eerreaegemeeedeue=ededue. deareee- —— —2— ſchaft, die anders fühlt und Käßt. Dienstag, 5. Jauuar eu Sezugspreiſe: In Mannheim und uggegeng gen mns Hans oder durch die Poft monatlich.-M. ohne Deſtellgeld. Bei evenl Aenderung der wiriſchaftlicher VBerhäliniſſe Nachforderung vorbehalten. Poſtſcheckkonto Nr arlsruhe.— Hauptgeſchäftsſtelle E 6,.— Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl zwölfmal. Fernſprech⸗Anſchlüſſe Nr. 7941. 7942. 7943, 7944 u. 7945. Veilagen: Sport und Spiel. Aus Seit und Leben Mannheimer Frauen-Seitung„Unterhaltungs-Beilage. Aus der Welt der Cechnik Abend⸗Ausgabe 8 0 1 Alann eimer General zeiger elchäfts N ldboſſt 6. iager⸗ a ſtraße 24. Nees dehe Daeeen Aeſe 5„Deutſchlands ſtärkſte Kraſtꝰ Das deutſchtum des Saargebietes Anter der Ueberſchrift„Deutſchlands ſtärkſte Kraft“ ſchreibt Staatsminiſter a. D. Stegerwald in der Halbmonats⸗ ſchrift„Saarfreund“, dem Organ des Bundes der Saarvereine, fol⸗ gendes: Die Bevölkerung des Saargebietes hat in den Jahren der poli⸗ ziſchen Abtrennung vom Deutſchen Reiche hinreichend den Beweis ihrer nicht zu erſchütternden deutſchen Geſinnung gebracht. Dieſe Geſinnung iſt nicht in der Hauptſache begründet auf dynaſtiſche oder wirtſchaftliche Erwägungen. Die Saarbevölkerung hält feſt an der Schickſalsverbundenheit mit dem deutſchen Mut⸗ terlande. Sie hat ihre Treue zu Deutſchland bekundet, als da⸗ Mutterland ſich in Inflationskriſen wand und bekundet ſie auch heute, wo die wirtſchaftlichen Verhältniſſe in der Saar für die Mehrheit der Bevölkerung noch um einiges ſchlechter als wie im übrigen Deutſchland iſt. Es erſcheint als das beſonders erfreuliche, daß in der Saar nicht nur eine auf materielle Nützlichkeitserwägungen rech⸗ nende Oberſchicht die Führung hat im Kampfe um die politiſche Zu⸗ kunft, ſondern die große Idee der politiſchen, nationalen und kultu⸗ rellen Einheit aller Deutſchen im geſchloſſenen deutſchen Siedlungs⸗ gebiet Wegweiſer Aller iſt. Die Stimme deutſchen Blutes, der ſtarke Kitt gemeinſamer deutſcher Kultur, der Wille, mitzuwirken an der Schaffung einer deutſchen Nation, die ihre beſonderen Aufgaben in der Welt hat— das iſt es, was das Deutſchtum an der Saar im Kampfe ſtärkt und unbeugſam werden ließ gegen eine fremde Herr⸗ etwas anderes will. ſtark u in, wenn die Quellen ſeiner Färeſte gue rbalben 2 0 2 verſchüttet finnung an einer wahren deutſchen Ge⸗ Wit ſenen räftiger ſtrömt der Quell fort, wo ein Vergleich 8 ndem Weſen die Eigenart des Deutſchſeins tief empfinden Die bisherige Art der Verteidigung des Deutſchtums des deur⸗ ſchen Volkes an der Saar gibt die Gewißheit, daß es im neuen Deutſchland wird hre nicht anders ſein wird, und daß das hier gegehene Beiſpier zum endgültigen Pree bis Freihet. deutſchen Rechts 8 Wadef Am den verkauf der deutſchen eiſenbahnobligationen . Nach hier vorliegenden Waſhingtoner Funkmeldungen hatte der Generalagent für Reparationszahlungen Parker Gilbert am Montag eine längere Unterredung mit dem Präſidenten Coolidge, angeblich Uber eurspäiſche Angelegenheiten im allgemeinen und über die Repa⸗ ralicnsfrage im beſonderen. Od die Waſhingtoner Verhandlungen üder den Verkauf der deutſchen Eiſenbahnobligationen zu Gunſten der fran zöſiſchen Stabiliſierungs⸗Anleihe zu einem erfolgreichen Ab⸗ ſchluß führen werden, darf bezweifelt werden. Selbſt bei einem Ge⸗ lingen des Planes würde Frankreich ein Betrag zur Verfügung ſtehen, mit dem eine Stabiliſierung der franzöſiſchen Währung kaum ernſt⸗ haft in Angriff genommen werden kann. Selbſt in Frankreich rechnel man nämlich damit, daß nur Obligationen im Werte von 420 Mir⸗ lionen Mark gegenwärtig in Amerika untergebracht werden können. Nach dem Verteilungsſchlüſſel müßten dabei Frankreich 59 Prozent zufallen. Sehr erheblich würden deutſche Intereſſen be⸗ zührt inſoweit irgendeine Transaktion mit' dem gleichfalls durch den Dawesplan feſtgelegten Schutz der deutſchen Währung in Konflikt kommen könnte. Sollte z. B. verlangt werden, daß die diesbezüg⸗ lichen Grundſätze, wie ſie u. a. in Teil 1 Abſchnitt 12 und 13 und an der Anlage 6 niedergelegt ſind, bei der Begebung eines Teilbe⸗ trages der Schuldverſchreibungen in den Hintergrund treten, ſo zwürden dadurch vitale deutſche Intereſſen gefährdet und ein deur⸗ ſches Recht zum Einſpruch geſchaffen. „Das iſt eine Frage, die bei dem natürlichen Zuſammenhang zwiſchen der etwaigen llebertragung deutſcher Aee an aus⸗ ländiſche Uebernehmer von Teilbeträgen dar Eifenbahnobligationen zmd bei den Beſtimmungen des Londoner Abkommens über die Frage ͤ Transfer⸗Komitees bei der Umwandlung deutſcher Zahlungen in Deviſen und bei ihrer weiteren Verwendung die Grenzen nicht zu überſchreiten, die durch den Schutz der deutſchen Währung geboten ſind. der größten Aufmerkſamkeif bedarf und in der deutſche Le⸗ deneintereſſen vertreten werden müßten, wenn der im franzöſiſchen itereſſe betriebene Plan Geſtalt annehmen ſollte. Das deutſche Eigentum in Amerika Di Waſhington, 4. Jan.(Spezialkabeldienſt der United Preß). ie United Preß iſt in der Lage, nach Informationen von maßgeben⸗ *Seite den Bericht der„Newyork Times“ zu dementieren, wo⸗ ach Staatsſekretär Mellan den Plan für die Freigabe des deutſchen vedentums dem Kongreß möglicherweiſe nicht vorlegen dürfte. Es lerlautet im Gegenteil, daß das Schatzamt erfreut iſt über die Ab⸗ acht der deutſchen Eigentümer an der Ausarbeitung eines geſetzlichen Kraus mitzuwirken. Allerdings rechnet man mit einer heftigen des Vorſchlags im Kongreß, doch dürfte man damit rechnen bannen; baß für den Vorſchlag der Regierung im Repräſentanten⸗ us ſich eine ſichere Mehrheit findet, während man mit etwa 60 ber nt Gewißheit auf die Zuſtimmung des Senats rechnen kann. 15 Vorſchlag dürfte am meiſten dadurch gefährdet ſein, daß die Junde un Menge der geſetzgeberiſchen Arbeiten den Senat hindern 1 ſich mit der Frage zu befaſſen. Man betrachtet es als ein Eag eriſtiſches Anzeichen, daß, während die„Times“ und andere er in ihren Leitartikeln ſich gegen den Vorſchlag wenden, die 15 hiladelphia Public Legers“, der meiſt Deutſchland gegenüber eine gliſche Haltung einnimmt, erklärte, daß, wenn die beiden betei⸗ Iten Parteien übereinſtimmen, der Kongreß keine Entſchuldigung hätte, die erforderlichen geſetzgeveriſchen Maßnahmen hinaus⸗ zögern. die Wohnungsverteilung im befreiten Gebiet Wie wir pon zuſtändiger Stelle erfahren, beſchäftigt man ſich zur Zeit bei den dafür in Frage kommenden Reſſorts lebhaft mit dem Problem der Verteilung der durch die Räumung der nördlichen Rheinlandzone frei werdenden reichseigenen Wohnungen. Es handelt ſich im ganzen um 2 500 reichseigene Wohnungen, deren Verteilung durch eine beſondere Zentralſtelle geregelt wird und zwar gleichzeitig an wohnungsſuchende Beamte und Bürger. Wie wir wei⸗ ter erfahren, iſt vorgeſehen, den Beamten 1400 Wohnungen und den Privatperſonen 1100 Wohnunden zuzuteilen. Damit ſind natürlith ſämtliche Wohnungsſuchenden noch nicht befriedigt. Immerhin trict auch für ſie inſofern eine große Erleichterung ein, als die 1 400 Be⸗ amten, die jetzt in der nördlichen Rheinlandzone eine reichseigene Wohnung erhalten, aus den Dringlichkeitsliſten der betreffenden Wohnungsämter ausſcheiden, bei denen ſie bisher ſämtlich geſtanden haben. Dadurch können 1400 Privatperſonen, die bisher nicht auf der Dringlichkeitsliſte ſtanden, in dieſe vorrücken und haben ſomit weit beſſere Ausſichten auf Erlangung einer Woh⸗ nung als bisher. Sum Abſchied der Engländer Die engliſche Beſatzung in Köln hat in dem von ißr beſchlag⸗ nahmten Kino⸗ und Varieté⸗Theater mit dem 2. Januar ihre Vor⸗ ſtellungen eingeſtellt und ſämtlichen Angeſtellten zum 16. Januar gekündigt. Ferner hat die Beſatzung den in den Münitionsdepots von ihr beſchäftigten und bezahlten deutſchen Arbeitern gekündigt mit dem Vorbehalt, ſie nach Ablauf der Kündigung weiter zu beſchäf⸗ tigen, ſie jedoch jederzeit entlaſſen zu können.— Das Reichsber⸗ mögensamt hat den in den von den Engländern beſchlagnahmten Lazaretten und Automobilparks beſchäftigten und pom Reichsver⸗ mögensamt bezahlten Arbeitern und Angeſtellten zu Beginn des Jahres gekündigt. Die Arbeiter werden aber ohne Kündigung bis zur Uebergabe der beſchlagnahmten Räume an das Reichsvermögens⸗ amt weiter beſchäftigt. Pangalos Militärdiktatur General Pangalos hat der Athener Preſſe folgende Er⸗ klärung abgegeben: 15 5575 Mein Kabinett wird alles tun, um die innere Befriedung des Landes ſicherzuſtellen. Es iſt aber augenſcheinlich, daß die Veni⸗ zeliſten und die Demokraten ihrerſeits ſich anſtrengen, um meine Aktion zunichte zu machen. Ich bin daher entſchloſſen, alles auf⸗ zubieten, was die Umſtände erforderlich machen. In ſämtlichen Kaſernen des Landes iſt durch die Kommandanten der Truppen die Proklamation des Generals Pangalos, in der er ſich zum Wechle des Landes zum Diktator erklärt, bekannt ge⸗ geben worden. Das Dekret ſchießt mit den Worten: Die Zukunft meiner Diktatur beruht einzig und allein auf den Bajonetten. JFiuſammentritt des Faſziſtiſchen Rates Durch eine Rede Muſſolinis wurde am Montag in Rom der Große fafziſtiſche Rat eröffnet. Nach den bisherigen Beſchlüſſen er⸗ geht an alle Faſziſten die Aufforderung, an keine ruhige Zeit zu glauben, ſondern die erfolgreichen Reſultate erſt als den Anfang der Umwälzung zu betrachten Die Sitzungen des faſziſtiſchen Rates werden nachts abgehalten. Ein beſonderer Beſchluß befaßt ſich mit der Reiſe Polvis nach Lon⸗ don zur Regelung der Schuldenfrage. Es heißt darin, daß dem in Friedensverträgen hinſichtlich Kölonien, Rohſtoffen und Repara⸗ tionen vernachläſſigten Italien die Möglichkeit gegeben werden ſolle, durch wirtſchaftlichen Wiederaufbau den Wohlſtand des Volkes zu erhöhen, Dieſem Ziele ſolle das Abkommen mit England dienen. Abò el Krims Strafgericht Nach einem Bericht des„Daily Telegraph“ aus Tanger geht Abd el Krim gegen diejenigen Stämme mit aller Strenge vor, die von ihm abzufallen drohen. So zog er kürzlich gegen den Stamm der Beni Meſſrua, die er in einem dreitägigen Gefecht ſchlug, wobei das Dorf vollſtändig zerſtört wurde. Der Führer des Stammes mußte nach Tetuan fliehen. Die von ihm erbetene ſpaniſche Hilfe kam viel zu ſpät, ſodaß ſie nur noch die Trümmer des Dorfes be⸗ ſchießen konnte. 5 * Neue Offenſivpläne Abd el Krims. Einer Meldung des „Journal“ aus Robat zufolge ſoll Abd el Krim angeblich beabſichtigen demnächſt zur Offenſive überzugehen. Abd el Krim halte mit ſchärfſten Mitteln die Disziplin unter den ihm treu gebliebenen Stämmen aufrecht. Die jetzt noch bei Abd el Krim ausharrenden Stämme ſeien entſchloſſen, den Widerſtand bis aufs äußerſte fortzuſetzen. Zum Rücktritt des Oenerals Feng Zu dem unerwarteten Rücktritt des Generals Feng ſehlen in der engliſchen Preſſe bisher alle Sonderberichte. Man vermutet, zaß Fengs Rücktritt ſich aus der Haltung einiger ſeiner Generale ergeben hat, die von ihm abzufallen drohten. Die„Weſtminſter Gazette“ erwartet nun einen Kampf zwiſchen Tſchangtfolin und Wupeifu um die Oberherrſchaft in Nordchina. Nach einer allerdings bisher unbeſtätigten Meldung aus iſt der Rücktritt des chriſtlichen Generals Feng aus d Leben dadurch zu erklären, daß ihm Tſchangtſolin eine ſchwere Nie⸗ derlage beigebracht und ihn gezwungen habe, Tientſin aufzugeben und ſich nach Kalgan zurückzuziehen. Vorousſichitich wird Feng auch in Kürze zur Aufgabe Petings genötigt ſein. Dort herrſche bereits Panik und der amerikaniſche Botſchafter habe bei Jeng einen riel er⸗ örterten Schritt unternemmen Peking em politiſchen Preis 10 Pfennig ung Anzeigenpreiſe nach Tariſ bei Vorauszahlung pro eimſp. Kolenelzeile für Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. Reklam. —4R.⸗ M. Kollektiv-Anzeigen werden höher berechnet Für Anzeigen an beſtimmien Tagen Stellen und Ausgaben wird keine Veraniwortung übernommen. Höhere Gewalt, Streiks, Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatz⸗ anſprüchen für ausgefallene oder beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprechet obne Gewäbr.— Gerichtsſtand Mannheim. Wandern und Neiſen Geſetz und Necht * 8 2 228 10 ö Lilm, Liebe und Politik Film, Liebe und Politik! Drei Begriffe, die auf den erſten Blick ſo völlig verſchieden ſind und die beim näheren zuſehen doch ſo mannigfaltige und intereſſante Berührungspunkte haben. Im In⸗ und Auslande haben ſich gerade in dieſen Tagen wieder Vorgänge abgeſpielt, die die enge Wechſelwirkung zwiſchen Film und Politik und Liebe und Politik aufs deutlichſte erkennen laſſen. Da iſt zunächſt die aus engliſcher Quelle kommende Meldung daß der letzte deutſche Kaiſer Wilhelm II. ſich in Doorn„als Kino⸗ ſchauſpieler für eine franzöfiſche Filmgeſell⸗ ſchaft“ betätigt habe. Uns lag die in dieſer Form ſo ſenſationell wirkende Meldung ſchon ſeit einigen Tagen vor, wir hatten ſie indez aus Gründen des politiſchen Takts und des guten Geſchmacks bis⸗ her in unſerem Blatte nicht veröffentlicht. Nachdem dieſe Nachricht jedoch inzwiſchen, ohne daß von zuſtändiger Seite ein Dementi er⸗ folgte, durch die ganze ausländiſche Preſſe geht und auch von zahl⸗ reichen deutſchen Zeitungen, darunter ſelbſtverſtändlich auch(am heutigen Dienstag morgen) von der„Frankfurter Zeitung“ breit⸗ getreten wird, hat eine weitere Unterdrückung der Meldung über den„neueſten Skandal im Hauſe Doorn“ keinen Sinn mehr. Wir regiſtrieren alſo, daß die bekannte franzöſiſche Filmgeſellſchaft Pathe rères das Bedürfnis empfunden hat, ihren Abnehmern einen Film unter dem Titel:„Ein Tag im Hauſe Doorn“ anzubieten und ſich zu dieſem Zwecke mit dem ehemaligen deutſchen Kaiſer in Doorn in Verbindung ſetzte, der auch bereitwilligſt(„als Kinoſchau⸗ ſpieler für eine franzöſiſche Filmgeſellſchaft“, wie die„Frankf. Ztg.“ in eindeutigſter Abſicht die angebliche Tatſache kritiſiert), ver den Kurbelkäſten der Operateure von Pathé Freres ſein Privatleben vor⸗ ſpielte. Wenn dieſe Mitteilungen ſich als Tatſachen erweiſen, woran leider wohl kaum zu zweifeln erlaubt ſein wird, da Nachrichten aus England bereits von dort erfolgten Vorführungen dieſes Senſations⸗ films berichten, ſo kann man eine ſolche unerhörte Taktloſigkeit nur auf das ſchärfſte verurteilen. Die ehrlichen, Anhänger des monarchiſchen Prinzips, die nicht auf die Perſon, ſondern auf die Sache ſehen, werden das am grimmigſten tun. Der monarchiſchen Idee iſt durch dieſe unverſtändliche Geſchmackloſigkeit des letzten Trägers der deutſchen Kaiſerkrone ein neuer ſchwerer Schaden zu⸗ gefügt. Alle geſchworenen Gegner des Königsgedankens aber haben auf dieſe Weiſe einen höchſt dankbaren und aktuellen Agitations⸗ ſtoff erhalten, von dem ſie vorausſichtlich noch lange zehren werden. Wie man dieſe in der Tat höchſt ärgerliche und blamable Filmepiſode Wilhelms II. in jenen Kreiſen politiſch auszuſchlachten gedenkt, das geht aus Aeußerungen im heutigen Zweiten Morgenblatt der „Irkf. Ztg.“ hervor, die ſich mit wahrer Wonne folgendermaßen ver⸗ nehmen läßt: 133 „... Wenn er nicht mehr ſeine bombaſtiſchen Reden halten kann, ſo ſoll die Welt wenigſtens von ihm reden, indem ſie ihn begaffen kann im Film der Franzoſen! Und er ſoll ſich als Filmſchauſpieler ſehr gut bewährt haben, beſagt die darüber durch die Preſſe gehende Meldung. Das wunderk uns nicht. Denn er iſt ja in Wahrheit immer ein Kinoſchau ſpieler ge⸗ weſen. Er hat jetzt nun ſeinen eigentlichen Beruf'gefunden. Hof⸗ fennich bringt iem dieſe Fähigkeit auch recht viel franzö⸗ ſiſches Geld ein, ſo daß Deutſchland eine neue Rechtfertigung dafür erhält, daß es ihm und ſeiner Familie nicht die Dutzende von Millionen Abfindu nig zahlen will, die er, auch hier ohne Scham, aus dem Unglück und Verarmun des geſtürzten deutſchen Volke herauspreſſen möchte.“ Daß dieſe demokratiſche Willensäußerung juſt an dem Tage veröffentlicht wird, wo die Meldung durch die geſamte deutſche Preſſe geht, daß die kommuniſtiſche Partei einen Volks⸗ entſcheid über die Fürſtenabfindung herbeiführen möchte und bei anderen Parteien nach befürwortenden Stimmen Ausſchau hält, macht ſie noch beſanders beachtenswert und bedeu⸗ tungsvoll. Film und Politik! Man ſieht die enge Wechſelwpirkung. Das zweite Beiſpiel hierfür iſt nicht minder iniereſſant. Eine Berliner Depeſche aus unſerem heutigen Mittagsblatt ſoll ihm zu⸗ grunde gelegt werden.„Filmſtars und ihre Agenken“ läßt ſich dieſes Kapitel überſchreiben, oder auch„Wirtſchaftsnot und Filmgagen“. Während die geſamte deuiſche Wirtſchaft in einem verzweifelten Kampf um ihre Exiſtenz ſteht, während allenthalben die Arbeitgeber von Tag zu Tag in der größten Sorge leben, wie ſie ihren Betrieb über die Deflakions⸗ und Abſatzkriſe hinweghelfen und die Löhne und Gehälter für die ſchon ſeit langem aufs äußerſte reduzierte Mitarbeiterſchar zuſammenbekommen können, während in den Großſtädten in erſchütterndem Umfange deutſche Menſchen Hun⸗ gers ſterben oder ſich in der Verzwelflung der Not ſelbſt umbringen, müſſen wir vernehmen, daß die Leiſtungen der Filmſtars mit vielen hunderttaufenden von Goldmark Jahreshonorax be⸗ vertet und bar bezahlt werden 5 Uns dünkt, daß angeſichts der kataſtrophalen Not der deutſchen Wirtſchaft die Zubilligung einer derartigen Bezahlung ebenſo ſehr „Verſtoß gegen die guten Sitten“ iſt, wie die von Lya de Putti als folche empfundene Propiſionsforderung des amerikaniſchen Film⸗ agenten Sam Rachmann, der keinen Anſtand nimmt, 25 000—60 000 Dollar Proviſion von der Jahresgage dieſer Künſtlerin zu bean⸗ ſpruchen. Möglich, ja wahrſcheinlich, daß es ſich in dieſem einen Falle nicht um deutſches, ſondern um amerikaniſches Geld handelt, aber jeder nur halbwegs Eingeweihte weiß, daß es unter den deutſchen Filmſtars eine ganze Anzahl von„Prominenten“ gibt, beren in die hunderttauſende von Mark gehende Jahresgage lediglich aus dem deutſchen Volksvermögen aufgebracht werden muß Wir wiſſen den Wert und die Annehmlichkeiien eines guten Kino⸗ theaters durchaus zu ſchätzen und ſind überzeugt, daß, wie die, Ver⸗ hältniſſe nun einmal liegen und wie auch der unaufhörliche Maſſen⸗ andrang zu den Kinos zeigt, das moderne Kinotheater ein unent⸗ behrlich gewordener Faktor für, die Unterhaltung und Zerſtreuung der breiteſten Schichten iſt, aber wir müſſen es in dieſer Zeit ſchwerſter deutſcher Not geradezu als frivol, als aufreizend und ver⸗ bikternd empfinden, wenn man beiſpielsweiſe hört, daß Lya de Putys“ ſemer Liebe hinzugeben. Schickſals Stimme... Iſt es das Miterleben der Nachkriegsjahre, iſt es der Geiſt unſeres noch fortgeſetzt revolutionierenden Zeit⸗ 8 . e 1. 2. Seite. Nr. 6 N 5 N 5 5 N e! e Rethe Manahenmer Zeltung Nbens⸗Nuegabe! 9 9 Parxtner Emil Jannings von einer deutſchen Filmgeſellſchaft ein Jahreshonorar von 600 000 Mark gezahlt bekommt. Mit ſolcher Kritit ſoll ſelbſtverſtändlich gegen die ganz hervorragenden künſt⸗ leriſchen Qualitäten eines ſo allgemein anerkannten Künſtlers wie Jannings nicht das geringſte geſagt ſein, wir meinen jedoch, daß ſich die verantwortlichen Geſchäftsführer der großen Filmgeſellſchaften einfach nicht dazu hergeben dürften, eine derartige Ueberbezahlung zu bewilligen. Dies um ſo weniger, als ja bekannt iſt, daß auch die größten deutſchen Filmgeſellſchaften ſchon ſeit langem mit finanziellen Schwierigkeiten ſchwer zu kämpfen haben. Jeder Kinobeſucher ſieht ganz gewiß erſtklaſſige Darſteller lieber als weniger gute, aber wenn ein nicht nur durch ſeine Kunſt, ſondern auch durch die Reklamekünſte ſeines Impreſſarios zum„Liebling des Publikums“ gewordener Filmſtar von deutſchen Filmgeſellſchaften in dieſer Notzeit derartige Ueberbezahlung verlangt, ſoll man ihn getroſt nach Amerika oder ſonſtwohin ziehen laſſen, wo man ihm ſeine maßloſen Forderungen Hewilligen kann. Wir können es nicht, und wir dürfen es uch nicht. Andernfalls müſſen wir uns nicht nur vor uns ſelbſt ſchämen, ſondern auch vor dem Auslande, das doch weiß, wie traurig es im derzeitigen Deutſchland ausſieht. Panem et eircenses, Brot und Spiele, ſind gewiß wichtige ſtaatspolitiſche Behelfsmittel in kritiſcher Zeit, aber an erſter Stelle muß doch das Brot da ſein. Nachdem wir ſo den Zuſammenhang zwiſchen Film und Wirtſchafts⸗ bezw. Kultur⸗ und Sozialpolitik aafgezeigt haben, wollen wir zum Schluß auch noch kurz die Wechſelwirkung zwi⸗ ſchen Politik und Liebe beleuchten. Nach den nötigen Bei⸗ ſpielen brauchen wir nicht lange zu ſuchen. Was ſich gerade in dieſen Tagen am rumäniſchen Königshofe abgeſpielt hat, gibt reichliche Illuſtration. Wie ſchon oft vorher in der Geſchichte der Balkandynaſtien entſagt ein Thronfolger leichten Herzens der Königskrone, um ſich ledig aller traditionellen Hemmungen ganz Der Zug des Herzens gilt ihm als des alters, der die Wahl zwiſchen Thron und Liebe ſo leicht macht? Die Liebe höret nimmer auf, aber die Throne? Schließ⸗ lich iſt das ganze Leben ein Film und wir ſind die Statiſten. Nur, daß ſich weder eine franzöſiſche noch eine deutſche Film⸗ geſellſchaft findet, die den Jammer und die Freuden unſeres kur⸗ zieen Erdendaſeins kurbelt. Doch das iſt gut ſo H. A. M. Bedeutſame Neufahrstelegramme JIn Ergänzung der unter dieſer Ueberſchrift in unſerem heutigen Mittagsblatt gebrachten Meldung, veröffentlichen wir im ſolgenden noch den Neujahrsgruß, den das Kölner Haupfttele⸗ graphenamt ſelbſt in der Silveſternacht in die Welt hinausſandte: Träumen und Säumen, das darf uns nicht paſſen, Klagen und Jammern tut keinem genug, laſſen wir ſelbſt uns, ſo ſind wir ver⸗ laſſen, Hoffen auf andre iſt immer nur Trug. Laſſet die Stunde nicht mutlos verrinnen, haltet den Blick in die Zeiten euch klar! Wiſſet: Wir wollen die Zukunft gewinnen! Darauf ein herzlich Glück⸗ auf zum Neujahr! Koblenz drahtete, auf das Hochwaſſer anſpielend: Wenn auch des Rheines wilde Wellen die Stadt bedrängen und bedroh'n, nie wird das Deutſche Eck zerſchellen, ſolang' in unſern Herzen loh'n der Heimatl Oe helle Flammen, die Liebe zu dem deutſchen Aar! Auspeitſchung des böſen Geiſtes V Paris, 5. Januar.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) In dem Dorfe Bonbon, das 40 Kilometer von Paris entfernt liegt, er⸗ Leiegnete ſich geſtern ein Fall, der an das düſtere Mittelalter erinnert. Während der 45jährige Pfarrer Denoyers die Meſſe zelebrierte, „ſtürzte eine Bande beſtehend aus 12, Männern, 10 Frauen und 6 jun⸗ gen Mädchen durch einen Seitengang in die Kirche. Der Pfarrer wurde durch eine Hand voll Pfeffer ſeines Sehvermögens beraubr, efeſſelt und auf den Steinboden gelegt. Nachdem ihm die Angreifer uhe und Strümpfe ausgezogen hatten, wurde der Pfarrer von den Männern, Frauen und Mädchen einer Flagellation unterzogen. Sie hieben mit Ochſenziemern auf ihn ein, daß das Blut aus den Beinen, den Armen und dem Geſicht hervorbrach. Obwohl der Pfarrer geknebelt war, gelang es ihm, ſich zu befreien. Gendarmen flanden ihn in einem beklagenswerten Zuſtand, der ſofortige ärztliche Behandlung nötig machte. Die Angreifer ließen ſich ohne weiteres feſtnehmen. Sie er ⸗ klärten dem Unterſuchungsrichter Melin, daß ſie direkt aus Bordeaux ſeien, um dem Pfarrer die rituelle Züchtigung zu verleihen, ſie ihn für in ihren Familien geſchehenes Unglück voll verant⸗ wortlich machen. Dieſe Fanatiker gehören dem dortigen Orden der tränenreichen Jungfrau Maria an und behaupten ſteif und feſt, daß der Pfarrer durch dämoniſche Mittel das Unglück in ihren Familien heraufbeſchworen habe. Die Züchtigung halten ſie fur notwendig um den Geiſt des Böſen aus dem Körper herauszu⸗ peitſchen. „Die Männer befinden ſich in Unterſuchungshaft, Frauen und Rädchen wurden auf freien Fuß geſetzt.— Ein ähnlicher Fall er⸗ eignete ſich, wie der„Matin“ berichtet, im Jahre 1919. Auch damals kamen die Flagellanten aus Bordeaux und wurden zu einer kleinen Eröffnung der Jugtelephonie E Berlin, 5. Jan.(Von unſerem Berliner Büro.) Die„B..“ hat einen ihrer Mitarbeiter nach Hamburg entſandt, damit er die heute eröffnete Zugtelephonie auf der FahrtimD⸗Zug Hamburg⸗Berlin ausprobiere. Der Berichterſtatter meldet darüber telephoniſch ſeiner Redaktion aus dem Zug u..: Das Tele⸗ phonbüro befindet ſich in einem Wagen 2. Klaſſe. In einem Raum, ſo groß wie ein Eiſenbahnabteil, amtieren die Telephoniſtinnen, und dort, wo ſich ſonſt ein gewiſſer diskreter Ort befindet, iſt die Spreck⸗ zelle. Man hat einen Kopfhörer umgehängt und ſpricht gegen ein kleines Mikrophon, das man in der Hand hält. Die Verſtändigung ſoll ſehr gut ſein, nur wenn man durch größere Stationen oder über Kreuzungen fährt, gibt es Störungen. Die Gebühren betragen eine Mark über die normalen Fernſprechgebühren pro Minute. Heute konnte das Geſpräch aus Propagandagründen ſogar gratis geführt werden, was naturgemäß von den Reiſenden reichlich ausgenutzt wurde. Ein Geſpräch Berlin—Strecke Hamburg ca..40 Mk. Für den Fernſprech⸗ und Telegrammverkehr der Zugtelephonkt A. G. auf der Strecke Berlin—Hamburg ſind folgende Gebühren feſt⸗ geſetzt worden: Für Telegramme vom und zum Zuge werden die allgemein von der Poſt feſtgeſetzten Gebühren erhoben, wozu eine Zug⸗ gebühr kommt, die bei gewöhnlichen Telegrammen für jedes Wort 20 Pfg., mindeſtens 2 Mark, und für dringende Telegramme 30 Pfg. bezw. 3 Mark beträgt. Die Gebühr für Geſpräche ſetzt ſich aus 4 Faktoren zuſam⸗ men: 1. Die gewöhnliche Gebühr vom Orte des Anmelders bis zum Ort des Ueberleitungsamtes(für Geſpräche vom Zuge aus entſpre⸗ chend die Gebühr vom Ueberleitungsamt zum Ort des angerufenen Teilnehmers); 2. eine Durchſchnittsgebühr für die Strecke vom Ueberleitungsamt zum Zuge von 30 Pfg.; 3. eine Voranmelde⸗ gebühr von 60 Pfg.(dieſe jedoch nur für Geſpräche zum Zuge); und 4. die Zuggebühr, die bei gewöhnlichen Geſprächen 1 Mark je Geſprächsminute, mindeſtens 3 Mark und bei dringenden und Blitz⸗ geſprächen.50 bezw..50 Mark beträgt, Demnach koſtet alſo ein 3 Minuten⸗Geſpräch von Berlin zum Zuge Berlin—Hamburg, das nach dem Fahrplan über Wittenberge ausgeführt wird,.40 Mark, Für die Uebermittlung von Beſtellungen werden folgende Gebühren erhoben: 1. für das Geſpräch zur Uebermittlung jeder Beſtellung von der Zugvermittlungsſtelle zum Zuge eine Durch⸗ ſchnittsgeſprächsgebühr von 30 Pfg.; 2. eine Uebermittlungsgebühr von 50 Pfg. und 3. eine Zuggebühr für jede Beſtellung von 1 Mark. Für Beſtellungen vom Zuge kommen noch die Koſten für etwaige Sonderleiſtungen für die Benutzung von Telegraph und Fernſprecher, falls dieſe zur Erledigung in Anſpruch genommen werden müſſen. Die Anſchrift der Telegramme bezw. Anmeldung von Geſprächen und Beſtellungen muß die Zugnummer und Fahrtrichtung enthalten: iſt die Zugnumer nicht bekannt, ſo kann an Stelle dieſer die Abfahrts⸗ oder Ankunftszeit des Zuges von einer zu benennenden Halteſtelle angegeben werden. 5 Nuslanòsrundſchau Kein Ausnähmehgeſetz mehr für ehemalige deutſche Soldaten 99255 in Elſaß⸗Lothringen. Die franzöſiſche Regierung hat beim Büco der Kammer einen Geſetzentwurf eingebracht, nach dem gewiſſe Beſtimmungen der franzöſiſchen Geſetzgebung für diejenigen Elſaß⸗ Lothringer angewendet werden ſollen, die im deutſchen Heere ge⸗ dient haben. Es handelt ſich um ein Geſetz über die zwangsweiſe Beſchäftigung der Kriegsbeſchädigten in der Induſtrie, über die den Kriegsbeſchädigten vorbehaltenen Berufe und über die An⸗ rechnung der Militärdienſtzeit auf die Beförderung und die Pen⸗ ſionsberechtigung der Beamten.— Damit iſt nach langjährigen Vorſtellungen endlich die Gleichſtellung der ehemaligen deutſchen in Elſaß⸗Lothringen mit den franzöſiſchen Soldaten er⸗ reicht. * Zum Ableben der Königinmufter in Italien. Im ganz Italien herrſcht wegen des Ablebens der Königinmutter nationale Trauer. Sämtliche Schulen und die Büros der Behörden ſind geſchloſſen, des⸗ gleichen die Theater. Königin Margareta ſoll im Pantheon beige⸗ ſetzt werden. Muſſolini hat aus Anlaß des Ablebens der Königin eine Botſchaft an die italieniſche Nation gerichtet. *Beileid des Reichspräſidenten zum Ableben der Königin Margareta. Der Reichspräſident hat folgendes Beileidstelegramm an den König von Italien gerichtet: Eurer Majeſtät und Ihrer Majeſtät der Königin bitte ich meine aufrichtigſte Teilnahme anläßlich des Ihrer Majeſtät der Königin Margareta ausſprechen zu ürfen. SEchtes Leben fordert einen Heroismus der Geſinnung, der einen Kampf gegen die Umgebung nicht ſcheut. 5 Rudolf Gucken. 0 0 0 Konzert des Muſikvereins Der Meſſias von Händel Es klingt wie ein Märchen, daß eines der bedeutendſten werke, Händels„Meſſias“ in Mannheim beinahe verſchollen iſt! Aufführung war 1910, von ihr zu ſprechen iſt Verlegen⸗ heit. Die ganze Händel⸗Bewegung, die vor dreißig Jahren mit den Händelfeſten in Mainz begann, die Auffindung der alten Orcheſter⸗ Kees zu„Meſſias“, die Neuaufführung nach dieſem Material in Suoeites Frankfurt a. M.— am Karfreitage 1898, Chryſanders neuer lavierauszug des„Meſſias“, mit den vielen Kadenzen und der verkürzenden Einrichtung, herausgegeben von Max Seiffert 1902 [ruck von Breitkopf u. Härtel), dies und die ganze Händelforſchung 97 deug an Mannheim ſpurlos vorüber. Das Vel zältnis von Hän⸗ dels Meſſias⸗Partitur(in handſchriftlicher Treue nachgebildet) zu den von ihm ſelbſt bezeichneten Orcheſterſtimmen mußte uns ganz neune Bahnen weiſen. Daß man 1910 noch an Robert Franz Par⸗ titur⸗Ergänzungen feſthielt, mochte einem„tüchtigen“ Theaterkapell⸗ meiſter“ noch zugute gehalten werden; aber daß man das Ganze in zwel Teile(ſtatt der bisher überall gewahrten Dreiteilung“ verbog und mit dem„Halleluja“ als Opern⸗Knalleffekt den Karfreitag 1910 beging... Es mag verjährt ſein nach dem geltenden Strafrecht. Eine neue Händelzeit iſt gekommen, wir ſind über viele Händel⸗ fragen klarer geworden. Schon die Mainzer Händelaufführungen zeigten, daß ein kleiner Saal, ein Chor von ungefähr 100 Sängern und das Mainzer Orcheſter von 50 Muſikern, in den Bläſern von Wiesbaden verſtörkt zu je 6 Oboen und Fagotten, verſehen mit den neugebauten alten Hörnern und Trompeten von großer Wirkung waren. Die Sag e von der i a be war praktiſch widerlegt; inzwiſchen erfuhren wir auch, daß Händel ſelbſt bei Feſten nur 80 Sänger und 100„Inſtrumentiſten“ gehabt hat. Der ſel war jeweils aus den Londoner Kirchenchßren zuſammeſigeſtellt; Sopran und Alt waren Knabenſtimmen, alſo Obgenklang zu ver⸗ leichen. Unter den 100 Muſikern ſind auf der Grundlage von 8 Konttabäſſen und 12 Pioloncellen mindeſtens 60 Streich⸗Inſtrumente geweſen. Sie waren— man denke an die alten Vidlinen der ati⸗ und Stradivari⸗Familien— weicher, runder, ein wenig dunkler im Klanggepräge. Man teilte ſehr oft dies große Streich⸗ quartett: in ein„Concertino“, das die Arien begleitete, und in ein 2Groſſo“ zu den mächtigen Chorſätzen. Die„terraſſenförmige Ab⸗ bel 8, der Stärke und der Farbe ergab ſich„von ſelbſt“, und Hän⸗ els Original⸗Orcheſterſtimmen mit Angaben wie„senza ripieni“ („ohne Verſtärkung“, das heißt etwa: nur zwei„Pulte“ der Streich⸗ Inſtrumente) zeigen uns den rechten Weg. Wenn wir dazu nehmen, daß das alte Cembalo und die alten Orgeln ebenfalls auf die Ter⸗ raſſen einer dreifachen Dynamik abgeſtimmt waren, ſo haben wir die rechte Lehre gezogen. Auch für Händels Opernorcheſter; es war eben das„italieniſche Orcheſter“ jener Zeiten, alte Bilder erläutern uns die Aufſtellung. Hüten wir uns zuidealiſierenl Der Chorklang der Lon⸗ doner Händelaufführungen iſt noch um 1835, wenn wir Friedrich von Raumers England⸗Studien(1842) vertrauen dürfen, hart und derb geweſen, und die Berliner Singakademie ſang ihren Händel weicher und ſchöner, ſchon wegen der ſchönen Frauenſtimmen. Mag zu Bachs Kirchenmuſik der Klang der Knabenſtimmen, ein kleiner Chor von 40 Stimmen und ein Orcheſter von 25 Muſikern Voraus⸗ ſetzung ſein, mag uns die Leipziger Thomaskirche ſamt dem Tho⸗ maner⸗Chor die ſtilklare Grundlage zeigen, für Händel gelten Konzertbedingungen. Sein„Meſſias“ iſt überkirchlich, hier 95 weder Knaben⸗Chorklang nach Kirchenvortrag. Händel hat ſeine ratorien im Theater aufgeführt: in der Faſtenzeit! In Altengland waren die Theater vom Aſchermittwoch bis nach Oſtern geſchloſſen. Es klingt wie ein Märchen Soll ich nun die alten lexiko⸗ graphiſchen Erinnerungen erwecken? Etwa, daß Händel in ſeinen Sommerferien 1741 den ganzen„Meſſias“ niedergeſchrieben hat, daß aber die Uraufführung nicht in London, ſondern in Dublin(Ir⸗ land) ſtattfand(13. April 1742), daß dann der große Londoner Er⸗ folg kam, daß vom Jahre 1743 an bis zu Händels Tode(1759) der „Meſſias“ in jedem Jahre zur Wiederholung gelangt iſt? Wichtiger erſch eint mir, daß Händel zwei große Tondichtungen nach den von ihm ſelbſt aus der Bibel entnommenen Worten niedergeſchrieben hat: „Israel in Aegypten“(1738) und den„Meſſias“. Ein anz neuer Gedanke erfaßte den Meiſter in jenen Sommertagen im ſchollſchen Hochland. Er zeigte uns: J. Die Ankündigung 5 eſſias, das Wunder der Geburt des Heilandes, den„guten Hirten“. II. Das Leiden des Erlöſers, den Spott ſeiner Feinde, Tod und Himmelfahrt. Dann: die Verkündigung ſeiner Lehre in der ganzen Welt und den Sieg über alle Feinde: Das große„Halleluja“. III. Tod und Auferſtehung. Ewiges Leben unter der Jeſu Königsherr⸗ ſchaft. Segnung und Gloria. Amen. „Kann man das Lebenswerk eines deutſchen Genius gröblicher entſtellen als durch Zerſtörung dieſer Dreitellung, durch„Striche“ und Umſtellungen! Freilich, der ſtrichloſe„Meſſias“ war nur in Eno⸗ land möglich; es waren Nachmittags⸗Konzerte und Alt⸗England war ausdauernd. Die üblichen Striche ſind nun 100 Jahre alt, Ddiienskag, den 5. Jauuar 19ꝛ5 Letzte Meldungen Berhandlungen des Inkendanten Sioli mit Köln — Mannheim, 5. Jan. Nach einer Meldung des Oberrhein. Nachrichtenbüros bringt die„Köln. Volksztg.“ die Mitteilung, daß zwiſchen dem Kölner Schauſpielhaus und dem Mann⸗ heimer Intendanten Sioli Verhandlungen ſchwebten. Nach In⸗ formationen des ONB. von unterrichteter Seite trifft dieſe Nachricht zu. Es ſchweben gegenwärtig Verhandlungen, doch iſt ein Abſchluß bis zur Stunde noch nicht getätigt worden. Heidelberger Chronik Kr. Heidelberg, 5. Jan.(Eigener Bericht.) Geſtern abend wurde die Berufsfeuerwehr nach Handſchuhsheim alarmiert, 1 wo im Lagerſchuppen der Samenhandlung Johann Mutſchler Feuer ausgebrochen war. Im Lagerſchuppen befanden ſich große Vorräte von Sämereien verſchiedener Art, die durch das Feuer vollkommen vernichtet worden ſind. Die Berufsfeuerwehr konnte mit Unterſtützung der Freiwilligen Feuerwehr Handſchuhsheim in mehrſtündiger Arbeit das Feuer auf ſeinen Herd beſchränken. Der Wert der vernichteten Sämereien wird auf etwa 100 000 Mark, der Gebäudeſchaden auf ungefähr 10 000 Mark geſchätzt. Gebäude iſt voll verſichert, während die Sämereien nur bis zu etwa einem Drittel des Wertes verſichert ſind. Die Urſache des Brandes iſt unbekannt.— Ein verheirateter Arbeiter von hier hat ſich infolge Familienſtreitigkeiten geſtern abend im Hausgang ſeiner Wohnung mit ſeinem Selbſtbinder an einer Iſolierglocke der elektriſchen Leitung aufgehängt. Der Lebensmüde wurde von ſeinem Schwager abgeſchnitten, die Wiederbelebungsverſuche hatten Erfolg. Er wurde mit dem Sanitätsauto in die Pſychiatriſche Klinik gebracht. Amksenkſetzung des Nürnberger Oberbürgermeiſters Berlin, 5. Jan.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Ober⸗ bürgermeiſter Dr. Luppe hat, wie der„B..“ aus Nürnberg gedrahtet wird, vom Regierungspräſidenten ein Schreiben erhalten, in dem ihm mitgeteilt wird, daß er aufgrund des gegen ihn anhängig gemachten Strafverfahrens vorläufig ſeines Amtes enthoben iſt. Zum 50. Geburtstage Dr. Adenauers — Köln, 5. Jan. Heute vormittag wurde dem Oberbürger⸗ meiſter Dr. Adenauer aus Anlaß ſeines 50. Geburtstages eine von ſämtlichen Beigeordneten und den Führern ſämtlicher Stadt⸗ verordneten⸗Fraktionen mit Ausnahme der Kommuniſten unter⸗ zeichnete Urkunde zugeſtellt, in der ſeine Verdienſte um die Stadt Köln gewürdigt werden. Eiſenbahn⸗Juſammenſtoß — Paris, 4. Jan. Auf einer Station der Pariſer Ringbahn ſtießen zwei Lokomotiven zuſammen, auf die dann ein Perſonen⸗ zug auffuhr. 19 Reiſende wurden verletzt, zwei davon ſchwer. Die Unkerdrückung der Minderheiten in Polen — Warſchau, 5. Jan. Wegen der zahlloſen Beſchwerden über die ſchlechte Behandlung der Minderheiten in Polen hat der pol⸗ niſche Miniſterrat den Beſchluß gefaßt, ein Unterkomitee mit der Erledigung der vorliegenden Beſchwerden zu betrauen. Außer⸗ dem hat der Miniſterpräſident eine Sachverſtändigen⸗Kommiſſion mit der Beratung der Anträge betraut. Befreit — London, 5. Jan. Nach einer Meldung aus Schanghai iſt es den chineſiſchen Truppen gelungen, die beiden amerikaniſchen Miſſionarinnen, die vor drei Wochen von chineſiſchen Räubern entführt worden waren, zu befreien. W Der Guerillakrieg in Mexiko — London, 5. Jan. Etwa 60 Banditen griffen die mexikaniſche Beſatzung in Agnas Calientes an, um den ehemaligen Gouverneur zu befreien. Die Angreifer wurden mit ſchweren Verluſten zurück⸗ geſchlagen. Sechs verwundete Anführer wurden gefangen genom⸗ men und ſtandrechtlich erſchoſſen. Die Garniſon verlor einen Offi⸗ zier und ſechs Mann. Bulkanausbruch — RNewyork, 5. Jan. Nach Meldungen aus Bogota in Bolivien hat ſich in der Nähe von Paſto ein Vulkangusbruch ereignet, der mehrere Todesopfer forderte. Unter der Bevölkerung iſt eine Panik ausgebrochen. ae „Feilungsſubiläen. Das Franfenthaler Tagehlatt“ („Frankenthaler und Grünſtädter Neueſte Nachrichten“) konnten am 1. Januar ihr 50jährizes Jubiläum feiern.— Die„Darmſtädter Zeitung“, das heſſiſche Regierungsorgan iſt in ihren 150. Jahr⸗ gang eingetreten.— Auch die„Wormſer Zeitung“ kann in dieſem Jahre ihr 150jähriges Jubiläum feiern. * Grabski vor dem Stkaatsgerichkshof? Das Senſationsblatt „Kurjer Lluſtrovany Codzienny“ weiß zu berichten, daß der ehe⸗ malige polniſche Miniſterpräſident Grabski wegen des Verkaufs des Streichholzmonopols vor den Staatsgerichtshof geſtellt werden ſolle. — Man wird dieſe Nachricht mit großer Vorſicht aufnehmen müſſen. und wer ſich zu Friedrich Chryſander und ſeinen großen Verdienſten 5 1 55 will, dem wird der obengenannte Klavierauszug dienlich ſein. n ſo manchen Dingen iſt Freiheit das Gegebene, wenn nur in den Grundfragen des Händel⸗Stils Einigkeit gewonnen wird. Und dis Feſtigkeit des Herzens... Von Händel⸗Stil iſt unſer Generaliſſimus. Richard Lert leider weit entfernt. Seine Weiſe iſt die des auf handgreifliche Wirkungen bedachten Theaterkapellmeiſters, iſt die den franzöſiſchen großen Oper, ſeine Tempi— ſogleich im erſten Chorſaß von der„Herrlichkeit des Herrn“— von moderner Schnelligkeit. Und das Halleluja? Von ſolthen oratorienwidrigen Chorleiſtungen wollem wir lieber ſchweigen. Schade um den Chor des Muſikvereins, deo geſtern nur auf altengliſchen Vollklang eingeſtellt war. Vergleicho liegen nahe genug; um aber Niemanden zu kränken, ſei nur geſagt, daß man um 1910 in Speyer wie in Frankenthal mit viel edlerer Klangfarbe geſungen hat als in Mannheim. Warum man auf Mozarts ergänzende Inſtrumentation zurückgriff? Mozart ver⸗ faßte ſie für eine Wiener Privataufführung um 1790, der die Orgel fehlte. Für einen kleinen Saal, für ein Orcheſter von etwa 40 Muſikern. Hier im Nibelungenſaal hatte man Mozarts Bläſer oben⸗ drein noch verdoppelt, hier gab es kein Concertino. Faſt alles wurbe mit 6 Kontrabäſſen fundamentiert, wodurch das Ganze den Geſang der Soliſten allzuſehr beſchwerte. Es verſteht ſich, daß unſer Orcheſter ſeine Aufgabe kadellos durchführte. Aber es war der alte Händel von 1790, hier und dort nach der neuen Händelausgabe berichtigt; in dieſem Sinne ſei die Harfenpartie(eigentlich Lautenpartie) hervor⸗ gehoben, der Johannes Stegmanns vornehmes Spiel zuſtatten kam. 01 fand ich die zwei Cembaliſten Guſtavr Mannebeck und Karl Klauß der Händel⸗Mozart⸗Partitur fremd und folglich 1 überflüſſig. Aber ſo war nun einmal der geſtrige Händel, und Arno Landmann als Organiſt kaum zu beneiden. Man hatte den Soliſten noch die„alten“ Soloquartett⸗Sätze zugewieſen, den Einzelnen aber anſcheinend alle Kadenzen unter⸗ ſagt. Nur 0F Baſſiſt⸗Chryſandriſt erlaubte ſich kleine Kadenzen und vertrat die rechte Händel⸗Ausführung. Die vornehme Geſangs⸗ kunſt Wilhelm Fentens war außerdem ein Labſal, auch der Kölner Tenor Auguſt Richter führte ſeine Partie in der ange⸗ nehmſten Weiſe durch. Nur Ria von Heſſert(Berlin) hatte einen ſchweren Mezzoſtand mit der Altpartie, die beinahe in der„Haute⸗ contre“-Lage geſchrieben iſt. Um ſo ſchöner wirkte Lotte Leonard mit der Sopranpartie; ſie iſt eine große Künſtlerin und ihre Arie: „Ich weiß, daß mein Erlöſer lebt“ werden wir nicht vergeſſen. In Summa: die Soliſten waren unſere wahre Wonne; und ein Glück, daß Händel trotz aller obigen Mängel ſeine große Wirkung nicht verfehlt! Der Schlußbeifall war deſſen der vollgültige Beweis. A. BI,. Das — 7 4 ˖ 9 9 75 2 * e n * 1 2 3 1 4 8 5 g —4 1 4 Nn 7 4 + 1 1 1 3 1. 9 4 4 4 2 t n A 7 2 ni + NXASFAM Ae KAA& 2 — Dienskag, den 5. Januat 1926 3. Seite. Nr. 6 vom Luxusgenuß zum Kahrungsmittel Das vierhundertjährige Jubiläum der Schokolade in Europa— Das Geld der Alkmexikaner— Die franzöſiſche Königin Anna und die Schokolade— Graf Wilhelm Friedrich zu Schaumburg-Cippe, der erſie deutſche Schokoladenfabrikank— „Sie lul Dir zunächſt wohl, aber dann Vor vierhundert Jahren begann die Schokolade zaghaft und keineswegs ſtürmiſch begrüßt in Curopa ihren Emzug zu halten. Der ſpaniſche Eroberer Cortez, der in unerfättlicher Goldgier den Staat Montezumas vernichtete, hat ſich um die Lebensgewohnheiten der altmexikaniſchen Bevölkerung herzlich wenig gekümmert. Aber eines iſt ihm ſehr raſch aufgefallen: daß ſie ſich aus ihrem Gelde ein Getränk bereiten. Und zwar eins, das auch dem verwöhnteren ſpaniſchen Gaumen zuſagte. Das Volk Montezumas bediente ſich der Kakaobohne als Kleingeld. Die Frucht des Kakao⸗ baumes wurde in Bündeln und Säcken als landläufiges Zahlungs⸗ mittel verwandt. Und Montezuma ſelbſt ſoll davon den ungeheuren Meichtum von 2½ Millionen Pfund auf Lager gehabt haben, ein Vorrat, zu deſſen Verarbeitung nach moderner Art ein vorgeſchrit⸗ tener Großbetrieb bei Vollbetrieb gut ein Vierteljahr benötigen würde. Ferdinand Cortez empfand dieſes Erlebnis als ſo ſonderbar, daß er davon ſeinem Kaiſer Karl dem Fünften in einem Briefe aus⸗ führlich erzählte, darin zum erſten Mal von Kakaobohnen ſprach und das„bitterſchmeckende“ Getränk Schokolade erwähnte. Cortez brachte die Kakaobohne und die Schokolade auch nach ſeiner Heimat und die Spanier waren die erſten Europäer, die mit der Schokolade bekannt wurden. Aber um 1324 vermochte ſich die Schokolade noch nicht gleich Popularität zu erobern. Die Kirche und natürlich die zünftigen Medizinmänner bekämpften ſie zum Teil mit .5 hergeholten Gründen, ſo wie ſie ſpäter die Einführung der Nachtbeleuchtung und das Eiſenbahnfahren als geſundheitsſchädlich verdammten. Intereſſant iſt vor allem der Einwand der Geiſtlich⸗ keit gegen die Schokolade, daß ſie„als Faſtenſpeiſe nicht geeignet“ ſei. Zu ſehr früher Zeit war man ſich in Europa alſo ſchon vollkommen klar darüber, daß ſie nicht nur Genuß⸗, ſondern auch Nährmittel iſt. Außerdem war ſie aber auch der„fünd⸗ haften Bekebung der Liebestriebe“ verdächtig. Bei⸗ nahe hundert Jahre hindurch blieb die Schokolade faſt ausſchließ⸗ lich auf Spanien beſchränkt. Ein engliſcher Kapitän, der 1679 ihre Bekanntſchaft gemacht hatte, war ſo entzückt davon und ſo ſicher, mit Schokolade in England ein gutes Geſchäft zu machen, daß er ſich gleich eine ganze Schiffsladung beſorgte. Zu ſeiner Beſtürzung fand er in England aber keine Gegenliebe für das neue Getränk und mußte die ganze Ladung vernichten. Erfolgreicher war der italieniſche Weltreiſende Carletti, der mit verhältnismäßig großer Wirkung die Verwendung der Schoko⸗ lade propagierte und den Anſtoß zu der Eroberung ganz Europas gab. Die Gemahlin Ludwigs des Dreizehnten von rankreich, Anna, die Tochter Philipps von Spanien, brachte die Schokolade nach Frankreich. Die Franzöſinnen koſteten ſie mit lüſterner Zunge und gaben der ſtrengen Frau von Sevigné Anlaß zu der brieflichen Warnung an ihre Tochter: ng an„Sie tut Dir zunächſt wohl, aber dann erregt ſie Dir ein beſtändiges t ſie Fieber, das zum Tode führt.“ In der Tat iſt die Tochter der Frau von Sevigns auch geſtorben— ihre Mutter auch— und noch ſo viele Schokoladentrinker, allerdings nicht infolge der tödlichen Wirkung des Schokoladengenuſſes, obwohl man ihr damals— nach mexikaniſcher Sitte— ſpaniſchen Pfe ffer, Zimmet, und Nelken zuſetzte, ſich alſo einen ungewöhnlich Piſche iden Trank bereitete. Nach Deutſchland brachte der hollän⸗ 290 0 Leibarzt des Großen Kurfürſten, Bontekoe, die Schokolade. Die Schokoladenfabrik errichtete Wilhelm mich Ernſt Graf zu Schaumburg⸗Lippe, ein Dieſer Ae Friedrichs des Großen, in Steinhude bei Hannover. ſuhlte an war einer der intereſſanteſten Leute ſeiner Zeit und amtlich e ee bewegtes Leben. Beiſpielsweiſe war er neben⸗ marſchal ngliſcher Generalfeldzeugmeiſter und portugieſiſcher Feld⸗ Seiten rr; Während des ſiebenſährigen Krieges kämpfte er auf Schl n Friedrichs des Großen. Sein Name iſt auch mit der einſtigen, 5—2 bei Minden 1759 verknüpft. Später war er Oberbefehls⸗ die er nif und portugieſiſchen Truppen in Portugal gegen 2 franzöſiſch⸗ paniſche Heermacht. Sein eigenes kleines Land rachte er zu Blüte und Wohlſtand, er ließ ebenſo wie Friedrich der Große Heiden und Moore urbar machen und ſiedelte— angeregt von ſeinem großen Zeitgenoſſen, aber doch zweifellos voll ſprü⸗ hender eigener Initiative— Kriegsinvaliden und Stäoͤtiſche Nachrichten Rachtrag zur Nationaltheaterdebatte Um die Herſtellung des Mittagblattes nicht zu verzögern, konnte der zweite Teil der Ausführungen des Intendanten nur im Aus⸗ werden. Wir tragen ihn deshalb im Wortlaut ach: „Ich will nunmehr auf die einzelnen Punkte eingehen, die Sie erörtert haben. Zuerſt die Klagen, die wegen der Gaſtfpiele laut geworden ſind Glauben Sie mir, ſchon aus künſtleriſchen Gründen würden ſo viele Gaſtſpiele nicht denkbar ſein, wenn nicht die Not der Erkrankung dazu zwingen würde. Die Erkrankung reſultiert in der Mehrzahl aus der ſtarken Anſpannung, die ein⸗ zelnen Mitgliedern zugemutet werden mußte. Wir haben in der Oper faſt ſtändig—6 Vorſtellungen in der Woche bei einfacher Be⸗ ſetzung. Wir heben nicht drei Tenöre, ſondern einen Heldentenor, einen lyriſchen Tenor und einen Operettentenor. Aber wenn davon einer krank iſt und der andere hat eine neue Partie oder hat die Partie einer erſten Oper nicht ſtudſert, iſt es gar nicht möglich, den Spielplan zu halten, es muß ein Gaſt aushelfen. Gaſtſpiele nicht aus Kronkheitsgründen ſind bis jetzt nur drei erfolgt, Frau Eden, Herr Tauber und Herr Kirchhoff. Das ſind drei Namen, mit denen ich erhöhte Einnahmen zu erzielen hoffte und mit denen ich über die vorgeſchriebenen 67 Außermietevorſtellungen hinwegkommen mußte. 67 Außermietevorſtellungen müſſen gegeben werden. Ich kann dadurch die Einnahmen beſſern, ich kann aber eiae Vorſtellung nicht in Miete geben, bei der⸗der Gaſt allein mehr bekommt, als eingegangen iſt. Daß nicht mehr eingeht, iſt nicht meine Schuld. Daß ein Tauber mit einem Weltruf nicht zieht, nachdem er im vorigen Jahre Erfolg gehabt, kann ich nicht vorausſehen. Unſere Arbeit iſt Hetzarbeit. Wenn wir mit der Heiligen Jobanna mit Mühe auf 10 Aufführungen kommen. während in einer Stadt wie Mainz 35 in einer Spielzeit möglich ſind, in Wiesbaden 17, ſo ſehen Sie. wie hart dieſe Arbeit iſt, und wenn wir fortdauernd Neues bieten, können wir nicht immer wählen. Es iſt nicht richtig, den Spielplan immer nur mit dem Spielpan zu ſehen. Hinter dem Spielplan ſtehen ganz andere Gedanken. Wenn wir den„König harao“ gegeben haben, ſo deshalb, weil er den Geiſt der Zeit widerſpiegelt. Darnach kommt ein echtes deutſches Luſtſpiel und zu Oſtern das große Welltheater, das die mittelalterliche Kunſt des Schauſpiels zeigt. So wird der Weg bezeichnet zu einer volks⸗ tümlichen Kunſt, nicht volkstümlich im Sinne von billig oder Kitſch. ſondern aus dem Herzen des Volkes herauswachſend. In der Reklame will ich gern den modernen Fortſchritt mit⸗ machen. Aber wenn geſaot wurde vom Stadtv. Moſes, daß wir prominente Mitglieder ſpazieren gehen laſſen, ſo muß ich das als nicht richtig bezeicanen. auch daß der Spielplan nicht gehal⸗ zen wird. Er wird⸗gehalten. Darum die Gaſtſpiele, und wenn wir 1 nicht halten können, liegen zwingende Gründe vor. Dem Bal⸗ nattt iſt oekündiot worden, um zu ſparen. Ganz kann ich es natürtſen nicht wiſſen. Fünf Stellen ſollen nach Mö⸗lichkeit aus em jetzigen Pallett beraus beſetzt werden. Auf der anderen Seite mus ich den Vorwurf ablehnen, doß ich die Stimme des Pu⸗ blikums nicht genügend beachte. Das Theater, das unſeren Geiſtes iſt, iſt nichk für uns, ſendern für das Publikum. Aber nie⸗ mals kann ein Theater geführt werden, ſondern es muß Führer Veteranen auf dem gewonnenen Land an. Hob alle Frondienſte auf, ſtiftete Hilfskaſſen und Verſicherungsanſtalten und ſchuf ſogar eine Landesverſammlung, wenn auch nüͤr mit beratender Stimme. Er iſt in Deutſchland auch der Vater der allgemeinen Wehrpflicht; der General Scharnhorſt, der ſie in Preußen ein⸗ führte, war Schüler der von Wilhelm Friedrich Ernſt auf einer künſtlichen Inſel im Steinhuder See geſchaffenen Kriegsſchule. Friedrich der Große nannte ihn einen„großen Feldherrn“. Moſes Mendelſohn ſagte von ihm:„Er liebte die Wiſſenſchaften und große Taten“, und Archenholtz bezeichnet ihn als„einen der größten In⸗ genieure in Europa“. Dieſer Mann alſo errichtete die erſte deutſche Schokaladenfabrik und holte ſich dafür in der Herſtellung der Schoko⸗ lade, die er wohl in Portugal kennengelernt hatte, kundige Por⸗ tugieſen nach Deutſchland. Linné gab dieſem Verehrer der Schokolade gleichfalls recht, denn dieſer berühmte ſchwediſche Natur⸗ forſcher, der Vater der meiſten Pflanzennamen, nannte den Kaka⸗ baum Theobroma cacao. Das iſt allerlei. Denn Theobroma be⸗ deutet Götterſpeiſe. Wenn unſere unromantiſche Zeit einen ſo beſchaulichen und aus⸗ geruhten Kopf, wie der ſchwediſche Gelehrte, hätte, ſo wäre ſie be⸗ rechtigt, das Erzeugnis, das wir heute als Schokolade kennen, mit einem ſo pathetiſchen Namen zu belegen; denn nachdem man die Schokolade nicht mehr pfeffert, ſondern zuckert und ſie mit anderen angenehmen Dingen zuſammenbringt, gehört ſie zweifellos zu den köſtlichſten Labungen⸗der Menſchheit. Die Kakaobohne ſteht in der erſten Reihe der Erzeugniſſe der tropiſchen Sonne und des tro⸗ piſchen Bodens wie der Banane und der Ananas. Die Kakao⸗ bohnen ſehen im rohen Zuſtande nicht unbedingt verlockend aus, etwa wie ſtockige Mandeln oder getrocknete große Bohnen. Als ich in einer Schokoladenfabrik den erſten Griff in einen der vielen tauſend Säcke mit Kakaobohnen tat und ſie prüfend betaſtete, war ich ſogar etwas enttäuſcht. Sie fühlten ſich etwas ſteinig und trocken an. Aber dann knackte ich eine auf und fühlte auf der Zunge neben dem angenehmen typiſchen Bitter des Kakao einen ungemein reizvollen ſahnigen Geſchmack, etwa von Roſenöl. Und ſo etwas wächſt irgend⸗ wo auf der Erde von Mexiko bis Venezuela, blüht mit zarten roſig angehauchten Apfelblüten, blüht und trägt gleichzeitig Früchte, ge⸗ ſtattet unausgeſetzte Erntel Der Veredlungsprozeß in einem modernen Groß⸗ betriebe verläuft ungemein intereſſant. Vom höchſten Stock fallen die gründlich geſäuberten Kakaobohnen hier durch die Decke in den darunter liegenden Stock der Fabrik und werden auf Transport⸗ bänder in den Röſter geleitet. Die geröſteten Bohnen haben an dem natürlichen roſenölſahnigen Aroma zwar etwas eingebüßt, laſſen da⸗ für aber den typiſche Kakaogeſchmack viel deutlicher hervor⸗ treten. Die geröſteten Bohnen ſpazieren wieder gleich durch die Decke und werden in Brechmaſchinen zerſtoßen, wobei nach zahlreichen Größengruppen das Kerngut von den Schalen ſehr ſauber getrennt wird. Das Kerngut wird ſofort in ein Miſch⸗ merk geleitet und mit Zucker in Verbindung gebracht. Ein Walz⸗ werk ſorgt für die reſtloſe Zermahlung und eine Längsreiber⸗ maſchinerie ſtellt den weichen Schokoladenſchmelz her. Er ſickert durch Deckenleitungen unmittelbar in die Blechformen der Schokoladentafeln, die durch ein Rüttelwerk blaſenfrei gemacht, durch ein Kühlwerk gehärtet und im unterſten Stockwerk durch ſinnreiche Maſchinen verpackt werden; fertig zum Verladen und zum Verkauf. Ein feſſelnder und wohltuender Anblick, dieſe ſaubere und ſichere Arbeit der Maſchinen; Menſchenhände haben faſt garnicht mit⸗ zuwirken— die kommen bei der Herſtellung der Pralinen und beim„Legen der Oſtereier“ mehr zur Geltung— aber wo ſie ſich rühren, pflegen ſie eine Gelegenheit zum Naſchen— mancherorts fällt von ſelbſt etwas ab— nicht vorübergehen zu laſſen. In den Schokoladenfabriken verſchwindet kein geringer Poſten des köſtlichen Reizmittels, das längſt als hochwertiges Nahrungsmittel erkannt iſt, hinter den roten Lippen der Arbeiterinnen, und in den Schokoladen⸗ fabriken pflegt man ziemlich großzügig das Bibelwort zu beherzigen: „Man ſoll dem Ochſen, der da driſcht, nicht das Maul verbinden“. Franz Lehnhoff. ſonals, daß man ein Perſonal nicht einfach nach oben oder unten beſetzen kann, ſondern muß eine beſtimmte Individualität aus⸗ wählen. Wenn ich einzelne abbauen muß aus der Not der Zeit heraus, ſo hat das leicht zur Folge, daß weitere gehen müſſen, weil ich anſtelle der alten neue Individualitäten brauche, um wieder ein neues Enſemble zu bilden. Es iſt auch das Apollo⸗Theater angeführt wurden, das unter ganz anderen Bedingungen arbeitet. Das Apollo⸗Theater verſchreibt ſich eine Truppe auf jeweils—14 Tage. Wir müſſen unſer Perſonal auf ein Jahr engagieren und behalten. weil das die Bühnengenoſſenſchaft vorſchreibt. Was die Die Muſiker haben ſich bereit erklärt, dieſen Akademiekonzerttag als freien Tag zu betrachten, der ihnen in jeder Woche zuſteht. Iſt es aber ein ſtädtiſches Konzert, ſo iſt es kein freier Tag. Auch hier wird eine weitere Einſchränkung des Betriebes die Folge ſein. Zur Oper ſelbſt will ich ſagen: Wenn das Mißverhältnis aus perſönlichen Disharmonien entſtanden wäre, ſo würde ich der erſte ſein, der es ohne weiteres beſeitigte. Es ſind aber andere Gründe, die ich hier nicht erörtern kann, die aber, ſoweit es meine rein ſubjektive Meinung iſt, im Intereſſe des Taktes und gerade, weil ich mein Wort gegeben habe, die Oper im nächſten Jahre auf ein künſtleriſch hohes Niveau zu bringen, mußte ein Teil dieſer Dis⸗ harmonien erfolgen. Ich komme zum Schluß: Ich bitte Sie noch⸗ mals zu bedenken, daß die Not der Theater überall groß iſt, daß die Stadigemeinde Mainz einen Zuſchuß von 700 000 Mark gibt und daß eine Stadt wie Düſſeldorf den urſprünglichen Zuſchuß von 1 200 000 M. jetzt auf 1800 000 M. ſchätzt, daß alſo eine Ein⸗ ſchränkung leicht die Folge haben kann, daß das Mißverhältnis zwi⸗ ſchen Einnahmen und Ausgaben doch ſchließlich wieder zum Vor⸗ ſchein kommt. Die Kunſt hat nur dann Wert, wenn ſie lebendig iſt. Denken Sie daran, daß das, was Sie vom Theater erwarten, das Theater auch von Ihnen erwartet. * 255 1 Tätligkeit der Wucherpolizei im Dezember. Von der Wucher⸗ abteilung der Fahndungspolizei wurden im Monat Dezember zur Anzeige gebracht: Wegen Preiswuchers 16. Leiſtungswuchers 26. unlauteren Wettbewerbs 1 und 17 Perſonen wegen ſonſtiger Ver⸗ gehen und Uebertretungen. Davon mußten zur weiteren Aufklärung zwei Perſonen vorläufig feſtgenommen und in das Bezirks⸗ gefängnis eingeliefert werden. Anfall eines radelnden Volksſchülers. Geſtern vormittaa wollte am Aufgana zur Friedrichsbrücke(Stadtſeite) ein 12 Jahre alter Volksſchüler mit ſeinem Fahrrad einen lanaſam fahrenden Straßen⸗ bahnwagen mit Anhänger der Linie 16 links überholen. Dabei geriet er auf das Geleiſe der Straßenbahn, rutſchte aus und fiel zwiſchen Motor⸗ und Anhängewagen. Der Verkehrspoſten, der den Sturz be⸗ merkte, veranlaßte ſofort, daß der Fübrer des Straßenbahnwagens anhielt. Der Knabe wurde etwa 1 Meter weit geſchleift. Er trug leichte Hautabſchürfungen davon. Anaufgeklärte Diebſtähle. In letzter Zeit wurde u a. entwedet: Aus einer Wirtſchaft in den L⸗Quadraten ein Herre⸗mantel, hellgrau, ohne Futter, 6 ſchwarze Knöpfe(doppelreihig), beide Aermel an den Enden neu angeſetzt.— Bei der Spatzenbrücke ein älterer, 6,50 Meter langer und 80 Zentitneter breiter, ungeſtrichener Nachen mit zwei Sitzbrettern.— Aus einem Anweſen der Graßmannſtraße ein Groß⸗ kraftrad, Marke„NSll“, Fabriknommer 467090, Motornum ner 61 320, Eigengewicht 155 Kilogr., Polizenkennzeichen VIB 8009.— bleiben. Die Einſchränkungen, die im Etat gemacht ſind, ſind viel⸗ ſach Opfer. Weſentlich iſt auch der Umſtand innerhalb des Per⸗ Nachts in Käfertal zwei Gänſe, wovon die eine weiß und die andere weiß mit grauem Rücken, ſowie eine braune Ente.— Von einem Akademiekonzerte betrifft, ſo muß ich zu bedenken geben, daß die Akademiekonzerte an freien Tagen des Orcheſters ſtattfinden. Handwagen in der Auguſta⸗Anlage eine 40 Zentimeter lange und 40 Zentimeter breite Kiſte mit Zucker, Kaffee, Mehl uſw.— Aus einem Hofe Beilſtraße Nr. 20 ein Faß mit 100 Liter Eſſig. Das Faß trägt die Aufſchrift„Eſſighaas“.— Nachts ind er Langſtraße ein 80 zu 60 Zentimeter großes, gelbes Firmenſchild mit der Aufſchrift„Michael Schweizer, Schuhmachermeiſter“. veranſtaltungen „Cebendige Kirche'. Am heutigen Dienstag, 5. Januar, abends 8 Uhr, findet im Verſammlungsſaal des Mannheimer Roſengartens der 5. Vortrag der Vortragsreihe„Lebendig e Kirche“ ſtatt. Profeſſor D. Althaus⸗Erlangen, wird über „Kirche und Gottesreich“ ſprechen. Prof. Althaus iſt in Mannheim durch ſeinen vorjährigen Vortrag in beſonderer Erinne⸗ rung. Er wurde inzwiſchen von Roſtock nach Erlangen berufen und erhielt neuerdings einen Ruf an die Univerſität Leipzig als Nach⸗ folger des bekannten Prof. Girgenſohn. Da Althaus als Führer der jüngſten Theologen⸗Generation gilt, ſei auf ſeinen Vortrag beſonde verwieſen. 2 Kommunale Chronik 50. Geburkskag des Kölner Oberbürgermeiſters Dr. Adenauer Der Kölner Oberbürgermeiſter Dr. Konrad Adenauer be⸗ geht heute ſeinen 50. Geburtstag. Dr. Adenauer, eine geborener Kölner, wurde als Nachfolger des zum Staatsſekretär ernannten Oberbürgermeiſters Wallraff im September 1917 Oberbürgermeiſter. Einer eingehenden Würdigung der Tätigkeit Dr. Adenauers, der auch Vorſitzender des Preußiſchen Staatsrats und des„Rheiniſchen Provinzialausſchuſſes iſt, in der„Kölner Ztg.“ entnehmen wir foi⸗ gende Einzelheiten: Dr. Adenauer hat den Lauf der Dinge oft ebenſo peſſimiſtiſch betrachtet, wie er als Kommunalpolitiker Optimiſt war. Sein pr⸗ litiſcher Peſſimismus hat nicht recht behalten, der tatenfreudige Op⸗ timismus aber, mit dem er als Oberbürgermeiſter von Köln die Verwaltungsgeſchäfte führte und eine ideenreiche Gemeinde⸗ politik trieb hat ihm einen bis zur Stunde unbeſtrittenen Erfolg gebracht. Wie ſein politiſcher Peſſimismus, ſo wurde auch ſein kommunalpolitiſcher Optimismus aft ſchärſ⸗ ſter Kritik unterzogen und als in ſeinen möglichen Folgen bedenk⸗ lich verurteilt. Man ſchreckte zurück vor der Kühnheit, mit der er Kölns günſtige Stunde wahrnahm. Daß die Stunde der Entwicklung Kölns günſtig geweſen iſt, muß beute bejaht werden Ob die Ausnützung dieſer günſtigen Stunde in ihrem Umfange im dieſer oder jener Hinſicht aber über die Entwicklungsmöglichkeit Kölng hinausging, muß die Zukunft lehren. Die Zukunft wird auch lehren müſſen, ob der Kommunalpolitiker Adenauer in einer raſtloſen Tätig⸗ keit den Blick nicht weit genug über die Mauern Kölns richtete und über dem Einzelgeſchick der Stadt nicht zu ſehr das Geſafntgeſchich des Volkes vergaß. Dr. Adenauer fand als Oberbürgermeiſter ein von den Feſſein des Feſtungsgürtels befreites Köln vor. Mit den Wällen und Mauern fielen die Bebauungsbeſchänkungen, und mit dem Kriege verſchwan⸗ den auch die Hemmungen, die eine Feſtungsſtadt vor allem im Kriege ſelbſt hat. Es war keine künſtliche, es war eine natürliche Entwicklung. Ohne die Wälle und Mauern hätte Köln in früheren Jahrzehnten ſeine günſtige geographiſche Lage im Wettkampf mit den anderen großen Städten des deutſchen Weſtens ganz anders ausnützen können. Ja, man darf angeſichts dieſes oft recht fruchr⸗ loſen und aufreibenden Wettkampfes ſagen, daß der deutſche Weſten in kommunalpolitiſcher Hinſicht vielleicht ein ganz anderes Geſicht bekommen hätte, wenn das dazu berufene Köln von vorn⸗ herein die unbeſtrittene Führerſchaft gehabt hätte, die man ihen heute nicht mehr abſprechen kann. Oberbürgermeiſter Dr. Adenauer hat die Notwendigkeit dieſer Führerſchaft ebenſo erkannt wie deren Möglichkeit und iſt darüber zu einem der erſten Kommunan⸗ politiker Deutſchlands geworden. Kommunalpolitik iſt ein Mittelding zwiſchen Staatspolitik und»rivater Wirtſchaftspolitik⸗ Ein Kommunalpolitiker muß etwas vom Blut eines Geſchäftsmannes in ſich haben und die Konjunktur ausnützen. Er darf von ſeinen Geſchäften ſchon wegen des Wettbewerbs nicht mehr reden als nor⸗ wendig iſt. Der Kommunalpolitiker muß darum die Heffentlichkett ſehr oft vor eine vollendete Tatſache ſtellen. Die rheiniſche Städteordnung gibt dazu einem Bürgermeiſter jeds Möglichkeit, weil ſie ihm neben der Machtbefugnis jede nur möglich⸗ Entſchuldigung in der Betätigung des Machtwüllens bietet. von dieſem Recht Gebrauch gemacht, daß auch hier eine berech⸗ tigte Kritik nicht ausbleiben konnte. Aber wiederum gab ihm den Erfolg recht. Er griff zu, erfaßte die Gelegenheit und hatte Glück. Die Kölner Univerſität iſt heute aus den Sorgenjahren heraus, die Meſſe hat ſich bewährt. Verſagt die Zukunft der Meſſe die Entwicklung oder gar den Beſtand, ſo bleiben die Ausſter⸗ lungshallen Kölns bleibender Beſitz. Dder Hafen geht in dem vorerſt geplanten Umfang der Vollendung entgegen. Sein Bau iſt geſichert, ob er wirtſchaftlich zum Erfolg führt, ſteht dahin. In dieſer Hinſicht iſt noch Zukunftsarbeit zu leiſten. Dem große n Sportpark dürften die diesjährigen Deutſchen Kampfſpiele dert erſten großen Erfolg bringen. Vollendet, oder doch nahezu fertig iſt die Erſchließung des Feſtungsgeländes. Das gilt vom innern wie vom äußern Grüngürtel, vor allem von der gre⸗ ßen Stadtwalderweiterung, die der ganzen Bevölkerung zugute kommt. Bei all dieſen großen ſtädtiſchen Aufgaben und bei andern dazu hat ein weiter Blick in die Zukunft geſehen. Licht und Luft können in Zukunft der äußeren Stadt nicht mehr genommen werden. Mit dem Rheinpark erſchloß und ſicherte man der Be⸗ wohnerſchaft Kölns ein weites Stück natürlichen Rheinufers. Die Flora erweiterte ſich zu einem großen botaniſchen Gar⸗ ten, der heute ſchon als eine Sehenswürdigkeit Kölns anzuſprechen iſt. *Vorlragsrei Dieſer kurze Blick auf die kommunalpolitiſche Tätigkeit des Ober⸗ bürgermeiſters Dr. Adenauer zeigt den willensſtarken wie den erfolgreichen Mann. Indeſſen, Dr. Adenauer, der ſetzt in den Gipfeljahren des Lebens ſteht, hat mit dieſer ſeiner bisherigen Tätigkeit auch den Zwang zu weitergreifender ſtadtkölniſcher Arberr geſchaffen. Das Kleid, das er der Stadt Köln gab, will ausge⸗ füllt, will getragen ſein. Soweit das durch Bevölkerungszunahme und Erſtarkung des Kölner Wirtſchaftslebens ſchon geſchehen iſt, be⸗ dingt es für Köln Anpaſſung an die neuen Verkehre⸗ verhältniſſe. Das innere Bild der Stadt Köln wird ſich noch weiter von det mittelalterlichen Enge und Gebundenheit entferner müſſen. Das iſt ſchmerzlich zu denken, aber praktiſch notwendig. Dro Stadt Köln kann ihren Oberbürgermeiſter aus allen dieſen Gründen zum fünfzigſten Geburtstage keine Schlummerrolle ſchenken, und das wird auch ſein geringſter Wunſch ſein. Sein Tätigkeitsdrang ruft nach neuen Taten, die Wirtſchaftsnot der Stunde legt ihnn Feſſeln an, aber die Entwicklung Kölns muß Befreiung von dieſem Feſſeln erſehnen. Da die Geſchicke der Stadt Köln in den Händen des Oberbürgermeiſters Dr. Adenauer ruhen, darf man glauben, daß ein Ausweg aus dieſem 55— zwiſchen Entwicklungszwang und Entwicklungshemmung zugunſten der größten weſtdeutſchen Stadt gefunden wird. Das iſt ein Wunſch, den der Kommunai⸗ politiker und Oberbürgermeiſter Dr. Adenauer ſicher auch vor allen andern an ſeinem 50. Geburtstage hegt. & .. Neuluheim, 3. Jan. Der dieſer Tage dur die 5 behörde genehmigte Gemeindevoran J chka q 15 1 nungsſahr 1925/26 hat folgende Ziſfern dufzuweiſen: Einnahmen: 103 655.., Ausgaben 135 876.M. Der ſich aus dem unge⸗ deckten Aufwand ergebende Umlagefuß beträgt 1,20 G. M. für 100 Mark Steuerwert und dürfte wohl im Bezirk unerreicht daſtehen. Er iſt lediglich eine Folge des außerordentlich geringen Steuerkapi⸗ tals von knapp 2,7 Mill. G. M. Um ſi verhängnisvoller iſt für die Gemeinde die Erwerbsloſenfrage, die durch das ſtändige Anwachſen der Arbeitsloſen(bis jetzt 270) in ein kritiſches Stadium zu treten beginnt. Die einheimiſche Zigarreninduſtrie, die einzige Induſtrie am Platze, liegt mit einer einzigen Ausnahme(Fa. ettwitzer) ſtill, * Oberbürgermeiſter Dr. Adenauer hat als Mann der Tar eines der alten Dreikönigslieder erſchallen läßt. Leute. auf dieſe Weiſe die ſicht, die Güterballe auszurauben da er ſich in Geldver⸗ 7 Feuerwehr raſch zur Stelle war und auch die Einwohner. des 4. Seſie. Nr. 6 Dienstag, den S. Janur 192 um Leſt der heiligen oͤrei Rönige Wir, Kaſper, Melcher und Baltzer genannt, Wir ſind die Könige aus dem Morgenland. e kennen wir das Bettlertrio, das am Tag der„Erſcheinung“ in ſtolzer königlicher Aufmachung in den Dörfern die drei Herr. ſcher aus dem fernen Lande verherrlicht und als„Sternſinger“ 5 Es iſt dies ein oſcher Ausklang der weihnachtlichen Feſtesſtimmung. Dieſe piphanienumzüge ſind aus kirchlichen Aufführungen in der Zeit des 12. und 13. Jahrhunderts hervorgegangen. Zwar ſpricht die heilige Schrift nichts von Königen, kennt auch keine Dreizahl; aber die Pſalmſtelle Pfalm 72, Vers 10:„Die Könige aus Tharſes werden Geſchenke bringen, die Könige aus Arabien und Saba wer ⸗ den Geſchenke zuführen,“ wurden auf die Weiſen aus dem Mor⸗ genland gedeutet. Sie bürgerten ſich ein unter den Namen: Kaſ⸗ par Schatzträger, Melchior= König des Lichts und Balthaſar S Gottesſchutz. Nach der Erzählung in Norks Feſtkalender geſtaltete ſich die frühere Darſtellung des Einzugs der drei Könige in den Kir. chen zu einer dramatiſch wirtſamen Feier. Drei Knaben, reich in Seide gekleidet, goldene Kronen auf den Häuptern, ein goldenes Gefäß in den Händen, ſtellten die Weiſen aus dem Morgenlande dar. Durch das Hauptportal des Gotteshauſes eintretend, näher. ten ſie ſich unter dem Geſang des prächtigen lateiniſchen Liedes: „O mit wie würdigem Preis ſoll man dieſen Tag feiern!“ lang⸗ ſam dem Altar, und der weitere Text erklärte den Zweck ihres Kommens. Am Altar angelangt, erhob der erſte ſein Gefäß und rief: Arum primol.(Gold dem erſten). Darauf ſchwenkte der zweite ſein Gefäß unter dem Geſang:„Thus secundo!“(Weihrauch von dem zweiten). Der dritte übergab ſein Gfäß mit den Worten: „Myrrham dante tertiol(Myrrhe, gegeben von dem dritten). In einem nun folgenden Wechſelgeſang miſchten ſich die Stimmen: Au⸗- rum regem, Gold für den König, Thus coelestem, Weihrauch für den Himmliſchen und Mori nutat unctio, die Salbe⸗Myrrhe winket dem Toten. Hierauf deutete einer der Sänger nach dem leuchtenden Stern am hohen Gewölbe der Kirche und ſang in feierlichem Ton: Hoe signum magni regis: Dies iſt das Zeichen des großen Königs! Und ſiehe, da erſchien aus dem Chor der Kirche vom Altar her ein Engel und trat mit den drei Knaben in einen Wechſelgeſang. Alle Andächtigen fielen dann mit dem Bekenntnis ein: Bethlehem natus est reu Z in Bethlehem iſt der König geboren. Der Leuchter wurde mit Kerzen beſteckt in der Geſtalt eines leuchtenden Sterns. Ein Vorhang ward hinweggezogen: Da ſtand die Krippe mit dem Jeſuskind. Nun legten die Weiſen ihre Gaben nieder, dem neu⸗ geborenen Köaig zu Füßen, und das ganze Volk ſtrömte nach, das Kind zu beſchenken. In den Krippenſpielen früherer haben die Per⸗ ſonen der drei Weiſen oder der drei önige eine herporragende Rolle geſpielt. Von dieſen Darſtellungen beſitzt das bayeriſche Nationalmuſum eine Reihe von Abbildungen. So ſpielt ſich das Opfer der hl. drei Könige in einem mit Pracht eingerich⸗ teten Thronfaal ab. Die drei Könige, in großer Pracht gekleidet, mit einem reichen Troß heimiſcher Bedienten, erhöhen den könig⸗ lichen Die Gewandung des Engels aus der Urſulinerinnen⸗ krippe von unsbruck und der Mohrenkönig auf dem Kamel aus der berühmten Oberammergauer Weihnachtskrippe gehören mit der Ent⸗ faltung königlichen Reichtums zu den koſtbarſten Stücken der Samm⸗ lung.—A. * Faſtnachtsverbote in Heſſen und Würktemberg. Die benachbar⸗ zen Regierungen gehen in der Frage des Faſchinas ſchärfer als die badiſche vor. So wird aus Darmſtadt gemeldet. daß das heſſiſche Geſamtminiſterium beſtimmt hat. daß ſede Maskerade und ſedes karnevaliſtiſche Treiben. wie beiſpielsweiſe auch das Werfen pon Konfetti und Luftſchlangen auf öffentlichen Wegen. Straßen und Plätzen oder an anderen öffentlichen Orten verboten iſt. In der Zeit von Aſchermittwoch ab ſind alle karnevaliſtiſchen Veranſtaltungen. wie Maskenbälle, Koſtümbälle und Trachtenfeſte, Kappenabende uſw. auch für geſchloſſene Geſellſchaften verboten. Wer den Vorſchriften zuwiderhandelt. wird mit Gefänanis bis zu acht Monaten und mit Geldſtrafe bis zu 10 000 Mark oder mit einer dieſer Strafen beſtraft. Nach einer Verordnung des württemberaiſchen Miniſte⸗ riums des Innern darf keinerlei öffentliches Faſtnachtstreiben ſtattfinden. Verboten ſind insbeſondere Faſchingsumzüge, öffentliche Maskenbälle und öffentliche karnevaliſtiſche Konzerte ſowie jedes ſaftnachtmäßige Auftreten von Perſonen in der Oeffentlichkeit. Wegen der Behandlung von Faſtnachtsumzügen in einzelnen Orten des Lan⸗ des, deren Abhaltung einem alten Brauch entſprechen, haben die be⸗ teiligten Oberämter beſondere Weiſung erhalten. Aus dem Lande D gebdesbeim. 4. Jan. Die bieſige Volksſchule(die Gewerbe. und Fortbildungsſchule ausgeſchloſſen) war wegen Schar lachkrank⸗ heit ſeit anſangs November v. J. geſchloſſen. Nun nimmt die Schule ihren Unterricht wieder auf. Es war dies gewiß eine lange. unfrei⸗ willige Zugabe zur gewöhnlichen Ferienzeit. 7 Von der Bergſtraßze. 3. Jan. Das derzeitige milde Wetter birgt vorausſichtlich, fofern es noch länger anhalten ſollte. wieder zu frühe Entwicklung der Obſtbaumknoſpen und damit die Ge⸗ fahr der Schädiaung durch ſpäteren Froſt in ſich. Allaemein würde man gern baldigen Eintritt nochmaliger trockener. winterlicher Witteruna für nächſte Wochen wünſchen. damit der Pflanzenwuchs noch einige Zeit hintangehalten bleibt. Karlsruhe. 4. Jan. Auf der Strecke Karlsruhe—Maxau ließ ſich ein 42lähriger lediger Arzt aus der Pfalz von dem Verſonen⸗ zug überfahren, wobei ihm der Kopf vom Rumpf ge⸗ t122 rde. Die Gründe zur Tat ſind unbekannt. SWDeißenbach 4. Jan. In der Neufahrsnacht ſteckten einige junge Burſchen beim Abbrennen von Feuerwerk einen am Bahnhof ſtehenden Möbel wagen in Brand. Der Schaden beläuft ſich auf e 10 000 Mark. ühlertal, 4. Jan. Der 24 Jahre alte Adolf Schenk von Oberlal wurde beim Abladen von Balken ſo unalücklich an den Ko pf getroffen, daß er einen ſchweren Schädelbruch davoutrug. Sein Zuſtand iſt beſorgniserregend. d Kebl. 4. Jan. In letzter Zeit iſt bier ein verſtärkter Auzua zur Fremdenlegion zu bemerken. indem vor allem jüngere e. um dem Elend der Arbeitsloſigkeit zu entgehen, Dienſt in der franzöſiſchen Fremdenlegion ſuchen. Soweit es ſich nicht um Minderjährige handelt. ſind die Kehler Behörden nicht in der Lage, die Anwerbuna zu verhindern. TFahr, 4. Jan. Ein eigenartiger Vorgana hat ſich auf dem Bahnhof Dinglingen zugetragen. Ein 20fähriger Burſche gab eine längliche, ſargähnliche Kiſte auf, die als Exrpreßaut nach Biberach bahnlagernd befördert werden ſollte. Infolge verdächtiger Geräuſche wurde die Kiſte geöffnet in der ſich ein dunger Mann befand. der Reiſe nach Biberach machen wollte mit der Ab⸗ legenheit befand. Er und der Aufgeber der Kiſte wurden verhaffet. begende enen 4. Jan. Am Samstog brach hier in dei dwirts Remmele unerwartet Feuer aus. Da beim Löſchen kräftig mit Hand anlegte, war der Brand bald Die Scheume iſt niedergebrannt. Günſtig war, daß Wind⸗ e herrſchte, da fonſt daz 88 0 Wohnhaus leicht eine Beute uers geworden wäre. Entſtehungsurſache wird Kurz⸗ angenommen. Donaueſchingen. 4. Jan. Am ageſtrigen Sonntaa 4 Uhr früß wollte ſich ein Landwirt vom Ziegelnof an der Dürrbeimer Straße nach dem Bahnbof Donaueſchingen hegeben um den Früdaug nach Freiburg zu erreichen. An der Straße in der Nähe ſeines Hauſes, ſo gibt er an, ſei er von einem unbekannten Mann über fallen und zu Boden geſchlagen worden. Dabei ſeien ihm namhafte Geld⸗ beträge abgenommen worden. Die Unterſuchuna der Angelegen⸗ beit lieat in den Händen gebnis abzuwarten. Wirth zu 2 85 Neue Maunhefmer Jeltnas(Ad en Nusgabe)— Nachbargebiete :: Viernheim. 3. Jan. Auf dem Wege von Viernbeim bierber wurde ein Fuhrmann von zwei Burſchen überfallen: ſie waren ſedoch an den Unrechten geraten. Der Fuhrmann ſetzte ſich zur Wehr, bis die Burſchen Reißaus nahmen. Es gelana bisber nicht, die Täter feſtzunehmen. Bürſtadt. 3. Jan. Einen Entführunasverſuch mach⸗ ten Inſaſſen eines Autos, die zuerſt gütlich. dann mit Gewalt eine junge Frau zum Mitfahren bewegen wollten. Erſt auf die Hilfe⸗ rufe der Frau ließen die unerkannt entkommenen Täter von ihrem Vorhaben ab. :: Saurbrücken, 4. Jan. Umfangreiche Schiebereien mit Kokain wurden durch die hieſige Kriminalpolizei aufgedeckt. Laut Mitteilung der Polizeidirektion wurden bis jetzt 15 Hauptſchie⸗ ber verhaftet, deren Spuren zum Teil über das Saargebiet hinausführen. Vorwiegend handelt es ſich um Perſonen, die einer regelrechten Beſhäftigung nicht nachgehen. Das Hauptabſaß⸗ gebiet waren mehrere Vergnügungslokale. Durch Ver⸗ mengung mit Streckmitteln(wie Karlsbader Salz, Zucker uſw.) verdienten die Schieber an 1 Gramm Kokain, woraus ſie—12 Doſen herſtellten, 80 bis 130 Frs. In mehreren Fällen konnten verhält⸗ nismäßig beträchtliche Mengen von Ko kain, Morphium und Opium beſchlagnahmt werden. 2: Frankfurt a.., 3. Jan. Der Frankfurter Milchhändlerver⸗ ein gibt folgende erfreuliche Neujahrsbotſchaft bekannt: Mit Wirkung vom 2. Januar ab wird der Detailverkaufspreis für Milch um vier Pfennia pro Liter ermäßiat. Der Preis ab Laden wird dem⸗ nach 30 Pfg., ins Haus gebracht 32 Pfa betragen. Hoffentlich folat man anderwärts dieſem auten Beiſpiel auch bald nach. Gerichtszeitung 8 Schöffengericht Offenburg. Das Schöffengericht Offenburg hat den in dem Jahre 1896 zu Oberharmersbach geborenen, in Offenburg wohnhaften Wilhelm Schwarz wegen Betrugs und Betrugsver⸗ ſuchs in drei Fällen zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, ferner zur Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechde auf die Dauer von drei Jahren. Schwarz hatte ſich auf betrügeriſche Weiſe durch Eintragung von Sicherheitshypotheklen Geldmittel zu verſchaf⸗ fen geſucht. § Schwurgericht Zweibrücken. Das Schwurgericht Zweibrücken verurteilte am 29. Dezember den Uhrmacher Wilhelm Schmied von Zweibrücken, der in einer Gerichtsverhandlung wegen fahrläſ⸗ Körperverletzung eine falſche Ausſage wider beſſeres 7 gemacht hatte, wegen fortgeſetzten Verbrechens des Mein⸗ elds zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehr⸗ verluſt.—. 64 5 Kindstötung wurde die Näherin Magdalene ahren 6 Monaten Gefängnis verurteilt. 8 Reviſion gegen ein Todesurkeil. Der Gaſtwirt Umhöfer, der in Aſchaffenburg zum To de verurteilt worden iſt, hat durch ſeinen Verteidiger gegen das Todesurteil Reviſion einlegen laſſen. 8 Eine Hinrichtung. Am 29. Dez. wurde in der Frühe im Ge⸗ fängnishof in Regensburg der wegen Ermordung ſeines unehelichen Kindes 5 Tode verurteilte Metzger Berthold durch den Scharf⸗ richter Reichardt aus München hinger ichtet. Berthold hatte auf die Gnadenfriſt von 24 Stunden verzichtet. § Mord-Prozeß. Am Mittwoch, 13. Januar, beginnt vor dem Schwurgericht München der Prozeß gegen den Kaufmann und Leutnant der Reſerve Pölzin⸗Berlin und den Kaufmann und ehe⸗ maligen Vizewachtmeiſter Prüfert⸗Berlin wegen Verbrechens des 12fachen Mordes. Der Prozeß wird, da 70 Zeugen ge⸗ laden ſind, wahrſcheinlich eine Woche in Anſpruch nehmen. Sportliche Rund ſchauu Fußball in der pfalz Vorderpfalzkrels Bei nur zwei Spielen, die anderen wurden von der Behörde ab⸗ geſetzt, brachte das in Herxheim ſtattgefundene Treffen eine große leberraſchung. Konnte doch Viktoria Herxheim— B. f. R. Irieſenheim 5 20 nach überlegenem Spiel mit obigem Reſultat abfertigen. Frieſen⸗ eim führte wohl ein tadeloſes Neolſe vor, verſagte aber vor dem or. Die Syſtem zeigenden Angriffe der Herxheiner brachten die Tore. Sp. vgg. Mundenheim— Unſon Ludwigshafen:0 Beiderſeits wurde ein eifriges flottes Spiel durchgeführt. Den beſſeren Angriff zeigten die Mundenheimer. Union bot ſich mehrmals Gelegenheite zum Ausgleich. Hinterpfalzkreis 18— ſo ſind auch in dieſem Jahre die e ns aftert und V. f. R. hartnäckige Meiſterſchaftsrivalen. rvorige brachte hier die Entſcheidung indem ſich der V. f. R. Kaiſerslautern B. f. R. Pirmaſens:0 on die Spitze der Tabelle ſetzte. In einem hartnäckigen Komnpf, wo⸗ bei es oft hart auf hart ging, ohne jedoch die Grenzen des Erlaubten zu überſchreiten, konnte Kaiferslautern infolge beſſeren Spieles das 290 Ende für ſich behalten. Selbſt eine Schwächung der Kaiſers· ſauterer Mannſchaft infolge Verletzung und Ausſcheiden eines ihrer Spieler konnte ihren Siegeswillen nicht lahmlegen. Erwartungsgemäß konnte v. f. B. Iweibrücken— Olympia Kaiſerslautern:0 nachhauſe ſchicken. Eine ſchöne + 7V der Zweibrücker Mannſchaft, die ihrer guten Verteidigung alle Ehre macht. Eimen zweiſtelligen Sieg holte ſich Sp. C. 05 pirmaſens— Phönig flalſerslautern 111 und rückt ſomit auf den dritten Tabellenplatz. Die gezeigte Schuß⸗ freudigkeit der Pirmaſenſer wurde reichlich belohnt, während Kaiſers⸗ lautern ſich mit dem einen Tor zufrieden geben mußte. Pokalſpiele. Die drei noch reſtlichen Pokalſpiele fanden über die Feierꝛoge nun auch ihre Erledigung. Bei dem ongeſetzten Treffen V. f. B. Heidelberg— 1914 Oppau hatte erſterer einen billigen Erfolg, da Op verzichtete. Eine leichte Sache für den Vorderpfalzvertreter war Phönix Aaiſerslautern— Pfalz Cudwigshafen:5 Kaiſerslaubern konnte gegen das techniſche Können der Pfälzer nicht aufkommen und muß ſomit an der weiteren Teilnahme der Pokal⸗ ſpiele verzichten. Durch vorzügliche Sturmarbeit gelang es J. B. Frankenthal— Arminia Rheingönheim:0 niederzuringen. Arminia kämpfte ſehr eifrig, hatte aber im Stürmer⸗ ſpiel kein Glück. ſten Runde am 10 Januor drene nun auch die Be⸗ Wie im vorigen beiden Namensvettern aus Pirm In der nächſ zirksdereine ein und brachte die Ausloſung folgende Gegner zuſammen. 1. Lampertheim— V. f. B. Heidelberg. 2. F. V. Frankenthal— 1 95 f. B. He 10 F. V. Frankentha Sp. bbenheim. 3. Sp. V,. Darmſtadt— Viktoria Herxheim. 4. 1.. Mannheim— F. G. Pirmaſens. 5. Phönix Ludwigs hafen — 04⁴ Lud en. 6. Sp. V. Waldhof— Pfalz Ludw'gshafen. 7. e. Lu 157— F. V. Speyer. 8. Phönix Mannheien— 08 ee— Feudenheim. 10. 68 Ludwigshaſen(Frei⸗ Als nächſte Gegner wurden beſtimmt: Sieger 4 Sieger 7 der Behörde. Man wird aut tun, das Er⸗ Sieger 10— Sieger 1. Sieger 9— Sſeger 2. Sieger 5— Sießer 8. Sieger 3— Sieger 6. ch. 88 Ddas hochwaſſer Die Not am Niederrhein „Kleve, 4. Jan. Eine neue Gefahr hat ſich infolge der hollän⸗ diſchen Dammbrüche hier im unmittelbaren Grenzgebiet in der letzten Nacht inſofern gebildet, als der ſogenannte Querdamm bei Wyler in dem Einſchnitt, der vor einiger Zeit angelegt worden war, um bei einem Dammbruch in Till⸗Moyland die Waſſermengen abfließen zu laſſen, durch den Rückſtau des Waſſers von Holland her in Richtung Mehr, Zifflich und Niel überflutet worden war. Um 3 Uhr wurde für die genannten Gebiete auf Anordnung des Landrats zur Vorſicht Sturm geläutet. Das Vieh wurde fortgeſchafft. Um 5 Uhr morgens kamen die erſten Viehtransporte, mehr als 1000 Stück, in Kleve in der neuen Kaſerne an. Im übrigen fiel der Waſſerſtand in letzter Nacht um 6 Zentimeter auf 8,22 Meter. Die Lage im gölner Bezirk „ flöln, 4. Jan. Der Rückgang der Fluten hat in der Riehler⸗ und Boltenſternſtraße und in andern Straßen mit geringer Längs⸗ neigung wieder längere Straßen trocken freigelegt, die nun mit einem glitſchigen gelben Lehmſchlick bedeckt ſind. In Niehl, dem Dörſchen, das mit am ſtärkſſen bedroht war, hat ſich die Beveer ng wieder beruhigt. Der Damm mußte jedoch für Sonntag noch einmal für den Verkehr geſperrt werden, zum großen Leidweſen der daran⸗ liegenden Gaſtſtätten. Am Neujahrstag war der Andrang der Schauluſtigen derart ſtark, daß auf dem durch den Notdamm ſtark eingeengten glitſch'gen Fußweg die Gefahr des A ſlürzens in den Rhein groß war. In Merkenich muß Tag und Nacht das Tage⸗ waſſer und das Grundwaſſer übergepumpt werden, um die Straßen vom Waſſer freizuhalten. Kaſſelberg, von dem diesmal alles Vieh mit der Fähre nach Rheinkaſſel übergeführt werden konnte, iſt noch immer eine vom Feſtland abgeſchloſſene Inſel, zu der durch regelmäßigen Nachenbetrieb der Verkehr aufrecht⸗ erhalten wird. In Rheinkaſſel ſtehen einige am Rhein ge⸗ legene kleinere Gutshöfe mit allem Zubehör unter Waſſer. flöln-Mülheim. 4. Jan. Das Hochwaſſer iſt weſentlich zurück⸗ gegangen. Die Straße zur Clemenskirche iſt völlia frei. Auch von der Deutz⸗Mülheimer Straße aus iſt ein anſehnliches Gelände waſſer⸗ frei geworden. Dagegen ſteht das Waſſer in der Richtung Stöcker⸗ ſtraße und Markt noch: der Verkehr zu den Häuſern muß durch Kähne aufrecht erhalten werden. In den freien Straßenteilen und Häuſern hat das Großreinemachen begonnen. Groß ſind die Schä⸗ den aller Art. Seit heute morgen konnte der Verkehr auf der Düſſeldorfer Straße für Bahnen und Wagen in der früheren Form aufgenommen werden. So beſteht ſetzt nur noch die Verkehrsbehin⸗ derung nach Köln, die vielleicht morgen etwas beſeitigt ſein wird. Neues aus aller Welt der Rundfunk. In einem Künſtlerbeim in 800—900 Meter Höhe im badiſchen Schwarzwald bei Furtwangen. In einem Weih⸗ nachtsbriefe heißt es: Der Radio bietet uns ſehr wertvolle Unter⸗ haltung und funktioniert wirklich tadellos. Man muß ſich eben noch mit den Stationen beanügen, die man am betreffenden Tag gerade aut hört. Was wir aber immer bekommen können. iſt Zürich und London. Beide haben recht feine Programme. Augenblicklich höre ich z. B. aus Zürich eine Fantaſie aus Cavallerig Ruſticana. Geſtern batten wir Berliner Unterhaltung. Samstaa atends 7 Uhr bis.15 Uhr hören wir regelmäßig die Züricher Kirchenglocken Tagen übertrug Zürich nach Abwicklung des eigenen Programms noch Konzert aus London— zweite Rhapſodie von Liſzt—. da die Uebertragung nicht einwandfrei war. habe ich den Züricher 92 9 0 unter Proteſt verlaſſen und aing in etwa ſechs Sekunden na Konzert an Ort und Stelle anzuhören. Nach Schluß des Stückes ſetzte ein begeiſterter Applaus ein. ich kehrte in etwa vier Sekunden nach Zürich zurück und hörte dann die Londoner über Zürich weiter klatſchen. Vor ein paar Tagen batte Zürich franzöſiſchen Abend. Mitten unter das franzöſiſche Programm börten wir auf einmal als Einlage— Deutſchland. Deutſchland über alles— und nachher die Erklärung des Anſagers: Wir haben Ihnen raſch ein Stück aus Berlin übertragen. Dieſes Stück hört man allabendlich zum Schluß des Berliner Programms und die Züricherer hatten den Duſel, gerade damit in ihr franzöſiſches Programm hineinzuplatzen. Ham⸗ burg hat uns auch ſchon ſchöne Abende beſchert. Leider ſind die Hamburger nicht immer aut zu hören und außerdem ſchnaken ſie zu oft platt, was unſereiner auf dem Schwarzwald nicht verſteht. — mit einem Maßkrug erſchlagen. In der Gaſtwirtſchaft in Buch kam es im Verlauf eines Wortwechſels zwiſchen anweſenden Bauern und dem 20jährigen Landwirtsſohn Lüdl zu Tätlichkeiten, in deren Verlauf Lüdl durch einen ſeiner Gegner mit einem Maß⸗ krug einen derartigen Schlag auf den Kopf erhielt, daß er, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben, im Krankenhaus ſtarb. Wer den tödlichen Schlag ausgeführt hat, konnte bisher noch nicht feſtgeſtellt werden. Ein Poſtraub. Am Mittwoch abend gegen 5 Uhr erſchien beim Poſtamt Dorfen ein etwa 80jähriger, unbekannter Mann, ſetzte dem allein im Amte anweſenden Beamten den Revolver auf die Bruſt und forderte die Herausgabe des Kaſſenſchlüſſels. Der Räuber öffnete dann den Kaſſenſchrank und entnahm daraus 6990 RM. Unter dem geraubten Geld befinden ſich zwei Bündel Zehn⸗Rentenmarkſcheine, die am 81. Dezember 1925 ihre Gül⸗ tigkeit verlieren. — Raubüberfall auf einen Kleinbahnwagen. In der Silbeſter⸗ nacht überfielen drei Straßenräuber mit ſchwarzen Geſichtsmasken und vorgehaltenem Revolver einen Kleinbahnwagen in Aachen an der Halteſtelle am Kaiſer Friedrichspart und verlangten von dem Schaffner die Geldkaſſe. Durch das Dazwiſchentreten eines Fahrgaſtes gelang es dem Schaffner, die Ge kaſſe in Sicherheit zu bringen. Die Räuber ergriffen hierauf die Flucht, konnten jedoch kurz darauf von der Polizei geſtellt werden. Dire Räuber eröffneten auf die Poliziſten ſofort ein lebhaftes Feuer, das von den Polizeibeamten erwidert wurde. Es gelang ihnen ſchließlich, zwei Räuber feſtzunehmen. Der Dritte konnte in der Dunkelheit entkommen. In den Taſchen der Feſtgenommenen fand man die Piſtolen, die Geſichtsmasken und Feſſelungswerkzeuge. wetternachrichten der Rarlsruher Landeswetterwart Beobachtungen badiſcher Wetterſtellen(78 morgens) N 2—— Ser. deüg pera. Sf EEWind 3222 düde„ e eee mee 8 „ 532 88 miat.ſsfe 8 Werideim—— J7 7 2 Wſſchweſ dedecf 7 Königſtuhl. 625 762.7 2 3 2SW leicht Nebel 2(— Kar sruhe 127 763.3 6 7 5 SW leicht] bedeckt 3— Baden Baden] 2 3 769,7 6 66 5 W leichtbedeckt 2— Villingen780 765,3 1 5 11 leicht Schneefall 1— Feldberg. Hol 1497(84,8—3]—3—4 NW mäß. Nebel8— S eten——————— Blaſien—— 1 till[l—— Höhenchwd.!—!—!!—— 0— 185— Das geſtern über England gemeldete Tiefdruckgebiet liegt Von Weſten rückt ein neuer, bedeutend kräftigerer Wirbel nach. deſſen nach Süden reicht. 1 ſpaniſche Soch druckgebiet iſt unter ſeinem Einfluß bereit flacht. Infolge ſtarker Anſaugung warmer Luft aus Süden iſt Vorausſichtliche Witterung für Mittwoch bis 12 Uhr nachts: Etwas wärmer, charakters. läuten. Sonntags Predigt und Orgel bzw. Chorgeſang. Vor einigen London, wo ich noch einen auten Platz bekam. um mir das heute morgen über Dänemerk und hat ſeine Energie verloren. wieder etwas abge⸗ im Laufe des morgigen Tages erneute Erwärmung zu erwarten. ſonſt keine Aenderung des Witterungs⸗ * 0 1 0 b 1 4˙ 9 1 0 8 5 9 „ 2 7 Frrernn. —— N rrneenenee — — · ͤ 995 Dienskag, den 5. Januar 1925 Nene Mannheimer Jeitung(Abend ⸗Nusgabe! 5. Seile. [Neue Aannheimer Seitung Handelsblatt Amſatzſteuer für imporlierte Waren in Italien teilt mit, zwar u. dem Römiſchen Wirtſchaftsminiſterium periodiſch herausgeben wird. Auch auf beeie die Fracht⸗, Verpackungs⸗ und Ver⸗ ſicherungskoſten aufgeſchlagen. 3. Bei Waren, die nach dem Zoll⸗ tarif auf Grund von amtlichen Werten verzollt werden, darf in keinem Fall der Wert, nach dem die Umſaßzteuer berechnet wird, niedriger ſein als der Betrag, auf Grund deſſen die betr. Ware zur Verzollung kommt. Auch auf dieſen Wert werden Frachte, Ver⸗ packungs⸗ und Verſicherungskoſten aufgeſchlagen. 4. Bei Waren, die nach dem Zolltarif auf Grund von in Ttalien amtlich⸗ vor⸗ zunehmenden Analyſen verzollt werden, muß der gegenüber den nachträglich feſtgeſetzten effektiven Werten etwa höhere Umſatzſteuer⸗ betrag binnen fünf Tagen nach Feſtſetzung der Preiſe und Werte vergütet werden; doch ſollen ſolche Forderungen in keinem Falle 15 75 Ablauf des Jahres noch erhoben werden, in dem die Einfuhr erfolgt iſt. Die Zollbehörden ſind befugt, Unterlagen für die deklarierten Werte zu verlangen und auch Vorlage der Dokumente(Rechnungen und dergl.) zu beanſpruchen. Die Deutſch⸗ Italieniſche Handelskammer in Frankfurt a. M. iſt gerne bereit, Intereſſenten auf Wunſch nähere Aufklärungen zu geben. Das Jubiläum der Reichsbank Aus Anlaß des 50jährigen Beſtehens der Reichsbank fand in den Räumen der Reichsbank eine Feſtſitzung ſtatt. An der Feier beteiligten ſich das Direktorium, der Generalrat, der Zentral⸗ ausſchuß, die Reichsbankdirektoren, zahlreiche Vertreter der Berliner Dienſtſtellen, Vertreter der Reichsregierung, des Reichsrates, des Reichspräſidiums und Delegierte der Induſtrie, des Handels und des Handwerks. Die Begrüßungsanſprache hielt Dr. Schacht. Oberfinanzrat Dr. Grimm entwarf ſodann ein Bild über die Entwicklung der Reichsbank. Sodann überbrachten die einzelnen Vertreter ihre Glückwünſche. In ſeinem Schlußwort dankte der Reichsbankpräſident allen Vorrednern und zugleich den privaten und amtlichen Stellen des In⸗ und Auslandes, die ihre Glück⸗ wünſche entſandt hatten. Von Dr. Luther war ebenfalls ein Glückwunſchtelegramm eingetroffen. Geſchäftsaufſichten und Konkurſe im Handelskammerbezirk Mannheim Konkurſe: Nr. 170. Oskar Lang, Eiſenwarenhandel in Mann⸗ heim, 70 Beſchluß vom 19. 12. 5. Nr. 171. Oskar Wieſen⸗ thal, Inh. eines Weißwarengeſchäfts in Mannheim, Mittelſtraße 86. Beſchluß vom 22. 12. 25. OBrauerei Henninger⸗Kempff-Stern.-., Frankfurt d.&. In der geſtrigen.V. wurde der Abſchluß einſtimmig genehmigt und die Dioidende auf 10 pot. feſtgeſetzt. das Stimmrecht der Vorzugsaktien wurde von 8 auf 4 Stimmen herabgeſetzt, da eine Ueberfremdungsgefahr nicht mehr beſteht. - Iu den Schwierigkeiten bei der Juckerfabrik Schwenger. Wie pon unterrichteter Seite verlautet, ſchweben ausſichtsreiche Ver⸗ handlungen, den Vetrieb bei Schwengers auf Grund der vor⸗ liegenden Aufträge weiterzuführen. Die finanzielle Lage bei dem Unternehmen wird der K. Zt. als ernſt geſchildert, jſedoch kann man annehmen, daß die beteiligten Großbanken ſchon im Intereſſe ihrer eigenen Forderungen, für die bekanntlich weſentliche Ver⸗ mögensbeſtandteile der Geſellſchaft als Sicherheit dienen, einen Erfolg der Verhandlungen in der oben angedeuteten Richtung erſtreben. . Bom Montankruſt. Ueber den derzeitigen Stand der Ver⸗ handlungen verlautet, daß jetzt in der Quotenfrage eine endgültige Die Deutſch⸗Italieniſche Handelskammer zu Frankfurt a. M. deß der Einzug der Umſatzſteuer für den Import nach Italien durch Miniſterial⸗Dekret vom 19. Dezember ab 1. Januar 1926 neu geregelt worden iſt und r u. a wie folgt: 1. Die Umſatzſteuer wird von den italieniſchen Zollämtern auf Grund der vorgeſchriebenen Wertdeklaration er⸗ hoben. Zu dieſem Betrag werden die Fracht, die Verpackung und die Verſicherungskoſten von der Berechnung der Höhe der Steuer hinzugeſchlagen. 2. Bei der Einfuhr von Rohſtoffen wird die Höhe der Umſatzſteuer auf Grund von Werttabellen errechnet werden, die das Römiſche Finanzminiſterium im Einvernehmen mit einverſtanden erklärt. Bei der Bewertung der Beteiligungen der einzelnen Geſellſchaften iſt zu berückſichtigen, daß die Werke nicht ihren Geſamtbeſitz in die neue Geſellſchaft einbringen, daß neben den unverritzten Kohlenfeldern und einzernen Zechen namentlich nicht alle weiterverarbeitenden Betriebe in die neue Eiſengeſellſchaft eingebracht werden. Es wird noch über Bedingungen der Gelſen⸗ kirchener Bergwerks.⸗G., die von minderer Bedeutung ſind, ver⸗ handelt. Es iſt zu berückſichtigen, daß in der Steuerfrage und in der Finanzierungsfrage die endgültigen Verhandlungen überhaupt noch nicht aufgenommen worden ſind. 2: Horch-Werke.-., Zwickau. Die Umſtellung des Betriebes auf Bandfabrikation iſt durch weitgehende Verwendung von hochwertigen Arbeitsmaſchinen ſoweit fortgeſchritten, daß die Verwaltung eine weitere erhebliche Ermäßigung der Preiſe vornehmen konnte. Gegenüber dem Sommer vorigen Jahres ergibt ſich damit eine Preisſenkung um etwa 35 pCt. Börſenberi chte Mannheimer Effektenbörſe Bei lebhaften Umſätzen befeſtigt OMannheim, 5. Jan. Die Tendenz an der heutigen Börſe war bei lebhaften Umſätzen weiter befeſtigt. Geſucht waren außer Anilin, die auf 106,25 anzogen, beſonders Wayß u. Freytag, die 64 notierten. Recht feſt lagen auch Vorkriegspfandbriefe, ohne daß hierin größeres Geſchäft zuſtande kam. Es notierten: Rheiniſche Ereditbank 79, Süddeutſche Disconto 86, Badiſche Anilin 106,25, Brauerei Werger 91, Aſſekuranz 45, Mannheimer Verſicherung 58, Oberrhein. Verſicherung 80, Maikammer 25., Gebr. Fahr 35., Germania⸗Linoleum 78, Mannheimer Gummi 24, Mez u. Söhne 64, Pfalzmühle 75, Portland⸗Zement Heidelberg 60,50, Rheinelektra 53, Süddeutſche Drahtinduſtrie 15., Freiburger Ziegelwerke 34, Wayß u. Freytag 64, Zellſtoff Waldhof 78,50, Zuckerfabrik Wag⸗ häuſel 37,50, alte Rheinbriefe 5,7275. Frankfurter Wer tpapierbörſe Tendenz: feſt 5. Jan.(Drahtb.) Trotz der einſchränkenden Meldungen über das amerikaniſche Intereſſe an der Ruhrtruſtbildung zeigte die Börſe heute ziemliche Lebhaftigkeit bei feſter Tendenz. Auf dem Montanmarkt wurden beſonders die Phönix⸗Aktien wieder lebhaft umgeſetzt und erfuhren gegen die Kurſe der geſtrigen Mittagsbörſe eine Beſſerung um 2 pcb. Auch Deutſch⸗Luxemburg und Rheinſtahl erfuhren Kursbeſſerungen in ähnlicher Höhe. Recht feſt war auch die Haltung für die chemiſchen Werte, die gegen geſtern mittag ebenfalls 2 pCt. gewinnen konnten. Auf dem Elektromarkt war es dagegen heute ſtiller, nur AcG. waren verlangt und um 2 pet. erhöht. Ddie Schiffahrtsaktien waren etwas vernachläſſigt, behaupteten jedoch ihre Kurſe. Mit beſonderem Intereſſe ſtellte ſich heute wieder für Zellſtoff⸗ aktien und für Aktien der Bauunternehmungen Nachfrage ein. Von den erſteren waren heute Aſchaffenburger Zellſtof, um 2,5 pEt. und von den letzteren Wayß u. Freytag weiter ſtark hauſſiert und gefragt, ſo daß die Zuteilung rationiert werden mußte; zum erſten Kurs betrug der Gewinn für Wayß u. Freytag bereits 3 pCt. Der Freiverkehr war ſtill. Becker Kohle 36, Benz 21, Brown Boveri 50, Entrepriſes 8,5, Growag 37,50, Krügershall 64, Ufa 43,50, Unterfranken 51. Frankfurk a.., Serliner Wertpaplerbörſe „Berlin, 5. Jan.(Drahtb.) Die Eröffnung der heutigen Börſe zeigte auf den Hauptmärkten der Induſtrie eine gewiſſe Unſicherheit. Man führte dieſe Abſchwächung auf Abgabe in Schiffahrtsaktien zurück. Den Anlaß hierzu ſollen Verkäufe infolge der Zeitungs⸗ meldung gegeben haben, daß der Mellonſche Vorſchlag über die Vorgänge des in Amerika beſchlagnahmten deutſchen Eigentums erſt im Sommer im Kongreß zur Erledigung kommen ſoll. Schiff⸗ fahrtsaktien ſtellten ſich dann auch um—2 pCt. niedriger, Nordd. Lloyd ſogar um 2,75 pCt. Einen ungünſtigen Einfluß im allgemeinen übten auch die trüben preußiſchen Handelskammer⸗ berichte aus. Eine New Norker Meldung, wonach die Firma Dillon Read u. Co für die Finanzierung des Zuſammenſchluſſes der Stahl⸗ Regelung zuſtande gekommen iſt. Die Gelſenikrchener Bergwerks .⸗G. hat ſich ſchriftlich mit der Feſtſetzung ihrer Quote auf 397575 8. 4, 8. 4. 5, 4. 5, 4 Udrenſab. Furtw.—.— 22,— Bolgt& H3 f, St. 50,— 50.—], Seilbtonn— Magirus.-G. 82.2593.—Moteren Deud. 28,—25,12 Wberſ een 287 37.87 Ursze eE Ver. deutſch. Oelfö.—.——- Boltbom. Seil..—.— 19,.—. Offſtein 98.— 98.— Mannesmannr. T4J.—51.50 Motorb. Mann———.„Ellenind T 37,28 87.50 V..ch. Ind. Maing 39.50.— 571 8 Jreytag 58— 65.30 Rheingau 36.— 87.—Mansfeld. Aktien 37.50 59,.28 Mädtdelm Berz 81.5089.75„Kokewerke T 47.— 47.50 %%%%%/( Die mit T verſehenen Werte ſind Terminkurſe(per medio bezw. ulkimo) Vogtl. Maſch. S. 10 1½0„ Zrankenth. 45,78 45,— eaeer dS eT ede Hante ids igee elde Zuce— Semenesgelir 8 FIrankeurter Dibidenden ⸗Werte. Irelverkehrs-Kneſe. Adein. Brauntgi. T 118.7 126.2 Kütgerswerk f 44.7 45.— Sianer.B. 82,78 58.— Banle ⸗Aktien. S.n 9. 21.— 21.— N„ 57.50 58.— Aietatte Wagg 2*——— ene 8 K 1 8 Vulkan 11 1180 5. A upfer— ei ns. en e 2⸗½(.— 43.—— ein. Elektrizität 58.— 58. alzdetfu⸗„ 5—— dehr Kammgn. ͤ 4. 5,[Entrepriſes.... 8,50 8,50 Mhm. Kodlenanl—.— 6,30]Rbein. Maſch. 8 20.50 20.50 Sarottt 89.12 81.50 Stoewer Nähm. 39,50 40,0 d 5 ee ſabiſche Bank.82,.— 32,50„ Ueberſ.⸗Bank 2,.— 83, hein. Ere 2— e—— Zant dr. Jud 8050 2050 7 Berelteban— 57 g„S 00 Berliner Dividenden⸗Werke. Teleph. Berliner 2I.— TI5 f. Sch Dend 2— 1. Neing-ewent 38. 8050 *— Slachre ald— 81— Cransport-Akllen.— 7 0 39,50 88.— Ber Aane——5— 5 „Hyd. u.— 8⁰0.— ner Bank 8 N.. 68.— 67, exliner b5 0 137/.0 Meialld. u..⸗S. 75.— 75.— Mannz, Verſ.Gel. 59.——.—Allg. Lok. u. Str. 102,5 102,5 Hö.⸗Amt. Paltf. T 98.— 94 500Reland⸗inle„ 115,0 117.0—.— 85 66.— 0 2 Handg. 188.. nn Ver. Chm CTharl. 49.75—. anderer-Werke 64,88 66,—[Wolf, Buckau.. 75 Tom. u. Privttt. 86,.— 98.— Mitteld. Erdi.B. 92.50 98.—Frantf. Allg Ver. 67,—67,50lSübd. Giſendahn—.— 88.—.⸗Südam. D ſch. T 78.50 Berein. Elbeſchif 34.— 34,50 O. Diſch. muceiw 94.—88 50 Weſer Akt.⸗Geſ.—Jellftoff Verein 30.50 30,- 5 15 1046 1010 2 Oberrz. Derſ.⸗OGeſ.—.———Baltimose 84,15 v8. 50 Hanſa D ſchiff T 103.7 102 5 B. Glanzſtoff Göf. 428,0 217.5 Weſterrag. Alan 90.50 91.50 Jelke Waldht 74.—7 f5 eutſche 1„ er. Cred.„——*— D. Effekt u. Wochf 72.— 78.— Pfülzer Hop.⸗Bk. 50,28 51.— Vanke ⸗Alktien. 9 Vergwerk-alfn. BFFFFFFFFFCffffßßfß ̃ œͤKA ̃—˙᷑ꝛj,, Äm 0 ſankv. +86.—Dt. Ueberſes 82. 82, eln Creditbant 79.— 78.— aſt.— 80,—Hetdeurg—*„— n Deugem Begw. 56,28 59.91 Kaliw. Salgdetl.———.— Phani Bergbau 57.— 80,—Com.u. Privatb T 08.— 90.—Presdner Bant T 101.5 102.0 Bergb Präſtd.“. 35.— 35.80 Krügersgall, 61.50 63,70 Südſes Phesphal 18,.— 19.— Fichwell Bergw. 120.0 421 0 Haliwarie Befter. 61.— 80.— Sde ee 1130 1140 Barmft Ni.⸗St. T 108.0 108:2 fhritidf. Areditb T 63.—8.5 l N—.2%uts Gelſene Brgwi.—.— 88.80 fätöckner⸗Werle 78— Saßzw. ·7— Geiſent Güßft. T7.80 7ĩ5 blanncomnnröb. 1c.80 885 Aa 280.— Induſtrie-Aletlen. eee ee enee, U. 4 Aeeumulak. Jabr 51.—80,858 ⸗Meg uln 29.73 28,50 Duderus Eiſenw. 285.— 28.85 8 9 Sransport- Aletlen. Ae een.28 8g. Bensgg 100 ö 820 Spen Feelg r 1557 155 Verliner Jeſtverünsliche Werte. Scha ban.———.— IArd deutſch. Olog 98,75 88.30 BalttmorsOßio 84,80 84. 500Adlerwerkeg. Bergmann Elek. T 65.——68,85— Zyden 49.15 83,30 desede d7m̃ rſdeele oee Heunden 28. 5e Seeinderd ud 488478 Cden Helen. 2888 a) Neichs · und Staatepapiere. 3 Indnuſtrie ⸗Alktlen. leggendewee 88—80,. Seruner Mafcb. F 24 50 47.25[Chem Aldert. 8. 8780 1 0. 0,2.247 15 ½ P. Koblenant. 870.— Sigb. Mhn, Biln, 52 80 5280-chen,Br Alben 62.— 6r.80 Ali GiefrBetr B5.—- 88 25 Begele Belgs. 108918.20 Cögened. Spinnen,.— 980 e%ee 2 Hrempf⸗Sterndk. 104,2 108.80 Bad.Antt.u. 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Bevorzugt wurden Phonixaktien mit einer Beſſerung um 3 pCt. Man ſprach von Käufen der Reichskredit⸗ geſellſchaft. Bankaktien waren wenig verändert. Deutſche Bank blieb bei ruhigem Verkehr feſt. Vorkriegspfandbriefe ſtiegen durchſchnittlich um 15—20 Pfg. Landſchaftliche Goldpfandbriefe waren ſtark begehrt, durchſchnittlich um 1 pCt. bei Repartierungen höher. Geld war andauernd flüſſig. Tagesgeld 75—9,5, Monats⸗ geld 9,5—11,5 pCt. Der Privatdiskont für beide Sichten wurde auf 696 ermäßigt. Berliner Ddeviſen e ee, ee ee rr. gollont. 106,74 169 16 1 106.79 109.21 voll duonos · Alte⸗.733.787 1734 1 735 25 Arüſſel. 19.035 12.%½5 19,085 12 075 2 Oslo 85.30 88.61 85,27 85.49 4 Hanug 80.60 80.36 50 J¹ 80.81 70 Fopendagen 103.77 104.03 103.74 104.96 100 Wſadon, 11.275 71.375 41.75 27325 5 Stockdolm 1440 112,78 411 41 11259 75 Helſnglore. 10.548 10,588 10.865 10.585 0 Jialten. 16.92 1380„5 18.925 16.965 8 Jondon 20.348 20.308 20.851 20.401 0 New- Hort 2i05 2⁴⁰⁵— 4155 4205 Pari- 16.08 16.12 15,92 15.98 1 Schwen 51.08 81.6 91.10 81.20 1 Soanſen 58,13 85,27 59.1U 50.27 58 Jaban.876.820.820 1824 5 Konſtantinopel. 22³5.235„ 22⁴ 22⁵ 5 e d. Sanelre.519 9821 06%7 9529 4 Wen aba. 80.09 80.28„ 00 99.28 10 Srau. 18.413 14.653 14413 14453 Jugoftapien.435.455 74³5⁵ 7455 Judapeſt..875.505 7 875.897 5 Sofſa.90.90 8.995.005 Athen. 8,33.8,*.44.46 1 Schiffahrt Frachtengeſchäft in Duisburg⸗Ruhrort am 4. Januar Die Lage in den Hafengebieten iſt noch immer unverändert, O ſo daß keine Verladungen vorgenommen werden können. Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckereil Dr Haas, Neue Mannheimer Zeitung, G. m. b.., Mannheim, E 6, 2. Direktion: Ferdinand Heyme. Cbefredakteur: Kurt Fiſcher. Verantworilich für den politiſchen Teil: Hans Alfred Meißner; für das Feuilleton: De. Fritz Hammes; für Kommunalpolitik und Lokales: Rſchard Schönſelder; für Sport und RNeues aus aller Welt: Willy Müller; für Handelsnachrichten und den übrigen redaktlonellen Tell: Franz Kircher; für Anzeigen: J. Bernhardt. — 55 Die gegenwärtige Wirtſchaftslage erfordert unausgeſetztes Studium der Tageszeitung. Wer dies unterläßt, wird manche wichtige Mitteilung nicht erfahren und ſo geſchäftlichen oder perſoͤn⸗ lichen Schaden nehmen. Die„Neue Mannheimer Seitung“ will Ihnen auf den verſchiedenſten Gebieten Führer und Natgeber ſein. Wir liefern allen neu hinzutretenden Beziehern die ab 1. Sanuar erſchienenen Ausgaben nach, auf Wunſch auch den Wandkalender und die Weihnachts⸗ beilage. Beſtellungen nehmen entgegen unſer Agenturen Trägerperſonal, unſere Filialen und lowie unſere Geſchäftsſtelle E 6, 2. 1 „ — — — — 6. Seite. Nr. 6 Aeue Mannbeimer Jeituns[Abens⸗Nusgabe) Dienslag, den 5. Januar 1928 Des Kaiſers alte Kleider Roman von Jrank heller Copyright by Theſpis⸗Verlag in München 1920 45(Nachdruck verboten.) Ja, ich habe die Unterſuchungen in der Sache, die Sie vor etwa drei Wochen in meine Hand gelegt haben, zu Ende geführt. Ich habe den Mann gefunden, bei dem Sie eingebrochen ſind. Sie können ruhig ſein(wenn Sie jetzt überhaupt noch unruhig ſein ſoll⸗ ten). Er wird nie eine Anklage wegen ihres erſten Schrittes auf der Bahn des Verbrechens gegen Sie erheben. Sie ſind leichteren Kaufes dapongekommen, als dies ſonſt der Fall zu ſein pflegt. Nichts hindert Sie, weiter mit aufrechter Stirn in den bürgerlichen Kreiſen umherzuwandeln, in denen Sie ſich ſo wohl befunden haben, und nur in der Phantaſie ihren Geſetzen zu trotzen. Sie ſind be⸗ neidenswert. Sehen Sie nur nicht auf jene herab, die weniger glücklich ſind als Sie. Sie begreifen, daß ich ihnen dieſe Mahnung aus egoiſtiſchen Gründen zukommen laſſe. Heute wiſſen Sie wohl, daß ich zu jenen Unglücklichen gehöre, die für immer das Recht verſcherzt haben, einem Poliziſten ohne zu blinzeln ins Geſicht zu ſehen. Von einem Detektiv gar nicht zu ſprechen! Ein Detektiv— es läuft mir ein dalter Schauer über den Rücken bei dem Gedanken an dieſe Herren in ſchützender Verkleidung, den legalen Franktireurtruppen des Ge⸗ ſetzes. Und— ich hören den mißbilligenden Klang Ihrer Stimme— ich hatte die Frechheit, mich wie Saul unter die Propheten zu men⸗ gen, mich als Detektiv auszugeben, den Herrſchaften ins Handwerk zu pfuſchen, die Figuren mitten im Spiel zu vertauſchen. Ich hatte dieſe Frechheit. Ich will Ihnen ſagen, warum. Sie werden dann guch verſchiedene andere Dinge verſtehen. Vor etwas mehr als einem Monat ſaß ich in einem Klub in London, den ich hie und da zu beſuchen pflege. Longham heißt er. Wenn Sie je nach London kommen, ſo vergeſſen Sie den Namen nicht. Wollen Sie eine Sammlung kurioſer Typen ſehen, wie Sie ſie nirgends anderswo in der Welt finden, ſo müſſen Sie ſich dort Zu⸗ tritt verſchaffen. In der einen oder anderen Hinſicht kurjos zu ſeim, iſt beinahe die einzige Aufnahmebedingung. Da ſind Dutzende von Perſonen, die im Gegenſatz zu Ariſtides nicht auf Grund ihrer Rechtlichkeit landesverwieſen ſind. Faſt jedes Mitglied hat ſeinen Roman— aber ich vergeſſe, daß Sie ſelbſt Romane ſchreiben. Laſſen Sie mich zur Sache kommen. Ich hatte im Laufe der Jahre viete kurioſe Menſchen bei Langham geſehen, aber eine Kurjoſität, die an den Mann herankam, den ich an dem Abend ſah, von dem ich ſpreche, hatte ich weder dort geſehen, noch bei Barnum oder im Montmartre. Er ſaß am Kamin, als ich hereinkam. Er ſaß vorgebeugt und ſtarrte ins Feuer. Seine Augen glühten tief im Kopf wie ein Re⸗ flex der brennenden Kohlen. in Schnurrbart wa borſtig und ſtand über den Mund vor, deſſen Linien von Kraft, von heftigen Leiden⸗ ſchaften und ſehr großen Leiden ſprachen. Sein Bruſtumfang verrier ſeine Stärke, und die zuſammengeſunkene Stellung, daß er alt war. Alles in allem war er ein wunderliches Gemiſch von Stärke und Schwäche. Als ich ihn ſah, ſaß ex mit einem alten Brief in der Hand da, den er umaufhörlich hin und her drehte. Plößlich hörte ich ihn vor und beobachtete ihn hinter einer Zeitung. Alles, was er ſagte, war: ſich hinmurmeln. Ich ſpitzte die Ohren. „N, H„N— N, H. N.— N, H, N—“ Plötzlich leuchteten ſeine Augen auf. Er hatte eine Idee. Er winkte Jones, dem Oberkellner des Klubs. f˖„Kellner,“ ſagte er einſchmeichelnd,„ich möchte Sie gerne etwa ragen.“ Jones neigte ernſt den Kopf. Er iſt vierunddreißig Jahre im Klub und weiß mehr von den Einfällen des Menſchenhirnes ars irgendein Oberarzt. „Es iſt nichts beſonders Wichtiges,“ ſagte der alte Mann,„aber wenn Sie mir einen Rat geben können, wird es mir natürlich ein Vergnügen ſein, mich——“ Jones, der Hausbeſitzer iſt, unterbrach ihn höflich: „Einen Rat, Sir? Mit Vergnügen, Sir, wenn es in meiner Macht ſteht.“ „Sicherlich,“ ſagte der Mann am Kamin eifrig.„Sehen Sie, ich bin lange aus dem Lande fortgeweſen. Jetzt, wo ich herkomme, finde ich einen Brief an mich, der vor mehreren Jahren geſchrieben iſt. Die Marke iſt abgefallen wie Sie ſehen, und vom Poſtſtemper iſt nichts mehr übrig als dies hier. Alles, was ich leſen kann, iſt N, H und dann ein bißchen weiter ein N. Können Sie etwas andere, unterſcheiden?“ Jones nahm das Kuvert und ſah es mit majeſtätiſchem Ernſt an. „Nein, Sir, das kann ich nicht. N, H, und dann weiter vorne ein N, das iſt alles Sir. N H, N, ganz richtig, Sir.“ „Nun, und können Sie mir irgend einen Ort mit dieſen Buch⸗ ſtaben ſagen?“ „N. H, N— ich fürchte, das kann ich nicht, Sir. Habe mich nie viel mit Geographie befaßt, Sir. Sieht es nicht wie Ruſſiſch au⸗, Sir, oder Franzöſiſch? Bitte ſehr, Ihr Brief, Sir.“ Der alte Mann nahm langſom den vergilbten Brief wieder an ſich. In ſeinen Augen war ein ſolcher Ausdruck der Enttäuſchung, daß ſogar Jones davon gerührt wurde. Zu meinem Staunen hörte ich ihn ſagen: „Dürfte ich Ihnen etwas vorſchlagen, Sir? Sehen Sie den Mann, der dort drüben ſitzt, das iſt Profeſſor Pelotard, ſehr ge⸗ Ich konnte die Augen nicht von ihm abwenden. Ich ließ mich in der Nähe nieder lehrter Mann, altes Klubmitglied, Sir. Wäre es nicht beſſer, ihn zu fragen?“ Der Mann drehte ſich raſch auf ſeinem Seſſel um und ſtarrte mich an. Ich tat nichts dergleichen. Mein Ausſehen täuſchte ihn, und nach einigen Sekunden ſagte er: 0 „Ausgezeichnet! Wollen Sie den Profeſfor nicht fragen, Kellner?“ Jones kam feierlich zu mir hin und ſagte: „Ein Herr wünſcht Ihren Rat in einer Angelegenheit, Sir, Was ſoll ich ihm antworten?“ Ein paar Augenblicke ſpäter ſaß ich dem Manne gegenüber und wußfe, daß ſein Name Laplace war. Ich muſterte ihn mit unver⸗ hohlenem Intereſſe. In der Nähe machte er noch mehr den Elr⸗ druck der Stärke. So mußten in alten Tagen die Landsknechte uus⸗ geſehen haben. Dabei war etwas in ſeinem Blick, das ſeiner ein⸗ ſchmeichelnden Stimme verwandt war. Etwas, das erttweder Alters⸗ ſchwäche oder lauernder Wahnwitz ſein mußte. Er wiederholte ſeine Geſchichte, beinahe wortwörtlich und reichte mir den Brief. Es war ein altes, billiges, vergilbtes Kuvert mit höchſtens einem Bogen Papier darin, wie ich fühlte. Die Adreſſe, mit Ausnahme des Na⸗ mens, war überklebt. Die Marke war fort, wie er geſagt hatte, und von dem kreisrunden, verblaßten Poſtſtempel waren nur die Buch⸗ ſtaben N, H, N übrig. Ich geſtehe daß es mir ſofort in den Fingern, die den Brief hielten, zu kribbeln begann. Die Neugierde war immer mein Haupr⸗ laſter. Sie hat mich dahin gebracht, wo ich mich jetzt befinde, und hat mich aus dem bürgerlichen Paradies vertrieben, wie einſt unferen Stammvater aus dem wirklichen. Laſſen Sie ſich warnen, lieber Herr Hegel! Was war das für ein Brief? Was war das fur ein Mann? lnd was war das für eine Geſchichte, die er da auf⸗ tiſchte? Jahrelang weggeweſen und den Brief in ſeiner Wohnung vorgefunden? Unwahrſcheinlich ja mehr als das! Warum überklebe er dann die Adreſſe? Offenbar pflegte er das Kupert Fremden zu zeigen, um ſie um Rat zu fragen; aber weshalb brauchte er ſeine eigene Adreſſe zu überkleben, wenn er nur im Ausland geweſen war? Der Brief war ſehr alt, nach der Farbe ſchloß ich auf zwanzig, dreißig Jahre. Was war die Erklärung? Plötzlich durchzuckte mich blitzartig ein Gedanke. Mir fiel eine meiner erſten Affären ein. Es gab einmal einen Mr. Batemann, der ſieben Ihre auf einen Brief von mir wartete. Er bekam dem Brief, denn es war ein Gefängnis wo er ſaß und darauf wartete wie ein artiges Kind.. Ich machte mein trockenſtes, pedantiſchſtez Geſicht, und wähend ich das Kuvert befühlte, ſagte ich: „N, H, N. keine Jahreszahl, kein Datum! Wenn doch wenig⸗ ſtens das da ſtünde!“ (Fortſetzung folgt) A,, Kor, Baumwolwaren fendenuh. 6s, 45 7. Libgk-Fiuelt„ 68 b. lle Aelikel Sad Im Peels Herabt Tlkolagen fllanse.. 195 ,. — etmas versprecſien dunn falfen wir es uueft! Damenhemd. 2 9s,.s, 95 pr. Damenhose. 20s,.58, 0) pr. Eall Mades A. HAfE M nA ets feilweise weil unter Einkauiep reis! epren-GArllel Iperbemden 2 Feraebn.50 Slpumpl- u. Wollwaren Damenstrfümpe. 2 par 9) pr. ellatun.. es, 60 u. 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