— Donnerskag, 21. April Bezugspreiſe: In Mannheim u. Umgebungfreii 2„Umgebung frei ins Hau⸗ ader durch die Poſt monatl..⸗M. 2,50 ohne Beievtl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ orderung vorbehalten. Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe. Haupt⸗Geſchäftsſtelle E 6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle. R1, 4⸗6, aſſermannhaus).Geſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhofſtt. 6, Acdwetzin erſtr 19/20 u. Meerfeldſtraße 11. Telegramm⸗ 1 dreſſe. eneralanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 2mal. Fernſprecher 24944, 24945, 24951, 24952 u. 24953 Beilagen: Sport und Spiel Aus Seit und Leben Mannheimer Frauenzeitung Abend⸗Ausgabe annheimerSeil Mlannheimer General Anzeiger Unterhaltungs⸗Beilage. Aus der Welt der Cechnik Aus dem Reiche Ibn Cauds England und Italien hinter den Kuliſſen Warum der König von Mekka das Laud Aſſir beſetzte [(Von unſerem römiſchen Vertreter.) Nachdem in der Zuſammenkunft von Livorno zwiſchen Chamberlain und Muſſolini entſprechende Vereinbarungen ge⸗ troffen worden waren, ſchloß Italien am 2. September 1926 durch Vermittlung des Gouverneurs der italieniſchen Kolonie Erythraea Gaſparini, zu Sana, der Hauptſtadt des Landes emen den bekannten Freundſchaftsvertrag mit dem Imam Hahia, dem Herren des ſüdweſtlichen Arabien. Jeder, der die arabiſchen Verhältniſſe auch nur einigermaßen überſah, mußte ſich über dieſen Vertrag wundern, durch den England das bisher als ſein ausſchließliches Einflußgebiet betrachtete Ara⸗ bien einer fremden, wenn auch befreundeten Macht öffnete. Und dieſe Nachricht war umſo erſtaunlicher als Ibn Saud, der König von Mekka und Herr des Hedͤſchas und Negget (inneres arabiſches Hochland) mit dem Imäm Pahia nicht auf dem beſten Fuße ſtand und zwiſchen den beiden arabiſchen Großen ein offener Kampf um die Vormachtſtellung auf der Halbinſel geführt wurde. Dazu kommt, daß das Land Jemen dem engliſchen Protektorat von Aden unmittelbar benach⸗ bart iſt und zum Beiſpiel während des Krieges für die Stel⸗ lung Großbritanniens in dieſen Breiten eine ernſtliche Ge⸗ fahr bedeutet hatte. Durch eine Reihe von diplomatiſchen und militäriſchen Operationen hatte England für die geſamten Küſten Arabiens mehr oder weniger direkt unter ſeine Herrſchaft gebracht, Arabien in ein großes engliſches Einflußgebiet ver⸗ wandelt. Nur das Jemen und ſein Imam hatten ſich dieſem engliſchen Einfluß zu entziehen gewußt. In dieſem Winkel Arabiens ſchienen den Engländern die Ausſichten ge⸗ king und ſo überließen ſie dieſe Zone— man weiß nicht, im Rahmen welchen diplomatiſchen Geſchäfts— den Italie⸗ nRern, die ſich unmittelbar darauf mit dem Imam in Ver⸗ bindung ſetzten und jetzt bereits in einen regen Verkehr mit dem Jemen eingetreten ſind. Bemerkenswert iſt dabei, daß ſie dem Herren des Landes auch Waffen, Autos und Radio⸗ ſtationen geliefert haben und obendrein das funkelnagelneue Prädikat„König“, ähnlich wie die Engländer den Wüſten⸗ 28 Abdul Adzir Ibn Sand zum„König des Hedſchas“ achten. Die neue Demarkationslinie der zweiten Beſatzungszone Der Oberpräſident der Rheinprovinz gibt bekannt: Durch Abkommen vom 15. April 1927 iſt ſeitens der Reichskom⸗ miſſare für die beſetzten Gebiete mit der Interalliierten Rheinlandkommiſſion die nördliche Demarkationslinie der zweiten Beſatzungszone nunmehr im einzelnen feſtgeſetzt worden. Das Abkommen tritt am 1. Mai 1927 in Kraft. Die emarkationslinie wird hauptſächlich von Landſtraßn und Eiſenbahnen gebildet. Um das der Beſatzung auf dieſen Linien zuſtehende Verkehrsrecht auch im Intereſſe der deut⸗ chen Bevölkerung reibungslos zu geſtalten, ſind ſogenannte Uebergangsſtreifen gebildet worden, die nach den örtlichen erhältniſſen gewiſſe Geländegebiete nördlich und ſüdlich der emarkationslinie umfaſſen. Die Beſatzung hat als Gegen⸗ leiſtung Zugeſtändniſſe für die Ausübung des Beſatzungs⸗ regimes in gewiſſen Teilen des noch beſetzt bleibenden Ge⸗ tetes gemacht. So ſoll das Bad Neuenahr gänzlich von der Beſatzung befreit werden und von Kontrollen der erſonalausweiſen dort möglichſt abgeſehen werden. Der berpräſident der Rheinprovinz fordert in einer Bekannt⸗ machung die in den Uebergangsſtreifen zum Anſchlag gebracht wurde, die Bevölkerung auf, das Verkehrsrecht der Beſatzung zu reſpektieren. Die Mahnung richtet ſich auch an die Bewoh⸗ ner des unbeſetzten Gebietes, ſoweit dieſe den Uebergangs⸗ ſtreifen berühren. Vorſchau auf die Weltwirtſchaſtskonferenz Berlin, 21. April.(Von unſerem Berliner Büro). Die anfangs Mai beginnende Weltwirtſchaftskonferenz in Genf wird vorausſichtlich folgenden Verlauf nehmen: Nach einer mehrtägigen Generaldebatte dürfte die Bildung der einzelnen ommiſſionen, deren Einſetzung wohl nach dem Sachgebiet des andels, der Induſtrie und der Landwirtſchaft vorgenommen werden wird, ſtattfinden. Dieſe Kommiſſionen werden auch es öfteren zu gemeinſchaftlichen Sitzungen zuſammentreten. as Ende der Beratungen wird eine allgemeine Schlußſitzung ſchden. Von einer deutſchen Delegation zur Weltwirt⸗ ndaftskonferenz zu ſprechen dürfte irreführend ſein, da es ſich 7 75 um Sachverſtändige handelt, die in ihren Beſchlüſſen der eutſchen Regierung gegenüber nicht gebunden ſind und außer⸗ em von verſchiedenen Gremien auserwählt wurden. So ſind Kotzenberg von der internationalen Handelskammer und Fuan Dr. Lüders auf Veranlaſſung der internationalen Jrauenvereinigung vom Völkerbund für die Konferenz be⸗ immt worden. Die anderen, von uns geſtern bereits auf⸗ deseblten Mitglieder der Konferenz haben ihren Auftrag von er deutſchen Regierung erhalten. i Damit war ſoweit an der Rotenmeer⸗Küſte Arabiens alles klargeſtellt: Hedſchas, das Land Ibn Sauds, war eng⸗ liſche Domäne; Jemen, das Land Nahias, italieniſche Zone, im Süden ſchloß ſich das britiſche Protektorat Aden an. Blieb ein Rätſel: das Land Aſſir. Auch mit ſeinem Herren Sejid Idriſſi ſtand England auf recht gutem Fuß. Weniger dagegen Englands Freund Ibn Saud, der in den guten Be⸗ ziehungen, die zwiſchen Sejid Idriſſi und dem Imam Yahia beſtanden, eine Gefahr für ſeine Vorherrſchaft ſah. Um dieſe Spannung zu beſeitigen, hat England den Vertrag vom 31. Oktober 1926 vermittelt, durch den Sejid Joriſſi gewiſſermaßen zum Vaſallen Ibn Sauds wird. Englands Abſicht war klar: Die Macht Ibn Sauds und damit die eigene Macht im Aſſir zu befeſtigen, das Jemen nördlich und ſüdlich zwiſchen engliſche Zonen einzuſchließen, eine Eroberung des Aſſit durch den Imam zu Lerhindern und damit die den Italienern gemachte Konzeſſion nach Mög⸗ lichkeit einzuengen. Ibn Saud iſt nun aber ſcheinbar mit dieſer Form des Vaſallentums nicht recht zufrieden geweſen und hat dieſer Tage das Land Aſſir kurzer Hand annek⸗ tiert. An ſich, ſollte man meinen, könnte dieſe Löſung Eng⸗ land gleichgültig ſein, da die eben erwähnten Ziele der eng⸗ liſchen Politik ja damit gleicherweiſe erreicht würden, doch iſt das zumindeſt zweifelhaft. Ibn Saud, ein tüchtiger und ziemlich aufgeklärter Herrſcher, beginnt allmählich in Arabien zu mächtig zu werden. Er herrſcht heute nicht nur über das Land Hedſchas mit den heiligen Stätten des Islam, ſondern auch über ſein Stammland Negget bis hinüber an die Gren⸗ zen Meſopotamiens und die Ufer des roten Meeres und hat nun noch durch die Annektion des Aſſir ſeine Grenzen bis in den Südweſten der Halbinſel ausgedehnt. Es fragt ſich, ob der Herr von Mekka nach ſolchen Erſolgen— ſein erſter Er⸗ folg war bekanntlich die Vertreibung des Groß⸗Scherifen Huſſein aus Mekka im Jahre 1924.— nicht eines Tages allzu ſelbſtändig werden wird. Ibn Saud iſt durch die Engländer groß geworden, aber er iſt deswegen nicht ihr Freund. Daß England während des Krieges im Kampf gegen die Türkei die gefährliche Saat des national⸗arabiſchen Ge⸗ dankens ausgeſät hat, könnte ihm noch teuer zu ſtehen kommen. Es wäre ſchließlich keineswegs merkwürdig, wenn ſich Ihn Saud nun dieſer Waffe bedienen wollte und die ara⸗ biſche Einheit unter engliſchem Einfluß in eine arabiſche Ein⸗ heit unter ſeiner Herrſchaft herſtellen wollte. Der Ruf„Ara⸗ bien den Arabern“ iſt in dem weiten Land zwiſchen dem Roten Meer, dem indiſchen Ozean und dem perſiſchen Golfe ſchon zu bekannt, um wieder vergeſſen zu werden. Ausklang des Lyoner Sozialiſtenkongreſſes Der ſozialiſtiſche Kongreß in Lyon hat in der Nacht zum Donnerstag ſeine Arbeiten beendet. Der nächſte Kongreß ſoll vor den Kammerwahlen im Mai 1927 vorausſichtlich in Tou⸗ louſe abgehalten werden. Zur Abrüſtungsfrage nahm der Kongreß eine Entſchließung an, in der die Delegierten der franzöſiſchen Sozialiſten aufgefordert werden, folgenden Standpunkt zu vertreten: Die Sozialiſtiſche Arbeiter⸗ internationale lenkt die Aufmerkſamkeit der Arbeiterklaſſen und der Demokratie auf die Verſchleppung und die berech⸗ neten Verzögerungen, die durch die Regierung in der Dis⸗ kuſſion der Rüſtungsbeſchränkungen ſich geltend gemacht haben, hin. Die Rüſtungsbeſchränkungen ſeien als die erſte Etappe einer ernſtlichen und allgemeinen Abrüſtung an⸗ zuſehen, die notwendigerweiſe der Abrüſtung Deutſch⸗ lands, wie ſie im Friedensvertrag vorgeſehen ſei, folgen müſſe. Dieſe Abrüſtung müſſe ſich auf alle Rüſtungskategorien erſtrecken, nämlich die zu Lande, zu Waſſer, in der Luft und auf alle chemiſchen und ſönſtigen Fabrikationen und zwar müſſe eine Regelung viel mehr unter der Autorität des Völkerbundes und durch Förderung der Beſchlüſſe des Völker⸗ bundes getroffen werden, als durch Sonderabkommen zwiſchen den Regierungen. Es ſei nötig, daß auf die Regierungen ein Druck ausgeübt werde, damit ſie von den Parlamenten die be⸗ reits vorgeſehenen Abrüſtungsmaßnahmen ratifizieren ließen. Zu dieſem Zweck werde eine ſtarke Kampagne an⸗ geregt. Matdonalò in Amerika § London, 21. April.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Der ehemalige britiſche Miniſterpräſident Macdonald, der ſich zur Zeit auf einer Studienreiſe in den Vereinigten Staa⸗ ten befindet, erklärte vor amerikaniſchen Reportern, er ſähe eine große induſtrielle Kriſe für England in etwa zwei Jahren voraus. Weiter ſagte Macdonald, die eng⸗ liſchen Bergarbeiter ſeien jetzt im Begriff, ſich von ihrer Nie⸗ derlage im Kohlenſtreik zu erholen und würden, ſobald ſie dazu in der Lage wären, einen neuen entſcheidenden Verſuch machen, um ihre Lage zu verbeſſern. Ein ruſſiſch⸗afghaniſcher Vertrag Amtlich wird aus Moskau der Abſchluß eines ruſſiſch⸗ afghaniſchen Freundſchafts⸗ und Neutralitätsvertrags bekannt gegeben, der von der Regierungspreſſe als das wichtigſte Ereignis Zentralaſiens bezeichnet wird. Rußland garautiert die Souveränität Afghaniſtaus, wovon man ſich in Moskauer Regierungskreiſen eine große Wirkung auf die engliſchen Parlamentswahlen verſpricht. Preis 10 Pfennig 1927— Nr. 183 Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung je einſp. Kolonelzeile für Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. eklamen —4.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ walt, Streils, Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte lusgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr. Gerichtsſtand iſt Mannheim. Wandern und Reiſen Geſetz und Necht Die Wahlreform in Baden Eine Kette der Indiskretionen Es gehört zu den Eigentümlichkeiten des neudeutſchen Parlamentarismus, daß wichtige Dinge des Staates, im be⸗ ſonderen auch Geſetzesvorlagen, nicht geheim gehalten werden können. Soweit die Vertrauensmänner der Parteien in den Regierungen ſitzen, iſt es ganz ſelbſtverſtändlich, daß durch dieſe mehr oder minder offiziöſen Kanäle genügend durch⸗ ſickert. Die zunehmende Verpolitiſierung der Beamtenſchaft mag auch dazu beigetragen haben, daß irgend welche Refe⸗ rentenentwürfe plötzlich in der Oeffentlichkeit erſcheinen, für Stunden und Tage, ſeltener Wochen Senſationen erregen, worauf der jeweils durch eine ſolche Indiskretion betroffene Miniſter prompteſt zu erwidern pflegt, daß er mit dem Ent⸗ wurf nichts zu tun habe und einen eigenen einbringen werde. Manchmal kommt ſogar das Gegenteil von dem heraus, was zuerſt geſagt und verſprochen wurde. Dieſe Vorbemerkungen ſind notwendig, wenn man ſich die Geſchichte der Wahlreform in Baden ins Gedächtnis zurückruft. Schon bald nach den Landtagswahlen im Oktober 1925 erhoben ſich in allen Parteien, vornehmlich aber im Zentrum, Stimmen, die für eine Reform des gegenwärtig in Baden gültigen Wahlſyſtems eintraten. Sie ſtimmten in dem einen Punkte überein, daß man ſich durch Vermehrung und Verkleinerung der Wahlkreiſe eine ſtärkere Wahlbeteiligung erhoffte, weil nur auf ſolchem Wege erhöhteres Intereſſe der Wahlberechtigten für einen Heimatskandidaten zu erwarten wäre. An den übrigen Grundſätzen des badiſchen Wahlrechts wurde ſelbſtverſtändlich nicht gerüttelt. Es kam alſo im Grunde auf den Umfang bezw. die Zahl der Wahlkreiſe an, da die bisherigen ſieben Wahlkreiſe ſich immer mehr als un⸗ mögliche Gebilde erwieſen. Das Zentrum war die erſte Partei, die durch den Mund des Abg. Wittemann mit poſitiveren Vorſchlägen der Frage nähertrat. Er ſchlug, wie noch erinnerlich ſein dürfte, 32 Wahlkreiſe vor, im weſent⸗ lichen von Dr. Schofer unterſtützt. Da es ſich aber nicht um eine Vorlage der Regierung handelte, verlief die Diskuſſion verhältnismäßig raſch im Sande. Die zeitweilige Stille wurde erſt wieder im November 1926 unterbrochen, als gelegentlich der Regierungsneubildung in Baden auch die Frage der Wahlreform wieder angeſchnitten wurde, allerdings mehr im Vorübergehen und nicht als Hauptgegenſtand grundſätzlicher Erörterungen von Partei zu Partei. Jedoch war dem auf⸗ merkſamen Beobachter ſchon damals klar, daß die Reform nunmehr bald in Fluß kommen würde, weil ſich das Zentrum engagiert fühlte. Daß derartige Vorlagen im Schoße der Regierung langſam heranreifen, iſt ſelbſtverſtändlich, und nie⸗ mand wird ihr daraus einen Vorwurf machen, daß ſie darüber in statu nascendi keine näheren Mitteilungen an die Oeffent⸗ lichkeit gelangen ließe. Vielleicht wäre auch noch längere Zeit darüber verſtrichen, wenn nicht der Zentrumsabgeordnete Seubert auf einer Bezirkskonferenz ſeiner Partei in Bühl allerlei Indiskretionen über das kommende Wahlgeſetz aus⸗ geplaudert hätte. Obwohl es ſich um eine geſchloſſene Partei⸗ verſammlung handelte, geriet ein Bericht über die Rede Seu⸗ berts in ein Nichtzentrumsblatt, vermutlich alſo wieder durch Indiskretion. Als die liberale Preſſe Badens die zweifellos intereſſante Notiz aufgriff und gloſſierte, beklagte die„Neue Badiſche Landeszeitung“ die Tatſache, daß aus dem neuen Ge⸗ ſetzentwurf die vorgeſehene Einteilung in 22 Wahlkreiſe vor⸗ zeitig mitgeteilt worden war, fügte aber hinzu, daß ſie nun⸗ mehr die Zurückhaltung nicht mehr aufrecht erhalten könne und beſtätigte die Mitteilungen Seuberts. Nachdem der Stein einmal ins Rollen gekommen war, konnte er nicht mehr auf⸗ gehalten werden. Ein Artikel der„Freiburger Tagespoſt“ ſollte auf die Notwendigkeit der Wahlreform vorbereiten, kam aber in dieſem Augenblick zu ſpät. Trotzdem die Zentrums⸗ preſſe des Landes die von der„Neuen Mannheimer Zeitung“ ausgeſprochene Warnung vor Wahlkreisgeometrie unter der Aegide des Zentrums mit der üblichen Ueberheb⸗ lichkeit abtun wollte, konnte ſie doch nicht verhindern, daß der ſozialdemokratiſche Landtagsabgeordnete Reinbold in der Mannheimer„Volksſtimme“ nunmehr den ganzen Geſetz⸗ entwurf veröffentlichte, womit dann die Kette der Indiskretionen ihren vorläufen Abſchluß fand. Nach den Mitteilungen Reinbolds verteilen ſich die vor⸗ geſehenen 22 Wahlkreiſe über das ganze Land folgendermaßen: 1. Wahlkreis: Meßkirch⸗Pfullendorf⸗Ueberlingen⸗Stockach. — 2. Wahlkreis: Konſtanz.— 3. Wahlkreis: Donaueſchingen⸗ Engen.— 4. Wahlkreis: Waldshut⸗Säckingen.— 5. Wahlkreis: Schopfheim⸗Lörrach⸗Müllheim.— 6. Wahlkreis: Freiburg⸗ Stadt.— 7. Wahlkreis: Freiburg⸗Land.— 8. Wahlkreis: Em⸗ mendingen⸗Lahr. 9. Wahlkreis: Villingen⸗Wolfach. 10. Wahlkreis: Offenburg⸗Oberkirch.— 11. Wahlkreis: Kehl⸗ Bühl. 12. Wahlkreis: Raſtatt.— 13. Wahlkreis Karls⸗ ruhe⸗Stadt. 14. Wahlkreis: Karlsruhe⸗Land⸗Ettlingen.— 15. Wahlkreis: Pforzheim.— 16. Wahlkreis: Bruchſal⸗Bretten. — 17. Wahlkreis: Sinsheim⸗Wiesloch.— 18. Wahlkreis: Mannheim⸗Stadt. 19. Wahlkreis: Mannheim⸗ Land⸗Weinheim. 20. Wahlkreis: Heidelberg. 21. Wahlkreis: Mosbach⸗Adelsheim.— 22. Wahlkreis: Buchen⸗ Tauberbiſchofsheim⸗Wertheim. Ein erſter Ueberblick zeigt, odaß die bisherigen 7 Wahlkreiſe ungefähr gedritteilt worden ſind. Man wird dies nur begrü⸗ ßen können, denn dieſe Wahlkreiſe preßten unorganiſche Ge⸗ bilde zuſammen, die nichts miteinander zu tun hatten. Dies gilt im beſonderen für den 4. Wahlkreis Offen burg⸗Ba⸗ den und für den 7. Wahlkreis Heidelberg⸗Mosbach, der das unglückſeligſte Wahlgebilde darſtellt, das man ſich nur denken kann. Um ſich einen ungefähren Begriff von der 2. Seite. Nr. 183 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabeß Donnerstag, den 21. April 1927 Wirkung der vorgeſchlagenen Wahlkreiseinkeilung machen zu können, muß man das Ergebnis der Landtagswahl vom Jahre 1925 nach dem beſtehenden Wahlgeſetz auf dieſe 22 Wahlkreiſe umlegen. Dann würden erhalten: Das Zentrum: 19 Sitze in Wahlkreiſen und 6 auf der Landesliſte; die Sozialdemo⸗ krat iſche Partei: 8 Wahlkreisſitze und 6 auf der Landes⸗ liſte: die Deutſche Demokratiſche Partei: 9 Wahl⸗ kreisſitze und 6 auf der Landesliſte; die Deutſche Volks⸗ gartei: 2 Wahlkreisſitze und 5 auf der Landesliſte; die Bürgerliche Vereinigung: 0 Wahlkreisſitze und 9 auf der Landesliſte; die Kommuniſten: 1 Wahlkreisſitz und 3 auf der Landesliſte. Danach würden alſo nicht weniger als 40 Abgeordnete auf der Landesliſte und nur 30 in den Wahlkreiſen gewählt. Die Regierungsvorlage ſchlägt nun die Aufhebung der Lan⸗ desliſte und die Zuweiſung der Reſtſtimmen an die einzelnen Wahlkreiſe vor. Auf dieſe Weiſe würden ſich die 70 Abgeordneten auf Grund der Siegzahl von 10 000 Stimmen folgendermaßen verteilen: Das Zentrum würde erhalten: im.,.,., 10., 12., 16. und 22. Wahlkreis je 2 und in den übrigen Wahlkreiſen je 1 Ab⸗ geordneten; es wäre alſo in ſämtlichen 22 Wahlkreiſen mit 29 Abgeordneten(gegenwärtig 28) vertreten. Die Sozialdemokratiſche Partei würde zunächſt auf Grund der Siegzahl erhalten: im 13., 14., 19. und 20. Wahl⸗ kreis je 1 Abgeordneten und im 18. Wahlkreis(Mannheim⸗ Stadt) deren 3. Dazu käme dann auf Grund der Reſtſtimmen noch je 1 Abgeordneter im.,.,.,.,., 12., 13. und 16. Wahl⸗ kreis= 15 Abgeordnete(ietzt 16). Die Deutſche Demokratiſche Partei wäre nach Aufteilung der Reſtſtimmen vertreten im.,., 13., 15., 18. und 20. Wahlkreis=6(). Auf die Deutſche Volkspartei würde im 13. Wahl⸗ kreis(Karlsruhe⸗Stadt) und im 18. Wahlkreis(Mannheim⸗ Stadt) je 1 Abgeordneter entfallen. Mit Hilfe der Reſtſtimmen erhielte ſie noch Sttze im 14. Wahlkreis(Karlsruhe⸗Land⸗Ett⸗ lingen), im 15.(Pforzheim), einen zweiten Sitz im 18.(Mann⸗ heim⸗Stadt), ferner je einen Ahgeordneten im 19.(Mannheim⸗ Land⸗Weinheim) und im 20. Wahlkreis(Heidelberg)= 7 Ab⸗ geordnete(). „Die Bürgerliche Vereinigung würde nach Auf⸗ teilung der Reſtſtimmen je einen Abgeordneten im.,., 13., 14., 15., 17., 20., 21. und 22 Wahlkreis durchbringen 9 Ab⸗ geordnete(ö9). Die Kommuniſten errängen einen Sitz im 18. Wahlkreis (Mannheim⸗Stabt]l und dann auf Grund der Reſtſtimmen je einen Sitz im 15., 19. und 20. Wahlkreis= 4 Abgeordͤnete(). Alle übrigen Parteien gingen leer aus. Wenn auch die Verſchiebungen an ſich nicht groß find, ſo zeigen ſie doch bereits deutlich, daß der gewinnende Teil lediglich das Zentrum iſt. Die Warnung vor der Wahlkreis⸗Geometrie war alſo auch ohne Kenntnis des Ent⸗ wurfes nicht ganz unberechtigt. Ueberaus charakteriſtiſch iſt deshalb auch die Kritik, die der Abg. Reinbold an dem Ge⸗ ſetzetwurf übt. Er ſagt u..: „Das Hervorſtechende an dieſer Wahlkreis⸗Einteilung iſt, daß das Zentrum in ſämtlichen Wahlkreiſen mit einem bzw. zwei Abgeordneten vertreten wäre. Die Sozialdemokratie wäre im badiſchen Hinterland ab Heidelberg überhaupt nicht mehr vertreten und hätte auch keine Ausſicht, in abſehbarer Zeit dort ein Mandat zu erhalten. Nicht viel beſſer liegen die Dinge für die Sozialdemokratie im badiſchen Oberland, wo mit Ach und Krach ſchließlich noch das Konſtanzer Mandat er⸗ rungen werden könnte. Kataſtrophal wirkt die Verteilung bei den Demokraten, wie ſich überhaupt eine Vermehrung der Wahlkreiſe geradezu verheerend auf die kleineren Parteien in bezug auf die Verteilung auswirkt. Ob ſich unter ſolchen Umſtänden eine Mehrheit im Badiſchen Landtag für eine ſolche oder ähnliche Wahlrecht⸗Vorlage finden wird, iſt vor⸗ läufig noch zweifelhaft. Jedenfalls haben wir Sozialdemokraten durchaus keine Veranlaſſung, uns beſon⸗ ders für ſie zu intereſſieren. Der Umſtand, daß große Wähler⸗ maſſen vorhanden ſind, die Zahl der Abgeordneten aber eine beſchränkte bleiben muß, bringt es mit ſich, daß bei Schaffung von kleinen Wahlkreiſen der Vorteil auf ſeiten der ſt ärkſten Partei liegt. Das gleiche Ergebnis kann auch bei ſieben Wahlkreiſen erzielt werden, ſofern man die Landesliſte aufhebt und die Reſtſtimmen auf die einzelnen Wahlkreiſe verteilt. Auf dieſem Wege wäre es auch den Par⸗ teien mit Tradition noch möglich, eine einigermaßen annehm⸗ bare Wahlkreis⸗Vertretung zu erhalten. Bei 22 Wahlkreiſen iſt das nicht mehr möglich, vielmehr liegt da der Vorteil lediglich auf ſeiten des Zentrums.“ Das ſagt der Vertreter der Partei, die mit dem Zentrum zuſammen die regierende Koalition in Baden bildet. Da man wohl annehmen darf, daß die beiden ſozialdemokrattſchen Regierungsvertreter den Anſchauungen, wie ſie Reinbold äußert, nicht ganz fernſtehen, bleibt nur der Schluß übrig, daß die Vorlage, die nach einer Mitteilung des Abg. Seubert im „Badiſchen Beobachter“ inzwiſchen vom badiſchen Staatsmini⸗ ſterium verabſchtedet worden iſt, mit den Zentrumsſtimmen gegen die ſozialdemokratiſchen durchgeſetzt worden iſt, wo⸗ bei die Stellung des demokratiſchen Miniſters noch ungeklärt iſt. Andererſeits klingt es geradezu wie Jronie, wenn der⸗ ſelbe Abg. Seubert im„Badiſchen Beobachter“ erklärt, daß dieſer Geſetzentwurf das Zentrum nicht befriedigen könne, immerhin aber als Schritt zur Einführung der Einerwahl zu betrachten ſei. Vom liberalen Stand⸗ punkt aus ſei heute lediglich nur folgendes bemerkt: Nie⸗ mand wird dem Zentrum die ihm gebührende Berückſichtigung auf Grund ſeiner Stimmen⸗ und Anhängerzahl in Baden ver⸗ ſagen. Zu einer Stabiliſierung ſeiner Herrſchaft über Baden darf aber die Wahlreform nicht dienen. Zu einer vernünftigen Neueinteilung der Wahlkreiſe und zu ſonſtigen zeitgemäßen Aenderungen im fortſchrittlichen Sinne wird da⸗ gegen der badiſche Liberalismus immer bereit ſein. Jeden⸗ falls bedarf der neue Geſetzentwurf, deſſen amtliche Veröffent⸗ lichung durch die Regierung dringend zu wünſchen wäre, noch eingehender und kritiſchſter Prüfung! 8 Amerikaniſche Senſationsmache JBerlin, 21. April.(Von unſerem Berliner Büro.) Wie die„Newyork Times“ melden, ſoll General Heye den engliſchen und franzöſiſchen Militärattaché, die ſich bei ihm angemeldet hatten, ſehr kühl empfangen, nicht einmal zum Sitzen aufgefor⸗ dert und auffallend ſchnell wieder entlaſſen haben. Das habe in diplomatiſchen Kreiſen große Erregung ausgelöſt, und nur ein engliſcher Einſpruch hätte eine franzöſiſche Proteſt⸗ note an die deutſche Regierung verhindern können. Daran iſt, wie wir an zuſtändiger Stelle hören, natürlich kein wahres Wort. Die beiden Attachés ſind auf ihre Anmel⸗ dung im Reichswehrminiſterium vom Oberſten Liepmann ge⸗ führt, zuerſt vom Chef des Truppenamts und dann von Ge⸗ neral Heye empfangen worden. Der Reichswehrführer, der als ſehr liebenswürdig und zuvorkommend bekannt iſt, habe die Herren durchaus freundlich empfangen und ihnen geſagt, daß er auf eine angenehme Zuſammenarbeit mit ihnen hoffe. Man kann hier vorläufig noch nicht abſehen, wie es zu der Meldung der„Newyork Times“ gekommen iſt. Eine Rück⸗ ſprache mit den beiden Attachés iſt zur Stunde ebenfalls nicht möglich, da beide Herren von Berlin abweſend ſind. Der größte Teil der Erregung, die die ſenſationelle Depeſche des New⸗ Norker Blattes hervorruft, iſt überdies auf einen Irrtum zu⸗ rückzuführen. Man ſcheint nämlich die beiden Militärattachés, die ſchon von jeher als Geſandten der Großmächte beigeordnet waren, mit den wegen der Zerſtörungsarbeiten an den Oſt⸗ ernannten Militärſachverſtändigen zu verwech⸗ ſeln. England und die ägyptiſche Regierungskriſis §London, 21. April.(Von unſerem Londoner Vertreter). Die ägyptiſche Regierungskriſe wird, wie die Blätter über⸗ einſtimmend melden, zunächſt vertagt werden, da Zogulol Paſcha, ohne deſſen Mitwirkung das Parlament nicht ent⸗ ſcheiden will, krank iſt. Der bisherige Miniſterpräſident Adly Paſcha wird die Geſchäfte weiterführen, bis eine Löſung ge⸗ funden iſt. Entgegen den erſten Nachrichten ſtellt ſich jetzt heraus, daß das Verhalten Aegyptens zu England den Anlaß zur Kabinettskriſe gegeben hat. Die ſtarke antieng⸗ liſche Partei der Wafdiſten hatte wie die„Morningpoſt“ be⸗ richtet von der Regierung verlangt, daß König Fuad bei ſeinem bevorſtehenden Beſuch in London verhindert werden ſollte, über die engliſch⸗ägyptiſchen Beziehungen zu ſprechen. Der Miniſterpräſident lehnte die Zuſicherung ab und wurde darauf zum Rücktritt gezwungen. Adly Paſcha hat übrigens in der letzten Zeit gegenüber England ein großes Entgegen⸗ kommen gezeigt, was bei der Mehrheit des Parlaments hef⸗ tige Kritik hervorgerufen hat. Eine Spionagezentrale in Moskau ausgehoben In Moskau wurde eine Militär⸗Spionagezentrale aus⸗ gehoben, die durch ausländiſche Geldmittel unterhalten wurde. Es handelt ſich um eine monarchiſtiſche Gruppe, die ſich nach den Angaben der ruſſiſchen Polizei„Anhänger des ehemaligen Großfürſten Nikolaj Nikolajewitſch“ nannte. Führer war der in Paris wohnende frühere General Kutepow. Auch an die Organiſation einer ſowetfeindlichen Bewegung in Rußland war angeblich gedacht. Bundestag der Deutſchen Vodenreformer Auf dem Bundestag der Deutſchen Bodenreformer in Schwerin wurde einſtimmig folgende Eutſchließung angenom⸗ men: Die auf der 31. Jahresverſammlung des Bundes Deut⸗ ſcher Bodenreformer aus allen Gauen des Deutſchen Reiches verſammelten Delegierten geben mit tiefſtem Bedauern ihrer ſchärfſten Entrüſtung darüber Ausdruck, daß das mit großer Mehrheit am 5. Mai 1926 vom Reichstgae geforderte Boden⸗ reformgeſetz gemäß dem Entwurf des ſtändigen Beirates für Heimſtättenweſen beim Reichsarbeitsminiſterium bis heute von der Reichsregierung noch nicht vorgelegt worden iſt. Die Verſammelten ſind gewillt, bei noch längerer Hinausſchiebung dieſer für unſer deutſches Volk ſo notwendigen geſetzlichen Re⸗ gelung des Boden⸗ und Wohnrechtes alle verfaſſungsmäßigen Schritte zur Anwendung zu bringen. Letzte Melödungen Hindenburg in Hannover UUBerlin, 21. April.(Von unſerem Berliner Büro.] Reichspräſident von Hindenburg, der am Samstag nach Ber⸗ lin zurückkehrt, gab geſtern abend in Hannover ein Diner. den etwa 60 Gäſten ſah man auch den Oberpräſidenten oske. Streik der Berliner Taxiführer — Berlin, 21. April. Seit heute vormittag befinden ſich 200 Autodroſchkenführer imLohnſtreik. Der Reichsarbeits⸗ miniſter, dem die Angelegenheit von dem Schlichter zur Ent⸗ ſcheidung vorgelegt wurde, hat ſich eine zweitägige Friſt zur Fällung ſeines Schiedsſpruches vorbehalten. Eine Verhaftung im großen Banderolenſchwindel — Aachen, 20. April. Geſtern iſt an der belgiſchen Grenze der Kölner Zigarettenfabrikant Wilhelm Katzky, der In⸗ haber der Zigarettenfabrik Wilka, von der Aachener Kri⸗ minalpolizei verhaftet worden. Er wurde in das Aachener Amtsgericht eingeliefert. Katzky dürfte im Laufe der nächſten Tage nach Berlin gebracht werden, wo er von dem Unter⸗ ſuchungsrichter, Landgerichtsrat Krüger, einer eingehenden Vernehmung unterzogen wird. Katzky gilt als einer der Hauptſchuldigen in dem großen Banderolenbetrug. Er ſtand mit dem inzwiſchen zum dritten Male verhafteten Berliner Zigarettenfabrikanten Krakauer und dem Inhaber der Zigarettenfabrik Desnoli, Jungermann, in engſter Ver⸗ bindung. Durch Katzkys Verhaftung hofft man endlich der geheimen Banderolenfabrik, die nach wie vor mit Nachdruck arbeitet, auf die Spur zu kommen. Es wurde feſtgeſtellt, daß Katzty mehrmals im Monat nach Berlin gefahren war, um bei Krabauer gefälſchte Banderolen abzu⸗ holen. Katzkys Spur hatte nach Eupen auf belgiſches Gebiet geführt. Seine Verhaftung erfolgte auf deutſchen Boden un⸗ mittelbar an der Grenze. Rücktritt des polniſchen Tabakmonopoldirektors — Warſchau, 21. April. Der Direktor des polniſchen Tabak⸗ monopols, Belza Oſtrowski, tritt von ſeinem Poſten zurück⸗ Man iſt zwar mit ſeiner Finanzwirtſchaft zufrieden, ſedoch haben ſich die Tabakerzeugniſſe unter ſeiner Regie ſo ſehr ver⸗ ſchlechtert, daß jetzt bereits der Konſum ſtark zurückging. Graf Bethlen kommt nach Warſchau — Warſchau, 21. April. Wie aus zuverläſſiger Quelle ver⸗ lautet, wird in der nächſten Zeit Graf Bethlen nach Warſchau ahreiſen, um dort den Abſchluß eines Vertrages mit Polen, ähnlich dem ungariſch⸗italieniſchen Vertrag, vorzubereiten. Es iſt jedoch nicht anzunehmen, daß ſich der Abſchluß eines ſol⸗ chen Vertrages einfach geſtalten dürfte, weil die Beziehungen Polens zur Kleinen Entente verhältnismäßig eng ſind und die Kleine Entente in einem polniſch⸗ungariſchen Vertrag eine feindſelige Stellungnahme gegenüber den Staaten der Kleinen Entente erblicken würde. Tſchitſcherins Glück Paris, 21. April.(Von unſerem Pariſer Vertreker.) Aus Nizza wird berichtet: Der ruſſiſche Außenminiſter Tſchitſcherin, der ſich gegenwärtig in St. Raffael befindet, machte geſtern einen Autoausflug, als ſein Wagen in der Nähe des Dorfes Thecule mit einem großen Touriſtenauto zu⸗ ſammenſtieß. Das Gefährt Tſchitſcherins wurde gegen einen Felſen geworfen und faſt vollkommen zertrüm⸗ mert. Tſchitſcherin kam jedoch mit dem Schrecken davon and erlitt nicht die geringſten Verletzungen. Spaniſche Niederlage in Marokko — Madrid, 21. April. Die ſpaniſchen Truppen, die unter Oberſtleutnant Solanas bis ſüdweſtlich von Targuiſt vorge⸗ ſchoben wurden, ſind, wie jetzt beſtätigt wird, zwei Tage vor Beginn des Orkans von Marokkanern angegriffen worden. Faſt zwei Kompagnien der Spanier ſind vollſtändig aufge⸗ rieben. Dieſe Niederlage iſt der Regierung ſeit einigen Tagen bekannt. Die erſte Beſorgnis wurde hervorgerufen, als die Stürme eintraten und die Kolonnen abgeſchnitten waren. Solanas iſt noch heute vom Feind völlig umzingelt. Verfolgung der mexikaniſchen Eiſenbahnräuber — Newyork, 21. April. Die Nachricht von dem Raub⸗ überfall auf den Nachtzug Guadalafara—Mexiko—City wird amtlich beſtätigt. Präſident Calles hat ein großes Truppenkontingent zur Verfolgung der 300 Banditen, die bei dem Ueberfall etwa 150 Perſonen getötet haben, auf⸗ geboten. Der Präſident glaubt, das Attentat auf einen Rache⸗ akt der Revolutionäre zurückführen zu können. Münchener Vilder Von Richard Rieß Bürgermeiſter Scharnagl bat in dieſen Tagen die Mün⸗ chener Bürgerſchaft, d. h. Vertreter des Handels, der Technik, der Wirtſchaft, der Wiſſenſchaft und des Schrifttums im ſchönen alten Rathausſaal zuſammengerufen, und er hat an die hiſtoriſche Sendung des Münchner Mäzenatengeiſtes im Bürgertum erinnert, das doch neben ſeinen kunſtfreundlichen Fürſten ſtets den Sinn fürs Kulturelle durch die Tat, d. h. durch den Geldbeutel freudig bekundete. Iſt doch unſer „Frauendom“, der bekanntlich das Wahrzeichen der Stadt bildet, größenteils durch Bürgerſpenden errichtet worden! Die Zuſammenkünfte des Bürgertums mit ſeinen Führern ſollen in München regelmäßig ſtattfinden. Man erkennt ſchon aus dieſen Bemühungen den ſtarken Willen zum kulturellen Wiederaufbau, der den Widrigkeiten der Gegenwart ſicherlich abgetrotzt werden wird. Die Stadt München hat ja jetzt ſogar eine Art„Wieder⸗ aufbauminiſters“ geſchaffen, wenn in das Reſſort dieſes Mannes freilich auch nur der Wiederaufbau in mehr äußerem Sinne fällt, die Wiedergewinnung des Anſehens Münchens als der führenden Fremdenſtadt, die ihren Gäſten auf Schritt und Tritt Behaglichkeit und Freude bietet. Freilich muß der mit dieſer ſchweren Aufgabe Betraute neben der„äußeren Werbung“ auch auf die„innere Werbung“ bedacht ſein, will ſagen darauf, nicht nur Leute herzuziehen, ſondern ihnen auch allenthalben Spitzenleiſtungen zu bieten. an hat, mit dem Titel eines„Direktors des Ausſtellungsparkes“ einen Jour⸗ naliſten, Herrn Joſeph M. Jurinek, mit dieſem Amte be⸗ treut, einen der fixeſten Leute Münchens, einen Mann ohne Nerven und mit— wenn's gerade preſſiert— vierundzwanzig⸗ ſtündigem Arbeitstage. Es iſt jener Jurinek, der ſeinerzeit beim Deutſchlandflug des Amerika⸗Zeppelins, einen Bericht⸗ erſtattungs⸗Schnelligkeits⸗Rekord ausſtellte, da noch vor der Landung des Luftſchiffes ſeitenlange Berichte über die Fahrt — unterwegs abgeworfen und durch beſonders organiſierten Dienſt an die Redaktion befördert— in dem von Jurinek be⸗ dienten Blatte ſtanden. Daß die ungeheure Energie dieſes Mannes Erfolge zeitigen wird, iſt anzunehmen. Schon in der erſten Woche ſeiner Tätigkeit gelang es ihm, vom Innen⸗ miniſter eine Lockerung der in Müchen immer noch mit be⸗ merkenswerter Strenge gehandhabten Polizeiſtunde zu er⸗ zielen. Sie wird zwar nicht offiziell aufgehoben, aber ſoll in fremdenverkehrsfreundlichem Sinne mit faſt zugedrücktem Auge des Geſetzes beurteilt werden. Wir werden alſo jetzt eine Art„Weltſtadt“. Wir haben ja in letzter Zeit ſchon oft bewieſen, daß wir auf dem beſten Wege dazu ſind. Zwar die Lichtreklame auf Dachern und an Häuſerfronten hat ſich in München noch nicht durchgeſetzt. In dieſer Beziehung ſind wir eine recht„finſtere“ Stadt ge⸗ blieben. Aber— Hochhäuſer ſollen erſtehen,„ganz amerika⸗ niſch“, wie der Münchner ſagt. Recht populär ſind dieſe Pläne noch nicht. Man ſollte vielleicht mal vorſchlagen, auf den Dachgärten in luftiger Höhe„Bierkeller“ zu errichten. Wenn dieſe auch nicht recht, Boldenſtändig“ wären ſtändig am Dachboden und mit Starkbier ausgerüſtet, würden ſie ſicherlich bald von Stammtiſchen beſiedelt werden. Wir werden alſo Weltſtadt und nicht nur Bierwelt⸗Stadt. König Ludwig., der würde ſchauen, wenn er ſeine liebe Reſidenzſtadt heute ſähe... er, der Erneuerer alter Kulturen, der aus München eine Art Muſeums von Stadtbau⸗Stilen ge⸗ macht hat! Aber warum nur in die Nähe ſchweifen? Hundert Jahre ſind ſchließlich nicht viel. Auch das Ferne liegt uns heutzutage nah. Nicht vermöge der Autos, die immer noch Stundenrekorde aufſtellen, ſondern— zumal, da es ſich hier nicht— um Weg— ſondern um Zeitferne handelt, durch die Arbeit unſerer Altertumsforſcher. In der alten„Akademie“ zu München ſind jetzt Ueberbleibſel„aus Münchens Vorzeit“ inſtruktiv ausgebreitet. Waffen, Gebrauchsgegenſtände und begreiſlicherweiſe beſonders Erinnerungsſtücke an den Toten⸗ kult aus der jüngeren Steinzeit, der Bronzezeit, der Hall⸗ ſtadt⸗Zeit und den Römertagen, zumal aus Gräberfunden herrührend e vom Leben vor dreitauſend Jahren. Gut⸗ erhaltene S elett⸗Stücke bringen uns die damaligen Lands⸗ leute, wenn man ſo ſagen darf,„menſchlich näher“. Um es aber norddeutſchen Leſern zu ſagen: Maßkrüge hat man bet den Ausgrabungen nicht gefunden, und die weitverbreitete Meinung, der Name„Bajuvaren“ ſei eine verſtümmelte Form non„Bierjuwaren“ iſt durchaus unhiſtoriſch. Einmal aller⸗ dings hat ein ſehr von ſich eingenommener Archäöloge im Fränkiſchen ein antikes Bierſeidel ausgegraben. Da er aber gleichzeitig eine Dedikatlon an ſich darauf fand, verzichtete er darauf, aus dieſem Funde wiſſenſchaftliche Schlüſſe zu ziehen, und er bedankte ſich mit Recht bei ſeinen Studenten für die nette Aufmerkſamkeit. Na ja, Spaß muß ſein. Wer verſtände das mehr als die Leute von Süddeutſchland, denen der Sinn für das Komiſche ebenſo angeboren iſt wie der Trieb zum Mimiſchen. So ſind denn die Komiker⸗Begabungen gerade in Oberbayern ſehr reden“ der— teilweiſe während des ganzen Jahres zuſammen⸗ kommenden— Faſchingsgeſellſchaften austoben, oder ob ſie die Bretter, die die Welt mehr oder minder bedeuten, be⸗ treten. Unter den Münchner„Volksſängern“ trifft man bis⸗ weilen ſehr ſtark künſtleriſche Perſönlichkeiten. Am bekannte⸗ ſten iſt Carl Valentin, der eine Philoſophie des Blödſinns er⸗ ſchuf, an der Chriſtian Morgenſtern, der Galgenlieber⸗Poet, ſeine ehrliche Freude gehabt hätte. Ebenſo berühmt iſt der — aus ganz anderen Landen des Humors ſtammende— Kon⸗ rad Dreher, der Mann mit dem goldenen Lachen und dem nicht minder edelmetallenen Münchner Herzen, einſt kgl. bayeriſcher Hofſchauſpieler und gerade in dieſen Tagen In⸗ bilar einer fünfzigjährigen Bühnenlaufbahn. Vater Dreher, der als Bub der Portokaſſe entlief und ſich ſchnurſtracks bei den Komödianten auwerben ließ, hat dieſen Sprung ins Theater⸗ leben nicht zu bereuen brauchen, und ſeine Zeitgenoſſen ebenſy wenig. Zwei Generationen hat Dreher das Lachen gelehrt. Heute iſt leider in München das Volksſtück, Drehers Domäne, heimatlos geworden. Unſer„Volkstheater“ ehedem eine Bühne des bodenſtändigen Humors, iſt ein Amüſiertheater mehr im Berliner Sinne geworden, und ſo hat Dreher in ſeiner Heimatſtadt eigentlich keine Wirkungsſtätte mehr. Da die Inflation ihm ſeine Erſparniſſe genommen, mußte dieſer berühmte Mann ſich Leute anwerben, um den Theſpiskarren durch die bayeriſche Provinz zu ziehen Dir aber kann man dazu gratulieren. Hals⸗ und Beinbruch, Konradl! Acht Worte in oͤreizehn Jahren Wir leſen in der„Literariſchen Welt“: Nach dreizehn Jah⸗ ren intenſiven Studiums, das ſich auf die Lektüre von ſechs⸗ hundert Büchern erſtreckte, hat Profeſſor Delabarre von der Brown⸗Univerſität acht rätſelhafte Worte überſetzt. Dieſe acht Worte beziehen ſich auf ein Abenteuer vor 400 Jahren. Die rätſelhafte Juſchrift iſt auf einem Felſen jenſejts des Taunton⸗ ſtromes in Adeeen eingeritzt. Sie lautet:„Miguel Cor⸗ tereal. 1511, V. Dei. Hic. Dux Ind.“ Nach langjähriger, mühevoller Arbeit überſetzte Profeſſor Delabarre dleſe Ge⸗ heimzeichen wie folgt:„Miguel Cortereal: 1511; durch Gottes Willen bin ich hier zum Häuptling der Indianer geworden.“ Die Nachforſchungen Profeſſor Delabarres brachten ihn auf die Spuren Miguel Cortereales, der ſich im Jahre 1502 ein⸗ geſchifft hat, um nach ſeinem Bruder Gaſpar zu ſuchen, der im Jahre 1501 die Küſten von New⸗Fbundland und Labrador er⸗ forſcht hat und bald darauf ſpurlos verſchwunden iſt. ſtark, ganz gleich, ob ſie ſich nur in den ſogenannten„Krügl⸗ Donnerstag, den 21. April 1927 Neue Maunheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) . Seite. Nr. 183 eilage Die Idee der Herzogin von O. Skizze von Karl Fr. Rimrod ſchö Die junge Witwe des Herzogs von Ortranto tat, was eine! done und unabhängige Frau mit einem unerſchöpflichen! Niakkonto nur tun konnte: Sie verbrachte den Frühling in enöge den Sommer in Scheveningen, den Herbſt in Lugano, i n Winter aber zur einen Hälfte in Aegypten, zur andern n St Moritz. 9 Ihre Anbeter, zehne oder zwölfe an der Zahl, folgten ihr reulich überallhin. Und hätte ſie eine Forſchungsreiſe zum er oder einen Abſtecher in die Diſtrikte der Kopfjäger ſal Borneo unternommen— zweifellos wären ihr die Va⸗ en auch dorthin gefolgt. Wenn auch vielleicht nicht alle Da war der Rechtsanwalt Vallade aus Paris. Ein Land⸗ 5 in der Bretagne, und die Rieſenhonorare für Senſations⸗ 5 dzeſſe großen Stils— nur in ſolchen trat er auf— über⸗ oben ihn kleinlicher Sorgen. l Deren mehr hatte der Graf St. Fleuron, ein ſeines ge⸗ reugen dienſtlichen Intereſſes wegen abgetaner Botſchaftsſek⸗ etär, der abwechſelnd von Zuwendungen ſeiner Verwandten erborgten Summen lebte, deren Rückzahlung er aber nie vergaß. Er war ein Kavalier, ſozuſagen. al Ein ungariſcher Großinduſtrieller, Giörgy hieß er, galt 3 fabelhaft reich. Größer noch als ſein Reichtum war ſeine infalt und Aufdringlichkeit. Doktor Binsdorff war der Sohn eines reichen Vaters und eibr, wenn er gut gelaunt war, ab und zu in großen Rennen men der geſtarteten Wagen der väterlichen Automobilfabrik. as ließ er ſich ſehr gut bezahlen. Er ſtammte aus Köln und war hellen Geiſtes. ei Ein italieniſcher Reeder, ein Flaneur aus Wien und noch n paar Leute, die Zeit und Geld in Fülle zu haben ſchienen, vervollſtändigten das Liebhaberkontingent der Herzogin. So belagert, wo auch immer ſie weilte, ſann die ſchöne Frau auf Auswege. Gewiß, ſie mochte den einen oder andern rnter ihren Anbetern gerne leiden— Binsdorff und St. Fleu⸗ Si lagen als Favoriten im Rennen— aber wieder heiraten? ich bhinden für immer—? ar die Herzogin erſt willens, dieſe Frage vor verſam⸗ meltem Hofſtaat entſchieden zu verneinen, ſo änderte ſie auf rund einer nächtlicherweile entſtandenen famoſen Idee ihren Fiandpunkt und beſchloß ein wenig Diplomatie zu treiben. Sie ieß ſich am Nachmittag, als ſie ihre Vaſallen im Garten der deila— man war im Mai und demgemäß in Nizza— um en Teetiſch verſammelt hatte, vernehmen, daß ſie ſich ent⸗ ſchloſfen habe, bald zu heiraten. Bald! Die ſchönen Augen lickten verheißungsvoll. Vallade depeſchierte ſofort nach Paris, daß er in den näch⸗ ſten acht Wochen um keinen Preis der Welt als Verteidiger auftreten werde— und wandte ſich zu den übrigen, die die chöne Frau nach Nam' und Art des Glücklichen fragten. „Einer von Euch? Vielleicht— es iſt noch nicht beſtimmt lächelte die Schöne und ging ins Haus. Die Kavaliere begaben ſich zum Sekt und ſtellten die ge⸗ wagteſten Vermutungen an. Der Ungar ſchickte heimlich ja⸗ paniſche Chryfanthemen zur Villa Ortranto. Graf St. Fleuron raf einen alten Bekannten aus Boſton und lieh ſich ein paar undert Dollar, um im Fall des Falles manövprierungsfähig zu ſein. Binsdorff hob eine derart hohe Summe ab, daß ihn ſein Bankier höflich fragte, ob er das Fürſtentum Monaco käuflich erwerben wolle. Das konnte der Kölner mit gutem ewiſſen verneinen. 74 1 Trotz herrlichſten Wetters ließ ſich die Herzogin am fol⸗ genden Tag nicht ſehen. Sie ſei auf zwei Tage verreiſt. Verreiſt? Sieh da! Na, da kann man ja den Auftrag des alten Herrn ausführen und den Turiner Kunden beſuchen. Im Rennwagen raſte Binsdorff nach Turin, erledigte ſeinen Beſuch, ging bummelnd durch die Straßen und .. eer riß die Augen bis zur Tellergröße auf. Kein Zweifel, dort ging die Herzogin. Allein. Die Herzogin von in Turin? Sieh einer an! Was wollte die denn ier? Binsdorff ging ihr unauffällig nach. Es war ein kosme⸗ tiſcher Salon, deſſen Düfte geradezu magnetiſch wirkten. Eine Viertelſtunde dauerte es, ehe die Herzogin wieder auf die Straße trat. Sie trug ein kokettes Paketchen im Arm. Um ihren Mund ſpielte ein Lächeln. Sie rief ein Auto und ſagte ſo laut, daß Binsdorff, in einer Niſche verborgen, es hören konnte: Hotel Vittorio Emmanuele. Der Umſtand, daß zwei niedliche Verkäuferinnen aus der Tür des kosmetiſchen Salons traten und der ſchönen Frau kichernd nachblickten, bewog den Kölner einzutreten und unter Beſorgung eines kleinen Einkaufes ſich nach dem Grund der Heiterkeit der beiden Niedlichen zu erkundigen. Der Salon war leer. Die beiden Hübſchen wurden erſt blaß, dann rot und dann zutraulich. Sie kicherten fröhlich. Die ſchöne Frau von eben habe ihnen eine ulkige Geſchichte erzählt. Sie wolle .. und dann kam ein Wiſpern, denn im Nebenraum weilte die Direktrice. Die hatte es nicht gern, wenn ihre Gehilfinnen mit eleganten Herren ins Vertrauliche kamen, denn ſie war ältlich, nicht begehrt und daher neidiſch. Der Kölner hörte dem Gewiſper und Geflüſter mit größ⸗ tem Intereſſe zu. Vor Staunen ſtand ihm der Mund offen. Das war ja einfach unglaublich. Na warte! Er ließ ein Pfifflein hören, gab ein gutes Auf⸗ geld— hingebende Blicke belohnten ihn— und holte ſeinen Rennwagen aus der Garage. Zur Nacht war er in Nizza. Am nächſten Morgen, er lag noch im Bett, brachte der Kammerdiener furchtbare Kunde. Bei einem chemiſchen Ver⸗ ſuch— die Herzogin laborierte zuweilen— habe es eine Exploſion gegeben. Die Herzogin „Nun, was iſt mit ihr?“ fragte Binsdorff mit großer Ruhe, indem er nach der goldenen Zigarettendoſe griff. „.. ſie iſt furchtbar entſtellt, lebt aber!“ ſagte der Diener Schang zitternd zu Ende. „Gib mir Feuer!“ ſagte ſein Herr und nahm die Morgen⸗ zeitung. Schang, der ſeines Herrn Intereſſen genau kannte und auch aus Köln war, gab Feuer. Dann ging er. Sein Herr mußte den Verſtand verloren haben. Anders war dieſe Ruhe nicht zu erklären. Die Herren, die die entſetzliche Kunde zeitig aus den Dau⸗ nen getrieben hatte, trafen ſich, bedrückt und betrübt, um Be⸗ ſuchszeit im Atrium der Villa, um Karten und Blumen abzu⸗ geben und um ſich dann auf Franzöſiſch zu empfehlen. Die arme Frau—! Der Haushofmeiſter ließ ſich vernehmen: Die Frau Her⸗ zogin laſſe bitten. Sie erwarte die Herren im blauen Salon. Sogleich. Erſtaunt, ja beſtürzt ſtieg man empor. Im blauen Salon ſaß eine verſchleierte Frau in der Fenſterniſche. Der Schleier fiel. Ein Zucken ging durch die Schaar der Kavaliere. Das ſchöne Geſicht— entſtellt für immer. Rote Brandmale, pflaſterbeklebte Wunden, zugeſchwollen die Augen— oh, das war ſchrecklich! „Entſtellt auf ewig, meine Herren! Leben Sie wohl!“ Blumenſträuße, gemurmelte Worte— aber keiner, der blieb. Sie eilten über die ihnen gebaute goldene Brücke. Vorüber, vorbei Der Anwalt fuhr nach Paris. St. Fleuron nach Rom, wo ein weitläufiger Vetter wohnte, den er noch nie ange⸗ pumpt hatte. Er wollte dies Verſäumnis gutmachen. Der Ungar fuhr ins Pußtaland— und ſo weiter. Binsdorff erſchien erſt am Nachmittag in der Villa Or⸗ tranto, und zwar im Frack. Gefragt, warum in Gala, ant⸗ wortete er, zu Verlobungen pflege er ſtets im Frack zu kom⸗ men. Man verſtand ihn nicht. Die Herzogin ließ ihn, den Letzten, vor und entſchleierte ſich.„Entſtellt auf ewig! Leben Sie wohl!“ ſagte ſie leiſe und, ſo ſchien es, um einen Ton bedauernder als am Vormittag. „Nicht der Rede wert, ich bleibe bei Ihnen, Amely, ich allein. Denn ich liebe Sie“ Er hätte dazu ſetzen müſſen:„Und außerdem bin ich hinter einen gewiſſen faulen Zauber gekommen.“ Das aber unterdrückte er zunächſt mannhaft, ließ ſich vor der Geliebten ſeines Herzens auf die Knie nieder und faßte ihre Hände, die von der Exploſion merkwürdigerweiſe vollkommen verſchont geblieben waren. Solcher Hingabe konnte Amelie nicht widerſtehen. Sie reichte ihm, der lange ja ſchon ein Bevorzugter war, den Mund zum Kuß und verlobte ſich ihm. Und dann ging ſie raſch zum Spiegel, ein paar Handbewegungen, ein wenig Puder, eine Nuance Fliederduft— und aus dem Spiegel ſah das ſchöne Antlitz der Herzogin von Ortranto von ehedem. Strahlend trat ſie vor ihn hin, ſuchte Ueberraſchung, Begeiſterung in ſeinen hübſchen Zügen. Umſonſt. Da war nur ein fröhliches Lachen. „Sind die Folgen der Reiſe nach Turin wieder beſeitigt?“ Der Herzogin verſchlug's die Rede. Erſt, als ihr Fred Binsdorff ein paar Worte wie„kosmetiſcher Salon“,„Laden⸗ mädels“, uſw. zärtlich ins Ohr raunte, entſchloß ſich die ſchöne Frau nach einem tiefen Seufzer zu der Erkenntnis, daß ihre famoſe Idee an dem da, dem Kölner, geſcheitert war. Sie fand die Sprache wieder. „O du!“ war allerdings zunächſt der einzige Gebrauch, den ſie davon machte. Sie hatte zu mehr auch gar keine Zeit. Binsdorff nahm ſie an der Hand und ſie ſchritten hinab in den maiſchönen Garten, zu deſſen Füßen das blaue Meer leuch⸗ tend weißen Schaum warf an ernſtem Fels.—— —— Der Rechtsanwalt Vallade, der in Paris von ſeinem und der übrigen Kavaliere Reinfall erfuhr, raufte ſich die Haare(nicht ungeſtraft, denn er trug eine teure Perücke) und erhöhte rückwirkend vom Tage ſeiner Abreiſe aus Nizza an ſeine Honorarforderungen um fünfzig Prozent. Denn irgend⸗ wo mußte die Menſchheit an ſeinem Pech teilhaben. Ne Neue Sprüche Von Frida Schanz Der gehörte nicht zu den Sehend⸗Blinden, Der lächelnd am Schluß ſeiner Tage buchte: Mein Leben beſtand aus Suchen und Finden, Doch ich fand meiſt andres, als das, was ich ſuchte. 4* Ein Menſch, der wenig Freunde ſich gewonnen, Und der doch ſo viel feinen Zauber hat! Ein ſchönes, ſpitzes Diſtelblatt, Von ſilberfeinem Netzwerk überſponnen! Sein erſter Veruf Eine Kindergeſchichte von Rolf Römer. Herbert Häberle kam in die Küche geſauſt, ſtürmiſch, wie 2s nur ein neunjähriger Schulbub fertig bringt, und ſchwenkte ſein blaues Rechenheft wie eine Siegesbeute in die Luft. „Muttil Die erſte„Eins“ in der neuen Klaſſe!“ jubelte er voller Glück.„Schau her, Mutti! Und freuſt Du Dich auch ein klein bißchen?“ 1 55 Muſ, Ireilich, mein Bübchen mein liebes, fleißiges!“ lobte die ſi utter den Jungen, legte den Quirl aus der Hand, mit dem de ſoeben ein Ei in die Suppe hatte rühren wollen, und nahm as Blondköpfchen in die Arme. „Und was krieg' ich?“ „Einen ganz dicken Kuß!“ N „Keine Schokolade?“ bettelte das Leckermäulchen. „Naſchkätzchen Du, ich habe keine!“ „Ach Mutti, ſchau nur mal nach!“ w„Geſtern habe ich Dir das letzte Stück ans Bett gebracht! die Mama ö „Dann laß mich eine kaufen Ueber der Mutter Geſicht glitt ein Schatten Betrübnks. 10c0 habe heute kein Geld für Naſchwerk, Kind!“ ſchlug ſte him die Bitte aus und ſtrich ihm zärtlich über das erregte öpfchen.„Und nun ſei verſtändig. Du biſt doch mein großer, geſcheiter Funge, und geh hinein, den Tiſch decken. Gleich ird der Papa kommen mit einem Bärenhunger!“ im Der kleine Herbert ſchlich betrübt davon und machte ſich Bufimmer an die aufgetragene Arbeit, doch wie er dem eiulfetkaſten die Servietten entnahm, blieb ſein Blick auf 5 5 Handvoll Münzen haften, die ſeine Mutter wahrſchein⸗ bld in Eile dort hingelegt hatte. Wie ſie ihn verführeriſch an⸗ inkten. Ganz funkelnagelneue waren dabei! Das Bübchen elah den Segen erſt aus der Entfernung, dann drehte er das plö neugierig zwiſchen Daumen und Zeigefinger. Und fäuslich krampfte ſich ſein kleines, tintenbemuſtertes Buben⸗ bald den um eines der ſchönen blanken Zehnerle, das als⸗ zu 5 flugs in ſeine Hoſentaſche rutſchte. Da lag es nun ganz Bleinterſt in der Tiefe und hatte ein Gewicht wie ein richtiger ochiklumpen. Herbertz Häberle hatte ſchwer daran zu tragen, 8 die Schokoladenzigarre, die er am Nachmittag dafür ein⸗ rendelte. ſchmeckte dennoch gut, wenn auch ſein Gewiſſen wäh⸗ et des Schmauſes nicht recht Ruhe ließ. Abends beim Heren aber fiel ihm die Sünde mit einem Male ſchwer aufs nie 3, und obwohl er dem lieben Gotte verſprach, dergleichen 8 wieder zu tun, konnte er doch nicht wie ſonſt einſchlafen. Elt hörte er durch die angelehnte Tür mit einem Male ſeine ern ihre Alltagsſorgen beraten. Mul. Ich habe heute mein letztes Geld gewechſeltl!“ ſagte die ter ſeufzend.„Was ſoll ich nun machen?“ deſttdie Doktorrechnung hat halt ein großes Loch geriſſen!“ Tantagte, Papa Häberle ſorgenvoll.„Vielleicht hilft uns Adelhaid über die paar Tage!“ 8 — „Da kennſt Du ſie aber ſchlecht!“ wehrte die Mutter ab. „Die hat nie in ihrem Leben rechnen müſſen und kein Ver⸗ ſtändnis für andere!“ 835 55 „Laß nur nicht gleich den Kopf hängen, Liebſte,“ tröſtete der Vater.„Ich ſchaffe ſchon Rat.“ 2 Dem kleinen Herbert ſchlug das Herz voll Reue und leiſe weinend drückte er das Geſichtchen in die Kiſſen. Wie doppelt unrecht war heute ſein kleiner Diebſtahl geweſen! Und er grü⸗ belte und zerſann ſich das heiße Köpfchen, wie er die Sünde wieder würde gut machen können. Am andern Morgen, als er der Schule zuwanderte, hörte er plötzlich vom Bahnhof her ſonderbare Geräuſche. Wie Brüllen klang es und Schnaufen, und doch nicht nach Schweinen oder Kühen, die manchmal die Güterwagen be⸗ vpölkerten. Kleine Buben wiſſen, Gott ſei Dank, immer wie ſie in eine Umfriedung ohne Türe gelangen können; und auch Herbert war alsbald am Ziel ſeiner Neugier und machte große Augen, als er ſich mitten in einem Zirkus befand. Was gab es da nicht alles zu ſehen. Schmucke Pferdchen ſtanden unge⸗ duldig ſtampfend aneinandergebunden, Affen kletterten in einem großen Käfig herum und ſoeben verließ mit ſchweren, müden Schritten ein Elefant ſeinen Reiſewagen. Beinah hätte Herbert ſeine Schule über all den Wundertieren ver⸗ geſſen, wenn ihn die Bahnhofsuhr nicht vorſorglich gemahnt hätte. Doch ehe er ſich ſchleunigſt auf einen Dauerlauf be⸗ geben konnte, packte ihn jemand ziemlich unſanft hinten am Schulranzen und drehte ihn kurzerhand um. Herbert erſchrak, denn er fürchtete, daß ihn ein Bahnbeamter erwiſcht hätte und nun beim Ohrzipfel nehmen würde. Es war aber nur ein fremder Mann, einer von der Zirkustruppe, der ihn zwiſchen den Fäuſten hielt. „Willſt Du dir ein paar Groſchen verdienen, Junge“? fragte er ihn auch ſchon, ein bischen rauh, aber doch nicht un⸗ freundlich. „Ich muß ganz ſchnell in die Schule!“ „Heute nachmittag erſt, Bengel! Es iſt kein Kunſtſtück weiter!“ Herbert hatte das Gefühl, als wolle ihm der liebe Gott ſelber auf dieſe Weiſe über ſeine Sünde helfen und ſagte ohne Zögern zu. Und nach dem Mittageſſen wußte er ſich auch ge⸗ ſchickt von Hauſe wegzupirſchen, um mit Eilſchritten ſeinem erſten Poſten zuzuſtreben. Mit ſeiner Aufgabe war er bald vertraut gemacht: Ihn und noch einige andere Buben ſteckten ein paar Damen der Wandergeſellſchaft in luſtige Indianer⸗ koſtüme, malten ihnen die Geſichter rotbraun an, und gaben ihnen Weiſung, mit recht viel Lärm und Halloh die Straßen zu durchziehen und eine Fahne zu ſchwenken, auf der die erſte Vorſtellung angekündigt ſtand. Es war ein recht fideles Treiben und faſt ſchien es den kleinen Indianern ſchmerzlich, als ſie den Rundgang beendet hatten und aus den Rothautkitteln herausſchlüpfen mußten. Nur Herbert war ein bißchen beklommen zumute geweſen, wie er unter den Fenſtern ſeiner Mutter vorüberzog, ohne natürlich in ſeiner Verkleidung erkannt zu werden. Er hatte nämlich das ſichere Gefühl, daß ſeine Eltern mit dieſem Be⸗ ruf nicht unbedingt einverſtanden ſein würden. Er wuſch ſich darum auch gründlicher als alle andern die Tätowierungs⸗ ſchminke wieder vom Geſicht, ehe er ſich zur Entlohnung ein⸗ fand. Mit ſeinem erſten Erwerb im Fäuſtchen eilte er dann heimlich froh nach Hauſe, und ſchob das Geld alsbald in aller Stille der Mutter in die Handtaſche. Und beim Abendgebet flocht er ein ehrliches„Danke ſchön“ für den lieben Gott ein, daß er alles ſo prächtig gefügt habe. Ehe er aber die müden Augen ſchließen konnte, ſchrillte draußen die Wohnungs⸗ glocke, und Tante Adelheid trat alsbald mit erregten Schritten in das trauliche Wohnzimmer. „Das iſt ein nettes Früchtchen, Euer Herbert!“ begann ſie nach der erſten flüchtigen Begrüßung, daß dem kleinen Lauſcher der Schrecken lähmend in die Glieder fuhr. Und dann berichtete ſie entrüſtet über ſein heutiges Indianerleben. „Iſt ja alles Unſinn!“ unterbrach Papa Häberle endlich ihren Wortſchwall.„Du haſt Dich einfach verſchaut.“ „Unmöglich!“ erhärtete die Tante ihren Bericht.„Meines Erich war auch dabei. Von dem weiß ich es!“ „Und trotzdem glaube ich's nicht!“ nahm die Mutter für ihr Bübchen Partei.„Ich kann mich auf Herbert verlaſſen!“ „Ich bin es aber doch geweſen!“ klang da ein ſchuld⸗ bewußtes Kinderſtimmchen in die Auseinanderſetzung und barfüßig und im langen Nachtgewand, wie ein richtiger Büßer anzuſchaun, kam Herbert aus dem dunklen Schlaf⸗ zimmer und flüchtete an ſeiner Mutter Seite. „Rackerbengel, nichtsnutziger!“ brauſte ſein Vater ent⸗ rüſtet auf.„Haſt Du denn den Verſtand verloren?“ „Ein echter Muſterknabe!“ warf Tante Adelheid ſtichelnd dazwiſchen. Mama Häberle aber ließ den kleinen Sünder nicht im Stich, ſondern bat, ihn begütigend an ſich ziehend: „Laßt ihn ſelber beichten!“ Und dann befreite Herbert ſein verzagtes, kleines Herz von der erſten folgenſchweren Sünde, die es bedrückte. Von dem Zehnerle herichtete er, das er vernaſcht hatte, und das er 0 gewollt, wie er von der Mutter Geldſorgen gehört hatte. „Ich dachte nicht, daß ich wieder ein ſo großes Unrecht tun würde; denn das Geld heute habe ich doch ganz ehrlich verdient!“ ſchloß er ſeine Beichte.„Und morgen ſoll ich auch wieder kommen!“ „Das wollen wir denn doch lieber laſſen!“ beſtimmte Papa Häberle. „Aber wenn die Mutti kein Geld mehr hat!“ „Darüber brauchſt Du Dir Dein närriſches Köpfchen nicht zu zerbrechen!“ lachte Tante Adelheid, der das Indianer⸗ bübchen mit einem Male das Herz gewandelt hatte.„Ich bin ja auch noch da!“ „Und iſt nun alles wieder gut?“ „Alles!“ beſtätigten ihm alle drei und brachten ihn mit einem Verſöhnungskuß ſchleunigſt in ſein Bett zurück. Und dann ſchlief Herbert ſo glücklich wie noch nie in ſeinem Leben. i 2 Saßell De⸗ Zu haben in den Fahrradhendlungen Dy louuulluſer ſeuull cuNLulſl ziuer a Mielewerke A.., Gülersloh/ Westfalen 0 G — —— ————————— 4. Seite. Nr. 183 Neue Maunheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabeß Donnerstag, den 21. April 1927 Staoͤtiſche Nachrichten Lenzovationen Muſik iſt zweifellos etwas ſehr Schönes. Schon weil ſie des„Menſchen Herz erfreut“. Muſitk hat Gemüt zur Vor⸗ gusſetzung. Denn böſe Menſchen haben keine Lieder. Höch⸗ ſtens einen Röhrenapparat mit Rückkoppler, durch den man immer dann ungemütlich werden könnte, wenn es eine gute Uebertragung gibt. Aber auch muſikaliſche Gemüter können zur Nervenbelaſtungsprobe werden. Denn zuviel Gemüt und Beharrlichkeit, wenn ſie täglich hörbar ſind, müßten po⸗ lizeilich geregelt werden. Wie der Verkehr. Und dazu wäre jetzt ausgiebig Veranlaſfung. Gefühle ſind gewiß dazu da, daß man ihnen Luft macht. Jeder nach ſeinem chacun, der Geſchmacksſache iſt. Häufig benutzt man ein Inſtrument dazu, das die Fabrik einmal als Flügel oder Klavier ver⸗ laſſen hatte. Es wird gerade in dieſen Wochen viel in der Art gehandhabt, die Wilhelm Buſch zu der Anſicht führte, daß „Muſik öfter als Geräuſch“ empfunden werde. Von oben, von unten oder beim Flurnachbar. Es gibt gewiß ſinnigere Frühlingsovationen, als jeden Abend, nicht ein⸗ oder zwei⸗, ſondern mehrere Male ausge⸗ rechnet den„Lenz“ von Hildach zu ſpielen und ſo zu tun, als ob das, was man gleichzeitig durch den Mund verlautbart, Geſang ſei. Außerdem iſt es nicht unbedingt nötig, daß wenn »die Finken ſchlagen, der Lenz da iſt“. Finkenſchlägereien gibt es z. B. auch an ſonnigen Wintertagen. Das hängt bei den Finken vermutlich, wie bei anderen Leuten, mit dem Voll⸗ gefühl in der Magengegend zuſammen. Wenn es bei Hildach bliebe, wäre die Sache noch erträglich. Aber dann kommt, wie ein Knödel nach dem anderen, na, raten Sie einmal, was? Sie kommen ja doch nicht darauf! Haben Sie je den Namen Richard Wagner gehört? Und daß die„Winterſtürme dem Wonnemond“ wichen“!?(NB. Was iſt Winter?) Die Muſik⸗ befliſſene unter mir läßt ſie jeden Abend mindeſtens dreimal weichen. Zum Steinerweichen iſt das. Jeden Abend! Und zuletzt muß das„Frühlingsrauſchen“ von Sinding daran glauben. Manchmal„blühn auch im Prater die Bäume wieder“, was immerhin im März einen Schnelligkeitsrekord darſtellen dürfte. Muſik iſt zweifellos etwas ſehr Schönes. Aber ſobald Muſik mißbraucht wird, um etwas heraufzube⸗ ſchwören, was von ſelbſt ſeinen Gang geht(wie der Früh⸗ lingseinzug), dann kann man nur Wilhelm Buſch recht geben oder den Hauswirt im Notfall mobil machen. * Betriebsunfälle. In einem hieſigen Fabrikbetriebe kam geſtern vormittag ein 28 Jahre alter Taglöhner einer Schneidemaſchine zu nahe, ſodaß er eine Weichteilwunde am rechten Oberſchenkel erlitt.— In einer chemiſchen Fabrik ſtürzte geſtern nachmittag ein 64 Jahre alter Taglöhner beim Ausladen von Oelfäſſern von der Verladerampe und zog ſich eine Prellung des Rückens zu. * Gefährdung eines Paſſanten. Geſtern vormittag fiel guf dem Gehweg vor dem Hauſe P 1, 7 einem vorübergehen⸗ den Manne eine etwa 400 Gramm ſchwere Zinnkuppe auf den Kopf, wobei er glücklicherweiſe nur leicht verletzt wurde. Gegen den Verantwortlichen, einen 23 Jahre alten Schloſſer, der auf dem Hauſe Dacharbeiten vornahm, wird Strafanzeige wegen fahrläſſiger Körperverletzung vorgelegt. * Jus Motorrad geſprungen. In der Augartenſtraße ſprang geſtern abend ein fünf Jahre alter Knabe gegen einen Motorradfahrer, wurde umgeworfen und leicht verletzt. * Zuſammenſtöße ereigneten ſich im Laufe des geſtrigen Tages vormittags Ecke Kunſt⸗ und Breiteſtraße zwiſchen einem Straßenbahnwagen der Linie 5 und einem Radfahrer, der das Haltezeichen des Polizeibeamten nicht beachtete, nach⸗ mittags Ecke Roſengartenſtraße und Friedrichsplatz zwiſchen zwei Radfahrern; Ecke Hilda⸗ und Renzſtraße zwiſchen einem Laſtkraftwagen und einem Radfahrer, wobei letzterer leicht verletzt und in das Allgemeine Krankenhaus verbracht wurde; abends Ecke Breiteſtraße und U1 zwiſchen einem Motorrad⸗ Marktbericht Ein reiches Spargeljahr in Ausſicht Wer heute über den Marktplatz wanderte, dem fiel ein ſüßlicher Duft ſehr angenehm auf. Dieſer Duft kam vom Goldlack, der heute ſowohl als Topfpflanze wie als Schnittblume in überreichen Mengen angeboten wurde und bald an jedem Verkaufsſtande in kleinen Sträußchen zu haben war. Ueber Goldlack und Vergißmeinnicht beſteht ein hübſches Lied für die Bühne von Künneck, in dem ein Rokoko⸗ Kavalier von einem Negerknaben begleitet auf der Bühne er⸗ ſcheint. Es iſt unſeres Wiſſens das einzige Mal, daß der Goldlack mit dieſem Lied auch auf der Bühne beſungen wird. Daß dieſe herrlich duftende Blume auch jetzt noch beliebt iſt, beweiſt nicht nur ihre große Anzucht, ſondern auch die vielen Sträußchen, die von den Frauen vom Markt mit nach Hauſe genommen wurden. Das ſtarke Intereſſe, das letzte Woche für Oſtereier be⸗ ſtand, ſicherten ſich heute die Spargeln. Nach ungefährer Schätzung waren etwa—3½ Zentner dieſer Götterſpeiſe aus den Gemeinden Käfertal, Seckenheim, Hockenheim, Aheinau, St. Leon, Sandhauſen, Weiſenheim und anderen Orten zugeführt. Die meiſten Spargel jedoch, etwas über 1½ Zentner, ſtellte Käfertal. Hält das herrliche Früh⸗ lingswetter weiterhin ſo an, ſo bekommen wir eine außer⸗ ordentlichgute Spargelernte. Hoffentlich werden dann die Preiſe etwas billiger. Der Markt gewinnt mit ſeinem Spargelverkauf wieder lebhaften Zuſpruch. Früher mußte man ſich die Spargel in Schwetzingen holen. Im Zeitalter des Flugzeugverkehrs iſt dies jedoch überlebt, denn man kauft die friſchgeſtochenen Spargel genau ſo billig und ſo gut wie in Schwetzingen auch auf dem Mannheimer Markt, wo heute Suppenſpargel von 60—80 Pfg. nud erſte Sorte von .10—.40 Mk. zu haben waren. „Unter den neuen Gemüſearten ſeien Rhabarber, grüne Erbſen, grüne Bohnen, Mangold und Kohlraben her⸗ vorgehoben. Gurken waren viel auf Lager, dann vor allem ſehr viel Salat. Auf der Geflügelbörſe intereſſierten am meiſten die lebhaft beweglichen Kücken, junge Entlein und Htawathas bieten in farbenreicher Aufmachung einen die goldgelben jungen Gänschen. Infolge des herrlichen Frühlingstages waren die Hausfrauen ziemlich ſtark auf dem Markt vertreten, das Geſchäft infolgedeſſen gegenüber dem letzten Markttage, auch bedeutend beſſer. Nach den Feſtſtellungen des Städtiſchen Nachrichtenamts verſtehen ſich die Preiſe, wo nichts anderes vermerkt iſt, in Pfennig für das pfund: Kartoffeln—8,5; Salatkartoffeln 14—16; Malta 23—25; Weißkraut 15—16; Rotkraut 15—18; Schwarzwurzeln 50; Blumenkohl 40—100; Gelbe Rüben 10 bis 12; Rote Rüben 10—12; Spinat—10; Zwiebeln 15—18; Spargeln 60—140; Lauch—10; Kopfſalat, Stück 30—40; Gurken, Stück—120; Feldſalat 60—100; Kreſſe 40—80; Lat⸗ tich 40—60; Rettich, Büſchel 30—40; Meerrettich, Stück 10—60; Suppengrünes, Büſchel—10; Schnittlauch, Büſchel—8; Peterſilie, Büſchel—10; Sellerie, Stück 10—50; Tomaten 100; Aepfel 30—65; Birnen 30—50; Orangen, Pfund 25—40; Zitronen, Stück—10; Bananen, Stück 15—25; Nüſſe 60—70; Süßrahmbutter 210—240; Landbutter 180—200; Weißer Käſe 50—55; Honig m. Glas 150—250; Eier, Stück—15; Aale 160 bis 180; Hechte 160—200; Barben 120—140; Karpfen 150—160; Schleien 180—200, Breſem 80—120; Kabeljau 30—40 Schell⸗ fiſche 80—90; Goldͤbarſch 40; Seeagal 40—50; Bratſchellfiſch 40; Seehecht 90; Stockfiſch 50; Backfiſche 50—60; Hahn, lebend, Stück 150—400; Hahn, geſchlachtet, Stück 300—750; Huhn, lebend, Stück 150—400; Huhn, geſchlachtet, Stück 300—850; Enten, ge⸗ ſchlachtet, Stück 900; Tauben, geſchlachtet, Stück 100—150; Gänſe, lebend, Stück 700; Rindfleiſch 120; Kuhfleiſch 70; Kalb⸗ fleiſch 120—130; Schweinefleiſch 110; Gefrierfleiſch 70; Zick⸗ lein 100. Veranſtaltungen Varieté⸗Revne im Künſtlertheater Apollo In die„Kunſt unterm Strich“ hat ſich für die zweite April⸗ das uns ſo recht ein⸗ Decke des Saales ein merkwürdiger Apparat ſoweit und verwandelt ſich in rauſchenden Beifall, der die„men Bildern. Die Densmores haben ihre Foxel ausgezeichne Bergſtraße unternimmt täglich die Mannheimer Omnib verkehrs⸗G. m. b. H.(Weiteres Anzeige.) ren Angehörigen des 4. bad. Infanterie⸗Regiments„Prin Wilhelm“ Nr. 112 und die Angehörigen der Erſatzformationen des Regiments zum 8. Regimentstag nach Pforz 13 Das Regiment feiert in dieſem Jahre ſein jähriges hiſtoriſcher Feſtzug abgehalten werden. Zutritt zu den am Samstag, 21., und Sonntag, 22. Mat, ſtattfindenden Feiern iſt nur mit Feſtabzeichen und Feſtſchrift geſtattet, die durch die zuſtändige Vereinsleitung beim Eintreffen erhältlich ſind. 1 al dieſes Jahres feiert die Erzdiözeſe Freiburg ihr benbe ges Beſtehen. Feierlichkeiten geplant. dem Jubiläum der Münſterkirche eine Orgel zu ſtiften. 21. Oktober 1827 wurde der Münſterpfarrer Dr. Bernhag 3 den Erzbiſchof von Köln zum erſten Erzbiſcho eingeſetzt. keiten wurde die Münſterſtadt als Wohnſitz des kirchlichen Oberhirten auserſehen. Gegend ſehr beachtenswert iſt, hat das Preußiſche Landwirt⸗ eeeeeee zugunſten eines ſtärkeren mogelſcgeh 0. nicht völlig hergeſtellt iſt. An ſeiner Stelle erſcheint ſein 95 genieur in einer Art Fliegerkleidung aus Aſbeſt. Der Koß wird mit einer Lederhaube geſchützt. Inzwiſchen iſt von * — hera gelaſſen worden, daß er nur noch knapp über der Beſtuhlung ſchwebt. Ein rieſiger Trichter, der das Maul weit aufſpert endigt in einer nach abwärts gekrümmten Röhre. Die„mens ſt liche Granate“ begibt ſich in das Geſchützrohr, ſtellt zunägh feſt, daß der Apparat, in dem er landen ſoll, genau auf d Mündung zielt, verſchwindet dann völlig im Innern des Noh⸗ res, ein Knall, ein ſchwerer Schlag— die„menſchliche Gra⸗ nate“ ſteht wohlbehalten im Zuſchauerraum. Man muß geng aufpaſſen, wenn man die Flugbahn des„Geſchoſſes“ verfolgen will, ſo blitzſchnell ſpielt ſich der ganze Vorgang ab. Ein hör⸗ barer Seufzer der Erleichterung entſteigt dem Zuſchauerrau liche Granate“ von der Bühne entläßt. Dieſer wirklich ſenſationellen Schlußnummer gehen buntem Wechſel die vielgeſtaltigen Varietekünſte voraus, die immer noch die alten ſind. Nur die Varianten beſitzen den Reiz der Neuheit. Zunächſt ſtellt John Hamilton mit ver⸗ blüffender Schnelligkeit zwei Rieſengemälde her, in die er ſi in brigineller Weiſe plaſtiſch einfügt. Eleon und Berg⸗ kens, ein elegantes Tanzpaar, ſteckt ſeinen techniſch brillan⸗ ten Darbietungen blendende exzentriſche Lichter auf. Schönhei und Grazie vexeinigen ſich zu farbenſprühenden, wechſelvollen in dreſſiert. Das erſtaunlichſte iſt die Boxkampfparodie, die damit endigt, daß der Beſiegte oͤurch den Krankenwagen abtransvor⸗ tiert wird. In origineller Tropenumrahmung zeigt die Ca raſo⸗Atlantie⸗Truppe hervorragende Balanzterkunſt. Der Untermann ſetzt die Apparate, an denen ſein Partne turnt, auf die Stirn. Allein ſchon eine Art Senſation. Her⸗ mann Strebel, ein lieber alter Bekannter aus dem Reiche der Humoriſtik, beginnt ſeine zeitgemäßen pointenreichen Vor⸗ träge mit„arabiſchen Märchen“. Er hätte dieſe Stimmungs⸗ mache eigentlich nicht nötig, denn die Art ſeines Vortrages. unwiderſtehlich. Erich Kaſſin hat die Verkehrsmittelgeräuſth ſo genau ſtudiert, daß er ſie täuſchend nachahmen kann. gediegenen Tanzſeilakt, während Ben Bennet als amerika⸗ niſcher Exzentrik einen originellen humoriſtiſchen Einfall an den andern fügt. Die Pauſen zwiſchen den einzelnen Num mern verbindet melodiös das Theater⸗Orcheſter unter Kape meiſter Beckers umſichtiger Leitung. Sch. ** * Ausflugsfahrten in die Baumblüte der Pfalz und 18 * Der Verein ehemaliger 112er Pforzheim ruft alle frühe⸗ 75⁴ Jubiläum. Aus dieſem Grunde ſoll ein oder am Bahnhof in Pforzheim * Hundertjahrfeier der Erzdiözeſe Freiburg. Am 15. Aus Anlaß dieſes Feſtes ſind verſchieben, Die Stadt Freiburg beabſichtigt, in Erſt nach Ueberwindung mancherlei Schwierig⸗ * Stärkerer Vogelſchutz. Einen Erlaß, der auch für unſer erausgegeben. Er wendet ſich dagegen, daß im Früh hälfte ein Varieteprogramm eingefügt, dringlich daran erinnert, daß das Apollotheater jahrlang die internationale Artiſtik in vorbildlicher Weiſe in den Vorder⸗ grund gerückt hat. Es gab ſogar eine Zeit, in der ſich in Mann⸗ heim zwei Varietes Konkurrenz machten, zum Vorteil des Publikums, das dadurch wahre Bombenprogramme zu ſehen fahrer und einem Radfahrer. In dieſem Falle wurde der Radfahrer leicht verletzt. * Einen epileptiſchen Anfall erlitt geſtern nachmittag auf dem Marktplatz ein 13 Jahre alter Volksſchüler. trotz der vielfach beſtehenden polizeilichen Verbote von Kin⸗ dern und Erwachſenen das verdorrte Gras von Feldrainen und Böſchungen angezündet und verbrannt wird. Abgeſehe von der hierdurch hervorgerufenen Gefahr der Verurſachune von Waldbränden werden durch die Brände viele Vögel, 5 * * Kellerbrand. Aus noch nicht feſtgeſtellter Urſache brach heute vormittag in einem Keller des Hauſes E 4, 1 Fener aus, das von der um 9,42 Uhr alarmierten Verufsfeuerwehr mit einer Schlauchleitung gelöſcht wurde. Es ſind Lattenver⸗ 111 525 uſw. verbrannt. Der Schaden beträgt etwa 100 Mark. * Vermittlungsſtelle für das italieniſche Paß⸗Viſum. Die Deutſchland⸗Schweiz⸗Italien Reiſe⸗ und Transport.⸗G. in Frankfurt a. M. iſt nach einer Vereinbarung mit dem Kgl. italieniſchen Generalkonſulat in Frankfurt a. M. die einzige, amtlich autoriſterte Vermittlungsſtelle, die das italieniſche bekam. Wenn man ſich daran erinnert, empfindet man es eigentlich als ein Manko, daß hier nicht ſtändig Varietevorſtel⸗ lungen ſtattfinden, die auch heute noch, wie ſich vor allem wäh⸗ rend der Oſterfeiertage zeigte, auf die Fremden eine ſtarke An⸗ ziehungskraft auszuüben vermögen. Da jedes tonangebende Varieteprogramm eine Senſation enthalten muß, hat Direktor Zacharias Cliff Aeros verpflichtet, der unter dem Titel „Der Menſch als Granate“ den„Todesſchuß aus der Kauone“ vorführt. Wenn ſich der Vorhang teilt, erblickt man auf der Bühne die„dicke Berta“, aber nicht in Mörſer⸗, ſondern in Langrohrform. Wir hören, daß der Erfinder nicht ſelbſt als „menſchliche Granate“ fungieren kann, weil er hei der Vor⸗ 5 5 ganz zeitig an der Erde brüten und denen rade die Böſchungen die beſte Niſtgelegenheit bieten, in ihrem Niſt⸗ Brutgeſchäft geſtört oder auch gänzlich vernichtet. Die groß Verbreitung dieſer Unſitte dürfte zu einem beträchtlichen 796 darauf zurückzuführen ſein, daß die beſtehenden Verbote der Bevölkerung zu wenig bekannt oder in Vergeffenheit g raten ſind. Der Miniſter erſucht daher die Regierungspriſ⸗ denten, die beſtehenden Polizeiverordnungen erneut bekaum, zugeben. Außerdem wird der preußiſche Kultusminiſter wes anlaſſen, daß die Schuljugend durch die Lehrerſchaft im Sinn des Vogel- und Naturſchutzes aufgeklärt und gewarnt wird⸗ und Grasbüſchel an Feldrainen 5 un überhängenden e il ge⸗ Theater und Muſik Roſa Sucher 7. Kammerſängerin Roſa Sucher iſt im Alter von 78 Jahren Sie ſtammte aus der Ober⸗ pfalz und hieß als Mädchen Roſa Haſſelbeck. Ihr graßer Auf⸗ ſtieg begann, als ſie der Hamburger Theaterleiter Pollini für ſeine Oper verpflichtete, wo ſie gemeinſam mit ihrem Gatten, dem Kapellmeiſter Joſeph Sucher, über ein Jahrzehnt wirkte. Den größten Triumph ſeierte ſie, als der Triſtan erſtmalig in Bayreuth 1886 gegeben wurde, wobei ſie die Iſolde in einer vorbildlichen Weiſe verkörperte. Zwei Jahre darauf wurde ſie als Primadonna nach Berlin berufen, wo ſie bis 1899 wirkte. Nachdem ſie die Bühne verlaſſen hatte, wirkte ſie noch lange erſt in Berlin, ſeit 1909 in Wien als Geſanglehrerin. In einem Buch„Aus meinem Leben“ ſchildert ſie ihre wechſelvollen künſtleriſchen Exlebniſſe, beſon⸗ ders ihre Beziehungen zum Hauſe Wahnfried. Ihr großes Temperament und die tiefe Verinnerlichung ihrer Darſtellung werden ihr immer einen Namen unter den bedeutendſten Wagnerinterpretinnen bewahren. Uraufführung in Wiesbaden, Fritz Philipp i hat ſeiner Tragikomödie„Der Paragraphenteufel“, die im kleinen Haus des Staatstheaters zur Uraufführung kam, ein recht originelles Motiv zugrunde gelegt. Ein Sträfling, ehemaliger Winkeladvokat von erſtaunlicher Kenntnis ver⸗ wickelter Geſetzesparagraphen, beläſtigt die Gefängnisverwal⸗ tung mit ewigen Eingaben und Beſchwerden und erregt ein Aufſehen, das unangenehmer empfunden wird, als der Auſtaltsvorſteher durch das Ränkeſpiel des Querulanten ſeine erhoffte Beförderung bedroht ſieht; erſt durch umfangreiche an gelingt es, den hinter ſeine Geſetzes⸗ kenntnis verſchanzten Intriganten aus ſeiner Deckung her⸗ vorzulocken und zu entlarven. Dem Dichter gibt die Erfah⸗ rung früherer Amtstätigkeit als Zuchthausgeiſtlicher die Mit⸗ tel zu guter Milieuzeichnung; im weſentlichen aber kann ſich ſeine durchaus epiſche Begabung(die in Bauern⸗ und Zucht⸗ hausgeſchichten überzeugend bewährt) auch in dieſem neuen Bühnenwerk nicht verleugnen. Die dramatiſche Ausformung des Stoffes iſt nicht reſtlos gelungen, und ergäbe das Motiv des in Kerkereinſamkeit verbitterten, gegen eine geſchloſſene Front feindlicher Außenwelt mit den letzten Waffen ſeines Geiſtes ringenden Häftlings, ſein ſcheinbarer Triumph. ſein endliches Zerbrechen vorzüglichen Vorwurf zu tragikomiſcher Geſtaltung, ſo mindert wieder der zur Jarece umgebogene Schluß die menſchlich packende Wirkung. Philippi hat zwiſchen Paß⸗Viſum zu den amtlichen Gebühren beſorgt. führung ernſtliche Verletzungen erlitten hat, von denen er noch derartige Bräude zu verurſachen. dem Seeliſch⸗Unmittelbaren der Handlung und einer Satire Aene unter eiſerner Maske ſpürte man Kampf und auf bürokratiſche Schwerfälligkeit, einer Forderung auf in⸗ menſchlichen Widerſpruch. Ulmer war als Saul glanzvcg⸗ dividuelle Geſtaltung des Strafvollzugs nicht den rechten or⸗ ganiſchen Ausgleich gefunden; immerhin bleibt der Eindruck eines Werkes, das zu Nachdenklichkeit anregt, das mit bemer⸗ kenswertem Feinſinn ſeeliſch abwegigem Menſchentum nach⸗ ſpürt. Das Gelungenſte ſind die teilweiſe prächtig heraus⸗ gearbeiteten Typen, die denn auch in der Wiesbadener Ur⸗ aufführung lebensechte Darſtellung fanden, der Vorſteher (Sellnick), Kreisarzt(Dr. Gerhards) und der Titelheld vor allem, in der Verkörperung durch Andriano, den ſzeniſchen Leiter des Abends, eine meiſterliche Charakterſtudie. Die Aufnahme des Werkes war freundlich, der anweſende Dichter konnte des öfteren an der Rampe erſcheinen. Heinrich Leis. Vittorio Alſieris„Saul“. Vittorto Alfiert, Goethes Zeitgenoſſe und von ihm als bedeutendſter italteniſcher Tra⸗ giker ſeiner Epoche hochgeſchätzt, iſt in Deutſchland heute gänz⸗ lich unbekannt. Selbſt ſein in Italien populärſtes Werk, der „Saul“, mußte fünf Vierteljahrhunderte nach Alfieris Tod auf die deutſche Uraufführung warten, die nun im„Prinz⸗ regententheater“ zu München nach der ſprachlich und in dich⸗ teriſchem Schwung wohlgelungenen Nachbildung Heinrich Simons⸗Frankfurt erfolgt iſt.„Saul“ iſt der Abgeſang einer Hybris. Saul hat ſein Gottes⸗Königtum und Volks⸗Königtum preisgegeben zugunſten eines geſteigerten Eigenbewußtſeins, das zu einem götzenhaften Cäſarenwahn wird. Darin liegt ſeine tragiſche Schuld, der er ſchickſalshaft erliegt. Das ſpielt ſich in fünf Akten ab, deren äußere Handlung minimal iſt. Sie geben ein Widerſpiel der Gefühle und Empfindungen, die am Ende Schickſal beſtimmen und ſo Tat gebären. Die Dialoge ſind höchſt lebendig und von heißem Temperament. Man ſpürt in ihnen eine machtvolle Dynamik des Wortes, die ebenſo gut Spannungen auszulbſen weiß wie die Senſa⸗ tion des Geſchehens. Zudem weiß das geiſtige Problem Saul immer zu feſſeln. So ſind wir dem Münchner Prinzregenten⸗ theater für die Auferweckung dieſes uns ſo lange fremd ge⸗ bliebenen Werkes dankbar. Pape hat das Stück inſzeniert und mit Recht die Geſte und den bis ins Deklamatoriſche ge⸗ ſteigerten Vortrag zur Grundlage der Darſtellung gemacht. In dieſem Sinne iſt auch der chorhafte Aufmarſch der„drän⸗ genden Philiſter“ am Schluſſe zu begreifen, bbwohl modernem, am Naturalismus geſchulten Gefühl das zu einem„lebenden Bilde“ Erſtarren der„wilden Horden“ ein bißchen peinlich empfindet. Von den Darſtellern packte am meiſten Armand Zäpfel als Abner. Hier wurde hinter der Geſte der Menſch Martens vereinigte Helden Inhalt des Heftes Nr. 6, Jahrg. 3: Florl. Blumen— II paes, di Toscana, Das Land Toskana— Akorismi, Gedankenſplitſſe Il Duomo di Lucca, Der Dom in Lucca(mit Bild)— K Villa, per la strada di Chiaia Näpoli), In der Anlage Strande Chiaſa(Reapel)— La polenta, Der Maisbrei a dallle rimaperile, Frühlingsgruß(Gedicht!— Carlo Goldogz Karl Goldoni— Italianismi e proverbi, Italianismen u Sprichwörter— Per ridere, Zunt Lachen— Modelll di lettere, Muſterbriefe—„'Accademia dei Lincéi“ àa Roma, Ueb ſetzung der Aufgabe in Nr. 5— Neue Ueberſetzungs⸗Aufga Litallano pratico, Praktiſche Auwendung des Italieniſche Verlag Max Volk, München, Frauenſtraße 20. aber zwiſchen ihm und uns ſtand ſtets der Kothurn. Men 0 lich ergriff Frau Holtzens Michal. Der David von Ern und Rhapſoden in ſpra it gewaltiger Deklamation. Das Publikum nahm das Werk ſich großer Dankbarkeit auf. Neben den Darſtellern zeigte ſt auch der Nachdichter Heinrich Simon. * La Rivista di letteratura, arte e turismo. Italieniſche eitung für Deutſche zur Unterhaltung und Forthſldusg 1 5 am (Er⸗ lung)— Marzo nei proverbl, März in Sprichwörtern 5 er⸗ be Anmögliches in der Sprache Vor kurzem las ich in der Zeitung, ein Sportverein babe eine Damenſchlagballmannſchaft gegründet. Wie iſt das nuß lich, eine Damenmannſchaft? Es iſt nur ſo erklärlich, k 5 wir mit dem Worte„Mannſchaft“ nur noch den Begriff„Ven⸗ einigung“ verbinden. Sehen wir uns weiterhin in unſere⸗ Mutterſprache um, ſo ſinden wir eine Fülle ähnlicher Bel ſpiele. Reden wir von Bleifeder, Stahlfeder, 3 denken wir nicht mehr daran, daß die Feder eigentlich au dem Tierreich ſtammt. aus unmöglich, da Plombe auf lateiniſch plumbum zurückgeht. Heute kann ein Waſſerflugzeug auf dem Meetz landen. Wir ſtellen heute Streichhöſzer aus Wachi⸗ Eine Goldplombe iſt von Ggle 4 her, trinken Eichelkaffee, bügeln mit Meſſingbüge, eiſen, wundern uns nicht über einen alten Funggeſe len, über halsbrechende Fingerübungen eing, Geigers oder Klapvierſpielers oder über die Zeitungsnachricht daß irgendwo Schwalben als Brieftauben abgerichte werden, oder daß die Hundeſteuer auf die Katzen aus gedehnt werden ſolle. M. 1. r⸗ r⸗ 8⸗ he ie 1 a⸗ ⸗ . K „ · ²˙ r — Donnerstag, den 21. April 1927 Lebeb Neue Maunheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 5. Seite. Nr. 188 Kommunale Chrouit Preisſteigerungen auf dem Bauſtoffmarkt pat„Berlin, 21. April. Der Magiſtrat der Stadt Berlin ſich geſtern mit den Preisſteigerungen auf dem Berliner ür tolfmarkt beſchäftigt. Die ſtädtiſchen Körperſchaften haben 852 Jahr 1927 beſondere Mittel zur Verfügung geſtellt, en Arbeitsmarkt zu beleben, den Wohnungsloſen Wohn⸗ Bebeg, zu ſchaffen und den dringendſten Bedarf an Verkehrs⸗ egenheiten, Schulen und Krankenhäuſern zu decken. Da 15 Magiſtrat in den gegenwärtig verlangten Bauſtoffpreiſen koreits eine Ueberteuerung feſtſtellen muß, hat er den Bau⸗ tellnnſſar der Stadt Berlin bevollmächtigt, dringend Vor⸗ 0 lung bei der Reichs⸗ und Staatsregierung zu erheben und Pr ſich aus ſofort Verhandlungen auf Senkung der mit den zuſtändigen Organiſationen der Bauſtoff⸗ Besttaer. der Bauſtoffhändler, der Bauunternehmer und den zertretern der Gewerkſchaften einzuleiten. Sollten dieſe Ver⸗ andlungen nicht zu einem befriedigenden Ziele führen, ſo wird ſich der Magiſtrat genötigt ſehen, weitergehende Maß⸗ nahmen zu ergreifen. Die Belebung des Baumarktes macht nach der„Bauwelt“ gewiſſe Fortſchritte. Die Bauſtoff⸗ die bisher unter ungenügenden Verladungen gelitten gaben, konnten einen ſtärkeren Abruf noch nicht verzeichnen. Die Zement⸗ und Kalkverladungen ſind lebhaft. Auch das Kies⸗ und Sandgeſchäft läßt ſich nicht ungünſtig an. Die Aus⸗ ſichten für das Tonröhrengeſchäft ſind ebenfalls verhältnis⸗ mäßig günſtig. Guten Abſatz haben die Kalkſandſteinfabriken zu buchen. Im allgemeinen haben auch die Bauſtoffwerke, insbeſondere Ziegeleien, die gegenwärtig noch keine genü⸗ gende Verladung haben, einen befriedigenden Auftrags⸗ beſtand für die nächſten Monate. Wie die Preislage am Bau⸗ ſtoffmarkt werden wird, läßt ſich noch nicht ſicher überſehen, obgleich die Lohnbewegungen im allgemeinen ahgeſchloſſen ind. Es kann aber erwartet werden, daß etwaige Preis er⸗ hungen ſich in engſten Grenzen halten werden. * Ladenburg, 19. April. Aus der füngſten Gemeinde⸗ ratsſitzung iſt zu berichten: Hinſichtlich der Verlegung der Bau⸗ und Straßenflucht am Weinheimerweg entlang der Gärtnerei Ruckelshauſen wird der Abänderung des Ortsbau⸗ planes nach der vom Stadtbauamt vorgelegten Planſkizze zu⸗ keiinmt und das Abänderungsverfahren beim Bezirksamt eantragt.— Der Schadenerſatzanſpruch der Baufirma Held und Francke wegen Verunreinigung des Kanzelbachs durch die Leimfabrit, Fa. Fetzey, während der Bachregulierungsar⸗ beiten wird abgelehnt, da zur Beſeitigung der unmittelbaren Folgen und zur Entſchädigung die Beſitzerin der Entwäſſe⸗ rungsanlage nach den waſſerpolizeilichen Vorſchriften ver⸗ pflichtet iſt.— Dem Antrag des Landwirts Fr. Schmitt 111 um Anſchluß ſeines von der Gemeinde gepachteten Grundſtücks in der Sandgewann an die ſtädt. Waſſerleitung wurde nicht entſprochen.— Anläßlich der Neufeſtſetzung der Ortslöhne gemäß der Reichsverſicherungsordnung ſoll beim Bezirksamt — Verſicherungsamt— beantragt werden, daß die Orts⸗ löhne für Ladenburg in der gleichen Höhe der Mannheimer Sätze feſtgeſetzt werden, da Ladenburg ein völlig einheitliches Wirtſchaftsgebiet mit der Stadt Mannheim bildet.— Die Verpflegungskoſten einer in das Lungenſpital in Mannheim eingewieſenen ortsanſäſſigen Perſon werden teilweiſe vor⸗ ſchüßlich zur Zahlung auf die Gemeindekaſſe übernommen.— Dem ſtädtiſchen Arbeiter Michael Bauer wird eine Türe aus dem Altmaterialbeſtand der Zehntſcheuer gegen Bezahlung abgegeben.— Zur Verleihung von Ehrenzeichen an Mitglieder der Freiw. Feuerwehr für 25jährige ununterbrochene Dienſt⸗ zeit werden 4 Wehrleute dem Bezirksamt in Vorſchlag ge⸗ bracht.— Das Verſetzen der Randſteine in der Bahnhofſtraße wird dem Submittenten Johann Zahner übertragen.— Der Karuſſell⸗ und Schiffſchaukelplatz an Kirchweihe wird an Ka⸗ ruſſellbeſitzer Emil Müller in Mannheim vergeben.— Die Hydrantenſchilder innerhalb der Stadt ſollen durch Brunnen⸗ meiſter Stumpf angebracht werden.— Einem ledigen Er⸗ werbsloſen wird die volle Tageskoſt im Bürgerhoſpital ge⸗ währt, gegen Zahlung eines Verpflegungsgeldes.— Unter Hinzuziehung eines Sachverſtändigen wurde feſtgeſtellt, daß noch eine Reparaturmöglichkeit der ſtädt. Turmuhr beſteht, weshalb von der Anſchaffung einer neuen Turmuhr abge⸗ ſehen wird.— Ein weiterer Polizeidiener ſoll angeſtellt wer⸗ den, vorausgeſetzt, daß für dieſe Stelle die erforderlichen Mit⸗ tel vom Bürgerausſchuß bewilligt werden.— Für das Bür⸗ gerhoſpital ſoll ein Paar Läuferſchweine angeſchafft werden.— Die Stempelzeit der Erwerbsloſen wird mit Wirkung vom 19. April ab auf nachmittags—3 Uhr feſtgeſetzt. Neckarhanſen, 19. April. In der jungſten Gemeinde⸗ ratsſitzung wurde von dem Kaſſenſturzprotokoll für 1. April 1927 Kenntnis genommen.— Ein Antrag der freiw. Feuerwehr auf Erſtellung eines neuen Spritzenhauſes wird abgelehnt. Die Anſchaffung von 100 Meter ingummiertem Schlauch und einer Rauchmaske mit Apparat wird genehmigt. Mittel ſollen in den nächſten Gemeindevoranſchlag eingeſtellt werden.— Die Beſetzung der Feldhüterſtelle wird zurück⸗ geſtellt.— Ein Gemeinderatsbeſchluß vom 2. 3. 27, nach dem an einen Privaten ein Baudarlehen von 3000 Mk. bewilligt wurde, wurde aufgehoben.— Ein junger Eber ſoll angekauft werden.— Die Uebernahme der und laufenden Fürſorgekaſſenbeiträge des Leiters der Erwerbsloſenfürſorge⸗ ſtelle wird abgelehnt.— Zur Erſtellung eines Wohnhauſes mit 3 Zweizimmer⸗ und 9 Einzimmer⸗Wohnungen wird einem Privaten ein Baudarlehen von 10 200 Mk. zu den üblichen Be⸗ dingungen bewilligt.— Einem Antrag auf Bewilligung eines audarlehens von 6500 Mk. ſoll erſt näher getreten werden, wenn ſich der Antragſteller bereit erklärt, die üblichen Bau⸗ darlehensbedingungen anzuerkennen und den Finanzierungs⸗ plan porzulegen. Kleine Mitteilungen In Bensheim hat ſich ein Ausſchuß, an deſſen Spitze Bürgermeiſter Dr. Angermeier ſteht, gebildet zur Veranſtal⸗ tung einer Werbewoche, wie ſie ſchon in vielen anderen Städten mit Erfolg ſtattgefunden haben. Geplant ſind: eine Ausſtellung landwirtſchaftlicher Maſchinen, eine Viehaus⸗ tellung, eine Gewerbe⸗ und Gartenbauausſtellung, Schau⸗ fenſterwettbewerb uſw. Aus dem Lande Ein ſchweres Automobilunglück in Freiburg * Freiburg, 21. April. Ein ſchweres Automobilunglück ereignete ſich geſtern Mittag in der Schwarzwaldſtraße. Der 25 Jahre alte Buchhalter Hans Hauſer rannte mit ſeinem Motorrade, in deſſen Beiwagen ſich der Kaufmann Theodor Fiſcher aus Bingen a. K. befand, beim Ausweichen gegen das fahrende Auto des Kaufmanns Fritz von Braun aus Hamburg. Hauſer und ſein Begleiter wurden durch den Fall auf die Straße geſchleudert und erlitten ſchwere innere und äußere Verletzungen, denen Hauſer geſtern nachmittag erlag. Fiſcher hatte ſchwere Verletzungen am Kopfe und Bruſt. Le⸗ bensgefahr beſteht jedoch nicht. Die 700⸗Jahrſeier der Stadt Eberbach a. N. * Eberbach, 18. April. Die 700⸗Jahrfeier der Stadt bringt einen großen hiſtoriſchen Feſtzug, an dem ſich der größte Teil der hieſigen Vereine beteiligt. Der Feſtzug wird vor⸗ ausſichtlich folgende Gruppen enthalten: Zeit vor der Stadt⸗ gründung, der Wormſiſche Burgvogt, König Heinrich, Wagen der Germanja, Abfuhr der Brandreſte aus dem großen Stadtbrand, Erneuerung der Privilegien, Wagen der Palatia, Kurfürſt Rupprecht der Aeltere, Pfalzgraf Otto von Mosbach, Wagen der Univerſität Heidelberg, Zünſte des 16. Jahrhun⸗ derts, der 30jährige Krieg, Wiederaufbau unter Karl Ludwig, Zeit Karl Theodors, Leiningiſche Zeit, Badenia, Fahnen der Veteranen, die Biedermeierzeit, Bürgerwehr, Turner und Zünfte, Auszug und Heimkehr der Krieger 1870/71, Eiſenbahn, Gaswerk, Sparkaſſe, Brückenbau, Weltkrieg, Republik, Eber⸗ bacher Sagen und Odenwälder Beſuch. * T. Ladenburg, 19. April. Die ungemein ſtrebſame Turn⸗ und Sportgemeinde 1864 hatte wieder zwei große Tage von Bedeutung in der Vereinschronik zu verzeichnen: Sie gab auläßlich der goldenen Hochzeit ihres Ehrenvorſttzen⸗ den Carl Molitor einen Ehrenabend, der befriedigend verlaufen iſt.— Eins ihrer regſamen Mitglieder, Redakteur Cornel Serr, hatte ein Volksſchauſpiel:„Die 49er“ mit hiſtoriſchem Hintergrund verfaßt, das in ergrei⸗ fender eiſe die Menſchenſchickſale von den Frei⸗ ſchärlern von 1849 geſtaltete, das die Turngemeinde ſehr beifallsreich aufführte. Das Stück hatte einen ſo durchſchlagen⸗ den Erfolg, daß es im Saale des Bahnhof⸗Hotels für die All⸗ gemeinheit nochmals zur Aufführung gelangen mußte. Der reiche Beifall und der mächtige Lorbeerkranz, der dem Ver⸗ faſſer geſpendet wurde, war wohlverdient. Man erkennt die dichteriſche Begabung und die Fähigkeit des Geſtaltens bei Cornel Serr auch in dieſem Heimatſchauſpiel, die eine von Vaters Seite ererbte iſt. Dieſer, Joſeph Serr, Ladenburger Mundart⸗Dichter, iſt eben hier„unſer Poet“. Sein Sohn hat eine Reihe humorgewürzte Dialektdichtungen:„Aus meiner Pälzer Mapp“ von ihm, dem„Bäcker uff'm Pegaſus“ heraus⸗ gegeben, die kraftvoll und zündend voll Pfälzer Humors ſind. p. Aus dem Neckartal, 20. April. Die Herbſtſaaten ſind außer dem Roggen, von denen zahlreiche Felder umge⸗ pflügt werden mußten, gut über den Winter gekommen. Die Frühjahrsſaat iſt beendet und bereits aufgegangen. Mit dem Legen der Frühkartoffeln wurde begonnen. Das Herrichten der übrigen Felder nimmt ſeinen Fortgang. Dem Gemüſe⸗ bau, beſonders dem ſeldmäßigen Anbau von Gurken, Bohnen, Erbſen und Kohl, wird auch dieſes Jahr vermehrte Aufmerkſamkeit zugewandt, da die verſchiedenen Konſerven⸗ fabriken hierin bereits ihre Abſchlüſſe mit den Landwirten getroffen haben. Ein großer Teil der Kleefelder ſind dem Mäuſefraß zum Opfer gefallen und mußten umge⸗ pflügt werden. Als Erſatz werden Wicken Erbſen und Futtermais eingeſät, damit im Sommerfutter kein Mangel eintritt. Die Baumblüte iſt noch ſehr weit zurück, was bei dem vergangenen Regenwetter nur von Nutzen ſein kann. Das Steinobſt fängt jetzt erſt an zu blühen. * Hanau bei Kehl, 18. April. Im Tabakſchopf des An⸗ weſens des Landwirts Johann Gaſt brach Feuer aus, das ſo raſend um ſich griff, daß in kurzer Zeit Wohnhaus, Oeko⸗ nomiegebäude und Tabakſchopf in Schutt und Aſche lagen. Die Fahrniſſe konnten zum größten Teil gerettet werden. Die Brandurſache iſt unbekannt. Nachbargebiete Familientragödie in Landau * Landau, 21. April. Eine ſchreckliche Familien⸗ tragödie ereignete ſich geſtern abend in dem nahegelegenen Frankweiler. Der 46 Jahre alte Maurer Georg Baßmann erſchoß ſeine Frau und hrachte ſich dann ſelbſt einen Schuß bei. Die Frau war ſofort tot, Baßmann ſelbſt iſt ſehr ſchwer verletzt und nicht transportfähig. Der Grund zur Tat, die das Dorf in volle Aufregung verſetzt hat, iſt in ſeit längerer Zeit ſchwebenden Familienſtreitigkeiten zu ſuchen. Die Unter⸗ ſuchung iſt eingeleitet. Frankfurt a.., 20. April. Am 15. April wurde in der Handgepäckſtelle 1 des Hauptbahnhofes in einem Koffer die Leiche eines neugeborenen Kindes mäunlichen Geſchlechts gefunden. Der Koffer wurde gebffnet, weil er ſeit 14 Tagen einen ſehr ühlen Geruch verbreitete. Serichtszeitung Schwurgericht Mannheim Die 2. Tagung des Schwurgerichts bringt folgende Fälle: Mittwoch, 27. April, vormittags 9 Uhr: Erhard Weimar aus Mannheim wegen Körperverletzung mit Todes⸗ folge. Mittwoch, 27. April, nachmittags 4 Uhr: Georg Nikolaus Müller von hier wegen Beleidigung durch die Preſſe. Donnerstag, 28. April, vormittags halb 9 Uhr: Eva Klemmer aus Waldhof wegen Meineids. — Sporlliche Runoſchau Rugby Rugby⸗Oſterſpiele in Heidelberg Eintracht Frankfurt— Sp. Vgg. Siemens Berlin 11:6. Heidelberger Turnverein— Sp. Vgg. Siemens 16:83. Turnverein 1860 Frankfurt— F. C. Bayern München:0. Heidelberger Ruderelub— F. C. Bayern München 06. Die Münchener Rugbymannſchaft überraſchte durch ihr gutes und ſchnelles Spiel, das zwar in erſter Linie auf den Sturm zugeſchnitten iſt, aber auch die übrigen Mannſchafts⸗ teile zur Geltung kommen läßt. In ihren Reihen ſah man Funk(Sp. Cl. Neuenheim]) tätig. Die großen Geſtalten des Sturms waren ſehr ſchnell. Ihr Spiel wirkte ſympathiſch. Wenn auch die Spielauffaſſung noch nicht ſo durchgedrungen iſt, wie ſie eigentlich ſein ſollte, ſo iſt trotzdem aus der Mann⸗ ſchaft bei einer geſchickten Anleitung noch ſehr viel heraus⸗ zuholen. Die Verbindung mit der Hintermannſchaft klappte nicht ſo recht. Ruderelub war durch die Abweſenheit von Botzong, Leipert J und II und Pfersdorf, die im Länderkampf mitwirkten, geſchwächt und kämpfte nicht mit der gewohnten Energie und zeitweiſe mit 14 Mann.— In der Sp. Vag. Sie⸗ mens lernten wir den Berliner Rugby⸗Meiſter kennen. Die Siemens⸗Mannſchaft iſt wohl eben wegen ihres eifrigen Spiels Berliner Muſter geworden, obwohl die Gelbblauen erſt kurze Zeit Rugby treiben. Die einzelnen Leute zeigten ſich bereits ſehr gewandt und ſind mit einigen Ausnahmen durchaus ent⸗ wicklungsfähig. Vor allem mangelt es ſehr an dem Sichver⸗ ſtehen. Die Feinheiten des Spiels kommen einſtweilen nicht voll zur Geltung und die Rührigkeit muß die mangelnde Tech⸗ nik und Taktik ausgleichen. Auch hier dürfte bei ſachgemäßer Anleitung die Mannſchaft einen Schritt vorwärts kommen. Das Spiel gegen den Heidelberger Turnverein wurde ſehr flott durchgeführt, maſſiv war es zeitweiſe auch, aber dennoch immer fair. Beide Mannſchaften ſpielten zunächſt aufgeregt, bis Turnverein zu Läuferangriffen übergeht, die aber vorerſt nichts Zählbares einbringen. Auch Siemens kommt ab und zu durch Sturmſpiel ſchön vor, aber es wird im geeigneten Mo⸗ ment zu wenig vom Handſpiel Gebrauch gemacht. Turnverein, der ſich die meiſten Bälle aus dem Gedränge ſichert, ſetzt nun unentwegt ſeine Läuferreihe in Bewegung, die ihm auch den erſten Erfolg einbringt. Kurz darauf kann T. wieder durch die feindlichen Reihen durchhrechen und den zweiten Verſuch legen. der auch erhöht wird 81:8 für Turnverein. In den nächſten Minuten hat nun Siemens etwas mehr vom Spiel. Ein zu⸗ geſprochener Straftritt wird nicht verwandelt. Immer wieder treiben die Stürmer den Ball ins feindliche Lager: ihre an⸗ erkennenswerte Leiſtung wird auch in den nächſten Minuten durch einen Verſuch belohnt, ſodaß es mit 8183 für Turnverein in die Pauſe geht. Nach Wiederbeginn liegt zunächſt Siemens im Angriff. Man ſah jetzt auch vereinzelt Läuferangriffe und im unverminderten Spieleifer ging die Fünſzehn immer wie⸗ der vor, wenn der Platzverein ſich durchſetzen wollte. Hier war es vor allem der Schlußſpieler, der manchen Turnerangriff zum Stehen bringen konnte. Allmählich geſtaltet ſich das Tref⸗ ſen wieder ausgeglichen, bis die Turner in den letzten 10 Mi⸗ nuten zur Offenſive übergehen und hintereinander noch 2 Ver⸗ ſuche(Treffer), das Ergebnis auf 1613 ſtellend, anbringen kön⸗ nen. Was bei der Siemens⸗Mannſchaft noch beſonders auf⸗ fiel, war das zu hohe Faſſen. Das Gedränge muß feſter zuſam⸗ menſtehen, um die Bälle zu bekommen. Beim Paſſen laufen die Spieler zu viel ſeitwärts, ſtatt ſofort gerade durchzuſchla⸗ gen. Das Treiben geſchieht unrationell, da die Spieler nicht geſtaffelt treiben und den Ball nicht zwiſchen den Füßen behal⸗ ten. Außerdem machte die Mannſchaft den Fehler, verſchiedent⸗ lich im eigenen Lager zu paſſen. We. Jußball „.* Das Entſcheidungsſpiel um den dritten Platz in der ſüddeutſchen Meiſterſchaft findet am 24. April in Pforz⸗ heim ſtatt, und zwar zwiſchen dem Sieger der Runde der Zweiten, 1860 München und dem Dritten der Runde der Mei⸗ ſter dem F..V. Frankfurt.— An dem gleichen Tage trägt der Meiſter von Uruguay, Penarol Montevidebo ein Spiel gegen eine Städtemannſchaft in Frankfurt a. M. aus, die ſich haupt⸗ ſächlich aus Spielern von Eintracht und Rot⸗Weiß Frankfurt zuſammenſetzt, da der F. S. V. Frankfurt in Pforzheim gegen München ſpielt. Welternachrichten der Karisruhersandeswetterwarie Beobachtungen badiſcher Wetterſtellen(7“ morgens) Luft⸗ Tem. 2 2 See⸗ 2.2 Wind 8 8 3 2 et ür eeee e m mm Co Ss Stis Richt. Stärte S Wertheim—— 410 Wſmäß.] workig Königſtuhl 625 767,3 7 18 6 SWſchw.„ Karlsruhe 127 767,7 11 2310 2 leicht 2 Bad.⸗Bad. 218 768,1 1220 8 W lleicht halbbed. Villingen 780 770,3 5 18 24W leicht halbbed. Feldbg. Hof 1497 642,3 5 10 4 sé ffriſch„ Badenweil.— 768,9 18 2013 8 ſchw. 25 St. Blaſien—— 5 17 1ſtill— heiter Höchenſchw.————— Infolge anhaltend heiterer Witterung in den letzten Tagen erreichten geſtern die Rachmittagstemperaturen in der Rheinebene bis zu 22 Grad, in höheren Gebirgslagen bis 15 Grad Wärme. Im Mittel liegen die Temperaturen jetzt 5 Grad über dem Normalwert. Wir behalten noch die Zufuhr der aus dem weſtlichen Hoch abſinkenden Luft und haben daher auch morgen zeitweiſe heiteres Wetter zu erwarten. Die auf der Rückſeite des ſkandinaviſchen Tiefs mi großer Energie einbrechende kalte Luft wird die Witterung unſeres Landes vorausſichtlich kaum beeinfluſſen und nur Bewölkungsſchwan⸗ kungen mit Neigung zu Gewitter hervorrufen. Vorausſichtliche Witterung für Freitag, bis 12 Uhr nachts: Warm, zeitweiſe heiter und meiſt trocken, Neigung zu Ge⸗ witter. B=KK.ʃʃʃͤ—Kr ʃ8 H bet, Druck Verleger: 3 aat ee eed a een Direktion: Ferdinand Heyme. Chefredakteur: Kurt Fiſcher— Verantwortl. Redakteure: 1 e Hans Alfred Meißnet e Dr. S. Kayſer— Kommunal⸗Politik und Lokales: Richard Schönfelder— vort und Reues aus aller Welt: Willy Müller— Handelsteil: Kurt Ehmer Gericht und alles Uebrige: Franz Kircher— Anzeigen: Dr. W. E. Stößner. Kurren fahren erfordert die ganze Geschicklichkeit des Wagenlenkers, Geschicklichkeit wiederum ist abhängig vom Vertrauen zum Wagen. Dieses Vertrauen kann nur bestehen, wenn die Reifen als Haupt⸗ träger der Fortbewegung von nicht zu überbietender Qualität sind. In solchen Fällen zeigt sich ganz besonders der Wert eines Fabrikats wie: Snlinemntr⸗ Deifen 6. Seite. Nr. 183 Neue Maunheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) — irtſehhatts · und Handelszeitung ten Geſchäftsunkoſten, Steuern und ſoziale Laſten 2,37(2,92) Mill. J, während die mit 0,67 gegen 0,79 Mill. e 5 28 geringer angeſetzt ſind. urch die Verminderung der Ausgaben die Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 14. April hat ſich] und die etwas gekürzten Abſchreibungen ergibt ſich ein Reingewinn die gelamte Kapitalanlage der Bank in Wechſeln und in ungefährer Vorjahrshöhe von 0,83(0,82) Mill. 4, aus dem Schecks, Lombards und Effekten um 100,5 auf 1931,2 Mill./ bekanntlich 6 v. H. Dividende auf das AK. von 10 Mill./ aus⸗ Verringert, und zwar haben die Beſtände an We chſeln und geſchüttet werden. Bei Beurteilung dieſes Jahresergebniſſes muß Schecks um 138 9 auf 1785,0 Mill.“ abgenommen, während och berückſichtigt werden, daß im Berichtsjahr das Disagio aus der die Beſtände an Lo mbards um 38,5 auf 53,3 Mill. zuge⸗ Begebung von 3 Mill.„ Obligationen(als Teil der aufgenommenen nommen hal 10 9 in Frr rf 9 Sproz. Obligationen von 5 Mill. /) vorweg voll abgebucht wurde. men haben und die Anlage in Effekten mit 92,9 Mill. Di tlichen 2 Mill. 5 annähernd unverändert geblieber iſt ee eee e e„ An Reichsbanknot d Reutelcbunkſchei Bankenkonſortium übernommen worden. Die Bilanz zeigt nur un⸗ 15 81˙9 70 noten und Reutenbankſcheinen zuſammen bedeutende Bewegungen, infolge der Obligationenbegebung aber eine ſind 81, Mill. Haus dem Verkehr zurückgefloſſen. Der Um⸗ Entlaſtung des Status. Das Warenkonto von 8,51(9,23) Mill./ lau fan Reichsbanknoten iſt um 58,9 auf 3400,8 Mill./ iſt noch außerordentlich hoch. Debitoren ſtellen ſich auf(in Mill. J/ Zurückgegangen, der an Rentenbankſcheinen um 23,0 auf 1019,0 2,51(2,55), darunter Bankguthaben 0,32(0,14) und verſchiedene Mill. A. Dementſprechend und unter Berückſichtigung, daß in Schuldner 2,19(2,36), Wechſel hatten einen Beſtand von 0,85(0,52). der Berichtswoche für 6,0 Mill./ Rentenbankſcheine getilgt Neigung, die erzielten Gewinne zu realiſieren, ſo daß die Tendenz eher etwas ſchwächer wurde. Größere Kursverluſte wurden aber verhindert durch die weiter lebhafte Nachfrage nach Spezialwerten, beſonders Rheinſtahl begegneten wieder großem Intereſſe bei zeit⸗ weiſe ſtürmiſchem Geſchäft, wobei ſie zu dem hohen Kurs, and von geſtern abend noch 2,5 v. H. hinzugewinnen konnten. Die übrigen Montanwerte eröffneten dagegen durchſchnittlich 1 v. H. niedriger. Größere Kursverluſte hatten Banken zu verzeichnen, die bis 8u 3 v. H, nachgaben. Am Chemiemarkt waren.G. Farben zuerſt 2 v. H. niedriger, während Scheideanſtalt gut behauptet blieben. Ueberwiegend ſchwächer waren auch die Elektrowerte, die bis zu 2 v. H. niedriger eröffneten, nur Schuckert ſehr geſucht mit plus 3 v. H. Von Bauunternehmungen lagen Holzmann ſeſter. Zellſtoff⸗ werte ebenfalls feſt, ebenſo Südd. Zucker. Am Rentenmarkt herrſchte wieder große Geſchäftsſtille; nur Türken etwas feſter. Im weiteren Verlaufe ging die Umſatztätigkeit ſehr zurück. Die erwartete Er⸗ mäßigung des Diskontſatzes der Bank von England brachte keine Anregung mehr. Das Kursniveau ſank daraufhin noch etwas..G. Farben um 1 Uhr 334,5. Montanwerte gaben ebenfalls erneut nach⸗ Weitere Entlaſtung der Reichsbank Auf der Gegenſeite ſind Akzepte(i. V. 0,85 Mill. ¼/ vollſtändig in Fortfall gekommen. Kreditoren verminderten ſich von 6,41 auf 3,47, wurden, haben ſich die Beſtände der Reichsbank an ſolchen Scheinen um 17,0 auf 89,1 Mill./ erhöht. Die fremden —N zeigen mit 639,6 Mill./ eine Abnahme von 63,2 till. l. Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen äind mit 2012,8 Mill. ausgewieſen, haben alſo um 30,3 Muill. abgenommen, und zwar im einzelnen die Goldbeſtände um 6,6 auf 1850,8 Mill.“ und die Beſtände an deckungsfähigen Deviſen um 29,7 auf 162,1 Mill. J¼. Die Deckung der Noten durch Gold allein beſſerte EO worunter Bankverpflichtungen mit 1,23(2,08) Lieferantenverpflich⸗ tungen mit 1,94(3,78), und Anzahlungen mit 0,3(0,55) Mill./ enthalten ſind. In das neue Geſchäftsjahr konnten nicht unberrächt⸗ liche Auftragsbeſtände hinübergenommen werden. * Deutſch⸗Oberſchleſiſche Zinkinduſtrie AG. in Berlin. Die HV. genehmigte den Abſchluß für 1926, der infolge der Notwendigkeit von 1,54 Mill. Abſchreibungen, vor allem auf die überbewerteten Halden, einen Verluſt von 1,63 Mill. ergibt. Bekanntlich iſt bereits im Februar die Zuſammenlegung des AK. von 3 auf 1 Mill. beſchloſſen worden. Die Zuſage zur Leiſtung der Zuzahlung iſt bis⸗ her von dem Mehrheitsbeſitzer, der Firma Polensky u. Zöllner, genannt. Die Börſe ſchloß ſchwächer. Tägliches Geld 5 v. H. Berlin ſchwankend Nach dem feſten Verlauf der geſtrigen Abendbörſe und dem ziemlich widerſtandsfähigen Vormittagsverkehr wurde es vorbörs⸗ lich und zu den offiziellen Kurſen allgemein ſchwächer. realiſierte auf Geldbefürchtungen. ten iſt auch heute wieder ziemlich groß ſodaß evtl. mit einer wei⸗ teren Erhöhung zu rechnen iſt. Als lebhafter und ſehr widerſtandͤsfähig waren anfangs Elektro⸗Papiere, Schiffahrtsaktien und einige Montanwerte zu be⸗ Die Geldſätze werden Das Angebot an Privatdiskon⸗ Die Börſe unverändert ſich von 53,5 v. H. in der Vorwoche auf 54,4 v.., die durch 5 75 0 während Farbenaktien ſchon zu i ällig ſchwach Gold und deckungsfähige Deviſen von 50,1 v. H. auf 59, v. H. ſanlenlürd euige welere tleine Betrage gegeben worden. Die Zu. maaeten, muaßrdns Hekanatwerben ddet Serabſctung dls engliſche zahlung des Großaktionärs wird bekanutlich mit einem Darlehen lagen. Auf 9 FFF Ber⸗ von etwa 0,50 Mill. verrechnet, das zum Bau eines zweiten größeren 15 85 155 55 die Stimmung im 0 H 7 K f f ik A G 14 dt Walzofens aufgenommen worden iſt. Mit dem bisher in Betrieb laufe eeee feſter. 5 1550 0 1 war woech nicht Ge⸗ addfa onſerven Abri 75 rünf geweſenen Ofen von einer täglichen Kapazttät von 30—40 To. wurden langer Dauer. Die Kurſe brö elten bei ruhiger werdendem 33 rund 12 000 To. Haldenmaterial zu rund 11000 To. Zinkoxyd mitſchäft ſpäter wieder langſam ab. Deutſche Anleihen neigten weiter Verluſtabſchlüſſe AK.⸗Zuſammenlegung 20:1 durchſchnittlich 52—55 v. H. Zinkgehalt verarbeitet. Der neue Ofen, zur Schwäche während die ausländiſchen Renten gut behauptet und Infolge der Schwierigkeiten, in denen das Unternehmen ſich ſeit der auf Grund der Erfahrungen gebaut worden iſt, die inzwiſchen]eher feſter waren. Der Privatdiskont blieb unverändert. Ende 1925 befindet, konnten erſt der heutigen HV. die Abſchlüſſe für mit dem neuen Verfahren der Geſellſchaft zur Aufarbeitung von 3 3 257 7 Die der Konſerven⸗ e worden 1 5 wird mit 8 Durchſchnitts⸗ BVerliner Deviſen 0 induſtrie führte ſchon im Geſchäftsjahr vom 1. Jan. 1924 bisle ſtung von 10 v. Rohmaterial täglich in nächſter Zeit in Betrieb 15 2 7 31. März 1925 bei längerem Betriebsſtillſtand einen Verluſt genommen. Schließlich wurde beſchloßen, die Bewertung der Halden Diskonllätze: Reichsbauk 5. Lombard 7, Privat 4% öv. H. von 472 276 ¼ herbei, der ſich im nächſten, die Zeit vom 1. Aprilauch rückwirkend in den Bilanzen für 1924 und 1925 herabzuſetzen, Amtiich 27. Nyrtf T. Vprit Arfkar isfont 1925 bis 315 1926 umfaſſenden Jahre auf 1988 548 ,/ um dem—— 15 1 für eine in.⸗M. für G. B. M. ſſätze erhöhte. Die Verhältniſſe zwangen bekanntlich das Unternehmen gung zu liefern. In der Bilanz vom 31. ez. 1926 ſtehen 52 000 ¼¼ 5 Mitte November 1925 Geſchäftsaufſicht zu beantragen und Schuldnern Gläubiger im Betrage von 306 000 gegenüber. 0 11 95 8 7100 d 1687J7 1 5 9 7 161.— 10 1 der HV. am 19. Dez. 1925 Mitteilung gemäߧ 240 HGB. zu machen.* Sanierung der AG. Kammgarnſpinnerei Meerane. Zur Deckung Brüſſel. 100 Belga 500 P⸗Fr.„60 558,74 88,575 38.718 58,.— 7 Anfangs 1926 wurden die Betriebe nahezu ſtillgelegt. Der vor⸗ des Verluſtes der Geſellſchaft für 1926 in Höhe von 0,09(0,17) Mill. /] Danzig.. 100 Gulden 81.6281,62 81.66[81,8881.— 5,5 eswähnte Berluſt verrtugerte ſich durch Heranziehuna der Reſerve ſoll das AK. von 1,7 auf 1,00 Mill.„“ im Verhältnis von 93 herab⸗ Jeifafers.. 100 fingg am.] 19.88 10˙84840.808 10.838.— 58 von 100 000/ entſprechend auf 1 888 548. geſetzt werden, wovon die 8000 VBA. aber nicht betroffen werden. 100 Dinar 272909 275419 27500 27419 91.— 2 In dem vom 1. April bis 31. Dez. 1040 laufenden Zwiſche n⸗ Der am 23. April ſtattfindenden HV. ſoll außerdem vorgeſchlagen Lopenhagen.. 100 Kronen 112,44 113.72 12,44 112½ 44256 5 geſchäftsjahr war nur in kleinem Maße eine Fabrikation im werden, das herabgeſetzte AK. um 0,4 Mill., von denen 0,3 Mill./ Liſſabon.. 100 Eskudo] 21,495 21,545 21,495] 21.545 153,57 8 Grünſtädter Betrieb möglich. Am 7. April erhielt der Zwan 48⸗ab 1. Januar 1927 dividendenberechtigt ſind, wieder auf 1,46 Mill. SJslo 100 Kronen 109,35 109,84 109,34 109,92 12,50.5 vergleich Rechtskraft, nach dem mit Unterſtützung des Haupt⸗ zu erhöhen. Die Ausſichten haben ſich infolge ſtärkerer Nachfrage Paris... 100 Franken] 16,505 16, 10•50 16,5481.— 55 gläubigers die gewöhnlichen Gläubiger eine Quote von 10 v. H. und nach Kammgarnen und die dadurch erzielten beſſeren Preiſe freund⸗ 322222 150 5— 67— 50 7 2 77 305 die Kleinpflanzer eine ſolche von 0 v. H. ihrer effektiven Forde⸗ licher geſtaltet. Soſg e ee ee e ee eee N rungen erhielten. Das Zwiſchengeſchäftsfahr ſchließt aber immer noch Spanien. 100 Peſeten] 74,16 74,.3474.14 74,32 81.— 5 0 — einem 7— 975 + deſſen 2 e—— 1 9—— 1 5 22 eſeitigung die heutige HV. eine erabſetzung des AK. im tenn illing 0 1. Verhälknis 20 1 von ſeither 1025 000 auf 51 240„ beſchloß. Deutſcher Außenhandel im März Aus der Bilanz auf 31. Dez. 1926: Immobilien 525 000, Maſchinen Rückgang des Einfuhrüberſchuſſes Sen C. Ha,, und Geräte 75000 J/, Debitoren 65 308 J¼, Warenvorräte 181948 ¼, 7 775 5 1 Hen] 2049.058 27033 2038 2,002 6,57% Nerhfudlich⸗; 7 88 Der deutſche Außenhandel zeigt im März 1927 im reinen Waren⸗ Japan 1„„ dagegen Verbindlichkeiten 807 869 l. verkehr einen Einfuhrüberſchuß von 244 Mill./ gegen 339 Kairo 1 fild.] 29.992 25.044 20.882] 25.04—* Die Entlaſtung des AR. erfolgte einſtimmig, während die Mill. im Februur. Dieſer Nückgang um 98 Mill./ iſt 12 die Konſtantinopel 1 fürk. 98 2,187].187 2,6 2,1718,4810 des Vorſtandes für 1924/5 und 1925/6 einſtimmig verſagt, aber Will. 5 0 gang um London Pfd. 20,454 20,510 20,488 20.515 20,48 5 Steigerung der Warenausfuhr um 86 und Rückgang New Yor?d Dollar] 4,214 4,224 4,2135 4,2235 4,1980 4 dem für das Zwiſchengeſchäftsjahr verantwortlichen Vorſtande exteilt der Wareneinfuhr um 9. Mill. ½ zurückzuführen. Im ein⸗ Rio de Janeiro 1 Milreis 0,4 0,4985 0,4955 0,4985.378]0 3,5 wurde. Die mit der Umſtellung zuſammenhängenden Satzungsände⸗ zelnen hat die Ausfuhr von Lebensmitteln um 4 Mill. /, von üruguay. 1 Gold Peſ.].285 4,295 4,285] 4,2953—— We 188 E 15 ſern Rohſtoffen um 23 Mill./ und von Fertigwaren um 59 Mill.% ̃ niedergelegt hatte, erfolgte Neu wa es AR., der ſich nunmehr 0 8 5 zuſammenſetzt aus Dr. Ludwig Meyer⸗Karlsruhe, Dr. Trudberg e 1 0855 Mannheimer Produktenbörſe vom 21. April.(Eigenbericht.) Der Produktenmarkt iſt ruhig. Die Preiſe für Brotgetreide und Mehl ſind kaum verändert, dagegen liegen Futtermittel etwas feſter⸗ Von Auslandweizen iſt angeboten: Manitoba 1 mit 15,90 hfl., Manitoba II 15,60, Manitoba III 14,80, Manitoba IV 13,90 hfl., alles für April⸗Mai cif Mannheim. Auſtralweizen disp. 15,30 hfl., Baruſſo 79 Kg. für April 13,67½, für Mai 13,67½, Roſa Fe 79 Kg⸗ für April 13,90, für Mai 13,90 hfl., alles eif Rotterdam. Inland⸗ weizen 29,75—30,00, Inlandroggen 27,50—27,75 /, Auslandroggen 27,50—28,00, inl. Braugerſte 27,50—30,00, ausl. Braugerſte 29—31,50, 9 Futtergerſte 22—23,00, Inlandhafer 22,75—23,75, Auslandhafer 21,78 bis 23,00, Mais, gelbes 19,00, Biertreber 15—15,75, Weizenmehl, ſüdd. 39,50, Weizenbrotmehl, ſüdd. 31,50, Weizenbrotmehl, rhein. 29—30,50, Roggenmehl 60—70 proz. 36—38, Weizenfuttermehl 15,50 bis 16,00, Weizenkleie, fein 13,75—14,00, Roggenkleie 14,50. is Mannheimer Viehmarkt vom 21. April.(Eigenbericht.) Zum heutigen Viehmarkt waren zugetrieben und wurden für 50 Kg⸗ Lebendgewicht bezahlt(in.): 77 Kälber: 74—78, 70—74, 62—66 3 Schafe: 36—46; 46 Schweine: 60—61, 60—61, 61—62, 58—60, 57—58, 54—56; 885 Ferkel und Läufer, 12—34; 1 Ziege; zuſammen 1012 Stück. Marktverlauf: Mit Kälbern ruhig, langſam geräumt; mit Schweinen ruhig, Ueberſtand; mit Ferkeln und Läufern mittelmäßig. Riſterer⸗Mannheim und Dr. Albert Maurer⸗Mannheim. Mill. 4 und von Fertigwaren um 7 Mill. geſtiegen. 27: Herabſetzung des engliſchen Diskontſatzes. Der Diskontſatz der Bank von England iſt auf 4½ v. H. herabgeſetzt. Vörſenberichte vom 21. April 1927 U In Mannheim Terminmerte abgeſchwächt, Kaſſawerte behauptet Im Vergleich zu den im Frühverkehr genannten Kurſen eröffnete die Börſe heute für Terminwerte, namentlich.G. Farben⸗Aktien, mit abgeſchwächten Kurſen. Feſt lagen von vornherein Rheinſtahl, die mit 265 genannt wurden. Am Kaſſamarkt war die Tendenz bei ruhigem Geſchäft behauptet. Höher notierten Brauerei Ganter, Sinner, Rheinelektra. und Zellſtoff Waldhof, niedriger Rheiniſche Hypotheken⸗Bank, Mannheimer Verſicherung und Knorr Heilbronn. Feſtverzinsliche Werte eher angeboten. Frankfurt überwiegend etwas ſchwächer Nachdem an der geſtrigen Abendbörſe bei lebhaftem Geſchäft die Tendenz recht feſt geworden war, beſtand heute an der Börſe die N——2 N— Neuer Verluſtabſchluß der Greifwerke Peter Kohl AG. in Mannheim⸗Neckarau. Die unter der Wirkung des Zuſammenbruches des Barmat⸗Konzerns unter Geſchäftsaufſicht ge⸗ ſtellte Geſellſchaft konnte während deren Dauer die meiſten Geſchäfte nur mit Verluſt tätigen. Erſt nach deren Aufhebung im Mai konnte ein regelrechter Geſchäftsbetrieb aufgenommen werden und die Beſchäftigung war bis Mitte November gut. Mit dieſem Zeit⸗ punkte flaute das Geſchäft jedoch ab, ſo daß die entſtandenen Verluſte nicht mehr eingeholt werden konnten. Das abgelaufene Geſchäftsjahr ſchließt darum wieder mit einem Verluſte von 5648(i. V. 243 167%¼ ab, der nach dem Beſchluß der heutigen HV. auf neue Rechnung vor⸗ getragen wird. In der Bilanz ſtehen u. a. 75 000(unv.) Immobilien, 79 169(143 698)/ Waren und 18 847(—) ¼ Debitoren Bankſchulden mit 53 859(—) J¼, Kreditoren mit 70 055(94 288)„ gegenüber. Da Aufträge reichlich vorliegen, ſeien die Ausſichten für 1927 als gebeſſert anzuſehen. Der Hauptaktienbeſitz(AK. 50 000) liegt jetzt wieder in den Händen der Familie Kohl. Nationale Automobil⸗Geſellſchaft. Der Rohgewinn ſtellte ſich für 31. Dez. 1926 auf 3,71 gegen 4,39 Mill. i. V. Hiervon erforder⸗ —— ———— n 20. J 21. 20. TGelſenk. Bergw. 201.7202,5 Markt⸗ u. Kühlh. 211,5,209,5 JTGelſenk. Gußſt. 17,6518,—Mech. Web. Lind. 302,5804,0 Genſchow& Co. 91,25.— Mez Söhne.93.—5,— Wiſſener Metall 140.0,140.0 20.21. Uhrenfabr. Furtw. 36,.—36,.— Ver. deutſch. Oelf. 90.— 21. 25¹ 1 2 2 20. Kurszettel der Neuen Mannheimer Zeitung 2eaneege gagen 155 2 g grgat, Fedgs. e 2175 207, Hilpert Armatürf. 95.—94.50 Nrh. Leder Spier 120,0120,0 —.— 20. Wicking ⸗Cement. 206.0 Wiesloch Tonwar. 115,0 Aktten und Auslandsanleihen in Prozenten. bei Stückenotierungen in Mark je Stück HirſchKupftu. Met. 125,0133.5 PetersUnionßertft 129,0.128.0 V..ch. Ind.Mainz 128,0 128.0 278.00275 0— Die mit T verſehenen Werte ſind Terminkurſe während ſich die mit verſehenen Hoch- und Tiefbau 156.2 158..Pf. Nähm Kayſer 63, 82,25 PfSed a—..— German. Portl.J. 223,070,5Jhiag⸗Mühlen.. 153.0 162,0 Wittener Gußſtahl 78,— 84.— noch in Bi⸗/ verſtehen. Holzmann, Phil. 224.5227.7 pp er 65,.—64.— 1Ver, Stahlwerke—. Gerresheim. Glas 175,0170,0[Mix& Geneſt. 183.0181,0 Wolf, Buckau„ 67,—68,.— r. Ultramarinf. 130,2180.6 Holgverkohl. Ind. 90, 1081,25— Je Junghans St.⸗A, 118,2 120,0 Rein. Gebb& Sch. 138.2 Vogtl. Maſch. St. 159,0,109,0 Kammg. Kaiſersl. 208.0—,— IRheinelekt. St. A 200,0200.0] Voigt& Häff. St. 163,0167,0 Karlsru dlaſch. 42,25 43,50 Rh. Maſch. Leuder 45,.—46,.—Volthom. Seil.K 74.2573.— Kemp, Stettin. Rhenania Aachen——68,.—Wayß& Freytag 201,0201,2 glein.Sh KBecer Ja8.0 84) Riebeg Moanten.—.——.—frgel Waldhof St 27.027d.5 JTGeſ..elkt. Unter. 278,0279,0 ddee 134,0138,2 Th. 149,5151,7 Goerz C. P. ,⸗ Golhaer Waggon 24.— Keuſte Myn 5, 8e TSgersg een 124. l81es 5 0 ann 118.01170 N 3 5 8 Gebr. Großmann 118.911½.9 7505 Motoren Deutz 82,2583,.— Motoren Mannh. 30.5030,65 — 1290 2 eckarſulm. Fhr⸗ TNordd. W08 210.5209,5 Zellſtoff Verein. 160,5158,0 TZellſt. Waldhof 276,0279,0 Freiverkehrs⸗Kurfe. Adler Kali. 103,0—. Benz⸗Motor..117.0118,7 Brown, Bov.& C. 176.0 1158 2 2 Porzellan Weſſel 165,0—,— Mannheimer Effektenbörſe vom 21. April 1382 20. 21. 20. 21. 20. 21. Bad. Bank 167,0167,0 ContinentaleVerſ. 112,0114,0 C. H. Knorr 201,00199,0 Pfälz. Hypoth. Bk.—.——.— Mannheim. Verſ. 157.0158,0 Mannh. Gummi—.——.— ). Hyvoth. Bank 220,0 218,0 Sberrh. Verſ. 207,0/207,0 Neckarſulm Fhrzg 138,0137,0 Ag Creditbanek 150,0 150,0½ 0 far Sei 5 Pfälz. Mühlenw 188,0186,0. Knorr, Heilbronn 200,0202.7 Riedinger Maſch.———, Seb. Diseante 18370 l530 Jeng.Cie nd. 22,— d1.es Port Jem Hed. J5 9 482.0 Konſerven Braun 7860.— Robecg parnlg. ,28.88 Sreiverkehrs⸗Kurſe. Grün& Bilfnnger 220,0fK der 100hs Heutſche Petrol..84 88. Zurlacher Hof 189,0160,0 8 Farben 338,0 385,0 Nh. Elektr..-G. 198..202,0 Krauß&. Co., Lock. 94.— 96,— Gebr. Roeder, D. 148,0—.—Sreiverkehrs⸗Kurſe. Gruſchwitz Tektil 111,0.110,0½P Phönix Bergb.. 142,8,142,00 Diamond... 90.— 92,.— Kleinlein Heidelb. 220.0229.0 Nhenania 67.— 67.— Aheinmühlenw. 150,00150,0 2& Co. 184.5 183,0 LRüttgerswerke. 145,0 144,1 Benz... 117.(118.7 TRathgeb. Wagg. 112,0.118,2 Heldpurg... 100,0—.— Sudwigs) Akt Fr. 220..220.0 Fuch W..550 96520 Jeae zeeag 27 H 5 Lerg Auagebnrg 144 ,6 44l.2 Schling s C. 95g. Freon, Bob..u. T76.0 l77l4 Hackethat Prapt. 119.12 Miseen dapee 353.9359,0 Kelgerehels.. 80 730 105.0 185.0———4 Aiol. 319,0 310.0 Sund Baldhef 277.00281,0„alhe S Belhn Frant. 115,0 115.9 kaſtatter Waggon—.——.— Halleſche Naſch. 18.004870 kchen raunkhl. 328.5 325,0 Krügershall. 1000 1900 hwar; 1„0185, üdd. Zucker 165,0171,0 Ludwigsh. Walzm 145.0145,0 Schramm Lackf. 114.0114.0 Ufaa....——.— Hammerſ. Spinn. 169,„gRhein Chamotte 97,75,100.0 Petersb. Int. Hdb..—.50 Werger Worms Bad. Aſſekuranz Ronnenberg.. 195,0197.0 annov..Egeſt. 187,5189,8 izit. 201,0.200,0 9 IRhein.Elektrizit. 201,0.87.95 Hann. Waggon TSchuckert, Nrbg. 220,0227,.0—— Hanſa Lloyd 8 65,75 194,0 184,0 Karlsruher Maſch. 77.—Feſtverzinsliche Werte 277,5 277,8 Lut Maſchinen 41,80 41,50 Luß'ſche Induſtr.—.——.— Schuhf. Berneis 74,15 Ruſſenbank 1 8,0179,0 Rbeinfelden Kraft 128,—Sloman Salpeter 92˙9590⸗95 5 Mainkraftwerke 133.0135,0 Schuhfabrit Herz J5,2574.75 5 Anl Ablöſg⸗ 23.—.—.— Rhein.Maſch. Led.—.—43,.— Sle 15 Frankfurter Vörſe vom 21. April Metallgeſ. Frantſ. 200.0 125.0 Saenee 555 270%5. 840842—.—.—.— eee cden 5 Fe 8— f 5—.——.— J82/,0% Mh. St.—.——.— 85 enani em 69,.—93,.— F Niag Wüh, 1850 L81.5 Sod. 5r 275%901508— Loarpen. Peege. 89 7 kgiebec Montan 19550188,0 Südd. Draht-.—.——.— 8% RhHycldpfb/—.—J— .Led. St. Ingbert—.—.—8% PfHyGldpfs/“9—.——.— Südd. Zucker..165,0170,5 40% D. Schutzg. 08 11,80(11.50 Tricotw. Beſigh⸗- 78.——.—14% D. Schußg. 14—.——.— Miag, Mühlb. Moenus St. A. 83,.— 89,.— Motoren Deutz 5 Motorf. Oberurſ. 66,.—65.— Berliner Vörſe vom 21. April Bauk⸗Aletien. Induſtrie⸗Aktien. Concord. Spinner 175,5175,2 Accumulatoren. 177,9176,2 T Daimler Benz. 126,0127,5 Barmlr Bantprr. 10..168.5 Adler& Pppenh. 144,0 142.0 L Peſſauer Gas 230,0285.7 Dank f. el. Werte 217,8218,7— 90 e TCemt.-Prloab. 220.54220 2 Aleranderwerf; Je 30 J8,..Elſend.-Sign.. A. Jadel& Co. 10%8 feFet Aleranderwerk. 78,50 78.—.Eiſenb.⸗Sigm.———.— emenss Halsk 324.2824,7 e 5 TAlg.Clettr.- Gef. 190 J492 3 Tdeuſſch⸗ Erböl. 193..157,7 Gebk. Junghans. 120.0118,1[Stnner A. G. g7.000,—b) Ausl. Neutenwerte 5 armft 5 Ammendorf Pap. 257,52,5 Peutſch. Gußſtahl 137,0137.0] Kahla Porzellan. 140,0.139,00Stettiner Vulkan. 74,50 71,505% Mexikaner 44755 43,75 T e leerſee Bt. 1288 12.5 Angle.Cr. Guano 10.0 le,c Heutſde Kabelw. 138.9134.0 Taallw, Afchersl. 214.H 215,5 Stoebegammgen. 17250l700047% Be. Seag 25.— 1515 8 e d. 186,0 186,0 Anhalt. Kohlen. 433.0 134.0 Deutſche Kai. 159,5 159,1] Karlsr. Maſchin. 48,3543,25 Stoewer Nähm.. 88,—85,—4%„Goldrente 30,85 30,25 Tresbner Pant 189.0 189.0 Ainnener Gußſtabi 23.30 24,50 Fdeuiſche Maſch. 126, 120.7 C. M. Kene. Stolberger Zink 299.5209.8f4%„conv, Rte..18.0 Fronkf. Allgem. 167,0 165,5 Aſchaffbg. Jellſt. 185,0—.— Deutſche Steinzg. 220.5 220.5 Kiscnerwerke 136,0 Südd. Immobil. 119,7 120.54½%„ Silberrte. 8,4 6,45 Ainland Ktebb. 244 Augeb⸗Jis Malc 145., l487c Heugche Bolln..2 fb80 K. 9. Knorr.:. 139,0 199,0 Teleph Verliner 105,5 107,0.4½/% Papierrte.—.——, Oeſterr. Ereditbt. 10,1010.— Balce Maſcht Zeutſch Elſen. 107,5 107.7 Kodum. Jourdan 80,50ſ00,75 Thoerdelnabrik. 118-6,119.0t4% Türk. Ad.-Anl. 14,35 Manng Berſicher.. 15 5 62.— 62.50 Donnersmarckh. 145,0145,5 Gebr. Körting 110,7 110,0.Tietz, Leonhard 153,7 156,5,4%„„ Bagd.-Eiſ.1 26,5026 Relchsbank:.b. 779,9 J79.0 5. B. Pemberg 4290 45) Hürener Meal. 20e 10270 Koſcheimer Cen.,— krnerable. 143 81400f% 4 l 24.89—.— 85 27— mt 143.00149.075 P. Bem +5 429,0 991% Dürkoppwerke, 94,59 94,59 Krauß& Cie, Lok. 94,50.92.— Untonwerke Maſch 103.0,100,04¼ Turk.unif Ant.—,— dün ctrebieank 139.g 130·0 bBergmann Elkt. 222.5226, T Dynamit Nobel 163,0,161.5 Kronprinz Metall 143,5143,5 5„dJ4%„ Zollob. 1911 16,50 Süddeutſch. Disc. 159,8,159,5 Berl.⸗Gub. Hut 425,0 439,8 Kyffhäuſer⸗Hütte 84,0,54,45 Varziner Papier 149,0148,5 200F.-Los 30,75 30,75 0 Berl. Karlsr. Ind. 112,5 114,7 Elektr. Lieferung. 202,2.202,0 8 2„Ier. B. Frkf. Gum. 104,8104,7%0% U St.⸗N1913 23.7528,75 Cransport-Aktien. fBerlin. Naschb. 145,0 142,5 LElktr. Licht u. Kr. 243,2 214,5 Toahmeher& Co. 189ſl64s Ger:Ebem. Cparl. 204,024.%% 1 D. Reichsb. Tothunn. Gurt 5 5 25 Emanlle Aue.—e, dauneue e, S. piig Kickelw..0 la% b.. Golbere 23 42,10 5„Reichsbahn 11.40 11:25 1Bochum. Gußſt. 201.021,5 Enzinger⸗Union 95,.5998,50. Linde's Eismaſch. 18,5,492, TB.. anzſt. Elbl. 843,0%645,04%„„ Stonr. 270 0 chantungbahn 54011, 7 Lindenberg.. 66,—08,50 0„7• Allg. Lot. u. Str. Braunk, u. Brikets 281 5231,0 Gebr. BöhlerͥKCo.—.——,— Eſchw. Bergwer. 170,0,171,0 3. Schuyf Irn KW 75,.—79.— 30% Oe. U. Stb. alte———.— Carl Lindſtröm 233.944,0,1Ver. Stahlwerke 152,8151,2.3% Jeel Sre/4 Aachener Kleinb,—.——.— Br.-Beß 15 ahlb., Liſt& Co. 168,0166,5 8455% De⸗UlX Srg/a Süpd. Eiſenbahn 270.2 271. Prereigb. Hall 53 7880 f 2334 a) Neichs⸗=u. Staatspap. DAnl Ablöſgsſch. 1 320,0320,0 dto II. 320,5 820,5 ohne Auslöſgsrecht 22./0 artmann Maſch. 64.7565,.—f · Nee, 5 Aoscher Spaunt. 287,0l4b.5 Züumert due 12701250 Roſitzer Zucker. 97.2599,85 Phieſe gupfte. 428,0 l20.0 dneore Jerd 188. 1650 2215 Toirſc eaped, 125,0120.0 1Rütgerswerte 148,0,44.7 Goldanleihe 99.10/99,75 7504% C.. Et 220.920008 9% B. Kohlenanl. 18.30,13,30 Tgobenen be 29.152630 PSgl egutg. 274.0272.05% Paß. Kallenl. 8,28 6,25 THohenlohe⸗Wrk. 29,1528,501 Salzoetfurth.. 274,0.272,0 10% N5. Sabt25— 555 Holzmann. 225,7228,0—— 0% 280,028078. Si 28— Humboldkkraſch.—555 ne 3097 8780 5% Roggenwert. 8,95 5 IHumboldtMaſch. 48,.—50, TSchuckert d Co. 219,2 225,0 5% Roggenrentb..50 28 5 Bergbau. 326,5328,00Schuhfabrit Herz 75,— 77,805%½ Leandſch.Rogg. 8,35 6, JHelſenk. Gußſt. 18.— 17,.— Bayriſch. Spiegel 74,50 JHarp. Bergbau 269.5268.7 Beck& Henkel 90,.—93.50 1Ilſe Bergb. St. A 328,0332.0 1 Bergm. Elektr. 223,52268,5 LKali Aſchersleb. 214,0 217.0 Bing Metallwerke 33,.— 21.50 JKali Weſteregel.—— 220,7 Brem.⸗Beſigh. Oel 83,50—.— I, Mannesmannr. 227.—— Ch. Brockh..⸗W. 106,0.—.— Mansfeld Akt. 172.9172, Cement Heidelb. 185,0185,0 TOberſchl..ed. 1285,424.5 Cement Karlſtadt—.— 209,5 Otavi-Min Ant. 40.25.40.10 Chamotte Annaw. 90.—85.— IPhöniz vergbau 148.2 149, Chem, W. Albert 167..185.0 Lithern Braunt.. 329.0328,0 Cont. Nürnb. Bzg. 157,0(157,0 Fellus Vergban. 129.0 125.0 TDeimler Potor. 129.8127;0 B K. u. Laurabütte 84,— 98,50 Dicteld.in Sunſt 235 9235⸗0 Dyckerh.& Widm. 56,10.58,— Transport⸗Aktien. Dingler Zweibrück—.——,— —.—.— Dürkoppwerk St.—.——, —Düſſeld. Rat. Dürr 71.—72.— Hapag. 154.2157,0 JNordd. Lloyd. 154,0156,0 11 Kaiſerslaut. 58.——, ITElektr. Licht.K. 214.50214,5 Oeſter.⸗U. St. B.—.——.— Elf. Bad. Wolle. 42.1542,50 Baltimore& Ohio—.——.— Emagßrankfurt.5250.310 2 5 Emaille St. Ullrich 49.—47,.— Induſtrie⸗Aktien. 5 90 75 95.— Eichb. 255.0J288.0 Cßlünger Maſch. 99,7599,25 —3 7 157,0 Eltling. Spinn. +. 213,212,0 Mainzer St.⸗A. 257..259,0 Faber, Joh. Blei 127,0127,5 Schöfſerh. Binog. 375,076,0Faber SSchleicher 128.0/127,5 Schwarz⸗Storch. 184,0189,0 1 J. G. Faroenino. 337.00333.5 Werger 182,0/180.0 1— 5. 30 9—Belt. Guill. Carls Alzr Sppenheim aee 5 Feinmech. Jetter. 1470,114 Adler Klehger. 140,8 139.2 Frankf. Pok.& Wit. 987598.50 — Baule⸗Alctien. TAllg. D. Creditbk 150,2ʃ180,2 Badiſche Bank. 166,0 168,0 Bankf. Brau. Ind.—.— 242,0 Bayr. Bodencr.B—.——.— Bayr.Hyp. u. Wb 209,0 208,0 JTSarmer Bankv. 171,0168.5 JT Berliner Hand. 271,0269,5 JCom. u. Privatb. 222,0 220,0 IDarmſt..Nat. B 273,5 271,2 D. Hypothekenbk. 173.0 174,5 JDeuiſche Bank. 196,0 193,2 D. Effekt. u. Wechſ. 163,0 162,0 D. Ueberſee⸗Bantk 130,0 129,5 D. Vereinsbank. 122.0 122,0 TDisconto⸗Geſ.. 187,0 185,5 JDresdner Bank 186,5 188,0 Frkfrt. Hyp.⸗Bank 216,5 216,5 I Retallb. u..⸗G 165,0 169,0 TMitteld. Cred.⸗B 246,0242,0 Nürnberg. Vs.⸗B.—.——.— Oeſter. Cred. Anſt 10,10 10.05 Pfälzer Hyp.-Bk. 240,5 238,0 Rhgein. Creoitbank 149,0/149, deichsbank. 178,2 178,0 Rein. Hyp.⸗Bank 217,8 217.9 Suüsd, visconto 159.0153,0 Weener Bantver. 6,90 6,90 Wartto. Notenok.—.——.— Mannhger.⸗Gel.—.——— Fraankf. Allg.Verſ. 188,0 166,0 Oderrg. Berl.⸗Gel. 201,0201,0 JTGelſenk. Bergw. 203,0200,0 Baſt.⸗G. 230 0 775— .50 — 2 2 — —— — — Lingel Schupfabr. 99,7590, 75B Stahlm v. d. Zyp 252,8,250.5 4% Oe. Goldprior. U Frantſ.K. u. Mitv.—.——.— 192.0 Cuchswaggon 0,549ſ0,822 Bremer Anoleum 282,9 288,0 kede Farvonind. 33,334.2 Feente& Hoffm. 99,—53,— Ver. Ultramarinf. 153,0.182,0e 60% Südöck,a———— CCCCCCCC ergwer ien. ſchaff. 184˙00185 133. 1813138 f Bremer Wolle 296,0206, 1 C. Lorenz.155,„Boigt deffner—.—68,2550, 9— Aſchaff. Zellſtoff. 154,0.187.5 Gritzner M. 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Nr. 188 Der gefſeſſelte Strom Von Hermann Stegemann Fangſam hob ſie den Kopf. roſt uf einmal ſtreckte ſie ihm impulſiy die Hand hin. Ein 4 ging in ihrem Geſicht. on Ji 7 · Perven Griff atte die nackten Finger erfaßt und hielt ſie mit baber derr Kylander, ich kann Ihnen nur eins antworten: Ste f 7 mir mit dieſer Erklärung unendlich viel gegeben, aber n, ich fühle mich nicht mehr frei.“ Sie hatte Tränen in den Augen, als ſie es ſagte doch tief Unnern jubelte es ſehnſüchtig: Hanns Ingold. 15 Krampfhaft umſchloß er ihre Finger, doch halb vorbereitet, altic ſich gewaltſam zuſammen, bückte ſich wortlos und küßte zuckende Hand. Dann bat er ſie mit unnatürlich ig klingender Stimme für einen Augenblick um Entſchuldi⸗ ng, ſtand auf und ging langſam bis zum Rand der Terraſſe. Scharf hob ſich ſeine Geſtalt aus dem zerſtreuten Licht, wie Tateeeit unterſchlagenen Armen auf den ſilbergrauen See gelanz blickte. Eine weiche, tiefausholende Grundwelle kam ſe ten und warf ihre Perlenſchauer bis zur Baluſtrade. Um 18 Schiffspfähle tanzte blaßroter Schaum, ſchwarzgrün ukelte die beſchattete Flut. wa uth war regungslos ſitzen geblieben. Sie mußte auf ihn 5 rten. Und dahei liefen ihr die Gedanken davon, beſchäftigte anſich mit der Ausrechnung des Datums ihrer Hochzeit mit 58 Ingold. Sie wehrte ſich dagegen und konnte dieſen gültenken doch nicht entrinnen. Jeden Tag konnte die end⸗ * ige Genehmigung eintreffen, und dann begann der Bau, Sth auf dieſem Bau ruhte ihr Glück? Sie umfing den attenriß Gerhart Kylanders mit taſtenden Blicken. Und 5 einmal wußte ſie, was ſie mit unwiderſtehlichem Drang Hanns Ingold zog 11 nur die ganze Fülle einer —5—5 ſondern auch bas Gemeinſamkeitsgefühl der von em en Heraufſteigenden, derer, die ſich durchſetzen, ſich niter recken müſſen. Wie er ſich vom Fiſcherſohn zum Mecha⸗ liebte zum Ingenieur, zum Werkbauer hinaufgereckt hatte, ſo te ſie ihn. Er hatte niemand gehabt als ſie. Er hatte den opf in ihren Schoß gewühlt und ſeinen Kampf zu ihr ge⸗ wasen, ein Einſamer, einer, der gegen ſich ſelbſt wütete, und ſo ar er ihr über alles lieb geworden. Kylander kehrte zurück. 1 Sie rückte ihm leiſe den Seſſel zurecht, den er beim Auf⸗ ehen weggeſchnellt hatte. ſpritzten die Waſſer. „Ueberſtanden! Den Stoß meine ich, Fräutein Engel⸗ hardt. Ich bitte, nur noch ein Wort ſagen zu dürfen.“ Sie blickte befremdet auf. „Keine Frage, ſeien Sie meiner Diskretion ganz ſicher,“ fuhr er ſchneller fort.„Ich weiß nur das eine, daß Sie ſich nicht frei fühlen. Das iſt eine Schranke, ein Avis. Ich re⸗ ſpektiere beides, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich kaun einfach nicht, Fräulein Ruth!“ Die letzten Worte ſtieß er mit einer Leidenſchaft hervor, daß Ruth ſich wie von einer Flamme angeweht fühlte. Sie blickte ihn an, der eingeborene Trotz ſtieg aus der Tiefe ihres Weſens, doch in den gewaltſam beherrſchten Zügen des Mannes, der keinen Augenblick die Haltung ver⸗ loren hatte, war etwas, das ſie wieder weich ſtimmte. „Wir wollen nicht mehr davon ſprechen,“ erwiderte ſie leiſe. Eine Weile ſaßen ſie ſchweigſam, von hungrigen Vögeln umflattert, dann erhob ſich Ruth. Engelhardt ſpürte die Veränderung in ihrem Weſen, als er zurückkehrte. Und nun gab ihm ſeine aufgerüttelte Natur und die Angſt um Ruth einen waghalſigen Gedanken ein. Im Kreuzgang war's. Ruth war auf ihr Zimmer ge⸗ gangen, um ſich zur Fahrt zurechtzumachen. Dann wandte Engelhardt ſich an Xylander und fragte ge⸗ radezu: „Haben Sie während meiner Abweſenheit etwas Ernſtes, etwas über Leben und Zukunft geſprochen?“ Kylander ſtutzte. Dann antwortete er kurz: „Jawohl, Herr Profeſſor, aber ich bin zu ſpät gekommen.“ „Oder zu früh,“ entgegnete Engelhardt und ging ſeiner Tochter entgegen, die in ihren Schleier gehüllt, raſchen, fe⸗ dernden Schrittes den Kloſtergang der ehemaligen Domini⸗ kanerabtei entlang kam. 1** Sengende Sommerglut zitterte über den Feldern, der Tannenwald ſtand ſtarr und ſpröde, in eherner Bläue ſpannte ſich der Himmel über der Welt. Der Lauffen rauſchte müde, nur in der Nacht tönte ſeine Stimme ſtärker, Kühlung ver⸗ heißend, in die Ferne. Der Hungerſtein war zutage getreten. Seit ſiebenunddreißig Jahren zum erſtenmal wieber. Seine abgeſchliffene Fläche lag nackt und bloß, von Runen gekerbt, zutage, einige kaum noch lesbar. Hermann Ingold fuhr Ruth zu ihm hin. Um ſie her Zwet Tage vorher war die neue Jahres⸗ S UNSSERE NEUE OESE TMRGANKANTIOE EUCNYLSE NATL SCI-NEEWEILSSEN BNAND zahl eingemeißelt und in der„Alten Poſt“ mit altem Elfen⸗ auer Edelwein geweiht worden. Es war in der erſten Tagesfrühe. Lachsfarbene Morgen⸗ röte färbte den Horizont. Kein Wölkchen ſchwamm am glas⸗ klaren Himmel. Von der Strömung an den breiten Stein gedrückt, der als hohe Schwelle aus dem Lauffen ragte, lag Ingolds Kahn wie angeſchmiedet. Die neue Zahl war rot wie eine friſche Wunde. „Fräulein Ruth, wenn das Werk gebaut wird, muß auch der Hungerſtein weichen.“ „Das tut nichts, Hermann, wenn das Werk ſteht, brauchen wir keinen Stein mehr, der Hungerfahre anzeigt.“ „Vielleicht kommt es gar nicht zum Bauen,“ ſagte Ingold nach einer Weile. Als er ihren Schrecken gewahr wurde, ſetzte er haſtig hin⸗ zu:„Ich meine in dieſem oder dem nächſten Jahr noch nicht. Rektor Schnell erzählte, daß die Bauvorſchriften der Regie⸗ rung für die Geſellſchaft unannehmbar ſeien. Sie ſtarrte ihn, immer noch von blaſſem Schrecken er⸗ füllt, an. „Und Hanns! Was wird aus Hanns!“ ſchrie ſie plötzlich in das Toſen des Rheins. Er rückte dicht zu ihr hin und ſagte mit erſtickter Stimme: „Fräulein Ruth, wenn das Werk gebaut wird, müſſen ſie den Vater mit Gewalt aus ſeinem Haus treiben! Ihr blondes, von Waſſerſtaub beperltes Haar berührte ſeine Stirn, als ſie ſich zu ihm beugte und antwortete: „Und wenn es nicht gebaut wird, kommt Hanns um ſeine Kraft und ſeine Zuverſicht und iſt nicht mehr der Hanns.“ Ruth kniete ſich auf den flachen Boden des Nachens. Trotzig warf ſie den Kopf zurück. „Es iſt Zeit, Hermann. Ich muß nach Haus. Was du da gehört haſt, das iſt ein unſinniges Gerücht. Sie müſſen ja froh ſein, wenn gebaut wird. Es iſt ja ein Werk, ſo groß, daß es hier alles in Schuß bringt. Stoß ab!“ Das kurze Schlagruder mit dem Eiſenſtachel in den Hän⸗ den, duckte ſie ſich noch tiefer in den Kahn. Hermann ſetzte die Stange ein und ſtieß den Nachen vom Hungerſtein in den Wirbel. Bretthart ſchlug der erſte Guß über ſie hin. Laut ſchrie der Eiſenſtachel des Ruders, als Ruth ihn an den Felſen rannte. Mit einem hölliſchen Schmatzen ſetzte das Boot in den tieferen Keſſel, kippte, richtete ſich wieder auf, ſchwankte einen Augenblick wie betrunken und ſchoß dann in das Gewild der Lauffenenge, die es wirbelnd ſtromab hetzte. [Fortſetzung folgt.) N TNANBENEN CEMNDOE. SEWGANANA-EISTET ZUGl. EICH ENNENN BSHER NOCH NICHHT ERRNEICCHNHTENN UNSESCHHNMANLENTEN GENNS. WMnosſbrstwigerüng Am Freitag, den 22. April 1927, nach⸗ lordass 2 Uhr, werde ich im hieſigen Pfand⸗ ſtr al, Q 6, 2, gegen bare Zahlung im Voll⸗ eckungswege öffentlich verſteigern: Kaſſenſchrank, 2 Schreibtiſche, 2 Boden⸗ bi che, 1 Korbmöbelgarnitur, 3 Zimmer⸗ elſett, 2 Kredenz, 1 Flüſchſoſa, 2 Plüſch⸗ 10 el, 1 Klavier 2 Regiſtrierkaſſen, 1 Laden⸗ eke, 1 Warenſchrank, 1 Konſolſpiegel. Mannheim, 21. 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