—4 12 Freftag, 28. Juli Segugspreiſe: du Nnmnmen. Haus oder durch die monatlich.·N. ohne Beſtellgeld. Bei eventl. Aenderung der wirtſchattliche I* 0 Verhältniſſe N derung vorbehalten. Poſtſchecktonto Für Anzeigen an beſtimmien Tagen Stellen und Ausgaben e—— Zaupt fichatsſel⸗ 9K 2.— ann l Iil b 8 41 vrals U + b 333 t, Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu Saahr 4. Merriewitede i Faeg Aed ansprüchen für ee oder beſchräntie Ausgaben ſtraße 24. Meerfeldſtraße 11.— Telegramm Abdreſſe. Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. zwölfmal. Fernſprech⸗Anichlüſſe Nr. 7941 7942 7943. 7944 u. 7945 Aittag⸗Ausgabe eue MannheimerSeit Preis 10 Pfenniig 1926— Nr. 335 ung Waa, z Feg kr Zalen Soraus zeigen 0, 40 R. —4.⸗M. Kollektiv. Anzeigen werden höher derechnet. oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Gewähr.— Gerichtsſtand Mannbeim Beilagen: Sport und Spiel Aus Seit und Leben Mannheimer Frauen⸗Jeitung Unterhaltungs-Beilage. Aus der Welt der Cechnik. Wandern und Neiſen. Geſetz und Recht Schwierigkeiten allerorten VParis, 23. Juli.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Poincaré befindet ſich in einer ſchwierigen Lage, denn ſeine Freunde. die De⸗ putierten Marin, Maginot und Bonkanowſfki verlangen ein ausge⸗ ſprochenes Kabinett der Mittel⸗ und Rechtsvarteien und rechnen mit Ueberläufern aus dem Lager der Radikalen. Poin⸗ caré verſuchte im Laufe des geſtrigen Tages ein kleines Kabinett der großen Köpfe aus Politikern des früheren Bloc Pational und der Linken beſtehend. zuſammenzuſtellen. Die einem Wohl⸗ fahrtsausſchuß ähnelnde Regierung ſoll ſich nach den am Abend vorliegenden Informationen folgendermaßen zuſammenſetzen: Poincaré Vorſitzender und Finanzen. Schrameck Inneren, Barthou Juſtiz. Briand Aeußeres, Painlevé Krieg. Als endgültia kann dieſe Liſte nicht bezeichnet werden. Aus dem Lager der Radikalſozialiſten kommen ungünſtige Berichte. Ihnen zufolge ſoll Poincaré die Schwierigkeiten noch nicht überwunden haben und auf der Suche nach einem Politiker ſein, der dem Kabinett den Charakter eines Miniſteriums auf breiter republikaniſcher Grundlage geben würde. Senator Albert Sarraut, den Poincaré gewinnen wollte, lehnte ab in das Kabinett einzutreten. Die Rechtspreſſe droht, daß Poincaré vom Präſidenten der Nepublit damit beauftragt werden könnte, die Auflöſung der Kammer und Neuwahlen durchzuführen. Den geſchlagenen Linksgruppen wird geraten, ſich zu unterwerfen, um nicht im Wahlkampf aufgerieben zu werden. Ueber die Finanzpläne Poincarés wird mitgeteilt, daß der künftige Finanzminiſter in ſeiner Cigenſchaft als Minſterpräſident mit Privatgeſellſchaften über die Verpachtung von Mono⸗ polen und Kolonialunternehmungen verhandlen könnte. Das ſoll der Weg ſein, der zur Rettung der franzöſiſchen Finanzen aus eigenen Kräften führen würde. Nachdem Poincaré geſtern um 7 Uhr abends den Präſſdenten der Republik verlaſſen hatte, teilte er den Journaliſten mit, daß die Kabinettsbildung vor heute mittag vollzogen ſein würde. Man ſpricht neuerdings davon, daß Poincaré ſein kleines Miniſterium durchweg aus früheren Miniſterpräſidenten zuſammenſtellen möchte. Die Widerſtände der Nadikalſoz aliſten „Poincaré und ſeine Freunde ſind an dem Ausbruch des Krieges und an den Folgeerſcheinungen dee euro⸗ päiſchen Kataſtrophe in großem Maße mitſchuldig. Eine innere Gerechtigkeit bringt ſie nun wieder zur Macht und gibt ihnen Ge⸗ legenheit, ihre Intelligenz und ihre Kraft dazu zu verwenden, das Uebel, das ſie angerichtet haben, nach Möglichkeit wieder gut du machen.“ In dieſem Sinne beurteilt das linksrepublikaniſche Blatt„Oeupre“, deſſen Abneigung gegen Poincaré hinreichend be⸗ kannt iſt, die Wiederkehr des früheren Präſidenten der Republik. Die Schwierigkeiten, denen Poincaré bei ſeiner Kabinettsbildung begegnet, find in der Nacht von Donnerstag zum Freitag noch nicht über⸗ wunden worden. Nach wie vor ſtehen die Radikalſozialiſten Poincaré feindfelig gegenüber und verweigern ihm die Miniſterpräſidentſchaft. aber Poincaré außer dem Finanzportefeuille den Vorſitz ver⸗ langt, ſo hat ſich eine ſchwierige Lage herausgebildet. Im Laufe des heutigen Tages wird Poincaré den Radikalſozialiſten vier Portefeuilles anbieten, nämlich das Innere, den öffentlichen Unter⸗ richt, Landwirtſchaft und Kolonien. Sollten die Radikalſozialiſten in dieſem Falle auch nicht einverſtanden ſein, ſo würde Poincaré in einer Erklärung die Urſachen des Scheiterns ſeiner Miſſion be⸗ kanntgegeben und die Schuld an der gegenwärtigen ſchweren Kriſe den Radikalſozialiſten zuſchieben. Die Verhandlungen mit Albert Sarraut und Briand dauerten bis in die vorgerückten Nachtſtunden. Erſt um 3 Uhr verließen die beiden Herren die Wohnung Poincarés. Ueber das Ergebnis der Beſprechung liegt noch nichts beſtimmtes vor. Man weiß bloß, daß Sarraut nach wie vor die Schwierigkeiten zum Aus⸗ druck bringt, die einer Miniſterpräſidentſchaft Poincarés entgegen⸗ ſtehen. Briand iſt perſönlich für den Eintritt in das Kabinett gewonnen worden, doch ſcheint er im Laufe des geſtrigen Tages eine wichtige Unterredung mit Caillaufx gehabt zu haben. Links⸗ raditale Politiker glauben, daß im Hintergrunde für den Fall eine⸗ Schelterns der Kombination Poincaré neuerdings ein Zuſammengehen Briands mit Caillaux zu erwarten wäre. Die Stellung Caillaux gegenüber Poincarés iſt offen feindſelig. Der frühere Finanzminiſter äußerte ſich gegenüber politiſchen Freunden, daß er die Wiederkehr Poincarés dom Standpunkt der internationalen Politik aus als eine ſehr eonſte Sache beurteile. Im heutigen„Matin“ wird ein Manifeſt an die Franzoſen deröffentlicht, das einen ſtark faſziſtiſchen Zug enthält. In dieſem nicht unterzeichneten Manifeſt, das vielleicht aus der Um⸗ gebung Poincarés ſtammen könnte, wird geſagt, daß es hoch an der 8 ſei, dem Parlamentzuzeigen, daß ſich das franzöſiſche Volk nicht betr ügen laſſe. Den Franzoſen in der Provinz und in allen Städten wird empfohlen, ſich zuſammenzuſchließen, um für den Augenblick gerüſtet zu ſein, wo das Parlament befeitigt werden ſoll. Unter der Flagge des Patriotismus und des Huſammenſchluſſes aller nationaliſtiſchen Elemente wird dieſes anifeſt an die Franzoſen gerichtet. An anderer Stelle ſchreibt der„Matin“, daß es die Aufgabe des Kabinetts Poincare ſein werde, das Vertrauen zu Frank⸗ reich nach innen und beſonders nach außen hin wieder herzu⸗ ſtellen. Wie das„Echo de Paris“ erklärt, iſt es möglich, daß Poin⸗ dare, um eine Löſung der Kriſe zu erzwingen, im Laufe des heutigen Oincarés Bemühungen um ein Kabinelt Tages Herriot einladen wird, ein Portefeuille zu übernehmen. Sollten die Radikalſozialiſten mit den Vorſchlägen Poincarés nicht einverſtanden ſein, ſo würde Poincarsé wahrſcheinlich zurücktre⸗ ten, denn es fehlen ihm ohne die Radikalſozialiſten ungefähr 45 Stimmen, um in der Kammer die Mehrheit zu erhalten. Im Falle einer glücklichen Löſung der Kriſe würde ſich das Kabinett Poincaré am nächſten Dienstag der Kammer vorſtellen. Der„New Pork Herald“ teilt über die Plãne Poincarẽs mit, daß der künftige Finanzminiſter die Abſicht habe, eine ameri⸗ kaniſche Anleihe auf Goldfrankenbaſis durchzuführen. Ferner veröffentlicht„Le Journal“ einen Brief. den Poincars an den Chef⸗ redakteur des Blattes vor einiger Zeit geſchrieben hat. In dieſem Brief ſagt Poincaré, daß die Schwierigkeit der franzöſiſch⸗amerika⸗ niſchen Schuldenregelung in der Transferfrage liege. Infolgedeſſen wurde von Poincaré vorgeſchlagen, daß ein großer Teil der fran⸗ zöſiſchen Verpflichtungen gegenüber den Vereinigten Staaten durch Sachlieferungen gedeckt werde. Der gut informierte„Figaro“ teilt mit. daß ſich in Kreiſen des Elyſees mehr und mehr die Meinung ausbreitet, es ſei nicht möglich, ein Kabinett der natlonalen Einigung zu ſchaffen, deshalb wäre es am beſten, wenn Poincarc auf eine Verſtändigung mit den Radikalſozlaliſten verzichten würde. Der Präſident der Republik Doumergue hätte dann die Hände frei, um die Auflöſung des Parlaments zu provazieren. Große Stimmungsmache für Poincaré Eine Vierkelmilliarde Papierfranken Ankoſten VParis, 22. Juli.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Die Stimmungsmache für Poincaré wird in blocnationaliſtiſchen Kreſſen unter dem Schlagwort„nationale Wiederaufrichtung“ betrieben. Von einer Annäherung der rechten Gruppen an die linken und von dem Willen, den Burgfrieden herzuſtellen, läßt ſich nichts merken. Die blocnationaliſtiſchen Deputierten und Senatoren halten ſich für die Sieger. Sie verlangen von den Linksrepublikanern das Strecken der Waffen und Auslieferung auf Gnade und Ungnade. Ein äußerſt gefährlicher ultrunatzonaler Zug kommt in die Regierungskriſe, die nach dem Sturz des Kabinetts Herriot—de Monzie entſtanden iſt. Poincaré wird von den chauvi⸗ niſtiſchen Verbänden der Frontkämpfer in Rede und Maueranſchlag als der große Patriot gefeiert, der bei Kriegsausbruch die heilige Einigkeit aller Franzoſen geſchaffen hat, der jetzt„die Saboteure der franzöſiſchen Finanzen“, das ſind die Linksrepublikaner, vernichten ſoll. In Paris und in der Provinz werden Plakate verbreitet, die Poincaré als den einzig möglichen Staatsmann bezeichenn, deſſen Erfahrung und Mut den Franken retten würde. Für dieſe Straßenpropaganda wird trotz der allgemeinen Finanzmiſere viel Geld ausgegeben. Auch die Verbreitung von Flugſchriften poincariſtiſcher Tendenz iſt ſehr ſtark. In allen Kaffees findet man ſie, ſowie Broſchüren, in denen die Linksrepubli⸗ kaner angeklagt und Poincaré als der Staatsmann und Vaterlands⸗ retter verherrlicht wird. Es iſt nicht ſchwer zu erkennen, wer die Mittel für die Propaganda im Land liefert. Es iſt die „Union des intérets économiques“, deren Führer, der Senator Billiet in den Wahlen des Jahres 1924 eine Niederlage erntt. Dieſe Vereinigung organiſierte den gewaltigen Preſſefeldzug gegen das geſtern geſtürzte Kabinett Herriot, nachdem ſie in der Kammer ihren Einfluß geltend gemacht hatte, um die Rechtspreſſe zum Kampfe gegen das Kabinett Briand—Caillaux zu gewinnen. Nun hat Senator Billiet den im Mai 1924 geſchlagenen Poincaré reha⸗ bilitiert. Eine Vierkelmilliarde Papierfranken ſoll diesmal der Prapagandafeldzug gekoſtet haben. Die großen Pariſer Blätter marſchieren geſchloſſen für die Intereſſen der wirtſchaftlichen Vereinigung und der damit verbündeten Schwer⸗ induſtrie auf. Poincaré beſitzt alſo einen ſtarken Rückhalt. Mit Hilfe der Zeitungen iſt über Nacht die unruhige Volksſtimmung und Erregtheit abgedämpft worden, nach dem Sturm iſt Stille einge⸗ treten. Fortöauer der Ausſchreſtungen gegen Fremde Paris, 23. Juli.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Geſtern abend wiederholten ſich heftige Ausſchreitungen gegen die auslän⸗ diſchen Beſucher der Stadt Paris. Im Montmartreviertel kam es neuerdings zu heftigen Schlägereien. Einige Ausländer wurden aus den Mietsautos herausgeholt und verprügelt. Auf den großen Boulevards, wo am Abend zahlreiche Touriſtenwagen paſſierten, kam es gleichfalls zu Schlägereien und Kundgebungen gegen die engliſchen und amerikaniſchen Touriſten. Die Polizei war nicht zahlreich genug, um die Touriſten vor den An⸗ griffen der Menge zu ſchützen. Ueberall/ wo die Autos vorbei⸗ fuhren, wurden ihnen aus der Menge Beſchimpfungen zugerufen, junge Leute ſprangen auf die Wagen und verſetzten den Inſaſſen heftige Fauſtſchläge. Drei amerikaniſche Studenten, die in etwas an⸗ geheitertem Zuſtande demonſtrativ engliſch ſprachen und ſangen, ſind von franzöſiſchen Paſſanten halb totgeprügelt worden. In verſchiedenen Reſtaurants weigert man ſich, Ausländer z u bedienen. In vielen Läden werden die Preiſe für Ausländer ohne weiteres erhöht und zwar meiſt in einem Ausmaße, das in keinem Verhältnis zu dem Preiſe ſteht, der in hochvalutariſchen Län⸗ dern gezahlt wird. Die meiſten Zeitungen unterſtützen dieſe Maßnahme. Die Ausländer werden als Blutſauger und Paraſiten bezeichnet und eingeladen, in ihren Herkunftsländern zu bleiben, anſtatt die Not des Landes auszubeuten. Nur wenige Zeitungen wenden ſich gegen dieſe Strömung. (Weitere Nachrichten hierzu auf Seite 2) Der Gedenktag des 23. Juli Der Ankergang des„Ilkis“ vor 30 Jahren Jyr woll'n wir treu ergeben ſein. Getreu bis in den Todl Ihr woll'n wir unſer Leben weih n Der Flagge ſchwarz⸗weiß⸗rotl So klang es am 23. Juli 1896 in den vernichtenden nächtlichen Orkan hinein, der das kleine deutſche Kanonenboot„Iltis“ an der unwirtlichen Schantung⸗Küſte auf ein Riff geworfen und in zwei Teile zerriſſen hatte, bevor die Wrackſtücke mit dem größten Teil der Bemannung in die Tiefe ſanken. Deutſche Dankbarkeit und deutſche Treue hatten den Braven des „Iltis“ auf chineſiſchem Boden ein Denkmal errichtet, und eben ſetzt iſt die erfreuliche Nachricht gekommen, daß dieſes Denkmal, das während der Geiſtesverwirrung der Kriegszeit auf engliſchen Einfluß hin in kleinlichem Haß entfernt worden war, auf dem Ge⸗ lände der Fremdenniederlaſſung von Schanghai wieder auf⸗ geſtellt werden ſoll. Der 30. Jahrestag des„Iltis“⸗Unterganges wäre wahrlich der geeignetſte Tag, um die Schmach wieder gut⸗ zumachen, die unſere Gegner mit der Entfernung jenes Denkmals auf ſich geladen haben! Eine kurze Skizze der Geſchichte jenes braven Schiffes: Der erſte„Iltis“ war ein kleines Fahrzeug von 490 Tonnen Waſſer⸗ verdrängung und war im September 1878 auf der Kaiſerlichen Werft Danzig vom Stapel gelaufen. Er hat ſeine ganze Dienſtzeit auf der oſtaſiatiſchen Station zugebracht, und es hat einige bemer⸗ kenswerte Momente gegeben, die die Tätigkeit des kleinen Kanonen⸗ bootes zu einer beſonders intereſſanten und wertvollen geſtaltet haben. Hat der„Iltis“ doch unter dem Kommando des Kapitän⸗ leutnant Hofmeier bereits bei den Unternehmungen für den Erwerb unſerer Südſee⸗Kolonien tatkräftig mitgewirkt und ſpeziell die Be⸗ ſitzergreifung der Inſel Dap in der Karolinen⸗Gruppe vorbereitet. Auch während des japaniſch⸗chineſiſchen Krieges vermochte das Schiff, den deutſchen Anſiedlern und der deutſchen Schiffahrt im Kriegsgebiet wirkſamen Schutz zu gewähren und leiſtete der chine⸗ ſiſchen Marine einen beſonderen Dienſt, indem es die Beſatzung des von den Japanern in Grund geſchoſſenen Truppentransportſchiffes „Kow⸗Shing“ rettete. Und dann kam jener verhängnisvolle 23. Juli 1896. Das Kanonenboot war in der Frühe dieſes Tages zu einer Rekognoszierungsfahrt von Tſchifu aus in See gegangen. Als es ſich bei Einbruch der Nacht in der Höhe des Schantung⸗Vorgebirges befand, wurde es von einem ſchweren Sturm überfallen, der es gegen 11 Uhr nachts auf einen felſigen Strand warf, und bald er⸗ gab ſich, daß jede Rettung ausgeſchloſſen war. Angeſichts des ſiche⸗ ren Todes forderte der Kommandant, Kapitänleutnant Braun, die Mannſchaft zu einem dreimaligen Hurra auf den oberſten Kriegs⸗ herrn auf, das im Sturm verhallend die Treue der Beſatzung bis zum Tode noch einmal laut bezeugte. Kaum war das letzte Hurra verklungen, als das Schiff auseinander barſt und ein großer Teil der Beſatzung von der wilden See weggeſpült wurde. Doch der Reſt der Beſatzung verzagte nicht und ſtimmte auf Aufforderung des Feuerwerksmaaten Rähm das bekannte deutſche Flaggenlied an, das ſo oft in frohen Stunden die Treue der Marine zu ihrer Flagge verkündet hatte. Erſt der Tod ſchloß den Sängern den Mund; nur 12 Mann, die nach zwei Tagen von dem Wrack des Vorſchiffs ge⸗ borgen werden konnten, waren in der Lage, von den letzten Augen⸗ blicken der„Iltis“⸗Beſatzung zu berichten. Vis auf dieſe 12 hatten alle Offiziere und die ganze übrige Beſatzung den Tod in den Wellen gefunden. Der Name des„Iltis“ iſt in der Reichsmarine ſchon ein Jahr nach dem Untergang dieſes ruhmreichen Vertreters wieder auf⸗ gelebt, indem auf der Schichau⸗Werft in Danzig ein neues mo⸗ dernes Kanonenboot dieſes Namens auf Stapel gelegt und bereits im folgenden Jahre in Dienſt geſtellt wurde. Es hat ſich ſeines tapferen Namensvorgängers würdig gezeigt bis zum letzten. Gleich nach Erledigung ſeiner Probefahrten ebenfalls auf die oſtaſiatiſche Station entſandt, gewann der neue„Iltis“ bereits 1900 Weltruhm, als er in den Anfangsſtadien des Boxerkrieges an der Spitze einer internationalen Kanonenboots⸗Flottille unter dem Kommando des damaligen Korvettenkapitäns Lans die weit überlegenen Taku⸗Forts niederkämpfte und dabei ſtarke Be⸗ ſchädigungen und ſchwere Verluſte erlitt. Als beſondere Auszeich⸗ nung durfte das Schiff von da an den Orven pour le meèrite als Bugverzierung führen. Im Weltkrieg beſiegelte das Schiff ſeine Treue, indem es am 31. Oktober 1914 im Hafen von Tſingtau von der eigenen Beſatzung in die Luft geſprengt wurde, um es nicht den ſtürmenden Japanern in die Hände fallen zu laſſen. Wir gedenken heute in inniger Teilnahme und Dankbarkeit der todesmutigen Beſatzung jenes erſten„Iltis“, ebenſo wie der ge⸗ treuen Beſatzung ſeines Namens⸗Nachfolgers, denn beide Schiffe haben dazu beigetragen, Ruf und Ruhm der deutſchen Flotte über die ganze Welt zu verbreiten und ſelbſt unſere ſchärfſten Gegner haben ſich veranlaßt geſehen, das Verhalten und die Taten der deutſchen„Iltis“⸗Männer als hervorragendſte Beiſpiele deutſcher Seemannſchaft und deutſchen Opfermutes zu preiſen. N. der verſagenden Retter beigeſellen und 2. Sette. Nr. 335 eue Mannheimer Jeitung(Mittag · Ausgabe) Kreitag, den 23. Junl 1926 Die Auffaſſung in Berlin UI Berlin, 23. Juli.(Von unſerem Berliner Büro). Die Kunde von der Wiederkehr Poincarés hat, was ſich denken läßt, in den Berliner politiſchen Kreiſen ſtarke Beklemmungen ausge⸗ löſt. Was Deutſchland in ſchmählicher Drangſalierung zu erdulden hatte, ſolange der Lothringer das Feuer ſchürte, iſt in allzu friſcher Erinnerung. Freilich haben inzwiſchen die Dinge eine Entwicklung genommen, die ſelbſt ein Poincars nicht ohne weiteres ignorieren kann. In dieſer Tatſache findet man denn auch einigen Grund zur Ermutigung. Die Beſorgnis vor einer neuen Aera Poin⸗ carés, die ſich deutlich in der Berliner Preſſe aller Schattierungen wiederſpiegelt, wird durch derlei Erwägungen bekämpft. Man ſagt ſich allgemein, daß für Poincarés Berufung ganz ausſchließlich innerpolitiſche, vor allem finanzpolitiſche Geſichtspunkte maß⸗ gebend waren. Infolgedeſſen, ſo wird vielfach gefordert, ſei die Gefahr einer Verſchärfung der deutſch⸗franzöſiſchen Beziehun⸗ gen mindeſtens vorderhand nicht zu befürchten. Die Lö⸗ ſung des Finanzproblems wird ja in der Tat ſchon alle Kräfte der neuen Regierung binden. Es kommt, worauf die„Tägliche Rund⸗ ſchau“ mit Recht den Nachdruck legt, hinzu, daß der neue Leiter der Geſchicke Frankreichs ſich nicht allein auf den Bloc National ſtützen kann, ſondern weitgehende Anlehnung an die Mitte und zur Linken ſuchen muß.„Sollte Briand“, ſo meint das Blatt,„auch weiterhin das Miniſterium des Aeußern leiten, ſo würden etwaige Verſuche Poincarés, das Verhältnis zwiſchen Deutſchland und Frankreich wieder ſo zu geſtalten, wie es unter ſeiner früheren Miniſterpräſi⸗ dentſchaft war, doch immerhin einigem Widerſtand begegnen.“ Auch die„Germania“ hebt hervor, daß Briand ſein ganzes europäiſches Anſehen als Menſch und als Staatsmann zu verlieren hätte, wenn er in den nächſten Monaten eine andere Außenpolitik treiben wollte als im vergangenen Jahr. Für dieſe Auffaſſung ſpricht noch ein anderes Moment, auf das im„B..“ hingedeutet wird: Poincars darf ſich, wenn er das Sanierungswerk nicht von vornherein gefährden will, das Vertrauen des Auslandes, d. h. in dieſem Falle der ausländiſchen Finanzmächte, nicht verſcherzen. Er weiß ſehr wohl, daß jeder Schritt von Locarno rück⸗ wärts dem Franken einen neuen gewaltigen Stoß verſetzen, ſeine finanziellen Bemühungen vereiteln, ihn den Scharen ſein Preſtige vernichten würde. Man braucht alſo gar nicht ſo weit zu gehen, wie die „Voſſiſche Zeitung“, die ſich in ihrem verſtiegenen Optimismus ſogar Hoffnungen auf eine innere Wandlung(ʃ) Poincarés zu machen wagt. Die Haltung auch der Rechtsparteien iſt alles in allem, wie es die Situation gebietet, vorſichtig und zurückhaltend. Mit ganz wenigen Ausnahmen werden ſchärfere Töne der Kritik ver⸗ mieden. Man iſt geneigt in Ruhe und Beſonnenheit abzuwarten, welche Rückwirkungen die franzöſiſche Kriſe auf die Politik haben wird. Aus der Art, wie man in Berlin die Ueber⸗ nahme der franzöſiſchen Regierung durch Poincaré kommentiert, iſt mithin deutlich der Wunſch erkennbar, alles zu tun, um eine Ver⸗ ſchlechterung der deutſch⸗franzöſiſchen Verhältniſſe nach Möglichkeit zu verhindern. Londoner Stimmen § London, 23. Juli.(Von unſerem Londoner Vertreter) Poin⸗ caré wird in der engliſchen Preſſe im allgemeinen zuſtimmend be⸗ grüßt, doch die Sympathien gehören nach wie vor dem ge⸗ ſtürzten Finanzminiſter Caillaux. Man gibt zu, daß Poincaré vor einer verzweifelt ſchweren Aufgabe ſteht, denn es handelt ſich nicht allein um die Stabiliſierung des Franken, ſondern auch um eine Staatskriſe, die ſich in gefährlichem Maße ſteigert und eineä europäiſche Kriſe nach ſich ziehen könnte. In eng⸗ liſchen Blättern wird an der Haltung der Deputierten⸗ kammer ſcharfe Kritik geübt. Es wird auch darauf hingewieſen, daß das franzöſiſche Parlament nicht imſtande und nicht gewillt iſt, einem Staatsmann die Finanzdiktatur zu übergeben. Man erklärt, daß eine ſolche Diktatur die einzige Möglichkeit biete, um den Franken aus der gegenwärtigen Lage zu befreien. Ueber die Stimmung des franzöſiſchen Volkes ſchreiben mehrere Blätter, daß es nicht zu Opfern bereit ſei. Eine liberale Zeitung, wie die „Weſtminſter Gazette“ drückt Beſorgnis über die Geſtaltung der künftigen Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Frankreich aus. Die konſervative„Morning Poſt“ verherrlicht dagegen in poetiſcher Weiſe die Wiederkehr des Kriegspräſidenten Poincaré. * Peret Kammerpräſident Die Kammer hat die durch die Berufung Herriots ins Amt des Miniſterpräſidenten erforderliche Neuwahl des Präſidenten vor⸗ genommen und Peret, den Präſidenten der letzten Kammer, ge⸗ wählt. Die„Konſequenzen“ von Germersheim Die Rechte der Bevölkerung werden eingeſchränkt! Das franzöſiſche Oberkommando hat einen Beſchluß gefaßt, der een auf die bekannten Vorgänge in Germersheim zurückzu⸗ 285 iſt, und der ähnliche Vorkommniſſe dadurch zu vermeiden ucht, daß er nicht etwa Maßnahmen gegen die franzöſiſchen Be⸗ ſatzungstruppen ergreift, ſondern die im Londoner Abkommen erneut beſtätigten, im Rheinlandabkommen garantierten ſtaatsbürgerlichen Rechke der Bevölkerung weiter einſchränkt. Nach dem vom 6. Juli datierten Beſchluß wird beſtimmt, daß 1. Umzüge und Vorbeimärſche militäriſchen Gepräges, beſonders unter Vorantritt von Muſikkapellen, die einen militäriſchen Charak⸗ ter tragen oder Militärmärſche ſpielen, grundſätzlich verboten ſind. 2. Daß es nicht geduldet werden kann, daß Aufzüge, die ihrer Natur nach beſ Grund der Verordnungen Gegenſtand einer An⸗ meldung im beſetzten Gebiet hätte ſein müſſen, das beſetzte Gebiet ohne vorherige Anmeldung betreten. Jeder feſtgeſtellte Verſtoß gegen diefen Beſchluß zieht eine Protokollierung nach ſich, zwecks Stra der für die Kundgebung verantwortlichen Organiſationen. In der Anweiſung heißt es weiter:„Selbſtverſtändlich iſt, daß die aus dem unbeſetzten Gebiet kommenden Umzüge nicht nur einer vorherigen Anmeldung unterworfen ſind, wenn ſie politiſcher Natur 277 ſondern auch, daß ſie unter das obige Verbot fallen bezüglich s etwaigen militäriſchen Charakters der Umzüge und Vorbei⸗ märſche.“ Das militäriſche Gepräge wird hergeleitet aus der Art der Muſikkapellen, aus dem Marſchſchritt, der nicht verboten iſt. aus der Aufteilung der Kolonne in gleichförmige Unterabteilungen, aus der Anweſenheit von der die Kolonne begleitenden Vorgeſetzten, aus Befehlen, die in dem beim Militär üblichen Kommandoton er⸗ teilt werden, aus dem Tragen einer Uniform militäriſcher Art (Windjacken, Koppel uſw.). Davon weredn im beſetzten Gebiet nur das Reichsbanner und der Rote Frontkämpferbund getroffen, da andere Organiſationen verboten ſind. Auch die Rheinlandkommiſ⸗ ſion vertritt den Standpunkt, daß,„wenn auch der Verkehr zwiſchen dem beſetzten und unbeſetzten Gebiet frei iſt, doch nicht geduldet werden könne, daß Vereine, die ihrer Natur nach Gegenſtand einer Anmeldung im beſetzten Gebiet ſind, ohne vorherige Benachrich⸗ tigung der Beſatzungsbehörde das beſetzte Gebiet betreten. Hoeſch bei Berthelot Der deutſche Botſchafter v. Hoeſch ſtattete geſtern nachmittag dem Kabinettschef des Außenamtes Berthelot einen Beſuch ab und unterbreitete ihm eine auf die Vorfälle in Germersheim bezügliche Abſchrift der Note, die geſtern vom deutſchen Reichs⸗ kommiſſar im 28 Gebiet dem ſtellvertretenden Vorſitzenden der interalliierten Rheinlandkommiſſion übergeben worden war. europäaiſche Bez Dder Fall Hofmann Mit dem Fall Hofmann, gegen den durch die Veröffent⸗ lichung einer ſtenographiſchen Niederſchrift über die ſogenannte fälziſchen„Notabelnverſammlung“ am 22. November 1919 in ver⸗ iedenen pfälziſchen Blättern der Ff des Landesverrates er⸗ hoben worden iſt, hat ſich die Kreis⸗Vorſtandſchaft der Bayeri⸗ ſchen Volkspartei der Pfalz wegen der ſie vom pfälziſchen Zentrum im Falle Hofmann gerichteten Angriffe in einer einſtimmig angenommenen Entſchließ erneut befaßt. Die Entſchließung brankmarkt die vom pfälz 1255 Zentrum gegen die Bayeriſche Volkspartei der Pfalz erhobenen Vorwürfe, daß gewiſſe Perſonen der Bayeriſchen Volkspartei den Angriffen des nationalſozialiſtiſchen Organs der Pfalz gegen Hofmann nicht fern⸗ zuſtehen ſcheinen, erneut als Verleumdung, weil die Schrift⸗ leitung des pfälziſchen Zentrumsorganms nachweisbar davon Kennt⸗ nis hatte, daß die ſtenographiſche Niederſchrift, auf die ſich die Ent⸗ 7 über den Abgeordneten Hofmann in dem nationalſozia⸗ iſtiſchen Organ und im den andern pfälziſchen Blättern gründen, von dem damaligen Redakteur und Parteiſekretär Dr. Haberer in Landau in der Notabelnſitzung angefertigt, ihm ſpäter ent⸗ wendet und durch einen Angeſtellten des pfälziſchen Zentrums⸗ blattes aus Rache für ſeine Entlaſſung der Oeffentſichkeit übergeben worden iſt. Gegenüber der Behauptung des pfälziſchen Zentrums⸗ organs, daß der jetzige Zentrums⸗Reichstagsabgeordnete Hofmann, der im Jahre 1924 nach ſeiner Nichtwiederauſſtellung durch die Bayeriſche Volkspartei das pfälziſche Zentrum gründete und damit die bürgerliche Abwehrfront in der Pfalz gegen den Separatismus ſprengte, alle Schritte in der Pfalzfrage als Mitglied der Bayeriſchen Volkspartei gemacht habe, ſtellt die Entſchließung feſt, daß alle Schritte, die der Abg. Hofmann im Februar 1919 in der Pfalzfrage unternommen hat, beſonders ſeine Verhandlungen mit General Gerard, dem Protektor der Separatiſten und Einberufer der ſoge⸗ nannten Notabelnverſanunlung vom 22. Februar 1919 ſeine dort gehaltenen Reden, ſeine Zuſtimmung zur Reſolution betr. die Er⸗ richtung einer autonomen Pfalz unter ſeine alleinige Ver⸗ antwortung fallen. Die Entſchließung betont nochmals, daß der Abg. Hofmann der Partei nie irgendwelche Aufklärung derart ge⸗ geben hat, wie ſie ſich in der ſtenographiſchen Aufzeichnung ſindet, die ſein Freund Dr. Haberer verfaßt hat und die jetzt von verſchie⸗ Vbede dueelee e ee Deenee die ben u er neuerli es pfälz„ die den Hofmann ſchwer belaſtenden igungen abzulehnen mit der Behauptung, daß das Verhalten Hofmanns ſchon in den Jahren 1919 und 1920 bekannt geweſen ſei und daß dieſe Angelegenheit da⸗ mals von der Bayeriſchen Volkspartei erſedigt worden ſei, wird als ſchwerer Angriff auf die Ehre der Bayeriſchen Volkspartei und als Verſuch bezeichnet, die Verantwortung für das Verhalten Hofmanns in jener Zeit auf die Bayeriſche Volks⸗ partei qbzuwälzen. Demgegenüber 109 ͤ Bayeriſchen Volkspartei in der Entſchließung ausdrücklich ſeſt, daß ſie bei Kenntnis der jetzt erſt bedanntgewordenen ſtenographiſchen Aufzeichnungen Dr. Haäberers im Dezember 1919 dem Antrage der irksgruppe Ludwigshafen der Bayerßichen Volkspartei auf Her⸗ beiführung einer Un über das Verhalten Hofmanns ſtatt⸗ gegeben und daß ſie gegen den Abg. Hofmann und Dr. Haberer, jetzt Redakteur beim„Echo vom Niederrhein“ in Duisburg unerbittlich dieſelben Konſequenzen gezogen hätte, wie ſie es dem damaligen Abgeordneten Richter⸗Landau gegenüber getan hat, der zuſammen mit Hofmann und Dr. Haberer an der Notabelnverſammlung teil⸗ nahm,, ebenfalls wie dieſe Beiden die Reſolution betr. Errichtung einer autonomen Pfalz umterzeichnet umd wegen ſeines domals ſchon bekannt gewordenen landesverräteriſchen Verhalbens aus der Bayeriſchen Volkspartei ausgeſchloſſen worden iſt. Nachdem die Entſchließung, das Vorgehen der Parteipreſſe in dem Fall Hofmann gebilligt hat, ſchließt ſie mit folgenden Worten: „Wir ſtehen nicht an zu erklären, daß die Veröffentlichungen auf Grund des Stenogramms von Dr. Haberer auch von uns unter dem Geſichtspunkt des Schadens gewürdigt werden, den das katholiſche Intereſſe dadurch erleidet. Bei aller Gegenſäßlichkeit zur netional⸗ ſozialiſtiſchen Bewegung, gegenüber der wir ſetzt keinen Trennungs⸗ ſtrich zu ziehen brauchen, weil er immer gezogen war, erklären wir: Wenn durch die Enthüllungen des nationalſozialiſtiſchen Orgons und die daran in der Oeffentlichkeit geknüpflen Erörterungen kathallſche Intereſſen zu Schaden kommen, ſo trägt die Verantwortung hierfür jener politiſche Führer und Abgeordnete, der 1919 durch ſeine Reden und ſeine ſonſtige Haltung und 1924 durch die von ihm hervorge⸗ pufene Spaltung den katholiſchen Intereſſen der Pfalz unüber⸗ ſehbaren Schaden zugefügt hat.“ Preußens Anwort an die hohenzollern „Nach dem amtlichen preußiſchen Preſſedienſt antwortete Mi⸗ niſterpräſident Braun dem Generalbevollmächtigten des vorma⸗ ligen Königshauſes auf deſſen Schreiben vom 4. Juli: „Die preußiſche Staatsregierung vermöge nicht anzuerkennen, daß die des vormaligen Königshauſes in den letzten Jahren unabläſſig beſtrebt geweſen ſei, die Vermögensauseinander⸗ ſetzung auch unter weitgehenden Verzichten im Wege der Verſtändr⸗ gung durchzuführen. Die Bemerkung, daß die Verzichte des vor⸗ maligen Königshauſes bis zur Preisgabe von 89 Prozent der Ver⸗ mögensmaſſe gegangen ſeien, laſſe außer acht, daß die Vermögens⸗ maſſe erhebliche Werte einſchließe, die Staatseigentum ſeien und daß die kapitaliſierte Kronfideikommißrente— 187,5 Mill.— aus der Berechnung ausſcheiden müſſe ferner, daß die Vermögens⸗ maſſe ſehr große Werte enthalte, die der Staat aus öffentlichen Gründen in Anſpruchnehmen müſſe, deren Unterhaltung ihm aber bereits erhebliche Koſten verurſacht habe und weiter verur⸗ ſachen werde, ferner, daß dem vormaligen Köngshauſe bereits erhebliche Kavitalszahlungen zugefloſſen und daß den Nebenlinien beträchtliche Vermögenswerte zugefallen ſeien. Nur Verhand⸗ lungen, die an das Ergebnis der Beratungen des Reichstags ſißer den Entwurf des Reichsgeſetzes über die ver⸗ mögensrechtliche Auseinanderſetzung zwiſchen den Ländern und den vormals regierenden Fürſtenhäuſern anknüpfen, könnten jetzt noch in Frage kommen. Zu ſolchen Verhanblungen ſei die preußiſche Staatsregierung bereit. Die Koſten des Volksenkſcheids Der Vorſtand der Sozialdemokratiſchen Partei Deutſchlands gibt eine Ueberſicht über die Arbeit beim Kampf zur entſchädigungs⸗ loſen Enteignung der Fürſten heraus. Danach ſind an Geſamt⸗ koften der Sozialdemokratiſchen Partei einſchließlich ihrer Bezirke und Ortsgruppen 2042 055,91 Mark entſtanden. Was die Ko m⸗ muniſtiſche Partei für den Kampf aufgewandt hat, iſt nicht bekannt. Wohl aber hat der Kuczynſki⸗Ausſchuß in ſeinem Mitteilungsblatt am 10. Juli eine Ueberſicht gegeben, in der er ſeine Geſamtaufwendungen für den Volksentſcheid mit 51 000 M. angibt. Der Kuczynſki⸗Ausſchuß hat es ſich darnach leſcht gemacht. Da die Unkoſten der Kommuniſten von Moskau bezahlt werden, ſind die Sozialdemokraten die einzigen Leidtragenden. Sie können ſich bei den Kommuniſten bedanken, daß ihre Kaſſen nutzlos geleert worden ſind! Ein Sieg der polnſſchen Regierung In der geſtrigen Sitzung des polniſchen Seſm wurden die letzten Zuſatzanträge über die Regierungsvollmachten in dritter Leſung er⸗ ſedigt. Der Regierungsentwurf wurde mit den Veränderungm in der 2. Leſung angenommen. Ueber das Recht der Dekretierung von Regierungsentwürfen durch den Staatspräſidenten in der parla⸗ mentsloſen Zeit wurde in dritter Leſung Uebereinſtimmung mit dem Regierungsentwurf wiederhergeſtellt, da der Miniſterpräſident in Verbindung damit die Vertrauensfroge ſtellte Für den Entwurf wurden 246, gegen den Entwurf 95 Stimmen abgegeben. * Der dritte Verbandskag der chriſtlich⸗nationalen Arbeilerſchaft 1 5 5 den Reichstagsabgeordneten Behrens wieder zum Vor⸗ ienden. Sadiſcher Candtag In der geſtrigen Nachmittagsſitzung ſetzte der badiſche Landtag die Einzelberatung zum Polizeietat fort. In der Ausſprache brachten die verſchiedenen Redner noch Sonderwünſche vor, zollten aber mit Ausnahme der Kommuniſten der Polizei für ihre Pflichttreue im dienſt Anerkennung. Miniſter Remmele nahm 1 den aufgeworfenen Fragen Stellung. Er knüpfte an eine Bemerkung in der Vormittagsſitzung an und erklärte, daß in Man n⸗ heim ein Polizeibeamter Selbſtmord begangen habe, da er ſein Konto bei der Beamtenbank um 800 Mk. überzogen und anſchei⸗ nend auch häufig Streitigkeiten gehabt habe. an den ie eeeeeee einen ſtellte der Abg. Lang(Bür ereinigung), ſelbſt Mit⸗ glied eines ſolchen Vereins, feſt, daß in dieſem keine Politik getrieben würde und mit größter Ruhe dem Ergebnis der angeſtellten Unter⸗ ſuchungen entgegenſehen werde. Nach den Ausführungen weiterer Redner wurde ſchließlich der Polizeietat gegen die drei kommuniſti⸗ ſchen Stimmen angenommen. Mit gleichen Stimmen⸗ verhältnis fanden die Anforderungen für das polizeiliche Arbeitshaus Annahme. ö Eine längere Debatte entſpann deh wieder anläßlich des Etats für ſoziale Verſicherung, in der beſonders auf das Verhält⸗ von Krankenkaſſen und Kaſſenärzten eingegangen wurde. Miniſter Remmele betont in ſeinen Ausführungen, daß die Frage der Er⸗ richtung einer Dentiſtenkammer in Baden geprüft werde. Unter Ad⸗ lehnung der kommuniſtiſchen Anträge wurde dieſe Poſition einſtim⸗ mig genehmigt. um Schluß wandte ſich die Beratung dem Kapitel der Wohl⸗ fahrtspflege zu. Nach den Ausführungen der Zentrumsabg. Frau Siebert zollte Miniſter Remmele den Gerichtsverbän⸗ den und insbeſondere dem Badiſchen Frauenverein Worte wärmſter Anerkennung und warnte davor, das zu zerſchlagen, was im badi⸗ ſchen Lande hiſtoriſch geworden ſei. Kurz vor 348 Uhr wurden die Verhandlungen auf Freitag vor⸗ mittag vertagt. Auf der Tagesordnung ſteht der Juſtlzetat und die Geſetzentwürfe zur Abänderung der Gemeindeordnung und des Landtagswahlgeſetzes, da der Miniſter des Innern nicht anweſend ſein kann. 5 Im Haushaltsausſchuß teilte Miniſter Remmele mit, daß hinſichtlich des Abſchluſſes der Liquidation des Baubundes eine Vereinbarung Art getroffen worden ſei:„Sämtliche Forderungen an en Baubund ſeien mit Wirkung vom 15. März 1926 ab feſt⸗ geſtellt und mit 8 Prozent zuverzinſen. Von den Lquidations⸗ beträgen ſollen alle Gläubiger, mit Ausnahme des Staates, vorweg 25 Prozent erhalten, der Reſt der Aktiven ſoll dann an alle Gläu⸗ biger— einſchließlich des Staates— im gleichen Verhältnis in monatlichen Raten ausbezahlt werden.“ Der Ausſchuß nahm dieſe Mitteilung zur Kenntnis und genehmigte nach längerer Ausſprache die für den Umbau der Univerſitätskliniken in Frei⸗ burg angeforderte Summe von 900 000 Rm. Für Mittel für die Erwerbsloſenfürſorge wurden etwa 2 Millionen nach⸗ bewilligt. Weiter befaßte ſich der Ausſchuß mit verſchiedenen Ein⸗ gaben, von denen die des Mannheimer Oberbürger⸗ meiſters auf Gewährung eines Zuſchuſſes für das Nationaltheater von beſonderem Intereſſe iſt. Die Eingabe wurde jedoch durch die Beſchlüſſe betreffs Landestheater in Karlsruhe(Ablehnung von Zulchnlen für ſämtliche übrigen Theater in Baden) für erledigt erklär Ein Vorſchlag zur Errichtung eines Reichsehrenmals auf dem Königsſtuhl In der Donnerstags⸗Sitzung des Rechtspflegeausſchuſſes lag ein Geſuch des Württembergiſchen Frontkämpferbundes über die Errichtung eines Reichsehrenmals auf dem Königs⸗ ſtuhl bei Herdelberg vor. Mit 15 Stimmen gegen 5 Stim⸗ men wurde beſchloſſen, das Geſuch der Regierung zur Kenntnis zu überweiſen, nachdem ein kommuniſtiſcher Antrag, die Errich⸗ tung eines Reichsehrenmals überhaupt abzulehnen und ein ſozial⸗ demokratiſcher Antrag, über das Geſuch zur Tagesordnung über⸗ gehen, mit 14 gegen 5 Stimmen abgelehnt worden war. Nachtrag zum lokalen Teil Tödlicher Unglücksfall Ein Verkehrsunfall, der bedauerlicherweiſe einen ſchwereren Verlauf nahm, als es die Situation des Unglückes möglich erſcheinen ließ, ereignete ſich geſtern abend 5,50 Uhr auf der Straßenkreuzung der Quadrate—F 4 und 5. Als ein Motorrad mit Lieferkaſten in der Richtung von Oſten nach Weſten dieſe Kreuzung überqueren wollte, kam von der Börſe ein ſchwerer Laſtkraftwagen in verti⸗ kaler Fahrtrichtung. Um einen Zuſammenſtoß zu vermeiden, bremſte der Motorradfahrer und verſuchte ſein Dreirad in gleiche Fahrtrichtung mit der des Laſtkraftwagens zu bringen. Sei es mum, daß er zu ſtark bremſte oder daß er angeſichts der bedrohlichen Nähe des Laſtwagens die Kurve zu ſcharf nahm, kurz ſein Rad kippte nach der äußeren Kurvenſeite um und ſchleuderte den als zuverläſſig bekannten Fahrer erſt gegen die Außenwand des Laſt⸗ wagens und dann unter deſſen rechtes Hinterrad, das dem Unglück⸗ lichen über den Leib ging. Schwerverletzt wurde der Fahrer Karl Hauſer, der ſich auf dem Heimweg von der letzten Dienſtfahrt nur noch 50 Meter von ſeiner Garage(Reue Mannheime Zeitung) entfernt befand, ſofort in das Israelitiſche Krankenhaus und ſpäter in das Neue Krankenhaus verbracht. Wie wir erfahren, iſt der Bedauernswerte geſtern abend 11 Uhr ſeinen Verletzungen erlegen. Nach den polizeilichen Ermittlungen kann dem Laſtkraftwagenführer eine Schuld an dem Unglück nicht zugeſchrieben werden. Die Po⸗ lizei war ſofort zur Stelle und ſperrte die Kreuzung ab, um unter ſtarkem Zulauf der Bevölkerung das Unglück für die Beweisauf⸗ nahme zu demonſtrieren und auf die Platte zu bannen. Vielleicht überzeugt ſich die Polizeibehörde nunmehr von der ſchon immer verkehrsgefährlichen Kreuzung— es iſt nicht das erſte Unglück, das ſich dort auf ähnliche Weiſe ereignete— und ſperrt die eine oder andere Straße für große Fahrzeuge. * Der leider in ſo tragiſcher Weiſe ums Leben gekommene Karl Hauſer war ſeit 25. 3. 24 im Betriebe der Druckerei Dr. Haas, Neuen Mannheimer Zeitung G. m. b.., tätig. Wir müſ⸗ ſen ihm das Zeugnis eines zuverläſſigen, braven und anſtändigen jungen Menſchen ausſtellen, der infolge ſeines freundlichen und zuvorkommenden Benehmens bei allen ſeinen Vorgeſetzten, ſeinen Mitarbeitern und Kollegen im Betriebe ſich großer Beliebtheit er⸗ freute. Es war ihm keine Arbeit zuviel; hilfsbereit ſprang er jederzeit ein, ſo oft der vielgeſtaltige Betrieb eines Zeitungs⸗ unternehmens und die rechtzeitige Zeitungsbeförderung es er⸗ forderte. Gewiſſenhaftigkeit und Arbeitsfreudigkeit waren Eigen⸗ ſchaften, die bei Karl Hauſer, deſſen Tod wir aufs tiefſte be⸗ dauern, beſonders ſtark ausgeprägt waren. Er gehörte zu jenen ſeltenen Menſchen, die in treueſter Erfüllung ihrer Aufgabe in⸗ nerſte Befriedigung fanden. Sein Andenken wird daher in treuer Erinnerung bewahrt bleiben. Das Urtkeil im Korridor-Eiſenbahnunfall — Danzig, 23. Juli. Geſtern wurde das Urteil des Korridor⸗ Schiedsgerichts über die Stargarder Eiſenbahnkataſtrophe veröffent⸗ licht. Der deutſche Antrag, der das Unglück auf die ſchlechte Be⸗ ſchaffenheit der Eiſenbahnſtrecke zurückführte, wurde abgelehnt. In dem Urteil wurde feſtgeſtellt, daß das Unglück auf ein Attentat zurückzuführen iſt. ASeAKN A& An* ll KA Freilag, den 23. Juli 1926 Neue Maunheimer Jenung(Mittag ⸗Ausgade) 3. Seitle. Nr. 335 Sitzung des Bürgerausſchußes am Donnerstag, 22. Juli 1920 Eine Bürgerausſchußſitzung von 45 Minuten— Ankauf der Röchlingbank zur Milderung der Raumnot der Handelshoch⸗ ſchule— Produktive Erwerbsloſenfürſorge Genau 45 Minuten hat die geſtrige Bürgerausſchußſitzung, ſo⸗ weit der öffentliche Teil in Betracht kommt, gedauert. Nur zwei Punkte ſtanden auf der Tagesordnung. Ueber beide wurde ein wenig debattiert, über den erſten etwas mehr als über den zweiten. Die Raumnot der Handelshochſchule iſt ſo groß, daß ſich, wie mitgeteilt, der Stadtrat entſchloſſen hat, dem Bürgerausſchuß die Erwerbung des Hauſes C 2, 1(Röchlingbank) zum Preiſe von 250 000 einſchließl. des noch darin befindlichen Mobiliars und der vorhandenen Anlagen vorzuſchlagen. An der Höhe dieſes Kauf⸗ preiſes nahm das Kollegium Anſtoß. Schon der Sprecher des Stadtverordnetenvorſtandes erklärte, daß er nicht leichten Her⸗ zens den Kauf empfehle. Auf einen völlig ablehnenden Standpunkt ſtellte ſich Sto. Dr. Hirſchler, der namens der ſozialdemokra⸗ tiſchen Fraktion erklärte, daß ſeine Freunde die Verantwortung für die Aufwoendung nicht übernehmen könnten. Das Haus iſt in der Inflationszeit für 5000 Goldmark gekauft und noch am gleichen Tage für 10 000 Goldmark an die Röchlingbank weiter verkauft worden. Während der demokratiſche Stv. Barber für ſeine Perſon erklärte, daß er wegen der Höhe des Kaufpreiſes— mit 200 000 Mk. wäre das Haus bezahlt geweſen— gegen die Vorlage ſei, trat Stv. Scheel im Namen ſeiner Fraktlon trotz der ge⸗ äußerten Bedenken dafür ein. Im gleichen Sinne äußerten ſich die Sprecher der Zentrumspartei und der Wirtſchaftlichen Vereinigung. Ein beſonders warmer Fürſprecher war Stv. Lenel, der eifrige Freund und Förderer der Handelshochſchule, der namens der Deut⸗ ſchen Volkspartei ſich mit großem Nachdruck für die Vorlage ein⸗ ſette. Er hob ſehr einleuchtend die Vorteile hervor, die der Stadt⸗ verwaltung aus der Erwerbung des Hauſes erwachſen. Es iſt durch die Röchlingbank ausgezeichnet in Stand geſetzt worden, liegt ebenſo günſtig zur Handelshochſchule wie zum Rathaus und kann ſofort bezogen werden. Beigeordneter Zoepffel unterſtrich dieſe Aus⸗ mit dem Hinweis darauf, daß die Erdgeſchoßräume, in die das ſtädtiſche Steueramt einzieht, ſo außerordentlich geeignet für dieſen Zweck ſind, daß man glauben könnte, ſie ſeien eigens hier⸗ für eingerichtet worden. Zur nicht geringen lieberraſchung der Sozialdemokraten erklärten ſogar die Kommuniſten ihr Einver⸗ ſtändnis mit der Vorloge, die infolgedeſſen mit erheplicher Mehr⸗ beit an genommen wurde. Für die Zuſtimmung zu der zweſten Vorlage: Bewilligung von 310 000 Mk. für die Aufſchüttung und Planierung der dritten großen Spielwieſe entlang der Riedbahn und Aufſchüttung aller Nebenplätze und Zubehörteile der ſtädtiſchen Spielplatzanlage bei der Rennwieſe war bei allen Fraktionen maßgebend, daß etwa 80—100 Erwerbsloſe auf die Dauer von 5 Monaten beſchäftigt wer⸗ den können. Sty. Dr. Moekel wich inſofern von dem Gegenſtand der Tagesordnung etwas ab, als er bei der Zuſtimmng zu der Vorlage auf das Arbeitsloſenproblem zu ſprechen kam und unter Hinweis auf das Heer der jugendlichen Erwerbsloſen den Vorſchlag machte, beim Reichstag vorſtellig zu werden, damit das Uebel end⸗ lich einmal an der Wurzel gepackt wird. Das Kollegſum hatte offen⸗ ſichtlich keine Luſt, den Faden weiter zu ſpinnen. Und ſo wurde zur Abſtimmung geſchritten und die Vorlage einſtimmig ange⸗ nommen. Dann ſchloſſen ſich die Pforten hinter den wenigen Ga⸗ leriebeſuchern. In nichtöffentlicher Sitzung war noch über die Veräußerung und den Erwerb von Grundſtücken zu beraten. Sitzungsbericht Oderborgermeſter Or. Kußer eröffnet die beſchlußfähige Sitzung um 4,20 Uhr. Die Galerie iſt ſchwach beſetzt. Es wird ſo⸗ fort in die Tagesordnung eingetreten, da Mitteilungen nicht zu machen ſind. Erwerbung eines Anweſens für die Zwecke der Handels⸗ ö hochſchule Stadtratsbeſchluß: Das Anweſen C 2, 1 Göchling⸗ bank) wird zum Preiſe von 250 000 RM. einſchließlich des noch darin befindlichen Mobiliars und der vorhandenen Anlagen aus Grundſtocksmitteln erworben. Der Kaufpreis wird bar bezahlt mit Ausnahme einer Aufwertungshypothek von 34 998,84 RM., die über⸗ dommen wird. Stv.-V. fiaiſer(Ztr.) empfiehlt namens des Stadtverordneten⸗ vorſtandes den Ankauf des Haufes, wenn auch ſchweren Herzens, weil man den Preis für zu hoch halte.— Stv. Barber(Dem.) meint, Sich als Subjelt be ten und durchſetzen unter den Menſchen, aber ſich als Objekt wiſſen einem Höheren gegenüber, das gibt die rechte Geiſtesſtimmung: eine gute Miſchung von Selbſtbeachtuͤng und Selbſtverachtungl 8 Ddas Schiff oͤes Todes Von Dr. Sven Hedin(Stockholm) (Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.) Der berühmte Aſienforſcher gibt im Folgenden eine packende Schilderung des Endes einer Polarexpedition, die gerade heute, wo lärmende Reklame auch auf dieſem Ge⸗ biete mehr gilt, als die ſtille Heldentat, von beſonderem Intereſſe ſein dürfte. Schriftleitung. Eine der tragiſchſten Expeditionen, die jemals ins nördliche Eis⸗ meer ausgeführt worden ſind, iſt die auf der„St. Anna“ zuter dem Befehl von Leutnant Georg Lwowitſch Bruſſilow. An ragik wird dieſe Expedition nur von der Franklins übertroffen, e im Jahre 1845 mit der„Erebus“ und der„Terror“ ausſegelte, um die Nordweſtpaſſage zu finden, und von der niemand zurück⸗ kehrte. Von der Expedition Bruſſilows, an der 24 Perſonen teil⸗ nahmen, kehrten zwei Mann zurück. „St. Anna“ war 1867 in England gebaut, 1000 Tonnen groß, hat eine kleine Maſchine von 41 PS. und nahm nur 200 To. Koh. len und 12 Hktl. Petroleum für Beleuchtungszwecke ſowie Proviant zwei Jahre mit. An Bord dieſes Fahrzeuges wohnte der Chef, ferner der 1. Steuermann Valerian Iwanowitſch Albanow, die Bootsleute, Matroſen, Maſchiniſten, Harpuniere, Heizer, Koch. Ste⸗ ward und eine Aerztin, Fräulein Hermine Schdaukow. Man hatte 6 Hunde und 60 Jagdgewehre mit. Durch Jugaſchar fuhr„St. „Anna“ ins Kariſche Meer und begann im September ſeinen hoff⸗ Zungsloſen Kampf gegen das Eis. An der weſtlichen Küſte von almal fror ſie ſchließlich ein, und am 16. Oktober begann die Eis⸗ trift. Schon Weihnachten desſelben Jahres traten die erſten Fälle von Skorbut auf. Im Januar 1913 ſank die Temperatur auf 44 rad C. Mitte Juli ging der Holzvorrat zu Ende und man mußte mit Seehundsfett und den Zwiſchenwänden und anderen Teilen des chiffes heizen, die im Notfalle zu entbehren waren. So gut man onnte, bereitete man ſich für den nächſten Winter vor. Unterdeſſen hte das Fahrzeug hilflos ſeine Trift aus dem Kariſchen Meer 10 as offene Polarmeer fort, öſtlich von Nowaja Semlja und öſtlich vom Franz Joſefsland faſt genau auf den Pol zu. 9 Die zweite Weihnacht ging vorbei. Das Schiff lag wie in einem Schraubſtock. Das Verhältnis zwiſchen Bruſſilow und Al⸗ banow war geſpannt und wurde ſchließlich unerträglich. Ihre mit 200 000 M. wäre das Haus bezahlt. Die Handelskammer habe viel günſtiger bei dem Kauf der ehemaligen Oberrheiniſchen Bank abgeſchloſſen. Er ſtelle dem Stadtrat anheim, die Vorlage zurückzu⸗ ziehen, um noch einmal in Verhandlungen wegen Ermäßigung des Kaufpreiſes einzutreten.— Styv. Dr. Hirſchler(Soz.) erklärt, daß ſich ſeine Fraktion mit der Vorlage nicht befreunden könne. Das Haus ſei von der Ja. Röchling um 10 000 M. gekauft worden. Ein Preis von 200 000 M. entſpreche dem Schätzungswert. Die Bar⸗ auszahlung ſei von ſehr weſentlicher Bedeutung. Die Stadt dürfe nicht durch ihre Grundſtückskäufe den Grundſtücksmarkt umgünſtig beeinfluſſen. Stv. Lenel(D. Vp.) führt aus: Wir befinden uns in einer ähnlichen Lage wie kürzlich bei der Abmietung der Räume für die Handelsfortbildungsſchule. Auch damals war die Löſung keines⸗ wegs ideal. Auch damals hatten wir den Eindruck, daß die Miete nicht gering war. Aber wir kamen doch zu dem Entſchluß, der Vorlage des Stadtrats Fnemmen, weil wir uns ſagten, es liegt eine Notlage vor, es gilt von zwei Uebeln das kleinere zu wählen. Wir befinden uns diesmal genau in der gleichen Lage. Unſere Handelshochſchule hat ſich über Erwarten entwickelt; ſie nimmt unter den Handelshochſchulen des Deutſchen Reiches eine ganz hervor⸗ ragende Stelle ein. Die Räume ſind abſolut unzulänglich und ver⸗ langen gebieteriſch eine Erweiterung. Die wünſchenswerteſte Löſung wäre ein Neubau, aber wenn er in dem Ausmaß und in der Aus · führung errichtet würde, wie er eigentlich notwendig iſt, wären Mil⸗ lionen erforderlich. Wir müſſen alſo, ſo leid es uns tut, damit rechnen, daß die ideale Löſung dieſes Problems in abſehbarer Zeit nicht erfolgt. Nun handelt es ſich darum, ob die Löſung, die der Stadtrat vorſchlägt, von uns angenommen werden kann. Da iſt zu betonen, daß zunächſt einmal das Gebäude ſich ganz in der Nähe der Handelshochſchule befindet und deswegen als erwünſchte Er⸗ gänzung der Räumlichkeiten in der Handelshochſchule ſelbſt anzuſehen iſt. Zum andern iſt zu bedenken, daß die Stadt in der nächſten Zeit gezwungen iſt, in der Nähe des Rathauſes weitere Räumlich⸗ keiten zur Verfügung zu haben. Abgeſehen davon, daß es ſich nur um eine Notlöſung handelt; wird der hohe Kaufpreis beanſtandet. Ich will zugeben, daß der Preis nicht billig iſt, aber wenn Sty. Barber auf die Handelskammer verwieſen hat, ſo darf feſtgeſtellt werden, daß das Handelskammergebäude für 150 000 M. verkauft wurde, ein Preis, der von Verkäufer und Käufer als angemeſſen betrachtet wurde. Wenn Sie die beiden Häuſer vergleichen, ſo muß man ſich vergegenwärtigen, daß es ſich bei dem Kauf um ein Eck⸗ haus mit zwei Fronten und großer Grundfläche handelt, während das ehemalige Handelskammergebäude in der Straßenfront liegt und vor 20 Jahren erbaut wurde. Aber nehmen wird an, daß der Kaufpreis um 30 000 M. zu hoch iſt. Bei Sprozentiger Verzinſung ergibt ſich ein Aufwand von 2400 M. Da erhebt ſich die Frage, ob wegen eines ſolchen Mehraufwandes das Weiterbeſtehenlaſſen der jetzigen außerordentlichen Kalamität berechtigt iſt. Weiter iſt zu be⸗ rückſichtigen, daß damit zu rechnen iſt, daß die Grundſtückspreiſe wieder die natürliche Höhe erreichen. Außerdem iſt das Haus in der Nähe des Rathauſes gelegen und infolgedeſſen geeignet, ſtädtiſche Aemter unterzubringen, eine Gelegenheit. die ſich der Stadt nicht jeden Tag bietet. Ich komme im Einverſtändnis mit meinen Partei⸗ freunden zu dem Ergebnis, daß wir ebenſo wie der Stadtverord⸗ netenvorſtand nicht freudig, aber unter Berückſichtigung aller Mo⸗ mente empfehlen möchten, der Vorlage zuzuſtimmen unter der Vor⸗ ausſetzung, daß die Räume die Verwendung finden, wie in der Vorlage angegeben wird. Das möchte ich ausdrücklich beſtätigt haben. Wir haben bei der Handelshochſchule ein Erbe angetreten, das wir nicht ſo, wie wir möchten, mehren können. Wir haben aber die Pflicht, das unſrige zu tun, um das Erbe zu erhalten 0 die Vorausſetzungen zu ſchaffen, daß es ſich weiter entwickeln ann. Stv. Dr. Moekel(Ztr.) iſt ebenfalls der Auffaſſung, daß man das Haus 30—50 000 M. billiger hätte erwerben ſollen. Seine Fraktion ſtimme trotzdem der Vorlage aus den vom Stv. Lener entwickelten Gründen zu.— Stv. Schneider(W. Vgg.) ſtimmt der Vorlage zu, weil die Beſchaffung von Räumen eine Notwendig⸗ keit und weil das Gehäude vollſtändig frei iſt. Die Häuſerpreiſe würden in Bälde durch die Freigabe der gewerblichen Räume in die Höhe gehen.— Stv. Scheel(Dem.) teilt die Bedenken des Sty. Barber. Trotzdem lehne ſeine Fraktion die Vorlage nicht ab, weil der gegenwärtige Zuſtand unerträglich ſei.— Sty. Horſt (Komm.) bemerkt, ſeine Fraktion, werde der Vorlage zuſtimmen, weil durch die Ausführungen der Gegner der Nachweis nicht er⸗ bracht werden könnte, daß der Kaufpreis nicht dem Wert des Ge⸗ bäudes entſpricht.— Beigeordneter Zvepffel ſtellt feſt, daß es trotz der größten Bemühungen der Stadlperwaltung nicht möglich ge⸗ weſen ſei, den Preis weiter zu drücken. Die Parterreräume ſeien für das Steueramt wie geſchaffen. Der Wert der Einrichtung Nerven waren zerſtört, ihre Seele zerquält, ſie konnten es kau ertragen, ſich gegenſeitig zu ſehen. Am 9. Januar 1914 hielt es Albanow nicht länger aus. Er bat ſeinen Chef, einen Kaſak und einen Schlitten bauen und das Schiff verlaſſen zu dürfen. Ein Teil der Mannſchaft wollte dem Steuermann folgen. Bruſſilow ſtimmte zu. Mit Eifer begannen ſie, Kajak und Schlitten zu bauen. Im März verrieten Eisbären und Seehunde daß Land in der Nähe ſei. Am 14. April befand man ſich auf 830 187 nördlicher Breite und 60— öſtlicher Länge. Vom 16. Oktober 1922 bis zum 14. April 1914 war die„St. Anna“ 2000 Seemeilen getrieben. In der Werk⸗ ſtatt, wo die Kajaks und die Schlitten gebaut wurden, herrſchte eine Temperatur von—36 Grad C. und das Dunkel wurde kümmerlich mit qualmenden Tranlampen erhellt. Das Material war elend. Die Schliiten wurden aus Fichtenholz, die Kufen aus Birke ge⸗ macht. Man hatte keine Karte über Franz Joſefsland an Bord. Albanow vergrößerte deswegen eine kleine Karte, die ſich in Nan⸗ ſens Buch befindet, und auf der König Oskarsland und Petersmanns⸗ land eingezeichnet waren, obgleich ſie, wie man jetzt feſtgeſtellt hat, garnicht exiſtieren. Der letzte Tag kam heran. Das Gepäck wog etwa 1000 kg und wurde ebenſo wie die Kajaks auf den Schlitten feſtgebunden. Man hatte Proviant für zwei Monate, ſechs Gewehre mit 48 kg Munition, zwei Harpunen, ein Zelt, Schneeſchuhe, Pelze und dergl. 8 Proviant der Zurückgebliebenen konnte bis zum Herbſt 1915 reichen. Steuermann Albanow führte ein Tagebuch und nahm eine Abſchrift des Schiffſournals mit ſich. In ſeinen Aufzeichnungen, die im vorigen Jahre von Dr. L. Breitfuß unter dem Titel„Irr⸗ fahrten des weißen Todes“ herausgegeben wurden, ſchildert er, wie von den elf Leuten, die ſie im ganzen waren, nach einer unendlich mühſamen und verzweifelten Wanderung von drei Monaten durch einen merkwürdigen Glückszufall zwei— außer ihm, Albanow ſelbſt, noch der Matroſe Kondrat— gerettet wurden. Am 16. April 1914 alſo ſehen Albanon und ſeſne Begleiter zum letzten Male„St. Anna“ im Nordoſter verſchwinden. Mit Ausnahme von Bruſſilow und ſeinen 12 Kemeraden hat ſeitdem kein Menſch ouf Erden das unglückliche Schiff wieder geſehen oder irgendetwas von ſeinem Schickſal gehört. Anderthalb Jahre lang liegt das Schiff ſchon feſt wie in einem Schraubſtock in der unüberſehbaren Wüſte des Packeiſes; unter dem Einfluß der wechſelnden Winde und Meeresſtrömungen iſt es hier⸗ hin und dorthin getrieben, am meiſten aber nach Norden, bis ſich im Augenblick des Aufbruches Albanows nörblich vom Franz Joſefsland befand. Iſt ſie in einen Wirbelſturm gekommen, oder in eine Gegend des eisbedeckten Meeres, wo keine beſtimmte Strom⸗ richtung vorherrſcht? Hat ſie ſich dort treibend erhalten können und liegt ſie noch heute nach zwölf Jahren irgendwo und treibt umher geſtellt werden können. werde allein auf 50 000 M. veranſchlagt. In der darauffolgenden Abſtimmung wird die Vorlage mit Mehrheit angenommen. Städt. Spielplatzanlage bei der Rennwieſe Stadtratsbeſchluß:„Im Rahmen der ſtädt. Spielplaß⸗ anlage bei der Rennwieſe iſt die Aufſchüttung und Planierung der dritten großen Spielwieſe entlang der Riedbahn und die Aufſchũt⸗ tung aller Nebenplätze und Zubehörteile der Anlage im Koſten⸗ betrage von 310 000 M. vorzunehmen. Aus Mitteln der produk⸗ tiven Erwerbsloſenfürſorge werden für dieſe Maßnahme voraus⸗ ſichtlich bewilligt werden: a) Grundforderung in Form eines ver⸗ lorenen Zuſchuſſes im Betrage von etwa 28 200 Mark, b) ein in 10 Jahren rückzahlbares Darlehen von vorausſichtlich 69 600 Mark. Der verbleibende ungedeckte Aufwand iſt in 5 Raten aus der Wirtſchaft zu decken durch Einſtellung in die Voranſchläge der Jahre 1927—81.“ Stv.⸗V. Hahn(Soz.) empfiehlt die Annahme der Vorlage vor⸗ nehmlich im Intereſſe der Milderung der Erwerbsloſigkeit.— Stv. Herkel(Soz.) erklärt das Einverſtändnis ſeiner Fraktion. Im Intereſſe der Volksſchüler der Neckarſtadt ſollte recht bald für andere Spielplätze geſorgt werden, da das Neckarvorland oft überſchwemmt ſei.— Stv. Haas(Dem.) ſtimmt ebenfalls der Vorlage zu in der Erwartung, daß die Anlage dazu beitragen werde, das Stadtbild weiter zu verſchönern.— Stv. Dr. Myekel(Ztr.) bemerkt, in Kon⸗ ſequeng der Haltung anläßlich der Voranſchlagsberatung müßte ſeine Fraktion die Vorlage eigentlich ablehnen. Sie ſtimme aber zu, weil Beſchäftigung für die Arbeitsloſen geſchaffen werde. Der Redner regt bei dieſer Gelegenheit an, beim Reichstag dahin borſtellig zu werden, daß das Arbeitsloſenproblem vor allem im Intereſſe der Jugendlichen einmal an der Wurzel gefaßt wird.— Stv. Schneider(W. Vgg.) wünſcht, indem er namens ſeiner Gruppe ſich für die Vorlage aus dem von den Vorrednern angeführten Grunde ausſpricht, die Schaffung eines Spielfeldes für die Neckar⸗ ſtadt.— Stv. Walther(D. Vp.) macht bei der Zuſtimmung zu der Vorlage darauf aufmerkſam, daß man die Summe, die man auf dieſe Weiſe zur Beſchäftigung von Arbeitsloſen aufwende, durch das Fürſorgeamt ausgeben müßte, wenn man die Vorlage ablehnen würde. In der darauffolgenden Abſtimmung wird die Vorlage einſtimmig angenommen. Schluß der Sitzung 5,05 Uhr. Auf der Tagesordnung der ſich anſchließenden nichtöffentlichen Sitzung ſteht als ein⸗ ziger Punkt: Veräußerung und Erwerb von Grundſtücken. Sch. Rommunale Chronik Kein„nelſcher Korrupkionsſkandal“ Ketſch, 21. Juli. In der letzten Sitzung des Bürgeraus⸗ ile wurde u. a. die Fertigſtellung der Ketſcher Kanali⸗ ationsanlage und die Aufnahme eines Kredits in Höhe von 15 000 M. Die Kanaliſationsarbeiten würden in rund 4000 Tagwerken fertiggeſtellt ſein. Die ſtaatliche Beihilfe und der Zuſchuß aus der produktiven Erwerbsloſenfürſorge ſetzten jedoch, um in voller Höhe bezahlt zu werden, 7200 Tagwerke vor⸗ aus. Die Zuſchüſſe wurden infolge der geringeren Anzahl von Tagwerken erheblich herabgemindert. Für die geleiſtete raſche Ar⸗ beit, die in viel weniger Tagwerken fertig geſtellt wurde muß nun die Gemeinde gründlich in den Säckel greifen, zumal es bei dieſem einem Darlehen nicht bleiben dürfte. Zwangsläufig mußte der Bürgerausſchuß alſo die Aufnahme des Darlehens bewilligen. Dafür wurden an dem Koſtenaufwand für den Rathausum⸗ bau erhebliche Abſtriche gemacht. In der letzten Sitzung wurden für den Umbau bereits 3000 M. genehmigt. Nun ſollte der Ge⸗ ſamtkoſtenaufwand für den Umbau des Rathauſes einſchließlich Zentralheizung mit 8500 M. genehmigt werden. Der Bürgeraus⸗ ſchuß genehmigte die Erſtellung der Zentralheizung nicht und lehnte die Vorlage mit 34 gegen 5 Stimmen bei 2 Stimmenthaltungen ab. Da die Zentralheizung mit 2500 M. veranſchlagt war, o blieb ein noch beträchtlicher Koſtenaufwand von 3000 M. zu ge⸗ nehmigen übrig. Dieſe abgeänderte Poſition wurde angenommen. — Nach Erledigung der Tagesordung wurde auf Antrag der Kom⸗ muniſten noch eine Debatte über angebliche Verfehlungen des Bürgermeiſters und eines Gemeinderates er⸗ öffnet. Die„Arbeiterzeitung“ hatte vor einiger Zeit beide Herren beſchuldigt, daß ſie ſich zu hohe Aufwandsgelder zahlen ließen und dieſe nicht ordnungsgemäß verbucht hätken. Die Ange⸗ ſchuldigten haben auf Grund dieſer Artikel(mit denen ſich übrigens auch der Staatsanwalt befaßt) ein Diſziplinarverfahren gegen ſich ſelbſt beantragt, ſodaß eine baldige Klärung der Ange⸗ legenheit zu erwarten iſt. Der allgemeine Eindruck der Debatte war, daß die Preſſemitteilungen ſenfationell aufgebauſcht wurden. Von einem Ketſcher„Korruptionsſkandal“ und von Urkunden⸗ fälſchungen kann jedenfalls keine Rede ſein. Kleine Miltellungen Die Not der 37 obdachloſen Familien gaß in Kai⸗ ſerslautern Veranlaſſung zu einer Ausſprache im Stadt⸗ rat, wobei mitgeteilt wurde, daß bis Mitte des Monats noch wei⸗ tere 40 Familien obdachlos würden. Es ſollen Holzbaracken ge⸗ baut werden, von denen in 10 Tagen durch die Innung 20 Stück her⸗ umgebener Kirchhof, zu deſſen Gräbern nicht einmal die Eisbären vordringen können, oder ſie iſt vom Eis zerbrochen worden und geſunken, während noch jemand von der VBe⸗ ſatzung anweſend war? Niemand kann dieſe Fragen beantworten. Weder Vyrd, Amundſen, Ellsworth noch Nobile haben einen Split⸗ ter davon geſehen. Das Feld iſt alſo frei für Vermutungen, und die Phantaſte kann ihr Spiel treiben. Nachdem die Männer, die Albanom zunächſt begleiteten, zum Schiff zurückgekehrt waren, beſtand die Beſatzung aus 13 Leuten, darunter eine Frau. Sie halten berechnet, daß der Proviant bis zum Herbſt 1915 reichen ſollte, eine Zeit, die noch durch Fangen von Seehunden, Walroſſen oder Eisbären verlängerk werden konnte. Jedenfalls iſt Bruſſilow, als er nach dem Abſchied von Albanow zurück⸗ kehrte, nicht ſehr hoffnungsvoll geweſen. Solange man ſeine Bewe⸗ gungsfreiheit hat und 10 ſelbſt vielleicht neue beſſere Bedingungen ſchaffen kann und weiß, daß jeder Schritt näher zum Lande führt, geht es wohl an. Aber nichts kann ein ſtärkeres deprimierendes Ge⸗ fühl der Mutloſigkeit und Gleichgültigkeit hervorrufen, als die Ueber⸗ zeugung, daß man ein willenloſer Gefangener in einem Kerker iſt, in dem die Wände der dunklen Zellen mit Eis bedeckt ſind, und wo die Temperatur ſelten über Null ſteigt. Unendlich langſam vergehen die Stunden, die Tage werden zu Jahren, man liegt in ſeiner Kabine eingehüllt in feuchte Decken ohne warm zu werden und lauſcht dem Ticktack der Chronometer— die wenigſtens künden, daß die Zeit vergeht. Es knackt und knirſcht im Schiffsrumpf, und die St. Anna ſtöhnt unter dem Druck des Eiſes. Die Tage werden länger, und endlich kommt der Tag, von dem an die Sonne nicht mehr unter⸗ geht. Dann beginnt der lange helle Polartag, hoffnungslos langſam vergeht Stunde für Stunde. Man kann es kaum ertragen, ſich zu ſehen; nichts Neues gibt es zu erzählen, die Unterhaltung wird im⸗ mer wortkarger, jeder bleibt am liebſten allein in ſeiner Kabine. Aufzeichnungen verkümmern, wozu ſoll man arbeiten Allmählich geht der Sommer vorbei. Die Sonne geht wieder un⸗ ter, die Tage werden kürzer, und ſchließlich bleibt de Sonne immer unter dem Horizont.„Die Winternacht beginnt. Dies iſt der dritte Winter, und man befindet ſich auf 83 Grad nördlicher Breite. Von Zeit zu Zeit ſtirbt jemand von den Unglücklichen an Skorbut. Zweifel⸗ los ſind die Todesfälle im Dunkel des Winters häufiger. Man hört Schritte im Korridor vor der Kabine des Chefs. Ein Matroſe mer⸗ det, daß ein anderer in ſeiner Koje tot iſt. Man zimmert keinen Sarg aus Brettern zurecht, denn alles Brennbare wird im Kampf gegen die Kälte gebraucht. Man wickelt den Toten nur in ſeine Decke und überläßt ihn der Eiswüſte. Manchmal kann man noch ein Grab hacken im glasklaren Eis. So wurden im Juni 1847 Admiral Frank⸗ lin und andere begraben, die an Bord der„Erebus“ ſtarben. wie ein von Palliſaden e———— —. ̃—— dur Büchſe. 4. Seite. Nr. 335 Neus Maundetmer Jenung(aumag- Auusgadt) Freitag, den 23. Juſi 1928 wirtſchaftliches und Soziales Am das neue deutſche Weingeſetz Ende letzter Woche fand in Mainzz die zweite Sitzung der vom Deutſchen Weinbauverband beſtellten Kommiſſion zur Bera⸗ tung des Weingeſetzes ſtatt, die einen zufriedenſtellenden und leb⸗ haften Verlauf nahm. Die Beſprechungen waren zunächſt ver⸗ traulicher Natur. Nachdem die einzelnen Landesverbände in be⸗ ſonderen Sitzungen bereits zu den Fragen Stellung genommen hatten, konnte nach lebhafter Ausſprache eine zufriedenſtellende Klärung erzielt werden, die verſucht, allen Gebieten gerecht zu werden. Beſondere Beſtimmungen wurden getroffen wegen der Herſtellung von Hefe⸗ u. Hybridenweinen, ſowie über die„Ausleſe⸗ Phantaſiebezeichnungen“. Für den beſſeren und einheitlichen Aus⸗ bau der Weinkontrolle hatte ein beſonderer Weinkontroll⸗Ausſchuß die erforderlichen Vorarbeiten geliefert. Beſonderes Entgegenkom⸗ men zeigte man dem wirtſchaftlich ſehr heimgeſuchten deutſchen Rotweinbau. Die Beſchlüſſe des Ausſchuſſes haben jedoch keinen bindenden Charakter, ſondern dienen lediglich als gutachtliche Vor⸗ ſchläge für die Beſchlußfaſſung des Vorſtandes und Entſcheidung des Geſamtausſchuſſes des Deutſchen Weinbauverbandes, der an⸗ läßlich des Weinbaukongreſſes in Wiesbaden Anfang September zuſammentreten wird. Erſt das Ergebnis der Abſtimmung im Geſamtausſchuß dient als gutachtliche Unterlage für Regierung und Parlament, die die Vorſchläge wieder einer genauen Durchberatung unterziehen und ſchließlich verabſchieden werden. Da die neuen Maßnahmen der. Weinkontrolle keine Aenderung des Geſetzes er⸗ fordern, ſoll deren Durchführung unabhängig von dem Geſetzantrag beſchleunigt werden. Der Ausſchuß des Reichstages, der ſich vor⸗ nehmlich mit der Winzernot befaßt, hatte auch die Reform des Weingeſetzes auf ſeine Tagesordnung geſetzt, wurde ſich aber einig, noch keine Beſchlüſſe zu faſſen, bis ein einheitlicher Vor⸗ ſchlag des Deutſchen Weinbauverbandes vorliegen würde. Städtiſche Nachrichten Salkon⸗ und Fenſterſchmuckprämijierung Wie ſchon im Frühjahr an dieſer Stelle gemeldet, ſoll die in Borkriegszeiten in Manmheim abgehaltene Fenſter⸗ und Balkon⸗ prämiierung im kommenden Herbſt wieder eingeführt werden. Nachdem ein hierzu gewählter Ausſchuß die nötigen Vorarbeiten chgeführt, befaßte ſich am Dienstag die Kommiſſion für die Balkonprämiierung nochmals mit der ganzen Angelegenheit und der Durchführung dieſer für Mannheim ſo begrüßenswerten Beſtre⸗ bungen im Intereſſe der Verſchönerung des Straßen⸗ und Stadtbildes. Hervorgehoben ſei, daß die Prämiierung in Verbindung mit der Stadtverwaltung und dem Gartenbau⸗ verein„Flora“ von der Bezirksgruppe Mannheim des Verbandes badiſcher Gartenbaubetriebe durchgeführt und daß ſie nur durch das Entgegenkommen der Stadtgemeinde Mannheim ermöglicht wird. Die am ſchönſten geſchmückten Balkone und Fenſter erhalten Preiſe, die bei einer Feier im Herbſt an die Preisträger über⸗ geben werden. Die Preiſe beſtehen in Pflanzen aus der Stadt⸗ gärtnerei. Gärtnereibeſitzer Fuhr gab in der Kommiſſionsſitzung der Ho ig Ausdruck, daß eine möglichſt große Anzahl von Bal⸗ konen prämiiert werden könne. Oberinſpektor Kirchberg vom Städtiſchen Gartenamt verbreitete ſich hierauf in eingehender Weiſe über die techniſche Seite der Darnach wird die Stedt in 16 Bezirke eingeteilt. Vorgeſehen iſt, daß ſich an der Beſichtigung jeweils ein Vertreter der Stadt, des ſtädtiſchen Gartenamtes und der Flora oder der Gärtner beteiligt. Die Balkone werden im Laufe des Manats Auguſt beſichtigt. Dr. Hofmann vom Städtiſchen Nachrichtenamt ſprach über den Pflanzen⸗ und Balkonſchmuck an⸗ derer Städte und zwar in Karlsruhe, Stuttgart, Frankfurt, München, wo die ganze Prämiierung durch den Verkehrsverein erfolgt, dann über die Balkonſchmückung in Leipzig und in der Blumenſtadt Dres⸗ den. Soviel an ihm liegt, will er daran mitarbeiten, daß Mann⸗ heim ſeinen alten Ruf als Blumenſtadt, den es im Jubi⸗ läumsjahr 1907 ſo glänzend befeſtigte, wieder aufs neue erringt und auch behauptet. Weitere Mitteilung über die Prämiierung, die hier ſehr großem Intereſſe begegnet, werden folgen. Inzwiſchen nimmt der Verkehrsverein, der ſich gleichfalls an dieſen idealen Be⸗ ſtrebungen beteiligt, Voranmeldungen zur Beſichtigung der Balkone entgegen. 5 ch. Theaterwachdienfl. Die Freiwillige Feuerwehrt Mannheim ſtellte in der Zeit vom 1. April bis 30. Juni an Feuerſicherheits⸗ wachen: Im Nationaltheater bei 89 Wachen 89 Offiziere und 1099 Wehrleute, im Roſengarten bei 79 Wachen 51 Offiziere und 192 Wehrleute, im Apollotheter bei 97 Wachen 97 Offiziere und 388 Wehrleute, ſonſtige Wachen 9 mit 35 Wehrleuten. Ingeſamt wurden ſomit 274 Wachen mit 237 Offizieren und 1714 Wehrleuten geſtellt. Anaufgeklärte Diebſtähle. In letzter Zeit wurde u. a. ent⸗ wendet: Ein Karren mit blaugrauem Anſtrich, auf beiden Seiten der Name Rudolf Geiſel eingebrannt, die Lannen mit Blechſtreifen gebunden, aus einer Werkſtätte in der Meerfeldſtraße.— Ein Hand⸗ wagen, vierräderig ohne Anſtrich, NRäder etwa 50 em hoch, bei 1 oder 6 2.— Ein Ueberzieher mit Samtkragen, ſchwarz, zwei⸗ reihig, auf Taille gearbeitet, auf dem Anhänger die Firma Lan⸗ dauer, Stuttgart.— 50—60 Eier aus einem Keller am Kalmitplatz. — Zwei Schlichthobel, ein Nuthobel, zwei Schrubbhobel und eine Raubank, aus einem Werkplatz in der Unteren Mühlau.— Der Wochenlohn in Höhe von 40,05 Mk. einem Bauarbeiter auf ſeiner Arbeitsſtelle in der Colliniſtraße bei der Friedrich Ebert⸗Brücke.— Ein braunlederner Geldbeutel mit 54 Mark aus einer Küche in der Diakoniſſenſtraße in Feudenheim. veranſtaltungen 8 Mannheimer Künſtlertheater„Apollo“. Heute Freitag ge⸗ langt„Der Fall Kaiſer“ Luſtſpiel in 3 Akten von Stärk und Eisler zur Erſtaufführung. Was das Gebäudeſonderſteuergeſetz dem Hausoe ſitz gibt! Unter dieſem Titel erſchien im„Neuen Mannheimer Volksblatt“ ein Artikel, der nicht unwiderſprochen bleiben darf, zumal er mit folgenden Ausführungen beginnt:„Radikale Vertreter der Haus⸗ beſitzerintereſſen wettern gegen das neue Steuergeſetz und ſind blind gegen all das, was das neue Geſetz dem Hausbeſitz auch im engſten Eigenintereſſe Erfreuliches bringt.“ Der Prophet nimmt nun ſeinen Rechenſtift und— rechnet:„Ein Miethaus mit einem Steuerwert von 60 000 Mk., das am 31. Dezember 1918 hypo⸗ thekenfrei war: Für das Haus hat bisher Sonderſteuer im Jahre bezahlt werden müſſen: 600.10 12 720 RMk. Künftig iſt zu zahlen nicht 16 117 im Monat, ſondern gemäߧ8 8 a 0. nur 5 Pfg., alſo 600* 12 2360 RMk. Jährliche Erſparniſſe an Sonderſteuer 360 RMk. An Mieten werden künftig eingenommen: 60 000.06= 3600 RMk. Bisher wurden ein⸗ genommen 86 Proz., hiervon alſo 3600.86 3096 RMk. Jähr⸗ liche Erhöhung der Mieteinnahmen 604 RMk. Aus dieſer Rechnung zieht der Univerſal⸗Steuerrechner folgen⸗ den Schluß:„Der Hausbeſitzer zieht alſo künftig aus einem ſolchen Haus jährlich 360 604= 964 RMk. mehr als bisher. Und das iſt recht. Denn dieſer Hausbeſitzer hat früher ſein Haus mit eigenem Geld gekauft und nicht mit fremder Hypothek, die heute entwertet iſt.“(Im übrigen ſtimmt die Aufſtellung des Artikelſchreibers im „Neuen Mannheimer Volksblatt“, ſo wie er ſie veröffentlicht, ſchon um 100 RMk. nicht. Es müßten beim richtigen Abziehen wohl 100 RMk. weniger ſein.) Der Erguß dieſes ſicher am grünen Tiſch ſitzenden Rechners darf nicht unwiderlegt bleiben. Eingeweihte, die wirklich die wirt⸗ ſchaftliche Lage des Hausbeſitzers kennen, darunter auch viele den⸗ kende Mieter, müſſen ein bedauerndes Lächeln für den Errechner des„Erfreulichen“ für den Hausbeſitzer haben, wenn nicht die obige Berechnung bei Leſern, die ein ſolch geiſtiges Produkt ver⸗ dauen, ohne etwas dabei zu denken, und letzten Endes noch glauben, ſie geben dem Hausbeſitzer wirklich durch die Sonderſteuer etwas, falſche Schlüſſe hieraus ziehen würden. Zur Sache ſelbſt: Wenn das Haus am 31. Dezember 1918 hypothekenfrei geweſen wäre, zahlt der„glückliche Hausbeſitzer“ ſtatt ſeither 10 Pfg. und künftig 16 jetzt nur 5 Pfg. Ergibt bei 60 000 Mark Steuerwert, wenn das Haus 6 Proz. Rentabilität hätte, bei Zugrundelegung der 100prozentigen Friedensmiete eine jährliche Erhöhung der Mieteinnahmen von 504 RMk., nicht, wie oben, 604 RMk. Ja, wenn man, und hätte man, ſo rechnet der Artikler des„Neuen Mannheimer Volksblattes“, ſo argumentiert er genau nach dem Muſter des„Bellemer Heiner“. Wieviele Häuſer in der Stadt im ungefähren Steuerwert von 60 000 RMk. waren am 31. Dezember 1918 unbelaſtet??? Wenn man den ſtädtiſchen Hausbeſitzer nach ſeiner Zuſammenſetzung etwas näher betrachtet, ſo wird man finden, daß es meiſtens Handwerksmeiſter und Ge⸗ werbetreibende ſind, Sie mußten Häuſer erwerben, um ihren Be⸗ ruf auszuüben. Jeder, der das berufliche Leben der mittleren Wirt⸗ ſchaftskreiſe kennt, wird dies, ohne daß man hier näher darauf ein⸗ geht, einſehen. Auch der übrige Teil Hausbeſitzer mit Häuſern im Steuerwert von 60 600 RMk. waren Sparer, kleine Beamte und Ar⸗ beiter, die ihre erarbeiteten Spargroſchen in einem Hauſe anlegten, um ein eigenes Heim zu haben. Wie viele hatten keine Hypo⸗ theken, um in den Genuß der„Gabe“ dieſes neuen Steuergeſetzes zu kommen? In den Städten werden die Hausbeſitzer faſt reſtlos die 16 Pfg. bezahlen müſſen. Sehe man ſich einmal die rundbuch⸗ akten vom ſtädtiſchen Hausbeſitz an und mache Stichproben, wie⸗ vielen dieſe obige Abrechnung zukommt. Noch eine Bemerkung an die Adreſſe derer, die dieſes Steuer⸗ geſet in der heutigen Faſſung zu beſchönigen ſuchen. Ausgerechnet denen, die 1918 keine Hypothekenbelaſtung batten, wird eine Er⸗ leichterung in dem Sonderſteuerſatz gegeben. Der wirtſchaft⸗ lich Schwächere muß den vollen Satz zahlen. Iſt dies der Grundſatz:„Berechnung der Steuern nach dem Ertrag, unter Be⸗ rückſichtiguna der Leiſtungsfähiakeit der Schwächeren???“ Zum angezogenen Schluß bzal. des hypothekenfreien Hausbeſitzers ſei kurz bemerkt: Iſt es wirklich nötig, Ausnahmen bzal. der Steuerſätze in der Weiſe zu machen, daß der wirtſchaftlich Schwächere mehr wie der Stärkere zahlt. zumal alle, die im wirtſchaftlichen Le⸗ ben ſlehen. wiſſen, daß die Hypotheken aufgewertet werden müſſen, und hierfür Zins ab 1. Januar 1925 bezahlt werden muß., alſo nicht, wie der Artikel ſagt, voll entwertet ſind. Die wenigen Haus⸗ beſitzer ohne Hypotbekenſchulden vor 1918 bekommen das Eigen⸗ kapital. das im Hauſe inveſtiert iſt. ſa auch verzinſt. Wenn man dieſe ungerechte Steuer nicht fallen laſſen will, ſo wäre ein Mittel⸗ weg des Steuerſatzes zu finden geweſen, der wirklich geeianet iſt, dung berbeizuführen, von der in allererſter Linie das ganage ſelb⸗ ſtändige Erwerbsleben abhängt. Die oben angeführte Berechnunasart wird auch auf Höufer mit 200 000 Steuerwert angezogen bei ein Fünftel Belaſtung an Hypotheken. In dieſem Falle werden ſtatt 16 Pfennia.5 Pfennig monatliche Sonderſteuer erhoben. Die Gebäudeſonderſteuer iſt und bleibt ein Unrecht, das beſeitiat werden muß dazu in der ſetzt neuerdinas beſchloſſenen Höhe und ungeſunden Art der Abſtufungen. Wenn man Erleichterungen geben will, dann Allen und vor allem dem Gros des Hausbeſitzes, den mitteleren Schichten, denen die Sonderſteuer nur eine drückende Laſt iſt. Kein Rechenkunſtſtück. das nur auf einige wenige Fälle anzuwenden iſt. kann dies wider⸗ legen. 113 Heinrich Schneider, Stadtverordneter. die Probeſahrt mit Graf Luckners Doppelſchrauben⸗ viermaſtychoner„Vaterland“ Am Samstag, 3. Juli, war die Probefahrt feſtgeſetzt. denn vor der Weltreiſe des Grafen Luckner ſollten die von den Motoren⸗ Werken Mannbeim gelieferten Dieſelmaſchinen. 2 Stück à 250 PS. auf einer längeren Fahrt ausprobiert werden. Obaleich das Schiff ein Segler iſt. dienen beide Maſchinen bei Windſtille als Reſervemaſchinen und müſſen aut durchprobiert ſein. Zur Inbetriebſetzung traf ich bereits am Donnerstaa. 1 Juli. früh in Hamburg ein. Der ganze Maſchinenraum wimmelte von Arbeitern. die alle rüſtia tätia waren, um die Anlace rechtzeitia fertia zu bringen: denn der vorgeſchlagene Termin zur Fahrt ſollte unbedingt eingehalten werden. Auch war Graf Lucknet mit ſeiner Familie und geladenen Gäſten bereits anweſend. Leider wurde ſedoch am Freitag abend feſtaeſtellt. daß eine Verſchiebung der Fahrt eintreten müſſe, weil trotz allen Fleißes die Anlage nicht fertig wurde. Als neuer Termin wurde Dienstaa. 6. Juli, feſtgeſetzt. An den beiden dazwiſchen liegenden Tagen. Sonntaa und Montag. gab es im Maſchinenraum allerlei zu tun. Sonſt herrſchte jedoch auf dem Schiffe eine richtige Sonntaasſtim⸗ mung. Viel Beſuch traf ein, um das ſchöne Schiff zu beſichtigen und vor allem den wohlbekannten Führer kennen zu lernen. Am Dienstaa früb fand zur feſtneſetzten Zeit die Probefahrt ſtatt. Das Wetter hatte iich nach dem in Hambura üblichen Regen. der auch an dieſem Tage früb mit voller Stärke einſetzte. inzwiſchen aufgeklärt und es herrſchte frohe Stimmung an Bord. Paſſagiere der uns überholenden oder entgegenkommenden Fahraaſtſchiffe brachten der„Vaterland“ und deren Führer ſpontane Huldigungen entdegen. Graf Luckner hatte dauernd zu tun, um ſich zu bedanken und die Grüße zu erwidern. Sehr eindrucksvoll wirkte der vom Süllbera in Blankeneſe dargebrachte Flagoenaruß durch Nieder⸗ gehen der großen Fahne auf dem Ausſichtsturm. Vom Schiff aus wurde der Gruß ſelbſtverſtändlich erwidert. Unzählige Ruderer kamen in beinahe lebensgefährliche Nähe des Schiffes. Alle wollten den Grafen Luckner ſehen, Grüße und Scherzworte flogen hin und her. Aber auch für unſer leibliches Wohl war beſtens geſorgt. So beſtand beiſpielsweiſe das Mittageſſen aus einer richtigen Schiffs⸗ koſt, nämlich Erbſenſuppe, Kartoffeln und Speck in ganz vorzüg⸗ licher Zubereitung. Auf der Rückfahrt wurden Segel geſetzt. ſo daß das Schiff in ſeinem vollen Schmuck ſich zeigte. Abends aegen 8 Uhr war die Fahrt beendet. Zum Abſchied bekam jeder Teilnehmer ein Bild mit der Unterſchrift des Grafen Luckner. Die Maſchinen haben während der etwa Sſtündigen Probefahrt vorzüglich gearbeitet. Es ſteht feſt. daß, wenn das Schiff im Aus⸗ lande von Gäſten beſichtiat wird das Fabrikat der Motoren⸗Werke Mannheim volle Anerkennung findet. Zu erwätznen iſt noch, daß im Innern des Schiffes ſehr ſchön ausgeſtattete Paſſagierräume ſich befinden und ein größerer Saal zu Ausſtellungszwecken benutzt wird. Viele deutſchen Firmen haben hier ihre Erzeuaniſſe ausgeſtellt. Schöne Bilder der Herren Prof. Rave und Volkert, die, ſoweit mir bekannt, an der Auslandsfahrt teilnehmen, ſchmücken die Wände. Uns Mannheimer freut es, daß eine hieſige Firma auf ſo eindrucksvolle Weiſe ihre Erzeugniſſe der Welt bekannt macht. K. * Reiſeerleichterung. Das Kgl. Däniſche Juſtizminiſterium hat der AG. Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft auf Bornholm von 1866 auf Antrag die Genehmigung erteilt, daß deutſche Touriſten, die bis zum 30. Auguſt 1926 mit dem Dampfer„Oernen“ von Deutſchland (Saßnitz) in Kopenhagen oder Bornholm ankommen und die ſich n Dänemark nicht länger als—10 Tage aufzuhalten wünſchen, ohee mit einem eigentlichen Nationalitätspaß verſehen zu ſein, an Oqeid gehen dürfen. Vorausſetzung hierfür iſt jedoch, daß die Touriſten im Beſitze eines Legitimationsbeweiſes mit einer Photographie von einer deutſchen Behörde ausgeſtellt verſehen ſind, und daß aus dieſem Beweis hervorgeht, daß die Betreffenden die Genehmigung der deutſchen Behörde beſitzen, nach Deutſchland zurückkehren. Wenn das Bad fehlt erfriſcht das Abpndern mit Vaſenol⸗Körper-Puder. Im Nu wirb der läſtige Schweißgeruch burch einen köſtlichen, zarten Duft verdrängt. Nach dem Bad ſchafft das Abpndern mit Aeenen ee dem geſamten Hausbeſitz Erleichterungen zu geben. um eine Geſun⸗Körver wonniges Behbagen. Der Entdecker vom Franz Joſefsland, Julius Payer, der auch Maler war, ſtellte vor einigen Jahren in Stockholm ein großes Ge⸗ mälde„Die Bucht des Todes“ aus. Mitten in einer Landſchaft von Schnee und Eis ſieht man ein Boot von„Erebus“ oder„Terror“, in ſeinem Innern und ihm zur Seite liegen Tonnen, Kiſten, zuſammen⸗ gewickelte Segel, Pelze, ffen und fünf Leichen. Das ſind Matroſen, die in verſchiedenen Stellungen vom Tode überraſcht wurden. Einer liegt auf dem Rücken mit erhobenenHänden und verkrampften Fin⸗ gern. Ein anderer lehnt ſic gegen einen Kameraden, um in ſo be⸗ quemer Stellung wie möglich zu ſterben. Gegen eine der Querbänke im Boot geſtützt, beugt ſich ein Dritter über die Bibel, deren Blätter er im Augenblick des Todes ergriffen und zerknüllt hat. Ihre ein⸗ gefallenen Wangen und bleichen abgezehrten Züge verraten furcht ⸗ bare Leiden, Hunger, Ueberanſtrengung, Kälte, Krankheit. Ein Eis⸗ bär iſt nur wenige 95 85 entfernt, während ſich zwei andere aus einiger Entfernung nähern. Aber oben auf dem Bugſprit ſitzt in u⸗ ſammengekauerter Stellung ein Mann mit der rechten Hand um die Sein Name iſt Croziev, er war Kapitän des„Terror“. Auz ſeinem Dahindämmern war er durch das Schnaufen der Eisbären geweckt worden. Nun kriecht er zuſammen wie eine Katze und be⸗ reitet ſich vor zum letzten Kampf. Er weiß, wie er enden wird; aber der einzige Gedanke, der ihn beherrſcht, iſt, die toten Matroſen vor dem Eisbären zu ſchützen. Er iſt ein Held, der im Begriffe ſteht, ſeinen Kampf ohne Zuſchauer und ohne Applaus zu kämpfen uno ohne die laute Reklame, die heutzutage Hand in Hand mit der Polarforſchung geht. So hat Payer ſich das letzte Drama der Frank⸗ lin⸗Expedition vorgeſtellt. Wie ſich die letzten Stunden an Bord der St. Anna geſtaltet haben, wiſſen wir noch weniger. Wir haben nur Albanows Mit⸗ teilung, daß Deniſſow nach anderthalbjähriger Eistrift der ſtärkſte der ganzen Beſatzung war. Es iſt alſo wahrſcheinlich, daß er Zeuge des Todes oller ſeiner zwölf Kameraden war. Es iſt möglich, daß er ſie um mehrere Monate überlebt hat. Da hat er einſam in ſeiner Kabine gelegen und der Grabesſtille der Winternacht und dem Gang der Chronometer gelauſcht— wenn er ſich überhaupt darum geküm⸗ mert hat, ſie in Gang zu halten. Von Zeit zu Zeit haben die Eis⸗ preſſungen dem Schiff hart zugeſetzt und es hat gekracht und geſtöhnt. Wie oft mag der Einſame aus ſeinem Dämmerzuſtand von Lauten aufgeſchreckt worden ſein, von denen er glaubte, daß ſie aus anderen Kabinen kamen. Ob er hinausgegangen iſt in den dunklen Gang mit einer qualmenden Tranlampe, um nachzuſehen? Draußen blitzten übermäßig klar die Sterne, und manchmal leuchtete das Eisfeld in dem flackernden Licht des Nordlichtes auf., Was tat er wohl, als der Vorrat an Tran zu Ende ging? Proviant mußte noch da ſein, nachdem ſo viele geſtorben waren. Selbſt die ſtärkſte Seele kann in ſolcher Lage nicht ſtandhalten. — Einſamkeit, Kälte, Dunkel, Tod. Hat den Ueberlebenden auf St. Anna, nachdem er Abſchied genommen hat von ſeinem letzten Kame⸗ raden und niemanden mehr hatte, mit dem er Procſen konnte, Angſt ergriffen vor der Einſamkeit? Hat er ſo viel Proviant genommen, als er tragen konnte und eine verzweifelte Wanderung über das Eis nach Süden hanaus unternommen. Es iſt möglich, daß, wie die Sonne im Frühjahr 1916 wiederkam, die Preſſung des Eiſes ſo ſtark wurde, daß das Schiff zerbrach wie eine Nußſchale. Da ſind ſeine Kabinen raſch mit eiskaltem Salzwaſſer a worden, und St. Anma iſt in die dunkle Tiefe verſunken, und da iſt auch der letzte der Märtyrer von ſeiner furchtbaren Einſamkeit befreit worden. Theater und Muſik dDie deutſchen Feſtſpiele in Weimar haben vielverſprechend mit Siegfried Wagners„Sternengebot“ begonnen. Schon vormittags fanden vom Bayreuther Bund der Deutſchen Jugend ver⸗ amſtaltete Feierlichkeiten ſtatt. Vor dem Doppelſtandbild Goethes und Schillers und am Denkmal Liſzts hielten bekannte Perſönlich⸗ keiten des Bayreuther Kreiſes Erinnerungsanſprachen, auf die Kranzniederlegungen folgten. Nachmittags begannen dann die Bun⸗ desveranſtaltungen im Deutſchen Nationaltheater. Schon die erſten feierlichen Bläſerklänge des Orcheſtervorſpiels zwangen die Hörer zu andächtigem Genießen. Von Akt zu Akt der Aufführung des klang⸗ ſchönen Werkes ſteigerte ſich der begeiſterte Beifall des bis auf den letzten Platz befetzten Hauſes, am Schluſſe den Dichterkomponiſten immer und immer wieder mit den Darſtellern, dem Kapellmeiſter und dem Spielleiter an die Rampe rufend. Die Wiedergabe der Oper war prachtvoll. Hohes Können aller Mitwirkenden, die aus⸗ gezeichnete muſikaliſche Leitung Karl Elmendorffs und die geſchickte, pompöſe Bilder aufbauende Regie Alexander Springs brachten ein in ihrer geſchloſſenen Eindruckskraft muſtergültige Aufführung zu⸗ ſbande, die für den weiteren Verlauf der Feſtſpiele ſehr viel er⸗ warten läßt, Die geſchloſſenen Vorſtellungen für den Bayreuther Bund brachten am 19. Juli als Morgenfeier Hans von Wolzogens „Longinus“ am gleichen Tage nachmittags Lienhards Luſtſpiel „Münchhauſen“ und am 20. Juli: Siegfried Wagners aller⸗ erſtes Werk, den ſeiner Zeit bei der Uraufführung mit ſo viel Beifall aufgenommenen„Bärenhäuter“. Am Donnerstag begann dann mit der zuletzt genannten Oper die erſte, ausverkaufte Reihe der öffentlichen Aufführungen, die am Sonntag, dem 26. Juli, mit einer Feſtaufführung der Neunten Sinfonie von Beethoven zur Feier des 50jährigen Jubiläums Bayreuths geſchloſſen wird. Dr. Wernex Schulz 1¹ Uraufführung auf der Luiſenburg bei Wundſiedel. Zur Er⸗ innerung an den Dichter Jean Paul, einem geborenen Wunſiedeſer, hatten ſich die Wunſiedeler von dem Münchener Schriftſteller Richard Elchinger ein Drama ſchreiben laſſen.„Jean Pauls Ver⸗ klärung', das auf der impoſanten, wildromantiſchen Naturbühne der Luiſenburg bei Wunſiedel im Rahmen der diesjährigen Freilicht⸗ Spiele ihre Uraufführung fand. Es iſt ein Haktiges Weiheſpiel, voll Stimmung und Verklärung. Jean Paul feiert ſeinen 50. Geburts⸗ tag und der Dichter umgibt die Geſtalt mit all den berühmten Figuren, die wir aus Jean Pauls Leben kennen. Kleine anekdotiſche Züge aus dem Leben des Dichters werdengeſchildert, aber auch die große Linie im Schaffen Jean Pauls wird berückſichtigt. Unter der Regie des Münchener Schauſpielers Fritz Baſil, der ſelbſt den Jean Paul ſpielte, fand das Spiel eine glänzende Darſtellung. Die Uraufführung wurde mit Jubel aufgenommen. Aber auch auf Bühnen, wo die lokalpatriotiſchen Gefühle ausgeſchaltet ſind, dürfte das Stück großem Intereſſe begegnen. Kunſt und wWiſſenſchaſt Die große Hofer⸗Ausſtellung im Kunſthaus(Dr. H. Tannen⸗ baum) Mannheim begegnet ſo ſtarkem Intereſſe, daß ihre Dauer um weitere 14 Tage verlängert werden muß. Für den Monat Sep⸗ tember bereitet Das Kunſthaus eine Ausſtellung vor, die einen der gegenwärtig am meiſten intereſſierenden und umſtrittenen deutſchen Maler: Otto Dix, umfaſſend zeigen ſoll. 8 Wiederauffindung des Kopfſſchen Kometen. In der Nähe des vorausberechneten Ortes iſt der Komet Kopff mit 6½ Jahren Umlaufsdauer bei ſeiner diesjährigen Wiederkehr im Sbernbilde der Fiſche nahe dem Widder am 13. Juli früh auf dem Aſtrophyſikali⸗ ſchen Obſervatorium bei Heidelberg von Geheimrat Wolf wie⸗ dergefunden worden. Der Komet iſt noch äußerſt ſchwach, nur 16. Größe und bewegt ſich in nordöſtlicher Richtung. Ständige phokographiſche Aeberwachung des Sterneuhimmels. In einer der preußiſchen Akademie der Wiſſenſchaften vorgelegten Arbeit, in der die Profeſſoren Paul Guthnick und Richard Prager von der Univerſitätsſternwarte in Berlin⸗Babelsberg ihre Erfahrun⸗ gen mit vorhandenen kurzbrennweitigen photographiſchen Objekten darlegen, entwickeln ſie den Plan einer tändigen photo⸗ graphiſchen Ueberwachung des Himmels. Eine ſolche Ueberwachung iſt zu einem immer dringenderen Bedürfnis gewor⸗ den, da die dauernd ſteigende Anzahl von neu entdeckten veränder⸗ lichen Sternen regelmäßige Beobachtungen, ja auch nur die Feſt⸗ ſtellungen des Lichtwechſelcharakters auf viſuellem Wege zu einer Kräfte weit überſteigenden Aufgabe gemacht hat. benſo iſt zu hoffen, daß unerwartete Neuerſcheinun⸗ gen wie Kometen und neue Sterne, auf dieſe Weiſe ſich weniger der Entdeckung entziehen werden. Um von der Ungunſt der Witterung in geringerem Maße abhängig zu ſein, werden die Sternwarten Berlin⸗Babelsberg, Bamberg und Sonneberg zu⸗ ſammenwirken. — — Fretfag, den 23. Juli 1928 Neue Nauudermer Jeflung(untag-⸗Ausgade) 5. Seite. Nr. 335 Tagungen 81. Hauptverſammlung des Badiſchen Guſtav-Adolfvereins Der Badiſche Guſtav⸗Adolfverein hielt diesmal ſeine 81. Jahres⸗ verſammlung im ſchönen Eberbach a. N. am 18. und 19. Juli ab. Fahnenſchmuck arüßte die überaus zallreichen Teilnehmer aus Nah und Fern. Der erſte Haupdaottesdienſt fand in Eberbach am Sonntag morgen 7410 Uhr ſtatt. Im wohnte u. d. auch der Fürſt von Leinigen bei. Stadtpfarrer Paret von Eberbach ſprach die Gebete und die Begrüßung. Der Kirchenchor unter Leitung von Hauptlebrer Gölz ſowie Frl. Neumaner als Soliſtin verſchönerten den reichgegliederten Gottesdienſt. Den Jahresbericht aab Kirchenrat Rih m eus Singen und gedachte dabei der treuen Dienſte, die der bisherige Landesvorſitzende Stadtpfarrer D. Jandt aus Konſtanz 23 Jahre hindurch der Guſtav⸗Adolf⸗Vereinsſache geleiſtet hatte. 38 Gemeinden wurden vom Badiſchen Guſtav⸗Adolf⸗Verein im letz⸗ ten Jahre mit einem Aufwand von 55 349 unterſtützt. In dem ſich anſchließenden Kindergottesdienſt ſprach Diaſporapfarrer Go⸗ renflo aus Philippsbura zu den Kindern der Gemeinde. Um 3 Uhr zog eine fröhliche Schar in feierlichem Zug vom Gemeinde⸗ haus zum Karltal. Bei dem dortigen Waldfeſt ſprachen die Dia⸗ [porapfarrer Eckard aus Rheinfelden. Einwächter aus Pfullendorf, Bach aus Tiengen und Bauer aus Kirchzarten. Alle gaben erarei⸗ fende Bilder ihrer Tätigkeitsgebiete. Den Abend in der Turn⸗ halle füllte bei ſtarker Teilnahme der Gemeinde ein Lichtbilder⸗ vortrag von Pfarrer Gallé aus Todtnau über„Diaſporadienſt im hoben Schwarzwald“. Ferner ſprachen namens der Ortsgemeinde Pfarrer Paret und überbrachte eine Feſtſpende von 300. Pfarrer Fichtl aus Obriabeim überbrachte die Bezirksſabe mit 900 4. Pro⸗ feſſor D. Jelke brachte Grüße der theoloaiſchen Fakultät in Heidel⸗ berg, Stadtpfarrer Wanner aus Emmendingen ſolche vom Evygl. Bund. Auch hier ſang der Kirchenchor ſeine ſchönen Weiſen. Am Montag fand unter der allbewährten Leitung von Kirchenrat D. Specht aus Zell die Diaſporakonferenz ſtatt mit der Aufſtellung des Verteilungsplanes der vorhandenen Mittel. In den weiteren geſchäftlichen Verhandlungen teilte Kirchenrat Rihm die Ernennung von Stadtpfarrer Hauß zum Landesvorſitzenden mit, die einſtim⸗ mig genehmiat wurde. Der bisherige Landesvorſitzende Stadt⸗ pfarrer D. Zandt wird zum Ehrenvorſitzenden ernannt und dieſe Ehrung dem erſtmals Abweſenden drahtlich mitgeteilt. Oberpoſt. ſekretär Stengel erſtattet den Kaſſenbericht. Die vorhandenen Mittel erlauben wieder, eine Verteilung von Liebesgaben an eine groß⸗ Reihe von Gemeinden. Deulſcher Weinbaukongreß Der deutſche Weinbaukongreß hält in dieſem Jahre vom 4. bis 7. September in Wiesbaden ſeine aroße Tagung ab. Verbunden iſt mit ihr eine Weinbauausſtellung. Die vorbereitenden Arbeiten haben bereits mit der Taauna der einzelnen Ausſchüſſe begonnen. Vorſitzender des Hauptausſchuſſes iſt Oberbürgermeiſter Travers⸗ Wiesbaden. Aus dem Lande Einwelhung des erſten badiſchen Jugendherberghauſes Mudau(Kreis Mosbach), 21. Juli. Am vergangenen Sonntag wurde in dem Odenwalddörſchen Reiſenbach bei Mudau das erſte Eigenheim des Zweigausſchuſſes Baden für deutſche Jugend⸗ herbergen eröffnet. Unter dem Beiſein zahlreicher Verbände, des Bürgermeiſters der Gemeinde von Reiſenbach und der faſt vollzählig verſammelten Gemeinde wurde das prächtige Haus der wandernden Jugend übergeben. Der dritte Vorſitzende des Zweigausſchuſſes, Hauptlehrer Härdle, dankte insbeſondere der Gemeinde Reiſen⸗ bach und der fürſtlich Leiningſchen Verwaltung, die mit großer Bereitwilligkeit immer wieder zum Gelingen des Werkes beigekragen haben. Desgleichen wird der Dank dem ausführenden Architekten Ackermann aus Walldürn ausgeſprochen, der mit großer Fach. kenntnis und feiner Einfühlung in die Zwecke eines neuzeitlichen Jugendherbergshauſes die ſchwierige Aufgabe der Errichtung der Jugendherberge gelöſt hat. Das Haus enthält einen großen Tages⸗ raum und Schlafräume für Knaben und Mädchen in verſchiedenen Stockwerken, Bade⸗ und Waſchräume und ein Notlager mit etwa 40 Lagerſtätten. 50 Vetten können bequem aufgeſtellt werden. In den Untergeſchoßräumen hat die Gemeinde Reiſenbach eine Koch⸗ ſchule eingerichtet. Die Elfhunderfſahrfeier der Stadk Nadolfzell. Kadolfzell. 21. Juli. Von ſchönſtem Wetter begünſtiat. konnte die Stadt Radolfzell üre Elfbunderiahrfeier begehen. Sie hatte ſich aus dieſem Anlaß mit einem reichen Feſtgewand geſchmückt. Die Straßen zeigten das bewegte Bild freudiger Menſchen. Am Vor⸗ abends wurde dem zu dem Feſt erſchienenen Erzbiſchof Dr. Fritz⸗ Freiburg von mehreren Vereinen eine Ovation dargebracht. Am Hauptfeſttaa, dem Hausherrnſonntag. wurde Zunächſt der zu der Feier erſchienene Staotspräſident Trunk im Bürgerſaal des Rat, hauſes begrüßt. Danach fand im Münſter ein Feſtagottesdienſt ſtatt, dem auch der Erzbiſchof Dr. Fritz anwohnte. Nach Beendiaung des Gottesdienſtes fand die althergebrachte Hausherrnprozeſſion ſtatt. Nachmittags fand in der Feſthalle ein Weiheakt ſtatt, wobei Bür⸗ germeiſter Bleſch ein Bild über die Geſchichte der Stadt Radolf⸗ zell gab. Der Bürgermeiſter teilte mit. daß Reichspräſident von Hindenburg der Stadt teleagraphiſch zu ihrem Jubiläum ſeine Glückwünſche übermittelt hat. Darauf nahm Staatspräſident Trunk das Wort. Es folgten dann noch weitere Anſprachen vom Rektor und von der Studentenſchaft der Univerſität Freiburg, von Vertretern des badiſchen Städtebundes, des Handels und der Indu⸗ ſtrie, ſowie des Handwerks. Mit einem eindrucksvollen Muſikſtück klana der Weiheakt aus. Anſchließend fand die Eröffnung einer Ausſtelluna ſtatt, die die Leiſtungen der Bürgerſchaft auf kulturellem und wirtſchaftlichem Gebiet zeigt. Mit einer Seeuferbeleuchtung fand der Tag einen ſchönen n e 22. Juli. Nach Ende des Heſen wollte ſich Fer 44jährige Maurer Wilhelm Stoll mit Ausbeſſerungsarbeiten auf dem Dache des„Rößle“ beſchäftigen. Dabei ſtürzte Stoll ſo un⸗ lücklich vom Dache, daß er augenblicklich tot war. Allgemeine ellnahme wendet ſich der Witwe und den vier unverforgten Kindern zu, die Stoll hinterlaſſen hat. Frankfurter Brief Von Mario Mohr Frankfurt will wieder einmal etwas wachſen: Schwanheim, Soſſenheim und Griesheim ſollen eingemeindetwer⸗ den. Bei der Eingemeindung von Schwanheim ſpielt neben anderen Gründen vor allem die Gewinnung von neuem Siedlungsland eine große Rolle, bei Soſſenheim das Vorhandenſein billigen Bodens und bel Griesheim der bevorſtehende Plan der Reichsbahn, auf dem früheren Exerzierplatz einen Abſtellbahnhof zu errichten. Auch ſpielt der weitere Ausbau des Untermaines ſtark in dieſe Fragen mit hinein. Allerdings wird dieſe Erweiterung die Stadt Frankfurt eine einmalige Ausgabe von etwa ſieben bis acht Millionen Mark, verteilt auf zehn Jahre, koſten. Die Stadtverordnetenverſammlung hat dieſe Eingemeindungsverträge mit 45 gegen 16 Stimmen angenommen. Man erwartet das Inkrafttreten zum 1. April nächſten Jahres. Auch die Meſſe ſtand auf des Schwertes Schneide. Sie iſt in dieſen wirtſchaftlich ſchweren Zeiten immer noch ein Zuſchuß⸗ betrieb. Einem Teile der Stadtverordneten ging allmählich die Luſt und der Mut aus, die geforderten Summen immer wieder zu be⸗ willigen. Nun haben ſich auch die Sozialdemokraten und die Na⸗ tionalſozialiſten zu ihren Gegnern geſchlagen. Nur durch das tat⸗ kräftige Einſchreiten des von der Meſſe ſehr eingenommenen Ober⸗ bürgermeiſters wurde die kritiſche Stimmung ein wenig verbeſſert, ſo daß der für die Herbſtmeſſe beantragte Zuſchuß von einer Viertel⸗ million noch einmal bewilligt wurde, allerdings mit dem Pyrrhusſieg von 33 gegen 29 Stimmen und der Auflage, daß bis zum September poſitive Weeſn für die Umſtellung der Meſſe gemacht werden ſol⸗ len. Insbeſondere ſoll erwogen werden, ob man ſich nicht tunlicher auf nur eine Meſſe im Jahre beſchränkt. „Nachdem dieſe beiden Fragen hauptſächlich neben den vielen kleinen Sorgen die Gemüter der Stadtväter entflammt und erregt hatten und eine, wenn auch teilweiſe nur vorläufige Erledigung er⸗ fahren hatten, ging auch die Stadtpolitik in wohlverdiente Ferien. Nach langen Jahren war die große Feſthalle wieder einmal ihrer eigentlichen Beſt'immung übergeben und ſah ein Sängerfeſt von großem Auzmaß in ihren Räumen, das, mit Sorgfalt vorbereitet, gut beſucht war und harmoniſch verlief. Drei Tage lang dauerte der Betrieb. Chorgeſänge, ein Feſtſpiel, allerhand Gaudi wechſelten in buntem Reigen ab und in dem„Haus der Moden“, einſt gebaut, weil die konjunkturgeſchwellte Meſſe ins Unabſehbare wuchs, dann ſehr bald arbeitslos, fanden und finden bis auf weiteres— Som⸗ merbälle ſtatt. Sic tranſit Im nächſten Monat wird dieſes„Haus der Moden“ einegroße photographiſche Ausſtellung in ſeinen geräumigen Hal⸗ len ſehen. Dieſe Ausſtellung ſoll ein lückenloſes Bild über den heu⸗ tigen Stand der photographiſchen Kunſt, des Gewerbes und der Wiſſenſchaff zeben. Die wiſſenſchaftliche und hiſtoriſche Abteilung, unter Mitwirkung hervorragender deutſcher Wiſſenſchaftler, zeigt die Entwicklung der Photographie bis zu den neueſten Errungenſchaften der Fernbildübertragung. Die ſtaatlichen Fachſchulen werden das erſtemal ihre Betriebe praktiſch vorführen, und die Induſtrie wird mit ihren Spitzenleiſtungen in großzügigſter Weiſe vertreten ſein. Auch die Reproduktionstechnik wird repräſentativ durch erſte ee am Platze ſein. Eine neue Gruppe, die die Beziehungen der Berufs⸗ und Amateur⸗Photographie zum Film zeigen wird, wird erſtehen. Ergänzt wird dieſe Gruppe durch Lehr⸗ und Kulturfilme. Den Rah⸗ men zu dieſer Ausſtellung werden Meiſterleiſtungen der Berufs⸗ und Amateur⸗Photographie geben. Der neue Rundfunkſender am hHeiligenſtock iſt nunmehr vollendet. Von einzelnen kleineren Sendeverſuchen, die bereits ſtatt⸗ gefunden haben, abgeſehen, wird er in dieſen Tagen zum erſten Mal die Frankfurter Vorträge im Aether erklingen laſſen. Die Be⸗ ſprechungsräume am Poſtſcheckamt werden beibehalten; ſie ſind durch ein beſonderes Kabel mit dem neuen Sender verbunden. Dieſes neue Wahrzeichen am alten Heiligenſtock iſt von der Poſt zuſammen mit der Südweſtdeutſchen Rundfunk⸗A.⸗G. erbaut worden. In einer Ent⸗ fernung von 118 Metern ſtehen die zwei ſchlanken, ſich elegant ver⸗ jüngenden Türme. Zeder iſt 97 Meter hoch bis zum Podium ge⸗ meſſen. Dieſes Podium hat Raum für zwölf Perſonen. Aber es wird, angeſichts der achtbaren Leiſtung, dorthin zu gelangen, ſich nicht ſehr bald wegen Ueberfüllung zu beklagen haben. Auf dieſem Po⸗ dium ſteht noch einmal ein dreitiger Bock von drei Meter Höhe, ſo daß das Antennenſeil bei einer Länge von 70 Metern genau 100 Meter über dem Erdboden iſt. Der Grundriß jedes Turmes iſt ein Quadrat von 12 Metern Seitenlänge. Beſondere Vorrichtungen ſchützen den Turm, der an der Spitze 20 Jntimeter ſchwankt, vor Windſtößen und ⸗ſtürmen, ebenſo ſind beſondere Blitzarbleiter, fogen. Hörnerblitzableiter, angebracht. Zwiſchen dieſen beiden Türmen ſteht das ſchmucke Sendehaus: eine von modernſtem Geiſt erklügelte Anlage, vor dem die Laſen ebenſo ehrfurchterregend wie verſtändnis⸗ los ſtehen. Hinten im Maſchinenraum ſummen und ſurren zwei Lademaſchinen und zwei Hochſpannungsmaſchinen: das Werk kann beginnen Die Koſten des Grundſtückes und des Gebäudes trug die Rund⸗ funk⸗A.⸗G., die der techniſchen Einrichtungen(inkluſive der beiden Türme natürlich), die ſich auf etwa 300 000 Mark belaufen, die Poſt. Eine einzige der großen Röhren, von denen ein halbes Dutzend den neugierigen Beſuchern entgegenglühen, koſtet nur 1000 Mk. Wenn der neue Sender in Tätigkeit tritt, wird man in einem Umkreis von 150 Kilometern mit dem Detektor empfangen können. Wer ganz nahe an der Quelle ſitzt, wird allerdings das Vergnügen erleben, daß ſein Detektor durchbrennt. Auch mit dem Auslandsempfang wird es naturgemäß in der Nähe des Senders, ſolange dieſer in Tätigkeit iſt, etwas hapern. Durch den neuen Sender am Heiligenſtock hofft die Rundfunk⸗Geſellſchaft beſonders auf dem noch wenig erſchloſſenen Lande ſich viele neue Anhänger und Zuhörer zu ſchaffen. Nus der pfalz „Frankenkhal, 22. Juli. Wie wir erfahren, hat der Verteidiger des dreimal zum Tode verurteilten Separatiſten Irmſcher An⸗ trag auf Wiederaufnahme des Verfahrens unter Benennung neuer Zeugen geſtellt. Die Entſcheidung darüber, ob dem Antrag ſtattge⸗ geben wird, liegt dem Gericht ob, das zu dieſem Zweck zunächſt wei⸗ kere Erhebungen vornehmen muß. Bekanntlich iſt der Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens ein geſetzlich zuläſſiges Rechtsmit⸗ tel, das dem Angeklagten nach Rechtskraft des Urteils zuſteht. Dem Antrag kann ſtattgegeben werden, wenn neue Tatſachen zu dem un⸗ ter Anklage geſtellten Fall vorliegen. e Nachbargebiete A Lampertheim, 22. Juli. Zur Generalverſammlung der Ver⸗ einsbank ſe. G. m. H. Lampertheim hatten Vorſtand und Auf⸗ ſichtsrat auf letzten Sonntag in den„Darmſtädter Hof“ eingeladen. Der Vorſitzende des Aufſichksrates, Hermann Wegerle, gab Lekannt, daß mit dem zweiten Geſchäftsjahr der Verein eigentlich ſein 50 jähriges Beſtehen feiern könnte, mit Rückſicht auf die dar⸗ niederliegende Wirtſchaft habe man aber von einer Feier Abſtand genommen. Er gedachte der vier im Laufe des letzten Jahres ver⸗ ſtorbenen Mitglieder, zu deren Gedenken ſich die Verſammlung von ihren Sitz erhob. Nachdem zwei Urkundensperſonen und der Schriftführer ernannt, gab Direktor Jakob Eberhardt einen Ueberblick über das vergangene Geſchäftsjahr und wies darauf hin, daß der Generalverſammlung ein Reingewinn von 4124 RM. zur Verfügung ſtehe, obwohl auch im abgelaufenen Jahre mit frem⸗ dem Gelde gearbeitet werden mußte. Die Urſache der verſpäteten Einberufung der Generalverſammlung möge entſchuldigt werden, da durch die ungeheuren Arbeiten für die Aufwertung der Kriegs⸗ anleihen viel Zeit in Anſpruch genommen wurde. Zur Aufwer⸗ tung der Spargelder ſei die erfreuliche Miteilung zu machen, daß bei Jahresabſchluß 1925 ein Betrag von 50 000 RM. zur Ver⸗ fügung ſtehe, alſo mit einem günſtigen Prozentſatz zu rechnen ſei. Die Vereinsbank habe ſich den heutigen Verhältniſſen entſpre⸗ chend umgeſtellt und— 8 nun auch nach außen hin den Charakter einer Volksbank, ſo daß es notwendig wurde, einei zweiten Direktor zu ernennen, der gleichzeitig die Kaſſengeſchäfte verſieht. Den Rechenſchaftsbericht trug alsdann der 2. Direktor, Fritz Schmidt, vor. N dieſem betrug der Jahresumſatz 5 609 808 RM. Erfreulicherweiſe hat auch die Spartätigkeit wieder ein⸗ geſetzt, ſo daß die Bilanz hierüber 71.712 RM. aufweiſt, die, wie der Vortragende nebenbei bemerkte, bis Ende Juni ds. Js. bereits auf 120 000 RM. angewachſen ſind. Leider hat aber hier die Spar⸗ tätigkeit bei den Schulkindern noch nicht in dem Maße einge⸗ ſetzt, wie es andern Orts der Fall iſt. In weitgehendſter Weiſe iſt der hieſigen Geſchäftswelt durch Einführung des Konto⸗Korrentver⸗ kehrs entgegengekommen worden. Ihren Mitgliedern wird dis Vereinsbank Vorſchüſſe und Darlehen ſoweit als irgend möglich ge⸗ währen. Nach kurzer Beſprechung wird die Bilanz genehmigt und dem Vorſtand Entlaſtung erteilt. Der Reingewinn kommt fol⸗ gendermaßen zur Verteilung: 10 Prozent Dividende für bis zum 30. Juni 1025 eingezahlte Geſchäftsanteile= 318.25 RM.; Denkmalfonds 50 RM., Uebertrag auf Reſervefonds 1755.70 RM., Rückſtellungskonto 2000 RM. Ueber die Höhe der zu gewährenden Einzelkredite entſpinnt ſich eine längere Devatte, nach der man ſich auf den Höchſtſatz von 25 000 RM. einigt, jedoch nur 50 Prozent der geleiſteten Sicherheit gewährt werden dürfen. Bei der vorgenommenen Wahl wurde Jakob Eberhardt wieder zum 1. Direk⸗ tor und Hermann Wegerle, Joh. Friedrich Billau und Franz Stru⸗ bel zu Aufſichtsratsmitgliedern gewählt. Zum Schluß der General⸗ verſammlung gibt Direktor Eberhardt bekannt, daß übernächſtes Jahr ein Verbandstag hier ſtattfinden ſoll. Zur Verbands⸗ en in Königsberg wird die Vereinsbank einen Vertreter ent⸗ nden. Die außergewöhnliche Heftigkeit der diesjährigen Gewilter Ueber das Unwetter, das in der Nacht zum Dienstag bezw. am Montag abend auch das ſüdliche Württemberg heimſuchte, wer⸗ den aus Troſſingen(Schwarzwaldkreis) die folgenden Einzel⸗ heiten geſchildert, die die außerordentliche Vehemenz des Getwitters anſchaulich darſtellen: Etwa eine Viertelſtunde nach 9 Uhr glich das Firmament einem Flammenmeer. Unaufhörlich zuckten die Blitze her⸗ nieder, von ununterbrochenem Donner begleitet. Kurz vor halb 10 Uhr verkündete ein unheimliches, ohrenbetäubendes Krachen und Berſten das nahende Unheil, das dann auch mit großer Ge⸗ ſchwindigkeit zum Ausbruch kam. Mit einem Schlage verſagte die elektriſche Leitung und alles verſank in tiefſte Finſternis. Mit unheimlicher Schnelligkeit raſte der Wirbelſturm heran. Blitze zuckten, Donner rollte, menſchliche Schreie ertönten, ein Krachen el⸗ folgte, gleich einem Bombardement durch Hunderte von Geſchützen. Hagelkörner fielen in dichten Maſſen, ein wolkenbruchartiger Regen ging nieder, die Straßen und Felder überflutend. Fünf bis zehn Minuten dauerte das Unwetter und nach ſeiner Beendigung war die ganze Einwohnerſchaft auf den Beinen; jedoch bei der herrſchen⸗ den Dunkelheit war man zunächſt nicht imſtande, mit den Aufräu⸗ mungsarbeiten zu beginnen. Die von den Häuſern geriſſenen Dach⸗ ziegel lagen in Trümmern wie Schotterſtücke auf der Straße. Ueberall verſperrten entwurzelte Bäume und abgeriſſene Aeſte den Durchgang. Die Feuerwehr machte ſich daran, die Straßen zu ſäubern und den bedrängten Bewohnern Hilfe zu bringen. Da ſetzten gegen 11 Uhr und des Nachts 2 Uhr weitere Ge⸗ witterregen ein, die die abgedeckten Häuſer noch vollends durchnäßten und erneuten Schaden verurſachten. Die Ausmaße des Un⸗ heils zeigten ſich erſt am nächſten Morgen. Von den Gebäuden des Ortes ſind mindeſtens 80 Prozent beſchädigt. Der Schaden iſt mit 100 000 Mark eher zu nieder als zu hoch geſchätzt. Tele⸗ graphen⸗ und Fernſprechleitungen ſind zum großen Teil zerſtört. Auch in der Umgebung hat das Unwetter in ähnlicher Weiſe gehauſt und Schaden angerichtet. t¶¶.ññ.kñ—ͤʃͤK—TK-—ͤͤͤ ͤ8ʃ88 ũ K Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Juli Rbeln-Pegel 18,17. 20, 21..22. 28. fRtecar-Pegelf 18 17.J 20.J 21. J 22 J28, Schuſterinſel“ 3,10 9,20 2,9108,/3,203,130Mannheim.06.985.01.96 5, 25.40 Kebl...90.02.83 3,95 4,20 4,10 Jagſtfeld. 85 1,40 1,14 2,07 1,61ʃ4/68 Maxau„. 5,895,88 5,86, 5,846,10 6,24 Mannheim.17 4,975.145,055,275,44 Caub..07—.70 3,648.623,67 Köln. 3,823,413.45 3,423,483,52 Waſſerwärme des Rheins: 17,5 C. Herausgeber. Drucker und Berleger: Druckerei Dr. Haas. Neue Mannbeimer Zeituna G. m. b.., Mannheim E 6. 2 Ferdinand Heyme efredakteur: rt Fiſcher.— Verantwortliche Redakteure: Für Politik: i. B. Kurt Fiſcher.— Feuilleton: Dr. Fritz dammes.— Kommunalvolitik und Lokales: Richard Schönfelder.— Sport und Neues aus aller Welt: Willn Müller.— Handelsteil: Kurt Ehmer. Gericht und alles Uebrige: Fr. Kircher.— Anzeigen: J..: J. Faude. Aufgang durch den Hausffur.— Saison Maschstoff- Wasch- ANeste beginnend per Meter 4 Seide beginnend per Meter Verkauf nur Treppe hoch IIIEIII — Im Eingang sehenswerte Auslagen. Durch den lebhaften Verkauf unseres großgzügigen Ausverkaufs Kleider- Stoffe beginnend per Meter 5 9 5 9 Der Hillige Verkauf beginnt miffags 2 Uhr. —— 6. Seite. Nr. 335 Neue Mauuhermer Zenunneg(-nene Jreitag. den 23. Jull 1928 Neue Aannheimer Zeitung⸗ Handelsblatt Amerikaniſches Aktienrecht und die deutſche Reform Von Dr. jur. Rudolf Haas, Mannheim⸗Berlin II. Die Leitung der amerikaniſchen„Corporation“ liegt bei dem⸗ Verwaltungsrat(board of directors), der die Funktionen des Vor⸗ ſtandes und Aufſichtsrates der Aktiengeſellſchaft in ſich vereinigt. Die Geſchäftsführung überläßt er einzelnen delegierten Mitgliedern, und ihm verantwortlichen Angeſtellten. Die Grundlinien der, Geſchäſtspolitit werden vom board in den mehr oder weniger häuſigen meetings of directors feſtgelegt. Die buchmäßigen Reviſſonen erfolgen durch Treuhandgeſellſchaften. Nachdem ſchon Walter Rathenau auf Grund der Vorkrſegs⸗ perhältniſſe auf die Undurchführbarkeit der vom Geſez dem Auſfſichtsrat zugewieſenen Aufgaben aufmerkſam gemacht hat, iſt auch neuerdings wleder auf das Unbefriedigende der heutigen mit den tatſächlichen Verhältniſſen in kraſſem Widerſpruch ſtehenden geſetzlichen Regelung hingewieſen worden. Bei Aenderungs⸗ verſuchen wird man das nicht nur im engliſch⸗amexikaniſchen Recht bewährte board⸗Syſtem in Berückſichtigung ziehen müſſen. Kurz erwähnt ſei noch, daß auf Grund der andersgearteten amerikaniſchen Verhältniſſe ſich auch bezüglich der Bilanzierung Grundſätze herausgebildet haben, die, falls den laut gewordenen Wünſchen nach Einführung eines Bilanzmindeſtſchemas nach⸗ gegangen werden ſollte, auch für uns geprüft werden müſſen. Das liegt aber nicht auf ſpezifiſch aktienrechtlichem Gebiet, ſodaß hie. ein Hinweis genügen kann, wie auch auf das damit im Zuſammen⸗ hang ſtehende Auskunftsweſen, deſſen Verſagen in der gegenwärti⸗ gen Wirtſchaftskriſe noch nicht genügend unterſucht worden iſt. Bei den ganzen Reformerwägungen wird Grundſatz ſein müſſen, das Gewordene möglichſt wenig zu hemmen, der Eigen⸗ entwicklung möglichſt freie Bahn zu laſſen. Wie ſehr unorganſſche Einfügungen dem gewollten Zweck, nicht entſprechen, ja ſchaden können, hat ja das Geſetz über die Entſendung von Betriebsrats⸗ mitgliedern in den Aufſichtsrat zur Genüge gezeigt. Aus dieſem Grunde muß die u. a. von der Frankfurter Zeitung erhobene Forderung zur Schaffung eines Reichsaktienamts als Kontroll⸗ organ für das geſamte Aktienweſen trotz der guten Erfahrungen, die auf anderen Gebieten, z. B. mit dem Reichsaufſichtsamt für Privatverſicherung und Amerika mit der Federal trade commiſſion gemacht wurden, ſehr genau geprüft werden. Man wird auch ſehr viele Beſſerungswünſche ohne geſetzlichen Eingriff verwirklichen können, dadurch, daß die führenden Großunternehmen mit gutem Beiſpiel vorangehen und einen Wirtſchaftsbrauch bilden helfen. Wenn eines die letzten Jahrzehnte auf wirtſchaftspolitiſchem Gebiet gelehrt haben, ſo iſt es die Tatſache, daß die zu großen Komplexen ſich zuſammenſchließenden Wirtſchaftsgebilde aus der Sphäre profitjagender Privatunternehmung zu gemeinwirtſchaftlicher Bedeutung ſich entwickelt haben, bei deren Leitung aber privat⸗ wirtſchaftliches Denken und Handeln nicht entbehrt werden kann. Man ſollte aus dieſen großen Geſichtspunkten heraus ſich nicht, wie es ſelbſt führende Organe noch tun, von dem übertreibenden Ruf nach größtmöglichſter Publizität der Geſchäftsgebarung, nach Schutz des„kleinen“ Aktionärs— für Anlage kleiner Erſparniſſe iſt die Aktie nicht geeignet, deshalb iſt die auch ſonſt wünſchens⸗ werbe vereinheitlichende Erhöhung des Mindeſtnominalbetrages ſehr zu erwägen— irremachen laſſen, nicht, um das Wort Rathenaus zu gebrauchen,„mit der Elle meſſen, die dem Kram⸗ laden“ entnommen iſt, ſondern den Weg freilaſſen, auf dem die Wirtſchaft, ohne das Primat des Staates anzutaſten, ſich gemäß der ihr innewohnenden Eigengeſeßlichkeit, zu einem kraftvollen Fundament ausbauen kann, für das ſtaatliche und kulturelle Leben. 2: Kapitalerhöhung der Frankfurker Bank Ach., Frankfurt a. M. Der AR. beſchloß, das Grundkapital der Geſellſchaft um 2, auf 4 Mill. zu erhöhen. Die Verwaltung verhandelt gegenwärtig mit den in Frankfurt a. M. anſäſſigen Banken und Bankfirmen wegen der feſten Unterbringung dieſer Neuausgabe. Die Kapitalerweiterung wird mit dem guten Geſchäftsgang des Inſtituts in der letzten Zeit begründet. 21: Die Namensänderung der Roggenrenkenbank Ach. in Berlin. Der Reichsrat ſtimmte in ſeiner heutigen Vollſitzung den Satzungs⸗ änderungen der Roggenrentenbank zu. Danach wird der Name der Bank in„Landwirtſchaftliche Pfandbriefbank(Roggenrenten⸗ bank) Acß.“ geändert. Weiter wird die vom Börſenvorſtand ver⸗ langte Herabſetzung des mehrfachen Stimmrechts der VͤA. verfügt. Zu den Berhandlungen Rombach— Vereinigte Stahlwerke, Als Exwerber der Eiſenintereſſen des Rombach⸗Konzerns kommen nichl die Vereinigtlen Skahlwerke allein in Frage, vielmehr wird perſucht werden, ein gleiches Konſortium wie bei der Stützung des Stumm⸗Konzerns zu bilden, nämlich gus den Vereinigten Skahl⸗ werken, Fried. Krupp. Klöckner, Hanjel und Hoeſch. Auf Anfrage wird von zuſtändiger Seite mitgeteilt, daß die Mannesmann⸗Werke für dieſe Transaklion kein Intereſſe haben. o. Eine Komibination J. G. Farbeninduſtrie— Deutſche Erdöl Acz.? Die neuen Pläne des Farbentruſts, die die Oeffentlich⸗ keit ſtark intereſſieren, ſind auch durch die geſtrigen Verwaltungs⸗ mitteflungen über die AR.⸗Sitzung nicht klar geworden. Wenn die in Ausſicht geſtellte Kapitalerhöhung(Kapital derzeit 646 Mill. /) durchgeführt werden ſoll, ob jetzt ſchon oder erſt im Herbſt, darüber ließ ſich die Geſellſchaft nicht aus und wird damit die Börſe einſger⸗ maßen entläuſcht haben. Die Entſcheidung dürte von dem Ausgang der Verhandlungen mit der Skandard Oil Co, über die Beteiligung der amerikgniſchen Geſellſchaft an der Ausbeutung des Bergin⸗Ver⸗ fahrens abhängen. Beteiligt ſich die Standard Oll⸗Gruppe an dieſem Stoff, der das Benzin vlelleicht allmählich ganz ausſchakten könnte (man ſprac einer Entſchädigung der Standard Oil⸗Gruppe an die deutſche ſchaft von 100 Mill.), ſo könnte vielleicht eine Kapitalerhöhung der J. G. Farbeninduſtrie vorerſt hinausgeſchohen werden. Zerſchlagen ſich die Verhandlungen, ſo wird krotz der reich⸗ lichen Belriebsmiltel eine Kapltalerhöhung wahrſchelnlicher. Man rechnet ferner mit einem engen Zuſammengehen zwiſchen dem Farbentruſt und der Deutſchen Erdöl⸗Ach., wenngleich die Gerüchte, di, pon einer Uebernahme der Deutſchen Erdöl⸗A.⸗G durch den Farbentruſt bei einem Umkauſchverhältnis von drei Erdöl gegen zwei Farbenaktien ſprechen, den Tatſachen vorausellen. Tatſache dagegen iſt, daß zwiſchen den beiden Geſellſchaften Verhandlungen über ein gemeinſames Vorgehen auf dem Geblete der Kohlen⸗ verflüſſigung ſchweben. Mancherlei Anzeichen ſprechen ferner dafür, daß über elnen Uebergang eines Teils des Braunkohlenbeſitzes der Deag an den Farbentruſt Berhandlungen ſchweben. Bei den Neu⸗ anlagen handelt es ſich vor allem um den Bau eines neuen Stick⸗ ſtoffwerkes bei Aſchersleben, den Bau des Werkes für die Erzeu⸗ gung von ſynthetiſchem Benzin. . Berlin- KHarlsruher Induſtriewerke AGs. in Berlin. Zu unſerer geſtrigen Meldung iſt noch nachzutragen, daß die Patente für die ſchützenloſe Webmaſchine der ffirma 3. Gahler u. Co. Gm..5. Maſchinenfabrik in Elllingen(Baden) gehören. Dieſe Firma hat weil ihr eigener Betrieb für die Herſtellung der Maſchine nicht geeianet erſcheint. mit der Berlin⸗Karlsruher Indu⸗ ſtriewerke Acß in Karlsruhe⸗Berlin einen befriſteten Werks⸗ vertrag dĩeſchloſſen, der dieſer Geſellſchaft die Herſtellung der Maſchinen für Rechnung der Gabler u. Co. überträgt. Der Ver⸗ trieb ſowſe alle ſonſtigen Rechte an der Maſchine ruhen auf der Firma Gabler u. Co. Ob und inmieweit ſich für die Berlin⸗Karls⸗ ruher Induſtriewerke finanzlelle Auswirkungen ergeben. läßt ſich von außen her ſchwer beurtellen. Da die Maſchine noch in der Einführung beariffen iſt, dürfte auch die Fabrikatien vorerſt noch keinen allzu aroßen Umfang erreichen. „„Kayitalherabſehung der Noltohm, Seil⸗ und gauel morde Ac. in Frankfurt a. M. Zur Deckung⸗ der Unterbilanz, die ſich für das Geſchäftsjahr 1925 ergeben hat, wird der o. GV. am 9. Auguſt die Einziehung von 2000 Stück Vorratsaktien und Herabſetzung des AK. von 1 000 000 auf 900 000 4 ſowie die Einziehung von 10 000 Genußſcheinen in Vorſchlag gebracht. Dag Gericht gegen die Ford Canada Anteilſcheine der Deutſch⸗ Amerikaniſche ale Gonter G. m. b. 9. Vor einiger Fer wurde vor den Anpreiſungen verſchledener Berliner Firmen u. q. der obigen gewarnt, die Anteſlſcheine guf Aktien der fegich Ford⸗Geſell⸗ ſchaft angeboten haben, Das Deutſch⸗Amerikaniſche hat nun den Mut gehabt, bei Gericht den Erlaß einer einſtweiligen Verfügung zu beantrggen, daß die Ford Fredit Company A ihre angeblich unrichtigen Warnungen unterlaſſe. Die erſte Kammer für Handelsſachen beim Landgericht 3 in Berlin hat am 15. ds. Js. fol⸗ gendes Urteil gefällt:„Ber Antrag auf Erlaß einer einſtweiligen Verfügung wird zurückgewiefen. Die Antragſtellerin hat die Un⸗ koſten des Verfahrens zu tragen.“ Damit iſt alſo jetzt durch ein Ur⸗ tell das Schwindel⸗Unternehnien öffentlich gebrandmarkt. 7 Millionen Dollar Haenengeen der Gillette Safely Razor Co. Der Abſchluß auf 30. Juni 1926 ergibt einen Reinge⸗ winn von 6 930 674 Dollar, nach Steuerrückſtellungen uſw., die ſich auf 3,4 Dollar je Aktie belaufen(gegen 2,86 Dollar in der entſpre⸗ chenden Zeit des Vorjahres), Die Geſellſchaft iſt zurzeit mit der Durchführung eines ausgedehnten Bauprogrammes beſchäftigt, das ſie aus eigenen Mitteln finanziert. Bekanntlich wurde angeſichts dieſer großen Ausgaben die Aufrechterhaltung einer konſervativen Dibidendenpolitik in der letzten o. H, beſchloſſen.— Bekanntlich hat die Geſellſchaft vor einiger Zeit einen anſehnlichen Poſten Aktien ihrer deutſchen Konkurrenz⸗Firma Roth⸗Büchner erworben. die Arbeiten der Enquete-Rommiſſion Der Vorſitzende der Enquete Kommiſſion gab vor Preſſe⸗ vertretern einen Ueberblick über die bisherigen vorbereitenden Arbeiten Her Enquete⸗Kommiſſion und den derzeitigen Stand ihrer Arbeit. Einleitend führte Dr. Lammers aus, man habe es in der Oeffentlichteit“ wohl nicht zu unrecht als einen Uebelſtand empfunden, daß die Arbeiten der Enquete Kommiſſion zu breit angelegt ſeien, woran die Befürchtung 751 1 ſei, daß ſich die Arbeiten jahrelang hinziehen würden. an habe aber innerhalb der Kommiſſion wohl verſtanden, daß es notwendig ſei, den eigent⸗ lichen Stoff der Enquete einer ſcharfen Beſchränkung zu unter⸗ ziehen. Die Aufgabe der Enquete verſtehe man dahin, die Struktur⸗ wandlungen, die Krieg und Inflation mit ſich gebracht haben, zu unterſuchen, und auf gewichtigen Gebieten feſtzuſtellen, wo die deutſche Wirtſchaft. nicht mehr mit den Vorausſetzungen der Vor⸗ kriegszeit rechnen könne. „Sämtliche Ausſchüſſe haben jetzt hre ordmingsgemäße Konſti⸗ tution gefunden. Als Generalſekretär iſt der Kommiſſion Herr Oberregſerungsrat Krewell beigegeben worden, und für die Unterausſchüſſe ſind wiſſenſchaftliche Sekretäre, denen beſtimmte Fragenkomplexe zur Verarbeitung übergeben ſind, ernannt worden. Der erſte Unterausſchuß ſteht in ſeiner Materialſammlung in engſter Verbindung mit dem Statiſtiſchen Reichsamt. Eine eigene Kommiſſion behandelt die Bevölkerungsfragen. Auf dem Gebiete des Binnen und Außenhandeks ſind gewiſſe Erhebungen eingeleitet. Nach dem Muſter der engliſchen Enquete hat man den Konſulatvertretungen Fragebogen vorgelegt. Die Kartell⸗ frage bietet beſondere Schwierigkeiten, da viele Dinge pripat⸗ wirtſchaftlicher Natur nicht erfaßbar ſind. Man beabſichtigt, be⸗ ſtimmte Wirtſchaftskomplexe herauszugrelfen, um ſich an Hand der 97 0 Erſcheinungen innerhalb dieſer Komplexe ein Geſamtbild zu machen. Der zwelte Ausſchuß, der ſich mit landwirtſchaftlichen Fragen beſchäftigt, hat ſich in neun Untergruppen geteilt, um ſich auf eine beſtimmte Reihe von Fragen konzentrieren zu können, ſo Preis und Abſatz, Rentabilſtät, Genoſſenſchaftsweſen, ſteuerlſche Be⸗ laſtung üſw. Der dritte Ausſchuß hat auf dem Gebiet der Kohle berelts einen Fragebogen herausgebracht, ein zweiter befindet ſich in Vorbereltung, In Fragen der Elektrizitätswirtſchaft ſind fünf Gutachten in Umlauf geſetzt worden. Die Untergruppe Kali beſchäftigt ſich zunächſt mit dem Ergebnis der Unterſuchungen der ſeinerzeitigen Sazialiſierungs⸗Kommiſſian. In der Eiſenfrage werden zurzeit Konferenzen mit den verſchiedenen Organiſationen wegen der Materialſammlung geführt. Auf dem komplizierten Gebiete der Teytil⸗Induſtrie iſt noch nicht klar, nach welcher Richtung man enquetemäßig vorgehen will. Man wird ſich hier ſchärfſte Beſchränkung auferlegen. In der Bauſtoff⸗Frage arbeitet man eng zuſammen mit dem beim Arbeitsmimiſterium gebildeten Beirat. Da die Holzfrage eng mit der Forſtwirtſchaft zuſammen⸗ hängt, iſt hier eine Querverhindung mit dem zweiten Ausſchuß ge⸗ ſchaffen worden. Auf dem Gebjete des Handels beſchränkt man ſich zunächſt auf Fragen des Einzelhandels. Der vierte Ausſchuß hat bekanntlich durch das Enquetegeſetz eine eng umſchrlebene Auf⸗ gabe. Der fünfte Ausſchuß hat eſnen Fragebogen ausgearbeitkt über die Spartätiakeit. Er beſchäftigt ſich des weiteren mii der Entſtehung und Umarenzung der Depoſtten. In Fragen der Kapitalbildung ſteht er in enger Verbindung mit dem erſten Ausſchuß. Größere Sitzungen der einzelnen Ausſchſiſſe werden wohl erſt wieder im Sevtember, wenn, mie bereits ermähnt eine über das geſamte Material vorllegen ſoll, abgehal⸗ ten werden. Weiterer Rückgang der Groſſhandelsſlandzahl. Die auf den Stichtag des 21. Jull berechnete Großhandelsſtandziffer des Stntiſtiſchen Reichsamts iſt gegenüber dem 14. Juli un.4 auf 126,3 p. H. zurückgegangen. Von den Hauptgruppen gab die Stand⸗ ziffer der Agrarerzeügniſſe um 1,8 auf 127.6 v. 9, die der Induſtrle⸗ ſtoffe um 0, auf 124.0 v. H. nach. Am 14. Juli ging die Stand⸗ ziffer um 0,4 v. H. zurück. „. Die Einnahmen aus der Kapllalverkehrsſteuer im Juni. Nach einer Veröffentlichung des + Reichsamts wurden im Monat Juni 1926 an Kapltalverkehrsſteuer insgeſamt 7 480 742 vereinnahmt. Von dieſer Summe entfallen auf die einzelnen Arten: 3 408 475 Geſellſchaftsſteuer, 1 221 291 4 Wertpapier⸗ ſteuer, 2 718 518„ Börſenumſatzſteuer und 132 456„ auf die Aufſichtsratsſteuer, die bekanntlich vom 1. Januar 1925 ab außer Kraft geſetzt worden iſt. Die Preisbewegung für Bauſtoffe. Die Preiskurven auf dem lung, die gegenüber der in anderen Jahren üblichen Geſtaltung be⸗ merkenswert abweſcht. Im iſt der Prels für Mauerſteing franko Berlin von 37 Mk. für das Tauſend am 1. Februar bis auf 34,50 Mk. am 1. Juni zurückgegangen, um ſich erſt Anfang Juli wieder auf 65,50 zu erhöhen. Die Preiſe für Kantholz und Schal⸗ bretter ſind am 1. März bezw. 1. Mai um etwa 5 bis 68 5. H. zurück⸗ Pezangen und haben ſich nicht wieder erholt. In Kalk hatte ſich Jan .Juni eine Preiserhöhung von 1,37 für den Zentner auf 1,52% durchgeſetzt, die jedoch zum 1. Juli wieder dem früheren Preiſe wer⸗ chen mußte. Aehnlich war die Entwicklung in Gips, der ebenfaſls nach vorübergehender nn am 1. Juli wieder die Prels⸗ höhe vom Februar erreichte,'ie in dleſem Falle mit 1,32, für den Zenter unter dem letzten Friedenspreiſe(1,45) liegt. Schleſiſche Biberſchwänze, die ſich im e auf 75 für 1000 Stück ab Werl halten konnten, haben ſeit 1. Maſ 73 nicht mehr überholen kön⸗ nen. Stabil waren die Preiſe von Zement, Glas, ungehobellen Brettern und Dachpappe. Vor einem engliſch-amerikaniſchen Kupferkrieg? Die neue, unter amerikaniſcher Führung ſtehende Copper Traöiug Company beabſichtigt bekanntlich die Ausſchaltung des internationalen Kupfer⸗ Zwiſchenhandels, und damit im weſentlichen auch die Ausſchalkung Londons als maßgebenden Kupferhandelsplatz der Erde. Da alle Verſuche der führenden Londoner Kupferhandelsfirmen, 1 0 an Finanz⸗Kontor Vauſtoffmarkt zeigen im Laufe des eine Entwſck den neuen Kupfertruſt zu finden, fehlgeſchlagen ſind, will der Lan- herigen Standd. Die LCage der Kraftfahrzeuginduſtrie Da auch in den letzten Wochen die berichtete leichte Belebung in der Kraftfahrzeuginduſtrie angehalten hat, darf man nunmehr hoffen, den tiefſten Siand endgültig überwünden zu haben und ſich in aufſteigender Linie zu befinden. Bemerkenswert iſt die erhöhte Nachfrage des Auslandes insbeſondere nach Nutzfahrzeugen. Es wäre jedoch verfrüht, von einer Ueberwindung der Abſatzkriſe u ſprechen. Man muß ſich bewußt ſein, daß jede größere Er⸗ chütterung im Wirtſchaftsleben die errungenen Erfolge zunichte machen kann. Es gilt daher, das Erreichte mit aller Kraft zu befeſtigen, auszunußen und, den gemachten Erfahrungen ent⸗ ſprechend, den bisher gegangenen Weg konſequen weiter zu ver⸗ folgen. Dieſer wird Aanach gekennzeichnet durch Rationali⸗ n bzw. eeeeee; 3. B. Daimler⸗ enz u6G., Deutſche Kraftfahrzeugwerke AG.— Deutſche Indu⸗ ſtriewerke Acg, uſw., die eine Organiſationsvereinfachung und Ver⸗ billigung bezwecken. Wie weiter verlautbart, machen die Verhand⸗ lungen über durchgreifende Normaliſierungs⸗ und Typi⸗ ſierungsmaßnahmen gute Fortſchritte, ſo daß man hofſen darf, daß auch hierin in Kürze poſitive Ergebniſſe zu verzeichnen ſind. Allerdings muß darauf hingewieſen werden, daß Eile in der Verwirklichung dieſer Pläne Not tut, denn das Ausland und ins⸗ beſondere Amerika, deſſen Markt z. Zt. anſcheinend überſättigt ſſe machen gewaltige Anſtrengungen, um ſich noch mehr als bisher in Deutſchland einzuniſten, In keinem Lande der Erde, das ſelbſt einen Namen als automobilbauendes Land hat, laufen prozentual ſo viele fremdländſſche Kraftfahrzeuge als ſetzt bereits in Deutſchland. Dabei nimmt die Einfuhr 1 dauernd zu. Es muß alſo auch weiterhin ſchnell und gründlich gearbeitet werden, um einen großen Wirtſchaftszweig var weiterem den zu bewahren und darüber hinaus die verlorenen Abſatzgebiete wiederzuerobern. Es iſt erfreu⸗ lich, in dieſem Zuſammenhange feſtſtellen können, daß die Kraftfahrzeügpreiſe ſeit der Stabillſterung bei Wahrung bzw. Verbeſſerung der Qualltät dauernd geſunken 3 Wünſchenswert wäre ein größeres Verſtändnis ſeitens der Behörden. So z. B. iſt das ſtagtliche Entgegenkommen zur Förde⸗ rung des Automobilbaues in Spanien Woulet it für nicht vor⸗ handene Rohſtoffe, Halbfabrikate, Zubehör und Werkzeugmaſchinen auf 5 Jahre, Steuerfreiheit bei Neugründungen und Kaptital⸗ erhöhungen von Automobilfabriken uſw.) direkt vorbildlich. Bezüglich der Lage der einzelnen Kraftfahrzeuggruppen Iſt folgendes zu erwähnen: Soweit e, e in Frage kommen, iſt das meiſte Intereſſe auf Kleinwagen von—6 Steuer .S. konzentriert. Auch Luxusfabrikate wurden in erhöhtem Maße abgeſetzt, während die Nachfrage nach normalen mittelſtarken Gebrauchswagen nicht beſonders geſtiegen iſt. Im Kraftwagen⸗ Geſchäft iſt ein kleiner Rückgang zu verzeichnen, der ſich immer⸗ hin inſofern bemerkbar macht, als Arbeiterentlaſſungen nörig wer⸗ den, z. B. bei den Deutſchen Werken Acc. In Elektrofahr⸗ zeugen und Omnihſſen iſt die Lage unverändert. In Nutzfahrzeugen iſt ein erhöhter Abſatz zu verzeichnen, der in erſter Linie auf Beſtellungen gus Griechenland zurückzuführen iſt. Des weiteren traten als Käufer deutſcher Nutzſahrzeuge Oſtaſien, Süd- und Mitteleuropa, die Türkei und Perſtien auf. G. A. FEFEFEFFEFFEr · AAAAA·· · · · ·ůÿ·pÿ·ÿ·ů·p·p·p·půp·pcc—77————————— doner Kupfermarkt den Kampf mit dem neuen Kupferſyndikat auf · nehmen. Eine aus führenden Perſönlichkeiten des Londoner Kupfer⸗ handels beſtehende Geſellſchaft ſſt in Bildung, die in England eine Kupfer⸗Raffinierungs⸗Großanlage errichten will, die nicht nur die Umarbeitung der Londoner Standard⸗Stocks auf Raffinade, ſondern auch die Raffinjerung M detenche Erzvorkommen durchführen foll, Maßgebende Perſönlichkeiten des Londoner Kupferhandels er⸗ klären, daß ſie den Kampf mit der Copper Trading Company auf dem europälſchen Markt aufnehmen werden. Deviſenmarkt Franken wieder ſchwächer Am internationalen Deviſenmarkte ſtanden auch im Verlaufe des geſtrigen Nachmittags die Weſtdeviſen im Mitlelpunkte des Intereſſes. Der egzec. Franken hat ſeinen Höchſtſtand am geſtrigen Tage mit 207 gegen London— in.4 9,8— nicht aufrecht erhalten können und erlitt in den geegg Abendſtunden erneut eine erhebliche Abſchwächung auf 218(in R4 9,35). Die belgiſche Währung liegt ebenfalls gegenüber einem Höchſtkurs von 204 mit 213,50 ſchwächer, was einer Parität von 10,10 entſpricht. Die italieniſche Lira blieb mit 150 gegen London zlemlich unver⸗ ändert. Für die weltere Entwicklung der de bc Währung wird das allgemeine Finanzprogramm und die Möglichkeiten einer Berminderung der Staatsſchulden entſcheidend ſein. Heute Vor⸗ mittag notierten: 95 ald. Schw 1550 J375 Senb-Siegh 15715 10 75 SenbFee 22ů— 2180 Jedend e. 222 204 Lond.-Madeid 81— Jond.-Maild, 150.—150.— Kabel Holland 248,9248,78 Malland-Paris 120,0145,0 Kabel Schwelz 518,J8818,50 Vond,-Halland 13.75 12.10 Praſſet Barl? 104.25,101 Send-Scwen 155 1255 22,15“ 22,15/ Holland⸗Paris 18,40 17,75 0 5 Lond.⸗Kopenh. 18,88 18,35J Kabel London 485,45ʃ486,28 Van, aſe f eene Bae leeben Lonbon, 20,48 20,42J Prag 12,44 12.44 Madrid 6,C6 65,75 Paris..05 9,88 Osfſeo 92,15 92.15 Argentinien 170,08173,05 ürich 91.30 e1, Kepenbagen. 11.3 11,50 Japan. 183,08 197%.,09 Mailand.70 18.55/ Steckoim 113,37 112,40 Holland. 159,—106,50 Braſfel. 0,50l 9,06 ——ůů— Berliner Metallbörſe vom 22. Juli Pieiſe in Feſtmart für 1 Kg. 21 22 21. 22 E ektroly kupfer 184.½ 134.½ Afuminium Raffinadekupfer—.——.— in Barren.40.2,50 240⸗2,50 Robeint v 688d0 6 58 V05 Fenz un——— Rohzink Büö⸗Pr).85⸗6, ſenz nn———.— 1 r 0—.——— Nickel 3,40⸗3,50 3, 40.3,50 Plaftenzint 6,00..10 6 00.6,10[ Aimon.10•115 1,10..15 Aluminlum.30..35 2,302,35 Suber für 1 01 88,2.59.2 88,1⸗89,0 London, 22. Jull Melallwarkt(In Eſt.„ d, eng 1016 Kg. A. 22 1 Blei 32,25 32 13 Kupler Kaſſa 57,90 88,35 beſtſeleet 65,— 65,— inf 34,80 34,40 ueck Ibe. 15 25 15.25 do. 3 Mosat 58,55 59,13 Nickel—— Re ulus——- do Eletirol 66,25 66,70][ Zinn Kaſſa 285,39 287.— K. Fanee am deulſchen Baumwollmarkle. Auf der in Stuttgart am 21. Jull abgehaltenen Induſtrie⸗ und Handelsbörſe blieben, laut„Konſ.“, die Notierungen der Baumwollgarne⸗ und Gewebe unverändert. Im einzelnen notierten daher, genau wie bei der letzten Börſe pom 7. Juli: Baumwollgarne Nr. 20 64—66, Nr. 30 77—79, Nr. 36 79—81, Nr. 42 82—84 Dollarcents per Kg.; Baumwollgewebe: 88 Imtr. Cretonnes 16/16 aus 20/20er 12—12,50, 88 Zmtr. Renforce 18/18 aus 30/0er 11—11.50, 92 Imtr. glatte Kattune 18/19 aus 36/42er per Meter—.50 Dollarcents. Die nächſte Börſe findet am 4. Auguſt in Stutt⸗ gart ſtatt. 1- Kaffeebeſtand in Braſilien. Nach einer amtlichen braſiliani⸗ ſchen Mitteilung g der braſilianiſche Kaffeebeſtand an gelagerten Mengen 2 409 472. Auf der Bahn und auf Statlonen ſowie in Waggons befanden ſich am 30. Juni 303 510 Sack. Im ganzen betrug der Beſtand demnach 2802 982 Sack. Die augenblickliche Ernte iſt vom Wetter begünſtigt. Frachtenmarkt in duisburg-Ruhrort vom 22. Juli 1926 Das Geſchäft und die Nacfrage nach Kahnraum war wieder ſehr rege. Sämtlicher verfügbarer Schiffsraum konnte untergebracht werden Die Fracht⸗ und Tagesmieten blieben auf dem ſeit⸗ eeee eeee — — 23 — Srenal. den 25. Juf 1926 Reue Maunheimer Zeitung(mninag ⸗ Ausgabe) 7. Seite. Ir. 335 Gerichtszeitung Aus den Mannheimer Gerichtsſälen Ein Freiſpruch. Vor der Kleinen Ferienſtrafkammer Mannheim kam geſtern die Berufungsſache der Margarete Roth von Neckarau zur Verhand⸗ lung. Die Frau hatte wegen erſchwerter Körperverletzung am 5. Juni vom Amtsgericht Mannheim eine Geldſtrafe von 50 bezw. 10 Tage Gefängnis diktiert erhalten. Die Urſache der Körperver⸗ letzung bildete ein Wortwechſel zwiſchen der Margarete Roth mit ihrem Hausherrn. Die Roth, deren Fomilie einſchließlich der 8 Kinder zehn Köpfe ſtart iſt, mußte ihren Vorplatz als Küche benützen, den der Hausherr glei ig als Durchgang für ſich benötigt. Do gab es nun ſehr oſt drießlichkeiten und Streitereien. Als es wieder einmal zu Auseinanderſetzungen kam, nahm Frau Roth kurz entſchloſſen ihren Topf mit heißer Fleiſchbrühe, um ſie dem Hausherrn ins Geſicht zu ſchütten Der Vermieter hatte aber die Geiſtesgegenwart ſich noch rechtzeitig umzudrehen, ſo daß er nur Verbrühungen am Arm und an der Schulter erlitt. In der Berufungsverhandlung ergab ſich ein anderes Bild der Anklage, da ſich herausſtellte, daß die Frau in Notwehr gehandelt hat. Das Gericht(Vorſitzender Landgerichtsrat Dr. Leſer) kam deshalb zu einem Freiſpruch der Margarete Roth. Heimweh nach dem Juchthaus Am 21. Juni erhielt der kurz zuvor aus dem Zuchthaus en!⸗ laſſene Karl Jakobaſchke von dem hieſigen Amtsgericht wegen erſchwerten Diebſtahls eime Gefängnisſtrafe von 2 Jahren 6 Mon. umd ſeine Braut Luiſe Burchardt eine Geldſtrafe von 50 Mark. neinem Hausflur wurde ein Schließkorb aufgebrochen und darous Wäſche entwendet. Jakobaſchke hatte nun von dieſer Wäſche im Beſitz und ein Stück davon, ein Heend, der Luiſe Burckhardt verehrt. In⸗ folgedeſſen wurde er unter dem Verdacht des ſchweren Diebſtahls verhaftet und zu obiger Gefängnisſtrafe verurteilt. Er gab an, daß er den Schließkorb nicht aufgebrochen und die Wäſche nicht geſtohlen hätte, ſondern dieſe von einem anderen Mann gelauft hebe. Nun ſtellt ſich aber heraus, daß er kein Geld und keine Unterkunft gehabt, weshalb er mit ſeiner Braut, im Freien kampieren mußte. Die Un⸗ terſtützung von 6 Mark in der Woche hätte für zwei Perſonen nie⸗ mals ausgereicht. Es ſei ihm deshalb nichts übrig geblieben als z u ſtehlen und er bittet den Gerichtshof ihn wieder ins ZJucht⸗ haus zu ſchicken. Das Gericht erfüllte ihm geſtern den Wunſch und ſandte den Angeklagten auf 2½ Jahre ins Zuchthaus, wäh mi—02 die Geldſtrafe der Luiſe Burckhardt von 50 auf 30 er⸗ Frankenkhaler Schwurgericht Die letzte Sitzung dieſer Schwurgerichtsperiode beſchäftigte ſi mit einer Totſchlagsaffäre. Sie richtete ſich gegen den Hilſsmaſcht niſten Otto Wipfler von Speyer. Der 31 Jahre alte ledige An⸗ gellagte ſitzt ſeit 16. Mai ds. Js. in Unterſuchungshaft. Er hat ſich unmittelbar nach der T der Polizei geſtellt. ne Geliebte war die ſchuldlos geſchiedene Frau Ottilie Meininger, geb. Altmann in eyer, die ſich im allgemeinen eines guten Leumundes erfreuen konnte. Die Zeugenvernehmung ergibt, daß der Angeklagte, anfäng⸗ lich wohl aufgenommen, allmählich ſich aber die Sympathie bei der Verwandtſchaft der Frau Meininger und bei dieſer ſelbſt verlor durch ſein eigenartiges Weſen und eigenes Verſchulden. Dieſer Verluſt ging dem körperlich und geiſtig nicht über das Mittelmaß hinaus⸗ ragenden Angeklagten ſo nahe, daß er glaubte, ihn nicht ertragen zu können. Eiferſucht, höchſt wahrſcheinlich unbegründet, kam dazu, Mitte Mai verübte er die Tat, wegen der er ſich heute zu verant⸗ worten hat. Wie noch erinnerlich ſein wird, hat Wipfler die Frau Meininger auf dem Heimweg vom Markt verfolgt und ihr dann im Wohnhauſe einen Stich verſetzt, der den Hals von links nach rechts durchbohrte und den Tod infolge Verblutung unmittel⸗ bar herbeiführte. Auf der rechten Seite war die Halsſchlagader ge⸗ troffen worden. Das Gericht hatte nun 35 entſcheiden, ob es ſich bei dem Tatbeſtand um um Körperverletzung mit na gefolgtem Tode handle. Der Staatsanwalt erachtete Totſchlag für vorliegend, während die für Körperverletzung mit Todesfolge plaidierte. Das Gericht ſchloß ſich den gewichtigen Grün⸗ den des Staatsanwalts an. Nach längerer Beratung verkündete das Gericht das Urteil, das auf ſechs Jahre 6 Jahre feir derkuft und Anrechnung von 9 Monaten Unterſuchungshaft lau⸗ ete. Ein franzöſiſcher Beſtechungsprozeß Die Straſtammer Colmar im Elſaß verurteilte den ede⸗ maligen Sachverſtändigen der franzöſiſchen Krieasſchädenverwal⸗ tung des Oberelſaß. Ingenieur Köhler, wegen Annahme von Be⸗ lohnungen in Höhe von 30—100 Franken zu zwei Jahren Gefänanis und 1000 Franken Geldſtrafe. Unter Ausnutzung ſeiner Stellung als amtlicher Sachverſtändiger und im Einverſtändnis mit einem errt Wähelm Bergdolt, H1, Oaen vormals M. Trautmann Eugelhorn& Sturm, 0 5, 400 vom 26. Jull bis einschl. 4. August Pip. Lippschitz Machf. E ,14 Ogbr. Manos, p 4512 an Mannalt Angeſtellten des Krieasſchädenamtes in Gebweiler, batte Köhler einer Witwe Steinborn aus Baden einen Kriegsſchaden verkauft. der für eine bei Anſpach gelegene und während des Krieges zerſtörte mechaniſche Sägerei bewilliat und auf 150 000 geſchätzt worden nar. Beide Betrüger verſtanden es. den Krieasſchaden für 250 000 Mark an den Mann zu bringen und hatten ſich von der Verkäuferin und dem Käufer, einem Sägereibeſitzer Meyer aus Bühl im Oberelſaß Kommiſſionsgelder zahlen laſſen. Mener wurde wegen Beamtenbeſtechung zu 1 Jahr Gefänanis mit Strafaufſchub. Witwe Steinborn zu 1 Monat Gefängnis mit Strafaufſchub verurteilt. Der flüchtige Beamte Adam erhielt 2 Jahre Gefängnis und 500 Franken Geldſtrafe. AK § Ein Prozeß aus der Schiffahrtsbranche. In dem Bericht über die Verhondlung vor dem hieſigen Amtsgericht im geſtrigen Mittags⸗ blatt, iſt der Natne eines Zeugen unrichtig angegeben, da der als Zeuge vernommene frühere Direktor der in Frage kommenden Ge⸗ ſellſchaft Schäfer heißt. § Begnadigung. Das bayeriſche Geſamtminiſterium hat den wegen Ermordung ſeiner Geliebten vom Schwurgericht Amberg zum Tode verurteilten Bauernſohn Edenharter von Audenee zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. 5 Drei Monate Gefängnis für einen kun. Vor dem Amts⸗ gericht Bamberg ſtand der Schloſſer Johann Dannert von Bam⸗ berg wegen tätlicher Beleid gung unter Anklage. Der bereits vorbe⸗ ſtrafte Angeklagte hatte im Bruderwalde auf dem Wege nach Höfen die minderjährige Landwirtstochter Albert von dort angehalten und gegen ihren Willen geküßt. Der Kuß kam ihm teuer zu ſtehen, das Gericht verurteilte ihn zu drei Monaten Gefäng⸗ nis. „Gold aus Salz“.— Ein raffinierzer Schwindel. Vor dem Strafgericht München begann am 20. Juli ein Prozeß gegen die aus Berlin ſtammenden Kaufleute Hans Unruh und Reinhold Kruſen⸗ baum. Die beiden hatten zahlreiche bemittelte Perſönlichkeiten da⸗ durch beſchwindelt, daß Unruh angab, durch eine von ihm gemachte Erfindung Gold aus Salz auf elektriſchem Wege herſtellen zu können. Er täuſchte die Intereſſierten, die Verluſte bis zu 35 00 Mark zu bklagen haben, bei Probeverſuchen des neuen Verfahrens dadurch, daß er in die Salzmenge kleine Goldkügelchen hineinſchmug⸗ gelte. Vertrauens⸗ und Mittelsmann war Kruſenbaum. Eine von den Intereſſenten gegründete Studiengeſellſchaft büßte bei dieſem einträglichen Schwindel 27 000 Mk. ein. Das Manöver wurde beiNachprüfung der Erfindung in der Berliner Wohnung Unruh's entdeckt. Die Angeklagten ſind geſtändig. Das Urteil iſt demnäch zu erwarten. Sportliche Rundſchau Allgeme nes * M. F. C. Phönix Mannheim. Die kürzlich im Vereinslokal „Gr. Mayerhof ſtattgefundene ord. General⸗Verſammlung war gut beſucht. Die reichhaltige Tagesordnung, eine ausgiebige Bekannt⸗ machung der Mitglieder über intereſſierte Frage, boten Gelegen⸗ heit, ſich von der Entwicklung des Vereins in neuerer Zeit zu überzeugen. Nach jeder Richtung hin wurde die Vereinstätigkeit anerkannt, bei Nichtverkennung der Tatſache, daß die bei Sport⸗ vereinen allgemein übliche finanzielle Not auch im abgelaufenen Geſchäftsjahr ſehr hemmend wirkte. Immerhin ſieht man mit Zuverſicht in die Ferne; man erwartet eine allgemeine Beſſerung auch auf ſportlichem Gebiet, hervorgebracht nicht allein durch eine notwendige Unterſtützung der Vereinsangehörigen, ſondern auch von allen zuſtändigen behördlichen Inſtanzen, von Staat und Stadt. Die ſehr harmoniſch verlaufene Verſammlung wartete am Ende mit der Neuwahl folgender Herren auf: 1. Vorſitzender: Joſef Rothenberger, 2. Vorſ. Jean Naſtell, 3. Vorſ. Georg Vogel, 1. Schriftführer Bruno Rappmann, 1. Kaſſierer Albert Stepßhan, Preſſe ch⸗ Reckersdres, Spielausſchuß A. Hering, A. Möller, Wildgruber; Leichtathletik Reißler— Wagner Borabteilung Sauter— Wutzke, Damenabteilung Laux, Jugend A. Müller, Bader, Platzverwalter: Reißler. Alle übrigen Poſten ſind gut und lückenſos beſekt.— Neben einer Anfang Juli ſtattgefundenen Vereinsfeier wird be⸗ ſonders dem Silberiubiſäum im kommenden Jahr gedacht, mit deſſen Vorarbeiten bereits begonnen iſt. Ein ausgebrachter Ruf für unſeren Sport und ſeine Führer und man war am Ende. Ras'port Rabreunen zu Dußenkofen. Am Sonntaa nachmittag veranſtal⸗ tete der Radſabrer⸗Verein Dudenhofen auf der ſckönen Zementbahn dortſelbſt aroße Radrennen. Ein Fliegerrennen, Erſtfahren. Alters⸗ Vorgabefahren und ein Zweiſtundenmannſchaftsfahren ſtanden auf dem ſchaftsfahren konzentriert. Dieſes Rennen wurde von den Eſſener Drobten und Benninahoff mit 9 Punkten Vorſprung gewonnen. Die Ergebniſſe der Rennen ſind: Pfalzypreis(1500 Meter): 1. Vor⸗ lauf: 1. Schorn, Köln; 2. Müller., Frankfurt: 2. Vorlauf: 1. Schlinſog, Köln; 2. E. Maller. Erfurt; 3. Vorlauf: 1. Drohten. Eſſen: 2. Hartmever, Ludwigshafen: 4. Vorlauf: 1 Heuer, Leipzia: 2. Mab⸗ heis, Mainz. 1. Zwiſchenlauf: 1. Schorn. Köln; 2. Schlinſoga, Köln; 2. Vorlauf: 1. Drohten. Eiſen, 2. Matheiſen, Mainz. En dlauf: 1. Drohten, Eſſen: 2. Schorn. Köln; 3. Matheis, Mainz: 4. Müller.., Frankfurt. Erſtfahren(1000 Meter): 1. Zürker. Duden⸗ hofen: 2. Jung. Speyer: 3. Becker. Jggelheim; 4. Horländer. Duden⸗ hofen.— Alters vorgabefahren:(1500 Meter): 1. Moſer, Frankfurt:(0. M. Vora. 44 J..); 2. Juna. Speyer:(180 Meter Vorg. 50 J..): 3. Fauſt, Speyer(120 Meter Vorg., 48 J.): 4 Eberhard, Ludwigshafen(100 Meter Vora. 46 J..); 5. Büttner. Maudach(80 Meter Vorz. 40 J..); 6, Löffel. Spever(120 Meter Vorg. 48 J..); 7. Daane. Maudach(60 Mt. Vopz, 42 J..): Handwerker, Schiffer⸗ ſtadt ſcheidet aus, da er 2 Runden überſportet wurde. Nachdem der Altersfahrer Möſer⸗Frankfurt geſtern ſein 25fähriges Rennjubiläum feierte, fand der Jubiläumstag durch dieſen Siea einen ſchönen Ab⸗ ſchluß.— Zweiſtunden⸗Mannſchafts'ahren:(7 Wertungen u. 30 Tem⸗ porunden): Gleich zu Anfana ein ſcharfes Tempo. Die erſte Wertung gewinnt Matheis⸗Malnz knapp vor Müller-Frankfurt, die 2. Ben⸗ ninghoff⸗Eſſen. die 3 Schlinſog⸗Köln während die vierte Wertung wie⸗ der Eſſen durch Benninahof gewinnen kann. Zwiſchen der 60. und 90. Minute ſind 30 Temvorunden angeſetzt, die einen ſcharfen Kampf zeitigten. Die meiſten Punkte erreichten die Mainzer Matheis Würtz. Ein Sturz in der 70 Minute verringerte die Anzahl der Mann⸗ ſchaften. Die 5. und 6. Wertung gewinnen wieder die Eſſener Droh⸗ ten und Benninahof, während die letzte Runde infolge eines Mißver⸗ ſtändniſſes von Hanf⸗Köln gemonnen wurde. Das Endergebnis: 1. Drohten⸗Benninahof⸗Eſſen 38 Pkte.: 2. Matheis⸗Würtz⸗Mainz, 29.: 3. Müller. E. Müller.⸗Frankfurt 23 Punkte: 4. Hanſ⸗Schorn⸗Köln 19 Punkte: 5. Hahn⸗Heuer⸗Leipzig 19 Punkte. Die Rennen wickelten ſich flott ab, ſodaß die trotz der aroßen Hitze erſchienenen Zuſchauer auf ihre Rechnunz kamen. Athletik * Erfolge des Verein für Körperpflege von 1886. Den ſchönen Erfolgen der 2. Deutſchen Kampfſpiele in Köln, bei denen be⸗ kanntlich W. Reinfrank u. E. Mühlberger als die einzigen Kampf⸗ ſpielſieger von Mannheim hervorgingen, ſchließen ſich eine Reihe weiterer ſchöner Erfolge an, die der VfK. 86 durch die hervor⸗ ragenden Leiſtungen ſeiner Mitglieder beim nationalen Jubiläums⸗ wettſtreit am Samstag und Sonntag in Bruchſal unter ſtarker Konkurrenz erzielen konnte. Die vom Jubilar dem Athletikſport⸗ verein„Germania“ Bruchſal gut organiſterte Veranſtaltung brachte auch manche Ueberraſchung. Das Ergebnis, 5 erſte, 1 zweiter, 2 dritte, 1 vierter, 1 fünfter und 1 ſiebenter Preis, verteilt ſich wie folgt: Ringen, Halbſchwergewicht: 1. Herm. Scherle, mittlere Alterklaſſe: 1. Eugen Kientz, Aelteſtenklaſſe: 3. Hch. Küchler, Flie⸗ gengewicht: 4. E. Adam. Gewichtheben: Bantamgewicht: 2. Aug. Seckel, 3. Rud. Meier, Leichtgewicht: 1. Eug. Mühlberger, Fliegengewicht: 5. E. Adam, mittlere Altersklaſſe: 1. Eug. Kientz, Aelteſtenklaſſe: 1. Hch. Küchler. Hammerwerfen, Leichtge⸗ wicht: 7. F. Heß. Bexen *Vereinsboxkampf F. V Kaiſerslautern— Phönir Kaiſerslan⸗ tern:5. Papiergewicht. Löſſen., F. V.— Bauſch 2 Phönix Löſ⸗ ſen der beuere Techniker ſetzt ſeinem Geaner ſchwer zu, ſodaß Bauſch nicht viel zu beſtellen hat. Sieger Löſſen.— Bantamgewicht. Klein F. V.— Zopp, Phönir. Beide waren hart im Geben und Nehmen. Die drei Runden enden unentſchieden. Erſt die Zuſatzrunde brachte die Entſcheidung. Zopp ſiegte nach Punkten.— Federgewicht: Henn F. V.— Kuhn, Phönir. Auch hier brachte erſt die Zuſatzrunde die Ent⸗ ſcheidung— Leichtgewicht: Roth F. V.— Bauſch 1 Phönix. Die erſte Runde beſtand aus einer Serie von Schlägen. in denen Roth, der taubſtumm iſt. degen Bauſch nicht recht aufkommen konnte. Sieger — Welterg wicht. Wörrle F. B.— Braun Phönix. Wörrle Sieger nach Punkten.— Mittelgewicht: Hapversberger F. B.— Schäfer, Phönix. Der ſchönſte und intereſſanteſte Kampf des Tages. Da dre Kampf nicht entſchieden werden konnte. mußten zwei Zuſatzrunden ingefüct werden, die aber wiederum keine Entſcheidung brachten. Der Kampf endete daher unentſchieden. 5 Regeln *16. Deutſches Bundesfeſt. Das 16. Deutſche Bundeskegeln wurde geſtern abend mit einem alansroll verlaufenen Begrüßungs⸗ abend an dem unter Tauſenden von Keglern zahlreiche Ehrengäſte, unter ihnen Exzellenz Lewaldt. der Vorſitzende des Deutſchen Reichs ausſchuſſes für Leibesübungen teilnahm, eingeleitet. Bei ſtrahlend blauem Himmel führte ein Feſtzua. verbunden mit der Banner⸗ auffahrt des Deutſchen Keglerbundes. zehntauſend Teilnehmer in die einzigartige Feſthalle. Nach kurzer, herzlicher Bearüßung eröffnete der Bundesvorſitzende Paul Schluck das Feſt mit einer Kugel für das Deutſche Vaterland. Sofort darnach beagnnen die Kämpfe auf allen 59 nebeneinanderlie liegenden Bahnen. Die beſten Erabniſſe des 1. Tages ſind: Einzelmeiſter: Aſphalt: Hahn⸗Thalheim 563 Holz; Bohle: Protz⸗Mainz 721 Holz: Schere: Traue⸗Halberſtadt 674 Holz. Verbandsmeiſter: Aſphalt Kiel 1568 Holz. Amerika: Farrett⸗Newyork 2 mal 75 bei 8 Kugeln. Schliephake⸗Wernigerode 1 mal 75 bei 8 Kugeln. Proaramm. Das arößte Intereſſe war auf das 2⸗Stundenmann⸗ eeee Der Sailison-AusverkKauf Urerisfeheridder Spezielgeschffe für 5 Kna ndet vom Samstag. 24. Juli bis einscmerne Mittwoch, 4. August ret Gewaltige Preisermäßigung auf alle Artikel so daßſ es sich lohn, den Bedari für längere Zeit zu decken. Hosenmüller, H 3, Hr. kathen eemee anr II Mfiliddeit. U Oobr. Stern O 1, 8 wanen bobl. Rothschild, K 1, 1 danen Julius Simon, 8 5 J mle. Debr. Wronker, 8 J, K aanne I. Steinbach, 8 J, 2 wunn Reinhold Vetter,] 1, 8 wna Zendern u. 25 rleren von Sirickkleidern Westen, Mäntel, Pullover usw., ferner Au-U. Neusirigen v. 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Ztg.“: es wird jedoch nur eine Ansicht möglich sein: die zwingende Erkenninis, daß hier der rast- los strebenden deutschen Film- industtie wieder einmal ein filmisches Meisterwerk von allethöchsten Qualitäten ge- lungen ist. ein Bildwerk, dem über die Grenzen unsetes Va- terlandes hinaus volle Aner- kennung und höchstes Lob zu teil werden mußz. Alles in allem ein Fümwerk, das dem sich übeidies durch eine mustergültige Ventilation aus- gezeichneten Ahambra Licht- spielen trotz der gioßen Hitze ausverkaufte Häuser sichern wird. Das Hausorchester bietet, wie nicht andeis zu erwa ten, bei dem aus tiefem deutschen Emplinden s0 fecht wieder für das deutsche Gemũt ge- schatſenen Fum eine vorzüg- nuche Illustiation. im Winterl Die erstklassigen Pro- gramme, die muster- gültige Ventilation und die vorzügliche Haus- Kkapelle, die bei diesem Programm verstärkt! ist, gestalten den Be- such n der ALHAMRRA zu einer Erholung! Anfang .90,.30,.30 und.30 —