Nouo Samsktag, 25. Sepfember Venngspreiſe: In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus 27 durch 99 Poſt monatl..⸗M. 250 99 doeſeſa⸗ eeptl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ Fanpen vorbehalten. Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe. (Baßßer eſchäftsſtelle E6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle: R 1,4⸗6, 8 aſſermannhaus).Geſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhofſtr.6, Aeſſe cen traße 24 u. Meerfeldſtraße 11. Telegramm⸗ dreſſe. Genera anzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. Jernſprecher 24944, 24945, 24951, 24952 u. 24953 Abend⸗Ausgabe 9 Mannheimer General Anzeige:: jer öe itung Preis 1o Pfeunig 1926— Nr. 444 Anzeigenpreiſe nach Tatif, bei je einſp. Kolonclzelle 05 Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. Mellamen —4.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ en wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Au Fernſprecher ohne Gewähr. Gerichtsſtand iſt Beilagen: Sport und Spiel Aus Seit und Leben. Mannheimer Frauenzeitung.Unterhaltungs-Beilage.Aus der Welt der Technik. Wandern und Neiſen Geſetz und Necht ðͤv ĩ ͤbbꝙ00ͤ ͤ ͤVvbbbPböbööbPböböbébbPbPocöPCbPPoPPPPPPPPłPFłcCPCPłPCPCPPCPPPPCPPcCPcPCPCPPCPPœPœœccccTPTTTTTPT——PᷓPPTPTGPTP————TFP——GMkFvTTWTTT—TP—TPMTPTTTPP+PPTP+ꝓPTPTPꝓPPPTPPPꝓPꝓTPPPP—PP———PPPP———————————— Freundſchaftsvertrag England⸗Jlalien? Ein Vorſchlag Muſſolinis Der römiſche Berichterſtatter des„Daily Telegraph“ will wiſſen, daß bei der Zuſammenkunft Muſſolinis mit Chamber⸗ lain letzterem der Abſchluß eines Vertrages der Freundſchaft d gegenſeitigen freundſchaftlichen Unterſtützung in allen, as Mittelmeer und die allgemeine europäiſche olitik betreffenden Fragen zwiſchen Großbritannien und talien vorgeſchlagen werden ſolle. Der in Ausſicht genom⸗ ene Vertrag werde eine viel größere Reichweite haben und viel tiefere Intereſſen berühren, als die anderen, bisher zwi⸗ chen Italien und ſeinen unmittelbaren Nachbarn geſchloſſenen reundſchaftsverträge oder auch der letzte mit Rumänien un⸗ terzeichnete Vertrag. Muſſolini ſei bei ſeinem Wunſch, einen erartigen Vertrag abzuſchließen, beeinflußt von der ich anbahnenden deutſch⸗franzöſiſchen Ver⸗ tändi gung. Die Anwendung des Locarnopaktes und ſeine weitere, in den Beſprechungen zwiſchen Streſemann und riand in Thoiry vorgeſchlagene Evolution neige dazu, die europäiſche Lage, wie ſie durch den Verſailler Vertrag und die anderen unmittelbar nach dem Waffenſtillſtand mit den vor⸗ maligen Feindmächten abgeſchloſſenen Verträge geſchaffen wurde, vollſtändig umzugeſtalten. Dies ſei wenigſtens die Anſicht Muſſolinis. Eine gut unterrichtete politiſche Perſönlichkeit habe dem Berichterſtatter erklärt, Italien ſei im Falle einer deutſch⸗fran⸗ zöſiſchen Verſtändigung gezwungen, die Haltung Frankreichs und infolgedeſſen auch die ſeiner Trabanten, Polen und die Tſchechoſlowakei, gegenüber der„Annektion“ Oeſter⸗ teichs durch Deutſchland in Rechnung zu ſtellen. In Rom werde die Möglichkeit einer ſolchen Annektion bereits an⸗ ſenommen. Statt des ſchwachen Oeſterreich würde Italien Enn jenſeits des Brenner die um 7 Millionen verſtärkte acht Deutſchlands ſehen. Die Möglichkeit einer Neugrup⸗ ung müſſe in Betracht gezogen werden. England und die Dominions don, 25. Sept.(Von unſerem Londoner Vertreter). die beitiſch Reichskonferenz, die am kommenden Monat ſtatt⸗ laden wird, ſteht in ihrem politiſchen Programm ſchon feſt. Seit langem iſt eine Ausſprache über den Locarnopakt Streſemann zur Kriegsſchulofrage Genf, 25. Sept.(Von unſ. eigenen Vertreter.) Wir erfahren ſoeben von einem an dem Bierabend den Streſe⸗ nann vor ſeiner Abreiſe den anweſenden Journaliſten gab, genauen Wortlaut des Abſchnittes, der in der ganzen bat döſiſchen und engliſchen Preſſe ſoviel Staub aufgewirbelt 5 Dr. Streſemann ſagte nach dem Privatſtenogrammm, uns vorliegt, folgendes:„Wir traten lin den Völker⸗ nd) ein unter der Annahme, daß uns die anderen Staaten ſond derſelben Achtung begegnen, die ſie für ſich ſelbſt bean⸗ pruchen. Wenn einſt behauptet worden iſt, wir ſeien die Foraliſchen Urheber des Weltkrieges, ſo erklären wir, daß wir jede moraliſche Diskriminierung übbebnen. Als wir am 10. September in die Verſamm⸗ ung eintraten und die Repräſentanten der deutſchen Regie⸗ Veng vom Beifall begrüßt uwrden, als zum erſten Mal im erſammlungsſaal die Stimme Deutſchlands erklang und die roße Mehrheit der Delegierten dem Deutſchen zujubelte, da de e ich empfunden: das iſt die Genugtuung, die man 9 Deutſchen nach den Anklagen gewährt, die gegen ſie er⸗ ben wurden.“ Dieſer genaue Wortlaut aus der Rede Streſemanns wiederſpricht ziemlich ſtark der Faſſung, die durch die Schwei⸗ ſche Depeſchenagentur verbreitet wurde. Ein Danktelegramm Streſemanns den Dr. Streſemann hat auf das Telegramm des Oberpräſt⸗ wäten der Rheinprovinz mit folgendem Telegramm geant⸗ Fertet:„Freundlichen Dank für die Worte der Begrüßung, De. Sie mir im Namen der Rheinprovinz übermittelt haben. Jar zurückgelegte Weg deutſcher Außenpolitik der letzten deihre. war nur möglich bei dem beſtehenden Vertrauens⸗ desbälknis zwiſchen der Reichsregierung und der Bevölkerung kon beſetzten Gebietes, während treue Mitarbeit auch für die mmende Zeit mehr denn je unerläßlich iſt. Deutſchland und der Korribdor Eine rakauer Zeitung, der„Luſtrowany Kurier Coozi⸗ kun land Im., bringt die Senſationsmeldung, daß Deukſchl, de Frühjahr ds Is. Polen auch Vermittlung eines Mitgliedes 15 Völkerbundsſekrketariats das Angebot gemacht habe, mit zulfe der Reichsbank an der Santerung Polens teil⸗ begegmmen. Als Gegenleiſtung ſollte Polen eine Erweiterung geb, Gebietes der Freien Stadt Danzig zugeſtehen, die ſoweit Pben ſollte, daß die nördlichen Eiſenbahnlinien zwiſchen Auutſchland und Oſtpreußen in dieſes Gebiet fallen würden. Poch mit dem amerikaniſchen Finanzſachverſtändigen für üb len, Prof. Kemmerer, habe der Reichsbankdirektor Schacht er dieſe Frage geſprochen. pl Wir müſſen die Verantwortung für die Meldung dem Vanſchen Blatt überlaſſen. ſtätigung dieſer Nachrichten nicht zu erlangen. geplant. Hinzu kommt jetzt eine Beratung über die Stellung des britiſchen Reiches im Völkerbund und über die mögliche Verteilung von Ratsſitzen an die Dominions. Von gleicher Wichtigkeit iſt die Einwanderungsfrage, da Kanada und Auſtralien in vielen Diſtrikten menſchenarm ſind. Unter dem Druck der ökonomiſchen Verhältniſſe findet wahrſcheinlich ſchon heute eine ſtarke Abwanderung vom Mutterlande nach Ueberſee ſtatt. England und die Kämpfe in China § London, 25. Sept.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Die geſtrige Meldung, daß Wu⸗Pei⸗Ju ein geſchlagener Mann ſei wird durch ein Tientſiner Telegramm der„Morningpoſt beſtätigt. Obgleich offiziell von ſeinen Truppenteilen eine baldige Zurückeroberung vonHankau angekündigt wird, weiß man, daß ſeine Armee ernſtlich nicht mehr in Frage kommt. Wu⸗Pei⸗Ju verließ ſein Heer. Das Kabinett in Peking fühlt ſich nicht mehr ſicher und wünſcht zu demiſſionie⸗ ren. Tſchangtſolin tritt wieder in den Vordergrund. Der chineſiſche Appell an den Völkerbund gegen die groß⸗ britanniſche Politik auf dem Yangtſekiang wird mit ſcharfen Worten abgelehnt.„Niemand kann China ernſt nehmen“, ſchreibt der„Daily Expreß“ und fährt fort:„Es hat ſeine Bei⸗ träge nicht gezahlt, es iſt in den Völkerbund nur durch eine Kette diplomatiſcher Intrigen gebracht worden. All das liefert ein gutes Bild von dem phantaſtiſchen Wahn⸗ 5 in Genf für Wirklichkeit genommen wird. So würde das Blatt nicht ſprechen, wenn nicht die all⸗ gemeine Unzufriedenheit über die Zuſammenſetzung des neuen Völkerbundsrates hier anhielte. Nur die Arbeiterſchaft wendet ſich gegen die britiſche Chinapolitik. Die Trade Union Kongreß hat eine von der„Times“ ſcharf kritiſierte Reſo⸗ lution gegen die Chinapolitik gefaßt und zwei bemerkenswerte Details angegegeben. Es zeigt ſich, daß am 5. September ein Bombardement britiſcher Schiffe auf den unbefeſtigten Ort Wanſhien ſtattgefunden, das zahlreiche Menſchenopfer gekoſtet hat. Man erklärt ferner, daß die nordamerikaniſche Regie⸗ rung eine andere und zwar nachgiebigere Politik als Groß⸗ britannien einſchlägt. Zu einer gemeinſamen Aktion der Großmächte, wie der auf der Waſhingtoner Konferenz ab⸗ geſchloſſene Pazific⸗Vertrag es vorſah, kommt es nicht. Wie man an anderer Stelle erklärt, ſoll Japan für ſeine Teil⸗ nahme an einer britiſchen Aktion in China u. a. die Zuſage haben, daß die Befeſtigung Singapores nicht fortgeführt werde. Verſchärfung der polniſchen Kabinettskriſe In ſeiner Freitagsſitzung hat der polniſche Sejm den Budgetvorſchlag für das vierte Quartal in der Faſſung der Regierungsvorlage unverändert angenommen. Für den An⸗ trag auf Streichung von 34 Millionen Zloty bei insgeſamt 484 Millionen ſtimmten nur die Chriſtlich⸗Demokraten, die Minderheiten und die Nationale Arbeiterpartei. Wie es heißt, hat das in den Nachmittagsſtunden entſtandene Gerücht, Pilſudski habe ſeinen Urlaub unterbrochen und treffe jeden Augenblick in Warſchau ein, auf die Annahme der Regie⸗ rungsvorlage in ſtarkem Maße gewirkt. Im Verlauf der Abſtimmung wurde ein ſozialdemokra⸗ tiſcher Antrag auf Erhöhung der Beamtengehälter abgelehnt. Die polniſche Regierung hat im Sejm keinen vollen Sieg da⸗ vongetragen. Die von der Rechten eingebrachten Miß⸗ trauensanträge gegen den Innenminiſter und den Unterrichtsminiſter ſind mit großer Mehrheit an⸗ genommen worden. Verfaſſungsgemäß müßten nun die beiden zurücktreten. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß die Re⸗ gierung auf die Mißtrauensanträge gegen beide Miniſter mit der Geſamtdemiſſion antworten wird. Man rechnet dabei mit der Möglichkeit, daß der Präſident heute(Samstag) das Parlament auflöſen wird, ſodaß eine längere parlaments⸗ loſe Periode einſetzen würde. Kurz vor Redaktionsſchluß meldet uns ein Drahtbericht: Das Kabinett Barthel⸗Pilſudski hat infolge der durch das Mißtrauensvotum des Parlaments gegen den Innenminiſter und den Kultusminiſter erfolgten parlamentariſchen Nieder⸗ lage ſeinen Rücktritt erklärt. Der Staatspräſident nahm die Demiſſion an und betraute die Regierung mit der Weiter⸗ führung der Geſchäfte. In politiſchen Kreiſen glaubt man, daß Pilſudski die Miniſterpräſidentſchaft in einem Kabinett mit den bis⸗ herigen Miniſtern übernehmen werde. Der Innenminiſter und der Kultusminiſter dürften, wie man glaubt, durch rechtsſtehende Politiker erſetzt werden. Gas· und Kohlenpreis in England Der Gaspreis, der ſeit drei Monaten ſchon mehrmals erhöht wurde, hat jetzt eine dritte Erhöhung erfahren, die im Zuſammenhang mit dem Kohlenſtreik ſteht. Die Kohlen⸗ preiſe für engliſche Kohlen haben ſich ſeit Beginn der Kriſe ganz bedeutend erhöht. Während vorher für 112 Pfund 1 Shilling 8 Pence bis 1 Sh. 10 Pence gezahlt wurden, variiert der Preis gegenwärtig zwiſchen 5 und 7 Shilling. Kurzer Urlaub des Reichskanzlers 1 JBerlin, 25. Sept.(Von unſerem Berliner Büro). Reichskanzler Marx tritt heute einen kurzen Urlaub an, kanzler bringt ſeine Ferien in Norddeutſchland zu. Reichs⸗ außenminiſter Streſemann begibt ſich nächſte Woche nach Von deutſcher Seite war eine]Kö In, um an dem Parteitag der Deutſchen Volkspartei teil⸗ zunehmen. der ihn—10 Tage von Berlin ſernhalten wird. Der Reichs⸗ Rückblick und Vorſchan Die Beſchlüſſe von Paris und Berlin— Der Wille zum Frieden am Rhein— Die Stellung des Weltkapitals— Streſemauns„deutſche Politik“ Die Beſchlüſſe des franzöſiſchen Kabinetts und der Reichsregierung, die ſich als die beiderſeitige Be⸗ feſtigung des von Streſemann und Briand in Thoiry fort⸗ geſponnenen Locarnofadens darſtellen, eröffnen nunmehr die Pforten zu neuen Verhandlungen. Das Bemerkenswerte an beiden Beſchlüſſen iſt die zeitliche Folge. Da die franzöſiſche Regierung dem Reichskabinett vorangegangen war, ergab es ſich von ſelbſt, daß die Beſprechungen in Berlin darauf Rück⸗ ſicht nahmen, umſomehr, als wir jetzt ziemlich genau darüber unterrichtet ſind, wie es in der Sitzung des franzöſiſchen Ka⸗ binetts zugegangen iſt. Briand hat darnach dem Kabinett mit voller Offenheit und mit Wärme die Auffaſſung vorgetragen, daß die Zeit gekommen ſei, um die Möglichkeit einer politi⸗ ſchen, wirtſchaftlichen und finanziellen Annäherung zwiſchen Frankreich und Deutſchland zu prüfen. Dabei hat er ſich nicht allzu ſehr auf Einzelfragen eingelaſſen, und er iſt auch nicht ſo weit gegangen, zu behaupten, daß eine Vereinbarung ſchon ſo gut wie fertig ſei. Herriot hat das vorgetragene Ver⸗ ſtändigungsprogramm in ſeinen Hauptlinien wärmſtens unterſtützt. Auf der anderen Seite iſt nach allem, was man weiß, an den Ausführungen Briands keine ſcharfe Kritik geübt worden. Es hat ſich im Kabinett ſelbſt während der Beratungen auch kein heftiger Widerſtand bemerkbar gemacht. Von einem Riß im franzöſiſchen Kabinett, von dem vorher viel die Rede war, iſt nichts ſichtbar geworden. Das Kabinett wird allein ſchon durch die Beſorgnis zuſammengehalten, daß eine Kriſis den gerade in der vergangenen Woche wieder ſchwankend gewordenen Franken von neuem nach unten in Bewegung ſetzen könnte. Das franzöſiſche Kabinett hat weſentlich aus dieſem Grunde dem Vorgehen Briands und ſeiner Politik einſtimmig ſein Plazet erteilt. Es hat damit die Grundlagen des Berhandlungsprogramms gebilligt, aber es herrſcht kein Zweifel daran, daß die Dinge über das im⸗ merhin ſehr wichtige Aufangsſtadium noch nicht hinausge⸗ diehen ſind. Die grundſätzliche Zuſtimmung des Reichskabinetts zeigt, daß ſein Beſchluß auf die gleiche Linie mündet. Ein Unter⸗ ſchied iſt jedoch dahin feſtzuſtellen, daß bei der deutſchen Hal⸗ tung die Zwangsmomente weniger in Betracht kommen als bei der franzöſiſchen. Iſt auch von dem„Geheimnis von Thoiry noch nicht der letzte Schleier gezogen, ſo wiſſen wir heute doch zur Genüge, um was es ſich gedreht hat. Die Kenntnis kommt uns aus dem Ausland, da ſowohl die eng⸗ liſche wie auch die italieniſche Regierung fortgeſetzt auf dem Laufenden gehalten wurden. Während aber die italieniſche Preſſe ihrer Gewohnheit getreu Berichte über diplomatiſche Verhandlungen von vornherein mit faſziſtiſchem Prägeſtempel verſieht, iſt die führende engliſche Preſſe erfreulicherweiſe ob⸗ jektiv genug, die Dinge ſo wieder zu geben, wie ſie ſie erfährt. Das Rankenwerk der Legende im Ausland und parteipoli⸗ tiſche Verkleinerungsſucht im Inland machen es notwendig, noch einmal das deutſche Ziel klar zu umſchreiben. Ober⸗ ſter Leitſatz iſt und bleibt die Befreiung des Rhein⸗ landes von fremder Beſatzung. Dr. Streſemann hat bei ſeiner Genfer Abſchiedsrede vor der Preſſe und vor allen Dingen in der Unterredung, die er dem Vertreter der„Köln. Ztg.“ gewährte, auf dieſen Kernpunkt hingewieſen. Deutſch⸗ land fordert ferner als Vorausſetzung einer Verſtändigung die gleichzeitige Freigabe des Saargebietes, die ohne Volksabſtimmung erfolgen kann, da die Bevölkerung bis zum letzten Manne deutſch iſt. Weiter vertritt die Regierung die Forderung, daß die Militärkontrollkommiſſion aus Deutſch⸗ land ſofort zurückgezogen werden muß. Es iſt ein Unding, daß eine Völkerbundsmacht eine ſolche Kontrolle weiter er⸗ tragen ſoll. Ferner gehört zu den Forderungen, die wir im Rahmen des Verſtändigungsprogramms vertreten, auch das Verlangen, daß man die deutſch⸗belgiſchen Verhandlungen über die Rückgabe von Eupen⸗Malmedy gewähren läßt und auf franzöſiſcher Seite jeden Druck auf Belgien vermeidet. Das grundſätzlich bedeutſame an den Pariſer und Berliner Beſchlüſſen iſt die Ueberbrückung des Spaltes, der Deutſchland und Frankreich bisher hinderte, ſich zu nähern und zuſammenzukommen. Das iſt gewiß ſchon außerordentlich viel, wenn man zurückſchaut, aber nur ein Anfang, wenn man ſich der noch vor uns liegenden Schwierigkeiten bewußt iſt. Wie aus Berlin berichtet wird, hat Streſemann ſelbſt im Ka⸗ binett darauf hingewieſen, daß jeder vorläufige Optimismus nur ſchaden könne. Je nüchterner und ſachlicher auf beiden 2. Seite. Nr. 444 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) Samstag, den 25. September 1928 Seiten die Probleme angefaßt würden, deſto raſcher wäre vielleicht ein Ergebnis möglich. Streſemann hat allerdings keinen Zweifel darübar gelaſſen, daß er perſönlich trotz man⸗ cher Rückſchläge, die hätten bedenklich ſtimmen können, in die ehrlichen Abſichten Briands volles Vertrauen ſetze. Das Ziel ſeiner Politik ſei, auf einen Akkord hinzuarbeiten, der die Locarnoverträge durch den Willen zum Frieden am Rhein ergänzt und dadurch ein Zuſammenarbeiten zwi⸗ ſchen Deutſchland und Frankreich vorbereitet. Sei einmal der deutſch⸗franzöſiſche Gegenſatz aus der Welt geſchafft, was aller⸗ dings noch Monate dauern könne, dann wäre auch der Weg für eine Verſtändigung nach anderen Richtungen frei. Gegen⸗ über den gerade jetzt aus Frankreich und England kommenden Behauptungen, daß als Ergebnis eines ſolchen Ausgleichs neue finanzielle Belaſtungen Deutſchlands zu erwarten ſeien, die in den Angaben zwiſchen zwei und acht Milliarden ſchwanken, betonte Streſemann ausdrücklich, daß es ſich um keinerlei neue Belaſtungen Deutſchlands handele, ſon⸗ dern nur darum, Möglichkeiten auszubauen, die jetzt ſchon im Dawesplan gegeben ſind. Wie weit wir auf deutſcher Seite ohne Verletzung lebenswichtiger Intereſſen gehen können, da⸗ zu iſt eben jetzt der kleine miniſterielle Ausſchuß eingeſetzt, der die möglichen Zugeſtändniſſe auf Grund unſerer wirtſchaft⸗ lichen und finanziellen Lage überprüfen ſoll. Die Vorausſetzung für den Fortgang der diplomati⸗ ſchen Ausſprache iſt alſo geſchaffen. Wir haben in den harten Jahren nach dem Friedensſchluß zuviel bei derartigen Ver⸗ handlungen erlebt, als daß wir von vornherein auf einen glatten und reibungsloſen Verlauf rechnen. Streſemann hat ſich zu der Politik des„do ut des“ bekannt, d. h. einer Politik, die nur leiſtet, wenn ſie der Gegenleiſtung ſicher iſt. Unſer nationaler Wunſchzettel iſt nicht klein, deshalb müſſen wir uns, ſo ſchmer es auch in Einzelheiten wird, mit dem Gedan⸗ ken befreunden, daß nur eine außerordentliche Geſamtleiſtung Deutſchlands die Befreiung des Rheinlandes und des Saar⸗ gebietes herbeiführen kann, die ſonſt noch neun Jahre hin⸗ durch unter fremder Beſatzung ſtehen müſſen. Es handelt ſich ja nicht nur um die finanzielle Unterſtützung Frankreichs bei der Verwertung der Eiſenbahnobligationen allein, es geht auch um den Rückkauf der Saargruben, wie er im Friedens⸗ vertrag vorgeſehen iſt, und öreht ſich weiter um wirtſchaftliche Zuſammenarbeit, wie ſie in den Verhandlungen über den Ab⸗ ſchluß eines Stahl⸗ und Eiſentruſts bereits angeſtrebt wird, und vielleicht auch um die Gewährung deutſcher Arbeitshilfe bei den Aufgaben des franzöſiſchen Wiederaufbaues. Es iſt fehlerhaft, ſich an Einzelheiten zu klammern oder gar mit Phantaſiezahlen zu jonglieren, die berits die reſpektable Höhe von acht Milliarden erreicht haben. So dringt man nicht zum Kern des Problems vor. Wer alle dieſe finanztechniſch über⸗ aus ſchwierigen Fragen durchdringen und verſtehen will, darf den Ausgangspunkt nicht vergeſſen, daß wir nicht neue Verpflichtungen übernehmen, aber ſchon im Dawesplan ein⸗ gegangene in beſchleunigter Weiſe erfüllen ſollen. Damit iſt aber das Stichwort bereits gegeben. Das Schwer⸗ gewicht der künftigen deutſch⸗franzöſiſchen Verſtändigungs⸗ verhandlungen liegt nicht mehr in Genf, ſondern in London, Newyork und bei allen Stellen, die mittelbar und an⸗ mittelbar in den Kreis der Dawesverpflichtun⸗ gen einbezogen ſind. Während alſo das Politiſche eine ge⸗ wiſſermaßen innere Angelegenheit zwiſchen Deutſchland und Frankreich darſtellt, die ſie beide unter ſich bereinigen können, iſt das Wirtſchaftliche eine Angelegenheit des Weltkapi⸗ tals, das dabei ein entſcheidendes Wort mitzuſprechen hat. Hier finden wir auch den Schlüſſel zu der Stellungnahme Ses franzöſiſchen Kabinetts. Frankreichs wirtſchaftliche Kri⸗ ſis zwingt ſelbſt einen Poincaré, die Vorſtellungen des inter⸗ nationalen Finanzkapitals zu berückſichtigen. Wenn Frank⸗ reich auf dem Plane beharrt, ſeine internationalen Schulden nicht zu bezahlen, werden ſeine Gläubiger ſich nur dann be⸗ reit finden, ihm zu willfahren, wenn es auf anderen Ge⸗ bieten, d. h. in politiſchen Fragen ſich nachgiebig erweiſt. Die blocknationaliſtiſchen Widerſtände gegen Konzeſſionen an Deutſchland ſind aber unter dem Zwang der wirtſchaftlichen Umſchichtung auch in Frankreich geringer geworden. Die wirtſchaftlich intereſſierten Kreiſe der franzöſiſchen Rechten ſind deshalb durchaus für eine Verſtändigung mit Deutſch⸗ land, weil auf dieſem Wege allein eine Konkurrenz auf dem Weltmarkt verringert werden kann, die Frankreich auf die Dauer nicht aushält. Eine ſolche verſtändige Auffaſſung hat ſich bereits bei den Pariſer Verhandlungen über den Eiſen⸗ truſt gezeigt, ſie wird auch zweifellos auf die Weitergeſtal⸗ tung der deutſch⸗franzöſiſchen Verhandlungen nicht ohne Ein⸗ fluß bleiben. Das Brauthemd der Königin Abenteuer eines berühmten Büchermalers 1 Von Paul Daehne⸗Leipzig A 2 4 Nein, nein, narziſſenweiß war es nicht, das Brauthemd ber Prinzeſſin Beatrix von Aragon. Es war auch nicht moſtrichblond wie die Leibwäſche der Infantin Iſabella, die Jodele feierlichen Gelübdes an den heiligen Jakob zu Com⸗ poſtela, ihr Hemd nicht wechſelte, bevor Oſtende erobert ſei. Das dauerte von 1602—1604, und beſagtes intime Gewand hatte inzwiſchen die Tönung von eines Nilpferds Backenzahn an⸗ genommen. Das Brauthemd der Beatrix von Aragon aber ſchimmerte in ſeidigem Heliotrop, mit dem das Reſedengrün duftiger Spitzen entzückend zuſammenklang. Die Prinzeß ſah darin ſo appetitlich aus, daß ein junger Maler darüber faſt den Verſtand verlor. Und eben davon ſoll hier die Rede ſein. auplatz dieſer rührenden Geſchichte iſt das reiche —.—.— Johann Hunyad, der ritterliche Gubernator und Verteidiger der Donaugebiete wider die„zornwütigen tür⸗ kiſchen Blutgurgeln“, er erreichte den höchſten Triumph taten⸗ reichen Lebens, als ſein Sohn Matthias Corvinus als ge⸗ wählter König den Thron beſtieg. Der Ehrgeiz dieſes intelli⸗ genten Herrſchers zielte darauf, höheren Ruhm in der Welt zu gewinnen, als den die Waffen ihm je verbürgen könnten. In ſeiner Burg zu Ofen, die weithin den glitzernden Strom beherrſchte, dort empfing König Matthias einſt die Gabe eines ſeiner Geſandten im fernen Andaluſien. Es war ein kunſtreich umſchnörkeltes ſarazeniſches Manufkript, und erwies ſich der Inhalt der Schrift würdig des Reichtumes der Köſtlichen Arabesken. Unter den gelehrten Mönchen, die in den Klöſtern zu Ofen ihre Weltflucht mit den gelehrten Studien verſüßten, be⸗ fand ſich ein uralter Weißbart, der das Morgenland durch⸗ ſtreift hatte von Kappadozien bis zu den Korſaren⸗Horſten zu Algier, vom Sinai bis zu den glühenden Felſen des Atlas, — Hiſpaniens Fluren von der Sierra Nevada bis zum Kantabriſchen Meer. Dieſen nun, den Pater Stephanus, ließ der bildungsdürſtende Gebieter in den Palaſt rufen, damit er das geheimnisvolle Manuſkript überſetze. Lange prüfte der Mönch die zierlichen Zeichen, dann begann er mit tiefer voll⸗ tönender Stimme:„Herr, dieſes Gedicht enthält die Bekennt⸗ niſſe des Kalifen von Cordoba, des weiſen Aboͤarahman, die in dem Satze gipfeln:„Ein Fürſt, der Ruhm begehrt, muß Bauten gründen, die nach dem Tode noch ſein Lob ver⸗ 775 Die deutſch⸗franzöſiſche Verſtändigung iſt alſo mehr als nur eine Angelegenheit der beiden Verhandlungspartner, ſie iſt eine europälſche, eine internationale Frage. Daß Deutſch⸗ land und Frankreich an die Löſung herangehen, iſt ſelbſtver⸗ ſtändlich. Wie aber werden ſich die audern Faktoren dazu ſtellen? Werden ſie ſich zum mindeſten zu dem Glauben be⸗ kennen, daß die erſtrebte Löſung die in Genf ſo oft verherr⸗ lichte Befriedung Europas ſicherſtellen wird? Politiſche Zweckfragen müſſen ſachlich geprüft und ohne Leidenſchaft beantwortet werden. Heute iſt Deutſchland nicht mehr der gedemütigte und von allen internationalen Kongreſſen aus⸗ geſchloſſene Staat, ſondern eine umworbene Mach t, die nicht mehr bittet, um zu empfangen, ſondern fordert, um aber auch zu geben. Wir wollen uns dieſer Stärke durchaus bewußt ſein, ohne ſie zu mißbrauchen. Unſere neue Stellung iſt nicht ein Geſchenk des Himmels oder das Ergebnis irgend⸗ einer politiſchen Konjunktur, ſondern die Frucht jahrelanger mühevoller Arbeit, die den Weg bereitet hat von London über Locarno und den Berliner Vertrag nach Genf. Wenn Deutſchland heute wieder eine Macht geworden iſt, die das Recht hat, zu hoffen und zu glauben, ſo verdankt es dies Dr. Streſemann, deſſen Name und Perſönlichkeit in den letz⸗ ten Wochen internationale Bedeutung erlangt haben. Die deutſche Delegation in Genf und ihr Führer haben ſich das Vertrauen der übergroßen Mehrheit des deutſchen Volkes erworben, denn ſie haben den Namen Deutſchlands in der Geſellſchaft der Nationen überall zu Ehren gebracht. Dafür gebührt ihnen zunächſt der Dank der Heimat, dann aber Ver⸗ trauen und Gefolgſchaft und Mitarbeit für die Folgezeit. Trotz aller Fehlſchläge hoffen auch wir noch immer auf den Tag, an dem jene Kreiſe, die ſtändig das Verlangen nach „deutſcher Politik“ ſtellen, der Erkenntnis Raum geben, daß unſere Politik ſeit 1923 die deutſcheſte Politik geweſen iſt, die überhaupt getrieben werden konnte. 1 1 ꝑKurt Flecher Regierungsumbildung in Preußen? Berlin, 25. Septbr.(Von unſerem Berliner Büro.) Die Frage einer Regierungsumbildung in Preußen ſteht augenblicklich wieder zur Diskuſſion. Wie wir hören, iſt es richtig, daß zwiſchen je einem Vertreter der Deutſchen Volks⸗ partei und dem Zentrum die Möglichkeit einer Regierungs⸗ erweiterung in Preußen erörtert worden iſt. Derartige Be⸗ ſprechungen haben aber während der Landtagspauſe wieder⸗ holt ſtattgefunden, ohne daß es dazu beſonderer Anregung be⸗ durft hätte. Es haudelt ſich bei den Ausſprachen zwiſchen zweien und dreien zunächſt aber nur um eine rein perſönliche Fühlungnahme. Von einem offiziellen Schritt, wie es die „Voſſiſche Zeitung“ behauptet, kann daher nicht gut geſprochen werden. Daß im Zentrum ſeit längerer Zeit Stimmung für eine Wiederannäherung an die Volkspartei beſteht, iſt im Grunde nichts Neues. Richtig iſt, daß der Rücktritt Severings, mit dem doch wohl in abſehbarer Zeit zu rechnen ſein dürfte, geeignet iſt, ſolche Strömungen zu ſtärken und den Anlaß zu einer Koalitionserweiterung zu bieten. Aber wie nochmals betont ſei: einem offiziellen Be⸗ ſchluſſe irgendwelcher Art entſpringen die bisherigen Erör⸗ terungen in dieſer Richtung nicht. Wie wir weiter hören, iſt bei den Demokraten die Neigung, die große Koalition zu erneuern, nicht ſehr groß, nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil gerade die Demokraten im Kabinett Braun eine verhältnismäßig ſtarke Poſition inne⸗ haben, die auf Grund der gegenwärtigen Konſtellation ver⸗ mutlich eine Einbuße erleiden würde. Die probuktive Erwerbsloſenfürſorge Preußens Die in dieſem Jahre von der preußiſchen Regierung für die produktive Erwerbsloſenfürſorge Auewenz Miltel erreichen bereits 91 Millionen Mark. Die Zuwendungen werden jedoch an die Gemeinden und Kommunalverbände für Notſtandsarbeiten fortgeſetzt werden. Das preußiſche Staatsminiſtertum beabſichtigt, dem Laudtag bei ſeinem Zu⸗ ſammentritt eine Vorlage über die Arbeitsbeſchafffung über den vom Reich vorgeſehenen Rahmen hinaus vorzulegen. Das beutſch ⸗finniſche Handelsabkommen ſe] Berlin, 25. Sept.(Von unſ. Berliner Büro.) Wie wir hören, wird 10 Grund der Ermächtigung durch den handels⸗ politiſchen Ausſchuß und durch den eRichsrat die Reichsregie⸗ rung im Einverſtändnis mit der finiſchen Regierung das im Junt dieſes Jahres abgeſchloſſene vorläufige Handelsabkom⸗ men zwiſchen Deutſchland und Finnland ab 1. Oktober auf 55 Dauer von drei Monaten zur vorläufigen Anwendung ringen. künden!“ Sprach's, verneigte ſich und verſchwand hinter der faltenreichen Gardine. Lange ſchaute der Monarch aus den hohen Bogenfenſtern auf den wallenden Donauſtrom, der die purpurnen Wolken⸗ gebirge des Abends feierlich widerſtrahlte. Matthias ließ große Pläne reifen.„Ja, Bauten will ich gründen“, nahm er ſich ernſten Willens vor,„aber es ſollen Tempel des Geiſtes ſein“. Und es kam ihm ein untergegangenes Heiligtum in den Sinn, die berühmte Bibliothek des Ptolemäos Phila⸗ delphos zu Alexandrien, die größte der Welt. Eine Bücherei gedachte Matthias Corvinus zu ſchaffen, die noch lange nach ſeinem Tode von dem kunſtſinnigen Könige der Ungarn er⸗ zählen möge. Dank unermüblicher Tatkraft und Opferfreude gelangte die Idee zur Erfüllung. Gelehrte, Schreiber, Miniaturen⸗ maler wurden berufen, und aus Raguſa an der Adria kam Meiſter Felix, um die aus der ganzen Kulturwelt zuſammen⸗ getrageuen Schätze zu ordnen. In ber Feſtung zu Ofen prangten die herrlichſten Geiſtesdenkmäler, und Reiſende, wie der aufmerkſame Braſſicanus, fühlten ſich ſchier geblendet durch die ſchönen illuminierten Bücher, nicht zuletzt auch durch die rieſigen Globen aus edͤlen Metallen. Gern ſaß Matthias über ſiegelbetroddelten Pergamenten und drohte nach Meinung der ewig Uneingeweihten ein rechner Büchernarr zu werden. Da machte ſich Pater Stephanus zum Sprecher des Volkes und bat den König, eine wichtige Pflicht nicht zu verſäumen, nämlich dem Lande einen Thronerben zu ſichern. Der Herrſcher antwortete nicht ſo, wie ein paar Jahrhunderte ſpäter Wilhelm von Braunſchweig, der in ähnlichem Falle an den Tafeln des Hoftheaters plakatierte:„Auf höchſten Befehl wird heute abend aufgeführt: Ich bleibe ledig, Luſtſpiel mit Ballett“. Nein, Matthias Cor⸗ vinus heiratete wirklich. Seine Wahl fiel auf die Tochter des Königs von Neapel, auf Beatrix von Aragon. Wir wiſſen genau, wie es bei der Krönung der liebreizen⸗ den Braut in der Kathedrale zu Stuhlweißenburg und bei der rauſchenden Hochzeit zu Ofen zuging. Im Hauptſtaats⸗ archive zu Dresden ruht ein Bericht zweier ſächſiſcher Edel⸗ leute vom Jahre 1476, des Marſchalls von Schleinitz und des Meißner Domdechanten Dr. von Weißenbach. Beide Herren waren vom Kurfürſten Ernſt und deſſen Bruder Albert, den einſtigen Opfern des bekannten Prinzenraubes, nach Ungarn geſchickt worden, um für 200 Gulden Schafböcke zu kaufen. Sie gerieten nun in den märchenhaft prächtiger Feſte. Sie ſahen, wie das begeiſterte Volk die Teppiche, die der Fuß der lächelnden Königin berührte, in tauſend erinnerungsge⸗ Die internationalen Eiſenverhandlungen Wie ein Berliner Mittagsblatt meldet, findet genet wärtig in der Frage der internationalen Eiſenverhandlung burg und Paris ſtatt. Es handelt ſich hierbei darum, auf 55 belgiſchen Gegenvorſchlag hin einen anderen geeigne 1 Kompromißvorſchlag zu finden. Der belgiſche Gege vorſchlag dürfte keine Billigung finden, doch wird es daz kommen, daß man den Belgiern ohne Veränderung des kommens in ſeinen Grundzügen ein Entgegenkommen 10 der Handhabung der Verrechnungsmodalitäten erweiſt. 0 deutſcher Seite iſt man zuverſichtlich geſtimmt und rechn auf die Perfektionierung des Abkommens am 1. Oktober. Eröffnung der Verliner Pollzeiausſteluns. Berlin, 25. Septbr.(Von unſerem Berliner 1920 Heute vormittag iſt die Große Polizeiausſtellung Berlin lten dem Publikum übergeben worden. Der weite Raum der 8 115 Autohalle bot zur Eröffnungsfeier ein buntbewegtes mit Deutſche und ausländiſche Polizeiuniformen brachten 10, ihren Gold⸗ und Silberſtickereien Farbe in die Verſamm chen die ſich im Ehrenhof verſammeln. Ganz beſonderes Aufſen erregten zwei Damen die von der engliſchen Polizei Uni⸗ Berlin entſandt worden ſind. Dieſe Damen, die ſchwarze chen formen und ſilberbetreßte Mittzen tragen, ſind die weiblichen Mitglieder des Polizeikongreſſes. Letzte Meloͤungen Von der Lokomotive überfahren 1 * Lubwigshafen, 25. Sept. Geſtern nachmittag ge er 6 Uhr wurde in der Badiſchen Anilinfabrik(Altes Werk) 20 verheiratete 35 Jahre alte Fabrikarbeiter Jakob N 901 mann von Lachen beim Ueberſchreiten einer e ne einer LZokomotive erfaßt, wobei ihm beide B eſe abgefahren wurden. er Mann wurde mit dem 1510 tungswagen in das Krankenhaus verbracht, woſelbſt er ge⸗ nach ſeiner Einlieferung verſtarb. Wie das Unglück ge ſchehen iſt, konnte noch nicht aufgeklärt werden. Verluſte der Stadtſparkaſſe Straubing 1 — München, 25. Sept. Die Münchener Poſt melder die ſtädtiſche Sparkaſſe Straubing infolge leichtfertiger K. 1 gewährung ſchwere Verluſte erlitten habe, die von Dürſe meiſter Maly auf 360000 Mark geſchätzt wurden. Vor richt ſolle nunmehr die Verantwortlichkeit geklärt werden Noch immer franzöſiſche Oberrichter im Saargelie — Saarbrücken, 25. Sept.(Eigener Drahtbericht.) i Regierungskommiſſion ernannte den Colmarer Appellatiogez gerichtsrat Kelber zum Rat beim Oberſten Gerichtshof Saargebiets. Mord und Selbſtmord eines Bankdirektors in Warſchen — Warſchan, 25. Sept. In ereignete ſich geſten eine furchtbare Tragödie. Der Direktor der vor eun liquidierten Kreditbank in Warſchau, Statkiewicz, zehem Direktor des Kreditdapartements im Finanzminiſterium 110 Regierungskommiſſar der Warſchauer Börſe, hat anſcheine in einem Anfall von Geiſtesgeſtörtheit ſeine gan Familie, den 13⸗ und 16⸗jährigen Sohn und ſeine 42jähhg Ebefrau ermordet und dann ſich ſelbſterhängt. Leichen ſeiner Angehörigen ſind alle durch viele Revolle ſchüſſe getroffen. Seine Frau hatte er zuerſt chlorofomze⸗ Statkiewiez beſaß in Polen und ſogar darüber hinaus Be 505 tung als Finanzſachverſtändiger. Abhandlungen über iſce Bberſegt Finanzweſen von ihm wurden ſogar ins Engli erſe Sturm in Portugal 0 — Liſſabon, 25. Sept. Ein vier Minuten anhaltender 155 waltiger Orkan verwüſtete die ganze Gegend von Saneres Beſonders ſchwer wurden die Städte Almeiran und Alpeeg⸗ heimgeſucht. Die Dächer der leichten Häuſer wurden chtei geriſſen, Bäume entwurzelt und die ganze Ernte verni tigt⸗ Der Bevölkerung hat ſich eine große Erregung bemäch Der Schaden ſoll ſehr groß ſein. Der mexikaniſche Kirchenſtreit ſte — Newyork, 25. Sept. Der mexikaniſche Kongreß lehge mit 171 gegen 1 Stimme die Beratung der Petition un Episkopates der Abänderung der Kirchengeſetzehkeſt der Verfaſſung ab. Damit hat die Kirche die letzte Möglichn verloren, den Religionsſtreit auf legalem Wege zu gewin e⸗ weihte Stücke zerfetzte, ſie ſahen das lichterfunkelnde e pränge der Prozeſſion und erblickten die holde Beatrix, ein ſie das demanteninkruſtierte Evangelienbuch küßte, Prachtſtück der„Corvina“, der Bibliotheka Corviniang. igen Bezauberndſte aber war die Entſchleierung der wen⸗ im Frau unter der jubilierenden Klangſeligkeit des Sankt Fen⸗ Dome. Die Sonnenſtrahlen brachen ſich in den hohen ſiche ſtern und rieſelten in weichem Altgold auf das blä atri Weihrauchgewölk, das den Thron der lieblichen Bechn⸗ umſpielte. Bis auf das Hemd wurde die junge Könignt, der kleidet, das auf den Schultern aufgetrennt war,„dam 90l de Krönungsbalſam auf den bloßen Leib rinnen mochte.“ ſelig ſtand ſie da, entrückt wie eine Viſion inmitten oſd⸗ brodelnden Dämpfe. Nach der Salbung empfing ſie den Fgel brokatenen Mantel und die Krone, deren Diamanten aſch unter einem blitzenden Saphir ſich vereinten. Noch ein oſſen, der Pauker und Trompeter, dann trugen die Prunkkar von tänzelnden, ſcharlachgeſchirrten Hengſten gezogen, Königspaar nach der Reſidenz zu Ofen. ge⸗ Einer aber, ein glutäugiger Fremder von hohe zele, ſchmeidigem Wuchſe, der ſtarrte wie gebannt nach der ſtau⸗ wo die enthüllte ſchlanke Frau in flimmernder Glorie geſler, den hatte. Das mar Attavante, des Königs Büchernnhuc derſelbe, deſſen Meiſterhand vordem jenes Evangeltentte illuminterte, auf das die Königin die blühenden Lippen hafte und das ſpäter nach dem Eskorial gelangte. Die liltenägte Geſtalt im Dufte des weichen Lichtes, dieſes ſuße Bild prans ihm die Liebe unauslöſchlich ins ſchönheitstrunkene Herie die verhallende Freudenmuſik erweckte in ſeiner 55 der tauſendfältiges Echo. Armer Tor, verblendet von Fieber eng törichtſten Leidenſchaft! Fliehe Attavante, fliehe nach heimatlichen Florenz, wo die Mediecer deiner warten. Liehe Ach, der Schwärmer floh nicht, die hochaufflackernde als ward ſein Verhängnis. In ſeinem Schrein bewahrte enene⸗ Gedenkzeichen aus dem Lande Italia ein Bündel vertrockſe ter Gantblüten. Die heißen Sprudel zu Ofen haben 1d wunderbare Eigenſchaft, ſolchen Blumen⸗Mumien Farbaauß Duft wiederzugeben. Den aufgedämpften glühenden c en der Vergötterten zu widmen— als Gruß der italieniſeg Erde und als Offenbarung inbrünſtiger Gefühle— dem dünkte dem Brauſekopf das einzige Mittel, ſein Herz vseppe Zerſpringen zu bewahren. Auf den Stufen der Königs den ſtürzte der Wahnwitzige zu den Füßen der Königin, dharlen temperamentvollen Anbeter nur mit Mühe vor dem 0 Griff der bewaffneten Garden bewahrte. en Matthias Corvinus war gnädig, er wies dem kbein Maler zur Beruhigung der Nerven eine nette Klauſe ein lebhafter Depeſchenwechſel zwiſchen Düſſeldorf, Lurzen N S. K NA N 8 . n it 15 9 * Eun ſeinen Wimpern fielen. e K6 Samstag, den 25. September 1926 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) Das Scho unſerer Anregungen Unſere in Nr. 429 unter vorſtehender Ueberſchrift er⸗ gangene Aufforderung, uns auſgrund von Beobachtungen in er Ferien⸗ und Reiſezeit in Zuſchriften Winke und An⸗ regungen zu geben, durch deren Veröffentlichung dieſes oder jenes in Mannheim eingeführt oder verbeſſert werden könnte, z. B. Verkehrsregelungen und Bequemlichkeiten, An⸗ nehmlichkeiten unterwegs und am Aufenthaltsort, Erleich⸗ erung der Wegweiſung, Bedienung uſw., hat in der Leſer⸗ gemeinde der„...“ den lebhafteſten Widerhall gefunden. on den zahlreichen Einſendungen bringen wir die bemer⸗ zenswerteſten nachſtehend zum Abdruck, wobei wir erneut arauf hinweiſen, daß alle Einſendungen, ſoweit ſie ſich zur ufnahme eignen, vergütet werden. „Neue Mannheimer zeltung.“ ** Errichtung eines Tierparkes Endlich wurde wieder einmal der ſchon vor etwa 20 Jah⸗ en lebhaft beſprochene Plan der Errichtung eines Tierparks beimannbeim durch die Schriftleitung der„Neuen Mann⸗ eimer Zeitung“ angeregt. Wenn man berückſichtigt, welche umenge von Erörterungen vor Jahrzehnten wegen der Er⸗ richtung eines Tierparks in den Maunheimer Tageszeitungen erſchienen ſind, ſo muß man ſich wundern, daß die ganze An⸗ gelegenheit im Sande verlaufen iſt. Soviel mir noch erinner⸗ ich iſt, kam die Sache deshalb nicht vorwärts, weil man von Infang an über die wichtige Platzfrage keine Einigung er⸗ zielen konnte. Weil auch jetzt dieſe Frage die wichtigſte von —— ſein wird, ſo ſtelle ich ſie an die Spitze meiner Ausfüh⸗ ngen. Bei der Durchprüfung der als geeignet erſcheinenden Plätze ſcheiden die im Norden und Süden der Stadt liegenden reien Strecken, die Frieſenheimer Inſel und die Reißinſel amt Waldpark vollſtändig aus, weil dieſe Plätze ſehr oft über⸗ chwemmt werden und als Hochwaſſergelände, auch bei Be⸗ rückſichtigung der etwa in den nächſten Jahren erreichten tech⸗ niſchen Fortſchritte, nicht bebaut werden dürfen. Das weiter entfernt liegende Gelände bei Käfertal, Feudenheim oder heinau ſcheidet als zu weit von der Stadt liegend aus. Mit⸗ bin verbleibt nur noch der Luiſenpark und die ſüdlich da⸗ von anſchließende Rennwieſe und das benachbarte Gelände. Dieſes Gelände wäre wohl am beſten geeignet und zwar aus ſolgenden Gründen: 1. Der Platz liegt in der Nähe der Stadt und iſt von der Altſtadt, dem Lindenhof und der Neckarſtadt Reich gut zu erreichen. 2. Kann der bereits vorhandene Wei⸗ er im Luiſenpark und das Palmenhaus in den Tierpark einbezogen werden. An das Palmenhaus könnte z. B. ohne beſonders große Koſten ein kleines Tierhaus(Aqua⸗ rium) zum Aufnehmen der Tiere angebaut werden, die ein wärmeres Klima benötigen, oder deren Aufenthaltsräume pder Waſſerbedarf künſtlich mehrere Monate im Jahre er⸗ pärmt werden muß. Ich denke hier zunächſt an die Fiſche, Schlangen, Eidechſen, Fröſche uſw. In der Nähe des Weihers Innten die Waſſervögel untergebracht werden, z. B. En⸗ „ Gänſe, Schwäne, Fiſchreiher, Störche, Waſſerhühner u. mehr. Die Säugetiere wären möglichſt in der Nähe des ardammes unterzubringen, damit Störungen der Anwoh⸗ ber des Luiſenparks durch Geſchrei oder ſonſtigen Lärm nicht eintreten könnten. 8 8 Nach der Platzfrage ſpielt die Beſchaffung der Geld⸗ 5 e die wichtigſte Rolle. Hierzu möchte ich vor⸗ lagen: Die Stadt und der Verkehrsverein Mannheim ſtel⸗ en zunächſt einen angemeſſenen Geldbetrag zur Errichtung eines Tierparkes in den Voranſchlag 1927 ein, um ein endgül⸗ tabes Projekt durch einen Fachmann aufſtellen zu laſſen. Wei⸗ ere Geldmittel der nächſten Jahre hätten ſodann der Einrich⸗ tung und dem weiteren Ausbau des Tierparkes zu dienen. ur Förderung des Planes bürften einer kleineren Kommiſ⸗ ſton der Stadt des Verkehrsvereins und der Preſſe die not⸗ Nendigen Borarbeiten übertragen werden. Ob dann ſpäter ie eigentliche Verwaltung allein durch die Stadt oder durch zene etwa noch zu gründende Geſellſchaft erfolgt, iſt eine Frage ker Zweckmäßigkeit, die ſpäter in aller Ruhe geklärt werden Vemm. Solange die Tierbeſtände noch gering ſind, könnte die Verwaltung meines Erachtens eine der ſtädtiſchen Behörden ernehmen. Zum Schluſſe möchte ich empfehlen, zunächſt nur mit den ieren, die in unſerer deutſchen Heim at vorkommen, zu beginnen, denn deren Beſchaffung iſt weit einfacher und die Unterhaltung und Pflege viel billiger als die der Tiere aus den fremden Erdteilen. Unſere deutſche Heimat bietet ſoviel ſehenswerte einheimiſche Tiere, daß es für den Aufang genügen dürfte, wenn man ſich bei der Errichtung des Tier⸗ parkes nur auf dieſe beſchränken würde. Bei dem weiteren Ausbau könnten ſodann die Tiere der fremden und über⸗ ſeeiſchen Erdteile nach den vorhandenen verfügbaren Geldmit⸗ teln beſchafft werden. Es gilt jetzt zunächſt die Grundlage zur Errichtung des Tierparkes zu ſchaffen. Die weitere Entwick⸗ lung dürfte ſich ſodann im Laufe der nächſten Jahre von ergeben.—— * Daß ein Tiergarten nach Mannheim gehört, bedarf gar keiner Worte. Wie dringend er iſt, beweiſt der ſonntägliche Spaziergang in den Waldpark zum„Stern“. Ungezählte Menſchen halten ſich dort vor dem kleinen Tierpark auf. Oder betrachten wir den Weiher im Luiſenpark. Stundenlang kann man dort den eingeſetzten Goldfiſchen zuſchauen. Ueber den nützlichen und erzieheriſchen Wert eines ſolchen Tierparkes für die Schuljugend wird man hier nur einer Meinung ſein Faſt jede Stadt hat einen Tierpark bezw. den Anfang hierzu. Gerade das Land Baden iſt in dieſer Hinſicht etwas ſtiefmüt⸗ terlich daran, abgeſehen von Karlsruhe und Freiburg, wo ebenfalls ein kleiner Tierpark vorhanden iſt. Wohl werden ſicherlich Einwendungen dahin gemacht werden können, daß zur Zeit die Städte andere Verpflichtungen zu erfüllen haben. Da die meiſten Tierparks von privater Seite unterhalten und unterſtützt werden, wäre die Gründung einer Ver⸗ einigung zur Schaffung einer ſtändigen Mannheimer Tier⸗ ſchau am Platze. Die Stadtverwaltung Mannheim wird den Plan, ſoweit man beurteilen kann, ſicherlich mit dem größten Wohlwollen unterſtützen. Ich möchte hierbei an die Worte des Oberbürgermeiſters erinnern, der bei der letzten Budgetbera⸗ tung einen Appell an Vereinigungen gerichtet hat, die die Stadtverwaltung in ihren Beſtrebungen unterſtützen ſollen. Um zum Ziel zu kommen, gibt es nur das Eine: Gründung einer Vereinigung zur Errichtung eines Tierparks! Der Winter ſteht vor der Tür. Es gibt mancherlei Möglichkeiten, einen Fonds für das kommende Jahr zu ſammeln. R. * Wenn man den Mannheimer Bürger für eine Sache in⸗ tereſſieren will, ſo darf man ihm nicht nur mit Kongreſſen und Schnellbahn nach Heidelberg kommen, ſondern man, muß ihm etwas zeigen, woran er wirklich Intereſſe hat und wo ein ſichtbarer Erfolg zum Wohle der Mannheimer Geſchäftswelt in Ausſicht ſteht. Das wäre ein Tiergarten, der der Bevöl⸗ kerung von Mannheim, ſowie der näheren und weiteren Um⸗ gebung nicht nur Abwechslung und Belehrung— man denke nur an dte Schulen— bieten, ſondern hauptſächlich den Frem⸗ den verkehr nach Mannheim ziehen und nicht ablenken würde, wie es in den letzten Jahren ſo häufig geſchehen iſt. Wir haben in Mannheim einen idealen Platz für einen Tiergarten im Hildapark mit dem See und vielleicht mit anſchließendem Rennwieſen⸗Reſtaurant. Wenn der Verkehrsverein oder ein zu gründender Tiergarten⸗Verein für eine derartige Sache Propgnda macht, dann weiß der Bürger, daß ſein Mit⸗ gliedsbeitrag nicht nutzlos ausgegeben wird, ſondern daß ſein Geld wirklich zu einem Erfolg für die Mannheimer Geſchäfts⸗ welt beiträgt. Die Tiergartenfrage darf nicht einſchlafen, wenn nicht Mannheim wieder einmal eine Gelegenheit zur Hebung des Fremdenverkehrs verſäumen will. X. Ein Wunſchzettel Was uns in Mannem noch alles fehlt, Damit Mannem zu den ſchönſten Städten zählt?! Ein Stadion wie in Frankfurtmain, Ein neuer Bahnhof müßte ſein, Ein Nachtleben a la Montmartre bunt. Eine flink dahinſauſende Untergrund, Mehr freie Plätze für ſpielende Kinder, Ein Juſtizpalaſt für ältere Sünder, Eine Markthalle wäre gar nicht ohne Und beſſere Luft in unſerer Zone, Verkehrstürme und Autoſtraßen, Ein Reſtaurant mit großen Terraſſen, Rundfunk, den jeder Mannemer hört, Eine Schnellbahn, die nach Heidelberg fährt, Ein Lunapark und noch vieles mehr, Ja wenn dies alles Wirklichkeit wär' Und die ganze Epiſtel nicht phantaſtiſche Mär, Ein einziges nur befürchte ich ſehr: Unſer vertrautes Mannem gäb' es nicht mehr. eisgrauen Stephanus an. Die hohe Frau, neugierig wie alle vastöchter, ſie erſuht durch den vertrauten Mönch den heißen 50 unſch des ſtürmiſchen Jünglings. Ein Stücklein von dem ſctiotropfarbenen Hemde, das die Glieder der Königin um⸗ chmeichelte, das wollte er haben, um es mit Küſſen zu be⸗ licken. Und ſiehe, ſeine Bitte fand Gehbör. In der fried⸗ chen Umwelt des Kloſters, wo die Rebellion ſeines Herzens Grmilde Entſagung ausmündete, dort ſchuf er auf, dem verunde der heliotropfarbenen Seide die edlen Bildniſſe des ſtürzeibenden Königs und der gütigen Königin als Zier⸗ ſacke auf einen Prachtband der Forvina. Eine halbver⸗ ollene Sage erzählt, er habe das Werk unter Tränen voll⸗ eißen Tropfen befeuchtet, ſo enn er die beſchwingten trophen der klaſſiſchen Erotiker, wenn er den Heliodorus as, da brachen kaum verſchüttete Quellen lodernden Gefühls erneut hervor. Und mit Inbruſt lauſchte dieſer Anbeter un⸗ diceichbaren Glückes der Sprache brientaliſcher Rhapſoden, ihm aus heiligen Büchern entgegenrauſchte:, Freue Dich endet und die Farben mit den des Weibes Deiner Jugend, den ſie iſt lieblich wie eine Hindin Aurd holdſelig wie die Gazelle am Brunnen der Oaſe. Ihre Gugen ſind dunkle Seen, ihre Lippen gleich den Blüten des Roauatbaums, ihre Brüſte ſind wie Rehzwillinge, ſo unter Roſen weiden, ihre Schenkel ſind wie Silberbarren und ihr abel iſt gefüllt mit einer Unze köſtlichen Oels.“ Da ſtand die inrönungsſzene in unvergänglicher Verklärung vor ſeinem uneren Auge.— 1a Jahrzehnte gingen dahin, der Herrſcher Ungarns war ngſt ins Grab geſunken, da erſtürmten die Türkenhorden bliman des Prächtigen 1527 die Reſidenz Ofen und zerſtör⸗ Ne. mit babariſcher Wut die unerſetzliche Schöpfung der enaiſſance, die unvergleichliche Bibliothek. Manches wird 25 Konſtantinopel verſchleppt, einiges in einen alten Turm Pavorfen, anderes Verſtreute tauchte nach langer Zeit in duris, Venedig, im Vatikan, in Nürnberg und Heidelberg, ſch„Eines der Bücherkleinode warrd nach Braunſchweig ver⸗ chlagen: der Band mit den Fürſtenbildniſſen. Er iſt zu Ofen — tapferſten wider den Myrtadenſchwarm der Janitſcharen üdeteidigt worden. Das Herzblut eines Sterbenden floß dar⸗ Paft⸗ der ſich nicht von dem Schatze trennen wollte. Des aſchas Fauſt riß das ſeltſame Buch unter dem Leichnam her⸗ dr. Der greiſe Attavante hat ſeine Treue mit dem Tode ſiegelt, über dem bemalten Stücklein vom Brauthemd der nigin verſtrömte ſein Leben. M.(Dem 2. Heft des letzten Jahrganges der Zeitſchrift„Der blaue Rontag“ entnommen.) Auftakt oͤer Münchner Theaterſaiſon Die neue Saiſon der Münchner Bühnen läßt ſich beſſer an, als die alte aufgehört hat: In einer Woche zwei Ur⸗ und eine bedeutende Erſtaufführung? Was kann man mehr wünſchen! Was nun freilich dieſe Uraufführungen betrifft, ſo ſind es ſchöpferiſche Leiſtungen aus zweiter Hand geweſen: Dr E. Gürſter hat Calderons„Richter von Zalame a“ einer ſprachlichen und dramaturgiſchen Neufaſſung unterzogen und dabei eine glückliche Hand bewieſen. Das im letzten Jahr⸗ hundert, z. B. von Immermann, häufig bearbeitete Werk erſchien in ſtraffer Linienführung und ſprachlich glatt. Die Strenge der tragiſchen Konflikte war im letzten Teil ein⸗ dringlich zur Schau geſtellt, während die erſten beiden Akte in barocker Weiſe komiſche und groteske Szenen im Sinne eines Hell⸗Dunkel wirken ließen. Eine Bruchſtelle blieb immerhin beſtehen. Die Figur des erſt ſo jovialen und menſchlich⸗verſtehenden, dann aber ſchroff auf ſein militäri⸗ ſches Standesvorrecht ſich ſtellenden Generals Lope erſcheint als doppelköpfiger Janus. Die Aufführung im„Prinz⸗ regententheater“ ſtand auf dem von den Heren Wernicke und Nadler prachtvoll herausgemeißelten Paar der Alten: Lope und Creſpo. Die Gürſterſche Faſſung hat ſich, wie der ſtarke Beifall bezeugte, als tragfähig erwieſen, und ſo wird dieſes Drama, in dem Mannes⸗Ehre mit Standes⸗Ehre kämpft und ſich behauptet, wieder häufiger auf deutſchen Bühnen er⸗ ſcheinen. Die andere Uraufführung brachte das„Reſidenztheater“, in dem wir von Leonhard Agelt eine ſehr ſelbſtändige Be⸗ arbeitung eines Luſtſptiels aus dem engliſchen Barock ſehen, einer Arbeit des im jugendlichen Alter geſtorbenen Schau⸗ ſpielers, Schriftſtellers und Soldaten George Farquhar, die Adelt unter dem Titel„Falſche Karten— redlich Spiel“ für die deutſche Bühne gewann. Der Anteil des Nachdichters an dem jetzt vorliegenden Werke ſcheint ſehr groß zu ſein. Zumal im Witz iſt das Werk, das ſich ander⸗ ſeits— zumal auch in der Diktion— um Zeitkolorit müht, bisweilen modern. Beziehungsreich zu unſerer jüngſten Ver⸗ gangenheit iſt das Grundthema: Folgeerſcheinungen eines ſchweren Krieges mit den ſozialen Umſchichtungen, mit Demo⸗ raliſation und krimineller Unſicherheit. Zwei abgedankte Offiziere des im engliſchen Bürgerkriege unterlegenen Jakob Stuart, beide arm aber galgenhumorig, beginnen ein luſtiges Hochſtaplerdaſein, indem er eine ſich als den Diener des an⸗ deren ausgibt, während eine mit Steinen gefüllte geheimnis⸗ herzogdenkmal im Friedrichsplatz. Errichtung eines Ehrenmales für die gefallenen VBabener Mit Ihrer Rundfrage:„Was könnten wir in Mann⸗ heim auch haben?“ geben Sie Ihren Leſern die Anregung, zur Verbeſſerung der Mannheimer Verhältniſſe beizutragen. Der Kampf über den Platz des Reichsehrenmals iſt noch nicht ent⸗ ſchieden. Wie es ja unter Deutſchen ſelbſtverſtändlich üblich iſt, ſind in drei Köpfen vier verſchiedene Meinungen und es iſt daher noch gar nicht abzuſehen, wann und wo das Reichs⸗ ehrenmal erſtellt wird. Ich möchte anregen, daß wir Mann⸗ heimer die Initiative ergreifen, um für die gefallenen Badener ein Ehreumal in Mannhe im zu errichten. Wir würden damit dem Gedanken des Reichsehrenmals keinen Abbruch tun, im Gegenteil ſogar förderlich wirken, wenn man im übrigen Deutſchland ſieht, was hier in Mannheim bezw. Baden mit friſcher Tatkraft geſchaffen worden iſt. Der ſchönſte Platz hierzu iſt in Mannheim bereits vor⸗ handen und zwar der Sockel für das beabſichtigte Groß⸗ An der Er⸗ ſtellung des Denkmals würden ſich ſicher ſämtliche babiſchen Regimenter und Kriegervereine beteiligen. Ich denke mir, daß das Denkmal als eine große Steinpyramide er⸗ ſtellt wird. Jedes Regiment und jeder Kriegerverein müßte gebeten werden, einen Granithlock, für deſſen Umfang beſtimmte Richtlinien zu geben ſind, zu dieſem Denkmal zur Verfügung zu ſtellen. Die Koſten des einzelnen Blocks dürften keine zu große ſein. Die Geſamtherſtellung des Denkmals wird auf dieſe Weiſe keine großen Summen ver⸗ ſchlingen. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß die Regimenter und Kriegervereine zur Einweihung nach Mannheim kommen. Es dürfte ſich aber wohl auch alljährlich ein Tag zum Gedenken der gefallenen Landsleute finden, der ebenfalls die ehemaligen Soldaten in Mannheim ver⸗ ſammelt. Dieſes Denkmal hätte daher nicht nur ideellen Wert, ſondern auch für die Mannheimer Geſchäftswelt, wie für die Stadt Mannheim ſelbſt den Zweck, alljährlich einen großen Fremdenſtrom hierher zu lenken. Ich habe mich wohl zunächſt mit dem Gedanken eines Denkmals für„den unbekannten Soldaten“ beſchäftigt, aber mir erſcheint dieſer Gedanke als eine zu große Nachahmung des Auslandes. Gerade bei ſolchen nationalen Angelegen⸗ heiten ſollte man vom Ausland möglichſt wenig ühernehmen. Es würde mich freuen, wenn einige Mitbürger ihre Anſicht zu dieſem Gedanken äußern, ganz beſonders aber, wenn auch unſere Stadtverwaltung ſich vernehmen ließe, ob ſie evtl. be⸗ reit wäre, für das oben gedachte Denkmal den Sockel am Friedrichsplatz zur Verfügung zu ſtellen. 275 8 Die Mannheimer Kausnummerntafeln und Straßenſchilder Ja, wo ſind ſie zu finden? Hoch über der Haustüre oder oben in der Ecke iſt ein viel zu kleines blaues Täfel⸗ chen, das man bei trüben Tagen kaum leſen und bei Nacht überhaupt nicht finden kann. Die Geſchäftsboten, Tele⸗ grammzuſteller, Brief⸗ und Packetträger, dann die Kurzſich⸗ tigen ſchauen ſich die Augen wund. In manchen anderen Städten iſt durch Ortsſtatut läugſt beſtimmt, daß die Nu⸗ merierung der Häuſer nur rechts und links vom Hausein⸗ gang höchſtens in Mannshöhe(ca. 1,50 Mtr. vom Erdboden ab) in 12—15 Ztm. großen ſchwarzen Zahlen auf weißem Grunde angebracht werden darf, ſodaß ſie auch von jeder⸗ mann leicht geleſen werden kann. Die Straßenſchilder ſind auch viel zu hoch an den Eckhäuſern beſeſtigt und vielfach noch durch Reklameſchilder uſw. verdeckt oder durch den darauf lagernden Straßenſtaub unleſerlich. Wie oft iſt Ein⸗ ſender ſchon gefragt worden, wie die Straße heißt! Man ſollte die Straßennamen, wie in anderen Städten, an den Eckkandelabern anbringen und darunter die Hausnummern von Ecke zu Ecke(—21,—22 uſw.) zur beſſeren Orientie⸗ rung kenntlich machen. Wir haben ja hier in Mannheim ſo viele„kopfloſe“ Gaslaternen an den Straßenecken, die dadurch einen guten Zweck erfüllen könnten. 8 Verbeſſerung des Grüßens Vielleicht gelingt es der„N. M..“, das Grüßen in Mannheim zu verbeſſern. Der Gruß im allgemeinen iſt immer ein Zeichen des Vorhandenſeins einer gewiſſen Kul⸗ tur einer Bevölkerung, und an Art und Weiſe der Ausfüh⸗ rung ein beſonderes Zeugnis der Kulturhöhe des Indivi⸗ duums. Man grüßt nicht etwa, indem man die Hand halb hoch führt, ſich gelinde verneigt, den Vorübergehenden mehr oder weniger verbindlich anlächelt, man grüßt nicht etwa durch Hochführen des Spazierſtocks, ſondern man grüßt durch A b⸗ nehmen des Hutes nach Maßgabe der Achtung, die man dem Vorübergehenden ſchuldig zu ſein glaubt..R 2 volle Kaſette für Kredit ſorgt. In dem Gaſthof eines ſchurki⸗ ſchen Gaſtwirts und ſeiner gutmütigen, aber zyniſchen Tochter lernen die beiden Herren zwei Damen kennen, und es ver⸗ ſteht ſich von ſelbſt, daß die Glücksritter hier ihr Glück er⸗ obern, nicht ohne ihre„falſchen Karten“ zuvor aufgedeckt und das Spiel zu einem„redlichen“ gemacht zu haben. Aber bei den Verwicklungen und Mißverſtändniſſen wäre das Ende vielleicht doch nicht ſo ſchön und gut geworden, wenn nicht der neugebackene Herzog von Marlborough als deus ex machina erſchienen, um alles Ungeordnete geordnet häte. Das Stück iſt ſehr flüſſig und dies trotz einiger Breiten. Gaunerſzenen im Geſchmacke des Barock, ſind mit der Handlung verflochten. Adelt hat es vornehmlich verſtanden, eine Anzahl wirkſamer komiſcher Rollen zu ſchaffen, die ſtark nuanciert ſind. Auch gelangen ihm vielfach witzige Prägungen, die— im Zeitge⸗ ſchmacke der Barock⸗Komödie— auf draſtiſche Art geiſtreich zu ſein verſtehen. Der gute Erfolg dieſes Stückes iſt aber zum guten Teil auch der Darſtellung zu danken, die wieder in Guſtav Waldaus herzgewinnendem falſchen Lakai ihren Höhe⸗ punkt hatte. Diehls etwas blaſſer gezeichneter falſcher Lord hatte Haltung, wenn auch nicht viel mehr. Von den Coeur⸗ Damen des Stückes war Frau Herterichs Arabella durch ihre herzgewinnende Wärme überzeugender als ihre von Fäulein Holtz allzu ſpröd gehaltene Freundin. Frl. Anni Weinert präſentierte ſich in der Rolle des Gaſtwirttöchterchens als Naive von Friſche und Munterkeit. Im Schauſpielhaus eröffneten die dorthin übergeſiedelten „Kammerſpiele“ die Spielzeit mit einer im Rhythmus pracht⸗ vollen, an ſchönen Einzeldarſtellungen reichen Aufführung von Büchners„Dantons Tod“ höchſt verheißungsvoll. Ri Ri * „Feſtliche Tagung der Tonkünſtler in Halle a. S. An⸗ läßlich ber,„Feſtlichen Tagung“ des„Reichsverbandes Deut⸗ ſcher Tonkünſtler und Muſiklehrer E..“ vom 7. bis 11. Okt. in Halle findet die Uraufführung folgender Werke ſtatt: Erich Anders(Lied vom Glück mit Kammerorcheſter), Eduard Behm(Sinfoniſcher Prolog für großes Orcheſter), Paul Kletzki(3 Präludien für Klavier), H. Rehan(„In Memo⸗ riam“, ſinfoniſche Dichtung, 9 6 00 7 der 2. Faſſung), Eberhardt Wenzel(Orgelpaſſacaglia), Felir Woyrſch(Klavier⸗ quintett, Manufkript). Außerdem iſt eine Reihe von Erſtauf⸗ führungen für Halle vorgeſehen aus Werken von Georg Schu⸗ mann, Hugo Kaun, E. N. v. Reznicek, Guſtav Geierhaas, Wal⸗ demar v. Baußnern, Philippine Schick, Richard Zöllnen, Kurt Weill, Walter Courvoiſier und H. Kaminski. 5 5 1 —— m ˙.«———— 4. Seite. Nr. 444 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabey Samstag, den 28. September 1026 Städtiſche Nachrichten Valkon-Prämilerung in Mannheim Unſere im Frühfahr gegebene Anregung, ähnlich wie in der Vorkriegszeit, ſo auch jetzt wieder den Balkon⸗ und Fenſterſchmuck zu fördern und dadurch das Straßenbild lebhafter zu geſtalten und zu verſchönern, hat bei der Bürger⸗ ſchaft erfreulicherweiſe lebhaften Anklang gefunden. Bet einem Gang durch die Stadt findet man nahezu in jeder Straße und in jedem Quadrat hübſch geſchmückte Balkone und Blumen und Pflanzen vor den FJenſtern. Ein geſchmack⸗ voll mit Blumen und Grün geſchmückter Balkon iſt nicht nur eine Zierde des Hauſes und der Straße, ſondern er bietet der Annehmlichkeiten ſo viele für ſeinen Beſitzer, daß auf ſeine Ausgeſtaltung zu einem zum Garten erweiterten Wohn⸗ raum die größte Sorgfalt verwendet werden ſollte. Ein mit Blumen und Pflanzen geſchmücktes Haus macht einen freund⸗ lichen Eindruck. Ein paar leuchtende Blumen an den Fenſtern, ein grünbewachſener Balkon am Haus verrät Lebensfreude, Bürgerſinn und Heimkultur. Die für die Prämiierung eingeſetzte Kommiſſion hat eine rieſige Aufgabe zu bewältigen gehabt. Ohne das Eutgegen⸗ kommen der Stadtverwaltung wäre es unmöglich ge⸗ weſen, die Prämiierung durchzuführen. Die Kommiſſion, die im Monat Auguſt durch ſämtliche Straßen der Stadt und der Vororte wanderte und alle Balkone und Fenſter beſichtigte, beſtand aus Vertretern des Stadtrates, der Ortsgruppe Mannheim des Verbandes Bad. Gartenbaubetriebe und aus dem Gartenbauverein Flora. Sie konnte feſtſtellen, daß die Balkon⸗ und Fenſterſchmückung gegenüber der Vorkriegszeit erheblich zugenommen und eine viel ſtärkere Beteiligung als beiſpielsweiſe Stuttgart und Dresden aufzuweiſen hat. Es iſt dies außerordentlich zu begrüßen, denn Mannheim gewinnt dadurch wieder ſeinen alten Ruhm als Gartenſtadt. Man⸗ cher Balkon war mit außerordentlich großer Liebe und Sorg⸗ falt gepflegt, aber auch mancher Fenſterſchmuck ließ große Siebe zu Blumen und Pflanzen erkennen. In der geſtern abend abgehaltenen Kommiſſtonsſitzung machte Stadtobergarteninſpektor Kirchberg, der ſich um das Zuſtandekommen der Balkonprämiierung ſehr verdient gemacht hat, die Mitteilung, daß im ganzen einſchl. Vororte über 1900 Balkone und Fenſter prämiierungs⸗ würdig befunden wurden. Dr. Hofmann vom Städt. Nachrichtenamt, der ſich an der Propaganda und der Durch⸗ führung der Prämtierung ebenfalls ſehr erfolgreich beteiligt Hatte, ſtellte feſt, daß dieſes Ergebnis im Intereſſe der Stadt hocherfreulich ſet und zog dann Vergleiche mit der Balkon⸗ ſchmückung zwiſchen Mannheim und anderen Großſtädten. Man könne mit der diesjährigen Balkonſchmückung ſehr zu⸗ frieden ſein. Der Anfang ſei nun gemacht. Es wurde be⸗ ſchloſſen, die Preisverteilung wie in den Vorkriegs⸗ zeiten ſo auch jetzt wieder mit einer kleinen Feier zu ver⸗ binden, die vorausſichtlich am 10. Oktober im Realgymnaſium ſtattfinden wird. Herr Kirchberg wird dabei einen kurzen belehrenden Vortrag halten. Erwähnt ſei noch, daß die Preisträger durch Karte benachrichtigt werden. ch. Müllabfuhr ZBu den Beſchwerden über Geruchsbeläſtigungen durch den Müllabladeplatz im Schleim an der Seckenheimerlandſtraße hinter dem Fuhrhof wird vom Städt. Nachrichtenamt mitgeteilt: Um Beläſtigungen, wie ſie bereits in früheren Jahren zu Beſehwerden geführt hatten, vorzu⸗ beugen, iſt man bemüht, durch Ueberdeckung der angeſam⸗ melten Maſſen mit Humus Wieſengelände zu ſchaffen; dieſes wird gleichzeitig der künftigen Flugplatzerweiterung dienen. Tatſächlich ſind jetzt ſchon große Flächen in einen Raſen ver⸗ wandelt worden. In einigen Monaten wird der ganze Müllabladeplatz mit Humus überdeckt ſein, ſo⸗ daß nur noch eine kleine Fläche für die tägliche Abladung in Anſpruch genommen zu werden braucht. Ein kleinerer Platz wird erſt recht genügen, wenn die Indienſtſtellung der durch die Stadtverwaltung bereits beſtellten 6 weiteren Krupp'ſchen Müllwagen erfolgt ſein wird. Wenn Beläſti⸗ gungen in letzter Zeit empfunden worden ſind, ſo hängt dies mit den Witterungsverhältniſſen zuſammen, namentlich mit dem Ausbleiben von Regen während der letzten Wochen. Uebrigens wäre die bisherige Art der Müllbeſeitigung ſchon längſt verlaſſen worden, wenn nicht der Krieg und ſeine Folgen der Errichtung einer Müllverbrennungs⸗ anlage die größten Schwierigkeiten in den Weg gelegt hätten; die finanzielle Not wird die Durchführung dieſes Gedankens noch um einige Jahre verzögern. * * Dreifaches Familienfeſt. Am morgigen Sonntag begeht Bäckermeiſter Georg Steinbrenner mit ſeiner Ehefrau Dina geb. Braus, Humboldtſtraße 16 wohnhaft, das Feſt der ſilbernen Hochzeit in Verbindung mit dem Wzährigen Ge⸗ ſchäftsjubiläum und der Verlobung der älteſten Tochter. CCCCCTTTTTTTTT * Wiederaufnahme des Verfahreus gegen Prof. Mayr be⸗ antragt. Verſchiedene Mitglieder des Kuratoriums der Mann⸗ heimer Hrwule haben bei dem Vorſitzenden des Kurato⸗ riums, Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer, die Wiederauf⸗ nahme des Verfahrens gegen Prof. Dr. Mayr bean⸗ tragt. Zur Begründung wird darauf hingewieſen, daß aus der Tagesordnung der Ende Juli abgehaltenen entſcheidenden Sitzung des Kurakoriums nicht hervorgegangen ſei, daß es ſich um eine Kündigung des Lehrauftrags gehandelt, daß ferner das beanſtandete Gutachten Mayrs im Wortlaut nicht vor⸗ gelegen habe und daß Prof. Mayr von dem Kuratorium nicht gehört worden ſei. * Herſchelbad. In der Woche vom 12. bis 18. September wurden 9 438(gegen 10311 i..) Badekarten ausgegeben. Hiervon entfallen auf: Große Schwimmhalle 3983(Männer 2 545, Familienbad 1373, Schülerkarten 65), Frauenhalle 2480 darunter Schülerkarten 71), Wannenbäder 1. Klaſſe 607, Wan⸗ nenbäder 2. Klaſſe 1338, Dampfbäder 232, Lichtbäder 7, Koh⸗ lenſäurebäder 9, Krankenkaſſenbäder 782(Dampfbäder 140 Lichtbäder 44, Fichtennadelbäder 457, Solbäder 79, Kohlen⸗ ſäurebäder 51, Schwefelbäder 11). * Straßenherſtellnng. Die Trifelsſtraße zwiſchen Drachenfels⸗ und Weinbietſtraße iſt fahrbar fertiggeſtellt und dem Verkehr übergeben worden. *Schwerer Sturz von der Schaukel. Beim Spielen im 155 des Hauſes Käfertalerſtr. 62 ſtürzte geſtern abend ein 9 Jahre altes Mädchen von einer Schaukel und brach den rechten Unterſchenkel. Die Verunglückte wurde in das Allgem. Krankenhaus verbracht. * Bauunfall. Geſtern mittag verunglückte an den Neu⸗ bauten der Waldhofſtraße ein 19 Jahre alter Taglöhner. Er mußte in das Krankenhaus eingeliefert werden. Zuſammenſtöße ereigneten ſich im Laufe des geſtrigen Tages vormittags auf der Kunſtſtraße zwiſchen einem Per⸗ ſonen⸗ und einem Laſtkraftwagen und nachmittags auf der Breitenſtraße beim Marktplatz zwiſchen zwei Radfahrern. Es entſtand nur Sachſchaden. * Das Feſt der ſilbernen Hochzeit begeht am»igen Sonntag Hafenmeiſter Mathias Meier mit ſein rau Karolina geb. Häußler, Luiſenring 62 wohnhaft. Marktbericht Oe herbſtlicher der Markt wird, umſo mehr bemüht er ſich, zu zeigen, was er alles kann. Vor allem hat er jetzt ganze fröhliche Weinberge aufzuweiſen; die Trauben füllten den ganzen Engrosmarkt, und die geöffneten Kiſten ließen auf einen guten Jahrgang 1926 hoffen. Bis man damit anſtoßen kann, darf man ſich noch mit den Trauben begnügen, denen die jetzt erſt beendete Verſpätung des Sonnenſcheins noch ſehr zugute kam. Die Birnen zeigen ſ0 in ſchönſten Farben und Formen. Die Aepfel haben ſchon Gold und Rot in reizvoller Miſchung aufgelegt. Auch Nüſſ, ſind bereits in reſpektabler Menge vorhanden. Unter Führung der Pflau⸗ men haben die Preiſe einen kleinen Ausflug nach oben zu machen begonnen. Daran ſollen nicht die Verkäufer, ſondern die Erzeuger ſchuld ſein, deren Gründe für die plötzliche Ver⸗ teuerung der Zwetgenkerne wir nicht kennen; dem Käufer bleibt nichts anderes übrig als ſie mitzubezahlen. Von den Gemüſen ſingen die grünen Bohnen ſo lang⸗ ſam ihr Abſchiedslied. Die gelben werben dafür umſo mehr für ſich und ihren guten Geſchmack. Blumenkohl, Spinat, Wirſingkraut, uſw. zeigten ſich in der Nachbarſchaft ſchöner Kürbiſſe. Die Gurken nehmen z. T. Kürbisformen und ⸗Farben an. Die Ergebniſſe der Saurengurkenzeit werden bereits in wohlgefüllten Einmgchfäſſern der Allgemeinheit norgeführt, die wieder großes Intereſſe dafür zeigt. Große digen das Gemüſebild des Marktes. Kartoffeln und Zwiebeln ſind ſich in Quantität und Qualität wieder gleich⸗ geblieben.— Butter und Eier, die Unzertrennlichen unter den Marktprodukten, ſchicken ſich an, im Preiſe etwas zu ſteigen; was durchaus unnötig iſt. Geflügel, lebend und tot, hatte eifrig Nachfrage, eben⸗ ſo die Fiſche, von denen die kleinen Backfiſche höchſt poſſierlich anzuſchauen ſind. Die Lücken in den Reihen dieſer Stände deuten auf die bevorſtehende Haſenjagd hin, die die Verkäufer noch abwarten. Nach den Feſtſtellungen des Städtiſchen Nachrichtenamts verſtehen ſich die Preiſe, wo nichts anderes vermerkt iſt, in Pfennig je Pfund. Kartoffeln 4,5—6, Salatkartoffeln 6, Wir⸗ ſing—10, Weißkraut—10, Rotkraut 10—17, Bohnen, grün 18—35, Bohnen, gelb 20—25, Blumenkohl, Stück—80, Karot⸗ ten, Bſchl.—7, Gelbe Rüben—10, Roterüben 10—12, Grüne Erbſen 30—35, Spinat 15—20, Zwiebeln—10, Knoblauch, Stück—10, Lauch, Stück—12, Kopfſalat, Stück 10—20, Endivienſalat 10—18, Feldſalat 60, Gurken, Stück, 15—80, Kohlraben, Stück—8, Rettich, Stück—15, Meerrettich, Stück 10—80, Suppengrünes, Bſchl.—8, Schnittlauch, Bſchl.—8, Peterſilie, Bſchl.—8, Sellerie, Stück 10—40, Tomaten 10—15, Aepfel 15—95, Birnen 12—30, Zwetſchgen 22—28, Pfirſiche 15—60, Trauben 40—60, Orangen, Stück 10—20, Zitronen, Selleriewurzeln, ebenſolche Meerrettiſchſtangen vervollſtän⸗ Schwung in den Wipfel Roman eines ſungen Schwaben Von Karl Hans Abel 16 Nachdruck verboten. Alle Rechte, auch das der Jer⸗ filmung, vorbehalten. „Um Gotteswillen!“ rief das Fräulein,„tun Sie meinen Freundinnen nichts zuleide!“ „Ja, dulden Sie dieſe vielen, greulichen Spinnen abſicht⸗ Iich?!“ wagte ſie zu fragen. „Selbſtyverſtändlich! Ich kann die törichten Menſchen nicht ver⸗ ſtehen, die ſich vor dieſen Tierchen fürchten und ſie verfolgen. Ich bringe eine jede, die ich im Garten finde, hierher und füttere ſie. Sie laſſen keine Fliege aufkommen und ſind außer Hektor meine einzige Unterhaltung.“ Noch jetzt lief es der Lonti kalt über den Rücken, wenn ſie daxan dachte, mit welcher Angſt ſte dann auf ihrem Stuhl, a unter dieſen garſtigen Freundinnen der Tante Veits aſaß. Wäre Veit nicht geweſen, ſie wäre davongelaufen. Sie hörte von allem, was geſprochen wurde, nichts, ſtarrte nur hinauf auf dieſen grauenhaft lebendigen Baldachin und mahnte immer wieder zum Aufbruch. Zwei andere Gegenſtände waren ihr noch im Gedächtnis haften geblieben. Sie hatten ihre Blicke auf ſich gezogen, bevor ſie an die Palme ſtieß: Das große, aus Holz geſchnitzte Tinten⸗ geſtell und eine unter einer ovalen Glasglocke auf dem Kamin ſtehende goldene Standuhr. Daß dieſe Uhr bei der Verſteigerung des Nachlaſſes von Veits Tante in den Beſitz ihrer neuen Herrſchaft überge⸗ gangen war und drunten im Schlafzimmer der Frau Raab ſtand, hatte ſie noch nicht wahrnehmen können, denn Frau Raab wollte nicht, daß ſie ihr Schlafzimmer betrat. Dieſes Zimmer beſorgte die Dame merkwürdigerweiſe ſelbſt. Sonſt mußte die Loni neben dem Kochen alle Arbeit im Hauſe ver⸗ richten. So oberflächlich wie ſie früher geweſen war, ſo fleißig war ſie jetzt. Vielleicht— dachte ſie— erfährt es der Veit, wie ſie ſich gebeſſert hat, ſeine Loni. Die frühe Novembernacht wax nun hereingebrochen, und es war dunkel geworden dort drüben hinter ſämtlichen Fen⸗ ſtern. 1 Der Augenblick war gekommen, wo ſie zu ihm hinüber⸗ ſchlupfen wollte. Es mochten noch einige Stunden vergehen, bis ihre Herr⸗ ſchaft heimkam. Sie konnte ſich unbemerkt fort machen und unbemerkt ſpäter wieder zuxückkehren. Sie wuſch ſich, bevor ſie ihre Kammer verließ, noch ein⸗ Saa mit einer duftenden Seife und ordnete noch einmal ihr aar. Dann ſchloß ſie ihren Koffer auf, hob das Tintengeſtell heraus, drehte das hölzerne Roß zur Seite und entnahm dem Geheimfach das Teſtament. Sie ſchob es in ihre Rocktaſche, warf einen bunten Schal über die Schultern und ging. Ihre Kammertüre ſchloß ſie wieder ſorgfältig zu und ſteckte diesmal den Schlüſſel zu ſich, Den Hausſchlüſſel hatte ihre Herrſchaft mitgenommen. Ein zweiter hing am Schlüſſel⸗ brett drunten im Flur, aber ſie wollte ihn nicht benutzen. Sie wollte das Haus durch die Türe der Waſchküche unten perlaſſen, die in den Garten führte, weil ſie ſo weniger in die Gefahr geriet, auf dem Heimweg mit ihrer Herrſchaft zu⸗ ſammenzuſtoßen. Auch dieſen Schlüſſel ſchob ſie, nachdem ſie abgeſchloſſen hatte, in ihre Taſche. Der Nachbar war, wie ſie von ſeiner Köchin erfahren hatte, an dieſem Abend auch nicht zu Hauſe, und ſeine Dienſtboten gingen alle auch am Sonntag, früh zu Bett, So konnte die Loni ſicher ſein, daß ſie auch drüben mit niemanden zuſammen⸗ traf außer mit Veit. Sie ſchlug einen Gartenpfad ein, der nach der Schlucht hinabführte. Drunten verſank ſie faſt in dem vom Wind zuſammen⸗ getragenen, welken Buchenlaub. Es war kein leichtes, auf den glatten Blättern den äußerſt ſteilen Abhang hinaufzuklettern. Unterwegs mußte ſie durch den Drahtzaun kriechen, der um das ganze Anweſen des Nachbars herumlief. Sie fand bald eine Stelle, an der ſie durchſchlüpfen konnte. An den aus⸗ gewaſchenen Wurzeln der Bäume, die das Regenwaſſer all⸗ mählich untergraben hatte, ſich feſthaltend, erklomm ſie müh⸗ ſam den abſchüſſigen Rain, bis ſie den Pfad erreichte, der in Winbdungen durch die Kluft nach dem Gebäude hinaufführt. Sie kam an den Ort vorbei, wo die Aſchenurne einge⸗ mauert war. Ein Steinſitz lud hier zum Ausruhen ein. Sie ſetzte ſich, um ein wenig zu verſchnaufen. Den kleinen Vorplatz vor der Gruft bedeckte ein Teppich von Efeu, und Efeuranken waren hoch in die Buche hinaufgeſtiegen und hingen, mit ihren runden Fruchtkolben beladen, ſchwer herab über die düſtere Stätte. 5 Drinnen, wo die Urne ſtehen mußte, flüſterte ab und zu ein dünnes Stimmchen, Waſſer gluckſte, Tropfen ſchwollen langſam an und fielen nieder mit der Regelmäßigkeit eines Stück—12, Bananen, Stück 10—18, Nüſſe 50—70, Süßraßgh butter 200—240, Landbutter 180—200, Honig m. Glas 100—1 Eier, Stück 10—18, Aale 140—160, Hechte 180, Barben 100—400 Karpfen 160, Schleien 180, Breſem 80—100, Kabeljau 40 12 Schellfiſche 35—70, Seelachs 40—50, Seehecht 60—100, 17 ſiſche 50.—60, Hahn, lebend, Stück 150—350, Hahn, geſchl 175 Stück 150.—750. Huhn, lebend, Stck 200.—300, Huhn, geſchlach 7 Stück 150—700, Enten, geſchlachtet, Stück 300—1200, Taubee⸗ geſchlachtet, Stck 90—130, Gänſe, lebend, Ktück 750, Gänſe, ge⸗ ſchlachtet, Stück 1000—1600, Rindfleiſch 120, Kuhfleiſch 76. Schweinefleiſch 130—140, Gefrierfleiſch 72, Kalbfleiſch 140. Veranſtaltungen 4Theaternachricht. Richard Strauß,„Salome“ wird am Samstag in neuer Inſzenierung von Intendant eeſeo Sioli unter muſikaliſcher Leitung von Erich Orthman im Spielplan erſcheinen.— Das Schauſpiel hat eine 121 inſzenierung von Shakeſpeares„Romeo und Julta“ un 5 Spielleitung von Dr. Georg Kruſe in Angriff genommz⸗ Nebenher gehen die Proben zu Bronnen's„Vater met der unter Regie von Heinz Dietrich Kenter am 17. Okto 6 als erſte Veranſtaltung der„Jungen Bühne“ in Szene gehl, Veranſtaltungen der„Jungen Bühne“. An alle, 55 Jugend genug beſitzen, nach Werdendem, Zukünftigem Au 5 ſchau zu halten, wenden ſich die Veranſtaltungen der„Junge Bühne“. Denn nur auf die Schau des Werdenden, nicht ſcho des Vollendeten kann es hier ankommen. Am Sonntag, 17. Oktober ſoll die erſte Vorſtellung im Rahmen der„Jungae Bühne“ erfolgen. Arnolt Bronnen, der vielumſtritten Bahnbrecher einer jungen Generation, kommt mit ſeine repräſentativen, dichteriſch als beſonders ſtark anerkannte⸗ Drama„Vatermord“ zur Aufführung. Für weitere ſtellungen ſollen beſonders noch in Mannheim ganz 57 bekannte junge dramatiſche Begabungen bevorzugt warſah⸗ die der Jugend Weſentliches zu ſagen haben. Die Auffllb, rungen der„Jungen Bühne“ ſollen geſchloſſene Vo 4 ſtellungen gelten, da es den jungen Autoren unbenompef, ſein muß, unbekümmert um die Anſprüche einer breiten 8 fentlichkeit ihre Weltanſchauung auch in heiklen Fragen 9 verfechten. Die Vertrautheit mit dem Sinn ſolcher Verau- ſtallungen iſt daher in den Beſuchern vorausgeſetzt. Die 7— trittspreiſe ſind niedrig gehalten; ſie gelten für alle Platzarte des Theaters gleichmäßig. Von der regen Beteiligung häne, die Möglichkeit einer erfolgreichen Durchführung des Unter nehmens ab.(Siehe Anzeige.) Mannheimer Künſtlertheater Apollo. Mattia Ba tiſt Eni, des großen Italieners Konzert findet heut abend im Apollotheater ſtatt und wird ſich zu einem muſ kaliſchen und geſellſchaftlichen Ereignis der diesfährige Konzertſaiſon geſtalten. Die Vortragsfolge nennt Aete aus dem„Barbier von Sevilla“(Auftrittsarie des Figar Arie aus dem Troubadour, der Favoritin von Donizet aus Nerone von Rubinſtein und Werke alter Italiener, 7 Georges Pioch, der bekannte Theaterkritiker des„Journa Paris, und Mitarbeiter der„Weltbühne“, Berlin, ſchrei über die Aufführung des„Dybuk“ durch das hebräiſche Thee ter„Habima“ u..: Schicken wir voraus, daß es ein volle Triumph war. Wie dieſes„Mirakel“, geboren aus der er ſchütternden, aber zugleich herbſten meſſtaniſchen Inſpird⸗ tion, einen ſolchen Enthuſiasmus in Paris hat erwecken k nen, wo der Durchſchnitts⸗Schauſpieler jeder myſtiſchen ſtellung fern ſteht, das eben iſt das Geheimnis der wundeg baren Truppe„Habima“.—„Dybuk“, eine dramatiſ Legende von An⸗ſki., geht morgen Sonntag zum erſten in Szene. Regie: E. Wachtangow. Muſik: J. Engel. Bül, N. Altmann. Muſikaliſche Leitung: G. Kom paneetz. Sportliche Nundſchau Boxen Revanchekampf Dempſey—Tunney „ Awyork, 25. Sept., Dempſey hat an Tunney etugz Brief geſandt, in dem er ihn zu einem Revanchematch heraßg fordert. Tunney bat bereits zugeſagt und der Maneger 6 erklärt, daß der katch noch heute ſtattfinden könne. Dempfeh Frau hat gegen die Anhänger Tunneys die Anklage erhohen ihrem Mann vor dem Match ein Betäubungsmitle⸗ gegeben zu haben. Tunney wird heute vom Bür ermeiſſ, von Newvork im Rathauſe empfangen werden. Zwei 2a forniſche Millionäre haben Tunney ein Telegramm geſan worin ſie ihm einen Preis von 750 000 Dollar für eiuah Revanche⸗Match mit Dempſey anbieten, ſofern dieſer no vor dem 30. Januar 1927 ſtattfinde. Automobilſport * Weltreiſe der Bnick⸗Karawane. Auf ihrer Weltreſe kommt die Buick⸗Karawane auch nach Mannheim. beſteht aus den neuen Modellen 1927. — Uhrwerks. In warmen Sommernächten erklangen hier die ſilbernen Glöckentöne der Unken. Eine ſeuchte,— Fäulen riechende Luft entſtieg dem ſchwarzen Mauerwerk. Es ware ſchauerlicher Ort. m Weiter oben, hinter dem marmornen Biloſtock mit Teufelsgeſicht, das ſo geſpenſtiſch zwiſchen den Efeuran at, hervorſchaute und trotz der Dunkelheit deutlich ſichtbar gſſen lag die Bank, auf der ſie mit Veit an jenem Abend geſe 3 war, bevor ſie die Spinnenzüchterin beſuchten. Entſprach nicht dieſer ſchrullenhaften alten Jungfer, ein Teſtamen zu verſtecken, daß es überhaupt nie oder zu ſpät gefun e werden konnte?— Während die Loni das dachte, ſchien ne ihr, als ſei droben bei der Bank ein Schritt durch das diint⸗ Laub gerauſcht. Aengſtlich erhob ſie ſich, um ihren Weg ſahm zuſetzen. Es konnte eine Katze geweſen ſein, denn ſie perngg nichts mehr, und es kam niemand den Pfad hinter ihr belop⸗ Aber ſie wagte es nicht mehr aufzuſchauen, ſie lief mit ann fendem Herzen bergan, bis ſie das Haus erreicht hatte. Taen mußte ſie Atem holen. Ein Schauder flog ihr über den Rü Auch bei dem Gärtner braunte kein Licht. ben⸗ Veit hatte vor dem Zubettgehen in der Waſchküche ne an gebadet und ſchlief ſchon feſt. Loni klopfte leiſe ans Fenſter. n zu Er wurde nicht gleich vollſtändig wach, aber er began träumen. Erinnerungen vermiſchten ſich. Bade Er hatte Anne geſehen— er war ſelbſt nun dem der⸗ entſttegen und war daran, in ſeligem Erſchauern eine wurch⸗ volle Frau auf ſein Roß zn heben, auf dem er den Wald d ritt. Liebe Ste war ihm in den Weg getreten, um ihn mit ihrer zu umſtricken. mal Auch das war eine Erinnerung an ein irgendwann ein geleſenes eckt. Der Huſſchlag ſeines Rappen hatte die Waldfrau gemden Sein Pochen über die ſkelsblöcke hatte aufgehört, ſie ſtaane iimn Dickicht auf weichem Mooſe. Und die Arme auf ſeine ſe ſo ſchlingend, flüſterte ſie ſeinen Namen: Veit!.. Vei unte. lockend, ſo verführeriſch, daß er ihr nicht widerſtehen ko Da fuhr ex empor. uſter Hatte nicht wirklich jemand draußen vor dem Je ſeinen Namen gerufen? Da rief es wieder und pochte an die Scheiben. Er erkannte dieſe Stimme. Es war die Loni! 8 Was wollte ſie von ihm um dieſe Zeite (Fortſetzung folgt.) »„—— Neue Maunheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 5. Seite. Nr. 444 1 Samstag, den 25. September 1926 1 7 „ „ Der Kampf um die Trinkhallen 7 Die Triebfeder des ſeit Jahren geführten Kampfes gegen * die Trinkhallen iſt der Verband der Zigarrenladeninhaber. Dieſer Verband gibt uns die Schuld an ſeiner ſchlechten wirt⸗ chaftlichen Lage. Dies trifft nicht zu. Die Lage iſt zur Zeit uch in allen anderen Geſchäftszweigen ungünſtig und viele ex in und um Mannheim liegenden, einſt blühenden Werke 9 wären froh, wenn ihre Umſätze lediglich um 30—40 v. H. zu⸗ Fiückgegangen wären. Der Vorkriegsmaßſtab läßt' ſich heute einfach nicht mehr anlegen. Kein Zweifel ⸗ beſteht darüber, daß es 90 v. H. unſerer Mitglieder noch ſchlech⸗ 7 ter ergeht als dem Zigarrenladeninhaber und daß es Millio⸗ nen deutſcher Volksgenoſſen gibt, denen es früher gut erging und die heute einen noch ſchwereren Kampf um das Daſein zu 5 hren haben als die Zigarrenhändler. 50 v. H. unſerer Mit⸗ guis der haben über Winter geſchloſſen, da ein Bedürfnis für der Hallen nur während des Sommers vor⸗ 1 Schuld an der ſchlechten Lage der Zigarrenhändler hat die Bermehrung der Geſchäfte ſeit Kriegsſchluß, die dazu gekom⸗ mene Konkurrenz durch viele Kolontalwaren⸗ und Friſeur⸗ geſchäfte und letzten Endes die wirtſchaftliche Kriſis. Iſt dieſe berwunden, ſo wird es allen Geſchäftszweigen, alſo auch dem Zigarrenladeninhaber, wieder beſſer ergehen. Unſer Gegner nennt es ein„Meſſen mit zweierlei Maß“, daß die Trinkhallen äan Sonn⸗ und Feiertagen und nach Ladenſchluß offen halten dürfen. Dies trifft wieder nicht zu. Offen halten dürfen nur Trintballen mit Schankkonzeſſionen für alkoholfreie Ge⸗ ränke. Mit dieſer Konzeſſion ſteht ſie auf gleicher Stufe mit den Wirtſchaften. Sie dürfen alſo neben den Getränken ſämt⸗ iche Lebens⸗ und Genußmittel verabreichen. Nach vielen ge⸗ richtlichen Urteilen, die teils für, teils gegen die Verabrei⸗ Fung ſprachen, hat die höchſte preußiſche Gerichtsinſtanz am A. Januar 1926 die Entſcheidung zu Gunſten der Trinkhallen Aelält. Der Verband der Zigarrenhändler hat es vorgezogen, te Entſcheidung des Reichsgerichts nicht anzurufen, um zu vermeiden, daß durch einen gleichen Spruch den Trinkhallen würde geſetliche Stempel“ für ihre Tätigkeit verſchafft Da der Gegner auf dieſem Wege ſein Ziel, die Trinkhallen 28 vernichten, nicht erreichte, verſucht er es nunmehr auf dem ege über den Reichstag. Es iſt weiter kein„Meſſen mit aweierlei Maß“, wenn der Staat bis jetzt die Hand dazu nicht geboten hat. Exiſtenzen ſind in Deutſchland gerade genug ab⸗ ebaut. Ein größer Teil der Trinkhalleninhaber ſind ältere eute, die ohne weiteres der allgemeinen Fürſorge anheim⸗ allen würden. Es finden ſich ferner darunter Kriegsbeſchä⸗ igte bezw. Kriegsteilnehmer, die es nicht verdienen, daß ihnen der Dank des Vaterlandes auf ſolche Weiſe zuteil wird. Der Fetertenbändlsrverband hat es erreicht, daß an Sonn⸗ und eiertagen und nach Ladenſchluß nur eine Zigarre und drei Zigaretten je Perſon abgegeben werden dürfen. Oberſter rundſatz müßte ſein, in jeder Hinſicht Freizügigkeit walten 7 zu laſſen. Kein Zwang, wo er nicht gerechtfertigt iſt und wo die Intereſſen der Allgemeinheit nicht geſchädigt ſind. An Sonn⸗ und Feiertagen, zu Pferderennen, Meſſen uſw. ſtrömen große Maſſen auswärtiger Beſucher aller Volkskreiſe nach annheim herein. Sollen dieſe an den bisherigen Trinkhal⸗ len nun verſchloſſene Türen vorfinden? Soll der Ausflügler und Sonntagsſpaziergänger nicht mehr wie bisher an einer Trinkhalle im Vorbeigehen einen Apfel, eine Birne oder eine Brezel erſtehen dürfen? Und ſo der Familienvater, der keine Dirtſchaft beſuchen kann, mit ſeinen Kindern nicht mehr wie Fe an einer Trinkhalle einige Erfriſchungen und für ſich ee auchmaterial erſtehen dürfen? Wir fragen: Hat die Stabt Maunheim ein Intereſſe daran, laß wir zu ſolchen Zuſtänden gelangen? Und glaubt der Ein⸗ 1 ketbandelsverband, daß die Bevölkerung ſich auch noch dies dieten laſſen würde? In anderen Städten, Kurplätzen uſw. dibt es Betriebe, die an Sonn und Fetertagen offenhaßten bpbiürfen, um Poſtkarten und Reiſeandenken zu verkaufen. Wir „ berweiſen auf die Geſchäfte um das Heidelberger Schloß bderum. In allen Städten erhalten ambulante Händler gele⸗ Fgentliche Erlaubnis zum Verkauf von Obſt⸗ Backwaren, Eis, kaſtanien uſw. Im Schwarzwald gibt es Kurorte, in denen i Ermangelung von konzeſſtonierten Trinkhallen die Lebens⸗ und Genußmittel⸗Detailgeſchäfte während der ganzen Saiſon 1 15 jedem Sonn⸗ und Feiertag offen halten dürfen. Auch Pho⸗ ographen dürfen in ſehr vielen Städten mit Fremdenverkehr zur ſolchen Tagen ibren Beruf ausüben. Will der Einzelhan⸗ el nicht auch dies alles beſeitigen? Die Trinkhallen ſind ſeit dem Sturze unſeres Volkes vom deoblftand zur Armut ein Erfordernis erſten Ranges gewor⸗ den. Sie ſind in ihrer Entwicklung mit der Zeit gegangen kard baben ſich eingeſtellt auf die Bedürfniſſe und Not des Vol⸗ es. Letzteres gut und auf billigſte Weiſe zu bedienen, iſt bienen oberſter Grundſatz. Die Svortbewegung und Wander⸗ Adewegung der Jugend hat ſich ſeit Kriegsſchluß außerordentlich twickelt. Für dieſe Gruppen, die mit dem Pfennia rechnen wüſſen, iſt die Trinkhalle als alkoholfreie Schankſtätte ein ktor geworden, der überhaupt nicht mehr ausgeſchaltet wer⸗ en kann. Daß auch zum alkoholfreien Getränk die Lebens⸗ nalttelverabreichung die notwendige Ergänzung ſein muß, be⸗ Eirk keiner Erläuterung. Und wenn es in Deutſchland eine inrichtung gibßt, in der der gewönnliche Mann für 19 Pfg. Gne Flaſche Selterswaſſer und der Ausflügler für 15 Pfg. ein las Milch erhalten kann, ſo verdient dieſe die Unterſtützung dines jeden Bürgers. Im Intereſſe der Volksgeſundung und 28 Volkswohles liegt es alſo, daß der Staat die alkoßolfreien Mbankſtätten nicht nurnicht unterdrückt, ſondern ihnen die öglichkeit zum weiteren inneren Ausbau und Vervollkomm⸗ nung gibt. Wir ſind kleine Leute, aber niemand wird uns undenken, wenn auch wir unſeren Stolz auf unſeren Stand und unſer Gewerbe haben. Ein Trinkhallenbeſitzer. * Zeit iſt Geld „Zeit iſt Geld“ iſt heute die Parole. Leider ſcheint man in ſer Induſekeftaßt Mannheim nicht allerorten die⸗ Grundſatz zu huldigen. Die Koſtbarkeit einer Minute Veint noch ſo Manchem recht fremd zu ſein. Man denke ſich: U cht am Paradeplatz, im Herzen unſerer Stadt, ſchwebt vor zm Laden eines gewiß ſtrebſamen Uhrmachers eine große 5 hr, eine ſchöne, Jede mgeradezu ins Antlitz ſpringende Uhr, M. nur den Nachteil hat, daß ſie ſeit ungefähr 4 Wochen elf inuten hinter der mitteleuropäiſchen Zeit herhinkt. Genau elf Minuten, geſtern, heute und vielleicht noch in einem Fahr 81 Minuten. Publikum und Obrigkeit ſchweigen. Wozu auch ie Aufregung, wenn ſelbſt die Kirchtürme unſerer Stadt die Zeit durch ihren ehernen Mund mit einem wohlausgeklügel⸗ Abſtand von 5 Minuten verkünden. Wieviele Menſchen aben durch dieſe Uhr am Paradeplatz wohl ſchon den Zug dberſäumt. Wie mancher iſt, durch den nachhinkenden Zeiger getäuſcht, zu ſpät zur Arbeitsſtätte gekommen? Man wähnt im Winkelgäßchen eines verträumten Krähwinkels und be⸗ udet ſich doch in Wirklichkeit im Zentrum einer bedeutenden Fduſtrieſtadt. In Hamburg beſteht ſeit einigen Jahren eine u erordnung des Inhalts, daß der Inhaber einer dem öffent⸗ chen Verkehr ſichtbaren Uhr, falls dieſe ſteht oder falſch geht nd das Zifferblatt innerhalb 24 Stunden nach der Störung gicht verdeckt wird, ein Strafmandat erhält. Zur Nachahmung lur Mannheim empfohlen! Verzögerung in der Poſtzuſtellung Die Anſicht des Einſenders in Nr. 432 bedarf doch einer gründlichen Umſtellung. Hat der Herr Einſender auch an die Herren gedacht, die reiſen, die hier und auswärts Kunden be⸗ ſuchen, kurzum, die tagaus tagein auf der Landſtraße liegen müſſen? Hat er an die Poſtempfänger gedacht, die unglück⸗ licherweiſe zu den Letztwohnenden eines Beſtellbezirks ge⸗ hören und die Reiſende ſein können? Bei normaler Sommer⸗ beſtellzeit erhalten dieſe ihre Poſt zwiſchen—10 Uhr vor⸗ mittags. Hat der Briefträger die Erneuerung der Zeitungs⸗ abonnements gelegentlich ſeiner Poſtbeſtellung zu beſorgen, daunn bekommen die Letztwohnenden im Beſtellbezirk an dieſen —4 Tagen jeden Monats ihre Poſt zwiſchen 10—11 Uhr. Weiß der Herr Einſender, was es dem reiſenden Geſchäfts⸗ mann bedeutet, ſeine Poſt früh, recht früh zu bekommen, mög⸗ lichſt vor Beginn ſeiner Tagestätigkeit? Die Briefträger haben dankenswerter Weiſe für dieſe, dem Geſchäftsmann unumgänglichen Bedürfniſſe ſicher mehr Ver⸗ ſtändnis, wie der Herr Einſender. Dem Poſtempfänger, be⸗ ſonders wenn er Geſchäftsmann und dazu noch Reiſender iſt, den frühzeitigen Empfang ſeiner Poſt abzuſchneiden, wäre eine unverdiente Härte, die keineswegs in die ſüddeutſche Handelsmetropole Mannheim paßt, in Mannheim, wo alles darauf aus iſt, Verkehrsverbeſſerungen herbeizuführen. Dazu gehört nicht zuletzt der Poſtempfang für Geſchäftsleute zu denkbar frühmöglichſter Morgenſtunde. Wenn allerdings der Briefträger um Poſtausfolgung auf dem Beſtellweg von Pri⸗ vatperſonen angehalten wird, die etwa einen Liebesbrief erwarten, ein Buch, eine illuſtrierte oder Sportzeitung, ſo wäre ich auch dafür, daß der Briefträger dieſe Anſinnen zurückweiſt, denn ſolche„dringende“ Privatpoſt kann auch —2 Stunden ſpäter empfangen und noch„rechtzeitig erledigt“ werden. Der Briefträger kennt genau ſeine„Kunden“, ob es Privatperſonen oder Geſchäftsleute ſind. Ein reiſender Geſchäftsmann. * Mannem hinne! Der Einſenderin von Mannem vorne möchte ich erwi⸗ dern, daß ich in Mannheim ebenſogut Beſcheid weiß. Ich will ihr verraten, daß ich ſchon 22 Jahre in Mannheim wohne. Daß der Walopark eine ſchöne Erholungsſtätte iſt, habe ich auch nicht bezweifelt. Jedenfalls kann aber zwiſchen Ebert⸗ park und Waldpark kein Vergleich gezogen werden. Der Waldpark iſt nur ein Rheinniederungswald, der Ebertpark eine gärtneriſche Anlage von auserleſenem Geſchmack. Der Waldpark kann den Ebertpark nur durch ſeine Größe und ſeinen alten ſchönen Baumbeſtand übertreffen. Der Aufent⸗ halt im Waldpark wäre auch ganz ſchön, wenn die Schnaken⸗ plage nicht wäre, während der Ebertpark ſchnakeufrei iſt. Wohl bemüht ſich die Mannheimer Stadtverwaltung, die Blutſauger auszurotten, gelingen wird es ihr aber nie. So⸗ lange man umhergeht, geht es noch einigermaßen, ſobald man ſich aber ſetzt, kann man ſich der Viecher nicht erwehren und kommt mit Beulen nach Hauſe. Daß der Eintritt ins Waldpaxkreſtaurant und die Be⸗ ſichtignug des„großen exotiſchen Tierparks“ frei iſt, iſt auch mir bekannt. Die Einſenderin verrät aber nicht, daß im Gar⸗ ten des Sternreſtaurants im Gegenſatz zum Ebertpark Reſtaurationszwang beſteht. Was die Ebertpark anbelangt, ſo ſind dieſe auserleſene künſtleriſche Darbietungen, die ſich mit denen des Friedrichsparks durch⸗ aus meſſen können. Ueberhaupt ſind die Veranſtaltungen ſo vielſeitig, daß jeder auf ſeine Rechnung kommt. Im Pavillon konzertieren die Kapelle Fritſche oder auswärtige Künſtler. Auf der Freilichtbühne findet ab und zu Theateraufführung und Kaſperletheater für Kinder ſtatt. Im Rundfunkturm kann man Rundfunkdarbietungen lauſchen, während die Jugend im Sternkaffee bei einer vorzüglichen Jazzband⸗ kapelle unentgeltlich das Tanzbein nach den modernſten Tän⸗ zen ſchwingen kann. Und auf dem Sportplatz ſind ab und zu ſportliche Veranſtaltungen. Auch ein ſchöner Kinderſpielplatz mit allerlei Schaukeln und dergl. iſt vorhanden, der den leinen ſogar unentgeltlich zur Verfügung teht. Kinder in Begleitung Erwachſener ſind überhaupt vom Eintrittsgeld in den Park befreit. Hunde dürfen allerdings nicht mitgenom⸗ ſo daß man vom Hundegebell nicht beläſtigt wird. Was die gärtneriſchen Anlagen des Ebertparkes betrifft, ſo ſind dieſe eine Sehenswürdigkeit. Schon das große Blu⸗ menpartere mit ſeiner Springbrunnenanlage am Eingaug bietet einen impoſanten Anblick. Roſen und Blumen in allen Arten und Farbennuancen gibt es zu ſehen und dazwiſchen laden immer wieder ſauber gehaltene weiße Bänke und Gar⸗ tenlauben zum Verweilen ein. Es iſt ein köſtlicher Genuß, dieſe Blumenpracht auf ſich einwirken zu laſſen. Wo Blumen ſprechen, da verweilt man immer wieder gern. Wenn man alſo ein Urteil fällen will, muß man Beides geſehen haben. 4 8. Nadio⸗Schmerzen Der Rundfunkempfänger, der vergangenen Samstag üher die Störungen durch die Straßenbahn Klage führte, hat recht. Auch ich habe ſchon die Beobachtung gemacht, daß, ſofern die Straßenbahn mit eingeſchalteten Motoren fährt, Straßenbahn⸗ ſtörungen überhaupt nicht zu bemerken ſind; ſie treten erſt auf und ſteigern ſich zu ohrenbetäubender Heſtigkeit, ſobald der Führer den Anlaſſer auf Null zurückdreht bezw. den An⸗ laſſer noch benützt, um durch Zurückdrehen über Null hinaus eine elektriſche Bremswirkung hervorzurufen. Dieſer eben be⸗ ſchriebene Umſtand verurſacht einen Höllenſpektakel, ſodaß ich auregen möchte, daß ein Fachmann möglichſt in aller Kürze ſich dazu äußert. Unbebingt notwendig iſt jedenfalls, daß durch die Straßenbahn die Auswechſlung der Metallbügel gegen Kohlebügel, wie dies jetzt auch wieder in Halle a. S. geſchehen iſt, vorgenommen wird; denn dort ſind, wie die Rundfunk⸗ Zeitung„Die Sendung“ ſchreibt, keinerlei Störungen mehr durch die Straßenbahn wahrzunehmen. Was in Halle möglich iſt, kann auch in Mannheim durchgeführt werden. Es muß nicht immer heißen„Mannheim hinten“. Es darf auch ein⸗ mal heißen„Mannheim vorne“ denn es dreht ſich darum, die für die Groß⸗ und Hauptſtabt Mannheim klägliche Rundfunk⸗ Teilnehmerzahl zu erhöhen. Ein Rundfunkteilnehmer. * Not der Neuoſtheimer Den Notſchrei in Ihrer Samstagsnummer habe ich ge⸗ leſen und mich gefreut, daß endlich mal jemand ſeine Stimme gegen dieſe unſchönen Zuſtände erhebt. Die Ausführungen haben eingehend über den unmöglichen Zuſtand in hygieni⸗ ſcher Hinſicht berichtet. Nun eine andere Seite. Sie ſchreiben letzten Samstag in„Mannheim am Wochenende“ über He⸗ bung des Fremdenverkehrs in Karlsruhe und Mannheim. Letzteres ſchneidet bei dieſer Betrachtung nicht gerade gut ab. In dieſem Zuſammenhang überlege ich mir, welche„angeneh⸗ men und dauernde“ Eindrücke ein Fluggaſt beim Landen auf dem hieſigen Flugplatz haben muß, wenn ihm gleich beim Ausſteigen der geſchilderte Geſtank in die Naſe zieht. Es wäre Sache des Verkehrsvereins und der Badiſch⸗Pfälziſchen Lufthanſa, hier etwas zu tun. Veranſtaltungen im Briefe an die„Neue Mannheimer Seitung“ Die Notwendigkeit der direkten Fernverbindung Maunheim— Heidelberg Wie notwendig es iſt, eine einigermaßen zuverläſſige und unmittelbare Fernverbindung zwiſchen Mannheim und Hei⸗ delberg in aller Bälde zu ſchaffen, zeigen folgende Verſpä⸗ tungen, die faſt alltäglich ſind: Der direkte beſchleunigte Perſonenzug Heidelberg-Mannheim kam am Donnerstag, 23. September ſtatt um 8 Uhr 27 erſt um 9 Uhr 25 an. Das iſt einer der beſten Züge überhaupt. Dadurch wurde es ver⸗ ſchiedenen Perſonen vollſtändig unmöglich, Abendveranſtal⸗ tungen in Mannheim zu beſuchen. Vor einigen Wochen hatte dieſer Zug, ſage und ſchreibe, etwa drei Stunden Ver⸗ ſpätung, wie bereits geſagt, einer der beſten und direkteſten Züge auf der Strecke Mannheim—Heidelberg überhaupt. Am Sonntag, 19. September wurde der Zug um 3 Uhr 16 Heidel⸗ berg im Bahnhof Heidelberg umrangiert, er kam im Bahn⸗ hofe auf ein anderes Geleiſe und erhielt dadurch ſehr erheb⸗ liche Verſpätung. Das ſind zwei Beiſpiele in ganz kurzer Zwiſchenzeit; ſie können faſt täglich belegt werden und be⸗ weiſen, daß die Zuſtände unmöglich ſind und daß die beab⸗ ſichtigte direkte, von der Bahn unabhängige, Verbindung mit allen Mitteln und aller Energie gefördert werden muß. Ein täglicher Fahrgaſt. ** Zurück zur Natur Die Klagen, die ſeit 7 Jahren über die Beſchaffenheit der Gehwege am Meßplatz geführt wurden, werden nunmehr hof⸗ fentlich endlich verſtummen. Die verehrte Stadtverwaltung hat ſich veranlaßt geſehen, die auf dem Gehweg befindlichen Löcher ſofort auszubeſſern und zwar ſind die Löcher mit Sand ausgefüllt worden. Ich möchte empfeßhlen, dieſes Syſtem auf ganz Mannheim auszudehnen. Ich ſtelle platten in Sandwege umgewandelt ſind. auf Sand gebaut.“ * „Dem Mann der Beruf!“ Der Einſender glaubt auf ſehr ſchnelle und einfache Art das Problem, wie man die große Arbeitsloſigkeit, beſonders die der männlichen Angeſtellten, beſeitigt, löſen zu können. Seine Parole iſt„Dem Mann der Beruf!“ Er fordert von Staat und Stadt, von Handel und Induſtrie, daß die Frauen aus den Büros und Betrieben entfernt werden. Nur eine Ausnahme geſteht er zu:„Für den nervenaufreibenden Beru als Stenotypiſtin und Telephoniſtin darf die Frau bleißen. Angehörigen wird, die zum großen Teil von ihnen unterhal⸗ ten werden, kümmert Herrn K. S. ſcheinbar garnicht. Sie müßten dann auch von der geringen Unterſtützung lehen, oder, wie die Zeitung in der letzten Woche von drei weiblichen An⸗ geſtellten berichtet, Selbſtmord begehen. Nein, Herr P.., es ſind durchaus nicht„Emanzipations⸗ gelüſte“, die die Frau heute zum Erwerb treiben, ſondern die gleiche Not, die Sie heute ſo bitter empfinden. Wie mancher Familienvater atmet auf, wenn die Tochter durch ihren Ver⸗ dienſt die Laſten des Haushalts mit tragen hilft. Sicher würde manche Frau das Bütro gerne mit dem eigenen Heim vertau⸗ ſchen, doch dazu gehören Mittel. Sehr wenig Eltern ſind heute in der Lage, ihren Töchtern eine Ausſtattung entſprechend den Anſprüchen der heutigen Männermelt zu geben. Wenn eine Frau heute heiraten will, muß ſie ſich erſt durch ihrer Hände Arbeit und ſehr viel Entbehrungen die Ausſteuer zuſammen⸗ ſparen und nächtelang die Wäſche nähen. Bis zur Heirat kann alſo, wie Herr K. S. anädigſt geſtattet, die Frau Stenotypiſtin und Telephoniſtin ſein, was anderes gibt es nicht für die Frau. Sehr nett von Ihnen, Herr K. S. Wir Frauen, die nicht zu den unintelligenten Geſchöpfen zählen, haben das Recht, uns einen Beruf nach unſeren Neigungen und Fößig⸗ keiten zu wählen und beweiſen ſeit Jahrzehnten, daß die Wirt⸗ ſchaft heute nicht mehr ohne uns fertig wird. Iſt das Helden⸗ tum der Frauen im Kriege ſchon vergeſſen? Weiß Herr K. S. nicht, daß die Frau, als der Mann an der Front war, ohne zu zögern den Pflug und Schraubſtock in die Hand nahm(Män⸗ nerberufe) und ebenſo ſtillſchweigend wieder zurücktrat, als der Mann wieder da war. Aber jetzt ſollen wir Frauen nur die Berufe ergreifen, zu denen der Mann keine Luſt und Fä⸗ higkeiten hat? Die Reichsverfaſſung gibt jedem Deutſchen das Recht auf Arbeit. Herr K. S. glaubt durch ein Geſetz die Reichsverfaſ⸗ ſung umſtoßen zu können. Schön, bringe Herr K. S. ein ſol⸗ ches Geſetz in Vorſchlag, dann bringen wir Frauen ein Geſetz in Vorſchlag, durch das jeder Mann im 25. Lebensfahr ver⸗ uflichtet iſt zu betraten, ſofern er geſund und arbeitsfähig iſt. Die Folgen ſolcher Geſetze mag ſich Herr K. S. ſelber aus⸗ malen. Oder ziehen Sie eine Aaeenee * Wetternachrichten der Karlsruhersandeswellerwarte In Baden herrſchte geſtern leichte Bewölkung mit ver⸗ einzelt leichten Regenfällen. Die Temperatur blieb unver⸗ ändert. Das Tiefdruckgebiet, das geſtern zwiſchen England und Island lag, rückt in ſüdlicher Richtung über die Nordſee nach Deutſchland vor. Unter ſeinem Einfluſſe ſind auch bei uns Wolkenbildungen zu erwarten, die in Nordbaden mit vereinzelten Regenfällen verbunden ſein werden. Südbaden bleibt im Bereich eines kleinen Hochdruckreſtes, der ſich über den Alpen hinzieht und leicht Föhnlagen bewirkt. Das all⸗ gemeine Wetter unſeres Landes iſt für die nächſte Zeit als gekennzeichnet und daher meiſt unbe⸗ ändig. Wetterausſichten für Sonntag, 26. September: Zeitweiſe wolkig, in Nordhaden vereinzelt leichte Regenfälle, Tempe⸗ ratur wenig verändert. Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas, Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Mannbeim, E 6. 2. Direktion; Ferdinand Heyme. Chefredakteur: Kurt Fiſcher.— Verantwortliche Redakteure: Für Politik: Hans Alfred Meißner.— Feuilleton: Dr. S. Kayſer. Kommunalpolitik und Lokales: Richard Schönfelder.— Sport und Neues aus aller Welt: i. V. R. Schönfelder.— Handelsteil: i. V. Franz Kircher.— Gericht und alles Uebrige: Franz Kircher. Anzeigen: Dr. W. E. Stötzner. Bitte susschneiden! 70 gelbe Cotscheine! Für eine echte Rosenthaltasse ist dieser Sammelbon und 15 gelbe Quieta-Gutscheine(anstatt 25) einzusenden. Quieta-Gutscheine sind enthalten in jedem Paket Quieta-Mischungen, Suleika-Tee, Lessing-Kakao und Lessing-Schokoladen. Wir bevorzugen diese Wertreklame, denn sie ist nicht teurer als andere Reklame und die Hausfrau hat den Nutzen davo Einer, der gerne die Fenſter offen hat. Quleta-Werke 46 Leipzig C 1. Abtig. Wertrekl — mir das ſehr ſchön vor, wenn die Gehwege ſtatt mit Stein⸗ er ganze Verkehr würde ſich geräuſchlos abwickeln. Man könnte dann mit Recht ausrufen:„Wer auf unſere Stadtväter vertraut, hat e Was aus den Tauſenden weiblichen Angeſtellten und ihren 8. Seite. Nr. 444 Neue Maunheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) Samstag, den 25. September 1928 Neue Mannheimer Seitung Handelsblatt Wirtſchafts⸗ und Vörſenwoche Wirtſchaftliche Rückwirkungen von Geuf Die Ereigniſſe von Genf, die Aufnahme Deutſchlands in den Völkerbund, haben in allen Ländern eine ſtarke wirt⸗ ſchaftliche Anregung oder doch zum mindeſten weitgehende Hoffnungen wirtſchaftlicher Natur hervorgerufen. Wer da weiß, welch ſtarken Einfluß Hoffnungen und Kombinatio⸗ nen pſychologiſcher Natur auf die Konjunkturentwicklung ausüben, der wird geneigt ſein, ſchon die bloße Hoffnung auf die Früchte von Genf als ein höchſt wichtiges Ankurbelungsmoment anzuſehen. Wirtſchaftsfrieden, internationale Schuldenrege⸗ lung, Abänderung des Reparationsabkommens— das ſind die drei Hauptſäulen, auf denen ſich die Rückwirkungen von Genf aufbauen müßten. Schon ſpricht man in allen Ländern von der Möglichkeit einer Abänderung des Dawesplanes. Amerika freilich, das den Schlüſſel zu dieſem Befreiungs⸗ werk für Deutſchland in Geſtalt einer Herabminderung der interalliierten Schulden in der Hand hat, winkt vorerſt ab. Amerika wird auch die Entſcheidung darüber zu treffen haben, ob durch Mobiliſierung der deutſchen Eiſenbahnobli⸗ gattonen das Rheinland und das Ruhrgebiet ihre völlige politiſche und wirtſchaftliche Freiheit zurückerhalten. Bisher überwiegen in Amerika die Stimmen der Ablehnung gegen⸗ über dem Plan der Mobiliſierung der Reichsbahnbonds. Man hält in Wallſtreet den Weltmarkt zur Aufnahme eines ſo gewaltigen Anleihebetrages noch nicht für reif. Deutſche Finanzleute und maßgebende Wirtſchaftspolitiker weiſen ferner darauf hin, daß eine ſolche Begebung der Reichsbahn⸗ bonds Deutſchland den Weg für die Aufnahme der vom Reichsfinanzminiſter geplanten Reichsanleihe im Ausland verſperren könnte. Außerdem muß man ſich darüber klar ſein, welch neue ungeheure Laſten die Aufbringung der Zinſen auf die Eiſenbahnbonds— und noch dazu in fremder Valuta— für das deutſche Wirtſchaftsleben bedeuten würde, nachdem ſich bereits herausgeſtellt hat. daß die Laſten des Dawesplanes für Deutſchland auf die Dauer untragbar ſind. Die wirtſchaftlichen Rückwirkungen von Genf zeigen ſich auch in einer Beſchleunigung der ſchwebenden internatio⸗ nalen Wirtſchaftsverhandlungen ſowie in einer Zunahme des Vertrauens zu der wirtſchaftlichen Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands zum Auslande. Die deutſchen Erzeugniſſe der Verfeinerungs⸗ induſtrie beginnen ſich langſam wieder den Weltmarkt zu erobern und„Made in Germany“ iſt in vielen Ländern, beſonders in Amerika, ſchon wieder ein Ehrenzeichen gewor⸗ den. Auch die Ankurbelung des deutſchen Inlands⸗ marktes hat weitere Fortſchritte gemacht, die ſich auch bereits in einer Entſpannung am Arbeitsmarkte äußern, ohne daß dieſer freilich eine durchgreifende Beſſerung er⸗ fahren hat. Der fortſchreitende Rationaliſierungsprozeß in der Induſtrie, der auch in immer neuen Zuſammenſchlüſſen (ſo neuerdings in der Waggon⸗, Linoleum⸗ und in der opti⸗ ſchen Induſtrie) zum Ausdruck kommt, führt zunächſt zu einer Vermehrung der Arbeitsloſigkeit. Trotzdem mehren ſich die Anzeichen für eine Beſſerung der Konjunktur Die deutſche Roheiſenerzeugung hat im Auguſt faſt die Ziffer von 1913 erreicht, wenn man den heutigen Gebietsumfang berückſichtigt. Das Anhalten des engliſchen Streikes hat direkt zu einer Kohlenknappheit im Ruhrrevier geführt, ſo daß auch nach Beendigung des engliſchen Streikes der jetzige Förde⸗ rungsſtand auf Monate hinaus erhalten bleiben dürfte. Be⸗ merkenswert iſt die Tatſache, daß die Preiſe der Fertigfabri⸗ kate neuerdings ungeachtet der leichten Beſſerung am Inland⸗ markte und ungeachtet des Anziehens vieler Rohſtoffpreiſe nach unten gehen, ſo beſonders einzelne Textilfabrikate, Wäſche, Möbel, aber auch manche Maſchinen und Werkzeuge. Die Fortſetzung des Preisabbaus eröffnet günſtigere Aus⸗ ſichten für die Eroberung neuer Abſatzgebiete im Auslande, ſie wird aber allmählich auch den inländiſchen Konſum heben, zumal dann, wenn erſt ſteigende Gewinne der Unternehmun⸗ gen zur Einſtellung neuer Arbeiter geführt haben werden. Eine Großbank hat jüngſt den jetzigen Zuſtand an der Börſe als„Verdauungspauſe“ bezeichnet. In dieſer Kennzeichnung der jetzigen Stagnation kommt einmal zum Ausdruck, daß die Spekulation ſich etwas übernommen hat und zum andern, daß dieſe Verdauungsſtörung nur vorüber⸗ ehender Natur ſein dürfte. Dieſe ziemlich optimiſtiſche Auf⸗ aſſung wird auch von der übrigen Finanzwelt geteilt. Immerhin bleibt es merkwürdig, daß die Genfer Ergebniſſe, die Ausſicht auf eine deutſch⸗franzöſiſche Einigung an den deutſchen Börſen faſt ſpurlos vorübergegangen iſt, obwohl alle Welt ſich der tiefgehenden Bedeutung dieſer außen⸗ politiſchen Ereigniſſe durchaus bewußt iſt. Die Börſe ſelbſt innerhalb der geſetzlichen Friſt nicht eingeleitet worden.— 25 4 24.J 25 24 24 E55 Kurszeitel der Meuen Mannheimer Zeitung N+ und Auslandsanleihen in Prozenten. bei Stückenotierungen in Mark je Stück mit T verſehenen Werte ſind Terminkurſe während ſich die mit + verſehenen noch in Bi⸗/ verſtehen. Frankfurter Vörſe vom 25. Seyptember -Alkkien. 24..25. 24. Banbe 24 7 IRhein Braunk.. 221.0224.0 Enzinger⸗Union 97 50128.5 Salzw. Heilbronn 126,5,126,0 Eitling. Spinn. J. 200,0,200,0 — 180.0 1500 Tellus Bergbau.—,——.— Faber, Joh. Blei 90,—91, 75 Bankf. Brau. Ind. 145.5140,0 B.u. Laurähütte 52.5052.50.0. bintig. Bayr. Bodener. B——.— Cransport⸗Alktien.„G. Farbenind. 277. Fahr Gebr. Pirm. 36.5037,65 Baine Bantver. 1215 15.0 Fell. Gu. Kartz 147.0147.7 25, 131.5 5,75 Barmer Bantver. 131..131,5 Schantungbahn.8, 0 Hapag 168,2—.— Feinmech. Jetter. 79.—.—— Teemn dele 140,2 l4l.0 Jrddeuſſc digd 10,2 580 Frantf.o K 76.— 76.— 1. Derniſt.u. Rat. B 228,5.227.8 Heſter.„H. St....——.— Fuchewaggon.. odeooſde00 Baltimore& Ohio 99.——,— Goldſchmidt Th.. 108.0105.0 5en Wechl. 12104200 ie⸗Alkti Gritzner M. Durl. 110.5111.5 Z. Hopothetenbl. 120.119, Induftrie-Alctien.„Sreeftr Mme 18ſ119 Z. Reberſee⸗Bani 11270(112.9 Eichb.⸗Manng.. 42813.9 Fri, Biifeger-114,0117.1 H. Vereinsbank. 96 80086,50 O. Kempf-Sternb. 156.0156.5 7 Näh-—.——.— .pisconto⸗Geſ. 164,0190,0 Nainzer S... 83·0 Hammerſen. 15,0187,5 Konjunkturkurve und Preisentwicklung führte als Grund für die hochgradige Luſtloſigkeit und für die immer wieder ſich bemerkbar machende Nervoſität an den Wertpapiermärkten in erſter Reihe Geldſorgen zum Ultimo an. In Wirklichkeit ſpricht manches dafür, daß der Ultimo zum mindeſten nicht unter größeren Schwierigkeiten ver⸗ laufen dürfte, als der Medio. Der Zufluß größerer Aus⸗ landsanleihen(ſeit Geuf zeigt Amerika offenſichtlich wieder eine größere Bereitwilligkeit zur Hergabe von Anleihen und Krediten an Deutſchland) dürfte ein Gegengewicht gegen den etwas vermehrten induſtriellen Geldabruf bilden. Natür⸗ lich bringt der Herbſttermin höhere Geldſätze, aber die Mehr⸗ zahl der großen Reportgeldgeber ſcheint entſchloſſen zu ſein, weitere Krediteinſchränkungen in bezug auf Reportgeld nicht vorzunehmen. Die Nervoſität der Börſe nach dieſer Richtung hin hängt hauptſächlich damit zuſammen, daß diesmal zwi⸗ ſchen Medio und Ultimo ein beſonders kurzer Zwiſchenraum iſt, und mit der Erkenntnis, daß die Engagements mancher Maklerfirmen im Gegenſatz zu den gutgedeckten Hauſſe⸗ verpflichtungen der Kundſchaft und der Bankwelt ſelbſt noch immer recht groß ſind. Außerdem erſcheint der Kuliſſe die Höhe der Prolongationskoſten für das Durchhalten von Hauſſeengagements bei der herrſchenden Stagnation zu groß. Aus dieſem Grunde ging die berufsmäßige Spekulation immer wieder mit Ent⸗ laſtungsverkäufen vor, während das Publikum im allgemei⸗ nen an ſeinem Beſitzſtand feſthält. Freilich nimmt das Publikum andererſeits auch keine neuen Käufe vor, wobei die Zurückhaltung der Kommiſſionsfirmen gegen eine Ver⸗ größerung ihrer Terminengagements das urſächliche Moment abgeben dürfte. Vorübergehend kam es zu einer lebhafteren Geſchäftstätigkeit, vor allem in Schiffahrtswerten, weil von Amerika aus neue Freigabehoffnungen infolge eines neuen Freigabeantrages für das beſchlagnahmte deut⸗ ſche Eigentum im amerikaniſchen Kongreſſe genährt wurden. Von dieſen Freigabehoffnungen profitierten vor allem die Schiffahrtswerte, ferner Kanada, die Anteile der Berliner Handelsgeſellſchaft und Kammgarn Stöhr. Auch am Mon⸗ tan⸗Aktienmarkt gab es vorübergehend ein Auf⸗ flackern der Unternehmungsluſt, wobei die Kohlenwerte auf günſtige Berichte aus dem Ruhrrevier(vor allem Harpener in Erwartung einer Dividende), ferner Mannesmann in Erwartung eines günſtigen Abſchluſſes und Rheiniſche Stahl⸗ werke auf Gerüchte, daß der FJarbentruſt neue Majoritäts⸗ käufe vornehme, bevorzugt waren. Dieſe Bewegung kam aber ſehr bald zum Stillſtand, da das Publikum der Börſe die Gefolgſchaft verweigerte. Es kam dann zu neuen Ab⸗ ſchwächungen und Entlaſtungsverkäufen. Die Börſe ſtellte wieder die Rentabilitätsfrage, vor allem die Frage in den Vordergrund, ob die großen Montangeſellſchaften ſchon in dieſem Jahre eine Dividende ausſchütten würden. Ho. BVeſprechung im Reichswirtſchaftsminiſterium über die Gletteisttetstbittſchaht Geſtern nachmittag haben im Reichswirtſchaftsminiſterium die Beſprechungen mit prominenten Vertretern der Elektrizi⸗ tätswirtſchaft ſtattgefunden. Die Beſprechung hatte den Zweck, verſchiedene techniſch⸗wirtſchaftliche Fragen der Elektrizitäts⸗ wirtſchaft klar zu ſtellen. Von dem Verlauf dieſer Be⸗ ſprechung ſollte es abhängen, zu welchem Zeitpunkt der ſeinerzeit vom Elektrizitätsbeirat eingeſetzte Unterausſchuß einberufen werden ſollte. Die geſtrige Konferenz iſt über vorbereitende Beſprechungen nicht hinausgekommen. Infolge⸗ deſſen iſt auch ein Zeitpunkt für die Einberufung des Unter⸗ ausſchuſſes noch nicht feſtgeſetzt worden. U. a. wurde auch die Frage erörtert, ob eine reichsgeſetzliche Regelung der Elektrizitätswirtſchaft zweckmäßig oder unvermeidlich oder wünſchenswert ſei. In dieſem Zuſammenhang iſt eine kürz⸗ lich in München erfolgte Aeußerung des Reichswirtſchafts⸗ miniſters von Bedeutung, die ſo aufgefaßt worden iſt, als ob ſich der Reichswirtſchaftsminiſter gegen eine reichsgeſetz⸗ liche Regelung der Elektrizitätswirtſchaft ausgeſprochen hätte. Wie hierzu verlautet, iſt dieſe Auffaſſung nicht ganz richtig. Man will eben zunächſt zu klären verſuchen, ob durch eine reichsgeſetzliche Regelung der Elektrizitätswirtſchaft, die zur Zeit beſtehenden Mängel, Unklarheiten und Gegenſätze beſei⸗ tigt und ausgeglichen werden können. ꝛ6: Ludwig Hupfeld A. Gegen den Uebergang der Ludwig Hupfeld AG. auf die Leipziger Pianofortefabrik Gebrüder Zimmermann AG. hatten einige Aktionäre Wider⸗ ſpruch zu Protokoll gegeben, doch iſt eine Anfechtungsklage 24 25. 24. 25 24. Rhenania Aachen 74.—78.— Zellſt. Waldhof St 179,5180,0% D. Reichsanl.—.— 0,690 Aeheg 151.(153,2 TZuckerf, B. Wag. 91,3591,504½%.9.⸗Sch.—.—. Rodberg Darmſt. 1230—— Juckerf. Frankenih 72,50 J4,88 4% H. Schußg, 08 740.80 IRüttgerswerke. 118,5113,0 Juckerf. Heilbronn 91.—91.594/% D. Schree 14 7,40 7,60 Schlinch k C. Hbg.—.——. Juckerf. Offſtein.114,1 114,8 Sparprämie. 1919—.—0,280 Schnellpr. Frank. 14 55 8 2.20 e—.—— 755 25 Juckerf. art 91.—91. 0 FShucere A 1 4% Preuß. Konſ. 95100805 8, TSchuckert, Nrbg. 138,5187.7 rſe. Sannen 2901 98— 59 5 Saanerehes- 78.——5¹⁰ TStemensd Hale 199,4188,8 Elberfeld. Kupfer———.— 40% Bad Anl v1519—.——.— Südd. Draht-.— dee Entrepriſes 3½% do. abgeſt..——.— Sided. Sl Sugter———.— Nansfelber..113.0 118,93/(bo. ven 1808.520—.— Trlcrtw. Beſah..—— 1N0 an 3 Babr ga An. 9510—— Furtw. 30,.——.— 2555562„„„%——223%% 0. 5 8 e 7 9% 0 5 30% V..ch. Ind. Mainz—.—49.25 Feſtverzinsliche Werte. 4% Bay. Pf. E. P..—.— Sik. Aülramerinf,—.—14¹.0 Tehm.1914—.——.— 3½% 0..—.— Ver. Zellſt. Berlin 99,50 101,030% 1902—.——.—4% Heſſ. v. 89 u. 06 0,440—.— Vogtl, Maſch. St. 52,10 58.— 4¼ 27/%0„ abgeſt. 5—.— Voigt.Haff. St. 1070 108.0 5% 55 achsant ö,828].825 3 Aff. 2 2„Reichsanl. 0. Volthom. Selu.K 52.5052,50 4% do unk..1925——,— 4% Säch. St.-.18——— Wayß& Freytag 119,2 120,2.3% D, Reichsanl, O, 4900, 405 4% Württ..1915.510,o, 510 Verliner Vörſe vom 25. September .red. 5 25510 185.0 gele 28 23.—u 75.— Saee 8955 901 5 14002 1246 Anfen⸗ Giabi 88.65 90.— Seuſch Seld 388 5— 177 A C. 0. 0. A. 157,7 18.0 Kartsraher Mlaſch. 43,2 38,5 1 16371676 Balcke Maſchin.— e Pürener Metall. 80.—88.— eichsbank tettin..—.— TDt. Ueberſee Bt. 118,0.112.8 Damag. Meguin. 158,0154, Zürkoppwerte 63.5063,25 8 0 Aſchaff. Buntpap. 127.7 128.0 Kemp, Abeln. Hon.-Bant 4279128,0 Aſchaff. Jelltoff. 128..128.0 Kiein, Sch Becler 75.—.— Sbdd. etonte 149.0fl0.0 Sabneb darmſt. 25.50 20,50 Fnorr. Heltpronn 323,0ſ15.0 Wiener Bankver. 6,60—.— Had..„ Konſerpen Braun 39,.—39.— Wuürttb. Notenbk.—.——.— Bad. Maſch. Durl. 118.5119,0 Krauß& Co. Lock.— Mannd verl.⸗Geſ. 175,0—.—, Jalt u..— Idabmnener 4 Go. 18.713. Frankf. All, Verſ. 104,20104,2 Bayriſch. Spiegel 61,50 59,—Sech Augsburg.113.7114.2 Sbereh. Verf. Gel.—— ec& Hegtel: 5e 58— Sederwert Notbe 559 r0 antf.u. Blile.—.——.—.Pergm, Elete. 285.0 158,0 Sudcotgsd Walm 168 51000 „Bing Metallwerke 63.——.— Lutz Maſchinen Vergwerk⸗Aktien. Brem.-Beſigh. Del———.— Liuz'ſche Induſtr. 25,.—25,— J Bochumer Guß. 151,0—,— Cement Heidelb.. 128,0 128,7 Maintraftwerke. 103,9,104.5 Buderus Eiſen 93,—94,50 Cement Karlſtadt 144.0144.0 Miag, Mühlb... 112.0 115⁵.0 19.Luxemb. Berg 148.5148,5 Chamotte Annaw.——61,50 Mez Söhne..—.——.— Eſchwell. Bergwrk 139,0142,0 Cont. Nürnb. Bzg.—.——,— Moloren Deutz 3— .Gelſenk. Bergw. 163,2164,2 Daimler Motor 77,7500.—. Netzerſ. Oberurſ. 58,.—56,50 Gelſent. Gußſtahl 23.—23,— D. Gold⸗ u..-Anſt 162.7188500Reckar. Fahrzg.. 87.—87,50 THarp. Bergbau. 163.0167,0 Dyckerh.& Widm. 76,2575,75 Nrh. Leder Spier—.——.— Kall Aſchersleben 136,0137,0 Dingler Zweibrück——.— Peter Union Frkft. 95.—95.— Kali Salzdetf...—.——,— Dürkoppwerk St. 61,.——.— Pf. Nähm. Kayſer 52.7552,25 Kall Weſteregein 142,0143,5 Düſſeld.Rat. Dürr 37.—37,.— Philipps.-G. Irk 29,40 29,40 Tlöckner⸗Werke—.——.—5 Kaiſerslaut. 38,50—,— Porzellan N 5 T Mannesmannr. 139,0140,00TElr. Licht u. Kr. 148,7149,0 Rein. Gebb& Sch. 83.50 83.25 1Hberbedarf.. 70.2570,50 Elf. Bad. Wolle 49,10—.— Rheinmetall...—— Kdo. Eiſen(Caro)—.——— EmagFrankfurtf.—.—.— Rheinelektr. Sta. 135.0 1247 IPhönirBergbau 117.2 118,0 Emaflte St. Ullrich 45,5045,25 Rb Maſch Leud 42. 43. — — eſſel—.——.— TDisc. Command. 163,.0160,7 r 5. Eberſeld 9 555—257 32 JDresdner Bank 143.5141,5[bVergmann eikt.„5 Ape 8 87 1 Mitteld. Kredb. 138.0139.7 Berl.⸗Gub. Hat 224,5224.8 Elette. Lieferung. 145,5146. Reich bant re 154.0155.5 LBerl,Karlsr. Ind 106.7109.3,1.Elktr Licht u. Kr. 150, 150,8 Rhein Ereditbant 127,0.127.0 TBerlin. Maſchb. 85,5086,25Emaille Ullrich.—.——.— Süddeutſch. Disc. 140.2 140.0. Berzeljus Bergw. Enzinger⸗Union.88,.——.— 8 rt Akkti 5 Bing Nürnberg 62,8562,65 Eſchw. Bergwerk 140,9133,0 rausport⸗ ien. Bismarckhütte..—.——.—13.G. Farbenind. 276..279.8 e ee 3 75 7—95 149,60145,0 ee.. 137 05 N„[Gebr. Böhler KCo.—.—.—Felte 4 1 Sae ee ee de fee 80 g.⸗Beſigh. Oelf. 62,— FJuchs Wa 80. 1Deutſch⸗Auſtral. 146,0 141,7 Bremer Vulden 72.2572,75 Haggene.⸗A. 48,.— 46.— 13.85 162,8169,1 Buderus Eiſenw. 93.25—,— Gebhard Textil 37,.—67,75 19.-Süüdamerita 141.2141,eJ[Chem. Heyden. 113,7 114,5 TGelfenk, Bergw. 161.0184.0 IHanſa Oſchif 195.218=85 Chem. Gelſenk. 91.—92,—Helſent. Gußſlab. 28,75,22.50 150,5150, 0Chem. 1850 701 88— 99 5 9222 1437 1450 ee 5—189,— German. Portl-3Z. 143, Verein. Elbeſchif 51.2550.75 Talnler Motor 90.50(8,50 Gerresheim.Glas 1810,13l.0 Iuduſtrie⸗Aktien. I. Deſſauer Gas 146.2144, TGeſ..eltt unter. 172,5745 Accumulatoren 147,80147,5 T Dtſch.⸗Lupemb 148,7149,7 Gebr. Goedhardt 71.70,50 .147, ſch.-Lur⸗ Adler& Oppenh. 115,2 120,0 D. Eiſenb.⸗Signl. 95,6585,55 Goldſchmidt, Th. 106,1108,0 Adlerwerkfte 83,75.85,— eeeee 3055 18 995 .⸗Gf. Verfhram—.——.— Deutſch. Gußſta—189—Gothaer? f— eerdeen.8 J8.5 deunſche Kabeſu 100.55,50 Grigner Maschin. 10 l1670 ee bertsert 222 ꝛ5: Nordſtern, Allgemeine Verſicherungs AG. in Berlin. Von den Aktien der Geſellſchaft, der Dachgeſellſchaft des Nordſtern⸗Konzerns, befand ſich bekanntlich ein größeres Paket in den Händen der von der Heydt'ſchen Bank, Zand⸗ voort in Holland. Wie wir von zuſtändiger Seite erfahren, iſt das Aktienpaket von einem Konſortium übernommen worden, das aus den alten Bankverbindungen des Nord⸗ ſtern, dem Bankhauſe S. Bleichröder, der Deutſchen Bauk und der Disconto⸗Geſellſchaft, beſteht. 20 Letzte Meloͤungen Berlin, 25. Sept.(Von unſerm Berliner Bureau.) Wie der Aſien⸗Oſteuropa⸗Dienſt aus Berliner Sowjetkreiſen hört, iſt das ruſſiſche Handelskommiſſariat mit ſeinem Leiter Mikojan ſoeben dem höchſten Volkswirtſchaftsrat der Sowjet⸗ union unterſtellt worden. Es iſt damit Hilfsapparat dieſer höchſten wirtſchaftlichen Behörde der Sowjets geworden, an deren Spitze Kuityſchew ſteht. Von ihm wird in Zukunft der Arbeitsplan des Handelskommiſſariats feſtgelegt und kontrolliert. Damit iſt der Arbeitsplan Dzerſchinskys, den er noch kurz vor ſeinem Tode der Parteikonferenz der Zen⸗ trale empfahl, verwirklicht worden. Gleichzeitig erhielt eine reine ruſſiſche Handelsorganiſation das Recht, ohne Vermitt⸗ lung der Handelsvertreter ihre Erzeugniſſe ins Ausland zu exportieren und im Auslande einzukaufen. Somit iſt alſo das Außenhandelsmonopol inſofern gewahrt worden, als die ſtaatliche Organiſation das Handelsmonopol nicht durch⸗ bricht und Genoſſenſchaftsorganiſationen, die zwar auf engſte mit dem Staat verbunden ſind, eine größere Frei⸗ zügigkeit erhalten. Vörſenberichte vom 25. September 1926 Mannheim behauptet Die Umſätze am Aktienmarkt waren auch heute gering, die Tendenz des Marktes aber gut behauptet. Im Termin⸗ handel wurden Kohlenwerte höher gehandelt. Von feſt⸗ verzinslichen Werten waren Vorkriegs⸗Pfandbriefe gut be⸗ hauptet. Es notierten: Badiſche Bank 150, Rhein. Credit⸗ bank 127, Rhein. Hypothekenbank 125, J. G. Farben 270, Rhenania 75, Brauerei Durlacher Hof 114, Brauerei Wer ger 130, Ludwigshafener Aktienbrauerei 165., Continentalk Verſicherung 69,50, Mannh. Verſicherung 97,50., Württ⸗ Transport 30,75, Benz 76, Gebr. FJahr 38., Fuchs Waggon 0,61, Knorr 125, Mannheimer Gummi 60, Rheinelektra 134,50, Wayß u. Freytag 120, Zellſtoff Waldhof 179,50, Zucker Wag⸗ häuſel 90,5, alte Rheinbriefe 11,40, 11,4273. Frankfurt feſt Zum Wochenſchluß war die Stimmung an der Börſe recht feſt. Auf dem Effektenmarkt wandte ſich das Intereſſe den Montanwerten zu. Harpener gewannen bis zur erſten Notiz 1, Mannesmann 1, Rheinſtahl 1,25 und Phönix 1 v. 5 Der Bankenmarkt war etwas vernachläſſigt, doch ga es auch hier Kursbeſſerungen bis 7 v. H. Chemie⸗Werte waren weiter befeſtigt. J. G. Farben 279,6. Auf dem Aute, markt waren Adlerwerke auf gute Beſchäftigung weite geſucht und bis 86 geſteigert. Vom Metallbank⸗ Konzern erfuhren Scheideanſtalt eine Kursbeſſerung von 2,75 v. H. und Metallgeſellſchaft eine ſolche von 2,25 v. B. Elektrowerte und Schiffahrtsaktien waren ruhig, doch über⸗ wogen auch hier die Kursbeſſerungen. Lloyd plus 1,75 v. H. Auf dem Rentenmarkt iſt das Geſchäft weiter lebhaft⸗ Das Intereſſe wandte ſich heute den Ruſſen zu. Markruſſen 4,15., Guldenruſſen 5,95—6, 1902er Ruſſen 4,90, 1908er 4% aber auch 4 proz. Galizier weiter feſt mit 9 G. Die übrigen Werte ſind behauptet, nur Türken bröckelten weiter ab. Je Deutſche Anleihen beſtand geringes Intereſſe; Kriegsanleihe 0,5287½4 G. Der Freiverkehr war geſchäftslos bei unver änderten Kurſen. Im weiteren Verlauf ging die Umſa tätigkeit ſehr zurück. Die Kurſe neigten etwas zur 1 ſchwächung. Auf dem Rentenmarkt dagegen konnteg 1902er Ruſſen ihre Kursſteigerungen bis 5 fortſetzen; ebenſ Goldrumänen gut erholt mit 24,75. SGSicht, Grippe, 25 ſo a ANheuma, Nerven⸗ und 9 Ischias, Kopfſchmerzen, ISer Erkältungskrankheiten. ne ee ee 2in Sdeer aer ee Bestandteile: 12,6 lith. 0, 46 chin. 74,3 acid. acet sal. ad. 100 amyl- hervorragend bewährt bei: Em9l 25.— hl. E. Bed. e——5—— 1189 Großmann 62.—62,75TOberſchl. Eiſen. 85,.—37,— Hochfrequenz.129, Geün e. Bllünger 1170 147,2 TOberſch. Kolsw. 113.2 11.“Begershalf hant 11ſ18 Gruſchwitz Textil 67.—67,25J Orenſt.& Koppel 108,5109,0 Petersb. Int. 3,——, 1 5 Draht. 92,50 93,75 TPhönix Bergb.. 117,0(118,1 Ronnenberg...0— Halleſche Maſch.. 142,0144,7 Rathgeber Wagg. 83,.— 87.—Ruſſenbank 3˙25.— Hammerſ. Spinn. 114,6115,2 Reisholz Papier. 182,0162,0 Sichel& Co. ,25 10. Hannov..Egeſt. 70.—71,—[TRhein Braunkhl. 221,7224.5 Sloman Salpeter 20.——.— Hann. Waggon 15.—15,15 Rhein. Chamotte. 58,.—6250 Südſee Phosphat 58 40.50 Hanſa Lloyd.. 55,—58,—Rhein. Elektrizität—.—1858,0ufa. 1„ ap. Hbg.⸗Wien Gum. 70.—.79.85 RheinMaſch Led.— a) Neichs-u. Stagtg 50 * — Grkrftw. Mhm.6% 11,92——TOber Harkort Bergwrk. 65,2588,.— LRheinſtahl.. 151.7152,0Goldanleihe. 95, Bergbau 152,5165,7 Rhenania Chem. 74,7574.— 1— Maſch. 42— 41788 IRemb. Hütten. 34.75 Neicheſcheg..V.45 9477 Hedwigshütte. 122,0,125,7 Roſitzer Braunk.. 80,5081,.— VIIx.477 941¹ Hilpert Maſch. 49.— 50.— Roſißer Zucker.. 90,—90,— 10 1924er 0,472.457 indr.& Aufferm. 79,.—72,.—[INülgerswerke. 114.0114,5 80 0,5200, Zieſch 85 114,0115,00Sachſenwerk... 109, 7108,5 4 5. Reich⸗ant 0,507 9506 +Hirſchberg Leder 95,—95.— 1Salzdetfurth.. 108.0 167,0%% d. Reichsanl.502 0, 225 2heehe ader J0 30 le 80 Sedemepel: 44 8cſdsgſe deß aönlon 98 lohe⸗Wrk. 19, 7„41. 5 0 f„ Phöll Helhmann. 125,2 12850 Schubert e. Selg. 107.0 l0ß.e 3, Peb. Konſols.500 084 76, 7575,50TSchuckert& Co. 136,5137,0 55 0.545.550 Humboldt Maſch. 62,1562,—Siemens Elektr..—.—. 4% Bayer. Anl. 0,515.552 +Ilſe Bergbau.159.7160,0TSiem.& Halske—.—198.6 3½% Bayer.Anl. 0. 515/0, 4 2 2.— M. Judel& Co. 118,5 117,5 TSinner.-G.. 79.— 78.508% B. Kohlenanl. 11.4 13·62 Oebd. Junghans, S,880, 25 Stettinet Pulkan 5688 h8718 8% Pib. Kallent 775 750 Kahla Porzellan. 85,— 84.50 Stoehr Kammgrn 153.1 156 0 e„ 88 Kallw. Aſcherel„13630 185.5 Stoewer Nähm.. 83,50—35, 5.32 Karlsr. Maſchin. 42,65 44,.— Südd. Immobil.—.—.— 50% Sächſ. Braunf.0.— Kattowitz. Berg.—.——.—Teichgräber...—f. Vandſch. Rogg. 7. E. M. Kemp..———,— Teleph. Berliner 81.—84,35.„ werke. Kiöcnerwerte 1I47 18. TboeriDelfabrit.f. 80,25—.— b) Ausl. Neuten C. H. Knorr. 123,7124, 2 UnionwerkeMaſch—.——. e 22.— 22.— Kollm.& Jourdan 69,7570,— Ver. B. Irkf, Gum. 69,.—68,75473 Oeſt. Schatza.——23.— Köln Rottweiler. 138,2138,5 Ver Chem. Charl. 120,5122,04%„Goldrente.65.— Gebr. Körting. 91.—89.— B. Otſch. Rickelwp. 184,0,164.54% conv. Rte 635 6,85 Koſtheimer Cell.. 70.——.— BGlanzſtoff.Elbf. 276.2 275.%4½%„ Silberrte.—. Kyffhäuſer⸗Hütte 63,.—61,50 V. Schuhf Brng W̃ 62.1567,254/6% Papierrte.—— D hmeyer& Co. 140,2 140,0 BStaglwv. d. Jyp 186,0 168,04% ürk. Ab.-Anl, 31·50 80,J Sanrahte.. 53,35 53,25 Ver. Ultramarin!. 142,0142,54%„ Bagb.-Eiſe! 21.30 24.20 Linde's Eismaſch. 159,0159,0 Pogtländ. Maſch. 55,— 55,854%„„ Ant 13•25 85 Lindenberg—.— Wanderer-Werke 168,0164.54% Türt.unif 911 16.35 16.35 T Carl Lindſtröm 160.0180,5 Weſer Akt.⸗Geſ.—.——4%. Jolle.0 1—.— Lingel Schuhfabr. 65,50 66,35 J Weſtereg. Alkali 143,5144,7 109511913 19·90 20,— I Linke& Hoffm. 85,5087,— Wicking ⸗Cement. 191,7 122,0 4/%USt.-N 1913 21—%5 Ludw. Loewe& Co 187,7187.0 Wiesloch Tonwar. 105,0 198.04¼% ,„„ 5 22.15 22.25 E. Lorenz.. 107,0108,2 Wittener Stahl 95,2595,65 4%„⸗Goldrte 22.— Lothr. Portl.⸗Cem—.——.— Wittenet Gußſtahl 57.—58,.—4%„ U. Kronr. 75 Magirus.-G. 53,.—52,— Wolf, Buckau. 57,—51.— 30% Oe. li.Stb. alte 31.027 IMannesmann 139,6140,0 Zellſtoff Verein. 102,2—.—3% Oe-UINX Sre7a 15.25 16,75 1Mansfeld. Akt. 112,6 5 Zellſtoff Waldhof 179,5180,0 a 2 175.0175, 60% Mir 8 N 117,2118,0 Sreiverkehrs-Kurſe..80%— geue Pr.—— Motoren Deutz 66,—68,75 Adler Kali. 35,/36 35,.— 5% A15 130 Motorb. Mannh. 40,15—,— Bergb. Präfid.—.——.—40%0 nat. 1 28 5 Nack! ahrzg. 87,— 87,— Deutſche Petrol.—.—— 44½%——— Nordd Füdene—.— Daag„6 26,25 26,255% Tehuantepec.* 0 Müllheim Berg 119. 2 0Benz⸗Motor.. 77,—79—4½9. mt 24.—* K Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 444 „Was bewegt ſich an Dieſe Frage ſtellten wir an unſere Leſer, um durch ihre freiwillige Mitarbeit eine Verkehrsſtatiſtik des Marktes an Markttagen aufzuſtellen, zu dem Zweck, auch unſererſeits zur Löſung des immer brennender wer⸗ denden Problems beizutragen. Zu unſerer Freude hat die Preisfrage eine ſehr ſtarke Beteiligung unter der Bevölkerung gefunden. Man hat an verſchiedenen Markttagen Hunderte von Zählern beobachten können, die ſich eifrigſt Notizen machten. Nicht allen iſt es gelungen. Obwohl wir bei der Ausſchreibung ausdrücklich darauf hingewieſen hatten, daß die Beantwortung unſerer ſieben Fragen ein ge⸗ wiſſes Maß von guter und ſcharfer Beobachtung voraus⸗ ſetzte, haben es ſich manche doch recht bequem gemacht, indem ſie wohl die leicht zu überſehenden Verkehrs⸗ mittel, wie Laſtkraftwagen, Motorräder und Pferdefuhr⸗ werke, ziemlich richtig aufzeichneten, ſich dann aber auf Schätzungen einließen, die ganz merkwürdige Ergeb⸗ niſſe zeitigten. Wer ſich an den Auszählungen beteiligt hat, wird vielleicht zu ſeinem eigenen Erſtaunen feſt⸗ geſtellt haben, daß es außerordentlich ſchwierig iſt, auf der Straße ſelbſt eine genaue Aufzeichnung alles deſſen, was ſich auf Rädern vorbei bewegt, vorzunehmen. Die ſtatiſtiſchen und ſonſtigen Lehren, die ſich aus der Zählung ergeben, ſind durch einen Verkehrsfach⸗ mann beſonders behandelt. Eine wertvolle Hilfe hat uns dabei die Arbeit eines Einſenders geleiſtet, der, offenbar ein Mann vom Fach, in geradezu hervorragen⸗ der Weiſe nicht nur die Zahlen gleich ſtatiſtiſch bear⸗ beitet, ſondern auch in graphiſchen Kurven dargeſtellt —5 ſodaß ſich ſogar Minutenprozentſätze errechnen aſſen. 8 Die von der„Neuen Mannheimer Zeitung“ ange⸗ ſtellten Erhebungen geſchahen mit Hilfe von Zähl⸗ apparaten und von einem Beobachtungspunkte über der Straße aus. Sie ſind deshalb abſolut genau. Wir danken allen, die ſich an der Löſung der Preis⸗ frage beteiligt haben, für ihre Mitarbeit. Wer diesmal leer ausgegangen iſt, möge ſich mit dem Bewußtſein tröſten, daß auch ſeine Zählung nicht vergeblich war, weil ſie ſtatiſtiſch miterfaßt wird. Die Preisträger [Motorwagen und Anhänger) Fprage 1: Elektriſche Straßenbahn-Wieviel Wagen? AN *0 Flen N Antwort: 239 1. Preis(50 RM.): Erwin Friedrich, U3, 16; 4 Preis 25 Nl.): Carl Colliniſtr. 4; 3. Preis(15 RM.): Adam Feſel, G3, 11 a; Frage 2: Automobile? Antwort: 16 0 o RM.): Max Libbach, R1, 7; 2 Preis 20 55 Theod. Hägele, Schwarzwaldſtr. 3. Preis(15 RM.): Ernſt Niemeyer, Lortzingſtr. 3. Frage 3: Motorräder? Antwort: 17 1. is(50 RM.): Hermann Söhngen, Werderplatz 1: 2. Nens 6 55 70 Leiblein, Egellſtraße 3; 3. Preis(15 RM.): Hans Eberle, 8 6, 10. Frage 4: Laſtkraftwagen? Antwort: 8 1. Preis(50 RM.): Klemm, S2, 14; 2. 55 25 RM.): Lotte Jebaen, L 15, 18; 3. Preis(15 RM.): Fr. Schmitt, 8S3, 6a. Frage 53: Raofahrer? Antwort: 1278 1. Preis(50 RM.): Frau Heitz, Untere Riedſtr. 4, 2. reis 5 RM.]): Bernhard Becker, K 4, 16, 3. Preis(15 RM.): Alois Hock, R 1, 9. FIrage 6: Pferdefuhrwerke? Antwort: 7 1. Preis(50 7 155 w 5 8 5 Nttherſtr. 327 2. Preis(25 RM.): Eliſe ert, 5 8. Preis 8 RM.): Friedrich Reichenthaler, P2,4b. Irage 7: Handwagen? Antwort: 71 1. Preis(50 RM.): Adolf Walter, Feudenheim, Wall⸗ ſtadterſtraße 38; 2. Preis(25 RM.): Kaufmann, M2, 9; 8. Preis(15 RM.): Fr. Alter, 8 3, 6 a. Die orei Sonderpreiſe für die Beantwortung aller ſieben Fragen fielen— unſere Zahl iſt 1636— an folgende Zähler: 1. Preis(100 RM.): Alois Hock, R 1, 9; 2. Preis(50 RM.): Frau Heitz, Untere Riedſtr. 4; 3. Preis(25 RM.): Adam Feſel, G 3, 11 a. * Für jene Zähler, die bei der Preisverteilung ausgefal⸗ 39 Troſtpreite zu je 5 RM. „Willi Fiedler, Otto Beckſtr. 6.— Adam Rupp, R 7, 2.— Sihr, Bellenſtraße 26.— Dina Heenen, II 1, 1.— F. L. Siebeneck, I. 12, 2.— Baurat Mitzlaff, Otto Beckſtraße 12. 8 Joſeph Böhm, Friedrichsfelderſtraße 29.— Joſeph Brückel, 1, 10.— Kurt Raquet, Lortzingſtraße 37.— Friedrich Frieger bei Weber, Käfertal, Wormſerſtr. 20.— Hanns F. Neu, Mannheim, S 1, 12.— Irmgard Leypoldt, Lortzingſtr. 6. Werner Hildmann, Uhlandſtr. 19.— L. Bickel, Dammſtr. 23. —Neuſſer, Pozziſtraße 3.— Wittmann, Lange Rötterſtr. 73. — Baurat Dr. Teubert, Hebelſtraße 13.— Lilly Kloſe, II 1, 1. —Franz Schmahl, Große Merzelſtr. 6.— H. Berger, Windeck⸗ ſtraße 3.— Jean Kraft, Lindenhofſtr. 96.— Karl Hügel, Bellenſtr. 66.— H. Seybold, II 1, 1/2.— Joſef Ortloff, H 7, 23. Otto Lutz, 8S 4, 5.— Marta Zimmermann, Weidenſtr. 7.— Hermann Heger, U 2, 1a.— Bäckermeiſter Frank, G 7, 30.— Ifred Honneck, P 4, 15.— Hermann de Haas, Windeckſtr. 3. TOtto Schumacher, F 7, 24.— Nik. Auler, U 5, 24, part.— Paul Eckardt, D 2, 12.— Otto Maue, C 2, 2.— Marie Eck, Waldparkſtr. 34.— Fritz Burger, Seckenheimerſtr. 17.— Erna ang, I. 14, 10.— Dipl.⸗Kaufmann Karl Gropp, B 6, 18.— Karl Schlegel, D 4, 18. ſind, ergab die Verloſung den nachſtehend Aufgeführten unſerer! Die erſte„N...⸗Vorkehrszühlung Von Regierungs⸗ und Baurat Dr. Ing. Teubert⸗ Mannheim Gründe und Zweck Nicht die Sucht zum Kritteln, ſondern der geſunde Menſcheuverſtand, geſtützt auf in anderen Städten gemachte Beobachtungen nährt die wachſende Unzufriedenheit der Mannheimer mit den hieſigen Zuſtänden des Ver⸗ kehrs, nicht nur des Fernverkehrs, ſondern vor allen Dingen, weil jeder darunter leidet, des inneren Stadtverkehrs. Be⸗ kämpfung öffentlicher Uebelſtände iſt Aufgabe der Preſſe und dankbar wird allgemein das unermüdliche, poſitive Vorſchläge bringende Eintreten der„Neuen Mannheimer Zeitung“ für die Verbeſſerung der Verkehrsverhältniſſe anerkannt. Ich unterziehe mich deshalb auf ihre Bitte gerne der Aufgabe, das Ergebnis der Verkehrszählung, mit der die„N. M..“ in der begonnenen Richtung einen neuen Weg beſchritten hat, im fol⸗ genden zuſammenzufaſſen. ee ⁊ ſl 45 7 Aile ⁰ 9⁵ 5eo 60 So 100 Joo Lov oo 10 Sο 7⁰ 80 . A. Ceed ee Ich tue das umſo lieber, als ich eben erſt von einer Ver⸗ kehrsſtudienreiſe um die Erde zurückgekehrt bin, auf der ich in Südamerika und Aſien, beſonders aber in den Ver⸗ einigten Staaten von Nordamerika, von denen wir ſonſt ja nicht allzu viel lernen können, doch ſehr wertvolle Beobach⸗ tungen über die Oroͤnung des Straßenverkehrs ſammeln konnte. Abgeſehen von den techniſch guten Einrichtungen der mechaniſchen Verkehrsregelung, egbezeichnung und Ver⸗ kehrsleitung, können wir uns in Deutſchland die Dis⸗ ziplin der Fußgänger und Kraftfahrer, deren Verkehrs⸗ dichte drüben ja häufig das hundertfache unſerer Verhältniſſe erreicht, zum Muſter nehmen. Die im Vergleich zu unſeren Polizeiverboten, Sicherheitsvorſchriften und Verkehrsord⸗ nungen drüben wirklich herrſchende Freiheit hat den Ein⸗ zelnen zu größerer Aufmerkſamkeit, Gewandtheit und Ver⸗ kehrsdiſziplin erzogen. Für die ganze Sicherheit wirkt es förderlich, daß trotz des Rieſenverkehrs einegrößere Ruhe herrſcht; das Hupen der Kraftwagen iſt vielfach geradezu ver⸗ boten, während hier faſt jeder Chauffeur durch ſinnloſen Miß⸗ brauch dieſes Notſignals ſeine Wirkung tötet, die allgemeine Nervoſität und damit die Gefahrenquellen vergrößert, Dieſer Lärm erinnert faſt an die Eingeborenenviertel von Shanghai, Colombo und Port Said. Die Aehnlichkeit wird noch ver⸗ mehrt, wenn man z. B. an die mit zermürbender Regelmäßig⸗ keit die Morgenruhe ſtörenden Kartoffelausrufer denkt, deren zum Himmel ſchreiendes Gewerbe, wohl außer in Mannheim nirgends mehr in einer Großſtadt geduldet wird. 60⁰ In 4 7 Jeo EI 30⁰ 28⁰ 2⁰⁰ 4⁰⁰ 40⁰ 3⁰ N „ F 1% ½%% Der neue Weg einer öffentlichen Verkehrs⸗ zählung verſpricht nun umſ-nehr Erfolg, als die opfer⸗ 4⁰ freudig gewählte Form eines Preisausſchreibens auch weite Kreiſe zu ſachlicher Mitarbeit heranzieht und die Behandlung des einzelnen Problems aus dem Sumpfe gefühlsmäßiger ge auf ein aus Zahlen aufgebautes feſtes Fundament ebt. Das Ergebnis Aller Anfang iſt ſchwer. Selbſtverſtändlich, daß der Ver⸗ ſuch, ungeſchulte Kräfte zu ſtatiſtiſchen Anſchreibungen einer Verkehrszählung heranzuziehen, beim erſten Male nicht ganz glatt verläuft. Als erſter Erfolg muß die lebhafte Be⸗ teiligung und das im ganzen ausreichende Verſtänd⸗ nis gebracht werden. Ueber 1500 Zählergebniſſe wurden ein⸗ gereicht. Wie das ja bei ſolchen Sachen immer iſt, denkt wohl jeder, daß er mit ſeiner Schätzung oder ſeiner Zählung der Wahrheit am nächſten gekommen iſt. Dieſer Glaube hat nun hier getrogen, über alles Erwarten fließt die Kurve der Zäh⸗ lungsergebniſſe auseinander. Ich habe in Tafel 1 und 2 das Ergebnis der eingegangenen Zählzettel graphiſch dargeſtellt. Die Geſamtzahl aller Fahrzeuge, die ſich in der Zeit von.30 Uhr bis.30 Uhr morgens an Markttagen durch die Breite⸗ ſtraße am Markt bewegen, iſt von den meiſten(79) zwiſchen 1200 und 1299 ermittelt worden. Nahe kommen 69 Anſchrei⸗ bungen zwiſchen 1100 und 1199, zwiſchen 1300 und 1400 liegen 29 und zwiſchen 1000 und 1100 neun Beobachtungen, ſechs Zettel geben die Geſamtzahl zwiſchen 900 und 1000 an, ſodaß alſo das Gros immerhin um 500 Fahrzeuge auseinander⸗ geht. Vergebens ſucht man eine Erklärung dafür, daß nun einige die Geſamtzahl noch niedriger, nämlich mit 800, 700, 600, ja bis 540 herunter ermittelt haben wollen und noch er⸗ ſtaunlicher iſt der Ausſchlag des Züngleins an der Wage bei dem Sprung nach oben, wenn einige 2000, 2900 und 3117 Fahrzeuge geſehen haben. Die müſſen alſo richtig doppelt ge⸗ ſehen haben. Wenn dieſe Verſchiedenheit der Beobachtungen vielleicht im ganzen dadurch erklärt werden kann, daß die von der „N. M..“ geſtellte Aufgabe keineswegs leicht war: Sieben verſchiedene Arten von Fahrzeugen durch Zählungen feſtzuſtellen, ſo iſt es noch weniger begreiflich, daß auch die Zahlen der einzelnen Verkehrsmittel, die doch eigentlich leicht feſtzuſtellen ſein ſollten, ſo auseinanderſtreben. Die Rad⸗ fahrerzählungen liegen in der Hauptſache zwiſchen 800 und 1000; 24 Beobachter gehen bis auf 1000 hinauf und 8 bezw. 6 bis auf 700 bezw. 600 herunter. Dann folgt wieder eine Reihe ſonderbarer Kauze, die nur 128 Radfahrer geſehen haben und andere wieder ſchießen über die Zahl ſo hinaus, daß ihnen 1400, 1500, ja 1956 Radler erſchienen ſind. Haben die etwa jedes Rad als Zweirad angeſehen? Das kann man auch vielleicht zur Entſchuldigung des Statiſtikers nehmen, der auf das Geſamtergebnis von 3117(ſiehe oben) gekommen iſt. Noch ſonderbarer allerdings iſt auch, daß bei den Fahr⸗ zeugen, die in kleineren Mengen auftreten, zum Beiſpiel der Straßenbahn, die Angaben zwiſchen 78 und 600 ſchwanken und ſogar die langſam ſchleichenden Handwagen keine Einigkeit er⸗ Einer hat ſie mit 28 und einer mit 250„er⸗ mittelt.“ Daß man ſich alſo ſo wenig auf ſeine eigenen Augen ver⸗ laſſen kann, iſt jedenfalls ein nettes Nebenprodukt dieſes Verſuches. Es ſcheint beinahe, daß man aus dem Niveau der Straße heraus, wenigſtens an dem hier vorgeſchriebenen Platz, der ja durch den offenen Anſchluß des Marktes etwas verwirrt war, überhaupt nur ſehr ſchwer einwandfrei zählen konnte. Denn ſonſt würden nicht ſo viele Anſchreibungen von den Zahlen abweichen, die die„N. M..“ feſtgeſtellt hat. Auswertung der Zahlen Die Stichzahlen der„NeuenMannheimer Zeitung“ lauten: Straßenbahn 239 Perſonenkraftwagen 16 Motorräder 17 22 Laſtkraftwagen 8 Radfahrer 1270 Pferdefuhrwerke 7 Handwagen 71¹, ſodaß alſo 1636 Jahrzeuge auf Rädern in der einen Stunde die Breite Straße am Markt benutzt haben. Dieſe Zahlen haben nun tatſächlich einen unbeſtreitbaren Wert und zwar zunächſt einmal nach drei Seiten: Erſtens formen ſie ein Gitter, durch das man den Straßenverkehr in ſeine ver⸗ ſchiedenen Beſtandteile zerlegt ſieht. An der Voll⸗ kommenheit fehlt nur die Zählung der Fußgänger, die man ja eigentlich nicht hätte außer Acht laſſen ſollen, zumal ſie ja auch teilweiſe den Fahrdamm in der Längs⸗ od. Querrichtung mitbenutzen. erſichtlich,(dieſe wie Tafel 3 ſind aus der Einſendung des Herrn Hans Kreß⸗Mannheim entnommen, deſſen intereſſantes Material wir einer eventuellen weiteren Verwendung vor⸗ behalten) der Löwenanteil des ganzen Verkehrs auf die Rad⸗ fahrer entfällt, die über drei Viertel aller Fahrzeuge dar⸗ ſtellen, nämlich in der Zeit zwiſchen.50 und 8 Uhr nach einer Beobachtung 209, wogegen die Geſamtzahl der Kraftfahr⸗ zeuge— Perſonenkraftwagen, Laſtkraftwagen und Kraft⸗ räder— nur 3 beträgt, alſo nicht viel mehr als ein Prozent der Geſamtzahl von 265. Armes Deutſchland! müchte man ſagen, denn in allen nordamerikaniſchen Städten, den größten, wie auch denen, die ungefähr Mannheims Bedeutung ent⸗ ſprechen würden, iſt das Verhältnis etwa gerade umgekehrt! Auch daß die Handwagen und Pferdefuhrwerke noch drei bis fünfmal ſo zahlreich ſind, wie die Kraftfahrzeuge, iſt ein für eine Großſtadt heutzutage verblüffendes Bild. Ein Mißverhältnis beſteht auch zwiſchen der Zahl der Straße n⸗ bahnwagen und den übrigen Fuhrwerken, von denen die 5 Gruppen mit insgeſamt etwa 100 den 239 bezw. 294 Straßen⸗ bahnwagen gegenüberſtehen, die alſo die Straße, die doch nicht wie ein Bahndamm ihr gehört, zum Nachteil der übrigen Ver⸗ kehrsmittel über die Gebühr in Anſpruch nehmen. Um ſo ſtörender, als natürlich gerade an den Hauptverkehrspunkten die verſtopfende Wirkung der Halteſtelle dop⸗ pelt fühlbar wird. Zweitens: Bei der Auswertung der abſoluten Verkehrsmengen bekommt die Straßenbahn bei der Ermittelung des Straßenbahnverkehrs beſonderes Gewicht. Daß innerhalb einer Stunde auf einem Gleispaar 239 bezw. 294 Wagen der Straßenbahn rollen, erſcheint im Hinblick auf die ſonſtige Verkehrsdichte des Mannheimer Straßen⸗ netzes höchſt ſonderbar. Wenn auch durch die unglückliche enge Bauweiſe der Innenſtadt eine gewiſſe Erklärung dafür ge⸗ funden werden kann, ſo ſcheint es doch außer Zweifel, daß hier zu allererſt der zweifelloos unglücklichen Verkehrs⸗ häufung, die man zeitweiſe geradezu als Verſtopfung be⸗ zeichnen kann, abgeholfen werden müßte. Man konnte deut⸗ lich beobachten, welche hemmende Wirkung die Straßen⸗ bahn gerade an der Beobachtungsſtelle auf dem Geſamt⸗ verkehr hat. Da die Straße ſchmal iſt, dürfen die Radfahrer an einem zum Aus⸗ u. Einſteigen haltenden Wagen nicht vor⸗ überfahren. Ich ſah wiederholt zehn bis zwanzig Radfahrer deshalb abſteigen und mehr oder weniger geduldig auf das Weiterfahren warten, das ja bei der veralteten Anordnung unſerer Straßenbahntüren beſonders lange dauert. Fährt der Wagen weiter, ſo ſtrebt dieſes Feld von Radfahrern mit äußerſter Geſchwindigkeit weiter, um wenigſtens bis zur nächſten Halteſtelle den Straßenbahnwagen zu überholen, weil ſie ſonſt denſelben Aufenthalt erleiden. Dieſe Abſicht wird aber wieder durchkreuzt durch den Verkehr der übrigen Wagen, die den ſchmalen Raum zwiſchen Straßenbahngleis und Bürgerſteig verſperren, beziehungsweiſe das Vorbei⸗ fahren gefährlich geſtalten. 4 Das dritte Ergebnis iſt die Erkenntnis des Ver⸗ laufs der Verkehrsdichtenkurve der Zeit nach. Da die Verfolgung über den ganzen Tag mit Rückſicht auf die Form des Preisausſchreibens der Zählung nicht zugrunde gelegt wurde,— was übrigens in ähnlichen Fällen doch * ertehrs Preisfrnge Markttagen auf Rädern in der Zeit von vormittags 7½ bis 8½ Ahr auf der Breiteſtraße am Markt vorbei?“ n 25 8 ———ĩĩ̃ —— ——— ——— Zunächſt ſticht ins Auge, daß wie aus Tafel 4 ———— — 7 1 11 1 Minute. 8. Seite. Nr. 444 Nene Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe] Samstag, den 25. Septemder 1928 immerhin einmal verſucht werben könnte— ſo hatte die „N. M..“ ſehr richtig die Stunde gewählt, die 955 Haupt⸗ wendepunkt der Kurve, nämlich den Beginn der Tagesarbeits⸗ eit erfaßte und zugleich die aus dem Marktverkehr entſtan⸗ ene Verkehrsbelebung einſchloß. Die Tafel 3, die die Fahr⸗ räder betrifft, zeigt ein ſchnelles Aufſteigen der Kurve von .30 Uhr bis.40 Uhr und.40 bis.50 Uhr und dann ein noch ſteileres für die folgenden zehn Minuten, der dem Be⸗ ginn der Arbeitszeit um 8 Uhr unmittelbar vorhergeht. Man erkennt alſo, daß die Radfahrer faſt alle Arbeiter oder An⸗ geſtellte ſind die von den Vororten her der in der Junenſtadt gelegenen Arbeitsſtelle zuſtreben. Die Zahl der Radfahrer ſteigt in dieſen zehn Minuten über 200, alſo über 20 in der 4 0 0 AU Drr errrrreer. Minute und für die letzten 5 Minuten ſogar auf 25 in der (Dies geht daraus hervor, daß in der Richtung uach dem Schloß 500 und in der Richtung von der Stadt zur rn— nicht zu verwechſeln mit der riedrich⸗Ebertbrücke, die ja auch auf die Breiteſtraße eine entlaſtende Wirkung bekommen kann— nur 209 ver⸗ kehrten). Die Kurve der Straßenbahn verlief geſtreckter, was ſich ja durch die Bindung an den Fahrplan erklärt, aber vielleicht nicht ganz berechtigt iſt, denn der geringe Unterſchied der Verkehrsbichte zwiſchen.40 und 8 Uhr und 8 Uhr bis.20 Uhr entſpricht wohl nicht dem Abfall der Fahrgäſtezahl, die doch zweifellos hier ebenſo von dem Beginn der Arbeitszeit eingeſchnitten wird, wie bei den Radfahrern. Die Kurven der Motorfahrzeuge uiid anderen Fuhrwerke verlaufen gleich⸗ falls ziemlich eben, wie das ja aus Tafel 4 zu entnehmen iſt. Praktiſche Vedeutung der Zahlen Die Zählung erweiſt, daß der Verkehr in der Breiten⸗ ſtraße abſolut und im Verhältnis zu der Verkehrsdichte der anderen Straßen des Mannheimer Geſchäftsviertels über⸗ laſtet iſt. An den beobachteten Tagen iſt die Normalzahl nochüberlagert geweſen von der Einwirkung des Marktes und in der gewählten Tageszeit auf ein Maximum etrieben durch den Beginn der Arbeits⸗ und Geſchäftszeit. an könnte füglich erwägen, den Markt an einen anderen Die Preisaufgabe Einen Freund unſeres Blattes hat die Preisaufgabe zu folgendem humorvollem Gedicht veranlaßt: „Was werd do denn ufgeſchriewe „Vor der.M. Z. do drüwe „Vun de Buwe an der Wand „Mit em ZBleiſtiſt in der Hand?“ So frägt s Trinchen d. Karotin Aufem Weg an Marktplatz hin Morgens um dreiviertel acht. Und die Karlin ſpricht und lacht: „Alles was do fahrt uf Nädche: „Wägelche vun Kinnermädche, „SKärchelche voll Perdeeppel, S̃Rollerche vum kleene Seppel, „Schnauferl, Auto, Möbelwage, „Droſchke, Schubkärch, Totewage, „Pälzer Wage voll mit Moſcht „Und die gelb geſchtriche Poſcht, „Aach der Schorſch von Schrieße drüwe „Mit Kartoffle, Obſt und Rüwe „Und die Radler nit z' vergeſſe, „Die oft ſahre wie beſeſſe— Davon möcht' de Kutzer wiſſe, „Wozu die do fahre müſſe. „Jedes Rad muſch ſauber zähle, „Nit e eenzigs Rad därf fehle, „Nor die Rät' loſch alle weg, „Radlt)los kumme die vum Fleck. „Alles kritzelſch ufs Papier „Gewiſſehaft am Marktplatz hier. „Wer notiert mit gröſchtem Fleiß, 4 „Kummt ins Blättche, kriegt en Preis. Denkt das Trinchen ganz gelaſſen, 'fundnes Geld könnt ihr ſo paſſen, Denn ſie braucht en Winterhut. Auch e Schlupfhoſ' tät ihr gut, Trinchen iſt von zartem Bau. Und der Herbſtwind weht ſchon rauh. Samstag drauf in aller Früh Hupſt ſie raus mit beide Knie, In der Hand ein groß Papier Geht ſie raus zur Stubentür, Steckt ein Bleiſtift hinter's Ohr. Huſchelt ſchnell zum Marktplatz vor, Holt bei Moſers noch en Weck, Stellt ſich ans Kaſino⸗Eck, Zählt wie s Karolin befohlen. Doch ſie ſteht auf heißen Kohlen, ürchtet, daß ſie jemand ſtört, ut, als ob ſie nicht aut hört. Platz zu verlegen; dagegen wird aber vorausſichtlich nicht nur von den Geſchäftsleuten am Markt, ſondern auch von einem großen Teil der Verbraucher Einſpruch erhoben werden. Es bleiben alſo zur Verminderung der Verkehrs⸗ dichte drei Wege übrig: Erſtens: Verbot der Breiten⸗ ſtraße für gewiſſe Arten von Fahrzeuge, alſo wegen der gro⸗ 1 Zahl am nächſten liegend: von Fahrrädern; das würde en ſtärkſten Widerſpruch aller Radfahrer erregen, die mit Recht einwenden, daß die Parallelſtraßen der Breitenſtraße ſo ſchmal ſind, daß der Kreuzungsverkehr an jeder Straßenecke ſeiner Gefährlichkeit wegen ein Abſtoppen der Fahrt erfordert, ſodaß alſo kein glatter Verkehr möglich iſt. Es ſei denn, daß man an jeder Straßenecke einen Verkehrsſchutzmann aufſtellt, und zwar einen geſchickten. Ich habe in Nordamerika dieſe Leute beobachtet, die mit der, man möchte ſagen, Geniali⸗ tät eines Feldherrnauges den Rieſenverkehr leiten, dabei mit einem Eifer und Temperament, daß ihnen bei 20 Grad Kälte die von der Stirn laufen. Die Wirkung auf den glatten Ablauf des Verkehrs iſt dabei natürlich ein anderer, 710 855 unſerem Verkehrsſchutzmann Ecke Kunſt⸗ und Breite⸗ raße. Der zweite Weg iſt leichter gangbar, die Ein bahn⸗ ſtraße. Man kann die Breiteſtraße für die Richtung vom Schloß zur Neckarbrücke ſperren, ganz oder für gewiſſe Tages⸗ zeiten. Alſo etwa für die Zeiten des Geſchäftsanfanges und Geſchäftsſchluſſes. Das könnte man um ſo leichter, als wie oben ſchon bemerkt, der Verkehr in dieſer Richtung weniger als die Hälfte des Verkehrs in der Richtung zum Schloß be⸗ trägt; mit Ausnahme der Straßenbahn, bei der er in beiden Richtungen faſt gleich iſt. Ich will der Einbahnſtraße, die wir ja in Mannheim noch nicht haben, die r ſchon zum Beiſpiel auf Berlin ihre erſten Schatten geſenkt hat, nicht gerade das Wort reden. Buenos Aires, deſſen Straßen im Geſchäftsvier⸗ tel etwa gleich oder noch weniger breit ſind, als unſere Stra⸗ ßen der Innnenſtadt, iſt zum Einbahnverkehr gezwungen, weil 25 000 Autos in dieſen 6 Meter breiten Straßen in einer verhältnismäßig engen City verkehren, die außerdem noch durch Straßenbahnen, Autobuſſe und Laſtwagen benutzt wer⸗ den. Der Nachteil der notwendigen und zum Beiſpiel ſeitens der Droſchken oft geſuchten Umwege ſind ſo groß, daß jemand, der es eilig hat, beſſer zu Fuß geht. Aber auch in Nordamerika, beiſpielsweiſe in New Orleans, hat man dieſes Mittels nicht entraten können. Es iſt alſo vorauszuſehen, daß auch Mann⸗ heims unglücklicher Straßenplan einmal zu dieſem Ausweg zwingen würde und man möchte eigentlich ſagen, hoffentlich bald. Denn wie wir oben geſehen haben, iſt das Mißverhält⸗ nis zwiſchen Kraftwagen und anderen Fahrzeugen ſo betrü⸗ bend, daß man nicht nur im Intereſſe unſerer Autoinduſtrie, ſondern als Kriterium für Deutſchlands abnehmende Armut eine Verzehnfachung oder Verhundertfachung der Kraftwagen⸗ zahlen erhoffen muß. Dieſe Entwicklung iſt in Nordamerika ja auch ſehr ſchnell gegangen. Cleveland hat mit 750 000 Ein⸗ wohnern 200 000 Autos. In Detroit, Los Angeles und Holly⸗ — kommt auf jeden dritten bezw. zweiten Einwohner ein uto. Was ſoll aus Mannhe im werden und der Breiten⸗ ſtraße, wenn aus jedem Radfahrer ein Auto wird und noch niele von den Fußgängern im eigenen Wagen fahren wollen? Da man alſo auf die Dauer dem Einbahnſtraßenſyſtem hier nicht entgehen kann, könnte man zunächſt für gewiſſe Tages⸗ zeiten den Verkehr zur Neckarbrücke und der Breitenſtraße ableiten. Die dabei in Kauf zu nehmenden Nachteile der engen Seitenſtraßen würde vielleicht für die Straßenbahn am eheſten zu ertragen ſein, da man zu allererſt wohl eine Verminderung des Straßenbahnverkehrs auf der Breiten⸗ ſtraße, der ja ohnehin ſchon von vielen Seiten das Wort ge⸗ redet wird, verſuchen ſollte. Sicher ſind einige der Linien ohne Schaden anders zu führen. In dieſem Punkt beſteht allerdings in Mannheim eine be⸗ ſondere Schwierigkeit. Vom alten Obrigkeitsſtaate iſt des Guten im ganzen wenig, aber bei dieſem Zweig der ſtädti⸗ ſchen Verwaltung viel Zopfigbütrokratiſches geblieben. Wünſche und Anregungen werden ebenſo beachtet, wie die Geſetze ge⸗ ſchäftlicher Höflichkeit den Kunden gegenüber; dabei müſſen dieſe in Mannheim Fahrpreiſe bezahlen, die die faſt aller an⸗ deren deutſchen Städte überſchreiten; obgleich doch infolge der unglücklichen Linienführung und des häufigen Umſteigens auch Fahrſtrecken, die zum Beiſpiel in Potsdam 10 Pfennig koſten, hier um hundert Prozent teurer bezahlt werden müſſen. Woran liegt das? Denn ihr winkt die Unterhos. Schau', ſchon iſt der Teufel los: „Hör' mol, Trinche, kannſch mer ſage. „Wer hot gute Schwartemage?“ Trinchen bleibt die Antwort ſchuldig, Darob wird man ungeduldig: „Biſch denn taubſtumm Du gebore, „Hoſch noch Dreck in deine Ohre?“ Das regt Trinchen gar nicht auf, Sie verfolgt der Räder Lauf, „Dunder! fängt ſie an zu fluchen, „Do bringt Eene Quetſchekucheln] „Die verdammte Lumpekrot „Rollſchuh an de Füßche hot. „Schleckmamſel! Fahrſch glei zorück! „Rollſchuh hewe keeln) Rubrik.“ Wie ſich da die Radler ſyuten, Hundert Stück in zehn Minuten! Gleich giebt's wieber was zu ziſchen, Denn die Trambahn fährt dazwiſchen, Daß des Trinchen nicht kann ſehn, Sind's 8 Räder oder zehn. Wie ſie grad im beſten Schreiben, Rufts:„Da können Sie nicht bleiben, „Denn ich muß den Gehweg ſpritzen, „Können ja ans Fenſter ſitzen.“ Trinchen hütet ſich vor Schaden, Stellt ſich zum Zigarrenladen. Horch! Auf einmal hupts und fauchts, Hintenaus da ſtinkts und rauchts, Kommt ein Motor auf der Bahn, ührt ein Schiffchen neben dran, rin, wie d' Schmeißmuck auf der Butter, Thront des Fahrers Schwiegermutter. Trinchen holt beim Nachbar Rat, Was man hier zu buchen hat. „Kannſt's, ſo ſagt der kurzentſchloſſen, „Für ein Laſt aut' gelten loſſen, D' Schwiegermütter ſind ne Laſt, „Selten, daß mal eine paßt.“ Kaum hat Trinchen dies gebucht, Wird's zum Schrecken aufgeſucht Von der alten Tant Babettchen, Schweſter ihrer Mutter Settchen. Bawett, wie ſie kurz genannt, Iſt von Neugier ſtets entbrannt, Sie frägt gleich nach 100 Sachen, Was die Eltern, d' Geſchwiſter machen, Ob's em„Babbe“ wieder ſchmeckt, Wo der Schatz vom Trinchen ſteckt, Ob er noch nicht angehalten. Plötzlich legt ſie ſich in Falten, Weil das Trinchen ſteht wie ſtumm, Auch die Notwendigkeit kleinerer Verbeſſerungen können aus dieſem Ergebnis geleitet werden. Zum Beiſpiel wäre der Bürgerſteig an der dem offenen Markt zugelegenen Seite durchzuziehen. Eine Verlegung der Halteſtelle der Straßen⸗ bahn um ein halbes Quader nach einer Seite und die Aufſtel⸗ lung eines Verkehrsſchutzmannes würde ſich empfehlen. Es iſt 7 nicht Aufgabe dieſer Zeilen, einen direkten Plan für die Ablenkung des Verkehrs aus der Breitenſtraße zu entwerfen. Die Koſten und die Mühe, die aber für dieſe atreee aufgewandt worden ſind, be⸗ rechtigen wohl dazu, der Oeffentlichkeit und den maßgebenden Stellen beſcheidene Vorſchläge zu machen, die ſicherlich auch noch von anderer Seite ergänzt werden. 72 222 22 2 77es s g⸗ 390 Letztlich iſt als praktiſches Ergebnis die wachſende Teilnahme der 1 an den Fragen des Verkehrs zu begrüßen, die für alle aufſtrebenden Gemeinweſen heute, na⸗ mentlich im Hinblick auf die Anforderung des Kraftwagen⸗ und Schnellverkehrs, rechtzeitig in den Plan der Städteent⸗ wicklung einbezogen werden müßte, wenn Störungen des Ge⸗ ſchäftslebens und bauliche Veränderungen, deren Ausführung ja leider in Mannheim beſonders koſtſpielig und verkehrshin⸗ dernd iſt— Seckenheimer⸗, Goethe⸗ und Lameyſtraßel!— für die Zukunft vermieden werden ſollen. Das Intereſſe und der Beifall, den die erſte Verkehrszählung der„N. M..“ gefun⸗ den hat, wird ſie hofſentlich ermutigen, auf dieſem Wege fort⸗ zufahren und in ähnlicher Weiſe an der Löſung der Mann⸗ heimer Verkehrsfragen weiterzuarbeiten. Denn der Verkehr im Ganzen: im Waſſer, Land und Luft, iſt die wichtigſte Stütze von Mannheims Wirtſchaft, Wachstum und Wohlſtand. Trinchens Zählerlebniſſe auß dem Mannheimer Marktplaß Schaut ſich nicht Bawett um. „Was ſchreibſch Du denn in den Boge? Giſteh mers nor, s werd nit geloge!“ Weil die Tant' könnt' Schlechtes denken, Sucht das Trinchen einzulenken: Halt doch, bis die Stund iſch rum, Still mit dem Perpetuum.“ Weil die Trin' ſo unverſchämt, Steht die Tante wie gelähmt, Fährt dann auf und nimmt ihr keck leiſtift und Statiſtik weg. Tantche! Gib de Zettel blos, 8 geht um Hut und Unnerhos.“ Bawett meint, s ging um die ihren; Dieſe möcht ſie nicht verlieren, Hält in Ehren ihr Geſchlecht, Und der Herbſtwind pfeift ſchon recht. och das Haupt, ſtolz das Genick, ibt den Bogen ſie zurück. Läßt die Trin in Thränen ſtehn, Sagt nicht mal„Auf Wiederſehn“. Trinchen ſchreibt in aller Ruh Zwölf entgangne Räder zu. Als die Turmuhr 8 geſchlagen, Rollt daher ein Hochzeitswagen; Rückwärts ſitzen froh die Zeugen, Braut tut ſe zum Fenſter beugen, Sinnt, den Blick zu Boden'ſenkt, Was ber Bräutigam wohl denkt.—— Wie die drin vor Sehnſucht ſchmachten, Das muß Trinchen auch betrachten, Wie im Myrthenkranz die Braut Ganz verſchämt zu Boden ſchaut, Wie der Bräutigam charmant Heimlich drückt die ſchöne Hand. „Ob die Braut des aach hot aln) „Wo mir hängt mei Herz ſo draln)? „Gern tät ich die Trauung ſehln) „Wohiln) werd die Schamrees“) gehln)? „Wär' ich doch nor aach ſo weit! „Mich mag keener weit und breit.“ „Eil jetz haw ich's gan vergeſſeln) „Schreit des Trinche wie beſeſſen, „All des Fahrzeug einzutrage; „Der verflixte Hochzeitswage! „Peif uf Schluphos, Winterhut.“ Sie zerreißt in ihrer Wut Lalt Papter in 1000 Fetzen ut auf d' Fenſterbank ſich ſetzen, „Krieg ich, ſeufzt ſie, doch keen Mann, „D' Schlupfhos aach entbehre kann. e) Schamrees iſt linksrheiniſch die Hochzeitsreiſe. + 2 PF —— ee, reee eeeeeeeeeee — 5 +— 2 ——— 5 kaberen i Samstag, den 25. Sepkember 1926 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 9. Seite. Nr. 444 Klatt hezonerer Auzzile. Freunden und Bekannten die traurige Mitteilung, daß unsere liebe Mutter, Großmutter, Urgroß- mutter,Schwiegermutter, Schwester *8041 Elise Mechler wꝛyr. und Tante, Frau geb. Koppert im Alter von 77 Jahren nach kurzer Krankheit sanft verschie- den ist. Mannheim(E 7, 14), 25. Sept. 1926. Ile trauernden Hinterbliebenen. Die Feuerbestattung hat auf Wunsch der Verstorbenen in aller Stille stattgefunden. re Verlobung gebeg bekennf: Arme Bachmarm Efmil Georoil Nlerrmeirn Eieficheirn elelistr. 5 Cel Sepfernber 1026. Slafi Karien!*7967 Liesel Weber geb Dorst Hermerm FEpp Verlobfe Nerrmeirn, Sepferpber 1028. Mõbel Teppiche Dekorationen Ciolina Hahn N2, 12 1 5t5⁰%% ——————— Habe meine Praxis von— Tattersallstraße 26 nach Lange Rötterstraße 2 verlegt. Sprechstunden:—12 und—7 Uhr. 4 Dr. Rudolfi Bosserif prakt. Zahnarzt. Ea 239 Von der Reise zuruck Dr. F. C. Heinz Draki. Zahnarzi Emg6 Stolzestraße 6 em Gabelsberger Plalz allesielle werdersir. Telephon 23060 7 N Wat-Wöchnerinnenheim Lerner Out 1 7, 27. 7994 e Verpflegung bei fachkundiger Behandlg. 1 Claſſe Mk..50, 2. Klaſſe Mk..—. Amtliche Bekanntmachungen Handelsregisier. nanndas Handelsregiſter wurde heute einge A zu folgenden Firmen: dieter Sere, Maunbein. Das Geſchäft amch Erbfolge auf Max Hertz, Kaufmann, niger deim übergegangen, der es als allei⸗ welt Inhaber unter der bisherigen Firma Paukrführt. Max Hertz, Kaufmann, Ehefrau Pr la geb. Friedberger, Mannheim iſt als 2 mriſt beſtellt. erloNoritz Hilb, Mannheim. Die Firma iſt oſchen. trlofris Kocher, Mannhbeim. Die Firma iſt oſchen. Nal Fanſen, Neuerburg& Co., Frankfurt a. des s. Filiale Mannheim. Die Prokura Otto Neuerburg iſt erloſchen. Gef Hans Adelmann& Co., Mannheim. Die Feenae iſt aufgelöſt, das Geſchäft ſamt n Ma iſt auf den Kaufmann Karl Joſef Vogt ni übergegangen, der 5 als allei⸗ Inha i en Firma welterführe er unter der ſeitherigen F Die Fhera“ Landsberger& Co., Mannheim. ſind Geſellſchaft iſt aufgelöſt. Zu Liquidatoren bere die beiden Geſellſchafter Moritz Lands⸗ man r, Kaufmann und Willy Eiſen, Kauf⸗ beſt ii beide in Mannheim mit der Maßgabe iſt, aut. daß jeder derſelben allein berechtigt ng die Geſellſchaft zu vertreten und die Fir⸗ 7 zu zeichnen. Motesenz&ie., Rheiniſche Automobil⸗ und eim enefrabrik Aktiengeſellſchaft, Mann⸗ un Die Generalverſammlung vom 28. Mot 1020 hat den mit der Firma Daimler Un oren⸗Geſellſchaft Aktiengeſellſchaft in Ber⸗ der am 28. Juni 1926 abgeſchloſſenen Fuſions⸗ auf dag, wonach das Vermögen als Ganzes Peltote genannte Geſeuſchaft übergeht und die 15 tere Liquidation der Firma Benz& Cie., Aktmiſche Automobil⸗ und Motoren⸗Fabrik enehmſſellſchaft in Mannheim unterbleibt, 8 1 folgende Firmen: Die Tapn“ Schneider& Co., Mannheim. ſem offene Handelsgeſellſchaft hat am 15. Sep⸗ Heſeer 1926 begonnen. Perſönlich haftende let elſchafter ſind Georg Schneider, Werkmei⸗ Nauf Oagersheim(Pfalz), Jakob Kaiſer, hirz mann. Mannheim. Als nicht eingetragen kon beröffentlicht: Geſchäftszweig: Fabrika⸗ und der Vertrieb von Tabakpuder und n das Fach einſchlagenden Fabri⸗ Geſchäftslokal: Rheinauſtr. 17. mit ihren Einꝶduſen, die Sie geplant haben bis Dienstag den 28. September dann beginnen unsere große Vorteile bietenden Beachien Sie unser Prels-Inserat das Dienstag an dieser Stelle erscheini MBEL Kleirie, schilichfe, ALTIER'S GEWERBE- HAUs8 Elisabeihensfraße 34 Urn der heufigen durchiscrmifflichen Nechifræqe flir EGelbolz hochrmmehr Rectmumng fregen zukermen GEBEN WIR AUSNAHMSWEISE DARMSIADT Vornerrme QalifSfsZzirmrner iri Sine rSHErE AñzZAl Zirnrner reicherer Art ganz BESONDERS PDPEISWERT ab. HERRN-, SPEISE- Und SCHLAF-ZIMMRR) irn der Preislage Vor! Mk. 1500.— bis MK. 5C00.— Begulärer Verf Mk. 2500.— bis NMKk. 8000.—) SELTEN GINSTIGES ANGEBOT. Nur eir reascher Erüschlup sicherf Ihprieri deri Oebotferer VOrfeil. Iriferessenfen ſur schilichfe Zirrrner bieferi Vir Eine SehernsWerfe AuSWOuul. 9. M. Süß& Co., Mannheim. Inhaber iſt Georg Helfert, Kaufmann, Mannheim. Karl Werle und Rudolf Werle, beide Kaufleute in Mannheim ſind als Einzelprokuriſten beſtellt. Die Niederlaſſung iſt von Ludwigshafen a. Rhein nach Mannheim verlegt. 10. Ewald Hoffmann, Kohlenhandkg., Mann⸗ heim. Inhaber iſt Ewald Hoffmann, Kauf⸗ mann, Mannheim. 11.„Hera“ Landsberger& Co., Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung, Mannheim. Der Geſellſchaftsvertrag iſt am 23. Auguſt, 20. September 1926 feſtgeſtellt. Gegenſtand des Unternehmens iſt Uebernahme der Waren⸗ vorräte u. Maſchinen der ſeitherigen offenen Handelsgeſellſchaft„Hera“ Landsberger Co., Mannheim, ſowie die Fortführung der von dieſer Firma betriebenen Fabrikation von autogenen Schweiß⸗, Schneid⸗ u. Lötan⸗ lagen und die Herſtellung von Acetylengas⸗ reinigungsmaſſe. Das Stammkapital beträgt 20 00 RM. Moritz Landsberger, Willy Eiſen und Cornelius Wendel, alle Kaufleute in Mannheim ſind Geſchäftsführer. Sind meh⸗ rere Geſchäftsführer beſtellt, ſo wird die Ge⸗ ſellſchaft vertreten durch zwei Geſchäftsführer gemeinſam oder durch einen Geſchäftsführer in Gemeinſchaft mit einem Prokuriſten. Von den Geſchäftsführern Moritz Landsberger, Willy Eiſen und Cornelius Wendel iſt jeder berechtigt, die Geſellſchaft ſelbſtändig zu ver⸗ treten. Als nicht eingetragen wird veröffent⸗ licht: Die beiden Geſellſchafter Moritz Lands⸗ berger und Willy Eiſen bringen die nachver⸗ zeichneten ihnen gehörenden Gegenſtände in die Geſellſchaſt ein: 1. Waren: 20 Aeetylen⸗ Apparate verſchiedener Größe und Zubehör⸗ teile, 237 Garnituren Schweiß⸗ und Schneid⸗ brenner und Zubehörteile, Chemikalien, wie Reinigungsmaſſe, Schwefelſäure, Schweißpul⸗ ver, Cärbid und Zubehör, Halbfertige Fabri⸗ kate in allen Gattungen, Rohmaterial; 2. Ma⸗ ſchinen und Büroeinrichtung: 4 Drehbänke, 1 Fräßmaſchine, 4 Bohrmaſchinen, 1 Polierma⸗ ſchine, 2 komplette Schweißanlagen, 1 Blech⸗ rundmaſchine, 2 Blechhebelſcheren, 1 Spindel⸗ preſſe, 1 Sickenmaſchine, 1 Lochſtanze, 6 Schraubſtöcke, Werkzeuge verſchiedener Art, Büroeinrichtung. Die Stammeinlagen dieſer beiden Geſellſchafter mit je 5000 RM. ſind da⸗ mit geleiſtet. Bekanntmachungen der Geſell⸗ ſchaft erfolgen durch den Deutſchen Reichsan⸗ zeiger, 144 Mannheim, den 22. September 1926. Amtsgericht F. G. 4. Umtausch von Aktien der Benz& Cie. Rheinische Automobil-& Motoren- fabrik.-G. in Aktien der Daimler-Benz Aktiengesellschaft Das Vermögen der Benz& Cie., Rheiniſche Automobil⸗ und Motorenfabrik.⸗G. iſt, auf Grund der von den Generalyerſamm⸗ lungen beider Geſellſchaften gefaßten und ins Handelsregiſter ein⸗ getragenen Beſchlüſſe, als Ganzes ohne Liquidakion auf die Daim⸗ ler⸗Benz Aktiengeſellſchaft übergegangen. 7506 Wir fordern daber die Stammaktionäre der Benz& Cie.,.⸗G. auf, ihre Aktien mit Gewinnanteilſcheinen für 1926 und ff. und Er⸗ neuerungsſcheinen und ein der Nummernfolge nach geordnetes, dop⸗ pelt ausgefertigtes Verzeichnis während der üblichen Geſchäftsſtun⸗ den zum Umtauſch bei den nachgenannten Stellen, bei welchen Vor⸗ drucke erhältlich ſind, einzureichen: bei der Deutſchen Bank, Berlin, u. deren Niederlaſſungen in Frank⸗ furt a.., Hamburg, München und Stuttgart. bei der Rheiniſchen Creditbank, Mannheim, bei der Dresdner Bank, Berlin, und deren Filiale in Mannheim, bei der Darmſtädter und Nationalbauk Kommanditgeſellſchaft auf Aktien, Abt. Behrenſtraße, Berlin W 8, bei der Firma Marx& Goldſchmidt, Mannheim. Nach dem 30. November 1926 kann die Einreichung von Aktien der Firma Benz& Cie. nur noch bei der Rheiniſchen Exeditbank in Mannheim und bei der Württembergiſchen Vereinsbank Filiale der Deutſchen Bank in Stuttgart erfolgen. U Auf jede Stammaktie der Benzgeſellſchaft von RM. 60.— oder von RM. 300.— wird der gleiche Nennwert in Stammaktien der Daimler⸗Benz Aktiengeſellſchaft mit Gewinnanteilberechtigung ab 1. Januar 1926 gewährt. Soweit der Umtauſch nicht Zug um Zug erfolgt, wird über die eingereichten Benzaktien Quittung erteilt, gegen welche ſpäteſtens nach 8 Tagen die Aktien der Daimler⸗Benz Aktiengeſellſchaft bei derjenigen Stelle, welche die Quittung ausge⸗ ſtellt hat, zur Verfügung ſtehen. Die Umtauſchſtellen ſind berechtigt, aber nicht verpflichtet, die Aktien ohne Legitimationsprüfung dem Inhaber der Quittung auszuhändigen. Der Umtauſch iſt, ſofern die Einreichung am Schalter der oben⸗ genannten Banken erfolgt, gebührenfrei. Wird der Umtauſch im Wege der Korreſpondenz erwirkt, ſo gelangt die übliche Vergütung zur Anrechnung. Die bis zum 31. Dezember d. Js. nicht eingereichten Benzaktien werden für kraftlos erklärt und der Erlös der dagegen auszugeben⸗ den Daimler⸗Benz⸗Aktien für Rechnung der Beteiligten hinterlegt. Ein Umtauſch Daimler Motoren Geſellſchaft befindlichen, auf den Namen der Daimler Motoren Geſellſchaft lautenden Aktienurkunden in neue mit der Firmenbezeichnung„Daimler⸗Benz Aktiengeſellſchaft“ bezw. 1985 entſprechende Abſtempelung dieſer Aktien findet vorerſt nicht att. Berlin, den 24. September 1926. Daimler-Benz Akctiengesellschaft Der Vorſtand. 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Nr. 4 Di Waiküre Erster Tag des Bühnenfestspiels„Der Ring des 6 Nibelungen“ von Richard Wagner.— Musika- lsche Leitung: Erich Orthmann— Spielleitung: Richard Meyer- Walden Bühnenbilder: Heinz Grete, Anfang 6 Uhr Ende 11 Uhr Personen: 1 Siegmund Adolf Loeltgen unding Mathieu Frank Votan Hans Bahling Sieglinde Rose Pauly-Dreesen Prünnhilde Anna Karasek ricka Erna Schlüter Gerhilde Rose Lind Ortlinde Aenne Geier eraute Emilia Pobßzert Schwertleite Schlüter lelmwige Gussa Heiken iegrune Marga Doring rimgerd e Johanna Blatter Roßweiße M Keiler-Abendroth Schauplatz der Handlung: 1. Aufzug: Das nnere der Wohnung Hundings. 2 Aufzug: Wildes Felsengebirge. 3. Aufzug: Auf dem Gipfel eines Felsengebirges(des„Brünnhilden- Steins“)— Spielwart: Anton Schrammel Neues Theaterim Hosengärten Vorstellung Nr. 10 Sonntag, den 26. September 1926 U Zum ersten Male: Stöüpsel. Schwank in drei Akten von Franz Arnold · und Ernst Bach In Szene gesetzt von Karl Neumann-Hoditz. Anfang 7½ Uhr Ende gegen 98 Uhr Personen: Otto Piper, Fabrikant Ernst Langheinz dele, seine Frau Elise de Lank rika, deren Tochter Karola Behrens ral Pasetti Hans Godeck Aphonse Vallié Adolf Ziegler ssy Lemke Lydia Busch aronin Winkelsbühl Lene Blankenfeld Max Haberland, Fabrikant Georg Könler Peter Stengel, sein Nefie Raouf Alster e Kriminalkommis..D. K. Neumann- Hoditz Der Hoteldirektor Josef Renkert Poet. Diener bei Piper Willy Krüger Erwin Scmieder O Natſonal-Thtater Mannhefm. Junge Bühne Sonntag, den 17. Oktober 1926, vorm. 11 Uhr erste Vorstellung Valtermord Schauspiol von Arnolt Bronnen Eintrittspreis für alle Plätze des Theaters Mark.25. (Organisationen, Vereine usw. bei geschlos- Sener Abnahme von mindestens 100 Karten Mk..— pro Platz). Der Vorverkauf be⸗ Sinnt am Montag, den 27. September 1926 an der Kasse des Nationaltheaters. Im Uebrigen wird auf den Aufruf über Wesen und Ziele der jungen Bühne im redaktionellen Teil dieser Ausgabe hinge- Wiesen. Die Intendanz. Verelnigte Konzertlettungen 6. m. b. H. Montag, 4. Oktober, Versammlungssaal-Rosengarten abends 8 Ubr Einziger Heiterer Abend Josma Jelim Dr. Ralph Benatzxy Berliner Kritiken über den Abend „Stundenlang möchte man die Augen schliegen und nur Josma Selim hören“ Ihre Kunst Hat nicht Auresgleishenz Karten zu M..,.-,2.,1.- einschl. St. ——————ů— Dlenskag, 5. Oktober, Musenssal, abends 7⅛a Uhr Einziger Violinabend JaN KusETIK am Flügel: Prof. E. Häfek. Werke von 81¹⁰ Beethoven, Bach, Paganini, Kubelik arten Zzu.—,.—,.,.—,.—,.50 einschl. Steuer Mlttwoch, 6. Ort, Harmonle, D 2, 6, abds, 7¼ Uhr Klavierabend Loſte u. Trude Rifftmann Werke für 1 und 2 Klaviere von usoni, Mozart, Reger, Mozart- Busoni, Trude Rittmann. Karten zu.-,.—,.,., einschl. Steuer —— eeeeeee dee Fteltag, G, Okt., Harmonle, D 2, 6, abus, 8 Uhr ꝑKlavier-Abend K ARL RINN Werke v. Jos. Haas, Egon Kornauth Karten zu.50,.50,1.50 einschl.Steuer ——— Karten 1. Vorverkauf zu all. Veran- Staltungen: K. Ferd. 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