Aittwoch, 9. Dezember elle Feenh In Manndeim und umgeb 8e ſrei ins doder durch die Poſt monatlich R. M..50 ohne dageld. Bei eventl. Aenderung der wiriſchaſtliche Häliniſſe Nach orderung vorbehalten. Poſiſchecktonte 17590 Karlsruhe Hauptgeichäftsſtelle E 6. 2 Wittag⸗Aus gabe imer Preis 10 Pfennig 1925— Nr. 571 eilung Anzeigenpreiſe nach Tariſ bei Vorauszahlung pro eunp. Kolbneizeile ür Allgem Anzeigen.40.⸗M. Reklam. 34.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet. 825871 5—5 Für Anzeigen an deſtimmien Tagen Siellen und Ausgaben . 7590 4 wird leine Höhere 8 eichäfts 2 f 6. 170—7 ö Srtreiks Beiriebsſtörungen uſw. berechtigen zu teinen Erſatz⸗ haße 24. VV aniprüchen ſür ausgeſallene oder beſchränkte Ausgaben Henmalenzeger Mannheim. Erichein wöchentl zwöltmal. prech-Anichlüne Nr. 7941 7042 7918 7944 u. 7045 DBeuagen: Sport und Spiel Aus Zeit und Leben · Mannheimer Srauen-Seitung Unterhaltungs-Beilage Aus der Welt der Cechni oder füt verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Ferniprechet ohne Gewähr.— Gerich'sſtand Mannheim. K. Wandern und Neiſen. Geſetz und Necht Die Botſchaſt Coolidges Ueber Locarno und Abrüſtung f0 Bei der Wiedereröffnung des Kongreſſes wurde dem alljähr⸗ 35 en Brauch zufolge eine Botſchaft des Präſidenten Coolidge werleſen, worin er Mitteilung macht über die Lage der Vereinigten und die vom Kongreß erwartete Geſetzgebung. Das ſehr FInlangreiche Dokument ſtellt gute Fortſchritte und die Pro⸗ Wbbeitat der Wirtſchaft feſt. Es ſei daher eine radikale Mehr von der bisher befolgten Politik nicht ratſam. Die vom manzkomitee vorgeſchlagene Steuerermäßigung von 225 llionen Dollar wird als eine ällen Kreiſen gerecht wer⸗ 50 Maßnahme bezeichnet. Sehr eingehend behandelt die Bot⸗ ſt die Außenpolitik, von der geſagt wird, daß ſie alle waltmittel verwerfe, allein auf der Befeſtigung des Friedens, wie gutem Willen und guten Taten beruhe. Amerika habe gezeigt, ſpra eine beſſere Verſtändigung mit fremden Völkern durch Aus⸗ chen und Austauſch von Meinungen erſtrebt werden könne. 5 Aeber den Verkrag von Locarno 1 0 geſagt, daß er die Notwendigkeit beſeitigt, größere Armeen zu zer dalten, indem er die Friedensſicherungen verſtärke. Die bis⸗ prod. militäriſche Zwecke verbrauchte Kraft werde, nachdem ſie für 5 uktive Ziele frei gemacht wurde, den wirtſchaftlichen Fortſchritt it fördern. Wenn ſich auch Amerika von der Teilnahme den Farno⸗Verträgen konſequent ferngehalten habe, ſo ſcheine doch „ Pearno⸗Ausgang die Zweckmäßigkeit dieſer Politik zu beweiſen. ber Locarno⸗Vertrag werde die bisher in einigen Teilen Europas We chſt immer geübte Zuflucht zur Gewalt ſehr viel weniger not⸗ 115 dig machen. Die natürlichen Folgen der Locarno⸗Verträge wür⸗ ſem eitere Abkommen über Rüſtungsbeſchränkungen Das Heer der Vereinigten Staaten ſei ſo verkleinert, daß es kun als genügender polizeilicher Schuß für ein Volk von 70 Mil⸗ bper emeuehen del aufetgceſen ſel die Landagratkung ene größ⸗ fiſch europäiſche Frage. Dieſe dürfte heute von Sggen er Wichtigtelt für die Welt ſein, als die Abrüſtung zur See. be. angen und Beſchränkungen der Rüſtung zur See von Amerika zu . würde do rausgeſ ett, die ein erfolgreiches Arbeiten verſprächen. usführlich begründet Coolidge ſodann, warum Amerika dem Weltgerichtshof beitreten un er legte nochmals die fünf amerikaniſchen Vorbehalte dar zwar 1. daß Amerika durch ſeinen Eintritt zum Weltgerichtshof erlei Verpflichtungen gegenüber dem Völkerbund eingehe, 2. daß die beichberechtigt an der Richterwahl teilnehme, 3. daß der Kongreß Suunn de der beizutragenden Ausgaben beſtimmen ſoll, 4. daß das ad. des Weltgerichtshofes nicht ohne die Einwilligung Amerikas achtſi et werden dürfe und 5. daß die Vereinigten Staaten durch gut⸗ Ri. Aeußerungen, die ohne ihre Zuſtimmung abgegeben werden, nabe, mabhängigkeit des Weltgerichtshofes und ſprach ſich für An⸗ Folter der Protokolle aus mit der Warnung vor einer möglichen Veite ung Amerikas mit allen aus dem Kriege bekannten Folgen. e geht die Botſchaft aufßfßfß ein das beſchlagnahmte deulſche Eigentum beteſta ſagt hierzu insbeſondere: Die Verhandlungen unter den die ſch en Parteien über die endgültige Verfügung über die Werte, 0 augenblicklich in den Händen des Verwalters des fremden Die Partei⸗ und Regierungskriſe dan derue. 8. Dezember.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Wichsmeſchuß der Sozialdemokraten, der geſtern tagte, hat dee beanunmdefraltion an keinen beſtimmten Beſchluß gebunden, ſo daß denen ſte zr an dieſer liegt die Bedingungen zu formulieren, unter 5 3— große Koalition mitzumachen gewillt iſt. Man Uchſt indes mit der Möglichkeit, daß die Sozialdemocraten ſich zu⸗ 10 olk znter einer allgemeinen Formel verſchanzen werden, um die dact in zum Vortritt zu veranlaſſen. Die uver wird gar As, Wirt Lage ſein, ſich irgendwie fel ucae bevor nicht über larheit ürtſchaftsprogramm der Sozialdemokraten völlige at herrſcht. Vlp es wäre n. 5 14 rkelzzeare nur zu wünſchen, daß dieſes Stadium der taktiſchen udereuge rech bald überwunden wird, damit die Kriſe ſich nicht and De de in früheren Fällen ins Endloſe hinausdehnt. Zentrum ortſezunno raten können ihre vermittelnde Tätigkeit, um deren N Erfolc der Reichspräſident ſie erſucht hat mit einiger Ausſicht 125 Haltün erſt wieder aufnehmen, wenn die beiden Flügelparteien hellich ſollag einigermaßen präziſiert haben. Nach der„Voſſ. Itg.“ lind der gen die Vorſitzenden der demokratiſchen Reichstagsfraktton Aien in dentrumefrattion Koch und Marx die für die große Koa⸗ Futſhe etracht kommenden Parteien, alſo Sozialdemokraten, miteg zWolsspartel und wirtfchafliche Vereinigung für heute nach⸗ 8 zu einer Vorbeſprechung über die Grundlagen eines ge⸗ Eifarund Arbeitsprogramms eingeladen haben. ſodaß dann erſt ceddunern feclen dieſer Beſprechungen die Fraktionen ihre 90 ir„en fällen würden. Faltedoren aren bezweifeln, ob der Fraktionsführer der Deutſchen ſehrenbntei. Scholz, der ſich einem ähnlichen Erſuchen des Heren Linem ſolche Hegenüber doch bekanntlich ſehr ſpröde gezeigt hat, mutlich daben Rufe Folge leiſten wird. Die Volkspartei dürfte ver⸗ rauf beſtehen, daß erſt einmal die Sozialdemokraten reinen n dieſe Fragen gelöſt, dann würden vielleicht weitere Herab⸗ uorten ſein Oie Negierung habe ſtändin dem Kongreß gegen.⸗ Bereitwilligkeit zu einer ſolchen Konferenz gezeigt. Es ber klug ſein, mit Genehmigung des Kongreſſes auch an ren Konferenzen der Großmächte teilzunehmen, Bedingungen die nebunden ſein ſollen. Coolidge äußerte ſich ausführlich über Eigentums befinden, ſchreiten fort. Unſere Regierung und unſer Volk iſt daran intereſſiert als Gläubiger der deutſchen Regierung und das deutſche Volk als Schuldner und Eigentümer der beſchlag⸗ nahmten Werte. Da die Verhandlungen noch ſchweben, empfehle ſich keinerlei abſchließende Geſeßgebung. Für den gegenwärtigen Augenblick ſollten wir den Beſitz dieſes Eigentums, das wir als Sicherheit für die Regelung der Anſprüche unſeres Volkes und unſerer Regierung verwalten, beibehalten. Aeber die Schuldenverhandlungen heißt es, daß Frankreich 3 Milliarden 340 Millionen Dollar ſchulde, Griechenland 15 Millionen Dollar und Südfla⸗ wien 51 Millionen. Dieſe Summen würden vorausſichtlich in der nahen Zukunft fundiert werden, worauf die geſamte an Amerika zu zahlende Summe ungefähr die Höhe der nationalen Schuld, 20 Mil⸗ liarden Dollar, erreichen würde. Weiter empfiehlt die Botſchaft eine Ueberprüfung der Ein wan⸗ derungsgeſetzgebung um feſtzuſtellen, ob eine Milderung der Beſtimmungen geboten erſcheine. Au). die Frage einer Regi⸗ ſtrierung aller in Amerika lehender Ausländer müſſe geprüft werden Zur nationalen Verteidigung erklärte der Präſident, daß die bewaffneten Streitkräfte der Vereinigten Staaten mit Einſchluß der Armee 588 000 Man n bet-ügen, und empeahl die Annahme eines Ermächtigungsgeſetzes, das die Regierung inſtandſetze, fall⸗ das Land in Gefahr ſei, eine Mobiliſierung durchzuführen. Ueber die Flotte heißt es, daß alle unter dem Waſhingtoner Vertrag Amerika zugeſtandenen Größkampfſchiffe im Dienſt wären und daß die Er⸗ ſatzbauten für die veralteten Schiffe fortſchritten. Weiter würden Mutterſchiffe für Flugzeuge, Unterſeebdote und ſchnelle Kreuzer ge⸗ baut. Jedoch würden die Vereinigten Staaten alles vermeiden, was als Wettrüſten ausgelegt werden könnte. Ferner ſetzt ſich der Prä⸗ ſident für eine ausreichende Luftflotte ein und für die Unterſtützung der Handelsflotte, die von großer Bedeitung für die nationale Ver⸗ teidigung und für den amerikaniſchen Handel ſei, und empfahl den Verkauf det Reſte der ſtaatlichen Handelsflotte an private Reedereien. 71 7¹7 1 Dios deuiſhe eigentam in pmeklta 2205 Von zuſtändiger Stelle in Berlin wird zu den Ausführungen des amerikaniſchen Präſidenten Coolidge zur Frage des beſchlag⸗ nahmten deutſchen Eigentums darauf hingewieſen, daß die deutſchen Intereſſen von dem Hamburger Rechtsanwalt Dr. Kieſſelbach ver⸗ treten wurden, der zugleich als Reichskommiſſar Mitglied der deutſch⸗amerikaniſchen Schädenkommiſſion war. Die bisherige Füh⸗ lungnahme hat eine Einigung der Intereſſentengruppen unter ſich ergeben. Opfer ſollen von beiden Seiten gebracht werden. Um die Schwierigkeiten des Transfer⸗Problems zu überwinden, ſollen beſtimmte Zahlungen wahlweiſe ſowohl in amerikaniſcher als auch in deutſcher Währung geleiſtet werden können. Man iſt überein⸗ gekommen, daß die privaten amerikaniſchen Anſprüche die Summe von 180 Millionen Dollar nicht überſteigen ſollen. Das deutſche Eigentum in Amerika wurde mit 150 Millionen Dollar in bar und 80—100 Mil⸗ lionen Dollar in nicht realiſierbaren Werten angegeben. So⸗ weit von der amerikaniſchen Regierung deutſches Eigentum benutzt bezw. enteignet worden iſt, ſollen dieſe Anſprüche von Amerika ge⸗ prüft und bis zum Betrage von 100 Millionen Dollar feſtgeſetzt werden. Die Heranziehung der geſamten deutſchen Dawesleiſtungen in Amerika iſt geplant. Für Kapital und Zinſen ſollen von Amerika in ſpäteſtens 25 Jahren rückzahlbare Bonds in Höhe von 250 Millionen Dollars ausgegeben werden, die dann an den Dawes⸗ eingängen abgeſetzt würden. 00 Wein über den Umfang ihrer Forderungen einſchenken. Jedenfall⸗ iſt aus all dem ſchon jetzt erſichtlſch, daß die Verhandlungen ſie unter Umſtänden recht verwickelt geſtalten können, und daß 2 1ſ00 lich verfrüht iſt, bereits mit dem Zuſtandekommen der großen Koa⸗ liton ale mit einer Tatſache zu rechnen. Die„Täcl. Rundſchau“ ſt ſehr peſſimiſtiſch geſtimmt und drückt die Befürchtung aus, daß die Bedingungen der Sozialdemokraten, ſoweit ſie aus den Aeußerungen ihrer Preſſe erkennbar werden, derart ſein würden, daß die bürger⸗ lichen Pateien auf ſie nicht eingehen könnten. 8 Nach etwa 8tägiger Pauſe treten heule beide Parlamente wieder zuſammen. Außerdem wird vermutlich der Auswärtige Ausſchuß tagen und nachmittags der Reichsrat zuſammentreten. Alle dieſe gehäufte Ar⸗ beit wird ſich indes ſozuſagen vor verhängtem Thronſeſſel abſpielen. Wir haben im Reich noch keine Regierung und wir werden vor mor⸗ gen abend auch kaum Gelegenheit haben, auch nur die erſten Schritte zur Regierungsbildung zu kun. Dabei ſcheint die große Koalition, die nach den Geſetzen der Logik in greifbare Nähe gerückt war, immei mehr ſich zu verflüchtigen. Das B. T. glaubt ſettellen zu können, daß die Mehrheit der ſozialdemokratiſchen Fraktion für eine Ableh. nung der großen Koalition iſt(was ſich eben, wie wir ſchon vor Wo⸗ chen feſtſtellen konnten, aus Rückſicht auf die kommuniſtiſche Konkus⸗ renz erklärt). Manchmal hat man die Empfindung, als oh man innerhalb der Sozialdemokratie aus dieſem Grunde nur auf eine ſchickliche Gelegenheit warte, die Verhandlungen abbrechen zu können. So beantwortet der„Vorwärts“ heute eine Beanſtandung der doch wirklich 225 Teil recht extrapaganten ſozialpolitiſchen Wünſche der Gewerkſchaften und der Sozialdemokratie, die geſtern in der„Tägl. Rundſchau“ zu leſen waren, mit dem haſtig herausgeſpru⸗ delten Satz:„Wenn die Meinung der„Täglichen Rundfchau“ die der Volkspartei iſt, dann iſt die große Koalition ſchon erledigt.“ JJßFFF 2 2* Der Winter unſeres Mißvergnügens Viele ſchlimme Winter ſchon haben wir durchgemacht in den langen Schreckensjahren des Weltkrieges. Hungernd und frierend ſaßen die nicht zum Kriegsdienſt Eingezogenen daheim und zitterten in ſtändiger Sorge um Leben und Geſundheit ihrer Lieben an der Front. So ſchlimm wie dieſer Winter war noch keiner, ſo bangte man jedesmal zu Beginn der kalten Jahreszeit. Und wenn es auch zutraf, daß mit der ſtändig zunehmenden Aushungerung und unter dem wachſenden Drucke feindlicher Uebermacht das Maß unſerer Leiden immer ſchwerer und qualvoller wurde, wenn auch Tauſende und Abertauſende von Schwachen und Alten den Strapazen erlagen, ſo haben wir, die wir dieſer Höllenzeit entronnen. die wir noch leben und geſund ſind, jetzt kein Recht mehr zum Klagen und Ver⸗ zagen. Gewiß, die Zeiten ſind noch immer ſchlecht. Auch heuer ſagt man wieder: ſo ſchlimm wie dieſer Winter war noch keiner. Und wenn man offenen Auges ſieht, in welch' bitterer Notlage ſich alle Kreiſe der deutſchen Wirtſchaft befinden, wie ſchwer ſie um ihre Exiſtenz ringen, wie infolge Kapitalmangel und Abſatzſtockung immer neue Maſſenkündigungen von Arbeitern und Angeſtellten ausge⸗ ſprochen werden müſſen, wie die eine ſo erſchütternde Sprache ſprechenden Zahlen der Arbeitsloſen, der Konkurſe und Geſchäftsaufſichten von Monat zu Monat, von Woche zu Woche immer beängſtigender anſchwellen, dann kann man nur zu gut verſtehen, wie ſchwer es den unmittelbaren Opfern der Kriſe an⸗ kommen mag, den Kopf hoch und die Nerven ſtark zu erhalten. Allzu⸗ groß war die Enttäuſchung. Denn während man hoffend, wie wir Menſchen trotz allen bitteren Erfahrungen immer wieder ſind, darauf vertraute, daß in unmittelbarer Wechſelwirkung mit der zunehmen⸗ den pölitiſchen Befriedung der Welt auch ein wirtſchaftlicher Aufſchwung eintreten würde, müſſen immer mehr Inhaber auch größter und angeſehenſter Unternehmungen ohnmächtig mit anſehen, wie unter der zermalmenden Wucht der ſtändig noch an Umfang zunehmenden Kriſis das in jahrzehntelanger mühſamer Arbeit auf⸗ gebaute Lebenswerk ruhmlos in die Brüche geht. „Die angebliche Tatſache, daß die ganze jetzige Wirtſchaftsnot nur das reinigende Feuer einer Geſundungskriſe ſei, kann dem ſo unmittelbar Betroffenen kein Troſt ſein. Ebenſo wenig denjenigen, die ſich nach vielleicht jahrzehntelanger hingebungsvoller Arbeit in den Dienſten eines ſolchen nun zuſammengebrochenen und zahlungs⸗ unfähig gewordenen Unternehmens, jetzt ſo gut wie mittellos den Be⸗ ſchwerden des Alters und den Schrecken des Elends preisgegeben ſehen. Auch der verarmte Staat, den Groß und Klein jetzt wieder als für die Rettung der gefährdeten Wirtſchaft und der Exiſtenzen ſeiner Bürger und Steuerzahler verpflichtet, in Anſpruch nehmen möchten, kann angeſichts des Umfangs der Krife nur wenig tun. Denn wer anders iſt denn der Staat als wir ſelbſt, als die in ſchwerer Notlage befindliche Wirtſchaft und das Millionenheer der ihr auf Gedeih und Verderb verbundenen Arbeiter, Angeſtellten und Be⸗ amten. Blindwütiger Selbſtmord wäre es und jede Ausſicht auf zu⸗ tünftige Wiedererſtarkung unſerer Wirtſchaft würde auf immer ver⸗ ſchwunden ſein, wenn jetzt die verantwortlichen Leiter des Staates etwa nach dem Rezepte des augenblicklich mit Agitationsreden die Lande durchreiſenden„roten Wirth“ handeln und„denen, die nochſetwas haben, den Geldbeutel revidieren“ wür⸗ den. Die Folgen ſolcher Maßnahmen, ſolcher„Sozialiſierung auf kaltem Wege“, wie es Reichsbankpräſident Schacht am Montag in Stuttgart genannt hat, würde angeſichts des ſo, außerordentlich ſchweren Steuerdrucks, unter dem alle Kreiſe der Wirtſchaft berechtigt ſeufzen, ſofort die ſein, daß auch diejenigen Teile unſerer Wirtſchaft, die bislang noch ihre Funktionen im Rahmen unſerer Volkswirtſchaft erfüllen, zum Erliegen kämen. Dioch die Steuerſummen ſelbſt, wie ſteht es damit? Der Staat hat ſie, ſo hört man allgemein, ohne notwendige Rückſicht auf die Kriſis der Wirtſchaft ſo überreichlich eingeheimſt und zieht auch ſonſt u. a. aus Reichsbahn und und Reichspoſt ſo erkleckliche Ge⸗ winne, daß es jetzt ſeine Pflicht und Schuldigkeit ſei, zu Gunſten ſeiner notleidenden Bürger die, Hamſtertaſchen aufzumachen.. Wer ſo denkt, vergißt vor allem die zweifellos doch außerordentlich bedeut⸗ ſame Tatſache, daß wir den Weltkrieg verloren haben und infolge⸗ deſſen verpflichtet ſind, auf Grund des Dawesgutachtens alljährlich hunderte von Goldmillionen(nächſtes Jahr 2500 Millionen) an die Siegerſtaaten abzuführen. Was dann aber noch in dem Reichs⸗ ſäckel übrig bleibt, iſt zur Aufrechterhaltung des Staatsgefüges, des ſchützenden Rahmens, in dem wir alle leben und ohne den es augen⸗ blicklich zur Anarchie, zu einem Kampfe Aller gegen Alle kommen würde, unbedingt notwendig. Aber ſelbſt dann, wenn man nach ſozialiſtiſch⸗kommuniſtiſchen Rezepten den törichten Verſuch machen wollte, mit den in den Reichskaſſen vorhandenen Millionen die Not eines 63 Millionenvolkes zu ſteuern, von denen doch zweifellos die weitaus größte Mehrzahl notleidend iſt, ſo würde, weil dem einen recht iſt, was dem andern billig iſt, bei gerechter Verteilung auf den Kopf der Bevölkerung ſo viel entfallen, daß niemanden damit ge⸗ holfen wäre, weil der Betrag, wie der Volksmund zu ſagen pflegt, zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel ausmachen würde. Der Staat aber, die Nährmutter unſer aller, wäre mit einem ſolch wahnwitzigen Experiment völlig in Trümmer zerſchlagen. Auf dieſe bolſchewiſtiſche Art iſt alſo keinem von uns zu helfen. Eine andere Frage iſt aber, ob die ſchweren Erſchütterungen, unter denen die deutſche Wirtſchaft auf vorausſichtlich noch längere Zeit leiden wird, nicht weſentlich gedämpft werden können dadurch, daß die dafür in erſter Linie in Betracht kommende Ueberwachungs⸗ und Hilfsſtelle des Staates, daß die Reichsbank ſich der ſo ſchwer um ihren Fortbeſtand ringenden Wirtſchaft mit beſonderer Hingabe annimmt. Präſident Schacht hat ſich jetzt in Stuttgart ausdrück⸗ lich dazu bereit erklärt. Der Inhalt ſeiner großen Programmrede beweiſt, daß er der rechle Mann auf dem rechten Poſten iſt. Mit der Rückſichtsloſigkeit, die ein guter und geſchickter Arzt entfalten muß, um das Leben des Patienten zu retten, deckt er die ſchwären⸗ den Wunden auf die an unſerem Volkskörper zehren. Er gibt ſich keiner Täuſchung darüber hin, daß unſere viele Jahre hindurch ge⸗ mißhandelte, ausgequetſchte, künſtlich aufgeblähte und auf alle er⸗ 2. Seife. Nr. 571 Neue Mannhe'mer Zeitung Mittag⸗Nus ⸗abe] denkbare ſonſtige Art gemarterle deutſche Wirtſchaft noch lange nicht am Ende ihrer ſchweren Krankheit angelangt iſt, doch er kennt die Heilmittel zur zwor fangſamen, aber ſicheren Heilung, und iſt ent⸗ ſchloſſen, ſie rückſichtslos anzuwenden. Wir aber können nichts beſſeres tun, cls dem Manne, der im Zeitaller der Sachwert⸗ und Maſſenüberſchätzung den Wert der Perſönlichkeit wieder zu Ehren bringen will, tückhaltlos zu ver. rauen. Ebenſo wie niemand deutſcher ſein kann als Hindenburg, ſo braucht auch keiner umter uns hinſichtlich der Zukt⸗ift der deutſchen Wirtſchaft ke p⸗ iſcher zu ſein als Dr. Schacht, der Präſident der Reichsbank, der ſeine Stuttgarter Rede hoffnungsvoll in die Worte ausklingen ließ:„Wir werden es in der nächſten Zeit noch ſehr ſchwer haben. Wir werden uns den Schild noch mit ſehr vielen Pfeilen ſpicken laſſen müſſen, aber Ls wird der Zeitpunkt kommen, wo auch wir wieder zuſchlagen können.“ Bis es freilich ſo weit kommt, daß wir vom Objſekt wieder zum vollgültigen Subjekt, vom Amboß wieder zum Hammer werden wird vorausſichtlich noch geraume Zeit verzehen. Viele von uns werden inzwiſchen noch auf der Strechz bleiben. Vielleicht bin ich vielleicht biſt auch Du unter den Opfern. Doch was kommt es ſchließlich darauf an! Laßt uns eine deutſche Notgemein⸗ ſchaft bilden, in der ſeder, der noch mehr hat, als er zur Aufrecht⸗ erhaltung ſeiner Lebensunterhaltung braucht, dem hungernden und frierenden deutſchen Bruder hilft. Gerade jetzt zur Weihnachlszeit bietet ſich die ſchönſte Gelegenheit hierzu. Selbſt dann wird es jedoch noch viele geben, denen nicht zu helſen iſt oder denen nicht geholfen werden kann. Doch ſchließlich iſt es, ſo hart es den Ein⸗ gelnen auch treffen mag, für eine beſſere Zukunft des Stacbes durch⸗ aus nicht erforderlich, daß in den Mühlen des großen Reinigungs⸗ prozeſſes der oder jener am Leben bleibt, daß die oder jene Firma wächſt, blüht und gedeiht, wenn nur Deutſchland lebt. Darauf allein kommt es an!... Wer von ſolchem Geiſte beſeelt in die Zukunft blickt, trägt auch die Gew'ßheit in ſich, deß Deutſch⸗ kand, wie ſchon ſo viele ſchlimme Winter vorher, auch dieſen„Win⸗ ter unſeres Mißvergnügens“ glücklich überwinden wird. H. A. M. Die Not der Arbeitsloſen und Geamten Berüin, 9. Dez.(Von unſerem Verliner Büro.) Der Reichs⸗ kanzler hatte geſtern eine Beſprechung mit den Führern ſämt⸗ licher Parteien mit Ausnahme der Völkiſchen und der Kommuniſten über das Problem der Arbeitsloſennot und die Abſichten der Regierung, für die Erwerbsloſen einen Zuſchlag von 20 Prozent zu bewilligen. Der ſozialpolitiſche Ausſchuß des Reichstags, der ſich um die Aufbringung der Mittel nicht immer zu kümmern pflegt, hatte 30 Prozent gefordert. Bei der Gelegenheit kam auch die Beam⸗ tenbeihilfe zur Sprache. Dr. Luther exklärte, wie wir dem „Vorwärts“ entnehmen, die in der Demiſſion befindliche Regierung Lönne über eine finanziell ſo weit reichende Frage, wie dieſe, keine Vorſchläge machen. Das würde die Befugniſſe eines Geſchäftsmini⸗ ſterium überſchreiten. Außerdem ſei für ſolche Mehrausgabe keine Deckung vorbanden. Inzwiſchen veranſtalteten die Beamten der unkeren Beſoldungs⸗ gruppen in Berlin, die mittlerweile wohl ſämtliche in ſozialdemokra⸗ kiſches, wenn nicht in kommuniſtiſches Lager abgeſchwommen ſind, auf dem Gendarmenmarkt eine Demonſtrationsverſammlung. Man rückte im Fackeſſcheine an und trug Plakate mit Inſchriften wie„Wir for⸗ dern Einlöſung des Verſprechens der Regierung“,„Den Hohenzollern alles, den Beamten nichts“,„Keinen Pfennig den Fürſten“,„Ent⸗ ſchädigungsloſe Enteignung der geſamten Beſitzungen und Barver⸗ mögen“,„Bereitſtellung der Millionen für die ausgebeuteten und Zungernden Maſſen“ und dergl. mehr. Um dieſe Plakate von ſym⸗ pathiſcher Eindeutigkeit verſammelten ſich Beamte von Poſt, Polizei, von Elſenbahn und Juſtiz und von der Berufsfeuerwehr. Um 749 Uhr ſchmetterten die Trompeten über den Platz und das Reden hob an. Man ſprach von der Kälte, in der man ſich vor der Heffentlich⸗ keit zeigen müſſe, von der Pflichterfüllung bis zum Verhungern und von den Verzweiflungsausbrüchen. die in den nächſten Tagen paſſie⸗ ren könnten.„Das Barometer zeigt auf Sturm.“ Zuletzt wurde dann eine Entſchliezung angenommen, in der es u. a. heißt: „Die Beamten richten in ihrer verzweifelten Lage an Regierung und Volksvertretung in letzter Stunde den dringenden Ruf, daß wirkſame und ſozial gerechte Hilfe ſofort erfolgen muß, wenn nicht der völlige Zuſammenbruch der niederen Beamten und unermeßlicher Schaden für das Volksganze erfolgen ſoll.“ Der Abmarſch der Züge erfolgte in anerkennenswerter Ordnung. * Wie aus Hamburg gemeldet wird, hat der Hamburger Senat 500000 Reichsmark für die Erwerbsloſen bereit⸗ geſtellt, um jedem Erwerbsloſen zu Weihnachten ein Lebens · mittelpaket zukommen zu kaſſen. Auch die Heilsarwee beab · ſichtigt, Lebenzmittelpakete unter die Exwerbsloſen anläßlich⸗des Weihnachtsfeſtes zu verteilen. Segen Fürſtenabſindung und Faſzismus EBerlin, 9. Dez.(Von unſerem Verliner Bürd.) Gegen die Fürſtenabfindung und angeblich auch gegen den Faſzismus demon⸗ ſtrierte geſtern eine große ſozialdemokratiſche Verſamm⸗ lung, in der der Münchener Abgeordnete Dr. Alwin Sänger und Philipp Scheidemann ſprachen. Sänger ging von dem Beiſpiel Bayerns aus und bezeichnete als das Weſen des Faſzismus den Fememord. Scheidemann verbreitete ſich dann in ſeiner, ſagen wir einmal lebhaften pointierten Weiſe, über die Fürſtenabfindung. Als Scheidemann die Liſte der Schlöſſer und Beſitzungen vorlas, die die Hohenzollern haben wollten und mitteilte, daß außerdem noch 30 Millionen Goldmark gezallt werden ſollten, tobte durch die Ver⸗ ſammlung minutenlange Entrüſtung. Als er dann von dem Reichs⸗ geſetz ſprach, das der Reichstag hoffentlich annehmen werde, tönte aus der Verſammlung der Ruf„Volksabſtimmung“. Die Kund, gebung ſchloß mit den Worten:„Keinen Pfennig für die Hohen⸗ zollern, alles verfügbare Geld für die Arbeitsloſen⸗ und Erwerbs⸗ loſenfürſorge.“ Das Arbeitseinkommen in deutſchland Amtliche Zahlen über Einkommen und Familienſtand der Arbeit⸗ nehmer in Deutſchland werden in einer dem Geſetzentwur; über die Senkung der Lohnſteuer(Erhöhung des ſteuer⸗ freien Einkommenbetrags von 960 Mark. auf 1200 Mark ab 1. 1. 1926) beigefügten Aufkommensberechnung zur Lohnſteuer gegeben. Von der Geſamtzahl der Arbeitnehmer in Deutſchland, die etwa 22,3 Millionen beträgt, ſind nur etwa 19 Millionen lohn⸗ ſteuerpflichtig, weil die übrigen.3 Mill'onen weniger als das Exiſtenzminim um verdienen. Von dieſen 19 Millionen haben ein Durchſchnittseinkommen von 1750 Mk. 17024 000 Arbeit⸗ nehmer, 3600 Mark 1619 700 Arbeitnehmer, 6600 Mark 225 000 Ar⸗ deitnehmer, über 6600 verdienen etwa 94 000 Arbeitnehmer. Das Durchſchnittseinkommen von 1750 Mark iſt durch Verrechnung der Einkommen gewerblicher und landwirtſchaftlicher Arbeiter gefunden worden. Nach Ermittlungen des ſtatiſtiſchen Reichsamts bezlehen nach dem gegenwärtigen Stande 88,3 v. H. aller tariflich entlohnten In⸗ duſtriearbeiter ein durchſchntttliches Jahreselnkommen von rund 2100 Mark. Da die Löhne insbeſondere der landwirtſchaftlichen Ar⸗ beiter, der Hausangeſtellten und der niedern kaufmänniſchen An⸗ geſtellten vielfach geringer ſind, iſt als Durchſchnitt ein Betrag von 1750 angenommen worden. Bei Einbeziehung der beſſergeſtellten Arbeiter und der nicht in gehobenen Stellungen befindlichen kauf⸗ männiſchen Angeſtellten und Beamten kommt man zu dem Ergebnis, daß von den rund 19 Millionen Lohnſteuerpflichtigen über 98 v. H. ein Einkommen von weniger als 3000 Mk. und rund 90 v. H. ein Einkommen von weniger als 2400 Mk. haben. Nach Familien⸗ ſtand und Einkommen verteilen ſich die 19 Millionen Lohn⸗ ſteuerpflichtigen wie folgt: auf ein Durchſchnittseinkommen von 1750 Mark kommen 10 216 000 Ledige, auf ein Durchſchnittseinkommen von 3600 Mark kommen 975 000 Ledige und auf ein Durchſchnitts⸗ einkommen von 6600 Mark kommen 225 000 Ledige. Von den etwa 94000 Arbeitnehmern mit Einkommen von mehr als 6600 Mark ſind 56 000 led'g. Das Aufkommen an Lohnſteuer hat in der Zeit vom 1. April bis 31. Oktober 1925 insgeſamt rund 871 Millionen Reichs⸗ mark betragen. die Senfer Beratungen über Moſul V. Genf, 8. Dez.(Von unſerem Schweizer Vertreter.) Der heutige Tag war ausſchließlich der Moſulfrage gewidmet und brachte inſofern eine erſte Klärung, indem der Rat einſtimmig den Bericht des Haager Schiedsgerichts annahm. In einer ge⸗ heimen Sitzung hatte ſich der Rat bereits am Vormittag eingehend mit dieſem 10— Problem beſchäftigt, um darauf nachmittags in öffentlicher Sitzung die verſchiedenen Berichte entgegen zu nehmen. Die Vertreter Englands und der Türkei haben von neuem den Standpunkt ihrer Regierung dargelegt. Im Verlauf der Nachmittags⸗ ſitzung entſpann ſich eine längere juriſtiſche Kontroverſe, an der ſich der Präſident des Rates Scialoja, der Berichterſtatter des Moſul⸗ ausſchuſſes Unden und der Vertreter der Türkei lebhaft beteiligten. Seialoja unterbrach dann die Sitzung für eine halbe Stunde, indes dauerte dieſe Pauſe über 12 Stunden. Wie es heißt, ſollen in⸗ zwiſchen Verhandlungen hinter den Kuliſſen geführt worden ſein. Abends 7 Uhr wurde die Sitzung von neuem eröffnet. Auf Ankrag des Präſidenten Scialoja wurde dann zur Abſtimmung über das juriſtiſche Gutachten des internationalen Gerichtshofs im Haag ge⸗ ſchritten. Das Gutachten wurde mit allen Stimmen gegen die⸗ jenigen der Türkei angenommen. Die weitere iſchen der Frage iſt auf eine ſpätere Sitzung ver⸗ tagt worden. Inzwiſchen ſoll der Dreier⸗Ausſchuß des Völkerbunds⸗ rats ſeine vermittelnde Tätigkeit zwiſchen den Engländern und den Türken fortſetzen. Bis jetzt ſieht man in Ratskreiſen immer noch keine Ausſicht auf eine baldige Löſung dieſes heiklen Problems. Neben dem Moſul⸗Problem zeigte ſich ſchon heute, daß die wich⸗ tigſte Aufgabe der jetzigen Tagung des Völkerbundsrats die Vor⸗ arbeiten für die Abrüſtung und die Einberufung der Wielſchaftskonferenz ſein werden. Die Anträge des Dreier⸗Komitees für die Abrüſtungs⸗ konferenz, die dem Rat ſoeben zugegangen ſind, finden vor allem bei England und Frankreich nicht unbedingte Zuſtimmung. Die Differenzen zwiſchen den verſchiedenen Anſichten werden auch offen zugegeben und man iſt ſehr geſpannt, wie ſich daraus ein Weg zur Einigung finden laſſen wird. Frankreich legt noch immer Wert darauf, die Sicherheit Frankreichs mit dem Abrüſtungsproblem eng zu verknüpfen. Ein Staat könne erſt dann abrüſten, wenn er auch die nötigen Garantien für ſeine Unverſehrtheit erhalte. Demgegen⸗ über betont aber gerade Lord Robert Ceeil, daß die engliſche Regierung der Meinung ſei, die Vorarbeiten für die Abrüſtungs⸗ konferenz dürften durch ſolche komplizierten Fragen wie diejenigen des Sicherheitsproblems nicht unnötig behindert werden. Es habe wirklich keinen Zweck, wie dies durch Frankreich geſchehe, ſchon jetzt ängſtlich die einzelnen Bataillone der Länder aufzuzählen. Es hat jedoch nicht den Anſchein, daß auch über dieſe Vorfragen zwiſchen Frankreich und England eine baldige Einigung zu erhoffen iſt. Letzte Meloͤungen Zum Tode von Frau Jurjewskaja Berlin, 9. Dezbr.(Von unſerem Berliner Büro.) Das Rätſel um Zinaida Jurjewskaja iſt immer noch nicht gelöſt. Ihre Leiche iſt bisher nicht gefunden. Auch Anhaltspunkte über die Art ihres Todes liegen nicht vor. Aus dem Ergebnis der bis⸗ herigen Ermittelungen glaubt die nach Andermatt entſandte Ber⸗ liner Kriminalpolizei die Möglichkeit herleiten zu können, daß die Sängerin in einem Anfall geiſtiger Umnachtung ihr Andermatter Hotel verlaſſen hat und daß trotz der an der Teufelsbrücke gefun⸗ denen Spuren immer noch damit zu rechnen iſt, daß die Künſtlerin am Leben weilt. Alle bisherigen Nachrichten über ihren Tod be⸗ ruhen ſchließlich doch nur auf Kombinationen. In der Schöllenen⸗ Schlucht fand man lediglich ihren Hut, ihre Jacke und ihre Hand⸗ taſche an einem Baum aufgehängt. Beim Aufßhacken des Eiſes fand man ein Stück eines Kleides, das als ihr gehörig bezeichnet wurde. Aber die ganze Schlucht iſt bereits vereiſt und die Nach⸗ forſchungen ſind infolgedeſſen ſehr gefährlich. Die Angelegenheit mit dem Telegramm, das ſie an das Krankenbett der Mutter rief, iſt inzwiſchen ſoweit aufgehellt, das nun feſtſteht, daß dieſes Tele⸗ gramm nicht in Dorpat aufgegeben wurde, obtvohl es Dorpat als Aufgabeort angab, doch erwies ſich bald, daß es in Berlin auf einem kleinen Poſtamt des Oſtens aufgegeben wurde und zwar von einem Mann, der ſicherlich in völligem Einvernehmen mit Frau Jur⸗ jewskaja gehandelt hat. In der Zeit, als das Telegramm aufge⸗ geben wurde, begab ſich Frau Jurjewskaſa nach der Schweizer Geſandtſchaft, wo ſie ſich einen Paß ausſtellen ließ. Eine Darſtel⸗ lung im Lokalanzeiger glaubt, daß die Jurfewskaja den Plan, ihrem Leben freiwillig ein Ende zu machen, erſt auf der Reiſe nach der Schweig gefaßt habe. Das ginge aus zahlreichen Briefen u. Telegrammen hervor, die ſie an Freunde und Bekannte gerichtet hat und die inzwiſchen aufgefunden wurden. Möglicherweiſe ſcheint Schwermut die Urſache zu ſein. Frau Jurjewskaja hat in der letzten Zeit ſehr viel perſönliches Leid erfahren. Sie hat in kurzer Zeit Vater, Bruder und Schwager verloren. Auch das Elend ihrer Verwandten und Bekannten n Rußland drückte ſie ſehr. Heute treffen ihr Gatte, Oberſt von Bremer und die Opernſängerin Dekila Reinhardt in Berlin ein. Dann hofft man, die Angelegenheit weiter aufklären zu können. Geringe Erwaͤrmung — Berlin, 8 Dez. Das umfangreiche Hochbruckgebiet, das uns die ſtrenge Kälte gebracht hat, flaut nur langſam ab und wandert dabei oſtwärts. Die von den tiefen atlantiſchen Zyklonen herange⸗ führten Luftmaſſen dringen daher auch nur langſam vor, ſo daß ſich der Uebergang zu milderem Wetter ganz allmählich vollzieht. In klaren Nächten wird ſich der Froſt ſtets wieder verſchärfen, zu⸗ mal die Schneedecke noch keine Unterbrechung erfahren hat. Die Docks von Hull durch Rieſenfeuer zerſtört — London, 8. Dez. In der letzten Nacht ſind die Docks von Hull durch ein Rieſenfeuer vollſtändig zerſtört worden. Der Schaden iſt ſehr bedeutend und wird auf 250 000 Pfund Sterling berechnet. Die Schiffe im Hafen mußten ſich er ſch entfernen, ebenſo die Eiſenbahnzüge, da die Gefahr beſtand, daß ſich das Feuer auf ſie ausbreitete. Nachtrag zum lokalen Teil *Külterückgang. Der vorausgeſagte Kälterückgang iſt nunmehr tatſächlich auch bei uns eingetreten. Heute früh wurden nur 3,7 Grad C. unter Null feſtgeſtellt. Man merkte, wenn man aus dem Hauſe trat, ſofort den Temperaturunterſchied zwiſchen heute und geſtern. In der vergangenen Nacht betrug die niedrigſte Temperatur 7,8 Grad., gengu ſo piel wie die geſtrige Abendmeſſung. Höchſttemperatur belief ſich geſtern auf 65 Grad C. Der Wärme⸗ einbruch iſt demnach in der vergangenen Nacht erfolgt. Die B Mittwoch, den 9. Dezember 1923 Jur badiſchen hochſe ulpolitik Die Mitteilungen und Betrachtungen im geſtrigen Ab bedürſen noch einer Ergänzung. Auch die ſesade fonf g 1 Preſſe oeſaßt ſich mit dem Artilel der„Neuen Mannh. Otg. pie dy⸗ Donnerstag⸗Abendolatt. Die„Vollcsſrimme im beenene elez erſt die Theſe von der reinen Statthalterſchaft Re um Kultusmineſterium vertreten hatte, durch die„Erwwa, cher, die der„Bad Beob.“ gerade an de Leſetzung nüpfte, etwas in Veriegenheit geraten iſt, verſucht den zudeshen, indem ſie ſchreibt: or dem Hat die beuiſche Wiſtenſchaft wirklich ſo ſehr Anaſt n un wiſſenſchaftlichen Katholizismus? Es ſründe dann ſogenſch f unſere Hochſchuben, wenn nur ſo die„re heit der Wiſeng erhalten bleiben könnte. In Wirklich.elt legt de Sache 15 auf de Dauer nicht angeht, Hochſchullehrer bloß d 2 auszuſchließen, weil ſie einer beſummten wiſſenhad ge⸗ Richtung angehdden, die Herrn Miniſter ald rektor De. Sch 1get rer nicht paßt. Es geht nicht an, eine Richtun g des 10 Lebens, wie den Katholizismus eder irgend eine andere waſend mundtot moachen zu wollen auf dem enen er⸗ man auf anderem in ihre Hand einen großen Teil Saal. die antwortung legt. Wer das verſucht, der ſät eine ung de⸗ ſpäter ſehr bös aufgehen muß. Die heut ge Mecheſeln ole⸗ Zentrums in Baden iſt nicht zuletzt eine Frucht der 11 d5 danten Politik des alten Eiberalismus— genau ernen Zentrum aus memchen Erſchemungen der letzten Zeit n da⸗ ſollte, daß man den Bogen nicht überſpan eh t hle ber wenn das Hentrum heute fordert, daß beſtimmte 1 wer⸗ mit Vertrezern beſtimmter wiſſenſchaftlicher Richtu gen beſel ſh den ſollen, ſo iſt das kein Dokument eines„unerſättloen de n willens“ und auch keine„Bedrohung der Hochſ hulen de eine Forde der Gerechtigkeit und wenn Legandel Unterrichtsminiſter hler für Gerechtigkeit corgt, ſo 0 bie er deanit ſtaatspolitiſch weitſchauend. Und Au ſoſſs in wird er die Unterſtützung aller derer finden, die der Aute ſind, daß in einer Demokratie es nicht angeht, Na meg Kreiſe des Volkes vor den Kopf zuſtoßen und im ſachlicher Berechtigung auftretende Forderu deg ge deshalb nicht zu erfüllen, weil es einem Miniſterialrat. liberalen Profeſſoren und den dazu gehörigen Stammtiſche paßt. Arfang. c Es iſt alſo ſchon ſo, wie die„Volksſtimme von Ar ſer. ſchrieb: eine neuorientierte Politik in Kultus⸗ und U ie, ge⸗ fragen wid Remmele nicht betreiben. Denn es h ee tesle deutung des Herrn Mimiſterialrat Dr. Schweerer ins ch Kul⸗ übertreiben, wollte man behaupten, es ſei eine neue bab e ktie turpolitk, wenn es nicht mehr nach ſeinem Willen geht. Mund Nallonalliberalen ſind es eben von früher her gewehnt den ſeher etwas voll zu nehmen, und Beſcheidenheit war für ſie von weder Tugend, noch Zier. 9 aberclen Seht man von den überflüſſigen Beſchimpfungen der LSee ab, ſo bleibt als Kern nur die Feſtſtellung übrig, das die demokratie aus Gründen der„Gerechtigkeit“ den Fo: derung eines Zentrums nachzugeben gewillt iſt. Wir fürchten nur, 1 00 Tages an dieſer„Gerechtigkelt“ erſticken wirdl Denn trotz den ch 51 Mahnung der„Volksſtimme“ an das Zentrum, den Bogen 155 bei überſpannen, wird dieſes ſeinen Weg unbeirrt fortgehen wirt, paſſender Gelegenheit ſich auch der Sozialdemekratie et ledigen. Die zweite Mahnung, daß es in einer Demolre e m angehe, weite Kreiſe des Volſes vor den Kopf zu ſtoßen, ders übrigen gerade von der badeſchen Sozialdemokratie beſo 21 beherzigt werden! die deutſche volespartei der pfalz gegen die„Rönigsmacher“ Eine ſcharfe Ablehnung erfuhren die qKönigsmacher“ durch den pfclgiſchen Rei⸗kstagsabges iſche bagepee einer f n Perſammlung der Deutſchen Volfspartel ern brücken auch auf die manard ſen Putſchbeſtrebungen in 4 den, zu ſprechen kam. Nach ſeiner perſönlichen Bekanntſchaft m Rup⸗ früheren Kronprinzen Rupprecht bedauerte es Dr. Zapf,* weil precht nicht auf legalem Wege auf den Thron gekommen not⸗ dieſer kunſtliebende und feinſinnige Fürſt unter einigerm t hätte⸗ malen Verhältniſſen Bayern wieder zu großer Blüte 5 kommen Aber wie die Dinge heute liegen, ſcheide dieſer Gedanke beſch dar. aus. Wer heute mit derartigen Gedanken ſpiele, müſſe e, wobe über klar ſein, daß er Bayern in zwei Teile zerkeiße, falß man noch nicht wiſſe, wer der größere ſei, daß ferner in auf ſehn die Wiederherſtellung der Monarchie in der heutigen geit ern im heftigen Widerſtand ſtoße, und daß eine Monarchie in Baß 8 ſet⸗ Rahmen einer deutſchen Repubtik ein ſtaatsrechtliches N das zu 18.675 Weiterungen auch in außenpolftiſcher Hin ren müſſe. Wer in der heutigen wirtſchaftlichen Lage 1 nicht ein lichung derartiger utopiſtiſcher Gedanken betreibe, der ſe Förderer und Wiedererrichter der Monarchie, ſondern gräber. Zur Frage der Abfindung der Fürſten tſch kennzeichnete Dr. Zapf den Standpunkt der mar Jolkspartef dahin, daß Recht Recht bteiben müſfe, dag nd⸗ die Fürſten nicht enteignen köane und daß man derer ſatz des Privateigentums nicht ungeſtraft verletzen dürfe. Forbe, ſeite müſſe man ſich jedoch gegen übertriebene 8 be⸗ rungen wenden. Man müſſe ſich darüber klar ſein, einige deute, wenn man etwa 280 000 preußiſche Morgen Lan Dutzend Millionen bares Geld im eine Familie gegeben joll. Man müſſe die Leute fragen, die Sparkaſſengüthaber, ba briefe, Hupotheken, Aktien und andere Werlpapiere ge** man müſſe die Hunderttauſende Erwerbsloſe fragen, dien frgger, ſen von was ſie lehen follen, man müſſe den Geſchäftemann unft der ſich täglich mit den furchtborſten Sorgen um ſein uflatiorl vlagen müſſe, ob man ihnen auch das Geld während der J zeit aufgeboben habe. Dr. Zapf iſt der feſten Ueberzenn. ſtellen, nicht ſo ſehr die Fürſten die übertriebenen Forderundeeine un als vielmehr gewiſſe Hof ſchranzen und Lakaien, die bt geheure Schuld auf ſich geladen haben und die dem 9 ſtreben das alte Lehen wieder zu füßren, das ſie bor erung un auf Koſten des deutſchen Volkes gefüßrt. Mit der Erare un Unterſuchung der Frage, was Privateigentum der Raehrer n Staatseigentum ſei. ſomme man nicht weiter, da die eſt ſchwer beſtimmen laſſen. Auch wenn man ſich vom iter der Dankbarkeit aus keiten laſſe. lomme man nicht waiten, ürſten einen Seite müſſe man dabei berückſichtigen, daß ſich dar iſte im Laufe der Jahrbunderte außerordentliche große! dr hr Deutſchland erworben haben: es genſge auf Frie chlend 21 Großen hinzuweſſen, der für Preußen und Deutſ ir ßän gekeiſtet babe, als Generationen vor und nach ihm. t die wit leider ſpäter mit den Fürten nicht die Erfahrnna gemaendenn gerne gemacht hätten. Man brauche nur an die dom faffüng der Dankbarkeit und der Politik oleich verwerfliche e Lancz⸗ Bismarcks zu erinnern, weſche der Anfang*5 Reiße nerkehlter politiſcher Hondlungen geweſen ſei, rlich ſe! 5 land ſoweit gebracht haben. wie es beut⸗ iſt. Seane rgie auf daß das deutſche Nolk damals nicht den Mut und die. gebrocht baße, dieſem Treiven enigegenzutreten. monas ö Um Jabra⸗hppte lange Prosoſſe zu vermeiden, die dem r. 4 ſchen Giedgken ichwerſten deorneg kun kennten, Pat, Wöcches in der Reichstansfraktian der Deutſchen Nartsnartei big ch l. 447 gemocht. die Kürſtenabfindung einem Sciedager„güllg Art Stentsgerichtsbof zu unterbreiten, der ſouverän eine Entſcheidung treffen ſoll. * Worms, 7. Dez. Von einem tragiſchen Schafel 25 Jahre alte Chauffeur Georg Wilhelm Born ereilt. die 2ben orn am Samstag nachmittag in der Autoballe tot 1 urſache iſt bisher noch nicht feſtgeſtellt, doch vermute Herzſchlag. Dr. N der in einer politiſojen Rede in gwei⸗ * 3 * FFFP ö ô1—0ũ——————J—iN CÄ ͤͤ ˙ — S t1 rr Autrvoc, den 9. Dezember 1925 Neue Mannhefmer Zeltung[Mittag⸗Rusgade! werkwürdiger Brief an die„Heue Mannheimer Seitung“ du der Sie iſt nämlich am 7. Juli 1897 in Mannheim in 21 geboren, Da O der 14., alſo zweimal ſiebente Buchſtaben Mene ſollten es 490 Mark ſein, aber.„Na ja, Geldknappheit 0 d am Suer und zum Schluß im Sofageg einen Kaffee getrunken. elld mim denke Dir mein Pechl dch habe beim Bezahſen, — die für meine Frau beſtimmten Scheine ausgegeben oder nüt chſelt. Den Irrtum habe ich erſt geſtern entdeckt. Meine Be⸗ dert Naader die Nummern gerade dieſer Scheine aus den bekannten du Wunss aufgeſchrieben und die obere Hälfte abgeriſſen, ſo daß ich ſind deſchre mrückzubekommen. Ich habe auch meinem Geſchäftsfreunde inge eben, daß er mir den Zettel bzw. die übrigen Nummern wer wemhe Frau davon nichts erfahren darf, kann ich natürlich mitt Nahedn eaſe rende Sberblichteit der deutſchen üe .1 n 1. 84 deines Lateins. VBielleicht kannſt Du mir aber noch helfen, indem ag dwelbeen ſind doch älle ein bißchen aberglüubig, nicht wahr, 85 Sieben zu ſein. Nun hatte ich mir eine beſonders hübſche Ddade J. dreimal vorkommt. Es waren im ganzen ſieben Scheine, ma dk.lammen ſieben mal ſieben, alſo 49 Mark ergaben, ein Zwanzig⸗ wel enigſten dis Farben bemängeln und ſie auch deshalb ſchützen, dweſ ſte ſie nicht umzutauſchen brauchen. Vorgeſtern waren nun Ferheeriiner Geſchäftsfreunde bei mie, mit denen ich den Abend e Du weißt ja, wie das ſo geht. Erſt haben wir irgendwo „ da „dünfmartſchein. duf lbneſee und aufs Jahr ohne Ortsfremde berechnet um 0,2 13 9 5 Deihn Die verſchwundenen Seloͤſcheine Auf unſerer Redaktion laufen gewiß manchmal Ebe merkwürdige Briefe ein, aber ein ſolches chreiben, wie wir es—97 erhielten, iſt uns noch niemals vorgekommen. Wir geben es daher, ſo wie es iſt, wörtlich wieder: Liebe„Neue Mannheimer Zeitung“! Ich weiß ſetzt nicht mehr aus noch ein und bin am Ende mir Deine Spalten öffneſt. ex: Der Sachverhalt iſt nämlich ne! Zwar nicht ſehr, aber immerhin doch ſoviel, daß ſie 17 in ihrem Leben eine beſonders glückbringende Bedeutung Aphabet und 21 dreimal ſieben iſt, enthält, iſt ſie in die n— außer in mich— ein wenig verliebt, ohne ſelber eine chtsüberraſchung für ſie ausgedacht. Schon ſeit einiger Zeit ch verſchiedene Geldſcheine geſammelt, auf der die Sieben ein Zehnmark⸗, drei Fünfmark⸗ und zwei Zweimarkſcheine. Die Scheine wollte ich ihr zu Weihnachten ſchenken, weil e Erfahrung gemacht habe, daß die Frauen bei Geldſcheinen nn ſind wir in ein Kabarett gegangen und ſchließlich n wir noch in einem netten Lokal elne gute Flaſche Pfälzer eßlich ſind wir noch, um von der neuen verdilligten Nachttaxe profitieren, im Auto ins Hotel gefahren. auf zu achten, mich in der Geldtaſche vergriffen und aus⸗ ngen in den genannten Lokalen waren vergebens, denn auch gehen die Scheine raſch von Hand zu Hand. Nun hatte ich gründen natiert, aber unglücklcherweiſe hatte ich, eh e ez ehen, auf der Rückſeite des Zettels einem der Geſchäftsfreunde niec die drel Nummern der folgenden Scheine habe. Es Nies: 1 Awelmarkſchein F Nr. 11377 479, 2 Fünfmarkſcheine M Nr. 5 615 777, K Nr. 5 597 797. n llegt mir außergewöhnlich viel daran, einſtweilen dieſe bbend zuſchickt eine Frage geht nun mit Deiner Hilfe an alle Mannheimer: in Mannheim hat einen der drei obigen Scheine? Ich Lezulle— Jehnfache ſeines Uennwerkts! Wohnung angeben. Sei Du daher ſo gütig, die Ver⸗ ung zu übernehmen und zahle dem Ueberbringer der Scheine beigefügten Betrag aus. Herzlichen Dank im voraus. (Unterſchrift.) der Tat waren dem Brief 120 l beigefügt. Wir wollen dem Wunſch des Einſenders erfüllen und zahlen an der unſerer Geſchäftsſtelle E 6, 2 dem Ueberbringer Scheine 20 für den Zweimarkſchein und je 50„ für Die Angabe der anderen Rum⸗ mitgelolgt ebenfalls an dieſer Stelle, ſowie ſie der Einſender igeteilt han. wbigen Großſtädte iſt in der zweiten woche vom 8. bis 14. die Vorwoche im Durchſchnitt auf“ tiegen, in Verlin auf 10,4, Alt⸗Berlin 11.6, Eſſen runund 112 Dulsburg 9,3, Elberfeld 18,3, Crefeld 10,7, Ham. Bremen 9,1, Königsberg i. P. 12.3, Kiel 118, Aune 87 hemn—7 a, M. 8J, Ludwigshaſen., Wiesbaden 10.8. Mainz Köl 13.1. Mürnberg 9,4. Sie fiel in Neu⸗Berlin auf u 9,7, Düſſeldorf 8,2, Gelſenkirchen 11,0, Barmen 9,3. Bochun, n 118, Hamborn 12,6, Mülheim a. d. R. 5,7, München⸗ 10 42, Münſter. W..3, Oberhauſen 8,8, Buer 7,1 Ster. 1 5 Lübeck 8,7, Breslau 8,5, Hannover 8,8. Halle a. S.%, Kae Erſust 0, Leipzig ,0, Pienen i. B. 96 mandelm achtsfeſt iſt der Kinder größte Freude. Glückſtrahlend umtanzt die ſugend den Weihnachtsbaum. Der Sabentiſch iſt bedeckt mit ſchönen Seſchenken aus den annheimer Geſchäften. Sicherer Derkaufserfolg durch die Neue Hannheimer Zeitung. Wenn die Zeiten beſſer wären, wücde morgen die Elektriſche reich bekränzt durch die Straßen fahren. Begeht die Straßenbahn doch am 10. Dezember ihr 25jähriges Jubiläüm. Die Alteingeſeſ⸗ ſenen erinnern ſich noch deutlich der Vorgängerin der Jubilarin. Am 28. Juni 1876 wurde dem belgiſchen Ingenieur Charles de Fe⸗ ral der Bau und Betrieb einer Pferdebahn auf 25 Jahre genehmigt. Wie ſtolz waren die Mannheimer, als das neue Ver⸗ kehrsmittel zum erſtenmele durch die Planken rollte. Den Wün⸗ ſchen des Püblikums wurde damals weit mehr als heute Rechnung getragen, Es gab zwar beſtimmte Halteſtellen, an denen die Pferde verſchnaufen konnten, aber wenn man zu bequem war, um bis Zur Halteſtelle zu laufen, dann brauchte wan nur dem Kutſcher zu win⸗ ken. Ein Ruck an den Zügeln und alle Räder ſtanden ſtill. Bei der Gemütlichkeit, mit der ſich damals der Verkehr in Mannheim abſpielte, konnte man ſich ein derartiges Entgegenkommen leiſten, Das Tempo der Fahrt war ja auch viel langſamer. Aber manchmal mußte man mit den Gäulen dech Bedauern haben, wenn man ſah, wie ſie ſich in die Stränge legen mußten, um den Wagen wieder in Bewegung zu ſetzen. Anfang der neunziger— gingen faſt alle gräßeren Städte zur Elektriſterung des Pferbe ahnbetriebes über. In Mannheim konnte dieſer Plan erſt im.hre 1900 verwirklicht werden, da mit der Rechtsnachfolgerin des Konzeſſionärs, der„Soeiele anonyme de Tramways de Mannheim et de Ludwigshafen“, befriedigende nicht zu erzielen waren. Erſt drei Jahre vor Ablauf der Konzeſſionsfriſt kam ein Ablöſungsvertrag zuſtände, der am 25. April 1809 pem Bürgerausſchuß genohmigt wurde, Darnach konnte die Pferdeeiſenbahn zu einer näher feſtgeſetzten Ablöſungs⸗ fumme erworben werden, wohingegen alle übrigen Beſtandteile der Pferdebahn im Eigentum der Soeiéte verblieben. Mit dem Bau der Bahnanlagen für den elektriſchen Betrieb wurde am 19. März 1900 begonnen. Mit Rückſicht auf die Vorortbahnen der dameligen Süddeutſchen Eiſenbahngeſellſchaft hatte man ſich für die Spur von 1 Meter entſchieden. Es ſtellte ſich bald heraus, daß dieſe Spur für die Länge und Breite der Wagen nicht genügt. Das Schleudern, über das das Publikum bei ſchnellem Tempo oft Klage zu führen hat, iſt in der Hauptſache auf die zu ſchmale Spur zurückzuführen. Die Pferdebahn hette Normalſpur(1,435 Meter). Ala Oberbau wählte man die vorzügliche Hagrmannſche zweiteilige Rillenſchiene und das Bügel⸗Koptaktſyſtem. Am 1. Juli 1909 ging die Pferdebahn zum Preſſe von 139 286.75 Mark an die Stadtgemeinde über. Die Arbeiten wurden dermaßen beſchleunigt, daß ſchon am 10. Dezember des gleichen Jahres die erſten elektriſchen Straßenbahnwagen aus der als Not⸗ halle dienenden Lucanſchen Eiſenkonſtruktionswerkſtütte im Ochſen⸗ pferch die erſte Fahrt durch Mannheim antreten konnten, In reſcher Folge vollzog ſich die Inbetriebnahme der übrigen im Weiſchbilde der Stadt liegenden Linien. Ende 1903 war neben den ſtadtinneren Linien in Ludwigshafen auch der größte Teil der Vorortſtrecken auf beiden Seiten des Rheins dem Verkehr übergeben, der aufarund eines mit Ludwigshafen geſchloſſenen Beiriebsvertrages durchgeführt wurde. Auf dem Gelände des alten Schlachthofes am Neckar war inzwiſchen das Straßenbahndepot errichtet worden, in dem der aus elwa 100 Wagen beſtehende Betriebswittelpark unterebracht werden konnte. Periyherie der Schweſterſtödte. Wöhrend man im Jabre 1907 auf der linken Rheinſeite die Weiterführung der Straßenbahn über Mundenheim und Rheingönheim zur Ausführun⸗ brachte, traf wan auf der Mannßeimer Seite erſt in den Jahren 1912 und 1913 dem Bau neuer Strecken nüher und zwar zwiſchen Humboldt⸗ ſchile und Luzenberg, Schlachſhof—Neuoſtheim, Heſenbahnſtraße Frieſenheimerſtraße, Rheinſtraße— Hentralaüterbahapof, Anſ⸗alun Rennplatzſchleife, dazu die der Oberrheiniſchen Eiſenbahngeſellſchaft gehörige, aber von der Stadt betriebene Strecke Neckarcu—Rheinau. Im Jahre 1914 wurde die alſe Feudenheimer Ddampf⸗ bahn nach Fertigſtellung des Hochwaſſerdammes gänzlich umgelegt und zumteil auf eigenem Bahnkörper mit Vielfach ufhängung der elektriſchen Oberleitung ausgebildet. Als letzte neue Linie konnte die ſchon im Jahre 1909 von der Stadt geplante, aber erſt teilweiſe in dieſem Jahre von der..G. ausgeführte u, von der Stadt beirie⸗ bene Linie nach Sandhofen dem Verkehr dienſtbar gemacht wer⸗ den. Seſt Auguſt 1913 ſtellt die Rhein⸗Haardtbahn⸗ Geſellſchaft die Verbindung mit der Vorderpfalz her. Im Jahre 1915 wurde der elektriſche Vetrieb nach Weinheim von der Oberrheinſſchen Eiſenbahn⸗Geſellſchaft einge⸗ führt. An beiden Unſernebmen iſt die Ste diaemeinde Mannheim mit dem größeren Teil des Stammkapitals beteiligt. * Anläßlich des ſülbernen Jubiläums iſt von dem Leiter der Stra⸗ ſenbahn, Generaldirektor Löwit, eine Denkſchrift unter dem Titel„25 Jahreelektriſche Straßenbahn Mannheim⸗ Ludwiashafen“ verfaßt worden, der wir über die Entwicklung des Unternehmens noch foldendes entnehmen: Auf 31. Dezember 1901 bezifferte ſich der geſamte Perſonalſtand der Straßen⸗ bahn auf 296 Perſonen. Dieſe Zahl ſtiea bis zum 1. Oktober 1925 auf 1352 Perſonen. Die erſte Feuerprobe einer größeren Beanſpru⸗ chuna der Straßenbahn war gelegentlich der in der Zeit vom 5. bis 10. Juni 1902 in Mannheim ſtattaefundenen Wanderausſtellung der Deutſchen Landwirtſchaftsgeſellſchaft zu beſtehen. Am 8. Junt wurden 129 926 Perſonen befördert. für die damaltaen Verhältniſſe Isruhe 10,4, Stuttgart 8,2, Augsbrug 13,0, Saarbrücken Die nächſten Jahre galten der Erweiterung und i Verpollkommnung der Vetrſebs⸗ upd Verkehrsanlagen innerhalb der ma Ailbernes Jublläum mannheimer Slraßenbahn zußerſt günſtig beeinflußt. Schwere Zeiten batte die Straßenbahn wübrend des Krieges und auch in der Nachkriegszeit mu beſtehen. Mit der Verkündiaung der Mobilmachung mußte ein aro⸗ ßer Teil der Beamten, des Fahrverſonals und der Arbeiterſchaft die Arbeitsſtätte verlaſſen und zu den Fahnen eilen. Schon am 31. Jult und in den nachfolgenden Tagen wurde der Perſonenrerkehr auf der Rheinbrlicke gänzlich eingeſtellt. Der rieſine Verkehr wwiſchen den beiden Bahnböfen, namentlich in der Richtung nach Ludwigshafen, blieb der Straßenbabn überlaſſen. Der Vertebr wurde ganz erheblich auf einigen Linien infolge Perſonalmangel einageſchränkt. Schon acht Taae nach der Mobilmachung begann die Ausbildune von Schaffnern und Wagenfübrern für den Fabrdienſt. Dieſe Ausbil⸗ dung mußte ununterbrochen fortaeſet werden. Auf 31. Dezember 1914 waren im ganzen 585 Mann von einem Gelamtbeſtaud von 1192 zum Kriegsdienſt herangezogen worden, die durch 548 Krieasaus⸗ bilfen erſent wurden. Die Familien der zum Heere einberufenen Arbeiter erhielten den Unterſchied zwiſchen der Kriegsunterſtliung und ihres vor der Einberufung bezogenen Lobnes. wührend dem im Beamtenverhältnis befindlichen Fabrverſonal das Dienſteinkommen voll gewährt wurde. Während bis zum Krieasausbruch der Verkebr in einer erbeblich anſteiaenden Linie beariffen war, ſank er nach Kriegsausbruch aans bedeutend. Während die Einnabmeſteigerung vom 1. Ja⸗ nuar bis 31. Juli 1914 für das geſamte Straßenbahnnetz noch 375 000 Mart gaegen die aleiche Zeit des Voriahres betrug, erfolate für die fünf Krieasmonate aegenüber der aleichen Zeit des Vorjahres eine Einnahmeminderung um 250 000 Mk. Durch den Mangel an männ⸗ lichem Fabrverſongl hat ſich das Straßenbahnamt wie viele andere deutſche Straßenbahnunternehmungen veranlaßt geſehen, für den Schaffnerdienſt Frauen zu verwenden. Die erſten ausgebildelen Krauen haben am 28,. April 1915 ibren Dienſt angetreten. Am 31. Dezember 1915 maren im Fahrdienſt ſchon 241 weibliche An⸗ deſtellte beſchäftiat. Ibre Zahl ſteigerte ſich Ende 1916 auf 348, wäh⸗ rend für die Wagenführer immer noch Erſatz durch Krieasaus⸗ belfer, zumteil auch aus der Zahl von Kriegsbeſchädigten gu er⸗ halten war, Im Jahre 1917 genüate die Zahl der noch verfüabaren Männer auch für den Wagenführerdienſt nicht mehr und ſo mußten Frauen auch für den Wagenführerdienſt ausgehildet wer⸗ den. Ende 1917 waren von 1056 im Straßenbabndienſt beſchäftiaten Verſonen 766 eingerlckt, Infolae der Verkehrsſteigerung wurden 1056 Krieasaushilfen beſchäftigt. Mit der Beendigung des Krieges fluteten die Straßenbahner zu ihrer Friedensarbeit zurück. Gegen Schluß des Jahres 1918 wurde mit den Entlaſſungen des weiblichen Perſonals begonnen. Damit ſchwand eine charakteriſtiſche Kriegs⸗ erſcheinung aus dem Straßenbild. ** Die Geldentwertung in der Nachkriegszeit ging an der Straßenbahn nicht ſpurlos vorbei. Dauernde Er⸗ höhungen der Fahrpreiſe bedengten eine ſtändige Ab⸗ wanderung der Fahrgäſte uünd eine dam t verour dene Verkehrseinſchränkung. Dieſe Schweerigkeiten ſteigerten ſich bis zum Jahre 1923 derart, daß die Straßenbahn d den Monaten Auguſt, September, Oktober vor dem vollſtändigen ſtand. Wenn dies krotzdem nicht eintrat, ſo iſt es der ng der Stadttaſſe zu verdanten, de die hꝛhen Pecer in dieſer ſchlmmen Zeit ſo weit ale möglich 75 gab es verſchiedene Zeitpewoden, in denen ſeiht die in der Lage war, helfend enzuſpringen, ſodaß hat. Trotzdem Stadtkaſſe nicht mehr 0 Ben, die Atus Wungen war, die Mittel für die Be⸗ 728 5 der 9 und Geheller An⸗ eihen zu beſchaffen. Mit der Stabiliſierung der Wöhrung trat ein Umſchwung ein. Während noch der Dezember 1923 einen Fehl⸗ betrag aufwies, zeigte der Januar 1924 ſchon ein anderes Bild. Z m erſtenmale nach langer Zeit überſtiegen die Einnahmen die Aus⸗ ſaben. Während dee Belrjebsgusgaben noch in der erſten Hälfte des hres 1924 durch die niedrigere Entlohnung des Perſon is n deeg ſalten werden konnten, trat in der zweiten Hölfte ein Unſchwung urch das bedeutende Anwachſen der Perſonal⸗ koſten ein. Dieſe Ausgabenſteigerung iſt bis jetzt dauernd zu be⸗ obachten. Dank des günſtigen Verkehrs iſt es aber möglich geweſen, alle Mehrbelaſtungen durch Einnahmen zu decken und noch Heberſchüſſe zu die es ermöglichen, die während der Kriegszeit und in der Naßkriegszeit ſchwer abgewirtſchafteten An⸗ nach und nach in einen ſehnaſch ein wandfreien Zuſtand zu ver⸗ en. Sobald verfügbare Mittel aus Einnahmen zur Verflüigung ſtanden, wurden ſie verwendet zur Erxneuerung bon Gleis⸗ anlagen, zur Inſtandſeßzung von Wagen und zur Moderniſierung der Haupfwerkſtätten, Und ſo iſt 85 hoffen, deß in nicht ferner Zeit der techniſche Apparat der traßenbahn Mannheim⸗Ludwig n wieder auf den Stand der Vollkommenheit gebracht werden kann, auf den por dem Kriege die Straßenbahnverwaltung immer mit Befriedigung blicken konnte. * Generaldirektor L ß wit ſchließt ſeine Ausführungen mit folgen⸗ den Wortent„Beim Eintreten in das zweite Vieczelſahrhendert des Beſtehens der Strazenbahn möge der Wunſch ausgeſprochen werden, daß das Straßenbahnunternehmen einer ruhigen Entwick⸗ lung entgegengeführt werde und es weiter zum Wohle der Geſamt⸗ bepölk beider Städte ausgebgut werden kann.“ Wir ſchließen ung dieſem Wunſche in der Hoffnung an daß die Unzu⸗ länglichtejten und Hemmniſſe, die heute noch zum nicht gerinden eine außergewöhnlich hohe Verkehrsziffer. Auch das Jahr 1907 hat durch die Jubiläumsausſtellung die Frequenz guf einigen Linien Verdruß der Fahrgäſte in Erſcheinung treten, nach und nach ausge⸗ ſichtigen, die von allerlei Sitten und Gepflogenheiten umkleidet ſind. menden Jahres günſtig eingewirkt wird. Aus Böhmen wird auch gilt Maiskuchen, der am Tage St. Lucia gebacken wurde, als Tage beendet, und alle Rocken und Spindeln werden zerbrochen. In Thomastage zu verſchleppen und außerhalb der Häuſer zu graßen 4 Seite. Nr. 71 nNeue Mannheimer Jeitung[Mittag⸗Nusgabe) Mittwoch, den 9. Dezeniber 1925. Wirtſchaſtliches und Soziales Die Lage des Arbeitsmarkts Weitere Verſchlechterung Der Arbeitsmarkt in Baden hat in der Berichtswoche(26. No· vember bis 2. Dezember] eine weitere, ganz erhebliche Verſchlech teruna erfahren. Die Beſchäftigungsmöglichkeiten ſind faſt in allen Berufsaruppen ſtark zurückgegangen. insbeſondere ſind die Metall⸗ und Maſchineninduſtrie, das Holz⸗, Schnitzſtoff⸗ und Baugewerbe an der Verſchlechterung beteiliat.Die unaünſtige Entwicklung betrifft den männlichen Arbeitsmarkt bedeutend ſtärker als den weiblichen. Kamen bei den weiblichen Abteilungen der badiſchen Arbeitsnachweiſe am 25. Nopember auf 100 offene Stellen 1161 Arbeitſuchende und ſtieg dieſe Ziffer bis zum 2. Dezember auf rund 1285, ſo ſtieg die Verhält⸗ nisziffer bei den männlichen Abteilungen von rund 4354 am 25. No⸗ vember auf nicht weniger als rund 6122 am 2. Dezember. Insgeſamt kamen ſomit an dieſem Tage auf 100 offene Plätze rund 3237 Arbeit⸗ ſuchende. Eniſprechend ſtark war der Zugana der Hauptunterſtützungs⸗ empfänger. Ihre Zahl wuchs von 18 485 am 26. November auf 21991 am 2. Dezember an. 8 In den verſchiedenen Zweigen der Metall⸗ und Maſchi⸗ neninduſtrie nahmen die Betriebseinſchränkungen(Kurzarbeit, Werksbeurlaubungen und Entlaſſungen) ihren Fortgang. In der chemiſchen Induſtrie kam es ebenfalls zu Betriebseinſchränkun⸗ gen. Weiter verſchlechtert hat ſich ſodann der Arbeitsmarkt der pvapiererzeugenden und auch der Leder induſtrie. Doch iſt die Lage in der Weinheimer Lederinduſtrie zufriedenſtellend. Die Baumwollinduſtrie iſt noch aut beſchäftigt. Im Holz⸗ und Schnitz⸗ ſto f fgewerbe hat ſich der Arbeitsmarkt weiterhin verſchlechtert. In der Tabak induſtrie ſchwankt die in der Hauptſache ungünſtige Lage. In der Nahrunasmittel induſtrie bot ſich in gewiſſem Umfana Beſchäftiaunasmöglichkeit für Bäcker und Konditoren, we⸗ jentlich für Aushilfsarbeit. Im Baugewerbe hat ſich das Froſt⸗ wetter ſehr ſtark fühlbar gemacht. Auch im Gaſt⸗ und Schank⸗ wirtſchafts gewerbe hält die rückläufige Bewegung unvermin⸗ dert an. reeeeeeeeee Stäbdtiſche Nachrichten volksbräuche im dezember Die Volksbräuche, die ſich um die Adventszeit, um Weih⸗ nachten und Silveſter ſchlingen, ſollen hier nicht betrachtet werden. Es bleiben dann trotzdem in bezug auf den volkskundlich beſon⸗ ders wichtigen Monat. Dezember noch eine Anzahl Tage zu berück⸗ — Da iſt zunächſt der 13. Dezember, der der Heiligen Lucia ge⸗ widmet iſt, die in manchen Gegenden die Stelle des Nikolaus ein⸗ nimnit und in ähnlicher Weiſe, wie dieſer, unartigen Kindern als Schreckgefprenſt vor Augen geführt wird, guten Knaben und Mäd⸗ chen aber Gaben ſpendet. In Tirol beſtimmt die Sitte, daß St. Lucia nur zu den Mädchen kommt, St. Nikolaus aber zu den Knaben. Der 13. Dezember galt früher als der kür zeſte Tag im Jahrs aus welcher Anſchauung verſchiedene Zaubereien und Hexereien herrühren, die ſonſt am Neujahrstag anzutreffen ſind. Man muß, ſo glaubt man in den Alpen, Räucherkerzen an dieſem Tage anzünden und kann daun die Zukunft erkennen; mit ſpinnen ſoll man frühzeitig aufhören. In Böhmen erſcheint eine als Ziege verkleidete Geſtalt am Lurientag und erſchrickt Frauen und Kinder. Die„Lucienhochzeit“, die man in manchen Gebieten feiert, ſoll recht ausgelaſſen begangen werden, da ſo auf die Fruchtbarkeit des kom⸗ der Brauch, am 13. Dezember einen Burſchen in Weiberkleidung zu ſtecken und mit einem Vogelgeſicht zu verſehen, berichtet; die„Lucka“. diente dann gleichfalls als Schreckmittel für Aengſtliche. In Ungarn Schutzmittel por dem Biß toller Hunde. Beſonderes Gebäck an Dieſem Tage kennt man auch in Schweden, wo am 13. Dezember einem beſonders üppigen Eſſen und Bowle und Bier gehuldigk wird. Der 21. Dezember, der kürzeſte Tag, an dem St. Tyomas im Kalender ſteht, iſt gleichfalls reich an ſeltſamen Bräuchen. In Siebenbürgen wird das Spinnen in den Rockenſtuben mit dieſem Schleſien wechſelten Mägde und Knechte früher an dieſem Tage ihre Stellen. Weit verbreitet iſt auch die Anſchauung, daß am Themas⸗ tage die„Rauchnächte“ beginnen, die Zeit, in der man, wenn die Abendglocke verklungen iſt, das ganze Haus und die Ställe aus⸗ räuchert Allerlei Scherze am 21. Dezember zu treiben, ift em Brauch, der u. a. in Bräbant und Limburg anzutreffen iſt, wo Kinder die Eltern und Dienſtboten die Herrſchaft in die Stuben und Kammern einzuſchließen pflegen und ſie erſt nach Zaylung einer Löſeſumme wieder freilaſſen.„Thamſen“ nannte man in Nordfriesland früher die Sitte, alles nur irgend Tragbare am Häufen aufzutürmen. An dem Entſetzen der Gefoppten, die Hab und Gut vermißten, hatte man dann ſeine helle Freude. Die Weih⸗ nachtsferien der Kinder beginnen meiſt an dieſem Tage; in Nord⸗ ſchleswig verband ſich damit die Sitte, daß die Knaben und Mädchen dem Lehrer kleine Geſchenke mithrachten, wogegen letzterer ſie be⸗ wirtete. Libesorakel verknüpfen ſich mit dem Tage beſonders in Oſt⸗ und Süddeutſchland. In Weſtfalen pflegt man das Kind, das am 21. Dezember zuletzt die Schulklaſſe betritt, mit dem Namen„Tomseſel“ zu belegen. Das Weihnachtsgebäck muß in Tirol vor dem Thomastag gebacken ſein; in Schleſien kennt man ein beſonderes Gebäck für dieſen Tag, die Thomas⸗Striezeln. Ewig⸗ keitsholz pflegt man in einigen Gegenden am Inn das am 21. Dezember gefällte Holz zu nennen, da man der Meinung iſt, daß dieſes von beſonderer Haltbarkeit iſt. Die auf den 21. Dezember folgende oder ihm vorangehende Nacht wird vielerorts die„Lange⸗ nacht“ oder„Durchſpinnacht“ genannt, da man ſie durchwacht, ar⸗ beitet oder auch ſich ausgelaſſen gebärdet. Am Stephanstage(28. Dezember) weiht man in man⸗ chen Gegenden die Pferde, deren Patron der Heilige iſt. Die Pferdeſtälle werden vor böſen Geiſtern geſichert; den Armen ſchenkt man ein Brot, um ſo das Gedeihen der Pferde zu fördern. In Böhmen kennt man Gebäck in Hufeiſenform, das am 26. Dezember an die Kutſcher und andere Leute, die mit den Tieren zu tun haben, verteilt wird. Aderläſſe der Pferde und Umreitungen der Felder ſind gleichfalls an dieſem Datum weit verbreitet. Wettrennen zu Pferde zählen ferner zu den beliebten Gepflogenheiten am Stephanstag, der überhaupt, beſonders in Gegenden, wo man Weih⸗ nachten ſtill feiert, die Bevölkerung in ausgelaſſenem Frohſinn ſieht. „Steffen ut de Tünne“ nannte man früher in Oſtfriesland einen Burſchen, der ſich durch irgendeine Handlung unbeliebt gemacht hatte und zur Strafe in einer Tonne bis zur Erlegung eines Löſe⸗ geldes herumgerollt wurde. Auch das Fortſchleppen von allem, was nicht niet⸗ und nagelfeſt iſt, iſt an dieſem Tage verbreitet. Da und dort in Norddeutſchland wird den Kindern erſt am 25. Dezbr. beſchert. Geſindewechſel pflegt am Stephanstage auch ſtattzufinden. Hagebutten, die bis zum 26. Dezember am Strauch geblieben ſind, ſollen Magenleiden vertreiben, ſo glaubt man im Nahetal. Hafer, am Stephanstage geweiht und unter das Futter oder die Saat ge⸗ miſcht, wird Tiere und Felder zum beſonderen Gedeihen bringen. Der Johannes dem Evangeliſten geweihte 27. De⸗ zember iſt beſonders wichtig für den Wein, der geweiht wird und dann als Heil⸗ und Schutzmittel gegen Krankheit und Gefahren dient. Das Kindeln oder Pfeffern, worunter man das Peitſchen mit der Glücksrute verſteht, das oft als weihnachtlicher Brauch an⸗ zutreffen iſt, iſt auch als Sitte am Tage der„Unſchuldigen Kinder“(28. Dezember) weit verbreitet. Die aus dem Mittel⸗ alter ſtammende Gewohnheit, daß ſich die Kinder einen Kinder⸗ biſchof wählen, iſt, außer am Nikolaustage, auch am 28. Dezember üblich, wie denn überhaupt den Knaben und Mädchen an dieſem Tage die verſchiedenſten ſonſt verbotenen Dinge geſtattet ſind. Selt⸗ ſamerweiſe gilt der Tag der„Unſchuldigen Kinder“ auch oft als unheilbringender Tag, an dem man wichtigere Arbeiten unterlaſſen und überhaupt ſich vor Ungemach ſchützen ſoll. Sehr bildhaft mütet der luxemburgiſche Brauch an, der die Mutter am 28. Dezember den Schlüſſelbund dem jüngſten Kinde umzuhängen beſtimmt; auch muß ſie ſich den kindlichen Wünſchen an dieſem Tage möglichſt beu⸗ gen, vor allem im Küchenzettel. istorieus. ** Tyodesfall. Im Alter von 56 Jahren ſtarb in O ffenburg Gymnaſialdirektor Dr. Fritz Wipprecht. In Heidelberg ge⸗ boren, hat er an verſchiedenen badiſchen und außerbadiſchen Uni⸗ verſitäten ſtudiert, war als Lehramtspraktfkant und Profeſſor tätig und erhielt 1919 die Leitung des Offenburger Gymnaſiums über⸗ tragen. Bei Kollegen und Schülern) Eltern und in der Geſellſchaft war er hoch geſchätzt und beliebt. Vor zwei Jahren traf ihn eine ſchwere Krankheit. Ein Aufenthalt in Italien ſchien ſeine Geſund⸗ beit wieder herzuſtellen, doch erfüllten ſich dieſe Hoffnungen nicht. Wir kommen auf den Lebensgang des verdienten Schulmannes, der auch am hieſigen Gymnaſium tätig war, noch zurück. VDVorträge deie künftigen Arbeitsgerichtte Als Berufenfter ſprach Montag Abend in einer nur mäßig be⸗ ſuchten Verſammlun Gewerbevereins und Händ⸗ wer le xver bandes im alten Rathausſaale Profeſſor Dr. Erdel über die neuen Arbeitsgerichte. Der Redner erörterte zunächſt die Gründe, die eine Aenderung des ſeitherigen Zuſtandes notwendig machen: die weitaus größte Zahl der Städte hat keine Gewerbe⸗ und Kaufmannsgerichte. Einige Städte Badens unter 000 Einwohnern haben jedoch von dem Rechte Gebrauch gemacht, auch ihrerſeits ſolche Gerichte zu errichten. Dann iſt es auch der Wirrwarr in der Zuſtändigkeit, ob Gewerbe⸗ und Kauf⸗ mannsgericht oder die ordentlichen Gerichte oder die amtsgerichtliche treffend Beiſpiele 11—5 Durch die neue Schlichtungsverordnung, Verwaltüngsſtreitigkeiten neue Aufgeben zuweiſt, auf der an Seite aber e en beſchränkt wird der Zuſtand noch unhaltbarer. Nach dem Redner beſteht durchaus kein Streit der Organiſation ſind die Meinungen geteilt. Bereits liegt ein dritter Entwurf vor, handelt ſich um die örtliche und lückenloſe Zuſtändigkeit, alſo die Einbeziehung aller aus dem Arbeitsverhältnis entſtehenden Strei⸗ tigkeiten für Stadt und Land, ob die Arbeitsgerichte den ordent⸗ lichen Gerichten eingegliedert oder ob die ordentlichen Gerichte die Gerichtsbarkeit voll übernehmen oder ob bei dieſen Streitigkeiten nur ein ordentlicher Richter zugezogen werden ſoll, ob ſchließlich dieſe Gerichte kommunale oder Reichsſache ſein ſollen. wilhelm v. Bodes 80 Seburtstag Am 10. Dezember begeht Wilhelm v. Bode in Berlin ſeinen 80. Geburtstag. In ſeinem langen Leben hat er unendlich piel für das deutſche Kunſtleben getan. Noch heute in den bedräng⸗ ten Zeiten und ſeinem hohen Alter ſtellt Bode ſeine Kra ausſchließ⸗ lich in den Dienſt kultureller Beſtrebungen, indem er mit aller Ener gie an der Verwirklichung der Berliner Muſeumsbau. läne arbeitet, die in dieſen Zeiten natürlich ſtark gefährdet ſind Ueber das, was W. v. Bo de in der langen Zeit ſeiner Tätigkeit an den Berliner Muſeen geleiſtet hat, plaudert er ſelber in einer ſach⸗ lichen und anſpruchsloſen Art in einem kleinen Büchlein:„Fünfzig Jahre Muſeumsarbeit“, das 1922— in der ſchwerſten Zeit— erſchien, als W. v. Bode das fünfzigjährige Jubiläum ſeiner Tätig⸗ keit an den Verliner Muſeen feierg konnte. Wilhelm von Bode wurde em 10. Dezember 1845 in Calwörde in Braunſchweig geboren, ſtu⸗ dierte zunächſt die Rechte und war zwei Jahre im juriſtiſchen Dienſte in Braunſchweig tätig, gab aber bald dieſe Laufbahn auf und ſtu⸗ Derte in Verlin und Wien Archäologie und Kunſtgeſchichte von 1869 bis 1871. Schon 1870 promovierte er mit einer Arbeit über Franz Hals und ſeine Schule. 1872 wurde er als Aſſiſtent an den Berliner Muſeen angeſtellt und erhielt bald die Leitung der Ab⸗ teilung für chriſtliche Plaſtik. In ſtetigem Aufſteigen gelangte er dann im Laufe der Zeit zu ſeiner bekannten überragenden Stel⸗ lung im Berliner Muſeumsleben. Von 1906 bis 1920 war er Gene⸗ roldirektor der Berliner Kgl. Muſeen, ſeitdem iſt er Direktor der Kaiſer Friedrich⸗Muſeums. An Erfolgen, äußeren Ehrungen, Titeln und Orden hat es im Leben W. v. Bodes nicht gefehlt. 1913 erhierr er den erblichen Adel. Seine Schriften hier aufzuzaylen iſt unmöglich, denn die Studienergebniſſe, die er in ſeiner weitverzweigten For⸗ ſchertätigkeit erarbeitete, hat er ſtets in Veröffentlichungen niederg⸗⸗ legt. Wir finden unter den Sariften ſolche über Rembrandt, über die holländiſche und flämiſche Malerei, eine Geſchichte der deutſchen Plaſtik, ein Handbuch der Vorderaſiatiſchen Knüpfteppiche und eia⸗ der italieniſchen Hausmöbel der Renaiſſance, um nur ein paar ganz 4 Bücher zu nennen. Sie geben einen Begriff von der vier⸗ eitigen wiſſenſchaftlichen Arbeit dieſes Mannes, der neben dieſer Ar. beit noch eine Rieſenverwaltungsaufgabe zu erfüllen hatte. Stimmen des Auslandes über Bode Im neuen Heft des„Kunſtwanderers“, das dem 80. Geburtstag W. v Bode's gewidmet iſt, ſpricht ſich neben anderen Kunſtforſchern des Auslandes auch der Direktor der Vereinſaung„Les amis du nvre“(Freunde des Loupre⸗Muſeums) Raymond Koech⸗ Kammer der Schlichtungsausſchüſſe, bon dem der Referent ſehr die den Gewerbe⸗ und Kaufmannsgerichten durch dau er unß der eren darüber, daß ein Arbeitsgeſetz kommen muß. Nur über das Wie der den Reichswirtſchaftsrat paſſiert hat. Es 5 m Der Redner ſteht aus einer Reihe von e a Standpunkte, daß der Staat die Gerichtsbarkeit zu u Ge⸗ habe, im Gegenſatz zu der Forderung Berlins, das ederung richte haben will. Die Gewerkſchaften wollen keine Eing uf ändig⸗ Alle Streitſachen, auch ſolche über 5000., ſollen der Z Juriſen keit des neuen Gerichtes überwieſen werden. Von 11 23 Ver⸗ wird die Eingliederung verlangt. Ein ſchnelles und bill ges deein fahren würde man bei der Eingliederung nicht r man aus praktiſchen Gründen kommt der Redner zu dem Sch 5 un ſolle die Arbeitsgerichte als Sondergerichte errich 2 auch auf das Syſtem der Rechtsvertretung durch einen lichen verzichten. Die zweite und dritte Inſtanz ſollen die or ber Ve Gerichte bilden. In großen Städten wird man den W erichtes waltung bezüglich der Wahl des Vorſitzenden des ſoll einholen müſſen. Auch die Reviſion, die es ſeither niß 18 000 nach dem neuen Entwurfe möglich ſein für Streitwerte ngalich ſein Mark. Der Redner vertritt hier die Anſicht, daß es überſeringen ſollte, bei Einlegung der Reviſion eine Inſtanz zu über bei Prozeßſachen, die einfach nicht tot zu kriegen ſind. geſerent Wie der Vorſitzende A. Wolf ausführte, hat der den auf der Stuttgarter Tagung, wo er ſeine Anſichten vertrat ſtärkſten Beifall von allen Juriſten geerntet. ö veranſtaltungen Der Guſtav Adolf⸗IJrauenverein Mannheim 0 leterte am 2. Advent ſein 0 ä hriges Jubilä um durch nden Feſtgottesdienſt in der Konkordienkirche. Zwei en, dauerte der Gottesdienſt, aber er iſt niemanden lang vorgelole 7 ſo überraſchend reich waren die Einblicke in die weitperzunt r⸗ beit dieſes Vereins der ſo ganz im Verborgenen Gutes 275 wei meiſt an den Glaubensgenoſſen. Feinſinnige Kirchenchöre 1 die Solo⸗Geſänge der Konzertſängerin Frau Freun dene wunderbar an die Seele griffen, umrahmten die Dargeeltichlichen drei Feſtredner. Kirchenrat v. Schoepffer entbot die ich beim⸗ Grüße und ehrte vor allem das Andenken der erſt kürste int gegangenen Gründerin. Frau Stadtpfarrer Hitzig von 1205 15 tatiskirche. Der Text ſeiner Feſtpredigt am Silberiubiläum de⸗ eins:„Fahre auf die Höhel“(Luc. 5,.) ſoll die Loſung Mitelbu weitere Wirken der Guflav Adolf⸗Frauenſache. Im Mi nbei ſtand die markiae Feſtprediat des Vorſitzenden des Man über Guſtav Adolf⸗Werkes überhaupt. Pfarrer Dr. Hoff Frucht 1. Cor. 16. 9:„Mir iſt eine aroße Tür aufgetan. die wFli auf wirkt. und ſind viel Widerſacher da.“ Jubelnder Dank im ubeln die Vergangenheit gab den Ton für den Rückblick an 2580 Zelt⸗ Freude für den Ausblick in die Zukunft. Es war ein den Er⸗ geſchichte in der Entwicklung Mannheims und in der wachſendeegen. kenntnis der Verpflichtunga der arößten Gemeinde des Landeg land über der Not der Diaſpora und des Ev. Deutſchtums im perbun⸗ und Ueberſee, das an unſerm inneren Auge vorüberrollte. 5 Dank den mit den beſten Namen der Mannheimer Familien. eige⸗ der Diaſpora überbrachte Diakoniſſenpfarrer Scheel der rſtreuuna ner Erſahrung beraus die Not der Evangeliſchen in der! 15 ein ſchilderte und der Freude Worte lieh. die der Mannbeimer e hat, den ſchwer ringenden Gemeinden oftmals und reichlich aeſcken 127 wobei nicht nur das Notwendige zu ſeinem Recht gekommen dern nach rechter Frauen⸗ und Mutterart auch der Pe⸗ Schimmer in kircklichem Sckmuc und edlem Gerät das erſt en de⸗ hagen und die Wärme ſchafft. Kaum erholt von den Stür Perein Krieges und der Nachkrieaszeit mit ihrer Inflation, bat der geps⸗ unter ſeiner tatkräftigen Vorſitzenden, Frau Kirchenrat v. 5 ker, wieder mit neuer Kraft ſeine Tätiakeit aufgenommen. dieſer aroßen Glaubensſache noch viel Jahrzehnte Früchte Wirkens geſchenkt werden! hent Adventsſeier der kirchüch Uberalen veretnigung Mar „„Die käirchlich⸗liberale Vereinigung wurftenguge⸗ am letzten Sonntag für ihre Mütglieder und deren Fam 1919 15 hörigen in den Räumen der Loge Carl, I. 8, 9, eine außete die lich ſtark befuchte Abventsfeier Von 4 Ußr an wche per⸗ Teilnehmer zuerſt zu, einer gemütlichen Kaffeeſtu ipar, A ſammelt, wobei es den hilfsbereiten Damen kein fel helf mit Kaffee und Kuchen zu verſorgen. Fröhliches Klavierſp und die Zeit verkürzen. Dann leitete ein religiöſes Gemeindelied An⸗ die Deklamalion bon Adbentsgedichten über zu der religiöſen hen⸗ 30 teg⸗ 95 n n ge⸗ ſprache des Stadtpfarrer Röothenhöfer, der in zu Herzen 9000 125 Weiſe den Sinn der Adventszeit darlegte. 50 einſt an ete Jahren durch Jeſu Kommen der Welt aufleuchtete, der Glae, kann umhin, die außerordentliche Vielgeſtaltigkeit ſeine. Gelehrſamkeit zu bewundern, die überraſchende Mannigfartig⸗ keit der von ihm behandelten Gegenſtände und den ſozuſagen un!. verfalen Umfang ſeiner Intereſſen. Es gibt wicklich keine Kunſt, die ihn nicht angezogen hätte, und über alle hat er etwar Neues zu ſagen gewußt. Der Grund dafür iſt offenbar, daß er, ſtatt ſich an die gewöhnlichen Verfahren wiſſenſchaftlicher Forſchung zu halten, lieber geſehen hat. Die äußerſte Schärfe ſeines Blickes legt ihm Beziehungen nahe, auf die keine Urkunde hin⸗ gewieſen hätte.„Ein Kunſtwerk“, ſagte er eines Tages in meiner Gegenwart,„muß mir auf den erſten Blick zuſchreien, wer es iſt“. Dieſe Intiution des Blicks iſt eine ſeiner Haupteigen⸗ ſchaften, und wenn ſie zuweilen ihre Gefahren hat, ſo erſcheint er doch hier am meiſten originell. Die Leidenſchaft zu ſchauen erklärt dre allerorts ſo vielen Gegenſtänden gewidmete Beachtung, und wenn ſie dem Gelehrten dienlich geweſen iſt, ſo hat der Muſeumsler⸗ ter nicht weniger glücklich davon profitiert: ſie ermöglichte es ihm, bei der Geſtaltung der Berliner Sammlungen die Beengt⸗ heit der Spezialiſierung zu vermeiden. Der Direktor der Londoner National-Galerie Sir Ch. J. Hol⸗ mes drückt ſeine lebhafte Bewunderung für Bodes Werk, das Kar⸗ ſer Friedrich⸗Muſeum, aus und erinnert an ein Beiſpiel ſelbſtloſen Gelehrtentums bei der Begründung der führenden engliſchen Kunſt⸗ zeitſchrift, an die Hilfe, die Bode damals grobeügig dem Burlington⸗ Magazine gewährte. Dr. Hofſted de Groot im Haag und der Direktor des dortigen Mauritshuiſes, Prof. Martin, können Bo⸗ des Meiſterſchaft in der Forſchung der Kunſt ihres Landes rühmen. Pof. Dr. Schmidt von der Eremitage in Leningrad gedenkt der viel⸗ fachen Verdienſte, die ſich Bode um dieſe„Erſte Holländer Samm⸗ lung der Welt“ erworben hat. Prof. Ganz, der frühere Leiter der Bafler Kunſthalle, widmet Bode eben das von ihm angeregte, nun vollendete große Sammelwerk der Handzeichnungen Hans Holbein⸗ d. J. und der Prager Prof. Mateftek kann chiſdern, wie Bode ſeit Jahrzehnten für die dortige Galerie die entſcheidenden organiſa⸗ toriſchen Anregungen gegeben hat. Soethe über Coearno Wenn auch der Held ſich ſelbſt genug iſt, Berbunden geht er doch geſchwinder; Und wenn der Ueberwundne klug iſt, Geſellt er ſich zum Ueberwinder. Aus den„Zahmen Tenien“. an über Bode und ſein Lebenswerk wie folgt aus: Kein Gehildetet Kunſt und wiſßenſchaft 4 Gh Wladislam Hianlelaw Repmont. der Nabetpr erſche er für Literatur 1924, iſt im Alter von 57 Jahren in r und Reymont, der Verfaſſer zahlreicher realiſtiſch meht⸗ hiſtoriſcher Romane, hatte ſeinen großen Erfolg mit de für de bändigen Heimatroman„Die polniſchen Baa ue ote er au⸗ er auch denNobelpreis erhielt. In dieſem Buche ſchöpf Dorfes. ſeinem eigenen Element, dem tiefen Erlebnis des polniſche 75 be⸗ Die ſchon vor dreizehn Jahren erſchienene deutſche Ueberf en Sahe Werkes wurde erſt durch die Nobelpreisverleihung am ſind. recht eigentlich bekannt. Auch andere Romane des Dich 15„.ds, deutſcher Ueberſetzung erſchienen, und zwar„Der Vam pyit Neh das gelobte Lemd“ und„Der letzte polniſche Reichstag ingeganges, mont iſt der größte polniſche Dichter neben Sienkjewicz hingende ſeit Neue Heimat für das Bozener walther-Penſencl Negien einiger Zeit umlaufenden Nachrichten, daß die italieniſche Bogel⸗ beabſichtige, das Denkmal Walthers von er derſprochen weide in Bozen zu beſeitigen, ſind bisher nicht wi eworbnng worden. Nunmehr ſind in Ciſenach Stimmen la 9 Ahm el die ſich gegen die Vernichtung des Denkmals wenden un 1 neue Heimat in der Wartburgſtadt bieten wolle aßnahne wartet, daß die deutſche Regierung in dieſer Richtung das Den, mefſen wird. Es wäre eine Barbarei ohnegleichen, wenn daß de⸗ mal etwa zerſtört würde und man kann kaum annehmen, aube artige Pläne beſtehen, wenn auch die Entfernung ſaſſung 0 91 leider Tatſache zu werden ſcheint. Gegen eiee lleber en 550 einen Verkauf des Denkmals an Deutſchland wird st. nichts einzuwenden haben. 2 wu Die Königin mit dem Golddiadem. Vor kurgecg ra ahg ter in der Nühe der Ortſchoft Tamanraffant das Kegefunde⸗ Königin von Tinhana entdeckt. Es ſind Schite gen.— worden, die faſt denen des Tutanchamongrabes Sarpohng a Mumie der Königin hat ſich in dem aufgedeckten Sarkophaeſcm ˖ zeichnet erhalten. Ein Golddia de m, das mit Perlen ſe für, iſt, befindet ſich auf ihrem Haupte. Um den Hals trug neu Perlenketten, um den Arm neun goldene 0 MN bien ſilberne Ringe. Neben dem Sarkophag beſand ſi erhal mit ſchönen Schnitzereien in edlem Holz, das vollkommee ner 75 iſt, außerdem zahlreiche kleine Toilettengegenſtände. Aua⸗ be⸗ mwar ein Haufen Edelſteine aufbewahrt, ferner feine des Grabe. Nahrung für die Tote auf ihrer Totenfahrt. Das Alter rabung, wird auf mehrere tauſend Jahre geſchätzt. Die Auscgh Zent e haben ferner eine ſchöne Venusfigur in der Höhe von metern zutage gefördert. 80— — .‚ nnner 77 ²— ¼ĩ ͤ] ͤwQ Neeeeeee eeeee eee „Antwoch, den 9. Dezember 1928 Aene Mannhbeimer Feltung(Mittag⸗Nusgabe) B. Seite. Ar. 57T1 ein ucc untereinander, das leuchte auch unſrer Gegenwart noch, die wacht den furchtbaren Weltkrieg aus ihrem Kulturdünkel aufge⸗ ſei und ohne den nicht geneſen könne, der mit dem Ausſpruch a. 5 5 95„Ich bin das Licht der Welt. Freilich komme es darauf in d aß man dem Adventskönig das Herz öffne, daß er vor allem an iör Familien eine Stätte finde. Die Kirchlich⸗Liberalen wollen Nolk rem Teil dazu mithelfen, daß echte Frömmigkeit heilend im en duniehe; es ſei Pflicht aller freier geſinnten Glaubengenoſ⸗ . urch die Tat zu zeigen, daß man in Glaubensſachen frei ſein 10 und doch ein wahrhaft frommer und tief religiöſer Menſch Kirchlicher Liberalismus iſt nicht nur eine Negation von lüicſte weformen im Intereſſe der Vernunft, ſondern zugleich ernſt⸗ 85 religiöſe Poſition, allen Mißverſtändniſſen und Vorwürfen en Trotz. So ſolle auch dieſe Feierſtunde in allen Teilnehmenden deitufreubigen Entſchluß erneuern zur Mitarbeit in der Wegbe⸗ ſchl ng für den, deſſen Advent wir feiern. Gemeindegeſang be⸗ oß die tiefernſte Rede. Dann ſollt i i kinn öte auch die Freude zu ihrem Rechte kommen. Auf 1 0 ſchwirrte der Ruf durch den Saal: Der Nikolaus mit— Richtig, da kam er mit brauner Kutte und Kaputze, Secht und Rute, aber trotz langem Bart mit ſo freundlichem Stim„daß ſich die Kinder zu ihm drängten. Seine freundliche me hatte einen merkwürdig ähnlichen Klang wie die des Bei aldielere Neumann⸗Hoditz, der ſpäter einige mit großem Find aufgenommene ernſte und frohe Gedichte vortrug. Einige ein 7 hatte der Nikolaus auf ſeinem Zettel ſtehen und hielt ihnen Lc g ihre Untugenden vor, aber ſie kriegten dann doch alle reich⸗ Taß eenfer Nüſſe. Lebkuchen und auch jedes ein ſchönes buntes A. ſeentüchlein. Alle Kinder mußten dann noch verſprechen, brav Mald. dann verſchwand der Nikolaus wieder in den verſchneiten Prech Hierauf bereiteten einige Lieder von Fräulein Fanny nuß hter, mit glockenklarem Sopran geſungen, einen hohen Ge⸗ benſo darauf die ſchon erwähnten Gedichte des Herrn Neu⸗ war n⸗Hoditz. Nochmals wurde, da die Zeit nun vorgerückt 8 Kaffee und Kuchen geboten. Noch bis in den Abend hinein ——5 das Zuſammenſein, zu deſſen fröhlicher Stimmung Herr Fon ann⸗Hoditz auf allgemeinen Wunſch durch manche Deklama⸗ en noch viel beitrug R. dohann Skrauß⸗Abend im Turnverein Mannheim von 1846 lete 1 einer würdigen Ehrung des großen Walzerkönigs geſtal⸗ ien 5 die Erinnerungsfeier an den 100. Geburtstag des unſterb⸗ kie Meiſters. Die Durchführung des Abends oblag der Muſik⸗ 598 e, die ihre Aufgabe unter Führung des Kammermuſikus Her, gece ehrenvoll löſte. In ſeine Begrüßungsworte wußte demitventvecke ſo viel behaglichen Humor zu kleiden, daß für die Bodeivolle und prickelnde Straußmuſik gleich der aufnahmefähige en bereitet war. 18 Pebz rl. Or. Loewecke zeichnete ein farbenfrohes Bild aus dem unden des„Geburtstagskindes“, das von hoher Begeiſterung, Liebe dende grehrung ſprach. Man ſpürte, hier kniete eine tiefempfin⸗ Nr 2 Jüngerin der edlen Muſika im heiligen Tempel der Kunſt Loh inem großen Meiſter. Mit gleicher Empfindung ſang Frau das Fmann⸗Carbin die Arie aus der„Fledermaus“, ferner unſt geunerlied aus dem„Zigeunerbaron“. Es war ein echter wsgebenuß, dieſem ſeelenvollen Vortrag zu lauſchen; die wohl⸗ 157 Fhudete Stimme paßte ſich weich und doch feurig dem Charak⸗ ſich 55 Lieder an. In dem Duett aus dem„Zigeunerbaron“ fand maf ann noch der beſtbekannte Baritoniſt Jean Delank— dies⸗ ſich 5 Tenor— hinzu. Der Wohllaut beider Stimmen erzwang 4 ce niſch eine Wiederholung. Am Flügel war Frl. Dr. LDoe⸗ eine feinfühlende Begleiterin. kondie Gaben, die von der Muikriege gehoten wurden, be. wnzer aus der Ouverture zur Operette„Waldmeiſter“, Kaiſer⸗ Valzz. Fantaſie aus dem„Zigeunerbaron“ und dem ewigſckönen ſer e„An der ſchönen blauen Donau“. In der Wiedergabe die⸗ auter Mufik bewies die wäckere Mufikerſchar eine ge⸗ fall ae Durchbildung und edle Begeiſterung. Der rauſchende Bei⸗ ereſn er ein wohlverdientes Zeichen voller Anerkennung. Der dem. vorſitzende Direktor Thenau ſproch allen Zußdrern aus Danf erzen, als er in tiefempfundenen Worten allen Betefliaten m 7 und Anerkennung zollte. Es ſei beſonders zu begrüßen. daß Tu, Arnverein neben dem körperlichen Sport cuch das Geiſtes Lie kung ſolcher Erbauungsſtunden wolh Wochenend⸗Erhylung. Eine zweckmäßige Einrichtung die ſo⸗ prüßt von den Hotel als auch den Erholungſuchenden dankbar be⸗ geſte wurde, hat der Badiſche Verkehrsverband durch ſede Preispereinbarungen für Wochenend⸗Ausflüge geſchaf⸗ Die äußerſt berechneten Geſamtpreiſe ſchließen Uebernachtung Alte erpftegung von Samstag abend bis einſchließlich Sonn ide ein Ein Hotelverzeichnis mit Angabe der feſten Wochenend⸗ ſeuiſe der einzelnen Hotels iſt durch die Reiſe⸗ und Verkehrsbüros, Re. füigt ret durch den Badiſchen Verkehrsverband in Karlsruhe er⸗ * 3— tonn Ein kransportables Schwarzwaldhaus als Weihnachtsgeſchenk an gewinnen, wer auch nur ein Los der hadiſchen Jugendherbergs⸗ Die deotterie kauft. Nur noch geringe Reſtbeſtände ſind vorhanden. krdſtedung findet beſtimmt am Freitag. 11. Dezember unler be⸗ Er Auſſicht in Karlsruhe ſtatt. ſche himmliſches Vaterhaus und an die brüderliche Liebe der Men⸗ Seehn e edeeede deffe auf n Rommunale Chronik it Lamperkheim. 6. Dez. In der vorgeſtrigen Sitzuna beſchäf⸗ tiate ſich der Gemeinderat mit nachfolgendem: Die der Ge⸗ meinde gehörigen Grundſtücke ſind neu verpachtet. Die Taxe betrua 7662,80 Mk. als Erlös ſind 9130.50 Mk. erzielt. Von der Verpachtung des Geländes des früheren Kles⸗ pernwäldchens wird vorläufia Abſtand genommen. da die Ge⸗ bote nicht der Taxe entſprechen. Es ſoll verſucht werden. die Grund⸗ ſtücke wenn möglich auf die Dauer von 27 Jahren an Intereſſenten zur Anlage von Spargelpflanzungen abzugeben. da ſich der Boden zur Spargelzucht ſehr aut eignet.— Die Gemeinde beſitzt einige Lageplätze ſowohl am Gaswerk als auch in dem Gelände zwi⸗ ſchen Reichsbahn und Induſtriegeleiſe nach der Fabrik von Brown, Boveri u. Cie. Die Plätze werden an Nachſuchende abgegeben.— Durch das Reich iſt man an die Gemeinde mit dem Erſuchen heran⸗ getreten. für die Errichtung eines Beamtenwohnhauſes einen Bauplatz von—800 Qm. bereitzuſtellen. Da kein kommunales Gelände in fraglichem Ausmaß zur Verfüaung ſteht, kann dem An⸗ ſinnen nicht entſprochen werden.— Die Erſtelluna von Benzin⸗ zapfſtellen beſchäftigte die Gemeindevertreter bereits in vor⸗ hergehender Sitzung. Da der Privatier Lana die Genehmiaung zum Einbau der Anlage in die Mauer ſeines Anweſens nicht erteilte. wird dem Fahrradhändler Hamm empfohlen. die Kreuzung der Kaiſer⸗ und Wilhelmſtraße in der Nähe der dortigen Plakatſäule in Betracht zu ziehen.— In den Städten und arößeren Landgemeinden wurde die Polize i ſ. Zt. verſtaatlicht. Nunmehr verlanat der heſ⸗ ſiſche Staat von den Gemeinden mit ſtaatlicher Polizei, daß ſie für einen Beamten den Betrag von 1200 Mk. aufbringen ſollen. Für hier kämen bei 18 Polizeiwachtmeiſtern jährlich 21 600 Mk. in Frage. was den Gemeindehaushalt ganz empfindlich belaſten würde. Ob⸗ wohl der Betrag in zwei Raten aboeführt werden ſoll. kann ſich der Gemeinderat mit Rückſicht auf die überaus mißliche Finanzlaae nicht für das Anſinnen erwärmen und kommt zum ablehnenden Beſchluß. — Der Gemeinderechner hatte ſ. Zt. die Büroräume der Gemeinde⸗ kaſſe nach ſeinem Hauſe verlegt. Als Veraütung für die Benutzung der Räume erhielt er monatlich 60 Mk. Nachdem die Kaſſe wieder nach dem Rathaus zurückverleat iſt, fordert er laut vorgelegten Rech⸗ nungen 180,70 Mk. für Wiederinſtandſezung der Zimmer. Der Ge⸗ meindebaumeiſter wird beauftraat. eine eingehende Prüfung der Rechnungen vorzunehmen. Der Gemeinderat erklärt ſich dann bereit. ein Drittel der Koſten zu tragen.— Die Bildung der Devputation für Steuerangelegenheiten wird bis zum Amtsantritt des neugewählten Gemeinderats am 1. Januar 1926 zurückgeſtellt.— Da durch das Kreisamt Bensbeim keine Bedenken gegen einen Kanalanſchluß der Fabrik Brown. Boveri u. Cie. an den örtlichen Kanal beſtehen. wird die Genehmiauna zur Anlage erteilt. iedoch hat die Firma eine fähr⸗ liche Kanalreiniqungsgebühr von 120 Mk. an die Gemeinde zu ent⸗ richten.— Als Totengräber für den katholiſchen Teil des Friedhofes wird Val. Moos III. beſtellt.— Die Landwirte haben ein Geſuch um Herabſetzung von 50 Prozent der Wiegegebühr für Tabak auf der gemeindlichen Wage eingereicht. Mit Rückſicht darauf. daß dieſe⸗ Jahr für den Tabak nur ein ſehr geringer Preis— 20 bis 25 Mk. ſe Zentner— bezahlt wird, ſieht ſich der Gemeinderat veranlaßt. dem Geſuch zu entſprechen und die Gebühr von 30 auf 20 Pfg. zu ermäßi⸗ gen.— Der Heilſtättenverein Heſſen errichtet im Odenwald am Süd⸗ weſtabhang der Neunkircher Höhe, nicht weit von der Eleonorenheil⸗ ſtätte, eine Kinderheilſtätte für tuberkulös ſchwer erkrankte Kinder. Der Gemeinderat gewährt dem Nerein einen Beitraa von 250 Mk.— Der Bildungsausſchuß der beſſiſchen Gemeindebeamten hält hier für 6 Monate ſeden Samstaa nachmittaa einen Kurs im unteren Rathausſaale ab, an dem ſich 10 Beamte von bier und 15 Beamte von auswärts beteiligen. Von der Gemeinde verlanat man für feden hieſigen Teilnehmer hierzu einen Zuſchuß von 40 Mk., während die Teilnehmer monatlich 5 Mk. bezablen. Die Zahlung wird jedoch von der Gemeindevertretung abgekehnt.— Durch das Ab⸗ leben des Holsſetzers Joh. Hilsheimer iſt die offene Stells neu zu be⸗ ſetzen Junächſt foll bei dem Forſtamt nachaefragt werden, ob: 1 oder „2 Kräfte für den Gemeindewald notwendig ſind. Es ſoll alsdann die „Ausſchreihung der Stelle zur Bewerbunqa erfolgen.— Geden die Ein⸗ traaung des Speziglarzies Dr. Kärcher⸗Mannbeim als Mitteilhaber des Jaadbezirkes Il beſtehen keine Bedenken. Es erfolat Genehmi⸗ VVVVVV it Baden⸗Baden, 7. Dezbr. Am kommende Mitiwoch ſollte eine Bürgergusſchußſitzung zur Beratung des Voran⸗ ſchlages für das Jahr 1925/¾26 ſtattfinden. Jetzt iſt die Sitzung auf den 15. Dezember verſchoben worden und zwar hat der Stadtrat auf Antrag des Oberbürgermeiſters beſchloſſen, in dieſer Sitzung auch den Haushaltsplan für 1926/27 zur Genehmigung vorzulegen. Der Zweck dieſer Maßregel iſt die Bekämpfung der zuünehmenden Erwerbsloligkeit in den Kreiſen der Arbeitgeber und Ar⸗ beitnehmer, denn durch die Genehmigung des Haushältsplanes auch für 1926/27 wird erreicht werden, daß die Mittel für die umfaſſen⸗ den ſtädtiſchen Arbeiten auf den verſchiedenſten Handwerksgebieten mit einem Geſamtaufwand von 500 000 Mk. bereitgeſtellt werden können. Ferner wird für die Förderung des Wohnungs⸗ baues aus Mitteln des Jahres 1926 der Betrag von 200 000 Mk. vorweg zur Verfügung geſtellt und endlich werden für beſondere Notſtandsarbeiten zuſammen noch 230 000 Mk. flüſſig ge⸗ macht.— Die verſchiedenen Rathausfraktionen haben bereits Be⸗ ſprechungen abgehalten, ebenſo die Parteien, in denen der Voran⸗ ſchlag eingehend beſprochen wurde. Wohnung, Stall, Scheune Ende geführt. Aus dem Lande 7 Von der Bergſtraße, 8. Dezbr. Die letzte Zeit des alten und die erſte des neuen Jahres bedeutet für die landwirtſchaftliche Be⸗ völkerung jeweils eine gewiſſe Ruheperiode von den Außen⸗ arbeiten. Selbſt mit dem Fuhrwerk werden— beſonders bei der heurigen ſtrengen Kälte— nur die nötigſten Fahrten unternommenn⸗ Die Bauersleute ziehen ſich in die Gehöfte zurück und finden da in uſw. genug Arbeit für die kurzen Tage. Am Abend iſt man in der mollig erwärmten Stude um den erhelk⸗ ten Tiſch verſammelt, wo von den weiblichen Familiengliedern Voꝛ⸗ bereitungen auf die nahenden Feiertage getroffen werden, während die Schuljugend die Schulaufgaben für den nächſten Tag fertigt und der Vater ſich in die neueſte Lektüre ſeiner Zeitung vertieft. So ver⸗ fließt einförmig zwar, aber doch freudig, nützlich und abwechſelnd auch die Zeit des kommenden Jahreswechſels. Bald nach den Feiertagen wenn wieder die Tage länger werden und die eterung es erlaubt, geht's wieder hinaus in Wald und Flur, in Weinberg, Garten und Feld, wo allenthalben neue Beſchäftigung mit neuer Anregung ſich bietet. Nur ſelten iſt jetzt noch der Spätdruſch zu erledigen. Die Dreſchergebniſſe ſind wohl verkäuflich; Gerſte wird zu 22—. 23„, Weizen zu 24—25„ per Doppelzentner gehandelt. Der Ta⸗ bakhandel ruht z. Z. vollſtändig. Ueber die Kälte letzter Zeit (nachts 10 bis 12 Grad), war glücklicherweiſe die Flur mit Schnee gedeckt, was beſonders der Saat und den Kleefeldern zugute ge⸗ kommen ſein dürfte. Die Zahl der Arbeitsloſen, die zu un⸗ freiwilliger Ruhe genötigt ſind, hat ſich auch in unſerer Gegend noch vermehrk, durch verkürzte Arbeitszeit und zeitweiſe Einſtellung der Betriebe. Hoffentlich bringt das nahende Neujahr wieder beſſere Wirtſchaftsverhältniſſe und reichere Arbeitsgelegenbeit. * Pforzheim, 8. Dezbr. Am Samstag vormittag kam in der Kaiſer Friedrichſtraße eine 34jährige Frau, die mit Waſchen beſchäf⸗ tigt war, mit ihrem Kleide zu nahe an den Ofen, ſodaß ſie von dem Feuer ergriſſen wurde. Sie erlitt ſo ſtarke Brandwunden, daß ſie bald darauf ſtarb. * Kappel, 5. Dez. Vor einigen Tagen brach in der Dreſchmaſchine der Gebrüder Kunz hier Feuer aus. Das Feuer iſt durch Warm⸗ laufen eines Transmiſſionslagers entſtanden. Wahrſcheinlich iſt in⸗ folge der Kälte das Oel im Selbſtöler dickflüßig geworden und die Schmierung infolgedeſſen eine ungenügende geweſen. Der Schuppen mit der Dreſchmaſchine wurde ein Raub der Flammen. Ein Glück war es wohl, daß der Wind dem Feuer nicht fördernd war, ſonſt wäre wohl das ganze Anweſen ein Raub der Flammen geworden. Der Schaden wird auf mindeſtens 20 000 Mark geſchätzt. *Freiburg, 8. Dezbr. Die badiſche entomologiſche Vereinigung in Freiburg hat beſchloſſen, zur Wiedereinführung der Seidenrau⸗ venzucht weitgehende Verſuche anzuftellen, und der Oeffentlichkent ſpäter einen Bericht über die Ergebniſſe zu erſtatten. Die Vorbe⸗ reitungen werden ſofort eingeleitet. Schon im 18. Jahrhundert gav es in der Pfalz und an der Bergſtraße Seidenzucht. *Aeberlingen, 8. Dezember. Am ſogenannten Gänsbühl ver⸗ onügten ſich Kinder mit Rodeln. Ein Mödchen fuhr dabei Pia wer Weis von Eßpaſingen mit dem Schlitten an, ſo daß er zu Fall kam und mit dem Kopfe auf den hartgefrorenen Boden aufſchtug. Der Zuſtand des Verunglückten iſt bedenklich. Aus der pfalz Bellheim, 8. Dez. Am Samstag ſrüh fand man in der Grube Peißenberg den verheirateten Fahrhauer Anton Karg, den ledigen Hauer Eduard Sapp und Joſef Vogel tot auf. Karg hatte ſchwere Verletzungen am Kopf und an den Schultern, Sapp war die Bruſt eingedrückt und Vogel war der Kopf zer ſchmet⸗ tert. Karg hielt in ſeiner Hand den noch in Tätigkeit befind⸗ lichen Bohrhammer. Als Urſache des Unglücks wird angenommen, daß die drei Arbeiter, die mit Steinſprengen beſchäftigt waren, beim Bohren auf einen nicht losgegangenen Schuß, der noch im Geſtein ſteckte kamen und ihn dadurch zur Erploſion brachten. Eine genaue Unterſuchung an Ort und Stelle wurde ſofort ein⸗ seleitet. AKalſersloutern, 7. Dez. Das zweite Pfälziſche Muffk⸗ feſt iſt für Oſtern 1926 in Kaiſerslautern geplant. Di einleitenden Verhandlungen hoben bereits ſtattgefunden. Sportliche Rundſchau dDas Moskauer Schachturnier Am Montag wurden die noch ausſtehenden Hängepartien zu Es gewannen Spielmann gegen Romanowsky und Reti gegen Bogatirtſchuk. Remis endeten die Partien Werlinsky Reti und Genewski—Torre.— Der Turnierſtand hat in der Füh⸗ rung keine Aenderung erfahren. Bogoljubow iſt ſicher Sieger vor Lasker und Capablanca. Nein— baben Sie aber ſchönes Haar!— Kunſtſtück! Es iſt doch mit Lavaren gewaſchen! Emi140 viertes Akademiekonzert 3 Gaſtdirigent: Fritz Buſch an dder jetzige Dresdner Generalmuſikdirektor Fritz Buſch hat ſich Orcheſt Statte ſeines gegenwärtigen Wirkens in dem Empfinden des Aungefügs und Publikums als der eigentliche Nachfolger Schuchs Für abrt. Das war für die Dresdner allerdings ein großes ort. Jens 125 muſikaliſche Deutſchland außerhalb des Weichbilds Dres⸗ In Recbt in Fritz Buſch vor allem der überragende Reger⸗Interpret. Wenn ger kreffen ſich die beiden Brüder Adof und Fritz wuſch znd nicht zoei dieſem die rein äußere Aehnlichkeit mit dem Komponiſten inernie auffallend erſcheint wie bei jenem, ſo will das über die ſogen iche Verbundenheit mit dem Werk Regers gewiß nichts be⸗ awa z man muß Fritz Vuſch bei einer Regerprobe geſehen haben, Möglj eim Einſtudieren der Mozartvariationen; erſt dann iſt es Diri 10 die Ungezwungenheit am Konzertabend in der Art ſeines ſleichemens richtig einzuſchätzen. In anderer Weiſe, aber mit dem gechnite Erfolg wie Bruno Walter iſt auch Buſch ein Proben⸗ Feringen' d. h. er weiß mit feiner Orcheſterpſychologie ſeine nicht Nain en Präziſionsforderungen, die oft bis in pedantiſche Einzel⸗ 8 erſönghen, durchzubringen. Er wirkt dabei bereits durch ſeine dade ſtichteit; in der Art des Dirigierens erinnert er durch die ge⸗ lund braffe Körperhaltung an ſeinen Lehrer Fritz Steinbach, nur Aſlnktes Arme⸗ und Handbewegungen gelöſter, mehr von feinen aber die n beherrſcht.— Er hat diesmal zwar keinen Reger gebracht, gen—0 aydn⸗Variationen von Brahms(op. 56) lie⸗ Buschsf der gleichen Linie der Inſtrumentalkunſt, die der Art Fritz lolchen m meiſten entſpricht. Was ihn bei der Interpretation eines er es Werkes beſonders auszeichnet, iſt die Einfachheit, mit der Zapdn. Bf die urſprünglichen Bezogenheiten zurückführt. Brahms n,.bariationen nehmen eine beſondere Stellung ſchon deshalb das ſi eil ſie das erſte Werk diefer Art innerhalb der neueren Muſik war, riatf gegenüber einer ganzen Anzahl längſt vergeſſener anderer die Dardenwerke durchzuſeken wußte. Urſprünglich hatte Brahms leat di riationen für zwei Klaviere beſtimmt. In der Orcheſteraeſtalt uche Bezanze Weite und Tiefe von Brahms' Satzkunſt: die meiſter⸗ Fuſchs cherrſchung der Kontrapunktik vermag der Nach eichnung Akliſch ie geeignete Unterlage zu bieten. Seine Darſtellung des guf die n beruht auf äußerſter Konzentration und dem Zurückgehen keeintez durch den ganzen Reichtum der linearen Ausbreitung nicht war zichtigte Schiichtheit der Brahms ſchen Kunſtt dem Werk muſterai„Oberon“⸗Ouvertüre vorausgegangen, die einen wäre grltigen Aufbau erfuhr. Wenn bierauf die Sinfonie gefolgt nach die kie der Strauß'ſche„Don Juan“ der Wirkung und Weike richtige Stelle am Schluß eingenommen; denn er war ſchon rein äußerlich der Höhepunkt des Abends. Deshalb wollen wir un auch das„Beſte“ für den Schluß aufbewahren. Die 4. Sinfonie von Schumann(in d⸗moll) ſtammt aus dem Jahre 1841 und iſt gleich nach der erſten Sinfonie in B⸗dur geſchrieben, mithin eigentlich die zweite Sinfonie Schumanns. Doch er hielt das Werk zehn Jahre lang zurück und unterzog es einer Bearbeitung, bevor er es der Welt übergab. Es unterſcheidet ſich von den andern ſeiner Art durch die Forderung, in einem Zuge, ununterbrochen durchgeſpielt zu werden; dieſer äußerliche Zuſam⸗ menhang trennt es von den übrigen ſeiner Gattung dann noch be⸗ ſonders dadurch, als er ſich auch auf den Aufbau der inneren The⸗ matik erſtreckt. Dieſe ſtändige Wiederkehr der erſten thematiſchen Gebilde bietet dem Dirigenten eine reizvolle Aufgabe, das Par⸗ titurbild aufzubauen. Mit beherrſchender Bändigung war die Ein⸗ leitung angelegt, der Allegroteil zeigte das Temperament und die Energie des Leiters; das bereits vorher eingeführte Sechzehntel⸗ motiv ſpielt darin eine weſentliche Rolle, die ihm auch weiterhin nicht verloren geht, ebenſo wie die beiden vorausgehenden Achtel⸗ motive nach der Romanze(ein Bravo dem Cello⸗Solol) und in der Variation der(meiſterlich geſpielten) Solovioline, dann als Va⸗ riation im Trio des Scherzoteils wiederkehren. Das Milde, An⸗ mutige, Weiche in dieſen Partien, wie auch das kräftige Scherzo erklangen in der ganzen Tiefe des im Zenith ſeines Schaffens ſtehenden Schumanns. All das lebte mit der Vertiefung nach der Seite des klanglichen Reizes in dem Finale, deſſen prachtvoller Preſtoſchluß den Abend wenigſtens mit im gewohnten Sinn be⸗ endete. Den Beifallsdank des Publikums dehnte der Gaſtdirigent mit ſichtlichem Entzücken über ſeine Muſiker bereits nach dem Strauß⸗Werk auch auf dieſe aus. Die Qualitäten des Nationaltheaterorcheſters zeigten ſich denn auch von der allerſtärkſten Seite in dem„Don Juan“(op. 20) von Richard Strauß. Alle programmatiſchen Auslegungen hat keiner mehr eingeſchränkt als der Komponiſt ſelbſt, der ſeinem Werk die Verſe Lenaus mit auf den Weg gab, ſchon um zu zeigen daß es ſich nicht um den Umkreis der Mozart ſchen Don Juan⸗„Probleme“ handelt. In der Muſik kann es auch um gar nichts anderes gehen als um die Auswirkung triebhafter Ur⸗ kräfte; jede Einzeldeutung wörtlicher Umſchreibung, das was Auguſt Halm das„Muſikfeuilleton“ nennt muß gerade bei dieſem Werk mit ſeinem ſo konkret anmutenden Titel Schiffbruch erleiden. Viel wich⸗ tiger als die Aufzählung von Don Juans⸗Einzelheiten iſt der Hin⸗ weis auf den muſikaliſchen Aufbau, der nichts anderes enthüllt als die frei behandelte Sonatenform.— Buſch packte das gewaltige Werk an der Wurzel. in der Ausdrucksſteigerung, die eins iſt mit der formalen Beherrſchung, in der wir den Gipfel und damit die endgültige Ueberwindung der Programmuſik im eigentlichen Sinn zu erblicken haben. Eine ſtarke Beſetzung des Streichorcheſters iſt für das Werk durch Melodien, Paſſagen, Untermalungen uſw. ge⸗ fordert, vor allem aber beſitzen die Bläſer ganz entſcheidende The⸗ men und Figuren, denen Buſchs Aufmerkſamkeit galt. Und da waren die Holzbläſer in der Vielſeitigkeit ihrer Aufgaben bewun⸗ dernswert; die Prägnanz der Blechbläſer nicht zu vergeſſen. Der Harfe eignet eine beſonders reizvolle Aufgabe, die mit gewohnter Meiſterſchaft gelöſt wurde, das präzis geführte Schlagzeug darob nicht vergeſſen machen ſoll. In all dem lebte die vermittelnde Kraft des Dirigenten, das eigentliche Geheimnis ſeiner Perſönlichkeit: das beiſpiellos Jugendliche ſeiner Art. Es iſt nicht beſſer zu kennzeichnen als mit dem der Partitur vorangeſchickten Verſen Lenaus: „Hinaus und fort nach immer neuen Siegen, Solang der Jugend Feuerpulſe fliegen!“ Dr. Theater und Muſik Nationaltheater Mannheim. Der Gewinn der Umbeſetzung in den Hauptrollen des„Urfauſt“ war das Gretchen der Karola Behrens. Ich gebe unumwunden zu, daß mich kaum je ein Gretchen ſo ergriffen hat. Wenigſtens bis zu der Szene im Zwinger:„Ach neige Du Schmerzensreiche.“ Die Domſzene, bei der die Unzulänglichkeit der ſzeniſchen Einrichtung zur Unerträg⸗ lichkeit wird, war dadurch um ihre Wirkung gebracht. Die Kerker⸗ ſzene zeigte die derzeitigen Grenzen der Entwicklung des Fräulein Behrens. Hier blieb ſie nur rührend, ohne tragiſch zu erſchüttern. Aber alle jene Szenen, in denen ihre anmutige Jungmädchen⸗ haftigkeit ſich ganz ſchlicht und innig geben darf, ſind wunderſchön. Hier hat die natürliche Art alles hinweggeſchwemmt, was ihr ſicher wie jeder jugendlich Sentimentalen in der Theaterſchule angelernt worden iſt, und ſie iſt ſo entzückend friſch und weer und von ſo echter(nicht Theater⸗Poeſie umfloſſen, daß man vergißt, wiepiel der Wirkung aus der Nur⸗Natur, wieviel aus der künſtleriſchen Geſtaltung kommt. Den Mephiſto ſpielte Raimund Janitſchel als einen derben, ein wenig ruſtfkanen Teufel, ohne Geſchmeidig⸗ keit. Es feblte ihm an geiſtigem Elan, an Liſtigkeit, an Ueber⸗ legenheit. Birgel legte, in kluger Erkenntnis ſeiner Art, den Fauſt weniger auf das Gefühlsmäßige als auf das Geiſtige hin an. So war der erſte Monolog von leidenſchaftlichem Trotz eines un⸗ befriedigten Erkenntnisdranges erfüllt und dieſer Zug kehrte an verſchiedenen Stellen in entſchiedener Betonung wieder. Liebhaber äſt Birgel nicht und den Vers meiſtert er ſprachlich nicht eben glück⸗ lich. Der junge Fauſt des Urfauſt hat zudem mehr elementare Leidenſchaft. In der kleinen Rolle des Lieschen zeigte Alice Droller Geſchick im Charakteriſieren, den Monolog des Valen⸗ tin ſprach Parſen mit Geſchmack. hs. d. Seife. Ar. 571 Neue Mannheſmer Jelkung(Mittag⸗Nusgabel mittwoch, den 9. Dezember 1920 Neue Mannheimer Jeitung Handelsblatt Der Anilintruſt Von Dr. Fritz Runkel, Bensberg⸗Köln Die Großfirmen, die ſeit. 1916 in der„Intereſſengemein⸗ ſchaft“ der deutſchen Farbeninduſtrie zuſammengeſchloſſen ſind, haben bekanntlich por kurzem das llebereinkommen getroffen, zur Vereinfachung, Verbeſſerung und Verbilligung ihres Geſchäfts⸗ betriebes eine Verſchmelzung ihrer Unternehmungen vorzunehmen. Die grundlegenden Abmachungen über dieſe große Aktion ſind aus den Berichten der Preſſe bekannt. Es handelt ſich hier um die größte kapitaliſtiſche Kräftezuſammenfaſſung, die Deutſchland bisher erlebt hat, nämlich um ein Geſamtkapital von rund 750 Mill. 1 einſchließlich der Reſerven der beteiligten 6 Firmen) und um eine Beſchäftigtenzahl von reichlich 100 000. Was aber an dem ganzen Vorgang beſonders bezeichnend iſt, liegt darin, daß ſich die Werke entſchloſſen haben, den großen Schritt von der„Intereſſengemeinſchaft“ zum„Truſt“ zu wagen. Es handelt ſich alſo nicht mehr lediglich um eine Geſchäftsführung ſelbſtändig bleibender Unternehmungen nach gemeinſam jeſt⸗ gelegten, allgemeinen Richtlinien und um die Verteilung des Geſamt⸗ ewinns nach einem Schluſſel, der den Kapitalien der Werke ent⸗ pricht, ſondern um ein völliges Aufgehen der Firmen in einer neuen großen Geſellſchaft, die für alle von einer zentralen Stelle aus geleitet wird, und die man nach dem bekannten amerikaniſchen Vorbild mit dem oben ſchon genannten Namen„Truſt“ belegen kann. Der Hinweis auf die parallelen amerikaniſchen Er⸗ [cheinungen gibt aber die Veranlaſſung auch einmal einen Blick auf die entſprechende Entwicklung in der Farbenindu⸗ ſtrie der Bereinigten Staaten zu werfen. In dieſem Lande kann allerdings nicht von einem derartigen truſtmäßigen Zuſammenſchluß im Farbſtoffgewerbe geſprochen werden, wie wir ihn zurzeit in Deutſchland beobachten. ber die Entwicklung der amerikaniſchen Verhältniſſe in dieſem Gewerbezweig hat zweifellos eine ſehr ſtarke Anregung zur großen deutſchen Konzentration ge⸗ geben, wie das in gewiſſem Umfang auch von der Nachkriegsentwick⸗ lung in anderen Ländern, zumal in Frankreich und En g⸗ land, geſagt werden kann. der Ausbau der amerikaniſchen Farbeninduſtrie hat nämlich in den letzten Jahren eine derartige Ausdehnung angenommen, daß man drüben in allem Ernſt damit rechnet, in nicht zu ferner Zeit die Weltführung in der Farbenerzeugung zu gewinnen, alſo die Rolle zu über⸗ nehmen, die bisher Deutſchland konkurrenzlos geſpielt hatte. Wäh⸗ rend man im Jahre 1914 nur 7 amerikaniſche Firmen zählte, die 6,6 Millionen lbs. Farbſtoffe mit einem Verkaufswert von 2,47 Mill. Dollar erzeugten, waren es 1923(eine neuere Statiſtik war noch nicht zu erlangen) ſchon 88 Unternehmungen, deren Pro⸗ duktion ſich auf 93,7 Millionen lbs. ſtellte, von den 86,6 Mill. lbs. einen Verkaufserlös von 47,2 Mill. Dollar erbrachten, wobei man eine durch techniſche und organiſatoriſche Vervollkommnungen er⸗ zielte außerordentliche Verbilligung der Produk⸗ tion berückſichtigen muß, um zu erkennen, daß die hochwer⸗ tigen Erzeugniſſe einen immer größeren Anteil an der Geſamt⸗ Oeſterreichs Sanierung die Wiederaufrichtung der Wirtſchaft deſter⸗ reichs gehört, wie uns von ſachverſtändiger Seite geſchrieben wird, zweifellos zu den ſchwierigſten und denkwürdigſten Experimenten der Nachkriegszeit. Als man im Herbſt 1922 zur Verwirklichung des Sanierungsplanes ſchritt, hatte man nichts ſeinesgleichen in der menge gewannen. Dieſe Entwicklung der Produktionsſteigerung iſt beſonders dadurch herbeigeführt worden, daß man in Amerika aunch die„Jwiſchenprodükte“ herſtellen lernte, alſo gerade das⸗ jenige, worin man früher von Deutſchland völlig abhängig geweſen war. Es iſt ſoweit gekommen, daß die Vereinigten Staaten heute nicht nur ihren eigenen Bedarf faſt völlig(im Jahre 1923 zu 96 PpCt.) decken, ſondern auch ſchon mit in die Reihe der Aus⸗ fuhrländer für Farbſtoffe eingerückt ſind. Konnten doch 1923 18 Millionen lbs. ausgeführt wernen gegenüber 8,3 Millionen im Jahre 1922. Es würde zu weit führen, wenn man die entſprechende Ent⸗ wicklung in den anderen Wettbewerbsländern darſtellen wollte. Jedenfalls mußte ſich den deutſchen Firmen die Notwendig⸗ keit aufdrängen, ſich durch eine„Rationaliſierung“ ihrer Erzeugniſſe beſſer für den Kampf auf dem Welkmarkt zu rüſten. Die geſamte Lage wird dadurch weiter erſchwert, daß die derzeitige Weltproduktion in Farbſtoffen den Bedarf erheblich über⸗ ſchreiten dürfte. Man ſchätzt zurzeit die Jahreserzeugung auf 600 Millionen lbs., was eine Verdoppelung der Vorkriegs⸗ produktion bedeutet. Ein bezeichnendes Licht auf die Lage wirft auch die Feſtſtellung, daß von der Vorkriegserzeugung in Höhe von rund 300 Millionen lbs. im Jahre 1913 nicht weniger als 280 Mill. auf Deutſchland entfielen, von denen 240 Mill. ausgefübrt wurden. Die deutſche Ausfuhr belief ſich demgegenüber im Jahre 1923 auf nur 74 Mill. lbs. Daß es in erſter Linie der Krieg war, der dieſe für Deutſch⸗ land grundlegende Verſchiebung der Verhältniſſe herbeigeführt hat, braucht im einzelnen wohl nicht dargelegt zu werden. So wie der Krieg Deutſchland die Hände band, löſte er im Ausland, das mit freien Armen arbeiten konnte, und, wie namentlich Amerika, über gewaltige finanzielle Mittel verfügte, einen geradezu ſtürmiſchen Drang nach Entwicklung aus und zwar in erſter Linie auf ſolchen induſtriellen Gebieten, in denen Deutſchland bisher auf dem Welt⸗ markt führend geweſen war. Gerade das deutſche Farbſtoffgewerbe war es ja von feher, deſſen ſtolzen Siegeszug das Ausland mit ge⸗ miſchten Gefühlen betrachten mußte. Zu einem Wiederaufbau iſt aber auch für Deutſchland die Stunde gekommen. Wenn heute für unſer Land die Parole lautet, den Abſatz unſerer Induſtrieerzeugniſſe nach dem Ausland mit Anſpannung der äußerſten Kräfte zu erhöhen, um zumal die gewaltigen Laſten aus dem Vertrag vonVerſailles tragen zu können, ſo gilt dieſe Loſung mit in erſter Linie für unſere Farxbeninduſtrie. Zu einem ſolchen Wiederaufbau gehören aber gewaltige neue Geldmittel. In der Finanzierung unſerer Induſtrie ſind wir ja nun zurzeit in hohem Grade auf die Hilfe des Auslandes angewieſen. Wir werden aber— und das gilt beſon⸗ ders für unſer chemiſches Gewerbe— eher einen entſprechenden Kredit vom Ausland exlangen, wenn wir in ſoſchen großen Ver⸗ bänden, wie ſie der Farbentruſt darſtellt, den auslöndiſchen Geld⸗ gebern die nötige Sicherheit bieten können. Die Pfälziſche Wirtſchaftsbank Al, der Pfalz erhalten wir über die beabſichtigte Grün⸗ dung der Pfälziſchen Wirtſchaftsbank folgende Mit⸗ keilung: z Heber den Stand der Verhandlungen Gründung einer pfälziſchen Wiriſchäftsbank teills⸗ der pfälziſche Geheimrat Dr. Zapf, in einer Verſammlun eichstagsabgeordnete der Deutſchen Volks⸗ er „-⸗ Die Lage der Brauinduſtrie. Die naßkalte Weeegeh letzten Wochen hat den im Winter üblichen Rückgang des friedi noch weſentlich verſchärft. War auch das Sommiergeſchäft be 1 Geit gend, ſo iſt doch die Lage der Brauinduſtrie ſchwierig, weil zu dden die Eindeckung der Rohſtoffe vorgenommen Webe muß und die Reichsbank an Krediteinſchränkung feſthält. Auch Bon das Geſchäft weiter unter der ſteigenden Arbeitsloſigrein tende großer Bedeutung für die Brauinduſtrie wird die bevor ung⸗ Abſtimmung im Reichstag tder Frage des Gemeindebeſtime ble rechts ſein. Die Einführung des Geſetzes würde nicht nur Gebiel Brauereien, ſondern auch darüber hinaus für viele andere von unabſehbaren Folgen ſein. Gegenüber der Kündigung Rahmentarifs durch die Arbeitnehmer auf den 31. Dezembe. mit halten die Arbeitgeber eine Verlängerung ſeiner Geltungsdaule Rückſicht auf das zu erwartende Arbeitszeitgeſetz für ang bra OReiherſtzeg⸗-Schiſt werſt u. Maſchinenfabrik.-., Hambe Die Geſellſchaft beruft auf den 31. Dezember eine ao. G in der u. a. Beſchluß gefaßt werden ſoll auf Verwer des Geſellſchaftsvernögens durch Veräußerung Vermögens im Ganzen gegen Gewährung von Aktien det nehmenden Geſellſchaft unter Ausſchluß der Liquidation Vermögens. n in O 10 ſache Ueberzeichnung der Kalk-Anleihe. Die geſtern London zur Zeichnung aufgelegte Kali⸗Anleihe wurk 5 bald nach der Auflegung wieder geſchloſſen. Es ergab 3 ache ſolche Ueberzeichnung, daß man dieſe arf das 3e n des Anleihebetrages annimmt. ſtrigen OBerlin-Borſigwalder Metallwerke.⸗G. In der 901 85 Gläubigerverſammlung der Geſellſchaft wurde ein Vergnf vorſchlag gutgeheißen, demzufolge die Geſchäftsauf ollen evbtl. vermieden werden könnte. Nach dem Vorſchaß ſion die Waren und die Debitoren einer Gläubiger⸗Komm 1 zu einer gemeinſamen Verwertung überlaſſen werden. Zwei 0 häuſer übernehmen die Garantie, daß 50 pCt. der Forderunge zum 10. Januar 1926 bezahlt werden. ilung OAnorrbtemſe.-G. Wie wir hören, iſt die Abtene Kompreſſorenbau der Berliner.⸗G. für Maſchinenfabrikalſen n ſe Eifengteßerei vorm. Freund, nunmehr an die Knorrbt ein .⸗G. übergegangen. Damit ſſt zugleich die Herſtellung ach Spezialſtahls und des Stahlformguſſes aus beſonderen Oefen reiche geführt. Wegen des letzteren Verfahrens ſchweben ausſichts Lizenzverhandlungen. at mit der Harpener Bergbau.⸗G. Bei der Geſellſchaft iſt— da Möglichkeit eines abermaligen Dividendenausfalles zu ke e, die Geſellſchaft als reine Zeche unter Abſaßſchwierigkeiten beſ zu leiden hat. 5 Börſenberichte Franzöſiſcher Franken weiter abgeſchwächt don An Arbitragekurſen wurden heute genannt: gegen Paris 12874, London gegen Schweiz 25,14, London 9840 Italien 120,35, London gegen Holland 120,60, London gegcheln 2189, London gegen Kopenhagen 19,47, London gegen Slo 18,16, London gegen Brüſſel 107,1. 6 heute In Reichsmark notierten: Paris geſtern 16,, 1580 Pfg, London unverändert 20,37, Holland 1071 eche⸗ Schweig 81 Pfg., Belgien 19 Pfg., Italien 16,92 Pfg⸗ 2 40 4. ſlowakei 12,44 Pig., Daänemark 1,4,60, Stockholm 1,1 2 Osto 85,26 Pfg., Madrid 59,04 Pfg., Argentinien 1,74,0. HBerliner Metallbörſe vom 8. dezember 1 5 Btelle in Reſimart für 1 Kü. des übel⸗ „Weltgeſchichte. Nach den gleichen Prinzipien wurde auch Ungarn uure einer numung der De. ſaniert und wenn man den Dawesplan eingehend ſtudiert, ſo findet partei der Pfalz mit, daß der bäherſſche Miiſerpräſdenf Dr. Held e ee eeee 240.45 4. man auch dort wichtige Einzelheiten, die der öſterreichiſchen nach den Beſprechungen in München die Vekwirklichung der Idee, Nafftnadekupſer Hee— 85 3 Sanierungsaktion entnommen wurden. Dies macht die Sanierungs- deren Bedeutung für das pfälalſche Wirtſchaftsleben er ſofort er⸗ gleeei iem 0 0 aktion nicht nur für Oeſterreich, ſondern auch für andere Länder kannt habe, mit außerordentlicher Tatkraft fördert und daß auch— 189456 12520 intereſſant. Ueber dieſes Werk ſprach vor einigen Tagen auf Ver⸗ Reichskanzler Dr. Luther ſeine Unterſtützung zugeſagt hat Flatenzuk Jas 64.85 Sbber ide 1 anlaſſung der ſterttisch volksmirt Haſthachen Geſellſchaft in Baſe der mit dem Erfolg, daß vom Reich nicht unbeträchtliche Mittel zur Afuminum 2 800 2480 Sel Bakn e Gr. General Rommiſſär des Völkerbundes für Oeſterreich, Dr. Rudolf Berfügung geftellt worden ſind. Die Verwirklichung des Planes iſt eenben 8. Vezembek Witalmach In Uh. l. b. en/ 100 5 9155 Zimmermann, der frühere Bürgermeiſter don Rotterdam. Et heute bereits foweſt gediehen, daß nur mehr die Rechtsform⸗%% TTT 30 0 bezondelte au⸗führlich die bisherigen Erfolge des Sanierungswerkes an finden end mur noch einige Sczwierigkeiten zu überwinden iindt aute, Ahe VCCFCCCTTTTCC0b unß die Borausſetzungen zur vollkommenen Wiederherſtellung des Man kann daher öhne ſich einer Uebertreibung ſchuldig zu machen, de. Kian 949.88. Aunn beße 20 1 2/W NenHs ſagen, daß die Gründung der Wirtſchaftsbank, die der pfälziſchen ſterreichiſchen Haushaltes und der Volkswirtſchaft. Es iſt wöhl daß die Grt 1 N iſch ˖ 4 Induſtrie und dem Gewerbe langfriſtige Kredite zu einem Zicht nötig, hiet auf das Bild einzugzhen, das Oeſterreich zu der Zeit bot, als es, dem Untergang faſt nahe, um Hilfe des Bölkerbundes erſuchte. Sowohl durch den Krieg, als auch durch die Mißwirtſchaft der Nachkriegszeit, die die Währung voll⸗ kommen en hatte, war es nicht mehr möglich, ohne fremde Hllfe den öffentlichen Haushalt und mit ihm die Wirtſchaft in Ordnung zu halten. Der vom Völkerbund entworfene Plan, der nun ſeit drei Jahren in Wirkſamkeit iſt, ſetzt ſich aus zwei grund⸗ legenden, eng zufſammenhängenden Abſchnitten zuſammen. Der rſte befaßt ſich mit der Währung, der zweite mit dem Staats⸗ haushalt. 55 Mit eine der wichtigſten Aufgaben des Sanierungsplanes war die Währungs⸗Stabiliſierung. Dieſe iſt mit Hilfe der neugegründeten Notenbank, die die Ausgabe ungedeckter Noten, die „Diskontierung von Finanzwechſeln und die Gewährung von Vor⸗ ſchüſſen an den Staat nicht vornehmen darf, bis heute vollkommen Durchgeführt worden. Der eineinhalb Jahre dauernden ſchweren Pirtſchaftskriſe hat die Währung ſtandgehalten. Als nächſtes mußte nun der Staatshaushalt auf eine geſunde Baſis geſtellt, die Einnahmen erhöht und die Ausgaben zugleich verringert werden. Dadurch wurde perſucht, das Gleichgewicht im Budget zu erreichen. Auch hierin wurden ſehr 77 7 Erfolge erzielt. Veider allerdings in erſter Linle nur durch Erhöhung der Ein⸗ nahmen. Durch neue Steuern wurden die Erträgniſſe geſteigert, insbeſondere durch die Inkraftſetzung und Erhöhung der Waren⸗ Umſatzſteuer, die einen großen Teil der Einnahmen des öſterreſchi⸗ ſchen Staates darſtellt. An Alszgaben konnte jedoch nur Geringes geſpart werden, denn im öſterreichiſchen Staate ſtellen einen bedeutenden Teil der Ausgaben die Penſionen und die Gehälter der Beamten dar. Wenn auch eine große Anzahl von Beamten entlaſſen wurde, ſo erreichte man hierdurch keine großen Erſparniſſe an Ausgaben infolge der zu großen und zu freigebigen Penſtonen. Das öſterreichiſche Volk, das heute%½ Millionen Köpfe umfaßt, muß 190000 Beam:e, 122 000 Penſionierte, 150 000 Erwerbsloſe und 60 000 Kriegsrentner erhalten. Trotz dieſer ſchweren Laſten, die auf den Schultern des ver⸗ armten Oeſterreichs liegen, hat das Land es verſtanden, ſich ſeinen Haushalt in der Reihe zu halten. Wien iſt der durch ſeine natür⸗ liche Lage bedingte Zentral⸗ und Handelsplatz des Balkans geblie⸗ hen. Viele Induſtrien, deren Betriebe ſich in den Nachfolge⸗Staaten des alten Oeſterreichs befinden, haben noch ihre Zentralverwal⸗ tungen an dem ſeither innegehabten Platz. Dadurch bedingt iſt eine weſentlich größere Geſchäftstätigkeit in der Haupt⸗ ſtadt des neuen Oeſterreichs, was natürlich für die Steuereinnah⸗ men des Staates ein außerordentlich großer Vorteil iſt. Es iſt nun zu hoffen, daß das angefangene und bisher gut durchgeführte Werk der Sanierung Oeſterreichs durch den Völker⸗ bund auch fürderhin die auf es geſetzten Hoffnungen erfüllt und Oeſterreich nach Ueberwindung der jetzigen ſchweren Wirtſchaftskriſe zu einem durchaus lebensfähigen Staatsgebilde führt. F..L. vernünftigen Zinsfuß zur Verfügung ſtellen ſoll, wenn auch noch nicht perfekt, ſo doch dank der tatkräftiaen Unterſtützung des bayeriſchen Minſſtexpräſidenten auf gutem Wege iſt. Ar- Von den heidelberger Kahn⸗Konzern-Firmen. Aus Heidel⸗ berg wird uns unterm 8. Dezember geſchrieben: Der gemiſcht⸗ beſchließende Ausſchuß hat ſich heute mit der beantragten Stellung einer Bürgſchaft bei der Reichsbank für die dem Kahn⸗ Konzern angehörenden Firmen Schnellpreſſenfabrik u. Ch., Maquet.⸗G., befaßt. Eine Beſchlußfaſſung iſt nicht erfolgt, da einige Vorfragen noch gelöſt werden ſollen. Brauerei Henninger, Frankfurl a. Ni. Wie verlautet, ſchlägt die Verwaltung der Brauerei Henninger⸗Kempff⸗Stern die Aus⸗ ſchüttung von 10 pCt. Dividende vor. 51. Akkienbrauerei Fürth vorm. Gebr. Grüner, Fürth. Die Steigerung des Bierabſatzes hat während des Berlichksjahres an⸗ Fnn wobei eine Anzahl neuer Abſatzſtellen gewonnen wurden. ie mit dem Erwerb des neuen Kundenkreiſes verknüpfte Darlehns⸗ hingabe wurde dabei im Rahmen der Zulleen Mittel gehalten. Auch der alten Kundſchaft wurde gegen Sicherheit finanzielle Bei⸗ hilfe gewährt. Im Betrieb wurden Neuanſchaffungen und Erweite⸗ rungen ben Maee Der Rohgewinn erbrachte 2 758 720 l, davon erforderten Unkoſten 2 381 324 und Abſchreibungen 140 960 l. Aus dem Reingewinn von 236 436% werden 12 pCt. Di vi⸗ dende auf 1 Mill. ½ Kapital, 15 220 Tantiemen und 53 216/ Vortrag vorgeſchlagen. Im laufenden Jahre ſei der Bierabſatz bisher befriedigend, wobei ſich der Verbrauch in den im abgelaufenen Jahre gewonnenen neuen Verkausſtätten auswirke. c· Vorratsaktien als Dividende. Der.⸗V. der Rheini⸗ ſchen Glashütten⸗A.⸗G., Köln⸗Ehrenfeld, wird vor⸗ geſchlagen, anſtatt einer Dividende den Aktionären im Verhältnis :1 Grati aktien(alſo auf vier Stammaktien eine Gratis⸗ aktie), insgeſamt 100 000 Rell, anzubieten. Die Aktien werden auf dem im Portefeuflle der Geſellſchaft befindlichen Vorratsaktienpaket in Höhe von 200 000 R. entnommen. „o- Sk. Jugberter Glashülte, Sdarbrücken. Die im Jahre 1920 in franzöſiſchen Beſitz übergegangene Aktiengeſellſchaft St. Ingbert ſchließt im Geſchäftsjahr 1924/25 mit einem Reingewinn von 137 510 Franken ab, ſo daß eine Dividende von 6 pCt. wie int Vorjahre zur Verteilung kommen kann. OHanſa-Lloyd⸗Werke.⸗GG. Aus Verwaltungskreiſen ver⸗ lautet, daß der Laſtwagenbau eine befriedigende Beſchäftigung auf⸗ zuweiſen hat. Bei der kriſenhaften Lage der deutſchen Wirtſchaft müſſe jedoch von der Ausſchüttung einer Dioldende Abſtand genommen werden. Niederreheiniſche Bergwerks.⸗G., Neukirchen. Die Geſell⸗ ſchaft, die ſchon in 1924 einen Verluſt von 23844 aufwies, wird auch für das abgelaufene Geſchäftsjahr dividendenlos bleiben. ——— Nasch Eiralt mit not- Band gleich zur Abmendung des neut Dacdtung 50 Kernseffe-Gehaſt(mind.80 Fetts.). lal jst seit 30 Jah ren erprobt. Ueberall wied zu haben, wo im Schaufenster sſehtb neueſte Handelsnochrichten i Berüin, 8. Dez.(Lon unſerm Berlſtter Büro) Dem Ncg, rat iſt, wie wir hören, ſoeben ein Aber awegingen onkurſes Der Entwurf bildet nur einen Teil des geſamten Hegehee be Preisabbau, mit deſſen Einzelheiten ſich der Reichszahtmete anhen faßt hat. Der Entwurf enthält nicht weniger als 85 Paraakurſen, und regelt das Vergleichsperfahren zur Abwendung des Seteaufeh das die bisher vielfach angefochtene Mekhode der Geſcha eſchle⸗ ablöſen foll. Der Verſuch, namentlich den Mangel der aufſicht zu beſeitigen, der in der allzu langen Befriſtung omen⸗ und will gleichzeitig dem Schuldner ein letztes Mitlel zaur aglicht dung des Konkurſes in die Hand geben. Der Entwur—— es, die ſogenannten„Vergleichsſtörer“ zu maſoriſterer Verfahren muß innerhalb—8 Wochen abgeſchloſſen ſein. muß es es nicht, den Schuldner auf Nieſe Art zu ſaniereg, daun eus zu zum Konkurs kommen. Den Termin des Jnkraftee Regik⸗ beſtimmen, wird dem Reichstag vorbehalten bleiben. iusſichlich rung liegt natürlich an möglichſter Beſchleunigung. Vora ſein. wird aber eine gewiſſe Uebergangszeit nicht zu vermeiden Schiffahrt Frachtengeſchäft in Duisburg-Ruhrort vom 8. De 765 Die Geſchäftslage hat ſich gegen geſtern nur wenig——7 Es ſind wohl einige Schiffe in Tagesmiete ab Ruhrort beand die angenommen worden und zwar zu 5 Pfg. für den* Drittel Tonne, bei geſchloſſener Schiffahrt durch Eis jedoch nur zan der Tagesmiete. Die Exportkohlenfracht nach Rottem Retſel werpen erfuhr keine Verändetung. Es wurden nur weeug flür vergeben. Der Schlepplohn nach Rotterdam⸗Antwerpen größere beladene Kähne 400—500 Gulden. 5 Waſſerſtandsbeobachtungen im Ahein⸗Pegel E 2 4 e. Nedar- Begel] L DDD 2 Schusterinſel:. ge8e„ Awennben 206 242 25 21 Kehl 1501,8 182 1. 46 Heil bronn— Maxau. 3428,87 8,43 3, 3 Mafnheim 2,1% 2,08 2,10 2. Kaub 15— —11 Neln 14120 10, ** 1 Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerel Dr. 17 2. ue Mafinheimer Zeitung, G. m. b.., Mannheim, 1 Diretnon: Ferdinand Heyme. olttiſchen Tel Chefrebatteur: Kurt Fiſcher. Verantwortlich für den po mmes: n Hans Alfred Meißner; für das Ffeuilleton: Dr. Srit, Hegen bes Kommunalpollak und Lokales: Richard Schönſender? un und 55. Neucs aus aller Welk! Willg Mäller; für Handelsnachrichten ernbar übrigen redaktionellen Teil: Franz Kircher; für Anzeigen: J. „ ⁊ᷣͤ ̃ß—— —— eeeerr r rSreensn 2 Sache die diarund % eiln Mtta ⸗Aus abel 7. Seite. Statt besond Gott dem Allmächtigen Gatten, unseren lieben Vat Die trauernd Die Beisetzung findet Donn Großvater, Onkel und Schwiegervater, Herrn Karl Kirsch Küfermeister im Alter von 64 Jahren in die ewige Heimat abzurufen. Sandhofen, den 8. Dezember 1925. nachmittags 4 Uhr, von der Friedhofkapelle Sandhofen aus statt erer Anzeige. hat es gefallen, meinen lieben er, Bruder, Neffe, Schwager, 2712 en Hinterbliebenen. erstag, den 10. Dezember 1925, unter A. L. 60 an die WVaſchgeſtell, klein. Tiſch, Ikaufen geſucht. Angebote zu kauf. geſ. Preisangeb Kauf-Gesuche. Etwa 1200 Stück gebr. Fdlzziegel zu kaufen geſucht. Aug. Kuch, Gipſer⸗ geſchäft, Stockhornſtr. 47 5465 ne und Regale für Zigarrengeſchäft zu kaufen geſucht. Angebote Geſchäftsſtelle. Tbelle deltztele 12725 Badezimmer⸗Spiegel zu unter A. E. 54 an die Geſchäftsſtelle.*2708 Gebrauchte, guterhalt. Schreibmaschine unter T. J 184 an die Geſchäftsſtelle. 3031 L Danksagung sagen wir auf diesem Wege unseren Mannheim(N 4. 18), den 8. Dez. Für die zahlreichen Beweise herzlicher Teilnahme an dem Hinscheiden unseres nun in Gott ruhenden unvergeßlichen Oatten und Vaters, Herrn Hubert Montulet Die trauernden H nterbliebenen: Frau Anna Montulet und Kinder in der Woche Stopfien Stick- u innigsten Dank 192⁵ Ronkursverfahren. gelcber das Vermögen der Ehefrau Ella kung; Inhbaberin einer Kolonialwarenhand⸗ nachmün. Mannheim, I. 2. 22 wird heute Afnetittag 6 Uhr das Konkursverfahren er⸗ Kechte Zum Konkursverwalter iſt ernannt: Lonfuanwalt Dr. Jordan in Mannheim. mbersforderungen ſind bis zum 30. De⸗ Jugler, 1925 bei dem Gerichte anzumelden. Vahkec wird zur Beſchlupfaſſung über die Beſtenzeines definitiven Berwalters, über die Antreung eines Gläubigerausſchuſes und Lunknenden Falles über die in 8 139 der auf Draordnung bezeichneten Ge zenſtände nittaggunerstag, den 7. Januar 1926, vor⸗ gemelde 11 Uhr., ſowie zur Prüfuna der an⸗ 7. J deten Forderungen auf Donnerstag. den kutennar 1920, vormittags 11 Ubr, vor dem Nr. ſerichte Abt. BG. 1. II. Stock, Zimmer Termin anberaumt. Allen Per⸗ eine zur Konkursmaſſe gehörige daſe im Beſitz haben oder zur Konkurs⸗ dichts etwas ſchuldta find, wird aufgegeben, gen, bber den Gemeinſchuldner zu verabfol⸗ zuferleter zu leiſten, auch die Verpflichtung den Fol von dem Beſitze der Sache und von orderungen, für welche ſie aus der ehmen geſonderte Befriedigung in Anſpruch Dezemz dem Konkursverwalter bis zum 30. Mander 1025 Anzeige zu machen. 140 uheim, den 7. Dezember 1028. Amtsgericht BG. 1. An Verkauf von Feuerwerkskörpern betr. des§ 29 Pol.⸗Str.⸗G.⸗B. wird kubefonabe von Feuerwerkskörpern jeder Art, nern dere von Kanonenſchlägern, Schwär⸗ der—2— Fröichen mit Wirkung vom Tage Aalen abe an bis zum 2. Januar 1055 Zarlagt. zu 150 berhanzlungen werden mit Geld bis traſt.“ oder mit Haft bis zu 6 Wochen beuntein. den 5. Dezember 1925. uoliseibtrektion 2lbt. B. M und ſder Reviſion des Kataſters der land⸗ urde boſtwirtſchaftlichen Unfallverſicherung Frn. derenonnen. Wir ſordern alle dieſeni⸗ küuſe zin, landwirtſchaftlicher Betrieb im Wabren fles Jahres eine ſolche Aenderung ſüberen bat. welche eine Verſetzung in eine aunſe zieder niedere Beitragsklaue bedingt, Abſinet eienigen, welche einen Betrieb neu de Verder eingeſtellt haben, hiermit auf, b. Das Kründerungen anzuzeigen. 4 del der gtaſter für Mannbeim⸗Altſtadt liegt Gslenig tädt. Gutsverwaltung, Luiſenring 49, Nemeindeflür Käfertal und Waldhof auf dem becaran ſekretariat Käfertal, diejenigen von botr. Gen Jeudenheim und Rheinau auf den on Sandſeindeſekretariaten und diejenigen donſen ofen, Sandtorf und Kirſchgarts⸗ UAen zunf dem Gemeindeſekretariat Sand⸗ Tagen auf. t der Beteiligten während Maunzein,— Di den 8. Dezember 1925. ie Abſchätzungskommiſſion. ſch: 5 ahe Hadtenſde Iu dölbril: Feu daern wir in der Farrenhaltun 93 Jiegenen beim 6 zur ucht untaugliche WVeaböcke Städt. ee 25 , Gebäudesondersteuer. 15 ſall uchen um Zahlung der am 5. Dezember Wivemder 9 geweſenen Gebäudeſonderſteuer für er bis 1 25 mit einer letzten Friſt von 3 Tagen. 5* geſ archer 12. De jember 1925 nicht zahlt, bat 21 hen oſten Zuſchläge zu enttichten und die mit iadaren en verhundene Zwangsvollſtreckung zu ——4 Uhr Schalterſtunden von—1½1 Uhr und Samstags von 8— 12 Uhr. 5¹ Stadtkasse. Nerltegeen 11. Dezember 1925, vorm. 10 uhr lior eine Nänmasdine Marke: Anker, Köhler und Stoewer. Is lahre Garantie! Unübertioffen im Nähen, Sticken und oder Cin rahrrad Make. Brennabor, Stürmer, Carlos npiahennnber, nurn3-2 Buchhaltungsarbeiten jeder Art: Nachtragung, Neuar lage von Bü⸗ chern. Unkoſtenſtatiſtiten. Aufſtellung von Bi⸗ lanzen, kaufſm Korteſpondenz, Steuerſachen Zzahien Sie 833 Stopfunteiricht gratis eſor fah r Fachmann, auch ſtunden⸗ J IJ Mintelſr. 43. 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