Dienskag, 25. Jannar Neue Mannheimor Seit Mannheimer General Amzeiger Bezugspreiſe: In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus oder durch die Poſt monatl.⸗M. 2, 50 ohne Beſtellgeld. Bei eptl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ forderung vorbehalten. Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe. Haupt⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle R1.-6, (Baſſermannhaus). Geſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhoſſtr. 6, Schwetzingerſtr 19,20 u. 11. Telegramm⸗ Adreſſe. Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12mal. Fernſprecher 24944, 24945, 24951, 24952 u. 24953 Veilagen: Sport und Spiel. Aus Seit und Leben. Mannheimer Frauenzeitung J Berlin, 25. Januar.(Von unſerem Berliner Büro.) Heute vormittag hat Reichskanzler Marx wiederum im Beiſein der Miniſter Dr. Brauns und Dr. Streſe⸗ mann— ſoweit dieſer nicht durch die Verhandlungen im Haushaltsausſchuß verhindert wurde— die Beſprechungen mit den Deutſchnationalen aufgenommen. Sie haben, wie man ſich in den Kreiſen der Beteiligten ausdrückt, einen „ruhigen Verlauf“ genommen. Heute abend um halb 8 Uhr werden wahrſcheinlich die künftigen Regierungsparteien zu einer erſten gemeinſamen Beſprechung zuſammentreten. Noch immer nicht ganz geklärt iſt die Haltung der Demo⸗ kraten. Man will ſie offenbar noch vor Beginn dieſer Kon⸗ ferenz zu einer endgültigen Beſchlußfaſſung veranlaſſen und erwartet von ihnen für den Fall, daß ſie doch die Abſicht hegen ſollten, ſich an der Regierung zu beteiligen, einen dahingehenden Beſchluß der Fraktion. Perſonalfragen ſind, wie wir hören, in der heutigen Beſprechung nur geſtreift worden. Zur Erörterung der noch offenen Fragen, nämlich der Außenpolitik, der Sozial⸗ und Wirtſchaftspolitik ſind die deutſchnationalen Unterhändler für nachmittags halb 4 Uhr nochmals zum Reichskanzler eingeladen. Im Anſchluß an dieſe Beſprechungen beabſichtigt Dr. Marx die Demokraten über das Ergebnis ſeiner Verhandlungen mit den Deutſch⸗ nationalen zu unterrichten. Von der Stellungnahme der Demokraten wird es dann abhängen, ob ſie an der für heute abend in Ausſicht genommenen gemeinſamen Kon⸗ ſerenz der künftigen Regierungsparteien teilnehmen werden. Man rechnet damit, daß Dr. Marx den ſachlichen Teil ſeiner Aufgabe alſo heute ins reine bringt. Ueber die Aufſtellung der Miniſterliſte wird erſt dann geſprochen werden, wenn über die Haltung der Demokraten Klarheit herrſcht. Im Reichstag⸗heißt-es, daß das Zentrum hier energiſch ſeinen Anſpruch auf das Reichsfinanzminiſterium aufrecht erhält. Streſemann im Haushaltsausſchuß „Berlin, 25. Jan(Von unſerem Berliner Büro.) Der Haushaltsausſchuß des Reichstags ſetzte die Beratung des Etatz 1927 beim Haushalt des Auswärtigen Amtes fort. Den Bericht erſtattete Abgeordneter Dr. Hötzſch teilweiſe in ver⸗ traulichen Ausführungen. Reichsminiſter Dr. Streſemann ührte aus: Die politiſche Vertretung dürfte gegenüber den wirtſchaftlichen im Auswärtigen Amte nicht zurücktreten. An⸗ dererſeits hätten wir mit manchen Ländern in erſter Linie wirtſchaftliche Fragen zu bereinigen. Die repräſentativen Ver⸗ pflichtungen ſeien in Berlin ſo hoch, daß vielfach die Rück eru⸗ ſung nach Berlin von den Außenbeamten als eine Art Strafe angeſehen werde. Er, der Miniſter, ſei ja nicht der Meinung, aß die jungen Beamten repräſentieren müßten. Ju der Frage der Wahlkonſule neige er der Meinung zu. daß ſie in —1 Das Arbeitsbeſchaffungsprogramm Einzelheiten aus der Denkſchrift an den Reichstag Berlin, 25. Jan.(Von unſerem Berliner Büro.) Die bereits angekündigte Denkſchrift des Reichsarbeits⸗ miniſteriums über die Arbeitsbeſchaffungs⸗ maßnahmen der Reichsregierung iſt heute dem Reichstag zugegangen. Beſonders günſtig geſtaltet ſich hiernach die Ver⸗ wirklichung bei der Reichsbahn, wo die bereitgeſtellten Mittel in kürzeſter Friſt den örtlichen Stellen zugeführt und in Aufträge umgeſetzt werden konnten. Auch das Beſchaffungs⸗ brogramm der Reichs poſt konnte ohne weſentliche Hem⸗ mungen durchgeführt werden. Größer waren die Schwierig⸗ eiten bei der Durchführung der Waſſerſtraßenbauten, jedoch ſind auch hier die Arbeiten zum größten Teil jetzt aufgenom⸗ men. Das Ziel, das die Reichsregierung ſich bei ihren Maß⸗ nahmen zur Förderung des Wohnungsbaues geſetzt hatte, iſt nach der Denkſchrift im Großen und Ganzen erreicht worden. d te Stockung des Wohnungsbaues hat einer zunehmen⸗ zen Belebung Platz gemacht. Oeffentliche Notſtandsarbeiten ind auf Grund deß Programms der Länder mit insgeſamt 29,42 Millionen Tagewerken genehmigt worden. Auf dem Gebiete der landwirtſchaftlichen Siedlung verweiſt die Denkſchrift auf die für die Siedlung im Oſten aus⸗ geworfenen 50 Millionen und die weiteren 15 Millionen Mark zus den Ueberſchüſſen der Reichsgetreideſtelle. Zur Export⸗ förderung hat das Reich bisher die Ausfallbürgſchaft für Ver⸗ nuige im Geſamtbetrage von rund 130 Millionen Mark ſtbernommen. Schließlich verweiſt die Denkſchrift auf die gün⸗ lige Entwicklung der Exportkreditverſicherung, die isher Verſicherungen über etwa 2000 Auslandsgeſchäfte im eſamtwerte von über 250 Millionen Mark genehmigt hat. ie Mittel, die das Reich ſelbſt für die Finanzierung der Ar⸗ eitsbeſchaffungsmaßnahmen aufwenden mußte, belaufen ſich M für das Arbeitsjahr 1926 auf rund 630 Millionen ark. Die Aufwendungen konnten bis jetzt noch ohne In⸗ anſpruchnahme des ausländiſchen Marktes flüſſig gemacht wer⸗ en. Zum Schluß behandelt die Denkſchrift die Wirkung der Maßnahmen auf den Arbeitsmarkt Sie verweiſt auf den Rückgang der unterſtützten Erwerbsloſen zweiten Halbjahr 1926 und auf den ſtarken Rückgang der EinKabinett der bürgerlichen Parteien? „Ruhiger Verlauf der Verhandlungen Abend⸗Ausgabe manchen Ländern zu entbehren ſeien. Es beuuruhige ihn als Reichsminiſter der aus Verkehrsrückſichten geplante Durchbruch durch die Wilhelmſtraße. Habe man, ſo fragt der Miniſter, überlegt, daß man damit zwei große Miniſterien zerſchlage? Daß man mit der Wegnahme der Nr. 74 am Auswärtigen Amt 150 Arbeitszimmer wegnehme? Wo ſolle er die dort beſchäf⸗ tigten Beamten unterbringen? Im Hochhaus werde geſagt. Wie aber denkt man ſich die Durchführung ohne ſchwerſte Schä⸗ digung der Arbeiten des Amtes? Engliſche Blätterſtimmen zur deutſchen Regierungskriſis § London, 25. Jan.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Die Entwicklung der deutſchen Regierungskriſe wird in Eng⸗ land mit geſpannter Aufmerkſamkeit verfolgt. In den Kreiſen der Regierungspartei lehnt man jede Stellung⸗ nahme zur deutſchen Innenpolitik, die eine Sache Deutſchlands ſei, ab, verhehlt aber nicht die Sorge, mit der man der künf⸗ tigen Außenpolitik des Reiches entgegenſieht.„Dr. Streſe⸗ mann hat ſeine bisherige Verſtändigungspolitik innerhalb einer Regierung der Mitte nur unter ununterbrochenen Kämpfen gegen Angriffe von Rechts durchſetzen können“, meinte ein Politiker, den ich um ſeine Anſicht bat.„Müſſen wir nicht beſorgt ſein„‚daß in einer Rechtsregierung ſein muti⸗ ges Ringen vielleicht nicht mehr ſo erfolgreich enden wird?“ In der großen Preſſe aller Parxteien kommt die Befürchtung zum Ausdruck, daß durch die Amtsübernahme der Deutſch⸗ nationalen in einem ſo heiklen Stadium der europäiſchen Po⸗ litik die Stimmung des internationalen Vertrauens in ihren eben emporwachſenden Anfängen wieder zerſtört werden könnte. Bezeichnend iſt, daß die„Times“, die den Inhalt des Zentrumsmanifeſtes veröffentlicht, bereits überzeugt iſt, die Deutſchnationalen würden, wenn ſie die vom Zentrum gekenn⸗ zeichneten Richtlinien aunehmen, dies nur mil„geiſtigen Vor⸗ behalten“ tun.„Die Nationaliſten haben oft gezeigt, daß ſie ſich auf dieſes Kunſtſtück verſtehenn“ Der diplomatiſche Korreſpondent des„Daily Tele⸗ graph“ ſchreibt heute in Bezug auf die Wirkung einer nach rechts orientierten deutſchen Regierung auf die deutſch⸗eng⸗ liſchen Beziehungen, die nächſte Regierung werde danach be⸗ urteilt werden, wie ſie die beſtehenden Verträge und Abkom⸗ men erfülle und nicht nach ihrer politiſchen Zuſammenſetzung. Der Korreſpondent weiſt darauf hin, daß ſich auch in jenem Kabinett Marx Deutſchnationale befanden, das das Dawes⸗ abkommen, und im Kabinett Luther, das das Locarno⸗ abkommen unterzeichnete. Dr. Marx verdiene ſowohl Ach⸗ tung wie Vertrauen. Die„Times“ widmen den Verhandlungen zur Regie⸗ rungsbildung einen Leitaufſatz. Hindenburg ſei eifrig um die Bildung einer bürgerlichen Koalition, die die Sozialiſten aus⸗ ſchließe, bemüht geweſen. Sein kürzlicher Brief ſei geſchickt abgefaßt worden, um eine Umſtellung innerhalb des Zen⸗ trums zu erleichtern, während er einen Aufruf an die Natio⸗ naliſten enthalten habe, die Verfaſſung anzunehmen. Nichts ſei in der Kundgebung des Zentrums ſtärker geſagt als die Erklärung der Loyalität zur Republik. Kurzarbeit. Die ſeit dem 1. Dezember 1926 wieder eingetre⸗ tene Verſchlechterung der Arbeitsmarktlage ſei nicht anders zu erwarten geweſen. Es müſſe auch damit gerechnet werden, daß die Zahl der Erwerbsloſen bis Ende Januar weiter anſteigt. Es könne jedoch erwartet werden, daß der Teil des Arbeits⸗ beſchaffungsprogramms, der noch nicht in Ausführung begrif⸗ fen iſt, deſſen Ausführung bevorſteht, mit dazu beitragen auch dieſen Rückgang auf den Arbeitsmarkt zu min⸗ ern. Die polniſchen Herausforderungen Berlin, 25. Januar.(Von unſerem Berliner Büro.) Die Ausweiſung von vier leitenden Angeſtellten der Ober⸗ ſchleſiſchen Kreisbahn und Elektrizitätswerke.⸗G. hat, wie wir hören, in Berliner maßgebenden Kreiſen einen ſehr ernſten Eindruck gemacht, zumal die Vorſtellungen des deutſchen Generalkonſuls in Kattowitz von dem Woyewoden unter völlig unzulänglicher Begründung zurückgewieſen worden ſind. Man ſieht hier in dieſem neuen Vergewal⸗ tigungsakt eine ſchwere Gefährdung der zur Zeit zwiſchen der deutſchen und polniſchen Regierung ſchwebenden Verhand⸗ lungen über die Niederlaſſungsfrage. Wie wir an zuſtändiger Stelle hören, ſtehen weitere diplomatiſche Schritte der deutſchen Regierung in Warſchau unmittel⸗ bar bevor. Polen läuft Sturm gegen die Oſtfeſtungen Wie die„Deutſche Tageszeitung“ ſich aus Warſchau melden läßt, hat auf die Nachricht von einem bevorſtehenden Kompro⸗ miß der Pariſer Verhandlungen in Sachen der Oſtfeſtungen die polniſche Regierung beſchloſſen, ſofort eine p olniſche Kommiſſion nach Paris zu ſenden, die dort Vorſtellun⸗ gen in der Angelegenheit erheben ſoll. Die Kommiſſion, die aus zwei höheren Offizieren des polniſchen Generalſtabes und einem Vertreter des Kriegsminiſteriums beſteht, ſoll ſich ins⸗ beſondere mit den oberſten franzöſiſchen Militärbehörden in Verbindung ſetzen und, falls den polniſchen Forderungen nicht Gehör geſchenkt wird, darauf hinweiſen, daß Polen ſich mit einer ſolchen Löſung nicht beruhigen werde. In den Krei⸗ ſen der polniſchen Nativonaldemokratie iſt ferner eine Denk⸗ ſchrift verfaßt worden, deren Inhalt in der Pariſer Preſſe ver⸗ breitet werden ſoll und die die deutſchen Oſtfeſtungen als eine Gefahr für Polen und Oſteuropa hinſtellen ſoll. Preis 10 Pfeunig 1927— Nr. 40 ung Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung je einſp. Kuloneltelle für Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. Nellamen —4.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet. Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ walt, Streiks, Betriebsſtörungen uſw. u keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr. Gerichtsſtand iſt Mannheim. Unterhaltungs⸗Beilage Aus der Welt der Technik. Wandern und Neiſen. Geſetz und Necht Geſundungskeiſis? Um den 18. Januar herum begehen die großen aka⸗ demiſchen Bünde ihre Reichsgründungsſeiern. Das war ſchon unter dem alten Regime ſo und das iſt geblieben, auch nachdem die Formen des Bismarckiſchen Reichs zerfielen. Mit Recht: denn nun mußten dieſe Feiern eigentlich einen neuen und vertieften Gehalt gewinnen. Jetzt galt es nicht mehr, in„ſtarkem deutſchen Männerchor“ zu ſingen:„Herr⸗ lich auferſtanden iſt das Deutſche Reich“, nicht bloß in den ſogenannten Geſinnungspauken ſich zu berühmen, wie weit wir es gebracht hätten. Die Summe war zu ziehen aus er⸗ ſchütterndem Erleben und einer ſchmerzlichen Entwicklung. Nicht um ſich niederdrücken zu laſſen und in tatenſcheuer Oppoſition ſich zu verlieren, vielmehr um den Willen zu ſtählen, nun erſt recht am Reich zu halten, dafür zu arbeiten und zu ringen. Man kann nicht ſagen, daß die ſtudentiſchen Reichsgründungsfeiern in den Jahren nach dem Zuſammen⸗ bruch ganz ſolcher Aufgabe entſprochen hätten. Gewiß, auch ſie ſtanden im Zeichen des quand méme, jenes„Und dennoch“, das vielleicht auf Jahrzehnte hinaus die Grundſtimmung des entrechteten, verſtümmelten und betrogenen Deutſchland ſein wird. Aber dieſes quand méme kehrte im Grunde ſich gegen den eigenen Staat. Man grollte auch dem Landesfeind: ſelbſtverſtändlich. Den Kriegsgegnern, die mehr oder weniger es auch im Frieden geblieben waren. Mehr indes grollte man den eigenen Volksgenoſſen, die ſich abgefunden hatten mit dem, was keine Ewigkeit zurückbringen mochte, und zu retten verſuchten, was zu retten war. Es waren die Jahre der tragiſchen Abkehr unſerer Univerſitäten und hohen Schulen vom Staat, die trübe Folge von Semeſtern, in denen die ſtudierende Jugend, zum Teil aber auch ihre Lehrer, in der Parteipolitik(darauf lief es im Grunde hin⸗ aus) verſanken. Da ihnen der Sinn für den ſchlichten Ge⸗ danken abhanden kam, daß das Vaterland, ſelbſt wenn ſeine zufällige Verfaſſung— Organiſation uns nicht behagt, immer noch das Vaterland bleibt. Und daß es keine poli⸗ tiſche und patriotiſche Arheit gibt noch geben kann, die nicht an den Staat anknüvft. der iſt und täglich vor uns ſich mani⸗ feſtiert. In manchen Bünden, wohl den meiſten, ſvielte man Väter und Söhne. Ein tiefer Riß grub ſich zwiſchen Alte⸗ berrenſchaften und Aktivitas, die Vierzig⸗ bis Sechzigjährigen fühlten ſich als Fremdlinge in den eigenen Verbindungen und mehrals einer beſann, von Gefolgſchaften ſich zu trennen, die er nicht verſtand und die ihn nicht verſtanden. Seit einem Jahr etwa hat dann ein Wandel einzuſetzen begonnen. Es war, wie wir es nennen möchten, die Geſun⸗ dungskriſis der Staatsgeſinnung, die ſeit dem letzten Früh⸗ jahr nacheinander unterſchiedliche, vorwiegend akademiſche, Berufsſtände ergriff und ſo auch Deutſchlands hohe Schulen erreichte. Bei den Dozenten fing es an. Um Oſtern 1926 hatte ſich, unter Führung von Friedrich Meinecke und Kahl, eine ſtattliche Anzahl von Univerſitätslehrern zu Wei⸗ mar verſammelt. Sie gründeten keinen neuen Verein und beſchloſſen keine Reſolutionen. Aber ſie riefen in ernſter Eindringlichkeit weit hinein ins deutſche Land:„zurück zum Staat!“ Und ſetzten ſich vor, für dieſen Gedanken bei Kollegen⸗ ſchaft und Hörern zu werben. Dann kam, langſam, langſam, die Wendung auch bei den akademiſchen Bünden. Die Alten Herren, die verärgert und verſtimmt ſich zurückgezogen und allzu lange ein paar Schwadronneuren das große Wort über⸗ laſſen hatten, hoben an, nun auch von ſich aus um die Seele der jungen Leute zu ringen. Wie ſich ſchnell herausſtellte, nicht vergebens. Bald aus der, bald aus jener Gruppe hörte man, daß der Ruf zur Beſonnenheit, zur Abkehr von der Negation um jeden Preis nicht ohne Eindruck geblieben wäre. Bei den Reichsgründungsfeiern der letzten Woche haben wir dann ſchon die Ernte einheimſen können. Die tapfere Rede, die der volksparteiliche Reichstagsabgeordnete Hugo, einſt zuſammen mit Rudolf Breitſcheid bei den Marburger Ar⸗ minen aktiv, auf dem Burſchenſchafterkommers zu Köln ge⸗ halten hat, iſt Zeugnis dafür. Vielleicht noch charakteriſtiſcher aber war, was man am Montag vor acht Tagen in Berlin im Verein Deutſcher Studenten erleben durfte. Dieſe Vereine Deutſcher Studenten ſind immer— nicht ſatzungsgemäß, doch tatſächlich— Sammelbecken für den Nachwuchs der Konſer⸗ vativen Partei geweſen. Wohl ſind auch andere Politiker aus ihren Reihen hervorgegangen: Friedrich Naumann zum Bei⸗ ſpiel und ſein Schüler Wilhelm Heile, ſogar Männer wie Wolfgang Heine und Hellmuth von Gerlach, von denen frei⸗ lich der eine ſchon Ausgang der Sber, der andere etwa ein Jahrzehnt ſpäter ſich von ihnen hatte trennen müſſen. Aber das waren doch Ausnahmen. Die Hauptmaſſe war ehe⸗ dem konſervativ und hieß ſich nach dem Zuſammenbruch und der zu früh erlangten Wahlmündigkeit deutſchnational. Einſt hatte zu den in Berlin am 17. oder 18. Januar kommer⸗ ſierenden V..St. der Hofprediger Adolf Stöcker geſprochen. Später ließ bei ſolchen Anläſſen ſich der verſtorbene Guſtav Roethe vernehmen, der die Worte nicht zu wägen liebte, wenn ſie nur rauſchten und berauſchten. Und noch vorm Jahr hatte, allerdings zum ſtarken Unbehagen der älteren Jahrgänge, der deutſchnationale Reichstags⸗ und Landtagsabgeordnete Paul Baecker(gleich dem Grafen Weſtarp Alter Herr des V..St. Berlin) verſichert: die Vereine Deutſcher Studenten blieben was ſie geweſen: die Leibgarde des Hohenzollernhauſes. Heuer indes waren dieſe Klänge verweht. Ablehnung un⸗ fruchtbarer Romantik, optimiſtiſch bejahenden Dienſt am Staat forderte der Feſtreoͤner, gelobte hinterher der Vertreter der Aktivitas. Auch dieſe doch wohl überwiegend deutſchnational geſtimmte und beeinflußte Jugend hat alſo den Anſchluß an den Gegenwartsſtaat gefunden oder iſt auf dem Wege zu ihm. Iſt man hoffnungsſelig, wen man aus derlei Ergebniſſen, Beobachtungen, Erfahrungen ſchließt: die Republik iſt auf dem Marſch? Und wenn man wünſcht, dieſe heilſame Entwicklung möchte weniger als bisher durch das laute Treiben der „leidenſchaftlichen Republikaner“ von der Art des Dr. Wirth geſtört werden? Man kann über Fragen der Taktik ja ver⸗ ſchiedener Meinung ſein. Immerhin wird, wer gewohnt iſt, Politik nicht ohne Pſychologie zu betreiben, finden dürfen, daß alles Drängeln, Verdächtigen, Drohen nur Lippenbekenntniſſe oder, je nachdem, auch Verbiſſenheit und Feindſeligkeit fördert. Geſinnungen müſſen wachſen, laugſam, organiſch, im Ge⸗ fühl der Freiwilligkeit. Die Staatsgeſinnung aber iſt, auch wenn es da und dort an Nebengeräuſchen und Rückfällen nicht fehlt, im Wachſen. R. B oder Parzellierung verhindern wolle. reichlich, daß die Landwirte es nicht verwenden könnten und 2. Seite. Nr. 40 Neue Maunnheimer Zeitung[Abend⸗Ausgabe) Dienstag, den 25. Januar 1927 Die Entwaffnungsverhandlungen Die Friſt, die für die Führung von diplomatiſchen Ver⸗ handlungen über den Reſt der Entwaffnungsfragen geſetzt war, läuft mit dieſer Woche ab. Am 31. d. M. ſtellt die Militär⸗ kontrollkommiſſion ihre Tätigkeit ein und wenn bis dahin keine volle Verſtändigung über die Entwaffnungsfragen er⸗ zielt iſt, ſo wird der noch unerledigte Teil vom Völkerbunds⸗ rat übernommen, der dann unter Anlehnung an das Haager Schiedsgericht endgültig darüber entſcheiden ſoll. Ueber das Verbot der Ausfuhr von Kriegsgerät iſt rechtzeitig eine Einigung zuſtande gekommen. Die Verhandlungen ſind in Berlin geführt worden und haben eine von beiden Seiten anerkannte Formulierung zuſtande gebracht, die genau feſtlegt, inwieweit Halbfabrikate, Schiffskeſſel und Spezialmaſchinen der Rüſtungsinduſtrie als Kriegsgerät zu betrachten ſind. Dagegen ſind die Pariſer Verhandlungen, die ſich auf die Frage der Oſtfeſtungen beziehen, bisher er⸗ folglos geblieben. In Paris hatten wir von vornherein einen ſchwereren Stand. Wir müſſen dort mit franzöſiſchen Militärs verhandeln, die mit Hartnäckigkeit auf ihrer vorgefaßten Mei⸗ nung verharren. Da es ſich bei den Oſtfeſtungen für uns um eine lebenswichtige Frage handelt, ſo iſt unſern Unterhänd⸗ lern bei der Gewährung von Zugeſtändniſſen von vornherein eine Grenze gezogen. Infolgedeſſen ſtehen in Paris einer Verſtändigung immer noch recht erhebliche Schwierigkeiten im Wege, von denen man nicht weiß, ob ſie bis zum 31. Januar zu überwinden ſind. Man hofft zwar auch hier noch zu einer Vereinbarung zu gelangen, doch ſind die Ausſichten einer Ver⸗ ſtändigung noch unſicher. Unter dieſen Umſtänden wird man ſchon jetzt franzöſiſchen Angriffen begegnen müſſen, die ſchon ſeit einiger Zeit ſpielen und die ſicher dann mit großer Schärfe werden, wenn die Pariſer Verhandlungen ſcheitern ſollten. Die Pariſer Preſſe behauptet, Deutſchland führe die Ver⸗ handlungen garnicht mit dem ernſthaften Willen der Verſtän⸗ digung, weil es die Asberufung der Militärkontrollkommiſſion in der Taſche habe und ſich nun auf das Schiedsgericht verlaſſe. Demgegenüber können wir mit allem Nachdruck betonen, daß die deutſche Regierung die diplomatiſche Verſtändigung will. Wir haben in der Frage der Ausfuhr von Kriegsmaterial ſo große Opfer auf uns genommen, daß an unſerem guten Wil⸗ len nicht gezweifelt werden kaun. Der gute Wille hat aller⸗ dings da eine Grenze, wo die Gegenſeite Unmögliches fordert. Deutſche Selbſthilfe in däniſchem Lichte „Flensburg Avis“ veröffentlicht heute eine Mitteilung ihres Berliner Vertreters, wonach die Deutſche Kreditanſtalt Vogelgeſang in Nordſchleswig die bereits früher in den pol⸗ niſchen Grenzgebieten geübte Methode nachahme. Hypotheken würden der deutſchen Minderheit als Anleihen zu niedrigem Zinsfuß zur Verfügung geſtellt, in ſchwediſchen Kronen oder holländiſchen Gulden ausgeſtellt und in einer Höhe bewilligt, die den Wert des Eigentums überſteige, womit man Verkauf Das Geld fließe ſo einen Teil des Geldes in reichsdeutſchen Banken angelegt hätten. Die Nachricht im„Fleusburg Avis“ ſei dem deutſchen Außenminiſterium am Freitag nachmittag zur Stellungnahme vorgelegt worden. Da bis heute keine Stellungnahme des Außenminiſteriums vorliege, erklärte„Flensburg Avis“, man habe die Veröffentlichung des negativen Reſultats dieſer An⸗ frage vorgenommen. Das däniſche Blatt hat allerdings bei gut unterrichteter Stelle in Berlin feſtgeſtellt, daß Mittel weder von der Reichs⸗ regierung noch von der preußiſchen Regierung weder für „Schleswig noch für Polen zu dem genaunten Zweck zur Ver⸗ fügung geſtellt ſeien. Was Schleswig angehe, ſo ſtamme das Geld aus Nord⸗ und Südſchleswig. Die Gelder ſeien einem Bankenkonſortium übergeben worden, das die Mittel ver⸗ walte. Dieſe Mittel hätten keine holländiſche Bank paſſiert. — Die Aufregung der däniſchen Preſſe über das kleine deut⸗ ſche Kreditinſtitut in Nordſchweswig hat nur die eine Erklä⸗ rung, daß nämlich die däntſche Oeffentlichkeit durch Sen⸗ ſationsmeldungen von der für die däniſche Regierung und die geſamte däniſche Nationa überaus peinlichen wirtſchaft⸗ lichen Lage abgelenkt werden ſoll, ſchleswig, insbeſondere die dortige Landwirtſchaft, ſeit der Einverleibung in Dänemark geraten iſt. Zur Franukenſtützung Paris, 25. Jan. Aus Newyork wird gemeldet, daß am Samstag eine Goldſendung im Werte von 20 Millionen Dollar und wenige Tage vorher eine ſolche von 4 Millionen Dollar aus Frankreich eingetroffen iſt. Die Bank von Frankreich hat das Gold in Dollars umgetauſcht und die Summe zur Fran⸗ kenſtützung in Amerika deponiert.(Siehe hierzu auch den poli⸗ tiſchen Teil der heutigen Abendausgabe. D. Schriftl.) Der Weibsteufel von Weng Ein ländliches Sittenbild aus Oeſterreich Leoben, ein ſonſt recht unbeträchliches Städtchen im Steieriſchen, hat dieſer Tage ſeine gewaltige Senſation. Ein in ſeiner Art einziges Angeklagten⸗Trio ſteht vor den Ge⸗ ſchworenen. Berta Lindner, die 38jährige Obergärtners⸗ frau, Brunhilde, ihr knapp 15jähriges Kind, Georg Schnirer, ein 2jähriger Maſchinenagent, zuletzt ſtellungs⸗ los und Aftermieter im Lindner'ſchen Haushalt zu Weng. Der junge Mann ſtand gleichzeitig zu Mutter und Toch⸗ ter in Beziehungen. Ueberdies unterhielt er aber auch ein Verhältnis mit einer Hausbeſitzerin in dem nahen Admont. Als er ſeine Stellung verlor, hatte er die Stirn, jene dritte Geliebte— auf Alimentation zu klagen, ein Prozeß, den er natürlich verlor. Berta Lindner wußte von der Sache und fürchtete mit Recht, ihr Mann würde den arbeitsloſen Eſſer nun aus dem Hauſe weiſen, um ſo mehr, als er vermutlich längſt Lunte gerochen hatte. Der 52jährige Obergärtner war ſeiner Frau nämlich ſchon auf mehrere Verfehlungen ge⸗ kommen. Der Gatte, den die Frau nur aus Verſorgungs⸗ gründen geheiratet hat, war ungleich kühlerer Natur. Trotzdem hat ſie ihm fünf Kinder(darunter zwei ſchwach⸗ ſinnige) geboren. Welch eine Ehe! Was für ein Milieu! Schon die 12jährige Brunhilde wird mit Wiſſen der Mutter— ohne deren Gegen⸗ wehr— die Beute des Untermieters. Nicht geuug daran— der Unhold entfremdet ſyſtematiſch alle Kinder et Vater, verbietet ihnen, mit ihm, wie vordem auszugehen, ihn vor dem Schlafengehen zu küſſen. Der Obergärtner fühlt den Feind, vermag ſich aber nicht zu der nötigen Ent⸗ ſchloſſenheit aufzuraffen. Er warnt nur immer, rät der Frau, den Galan aus dem Hauſe zu ſchaffen, erfolglos, wie ch von ſelbſt verſteht. Immerhin ſpüren die Verſchworenen och, daß es ſo nicht mehr lange weiter gehr. Etwas muß geſchehen, und ſo planen ſte halb⸗ dritt Mord an dem Wehrloſenl! Zunächſt werden vage Projekte gedrechſelt, die nicht zur Ausführung kommen, dann — mit einem Schlage— wird es Ernſt. Zweimal nacheinan⸗ der verſuchen Gattin und Tochter den Unglücklichen auf ent⸗ legene Waldwege zu locken, damit ihm dort der lauernde Schnirer mit der Schußwaffe den Garaus mache. Einmal zwingt ihm das entmenſchte Weib eine brennende Kerze in die Hand, um ihn ſo als Ziel zu kennzeichnen. Beide⸗ in die Nord⸗ England-Frankreich China Die Blätter halten mit ihrem Urteil über die Abſendung erheblicher Truppenkontingente nach China noch zurück. Man iſt jedoch der Auffaſſung, daß England eine ſtarke Streitmacht in Marſch ſetzen will, um bei einem Scheitern der Verhandlun⸗ gen nötigenfallsmit Gewalt ſich durchſetzen zu kön⸗ nen. Am Montag ſind die britiſchen Banken und Geſchäfts⸗ häuſer in Hankau wieder eröffnet worden in der Hoffnung, daß—255 ſolche Maßnahme einen beruhigenden Einfluß haben werde. Nach Blättermeldungen aus Hongkong iſt dort der fran⸗ zöſiſche Konſul von chineſiſchen Streitkräften gefangen genom⸗ men worden. Er wurde wieder auf freien Fuß geſetzt, als er die Verſicherung abgab, daß der die Konzeſſionszone nicht ver⸗ laſſen werde. * Gegen eine bewaffnete Intervention in China Die auſtraliſche Arbeiterunion beſchloß, unverzüglich einen Fazeng gegen die Intervention in China zu eröffnen, um die utſendung auſtraliſcher Truppen oder auſtraliſcher Kriegs⸗ ſchiffe nach China zu vereiteln. Die franzöſiſchen Goloſendungen nach Newyork Paris, 25. Jan.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Die Goldbarrenſendungen der franzöſiſchen Staatsbank nach New Nork verfolgen nach Mitteilungen des Finanzminiſte⸗ riums den Zweck, ſich in Newyork eine bedeutende Reſerve zu ſchaffen, ohne daß die franzöſiſche Regierung gezwungen [werde, dafür ausländiſche Kredite in Anſpruch zu nehmen oder die Goldreſerve für den Notenumlauf anzugreifen. Fer⸗ ner wird im Finanzminiſterium darauf aufmerkſam gemacht, daß mit den in letzter Zeit im Ausland aufgenommenen Eiſenbahnanleihen im Betrag von etwa 2 Milliarden Franken ebenfalls bedeutende Reſerven zuſtande gekommen ſeien, die ein weiteres Verteidigungsmittel gegen einen eventuellen Anſchlag der internationalen Spekulation auf den Franken darſtellen. Mit dieſen Argumenten ſucht Poincaré offenbar der von linksſtehender Seite kommenden Kritik gegen dieſe Eiſen⸗ bahnanleihen die Spitze abzubrechen. Zum engliſch⸗italieniſchen Wirtſchaftsvertrag §London, 25. Jan.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Das Foreign Ofſice wird heute ein Weißbuch über den eng⸗ liſch⸗italieniſchen Wirtſchaftsvertrag betr. Abeſſinien her⸗ ausgeben. Wie der diplomatiſche Korreſpondent des„Daily Telegraph“ dazu meldet, hat das Sekretariat des Völker⸗ bundes ſeinerzeit dieſe Vereinbarung ordnungsmäßig regi⸗ ſtriert, es jedoch gleichzeitig abgelehnt, von der Erklärung Kenntnis zu nehmen, die der Regent von Abeſſinien Ras Taffari gegen dieſen Vertrag beim Völkerbund eingelegt hat. Als Grund wurde angegeben, daß der Völkerbund nur Ver⸗ träge regiſtrieren könne, aber keine diplomatiſchen Noten. Dieſer Geſichtspunkt kann eine beſondere Bedeutung ge⸗ winnen im Hinblick auf die Ratifizierung des italieniſch⸗ albaniſchen Vertrages von Tirana. Bekanntlich wurde dem nett von Tirana beigegeben, in dem Italien erklärt, daß es nur bewaffnete Kräfte nach Albanien ſenden würde, wenn die albaniſche Regierung dies ausdrücklich verlangt. Es könnte alſo ſein, daß der Völkerbund dieſen Brief, der einen wich⸗ tigen Teil des Vertrages darſtellt, nicht regiſtriert. Lloyd George wieder Parteiführer Floyd George ſteht wieder an der Spitze der eng⸗ liſchen liberalen Partei. Er hatte das Verfügungs⸗ recht über einen Fond, den er durch geſchäftstüchtige Bewirt⸗ ſchaftung auf einen Betrag von etwa 20 Milltonen Mark zu ſteigern wußte. Dieſen Fond hat er der Liberalen Partei zur Verfügung geſtellt, natürlich unter der Vorausſetzung, daß ſeine Führerſchaft anerkannt wird. Der Verwaltungsrat der Liberalen Partei hat mit Stimmenmehrheit dieſe Bedingung angenommen und zugleich den geſamten bisherigen Partei⸗ vorſtand einſchließlich des Vorſitzenden Vivian Phillipps zum Rücktritt gezwungen. Infolgedeſſen ſind eine Reihe nam⸗ hafter Liberaler aus der Partei ausgetreten und haben den „Liberalen Rat“ gegründet, der nicht als neue Partei ge⸗ dacht iſt, ſondern nur als Vereinigung derjenigen Liberalen, die ihren Grundſätzen treu bleiben, ſich aber der Führerſchaft Lloyd Georges nicht fügen wollen. Lord Grey of Fallodom gilt als Führer des Liberalen Rates. Man iſt geſpannt, wie die Liberale Partei ſich nun weiter eutwickeln wird, nachdem ſie nach langem inneren Zwiſt wieder unter einheitliche Füh⸗ rung geſtellt iſt und Lloyd George Bewegungsfreiheit hat, ſein (Programm durchzuführen. 75 5 R Mitter ie Sitzung. Vertrag ein Brief der italieniſchen Regierung an das Kabi⸗ Mittsrnacht die Siaung Angünſtige Erfahrungen bei der Zugtelephonie Die„München⸗Augsburger Abendzeitung“ beſchäftigt ſich in einem Artikel mit den bisherigen Ergebniſſen der Zug⸗ telephonie und ſtellt dabei zunächſt feſt, daß im Frühfahr die Zugtelephonie auf der Strecke München—Berlin eingeführt wird. Leider haben ſich nicht alle an die neue Erfindung ge⸗ knüpften Hoffnungen erfüllt. Vor allem wird über eine ge⸗ ringe Benutzung der Einrichtung geklagt. Bei der Strecke Berlin—Hamburg werden pro Zug im Durchſchnitt nur —7 Geſpräche geführt. Dabei iſt allerdings zu berückſichtigen, daß dieſe Strecke ſehr kurz iſt und wenig Anreiz zu einem be⸗ ſchleunigten Nachrichtenübermittlungsverfahren bietet. Bei der Strecke München— Berlin, die bedeutend länger iſt, darf man daher vielleicht die Hoffnungen ein klein wenig höher ſpannen. Letzte Meldungen Aus dem Rechtsausſchuß Berlin, 25. Jan.(Von unſerem Berliner Büro.) Im Rechtsausſchuß des Reichstages wurde heute das Problem der Eheſcheidungsreform in Angriff genommen, wobet der be⸗ kannte Kirchenrechtslehrer Abg. Dr. Kahl(D. Vpt.) ein längeres Referat hielt. Brand in einer Wiesbadener Kaſerne * Wiesbaden, 25. Jan. Auf dem Grundſtück der ehema⸗ ligen Artilleriekaſerne, welche von engliſchen Truppen benutzt wird, entſtand morgens 4 Uhr ein Brand, dem die Auto⸗ reparaturwerkſtätte und das Lagerhaus zum Opfer fielen. Eiſenbahnunglück bei Harburg — Altona, 25 Jan. Wie die Reichsbahndirektion Altona mitteilt, überfuhr auf dem Güterbahnhof Harburg gegen zwei Uhr nachts ein Güterzug das auf„Halt“ ſtehende Ausfahrts⸗ ſignal und fuhr einem in der Ausfahrt begriffenen anderen Güterzug in die Flanke. Mehrere Wagen entaleiſte n und ſtörten dadurch die Perſonenzugaus⸗ und ⸗einfahrt. Ein Zug⸗ führer wurde verletzt und mußte in ein Krankenhaus über⸗ geführt werden. Autrag des Staatsauwalts im Prozeß Juſth — Geunf, 25. Jan. Die eidgenöſſiſchen Geſchworenen er⸗ klärten Iwan de Juſth einſtimmig der ihm zur Laſt gelegten Vergehen ſchuldig. Der Bundesanwalt beantragte 3 Monate Gefängnis ab⸗ züglich der Unterſuchungshaft, 1000 Frane Geldſtrafe und lebenslängliche Ausweiſung aus dem Gebiete der Eidgenoſſen⸗ ſchaft. 5 Sturmſzenen im Wiener Gemeinderat — Wien, 25. Jan. Im Wiener Gemeinderat kam es ver⸗ gangene Nacht zu ſtürmiſchen Auftritten, als die ſozialdemo⸗ kratiſche Mehrheit die von der Chriſtlich⸗Sozialen Minder⸗ politik der Gemeinde durch Annahme eines Autrages auf Schluß der Debatte abſchnitt. Die Chriſtlich⸗Sozialen machten darauf mit Pfeifen, Trommeln und anderen Inſtrumenten einen ohrenbetäubenden Lärm. Der Bürgermeiſter ſchloß um Der Vorfall hat das Verhältnis zwiſchen der ſozialdemokratiſchen Rathausmehrheit und der Chriſtlich⸗Sozialen Minderheit ſo zerrüttet, daß eine vor⸗ zeitige Auflöſung des Gemeinderates nicht ausgeſchloſſen er⸗ 9 1181 was auch auf die Lage im Nationalrat zurückwirken würde. 75 28 ne Eishockeymeiſterſchaften— Deutſchland ſchlägt die Tſchechoflowakei — Wien, 25. Jan. Der deutſchen Nationalmannſchaft ge⸗ lang es geſtern, den aufregenden Kampf, ihr erſtes Spiel bei den Europameiſterſchaften gegen die Tſchechoſlowakei ſiegreich :1 zu geſtalten(:). Die Tſchechoſlowaken galten nach Oeſterreich als Favoriten bei den Europameiſterſchaften. Oeſterreich ſchlug Ungarn:0, Halbzeit:0. Heute findet ein Spiel Deutſchlands gegen Polen ſtatt. Erdrutſche in Italien * Rom, 25. Jan.„Popolo di Roma“ berichtet, daß infolge der ſtarken Regengüſſe der letzten Woche bei Spezia ſich ein Erdrutſch ereignet habe, der eine Fläche von etwa einen Quadratkilometer umfaßt. Eine große Reihe von Bauwerken wurde zerſtört. Menſchenleben ſind nicht zu beklagen. In einem Dorfe bei Coſenca(Calabrien) wurde durch Ueberſchwemmung eine große Anzahl von Häuſern ſo ſchwer beſchädigt, daß ſie geräumt werden mußten. Steeg wieder in Marokko * Paris, 25. Jau. Der Generalreſident von Marokko, Steeg, iſt geſtern nach mehrtätigem Aufenthalt in Paris au ſeinen Poſten in Marokko zurückgekehrt. mal ſcheitert das teufliſche Vorhaben an Lindners Vor⸗ icht, Aengſtlichkeit, halben Ahnung der Gefahr. Das dritte von Schnirer den Revolver, gibt den erſten Schuß auf den Vater ab, Schnirer ſekundiert mit Gewehrſchüſſen und Kolbenſchlägen, Brunhilde verſetzt dem Ueberfallenen, mit Gewalt Niedergehaltenen weitere Schläge und Fußtritte gegen den Kopf, der Attackterte rettet ſich nur durch ver⸗ zweifelte Gegenwehr— und den Zufall, daß Paſſanten jen⸗ ſeits des Fluſſes ſeine Hilferufe hören. Johann Lindner durchwatete einen Bach, verkroch ſich hinter einem Buſch, war geborgen. Das Trio aber lief ſchnurſtracks zur Gendarmerie, eine lügenhafte Notwehr⸗Anzeige zu erſtatten. Zu ſpät. Die Behörde war bereits vom wahren Sachverhalt unterrichtet. In der Haft— einer äußerſt operettenhaften, nebenbei geſagt— fanden ſie unerhörterweiſe die Möglichkeit, weiter 1 conſpirieren, Verteidigungspläne zu ſchmieden. Das junge ädchen ſollte— ſchriftlich ſogar— die Hauptſchuld auf ſich nehmen, weil ihr— verſicherten ſie— am wenigſten ge⸗ ſchehen könnte. Die öffentliche Verhandlung hat das Lügen⸗ gewebe zerriſſen, über Vorgeſchichte und Begleitumſtände der Untat, ſowie die Perſonen der Beteiligten leidliche Klarheit verbreitet. Berta Lindner ändert wiederholt ihre Verant⸗ wortung, belaſtet zuerſt die eigene Tochter als Anſtifterin, muß indes unter der Wucht der Beweiſe zugeben, daß der Ur⸗ ſprung des Unheils von Schuirer ausgegangen iſt. Sie ſucht die Tat vergeblich mit lunerwieſenen] Ciebloſigkeiten Lindners einigermaßen zu motivieren. Die Wahrheit ſchimmert durch. Frau Lindner präſentiert 112 als richtiger „Weibsteufel“, heißblütig, rachedurſtig, genußſüchtig, roh.— Ste haßt ihren Mann, dieſen energieloſen, yvielleicht ein bißchen kleinlichen und pedantiſchen Alltagsmenſchen unver⸗ Mit dem echt— Strindbergſchen infernaliſchen eſchlechts⸗Haß. Bezeichnenderweiſe iſt das erſte Mordprojekt aus einem verweigerten Kino⸗Beſuch hervorgegangen. Berta Linder geriet an einen ebenbürtigen Partner. Kein Wort —.— genug, die abſtoßende Verkommenheit dieſes geborenen erbrechers zu ſchildern. Die Perſonen ſter Nieder⸗ tracht, wie Beide— mit ſchlechten Komödiantenkniffen— Sen⸗ timentalität heucheln, ſich als Opfer der fünfzehnjährigen Verderberin hinzuſtellen trachten. Dieſe Halbwüchſige iſt nun braves Schulkind und bis zum Auftauchen Georg Schni⸗ rers, des„Schurl“ wie ihn die Angeklagten beharrlich nennen, eine zärtliche Tochter. Ihr ungewolltes Abentener, 2 ſtal iſt(angeblich) die 15jährige Anführerin. Ste entleiht freilich des Straſprozeſſes unheimlichſtes Rätſel. Stie war ein von dem ſie in geheimer Verhandlung mit auffälliger Scham⸗ loſigkeit berichtet, wandelt die ae und jäh Erweckte, völlig. Der typiſche„Hörigkeitsfall! Von nun an lügß, verleumdet, ſtiehlt, mordet ſie ſchließlich für den„Geliebten Bleibt bei alledem ſtumpf, tierhaft, faſt könnte man glauben: ahnungslos. Erſt nach der gütigen Ausſage des Religtons⸗ lehrers lichtet ſich der Nebel. Sie fällt dem Vater wei⸗ nend zu Füßen, bettelt um Verzeihung. Er ge⸗ währt ſie liebreich, indes die zugleich in Reue zuſammen⸗ brechende Gattin kühl weggewieſen wird. Tief ſieht man in —198 dramatiſchen Augenblick in die wahren Urgründe der at. Brunhilde iſt übrigens, wie Sachverſtändige bezeugen, erblich ſchwer belaſtet, pſychomoraliſch minderwertig. Man hats gemerkt. Der Staatsanwalt ſelbſt erwog ſpontan in einem Zuſatzantrag ihre Sinnesverwirrung. Sie iſt dann auch richtig einſtimmg freigeſprochen worden. Umſo weniger Milde fand das überführte Mörderpaar, zumal es die ohnedies geringen Sympathien, die ihm von vornherein ent⸗ gegengebracht wurden, durch hinterhältiges und widerwär⸗ tiges Gebaxen in der Verhandlung vollendes verwirkte. Auf das Haupt der Beiden ſauſte die Schärfe des Geſetzes mit aller Kraft nieder(i8 und 15 Jahre ſchwerer Kerker!) obwohl man auch bei der unſeligen Berta Lindner keines⸗ wegs überſehen kann, daß ſie in gewiſſem Sinne ein Opfer— ihres Bluts, ihrer freudloſen Ehe, und endlich— dies wohl vor allem ihres verabſcheuungswürdigen Spießgeſellen ge⸗ weſen iſt. Oskar Bendiener. Verſteigerung von Kölner Privatſammlungen. Bei Paul Caſſirer in Berlin gelangen die berühmten Sammlun⸗ gen des verſtorbenen Regierungspräſidenten von Geheimrat Hugo Helbing zur Verſteigerung. Sammlungen umfaſſen Holzfiguren— darunter die bekannte frühgotiſche Madonna, die das plaſtiſche Hauptwerk der Kölner Jahrtauſend⸗Ausſtellung gebildet hat—. Gemälde, kunſt⸗ gewerbliche Gegenſtände aus allen Zeiten: Email, Silber, Glas, Elfenbein, Porzellan, Doſen, Textilien uſw., aus⸗ 3 gewählte Möbel des 16. bis 18. Jahrhunderts. Ferner kommt die weltbekannte Uhrenſammlung des Graſen Adelmann zur Verſteigerung, die von den Anfäugen der Uhrmacherkunſt an in ſeltener Vollſtändigkett eine einzigartige Fülle des 6 wählten Materials aufweiſt. Die Kataloge werden von Ge heimrat von Falke hergeſtellt werden. — heit ſeit vielen Wochen geübte Obſtruktion gegen die Steuer⸗ von Köln, Graf Adelmann, Ende März unter Leitung zen, Bei her Im der be⸗ ein ma⸗ utzt tto⸗ ona wei ts⸗ ren ind ug⸗ er⸗ er⸗ ten ind en⸗ er⸗ no⸗ er⸗ er⸗ auf ten ten um nis der or⸗ er⸗ — ur, Dienstag, den 25. Januar 1927 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) g. Seite. Nr. 40 Städtiſche Nachrichten Le Metre Der Schultheis, dem Käfertal ſeinen Aufſchwung vor 100 Jah⸗ ren verdankt In dem„Grundſtein zu einem Ehrendenkmal für die um Badens Landeskultur verdienten Männer, gelegt im Jahr 1822 von einem ihrer Mitbürger“(Meerwein), iſt ein kleines, aber dafür umſo intereſſanteres Kapitel dem Schultheis Le Metre gewidmet, dem ſchon im Jahre 1807 die„Badiſche Wochenſchrift“ das Verdienſt zuerkennt,„der ökonomiſche Lehrer des Dorfes Käferthal und des nahegelegenen Sandhofen“ zu ſein. Unter „den würdigen Söhnen des Vaterlandes, welche ſich durch ge⸗ meinnützige Thätigkeit, aufgeklärten Wahrheitsſinn, edle Freymüthigkeit und reine Vaterlandsliebe auszeichnen“, er⸗ ſcheint ſein Bild mit ein paar kräftigen und das Bedeutſame dieſes Mannes voll erfaſſenden Strichen ſkizziert: „Le Metre, bereits verſtorbener Schultheis des ſchönen, eine kleine Stunde von Mannheim gelegenen Dorfes Käfer⸗ thal, deſſen Feldmark, beynahem durchaus, einen ſehr mageren Sandboden enthält, welcher jedoch, in den letztabgewichenen 30 bis 40 Jahren, nach und nach, durch die Thätigkeit ſeiner bra⸗ ven(na, na?!) Bewohner, ſo verbeſſert worden iſt, daß er jetzt alle Arten von Feldfrüchten reichlich liefert und den Béwoh⸗ nern des Orts eine ſichere Grundlage ihres immer mehr ſtei⸗ genden Wohlſtandes iſt. Das Dorf Käferthal bietet ein treff⸗ liches Bild vaterländiſcher Induſtrie dar und liefert den übe. zeugendſten Beweis, daß jedem, auch dem magerſten Sand hoden, geſegnete Erndten entlockt werden können, wenn der Menſch nur thätig und anhaltend in deſſen Bearbeitung iſt. Schultheis Le Metre, der ökonomiſche Lehrer des Dorfes öferthal und des nahe gelegenen Sandhofen, verdient daher der einer beſonders ehrenvollen Erwähnung. Denn er war es, welcher den Kleebau und die Stallfütterung daſelbſt ein⸗ führte und ſeine Mitbürger auf die großen Vortheile beider und die gehörige Sammlung und Benützung des Düngers auf⸗ merkſam machte.(Denn:„Laßt die Narren Freiheit! ſingen, Düngen geht vor allen Dingen.“) Der Thätigkeit dieſes Vor⸗ geſetzten hatte Käferthal zu jener Zeit die Befreiung von ſämmtlichen Ortsſchulden, nicht minder auch einreinliches und ſchönes Straßenpflaſter, ſo⸗ wie eine ſchonlichere Behandlung der Gemeindswaldungen. Der aufblühende Wohlſtand dieſes in früheren Jahren armen und elenden Dorfes äußerte ſich ſehr bald in einer auffallen⸗ den Verſchönerung der Wohnungen ſeiner Bürger. Denn die hölzernen Hütten mußten bald anſtändigen ſteiner⸗ nen Häuſern den Platz räumen, und die Hofraithen wurden nach und nach ſicherer und freundlicher eingefaßt. Dazu wurde den Bewohnern des Dorfes das benöthigte Holz aus der Ge⸗ meindswaldung unentgeltlich abgereicht. Jedoch faulten dieſe Einfaſſungen bald wiederum zuſammen, da ſie nur aus grünem Forlenholz angelegt worden waren. Zur Minderung eines ſolchen Holzverbrauchs faßte daher der Ortsvorſtand mit der Forſtbehörde den Entſchluß, zu Pfo⸗ ſten kein Holz mehr abzugeben, ſondern ſtatt deſſen das be⸗ nöthigte Geld zu Anſchaffungſteinerner Pfoſten zu verwenden, welche Pfoſten jedoch von keinem einzeln, ſondern immer nur mitſammt dem Platz verkauft werden dürfen. Die Vortheile, welche dieſes gewährt, ſind unverkennbar und viel⸗ ſeitig: die Gemeinde hat für ihre Auslagen einen dauernden Werth, das Plündern des Gemeindewaldes hört auf und dem Dorfe gibt dieſe Einrichtung ein freundliches, heiteres und reinliches Anſehen. Auch der Kultur öder Bezirke um den Ort herum widmete Schultheis Le Metre die verdie⸗ nende Aufmerkſamkeit. Und da, wo noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts nur Heide und ödes Land des thätigen und auf⸗ merkſamen Unternehmers harrte, ſehen wir nun mehrere Gärten, Weinpflanzungen und Gebäude wie durch einen Zau⸗ berſchlag aus dem vorigen Nichts hervorgerufen. Auch war Le Metre einer der erſten, welcher der wichtigen Arzneipflanze, dem Rhabarber, ſeine Aufmerkſamkeit ſchenkte. Schade daß die damit gemachten Verſuche ſo bald wieder auf⸗ gegeben wurden.“ K. J. G. * Die Aufwertung von Sparkaſſenguthaben in Baden wird von ſachkundiger Seite in der heutigen Beilage„Geſetz und Recht“ behandelt, worauf Intereſſenten beſonders ver⸗ wieſen ſeien. * Vergiftung. Ein 24 Jahre alter lediger Kaufmann hat am 22. Januar in ſeiner Wohnung in der Schwetzinger⸗ ſtadt eine zu großeMengeSchlafmittel eingenommen, ſodaß er in bewußtloſem Zuſtande nach dem ſtädtiſchen Krankenhaus überführt werden mußte. Dort iſt er geſtern geſtorben. * Frühlingsbote. Ein Pfauenauge wurde uns heute präſentiert. Der Schmetterling iſt am Sonntag in einem Hauſe am Friedrichsplatz gefangen worden. Februar einzuberufen. * Koſtenloſe Beratung. Es ſcheint nicht allgemein bekannt u ſein, daß es eine Stelle gibt, bei der man ſich in allen Fragen, die die praktiſche und ſparſame Verwen⸗ dung von Gas und Stronm betreffen, koſtenlos Rat und Auskunft holen kann. Die ſtädt. Waſſer⸗, Gas⸗ und Elektrizi⸗ tätswerke unterhalten keinen Verkauf, ſie haben lediglich eine Vorführungs⸗ und Beratungsſtelle im Ausſtellungsraum K7(Luiſenring), wo alle Intereſſenten ſich koſtenlos moderne Gasgeräte und elektriſche Apparate vorführen und wo ſie ſich über deren Zweckmäßigkeit in den betr. Einzelfällen beraten laſſen können. Die Hausfrau wird nie in die Lage kommen, über ihre Gas⸗ und Stromverbrauchs⸗Geräte zu klagen, wenn ſie ſich an die Propagandaſtelle der ſtädt. Waſſer⸗, Gas⸗ und Elektrizitätswerke, K 7 wendet. * Wo ſteckt die Nummer 150 052 der Lotterie der Bühnen⸗ genoſſenſchaft, der erſte Gewinn? Der neue Autobeſitzer hat ſich noch nicht gemeldet. Der zweite Hauptgewinn fiel nach dem Lindenhof, der 3. nach der Beilſtraße, der 4. in die In⸗ nenſtadt und der 5. nach der Rheinau. Herr A. Schmidt darf mit dem Erfolg der Lotterie für die Bühnengenoſſenſchaft ſehr zufrieden ſein. Eine Lotterie, die das erſte Mal ſpielt und reſtlos ausverkauft, iſt ein glänzendes Ergebnis! Aller⸗ dings hat auch Mannheim ſein Möglichſtes getan: von 200 000 Loſen allein 11500 abgenommen. Der Dank hat ſich prompt eingeſtellt, denn etwa zwei Drittel der geſamten Gewinne aus dem Spielplan fielen nach hier und Umgebung. Vorträge Lichtbildervortrag der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe Die Allgemeine Ortskrankenkaſſe Mann⸗ heim veranſtaltete geſtern abend im alten Rathausſaal einen Lichtbildervortrag über die Verbreitung und Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten in Mannheim. Man muß dankbar anerkennen, daß ſich Dr. Heinrich Löb, der Redner des Abends, alle erdenkliche Mühe gab, Aufklärung über die Gefahren dieſer weit ver⸗ breiteten Infektionskrankheiten zu geben und auf die in den meiſten Fällen mögliche Heilung hinzuweiſen. Tuberkuloſe, Alkohol und Geſchlechtskrankheiten, ſo führte der Referent u. a. aus, ſind die drei Faktoren, die unſer Volksleben zer⸗ mürben. Zu dieſen iſt in letzter Zeit als vierter der Krebs in erſchreckendem Maße hinzugetreten. Vor dem Kriege waren die Geſchlechtskrankheiten in ſtetigem Anwachſen, um während des Krieges eine nie erlebte Höhe zu erreichen. Jetzt iſt eine weſentliche Beſſerung eingetreten. Die Geſchlechts⸗ krankheiten laſſen ſich bis in die älteſten Zeiten zurückführen. Wenn wir nun fragen, warum gerade in den letzten 30 Jahren die Geſchlechtskrankheiten einen ſo großen Auf⸗ ſchwung genommen haben, ſo iſt das in den veränderten Kulturzuſtänden zu ſuchen. Eine natürliche Folge war die Beeinträchtigung der Geburtenzahl. In Mannheim wurden die Geſchlechtskrankheiten auch viel durch Schiffer einge⸗ ſchleppt. Mit Ausnahme der Gonorrhoe iſt hier ein Rück⸗ gang der anderen Geſchlechtskrankheiten zu konſtatieren. Sie entfallen zu zwei Dritteln auf ledige Per⸗ ſonen und zu einem Drittel auf Eheleute. Der Redner ging dann näher auf die Anſteckungsquellen, das Weſen der Geſchlechtskrankheiten und ihre Heilung ein. Jeder. der nicht Beſcheid wiſſe, könne ſich in den Beratungſtellen, deren es in Deutſchland über 200 gebe, Rat holen. Eine gute Lebens⸗ führung ſei die erſte Vorausſetzung zur Vermeidung von Jnfektionen. Erläuternde Bilder ſchloſſen ſich an die Aus⸗ führungen des Redners an.— Der Vortrag war überfüllt. Der Krankenkaſſe gebührt Anerkennung für waltung. Film⸗Nundſchau .. Palaſt⸗Theater.„Was iſtlos im Zirkus Beely?“ Von einem Jubiläumsfilm eines Senſationsdarſtellers— dies iſt Harry Piels 75.— kann und muß man viel er⸗ warten, gewiſſermaßen eine Zuſammenballung all ſeiner Künſte in einem Film. Und da dies hier in reichlichem Maß geſchehen iſt, werden alle, die das Senſationelle im Film bevorzugen, voll auf ihrekoſten kommen. Die lebhaft einſetzende Handlung ſchreitet mit ſteter Steigerung fort. Harry Piel, für den der Film gedreht wurde, bietet überreichlich Gelegenheit, alle ſeine artiſtiſchen Künſte ſpielen zu laſſen. Die Handlung iſt die in ſolchen Filmen übliche. Robert Jackſon(Harry Piel), des Mordes verdächtig, entzieht ſich durch ſeine wag⸗ halſige Flucht den Händen der Polizei, jagt unermüdlich hinter dem Mörder her, bis er ihn findet und der Polizei ausliefert und ſomit der Gerechtigkeit zum Siege verhilft. In dieſe nervenaufpeitſchende Handlung ſind humorvolle Szenen wirkungsvoll eingeflochten und auch die Tragik kommt nicht zu kurz. Die Nebenrollen liegen in bewährten Händen, ſodaß der Erfolg geſichert iſt.— Eine Groteske, ein ausgezeichneter Natuxfilm von der Kreuzotter und die Wochenſchau ergänzen den Spielplan. * Tagung der Evang. Landesſynode. Die Evang. Kirchen⸗ regierung hat beſchloſſen, die Landesſynode auf den 27. Nur ein bißchen erkältet Wir hatten noch am Abend vorher zuſammengeſeſſen und herumdebattiert, ohne daß ich es ihm eigentlich angemerkt hatte, daß er krank ſein ſollte. Am nächſten Morgen wurde mir mitgeteilt, daß er das Bett nicht verlaſſen könne. Nach drei Tagen hörte ich, er wäre in Lebensgefahr, und am ſechſten Tage war ihm der Schädel auseinandergemeißelt worden. Un⸗ ter unſäglichen Schmerzen lag er im verdunkelten Kranken⸗ hauszimmer. Und alles nur, weil er ſich erkältet haben ſollte. Ich habe ihn beſucht. Die Doppeltür zu ſeinem Zimmer wurde behutſam geöffnet; er kannte mich nicht und hatte für nichts mehr Intereſſe. Ich ſaß ein paar Minuten an ſeinem Bett und ſah in ein blaſſes, ſchmerzverzerrtes Angeſicht. Die Fie⸗ berkurve ſagte alles. Die Schweſter winkte mir und deutete an, daß ich auf den Zehenſpitzen hinausſchleichen möge. Das alſo war mein Freund Ich ſtand unten auf der Straße, wie in einem Traum ver⸗ ſunken. Hier unten liefen die Menſchen vorbei und glaubten einfach nicht daran, daß man krank werden könne.„Son biß⸗ chen Erkältung“, hörte ich ſagen. Am liebſten wäre ich hinter⸗ her gelaufen und hätte den Sicherheitsmeiern in die Ohren geſchrieen:„Von ſon bißchen Erkältung hängt das ganze Le⸗ ben ab, Herr!“ Warum lieben wir eigentlich unſere Geſund⸗ heit ſo wenig. Wir gehen damit um, als muß es ſo ſein. Daß ſie ein koſtbares Geſchenk iſt, beweiſen uns ſchwarz auf weiß die Arztrechnungen. Wir tragen ein großes Kapital mit uns herum und wiſſen es nicht. Wir wenden ſo verkehrte Spur⸗ ſamkeit an und verlieren ein ganzes Vermögen, wo wir ein paar Mark retten wollten. Unſere Geſundheit ſollte uns das höchſte Gut ſein! Die Geſundheitsämter müſſen dazu übergehen, Karten herzuſtellen, auf denen davor gewarnt wird, ſich leichtſinnig in eine geſundheitliche Gefahr zu begeben. Man ſollte dieſe Kar⸗ ten ruhig koſtenlos verteilen und würde vielleicht ein we⸗ nig dazu beitragen, daß die Volksgeſundheit erhalten bleibt und die Krankenhäuſer nicht dauernd überbelegt ſind. Lieber Leſer, laſſen Sie ſich daran erinnern, daß Sie geſund bleiben müſſen. B Kommunale Chronik Um die pfälziſche Autoſtraße * Neuſtadt a. d.., 23. Jan. Das Bürgermeiſteramt Neuſtadt a. d. H. hat an die pfälziſche Kreisregierung eine Eingabe gerichtet, in der gegen eine Autoſtraße von Kaiſerslautern nach Mannheim über Bad Dürk⸗ heim proteſtiert und um Einbeziehung von Neuſtadt a. d. H. in die geplante Autoſtraße erſucht wurde. Der Bezirkstag Neuſtadt beſchloß, in der Angelegenheit ebenfalls bei den zuſtändigen Behörden vorſtellig zu werden. Die Wohnungsnot in Landau * Landan, 23. Jan. Wie in der letzten Stadtrats⸗ ſitzung mitgeteilt wurde, zählt Landau, obwohl ſeit 1920 826 Neuwohnungen erſtellt wurden, immer noch 330 Woh⸗ nungsſuchende. Von den zur Verfügung ſtehenden 848 000 Mark ſollen durch ſtädtiſche Bauten ſowie durch private mit Darlehensunterſtützung rund 90 Wohnungen in dieſem Jahre erbaut werden. Es iſt bemerkenswert, daß genau 330 Woh⸗ nungen auch von der Stadt Landau allein für verheiralete Beſatzungsoffiziere geſtellt werden mußten. Kleine Mitteilungen Die Stadtverwaltung Kehl hat dem Gemeinde⸗ rat eine Vorlage unterbreitet wegen Erſtellung vou 34Klein⸗ wohnungen, die 210000 RM. erfordern. Beſchluß wurde nicht gefaßt, da die Frage erſt in den einzelnen Fraktionen Gegenſtand einer gründlichen Beratung ſein ſoll.— Im Jahre 1927 werden keine verbilligten Baudarlehen wie bisher mehr gegeben werden können. Die Stadtverordnetenverſammlung von Münſter i. W. wählte in geheimer Abſtimmung mit 26 von 45 Stimmen Stadtrat Schlanſtein(Münſter) zum Zwei⸗ ten Bürgermeiſter, als Nachfolger des zum Ober⸗ bürgermeiſter von Wanne⸗Eikel gewählten bisherigen Bür⸗ germeiſters Kiwitt. Selbstschuiz bei Grippe Die Ansteckung erfolgt bekanntlich dureh Mund und Nase. Halten Sie daher immer eine Eas65 „Baden-Badener Pastille“ im Munde, auf der Straße, im Geschäft und auf Reisen! Sie wirken prophylaktisch, schleimlösend und stillen den Hustenreiz. „BADAG-Boromenth“, die milde, reizlose und bakterieid wirkende Schnupfensalbe, verhindert den lästigen Schnupfen und schafft Luft. Erhältlich in Apotheken bezw. Drogerien zu RM..— die Packung, evtl. direkt durch den Generalvertrieb: 8 Dr. Theinhardt.-., Stuttgart-Cannstatt 45 Abt. Pharm. Präparate. — 292 Theater und Muſik Nationaltheater Mannheim. In der letzten Vor⸗ ſtellung des Luſtſpiels„Dover— Calais“ iſt der Trägerin der Hauptrolle ydia Buſch bedauerlicherweiſe ein Un⸗ fall zugeſtoßen. Beim Schluß des Stücks, der ſie einen Sentaſprung ins Meer tun läßt, durchſchlug ſie eine Schutz⸗ platte und ſtürzte in die Verſenkung, in deren Tiefe ſie wie durch ein Wunder einen, gegenüber der großen Gefahr des Sturzes, gering zu nennenden Schaden nahm. Die Künſt⸗ lerin iſt dadurch einige Tage am Auftreten verhindert, ſo daß heute abend Emmi Reinhardt von den ſtädt. Schau⸗ ſpielen Baden⸗Baden die Rolle der Gladys'Halloran in dem genannten Stück ſpielt. Am kommenden Samstag wird Frau Buſch wieder in„Dover— Calais“ auftreten können. Das Stück wird anſtelle der auf den 3. Februar verlegten Uraufführung von Unruhs„Bonaparte“ an dieſem Tage wiederholt.— Wie uns mitgeteilt wird, hat der Oberregiſſeur des Schauſpiels Heinz Dietrich Kenter einen ehrenvollen Ruf an das Wiener Burgtheater erhalten. Da die Meldung kaum dahin verſtanden ſein kann, daß es ſich um die Auffor⸗ derung zu einem Gaſtſpiel handelt, beſteht die Möglichkeit, daß das Mannheimer Schauſpiel ſeine zur Zeit weitaus be⸗ deutendſte Regiekraft verliert, was ſehr zu bedauern wäre. Mannheimer Künſtler auswärts. Im„Landauer An⸗ zeiger“ leſen wir über ein Konzert u. a. des Muſikvereins Edenkoben:„Die Soliſten zeigten im allgemeinen ſehr gute Leiſtungen. Frau Emma Wolf⸗Dengel, Mannheim, von der ich außer der Altpartie in der Roſe noch Widmung von Schumann hörte, beſitzt eine ſehr ergiebige, klanglich leuchtende, in allen Lagen ſehr gut durchgebildete ideale Altſtimme, der bezüglich der Technik der Tonbildung wie der Sprachbehand⸗ lung die künſtleriſche Vollreife zugeſprochen werden muß. Fräulein Aenne Hildenbrand leine Schülerin von Frau Emma Wolf⸗Dengel) Mannheim, ſang die Sopranpartie. Tech⸗ niſch ſehr gut geſchult, nur dem Anſatz der geſtellten Kunſt⸗ timme die Hellheiten und Dunkelheiten ihres ſchönen und klangreichen Organs ſehr gut vereinigend, betonte ſie auch, be⸗ Auters im erſten Teil, ſtark den Gefühlsgehalt der melodiſchen ie.“ Konzert und Theater in Heidelberg. Der Bachver⸗ een hat ſeit dem Vorjahr ſeine Soliſtenkonzerte wieder auf⸗ genommen und iſt beſtrebt, für dieſe Abende wie früher Künſt⸗ ler von Rang zu verpflichten. Flona Durigos Name hat noch immer Klang in der Welt des Kunſtgeſangs, obwohl auch an dieſer Stimme die Zeit nicht ſpurlos vorübergegangen iſt. Was dem Organ an Schmelz heute fehlt, wird durch Technik, klare Deklamation und Intelligenz des Vortrags, der aber im allgemeinen doch kühl läßt, erſetzt. Frau Durigo ſang Goethe⸗ lieder von Beethoven, Schubert, Hugo Wolf und Ottmar Schoeck, von Dr. Poppen etwas trocken, aber ſicher am Flügel begleitet.— In der Oper herrſcht ſeit dem erſten Weihnachts⸗ feiertag Grabesſtille.„Waffenſchmied“,„Mignon“ und„Hänſel und Gretel“ müſſen helfen den Spielplan, der durch Grippe⸗ erkrankungen im Schauſpiel und in der Operette gefährdet iſt, aufrechtzuerhalten. Die muſikaliſche Leitung des„Waffen⸗ ſchmieds“ iſt auf Dr. Eduard Weiß übergegangen, der die Lortzingſche Muſik mit lebendiger Friſche und geſchmackvoller Differenziertheit interpretierte. Herr Welker, der als Adel⸗ hof einſprang, bringt für die Partie dem Leibesumfang ana⸗ loge Stimme mit, zeigt Anſätze von Begabung für Humor, die 505 bei voller Beherrſchung der Partie ſicher noch en. 85 Kleiber dirigiert ein Gedächtniskonzert für Ferdinaud Wagner. Im Mal dieſes Jahres wird es ſich jähren, daß der allzu früh verſtorbene Generalmuſikdirektor Ferdinand Wag⸗ ner⸗Karlsruhe zum letzten Male ein Konzert des Nürn⸗ berger Philharmoniſchen Vereins dirigiert hat. In an⸗ betracht der engen Verbundenheit Wagners mit Nürnberg, der Stadt ſeines rapiden Aufſtiegs, und mit dem Nürnberger Philharmoniſchen Verein, veranſtaltet dieſer im Monat Mai ein Gedächtniskonzert für Fedinand Wagner, als deſſen Diri⸗ gent Generalmuſikdirektor Erich Kleiber⸗Berlin gewonnen wurde. Der Verein gibt auch bekannt, daß er die Fürſorge für Ferd. Wagners Hinterbliebenen als ſeine vornehmſte Pflicht erachtet.., N. er Der 22. Deutſche Geographentag in Karlsruhe. Der diesjährige 22. deutſche Geographentag wird vom 6. bis ein⸗ ſchließlich 12. Juni ds. Is.(Pfingſtwoche) in Karlsruhe ab⸗ gehalten. Es werden zu dieſer Tagung etwa 1000 auswärtige Teilnehmer, Gelehrte und Schulmänner aus dem gauzer Reiche, ſowie aus Oeſterreich, der Schweiz, Holland, Skandi⸗ navien und der Tſchechoſlowakei erwartet, u. a. ſteht auch die Teilnahme des berühmten ſchwediſchen Naturforſchers Spen Hedin in Ausſicht. Somit verſpricht dieſer Geographentag, der von dem Profeſſor an der Univerſität München, Geheim⸗ rat Dr. von Drygalski, gleichfalls einem namhaften Gelehrten, geleitet wird, ein ſehr bedeutſames Ereignis für die badiſche Landeshauptſtadt und die deutſche Südweſtecke zu werden. Mit der Tagung iſt eine große geographiſche Aus⸗ — ſtellung verbunden, die in der ſtädtiſchen Ausſtellungshalle eine intereſſante Schau geographiſcher und topographiſcher Werke, Reliefs und Karten bringen wird. Die Vorarbeiten ſind in vollem Gange. Es iſt zu hoffen, daß dem diesjährige deutſchen Geographentag in Karlsruhe ein voller ideeller Er⸗ folg beſchieden ſein möge. Künſtliches Silber Herſtellungspreis nur 3 Kr. für das Kilo Aus dem etwa 40 Kilometer von Oslo entfernt im Oslo⸗ fjord liegenden kleinen Badeorte Dröbäk kommt folgende aufſehenerregende Mitteilung: In den vor eini⸗ ger Zeit von dem Norwegiſch⸗Amerikaner Elſtad käuflich er⸗ worbenen Ellefabriken hat der Genannte im Beiſein erſter Autoritäten innerhalb eines Zeitraumes von acht Stunden von den Fachleuten mitgebrachtes Blei in reines Sil⸗ ber verwandelt. Der Fabrikationsprozeß iſt verhältnis⸗ mäßig einfach, die Koſten derart gering, daß ſich die geſamten Herſtellungskoſten für ein Kilo Silber nach der Methode El⸗ ſtad nur auf 3 Kronen belaufen. In einem gewöhnlichen Schmelztiegel wird ein halbes Kilo Blei während etwa acht Stunden auf 800 Grad erhitzt und ſtändig bei dieſer Tempera⸗ tur gehalten. Während dieſer Zeit wird eine Flüſſigkeit, die das Geheimnis des Erfinders iſt, nach und nach vorſichtig in das flüſſige Blei geknetet. Nach der Abkühlung erhält man auf dieſe Weiſe eine kriſtalliſche Bleiverbindung, die hierauf in einem anderen Schmelztiegel bis zur Weißglut erhitzt wird. Nach Zuſatz einer weiteren Säure und abermaliger Abkühlung erhält man bei dem Prozeß nahezu reines Silber, während der grötzte Teil des Bleies verdampft. Wie verlautet, ſind mehrere der größten Silberkonſu⸗ menten von Oslo an dem Unternehmen Elſtads finanziell be⸗ teiligt. Die Fabrikation ſoll ſofort in großem Stile aufgenom⸗ men werden und man rechnet damit, daß man bereits in kur⸗ zer Zeit 2 Tonnen Silber täglich wird herſtellen können, wo⸗ durch der Silberpreis, der gegenwärtig etwa 80 Kronen per Kilo beträgt, ganz erheblich gedrückt werden dürfte. Obwohl in der Dröbäker Meldung ausdrücklich darauf hingewieſen wird, daß Herr Elſtad bei ſeinem Prozeſſe Bleti verwandt hat, das von anderen mitgebracht wurde und noch dazu von Autoritäten und dieſes in reines Silber verwandelt bat, wird man gut tun, den aufſehenerregenden Mitteilungen ſolange ſkeptiſch gegenüberzuſtehen, bis nähere Mitteilungen und ausreichende Proben dieſes künſtlichen Silbers vorliegen. I. B. ——— 4. Seite. Nr. 0 Neue Maunheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) Dienstag, den 25. Januar 1027 Gerichtszeitung Räuberiſche Erpreſſung oͤreier Pſeudo⸗Kriminalbeamten Ueberfall auf Angeſtellte einer Heidelberger Firma am 18. März 1924 in Mannheim.— Jnhaftierung der Augeſtellten in einem Abort des Mannheimer Schloſſes.— Schwere Zuchthaus⸗ und Gefängnisſtraſen. Vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Mann⸗ heim begann heute vormittag die Berufungsverhandlung gegen die dret Straßenräuber, die am 18. März 1924 ſich als ranzöſiſche Kriminalbeamten ausgaben und zwei Privatbeamte einer Heidelberger Firma, die bei der Badiſchen Girozentrale Geld abholten, zwiſchen L. 2 und M 2 feſt⸗ nahmen, nach dem Schloß transportierten, dort einſperrten, ihnen den Geldͤbetrag abnahmen und darauf flüchteten. Täter wurden im Rheinland erwiſcht und zwei von ihnen der Heizer Joſef Schönenberg aus Beuel und der Tech⸗ niker Wilhelm Otto Voſſeler aus Göppingen am 26. Nov. 4926 vom hieſigen Großen Schöffengericht zu je 7 Jahren HZuchthaus und der Dritte, Kñaufmann Sigmund Gottſchalk aus Königsfeld zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Da dſe drei Berufung gegen das Urteil eingelegt hatten, kam die Sache heute nochmals zur Verhandlung. Vorſitzender iſt Land⸗ gerichtsrat Dr. Leſer, beiſitzende Richter Landgerichts⸗ rat Ullrich und Artsgerichtsrat Kühn. Die Anklage ver⸗ tritt Staatsanwalt Weiß.*5 Die Drei werden, wie wir ſeinerzeit ausführlich berichte⸗ ten, beſchuldigt, daß ſie am 18. März 1924, vormittags zwiſchen 11 ͤ und 12 Uhr auf der Straße zwiſchen den L⸗ und M⸗ Quadraten und im. Bereich des Schloſſes in Zuſammenwirken mit einer noch nicht ermittelten vierten Perſon zwei Ange⸗ ſtellte anßielten. Es waren dies Ludwig Schmitt und Friedrich Düll von der Firma Held u. Franke. Süddeutſche Bau.⸗G. in Heidelberg, die für ihre Geſellſchaft bei der Badiſchen Girozentrale 18 620 Mark in verſchiedenen Geld⸗ ſorten abgeboben hatten. Schöneberg, Voſſeler und Gottſchalk gaben ſich als franzöſiſche und deutſche Kriminalbeamte aus, die eine Finanzkontrolle vorzunehmen hätten. Sie nahmen den beiden Angeſtellten zunächſt den Paß ab und for⸗ derten ſie unter Droßungen und mit Waffengewalt zum Mit⸗ gehen auf. Als die Angeſtellten nicht gleich mitwollten, wur⸗ den ſie einfach feſtgenommen und nach dem weſtlichen Flügel des Schloſſes gebracht. Hier wurden den befden Arreſtanten die Taſchen durchſucht, ihnen der bereits erwähnte Geldbetrag von 13620 Mark und dem Schmitt obendrein noch ein Meſſer abgenommen. Nach der Durch⸗ ſuchung wurden beide Angeſtellte in den Vorraum eines Abortes eingeſperrt, aus dem ſie erſt nach einer Stunde durch einen franzöſiſchen Offitzier befreit wurden. So weit das Mannßeimer Gaſtſpiel. Wenige Wochen ſpäter, am 15. April 1924. tauchten ſie in Aachen auf, wo ſie den Kaufmann Otto Lehntann und den Lehrling Kurt Meiſenkothen, Angeſtellte der Gewerkſchaft Sovßie Jakolia, Steinkoblenbergwerk in Hückelhoyen, die für dieſe Gewerk⸗ ſchaft bei der Deutſchen Bank in Aachen 45000 Mark in Empfang genommen hatten, auf der Straße anhielten, ſich als belgiſche Kriminalbeamte ausgaben und ſie unter Drohungen und unter Waffengewalt nach dem Maunheimer Muſter veranlaßten, nach der Adal⸗ bertſtraße 30 mitzugehen, wo ſich die belgiſche Beſatzungsbe⸗ hörde befand. Beiden wurde der Handkoffer mit der Summe abgenommen, da er„beſchlagnahmt“ ſei. Schlteßlich würden beide Angeſtellte nach einer Rumpelkammer verbracht, dieſe abgeſchloſſen, worauf die Täter die 45000 Mk. unter ſich verteilten. Schönenberg, der ſich bei der Verhandlung am 26. Nov. wie ein Jammerlappen benahm; ſtark ſimulierte und ſeine Ausſagen nur ſtotternd vorbrachte, macht heute eine entſchieden beſſere Figur. Sein Ausſehen hat ſich während der Haft zu ſeinem Vorteil geändert, er ſpricht faſt fließend und ſein Aeußeres iſt gepflegter. Voſſeler verteidigt ſich mit großem Wortaufwand, hat ſeine Verteidigungsrede zu Papier gebracht und liefk aus dem Manuſkript. Da er zu weit⸗ ſchweifig wird, wird er vom Vorſitzenden wiederholt unter⸗ brochen und ihm ſchließlich das Wort entzogen. Er verſucht das gleiche Manöver anzuwenden, wie in Köln, wo man ihn ſchließlich laufen laſſen mußte, weil die Zeugen ihn nicht mehr mit Gewißheit erkannten. Hier in Mannbeim hatte er aber inſofern Pech, daß ſowohl er, als auch die beiden an⸗ dern Täter von den Zeugen mit aller Beſtimmtheit wieder erkannt wurden. Der Z. Angeklagte, der zwiſchen zwei Kriminalbeamten ſaß und den Verhandlungen faſt teilnahms⸗ los mit geſenktem Kopfe lauſchte, verzichtet auf das Wort. Es folgten die Gutachten der beiden Sachverſtändigen Dr. Willy Maſer⸗Groß von der Pfychiatriſchen Klinik Hei⸗ delberg und von Direktor Dr. Mhckel von der Heil⸗ und Pflegeanſtalt Wiesloch. Voſſeler ſtellte hierauf den An⸗ trag zur weiteren Einvernahme von 12 Zeugen was der Gexrichtshof jedoch ablehnte. Staatsanwalt Weiß geißelte die Gemeinuhelten der Angeklagten, die ſich während der Beſatzung ihre Opfer unter den Lauds⸗ leuten herausſuchten, dieſe ausnützten, um ſich ſelbſt zu bereichern. geſellſchaft. Mildernde Umſtände ſind zu verſagen. Nach den Plaidoyers der.⸗A. Dr. Pfeiffenberger für Schönenberg..⸗A. Dr. Stol!l für Voſſeler und.⸗A. Dr Hecht für Gottſchalk führte Voſſeler aus, daß er in erſter Inſtanz zu Unrecht verurteilt worden ſei. Urteil: Das Gericht fällte folgendes Urteil: 5 Der Angeklagte Schönenberg wird zu 6, Jahren und der Angekfagte Voſſeler zu 7 Jahren Zuchthanß verurteilt. Goriſchalk erhält 5 Jahre Gefzuguls abzügl. 3 Monate Unterſuchungshaft. Die bürgerlichen Ehrenrechte werden allen brei Angeklagten auf 5 Jahre abgeſprochen. ch. 60-65-80-90 bis 178 M. Wochenraten von 4 Mark an. Die Voſſeler iſt der Haupträdelsfüßrer der Räuber⸗ Lorenz Tonani mit 2 Runden Vortsprung — weiter: Buschenhagen innnn m memmmemmmmmeeeeeeeeeeeeee Direkt ab Fabrik durch 160 Mifa-Fabrikverkaufsstellen Niederlassung für Suddeutschland: München, Klarastrage 20 Mlla-Eabrikvelkaufsstelle: Mannheim, N 4, 10, Leiter: L. Jung Schweiz Eine Alpenräuberin iſt von der Schwetzer Poltzei nach einer Verfolgung von zwei Monaten enblich in der Perſon eines 1hlährigen Mädchens namens Marie Godet verhaſtet worden. Sie wurde in einer Bergfarm in der Nähe von Chate⸗ lard, etwa 600 Meter oberhalb Montreux am Genfer See er⸗ wiſcht. Die Poltzei hatte in der letzten Zeit von verſchiedenen Seiten Mitteilung erhalten, daß Villen und Schwetzer Hütten, die nur während des Sommers von ihren Beſitzern bewohnt werden, von einem Einbrecher geplündert worden waren. Man verfolgte die Spur und faßte die Räuberin, als ſie gerade eine ſolche Schweizer Hütte mit ihrer Beute verließ. Sie trug außerdem eine Handtaſche, die ihre Einbruchswerkzeuge ent⸗ hielt. Bei ihrer Verhaftung erklärte ſie lächelnd, daß ſie in den letzten Monaten ein recht aunehmbares Leben geführt habe. Sie ſtahl nur Nahrungsmittel, Weine, Kleider und leicht transportable Wertobjekte und pfegte in dem Haus, in bas ſie eingebröchen war, mehrere Nächte in den beſten Betten zu übernachten. Frankreich Die Dummen werden nicht alle und die Klugen auch nicht. Und wenn einer beſonders klug ſein will, ſtellt ſich zuweilen heraus, daß er der Dumme geweſen iſt. Eine ſolche ergötzliche Geſchichte ereignete ſich in Paris vor einigen Tagen. Ging da ein braver Bürger mit ſeiner Ehehälfte unter den Arkaden der Rue de Rivoli, die beſonders bei ſchlechtem Wetter beliebt ſind, ſpazieren. An einer Straßenecke wurde er von einem Mann angeſprochen, der von ſeinem Mißgeſchick auf der Renn⸗ bahn und von Verpflichtungen, die er noch am gleichen Abhend erfüllen müſſe, erzählte und ſich nach der Adreſſe des nächſten Pfandhauſes erkundigte. Der angeredete gute Mann, der aus der Provinz für den Sonntag in die Hauptſtadt gekommen war, kannte ein ſolches nicht, meinte aber, die Leihhäuſer wür⸗ den wohl am Sonntag geſchloſſen ſein; aber er merkte nichts. Der unglückliche Rennhbahnbeſucher zog nun eine dicke goldene Uhr heraus, die er verſetzen wollte. Auf die Frage des Spa⸗ ziergängerpaares nach dem Wert, meinte er beſcheiden, ſi habe vor dem Kriege 500 Franken gekoſtet, aber er wäre zufrieden, wenn man ihm fetzt 350 Franken dafür gebe. Ein weiterer Spaziergänger miſchte ſich in die Unterhaltung, beſichtigte die Uhr: Das iſt ja ein Chronometer, meinte er leichthin. Unſer Provinzler rechnete ſchnell: Goldfranken, Papierfranken, Preisſteigerung uſw. und, um ihm gefällig zu ſein, bot er dem Unbekannten freundlich die verlangten 350 Franken. Gemacht — beide gingen, vergnügt im Gefühl ein gutes Geſchäft gemacht zu haben, ihrer Wege, unſer braver Bürger auch noch moraliſch beglückt über ſein treues, hilfsbereites Herz, das er vor ſeiner Gattin und den beiden Fremden beweiſen konnte. Am nächſten Tage berührte ihn deshalb boppelt ſchmerzlich die Auskunft eines Uhrmachers, daß der Chronometer höchſtens 30 Franken wert ſei(in Papier!), und er lief zum Kadi. Und Paris lacht. Moraliſch ſcheint es zweifelhaft, wer von den beiden Ehren⸗ männern etwas vor dem andern voraushat. Vielleicht ſind aber die meiſten Sympathien noch auf der Seite des Gauners, dem eine einfache Rechnung auf die Dummheit und Gewinn⸗ ſucht gelungen iſt, während für den andern eine verwickelte, etwas hinterhältige Gewinnrechnung, in die auch noch das gute Herz in wenig ſchöner Weiſe als Faktor eingeſtellt worden war, ſich praktiſch in die Tatſache eines peinlichen Verluſtes auflöſte. Spanien Ein alter ſpaniſcher Prieſter, der in Nordſpanien in den Bergen Aſturiens ein Waiſenheim unterhält und am Ende ſeiner Mittel war, kaufte für den Betrag von etwa 50 Mark — für ihn eine erhebliche Summe— ein Zwanzigſtel Los der Staatslotterie. Um aber ſicher zu gehen, ſchrieb er, wie eine Madrider Zeitung berichtet, dem Lotterie⸗Direktor fol⸗ genden Brief:„Es würde ſehr freundlich von Ihnen ſein, wenn Sie es ſo einrichten könnten, daß meine Nummer(17229) einen Preis gewänne. Auch der kleinſte Gewinn würde für uns von großer Hilfe ſein und Gott wird es Ihnen lohnen.“ Der Lotteriedirektor war begreiflicherweiſe von dem Brieſe nicht ſehr erbaut und dachte zunächſt daran, den Verfaſſer durch die Polizei feſtnehmen zu laſſen, Da es ſich aber um einen Prieſter handelte, ſah er davon ab. Als dann der Zie⸗ hungstag kam, fiel auf die Nummer 17229 der erſte Preis und der Prieſter erhielt einen Betrag von faſt einer halben Million. Feſt davon überzeugt, daß ſein Schreiben ihm dieſen Erfolg geſichert hatte, ſetzte er ſich alſobald hin und ſchrieb dem Lotteriedirektor einen zweiten Brief folgenden Wort⸗ lautes:„Sie ſind unſer großer Wohltäter. Ihr Name ſoll in goldenen Lettern in unſerer Kapelle augebracht werden und alle meine Waiſen werden Sie ſegnen. Denn dank Ihrer Zu⸗ wendung brauchen ſie nun nicht mehr zu hungern und zu frieren.“ Der ſtaatliche Lotteriedirektor wird es ſich gefallen laſſen müſſen, daß er in den Annalen der Waiſenanftalt als ein heiliger Stifter fortlebt. Holland Ein etwas Betrugsfall wird aus dem holländiſchen Dorf Kaalheide berichtet. Eine hollänbiſche Zeitung hatte vor einigen Tagen Abbildungen der Vorder⸗ und Rückſeite der neuen Banknoten über deaſes, Gulden veröffentlicht. Eine Frau aus Spekholzerheide, die ſich recht wohl bewußt war, daß es noch eine ganze Menge Menſchen gibt, die— wie man zu ſagen Fauech— dümmer ſind, als die Polizei erkaubt, war nun auf den Gedanken gekommen, dieſe Abbildungen aus der Zeitung herauszuſchneiden, Vorbder⸗ und Rückſeite hübſch akkurat aufeinander zu heften und dieſen Ausſchnitt als Zahlungsmittel zu benutzen. In der Tat fiel eine Geſchäftsfrau in Kaalheide auf dieſe„neue Banknote“ herein. Später wurde allerdings der Betrug aufgedeckt und ie allzu derelg Frau aus Spekholzerheide wird ſich nun⸗ mehr vor dem Strafrichter zu verantworten haben. Schweden An der Küſte pon Norxrland(Schweden) befindet ſich mitten im Meere eine Stelle, die mit Sußwaſſer augefüllt 2— — — Ein Blitk über die Welt Eine Alpenräuberin— Schlechter Handel— Der verkannte Lotteriegewinn— Banknoten aus Zeitungs⸗ papier— Eine Süßwaſſerſtelle mitten im Meer— Rieſige Eishöhle in Rußland iſt. Sie iſt ſchon ſeit langem bei den Schiffern bekannt, die an dieſer Küſte tätig ſind und die gewohnt ſind, an dieſer Stelle mitten aus dem Salzwaſſer heraus ihre Trinkwaſſer⸗ beſtände zu ergänzen. Man will jetzt unterſuchen, wie dieſes Naturwunder ſich erklärt. Vorläufig iſt man in den Kreiſen der Wiſſenſchaft der Anſicht, daß dieſe Süßwaſſerſtelle mitten im Meere mit irgend einem Fluß zuſammenhängt, der tief unter der See ſeinen Lauf hat und deſſen Waſſer unter ge⸗ wiſſen Umſtänden bis an die Oberfläche des Meeres empor⸗ gebrängt werden. Trifft dieſe Aunahme zu, ſo müßte immer noch nachgewieſen werden, wie es kommt, daß ſich das Süß⸗ waſſer nur an dieſer beſtimmten Stelle der Meeresoberfläche zeigt. Rußland Eine rieſige Eishöhle, deren Decke und Wände mit phan⸗ taſtiſchen Eisbildungen bedeckt ſind, iſt in der Nähe von Pern im oſteuropäiſchen Rußland entdeckt und von Sachverſtän⸗ digen der Sowjetregierung unterſucht worden. Sie hat eine Untertrdiſche Längenausdehnung von faſt 30 Kilometern, ent⸗ hält mehrere Seen und einen unterkrbiſchen Flußlauf. Die bae beſteht aus einer großen Halle mit rieſigen Eiszapfen und einer Reihe von kleineren Grotten, deren Wände von einem zarten Eis⸗ und Schneegeſpinſt bebeckt ſind. Da die Seen und der Fluß nicht zugefroren ſind und die Lufttem⸗ peratur nur etwa 1 Grad unter dem Gefrierpunkt beträgt, ſo ſind die Sachverſtändigen der Anſicht, daß die Eisbildungen noch aus der Eiszeit ſtammen, in der Europa bis tief in das füdliche Fraukreich von Eis bedeckt war. ..tT Metternachrichten der Kar sruhersandeswetterwarle Beobachtungen badiſcher Wetterſtellen(7 morgens) Luft⸗ Tem Su& EIE. eneen ee ee 8 m m S e Nich. Stärke 845— Wertheim—— 1 7 9No fleichtſ bedeckt Königſtuhl 625 768,7—1 3 8. 80(leicht Nebel Karlsruhe127 7690—2 8— ſtill 1 Bad.⸗Bad. 218 738,3—2 5—3 O ſleicht bedeckt Villingen 780 770,4—1 4—8 8* 1* Feldbg. Hoff 1497 688,5—2—1—5 ſtill heiter Badenweil.“————— St. Blaſien— 25 227ſtill bedeckt Höchenſchw.]——— 105—— i— Nach einem meiſt bewölkten Tage mit bis zu 5 Grad Wärme trat letzte Nacht in Verbindung mit Aufheiterung wieder Strahlungsfroſt ein, ſodaß die heutigen Morgentem⸗ peraturen auch in der Ebene unter Null lagen. Vielfach kam es zur Bildung von Frühnebeln. Während die außerordent⸗ lich tiefe Islandzyklone(Minimum des Luſtdruckes unter 710 mml) große Mengen warmer Luft nach England und dem Norömeer geführt hat, iſt ſeit geſtern Druck⸗ änſtieg über dem Feſtland erfolgt. An der(kaltluft des ſo entſtandenen Hochdruckgebietes gleiten die Warmluftmaſſen der Islandzyklone entlang, ohne die Temperaturverhältniſſe unſeres Landes vorerſt zu beeinfluſſen. Mit der Zeit iſt je⸗ doch Ausbreitnug der warmen Südweſtſtrömung auch auf unſer Land zu erwarten. Wetterausſichten für Mittwoch, 26. Jannar: Zunächſt noch zeitweilig heiter mit Strahlungsfröſten, ſpäter Einſetzen mil⸗ der Südweſtwinde und zunehmende Bewölkung, Südbaden Föhnlage. Schneeberichte Feldberg: 121—130 Ztm., pulverig, ſtill,—8 Grad. Ski⸗ und „Rodelbahn ſehr gut. Titiſee: 71—75 Ztm., etwas verharſcht, Weſt,—4 Grad. Ski⸗ und Rodelbahn ausgezeichnet. Neuſtadt: 36—40 Ztm., etwas verharſcht, ſtill, 4 Grad. Ski⸗ und Rodelbahn gut. St. Georgen: 46—50 Ztm., gekörnt, leichter Weſt, 2 Grad. Ski⸗ und Rodelbahn ſehr gut. Furtwangen: 70 Ztm., pulverig, ſchwacher Nordweſt,—6 Gr. Ski⸗ und Rodelbahn ſehr gut. Königsfeld: 25 Ztm,, vereiſt, friſcher Nordweſt,—3 Grad. Ski⸗ und Rodelbahn ausgezeichnet. Triberg: 66—70 Ztm., gekörnt, ſtill,—6 Grad. Ski⸗ und Ro⸗ delbahn ausgezeichnet. Ruhſtein: 61—65 Itm,, leicht gefroren, leichter Oſt, 72 Grad. Ski⸗ und Rodelbahn gut. Mummelſee: 66—70 Ztm., pulverig, ſtill,—2 Grad. Ski⸗ und Rodelbahn gut. 5 5 Hornisgrinde: 81—85 Ztm.,—10 Ztm. pulv. Neuſchnee, ſtill, 4 Grad. Ski⸗ und Rodelbahn ſehr gut. Herausgeber, Drucker und Berleger: Druckerel Dr. Haas, Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Mannheim, E 6. 2 Oirektlon: Perdinend Heyme. Chefredakteur: Kurt Fiſcher— Berantwortl. Rebakteure: 115 Politit: Hans Alfred Meißner Jeuilleton: Dr. S. Kayſer— Kommunal⸗Politit und Lokakes: Richard Schönfelder— Sport und Reues aus aller Welt: Wily Müller— Handelstell: Kurt Ehmer— OGericht und alles Uebrige: Franz Klrcher— Anzeigen: De. W. E. Stoßner. Ein Verkauf. Kostenlose Beratung und Vorkührung moderner Gas⸗ geräte und elektr. Apparate. Stündige Ausstellung. 46 Besiektigung erbeten. Städt. Wasser-, Gas- und Elekctrizitätswerke, K 7. Geökknet von—-—4½ Uhr täglich. — 32 „ J7%FC ˙• ˙ 1 Neue Maunheimer Zeitung[Abend⸗Ausgabe) 5. Seite. Nr. 40 ———— — 1. Die Frage des Ausgleichs der Aufwertungs⸗ laſten zwiſchen Veräußerer und Erwerber eines in der In⸗ lationszeit veräußerten Grundſtückes iſt inzwiſchen in der Praxis ſehr oft Gegenſtand von Erörterungen geweſen und es liegen hierüber neuerdings wichtige Entſcheidungen von oberen Getichten vor, Wenn der Grundſtücksveräußerer, der das Grundſtück in der Inflationszeit gegen Papiermark veräußert hat, ſich in dem Kaufvertrag verpflichtet hatte, für Beſeitigung beſtimm⸗ ter, auf dem Grundſtück noch eingetragener Hypotheken zu ſorgen, dieſe Beſeitigung jedoch aus irgend einem Grunde nicht vorgenommen hat, ſodaß nunmehr infolge des inzwiſchen ergangenen Aufwertungsgeſetzes die Hypotheken nur mit er⸗ heblichen Aufwendungen für Aufwertung beſeitigt werden können, ſo beſteht nach dem Urteil des Reich⸗gerichts vom 10. Februar 1926 kein Zweifel barüber, daß in dieſem Fall der Grundſtückserwerber von dem Veräußerer zur Leiſtung eines Beitrages herangezogen werden kann. Neuerdings hat das Reichsgericht dieſe Ausgleichsyflich des Grundſtückserwerbers auch auf Fälle ausgedehnt, in denen bei Abſchluß des Kaufvertrages der Grunbſtücksveräußerer lediglich für Laſtenfreihelt garantlert hat und gewiſſe Hypotheken, die damals noch beſtanden haben und die inzwiſchen nicht gelöſcht worden ſind, nunmehr aufgewertet werden ſollen(vergl. Entſcheidung des Reichsgerichts vom 22. September 1926, Juriſtiſche Rundſchau Nr. 2336). Das Reichs⸗ gericht hat in einer weiteren Entſcheidung vom 29. September 1930 Eufiſetſeh Runbſchau Heft 24 Nr. 2537) hierzu noch aus⸗ geführt, daß keine rechtlichen Bedenken dagegen beſtehen, daß dem Grundſtückserwerber in ſolchen Fällen anſtelle einer Bei⸗ tragsleiſtung die Pflicht auſerlegt wird, ſelbſt bie Hypotheken zu beſeitigen. Dieſelben Grundſätze ſind analog auf ſolche Fälle anzu⸗ wenden, in denen zwar die betr. Hypotheken gelöſcht worden ſind, aber kraft Rückwirkung aufgewertet und wieder ein⸗ getraͤgen werden. Es gibt aber nun auch zahlreiche Fälle, in welchen Hypo⸗ theken, die inzwiſchen gelöſcht worden ſind und die nun kraft Rückwirkung wieder aufgewertet werden ſollen, nicht wieder eingetragen werden können, weil das Grundſtück nach Löſchung der Hypotheken auf einen gutgläubigen neuen Erwerber über⸗ gegangen iſt(8 20 des In ſolchen Fällen kommt alſo nur Aufwertung der perſönlichen Forderung kraſft Rück⸗ wirkung in Frage. Kann hier der als perſönlicher Schuldner in Anſpruch genommene Inflattonsverkäufer gegen ſeinen Nachbeſitzer ebenfalls einen Ausgleichsanſpruch geltend machen? Das Oberlandesgericht Stettin hat dies in einer Entſcheidung vom 12. November 1926 verneint, indem es darauf hinweiſt, daß dieſer Fall anders liege, als der vom Reichsgericht in der Entſcheidung vom 10. Februar 1920 be⸗ handelte, da hier lebiglich Aufwertung der der Hypothek zu Grunde liegenden perſönlichen Forderung verlangt werde, die vom Grundſtückserwerber nicht übernommen wor⸗ den ſei. Dieſe Entſcheidung des Oberlandesgerichts Stettin B wird wohl nicht unwiderſprochen blethen. denn es iſt tatſäch⸗ lich nicht einzuſehen, inwiefern dieſer letztere Fall anders zu beurteilen ſein ſoll als der Fall in welchem die Hypothek wie⸗ der eingetragen werden kann. Das Reichsgericht hat in ſeiner Eutſcheidung vom W. 11. 1926 hauptfächlich auf den Vertrags⸗ inhalt zwiſchen Veräußerer und Erwerber abgehoben, indem es ausführt: Zweifellos habe der vereinbarte Preis im wirt⸗ chaftlichen Sinne lediglich die Gegenleiſtung für die Verſchaf⸗ jung des Grundſtücks, nicht zugleich auch eine Gegenleiſtung für die vom Veräußerer übernommene Verpflichtung zur Hypothekenbeſeitigung ſein ſollen. Beide Teile ſeien von ausgegangen, daß die eingetragenen Hypotheken einen wirt⸗ ſchaftlichen Wert nicht mehr darſtellten. Das habe auch der in er fortſchreitenden Inflationszeit, insbeſondere im 118 1923 noch herrſchenden Anſicht entſprochen. Mit der Möglich⸗ keit einer Aufwertung habe man damals nicht rechnen kön⸗ nen. Nur wenn ein ſpekulativer Einſchlag vorliege, alſo dann, wenn der Veräußerer bei Vertragsabſchlußz vot der nnahme ausgegaugen ſei, daß der Grundſatz Mark Mark Gläubiger⸗Schutz Wie ſchützt der Gläubiger ſich im Geſchäftsleben bei Lieferungsverträgen mit Kunden, deren Kreditwürdig⸗ keit ihm nicht bekaunt iſt? leg, Dieſe Frage wird ſich jeder Kaufmann immer wieder vor⸗ egen müſſen, ja in Zeiten wirtſchaftlichen Niedergangs iſt es „drehr denn je im Intereſſe eines georbneten Geſchäftsbetriebes azu gezwungen, das in der Kreditgewährung liegende Riſtko möglichſt herabzumindern. 55 5 Die Geſchäfte mit Kunden bewegen ſich ſaſt ſämtlich 915 zam Rechtsgebiet des Kaufs, Werklieferungsverkrages un erkvertrages. Das juriſtiſche Gemeinſame iſt bei all dieſen Gerkrägen daß es ſich hierbei immer um Zug um Zug Zeſchäfte handelt. Zug um Zug heißt ins Geſchäftsleben ertragen: Ware gegen Geld. Der Lieferer kann alſo ſoangels anderer Verkaufs⸗ und Lieferbedingungen die Ware olange zurückſtellen, bis der Abnehmer den Kaufpreis be⸗ gablt oder ſonſtwie Sicherheit gelelſtet hat. Wie geſtaltet ſich un die Frage praktiſch im Geſchäfksleben? Bet Platzgeſchäften wird der Lieferer die Ware burch zinen Boten präſentieren laſſen, der ſie nur gegen Aus⸗ ändigung des Kauſpreiſes dem Kunden zu übergeben hat⸗ Bei Diſtanzgeſchaften, d. h. Vorkäufen, bei denen die Ware an einen anderen Ort als den der dos ſaleferanten zu ſenden iſt, wird er bei dem Vertragsſchlu 91 henders ausmachen, daß bie Ware unter Nachnahme keiſt. Iſt dees anicht ausdrücklich vereinbart, und wird dann trotzdem 7* Auftrag nachträglich unter Nachnahme ausgeführt, ſo ſind die Nachnahmegebühren ſtets vom Lieferer zu tragen, Oofters „eauftragt man auch einen Spediteur, die mit der Bahn oder 55 Schiff an den Beſteller rollende Ware nur gegen Jahlung des Kaufpreiſez dem Kunden äuszuhändigen. liet Andererſetts iſt dabet immer zu beachten, daß der 11 57 zefern muß, wenn der Kunde ſeine Abnahmebexeit 15 zanerhalb der vertraglichen Grenzen erklärt. Wird dann die LVave nicht geliefert, ſo gerät der Lieferer in Lieferungsver⸗ zug und macht ſich unter Umſtänden ſchadenserſabpflichtig. Ein anderer Weg der im täglichen Leben oft beſchritten leſtd, iſt; den Kunden bei des Vertrages zur Vor⸗ Oiſtung b. h. Vorauszahlung des 1 11 verpflichten, ieſe Art und Weiſe hat für einen ſolf unden immer otwas Verletzendes, wenn ſeine Kredtwürdigkeit als Privat⸗ 5 ader Geſchäftsmann angezweifelt wird, und es wird daher ⸗ nur in beſonderen Fällen im Geſchaͤftsleben dapon Ge⸗ Leteich gemacht. Das allgemeine Recht nach§ 320 B0, die ſ bang bis zur Bewirkung der Kete u nen zu verweigern, iſt damit allerdings durch eine ſolche A machung außer Kraft etz zur sppothekenaufwerkung und Reeht beihehalten werden könne, habe er auch das Aufwertungs⸗ Riſiko übernommen.“ Was für die Hypothek, alſo das ding⸗ liche Recht gilt, gilt aber gleicherweiſe vom wirtſchaftlichen Stanbpunkt aus auch für die perſönliche Forberung. Der Standpunkt des Oberlandesgerichts Stettin würde dazu führen, daß in den Fällen, in welchen eine Wiedereintragung bder betr. Hypothek nicht mehr ſtattſinden kann, die ganze Auf⸗ wertungslaſt bezüglich der perſönlichen Forderung den In⸗ flation⸗veräußerer trifft. Macht er mit Erfolg von der Härte⸗ vorſchrift des§ 15 des Aufw.⸗Geſ. Gebrauch, ſo wäre der Leid⸗ tragende der Gläubiger, dem weder eine Aufwertung der 'mothek, noch der perſönlichen Forderung zuteil würde. Das beſte Geſchäſt würde der Grundſtückserwerber machen, der das Grundſtück laſtenfrei zu einem in gar keinem Verhältnis zu dem heutigen Wert ſtehenden Papiermarkpreis gekauft hat. Es entſpricht zweifellos der Billigkeit, auch hier einen ge⸗ rechten Ausgleich der Aufwertungslaſten zwiſchen den Betei⸗ ligten vorzunehmen. Schließlich ſind noch die Fälle zu erwähnen, in denen der jetzige Grunbſtückseigentümer das Grunöſtück bereits in der Nachinflationszeit gegen Goldmark ebenfalls laſtenfrei ge⸗ kauft hat. Es iſt in erſter Linie an ſolche Fälle zu beuken, in welchen das Grundſtück während der Inflationszeit durch mehrere Hände gegangen und ſchließlich von dem letzten In⸗ flationskäufer vor Inkrafttreten des Aufwertungsgeſetzes an den jetzigen Grundſtückseigentümer gegen Goldmark weiter veräußert worden iſt. Da die betr. Hypothek infolge der Be⸗ ſtimmung des§ 20 des Aufib.⸗Geſ. über den guten Glauben des Grundbuchs nicht wieder eingetragen werden kann und der jetzige Grundſtückseigemimer das Grundſtück laſten⸗ frei exworben hat. ſo kommen als perſönliche Schuldner nur ſeine Rechtsvorgänger in Frage, die ſich gegen die Auf⸗ bürdung der Aufwertung, ſoweit ſie nur gegen Papiermark verkauft haben, mit Erfolg auf§ 15 Ziff. 2 des Aufw.⸗Geſ. können. Der Leidtragende iſt alſo in ſolchen Fällen ebenfalls der Gläubiger, der keine Aufwertung erhält, wäh⸗ rend der fetzige Grundſtückseigentümer das betr. Grundſtück ſehr oft zu einem ſelbſt dem heutigen niederen Verkehrs⸗ wert nicht entſprechenden Goldmarkbetrag bekommen hat, namentlich wenn es ſch um Verkäufe aus der erſten Zeit nach Stabiliſterung der Währung handelt. Eine obergerichtliche Entſcheidung darüber, ob auch in ſolchen Fällen eine(zweifel⸗ los oft angemeſſen erſcheinende) Ausgleichspflicht gegeben iſt, liegt bis jetzt noch nicht vor. 2. Zu dem von Rechtsanwalt Dr. Simon behandelten Thema der freien Aufwertungsmöglichketten (vergl. die Beilage Geſetz und Recht zu Nr. 560 der„Neuen Mannheimer Zeitung“ vom Freitag, den 3. Dezember 1926, Mittag⸗Ausgabe) möchte ich auf einen Aufſatz von Reichs⸗ gerichtsrat Dr. Flad in der Aufwertungsprazis zu Heft J der Deutſchen Steuerzeitung vom Januar 1927, Seite 66, hin⸗ weiſen, in welchem insbeſondere die verſchiedenartige Rechts⸗ ſprechung der Eivllſenate II und Fi einerſeits und und andererſeits des Reichsgerichts näher eingegangen wird. Der zerfaſſer weiſt in ſeinem Aufſatz u. a. darauf bin, daß die weitaus meiſten Fälle gerade der reichsgerichtlichen Rechts⸗ ſprechung, wenn die Aufwertung aus zeitlichen Geſichts⸗ punkten verſagt wurde, dem Handelsrechtverkehr an⸗ gehören. Wo es auf raſchen Umſatz der Sachleiſtung gegen Geld, auf raſche Weiterveräußerung der erworbenen Ware, auf raſche Wiederanlegung erlangten Geldes in Ware an⸗ kommt, entſpreche es nach den Grundſätzen des§ 242.G. B. zumeiſt der Sachlage und insbeſondere auch dem Willen der Parteien, die Aufwertung einer empfangenen Zahlung, die als Erfüllung geleiſtet und angenommen iſt, zu verſagen. An⸗ ders liegt die Sache dagegen hei Grundſtücksver⸗ käufen, wo es ſich nicht um Geſchäfte des täglichen Wirt⸗ de ee ſondern um Geſchäfte handelt, wie ſie im Leben es Indtviduums vereinzelt bleiben und um Geldanſprüche, die häufig einen weſentlichen Teil der wirtſchaftlichen Exi⸗ benöhenraes des Einzelnen ausmachen. Die Entwicklung er Rechtſprechung iſt alſo für die einzelnen Gruppen von Geſchäften je nach ihrer wirtſchaftlichen Eigenart verſchieden. Amtsgerichtsrat v. FErankenberg Männheim. geſetzt und der Lieferer braucht erſt nach Erhalt der Kauf⸗ ſumme die Ware zu liefern. Jührt nun dieſe Vorleiſtungsklauſel auch dann immer ſeln gewünſchten Ziel, wenn der Lieferer ſich auf Grund einer Verkaufs⸗ und Lieferbedingungen 45 Abſchluß von a Kreditgeſchäften verpflichtet und dadurch allgemein die Vor⸗ leiſtung übernommen hat. Zu dieſem Zweck iſt der diefe kage behandelnde 8 J21 BB. bezüglich ſeiner beſonderen 12—77 näher zu betrachten. Nach dieſer Beſtimmung muß e 1. ſich hierbet um eine Vorleiſtung des Lieferers handeln, 2. weiter muß eine weſentliche Verſchlechterung in der Vermögenslage des Kunden eingetreten ſein, 3.—425 darf die Verſchlechterung nicht ſchon vor dem 45 5 enden Tage des Vertragsabſchluſſes eingetreten ein. Letzterer Vermögensverfall ſchutzt alſo den Lieferer nur dann, wenn der Kunde erſt nach dem Abſchluß des Geſchäfts den Kredit einbüßt. Erfährt dagegen der Lieferer davon ben daß die Srde eee des Kunden ſchon vor dem Zettpunkt des Verkragsabſchluſſes eingetreten wär, ſo will er natürlich 9 dieſem Fall laiz Geld nicht verlleren und wird zunächſt die Vorauslieferung der Ware verweigern. Weiter wird er nachträglich vorher nicht beſprochene Lleferungs⸗ ebingungen dem Kunden ſtellen und dadurch verſuchen, die orleiſtung auf deſſen 1. L abzuwälzen. In den meiſten ällen wird der Kunde weigern, darauf einzugehen. Viel⸗ mehr wird er dann ſi 1 auf die allgemeinen Ver⸗ 117 und Lieferbedingungen ſtützen, die heute faſt alle ein ängeres ae e und dabei zunächſt eine Nach⸗ friſt ſtellen, nach deren Verlauf er klagweiſe gegen den Lieferet wegen der Lieferung vorgehen wird. Der Lieferer ſſt bei derartigen Kreditgeſchäften immer in einer Zwangslage lie⸗ ern zu müſſen, ohne auch eine Gewühr zu haben, zu ſeinem Helde kommen zu können. Dieſe Sonderfälle, in deuen 321 B. keinen Gläzubigerſchutz gewährt, ſind im Geſchäfts⸗ eben heute gar nicht ſelten. Es bleibt ſonach dem Kaufmann nichts anderes übrig, als in den Verkaufs⸗ und Lieferbedingungen den Abſchluß des Pertrages Uufz hinauszuſchteben und denſelben pon einer beſonderen Auffragsbeſtätigung der Lieferfitma e gu machen. Die Zwiſchenzeit wird ein vor 10 azu benutzen, eine Kreditauskunft einzuho die Mahnung nicht oft genug wiederholt werden, niemals ein Geſchäft abzuſchließen, ehe man als Lieferant im Beſitz einer gütſtigen Auskunft über den Kunden gelaugt iſt. Dr. K. Reißig⸗Heidelberg. an —— Die Aufwertung von Sparkaſſenguthaben in Baden Von Rechtsanwalt Friedrich Schauer⸗Freiburg i. B. (Nachdruck verboten.) Das Mindeſtmaß von Aufwertung, welches das Aufwer⸗ tungsgeſetz(beſſer geſagt„Abwertungsgeſetz“) zuläßt, üind 12 Prozent des ſog. Goldwertes des Sparguthabens. Als Goldmarkwert gilt bis zum 1. Januar 1918 der Nennbetrag, von da an der in der Umwertungstabelle des Geſetzes be⸗ timmte Wert. Für ganz Baden hat Miniſter Remmele verordnet, daß den Sparern nur dies Mindeſtmaß zu gewähren iſt ohne Rückſicht auf die gewiß verſchiedene Leiſtungsfähigkeit der einzelnen Sparkaſſen und der Gemeinden, welche für ſie bürgen. Dieſe 12% Prozent ſind fällig zur Hälfte in 6 Jahren und zur anderen Hälfte in 12 Jahren, verzinslich vom 1. Januar 1927 an und zwar bis 1. Jauuar 1932 mit 3 Prozent, von da an zu den für die übrigen Spareinlagen geltenden Sätzen, Eine ganz unſoziale, b. h. die wirtſchaftlich Schwachen allein treffende Vorſchrift beſagt, daß Guthaben, die bei ihrer Um⸗ rechnung in Goldmark 8 RM. nicht erreichen, überhaupt nicht aufgewertet werden. Die Kaufkraft eines Guthabens in deut⸗ ſcher Papiermark war bedeutend höher als dleſenige des Gold⸗ märkwertes, in welcher der Papiermarkbetrag berechnet wird. Danach ſtellten die Einlagen bis zu einem Umrechnungswert von 8 GM. mehr dar als 8 Goldmark, ſobaß dem Einleger mehr wie 8 GM. verloren gehen. Dazu gehen ihm verloxen die daraus fließenden Zinſen, welche bekanntlich mit. Zinſes⸗ zinſen bald die Einlage verdoppeln. Häufig werden z. B. für Kinder ganz kleine Summen auf Sparbuch einbezahlt, welche ihnen im Lauf der Jahre ein kleines Kayital zur Aus⸗ bildung, Ausſtattung und Aehnlichem ergeben ſollen. Deſſen werden die Einleger beraubt! Allem giecht zuwider beſteht folgende Beſtimmung: Rück⸗ zahlungen aus der Zeit vom 1. Januar 1918 bis 15. Juni 1922 werden dem Nennwert, Einlagen aus der gleichen Zeit aber nur mit ihrem Goldmarkwert berechnet. Wer z. B. am 1. Juni 1922 in ber Geldentwertungszeit ge⸗ zwungen war, ſein beiſpielsweiſe 5000 Mk. betragendes Spar⸗ guthaben abzuheben, das er vor der Geldentwertung in deut⸗ ſcher Goldmark einbezahlt hatte, dem werden dieſe 5000 GM. geſtrichen, obwohl die Sparkaſſe dieſelben ſeit Jahren nutzbrin⸗ gend angelegt hatte und dafür mindeſtens(wenn ſie in Hyvo⸗ theken angelegt waren) 25 Proz. d. h. 1250(Goldmark) Reichs⸗ mark erhält. Der Sparer aber hat dafür nur 5000 Panier⸗ mark erhalten, welche nach der Umwertungstabele 76 Gold⸗ mark darſtellen. Nimmt man ſelbſt an, daß die 76 GM. eine Kaufkraft von 100 GM. gehabt haben und nimmt man für die Svarkaſſe für die 5000 Mk. den genannten Mindeſtwert von 1250 GM. an, ſo beſteht ein ſchreiendes Mißverhältnis zwiſchen dem, was die Sparkaſſe erhalten hat, und dem, was ſie dem Spaxer zurückbezahlt hat zu Gunſten der Sparkaſſe. Wie aber iſt es im umgekehrten Falle, daß der Sparer am 1. Juni 1922 5000 Papiermark auf ſein Syarbuch einbezahlt hat? In dieſem Falle braucht die Sparkaſſe dem Sparer nur den nach der Tabelle umgerechneten Goldmarkbetrag von 76 GM. gutzuſchreiben Eine entſchädigungsloſe Enteignung ſtellt die Beſtimmung dar, daß die Einzahlungen, welche nach dem 14. Juli 1922 er⸗ folgt ſind, bei der Aufwertung ganz unberückſichtigt bleiben und zwar ohne Rückſicht auf die Höhe ihres Betrages. ie Rückzahlung des Aufwertungsbetrages kann erſt vom 1. Januar 1932 an zur Hälfte, zur andern Hälfte erſt vom 1. Januar 1940 an verlangt werden. 15 Nur ganz bedürftige Perſonen, Schwerkriegsbeſchädigte und Hinterbliebene von Kriegstellnehmern, können auf An⸗ trag den Aufwertungsbetrag innerhalb eines Jahres, von dem Beginn des auf die Antragſtellung folgenden Kalender⸗Vier⸗ teljahres an gerechnet, ausbezahlt erhalten. Literatur Kriminaliſtiſche Monatshefte. In dem Bali⸗Verlag von Berger u. Co in Berlin⸗Charlottenburg Königin Eliſabeth⸗ ſtraße No. 42 iſt eine neue Zeitſchrift erſchienen, welche ſich „Kriminaliſtiſche Monatshefte“ betitelt. Die neue Zeitſchrift, die ſich durch eine ſehr geſchmackvolle Ausſtattung, ausgezeich⸗ neten Druck und reichliche und vorzügliche Bildwiedergabe aus⸗ zeichnet, will einer Anregung der letzten Kriminaliſten⸗Tagung in Innsbruck folgend den Ausbau der Kriminal⸗Wiſſenſchaften durch kriminaliſtiſche Kleinarbeit fördern. Der Endzweck, die kriminaliſtiſche und kriminal⸗pſychologiſche Weiterbildung der Kriminalbeamten liegt nicht zuletzt im Jutereſſe der Allgemein⸗ heit und des Staates. Denn eine intenſive Verbrechens⸗ bekämpfung iſt nur möglich wenn alle damit befaßten Organe ſtändig über die 5 Methoden und wiſſenſchaftlichen Er⸗ kungenſchaften auf bem Laufenden gehalten werden. Die Zeitſchrift bietet aber des weiteren für alle Laien, welche ſich mit Kriminaliſtik befaſſen 1 flr wie Schöffen und Geſchwo⸗ rene, ſowie Allen, welche ſich für dieſe Fragen intereſſieren, eine Menge Anregung durch Artikel, praktiſche Fälle und zu beantwortende intereſſante kriminaliſtiſche Aufgaben. Aus dem Inhalt der erſten beiden Hefte ſei hervorgehoben: Bekämpfung der Zigeunerplage, Bildtelegraphie, Begutachtung von Unter⸗ ſchriftfälſchungen, Pfſychologie der Verleumdung, Perſönlich⸗ keitstypen, Verbrecherhumor, Falſche Geſtändniſſe, Finaus⸗ vergehen, Kriminaliſtiſcher Blick im täglichen Leben, Ku⸗Klux⸗ Klan, Kriminalfälle im Orient, Japaniſche Kriminalität uff. Die Zeitſchrift kann auf das wärmſte empfohlen werden. * Badiſche Steuergeſetze von 1926. Durch die Geſetze vom 24. Juni und 7. Juli ös. Is. wurden das Grund⸗ und Gewerbe⸗ ſteuergeſetz ſowie das Gebäudeſonderſteuergeſetz in ihren weſent⸗ lichen Pantien geändert, das Steuerverteilungsgeſetz bereils im vergangeen Jahre. Es war daher namentlich für die Pravis ſehr wünſchenswerk, den Tezt dieſer Geſetze mit fämtlichem bisher ek⸗ laſſenen Vollzugsvorſcheiften in einer handlichen Ausgabe zuſam⸗ menzuſtellen, Sie iſt ſoeben im Verklag J. Bensheimer Mannhelm erſchtenen, herausgegeben von Dr. Karl Glockner, Präſident des Verwaktungsgerichtshofes, M. d⸗., Sehr zu be⸗ grüßen ſſt, daß auch das Reichsgeſetz über den Geldentwertungs⸗ ausgleich bei bebauten Grundſtücken und das Finanzausgleichgeſetz ſu ſeinet jetzigen Faſſung Aufnahme gefunden haben. Der handliche Band, der 15 verſchiedene Geſetze und Verordnungen enthält, dä⸗ runtetr bereits bie neueſten Vorſchriften vom Seßtember und Oltober ds. Is., iſt bräuchbarer Führer durch die geltende Steuer⸗ eſetzgebun adens. — mann n. Daher kann Eine Grinne- eeil Bpidemie ist laut Zeſtungsnachrichten von Sügwesten hier im Ahauge. Beste Schutzmaßregel: Preimal täglien mit Chinosollösung gurgein und Nasenspillungen. Chinosol ist in all. Apotneken u. Drogerien vorrätig. 0 Versuchspackung nur 60 Pf., grobe Packung(vor- 10 teilhafter) 2. RM. Gebrauchsanwelsung liegt bel. 4 iſt bis 1937 ausgeſchloſſen. 6. Seite. Nr. 40 —— Die 300 Millionen M. Reichsanleihe abgeſchloſſen 200 Millionen werden freihändig verkauft/ 300 Millionen übernimmt Bankenkonſortium feſt/ Sproz. Verzinſung/ Ausgabekurs 92 v. H. Berlin, 25. Jan.(Von unſ. Berliner Büro.) Soeben iſt die Reichsanleihe von 500 Mill. Mark zu ö5 v. H. beieinem Auflagekurs von 92 abgeſchloſſen worden. Ueber die Einzelheiten dieſes bedeutſamen Schrittes erfahren wir von unterrichteter Seite, daß 200 Millionen der Anleihe freihändig begeben werden, während 300 Millionen von Bankenkon⸗ ſortien feſt übernommen werden. Aus dieſer Tatſache geht hervor, daß man in Baukkreiſen die zuverſichtliche Erwartung hegt, daß die Auleihe voll gezeichnet wird. Wenn das geſchäftsführende Miniſterium ſich zu dieſer bedeutſamen Handlung entſchloſſen hat, ſo vor allem des⸗ wegen, weil man die gegenwärtige Geldflüſſigkeit wahrneh⸗ men zu müſſen glaubt, da keine Gewähr dafür gegeben ſei, daß dieſe bis zum Abſchluß der Regierungsverhandlungen andauern wird Der geſchäftsführende Reichsfinanzminiſter hatte ſomit nicht nur das Recht, ſondern auch die Pflicht, die Anleihe ſchon jetzt abzuſchließen. Jedenfalls wäre es abſo⸗ Uit falſch, den raſchen Abſchluß auf eine Geldverknappung des Reiches zurückzuführen. Bekannutlich hat das Reich aus dem Etat das Jahrs 1926 die Ermächtigung zur Aufnahme eine⸗ Anleſhe in Höhe von 900 Mill. und vorausſichtlich wird der Reichstag für den Etat von 1927 eine weitere Ermächti⸗ gung für abermals 500 Mill. geben. Sicher iſt, daß das Reich im Jahr 1927 zur Deckung ſeiner außerordentlichen Ausgaben einen Anleihebedarf von 500 Mill./ haben wird, welche Ausſicht bisher gewiſſermaßen wie ein Damokles⸗ Schwert auf dem Geldmarkt laſtete. Um die Belaſtung des Geldmarktes zu beſeitigen, hat ſich das Finanzminiſterium entſchloſſen, den Geſamtbedarf für 1927 auf einmal auf dem Anleihewege zu decken. Es geſchah dies auch deshalb, weil vorauszuſehen iſt, daß die Anforderungen, die während des Jahre 1927 ſeitens der Privatwirtſchaft an den Geldmarkt geſtellt werden dürften, außerordentlich hoch ſein werden. Es war deshalb auch vom rein wirtſchaftlichen Standpunkt aus ſehr wünſchenswert, daß der Geldmarkt im Jahre 1927 von Anſchaffungen ſeitens des Reiches verſchont bleibt. Ferner war für die Begebung der Anleihe die Erwägung maßgebend, daß im Jahre 1926 die Möglichkeit einer Anleihe zu demgünſtigen Kurs von 5 v. H. nicht beſtanden hat. Das Reich hat dadurch ſeinen Steuerzahlern viel Geld erſpart, daß es bis jetzt gewartet hat und die früheren, aus dem Ausland ſtammenden Angebote, die Anleihen zum Kurſe von über 7 v. H. betrafen, nicht angenommen hat. Ein weiterer Grund für den Abſchluß der Anleihe war, daß das Reichs⸗ finanzminiſterium auf dem bereits im Jahre 1926 eingeſchla⸗ genen Weg einer allmählichen Herabdrückung des Zinsfußes weitergehen wollte, beſonders mit Rückſicht auf den Realkredit ſowohl wie die Bedürfniſſe für den Woh⸗ nungsbau war es rein volkswirtſchaftlich von größter Be⸗ deutung, daß durch den Abſchluß einer 5 v. H. Reichsanleihe gewiſſermaßen ein Standard⸗Zinsfuß für 1927 ge⸗ ſchaffen wurde. Wie in der amtlichen Erklärung noch zum Ausdruck kommt, ſind die freihändig zu begebenden 200 Millionen Reichsmark zum weitaus größten Teil bereits feſt mit vorläufiger Sperrverpflichtung untergebracht. Die Anleihe iſt bis 1934 untilgbar. Von da aber erfolgt die Til⸗ gung innerhalb 25 Jahren durch Ausloſung zum Nennwert. Eine verſtärkte Tilgung oder Geſamtkündigung Die Zeichnung findet zum Kurſe von 92 v. H. in den Tagen vom.—11. Febr. 1927 ſtatt. Die Einzahlung iſt in Höhe des Zeichnungsbetrages zuzüglich der Bezugszinſen ab 1. Februar 1927 in der Zeit vom 21. bis 23. FJebr. 1927 zu leiſten. werden. Die Einführung der Anleihe an den deut⸗ ſchen Börſen und die Erklärung der Lombardfähig⸗ keit bei der Reichsbank wird ſofort in die Wege geleitet * Bank des Berliner Kaſſen⸗Vereins. Der Verwaltungs⸗ rat beſchloß, für das abgelaufene Geſchäftsjahr die Verteilung einer Dividende von 8 v. H.(i. V. 7 v..) auf die St. A. 10 Millionen⸗Emiſſion der Deutſchen Girozentrale. Die 21⸗ Deutſche Girozentrale wird am 26. Januar einen Teil⸗ betrag von 10 Mill.„ der ſeit längerer Zeit geplanten 50 Mill. ⸗ Kommunal⸗Sammel⸗Anleihe zur öffentlichen Zeichnung auflegen. Der Zinsfuß beträgt 6 v. H. Der Zeichnungskurs 96,5 v. H. Ueber die Auflegung der reſtlichen 40 Mill. iſt Entſcheidendes noch nicht beſchloſſen worden. Höhe Anmeldungen ſeitens der Ki Banlt⸗ Alklien. TCom. u. Privatb. 221,0217,5 Tb)Deutſche Bank 195.2193,2 D. Hypothetendk.—.—180.0 22 FTbresdner Bank 188,7 184,0 Eiſen(Caro) 5259 1587 IBönirBerabau 147,9ʃ145,2 Offenbar wird dies davon abhängen, in welcher ommunen eingehen. ——— ⸗d⸗ Eine Neugründung im Rußlandgeſchäft der J. G. Farben⸗ induſtrie. Wie der DßDD. erfährt, iſt unter der Firma Igerußlo Handelsgeſellſchaft m. b. H. Berlin eine neue Geſellſchaft mit einem Stammrapital von 100 000 errichtet worden. Gegenſtand des Unternehmens iſt der Im⸗ und Exporthandel für eigene oder fremde Rechnung in Waren aller Art und aus den Gebieten der U. D. S. S. R. und den Randſtaaten. Zu Geſchäftsführern ſind beſtellt worden: Direktor F. W. Muehlen(.G. Farbeninduſtrie), Frantfurt a.., Kaufmann Max Strobach, Kaufmann Hugo Spitz, beide in Berlin. ⸗o⸗ Ufa—J. G. Farbeninduſtrie. Von Angliederung der Ufa an die.⸗G. Farbeninduſtrie in irgendeiner Form war beranntlich vor einiger Zeit bereits die Rede. Neuerdings tauchen jetzt wieder derartige Gerüchte auf. Nach Inſormationen der„F..“ iſt aber anzunehmen, daß entgegen anderweiten Mel⸗ dungen die Chancen dieſes Projertes ſich raum verändert haben. Ihr wird verſichert, daß von Vorſtandſeite aus bisher über⸗ haupt keine Beſprechungen dieſerhalb mit der.⸗G. Far⸗ beninduſtrie ſtattgefunden haben. Zur Zeit fänden lediglich Ver⸗ handlungen über die Zuſammenſetzung des Ufa⸗Konſortiums ſtatt, die aber noch völlig im Fluß ſeien. Welchen Ausgang ſie haben werden, ſei jetzt noch nicht zu überſehen. Was die Vermutungen anbetrifft, die Reorganiſation der Ufa werde abgeſehen vom Kapital⸗ ſchnitt und folgender Erhöhung auch eine Zerlegung und Verſelb⸗ ſtändigung der verſchiedenen Abteilungen und Intereſſen nötig machen, ſo dürfte auch dies, wenigſtens nicht in dieſer Form zu⸗ treffen. Eine Abſpaltung einzelner Teile kann vielleicht wertvoll werden, aber eine Trennung von Produktion und Verleih dürfte kaum in Frage kommen wegen der ſtarken gegenſeitigen Beein⸗ fluſſung beider Gebiete. Dagegen ſcheint nach Vornahme der finan⸗ ziellen Reorganiſation eine Abtrennung der Theater⸗ betriebe nebſt zugehörigem Grundbeſitz im Bereich des Mög⸗ lichen und auch Nützlichen. Denn vermutlich würde eine Geſellſchaſt, die, ohne durch Riſiken und Unkoſten der Produktion belaſtet zu ſein, über ſtarken und wertvollen Grundbeſitz verfügt, alſo reale Sicherheiten zu ſtellen in der Lage iſt, eher kreditfähig ſein als jetzt das Geſamtunternehmen. Im übrigen dürfte aber auch hier⸗ über zur Zeit noch kein ſubſtantterter Plan vorliegen und ſich auch der.⸗R.⸗Ausſchuß damit noch nicht befaßt haben. 20: Maſchinenfabrik Fahr AG. in Gottmadingen(Baden). Bei einem Rohgewinn von 1037 079(1 107 488) RM. ſchließt das GJ. 1925⸗26 nach Abzug von 775799(764030 RM. Verwaltungsſpeſen und Steuern und 102 187(101171) RM. Abſchreibungen mit einem Reingewinn von 230 412(309 319) RM., aus dem ein Gewinnanteil von 18(21) RM. auf die 300⸗RM.⸗Aktie 6(7) v. H. ausgeſchüttet wird. 1 182 001(1 401 328) RM. Außenſtänden, 98 284(53 600) RM. Wertpapieren und 622 280(529 419) RM. Wechſeln ſtehen bei 2,4 Mill. RM. AK. 646 436(771 524) RM. Schulden gegenüber. :: Zuſammenſchluß in der ſüddentſchen Bekleidungsinduſtrie. Die Württembergiſche Berufskleiderfabrik AG. in Herbrechtingen und die Mechaniſche Kleiderfabrik, Hof u. Gnann, G. m. b. H. in Heiden⸗ heim, haben eine Intereſſengemeinſchaft abgeſchloſſen. Deutſche Steuerbelaſtung Nachdem vor wenigen Tagen der Dezemberausweis der Reichs⸗ einnahmen erſchienen iſt, iſt es möglich, feſtzuſtellen, welche Be⸗ träge der einzelne deutſche. Staatsbürger im abgelaufenen Jahre 1926 für die wichtigſten Reichsſteuern aufzubringen hatte. Die Aus⸗ rechnung iſt erfolgt, indem die Einwohnerzahl des Deutſchen Reichs mit rund 60 Millionen angenommen wurde. Die im Schaubild wiedergegebene Pro⸗Kopf⸗Belaſtung bezieht ſich alſo nicht etwa nur auf die Erwerbstätigen, ſondern auf die Geſamtheit der Be⸗ De oͤzuerbeln Sfung 3300%% es deufschen Sfnaßsblingers. 2 8 45 0 2 KEe 2 Einnommen. Umsaſgg- ſabał!- Zucheu- Gier- SRler. Sfelien Sfeen Seue: Sſfeler. völkerung, einſchließlich der nichtverdienenden Kinder und Greiſe und ſonſtigen Familienangehörigen. Die höchſte Belaſtung mit 35,60 RM. ergibt die Einkommen⸗ ſteuer. Die Umſatzſteuer macht mit 15,30 RM. knapp die Hälſte aus. Die ſteuerliche Belaſtung des Tabakkonſums ergibt eine Pro⸗ Kopf⸗Belaſtung von 11,10 RM. Zuckerſteuer und Bierſteuer zu⸗ ſammengenommen verurſachen keine ſo hohe Belaſtung wie die Tabakſteuer allein. Vörſenberichte vom 25. Januar 1927 Maunheim ſchwächer Bei ſchwächeren Eröffnungsturſen erhielt ſich die rege Umſatz⸗ tätigreit der Vortage. Später hörte man noch niedrigere Kurſe, ſo für J. G. Farben 339, Mannesmann 234 und Rheinſtagl 219. Der Kaſſamarrt war gut behauptet. Es notierten: Badiſche Bant 180%5, Rhein. Creditbank 156, Rhein. Hypothekenbank 223, Pfälz. Hypoth.“ Bant 236,5, Südd. Disconto 173, J. G. Farben 339, Rhenania. Brauerei Durlacher Hof 150, Brauerei Sinner 74, Brauerei Schwartz⸗ Storchen 165, Brauerei Werger 166, Frankona Verſicherung 100, Frankf. Allgemeine Verſ. 160, Continentale Verſ. 108, Mannheimet Verſicherung 148, Oberrheiniſche Verſ. 204, Württ. Transport 455 Seilwolf 94, Benz 108, Rodberg 15, Enzinger 94,.G. Farben 51, Germania Linoleum 250, Mannh. Gummi 90, Mez u. Söhne 97. ..U. 129, Heidelberger Zement 165, Rheinelektra 184, Wayß m. Freytag 194, Zellſtoff Waldhof 270, Zucker Frankenthal 119, Zucker Waghäuſel 148. 4 Fraukfurt zurückhaltend und etwas abgeſchwächt. Die Börſe ſah ſich heute einem verhältnismäßig geringen Auf⸗ tragsbeſtand gegenüber, ſo daß die Eröffnung bei ſeyr kleiner Umſaß⸗ tätigkeit vor ſich ging. Aber auch im Verlaufe konnte ſich 5 ſtärrere Entfaltung der Geſchäftstätigkeit entwickeln, im Gegenteil⸗ es machte ſich allgemein das Beſtreben geltend, Teile der beſtehen⸗ den Poſitionen abzubauen. Zum Teil trug an der allgemeinen Zurückhaltung auch die Lage auf dem Anleihemarkt ſchuld, auf dem man in ſtärkerem Maße zu Abgaben ſchritt, nachdem jetzt vollkom? men in Abrede geſtellt wird, daß die alten Anleihen gegen die kommende 5 proz. neue Reichsanleihe umgetauſcht würden. Weiter mehrten ſich die Stimmen, die die Kurſe für reichlich hoch halten und zur Vorſicht mahnen. Es fand nun deshalb aber nicht ein all⸗ gemeiner Rückzug ſtatt, der mit großen Kursverluſten verbunden war, ſondern vorerſt erlitten nur die ſehr hoch im Kurſe ſtehenden Werte mehrprozentige Kursabſtriche, während die Grundſtimmung noch immer als behauptet bezeichnet werden kann. Erſt in der zwei⸗ ten Börſenſtunde verſchärſte ſich der Druck auf das Kursniveau. Da angebotene Material wurde jetzt größer und konnte nicht mehr, wie anfangs, ohne größere Kurseinbußen aufgenommen werden. Die zu Beginn noch gut behaupteten Werte mußten ſich jetzt auch Ab⸗ ſtriche gefallen laſſen, beſonders.G. Farben litten unter Abgaben. Analog mit der Abſchwächung auf dem Effektenmarkt machte der Kursrückgang auf dem deutſchen Anleihemarkte ſpäter ebenfalls Fortſchritte. Berlin rückgängig Da die bisherige ungeſtüme Kaufluſt etwas nachgelaſſen hat, machte ſich heute an der Börſe Neigung zu Gewinnſi erungen ſtärker bemerkbar, womit anfangs mäßige im Verlaufe etwas ſtärkere Kursabſchwächungen verbunden waren. Zu Beginn des Verrehrs war die Tendenz bei uneinheitlicher Kursfeſtſtellung infolgedenen bereits unſicher, ohne aber ausgeſprochen zur Schwäche zu neigen, weil den Abbröckelungen auch neue Kursbeſſerungen im Aus maße von—2 v. H. und verſchiedentlich auch mehr gegenüberſtanden. Die Kursabſchwächungen machten ſich namentlich bei den in der letzten Zeit beſonders geſtiegenen Papieren bemerkbar. Im Verlaufe kam die Realiſationsneigung allgemein ſtärker zum Durchbruch und zwar hauptſächlich im Zuſammenhang mit dem heute erfolgten Abſchluß der 5 proz. deutſchen Reichsanleihe, wovon die Spekulation eine Beeinträchtigung der bis jetzt herrſchenden außerordentlichen Geld⸗ fülle befürchtet. Bei den bekannten führenden Papieren erhöhten ſich die Rückgänge noch um—2 v. H. und dementſprechend vermin derten ſich bei den anderen die anfänglichen Kursgewinne. ſtärker rückgängig ſind u. a. zu nennen: Harpener, Mannesmann, Rheinſtahl,.G. Farbeninduſtrie und Schultheiß⸗Patzenhofer. Am Rentenmarkt trat eine Abſchwächung der Vorkriegsanleihen Auch in Sachwertsanleihen, Goldpfandbriefen und Vorkriesspfan briefen ſcheint bei nicht einheitlicher Kursbildung das Geſchäft etwa ruhiger werden zu wollen. BVerliner Deviſen Diskontſätze: Reichsbauk 5, Lombard 7, Privat 4 v. H. Pariter Pietent in— 22 25 1 N. ſne*˙ Holland..100 Gulden Buenss⸗Aires 1 Peſ. Brüſſel. 100 Belga=500 P⸗Fr. Osldo 00 Kronen Stockholm 100 Kronen Kopenhagen 100 Kronen 11 Danzig„100 Gulden]81, Liſſaboenn„100 Esktudo Helſingfors 100 finnl. M. Itallen. I00 Lire London New⸗Dork.„„1 Dollar Paris 100 Franken 168,96 16g 168,47 1,748] 1,742].746 1,78 58.74 169.44 .741 58.60 107,45 Schweiz 100 Franten Spanien 100 Peſeten]68. F„ onſtantinepel.. 1 türk. Pfd. Rio de Janeiro„ 1 Milreis Wien. 100 Schilling Pragg 100 Kronen Südflawien 100 Dinar Budapeſt 100 Pengö=12500 Kr. 73, Soſia.. 100 Leva 100 Drachmen] 5,48 5,50 1 Pfd. Kairo Kurszettel der Neuen Rlannbeimer Zeltung Aktien und Ausland beil Stückenotierungen in Mark je Stück lein i 1 n Proz Die mit T verſehenen Werte während ſich die mit + verſehenen noch in Bi⸗/ verſtehen. Frankfurter Vörſe vom 25. Januar 24. 25. 24. J 25. ITRhein Braunk. 281,0279 J Enzinger⸗Union.95,—94, 75 Salzw. Heilbronn—182,5 Eitling. Spinn. 1.———. Tellus Bergbau. 125,0124,00Faber, Joh. Biei 152,0150,0 BK. u. Laurahütte 93.—92,— Farbwerk Mühlh.—.— J. G. Farbenind. 541,0888,0 Cransport-Alktien. Fabr Gibr Pirm. 52.50 Schantungbahn —.—TFelt.Guill. Carls 174.9177.9 77.2178,5 Hapagg* Feinmech. Jetter. 124.0ſ122,7 Nrddeutſch. Lloyd 163,2 160.7 Frankf. Pok.& Wit. 101.7104.9 Oeſter.-U. St. B ch +.5 —— 500.531 Baltimore& Ohio 107,0ʃ105,7 + 98 J 2 Goldſchmidt Th. 156,0185,5 Gritzner M. Durl. 184,0134.0 Induſtrie⸗Aktien. eun Sü 1570 1877 Eichb.⸗Mannh. + 175,0180,00[Srün, Bilfinger 167,0167. §. Lempf. Sterd. 128 0—.— Haldäten.Rdh-.54.—el. Mainzer St.⸗A. 210,0 220,0 Hammerſen.. 140.0,142.0 Schöfferh. Bindg. 325,0.338,0 Hilpert Armaturf. 77,—78,85 Schrtorz⸗ Storth 160,0 170,0 Hirſchsupfeu. Met. 130,0.129,7 Werger 162,01700 Hoch⸗ und Tiefbau 138.0181,0 Adt, Gebr.. 71,—72, 75 Holz 180,7180,2 Accumulatoren.—.——.—Holzverkohl.-Ind. 102,700,2 Adler Oppenheim—.——.— Junghans Stam. 124,00128,0 Adler Kleyer.. 126,0,123,0 Kammg.— 170,00180,0 A. — 24. Allg. D. Creditbk. 181.10177,0 Babiſche Bank.. 180,2—.—. Bank f. Brau. Ind.—. 230,0 Bayr. BodenCr. B 200,0— Dayr.Hyp. u. Wb 246.0ſ243,.0 Barmer Hantver. 184. 7181.5 BerlinerHandels 286.0278,0 I Darmft. u. Nat. B 292,0ſ284.0 O. Effett. u. Wechl. 166,0 1 erſee⸗Bank 134,2 D. Bereinsbant 130.0ʃ1 T Disconto-Geſ.. 187,5 Hyp.⸗Bank 215,0 etallb. u..⸗G.—.—1 TMitteld. Cred.⸗B 190,0 Nürnberg. Vs.⸗B.—.— Oeſter. Cred. Anſt 10,9510,70 fälzer Hyp.⸗Bk. 232.0288,0 Jlagsdan 183,501 Mhein. Creditbank 156.2155. Rhein. Hyp.-Bant 221.5228.0 Südd. Disconto 173,7 Wiener Bankver..60 Württb. Notenbt 159,0158,0 MannhVerſ.⸗Geſ.—.——— rankf. Allg. Verſ. 153,0159.0 Sben. Beiſ.-Gef 191,0200,0 Frantf...Mitv—.——.— Vergwerke⸗Alekien. 1 Bochumer Guß 191,0—.— Buderus Eiſen 137,0181,5 Teefewerdang 193.5192,5 Eſchweil. Bergwrk. Tent. Bergw. 196.9,194.5 Gelſenk. Gußſtahl 17,7517.— THarp. Bergbau 216,0208,0 Kall ice 180.00181.7 Kalf Salzdetf.—.—— Kali—— 191.,5192.0 Klöckner⸗Werke—.——.— 1 Mannesmannr. 239,2254.0 ITOberbedarf.. Tdo. Eiſen E. G. St.⸗A. 178,9 178,2 KarlsrüherMaſch. 50,5050,50 —— Buntpap. 164,5 164,7 Kemp, Stettin. Aſchaff . Zellſto 2555 99— Saree 9 bee 1185 75 „Darmſt. 52,— 59.— Knorr, Hei 175,0½174, Baß. Eleftz...— d115 donſergen Braungl,—60,— Bad. Maſch. Durl. 140,0—.— Krauß& Co., Lock. 90.——, Baſt A. 2186,0 TLahmehger& Co. 170.0,168,0 Bayriſch. Spiegel 77,40—.—Lech Augsburg.142,7143,2 Beck& Henkel 102,0 99,50 Sederwerk Rothe—.—. 7Bergm. Elektr. 180,0 185,7 Ludwigsh. Walzm 137,2.135,0 Bing Metallwerke 33.75 53,75 Lutz Maſchinen—.—88.. Brem.-Beſigh. Del 88.— 87.—Luß ſche Induſtr.—.—59,50 Cement Heidelb. 163,0163,00Mainkraftwerke 137.00139,0 Cement Karlſtadt 176,0 179,00Miag, Mühlb. 189,0150,7 Chamotte Annaw. 89.——.— MNez. Söhne—.—— Cont.Nürnb. Bzg⸗ 130,5 135,0 Motoren Deuz—.—.— Daimier Motor. 108,2 106,00 Motorf. Oberurſ. 73.50 D. Gold-u..-Anſt 272.0265,0 Neckarſ. Fahrzg.. 125,.0 Dyckerh. K Widm 55,25 84,— Nrh. Leder Spier 100,5 Dingler Zweibrück—.——.—Peter Union Frkft. 131 5128,0 Dürkoppwerk St. 84.75—,— Pf. Nähm. Kayſer 65,— 67.— Düſſeld-Rat. Dürr 49,.—49,75 Philipps.-G. Irk 67.—69,.— Eiſen Kaiſerslaut. 66,.— Porzellan Weſſel— — 135,0 100,0 64.75,%5* lektr. Licht.K. 201,0208,00Rein. Gebb&e Sch. 140,0.138,0 Elaggene 90 85 Wegelenr Si. J880d 8l0 Et N„535 183.0 Emeffe St. Ullrich 69,15—.—Rb. Maſch. Leud. 70,.—69,25 Hanſa Diſchiff 234,5 230.1 25. 24 24. 25. 24. 25 Rhenania Aachen 74,.—70.— St271,5 280.3 90% D. Reichsanl. O, 980—.— Riebeck Montan. 194,0195.7 148,0148,3 4½%.9.⸗Sch.—— Rodberg Darmſt.—.—15.50 119.0 120.0 4% 8. Schußg, O8 18.15 18,— I1Rüttgerswerke. 146,7 146,9 147.(148.5 4% D. Sme 0 1418,1518.— Schlinck& C. Hbg.— 75.—. 190,5193,0 Sparprämie. 1919—.——.— Schnellpr. Frank. 108.0108.7 Schramm Lackf.. 108.7105.0 .7105.0 TSchudert Nebg. Jeige dcd Freiverkehrs⸗Kurje. Rheingau—.—— 5% Pr. Schatzanw.—.——.— Stuttgarr 147 0 140.5 1 22 20b. el 7 5 Preuß. Konſ.—, 15 e—— de e 2 eilinduſtr. Wolff 96.— 94.— e 5 TSiemens&Halst 219, 218.0 Elberſeld. Kupfer—.——.— 4% Bab Ant v1519 0,945.910 Entrepriſes—.——— Neanelelber...18585“7815 Raſtatter Waggon———.— 4% Bayr. Eiſ⸗Anl. 1,200.180 3¼% do..050.000 Südd. Draht!-.———.— Fckcor, Be. ricotw. Beſig 5 Ubrenfabr. Jurtrb. 28.—28—, a ne.— Ser. Peulſc, Sel. 5e.— 100.9 Aben zlnt— Bing Nücnberg 53,15 53.68 Bismarckhütte.— J1Bochum. Gußſt. 195,0 Gebr. Böhler To.—.— Eſchw. Bergwert 192,9185,9 —.— Tg.G. Farbenind. 341,5 339,2 194,.2 191,0195,.0 —Felten& Guill. 175.001 Braunk. u. Brikets 205,0207,5 R. Friſter. 116,00115,7 Oelf. 89.—90.— Juche Waggon 0,550—.— Bremer Vulkan 127,5128,0 Gaggenau.⸗A. 63,5064.— Buderus Eiſenw. 188,7184,0 Gebhard Tegti!l 138,0(138,0 Chem. Heyden. 139.6182,2 TGelſenk. Bergtw. 195,0,195,8 Chem. Gelſenk. 126.7128,0 Gelſent. Gußſtah.—.—18,25 Chem. Albert 200,0199,0 Genſchow& Co. 103,797,50 Concord. Spinner 134.0180,0 German. Portl⸗Z. 212,0(210,0 JDaimler Benz 108,00106,60 Gerreshelm. Glas 160,7161,09 J Deſſauer Gas 199,0199, TGeſ..elkt. Unter 236,5 230,5 JDtſch.⸗Luxemb. 195,0ſ194,7 Gebr. Goedhardt 124,0120,5 .Eiſenb.⸗Signl.—.——— Goldſchmidt, Th. 154,5 155.0 I1DDeutſche Erdöl 191.00191,0 Goerz C... 44,— 41,85 Transport⸗Alktien. Schantungbahn 14,8514,70 Allg. Lok. u. Str. 217.7215,0 Südd. Eiſenbahn—— Baltimore.. 105,3105,0 1Deutſch⸗Auſtral. 178.7 171,0 ITHapag 176.8 173, 1H.⸗Südamerika 231,0 JNorbbſſch.Siovd 161.0180.7 Roland-Linie—.——. Verein. Elbeſchiff 90.25 90.50 Induſtrie⸗Aletien. Accumulatoren 178,0/174,7 Adler& Oppenh. 170,0—.— Adlerwerke.. 122,5121,.5 Healg, Jebt 18808, Seicner Waggon28.80 26.— Atteallbetwork.. 9564.— Heulſch Kabsten. 188.0f87 Alexanderwerk. 95,—94.— 0,925 95. Heldburg... 95 Segershetz 7 12375 1085 gershall Hand 163. Petersb. Int.. 5,,85 Ronnenberg.. Ruſſenbank ,20 Sichel& Co.. 6,80 Sloman Salpeter—.— Südſee Phosphat 38˙25 24. 1 2 129.2 berſchl. Eiſen.— T7berſchl. Kolsw. 154,0148,5 Orenſt,& Koppel. 148,31. TPhönix Bergb. 148.214), IRathgeb. Wagg. 118.0118.0 Reisholz Papier. 215.0305,0 IRhein Braunthl. 282,7280,0 Rhein Chamotte 97.—00 Rhein. Elektrizität 182.7 Rhein. Maſch. Led. 68.—68.— TRheinſtahl. 22.1218, 1Rhenania Chem 72,5071, Romb Hütten 13,.5013,85 Roſitzer Braunk.. 120,0122,0 24.25. Orkrſtw. Mym.% 15,50015,40 Gebr. Großmann 96,5090,— Grün& Bilfinger 162,0166,0 Gruſchwitz Textil 97.—98,85 Hackethal Draht. 114,2116,.5 Halleſche Maſch. 219,0215,0 ammerſ. Spinn. 142,00142,0 Hannov. M. Egeſt. 136,5136,0 ann. Waggon..—.— Hanſa Lloyd... 68.—68, Hbg.⸗Wien Gum. 103,0104.3 arkort Bergwrk.——65.— arpen. Bergbau 214,8209,5 artmann Maſch, 50,15 50.— edwigshütte. 156,0154,0 8 8 Se 2 I0. 30, a) Neichs= u. Staats 01.8 Neichsſcaß. 1W. 9859 0 — * * 188 J% do,———— gitgert Nase..445f Nelber Jucker.110.8ſf.d0 aer.958 ..ch. Ind.Malnz 11.5 189.5 Feſtverzinsliche Werte. 4% Bay. Pf. E..———.— 9 erm. 48,5 l18.0 EAütgerswerke.18.8137.0 5% 3 Neidsat.88, 0h Ver. Ultramarinf. 171.7 171,0 4¼% Nhm.1914—.——.— 8¼% dg.—.——.—Hirſch Kupfer.129,0128,1 Sachſenwert..139,5184,0 4%„ nl. 97985 0,850 Ver. Zeuſt Berlin 1490 158.0 3/„„1902—.——.— 4 Heſſ.o. ög u. os 9,380.810] Toirſchberg Leder 330,0,33.0.Salzdetfurth.. 24.7248.03% ½.Reich an!.962.800 Vogtl. Maſch. St. 21,75——, 4½% 1904/—.——.— 3½%„ abgeſt..950.910 THoeſch Eif. u. St 2040202, Sarotijq.. 1552 218.00 3% l0.010.590 Voigt& Häff, St. 147.2148,7%/ Bt. Keichsanl. O, 3700,25 8% 850.510 Tgohenlohe-Brk.23,0 Scheidemantel: 50.88 40% Prß. Kanſole 0,9600.9 Volthom. Seil u. K 78,——.— 4% do unk. b. 1925—.—,— 40 Säch. St.A9..— Phil. Holzmann.100,017,0 FSchuberts Salz. 783.J709.0 8/ 0·9600.05 Wayß& Freytag 193..194,5 30% D. Reichsanl.—.——.— 4% Württ. k. 1915.980.—.— 16 6— TSchuckert& Co. 0 2 5 1 8*855 700 2 IHumboldtMaſch. 5089.— Siem.& Halske. 218.0218.8 4% Bayer. 2. Berliner Vörſe vom 28. Januar 25 Bus.00f6 Seeee aen 212 e e 7798 1 *— 9 9 n 5. 2 80,„ Baule⸗Alctien. zuag eleti-Oel Nge,2 430,0 Peutſche Kan. 145,J0144,2 Gebe. Junghens 133.0las:e8 Stoehraanumgen. 282.1 83, 5% Prß. Nallant. 6. 8 Bank f. el. Werte 194,9 198,5 Anglo. Ct. Auen 140 0142.0 TDeutſche Maſch. 127,7124.5 Kahla Porzellan 132.9ſ134.0 Stoewer Nähm. 80,5087—e Roggenwert. 9,60.5 Barmer Bankper. 194,0188,2 Anhalt. Kohlen-. 1400142.00 Heutſche Steinzg. 296.9205,0 Kaliw. Aſchersl. 180.7178,7 Südd Immobil. 108.0105.0 35,—.— 9,25.25 7SBerl. Handelsg. 298,7275,0Annener Gußſtahl 23027.— Deutſche Wollw...68e1—, Karlsr. Maſchin. 52,—51.— Teichgräber... ½7 Y 8% Süchſ. Brauni 3,52.60 Tcom.u, Prtsatb. 2059 218.0 Auchaffog Jellf. Jes.e 108.0 Heuüch. Eiſen). 113.9 118.8] Kattewiß. erg—.——.— Teleph, Beriner 123.828.)„Landſch.Rogg. 9,30].0 1Darmſt...-B. 290,5 286,0 Augsb.⸗Nb⸗Maſch 134,60148.0 Donnersmarckh. 145,0 148,0 C. M. Kemp..— Thoerldelſabrit- 125,0,124,0 Rogg. 9, ertie TDeutſche Bank. 194,5192,0 Balcke Maſchin.—.——,— Dürener Metall. 104,7 110,0 Klöcknerwerke.. 182,0181,6 Unionwerke Maſch 85.—— b) Ausl. Nentenw 1t. Ueberſee Bk. 133,5133,5.85,8584, 75 Dürkoppwerke,—.——,C. H. Knorr.. ,171.0 Ver. B. Frkf. Gum. 109,0ſ195,05% ½% Mexitaner—.— 55 I Disc. Command. 187,10185,7 J. P. Bemberg.325,9816,0 Dynamit Nobel 168.1168,0 Kollm& Jourda n102,5108,0 Ber. Chem. Charl. 225,9225,046 Oeſt Schatzo. 27,75 28, Tresdner Bank 187,8185,2 T Bergmann Elkt. 187,0 183,0 Elberfeld. Kupfer—.——.—] Köln Rottweiler—.——.—V. Otſch. Nickelw. 178,2176,0 4% Goldrente——.—⁰ IWMitteld. Kredb. 186,2284.00 Berl.⸗Gub. Hut 310,0.310,0 Elektr. Lieferung. 195,0186,0 Gebr. Körting. 116,0115,0 BGlanzſtoff Elbſ. 402,0480,0 4%„ conv, Rte. 2,40 830 Neichsbank.... 181,7 180,0 J. Berl Karlor-Ind111,0(110,9J Tlttr.Licht u. Kr. 200,0 198,0] Koſtheimer Cell.—.—136,0 E. SchuhfWrns a5 81.—61.50 4¼J%,„ Silberrte.—.— 6. Rhein Ereditbank 153,5153,5 JBerlin. Maſchb. 141,0139,0 Emaille Ullrich 72,.——.—] Kyffhäuſer⸗Hütte 96,.—95,.—Ver. Stahlwerke. 161.5,161.5 4½%„5 ierrte.—.— 85 Sübddeutſch. Disc. 173,0171,0 Berzelius Bergw.—.— Enzinger⸗Union 93,3594.— Lahmeyer& Co. 188,7.188,2 BStahlm v. d. Zyp 300,0809,0 4% Türk. Ad.⸗Anl. 15,50 15 Laurahütte. 92—91 Linde's Eismaſch. 228.0205,0 Lindenberg....66,2565.— TCarl Lindſtröm 216.0216.0 Schuhfabr. 67.—89,75 T Linte& Hoffm. 98,.—96,.— Ludw. Loewe& Co 338,0322,0 C. Lorenz 163,8 Ver. Ultramarinf. 170.2 40%„ Bagd.⸗Eiſ. 1 26,90 Vogtländ. Maſch. 98,50 96.50* Wan 40 23.— Wanderer-⸗Werke 25.0251.0, 4% Turk.uni Anl.—.— 72 Weſer Akt.⸗Geſ.——— 4%„Jollob. 1911 17.50 1Weſtereg. Alkalt 192,2190,2 5400-.-Los 29,75 —— ement. 1 113 4½% USt.-RI918 78.19 esloch Tonwar. 121.5124,0%½%„„ 1914 25,75½ böe Bein-—— 72 1 840 8580 40 ſo 15 Lothr. Portl.-Cem ,——.— Wittener Gußſtahl 5040% Kronr.20 Magirus.-G. J2.5081,— Wolf. Bugau 50.—79,50 3% pe. fl. Stb. alte 21,50 2 IMannesmann 241,5234,0 Jae Verein 156,0161,0 8% Se-UiX Sr(7a—.— I Manefeld. Akt. 155,8.154,2 Zeliſtoff Waldhof 278.5 268.2 40%-Goldprior—.— .50% Südöé.ah Mech. Web. Lind 272,0278.0 b Nir s Genct 181.8449.9 Freiverkehrs-Kurſe. Motoren Deutz 84,5085,80 Adler Kali.. 85.———5%„Obligat.—— Motorb. Mannh. 40.—41,50 Bergb. Präfid..—.— 47% Anat. Ser, 33,— Mülheim Berg 172,0173.0 Benz⸗Motor. 108,0 109.7 450 11 33.— 300 Deutſche Petrol..——92/8 4¼0„III 81.75 — .60% neue Pr.—.— 5 N — Gritzner Maſchin. 135,0132,0! — 10 Neckar. Jah. 112,60132,2 Taiordd Belf. 25 00t88 0 Dlantenb.—7880 5% Kebantehte.—e „„ Golbrte 28,75 28.0 1* uf⸗ atz⸗ eil, all⸗ den das Ab⸗ en. der alls hat, * rn * 82.8 * — aennne N ll N SSASY eee Ss 8 N N Pr *— SSSDne SSSJ. getragen: Wiclistaäg den 28. Fauuar 1927 Meue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 40 Der Roman eines Verteidigers 46) Von Walter Bloem Er führte ſie zunächſt zu dem Stuhl, der an der Breitſeite nach der Tür zu ſtand.. ſie fiel auf den Sitz, ihr Oberkörper ſank ſchwer nach vorn, die Ellenbogen ſchlugen hart auf die Tiſchkaute, der Kopf mit den tief niederhängenden ſchwarzen Scheiteln und dem ſchweren Flechtenbau drückte ſich tief in die ſtraffe Fülle der gekreuzten Arme hinein. So lag ſie ein paar Sekunden regungslos— nur ein ſtöhnendes Schluchſen durchrüttelte in ſchweren Stößen den zuckenden Körper. Und Guſtav Herold fühlte, wie all die mühſam erquälte Faſſung ſeiner Seele abfiel wie ein zerfetztes Bettlergewand. In ſchreckhafter Klarheit ſtand dieſe eine Erkenntnis vor ihm: daß er dieſem Weibe verfallen ſei— daß ihr Schickfal das ſeine ſei, daß ihrer beider Leben ineinandergeſchmiedet und zuſammengeflochten ſeien „Gnädige Frau—“ ſtammelte er nur hilflos verloren, „gnädige Frau...“ „Lieber Freund— o lieber Freund. könnten..“ »„Faſſen Sie ſich, Frau Suſanne— ich bitte Sie um das eine, faſſen Sie ſich—! Wir haben ſo unendlich viel mit⸗ einander zu beraten— Sie müſſen ſich aufraffen, müſſen ſich zur Ruhe und Klarheit zwingen.“ Suſanne richtete ſich auf— in einem tiefen Atemzuge weitete ſich ihre Bruſt— ſie lehnte ſich halb zurück, ließ ihre wenn Sie ahnen Arme in den Schoß gleiten, neigte den Kopf ein wenig nach hinten und ſah dem Rechtsanwalt, der über ſie geneigt neben ihr ſtand, zum erſten Male tief und voll in die Augen, mit einem rätſelhaften, ſchmerzlichen Lächeln. „Ruhe und Klarheit—! Ach, Sie haben gut reden, lieber Freund... Sie waren draußen! Aber ich... ich bin ge⸗ fangen.. war gefangen durch all dieſe entſetzlichen Tage und Nächte hindurch— das muß man erlebt haben, glauben Sie mir—! Gefangen—! das iſt ſo grauenhaft.. ſo... unmög⸗ lich... nein, dann lieber gleich tot—!“ „Ich glaub's— o, ich glaub s, gnädige Frau. Aber glau⸗ ben Sie mir, auch ich bin ein Gefangener geweſen in all der Zeit... Ich habe zum erſten Mal in meinem Leben erfahren, was es heißt, gelähmten Armes, geknebelten Willens da⸗ ſitzen und ſo gut wie nichts, ach nein, nichts, gar nichts tun können für einen Menſchen, den man, ach ſo gern——“ Mit geſvanntem Harren brannten Suſannes Augen in denen des Mannes:„Nun—!“ ſagte ſie langſam,„warum reden Sie nicht weiter?!“ CCCC Guſtav erold fühlte das Verlangen in dieſem Blick. Nein— das urfte ja nicht ſein.. er mußte ja feſt bleiben Er richtete ſich ein wenig auf. „Nein, gnädige Frau— nein, ſo dürſen wir nicht reden. Wir haben ſopiel ernſte, ſoviel ſchauderhaft wirkliche Dinge zu bereden... wie uns dabei ums Herz iſt, darauf kommt es jetzt nicht an... Und darum laſſen Sie mich nicht davon ſprechen, wie mir zu Mute geweſen iſt in all dieſen entſetz⸗ lichen Wochen.. hören Sie lieber das Wenige, das ich für Sie habe tun können und was von anderer Seite aus für Sie geſchehen iſt... Laſſen Sie ſich berichten... und dann, wollen wir beraten, was nun noch für Sie geſchehen ann „Ach—. nicht ſo ſchnell, nicht ſo ſchnell von der Stelle, Doktor! bedenken Sie doch— keine Menſchenſtimme hab' ich gehört ſeit jenem grauenhaften Tage, als das Geſetz die Hand auf mich legte— begreifen Sie denn nicht, wie ich danach lechze, ein menſchliches Wort zu hören, haben Sie denn in dieſem Augenblick nichts andres für mich übrig, als den Rechtsanwalt—2! ſind Sie nicht auch ein bißchen als. als Freund gekommen!?“ „Frau Suſanne—!“ ſtammelte Guſtav Herold.„Einer von uns beiden muß doch in dieſem Augenblick der Ver⸗ nünftige ſein— in vierzehn Tagen iſt Termin gegen Sie Sie ſtehen unter der Anklage des Mordes! des Gattenmordes! Das iſt eine Tatſache— eine nackte, brutale Tatſache— mit der wir uns vor allen Dingen auseinanderſetzen müſſen! Da heißt's das bißchen Verſtand zuſammennehmen, das dieſe Wochen uns überhaupt noch gelaſſen haben—“ 10„Vierzehn Tage noch—!“ rief Suſanne,„ganze vierzehn Tage! Sie werden mich täglich beſuchen— Sie müſſen mich beſuchen! Ich bin verſchmachtet, ausgehungert, verdorrt und verkommen in der Einſamkeit! Helfen Sie mir, zunächſt ein⸗ mal wieder Menſch zu werden! Später will ich Ihnen gerne Rede ſtehen— ſpäter! jetzt will ich nichts als Sie ſehen— Sie fühlen, wenn Sie mögen..“ Und ehe Guſtav Herold es verhindern konnte, hatte ſie ſeine linke Hand ergriffen und die heißen, zuckenden Lippen draufgepreßt. Und ein paar ſchwere, glühende Tropfen brann⸗ ten dabei auf ſeiner Haut „Gnädige Frau— was tun Sie, gnädige Frau—21“ „Ach was, gnädige Frau—! bin ich für Sie nichts als gnädige Frau—21! Dann iſt es ein trauriger, kläglicher Wahn geweſen, das einzige, was mich getröſtet hat in all dieſen entſetzlichen Wochen— der Gedanke, von dem ich geleht habe, ja gelebt—! ohne den ich mich längſt am Eiſengitter meines Fenſters aufgehängt hätte— ja, das hätte ich getan, wenn dieſer einzige Gedanke nicht geweſen wäre, der Gedanke: er iſt da. er ſehnt ſich wie du auf den Augenblick, wo die gräßlichen Paragraphenmauern einſtürzen werden zwiſchen uns—1 Sagen Sie mir, daß es ſo geweſen iſt, Guſtav Herold! ſagen Sie mir, daß ſie niemals, niemals irre geworden ſind an mir— Sie wenigſtens nicht!“ Suſanne war aufgeſprungen— mit beiden Händen um⸗ klammerte ſie des Mannes Arme, ihre Augen, zuckend wie Irrlichter, ſtanden dicht unter ſeinem Geſicht Er ſchwieg.. bis ins Tiefſte zerwühlt, entwurzelt, hin⸗ weggerafft vom Sturm ihrer Leidenſchaft. „Warum ſchweigen Sie, Guſtav Herold—?! warum reden Sie nicht—21 wär's möglich—2! auch Sie— auch Sie hätten mich fallen laſſen—?!“ „Frau Suſanne— haben Sie Mitleid mit mir. fragen Sie nicht.. jetzt noch nicht! Laſſen Sie mich erzählen— laſſen Sie mich ruhig erzählen— Sie werden begreifen, wie es mich hin und her gezerrt und geſchleudert hat in deu vergangenen Tagen... hin und her zwiſchen Grauen und Jauchzen, zwiſchen Gewißheit und Zweifel...“ „Zweifel—2! alſo doch Zweifel?! Zweifel woran?! Nein, Guſtav Herold— Sie hätten nicht zweifeln dürfen an mir Sie, ja Sie hätten ſagen müſſen: Was immer ſie getan hat, getan haben kann— iſt recht geweſen, muß recht geweſen ſein, denn ſie hat es getan—! Sehen Sie, das— das hab' ich von Ihnen erhofft— das iſt's was mich aufrecht gehalten hat in der Tortur, dem Martyrium dieſer entſetzlichen Einſamkeit auf Sie hab' ich gehofft, gebaut.. ich habe geglaubt, Sie würden zu mir ſtehen— Sie müßten zu mir ſtehen... Sie würden ſich ſagen.. was Suſanne Mengershauſen tut, das iſt, als hätte ich ſelber es getan—! Iſt ſie unſchuldig— gut, ſo bin ich daß; um die Welt an ihre Unſchuld glauben zu lehren, iſt ſie ſchuldig— gut, ſo werde ich mit ihr tragen, was doch nur für mich geſchehen ſein konnte— nur für mich—!“ Der Rechtsanwalt ſtand wehrlos, im Innerſten zerriſſen. Was ſollte das alles—?! Kannte ſie ihn ſo ſchlecht, daß ſie wähnen konnte, er würde zu ihr ſtehen, auch wenn ſie in Wahrheit... das war, was die Anklage ihr zutraute— 2! Wußte ſie nicht, daß Recht und Unſchuld die Grundpfeiler ſeines Lebens waren—?! Wußte ſie nicht, daß er ein Mann war, ein Mann, der nicht einen Augenblick das Leben er⸗ tragen hätte, wenn die Ehre verloren war— 2! Lange und verlangend ſah Suſanne ihn au. Dann ließ auch ſie ihre Hände, die bis dahin ſeine Arme umklammerten, ermattet am Leibe herunterſinken.. ein wehmütiges und gar ein bißchen verächtliches Lächeln ſpielte um ihre ſchmalen Lippen. [Fortſetzung folgt.) Fur dſe fersteſſung guter Sappen gybt es vjele ftezepte, lleines aber ist einſscher und biliiger eis dieses: L D Statt besonderer Anzeige vater, Schwager und Onkel Steinmetzmeister heute nachmittag gegen 3 Unr nach kurzer, schwerer Alter von 60 jahren gestorben ist. MANNHEIM(Riedfeldstr. 25), den 24. Januar 1027 Von Beileidsbesuchen wolle man Abstand nehmen. Allen Freunden und Bekannten die schmerzliche Nachticht. daß mein lieber Mann, unser weusorgender Vater; Schwiegetvater, Groß. Jakob Safferling Im Namen der Hinterbliebenen' Frau Auguste Safferling geb. Hammer Feuerbestattung: Donnerstag, den 27.[anuar, nachmittags ½4 Uhr Sehaukasten zu kaufen geſucht. B8350 Gefl. Angebote an Postschlieffach 481. Großer 2588 Barderabe- Sahraν⁰ zu kaufen gesucht. Telephon 22881 .S. U. Pony] AnHETüynnastik- IUu. Stockmotorrad zu Apparat kauſen geſucht, weun] zu kaufen geſucht, ev. auch reparaturbedürft. geg. älteres Molorrad 3 75 N. W 92 10—1 7 Geſchſ F 5 zu tauſchen. 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Der Wirth Ehefrau, Marie geborene egenwart, Mannheim, iſt Prokura erteilt. 5. e und Sohleret Amanda annheim. Inhaberin iſt Julius Amanda geborene ayr in Mannheim. 54 Mannheim, den 22. Januar 1927. ad. Amtsgericht F. G. 4. hanche doengenenit Maschnenfabrf 2. aufforderung. Wir nehmen Bezug auf unſere Bekannt⸗ ung vom 28. 12 1926 betr. die Herab⸗ — n ſch füß Reinbgedruckt u. a. in Nr. 304 des Deutſchen 30 ichs⸗ u. Preußiſchen Staatsanzeigers vom 12. 1926— 25 fordern unſere Aktionäre ermit zum zweiten Male auf, ihre Aktten eöſt Gewinnanteil⸗ und Erneuerungs⸗ deinen ſowie ihre Anteilſcheine unter Bei⸗ Jung eines arithmetiſch geordneten Num⸗ mernverzeichniſſes in der Zeit Ii bis zum 21. März 1927 einſchließlich 2 der Süddeutſchen e ., Maunheim, während der daſelbſt üb⸗ chen Geſchäftsſtunden zum Umtauſch in neue itten einzureichen. Aktien und Anteilſcheine, die bis zum Ab⸗ lauf der feſtgeſetzten Friſt nicht eingereicht ſin gemäߧ 200 HGB. für kraftlos 834 erkla 1 Mannheim, 25. Januar 1927. 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