— ſchiebung des Sperrgeſetzes keinen Wert mehr lege, 5 Eindruck tief genug war, ſoziale 0 deutſchen Reich einen Rentnerſtaat“ und der Demokrat Theodor Freitag, 2. Juli Sezugspreiſe: In Mannheim und Umgebung ſrei mr Haus oder durch die Poſt monatlich.⸗M..50 ohne Beſteugeld. Bei eventl. Aenderung der wirtſchaftliche Verhältniſſe Poſtſcheckkonte Nr. 17590 Karlsruhe.— Hauptgeſchäftsſtelle E 6, 2.— Geſchäfts Nebenſtellen Waldhoſſtraße 6. Schwetzinger ſtraße 24. Meerfeldſtraße 11.— Telegramm Adreſſe. Oeneralanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. zwölfmal. Fernsprech⸗Anichlüſſe Nr. 7941. 7942. 7943. 7944 u. 7945 Beilagen: Sport und Spiel. Aus Zeit und Leden Mann Nie gofialdemoltaten fordern Aufföfung mit 73 gegen Is Stimmen Ierlin, 1. Zuli.(Von unſerem Berlinen Büro.) Die ſozial⸗ demokraliſche Reichs tagsfraklion hat in ihrer heute abend nach dem plenum abgehaltenen Frakfionsſitzung mii 73 gegen 38 Stim⸗ m en beſchloſſen, bei der dritten Berakung des Jürſten⸗ abfindungsgeſetzes mit RNein zu ſtimmen und ſo die Vorlage abzulehnen. Damit ſind alle weiteren Berhandlungen mit den Regierungsparteien über dieſe Irage erledigt. Der Jrakfions⸗ vorſitzende Wels witd am Freitag bei der dritten Beratung des Geſetzes den ablehnenden Standpunkt ſeiner Frakfion begründen und die Auflöſung des Reichskags fordern. Die preußiſche Landtagsfraktion der Sozialdemokraten hatke in einem Schreiben un die Reichstags fraklion um Annahme der Borlage erſucht. Alles für die Lirma: 1 5 Bertin, 2. Jull.(Von unſerem Berliner Büro.) Die Re⸗ mierung hat durch die Erklärung des Kanzlers, daß ſie auf die Ver⸗ gleichzeitig auch die Fürſtenabfindung ver bſchiedet würde, noch einen letzten Trumpf ausgeſpielt. Sie hat ſo durch eine ſtarke Geſte den Sozialdemokraten zu Gemüte führen wollen, daß, wenn ſie nicht Vernunft annähmen, dieſer Fürſtenſtreit doch wieder an die von ſhnen verabſcheuten(und zu ſolchem Metier wirxklich nicht geeigneten) ordentlichen Gerichte kommen müßte. Der Kanzler hat dieſe Geſte dann noch unterſtrichen, indem er ſich auf ſeine Abgeordneten⸗ qualität beſann und der ſofortigen dritten Leſung, zu der Herr Löbe und, wie es ſchien, auch das Haus bereit war, widerſprach. Das alles iſt nicht ganz ohne Eindruck geblieben, aber ob der um aus Parteitaktikern und Klaſſen⸗ kömpfern Politiker zu machen, wird man leider bezweifeln müſſen. Die zu Kompromiſſen und Verſtändigung neigenden Mitglieder der Sozialdemokratie zeigen büſtere Mienen: Der radikale Flüget will nicht und dieſer Flügel wächſt, wie man ſagt, ſortgeſetzt. Noch bleibt die Hoffnung auf das, was man in der Sprache des römiſchen Reichs deutſcher Nation und auch im Kurialſtil der K. u. K. Monarchie das„Junctim“ nannte: Die Verknüpfung der Fürſten⸗ mit der Zollfrage. Darüber hat man am Mittwoch abend und Iim verſchiedenen Abſtänden und vor verſchiedenen Gremien auch den ganzen Donnerstag über verhandelt, wie man überhaupt in dieſen letzten Tagen auch ſonſt nicht müßig geweſen iſt: Einſtweilen aber 5—— die Einfahrt in den rettenden Hafen denn doch nicht ge⸗ Inzwiſchen geht im Plenum das„Aufarbeiten“ fort: Wenn nicht om Freitag, will man wenigſtens zum Wochenſchluß auseinander⸗ gehen, ſchon deshalb, weil die zur Entſcheidungsſchlacht hergeſtrömten Völkerſcharen(ſelbſt der General Ludendorff hat ſeit einigen Tagen die Güte, wieder einmal von ſeinem Mandat Gebrauch zu machen) ſchwerlich über den Sonntag hinaus zuſammenzuhalten ſein werden. Man berät über den Ausſchußbericht zum Entſcheidungsgeſetz, zum ländlichen Siedelungsweſen. Im Ausſchuß, wo man immer noch ſtellenweiſe ſachlich zu arbeiten weiß, ſind die Dinge glatt verlaufen, im Plenum meldet ſich flugs die Agitation zu Wort. In dieſem Zuſammenhang prägte der Volksparteiler Dauch einen hübſchen Satz:„Wir müſſen zum ſozialen Schauen übergehen und das Schielen uns abgewöhnen, ſonſt machen wir aus dem Heuß mahnt: Das volksparteiliche Intereſſe beſteht nicht nur in dem Wiederaufbau einer Exiſtenz im Auslande, ſondern auch in einer polkswirtſchaftlichen nützlichen Export⸗ und Importtätigkeit im Inland. Schließlich, da man beim Siedlungsweſen iſt, meint ſogar der Sozialdemokrat Dr. David: Tauſenden von Erwerbs⸗ joſen wäre ſo Arbeit zu ſchaffen. Das Siedlungswerk im Oſten ſei zu wichtig, um agitatoriſch ausgenutzt zu werden. Man hatte ſchon um 4 Uhr nachmittags auseinandergehen wollen, aber der Spätabend rückte heran und dann kam der Abend: Sozialdemokraten und Kommuniſten ſtreiten ſich um den Preis der größeren Erwerbsloſenfürſorge. Der alte Schwanktitel ließe darüber ſetzen:„Alles für die Firma“. weder Auflöſung noch Nücktritt U Berlin, 2. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Eines jeden⸗ falls iſt aus dem geſtrigen Beſchluß der ſozialdemokratiſchen Reichs⸗ tagsfraktion zu folgern: Die Sozialdemokratie iſt, zumal in ihrer Reichstagsausgabe, nicht in der Verfaſſung, verantwortungsvolle, über den Tag und die Bedürfniſſe der Agitation hinausſchauende Po⸗ litit zu machen. Das ergibt ſich ganz deutlich aus der Armſeligkeit, mit der der„Vorwärts“ den geſtrigen Beſchluß zu begründen ver⸗ ſuchte.„Hätte“, ſo heißt es da,„die ſozialdemokratiſche Reichstags⸗ fraktion bei der gewollten Machtprobe in der Fürſtenfrage ſich dem Willen der Regierungsparteien gefügt, ſo hätte ſie für die kommen⸗ den Zollverhandlungen den Anhängern höherer Lebensmittelzölle bei den Bürgerlichen mehr als einen Vorſprung gegeben.“ Und an einer anderen Stelle:„Die Sozialdemokratie durfte dem Willen der 14½ Millionen nicht ſchroff vor den Kopf ſtoßen.“ Das iſt das nackte und unverhüllte Eingeſtändnis, das die Angſt vor dem kommuniſtiſchen Nachbar und die Befürchtung, daß ſich beim Zoll doch wohl nicht genügend würde einſchachern laſſen, bei den Entſchlüſſen der Sozialdemokratie den Ausſchlag gegeben hat. Villeicht wird man nun doch hier und da der Auffaſſung zuneigen, daß man die Sozialdemokratie in den letzten Wochen zu lebhaft umſchmeichelt hat und daß man mit um des⸗ willen den Holzweg geriet. Etwas von ſolchen Empfindungen ſcheint ſich auf alle Fälle im Zentrum zu regen, denn nachdrücklich betont die„Germania“, daß das Zentrum heute vor einer„neuen Situation“ ſtehe, aus der es die„Konſeguenzen“ ziehen würde. wenn nicht Intereſſen der Mittag⸗Ausgabe Feeue manmbelmeröel Mannheimer Genemal Amzeiger Preis 10 Pfeunig 1926— Nr. 299 9 Anzeigenpreiſe nach Tariſ, bel Vorauszahlung pro einſp. Kolonelzeile für Allgem Anzeigen 0,40.⸗M. Reklam. —4.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet. Für Anzeigen an beſtimmlen Tagen Stellen und Aus gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Gewalt, Streiks, Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatz⸗ anſprüchen für ausgefallene oder beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr.— Gerichtsſtand Mannheim. heimer Frauen-Jeitung Unterhaltungs-Beilage Aus der Welt der Technik. Wandern und Neiſen.Geſetz und Necht Da wären wir nun wieder einmal bei den„Konſequenzen“, von denen in dieſen Tagen ſo viel die Rede geweſen iſt und niemand doch weiß, was eigentlich unter ihnen zu verſtehen iſt. So viel ſcheint ſicher, die Auflöſung nicht. Zwar, die Sozialdemokratie ruft nach ihr und es iſt bereits angekündigt, daß Herr Wels mit ſeiner heiſeren Stimme heute im Reichstag die Auflöſung und gleich⸗ zeitig die Annahme des Sperrgeſetzes verlangen wird, und natürlich kreiſcht auch die„Rote Fahne“:„Erzwingt die Reichstagsauflöſung! Schließt die Reihen der roten Frontl“ Mit einem Male erwärmt ſich wieder das von Rußland geiſtig und materiell geſpeiſte Organ der Kommuniſten für den gemeinſamen Kampf für die Reichstagsauf⸗ löſung. Indes müßte— wir haben das in dieſen Wochen ja auch immer wieder betont— die Regierung wirklich von allen guten Gei⸗ ſtern verlaſſen ſein, wenn ſie ihr Vorgehen nach der ſozialdemokra⸗ tiſch⸗kommuniſtiſchen Wahlparole einrichten wollte. Die„Germania“ hat denn auch vergeſſen, daß ſie noch vor ein paar Tagen wacker für die Reichstagsauföſung eingetreten iſt. Heute gibt ſie der Logik die Ehre und erklärt: Die Regierungsparteien müßten den Wahlkampf gegen beide Fronten führen, ohne daß Ausſicht beſtände, eine Mehr⸗ heit in dem neuen Reichstag zu erzielen.“ Auch anderswo, wo man bisher recht lebhaft ſich für die Reichstagsauflöſung eingeſetzt hat, iſt es, da es Ernſt zu werden droht, plötzlich fein ſtill geworden. Die „Voſſiſche Ztg.“ beeilt ſich zu erklären: Nie und nimmermehr würde der Reichspräſident den ſozialdemokratiſchen Wunſch der„von keiner der anderen Parteien geteilt wird“, nachkommen. Das iſt ungefähr das, was wir hier immer zu behaupten ſo kühn waren. Aber ſo oder ſo: Was iſt mit den Konſequenzen? Die Regierung hat von dem ablehnenden Beſchluß der Sozialdemokraten, der das ganze Kartengebäude plötzlich unblies, auf einem Em p⸗ fangsabend beim ruſſiſchen Botſchafter Mitteilung erhalten. Es gehört zu den Bizarrerien unſerer Zeit, daß die Mit⸗ glieder des Reichskabinetts auf dem Höhepunkt der Kriſe fröhlich und feſtlich bei dem Botſchafter der Macht tafeln, deren nimmer ausſeende Wühlereien und Treibereien und finanzielle Subventionen nicht zuletzt dieſe Kriſe und des ihr vorausgegangenen Plebiſzits zu„verdanken“ bleiben. Man hat dann, wie es ſcheint in ſpäter Nachtſtunde, noch ſchnell eine Kabinetksſitzung gemacht(die Scherlpreſſe behauptet, ſogar im Hauſe des ruſſiſchen Botſchafters), aber man hat natürlich noch keinerlei endgültige Be⸗ ſchlüſſe gefaßt. Erſt heute vormittag um 10 Uhr wird man zu ſolchem Ende erneut zuſammentreten. Immerhin iſt ſoviel wohl ſicher: Die Regierung wird weder zurücktreten, noch wird ſie den Reichstag auflöſen. Auch wenn man, wie wir, ſich von jeder Schwärmerei für das Kabinett Marx frei weiß, wird man das eine ebenſo löblich finden dürfen wie das andere. Ein Rücktritt des Kabinetts im gegenwärtigen Augenblick könnte nur das Chaos vollenden. Wie die heutige Reichstagsſitzung verlaufen wird, iſt noch nicht zu ſagen. Nach dem geſtrigen ſozialdemokratiſchen Beſchluß ſollte man annehmen, die Weiterberatung des Fürſtengeſetzes habe keinen Sinn mehr. Vielleicht wird dann auch nach Erledigung des§ 2, der bekanntlich in der zweiten Leſung gefallen war, die Regierung das Geſetz zurückziehen und verſuchen, bis zum Herbſt das durch das Kompromißgeſetz erſtrebte Ziel auf andere Weiſe zu erreichen. Man ſpricht von einem Ermächtigungsgeſetz für die Reichsregierung zur Einſetzung eines Sondergerichtshofes, ſpricht auch von der Wieder⸗ aufnahme des demokratiſchen Antvages, den Ländern die geſetzliche Regelung der Fürſtenabfidnuung zu überlaſſen. Nebenher gibt es wohl auch noch ein paar andere Möglichkeiten. Der eine oder andere dieſer Wege dürfte am erſten ans Ziel führen. Das Betrüblichſte iſt ſchließlich, daß die Hoffnung der Reichstagsabgeordneten(und nicht nur der Abgeordneten), heute in die Sommerferien gehen zu können, nun wohl verregnet iſt. Außer der Fürſtenfrage ſtehen auch noch die Agrarzölle zur Diskuſſion. Auch hier iſt man bisher nicht einig geworden, und auch hier liegt nun eine neue Situation vor: Es iſt nicht gut anzunehmen, daß man ſich noch jetzt zu beſon⸗ deren Zugeſtändniſſen an die Herren Sozialdemokraten verſtehen wird. So iſt es wahrſcheinlich, daß man auch am Samstag noch, vielleicht ſelbſt noch in die nächſte Woche hinein tagen wird. Freilich, Eile bleibt immerhin von nöten, ſonſt kann es näm⸗ lich geſchehen, daß die Herren Reichsboten auf eigene Fauſt Ferien zu machen beginnen. „Krämer Die„Kölniſche Zeitung“ hatte vor einigen Tagen unter der Ueberſchrift„Das Volk erwartet eine königliche Tat“, einen Artikel veröffentlicht, in dem ſie die Fürſten zum Nach⸗ geben in ihren Forderungen aufforderte. Hierauf hat der Bevoll⸗ mächtigte der Hohenzollern Exzellenz von Bergh in einem Ber⸗ liner Blatt ablehnend geantwortet. Zu der ablehnenden Antwort des Herrn von Berg ſchreibt nunmehr die„Köln. Ztg.“:„Wenn die Aeußerungen wirklich in der Form gemacht worden ſind, wie ſie hier wiedergegeben werden, ſo muß man feſtſtellen, daß die Geiſtes⸗ verfaſſung, von der aus die Bevollmächtigten der Fürſten die Inter⸗ eſſen ihrer Auftraggeber wahrnahmen, von einer königlichen Geſin⸗ nung, die eine enkſprechende Tat erwarten läßt, reichlich weit ent⸗ fernt iſt und ſich vielmehr den Anſchauungen einesklein⸗ lich feilſchenden Krämers nähert. Die Vertreter der Fürſten ſcheinen noch garnicht begriffen zu haben, daß die materiellen Fürſten erſt an zweiter Stelle gur Verhandlung ſtehen, daß in erſter Linie aber die Frage der Fürſtenabfindung nicht zuletzt durch die Schuld dieſer Herren zu einer hoch⸗ politiſchen Aktion gusgewachſen iſt, von der die zukünftige Orientie⸗ rung der geſamten deutſchen Innenpolitik und damit die politiſche Zukunft des Reiches abhängt. Wir ſtellen feſt, daß wir uns in unſeren Erwartungen getäuſcht haben und bedauern, daß aus rein materiellen Rückſichten die verlangte königliche Tat unterbleibt und die ehemaligen Dynaſtien eine gute Gelegenheit verſäumen, ihr Abtreten aus der Geſchichte des deutſchen Volkes mit Würde und notionalem Opferſinn zu verbrämen.“ Der Schieber und die Dummen „Der kleine, gelbe zuſammengeſunkene Unglücksmenſch mit dem unförmigen Haupt und den langen Armen“, wie Jwan Kutis⸗ ker von den bei ſeinem Betrugsprozeß perſönlich anweſenden Ber⸗ liner Gerichtsberichterſtattern geſchildert wird, iſt nun endlich ver⸗ urteilt worden. Seit Jahr und Tag ſchon ſchwebte das Verfahren, der Name Kutisker war ſchon längſt in aller Welt bekannt und zum mindeſten überall in Deutſchland ein feſtſtehender Sam⸗ melbegriff geworden für eine jetzt erfreulicherweiſe immer mehr inn Ausſterben befindliche Kategorie von Zeitgenoſſen. Doch jetzt erſt, nachdem ſicherlich viele von uns unter dem Trommelfeuer immer neuer Vegebniſſe die ſeinerzeit ſo viel Staub aufwirbelnde Affäre Kutisker längſt für erledigt gehalten haben, iſt es zu einer gerichtlichen Verhandlung darüber mit anſchließender Verurteilung gekommen. Denn all die Zeit hindurch hat dieſer aus Libau gebürtige Oſtjude es verſtanden, durch Vorſpiegelung falſcher Tat⸗ ſachen und immer neue Triks den gerichtlichen Abſchluß ſeiner Affäre zu verſchleppen. Er täuſchte die Gerichtsherren und täuſchte die Aerzte, die über den Geſundheitszuſtand und die Verhand⸗ lungs⸗ und Haftfähigkeit dieſes früher ſtets ſo robuſten und uner⸗ müdlichen Geſchäftemachers und nun auf einmal immer ſo ſterbens⸗ kranken Mannes zu befinden hatten. Dabei war der ſo verblüffend Vielgewandte und Erfolgreiche nur„ein ruſſiſcher Händler ohne Bildung und Erziehung“, und wie es weiter in der jetzigen Urteilsbegründung des Gerichts heißt,„eine ſo abgrund⸗ tief verlogene Geſtalt und zugleich von ſo ſuggeſtiver Begabung, wie man es ſeit 150 Jahren nicht mehr erlebt habe, ſo daß er an (den italieniſchen Gaukler und Goldmacher) Caglioſtro ge⸗ mahne Alle dieſe„abgrundtiefen“ Eigenſchaften, die für eine beſon⸗ ders erfolgreiche Schieberkarriere offenbar ſo lohnend ſind, haben den Lauf der Gerechtigkeit zwar zeitweiſe hemmen, ihn jedoch auf die Dauer nicht aufhalten können. So wurde denn Anfang April dieſes Jahres die Hauptverhandlung gegen Iwan Kutisker eröffnet und nach einer Prozeßdauer von nicht weniger als drei vollen zconaten vor zwei Tagen das Urteil verkündet. Fünf Jahre Zuchthaus hat man dem„gelben JIwan“, wie er von ſeinen Kumpanen genannt wurde, aufgebrummt. Und das nette Sümmchen von 4 Millionen Geldſtrafe obendrein. Doch ſo erfreulich i. dieſem Falle eine ſo ſchwere Strafe für das geſunde Gerechtigkeits⸗ empfinden des Volkes auch ſein mag, einſtweilen iſt dies alles doch nur theoretiſch. Denn wie die Probe aufs Exempel ausſehen rard, ob Iwan die vier Millionen Goldmark wirklich bezahlen und die fünf Jahre Zuchthaus wirklich höchſtſelbſt abſizen wird, ſcheint uns einſtweilen immerhin noch einigermaßen fraglich zu ſein. Kutisker hat ja zwar lange Zeit hindurch im Gelde ſozuſagen geſchwommen, hat er doch die Preußiſche Staatsbank um nicht weniger als 14,3 Millionen Goldmark betrogen, aber wenn's ans Zahlen geht, haben ſolche Leute in der Regel doch kein Geld. Und vom Zuchthaus wird er ſich gewiß auch herumzudrücken verſuchen. Er wird nicht zögern, ſich die bei allen Verbrechern mit Recht ſo beliebte„Bewährungsfriſt“ ſelbſt zu gewähren. Die Gerichtsbehör⸗ den und die ärztlichen Sachverſtändigen ſind jedoch offenbar ge⸗ ſonnen, ſich nicht länger mehr von dem„ruſſiſchen Händler ohne Bildung und Erziehung“ an der Naſe herumführen zu laſſen. Kutisker hatte es zwar auch diesmal noch verſtanden, ſich während der dreimonatlichen Dauer ſeines ſoeben abgeſchloſſenen Prozeſſes dem Erſcheinen im Gerichtsſaal immer wieder zu entziehen und mit Berufung auf ſeine Krankheit die gerichtliche Vernehmung in ſeiner Wohnung durchzuſetzen, aber nun iſt es offenbar endgülti aus mit aller Rückſicht und Schonung. Der mit allen Salben d Orients geſalbte Iwan hat nämlich die Unverfrorenheit gehabt, aus der ihm völlig unverdienterweiſe entgegengebrachten menſchlichen Milde ſeiner Richter und Aerzte ſofort wieder Kapital für ſich zu ſchlagen, indem er mit Berufung auf den§ 258 der Straſprozeß⸗ ordnung Reviſion gegen das ſoeben gefällte Urteil einlegte. Dieſer Paragraph beſtimmt nämlich, daß jeder Angeklagte am Schluß der Prozeßverhandlung zu befragen iſt, ob er ſelbſt noch etwas zu ſeiner Verteibzigung anzuführen hat. Da in diefem Falle nun Kutisker am Tage der Urteilsfällung krank in ſeiner Wohnung lag, mußte die Prozeßverhandlung abgeſchloſſen werden, ohne daß der Hauptangeklagte zu einem Schlußwort gekommen iſt. Dieſen Uuſtand hat ſich Kutisker ſofort zunutze gemacht, und wir müſſen nun, Gott ſei's geklagt, mit einer Neuaufrollung ſeines Schieber⸗ prozeſſes rechnen. 10 15 8 8 Dabei ſteht letzt feſt, daß ſein Geſundheitszuſtand unmöglich während der ganzen dreimonatlichen Dauer der gerichtlichen Ver⸗ handlungen ſo ſchlimm geweſen ſein kann, daß er nur auf einer Tragbahre im Gerichtsſaal anweſend ſein konnte und meiſtenteils überhaupt nicht vor den Schranken erſchien, ſondern zu Hauſe in ſeiner Wohnung im Bette liegend protokollariſch vernommen werden mußte. Iwan hatte nämlich beſſeres zu tun. Statt ſeine koſtbare Zeit an Gerichtsſtelle zu vertrödeln, wobei keinesfalls etwas zu ver⸗ dienen, ſondern nur zu verlieren war, ſann er all die Zeit darüber nach, wie die neu gegebenen Möglichkeiten auf Grund der Ruſſen⸗ kiredite des Reiches lohnende Geſchäfte mit ſeinen Moskauer Freunden zu machen, am zweckmäßigſten und rentabelſten ausgenützt werden könnten. Und ſiehe da, ſein Mühen war von Erfolg gekrönt. Nicht weniger als 22„zum Teil erſtklaſſige und welt⸗ bekannte deutſche Firmen“ riſſen ſich um die Ehre, von den ruſſiſchen Beziehungen dieſes Schiebergenies zu profitieren und ſanoſſen mit Iwan Verträge ab, worin ſie ihm auf 5 Jahre ihre Vertretung bei Geſchäften mit Rußland übertrugen. Welche rührend vorurteilsloſe Bereitwilligkeit durch den Umſtand eine be⸗ ſonders neckiſche Beleuchtung und Illuſtration erfährt, daß das für die Wichtigkeit des Rußlandgeſchäftes offenbar völlig verſtändnisloſe Gericht den armen Iwan ausgerechnet für die fünf Jahre hinter Schloß und Riegel ſetzen will, während deren ſeine gewiß ſehr loh⸗ nenden Verträge mit den„erſtklaſſigen und weltbekannten“ deutſchen Firmen laufen.... Ob durch die Ausſchaltung eines ſolchen Finanz⸗ und Geſchäftsgenies, der nach gerichtlicher Feſtſtellung„die üblen —— 2. Selte. Nr. 299 — Freifag, den 2. Juli 1926 Cewohnheiten der ozuichen Handelskreiſe mit nach Deutſchland ge⸗ bracht hat“, das von uns allen ſo dringend erſehnte Wiederauf⸗ blühen der deutſchen Volkswirtſchaft nicht empfindlich gehemmt wird? An hoher und höchſter Stelle ſollte man ſich das mal ernſtlich überlegen! Lieber ſechs Großſchieber laufen laſſen als auf ein lohnendes Geſchäft zu verzichten und irgendwelche deutſche Profit⸗ intereſſen zu ſchädigenl. Dioch Spaß beiſeitel Der deutſchen Induſtrie geht es nicht zum beſten, ſie braucht dringend Arbeitsmöglichkeit und Verdienſt, iſt obendrein erade von dem Rußlandgeſchäft wie hypnotipert, und es iſ deshalb verſtändlich, wenn ſie unter dem Drucke der Not und des Selbſterhaltungstriebs bei ihrem Geſchäftsgebaren nicht immer und überall ſo unanfechtbar vornehm handeln kann, wie es im Intereſſe des deutſchen Anſehens in der Welt unbedingt wünſchenswert wäre. Aber ſelbſt bei allem Verſtändnis für die ſchon ſeit langer Zeit ſo ſchwierige Lage unſerer Induſtrie, kann man es unter leinen Um⸗ ſtänden billigen, daß„erſtklaſſige und weltbekannte deutſche Fir⸗ men“ keinen Anſtoß daran nehmen, mit einem ſo übelbeleumundeten Subjekt wie Jwan Kutisker auch jetzt noch in geſchäftliche Be⸗ ziehungen zu treten. Dieſer„ruſſiſche Händler ohne Bildung und Erziehung“ hat es verſtanden, die gebildeten und wohl erzogenen Direktoren der Preußiſchen Seehandlung(denen jetzt ſeltſamerweiſe in der gerichtlichen Urteilsbegründung beſcheinigt wird, daß ſie keine Schuld treffe), ſchwer über den Löffel zu balbieren und den preußi⸗ ſchen Staat um das runde Sümmchen von 147 Millionen Golomart zu betrügen, und er wird ſich nun auch nicht das geringſte Gewiſſen daraus machen, die mit ihm in geſchäftliche Verbindung tretenden Firmen zur höheren Ehre des„Ruhms“ Iwan Kutiskers am Narren⸗ ſeil herumzuziehen und den unbegreiflicherweiſe, doch verblendet von ihrer Profitſucht, noch immer Vertrauensſeligen zum Schaden noch für den Spott zu ſorgen. Niemals darf ein ehrbarer Kaufmann ſich die Parole aller Gauner und Betrüger, daß Geld nicht ſtinke, zur Richtſchnur ſeines Handelns machen. Iwan Kutisker iſt zweifellos ein ganz teufels⸗ begnadetes Schieber⸗ und Schwindlergenie, aber als Menſch iſt er erſt jetzt wieder an Gerichtsſtelle ſo gekennzeichnet, daß gerade im geſchäftlicher Hinſicht ſich jeder von ihm fernhalten muß, der ſeine Selbſtachtung nicht verlieren will... Gewiſſe demokratiſche Blät⸗ ter, wie die„Voſſiſche Zeitung“ und der„Berliner Börſen⸗Courier“ beurteilen den Fall zwar mit einer erſtaunlichen Milde. So ſchreibt die eine u..:„Das letzte Wort in der Sache iſt noch nicht geſprochen, daher ſoll auch heute ununterſucht bleiben, ob der An⸗ geklagte ein ſo hartes Urteil verdient hat“... und die andere: „„„obwohl das Gericht ſich bemühte, den ganzen Komplex der unüberſichtlichen Kreditgeſchäfte zu durchleuchten, blieb ſchließlich kaum mehr als ein banaler Betrugsprozeß. Es ergab ſich ein Fall wie vielleicht hundert andere Fälle, bemerkens⸗ wert nur durch die Höhe der als verloren zu buchenden Sum⸗ men“... Eine derartige Beurteilung darf jedoch niemanden in ſeiner geſunden Rechtsauffaſſung beirren. Die„erſtklaſſigen und weltbekannten deutſchen Firmen“ aber, die auch jetzt noch geneigt ſind, mit Iwan Kutisker zuſammen Geſchäfte zu machen, gehören zum mindeſten zu jener Sorte von Leuten, die bekanntlich nie alle werden. Wie groß deren Anzahl nach wie vor iſt und daß auch Leute in dieſer Kategorie marſchieren, von denen man es eigent⸗ lich nicht annehmen ſollte, das zeigte erſt dieſer Tage wieder die Meldung, daß der zu Zuchthaus verurteilte Wettſchwindler Max Klante nach ſeiner Entlaſſung aus dem Kerker wieder den ſtärk⸗ ſten Zulauf von profitgierigen Dummen hatte, und daß in New⸗ hork eine ganze Anzahl ſonſt ſo geſchäftsgeriſſener Amerikaner ſich nicht entblödet, für ihre guten Dollars die völlig wertloſen rot⸗ geſtempelten deutſchen Teulendmerkicheim zu Wal en e und Kutisker Nach einer Meldung der„Deutſchen Zeitung hat ſich Julkus Barmat nach Aachen begeben. Die Art und Weiſe der Aus⸗ reiſe erwecke den Verdacht einer Flucht. Kurz vor Abgang des Zuges ſoll Julius Barmat mit hochgeſchlagenem Kragen und tief herabgezogenem Hut erſchienen fein. Ein Mitreiſender, der ihn er⸗ kannte, rief einen Kriminalbeamten herbei, der es aber abgelehnt haben foll, Barmat nach dem Ziel ſeiner Reiſe zu befragen. Barmat H. A Meipner. betonte Mitreiſenden gegenüber ſeinen ſchwer erſchütterten Geſund⸗ heitszuſtand und äußerte, er habe Ausreiſeerlaubnis der Staatsan⸗ waltſchaft. Aus den Ausſagen eines weiteren Mitreiſenden geht her⸗ vor, daß die Zeitdauer der Kur und des Aufenthaltes in Aachen noch ſeiner Verurteilung vom„Krankenlager“ nicht feſtſtehe. Wie das Blatt weiter erfährt, will ſich auch Frau Barmat am heutigen Freitag ered nach Aachen begeben. ZBu der Verhaftung der, wie mugedlt nach in ſeiner Wohnung als P ener in die Berliner Charite überführt wurde, wird noch mitgeteilt: Es iſt anzunehmen, daß die Verheftung hauptſächlich erfolgte, weil man Fluchtverdacht hegte. Es kommt aber auch hinzu, daß das Gericht an den Ernſt der Krankheit Kutiskers nicht recht glauben wollte, denn es war bekannt geworden, daß der Angeklagte ſchon lange Monate vor Beginn des Prozeſſes und auch während der Verhandlung eifrig tätig war und daß ie von ihm ge⸗ leitete„Vodiag, Verkaufs⸗Organiſation deutſcher ece .⸗G.“, nicht unerhebliche Geſchäfte im In⸗ und Auslande machte, daß Kutisker insbeſondere mit einer führenden deutſchen Waggon⸗ fabrik in enger Fühlung ſtand. Nach außen durfte nicht bekannt werden, daß Kutisker die vermittelnde Stelle ſei. Aus dieſem Grunde fingterte als Deckadreſſe die„Vodiag“. Die Kutiskerſchen Bedingun⸗ gen waren gerodezu unglaublich. Bezeichnend iſt, daß Kutisker dieſen groß angelegten Plan zur Ausführung brachte vom Herbſt 1925 an, als er gerade mit Rückſicht auf ſeinen ee e aus der Unterſuchungshaft entlaſſen worden war. die Unterſuchung des Barmͤͤtſkandols 2 Berlin, 1. Juli.(Von unf. Bertiner Büro.) Der Barmat⸗ ßß des Reichstages trat heute nach eee auſe wieder zuſammen, um ſeinen weiteren Arbeits en. In der letzten Sitzung war beſchloſſen worden, die 15 + Aun 8 Auneer bis die zuſtändige Staatsanwalt⸗ erhoben oder die Außerverfolgung⸗ er ſe n iſt nun die Anklage erhoben wor⸗ 5 dem 1 7 55 ſind 47 vertrau⸗ lich zwei Dee⸗ lare der umfa—ꝗ— Anklageſchrift übermittelt worden. erfahren gegen mat iſt 1255 nicht eröffnet wor⸗ den. Beim zuſtändigen Gerſcht wird vielmehr jetzt 15 die Anklage ſchrift fee Nach ſehr eingehend Ausſprache faßte der Ausſchu 18 enden Beſchluß:„Dor 19 Ausſchuß wird über Art und Weiſe ortſezung ſeiner Aufgabe ſpäteſtens dann Beſchluß wenn—8 Gericht über die Eröffnung des Verfahrens gegen at ſeine Entſcheidung getroffen hat. Die Frage des deutſchen Kolonſalmandats. — London, 2. Juli. In der gerſtigen Unterhausſitzung etwideete Locker⸗Lampſon auf die Anfrage eines Mitgliedes, ob die Zuweiſung kolontaler Mandate an Deutſchland möglich ſei, daß Deutſchland, ſo⸗ bald es Mitglied des Völkerbundes ſei, ein möglicher Kandi⸗ datfür Mandate ſein werde. Auf eine andere Anfrage, ob die „Mandate für ewige Zeiten übertragen würden, erfolgte keine Antwort. Fum Attentatsverſuch auf König Alfons V Paris, 1. Juli.(Von unſerem Pariſer Vertreter. Nachdem König Alfons mit ſeiner Gemahlin die franzöſiſche Hauptſtadt ver⸗ laſſen hat, durften verſchiedene Zeitungen mitteilen, daß es der franzöſiſchen Polizei mit großer Mühe gelungen iſt, ein Atten⸗ tat gegen Alfons XIII. zu verhindern. Heute veröffentlicht der „Matin“ eine von der Staatspolizei zugegangene Schilderung, in der mitgeteilt wird, daß zwei berüchtigte Anarchiſten, der eine retti aus Madrid bereits drei Wochen vor der Ankunft des ſpani⸗ ſchen Königpaares hier die nötigen Vorbereitungen trafen, um ein Bomben⸗ oder Revolverattentat auf den Souverän auszuführen. Paris und führten hier ein elegantes Leben. Sie verkehrten in den beſten Hotels und ſuchten Anſchluß an verſchiedene Perſönlichkeiten, von denen ſie Genaues über die Reiſepläne des Königs Alfons in Erfahrung zu bringen ſuchten. Es war außerordentlich ſchwer für die franzöſiſche Staatspolizei, dieſe beiden Anarchiſten zu ergrei⸗ fen. Obwohl der Polizei verſchiedene Tatſachen bekannt waren, ſo konnte ſie nicht zur Verhaftung ſchreiten. Schließlich gelang es aber doch durch eine geheime Durchſuchung des Hotelzimmers von Duretti Waffen verſchiedener Art zu finden, hauptſächlich zahlreiche Karabiner und Munition. Auf Grund dieſer Waffenfunde konnte die Verhaftung der beiden Anarchiſten vorgenommen werden, die ſtreng geheimgehalten wurde. Man fand bei ihnen bedeutende Geldmittel. Der Anarchiſt Askaſo hat zugegeben, daß er ein Atten⸗ tat auf dem König ausführen wollte. Buretti beſtreitet dies. Drei Komplizen befinden ſich auf der Flucht. Es ſteht feſt, daß der Anarchiſt Askaſo der Mörder des Erzbiſchofs von Saragoſſa ge⸗ weſen iſt. Umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen in England London, 2. Juli.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Die Pariſer Enthüllungen über einen Mordplan gegen das ſpaniſche Königspaar haben ihren Niederſchlag bei den engliſchen Behörden in ſcharfen Sicherheitsmaßnahmen bei dem Beſuch König Alfons des Dreizehnten und ſeiner Gemahlin in London gefunden. König Alfons wohnt im Claridge Hotel. Das Hotel wimmelt von Privat⸗ detektivs und überall, wo man in die Nähe des Hotels kommt, wird man von Polizeibeamten in Augenſchein genommen. Die Ueber⸗ wachung iſt ſehr umfangreich und intenſiv. Es wurden ſtrenge Vorſchriften gegen die Ausländer getroffen, die im Hotel ſelbſt ein⸗ logiert ſind. Verdächtige Perſonen konnten bisher nicht ausfindig gemacht werden. Man richtet die Aufmerkſamkeit beſonders auf ſpaniſche Einwanderer und die Bevölkerung eines Londoner Vier⸗ tels, in dem ſich bekanntlich zahlreiche ſpaniſche Flüchtlinge befin⸗ den. Es wird vermutet, daß drei ſpaniſche Verſchwörer unerkannt nach London gekommen ſeien. Der ſpaniſche Botſchafter Mery de Val äußerte ſich gegenüber Zeitungsvertretern über die angebliche Verſchwörung gegen Alfons XIII. mit folgenden Worten: König iſt keineswegs beunruhigt. Er wird ſeinen Beſuch in Lon⸗ don gehörig ausnutzen und ſich durch die zahlreichen alarmieren⸗ den Gerüchte, die die Sicherheit ſeiner Perſon betreffen, nicht be⸗ unruhigen laſſen.“ 19 80 9 Ueber die geplante Verlobung des engliſchen Thronfolgers mit der Infantin Beatrix wird hier noch nichts weiteres bekannt gegeben, aber auch nichts dementiert. Es heißt, daß die Vorberei⸗ tungen für einen Beſuch des engliſchem Thronfolgers in ee noch nicht getroffen worden ſind. Juichenfall e englandreiſe 5 London, 2. Juli.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Ge⸗ legentlich einer Anſprache, die Graf Bernſtorff geſtern abend in Aberyſtwyth hielt, kam es zu einer unliebſamen Szene. Graf Bernſtorff hatte die Abſicht, die Bedeutung der Aufnahme Deutſchlands in den Völkerbund zu ſchildern und den Freunden des Völkerbundsgedankens nahezulegen, auf ihre Regierungen dahin zu wirken, daß nach dem Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund die Beſeitigung der franzöſiſch⸗engliſch⸗belgiſchen Beſetzung im Rhein⸗ land ſtattfinden müſſe. Während Graf Bernſtorff ſeine Ausfüh⸗ rungen machte, wurde er plötzlich von einem Mitglied der lokalen Organiſation für die Förderung des Völkerbundsgedankens unter⸗ brochen. Dieſer Mann ſchrie dem Grafen zu:„Denken Sie an die Luſitania, Sie ſchmutziger Hund.“ Es entſtand eine größere Erregung im Saal. Man wollte den Mann zum ſchweigen bringen. Trotzdem wiederholte dieſer ſeine Beleidigungen und beſchuldigte den Grafen Bernſtorff des Ver⸗ brechens, die Luſitania verſenkt zu haben. Gleichzeitig dehnte er ſeine Beſchimpfungen auf das ganze deutſche Volk aus. Mit großer Mühe konnte man den Mann dazu bringen, den Saal zu verlaſſen. Noch an der Tür ſchüttelte er gegen den Grafen die Fauſt. Nach⸗ dem er den Saal verlaſſen hatte, wurde auf Veranlaſſung des Vor⸗ ſitzenden der lokalen Organiſation der Völkerbundsfreunde ein Hoch auf den Grafen Bernſtorff ausgebracht. Ein ziemlich großer Teil der Anweſenden erhob ſich hierbei. Graf Vernſtorff ſetzte alsdann ſeine Rede fort. Er fand zum Teil aufmerkſame Zuhörer. Die Er⸗ regung dauerte noch nach. Die Ausführungen Bernſtorffs wurden jedenfalls mit großem Intereſſe verfolgt. Graf Bernstorff an Englands Aoͤreſſe § London, 1. Juli.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Die„Weſt⸗ minſter Gazette“ veröffentlicht ein Geſpräch ihres Mitarbeiters mit dem Grafen Bernſtorff, der ſich gegenwärtig an dem Kongreß der in⸗ ternationalen Föderation der Völkerbundsgeſellſchaften beteiligt. Bernſtorff führte aus, daß es notwendig ſei, die Abrüſtung auf der ganzen Linie durchzuführen, um eine friedliche Stimmung in Europa zu ſchaffen. Er wies darauf hin, daß eine Föderation aller europäiſchen Staaten mit Einbegriff Englands notwendig ſei, denn der Kanal ſei zu eng geworden undohne Englandkönne man in Europa nicht mehr fertig werden. Alle europäiſchen Staaten müßten zur Verwirklichung dieſer Föderation ſagen: Wir müſſen wirtſchaftlich und territorial einig bleiben. Die Erklärungen des Grafen Bernſtorff finden in der politiſchen Welt Englands eine äußerſt gute Aufnahme. Rommuniſtiſche Moroͤpläne! UBerlin, 2. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Herr Wulle er⸗ zählt in ſeinem„Deutſchen Tageblatt“: Die Kommuniſten planten die Reichswehr führerlos zu machen. Zu dieſem Zweck ſollen durch den roten Frontbann in einer Nacht fämtliche Reichs⸗ wehroffiziere, die nicht in den Kaſernen wohnen, durch revo⸗ lutionäre Stoßtrupps ausgehobenoder,beſeitigt“ werden. Wenn ſo die Reichswehr führerlos gewordenſſei, glaube man mit einem Schlag in Berlin und in den wichtigſten Induſtriegebieten die Räterepublik ausrufen zu können. Her Wulle iſt gerade keine ſehr lautere Geſchichtsquelle, immer⸗ hin wirf revolutionären Willen iſt, wie die Sprache ihrer Preſſe und ihrer Redner tagaus tagein bempeen bei den nicht zu zwei⸗ feln. namens Askaſo aus Rio de Janeiro und der andere namens Du⸗ Die beiden Anarchiſten kamen mit reichen Geldmitteln verſehen nach „Der und B mam gut tun, die Augen offen zu halten. An dem räte⸗ Erklärung des elſäſſiſchen heimatbundes In einer vom Straßburger Heimatbund der Preſſe übergebenen Erklärung wendet ſich die Leitung des Bundes gegen die Hetze, die von franzöſiſcher Seite gegen die autonomiſtiſchen Forderungen der Elſaß⸗Lothringer betrieben werde. Es wird als eines„bewußte nie⸗ derträchtige Lüge“ bezeichnet, daß der Heimatbund eine mit frem⸗ den(lies deutſchen Mitteln geſchaffene Bewegung unter fremdem Einfluß(deutſchem) ſei. Nur Einheimiſche hätten ihn unter Opfern und unter Einſatz ihrer Perſon ins Leben gerufen. Wenn man die von ihm durchaus ehrlich und loyal gemeinten Worte vom „Rahmen Frankreichs“ als eines Mittels zur Vermeidung des Hoch⸗ verratsprozeſſes bezeichne, ſo ſei das eine Verleumdung. Der Hei⸗ menbund ſei allerdings darüber nicht im Zweifel, daß die Verwirk⸗ lichung ſeiner Forderungen eine Verfaſſungsreform in Frankreich bedinge. Jedoch ſtütze er ſich bei ſeinem Verlangen auf Dezentrali⸗ ſation auf die Kritik zahlreicher Franzoſen(Politiker, Journaliſten und Gelehrte) die ſeit Jahrzehnten zur Rettung des zentraliſtiſch ver⸗ knöcherten franzöſiſchen Staates einen bis zum Föderalismus gehen⸗ den Regionalismus forderten. In der Frage der Lavalſchen Sanktionen gegen die Unterzeichner des Aufrufes wendet ſich der Heimatbund an die Einſicht der Regie⸗ rung, daß man eine Volksbewegung vom Umfange der Heimats⸗ rechtsbewegung nicht gewaltſam unterdrücken könne und dürfe. Zum Schluß glaubt die Erklärung der Anſicht Ausdruck geben zu können, daß Frankreich bald einſehen werde, daß es in unverantwortlicher Weiſe über N8 wahren Wünſche Elſaß⸗Lothringens irregeführt ſei. Ausſchluß aus der F..db. Die Bezirksleitung der kommuniſtiſchen Partei Württemberas hat den frühern Reichs⸗ und Landtagsabgeordneten Hans Stetter we⸗ gen fortgeſetzter parteiſchädigender Tätigkeit aus der Partei aus⸗ geſchloſſen. In der Begründung dieſes Parteibeſchluſſes wird geſagt. daß Stetter nach ſeiner Nichtwiederwahl als Reichstagsabgeordneter im Dezember 1924 fortlaufend gegen die Grundſätze der kommuniſti⸗ ſchen Partei verſtoßen und u. a. auch Artikel in die„Schwäb. Tag⸗ wacht“, die gegen die kommuniſtiſche Partei gerichtet waren, lanciert habe. Stetter bebauptet ſeinerſeits, daß er durch die Umſtellung der Kandidatenliſte zur Reichstagswahl 1924— durch dieſe Umſtellung kam Stetter nicht mehr in den Reichstag— gemaßregelt worden ſei. Die Partei habe ihre Pflicht ihm aegenüber bei der Gehaltszah⸗ luna nicht erfüllt er ſei auch von der Partei in Bezug auf die 15 zahlung ſeiner Geldſtrafe im S ti ch gelaſſen worden uſw. Sabiſche Politit N u 8 dem andtag In der geſtrigen Nachmittagsſitzung wurde die Berakung in allgemeiner Ausſprache über das Grund⸗ und Gewerbeſteuergeſeß fortgeſetzt. Während am Vormittag die Regierungsparteien efürworter des Geſetzes zu Worte kamen,— heute Nach⸗ mittag die Gegner des Geſetzes ihren Standpunkt dar Der Wene der Bürgerlichen Vereini KK beleuchtete die Auswirkungen des Geſetzes be e wirtſchaft und erklärte namens ſeiner Fraktion, daß ſie das A ab⸗ lehnen werde. Dr. Mattes(DVP) verſchloß ſich nicht 51 im Geſetz enthal⸗ tenen Verbeſſerungen in der Richtung, r Ertrag beſteuert werde, erklärte aber, daß ſich ſeine Freunde 640 Stinme enthielten, da ſie gegen die Durchführung des Geſetzes——5— en Beſonders beſchäftigte ſich der Redner auch mit der der Frerde e bei 25— r wandte ſich e ieden gegen rozenti la* Waldveſteuerung mit 80jähriger Amiriebsgelt euer⸗ Srimdee fin für den Ertrag, wie ihn die Regierung 4 ſeĩ um 1 Viertel zu hoch. Namens der demokratiſchen Fraktion ſprach der Abg Dr. Glo ck⸗ ner für die Ablehnung des Geſetzes, erklärte ſich aber mit deſſen Grundgedanken, der Beſteuerung des Gewerbeertrags, einperſtan⸗ den. Er wies beſonders auf die Gefahr hin, daß Baden durch die Stillegung weiterer Gewerbebetriebe und die Auswanderung badi⸗ ſcher Induſtrien veröde. Ebenfalls ablehnend gegen das; ver⸗ hielten ſich die Kommuniſten. Damit war die allgemeine Ausſprache geſchloſſen. in die Einzelberatung eee werden.—— der 72 vertagte, nahm er 12 das e tz Wester 22. Oktober 225 r die 8. des Grund⸗ und Gewerbeſteuergeſetzes, das ſei Spätherbſt v. Is. vorlag, mit 40 gegen 4 Stimmen 1˙9 gen an. 1 Letzte Meldungen Paßerleichterungen — Berlin, 2. Juli. Wie der demokratiſche mitteilt, iſt das Auswärtige Amt auch an Spanien, die Südafrikaniſche Union, Italien, die Tſchechoflowakei, Schweden und Norwegen her⸗ angetreten mit dem Erſuchen der Aufhebung des Sichwermerk⸗ zwanges. Die meiſten dieſer Länder dürften grundſätzlich zu einem Abbau des Sichtvermerkzwanges bereit ſein. Auf der letzten Genfer Paßkonferenz ſoll auch der engliſche Vertreter den Wunſch zu erken⸗ nen gegeben haben, mit der deutſchen Regierung über den Aan des Viſumzwanges zu verhandeln. Generalverſammlung der Deutſchen Bergarbeſter in Scurbrüden — Berlin, 2. Juli. Nach einer Bochumer Meldung des„B..“ haben zu der am 4. Juli 1926 in Saarbrücken tagenden 25. Generalverſammlung des Verbandes der Bergarbeiter Deutſchlands eine große Anzahl von ausländiſchen Bergarbeiterführern ihre Teil⸗ nahme zugeſagt. Der Sekretär der Bergarbeiterinternationale, Frand »Hodges, wird über die Regelung der Kohlenwirtſchaft ſprechen. Aus Frankreich ſind die Bergarbeiterführer Bard und Roſſy, aus Belgien Hujerdin und Detier, aus Holland Kramer, aus der Fſchachaftopakeß Pohl und aus Oeſterreich Zwanziger gemeldet. Juſt freigelaſſen — Genf, 2. Juli. Der wegen des von ihm während der letzlen Ratsſitzung verübten tätlichen Angriffes auf den ungariſchen Mini⸗ ſterpräſidenten Grafen Bethlen verhaftete Juſt wurde gegen Kaution von 2000 Franken vorläufig aus der Haft entlaſſen. Bundesrat hat die von Ungarn beantragte Auslieferung ab⸗ gelehnt. Juſt wird vor dem eidgenöſſiſchen Schwurgericht zu er⸗ ſcheinen haben. 2 Jur Koweler Exploſionskafaſtrophe — Warſchau, 1. Juli. Die Granatexploſton bei Kowel hat nach dem amtlichen Bericht noch ſchwerere Folgen gehabt, als man anfangs annahm. Es ſind durch die Granate drei Offiziere und 43 Mann ſchwer. Als Urſache der Kataſtrophe wird in dem dienſtlichen Bericht angegeben, daß bei einer Nachtübung, die auch über die alten deud⸗ ſchen Schützengräben von 1916 führte, die Granate von einem Soldaten gefunden und zur Kompagnie gebracht wurde, wobei ſie explodiert ſei. Nach einer anderen Verſion hat es ſich um die Ex⸗ ploſion einer vor den ehemals deutſchen Schützengräben gelegten Mine gehandelt. Die Telefonverbindung London— Berlin — London, 1 Juli. Der Generalpoſtmeiſter gibt' bekannt, daß ab heute neben dem bisherigen Telephondienſt zwiſchen London und verſchiedenen deutſchen Städten eine Leitung für ſtändigen Tag⸗ und Nachtdienſt zwiſchen London und Berlin berfünbes ſei. getötet und 55 verwundet worden, darunter 25 N — ——— — 5 — 1 7 * 15 2 5 — — — — — — Nhr⸗ .5 „3. Seite. Nr. 299 Von Vickoria nach New Orleans VXVII. In Victoria, der Hauptſtadt des braſilianiſchen Staakes Eſpirito Santo, wäre ich gern länger geblieben, aber ein gutes hatte noch die verfrühte Abfahrt. Welch ein unſägliches, ſeltſam beruhigendes ——— nach ſechsmonatigem, doch mehr oder weniger ruheloſem reiſen, ſprechen, leſen, diktieren, ſehen, fahren, feſteſſen, reiſen, reiſen— mal für eine lange, lange Zeit— allein zu ſein. Allein, d. h. mit meinen beiden Reiſe⸗ und Arbeitsgenoſſen, denn auf dem ganzen 140 Meter langen Schiff ſind wir die einzigen Fahrgäſte und die einzigen Deutſchen, und wenn wir alſo allein ſein wollen, ſo kann uns nicht, wie in dem Luxusleben des Paſſagierdampfers, alle zwei Stunden ein neuer Trick aus der Arbeit reißen. Drei Wochen liegen vor mir— ohne einen Hafen anzulaufen, ohne mit anderen Menſchen ſprechen zu müſſen, als mit den unaufdringlich liebens⸗ würdigen braſilianiſchen Schiffsoffizieren, drei Wochen nur Waſſer und Himmel, Sonne, Mond und Sterne. Geſtern hatte— leider oder glücklicherweiſe— unſer halb deutſchbürtiger Freund, der leitende Maſchiniſt, bemerkt, daß eim Exzenterring durchgebrannt war und die Maſchine zur Auswechs⸗ lung etwa einen Tag geſtoppt werden müſſe. Wie er damit unſerem Wunſche entgegenkam, denn die Ufa, für die ich doch meinen Weltfilm drehe, will auch was vom Tierleben ſehen, und wo gibt es ſchöne Haifiſche als hier dicht unter dem Aequator— alſo raus mit den Hai⸗Angeln! Klar die Flimmerkiſte und den Photokaſten! Alle Mann an die Reelingl Die Eingeweide der einen Schiffskatze, die gerade das Zeitliche geſegnet hat, locken auch gleich ein Haifiſch⸗ pärchen an; wie prachtvoll dieſe Rieſenfiſche, die dicht unter dem Meeresſpiegel leuchten und ſo graziös und geſchmeidig, trotz ihrer drei oder vier Zentner den halben Leib aus dem Waſſer ſchnellen — immer um den fetten Biſſen herum— Schnapp— da iſt er weg— Hallooo! Aber als die zehn Matroſen, meiſt Neger, die Leine, das heißt eine anſtändige Manilatroſſe, anziehen, iſt nichts mehr dran. Der Haken iſt abgebrochen, das Katzenfilet verloren. So geht das liebliche Spiel mit einem neuen Haken von neuem los, zwei, drei Haie turnen um das Schiff herum, wieder hat einer angebiſſen, lange laſſen wir ihn zappeln, er kann ſich nicht losreißen, der Haken hat den Kiefer gepackt. Aber diesmal hängt er an einer weniger ſtarken Leine. Wir fürchten, daß ſie das Gewicht des wahn⸗ ſinnig um ſich ſchlagenden Tieres nicht aushalten kann. Aber der tapfere Bootsmann weiß Rat. Die Jakobsleiter außenbords! Die vier Meter lange Harpune in die Hand— leichtſinnigerweiſe ohne Paalſteg— geht er dem Ungetüm entgegen. Fünf oder ſechs Stiche dem wild ringenden Bieſt in den Hals, Rücken, Augen, wo es hinkommt— endlich hängt er ſtill, der Bootsmann entert wieder auf— alles zieht vorſichtig die Angelleine an,— aber als der Hai einen Meter unter der Reeling iſt, packt ihn der Todeskrampf, und mit gewatligem Schwung fliegt er— ab iſt die Leine— in ſein Element zurück. 5 Das war für unſeren Filmkünſtler ein gefundenes Freſſen, aber nicht für die Beſatzung, die ſich auf die wohlſchmeckende Unter⸗ brechung des täglichen Speiſezettels durch friſche Haiſchnitten ſehr ge⸗ freut hatte. Gleich biß auch ſchon ein anderer an— Erfahrungen zu ſammeln ſcheint dieſer Gattung nicht gegeben zu ſein— und nach langem Kampf hatten wir wirklich ſo eine Hyäne des Meeres an Bordl Harpune in die Augen, großes Enterbeil auf den Schädel, zwei Mann an den Schwanz, Eiſenknüppel auf die Schnauze— und das alles, nachdem der lebenskluge jüngſte Schiffsoffizier mit einem Blick feſtgeſtellt hatte:„Senhorita!“ Eine ſolche war es nun aller⸗ dings nicht, ſondern eine„Senhora“, denn gleich darauf zeigte ſich unten ein ganz kleiner Hai und hinter ihm ein gewaltiger großer Burſche!l Der Reſt der Haifamilie. Unſer Wunſch, auch des Vater⸗ habhaft zu werden, ging nach langen Verſuchen, die Gelegenheit zu hübſchen Bildaufnahmen boten, endlich in Erfüllung und auch dieſes, wohl 200 Kilogramm wiegende Prachtexemplar wurde— allerdings diesmal am Bootdavit— aufgeheißt, auf den Filmſtreifen gebracht, in allen Lebens⸗, Kampf⸗ und Todeslagen, wobei beſonders ſeine erſtaunlichen Fortpflanzungs⸗ und Ernähungswerkzeuge Gegen⸗ tand allgemeinen Staunens wurden. Letztere wurden von Freund nlow, der auch die rieſigen Floſſen zu ſehr praktiſchen Fächern um⸗ zuarbeiten wußte, mit— durch dreijährige Urwaldjagderfahrung ge⸗ übten— kundigen Händen konſerviert. Wieviel praktiſcher iſt da⸗ Gebiß als bei uns: Wenn einer der ſo ſchön gezackten, blendend weißen Zähne ſich entfernt, ſo richtet ſich aus den in ſage und ſchreibe fünf Reihen fein ſäuberlich im Munde aufgeſchichteten Re⸗ ſervezähnen ganz von ſelbſt der nächſte auf— man konnte in dieſem Rachen drei verſchiedene Stadien davon beobachten— und der Schmalſpurmediziner hat das Nachſehen! Wir fingen an einem Tage vier ſolcher Viecher, doch war der Genuß des Fleiſches eine kleine Enttäuſchung— ſalzig und ohne beſonderen Geſchmack. Von der Lebensenergie dieſes Weltmeerſchreckens zeugt es, daß noch 20 Mi⸗ nuten nach dem Herausnehmen aus dem Körper das Herz ſo ſtart ſeine regelmäßigen Bewegungen machte, daß wir auch dieſe Eigen⸗ tümlichkeit dem Kinobeſucher zeigen können. Wenn unſer Kurs auch nicht unmittelbar an der Küſte entlang führte, weil der Kapitän natürlich trotz aller Begeiſterung für unſere Filmerei nicht in allzu nahe Berührung mit dem ſteinigen Grund des Meeres kommen wollte, ſo ſahen wir doch durch unſere guten —— Sommeroperette im NRoſengarten Eröffnungsvorſtellung: Das Weib im Purpur Nicht im heutigen Geſellſchaftskleid ſtellte ſich die Sommer⸗ operette diesmal vor, ſondern ſozuſagen in hiſtoriſchem Gewoard; der Purpur umgibt nämlich niemanden ſonſt als Katharina II. von Ruß⸗ land, deren Liebhaber haute noch zu den allgemeinen Liebhabereien gehören, wobei es allerdings nicht mehr als recht und billig wäre, daß man auch noch die anderen Eigenſchaften dieſer Frau berück⸗ öchtigt. Doch die gehen die Operette kaum etwas an, dieſe braucht Purpur nach ihrem Maß, zumal wenn Herr Gilbert die Muſik dazu macht. Es zieht alſo der kaiſerliche Hof auf, nachdem ſich bereits hat, daß der derzeitige Favorit, Graf Wladimir, alle usſicht hat, wegen außerdienſtlicher Intereſſen abgebaut zu werden. Der Hofzug bringt u. a. den öſterreichiſchen Geſandten mit un⸗ gariſchem Akzent und Wiener Ehefrau zum Vorſchein, der die Auf⸗ gabe hat, das komiſche Element diplomatiſch zu verwalten. Es ſcheinen ſich auch ſchon entſprechende Dinge der hohen Politik an⸗ ſpinnen zu wollen, da platzt eine Militärrevolte herein, die in der Perſon des Tenors, Leutnant Michael, bis vor die Zarin ſelbſt dringt; ſeine Handgreiflichkeit macht auf ſie offenbar Eindruck und ſie begnadigt ihn, nachdem ſie ſich allerhand wegen der Liebhaber⸗lieb⸗ haberei uſcw. von ihm hat ſagen laſſen Sie will ihm ſogar bis in den zweiten Akt nachſtellen und verwandelt ſich deshalb in die Bäuerin Marinka; in der Offiziersſchenke findet ſie den Helden wieder und duettiert mit ihm. Aber der abbaureife Wladimir ſchmiedet Ränke gegen die Schenke; er will den Leutnant unſchädlich machen, doch dieſer erfährt den Plan durch die diplocnotiſchen Schiebungen des öſterreichiſchen Geſandten. Es entſteht dann zur Bereitung des nöti⸗ gen Durcheinanders für da⸗ zweite Aktfinale eine entſprechend kom⸗ plizlerte Situation, die ſich im letzten Akt dahingehend klärt, daß der kapfere, zwiſchen Marinka und Zarin hin⸗ und hergeſchmiſſene Leut⸗ rant ſchließſich an die Stelle des endgültig abgebauten Wladimir treten ſoll, dies jedoch ablehnt, weil er erſtens nicht auch ſo einer ſein will und ihm zweitens die Erinnerung an Marinka genügt, die Gunſt der Zarin zu erſetzen. So ſingt er noch einmal ſein kaiſerinergebenes Leutnantslied hinter der Szene. Das Weib im Purpur bleibt mit ihrem Schmerz kurz maleriſch allein. Vorhang. Das Ganze gibt Anlaß zu den üblichen Tanzduetten, Walzern, Enſembles. auch niment der muſikaliſche Purpur zuweilen Milieu⸗ farbe an. Am beſten kommt außer der Zarin, die Edith v. Aghy geſchmerkvoll agierte, der Leutnant weg, mit dem Max Heitner ſich einen hübſchen Erfolg erſang. Leo Silpert als öſterreichiſcher Geſandter iſt aus der Reihe der Mitwirkenden zu nennen., Das Premierenpublikum amüſierte ſich aufs beſte, beſonders nachdem der aweite Akt, das richtige Zeitmaß, genannt Tempo, gebracht hatte. r. dr. Teubert/ Deutſche Weltſtudienreiſe Görzgläſer das ganze Ufer, während wir an den Staaten Bahia, Sergipe und Alagoas vorüberfuhren. Ganz nahe aber kamen wir an Recife, den Hafen von Pernambuco, heran und konnten— die gewaltigen Hafenanlagen, die hinter dem langen— der Stadt den Namen gebenden— Kliff erbaut ſind, bewundern. Was wäre aus Südamerika bzw. Braſilien geworden, wenn ſtatt der dekadenten Portugieſen die geſunden Holländer oder gar die Deutſchen die Kolo⸗ niſation dieſes Landes durchgeführt hätten? Allmählich trat die Küſte, die hier den Staaten Parabyba und Rio Grande do Norte(Hauptſtadt Natal) gehört— kleinen Staaten von einer bezw. einer halben Million Einwohnern— immer mehr zurück und ſang⸗ und klanglos ſinkt mit dem Leuchtturm Ponta de la Galera Braſilien und damit Südamerika hinter den Horizont herab —ſeltſam— auf den Tag genau vor einem halben Jahre ſah ich Bra⸗ ſilien, ſa Südamerika(wenn man von der Inſel Fernando de No⸗ ronha abſieht) zum erſten Male. Was gab mir Braſilien? könnte ich nun hier nach berühmtem Muſter fragen.. ſch will offen geſtehen, mehr, als ich den Schriftleitern der Zeitungen, für die dieſe Zeilen beſtimmt ſind, für heute zu drucken, zumuten kann. Der be⸗ herrſchende Eindruck iſt erſtens einmal der. daß man in Deutſchland von den beiden gewaltigen Staatsweſen Argentinien und Braſilien— den beiden größten Südamerikas— eine ganz falſche Vorſtel⸗ kung hat: nicht in dem Sinne. daß— wie es noch vor kurzem in einer Erdkundenſtunde gelehrt wurde— in Buenos Aires noch die Affen von Baum zu Baum ſpringen: aber man hat entweder über⸗ haupt keine bildhafte Vorſtellung— weder von der Größe des Landes (Braſilien allein iſt beinahe ebenſo groß wie ganz Europa), noch der Bevölkerung, deren 40 Millionen nur zum allergerinaſten Teil aus Indianern und Negern, oder Miſchlingen aus dieſen beſtehen, im gan⸗ zen aber rein europäiſcher Abſtammung ſind, und was politiſchen Sinn, Geſchäftstüchtiakeit. induſtriellen und landwirtſchaftlichen Fort⸗ ſchritt anbetrifft. heute oder morgen manchem europäiſchen Volk am Weltmarkt eine Nuß zu knacken geben werden. die Fruchtbarkeit des Landes— beſonders in Argen⸗ tinien— und der unüberſehbare Reichtum an Boden⸗ ſchätzen— beſonders in Brafilien— mit deren Ausbeutung größ⸗ tenteils noch gar nicht begonnen wurde. weil die Vorbedingung. rich⸗ tige Verkehrsmittel, noch nicht die Heranſchaffuma an die Induſtrie⸗ zentren bezw. Ausfuhrhäfen geſtatten. Dieſe Schätze geben den Län⸗ dern den Wechſel auf eine große Zukunft, den die Indoſſierung durch den ſtarken Einſchlag von deutſchen Elementen beſonders wertvoll macht. Man darf den politiſchen Einfluß des Deutſchtums in Argen⸗ tinien und Braſilien ſicherlich nicht hoch bewerten— wir ſuchen ſa auch keire deutſchen Kolonien dort mit irgendwelchen nationalen, voli⸗ tiſchen Anſprüchen zu ſchaffen— aber die Einwirkung auf die land⸗ wirtſchaftliche, techniſche, induſtrielle und Verwaltungsentwicklung der bis an ihre oberſten Führer hinauf vielfältig deutſch beeinflußten Wirtſchaftkreiſe iſt unverkennbar und wird von allen Seiten gern als förderlich anerkannt. Gerade darum iſt es ſchwer zu verſtehen. daß Deutſchland, nach Verluſt aller ſeiner Auslandspoſten, doch mehr als früher darauf angewieſen. im Ausland feſten Boden zu gewinnen, ſich die Nähruna dieſes vielverſprechenden, ja ſehr viel verſprechenden in Südamerika ſo bitter wenig angelegen ſein läßt. Trotz aller eriegshetzereſen, denen durch das Verſagen unſerer Diplomatie und Preſſe— Mangel an eigenen Kabeln!— bedauerlicher Vorſchub ge⸗ leiſtet wurde, iſt eine eigentlich deutſchfeindliche Stim⸗ mung— ſoweit ſie nicht von unſeren Geanern künſtlich, d. h. mit Dollars gezüchtet war—, hier nie aufgekommen, wo die anmaßzende Bevormundunag der durch unſere Ohnmacht übermütia gewordenen Nordamerikaner, Enoländer und Franzoſen, viel lieber deutſche Be⸗ ratung, deutſche Arbeit und deutſche Ware ins Land kommen ſehen (am liebſten auch deutſches Geld zu all den unzäßligen Arbeiten die nach Finanzierung ſchreien). Heude ſollten die Fäden zwiſchen Süd⸗ amerika und Deutſchfand mit der allergrößten Sörgfalt, Liebe und Aufmerkſamkeit gepflegt werden. Zu einem— natürlich nur ganz kleinen Teil— konnten pfelleicht auch meine Bemühungen zur Vertiefung des gegenſeitiaen Verſtehens, zur Unterſuchung des für die Anbahnuna neuer Geſchäfte günſtiaſten Bodens beitragen: weniaſtens auf dem Gebiete des Verkehrsweſens und der damit in engerem oder etwas weiterem Sinne zuſammen⸗ hängenden Fragen der Wirtſchaft. Denn das iſt ſicher ein Ergebnis meines langen Aufenthaſtes in Südamerika, daß ich eins vollkommen klar ſehe: die Fragen des Verkehrsweſen die ſa in allen noch nicht ganz erſchloſſenen Ländern hobe Bedeutung haben, werden das Tempo der geſamten Entwicklung Braſiliens entſcheiden. Während die hochentwickelten Länder, wie Nordamerika, mehr an dem Wirrſal des Nahverkehrs, des Weltſtadtverkehrs. geauält werden, ſteht Süd⸗ amerika im Zeitalter der Eiſenbahn und Binnen⸗ ſchiffahrt als Mittel für den Fernverkehr. Das Fern ſteht hier in der zweiten Potenz. und die Löſung dieſer Aufaabe iſt neben der Beſeitigung des Menſchenmangels die wichtiaſte Aufgabe der nächſten zehn Jahre. Ohne den im braſilianiſchen Volke ſteckenden Unternehmungs⸗ geiſt zu unterſchätzen, muß man es als Tatſache nehmen, daß die zurzeit dort reifenden Pläne, insbeſondere auf dem Gebiete des Verkehrsweſens, nicht aus eigenen Kräften— geiſtigen und geld⸗ Theater und Muſik ey Nafionalthealer Mannheim. Die Wiederholung der»eu⸗ einſtudierten„Verkauften Braut, hatte wieder ein aufnahme⸗ freudiges Haus für den ſtimmungsvollen Opernabend gefunden, deſſen friſche Lebendigkeit erneut reichen Widerhall fand. Guſſa Heiken gab am geſtrigen Abend erſtmals die Marie. Sie ſtellte die muſikaliſch ſo fein gezeichnete Rolle zunächſt ganz auf Schlichtheit und Innigkeit und erzielte gleich zu Anfang damit eine tiefe Wir⸗ kung, die mit den Farben der Szene und ſogor mit denen des vom Leiter immer 45 nicht rhythmiſch völlig gezügelten Orcheſters über⸗ einſtimmte. Das Tragfähige im Geſangsvortrag der Künſtlerin ließ ihre Abſichten trotz allem durchführen. Im Spiel betonte ſie das liebende, dann vor allem das ſchelmiſche Bauernkind und fügte ſeo ge⸗ mäß ihrer beſonderen Eignung für dieſe Seite auch dieſe Partie ihrem Rollenkreis gewinnend ein. Die übrigen, hier bereits ge⸗ nannten Mitwirkenden rechtfertigten aufs neue den ſtarken Anklang, den die Vorſtellung findet. Dr. 42 Heidelberger Stadttheater. Mit„Ariadne auf Naxos“ iſt Richard Strauß zum erſten Male am Mittwoch abend im Heidelberger Stadttheater zu Wort gekommen, nachdem man es auf dem Gebiet der neueren Oper bisher nur zu d Albert, Puccini und— vor dem Kriege— zu Waltershauſen gebracht hotte. Das Verdienſt, das ſich Paul Radig mit der Aufnahme der„Ariadne“ ins Repertoire erworben hat, wurde aber noch geſteigert durch die über⸗ raſchend künſtleriſche hohe Art, in der die Aufführung ſich präſen⸗ tierte. Stroußens Kammerorcheſter bedarf in dieſer Oper einer ganz ſubtilen Ausarbeitung. Wohl noch nie iſt Radig eine derartig feine Herausarbeitung des dynamiſchen Reliefs gelungen wie diesmal. das rein Rhythmiſche war in ſeiner elaſtiſchen Straffheit gleichwertig. Aus dem Orcheſter ſelbſt hörte man wieder einmal erfreulicherweiſe echte Muſizierfreudigkeit(Konzertmeiſter Berg gab ſeiner Geige echt Straußiſche Süße), man konnte auch durchweg ungeteilte Aufmerk⸗ ſamkeit feſtſtellen. Die mit geſangstechniſchen und rhythmiſchen Schwierigteiten geſpickten Solopartien auf der Bühne waren peinlichſt einſtudiert. Im Vorſpiel(der Aufführung lag die zweite Faſſung der Ariadne zu Grund) überraſchte der Komponiſt Frl. Orths. Die Hoffnungen, die man ſchon im Lauf der Spielzeit an dieſe junge Künſtlerin geknüpft hatte, wurden weit übertroffen. Schnell hatte ſie ſich nach einer kleinen Nervoſität in den Stil gefunden, die Stimme klang voll und weich, gehorchte(auch in der Oper als Najade) ſelbſt bei den exponierteſten Einſätzen. Das Spiel zeigte ſtarke innere Teil⸗ nahme und werdende Reife. Liane Müllegger hat die ſtetſg auf⸗ ſteigende Linie ihrer künſtleriſchen Vetätigüng mit der Zerbinetta fortgeſetzt, wohl der ſchwierigſten Koloraturpartie, die je geſchrieben wurde. Mit ſpielender Leichtigkeit ſingt ſie die ſchwierigſten Paſſa⸗ Umlage von 50 lichen— verwirklichlicht werden können. Ebenſo iſt es mit der Entwicklung der Induſtrie: dieſe ſchnell emporgeſchoſſene Pflanze bedarf der weiteren Befruchtung, und es ſcheint, daß in dem einen, wie in dem anderen Falle ein engeres und verſtändnis⸗ volleres Zuſammengehen mit Deutſchland Braſilien am erſten und ſicherſten inſtandſetzen wird, ſeinen großen Beſitz aufzuſchließen, der Landwirtſchaft Abſatz und der Induſtrie billige Zufuhrwege zu ſchaffen. Not tut aber vor der Hand Vertiefung der Kenntnis von den gegenſeitigen Wirtſchaftsverhältniſſen und Erhöhung des hier und da mangelnden Vertrauens. Dieſer Aufgabe, zu der wir ron führenden Braſilianern häufig freudige und lebhafte Zuſtim⸗ mung ausgeſprochen worden iſt, ſei auch den deutſchen Wirtſchafts⸗ kreiſen wärmſtens ans Herz gelegt. Das ſchöne Wetter, das nur einmal durch einen ſtürmiſchen, aber ſonnigen Tag unterbrochen wurde, hielt an und der wegen ſeiner Zyklone berühmte und berüchtigte Golf aon Mexiko zeigte uns ſein denkbar freundlichſtes Geſicht. Er iſt ein Heuchler. Zuerſt bot er alles auf, um uns den Abſchied leid zu machen: eine herrliche Illumination. Wir ſchliefen wie gewöhnlich draußen. Plötzlich, es war um 12 Uhr nachts, wachten wir auf, befremdet durch einen hellen Schein. Hatte unſer Schiff alle Lampen bren⸗ men laſſen, die ſonſt in den mondloſen Nächten der beſſeren Sicht halber immer gelöſcht wurden? Hatte der Mond ſeine Gewohn⸗ heiten geändert und war außerprogrammäßig wieder mit ſeiner vollen Scheibe erſchienen? Das waren meine erſten Gedanken. Schnell den Schlaf aus den Augen gerieben und außerbords ge⸗ ſchaut. Welch großartiger Anblick! Das Meer, von einer leichten Briſe zu kleinen Wellen aufgeworfen, trug auf jedem ſeiner Schaumköpfe ein ſtark phosphoreſzierendes grünes Licht, und wo der Bug unſeres Schiffes die Wogen ſchnitt, ergoß ſich ein hellgrünes Flammenmeer über die Waſſer⸗ fläche. Der ganze Weltraum wurde von unten her beleuchtet— kein Stern war am Himmel zu ſehen— und man konnte an einen ungeheuren blauſchwarzen Glasfußboden denken, der unterirdiſch durch unzählige kleine Lampen erhellt würde. Pfeifend und ſingend brauſte der Sturm durch die Wantem, tief holte der„Parnahpha“ über und jedesmal, wenn die Wellenberge das Heck in die Höhe warfen und die Schraube ihre Umdrehungen in die Luft haute, ging es wie ein ſtöhnendes Zittern durch den wild gepeitſchten Kahn. Mit dem Schlafen draußen war es vorbei; auch mein Sekretär kam, nachdem ihm zweimal das Kopfkiſſen unter dem Schädel— Mecklen⸗ burger!— weggeweht war, eiligſt in die Kammer. Aber auch hier keine Ruhe. Alles war ſo ſchön aufgeſtapelt geweſen, vorbereitet für die Ankunft; Bücher und Akten, Schreibmaſchine und Zigarren⸗ kiſten, Wäſche und Anzüge führten jetzt begeiſtert, die Tücke des Objekts richtig austoben laſſen zu können, einen Hepenſabbat in unſerer Kabine auf. Doch das war alles nichts gegen die Sorgen, die unſer Kapitän hatte, und zwar von Rechts wegen, weil er vor zwei Jahren ſich an derſelben Stelle aus einem noch ſtärkeren Zyklon nur ſo eben noch mit ſeinem Schiff geborgen hatte. Der Sturm kam mit allet Macht von vorn, und unſer braves Schiff trieb trotz der mit voller Kraft laufenden Maſchinen zurück. Das wäre aber noch zu er⸗ tragen geweſen, wenn man wenigſtens gewußt hätte, wohin. Erſt als die umliegenden Wetterſtationem uns unſeren Standort funk⸗ ten, konnte der Kurs neu abgeſteckt werden, und der Morgen des 13. Nopember fand uns noch, eklig ſtampfend und ſchlingernd, 50 Seemeilen von der Miſſiſſippieinfahrt entfernt. Aber der Höhe⸗ punkt des Zyklons war um 10 Uhr vorüber, und gegen Mittag kam das erſte Feuer des Pankeelandes, oder beſſer geſagt, der dazu gehörige Leuchtturm in Sicht, und bald darauf, ein merkwürdiges Gefühl, warem wir in dem dicken, gelbſchlammigen und träge dahin⸗ fließenden Miſſiſſippi, und man konnte wieder mit aller Gemüts⸗ ruhe Suppe eſſen, eine Tätigkeft, die vor einer halben Stunde noch ein ſehenswürdiges Gleichgewichts⸗Kunſtſtück geweſen wäre. Der Lotſe kam an Bord und übernahm das Kommando. Fluß⸗ aufwärts gings in ſchneller ruhiger Fahrt. In kurzen Abſtänden ertönt die Dampfpfeife unſeres Schiffes, umgehend beantwortet von den uns entgegenkommenden Ueberſeefahrzeugen, die dem Meere zuſtreben und itt ſchneller Folge an uns vorbefrauſchen, ein Vorzeichen für die Lebhaftigkeit des Hafenverkehrs von New Orleans. Der Horizont im Norden bekommt einen gelbrötlichen Schimmer, man ahnt das Lichtermeer der Großſtadt. Aber kaum ſind einzelne Umriſſe, der erleuchtete Turm des erſten richtigen Wolkenkratzers, aufflammende Lichtreklamen durchs Fernglas zu erkennen, als auch ſchon die Ankerkette unſeres Dampfers raſſelt. Wir müſſen die Zoll⸗, Schnaps⸗ und Quarantäneunterſuchung bis morgen früh abwarten und damit auch die vielen neuen Eindrücke, die das nordamerikaniſche Land, ſein Volk und ſein Verkehrsweſen für mich in der Ueberraſchungstüte haben. 5 Rommunale Chronik L. Meckesheim, 30. Jun. Sämtliche Vorlagen wurden in der Wper ußf 17 5 Nae 1. Antauf von Baugelände für 3000., das zu günſtigen Bedin Bauluſtige ausgegeben wird; 2. Erhöhung der Fleiſ ſchau⸗Ge⸗ bühren; 3. Aufhebung des Gemeindezuſchlages auf die deſteuer; 4. Genehmigung des vorläufigen Gemeindeve ranſchlages 1926/27, nach dem zur Deckung des ungedeckten Fehlbetrages eine Pfg. auf 100 Mk. Steuerwert erhoben werden ſoll. tyriſchen Stellen(Duett im Vorſpiel) weiß ſie den hat wie jede ihrer Figuren— Auch Berta Kreuker gab die Stimme weiſt ihre Trä⸗ gen, in den kurzen 0 Ton weich zu ſpinnen, dieſe Zerbinetta — 85 r Ariadne ſcharf umriſſenes Format, gerin immer mehr ins hochdramatiſche Fach hinüber, bekommt auch in der Höhe immer mehr Rundung Hert, Rothaar ſpielt den Bachus etwas zu ſehr nach der Charakteriſierung des Komponiſten im Vorſpiel, ſo lange er nicht forciert— und er hätte es bei ſeinem angeborenen Stimmfonds wirklich nicht nötig— klingt ſeine Stimme gut. Frl. Baumann(Dryade), Frl. Wardeck(Echo), dieſe rhyrhmiſch nicht innner ſicher, jene in der Tongebung immer ſchleppend, halfen den Terzetten zu gutem Zuſommenklang, Sembro, Haller, Seiler, Rein und Ormanns leiſteten ihr Möglichſtes. Richard Callenbach hatte ſich mit der ſzeniſchen Einrichtung viele und er⸗ folgreiche Mühe gegeben und hatte reichlichen Anteil an dem über⸗ aus herzlichen Beifall. N N. 4 Das Arbeiter-Händel-Feſt in Leipzig. In Leigzig fand das erſte große Muſikfeſt der deutſchen Arbeiterſchaft, dos Arbeiter⸗Hän⸗ del⸗Feſt ſtatt. Veranſtalter des Feſtes waren das Arbeiter⸗Bildungs⸗ Inſtitut, der Gau Leipzig des Deutſchen Arbeiter⸗Sängerbundes die Arbeitsgemeinſchaft der Didamſchen Chöre und der Verband Licht⸗ ſcher Chöre. Das Händelfeſt dauerte drei Tage; hervovragende Soliſten, wie das Künſtlerpoar Roſenthal, Anton Maria Topitz, Oskar Laſſner, Hedwig Didam⸗Borchers, Martha Adam u. a. wirkten bei dem Feſte mit. Die feierliche Eröffnung fand am 26 Juni im Feſtſaal des Neuen Rathauſes ſtatt. Prof. Robert Riemann hielt eine Begrüßungsanſprache, in der er die 75 kulturelle Bedeutung des Feſtes würdigte. Am Abend ſand eine ufführung von Händels Oratorium„Samſon“ in der Thomas⸗ kirche unter Leitung von Otto Didam ſtatt. Didam hatte den „Samſon“ neu bearbeitet, indem er die dramatiſchen Geſchehniſſe ſchärfer zuſammenzog und nebenſächliches Beiwerk ausſchied. Die Aufführung, bei der außer den Soliſten die Didamſchen Chöre ſchöne Leiſtungen boten, verllef ſehr weihevoll. Der zweite Tag brachte vormittags eine Aufführung von Händels Dratorium„Herakle 8* in der Alberthalle. Unter Leitung von Barnet Licht ſangen die Lichtſchen Chöre ausgezeichnet. Am Abend verſammelten die Feſtteilnehmer zu einer Kammermuſik im Kaufhausſaal. Einer der beſten Händelkenner Prof. Dr. Arnold Schering aus Halle hielt einen Vortrag über Händel. Zur Aufführung kamen unter Leiturc) von Didam zwei Conerti groſſi und Teile aus der Kantate„Lucrezia Günther Rarnin ſpielte auf dem Cembalo die Suite Nr. 7. Einen glanzvollen Abſchluß fand das Feſt am dritten Tag durch eine ſchöne Aufführung von Händels„Tamerlan“ im Neuen Theater unter Leitung von Guſtav Brecher. Man kann erwarten, daß das ſo ſchön verlaufene Leipziger Arbeiter⸗Händel⸗Feſt auch auf andere Städte anregend wirken wird. st. —— 2 . Seite. Nr. 299 Fteikag, den 2. Juff 19268 Städtiſche Nachrichten Hundertjährige Mannheimer Moſaiken Aus verſchiedenen Vorlagen zuſammengeſetzt von K. J. Grün „Mannheim ſteht hinſichtlich der Reinheit, der regelmäßigen Bauart und inneren Schönheit als die Erſte unter den übrigen Städten Deutſchlands, und verſetzt jeden Fremden in Erſtaunen. Mit dem Gefühl, wie man einen reinlichen Palaſt betritt, ſteht man da, wenn man zu einem der drei(Neckar⸗, Heidelberger⸗ und Rhein⸗) Thore hereinwandert und die innere Schönheit erblickt. Ueberall öffnen ſich rechts und links die ſchnurgraden Straßen, welche alle von beinahe 40 Fuß Breite ſind. Alle Häuſer ſind dicht aneinander⸗ gebaut. Keines dieſer Häuſer iſt bei jedem Stockwerk weiter heraus⸗ gebaut. Was man ſonſt unter dem Namen Gothiſch kennt, ſucht mam hier vergebens. Alles was architekteniſche Schönheiten dar⸗ bietet, trägt das Gepräge des griechiſchen, römiſchen, altfranzöſiſchen Rund niederländiſchen Styls(und fällt den Leuten heute auf die Köpfe). Nirgends trifft man ſogenannte Winkelgäßchen an. Nur wenige Gebäude ſind mehr als drei Stockwerke hoch. Aus allem ſpricht noch jene Pracht, jenes Gefühl für Schönheit und der fein⸗ gebildete Geſchmack der Reſidenz des pfälziſchen Hofes, überall er⸗ blickt man noch die Spuren, daß Mannheim die Weihe der Mutſen erhalten hat.—— Denn da findet man nirgends mehr die Aushängeſchilder der Gaſthäuſer oder Gewerbsleute an eiſernen Armen in die Straße hinausgeſteckt(die oft ſehr hohen kunſtgewerblichen Wert hatten). Der Name muß auf einer Tafel über dem Eingang oder einer ſon⸗ ſtigen ſchicklichen Stelle des Hauſes angebracht werden. Alle neu gebaueten und die ganz veralteten ausgebeſſerten Häuſer müſſen angeſtrichen werden. Gewöhnlich werden ſie mit dem zarten Pfirſich⸗ blüthenroth weißgelb, mattgrün oder lichtblau(alſo Himbeerſauce mit Schlagſahne) angeſtrichen, worüber erſt eine Probe zur Geneh⸗ migung vorgelegt werden muß. Ein Schindel⸗, Stroh⸗ oder Bord⸗ dach findet man nicht mehr. Einſtöckige Häuſer dürfen keine mehr erbaut werden. Alle Trepen vor den Hausthüren, die mehr als zwei Tritte haben, ſind vecbothen. Mehr als zwei Fuß darf eine Treppe nicht auf die Straße vorſpringen, alle übrigen Staffeln müſſen in den Hausgang verlegt werden. Als großen Tragkäſten an den Häuſern zum Ausſtellen der Waaren ſind verſchwunden. Da⸗ ſegen werden aber die geſchmackvollen Vorfenſber, hinter welchen ch die Waaren ſicher befinden, immer allgemeiner. Wer unmſere Sbadt betritt, geſteht, daß er keine ähnliche geſehen habe. Allein all jenes vielbewegte, regſame Leben, jenes fröhliche, heitere Gewühl der Menſchen, die reichgekleideten Dienerſchaften, das Raſſeln der prächtigen Karoſſen, die bunten Uniformen der ſechs hier garniſonie⸗ renden pfälziſchen Regimenter, das zutrauliche, unbeſangene Leben der Bewohner, die Schwärme neugieriger Fremden— alles dies iſt —— verſchwunden(ſeitdem Mannheim badiſch gewor⸗ den war⸗ Die Buntßeit der Uniformen war z. T. auch durch das Bür⸗ germilitär bedingt.„Bereits bei dem Einfall der Franzoſen 1688 war die Mannſchaft förmlich organiſiert und vertheidigte mit der Garniſon hartnäckig die Stadt. Nicht lange nach der Einäſche⸗ rung Mannheims ordneten ſich die Infanterie⸗Compagnien der Bürger wieder. Bei der Jubelfeier des Kurfürſten Karl Theo⸗ dor 1792 übergaben die Väter ihre Bürger⸗Fahnen der jungen Mannſchaft. Die Kleidung der Infanterie beſtand in einem dunkel⸗ blauen, altväteriſch zugeſchnittenen Frackrock, ſchwefelgelber Weſte und Hoſen. Auf dem dreieckigen Hut trugen ſie eine blau und weiße „Damals hatte ſich auch freiwillig das erſte Reiter⸗ corps gebildet. Seine Uniform beſtand ebenfalls in einem dunkel⸗ blauen Rock, ſchwefelgelber Weſte und gleichen Hoſen. Sie trugen goldene Achſelſchnüre, auf den Hüten blau und weiße Federbüſche. Nach dem Regierungswechſel im Juni 1803 beſtand das 1792 ge⸗ bildete Reitercorps noch. Außer den früher organiſierten Infan⸗ terie⸗Compagnien und dem Schützencorps wurden damals noch er⸗ richtet: 1) die bürgerliche Artillerie⸗Compagnie, 2) das Corps der Bürgerföhne, 3) ein Corps leichter Reiterei und ein weiteres Cornss junger Bürgerſöhne, die ſich von den vorigen durch weiße Hoſen unterſchieden. 8 Seit dem Jahr 1819 ſind die verſchiedenen Bürger⸗ keorps folgendermaßen organiſiert: Die Grenadier Com⸗ pagnie trägt dunkelblaue Röcke mit weißen wollenen Epauletts, und lange Ueberhoſen von derſelben Farbe. Im Sommer weiße 1 Die Aufſchläge ſind hellblau. Die ſchöne Bärenmütze iſt mit weißen Fangſchnüren behangen und das Lederwerk an Säbel und Patrontaſche weiß. Die Compaanie hat ihre Tamboure und eime eigene türkiſche Muſik, die ebenſo verziert iſt, aber reichere Röcke hat. Statt der Bärenmütze tragen ſie dreieckige Hüte mit niedrigen, dicken, blau und weißen Federbüſchen. Die Uniform des Regiments⸗Tambours iſt reich mit Silberborten beſetzt und auf dem Hut trägt er einen ſchönen Buſch von Straußfedern. Bei einem ecen iunen glaubt man franzöſiſche Garde zu erblicken. Sie 85 nihren eigenen Hauptmanm und die nöthigen Subaltern⸗ „Die Kavalerle⸗Escadron ſteht unter einem beſonderen Rittmeiſter. Sie tragen auf den Achſeln goldplattierte Schuppen. Die Uniformen ſind elegant und ſchließend. Herrlich nimmt ſich dieſes Corps wenn es im Gallopp mit den leichtwallenden Feder⸗ hüſchen dahinfliegt aus. Man ſieht es eher für einen General⸗ ſtab als Bürgermilitär an. Ihre Trompeter tragen ſcharlachrothe, 1 2 Altdeutſche Tänze Die Wiederbelebung der alten Volkstänze und Reihen hat es mit ſich gebracht, daß die Tanzkunſt und Tanzluſt wieder aus den ſtickigen Ballſalen in Gottes freie Natur hinausgetragen wird. Da⸗ mit lebt der ſchöne Brauch der Altvorderen wieder auf, deren fröh⸗ liches Gliederregen ſich im Einklang mit dem blühenden Leben der Natur vollzog. Wohl hat man im Mittelalter auch in geſchloſſenen Räumen getanzt, aber das tat nur die vornehme Geſellſchaft. Daz Volk drehte ſich auf Plätzen und Straßen, auf dem Dorfanger und auf der Heide ſingend und jubelnd im Kreiſe, und ſo iſt für die Men⸗ ſchen jener Tage das Glück des Sommers eng mit den Freuden des es verknüpft. Wir können uns heute nur noch ein ungefähres Bild von den altdeutſchen Tänzen machen und höchſtens aus dem Rhythmus der dabei geſungenen Strophen auf die Einzelheiten des Tempos und der Gebärde ſchließen. Aber uralt iſt der germaniſche Tanz, und er hat in Leben und Luſt der alten Deutſchen eine große Rolle geſpielt. Tacitus beſchreibt den Schwertertanz der germani⸗ Jünglinge, der aus Sprüngen und kühnen Bewegungen unter chwertern beſtand. Auch das gotiſche Wort für„laiks“ weiſt auf Springen und Hüpfen hin. Schon damals müſſen fremde Einflüſſe die gotiſche Tanzweiſe mitbeſtimmt haben, denn es findet ſich— eine Tanzart ein Wort, das aus dem Slawiſchen entlehnt iſt. Im Althochdeutſchen bedeutet das einzige für den Tanz vorhandene Wort „tumon“ ſoviel wie ſich im Kreiſe bewegen. Es mag ein Herum⸗ gehen in ſchwebender Bewegung geweſen ein, ſo daß ſich das wilde Hüpfen bereits zu anmutigerer Bewegung gemäßigt hat. Das heute Wort iſt aus dem Franzöſiſchen übernommen und zeigt nt den fremden Einfluß an. Wie man in Deutſchland ums Jahr 1000 tanzte, läßt ſich aus einer Beſchreibung in dem lateiniſchen Ge⸗ dicht von Rudlieb erkennen. Jüngling und Mädchen tanzen mit⸗ einander; er bewegt ſich einem Falken gleich im Kreiſe und ſie wie eine verfolgte Schwalbe. Nähern ſie ſich, ſo geſchieht es nur, um raſch aneinander vorbeizufahren; ſie ſchwimmt gleichſam in der Luft, er bewegt ſich raſcher und heftiger und beide begleiten mit Händen und Füßen die Weiſe des Harfenſpiels. Wir haben hier die Form der franzöſiſchen Rundtänze vor uns, wie ſie in der Ritterzeit beliebt waren. Der ruhige Tanz, bei dem nicht geſprungen, ſondern nur gegan⸗ e vor allem in den höfiſchen Kreiſen gepflegt. Man bildete einen Kreis; der Ritter nahm ſeine Dame oder auch zwei bei der Hand, und unter Saitenſpiel und Geſang hielten die Paare mit ſchleifenden leiſen Schritten ihre Umgänge. Oder die Geſellſchaft ſchloß ſich zu einem Rundtanz zuſammen, wobei man mit ſanfter Bewegung in der Runde herumging, dazu ſang und den Inhalt des Liedes durch eine einfahe Handlung äußerlich darſtellte. Solche einfachen Tänze haben ſich wohl noch heute im Volk erhalten, wenn hellblau ausgeſchlagene Röcke mit Goldborten beſetzk. Statt der Hüte tragen ſie Bärenmützen wie die ehemaligen franzöſiſchen Grenadiers zu Pferd. Nicht minder ſchön gekleidet iſt die Schüt⸗ zen⸗Compagnie. Ihre Uniform beſteht aus einem friſch⸗ grünen Frack, engen Hoſen von gleicher Farbe und leichten Stie⸗ feln. Die Aufſchläge ſind hellgrün und auf dem dreieckigen Hute tragen ſie einen niedrigen dicken Buſch von grünen Federn. Dieſe Compagnie iſt mit Büchſen und Hirſchfängern bewaffnet und ihr Lederwerk iſt ſchwarz. Sie beſitzet ihre eigenen Horniſten und ſtehet unter dem Befehl eines Bürgerhauptmanns. Auſſer dieſen Corps beſteht noch eine Infanterie⸗Compagnie uniformierter Bür⸗ gerſoldaten. Dieſe tragen dunkelblaue Röcke mit hellblauen Auf⸗ ſchlägen, weiße Hoſen und einen dreieckigen Hut mit hochrothem Federbuſch. Die Artillerie⸗Compagnie hat dunkelblaue Röcke und Hoſen, die Aufſchläge ſind ſchwarz. Auf dem dreieckigen Hut wird ein roth und ſchwarzer Federbuſch getragen. Das Corps ſteht unter einem Hauptmann und hat—— 2 Kanonen.(Wozu gibt der Chroniſt nicht an.) * 0 0 Dieſe militäriſche Hausmacht konnte ſich Mannheim leiſten, obwohl es nur 1544 Wohnhäuſer, 59 öffentliche Gebäude, 29 Scheu⸗ nen und 3 Mahlmühlen zählte. Daß ſich aber trotzdem ein Zug zum Handelsſtädtiſchen bemerkbar machte, lehrt ein Vergleich mit der Gebäudeaufnahme von 1784. Man zählte z. B. noch 75 Scheunen, nur 1519 bürgerliche Häuſer, 30 gemeinſtädtiſche Ge⸗ bäude, 12 Kirchen und Klöſter, 7 Pfarr⸗ und 18 Schulhäuſer. Vor hundert Jahren hatte Mannheim noch einen Viehbeſtand von rund 500 Pferden, ohne die Pferde des Militärs, 600 Kühe, 10 Ochſen, 10 Farren, 100 Rinder, 400 Schweine, 700—800 Schafe und 20 Ziegen. Dem entſprechend war auch der durchſchnittliche Jahresverbrauch an: Ochſen und Stieren 2000 Stück, Kühen 1000—1200, Rindern 800, Kälbern 8000, Hämmeln 1500, Schwei⸗ nen 6000. An Wein wurden ungefähr 1800, an Bier 5000 und Branntwein 80 Fuder konſumiert. Heizmaterial beſtand in der Hauptſache aus Holz, wovon jährlich etwa 15000 Wagen, an Wellen etwa 100 000 Bündel und an Torf 1000 Mäß verbraucht wurden. Der Brennholgmarkt befand ſich am Neckar, Stroh, Heu, Kohlen uſw. wurden auf dem Strohmarktplatz verkauft. Die Vieh⸗ märkte, von denen der im Mai der bedeutendſte war, wurden auf dem Fruchtmarkt abgehalten. Außerdem„beſitzen wir gegen⸗ wärtig ohngefähr 9 Tabacksfabriken, worin alle Sorten Rauch⸗ unmd Schnupftabacke zubereitet werden, 1 Tapeten⸗ 1 Chaiſe⸗, 1 Spielkarten⸗ und 1 Krappfabrike. Auſſer dieſen Etabliſſements werden noch, aber ſehr unbeſtändig, folgende Artikel fabrikmäßig zu Tage gefördert: Runkelrübenzucker, Kaffeeſurrogate, Chokolade, Eſſig, Bleizucker, Fußteppiche, Sammet, Feuereimer, Leinwand, Brandtwein(beſonders das bekannte„Mannheimer Waſſer“, ein verſüßter Anisbrandtwein, welches Chriſtian Schuhmacher erfand. das jetzt ſehr häufig fabriziert und weit verſamdt wird), Kunſt⸗ ſchreinerarbeiten, welche durch die hieſige Schreinerzunft in einem eigenen Magazin verkauft werden.— Uebrigens ſtehen die Ar⸗ beiten der hieſigen Handwerksleute rund herum in autem Ruf und werden ſtark geſucht.“ Es gab damals u. a. in Mannheim noch „Schwerdtfeger, Glas⸗ und Steinſchneider, Stück⸗ und Glocken⸗ gießer, Zeug⸗, Zirkel⸗ und Bohrſchmiedte uſw.“ 8 * 5 *Sein 25jähriges Dienſtjubiläum feferte geſtern Kaufmann Robert Haas bei der Firma Chemiſche Fabrik Weyl.⸗G., Mann⸗ heim⸗Waldhof. Der Jubilar war nahezu 24 Jahre als Angeſtellter bei der Firma tätig und ſteht ſeit vorigem Jahre in einem Ver⸗ treterverhältnis zu ihr. Direktion und Beamte ehrten den Jubi⸗ lar durch Ueberreichung eines wertvollen Geſchenkes. Herr Haas iſt eine in Stenograpenkreiſen wohlbekannte Perſömlichkeit. Er ſcheut auch ſonſt keine Mühe und Arbeit, ſich im Dienſte der Allge⸗ meinheit nützlich zu erweiſen. Der Geſangvere in Arion brachte ihm, ſeinem Vorſitzenden, aus dieſem Anlaß ein Ständchen. bHDceranſtaltungen Zirkus Buſch Der Wunſch, mit dem der Bericht über die Eröffnungsvorſtellung ſchloß, und der dahin ging, daß die ausgezeichneten Leiſtungen durch einen recht guten Beſuch belohnt werden möchten, ſcheint in Erfüllung zu gehen. Die geſtrige Vorſtellung erfreute ſich eines ſehr guten Zuſpruches. Es darf bei der Vorliebe des Mannheimers für zirzen⸗ ſiſche Kunſt angenommen werden, daß der Beſuch ſich fortgeſetzt ſo ſteigert, daß wir recht bald von ausverkauften Häuſern berichten können. Dem Eigentümer und Direktor J. Buſſcch gebührt ein be⸗ ſonderes Lob für die ein ungewöhnliches Geſchick verratende Zu⸗ ſammenſtellung des Programms. Der Spielplan enthält 38 Num⸗ mern, die geſtern abend nahezu ſämtlich dargeboten wurden. Es iſt deshalb begreiflich, daß die Vorſtellung erſt um ½12 Uhr zu Ende war. Trotz dieſer außergewöhnlichen Länge konnte keine Langeweile aufkommen, weil die Spielfolge ungemein abwechslungsreich und keine Nummer minderwertig iſt. Schon die Einleitung imponiert: Der Aufmarſch des geſamten Künſtlerperſonals und die Begrüßung des Publikums durch Direktor Buſch, wobei auch das prachtvolle Pferdematerial paradiert. Sehr ſympathiſch berührt die geradezu liebevolle Pflege der traditionellen Zirkuskunſt, die Kunſtreiterei, die in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts bis in die Jahre Reitkunſt zu ſehen bekommt. Der Clou war geſtern unſtreitig das Auftreten von Thereſe Renz, der Tochter des berühmten Berliner Zirkusdirektors, mit ihren beiden Vollblut⸗Schulpferden. Es iſt bewundernswert, wie die Dame die beiden prachtvollen Tiere in der Gewalt hat. Aber auch die anderen Reitkünſte und die von Schut⸗ reiter Rudolf Hüttemann vorgeführten Dreſſurnummern, bei denen das 151 6l ſchöne Pferdematerial eine Augenweide bildet, ſind durchweg erſtklaſſig. Dazu kommt die hervorragende Raubtier⸗ dreſſur: Bärs Wunderbären und die keine Steigerung mehr zu⸗ laſſende Vorführung von zwei ungezähmten Löwenpaaren durch Fortunio, der mit Recht der„ſchönſte und unerſchrockenſte Bän⸗ diger“ genannt wird. 8 Von den artiſtiſchen Nummern ſind die meiſten ausgeſprochene Senſationen. Allein ſchon Axel Mirano mit ſeinem fliegenden Torpedo, der Luftakt der Fritz Klein⸗Familie, die 12 Ro⸗ manos mit ihren erſtaunlichen Krafttricks und Kapitän Watt mit ſeinen 20 Krokodilen verlohnen einen Beſuch des Unternehmens, deſſen Darbietungen auch durch die 15 Spaßmacher eine individuelle Note erhalten. Die Aufmachung gibt der Vorſtellung einen vor⸗ nehmen Rahmen. Der techniſche Apparat klappt vorzüglich und an der Kapelle iſt ebenfalls nichts auszuſetzen. So wird ſelbſt der ſtrengſte Kritiker ſchwerlich eine Unzulänglichkeit entdecken. Zu bean⸗ ſtanden haben wir lediglich den viel zu hohen Eintrittspreis(50 Pf.) für die Tierſchau in der Pauſe. Sch. e Thealernachricht. In der Aufführung von„Cavalleria ruſticana“ und„Der Bajazzo“ am kommenden Sonntag treten die ſcheidenden Opernmitglieder Fritz Bartl ing und Carſten Oerner zum letztenmal in größeren Fachpartien auf. Die Partie der„Santuzza“ in„Cavalleria ruſticana“ ſingt Roſe Pauly⸗ Dresden a. G. für die erkrankte Eliſabeth Gritſch. Wiener Operettenſpiele Roſengarten. Heute gelangt„Das Weib im Purpur“ mit den Damen Aghy, Mara, Moſer, den Allon, Grandeit, Heitner und Silpert zur erſten Wieder⸗ holung. Luſtſpielwoche im Mannheimer Apollotheaker. Das vom Publikum mit ſtarkem Beifall und Lachen aufgenommene Luſtſpiel in 3 Akten von Armin Friedmann und Ludwig Nerz„Dr. Stieg⸗ litz“ geht heute und folgende Abende in der Premierenbeſetzung in ene. * Die Jahresfeier der Handels⸗Hochſchule findet Freitag, den 9. Juli im großen Saabe des Friedrichsparkes ſtatt. Das Pro⸗ gramm enthält neben dem Bericht des Rektors über das verfloſſene Studienjahr eine Feſtvorleſung des ordentlichen Profeſſors der Volkswirtſchaftslehre, Dr. S. P. Altmann, über„Gegen⸗ wartsaufgabendes wirtſchaftswiſſenſchaftlichen Hochſchul⸗Unterr ichts“. Die Feier wird umrahmt von muſikaliſchen Darbietungen, für die ſich wieder das Orcheſter der Stantitz⸗Gemeinde unter Kapellmeiſter Sinzheimers treff⸗ licher Leitung zur Verfügung ſtellte. Zu der Jahresfeier werden die benachbarten Hochſchulen, Vertreter der Behörden und Ver⸗ bände, ſowie die Studierenden und Hörer der Hochſchule eingeladen. Die Vorleſungen fallen am Tage der Jahresfeier aus. * Die Elektriſierung der badiſchen Bahn. Da dieſes Problem zur Zeit im Vordergrund des Intereſſes ſteht, werden alle In⸗ tereſſenten es begrüßen, daß der Verkehrs⸗Verein E. V. einen Vortrag über das Thema„Die Vollbahn⸗Elektriſie⸗ rung und ihr gegenwärtiger Stand, beſonders in Deutſchland“ angeſetzt hat, wobei ein von der Reichsbahn her⸗ geſtellter Film vorgeführt wird. Dipl. Ing. Oertel von der Firma Brown, Boveri u. Cie,.⸗G. Mannheim⸗Käfertal, hat den erläu⸗ ternden Vortrag hierzu übernommen, der, wie aus der Anzeige in dieſer Nummer erſichtlich, am Montag abend in der Aula der Handels⸗Hochſchule, A 4, 1 ſtattfindet. Dreisitzer 230 Mark monatliche Abzahlung inner- halb Jahresfrist Anzahlung 1000 Mark inkl. Versicherung gegen Feuer, Diebstahl, Haft- pflicht und Zusammenstòösse Lieferung durch die 800 deutschen Opel- Vertreter, sowie durch die Kredit-Abt. Adam Opel Russelsheim-N vor dem Kriege in hoher Blüte ſtand. Das Unternehmen darf ſtolz auf die vollendeten Leiſtungen ſein, die man auf dem Gebiete der Männer und Frauen eine einzige lange Reihe bilden und ſich auf⸗ einander zu⸗, dann wieder voneinander Dieſe„getre⸗ tenen“ Tänze wurden von den Bauern des Mittelalters übernom⸗ men, wie z. B. die ſog.„Stadelweiſe“, die einen ſanften und gefühl⸗ vollen Charakter gehabt zu haben ſcheint, dann andere Tänze, wie der Ridewanz, der Fulafranz, der Trypotey u. a. Kamen doch da⸗ mals lauter neue modiſche Tänze auf, und beſonders der Dichter⸗ kreis auf der Wartburg war berühmt wegen der Einführung neuer Tanzweiſen. Das Volk aber bevorzugte vor dieſen ſanften Echrelt, formen die geſprungenen Tänze, die den Namen Reihen führten. Dieſe Reihen mit ihren kunſtreichen weiten und hohen Sprüngen, ihren wilden und auffahrenden Bewegungen und ihren tollen Kapri⸗ olen eigneten ſich nur für Straßen und Anger, wo auch die Jubel⸗ ſchreie weithin verhallen konnten. Bei dieſen Springtänzen hüpften mehrere Vortänzer voran; dann folgten die Paare, die Frauen rechts, von den Männern bei der Hand oder am Aermel gehalten. Sehr gemäßigt ging es dabei nicht zu; die Tänzer werden mit Bären und Böcken verglichen. und die Geiſtlichen warnen beſonders die Frauen davor, nicht zu hoch ſpringen. Einer dieſer Springtänze, den wir aus einem Gedicht des 13. Jahrhunderts kennen, war der„krumme Reihen“; er wurde geſprun⸗ gen und gehinkt.„Da ſchrien ſie all zugleich,“ heißt es in dem Tanz⸗ lied,„nach einem Spielmann:„Mach uns den krummen Reihen, den man hinken ſoll. Das gefällt uns allen wohl.“ Der Spielmann ſtimmt die Pauken, und es geht los.„Oh du frecher Spielmann, mach uns den Reihen lang!“ jubeln ſie.„Ju heia wie er ſprang! Herz,. Milz, Lung und Leber ſich rundum in ihm ſchwang.“ Aus der Form der„Leiche“, die die Springtänze begleiteten, können wir auf jſhren unreglmäßigen Rhythmus ſchließen; es ſpiegelt ſich in den Verſen das Hüpfen und Springen, das bald weite, bald kurze Umher⸗ ſchleifen und Wenden, das plötzliche Anhalten und das raſche Auf⸗ fahren. Da gab es viele ſolche Hopstänze mit wunderlichen Namen: den Hoppoldei, den Heierleis, bei dem die Rufe„heiahei“ und„hei“ ertönten. den Firlefei uſw. Die Tanzmuſik beſtand entweder in Spiel⸗ leuten, die auf Geigen, Pfeifen, Flöten und Trommeln muſizierten, oder die Tänzer begleiteten ſich ſelbſt durch Geſang. Im Inhalt der Danzlieder herrſcht die Liebe vor, das Lob des Lenzes und des Som⸗ mers; aber es finden ſich auch geſchichtliche Tanzlieder, in denen die Helden der alten Zeit auftreten; es finden ſich Spottlieder und Klage⸗ lieder. Zum Tanz putzten ſich die Frauen natürlich aufs beſte. Im⸗ mer wieder ſchildern die Dichter den Streit der tanzluſtigen Tochter mit der böſen Mutter, die den Kleiderkaſten nicht öffnen will, um ſie von der Freude abzuhalten. Ohne das Kränzlein auf dem Haar, ohne das Kleid mit modſſcher Schleppe konnte man nicht zum Tanz gehen. Die Frauen trugen vielfach einen Spiegel in der Hand oder um den Hals, die Männer Schwerter, die gar manchmal dem Tanz ein blutiges Ende brachten. Runſt und Wiſeenſchaſt Die ſilberne beibnitz⸗Medaille der preußiſchen Akademie der Wiſſenſchaften erhielten u..: Dr. Walter Lenel, Heidelberg, für ſeine Forſchungen auf dem Gebiete der Geſchichte Venedigs und der 85 5 Florenz, der e Hugo Ihſcher und der Fabrikant r. Hugo Seemann, Freiburg 1 Der Sammler der Leipziger Völkerſchlacht. Wie das„Buch⸗ händler⸗Börſenbl.“ meldet, ſtarb in Leipzig der Antiquar Hermann Buhrig im 75. Lebensjahr. Buhrig war jahrzehntelang Inhaber eines weitbekannten„Hiſtoriſchen Antiquariats“ in Hohmanns Hof zu Leipzig. Bis 1913 gehörte ihm auch das Hiſtoriſche Muſe um der Befreiungskriege in dem alten Grundſtück am Johannisplatz gegenüber dem heutigen„Sachſenhof“, deſſen Beſtände in den Beſitz des Hauſes Karl W. Hierſemann 15 e und anläßlich der Ein⸗ weihung des Völkerſchlachtdenkmals zur Verſteigerung kamen. Buh⸗ rig war ein 0 Sammler von Büchern und Bildern über die Leipziger Völkerſchlacht und aller Militaria der Napo⸗ leoniſchen Zeit. st. Forſchungsreiſe Prof. Albrecht Pencks. Die Unterſuchungen Prof, Albrecht Pencks, des berühmten Berliner Geographen, über die Möglichkeiten, die wachſende atlich Menſchen auf der Erde zu ernähren, haben über die wiſſenſchaftlichen Kreiſe hinaus Aufſehen erregt. Beſonders gilt dies von dem Vortrag, den der Gelehrte im letzten Winter in der Preußiſchen Akademie der Wiſſenſchaften ge⸗ halten hat; als das wichtigſte Problem erklärte er darin die Be⸗ und arbeitsfähigen Bevölkerung. Dieſe Fragen weiter zu klären, wird Profeſſor Penck demnächſt eine Forſchungsreiſe nach Süd⸗ amerika antreten, wo ein allmähliches Hineinwachſen der weißen in tropiſche Gebiete zu beobachten iſt. Einen Zuſchuß zu den Vorbereitungen dieſer Reiſe hat die Preußiſche Akademie ſchon vor einiger Zeit bewilligt. 5 4 Der Affenmenſch. Prof. Raymond Dart in Taungs im Bet⸗ chuanaland einen Schädel gefunden, der nach einem Bericht von Elliot Smith, Anatomieprofeſſos an der Univerſität London, tatſäch⸗ lich das fehlende Glied eines beſtimmt zwiſchen Affen und Menſch liegenden Typus darſtellt. Der Schädel gehört nach der„Umſchau“ einem Geſchöpf an, das ungefähr in der Mitte zwiſchen dem Pithe⸗ canthropos und den menſchenähnlichen foſſilen Affen liegt. Darts Fund ſtammt aus dem ſpäten Miozän oder frühen Pliozän. Er überbrückt eine Kluft von Millionen Jahren. Nach den bisherigen Angaben kann angenommen werden, daß der Fund Darts eine weniger ſtarke Entwicklung des Kiefers in der ig der Sprech⸗ funktion aufweiſt als der Javaſchädel, der ſich duch dieſe Entwick⸗ — lung am charakteriſtiſchſten von den Affenſchädeln unterſcheidet. st. ſiedelung der tropiſchen Länder mit einer ausdauernden 3 4 Freitag, den 2. Juli 1926 . Seite. Nr. 299 neue Mannheimer Zenung(mittag-Ausgabe Neue Mannheimer ZJeitung« Handelsblatt Das Veichsgericht über die Grunéſätze der Aujwertung Aufwerkungsanſpruch bei jedem unbilligen Mißverhälknis zwiſchen Sach. und Geldleiſtung Der 1. Zivilſenat des Reichsgerichtes hat in einem Urteil vom 16. Januar 1926 einen klaren Ueberblick über die Aufwertungs⸗ grundſätze des höchſten Gerichtshofes gegeben. Im vorliegenden Falle handelte es ſich um die Frage, ob ein Käufer, der im Mai⸗ Juni 1919 gekauft hatte und Mitte Januar 1920 wegen Nicht⸗ erfüllung vom Vertrage zurückgetreten war, infolge des Wert⸗ unterſchiedes der Papiermark zu den beiden Zeitpunkten Schaden⸗ erſatz beanſpruchen könne. Das Landgericht hatte unter Billigung durch das Berufungsgericht die Klage abgewieſen mit folgender Begründung: Für die Beurteilung, ob ein Schaden entſtanden ſei, ſei die Umrechnung in ein wertbeſtändiges Zahlungsmittel erforder⸗ lich. Lege man aber den Dollarkurs zugrunde, ſo ergebe ſich für den Januar 1920 ein billigerer Preis als für den Juni 1919, alſo für den Käufer kein Schaden aus der Nichterfüllung. Das Reichs⸗ gericht hob auf und wies die Sache an das Berufungsgericht zurück. Es komme darauf an, ob rechtlich die Papiermark zu beiden Zeitpunkten als gleichartiger Wertmeſſer zu behandeln ſei. Sei dies zwar 1920 wohl von niemandem bezweifelt worden, ſo habe man damals doch allgemein geglaubt, ſich in einer fortſchreitenden Teue⸗ rung zu befinden, während man heute wiſſe, daß der höhere Warenpreis im weſentlichen nur der Ausdruck zunehmender Geld⸗ verſchlechterung war. In Urteilen aus jüngerer Zeit ſei geprüft worden, ob nach der jetzigen Erkenntnis vom Weſen der Aufwer⸗ tung der Verkäufer 1921/22 hätte liefern müſſen, ohne Aufwertung beanſpruchen zu dürfen. Es könne gar nicht zweifelhaft ſein, daß der Richter heute nach ſeiner heutigen geläuterten Auffaſſung ent⸗ ſcheiden müſſe. Nur wo es ſich um Verſchulden handele, liege die Sache anders und ebenſo für den Beginn der Verjährung, die ſo lange nicht beginnen könne, als die Durchführung einer Aufwer⸗ tungsklage habe als ausſichtslos erſcheinen müſſen. Für die Frage der Aufwertungsfähigkeit habe man verſchie⸗ dene Grenzlinien aufgeſtellt. Die eine Auffaſſung, daß von Kriegs⸗ beginn an die Papiermark nur noch eine Meßmark geweſen ſei, ſei vom Reichsgericht niemals geteilt worden. Es habe vielmehr daran feſtgehalten, daß keineswegs jegliche Geldentwertung die Auf⸗ wertung begründe. Der entgegengeſetzte Standpunkt ſei der, daß Aufwertung erſt dann zuläſſig ſei, wenn der Geldgläubiger ſonſt einen wirtſchaftlich ernſt zu nehmenden Gegenwert überhaupt nicht mehr erhalten würde. Hiervon ſei das Reichsgericht jetzt ab⸗ gegangen, indem es einen Aufwerkungsanſpruch allgemein ſchon dann anerkenne, wenn ſich das Verhältnis zwiſchen Sach⸗ und Geldleiſtung, wie bei Vertragsſchluß, infolge der Geldentwerkung in ein undilliges Mißverhältnis verkehrt hak. Die Entſcheidung des Falles hänge daher davon ab, ob ein ſolches Mißverhältnis vorliege. Dafür reiche aber eine Vergleichung auf Goldmarkgrund⸗ lange nicht aus. Die Goldmark oder der Dollar ſeien damals, in der Frühzeit der Geldentwertung in keiner Weiſe geeignet geweſen, den inländiſchen Wert der Papiermark auszudrücken, der, wie all⸗ gemein anerkannt ſei, bedeutend höher geweſen ſei. Ebenſo zweifel⸗ los ſei es aber auch, daß die Schwankungen des Dollarkurſes gerade in jener Zeit weſentlich durch außenpolitiſche Gründe beſtimmt waren, die auf den Inlandswert der Papiermark im allgemeinen keinen tiefergehenden oder doch jedenfalls einen ſo ſtarken Einfluß ausübten, wie es den Schwankungen des Dollarkurſes entſprach. Man müſſe daher das Verhältnis der Papiermark zueinander zu den beiden Zeitpunkten in anderer Weiſe zu beſtimmen ſuchen. Auf ſolcher Grundlage wäre dann weiter zu prüfen, ob und in welchem Maße eine Aufwertung berechtigk geweſen wäre und ob bejahendenfalls, ein Papiermarkſchaden dann übrigbliebe, der wiederum ſeinerſeits aufgewertet werden könnte.-ho⸗ -: Hamburger⸗Mannheimer Verſicherungs⸗Acß. Die GV. ge⸗ nehmigte den Abſchluß und beſchloß aus einem Reingewinn von 608 031„ die Verteilung einer Dividende von 4 v. H. auf die StA. und 5 v. H. auf die VA., während der Gewinnrücklage der Ver⸗ ſicherten 381031/ zugewieſen werden. *Bavarid Verſicherungs⸗A5., Nürnberg. Die Geſamt⸗Prämien⸗ Einnahme iſt gegenüber dem Vorjahr etwas zurückgegangen, doch konnte die Prämien⸗Einnahme aus dem direkten Geſchäft auf gleicher Höhe erhalten bleiben. Aus dem Reingewinn von 5373 (7814) ½ werden 5(7) v. H. Dividende verteilt. 1- Liquiditätsbeſſerung der Carl Mez u. Zöhne AG. in Frei⸗ burg in Baden. Die o. GWV., in der von 6 Mill. Kapital 5,39 Mill./ hauptſächlich durch den AR.⸗Vorſitzenden vertreten waren, genehmigte den bekannten gewinnanteilloſen Abſchluß(i. V. 6 v..). Bekanntlich iſt das AK. durch Begebung von 2 Mill. Aktien an eine engliſche Gruppe auf 6 Mill. erhöht worden. Die herein⸗ fließenden Mittel ſind zu Erweiterungsbauten und Betriebsverbeſſe⸗ rungen verwendet worden. Die im Abſchluß mit 4,37 Mill. ausgewieſenen Gläubiger ſeien im laufenden Jahre erheblich ver⸗ ringert worden. Die Verwaltung erklärte, daß ſie hoffe, im kom⸗ menden Jahre wieder das altgewohnte günſtige Ergebnis vorlegen zu können. :0: Koſtheimer Celluloſe und Papierfabrik A. in Mainz⸗ Koſtheim. Die GV. der zum Hartmann⸗Konzern gehörigen Geſell⸗ ſchaft genehmigte den Verluſtabſchluß für das GJ. 1925. Neu in den AR. gewählt wurden Fritz Hartmann und Kurt von Frankenberg und Ludwigsdorf. Der Verluſt für 1925 beziffert ſich auf 156 461/, der Verluſtvortrag aus dem Vorjahre auf 128 705l, ſo daß ſich ein Geſamtverluſt von 285 167/ ergibt. Hand⸗ lungsunkoſten erforderten 93 008, Abſchreibungen zuſammen 63 453 J. Aus der Bilanz(in Mill.): Beſtände 0,468 0,400), Außenſtände 0,182(0,244) und Kreditoren 1,201(0,132). :: Inag Induſtrie-Anternehmungen Ach. Die GV. genehmigte den dividendenloſen Abſchluß. Außerdem wurde die Amwandlung der bisherigen Zweigniederlaſſung Berlin in eine Hauptniederlaſſung beſchloſſen. Nach dem Bericht führte der Zu⸗ ſammenſchluß zwiſchen den Firmen Siemens u. Halske AcG. und Reiniger, Gebbert u. Schall AG. zu einer grundlegenden Neu⸗ organiſation des Konzerns durch die im Herbſt 1925 unter dem Namen„Siemens Reiniger veifa Geſellſchaft für mediziniſche Technik“ in Berlin gegründete.⸗G. Während des Geſchäftsjahres 1925 hat die Geſellſchaft einige Inlandbeteiligungen, deren Tätig⸗ keitsgebiet denjenigen der übrigen Konzernfirmen ferner lag, zu angemeſſenen Bedingungen abgeſtoßen. Dies war auch zur Be⸗ ſchaffung flüſſiger Mittel notwendig. Dagegen gingen die ſämt⸗ lichen Aktien der Dentema Co. Ltd. in London in den Beſitz der Inag über. Ueber die Lage der Geſellſchaft teilte der Vi⸗ſitzende mit, daß beabſichtigt ſei, die größtenteils unrentablen ausländi⸗ ſchen Tochtergeſellſchaften, die ſich ausſchließlich oder vorwiegend auf elektromediziniſchem Gebiet betätigen, abzutrennen. Bilanz (in Mill.):.223(.234) Immobilien. 3 439(2,096) Beteili⸗ gungen, 5,096(5,603) Debitoren..744(2 95%) Kreditoren, 0116 „(0,012) Hypothekenſchulden und 0,013(0) Akzepte bei 3,944 AK. und 1 Mill. Reſerven. o- Baſalt N. 3. in Linz a. Rh. In der GV. war ein AK. von 10.319 080% mit 515954 Stimmen vertreten. Bei Vorlage des Geſchäftsberichts führte der Vorſitzende aus, daß das Ergebnis des Jahres in Anbetracht der wirtſchaftlichen Verhältniſſe nicht un⸗ befriedigend zu nennen ſei. Es habe wohl eine Enttäuſchung in den Kreiſen der Aktionäre Platz gegriffen, als bekannt geworden ſei, daß entgegen der Annahme der Verwaltung im Januax d.., eine Dividende von 8 v. H. in Vorſchlag zu bringen, nur 6 v. H. gewährt werden konnten. Das liege aber in den Verhältniſſen, bdeſonders in dem Preisrückgang und in den Schwierigkeiten in der Steininduſtrie. 51, Weiterbau der Mainſtrecke der Rhein Main⸗Donau⸗Ash. Die vom Reichsverkehrsminiſter Dr. Krohne geleitete o. GV. ge⸗ nehmigte die beſprochene Bilanz für 1925 einſtimmig. Die aus⸗ ſcheidenden AR.⸗Mitglieder wurden wieder und neu hinzugewählt: Bankdirektor Dr. Weldenhammer der Bayer. Filiale der Deutſchen Vank, Prof. Dr. Peterſen der Ac in Berlin und Oberregierungsrat Neufeld des Reichsfinanz⸗Miniſteriums in Berlin. Der Vorſitzende teilte zum Schluß mit, daß nunmehr der Weiterbau des Rhein⸗Main⸗Donau⸗Kanals auf dem Main die allergrößte Ausſicht habe, durchgeführt zu werden. Man hege die Hoffnung, daß hinſichtlich der Koſten Möglichkeiten geſchaffen werden, die auch den Weiterbau vertretbar erſcheinen laſſen. 1. Bayeriſcher Lloyd Schiffahrks⸗A5., Regensburg. Die GV. beſchloß, den Verluſt von 479 591 J aus der 9. Rücklage zu decken. Den Vorſchriften der ungariſchen Goldbilanzvorſchriften rung einer Holdinggeſellſchaft oder dem Kreditinſtitut für Unternehmungen zugewieſen werden dürfte; das Bar⸗ und Giro⸗ entſprechend wird die ungariſche Niederlaſſung der Geſellſchaft Oeſſerreichiſche Jentralbank deutſcher Sparkaſſen Deutſche Girozentrale Zwiſchen der Zentralbank deutſcher Sparkaſſen in Wien und der Deutſchen Girozentrale in Berlin ſind Verhandlungen wegen eines Zufammenſchluſſes im Gange. Die Zentralbank hat in den letzten Jahren die Niederbſterreichiſche Handels⸗ und Ge⸗ werbebank, die Niederöſterreichiſche Bauerndank und ſchließlich die Graz⸗Steirer Bank übrnommen, durchweg Banken, die ebenſo wie die Zentralbank deutſcher Sparkaſſen ſelbſt der Großdeutſchen bzw. der Chriſtlich⸗Sozialen Regierung hat ſich entſchloſſen, die Sanierung der Zentral⸗ bank deutſcher Sparkaſſen in die Hand zu nehmen und für die Sicherheit der Einlagen offiziell zu garantieren. Die Verhandlungen der Zentralbank mit der Berliner Girozentrale nehmen unter Füh⸗ rung der öſterreichiſchen Regierung ihren Fortgang. Sie bezwecken nicht eine Krediterteilung an die Zentralbank der Deutſchen Spar⸗ kaſſen, ſondern es ſteht im weſentlichen eine Uebernahme von Aktien der Zentralbank urch die Deutſche Girozentrale in Frage. Damit im Zuſammenhang natürlich ein enges Zuſammengehen. Wie weiter gemeldet wird, dauerte der Anſturm auf die Kaſſe der Zentralbank Deutſcher Sparkaſſen im Laufe des Donnerstag an. Man rechnet jedoch damit, daß die Abholungen längſtens in—3 Tagen aufhören. Eine vollſtändige Teilung des Geſchäfts ſei geplant derart, daß das mobile Geſchäft liquidiert wird, wobei die bſſeutliche öffentliche geſchäft bleibt weiter beſthen. Das gegenwärtig zu etwa 52 v. H. im Privatbeſitz befindliche AK. ſoll in die Hände der Oeſterreichiſchen Poſtſparkaſſe der öſterreichiſchen Regierung und der Deutſchen Giro⸗ zentrale in Berlin übergehen. 93 mit einem Kapital von 60 000 Pengö(etwa 45 000 4) ausgeſtattet. Der Verluſt ſei infolge von Abſchreibungen auf Schiffe in Höhe von 0,5 Mill. entſtanden. Die Schiffe würden einen Nennwert von 16 Mill/ haben, ſtehen aber mit 10 Mill.„ zu Buch. In den erſten Monaten des neuen Schiffahrtsjahres ſei, wie ſchon im Bericht ausgeführt war, eine anſehnliche Steigerung des Tal⸗ verkehrs von bayeriſchen Stationen aus zu beobachten. :: Halbjahresdividende der Bank von Frankreich. Das Inſtitut wird für das erſte Halbjahr 1926 eine Dividende von 155 Fr.(in der entſprechenden Zeit der drei Vorjahre je 145 Fr.) verteilen. -o- Vereinigte Stahlwerke Ach., Abkeilung Thyſſen. Die Walzen⸗ ſtraßen der Abteilung Auguſt Thyſſen in Hamborn erfreuen ſich gegenwärtig beſſeren Auftragsbeſtandes, beſonders in Halbzeug, Bergbaumaterial, Stab⸗ und Formeiſen. Man will in der laufenden Epoche erſtmals ohne Feierſchichten auskommen. Die Beſſerung iſt nur zu einem Teil auf eine Beſſerung des Eiſenmarktes in den letzten Tagen, im übrigen aber auf Rationaliſierungsvorgänge innerhalb des Truſtes, auf die Stillegungen in Hörde und bei den anderen Abteilungen zurückzuführen, durch welche den bevorzugten Abteilungen größere Beſchäftigung erwächſt. 21: Generalverſammlungen im Oberkoks⸗Konzern. In der GV. der Chemiſchen Fabrik AG.,, vorm. E. Schering, fand der dividen⸗ denloſe Jahresabſchluß für 1925 einſtimmig Annahme. Die Ver⸗ waltung verwies auf den ſtark angeſpannten Status der Geſell⸗ ſchaft. Allerdings handelte es ſich bei der Geſellſchaft faſt aus⸗ ſchließlich um langfriſtige Darlehen, welche das Unternehmen im Augenblick nicht weſentlich belaſten. Trotzdem habe man es für richtig gefunden, das Anerbieten der Oberkokswerke, eine Kapital⸗ erhöhung durchzuführen, anzunehmen. Es wurde demzufolze be⸗ ſchloſſen, das AK. von 11,55 auf 16,8 Mill. durch Ausgabe von 52 50 Stück Inhaberaktien zu 1000% zu erhöhen. Dieſe 5,25 Mill. N werden bomm Rönſrtiünn, unter Führung der Kokswerke und Chemiſchen Fabriken AG., zu Pari unter Ausſchluß des Be⸗ zugsrechts für die Aktionäre aufgelegt.— Anſchließend fand die GV. der Kokswerke und Chemiſche Fabriken AG. in Berlin ſtatt, in der gleichfalls der dividendenloſe Jahresabſchluß genehmigt wurde. Der Aktionär Juſtizrat Dr. Rothe ſtellte die Anfrage, ob die Möglichkeit bei den Kokswerken beſtünde, daß Differenzen bei der Gewinnverteilung zwiſchen Schering und Kokswerke entſtehen könnten, wie ſie jetzt im Augenblick bei dem Oſtwerke⸗Konzern auf⸗ getreten ſind. Generaldirektor Berckemeyer entgegnete hierauf, daß die Verwaltung allein 96 v. H. des AK. kontrolliere und nach der Suahrend unseres grobzügigen Umbaues u. Erweiterungsbaues dabei schön Dillig wie noch nie; oe u hebe. Herren-Anzug Nadelstreifen und Che viots Herren-Anzug moderne Gabardme Sport-Anzug mit 2 Hosen und Weste Gabardine nnd Cord 83.—.—, Sport-Anzug mit 2 Hosen und Weste flotte Homespunes Sport-Anzug zum Strapazieren (Rock und Breeches) 59.—, 44.— 29— 59.— dg, 99. 69. 44.50J20. Herren · Anzug Herren- Anzug beste Gabardine, gute dunkelblaue 113 Covercoats und Qualitäten Whipcord .— u5⸗80. 68 70. Manchester-Anzug 32 4 wpit Reechesnoge 1 mit langer Hose. Manchester-Anzug Sportstrümpfe Sportgürtel.95 8121211 Partei politiſch naheſtehen. Die öſterreichiſche — fl. Seite. Nr. 2 3 8 Kapitalerhöhung bei Schering dieſe Quote noch weiter ſteigen werde, ſo daß eine Differenz in der Auffaſſung der Dividenden⸗ verteilung nicht eintreten werde. Ueber die Ausſichten des neuen Jahres wurde mitgeteilt, daß bei den ſchwerinduſtriellen Betrieben der Geſellſchaft eine Beſſerung noch nicht ſpürbar ſei, während bei den chemiſchen Beteiligungen der Abſatz ſich erheblich gehoben habe. Nom. 6 Mill. Verwertungsſcheine werden eingezogen, da ſie nicht erforderlich ſind. zo: Chemiſche Jabrik Goldenberg, Geromont u. Co. in Winkel (Rheingau). Die Geſellſchaft hat jezt mit Herrn Dr. Neuberg, dem früheren Vorſtand und AR.⸗Vorſitzenden, in der Angelegenheit der Wiedergutmachung früherer Vorgänge einen für die Aktionäre der Goldenberg AG. günſtigeren Vertrag erreicht. Der GV. am 29. Juli wird vorgeſchlagen, daß die geſamten Aktien der holländiſchen HoldingFirma Anicheco in Amſterdam, deren Aktien⸗ mehrheit ſich in Händen von Dr. Neuberg und ſeiner Freunde be⸗ findet, von dieſer einem Treuhänder übergeben wird. Dieſer Treu⸗ händer übernimmt die Verpflichtung, aus den Ergebniſſen der Unicheco⸗Geſellſchaft lüängſtens in 10 Jahren einen Betrag auszu⸗· 2 775 der einer 100 proz. Auszahlung pro Goldenberg⸗Aktie enk⸗ pricht und in Jahresraten geleiſtet werden ſoll. Von dem Bezug dieſer 10 proz. Zuſatzdividende ſind ausgeſchloſſen die 1500 Stück Goldenbergaktien, die im Beſitz der Unicheco ſind. Für dieſe Ver⸗ pflichtung der Zahlung von 10 v. H. Zuſatzdividende übernimmt Herr Dr. Neuberg ſelbſtſchuldneriſche Bürgſchaft und übernimmt ebenſo die von der Goldenberg AG. zugunſten der Unicheco ge⸗ berg ſtellt ſeine Verpflichtungen ſicher durch Beſtellung von Hypo⸗ theken auf ſeinen Beſitz, durch Hinterlegung ſeiner eigenen Golden⸗ berg⸗Aktien(etwa 30 v. H. des AK.) und ferner dadurch, daß Dr. Neuberg für die geſamten Unicheco⸗Aktien ebenfalls zur Hinter⸗ legung veranlaſſen wird. Gegenüber dem urſprünglichen Vorſchlage ſind alſo jetzt die Intereſſen der Goldenberg⸗Aktionäre in höherem Grade gewahrt, vor allem auch dadurch, daß die Intereſſen von Dr: Neuͤberg und ſeiner Freunde an der Unicheco ausdrücklich auf die von ihnen tatſächlich bewirkten Kapitaleinzahlungen bei der Unicheto im Betrage von 400 000 Gulden beſchränkt werden. Die Goldenberg⸗AG. beantragt übrigens, wie angekündigt, für das Jahr 1925 eine Dividende von 4 v. H. einſchl. der Zuſatz⸗ dividende von 10 v. H. an die Aktionäre der Goldenberg⸗AG, alſo 14 v.. 9 Oskar Skaller Acd., Berlin. In der GV. erklärte die Ver⸗ waltung auf Fragen einer kleinen Oppoſition, daß die mit der Hadeka abgeſchloſſenen Geſchäfte etwa 30 v. H. des Geſamtumſatzes ausmachen; über die Höhe des von der Hadeka erworbenen Aktien⸗ paketes der Oskar Skaller ſei ſie nicht in der Lage, Auskunft zu geben. Es wurde beſchloſſen, den ausgewieſenen Verluſt von 992 117/ durch Heranziehung von Reſervefonds und Delkredere⸗ kontd mit insgeſamt 243 000 und durch Zuſammenlegung des 1 250 000 betragenden AK. im Verhältnis von:1 zu tilgen. Die GB. beſchloß, das AK. um 750 000 zu erhöhen. Die neuen Aktien werden von einem Konſortium übernommen. Die Entlaſtung des früheren Vorſtandes Dr. Königsberger wurde ausgeſetzt, leiſteten Avale im Betrage von einigen 100 000„. Herr Dr. Neu⸗ Beue Manuheimer elkung(Whftag-Ausgabe) da man ihn, wie der AR.⸗Vorſitzende erklärte, für den Haupt⸗ verantwortlichen des Geſchäftsergebniſſes für 1925 hält und infolge⸗ deſſen noch einige Differenzen eventuell gerichtlich zwiſchen ihm und der Geſellſchaft zu klären ſeien. Zur Lage wurde mitgeteilt, daß die erſten fünf Monate trotz ſchärfſter Abſchreibungen noch einen kleinen Gewinn gebracht hätten, wie aus einer von der Ver⸗ waltung gemachten Zwiſchenbilanz hervorgehe. ): Metzer Portland Cementwerk, Hagendingen(Lol)ringen). Der in der 9. GV. am 24 Juni vorgelegte Verwaltungsbericht betont, daß das GJ. 1925 gänzlich der Vollendung der Konſtruk⸗ tionsarbeiten für die neue nunmehr völlig automatiſche Fabrikation gewidmet war; die verſchiedenen Abteilungen wurden fortſchreitend in Betrieb geſetzt und der Verkauf von künſtlichem Portlandzement mit hoher Widerſtandsfähigkeit ſoll Mitte des Jäahres beginnen. Die trotzdem fortgeſetzte Produktion nach der alten Methode erzielte 23 430 To. gegen 24520 To. i. V. Der verfügbare Rein⸗ gewinn von 370 295 Fr. wurde faſt gänzlich für Abſchreibungen verwendet. In der Bilanz per 31. Dez. 1925 erſcheinen die ge⸗ ſamten Immobilien mit 3 452 650 Fr., die perwert⸗ und verfüg⸗ baren Mittel mit 2 095 717 Fr., darunter über 1 Million Bank⸗ guthaben, im Paſſivum werden die diverſen Kreditoren mit 963 608 Franken ausgewieſen. * Inkereſſengemeinſchaft Alexanderwerke⸗Houbenwerke. Zwiſchen der Alexanderwerke A. von der Rahmer Ac̃. in Remſcheid und der Houbenwerke Acz. iſt eine Fabrikations⸗ und Verkaufsgemeinſchaft zum Bau und Vertrieb von Geſchirrſpülmaſchinen abgeſchloſſen worden. Durch die von beiden Seiten eingebrachten ſachlichen Kenntniſſe, Konſtruktionen und Schutzrechte werden die Vorzüge der beiden bisherigen Syſteme vereinigt und eine weitere Rationaliſie⸗ rung der Betriebe und der Verkaufsorganiſationen ermöglicht. 5o- Anziehender Großhandelsindex. Der auf den Stichtag des 30. Juni berechnete Großhandelsindex des Statiſtiſchen Reichsamtes iſt gegenüber dem des 23. Juni um 1,3 v. H. auf 126,9 geſtiegen. Die Geſamtindexziffer ſtellte ſich für den Durchſchnitt des Juni auf 124,6. : Einlöſung der mexikaniſchen Kupons.— Die Junirake von der Regierung bezahlt. Wie„Times“ aus New Pork melden, hat das Mexikaniſche Schatzamt angekündigt, daß es entſprechend der mit dem International Committee of Bankers on Mexico geſchloſſe⸗ nen Vereinbarung 11 Millionen Peſos à Conto der Außenſchuld zahlen wird. Dieſe Zahlung deckt die Erforderniſſe der erſten ſechs Monate des laufenden Jahres. Desviſenmarkt Neuer Rekordtiefſtand des Franken Am internationalen Deviſenmarkt erreichte geſtern der franzö⸗ gegen Paris, das mit 176,50 einſetzte, ſank auf größere ausländiſche Abgaben bis auf 181,50. Der belgiſche Franken ſchloß ſich dieſer ſiſche Franken einen erneuten Rekordtiefkurs. London 1. 2. 2—— 2. London-Paris175,—181,50 Malld.-Schwz.] 18,65 19,37J Lond.-Stockh. 18,12 5 Lond.-Brüſſel 174,30 171,75 Holland-Schw. 207,— 207,50 Lond.-Madrid 30,02] 80.2 Lond.-Maild. 134,85 136,85 Kabel Holland 249,— 249,.— Mailand-Paris 129,60 101.58 Kabel S 13 516,50516,50l Lond.-Holland 12,11 12,11 Brüſſel-Paris 100,45101,8 Lond.⸗Schweiz 25,18] 25,18] London-Oslo. 22,12 22,17] Holland-Paris 14,44 14, Paris-Schweig 14.350 14,05] Lond.-Kopenh. 28,36 18,360 Kabel London 486,75(486, In.⸗Mk. laſſen ſich folgende Kurſe feſtſtellen: London.. 20,44 20,44 Prag.. 12,44 12,44 Madrid...88,— aris 11,70 11,25J Sslo..92,20 92,15] Argentinien.189,50 189,50 Sürich 81,30 81.30 Kopenhagen 111,35 111,35] Japan Mailand 15,15 14.95 Stockyolm 112,75112,75 Holland.. 188,7,188.78] Brüſfel..11,70 11,45 mannheimer produktenbörſe zahlbar in Reichsmark. Amtliche Preisnotierungen vom 1. Juli 1926. Verteilungspreiſe für die zweile Hälfte Zuni 1926. Weizen, ausländ. 28,25, Roggen, ausl. 19,00, Hafer, ausl. 17,00 A, Gerſte, ausl. 22,25, Futtergerſte 17,25, Mais, gelbes, altes 14,25, neues 15,00. Der Verrechnungspreis für ausländiſche Ware wird unverzollt per 100 Kg. feſtgeſetzt. Ein Fracht⸗ abzug unter den Empfängern kommt nicht in Frage. 5 Berliner Metallbörſe vom 1. Juli Preiſe in Feſtmark für 1 Kg. 30. 2 1 Eiektrolyfkupfer 132.— 131,% Aluminium London, 1. Jull Metallwarkt(In Eſt. f. d. eng. t. v. 1016 Kg. Frachtenmarkt in duisburg-Ruhrort vom 1. Juli 1920 Das Geſchäft an der heutigen Börſe war wiederum ſehr lebhaft, insbeſondere nach Holland. Die Fracht hat um weitere 20 bzw. nachbörslich gegen Abend um 30 Pfg. angezogen. Zu Berg wurden verſchiedene Reiſen abgegeben zu einer Tagesmiete von Bewegung, wenn auch nicht in gleich ſtarkem Ausmaße an. Rück⸗ ängig war ferner der ſpaniſche Peſeta. Heute Vormittag notierten: l lein, Löe,. e So mild.schonendt wie reinete Sciſen- Nobhten, im Gegensatz zu diesen aber voll- kommen selbstlätig und schnecweiß. o bequem u. Hectenlos wie selhst- fttlige pulvrige Waschmiitel, aber ohne deren Schare und Wäsche fressenden Gchalt an Masserglas So wscht nur 222 Perſlor niemals heiſ auflösen t Netlo, 85 Verka 15 auenau. Nusilkhaus bayer 11.14 Nennhem Narkinlatz Einige Beispiele aus der — — AZahnbürstenschalen. 5 Pi. 1—— 1 Untertassen. 6kr Obertassen gtoß, velß.. 10 P. — Obertassen grog, bunt. 14pf. Salatschũsseln Kumpen veis. 3Pl. Emdille Milchtöpfe int Ausguß.. 48 Pf Kaffeekannen... 8 45 P. Milchträger 2., 85 Pl Egmaille-Eimer.... 85 pl Verzinkte Eimer 28 cm., 05 Pt. Toiletten-Eimer....95 Fleischtöpfe mit Deckel.. 95 Pi. Wasserkessel groß.... I. 95 Ein Laggon Seingul Speiseteller uet u nach., 12 Pr. Milchtöpfe mit Schrit. 11 50 Pl. Tassen fl. Untertassen, wels 15 Pl. Milchtöpfe zult Sehrit. 1,1 70 Ff Tassen m. Untertassen, gem. 25 Pl. Salatschüsseln 58t. l. Satz 88 Pi. FHolæwaren Holztabletts. 95 Pi. Aermelplattbretter zros..43 Nahkörbchen Bügelbretter gutes polster..95 Papierkörbe Stark. Fensterleitern.Stul. I. 10 Feldstühle.35 Liegestühle...95 prima Schrubber 45 Pl 2* 0 Waschseile 10 Ntr...., 50 Pl. Kleiderbürsten Garn. 4 Ug 95 pl Hängematten.75 Teppichbürsten cocos... 60 Pt 8 Pfg. per Tonne bei 20 Tagen Garantie und freier Rücklieferung Ruhrort. Fülle unseter Angebote Waschservice.ug., bunt..90 Waschbecken Eltenb..38, 95 Pl. Waschbecken groB 45 38 pi bunt, in verschledenen Must..45 Norbwaren Bürsfenwaren p. Stück 5 Kinderkörbe pl. Japantaschen.. ven.25 en Waschbürsten 2 Auss... 25 Pl. Aluminium-Eglöffel.. 10 pf. Aluminium-Kaffeelöffel 6 pf. Kaffeelöffel „Britannia“ 20 Alpacca-Eßlöffel.. 30.. .„ EUn Apacca-Kaffeelöffel. 25 Pl. Freitag, den 2. Juli 1928 197,50197/.2 Die Kurſe verſtehen ſich per 100 Kilo netto waggonfrei Mannheim mit Sack Weizen inländ. neuer—.— Roggenmehl mit Sack 39.50—32,50 „ausländ. 30,50—33,50 Weizenkleie mit Sack 8,25—.—.— Roggen, inländ, neuer 22.——— Trockentreber 1A.. ausländ. 23.——.— Rohmelaſſe——. Brau-Gerſte(ausl.) 26,25—27,25 Wieſenhen, loſe 9,75.— 9,.— Futter⸗„ 19 75—21.— Rotkleeheu———— Hafer, inländ.—.—.— Luzerne⸗Kleeheu loſe 11,20—11.50 „ ausländ. 19,25—21,—„ gepreßt 11,25—11,5 Mals gelbes mit Sack 17.75—18,50 Preß · Stroh 5,40— 5,90 Weizenmehl Spez. 0 42.25—42,75 Gebundenes Stroh 4,20—.70 Weizenbrotmehl Südd. 28.——32,— Raps, mit Sack—.——.— 8 Raffinadekupfer—.——.— in Barren 2,40⸗2,45.40⸗2,45 Blei———— Zinn, ausl.—.——.— Rohzink Bb⸗Pr.) 6,75⸗6,80 67.-68.0 Hüttenzinn——— „ Ifr. Verk.)——— Nickel 3,40.3,50 3,40.3,50 Plattenzink 58,7.59,7.87.5,07[ Antimon.10..15.10⸗1,15 Aluminſum 2,35..40 2,35.2,40 Silber für 1 Gr. 89,7.90,7 89,7.90,7 0 30. 1. Blel 30,45 30 0 Kupſer Kaſſa 57,— 57,— beſtſelect. 63,50 68,.50 Jine 33.70 33.65 do 3 Monat 57,90 57,90] Nickel———.— uiüeckſilber 15 25 15,25 do. Eletirol 65,— 65,— Zinn Kaſſa 272,25 274.—[Regulus—.——.— C Musik-Apparaſe-Plaifen ſofort abzugeben. G40, e e, aalaauhaaaaa ſchäftstele dis, M. ———— sowie alle sonstigen Instrumente 878 W— 1 8 0 5 gehe e— oc LBalz-alaffanltzurr 1 dlasbukterdose.. 1 Mum.-Ferschneider— Hunde- 2 Cheferei Sebren in aner Ge⸗ Inneen ee 1 Mthett Beeeer. Jusrwidsznl DDDrrrrrrnäftsda. Nedaraug unt. Halrschlüsselleistef Tollettensplegei. Aleachter n ene Stallpfanne 22 un EIie 2 8 geee e FJnlt ksatr-Tlüffel] 1 fleschamner. 4 1 Henr.... 1 Uuizersaleich 3Em 5 1 IZa, 7 2 1umd. lafferslah 1 lrotteler darn Pf, 1 Drabtbestadkasten 1 Kokasbegn a. 5 00 Man laſſe ſich durch ſaſcher nicht ſere führen und ae 255 10— 6 5 10— —— dn ee ee eeeee u erfrag.—-Tssenttäger] HGard. Halter Baken 3 4 Garautiert reiue, feinste Emös] Gg. Niſchwit.—— nüms eeee f 1nder-Aucksa“ 1. 17 dalt— 7 M grei-Taf Ihutt Nedarau, Fiſcherſtr. 19,—— 455 3 Aemiheden dten e Molkerei-Tafelbutter aben 58. en 4 verſendet von 9 Pfd an per Poſt und Bahn unter y kaedkasten.. Lluch-Jalr Pfekersti. Pl.] Bachenbosteck. par 1 lschbesen-darnitur.. 5 Nachnahme. J. Roth, Molkerei Benz-— a 15 Vodingen Post Riedlingen Witbg.— 155 3 15 0 ee ee ,, 25 886 Umänderung mit Langholz⸗ 8 Soldwaren l, Sentente, Uung ebe de.,t 30 p 5 ffl Mannheim 0 7, 15 N. Apel 17 Hleidelbergersiralie nächst dem Wassertum seit 1908. Tel, 7655 —1 —————— * Freitag, den 2. Juli 1926 „. Seite. At. 299 Jur Sprache der Taubſtummen 6 Der Artikel„Die Sprache der Taubſtummen“ im Montagmorgen⸗ 55 der„NM“ v. 21. Juni konnte, ſo wird, uns geſchrieben, den nſchein erwegen, als waren die Laubſtummen auch heute noch 3zu ewigem Schweigen und Unverſtändnis verdammt, als würden ſie Deur, noch in der Gebärdenſprache unterrichtet, und als önnten ſie ſich nach ihrer Entlaſſung aus der Taubſtummenanſtalt 8 mit ihren Lehrern und den nächſten Angehörigen unterhalten. Dem iſt aber nicht ſo. Schon vor 100 Jahren hat man in Deutſch⸗ land Taubſtumme in der Lautſprache unterrichtet. So lange für dieſe Vierſinnigen allerdings kein Schulzwang beſtand und die Schulzeit meiſt nur einige Jahre dauerte, ſpielte in den Laubſtummen⸗ anſtalten neben der Lautſprache auch die Gebärde eine große Rolle. Daher kommt es, daß ſich auch heute noch beſonders ältere Taubſtumme, wenn ſie beiſammen ſind, mit Vorliebe in der Ge⸗ bärdenſprache unterhalten und dadurch nicht ſelten auffallen. Unter —— e e 5 es viele, die die auffällige denſprache vermei und ſich durch gegenſeitiges Abſe Wne ee e zeit bei uns der Schulzwang für Taubſtumme eingeführt und die Schulpflicht auf 8 Jahre ausgedehnt iſt, konnte das 75 liche Ziel des Taubſtummenunterrichts, die Erlernung und Anwen⸗ dung der Laut⸗ und Schriftſprache, beſſer gepflegt und die Gebärde mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt werden. Schon lange ſind normalbegabte Taubſtumme bei ihrer Entlaſſung aus der Anſtalt imſtande, ihre Gedanken in einfacher Form mündlich und ſchriftlich auszudrücken und ſich auch mit den Hörenden in der Lautſprache zu unterhalten, wenn dieſe in ein⸗ fachen Sätzen langſam und natürlich zu ihnen ſprechen. Das Ab⸗ leſen vom Munde des Sprechenden geht mit der ſyſtematiſchen Er⸗ lernung der Lautſprache Hand in Hand und bildet im geſamten Unterricht die Grundlage gegenſeitigen Verſtehens. Gutes Ableſen iſt aber nicht nur eine Folge hierin geübter Augen, ſondern es hängt weſentlich von der, Allgemein⸗ bildung ab. Taubſtumme, denen es ihre wiktſchaftlichen Ver⸗ hältniſſe ermöglichten, ſich nach ihrer Entlaſſung aus der Anſtalt durch Lektüre weiterzubilden, haben es im Ableſen ſchon zu ganz erſtaunlichen Leiſtungen gebracht; denn je weiter der Begriffsſchatz iſt, je größer iſt beim Taubſtummen und Schwerhörigen auch die Fertigkeit, das Geſprochene vom Munde abzuleſen. Die Regierung trägt ſich darum mit dem Gedanken, die Schulpflicht für Taub⸗ ſtumme auf 9 Jahre auszudehnen und auch wenigſtens in den größeren Städten Fortbildungsſchulen für Taubſtumme einzurichten. Die Stadt Mannheim, die auf dem Gebiet der Schule ſtets mit gutem Beiſpiel voran ing, hat auch hierin bereits einen Anfang gemacht und im vorigen Jahre an die hieſige Schwer⸗ hörigenſchule, an der nur geprüfte Taubſtummenlehrer unterrichten, einen Taubſtummenfortbildungskurs mit wöchentlich 9 Unterrichtsſtunden angeſchloſſen. Alle noch im fortbildungsſchul⸗ pflichtigen Alter ſtehenden Taubſtummen beſuchen ihn mit großem Eifer und ſind beſtrebt, durch ihre Weiterbildung in irgend einem Beruf oder Handwerk ein nützliches Glied der menſchlichen Geſell⸗ ſchaft zu werden. Nicht ſelten haben auch Taubſtumme ſchon die Gewerbeſchule mit Erfolg beſucht und ſind tüchtige Geſellen mitunter ſogar Meiſter geworden. Wenn man noch hinzufügt, daß den Taubſtummen hier in Mannheim und auch in andern großen Städten durch beſon⸗ ders für ſie eingerichtete Laubſtummengottesdienſte Ge⸗ legenheit geboten iſt, ſich auch religiös zu erbauen, dann kann man doch ſicher mehr ſagen, die Taubſtummen ſeien zu ewigem Schweigen und zur Unwiſſenheit verdammt. Paßerleichterung. Wie mitgeteilt wurde, können die Päſſe künftighin auf die Dauer von 5 Jahren ausgeſtellt und die auf kürzere Zeit auszeſtellten Päſſe auf 5 Fahre verlängert werden, Familienpäſſe können von den erwachſenen Perſonen, deren Licht⸗ bild und Unterſchrift in dem Paß enthalten ſind, auch zu Einzel⸗ reiſen benutzt werden. Es wird ausdrücklich darauf hingewieſen, daß für die bisher ausgeſtellten Päſſe die Verlängerung der Gültigkeitsdauer nicht ohne weſteres eintritt, ſondern daß ſie erſt beim Bezirksamt beantragt werden muß. D —ͤ ˙ Aus dem Lande die Arſachen der letzten Erdbeben in Oberbaden Freiburg i. Br., 1. Juli. Das Erdbeben, das in der Ge⸗ gend von Freiburg i. Br. ſeinen Herd zu haben ſcheint, beweiſt, daß auch die Bruchſtellen zwiſchen dem Rheintalgraben und dem ſtehen⸗ gebliebenen Randgebieten noch nicht zur Ruhe gekommen ſind. Schwarzwald und Vogeſen waren einmal ein einheitliches Gebirge oder Hochplateau auf granitener Grundlage. In beiden Gebirgen tritt dieſes Urgeſtein zu Tage. Man nimmt an, daß es dort noch ſo liegt, wie es nach der Geſtaltung der Erdrinde entſtanden iſt. Irgend einmal iſt dann das Mittelſtück, die heutige oberrheiniſche Tiefebene, um rund 2000 Meter in die Tiefe geſunken, ſo daß ſich dort ein Meer bilden konnte. In der Nähe von Freiburg hat eine Bruchſtelle zur Bildung eines Vulkans, des Kaiſerſtuhls, geführt. Geblieben ſind die Abbruchſtellen und Riſſe, und da mag da und dort tief im In⸗ nern der Erdrinde gelegentlich ein Stück nachſinken, wenn ſchon un⸗ endliche Zeiten ſei vergangen ſind. Das leichte Erdbeben iſt ich in Karlsruhe und in Landau in der Pfalz durch ein leichtes Klirren der Gläſer zu der gleichen Zeit wie in Freiburg be⸗ obachtet worden. . „ ANaſtakt, 1. Jult. Dieſer Tage fand eine Beſichtigung der Kammerbetriebe in Raſtatt durch führende Perſönlichkei⸗ ten des Reichsernährungsminiſteriums, an deſſen Spitze Staatsſekre⸗ tär Hagedorn ſich befand und des bädiſchen Innenminiſteriums ſtatt. Der Beſuch wurde von dem Präſidenten der Badiſchen Landwirt⸗ ſchaftskammer, Dr. Graf Douglas und dem geſchäftsführenden Direk⸗ tor Dr. Müller begleitet. Auch einige Reichstags⸗ und Landtags⸗ ubgeordnete hatten ſich der Beſichtigung angeſchloſſen, ſowie Oberbür⸗ germeiſter Renner. HhHornberg, 1. Juli. In der Nacht zum Dienstag drang ein Un⸗ bekannter in das Stationsgebäude durch ein Fenſter der Fahrkartenſchalter in die Büroröume ein und entwendete dort meh⸗ rere Gepäckſtücke. Aeberlingen, 1. Juli. In Zußdorf bei Ueberlingen ereignete ſich ein tödlicher Unglücksfall. Der Tierarzt Müller ſtürzte beim Paſſieren einer Brücke mit ſeinem Motorrad in die Doggenhauſer 10 Er erlitt einen ſchweren Schädelbruch, an deſſen Folgen er ſtarb. Iggelſchäſer und der Arbeiter Otto Diehl, * Frankenkhal, 1. Juli. Geſtern nachmittag ertrank in einem unbewachten Augenblick im Frankenthaler Kanal der 5½ ährige Knabe Mannertz aus der Wallonenſtraße. Speyer, 30. Juni. Dig, zweite Vollſitzung der Synode hat die Landeskirchenumlage für 1926 auf 70 Prozent feſtgeſetzt. Die Bemeſſung des Umlagenſatzes für 1927 wird der verſtärkten Kirchen⸗ regierung übertragen vorbehaltlich der Annahme des Geſetzes in der 2. Leſung. Der Landeskirchenrat wurde weiter ermächtigt, zum Vollzug des landeskirchlichen Haushaltes in beiden Rechnungsjahren verzinsliche Vorſchüſſe bis zur Höhe von je 200 000 Mk. aufzuneh⸗ men.— Ein raffinierter Dieb entwendete heute früh im Dom wäh⸗ rend des Gottesdienſtes einer 55 Jahre alten Frau die Hand⸗ taſche mit Ausweispapieren und einem Geldbetrag. Als Täter wurde der 18jährige Dienſtknecht Robert Kugler ermittelt. Nachbargebiete EkK Worms, 1. Juli. Ein zurzeit obdachloſer früherer Bauunter⸗ nehmer beging in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch dadurch einen Selbſtmordverſu ch, daß er ſich mit einem Stück Gurt erhängen wollte. Er wurde jedoch von dem Prediger einer hie⸗ ſigen Gemeinſchaft bei ſeinem Vorhaben betroffen und gab dieſem auf Befragen an, daß er beabſichtigt habe, ſich vor der Tür ſeines Sohnes aufzuhängen. Seine von ihm geſchiedene Ehefrau und ſeine vier Kinder lebten alle in ſehr guten Verhältniſſen und würden ihn in keiner Weiſe unterſtützen. Er dagegen habe nichts zu eſſen und ſei ohne Unterkunft. Ferner habe er noch eine Logis⸗ ſchuld von 3 Mk. zu bezahlen und ſei jetzt obdachlos. Endlich ſei ihm am vergangenen Morgen auf dem hieſigen Arbeitsamt mitgeteilt wor⸗ den, daß er keine Unterſtützung mehr bekäme. Alle dieſe Gründe hät⸗ ten ihn veranlaßt, Selbſtmord zu begehen. Die Polizei nahm den Mann zunächſt in Schutzhaft. Serichtszeitung Schwurgericht Landau Der zweite Tag der Schwurgerichtstagung in Landau brachte das Verfahren gegen den Tagner und Händler Michael Croneis, geb. 1888, wohnhaft zu Rohrbach bei Landau wegen Brandſtif⸗ tung in Tateinheit mit einem Brandſtiftungsbetrug. Zu dieſem Prozeß waren insgeſamt 22 Zeugen geladen. Dem Angeklagten, der als ruhiger und arbeitsſamer Mann bekannt iſt und nur ganz belangloſe Vorſtrafen beſitzt, wird zur Laſt gelegt, in der Nacht vom 3 auf 4. April ds. Is. das ihm gehörende Wohnhaus in Rohrbach vorſätzlich an drei Stellen gleichzeitig in Brand geſteckt zu haben, um ſich dadurch in den Beſitz der Verſicherungs⸗ ſumme zu ſetzen. Die Vermögensverhältniſſe des Angeklagten haben ſich ſchon im Jahre 1925 ungünſtig geſtaltet. Dreimal wurden ihm Schuhwaren, mit denen er handelte, gepfändet. Um ſeine Schulden zu decken, verſuchte er Ende 1925 ſein Anweſen zu verſteigern, mußte aber von einer Veräußerung abſehen, da nur 2200 M. geboten wurden. Der Angeklagte hatte ſein Haus für insgeſamt 15 400 M. verſichert. Das Mobilar verſicherte er am 1. März 1926 zu M. 6930. Am 26. März bezahlte er die Verſicherungsprämie und ſchon 8 Tage darauf geriet ſein Anweſen in Brand. Am Samskag, den 8. April, alſo am Vortage des Brandes, hatte der Angeklagte in Rohr⸗ bach etwa 3 Liter Petroleum gekauft, bezw. durch ſeine Pflege⸗ tochter Berta Flick kaufen laſſen. Beſonders belaſtend iſt das voll⸗ ſtändige Verſchwinden einer gepfändeten Kiſte mit Schuhwaren, die nach Angabe der Ehefrau des Angeklagten vollſtändig und ſpurlos verbrannt ſein ſoll. Dagegen iſt eine Seegrasmatratze, die angeb⸗ lich neben der Kiſte aufbewahrt worden war, nur wenig verbrannt. In der Vorunterſuchung ſtellte der Unterſuchungsrichter an zwei Brandſtellen ſtarken Petroleumgeruch feſt. 5 Angeklagte beteuerte ſeine Unſchuld. Die Zeugenausſagen brachten ſehr be⸗ laſtendes Material. Das Sachverſtändigengutachten des Profeſ⸗ ſors Dr. Krug beſtätigte den Petroleumgehalt der vom Unter⸗ ſuchungsrichter eingeſandten Holzteile des Gebälks. Der Bürger⸗ meiſter von Rohrbach ſtellt dem Angeklagten das beſte Leumunds⸗ zeugnis aus, dagegen genießt ſeine Frau in der Gemeinde keinen beſonders guten Ruf. Die Verteidigung beantragte Freiſprechung auf Grund des Indizienbeweiſes, da die Schuldfrage nicht klar er⸗ wieſen ſei. Das Gericht hält den Beweis für vorſätzliche ſchwere Brandſtiftung erbracht und verurteilt den Angeklagten unter Zu⸗ billigung mildernder Umſtände zu 1 Jahr und 6 Monaten Zuchthaus unter Anrechnung von 2 Monaten Unterſuchungs⸗ haft und zu den Koſten. 5 Zum Tode verürkeilt. Das Schwurgerſcht Offenburg verurteilte am geſtrigen Donnertag abend den 27 Jahre alten Land⸗ mirt Wilhelm Spuett aus Stadelhofen wegen vorſätzlichen Mord 5 5 5 der 22 Jahre alten Maria Braun aus St. Wendel zum Tode. § Franzöſiſches Kriegsgerichk Candau. Wegen Diebſtahls an Mi⸗ litärgut aus den Beſtänden der franzöſiſchen Beſatzunasarmee waren angeklagt der Buchdrucker Karl Oswald, der Schloſſer Michel ſämtliche aus Mannheim, ſowie der ehemalige Fremdenlegionär Joſef Weiß aus Graz(Deutſch⸗Oeſterreich), der zuletzt in Mannheim woßnte. De Angeklagten gingen im Laufe des Monats Mai mehrere Male nächtlicherweile auf den franzöſiſchen Schießplatz in Mundenheim und gruben die dort abgeſchoſſenen Gewehrpatronen aus dem Boden, um das Kupfer weiterzuverkaufen. Für die vier Arbeitsloſen war das ein rentables Geſchäft. hatte doch Diehl z. B. ſchon 80 Kilo aus⸗ gegraben, wovon er das Kilo zu 50 Pfennig in Mannheim abſetzbe. Allerdings wurden ihm einmal 30 Kilo von der deutſchen Polizei in Ludwigshafen abgenommen. Dem Geſchäft wurde ein Ende gemacht, indem die vier Angeklagten am 20. bezw. 28. Maj erariffen wurden. Das Urteil lautete für Oswald auf 1 Monat und für die drei anderen auf 45 Tage Gefängnis. Weiß war ſchon am 5. Oktober 1925 vom Krieasgericht Landau wegen eines Diebſtahls im franzöſiſchen Offi⸗ zierskaſino Speierdorf⸗Lachen zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt worden, die er außer ſeiner Strafe von 45 Tagen ſetzt noch zu ver⸗ büßen hat.— Ein franzöſiſcher Soldat. der einem anderen Soldaten 150 Franken geſtohlen hatte, wurde zu 1. Jahr Gefängnis mit Be⸗ währungsfriſt verurteilt. N Sportliche Kundſchau Fur Mannheimer Negatta Nur noch wenige Tage trennen die Ruderer und ihre Anhänget von dem Waſſerſportfeſt auf dem Mühlauhafen, das am kommenden Samstag und Sonntag ſtattfindet. Die Vorbereitungen ſeitens de⸗ Ausſchuſſes des Mannheimer Regatta⸗Vereins ſind in vollem um für die direkt Beteiligten und die Zuſchauer die Einrichtungen f zu ſchaffen, wie ſie für eine zweitägige erſtklaſſige Regatta notwendig ſind. Durch den Rückgang des Waſſerſpiegels vom Rhein und Neckar wird die Möglichkeit beſſerer Sitzgelegenheit durch uee von Stufenplätzen gegeben, wodurch gleichzeitig der Bequemlichkeit zum Genuſſe der ruderſportlichen Ereigniſſe weitgehendſt Rechnung ge⸗ tragen iſt. Da die Mannheimer Regatta ſeikens der Rudervereine, die deren 19 ſa ſnd 5 kennen, immer mit beſonderer Vorliebe auf⸗ geſucht wird, ſo ſind bis heute Abmeldungen von Mannſchaften noch nicht erfolgt, woraus angenommen werden darf, daß die weitaus größte Anzahl am Start erſcheint. An Stelle der weniger günſtigen Startkähne werden die Boote in dieſem Jahr von einem quer über den Hafen liegenden Floß ge⸗ ſtartet. Eine feſte Fernſprechanlage vermittelt dem Publikum durch einen Lautſprecher jeweis die Phaſe des Kampfes in den N Rennen und die Lage der Boote vom Start bis zum Ziel, ſo daß das Intereſſe ſicherlich noch viel mehr geweckt wird. Der Wettergott ver⸗ leiht aller Vorausſicht nach dem itägigen Ruderwettkampf ſeinen Segen in wohlgeſinnter Weiſe, ſo daß die Luſt nach dem Mühlau⸗ hafen zu wandern eine vielſeitige und große ſein wird.(Näheres ſiehe in den Tagesanzeigen.) Fußball F. C. Phönix Mannheim— J. C. 190s Mannheim:1(:1) Zum Spielzeitabſchluß trafen ſich am Mittwoch abend Phönix⸗ Mannheim und M. F. C. 08. Der zahlreiche Beſuch des Platzes be⸗ wies. daß man auf dieſes letzte Zuſammentreffen geſpannt war. Die Zuſchauer wurden aber ziemlich enttäuſcht. denn die beiden Mann⸗ ſchaften traten ziemlich erſatzgeſchwächt an und demgemäß waren auch die Leiſtungen; es wurde nichts Ueberragendes geboten. Das Spiel brachte zunächſt einen durchaus offenen Kampf. Beide Parteien hat⸗ ten öfters aute Torgelegenheiten, vermochten ſich aber nicht durch⸗ zuſetzen. Erſt in der 25. Minute brachte die erſte Ecke für 08 den Lindenhöfern durch den Mittelſtürmer das Führungstor. Erſt nach 10 Minuten gelang es Phönix durch den Linksaußen Baumann, der eine Flanke des Rechtsaußen Schwarz direkt einſchoß. auszugleichen. 5 Minuten ſpäter konnte der Phönix halblinke Managold die 4. Phönix⸗ ecke zum ſiegbringenden Treffen durch ſchönen Kopfball ausnützen. :1. Nach der Pauſe nahm der Kampf manchmal ſehr ſcharfe Formen an. Die Bemühungen beider Mannſchaften nach weiteren Erfolgen blieben aber vergeblich, ſo daß beim Schlußpfiffe die Partie immer noch:1 für Phönix ſtand. it den Entſcheidungen des Schiedsrichters. Herrn Späth(V. f. R. Mannheim) konnte man einia gehen. M. S Waſſerſtanoͤsbeobachtungen im Monat Juli Rhein-Pegel J 25. 26, 29. 50, 1. 2.[Reckar-Pegel] 28. 26. 28. 30,] I. J2. Schuſterinſel'] 3,50 8,45 3,28.20 8,10 8,90 Mannheim.896 446,02.98.815.61 Kehl. 4,604.45 4,32 4, 20.10 3,980Jagſtfeld.1,621,45 1,28 1,150114111 Maxau.976,83.696,51 6,84.20 Mannheim.886.57.176.12.9805,78 5 Caub..85.85.52.37 4 28.28 Köln.944.87.38.19.09.00 Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas, Neue Mannheimer Zeituna G. m. b.., Mannheim. E 6, 2. Direktion: Ferdinand Heyme Chefredakteur: Kurt Fiſcher.— Verantwortliche Redakteure: Für Politik: Hans Alfred Meißner— Feuilleton: Dr. Fritz Hammes. Kommunalvpolitik und Lokales: Richard Schönfelder.— Sport und Neues aus aller Welt: Willy Müller.— Handelsteil; Kurt Ehmer.— Gericht und alles Uebrige: Fr. Kircher.— Anzeigen: F..: J. Faude. Für die Reise! Die Nachsendung der„Neuen Mannheimer Zeitung“ während der Reisezeit kann nach jedem gewünschten Aufenthaltsort unter Kreuz- band erfolgen. Bestellungen sind unter Angabe des seit herigen Bezugsortes nur schriftlich an die Geschälftsstelle E 6, 2 zu machen. Der Ver- sand kann täglich erfolgen und täglich ein. estellt werden.— Wird Nachsendung der eitung aut unbestimmte Dauer gewünscht. dann ist der Geschäftsstelle unserer Zeitung rechtzeitig schriftlich anzugeben, an welchem Tag die Lieferung einzustellen ist, bezw. wieder in die Wohnung weiter erfolgen soll. Zur Vermeidung der Porto- und Einzu kosten bitten wir die Gebühren für Versand im voraus zu entrichten. Diese betragen wöchentlich: Für 1 berelis abonnleries Exemplar N..60 en Auslond N. 120 kür 1 besonderes Exemplar.. M. 130 dusiand NM..10 Neue Mannheimer Zeitung. Sbo: cqdem hercſerben und Gärung werden alle für den Winter eingemachten Früchte sicher geschützt, wenn man sie mit Dr. OetKer's Einmache-Hülfe einmacht. Es ist das einfachste. billigste und trotzdem ausgezeichnete Verfahren. —I packchen von Dr. Oetker's Einmache-Hülfe für 7 Pfg. genũgt, um 10 Pfd. eingemachte Frũchie, 92—— 82 W durch Schimmel —0 J— 95 223 12— 7 ——— 84 1 H fß 5 1 AlD. 8 5 N e 2 N ee Nor. A. 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Heule hüh 3 Uhr wurde mein innigstgeliebter Mann, unser tieubesoigter Vater, Bruder, Schwager, Onkel, Schwie⸗ und Giossvater, Herr Joseph Pofh nacli langem, schweiem, mit gtosser Geduld ertragenen Leiden, wohlversehen mit den hl Sterbesakramenten im Alter von 71 Jahien und 8 Monaten in das bessere Jen- seits abgerufen. MANNHEIM, den 1. Jull 1926. Die firauernden Hinierbliebenen. Die Beerdigung findet am Samstag. den 3. Juli 1926, nachm ½ Uhr, auf dem hiesigen Friedhof statt. 914 7 N 2. S9 Nugo Timmern Numnststraſe Fir Sport aund Meise empfelle eine groſße Aussafil der menestem Damenſiiite zu denſebas Pilligsten SFreisen. N 2, 9 zelgen dle glückliche Von der Reise zurück. Augenarzt Dr. Schumacher Sprechzeit: ½12—½2, ½4 ½6 Uhr. 0 3, 4a Emb6s EXtra hillig! Erhsen anteleim.. 2Pfld Dose J. 05 Jplnat nanet....Pid-Dose.50 prinzesbohnen... 2 Pfd-Dose.95 Apfelmus Helvetin“. 25.a. Dose 0. J5 Twelschen Mietberechnungen u. techn. Gutachten Franz Spaefh, vS, 9 43 0 Dr. med. 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Geneial · adjutant des Königs Ernst Langheinz taatsminister von Stein Heinz Dietr. Kenter Staatskanzlet v. Hardenberg Hans Godeck Ancillon, wirkl. Geheimer Rat Pritz Linn Feldmarschall von Möllendorf, neunzig Jahre alt Wilhelm Kolmar eldmarschall von Kalckreuth Georg Köhler Seneral von Blücher Johannes Heinz Seneralleutnant von Vork Josef Renkert Oberst Müffling Albert Parsen Wil! illx Birgel ei ichen komplett 570 l. A. Mietenlerger, R 3. 4. B3187 — Neidhardt von Eneisenau Peter Stanchina* Seneral von Scharnhorst Rudolf Wittgen 3910 büun erpe Major von Clausewitz Robert Vogel 1 eutnant von Scharnhorst, ronen 8136 eeee Eugen Aberer Ampeln auptmann von Stosch, Addliutant Gneisenaus Fritz Linn Staubsau 9a ee von Zastrow. eee gegenkatenzahlung rdonnanzoffizier alter Sac Landsturmmann Winter, 2 ein Schäfer Seorg Köhler Gordt, R 3 2 efreiter ust. Rud. Sellner pf ff 0 0 Becenna Walter Sack 0 Ei l + Soldat Hans Joschu H 3, 2 8 22 Staatsrat Seharnweber Heinz Dietr. 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Von des Kaiſers— 55 Kaiſerlichen Herzogin Vertranten Im Mittelpunkt der Handlung ſteht die hübſche Wäſche rin Katharine Hübſcher, die durch ihre Heirat mit dem Serasan⸗ — ten Lefebyre Marſchallin und Herzoain von Danzia wurde. — Auch als Herzvain konnte Katharine ihre urwüchſige Natür⸗ 1 lichkeit nicht verleuanen. Sie erhielt deshalb bei Hofe den 4 Namen„Madame Sans Gene“. 5 Die Intrigen. die ſie anzettelte um den in den Gemächern der Kaiſerin entbeckten öſterreichiſchen Offtzier Graf Neippera zu retten. bilbet den Mittelpunkt der Handluno dieſes Fpilms, der uns ein Stück aus dem Leben des gewaltigen Korfen zeigt. Darsteller: Saparv, Voltzeiminiſer„.Gloria Swanſon Katharine Hübſcher, Madame Sans Gene Emile Drain 4 Napoleenn„„hbarles de Roche 1 Lefebvre„—„ Madeleine Guitty La Rouſette„„„„„„Warwick Ward 0 Neivvern„„„„„ Henry Favieres Fouche„„„ Arlette Marchal Karoline Königin von Neapel„„ Renee Heribelle 2 Eltza. Prinzeſſin von Bacciocht„„„„ Suſanne Bianchetti 2 Kaiſerin Marie⸗Louiſe„„„„„„Deniſe Lorys Frau von Bülo Facaues Marney 2. Fllm: 1 M in Mann wird gesuchf —9 Ein Film-Lustspiel in 5 Akten. 8. 3 1 Noueste Ula-Wochenschau U. a. Hochwasser und Dammbrüche an Oder und Elbe. Das große Automobilrennen in Indianapolis. Die neuesten eeee der amerikanischen Armee, Antangaer Fllme:.05,.00,.10,.05,.00, 10-11 Unr Letzte Vorstellung 8 Uhr, Sonntag ab 2½ Uhr. ſachaneee eeeeeee — — und das hervorragende Spiel ſeiner Darſteller! halts befand: Cairo. anügen. luna einfangen laſſen. unheimlicher Schnelliakeit ſchehn iſſe jagen einander. SDFiNR G EHOE SPAANKEN56 Uanndndmdadddeddamddddaddddaddnddddd Ab heuie! Der neueste deutsche Uia-Film: ao Urel uckucksuhren Nach dem in vielen Tageszeitungen erſchienenen, gleich⸗ namigen Roman von G. Mühlen⸗Schulte. 12 unbedinat ſebenswert macht, iſt vor allen Dingen ſeine ſpan⸗ nende Handlung, die vortreffliche Reaie von Lothar Mendes 0 — Der reiche Lord Henry Clifton war ageſtorben und hatte einen großen Goldſchatz ſeinem Neffen Lord Erneſt Clifton hinterlaſſen.— Ein Jahr ſpäter erhält Erneſt eines Tages ein mit dem Siegel ſeines Onkels verſchloſſenes Paket, in welchem ſich eine Kuckucksuhr und ein Brief folgenden In⸗ Das Abenteuer beginntl Wir ſind jetzt nicht mehr bei uns, ſondern haben uns ganz und agar von der ſpannenden Had⸗ Ein Bilnd folat dem anderen mit Die Nerven beanſpruchenden Ge⸗ vers erleben wir alles mit. Ja, wir erleben! Alles Aenaſtliche unterdrücken wir, um aufmerkſam folgen zu können. Dabei machen wir die ſchönſten Reiſen in Gemeinſchaft der handeln⸗ den Perſonen. Das bervorragende Spiel von Lilian Hall⸗ Davis, Erik Barclay. Nils Aſther, Albert Steinrück, Nina Vanna, Hermann Vallentin, Paul Greatz läßt uns dieſelben unveraeßlich erſcheinen, ebenſo bie viele tauſende Leſer des ungemein feſſelnden Nomans. die handelnden Perſonen nicht jo leicht aus dem Gedächtnis verlieren werden. 2. Groffflim: Der Frauenhager Die Geschichte 1 55 Künstler-Liebe. neueste urg- wochenschau Anfang der Flime:.00,.10,.30,.40,.50,.05, 8 15,.20, .30, 1080. Letzte Vorstellung.15. Sonntags.30 Uhr. fagame e 2 Was dieſen Film Lieber Erneſt! Diefen Brief wirſt Du ungefähr ein Jahr nach meinem Tode bekommen Du haſt erſt die Hälſte mei⸗ nes Goldſchatzes erhalten. Drei Kuckucksuhren werden Dich an den Platz geleiten, wo die andere Hälfte des Goldes liegt. Die erſte Uhr erhälſt Du zuſammen mit dem Brief. Die Uhr ſchlägt nur einmal im Mo⸗ nat. Die Anzahl ihrer Schläge bezeichnet die Zimmern⸗ nummer eines Hotels in Cairo, das Du ſuchen mußt. In dieſem Zimmer bnßat die zweite Kuckucksubr. Die Schläge der zweiten Kuckucksuhr verraten Dir die Nummer eines Hauſes in der Chareh el Bagzalah in Der Beſitzer dieſes Hauſes wird Dich zur drit⸗ ten Uhr führen. Das Schlagwerk dieſer Uhr nennt Dir eine neue Zahl. Wenn Du ſo viele Schritte in einem Gang unter ſenem Hauſe zurücklegſt kommſt Du an eine Stelle, unter in drei Meter Tiefe der Reſt meiner Goldſchätze veraraben iſt. Ich wünſche Dir viel Ver⸗ Henry Clifton. Mit allen Faſern unſeres Kör⸗ 0 I ee — 1 eeeeeeeeeeseeeeeeeese mnenerHevevage Karneval-Verein e. V. NLantegge: Arrrrrirrrrrrrrrrrr Am., 4. u. 5. Juli 1926, auf den Neckar- wiesen bei der Friedrichsbrücke Gro g8es aunemer loltsteacht Vollksbelustigungen aller Art, für Groß und Klein, Alt und Jung.— Festwirt Karl Schleicher zum„Deutschen Michel“ Mannheim.— Großes Preiskegeln auf 2 Bahnen. Preisschießen, Taubenstechen, Tanzboden, Boxer- u. Ring⸗ kämpfe, Vorführungen d. Polizei- u. Schutzhundevereins etc. Großes Brillant-Feuerwerk mit bengalischer Beleuchtung der NMeckarbrücke Eintritt pro Person 30 Pfennig, Kinder unter 14 Jahren frei. Jede Eintrittskarte nimmt an einer Gratisverteilung Wertvoller Gegenstände teil. 1. Freis ein lebendes Schwein. Hierzu laden wir die Einwohnerschaſt Mannheims u. Um- gebung und alle diejenigen, die einige e Stunden verleben wollen, freundlichst ein. 5206 Der Elterrat Seeeeeeeeeeeeee ᷣͤv Prucksachen kür die gesamte Industrie liefert prompt Jruckceref Dr. Haas G. m. b.., Mannheim„ E 6, 2 Ab heute groges Doppelprogramm. Der l. Pirandello-Film: Nattis Tascal Sensationeller Fiim in 7 Akten, der sein Motiv einem Weik von Pirandello entnimmt. Die Rolle des großen Abenteurers spielt mit fabel- haltem Geschick Van Nosfukin der bedeutende Künstler der sich in diesem Film selbst übertrifft. Das Grundmotiy der Pirandelloschen Dichtung, der Qegensatz zwischen Sein und Schein gibt auch diesem Werk seinen Charakter. Wir tragen immer Masken, darum ist es gleichgültig in welcher Maske wir der Welt entgegentreten. Das ist das Leitmotiyv der Werke Pirandelſos Die starke Fantàstik, die seinen Werken eigen, prädestiniert sie besonders zu filmi- Scher Gestaltung. 5 . Film: 8272 „e ubav ich meigen Man? Ein Drama, das zur Komödie wird. In flotten und überaus amüsanten Bildern wird erzählt, wie sich eine junge Frau ihren Gatten, der des öfteren heimliche Seitensprünge macht, zurückerobert. Ein bunter Wechsel heiterer und ernster Scenen, eine flotte u. liebenswürdige Handlung, eine vorbildliche Photo- graphie— kurz ein Film, der einen jeden zufrieden· Zzustellen geeignet ist N0 In dle deltsche(Soler) Schvefgevichtsmestersrkaft der gewaltige Borkampf: ier— Jaeol Hluar prächtig gelungene Aufnahmen glänzende Zeillupenaufnahmen Deulia-Woche Mr. 27 Um das blaue Band. Das deutsche Derby zu Hamburg. Der Sieger 1395 Ferre vom Stall Haniel. Nächfficie Marine- manöver der amerikanischen Kriegsflotte usw. 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