ae, Dienstag, 6. Juli Bezugspreiſe: In Mannheim und Umgebung frei ins aus oder durch die Poſt monatlich.⸗M..50 ohne Beſtellgeld. Bei eventl. Aenderung der wiriſchaftlichen Verhältniſſe Nachforderung vorbehalten. Poſtſcheckkonto Nr. 17590 Karlsruhe.— Hauptgeſchäftsſtelle E 6, 2.— Geſchäfts⸗Nebenſtellen Waldhoſſtraße 6, Schwetzinger⸗ ſtraße 24, Meerfeldſtraße 11.— Telegramm Adreſſe. eneralanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. zwölfmal. Fernſprech⸗Anſchlüſſe Nr. 7941. 7942. 7943. 7944 u. 7945. Mitlag⸗Ausgabe Preis 10 Pfeunig 1926— Ar. 3050 185 Mannheimer General Amzeige Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorausgahlung pro einſp. Kolonelzeile für Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. Reklam⸗ —4.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet. Für Anzeigen an beſtimmten Tagen Stellen und Ausgaben Streiks, Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu leinen Erſatz⸗ anſprüchen für ausgefallene oder beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr.— Gerichtsſtand Mannheim. Beilagen: Sport und Spiel Aus Seit und Leben Mannheimer Frauen⸗Seitung Unterhaltungs⸗Beilage. Aus der Welt der Technik. Wandern und Neiſen. Geſetz und Necht Nufruf zum Nechtsblock Als damm gegen den Marxismus Die Fraktion der Preußiſchen Arbeitsgemeinſchaft im Staatsrat, die aus Angehörigen der Deutſchen Volks⸗ partei, der Deutſchnationalen Partei und anderer rechtsgerichteter Parteien beſteht, hat in folgendem Schreiben an die Partei⸗ und Fraktionsvorſitzenden der Deutſchen Volkspartei und der Deutſchnationalen Partei folgende ernſte Mahnung zur Verſtän⸗ digung gerichtet: Im Namen und im Auftrag der Fraktion„Preußiſche Arbeits⸗ gemeinſchaft im Staatsrat“ haben die unterzeichneten Vorſitzenden die Ehre, folgende einſtimmige Entſchließung der Fraktion vom 29. Juni 1926 zu Ihrer Kenntnis zu bringen: „Aus der Einſtellung heraus, daß die Not des Vaterlandes eine Einſchränkung der Zahl der Fraktionen in den an der Geſetzgebung teilnehmenden Körperſchaften fordert und daß es möglich ſein muß, unter Hintanſetzung trennender Punkte eine Arbeitsgemein⸗ ſchaft derjenigen Gruppen herbeizuführen. deren Mitglieder in den Grundlagen der Weltanſchauung und der politiſchen Geſamt⸗ auffaſſung auf dem gleichen Boden ſtehen, haben die der Deutſch⸗ nationalen und der Deutſchen Volkspartei angehörigen Mitglieder des Preußiſchen Staatsrats in Gemeinſchaft mit ihnen politiſch nahe⸗ ttehenden, aber keiner Partei angehörigen Perſönlichkeiten im April 192²¹ die Preußiſche Arbeitsgemeinſchaft im Staatsrat nach ähnlichen die düngen in verſchiedenen Provinziallandtagen gegründet. Ueber die Erwartung der Gründer hinaus und zur Ueberraſchung der⸗ lenigen, welche ein raſches Auseinanderfallen der Gemeinſchaft vor⸗ ausſagten, hat ſich der Zuſammenſchluß innerlich gleichgerichteter Gruppen zu einheitlicher und poſitiver politiſcher Betätigung im Dienſte des Vaterlandes bewährt. Mehr als ein halbes Jahrzehnt haben wir mit Erfolg das Einigende vorangeſetzt und das Tren⸗ nende zurückgeſtellt. Wir ſind zu einer Einheit miteinnader ver⸗ ſchmolzen, die ihre Anziehungskraft auch auf Mitglieder des Staats⸗ rates ausgeübt hat, welche— ohne einer der beiden Gründerpartelen auzugehören— ſich innerlich zu unſeren politiſchen Grundanſchau⸗ ungen bekennen. Auf Grund dieſer Erfahrung und geleitet von der Anſchauung, daß eine Einſchränkung des Parteiunweſens nur durch Zuſammen⸗ ſchluß gleichgerichteter Gruppen unter Verzicht auf oft nur äußer⸗ iche Trennungsmerkmale erfolgen kann und zum Beſten unſeres Volkes geſchehen muß, halten wir heute den Zeitpunkt für gekommen, an die im tiefſten Sinne des Wortes ſtaatserhaltenden Parteien die Anforderung zu richten, fich nach unſerem erprobten, mehr⸗ lährigen Beiſpiel zu einer Arbeitsgemeinſchaft zuſammenzuſchließen. Wir verkennen nicht, daß ſehr erhebliche Schwierigkeiten der Verwirklichung dieſes Gedankens heute entgegenſtehen und daß ſehr viel uneigennützige und ſachliche Arbeit geleiſtet werden müſſe, ehe dieſes Ziel erreicht wird. Wir wiſſen auch, daß der Weg zur ein⸗ heitlichen Vertretung des großen rechtsgerichteten Teiles des deutſchen Volkes nur ſchrittweiſe beginnend mit einer erſt allmählich immer enger und feſter werdenden Arbeitsgemeinſchaft in den Parlamenten, zurückgelegt werden kann. Wir ſind aber überzeugt, daß dieſer Weg gegangen werden muß, wenn anders ein nationaler Rechtsſtaat unſerem Volk erhalten und ausgebaut werden ſoll. Wir fühlen uns bei unſerem Vorſchlag getragen von der Zuſtimmung gerade der Beſten und Treueſten in unſeren Lagern und wir ſind gewiß, daß wir bei dieſem Schritt eins ſind mit der Sehnſucht von Millionen deutſcher Männer und Frauen, welche heute in banger Sorge um die Zukunft der Nation dem Anſturmderinternationalen und ſtaatszerſtörenden Kräfte äußerlich zerſplittert gegenüberſtehen. Wir glauben ferner, daß durch eine Gemeinſchaft in unſerem Sinne auch ein befriedigendes Verhältnis zu den übrigen bürgerlichen Parteien erleichtert und damit eine ſtetige Verwaltung auf dem Boden des chriſtlich⸗nationalen Volksſtates ermöglicht wird. Durchdrungen von dieſem Gedanken richten wir an die Herren Partei- und Fraktionsführer die dringende Bitte, die Stunde zu nutzen und im Sinne unſerer Anregung unverzüglich mit den ein⸗ leitenden Schriten zu beginnen. Wir rufen zugleich unſere Freunde in den beteiligten Parteilagern auf, mit uns die Führer zu unter⸗ ſtützen und zu fördern auf dem Wege zur Gemeinſchafts⸗ arbeit aller Deutſchen, welche den nationalen deutſchen Staat erhalten und aufbauen wollen zu einem unſer Volk ſchützen⸗ den, ſtolzen und wohlichen Hauſe.“ Indem die Unterzeichneten dieſes Erſuchen zu Ihrer Kenntnis bringen, erlauben ſie ſich die ſehr ergebene Bitte auszuſprechen, Ihre Stellungnahme zu dieſem Beſchluß ſobald als möglich mitzuteilen Der Vorſitende: gez. Irhr. v. Gayl, Bevollmächtigter z. Reichsrat Der ſtellvertr. Vorſitzende: gez. Dr. Jarres, Oberbürgermeiſter, Reichsminiſter a. D. Ein Berliner Kommentar Berlin, 6. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Es war un⸗ ſchwer vorauszuſehen, daß das Abſchwenken der Sozialdemokratie Richt ohne Konſequenzen bleiben und auch in der parlamentloſen Zeit der Rechten Anlaß geben würde, auf die ihr günſtige Frontverände⸗ rung hinzuarbeiten. Der Schritt, den die preußiſche Arbeitsgemein⸗ ſchaft im Staatsrat unternommen hat, um die Rechtsparteien zur handelt ſich zunächſt um einen Verſuch, der ſich fürs erſte eigentlich darauf beſchränkt, die nach rechts hinüberneigenden Volksparteiler und die Deutſchnationalen zuſammenzubringen. Auf dieſem Wege wird man aber natürlich keine Mehrheit erhalten können und es er⸗ ſcheint uns fraglich, ob ſelbſt innerhalb der Volkspartei dieſe Samm⸗ lungsparole auf Zuſtimmung rechnen darf. Noch viel weniger wird das ſelbſtverſtändlich beim Zentrum der Fall ſein. Das Zentrum wird kaum Neigung haben, ſich der in dem Aufruf angeregten Gemeinſchaft anzuſchließen. Die„Ger⸗ mania“ äußert ſich bereits heute hörbar reſerviert. Die Rechts⸗ preſſe begrüßt den Appell, wie ſich feſtſtellen läßt, mit lebhafter Ge⸗ nugtuung.—16 Die Auslegung, die ihm beiſpielsweiſe die„Deutſche Tages⸗ zeitung“ gibt, beweiſt indeſſen, daß man auf der Rechten noch immer nicht erfaßt hat, worauf es eigentlich ankommt. Es iſt keines⸗ wegs etwas geholfen, wenn man Herrn Bartels in Preußen und Herrn Löbe im Reiche depoſitiert, der ſich nebenbei durchaus im all⸗ gemeinen ſeiner Aufgabe gewachſen gezeigt hat. Etwas Eſſig in den Wein des Ueberſchwanges, mit dem die deutſchnationalen Blätter den Aufruf zitieren, tut der„Tag“, der feſtſtellt, daß das Schreiben den Vorſitzenden der Fraktion der Deut⸗ ſchen Volkspartei und der Deutſchnationalen bereits am 1. Juli zu⸗ gegangen ſei, ohne daß bisher eine Antwort erteilt wurde und dies obwohl die Veröffentlichung abſichtlich herausgeſchoben wurde, um den Fraktionsvorſitzenden Gelegenheit zur Aeußerung zu geben. Sie ſcheinen es demnach nicht allzu eilig zu haben. Zum Streit um die Fürſtenabfindung Ein Brief Bergs Bei der preußiſchen Staatsregierung iſt geſtern ein Schreiben des Generalbevollmächtigten des ehemaligen preußiſchen Königshauſes, von Berg, eingegangen, in dem ſich dieſer zur Wiederaufnahme von Verhandlungen auf der Baſis des Vertrages vom 12. Oktober 1925 bereit erklärt. Das Schreiben hat folgenden Wortlaut: »Die preußiſche Staatsregierung wird mir beſtätigen können, daß ich mich ſeit-Uebernahme der Vertretung des Königshauſes unab⸗ läſſig, zuletzt durch den am 12. Oktober 1925 beiderſeits unterzeichne⸗ ten Vergleich, beſtrebt gezeigt habe, die Vermögensauseinander⸗ ſetzung auch unter weitgehenden Verzichten, wie dies durch Preis⸗ gabe von 83 Prozent der Vermögensmaſſe durch das Königshaus ge⸗ ſchehen, im Wege einer Verſtändigung durchzuführen. Die preußiſche Staatsregierung wird mir weiter darin zuſtimmen, daß es ſich ange⸗ ſichts der beklagen⸗werten, aus anderen Gründen in unſer ſ chwer lei⸗ dendes Volk hineingetragenen Erregungen in den letzten Monaten für die Vertretung des Königshauſes verbot, durch Heraustreten mit neuen Vorſchlägen abſichtlich Mißdeutungen ausgeſetzt zu werden. Nachdem aber die zur Abänderung des Vertrages vom 12. Okto⸗ ber 1925 eingeſchlagenen Wege— der Volksentſcheid wie auch die reichsgeſetzliche Regelung— zu einem Ergebnis nicht geführt haben, iſt es mir Pflicht, nunmehr erneut die Initiative zu ergreifen, um den Gegenſtand der Beunruhigung unſeres öffentlichen Lebens endlich aus der Welt zu ſchaffen und ich erkläre mich daher hiermit bereit, die Vergleichsverhandlungen auf der Grundlage des Vertrages vom 12. Oktober 1925 möglichſt bald wieder aufzunehmen.“ der Widerhall in der Berliner preſſe EBerlin, 6. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Vorſchlag des Herrn von Berg, dem Generalbevollmächtigten der Hohenzollern, den Abfindungsſtreit durch einen Vergleich aus der Welt zu ſchaffen, ſtößt beim„Vorwärts“ und bei jenen Berliner Blättern, die es für ihre Pflicht halten, die Sozialdemokratie unter allen Umſtänden zu undſerſtützen und ſo nicht wenig zu dem Sieg des Radikalismus der vorigen Woche beigetragen haben, auf Naſenrümpfen und Ablehnung. Der„Vorwärts“ erklärt:„Ein Vergleichsvorſchlag iſt das nicht. Auch in den Kreiſen der preußiſchen Regierungspar⸗ teien betrachtet man es übereinſtimmend als ſelbſtverſtändlich, daß als Verhandlungsgrundlage nur ein Vorſchlag in Frage kommt, der über das Kompromiß der Regierungsparteien hinaus ein weiteres Entgegenkommen im Intereſſe des Staates zeigt.“ Aehnlich in der„Voſſiſchen Zeitung', beſonders erheiternd im„Berliner Tageblatt“, das ſich für ſeine Haltung auf die f des Kompromißgeſetzes auch durch die Kommuniſten be⸗ ruft. So kann man natürlich weder Politik noch Kompromiſſe machen. Man hat mit Recht von den Hohenzollern verlangt, daß ſie den erſten Schritt tun ſollten und ein Vergleichsverfahren anregten. Dieſer Schritt iſt nun getan. Alles andere wird von den einzelnen Verhand⸗ lungen abhängen. Daß Herr von Berg und ſeine Auftraggeber wiſſen, daß ſie nach all dem, was nicht ohne ihre eigene ſchwere Schuld im letzten Jahre ſich begab, weiteres Entgegenkom⸗ men zu zeigen haben werden, darf man als ſelbſtverſtändlich anneh⸗ men. Auch die„Deutſche Tageszeitung“, die über die Inten⸗ ſionen des Vertreters des Hauſes Hohenzollern einigermaßen unter⸗ richtet ſein dürfte, meint:„Herr von Berg macht dieſen Vorſchlag natürlich in dem Bewußtſein, daß das Königshaus bei den neuen Verhandlungen noch weitere Zugeſtändniſſe als im vorigen Oktober wird machen müſſen.“ *Rom gegen die Leichenverbrennung. Das„Sancto Office“ erläßt ein neues Dekret über Leichenverbrennung, die unter keinen Umſtänden durchgeführt werden darf, auch wenn ein Sterbender dies verlangt. Eine teſtamentariſche Verfügung in dieſem Sinne mlung zu mahnen, dürfte kaum den Erfolg bringen, den die Un⸗ zerzeichner der Kundgebung ſich von ihm zu verſprechen ſcheinen. Es müſſe als ungültig betrachtet werden. Falls dann noch jemand auf verſteifung der Wirtſchaſtsverhandlungen mit Frankreich Paris, 6. Juli.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Handel und Induſtrie Frankreichs ſind gegenwärtig durch die Finanzkriſe ſo ſtark in Anſpruch genommen, daß ihr Intereſſe an einer raſchen Abwicklung der deutſch⸗franzöſiſchen Wirtſchafts⸗Verhandlungen weſentlich geringer geworden iſt, Gewiſſe Induſtrieführer ziehen dieſen ungewiſſen Zuſtand einer Regelung vor, die bekanntlich durch die Verwirklichung eines proviſoriſchen Handelsabkommens geſchaffen werden könnte. Aus Furcht, einige Schutzzölle fallen zu ſehen, drücken Vertreter einiger Induſtriezweige auf die fran⸗ zöſiſche Delegation, um die Beſprechungen möglichſt in die Länge zu ziehen. Die Regierung fedarf der Unterſtützung induſtrieller Syndikate, deren Stellungsnahme zu den im Gutachten der Finanz⸗ experten enthaltenen Ratſchlägen ſehr wichtig iſt. Aus all dem ergibt ſich ein Abflauen des Intereſſes an einem deutſch⸗franzöſi⸗ ſchen Handelsproviſorium. Während die Delegierten miteinander unterhandeln, geht der Handelsminiſter Laval ſeinen eigenen Weg und läßt den franzöſiſchen Delegationsvertretern vertrauliche Winke erteilen, die zu verſtehen geben, daß eine günſtigere Konſtellation abgewartet werden ſoll, um den franzöſiſchen Handelsintereſſen zum Giege zu verhelfen. In der Preſſe wird dieſes Stadium einer Stockung und Ver⸗ ſteifung der deutſch⸗franzöſiſchen Wirtſchaftsbeſprechungen dazu be⸗ nutzt, um falſche und tendenziöſe Berichte in Umlauf zu ſetzen. Zu⸗ meiſt ſtammen dieſe Meldungen aus dem Handelsminiſte⸗ rium, das über den Kopf der franzöſiſchen Wirtſchaftsdelegation hinauz offizielle Nachrichten verbreiten läßt. Geſtern wurde ber⸗ ſpielsweiſe die ſonderbare Neuigkeit ausgegeben, daß die deutſche Regierung ein ſpezielles Ermächtigungsgeſetz dekretieren werde, um die Schaffung eines vorläufigen Handelsabkommens mit Frank⸗ reich zu ermöglichen. Als ein deutſcher Delegierter ſeinen fran⸗ zöfiſchen Kollegen fragte, woher das Handelsminiſterium dieſe In⸗ formation, an der kein wahres Wort ſei, erhalten habe, bekam er die Antwort, daß man in Regierungskreiſen eine gewiſſe Politil betreibe, die mit den Arbeiten der Delegation nicht im Zuſammen⸗ hang ſtände. Infolge der Verfretung tendenziöſer Nachrichten durch das Handelsminiſterium mußte das zwiſchen den Delegationen getrofefne Uebereinkommen, gemeinſchaftliche Kommuniquéss aus⸗ zugeben, bis au weiteres aufgehoben werden. 5 In politiſcher Hinſicht ereignen ſich noch ſchlimmere Dinge. Im Außenamt wird franzöſiſchen Journaliſten erzählt, daß die Deut⸗ ſchen den Verſuch machen, für kommerzielle Zugeſtändniſſe an Frankreich eine Verminderung der Truppenbeſetzung in Rheinland herauszuholen. Darauf würde natürlich die franzöſiſche Regierung nicht eingehen. Auch hier handelt es ſich um die Verbreitung einer keineswegs originellen Erfindung gewiſ⸗ ſer Funktionäre des Außenamts. Die deutſche Delegation iſt wedetz berechtigt, wirtſchaftliche Probleme mit politiſchen zu verquicken, noch ſind jemals von deutſcher Seite Verſuche gemacht worden, ſich auf die gefährliche Bahn einer Verquickung politiſcher mit wirt⸗ ſchaftlichen Fragen zu begeben. N Den Franzoſen wäre dies freilich recht, denn ſie könnten aus einer derartigen fehlerhaften Taktik unſererſeits große Vorteile ziehen. Die Ausſtreuungen des Handelsminiſteriums und deſ Außenamtes ſcheinen darauf abzuzielen, der Oeffentlichkeit ein unrichtiges Bild der tatſächlichen Lage zu vermitteln und wie man leiden konſtatieren muß 0 nach altem Rezept die Schuld auf Deutſchland zu ſchieben. Die franzöſiſche Regierung nahm unter dem vorigen Kabinett Briand einen Frontwechſel vor, der die Durchführung der Wirk⸗ ſchaftsverhandlungen ſehr erſchwerte. Sie beſchloß nämlich, die im Dezemberprotokoll dem ſogenannten Vorprobviſorium enthaltene Zuſicherung, die Zollſätze nur auf Grund des Großhandelsindex zu erhöhen, für das Proviſorium ſelbſt abzulehnen. Infolgedeſſen iſt es der deutſchen Delegation nicht möglich, nutzbringend weiter zu verhondeln. Man führt zwar Beſprechungen über Detailfragen, aber im Ganzen betrachtet, liegen di Beſprechungen bis auf wer⸗ teres ſtill. Deutſchland bietet Frankreich die Zollbildung als eine unverrückbare Grundlage für die Handelsbeziehungen zwiſchen den beiden Staaten, Frankreich offeriert dagegen ein afreibleibendes Geſchäft, bei dem nach Gutdünken die Zollſätze abgeändert wer⸗ den können. Frankreichs Zollgeſetzgebung bietet die Möglichkeit, den Grundſatz der Meiſtbegünſtigung zu durchbrechen. Es liegt, wie ich erfahre, ein enger Zuſammhan zwiſchen dem Gutachten der Finanz⸗ experten und der Haltung der franzöſiſchen Regierung vor. Unter den Einkünften, die auf Grund des Expertenberichts erhöht werden ſollen, befindet ſich die Verdoppelung der bisherigen Einfuhrzölle. Wahrſcheinlich iſt, daß auch das jetzige Kabinett in dieſer Frage, die bei der Regelung der deutſch⸗franzöſiſchen Handelsbeziehungen einen entſcheidenden Anteil beſitzt, gewiſſe Verpflichtungen eingeht. Es wird ſich ſehr bald zeigen, ob dies der Fall iſt. Sollte die Re⸗ wirkenden Induſtrievertretern eine derartige Zuſage gemacht haben, ſo läßt ſich das Scheitern der deutſch⸗franzöſiſchen Wirtſchäfts⸗ beſprechungen mit aller Beſtimmtheit vorausſagen. Für Caillauy Verſtändigungsplan wäre eine Vertagung der Beſprechungen ſehr nachteilig. Es beſteht, wie ich höre, die Hoffnung, daß der Finanz⸗ miniſter in allernächſter Zeit den Gang der Wirtſchaftsverhand⸗ lungen im günſtigen Sinne beeinfluſſen wird. Bis dahin ſteht alles ſtill. Die ſchwerinduſtriellen Verhandlungen nehmen einen befriedigenden Verlauf. Der Kampf um die Lieferungsquote wird auf internationaler Grundlage ſeine Klärung erhalten. deeeeñeeegeeeeeng Deulſche kommuniſtiſche Propaganda in Eſtland? Keval, 6. Juli. Der hieſige Vertreter der„Rigaſchen Rund⸗ ſchau“ berichtet, daß in aus Deutſchland eingetroffenen Säcken mit Verbrennung ſeines Leichnams beſtehe, müſſe die Aſche an ab⸗ geſchloſſenem unzulänglichem, nicht geweihten Orte beigeſetzt werden. Saatgetreide unter dem Getreide kommuniſtiſche Aufrufe in deutſcher Sprache gefunden worden ſind. ſcher 1 wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Gewalt, gierung Briand⸗Caillaux tatſächlich de nim Expertenausſchuß mit⸗ 8

Sder er eing halbjährige Studienreiſe dur gende kommunale Tätigk 0 als Nachfolger von Dr. aen dun In dem Verſtorbenen verliert das deutſche Amerikas während der Revolutionstage beeinflußt häten, 5 Bonreße der polniſchen dſeein beliebbes kommuniſtiſches Dreſſurmittel. 28 125 angenehme Gegenden für ſolche Zwecke. JIwan Kaß erzählt jed 25 5 KLandtages kam es zu Skandalſzenen zwiſchen Kommuniſten und K Reue Mauuheimer Zeitung(Mittag-Ausgabez Dienstag, den 6. Juli 1926 2. Seite. Mr. 205 Geheimrat Dr. Wieoͤfeloͤt 7 Geheimrat Dr. Wiedfeldt, der veiter der Friedri e 5 j nach langer Krankheit geſtorben. Dr. Otto Wiedfeldt wurde am 16. Auguſt 1871 als Sohn einez Geiſtlichen ſe. Thüritz in der Altmark Er ſtudierte anfangs Theologie, ſattelte jedoch bald zur Nakionalökonomie um. Noch vor Beendigung ſeiner Studien bekleidete er einen e an der Zeitſchrift„Soziale Praxis“. Zugleich war er als Stenograph im preußiſchen Herrenhaus tätig, Nuch Abſchluß ſeiner Studien übernahm er den Poſten eines Geſchäftsführers bei den landwirt⸗ gaftlichen Genoſſenſchaften in Sachſen und trat 1900 in das Stati⸗ 5 Amt der Stadt Dresden ein. 1904 wählte ihnh die Stadt Eſſen zum Beigeordneten. Bei den Vorbereitungen zujm Invalidenverſiche⸗ rungsgeſetz entdeckte ihn der Staatsſekretär des Innern, Dr. Delbrück, n 1908 nach Berlin berief und zum vortragenden Rat in ſei⸗ nem Miniſterium ernannte. Nach Abſchluß dieſes Ezſetzgebungswer⸗ kes wurde Wiedfeldt als Volkswirtſchaftler und Sachverſtändiger für Verkehrsfragen nach Japan berufen und vom Reichsrat des In⸗ nern 1911 beurlaubt. Dem dortigen zweijährigen Aufenthalt ſchloß China an. Seine fruchtbrin⸗ eit in Dresden und Eſſen hatte das ruppſche Direktorium h ihn aufmerkſam gemacht, das ihn 1919 ugenberg als Direktor verpflichtete. Die mehrmaligen Verſuche der Reichsregierung, ihn für einen Regierung Im März 1922 erfolgte die Ernennung Dr. Wiedfeldts als eines gründlichen Kenners der ee Wirtſchaft zum Botſchaf⸗ ter in Waſhington. Mehrmals wandte ſich die Firma Krupp an die Reichsregierung mit dem Erſuchen, Dr. Wiedfeldt von ſeinem Amte zu entbinden, um ihn der deutſchen Wirtſchaft zurückzugeben, zumal nach der Verurteilung Krupp von Behlens und der Krupp⸗ ſchen Direktoren durch die Franzoſen ſeine Anweſenheit und Mitar⸗ beit in Eſſen dringend notwendig geworden ſei. Aber erſt Ende 1924 gab die Reichsregierung dem Drängen der Firma Krupp nach und berief Dr. Wiedfeldt aus Waſhington ab, das dieſer kurz nach Neujahr 1925 verließ. Nach ſeiner Entla ſrßt aus dem Staatsdienſt trat Dr. Wiedfeldt als Vorſitzender des Direktoriumz wieder in die Firmo Krupp zurück. Beilelöstelegramm des Keichspräſidenten Der Herr Reichspräſident hat an die Gemahlin des verſtorbenen Bolſchafters Wiedfeldt folgendes Telegramm gerichtet:„Die Nach⸗ richt von dem ſo unerwarteten Tode s Herrn Gemahls hat mich tief betrübt und ich beeile mich, Ihnen und den Ihren die Verſiche⸗ rung meiner herzlichen Teilnahme an dieſem ſchweren Verluſte aus⸗ ten zu gewinnen, lehnte er ſtets ab. en einen ſeiner Führer und unſer Vaterland einen Mann, der dem Reiche an verantwortlicher Stelle wertvolle Dienſte geleiſtet hat. Ich wrde ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“ Die Beiſetzung Geheimrat Wiedfeldts erfolgt am Donnerstag nachmpttag 4 Uhr auf dem Bredeneyer Friedhof in Eſſen. Eine Nede Coolidges Anläßlich der 150jährigen Wiederkehr der amerikaniſchen Unab. bängigkeitserklärung hielt in Philadephia Präſident Coolidge eine große Rede, in der er Bezug nahm auf die Urſachen der Revo⸗ lution in Amerika. Er erklärte, man könne ſich der Ueberzeugung nicht entziehen, daß der Geiſt der neuen Ziviliſation fſeinen Urſprung in Amerika habe. Wenn allgemein ge⸗ glaubt werde, daß franzöſiſche Ideen die politiſche müſſe man demgegenüber ſeſtſtellen, daß die weſentlichſten Gedanken der Unabhängigkeitserklärung ſchon nahezu zwei Menſchenalter vor den franzöſiſchen Ideen entſtanden ſeien. Coolidge erinnerte an eine Rede des Geiſtlichen Thomas Rooker in Connecticut im Jahre 1638, in der dieſer erklärte, das Fundament der Autorität liege in der freien Zuſtimmung des Volkes. Weiter wies Präſident Coolidge auf die Veröffentlichungen des Geiſtlichen John Wiſe aus Maſſachuſette in den Jahren 1710—1717 hin, die ſich mit den Grundſätzen der bür⸗ gerlichen Regierung befaßten. Dieſer Geiſtliche ſei anſcheiennd ein genauer Kenner der politiſchen Schriften des im Jahre 1632 ge⸗ borenen ſächſiſchen Gelehrten Pufendorf geweſen. Die Unabhängig⸗ keitserklärung ſei das Ergebnis des im Volke wohnenden Gefühl⸗ bafür, daß den geiſtigen Dingen der Vorrang zukomme. neue polniſche Anmaßung Berlin, 6. Juli.(Vom unſerem Berliner Büro.) Aus War⸗ ſchau wird gemeldet: Der polniſche Geſandte in Berlin habe im in Berlin eine ſcharfe Note berreicht, welche ſich gegen die Maſſenausweiſungen pol⸗ niſcher Arbeiter aus Deutſchland wendet. Der polniſche Geſandte habe dabei dem Außenminiſter Streſemann geſagt, daß im Falle der Durchführung ſolcher Abſichten der polniſche Staat genötigt ſein werde, energiſche Maßmahmen zu ergreifen. Die deutſche Re⸗ ierung habe bisher auf dieſe Note nicht geantwortet. Das„Berl. Tageblatk bemerkt dzu, nach unſerer Kenntnis mit Recht, daß von einer geplanten Ausweiſung polniſcher Arbeiter überhaupt nicht die 5 Rede ſſt. Es handelt ſich lediglich um einen vom volkswirtſchaft⸗ lichen Ausſchuß des Reichstages gefaßten Beſchluß, nach dem im Jniereſſe der Bekämpfung der Arbeltslofigteit dafür Sorge getragen werden ſoll, daß kein widerrechtliches Verbleiben der elniſchen Landarbeiter über die Saiſon hinaus ſtattfindet. In den Rechten, auf die ſie vernünftigerweſe Anſpruch haben, ſollen die lniſchen Arbeiter nicht beſchrünkt werden. Aber Deutſchland hat Diioß ſelbſtverſtändliche Pflicht, darauf zu achten, dah die Zahl der Eerbelelen nächt lechiferig erheht wird tzinter den kommuniſtiſchen Ruliſſen Uverlin, 6. Juli.(Von unſrem Brliner Büro.) Ueber das 5——— in dem der deutſche Kommunismus und ſeine »Vorwärts“ nicht Neichstagsfraktion nicht pariert, erhält den Maulkorb umgeſchnallt adls abſchreckendes Beiſpiel für die Kollegen. Ruth Fiſcher erhielt genannten Parlamentarier ſich zu Moskau befinden, erzählt der ohne Humor:„Wer in der kommuniſtiſchen ihn und den Verbannungsbefehl bezu. Verbannung iſt überhaupt —7 201 Es gibt in Rußland em, der es hören will, daß er nach Lappland verbannt werden ſollte zur Organiſierung der Renntiere. Schließlich habe man ihn wühlen laſſen. Er habe Oeſterreich gewählt, dann aber vorgezogen, im Lande zu bleiben. Es gibt ſa auch eine Verbannung innerhalb Deutſchlands für kommuniſtiſche Reichstagsabgeordnete. Die Betrof⸗ ſenen werden unauffindbar. Beiſpiel: Werner Scholem, dem jede Betätigung ſowie Ausübung ſeines Reichstagsmandats verboten iſt. Erſt wurde er ſtill und dann verſchwand er. Andere laſſen ſich den Maulkorb nicht umbinden. Beiſriel Korſch. Lieber ſpuckt man vor Moskau aus.“ eeeeeee ———— e Radau im thüringiſchen Landtag e 1*— Weimar, 6 Juli. In der geſtrigen Sitzung des thürfngiſchen National⸗Sozialiſten, als der Abg. Dinter die Möglichkeit aus⸗ ſbrach, daß der Schuß 5 den kürzlich verwundeten Polizeiwacht⸗ meiſter von einem Roten Frontkämpfer abgegefen worden ſei. Reich und Reichsbahn L Berlin, 6. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Die Beſpre⸗ chungen über die Beſtätigung Dr. Dorpmüllers zum General⸗ direktor der Reichsbahngeſellſchaft ſind, wie wir bereits mitteilen konnten, nunmehr in ein entſcheidendes Stadium getreten. Die An⸗ gelegenheit wird vermutlich ausgehen, wie wir das hier ſchon vor drei Wochen andeuteten. Dorpmüller dürfte vom Kabinett beſtätigt wer⸗ den, jedoch unter der Vorausſetzung, daß der Verwaltupgsrat der Reichsbahn, der morgen in Hamburg zuſammentritt, beſtimmte grundſätzliche und perſönlich eGarantien gübt. Die Regierung will ſich auf dieſe Art gegen unliebſame Ueberraſchungen ſchützen, da ſie Grund zu haben glaubt zu der Annahme, daß Dr. Dorpmüller ſeine Aufgabe mehr von der geſchäftlichen als von der ſtaatspolitiſchen Seite auffaßt. Das Reich hat ein Intereſſe daran, daß nicht etwa nur Profite aus der Reichsbahn herausgewirtſchaftet, ſondern daß bei dieſem größten deutſchen Wirtſchaftsunternehmen die ſozialen Be⸗ lange gewahrt werden. Erklärungen dr. Wirths Reichskanzler a. D. Wirth hat am Montag in der Wandelhalle des Reichstages folgende Erklärung abgegeben: Ich kann ſagen, ſeit langem iſt eine ſolche Aufgeſchloſſenheit für die außen⸗ und inner⸗ politiſchen Probleme der Gegenwart nicht feſtzuſtellen geweſen wie in der geſtrigen Sitzung des Reichsparteiausſchuſſes des Zentrums, in der ebenſo wie ſchon tags zuvor in der Sitzung des Reichspartei⸗ vorſtandes die geſamte politiſche Lage durchgeprüft wurde. Die Parteiführung iſt entſchloſſen, die Initiative zu ergeifen und aus der heutigen Tatſache die politiſchen Konſequenzen zu ziehen. Es hat ſich gezeigt, daß die Parteiführung entſchloſſen iſt, auch Konflikten in Zukunftnicht aus dem Wege zu gehen. Der Aufruf an die Zentrumswählerſchaft, der geſtern beſchloſſen wurde, enthält ein ſtarkes Bekenntnis zur Republik und zu ihrem demokratiſchen Gedanken. Der republikaniſche Charakter des Staatsweſens wird beſonders betont. mit iſt ein bedeutſamer politiſcher Schritt ge⸗ ſchehen und damit hat ſich auch der Konflikt zwiſchen der Zentrums⸗ fraktion des Peichstages und mir erledigt. eshalb habe ich mich auch bereit erklärt, wieder in die Reichskagsfraktion einzutreten. Die„Kölniſche Volkszeitung“ bemerkt zum Wieder⸗ eintritt Dr. Wirths in die Zentrumsfraltion u..: Auch das Zen⸗ trum ſelbſt müſſe den Gegnern einräumen, daß Wirths Austritt unbedingt die Belaſtumgsprobe darſtellte, die die deutſche e ſeit durchgemacht hatte.„Wir dürfen den ampf auch für die Zukunft nicht ſcheuen“, ſo meint das Blatt,„wir müſſen vielmehr mit ſtarker Entſchloſſenheit auch an die umſtritten⸗ ſten und ſchwierigſten Aufgaben, die uns aus der Not der Zeit über⸗ reich zuwachſen, herangehen. Die Neigung, Sondergruppen in der Partei zu bilden und bei jeder paſſenden und unpaſſenden Gelegen⸗ heit eigene Steckenpferde zu reiten, wird.eunde durch ein Hand⸗ in Handarbeiten des Zentrums mit ſeinen Freunden in Partei und Preſſe ihren Reiz verllexen, oder andernfalls umſo feſterem Wider⸗ ſtand begegnen. Die Rüſtung auf den kommenden Wahlbampf müſſe rtab noch mehr als bisher die erſte Sorge aller unſerer Freunde im Lande ſein. Jedenfalls werden wir mit Neuwahlen umſo ſicherer und eher zu rechnen haben, je mehr die Entſchlußkraft der Parteien 5 unter dem Unſicherheitsfaktor breiter Wählerſchichten leidet.“ Generalverſammlung des deutſchen Bergarbeiterverbandes Der erſte Verhandlungstag der 25. Generalverſammlung des Deutſchen Bergarbeiterverbandes in Saarbrücken wurde am Montag mit einer Begrüßungsanſprache von Negierungsrat Dona⸗Berlin und Oberbürgermeiſter Dr. Neikes Saarbrücken eingeleitet. Hier⸗ auf erhielt der Vorſitzende des Verbandes, Huſemann⸗Bochum, das Wort zu einem ümfaſſenden Geſchäfts⸗ und Verwaltungsbericht. Nicht nur der deutſche Bergbau ſei, ſo führte der Redner aus, von einer ungeheuren Abſatzkriſe erfaßt, ſodaß man von einer internatio⸗ nalen Kohlenkriſe ſprechen köne, die ſich als Folgewirkung deg Dar⸗ niederliegens der Induſtrie, des Vordringens der weißen 79 75 und der fortſchreitenden Verwendung der Helfeuerung darſtelle. In Deutſchland werde dieſe Kriſis durch den Kampf zwiſchen Stein⸗ und Braunkohle, die gegenüber der Friedenszeit eine außerordentliche Förderungserhöhung aufweiſt, verſchärft. Wenn man überdles die zunehmende e, im Grubenabbau berückſichtige, dann müſſe man mit einer Dauerkriſe rechnen. Nur die ſozialiſtiſche Ge⸗ meinwirtſchaft ſei berufen, wieder Ordnung in die Dinge zu bringen. Zu der Kriſe im Sa⸗ iet übergehend, drückte der Redner den Wunſch aus, daß recht bald der Zeitpunkt kommen möge, wo man einſehe, daß es für alle Teile das beſte ſei, wenn das Saar⸗ gebiet wieder zu Deutſchland zurückkomme. Mit der Mitgliederbewegung, ſo führte der Reſerent weiter aus, könne der Verband nicht zufrieden ſein, da die 2 der Mitglieder zu⸗ rückgegangen ſel. Der Grund hierfür ſei in den zahlreichen Zechenſtilllegungen und in den Feierſchichten zu ſuchen. Unwetter⸗Chronik Ein am Montag nachmittag über verſchiedene Teile Groß⸗Berlins niedergegangenes wolkenbruchartiges Unwetter hat beſonders in den weſtlichen Vororten erheblichen Schaden durch umfangreiche Ueber⸗ ſchwemmungen angerichtet. In Charlottenburg, Wilmersdorf, Frie⸗ denau, Schöneberg uſw. ſtanden zahlreiche Unterführungen, Strozzen und Plätze ſo hoch unter Waſſer, daß ſie für den Fußgängerverkehr nicht benutzt werden konnten. Große Schäden hat das in die Keller eingedrungene Waſſer, das zum Teil faſt einen halben Meter hoch ſtand, angerichtet. In der Zeit von—7 Uhr wurde die Feuer⸗ wehrüber 150 Mal um Hilfe angerufen. In Friedenau glich ein Platz einem See. An dieſer Stelle ſtand das Waſſer zunn Teil bis zu 80 Zentimeter hoch. Auch der Straßenbahnverkehr wurd⸗ durch den Wolkenbruch vielfach in Mitleidenſchaft gezogen. - Stutigart, 6. Jull. Im Renchtal ging ein furchtbarer Wolken⸗ bruch mit ſchweren Gewittern nieder, der im Augenblick die Bäche in reißende Ströme verwandelte. Bei Gmünd ſchlug der Blitz in ein umfungreiches Anweſen, das bis auf die Mauern niederbrannte. In Göppingen ſetzte ein verheerender Gewitterregen die Altſtadt unter Waſſer. In Sparwieſen ſchlug der Blitz in ein Doppelgebäude, das in kurzer Zeit völlig niederbrannte. Im Egau hat das Waſſer Stra⸗ ßen, Felder und Wieſen vollkommen überſchwemmt. — Magdeburg, 6. Juli. Die durch das Wetter am Sonntag in Magdeburg angerichteten Schäden haben ſich als weit ernſter heraus ⸗ geſtellt, als man bisher angenommen hat. Eine ganze Reihe von Häuſern in einzelnen Stadtteilen iſt dem Einſturz nahe. Weite Acker⸗ ſtrecken ſind durch die Wolkenbrüche vollſtändig verſchlammt und die⸗ Früchde vernichtet. 97 Drei Millionen für die Hochwaſſeropfer Das Reichsminiſterium des Innern hat zur ſchnellen Hilfe für die Opfer der Hochwaſſerkataſtrophen der letzten Wochen drei Mil⸗ lionen Mark bereitgeſtellt, deren Verteilung durch die Länder erfolgt Die Opfer des Erdbebens auf Sumatra — Amſterdam, 5. Juli. Nach den heute vormittag vorliegenden Meldungen übertrifft der Schaden des Erdbebens auf Sumatra die anfänglichen Schätzungen bei weitem. Im Gebiet von Paldang hat das Erdbeben annähernd 300 Tode 2 5 Faſt 100 000 Menſchen ſind obdachlos. Unter den Toten beſindet ſich der Militärapotheker Schmidt, ein Deutſcher. Um Ruheſtörungen vor⸗ zubeugen, hat die Regierung eine ſtrenge Lebensmittelrationierung angeordet. Die nelderländiſche Preſſe organiſiert Hilfsmaßnahmen für die Geſchädigten auf Sumatra. Auch aus ſind Hiobspoſten über die Erdbebenſchäden eingetroffen. ö Ein anderer„Fall hofmann“ in der pfalz e Man wird ſich wohl noch der Vorgänge in der Pfalz im Jahre 1923 erinnern, e der ſozialdemokratiſche Abg. H ofmann⸗ Kaiſerslautern eine merkwürdige Rolle geſpielt hat. Nun iſt der andere pfälziſche Ag. Hofmann, der dem Zentrum angehrt und in Ludwigshafen beheimatet iſt, Mittelpunkt eines„Falles“ gewor⸗ den, der das politiſche Leben in der Pfalz bereits erheblich in Be⸗ wegung gebracht hat. Der„Eiſenhammer“, das nationalſozia⸗ liſtiſche Organ der Pfalz hat vor einigen Tagen den entrumsabg. Hofmann beſchuldigt, daß er bei der ſog. Freien Pfalzbewegung Anfang des Jahres 1919 zuſannmen mit dem damaligen Zentrums⸗ abgeordneten Richter, der wegen ſeiner hochverräteriſchen Be⸗ ſtrebungen ſeinerzeit aus der Partei ausgeſchloſſen wurde, und jetzt als franzöſiſcher Zollbeamter tätig iſt, keine einwandfreie Rolle geſpielt habe. Nunmehr erhebt das Blatt in ſeiner jüngſten Ausgabe gegen den Abg. Hofmann Anſchuldigungen ſchwer⸗ ſter Art und wirft ihm Landesverrat in aller Form vor. Zum Beweiſe dafür veröffentlicht es eine Rede, die der Abg. Hofmann bei der Verſammlung der ſogen. pfälziſchen„Notabeln“ vor dem damaligen Kommandierenden franzöſiſchen General in der Pfalz, Gerard, in Landau am 2. Februar 1919 gehalten haben ſoll. Zu dieſer Veröffentlichung bemerkt das Hauptorgan der Bayeri⸗ ſchen Volkspartei der Pfalz, das„Pfälzer Tageblatt“, es werde un⸗ bedingt notwendig ſein, daß Abgeordneter Hofmann unver⸗ züglich Stellung nähme zu dieſenm unwöhnlich ſchweren Anſchuldigungen. Gleichzeitig veröffentlicht das„Pfälzer Tageblatt eine Entſchließung der Baperiſchen Volkspartei der Pfalz, deren Kreisvorſtandſchaft zu den Angriffen Stellung ge⸗ nommen hat, die im pfälziſchen Zentrumsblatt ſei etwa 14 Tagen gegen die Bayer, Volkspartei der Pfalz erhoben werden, die vor allem dahin gehen, daß die Bayer. Volkspartei der Pfalz deim natio⸗ nalſozialiſtiſchen Organ das Material zu ſeinen Angriffen geliefert habe. Zu dieſen Angriffen erklärt die Entſchließung: „Dieſer Vorwurf iſt trotz wiederholter Aufforderung nicht be⸗ wieſen und nicht zurückgenommen worden. Die Kreis⸗ vorſtandſchaft der Bayer. Volkspartei der Pfalz weiſt daher den Vor⸗ wurf mit Entrüſtung zurück, mit der Feſtſtellung, daß nach ihrer Kenntnis eine Materiallieferung gegen Hofmann von Seiten der Bayer. Volksparten nicht ſtattfand Die Quelle, aus der das Material des nationalſozialiſtiſchen Organs ſizumt, muß der Redaktion des Zentrumsblattes eindeutig bekannt ſein. Ferner lehnt die Kreisvor⸗ ſtandſchaft der Bayer. Volkspartei der Pfalz die Verantwor⸗ tung für alle Schritte des Abg. Hofmann ip der Pfalzfrage ausdrücklich ab, da er von der Partei weder ſolche Aufträge er⸗ hielt, noch ihr je Rechenſchaft über Unterhandlungen gegeben hat, die ſeinerſeits mit General Gsrard erſolgt ſind. Was der Abgordnete Hofmann in dieſer Beziehung eigenmächtig, ohne Kennt⸗ nis und ohne Billigung der Partei getan hat, fällt unter ſeine alleinige Verantwortung. Die Bayer. Volkspartei hat den Abg. Richter ſofort außerhalb ihrer Reihen geſtellt, ſobald ihr Kenntnis von ſeinen Beziehungen zu den Kreiſen um General Gerard zukam. Sie hat von einem gleichzeitigen Vorgehen gegen den Abg. Hofmann in derſelben Angelegenheit trotz eines von der Ludwigshafener Parteiorganiſation geſtellten Antrages nur des⸗ wegen abgeſehen, weil ihr über das Verhalten des Abg. Hofmann in dieſer Sache ſtichhaltiges Material nicht zur Ver⸗ fügung ſtand und auch nicht bekannt wurde, ſolange der Abge⸗ ordnete Hofmann ihr angehörte.“ 2 Nach dieſer ſehr beſtimmten und klaren Erklärung der Bayer. Volksparten der Pfalz, wird man geſpannt ſein dürfen, wie ſich nunmehr das pfälziſche Zentrumsorgan äußert und vor allem wie ſichnunmehr der Abg. Hofmann zu den neuen ſchweren Anſchuldi⸗ gungen verhalten wird. Badiſche Politik Heſichtigung der Kollerinſel Der Haushaltsausſchuß des Landtages beſichtigte am Montag nachmittag die Koller⸗Inſel bei Brühl, auf der bekanntlich ein ſtaat⸗ liches Hofgut errichtet werden ſoll. Der Beſichtigung wohnten weiter bei: Miniſterialdirektor Ullrich als Vertreter des Finanz⸗ miniſtsriums, Domänenrat Knapp als Vertreter des Domänenamtes, Bürgermeiſter und Gemeinderat von Brühl, Bürgermeiſter und Ge⸗ meinderat von Plankſtadt, ſowie Vertreter der Gemeinden Eppel⸗ heim, Oftersheim und Ketſch. Bürgermeiſter Pfiſter⸗Brühl begrüßte die Herren und wies darauf hin, daß die intereſſierten Gemeinden den Wunſch hätten, eine Löſung herbeizuführen, die ſowohl den Intereſſen des Domänen⸗ amtes als auch denen der Landwirtſchaft gerecht würden. Domänen⸗ rat Knapp betonte, daß das Domänenamt auf der Errichtung des Hofgutes beſtehe. Die Beſichtigung der Inſel dauerte von bis 6 Uhr. Die endgültige Entſcheidung, die am vergangenen Montag im Haushaltsausſchuß zurückgeſtellt wurde dürfte nach der ZBegehung des Inſelgeländes nunmehr in Kürze erfolgen. Letzte Meldungen Das Verfahren gegen den Gefängnisarzt Thiele.— Die Unkerſuchung abgeſchloſſen — Berlin, 6. Juli. Wie wir erfahren, iſt die Diſziplinarunter⸗ ſuchung gegen den aus der Höfle⸗Affüre bekannten Gefängnis⸗Medi⸗ zinalrat Dr. Thiele ſoweit fortgeſchritten, daß die Diſziplinarbehörde Anklage erhoben hat. Oberjuſtizrat Dr. Lemke, der ſtellvertretende Präſident des Berliner Strafvollzugsamtes, ha tdie umfangreiche An⸗ 7 gegen Thiele ausgeabeitet. nden. Die Anklagebehörde ſtützt ſich u. a. auf ein Gutachten des Lan⸗ desgeſundheitsamtes, der höchſten preußiſchen Medizinalbehörde. Das Gutachten behandelt die Frage, ob Dr. Thiele in ſachgemäß/ r Weiſe die medizniſche Behandlung von Höfle geleitet hat und ob er die erforderlichen Schritte unternommen hat, um Höfles Befinden zu beſſern. Die Hauptverhandlung vor dem Diſziplinarſenat für nicht⸗ richterliche Beamte wird vorausſichtlich nach den Gerichtsferien ſtatt⸗ Stillegung des Hafens von Ankwerpen durch Streik V Paris, 6. Juli.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Aus Brüſſel wird berichtet: Der Dockarbeiterſtreik hat ſich in ſolchem Umfange ausgedehnt, daß 250 Frachtdampfer im Hafen von Antwerpen ſtilliegen. Die für England beſtimmten Kohlenaufträge können nicht ausgeführt werden, da die Matroſen ſich weigern, Arbeiten der Streikenden auszuführen. Die Verwir⸗ rung im Antwerpener Hafen iſt ziemlich groß. Auf den Kais häufen ſich die Warenſendungen in erſchreckendem Maße. Man erwartet, daß die Regierung im Verlaufe des heutigen Tages beſondere Maß⸗ nahmen treffen wird, um den Schiffsverkehr in beſchränktem Maße wieder in Gang zu bringen. Aukounfall Innsbrucker Journaliſten „Auf der Heimfahrt von der Zugſpitzbahn⸗Eröffnung ſtürzle ein mit Innsbrucker Preſſevertretern beſetztes Automobil am Zirler Berg in einer Kurve um. Von den neun Inſaſſen wurde einer ſchwer und ſechs leicht verletzt. Kachtrag zum lokalen Teil Vom Juge überfahren. Geſtern abend wurde von einem Streckenwärter auf dem Bahngleis Heidelberg—Mannheim etwa 300 Meter ſüdlich der Feudenheimer Brücke der völlig verſtüm⸗ melte Körper eines jungen Mannes gefunden. den Umſtänden muß angenommen werden, daß ſich der Verlebte vom Schnellzug Würzburg—Mannheim überfahren ließ. Die Feſt⸗ ſtellungen ergaben, daß es ſich um einen in Heidelberg wohnhaften Ingenieurſchüler handelt. e Nach

„ Diͤensktag, den 6. Juli 1926 3. Seile. Nr. 305 Neue Maunheimer Zelung(mmug- Musgade) Der Bürgerausſchuß Nachdem, ſo wird uns von ſehr geſchätzter kommunalpolitiſcher Seite geſchrieben, die Wogen der Erregung, die in der letzten Bürger⸗ ausſchußſitzung wegen der beſchränkten Mitwirkung der Stadtverord⸗ neten bei Erledigung der gemeindlichen Aufgaben zum Ausdruck kam, ſich etwas geglättet haben, iſt es an der Zeit, die Streitfrage in aller Ruhe zu behandeln und ihr auf den Grund zu gehen. Man ſprach im Meinungskampfe von der„Entrechtung“ des Bürger⸗ ausſchuſſes, die durch die neue Gemeindeordnung und den Erlaß des Miniſteriums des Innern vom 21. Oktober 1925 herbeigeführt werde. Doch wie ſteht es damit? Um von Entrechtung ſprechen zu können, muß man zunächſt das„Recht“ feſtſtellen, das verküm⸗ mert und verſchlechtert worden ſein ſoll. Dazu vorweg eine Richtig⸗ tellung! Die neue badiſche Gemeindeordnung vom 5. Oktober 1921 hat in dem Punkte, der in der letzten Sitzung des Bürger⸗ ausſchuſſes die Veranlaſſung zu temperamentvollen Proteſten war, nicht das geringſte an dem Rechtsverhältnſſe geändert, das ſeit Jahr⸗ zehnten in Baden zwiſchen Gemeinderat und Bürgerausſchuß rech⸗ tens iſt. Um dies zu beweiſen, brauchen wir gar nicht in die Ferne zu ſchweifen! Es waren Vorgänger der heutigen Mannheimer Stadtverord⸗ neten, die darüber ſehr genauen Beſcheid wußten. Es war kein ge⸗ ringerer, als das Mitglied des Mannheimer Stadtverordnetenvor⸗ ſtandes, von Feder. Er forderte ſchon im Landtag 1879/1880 in ſeiner Motion gegenüber„der Verſchmelzung des Bürger⸗ ausſchuſſes mit dem Stadtrat“ eine ſelbſtändige Stadtverordneten⸗ verſammlung mit ſelbſtändigem Verſammlungs⸗, Beratungs⸗, Be⸗ ſchluß⸗ und Kontrollrecht und begründete ſein Verlangen damit, daß der Bürgerausſchuß an den Vorſchlag des Bürgermeiſters oder Stadt⸗ rats gebunden ſei und daß dem Bürgerausſchuß ſo enge Feſſeln an⸗ gelegt ſeien, daß er nicht einmal Abänderungsvorſchläge zu dem ge⸗ machten Vorſchlag einbringen könne. Und noch ein anderer Mann⸗ heimer Kronzeuge, der über die Rechtsſtellung des Bürgerausſchuſſes Jurchaus im Klaren war! Der ſozialdemokratiſche Abgeordnete Be chtold, wohl auch damals Stadtverordneter in Mannheim, wies in der 2. Kammer im Jahre 1906 zur Begründung ſeines An⸗ trags auf den Mangel hin, daß der Bürgerausſchuß von ſich aus keine ſelbſtändigen Anträge ſtellen oder einzelne Poſitionen in den Voranſchlag einſtellen könne, alſo auch keine Ausgabeninitiative hat. Zum Beweis dafür, daß die ſeit dem 1. April 1922 geltende Ge⸗ meindeordnung und der ſie lediglich richtig interpretierende Mi⸗ niſterialerlaß an dem ſeit Jahrzehnten bis dahin in Geltung befind⸗ lichen Rechtszuſtand über die Einrichtung des Bürgerausſchuſſes in keiner Weiſe etwas geändert haben, dient der Kommiſſtonsbericht der 2. Kammer zur Motion des Abgeordneten und Mitglieds des Manzi⸗ —.— Stadtverordnetenvorſtandes von Feder(Sitzung vom 20, ruar 1880), wo ausgeſprochen iſt: 4„In dem badiſchen Gemeinderecht iſt im Gegenſatze zu den vorerwähnten Beſtimmungen jeweils der Grundſatz feſtgehalten worden, daß der Gemeinderat über alle Angelegenheiten der Ge⸗ meinde zu beſchließen habe und daß in einzelnen wichtigeren Fällen zu dieſer Beſchlußnahme des Gemeinderats noch die Ge⸗ nehmigung des Bürgerausſchuſſes bezw. der Gemeindeverſamm⸗ lung hinzutreten muß, und daß zu jeder Verſammlung des Bürger⸗ ausſchuſſes auch die Mitglieder des Gemeinderats gehören. Dieſe Einrichtung, welche ſich in 40jähriger Praxis im großen und gan⸗ den bewährt hat, ging auch in die Städteordnung über.“ Dieſelbe Rechtslage beherrſchte alſo ſchon die badiſche Gemeinde⸗ Vehaun von 1831 bis zum Jahre 1870. Es iſt 9 9 mit der 1 uptung, die Rechte des Bürgerausſchuſſes ſeien plötzlich gekürzt 5 es gehe der Kgampfum die Selbſtverwaltung! Nein, Rec muß wo anders angeſetzt werden! Die tsſtellung, die die badiſche Gemeindeordnung ſeit 1831 unverändert bis auf den heutigen Tag dem Bürgerausſchuß ein⸗ geräumt hat, iſt durchaus un b efriedigend und laßt den Un⸗ mut der Stadtverordneten über ihren zu geringen Einfluß völlig ver⸗ ſtändlich erſcheinen. Eine Beſſerun läßt ſich aber nach Geſetzes⸗ lage nicht auf dem Wege des Proteſtes erreichen, ſondern allein da⸗ durch, daß man ſich über das Unlogiſche und Inkonſe⸗ guente des badiſchen Gemeindeverfaſſungsſyſtems klar wird, daß man das Problem von der grundſätzlichen Seite her anpackt und die Löſung dort ſucht, Und da ſoll ein her⸗ vorragender allſeits anerkannter Kenner der deutſchen Gemeinde⸗ verfaſſungen das Wort erhalten, der die deutſchen Stadtverfaſſungs⸗ ſyſteme theoretiſch und eingehend an Ort und Stelle in ihrer prak⸗ tiſchen Auswirkung ſtudierke und gendermaßen äußerte(Vorſchläge aar e für Stuttgart von Dr. ſart): „ betr. Aenderung der Gemeinde⸗ Karl Kopp, Selbſtverlag Stutt⸗ „Die badiſche Städteordnung kam deshalb jedenfalls vom Standpunkt derer, die einen möglichſt großen Einfluß der von der Bürgerſchaft direkt gewählten Vertreter ſicherſtellen wollen, nicht als vorbildlich hingeſtellt werden. Auch in anderer Beziehung hat ſie eine zu große Anzahl Mängel. Die badiſche Gemeinde⸗ verfaſſung iſt namentlich außerordentlich ſchwer⸗ fällig. Freiburg z. B. mit etwas über 80 000 Einwohnern hat 96 Stadtverordnete, ein Geſamtkollegium von 117 Mitgliedern, Ich halte öfters angenehmen und unſchädlichen Irrtum für beſſer als eine ſchädliche, verdrießliche oder gleichgültige 5 ͤ V ieland. das Kunſthaus heylohof in Worms Von Dr. Erich Grill(Worms) Als zu Beginn des 18. Jahrhunderts über den kläglichen Trüm⸗ mern der von den Franzoſen völlig niedergebrannten, ſagenum⸗ wobenen Nibelungen⸗ und ruhmreichen freien Reichsſtadt am Rhein ein neues Worms erſtand, lebte in ſeiner Bevölkevung wenigſtens noch die alte, große Bau⸗ und Kunſtgeſinnung. Hundert Jahre ſpäter war davon kein Hauch mehr zu ſpüren. eee Fremd⸗ herrſchaft und feindliche Bedrückung hatten zu einem gänzlichen Bruch mit der Ueberlieferung geführt, daß die Bürgerſchaft ſelbſt noch einige jener wenigen, hochgemuten Zeugen ſtolzer Vergangen⸗ beit, die, wie die wundervolle Johanneskirche und der benachbarte, prächtige Domkreuzgang, welſcher Zerſtörungswut ſtandgehalten, ſinnlos vernichtete. Es dauerte ſehr lange, bis man ſich über die Schwere der be · ngenen, leider nicht wieder gutzumachenden Fehler klar und der Verpflichtungen bewußt wurde, die das Erbe der Väter, beſonders in der älteſten und einer der ehemals bedeutendſten Städte Deutſch⸗ lands den nachfolgenden Geſchlechtern auferlegte. Man begann da⸗ t, alles zu ſammeln, was auf die glänzende Wormſer Geſchichte Bezug hatte und was dem uralten Kulkurboden durch zahlloſe Aus⸗ grabungen in ungeahnter Fülle entſtieg, um es dem 1880 von Frei⸗ ——— Maximilian v. Heyl geſtifteten Paulusmuſeum mit ſeinen heute weltberühmten vorgeſchichtlichen, römiſchen und fränkiſchen Funden einzuverleiben. Noch länger währte es, bis neben dem dadurch angeregten archäologiſchen Intereſſe endlich der ganz ver⸗ immerte Sinn und das Verſtändnis für die neuere bildende Kunſt wieder erwachten. Einzelne hieſige Privatſammlungen konnten nach dieſer Richtung hin kaum befruchtend wirken, da ſie der breiteren Oeffentlichkeit unzugänglich blieben. Ein Umſchwung vollzog ſich erſt mit der Eröffnung der Städt. Gemäldegalerie im Juli 1913, ind zwar weniger durch die hier untergebrachte, aus kleinſten An⸗ fängen entſtandene, allmählich zunehmende Kollektion moderner Bilder und Plaſtiken, als durch die dort für die Stadt und den „Wormſer Bund zur Pflege der bildenden Kunſt“ inzwiſchen ver⸗ anſtalteten vielen bemerkenswerten Ausſtellungen. „Mit der am 23. Juni in Gegenwart des heſſiſchen Staats⸗ präſidenten, der Spitzen ſtaatlicher und ſtädtiſcher Behörden, ſowie zahlreicher Vertreter der deutſchen Kunſtwiſſenſchaft erfolgten, feier ⸗ lichen Einweihung des„Freiherrn Cornelius Wilhelm und Freifrau ſich über das badiſche Syſtem fol⸗ Breslau mit Magiſtratsverfaſſung bei 512 000 Einwohnern 102 Stadtverordnete, Köln mit Bürgermeiſtereiverfaſſung bei 516 000 Einwohnern 51 Stadtverordnete, jetzt nach den Eingemeindungen 640 000 Einwohner und 60 Stadtverordnete. Die badiſche Gemeindeverfaſſung hat alſo weitaus das größte Kollegium, was natürlich die Verwaltung außer⸗ ordentlich erſchwert und die Uebertragung zahlericher Befug⸗ niſſe, namentlich ſolche der laufenden Verwaltung an ein ſo zu⸗ ſammengeſetztes Kollegium, geradezu unmöglich macht. Dazu kommt die unzweckmäßige Kompetenzabgrenzung zwiſchen den beiden Kollegien, die namentlich ein Ueberſtimmen des Stadtrats ermöglicht. Die Teilnahme des von der Bürgerſchaft direkt gewählten Bürgerausſchuſſes an die Verwaltung iſt gering, bei ſeiner Größe iſt es auch gar nicht möglich, ihn in erheblichem Umfang an der laufenden Verwaltung zu beteiligen. Das Verhältnis zwiſchen Stadtrat und Bürgerausſchuß iſt unklar und inkonſequent. Jedenfalls fehlen der badiſchen Gemeindeverfaſſung die weſent⸗ lichen Vorzüge eines konſequent durchgeführten Zweikolleglal⸗ ſyſtems, während gerade ihre Beſonderheiten die Nachteile dieſes Syſtems noch vermehren. Sie kann bei einer Reform jedenfalls nicht als Vorbild dienen.“ Die Löſung kann nur in zwei Richtungen geſucht und ge⸗ funden werden: entweder wir ſtellen in Baden, ähnlich det preußiſchen Magiſtratsverfaſſung, dem Verwaltungskörper der Ge⸗ meinde, dem Stadtrat als Beſchlußkörper in allen Gemeinde⸗ angelegenheiten, eine zweite in ſich abgeſchloſſene und für ſich tagend⸗ Körperſchaft von Stadtverordneten, die Stadtverordnetenverſamm⸗ lung mit ſelbſtändigem Vorſitzenden, der aus ihrer Mite zu wählen iſt, gegenüber und führen damit ein in ſeinem Aufbau und ſeinen Zuſtändigkeiten konſequent aufgebautes Zweikammerſyſtem an Stelle des verſchwommenen bisherigen Syſtems ein oder aber wir folgen dem Einkammerſyſtem mit ſeiner einzigen Körperſchaft, der etwa 30 bis 50 Mitglieder zählenden Stadtverordnetenverſammlung, einer Art von Gemeindeverfaſſung, die ſich ſeit 1856 in der ganzen Rhein⸗ provinz und in Heſſen⸗Darmſtadt beſtens bewährt hat. Seit 1919, ſeit der Umänderung unſerer Verhältniſſe, hat dieſes Verfaſſungs⸗ ſyſtem ſich in den deutſchen Ländern ausgedehnt. So iſt die Ejn⸗ körperſchaftsverfaſſung als neuzeitliche Form u. a. in Thüringen eingeführt worden. Auch die ſeit 1919 geltende bayeriſche Gemeinde⸗ ordnung kennt an Stelle des früheren Zweikörperſchaftsſyſtems (Magiſtrat und Gemeindekollegium) nur noch einen Gemeindeverwal⸗ tungskörper, den Stadtrat. Dieſem Syſtem als dem derzeit mo⸗ dernſten werden große Vorzüge ſowohl in den Kreiſen der Bürger⸗ ſchaft wie in den Gemeindeverwaltungen nachgerühmt. Einen Fingerzeig, wie die den Kernpunkt des Streites in Mann⸗ heim bildende Frage der Stärkung des Einfluſſes der Bürgerſchaftsvertreter zweckmäßig gelöſt werden kann, gibt übrigens auch die Regelung in unſerem Nachbarlande Würt⸗ temberg. Dort hat dieſelbe Gemeindeverfaſſung, wie wir ſie heute noch in Baden mit dem Gemeinderat und Bürgerausſchuß haben, bis zur Neuordnung des Gemeinderechts im Jahre 1919 go⸗ herrſcht. Auch dort hat man ſich für nur eine Körperſchaft ent⸗ ſchieden. Man hat den Gemeinderat erweitert und ihn mit öffenr⸗ licher und mit nur auf gewiſſe Dinge beſchränkter geheimer Verhend⸗ lungsform ausgeſtaltet, den Bürgerausſchuß dagegen hat man, weil zu ſchwerfällig und für die Führung laufender Verwaltungsgeſchäfte nicht geeignet, durch den zahlenmäßig vergrößerten Ge⸗ meinderat als einziges Verwaltungs⸗ und Be⸗ ſchlußorgan erſetzt. Und Württemberg liegt nicht ſo ferne. Man erkundige ſich dort bei den in den Gemeindeverwaltungen ehrenamtlich wie beruflich tätigen Kreiſen der Bevölkerung über die Erfahrung, die man mit der neuen Gemeindeordnung gemacht hat. Nur eine einzige Stimme der Zufriedenheit hört man hierüber! Daraus folgt für uns in Baden, daß wir bei der Neufaſſung unſerer Gemeindeordnung in Baden im Jahre 1921 beſſer auch den organiſatoriſchen Neuaufbau unſerer Gemeindeverfaſſung in Angriff genommen hätten, ſtatt in dieſem Punkt alles beim alten zu laſſen. Dann könnte auch nicht die heute ſehr wohl zu ver⸗ ſtehende Unzufriedenheit der Bürgerſchaftsvertreter mit ihrem nicht weitreichenden Einfluß aufkommen. Man ziehe deshalb die Lehre aus dem letzten Vorkommniſſe im Bürgerausſchuſſe zu Mannheim am richtigen Orte. Man wirke in der Oeffentlichkeit und wecke Verſtändnis für eine Verbeſſerung unſerer badiſchen Gemeindeordnung in der Richtung, daß die gewählten Vertreter der Bürgerſchaft eine größere Einflußmöglichkeit in der Verwal⸗ tung der Gemeinden erhalten können. Mündet der zur Zeit in Kreiſen der Stadtverordneten herrſchende Unmut in dieſer Ri tung aus und bringt er eine Bewegung in der Heffentlichkeit in Gang, die umſere in dieſer Beziehung beraltete Gemeindeordnung auf moderne Grundlage ſtellt, ſo hat der Vorfall in Mannheim auch einen praktiſchen Erfolg gehabt und der Mannheimer Bürger kann dann ſtolzbewegt feſtſtellen und wir außerhalb im Lande werden in freudiger Anerkennung ſeines Anſtoßes ihm zuſtimmen wiederum„Mannem vorne“. Städtiſche Nachrichten Zum Konflikt zwiſchen Stadt und Orcheſler Das Städtiſche Nachrichtenamt teilt uns mit:„Im Verlauf der Verhandlungen über die Einſparung beim Nationaltheater hatte das Orcheſter ſich ſchließlich bereit erklärt, auf die Hälfte der Reinein⸗ nahmen aus Akademiekonzerten und Vereinskonzerten der Stadt zu verzichten, Dieſer Verzicht war aber neben anderen Be din⸗ gungen, mit denen ſich die einverſtanden er⸗ klären konnte, an die folgenden geknüpft: 2 1. Die Stadt verzichtet auf die Erhebung der bisher üblichen Bei⸗ träge der Orcheſtermuſiker zu Ruheſtands⸗ und Hinterblie⸗ benenverſorgung. 2. Den Orcheſtermuſtkern wird zugeſichert, daß nach 10lähriger Dienſtzeit Einſtellung oder Einſchränkung des Betriebs der Oper kein Kündigungsgrund iſt. 4. Da dieſe Forderungen unter den ſetzigen wirtſchaftlichen Verhält ⸗ niſſen nicht annehmbar waren, bat die Theaterkommiſſien in Rück⸗ ſicht auf die vorgeſchrittene Zeit beſchloſſen, die Verhandlungen nicht weiter fortzuſetzen, die bisherigen 5 5 niſſe zwiſchen Theater und Orcheſtermuſikern aufrecht zu erhal⸗ ten, demgemäß die Kündiaungen. ſoweit ſolche ausgeſprochen waren⸗ zurückzunehmen und mit Schluß des Spieljahres ablaufende Ver⸗ träge auf ein weiteres Jahr zu erneuern. Damit war auf jeden Abbau von Stellen, auf jede Kürzung der Gehälter und auf jede Beteiligung der Stadt an den Konzerteinnahmen ver⸗ zichtet. Ebenſo ſollten die bisherigen Rechte der Orcheſtermuſiker auf Ruheſtandsverſorguna unverändert bleiben. Bei dieſem Beſchluß war als ſelbſtverſtändlich angenom⸗ men, daß das Orcheſter den Muſikerverband veranlaſſen würde, die ſeinerzeit wogen der Kündigungen— nach Anſicht der Stadtverwal⸗ tung unberechtigterweiſe— über das Nationaltheater verhängte Sperre ſofort aufzuheben. i eingetroffen! Der Muſikerverband lehnt es ab. die Sperre aufzuheben, weil die beiden oben erwähnten Forderungen des Orche⸗ ſters nicht bewilligt worden ſeien! Die ſtädtiſche Verwaltung hat gegen dieſes Vorgehen des Muſikerverbandes die Hilfe des Ge⸗ richts angerufen. Aber damit nicht genug! Die Orcheſtermuſiker, deren Verträge zum Schluß der Spielzeit ablaufen, haben trotz wie⸗ derholten Angebots den Abſchluß neuer Verträge auf der bisherigen Grundlage für die nächſte Spielzeit abgelehnt. um auf dieſe Weiſe die Bewilliaung der mehrfach erwähnten Bedin⸗ gungen zuerzwingen. Dieſen Muſikern gegenüber iſt daraufhin feſtgeſtellt worden, daß Ende der Spielzeit aus dem Verband ters ausſcheiden.“ des Jotzelk die ſadtofftgteſe Mitteilung. In Ergängung daen ſei noch mitgeteilt, daß das von der Stadt um Hilfe angegangene Gericht, das Landgericht Mannheim, dem deutſchen Mu⸗ ſikerverband folgende einweilige Verfügung zugeſtellt hat: „Dem Deutſchen Muſikerverband in Berlin wird unter An⸗ drohung einer Geldſtrafe von 5000 RM. für jeden Einzelfall der Zuwiderhandlung verboten und zwar mit ſofortiger Wirkung: Die in der Deutſchen Muſiker⸗Zeitung 1926 Nr. 9 vom 27. naltheater Mannheim verhängte Sperre inſoweit aufrecht zu erhalten, als durch dieſe Sperre die Aufführung der Oper „Elektra“ von Richard Strauß in der Ende Juli 1926 endenden Spielzeit insbeſondere durch Verhinderung der Einſtellung von Hilfsmuſikern zu den Proben und zur Aufführung ſelbſt un⸗ möglich gemacht wird.“ Die mündliche Verhandlung über dieſe Verfügung, gegen die der Muſikerverband Widerſpruch einlegte, iſt auf den 28. Juli feſt⸗ geſetzt worden. Dieſe„einſtweilige Verfügung“ hat aber trotzdem nicht erreichen können, daß die Aufführung der„Elektra“ noch in dieſer Spielzeit möglich wurde. Laut Mitteilung des National⸗ theaters mußte die Einſtudierung der Oper unterbrochen und das Werk vom Spielplan abgeſetzt werden, wofür am Freitag Verdis„Maskenball“ in Szene geht. Der Konflikt hat durch das unbegreifliche Verhalten des Orcheſters eine derartige Verſchärfung erfahren, daß eine gütliche Beilegung kaum noch möglich erſcheint. Die Stadt hat, das muß anerkennend hervorgehoben werden, ſobiel Entgegenkommen und Verſtändnis für die ſoziale Lage der Muſiker bewieſen, daß es dem Unbeteiligten unbegreiflich erſcheint, wie durch einige radikale Hitzköpfe der Bogen überſpannt werden konnte. Herren denn eigentlich? Mit derartigen Terrorakten bringt man ſich um alle Sympathie im Publikum, das denn doch jür die Schä⸗ digungen des heimiſchen Muſik⸗ und Kunſtlebens empfindlicher iſt, als das Orcheſter zu glauben ſcheint. Mit Beginn der neuen Spiel⸗ zeit muß der Konflikt beigelegt ſein. Das Wort hat aber jetzt ausſchließlich das Orcheſter. 0 »Das Mannheimer Cuceum vor hunderk Jahren. In dem unter dieſer Ueberſchrift im Montag Morgenblatt erſchienenen Bericht über den Vortragsabend des Mannheimer Altertumsvereins muß es in der erſben Spalte in der 8. Zeile von unten richtia beißen: Erſt 1834 (nicht 1843) trat durch die Schaffung des Zollvereins eine Beſſerung ein. Das Feſt der ſilbernen Hochzeit feiert am heutigen Dienstag Herr J. Schneider, Kartonnagen⸗ und Zigarrenfabrikant, Augar⸗ tenſtraße 13,. mit ſeiner Gemahlin. Sophie von Heyl zu Herrnsheim Kunſthauſes Heylshof“ iſt Worms nicht nur um eine Sehenswürdigkeit Uere en 5 bereichert, ſondern endlich eine i0t fle ſchmerzlich empfundene Lücke ausgefüllt worden. Glänzend reiht 15 dieſe Familienſtiftung den vorhandenen, in ſtädtiſcher Verwaltun ſtehenden Anſtalten ein, indem ſie, ohne beiden Abbruch zu tun, das bisher fehlende Bindeglied darſtellt zwiſchen dem vorwiegend der Altertumskunde dienenden Muſeum und der hauptſächlich der zeitgenöſſiſchen Kunſt gewidmeten Galerie. So hat der großzügige Stifter das von ſeinem Bruder, dem hochherzigen Muſeunsſchzfes auf anderem Wege be⸗ gonnene Werk in glücklichſter Weiſe fortgeſetzt und ergänzt. Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, daß ſich der 1884—1886 von Bluntſchli in nächſter Nachbarſchaft des Domes erbaute Heylshof, wie ſchon die Stiftungsurkunde betonte und der Vorſitzende des eeneen Stiftungsvorſtandes, Dr. jur. Freiherr Cornelius Heykl zu Herrns⸗ heim, in ſeiner fein empfundenen Eröffnungsanſprache näher aus⸗ führte, an einer von großer Geſchichte Nce Stätte erhebt. An derſelben Stelle befand ſich einſt das römiſche Kaſtell, gegenüber einem Tempel, über deſſen Grundmauern ſpäter eine Kirche und nach ihr der heutige Dom emporwuchſen. Auf das Caſtrum der Römer folgten die ſagenhafte Burg König Gunthers, die kaiſerliche Pfalz und ſchließlich der alte Biſchofshof, in dem, außer vielen ſonſtigen, bedeutſamen Reichsverſammlungen, der berühmte Lutherreichstag vom Jahre 1521 hat. Als auch dieſes denkwürdige Gebäude dem Stadtbrand zum 2 457 gefallen war, er⸗ richtete man einen zweiten Biſchofshof, der wiederum von den Fran⸗ zoſen eingeäſchert wurde, ein Verluſt, den wir noch tiefer beklagen müßten, wenn der von Balthaſar Neumann entworfene, grandioſe Bebauungsplan des biſchöflichen Geländes ausgeführt geweſen wäre. Bei der Säkulariſation im Jahre 1802 gelangte das ver⸗ wüſtete Gebiet durch Kauf in den Beſitz der Vorfahren der lichen Familie. Es mag wenige Plätze geben, an die ſich ſo große Erinnerungen knüpfen, wie an dieſes Fleckchen Erde. Darum wird man dem heimgegangenen, letzten Eigentümer doppelten Dank und Anerkennung dafür zollen, daß er ſein auf ſolchem Boden ſtahendes Haus 155 edlen Beſtimmung zuführte, indem er es weihte zu einer Pflegeſtätte deutſcher Kultur und deutſcher Kunſt am deutſchen Rhein! 8. Meiſterwerke der Groß⸗ und Kleinplaſtik der Malerei und Zeichenkunſt, die Glasgemälde, Keramiken, Porzellane, Gläſer, Möbel und kunſtgewerblichen Arbeiten aller Art, die der Heylshof enthält, machen ihn zu einer der hervorragendſten Privatſammlun⸗ gen des In⸗ und Auslandes, ſowohl in bezug auf die erſtaunliche Vielſeitigkeit. als auf die Güte des Beſbandas. Ich muß es mir hier verſagen, auf Einzelheiten väher einzu⸗ gehen, und möchte nur bemerken, daß der von Dr. Georg Swar⸗ zenski, dem Direktor des Städel'ſchen Kunſtinſtitutes in Frankfurt a.., verfaßte Führer kurz über alles Wiſſenswerte unterrichtet, daß aber darüber hinaus für die kunſtgeſchichtliche Spezialforſchung noch ein weites Feld zur Betätigung offen liegt. Der unvoreinge⸗ nommene Kunſtfreund jedoch wird in dieſen Räumen eine Quelle reinſter Freude und ganz anderer Erbauung oder Anregung finden, als ſie ihm ein noch 0 ſchön geordnetes Muſeum zu bieten vermag. Denn der intime Reiz, den eine in einem Privathauſe untergebrachte, mit Verſtändnis erworbene und geſchmackvoll aufgeſtellte Privat⸗ ſammlung ausſtrahlt, läßt ſich dort niemals erreichen. Runſt und Wiſſenſchaſt der neue Reklor der Heidelberger Anſverſtiät. Zum Rektor der Heidelberger Univerſität wurde der Profeſſor für germaniſche Philologie Geheimrat Dr. Panzer gewählt. 1870 in Aſchersleben geboren, begann er 1894 an der Münchner Univerſität ſeine akade⸗ miſche Laufbahn, kam 1901 als außerordentlicher Profeſſor nach Freiburg und 1905 an die Frankfurter Akademie. 1914 wurde er an die neugegründete Frankfurter Univerſität berufen und 1919 an die Heidelberger. Nachdem er 1920 ein Semeſter in Köln gelehrt hatte, wurde er im gleichen Jahre wieder nach Heidelberg zurückberufen. Sein Hauptlehrgebiet 25 die mittelhochdeutſche Dichtung.— Zum Rektor für das folgende Studienjahr 1927—28 wurde der Pro⸗ feſſor der Theologie Martin Dibelius in Ausſicht genommen. Vorbereitungen für die Hundertjahrfeier Goyas. Ganz' Spanien und beſonders die Provinz Aragonien rüſten ſich bereits jetzt, um den 100. Todestag des berühmten ſpaniſchen Malers Goha feierlich zu begehen, der am 16. März 1828 zu Bordeaux geſtorben iſt. Zu dieſem Zweck hat ſich unter dem Vorſitz des Rek⸗ tors der Univerſität Saragoſſa eine Kommiſſion gebildet, der her⸗ vorragende Mitglieder der ſpaniſchen Akademien, der Regierung und der Künſtlervereinigungen angehören. Die Feſtlichkeiten zu Saragoſſa werden eine große Kunſtausſtellung, Theateraufführun⸗ gen, Stierkämpfe, Lotterien und mehrere große Feſtzüge umfaſſen. Preisausſchreiben für die beſte Dichtung über Goya werden erlaf⸗ ſen; ebenſo ſollen Vorträge über ſeine Kunſt und ſeine Zeit ge⸗ halten werden. Für das beſte Plakat iſt ebenfalls ein Wettbewerb ausgeſchrieben. Außerdem werden ſchon jetzt Sammlungen ver⸗ Aragonien, zugute kommen ſollen. Man will ſein Geburtshaus wiederherſtellen und ein Muſeum darin errichten, die Kirche reſtaurjeren, in der er getauft wurde; in Sarcgaſſa ſoll ein präch⸗ tiger Goya⸗Park erſtehen. Der ſpaniſche Fönig hat das Pro⸗ tektͤrat über die Feſte übernommen, und die künſtleriſche Orga⸗ niſation liegt in den Händen des berühmten Malers Zuloaga. Vertragsverhält⸗ Dieſe Erwartung iſt nicht Februar 1926 und in den folgenden Nummern gegen das Natio⸗ Was wollen die anſtaltet, die ſeinem Geburtsort, dem Dörfchen Fuendetodos in 85 5 2 — — — 71

neae Mauabeimer Zeilung(Nitzag- musgabe) 7 ͤ 4. Seite. Nr. 305 Kreisverſammlung Geſtern nachmittag trat die Kreisverſammlung zur 61. ordentlichen Sitzung im Bürgerausſchußſaale des Rat⸗ abn zuſammen. Der Vorſitzende, Direktor Lintz, eröffnet die Ve unlung und begrüßt die Erſchienenen, insbeſondere Landes⸗ kommiſſär Geheimrat Hebting und Baurat Freiherrn v. Sens⸗ burg. Nach Verleſung der Anweſenheitsliſte ſtellt der Vorſitzende feſt, daß das Haus beſchlußfähig iſt. Als Vorſitzender für die Kreis⸗ verſammlung wird darauf Kreisabg. Arnold gewählt, als ſein Stellvertreter Amtsgerichtsdirektor Moll und zu Schriftführern Oberbürgermeiſter Hügel, Weinheim und Philipp Kuhn, Wein⸗ heim. um ehrenden Gedächtnis der verſtorbenen Kreisabgeord⸗ neten frau Edda Fo r ſt m atler⸗Günther, Stadtpfarrer Engelhardt, Ladenburg und Frau Direktor Wolf, Weinheim, erhebt ſich die von den Sitzen. Sodann geht die Kreisverſammlung auf den Geſchäftsbericht und Anträge des Kreisrats, über die wir in Nr. 274 bereits berichtet haben, über. Auf eine Anfrage des Oberbürgermeiſters Hügel über Vei⸗ träge für Mittelſchulen iſt der Kreisrat der Auffaſſung, daß dieſe Angelegenheit Sache des Staates ſei: aber gleichwohl er⸗ klärt ſich der Kreis Mannheim bereit, mitzuhebfen, ſoweit es mög⸗ lich iſt. Die Anträge des Kreisrates, die Kreisverwaltung wolle 1. genehmigen, rafß für die bei der Norddeutſchen Hagelver⸗ ſicherungsgeſellſchaft Verſicherten des Kreiſes Mannheim, die eine Nettoprämie von 50 M. bezw. darunter zu bezahlen haben, der je⸗ weils an den badiſchen Staatshagelfonds zu entrichtende Veitrag zur 85 66 v. H. der Nettoprämie) bis auf weiteres auf die Kreis⸗ kaſſe zur Zahlung übernommen wird und 2. für die Waſſerver⸗ der Gemeinden Altlußheim 20 000., Oberflocken⸗ bach 5000., Urſenbach 3000., insgeſamt 28 000 M. Beiträge zu bewilligen, werden angenommen. Ebenſo wird für die Ueber⸗ iſung des 7 Brühl wegen eines Zuſchuſſes zur Waſſer⸗ an den Kreisrat geſtimmt. Angenommen werden ferner die Anträge, die Kreisverſammlung wolle genehmigen: die Auf⸗ nahme der planmäßig angeſtellten Kreisfürſorgerinnen — Mitglieder in die Badiſche Fürſorgekaſſe für Ge⸗ i und eee e daß der ſtaatliche Dienſtreiſe⸗ koſtentarif für die planmäßigen Beamten und Angeſtellten des Kreiſes vom 1. April 1926 ab Anwendung zu finden hat und daß Zahl der Bezirksräte für den Amtsbezirk Mann⸗ auf 15 und für den Amtsbezirk Weinheim auf 7 feſtgeſetzt wird. Der Nachantrag des Kreisrats: Aufnahme des Kreisamt⸗ manns Richard Heiden, Mannheim, in Beſoldungsgruppe 11 wird mit 21 gegen 19 Stimmen abgelehnt. Der ſozialdemokratiſche An⸗ trag über den Beſuch der ſozialdemokratiſchen Kreistagsfraktion in den Kreisanſtalten wird dem Kreisrat zur Prüfung vorgelegt. Sodann kommen die Anträge des Kreisrates ſfs der Kreisſtraßen und Kreiswege zur Sprache. Der Kreisrat ——5 Die Kreisverſammlung wolle 1. an beſonderen Zuſchüf⸗ ſen ügen a) der Gemeinde Heddesheim für die Herſtellung eines Gehweges auf Nr. 146 6000.; b) der Gemeinde Oftersheim für die Anlage der Kanaliſation in der Kreisſtraße 290 und in dem Kreisweg 17 30 000.; c) der Gemeinde Ketſch für den der Kraſchbachbrücke 5000.; d) der Gemeinde Ilves⸗ —— für die Herſtellung einer Neckarbrücke 153 000., verteilt auf 5 Rechnungsjahre 1926 und 1927. 2. Zur Herſtellung von Fahr⸗ bahnpflaſter an Kreiswegen wird in den Voranſchlag aufgenommen in Eirmahme 63 470 M. und in Ausgabe 253 880 M. 3. Der Bei⸗ trag der Gemeinde Oberflockenbach zu den Koſten der Unterhaltun⸗ der Kreiswege für die Rechnungsjſahre 1925 und 1926 wird auf 26(ſtatt ſatzungsgemäß 7) feſtgeſetzt. Ueber den Kreishaupt⸗ boxranſchlag entſpinnen ſich ſchier endloſe Debatten. Der Antrag:„Der Kreisrat beantragt, die Kreisverſammlung woylle 1. den Kreisrat ermächtigen, den Kreisſteuerfuß für das Rechnungsfahr 1925 auf Grund der finanziellen Nachweiſungen die Kreisſteuerwerte des Jahres 1925 endgültig feſtzuſetzen, 2. den vorgelegten Hauptvoranſchlag für 1. April 1926/7 und damit 8. die Erhebung einer vorläufigen Kreisſteuer von 5 Pfg. aus je 100 M. der geſchätzten Steuerwerte für das Rechnungsjahr 926 genehmigen“ wird mit 36 gegen 9 Stimmen angenommen Hierauf ſchritt man zur Prüfung und Verbeſcheidung der eisrechnungen und der einzelnen Jondsrechnungen das Rechnungsjahr 1. April 1924—25. Die Voranſchläge der 1 er r Landwirtſchaftlichen Kreiswinterſchule Ladenburg und der Obſtbau⸗ kaſſe Ladenburg werden genehmigt. Der Bericht des Rechnungs⸗ 5 ings⸗Ausſchuſſes wird in Ordnung befunden. Dem Vor⸗ 5 wird Entlaſtung exteilt. Damit ſchloſſen die etwa 4½ſtündi⸗ gen Verhandlungen. W. R. von einem Mannheimer Laſtauto überfahren und getöiet. 23(Pfalz) wird uns berichtet: Die 57 Jahre alte des Landwirts Georg Kern wollte von einem vom Felde nach Hauſe gefahrenen Heuwagen in dem Augenblick abſtei⸗ ———— aus—— Richtungen kommende Laſtautos den g kreuzten. Bei dem Verſuche, dem einen Auto auszuweichen, lief die Frau in den Laſtkraftwagen der Firma A. Louis Haas aus Mannheim hinein, wurde überfahren und ſofort getößtet. dichte Nauchwolken ſtiegen am Montag mittag aus dem Hof ex früheren Oelfabrik auf dem Lindenhof in die Höhe. Ein dort ei gufgeſtellter Aſche⸗ und Unratbehälter von 5 Meter Länge und.,50 Meter Breite fi 125 brennen an. Bis zum Eintreffen der Be ſchützten Arbeiter mit einem Straßenſchlauch das neben brennenden Behälter aufgeſtapelte lager. Das Feuer 8 einer Schlauchleitung gelöſcht. Der den beträgt etwa der hamburger volksbühnenkongreß JIn den letzten Monaten fand eine derartige Mene von Tagun⸗ mn der Schriftſteller, Bühnenautoren und der Leute des Theaters „daß die Frage durchaus aut Platze iſt, ob die aufgewandte mergie und Zeit zum Erreichten noch in einem geſunden Verhältnis „So iſt auch auf dem Hamburger Kongreß wirklich Neues, Erſtmaliges, Einmaliges kaum geſagt worden. Aber dieſe Tagung t denn doch eine vortreffliche und reichlich ausgenutzte Möglichkeit, den Punkt ichnen, den die Volksbühnenbewegung bis heute auf ihrem Marſche erreicht hat. Kampf auf dem Marſch der Kultur⸗ iſt an ſich ein gutes Zeichen, aber ein noch viel beſſere z iſt es, daß auf dem diesmal zur Diskuſſion geſtellten Gebiete der politif— und konfe N ch rt zu ſein ſcheint, zum Vorteil des Kampfes in der höhe ⸗ — Eyhare 5 aſtlerlſchen übrigens. Es ſind auf der Hamburger ſehr viel kluge und belehrende Worte geſagt worden, das war jedoch der verſöhnliche Geiſt, der alle Reſerate und ö durchzog. Die Kunſt ſoll dem Volke dienen, dem Volle⸗ mag es im einzelnen politiſch rechts oder links ſtehen. Das bedeutendſte Referat des erſten Verhandlungstages, der, üblich zum großen Teil mit Begrüßungsanſprachen Geſchäfts⸗ ht und Kaſſencapport ausgefüllt war, iſt das von Paul Haag, m Leiter des Oſtdeutſchen geweſen. Es beſchäf⸗ te mit der Bedeutung, den Aufgaben und Möglichkeiten der anderbühnen. Die Erfahrungen, die Haag mit ſeinem Wan⸗ ſter gemacht hat und die ießlich ſymptomatiſch für alle erbühnen überhaupt ſind, ſind durchaus erfreulicher Natur. das Wandertheater ſchuf ſich mit der Zeit einen ganz eigenen, ſei⸗ nen Bedürfniſſen angepaßten techniſchen Apparat, mit dem die Er⸗ Höchſtleiſtungen mögüch iſt und auch gelang. der„Schmiere“ alten Stils hat die moderne Wanderbühne we⸗ in organiſatoriſcher, noch in techniſcher, noch in literariſcher Be⸗ ng etwas zu tun, Das feſtzuſtellen, iſt um ſo wichtiger, als Hukunft der Wanderbühne iſt mit der Zukunft dez überhaupt. Wird doch die Wanderbühne trotz der Bedeu⸗ iziellen und ſtaatlich anerkannten Schauſpielſchulen bald r Boden zur Ausbildung des Theaternachwuchſes ange⸗ werden. Auf der Wanderhühne vermag der Schauſpieler auf⸗ Izuleben in der Erkenntnis ſenes eigentlichen Berufes als wahrer und chter Komödiant, als wahrer und echter Vagebund in den weſten en der Kunſt, dem das Vagabundieren in geographiſchen Be. — niemals etwas geſchadet hat. Aeußere Bemeglichkeit iſt notwendiges Korrelat der inneren Natur des Schauſpielers. 5 reispflegeanſtalt Weinheim, des Kreiskinderheims Ladenburg, der * Eine merkliche Abkühlung, offenbar durch Gewitter veranlaßt, die ſich in der weiteren Umgegend entluden, trat geſtern Abend ein. In der vergangenen Nacht ſorgte ein küchtiger Guß dafür, daß der Staub gelöſcht wurde. Heute früh zeigte das Thermometer ſchon wieder 17 Gr. C. an(gegen 19,8 Gr. C) am geſtrigen Morgen. In der vergangenen Nacht betrug das Minimum 16 Gr. C.(18 Gr. C) Am geſtrigen Tage ſtieg die Temperatur auf 25 Gr. C. Da am Sonntag ein Maximum von 24,3 Gr. C. feſtgeſtellt wurde, wars alſo geſtern noch ein wenig heißer als am Vortage * Unaufgeklärte Diebſtähle. In letzler Zeit wurde u. a. ent⸗ wendet: Aus einem Garten bei der Lange Rötterſtraße 4 Räder zu einem Leiterwägelchen, 40 und 50 Zentimeter Durchmeſſer, grau⸗ grün geſtrichen.— In der Viktoriaſtraße ein zweirädriger, unge⸗ ſtrichener Handwagen, eine ungeſtrichene Kiſte, 50 auf 50 Zentimeter groß, mit dem Namen Konrad Berberich verſehen. Inhalt 300 Stück Eier, und ein runder, grauer Weidenkorb mit Bogengriff, mit 50 bis 60 Eiern. Der leere Handwagen wurde ſpäter in der Colliniſtraße aufgefunden.— In der Otto Beckſtraße ein heller Weidenkorb, gez.: Ph.., mit 70 Pfund Kirſchen.— Aus einem Lokal in O 6 eine Schweizer Herren⸗Armbanduhr aus Tullaſilber, innen Halbmond und Krone, ſowie der Name Theodor Heß eingraviert. Der Täter iſt ein etwa 30 Jahre alter, 1,70 Meter großer Korbmacher, der melierten Anzug und blaue Schiffermütze trug und in dem Lokal arbeitete.— In einer Wirtſchaft in J 1 eine Brieftaſche aus ſchwarzem Safian⸗ leder mit 4 Fächern und 50 Mark Inhalt. Verdächtig iſt ein Gaſt, etwa 30 bis 35 Jahre alt, 1,70 Meter groß, mit dunkelblauem An⸗ zug und blaugeſtreiftem Hemd. Veranſtaltungen Luſtſpielwoche im Apollotheater. Als zweites Stück wird im Rahmen des Gaſtſpiels der Saltenburabühnen das Luſtſpiel„Mei⸗ ſeken“ von Hans Alfred Kihn vorbereitet. * Betrüger mit Sterſliſiermittel. Baden und Württemberg eine Perſon umher, die das Steriliſier⸗ mittel„'Thermoſan“ feilbot. Das Mittel beſteht aus einem Glasröhrchen, in dem ſich das„Thermoſan“ befindet, und einer kleinen Spritze mit Glasnäpfchen. Das Mittel enthält 12—15 Proz. Methylalkohol, iſt ſomit giftig und darf zur Haltbarmachung von Nahrungsmitteln nicht verwendet werden; auch werden die damit konſervierten Früchte uſw. ungenjeßbar. Das Landespolizeiamt Karlsruhe warnt vor Ankauf dieſes Mittels und erſucht, um das Publikum vor Schaden und Geſundheitsſtörungen zu bewahren, bei ſeündigen. des Reiſenden die Polizei oder Gendarmerie zu ver⸗ ndigen. 9 In letzter Zeit trieb ſich in Rommunale Chronik Aleine Mifteilungen Der Voranſchlag der Stadt Bühl ſchließt bei 554 418 M. Ausgaben mit einem Fehlbetrag von 118 986 M. ab, zu deſſen Deckung 60 Pfg. Umlage(im Vorjahre 57) erhoben werden ſollen. Die Kapitalſchulden der Stadt betragen insgeſamt 408 589., wo⸗ von allerdings auf die Umlagen nur ein Schuldbetrag von 166 389 M. entfällt. Für Verzinſung und Tilgung wurden 37 766 M. in den Voranſchlag eingeſtellt. Der Offenburger ſtädtiſche Voranſchlaa für das Rechnungsjahr 1926 wurde in den Ausgaben mit 2 463 700 Mk. und in den Einnahmen(ohne die Umlage) mit 1878 700 Mk. feſtgeſtellt, ſodaß ein ungedeckter Aufwand von 585 000 Mk. verbleibt. Zur Aus⸗ gleichung des ungedeckten Aufwandes ſoll bis zur endaültigen Rege⸗ lung der Steuerverhältniſſe des Jahres 1926 eine Vorauszahlung von 90 Prozent von je 100 Mk. Steuerwert des Liegenſchafts⸗ und Be⸗ 2 8 Bürgerausſchuß wird ſich in einex nächſten Sitzung damit beſchäftigen. Aus dem Jahresbericht des Freiburger Schlacht⸗ und Viehhofes ſſt erſichtlich, daß im Geſchäftsſahre 1925/6 insge⸗ ſamt 9666 Ochſen, Farren, Kühe und Rinder geſchlachtet wurden, weiter 37 848 eine, Kälber und Ziegen ſowie 219 Pferde. Die Einfuhr von friſchem Fleiſch betrug 289 590 Kilogramm, darunter 124 272 Kilogramm Gefrierfleiſch Der Fleiſchverbrauch belief ſich auf 4736 Kg. je Kopf der Vevölkerung. Das iſt gegen das Vorjahr ine Zunahme von 15,2 Proz.; gegenüber 1913 bleibt der Verbrauch er noch um 10,5 Proz. zurück. Gegenüber den Vorkriegspreiſen waren die Preiſe für durchſchnittlich 10 Proz., für Kalbfleiſch 30 Proz und für Schweinefleiſch 35 Proz. höher. Die Stadt Erkelenz im Reg.⸗Bez. Aachen feiert ihr 60 0⸗ jähriges Beſtehen. Das reichhaltige Feſtprogramm zieht ſich über eine Woche hin. Erkelenz iſt ſeit alters wegen ſeiner Spitzen⸗ und Plüſcherzeugung berühmt! * sch. Hockenheim. 5. Juli. Ueber die füngſte Gemeinderats⸗ ſitzung iſt zu berichten: Dem Reichswaiſenhaus Lahr wird ein ein⸗ maliger Beitrag bewilligt.— Die Hundeſteuer iſt in zwei Raten zu entrichten und zwar die erſte Hälfte ſofort, die zweite bis zum 1. No⸗ vember.— Eine große Anzahl durch Todesfälle freigewordene Al⸗ mendarundſtücke wird neuen Beſitzern zugewieſen.— Der Hilfswald⸗ hüter Leonhard Auer erhält die erledigte Gemeindewaldhüterſtelle übertragen.— Genehmigt wurden die beiden Darlehensverträge der Badiſchen Staatsſchuldenverwaltung in Karlsrube, betr. die Gewäh⸗ rung von Darlehen für die Ausführung von Notſtandsarbeiten(Er⸗ richtung eines Meß⸗ und Spielplatzes und Kanaliſterungsanlagen).— Gemeinderat Keller wird als Sachverſtändiger für die Tabakein⸗ ſchätzung beſtimmt. Daß in der letzten Zeit viel Berſuche gemacht worden ſind, dieſe innere Natur des Schauſpielers in ungeſunde Bahnen zu zwängen, iſt bekannt. Dieſe Verſuche gingen nicht zuletzt mit vom Rund⸗ funk aus. Mit Intereſſe aufgenommene Ausführungen von Dr. Selig, den das Preußiſche Kultusminiſterium delegiert hatte, be⸗ ſagten, daß die Volksbühne ein Verdienſt daran habe, wenn in den letzten kritiſchen Wochen das geſamte Berliner künſtleriſche Theater nicht dem Rundfunk ausgeliefert worden iſt. Veſtand doch der Plan, das große Schauſpielhaus in ein Radiotheater umzuwandeln, um von dort aus alle bedeutſamen Theateraufführungen in einer für die des Rundfunks zurechtgeſtutzten Weiſe zu„ſenden“. Dr. Neſtriepke beſchäftigte ſich in ausführlichem Vortrag mit den Forderungen der Volksbühne an das Reichsbühnengeſetz. An die Stelle der freien Konkurrenz der Geſchäftstheater ſoll der Wettlauf nach kulturpolitiſchen Zielen treten. Das verlangt in erſter Linie eine orm des Konzeſſionsweſens. Als Gutachter hierfür ſeien die Verhände der Beſucherorganiſationen hinzuzuziehen. Auf s Weſen der Beſucherorganiſationen ſelbſt ging in toleranter Weiſe Prof. Ziegler ein. Wie die Mitgliedſchaften im Sinn der Volks⸗ bühnenidee beeinflußt werden können, behandelte Redakteur Brod⸗ beck. Auch ſonſt wurde in Reſerat und Diskuſſion manch wertvoller Gedanke zum Ausdruck gebracht, praktiſche Werbearbeit in öffentlicher Kundgebung im Gewerkſchaftshaus geleiſtet, ſchließlich auch Schönes aus Hamburgs Natur und Kultur den Gäſten geboten. Wohlfor, mulierte Wünſche übermittelte ihnen Bürgermeiſter Peterſen ben einem Senatsempfang; mögen ſie ſich erfüllen. Erich Gottgetreu Niteratur *Felix 9. Bruns:„Die größte Myſtifikation in der Weltliteratur“. Verlags⸗Geſellſchaft Braunſchweig.— Der Verfaſſer, ein deutſcher Shakeſpeare⸗Forſcher und Privatgelehrter ſucht die Frage: wer war Shakeſpeare, zu beantworten. Er geht aus von den Erſtdrucken des 16. und 17. Jahrhunderts und weiſt aus deren Eigenſchaften mittels hiſtoriſcher, zeitgendſſiſcher Chiffrier⸗ methoden, die in anderen, gleichzeitigen Druckwerken(der Kabbaliſtik und erſten, bisher ganz vernachläſſigten Roſenkreuzer⸗Literakur) ent⸗ holten und damals nachweislich im diplomatiſchen Geheimnachrichten⸗ Verkehr gebraucht worden ſind, in jenen Veweisurkunden diejenigen nach den Veweiſen für die Bacon⸗,Theorie“ rief, denen er glaauben würde. Dieſe Urkunden— in chiffrierter Form— ſind nach Anſicht Geheimſchriften noch nach welchen ſchon 1895 ein Kund Fiſcher als des Verfaſſers in der Tat vorhanden; vom wahren„Shakeſpecre“ angefertigt und hinterlaſſen. 8885 5 85 5„ Dienstag, den 6. Juli 1926 Nus dem Lande Verzweiflungstat des mörders Mack von Mannheim. * Karlsruhe, 5. Juli. Der Gärtner Friedrich Mack aus Mannheim, der am 16. Januar ds. Is. den Mordanſchlag auf den Direktor der Fürſorgeerziehungsanſtalt Flehingen verübt und einige Stunden darnach die Frieda Hecker in Eppingen durch einen Bauchſtich getötet hat, hat am Samstag abend im hie⸗ ſigen Bezirksgefängnis 2 Selbſtmord begangen. Mack war vor kurzem in der Anſtalt Illenau zur Beobachtung untergebracht wor⸗ den. Nach ſeinem Rücktransport in das Bezirksgefängnis traten mehrfach hart an Tobſuchtsanfälle grenzende Erre⸗ gungsanfälle bei ihm auf, in denen er die Abſicht, Selbſt⸗ mord zu begehen, äußerte und auch die Verwirklichung dieſer Ab⸗ ſicht verſucht hat. Am Abend des 3. Juli fing er neuerlich in ſeiner Zelle zu toben an, und ging gegen drei Aufſeher, die zu ihm kamen, tätlich vor. Den erſten Aufſeher ſchlug er mit einer Waſch⸗ ſchüſſel nieder, ſo daß der Wärter bewußtlos zuſammenbrach. Die beiden anderen Wärter warf er mit einem mächtigen Anſprung der Seite und ſprang auf den Gang des zweiten Stockwerks. Bei der Verfolgung durch die Aufſeher gelang es ihm, ins dritte Stockwerk zu entkommen, von wo er ſich in die Tiefe ſtürzte, wo er mit zerſchmettertem Schädel ſofort tot liegen blieb. Das Bootsunglück auf dem Unkerſee. * Inſel Reichenau, 5. Juli. Ueber die Urſachen des Bootsun⸗ glücks gehen die Meldungen auseinander. Nach einer Darſtellung ſoll der Bootsführer Beck, der nicht einmal einen behördlichen Füh⸗ rerſchein beſeſſen hat, in der Nähe von Mannebach auf einen Pfahl aufgefahren ſein. Nach einer anderen Lesart war das Boot bereits leck, als es abfuhr. Es füllte ſich bei der Ueberfahrt über den Rhein, zwiſchen Reichenau und dem ſchweizeriſchen Ufer, mit Waſſer. Feſt ſteht, daß ſich das Boot etwa 100 Meter vom ſchweizeriſchen Üfer ganz mit Waſſer gefüllt hatte. Er ſank und mit ihm die Ehe⸗ leute Hengſtler und Sterz aus Tuttlingen. Auf die Hilferuſe der Bootsinſaſſen eilten Leute von Mannebach mit Booten herbei. Bei den ſofort angeſtellten Wiederbelebungsverſuchen gelang es bei zwei weiteren Frauen namens Müller und Kaufmann, ſie wieder zum Bewußtſein zu bringen, während ihre Männer ebenfalls zu den Opfern des Unglücks zählen. Somit hat das Bootsunglück ingsgeſamt ſechs Opfer geforderk. Der mitgerettete Bootsführer iſt von den Schweizer Behörden in Haft genommen worden, da ihm die Schuld an dem Unglück beigemeſſen wird. 13 * er *Waldshuf, 2. Juli. Der kürzlich wegen Diebſtahl von Moto⸗ ren und Elektrizitätsmaterial in Görwihl verhaftete Strittmat⸗ ter hat bis jetzt70 Diebſtähle eingeſtanden. 5 Nus der Pfalz Die Beiſetzung des verunglückten Ruderers Meyer * Ludwigshafn, 6. Juli. Die Beiſetzung des bei dem Lud⸗ wigshafener Bootsunglück auf dem Rhein ums Leben gekommenen Ruderers Philipp Meyer erfolgte geſtern— 5 auf dem Friedhof des Stadtteils Frieſenheim. Ein großer Kreis Leidtragen⸗ der, darunter der geſamte Vorſtand und der größte Teil der Mann⸗ ſchaften des Ludwigshafener Rudervereins mit der trauerumflorten Vereinsfahne gaben dem ſo jäh verunglüjten Sportskollegen das letzte Geleit. Den Sarg bedeckte die Fahne des Ludwigshafener Ru⸗ dervereins. Herzliche Vorte des Gedenkens fand der Direktor der Pfalzwerke AG., deren Angeſtellter der Verunglückte war ſowie der Altmeiſter des Ludwigshafener Rudervereins, Hauptlehrer Wil⸗ ker, die beide den Tod des auf ſo en Weiſe aus dem Leben Geſchiedenen auf das Tiefſte bedauerten. Prächtige Blumenſpenden, die am Grabe niedergelegt wurden, zeugten von der Verehrung und Wertſchätzung, die ſich der Verſtorbene unter ſeinen Mitarbeitern und Sportskameraden erfreuen durfte. Beſonders prachtvolle Kranz⸗ legten u. d. die Achter⸗Mannſchaft des verunglückten Bootes, die Rudergeſellſchaft Rheinau, der Mannheimer Ruderverein Ami⸗ cita, der Heidelberger Ruderklub, der Ludwigshafener Kanuklub, die Ortsgruppe Ludwigshafen des Deutſchnationalen Handlungsgehil⸗ enverbandes und der Stemm⸗ und Ringklub Ludwigshafen nieder. nter dem Trauergefolge ſah man auch den Oberbürgermeiſter der Stadt Ludwigshafen Dr. Weiß. ee e eeee * 42 5 Von der Miktelhaardt, 1. Jult. Troßdem die Witterung recht günſtig für die Traubenentwicklung iſt, geht die Blüte in vielen Gebieten recht unterſchiedlich vor ſich. Der Winzer nennt dieſe Blüte„verzottelte“, d. h. ſie iſt ungleichmäßig. Neben blühenden Samen findet man noch völlig geſchloſſene. Der Heuwurm tritt gzwar nicht in dem Maße auf, als im Vorzahr, zeigt aber doch ſeine Spuren in manchen Gebieten erheblich. Die Bekämpfungsarbeiten werden von den Winzern mit allen Kräften ausgeführt. Im Handel entwickelt ſich größere Belebung. Die letzte Weinverſteigerung in Wachenheim gab für die Preisbildung bedeutſame Fingerzeige. Ohne Zweifel zeigen die Preiſe überall Neigung zum Steigen. Es wurden freihändig verkauft in Wachenheim 1924er Weißweine a8 1500—23000 Mk. und 1925er Weißweine zu 1400—2200 Mk. In Bad Dürkheim kamen 1920er 1 zu 1,20 bis 3,50 Mk. und 192ler Flaſchenweine zu 2,20 und.— Mk, zur Abggee. rr e Gerichtszeitung Amksgericht München⸗Fand. Im Maf 1925 tauchte in Kochel ein älterer Herr auf, deſſen ee e Erſcheinung Vertrauen erweckte. Der 55 Jahre alte Kaufmann Frz. Seraph Gruber von Untergriesbach, AcB. Wegſcheid, zuletzt in Kriegshaber, trat als wohlhabender Mann auf und wollte ſich mit ſeiner Familie für einige Wochen in eine bayeriſche Somnerfriſche zurückziehen. In einer Villa wurden der Familie drei Zimmer eingeräumt. Die Vil⸗ 199 80 überließen dem„vornehmen Heren“ auch noch ein Bank⸗ uthaben von 2000 Mk. aus ihren ad kamen der ahrheit erſt auf die Spur, als die Fe für Verpflegung auf 1450 Mk. angelaufen war. Sie waren ei nierten Betrüger in die Hände 1 55 der ſchon mehrere Ge⸗ fängnisſtrafen hat. Wegen Betrugs ſtand nun Gruber vor dem Schöffengericht München⸗Land und wurde zu einem Jahr Ge⸗ Fünz ee will ſcch gebeſſert haben. Per all ihm heilig ſel. rw gebeſſe en. Vei allem, was Feie der Angeklagte Hertzſtaedt aus Warſchau, daß er ſich, nachdem er zweimal wegen Taſchendiebſtahls in Deutſchland be⸗ ſtraft worden ſei, völlig gebeſſert habe und zu unrecht wieder des Taſchendiebſtahls beſchuldigt werde. Das Gericht konnte aber den Unſchuldsbeteuerungen keinen Glauben beimeſſen. Die Verdachts⸗ momente lagen etwas zu dick. Bei der Maidemonſtration im Luſt⸗ garten in Berlin hörten drei junge Leute, daß eine Frau in dem Ge⸗ dränge zu einem neben ihr ſtehenden Manne unwillig ſagte:„Was haben Sie mit Ihrer Hand in meiner Taſche zu tun?“ Sie ſahen den Mann ſich entfernen und beobachteten, daß er ſich hinter einem Gebüſch einen Mantel anzog und den Hut ins Geſicht zog. Als ſie den Verdächtigen anhielten, fanden ſie auf der Erde ein leeres Porte⸗ monnaie. Bei der Feſtnahme gab ſich der Angeklagte einen falſchen Namen und wollte aus Wien gebürtig ſein. Das Schöffengericht Berlin verurteilte Hertzſtaedt zu einem Jahr und zwei Wo⸗ chen Zuchthaus, fünf Jahren Ehrverluſt und Stellung unter Poligzeiauſſicht. ——.... ̃—...—. ̃———.. ß————— Von meinem Gewicht wird nismand mũde, aber ich mache jeden satt. Praktisch verpackt, prelswert, wohlschmeckend und einfach zuzubereiten, bin ich überall bellebt geworden. loh gehöre in jeden Rucksackl Knorr Erbswurst Aͥng endere Suppen in Wurstform, 2 * —

Dienstag, den 6. Zull 1926 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 5. Seike. Nr. 3085 Sportliche Rundſchau Gauturnfeſt des Turngaues Mannheim in Neckarau Dem Turnverein Jahn 1884, Mannheim⸗Neckar au wurde das diesjährige Frauen⸗Gauturnfeſt in Verbin⸗ dung mit Männer⸗Probe⸗Turnen für das Landesturnfeſt in Offenburg des 10. Kreiſes der Deutſchen Turnerſchaft, des in den Tagen vom—10. Auguſt ſtattfindet, vom Turngau Mannheim übertragen. Das Feſt nahm am Samstag und Sonntag ſeinen in Neckarau traditionell erfolgreichen und wirkungsvollen Verlauf. Als Einleitung zum Feſt veranſtaltete der feſtgebende Verein am Scans⸗ tag in der neuhergerichteten, freundlich weiß gelünchten großen Halle des V. f. L. aus Anlaß des 20jährigen Beſtehens ſeiner Turnerinnen⸗ Abteilung einen Feſtabend mit turneriſchen Darbietungen fämt⸗ licher Turnerinnen⸗Abteilungen des Turngaues Mannheim, die von Anſprachen, Gefangsvorträgen des Sängerbund Harmonie unter Heinrich Kemms temperamentvoller künſtleriſcher Leitung und ö Orcheſterdarbietungen des Konzertorcheſters Roßnagel umrahmt waren. Nach Abſingen des Feſtliedes und einem ſtimmungsvoll von Erika Pflug geſprochenen Prolog hielt der erſte Vorſitzende, Conrad Striehl, die Begrüßungsanſprache, in der er den Ver⸗ treter der Stadtverwaltung, Landtagsabg. und Stadtrat Ludwig aas, den Obergauturnwart Schweizer, den Gauvertreter Stalf, die Ehrenmitglieder und alten Freunde, die aus Offenburg zu Beſuch gekommenen früheren Turngenoſſen Bartholome und raun ſowie die übrige große Corona herzlich willkommen hieß. Als einen neuen Fortſchritt im Vereinsleben des„Jahn“ bezeichnete Redner die ſeit den 1. Juli erſcheinende„Monats⸗Rundſchau des T. B. Jahn“. Sie ſoll in ihrer Hauptſache nicht nur dem eigenen Verein, ſonder vielmehr auch der großen deutſchen Turnſache diea⸗ lich ſein und ihre wertvollſte Aufgabe in der Wiedergeſundung und Ertüchtigung unſeres Volkes erblicken. Dieſe Wünſche bekräftigte Redner mit einem begeiſtert aufgenommenen dreifachen„Gut Heil“. Durch die verſchiedenen Turnerinnenabtellungen kamen auf der Bühne in raſcher Reihenfolge Freiübungen älterer Schülerinnen des Gahn“, Schwehekantübungen des Turnverein Bodenia Feudenheim“, deutſche Kampfſpielfreiübungen des„Jahn Neckarau“, Staübungen der„Turngenoſſenſchaft Rheinau“. und Keulenſchwingen des Turn⸗ derein Sandhofen mit Sicherheit und Grazie zur Vorführung. Vier urnerinnen des„Turnerbund Germania“ Mannheim führten in duftigen Koſtümen einen Walzerreigen(Roſen aus dem Süden“ mit dezenter Muſikbegleitung künſtleriſch vollendet vor. Gauvertreter Stalf richtete beherzigenswerte und anfeuernde Worte an alle Turnfreunde und entwarf in einem Rückblick auf die Entwicklung der Tunerinnenabteilung Neckarau ein anſchauliches Bild von den er⸗ zielten wertvollen Erfolgen. Daß alles ſo gut gelungen, ſei nicht guletzt ein Hauptverdienſt der um die Frauenturnſache ſehr bemühten Turnfreunde, Turnwart Jakob Groh, Albert Buſch, Fritz Säl zler und namentlich des derzeitigen Leiters der Turnerinnen⸗ abteilung, Theodor Merz, dem er als beſondere Auszeichnung im Namen des 10 Kreiſes den(Ehrenbrief der Deutſchen Tunerſcheift“ überreichte und auch die Grüße des am Erſcheinen leider verhinderten Kreisvertreters, Profeſſor Weiß, überbrachte. Gegen 12 Uhr fand das in allen Teilen von echt tuneriſchem Geiſt beſeelte Bankett ſeinen Abſchluß, da ſchon die Frühe des kommenden Sonntags die aktive Turnerſchaft zur Arbeit rief. Das Wetter begünſtigte den Tag recht ſehr; wohl war es heiß, em paar Regenſpritzer, aber es war zum Aushalten. Nach einer be⸗ reits um 7 Ühr abgehaltenen Kampfrichterſitz ung traten uam Uhr die Einzelturner 10. und 12⸗Kampf, Ober⸗ und Unter⸗ 2 e und ältere auf dem Platze an, denen ſich die Turnerinnen und Sugendturner anſchloſſen. Der objektive Beobachter konnte feſtſtellen, Daß die für das Offenburger Kreisturnfeſt vorgeſchriebenen Uebun⸗ gen keine leichten ſind und große Anforderungen an die Veteiligten ſtellen. Erſt nach 12 Uhr waren die Uebungen beendet. Nach 2 Uhr bewegte ſich von der Schulſtraße aus ein großer Fe ſtzug zum — 2 A .* Turnplatz des B. f. L, der eine Rieſenbeteiligung aufwies. Um 3 Uhr begann das Muſter⸗Riegenturnen, deſſen Oberleitung ..— Erfolge ſicher geſtellt hat. in den Händen der Leiter Werdan und Roßrücker lag. Als Schiedsrichter fungierten Kreisobertunwart Schweizer, Gau⸗ oberturnwart Werdan und Gaufrauenturnwart Roßrück er Gaureigen der Turnerinnen, Staffelläufe und allgemeine Freiübun⸗ gen der Turnerinnen und Turner boten in ihren exakten Ausführun⸗ gen und in den ſchmucken Turnertrachten ein prächtiges Bild. Der Bubikopf hat nach den Feſtſtellungen des Berichterſtatters bei den Turnerinnen anſcheinend noch keinen allzugroßen Anklang gefunden; man ſah noch meiſt den Zopf in ſchöner Aufmachung. Gegen 7 Uhr veründete man vom hohen Turm aus das Ergebnis der errungenen drei erſten Namen: Turnerinnen-Unkerſtufe: 1. Helene Happel.⸗V. 1840 Mann⸗ heim 145; 2. Liſſel Dederer,.⸗V. Germania 137; 3. Luiſe Wöltz, Tgm. Käfertal 155 Punkte. Turnerinnen-Oberſtufe: 1. Berktha Volpert,.⸗V. Jahn Neckarau 121; 2. Amalie Appel,.⸗V. Vadenia Feudenheim 119; 3. Suſanna Scheer, Tg. Rheinau 108 Punkte. Vereinsturnen: Turnverein 1846 Mannheim in der 2. Abt. 40 Teilnehmer, einen erſten Preis erſter Klaſſe: Turnverein Jahn Neckarau in der 2. Abt. 33 Teilnehmer, einen Preis erfter Klaſſe; Turnverein Seckenheim in der 3. Abt. 28 Teilnehmer, einen Preis zweiter Klaſſe. Zehn-Kampf, Unkerſtufe: 1. Martin Uhrig,.⸗V. Badenia Feu⸗ denheim 180; 2. Georg Reinhardt, Tgm. Käfertal 174; 3. Peter Hafner, Tgm. Käfertal 189 Punkte. Zwölf⸗Kampf, Unterſtufe: 1. Eugen Kaſt, Tgm. Mannheim 208; 2. Ludwig Möll,.⸗V. Seckenheim 194; 3. Viktor Lenel,.⸗V. Mannheim v. 1846 188 Punkte. Zehn-fampf, Oberſtufe: 1. Max Nill,.⸗V. Mannheim v. 1846 186; 2. Erwin Brenneis,.⸗V. Jahn Neckarau 165, 3. Karl König, .⸗V. Mannheim v. 1846 163 Punkte. Zwölf⸗Kampf, Oberſtufe: 1. Adam Jäger, Tam. Käfertal 207; 2. Hermann Ebel,.⸗V. Jahn Neckarqu 202; 3. Fritz Braun,.⸗V. Offenburg 184 Punkte. Altersſtufe: 1. Adolf Orth, T. V. Jahn Neckarau 129; 2. Her⸗ bert Köppen,.⸗V Jahn Neckarau 102 Punkte. Jugend, Unkerſtufe: 1. Fritz Hartmann, T. V. Seckenheim 131 2. Emil Pflügersdörfer,.⸗V. v. 1878 Seckenheim 124; 3. Eugen Dürr,.⸗V. 1887 Sandhofen 122 Punkte. 5 mal 100 Meter-Staffel, Jugend: 1. Tunverein Secken⸗ heim 1,05; 2. Turnperein Sandhofen 1,296 Min. 4 mal 100 Meter-Sfaffel, Turnerinnen: 1..⸗B. Germania Mannheim 5725; 2. T⸗V. Jahn Neckarau 57½ Sek. 5 mal 100 Meker-Skaffel, Turner: 1..⸗V. 18463 Mannheim 1. Mannſchaft; 2..⸗V. 1846 Mannheim, 2. Mannſchaft. G. M. Ruserſport Sur Mannheimer Regakta. Unſer Bff.⸗Berichterſtatter ſchreibt uns In dem Bericht über die 43. Oberrheiniſche Regatta iſt inſofern ein Irrtum unterlaufen, als nicht im Kaiſerpreis⸗Achter, ſondern im Rheinpreis⸗Achter der gewaltige Endkampf zwiſchen Lud⸗ wigshofener und Mannheimer Ruderklub ſtattfand, deſſen Endergeb⸗ nis nur der Zielrichter feſtzuſtellen im Stande war. Bei dieſer Ge⸗ legenheit darf noch angefügt werden, daß das auf ſolideſter Grund⸗ lage angelegte Training des Mannheimer Ruderklub durch eine Un⸗ ſtimmigkeit an der die Klubleitung keine Schuld trug, empfindlich ge⸗ tört worden war. Die Klubleitung zog, unbeſchadet der ſtörenden Nachwirkung, die letzten Folgerungen und ging ſofort an den Neu⸗ Aufbau. Die Leiſtung des Junior⸗Achlers iſt beſonders hoch anzuer. kennen, weil er ebenſo wie bei den ſämtlichen übrigen Mannheimer Vereinen einen guten Nachwuchs verbürgt. Darin iſt auch der Er⸗ folg der„Amicitia“ begründet, daß ſie vor zwei Jahren den Neu⸗ Aufbau der Mannſchaften vollzog und ſich aus bodenſtändigen jungen Mitgliedern den Stamm ſchuf, der ihre vorgeſtrigen wohlverdienten NDrrn Autoſport Allomeker und A. D. C..-Bergrekord. Dieſe Schnelligkeits ⸗ prüfung, die der ArAC. als internationale Veranſtaltung für Matorräder, Seitenwagenräder, Sport⸗ und Rennwagen für den 31. Juli und 1. Auguſt ausſchreibt, begegnet ſchon jetzt außerordent⸗ lich ſtarkem Intereſſe. Es ſteht zu erwarten, daß die vorjährigen Zeiten übertroffen werden, da die Strecken nach neuzeitlichen Ge⸗ ſichtspunkten ausgebaut ſind. Beim Kilometerrekord gibt es drei zrrungenen Klaſſen der Hilfsmotorräder, beim Bergrekord nur die 1258er Klaſſe, Siege. Wir nennen nachſtehend in den einzelnen Klaſſen jeweils 55 Motorräder und ſolche mit Beiwagen ſtarten in ſechs bezw. drei dlaſſen. Die Sport⸗ und Rennwagen ſind für den Kilometerrekord in zehn Klaſſen eingeteilt. Beim Bergrekord ſtarten die Sportwagen in ſechs, die Rennwagen in drei Kaſſen. In der Klaſſe der Sport⸗ wagen könen auch Tourenwagen ſtarten,„erleichterte“ Sportwagen ſind in der Rennwagenklaſſe zugelaſſen. Cyclecars werden nur zugelaſſen, wenn hierzu die genügende Anzahl von Meldungen vor dei letzten Nennungsſchluß eingereicht wird. Die beſten Zeiten im Vorjahre fuhren beim Kilometerrekord von den Kraftradfahrern Alt⸗München(Viktoria) mit 148,760 Std.⸗Km., bei den Rennwagen Ehr. Werner⸗Untertürkheim(Mercedes) mit 168,224 Std.⸗Km., beim Bergrekord C. Buſſinoer⸗München(BMW) mit 69,37 Km. in der Moterradklaſſe, und Chr. Werner(Mercedes) mit 62,45 Km. in der Rennwagenklaſſe. Raò ſport Großer Opelpreis von Milteldeulſchland * Meiningen, 4. Juli. Im Rahmen des 2. Deutſchen Radſport⸗ tages in Meiningen und zugleich verbunden mit dem 7. Kongreß der..U. kam am Sonntag das 234,6 Km. lange Straßen⸗ rennen Leipzig— Meiningen zur Durchführung. Das Rennen galt zugleich als Straßenmeiſterſchaft der V. D. R. B. Titel war heiß umſtritten, nahmen doch die beſten Fahrer der An⸗ ſchlußverbände, darunter die aus dem Bund ausgeſchiedenen Frank⸗ furter Damm und Dumm teil. Insgeſamt begaben ſich 51 Fahrer auf die Reiſe; ſie blieben geſchloſſen beiſammen, bis daß der Regen einſetzte. Das ſchlechte Wetter begleitete die Fahrer dann auf der ganzen weiteren Fahrt und brachte manchen Fahrer in Schwierig⸗ keiten. Immerhin kam in der Kontrolle Weimar noch eine 10köp⸗ fige Spitzengruppe an; in Eiſenach waren es auch noch 14, doch brachte dann aber die„Hohe Sonne“ die erwartete Sprengung der Spitzengruppe. Auf der Kuppe der„Hohen Sonne“ waren nur noch Bruno Wolke, Büttner und Dumm zuſammen. Dumm wurde hier von ſeinem dritten Reifendefekt überraſcht und da auch Brund Wolke wenig ſpäter einen Defekt hatte, konnte der...⸗Straßen⸗ meiſter Büttner unangefochten als Sieger die Fahrt beenden. Das Ergebnis: 1. Büttner⸗Neukölln:57,40 Stunden, 2. Mroczozek⸗ Berlin:00,10 Std., 3. Dumm⸗Frankfurt a. M. 1 Länge zurück, 4. Lipke⸗Berlin, 5. Rudolf Wolke⸗Berlin:02,32 Std., 6. Brumo Wolke⸗ Berlin:03,04 Std., 7. Bentler⸗Bamberg, 8. K. Schuler⸗Mann⸗ heim, 9. Fr. Schuler Mannheim, 10. Müller⸗Hannover. Waßſerſtandsbeobachtungen im Monat Juli Rhein⸗Pegel 128. 80..2, 3,6 Neckar⸗Begelf 29. 30, E A eeee Haruheim 4478 43 815 Ain 20 84888 Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckeret Dr. Oaas. Neue Mannheimer Beitung G. m. b. 5. Mannheim E 8, 2. Direktion: Ferdinand Hevme Chefrebakteur: Kurt Fiſcher.— Verantwortliche Redgkteure: Für Politik: Hans Alfred Melßner— Feuilleton: Dr. Fritz Hammes. Kommunalpolitik und Lokates: Rſchard Schönfelder— Sport und Neues aus aller Welt: i. V. R. Schönfelder. Handelsteil: Kurt Ehmer. Gericht„n efles Hebree Ir Hircher— Anzeteen Faonde Luitkurore Todes-Anzeige. Zipfen 1. Odeuwald Am 4. ds. Mts. verschied nach schwerer Krankheit am Juße des Otberges mein treuer, bewährter, langjähriger Mitarbeiter und Prokutist Voſt Benoſeld 13 Penslon Becker Tel 110 Groß-Umſtadtf eNer, Herr OIO Deibel E endonepreg 5 Mk aus qlvesheim-Ses0 4 Mahlzeiten. Wer den allzufrüh Verstorbenen kannte, weiß was ich 70— an ihm verliere; ich werde sein Andenken stets in hohen Fcneibtische! Ehren halten. 5394 e m. Schnitze A. doseph. ret, engl. Zügen. „Laß mich Dein schäönes, llos Fgenbzurer seidenweiches Haar bewundernl“ 1 Wie gern hört man solche Wortel Mit ein wenig —— Ausdauer kann jede Frau ihrem Haar gleichen Tum Fficken Reiz verleihen. Die ständige Pflege mit 771 eee eee Kopfwasch · Pulver gibt dem Haarboden Gesundheit Adreſſe in d. Geſchäfts. und Kraft. Nach r Uf. ſtelle dis, El. 83240 ur ecdt er ges. gesch. fIUI GAlag: Seld) Nach kurzem, schwerem Krankenlager verschied am Frisense! Sonntag abend im blühenden Mannesalter unser treuer* N8 Kamerad und Mitarbeiter, der Prokurist 69575 2 unb 0 3 25 ben Horle biniaſ auß. i. Mathi Herr Offo Deibel 4 Seine große Schaffensfreude, sein uberaus vorbildliches 2 7 Pflichtbewußtsein und sein kameradschaftliches Verhalten, Kiichen sichern ihm bei uns ein allzeit ehrendes Gedenken. in apart, entzuckend. 45 f Veſpiele Mart Die Angestellten der Firma fad., J6 ei, S88. 35 A. doseph. Aeechen kaat ur Bellenstr. 24 ee Ludwig Seel,„Fri — nſſche eranntnaeüngenßepß. 525 8 eee unter der bisherigen Firma etenlicde Ipamane Raunbein 50 Mark. Beſ.: F. Wegen Erledigung dringender Darlehensgeſchäfte 9 Badenmeller Aelteſtes Haus am Platze. ———.— 9025 kann ein ig. Nen Gasthaus zZur Sonne Kleidermalen eeee Penſionspreis von.50 erlernen? Fiſcher. S248 Angeb. unt I. K 97 tuxa des Hugo Heymann iſt erloſchen. an die Geſchäftsſtelle. bleiben die Geſchäftsräume der Darlehensabteilung der Sparkaſſe am„ 54 „Dionnerstag, Freitag und Samstag 20„n Durchm. 1..48 Scheſdmaschinen ker, 8es Miar 1 8. bis 10. Juli ds. Js. 60„ 1„ 2 60 ſowie VBüromaſchinen dennt die 4 geſchloſſen. A¹ 10„* 7 425 aller Art zu ſehr vorteil⸗ le Formen gleiche Pieise · la Japan Seide, 4. baften Preiſen und Be. Es wird wiederholt darauf hingewieſen, daß im 0 weiteren die Geſchäftsräume der genannten Abt i⸗ 5 lung an den Wochentagen Moniag bis Freitag nur vormittags zwiſchen—12 Uhr geöffnet ſind. S 152 Lampenschirm- Gestelle 30 em Durchm. Mk..10 la. Selden-Batist..60 sow/. süimil, Besatzert, wWie Seſdentrans, Schnüre Rüschen Wickelbandelc.bilig Linpenechümbedart G. Schusfar E2 7 dingung. haben abzugeb Friedmann u. Seumer, 5228 NM 2. 1J, Fernſprecher 7159, 8159. Handelsregister. 63] In das Handelsreaiſter wurge heute einge 1.„Jacob Ffeitel“ in Mannheim. Die Pro⸗ 2.„von Mellenthin& Co.“ in Mannheim. * Geſellſchaft it aufgelöſt und die Firma erloſchen. Gebrauchte 3.„Moritz Weil“ in Mannheim. Die Pro⸗ Weil iſt erloſchen. Dem Fritz Weil. Mannheim iſt Prokura erteilt. u Weil, Mannheim iſt in bas Ge⸗ ſchäft als perſönlich baftender Geſellſchafter eingetreten. Die offene Handelsgeſellſchaft hat am 1. Januar 1928 begonnen. 4.„Ludwig Seel“ in Mannbeim. Ludwig Seel, Mannheim iſt gls Proknriſt beſtellt. Das Geſchäft iſt mit Aktiven und Paſſiven und amt der Firma von Ludwia Seel auf Kauf⸗ 5.„Rheiniſche Schiffahrts⸗& Speditions. geſellſchaft mit beſchrünkter Haftung in Leaul⸗ 120 dation in Mannheim. Die fFirma iſt erloſchen. 6. ⸗Vereiniate Mannheimer Spiezelfabriken Peter&. Co und Friedrich Lehmann. Aktien⸗ geſellſchaft“ in Mannheim. Die Herabfetzu des Grundkapitals auf 5000 RM. iſt gema dem Generalverſammlungsbeſchluß vom 28. Auguſt 1025 durchgeführt. Aufgrund dez reits durchgeführten Beſchluſſes der General⸗ verſammlung vom 81. Dezember 1925 iſt das Grundkavital um 20 000 RM. erhöht und be⸗ trägt jetz 25 000 Ran. Als nicht 4 Fae n wird veröfſfentlicht: Die neuen 20 auf 1 lautenden Aktien zu je 1000 RM. werden zum Nennbetrage ausgegeben. Das 8 14 20 Nif. iſt jetzt eingeteilt in 250 Aktien zu je 20 und 20 Aktien zu je 1000 RWM. 85 Mannheim, den 80 Juni 1928. Amtsaericht F. G. 4. Kauf⸗

6. Seite. Nr. 305 Dienstag, den 6. Juſi 1928 [Neue Mannheimer Seitung Handelsblatt Dem umfaſſenden, auf wertvollem ſtatiſtiſchen Material beruhen⸗ den Bericht der Reichskredit⸗Geſellſchaft entnehmen wir: Produktionsverhältnis Die Depreſſion, in der ſich die deulſche Wirtſchaft befindel, kennzeichnet die Schwierigkeiten des Wiederaufbaues und läßt ver ⸗ muken, daß vor eine Erholung noch Jahre angeſtrengteſter Arbeit und vielfacher Enkbehrungen geſetzt ſind. Die Produktion iſt wieder unter den Umfang der Vorkriegszeit(im heutigen Reichsgebiet) geſunken, während dieſer nicht einmal genügt, um die Lücken aus⸗ gufüllen, die das letzte Jahrzehnt geriſſen hat. Die deutſche Wirk⸗ ſchaft muß aus ihrer Produktion einen Gewinn ziehen können, der über den Vorkriegsgewinn hinaus einen Erſatz bietet für den Ver⸗ luſt der über eine Milliarde Mark betragenden Einnahmen und Auslandsanlagen, der ſie gleichzeitig in den Stand ſetzt, Reparatio⸗ nen in Höhe von zur Zeit 1,2 Milliarden Goldmark, in den nächſten Jahren 2,5 Milliarden Goldmark zu leiſten, und der es außerdem geſtattet, einen Produktionsapparat aufzubauen und auf modernem Stand zu halten, durch den eine Produktion von dieſer Größe und Rentabilität im Wettbewerb mit der Welt ermöglicht wird. Vor⸗ kriegsproduktion kann daher nicht mit Vorkriegswohlſtand oder Vor⸗ kriegsleiſtungfähigkeit gleichgeſetzt werden. Bis etwa zur Mitte des vergangenen Jahres war die deutſche Produktion ſchnell geſtiegen, ſie war aber erſt in der Umſtellung auf geſteigerte Ergiebigkeiten begriffen. Für dieſe Produktion konnte, wie vorausgeſehen wurde, kein befriedigender Abſatz ge⸗ funden werden. Die Anpaſſung an die verringerte Abſatzmöglich⸗ !keit wurde zu einem Zeitpunkt notwendig, als Deutſchlands finan⸗ Zielle Mittel bereits aufs äußerſte angeſpannt waren. Die Er⸗ 25* des Abſatzes nahm daher ſchnell den Charakter einer Kriſe an und erzwang eine ſofortige Produktionsverminderung. Zwang zur Vergrößerung des Produkkionsüberſchuſſes über den Vorkriegsſtand hinaus, ein Markt, der für Vorkriegsproduktion nicht uufnahmefähig iſt und zugleich eine, hinreichender Kapitalreſerven noch ermangelnde und daher unelaſtiſche Wirkſchaft. das ſind die Schwierigkeiten, die Deulſchlands nächſte wirkſchaftliche Jukunft chen. Die Produktion hat in dem Umfang, der im vergangenen Jahre erreicht worden war, nicht aufrecht erhalten werden können. Der Rückgang, der ſich bereits im zweiten Halbjahr 14925 anbahnte, hat ſich in den einzelnen Monaten des neuen Harb⸗ jahres fortgeſetzt. Auch die Unterſuchungen, die das Konjunktur⸗ inſtitut hinſichtlich der Erzeugung wichtiger induſtriel⸗ ler Grundſtoffe angeſtellt und in Form eines Index ver⸗ öffentlicht hat, weiſen die gleiche Bewegung auf. Schließlich laſſen auch die hlen der Eiſenerzeugung den gegenüber dem Vorjahr eingetretenen Produktionsrückgang erkennen, der, wie hervorzuheben iſt, im zweiten Vierteljahr 1926 nach den bisher vorliegenden Zahlen zum Stillſtand gekommen iſt. Eine nennens⸗ werte Beſſerung des Inlandsabſatzes iſt allerdings noch nicht zutage getreten. Die deutſche Eiſenproduktion hak daher gegenüber 1913 einen Rückgang aufzuweiſen, der über den durchſchnittlichen Rück⸗ gang der deutſchen Erzeugung hinausgeht. Am ſtärkſten laſtet die Depreſſion auf dem Arbeitsmarkt. Bei der Betrachtung der Lage auf dem Arbeitsmarkte darf nicht überſehen werden, daß die Bemühungen um sSkeigerung der Leiſtung nicht ohne Erfolg geblieben ſind. Der Produktionsrückgang iſt geringer als die Steigerung der Arbeitsloſigkeit. Ziffernmäßige Angaben über die Leiſtungsſteigerung ſind bisher nur für wenige, allerdings wichtige Induſtrien bekanntgeworden. Die Betriebs⸗ zuſammenfaſſungen, die bei einer Reihe wichtiger Unternehmungen bereits durchgeführt oder in Vorbereitung ſind, laſſen eine weitere Erhöhung der Leiſtungen je Kopf und Stunde erwarken. Der Prozeß der Ausleſe der beſten Betriebe und Arbeiter hat begonnen. Die Größe der deutſchen Geſamkprodukkion wird von der land⸗ wirtſchaftlichen Erzeugung maßgebend beeinflußl. Die Ergiebigkeit der landwirlſchaftlichen Produktion iſt in der heutigen, an Kapital⸗ teſerven ärmeren Wirtſchaft von größerer Bedeutung als in der reicheren Vorkriegswirtſchaft. Der Ausfall der diesjährigen Ernke wird deshalb von großem Einfluß auf die weilere Enkwicklung des deulſchen Kapitalmarkkes und die Aufnahmefähigkeit des binnen⸗ ländiſchen Warenmarktes ſein. Die Ausſichten ſind bisher noch nicht ungünſtig. Der Abſatz An zahlenmäßigen 1 über die Geſtaltung des Abſatzes mangelt es. Für das Jahr 1925 wurde vom Statiſtiſchen Reichsamt der Inlandsabſatz an Walzfertigeiſen je Kopf der Bevölkerung im heutigen Reichsgebiet(ohne Saargebiet) auf 85 v. H. des Abſatzes von 1913 je Kopf der Bevölkerung im Damaligen größeren deutſchen Wirtſchaftsgebiet berechnet. Im Jahre 1926 iſt die Produktion an Roheiſen und Stahl geſunken, der Ausfuhrüberſchuß an Walßzfertigeiſen geſtiegen. Die Inlands⸗ verſorgung muß deshalb unter dem Skande des Vorjahres liegen. Bemerkenswerterweiſe iſt im Mai bei gleichzeitiger Produktions⸗ ſteigerung der Ausfuhrüberſchuß um ein Geringes zurückgegangen. Im 1. Vierteljahr 1926 ſind mehr Wohnhäuſer, aber bereits bedeutend weniger und Bureaugebäude fertig⸗ geſtellt worden als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Die Bau⸗ vorhaben ſind dagegen bei beiden Gruppen zurückgegangen, um etwa 10 bis 15 v. H. bei Wohnhäuſern, um etwa die Hälfte bei Wirtſchafts⸗ und Bureaugebäuden. Der Verbrauch an Nahrungsmitteln ſcheint eine geringe Steigerung erfahren zu haben. Der Verbrauch von Fleiſch, der ein Anhaltspunkt für den Ernährungsaufwand iſt, ſtieg— je Kopf der Bevölkerung berechnet— im 1. Vierteljahr 1926 auf 96,6 v. H. des Verbrauches im 1. Vierteljahr 1913, während er im 1. Vierteljahr des vergangenen Jahres nur 93,7 v. H. des Vorkriegsverbrauches erreicht hatte. Auch die Umſätze der Konſumvereine weiſen, wenn man von dem ſaiſonmäßigen Rückgang abſieht, der nach Weih⸗ nachten einzutreten pflegt, keinen nennenswerten Rückgang auf. Trotz des wenig veränderten Verbrauches an Nahrungsmitteln iſt die Arbeiksloſigkeit in den Verbrauchsgüker herſtellenden Indu⸗ ſtriezweigen ſo beträchtlich geſtiegen, daß eine nicht unbedeutende Produktionsverminderung in der Geſamtheit dieſer Induſtrien ein⸗ getreten ſein muß, auch wenn Arbeitskräfte durch Rationaliſterung freigeworden ſein ſollten. Das geſtattet den Schluß, daß der Abſatz an den nicht dem ſchnellen Verzehr dienenden, vielmehr zur Vorratsbildung geeigneken und verwandten Verbrauchsgütern eine ſtarke Abnahme erfahren hak. Der mangelnde Abſatz dürfte zu einer Aenderung hinſichtlich der Träger und der Objekte der Vorratsbildung geführt haben. Eein exakter Beweis iſt noch nicht möglich, aber die Beobachtung geht dahin, daß Verbraucher und Teile der Händlerſchaft ihre Vor⸗ räte verminderk, Herſteller und andere Teile der Händlerſchaft da⸗ gegen ihre Ware— notgedrungen— auf Lager gelegt haben. Im ganzen dürften die Lager an ausländiſchen Rohſtoffen vermindert, dieſenigen an Inlandsprodukten ungefähr in bisheriger Höhe aufrechterhalten worden ſein. Das wiederum dürfte nicht ohne Einfluß auf die Preisbewegung ſein. Die Ausfuhr Die Entwicklung der Ausfuhr verdient bei dieſer Sachlage unverändert große Beachtung. Es kann vermerkt werden, daß die zwar langſame, aber ſtetige Aufwärtsbewegung, die im Jahre 1925 feſtzuſtellen war, auch im 1. Halbjahr 1926 Fortſchritte gemacht hat. Der Monatsdurchſchnitt des 1. Vierteljahres 1926 iſt rd. 100 Mill. höher als der Monatsdurchſchnitt des Vorjahres und rund 150 Mill.„ höher als der Monatsdurchſchnitt des 1. Vierteljahres 1925. Er bleibt aber noch immer hinter der Vorkriegshöhe zurück. Die Monate April und Mai weiſen einen Rückſchlag auf, von dem aber noch nicht erkennbar iſt, ob ber vorübergehender Natur iſt. Die Deutſchlands wirtſchaſtliche Entwicklung im 1. Halbjahr 1920 Steigerung der Ausfuhr trägt keinerlei Zeichen eines Schleuder⸗ verkaufes an ſich, ſondern wird von einem allmählichen Steigen der Ausfuhrpreiſe begleitet. Die handelspolitiſche Stellung Deutſch⸗ lands iſt jedoch ſchwächer als vor dem Kriege. Der Kapikalmarkt Angeſichts dieſer Lage iſt ein widerſtandsfähiger, gut geſpeiſter Kapitalmarkt von großer Bedeutung für eine ruhige wirtſchaftliche Entwicklung in Deutſchland geworden. Im Jahre 1925 hat es ſich gezeigt, daß Deutſchlands Kapitalreſerven nicht ausreichend waren. Seitdem die Ernte des Jahres 1925 geborgen iſt, hat eine Ent⸗ ſpannung begonnen, die im erſten Halbjahre 1926 große Fort⸗ ſchritte gemacht hat. „Einen erheblichen Anteil an der Erleichterung des deutſchen Kapitalmarktes haben die Auslandsanleihen gehabt, zumal ſie ſich in die Wintermonate zuſammendrängten. Im erſten Halb⸗ jahre 1926 überragt die Summe der im Auslande aufgelegten An⸗ leihen die im gleichen Zeitraum des Vorjahres aufgelegten um ein Mehrfaches. In jüngſter Zeit iſt ein Rückgang eingetreten. Auslandsanleihen(In Millionen Reichs.⸗M he nach dem Nennbetrag!) 19244„„„„*„„%„„„„„„„„„66 8⁴ 1925 insgeſamt„„„„ 18²⁰ 1925 T. Gälfte„„% 232 II. Hälfte„„%„% M 1 088 1926 J. Hälfte W 3 3%„%„ 0 894 davon: Januarr„„„„ 153 Februer„„6„ 149 März„„„eeneee 85 Aprill„ 89 Mai 4* ⏑ 147 Funtk!!! 3„ 27¹ 1) Dawes⸗Anleihe nach dem Auszahlungs betrage Würde ein ähnliches Kapitalbedürfnis auf die Dauer vorhanden ſein, ſo wäre eine Abhängigkeit des deutſchen Kapitalmarktes von ausländiſchen, insbeſon⸗ dere amerikaniſchen Konjunkturveränderungen und den damit zu⸗ mmenhängenden Kapitalbewegungen kaum vermeidbar. Für die Jahre 1925 und 1926 iſt jedoch anzunehmen, daß die Anleihen unmittelbar oder mittelbar zu einem ſehr erheblichen Teile zur Ablöſung bereits ſchwebender, der Kündigung unterliegender Aus⸗ landsſchulden gedient haben. Gleichzeitig hat ſich der inländiſche Beſtand an Gold und Deviſen vermehrt. Infolgedeſſen haben dieſe Anleihen dem deutſchen Kapikalmarkte einen Teil ſeiner An⸗ abhängigkeit und Elaſtizität wiedergegeben. Im übrigen ſcheint die Beteiligung des Auslandes an der deut⸗ ſchen Wirtſchaft, die in der Form von Effektenkäufen erfolgte— wenn man von weſteuropäiſchen Kapitalfluchtkäufen abſieht—, nicht ſehr groß geweſen zu ſein. Die Vereinigten Staaten, die als die wichtigſten unter dieſen Käufern gelten, haben im Jahre 1925 nach amerikaniſcher Statiſtik überhaupt nur für 90 Mill. Dollar aus⸗ ländiſche Effekten gekauft, dagegen mehr als das Doppelte amerika⸗ niſcher Wertpapiere nach Europa verkauft. In jüngſter Zeit ſcheint eine Steigerung ſtattgefunden zu haben, wie überhaupt zu beobach⸗ ten iſt, daß die Neigung zum Erwerb deukſcher Wertpapiere im Auslande im Wachſen begriffen iſt. Die weitere Entwicklung am deulſchen Kapitalmarkte dürfte von der Tatſache beeinflußt werden, daß der Zeitpunkt einmal eintritt, an dem eine weikere Verminderung der Warenlager nicht mehr erfolgt. Allerdings wird es möglich ſein, die Rohſtofflager auf einem geringeren als dem letztjährigen Stande zu halten. Die Handelsbilanz hat auch noch im Mai einen Aktiv⸗Saldo aufgewieſen. Aber die Aktivität iſt von Monat zu Monat geringer geworden. Der Kapikalentzug für die Reparationsleiſtungen und private Zins⸗ und Tilgungsverpflichtungen dauert fork und wird bei einer Er⸗ höhung des Barkransfers von ſtärkerem unmiktelbaren Einfluß auf die Kapitalmarkllage werden. Die Hoffnung, in Bälde über das in Amerika beſchlagnahmte deutſche Vermögen verfügen zu können, iſt gering. Die Kapitaleinfuhr in Form von Anleihen hat nachgelaſſen. Eine weſentliche Verteuerung des deutſchen Importes durch ſteigende Rohſtoffpreiſe iſt bisher nicht zu erkennen. Es fehlt ſomit, wie man auch die weitere Entwicklung beurteilen mag, an Anzeichen, daß bei normaler Ernte eine plötzliche und überraſchende Aenderung der Lage am Kapitalmarkte bevorſtehe. Doch iſt wegen der alljährlichen Ungewißheit über den Ausgang der Ernte, der Kurzfriſtigkeit eines großen Teiles der Auslandsgelder, der einmal wieder eintretenden Notwendigkeit verſtärkten Rohſtoffbezugs, der Schwankungen der induſtriellen Produktion die Bereithaltung von Kapitalreſerven unumgänglich Lebhafte Schwankungen der Kapitalbeſchaffungsmöglichkeiten und der Zinſen würden ſonſt kaum vermeidbar ſein. Das laufende Halbjahr dürfte Gelegenheit zur Anlegung der⸗ artiger Reſerven gegeben haben. Die Aufhebung der Deviſen⸗ handelsbeſchränkungen kann man als Symptom hierfür betrachten. Dividenden-Ausschüttungen der Gesellschaften, deren Aktien an der Berliner Börse gehandelt werden, im ersten Halblahr 1926 und 1914. I. Halbjahri) 1926 I. Halbjahri) 1914 0 2 Dixvidende 0 Dividende Wirtschaftszweig Iausm. in/ in/ Zusm. in 9% Betrag desdes Betrag des ſli. Mill.] Akt. Kurs-]“(i. Mill.] Akt. RM) Kap. werts.)] Kap Banken„„ 60] 83,93 9,0 6,8 60 214,12 8,4 de eee e 26 8,50 6,3 5,4 24 14,82 35,1 Verkehrsgesellschaften 40 32,38 5,1.7 39 56,00 8,0 Industriegesellschaften.. 471 257,61 5,1 4,1 445 361,09 10,7 davon: Bergb., Hütten- u. Walzw. 47 40,14 2,4 2,0 45 114,31 10,5 Bau- u. Baustoff-Industrie. 46 9,72] 5,5 6,6 45 2,54 7,4 Maschinen. Industrie 70 14,55.7 4,6 67 28,36 9,8 Elektro- Industrtite 32 45,45 6,9 5,2 31¹ 57,40 8,9 Chemische Industrie 26 66,91 8,5 4,1 2 50,52 18,1 Textil-Industrie 60 17,30].5 5,0 52 15,96 9,1 Papier-Industrlie„„„„ ł16 i en Olas· Industrie 24 6,05 6,3 6,8 23 9,02 14,7 Brauereien 37 J[ 20,05 9,5 99 36] 12,02 11,4 Sonstige Gesellschaften. 11³ 30,39 4,4 E 105 53.46 11,5 Gesamtergebnis 597 377,42 5,8 567)646,03 9,7 Hiervon am Stichtage(25. Juni 1926 bzw. 25. Juni 1914) notierti 568 374,52] 5,6.6 Y) In die Statistik sind diejenigen Oesellschaften einbezogen worden, deren Generalversammiung vor dem 25. Juni 1925 bzw. 25. Juni 1914 statt. gefunden ha J Von den 1926 in die Statistik einbezogenen 397 Gesellschaften existlerten am 31. Juni 1914: 567. Ausſichken der deulſchen Wirtſchaft Das 1. Halbjahr 1926 läßt erkennen, daß eine Reihe von Unternehmungen aus den Lehren des Jahres 1925 Nutzen gezogen hat. Viele Betriebe vermögen auf fabrikatoriſche und zugleich finanzielle Fortſchritte hinzuweiſen. Aber die vorſichtige Zurückhaltung des Binnenmarktes dauert an. Die verbeſſerte Kapitalbeſchaffungsmöglichkeit hat weder zu einer Belebung der Wohnungsbautätigkeit geführt noch die rückläufige Bewegung in der Errichtung neuer Produktionsſtätten aufgehalten. Auch im Auslande, insbeſondere in Ueberſee, ſcheint die Er⸗ ſtellung großer Neuanlagen, die der europäiſchen Großinduſtrie eine weſentlich ſtärkere Beſchäftigung ſchon in nächſter Zeit ermöglichen würde, nicht bevorſtehen. Die Fortſetzung der Erſchließungsarbeiten in der Welt iſt die Aufgabe der nächſten Zukunft, die Gegenwart widmet ſich ihr aber noch nicht. Die deutſche Wirtſchaft hat daher kaum eine andere Wahl, als durch Verminderung der Koſten ihren Gewinn zu vergrößern ſie muß den Arbeits⸗ und Materialaufwand, den die Erhaltung und Steigerung der Lebensführung eines 63⸗Millionen⸗Volkes verlangt, vermindern, damit ein größerer Teil der wirtſchaftlichen Kräfte un⸗ mittelbar und mittelbar der Kapitalbildung nutzbar gemacht werden kann, als es zur Zeit der Fall iſt. Bis dieſe Anſtrengungen Erfolge zeitigen, darf ſie nicht vergeſſen, daß ihr Abſatzfeld kleiner iſt als in der Vorkriegszeit. Der geſunde Optimismus, ohne den keine Wirtſchaft gedeiht, und fremde Kapitalunterſtützung, die einem in ruhiger Arbeit aufſtrebenden Lande immer wieder zuſtrömt, dürfen darüber nicht täuſchen. Der Kampf um den Abſatz wird der deutſchen Wirkſchaft noch 1 längere Zeit den Stempel aufdrücken. Er wird vielfach ein Kampf mit der Waffe der billigeren Koſten und daher um dieſe ſein. Statiſtik der Spa:ꝛeinlagen bei den badiſchen Sparkaſſen Weitere Zunahme der Spareinlagen Nach dem Ergebnis der„Eildienſtſtatiſtik“, an der ſich für den Monat Mai 1926 von 149 badiſchen Sparkaſſen 132 beteiligt haben, betrug der Beſtand an reinen Spareinlagen bei dieſen Kaſſen am Ende des Monats Mai 1926 rund 105 Mill.: Ende des Vormonats hatten die Spareinlagen bei dieſen 132 badi⸗ ſchen Sparkaſſen die Höhe von rund 99 Mill. erreicht, ſo daß für den Monat Mai 1926 eine Zunahme von rund 6 Mill. zu verzeichnen iſt. Der erfreuliche Zuwachs an Spareinlagen hält ſomit an. Die Einzahlungen im Laufe des Monats Mai betrugen rund 12 Mill., die Rückzahlungen rund 6 Mill. I. Der Beſtand an Giro⸗, Scheck⸗ und Depoſiten⸗Ein⸗ lagen der 132 badiſchen öffentlichen Sparkaſſen belief ſich am 31. Mai 1926 auf rund 29 Mill. 1. Das Einlegergut⸗ haben der 132 Sparkaſſen, die ſich an der Monatsberichterſtattuag beteiligt haben, beträgt rund 96,5 v. H. des reinen Spareinlage⸗ beſtandes ſämtlicher badiſcher Sparkaſſen. Der Geſamtbetrag der bei den 149 badiſchen öffentlichen Sparkaſſen am 31. Mai 1926 vorhandenen reinen Spareinlagen kann hiernach auf rund 108,5 Mill./ geſchätzt werden. gh Die Amerika ⸗Anleihe der Großkraftwerk Ac. Mannheim und Pfalzwerke AG. Ludwigshafen a. Ah. Dieſe gemeinſame 7 proz. Anleihe von 3 000 000 Dollar, Laufzeit 15 Jahre, über die bereits früher berichtet wurde, iſt unter Mitwirkung der Bankfirmen M. M. Warburg u. Co. in Hamburg und Getreide⸗Kredit AG. Mannheim von der Bankfirma A. G. Becker u. Co. Chicago, übernommen worden. Sie wird in den nächſten Tagen in Amerika zur Zeichnung aufgelegt. „Die Intereſſengemeinſchaft Schultheiß— Kahlbaum gelöſt. Im Gegenſatz zu dem Sturm, den die Kahlbaum Schultheiß⸗Oſtwerke⸗An⸗ gelegenheit hervorgerufen hat, verlief die geſtrige Kahlbaum⸗HV. in der alle Punkte der.⸗O. einſtimmia genehmiat wurden recht ruhig. Mit dieſen Beſchlüſſen iſt nunmehr die Intereſſengemein⸗ ſchatf Kahlbaum⸗Schultheiß und Kahlbau m. ſt⸗ werke gelöſt. Nach der Höbe der Stempelkoſten wird es ſich rich⸗ ten, ob eine Vollverſchmelzung mit Schultheiß oder ein Aktienumtauſch erfolgt. Mit dem Beſchluß der Kavitalser⸗ höhung bei Schultheiß, die zur Durchführung der Maßnahme notwen⸗ dig iſt, wird der alte Kahlbaum⸗A.⸗R. zurücktreten. Der neue.-R. 5 aus Komm.⸗Rat Sobernheim, Direktor Kuhlmay und Dr. ernock. „ Zuſammenſchluß in der engliſchen Automobilinduſtrie. In das Londoner Regiſter wurde die Morris Motor Otd. eingetragen. Sie hat ein Kapital von 5 Mill. Pfd. Sterl. welches ſich aus 3 Mill⸗ Pf. St. 77% v. H. Vorzugsaktien und 2 Mill. Pfd. St. Stammaktien zuſammenſetzt. Der Zweck des neuen Unternehmens iſt die Erwer⸗ buna folgender Geſellſchaften: 1. Morris Motor Ltd., 2. Morris En⸗ gines(Coventry) Ltd., 3. Oſberton Radiators Ltd., 4. Hollick& Pratt, Karoſſeriewerke. Hierdurch wird ein aroßer Konzern geſchaffen. wel⸗ cher nicht nur alle Teile eines Automobils ſelbſt herſtellt, ſondern ſich auch auf die geſamte Betriebsorganiſation erſtreckt. 20: Dawes⸗Obligationen und Auslandsanleihen der deutſchen Induſtrie. Auf Veranlaſſung des Treuhänders für die deutſchen Induſtrie⸗Obligationen iſt die Induſtrie darauf aufmerkſam gemacht worden, daß in den Anleiheproſpekten deutſcher Firmen vielfach die Belaſtung nicht erwähnt iſt, die auf Grund des Indu⸗ ſtriebelaſtungsgeſetzes auf den induſtriellen und gewerblichen Be⸗ trieben ruhl. Die Induſtrie iſt darauf hingewieſen worden, daß dieſe Erwähnung in den Proſpekten dringend erwünſcht iſt, einmal mit Rückſicht auf die Bonität der Dawes⸗Obligationen, ſodann mit Rückſicht auf die Zeichner der Anleihe für deutſche Induſtriefirmen. Unter Umſtänden würde damit zu rechnen ſein, daß die bisher ver⸗ einbarungsgemäß unterlaſſene Eintragung der Laſt in das Grund⸗ buch vom Treuhänder im Einzelfalle nachverlangt wird, wenn der Hinweis auf die Laſt in Anleiheproſpekten fortgelaſſen iſt. Gründung der Finanzierungsgeſellſchaft für Trakkoren. Im Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft iſt die Finanzierungsgeſellſchaft für Traktoren gegründet worden, die naßß ihrer Satzung die Gewährung und Finanzierung von Krediten zum Bezuge vornehmlich von Landkraftgeräten ſowie die nachdrückliche Förderung ſämtlicher Maßnahmen zux Verbeſſerung und Verbilli⸗ gung derartiger Maſchinen zum Gegenſtand des Unternehmens hat. Das AK. von 2 Mill./ iſt von einer Gruppe privater und öffent⸗ licher Banken einerſeits, von der Deutſchen Rentenbank⸗Kredit⸗ anſtalt, als dem zentralgenoſſenſchaftlichen Kreditinſtitut anderer⸗ ſeits, gezeichnet worden. Ein maßgeblicher Einfluß iſt den land⸗ wirtſchaftlichen Spitzenorganiſationen gewährleiſtet. Auch das Reich iſt im AR. vertreten, zumal es das Unternehmen durch die Ueber⸗ nahme einer Ausfallgarantie unterſtützt. Die neue Geſellſchaft wird „Finanzierungsgeſellſchaft für Landkraftmaſchinen Ach.“ firmieren. Ihre vorläufigen Geſchäftsräume befinden ſich in Berlin Wö 8, Wilhelmſtraße 67. Mannheimer produktenbörſe Die Kurſe verſtehen ſich per 100 Kilo netto waggonfrei Mannheim mit Sack zahlbar in Reichsmark. Amtliche Preisnotierungen vom 1. Juli 1928. Weizen inländ. neuer—— Roggenmehl mit Sack 31,50—33.— „ ausländ. 30,50—33,50 Weizenkleie mit Sack 8,25—.50 Roggen, inländ, neuer 22.———, Trockentreber ⸗ 14,25—.— ausländ. 23,25—23,50 Rohmelaſſe—.——.— Brau⸗Gerſte(ausl.) 26,25—27,25 Wieſenheu, loſe.75— 9,.— Futter⸗„ 19 75—21,.— Rotkleeheu—.—— Hafer, inländ.—.—.— Luzerne-Kleeheu loſe 11,20—11,50 „ ausländ. 19,.——23,.— 75„gepreßt 11,25—11,75 Mais gelbes mit Sack 17,.75—18,50 Preß⸗Stroh 5,40— 5,90 Weizenmehl Spez. O0 22,25—42,75 Gebundenes Stroh 4,20— 4, 70 Weizenbrotmehl Südd. 28,.——32,25 Raps, mit Sack——— Berliner Metallbörſe vom 5. Juli Preiſe in Feſtmark für 1 Kg. 1 5. 55 5. Elektrolytlupfer 131,% 131,½[ Aluminium Raffinadekupfer—.——.— in Barren.40⸗2,45 2,40⸗2,45 Blei—.——— Zinn, ausl.— Rohzink(Bb.⸗Pr.) 67,5-68/0 6,75-6,85 Hüttenzinn— „(fr. Verk.—.——— Nickel 3,40⸗3,50 3,40⸗3,50 Plattenzink 5,87⸗5,97 58,7.59,7[Antimon 1,10•1,15.10..15 Aluminſum 2,35⸗2,40 2,35⸗2,40 J Silber für 1 Gr. 89,7.90,7 90,2⸗91,2 London, 5. Juli Metallwarkt(In Lſt. f. d. eng. t. v. 1016 Kg. 1. 5. Blei 30 07 30,07 Kupfer Kaſſa 57,— 57,25 beſtſelect. 63,50 63,75 Zink 33.65 33,75 do. 3 Monat 57,90 58,.—Nicke—.———[uieckſilber 15,25 15.25 do. Elekirol. 65,— 65,—] Zinn Kaſſa 274.— 275,75] Regulus—.——.— Frachtenmarkt in duisburg-Kuhrort vom 5. Juli 1926 Mit Beginn der neuen Woche war das Geſchäft weiterhin ſehr lebhaft. Zu Berg bezahlte man allgemein eine Tagesmiete von 8 Pfg. pro Tonne, während die Talfrachten nach Rotterdam und Antwerpen unverändert geblieben ſind. N 25 2 5 2 *— 27

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