 300 Mark, zahlbar in 6 Monatsraten von je 50 Mark, ſowie zu den Koſten verurteilt. Verteidiger:.⸗A. Dr. Wilhelm Schindler. Vertreter der Neben⸗ klägerin Familje Gag in Heddesheim:.⸗A. Dr. Schaaf hier und Dr Pfälzer in Weinheim. DDBññ,ñññññ....,8..iñññ,ññ Wetternachrichten der Karlsruher Landeswetterwarte Beobachtungen badiſchex Wetterſtellen(72e morgens) „Luft⸗ Tem⸗ a2 1 23 12 9 1 5 8888 Wetter 3 44 m un& 383 88 Kicht. Jstürte 28 3 —— Werſheim— 5F IBF üiinf— Nedel Königſtuhl 625 767.0 171 13 6 NO mäß. wolkenlos— Karlsruhe 127 766.7 6 13 11Nleicht Dſt. Nebell— Baden Baden 213766,0 5 6 44 NO /= halbbed.— Villingen78066,7 593 60 No ſchw. bedeckt— Feldberg. Hoſſ 1281 636,7 2 4 1NO— Neberreif.— Badenweiler[—————————— St Blaſien—— 71 11 6] O ſeicht]bedeckt— Höchenſchwwd!l—————1———— Nach verbreiteten Frühnebeln(beſonders in der Ebene) heiterte es ſich geſtern mittag in Baden auf. Nachts bildeten ſich infolge Abkühlung erneut Wolken und Talnebel, die auch heute früh an⸗ hielten. Ganz Norddeutſchland liegt unter dichtem Nebel.— Die herbſtliche Wetterlage mit Frühnebel in den Ebenen und die tägliche Aufheiterung wird unter dem Eindruck des hohen Drucks anhallen. Wekterausſichten für Donnerskag, 1. Oktober, bis nachts 12 Ahr: Morgens Nebel in der Ebene, nachts kühl, tagsüber aufheiternd und etwas anſteigende Temperatur. Schwache Luftbewegung am Boden. Odol erfrisckit, kxonserviert, u ndreinigt Mund und Zdhne. S18⁵ „Ich dachte nicht an mich,“ entgegnete er ſcherzend.„Ich muß ehrbar ſein, ſonſt verliert man da gegenüber den Reſpekt.“ Er machte eine bezeichnende Bewegung zu Martina und Egkhert hin und wandte 5 dunklen ausdrucksvollen Augen zu ihnen. Margherita folgte ſeinem Blick, ſah von Martina zu Egkherr hin, dann von dieſem zu ihr zurück. „Sie ähneln Ihrem Vater ſehr, Martina,“ ſagte ſie plötzlich ganz ernſt.„Im Aeußern, meine ich.“ „Ja,“ erwiderte Marting.„Im Weſen ähnele ich meiner Mutter. Nur ihre Talente habe ich nicht geerbt.“ Sie lächelte ruhig und ſicher. „Ich habe nicht ein einziges Talent.“ „Roſe Guera ſtellt den ſtarken, unwiderſtehlichen Einfluß, den „Ich auch nicht, tröſten Sie ſich, Martina Dirkſon.“ „Roſec uera ſtellte den ſtarken, unwiderſtehlichen Einfluß, den man auf andere auszuüben vermag, höher als Talente,“ ſagte Margherita und ſah Roſe Guera ſtarr an. „Ja, das tue ich,“ antwortete dieſe.„Es iſt ein unbeſchreib⸗ liches Glück.“ „Andere zu beeinfluſſen?“ „Ja, auf andere ſtark zu wirken, rein als Menſch.. „Als Perſönlichkeit...“ Meinetwegen: Als Perſönlichkeit. Aber eine ſolche iſt gar nicht einmal nötig. Der ſtarke reine, von allem und jedem losgelöſte Einfluß des einen auf den andern iſt ein unbeſchreibliches Glück.“ „Das Sie genießen,“ ſagte der Kommerzienrat und ſah ſie an. Sie lachte und hob ihr Glas zu Martina auf.„Martina Dirk⸗ ſon,“ ſagte ſie und lachte noch immer.„Ich grüße Sie.“ arting wurde rot un d ſtieß etwas ſchüchtern mit ihr an, ſah ihr aber doch klar und beglückt in die Augen. Nun hob auch der Kommerzienrat ſein Glas.„Leutchen, werder nicht zu ernſt,“ ſagte er lauig und ſtieß an.„O, ich habe ſehr ernſte Kinder, eine geſtrenge Tochter. Nur gut, daß ich mich manchmal von ihr freimachen kann!“ Martina lächelte ihn ſtumm an. „Sehen Sie, Margherita Fueſſi,“ fuhr er fort.„Nicht einmgl ern einziges Wort hat ſie für dieſe wichtige Angelegenheit. Joachim,“ wandte er ſich an Egkherr,„du haſt dir eine hübſche Suppe einge⸗ brockt, dieſe ernſte Dame heiraten zu wollen. „Ich habe nicht Angſt, Papachen,“ erwiderte Egkherr und küßte Martina die Hand. Ein funkelnder Blick fuhr hinüber, und Margherita ſtellte das Glas, aus dem ſie hatte trinken wollen, wieder aus der Hand. „Es iſt heiß hier,“ ſagte ſie in einem kalten hochmütigen Ton. 2Eine ſchlechte, eingeſchloſſene Luft. Warum öffnet man nicht die Fenſter? Ah, wie ich dieſe Speiſeſäle haſſe, die Anſammlung eſſender Menſchen! Wie widerlich das alles doch iſt! Dieſe Kellner, TDieſes Heltapper dieſen Dunſt, der aus den dumpfen Küchen 2 kommi. Die reine Menagerie.“ Sie bewegte ſich umruhig und ſah noch ein, mal zu Martina hinüber. Dieſe aber blickte ſie an. Ein leiſes Rot war in ihr Geſicht geſtiegen. Dann verſchwand es,* es blieb etwas zurück, was noch ſchöͤner war, ein Schimmer um— Augen und den Mund herum, der ſie verklärte. Sie war reizend in dieſem Augenblick. 1 Man erhob ſich bald. Martina und Egkherr wollten noch eine Spaziergang machen, die anderen gingen in die Halle zum K Es fanden ſich andere Bekannte hinzu, aber Margheritas Lchoſf wurde nicht beſſer. Sie wechſelte den Platz, es zog, es war zu he im Leſezimmer war es zu voll und zu ängſtlich ſtill, ſie wanderte um⸗ her, der Kommerzienrat ganz unglücklich und Roſe Guera glei hinter ihr her. Endlich landete man im Muſikzimmer, wo es dch ſaß. leer war. Auch jetzt blieben ſie nicht 2 allein. Schließl ſaßen ſie auch hier wieder in einem großen Kreis von Menſchen⸗ Aber es entſpann ſich keine rechte Unterhaltung. Der Kommerz rat fiel aus einer Verzweiflung in die andere. Er war an Mar— ritas wechſelnde Stimmungen gewöhnt und rechnete mit— Weſen, das ſpieleriſch in tauſend Farben ſchillerte. Sie war— und konate alles ſein: graziös— ernſt— heiter— ſentimental 7 melancholiſch— ſtreng— ausgelaſſen. In einem Augenblick erſchen ſie klug, kalt, berechnend, ja grauſam, im nächſten kicherte ſie wie 3 kleines Mädchen. Jetzt war ſie voller Witz, blendete durch den——— ihrer Perſönlichkeit, Rieich darauf ſtolperte ſe in der Unterhattuſſe wie ein Backfiſch. Nirgends war ſie zu faſſen, immer entglitt Man grifff zu, wollte die Hände ſchließen, ſie entſchwebte fort war ſie! Und doch lächelte jeder, der ſie ſah. Es gab nieman ohr⸗ der nicht lächelte, wenn ſie erſchien. Jenes Lächeln innerlichen W⸗ 75 gefallens— an ihren Wegen blühte es in tauſend— tauſend 23 tierungen. Ihr Geſicht hatte ein zartes Opal. Der Mund war kirk rot, die Augen zuweilen umſchattet, die Brauen hochgezogen, klein Ohren—. laen Dieſe Frau liebte der Kommerzienrat. Zuweilen, in ruhigen 8 1 * 7 0 —— — Stunden, ſagte er ſich, daß er geradewegs in ſein Verderben 1 90 wenn er Margherita zu ſeiner Frau mache, aber er glaubte an* Liebe und darum an das Wunder einer glücklichen Ehe mit ihr. Als er ſie kennen lernte, war ſie umgeben von einem Kreiſe v Bewerbern. Er hatte Gelegenheit, ſich bei ihrer Frbſchaftene⸗ lierung dienſtbar zu erweiſen und gab ſich väterlich. Ehe ſie 1 wie es geſchehen, hatten ſie Freundſchaft miteinander geſchloſſe Dirkſon war ein feiner Menſchenkenner. Er blieb ihr fern, ſich aber unentbehrlich. Zu alldem war er ſelbſt ſehr reich!“ ſchon darum allein vertraute ſie ihm. Und er wußte ſeine Vorze zur Geltung zu bringen: Ein ausgezeichneter Geſellſchafter! Und dann war ja auch Roſe Guera da. 4 (Fortſetzung folgt.)