reeerrdeeen e —— * „„ R eee. Freitag, 30. Juli Sezugspreiſe: In Mannheim und Umgebung frei in⸗ Haus oder durch die Poſt monatlich.⸗M..50 ohne Beſtellgeld. Bei eventl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nachforderung vorbehalten. Poſtſcheckkonio Nr. 17590 Karlsruhe.— Hauptgeſchäftsſtelle E 6, 2.— Geichäfts⸗Nebenſtellen: R1, 4/6(Baſſermannhaus), Wald⸗ ſſtr. 6. Schwetzingerſtr. 24. Meerfeldſtr. 11.— Telegr.⸗ dreſſe: Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. zwölfmal. Fernſprech⸗Nr. 7941; 7942, 7943, 7944 u. 7945. WMittag⸗Ausgabe Mannheimer Heneral Anzeiger Beilagen: Sport und Spiel Aus Seit und Leben Mannheimer Frauen-Seitung. Unterhaltungs-Beilage. Aus der Welt der Cechnik. Wandern und Neiſen. Geſetz und Nech Preis 10 Pfennig 1926— Nr. 347 nzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung pro einſp. elend⸗ 12 Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. Reklam. —4.⸗M. 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Außerdem hat der Ausſchuß zur Durchführung der bereits grundſätzlich angenommenen Erhöhung der Entſchädigungen für die Parlamentarier mit 22 gegen 2 Stimmen einen Zuſatz⸗ kredit für die nächſten ſechs Monate des laufenden Jahres in Höhe von 6 900 000 Franken angenommen. Die Entſchädigung für die Abgeordneten wird demnach jährlich 45 000 Franken betragen.(Der brave Mann denkt, wenn er franzöſiſcher Parlamentarier iſt, an ſich ſelbſt— zuerſtl) Wachſender Peſſimismus In unterrichteten politiſchen Kreiſen wird das Ergebnis der geſtrigen Abſtimmung im Finanzausſchuß der Kammer als ein un⸗ günſtiges Zeichen für den weiteren Verlauf der Kammerberatungen angeſehen, da die große Mehrheit für Poincars im Schwunden begriffen zu ſein ſcheine. Der Aus⸗ ſchußbericht wird erſt heute offiziell veröffentlicht werden, ſodaß die Kammerberatungen erſt morgen beginnen werden. Es heißt jedoch, daß die Kammer heute nachmittag den Beſchluß auf ſofortige Er⸗ öffnung der Generaldebatte über die Regierungsvorlage faſſen wird. Der geſtern unter dem Vorſitz Doumergues zuſammengetretene Miniſterrat nahm den Vericht Poincarés über ſeine Verhandlungen mit dem Finanzausſchuß entgegen, ſowie den Bericht Briands über die außenpolitiſche Lage. Der Miniſterrat beſtätigte dann endgültig ie Aufhebung der Unterſtaatsſekretariate. Dazu wird uns noch von unſerem Pariſer Vertreter gedrahtet: 5 Das Ergebnis der Kommiſſionsberatungen fand eine S chwä⸗ chung der Regierungsmehrheit. Die Mehrheit ſetzte ſich aus Vertretern der Rechtsparteien und des Zentrums zuſammen. Die Radikalen und die Radikalſozialiſten ſchwenkten auf die ſozialiſtiſche Seite. Trotz ſeiner knappen Majorität, die der Steuerplan im Finanzausſchuß erhalten hat, iſt mit einem Vertrauensvotum im Plenum zu rechnen. Die Regierung will unbedingt eine Debatte über Zuſatzanträge vermeiden und wird daher am Freitag nachmittag oder am Samstag den Antrag ſtellen, daß Zuſatzanträge nicht geſtellt werden dürfen. Herriot, der das Kabinett Briand⸗Caillaux ſtürzte, weil Caillaux die Ein⸗ dringung von Zuſatzanträgen ablehnen wollte, ſtellte es Poincaré frei, der Kammer jede Initiative zur Abänderung oder Ergänzung s Regierungsprojekts zu verbieten. Aller Wahrſcheinlichkeit nach wird ſich eine Mehrheit finden, die bereit iſt, das Parlament um ſeine Rechte zu verkürzen und die Einbringung von Zuſatzanträgen s unzuläſſig zu erklären. Poincaré könnte dann in einer Art eindebatte ſeinen Plan durchbringen. Die Linksparteien werden bei der Abſtimmung über das Verbot don Zuſatzanträgen zum Teil gegen das Kabinett ſtimmen und ihr otum begründen. Die Folge dürfte ſein, daß die Mehrheit abbröckelt und das Sleuerprojekt mit knapper Nok zur Annahme gelangen wird. Biufriedene Geſichter ſieht man in der Kammer nicht. Die Rechtsparteien ſind entſetzt über Poincarés Steuerforderungen, die angeblich elf Milliarden Papierfranken herbeibringen ſollen. Bei den Linksrepublikanern fängt es an zu dämmern, aber die Situation wird von ihnen als zu gefährlich beurteilt, als daß ſie ſich zu einem ißtrauensvotum entſchließen können. Stimmenthaltung aus wahl⸗ taktiſchen Gründen ſcheint ihnen noch der einzige Weg aus der Sack⸗ gaſſe, in die ſie Poincars geführt hat. Poincarés Freunde lanzieren das Gerücht, daß der Miniſter⸗ bräſident irgend welche Andeutungen über ſeinen großen Sanie⸗ cungsplan in der Kammerſitzung machen werde. Es wird wieder einmal von einer Verpachtung zweier Monopole gemunkelt, das iſt das von der Linkspartei oft zurückgewieſene Projekt. Meran am mit dieſer Idee zum Vorſchein, als er im Vorjahre ſeine national⸗republikaniſche Liga gründete. Die Verpachtung von Mo⸗ polen wäre natürlich ein glänzendes Geſchäft für die hinter der Rechtspartei ſtehenden Finanz⸗ und Induſtriekreiſe. In der Re⸗ gierungspreſſe wird die Verbreitung von allerlei optimiſtiſchen Ge⸗ rüchten fortgeſetzt. 8 Der abermalige Frankenfall wird auf die ſonderbarſte und drolligſte Art erklärt. Bald ſind 5s die Induſtriellen, die Deviſen benötigen, bald ſind es die der ank von Frankreich naheſtehenden Gruppen in London und New⸗ bork. welche Pfunde und Dollars kaufen, wodurch der Franken ge⸗ ſchwächt wird. A Das Vertrauen im Publikum iſt dem Nullpunkt nahe an den Bankſchaltern herrſcht wieder ſtarker Andrang. Die Jagd ſer Deviſen iſt in vollem Gange. Aus der Provinz kommen maf⸗ enhaft Aufträge zum Ankauf fremder Effekten. Die Steuern Mrancares verurſachen in induſtriellen Kreiſen große Beſtürzung. macht ſich auf eine Verringerung des Exports und uſte Schwierigkeiten in der Lohnpolitik gefaßt bri Mehrere Deputierte der Rechten werden Steueranträge ein⸗ lanben, die den Zweck verfolgen, den in Frankreich lebenden Aus⸗ andern erhöhte Belaſtungen aufzuerlegen. Ein Deputierter macht den kurioſen Vorſchlag, daß Ausländer eine entſprechende Anzahl von Schatzbonds übernehmen müſſen. Ein anderer Depu⸗ tierter wünſcht die Zahlung einer Taxe von 200 Franken. Jeder Fremde, der Frankreich beſucht, ſoll an der Grenze dieſen Betrag leiſten. Obwohl internationale Beſtimmungen eine derartige Aus⸗ nahme der Fremden nicht zulaſſen, glaubt der Antragſteller, daß Poincaré juriſtiſche Wege finden werde, um auch noch Fremden⸗ ſteuern durchzuführen. fteine Vermögensbelaſtung yParis, 30. Juli.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Die heu⸗ tige Morgenpreſſe veröffentlicht ein Dementi Poincarés, dahinlautend, daß der Finanzminiſter nicht die Abſicht habe, eine Vermögensbelaſtung einzuführen. Poincars läßt erklären, daß bis auf weiteres das Vermögen nicht angetaſtet werden ſoll, und bezeichnet alle Gerüchte, die etwas anderes ſagen, als tendenziös und dazu beſtimmt, die beſitzenden Klaſſen zu beunruhigen. Die geſtrige Kommiſſionsſitzung hätte übrigens beinahe zu einer Nieder⸗ lage der Regierung geführt. Einige Morgenblätter teilen nämlich mit, daß 8 Radikalſozialiſten bei der Schlußabſtimmung des Finanz⸗ ausſchuſſes abweſend waren. Dieſe Politiker konnten, da ſie ſich in Beſprechungen mit ihren Fraktionen befanden, dem Schlußvotum nicht beiwohnen und ließen nachher mitteilen, daß ſie auf alle Fälle gegen die Projekte Poincarés geſtimmt hätten. Aus der ziffern mäßigen Zuſammeneſtllung würde ſich ergeben, daß im Falle der Beteiligung der abweſenden linksſtehenden Deputierten an der Schlußabſtimmung Poincars geſchlagen worden wäre und zwar mit 21 gegen 19 Stimmen. In der„Ere Nouvelle“, die bisher Poincars freundlich geſinnt zu ſein ſchien, wird ein ſcharfer Angriff auf den Finanzminiſter gerichtet. Das Blatt ſchreibt:„Caillaux legte wenigſtens⸗ein Pro⸗ gramm vor. Vielleicht irrte er ſich, aber er marſchkerte vorwärts. Poincars geht aber zurück. Er kommt mit veralteten und falſchen Ideen und mit perſönlichen Plänen. Damit wird Poincaré nicht weitkommen.“ Der„Figaro“, deſſen Chefredakteur den maß⸗ gebenden induſtriellen Kreiſen Frankreichs ſehr naheſteht, veröffent⸗ licht gleichfalls einen heftigen Vorwurf gegen den Finanzminiſter, hofft aber, daß Poincaré Mittel und Wege finden werde, die fran⸗ zöſiſche Induſtrie vor dem Zuſammenbruch und ihrem derzeitigen Druck zu retten. Paris legt Wert auf die Fremden Der Pariſer Polizeipräſident hat die Pariſer Vertreter der ausländiſchen Preſſe empfangen und darauf hinge⸗ wieſen, daß die in letzter Zeit vorgekommenen Beläſtigungen von Fremden auf eine nervöſe Stimmung zurückzuführen ſeien, die durch den Ernſt der Finanzlage und die ſtändige Erhöhung der hauptſäch⸗ lichſten Lebensmittelpreiſe ſich erklären. Der Polizeipräfekt führte ſodann aus, daß die Pariſer Bevölkerung in ihrer übergroßen Mehr⸗ heit dieſen Auswüchſen ablehnend gegenüberſtehe und ebenſo wie die Polizei nicht zulaſſen werde daß ſie ſich erneuern. Zum Schluß bat der Präſident die Vertreter der ausländiſchen Preſſe, in ihrer Heimat darauf hinzuweiſen, daß die Touriſten in voller Sicherheit die fran⸗ zöſiſche Hauptſtadt aufſuchen könnten, in der ſie die herzlichſte Gaſt⸗ freundſchaft finden würden. die franzöſiſch⸗belgiſchen Währungeve handlungen Geſtern begannen die franzöſiſch⸗belgiſchen Währungsverhand⸗ lungen, an denen auf franzöſiſcher Seite Briand und Poincaré und auf belgiſcher Seite Francqud und Vandervelde teil⸗ nehmen. Der angekündigte königliche Erlaß über die Fremdenſteuer in Belgien iſt erſchienen. Danach werden an Abgaben erhoben: 20 Progent vom Preis der Hotelzimmer, 15 Prozent vom Preis der vollſtändigen Penſion und 10 Franken täglich für ein Auto. Der Vorſitzende des Hotelierverbandes hat ein Schreiben an den König, in dem er auf die kataſtrophalen Folgen der Steuer hinweiſt und anderweitige Vorſchläge macht, gerichtet. 2* Ausſchreikungen in Brüſſel yVParis, 30. Juli.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Aus Brüſſel wird berichtet: In den letzten Tagen fanden auf dem Vie h⸗ markt von Cureghem in Brüſſel Schlägereien zwiſchen belgiſchen Metzgern und holländiſchen und deutſchen Viehaufkäufern ſtatt. Geſtern kam es zu beſonders ſchweren Ausſchreitungen der Belgier gegen die anweſenden deutſchen und holländiſchen Händler. Dabei wurde ein Deutſcher namens Gottſchalk erheblich verletzt. Die belgiſchen Metzger proteſtieren gegen die Ausfuhr des Viehes und haben ſogar mit Hilfe der Bevölkerung verhindert, daß Viehwagen weiterbefördert werden. Der Ausſchuß der belgiſchen Metzgerver⸗ einigungen proteſtierte beim Innenminiſter gegen die Ausfuhr von belgiſchem Vieh. die Reparatſonelieferungsverträge Zahl und Werkt der im Juni mit Frankreich abgeſchloſ⸗ ſenen Verträge auf Reparationslieferungen außer Kohle⸗ und Farb⸗ ſtofflieferungen, ſind nicht unbedeutend höher als im Vormonat. Insgeſamt wurden 225 Verträge im Werte von 15.9 Millionen Reichsmark genehmigt. Damit erhöht ſich für Frankreich der Wert der ſeit dem Inkrafttreten des Dawesplanes abgeſchloſſenen Ver⸗ träge dieſer Art auf insgeſamt 277,5 Millionen Reichsmark. Die Anzahl der genehmigten belgiſchen Verträge hat ſich auf der Höhe des Vormonats gehalten. Dabei iſt indeſſen zu berück⸗ ſichtigen, daß ſich unter den 53 genehmiaten Verträgen 14 Zuſatz⸗ verträge und 7 Annullierverträge befinden. Nach Abzuag der An⸗ nullierungen ſtellt ſich im Berichtsmonat der Wert der genehmigten Verträge auf 1,6 Millionen Reichsmark, der Geſamtwert der ſeit dem Inkrafttreten des Dawesplanes genehmigten Verträge auf 62 Millionen Reichsmark. Italien und Frankreich (Von unſerem römiſchen Vertreter.) Seit langem hat die italieniſche Oeffentlichkeit kein ſo lebhaftes, ja leidenſchaftliches Intereſſe für Ereigniſſe, die ſich außerhalb des Landes begeben, an den Tag gelegt, wie in dieſen Wochen der Hoch⸗ ſpannung in Paris. Vom Schuhputzer angefangen, weiß in dieſem, durch die letzten Jahren intenſiven politiſchen Erlebens noch ſtärker als bisher politiſierten Volk, jeder, wirklich jeder, wer Herriot, Caillaux und Briand ſind; und ſelbſtverſtändlich wird mit dem nicht geſpart, was man bei uns„Biertiſch⸗Politik“ nennen würde und was hier zu Lande meiſt mit dem nachmittäglichen„café eſpreſſo“ zuſammenhängt Dabei weiß man ſelbſt im hinterſten Kalabrien oder im inner⸗ ſten Sardinien, daß es ſich bei den Vorgängen in Paris nicht um etwas handelt, was lediglich einem„Geſpräch an Sonn⸗ ud Feier⸗ tagen“ dienen darf. Man weiß, daß dieſe franzöſiſche Kriſe euro⸗ päiſche Kriſe iſt; und daß zwiſchen den franzöſiſchen und den italie⸗ niſchen Zuſtänden Parallelen mannigfacher Art zu finden ſind. Und gerade dieſe Parallelen— die faſziſtiſche Preſſe hat die Nation auf dem Gebiet hiſtoriſch⸗politiſcher Spekulation geradezu geſchult— ſind heute außerordentlich beliebt. Ich ſprach vorhin vom Schuhputzer... Es ſei mir erlaubt, dieſen Schuhputzer noch einmal zu erwähnen. Und zwar deswegen, weil er als getreues Echo deſſen, was er in ſeinem faſziſtiſchen Leib⸗ blatt geleſen hatte, vielleicht am deutlichſten, am offenſten ausdrückte, was hier ſo als„öffentliche Meinung“ kurſiert. Das Kabinett Her⸗ riot war gefallen.„Habe ichs Ihnen nicht ſchon geſtern geſagtl“, meinte mein Mann. Er hatte geſtern nichts geſagt.„Ja, ja, der Parlamentarismus! Da haben wir doch in Italien, Gott Lob, andere, beſſere Zuſtände! Allerdings... Die Lira fällt auch. Wer iſt aber daran ſchuld? Der Franken! Und wer verſchuldet den Frankenſturz? Der Parlamentarismus! Aber ſchließlich haben wir nur zu gewinnen dabei: wirtſchaftlich und militäriſch. Frankreich wird ſchwach. Und ſo werden wir wieder von Tunis und Corſika und Nizza ſprechen. Uns kann der Parlamentarismus in Frankreich nur willkommen ſein So ſprach der Schuhputze.. Ir Italien ſind die Schuhputzer⸗kHlug und-gebildet. Sie beten alles nach, was im Leibblatt ſteht. Und wenn das Leibblatt, wie faſt immer, faſziſtiſch iſt, ſo kann man auch von den Schuhputzern die offizielle Meinung erfahren. Hatte der Mann wirklich ganz Unrecht? Ich glaube nicht! Das franzöſiſche Problem hat für Italien drei Seiten: die wirtſchaft⸗ liche, die innenpolitiſche und die außenpolitiſche. Und alle drei Sei⸗ ten ſind in der italieniſchen Preſſe in dieſen Tagen mit Leidenſchaft erörtert worden. Was die Volkswirtſchaftler auch dazu ſagen mögen: in Italien iſt man der Meinung, daß das dauernde Sinken der Lira eine Folge des Frankenſturzes iſt. Man glaubt, daß die lateiniſchen Währun⸗ gen durch ein geheimnisvolles Schickſalsband mit einander verbunden ſind. So verfolgt man mit Spannung die Maßnahmen, die Frank⸗ reich zur Stützung ſeiner Währung ergreift oder plant. Allerdings ſteht man den Pariſer Plänen und Sachverſtändigen⸗Gutachten ſkep⸗ tiſch gegenüber. Die nahmhafteſten Finanzfachleute Italiens haben in letzter Zeit in der Preſſe den aroßen Plan beurteilt. So ſchreibt 3. B. P. dalla Volta in der florentiniſchen„Nazione“:„Ohne auf techniſche Einzelheiten einzugehen, muß doch bemerkt werden, daß das Komitee der Experten in Wirklichkeit, die Entwertung des Fran⸗ kens in einem beſtimmten Maße will. Trotzdem ſagt das Komitee eine Kriſe mit verſchiedenen Folgen voraus. Und da kommt uns unwillkürlich eine Frage. Wenn die Stabiliſierung zu einem be⸗ ſtimmten Kurs— oder, mit anderen Worten, die Entwertung des Franken— das Land nicht vor einer ſchweren wirtſchaftlichen Kriſe rettet, wo liegt denn dann der Wert der ganzen Operation? Der Plan der franzöſiſchen Experten läßt uns voller Zweifel über ſeine praktiſche Durchführbarkeit.“ Neben dieſen mehr oder minder theoretiſchen Sorgen, gehen die Sorgen der Induſtriellen und Kaufleute her. Was hilft es ihnen, daß die Lira weiter gefallen iſt, daß ſich die Export⸗ prämie bis zu einem gewiſſen Grade hoch halten läßt. Der Frane geht voran und die franzöſche Konkurrenz iſt weiter ſcharf. Ein typiſches Beiſpiel: ſelbſt auf dem Inlandmarkt müſſen die Preiſe niedrig gehalten werden, um den Konkurrenzkampf beſtehen zu dön⸗ nen. Die bekannte Automobilfabrik Fiat, die unter der Konkur⸗ renz einer großen franzöſiſchen Kleinwagen⸗Firma ſchwer zu leiden hat, hat ihre Preiſe noch nicht erhöht. Dieſe Preiſe ruhen noch immer auf einem Kurs von 1 Dollar gleich 23,50 Lir, während an der Börſe der Dollarkurs 31—32 beträgt. Italien iſt eben noch keineswegs au; Inflation eingeſtellt. Die Inlandspreiſe ſteigen un⸗ verhältnismäßig langſam. Allerdings hat die Aufwärtsbewegung der Löhne und Gehälter auch noch nicht begonnen. Wie das faſziſtiſche Italien innerpolitiſch zur franzöſiſchen Kriſe ſteht, iſt allbekannt. Und auch die Nutzanwendung: der Parlamen⸗ tarismus iſt tot, es lebe der Faſzismus! Man neigt in ————— — 2. Seite. Nr. 347 Neue Manuheimer Zenung(minag ⸗Ausgabe Freitag, den 30. Juli 1928 Stalien dazu, die politiſchen Faktoren zu überſchätzen und die wirt⸗ ſchaftlichen zu unterſchätzen. Italien iſt wirtſchaftlich zu ſehr Neuland, als daß es bereits ein nationalökonomiſches Volksbewußtſein oder zumindeſt volkswirtſchaftliches Denken gelernt haben könne. Und ſo mißt vor allem die faſziſtiſche Preſſe zweiten Ranges, d. h. die nicht unmittelbar inſpirierte große römiſche und oberitalieniſche Preſſe, gewiſſen untergeordneten politiſchen Erſcheinungen in Frank⸗ reich viel zu große Bedeutung bei. Die Manifeſtationen der Roya⸗ liſten und Seine⸗Faſziſten werden in großer Aufmachung veröffent⸗ licht und der Mann in der Provinz könnte an eine baldige Diktatur in Frankreich glauben. Das große Konzentrationskabinett unter Poincaré hat ebenfalls eine geteilte Aufnahme gefunden. Zumal Briand, der Exponent des Locarno⸗Geiſtes, in Italien nicht beliebt iſt. Auch Poincarc, ſo ſagt die faſziſtiſche Preſſe, ſei im Grund ſeince Seele Parlamentarier. Sein Nationalismus ſei nicht der Nationa⸗ lismus des franzöſiſchen Volkes, der franzöſiſchen Verwundeten und Kriegsteilnehmer. Nur der Geiſt der Frontkämpfer könne Frank⸗ reich retten, wie er Italien gerettet habe. Man verſteht hier gut, daß das neue Kabinett in der deutſchen Preſſe keine ſehr freudige Aufnahme gefunden hat. Es iſt das alte Bild: mit einem ſreudigen Auge begrüßt man drüben den Geſinnungsgenoſſen und mit dem anderen, feuchten Auge ſieht man den Nationalismus auch in der benachbarten Nation wieder die Zügel ergreifen. Und damit kämen wir zur außerpolitiſchen Seite des Problems. Auf dieſem Gebiet wird am wenigſten geſchrieben und geſprochen und am meiſten gedacht. Die unleugbare Schwächung Frankreichs wird hier mit kaum verſtecktem Intereſſe verfolgt und in manchen Köpfen mag der Traum von weſtlichen Eroberungen lebendiger wer⸗ den. Aber das ſind natürlich einſtweilen nur Gedanken... Italien kennt in dieſem Augenblick nur eine Sorge: die Lirg.„La battaglia economica“, die Muſſoliniſche„Wirtſchaftsſchlacht“, wird mit allen nur erdenklichen Mitteln, propagandiſtiſchen, rhetoriſchen, praktiſchen und theoretiſchen Mitteln geführt. Und die eigene Not hat diesmal gelehrt, den alten Satz, von dem, der im Glaskaſten ſitzt, zu beher⸗ zigen. Die eigene Not hat das ſonſt nur ſkeptiſche und nur ironiſche Italien dazu gebracht, das neue große Unglück der„lateiniſchen Schweſter mit mehr Teilnahme und herzlicherem Mitleid zu be⸗ trachten, als das bei anderen Gelegenheiten der Fall war. die franzöſiſchen Rheinmansver EBerlin, 30. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Wegen des außerordentlichen Umfanges der diesjährigen fran⸗ zöſiſchen Rheinmanöver hat das Miniſterium für die beſetzten Ge⸗ biete Verhandlungen mit der Rheinlandkommiſſion eingeleitet, um für Deutſchland eine Minderung der Koſten zu erreichen. Man be⸗ fürchtet auf deutſcher Seite vor allen Dingen, bei dem Charakter der Manöver ausgedehnten Flurſchaden. Die Franzoſen be⸗ abſichtigen nämlich in ganz beſonderem Maße Flugzeuge zum Bombenabwerfen, Tankgeſchwader und ähnliche Vernich⸗ tungswaffen bei den diesjährigen Manövern einzuſetzen. Man gibt ſich in Berlin der Hoffnung hin, daß eine Herabſetzung der deutſchen Laſten, die nach dem Okkupationsleiſtungsgeſetz dem Reich zufallen, erzielt werden kann. Beſatzungsabzug gegen Garanlien Die in Brüſſel erſcheinende ſozialdemokratiſche Zeitung „Peuple“ veröffentlicht aus der Feder des Senators und Völker⸗ bundsdelegierten de Brouequere einen beachtenswerten Artikel über die Bedingungen, unter denen der Abmarſch der noch in Deutſchland befindlichen Beſatzungstruppen erfolgen könnte. De Broucquere gibt zu, daß durch eine ſoförtige A ufhebung der koſtſpieligen Beſatzung die innerpolitiſche Lage Deutſchlands ge⸗ beſſert und die diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen Brüſſel und Berlin erſprießlicher geſtaltet würden. Die Räumung der deutſchen Gebiete wäre vom belgiſchen Standpunkt aus eigentlich leicht durch⸗ zuführen, ſofern man Belgien genügende Sicherheitsgarantien gebe. Könnte man nicht in Form einer für beide Teile verbindlichen Rüſtungskontrolle gegenſeitige Sicherheitsgarantien finden, die die unvollſtändigen Beſtimmungen des Verſailler Vertrages zu ergänzen hätten? Wie der Brüſſeler Korreſpondent der„D..“ hierzu erfährt, Iepi dieſer Artikel die Meinung des Auswärtigen Amtes und des diplomatiſchen Ausſchuſſes in Brüſſel wieder, dem de Broucquere als Mitglied angehört. Der Korreſpondent ſagt weiter, daß „Peuple“ den Aufſatz nicht veröffentlicht habe, damit er als Verſuchs⸗ ballon diene, ſondern um zu zeigen, daß ſich die belgiſche Regierung, deren amtliches Sprachorgan das Blatt iſt, bemühe, die leidige Be⸗ ſatzungsfrage ſo raſch als möglich einer befriedigenden Löſung ent⸗ gegenzuführen. Da das belgiſche Kabinett nach halbamtlichen Meldungen Wert auf eine deutſche Finanzhilfe legt zur Löſung des Währungs⸗ 1 ſo könnte der Wunſch, Deutſchland enkgegenzukommen, urchaus begreiflich erſcheinen. KRlalſch oder phantaſie: 8 London, 30. Juli.(Von unſerem Londoner Vertreter.) In hie⸗ Jeen diplomatiſchen Kreiſen ſind Gerüchte verbreitet, denen zufolge er deutſche Botſchafter Dr. Sthamer dem Wunſche Ausdruck gegeben haben ſoll, ſeinen Poſten in baldigſter Zeit zu verlaſſen. Dem ſozialiſtiſchen„Daily Herald“ nach richtete Dr. Sthamer bereits vor ſechs Monaten nach Berlin das Geſuch, den Rücktritt nehmen können. Es wurde ihm hierauf geantwortet, er möge noch einige onate bleiben, bis eine paſſende Perſönlichkeit zu ſeinem Nach⸗ folger beſtimmtt würde. Damals dachte, ſo ſchreibt der„Daily Herald“, die deutſche Regierung an den Grafen Bernſtorff, doch die wiſchenfälle, deren Gegenſtand der frühere deutſche Votſchafter in ſhington während ſeines Aufenthaltes in London war, ver⸗ anlaßten die Regierung, von dem urſprünglichen Plan abzukommen. Auch im Foreign Office, ſo betont das ſozialiſtiſche Blatt, hätte man es lieber, wenn eine durch die Vorkriegszeit unbelaſtete deutſche Perfönlichkeit den Botſchafterpoſten in London erhalten würde. Nach Anfrage bei der deutſchen Botſchaft wurde mitgeteilt, daß man ſich dort die Veröffentlichung des„Dailn Herald“ nicht erklären kann. Es ſcheint ſich hier um eine den Tatſachen vollkommen wider⸗ ſprechende Mitteilung des ſozialiſtiſchen Blattes zu handeln. der proteſt Abeſſyniens gen den engliſch⸗italieniſchen Handelsvertrag erregt in London Karte, Auffehen. Die„Morningpoſt“ ſchreibt, es wäre doch an⸗ nehm, daß endlich über dieſen Vertrag das Forum des Völker⸗ undes entſcheiden würde. Dieſe Meinung des hochkonſervativen Blattes iſt mit Vorſicht zu genießen, denn ſie ſtimmt. mit der Meinung diplomatiſcher Kreiſe nicht überein. Es iſt nämlich be⸗ kannt, daß zwiſchen Abeſſynien und England vor dem Abſchluß des Handelsvertrages mit Italien längere Verhandlungen ſtatt⸗ anden. Die abeſſyniſche Regierung lehnte jedoch die engliſchen Vor⸗ chläge ab und nachher verſtändigte ſich die britiſche Regierung mit talien. Dieſe Vorſchläge dürften in Genf zur Debatte kommen und ein merkwürdiges Licht auf die Vorgänge verbreiten, die ſich vor dem Zuſtandekommen des engliſch⸗italieniſchen Geheimver⸗ trages abſpielten. Außerdem erhebt man in politiſchen Kreiſen den Vorwurf gegen die Regierung, daß ſie die Verhanlungen mit Italien ſtreng geheim führte. Die Liberale Partei wird am kommenden Monkag im Unterhaus darüber interpellieren. Die„Mor⸗ ſucht wie gewöhnlich nach der Macht, die ſich hinter Abeſſynien verſteckt hat, um dieſes Land gegen England und Italien nufzuputſchen. Das Blatt bezeichnet u. a. Deutſchland(natürlichl) und Rußland als Komplizen Abeſſyniens. polen und Litauen Gerüchte und Takkik JBerlin, 30. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Seit einigen Tagen dringen an die Heffentlichkeit beunruhige nde Ge⸗ rüchte, die von militäriſchen Rüſtungen Polens gegen Li⸗ tauen zu melden wiſſen. Der Alarmruf geht von Moskau aus und findet in einem Teil der Verliner Rechtspreſſe ſcharfe Be⸗ achtung. Es heißt, Pilſudski plane einen Ueberfall auf Litauen und zwar in Uebereinkunft mit den anderen Randſtaaten. Es hätte ſogar zu dieſem Zweck bereits eine gemeinſame militäriſche Konferenz ſtattgefunden, ja es ſollen ſogar bereits Truppen⸗ konzentrationen an der Grenze beobachtet worden ſein. Man weiſt darauf hin, daß Pilſusdki der Urheber des Handſtreiches auf Wilna war und äußert den Verdacht, daß die ſenſationelle Aufmachung der angeblichen Entdeckung von Spionage in Polen darauf hinziele, die Aufmerkſamkeit von den polniſchen Rüſtungen gegen Litauen fernzuhalten. Demgegenüber wird indes auf der anderen Seite ins Feld ge⸗ führt, daß Polens geſpannte innere Lage derartige außen⸗ politiſche Eroberungspläne, wenigſtens für abſehbare Zeit nicht zulaſſe. Daß gerade von der Sowjetregierung ein ſo lautes War⸗ nungsgeſchrei erhoben wird, in das die„Rote Fahne“ und die übrige kommuniſtſche Preſſe Deutſchlands mit aller Kraft einſtimmt, läßt auf jeden Fall Vorſicht am Platze erſcheinen. Der„Vorwärts“ iſt der Meinung, daß der ſowjetiſtiſche Lärm nur ein Ablen⸗ kungsmanöver ſei, um die ſtark erſchütterte Einigkeit im Ar, Zinsaneel id. 7T. —————— ee ee 7 F.&Sd. ¹e .nnmt, 2 Zil 55* e . Heuoſeſin 1 ·Auho *2 2 c ele 2˙2 oſhne/ 0 D — Arnon + guslenn * 75 8 1 AVIEU Lande auf dieſe freilich nicht eben originelle Art wiederherzuſtellen. Außerdem verfolge dieſe Aktion noch den diplomatiſchen Zweck, die nach dem Abſchluß des Berliner Vertrags neu an⸗ geſponnenen Paktverhandlungen mit Kowno und Helſingfors da⸗ durch vorwärts zu treiben, daß man das polniſche Schreckgeſpenſt an die Wand male. Dieſe Interpretation des ſozialdemokratiſchen Hauptorgans wird man nicht ſo ohne weiteres von der Hand weiſen dürfen. Der War⸗ ſchauer Korreſpondent der„Voſſ. Ztg.“ bezeichnet die Gerüchte über Pilſudskis Kriegsabſichten als Unſinn. Polen wolle den Frieden, ſei es auch nur, weil es ihn dringend brauche für die Periode der Sanierung und Konſolidierung. Von einer akuten Gefahr will denn auch der frühere litauiſche Kriegsminiſter nichts wiſſen. Er ſchildert in ſeinem Bericht die Lage als geſpannt, aber keineswegs in dem Maße, wie die zahlreichen Gerüchte und Nachrichten be⸗ haupten. Nach unſerer Kenntnis iſt es übrigens ganzausgeſchl oſſen, daß die Letten und die Eſten oder gar die Finnländer mit Polen eine gemeinſame Sache bei einem Angriffskrieg machen könnten. Dazu ſind auch ſchon die innerlichen Gegenſätze, namentlich zwiſchen Polen und Lettland und Polen und Finnland zu ſtark. Rußland fordert Sicherheiken von Polen Das„Hamburger Fremdenblatt“ meldet über Kopenhagen aus Moskau, Tſchitſcherin habe während ſeines letzten Geſpräches mit dem polniſchen Geſandten in Moskau darauf aufmerkſam ge⸗ macht, daß die polniſchen Regierungserklärungen, Polen habe keine aggreſſiven Tendenzen oder Abſichten irgendwelcher Art, die Sowet⸗ union keineswegs befriedigen. Anlüßlich der Truppen⸗ konzentrationen, die Polen zur Zeit an der polniſch⸗litauiſchen Grenze vornehme, ſehe die Moskauer Regierung ſich gezwungen, eine Verſicherung der polniſchen Regierung darüber, daß Polen kein litauiſches Gebiet annektieren wolle, zu verlangen. Unter allen Umſtänden müſſe die Sowjetregierung Sicherheiten dafür fordern, daß Polen keinen militäriſchen Konflikt an der ruſſiſch⸗polniſchen Grenze hervorrrufe. Von unterrichteter Seite verlautet aus Moskau, daß die Sowfet⸗ regierung Befehl erteilt habe, daß die Grenztruppen, die in Weiß⸗ rußland und der Ukraine aufmarſchieren, um an den großen Manö⸗ vern teilzunehmen, zur ſchleunigen Konzentration bereitgehalten werden. Pilſudskis Kriegsſpiel Am Mittwoch hat Morſchall Pilſudſki mit den Offizieren de⸗ großen Generalſtabes den ganzen Tag über bis ſpät in die Nacht auf Schloß Belvedere ſein Kriegsſpiel fortgeſetzt, das be⸗ reits vor Wochen begonnen wurde. dieſem Kriegsſpiel will Pilſudſki und ſeine Generale, wie amtlich hierzu bekannt wird, die Fähigkeiten der Generalſtabsoffiziere kennen lernen. Serbiſch⸗bulgariſche Srenzzwiſchenfälle § London, 30. Juli.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Aus Belgrad werden ernſte Zwiſchenfälle mit bulgariſchen Banden gemeldet, die ſich im Kampf mit der ſüdflawiſchen Gen⸗ darmerie befinden. Die Belgrader Regierung erhebt Klage darüber, daß Arſenale des bulgariſchen Kriegsminiſteriums den Banden⸗ führern Material und Waffen liefern und daß außerdem zahlreiche bulgariſche Beamte und Militärperſonen den geheimen Verbänden, die gegen Jugoſlawien eine feindſelige Politik führen, angeſchloſſen ſind. Es kam zu Zwiſchenfällen bei Ueskueb, wo die bulgariſchen Banden zurückgeſchlagen wurden. An anderen Sballen der ſüd⸗ ſlawiſch⸗bulgariſchen Grenze erlitt die Gendarmerie eine Schlappe. Die Belgrader Regierung bereitet nun einen Hroteſt vor, den ſie geſtützt auf die kleine Entente in Genf vorbringen wird. Sie wird beankragen, daß die für Bulgarien beſtimmte Anleihe von 2½ Millionen nicht 5 der Sofioter Regierung bewilligt wird, als bis die Bandenumtriebe aufgehört haben. Proteſt gegen die„Potemkin“-Freigabe Berlin, 30. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Wie eine hieſige Nachrichtenſtelle mitteilt, wird nach der erfolgten Freigabe der Potemkin⸗Films in der neuen Faſſung die thüring. Re⸗ gierung erneut ein Verbot des Films verlangen und ſich insbe⸗ ſondere gegen die Zulaſſung Jugendlicher zu den Vorſtellungen wenden. die Lage der Reichspoſt Allſeikiger Rückgang In der geſtrigen Verwaltungsratsſitzung der Relchepoſt kam auch die Lage der Reichspoſt im Juni zur Sprache. Während der Briefverkehr ſich auf der Höhe des Vormonats gehalten hat, iſt auf faſt allen Gebieten ein Rückgang zu verzeichnen, ſo beſonders im Telegraphenverkehr, im Paket⸗ und Poſtanweiſungsverkehr und auch im Rundfunkverkehr. Die Finanzlage der deutſchen Reichspoſt iſt auch weiterhin geſpannt, was auf die ungünſtige allgemeine Wirtſchaftslage zurückzuführen iſt. Auch die Reichspoſt wird außer⸗ gewöhnliche Maßnahmen zur Arbeitsbeſchaffung, die wie bekannt, durch eine Inlandsanleihe in Höhe von 80 Millionen Mark finanziert werden ſollen. Vom Verwaltungsrat wurde die Vorlage genehmigt. Srentano gegen Wirth Lujo Brentano meldet ſich heute gegen den Wirthſchen Aufruf im„B..“ zu Wort. Der mehr als 80 Jährige vermißt bei dem beinahe um die Hälfte Jüngeren, nicht ganz zu Unrecht, die ge⸗ dankliche Klarheit. Das Programm Wirths hätte weder auf dem Gebiet der Schule noch auf dem der Sozialpolitik die Ver⸗ ſtändigung gepredigt. In dieſem Zuſammenhang macht der Neſtor der deutſchen Nationalökonomie ein paar ſehr kluge und tapfere Bemerkungen über die Natur des deutſchen Liberalismus und deſſen Mängel. Der kontinentale Liberalismus, bemerkt Lujo Brentano mit Recht, unterſcheidet ſich in einem weſentlichen⸗Punkte von Eng⸗ land, deſſen Grundprinzip die perſönliche Freiheit des einzelnen iſt, dieſer kontinentale Liberalismus aber, von Frankreich und Belgien nach Deutſchland bezogen, iſt eine Tyrannei inſofern er ſich nicht ſcheut, was er für recht hält, andern aufzuoktroieren. Er führt das Wort Friedrichs des Großen, jeden auf ſeine Faſſon ſelig werden zu laſſen, zwar im Munde. Wie wenig er aber von der Maxime erfüllt iſt, hat er während des Kulturkampfes gezeigt. Was Lujo Brentano hier vom Liberalismus ſagt, gilt ebenſo, wenn nicht noch in verſtärktem Maße, für die Demokratie und Sozialdemokratie. ce aeeeeeeenenernen, Badiſche Politik Nus dem Lanòdtag In der geſtrigen Nachmittagsſitzung nahm der Landtag zunächſt in erſter und zweiter Leſung mit allen gegen drei kommuniſtiſchen Stimmen den Geſetzentwurf zur Aenderung der badiſchen Ge⸗ meindeordnung und den Geſetzentwurf über eine dritte Aende⸗ rung des Landtagswahlgeſetzes an. Durch dieſe Aende⸗ rungen bezw. Ergänzungen wird als am der Ausübung des Wahl⸗ rechts behindert bezeichnet, wer wegen Geiſteskrankheit oder Geiſtes⸗ in einer Heil⸗ oder Pflegeanſtalt untergebracht iſt, ferner nterſuchungsgefangene ſowie Perſonen, die infolge gerichtlicher oder polizeilicher Anordnung in Verwahrung gehalten werden. Aus⸗ genommen ſind Perſonen, die ſich aus politiſchen Gründen in Schutz⸗ haft befinden. Die beiden Geſetzentwürfe wurden als dringlich er⸗ klärt. Hierauf holte der Präſident die Abſtimmung über den ganzen Voranſchlag des Miniſteriums des Innern nach, der mit allen gegen kommuniſtiſche Stimmen bei 10 Enthaltungen der Bürgerlichen Vereinigung angenommen wurde. Darauf ging das Haus zur Beratung des Voranſchlags des Miniſteriums des Kultus⸗ und Unterrichts über, über den der Sozialdemokrat Rückert den Bericht des Haushalts⸗ ausſchuſſes erſtattete. In der Ausſprache kam als einziger Redner der Zentrumsabgeordnete Föhr zuen Worte, der für ſeine Fraktion das Bekenntnis zum chriſtlichen Staat ablegte und die Vorlegung eines Geſetzentwurfes über die vermögensrechtliche Auseinander⸗ ſetzung zwiſchen Kirche und Staat verlangte. Er kam dann noch kurz auf die Frage der Simultanſchulen zu ſprechen über deren Jubiläum ſich das Zentrum nicht freuen könne, und war der Meinung, daß die deutſchen Hochſchulprofeſſoren auch den Schein vermeiden müßten, als würden ſie ſich nur an den Meiſtbietenden verkaufen. Zum Schluß brachte er den Fall Degen zur Sprache, der ſeinerzeit in der pſychiatriſchen Klinik in Freiburg ſich ereignete und roßes Aufſehen erregte. Er billigte die Entſcheidung des Meini⸗ ſteriums des Innern, übte aber doch an der Tätigkeit des Klinik⸗ leiters Geheimrat Dr. Hoche Kritik. Um 8 Uhr wurde die allgemeine Ausſprache auf Freitag vor⸗ mittag vertagt. Letzte Meldungen Berliner Notſtandsarbeiten J Berlin, 30. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Mit Rückſicht auf die Not der Zeit war die Stadtverordnetenverſamm⸗ lung geſtern zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen worden. Die Sitzung war auf halb 5 Uhr angeſetzt worden, begann aber erſt in der achten Abendſtunde, weil die Fraktionen ſich vorher über das en nicht hatten einigen können. Dann aber gelang es doch und man einigte ſich auf folgendes: Die Stadt⸗ verordnetenverſammlung iſt grundſätzlich mit der Durchführung der in der Magiſtratsvorlage vorgeſehenen Notſtandsarbeiten ein⸗ verſtanden und zwar folgender: Straßenbauten in Höhe von M. 13 020 000, Entwäſſerungsarbeiten 10 146 000 Mark, Meliorationen 1 Million, Volksparks⸗ und Gartenanlagen 1 450 000 Mark und Anlage ſotpie Ausbau von Sportplätzen 3 490 845 Mark. Für den Antrag ſtimmten Deutſche Volkspartei, Demokraten, Sozialdemo⸗ kraten und Kommuniſten. Auch ein Zaſatzantrag der Deutſch⸗ nationalen, eine 150 Millionenanleihe für Wohnungsbauten aufzu⸗ nehmen, wurde angenommen. Zum Schluß warnte Bürger⸗ meiſter Scholz vor dem Zuzug nach Berlin, der auch jetzt wieder recht ſtark ſei. Maſſenfleiſchvergiflung UEBerſin, 30. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Im be⸗ nachbarten Herzfelde haben ſich in den letzten Tagen Maſſen⸗ fleiſchvergiftungen ereignet. 170 Einwohner ſind nach dem Genu von Pöckelfleiſch, Schinken, Wurſt, Schabefleiſch und verſchiedenen anderen Fleiſchſorten, die aus dem Laden eines Herzfelder Metzger⸗ meiſters ſtammten, unter ſchweren Vergiftungserſcheinungen erkrankt. Das Geſchäft des Metzgers iſt auf Anordnung der⸗ Geſundheitsbehörde geſchloſſen und die dort noch vorhandenen Fleiſchſtücke ſind beſchlag⸗ nahmt worden. Die Aerzte neigen zu der Annahme, daß es ſi bei dem Krankheitserreger wie kürzlich in dem benachbarten Kalk⸗ berge⸗Rüdersdorf um den Gärtner⸗Bazillus handelt. Allem Anſchein nach war eine am Samstag auf dem Gute Herzfelde notgeſchlachtete Kuh mit dem Bazillus infiziert. Ilugzeugunfälle — 30. Juli. Geſtern ſtürzte bei den Wettbewerben auf der Waſſerkuppe der Student der Techniſchen Hochſchule Stuttgart, Adolf Krull, mit ſeinem Flugzeug ab und erlitt ſchwere Ver⸗ letzungen. Ein weiteres Flugzeugunglück, ereignete ſich in der Nähe von Gerbrunn in Unterfranken. Dort ſtürzte der Flugſchüler Engle mit einem Tiefdecker ab und erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß er im Krankenhaus verſtarb. — Würzburg, 30. Juli. Der etwa 25 Jahre alte Pilot Hanz Englert, der in nächſter Zeit nach Hannover kommen ſollte, iſt bei einem Flug aus noch nicht bekannter Urſache abgeſtürzt. Flugzeug ging in Trümmer. Nach Einlieferung ins Kremkenhaus ſtarb der ſchwexverletzte Pilot. — Swinemünde, 30. Juli. Einer der beiden aus dem geſunkenen Flugzeug D 925 geretteten Monteure iſt in Misdroy verſtorhen. — Amſterdam, 30. Juli. Auf dem Militärflugplatz Seeſterberg ſtießen zwei Militärflieger mit einer Schulflugmaſchine in geringer Höhe zuſammen. Beide Maſchinen ſtürzten ab. Ein Flieger Wurde getötet, ein zweiter ſchwer verletzt. 8 reitag, den 30. Juli 1926 Neue Mannheimer ZJeitung(Mittag⸗Ausgabe) 4 3. Seite. Nr. 347 Eine Auloſtraße Mannheim⸗Heidelberg Es geht vorwärts— Eine Denkſchrift der Nordbadiſchen Verkehrskonferenz— Beſprechung mit den Vertrelern der Preſſe Schon lange vor dem Kriege waren Beſtrebungen im Gange, zwiſchen Mannheim—hHeidelberg eine Art Schnellbahnver⸗ bindung herzuſtellen. In früheren Jahren hatte die Handels⸗ kammer dieſen Gedanken lebhaft propagiert und als der Verkehrs⸗ verein Mannheim gegründet wurde, da übernahm er dieſes Projekt mit in ſein Verkehrsprogramm. Trotz aller Bemühungen des da⸗ maligen Vorſitzenden Fulda und ſpäter Darmſtädter, die für die Verwirklichung dieſes ſchönen Gedankens unabläſſig tätig waren, konnte ſich die deutſche Reichsbahn für ihn nicht erwärmen. In zahlreichen Eingaben wurden auf die kommerziellen Beziehungen er beiden Städte verwieſen, aber die Reichsbahn lehnte das Profekt ebenſo kategoriſch ab, wie die jetzige Reichsbahngeſellſchaft. Während man ſchon früher kein Geld hierzu hatte, iſt es heute noch viel ſchlimmer in dieſer Beziehung geworden. Mit der Zunahme des Aukoverkehrs zwiſchen den beiden Städten iſt nun die Angelegenheit in ein neues tadium gerückt. Für die Erbauung einer Autoſtraße treten nicht nur die Kraftwagenbeſitzer, ſondern auch die Landgemeinden ein. Jedenfalls ſteht feſt, daß die Errichtung einer Autoſtraße in der hieſigen Bürgerſchaft außerordentlich ſympathiſch begrüßt wird. Neu an dem Projekt iſt nun die Tatſache, daß die Reichsbahn vollkommen ausſcheidet und an ihre Stelle die Städte treten. Großzügig, wie nun der Mannheimer einmal veranlagt iſt, wird auch die neue Straße gebaut. Es iſt nun naheliegend, daß die Rentabilität der Autoſtraße noch zu erhöhen verſucht wird, daß man mit ihr die Er⸗ ——5 eines lang gehegten Wunſches der Einwohner bder Stadt Mannheim verknüpft und auf einer ihrer Seite die Gleiſe für eine direkte Elektriſche Straßenbahn(Schnellbahn) nach Heidelberg legt. Eine Autoſtraße und eine Schnellbahn zwiſchen Mannheim—heidelberg entſpricht einem dringenden Bedürfniſſe und iſt für die Entwicklung des nordbadiſchen Wirtſchaftslebens von aus⸗ ſchlaggebender Bedeutung. Sie gibt Arbeitsgelegenheit für zahl⸗ reiche Arbeitgeber und Arbeitnehmer, ihr Bau iſt daher nur mit Freuden zu begrüßen. * Um die Oeffentlichkeit über das in Frage ſtehende Proſekt näher zu orientieren, wurden die Vertreter der Mannheimer Preſſe von der Nordbadiſchen Verkehrskonferenz in das Sitzungszimmer des ehrsvereins Mannheim eingeladen, wo der Syndikus Dr. chneider⸗Mannheim ſich über die von ihm verfaßte Denk⸗ ſchrift über den geplanten Bau der Automobilſtraße Mannheim— Heidelberg in längeren Ausführungen erging. Er warf zunächſt einen Rückblick auf die Entwicklung des Automobilweſens, die eine rüher nie geahnte Entwicklung erhalten hat. Vorausſetzung für emen entwicklungsfähigen Autoverkehr ſind aber natürlich gute Straßen. Leider befindet ſich heute das Straßennetz— wie in anderen Ländern— in einem recht ſchlechten Zuſtande. Es ſollten daher überall, wo es die Verkehrsverhältniſſe erfordern, be⸗ ſondere Autoſtraßen erſtellt werden. Eine ſolche Autoſtraße iſt nun, wie ſchon eingangs erwähnt, in Nordbaden zwiſchen Mannheim und Heidelberg geplant. Nordbaden, d. h. die Gegend zwiſchen Mann⸗ heim und Heidelberg, Weinheim und Schwetzingen, weiſt die größte Bepölkerungsdichte des ganzen Landes auf. Rund 500 000 Perſonen ſind hier anſäſſig. Neben der Elektriſierung der badiſchen Reichsbahnſtrecke Mannheim—heidelberg ſoll unabhängig davon die Autoſtraße Mannheim—Heidelberg gebaut werden, die einem dringenden Bedürfnis entſpricht. Sie ſoll vor allem die In⸗ duſtrie⸗ und Hafenſtädte Mannheim—Ludwigshafen, das Wirtſchafts⸗ zentrum Nord⸗Baden, mit ſeiner nächſten Umgebung geſchäftlich ver⸗ binden und dieſen Verkehr zuſammen mit dem — Berufs- und Ausflugsverkehr der hier anſäſſigen Bevölkerung in einer Weiſe pflegen, wie das mit den vorhandenen Eiſenbahnlinien nicht möglich iſt. Unterm 8. 12. 25 hat ſich die Handelskammer Mannheim in einer Eingabe an das Badiſche Finanzminiſterium gewandt und um die Aufſtellung eines Projekts für den Bau dieſer Autoſtraße erſucht. Am 25. Mai 26 erfolgte eine Beſprechung im Finanzminſſterjum in Karlsruhe, in der der Vertreter des Finanzminiſteriums die Unterſtü tzung des Projekts zuſagte. Dieſes, das von der badiſchen Waſſer⸗ und Straßenbaudirektion aufgeſtellt und keiner⸗ lei Ortſchaften berührt und keinerlei Wege in gleicher Höhe kreuzt, weiſt eine Straßenlänge von 14,5 km auf. Die Autoſtraße führt von der Verlängerung der Auguſta⸗Anlage in Mannheim in gerader Richtung nach dem Nordbahnhof Friedrichsfeld, wendet ſich dann, bluch des Bahnhofs in ſüdöſtlicher Richtung unter Benutzung eines eſtehenden Feldweges nach der Bahnlinie Mannheim—Heidelberg, un bis Wieblingen—Plankſtadt, ſtrebt der Landſtraße Mannheim DHeidelberg zu, die ſie kurz weſtlich ihrer Unterführung unter der Induſtriebahn Schriesheim-Doſſenheim—Heidelberg erreicht. Die Bahnbreite ſoll 9 Meter betragen; es dürfte ſich aber empfehlen, ſich Bau der Straße ſoll von den ſtädtiſchen Bauämtern in Mannheim und Heidelberg übernommen und mit Arbeitsloſen durchgeführt werden. Sie wird als Privatſtraße gebaut und ihre Benützung gebühren⸗ pflichtig ſein. Sie hat je nur einen Zu⸗ und Ausgang in Mann⸗ heim und in Heidelberg und wird Tag und Nacht bewacht. 5 Eingehend verbreitete ſich Syndikus Dr. Schneider ſodann über en Koſtenpunkt. Darnach wird der Bau der Straße auf rund 5 Millionen RM. veranſchlagt. Die Träger des Unternehmens ſind in der Hauptſache die beiden Städte Mannheim und Heidelbera. Die Frage, auf der Autoſtraße auch Perſonenautobuſſe laufen zu laſſen. iſt noch nicht geklärt. Dieſe Autobuſſe würden vom Paradeplatz bzw. der Rheinbrücke in Mannheim bis zum Bismarckplatz in Heidelberg fahren. Größeres Gewicht wird jedoch für eine elektriſche Straßen⸗ bahn(Schnellbahn) gelegt. Man nimmt an. daß täglich 6000 Per⸗ ſonen die Bahn benützen und rechnet daher mit einer Jahresbrutto⸗ einnahme von 1,08 Millionen Mark. Die Wagen laufen vom Pa⸗ radeplatz baw. der Rheinbrücke auf den Gleiſen der Mannheimer Straßenbahn bis zum Beginn der Autoſtraße. Hier werden ſie übernommen und ohne Aufenthalt mit der Schnellbahn bis nach Heidelberg durchgeführt. Die zur Verwirklichung der Aukoſtraße noch zu führenden Verhandlungen zwiſchen den beiden Städten ſollen derart beſchleunigt werden, daß die zunächſt zu gründende proviſoriſche Geſellſchaft ſich alsbald konſtituiert und dann unverzüalich wegen der Staatszuſchüſſe an das Reich und an das Land herantritt, damit noch vor Beainn der Winter⸗ zeit mit dem Beginn der Autoſtraße begonnen und den zahlreich vorhandenen Arbeitsloſen Arbeit verſchafft werden kann. Es iſt notwendig, daß der badiſche Staat die zu aründende Geſellſchaft mit dem Enteignungsrecht ausſtattet. Sundikus Dr. Schneider dankte ſodann u. a. auch dem Handelskammerpräſidenten Lenel und dem Finanzminiſter Dr. Köhler für die tatkräftige Förderung des Unternehmens und iſt überzeuat, daß die Verwirklichung des Pro⸗ jekts in abſehbarer Zeit möglich iſt. An die Ausführungen ſchloß ſich eine kurze Ausſprache, in der dem Redner gedankt und allſeits dem Wunſche Ausdruck verliehen wurde, daß der Bau der Straße möglichſt bald in Anariff genom⸗ men wird. Dr. Holzbauer vom Verkehrsverein dankte hierauf den Vertretern der Preſſe für ihr Erſcheinen, und ſchloß alsdann die intereſſant verlaufene Sitzung.. 5 ch. Städͤtiſche Nachrichten Aoͤet fliegt in Mannheim Wie bereits angekündigt, wird der deutſche Altmeiſter fliegeriſcher Kunſt, Oberleutnant Ernſt Udet, am kommenden Sonntag nach⸗ mittags auf dem neuen Flugplatz Neu⸗Oſtheim der Badiſch⸗Pfälziſchen Luft⸗Hanſa.⸗G. in Mannheim ſein überragendes Können zeigen. Wo Üdet bisher in Städten wie Berlin, Leipzig, Wien, Gratz, Rom, St. Moritz, Düſſeldorf uſw. ſeine einzigartige Kunſt zum beſten gab, begeiſterte er Hunderttauſende flugfreudige Zuſchauer. Was dieſer erſt 30jährige, erfolgreichſte überlebende Jagdflieger mit ſeinem „Flamingo“, einem Fabrikat des ÜUdetflugzeugbaues in München, ausgeſtattet mit einem 80pferdigen Siemensmotor leiſtet, darüber ſind nicht viele Worte zu verlieren. Es gibt für ihn keine Situation in der Luft, die er nicht meiſtert, ob er nun auf dem Rücken fliegt, ſich vom Boden weg in Steilkurven hinaufwindet, die Maſchine ſeit⸗ lich und nach rückwärts abſtürzen läßt oder den Motor vollkommen abſtellt und alle ſeine Künſte mit ſegelnder Maſchine, alſo ohne Motorantrieb zeigt. Außer dem reichhaltigen Programm, das Udet beſtreitet, werden noch Fallſchirmabſprünge durch das Fräulein Lola Voreſcou und das Inbrandſchießen eines großen Feſſelballons gezeigt werden. Für die Inhaber von Eintrittskarten iſt außerdem die Teilnahme an einem Preishöhenſchätzen außerordentlich intereſſant Für richtige Löſungen winken namhafte Geldpreiſe und Freiflüge. Die rührige Badiſch⸗Pfälziſche Luft⸗Hanſa hat nichts unterlaſſen, um den Aufenthalt auf dem Flugplatz ſo angenehm wie nur möglich zu geſtalten, ſie hat auch für muſikaliſche Darbietungen und umfang⸗ reichen Wirtſchaftsbetrieb Vorſorge getroffen. Für Flugluſtige ſtehen Verkehrsflugzeuge bereit, dia während des ganzen Nachmit⸗ tags Rundflüge über Mannheim ausführen werden. Der Flugplatz iſt mit der Straßenbahnlinie 10, die an dieſem Tage mit verſtärktem Betrieb fahren wird, bequem zu erreichen. Üdet ſelbſt wird bereits am Samstag machmittag mit Flugzeug von München kommend hier eintreffen. ſchon von vornherein auf einen Geländeſtreifen von 15—25 Meter Derzuſehen. Der Wettergott gnädig bleibt, der Flugplatz am Sonntag das Ausflugs⸗ man in allen Apotheken und Drogerien kaufen. Mutterſein Von J. Th. Fiſchbach(Mannheim) de Eine Geſchichte ohne Anfang und Ende, leiſe wie das Raunen Waldes— gegenwartsfern und doch ewia, wie der Sonne Lauf: a1 Zwiſchen den turmhohen Mauern der Großitadtſtraße ſpielt das 0 nd. Ahnunaslos, freudig,—— ſprinat, fällt. Da brauſt ein Auto len die Ecke. Zwei Sekunden Crreaung.— in ſicherer Entfernung eitet der Führer das fauchende Ungetüm an dem Kinde vorüber. 1 Längſt iſt der Wagen entſchwunden,— das Kind hat ſich zur ichtsahnenden Mutter geflüchtet, die Paſſanten ſind achtlos weiter⸗ gegangen,—— da ſteht drüben an der Ecke noch immer das junge eib, ſtarr, in todeskaltem Entſetzen. Plötzlich erwacht es in ihr, Furcht und Reue getrieben eilt ſie nach Hauſe, wo ihr das eigene ind jubelnd entgegenſpringt. Weinend und lachend nimmt ſie es auf den Arm, erſtickt es faſt mit wilden Küſſen,—— denn ſie hat her Kind ja wieder, das vor das Auto fiel.— ſie, die Mutter der elt, hat es wieder,— das Kind aller Mütter. Münchener„Italieniſche Wochen“ Von Adele Weber klimatiſches Bei Temperaturſtürze gibt es hier, die ſind geradezu unerhört. 5 Neuſchnee im Gebirg eine Hundekälte und überlebensgroße atarrhe— am andern Morgen wacht auf— und der Südwind Dann brechen die„Italieniſchen Wochen“ an. Wer natür⸗ ich die Regenmanteltage erleben mußte, wird das als eine bös⸗ delige Erfindung anſehen.— Doch gibt hier der Herbſt eben in 5 Regel, was der Sommer verſagt— und er gibt mehr: Tage nd Nächte voͤn füdlicher Tönung. Die Ludwigſtraße . Paris, München, Rom— das iſt Kultur, Geſchichte, Perſön⸗ mkeit. Man mag an dieſen Städten ſo viel moderniſieren, wie 9 50 will, ſie bleiben letzten Endes doch verſchloſſen und vornehm ie alte Stiche. 5 Hier iſt der Raumgedanke dieſer einen Straße ſo monumental, ſeine Ideenverwandtſchaft zu Rom und Paris unleugbar iſt. G Für einfachere Naturen bedeutet es eine Erleichterung dieſes edankenganges, wenn ſie am Tage auf dem Forum vor der Feld⸗ errnhalle die Tauben füttern können. Vertieft wird er beſtimmt, Tbenein dieſen ſüdlichen Nächten die vollendet ſchöne Kuppel der fünlttinerkirche in den dunkelblauen Himmel hineinragt— dann 28 man: Es könnte S. Andrea della Valle in Rom ſelber ſein. Liſt aber München, das iſt das Tor des Südens— die Kon⸗ zentration der Erwartung und ſomit noch etwas Beſſeres. Die Eintrittspreiſe ſind ſo volkstümlich gehalten, daß, wenn der Nymphenburg Die Qufinteſſenz bon Nymphenburg iſt nicht das Schloß, das die natürliche innere Verwandtſchaft mit Ludwigsburg und anderen Schlöſſern des Barock und Rokoko hat, nicht der Park, wiewohl er über wundervoll vertiefte Stimmungen und ſehnſuchtvolle Lichtun⸗ gen verfügt, auch nicht die Pavillons, obwohl gerade die Amalien⸗ burg den künſtleriſchen Moment bedeutet, wo die Kunſt in die Sphären greift.—— Die Quinteſſenz von Nymphenburg iſt die große Allee. Man tut gut, ſie an einem der verhängten Frühherbſttage zu wandeln, denn ſie gibt dann reſtlos, was ſie zu verſchenken hat und das iſt ſehr viel. An den Tagen, wenn die alten Linden ſich ſchon leiſe ent⸗ blättern, liegt über dem ſtillen grünen Waſſerſpiegel des Kanals eine Melancholie ohne gleichen. Dieſer Philoſophengang iſt be⸗ wegt von Erfahrungen, Erkenntniſſen und Reſignation. Und wie die Gottheit ſelbſt thront am Ende aller dieſer Erwägungen der fröhliche heidniſche Olymp in Hoheit und lächelnder Ueberlegen⸗ heit— einer Ueberlegenheit, welche die Brücke bildet von dem leiſen Duft der Verweſung zu dem Ewigkeitsgedanken des Geiſtes. Und das iſt doch zuletzt wieder einmal die Quinteſſenz des ganzen Rokoko— aber man muß dann hin und wieder ſeine Schloß⸗ gärten aufſuchen, um dieſe Reinkarnation des Geiſtes erneut zu verſpüren. Vorſtadt Man braucht bei aller Kunſt wirklich nicht immer erhaben zu ſein in München, und das iſt ſehr wohltuend. Deshalb ſpürt man doch auf Schritt und Tritt, daß man in der Stadt einer alten Kul⸗ tur iſt. Sogar in Gieſing, und dieſes Stadtviertel iſt doch ſchon beinahe, was für die Berliner Moabit iſt. Hier iſt Volk. Nach um einen Ton unverfälſchter als am Viktualienmarkt. Aber kürz⸗ lich habe ich eine Entdeckung gemacht. Meine Gemüſefrau, bei der man außer Gemüſe noch Roll⸗ möpſe, Beſen, Briefpapier, Seife— kurz beinahe alles bekommen kann, was man zur Lebenshaltung benötigt, hat einen Sohn in den beſten Jahren, der mitverkauft. Der hat nun kürzlich eine alte kleine Porzellanmalerei von mir— eine Madonna della ſedia— mit großer Sachkenntnis gewertet und bewundert. Ich war in einiger Verlegenheit, weil ich mir gar nicht denken konnke, wie weit die VBildung dieſes Mannes reicht und ſprach überleitend von ſchö⸗ nen Familienſtücken und wie traurig es ſei, daß ſich manche von ihnen trennem müſſen. „Mei,“ ſagte er,„ſo arm kunnt i gar net wern, daß i mi von ſo was trenna kunnt. Aber da war ich kürzli bei einer Familie von—“ und er nannte den Namen einer bekannten baue⸗ riſchen Adelsfamilie,„da hab i an alten Krug kafft, und a Büld auf Holz gmalt, ganz was feins wiſſens— um zwanzg Markl. ziel vieler Tauſender ſein dürfte. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß aus Sicherheitsgründen den Weiſungen derPolizei und des durch Arm⸗ binden gekennzeichneten Ordnungsdienſtes unbedingt Folge zu leiſten iſt. Insbeſondere darf der Flugplatz ſelbſt unter keinen Umſtänden betreten werden. 55 * Anhaltende kühle Temperakur. Die Temperaturen bewegen ſich abwärts. Während es in früheren Jahren um dieſe Zeit faſt unerträglich heiß war und die Sonne gleich einer Gluthitze brannte, haben wir in dieſer Woche bald tagtäglich heftige Niederſchläge mit ſterker Abkühlung. Die Höchſiwärme iſt von geſtrigen 18,5 Gr. auf 16,4 Gr. am Täerden Donnerstag zurückgegangen. rgangene Nacht ſank das Thermometer ſogar auf 13,4 und ſtieg bis heute früh halb 8 Uhr auf nur 13,8 Gr. Faſt fühlt man ſich in den Herbſt verſetzt. Der Badebetrieb in den Flußbädern ſtockt. Vom Oberlauf des Rheins und des Neckars wird fallender Waſſer⸗ ſtand gemeldet und zwar von Waldshut von 4,28 auf 4,12, von der Schuſterinſel von 3,33 auf 3,12. In Kehl ſtieg der Rhein von 3,86 auf 4,10, in Maxau von 5,82 auf 5,97. In Mannheim ging er in vergangener Nacht von 5,07 auf 5,02 und in Köln von 3,47 auf 3,40 Meter zurück. In Mannheim fiel der Neckar in ver⸗ gangener Nacht von 4,98 auf 4,95 Meter. ch. *Nicht Mark, ſondern Reichsmark. Viele Gewerbetreibende haben ſich immer noch nicht daran gewöhnt, in Schecks und Wech ſeln„RM“ oder Reichsmark zu ſchreiben. Es wird einfach M oder Mark geſchrieben. Nach einer Entſcheidung des preußiſchen Kammergerichts haben ſolche auf„M“ ausgeſtellte Schecks und Wechſel als auf Papiermark lautend zu gelten, da die neue Währung nach den Beſtimmungen ausſchließlich mit„RM“ oder „Reichsmark“ bezeichnet werden muß. Zur Vermeidung von Rechts unſicherheiten ſind auch nachträgliche Ergänzungen und Korrekturen zu unterlaſſen. Die hieraus entſtehenden Folgen und Schädigungen ſind oft ſchwerwiegend. * Raſcher Tod eines Mannheimer Tauchers. Der bekannte Mannheimer Taucher Willy Moos iſt vorgeſtern bei der Bergung eines ertrunkenen Arbeiters in 45 Mter Tiefe in der Schwarzenbach⸗ talſperre raſch geſtorben. Kaum aus dem Waſſer heraus, erlitt er einen Schlaganfall. Ins Krankenhaus Forbach verbracht, ver⸗ ſtarb er bald darauf. Moos, der nur 43 Jahre alt wurde, hat ſich als hervorragender Taucher einen Namen gemacht. Er dente bei der Marine, war Marinetaucher, und war als ſolcher viel begehrt. Im Jahre 1914 kam er nach Mannheim, wo er die erſte Mannheimer Decken⸗ und Segelmacherei gründete. Eine ſeiner letzten hieſigen Arbeiten war die Bergung der beiden Arbeiter aus dem Weiger im Luiſenpark und die Hebung eines Autos cuis dem Rhein auf der Frieſenheimer Inſel. Nun ereilte ihn in der Schwarzenbachtalſperre ſein Schickſal. Man vermutet, daß der unerſchrockene Taucher ſich zulange in der Tiefe aufgehalten hat, oder zu raſch aufgeſtiegem iſt. Seine Leiche wird nach Mannheim überführt. ch. * 80. Geburtstag. Am morgigen Samstag begeht Frl. Anna Haag, wohnhaft Friedrichsring 42, eine vielen Mannheimern bekannte Dame, ihren 80 Geburtstag in körperlicher und geiſtiger Friſche. veranſtaltungen c Theakernachrichl. Intendant Sioli hat das neueſte Werk von Adolf Grabowski„Der Herzog von Weſtminſter“ zur alleinigen Uraufführung in der kommenden Spielzeit für das Nationaltheater erworben. Wiener Operekkenſpiele im Roſengarken. Heute abend ge⸗ langt die vielfach gewünſchte Operette„Gräfin Mariza“ mit Edith von Aghy, Bertl Aja, Matſcha Moſer, Fredy Allan, Jgeques Bügler, Max Heitner, Leo Silpert in den Hauptrollen zur Auf⸗ führung. Mannheimer Künſtlertheater Apollv. Das Luſtſpiel„Dr. Stieglitz“ gelangt bis Samstag, 31. Juli einſchließlich allabend⸗ lich zur Aufführung. Mit dieſem Tage endet das Mitglieder⸗Gaſt⸗ ſpiel der Saltenburgbühnen Berlin. Direktor Zacharias exwarb zur Aufführung die Film⸗Groteske in 7 Akten„Bei mir— Nia⸗ gara“, mit Buſter Keaton als Hauptdarſteller. Der Film wird vom Sonntag ab vorgeführt. * Gegen die Schwarzhörer am Rundfunk. Wie das Reichspoſt⸗ miniſterium Abt. München mitteilt, nimmt die Zahl der Schwar z⸗ hörer am Rundfunk in neuerer Zeit wieder bedenklich zu, namentlich ſcheinen Teilnehmer, die aus dem Rundfunk ausgeſchieden ſind, ihre Anlagen weiter zu benutzen. Die Deutſche Reichspoſt wird daher künftig bei den ausgetretenen Rundfunkteilnehmern Nachſchau halten laſſen, ob die Anlagen außer Vetrieb geſetzt ſind. Bei Zuwiderhandlung wird Anzeige wegen Betriebes einer nicht genehmigten Funkanlage erfolgen. Zum Schutze des Kindes gegen die verſchiedenen Schädigungen der Haut verwendet man Va⸗ ſenol⸗Wund⸗ und Kinder⸗Paſte. um die Einwirkuna des nächtlichen Näſſens auf die Haut unwirkſam zu machen. Hierauf pudert man mit Vaſenol⸗Wund- und Kinder⸗Puder ein Die Waſenoteeeen a22 J hab a Freid an ſo was.“ Ich ging nachdenklich von meiner Gemüſefrau heim. Einige Abende ſpäter ſah ich an einem der Fenſter, an welchem am Tage die Frauen der Arbeiter und Handwerker in geradezu maleriſcher Koſtümloſigkeit ihre verſchiedenen häuslichen Geſchäfte erledigen, eine ſtimmungsvolle rote Papierlaterne hängen und dazu ſpielte man in der Nachbarſchaft das ſentimental⸗fröhliche Volks⸗ inſtrument, die Zither— da fand ich wieder die frohe farbige Linie des Südens, die in München eben das Erhabene ſo harmoniſch mit dem Volkstümlichen verbindet. Theater und Mufik OFreie Volksbühne und„Junge Bühne“ in Mannheim. Mit Bezug auf Veröffentlichungen in der jüngſten Zeit über eine „Junge Bühne in Mann heim“ ſchreibt uns die Leitung der „Freien Volksbühne“, Mannheim:„Wie es bei der Grün⸗ dung der„Freien Volksbühne“ ihre erſte Aufgabe war, freiheitlicher Kunft und jungen Autoren den Weg zu bereiten, ſo will ſie auch heute das Neue und den freiheitlichen Geiſt der Dichtung gegenüber dem Traditionellen, Konventionellen und Spießbürgerlichen bejahen. Wie dieſe kulturelle Idee ihren ganz beſonders ſtarken Ausdruck auf dem gerade verfloſſenen 7. deulſchen Volksbühnentag in Hamburg fand, ſo hat ſich auch der Vorſtand der hieſigen Thegtergemeinde „Freie Volksbühne“ in ſeiner Sitzung vom 13. Juli mit der Frage beſchäftigt, wie hier in Mannheim eine lebendige Verbindung mit der jungen Dichtergeneration zu unterhalten ſei. Finanzielle Gründe verhindern uns, ein Theaterlaboratorium, eine Experimentierbühne zu ſchaffen, doch lag der Gedanke nahe, mit Vorleſungen, beſſer noch mit Matineen, die den Vortrag eines Dichters mit einer Szene aus ſeinem Werk zuſammenbringen, den Anfang zu machen, um zur Auf⸗ führung ganzer Werke junger Autoren in dieſen Matineen überzu⸗ gehen. Da wir grundſätzlich hier nichts unternehmen wollen, was das Nationalthegter in irgend einer Form ſchädigen könnte, viel⸗ mehr beſtrebt ſind, unſere Ziele mit und durch das Nationaltheater zu erreichen, ſo haben wir in einer kürzlichen Beſprechung mit Herrn Intendanten Sioli unſere Ideen entwickelt, die zu unſerer großen Genugtuung dort freudigen Widerhall fanden. Herr Sioli teilte uns mit, decß wir mit dieſen Anregungen einem von ihm lange gehegten Wunmſche entgegen kämen und daß er alles daran ſetzen wolle, in Ge⸗ meinſchaft mit uns dem Willen die Tat folgen zu laſſen. Wir ver⸗ fehlen nicht, den Intendanten darauf aufmerkſam zu machen, daß wir nicht in der Lage ſeien, für ſolche Aufführungen, die doch immer⸗ hin Experimente ſeien, unſere Mitglieder zu verpflichten, daß wir da⸗ gegen gerne bereit ſeien, cqus unſeren Reihen eine neue Gemeinſchaft für dieſes Unternehmen zu ſchaffen und daß wir auch verſuchen wollten, die früheren des Theaterkulturverbandes als einen feſtgefügten literariſchen Kreis für dieſe Aufführungen zu gewinnen.“ 4. Seife. Nr. 347 KNeue Mannheimer Jeitung(mittag-Ausgabe) Freifag, den 30. Juli 1926 Proteſt gegen die Errichtung eines ſtädtiſchen Hotels Am Donnerstag nachmittag fand im Saale des Ballhauſes eine Proteſtverſammlung der Gaſtwirtevereinigung, Freie Innung der Hotel⸗, Reſtaurant⸗ und Kaffee⸗ haus⸗Betriebe Mannheim ſtatt. Der Beſuch war ſehr gut, ein Beweis, welche Wichtigkeit man in Wirtekreiſen der Er⸗ richtung eines ſtädtiſchen Hotels beimißt. Der Vocſitzende, Herr Hummel, wies auf die Wichtigkeit der Sache hin, worauf Herr Würth das Wort ergriff, um die Stellung der Hoteliers und Wirte zu dem Projekt der Erbauung eines ſtädtiſchen Hotels und eines Gaſthauſes für Minderbemittelte darzulegen. Der Redner gab einleitend den bekannten Stadtratsbeſchluß bekannt, den wir ſ. Zt. ausführlich behandelt haben. Wie aus allem hervorgeht, führte der Redner aus, will die Stadt das Hotel finanzieren, ſie will den Be⸗ trieb gewiſſermaßen kommunaliſieren. Sie wäre ſonſt unmöglich bereit, einen ſolchen Bau hinzuſtellen. Der Plan wurde mit den Stimmen der Sozialdemokratie und der Deutſchen Volkspartei ange⸗ nommen. Es ſei nicht degreiflich, wie man in der heutigen Zeit mit derartigen Plänen kommen könne. Es ſei doch allgemein be⸗ kannt, wie ſchwer die deutſche Wirtſchaft darniederliege. Die So⸗ zialdemokratie habe kein Intereſſe an der Errichtung eines erſtklaſſi⸗ gen Hotels, ſie habe nur zugeſtimmt, um das Hotel der Minder⸗ Hemittelten zu erhalten. Die Handelskammer, die doch auch die Intereſſen der Wirte zu vertreten habe, ſei dafür. Heute, wo die Meſſen überall ſchwer zu kämpfen hätten, propagiere Handelskam merpräſident Lenel die Errichtung einer Ausſtellungshalle und Hotels. In der Inflation ſeien dieſe Projekte aufgetaucht, heute paſſen ſie nicht mehr in unſere Wirtſchaft. Der Redner wendet ſich dann gegen die Behauptung, daß man als Reiſender in Mannheim nicht unterkommen könne; Mannheim ſei immer überfüllt Das ſei 1923 während der vielen Ausweiſungen aus der Pfalz und der Zeit der Schieber der Fall geweſen. Heute ſei es ſo, daß die Unterkunftsmöglichkeiten lange nicht ausgenützt ſeien. An Hand einer Statiſtik, in der die Belegſtärke von 15 Hotels und 30 Gaſthäuſern in der Zeit vom 1. Januar 1926 bis 30. Juni 1926 dargeſtellt iſt, wies der Redner nach, daß bei den Hotels 130 083 Betten während dieſer Zeit vor⸗ handen waren, tatſächlich benützt wurden 72 977, alſo 56,1 Prozent. Noch trauriger ſtellt ſich das Verhältnis bei den 30 Gaſthäuſern dar. Hier waren während des halben Jahres 96 258 Betten zur Verfügung. Tatſächlich benutzt wurden 23 945, alſo 24,8 Prozent. Dieſe Statiſtik gebe ein klares Bild, daß es anders iſt, wie die ganze Zeit behauptet wurde. Die Statiſtik enthalte genaue Zahlen, ſie ſei aufgrund der Bücher zuſammengeſtellt. So troſtlos wie jetzt habe es noch nie ausgeſehen, Dienstags, Mittwochs und Donnerstags ſei etwas Reiſeverkehr, da hier die Prinzipale ſelbſt reiſen würden. Gegen die Behauptung, daß die Hotel⸗ verhältniſſe in Mannheim ungenügend ſind, müſſe ganz energiſch Verwahrung eingelegt werden. Das ſtatiſtiſche Material werde allen zuſtändigen Stellen zugeleitet. Heute, wo die meiſten Betrieb mit Verluſt abſchließen, komme man mit einem Projekt, daß ſich vielleicht auf—8 Millio⸗ men Mark belaufe. Es werde offen zugegeben, daß die Stadt im erſten Jahre einen Zuſchuß geben müſſe. Bis jetzt ſeien die Laſten getragen worden, weitere Laſten könne man nicht tragen. Der Wirteberuf ſei ein Steuerträger, der ſich ſehen laſſen könne. Im letzten Jahre ſeien allein 1 Million Mark Ge⸗ tränkeſteuer aufgebracht worden, ohne die vielen anderen Steuern. Dazu kämen noch die Anwürfe, denen der Beruf aus⸗ geſetzt ſei. Daß die Hotelverhältniſſe ungenügend ſeien, müſſe man immer wieder hören. Wer da noch Lebensmut haben ſolle, ſei ſchwer erklärlich. Zu dieſem Plan komme noch die Er⸗ richtung eines Terraſſenkaffees am neuen Teich im Luiſenpark. Zur Zeit ſeien nirgends viel Gäſte zu beobachten. Auch während der großen Veranſtaltungen wie Flugtage, Feuer⸗ wehrfeſt uſw., ſei keine erhöhte Geſchäftstätigkeit feſtzuſtellen geweſen.(2) Herr Wurth erzählt, daß in ſeinem Hotel, das 80 Betten hat, an Pfingſten 22 Gäſte bei 32 Angeſtellten da waren. Nach all dem müſſe man annehmen, daß die Aufgaben der Stadtverwaltung doch auf anderem Gebiet liegen müßten. Die 7 Millionen, die hier in Betracht kommen, könnten zur Schaffung von Wohnungen benutzt werden, um hier dem dringendſten Notſtand abzuſtellen. Es könnten mit Leichtigkeit 200 Betten mehr geſchaffen werden, wenn die Hotels die Nachbarhäuſer aufkaufen und die Stadt Neubauten für Wohnungen errichtet. Die Ausführungen des Redners, die ſehr oft ſtarken polemiſchen Charakters waren, fanden ſtarken Beifall. Herr Bieringer, Vorſitzender des Landesverbandes der Badiſchen Hotelinduſtrie und verwandter Betriebe, Baden⸗Baden, ſprach hierauf über die wirtſchaftliche Lage des Wirts⸗ gewerbez, die troſtlos ſei. Ueberall im Reich, wo derartige Hotels beſtänden, wie es Mannheim plane, ſeien ſie wieder in Privathand übergeführt worden. München habe die große Hotel⸗ betriebsgeſellſchaft verkuuft und zwar mit 50 Prozent Wertver⸗ minderung. Dazu komme, daß München ausgeſprochene Fremden⸗ ſtadt ſei, was die Induſtrie⸗ und Handelsſtadt Mannheim nie wer⸗ den könne. Die Steuern in den Hotels für den Gaſt beliefen ſich in Baden für den Tag auf 1,76—7,88 Mark. Wenn die Betriebe ſozialiſiert würden, ginge der ganze Wettbewerb verloren. Bei der jetzigen ſchlechten Zeit ſei die Verwirklichung eines ſolchen Projektes nicht möglich. Bei beſſeren Zeiten könne man an die Errichtung eines ſolchen Hotels herangehen, allerdings als Privat⸗ unternehmen. Ein Vergleich zwiſchen Heidelberg und Mannheim laſſe ſich nicht ziehen, da Heidelberg ausgeſprochene Fremdenſtadt ſei, was Manmheim, die Handels⸗ und Induſtrieſtadt, nie werden könne. Was der Privatunternehmer nicht erreichen könne, er⸗ reiche die Stadt erſt recht nicht. Herr Krüger vom Vorſtand der Vereinigung ſtellt dann feſt, daß der Vorſtand mit der Feſtſtellung des Herrn Würth, daß die Sozialdemokratie und die Deutſche Volkspartei dem Projekt in ge⸗ heimer Sitzung zugeſtimmt hätten, nichts zu tun habe. Dem Vor⸗ ſtand entziehe ſich, wie viel Stimmen in der geheimen Sitzung für den Plan abgegeben worden ſeien.— Folgende Entſchließung fand dann die einſtimmige Annahme der Verſammlung: „Die am Donnerstag im„Ballhaus“ tagende Mitgliederverſamm⸗ lung der Gaſtwirte⸗Vereinigung freie Innung der Hotel⸗Reſtaurant⸗ und Kaffeehausbetriebe Mannheim erhebt ſchärfſten Proteſt gegen den von Stadtrat und Bürgerausſchuß in geheimer Sitzung be⸗ ſchloſſenen Neubau eines Hotels 1. Ranges, ſowie eines Groß⸗Gaſt⸗ hauſes für Minderbemittelte. Nach ſtatiſtiſchen Feſtſtellungen iſt ein Mangel an Fremdenzimmern in Mannheim in nor⸗ malen Zeiten nicht vorhanden. Im Gegenteil kann bei Ueber⸗ füllung Heidelberger Gaſtſtätten Mannheim immer helfend ein⸗ ſpringen. Eine Ueberfüllung der Hotels und Gaſthäuſer war nur im Jahre 1923 feſtzuſtellen, dies brachten aber die zahlreichen Aus⸗ weiſungen aus der Pfalz und dem Saargebiet in jener Zeit mit ſich. Bei außerordentlichen Veranſtaltungen müſſen in jeder Stadt die Fremden teilweiſe in Privatquartieren untergebracht werden. Die Verſammlung erhebt nachdrücklichſt Widerſpruch gegen die Verſchwendung öffentlicher Gelder für Unternehmungen durch die Stadt, die bei der heutigen troſtloſen wirtſchaftlichen Lage vorn⸗ herein als unrentabel anzuſehen ſind und das Gaſtwirtsgwerbe in Mannheim auf das empfinblichſte ſchädigen. Jedenfalls wäre der Bürgerſchaft Mannheim's beſſer gedient, wenn derartige enorme Summen zur Errichtung von Wohnhäuſern verwendet würden, um die zum Himmel ſchreiende Wohnungsnot einigermaßen zu lindern.“ Ueber die neue Beſteuerung des Wirtsgenerbes ſprach dann Herr Krüger. Er führte aus, daß gerade in Baden die Beſteuerung ſehr ſchlimm ſei. Dies habe eine Nieder⸗ geſchlagenheit und Entrüſtung hervorgerufen. Die Einſchätzung ſei bei ſehr vielen höher als 1925. Und ſehr viele werden nicht in der Lage ſein, dieſe Steuern aufzubringen. In Edenkoben habe während einer Verſammlung ein Redner das Wort geprägt„Die Sleuer werde eigentlich zur Mörderin der Wirtſchaft“. In verſchiedenen deutſchen Staaten werde die Beſteuerung des Gaſtwirtsgewerbes ganz anders vorgenommen als in Baden. In Baden müſſen bis zu 34 Proz. des Umſatzes als Einkommenſteuer bezahlt werden, in anderen Staaten gehe dieſer Satz über 20 Proz. nicht hinaus. Auch dieſe Dar⸗ legungen über die Beſteuerung wurden beifällig aufgenommen. Hierzu wurde folgende Entſchließung einſtimmig angenommen: „Die am Donnerstag im„Ballhaus“ 8 Mitgliederver⸗ ſammlung der Gaſtwirte⸗Vereinigung freie Innung der Hotel⸗ Reſtaurant⸗ und Kaffeehausbetriebe Mannheim erhebt energiſchen Widerſpruch gegen das Verhalten der Finanzämter, die willkürlich die Umſätze und Einkommen höher ſetzen als ſie tat⸗ ſächlich ſind. Wir fordern demgegenüber mit allem Nachdruck, daß dies Gebaren der Finanzämter unterbleibt und daß das Reinein⸗ kommen in ein vernünftiges Verhältnis zum Umſatz gebracht wird und nicht Sätze feſtgelegt werden, die ein Fünftel bis ein Drittel des Umſatzes betragen. Dadurch wird die Senkung der Steuern vereitelt und muß das ohnehin ſchwer darniederliegende Gaſtwirtsgewerbe vollends zum Weißbluten bringen. Wir verlangen die Einkommenſteuerfeſtſetzung auf Grund des Einkommenſteuergeſetzes nach dem wirklichen Einkommen.“ An dieſe Verſammlung ſchloß ſich dann noch eine geſchloſſene Mitgliederverſammlung der Vereinigung an. u- ANus dem Lande ? Von der Bergſtraße, 28. Juli. Ein arger Schädling flat⸗ tert zurzeit bei ſonniger Witterung wieder ſehr häufig über Gärten und Felder herum. Es iſt der bekannte Kohlweißling. Welch nütz⸗ licher Sport wäre es für Knaben und Mädchen, dieſen Schmetterling mit Netzen zu fangen und unſchädlich zu machen! Dazu rafft man ſich aber doch nicht allgemein auf. Deswegen legt dieſer Falter ſeine Eier in gelben Häufchen unbehelligt auf oder unter die Kohlblätter, ſeltener auch an andere Plätze. Daraus entwickelt ſich bald die ſchäd⸗ liche Raupenbrut, die die Kohlpflanzen gefährdet und öfters ganz kahl frißt, wenn ſie nicht zeitig abgeleſen und gründlich vernichtet wird. Dieſen Sommer haben nach anfänglichem Gedeihen dieſe Pflanzun⸗ mehin durch die ſtarken Regen und Schneckenfraß uſw. ſchon teilweiſe ſtark gelitten. Um ſo eifriger müſſen die noch ſie far Beſtände über die Naupenzeit hinweggebracht werden, um ſie für Herbſt und Winter bereit zu halten. Die ſonnige Witterung erlaubt heute wieder, die begonnene Getreideernte fortzuſetzen. Die Waſſerpflanze Von Hans Franck In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, als alle jungen deutſchen Dichter, welche ſich die Anwartſchaft auf ihre Li⸗ teraturgeſchichtunſterblichkeit rechtzeitig ſichern wollten. in Fried⸗ richshagen wohnten, hauſten daſelbſt auch— kaum zu glauben— zwei wirkliche Dichter. Beide— nennen wir ſie B. und W.— waren durch vielerprobte Freundſchaft jahrelang mit einander verbunden. Nicht durch jene falſche Freundſchaft. bei der Einer des Andern Laſt wird. Sondern durch die wahre Freundſchaft, bei der das Gebot der Freiheit das vornehmſte von allen Geboten iſt. da in ihm die andern ſamt und ſonders beſchloſſen ſind. Mithin war es den beiden Dich⸗ terfreunden ebenſo ſelbſtverſtändlich, daß taasüber ſeder von ihnen, ungehindert durch Wiſſen und Wünſchen, durch Blicke und Begehren des Andern, ſeine eigenen Arbeitwege gina. wie: daß ſie nach ge⸗ taner Arbeit von der erſten Sekunde an bis zum Schlafengehen ſtändig beiſammen waren. Alſo Taa um Tag ungezählte Stunden lang, denn vor Mitternacht fanden ſie von ihren Wortenmeeren niemals zu den Molen zurück, welche den Hafen des Schweigens ſchützen. Die Stunden der ſichtbaren Abendgeimeinſchaft. die den Stunden der unſichtbaren Morgengemeinſchaft ſtets auf dem Fuße folgten, pflegten B. und W. mit einem Spaziergang. bald am Müa⸗ gelſee entlang. bald in die Wuhlheide zu beainnen. Auf dieſem Spaziergang war es nichts Seltenes, daß in den beiden Dichtern die Arbeit des Tages noch ſehr nachklang, daß ſie ſich manches Mal pöllig verſchiedener Meinung wähnten, wenn ihre Herzen in Wahr⸗ heit dieſelbe Melodie ſangen, nur in verſchiedener Höhe. jeder in der,. auf welche ihn das Glücksgefühl ſeiner Arbeit jeweils binauf⸗ getragen hatte. Manchesmal bedurfte es daher erſt eines äußeren Anſtoßes, ehe ſie ſchmerzhaft oder lachend— je nach ſeiner Stoß⸗ kraft— erkannten, daß ihre vermeintliche Disharmonie der Torheit kleiner Kinder alich, die, ſtatt im ſelben Atem und in derſelben Ton⸗ art, nacheinander in unaleicher Tonart die aleiche Melodie zu ſingen beginnen. Einen beſonders derben Anſtoß zu dieſer Erkenntnis hat den Friedrichshagener Dichterfreunden ein Arbeiten durch ein biſſiges Wort gegeben. So ſehr haftete dieſes Wort in Beiden. daß ſie ſich noch nach Jahren, wenn ſie wieder einmal über eine Streitfrage nicht einig werden konnten, des öfteren nur— bald B. dem., bald W. dem B.— das Mahnwort„Waſſerrflanze“ zuriefen, um ſofort lachend Eines Herzens und eines Sinnes zu ſein. Waren da an einem ſonnigen Sommertage, da es beide Dichter auf den Flügeln der Arbeit in allerhöchſte Höben getragen hatte, B. und W. während ihres Spazierganges bis an die Wuhle gekommen. Noch hatte, trotz der Weite des Weges. ohne das ſich daraus iraendwelche Bedrückung oder Verwirruna ergeben hätte, keiner einen hörbaren Satz zu dem anderen geſprochen. Auch da ſie, als ob es vorher ſo vereinbart geweſen wäre, aleichzeitig auf der Brücke ſtehen blieben. geſchah es keineswegs, um Worten die Wege in ihnen beſſer frei machen zu können. Vielmehr lehnten die beiden Freunde die Arme auf das niedrige Geländer der Brücke und ſahen— jeder feſter denn je im Eigenen verfangen⸗ſchweigend vor ſich hin. Erſt nach geraumer Weile ſchlua über ihnen die Brandung ihrer aufeinander prallenden Worte zuſammen. „Sieh,„begann., und es war ihm unanzweifelbar, daß er die vielhundert Sätze, die er während des ſchweigenden Vorſichhin⸗ ſtarrens zu ſich geſagt hotte, alle ſeinem Freunde mit dem Munde ge⸗ kündet hätte.„Siehl Siehl! Was iſt der Sinn des Allen, was wir mit unſern Augen vor uns ſehen? Liebe! Worin lebt, worin webt. was da atmet? In der Liebel Aus welcher Kraft wird es, erhält es, wandelt es ſich? Aus der Liebe!l Die Mücken, die auf und ab, ab und auf zu Tauſenden taumelnd im Abendſonnenglanze tanzen — was ſinnen, was ſingen ſie? Liebel! Die Käfer, die ſchillernd über das ſilbrige Waſſer hin und her huſchen— was ſuchen, was erſehnen ie? Liebe! Liebel! Die Fiſche, die aufblinkend durch die Fluten, aus en Fluten emporſchießen— was ſpüren, was ſpielen ſie? Liebel Liebel! Dort der einſame, ſchwankende Knöterich, eine Wohnung für hunderte von Lebeweſen, die ſich gatten— was läßt ihn errötend blühen? Liebe! Wohin Du ſiehſt, ob über Dich, ob unter Dich, ob in Dich— was ſiehſt Du? Liebel Die Kraft, welche Alles erregt, Alles bewegt, was Odem in ſich hat— wie heißt ſie? Liebel Sprich mir nicht von Zerſtören! Nicht von Haß! Nicht vom Kampf Aller gegen Alle! Nicht vom Krieg ums Daſein! Nicht von Einandermorden um des Lebens willen! Warum töten ſie ſich! Nicht aus Haß! Nicht aus Hunger! Aus Liebel! Der, welcher tötet— er leidet den ſchwerſten Schmerz. Nicht der, welcher getötet wird! Weil ſie ihrer Liebe keinen Ausweg wiſſen, zerfleiſchen ſie ſich. Küſſe ſind ihre Biſſe. Liebkoſungen ihre Prankenhiebe. Wollüſte ihre Wundenbrände. Wohin ich ſehe— nur das Eine ſehe ich allüberall: Liebel“ „Mag ſein,“ ganwortete., der ſtumm der Wortwoge ſeines Freundes mühſam ſtandgehalten hatte,„mag ſein, daß Liebe das Räderwerk treibt. Mag ſein, daß manches, was wir nicht auf den erſten Blick begreifen können, ſich als Liebe deuten läßt. Aber„— und damit begann nun Er zu verſtrömen, was ihm der Tag als Er⸗ tebnis geſchenkt hatte—“ aber was iſt mit Deiner Deutung Großes, Neues, Beglückendes, Befreiendes gewonnen? Der unteren Welt, der des Tierhaften. mag Deine Liebeslehre ganz gerecht werden. In der mittleren Welt, in der des Menſchhaften, mag ſie für Vieles— beileibe nicht für Alles!— als Maß ausreichen. In der oberen Welt jedoch, in der des Uebermenſchhaften, kann man nicht mit ihr meſſen. Das iſt das Ein und Andere, das Ende und der Anfang, das O und A aller unſerer Menſchenkenntnis: begreifen, daß wir in dieſen drei Welten immer und mit Allem atmen, was wir ſind und ſinnen, was Schwetzingen, 28. Juli. Bei einer unverhofften Paßkontrolle wurde am Montag ein Schwetzinger Einwohner bei den Unglücksraben erwiſcht, die ohne Ausweis nach Ludwigshafen waren. Die Franzoſen haben den Mann über einen Tag in Haft behalten und ihm obendrein noch 30 Franken Geldſtrafe abgeknöpft. geidelberg, 28. Juli. Zum erſten Male ſeit 1914 wurde geſtern abend wieder nach altem akademiſchem Brauch dem mit Ende des Jahres vom Amte ſcheidenden Rektor zur Huldigung von den Stu⸗ denten ein Fackelzug dargebracht. Etwa 40 ſtudentiſche Verbin⸗ dungen mit ihren Fahnen und 700 Studierende nahmen an dem uge teil. Nachdem ſich die Verbindungen in der Bergheimer traße gruppiert hatten, hielt der Vorſizende Mylius an den Rek⸗ tor die Anſprache. Rektor Prof. Dr. Liebmann dankte den Kom⸗ militonen und den Mitarbeitern im ſtudentiſchen Ausſchuß für die ſchöne Begrüßung und forderte alle auf, das„Deutſchlandlied“ zu ſingen. Dann formierten ſich die Verbindungen wieder und unter Muſikbegleitung marſchierten ſie über Sophienſtraße und Anlage zum Uiverſitätsplatz, wo die Fackeln zuſammengeworfen wurden. Pforzheim, 29. Juli. Vor einigen Tagen wurde ein Liebes⸗ paar an einem Waldeingang von drei Burſchen überfallen. Der Liebhaber wurde dabei erheblich verletzt und das Mädchen zu ver⸗ gewaltigen verſucht. Die drei Täter ſind noch nicht ermittelt. 4 Karlsruhe, 29. Juli. Bei einer Polizeiſtreife wurde vorgeſtern ein wohnungsloſer Kaufmann von Hammersleben in hieſiger Stadt angehalten, weil er ein mit Brillanten beſetztes wertvolle; Platinkollier verkaufen wollte. Da er außerdem noch im Be⸗ ſitze von Einbrecherwerkzeug und falſchen Ausweispapieren war und ſich über den rechtmäßigen Erwerb des Kolliers nicht ausweiſen konnte, wurde er in das Bezirksgefängnis hier eingeliefert. Durlach, 29. Jull. Vorgeſtern waren 80 Jahre ſeit der Grün⸗ dung der Freiwilligen Feuerwehr Durlach verfloſſen, die die älte ſte freiwillige Feuerwehr Deutſchlands iſt. Der vorgeſtrige Tag iſt ſomit auch der Gründungstag der deutſchen Freiw. Feuerweh⸗ ren überhaupt. Die Gründung in Durlach erfolgte durch den dama⸗ ligen Stadtbaumeiſter Chriſtian Hengſt. Dem Beiſpiel von Durlach folgten bald die Städte Raſtatt, Karlsruhe, Mannheim, Baden⸗ Baden. Lahr, Heidelberg und andere. Die junge Durlacher Feuer⸗ wehr konnte in größerem Maße zuerſt bei dem Brande des Hof⸗ theaters in Karlsruhe am 28. Februar 1847 ſich bewähren. Nus der Pfalz „ Ludwigshafen, 29. Juli. Von der Schnelligkeit, mit welcher ſich das Waſſer in unſeren Fluß⸗ und Bachläufen dahinbewegt, macht man ſich meiſtens eine ganz falſche Vorſtellung. Maßgebend iſt natür⸗ lich das Gefälle der natürlichen Waſſerläufe, und deshalb treffen wir bei denen des Flachlandes immer viel niedrigere Zahlen an als bei denen des Gebirges. Selbſt zurzeit von Hochwaſſer läßt ſich in erſte⸗ ren niemals eine größere Waſſergeſchwindigkeit als 3 Meter in der Sekunde feſtſtellen und bei toſenden Gebirgsbächen nie eine größere als 6 Meter. Das hydrotechniſche Inſtitut in München konnte durch ſorgfältige Unterſuchungen für die Schnelligkeit der bedeutenden Waſſerläufe des ganzen gebirgigen Bayernlandes zurzeit ihres höch⸗ ſten Waſſerſtandes folgende Jahlen feſtſtellen: Iller bei Wiblingen 450—500 Zim., bei Kempten 500 Ztm. in der Sekunde Lech bei Deu⸗ tenhauſen 570 Ztm., bei Füſſen 460 Ztm. in der Sekunde, Iſar bei München 440 Ztm., Danau bei Neu⸗Ulm 365 Itm., bei Kempten 370 Ztm. in der Sekunde, Pegnitz bei Nürnberg 287 Ztm., der Main dei Wertheim 238 Ztm. und der Rhein bei Speyer 190 Ztm. * Neuſtadt a.., 29. Juli. Das zweite diesjährige Auffinden der Reblaus erfolgte am Dienstag nachmittag anläßlich der kolonnen⸗ mäßigen Weinbergunterſuchungen in der Gemarkung Hain⸗ feld, wo ebenfalls anſchließend an den Reblausherd des Vorjahre⸗ in der Gewann„Letten“ eine kleine Verſeuchung von zwei Stöcken aufgefunden wurde. Die Beſitzerin iſt Frau Ludwig Bachter, Wwe., in Weyer. Sicherheitsmaßnahmen wurden ſofort getroffen. Nachbargebiete „ Lamperkheim, den 29. Juli. Heute Nacht brachen Diebe in die Behauſung des Bäckermeiſters A. K. See⸗ linger in der Wilhelmſtraße ein, beraubten die Ladenkaſſe und ließen alles was ſie einigermaßen brauchbar bielten, mitaehen. Außer Bargeld und Kleidungsſtücken, fielen den Einbrechern auch noch ſonſtige Wertſachen in die Finger. Der Einbruch iſt um ſo merkwürdiger, da in nächſter Nähe die Polizeihauptwache ſich be⸗ findet. Mit Hilfe eines Polizeihundes wird eifrig nach den Tätern gefahndet. Man vermutet, den Dieben heute noch auf die Spur zu ommen, Arheilgen bei Darmſtadt, 29. Juli. Vorletzte Nacht gegen 11 Uhr wurde in der Scheune des Kaufmanns Thomas Bricher eine Stichflamme entdeckt und die Feuerwehr ſofort alarmiert. Junge, noch auf der Straße befindliche Leute, begannen Ae mit den Löſcharbeiten, ſo daß die Feuerwehr nicht mehr viel rbeit vor⸗ fand. Kaum glaubte man jedoch das Feuer gelöſcht. als erneut Feuer gemeldet wurde. An der Ortsgrenze, dicht beim Friedhof, brannte die Scheune des Landwirts Juſtus Gärtner. Die Feuerwehr, die ſo⸗ fort an die neue Brandſtätte abrückte, konnte indes nicht mehr viel ausrichten. Trotz aller Bemühungen brannte die Scheune bis auf die Grundmauern nieder. Es liegt zweifellos Brandſtiftung vor. wir trachten und tun. Wohin ich ſehe— mir kündet ſich allüberall die gleiche Lehre, das gleiche Geheimnis. Die Weide und Wachholder, die Aehre und die Ackerrade, der Stier und der Stein, der Wiſent und der Wurm— mir bergen ſie die gleiche Glaubensoffenbarung, dieſe: drei ſind der Welten, darin wir mit unſerem Ich zu Hauſe ſind. Aus jedem Weſen, aus jedem Ding, aus dem, was wir herablaſſend lebendig, aus dem, was wir vermeſſen umlebendig nennen, will i Dir meine Offenbarung herausleſen. Von dem Knöterich dort ſprachſt Du vorhin. Auch mir iſt er ein Bild, ein Abbild. eine Deu⸗ tung, ein Symbol unſeres Seins. Aber ein wie Anderes als Dir! Dies ſehe ich in ihm, Dies ſagt, Dies lehrt er mich: Wie Er wurzeln auch wir, und zu ſäften, in dem Schlammgrund des Untermenſchlichen Wie ihn umſpülen— umſpielen, umtoſen— umkoſen, umbrauen— umkrauen, umwittern— umzittern auch uns Tag und Nacht die Wellen der menſchlichſten Menſchlichkeit Aber wie Er erheben auch wir, wenn wir blühen, unſere Häupter in den Sonnenhimmel der Göttlichkeit.“ In dieſem Augenblick betrat ein Arbeiter die Brücke. Schwer hatte er tagüber, zehn Stunden lang, zu Oberſchöneweide in einer Fabrik geſchüftet. Müde, beſchmutzt, hungrig haſtete er nach Hauſe. Schon von Weitem hatte er B. und., die er für Müßiggänger halten mußte, beobachtet. Wie er ſie ſo in einemfort auf einander einreden ſah, da ſtieg Wut in ihm auf und er nahm ſich vor, den beiden Dichterfreuden einen derben Schlag auf ihre weitausgereckten abend⸗ beſonnten Hintern zu verſetzen. Im letzten Augenblick aber bezwang er ſich und begnügte ſich damit, ihnen im Vorbeigehen hinterrücks zu⸗ zurufen:„Wißtr nich, wat dat für ne Pflanze is! Det kann ich Euch janz jenau ſagen. Det iſt ne Waſſerpflanze.“ Wer hatte recht?., dem ſich das Daſein des Knöterichs zu Liebe verengte?., dem es ſich zum Lebenscchbild weitete? Der Arbeiter, der ihn berliniſch bei Namen nannte? Wer hatte Recht?, Literatur *Jack London: Lockrruf des Goldes Gurning Daylight), Roman. Verlag Grethlein u. Co., Leipzig, Zürich.— Jack London, Goldſucher, Matroſe, Landſtreicher, Student,— der große Aben⸗ teurer und aller Welt Kamerad— das war Jack London. Als Sehn eines kleinen Farmers erfuhr ſchon der Knabe die ganze Härte des ſozialen Kampfes ums Daſein. Sein Leben lang fühlte er ſich dem werktätigen Volke zugehörig. In ruheloſem Umherſchweifen lernte er alle großen und kleinen Uebel der Geſellſchaft kennen. So wurde er ein Kämpfer ſeine Weffe war die Feder und die Phantaſie des genjalen Kerls, der aus der Fülle eigenſter Erfahrung zu geſtalten vermochte, was Millionen Namenloſe erleben, erleiden und erſehngen. Er iſt der erſte Amerikaner, der die Neue Welt ſchildert, wie ſie wirk⸗ lich iſt. Die Echtheit ſeines Gefühls ſchuf ihm den Welterfolg. e —— — Freitag, den 30. Juli 1926 Neue Manuhelmer Jeitung(Mintag⸗ Ausgade) 5. Seike. Nr. 347 Neue Mannheimer Seitung Handelsblatt vom franzöſiſchen Eiſenmarkt Von unſerem ſtändigen Pariſer Vertreter Die abgelaufene Woche ſah drei Kabinette an der Spitze Frank⸗ 8550 und Schwankungen der Währung im Verhällntes 5 den Edelvaluten zwiſchen 244 und 198 für das Pfd. Sterling, zwiſchen 50 und 42 für den Dollar. Dieſe faſt beiſpielloſe Unſicherheit, der erſt ab Donnerstag das„Einheitsminiſterium“ Poincare einen (vorläufigen) Widerpart entgegenſtellte, mußte im Inlandgeſchäft einen bislang unerhörten Wirrwarr anrichten. In den Tagen des Runs auf die Sparkaſſen und Banken und der allgemeinen Kaufpanit, die von ernſthaften Beobachtern mit der Fieber⸗ ſtimmung verglichen werden, die der Mobiliſation in 1914 voraus⸗ ging, wo alles ſich mit Ware einzudecken verſuchte, gaben die Fantitanten ſolche begreiflicherweiſe, wenn überhaupt, nur gegen —— höchſte Sicherung ab. Bei den verhältnismäßig wenigen nlandgeſchäften, die überhaupt getätigt wurden, ſpielte die Haupt⸗ rolle nicht die Preisfrage, ſondern vor allem die Zahlungs⸗ be d ingungen. Auf dem Eiſenmarkt wurde der Ausgleich gegen die Währungsſchwankungen auf mannigfaltige Weiſe verſucht: Bar⸗ zahlung, Preisberechnung auf der Sterlingbaſis von 200 Fr. mit Zu⸗ und Abſchlägen je nach dem Kurſe des Fälligkeitstages, ſo⸗ fortige Trattenannahme bei Zahlung 30 Tage vom Ende des Liefer⸗ monats, oder überhaupt kein Feſtpreis, ſondern Preisfeſtſetzung am Liefertage u. dgl. Der Export empfing durch den Frank⸗Tiefſtand in der erſten Wochenhälfte verſtärkten Antrieb. Für Roheiſen ſchwankte der Ausfuhrpreis fob Antwerpen um 67—68 Sh.(belgiſches Gießereiroheiſen wurde 15 Birmingham zu 88,7 Sh. verkauft). Für den Inlandmarkt hat der Roheiſen⸗ verband, wie wir bereits berichteten, den Auguſtpreis auf 600 Fr. für phosphorhaltiges Gießereiroheiſen Nr. 3(Frachtbaſis Longwy) erhöht, was einen Zuſchlag von 80 Fr. gegenüber dem Juli und 140 Fr. gegenüber Juni⸗Juli bedeutet. Zu dieſem Grundpreis wurde den inländiſchen Verbrauchern für Auguſt ein Kontingent von 40 000 To. reſerviert; für weitere im Vedarfsfalle in Reſerve gehaltene 10 000 To. ſoll der Preis ſpäter feſtgeſetzt werden. Der Preis für halbphosphorhaltiges Roheiſen wurde auf 670 Fr. feſt⸗ geſetzt, d. h. 110 Fr. mehr als im Juli. Bei einem Sterlingkurs von 200 Fr. entſpricht der Exportgrundpreis für Gießereiroheiſen 670—680 Fr, alſo eine beträchtliche Marge gegenüber dem Ver⸗ bandspreis fürs Inland. „Die. Walzprodukte behaupten auf dem Weltmarkt ihre Feſtigkeit, erſcheinen ſogar aufwärts orientiert, wobei die immer geringere Spanne zwiſchen Halbzeug und Stabeiſen auffällt. Es notieren fob Antwerpen die Knüppel 4,6—4,8 Kſterl., Platinen .12 ELſterl., dagegen Stabeiſen 4,12—4,13 Lſterl. Bei einem Sterlingkurs von 200 Fr. ergäbe dies einen inländiſchen Stabeiſen⸗ preis von 920—930 Fr.; tatſächlich gaben die Werke ſo gut wie nichts ab, um die Entwirrung der wirtſchaftspolitiſchen Lage einigermaßen abzuwarten. Faſt nur die Blechwalzwerke und Drahtziehereien ſtellten der inländiſchen Kundſchaft noch Ware gegen Frankenpreiſe zur Verfügung; allerdings zu Höchſtkurſen. Es ſtiegen Grobbleche auf 1030—1050 Fr., Mittelbleche auf 1380—1400, Feinbleche auf 1700 Fr., Bandeiſen bis auf über 1150 Fr. Drahtſtifte ſchwanken zwiſchen 170 und 190 Fr. je 100 Kg. ab Werk. Beſonders vorſichtig in den Zahlungsbedingungen bekundeten ſich die Schraubenfabriken und die Gießereien. Der Schrott⸗ markt wurde natürlich ebenfalls von der entſchiedenen Hauſſe⸗ bewegung ergriffen; es kam jedoch nur zu unbedeutenden Ab⸗ ſchlüſſen.„Die ſtärkſte Nachfrage kommt aus Italien, das ſeit der Wiedereröffnung der Ausfuhr bis zum 22. Juli d. J. 46 322 To. bezog. Augenblicklich finden in Paris Verhandlungen zwiſchen den italieniſchen Schrottverbrauchern und dem franzöſiſchen Ausfuhr⸗ kontor ſtatt. Es notierten Altguß bis zu 49 Fr., Martinſchrott 30—32 Fr., Eiſendrehſpan 25—27 Fr. ab Pariſer Bezirk. Die Staatseiſenbahnen erzielten bei ihrer letzten Vergebung: montierte Achſen 33,49 Fr., Maſchinen⸗ und Waggonachſen 38,62 Fr., Rad⸗ reifen 35,81 Fr., gebogene Maſchinenachſen 32 Fr., Radnaben 30,67 Fr. je 100 Kg. ——— Eine Inlandsanleihe der Neichspoſt 80 Mill.„1 vornehmlich für Bauvorhaben/ Bau eines Dienſt⸗ gebäudes in Mannheim Der Verwaltungsrat der Deutſchen Reichspoſt beſchloß geſtern, der Aufnahme einer Inlandanleihe von 80 Mill.„ für die Deutſche Reichspoſt zuzuſtimmen und die gewerbliche Arbeitsgelegenheit zu vermehren. In erſter Linie handelt es ſich dabei um die Durch⸗ führung von Bauvorhaben, die an ſich dringlich, bisher aber aus Mangel an Mitteln zurückgeſtellt worden ſind, u. a. den Neubau eines Poſtſcheckamtes in Breslau, Bau von Dienſtgebäuden in amburg, Hannover, Mannheim, Plauen i.., Bad Salzuflen, Inslaken, Lötzen, Staaken, Torgau und Tuttlingen. Ein Teil des Betrages wird auch zur Förderung des Kraftwagenverkehrs auf⸗ gemandt werden, zum Bau von Wagenhallen, Werkſtätten, Lager⸗ ſtellen uſw. Schließlich iſt eine Summe für weiteren Wohnungs⸗ bau für die Beamten in Ausſicht genommen. Die Einzahlung der Anleihe durch das Bankenkonſortium wird vorausſichtlich ſchon am 11. Auguſt erfolgen. Für das Publikum iſt der Aebernahmekur⸗ auf 99,50 feſtgeſetzt. für die Banken auf 98 v. H. Der Zinſendienſt iſt zu 675 v. H. feſtgeſetzt. Girozentrale— Seehandlung Die Girozenkrale als künftiger Mittelpunkt des Kommunalkredits? Zbwiſchen der Seehandlung und der Deutſchen Girozentrale finden augenblicklich Verhandlungen ſtatt, die die Abgrenzung der gegenſeitigen Geſchäftsintereſſen zum Ziele haben. Die Beſtre⸗ ngen gehen aus von der Deutſchen Girozentrale, die als zentrales Inſtitut der deutſchen Sparkaſſen und Kommunalkaſſen mit der Seehandlung ſich auseinanderzuſetzen wünſcht auf dem Gebiete des Kommunalkredits⸗ und Sparkaſſenverkehrs. Die Seehandlung ſoll nach Möglichkeit ihre Betätigung auf Staatskredite und auf ihren erhehlichen Verkehr mit den Privatbanken beſchränken und, ſoweit es ſich um Kommunalkredite handelt, ihren Geſchäftsverkehr über die Girozentrale leiten. Die Girozentrale würde damit in den Mittelpunkt des Kommunalkredites gerückt, und ſoll ihre Aufgabe, die ihr bei Gründung geſteckt war, damit endgültig erreichen. Die 8 Verhandlungen laufen ſchon ſeit einiger Zeit, haben aber zu einem endgültigen Ergebnis noch nicht geführt. Eine Auseinanderſetzung iſt aus dem Grunde wünſchenswert, weil ſich die Intereſſen der beiden Inſtitute auf dem Gebiete des Kommunalkredites vielfach kreuzen. Kommt ein Ergebnis auf der in Ausſicht genommenen s zuſtande, würde die Kreditgewährung an Kommunen nur noch Sache der Girozentrale ſein, die bei dieſer Tätigkeit von der Seehandlung im Rahmen der verfügbaren Mittel unterſtützt würde. Ein Abſchluß der Verhandlungen iſt für die nächſte Zeit noch nicht zu erwarten, da ſich die leitenden Herren, wie üblich um dieſe Jahreszeit, in Ferien befinden. 5* Beſſere Ausſichten bei der Jucker⸗A. in Mann⸗ eim. Aus Kreiſen der Leitung der ſüddeutſchen Zuckerfabriken iſt anfragenden Aktionär mitgeteilt worden, daß der Umtauſch zer Aktien möglichſt beſchleunigt würde, die Schwie⸗ rigkeiten ſeien aber nicht ſo leicht zu überwinden geweſen, ſo daß wohl noch einige Zeit vergehen dürfte, bis der Umtauſch vollzogen werden kann. Die neuen Aktien würden ſämtlich an der Mann⸗ eimer, Frankfurter und Berliner Börſe eingeführt. Ueber die rage, ob für ſie auch der Terminhandel beantragt werden ſoll, babe die Verwaltung ſich noch nicht ſchlüſſig gemacht. Die Vor⸗ Belgiens Wirtſchaftslage und die Jrankenbewegung Aus Brüſſel, 28. Juli, wird uns geſchrieben: Die Franken⸗ bewegung und der engliſche Bergarbeiterausſtand haben auf dem belgiſchen Kohlenmarkt eigentümliche Verhältniſſe geſchaffen: Infolge der ſteigenden Nachfrage des Auslandes nach Induſtrie⸗ und Haushaltskohlen ſind die Preiſe in ſtändigem Steigen be⸗ griffen! Dieſe Kohlenpreisſteigerung wirkt ſich jedoch für die belgiſche Induſtrie ſehr nachteilig aus und man fängt deshalb an, nach Regierungshilfe zu rufen, in der Abſicht, ein Eintreten der Regie⸗ rung zur Kontrolle der Inlandpreiſe herbeizuführen. Die An⸗ lieferungen erfolgen ſehr langſam und die Käufer ſind verpflichtet, die Kohle zum Tagespreis des Ablieferungszeitpunktes abzu⸗ nehmen, wodurch häufig nicht unbeträchtliche Verluſte für den Käufer entſtehen. Verſchiedene Bergwerksgeſellſchaften haben bereits ihre ganze Förderung bis zu Ende 1926 ausverkauft. Anthcazit iſt beſonders knapp und teuer geworden, da Sterling und Dollar Frankreich daran verhindern, amerikaniſchen Anthrazit zu kaufen und da auch die engliſchen Verbraucher ſich mit belgiſchem Anthrazit verſorgen. Neuerdings iſt die Kohleninduſtrie dazu über⸗ gegangen auch für das Inland in engliſcher Währung zu rechnen; trotzdem iſt für den 1. Auguſt eine neue Preiserhöhung angekündigt. In der Eiſen⸗ und Stahlinduſtrie hat ſich die Tendenz gebeſſert, doch hat das Geſchäft noch nicht ſeinen normalen Umfang angenommen. Viele Firmen beſitzen ſo reichliche Aufträge, daß ſie an keine Preisnachläſſe denken, wogegen allerdings die luxemburgi⸗ ſchen Konzerne hie und da immer noch zu Konzeſſionen geneigt ſind. Die Käufer rechnen mit deutſchen Wettbewerbsangeboten, mit deren Hilfe ſie verſuchen wollen, billigere Preiſe zu erzielen. Stabeiſen koſtet per Tonne für Exportzwecke fob Antwerpen 4,12,6—4,13 Lſt., Träger 4,12—4,12,6 Lſt., Billets 4,5 Lſt— Die Glasinduſtrie leidet gleichfalls unter den Schwankungen des Franken, obgleich ſie ihre Preiſe in der Währung des Beſtim⸗ mungslandes berechnet, in das die Ware geht. Die Käufer ſind ſo zurückhaltend, daß die Notierungeen ſich nicht auf der Höhe des Vormonats erhalten konnten, in dem man eine Preiserhöhung um 25 v. H. für Tafelglas durchgeſetzt hat. Die nachgiebigere Haltung der letzten Zeit und eine Ermäßigung in den Frachtſätzen hat umfangreichere Aufträge aus China und dem Fernen Oſten gebracht. Vekanntlich hat das Parlament ſeine geſetzgebende Macht, ſo⸗ weit es ſich um Finanzangelegenheiten handelt, für 6 Monate dem König übertragen, um es der Regierung zu ermöglichen, ohne Ver⸗ zögerung alle Schritte zu ergreifen, die die finanzielle Lage erforderlich machen kann. Durch Dekret iſt die Exekutive ermächtigt, Anleihen aufzunehmen, nationales Eigentum zu ver⸗ äußern, die Gültigkeit von Abmachungen auf Goldbaſis in öffent⸗ lichen oder privaten Kontrakten anzuerkennen, Steuern und Zölle jeweils ſo zu erhöhen, daß ſie in ihrem Ergebnis keine Minderung des wirklichen Ertrages erleiden, alle Maßnahmen zur Verminde⸗ rung der Inflation zu ergreifen und die Zurückbringung des aus⸗ gewanderten Kapitals herbeizuführen, Informationen entgegen⸗ zutreten, die geeignet ſein könnten, den Staatskredit ungünſtig zu beeinfluſſen, die Verſorgung der Bevölkerung zu regeln, insbeſondere für eine Verminderung des Luxuskonſums zu ſorgen. Den Banken iſt vorgeſchrieben, ausländiſche Valuta nur gegen Vorzeigung von Verſchiffungsdokumenten und nur an ſolche Perſonen und Firmen abzugeben, die ſchriftlich und auf Ehrenwort erklären, daß ſie keine Reſerven in Fremdwährung beſitzen. Von Seefrachten und See⸗ verſicherungen abgeſehen, haben alle Zahlungen zwiſchen in Belgien anſäſſigen Firmen in Franken zu erfolgen, doch iſt es erlaubt, als Grundlage den Wechſelkurs des Zahlungstages zu berechnen. Um die ſchwebende Schuld zu konſolidieren, werden die belgiſchen Staatsbahnen auf 75 Jahre an eine autonome Geſellſchaft mit einem Kapital von 11 000 Mill. Franken verpachtet. Das Aktienkapital beſteht aus 1000 Mill. Fr. Stammaktien, die im Beſitz des Staates bleiben und ihm die Mojorität der Stimmen ſichern und aus 10 000 Mill. Fr. Vorzugsaktien, die der Staat zur öffentlichen Zeichnung auflegen wird. Eine erſte Emiſſion von 2000 Mill. Fr. dieſer Vorzugsaktien ſoll alsbald erfolgen; ihr Ergebnis wird hauptſächlich zur Konſolidierung der fünfjährigen Schatzſcheine dienen, die mit 1880 Mill. Fr. im Dezember fällig werden. Das Erträgnis dieſer Aktien ſoll bis zu einem gewiſſen Betrag mit den Wechſelkursſchwankungen variieren, ſo daß auf ein günſtiges Zeichnungsergebnis gerechnet werden kann. Weiter iſt beabſichtigt, ſpäter das ſtaatliche Teleg raphen⸗ und Telephonweſen einer nationalen Geſellſchaft zu über⸗ tragen; der Staat ſoll von der Geſellſchaft 300 Mill. Fr. Stamm⸗ aktien erhalten, die in ſeinem Beſitz bleiben, während 1500 Mill. Fr. Vorzugsaktien dem Publikum angeboten werden ſollen. tellen wir die Sonder⸗Beſteuerung von jährlich 1500 Mill. Franken in Rechnung, die für vier Jahre hinaus erhoben wird und nehmen wir an, daß die Aktien der Bahn⸗, Telegraphen⸗ und Telephon⸗Geſellſchaften vollſtändig vom Publikum gezeichnet werden, ſo würde dies dem Staat von heute ab bis zum Jahre 1930 die folgenden Einnahmen verſchaffen: Sonderſteuer 6 Milliarden, Vorzugsaktien, Eiſenbahn, 10 Milliarden, Telegraph und Telephon 1,50 Milliarden, zuſammen 17.50 Milliarden Franken. Demgegen⸗ über ſtehen an Forderungen, die bis 1932 erhoben werden können: Schatzſcheine mit 6 monatlicher Laufzeit 6 Milliarden, fünfjährige ratsaktien zu verwerten, ſei nicht beabſichtigt, ſie ſollen zunächſt im Portefeuille belaſſen werden. Bezüglich der Dividenden⸗ ausſchüttung laſſe ſich naturgemäß heute noch nichts ſagen. Die Ausſichten des laufenden Geſchäftsjahres hätten ſich nicht ver⸗ ſchlechtert, ſondern verbeſſert. ꝛ0: Enklaſſungen bei der J. G. Farbeninduſtrie, Abkeilung Höchſter Farbwerke. Die aus der Verſchmelzung ſich ergebenden Erſparnismaßnahmen haben es bei der J. G. Farbeninduſtrie, Werk Höchſt a.., notwendig gemacht, daß die bisher rd. 8000 Mann zählende Belegſchaft um 5 bis 6 v. H. ihrer Kopfzahl ein⸗ geſchränkt werden muß. Die Erweiterungen in der Erzeugung auf dem Gehiete der Kunſtdüngerherſtellung ſind dabei nicht eingerech⸗ net. Die Entlaſſungen werden ſich auf alle Abteilungen mehr oder minder gleichwertig erſtrecken nach dem Ergebnis der von Zeit zu Zeit durch die einzelnen Werke vorzunehmenden Rentabilitäts⸗ prüfungen. Man rechnet allerdings damit, daß die Kündigungen nicht auf einmal, ſondern nach und nach vorgenommeen werden. Diesbezügliche Verhandlungen zwiſchen dem Betriebsrat und der Werksleitung werden gegenwärtig noch gepflogen. * „1- Heidelberger Anleihe. Dem Bankenkonſortium, das die im geſtrigen Abendblatt gemeldeten 5 Mill. Teilſchuldverſchreibungen übernimmt, gehört, wie man uns mitteilt, auch die Heidelberger Niederlaſſung der Dresdner Bank an. 1- Leichtes Anziehen der Großhandelsſtandzahl. Die auf den Stichtag des 28. Juli berechnete Großhandelsſtandzahl des Statiſt. Reichsamtes iſt gegenüber dem 21. Juli um 0,4 v. H. auf 126,8 geſtiegen. Von den Hauptgruppen hat die Standzahl der Agrar⸗ erzeugniſſe um 0,7 v. H. auf 128,5 angezogen, während die Stand⸗ zahl der Induſtrieſtoffe um 0,2 v. H. auf 123,7 nachgegebeen hat. 2 deviſenmarkt Die auch dem Kabinett Poincaré erwachſenden Schwierigkeiten bei der Regelung der Finanzfrage bewirkten am geſtrigen Deviſen⸗ markt in den Vormittagsſtunden eine erhebliche Abſchwächung des Schatzanweiſungen, fällig 1 Dezember 1926, 2 Milliarden, desgl. franzöſiſchen Franken. London—Paris zog bis 211 an, konnte ſich jedoch infolge Interventionen an der Börſe bis 208 befeſtigen und fällig zwiſchen 1927 und 1932 etwa 1,50 Milliarden, Poſtſcheckdienſt und Staatsſparkaſſen⸗Bank etwa 3 Milliarden, insgeſamt 12,50 Milliarden Franken. Dieſe Zahlen ſchließen die Schuld des Staates bei der National⸗ Bank nicht ein, die er nach Abſchluß des Waffenſtillſtandes ein⸗ gegangen iſt, um die belgiſchen Beſitzer der von den deutſchen Beſatzungstruppen in Umlauf gebrachten Mark⸗Scheine zu ent⸗ ſchädigen. Dagegen ſind die Sondervorſchüſſe mit eingerechnet, die die Bank ſeit Mai d. J. dem Staat gegeben hat, um die Rück⸗ zahlung der Sechsmonats⸗Schatzwechſel zu ermöglichen. Dieſe Spezialvorſchüſſe ſind durch das Parlament genehmigt und dürfen 1500 Mill. Fr. nicht überſteigen. Der Staat hat bis zum 15. Juli aufgrund dieſer Ermächtigung 1000 Mill. Fr. von der Bank geborgt, was gegenüber dem 1. Juli eine Zunahme von 100 Mill. Fr. bedeutet. Der Finanzminiſter hat angekündigt, daß 75 Mill. der Staatsſchuld bei der Bank bereits aus den Mitteln abbezahlt worden ſind, die aus dem Er⸗ trägnis der Steuern fließen, die beſonders für die Schulden⸗ tilgung beſtimmt ſind(im Juni wurde ein Geſetz angenommen, wonach dieſer Tilgungskaſſe außer den jährlich auf 500 Mill. ge⸗ ſchätzten Zuweiſungen zu Amortiſationszwecken das Ergebnis beſon⸗ derer Verkäufe von Regierungseigentum, von Privatvermächtniſſen oder Geſchenken an den Staat und die Sonderſteuer von 1500 Mill. während der nächſten vier Jahre zugeführt wird, die auf Grund⸗ und Hausbeſitz, Motorwagen, öffentlichen Vergnügungsunterneh⸗ mungen uſw. erhoben wird.) Die Einnahmen aus Steuererträg⸗ niſſen bewegen ſich dauernd über den Voranſchlägen; direkte Steuern erbrachten im erſten Halbjahr 1926 231 Mill. Fr. mehr als im erſten Halbjahr 1925. 5 Die belgiſche Regierung und die belgiſche Bevölkerung bemühen ſich mit allen Kräften die Inflation zu bekämpfen; man will den Notenumlauf auf den Stand zu Beginn 1926, nämlich auf 1000 Franken per Kopf(7,50 Tauſend Millionen Franken) zurückbringen. Die kürzlichen Vorgänge in Blankenberghe und die häufige Wiederkehr des Wortes„Boches“, die geeignet ſind, dem deutſchen Publikum die belgiſchen Seebäder weiterhin zu verleiden, erſcheinen allerdings nicht als der richtige Weg, den Fremden⸗ zuſtrom zu heben und ausländiſche Valuta ins Land zu bringen. Jedenfalls wird noch eine recht anſehnliche Zeit verfließen, ehe man in Belgien an die Rückkehr zum Gold⸗Standard denken kann. Der Notenumlauf der Bank von Belgien beläuft ſich jetzt auf 8 946 917 000 Franken gegen 7 608 645 000 Franken vor einem Jahr und 6 200 000 000 Franken vor vier Jahren. Ende 1925 und Anfang 1926 ſchien es, als ob die belgiſche Regierung den Franken mit Er⸗ folg ſtabiliſiert habe. Es wurde ein finanzielles Reformprogramm entworfen und bis zu ſeiner praktiſchen Auswirkung wurden Aus⸗ landskredite aufgenommen, mit deren Hilfe der Kurs der Deviſe London bei 107 Franken monatelang feſtgehalten wurde. Die Kriegsſchulden bei den Vereinigten Staaten wurden durch ein Abkom⸗ men geregelt; es wurden Schritte unternommen, das Budget ins Gleichgewicht zu bringen und die National⸗Bank unabhängig vom Schatzamt zu machen. Dieſe Maßnahmen, die zugleich die Wahr⸗ ſcheinlichkeit auf eine baldige Rückkehr zum Gold⸗Standard eröff⸗ neten, würden, wenn ſie mit Feſtigkeit durchgeführt worden wären, den belgiſchen Franken dauernd ſtabiliſiert haben. Starke Inter⸗ eſſen in Belnien ſelbſt wandten ſich jedoch gegen eine dergrtige Sta⸗ biliſierung die ihnen den bisher ſo leichten Export erſchwerte und am 16. März erfolgte ein Rückſchlag, der den Franken von 107 auf 121.5 gegen das engliſche Pfund ſteigen ließ. Zwei Monate ſpäter wurde die Regierung ermächtigt 1 500 000 000 Franken Schatzanwei⸗ ſungen zu diskontieren und der Schneeball der Inflation war aufs Neue bergab in Bewegung geſetzt, um ſich zur Lawine auszuwachſen. Nach⸗ dem der Franken in der Zwiſchenzeit bis auf über 205 emporgeklet⸗ tert oder vielmehr herabgeſunken war, und jetzt etwa bei 190 hält, dürften die Belgier mehr Verſtändnis für den Wert der Stabiliſſerung haben als zu Jahresbeginn. Endlich einmal müſſen ſie ſich daza ent⸗ ſchließen und je länger ſie zuwarten, umſo ſchwieriger geſtaltet ſich die Aufgabe. Iſt ſie erſt einmal gelungen, dann ſind auch die Mög⸗ lichkeiten für einen weiteren Aufſtieg gegeben, denn Pelgiens induſtrieller Produktionsapparat weiſt beſſere Bedingungen auf als vor dem Kriege; er iſt nicht nur erneuert, ſon⸗ dern auch vergrößert und verbeſſert worden. Ueberſtieg doch 1925 die Produktion in der Schwerinduſtrie um 30 v. H. diejenige der Halberzeugniſſe von 1913 und um 25 v. H. deejenige der Fertiger⸗ zeugniſſe. Auch die Kohlenförderung hat um 50 v. H. zugenommen — im Juni förderten die belgiſchen Kohlengruben 2,100 570 To. gegen 1846 440 To. im Mai— und die Rohzinkerzeugung iſt eben⸗ falls um 50 v. H. größer als vor dem Kriege. Die Entwicklung der Zementinduſtrie hat um 35 v. H. zugenommen und die bel⸗ giſchen Zementwerke haben erſt vor kurzem die Zementpreiſe um 10 Fr. die Tonne auf 160 Fr. ab Werk erhöht, wozu noch.50 Fr. für Säcke berechnet werden. Die belgiſchen Bau m w ollſpinne⸗ reien haben gleichfalls 18 v. H. mehr Webſtühle als 1913. Im ganzen Lande ſind die Werksanlagen wieder aufgerichtet und neue errichtet worden; außerdem iſt eine vollſtändig neue chemiſche In⸗ duſtrie neben den zahlreichen Rokereien entſtanden. Schließlich kommt noch hinzu. daß ſich das belgiſche Kongoge biet zu einem vorzüg⸗ lichen Rohſtofflieferanten entwickelt hat. 1 10 e F eeeeee 5 9 E N ſtellte ſich nachbörslich auf 204. Heute morgen wird ein New Pork gemeldet, der einer Parität von 203 entſpricht. Der belgiſche Franken zeigte ſich ebenfalls anfänglich abgeſchwächt bis 205, ſchloß mit 200 und ſtellte ſich nachbörslich auf 198,50. Die italieniſche Währung blieb ohne größere Schwankungen, jedoch auf Interventionen eher feſter. London—Mailand nach 151 befeſtigt auf 149, nachbörslich 150. Sonſt war noch einiges Geſchäft in Madrid. London—Madrid nach 31,70 befeſtigt auf 31,55. Die anderen Deviſen blieben ohne beſondere Anregung. Heute morgen notieren: 0. 29. 30. London-Paris204,—208.—] Maild.-Schwz.] 16,40] 16,58] Lond.-Stockh. J 18.18 18,15 Lond.-Brüſſel 201.—196,50 Holland-Schw. 207,65 207,75] Lond.-Madrid 31 75 81.85 Lond.-Maild. 151.—150,—] Kabel Holland 249,— 248,88] Mailand⸗-Paris133,25137,25 Kabel Schweiz 516,85 516,75 Lond.-Holland 12,15 12.10 Brüſſel-Paris Lond.⸗Schweiz 25,13 25,180 London-Oslo. 22,15 22,.20 Holland-Paris 95 16,85 Paris-Schweig] 12,25 12 40 Lond.-Lopenh. 18.35 18,35J Kabel London 486,25 486,25 In.⸗Mt. laſſen ſich folgende Kurſe feſtſtellen: 20,44J 20, 42J Pragg.. 12,44J 12,44J Madrid...64,30f 64.70 10,.— 15,10 Oslo.. 92,—92.—] Argentinien.170,70170,19 81,300 81.3] Kopenhagen.111,30111.35] Japan... 198.85198,40 13,55 18.650 Stockbolm. 12.35112,40 168,70168.70l Brüſſel... 10,20 10,50 Berliner Metallbörſe vom 29. Juli 20 Preiſe Feſtmark für 1 Kg. London Paris Zürich Mailand Holland 28. 29. Elektroly'kupfer 135, 135,½ Aluminium Raffinadekupfer—.——.— in Barren.40⸗2,50 2, 40⸗2,50 Blei———— Zinn, ausl.—.—— Rohzink Bb⸗Pr.) 6 90⸗7.— 6,90-.— Hüttenzeinn—— (fr Verk.)——— Nickel 3,40⸗3,50 3, 40⸗3,50 Plattenzink 6,00⸗6,10.00⸗6,10[ Antimon.15.1,20.15⸗1 20 Aluminſum 2,30⸗2,35 2,30-.35 J Silber für 1 Gr. 88,0⸗89.0 88,0⸗89, 0 London, 26. Juli Metallwarkt(In Lſt. ſ. d. eng. t. v 1016 Kg. 28. 29 28 29. Blei 32 50 33,.— Kupfer Kaſſa 58,65 59, beſtſelect. 65,5 0 65,75 Zink 34.90 54,80 do 3 Monat 59.35 59.76] Nickel—.———[Liüueckſelber 15 50 15 50 do. Elekirol. 67,.— 67,50] Zinn Kaſſa 290·— 291,75] Regulus Frachtenmarkt in duisburg-Kuhrort vom 29. Juli 1926 Die verfügbaren Schiffe konnten zu den ſeitherigen Fracht⸗ ſätzen gut untergebracht werden. Tendenz ſehr ſeſt. ———ß— Seike. Nr. 347 Reue Mannheimer Jeifung(Mittag⸗Ausgabe) Freitag, den 30. Juſi 1928 Kommunale Chronik Hockenheimer Gemeinderaksſitzung sch. Hockenheim 28. Juli. Aus der Gemeinderats⸗ ſitzung iſt zu berichten: Der Gemeinderat gibt zur Eclaſſung einer ortspolizeilichen Vorſchrift bezüglich des Verhaltens der ſchulpflich⸗ tigen Jugend über das nächtliche Umherſtreifen ſeine Zuſtimmung.— Die Verfaſſungsfeier in dieſem Jahr ſoll in gleicher Weiſe wie im Vorjahre vonſtatten gehen.— Zum ange⸗ borenen Bürgerrecht. zugelaſſen wird Mechaniker Oswald Ba ſt.— Die Neuerrichtung eines An⸗ und Auskleideraums im ſtädt. Schüler bad wird beſchloſſen.— Der Stand der Gemeindekaſſe im Monat Juni wird zur Kenntnis gebracht.— Verſchiedene Grundſtücke wurden geſchätzt.— Gemäß abgegebenen Angebots werden die Tüncherarbeiten am Pumpwerk und am Schulhaus dem Tüncher Gund von hier übertragen.— Die Stadt übernimmt die Bürgſchaft für die Gewährung eines Zwiſchenkredits an die Gemeinnützige Baugenoſſenſchaft„Selbſthilfe“ bis zur Ablöſung des Kredits durch den Wohnungsverband.— Ferner wird dem Heinrich Schmitt dahier die Genehmigung erteilt, gegen Entrichtung einer Gebühr eine Dreſchmaſchine auf dem gemeindeeigenen Platz am Oftersheimer Weg aufzuſtellen. Gerichtszeitung Brandſtiftung infolge ehelicher Zwiſtigkeiten Neckargemünd, 29. Juli. Heute vormittag gegen 12 Uhr wurde die Einwohnerſchaft durch Feuerſignal der Feuerwehr ſowie durch Sturmläuten aufgeſchreckt. Im Speicher des Wohn⸗ hauſes von Zugmeiſter Müller(früher Hoch'ſches Haus direkt an der elektriſchen Endſtation) war ein Brand ausgebrochen, der durch die raſch erſchienene Feuerwehr ſowie Nachbarsleute bald gelöſcht wurde. Das Feuer ſcheint durch den jetzigen Hausbeſitzer gelegt worden zu ſein, denn Müller entfernte ſich ſofort vom Haus und ſprang in die Elſenz, um ſich zu ertränken. Sein Vorhaben wurde durch hinzukommende Leute vereitelt, die ihn ans Land brachten, wo er ſogleich von der unterdeſſen erſchienenen Gendarmerie in Empfang genommen und ins Rathaus zum Verhör geführt wurde. Die Verdachtsmomente und ſeine Ausſagen ſcheinen derart belaſtend geweſen zu ſein, daß er mit einem Auto ins Amtsgefängnis nach Heidelberg kam. Eheliche Zerwürfniſſe ſcheinen den Mann zu dem Schritt gebracht zu haben. Bei der Rheinland⸗ beſetzung durch die Franzoſen war er als Bahnbedienſteter von den Feinden aus Ludwigshafen ausgewieſen worden und hatte hier wie viele andere ſeinen Wohnſitz genommen. Trotz ſeiner Verheiratung mit einer hieſigen Witwe verſah er von hier aus nach der Rückkehr der Ausgewieſenen den Dienſt wieder als Zugmeiſter bei den pfälziſchen Bahnen. Es iſt anzunehmen, daß er bei der vermutlich durch ihn verübten Tat nicht recht bei Sinnen war. * Grober Anfug. Bei ſchlechtem Wetter gehört es zu den all⸗ täglichen Anblicken, daß ein Kraftfahrzeug mit großer Geſchwindig⸗ keit durch die Pfützen fährt und dadurch die vorbeigehenden Paſſanten mit Straßenſchmutz beſudelt. Das Bayeriſche Oberſte Landesgericht hat darin den Tatbeſtand des groben Unfugs geſehen und den angeklagten Fahrzeugführer entſprechend beſtraft. „Darin kann eine gröbliche Verletzung des Beſtandes der öffentlichen Ordnung durch die Mißachtung der allgemein gültigen Geſetze und Sitten und Anſtand, ſowie eine ungebührliche Beläſtigung und Ge⸗ fährdung des Publikums, ſomit die Verübung groben Unfugs im Sinne des§ 360 Ziffer 11 des St..B. erblickt werden.“(Entſchei⸗ dung vom 26. Januar 1926, Rev.⸗Reg. 1692—25). § Jeſtungshaft für Menſuren. Vor dem Schöffengericht Kon⸗ ſtanz hatten ſich 23 Schüler des Technikums wegen Zwei⸗ kampfes mit tödlichen Waffen zu verantworten, den ſie am 16. März im Saale eines Gaſthofes in Konſtanz ausgetragen hatten. Insgeſamt wurden 12 ſchwere Partien ausgefochten. Sämtliche angeklagten Studenten wurden zu je 3 Monaten Feſtungshaft und zum Tragen der Koſten verurteilt, unter Strafaufſchub bei Wohl⸗ verhalten bis 1929. Der Wirt wurde von der Anklage der Begün⸗ ſtigung freigeſprochen. Sportliche Rundſchau Kennen in Freudenſtadt Freudenſtadt, die jüngſte, aber auch die ſchönſt gelegene deutſche Rennbahn, wird am 8. Auguſt wieder ihre Gäſte willkommen heißen, nachdem der erſte Verſuch im Vorjahr ſo gute Erfolge zei⸗ tigte. Der kleine Schwarzwald Kurort hat mit ſeinem erſtmaligen Verſuch, nach dem Rrieg die Offiziersjagdrennen bezw. den Offiziers⸗ ſport wieder aufleben zu laſſen, keinen Fehlgriff getan und hat man⸗ chem großen Rennplatz damit Richtung gegeben. VBeſonders Mann⸗ heim hat ſich die Idee in größerem Umfang zu eigen gemacht und durch ſeinen Erfolg verſchiedenen anderen Groß⸗Rennbahnen, ſo Frankfurt, Hannover, Magdeburg, Breslau und Bremen den An⸗ ſporn gegeben, dem Beiſpiel zu folgen, dem ſich nun auch einige rheiniſche Plätze anſchließen wollen. Die Freudenſtadter Rennbahn, die mit ihrer ſchmucken Tribüne über Täler und Höhen hinwegblickt, hat ſeit dem letzten Jahr man⸗ cherlei Verbeſſerungen erfahren, insbeſondere zahlreiche Ausgleichun⸗ 2 gen im Geläuf, das als Naturbahn dem natürlichen Gelände ange⸗ paßt war. Auch die Hinderniſſe wurden einer umfaſſenden Verbeſſe⸗ rung unterzogen; man hat jetzt u. a. auch Wälle, Rickhecken, eine Mauer, einen engliſchen Sprung, was das ſportliche Niveau ganz weſentlich ausgeſtalten wird. Die erweiterte Linienführung des Ge⸗ läufs geſtattete eine weſentlich verbeſſerte Anordnung der billigeren Zuſchauerplätze. Der Sattelplatz hat durch die Erſtellung einer ca. 2000 Perſonen faſſenden Stehtribüne eine erhebliche Vervollkomm⸗ nung erfahren. Das diesmalige Programm wendet ſich ausſchließlich dem Her⸗ renſport zu und zwar auf Halbblut. Die Nennungen zu den einzel⸗ nen Konkurrenzen ſind ſehr befriedigend ausgefallen, ſo daß jedes Rennen nicht nur ein gutes Feld, ſondern auch qualitativ guten Sport bieten wird. Ddas Keßler⸗Begrüßungsrennen wird als Flachrennen über die 2000⸗Meter⸗Diſtanz gelaufen und gibt einer Auswahl unter 20 genannten Pferden ſüd⸗ und norddeutſcher Regimenter Gelegenheit zum Wettſtreit. Das Offiziers⸗Jagd⸗ renen über 2400 Meter ſieht einen Ehrenpreis des Württember⸗ giſchen Staatspräſidenten vor und wird eine Ausleſe des beſſer ge⸗ züchteten Halbblutmaterials am Startpfoſten ſehen, ebenſo das Reichswehr⸗Jagdrenen über 3000 Meter, zu dem der Her⸗ zog Albrecht von Württemberg den Sieger⸗Ehrenpreis geſtiftet hat. Eine größere Beſetzung infolge erweiterter Zulaſſungsgrenzen verſpricht das Parforce⸗Jagdrennenmüber 3600 Meter und der Preis der Kurverwaltung, eine über 3000 Meter ange⸗ ſetzte Jagd mit Auslauf. 52585 Wenn das Wetter der Veranſtaltung günſtig wird Freu⸗ denſtadt wieder einen großen Tag erleben, der det vorjährigen, glanzvoll verlaufenen Eröffnungstag nicht nachſteht. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Juli Nßeln-Pegel J28. 24,27.,J 28,J 25 30, Nekar-Pegel 23. 24[27. 28 28.J 20, Schuſterinſel' 3,18 8,02.87 2,828,38 3,12 Mannheim.40 5 458,085,02.98 4,95 80 ſe 5 220 4. 210.7.864.32 Jagſtfeld. 1,88 4,86 14.L46207408 Marau:..245,16.80.87.82887 Mannheim.5,44.84.14 5,11.97 5,02 Caub 3,67.77 4 15 3,80.738,60 NRN.5208.6108.76.6008,47 3,40 wWaſſerwärme des Rheins! 16,80 C. Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas. Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Mannheim, E 6. 2. Direktion Ferdinand Heyme Chefredakteur: Kurt Fiſcher.— Verantwortliche Redakteure: Für Politik: i. V. Kurt Fiſcher.— Feuilleton Dr. Fritz Hammes.— Kommunalpolitik und Lokgles: i..: Franz Kircher.— Sport und Neues aus aller Welt: Willy Müller.— Handelsteil: Kurt Ehmer. Gericht und alles Uebrige: Fr. Kircher.— Anzeigen: i. V. J. Faude. 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Sammlung nachm. 12 Uhr a. d. Leichenhalle. Das Kommando: J¶6 Schlimm. Krenkenheusdirekor 5000 Dr. KlSsSling AN¹ Orleub Zzurdck Arbeitsvergebung. Für die Wohnhausbauten an der Waldbof⸗ ſtraße ſollen die Schreinerarbeiten in öffent⸗ lichem Wettbewerb vergeben werden Zeichnungen und Angebotsvordrucke, letztere gegen Erſatz der Selbſtkoſten von.00 bei Architekt Mündel. N 3. 7/8 5984 Anzebote mit entſprechender Aufſchrift ver⸗ ſehen ſind bis ſpäteſtens zum Samstag, den 7. Anguſt vormittaas 9 Uhr, auf Zimmer 19 des Rathauſes in N 1 einzureichen. 92 — — mS ue mg in fünme mi bab dene Herren-Anzüge Groner Posfien Jeder Anzug: Nur moderne, Futsitzende, tragfähige Anzüge, die mir Dauerkunden sichern, kommen zum Verkauf 5080 le F0 7 reh asche mit selbsr. Waschmiltel 5 Auch Seſfenſocfren, Achte mohl schonen, aber gran und Necltig lassen, sind uberholl. Pernor, Hammers D. R. 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