N 4 0 Aene Donnerstag, 31. März Bezugspreiſe: In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus Oder durch die Poſt monatl..⸗M. 2,50 ohne Beſtellgeld Beieptl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ forderun ſhafteeler Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe. Haupt⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle. R1,4-6, Baſſermannhaus).Geſchäfts⸗Nebenſtellen⸗Waldhofſtr.6, chwetzingerſtr 19/20 u. Meerfeldſtraße 11. Telegramm⸗ — 5 75 eneralanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12m ernſprecher 24944, 24945, 24951, 24952 u. 24953 Beilagen: Sport und Spiel Aus Seit und Leben Neut Verſchürfung Alittag⸗Ausgabe MannheimersSeit Mannheimer Heneral Anzeiger Mannheimer Frauenzeitung. Unterhaltungs⸗Beilage. Aus der Welt der Cechnik. Wandern und Neiſen des Chinakonflikts Stimmungsmache für„Politik der ſtarken Hand“ Chamberlain in höchſter Erregung⸗ § London, 31. März.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Erklärungen, die Chamberlain geſtern im Unterhaus über dte Ausſchreitungen von Nanking abgab, haben, wie „Daily News“ meint, die Forderung nach einer Polktik der ſtarken Hand neu aufleben laſſen. Zwiſchen London, Waſhington und Tokio ſind, wie das Blatt meldet, bereits Er⸗ örterungen im Gange, über die Forderung einer Entſchul⸗ digung und Wiedergutmachung des Schadeus durch die Kon⸗ ton⸗Regierung. Ueberall hat Chamberlains Rede einen tie⸗ fen Eindruck hinterlaſſen. Im Parlamentsgebäude waren bereits Gerüchte von bevorſtehenden kriegeriſchen Maßnahmen Englands und Amerikas zu hören, doch liegen ſolche Abſichten den leitenden Stellen zweifellos fern. Der Außenminiſter verlas in höchſter Erregung die eidlichen Ausſagen der Frau des britiſchen Konſuls in Nanking, die nach engliſcher Auffaſſung zweifelsfrei beweiſen, daß die wüſten Ausſchreitungen ein planmäßiger Akt kan⸗ toneſiſcher Truppen waren. Die Erregung verſtärkte ſich noch, als der Außenminiſter bald darauf beſondere Schritte ankündigte, die England und die anderen Staa⸗ ten, deren Bürger derart behandelt und deren Flagge derart geſchändet wurde, Genugtuung verſchaffen ſoll. Welcher Art dieſe Schritte ſein werden, iſt noch unbeſtimmt. Wie die „Times“ erfahren, wird über dieſe Frage zur Zeit unter den diplomatiſchen Vertretern der Mächte in Peking verhandelt. „Auch das engliſche Kabinett, ſo fährt das Blatt fort, hat ſich mit der Frage beſchäftigt. Viel hängt von der Haltung der anderen beteiligten Mächte ab. Es iſt bemerkenswert, daß im Augenblick die fapaniſche öffentliche Meinung dazu neigt, die mäßige Richtung der Kuomintang, die von Tſchang Kai Tſchek vertreten wird, gegen den kommuniſtiſchen Teil der Bewegung zu ſtützen, dem man die Hauptverantwortung für die Ausſchreitungen in Nanking zuſchreibt. Dies deutet alſo daraufhin, daß Japan ſich den durchgreifenden Maß⸗ nahmen Englands nicht anſchließen dürfte.“ Auch in Amerika werden jetzt, wie„Daily Telegraph“ meldet, warnende Stimmen laut, die zur Gedͤuld und Zurück⸗ haltung mahnen. Der Sprecher des Weißen Hauſes erklärte, daß die amerikaniſche Regierung die Vorfälle von Nanking als Handlungen eines unüberlegten Mobs anſehe und die Verantwortlichkeit der Kantonregierung als nicht er⸗ wieſen betrachte. 0 2 12 2 Die Wehrdebalte im Reichstag 5 E Berlin, 31. März.(Von unſerem Berliner Büro.) Die zweite Leſung des Reichswehretats konnte geſtern abge⸗ ſchloſſen werden. Da die Parteien indes die ihnen zuſtehende Redezeit faſt durchweg bis ins Letzte ausnützten, gab es noch eine endloſe Debatte. Sie wickelte ſich vorwiegend in der Form eines Frage⸗ und Antwortſpiels zwiſchen Parlament und Miniſter ab. Es ging dabei zum großen Teil um Dinge, die des Soldaten unmittelbarſte Leibes⸗ und Lebensintereſſen berühren: Die Verſorgung nach abgelaufener Dienſtzeit, ſowie Kantinen⸗ und Verpflegungsfragen. Auch die Konkurrenz zwiſchen Zivil⸗ und Militärmuſikern wurde wie immer ein⸗ gehend behandelt. Dr. Moſes erſtattete, wie es nun ſchon faſt zur Tradition geworden iſt, ein Referat über die neueſte Selbſtmordſtatiſtik, die leider noch immer erſchreckend hohe Ziffern aufweiſt. Inwieweit Mißhandlungen dabei die Ur⸗ ſache bilden, iſt ſchwer feſtzuſtellen. Moſes führte einige Ein⸗ zelfälle an und Dr. Geßler, der die Wichtigkeit des Problems voll anerkannte, verbürgte ſich für ſtrenges Einſchreiten in den Fällen, in denen die ordentliche Gerichtsbarkeit der Diſzip⸗ linargewalt die nötigen Handhaben böte. Auch auf die Ver⸗ bindung zwiſchen Reichswehr und Wehrverbänden ging der Miniſter auf eine ſozialdemokratiſche Anregung hin noch ein. Und auch hier betonte er den Primat der Juſtiz. Der Deutſch⸗ nationale Treviranus, ehemals Seecoffizier, beklagte die unzureichende Armierung unſerer Flotte, die zudem aus über⸗ alterten Typen beſtände. Zwiſchendurch fehlte es nicht an kleinen Nörgeleien, ſo, wenn gerügt wurde, daß den Offizieren bei beſonderen Gelegenheiten Hut und Epauletten zugeſtanden ſind, damit ſie ſich nicht wie die häßlichen grauen Entlein unter lauter Schwänen ausnehmen. Bis in die 7. Stunde hinein folgte Redner auf Redner und die Thematas, die ſie an⸗ ſchlugen, wechſelten kaleidoſkopartig: Flaggenfrage, Ehren⸗ gerichte, ſchwarze Reichswehr, Kreuzerfahrten— kurz alle Winkel des Etats wurden gründlich durchſtöbert, ſo gründlich, daß die urſprüngliche Abſicht, noch zur 3. Leſung des Finanzetats überzugehen, fallen gelaſſen werden mußte, denn die Abſtimmungen über die unzähligen Anträge nahmen eine geraume Zeit in Anſpruch. Es kam, wie es nicht aanders zu erwarten war: Die Mißtrauensvoten gegen Dr. Geßler wurden abgelehnt, nicht ohne daß die Demokraten dabei einige Vorbehalte machten. Ebenſo verfiel der ſozialdemokratiſche Antrag auf Streichung des Miniſtergehaltes der Ablehnung. Ueber die demokratiſche Entſchließung auf Kürzung des Etats um 10 Prozent, der neben den Sozialdemokraten und Kommuniſten auch die Wirtſchaftliche Vereinigung ihre Stimme geben will, ſoll erſt bei der 3. Leſung entſchieden werden. Die Streikbewegung in Schanghai Wie der Sonderberichterſtatter des„...“ aus Schang⸗ hai meldet, iſt die Streikbewegung in Schanghai wieder auf⸗ geflammt. Mittwoch abend begann der Streik der Poſt⸗ beamten aufs neue. Im Innern der internationalen Nie⸗ derlaſſung hat ſich eine unruhige chineſiſche Menge angeſam⸗ melt. Infolge der nachgiebigen Haltung der Schanghaier franzöſiſchen Amtsſtellen iſt der franzöſiſche Konſul immer neuen Angriffen ausgeſetzt. So haben die in der fran⸗ zöſiſchen Konzeſſion anweſenden Engländer eine Proteſtaktion geſandt, in dem die Unterordnung der franzöſiſchen Be⸗ hörden unter die Verwaltung der internationalen Nieder⸗ laſſung gefordert wird. In dem Arbeiterviertel Tſchapei ver⸗ hafteten die Kantoneſen mehrere Ruſſen. Ein Adjutant Tſchang Kei Scheks ſtattete den in Nanking verwundeten Ja⸗ panern einen Krankenbeſuch ab. Erklärungen Chinas in Genf Der chineſiſche Delegierte beim Völkerbundsrat, Tſchas Hſia Tſchu, der zurzeit auch an der Tagung der Abrüſtungs⸗ kommiſſion teilnimmt, machte am Mittwoch nachmittag der Preſſe Mitteilung davon, daß er ein Telegramm aus Schang⸗ hai folgenden Wortlauts erhalten habe: Wir bedauern außer⸗ ordentlich den Zwiſchenfall von Nanking, der den Tod von insgeſamt 7 Ausländern verurſacht hat. Unterſuchungen ſind im Gange. Wir bitten um Geduld und Vertrauen zum chine⸗ ſiſchen Volke. Unterzeichnet iſt das Telegramm von der Hau⸗ delskammer von Schanghai, dem Bankierverband und über 40 anderen induſtriellen und Handelsverbänden. Botſchafter Tſchu erklärte, er habe als Antwort ein Telegramm an alle Haudels⸗ und Induſtriegeſellſchaften von Schanghai gerichtet und ſie darum erſucht, bei den nationaliſtiſchen Behörden auf den Schutz der Ausländer zu beſtehen und darauf, daß eine Wiederholung des Zwiſchenfalles von Nanking in anderen Städten vermieden wird. Am Schluſſe wiederholte er bei dieſer Gelegenheit ſeinen Proteſt gegen das Beſtehen der ungleichen Verträge, die ganz und gar verſchwinden müßten. Alle internationalen Zwiſchenfälle, die bis heute in China ſtattgefunden hätten, ſeien auf die Verträge zurückzuführen, die die Urſache aller Unruhen gegenüber den Ausländern ſeien. Neue Koalitionsſchwierigkeiten? Berlin, 31. März.(Von unſerem Berliner Büro.) Das „B..“, deſſen parlamentariſche Berichterſtattung freilich an einer, ſagen wir einmal ſichtlichen Nervoſität leidet, kündigt neue Schwierigkeiten in der im Reich regierenden Koalition an. Dieſe Schwierigkeiten kämen von der Haltung der Wirt⸗ ſchaftlichen Vereinigung zum Wehretat. Man fürchtet, daß die Wirtſchaftliche Vereinigung ſowohl beim Finanzausgleich, wie auch bei der dritten Leſung des Etats dem mühſeligen Kompromißwerk von Regierung und Regie⸗ rungsparteien Hemmniſſe bereiten würde, zudem wollen auch in der Frage der Mittel zum Ausbau des Mittellandkanals eine Reihe von Abgeordneten der Regierungsparteien gegen die geplante Kürzung von 40 auf 20 Millionen ſtimmen uſw. Tatſache iſt jedenfalls, daß es bei der Abſtimmung über den⸗ Finanzausgleich, die für den morgigen Freitag vor⸗ geſehen iſt, auf jede Stimme ankommen wird. Deshalb ſind denn auch, wie wir in der„Germania“ leſen, für morgen die 8. Zt. hier nicht anweſenden Zentrumsmitglieder des Reichs⸗ tags ſämtlich telegraphiſch und dringend nach Berlin geladen worden. Die Regierungsparteien werden ſich auf eine formu⸗ lierte gemeinſame Erklärung beſchränken, die wohl im Ent⸗ wurf ſchon fertig iſt, aber noch den Fraktionsführern vor⸗ gelegt werden ſoll. An der Debatte ſelbſt werden die Regie⸗ rungsparteien ſich nicht beteiligen. Der Mauener Prozeß Im Beleidigungsprozeß des Reichsaußenminiſters wur⸗ den am Mittwoch als Zeugen Litwin und Dr. Gompertz vernommen. Beide erklärten, die Behauptung des Angeklag⸗ ten, das als Schrot verkaufte alte Eiſen ſei in Wirklichkeit noch brauchbare oder ſchnell wiederherſtellbare Kriegsmunition geweſen, müſſe in das Reich der Fabel verwieſen werden, denn die Umarbeitung des Schrotts zu brauchbarer Munition ſei viel teurer, als wenn neue Granaten hergeſtellt würden. Die Beſchlagnahme und Beſtrafung wegen der angehaltenen Lieferung an die Tſchechoſlowakei ſei nur wegen formaler Verletzung der Ausfuhrbeſtimmungen, aber nicht wegen un⸗ ſerlaubter Ausfuhr von angeblichem Kriegsmaterial erfolgt. Zum Schluſſe wurde noch der aus dem Rheinland ſtammende, 75 Jahre alte Kommerzienrat Krawinkel, ein früherer nationalliberaler Landtagsabgeordneter, vernommen, der, wie er erklärte, mit dem Angeklagten Müller in Berlin überein⸗ gekommen ſei, über Streſemann„außerordentlich ungünſtig auszuſagen“, 8 gegen ihn eingeleitet. Es wurde ein Telegramm nach Paris. ————r—.—.—....——— Preis 10 Pfennig 1927— Nr. 15 Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung je einſp. 5 Allgem. Anzeigen 0,40 K.. Nelamen —4.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ walt, Streiks, Betriebsſtörungen uſw. 1 keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr. Gerichtsſtand iſt Mannheim⸗ Geſetz und Necht Etappen unſerer Handelspolitik Der deutſche Geſandte in Warſchau, Ulrich Rauſcher, weilt gegenwärtig in Berlin, um zu berichten und ſich mit Inſtruktionen für ſeine Verhandlungen in Warſchau zu ver⸗ ſehen. Seine Anweſenheit iſt ein Bewets dafür, daß die Genfer Unterredung zwiſchen dem deutſchen Reichs⸗ außenminiſter Dr. Streſemann und dem polniſchen Außen⸗ miniſter Zaleski nicht vergebens war. Die Abmachungen, die man dort getroffen hat, ſind inzwiſchen von den beiderſeitigen Kabinetten gebilligt worden und die Verhandlungen können demnächſt in Warſchau beginnen. Wir haben damit das er⸗ reicht, was wir durch den Abbruch der Berliner Wirt⸗ ſchaftsverhandlungen erreichen wollten. Unſer Geſandter in Warſchau wird den Verſuch machen, mit der polniſchen Regierung eine Verſtändigung über das Niederlaſſungsrecht zu erzielen. Dieſe Löſung iſt nur ſo denkbar, daß unſeren Be⸗ ſchwerden Rechnung getragen wird und daß die unbegründeten Ausweiſungen von Reichsdeutſchen aus Polen aufhören. Nur darüber iſt der Geſandte Rauſcher befugt, in Warſchau zu verhandeln. Gelingt es, zu einer Verſtändigung zu kommen, ſo können die eigentlichen Handelsvertragsverhandlungen in Berlin wieder aufgenommen werden. Die Ausſicht, daß es auf dieſe Weiſe doch noch zum Abſchluß eines Handelsver⸗ trages mit Polen kommen wird, iſt nicht ungünſtig. Offenbar iſt die engliſche Einwirkung auf den Außenminiſter Zaleskt in Genf ſtark genug geweſen, um die polniſche Regierung zum Einlenken zu bewegen. Mit einer Regelung der Nieder⸗ laſſungs⸗ und Ausweiſungsfrage wird das ſtörende Element aus den Wirtſchaftsverhandlungen ausgeſchieden ſein. Zeigen die Polen dann weiter guten Willen, ſo kann der jetzige Wirt⸗ ſchaftskrieg vielleicht in abſehbarer Zeit durch einen Friedens⸗ ſchluß beendet werden. Bei dem Abſchluß eines Handelsver⸗ trages wird es freilich nicht zu umgehen ſein, daß auch wir wirtſchaftliche Zugeſtändniſſe machen. Auch bei den Verhandlungen mit Frankreich iſt eine wichtige Etappe erreicht. Hier ſteuern die Verhandlungen nach jahrelangem Hin und Her jetzt endlich auf den Abſchluß eines endgültigen Handelsvertrages. Der Abſchluß iſt möglich ge⸗ Ausſicht geſtellten neuen Zolltarif dem Parlamente vorgelegt hät“ Sollen aber alle wirtſchaftlichen Streitfragen in Ruhe beigelegt werden, ſo bedarf es einer genügend langen Ver⸗ handlungszeit. Dieſe Vorausſetzung iſt jetzt erfüllt, nachdem die beiderſeitigen Delegationen in Paris ein Abkommen ge⸗ troffen haben, das vorausſichtlich von den Kabinetten und den Parlamenten gebilligt werden wird und an die Stelle des bis⸗ herigen ein neues Proviſorium ſetzt. 5 Es war nicht leicht, den Zuſtand des vorläufigen Abkom⸗ mens zu verlängern. Die Gefahr einer Kündigung zum 31. März hing bis in die letzten Tage in der Luft. Frankreich verlangte die Oeffnung der deutſchen Zollgrenzen für ſeine Weine auch ſchon im Rahmen des Proviſoriums. Dieſes Zu⸗ geſtändnis iſt ihm gemacht worden, ſo daß franzöſiſche Weine im Rahmen eines beſtimmten Kontingentes vom 11. April, dem Beginn des neuen Proviſoriums, an zu den Zöllen der Meiſtbegünſtigung über die deutſche Grenze gelangn können, d. h. zu 45 Mark für den Weißwein und zu 34 Mark für den Rotwein. Die Franzoſen ſchätzen dn Wert dieſes Kontin⸗ gentes mit 40 Millionen Franks ein, eine Summe, die nur dann wirklich in Betracht kommt, wenn in der Haupſache Weine beſter Qualität eingeführt werden. Deutſchland hat zum Ausgleich die Einfuhrfreiheit für ein entſprechendes Kontingent deutſcher Ausfuhrartikel verlangt und erhalten, und zwar abgeſehen von kleineren Mengen von Holz und Bier für Erzeugniſſe des Maſchinenbaues im Werte von 23 Mil⸗ lionen Mark, Erzeugniſſe der Elektrotechnik im Werte von 17 Millionen Makr, für chemiſche Erzeugniſſe im Werte von 15 Millionen Mark. Auch die chemiſchen Erzeugniſſe können auf dem freien Markt abgeſetzt werden, nachdem Frankreich zu⸗ nächſt darauf beſtanden hatte, ſie ausſchließlich für die Sach⸗ lieferungen nach dem Dawesplan in Anſpruch zu nehmen. Kommt das neue Proviſörium, wie vorauszuſehen iſt, zu⸗ ſtande, ſo wird es bis zum 30. Juni gelten. Inzwiſchen wird man die Verhandlungen über den Abſchluß eines endgültigen Handelsvertrages nach Kräften fördern können. * 4**. Mologa und Afa Das Reichskabinett hat ſich nicht entſchließen kön⸗ nen, der Mologa⸗Geſellſchaft mit einem Kredit von 15 bis 20 Millionen Reichsmark zu Hilfe zu kommen. Dieſe Ablehnung iſt ihm ſicher nicht leicht gefallen. Die Mologa⸗Geſellſchaft ſchien dazu berufen zu ſein, in den deutſch⸗ruſſiſchen Handels⸗ beziehungen einen wichtigen Faktor zu bilden. Das Konzeſ⸗ ſionsgebiet, das die Sowjetregierung ihr verliehen hatte, hätte deutſchem Kapital eine gewinnbringende Betätigung bieten können und die Ausfuhr von ruſſiſchem Holz hätte nicht nur für Rußland ein gutes Geſchäft, ſondern auch für die holzver⸗ arbeitende Induſtrie Deutſchlands von Vorteil ſein können. Von dieſem Geſichtspunkt mußte man eine etwaige Teilnahme des deutſchen Reiches an der Sanierung dieſes notleidenden Unternehmens betrachten. Ausſchlaggebend aber konnte eine ſolche Erwägung nicht ſein. Vielmehr konnte eine Sanierung nur dann Zweck haben, wenn die Mologa⸗Geſellſchaft auch wirklich wieder auf geſunde Füße zu ſtellen war. Nach dieſer Richtung hin hat ſich eine genügende Sicherung nicht ergeben. Als Geſchäftsunternehmen bedurfte die Mologa⸗Geſellſchaft zur Geſundung beſſerer Produktionsbedingungen. Das Wald⸗ gebiet, deſſen Ausbeutung ihr übertragen war, mußte erwei⸗ tert werden, da es in ſeinem urſprünglichen Umfange nicht die erforderliche Qualität beſaß. Ferner mußten die Ver⸗ 7 ung — worden, nachdem die franzöſiſche Regierung den ſeit langem in eeee eeeeee „55 * 1 8 — eeeee — 55 . 2. Seite. Nr. 151 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) Donnerstag, den 31. März 1927 bindlichkeiten der Geſellſchaft, die ſich auf einen Betrag von mehr als 20 Millionen Mark belaufen, von der Sanierung irgendwie abgedeckt ſein, eine Aufgabe, in die ſich die ruſſiſche Staatsbank mit einigen deutſchen Finanzinſtituten hätte teilen müſſen. Denn das Reichskabinett hätte ſich nur dann dazu entſchließen können, der Geſellſchaft das nötige Betriebskapital in die Hand zu geben, wenn die geſchäftliche Baſis wieder feſt und geſund geworden war. Andernfalls wäre die Sanierung nur⸗ 55 ganz kurzer Dauer und der Reichskredit verloren geweſen. Ueber die Erfüllung all dieſer Vorausſetzungen hat ſich eine Verſtändigung nicht erzielen laſſen. Ein Abſchluß wäre noch vor dem 31. März erforderlich geweſen, da an dieſem Tage ein großer Teil der von der Mologa⸗Geſellſchaft ein⸗ gegangenen Wechſelſchuld fällig wird. Wie man ſicher voraus⸗ ſehen kann, wird die ganze kurze Friſt bis zu dieſem Fällig⸗ keitstermin ablaufen, ohne daß man handelseinig geworden wäre. Die Mologa⸗ eſellſchaft wird 5 liquidieren müſſen und damit wird dieſe Gründung nach 3% jähriger Dauer wie⸗ der verſchwinden. Dieſer Ausgang iſt gewiß bedauerlich, aber er war nicht zu vermeiden, nachdem die Nächſtbeteiligten ver⸗ ſagt, nachdem weder die Träger der Geſellſchaft noch die Ruſſen, die an der Geſellſchaft doch auch ein großes Intereſſe haben, ſich zu dem notwendigen Opfer verſtanden hatten. Dem Reich wird man keinen Vorwurf machen können. Das Ka⸗ binett hatte unbedingt die Pflicht, mit den Mitteln des Rei⸗ ches hauszuhalten und es hat deshalb ganz beſtimmte Be⸗ dingungen geſtellt, obgleich ſicher Kräfte am Werk waren, die Regierung für eine Kreditgewährung ohne die notwendigen Sicherungen günſtig zu ſtimmen. Aber die Tatſache, daß Herr Franzöſiſche Schulpraris im Saargebiet Wie aus einer von der„Saarbrücker Zeitung“ veröffent⸗ lichten Zuſchrift aus dem Bergmannsort Heiligenwald hervorgeht, iſt dort die franzöſiſche Propaganda wieder ſehr rührig, um Kinder für die von der franz. Grubenverwaltung errichteten Schulen zu gewinnen, da die dortigen Gruben⸗ ſchulen, die einmal 15 Klaſſen umfaßten, mit ihren gegen⸗ wärtig drei kleinen Klaſſen auf dem Ausſterbeetat ſtehen. Da alle Lockungen und Zuwendungen an Bergleute, die ihre Kin⸗ der in die Grubenſchulen ſchicken, keinen Erfolg mehr haben, geht man wieder mehr zu Drohungen über. Der Um⸗ ſtand, daß die Hälfte aller Wohnungen in Heiligenwald dem Grubenfiskus gehören, wird rückſichtslos ausgenützt, um durch Androhung der Wohnungsentziehung oder der Ent⸗ laſſung(die automatiſch den Veßluſt der Grubenwohnung nach ich zieht) die Bergleute gefügig zu machen, ihre Kinder in ie franzöſiſchen Schulen zu ſchicken. In einem Fall wird einem Bergmann, der um Zuteilung einer größeren Woh⸗ nung nachgeſucht hat, mitgeteilt, daß ſeinem Geſuch nur ſtatt⸗ gegehen werden könne, wenn der Antragſteller ſich ſchriftlich verpflichtet, ſeine Kinder in die franzöſiſche Schule zu ſchicken. In einem anderen Fall erhielt eine Familie den ſchriftlichen Beſcheid, daß der erwachſene Sohn auf der Grube nur Arbeit finden könne, wenn ſeine noch ſchulpflichtigen Geſchwiſter in der franzöſiſchen Schule angemeldet würden. Dieſe unſaubere Ausbeutung der wirtſchaftlichen Ab⸗ hängigkeit der Bergarbeiterbevölkerung trägt nur dazu bei, das franzöſiſche Anſehen im Saargebtet noch mehr herabzu⸗ etzen. Dr. Joſeph Wirth Vorſitzender des Aufſichtsrates der Mologa⸗ ſetz Geſellſchaft iſt, durfte auch nicht einen Augenblick ins Gewicht fallen. Bei dem Plan einer anderen Reichsſubvention dreht es ſich um die Ufa, die Univerſum⸗Film A. G Auch hier ſprechen, wie bei der Mologa, allgemeine Erwägungen mit. Waren es dort handelspolitiſche Intereſſen, ſo iſt es hier mehr eine Kulturfrage. Die Ufa war bisher in Deutſchland die größte filmſchaffende Geſellſchaft. Bei der außerordentlich gro⸗ ßen Bedeutung, die der Film als Unterhaltungs⸗, als Lehr⸗ und als Propagandamittel gewonnen hat, iſt es ganz gewiß nicht einerlei, was mit einer ſolchen Geſellſchaft geſchieht. Auch die Ufa bedurfte dringend der Santerung. Ihre Geſchäftsfüh⸗ rung hat außerordentlich viel zu wünſchen übrig gelaſſen, ſo daß die Firma tief in Schulden geriet und nicht nur in Deutſch⸗ land, ſondern auch in Amerika einen hochverzinslichen Kredit in Anſpruch nehmen mußte. Um überhaupt bringend zu werden, wird ſie ihr Kapital um zwei Drittel kür⸗ zen müſſen. Die Geſellſchaft hat ihr wertvollſtes Haus am Potsdamer Platz in Berlin dieſer Tage vorteilhaft verkauft und ihre Schuldenlaſt dadurch etwas verringert. Sie ſoll aber 1 immer noch mit einem Debet von annähernd 50 Millionen Mark belaſtet ſein. Die Frage der Reichsſubvention wird hier von demſelben Geſichtspunkt ausgehen müſſen wie bei der Mologa. Das heißt, es wird die Frage geſtellt werden müſ⸗ ſen: Kann die Geſellſchaft wieder auf geſunde Füße geſtellt werden? Ob dies gelingt, iſt mit voller Sicherheit noch nicht zu bejahen. Vor kurzem hat ſich ein Konſortium gebildet, das einen Teil der Anteile der Deutſchen Bank übernimmt und das ſich wohl auch mit der Frage befaſfen wird, wie ein Teil der Schulden abgedeckt werden kann. Die Gefahr einer Ueber⸗ fremdung durch amerikaniſches Kapital iſt durch die Bildung dieſes deutſchen Konſortiums überwunden. Wenn in der Preſſe der Linken in Verbindung mit der Nennung des Namens Hugenberg von einer parteipolitiſchen Ueberfremdung geſpro⸗ chen wird, ſo iſt das wohl übertrieben. Sache des Konſortiums weed es nun ſein, die geſchäftliche Grundlage für ein gedeih⸗ liches weiteres Arbeiten der Ufa zu ſchaffen. Gelingt dies, ſo wird ſich nichts dagegen einwenden laſſen, daß das Reich durch die Aufbringung eines Kredites der Geſellſchaft die notwen⸗ digzn Betriebsmittel in die Hand gibt. Das wäre keine fahr⸗ läſſige Subventionspolitik, ſondern eine Politik, die dem Reichsintereſſe dient. Denn wenn das Reich bei entſcheidenden Beſchlüſſen eines ſo großen Filmunternehmens gelegentlich ein Wort mitzureden hat, ſo kann das nur erwünſcht ſein. n.* Mologa unter Geſchäftsaufſicht Inzwiſchen hat die Mologa ſich unter Geſchäftsaufſicht be⸗ geben. Auch die Ufa hat Schritte zur Santerung unterneh⸗ men müſſen.(Siehe Handelsteil.) Verlängerung des Republikſchutzgeſetzes Berlin, 31. März.(Von unſerem Berliner Büro.) In parlamentariſchen 1 verlautet, daß das Ende Juli ab⸗ laufende Geſetz zum Schutze der Republik wenn auch nicht in allen ſeinen Beſtimmungen, ſo doch in jenen, die ſich auf den früheren Kaiſer beziehen, zum mindeſten auf ein Jahr verlängert werden ſoll. Dadurch werden mancherlet Aengſte, die in letzter Zeit viele nicht ganz ohne Grund beunruhigt haben, gegenſtandslos. Den deutſchnationalen Miniſtern wird die Zuſtimmung zu dieſer teilweiſen Verlängerung des Schutz⸗ h geſetzes vermutlich nicht ganz leicht geworden ſein. In der Oppoſition hatten gerade die Deutſchnattonalen immer wieder auf die Aufhebung des Geſetzes gedrängt. Auch ſie haben aber wohl erfahren, daß die Dinge von oben, alſo vom Standort der Regierenden, anders ſich anſchauen, als vom Port der Oppoſition. Von deutſchnationaler Seite wird, wie man wohl an⸗ + nehmen darf, parteioffizibs verſichert, daß eine einmütige Beſchlußfaſſung im Kabinett, von der in einigen Berliner Blättern bereits die Rede iſt, nicht vorliege. Der neue Ent⸗ wurf des Republikſchutzgeſetzes befinde ſich nach wie vor im Reichsjuſtizminiſterium und habe dieſes noch nicht verlaſſen. Die Tatſache, daß am 21. Juli das Schutzgeſetz abläuft, mache es allerdings notwendig, wie dem Communiqus hinzugefügt wird, daß ſich das Kabinett demnächſt über die Frage ſeiner Verlängerung einige. Aus dieſer Erklärung läßt ſich wohl folgern, daß innerhalb der deutſchnationalen Fraktion noch allerhand Widerſtände zu überwinden ſind. Herr Hörſing Berlin, 31. März.(Von unſerem Berliner Büro.) Herr 855 ing, immer noch Oberpräſident der Provinz Sachſen hat, wie wir in der„Täglichen Rundſchau“ leſen, wieder ein⸗ mal eine merkwürdige Rede geredet. In einer Reichsbanner⸗ verſammlung in Leipzig hat er von einer akuten Gefahr für die Republik geſprochen, die durch die gegenwärtige Regierungskoglition im Reich entſtanden ſei und verſichert: Die deutſche Juſtiz, um die es ſchlimm beſtellt ſei, wie das Verhältnis der Beamten 7 Republik müßte vom R eichs⸗ hanner eingehend beobachtet werden. Schließlich hat Herr Hörſing 1—5— Juſtiz nachdrücklich gewarnt, den Bogen nicht zu überſpannen. Reer(Hörſing iſt von ſeiner vorgeſetzten Behörde ſchon einmal verwarnt worden. Die Gelegenheit ſcheint uns ge⸗ geben, ihn zum anderen Mal daran zu erinnern, daß er die Funktionen eines hohen Staatsbeamten ausübt und wohl oder übel die entſprechende Rückſicht üben muß. * Die Ratifikation des deutſch⸗türkiſchen Handelsvertrages. Nachdem vor kurzem gemeldet wurde, daß die Unterzeichnung des deutſch⸗türkiſchen Handelsvertrages unmittelbar bevor⸗ ſtehe, wird jetzt gemeldet, daß die Rati ikation verſchoben worden iſt. Bekanntlich iſt Deutſchland in dieſem Vertrage den türkiſchen Wünſchen, insbeſondere in der Frage der Tey⸗ pichzölle, ſehr entgegengekommen. wieder gewinn⸗ ge Angarn weiter unter Militärkontrolle Paris, 31. März.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Die Frage der Ueberwachung der ungariſchen Rüſtungen durch den Völkerbund wurde geſtern im Verlaufe diplomati⸗ ſcher Beſprechungen der Vertreter der kleinen Entente mit dem Dtrektor des franzöſiſchen Außenamtes Berthelot erör⸗ tert. Bekanntlich hat die Botſchafterkonferenz die Entwaff⸗ nung Ungarns feſtgeſtellt. Es iſt aber noch nicht darüber Klar⸗ heit geſchaffen worden, ob der Völkerbund die weitere Ueber⸗ wachung der ungariſchen Entwaffnung ebenſo durchführen wird, wie dies in Bezug auf Deutſchland der Fall iſt, oder durch ſtändige Kontrollorganiſationen in Ungarn die Ent⸗ waffnung weiter überwacht werden ſoll. Die Vertreter der leinen Entente führten geſtern im Außenamt einen Schritt aus, in dem ſie verlangten, daß infolge der Unſicher⸗ heit der Situation in Ungarn und in Anbetracht deſſen, daß verſchiedene Nachrichten neue Rekrutierungen in ngarn melden, bis auf weiteres eine ſtändige Kon⸗ trollſtelle errichtet werden ſoll. Die Frage wird jetzt in⸗ ſofern einen internationalen Charakter erhalten, als auch in London und Brüſſel ähnliche Schritte der Vertreter der Klei⸗ nen Entente gemacht worden ſind. In franzöſiſchen diplo⸗ matiſchen Kreiſen vertritt man den Standpunkt, es werde notwendig ſein, den Staaten der Kleinen Entente das ver⸗ langte Zugeſtändnis zu gewähren. Infolgedeſſen wird fetzt, wie der„Petit Pariſien“ zu wiſſen glaubt, in Genf von fran⸗ zöſiſcher Seite aus darauf hingewirkt werden, daß bis auf weiteres ſtändig eine Kontrollorganiſation in Ungarn ge⸗ ſchaffen werden ſoll, die den Wünſchen der Kleinen Entente Rechnung trägt. Die Valkangefahr Berlin, 31. März.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Präfekt Calozi, der frühere Kabinettschef Achmed Zoguls, der nach Kroatien geflüchtet iſt, erklärt(nach einer Belgrader Drahtung des B..) in einem Interview: Achmed Zogul habe von Italien 15 Millionen Lire für den Tirana⸗ pakt erhalten. Albanten ſei mobiliſtert, 13 Jahresklaſſen ſeien eingezogen worden und unausgeſetzt werde italieniſche Munition ausgeſchifft und Tauſende italieniſche Militärs be⸗ e ſich in Zivilkleidern in Albanien. Außer den paar uſelmannen ſtünde kein Albanier mehr hinter Achmed Zogul. Der Unwille über deſſen italieniſche Freundſchaft ſei all⸗ gemein. Der Aufſtand müſſe kommen. Demgegenüber demen⸗ tiert der albaniſche Geſandte in Belgrad kategoriſch die Mel⸗ dung von einer Mobiliſation. Gleichzeitig berichtet die Bel⸗ grader„Wreme“(„Die Zeit“) über das Beſtehen einer „ſchwarzen Hand“, die ſ. Zt. den ſerbophilen Eſſad Paſcha er⸗ mordet habe und heute territorial gegen die Jeinde Achmed Zogul vorgehe. Die Organiſation habe 3600 Napoleondors von Achmed Zogul erhalten zu lebhafter Tätigkeit. Der bulgariſch⸗ mazedoniſche frühere General Protogorow befindet ſich in Rom, wo er gegen Südſlavien arbeitet. Zwiſchen Skutaxi, Durazzo und Elbaſſan würden unter italieniſcher Aufſicht die Arbeiten für eine Schmalſpurbahn ausgeführt. Umgekehrt klagen die Italiener über ſüdſlaviſche Komitatſchi⸗Banden. Wie man ſieht, iſt dieſer ſerbiſch⸗albaniſche Balkan trotz Abflauens der Kriſe immer noch ein Brand⸗ erd. Engliſcher Druck auf Lſtauen? Der engliſche Geſandte für die baltiſchen Staaten, Sir Tudor Vaughan, der ſeinen ſtändigen Wohnſitz in Riga hat, iſt für einige Zeit nach Kowno übergeſiedelt. Noch am age ſeiner Ankunft hatte er eine Beſprechung mit dem Mi⸗ niſterpräſtdenten Woldemaras. Was bei dieſer Unterredung beſprochen worden iſt, iſt allgemeinen zwar nicht bekannt, doch glaubt man in Kownyyver politiſchen Kreiſen, daß Vaughan die Aufgabe hat, als engliſcher Vermittler zwiſchen Polen und Li⸗ tauen tätig zu ſein. Daß England Woldemaras Pläne für eine möglichſt enge Verbindung Litauens mit Lettland und Eſtland mit Nervoſität verfolgt, iſt bekannt. Eine ſolche bal⸗ tiſche Koalition würde ſich ſehr ſtark nach Rußland orien⸗ tieren und gegen Polen gerichtet ſein. Deshalb hat die eng⸗ liſche Regierung alles Intereſſe daran, die polniſch⸗litauiſche Spannung zu mildern und auf dieſe Weiſe ihre eigne Macht⸗ ſtellung im Oſten zu ſtärken. Letzte Melöungen Drei Kinder erſtickt — Trier, 31. März. Ein furchtbares Unglück ereignete ſich in dem im Kreiſe Dauen gelegenen Orte Strotzbüſch. Dort Dort gerieten drei Kinder beim Spielen in einer Sandgrube unter hrabſtürzende Sandmaſſen und erſtickten. Autounfall Heury Fords — Newyork, 31. März. Henry Ford hat einen ſchweren Autounfall erlitten. Sein Auto raſte gegen einen Baum. Ford blieb eine zeitlang bewußtlos liegen und ſchleppte ſich ſpäter nach ſeine Wohnſitz. Geſtern abend wurde er zur Vor⸗ nahme einer Operation ins Hoſpital überführt. § London, 31. März.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Wie aus Detroit gemeldet wird, iſt der bekannte Automobil⸗ fabrikant Heney Ford das Opfer eines brutalen Rache⸗ aktes geworden. Ford fuhr allein im einem Auto über eine Brücke in der Nähe der Fabrik, als ein anderer Wagen von hinten kommend in ſein Vorderrad hineinfuhr und Fords Wagen über den Rand der Straße zwang, von wo er die tieſe Böſchung des Fluſſes hinabſtürzte. Man vermutet einen Zu⸗ ſammenhang mit einem in dieſen Tagen angeſtrengten Be⸗ leidigungsprozeß, der gegen Ford geführt worden war. * deutſche Volksparte Verſammlungskalender Donnerstag, 31. März 1927, abends 8 Uhr, in Hockenheim, in der„Kanne“. Redner: Stadtverordn. Dr. Fl. Waldeck und Stadtverordn. Dr. K. W. Martin. Donnerstag, 31. März 1927, abends 8 Uhr, in Friedrichs⸗ feld, im„Löwen“. Redner: Stadtrat Haas, M. d. L. Samstag, 2. April 1927, abends 8 Uhr in Laudenbach in der„Krone“. Redner: Stadtverordn. Dr. K. W. Martin. Freitag, 8. April 1927, abends 8 Uhr, in Leutershauſen, im„Löwen“. Redner: Stadtrat Haas, M. d. L. Babiſcher Landtag Das Kirchenvermögensgeſetz Im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen(ogl. geſtriges Abendͤblatt) lehnte der volksparteiliche Redner, der Abg. Obkirche r, den kommuniſtiſchen Antrag auf völlige Trennung zwiſchen Staat und Kirche und Ablehnung jeg⸗ licher finanziellen Unterſtützung von Seiten des Staates ab, weil dieſer Antrag mit der Reichsverfaſſung nicht in Einklang zu bringen ſei. Zum Schluſſe bedauerte der Redner, daß es in Baden nicht ruhig bei der muſtergültigen Regelung von 1860 bletben könne. Die Aufrollung all der ſtrittigen Fragen dieſes Gebietes werde unangenehme Auseinanderſetzungen zur Folge haben, ſelbſt wenn auf beiden Seiten guter Wille zur Sachlichkeit vorhanden ſei. Der Redner wünſcht deshalb, daß die Fragen ſtrittigen Inhaltes vertagt werden und begrüßte es, daß dieſes Geſetz ſich auf das Allernotwendigſte beſchränkt habe; nur müſſe 8 6 die Aenderungen erfahren, die ſeine Frak⸗ tion hierzu geſtellt habe, denn ſonſt ſei das Geſetz eine bloße Geſte. Als zweiter Oppoſitionsredner trat der kommuniſtiſche Ab⸗ georonete Bock auf den Plan, der zugleich die Anträge ſeiner Gruppe begründet. Neben der bereits oben erwähnten völligen Trennung von Kirche und Staat und Ablehnung jeder finan⸗ ztellen Unterſtützung ſtaatlicherſeits beantragen die Kommu⸗ niſten eine Abänderung des 87 des Entwurfes dahingehend, daß die Erwerbung, Veräußerung und Belaſtung von Ver⸗ mögen— auch von Grundſtücken— durch die Religionsgeſell⸗ ſchaften oder ihre Unterorganiſationen, ſowie die Veränderun⸗ gen des Grundſtockes der ſtaatlichen Genehmigung unterliegen. Gegen 212 Uhr werden die Beratungen abgebrochen, um den Fraktionen Gelegenheit zur Ausſprache über die geſtellten Anträge zu geben. In der Nachmittagsſitzung ſprachen die Abgg⸗ Mayer(Karlsruhe) von der Bürgerlichen Vereinigung) und Dr. Föhr vom Zentrum für die unveränderte Annahme des Geſetzentwurfes. Der ſozialdemokratiſche Abg. Marum be⸗ gründete die Forderung der Trennung von Stagat und Kirche, die ſeit 1919 in Baden teilweiſe durchgeführt iſt und beſchif⸗ tigte ſich eingehend mit der Frage der Herausgabe der Kirchen⸗ güter an den Staat. Der demokratiſche Abg. Dr. Wolfhar dt ſprach über die formale Geſtaltung des Geſetzes und ihre recht⸗ lichen Auswirkungen, die er eine genauen Prüfung unterzog und befürwortete den Geſetzentwurf. Die Abſtimmung wird vorausſichtlich in der heutigen Vormittagsſitzung erfolgen. Politik und Bühne „Genoſſe“ Piscator und„Geuoſſe“ Jeßner Berlin, 31. März.(Von unſerem Berliner Büro.) In dem Streit um die Volksbühne ſind von Herrn Piscator und ſeinem Kreiſe geſtern auch die Maſſen aufgeboten worden. Man hatte nach dem in den letzten Jahren oft mißbrauchten Herrenhausſaal eine Verſammlung zum Proteſt gegen den ge⸗ wiß in politicis eben nicht engherzigen Vorſtand der Volks⸗ bühne einberufen. Den Auftakt bildeten Solidaritätserklä⸗ rungen für Piscator im Namen der Volksbühneſchauſpieler wie für die Komparſerie abgegeben und durchweg die betrüb⸗ liche, jedoch nicht mehr neue Erſcheinung bezeugend, daß ein großer Teil unſerer Schauſpieler, zumal ihre füngeren Semeſter, mit Herz und Hand dem Kommu⸗ nismus ſichergeben hatten. Dann wartete man mit großen Namen auf. Karlheinz Martin, der mit Vor⸗ liebe in den Luxustheatern des Berliner Weſtens Regie zu führen pflegt, legte ſeine Hand für den bedenkenlos den Sinn der Dichtungen ins demagogiſche fälſchenden Herrn Piscator ins Feuer. Nachher tat dasſelbe— und das war doch ſchon ein kleiner Skandal— der Generalintenda ut, der von den Koſten aller Staatsbürger unterhaltenen ſtaatlichen Schau⸗ bhühne, Herr Leopold Jeßner. Auch Ernſt Tolten der unaufhörlich von ſichzu reden machen liebt, ließ ſich mi einigen albernen Apercues vernehmen. Das Drama hat* dieſen Zeitgenoſſen nur eine Exiſtenzberechtigung, wenn e zradikal“ iſt. Schließlich trat dann noch Herr Piscator, der Regiſſeur der Räuber und des„Gewitter über Gottland“, auch wohl der Regiſſeur dieſes Abends, in Perſon auf. Herk Piscator, der, wie er ſich neulich kokett rühmte, Abkömmling eines fahrhundertealten Pfarrgeſchlechts ſei, redete die Erſchle⸗ nenen, unter denen ſich in der Tat zahlreiche kragenloſe Vor⸗ ſtadtkommuniſten befanden,„Genoſſen“ an und forderte da dweite proletariſche Bekenntnistheater. 5 Es war bei dieſer Zuſammenſetzung der Verſammlung un nach ſolcher Bearbeitung ſelbſtverſtändlich, daß zuguterletz eine Entſchließung einſtimmig angenommen wurde, die dei Ausſchuß der Volksbühne das Vertrauen abſprach. Irgen 1 welchepraktiſche Folgen für die Volksbühne ſelber wird die Veranſtaltung wohl nicht haben. Der„Vorwärts“ ha ſchon recht, wenn er in dieſem Falle konſervativer als letde⸗ manche Berliner Großſtadtblätter heute erklärt:„Die Volks⸗ bühne kann nach ihrer ganzen Tradition, der Zuſammenſetzung ihrer Mitgliedſchaft und der in ihr lebendigen Idee u 5 Parteitheater ſein und werden.“ Aber wir möchten do der Erwartung Ausdruck geben, daß man nun endlich auch im preußiſchen Unterrichtsminiſterium zu begreifen beginnt, welche Gefahr Herr Leopold Jeßner für die Berliner ſtaatliche Sprechbühne bedeutet. Ein neuer engliſcher Oberbefehlshaber im Rheinland — Berlin, 31. März. Nach einer aus London vorltegenden Meldung iſt General Thwaites anſtelle des Generals 8590 cane, der den Gouverneurpoeſten in Malta übernimmt, Oberbefehlshaber der britiſchen Rheinarmee ernannt worden. Der norwegiſche Kronprinz verſchwunden — Oslo, 31. März. Der norwegiſche Kronprinz 8 iſt von einer Skifahrt nicht zurückgekehrt. Er und ſeine Beglei⸗ ter werden ſeit Dienstag früh vermißt. Schwere Grubenkataſtrophe in Amerika — Newyork, 31. März. Ueber eine ſchwere Gruben⸗ exploſton berichten die amerikaniſchen Blätter. In einem Grubenſchacht in der Nähe von Grafton, in dem 90⁰ Arbeiter beſchäftigt waren, wurden durch eine Exploſion 250 Bergleute verſchüttet. Die Rettungsaktion iſt im Gange. 155 Ein ſpäteres Telegramm meldet: Von der amerikaniſchen Bergbehörde wird mitgeteilt, daß die in einer Grube von Grafton eingeſchloſſenen Bergleute bis auf 10 gerettet werden konnten. —— — 2— Srre t. . en „„ ‚ ↄ ee die Stärke eines Orkaus hat, durch die Wälder gefegt. Kälte weht vom hohen Norden her. Immer, immer Schnee, „Tag und Nacht; viele—8 Fuß hohe Schneebänke; die Wege Donnerstag, den 31. März 1927 — Nenue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 2. Seite. Rr. 11 Das Detkengemülde der Handelshochſchul⸗Aula Die Aula der Handelshochſchule, die wegen Einſturzgefahr der Decke geſchloſſen werden mußte und jetzt wieder inſtand geſetzt wird, war früher die Aula des Gymnaſiums und noch weiter zurück das Refektorium, der Speiſeſaal des Je⸗ ſuitenkollegs. Von dem langgeſtreckten Kolleggebäude, das ehedem vom Schloß bis zur Jeſuitenkirche reichte, dient der an die Kirche anſtoßende Teil ſeit Errichtung der Stadt⸗ pfarrei 1804 als katholiſches Pfarrhaus, der ſüdliche Teil wurde 1901 niedergeriſſen, als man zur beſſereu Verbindung mit Ludwigshafen die Bismarckſtraße durchführte. Auf einem Teil des freigewordenen Geländes erſtand der Neubau des Amtsgerichts. Vor nunmehr zweihundert Jahren(1727) ſchenkte Kur⸗ fürſt Karl Philipp den Jeſuiten den Bauplatz. 1730 war der Kollegbau, den kein geringerer als Aleſſandro Bibie na lei⸗ tete, in der Hauptſache fertig. Dieſe Jahreszahl ſteht auf einer in Stein gehauenen Tafel, die an der Hauptſaſſade an⸗ gebracht war und jetzt im Schloßmuſeum verwahrt wird. Im gleichen Jahre(1731), als Karl Philipp, ihr Gönner, aus ſeiner Interimsreſidenz in das neue Schloß überſiedelte, zogen die Jeſuiten aus dem v. Haumüller'ſchen Haus in R 1 am Markt in ihren Kollegneubau. 1732 war auch der nörd⸗ liche Teil, das jetzige Pfarrhaus, unter Dach. Dieſes ausge⸗ dehnte Gebäude mit ſeinen nach dem Garten gelegenen Zim⸗ mern, ſeinen weiten, gewölbten Gängen auf der Straßenſeite, ſeinen hellen, ſtattlichen Treppen bewohnten die Jeſuiten bis zur Auflöſung ihres Ordens in der Pfalz 1775. Ihr Einfluß bei Hofe war groß, ſie ſtellten die kurfürſtlichen Beichtväter und die Hofprediger. Auch namhafte Gelehrte gehörten dem hieſigen Kolleg an. Denken wir nur an den Aſtronomen Pater Chriſtian Mayer und den Dichter und Bücherſammler Des⸗ billons. Der ganze Baublock bis zur Sternwarte war im Beſitz der Jeſuiten. Das Jeſuitengymnaſium befand ſich in der kalten Gaſſe(jetzt St. Antonsſtift). Der Saal im Hauptgeſchoß dieſes Gebäudes hieß die Aula; hier fanden die Schulfeſtlichkeiten des Jeſuitengymnaſiums ſtatt. Und noch lange nachher im 19. Jahrhundert diente der„Aula⸗Saal“ zu Konzerten, Vorträgen und Verſammlungen. Auch die Bür⸗ gerausſchußſitzungen fanden hier ſtatt, bevor der Saal im alten Rathaus in den 1860er Jahren erbaut war. Dieſe Aula iſt nicht zu verwechſeln mit dem Saale, von dem jetzt die Rede ſein ſoll. Den Jeſuiten folgten die Lazariſten. Zu Beginn der badiſchen Zeit, nach Aufhebung der Orden, wurde das Kolleg⸗ gebäude Schulzwecken gewidmet. Im Jahre 1807 wurde hier das auf paritätiſcher Grundlage errichtete yzeum eröffnet, das die bisher getrennten konfeſſionellen höheren Schulen vereinigte. Jahrzehntelang reichte das Gebäude für die Zwecke des Lyzeums oder, wie es ſpäter hieß, des Gymna⸗ ſtums aus; ſogar Lehrerdienſtwohnungen waren noch darin untergebracht. Das Haupttreppenhaus lag in dem jetzt nicht mehr vorhandenen Teil. Anſtelle des kleinen Eingangs, der vom Schloßplatz aus in das Gebäude führte, trat erſt 1872/73 ein größeres Portal. Die zweite Treppe bei der ſpäteren Handelshochſchule führte urſprünglich nur vom Gang des erſten Obergeſchoſſes zu dem höher gelegenen Podeſt am Ein⸗ gang zum Obergeſchoß des in den Pfarrgarten vorſpringenden Flügelbaues. Hier befand ſich früher über dem gewölbten Erdgeſchoßſaal ein zweiter, durch zwei Geſchoſſe reichender Saal, in dem— wie man Behaghels Geſchichte des Lyzeums entnehmen kann— die Bibliothek des Jeſuitenkollegs, insbeſondere die große und wertvolle Bücherſammlung des Paters Desbillons aufgeſtellt war. In der Niſche über dam Eingang zu dieſem Bibliothekſaal ſtand die Holzfigur des heil. Franz Kaver, ein Meiſterwerk des Hofbildhauers Paul Egell (jetzt im Schloßmuſeum aufgeſtellt). Auch dieſen Saal ſchmückte ebenſo wie den Erdͤgeſchoßſaal ein Deckengemälde. Es war auf einer hoch in das Dachwerk hineinreichenden, voutenför⸗ migen Holzkonſtruktion angebracht, deren Reſte jetzt noch im Dachboden zu ſehen ſind, in gleicher Höhe wie das heute noch vorhandene Deckengemälde in der Treppenhalle. Das Refektorium im Erdgeſchoß wurde vom Gymnaſium als Aula benützt und längere Zeit auch als Turn⸗ ſaal. In den 1830er Jahren wurde der Saal häufig auch zu Konzerten, Vorträgen uſw. vermietet. Jufolge der wachſen⸗ den Anforderungen des Schulbetriebes mußte ſich im Laufe der Jahre das weitläufige Gebäude mancherlei Veränderungen gefallen laſſen. Wie der Jahresbericht des Gymnaſiums von 1872 erwähnt, verdankte man hauptſächlich der Fürſorge des damaligen Oberſchulrats⸗Direktors Reuck, daß das Mini⸗ ſterium und die Landſtände die Mittel für die Einrichtung des bisher fehlenden Zeichenſaales und der Lehrerbibliothek⸗ Räume, ſowie für die Inſtandſetzung des Gebäudes bewil⸗ ligten. Bisher war der Zeichenunterricht in den einzelnen Klaſſenzimmern erteilt worden. Nun entſtand im bisherigen Von Prof. Dr. Friedrich Walter Bibliothekſaal ein eigener Zeichenſaal durch Einziehen einer Zwiſchendecke zwiſchen dem erſten und zweiten Ober⸗ geſchoß(ſpäterhin abgeteilt als Geſchäftsräume des Rektors der Handelshochſchule); neben dem Zeichenſaal wurden Räume für die Lehrerbibliothek, über dem Zeichenſaal Zimmer für die Schülerbibliothek, die ſogenante Cassa pia(Bücher⸗ beſchaffung für unbemittelte Schüler) und die von dem ehe⸗ maligen Gymnaſiumsdirektor Weickum der Anſtalt geſchenkte Bücherſammlung geſchaffen. Die große und wertvolle Des⸗ billons⸗Bücherei mit etwa 24000 Bänden übergab das Gym⸗ naſium unter Eigentumsvorbehalt der 1871 ins Leben ge⸗ rufenen öffentlichen Bibliothek im Schloß zur Verwaltung. Der Jahresbericht des Gymnaſiums von 1873 meldet die Vollendung des Zeichenſaales, der Bibliothekräume und die Inſtandſetzung des nördlichen Treppenhauſes. Leider fiel dieſem Umbau das Deckengemälde des oberen Saa⸗ les zum Opfer. Ein lebensgroßes Oelporträt, das den Kurfürſten Karl Philipp in ganzer Figur darſtellt, war im Zeichenſaal aufgehängt. Es iſt ſpäterhin, als das Gym⸗ naſium 1899 in ſeinen Neubau an der Moltkeſtraße über⸗ ſiedelte, an den Altertumsverein abgegeben worden und be⸗ findet ſich jetzt im Schloßmuſeum. Im Januar 1878 war der Neubau einer Turnhalle im Schulhof des alten Gymnaſiums bezugsfertig. Nun erſt konnte die Aula hergerichtet werden, denn man hatte dieſe Arbeiten auf den Zeitpunkt verſchoben, wo der Turnunterricht endgültig den Saal verließ. Die Einrichtung eines Zeichen⸗ ſaales, die Erbauung einer Turnhalle und die Befreiung der Aula vom Turnunterrichtet war hauptſächlich auf Betreiben des damaligen Gymnaſiumsdirektors Ferdinand Cas⸗ pari, des Vaters des Geheimrats Wilhelm Caspari, erfolgt. Bei dieſer Wiederherſtellung der Aula wurde auch das Deckengemälde, das ſtarke Riſſe aufwies, durch den hieſigen Dekorationsmaler Wilhelm Wißmann reſtau⸗ riert, der ſich hierbei der Mithilfe des jungen Mannheimer Kunſtmalers Auguſt Dieffenbacher bediente. Damals wurde dem Deckengemälde über der an der weſtlichen Schmal⸗ ſeite aufgeſtellten Lehrkanzel der Spruch„Sapere aude“ unter einem gemalten Baldachin beigefügt. Dieſen für die Jugend beſtimmten lateiniſchen Spruch des Horaz„Wage es weiſe zu ſein! Faſſe den Mut, verſtändig zu ſein!“ hatte Direktor Caspari im Hinblick auf die neue Beſtimmung des Saales ausgewählt. Er bildete oft das Leitmotiv der Anſprachen, wenn bei Eröffnung des Schuljahres die neuen Schüler in den Verband des Gymnaſiums aufgenommen oder die Abiturien⸗ ten bei den Schlußakten mit guten Ermahnungen entlaſſen wurden. Manchem kleinen Sextaner erſchien der Spruch ge⸗ heimnisvoll beim Eintritt in den neuen Lebensabſchnitt; manchen Klaſſenprüfungen, die hier am Schluſſe des Schul⸗ jahres abgehalten wurden, gab er die tiefere Bedeutung. Das„Sapere aude“ hatte allerdings in das Deckengemälde etwas ganz Fremdartiges hineingetragen und es paßte nicht zu dem Gegenſtand der bildlichen Darſtellung aus der Jeſu⸗ itenzeit. Die muldenförmige, flach gewölbte Decke iſt mit einer figurenreichen Darſtellung geſchmückt, die nach dem 6. Kapitel des Markus⸗Evangeliums die Speiſung der Fünf⸗ tauſend darſtellt. In ähnlicher Weiſe wie das Schloß⸗ kirchenfresko baut ſich das Gemälde von den vier Rahmen⸗ ſeiten her perſpektiviſch in einer Reihe von Perſonengruppen auf. Von überall her, zu Juß und zu Schiff, kommen die Hungernden heran und nähern ſich vertrauensvoll dem Hei⸗ land, der unter einem Palmbaum das Wunder vollbringt. Jünger verteilen die Brote, die ſchon Geſättigten lagern ſich. Andere Jünger empfangen die Neuankommenden; Gruppen in morgenländiſcher Tracht wechſeln mit ſolchen in höfiſcher Kleidung. Rechts von dem in der Mitte ſitzenden Chriſtus iſt eine Gruppe von Damen und Herren des Hofes von dem Maler im Zeitkoſtüm porträtiert. Die Frau vor Chriſtus iſt jedenfalls die 1728 verſtorbene Pfalzgräfin Eliſabeth, des Kurfürſten Tochter; unter ihr ſitzen in Begleitung ihrer Aja die drei Töchter Eliſabeths, ſie ſind wie auf dem Treppenhaus⸗ gemälde im Schloß älter dargeſtellt, als ſie zur Zeit der Ent⸗ ſtehung des Bildes waren. Unter den einzelnen Gruppen der Gläubigen und Hilfsbedürftigen, aus denen ſich die viel⸗ figurige Kompoſition zuſammenſetzt, ſei beſonders auch das Segelſchiff über der Eingangswand hervorgehoben. Das Ganze umgibt ein breiter, gemalter Goldrahmen, in den die Gewölbeſtichkappen tief einſchneiden; es ſind je vier auf den beiden Langſeiten, drei an der Türſeite und zwei an der Gartenſeite mit grau in grau gemalten bibliſchen Darſtellun⸗ gen. Das Gemälde trägt keine Künſtlerſignatur, iſt aber von jeher dem Aſam zugeſchrieben worden. Im pfälziſchen klei⸗ nen Kalender Mannheim 1774 findet man unter Hofkirche (Jeſuitenkirche) folgende Notiz:„In dem anſtoßenden Collegio iſt das Refektorium wegen den darin befindlichen prächtigen Gemälden von Aſam ſehenswürdig“. Es kann wohl nur der bayeriſche Maler Coſmas Damian Aſam gemeint ſein, der 1729—30 die Deckengemälde in der Schloß⸗ kirche ſowie im Haupttreppenhaus und im Ritterſaal des hie⸗ ſigen Schloſſes gemalt hat.(Sein jüngerer Bruder Egid Aſam iſt erſt 1749—50 bei der Ausſchmückung der Jeſuiten⸗ kirche hier nachweisbar und am 29. April 1750 hier geſtorben.) Das Deckengemälde ſollte natürlich nicht nur das bibliſche Wunder der Brotvermehrung darſtellen, ſondern bezieht ſich gleichzeitig auf die Verbreitung des katholiſchen Glaubens die vom Kurfürſten geförderte Tätigkeit des Jeſuiten⸗ ordens. Der Schwede Jacob Jonas Björnſtahl, der 1774 in Mannheim weilte, ſchreibt in ſeinen Briefen über einen Be⸗ ſuch im Jeſuitenkolleg folgendes:„Die Kirche und das Collegium der Jeſuiten zu Mannheim ſind beide geräumig und haben eine ſchöne Ausſicht nach dem Rhein und auf das Land. In dem hübſchen und ausgemalten Speiſeſaale ſteht Kurfürſt Philipps Bildnis mit folgender Inſchrift:„Dixit Philippo: ubi emamus panes, ut manducenti hi?(Wo ſollen wir Brot kaufen, damit dieſe zu eſſen haben?) Als der Kur⸗ fürſt dieſe Worte las, antwortete er: Ego dabo vobis panes (Ich werde Euch Brot geben); welches er auch that und ihnen Kirche und Collegium bauen ließ. Er pflegte dieſe Apoſtel dann und wann zu beſuchen, und mit ihnen in ihrem Eßſaal zu ſpeiſen. Gemeint iſt hier jedenfalls das jetzt im Schloß ve⸗ findliche Oelbildnis Karl Philipps; die von Björnſtahl er⸗ wähnte Unterſchrift iſt allerdings nicht mehr vorhanden. Während, wie ſchon erwähnt, das Deckengemälde des oberen Saales in den 1870er Jahren beſeitig wurde, ohne daß man heute weiß, was es darſtellte, iſt das Deckengemälde der Treppenhalle noch vorhanden. Es zeigt den heil. Franz Kaver, der im Prieſtergewand vor dem Gekreuzigten kniet. Um das Kreuz iſt in einem Glorienſchein die Inſchrift zu ſehen: GRATIAS AGAMUS DOMINO NOSTRO Laſſet uns Gott unſerem Herrn dauken. Von links kommt ein Putto mit Hirtenſtab und einer Herde; auf einem Schriftband, das er trägt, iſt die Zahl 12000 zu ſehen. Ob auch dieſes Gemälde von Aſam oder einem ſeiner Schüler ſtammt, iſt unbekannt. Uebrigens wird neuerdings auch bei dem Decken⸗ gemälde in der Aula ſtarke Mitarbeit des Aſam⸗Schülers Gregor Joſef Winck vermutet. Das Treppenhaus⸗ gemälde iſt während des letzten Krieges durch einen Blind⸗ gänger der Fliegerabwehrgeſchütze beim Durchſchlagen des Daches beſchädigt worden. Von dem Deckengemälde der Aula rühmt noch 1907 Profeſſor Dr. Carl Neumann⸗Heidelberg im dritten Bande des damals erſchienenen ſtädtiſchen Jubiläumswerkes die lebhaften Farben:„Alles ſehr farbenprächtig mit orientali⸗ ſchen goldglänzenden, ſeidengeſtreiften und buntſchimmernden Koſtümen“. Dieſer Farbenglanz, an dem wohl auch die Wiß⸗ mann'ſche Reſtaurierung beteiligt war, iſt in den beiden letzten Jahrzehnten faſt ganz verſchwunden. Nach dem Aus⸗ zug des Gymnaſiums diente der Saal eine Zeit lang als Schöffengerichtsſaal, dann wurde die Aula der Handelshochſchule dort eingerichtet. Die ſtufenförmig aufſteigenden Bänke ſchädigten den Raumeindruck erheblich. Beleuchtungskörper wurden an der Decke angebracht, und die frühere Schönheit des Gemäldes war in der ſtarken Nach⸗ dunklung kaum mehr erkennbar. Bei Prüfung des Gemäl⸗ des durch eine Reihe von Sachverſtändigen ergab ſich, daß es durch Riſſe, Abblättern der Farbe, Verſchmutzung uſw. ſo ruinös geworden war. daß ſeine pflegliche Erhaltung ſchwer⸗ lich durchgeführt werden konnte, auch wenn die Gefahr des Einſturzes der in der Mitte bereits ſtark eingeſunkenen Decke nicht beſtanden hätte. Das Bild war mit Leimfarben auf eine pulverig gewordene Putzſchicht gemalt, die konſervierende Eingriffe kaum mehr geſtattete. Bautechniſch wäre die Er⸗ neuerung der Gewölbekonſtruktion immerhin möglich ge⸗ weſen, aber die dadurch unvermeidliche Beſchädigung des Deckengemäldes hätte derart umfangreiche Ausbeſſerungen zur Folge gehabt, daß von dem ohnehin ſchon Reſtaurierung der 1870er Jahre ſtark mitgenommenen Original nicht mehr viel übrig geblieben wäre. Auch die andere koſtſpielige Möglichkeit wurde erwogen, das Gemälde, in einzelne Teile zerſchnitten, herunter⸗ zunehmen, an anderer Stelle wieder zuſammenzuſetzen und ſo zu konſervieren. Verſuche ergaben jedoch, daß dies ber dem jetzigen Zuſtand des Bildes und der zerbröckelnden Malſchicht undurchführbar war. Mit den notwendigen Umbau⸗ arbeiten iſt dieſes allerdings bisher ſchon halb verlorene Werk Aſams nunmehr ganz untergegangen. Der einheimiſche Kunſtheſitz aus dem 18. Jahrhundert hat dadurch leider eine empfindliche Schmälerung erfahren. Man wird künftighin das Aula⸗Gemälde des Cosmas Damian Aſam nur noch aus photographiſchen Aufnahmen kennen. DDrern 7CCCCCcCC ĩ»——r Die Schnee⸗Eule Eine ſonderbare Begebenheit in den Wäldern Nord⸗Amerikas Von Willy Heyme Schon die vierte ſchlafloſe Nacht! Seit fünf Tagen„geht“ der Blizzard, ſo ſagen hier die alten Farmer und Trapper. Der Schnee wird in gewaltigen Maſſen von dem 5 der Eiſige verſchneit, ſodaß man ſich nur auf Schneeſchuhen hinauswagen kann. Der Blizzard faßt die Hütte, läßt ſie erzittern in allen Fugen; es iſt ſo, als ob ein gewaltiger Rieſe mit mächtigen Fäuſten die Wände durchſchlagen wolle. Jeden Augenblick denkt man, das Dach ſtürzt ein; doch es hat den erſten furcht⸗ baren Anfang des Blizzard überſtanden und wird ſicherlich weiter das Haus ſchützen können. An Schlaf iſt nicht zu denken. Das Feuer im Kamin brennt, es flackert dann und wann wild auf, geſchürt von den Windſtößen, die ſich im Kamin fangen. Dann wirft es geiſter⸗ hafte Schatten an die weißgetünchte Wand, die hin und her tänzeln. Ich ſitze, warm bekleidet, dicht bet dem Feuer und leſe; die Augen fallen bald vor Müdigkeit zu, doch ich muß wachen, muß auf der Hut ſein, denn wer weiß, was alles ge⸗ ſchehen kann. Draußen jagt der Sturm und weckt Erinnerun⸗ gen an die furchtbaren Schneeſtürme von Kap Horn und im Golf von Biscaya. Man kann das ſchwere Aechzen der Baum⸗ rieſen, das Brechen der ſchneebeladenen Aeſte hören, daun auch wohl zeitweiſe das Heulen jagender Coyoten, die von Kälte und Hunger getrieben, weit aus dem hohen Norden kommen und bittere Kämpfe mit wilden Hunden, Füchſen und anderem Wild ausfechten. Manche Blutſpur gibt Kunde von ſolchen, meiſt mit dem Sieg der Coyoten endenden Kämpfe. ö Es iſt bereits nach Mitternacht. Ich werfe mich in voller Kleidung, geſtiefelt und geſpornt, auf mein Lager und falle, gegen meinen Willen, in kurzen Schlaf. Da— was war das? Rief da nicht jemand um Hilfe? Ich ſpringe auf, horche— da wieder— Hi——ſe, Hi-—fe, Hi-—fe.... Ich ſtürze an das kleine Fenſter, lauſche hinaus in die Schneeſturmnacht: Ich warte, warte lange,— nichts mehr zu hören. Das Feuer war klein gebrannt; ich werfe einen Holz⸗ ſcheit in die Glut, hänge den Teekeſſel auf und mache mich bereit, das Haus zu verlaſſen: Die Schneeſchuhe werden ange⸗ ſchnallt, die Flinte nachgeſehen; ein paar Patronen in die Taſche, das Jagdmeſſer und dann die kleine haarſcharfe Axt. Sie darf nie fehlen. Einen Schluck heißen Tee— da wieder die gedehnten Hilferufe. Das muß weiter weg geweſen ſein, doch es klang ganz klar mit dem Sturm aus dem Norden kommend, durch den Wald zu meiner Hütte her. Was konnte es ſein? War jemand verſchneit, hatte ſich je⸗ mand verirrt, war er angefallen von den hungrigen Coyoten? Es iſt bereits vier Uhr. Ich verlaſſe das Haus. Der eiſige Nordwind peitſcht mir die Schneemaſſen ins Geſicht. Ich kann nichts ſehen, das Auge muß ſich erſt an die Finſter⸗ nis gewöhnen, und ich ſchlage nach einer kurzen Weile den mir bekannten Weg gen Norden ein, wo ich dann nach hartem Kampf unter einer großen Tanne Schutz finde. Dort warte ich und lauſche angeſpannt in die Nacht. Hoch aus den Bergen dringt das Bellen eines wilden Hundes an mein Ohr, das iſt weit, weit entfernt. Das Warten erſcheint mir zwecklos und ich mache mich wieder bereit, den Weg nach meiner Hütte anzutreten und— da: Hi—-fe, Hi——ſfe, Hi——fe! Ganz klar und vernehm⸗ bar, kaum 100 Schritt weg aus einer großen Eiche. So, die Schnee⸗Eule! Das war die Schnee⸗Eule geweſen, die ſo eitel aus dem hohen Norden den Weg weiter nach Süden zieht, wenn der Blizzard„geht“. Ich hatte das Tier ſicherlich ſchon gehört, aber noch nie ſo nahe, ſo laut und ſo ſchaurig, wie eben jetzt. Ich gehe auf die Eiche zu und, wie der nächſte Ruf durch die Nacht oͤringt, gebe ich in der Richtung einen Schuß ab und konnte an dem nun folgenden Gekrächze erkennen, daß ich ſie nicht getroffen hatte. Heute freue ich mich darüber, daß ich ſie nicht getroffen habe, denn dieſe Eule hatte, wenn auch nur mittelbar, einem Menſchen das Leben gerettet.— Der Morgen graute. Ich ging den Weg zu meiner Hütte und als ich dort angekommen war, hatte die Stärke des Stur⸗ mes und auch das Schneetreiben bedeutend nachgelaſſen. Das Feuer war verloſchen. Ich legte mich hin und fiel in einen tieſen Schlaf. Ich ſchlief nach vier langen Nächten und fünf langen Tagen Da klopfte es an die Tür. Wer konnte denn— es war 7 Uhr am ſelben Morgen— jetzt hierher kommen? Auf dem Bettrand ſitzend, rieb ich mir den Schlaf aus den Augen, ſtand auf, ging zur Tür, öffnete,— welch jammervoller An⸗ blick bot ſich mir! Da ſaß— nein, da lag auf den Steinſtufen, die zu meiner Tür führen, ein Menſch. Ein Menſch, mit ein paar Fetzen Kleidern an, die Hände blutig, die Kniee, die aus der zeriſſenen Hoſe ſchauten, ebenfalls blutig, den Kopf ohne Bedeckung. Ich hob den Beſinnungsloſen auf, ſchleppte ihn in meine Hütte. Dort lag er dann auf dem Fußboden, ein junger, etwa 30jähriger Mann mit gutem Zeug bekleidet, das aber von unten bis oben zerriſſen war. Er mußte halb erfro⸗ ren ſein. Mit warmem Waſſer rieb ich erſt alle die Blut⸗ ſpuren ſauber. Es waren keine Biſſe von Coyoten. Dann nahm ich friſchen Schuee und wuſch und rieb ſeine halberfro⸗ renen Gliedmaßen. Darauf legte ich ihn auf mein Bett, zog ihm die Lumpen vom Leibe und deckte ihn mit wollenen Decken gut zu. Nach kurzer Weile konnte ich bemerken, daß er zu ſich kam, doch er fiel in einen tiefen, ſchweren Schlaf, der bis gegen Abend anhielt. Gegen 8 Uhr wurde er wach; er ſah ſich um, fragte, wo er ſei, worauf ich ihm alles erklärte und ihn aufforderte, nun zu eſſen und zu trinken. Das ließ er ſich nicht zweimal ſagen und nachdem er das Zeug, das ich ihm zurecht gelegt, angezogen hatte, ſaßen wir dann bei dem warmen Kaminfeuer und ſpra⸗ chen der guten Mahlzeit kräftig zu, wobei er gewaltige Men⸗ gen vertilgte. Dann erzählte er:„Ich bin ein Trapper, ein Fallenſteller und habe vor zehn Tagen Maſſachuſetts verlaſſen, um neue Fallen aufzuſtellen und die gefangenen Pelztiere aus den Besleſſe zeilig Deine durch die rer — ee 55 8 5 — —.— 4. Seite. Nr. 151 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Donnerstag, den 31. März 1927 Stäßtiſche Nachrichten Gründung des Hilfsvereins für Obdachloſe In einer geſtern nachmittag im Stadtratsſaale unter dem Vorſitz von Bürgermeiſter Böttger abgehaltenen Sitzung, zu der die Vorſtände des ſtädtiſchen Fürſorge⸗, Fugend⸗ und Arbeitsamtes der Kreis, die Polizeidirektion, die Religions⸗ gemeinſchaften, Handels⸗ und Handwerkskammer, Frauenver⸗ ein, Ortsausſchuß vom Roten Kreuz, der Bezirksfürſorgever⸗ band Mannheim⸗Land, Haus⸗ und Grundbeſitzerverein, Mie⸗ tervereinigung, Verkehrsverein uſw. geladen waren, wurde einſtimmig die Gründung eines Hilfsvereins zur Bewirtſchaftung des Obdachloſenheims beſchloſ⸗ ſen, das im ſogen. Ochſenpferch in der Nähe des Elektrizitäts⸗ werkes errichtet und Ende Mai, ſpäteſtens 1. Juni, ſeiner Be⸗ ſtimmung übergeben wird. Bürgermeiſter Böttger kam nach der Begrüßung der Erſchienenen auf das Obdachloſen⸗ problem im allgemeinen zu ſprechen. Zur Bekämpfung dieſer ſozialen Maſſenerſcheinung müßten genau wie bei der Er⸗ werbsloſen⸗ mud Wohnungsfürſorge ganz beſondere Maßnah⸗ men ergrifſen werden. Vor allem müßten ſich die Kommunen dieſer Frage annehmen, weil auch Mannheim zeitweiſe von Obdachloſen geradezu überſchwemmt werde. Die Urſachen dieſer Maſſenobdachloſigkeit ſtehen mit den wirtſchaftlichen Verhältniſſen in Zuſammenhang, mit der Wanderluſt der Deutſchen, mit der wirtſchaftlichen Not der vielen Volksgenoſ⸗ ſen, die genötigt ſind, auf die Landſtraße zu gehen. Sie hängen letzten Endes auch zuſammen mit der großen Wohnungsnot und einer Reihe anderer Urſachen. Die Wirkungen dieſer Maſſenobdachloſigkeit ſind gleichfalls verſchiedener Art. Bei den poltzeilichen Razzien iſt oft feſtzuſtellen, daß Obdachloſe unter Brücken, auf den Bänken der Anlagen uſw. kampieren. Daß damit Gefahren geſundheitlicher und ſittlicher Art ver⸗ bunden ſeien, brauche er nicht weiter auseinanderzuſetzen. Auch krimineller Art ſind die Folgen der Obdachloſigkeit. Verbre⸗ chen und Obdachloſigkeit gehen nebeneinander her. Man wiſſe, daß bei den polizeilichen Razzien nicht nur Obdachloſe auf⸗ geſtöhert werden, ſondern auch Elemente, die kriminelle Ver⸗ — als Folgen der Obdachloſigkeit auf dem Gewiſſen aben. Die Stabtverwaltung Mannheim habe verſucht, die Schä⸗ den und Auswirkungen der Obdachloſigkeit nach Möglichkeit zu mildern. Beſeitigt werden ſie erſt dann können, wenn grundlegend andere Verhältniſſe in der Wirtſchaft eingetreten ſind. Die Stadtverwaltung ſei infolgedeſſen dazu übergegan⸗ gen, ſowohl die Organiſation der freien Liebestätigkeit zu un⸗ terſtützen als auch behelfsmäßig in der alten Dragonerkaſerne ein Nachtaſyl ins Leben zu rufen. Stadtrat und Bürger⸗ ausſchuß haben ferner beſchloſſen, ein Obdachloſenheim zu bauen, das ſeiner Vollendung entgegengeht. Die dringende Notwendigkeit dieſes Baues wird durch folgende Zahlen be⸗ leuchtet: Im Januar 1926 mußten vom ſtädtiſchen Fürſorge⸗ amt 1449 männliche Perſonen in Obdachloſenfürſorge genom⸗ men werden. Im Dezember 1926 waren es 2109. Dieſe Ob⸗ dachloſen wurden teils in der„Herberge zur Heimat“, teils in anderen Gaſtſtätten untergebracht. In das Nachtaſyl mußten außerdem noch monatlich im Durchſchnitt 700 Perſonen auf⸗ genommen werden. Beim Jugendamt ſind im Jahre 1926: 3337 jugendliche Mittelloſe, zum weitaus größten Teil obdachloſe Wan⸗ derer, vorſtellig geworden Davon waren im Alter von 15—16 Jahren 54. von 17—18 Jah⸗ ren 995 und von 19—21 Jahren 2288. Unter dieſen Obdachloſen, die vom Fürſorgeamt unterſtützt werden mußten, befand ſich eine erhebliche Anzahl von Perſonen, die ihren feſten Wohnſitz nicht in Mannheim haben, ſondern ſich auf der Durchreiſe be⸗ finden. Für dieſe Gruppe von Obbdachloſen beſteht aber faſt keine Möglichkeit, ohne öfſentliche Hilfe eine geeignete Unter⸗ kunft finden zu können, weil in den letzten Jahren eine Reihe örtlicher Gaſtſtätten eingegangen iſt. Dazu kommt, daß durch die allgemeine Wohnungsnot die„Herberge zur Heimat“, die zur Aufnahme von wandernden Handwerksgeſellen geſchaffen wurde, heute zum großen Teil pon Dauermietern belegt iſt, die ſich dort feſtgeſetzt haben. So kommt es, daß ein großer Teil der Wanderer hilf⸗ und obdachlos daſteht und in dem ſehr primitiven Nachtaſyl untergebracht werden muß oder, nament⸗ 10 im 72 durch die Polizeiſtreifen irgendwie aufgegrif⸗ en wird. —— Eine Wandererfürſorge wie in Norddeutſchland kennen wir in Süddeutſchland nur in Württemberg. In Baden ſind erſt kleine Anſätze vorhanden, die Wandererfürſorge in eine beſtimmte Form zu bringen, indem man Wandererarbeitsſtätten ins Leben ruft, ſodaß nicht mehr planlos im Lande herumgewandert wird. Deshalb iſt beim Obdachloſenheim Bedacht darauf genommen, daß neben der Obdachloſenfürſorge auch die für die Wanderer⸗ fürſorge notwendigen Einrichtungen geſchafſen werden. Die Betriebsform des Obdachlpſenheimes Es hätte nahegelegen, die Betriebsführung dem Verein für Haus⸗ und Straßenbettel zu übertragen. Dieſer Verein iſt aber vor einigen Jahren aufgelöſt worden. Es erſcheint deshalb notwendig, wie in Frankfurt und anderen Großſtädten, einen beſonderen Verein zu gründen, dem die Aufgaben der Betriebsführung übertragen werden. Aus dieſem Grunde war die Verſammlung einberufen worden. Gründung des Hilfsvereins für Obdachloſe Die Verſammlung erklärte ſich ohne Ausſprache mit der Gründung einverſtanden. Der vorliegende Satzun gsent⸗ wurf wurde ebenfalls ohne weiteres gutgeheißen. Nach§ 1 hat der unter dem Namen„Hilfsverein für Obdachloſe e..“ in Mannheim gegründete Verein den Zweck, das von der Stadt Mannheim errichtete Obdachloſenheim zu verwalten, ſowie in Verbindung mit den Wirtſchaftsverbänden, Fürſorgebehörden und dem Arbeitsamt den Obdachloſen, insbeſondere den obdach⸗ loſen Wanderern, beſondere Fürſorge zukommen zu laſſen. Ein wirtſchaftlicher Geſchäftsbetrieb iſt ebenſo wie die Verfol⸗ gung politiſcher und konfeſſioneller Zwecke von der Tätigkeit des Vereins ausgeſchloſſen. Nach§ 3 können Mitglied öffent⸗ lich⸗rechtliche Körperſchaften, Wohlfahrtsverbände, Berufsver⸗ bände von Arbeitgebern und Arbeitnehmern mit dem Sitz in Maunheim und Einzelperſonen werden. Ausgeſchloſſen von der Mitgliedſchaft ſind politiſche Parteien. Wahl des Vorſtandes Auf Vorſchlag des Bürgermeiſters Böttger wurde be⸗ ſchloſſen, den Vorſtand wie folgt zuſammenzuſetzen: Vorſitzen⸗ der Stadtkaſſendirektor a. D. Röderer, Rechner Herr We 5⸗ becher von der Stadtkaſſe, Schriftführer ein Beamter des Fürſorgeamtes, der die Obdachloſenfürſorge bearbeitet, Bei⸗ ſitzer Bürgermeiſter Böttger, die Stadträte Guldden, Judwig und Zimmermann ein Mitglied der Polizei⸗ direktion und der jeweilige Geſchäftsführer des Maunheimer Wohlfahrtsverbandes. Damit ſchloß die Sitzung. Sel. * * Weiterer Rückgang der Zahl der Erwerbsloſen im Amtsbezirk Manuheim. Wie das Städtiſche Nachrichtenamt mitteilt, betrug am 22. März die Zahl der beim Arbeitsamt Mannheim, öffentlicher Arbeitsnachweis für den Amtsbezirk Mannheim, gemeldeten Arheitſuchenden 15746(11168 männ⸗ liche, 4578 weibliche); davon entfallen 12372 Erwerbsloſe (8096 männliche, 3672 weibliche) auf den Stadtbezirk und 3374 (2472 mäunliche, 902 weibliche) auf den Landbezirk. Von dieſen Erwerbsloſen werden 8053(6401 mänuliche, 1652 weibliche) von der Erwerbsloſenfürſorge, 2014(1606 männliche, 408 weibliche) von der Kriſenfürſorge unterſtützt. Da am 15. März die Zahl der Arbeitſuchenden auf 16 226 ſich belief, iſt ein wei⸗ terer Rückgang um 480 eingetreten; und zwar beläuft ſich dieſer bei den männlichen Erwerbsloſen auf 505, während die Zahl bei den weiblichen Erwerbsloſen um 25 geſtiegen iſt. Gegenüber dem 15. März iſt in den Gruppen Angeſtellte (Handlungsgehilfen), Häusliche Dienſte und Freie Berufe eine kleine Steigerung eingetreten, während alle übrigen Gruppen einen Rückgang aufweiſen. Die Belebung des Arbeitsmarktes machte in der Berichtswoche weitere Fortſchritte. Abermals zeigte ſich bei faſt allen Berufsgruppen Bedarf an Arbeits⸗ kräften. Beſonders häufig wurden bei der Gruppe Metall⸗ verarbeitung Fach⸗ und Hilfskräfte angefordert. Auch wies das Bekleidungsgewerbe— anläßlich des Herannahens der Oſterfeiertage und des Beginns der Frühjahrsſaiſon— eine rege Nachfrage auf. Ferner machte ſich im Baugewerbe eine Beſſerung der Lage der Maler und verwandter Berufe be⸗ merkbar, Schließlich war auch der Bedarf an Hausgehilfinnen und an Perſonal des Gaſtwirtſchaftsgewerbes ziemlich ſtark. * Autvunfall. Aus Eberbach wird uns gemeldet: Ein Mannheimer Kraftwagen fuhr im Stadteil Gai⸗ mühle die ſteile Böſchung hinab, wobei der Wagenlenker verletzt und in das hieſige Krankenhaus eingeliefert wer⸗ 775 mußte. Der Inſaſſe kam mit leichteren Verletzungen ghon. * In den Ruheſtand tritt mit dem 1. April Oberregie⸗ rungsrat Karl Bender, Vorſteher des Hauptzollamts Mannheim Hafen, infolge Erreichung der Altersgrenze kraft Geſetzes. Nach beſtanbener kameraliſtiſcher Staats⸗ prüfung trat Herr Bender als Finanzpraktikant in die Bad. Finanzverwaltung ein, fand als Oberbeamter beim Hauptzoll⸗ amt Lörrach die erſte landesherrliche Anſtellung und wurde 1898 Vorſteher des Hauptzollamts Stühlingen, 1899 in Singen und 1901 in Mannheim und wirkt hier ſeit dieſer Zeit. Hand⸗ ſchreiben des Reichspräſtdenten Hindenburg und des Bad. Finanzminiſters bekunden die Anerkennung der hervorragen⸗ den Tüchtigkeit dieſes Beamten. Die hieſigen Handels⸗ und Induſtriekreiſe ſehen mit Bedauern Oberregierungsrat Bender, der ihnen ſtets in verſtändnisvoller Weiſe entgegen⸗ gekommen iſt, aus dem Amte ſcheiden. Möge Oberregierungs⸗ rat Bender in Geſundheit noch ein ſorgenloſer Lebensabend beſchteden ſein.— Wie uns von anderer Seite mitgeteilt wird, wurde das gewiß ſeltene Jubiläum 25jähriger Tätigkeit, das Herr Bender vor einiger Zeit in ſeiner Eigenſchaft ars Dienſtvorſtand des Hauptzollamts Hafen hätte begehen kön⸗ nen, auf Wunſch des Herrn Bender mit Stillſchweigen über⸗ gangen. Ganz beſondere Verdienſte hat ſich der aus dem Amte Scheidende durch ſeine langjährige Tätigkeit als Hafen⸗ kommiſſar erworben. War ihm doch ebenfalls etwa 25 Jahre die Verwaltung der ſtaatlichen Hafenanlagen zugeteilt, eine Tätigkeit, die er mit großer Sachkenntnis und ungemeinem Geſchick durchführte. Iſt Oberregierungsrat Bender als Be⸗ amter in der Ausübung ſeiner gewiß nicht immer leichten Tätigkeit ein nachahmenswertes Vorbild geweſen, ſo iſt er andererſeits im Freundeskreis als Menſch nicht minder ge⸗ ſchätzt. Wem es vergönnt war, ihm näher zu treten, wird an ihm nicht nur ſeinen Sinn für Humor, ſondern auch ſeine ſeltene Hingabe im Freundeskreis ſchätzen gelernt haben. „ Geſchäfts⸗Jubilänm. Ingenieur Karl Jekel, wohnhaft Rheinhäuſerſtraße 118, kann am 1. April auf eine 2jährige Tätigkeit bei der Eiſenbahnbaufirma Joſeph Vögele.G. zu⸗ rückblicken. Herr Jekel erfreut ſich ſowohl bei ſeinen Vorge⸗ en wie auch bei ſeinen Mitarbeitern allgemeiner Wert⸗ hätzung. * Kranzniederlegung. Am geſtrigen Todestage des Ober⸗ bürgermeiſters Dr. Beck wurde von der Stadt ein Kranz am Grabe niedergelegt. Veranſtaltungen Theaternachricht. Im Nationaltheater findet heute abend das erſte Gaſtſpiel von Käthe Dorſch mit En⸗ ſemble ſtatt. Es wird das Schauſpiel„Flamme“ von Hans Müller aufgeführt. Das Dorſch⸗Enſemble gaſtierte in den letz⸗ ten Tagen in Frankfurt a.., wo es bei Publikum und Preſſe begeiſterten Beifall fand. Ein bekannter Frankfurter Kritiker ſchreibt wörtlich:„Publikum geh hin zur Dorſch und ſchaue Dir ſie ſelber an. Was ſie morgen ſprechen wird, ich weiß es nicht. Doch wage vor ſolcher Künſtlerin ganz unbeſorgt den Schritt ins Unbekannte.— Die Kunſt der Käthe Dorſch be⸗ ſchreiben, heißt einfach die Natur beſchreiben.“— Der zweite Gaſtſpielabend im Nationaltheater bringt eine Aufführung der Komödie„Kiki“ von André Picard. GLa Argentina, die berühmteſte ſpaniſche Tenzerin der Gegenwart, gibt am Montag, 4. April, ein einmaliges Gaſtſpiel im Muſenſaal des Roſengartens. Frau Ar⸗ gentina wird an dieſem Abend u. a. ihre bekannteſten Tänze wie den„Taugo flamenco“,„Bolero“ und„Seguidillas“ vor⸗ führen, die ihren Namen auch in Deutſchland ſchnell berühmt gemacht haben. Die Begleitung des Abends, der ausſchließlich ſpaniſche Muſik bringt, liegt in den Händen von Carmencita Perez, der hervorragenden Soliſtin des ſpaniſchen Hofes. * Grund⸗ und Hausbeſitzerverein Maunheim. Wir machen auch an dieſer Stelle auf die am heutigen Donnerstag abend im„Friedrichspark“ ſtattfindende ordentliche Mitglie⸗ derverſammlung aufmerkſam. Fallen zu ſammeln, die ich im Januar geſetzt habe. Es muß vor drei Tagen geweſen ſein, als der furchtbare Blizzard ein⸗ ſetzte, da habe ich in der Nacht meinen Weg verloren und konnte nirgendwo Unterkunft finden. Ich wanderte und wan⸗ derte. Nach zwei Nächten ließ ich die drei Fallen, mein Koch⸗ geſchirr und noch andere Gegenſtände zurück. Ich irrte weiter umher und ließ dann auch bald mein Gewehr zurück, da es mir ſehr im Wege war und mich am Weiterkommen hin⸗ derte. Sopiel ich mich entſinnen kann, muß ich eine ganze Nacht im Kreiſe umher gewandert ſein und konnte zuletzt nur noch auf den Knieen weiter kriechen. Unter einem Felsblock fand ich einen einigermaßen guten Schutz, doch lag die Gefahr recht nahe, daß ich erfrieren müßte, wenn ich nicht weitergehen würde. Dann bin ich noch einen langen Tag und eine furchtbar lange Nacht umhergeirrt, um ſchließlich zuſammenzubrechen. Jede Hoffnung auf Errettung hatte ich aufgegeben— als ich dann in der letzten Nacht einen Schuß hörte. Meine Kräfte nahm ich zuſammen und kroch auf allen Vieren weiter in der Richtung, in der der Schuß ge⸗ fallen war. Ich fand dann auch noch einigermaßen friſche Fußſpuren von Schneeſchuhen, denen ich unter Aufbietung meiner letzten Kräfte folgte und um dann hier vor Eurem Hauſe zuſammenzubrechen.“ Der ſchwere, breitſchulterige Jäger und Trapper ſtand auf und mit Tränen in den Augen küßte er mich. Sein Dank rührte mich tief. Ich erklärte ihm dann, daß ich in der letzten Nacht nach einer Schnee⸗Eule geſchoſſen hätte und daß dies der Schuß geweſen ſei, den er gehört haben müſſe. Er erwiderte, daß auch er manche Schnee⸗Eule geſchoſſen hätte, von nun an jedoch nie mehr ein ſolches Tier jagen werde. Daun habe ich den Trapper mit Lebensmitteln und einigen Wollſachen verſehen. Am nächſten Morgen verließ er meine Hütte und ſchlug den Weg nach Norden ein, den ich ihm, ſoweit ich ihn kannte, genau aufzeichnete. Er ſagte mir noch, daß, wenn et ſein Gewehr wiederſinde, er einen Schuß abge⸗ ben würde. Bis zum Abend habe ich dann auch darauf geachtet, doch habe ich keinen Schuß mehr gehört. Nach weiteren zwölf Stunden machte ich mich auf den Weg, folgte ſeinen Fuß⸗ ſpuren, die mich auch an den Platz führten, wo er übernachtet und abgekocht hatte. Ich habe dann wieder den Heimweg an⸗ getreten in der Hoffnung, daß er den Weg über die Berge ge⸗ funden hat.— So hat eine Schnee⸗Eule dem Trapper Howard Elskin aus Maſſachuſetts das Leben gerettet. altigst un reinlichst herpestellt ans dester, ferter, Emmentaler oune Rinde. Romadur und Limburger der Firma Gebrüder Rinker, Kempten Im Allgäu. Gegrünget 1904. NMangebende Geschäfte führen diese SBGZialmarten Hochucge „Alle menſchliche Gebrechen. Eine Hundertjahr⸗Erinnerung Am 31. März 1827 ſchickte Goethe dem Schauſpieler Georg Wilhel*m Krüger„nach ſeiner bewundernswerten Darſtellung des Oreſt“ ein Prachtexemplar ſeiner Iphigenie. Die eigenhändige Zueignung lautete: „Weimar, den 31. März 1827. Was der Dichter dieſem Bande Glaubend, hoffend anvertraut, Werd' im Kreiſe deutſcher Lande Durch des Künſtlers Wirken laut. So im Handeln, ſo im Sprechen Liebevoll verkünd' es weit: Alle menſchliche Gebrechen Sühnet reine Menſchlichkeit.“ Dier durch Goethe ſo geehrte Oreſt⸗Darſteller erkrankte ſechs Jahre ſpäter an einem ſchweren Nervenleiden, welches in der Folge zu ſeiner Penſionierung führte. Er verzog na ch Mannheim und erhängte ſich daſelbſt am 4. März 1841.— In Mannheim hatte Krüger ſchon einmal im Jahre 1816 mit ſeiner Frau, der Sängerin Aſchenbrenner gaſtiert und war er im Jahre 1819— allerdings nur für kurze Zeit— Mitglied des Stadttheaters geweſen. Vielleicht war dies der Grund, daß er ſich nach ſeiner Penſionierung endgültig in Mannheim niederließ.— H. Sch. ——Ü——— Thegter und Muſik Volks⸗Singakademie Mannheim. Eine kleine Berichti⸗ gung, die ich mit Freuden und ſofort bringe. Der zweite Tag der Beethovengedächtnisfeier gab uns die„Hohe Meſſe“ und ich ſchrieb wörtlich:„Zum Schluß müßte ich von Arno Land⸗ mann als Orgelmeiſter reden, aber von meinem Platze aus habe ich die Orgel kaum gehört. Eine akuſtiſche Frage, die man heute leicht beantworten kann“. Hier war die Inter⸗ ferenz der Schallwellen gemeint, eine Eigentümlichkeit des Nibelungenſaales. Nun iſt aber zu berichtigen: Arno Land⸗ mann hat am Montag Abend die Nibelungenſaalorgel garnicht geſpielt, ſondern Herr Wilhelm Krauß aus Karlsruhe! A. Bl. 2 2 m Aligäuer Alpen- und Voral An u. Bcrgmiteh. eeeeeeeee NRree Mannhelm-ELudwigshafen: 4 Louiſe Dumonts Bühnenbearbeitung von Shaws „Zurück zu Methuſalem“. Louiſe Dumonts Bühnenbearbei⸗ tung der großen Shawſchen Bühnenphantaſie„Zurück zu Me⸗ thuſalem“ erwies ſich bei der Aufführung im Düſſeldorfer Schauſpielhauſe, das nach kurzer Pauſe jetzt auch die zweite Hälfte:., 4. und 5. Teil, zur Darſtellung brachte, als eine geniale, in ſtraff konzentrierender Form die Gedankenbrücke des Dichters„vom bibliſchen zum utopiſchen Paradieſe“ klar vermittelnde Leiſtung. Die meiſterhafte Regie ihres Gatten Guſtav Lindemann, Eduard Sturms Bühnenbilder von ſugge⸗ ſtivſtem Ausdruckswillen und innerer Kraft, ſowie das in dieſem Hauſe gepflegte Enſembleſpiel ſchufen einen künſt⸗ leriſchen Genuß und erneuerten den alten Ruf Dumont⸗ Lindemannſchen Wirkens um die deutſche Theaterkunſt. K. L. —— Eine neue Haarmods? Iſt der Bubi⸗Kopf zum Verſchwinden verurteilt? Die Pa⸗ riſer Haarkünſtler behaupten es. Die Mode, die launiſche, all⸗ mächtige Gebieterin möchte, ihnen zufolge, im nächſten Winter bei den Frauen keine raſierten Nacken, keine Pagen⸗ oder gar Pfadfinderfriſuren mehr ſehen. Sie wird halblang geſchnittene Haare, auf die Schultern herabfallende, reichlich ondulierte Locken fordern. Die Ohren gibt die neue Haartracht frei; neben den Augen wird eine Haarſträhne zu einer feinen Spitze aus⸗ gezogen oder ſogar zu einer zierlichen Schnecke gedreht. Es ſcheint jedoch, daß die Haarkünſtler diesmal ſelber die Mode auf ihre neue Laune gebracht haben, denn ſie fügen ihren Lob⸗ reden über die kommende Haartracht die verdächtige Bemer⸗ kung bei:„In den meiſten Fällen wird es natürlich nicht ohne eine Perücke abgehen.“ Sie haben in den letzten Jahren unter den Frauenhaaren mit ihren Scheren reichlich Ernte gehalten, und der Wunſch, dieſes feine Rohmaterial irgendwie wieder Uätzbar zu machen, erſcheint ihnen durchaus berechtigt. Alſo lanziert man die Perücke. Bereits wurden von ihnen etwa dreißig verſchiedene Modelle geſchaffen. Sie ſind äußerſt fein gearbeitet und wiegen nur wenige Gramm, um ihren Trä⸗ gerinnen das freiwillige Sklavenlos nicht allzuſehr zu erſchwe⸗ ren. Uebrigens wird mit Vorliebe auch gold⸗ oder ſilber⸗ farbene Seide zu Perücken verarbeitet, die mit ihren herab⸗ wallenden Korkzieherlocken einen ganz beſonderen Reiz ver⸗ leihen ſollen. Die Pariſer Perückenmacher verſichern, daß gol⸗ dene und ſilberne Marquiſen⸗Perücken in der kommenden Saiſon die Senſation in den Salons bilden werd 2 ate Oualicit. emernberts, eugter 5 Nn. 8 Gegeralvertretung für kugen Mattes, Mannkeim, p 4 2— ſel. 4789 8 ere r ereeeren eeeene. rnn iiierr UFr Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) .VB. der Vereinigten Stahlwerke Dr. Vögeler über die Wirtſchaftslage In der geſtrigen erſten o..⸗V. der Ver. Stahlwerke.G. ging Generaldirektor Dr. Vögeler in ausführlicher Weiſe auf die bisherige Entwicklung der Ver. Stahlwerke und die allgemeine Lage ein. Mit dem Verlauf des erſten Ge⸗ ſchäftsfahres könne man voll zufrieden ſein. Er wies auf die Betetligung an der Gründung der Mittel⸗ deutſchen Stahlwerk.⸗G. und der Deutſchen Edelſtahlwerke.⸗G. hin und führte hierzu aus, daß wer die Verhältniſſe der deutſchen Qualitäts⸗ und Edelſtahl⸗ induſtrie überſieht, weiß, wie ſehr gerade hier eine Umbildung ſowohl nach der techniſchen wie der kaufmänniſchen Seite hin erforderl'ch war. Auch hier wird der Erfolg nicht ausbleihen und die jahrelang leidende deutſche Edelſtahlinduſtrie wieder zut Geſundung kommen. Auf dem Gebiet des Kohlenberg⸗ baues haben ſich die Ver. St. an der Gründung der.⸗G. für Kohleverwertung entſprechend ihrer Quote beim Rheiniſch⸗Weſtfäliſchen Kohlenſudikat beteiligt. Die Ver⸗ einigten Stahlwerke haben ferner gemeinſam mit der Koks⸗ werke und Chemiſche Fabriken.⸗G. eine maßgebende Be⸗ teiligung bei der Concordia Bergbau.⸗G. erworben. Die Kohlenförderung konnte weiter geſteigert wer⸗ den und hat gegen den Monat April 1926 um rund 40 v. H. zugenommen. Desgleichen konnte die Roheiſenerzeu⸗ gung weiter geſteigert werden; ſie betrug im laufenden Ge⸗ ſchäftsjahr im Monatsdurchſchnitt 500 000 Tonnen gegenüber 379 000 Tonnen in der Zeit vom 1. April bis 30. Sept. 1926. Aehnlich ſind die Zahlen bei der Rohſtahlerzeugung, die im Monatsdurchſchnitt auf 550 000 T. gegen 424 000 T. angeſtiegen iſt, und im laufenden Monat März rund 610 000 Tonnen betragen wird. Soweit ſich die Marktlage über⸗ ſehen läßt, wird auch für die nüchſten—3 Monate im großen und ganzen mit einer annähernd gleichen Produk⸗ tion gerechnet werden können. Die Arbeit in der internationalen Rohſtahlgemein⸗ ſchaft geht weiter. Schließlich iſt jedoch noch auf die Gefahr hinzuweiſen, daß eine Ueberſpannung der Forderungen auf dem Gebiet der Löhne und der Soztalpolitik droht. Der Erfolg der Umgeſtaltung der Betriebe zu rationellem Arbeiten. der ſich noch nicht überall voll ausgewirkt hatt, darf nicht durch ſozialpolitiſche Experimente geſtört werden. Wie ſehr der Aufſchwung, den die deutſche Induſtrie in den letzten zwölf Monaten genommen hat, gerade auch der Arbeiterſchaft zugute kommt. zeigen die Zahlen, die der Geſchäftsbericht der V. St. gegeben hat. Dieſe Entwicklung hat ſeitdem weiter angebalten. Die Arbeiterzahl iſt gegen das Vorjahr um 10 v. J. geſtiegen. Zum Schluß ſprach Dr. Vögeler über die Preispoli⸗ tik der Kohlen⸗ und Eiſeninduſtrie: Es iſt bekannt, ſo führte er aus, daß das Kohlenſyndikat trotz des engliſchen Streiks (von einigen ganz wenigen Ausnahmen abgeſehen, die aber für das Geſamtgeſchäft ohne Bedeutung ſind) eine Erhöhung der Preiſe nicht hat eintreten laſſen. Die deutſche Verkaufs⸗ tätigkeit war vielmehr darauf gerichtet, möglichſt langfriſtige Verträge zu erzielen. Aehnlich liegen die Dinge bei den Eiſen⸗ Aund Stahlverbänden. Auf der anderen Seite hat ſich, wie ich ſchon erwähnte, das Arbeitereinkommen um 22 v. H. erhöht. Die Rohmaterialien ſind um rund 20 v. H. geſtiegen und der Schrott hat ſeit Jahresfriſt um rund 12 R. je Tonne an⸗ gezogen. Trotz⸗ dieſer Tatſache konnte das Preisniveau ge⸗ halten werden. So zeigt ſich als Folge der Rationaliſierung und Ausfuhrbelebung die Erhöhung des Einkommens der Ar⸗ beiter. Weiter iſt die Rationaliſierung in erheblichem Umfang der weiterverarbeitenden Induſtrie zugute gekommen. Die deutſche Eiſeninduſtrie iſt jetzt aber an der Grenze ihrer Trag⸗ fähigkeit angekommen. Jede weitere Leiſtung muß ſich in Preiserhöhungen auswirken. Nach den Ausführungen von Dr. Vögeler nahm ein Ver⸗ treter des Deutſchnattonalen Handlungsgehil⸗ fenverbandes das Wort und wünſchte unter rückhalt⸗ loſer Anerkennung der bisherigen Leiſtungen der V. St. für die Angeſtellten Ueberprüfung der Ueberarbeit, die an ver⸗ ſchiedene Stellen beſonders bei Thyſſen⸗Mülheim geleiſtet und zu gering bezahlt ſein ſoll. Generaldirektor Zögeler er⸗ widerte, daß die Erhöhung der Löhne in der Hauptſache durch guten Geſchäftsgang eingetreten ſeien. Ein Abbau von Be⸗ amten werde nicht mehr erfolgen. Dr. Tenhaeff machte auch hier wieder mit einer Stimme Oppoſition und brachte ſeine üblichen Einwände vor. Vertreten waren in der.V. durch 69 Aktionäre 758951 Stimmen(1000./ gleich einer Stimme). Die Anträge der Verwaltung wurden ſämtlich gegen — Dr. Tenhaeffs genehmigt, der Proteſt zu Pro⸗ okoll gab. :( Kohlenkontor Weyhenmeyer u. Co. G. m. b. H. in Mannheim. Die Geſellſchafterverſammlung ge⸗ gehmigte ohne längere Debatte die Punkte der bereits be⸗ kannten.., wobei zu berückſichtigen iſt, daß die einzelnen Punkte bereits vorher in Sitzungen des Kohlenſyndikates be⸗ ſprochen und genehmigt worden waren. Hervorzuheben iſt, daß nunmehr der Beſchluß der Vorkriegszeit, keinerlei Genehmigung zum Vertrieb von bel⸗ giſcher, engliſcher, holländiſcher und ſchle⸗ ſiſcher Kohle zu geben, wieder in Kraft treten wird, wobei das Kohlenſyndikat die Genehmigung geben kann, belgiſche Antrhazitkohle ſowie ſchleſiſche, jedoch dieſe nur für das Bayern, jeweils zur beſtimmten Zeit als Ausnahme zuzulaſſen. Durch dieſe Maßnahme erhält das Kohlenſyndikat eine bedeutende Stärkung für den Abſatz der Ruhrkohle. Es hat im übrigen ſeinerſeits noch beſchloſſen, auch 11 die übrigen Kohlenhandelsgeſellſchaften die gleichen Be⸗ chlüſſe zu faſſen. Vom rheiniſch⸗weſtfäliſchen Kohleuſyndikat. In der Mitglieder⸗ verſammlung wurde eine ſechsgliedrige Kommiſſion, beſtehend aus je drei Vertretern der reinen Zechen und der Hüttenzechen, eingeſetzt, mit dem Recht, durch einſtimmigen Beſchluß den Fragen⸗ komplex: Sondereinſchränkung⸗umlage innerhalb ſechs Wochen zur Löſung zu bringen. Es handelt ſich dabei um einen Vorſchlag, der dahin geht, daß die Sonbereinſchränkung der ae e in Wegfall kommt, und daß dagegen Geſchäftsunkoſten einſchl. aller Minder⸗ erlöſe und Ausgaben im beſtrittenen und unbeſtrittenen Gebiet durch eine einheitliche Tonnenumlage auf Verkaufs⸗ und Verbrauchsbeteiligung aufgebracht werden. „ Internationale Stahl⸗Verkaufsgquoten. Wie beretits berichtet, iſt der franzöſiſche Antrag, die Quoten der Internattonalen Stahl⸗ Verkaufsverbände gemäß den Quoten der Internationalen Rohſtahl⸗ gemeinſchaft feſtzuſetzen, abgelehnt worden. Die Quotenneufeſtſetzung ergab indeſſen im Verlaufe der Verhandlungen neue Schwierigkeiten. Bisher ſoll keinerlei Einigung in Ausſicht ſtehen. Zu den von deut⸗ ſcher Seite errechneten Zahlen, die als Baſis das Jahr 1926 für alle Länder feſtlegen, verlangten die Franzoſen plötzlich etwa 10 v. H. Supplements(Zufätze), während die Belgier ein Vielfaches von 10 v. H. auch ihrerſeits als Supplement verlangten. Begründet wurden dieſe Forderungen mit noch im Aus bau befindlichen, teilweiſe im Neubau beſchloſſenen Anlagen. Die deut⸗ ſchen Teilnehmer wieſen demgegenüber auf ihre bereits durchgeführte Rationaliſierung hin. Bereits einmal haben die deutſchen Teil⸗ nehmer der Internationalen Rohſtahlgemeinſchaft bei ihren Quoten⸗ Forderungen große Abſtriche vorgenommen. Bei den Quotenfragen der Verkaufsverbände wird dies von deutſcher Seite abgelehnt. In einer neuen Sitzung, wahrſcheinlich Anfang Mai, am 2. oder 3. Mai 1927, und zwar in Luxemburg, ſollen die Verhandlungen fort⸗ geſetzt werden. * Die Mologa beautragt Geſchäftsaufſicht. Die geſtrige .⸗R.⸗Sitzuug der Mologa Holzinduſtrie.⸗G, beſchloß die Anmeldung der Geſchäftsaufſicht. Der Antrag iſt ge⸗ 10 worden, um die ſchwebenden Verhandlungen mit den Ruſſen ungeſtört zu Ende zu führen. Dieſer Schxritt ſei die Folge der Verweigerung von Krediten durch das Reich. Das Reichskabinett hat bekanntlich beſchloſſen, den von der Mologa erbetenen Kredit nicht zu gewähren, da die vom Kabinett hierfür geſtellten Bedingungen leigener Kapital⸗ einſchuß der Beteiligten) von ſeiten der deutſchen und der ruſſiſchen Intereſſenten bisher nicht erfüllt worden ſind. Da die ſehr großen ruſſiſchen Wechſelforderungen nur bis 31. März prolongiert wurden, war eine Erfüllung der deutſchen Vorbe⸗ dingungen, ohne die das Reichskabinett eine Hergabe öffent⸗ licher Gelder nicht verantworten kann, bis zu dieſem Termin nicht mehr zu erwarten. * Aufwertung von Nordſteru⸗Verſicherungen. Das Reichs⸗ auſſichtsamt für Privatverſicherung hat im Auftrag der Nordſtern Allgemeinen Verſicherungs⸗AcG. genehmigt, daß der Nordſtern die Verſicherungsanſprüche aus den in§ 59 Abſ. 1 des Aufwertungs⸗ geſetzes genannten Unfall⸗ und Haftpflicht⸗Verſicherungs⸗ Verträgen auf 25 v. H. ihres Goldmarkwertes aufwertet. Unter dieſe hohe Aufwertung fallen alſo bei der Nordſtern⸗Verſiche⸗ rung die bei ihr aus der Papiermarkzeit vorhandenen Unfallverſiche⸗ rungen mit Prämienrückgewähr, lebenslänglichen Eiſenbahn⸗ und Dampfſchiff⸗unglücks⸗Verſicherungen, Unfall⸗ und Haftpflichtrenten. u⸗ Uhrenfabrik vorm. L. Furtwängler Söhne Acg. in Furt⸗ wangen. Die Geſellſchaft hat bekanntlich in ihrer HV. vom 18. Dez. 1926 die Herabſetzung des A. von 1,20 Mill. auf 400 000 Hheſchloſſen. Da die ſeinerzeitigen Beſchlüſſe hinſichtlich der Aktienſtückelung nicht ganz den geſetzlichen Vorſchriften entſprechen und nach dieſer Richtung hin einer Abänderung bezw. Ergänzung bedürfen, wird auf Freitag, den 22. April eine ao. HV. einberufen. In materieller Hinſicht wird an den Sanierungsbeſchlüſſen vom 18. Dez. vor. J. nichts geändert. Abſchlüſſe * Süddeutſche Feſtwertbank Ach. in Stuttgart. Das Inſti⸗ tut erzielte 1920 einen Rohertrag von 352 395(384 634) und nach Ahzug der Steuern, Unkoſten uſw. einen Reingewinn von 56 092(35 437), aus dem 15(10) v. H. Dividende ver⸗ teilt, 10 000% der Rücklage zugeführt und ein Reſt von 12 189/ vorgetragen werden. Wie der Vorſtand ausführt, unterſchied ſich das Jahr 1926 in den Geſchäftsverhältniſſen der Bank nicht weſentlich von den beiden vorangegangenen Jahren. Die Gewährung von Darlehen an Körperſchaften des öffentlichen Rechts konnten nicht aufgenommen werden, da die Bedingungen, wie ſie die Bank bei Ausgabe von Kom⸗ munal⸗Schuldverſchreibungen hätte bieten können, von den ſüddeutſchen Darlehnsuehmern nicht angenammen werden konnten. Auch im Berichtsjahre iſt infolge Rückzahlung von Darlehen der Darlehensbeſtand und der Umlauf von Gold⸗ obligationen weiter zurückgegangen. 2 Kapitalerhöhung der Preußag. Dem Vorſchlage des Vorſtandes entſprechend beſchloß der AR. nach Vornahme von Abſchreibungen und Rücklagen den verbleibenden Reingewinn von 3 423 421/ wie folgt zu verteilen: Gewinnanteil an den preußiſchen Staat 4 Mill. J, Vortrag auf neue Rechnung 1 423 421,91 //. Der AR. trat den Darlegungen des Vor⸗ ſtandes darin bei, daß es notwendig ſei, der Geſellſchaft neue Mittel in Höhe von vierzig Millionen zuzufüh⸗ ren. In der der ARS folgenden GB. wurde, den Vorſchlägen des Vorſtandes und des An entſprechend, die Bilanz neben Gewinn⸗ und Verluſtrechnung genehmigt. * Keramiſche Werke Offſtein und Worms AG. Wie ſchon kurz mitgeteilt, kann das Unternehmen für 1926 nach 43 665 48 165/ Abſchreibungen einen Reingewinn von 99 240 (63 565)/ ausweiſen, aus dem bekanntlich 8(5) v. H. Divi⸗ dende ausgeſchüttet und ein Reſt von 19 240(17 565)„/ vor⸗ getragen werden ſoll. Die Verwaltung berichtet für die erſte Hälfte des abgelaufenen GJ. von rückläufigen Inlands⸗ aufträgen, während in der zweiten der Geſchäftsgang ſich in aufſteigender Linie gehalten habe, ſo daß der letzte Abſchnitt hefriedigend war. Aus der Bilanz: Brennöfen 108 400 76 200) J, Maſchinen 187 950(174 000), Vorräte 249 396 (108 598), Debitoren 366 602(353 838) ¼, dagegen Obligationen 3695(15000) und Kreditoren 445 963(423 056) J. Deutſcher Eiſenhandel AG. Das Unternehmen ſcheint Wert darauf zu legen, die Liquidität der Bilanz nicht durch eine zu hohe Dividendenausſchüttung zu beeinträchtigen und größere Abſchrei⸗ bungen vorzunehmen. Unter dieſen Umſtänden wird man voraus⸗ ſichtkich über eine Dividendenausſchüttung von 4 v. H.(i. V. 0) nicht hinausgehen, obwohl die Gewinnziffern eine nennenswert höhere Dividende gerechtfertigt hätten. * Geſellſchaft für Spinnerei und Weberei Ettlingen. Die Geſell⸗ ſchaft war infolge der ſchlechten Konjfunktur für die Textil⸗ induſtrie gezwungen, im abgelaufenen Geſchäftsjahr die Produktion bedeutend einzuſchränken. Die Gewinn⸗ und Verluſtrechnung iſt wenig aufſchlußreich und weiſt nur den Reingewinn mit 374 101 1 aus, wozu noch 35 230/ Vortrag kommen.(J. V. Fabrikations⸗ überſchuß 1118 036 /¼, Abſchreibungen 520 219 /, ſo daß ein Rein⸗ von 591817, ohne den Vortrag von 43 418 verblieb.) Die bſchreibungen kür 1920 ſind alſo nicht zu erſehen, dürften jedoch, wie ein Vergleich der Anlagewerte in der Bilanz vermuten läßt, geringer ſein als i. V. Die Dividende wird mit 8(12) 27 vor⸗ geſchlagen. In der Bilanz ſtehen die Anlagen mit 3(3,14) Mill. zu Buch. Die Warenbeſtände haben ſich infolge der Abſatzſtockung von 2,19 auf 3,32 Mill. erhöht. An Kaſſe und Wechſeln waren 0,4(0,42) Mill. vorhanden, an Debitoren und Bankguthaben, in einem Poſten zuſammengeworfen, 3,94(5,92) Mill. 4. Die in der vorigen Bilanz ausgewieſene langfriſtige Schuld von 5 Mill. AI iſt im abgelaufenen GJ. erſetzt worden durch eine Anleihe, die in Höhe von 5,16 Mill./ ausgewieſen wird und der unter den Aktiven ein Poſten„Auleihe⸗Disagio“ von 0,81 Mill. gegenüberſteht. Die Geſellſchaft hat ſich bekanntlich an einer von der Bank für Textil⸗ induſtrie aufgenommenen Anleihe von 1 Mill. Eſtr. mit 250 000 Eſtr. beteiligt. Die Krebitoren hatten 1,87(2,22) Mill./ zu fordern. „Wie der Geſchäftsbericht mitteilt, hat ſich der Abſatz mit Beginn des laufenden Jahres weſentlich gehoben, ſo daß der Betrieb ſeit Dez. 1926 voll arbeitet. Die Geſellſchaft hofft, daß das Jahr 1927 ſich weiterhin günſtig entwickelt. „Kapitalerhöhung der Beton⸗ und Monierbau⸗Geſellſchaft. Das Unternehmen beantragt bei der o. HV. am 11. April eine Kapital⸗ erhöhung um 500 000/ auf 2,6 Mill.„ zur Verſtärkung der Betriebsmittel. Für das am 31. Januar 1927 beendete GJ. 1926/27 verbleibt ein Betriebsgewinn von 658 847(439 932) /¼ und nach ein Reingewinn von 242 024(43 296) J/. Hieraus ſoll eine Dividende von 9(0) v. H. verteilt und 41957(35 296)„ auf neue Rechnung vor⸗ getragen werden. Der Wert der abgerechneten Bauten betrug nach einem Auszug aus dem Geſchäftsbericht 11 Mill.„ gegen 15,4 Mill. i. V. Wenn es trotz dieſem Rückgang gelang, den Ertrag zu ſteigern, ſo ſei das darauf zurückzuführen, daß der Geſellſchaft größere Perluſte bei übernommenen Umbauten erſpart blieben. te bisherige Ge⸗ ſchäftsentwicklung im laufenden Jahre ſei befriedigend. *Aſbeſt⸗ und Gummiwerke Alfred Calmon AG. Der Jahres⸗ abſchluß weiſt nach Abſchreibungen einen Gewinnvortrag von 11 5824 Abzug der Unkoſten uſw. und nach 95 568(94 287) Abſchreibungen Die Reorganiſation der Afa Kapitalzuſammenlegung 311 und Wiedererhöhung Der.⸗R. der Ufa hat ſich auf folgende abgeänderten Vor⸗ Zuzahlung von 3375 v. H. zuzüglich Koſten eingefordert. Die Aktien, für die die Zuzahlung eingeht, ſollen im Verhält⸗ nis 312, die anderen von:1 zuſammengelegt werden. Die„zweite Hälfte“ des neuen Kapitals wird von den hinzu⸗ tretenden Großaktionären übernommen, von denen eine Gruppe gemeinſam mit dem bisherigen Bankenkonſortium auch die Zuzahlungstransaktion garantiert. Das bisherige Bankenkonſortium iſt an dieſer Garantie mit etwa 4 Mill. 1 betetligt. Die Aktien mit mehrfachem Stimmrecht, welche in Höhe von nom. 3 Mill. durch Zuzahlung aufrecht erhalten werden, gehen im weſentlichen in den Beſitz der erwähnten Gruppe über. Außer der letzteren Gruppe werden ſich wei⸗ tere Kreiſe an der Aufbringung des neuen Kapitals beteiligen. Durch die Kapitalerhöhung flößen der Geſellſchaft zu⸗ 11515 30 Mill. an neuen Mitteln zu. Hierzu kämen 675 Mill./ als Forderungsverzicht der Deutſchen Bank und 11½4 Mill.„ als Forderungsumwandlung in Genußſcheine. Aus dem Verkauf des Hauſes am Potsdamer Platz und des Glorta⸗Palaſtes(lam Zoo) käme ein weiterer Barbetrag von rund 9 Mill.„ herein. Insgeſamt alſo 56½ Mill. IIJ. Damit werde nicht nur eine vollkommene Abdeckung der Reſtſchuld bet der Deutſchen Bank und den anderen Finanzverpflich⸗ tungen der Ufa erreicht, ſondern darüber hinaus ein Bankgut⸗ haben in Höhe von mehreren Mill. geſchaffen. durch die Buchgewinne ermöglichten Abſchreibungen auf die einzelnen Poſten, beſonders auf Filmkonto, könne erſt beim Abſchluß über das laufende Geſchäftsjahr erfolgen. Den Beſitzern der 10proz. Konvertiblen Bonds werde der Umtaſuch in neue Ufa⸗Aktien angeboten werdn woraus eine entſprechende weitere Erhöhung des.K. hervorgehen würde. Es beſtehe die Abſicht, den Be⸗ ſitzern der nicht umtauſchenden z. Zt. 10proz. Obligationen, die z. Zt. noch nicht kündbar ſind, ſpäter die Konvertie⸗ rung auf einen niebrigeren Zinsfuß, evtl. die Rückfahlung anzubieten. Herr Klitzſch(Scherlverlag) erhielt den Auftrag, die Reorganiſation des Unternehmens mit dem Vor⸗ ſtand weiter zu führen. Gleichzeitig wurde ſeitens des Auf⸗ ſichtsrats Konſul S. Marx, ſeit Jahren Mitglied der Revi⸗ ſionskommiſſion des Aufſichtsrats, für ſechs Monate in den Vorſtand delegiert. Wie verlautet, hat die Hugenberg⸗Gruppe am Mittwoch die Ufa übernommen. Angeblich gehen in den Beſitz der Hugenberg⸗Gruppe 15 Mill. Stammaktien und 2,5 Mill. 12ſtimmige Vorzugsaktien über, mit denen ſie die Herrſchaft über das Unternehmen erhält. ———— Deviſenmarkt Spanten unter Schwankungen etwas abgeſchwächt, gegen London bis 27.— nach 28.90. Mailand notierte gegen London 105.80 bis 106. Paris vollkommen ruhig, gegen London 124.— Oslo leicht anziehend, gegen London 18.63 nach 18.65. Der rumäniſche Lei erlitt eine empfindliche Abſchwächung durch Deviſenkäufe der Bukareſter Nationalbank. Er ging von 205 gegen RM. auf.78 zurück. 5 95 30. 91. 50. 81. London-Paris 124,90124,0 Malld.-Schwz.] 28.88 29,85 Lond.-Stockh. J 18,18 18,14 Lond.-Brüſſel 84,92 34.98 Holland-Schw. 207.85 207.95 Snbe-Wabeld 2805 25 Lond.⸗Maild. 105,75 105,80 Kabel Holland.50 Kabel Schweiz 5157.199 Lond.⸗Holland 12,141 Lond.-Schweig 28,24 28,24/ Condon-Oslo. 18 Paris-Schwelz 20,35 20,350 Lond.⸗Kopenh.] 18.21 In.⸗Mk. laſſen ſich falgende Kurſe feſtſtellen London.. 20.48520 Helg.1250 12,50 Madrid 16,51 Oslo 09,90 11 75 2 2,499 Mailand-Paris 117,80117.00 12,140 Brüſſel-Paris 10,63]Holland-Paris 18.21JKabel London 358,20855,00 10.21 11 76.800 75 .782 5 2,072 2 .217 4,21, Paris. 18,50 Jürich. 61.18 81.10 Kopenhagen.112,40112,4/ Japan Mailand 19,40 19,35 Stockholm. 112,80112,80 New⸗Dork 168.72 188,75] Brüffe!l 38,80—.— —— Verliner Motallbörſe vom 30. März Preiſe in Feſtmark für 1 Kg. Holland 30 Elektrolgtrupfet 128.— 126.50 Alumintum in 5 Raffinadt er—.——— Barren.14 2,14 N05 imt Bb..)———— benenn— We 30 E 290 enzinn (er. Bert.) 250 Nickel 9. 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Die auf geſtern abend 8 Uhr anberaumte Sitzung wurde von Bürgermeiſter Keller ge⸗ leitet und zunächſt vor Eintritt in die Tagesordnung beſchloſ⸗ ſen, die eingelaufenen Geſuche um Bürgſchaftsübernahme durch die Gemeinde und einen Punkt der Mitteilungen in nicht⸗ öfſentlicher Sitzung zu behandeln. Sodann erhielt Forſtmeiſter Gutfleiſch das Wort. In der„Südheſſiſchen Volkszeitung“(Zentrumsblatt) war vor kurzem ein„Eingeſandt“ erſchienen, das Kritik an einer im Gemeindewald vorgenommenen Holzfällung von 550 Rm. übte, da dieſes Holz beſſer als Nutzholz hätte Verwendung fin⸗ den können, und ſich auch mit der Forſtverwaltung und dem Forſtperſonal beſchäftigte. Forſtmeiſter Gutfleiſch legte die Gründe zur Einteilung der Holzfällung dar und wies in ein⸗ gehender, ſachlicher Weiſe alle erhobenen Angriffe zurück. Die anſchließende Ausſprache führte zur vollen Klärung der Ange⸗ legenheit und zu der Erkenntnis, daß die Forſtverwaltung und das Forſtperſonal garnicht anders handeln konnte.— Die Bürgermeiſterei hat bereits in einem Schreiben dem Ober⸗ Bürgermeiſter der Stadt Mannheim, ſowie der Oberrheiniſchen Eiſenbahn⸗Geſellſchaft mit⸗ —1 15 daß die Gemeinde dem Bau der elektriſchen ahn Mannheim—Lampertheim ſympatiſch gegen⸗ überſtehe und ſich verpflichte, das benötigte Gelände zur Ver⸗ fügung zu ſtellen. Nicht einverſtanden iſt der Gemeinderat mit der Geländeſtellung am Reichsbahnhof öſtlich des Ortes zur Erbauung von Wagenhallen und der Reparaturwerkſtätte. Dieſes Baugelände hat die Gemeinde unter großen Opfern erworben und kann nur als ſolches in Betracht kommen. Die ..G. verlangt ein Areal von 10 000 am. Man iſt bereit, geeignetes Gelände an der Mannheimer⸗ oder Wormſerſtraße 7 ſtellen, zunächſt will aber der Gemeinderat wiſſen, wozu ieſer große Komplex benötigt wird und will deshalb auch einmal die Pläne vorgelegt haben. Durch den Tod des Gemeindebaumeiſters Mottmann war die Stelle des Gemeindebaumeiſters mit dem 1. April dieſes Jahres neu zu beſetzen. In der Finanzkommiſſion hatte man ſich bereits dahin geeinigt, aus den zahlreichen Be⸗ werbern für die engere Wahl die beiden hieſigen Architekten Jöſt und Rockenfeld herauszunehmen. Dieſem Vorſchlag ſchloſſen ſich ſämtliche Fraktionen an. Es wurde dann be⸗ ſtimmt, daß die für die endgültige Anſtellung vorgeſehene Probezeit aber nicht auf 1 Jahr, ſondern auf 2 Jahre aus⸗ gedehnt wird. In geheimer Abſtimmung entfielen dann auf Rockenfeld 17, Jöſt 8, Kärcher⸗Biblis 1 Stimme und ein Zettel wurde weiß abgegeben. Somit iſt Rockenfeld als Bau⸗ meiſter auf Probe gewählt.— Der Feldſchütze Jakob Sie⸗ ger iſt 65 Jahre alt. Es iſt ſeine Ruheſtandverſetzung bean⸗ tragt. Die Stelle iſt infolgedeſſen neu zu beſetzen und wäre einem Verſorgungsanwärter vorzubehalten. Von Seiten des Gemeinderates wird demhingegen geltend gemacht, daß hier ſehr viele Erwerbsloſe, darunter auch Kriegsbeſchädigte, vor⸗ handen ſind, denen man dieſe Stelle nicht vorenthalten ſoll. Es erfolgt deshalb Beſchluß, die Stelle zur Bewerbung auszu⸗ ſchreiben, und zwar ſtellt man ſich auf den Standpunkt, daß der Gemeinderat bei der Anſtellung mitzureden hat, da die Gemeinde ja auch die Koſten für den Feldſchützen aufbringen muß.— Mit dem 1. Mai tritt der Wiegemeiſter Fiſcher in den Ruheſtand. Auch dieſe Stelle ich wieder zu beſetzen. Es wird vorgeſchlagen, ſie einem Manne zu übertragen, der in der Nähe der Gemeindwage wohnt. Der Mann ſoll von den Wieggebühren für ſeine Tätigkeit 65 Prozent erhalten. Bei der Tabakverwiegung im Herbſte ſoll dem Wiegemeiſter ein Feldſchütze als Hiftskraft zugeteilt werden. Es wurde angeregt, auch in dieſem Jahre das Be⸗ ritzen der Obſtbäume—2mal vorzunehmen, um das Ungeziefer vollſtändig zu vertilgen. Da nach dem Knoſpen⸗ anſatz zu uxteilen, falls keine Fröſte während der Baum⸗ blüte eintreten, mit einem guken Obſtjahr zu rechnen iſt, ſo wird die Anregung einſtimmig angenommen.— Zum Schluß gibt der Bürgermeiſter ein Schreiben des Kreisamtes Bensheim zur Kenntnis, in dem die Mitglieder des Obſt⸗ und Gartenbauvereins ſowie ſonſtige Intereſſenten zu einer Be⸗ ſichtigung der Obſt⸗ und Gemüſekulturen in Holland eingeladen werden. Die Unkoſten würden ſich für den Teilnehmer auf etwa 70—75 RM. ſtellen. Stabtratsſitzung in Frankenthal * Frankenthal, 29. März. Die jüngſte Stadtrats⸗ itzung die unter dem Vorſitz von Bürgermeiſter Dr. Straſſer tagte, befaßte ſich zunächſt mit der Ablöſung des Schulſcheindarlehens der Stadt vom Jahre 1909. Der Antrag der Darlehensgeber auf Aufwertung und Ablöſung in Höhe des zehnfachen Ablöſungsbetrages wurde einſtimmig abge⸗ lehnt.— Weiter wurde einem Antrag der früheren politiſchen Gemeinde Flomersheim auf Zuerkennung von Ablöſungs⸗ rechten, bei denen es ſich m 54000.— Mark drehte, die Zu⸗ ſtimmung verſagt.— Dagegen wurde die vorgeſchlagene Er⸗ weiterung des Schlachthauſes, die die Bereitſtellung von Mit⸗ teln in Höhe von 30 000.— Mark erfordert, genehmigt.— Dem mit der Gemeinde Rorxheim abgeſchloſſene Vertrag bezüglich der Waſſerverſorgung wurde zugeſtimmt.— Schließ⸗ lich wurde noch die Ergänzung des Wohlfahrtsausſchuſſes vor⸗ genommen.— Die ſich an die offizielle Sitzung onſchließende geheime Sitzung beſchäftigte ſich in der Hauptſache mit Geländeabtretungen an die Gagfah, Gemeinnützige Baugeſellſchaft für Werksangehörige der J. G. Farbeninduſtrie und private Bauluſtige, ſowie mit Grundſtückeerwerbungen für den Bau der elektriſchen Bahn nach Oppau, aus dem Be⸗ ſitz der Firma Jakob Mayer und Abtretungen, ſowie Tauſch⸗ geſchäften. Nachdem allgemein die Zinſen ermäßigt worden ſind, ſoll ach eine Zinsermäßigung für die Baudarlehen 1925 ſtattfinden. Kleine Mitteilungen Die in Bonndorf abgehaltene Wahl des Bürger⸗ meiſters iſt ergebnislos verlaufen. Von 1027 Wahlberech⸗ tigten ſtimmten 859 ab, und zwar entfielen auf den Holzhänd⸗ ler C. J. Vogt 349 Stimmen, Bezirkskaſſenverwalter Joſeph Kech, Donaueſchingen 289 Stimmen und auf den Blechnermei⸗ ſter E. Rogg 196 Stimmen. Brühl, 31. März. Aus der jüngſten Gemeinde⸗ ratsſitzung iſt mitzuteilen: Eine Verpflegungskoſtenrech⸗ nung von 46,20 Mk. im Krankenhaus Schwetzingen wird auf die Gemeindekaſſe übernommen.— Bei den hieſigen Schnei⸗ dermeiſtern ſollen Angebote mit Muſter für Polizeiuniform eingeholt werden. Die Verſteigerung des Ausſchacht⸗ materials wird genehmigt.— Der Karuſſellplatz von Rohr⸗ hof wird auf Anſuchen dem Karuſſellbeſitzer Stohner aus Hockenheim über die Oſterfeiertage gegen Eutrichtung eines Platzgeldes überlaſſen. Ein Geſuch um Nachlaß der Ge⸗ bäudeſonderſteuer wird abgelehnt, da der Gemeinderat dem gleichen Geſuchſteller bereits 50 Prozent Ermäßigung zu⸗ gebilligt hat.— Die Einfriedigungsarbeiten im Neuen Schul⸗ haus werden dem Bauunternehmer Karl Münch hier und dem Schmiedmeiſter Martin Mündel übertragen. Mittwoch, 30. März, findet eine Bürgerausſchußſitzung ſtatt. — Von der Koſtenverteilung des Arbeitsamts Mannheim vom 1. April ab nahm der Gemeinderat Kenntnis.— Von der Eingabe des Bürgermeiſteramts an den Kreisrat Mann⸗ heim um Bewilligung eines Kreiszuſchuſſes wurde Kenntnis genommen.— Von der Abrechnung der Waſſer⸗ werksgeſellſchaft Mannheim über den Waſſer⸗ verbrauch der Gemeinde Brühl⸗Rohrhof vom 1. September AEUE————————— Die geſchlagenen Verteidiger von Schanghai Marſchall Tſchang Tſchung Tſchang(Mitte) mit ſeinen engſten militäriſchen Beratern. Links: Shu Yu Pu, Tupan of Chiklik; rechts: General Shang Sſuch Liang. 1 1926 bis Ende Januar 1927 mit einem Geſamtverbrauch von rund 29 000 ebm wurde Kenntnis genommen.— Der Arbeiter⸗ Athletenverein Brühl erhält für die Durchführung eines Sommertagszuges einen Beitrag von 40 Mk.— Dem Oeſterreichiſch⸗Deutſchen Volksbund in Berlin wurde ein Jahresbeitrag von 20 Mk. bewilligt.— In Hinkunft iſt bei allen Feierlichkeiten ſowie bei Kranzniederlegungen am Krie⸗ gerdenkmal der Gemeinde die vorherige Zuſtimmung des Ge⸗ meinderats einzuholen.— Der Bürgerausſchußſaal ſoll mit den Bildern des verſtorbenen Reichspräſidenten Friedrich E b 4 rt und des Reichsminiſters Erzberger ausgeſchmückt werden. 8 Neckarhanſen, 27. März. Aus der jüngſten Gemein⸗ deratsſitzung iſt mitzuteilen: Die 1925⸗26er Gemein⸗ derechnung wird der vorgeſchriebenen Vorprüfung unter⸗ zogen. Einwendungen wurden nicht erhoben.— Die Ver⸗ ſteigerung der Obſterträgniſſe im Roſengarten auf ſechs Jahre wird genehmigt.— Als Hilfsmannſchaften für die Feuerwehr werden die Jahrgänge 1897/ bis 1907 be⸗ ſtimmt. Das Befreiungsgeld wird auf zehn Mark feſtgeſetzt. — Es ſoll ein ſtationärer Sauerſtoffapparat angeſchafft wer⸗ genehmigt.— Der Vorſchlag des Arbeitsamtes Mannheim, den Verwaltungsaufwand nach einem anderen Schlüſſel um⸗ zulegen, wird als nicht befriedigend bezeichnet. Mit Rück⸗ ſicht auf die Einführung des Arbeitsloſenverſiche rungsgeſetzes ab 1. April d. Is. wird ihm jedoch zugeſtimmt, unter der Be⸗ dingung, daß der neue Schlüſſel bereits ab 1. April 1926 ange⸗ wendet wird. Der anteilige Aufwand der Landgemeinden ſoll nach dem Betriebsſteuerkapital umgelegt werden. Der Lehrling Kappes ſoll nach Ablauf ſeiner Lehrzeit wettere 4 Monate als Gehilfe beſchäftigt werden.— Das Gemein⸗ debaudarlehen für ein Zimmer mit Küche wird auf 1400 Mark feſtgeſetzt.— Abgelehnt wird ein Antrag auf Le⸗ gung der Waſſerleitung in die neuen Gärten am Friedhof. 22: Hornberg, 30. März. Die hier vor dem Krieg gehegten Pläne, ein Gaswerk zu errichten, ließen ſich nicht verwirklichen und ſind infolge des Krieges und der Nachkriegszeit auch weiterhin ein Wunſch gebliehen. Die heutige Durchführung iſt unmöglich, da damit ein Aufwand von einer Million ver⸗ bunden wäre. Es wird deshalb ein anderer Weg, der in der Neuzeit mehr in Aufnahme gekommen iſt, in Erwägung ge⸗ zogen, der der JFernverſorgung. Hierfür kommt das Gaswerk Triberg in Betracht. Die Verhandlungen ſind ſoweit gediehen, daß die Frage in das ernſtere Stadium tritt. Gaswerk Triberg wird die Rohrleitungen bis in die Häuſer an die Uhr legen. Komt das Profjekt zur Durchführung, ſo kann bis September etwa mit der Ingebrauchnahme der wün⸗ ſchenswerten Einrichtung gerechnet werden. 0 den.— Für das Reichswaiſenhaus in Lahr wird ein Betragſd Das]J Aus dem Lande 685 Schwetzingen, 30. März. Auch das kunſtliebende Schwetzingen beging den eigentlichen Todestag Beethovens mit einem ſtimmungsvollen Künſtlerkonzert. Eine außer⸗ ordentlich große Zahl von Zuhörern aus allen Kreiſen der Bevölkerung hatte ſich zu der von dem Geſangverein„Lieder⸗ kranz“ Schwetzingen veranſtalteten Beethovenfeier in dem mit pflanzen geſchmückten Falkenſaal eingefunden. Ein von Richard Maier hier wirkungsvoll vorgetragener Vor⸗ ſpruch leitete die Feier ein. Als Künſtler wirkten mit Walter Rehberg, jetzt Profeſſor an der Hochſchule für Muſik in m Stuttgart, und Hermann Diener, der Heidelberger Violin⸗ virtuoſe, mit ſeinem Kammerorcheſter. Rehberg ſpielte das von Beethoven im Jahre 1809 komponierte Es⸗dur⸗Konzert, zu⸗ ſammen mit Kurt Lichdi aus Stuttgart am zweiten Flügel, dann ein U⸗dur⸗Adagio, ferner die„32 Variationen über ein Originalthema in C⸗moll“. Dieners Kammerorcheſter brachte zunächſt den„Heiligen Dankſagung eines Geneſenen an die Hoffnung“, ſpäter die Gedur⸗Romanze für Violine und Orcheſter und ſchließlich die„Ländleriſchen Tänzen“ für Violine und Baß zum Vortrag. Der Liederkranzchor ſang unter der ſicheren Leitung ſeines jugendlichen, muſitbegabten Chormeiſters Max Adam aus Mannheim die Beethoven⸗ kompoſitionen„Gottes Macht und Vorſehung“,„Opferlied“, die „Veſper“(die Glanznummer des Abends),„Fahr wohl, du gold'ne Sonne“ und als würdigen Abſchluß der Feier„Die Himmel rühmen des Ew'gen Ehre“ mit Orcheſterbegleitung. Allgemein anerkanntn wurden die Fortſchritte, die der Lieder⸗ kranzchor unter ſeinem neuen Dirigenten bei fleißigem Probenbeſuch gemacht hat. Die ganze Feier hinterließ bei allen Teilnehmern ſtarken Eindruck. 2 Von der Bergſtraße, 27. März. Das Märzwetter hat bis jetzt wirtlich etwa 10 Tage ſich trocken gehalten und gut bewährt. Allenthalben hat man dieſe Zeit gut ausgenutzt zur Anlage der Frühgartenbeete und zur reſtlichen Beſtellung der Frühlahrsſaat uſw. Leider mußte diesmal— wie ſchon lange vorauszuſehen war— die öfters durch Mäuſefraß verheerte Winterſaat(beſonders Roggen, aber auch ver⸗ einzelt Weizen) umgepflügt und die Stücke mit Gerſte oder Hafer neu beſät werden. Das wird ſich wohl in einem kleineren oder größeren Ausfall von Brotgetreide bei der Ernte auswirken.— Der nun erfolgte raſche Umſchlag in ſtürmiſche, kühlere Witterung, mit Regen untermiſcht, dürfte die raſche Weiterentwicklung der nahenden Obſt⸗ baumblüte etwas hintanhalten. Der bisher gefallene Regen war inſofern nützlich, als der Boden auf der Ober⸗ fläche immerhin ſtark abgetrocknet war. Durch die Befeuch⸗ tung kann die ausgeſtreute Suat umſo eher aufkeimen. Nur. ſollten auf dieſe Abkühlung bald wieder freundliche, ſonnige Tage eintreten, um den neuerwachten Frühling nicht aufzu⸗ halten, ſondern allerorts weiterzuverbreiten. sch. Hockenheim, 29. März. Der in dieſem Jahr neu ins Leben geruſene hieſige Geſellenprüfungsausſchuß für Hockenheim, Alt⸗ und Neulußheim und Reilingen hielt in der Gewerbeſchule ſeine erſte Verſammlung ab. Nach den Begrüßungsworten des Vorſitzenden, Glaſermeiſter Ludw. Gelb, ergriff Gewerbeſchulvorſtand Bauſch das Wort zu längeren Ausführungen über die Geſellenprüfungsordnung. Anſchließend wurden die von den einzelnen Prüflingen anzu⸗ fertigenden Geſellenſtücke bezw. Arbeitsproben feſtgelegt. Aus der Pfalz Plaſterſteine ſtatt des Meſſers * Ludwigshafen, 30. März. Geſtern abend gegen 12 Uhr gerieten in der Mundenheimerſtraße mehrere Arbeiter, die vorher ſchon in einer Wirtſchaft einen Diſput miteinander hatten, vor der Rheinſchule miteinander in Streit. Im Verlauf desſelben warf ein Schloſſer einem Tagner aus Mundenheim einen Pflaſterſtein an den Kopf, ſo daß dieſer bewußtlos zu Boden ſtürzte. Die anderen Beteiligten warfen den Täter zu Boden und ſchlugen auf ihn mit Pflaſter⸗ ſteinen ein, ſo daß er erhebliche aber nicht gefährliche Ver⸗ letzungen am Kopfe erlitt. Die Polizei trennte die Streitenden. * Ludwigshafen, 30. März. Geſtern nachmittag 4 Uhr wurde im Winterhafen hier die Leiche des am Montag abend beim Spielen ins Waſſer gefallenen und ertrunkenen 6 Jahre alten Hans Baron von hier geländet. * Speyer, 29. März. Der 26 Jahre alte, verheiratete Ver⸗ tragsangeſtellte des hieſigen Finanzamtes Otto Knauff, der am vergangenen Mittwoch flüchtig ging, wurde heute nacht hier von einer Polizeipatrouille betroffen und feſtgenommen. Er hat, ſoweit ſich bis jetzt ermitteln ließ, in 26 Fällen hauptſächlich die von Gewerbetreibenden überlaſſenen Gel⸗ er an ſich genommen und insgeſamt 4000 Mark unter⸗ ſchlagen. Auch ſeinen eigenen Schwiegervater hat er dabei hereingelegt. Der Täter wurde dem Amtsgericht vorgeführt und iſt geſtändig. Nachbargebiete „* Darmſtadt, 30. März. Auf der Strecke Darmſtadt Aſchaffenburg ließ ſich heute vormittag der 23jährige Ma h⸗ ler von Babenhauſen vom Zugeüberfahren. Vermut⸗ lich iſt unglückliche Liebe die Urſache. Innerhalb zwei Tagen iſt dies der dritte Selbſtmord durch Ueberfahren in Darmſtadt. 2: Mainz, 29. März. Der in weiteſten Kreiſen der Bürger⸗ ſchaft beliebte und als Arzt wie als Menſch geſchätzte Dr. med. Otto Stahn verunglückte am Samstag nachmittag auf einer Spazierfahrt in den Taunus. An einer abſchüſſigen Straßen⸗ biegung geriet das Auto des Arztes ins Schwanken und ſtürzte die Böſchung hinab. Dr. Stahn wurde aus dem Wagen ge⸗ ſchleudert und mit ſchweren Kopfverletzungen ins Wiesbadener Krankenhaus verbracht, wo er in der Nacht zum Sonntag ſtarb. n Gimbsheim ländete ein Angler eine männliche Leiche, die bereits ſeit drei Wochen im Waſſer gelegen haben muß. Die eingeleitete Unterſuchung muß erſt ergeben, ob der junge Mann, der im Alter von 19—20 Jahren war. durch Unglück oder Selbſtmord den Tod erlitten hat. Volle Carenlie Hicfel unem euerneiſtelunmk.ſaſendmpei fiitunmulsi,olt Cudlſilit ſcbui arßunr % ele amen ſn Hulenten eineffanungebendenbdlemlpuug.-Uleeneemſis Ime uuſitdtefiundlebebν⁰nꝛ¹ncluoben Uurum giadzlbedlieblſaſeg Allenverkauf fur Niannheim: 15 Schuh-Haus Georg Harftmann Segermuber der Harrnorue E 2, 17 Plenken F 2, 17 plenken 1 0 — 25 5 Donnerstag, den 31. März 1927 Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. Gerichtszeitung Der Betrugsprozeß Mayer in Frankenthal 55 Dritter Tag Jn der geſtrigen Vormittagsſitzung erſtattete zunächſt der Konkursverwalter der Firma Mayer, Rechtsanwalt Dr. Käm⸗ merling⸗Frankenthal, Bericht über den Verlauf des Konkurſes. Bei der Prüfung der Geſchäftsbücher ſei aufgefallen, daß ein Teil der Hilfsbücher, z. B. die Strazze, ſehr unregelmäßig geführt war. Bei vielen Konten waren Differenzen feſt⸗ zuſtellen. In dem Konto der Bayeriſchen Hypotheken⸗ und Wechſelbauk ſeien z. B. Wechſel von dem Reparationskonto eingetragen geweſen, die in der Strazze nicht gebucht waren. Der Zeuge glaubt, daß die Firma Mayer ſchon am 31. Desbr. 1924 ihre Zahlungsunfähigkeit hätte erkennen müſ⸗ ſen, denn ſchon damals ſei die Firma ſehr ſtark engagiert ge⸗ weſen. Einer Kreditorenſchuld von 600 000 Mark hätten nur ſehr geringe Debitoren gegenübergeſtanden. da manche Kunden oberfaul waren. In den Debitoren war guch eine Forderung an Jakob Mayer enthalten. Richtig zahlungsunfähig ſei die Firma erſt Ende 1925 geworden, denn von dieſem Termin ab habe ſie nur noch von Gefälligkeitswechſel und Kreditie⸗ rungen der Lieferanten gelebt. Ein eigentliches Vermögen war bei Ausbruch des Konkurſes nicht mehr vorhanden. U. a. habe eine niederſéeuche Saatgutfirma in der in Betracht kommenden Zeit für 94000 Mark und andere Firmen für 103 000 Mark Waren auf Kredit geliefert. Auf dieſe Weiſe ſei es der ſchwer beoͤrängten Firma möglich geweſen, ſich über Waſſer zu halten. Von Intereſſe war zu hören, daß der Wert der geſchätzten Grundſtücke etwa 50 Prozent höher ſei als von den Sachverſtändigen angegeben wurde. Auffallend war der große Einkauf von Naturalien der beiden Inhaber kurz vor der Zahlungseinſtellung. Nachdem der Konkurs verhängt war, hätten faſt alle Familienangehörigen Aus⸗ ſonderungsforderungen an den Konkursverwalter geſtellt, die natürlich alle abgelehnt werden müßten. Hierüber würden die noch ſchwehenden Zivilprozeſſe zu befnden haben. Der Vorſitzende glaubt hervorheben zu dürfen, daß der Zeuge in ſehr energiſcher Weiſe die Intereſſen der Konkurs⸗ maſſe vertreten hahe. Der Zeuge erklärt weiter, daß nach einer vorläufigen Aufſtellung die angemeldeten Jorde⸗ rung 1,4 Millionen betragen. Wenn alle Prozeſſe er⸗ ledigt ſind und wenn alles gut geht, dürfte eine Quote von 20 Prozent aus der Konkursmaſſe herauskommen. Es ſei nur Hand in Hand mit dem Konkursverwalter gearbeitet worden. Der Zeuge ſelbſt hat noch den Diplom⸗Kaufmann Hage⸗Mann⸗ heim als Sachverſtändigen aufgeſtellt. Zeugin Frau Beller war Kontoriſtin bei der Firma Mayer ſeit 16. Dezember 1920. Im Dezember 1925 hat ſie den Eindruck gehabt, daß es nicht mehr ſo gut mit der Firma ſtehe. Der große Kredit ſei ihr beſonders aufgefallen. Es ſei ihr aber geſagt worden, daß der Kredit der billigſte ſei. Als die Herren der Münchener Bank in Frankenthal geweſen ſeien, hätten Wenz und Bals erklärt:„Wir haben noch keine Geſchäftsaufſicht.“ In letzter Zeit habe es auch öfters Differenzen zwiſchen Wenz und Julius Mayer gegeben. Wenz habe wegen der vielen Auslagen reklamiert und auch auf den großen Geldmangel hingewieſen. Zeuge Bankproknriſt Fritz Müller⸗Frankenthal hat die Prüfung der Bücher bei der Firma Mayer vorgenommen. Dieſe ergab daß beſondere Privatkonten nicht geführt worden waren. Es wären lediglich die einzelnen Poſten im Unkoſtenkonto genau zu prüfen. Es ergab ſich, daß Dantel Mayer in der Beit vom 1. Januar 1924 bis 20. April 1926 insgeſamt rund 63 000 Mark einſchließlich der 10000 Mark Anzahlung für das in Frage ſtehende Haus der Geſchäftskaſſe entnommen hatte. Bei Julius Mayer betrug die Summe in dem gleichen Zeit⸗ F raum rund 240 000, für beide Angeklagte alſo zufſammen rund 1308 000 Mark. Der Zeuge gab im Anſchluß noch ver⸗ ſchiedene Ziffern bekannt, die für die Beurteilung der An⸗ gelegenheit eine Rolle ſpielen. In der Nachmittagsſitzung machte als erſter Zeuge der Syndikus der Bayeriſchen Landesproduktenbank(Mün⸗ chen), Zechinger, nähere Mitteilungen über die Franken⸗ thaler Beſprechungen. Ihm war die Aufgabe geſtellt, die Sicherheitsübereignungen und Forderungsabtretungen auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Weſentlich neues kann der Zeuge nicht bekunden. Der nächſte Zeuge Juſtizrat Kern⸗Franken⸗ thal, der von ſeinem Amtsgeheimnis entbunden wor. gab Auskunft über die zwiſchen dem Angeklagten Daniel Mayer und ſeiner Frau beſtehenden und auch früher abgeſchloſſenen Eheverträge. Zeugin Anna Scheuer, Näherin in Franken⸗ thal, war Haushälterin bei Julius Mayer. Für den Havs⸗ halt ſeien pro Woche 200 bis 250 Mk. ausgegeben worden. Einmal hat er ihr ein Paar Strümpfe aus Paris mitgebracht(). Juſtizrat Dr. Mann bemerkt hierzu, daß die Zeugin eine Forderung von 5000 Mark durch.⸗A. Koch zur Konkursmaſſe eingereicht habe. Allerdings habe ſie bis heute noch keinen roten Heller bekommen. Eine Anzahl Zeuginnen, die in den letzten Jahren direkt und indirekt mit Julius Mayer bei Geſellſchaften und ſon⸗ ſtigen Anläſſen zuſammengekommen ſind, können weſentliche Ausſagen nicht machen. Ihnen iſt von beſouderen Aufwen⸗ dungen des Julius Mayer nichts bekannt. Auch verſchiedene Zeugen aus Frankenthal, die gute Bekannte von Julius Mayer waren, können Nachteiliges über den Angeklagten nicht ausſagen. Von beſonders hohen Ausgaben wiſſen die Zeugen nichts. Wichtige Ausſagen machte die ehemalige Stütze Anna Schroth. die bei Daniel Mayer in Stellung war. Sie war am 8. Nopbr. 1925 Zeugin eines Telephongeſprächs, das die junge Frau des Dan. Mayer an jenem Abend mit ihrer Mutter in Stuttgart geführt hatte. Im Laufe des Ge⸗ ſprächs habe die junge JFrau Mayer die Bemerkung fallen gelaſſen:„Weißt du Mutter, pas mir geſtern abend Jakob Gakob Mayer) geſagt hat, wir ſeßen vor dem Bankervptt.“ Nach einer kurzen Gegenbemerkung der Mutter habe die junge Frau Mayer erklärt:„Na, das hätte mir dann mein Mann ſchon vor acht Tagen ſagen können“. Im weiteren Verlauf der Verhandlung wurden die Ein⸗ nahmen und Ausgaben des Rennſtalls des Julius Maner an Hand non Auszügen des Unionklubs Berlin einer genauen Durchſicht unterzogen. Nach den Auf⸗ ſtellungen hat der Rennſtall allein einen Verluſt von 100 000 Mark. Der Vorſitzende bemerkte hierbei dem An⸗ geklaaten Jul. Mayer gegenüber: Da können Sie ſehen, wie ſchwer. der Rennſtall die Firma belaſtet hat.“ Zeuge Bahn⸗ bofswirt Pfiſter⸗Frankenthal weiß von den geſchäftlichen Beziehungen nichts. Die beiden Angeklagten ſeien bei ihm als Gäſte verkehrt. Bis kurz vor dem Zuſammenbruch habe er keine ernſtlichen Bedenken gegen die Bonität der Firma gehabt.— Am Donnerstag frön ſoll hierüber eine weitere Ausſprache ſtattfinden. 1 * § Verurteilter Hochverräter. Wegen Verrats militäriſcher Geheimniſſe verurteilte das Oberlandesgericht in Kaſſel den Privatdetektiven J. Koch jun. aus Zell zu fünf Jahren 3 uchthaus und zehn Jahren Ehrverluſt. § Verurteilung eines ruſſiſchen Emigranten. Vor dem Großen Schöffengericht Regensburg hatte ſich der ruſſiſche Emigrant und jetzige Kunſtmaler Nikolaus Maklakoff wegen Betruges zu verantworten. Er bezeichnete ſich als Weltkriege gefallenen ruſſiſchen Generals und gab in der Ver⸗ handlung ein überaus abenteuerliches Bild ſeines Lebens⸗ laufes. Zur Laſt gelegt waren dem Angeklagten, der mehrfach wegen Betruges vorbeſtraft iſt, und beſonders unter dem Namen eines Fürſten von Golitzin Schwindeleien begangen hat, mehrere Betrugsfälle, die er von ſeinem Wohnſitz Kloſter Reichenbach aus und in Nittenau in der Oberpfalz begangen hat. Das Urteil lautete auf 5 Monat Gefängnis. Der Ange⸗ klagte nahm die Strafe an. Rittmeiſter a. D. Dr. von Maklakoff und Sohn eines im Die Millionen der bayriſchen Girozeutrale Geſtern begann vor dem Münchner Landgericht der auf zwei bis drei Wochen berechnete Prozeß gegen den Kommer⸗ zienrat Dr. Lehrer und den Geh. Reg.⸗Rat Douglas, die als Leiter eines Konzerns für den deutſchen Wiederauf⸗ bau der im Krieg zerſtörten Gebiete Nordfrankreichs durch betrügeriſche Vorſpiegelungen, die bayriſche Girozentrale zur Hingabe von Milllonen⸗Krediten veranlaßt und ſie um faſt8 Millionen Goldmarkgeſchädigt haben. Nach der Verleſung der Anklageſchrift wurden die beiden Angeklagten über ihre perſönlichen Verhältniſſe vernommen. Lehrer ſtammt aus einer einfachen bürgerlichen Jamilie, beſaß von Haus aus kein Vermögen, war zunächſt im Lehrfach tätig und arbeitete ſich dann ſpäter in einer Tiefbaugeſellſchaft em⸗ por, deren Mitbeſitzer er zu Beginn des Krieges wurde. Er gibt zu, den größten Teil ſeines Vermögens im Krieg er⸗ worben, während der Inflation aber wieder verloren zu haben. Den Kommerzienratstitel habe er von dem Staat Lippe⸗Detmold im Alter von 28 Jahren für Verdienſte als wirtſchaftlicher Organiſator während des Weltkrieges erhal⸗ ten. Den Titel eines Ehrendoktors habe er nicht mit Geldern der Girozentrale, ſondern ſchon vorher von der Univerſität Tübingen erworben. Im Oktober 1923 habe er in einer erſten Beſprechung mit dem Direktor Dr. Rühm ſeine Wieder⸗ aufbaupläne für Nord⸗Frankreich entwickelt, nachdem er ſchon am 25. September von der Girozentrale 500 Milliarden Pa⸗ piermark erhalten hatte. Der Angeklagte Douglas verkehrte viel am Hofe des Her⸗ zogs von Sachſen⸗Coburg⸗Gotha von dem er auch den Titel eines Geh. Reg.⸗Rat verliehen erhielt. Douglas erklärte, daß er während des Krieges einen großen Teil ſeines Vermögens verloren habe, das er als Angehöriger einer wohlhabenden Familie gehabt habe. Für die Vermittlung der Gelder der Girozentrale habe er vom Leſi⸗Konzern 3 Proz. erhalten. Der Ehrendoktor ſei ihm von der Univerſität Innsbruck verliehen worden. Aus dem Verkauf ſeines Bergwerkbeſitzes habe er eine lebenslängliche Rente von jährlich 24000.— Mark Im weiteren Verlauf der Verhandlung erklärte der An⸗ geklagte Lehrer, daß er im guten Glauben an die Unterlagen ſeines Gewährsmannes in Frankreich gehandelt habe. Ueber ſeine Beſprechungen mit Dr. Schacht, mit dem er ſchon ſeit 10 Jahren in perſönlichen und geſchäftlichen Be⸗ ziehungen ſtand, habe er ebenfalls wahre Mitteilungen gemacht. —ä ñññññññ—ññxññññññññññññ— Maſſerſtanssbeobachtungen im Monat März Rheln-Pegel] 24. 25, 25. 29. 20. 81. Neclar-Pegel 24. 25. 28. 28. 80. 21. — Schuſterinsel.19 1,25.35.82.80 1,8⸗ Nannzeim.17.203.28 309.709.80 Kehl.55785.0.00.42.02 Jagſtfeld•8 1,18 1,25 1,85.64.58 Maxau.22.28 4,38.45.75 4,78 Mannheim 3,143,17.51.39.60 3 87 Caub 2,262,262,25.89.48 2,40 Köln.54.46.44.70.76 2,77 1 U Heck-Ausstchung im Ausstellungs- und Vorführungsraum 8 der 45 Städt. Wasser-, Gas- u. Elektrizitätswerlte, K 7 Besichtigung erbeten. Kein Verkauf. Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerel Dr. Haas, Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Mannheim, E 6. 2 Direktion: Ferdinand Heyme. ir Politik: Hans Alfred Meißner 'okales: Richard Schönfelder— Chefredakteur: Kurt Fiſcher— Verantwortl. Redakteure: S Dr. S. Kayſer— Kommunal⸗Politik und port ünd Neues aus aller Welt: Willy Müller— Handelsteil: Kuxt Ehmer Gericht und alles Uebrige: Franz Kircher— Anzeigen: Dr. W. E. Stötzner. 7 5——1 e 5 Sie Uus. aucht bei, Ringel neim(lanken), e 3, 4a, 1 Treppe dem Münchener Thomasbräu. Nausrat emelnnütz. Möbelversorgung Mannheim, B 7, 8 Früh. Bad. Baubund im Sohloß Neue Möbel jeder Art 687 wie Küchen, Schlaf. zimmer, Speise- und Herrenzimmer, Einz. Mödel, Polster-Möbel, Matratzen, Federbeit, Bettld., Kinderwg. eic Tellzahlung auf gemelin- nütziger Grundlage bis 2 Jahren. r Nähmaschinen repar u. verk Knudſen L I. 8 Telepd. 23 493 empfehle Abhobeln, Hebelstraße 19 Zum Osterputz von Pärkefihöden Johannes Röfh, Mannheim (Lat) Abziehen u. Sechleifen Marken Adller, Mercedes scwie bill. Marken- und Spezlalräder. Alle Zube- hörteile. Günst. Zahlungsbedingungen. 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Kaum ſind die Frühlingsboten ins Land gezogen, da mel⸗ den ſich auch die Kanalſchwimmer wieder und ſolche, die es werden wollen. Nach den letztjährigen Maſſenverſuchen und pielen Erfolgen wird in dieſem Sommer der Anſturm natür⸗ lich nicht geringer ſein. Ernſt Vierkötter, der deutſche Kanalbezwinger, hat die Abſicht, ſich den Weltrekord, der ihm leider nur zehn Tage lang gehörte, um dann an den Fran⸗ zoſen Michel überzugehen, wieder zu holen. Der Kölner wird ſich für dieſen Angriff auch in dieſem Jahre wieder durch Aaee een auf dem Rhein vorbereiten.— Aus amerikaniſcher Schwimmerkreiſen verlautet bisher, daß Ger⸗ trud Ederle, die erſte weibliche Kanalbezwingerin, wieder mit von der Partie ſein wird, ebenſo die Amerikanerinnen Mrs. Carſon und Mrs. Myrtle Huddleſton. Wäh⸗ rend die Erſtere nach der Ederle den Kanal bezwingen konnte, gelang Mrs. Myrtle Huddleſton als einzige Frau den Catalinakanal zu durchqueren. Beide wollten im Mat nach England fahren, um ſich für ihr Unternehmen vorzubereiten. — Die diesjährigen Verſuche werden übrigens erſtmalig unter offizieller Kontrolle ſtattfinden, denn der engliſche Schwimmverband hat beſchloſſen, zu den künftigen Kanaldurchquerungen ſtets amtliche Funktionäre zu ent⸗ ſenden. Lawutennis Internationales Tennisturnier in Baden⸗Baden Das internationale Baden⸗Badener Tenntsturnier, eine der größten tennisſportlichen Veranſtaltungen des Jahres in Süddeutſchland, iſt in Jahre verlegt worden, Das Tur⸗ nier wird diesmal nicht, wie ſonſt üblich, im Spätſommer, ſondern bereits im Laufe des Monats Mat zur Durchführung gelangen. Da zu dieſer Zeit die Saiſon noch nicht ſo richtig im Gange iſt, kann ſich dieſe Umverlegung auf die Qualität der Beſetzung unter Umſtänden nachteilig auswirken, da nach⸗ weislich die Spätſommer⸗Turniere meiſt den größten äußeren Rahmen finden. Automobilſport 327 Stunden⸗Kilometer im Rennwagen Der bekannte engliſche Automobilrennfahrer Major Se⸗ grape hat mit ſeinem 1000 PS. Sunbeam⸗Rennwagen das er⸗ reicht, was er wollte, nämlich den Geſchwindigkeitsweltrekord —5 Automobile auf über 300 Stundenkilometer zu bringen. Umählich probierte Segrave ſeinen phantaſtiſchen Rennwagen an dem breiten Strand von Daytona in Florida aus und beim dritten Verſuch gelang es ihm ſchon, den Weltrekord über eine Meile auf 289,620 Stundenkilometer hinaufzuſchrauben. Am Dienstag unternahm bder Engländer bei idealen Wit⸗ terungsverhältniſſen einen neuen Verſuch, der von Erfolg war. Unter offtzieller Kontrolle bei automatiſcher Zeitmeſſung er⸗ ztelte Segrave einen Durchſchnitt von 327,976 Stundenkilo⸗ metern über eine Meile. Seine abſolut höchſte Geſchwindig⸗ keit betrug 333,070 Kilometer, alſo etwas mehr als 200 Meilen in der Stunde oder 92,5 Meter in der Sekunde. Daß die Reifen eine 1 Belaſtungsprobe ausgehalten haben, ſtellt der Reifenfabrik das beſte Zeugnis aus, ganz abgefehen da⸗ von, daß die Leiſtung des Engländers eine ganz erſtaunltche iſt und gar nicht genug bewundert werden kann. Der„Große Mifa⸗Straßenpreis von Berlin“, Die Orts⸗ pe Berlin der Düiu brachte auf der 175 lm langen Strecke erlin—Wittenberg—Herlin den Großen Mifa⸗Straßenpreis non Berlin zur Abwicklung. Am Start waren 223 Fahrer, da⸗ von 182 der C⸗Klaſſe. In der A⸗Klaſſe ſtartete der frühere Be⸗ rufsfahrer W. Franke, konnte ſich aber infolge Defekts nicht zur Geltung bringen. Das Ergebnis: Klaſſe 4: 1. Buſe⸗ Alberto Berlin:23:10 Stb.; 2. Dorn⸗Endſpurt Berlin 7 Lg.: 3. Nickel⸗Endſpurt Berlin Lg.; 4. Max Franke⸗Alberto :23:40; 5. O. Büttner⸗Alberto 14 Lg. zurück. Klaſſe B: 1. Wrzeziono⸗Alberto Berlin:19:80 Std. 7 8 4747%% MeeK Waschen Sie Ihre wollenen Win⸗ terdecken nur in Lux Seiſenſlocken; sie werden wie neu. 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Hier hatte im Gartenhaus ein 52 Jahre alter Buchhändler Wilheln Groel mit ſeiner gleichaltrigen Frau Eliſe im zweiten Stock eine Dreizimmerwohnung inne. Groel betrieb früher in der Potsdamer Straße eine gutgehende Buchhandlung. Seine Geſchäftslage aber verſchlechterte ſich nach und nach ſo ſehr, daß er ſie aufgeben mußte, Infolge die⸗ ſes Mißgeſchickes wurde auch ſein Geiſteszuſtand getrübt. Er weilte eine Zeitlang in einer Heilanſtalt und wurde dann als gebeſſert entlaſſen. Am Dienstag morgen fielen in ſeiner Woh⸗ nung kurz hintereinander mehrere Schüſſe. Als die Nachbarn und andere Hausgenoſſen herbeieilten, kam Frau Groel mit blutüberſtrömtem Geſicht hilferufend herausgeſtürzt, Die Leute nahmen ſich ihrer an und benachrichtigten die Polizei. Die Beamten fanden Groel im Schlafzimmer verletzt, aus Kopfwunden blutend, auf dem FJußboden liegen. Wie Frau Groel angab, überfiel ihr Mann ſie, als ſie noch im Bett lag, mit der Piſtole und zerſchmetterte ihr durch einen Schuß das Naſenbein. Während ſie aus der Tür lief, richtete er die Waffe gegen ſich ſelbſt und ſchoß ſich zwei Kugeln in den Kopf. Die Eheleute wurden von den Beamten nach dem Krankenhaus Weſtend gehracht. Der Mann iſt ſehr ſchwer verletzt, die Frau nicht lebensgefährlich. Ohne Zweifel hatten die bedrängten Verhältniſſe und ſeine geiſtige Verwirrung Groel zu der Tat getrieben. —.Grauſiger Fund. Am Montag nachmittag kurz nach zwei Uhr wurde die Berliner Morkommiſſion nach der nörd⸗ lichen Spitze der Halbinſel Schildhorn an der Havel gerufen, wy ein Paket, das den Rumpf einer Frau enthielt, ange⸗ ſchwemmt worden war. Die Ermittelungen, die noch im Gange ſind, weiſen auf ein furchtbares Kapitalverbrechen hin. Außerdem wurde feſtgeſtellt, daß von dem oder den Tätern die Wirbelſäule kunſtgerecht durchgeſägt wurde. Arme und Beine fehlen und ſind vermutlich mit einer Axt abgehackt wor⸗ den. Die Tote iſt eine Frau von 18 bis 25 Jahren. — Tot aufgefunden. Als man Ende voriger Woche in die Wohnung einer alleinſtehenden Witwe eindrang, die ſeit mehreren Tagen vermißt wurde, fand man die Frau angezo⸗ gen, aber tot auf dem Bette liegen. Auf einem Tiſch neben dem Bett ſtand eine Flaſche, die vermutlich Gift enthalten hat. Die Urſache des Todes konnte noch nicht feſtgeſtellt werden. — Im Eiſenbahnwaggon tot aufgefunden. Seit dem 18. Februar wurde in Oranſenburg der 15jährige etwas geiſtesſchwache Gärtnerlehrling Hellmut Bernhard aus Sachſenhauſen, der Sohn eines Lokomotipführers, vermißt. Vor einigen Tagen fand man den Fungen in einem unver⸗ ſchloſſenen Abteil eines auf dem Oranienburger Bahnhof ſtehenden Reſerve⸗Vorortzuges in liegender Stellung tot auf. Die Leiche wies keine Spuren äußerer Gewalt auf. Wahr⸗ Fel ſcheinlich iſt B. herumgeirrt, hat dann in dem Eiſenbahn⸗ wagen geſchlafen und iſt infolge von Entkräftigung am Herz⸗ chlag geſtorben oder in einer kalten Nacht erfroren. Der ater iſt täglich mehrmals an 1 1 toten Kinde ſenz gefahren, immer noch hoffend, daß der Junge einmal irgend⸗ wo lehbend doch noch wieder auftauchen würde. —Brieſtaſcheuraub am hellen Tage. Schlecht belohnt wurde ein Amerikaner für eine Gefälligkeit, die er ver⸗ meintlichen Landsleuten erweiſen wollte, Ein Großkaufmann aus Chicago ging vor einigen Tagen zwiſchen 12 und 1 Uhr mittags die Franzöſiſche Straße in Berlin entlang. In der Nähe des Gendarmenmarktes begegneten ihm zwei junge Männer von etwa 25 Jahren und fragten ihn in engliſcher Sert Länglich:„Siehſt Iu unn, daß Ouiela rein und fein iſt? Deshalb iſt er auch ſeil 20 Jahren ſo ſehr beliebf! Er ſchmeckt ausgezeichnel und iſt dabei 2 bis amal ausgiebiger als Bohnenzaffee und Malzhaſfee.“ Herr Bänglich: Seht bin ich üderzeugt und will auch rur noch Quiela auf den Kaffeeliſch!“ Diplom. Lehrer für Haapflege und Körpeskutur Ernst Weig, Mannheim, P 3, 11 Hellt Schuppen, Haarausfall 8¹68 Mikroskopische Haaruntersuchung CCCCCC Sprache nach dem amertkaniſchen Konſulat. Der Groß⸗ kaufmann zog, um ihnen genaue Auskunft geben zu können, ſeine Brieftaſche, weil er darin einen Zettel mit der Adreſſe des Konſulats verwahrte. Kaum hatte er ſie in der Hand da entriß ihm der eine die Taſche. Beide liefen dann nach einer Autodroſchke, riefen den Chauffeur heran, gaben ihm irgend eine Adreſſe an, ſtiegen eiligſt ein und fuhren davon. Der Amerikaner nahm ein anderes Auto, verfolgte die Flüch⸗ tigen, holte ſie aber nicht mehr ein. Die geraubte Brieſtaſche enthielt 800 Dallar. TDie Tragödie eines Pfarrers. Der katholtſche Pfarrer von Fiſchau bei Wiener Neuſtadt, Hermann Hilgarth, ein Mann von 40 Jahren, wurde vor drei Wochen verhaftet, weil ſegen ihn eine Denunziation eingelaufen war, er habe ſich ſitkenwibrig betätigt. Hilgarth war in ſeiner Gemeinde ſehr beliebt und geſchätzt, denn er war gütig und gerecht, hielt ſich vom politiſchen Getriebe fern und verkehrte mit jedem ehr⸗ lichen Menſchen, ohne nach deſſen Konfeſſion oder politiſcher Zugehörigkeit zu fragen. Nach einigen Tagen konnte Hilgarth das Gefängnis verlaſſen, die Unterſuchung wurde aber gegen ihn fortgeſetzt. Er begab ſich nach Wien, um dem ihm vor⸗ geſetzten Kardinal⸗Erzbiſchof Bericht zu erſtatten. Hoffnungs⸗ voll trat er die Fahrt an, als gebrochener Mann kehrte er nach Fiſchau zurück. Kardinal Piffl empfing ihn mürriſch, wie Hilgarth einem Freund erzählte, ließ ihn nicht zu Wort kommen und ſagte ihm:„Gerade jetzt müſſen Sie das machen, wo wir jetzt die Wahlen haben!“ Hilgarth hatte gehofft, beim Kardinal Troſt zu finden, ſah aber, daß dieſer ihn fallen ge⸗ laſſen hatte. Das nahm ſich der Pfarrer zu Herzen, und er nahm Gift. Er ließ einen erſchütternden Abſchiedsbrief zurück, voll bitterer Klagen gegen den Erzbiſchof.„Das welt⸗ liche Gericht wird mich nicht verdammen,“ heißt es darin, „wohl aber hat es die Liebe meines Biſchofs verſtanden, mir glle Hoffnung zu nehmen. Was iſt es doch Schönes um die Liebe, natürlich nur, wenn man von ihr redet, nicht wenn man ſie beweiſen ſoll. Niemand möge einen Stein auf mich werfen, ich bin ja nur ein tiefunglücklicher Menſch geweſen.“ um Schluß ſchrieb Hilgarth:„Man möge mich in aller Stille egraben: da ich als Selbſtmörder ſterbe, will ich für mich dieſelbe Behandlung, die ich Selbſtmördern in Befolgung des kirchlichen Geſetzes angedeihen ließ: kein kirchliches Begräb⸗ nis. ein Grab ſoll vergeſſen werden, kein Grabhügel und kein Grabſtein!“ Neben dem Abſchiedsbrief lag Hilgarths Teſtament, das mit den Worten ſchließt:„Gott ſei meiner armen Seele gnädig. Von ihm erhoffe ich mir ein barm⸗ hersigeres Gericht als von meinen kirchlichen Vorgeſetzten.“ — Ein Naturphänomen in Kattegatt. Kürzlich wurde bei ſtillem Wetter der däniſche Bugſierdampfer„Odin“ an der ſeeländiſchen Küſte vor Hornback von einem eigenartigen Naturphänomen überraſcht. Bei ruhiger See tauchte der Bug des Schiffes plötzlich tief unter in hochau getürmte Wellen⸗ berge, die von nirgendwoher zu kommen ſchienen. Das Schiff wurde überſpült und mit Waſſer gefüllt, die Maſchine ſtopp⸗ te, und gleich darauf brach die See von allen Seiten herein, ſo daß das Schiff tot lag. Alle Gegenſtände wurden über Bord geſpült. Das Waſſer rann in die Maſchinenräume. Cs dauerte eine Viertelſtunde, bis der Wirbelſturm F war. Jetzt erſt bemerkte man, daß das ganze Deck mit einer grauen Jehmſchicht überzogen war. Der Stromwirbel atte das Meer bis zum Grund aufgewühlt und die eſtandteile des Meerbodens mit emporgeſogen. Man nimmt an, daß es ſich um den Beginn einer Waſſerhoſenformation gehandelt hat. — Ein eigenartiges Eiſenbahnunglück. Vor einigen Tagen ſtürzte bei Güarda im Engadin ein gewaltiger elsblock an einex gefährlichen Steinſchlagſtelle auf die Stützmauer, die den Tunneleingang von Magnacun ſchirmen ſollte, durchſchlug die Mauer und lagerte ſich vor dem Tunnel⸗ eingang auf dem Bahndamm in dem Augenblick, als ein von Schuls kommender, dort 17.80 1 abends abgehender Zug die gefahrvolle Stelle paſſierte. Die Maſchine wuürde durch die ee zur Entgleiſung gebracht und rannte gegen den unneleingang. Dadurch wurde verhindert, daß der geſamte Zug in die tlefe Schlucht hinunterſtürzte. Die Maſchine wurde vollſtändig zuſammengeſchoben, ebenfalls ein Wagen zweiter und dritter Klaſſe. Die Leiche des Lokomotiv⸗ füthrers mußte aus dem Geſtänge herausgeſchnitten werden, Außerdem ſind fünf Reiſende verletzt, darunter zwei Handwerker aus Schuls ſchwer. Lersuche ergaben, daß Wichemädel. smal solange reſcht, als eine der sog.„billigeren“ Bohnermassen des dels. Wer mil dem Wirtschaftsgelde nen nſug, legt also lieber etwas mehr an und verlangt ausdrüdelich eins Dose Wieksmadel, Preis ½ Dose 85 ½ Dose RM.50, ½ Dose RNñ.803 n Flaschen. Auch flüssig Erhältlich in allen Drogerien. „2rrbß7TßT7T70T0T0T0T0T0TꝙT0/ꝗrꝗũ„- Donnerstaß, den 81. März 1927 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe 79. Seite. Nr. 11 1 f0„„ Treugg. 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Paar 2, 25, „-Seidenstrümpfe, vollendetste Ausführg. 3⁰⁰ „Hermeta in allen Frühjiahrs-Modefarben, Faar Herren- Sochten, anbeie bepmeter v 0 Waschseide, 5 185 Herren⸗-Socken, kür Schule und Sport, 1* Kinder-Kniestrümpfe meliert, Gröled. Paar jede weitere Größe 10 mehr. Nandsufie Damen⸗ Swirnbandschuhe Kerener ugen 90. schwarz und farbig„„ eer reine Seide in modernen 15⁵ Damen-Handschuhe Frünjahrsfarben Paar Damen-Nappa-Handschulie, Natt ge 300 W der beliebte Frühjahrs- Damen- aschleder, leicht 4³⁰ bar, weiß und gelb 5)% Veidenstoffe Reinseidene Streifen Piamas Meter 380. 2⁰⁵ f mit Atlasstreifen, ea. 140 em 3 Kunstseiden- Trikot breit, in vielen Farb. Mtr..50, 90 Rohiseiden, aakurfarbig. Original Jabamgge 5 10 * Meter.50, ö9•59õͤ5ꝗ.ſ„„6 da. 85 em breit, großes 0 Crèpe Mikado 9. Farbensortiment. Meter 6⁰⁰ esonqere anqebote d0en preisen NMerren- Artigel àaus kariertem Perkal m. unterfütterter 4⁰⁰ Oberhemd Brust und Doppelmanschetten aus kariertem Batist mit 2 Kragen in 7⁰⁰ Oberhemd weig und sämtliehen Modefarben Herren-Nachthemd farbigem Besstz, Gelcha. 3³⁵ form oder Umlegekragenn Selbs thi in d er tesche tück 138. 1⁵ „„„„„ 29•2„«„6 6 Stehumſegekragen c neueste Pogtnek 65. Hosenträger edept8ek 128 95. 7 Hosenträger, Sockenhalter und Aermel- 2⁰⁰ Garnitur, halter aus Gummi, neueste Ausmusterung de chine mit bunter Ziertaschentuch, Kante „„%„„„„%„„„% 6 Tasqentlighier weiß Linon mit Hohisaum und rings- 25, Damentuch, um buntem Zäckchen 2 aus teinstem Batist mit Hohlsaum und 45 Damentuch reich gestiekter Heke, in vielen Farben 21 Orspe de chine mit breiter Spitze, 70 Damentuch, in allen modernen Farben Iascsfoffe in Druckmustern J3. Meter 85 4, 68 4. Waschseiden- Karos, 95, Baumwoll-Musseline Waschzeiden⸗Bfaele aagekg*⁵ 1 es. 80 em breit, bedruckt- 1˙⁰ Wollmusseline neueste Muster. Meter.25,.95, 1 22 asften- Matze g 918 bahen erm ff 8h ausw. 75 wart wal 3 nsteck⸗ 33 125 ee 15 atensten krürhzgs 2— 5 a 309 Jisaimwdsqie 7 ca. 110* 150 em. e e Tischtuch tige Stück*⁵ Serviette dazu passend. Stück 48 f. 7 merzerisierter Penetd voll ge- 3⁵⁵ Tischtuch bleleht, ca 130 c160 em.. Stülck antel Mode 195⁰ gefütt 5 73 ca. 1304160 em, garan- 5 ert in den Farben gae 1.-Seide 2 Künstſer-Decken tiert licht- u. waschecht, 6⁰⁰ ntel aus imprzen; u und beige 85 in vielen modernen Mustern... Stück 8,75, Sportform. Prdteniertem Herrenstoff 15755 2600 8 Jeppidhie 50 Hott— antel 255 Ja. Schattenrinsz: 3——5 2 jah orm mt Anstenrips. 5 G.% 296⁰—ç 25*300 70 Strickklei ͤ0 5 1 malſen enhe— Wollplüsch⸗Teppich, 1 1095 ö— m 3* 3800 derne Mu- 8⁰⁰ Stricckſeid Wolie 1 erbormin hübsch. Dess; 30— Bettvorlage, frf Kasb eid arbstellug unstseide in g% ins 97 95 E; Aarte—— 15 2 „Die Modelsehr fesch ee 19 75 Bouclẽ⸗Lãufer e„ Meter Ine⸗ le in der Klej u. 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