——— 1 5 e blaux. Man nimmt an, würdig, menciſt und ſtark angefeindete Mitſchöpfer des Verſailler Vertrages, In Mannheim und umgebung ſrei in? Haus odet durch die Poſt monatlich.“ M..50 ohne Beſtellgelo. Bei eventl. Aenderung der wiriſchaſtliche Vergäliniſſe Nachſorderung vorbehalten. Poſtſcheckkont Nr 17590 Karlsruhe.— Hauptgeichäftsſtelle E 6. 2.— Geſchäfts Nebenſtellen Waldhoſſtraße 6. Schwetzinger ſtraßze 24. Meerfeldſtraße 11.— Telegramm Adreſſe. Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl zwölſmal. Fernſprech⸗Anichlüſſe Nr. 7941 7942 7943. 7944 u. 7945 Beilagen: Sport und Spiel Der Wirtſchaftsminiſter Lieferungsverträge über 300 Mill. Mk. Berlin, 30. Juni.(Von unſerem Berliner Büro.) Im Haushaltsausſchuß des Reichstags erſtattete heute Reichswirt⸗ ſchaftsminiſter Dr. Curtius den Bericht über die Verhand⸗ lungen mit den Banken betreffend der Ruſſenkredite. Er führte aus: Mitte Januar dieſes Jahres nahm das Reichswirtſchaftsminiſterium bie Vorarbeiten für die Ausfallgarantie des Reiches und der Länder bei Lieferungsgeſchäften nach der Sowjetunion auf. Die Beweg⸗ gründe, die die Regierung zur Aufnahme und Ausgeſtaltung dieſes Projektes bewogen, zielen in der Hauptſache nach zwei Richtungen. Man wollte die Abſatzſchwierigkeiten der deutſchen Produktion durch Bezugspreiſe: 4 Exporiſteigerung herabmindern und zugleich die Wirtſchaftsbezie⸗ hungen zur Sowjetunion weiter feſtigen und fördern und damit dem Inhalt des deutſch⸗ſowjetruſſiſchen Vertragswerkes beſonderen Nach⸗ druck verleihen. Die Aktion gliedert ſich in zwei verſchiedene Phaſen, in die Garantie der öffentlichen Hand und die aufgrund dieſer Garantie vorzunehmenden Finanzierung. Die Vorarbeiten für die Ausfallgarantie als ſolche, die bei der Neuheit der Materie natürlich eine beſonders gründliche Prüfung erforderte, fand ſowohl in materieller wie in organiſatoriſcher Hinſicht Ende März ihre Er⸗ ledigung. Seit der zweiten Hälfte April arbeitet der interimiſtiſche Ausſchuß. Zur Durchführung ſeiner Arbeiten ſind ihm techniſche Fachleute und eine kaufmänniſch organiſierte Abteilung beigegeben. Weiterhin beſteht ein techniſcher Ausſchuß und ein Bei⸗ rat, der ſich aus Sachverſtändigen der Wirtſchaft und zwar aus Kreiſen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer des Handels, der In⸗ duſtrie und des Handwerks zuſammenſetzt. Was die Fin an⸗ zierung angeht, ſo iſt ſie nach dem Projekte der Privatinitiative überlaſſen. Die Reichsregierung bat ſich indes von Anfang an zur Verfügung geſtellt und als ehrlicher Makler verſucht, die Schwierig⸗ keiten, die ſich in den Verhandlungen zwiſchen dem aus deutſchen Banken beſtehenden Bankenkonſortium einerſeits und der Regierung der Sowjetunion anderſeits entgegenſtellen, aus dem Wege zu räumen. Die Banken glaubten angeſichts der über dem üblichen Rahmen 580 den un langen Kredilfriſten nicht auf die Inlands⸗ 155 heruntergehen dürſen. Dle Megl, derum konnte ſich nicht dazu verſtehen, Proviſionen überhaupt zu bewilligen. Eine ſehr ſchwerwiegende Verzögerung von mehreren Monaten erlitt die Löſung der Finanzfrage dadurch, daß Ende pariſer Kammerdebatte Verkrauensvotum für Briand V Paris, 29. Juni.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Die Kammer hatte heute ihren großen Tag. In ſengender Hitze warteten Hunderte auf Einlaß. Als Kammerpräſident Herriot um 3 Uhr im Saal erſchien, war kein Plätzchen leer. Das diplomatiſche Korps füllte die Mittelloge, ein Kranz eleganter Damen ſaß in den vor⸗ derſten Reihen der Galerie, der König von Spanien nahm zwiſchen dem Botſchafter Quinones de Leone und dem Vertreter Englands Platz, als Herriot die Sitzung für eröffnet erklärte. Miniſterpräſident Briand erhob ſich bedächtig von der Miniſter⸗ bank und ſchritt langſamer als er ſonſt gewohnt iſt, zur Redner⸗ tribüne. Er wurde mit mäßigem Beifall begrüßt. Briands Eigen⸗ ſchaft iſt es, Regierungserklärungen monoton abzuleſen. Er tat dies auch heute. Der Paſſus, in dem über die militäriſchen Er⸗ folge in Marokko und Syrien geſprochen wurde, fand den demonſtrativen Beifall einer rieſigen Kammermehrheit. Die Kom⸗ muniſten rührten ſich nicht. Mit ironiſchen Zwiſchen rufen von der äußerſten Linken wurden die auf die Steuerreformen bezüglichen Stellen bedacht. Unmittelbar, nachdem Briand mit der Verleſung der mini⸗ ſteriellen Erklärung zu Ende war, teilte er mit, daß die Regierung bereit ſei, am nächſten Dienstag in die Debatte über die Finanzlage einzutreten. Tardieu richtete an den Miniſterpräſidenten die ver⸗ fängliche Frage, ob bis zum nächſten Dienstag Verhandlungen der Regierung mit den Vertretern ausländiſcher Geldinſtitute geführt würden. Briand entgegnete, er halte dies für möglich. Hierauf ſtellte Tardieu den überraſchenden Antrag, daß ſolche Verhandlungen vor dem Beginn der Finanzdebatte in der Kammer nicht geführt werden ſollen. Bei der Abſtimmung fiel der Antrag Tardieus durch. Mit 291:130 Stimmen bei 160 Stimmenthaltungen wurde der Regierungsvorſchlag angenommen. Tardieu gegen Briand und Caillaux V Paris, 30. Juni.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Das 4 Duell Briand—Tardieu in der geſtrigen Kammerſitzung er⸗ weckt in Regierungskreiſen die Befürchtung, daß man zu Beginn der nächſten Woche einen breitangeſetzten Angriff rechtsſtehen⸗ der Politiker gegen das Kabinett zu erwarten habe. Der Angriff Tardieus richtet ſich aber hauptſächlich gegen Cail⸗ daß der Clemenciſtiſche Deputierte Tardieu im Laufe der nächſten Zeit ſeine ganze Anſtrengung darauf richten wird, Caillaux zu bekämpfen, um dadurch das Miniſterium, deſſen hervorragendſte Perſönlichkeit' der Finanzminiſter iſt, regierungs⸗ unfähig zu machen. „In der heutigen Morgenpreſſe der rechtsſtehenden Parteien wird bereils dem Kabinett Briand ein baldiges Ende vor⸗ ausgefagt, wenngleich man nicht mit Beſtimmtheit erklärt, daß ſchon nächſten Dienstag die Regierung fallen werde. Es iſt merk⸗ daß in den linksſtehenden Blättern Tardieu, der Cle⸗ heute gegenüber dem Kabinett Briand als ein ſtarker und außer⸗ vrdentlich fähiger Mann verkeidigt wird. Die„Ere Nouvelle“ 1 e derung der Sowjetunſon wie⸗ Abend⸗Ausgabe annheimer annheimer General Anzeiger Aus Seit und Leben Wannheimer Srauen-Geitung · Unterhattungs-Beilage. Aus der Welt der Lechnik. Wandern und Reiſen Preis 10 Pfennig 1926— Nr. 296 Anzeigenpreiſe nach Tariſ. bei Vorauszahlung pro emp. Kolonelzeile üür Allgem. Anzeigen.40.⸗M. Reklam. —4.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher derechnet. Für Anzeigen an beſtimmien Tagen Stellen und Aus gaben wird leine Verantwortung übernommen. Höhere Gewalt. Streiks. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatz⸗ anſprüchen für ausgefallene oder beſchräntte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr.— Gerichtsſtand Mannheim. Geſetz und Necht ſiher die Ruſſenkredite Februar das Finanzprojekt eines ausländiſchen Bankhauſes auftauchte und mit den Ruſſen in Verbindung ge⸗ treten war. Die Reichsregierung trat auf Wunſch der Ruſſen auch hier vermittelnd auf, obwohl die Realiſierung dieſes Projektes ihr von Anfang an ſehr ſchwierig erſchien. Bis heute ſteht noch die end⸗ gültige Antwort der ausländiſchen Gruppe aus. Vor einigen Tagen iſt es gelungen, unter meiner Vermittlung die Verhandlungen zwiſchen dem deutſchen Bankenkonſortium und der Regierung der Sowjetunion über die Bedingungen der Finanzierung ohne Berück⸗ kigung des ausländiſchen Projektes zu einer Einigung zu führen. Im Wege des beiderſeitigen Entgegenkommens wurde zwiſchen dem Bankenkonſortium und der Regierung der Sow⸗ jetunion Einverſtändnis über die zu berechnenden Sätze erzielt. Das Zuſtandekommen dieſer Einigung wurde dadurch erleichtert, daß die Reichsregierung dem Bankenkonſortium für einen Teil des Kredits— und zwar in Höhe von 35 Prozent des zur Verfügung ſtehenden Ge⸗ ſamtbetrages— eine Realiſierungsmöglichkeit eröffnet. Nunmehr kann damit gerechnet werden, daß von dem Bankenkonſortium für die Finanzierung en bloc 120 bis 150 Millionen Mark zur Ver⸗ fügung geſtellt werden. Von den Beteiligten wird eine darüber hinausgehende Finanzierung betrieben. Bis heute ſind aus Wirt⸗ ſchaftskreiſen zahlreiche Anfragen beim interimiſtiſchen Ausſchuß ein⸗ gegangen. Sie beziehen ſich auf Lieferungsverträge, die einen Umfang von über 300 Millionen Reichs mark aus⸗ machen. Man ſieht daraus, welches Intereſſe an ſich beſteht. An⸗ träge liegen heute in Höhe von etwa 14 Millionen Mark vor. Eine ganze Reihe von Anträgen auf Erteilung der Garantie hat der Ausſchuß bereits bewilligt. Die aufgrund der Einigung zwiſchen den Banken und den Ruſſen nunmehr ermöglichte Geſamtfinanzie⸗ rung läßt erwarten, daß fortan noch in größerem Umfange als bis⸗ her Geſchäftsabſchlüſſe erfolgen werden. Der Ausſchuß nahm hierauf folgenden Zentrumsantrag an: „Die Reichsregierung wird ermächtigt, von dem Betrag von 10 Millionen Reichsmark, der von der allgemeinen Garantie⸗ jumme abgezweigt iſt, den auf die in. Rußland konzeſſionierten deut⸗ ſchen Geſellſchaften entfallenden Anteil von 5 Millionen Reichsmark allgemein zum Zwecke der Förderung der deutſchen Konzeſſionäre in Rußland in der zur Erreichung des Zweckes geeigneten Weiſe zu ver⸗ wenden.“ bedauert es, daß linksſtehende Politiker geſtern durch die Inter⸗ vention Tardieus veranlaßt wurden, dem Kabinett Briand ihre »Stimme vorzuenthalten. Das Blatt kündigt den Kampf des Cba⸗ menciſten Tardieu gegen den Mann des Friedens, Caillaux, an. Im Senat wurde die Regierungserklärung auffallend kühl auf⸗ genommen und zwar deshalb, weil man dort auf das Erſcheinen des Vizepräſidenten Tardieu rechnete. Indes wurde die miniſterielle Erklärung im Senat von dem Miniſter Lavall, einer Perſönlich⸗ keit zwellen Ranges, verleſen. Ueber die Aufnahme in der De⸗ putiertenkammer gehen die Meinungen ſtark auseinander. Während die rechtsſtehenden Blätter heute durchweg erklären, daß ſich die Deputiertenkammer ſehr zurückhaltend gegenüber dem Kabi⸗ nett verhalten werde, heißt es in den linksrepublikaniſchen Zei⸗ tungen, es handle ſich um eine rein abwartende Haltung der Kam⸗ mer und keineswegs um ein hinausgeſchobenes Mißtrauensvotum, das angeblich am nächſten Dienstag gegen das Kabinett ausgeſproch, werden ſoll. Jedenfalls wird Briand zum Vorwurf gemacht, daß die Regierungserklärung nicht den beſtimmten und entſchloſſenen Ton enthielt, den mna allgemein von ihm erwartete, doch dieſer Fehler könne nächſten Dienstag gut gemacht werden, wenn Caillaux ſeine Finanzpläne dem Parlament zur Kenntnis bringe. Im Laufe der nächſten Tage wird die Regierung von dieſer in parlamentariſchen Kreiſen herrſchenden Stimmung profitieren müſſen, um ihre Poſition entſprechend auszubauen. Frankenſtabiliſtierung mit ſremder hilſe , Paris, 29. Juni.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Die Beſprechungen zwiſchen dem neuen Gouvernement der Banque de France, Moreau, und dem Gouverneur der Bank von England Montagu Norman und dem Direktor der amerikaniſchen Bundes⸗ reſervebank, Strong, haben heute ihren Anfang genommen. Man mißt dieſen Verhandlungen größte Bedeutung dei, denn man er⸗ blickt in ihnen den bce Schritt auf dem Wege zur Stabili⸗ ſierung des franzöſiſchen Geldes. Der Gouverneur Moreau hofft durch eine Zuſammenarbeit mit den angelſächſiſchen Emiſſionsbanken die der franzöſiſchen Währung durchführen zu können. Die Verhandlungen werden durch die Banque de France geführt, doch unter Kontrolle des Finanzminiſters. Die Initiative zu der Fühlungnahme zwiſchen der Banque de France und den Emiſſionsbanken England und Nordamerika ging von dem heutigen Unterſtaatsſekretär des Finanzminiſteriums Duboin aus. Die Dauer der äußerſt komplizierten Verhandlungen läßt ſich vorläuſig nicht be⸗ ſtimmt ſagen. Abſturz mik dem Ilugzeug Paris, 30. Juni.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Die Lufmanöver ber franzöſiſchen Fliegertruppe haben geſtern in Chateaurou zwei neue Menſchenopfer gefordert. Bei einer Luft⸗ übung gerieten zwei Kampflugzeuge aneinander. Die Schraube des einen ſtieß gegen die hintere Steuerwand des anderen und be⸗ ſchädigte es ſo, daß es mit ſeinen zwei Inſaſſen aus 1200 Meter Höhe abſtürzte. Der Pilol und ſein Begleiter wur⸗ den ſchrecklich verſtümmelt und tot unter den Trümmern des Apparates hervorgezogen. Dem anderen Flieger wurde die Schraube — Es gelang dem Piloten jedoch, im Gleitflug nieder⸗ zugehen. Aus Marſeille wird ebenfalls ein tödlicher Fliegerunfall ge⸗ Das Problem der parlamentariſchen Mehrheitsbildung Von Dr. Cremer, M. d. R. Das parlamentariſche Syſtem zwingt zu feſten Mehrheitsbil⸗ dungen und kann nur dann die nützliche Seite ſeines Weſens auswir⸗ ken, wenn es gelingt, für kürzere oder längere Zeit eine geſchloſſene Mehrheit zur Ausführung beſtimmter Aktionen zuſammen zu faſſen. Wenn die Sozialdemokratie überhaupt eine ernſt zu nehmende Po⸗ litit treiben will, ſo iſt ſie jetzt genötigt, auf der Grundlage des Kompromißvorſchlags der Regierung die Abfindungsfrage löſen zu helfen und hierdurch ein unüberwindliches Hindernis poſitiver Mit⸗ arbeit im Reiche zu beſeitigen; es wird abzuwarten ſein, ob die Deutſchnationalen von ihrer Seite aus das Bedürfnis, neuerdings poſitiv mitzuarbeiten in demſelben Maß empfinden und die Hand zum Kompromiß bieten. Diejenige der großen Flügelparteien, welche ſich von einem Kompromiß ausſchließt, bricht damit zugleich auch auf eine neue Spanne Zeit die Brücke zur Mitte ab. Parallel mit der Fürſtenabfindungsfrage läuft im Augenblick die Frage der deutſchen Außenhandelspolitik und Wirtſchaftspolitik über⸗ kaupt, die mit Rückſicht auf die Entſcheidung über den deutſch⸗ ſchwediſchen Handelsvertrag und die etwa ige Verlän⸗ gerung gewiſſer Zollermäßigungen und Zollfreiheiten über den 1. Auguſt 1926 hinaus äußerſt dringend geworden iſt. Der deutſch⸗ ſchwediſche Handelsvertrag wäre kein beſonders politiſches Ereignis, aber er iſt mit Konterbande bepackt. Man hat es vorgezogen, in ihm eine Neuregelung der Zollſätze für Agrarprodukte aller Art ſowie für Oele und Fette, insbeſondere zum menſchlichen Gebrauch, vorzuneh⸗ men, die gegenüber dem augenblicklichen Zuſtand ganz erhebliche Er⸗ höhungen mit ſich bringt, wenn ſie auch gegenüber dem autonomen Tarif gewiſſe Ermäßgungen bewirkt. Kein Beteiligter konnte ahnen, daß auf dieſe Weiſe die Regierung verſuchen würde, die Schwierig⸗ keiten zu umſchiffen. Bei der außerordentlichen Bedeutung der agrari⸗ ſchen Zölle ſowohl für die Landwirtſchaft als für die Unterhalts⸗ koſten der Geſamtbevölkerung hätte man ſich ſagen müſſen, daß der Reichstag unter allen Umſtänden ſein Beſtimmungsrecht über dieſe Gegenſtände wahren und nicht gewillt ſein würde, es durch die Zu⸗ ſtimmung zu einem Vertrage aufzugeben, in den weniger als in irgend einem anderen die Agrarzölle gehören. Es iſt nicht einzuſehen, daß der gewählte Weg bei Verhandlungen mit agrariſch intereſſierten Nachbarländern wie Polen und der Tſchechoſlowakei einen größeren Vorteil bieten könnte, als es der Fall geweſen wäre, wenn die Regie⸗ rung dem Reichstag vorgeſchlagen hätte, die Zollermäßigungen uſw. für einen Zeitraum von einigen Monaten nur gegenüber denſenigen Ländern zu verlängern, welche mit Deutſchland einen Handelsvertrag haben und im Zollfrieden leben. Im Gegenteil, durch eine Differen⸗ zierung der Einfuhr aus Ländern wie Polen, die gegen Deutſchland einen Zollkrieg führen, wäre der Druck auf dieſe zum Abſchluß eines vernünftigen Handelsvertrags wohl ſtärker geworden. Während nun die im deutſch⸗ſchwediſchen Vertrag vorgeſehenen Vertragszölle, die ungefähr eine Verdoppelung der jetzigen Sätze dar⸗ ſtellen, einem ſehr großen Teil des deutſchen Volkes bereits erheblich⸗ über das Maß des Möglichen hinauszugehen ſcheinen, dürfte man in en Kreiſen der Körnerbau treibenden Landwirtſchaft der gegenteili⸗ gen Meinung ſein und ganz gewiß die im deutſch⸗ſchwediſchen Han⸗ delsvertrag getroffene Regelung nur dann als allenfalls erträglich akzeptieren, wenn man die Sicherheit hätte, daß keinem anderen Lande künftig niedrigere Zölle für Agrarprodukte bewilligt werden. Von der Frage, wie die Regierung ſich die Mehrheit für den deutſch⸗ſchwediſchen Vertrag bildet, hängt demnach grundſätzlich be⸗ reits die ungleich wichtigere ab, ob es gelingt, mit Polen und der Tſchechoſlowakei zu einem Handelsvertrag zu kommen. Wird der deutſch⸗ſchwediſche Vertrag unter dem Geſichtspunkt behandelt, daß die darin feſtgelegten Agrarzölle das Mindeſtmaß der Vertragszölle bilden, ſo muß die Regierung ihre Mehrheit nach rechts ſuchen, wird dagegen unſerer Handelspolitik als Ziel geſetzt, in Kürze auch mit den übrigen Nachbarländern zu erſprießlichen Verträgen zu kommen, ſo ergibt ſich daraus logiſch die Notwendigkeit, eine Mehrheitsbildung nach links vorzunehmen. Denn es iſt tauſend gegen eins zu wetten, daß nach Annahme des deutſch⸗ſchwediſchen Handelsvertrags die agrariſchen Kreiſe nicht den geringſten Wert auf Verträge mit Polen und der Tſchechoſlowakei legen, die ohne Zweifel ein weiteres Ent⸗ gegenkommen vorausſetzen. Die Regierung kann es nicht darauf an⸗ kommen laſſen, zunächſt mit der Rechten den deutſch⸗ſchwediſchen Ver⸗ trag zu machen und dann im Herbſt oder Winter in die Zwangslage verſetzt zu ſein, ihre weiteren handelspolitiſchen Pläne mit der Lin⸗ ken gegen den heftigſten Widerſtand der vom Reichslandbund geführ⸗ ten Kreiſe fortzuſetzen. Beharrt die Regierung auf dem Standpunkt, im gegenwärtigen Vertrag zur Erledigung zu bringen, ſo rollt ſie damit zugleich die Frage der Mehrheitsbildung in vollem Umfange auf; ſie muß beide Fragen mit derſelben Mehrheit erledigen, wenn ſie ihrem Ziel näher kommen will, einer feſten Mehrheit im Reichstag den Weg zu berei⸗ ten. Hält ſie den Zeitpunkt der Mehrheitsbildung für verfrüht und wünſcht ſie ihn bis zum Herbſt zu vertagen, wofür ohne Zweifel manche wichtigen Gründe ſprechen, ſo wird die Regierung ſich entſchließen müſſen, wenigſtens einen der beiden großen Fragen⸗ komplexe bis dahin zurückzuſtellen und in dieſem Falle genötigt ſein, zunächſt durch Löſung der Fürſtenabfindungsfrage politiſchen Zünd⸗ ſtoff zu beſeitigen, die Entſcheidung über die wirtſchaftspolitiſche Ge⸗ ſamtorientierung aber dem Herbſt vorzubehalten. 5 8. Ddas deutſch⸗finniſche Handelsabkommen. Die deutſch⸗finni⸗ ſchen Verhandlungen über ein vorläufiges Handelsabkommen ſin zum Abſchluß gelangt. Dos Abkommen, das Samstag nachmittag im Auswärtigen Amt unterzeichnet wurde, regelt den Handelsver⸗ kehr und das Recht der Niederlaſſung auf der Grundlage der gegen⸗ ſeitigen Meiſtbegünſtigung. Für eine Anzahl deutſcher und finni⸗ meldet. Bei einem Uebungsflug mit Jagdflugzeugen ſtürzte ein Feldwebel auf dem Flugfelde von Iſtres ab und war ſofort tot. ſcher Erzeugniſſe wurden außerdem Zollherabſetzungen oder Bin⸗ dungen vereinbart. Augenblick ſowohl die Fürſtenabfindung wie den deutſch⸗ſchwediſchen 2. Seite. Nr. 296 RNeue Mannheimer Jeſtung(Abend ⸗Ausgabe) Miktwoch, den 30. Juni 1928 Aus der heutigen Keichstagsſitzung EBerlin, 30. Juni.(Von unſerem Berliner Büro.) Zu Beginn der heutigen Reichstagsſitzung teilte Präſident Löbe mit, daß der Ent⸗ wurf des Sperrgeſetzes nunmehr beim Reichstag eingegangen iſt. Dann ſetzt man die zweite Leſung des Geſetzentwurfes über die ver⸗ mögensrechtliche Auseinanderſetzung zwiſchen den Ländern und den Fürſtenhäuſern bei§ 8 fort, der beſtimmt, daß Zivilliſten, Kron⸗ fideikommißrenten und andere entſchädigungslos fortfallen. Ein An⸗ trag der Deutſchnationalen, der dieſen Paragraphen zu ſtreichen ver⸗ langt, wird abgelehnt, der Paragraph nunmehr mit den Stimmen der Sozialdemokraten angenommen. Dann ſetzt man, wie geſtern, die Beſprechung fort und faßt zunächſt die 88 9 und 12 zuſammen. Das deutſche Eigentum in Amerika Waſhington, 31. Juni.(Spezialkabeldienſt der United Preß.) Zufolge dem einſtimmig abgegebenen günſtig lautenden Bericht des Juſtigausſchuſſes des Senats über die von Senator King einge⸗ brachte Reſolution, die eine Unterſuchung der Schädlichkeit der Ver⸗ walter des beſchlagnahmten feindlichen Eigentums beantragt, be⸗ ſteht für die deutſchen Beſitzer beſchlagnahmten und in ungerecht⸗ fertigter Weiſe verkauften Eigentums die Möglichkeit, eine Ent⸗ ſchädigung von den Vereinigten Staaten zu erhalten. Senator King erklärte in dieſem Zuſammenhang dem Vertreter der United Preß, daß er nicht glaube, daß der Senat vor den Parlaments⸗ ferien ſeine Reſolution annehmen werde, falls der Kongreß ſich bereits übermorgen vertagen würde. Er ſei jedoch ſicher, daß die Annahme in der nächſten Sitzungsperiode im Herbſt erfolgen werde. King erklärte des weiteren, er verlange in dieſer Ange⸗ legenheit eine gründliche Unterſuchung, die ſich auch auf die juriſti⸗ ſche Seite des Falles erſtrecken müſſe. Sollte die Unterſuchung ergeben, daß bei der Verwaltung des beſchlagnahmten deutſchen Eigentums Mißſtände vorgekommen ſeien, ſo würden die Schul⸗ digen beſtraft werden. Die geſchädigten Beſitzer lönnten in die⸗ ſem Falle allerdings die amerikaniſche Regierung nicht auf Schaden⸗ erſatz verklagen. Senator King erklärte weiter, er werde jedoch die Bewilligung eines Geldbetrages beantragen, um ſie für ihre Verluſte zu entſchädigen. Die Stellungnahme des Juriſtiſchen Ausſchuſſes gibt den deutſchen Beſitzern beſchlagnahmten deutſchen Eigentums nicht die Möglichkeit, die jetzigen Beſitzer, die dasſelbe unrechtmäßiger Weiſe erworben haben, auf Herausgabe der Ent⸗ ſchädigung verklagen. Das wichtigſte der verſchiedenen Gerichts⸗ verfahren, die bereits im Gange ſind, betrifft die deutſchen chemi⸗ ſchen Patente. Es iſt jedoch zweifelhaft, ob die Regierung dieſen Prozeß gewinnen wird. Letzte Meldungen Mit ſeinen beiden Kindern in den Tod — Koßwig 30. Juni. Der 26jährige Arbeiter Schulze fuhr geſtern mit ſeinem drei⸗ und fünfjährigen Töchtern mit einem Kahn auf die hochgehende Elbe und warf ſie in den Strom. Dann ſprang er ihnen nach. Hilfe konnte ihnen nicht gebracht werden. Alle drei er⸗ tranken. Unredlichkeiten in der von Schulze geführten Sportvereins⸗ kaſſe haben ihn dazu veranlaßt. Erdſtöße in Straßburg — Straßburg, 30. Juni. Geſtern abend 11 Uhr ereianete ſich hier ein ziemli chheftiger Erdſtoß, der von einem dumpfen Rollen begleitet war. Ffenſter klirrten und angelehnte Türen ſprangen auf. Das dumpfe Rollen dauerte ungefähr 30 Sekunden. Cunos 50. Geburtstag EBerlin, 30. Juni.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Vor⸗ ſitzende des Direktoriums der Hamburg—Amerika⸗Linie, der ehe⸗ —9 5— Reichskanzler Dr. Cuno feiert am 2. Juli ſeinen 50. Ge⸗ burtstag. Arteil im Spritweberprozeß Berlin, 30. Juni,(Von unſerem Berliner Büro.) Im Sprit⸗Weber⸗Prozeß wurde das Urteil verkündet. Der Angeklagte Kriminalkommiſſar Peters erhielt zwei Jahre 3 Monate Geſängnis, e eine Geldſtrafe von 4000 Mark, außerdem wird ihm die ähigkeit zur Begleitung öffentlicher Aemter auf die Dauer von 5 Jahren abgeſprochen. Hermann Weber wird wegen Beſtechung und Betrugs zu einem Jahr 9 Monaten Gefängnis verurteilt, außer⸗ dem erhielt er 20 000 Mark Geldſtrafe. Heinrich Weber erhielt ein Jahr Gefängnis und 5000 Mark Geldſtrafe. Gegen die elſaß⸗lothringiſchen Aukonomiſlen Paris, 29. Juni. Der akademiſche Diſziplinarrat, vor dem ſich Profeſſor Kopp wegen Unterzeichnung des Manifeſtes des elſaß⸗ lothringiſchen Heimatbundes zu verantworten hatte, hat Prof. Kopp die Lehrtätigkeit entzogen. 100 Tote auf Sumatra — London, 30. Juni. Wie aus Sumatra gemeldet wird, wurden bei dem Erdbeben mehr als hundert Perſonen getötet und mehrere verletzt. In Padang iſt ein Teil des Chineſenviertels zerſtört, die Poſt, Eiſenbahn und Schule gleichfalls. Der verein Deutſcher Jeitungsverleger hat um die Wochenwende in Köln unter Beteiligung von 700 Mit⸗ gliedern ſeine diesjährige Hauptverſammlung abgehalten. Am Samstag fand in der großen Feſthalle des Meſſegeländes ein offi⸗ zieller Feſtakt ſtatt. Der Vorſitzende des V. d. Z. Kommerzienrat Dr. Krumbhaar⸗Liegnitz, eröffnete die Tagung mit einer Be⸗ grüßung der erſchienenen Ehrengäſte. Vertreten waren die Reichs⸗ regierung durch Miniſterialdirektor Kiep von der Preſſeabteilung der Reichsregierung, ferner der Reichskommiſſar für die beſetzten Gebiete, die Propinz Rheinland, die Stadt Köln, die Reichsbank, die Reichspoſtverwaltung, die Univerſitäten Köln und Bonn, die Juſtiz, die Kirchen, die Handelskammer, Kunſt und Wiſſenſchaft, Induſtrie, Handel und Gewerbe, der Landesverband der rheiniſchen Preſſe, die Kölner Preſſe, die Stadt Düſſeldorf und die Geſolei; ferner waren erſchienen Vertreter von Aachen, Vertreter der öſterreichiſchen, ſchweizeriſchen und holländiſchen Zeitungsverleger und ein deutſcher Zeitungsverleger aus dem Baltikum. Dann führte der Vorſitzende u. a. aus: Mit Stolz dürfen wir ausſprechen: Die Hauptverſamm⸗ lungen des Vereins deutſcher Zeitungsverleger haben von Jahr zu Jahr an Wirkung und Anſehen, an allgemeiner und an ſtaats⸗ und kulturpolitiſcher Bedeutung gewonnen. Den Zeitungsverlegern wurde es nicht leicht gemacht, ſich im Staatsganzen durchzuſetzen. Von Königsberg führte uns der Weg in dieſem Jahr an den Rhein und es iſt uns eine heilige Pflicht, die diesjährige Hauptverſammlung auf dem Boden der endlich befreiten Stadt Köln abzuhalten. Un⸗ auslöſchlicher Dank iſt denen ſicher, die in den vergangenen ſchweren Zeiten der Not, Leben, Freiheit und Heimat aufs Spiel ſetzten, um ſich und ihrem deutſchen Gewiſſen nicht untreu zu werden. Oberbürgermeiſter Dr. Adenauer erinnerte daran, daß der Verein zum dritten Male ſeine Hauptverſammlung in Köln abhalte. So hätten ſich zwiſchen den deutſchen Verlegern und der Stadt Köln herzliche freundſchaftliche Beziehungen und Fäden entſponnen. Adenauer bezeichnete es als eine große Aufgabe der Preſſe, in einer Zeit wie der jetzigen zum Frieden im Innern und zur Verſtändigung nach außen zu mahnen und zu arbeiten. In dieſem Gedanken, führte er weiter aus, ließen wir uns leiten, als wir den Plan faßten, in Köln 1928 eine internationale Preſſe⸗Ausſtellung zu veranſtalten. Wir freuen uns, daß dieſer Plan den Beifall der führenden Verbände auf dem Gebiete der Preſſe in Deutſchland namentlich im Verein deutſcher Zeitungsverleger und imReichsverbande der Deutſchen Preſſe gefunden hat. Wir erblicken ein gutes Vor⸗ zeichen für dieſes Beginnen auch darin, daß dieſer Plan auch im Auslande freudige Aufnahme gefunden hat. Wir hoffen, mit Unter⸗ ſtützung dieſer Verbände damit ein Werk zu ſchaffen, das ein Weg⸗ weiſer auch für eine internationale Verſtändigung ſein ſoll. Miniſterialdirektor Dr. Kiep begrüßte ſodann die Verſamm⸗ lung namens der Reichsregierung und insbeſondere des Reichs⸗ kanzlers Marx, ſowie des Reichspräſidenten. Kiep dankte für das, was die deutſche Preſſe für das deutſche Volk geleiſtet hat. Im Auf⸗ trage der Induſtrie⸗ und Handelskammer Köln entbot ſchließlich deren Präſident, Geheimrat Hagen, der Verſammlung warme Grüße und herzliches Willkommen. Geheimrat Regierungsrat Prof. Heckert behandelte darauf in ſeiner Feſtrede das Thema:„Welt⸗ wirtſchaft der Kriegs⸗ und der Nachkriegszeit und Aufſtieg neuer Weltwirtſchaftsmächte“. Bei einem am Abend von der Stadt Köln gegebenen Feſteſſen wies Oberbürgermeiſter Adenauer auf die ungeheueren Anforde⸗ rungen hin, die an die deutſche Preſſe heute geſtellt werden, und führte darauf u. a. aus: Wenn ich heute von der deutſchen Preſſe ſpreche, dann bin ich mir bewußt, daß für die deutſche Preſſe zwei Teile verantwortlich ſind, nämlich die Verleger, deren Verband wir heute hier vor uns ſehen, dann die Redakteure. Gottſei⸗ dank, daß der deutſche Verleger in Verlegen der Zeitung nicht iur das Geſchäft ſieht, ſondern daß ihn auch ethiſche Geſichtspunkte da⸗ bei leiten. Gottſeidank, daß auch zwiſchen Verlegern und Redakteuren Beziehungen beſtehen, die dem deutſchen Volke und dem deutſchen Vaterlande zugute kommen. Die öffentliche Meinung hat eine ſtarke und ungeheure Verantwortung in unſerer Zeit. Das deutſche Volk muß doch endlich einmal in den Zuſtand hineinkommen, daß es hinter dem Stagtsganzen die Parteidogmen und Parteidoktrinen zu⸗ rücktreten läßt, und ich meine, Deutſche muß doch einmal ſühlen, daß er deutſcher Volksgenoſſe iſt und daß er nicht in erſter Linie Parteiangehöriger iſt. Noch eine zweite große Aufgabe hat nach meiner Meinung die deutſche Preſſe: Europa kann nur gerettet wer⸗ den auf dem Wege der internationalen Verſtändigung. Der Auslän⸗ der ſchöpft ſein Bild von Deutſchland und deutſchen Zuſtänden aus der deutſchen Preſſe. Darum haben Sie die große Verantwortung, dafür zu ſorgen, daß das Ausland die Meinung von uns bekommt, die einer internationalen Verſtändigung auf nationaler Grundlage den Weg bereitet. Oberbürgermeiſter Dr. Adenauer verlieh zum Schluß der Hoffnung Ausdruck, daß die deutſchen Zeitungsverleger einen Nachwuchs für die Preſſe heranziehen werden, wie ihn Deutſch⸗ land auch in Zukunft braucht. Kommerzienrat Krumbhaar gedachte in ſeiner Erwiderung deſſen, was Köln und das geſamte Rheinland haben ertragen müſſen und was noch heute ein großer Teil des Rheinlandes ertragen muß, und rühmte als erfreuliche Tatſache, daß ſich deutſche Widerſtands⸗ kraft und rheiniſcher Lebensmut vor keinem Schickſal und vor keiner Gewalt beugen. Profeſſor Dr. Stier⸗Somlo begrüßte die enge Verbindung zwiſchen Preſſe und Wiſſenſchaft und ſprach die Hoffnung aus, daß die zwiſchen beiden beſtehende Freundſchaft eine fruchtbare Geſtal⸗ tung der Zuſammenarbeit an der geiſtigen Hebung unſeres Volkes bewirken werde. Die geſchäftlichen Verhandlungen wurden am Sonntag begonnen und zu Ende geführt. Der Vorſitzende Dr. Krumbhaar gab einen Ueberblick über die Vereinsarbeit und wies beſonders auf den Abſchluß des großen Vertragswerkes der Reichsarbeitsgemein⸗ ſchaft der deutſchen Preſſe, die Bemühungen um eine Reform des Preſſerechts und die Beſtrebungen zur Heranbildung des verlegeri⸗ ſchen und journaliſtiſchen Nachwuchſes hin. Ueber das Vertragswerk der Reichsarbeitsgemeinſchaft der deutſchen Preſſe referierte Dr. Simon(Frankfurt a..). Zur allgemeinen Lage der deutſchen Zeitungen ſprach Dr. Krumbhaar. Er ſchilderte die außerordentliche Verſchlechterung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe, die ſich für die Verlegerſchaft im vergangenen Jahre erheblich fühlbar gemacht hat. Eingehend be⸗ handelte er die Frage des gegenwärtigen Konjunkturtiefſtandes, der für die Zeitungen auch für die nächſte Zunkunft keine günſtige wirt⸗ ſchaftliche Ausſicht bietet. Stellvertretender Vorſitzender Prof. Wollf(Dresden) behan⸗ delte in einem Referat die dringenden Probleme des Preſſe⸗ rechts, insbeſondere die Frage der Verantwortlichkeit. Eine Reform ſei unbedingt notwendig. Es ging u. a. auf die Tatſache ein, daß Verſuche von Außenſtehenden, Einfluß auf den Inhalt der Zei⸗ tung zu nehmen, durchaus nicht mehr ſelten ſeien. Dieſer Gefahr zu begegnen, ſei Pflicht der Verlegerſchaft. Hier müſſe im neuen Preſſe⸗ geſetz feſtgelegt werden, daß beſtraft wird, wer durch Boykottan⸗ drohung oder Vedrohung mit wirtſchaftlicher Schädigung den Inhalt halt der Zeitung irgendwie beſtimmen will.— Dr. h. c. Lenſing (Dortmund) legte im einzelnen dar, welche Aenderungen im Preſſe⸗ geſetz und im Strafgeſetzbuch ſeien, damit die Freiheit der Preſſe in jeder Hinſicht gewährleiſtet ſei. Ueber die Papierfrage referierte Dr. Carbe(Berlin). — Dierichs(Bochum) gab einen ausführlichen Ueberblick über den gegenwärtigen Zuſtand des Anzeigenweſens. Im Mittelpunkt der Beratungen ſtand ein Referat von Prof. Dr. Alfred Weber(Heidelberg) über die Heranbildung des verlegeriſchen und journaliſtiſchen Nach⸗ wuchſes. Prof. Weber zeichnete ein großzügiges Bild von dem Einfluß der Preſſe in der Gegenwart und erklärte, die Preſſe ſei eines der weſentlichſten Momente der Charakterbildung des deur⸗ ſchen Volkes. Sie befinde ſich augenblicklich in Deutſchland auf einem hohen Stande ihres Einfluſſes. Es gelte, dieſe außerordent⸗ liche Poſition des deutſchen Zeitungsweſens auszunutzen. Die Unt⸗ verſität Heidelberg habe darum die Idee führender Verleger, an der Heidelberger Univerſität ein Inſtitut für die Heranbil⸗ dung des verlegeriſchen und journaliſtiſchen Nachwuchſes einzurich⸗ ten, mit größter Freude aufgenommen. Prof. Weber ſchilderte im einzelnen die Abſichten, die die Univerſität bei der Einrichtung die⸗ ſes Inſtitut leiteten.— Dr. Knittel(Karlsruhe) forderte die Verlegerſchaft auf, das Heidelberger Inſtitut kräftig zu unter⸗ ſtützen. Dr. Jänecke(Hannover) bat die Verlegerſchaft um Unterſtützung des bekannten Aufrufes zur Erhaltung des Kölner Domes als nationalen Kulturguts des deutſchen Volkes. Als Ort der nächſten Hauptverſammlung wurde auf Einladung der Stadt Dresden und des Vereins ſächſiſcher Zeitungsverleger einſtimmig Dresden gewählt. Dort werden im Jahre 1927 im Rahmen der Jahresſchau deutſcher Arbeit die hochintereſſante Ausſtellung„Das Papier“ und auch eine deutſche Zeitungsausſtel⸗ lung zu ſehen ſein. 0* *. Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann 151 an den Verein Deutſcher Zeitungsverleger folgende Worte ge⸗ richtet. „Der außenpolitiſche Kampf Deutſchlands iſt in ſeiner tiefſten Bedeutung ein Knampf um die deutſche Kultur, um ihr Weiterbeſtehen und ihre Geltung in der Welt. Wie die deutſche Außenpolitik nicht für den Weſten oder den Oſten optieren kann Und will, ſo darf auch die deutſche Kultur nicht wählen zwiſchen weſtlicher Ziviliſation und den neuen, alles Beſtehende revolu⸗ tionierenden Ideen des Oſtens; auch wenn dieſe häufig in be⸗ ſtechendem Gewande auftreten; ſie muß vielmehr beiden gegenüber ihre Selbſtändigkeit bewahren, um das hohe Gut der deutſchen Seele in eine glücklichere Zukunft zu retten. Der deutſche Geiſt hat der Welt auf allen Gebieten ſo viel gegeben, daß die Verunglimpfungen, die im Kriege auch gegen die deutſche Kultur erhoben worden ſind, nur ihre Urheber, nicht Deutſchland belaſten. Es iſt von dieſen Beſchimpfungen all⸗ mählich ſtill geworden. Langſam wird der deutſchen Kunſt und Wiſſenſchaft wieder die ihr gebührende Stellung in der Welt ein⸗ geräumt. Mehr als je iſt es deshalb notwendig, daß das geiſtige Deutſchland an ſich ſelbſt und ſeine Sendung glaubt, und daß ein eimiges Reich die heilige Flamme des Deutſchtums hütet, damit ſie über Länder und Meere allen Deutſchen und allen Freunden deut⸗ ſchen Weſens leuchten möge. Die deutſche Preſſe iſt berufen, bei dieſer Aufgabe führend mitzuwirken.“ Hiſtoriſche Konzerte im Bruchſaler Schloß Auch in dieſem Jahr flammten im Fürſtenſaal des Bruchſaler Schloſſes die Wachskerzen auf, ſaßen bezopfte Muſikanten und fein⸗ gekleidete Rokokodamen zu einer muſikaliſchen Abendunterhaltung in dem von wundervollſter Architektur gekrönten Raum, ſpielten und hörten Werke, wie ſie dem geiſtlichen Bruchſaler Schloßherrn Damian Hugo von Schönborn einſt erklungen ſind. Galt das vor⸗ jährige Konzert der Bach⸗ und Händelzeit, ſo führten die diesjährigen dreimal wiederholten Veranſtaltungen weiter bis zu Mozart, deſſen mit ſelten gehörten Werken in einem beſonderen Teil gedacht wurde, durch das„Divertimento“, das er angeblich 1776 für ſeine Schweſter Nannerl komponiert hat, und außer zwei Koloraturarien den aus einer Sinfonie erhaltenen Schlußſatz. Die vorangehenden Werke waren zum Teil von beſonderem hiſtoriſchem Intereſſe, weniger die einleitende Sinfonie zu einem Oratorium des Venezianers Caldara, der hauptſächlich in Wien wirkte, auch nicht die aus zwei Orcheſter⸗ werken zuſammengezogene Suite Georg Reutters d. J. als viel⸗ mehr eine Arie Telemanns aus einer Paſſion(„Mich vom Stricke meiner Sünden“). Der ungewöhnlich reiche Empfindungs⸗ gehalt die geradezu packende Ausdrucksart, die aus dieſem ganz wundervollen Stück ſpricht, beweiſt am beſten das Ungerechtfertigte des Vorurteils, das immer noch über dieſen Meiſter verbreitet iſt, und wogegen ein Fremder, nämlich Romain Rolland, erſt einmal Stellung nehmen mußte. Hier iſt ganz tiefe, reiche, unmittelbar zu unſerem heutigen Herzen ſprechende Muſik, und wenn man ihrem Schöpfer keinen anderen Vorwurf als den der Vielſchreiberei zu machen weiß, ſo kann dem nichts beſſeres als die göttliche Abgeklärt⸗ heit und Ruhe, die aus dieſer Kompoſition ſpricht, entgegengehalten werden. Die Heidelberger Opernſängerin Liane Mühlegger trug die in ſchwieriger Lage geſchriebene Arie mit viel Ausdruck vor, und wußte auch der folgenden Arie des„engliſchen“ Bach, Johann Chriſtoph, gerecht zu werden. Eine angenehme B bot die Vortragsfolge noch in dem Violinkonzert eines unbekannten Kom⸗ poniſten aus der Zeit um 1780. Es zeugt von dem Geſchmack und Stilgefühl der damaligen Hochproduktion, von deren Reichtum wir uns nur ſchwer eine Vorſtellung bilden können. Beſonders im erſten Satz lebte das außerordentlich feine Formgefühl, das die weit aus⸗ geſponnene Melodik zu einer prachtvollen Geſchloſſenheit des Auf⸗ baus zuſammenführte. Alle Elemente der damaligen Muſikübung, die Pathetik, das Konzertierende, der Steigerungsaufbau, finden ſich hier zuſammen, von der Satzkunſt legt der fein gegliederte Durch⸗ führungsteil, von der kantabilen Schönheit der zweite Satz das beſte Zeugnis ab, Der Heidelberger Fritz Zobeley, deſſen reiches hiſtoriſches Wiſſen und techniſches Geſchick das Programm zuſammenſtellte und die Werke bearbeitete, ſpielte die Solovioline mit mehr als akademiſcher Akkurateſſe, ſodaß auch dieſer Teil über das bloß Hiſtoriſche hinaus ſich ins Künſtleriſche erhob. Daran hatte auch das trefflich eingeſpielte Kammerorcheſter unter der Leitung des Bruchſaler Städtiſchen Muſikdirektors Fr. Hunkler einen be⸗ deutenden Anteil. Das rege Intereſſe, das die Konzerte wieder fanden und von Gäſten aus nah und fern bekundet wurde, läßt ihre weitere Pflege in jeder Art rechtfertigen, nicht zuletzt durch den präch⸗ tigen Rahmen, in dem die ſtattfinden. Dr. K. die große Kunſtausſtellung düſſeloͤorf 1026 II. Plaſtik und Architeklur Die Plaſtiken, die den einzelnen Gruppen eingegliedert, auf der Großen Ausſtellung zu finden ſind, zeigen die Unvollkommenheiten der Jury vielleicht in ſtärkerer Weiſe. Hier mutet tatſächlich manches wie ein erſter Verſuch an, während andere Werke, z. B. die Porträts Arno Brekers, die Tierplaſtiken Pallenbergs, Kunſtwerke ſind, die jeder Kritik ſtandhalten. Bleiben weiter hervorzuheben: Joſef Sommer, Halbakt; Ruth Horadam, Hirtenpaar, vorzüglich durch⸗ komonjert; Ernft Gottſchalk, Weib, Wilhelm Holländers ausdruck⸗ volle Kleinplaſtik Mutter und Kind K. M. Schreiner iſt mit einer Großplaſtik Mädchenfigur, vertreten; reiches Können 5 Vernhard Sophers Waſſerträgerin. Eine ſtarke Künſtlerperſönlich⸗ keit iſt auch Martini(Weibliche Figur, Sportſigur). Die Entwürfe Düſſeldorfer Architekten hätten in ganz anderer Weiſe herausgeſtellt werden müſſen. Dieſe Abteilung offenbart den Geiſt der Zeit, die ſtrenge ernſte Sachlichkeit des Baukünſtlertums unſerer Tage. Von der Not und der Ehrlichkeit, die unſer Wollen für die Zukunft beſtimmen, wuchs dieſen Künſtlern das Werk, das in klaren Umriſſen den Bau in die Unendlichkeit ſtellt. Die wuchtigen Maſſen geben dem ganzen Sinn unſeres Lebens Ausdruck, dem die plaſtiſche Monumentalität mehr ſcigt als die verzierte Faſſode ver⸗ gangener Jahre. Profeſſor Wilhelm Kreis' Ausſtellungsbauten ſelbſt find zunächſt größtes Bekenntnis dieſer neuen Richtung. Aber über⸗ all ruft der Wettbewerb zur Vetätigung. Seien es Kirchenbaupläne, die den Architekten anregen: auch hier betätigt ſich Prof. Kreis, 2208 Karl Krieger, Wilhelm Dieck u.., oder ſeien es in weit größerem Maße Bauten der Induſtrie, des Handels, der Behörden: man hat überall das Gefühl, daß hier etwas Großes im Werden iſt. Lyonel Weber und Prof. Kreis ſchufen Entwürfe für das Kölner Hochhaus an der Häupbrücke, Heinrich Schaeffer für ein Handelshaus, Clemens Trautmann für ein Bürohaus, Lorenz Pape für ein Krankenhaus, Otto Engler für einen Bahnhof, Ernſt Stahl und Fritz Leykauf für Intereſſant iſt auch Wilhelm Dycks Kölner Bürohausentwurf. Eine intereſſante Aufgabe war die Löſung der Bebauung des Seeufers in Zürich. Meiſterhaft ſcheinen mir die Pläne Hans Hohlochs der Aufgabe gerecht geworden zu ſein. Zwi⸗ ſchen zwei wuchtig hochragenden Türmen eröffnet ſich der Blick auf den See und die Alpen, während ſich links und rechts die Bauten in meiſterhafter Linienführung anſchließen. Kunſt und Sport Die Sonderausſtellung„Kunſt und Sport“, die den engen Zu⸗ ſammenhang mit der Geſslei herſtellen ſoll, iſt wiederum— wie die Spezialausſtellungen 1925— eine tüchtige Leiſtung des Cuſtos un⸗ ſerer Städtiſchen Kunſtſammlungen, Dr. Walter Cohen, dem Fritz Burmann und Alfred Flechtheim ihre Hilfe liehen. Man muß nur in der richtigen Einſtellung an dieſe Schau herangehen und nicht meinen, daß die Künſtler nun alle Verherrlicher und Inter⸗ preten des Sports hätten ſein wollen. Aber gerade der Umſtand, daß man hier eine Rückſchau halten kann, waren und wie der ſport⸗ treibende Menſch in irgend einer Weiſe dem Künſtler Anregung bot, lockt einen immer wieder in dieſe Ausſtellung hinein, die manches Kleinod birgt. Hier findet ſich: Rodins homme qui marche, Pferdebronzen von Degas, der ſitzende Stierkämpfer Manolos, Voxer⸗ typen von Edgard, Fiori, Sintenis. Von Düſſeldorfer Künſtlern bringen Leſſing, Dahlen, Kröner, te Peerdt, Kolitz Gemälde, die durch Jagd, Reitſport, Fiſcherei uſw. angeregt ſind. Glänzend iſt A. Renoirs Bildnis ſeines Sohnes Jean als Jäger, das uns einen tiefen Blick in die Kunſt dieſes Fronzoſen tun läßt. Weiter fällt bei der Betrachtung das Bild Regatta in Vendig von Henri⸗Edmond Croß auf, das zum Vergleiche mit Max Liebermanns Abend auf der Alſter, das ebenfalls ausgeſtellt iſt, lockt. Max Slevogt iſt mit dem Trabrennen vertreten. Vertreter jüngſter Kunſt ſind für Frankreich M. Vlaminek(Der Freiballon), Robert Delaunay(Die Läufer), Henri Rouſſegu(Die Ballſpieler), für Deutſchland H. Nauen, W. Bautneiſter(Springer), George Groß(Boxer), Kirchner mit ſeinem Schlittſchuhläufer. Die Ausſtellung Kunſt und Sport zeigt, wie aus dieſem kurzen Ueberblick hervorgeht, eine Fülle des Intereſſanten Die Gefahr, die in dieſer Ausſtellung liegt, das muß zum Schluß erwähnt werden, iſt nicht zu verkennen. Wenn man durch ſie zu einem rein äußerlichen Betrachten des künſtleriſchen Schaffens verführt würde, dann wäre 5 im Grunde„ Wenn man aber auch den Menſchen in einer ſportlichen Betätigung uſw. als lockenden Anreger für den einen Hotelneubau. — Fülle des Gebotenen betrachtet, dann erlebt man in der Sonderannz“ ſtellung Kunſt und Sport tatſächlich, neben der kunſtgeſchichtlichen Belehrung die ſie bietet, einen intereſſanten Abſchnitt aus der Kultün“ geſchichte der leßten Jahrzehnte. Dr. K. I. 8 ſuchenden Künſtler erkennt und von dieſem Gedemken aus die reichs N — 8 3. Seite. Nr. 296 nn c den 30. Junl 192 Städtiſche Nachrichten Probealarmierung durch die Keichsbahn Am vergangenen Sonntag wurde abends gegen 349 Uhr von dem Direktor bei der Reichsbahndirektion, Fiedler, im Beiſein de; zuſtändigen Betriebsdegernenten auf dem 5 ghäuſel eige Probealarmierung zwecks Prüfung der Zweckmäßig⸗ keit und Vollſtändigkeit der für einen größeren Eiſenbahnunfall vor⸗ eſehenen Maßnahmen vorgenommen. — Uebung wurde zugrunde gelegt, daß von dem beſchleunigten Perſonenzug 999 während der Durchfahrt im Vahnhof Waghäuſel in einer, in der Nähe des Aufnahmegebäudes Weiche die letz⸗ ten fünf mit Reiſenden ſtark beſetzten Perſonenwagen aus vorerſt unbekannter Urſache entgleiſt ſeien. Der zufälligerweiſe auf dem an⸗ deren Hauptgleis zu gleicher Zeit einfahrende Perſonenzug 1272 ſer dabei in drei umgefallene Wagen hineingefahren. Weil ſehr viele Reiſende ſchwer und leicht verletzt wurden, beide Hauptgleiſe ge⸗ J˙ſperrt und ein erheblicher Sachſchaden eingetreten war, wurden die Hilfszüge von Karlsruhe und Mannheim dringend zu Hilfe ge⸗ rufen. Ferner wurden die Sanitätskolonnen der umliegenden Orte Wieſental, Kirrlach und e ſowie alles in der Nähe woh⸗ bende Bahnperſonal alarmierk. Die Hilfszüge von Karlsrühe und Mannheim trafen zu gleicher Zeit mit den nötigen Aerzten ſowie dem Oberarzt und zahlreichem Eiſenbahnperſonal unter Leitung der Amtsvorſtände auf der Unfallſtelle ein; ſie ſind in der Fkurz bemeſſenen Zeit von 30 Minuten nach Eingang der Unfallmel⸗ dung von den Hinterſtellungsſtationen Karlsruhe und Mannheim abgefahren. Die Rettungsarbeiten wurden ſofort unter Verwen⸗ dung der neueſten Hilfsmittel wie Schneidbrennern uſw. aufgenom⸗ men. Der von dem Bahnbetriebswerk Mannheim Perſonenbahnhof außerdem in Anbetracht des ſchweren Eiſenbahnunfalles fürſorglich herangezogene Arztwagen von Heidelberg traf mit Sanitätern in einem Abſtand von 10 Minuten ein. Die Uebung hat ergeben, daß von der Reichsbahndirektion alle Maßnahmen für die erſte Hilfeleiſtung bei Eiſenbahnunfällen getrof⸗ ſen ſind und das Perſonal die für eine raſche und 15 0 Ber⸗ agung der verletzten Reiſenden erforderliche Uebung und die für eine I beſchleun gte Freimachung der Gleiſe nötige Schulung beſitzt. Es iſt 5 ſomit jede Gewähr geboten, daß in einem Ernſtfalle ſchnelle und auch wirklich tatkräftige Hilfe geleiſtet wird. * * Austritt aus dem Stadtrat und der Partei. Stadtrat Dr. HBühring hat ſein Stadtratsmandat niedergelegt und iſt zugleich aus der Deutſahnationalen Volkpartei ausgetreten. Nachfolger Dr. Bührings im Stadtrat wird Stv. Perreh. *Erfolgloſe Stiftungsratswahl. Der geſtrigen Bürgerausſchuß⸗ ſitzung gingen die Wahlen zum Stiftungsrat des Katho⸗ kriſchen Bürgerhoſpitals voraus. Die ſozialdemokratiſche Rathausfraktion hat in Konſequenz der Haltung der Zentrums⸗ fraktion bei der Wahl zum Stiftungsrat des Weſpinſtifts, bei der das Zentrum Wahlenthaltung proklamierte, weil es angeblich nicht berücſichtigt wurde, ebenfalls Stimmenthaltung geübt. In⸗ folgedeſſen war die Wahl erfolglos. Freiwillig aus dem Leben geſchieden iſt ein 41 Jahre alter lediger Kaufmann, der geſtern früh auf ſeinem Büro in der Innen⸗ ſtadttot aufgefunden wurde. Er hatte den Gashahn geöffnet. Mißliche Geſchäftsverhältniſſe dürften die Urſache der Tat ſein. Blinder Alarm. Geſtern abend wurde die Polizei benach⸗ richligt, daß im Waldpark, etwa 300 Meter ſüdlich des Franzoſen⸗ weges im Gebüſch die Leiche einer Frau in verdächtiger eiſe verſteckt, von Paſſanten aufgefunden worden 51 Die ſofort eingeſetzte Unterſuchung hat ergeben, daß von einer eiche nichts zu finden war, dagegen lagen dort einige alte Kleidungsſtücke bei einem Fäulnis übergegangenen Strohbündel, der anſcheinend als Lager Ffür Obdachloſe gedient hat. „Beſitzwechſel. Aus Untergimpern wird uns berichtet: Das hieſige Blumentalerſche Kalkwerk wurde auf dem Voll⸗ ſtreckungsweg von Frau Elſe Waibel⸗Mannheim um 9050 Mark — einſchließlich der Grundſtücke. „ Mannheimer Jugendheim⸗ u. herbergswoche 1026 Seinen Roman„Das letzte Kapitel“ beginnt Knut Hamſun, der große nordiſche Dichter mit den Worten:„Ja, wir ſind Landſtreicher auf Erden. Wir wandern Wege und Wüſten, zuweilen gehen wir aufrecht, zuweilen kriechen wir“. Ja, wir ſind alle Wanderer, und wandern oft im Sonnenſchein über ſanfte Höhen und durch herrliche SGaue, bisweilen aber auch im Hagelſturm durch tiefe Schluchten und 5 Aber zackige Klippen. Gilt dies nicht auch für unſere Jugend? Und es iſt Aufgabe und Pflicht ihrer Führer, ſie vorzubereiten auf jene Wanderung, die jedem ein Teil Herzblut koſtet. Es iſt nicht immer ſo, wie uns der ſchöne Wanderfilm geſtern abend im Rahmen r Mannheimer Jugendheim⸗ und Herbergswoche in der Kunſthalle geigte, daß es nur durch prächtige Gegenden geht. Und gerade der Harz, durch den uns der Film führte, iſt reich an manchen müh⸗ ſeligen Pfaden. Von Berlin aus ging der Weg mit einer muſterhaft ausgeſtatteten Schulklaſſe in eines unſerer ſchönſten und ſagenreichſten Gebirge unſeres Vaterlandes. Es war ſo Gelegenheit geboten, neben der Geographie des Landes ſeine alte Geſchichte kennen zu lernen. Deutſchland erſtand wieder in ſeinen alben ruhmreichen Zeiten. Es war eine Mahnung an die Jungen, ſich zu einigen, draußen der Natur ſich zu finden zu gleichen Zielen und gleichen Idealen, wie Regierungsrat Broßmer am Vorabend ſagte:„Für Volk und Vaterlandl“ Der ſchöne Film, der eingeleitet wurde durch den Vorſpruch:„An die deutſche Jugend“ von Benzmann und umrahmt war von muſikaliſchen und geſanglichen Darbietungen des Bundes der Kaufmannsjugend im D. H.., fand warmen 5 W. R. de 8 * Vorſtellung für Kinder Erwerbsloſer. Viele Freude war am Samstag nachmittag im Muſenſaal. Man gab eine Wiederholung des Bubenſtücks„Max und Moritz“, das beim Feſt für kleine und große Leute bereits viel frohe Laune erweckt hatte und gab es dies⸗ al vor Kindern Erwerbsloſer. Lange ſchon vor Beginn der Vor⸗ tellung waren Saal und Empore gefüllt. Wohl ſelten hat der Muſen⸗ ſaal ein nur aus Kindern beſthendes Publikum in ſeinen Mauern geſehen und wohl kaum je eime ſo erwartungsvolle Zuſchauermenge. Unter Spielleiter Alfred Landory hatte ſich das Enſemble in un⸗ eigennütziger Weiſe zur Verfügung geſtellt. Es gab ſein Beſtes, um den kleinen Gäſten die Streiche der beiden böſen Buben wirkungsvoll vorzuführen. Und es war voller Wirkung, was aus dem für die JVagend ewig reizvollen Born Wilhelm Buſchs geſchöpft wurde. Von teich zu Streich wurde das kleine Zuſchauervolk vergnügter und beifallsluſtiger und als alles zu Ende war, wurde es der kleinen Ge⸗ einde ſchwer, ſich loszureißen von den Bildern, die die Kinder⸗ gemüter mit ſoviel froher Luſt erfüllt hatten. Dem Spielleiter aber d allen Mitwirkenden ſei im Namen der Kinder herzlicher Dank Jfür die ſchönen Stunden geſagt, die ſie den Kindern geſchenkt haben. Sonnwendfeier. In der Nacht vom vergangenen Samstaa auf Sonntaa bielt der Jugendbund im Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten(G. D..). Gruppe ſeine Sonnwendfeier ab Bereits am Nachmittag machten ſich Vor⸗ trupps auf den Wea zur Poſſeltsluſt in der Nähe des Kohlhofes bei Heidelberg, um den Holzſtoß zu richten, um den am Abend nach Ein⸗ treffen der Scharen die Feier ſtattfand. Nach einem einleitenden Lied wechſelten Gedicht. Tanz und Geſang in reicher Folge. Alsdann brachte der Sprecher der Feuerrede beim flammenden Holzſtoß zum Ausdruck, was uns die Sommerſonnwend. dem Zeitpunkt. an dem ie Sonne, die Erkalterin alles Lebens. ihren höchſten Stand am immel erreicht hat, Symbol für die Natur. daß jetzt die Zeit des Wachstums vorüber. daß jetzt die Zeit der Ernte gekommen iſt. bedeu⸗ ten ſoll. Auch für den jungen Menſchen gilt es vorerſt zu wachſen und an ſich zu arbeiten, zur Vollkommenheit zu ſtreben, damit, wenn auch für ihn die Zeit der Reife gekommen iſt. wenn er im Zenith ſeines Lebens ſteht, er als ganzer und fertiger Menſch daſteht. im⸗ ſtande, ſeinen Beruf ganz und gar aussufüllen und bereit. die Pflich⸗ ten, die ihm ſein Vaterland auflegt. voll zu tragen. 3 f * RRR rr 8 neue Maunhehner zenvng bend-· uusaabe) Fiim⸗Nundſchau H. Alhambra.„Die Brücke der Verzweiflung“, ein Drama in ſechs Akten, nach einer Novpelle von Friedrich Wrubel, für den Film bearbeitet von Eugen Preiß.— Eine alte Brücke in der Nähe von Locarno, vom Volksmund„Die Brücke der Verzweiflung“ genannt, die Stadt Locarno mit ihren engen Gaſſen von durchaus italieniſchem Gepräge und ihren berühmten Blumenfeſten und end⸗ lich die herrliche, wildromantiſche Umgebung der amphitheatraliſch zwiſchen Berg und See eingezwängten Stadt am oberen Ende des Lago Maggiore in der italteniſchen Schweiz 5 die Hauptſchauplätze der packenden Handlung, die die Saſcha⸗Filmgeſellſchaft in Wien ihrem neuen Spielfilm zugrunde gelegt hat. Neben dieſen Vorzügen ſichert eime gute Barſtellung dem eindrucksſtarken Sechsakter enen vollen Erfolg. Außer dem tüchtigen Regiſſeur Ferry Nold verdie⸗ nen beſonders hervorgehoben zu werden: Henry Blackburn (Ingenieur Robert Runer), Hans Effenberger(Werner Ru⸗ ner), Lona Schmidt(Anetta Viarda) und Kurt Ehrle(Guiſeppe). — Neben dieſem wirk vollen Lebensbild läuft dann noch ein toller amerikaniſcher Sechsakter, die Groteske„Ehemann auf Zeit“ nach einer Komödie von Edward A. Paulton. Eine hahne⸗ büchene Sache mit Sydney Chaplin in der Hauptrolle.— Die Deulig ⸗Woche Nr. 26 beſchließt das Programm. *Radio auf Rheinſchiffen. In der letzten Zeit iſt es mehrfach vorgekommen, daß Schiffsführer Schwierigkeiten bekamen, weil ihre an Bord befindliche Radioanlage wohl von einem deutſchen Poſtamt, aber nicht von dem Interallierten Nach⸗ richtendienſt in Mainz genehmigt worden war. Die be⸗ treffenden Schiffer richteten ihren Genehmigungsantrag an ein Poſt⸗ amt des un beſetzten Gebietes, unterließen es aber, gleichzeitig den Antrag in dreifacher Fertigung dem Beauftragten der deutſchen Reichspoſt beim Interalliierten Oberkommando zu überſenden. Den Schiffahrtstreibenden wird dringend empfohlen, Anträge auf Geneh⸗ migung einer Radioanlage an ein Deutſches Poſtamt des beſetzten Gebietes zu richten, da dann weitere Anträge überflüſſig und An⸗ ſtände vermieden werden. *hHeidelberger Schloßbeleuchkungen im Juli. Die nächſte Schloß⸗ beleuchtung mit großem Feuerwerk und Brückenbeleuchtung findet am 1. Juli anläßlich des 46. Deutſchen Fleiſcherverbandstages ſtatt. Eine weitere Beleuchtung iſt auf Sonntag, 4. Juli feſtgelegt. * Der erſte weibliche Poliziſt in Baden. In Bargen hat am vergangemen Sonntag der erſte weibliche Hilfspolizeidiener ſei⸗ nen Dienſt verſehen. Er(d. h.„ſie“) fahndete auch des Nachts nach Radfahrern, die ohne Licht fuhren. 2 NAus dem Lande UI Weinheim, 29. Juni. Als heute vormittag die Ehefrau des Arbeiters Wilhelm Bär in der Stadtmühlgaſſe ihr 14 Monate altes Töchterchen Gertraud kurze Zeit unbeaufſichtigt in der Wohnuna ließ. um Miſlch zu holen, würgte ſich das Kind beim Spielen mit einem Schnuller mit der Schnur, an welcher der Schnuller am Bettchen des Kindes befeſtigt war. Die Mutter fand bei ihrer Heimkehr ihr einziges Kind ſterbend vor. Sie trug es raſch ins nahe Kranken⸗ haus, doch war das Kind bereits tot, als ſie dort ankam. Der unter Vorſitz von Stadtrat Karl Zinkgräf⸗Weinheim in Hohenſachſen abgehaltene Abgeordnetentaa des Gauverbandes Beraſtraße des badiſchen Kriegerbundes gab in einer Entſchließung ſeinem Bedauern darüber Ausdruck, daß die Einrichtung einer Bundesſterbe⸗ kaſſe auf dem lenten Landesabgeordnetentage noch nicht erledigt wer⸗ den konnte. Dagegen begrüßt der Abgeordnetentag die Einrichtung der Kriegsbeſchädigten⸗ und Krieashinterbliebenenfürſorge, deren Bundesgeſchäftsſtellen ſich in Heidelberg, Karlsruhe, Freiburg und Konſtanz befinden. Laut Bericht des Vorſitzenden ſind in dem Ba⸗ diſchen Kriegerbund 21 neue Vevpeine im vergangenen Jahre auf⸗ genommen worden, während 43 Vereine ſich wieder dem Bunde an⸗ ſchloſſen. Der Badiſche Kriegerbund zählt hereits über 105 000 Ka⸗ meraden. N XNeckarelz, 29. Juni. Geſtern früh wurde auf der Herrenwieſe die Leiche eines ledigen Mannes aus Nüſtenbach mit durchſchnit⸗ tenem Halſe aufgefunden. Näheres über die Perſon und den Grund zur Tat iſt zur Stunde unbekannt. Aus der pfalz :: Oggersheim. 29. Juni. Geſtern abend wurde das 4iährige Töchterchen des hieſigen Schreinermeiſters Fritz Weidig vor dem Elternhaus in der Mannheimerſtraße von einem Perſonenauto überfahren und trua einen Beinbruch davon. Der Unfall iſt daß das Auto nicht die rechte Straßenſeite einhielt. * Landſtuhl, 29. Juni. Auf der Straße zwiſchen Kirchenarl⸗ bach und Neumühle wurde geſtern früh Peter Flickinger 2. von Neu⸗ mühle mit eingeſchlagenem Schädel im Straßengraben tot aufgefunden. Der Ermordete war mit einem Beil erſchlagen worden. Als Täter wurde Nikolaus Allein von Neumühle ver⸗ haftet. Der katholiſche Pfarrer von Germercrote :: Wörkh. 29. Juni. wurde bei einem Spaziercana im Diſtrikt Wörth von einem Mann aus Weſtheim auf gröbſte Art belei digt und mit Totſchlag be⸗ droht. Als der Täter handareiflich wurde, erariff der Geiſtliche aus Furcht die Flucht. Der hieſige Feldhüter, welcher den Vorgang be⸗ obachtete, rückte dem Verfolger auf den Verſen und zahlte ihm ſeine Beläſtigungen mit einer Tracht Prügel beim. *Trippſtadt bei Kaiſerslautern, 29. Juni. Seit einigen Tagen treten hier Fälle von ägyptiſcher Augenkrankheit auf. Bei zwei Kindern wurde ſie bereits feſtgeſtellt. ——— Gerichtszeitung §Schwurgericht Landau. Die Schwurgerichtsperiode beim Land⸗ gericht Landau wurde am 28. Juni unter dem Vorſitz des Land⸗ gerichtspräſidenten Becker eröffnet. Die Anklage richtete ſich in der erſten Verhandlung gegen den 1882 geborenen Gartenarbeiter Fried⸗ rich Weamann aus Albersweiler wegen Totſchlaas. Die Tat wurde begangen in der Nacht zum 30. Juni 1925, als Wegmann dem Arbeiter Geora Zimpelmann aus Nußdorf, der allgemein als friedliebender und braver Mann bekannt war. in der Abſicht der töt⸗ lichen Verletzung ein Metzgermeſſer in den Unterleib ſtieß. ſodaß Zimpelmann nach wenigen Stunden infolge Verblutung ſtar b. Die Verhandlung ergab den klaren Schuldbeweis für den Angeklaaten. Nach fünfſtündiger Verhandluna fällte der Gerichtshof das Urteil, das auf zwölf Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverluſt lautet: drei Monate Unterſuchungshaft wurden angerech⸗ net. In der Begründuna heißt es u.., die Grundloſiakeit und Roheit der Tat. der ebenſo aut wie Ziempelmann jeder andere Paſſant hätte zum Opferfallen können, ſchließen die Anrechnung mildernder Um⸗ ſtände aus. Nur die erbliche Belaſtung und die Angetrunkenheit zur Zeit der Tat waren dafür maßgebend. daß nicht die Höchſtſtrafe von 15 verhängt wurde. urkeil. Nach zweitägiger Verhandlung verurteilte das Krefelder Schwurgericht den Arbeiter Adolf Böhmers wegen Mordes Tode. Böhmers hatte am Abend des 9. Mai ſeine Frau er⸗ ochen. § Hochverrat und Spionage vor Gericht. Vor dem Reichsgericht hatte ſich der Techniker Autur Vogt aus Berlin wegen Landes⸗ verrates und Spionage zu verantworten. Er war beſchul⸗ digt, als Angeſtellter der Siemens⸗Schuckertwerke wichtige, im In⸗ tereſſe der Landesverteidigung geheim zu haltende Dokumente dem franzöſiſchen Nachrichtendienſt ausgeliefert zu haben. Das Urteil lautet wegen Landesverrates auf ſechs Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Ehrverluſt und dauernde Stellung unter Polizeiaufſicht. § Wegen Spionage verurteill. Vom erſten Strafſenat des Breslauer Oberlandesgerichts wurde der Privatdetektiv Theodor Gabrys aus Königshülte woegen Spionage zugunſten Po⸗ lens zu ſieben Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverluſt und Stellung unter Polizeiaufſicht verurteilt. Frankfurter Brief Von Mario Mohr(Frankfurt) de mehr die eigentliche„Saiſon“ vorbei iſt, deſto weniger ſpürt man von der ſogenannten Sauren⸗Gurken⸗Zeit. Jede Woche hat ihr beſonderes Ereignis und es iſt dafür geſorgt, daß es uns nicht lang⸗ weilig werde. Erſt ſtand Frankfurt im Zeichen des Kampfes um die deutſche Fußballmeiſterſchaft, die im neuen Sta⸗ dion ausgetragen wurde. Hitziger noch wie der Kampf auf dem 2 grünen Raſen war vorher die Schlacht um die Eintrittskarten. Es ſetzte böſe Worte und böſe Schläge. Auch Verwundete hatten die 5 jeweiligen Schlachtberichte zu verzeichnen. Ganz Schlaue indeſſen ſtellten ſich nicht in die Ketten der Harrenden und Schimpfenden. 9 Sie rannten vielmehr aufs Telegraphenamt und depeſchierten nach 14 Fürth, nach Nürnberg und nach Berlin an Freunde und an die 14 Vorverkaufsſtellen und kamen ſo zu einem Ziel, das ihren beſchei⸗ deneren Konkurrenten auf dem gewöhnlichen Wege nicht leuchtete. Viele der Frankfurter, die das Spiel von bequemem Platze aus be⸗ 75 trachteten, hatten ihre Karten außerhalb ergattert. Zu erſtehen waren nur Stehplätze. Woraus erhellt: nicht nur der Philoſoph gilt 5 nichts im Vaterland. Der nächſte Sonntag, der erſte ſchöne ſeit ach ſo langer Zeit, brachte das Vierundzwanzigſtundenrennen im Tau⸗ nus. Mit Kind und Kegel zog man hinaus. Bei ſtrahlendem Wetter waren die Leiſtungen ausgezeichnet. Schwankend zwiſchen freier Natur und vollendeter Technik vergaß man faſt, daß am gleichen Tage ſich in der Stadt gleich wie im ganzen Lande ein er⸗ bitterter heißer Kampf abſpiete: der Volksentſcheid. Lange Zeit hat man in Frankfurt Tage ſolcher politiſcher Erregung nicht erlebt. Allmählich erſt unbemerkt, dann immer offener und un⸗ verhüllter wurde die Menge in dieſes Fieber hineingepeitſcht. Die kleinen Plakate wuchſen und wurden von Tag zu Tag größer, die Verſammlungen wurden zahlreicher, die Redner ſchärfer im Ton, immer ſkrupelloſer und gehäſſiger. Aus Politikern wurden Dema⸗ gogen. Umzüge glitten vom Proteſt zum Affront. Erſt machte man Muſik, dann Skandal, ſchließlich prügelte man ſich. Der unpolitiſche Wettergott ſuchte zu dämmen und zu dämpfen, goß endloſe Kübel Waſſers auf die Erregten, die ſich von nichts abhalten ließen. Und mit dem Tage des Entſcheides legte ſich auch dieſe Woge. Man glitt ſtill und behutſam wieder in die gewohnte Arbeit des gewohnten Alltags zurück. Indeſſen müht man ſich, dieſen Alltag durch eine Reihe mehr oder minder entſchuldbarer Feſte zu unterbrechen. Im Stadion wird das„Feſt der Jugend“ vor ſich gehen. Die Frankfurter Jugendverbände empfinden ſchwer den Mangel eines für ſie geeigneten Heimes. Jetzt will ſich die Frankfurter Jugend ebenſo ein eigenes Haus bauen, wie es gerade die Handwerker mit ihrem 2 „Handwerkerhaus“ tun. Die Frage iſt auch darum brennend, weil Jugendherbergen bislang nur in ſehr ſpärlichem und primitivem Umfange vorhanden ſind und Frankfurt die Gaſtfreundſchaft, die ſeine Jugend auf Wanderungen und Reiſen in ausgiebigem Maße genießt, geziemend erwidern möchte. Zur Ausführung all dieſer Pläne ſind vierhunderttauſend Mark nötig, einhunderttauſend Mark und den Bauplatz ſtellt die Stadt zur Verfügung, der Reſt ſoll von der Jugend aufgebracht werden. Eine Straßenſammlung hat bereits ſtattgefunden, eine Lotterie iſt genehmigt und das großangelegte „Feſt der Jugend“ ſoll ebenfalls dieſem Zwecke dienen. Dann winkt 5 eine Einweihung des ſo öfters eingeweihten Flugplatzes, der 4 ausgebaut wurde, und auch die neue„Alte Brücke“ wird nicht mehr allzulange auf ſich warten laſſen. Man ſpricht jetzt erfreulicher Weiſe garnicht mehr ſoviel vom— ſchlechten Geſchäftsgang, aber beſſer iſt er keineswegs ge. worden. Zwar hat das ſchlechte Wetter den Theaterdirektoren und Kinobeſitzern eine erfreuliche Hauſſe an Beſuchern beſchert, aber. damit iſt die Liſte der Zufriedenen wohl auch ſchon beendet. Der, 8 Kriſtallpalaſt hat ſeine Pforten wieder einmal geſchloſſen, eins der noch mühſam übrig gebliebenen Kabaretts wird jetzt auch verſchwinden, das Ce⸗Gold⸗Café, großzügig aufgemacht erwies ſich als ein großer Fehlſchlag, das große Cafs Hambitzer iſt„bis auf Weiteres wegen Renovierung geſchloſſen“. Dafür haben andere, 5. immer noch unternehmungsluſtige Leute neue Gaſtſtätten aufge⸗ tan, das ändert aber wenig am allgemeinen Bild. Troſtlos wird es einem erſt ſo recht zumute, wenn man einmal ein paar Tage auf Verſteigerungen geht. Ueberall, in jeder Ecke, in jedem Lagerraum und jedem Hinterhof wird verſteigert. Nicht nur bei den Zwangsverſteigerungen der Gerichtsvollzieher, auch bei den großen und kleinen mehr oder minder„freiwilligen“ Verſteigerun⸗ gen ſieht man ſo recht, wie ein wichtiges, kaum entbehrliches Stück Hausrat nach dem anderen dem Hammer geopfert wird. Die Preiſe ſind bis auf einzelne Liebhaberſtücke bei den großen Kunſt⸗ auktionen ſehr mäßig. Und kommt man einmal zu einer Pfand⸗ verſteigerung auf das Pfandhaus, dann ſind die Preiſe meiſt kata⸗ 5 ſtrophal. Fahrräder, Automobile und Motorräder werden für Sum⸗ men zugeſchlagen, die aller Beſchreibung ſpotten. Und für zahl⸗ reiche andere Dinge gibt es ſo gut wie garnichts. Auch auf einem anderen Gebiete zeigen ſich die Schatten der allgemeinen Wirtſchaftslage ſehr bedenklich. Zwei größere Be⸗ trugsfälle erregten das Erſtaunen und die Entrüſtung der Oeffentlichkeit. Und das nicht ſo ſehr ob der Höhe der Unterſchla⸗ 55 gungen— es handelt ſich beidemale um rund 50 000 Mark— ſon⸗ 94 dern ob der Perſon der Täter. Einmal war es der Rektor einer Schule, der allgemeines Vertrauen genoß und, ohne in Not zu ſein, 8 Gelder, die der Jugendbewegung und den Jugendherbergen ge⸗ hörten, an ſich brachte, ſonern der ſozialiſtiſche Stadtrat Langemach, der einmal interimiſtiſch Landrat war und der Leitung des Kon⸗ ſumvereins angehörte. Hier iſt die Gewerkſchaftskaſſe die Leid⸗ tragende. Das⸗Tragikomiſche an dieſer Sache iſt, daß Langemach 285285 von dieſem Gelde aller Wahrſcheinlichkeit nach noch nicht einmal 13 irgend etwas gehabt hat. Er benutzte es zum Wetten. Da 15 er ſich aber nicht öffentlich im Wettbüro ſehen laſſen wollte, ſchickte 929 er einen anderen, mit dem er zuſammen das Glück erproben wollbe. Dieſer nahm die Gelder, ging ins Wettbüro und Langemach ehe⸗ 8 mals Schloſſer und vom Wetten nicht ſehr unterrichtet, bekam konſtant„Verluſte“ gemeldet. Noch ehe dieſe Sache irgendwie klar⸗ geſtellt iſt, melden ſich ſchon die Anzeichen einer neuen Unter⸗ ſchlagungsſache, die wiederum in Kreiſen der ſchwer geſchädigten Sozialdemokratiſchen Partei ſpielen ſoll und Gelder betrifft, die, anſtatt für Maifeiern andere Verwendung gefunden haben ſollen. Doch iſt dieſe Sache noch völlig in myſteriöſes Dunkel gehüllt. Wenn nicht alles täuſcht, ſo wird dieſer Sommer weniger Verlegenheits⸗ Seeſchlangem bringen wie der verfloſſene Winter. Hoffen wir, daß zu den Unerquicklichen auch noch ein paar erfreulichere kommen. 2 wetternachrichten der Karlsruher Landeswetterwart Beobachtungen badiſcher Wetterſtellen(7* morgens) Luft⸗ Tem⸗ See· SeE 282 Wind 82 2 döbe in NNR 45 8———— Beue 28 8 m um 333 8 nickt.]Stärte 8 5 Wertheim—— 13 22 6/ ſfl— ſwolkenlos, 5 Könſgſtuhl. 625 7677 12 19 10] O3 ſſchw. 1— Karlsruhe 127767.7] 13 22 11/ O1 leicht 45— Baden Baden 213767,1] 12 22 8J O1 ſleicht— Villingen 780 768 5] 10 19 4½N72 leicht Feldberg. Hof 1497 640.9 5 NO lſtark] hei ſer— Badenweiler— 766.4 12— 10— leeich wolkenlos-— St Blaſien..—— 111 18 5 ſtll!— 5— Höchenſchwd.—“———————— In Baden war es geſtern meiſt heiter. Nur in Südbaden bildes⸗ ten ſich vereinzelt örtliche Gewitter. Die Temperaturen ſtiegen in der Rheinebene bis auf 23 Grad. Das kontinentale Hochdruckgebiet zerfällt nunmehr langſam, beeinflußt aber die Witrerung unſeres Landes vorausſichtlich noch einige Tage. Der gegen Südfrankreich von der Biscqya vordringende wirbel wird nur leichte Bewöl⸗ kung heranführen Im allgemeinen hält der antizykloniſche Witte⸗ rungscharakter noch an. Welterausſichten für Donnerstag, 1. Juli: Zeitweiſe heiter, meiſt trocken, tagsüber ziemlich warm, Wärme⸗ gewitter. 3 A4. Seite. Nr. 291 ..... Reue Maunheimer Zeitfung(Adend · Ausgabe) Mittwoch, den 30. Juni 1920 MNrerhaltungs-⸗BVeilage Ein ganz niederträchtiger Menſch Von Peter Robinſon(München) Pürzel iſt ein ganz ekelhafter Kerl. Wie ein Menſch nur einen gemeinen Einfall haben kann! Wirklich, es gehört ſchon ſehr viel Niedertracht und eine vorzüglich auf Bosheiten gerichtete Einbil⸗ dungskraft dazu, ſich ſo etwas überhaupt auszudenken. Aber es dann auch noch auszuführen. das iſt ſchon der Gipfel der Gemeinheit. Pürzel hat zehn Jahre lang eine wunderhübſche Wohnung ge⸗ habt, eine Dreizimmerwohnung mit Gas, Elektrizität, Badezimmer uſw. Eine ſo freundliche Wohnuna aufgeben zu müſſen, iſt ſehr un⸗ angenehm. Pürzel mußte ſich aber doch dazu entſchließen, da er. aus in ſeinem Beruf liegenden Gründen, in eine andere Stadt überſiedelte. In welche, braucht hier nicht angegeben zu werden. Es iſt ja auch nicht geſagt worden, wo Pürzel bisher gewohnt hat. Darauf kommt es gar nicht an. Ja, nun wurde alſo eine hübſche Dreizimmerwohnuna frei mit Gas, Elektrizität, Badezimmer uſw. Tauſende von Leuten hätten dieſe Wohnung haben mögen. aber mit Wohnungen iſt es heutzutage gradeſo wie mit dem aroßen Los: viele wünſchen es ſich. aber es kriegt es immer nur einer. In dieſem Fall bekam ein gewiſſer Röh⸗ rig die Wohnung. oder vielmehr ein junges Ehepaar Röhrig. Die Wohnunag wurde Röhria vom Wohnunasamt zugewieſen. Ob Röhrias wirklich ſchon an der Reihe waren, oder eine kleine Schiebuna vorfiel, wiſſen wir nicht. Wenn uns etwas von einer Schiebung bekannt wäre, würden wir es ruhig ſagen. Denn wir haben ja nicht mit⸗ geteilt. um welche Stadt es ſich handelt. Kein Wohnungsamt könnte uns al') wegen Beleidigung herankriegen. Röhrigs waren natürlich ſehr alücklich. Pürzel aber war etwas unglücklich, daß er ſeine liebe Wohnuna verlaſſen ſollte, und deshalb wünſchte er ſich ein bißchen Troſt. Die ganabarſte Form des Troſtes iſt bares Geld. Pürzel ſuchte alſo Geld von Röhria herauszuſchinden, auf Grund der Nachfolgerſchaft in der Wohnung. Offiziell hatte Pürzel, weiſe vorausſchauend, erklärt, ſeine Woh⸗ nung am Quartalserſten aufgeben zu wollen, was aber Schwindel war, denn er mußte ſchon einen Monat früher an ſeinem neuen Wobnort ſein. Er kam zu Röhrig. der mit ſeiner Frau in einer Fremdenpenſion wohnte, was ſehr viel Geld koſtete. Hören Sie mal, Herr Röhrig: wäre Ihnen damit gedient, wenn Sie ſchon einen Mo⸗ nat früher in die Wohnung könnten?“ „Und obl“ ſagte Röhrig mit einem Luftſprung. entzückendl“ „Hab' ich mir gedacht. Für mich hat das zwar große Unannehm⸗ lichkeiten. aber ſchließlich: ich bin Junggeſelle und Sie ſind verheiratet, und darauf muß man Rückſicht nehmen. Natürlich werde ich dadurch Unkoſten haben— alſo: ſagen wir mal den Betraa einer Halbjahres⸗ miete als Abſtandsgeldl“ „Mit Vergnügen, Herr Pürzel!“ erklärte Röhria. Das konnte er auch ſagen, denn die Fremdenpenſion war ſo verflucht teuer, daß er immer noch ſparte.——— Bei dieſer Unterhaltung war Pürzel noch ganz liebenswürdia ge⸗ weſen. Das nächſte Mal aber zeigte er ſich rauher. Er kam zu Röh⸗ rig und erklärte ſelbſtverſtändlich müßte er die elektriſchen Steckkon⸗ akte bezahlt bekommen. die er ſeinerzeit auf eigene Koſten in der ohnung hätte anbringen laſſen. Das ſtimmte nicht: das war Schwindel u d Betrug. Damals batte der Hauseigentümer die Steck⸗ kontakbe bezahlt, aber der Mann war inzwiſchen ſchon geſtorben, das Haus hatte mehrfach den Beſitzer gewechſelt,— Pürzels Behauptung war alſo nicht mehr nachzuprüfen. Aber ſelbſt wenn ſie richtig ge⸗ weſen wäre, hätte Pürzel eigentlich gar nichts verlangen dürfen, denn die Steckkontakte gehörten ja jetzt zur Wohnung Das ſaate ihm Röh⸗ ria auch, aber da wurde Pürzel frech und erklärte, jetzt ſäße er noch in der Wohnung, und wenn er Luſt hätte, könnte er die Steckkontakte einfach abnehmen und die Leitungsdrähte herausreißen: man könnte ihn ja nachher perklagen. Aber Röhria würde ſchon ſehen. was er für eine neue Anlage würde ausgeben müſſen. Einen Haufen Geld würde er hinlegen müſſen, und dabei würde die Geſchichte gar nicht mehr ſo ordentlich und ſolide gemacht werden wie früher. Aber er, Pürzel, wollte ſo ſein.„Ich laſſe die Kontakte drin, Herr Röhrig: Sie zahlen, und wir reden nicht mehr über die Sache.“ Röhria zahlte und war ſtill. Er hätte auch gar nicht mehr über die Sache reden können,— vor lauter Wut. Pürzel überlegte weiter, wie er ſich tröſten, nämlich Geld heraus⸗ ſchinden könnte. Vor acht Jahren hatte er ſich einen Gasofen auf⸗ geſtellt, den er in der letzten Zeit aber gar nicht mehr benutzt hatte, weil ihm der Betrieb zu teuer geworden war. Deshalb wollte er den Ofen auch nicht mitnehmen, und nun ſollte Röhria ihn kaufen. Aber dazu hatte Röhria gar keine Luſt: er wollte auch nicht mit Gas heizen, er würde ſchon genug Gas in der Küche und im Badezimmer brau⸗ n. Pürzel war verletzt. daß ſeine Offerte ſo rundweag abgelehnt wurde. Dann müßte Röhria ihm weniaſtens das eigens für den Gasofen und doch in der Wohnuna verbleibende Zuleitungsrohr und den kleinen. durch die Mauer geführten Ableitungskamin bezahlen. Aber davon wollte Röhrig auch nichts wiſſen: er müßte ja blödſinnia ſein, meinte er, wenn er dafür etwas bezahlte. Denn da er den Ofen micht zu haben wünſchte, hätten auch Zu⸗ und Ableitung keinen Zweck für ihn. Pürzel wollte weiter verhandeln, aber da ſaate Röhrig, er hätte keine Zeit mehr und wünſchte. allein gelaſſen zu werden. Ja, und nun hatte Pürzel ſeinen gemeinen Einfall. nun verübte er ſene von ſo boshafter Erfindungskraft zeugende Niedertracht. Es war grade die Zeit. wo er ſeine Rechnuna vom Städtiſchen Gaswerk bekommen mußte. Als der Bote diesmal erſchien, erklärte Pürzel, die Rechnung wäre ihm zu hoch. er würde nur die Hälfte bezahlen. Der Bote war ein freundlicher Mann. Er ſagte, wenn er ſelber das Gas gemacht und dem Herrn Pürzel geliefert hätte, dann würde er ſetzt gern die fünfzig Prozent ablaſſen, aber da er im Auftrage des Städtiſchen Gaswerks käme, müßte er ſchon den vollen Betrag krie⸗ gen. Drei Tage hätte der Herr Pürzel Zeit ſich das zu überlegen: wenn er dann aber nicht bezahlte, würde ihm ſofort das Gas geſperrt werden.„Denn jetzt, wo das Geld knapp iſt, ſind ſie verdammt fix mit dem Abſperren. Und ebe es dann wieder Gas aibt,— na. Sie können ſich ja denken, was das für eine langweilige Geſchichte iſt.“ Das würde ſich ſchon finden, ſaate Pürzel arinſend. Aber am dritten Tage ſetzte er ſich hin und ſchrieb dieſen Brief: die Städtiſche Gasanſtalt. hier. Sie haben mir da eine Rechnuna für geliefertes Gas präſentieren laſſen. Ich habe dieſe Rechnung nicht bezahlt und auch keineswegs die Abſicht, das in Zukunft zu tun. Der Betrag iſt unziemlich hoch. Das Gas war von der denkbar ſchlechteſten Qualität. Cs hat miſerabel gebrannt, und wenn man damit einen Luftballon gefüllt hätte, wäre ex jedenfalls nicht geflogen. Sie haben ſchon deshalb keinen Anſpruch auf Bezahlung der Rechnung. Ich will Ihnen aber entgegenkommen und die Sache mit fünfzia Prozent aus der Welt ſchaffen. Wenn Sie damit einverſtanden ſind können Sie das Geld morgen vormittaa bei mir bolen laſſen. Im übrigen verzichte ich auf einen weiteren Ge⸗ ſchäftsverkehr mit Ihnen. Meinetwegen können Sie Ihre ganze Lei⸗ zung fortnehmen.— es ſoll mir nur angenehm ſein, durch nichts mehr an Ihren mangelhaften Betrieb erinnert zu werden. Achtungsvoll Oskar Pürzel. Dieſen Brief alſo warf Pürzel abends in den Kaſten. Am näch⸗ ſlen Morgen bekam ihn die Gasanſtalt, und ſchon um zehn Uhr er⸗ ſchtenen an Pürzels Türe ein Inſpektor der Gasanſtalt und zwei Ar⸗ beiter mit einem Handwagen. Das heißt: den Handwagen ließen ſie natürlich draußen auf der Straße ſtehen. Der Inſpektor hatte Pür⸗ zels Brief geleſen und brannte vor Wut,— er brannte viel heißer als ſein Gas. Die Arbeiter hatten den Vrief zwar nicht celeſen. aber ſie wußten. daß Pürzel nicht bezahſen wollte, und deshalb ſaben ſie ihn perdroſſen an. denn nun hatten ſie die Mühe und die Schererei. „Das wäre ja Pürzel ſagte ganz gelaſſen:„Fällt mir gar nicht ein!“ als ihm der Inſpektor der Form halber noch einmal die Rechnuna vorwies. Dann müßte er ihm ſofort die weitere Entnahme von Gas unmöalich machen. erklärte der Inſpektor. Das ſollte ihm recht ſein, meinte Pürzel höhniſch: er hätte ja ſchon geſchrieben, man möchte den gan⸗ zen Kremnel fortnehmen.„Aber laſſen Sie die Leute nicht ſo viel Lärm dabei machen,— ich bin ſehr nervös.“ Darauf machten die Arbeiter natürlich erſt recht Skandal. als ſie jetzt den Gasmeſſer abnahmen und das Rohr ſicher verſchloſſen. Pürzel freute ſich über den Lärm, denn im Stockwerk über ihm wohnte ein älteres Fräulein. das ſo etwas gar nicht vertragen konnte. Dann wurde der Gasmeſſer auf den Handwagen geladen und davon gefahren. Der Inſpektor ſchob natürlich nicht mit an dem Wagen: er ging auf dem Gehſteig und benutzte nachher überhaupt die Straßen⸗ bahn. Beim Abſchied hatte er Pürzel noch eröffnet. der ſchuldige Be⸗ trag würde natürlich in den nächſten Tagen trotzdem einkaſſiert wer⸗ den, nötigenfalls durch Zwangsvollſtreckung.„Das können die Leute im Rathaus machen, wie ſie wollen,“ hatte Pürzel geſagt und dann noch dem Transport aus dem Fenſter arinſend nachgeſchaut. Es war aber keineswegs Anaſt vor der angedrohten Zwangsvoll⸗ ſtreckung, was ihn ſetzt bewog. ſofort an das Einpacken aller ſeiner Habſeligkeiten zu gehen. Nein, das bat er, weil er ohnehin am näch⸗ ſten Tage auszog. Er ſchrieb dann eine Karte an Röhrig, nun wäre die Wohnung frei, und die Schlüſſel hätte der Hausmeiſter. Röhrigs zogen natürlich ſofort ein. Aber als nun Frau Röhrig zum erſten Male in der Küche das Gas anzünden wollte.— ja, da gab es kein Gas, und es war überhaupt kein Gasmeſſer da. Herr Röhriag lief ſofort zur Städtiſchen Gasanſtalt. Aber die erklärte ihm. es lägen ſehr viele Anmeldungen zum Bezuge von Gas vor, und er käme nun natürlich als letzter auf die Liſte. Ein Vierteljahr werde er wohl warten müſſen. Denn man hätte leider gegenwärtia ſehr wenige Gasmeſſer zur Verfügung,— ſo wenige, daß man ſich immer ſehr freute. einmal einen zurückzubekommen. der Nörgler Von Auguſt Weber Ball baßt'm des un ball ſelles net; An allem mäkelt er rum. Des iſſem zu glatt un zu grad un ſell 'ogege zu knorrich un krumm. Er guckt gern in jedes Häfelche Un ſchnubbert in jedes Eck; Ihn hinnert jedi Muck an der Wand Un jedi Schnoog an'r Deck. Was annere mache, daugt alles nix; Norr er allee weeß Beſcheid. So düchdich wie er is keener im Dorf, So piffich un kniffich un gſcheit. Un wenn im Ort mol ebbes baſſiert, So hot'rs im voraus gewüßt: Do ſeht'rs, do habt'rs! Was hawwich als gſat? Des hot jo ſo kumme gemüßt. Ja, ſelwer der Herrgott im Himmel der mächt Ihm—5 mol ebbes recht. Jetz iſſem's Wedder zu ſunnich un ſcheel Un gleich druff widder zu ſchlecht. So geht es johraus, ſo geht es johrein, Un ſo geht es mit'm zu End. Un hält ihn der Dod am Schlaffittche ſchun feſcht, Er kritt'lt noch, brumm'lt un ſchennt. d Geburtsdagsfeier Bei finfedreißig Grad Hitz im Schadde am Markblatz in Kals⸗ ruh abgefahre un am ſelwige Owend bei zwee Grad iwwer MNull owwe uff dr Schwarzwaldhäh angekumme, am annere Morge zwanzig Zendimeder Neiſchnee zu krieche, des baſſiert nit alle Dag. Awer uns hot's Wedder den Dugge gſchbielt.'hot uns recht 'ſchehne! Wie kann mer aach ſchun im Mai in d' Summerfriſch gehe, wann's noch Friehling iſch! Na's war halt emool ſou. Jeden Dag ſin neie Gäſchd ruffkumme un ball war e luſchdige Oſellſchaft beinanner; denn Schagrille hot's do nit gewwe. 'Mudder K. war for unſer leiblich Wohl wie e Mudder bedacht un die Kinner mit muſikaliſche Vordräg. Hot's in der Reih vun de Gäſchd e Likk gewwe, dann ſin die nächſchde nochgerikkt wie die Bohämmercher im Bergzawrer Wald, wann eens mit'm Bloos rohr runnergebuzzt war.'Haubtword am Diſch hot een Fraa gfihrt, die —'iſch doch ſchun 20 Johr her— nit nor Männerfriſur gedrage, ſunner gach ganz wie en Mann gſchafft hot. Awwer gfeiert war ſe gern, ewe wege ihrer Dichdigkeid. Mer erfahre, daß ſe Geburtsdag hot un dreffe alle denebare Vorbereidunge. Der Dag iſch do, alles Ncde un gſchbannt.'Jubilarin ſitzt wie e Ferſchdin am Diſch. Rebde werre'halte, Gedichte verbroche, korz alles angſchdellt, was ſo ieblich iſch. Mer hawwe ordendlich dezu debechert, un do hots an der Schdimmung nit gfehlt. Wie mer dann noch im ſcheenſchde Schwung vun Begeiſchdrung e Hoch uff die Gfeiert ausgebrocht hawwe, hot dr faſchd dr Grindedorm gewakkelt. Fraa X war ganz uffgeleeſt. Sie erhebt ſich, nemmt's Glas in d' Hand un en große Anlaf for e Redd. Do verſaagt blötzlich ihr ganze Kraft, uff eemool ſtoßt ſe ganz ſchnell raus:„Der liebe Herrgott, er lebe hochl“ Was des for verduzzte Gſichter hervorgerufe hot, kann mer ſich denke. So was war dr doch noch nit do! Awer weil's 5 gemeent war un jedes nochher e kleens Bräſendche verehrt kriecht hot, war die Iwwerraſchung ſchnell verſchmerzt. Vergeſſe kann mer ſo ebbes nit. Allerlei Von K. Tremel-Eggert Es gibt kein Einigſein der Seelen, gibt kein Verbundenſein kein Verſchmelzen. Auch in der Liebe nicht. Alles bleibt Wunſch und ſelbſt die innigſte Hingabe iſt nur ein zages Klopfen an dem ewig⸗ verſchloſſenen Tore des tiefſten Ich, für das es keine Worte gibt und das ſich deshalb niemals mitteilen läßt. Große Kunſt gibt uns ein leiſe erfühltes Aufklingen aus der Tiefe des ebenden, das heißt des Künſtlers und darin beruht auch der Genuß, den die Kunſt uns bereitet. Wir können zu dieſem Genuß aber— auch in der Literatur— nur durchs Gefühl, nie aber durchs geſprochene oder geleſene Wort vordringen. 5 Einſamkeit iſt das Urteil, das die Natur dem allen lebenden Ge⸗ ſchöpfen ſprach. Sie drängen ſich in Haufen mue ſie lärmen und zechen, ſie lachen und ſchreien. Ob ſie es inſtinktiv tun, um ihre Einſamkeit zu übertönen? Sicher! Es ſind die, die noch nicht Zeit fanden, ſich zu beſinnen und die deshalb noch nicht darauf kommen konnten, daß Einſamkeit ein Gnadenurteil Gottes iſt. 1* Das Leben iſt ein Kampf, der größte Kampf im Leben aber iſt Pälzer Fritz. die Ehe, denn ſie iſt die größte Eefährdung der Perſönlichkeit. Flucht aus der Ehe Skizze von Deez Anders Die Nadel des Geſchwindigkeitsmeſſers ſprang in großen Sät auf dem Zifferblatt. Dreißig, vierzig, ſechzig..„ bald zeigte fünfundachtzig Kilometer. „Die ſchwarzäugige, gertenſchlanke Frau, die dicht neben dem 5 Führer des Autos ſaß, frohlockte. Ihre Seele ſang mit dem Mo⸗ tor, und der Pulsſchlag ihres Herzens ſchien ihn anzufeuern zu immer ſchnellerer Fahrt in die jauchzende Freiheit. 1 Neunzig, fünfundneunzig... hundert zeigte die Nadel an! Heißa, das war das Leben! Ihre Augen blitzen, die Ge⸗ ſichtsmuskeln ſtrafften ſich, behutſam berührte ſie mit der unbe⸗ eee, Rechten den Führer, damit er ſpürte, wie nahe ihm war. Der Wald, durch den der Weg führte, tanzte in tollem bel an ihnen vorüber. Dörfer eilten auf ſie zu und— E5 uto, gepeitſcht von hinter ihnen. Meile um Meile fraß das tollkühnen Führer. Hilde Krommy duckte ſich tief in den Fond des Wagens. Sie ſchloß die Augen. Geſchehniſſe der letzten Zeit durchtanzten ihr Hirn in blitzſchneller Folge. Sie durchlebte noch einmal die quä⸗ lende Einſamkeit des Winters, da ihr Mann Tage und Nuchtsg ſeiner Arbeit gewidmet hatte, fühlte wieder, wie ihr der Mamn dem ſie einſt mit all ihren Sinnen angehört hatte, fremder und fremder wurde. Wie ſie ihn zu haſſen begann, den Stubenhe ter, den vom Leben Abgekehrten! Wußte wieder um ihre zehrenos Sehnſucht nach freudigem Erleben, und wußte um die ſüße Selig⸗ keit, die ſie umfing, als im Frühling Hans Dörmann ihr Herg beſtürmte. Ihr Mann hatte ihn eines Tages eingeladen; ſie hatten 25 4 die Hochſchule zuſammen beſucht. Heinz Krommy kümmerte fi kaum um das Tun des Freundes, er war zufrieden, daß o ſeine Frau unterhielt und er ungeſtört arbeiten konnte. In den Frühlingsmonaten hatte ſich Heinz kaum im Hauſ⸗ ſehen laſſen; die Schlußarbeiten am Bau des großen Waſſerkrafth werks ließen ihm keine Zeit. Um ſo leichter wurde das Spiel für Hans Dörmann, der Verſtand und Herz verloren hatte und Hilde Tag um Tag be⸗ 7 ſtürmte, mit ihm zu fliehen. Am Sonntag war im Hauſe geweſen, um ſeine Frau zu bitten, an den am Mittwoch ſtaftfindenden Einweihungs⸗ feierlichkeiten des Kraftwerks teilzunehmen. Hilde hatte zugeſagt Hans Dörmann gab ſein Werben nicht auf. Er wußte, daß jetzt die Entſcheidung fallen mußte. Hilde erlag. Am Dienstag abend ſchrieb ſie Hans, er ſolle ſie in der Nacht zum Mittwoch um zwei Uhr mit dem Auto er⸗ warten. Sie hatte dieſe Zeit gewählt, weil das Dienſtperſonal ſo* annehmen mußte, ſie führe nach Wonnaſee, zu ihrem Manne. Kein Wort war gefallen, als ſie bei Morgengrauen das var⸗ tende Auto beſtieg. Ein Händedruck nur. Das Auto ſchoß da⸗ —5 Man wollte die Schweizer Grenze noch am Morgen ers reichen. Hilde atmete tief. Noch immer ſauſten ſie im Neunzig⸗Kilometer⸗Tempo duhmn Wollte die Fahrt denn gar kein Ende nehmen? Sie ſah ang die Uhr. Es war ſchon nach acht, und noch immer hatten ſte ken größere Stadt durchfahren. 4 Hilde ſchrie zu ihrem Begleiter— das Rattern des Mol 1 05 jedes Sprechen—, er möge halten oder langſan ahren. 5 Der Mann am Steuer, vermummt bis zur Unkenntlichk, die Augen geſchützt von der unentbehrlichen Brille, ſtierte, le nach vorn gebeugt, geradeaus und nickte nur. Wieber ſprang Nadel des Tachomekers auf 95... 1001 Hilde ſtarrte auf den Geſchwindigkeitsmeſſer. Die Nadel gl langſam höher! 101.. 102.. 103. 1041 Angſt ſchnürte Hilde die Kehle zuſammen. Ihre Hände terten. Eine Verſtändigung war unmöglich. Der Motor töte jedes Wort. Den Steuernden zu berühren, wagte ſie nicht. Wieder tanzte die Nadel: 106.. 108... 1101 Hilde preßte die Zähne zuſammen. Das Blut auß 8 Schläfen. Wieder hatten ſie einen Wald durchraſt. Eine W Ebene breitete ſich vor ihnen aus. In der Ferne ſchimeg, die Berge. 7 4 Noch immer ſauſte das Auto mit Höchſtgeſchwindigten hin. Die Nadel am Tachometer tanzte zwiſchen den Zahlen und 115. 11 Sie fuhren jetzt auf einem kaum mehr als wagenbreiten Damm, der ſich aus der Ebene erhob und langſam 6 85 Hilde verzweifelte. Warum verlangſamte er die Fahrt nicht warum ſetzte er ihre jungen Leben aufs Spiel? Eine win⸗ zige Unachtſamkeit, ein augenblicklich kurzes Verſagen der Ner⸗ 92 ben mußte ſie vom Wege abbringen und den Damm hinunſen⸗ 8 ſtürzen.—— Und dort! 5 175 Hilde riß die Augen weit auf. Der Körper lehnte ſie ſchuen erfüllt weit zurück. Eine Täuſchung war nicht möglich. Oft chan hatte ſie die Sommermonate hier verbracht. War Hans wahnſinnig geworden, hatte er den Verſtand dernx 8 loren? Dort am Fuße der Berge lag Wonnaſee!* Da war das Kraftwerk! Der Damm, auf dem ſie Ee gehörte zu der gewaltigen Stauanlage, die ihr Mann erbau Fart. 2 Sie ſchloß die Augen. Jede Rettung aus dieſem Abenken.—2 gab ſie auf. Eine müde Sehnſucht nach Ruhe, nach dem Frie 3 85 Unerträglich und wie Hohn em a ihres Hauſes befiel ſie. * Quälende Reue nagte an ie ſie das Rattern des Motors. Herzen.—— mn Mit plötzlichem Ruck— ſie hatte die verlangſamte Fahrt ſaum. bemerkt— hielt das Auto. Der Fahrer ſprang heraus und hob Hilde, die wie betäu Schreck und Enttäuſchung war und willenlos alles mit ſich geſchehe ließ, aus dem Wagen. lage, anf Sie ſich 1 9 höchſten Teil der Stauanlage, a der das Auto entlang gefahren war. Der Fahrer warf die Schutzkappe beiſeite ſein endlich frei und ſichtbar. Er mußte Hilde ſtützen, da ſie 8 und Schrecken erſchöpft hatten. Zärtlich preßte er ſie an 1* Hilde ſchlug die Augen zu ihm auf. Sie wollte ſprechen; d. Worte erſtarben auf ihren Lippen. 8 6 Angſtvoll, Schutz ſuchend, taſteten ihre Hände nach ſeinem ſicht. Seine Augen leuchteten. „Heinz!?“ flüſterte ſie endlich.„Heinz! N.5 „Ja, Heinz. Dein Stubenhocker, der ſich nun ganz ſeinen teuerlüſternen Frauchen widmen kann. Die Arbeit iſt fertt Beſeligt und doch furchtſam ſchmiegte ſie ſich an ihn. ae „Und hier iſt der Brief an Hans Dörmann, den ich—— am Dienstag abend abnahm, als ich Dich zu der Fahrt n 0 dan naſee abholen wollte. ich bin ſofort zu züm gegangene* ihm klar gemacht, daß Du doch beſſer mit mir die 25 umen nimmſt. Mein„lieber 95 0 Hans hat es vorgezogen, abzureiſen r läßt ſich Dir empfehlen!“ 1 e e 55 Prief und warf ihn in die Tiefe wo dit weißen Papierfezen von dem toſenden Waſſer verſchlungen wurden — Daas. Herausgebet. Drucker und Ver'eger: Druckere! Dr 27 Neue Mannbeimer Jeitungs W m d 8 Mannbeim Direktlon“ Ferdinand Heyme N Cbefredakteur: Furt Fiſcher.— Verantwortliche Ebakteure Nir Politik Hans e cnelber 1* + tpolitik und Lokales: ard 1: Sport Welt: Willn Müller Handeistell: Kurt Ehmer Gericht und alles Uebriae: Fr. Rircher.— Anzeigen: Jol. Bernben