e — Donnerskag, 28. April Wittag⸗Ausgabe Preis 10. Pfeunig 1027— Nr. 194 Noue Mannheimer Seitung Bezugspreiſe: In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus 5 05 durch die Poſt monatl..⸗M. 290 55 Beſtellgeld. Befeptl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ rderun vorbehalten. Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe. (Puft-Geſchäftsſtele E6.L. Baupt⸗Nebenſtelle,.l, 8 aſſermannhaus). Geſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhofſtr.6, Köhwetzin erſtr 19)20 u. Meerfeldſtraße 11. Telegramm⸗ reſſe. Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. Fernſprecher 24944, 24946, 24951, 24952 u. 24953 Mannheimer General Anzeiger Beilagen: Sport und Spiel Aus Seit und Leben. Mannheimer Frauenzeitung. Unterhaltungs-Beilage. Aus der Welt der Cechnik. Wandern und Neiſen Briands Privalſekretür als Gratulant Beleidigungen Vriands, Verleumdungen Deutſchlands VParis, 28. April.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Der langjährige Privatſekretär des Außenminiſters Briand und gegenwärtige Chefredakteur des Rechtsblattes„Avenir“, Ur é, ſchreibt in einem Artikel über den 25. Jahrestag des Eintrittes Briands in das Parlament: „Briands Optimismus, daß die Deutſchen nicht wagen wür⸗ den, ſich in ein blutiges Abenteuer zu ſtürzen, iſt durch die li⸗ und Auguſt⸗Ereigniſſe von 1914 grauſam enttäuſcht wor⸗ den. Briand zeigte ſich in diplomatiſcher Hinſicht wenig auf der Höhe. Im Miniſterrat war er einer der eifrigſten Ver⸗ teidiger des Standpunktes, daß Paris nicht geräumt werden dürfe, und wenn auch, wie einige ſeiner Gegner behaupten, die Idee von Saloniki nicht von ihm ſtammt, ſondern von General'Eſperey, ſo iſt es nichtsdeſtoweniger gerecht, anzu⸗ erkennen, daß Briand bei der Ausführung dieſes Gedankens kräftig mitgearbeitet hat. Ein wichtiger und heute gern ver⸗ heimlichter Aktivpoſten in der ſtaatsmänniſchen Wirkſamkeit Briands iſt, daß die Abmachungen des Jahres 1916, auf rund derer uns die natürliche Rheingrenze zu⸗ geſtanden und das Recht eingeräumt wurde, von Deutſch⸗ land dieſes Zugeſtändnis im Namen der Alliierten zu ver⸗ langen, von Briand ausgearbeitet wurde. Dieſe Tat Briands iſt von ungewöhnlicher Tragweite. Es kam das Jahr 1917. riand fiel und zweifelte an dem Endſieg. Er erhielt die trügeriſchen Vorſchläge des deutſchen Dinlomaten Laucken, der ſich dafür einſetzte, Frankreich Elſaß⸗Lothringen wieder zu verſchaffen, zu einer Zeit, als ſich die Berliner Regierung auf eine Anfrage des Nunttlus Pacelli weigerte, über die Räu⸗ mung Belgiens zu verhandeln. Dieſe Friedenshofſnung beriands war der Untergang. Trotz aller dringlichen Vor⸗ ehalte des Miniſterpräſidenten Ribot wollte Briand niemals zugeben, daß der Feind bloß zu dupieren verſucht hatte. Seit⸗ dem befindet ſich Briand in den Reihen der franzöſiſchen Pazi⸗ fiſten. Sein Irrtümer verketten ſich. Locarno iſt die Krone ſeiner Politik, die auf einer Verkennung der Pfychologie des deutſchen Volkes beruht, das eifrig und mitleidslos an der Vorbereitung eines Rache⸗ planes arbeitet.“ Zu Briands 23jährigem Abgeoroͤnetenjubiläum Der franzöſiſche Außenminiſter Briand blickte geſtern (Mittwoch) auf eine 25jährige Tätigkeit als Abgeordneter zurück. Erſtmals wurde er am 27. April 1902 in die franzö⸗ ſiſche Kammer gewählt. Bereits im Jahre 1905 trat er in den Vordergrund des parlamentariſchen Lebens und wurde da⸗ mals in die Kabinette Sarien und Clemenceau als Miniſter für den öffentlichen Unterricht berufen. Seitdem hat bis zum Jahre 1917 Briand den verſchiedenſten Regierungen Frank⸗ reichs angehört. Nach 7jähriger Pauſe gelangte er 1924 wieder dur Regierung. Von nun an ſpezialiſierte er ſich mehr und mehr auf die Fragen der auswärtigen Politik. Seit dem Jahre 1921 iſt er auch bemüht, den europäiſchen Frieden im Intereſſe Frankreichs zu konſolidieren. Durch Poincarés Widerſtand erlitt er auf der Konferenz von Cannes einen Mißerfolg. Erſt nach dem Sturz des Kabinetts Herriot und ainlevé gelang es dem hervorragenden franzöſiſchen Staats⸗ mann, ſich mehr durchzuſetzen. Auf der Grundlage des von der Reichsregierung Frankreich angebotenen Sicher⸗ heitspaktes ſchloß er ſchließlich den Pakt von Locarno. Der heute im 65. Lebensjahre ſtehende Außenminiſter iſt im gan⸗ zen 12 Jahre und beinahe 8 Monate in den verſchiedenſten eſſorts Miniſter geweſen. Im ganzen war er neunmal iniſterpräſident und zwar 6 Jahre 3 Monate und 23 Tage. Pariſer Stimme zur Räumungsfrage VParis, 28. April.(Von unſerem Pariſer Vertreter). Zu der in einem Berliner Blatt erſchienenen Information des Inhalts, daß ſich die Reichsregierung mit der Abſicht trage, in allernächſter Zeit die Frage der Räumung des beſetzten zebietes den europäiſchen Hauptmächten vorzulegen, ſchreibt ie linksſtehende„Ere Nouvelle“:„Wir müſſen damit rechnen, daß die Frage in kurzer Zeit aufgerollt werden wird. iſt unmöglich, darauf in einem anderen Sinne zu ant⸗ worten, als es Briand letzthin getan hat, d. h. auf den Wort⸗ laut des Verſailler Vertrages hinzuweiſen und die äumung von der vollſtändigen Erfüllung der Sicher⸗ heitsklauſeln durch Deutſchland abhängig zu machen. ir können weder auf unbeſtimmte Zeit im Rheinland bleiben, noch den Abzug unſerer Truppen überſtürzen, ſon⸗ ern wir müſſen Herr der Stunde und unſeres Rückzugs⸗ planes bleiben. Das linke Rheinufer feſtzuhalten, iſt keine öſung, aber es zu verlaſſen, ohne die europäiſche Entwaff⸗ nung durchgeſetzt zu haben, wäre ein Leichtſinn. Locarno hat noch nicht zu einem neuen kontinentalen Gleichgewicht geführt, ſondern es hat nur einen Geiſteszuſtand geſchaffen. Aus die⸗ em Geiſteszuſtand müſſen wir alle möglichen Vorteile ziehen And uns daran erinnern, daß alles Große und Dauerhafte nur langſam geſchaffen werden kann.“ Ausſprache Briand⸗Chamberlain Ueber zahlreiche deutſche Lebensfragen VParis, 27. April.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Die Vorbereitung der Präſidentenreiſe nach London iſt in vollem Gange. Als der engliſche Botſchafter Lord Crewe heute nachmittag vom Außenminiſter Briand empfangen wurde, um die Glückwünſche des Londoner Kabinetts zur 25jährigen parlamentariſchen Tätigkeit des Staatsmannes zu übermit⸗ teln, wurde Gelegenheit genommen, einige Programmpunkte der franzöſiſch⸗engliſchen Beſprechungen zu erörtern. Die Tatſache, daß bereits drei diplomatiſche Korreſpondenten von Londoner Blättern hier anweſend ſind, um die ſchwebenden Verhandlungen zu beobachten, beweiſt, welch große Bedeutung man auf die Zuſammenkunft Briand⸗Chamberlain in der dritten Maiwoche legt. In hieſigen engliſchen politiſchen Kreiſen erhofft man vor allem eine größere Verſtändigung in der Balkanfrage. Das Londoner Außenamt iſt auf Belgrad nicht gut zu ſprechen und ſcheint ſich auf die ihm aus Londoner Finauz⸗ kreiſen zugehenden ungünſtigen Berichte zu ſtützen. Wahr⸗ ſcheinlich wird über die angebliche Voreingenommenheit des Foreign Office gegenüber Südſlaviens Balkanpolitik viel geſprochen werden. Es wird offen zugegeben, daß die ſü d⸗ ſlawiſche Frage den Kernpunkt der engliſch⸗franzöſiſchen Ausſprache bilden wird. Muſſolini behandelt die Bel⸗ grader Verhandlungen deshalb dilatoriſch, weil er auf das Ergebnis der Konferenz Briand⸗Chamberlain wartet. Von dem Reſultat dieſer Verhandlungen wird die Regelung der italieniſch⸗ſüdſlaviſchen Frage abhängig ſein. Die hier aufgetauchten Gerüchte über einen Vorſchlag Briands, den Locarnogeiſt in die ſogenannten ſüdoſteuro⸗ päiſchen Probleme einzubeziehen, werden nicht beſtätigt, Zum mindeſten ſind die in der Pariſer Preſſe erſcheinenden An⸗ kündigungen einer ſolchen Anregung Briands als Verſuchs⸗ ballon von unverantwortlicher Seite zu betrach⸗ ten, ebenſo wie die damit in Zuſammenhang ſtehenden Au⸗ ſpielungen auf ein deutſch⸗polniſches Locarno des Oſtens. Die Verbindung dieſer beiden locarniſtiſchen Löſungsvor⸗ ſchläge führt aber zu der Vermutung, daß Briand in London ſeinem Lieblingsgedanken Ausdruck geben wird, die Räu⸗ mungsfrage auf der Baſis einer breiten europäiſchen Verſtändigung zu klären. Obwohl ſich der franzöſiſche Außen⸗ miniſter in ſeinen Geſprächen mit dem hieſigen deutſchen Bot⸗ ſchafter noch niemals auf eine Erörterung des Oſtlocarno⸗ Gedankens eingelaſſen hat, ſo gibt man an maßgebenden Re⸗ gierungskreiſen zu, daß die tonangebenden Politiker des Parlaments die Idee Poincarés, von Deutſchland die reſtloſe Ver⸗ ſtändigung mit Polen zu verlangen, zur ihrigen gemacht und ſich hierüber in Privatgeſprächen mit Briand geäußert haben. Demgemäß liegt die Möglichkeit nahe, daß ſich zwiſchen Chamberlain und Briand ein ſehr eingehender Meinungsaus⸗ tauſch über die Räumungsfrage in dem aufgezeigten oſt⸗ und ſüdoſteuropäiſchen Zuſammenhang entwickeln wird. Das Gerücht, daß die deutſche Reichsregierung Briands An⸗ weſenheit in London benutzen werde, um ihr weiteres Vor⸗ gehen in der Räumungsfrage auf diplomatiſchem Wege mitzuteilen, verdient regiſtriert zu werden. Da es ſich um eine zwiſchen Deutſchland und den europäiſchen Hauptmächten zu führende Diskuſſion handelt, ſo nimmt man an, daß dieſes unmittelbar vor der Zuſammenkunft Briand⸗Chamberlain einen ſogenannten diplomatiſchen Vorſtoß machen wird. Ge⸗ wiſſe rechtsſtehende Publiziſten ſprechen bereits von ſeiner deutſchen Offenſive, die Mitte Mai gerade anläßlich der Präſidentenreiſe losbrechen werde, um das engliſch⸗fran⸗ zöſiſche Freundſchaftsverhälinis zu ſtören und die italieniſche Karte zu ſpielen. „Verhängnisvolle Schießübungen franzöſiſcher Artillerie Die franzöſiſche Artillerie hielt am 21. April auf dem von ihr im bebauten Gelände beſchlagnahmten Schießplatz Pel⸗ lingen bei Trier Schießübungen ab. Um 11 Uhr vormittags ſauſten zwei Granaten über den Ort Oberemmel, ſchlugen dicht an dem der Domkirche zu Trier gehörenden Gutshof Scharzhof vorbei und explodierten etwa 100 Meter entfernt in einer Wieſe, auf der in etwa 30 Meter Entfernung von der Einſchlagſtelle Landarbeiterinnen beſchäftigt waren. Da die Wieſe ſumpfig iſt, war die Exploſion nicht ſo ſtark, ſodaß von den Arbeiterinnen glücklicherweiſe niemand verletzt wurde. Wie wir hierzu von zuſtändiger Stelle erfahren, hat die Regierung in Trier ſofort, nachdem ſie von dem Vorfall Kenntnis erhalten hatte, bei der franzöſiſchen Militärbehörde ernſte Vorſtellungen erhoben, worauf die Schießübungen ein⸗ geſtellt wurden. Wie uns ferner mitgeteilt wird, ſtehen in dieſer Angelegenheit weitere Schritte der deutſchen zuſtän⸗ digen Stellen bevor, um eine Wiederholung derartiger Vor⸗ kommniſſe zu verhüten. Die Peſt in Holländiſch⸗Indien — Paris, 28. Kpril. Nach Telegrammen aus Holländiſch⸗ Indien ſind dort 1388 Perſonen an der Peſt erkrankt. Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung je einſp. Kolonelg le 15 Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. Velamen —4.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet Für Anzeigen⸗Vorſchriſten für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ walt, Streiks, Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr. Gerichtsſtand iſt Maninheim. Geſetz und Necht Der neue Fall Himmelsbach Die bekannte Holzfirma Himmelsbach in Freiburg im Breisgau hat ſich, wie berichtet, unter Geſchäftsaufſicht geſtellt und dieſe Gelegenheit dazu benutzt, um auf dem Wege einer Information der Preſſe eine ebenſo einſeitige wie ten⸗ denziöſe Darſtellung der Vorgeſchichte ihres Zu⸗ ſammenbruchs in die Oeffentlichkeit zu bringen. Die Firma war hervorragend an den zuſätzlichen Holzſchlägen, den ſoge⸗ nannten„Coupes Supplémentaires“ beteiligt, die Ende 1923 im Auftrage der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde in den Wäl⸗ dern des beſetzten Gebietes, und zwar auf preußiſchem, olden⸗ burgiſchem, heſſiſchem, bayeriſchem und badiſchem Geb 1 ausgeführt worden ſind. Dabei wurden allein auf preußiſchem Gebiet über eine Million Feſtmeter, d. h. etwa das Vierfache des normalen Einſchlages geſällt. Die Firma Himmelsbach iſt alſo in außerordentlich rückſichtsloſer Weiſe vorgegangen, um den Auftrag der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde aus⸗ zuführen. Sie behauptet, damit im ſtaatlichen Intereſſe ge⸗ handelt zu haben, da die Franzoſen ohne das Dazwiſchen⸗ treten deutſcher Firmen noch viel rückſichtsloſer vorgegangen wären. Trotzdem aber— ſo behauptet ſie— ſei ſie von den obengenannten Ländern boykottiert worden. Man habe ſie weder zu Holzverſteigerungen zugelaſſen noch Material von ihr bezogen, ſo daß ſie einen bilanzmäßigen Verluſt von 9,2 Millionen Mark erlitten habe und außerſtande ſei, die Forderungen ihrer Gläubiger in der Höhe von vielen Mil⸗ lionen Mark zu befriedigen. Aus dieſem Grunde klagt die Firma gegen Preußen und die anderen Staaten auf einen Schadenerſatz im Betrage von rund 20 Millionen Mark. Die Linkspreſſe hat ſich wenigſtens zum Teil ſofort be⸗ reit gefunden, dieſe einſeitige Information durch die Firma Himmelsbach weiter zu geben und im Anſchluß daran den in Betracht kommenden Staatsregierungen den Vorwurf zu machen, ſie hätten aus bürokratiſchem Uebelwollen gegen die Holzlieferantin der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde die Firma Himmelsbach ruiniert. Um dieſe eilige Parteinahme zu be⸗ greifen, muß man wiſſen, daß der frühere Reichskanzler und Zentrumsabgeordnete Fehrenbach die Freiburger Firma vertreten hat und daß Herr Joſeph Wirth, ebenfalls frü⸗ herer Reichskanzler und Zentrumsabgeordneter, ihr geſchäft⸗ lich naheſteht. Herrn Wirth verdankt es die Firma Himmels⸗ bach z.., daß ſie über 10 Millionen in das ruſſiſche Mo⸗ loga⸗Geſchäft geſteckt und dabei verloren hat. Rich⸗ tiger wäre es geweſen, die Preſſe hätte erſt einmal abge⸗ wartet, was die angegriffenen Regierungen zu den Beſchul⸗ digungen der Firma Himmelsbach zu ſagen haben. Im ob⸗ jektiven Lichte betrachtet, ſieht die Sache nämlich ganz an⸗ ders aus. Zunächſt iſt einmal feſtzuſtellen, daß die Firma in Verbindung mit den Coupes Supplèmentaires in keiner Weiſe boykottiert worden iſt. Himmelsbach hat wegen dieſer angeblichen Boykottierung einen ganzen Rattenkönig von Prozeſſen angeſtrengt. Er hat nicht nur die oben erwähnten Länder auf Schadenerſatz verklagt, ſondern auch das Mini⸗ ſterium für die beſetzten Gebiete als die angebliche Seele der Boykottbewegung und das Auswärtige Amt, weil es die Länder nicht genügend überwacht habe und ferner die Reichs⸗ poſt wegen Einſtellung des Geſchäftsverkehrs. Bei allen dieſen Klagen bezieht ſich die Freiburger Firma auf die Am⸗ neſtie, die in Verbindung mit der Annahme des Dawesgut⸗ achtens auf der Londoner Konferenz in Bezug auf allen ge⸗ ſchäftlichen und ſonſtigen Verkehr mit den Beſatzungsbehörden ausgeſprochen wurde und die damals im Herbſt 1924, auch ge⸗ ſetzlich feſtgelegt worden iſt. Die Entſchädigungsprozeſſe, die Himmelsbach angeſtrengt hat, ſind nunmehr ſchon ſeit einem Jahre im Gange. Es iſt in dieſer Zeit der Firma Himmelsbach in keinem Falle gelungen, nachzuweiſen, daß ſie in irgend einer Weiſe von irgend einer Behörde wegen der Zuſatzſchläge boykottiert worden iſt. Vielmehr haben die Reichsbehörden wie auch die Länder ſich alle Mühe gegeben, die Amneſtiebeſtimmungen loyal durchzuführen. Die Frage, die in dem Prozeß der Firma Himmelsbach gegen den Redakteur Fernbach, dem Herausgeber des„Holzmarktes“, und gegen den Münchener Profeſſor Endres eine Rolle geſpielt hat, d. h. die Frage, ob Himmelsbach durch die Uebernahme der Zuſatzſchläge eine unpatriotiſche Handlung begangen habe, ſcheidet bei dem Ver⸗ halten der Behörde Himmelsbach gegenüber vollſtändig aus. Das Miniſterium für die beſetzten Gebiete hat allerdings im Sommer des Jahres 1924 in einem Rundſchreiben an die Be⸗ hörden auf die Notwendigkeit hingewieſen, diejenigen Fir⸗ men zu brandmarken, die ſich eines bedenklichen Geſchäfts⸗ verkehrs mit den Beſatzungsbehörden ſchuldig gemacht hätten. Dieſes Rundſchreiben iſt aber am 1. Oktober 1924 durch einen Erlaß an alle in Betracht kommenden Landesbehörden wider⸗ rufen worden. Das Auswärtige Amt hat ſeinerſeits alles getan, um nachträgliche Konflikte wegen erwaiger Verletzung Amneſtiegeſetzes aus außenpolitiſchen Gründen zu rer⸗ üten. Auch von den Ländern iſt die Firma Himmelsbach nicht boykottiert worden. Als ſich im Jahre 1924 der Schaden über⸗ ſehen ließ, der durch die rückſichtsloſen Zuſatzſchläge an dem Waldbeſtandes des beſetzten Gebietes angerichtet worde⸗ war, mußten die Holzfällungen ſelbſtverſtändlich ſehr ſtar eingeſchränkt werden. Aus dieſem Grunde erhielten nur die⸗ jenigen Firmen einen Anteil an dem gefällten Holz, die vor⸗ her leer ausgegangen waren und mit Holz nicht eingedeckt waren. Dazu gehörte Himmelsbach nicht, der nachgewieſener⸗ maßen von 80 000 Neſtmetern, die er für die Franzoſen ge⸗ ſchlagen hatte, 50 000 Feſtmtr. für ſicherworben hat. Er iſt alſo ebenſo wie viele andere Firmen, die mit den Zuſatz⸗ ſchlägen nicht das geringſte zu tun hatten, im beſetzten Ge⸗ ——̃ Uñièĩwvu-- Ä᷑fk:ð¾ 1 2. Seite. Nr. 194 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) Donnerstag, den 28. April 1927 biete von den Holzverſteigerungen ausgeſchloſſen worden, hat aber im unbeſetzten Deutſchland auf allen Holzverſteige⸗ rungen den Zuſchlag erhalten, ſobald er ein Höchſtgebot ab⸗ gab. Zu einem Abbruch der geſchäftlichen Beziehungen mit Himmels bach iſt es erſt gekommen, als in dem Beleidigungs⸗ prozeß gegen Fernbach von ſeiten der Firma beleidigende Angriffe gegen verſchiedene Forſtverwaltungen gerichtet wur⸗ den. U. a, wurde behauptet, die Firma ſei zur Strafe boykot⸗ tiert worden. Himmelsbach hätte die Zurücknahme dieſer Maßregel ſofort erreichen können, wenn er die Beleidigung widerrufen hätte. Es hat aber namentlich Preußen gegen⸗ ütber Monate lang gedauert, ehe Himmelsbach ſich zu Ver⸗ handlungen bereit erklärte. Er hat ſich dann ſtändig bis zum heutigen Tage geweigert, den Vorwurf des Strafboykottes zurückzunehmen. Gerade darauf aber mußte beſonderer Wert gelegt werden, da die Behauptung eines Strafboykotts mit den Tatſachen im vollſten Gegenſatz ſtand. WVenn die Firma ſich weigert, gerade dieſen Vorwurf zurückzunehmen, ſo mag das darin ſeine Erklärung finden, daß die Entſchädigungsforderung von 20 Millionen Mark, wie eine demokratiſche Zeitung bemerkt, der größte Aktiv⸗ poſten in der Bilanz der Firma iſt. Nachdem die Firma ſich unter Geſchäftsaufſicht geſtellt hat, wird es wohl möglich ſein, na Litfen, ob die Verluſte, die die Firma erlitten hat, in der Hauptſache überhaupt aus den Inlandsgeſchäften her⸗ rühren oder ob nicht am Ende die Beteiligung an dem Mo⸗ Loga⸗Geſchäft die Wurzel alles Uebels iſt. Auf jeden Fall fehlt es den Schadererſatzanſprüchen der Firma an das Reich und die Länder an jeder rechtlichen und moraliſchen Grund⸗ lage. Was das angeht, ſo wird man ruhig den Ausgang der Ztpilprozeſſe abwarten können. Wenn die Links⸗ Preſſe mit parlamentariſchen Aktionen droht, ſo macht das gar keinen Eindruck. Denn die Anwälte der Firma Himmelsbach werden ſicher ſelbſt klug genug ſein, um dieſes heiße Eiſen im Reichstag oder im Preußiſchen Landtag nicht anzufaſſen. Zum Fall Himmelsbach Zu der Angelegenheit Himmelsbach liegen nunmehr zwei Erklärungen vor, und zwar eine vom Auswärtigen Amt, die andere vom Preußiſchen Landwertr⸗ ſchaftsminiſterium. Im Auswärtigen Amt ſteht man auf dem Stand⸗ punkt, daß die Schadenserſatzanſprüche Himmelsbachs gegen dieſes nicht berechtigt ſeien. Das Auswärtige Amt habe ſtets auf dem Standpunkt geſtanden, daß das Londoner Am⸗ neſtie-Abkommen loyal durchgeführt werden müſſe. Die öffentlichen Vorwürfe gegen die Firma Himmelsbach ſeien im Auswärtigen Amt durchaus nicht erwünſcht geweſen. Es habe aber keine Möglichkeit gehabt, ſie zu verhindern. Ebenſo⸗ wenig habe das Auswärtige Amt zu irgendwelchem Boykott aufgefordert, ſondern vielmehr wiederholt auf die loyale Durchführung der Amneſtie aufmerkſam gemacht. Auch das Miniſterium für die beſetzten Gebiete habe vom Oktober 1924 an darauf hingewieſen, daß eine Brandmarkung von Firmen, die Geſchäfte mit den Alliierten gemacht hätten, nicht mehr an⸗ gängig ſei. Vom Preußiſchen Landwirtſchaftsminiſte⸗ rium wird erklärt, die Firma Himmelsbach habe Ende Ok⸗ tober 1924 das Vierfache an Holz gefällt, wie in normalen Zeiten, wie überhaupt, nach Wiederübernahme der Verwal⸗ tung feſtgeſtellt worden ſei, daß in großem Maße Holz gefällt ſet. Darum habe der Einſchlag für 1925 eingeſchränkt werden mitſſen. Es ſei nicht richtig, daß die Firma Himmelsbach das geſchlagene Holz den Beſatzungsbehörden weiter geliefert habe, ſondern ſie habe es mit großem Gewinn an andere Stellen weiter veräußert. Die Firma Himmelsbach ſei nie anders behandelt worden, als andere Firmen. Der Abbruch der Beziehungen Preußens zu Himmelsbach ſei erſt ſpäter ge⸗ kommen, und zwar weil während des Prozeſſes preußiſche Staatsbeamte ſchwer beleidigt und dieſe Beleidigungen von der Firma Himmelsbach in der Oeffentlichkeit verbreitet wor⸗ ber ſeien les handelt ſich bekanntlich darum, daß ſich RA. Dr. Alsberg in ſeinem Plaidoyer im Fernbach⸗Prozeß in etwas ſcharfer Form gegen Beamte geäußert hat.) Im Gegenſatz zu dem Verhalten der Firma Himmelsbach anderen Ländern ge⸗ genüber habe die Firma Preußen gegenüber die Beleidigun⸗ gen nicht zurückgenommen. Erſt im Oktober 1925 ſei ſie an das Preuß. Landwirtſchaftsminiſterium wegen eines Ver⸗ gleichs herangetreten. Man hätte dann in der Beleidigungs⸗ angelegenheit einen Ausgleich gefunden. Die Firma habe es aber abgelehnt, eine Erklärung darüber abzugeben, daß ein Boykott gegen ſie nicht vorliege, obwohl ſie dieſen in keinem einzigen Falle habe nachweiſen könne ————— Wioͤerſpruch gegen Portoerhöhung Berlin, 28. April.(Von unſerem Berliner Büro.) Die Portöverteuerungspläne unſerer lieben Poſt begegnen immer heftigerem Widerſtand in der Oeffentlichkeit. Die„Voſſ. Ztg.“ weiſt Herrn Schätzl nach, daß ſeine Behauptung, Deutſchland beſäße die billigſten Tarife, keineswegs zutreffend iſt. Ein Vergleich der Sätze der Reichspoſt mit denjenigen der ameri⸗ kaniſchen Poſtverwaltung widerlegt denn auch in der Tat dieſen Ausſpruch des Miniſters. Berückſichtigt man, daß die amerikaniſche Poſt oft über Entfernungen von tauſenden von Kilometern befördert wird und die Kaufkraft eines Cents in Amerika gerade an die von 2 Pfennigen heranreicht, ſo entſpricht das amerikaniſche Porto in Höhe von zwei Cents für In⸗ landsbrieſe ungefähr dem Wert von 4 Pfennigen in Deutſch⸗ Iand. Die Poſtverwaltung behauptet ferner, daß ſie unbedingt erhöhte Ueberſchüſſe erzielen müſſe. Der„Vorwärts rech⸗ net ihr heute vor, daß der Betrieb vorausſichtlichein Mehr vonrund 150 Millionen gegenüber dem Vor⸗ ſahre einbringen werde, daß ſich für 1927 ohne die geplante Portoerhöhung bereits eine vorausſichtliche Geſamteinnahme von 1863 Millionen und damit ein Mehr von 150 Millionen/ gegenüber dem Vorfjahr ergeben werde. Der Gewinn der Poſt erreicht alſo ſchon beim heutigen Gebührenſyſtem eine außer⸗ ordentliche Höhe. Jedenfalls wird es notwendig ſein, daß ſich der Verwaltungsrat der Reichspoſt ſehr eingehend und kritiſch mit den Abſichten des Herrn Schätzl befaßt. „arxteiloſer Sozialdemokratl Roſenberg Berlin, 28. April.(Von unſerm Berliner Büro.) Der Reichstagsabgeordnete Dr. Roſenberg hat nunmehr ſeinen Austritt aus der kommuniſtiſchen Partei mit einem Schreiben begründet, das er an das Zentralkomitee der.P. D. gerichtet hat. Roſenberg ſtellt darin den„vollſtändigen Zuſammen⸗ bruch“ der Komintern⸗Politik in China nach der großen Nie⸗ derlage in England feſt. Er bezeichnet es als unverſtändlich, daß die kommuniſtiſche Internationale gleichzeitig mit dem engliſchen Nationalrat und mit Cook, gleichzeitig mit der Kuomintan und mit den Schaughaier Arbeitern zuſammen⸗ gehen könne. Roſenberg erklärt, daß bei einer ſolchen Politik die Kataſtrophe unvermeidlich ſei. Er kommt zu dem Schluß, den bereits vor Jahren der ehemalige kommuniſtiſche Führer und jetzige ſozialdemokratiſche Abgeordnete Paul Levi zog: Die Komintern müßten liquidiert werden. Eine ernſthafte Reform der Komintern ſei unmöglich, weil ſie die Grundlage ihrer EGxiſtenz ſelbſt beſeitigen müßten. Roſenberg wirb vorläufig, wie er ſich ausdrückt, ſein Mandat als„par⸗ teiloſer Sozialdemokrat“ ausüben. Die„Rote Fahne“, die von Roſenbergs Erklärung nur wenige Sätze ſich zu bringen getraut, überhäuft den Apoſtaten mit Schmähungen. Sie wirft ihm vor, daß er ſein Mandat bereits hinterrücks an die Sozialdemokratie verſchachert habe und nennt ſeinen Austritt eine„feige Deſertion“, die für die Parteimitglieder aber nicht mehr überraſchend gekommen ſet. Aeberſicht der oͤſterreichiſchen Mahlen Das Geſamtergebnis der öſterreichiſchen Wahlen liegt jetzt vor und iſt wohl noch eine kurze Beleuchtung wert. Am ver⸗ gangenen Sonntag ſind in ganz Oeſterreich 3 607 206 gültige Stimmen abgegeben worden. Davon entfielen auf: Einheitsliſte 1737 419 Sozialdemokratie 1529 770 Landbund 224 494 Abſolut und relativ den Hauptgewinn aus der Wahlſchlacht hat daher,— und das iſt eigentlich die einzige Ueberraſchun⸗ geweſen,— der Landbund davongetragen, eine nichtkleri⸗ kale, aber auf dem Boden der bürgerlichen Wirtſchafts⸗ ordnung und auch des Anſchlußgedankens ſtehende Bauern⸗ partei die früher einen Teil der großdeutſchen Partei bildete, aber ſchon vor der vorigen Nationalratswahl ſich von der Großdeutſchen Volkspartei getrennt hatte⸗ Da aber der Landbund auch im vorigen — Aſe Haſfansſrossneitl in Chegrreich ige, e Aueſſvlisteldurist ddb u Cf UEI, Lanqbunu + Soſaldamolaten Nen +. 5 æis ms, B' Feern 8 1 79 0 *. Senlele 14— 0 c, a e Nationalrat, ohne der chriſtlichſoztal⸗aroß⸗ deutſchen Regierungskoalition beizutre⸗ ten, doch faſt regelmäßig mit dieſer ge⸗ ſtimmt hatte, ſo kann man auch für die Zukunft wohl die 9 Stimmen des Land⸗ bundes der bürgerlichen Mehr⸗ heit zurechnen, womit dieſe 23 Stimmen beträgt gegenüber einer bürgerlichen Mehrheit von 29 Stimmen im alten Par⸗ lament. Die Soztaldemokraten haben in ganz Oeſterreich gegenüber den Wah⸗ len von 1923 einen Stimmenzuwachs von 219 047 zu verzeichnen, von dem mehr, al die Hälfte, nämlich 116 965, auf Wie n zu buchen iſt. In Wien erreichte die durch⸗ ſchnittliche Wahlbeteiligung etwas üher 91 Prozent, in den Bundesländern aber ſind vielſach bloß 80 Prozent der Wähler zur Urne gegangen. Auch das iſt ein Mo⸗ . bnea b. 9 Der Reſt der Stimmen zerſplitterte ſich auf die kleinen Par⸗ teien, wie Udepartei, Demokraten und Kommuniſten, die kein einziges Nationalratsmandat erlangen konnten. Das Ergeb⸗ nis mit Einſchluß der Reſtſtimmenverteilung iſt: Chriſtlich⸗Soziale 75 Mandate(bisher 82) Sozialdemokraten 71 Mandate(bisher 68) Großdeutſche 10 Mandate(bisher 10) Landbund 9 Mandate(bisher 5) Der Streit der Finanzminiſter Die„Dresdner Neueſten Nachrichten“ bringen eine Eut⸗ gegnung Dr. Reinholds auf die Erklärung des Reichs⸗ finanzminiſters Dr. Köhler gegenüber der Zentrums⸗ fraktion. Der frühere Finanzminiſter ſtellt es in beſtimmter Form in Abrede, daß er der bayriſchen Regierung eine Er⸗ höhung des Bierſteueranteils auf 55 Millionen /¼, noch dazu mit teilweiſe rückwirkender Kraft für 1926, bei der Regelung des Finanzausgleichs zugeſagt habe. Im Gegenteil: er wäre unter gar keiner Bedingung dazu bereit geweſen, gegen den Widerſpruch der größten deutſchen Länder bei der Verlänge⸗ rung des proviſoriſchen Finanzausgleiches dem Lande Bayern eine ſolche Erhöhung zuzugeſtehen. Allerdings wären früher bereits Verhandlungen geführt worden. Beim endgültigen Finanzausgleich wäre er im Einvernehmen mit den anderen Regierungen und mit einer Mehrheit, wie ſie für Verfaſſungs⸗ änderungen notwendig ſei, bereit geweſen, die Frage der dauernden Entſchädigung an die ſüdddeutſchen Länder einer Löſung entgegenzuführen. Schamloſe polniſche Hetze in Danzig In einem Aufſatz, betitelt„Die Danziger Frage“, hatte das in Danzig erſcheinende polniſche Organ„Gazeta Ghanska“ zum Boykott Danziger Geſchäfte aufgefordert und dafür Stimmung gemacht, ſich über Danzigs Rechte hinweg⸗ zuſetzen. Am Schluß des Artikels heißt es u..: man müſſe eine Politik der ſtarken Hand und der unerbittlichen Rück⸗ ſichtsloſigkeit einſchlagen. Wenn das kapriziöſe Söhnchen allzu ſehr der Mutter läſtig werde, dann nehme man die Rute und wichſe ordentlich die Höschen aus. Schon allzu lang verhöhne Dan⸗ zig das Anſehen des polniſchen Reiches. Dieſer Artikel, der in demſelben Tone noch längere Zeit fortfährt, hat in Danzig große Erregung ausgelöſt. Die „Danziger Neueſten Nachrichten“ weiſen darauf hin, daß die Aus laſſung eine beſondere Beachtung verdiene, da die „Gdanſka“ derſelben politiſchen Richtung angehbre, wie die größte Parlamentspartei Polens. Die deutſchnationale„Dan⸗ ziger Allgemeine Zeitung“ erklärt: Alles, was man zu dieſer polniſchen Unverſchämtheit ſagen könnte, wäre zu ſchwach, um den niederträchtigen Angriff gebührend zu geißeln. Er iſt eine Mahnung an unſere Regtierung, auf der Hut zu ſein und mit zäher Energie den Abwehrkampf gegen dieſe pol⸗ niſchen Machtgelüſte zu kämpfen. Die„Deutſche Landeszeitung“, das Organ des Zentrums, wirft direkt die Frage auf: Wie lange wird die Danziger Regierung blanken Verrat dulden? Das Blatt bezeichnet den Artikel als eine direkte Aufforderung an Polen, Gewaltmaßnahmen gegen Danzig zu ergreifen, und iſt der Anſicht, daß der Senat eingreifen müſſe. Die ſozialiſtiſche„Danziger Volksſtimme“ ſchreibt u..: Wir, die wir ſtets für eine Verſtändigung mit Polen ein⸗ getreten ſind, müſſen erklären, daß mit dieſem Polen, das nur eine nationaliſtiſche Haßfratze und eine Knute Hand kennt, eine Verſtändigung nicht mög⸗ *5 Verbot einer deutſchen Zeitung in Polen Beuthen, 27. April. Die in Gleiwitz herausgegebene Zei⸗ tung„Oberſchleſiſche Nachrichten“ iſt durch eine Verfügung der Warſchauer Regierung für Polniſch⸗Oberſchleſien, Poſen und Pommerellen verboten worden. Vier Arbeiter vom Schnellzug getötet — Dortmund, 27. April. Heute nachmittag fuhr der D⸗Zug 2 Berlin⸗Köln bei Ahlen i. Weſtf. in eine Arbeiterkolonne hinein. Vier Arbeiter waren auf der Stelle tot, zwei andere wurden ſchwer verletzt. Die Arbeiterkolonne war einige hundert Meter vor dem Bahnhof Ahlen mit Stopf⸗ arbeiten beſchäftigt. Die Bohrapparate, die ſie dazu ver⸗ wandten, machten einen ſo großen Lärm, daß ſie das Heran⸗ nahen des D⸗Zuges, der 3,34 Uhr dieſe Strecke paſſiert, über⸗ hörten. Dem Lokomotivpführer gelang es trotz ſtarken Brem⸗ ſens nicht mehr, den Zug rechtzeitig zum Halten zu bringen, und die Lokomotive ſauſte in die Arbeiterkolonne hinein. Wäh⸗ rend es einigen Arbeitern gelang, noch im letzten Augenblick 19 5 zu ſpringen, wurden ſechs von ihnen unter die Räder geriſſen. Die Unterſuchung des Bellinzona⸗Unglücks eingeſtellt — Zürich, 27. April. Die Staatsanwaltſchaft des Kautons Teſſin hat auf die Weiterführung des Prozeſſes zur Feſt⸗ ſtellung der Verantwortlichkeit des Eiſenbahnunglücks von Bellinzona im April 1925, dem unter zahlreichen Deutſchen auch Helfferich zum 5 fiel, verzichtet. Die Unterſuchung, die nach der Vertagung des Prozeſſes weitergeführt wurde, hat die Unſchuld der angeklagten Eiſenbahnbeamten ergeben und außerdem feſtgeſtellt, daß die Sicherungsanlagen zur ment, das bei der Einſchätzung des Wah ergebniſſes nicht außer Acht gelaſſen wer⸗ den darf. Denn bei der außerordentlich ſtraffen ſozialdemo⸗ kratiſchen Organiſation darf man wohl annehmen, daß untef den daheimgebliebenen 20 Prozent die Bürgerlichen die wei überwiegende Mehrheit bilden. Hier liegt für die Entwicklung der Zukunft der bürgerlichen Politik in Oeſterreich noch eine bedeutſame Reſerve bereit. Zu den über 300 000 Stimmen, di der Sozialdemokratie noch an der Mehrheit in Oeſterreich feh⸗ len, iſt ſonach noch ein weiter Weg. Die Hochwaſſernot Das Hochwaſſer im Gebiet der Elbe, Weichſel und ihren Nebenflüſſen wächſt immer weiter. Im neuen Hochwaſſer⸗ gebiet bei Brizenburg iſt in der Nacht der Süddeich geriſſen. Das Hochwaſſer hat das ganze Gebiet von Bandekow über⸗ flutet. Der Deich ſteht fußhoch unter Waſſer und iſt völlig un⸗ paſſtierbar geworden. Gegen 2000 Morgen weiteren fruch baren Bodens ſind der Vernichtung preisgegeben. Wie aus Stettin gemeldet wird, kann infolge des Stur⸗ mes das Waſſer nicht das Haff erreichen, wodurch Stauwaſſer auftritt, das die ganze Umgegend unterhalb Stettins über⸗ ſchwemmt hat. Die Hochwaſſerwelle hat jetzt Schwedt erxeich Nach den letzten Berichten wird ſtie etwa 1600 cbm Waſſer in der Sekunde mit ſich führen, alſo mehr, als von den vorhan⸗ denen Deichbauten hätte aufgenommen werden können. bereits erfolgte Oeffnung der Schleuſen an den Poldern hat ſich alſo als eine durchaus richtige Maßnahme erwieſen, hierdurch wenigſtens die Deiche vor Schaden bewahrt geblieben ſind. Auch das Waſſer der Spree und der Havel iſt inſolge des andauernden Regens im Steigen begriffen. Die untere Spree iſt um 1,50 Meter geſtiegen. Große Wieſen⸗ un Ackerflächen ſind überſchwemmt und die Landwirtſchaft hat bereits bedeutenden Schaden erlitten. Für die Schiffahrt Spree und Havel bedeutte das Hochwaſſer, wie aus Binnen⸗ ſchiffahrtskreiſen mitgeteilt wird, noch keine Gefahr, Die Brücken bieten überall noch die genügende Durchfahrtshöhe⸗ Das Hochwaſſer oͤr Oder ſteigt weiter. Wie aus Stolt in Pommern gemeldet wird, ſind auch in Hinterpommern die Flüſſe über die Ufer getreten. Lupow, Leba, Wipper un Stolpe haben weite Wieſenflächen überflutet. Der Nordweſt⸗ wind hat das Waſſer der Oſtſee bis an die Dünenkette vor⸗ getrieben und verhindert dadurch das Abfließen der Flüſſe⸗ Infolge der Stürme haben zwei Torpedoboote Saßnitz a Nothafen anlaufen müſſen. Das Hochwaſſer der Elbe läßt bereits nach. Die Elbe iſt bei Wittenberge um 15 Ztm. gefallen. Zuwendungen für Hochwaſſerſchäden Der preußiſche Innenminiſter hat auf eine deutſchnatlo⸗ nale Anfrage wegen der Hochwaſſerſchäden u. a. erklärt: Schäden ſind 1920 feſtgeſtellt: Oberſchleſien 3,015 Millionen, Niederſchleſien 22,6, Grenzmark Poſen und Weſtpreußen 180 000, Brandenburg 26,8, Sachſen 22, Heſſen⸗Naſſau 1,361, Hannover 9,850, Weſtfalen 337000, Pommern 2940 Millionen, insgeſamt 80.083 Millionen Mark. Bisher ſind folgende Mit⸗ tel zur Verfügung geſtellt worden: aus Reichsmitteln 419¹ Millionen, aus Staatsmitteln 15,031 Millionen, aus Provin⸗ zialmitteln 9,787 Millionen, aus Mitteln der Kreiſe und Ge⸗ meinden wurden 7,463 Millionen und aus Mitteln des Herrn Reichspräſidenten 130000 Mark zur Verfügung geſtellt, ins⸗ geſamt alſo 36,602 Millionen Mark. Letzte Meldͤungen Rieſenunterſchlagung in der Schweiz — Genf, 27. April. Ein Genfer Blatt veröffentlicht heute abend ausführliche Darſtellungen eines Finanzſkandals, der die hieſigen intereſſierten Kreiſe lebhaft beſchäftigt. Nach den Angaben des Blattes hat der Kaſſierer des Schweizeriſchen Automobilklubs, der Börſenmakler Francois Nally, der auch Kaſſierer einer Reihe von Wohltätigkeitsinſtituten iſt, aus der Kaſſe des Automobilklubs 218 000 ſchweizeriſche Franken unterſchlagen, die in ungünſtigen Börſen⸗ ſpekulationen verloren gegangen ſind. Weitere Unterſchla⸗ gungen bei der Genfer Winkelriedſtiftung, deren Kaſſierer Nally ebenfalls war, ſollen etwa 120000 Franken be⸗ tragen. Außerdem ſcheint es nach dem gleichen Blatt ſicher zu ſein, daß mit dem Zuſammenbruch Nallys deſſen Privatkunden und Freunde insgeſamt etwa 1 Million Schweize! Franken einbüßen werden. Ein Strafantrag ſcheint vor⸗ läufig von keiner Seite geſtellt worden zu ſein. Neue Verſchwörung in Athen VParis, 28. April.(Von unſerem Pariſer Vertreter. Aus Athen wird dem„Matin“ berichtet: Die griechiſche Polizei hat ein großes militäriſches Komplott gegen die jetzige Regierung aufgedeckt. Zahlreiche Hausſuchungen in Athen und Saloniki vorgenommen worden. Vor einigen Tagen fand die Verhaftung eines Generals und eines Haupt⸗ manns ſtatt, die intime Freunde des Exdiktators Pangalo ſind. Die Regierung hat jetzt die Verhaftung von zwei an⸗ deren Generalen und zahlreichen Pangalos ergebenen Offi⸗ zieren angeordnet. Die Maßnahmen erregen in Athen größte Zeit des Unglücks ungenügend waren. Senſation. 12 AANSVoSN X* nne „Donnerstag, den 28. April 1927 Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 194 Stäbtiſche Nachrichten Arbeitsloſigkeit der Jugendlichen in Mannheim Mi Das Städtiſche Nachrichtenamt verbreitet nachſtehende Zur Feſtſtellung des Umfanges der Arbeitsloſig⸗ liche Usbeſondere auch unter den hieſigen weiblichen Jugend⸗ 70 hat das Stadtſchulamt auf Oſtern 1927 unmittelbar vor 5 chuljahresſchluß ſowohl im oberſten abgehenden Jahrgang 25 Volksſchule als in ſämtlichen drei Jahrgängen der nabenfortbildungsſchule und der Mädchenfortbildungsſchule eine letzte Umfrage veranſtaltet, die ſich in den vier Jahr⸗ gängen auf nahezu 11000 Jugendliche beiderlei Ge⸗ ſchlechtes von 14 bis 18 Jahren erſtreckte. Der Entlaſ⸗ ſungsjahrgang der Volksſchule zählt rund 1800 dmaben und 1800 Mädchen; die drei Jahrgänge der Fortbil⸗ ungsſchule beſtanden zuſammen aus 2000 Knaben und 5300 Mädchen. Von dem abgehenden Jahrgang der Volksſchule waren im Zeitpunkt der Schulentlaſſung 66 v. H. Knaben 1200) und 22 v. H. Mädchen(400) mit Lehr⸗ und Arbeits⸗ ſtellen verſorgt; 30 v. H. Knaben(540) und 50 v. H. Mädchen 900) waren am Entlaſſungstage noch unter den Stellenſuchen⸗ den. Die reſtlichen—4 v. H. Knaben und 28 v. H. der Mäd⸗ chen(00) erklärten, daß ſie vorerſt fremde Arbeitsſtellen nicht ſuchen; ſie würden im elterlichen Haushalt beſchäftigt werden oder in vereinzelten Fällen eine Schule mit Vollunterricht weiter beſuchen. Unter den 2000 männlichen Jort⸗ ildungsſchülern bezeichneten ſich nur 264 als erwerbs⸗ los; von dieſen entſielen 127 auf den erſten, 67 auf den zweiten And 70 auf den dritten Jahrgang. In der Mädchenfortbildungsſchule war die Zahl der eigentlichen Erwerbsloſen nicht genau feſtzuſtellen, da bei den im Haushalt der Eltern tätigen Töchtern zwiſchen kreiwilliger und unfreiwilliger Stellenloſigkeit in vielen ällen nicht klar unterſchieden wird. So wurde durch die Schule lediglich feſtgeſtellt, daß von den 5300 Fortbildungs⸗ ülerinnen der drei Jahrgänge ſich auf Schuljahresſchluß 2900 55 v..) in Lehr⸗ oder Arbeitsſtellen befanden; die übrigen 2400 waren im elterlichen Haushalt verwendet bezw. arbeits⸗ Jos. Nach einer Auskunft des Arbeitsamtes waren von dieſen 2490 Mädchen Ende März 560 als Lehr⸗ oder Arbeitsſtellen⸗ ſuchende gemeldet. Weitere 100 weibliche Jugendliche im Alter von 15—18 Jahren, die bereits aus Arbeitsſtellen wieder aus⸗ geſchieden waren, bezogen Erwerbsloſenunterſtützung. Von den 2400 nicht in fremder Arbeit ſtehenden Mädchen der Fort⸗ bildungsſchule gehörten 1200 dem erſten, 800 dem zweiten und 400 dem dritten Jahrgang an. Nach dem Ausſcheiden der letzt⸗ genannten 400, die auf Oſtern 1927 ihrer Fortbildungsſchul⸗ Pflicht genügt haben, ergeben ſich beim Uebergang ins neue Schuljahr in den künftigen drei Jahrgängen der Mädchen⸗ fortbildungsſchule 1400 71200-8003400 weibliche Jugend⸗ iche, die nicht in Arbeits⸗ oder Lehrſtellen untergebracht ſind, während die entſprechenden Zahlen für die männlichen Ju⸗ gendlichen ſich auf rund 600-200 800 ſtellen. Die große Zahl der unverſorgten weiblichen Jugendlichen, namentlich im erſten und zweiten Jahr der Fortbildungsſchule macht es drin⸗ gend erforderlich, Einrichtungen für eine unterrichtliche und erziehliche Verſorgung dieſer jungen Mädchen zu treffen. * * Führung durch die Jeſuftenkirche. Zu einer vom Mannheimer Altertumsverein veranſtalteten Füh⸗ rung durch die Jeſuitenkirche hatten ſich am Mittwoch nach⸗ mittag ungefähr 300 Teilnehmer eingefunden. Die Innen⸗ ausſtattung dieſes hervorragenden Kunſtdenkmales der Kur⸗ fürſtenzeit wurde von Muſeumsdirektor Prof,. Dr. Walter eingehend erläutert. Einen Lichtbildervortrag, in dem auch die Außenarchitektur beſprochen werden ſoll, hat der Alter⸗ tumsverein für den Herbſt dieſes Jahres in Ausſicht ge⸗ nommen. Prof. Dr. Walter beſprach bei der Führung zu⸗ nächſt die Baugeſchichte der hieſigen Jeſuitenbauten(Kolle⸗ gium, Kirche und Schule), für die Kurfürſt Carl Philipp 1727 den unmittelbar an das damals noch in der Entſtehung be⸗ kindliche Schloß angrenzenden Bauplatz zur Verfügung ſtellte. it kurfürſtlichen Zuſchüſſen bauten die Jeſuiten die groß⸗ artige Kirche, zu der 1727 der Grundſtein gelegt wurde. Der ohbau war um 1748 vollendet. Die Innenausſtattung er⸗ forderte ein weiteres Jahrzehnt, erſt unter Carl Theodor fand 1760 die biſchöfliche Weihe ſtatt. Die architektoniſchen Einzelheiten des gewaltigen Baues wurden eingehend be⸗ ſprochen, ebenſo die Deckengemälde, Altäre und die ſonſtigen unſtwerke. Die Teilnehmer lauſchten den über einſtündigen lehrreichen Ausführungen mit geſpannter Aufmerkſamkeit. ie große Zahl der Erſchienenen zeugte für das lebhafte In⸗ ereſſe, das dieſen Veranſtaltlengen entgegengebracht wird. s wäre zu wünſchen, daß dieſer ſchönen Führung bald eine weitere folge. * Schulbeginn. Wie aus der Anzeige in dieſer Nummer hervorgeht, beginnt der Unterricht an der Volks⸗ und Fort⸗ bildungsſchule am Montag, den 2. Mai. Courtelines„Philoſophie Georges Courteline läßt gegenwärtig eine Ausgabe ſeiner geſamten Werke veröffentlichen. Es iſt darin ein Abſchnitt enthalten, den der Dichter„Philoſophie“ bezeich⸗ net. Wir veröfſentlichen daraus einige Aphorismen. Das Kennzeichen der Vernunft iſt das Mißtrauen vor ſich ſelber. Wie überzeugend muß daher die Beredſamkeit der rrſinnigen ſein, wenn ſie predigen, ſie ſeien vernünftig, und wie ſchwer iſt es, ihnen ihren Wrtum nachzuweiſen. Das Leben bringt ſelten das, was man von ihm erwartet. Die Vernunft ſpricht ſich in dieſem Sinne aus; die Ereigniſſe nehmen jedoch ſtets einen andern Verlauf. Trotzdem fährt der enſch fort. Schlüſſe zu ziehen und Vorausſagungen auf⸗ zuſtellen. 80 Die Wahrheit beſteht aus einer Anhäufung von Ver⸗ mutungen und Legenden, die ſich wie Familienandenken vom ater auf den Sohn vererben. 5 Ich glaube wirklich nicht, daß es eine philoſophiſche Wahr⸗ eit gibt, auf die man nicht mit Montaigne entgegnen könnte: ZWas weiß ich.“ Oder mit Rabelais:„Vielleicht“. Oder mit zoktor Marphurius:„Das iſt ungewiß; es kann ſein; es iſt nicht unmöglich.“ 5 1 Die Torheit gewinnt zwar nichts, wenn ſie mit der Ver⸗ unft in Berührung kommt. Aber die Vernunft nimmt Scha⸗ en im Kontakt mit der Torheit. Das iſt immerhin ein Troſt. Der Menſch iſt ein köſtliches Geſchöpf; er iſt der König der lere. Man ſagt, er ſei dumm und grauſam. Das iſt eine ebertreibung. Er zeigt ſich nur dann grauſam, wenn er es it Leuten zu tun hat, die wehrlos ſind, und es gibt keine blesge⸗ die ſo verwickelt iſt, daß ſie für ihn undurchdringlich eibt. Eine einfache Drohung mit einem Fußtritt in den Hin⸗ 755 oder einem Fauſtſchlag ins Geſicht— und er wird ſofort erſtehen. 9 8 Die Neigung des Menſchen, jede unvernünftig boshafte eismerkung für geiſtreich zu halten, vorausgeſetzt, daß ſie auf füren. Bekannten abzielt, iſt eines der deutlichſten Anzeichen ir die Vortrefflichkeit ſeiner natürlichen Veranlagung. * Vereinsnachrichten „Feuerio“, Gr. Karnevalgeſellſchaft e.., Mannheim Vergangenen Samstag abend verſammelten ſich die Mit⸗ glieder der Feuerio⸗Geſellſchaft in der Stammburg Habereckl zur 29. ordentlichen Mitgliederverſammlung. Nach Begrüßung der Erſchienenen gedachte Präſident Bie⸗ ber der im Laufe des Jahres durch Tod ausgeſchiedenen Mitglieder, der Herren Georg Dubs, Heinrich Faßold, Peter Metz, Heinrich Reith und Ehrenmitglied Alexander Kökert. Alle ſeien viele Jahre treue Anhänger des „Feuerio“ geweſen, beſonders bleiße hervorzuheben, daß Alexander Kökert für die Geſellſchaft lange Zeit eine außerordentlich rege Tätigkeit entfaltet habe. Die Verſamm⸗ lung ehrte das Gedenken der Verſtorbenen durch Erheben von den Sitzen. In ſeinem Rückblick auf das abgelaufene Geſchäftsjahr bemerkte der Präſident, daß ſämtliche Veran⸗ ſtaltungen des„Feueriv“ von beſonderem Glück begünſtigt geweſen ſeien; auch das Volksfeſt nahm einen guten Ver⸗ lauf, wenn auch der finanzielle Erfolg zu wünſchen übrig ließ. Die winterlichen Veranſtaltungen verdienten ganz beſonders hervorgehoben zu werden. Jusbeſondere erzielte die Große Damen⸗Fremdenſitzung im Nibelungenſaal des Roſengartens einen vollen Erfolg. Man dürfe ſagen:„Im Karneval Mannem vorne!“ Die von Herrn Bieber geäußerte Ab⸗ ſicht, im nächſten Jahre, in dem der„Feuerio“ ſein 30jähriges Jubiläum feiern könne, nach 14jähriger Pauſe wieder einmal einen Karnevalzug zu veranſtalten, falls eine tatkräftige Unterſtützung intereſſierter Kreiſe vorhanden, begegnete all⸗ gemeinem Intereſſe. In Mainz, wo die Verhältniſſe aller⸗ dings günſtiger liegen, als in Mannheim, habe man in dieſem Jahre bereits den Anfang gemacht. Schriftführer Kaeppler verlas die Jahreschronik und gab erſchöpfenden Aufſchluß im Einzelnen. Die von Vereins⸗ kaſſier Conſtantin und Finanzminiſter Holm erſtatteten Kaſſenberichte können als befriedigend bezeichnet werden. Die muſtergültige Führung wurde von den Rechnungsreviſoren Jakob Müller und Georg Froböſe beſtätigt. Unter Worten des Dankes konnte den beiden Kaſſierern Entlaſtung erteilt werden. Zu Punkt Wahlen teilte Herr Bieber mit, daß ſtatutengemäß fünf Elferräte und drei Erſatzräte auszu⸗ ſcheiden hätten. Bei der hierauf vorgenommenen Neuwahl gingen als Elferräte hervor die Herren Heinrich Conſtan⸗ tin, Jean Holm, Andreas Zawitz, Michael Adler und Ernſt Dreher; letzterer rückte damit vom Erſatzrat zum Elferrat auf. Als Erſatzräte wurden gewählt die Herren Fritz Weinreich, Oberjuſtizinſpektor Jakob Müller und Georg Froböſe. Zu Rechnungsreviſoren beſtimmte man die Herren Heinrich Wider, Auguſt Rimbach und Eugen Gehrig. Mitglied Brenner nahm Veranlaſſung, die Tätigkeit des Elferrats, beſonders der beiden Präſidenten Bieber und Schuler, mit warmen Dankesworten an⸗ zuerkennen. Zweifellos hätten es die Herren verſtanden, die bewährten Traditionen des„Feuerio“ auch im verfloſſenen Geſchäftsjahr in jeder Hinſicht hochzuhalten. Nach Erledigung verſchiedener interner Angelegenheiten und Beratung über einen im Laufe des Sommers nach Lützelſachſen zu veranſtal⸗ tenden Familien⸗Ausflug wurde die Jahresverſamm⸗ lung geſchloſſen. 5 Mannheimer Sängerkreis, E. V. Die 35. Ge⸗ neralverſammlung fand dieſer Tage im Vereins⸗ lokal Hack, Seckenheimerſtraße 56, ſtatt. Der erſte Vorſitzende, Architekt Steiner, eröffnete und leitete die überfüllte, in jeder Beziehung harmoniſch verlaufene Verſammlung. Dem Vorſtande wurde einſtimmig Entlaſtung erteilt und insbe⸗ ſondere ſowohl dem erſten Vorſitzenden, Architekt Steiner, als auch dem Chorleiter, Muſikdirektor Edgar Hanſen, für ſeine außerordentlich erfolgreiche Tätigkeit der herzliche Dank ausgeſprochen. Bei der Neuwahl des Vorſtandes wurde Bau⸗ meiſter 9717 Ries als Vertreter der Aktivität neu gewählt. Sonſt wurden ſämtliche Mitglieder des Vorſtandes wieder⸗ gewählt. Das Gründungsmitglied Schuhhändler Kaſpar Keßler am Tatterſall wurde zum Ehrenmitglied er⸗ nannt. Zum Schluſſe machte Herr Steiner intereſſante Aus⸗ führungen zu der geplanten Sängerreiſe in die Schweiz, deren Durchführung einſtimmig beſchloſſen wurde. In die aufgelegte Beteiligungsliſte zeichneten ſich ſofort üher 80 Mitglieder ein. Veranſtaltungen * Mannheimer Künſtlertheater Apollo. Das große inter⸗ nationale Varieté⸗Programm mit Cliff⸗Aeros, der allabendlich unter großem Beifall des Publikums aus der Kanone ge⸗ ſchoſſen wird, geht nur noch heute und morgen abend in Szene. * Mannheimer Rhein⸗ und Hafenfahrten. Am Sonntag, 1. Mai, wird eine Fahrt nach Rüdesheim mit vierſtün⸗ digem Aufenthalt ausgeführt. Die Fahrt findet bei jeder Witterung ſtatt.(Siehe Anzeige.) rrn e ſie befriedigen zu können, ſpontane Bedürfniſſe er⸗ we * Eine törichte Meinung, die ſchon ſo alt iſt, daß ſie zur Wahrheit befördert wurde. behauptet:„Solange es Menſchen gibt, werden ſie verſuchen, ſich gegenſeitig umzubringen. Ein allgemein gültiges und ungeheuerliches Geſetz verlangt, daß die Großen die Kleinen verſchlingen.“ Zunächſt iſt nicht richtig, daß die kleinen Hunde von den großen aufgefreſſen werden, und dieſe würden andererſeits weniger Katzen erwürgen, wenn die Menſchen weniger Ver⸗ gnügen daran fänden, ſie darauf zu hetzen. Was den Men⸗ ſchen anbetrifft, ſo hat er allerdings eine gewiſſe Zerſtörungs⸗ ſucht. Aber noch viel größer iſt ſeine Neigung für die Erhal⸗ tung der Dinge. Alles deutet darauf hin, daß die Luſt am Leben bei ihm viel ſtärker iſt als ſein Hang zum Morden. 4. Wenn man bei den andern das dulden müßte, was man ſich ſelbſt erlaubt, wäre das Leben nicht mehr erträglich. * Der Tod iſt nicht das Ziel des Lebens, wie der Krieg vor⸗ gibt. Der Tod iſt nur ſein Endpunkt, was nicht dasſelbe be⸗ deutet. Es ſteht außer Frage, daß das Leben jederzeit mit allen Kräften den verhängnisvollen Augenblick des Unter⸗ gangs hinauszuſchieben ſucht. Ein Schlaukopf, deſſen Name mir entfallen iſt, behauptete, in der Diplomatie ſei der letzte Trick, die Wahrheit zu ſagen. Vielleicht. vielleicht auch nicht. Nach meiner Anſicht beſteht für einen Diplomaten der letzte Trick darin, die Wahrheit zu ſagen, wenn man glaubt, er ſage ſie nicht und die Wahrheit nicht zu ſagen, wenn man glaubt, er ſage ſie. Man hat vielleicht Urſache, dem lieben Gott vorzuwerfen, er habe böſe Menſchen geſchaffen. Aber ohne Vorbehalt muß man anerkennen, daß er ihrer Bösartigkeit, die wahrſcheinlich iſt, als Gegengewicht ihre außerordentliche Dummheit hinzu⸗ gefügt hat. Und dieſe iſt über jeden Zweifel erhaben. * Das Dilemma des Pumpbruders.— Von zwei Dingen das eine: Entweder erinnert ſich k. nicht mehr daran, daß er mir Geld geliehen hat, oder er glaubt, ich erinnere mich nicht Der Ankauf von Anleiheablöſungsſchuld Der Reichsminiſter der Finanzen hat entſprechend einer Entſchließung des Reichstages eine Bekanntmachung über den Ankauf von Anleiheablöſungsſchuld und A u s⸗ loſungsrechten betagter Anleihegläubiger erlaſſen. Im Inlande wohnende deutſche Reichsangehörige, die älter als 65 Jahre ſind, ein Vermögen von weniger als 10 000% haben und im Kalenderjahr 1926 ein Einkommen von weniger als 3000 Reichsmark hatten, können bis auf weiteres die Ablöſungsſchuld und die Ausloſungsrechte, die ſie als Altbeſitzer von Markanleihen des Reiches zugeteilt erhalten haben, bei den Finanzämtern verkaufen. Der Kaufpreis be⸗ trägt das Fünffache des Nennwertes, nämlich 62.50 für je 12.50% Nennbetrag der Anleiheablöſungsſchuld einſchließ⸗ lich der Ausloſungsrechte. Der Höchſtnennbetrag der Aus⸗ loſungsrechte, den ein einzelner Gläubiger zu dieſem Kurs verkaufen kann, iſt 500 /¼., Dies entſpricht 20 000% der alten Anleihe. Der Ankauf wird vom 1. Mai ab durch die Finanz⸗ ämter vollzogen. Die Anleihegläubiger, die ihre Anleihe⸗ ablöſungsſchuld und ihr Ausloſungsrecht verkaufen wollen. müſſen ſich zunächſt bei der Polizeibehörde eine Beſcheinigung über ihr Alter, ihre Reichsangehörigkeit und ihren inlän⸗ diſchen Wohnſitz verſchaffen. Auf Grund dieſer Beſcheinigung können ſie dann Verkaufsantrag bei dem Finanzamt, das für ihre Einkommenbeſteuerung zuſtändig iſt, ſtellen. Der Verkauf der Anleiheablöſungsſchuld und der Aus⸗ loſungsrechte empfiehlt ſich für Perſonen, die ein Einkommen von mehr als 800 Reichsmark haben und die auch für die Zukunft auf ein höheres Einkommen rechnen. Für die übrigen dürfte es zweckmäßig ſein, die Ablöſungsſchuld zu behalten, weil ſie im Falle der Bedürftigkeit einen Anſpruch auf eine laufende Vorzugsrente haben, deren Bezug für ſte vorteilhafter iſt als der Verkauf. Anle'“ läubiger, auf die die Vorausſetzungen der Bekanntmachung des Reichsminiſters der Finarzen zutrefſen und die bereits aufgrund eines frühe⸗ ren Angebots ihr Ausloſungsrecht bei einem Finanzamt zu einem niedrigeren Preis verkauft haben, erhalten den Unter⸗ ſchiedsbetrag zwiſchen dem früheren und dem durch die neue Bekanntmachung feſtgeſetzten höheren Ankaufspreis von Amtswegen zugeſandt ohne daß es eines beſonderen Ankaufs bedarf. 0 * Verbeſſerte Fluglinie. Mit dem neuen Sommerflugplan wurde der Schwarzwaldlinie Konſtanz⸗Karls⸗ ruhe⸗Mannheim eine weſentliche Verbeſſerung zuteil, tn⸗ dem dieſe eine direkte Fortſetzung über Darmſtadt, Frankfurt a.., Koblenz nach Köln erhält, während man bisher auf die entſprechenden Anſchlüſſe angewieſen war. Das Flugzeug wird .50 Uhr vorm. in Konſtanz abfliegen und nach Zwiſchenlan⸗ dungen in Villingen, Baden⸗Baden, Karlsruhe, Mannheim an 11.35, ab 11.50 Uhr, Darmſtadt, Frankfurt a. M.(12.45 Uhr), Koblenz, in Köln um 14.45 Uhr landen. Umgekehrt fliegt das Flugzeug in Köln um 13.10 ab, Mannheim an 16.00, Mann⸗ heim ab 16.15 Uhr, um in Konſtanz um 19.00 Uhr zu landen. Die Betriebseröffnung der Teilſtrecke Frankfurt—Köln wird noch bekanutgegeben werden, während die Eröffnung der ei⸗ gentlichen Schwarzwaldſtrecke erſt am 2. Mai erfolgt. Die Flugdauer Konſtanz⸗Köln wird alſo nur 6 Stunden betragen. * Die beſchlennigten Perſonenzüge in Baden. Der am 15. Mai in Kraft tretende Fahrplan der Reichsbahn bringt für den Bereich der Reichsbahndirektion Karlsruhe die Zahl von 24 beſchleunigten Perſonenzügen, von denen die Mehrzahl, nämlich 20, als Züge über weitlaufende Strecken über Baden hinausgehen und den Fernverkehr in wichtiger Form be⸗ dienen. Der Stand der im kommenden Sommer verkehrenden Züge dieſer Art iſt etwa der des Vorjahres. Ein Ausbau oder eine Erweiterung zahlenmäßig iſt nicht eingetreten, was an⸗ geſichts der allgemeinen Lage der Bahn, die Mehrleiſtungen nur ſehr vorſichtig erlaubt, verſtändlich erſcheint. Eine erheb⸗ liche Verbeſſerung iſt die erfreuliche Tatſache, daß in Baden ſämtliche beſchleunigten Perſonenzüge für die Inhaber von Sonntagsfahrkarten, wie ſich aus dem endgültigen Fahrplanentwurf ergibt, zugelaſſen ſind, was im letzten Jahr nicht der Fall war. R. * Die Sterblichkeit der dentſchen Großſtädte iſt vom 27. März bis zum 2. April nach der Steigerung der Vorwoche auf 11,7 auf 1000 Ortsanſäſſige im Jahr wieder auf die der vorigen Woche mit 110 zurückgegangen, in ganz Berlin auf 12,0, Alt⸗Berlin 12,7, Neu⸗Berlin 11,4, Eſſen 8,3, Dort⸗ mund 9,0, Duisburg 10,3, Bochum 10,7, Barmen 6,1, Elberfeld 9,2, Aachen 10,7, Krefeld 8,3, Hamborn 8,3, München⸗Gladbach 11,2, Oberhauſen 8,3, Hamburg 10,9, Bremen 11,1, Stettin 11.6, Kiel 7,7, Altona 10,9, Lübeck 14,6, Breslau 10,4, Hannover.8. Braunſchweig 9,7, Erfurt 11,0, Dresden 11,2, Chemnitz 10,1, Wiesbaden 14,9, München 11,8, Nürnberg 7,8, Stuttgart 9,5, Saarbrücken 12,9. Ste ſtieg nur in Köln auf 12.4, Düſſeldorf 10,4, Gelſenkirchen 12,5, Mülheim a. d. R. 8,5, Münſter i. W. 9,5, Buer 12,2, Königsberg i. Pr. 14,7, Magdeburg 14,2, Halle 13,9, Kaſſel 9,1, Leipzig 11,8, Plauen i. V. 7,9, Frankfurt a. M. 10,5, Mannheim 11,1, Karlsruhe 10,3, Mainz 9,0, LDud⸗ wigshafen 7,6, Augsburg 14,9. Es gibt viele Menſchen, bei denen einzig und allein die] mehr, von ihm geborgt zu haben. So oder ſo werde ich ihm nichts zurückzahlen. Die Frauen, von denen man ſagt, ſie ſeien ſchön geweſen, haben in meinen Augen das gleiche Intereſſe, wie außer Kurs geſetzte Geldſtücke, von denen man ſagt, ſie ſeien echt geweſen. *. Bei den Frauen muß man es ebenſo halten wie bei den Narren. Man darf ſie niemals herausfordern. Ihre Drohung, ſie wollten ſich zum Fenſter hinausſtürzen oder Sublimat ver⸗ ſchlucken, die ihnen ſo leicht entſchlüpft, ſollte man ſtets beher⸗ zigen. Ich kenne unzählige Frauen, die das Vergnügen, ihrem Liebhaber oder ihrem Gatten das Leben durch Gewiſſensbiſſe zu verſalzen, gerne mit ihrer Haut bezahlen würden. Mondſcheintanz in Mittelzell Von Max Bittrich Von Sternenfluten übergoſſen, von Himmelsbächen weich umfloſſen ſchwamm unſer kleines Inſelreich. Im breiten Lindenbaum ließ leiſe ein müder Wind die Abendweiſe entſchlummern und ſchlief ſelber gleick Drei Kirchen lagen in der Runde, drei Dörfer hielten Feierſtunde. „Vater, wir bleiben noch zu Gaſt?“ „Der Tag war heiß. Mit ſeinem Sohne hält Vater heute in der Krone ein Stündchen wohlverdienter Raſt.“ Die Linde ſtand im Silberkleide, ſtark roch das liebe Brotgetreide und feurig war ein blanker Wein. Viel Burſchenvolk und Mädchen ſaßen und gingen kichernd an den Straßen. und nur die Jüngſte ſaß allein. (Wir entnehmen das vorſtehende Gedicht dem Buch„Der Sünder“ des Verfaſſers, das bereits in zweiter Auflage in der Deutſchen Landbuchhandlung Berlin S. W. 11 erſchienen iſt. Die Gedichtreihe iſt zubenannt„Die Beichte einer großen Liebe“; das Ganze umſchließt einen vom Leſer mehr geahnten als wirklich erkannten Zuſammenhang, was die tiefempfun⸗ denen Verſe beſonders reizvoll macht.) —.—— ———— Selte. Nr. 194 Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Donnerskag, den 28. April 1927 Robert Steiol Von Hans Tiſchert, Berlin, z. Zt. Hamburg 5(Nachdruck verboten.) Bor wenigen Tagen brachte mich der Dampfer„Kehr⸗ wieder“ von der Weſterland⸗Frühlingsfahrt der Norag wieder nach Hamburg. Mit Hamburg ſind auch drei Namen ver⸗ knüpft: St. Pauli— Freiheit— Reeperbahn! Und auf dieſer Reeperbahn befindet ſich das Lokal„Alkazar“, wo man bis in die ſpäte Morgenſtunde alle Schichten der Bevölkerung ſehen kann. Aus der Propinz und aus der Reichshauptſtadt geht der„feine Mann“ hin, um ſich den Betrieb anzuſehen und von dem Meere die Seeleute, die ſich nach langer Fahrt auch einmal amüſieren wollen. Robert Steidl, der nicht nur in Deutſchland, ſondern auch über Deutſchlands Grenzen hinaus bekannt iſt, gaſtierte auch in dieſen Tagen im„Alkazar“. Mit immer gleichem Applaus wird er vom Publikum, ſeinen Freunden und Be⸗ kannten beim Auftreten empfangen— immer das gleiche Bild: Man freut ſich, wenn Robert Steidl in humorvollen Worten uns in den Abendſtunden unterhält. Ich plauderte noch per⸗ ſönlich nach ſeinem Auftreten, denn wir hatten uns ſchon lange nicht mehr geſehen. Und heute weilſt du, der noch vor wenigen Tagen, trotz ſeiner 61 Jahre, noch nichts von ſeinem köſtlichen Humor eingebüßt hatte, nicht mehr unter den Leben⸗ den. Nie mehr wird man deine berühmten Schlager, wie „Emma, geliebtes Mauſeſchwänzchen“ und„Mutter der Mann“ oder gar„Das Feuerwerk in Treptow“ mit ſeinem Raketen⸗ geknatter und ſeinem Sternenregen, deſſen„vorausgeſetzt, daß es nicht regnet“, nahezu klaſſiſch geworden iſt, aus ſeinem Munde hören. Robert Steidl fand, wo er auch hinkommen mußte, ein dankbares Publikum, doch keines hat ihn wohl ſo verſtanden, wie das Berliner, deſſen Stimmung er von allen Humoriſten mit ſeinen Liedern wohl am beſten zu treffen wußte. Er war der Inbegriff des modernen clektriſierten Berlinertums der Jahrhundertwende, von Temperament überſprudelnd und es von ſeiner eleganteſten und liebenswürdigſten Seite ver⸗ körpernd. Robert Steidl wurde als Sohn eines bekannten Theater⸗ agenten geboren, der ſpäter das Zentraltheater und das Wil⸗ helmtheater in Hamburg leitete. Er fühlte ſich ſtets zum Theater hingezogen, wurde aber auf Wunſch ſeines Vaters Kaufmann. Er trat als Lehrling bei der Firma Lademann in der Wallſtraße in Berlin ein— damals hieß er noch Robert Franke und rückte nach 8 Jahren zum Expeditionschef auf. Kouplets machte er nebenbei und trug ſie im Lagerkeller den Arbeitern vor. Eas iſt nur eine Kleinigkeit geweſen, die Deutſchland den Humoriſten Robert Steidl geſchenkt hat. Wechſel in der Ge⸗ ſchäftsleitung und Streichung der Weihnachtsgratifikation ließen ihn erboſt ſeine Stellung an den Nagel hängen und Robert Steidl trat in Köln in einem Tingel⸗Tangel auf. Im Jahre 1889 trat er zum erſten Male in Berlin in den Reichshallen 2 Monate lang auf und hier war es, wo Berlin auf das große Talent aufmerkſam wurde. Seine Glanzzeit war in den großen Ausſtattungsoperetten im Apollo, wo Paul Linke(„Frau Luna“) dirigierte und er mit Henry Bender, Cuccilie, Siegmund Libau, Ada Milani und anderen mehr auftrat. Seine zahlreichen Kouplets, zu denen Meiſter Linke die Muſik ſchrieb, hat ganz Deutſchland mitge⸗ ſungen, wie:„Schorſchl, ach kauf mir ein Automobil“,„Die traurige Geſchichte von des Rentner Dahſe rote Naſe“ oder „Hinterm Ofen ſitzt ne Maus“ oder aber gar die originelle „Pacude der Zinnfuldaten! Die⸗Mehrzahl der heuttgen Ge⸗ uerattun keunt dieſe Gkanzſtücke des Steihlſchen Repertoires faſt nur noch von der Grammophonplatte her, aber auch ſelbſt da noch, wo das Mienenſpiel fortfällt, erweckt Steidl wieder und wieder herzbefreiendes Lachen. Theater und Muſik Weſtdeutſche Uraufführung von John Galsworthys Drama:„Urwald“(The Forest) im Düſſeldorfer Stadttheater. „Was man mit Zähnen und Klauen erraffen kann, iſt Eigen⸗ tum, mein Junge, Urwald⸗Geſetz“— dieſe Worte ſetzt Gals⸗ worthy ſeinem Drama als Motto voran, das, mag es dem Dichter auch ferngelegen haben, den Kapitalismus oder Im⸗ perialismus zu treffen, doch ſpüren läßt, daß der Dichter, der nach ſeinen eigenen Worten„ein Drama über die Raubtier⸗ kraft in der Natur ſchreiben wollte, die noch immer im Leben der Menſchen und in ſeinen Angelegenheiten eine nicht geringe Rolle ſpielt,“ dieſe Raubtierkraft am ſtärkſten da ſieht, wo die „auri sacra fames“— die verfluchte Gier nach Geld— den Menſchen zum Raubtiere macht: So ſehen wir hier in der Londoner City den Finanzmann Baſtaple, der die Expedition finanziert, die in den Urwald gejagt wird und dort im Ur⸗ wald draußen den Expeditionsführer Strood, den die Gier nach den Diamanten dazu bringt, die Expedition gewiſſenlos in den Tod zu hetzen. Und dazwiſchen die Idealiſten, die zerrieben werden, die wunderſam rührende Geſtalt des Natur⸗ forſchers Herrick, den in der Todesſtunde noch die Wiſſenſchaft heglückt, die„Wilden“ ferner, die hier doch die beſſeren Menſchen ſind und Vollſtrecker einer höheren Gerechtigkeit werden. Urwald iſt ein Drama, geladen mit einer Spannung, die ſich aus dem Vorherrſchen der Urtriebe ergibt. Eine heiße Leidenſchaft liegt vom erſten Worte an über dem Ganzen. Leider brachte die Erſtaufführung Joſef Münchs das erſt am Schluſſe heraus; der wirkungsvolle, ſpannunggeladene An⸗ fangsakt verpuffte völlig, und die innere Verbundenheit der Urwaloöſzene mit der Londoner City trat nicht hervor. Erſt die Schlußbilder deckten die Zuſammenhänge auf und brachten ſo die Aufführung— mit prächtigen Bühnenbildern Harry Breuers— zu einem annehmbaren Erfolge. Beſondere Leiſtungen boten Ewald Balſer als Strood, Eliſabeth Wundtke als Amina, Paul Barleben als Baſtaple und Eduard Born⸗ trüger als Farrel. Dr. N Bruno Franks neues Stück. Das neue Stück von Bruno Frank der ſich in den letzten Jahren durch Erzäh⸗ lungen aus der fredrizianiſchen Epoche in weiten Kreiſen An⸗ ſehen verſchafft hat, weiſt auf ein ſehr trauriges Kapitel deut⸗ ſcher Geſchichte.„Zwölftauſend“ heißt das dreiaktige Schauſpiel, denn zwölftauſend ſeiner Untertanen werden von einem Duodez⸗ Monarchen des deutſchen Rokoko gerade wieder an England verhandelt. Verſchachert, damit der Herzog ſeiner Keil entſtammt einer alte Maitreſſe Schmuck und Galakleider kaufen kann. Eine Milford Die Mannheimer Varieteefreunde haben Robert Steidl ebenfalls in gutem Andenken behalten, da er vor dem Kriege im Saalbau⸗ und Apollotheater wiederholt mit ſtets wachſen⸗ dem Erfolge aufgetreten iſt. Wie überall, ſo gefiel auch hier vor allem die elegante Art des Künſtlers in Aufmachung und Vortrag. Man ſah ihn auf der Bühne nie anders als im hellgrauen Gehrock und Zylinder. So wurde er in allen Illu⸗ ſtrierten und in allen Fachzeitſchriften abgebildet und ſo lächelt er all denen zu, die ſeine Photographie mit Widmung als ein Andenken an frohe Stunden in Ehren halten. In einem Nachrufe des„Berliner Lokal⸗Anzeigers“ wird u. a. ausgeführt: Steidl gehörte nicht zu denen, die ſich die Arbeit leicht machen. Er unterſchied ſich von vielen modernen Kabarettiſten dadurch, daß er Zoten und Eindeutigkeiten unter allen Umſtänden vermied. Seine eigenartige Komik, die nie ins Unfeine ausartete, lieferte ihm ſtets rauſchenden Erfolg, als Solohumoriſt wie als Bonvivant in Revue und Operette. Er war übrigens der einzige ausgeſprochen deutſche Solo⸗ Humoriſt mit Berliner Note, der es vor dem Kriege wagen durfte, in England deutſche Kouplets auf engliſch zu ſingen. Sein unerſchütterlicher Humor ſiegte auch über den Chauvinis⸗ mus der trockenen Engländer. Perſönlich war Steidl eine überaus hilfsbereite Natur. Wohltätigkeitsveranſtaltungen ſtellte er ſich immer bereitwilligſt zur Verfügung. Die Arti⸗ ſtenbewegung verliert in ihm einen tatkräftigen Förderer. Steidl hinterläßt eine Witwe und einen Sohn, der Offizier bei der Handelsmarine iſt. Seine talentierte Tochter, Dora Steidl, iſt ihm vor einigen Jahren im Tode vorausgegangen. Sein Bruder Fritz Steidl iſt heute noch als Humoriſt tätig, und ſein Neffe, Max Steidl, wirkt bet den Stettiner Sängern. Aus dem Lande Jahrhundertfeier des Erzbistums * Freiburg, 27. April. Die Erzdiözeſe Freiburg kann in dieſem Jahre das 100 jährige Jubiläum ihres Beſtehens feiern. Die kirchliche Feier des Diözeſanjubiläums iſt auf Sonntag, den 16. Mai ds. Is. feſtgeſetzt. An dieſem Tage wird in allen Pfarr⸗ und Kuratie⸗Kirchen ein feierliches Hochamt abgehalten. In der Kathedralkirche zu Freiburg wird Nun⸗ tius Pacelli das Pontifikalament feiern. Die weltliche Feier in der Biſchofsſtadt wird am gleichen Tage in der Feſthalle in einer großen Verſammlung nachmittags 3 Uhr, zu der beſon⸗ ders die auswärtigen Diözeſanen geladen ſind, in einer Feſt⸗ veranſtaltung abends 8 Uhr für die Katholiken von Freiburg beſtehen. Auch die einzelnen Pfarrgemeinden der Diözeſe wer⸗ den am Jubiläumstage unter Mitwirkung der Kirchenchöre und einzelner Vereine eine weltliche Feier veranſtalten. Folgen der neuen Abfahrtszeichen * Singen, 27. April. Noch gut abgelaufen iſt ein Unfall, der ſich bei der Abfahrt des Zuges nach Singen auf der Sta⸗ tion Rickoltshauſen abſpielte. Eine Frau von dort wollte in den Zug einſteigen, als das Abfahrtszeichen von der Bahn gegeben wurde. Da der Zug ſich bereits in Bewegung ſetzte, als die Frau noch einſtieg, kam dieſe zu Fall und wurde auf den Bahnſteig geworfen. Der Unfall hatte außer dem Schrecken und einigen Hautabſchürfungen keinen weiteren Nachteil. Der Zug wurde ſofort zum Halten gebracht. Die Frau konnte die Fahrt nach Singen antreten. Der Vorfall machte den Eindrück, daß das große Publikum ſich noch nicht genügend mit dem neuen Abfahrtsſyſtem, d. h. mit dem Unter⸗ bleiben der hörbaren Signale, vertraut gemacht hat. * r. Ladenburg, 24. April. Am heutigen Sonntag feierte eine géſchätzte Ladenburger Familie ein Doppelgeburts⸗ käg'sfüſt:? der Schwiegervater Glafermeiſter Franz-Keil ſeinen 8 2. und der Schwiegerſohn Muſiklehrer P. W Hertel ſeinen 60. Geburkstag! Das hochbetagte Geburtstagskind ingeſeſſenen Glaſermeiſterfamilie, er an gibts auch an dieſem Hofe, wenn auch eine deutſche. Aber es gibt hier auch einen Geheimſchreiber, der— merkwürdiger⸗ und unerklärlicherweiſe bäuerlicher Herkunft— gegen das un⸗ völkiſche und unmoraliſche Verhalten ſeines Herrn durch die Tat proteſtiert und— Wurm und Ferdinand in einer Perſon — zu gutem Zwecke ein Doppelſpiel wagt, durch das dieſes neue Stück Brund Franks das dramatiſche Blut erhält. Denn dieſer Hofſchreiber Piderit, der— wie der„Kammerdiener bei Schiller„zwei mit dabei hat“, ſchmuggelt, unter Mißbrauch des Siegels der Maitreſſe, einen Hilferuf nach Potsdam zum Könige Friedrich II., auf daß dieſer die Schändlichkeit ſeines Miniaturkollegen zunichte mache. Friedrichs Bevollmächtigter kommt noch zur rechten Zeit, Piderits Spiel aber wird offen⸗ bar, und nur des Preußenkönigs mächtiges Wort iſt es, das ihn vor dem Rad⸗Tode bewahrt. Er lehnt aber auch den Ruf an den preußiſchen Hof ab, die bengaliſche Beleuchtung der aufgehenden Freiheitsſonne Amerikas hats ihm angetan— er zieht dahin, ins„freie Land“. Brund Frank hat bisher kein ſo wohlgeformtes, ſtraffes, innerlich gefeſtigtes und— im Sinne überlegener Geſtaltung— männliches Stück geſchrieben wie dieſes. Die drei Aufzüge ſind gut entwickelt, ſie haben viel Spannkraft, ſie geben Rollen. Der Stoff hat dem Verfaſſer viel gegeben: er hat ſeine Schlagkraft in ſich; aber auch der Dichter gab dem Stoffe viel: die Geſtaltung des Maſſen⸗Leides im Einzelſchickſal,„Zwölftauſend“ iſt ein gutes Theaterſtück, das Werk eines ſehr klugen, geiſtig geſchulten und geſchmack⸗ vollen Menſchen. Es wird umſo leichter ſeinen Weg machen, als es techniſch ſpielend zu bewältigen iſt. Und es wird immer Erfolg haben, wenn es ſo gut dargeſtellt wird wie von den Kammerſpielleuten im„Münchner Schauſpielhauſe.. Der Regiſſeur Otto Falkenberg brachte die Menſchen, die zumeiſt Exvonenten ihrer Weltanſchauung ſind, auf eine knavve, eindringliche Formel und ſorgte für Farbe und Schlag⸗ kraft der Dialoge. Die Darſteller(Schweikart. Mi. Revy, Horwitz und, als Gaſt, Frau Ralph) konnten ſich nach Verdienſt mit dem Dichter in die Ehren des Abend⸗ teilen. Das Stück war ein großer Erfolg. Richard Ri ess. Kompoſitionen von Max Brod. Der bekannte Dichter und Romanſchriftſteller Max Brod, der ſchon in ſeinen Ro⸗ manen immer wieder mit beſonderer Liebe auf muſikaliſche Themen eingegangen iſt und auch als Opernüberſetzer ſeine Hinneigung zur Muſik kundgetan hat, hat jetzt zum erſten hatte dieſes Handwerk jahrzehntelang im ſelbſterbauten Hauſe und nach des Vaters Tod im Elternhauſe ausgeübt. Nachdem er ſich zur Ruhe geſetzt, führte es der Sohn, auch Glaſer, weiter. Nach deſſen Tode übernahm es Glaſermeiſter Paulus; eine über 100 Jahre in der Fmilie gepflegte Handwerkers⸗ tradition, nur von Vater auf den Sohn ver⸗ und ererbend. Herr Keil war als tüchtiger Glaſermeiſter hier ſehr geſchätzt. Der Schwiegerſohn, Herr P. W. Hertel der ſeinen 60. Ge⸗ burtstag begeht, iſt im Ladenburger Muſikleben eine führende Kraft. Aus alter Muſikerfamilie entſtammend, war ſein Groß⸗ vater zur Zeit der Revolution 1849 unter dem bekannten Ge⸗ neral Siegel Stabshorniſt. Aus ſeiner Muſikſchule gingen eine Reihe tüchtiger Muſiker, Konzertmeiſter und Muſiklehrer hervor. Ueber 365 Schüler hat er in die Muſik eingeführt! Er gründete und leitete über 11 Jahre die ſtolze„Feuerwehr⸗ Kapelle Hertel“, die der Krieg zur Auflöſung brachte. Er war es auch, der den„Muſikverein“ ins Leben rlef, ihm Mit⸗ glieder aus allen Kreiſen warb und ihn als Dirigent leitete bis eine Erkrankung ihn zwang, den Stab niederzulegen. Jahrzehntelang diente er der Altkatholiſchen Gemeinde als Organiſt. Herr Hertel, der 60jährige Jubilar, dient ſchon über 50 Jahre der heiligen Muſika. Denn als 10jähriger Knabe nahm ihn ſein Vater in ſeine Kapelle auf. Das Laden⸗ burger Muſikleben dankt dieſem tüchtigen Muſikpädagoge un⸗ gemein viel. sch. Hockenheim, 22. April. Dem hieſigen Orcheſter⸗ verein unter Leitung von Hans Schneider gebührt das be⸗ ſondere Verdienſt, unſerer Stadt auch eine Besthoven⸗ gedächtnisfeier vermittelt zu haben. Mitwirkende waren das Streichquartett Hockenheim, die Feuerwehrkapelle und der Männergefangverein„Eintracht“, der ſich nach Ab⸗ ſage ſämtlicher anderen hieſigen Geſangvereine zur Verfügung geſtellt hatte. Der Orcheſterverein eröffnete die Vortrags⸗ folge mit Beethovens Trauermarſch, dem die Quvertüre zu „Egmont“ folgte. Die Gedächtnisrede hatte der hieſige evan⸗ geliſche Stadtpfarrer Boſſert übernommen. In allum⸗ faſſender, tiefgeiſtiger und erſchöpfender Weiſe gab der Redner ein ausgezeichnetes Charakterbild dieſes großen Sohnes des deutſchen Volkes. In künſtleriſcher Vollendung bot hierauf das Streichquartett weitere Proben der Kunſt Beethovens mit zwei Streichquartetten aus Opus 6 und 127, denen Teile aus der Symphonie Nr. 1 folgten. Mit dem bekannten Beethoven⸗ ſchen Lied„Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ vom Männergeſangverein„Eintracht“ unter Orcheſterbegleitung fand die ſchöne Feierſtunde ihren wirkſamſten Abſchluß.— Die katholiſche Gemeinde hielt hier im Kath. Kinderheim einen dreitägigen Einführungskurſus in das moderne Fürſorge⸗ und Jugendwohlfahrtsweſen ab. Der Leiter des Kurſes war Dr. Gillmaun vom katholiſchen Fürſorgeverein für Männer und Jünglinge in Mannheim. I. Schwaigern, 22. April. In der Nähe von Schwaigern ließ ſich eine bis jetzt noch unbekannte Frau von dem ein⸗ fahrenden Zug überfahren. Sie wurde am Tage vorher von dem dienſttuenden Bahnwärter ſchon bemerkt, als ſie ſich in der Nähe zu ſchaffen machte. Sie war ſofort tot. Erhebungen ſind im Gange. ch. Neckarwimmersbach, 27. April. Ein kapitaler Hirſch, der ſich anſcheinend verlaufen hatte, geriet in die hieſige Gärt⸗ nereianlage und wurde von der Dorfjugend eifrig. verfolgt. Das ſchöne Tier richtete ziemlichen Schaden an, indem e einige Fenſter der Treibbeete zertrümmerte. Als es über den Neckar ſchwimmen wollte, ruderte ein Schiffer ihm ent⸗ gegen. Als der Hirſch dies bemerkte, wandte er ſich und ent⸗ kam in die Waldungen bei Pleutersbach. z ñññx 922„„Kloro“ ſo⸗ wie Kloro⸗ 2 3.————— N 225 icht un! kurzer Zeit rein weiß. Wirkſam erprobte unſchädliche ittel gegen mſchöns Hautfarbe, Sommerſproſſen. Leberflecke, gelbe Fiecke. Mit genauer Anweiſung in allen Chlorodont⸗Verkaufsſtellen zu haben, Das Zeitungsinſtitut in Heidelberg. Das neugegrün⸗ dete Inſtitut für Zeitungsweſen an der Univerſität Fun berg, das am 14. Mai feierlich eingeweiht wird, ha ſeinen erſten Lehrplan für das kommende Sommer⸗Semeſter joeben herausgegeben. Der wiſſenſchaftliche Leiter des In⸗ ſtituts, Profeſſor Dr. Eckardt, hält eine Vorleſung über „Imperialismus und Weltwirtſchaft der Gegenwart ab, fer⸗ ner Uebungen über Fragen der öffentlichen, Meinung un des Parteiweſens, ſowie über politiſche und wirtſchaftliche Tagesfragen. Beſonderes Intereſſe verdient die Einrichtung eines zeitungswiſſenſchaftlichen Kolloquiums. Für den Mai iſt als Thema gewählt:„Einführung in das Zeitungsweſen Es ſprechen: Profeſſor Eckardt, Kommerzienrat Waldkirch, Dr. Dovifat, Dr. Pfeffer, Dr. Baberadt. Das Thema für den Juni heißt:„Preſſe und kulturelle Fragen (Dr. Goldſchmidt, Prof. Hellpach, Prof. Dibelius, Prof. Panzer). Im Juli ſollen ſoziologiſche und rechtliche Fragen des Zeitungsweſens behandelt werden(Prof. Lederer⸗ Radbruch, Wolf, Geiler, Brinkmann, Zintgraff, Kommerzien⸗ rat Waldkirch). Unter den Einrichtungen des Inſtituts iſt bemerkenswert ein Archiv, das eine laufende Sammlung von Zeitungen des In⸗ und Auslandes enthält. Die ſogen. Probenummerſammlung, die ſchon heute 1200 Exemplare auf⸗ weiſt, gibt einen Querſchnitt durch die geſamte Weltpreſſe⸗ Buddhiſtiſche Spuren in Bulgarien. Vor kurzem iſt bei dem bulgariſchen Dorfe Endſche ein Fund gemacht worden, dem man für die Archäblogie der Völkerwanderungszeit große Bedeutung beimißt. Es ſind zwei Steinfiguren, etwa 2,60 Meter hoch, mit einem kurzen Obergewand bekleidet, die Arme ge⸗ kreuzt und in der Hand eine Schale haltend. In dieſer Art, die Almoſenſchüſſel in der Hand, wird auch Buddha dargeſtellt, und in der Tat handelt es ſich hier um buddͤhiſtiſche Figuren, wie ſie ſich von Nordweſtindien bis zur Mongolei und von da bis nach Südrußland zahlreich finden. Bemerkenswert iſt nun bei den neuentdeckten Figuren, daß ſie aus bulgariſchem Ma⸗ tertal, alſo an Ort und Stelle gefertigt ſind. Während die Theſe, daß die alttürkiſchen Völker Oſteuropas, ſo wahrſchein⸗ lich auch die Hunnen, in engem Zuſammenhang mit den budd⸗ hiſtiſchen Nordweſtprovinzen Indiens ſtanden und neben an⸗ dern indoperſiſchen Religionen auch die buddͤhiſtiſche angenom⸗ men hatten, bisher nur durch Münz⸗ und Grabfunde eſtützt war, bekommt ſie durch dieſe weſtlichſten Stücke einen Beweis monumentaler Natur. Man hält es für möglich, daß eine Male Lieder eigener Kompoſition in der Univerſal⸗Edition, Wien, erſcheinen laſſen. Fortſetzung der Grabungen bei Endſche zur Aufdeckung einer ganzen altburgiſchen Nekropole führen wird. — „KERE-EXnA n, hlbenbel btr Uhih li ienbunfete Anuntüe „HERI-SPETIALC Cualiits- Jchliſi in publlſunen Hingen „HERLI-JDEAL%/ Jaßluß fur Hranſe unn amofnnb fidel Alleirwerkeuf fur Nerwldeirn; Schuhhaus Georg Hlarfmann E 2, 17 DPlanken— gegenuber der Harrmmorie E 2, 17 Planken Donnerstag, den 28. April 1927 RNeue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 194 Nachbargebiete Unfälle im Werk Oppau der J. G. Farbeninduſtrie „Ludwigshafen a. Rh., 27. Apri iner Transfor f..„ 27. April. In einer Transfor⸗ der Nentammer des Werkes Oppau wollte nach Beendigung meiſt rbeiten in der Starkſtromzelle ein Arbeiter dem Hilfs⸗ ungent ſeine Kenntniſſe ze igen und verſuchte mit einem gen. ügend iſolierten Stab einen Starkſtromhebel umzu⸗ Zanb Durch den hochgeſpannten Strom erlitten beide ſtarke wunden, denen der Arbeiter Wippel in der Nacht er⸗ 8 95 iſt.— Im gleichen Werke verſuchte ein Elektriker eine ief ampe an einer Schweißflamme zu entzünden. —— brannte jedoch ein Loch in den Benzinbehälter, Utten drei Arbeiter leichtere Brandwunden er⸗ 6 ub Ludwigshafeu, 27. April. Am 26. April, abends gegen 47 1 wurden vermutlich von ſpielenden Kindern drei fauſt⸗ Muts e. Schotterſteine in der Nähe des Bahnhofs ſon erſtadt auf den rechten Schienenſtrang des Per⸗ Steinzuggleiſes Schifferſtadt-Mutterſtadt aufgelegt. Die 5 1 wurden von dem Eiſenbahnperſonal rechtzeitig entdeckt nd entfernt. Unterſuchung iſt im Gange. * Wiesbaden, 21. April. Die 26jährige Tochter des hier uuhnenden holländiſchen Kaufmanns Ermeling wurde von 15 Auto der hieſigen Regierung, das in der Frankfurter traße einem anderen ausweichen wollte und dabei auf den Urgerſteig geriet, gegen einen Baum gequetſcht. An en ſchweren inneren Verletzungen iſt das Mädchen im Kran⸗ enhaus geſtorben. Gerichtszeitung Schwurgericht Mannheim Ein Preſſeprozeß 8 In der geſtrigen Nachmittagsſitzung gelangte unter dem orſitz von Landgerichtsdirektor Dr. Weiß ein Preſſe⸗ rozieenß gegen den Redakteur der hieſigen„Arbeiterzeitung“, eorg Nikolaus Müller, zur Verhandlung, der ſchon die Ae Tagung des Schwurgerichts beſchäftigte, aber damals lesrtagt wurde, weil der Verteidiger den Gerichtshof abge⸗ ehnt hatte. Müller hat in dem kommuniſtiſchen Organ ge⸗ egentlich einer Polemik mit der„Volksſtimme“ einen Artikel eſchrieben, in dem er einen Ausſpruch von Ledebour im eichstag:„Die Juſtiz iſt die... der Staatsraiſon“, auch auf die badiſche Juſtiz anwandte, da dieſe nichts mehr und auch kein Jota weniger ſei als ein Unterdrückungsinſtru⸗ ment der Republik. Der Angeklagte bekannte ſich als Ver⸗ aſſer des Artikels, bemerkte aber, daß er mit ſeinen Ausfüh⸗ Rugen nicht einzelne Perſonen, ſondern die geſamte echtspflege treffen wollte. Er machte weiterhin kein f ehl von ſeiner kommuniſtiſchen Geſinnung, der herrſchenden apitaliſtiſchen Geſellſchaft als Todfeind gegenüber zu ehen, d.., daß er ſie aufs allerſchärfſte bekämpfe. Mit aller Entſchiedenheit beſtreitet er aber die Beleidigung irgend einer erſon. Genau ſo feindſelig wie der Geſellſchaftsordnung ehe er auch der Schule gegenüber. Man könne ihn be⸗ rafen, wie man wolle, das Urteil bringe keine Aenderung einer Geſinnung hervor. Der Verteidiger,.⸗A. Dr. Steinſchneide r⸗Frank⸗ ſurt a.., beantragt, den Reichstagsabg. Ledebour als euge zu laden und bringt dann eine Reihe von Gerichts⸗ zur Sprache, aus denen eine Klaſſenjuſtiz zu er⸗ nen ſei. wy d Oberſtaatsanwalt Mickel wendet ſich gegen die Anträge, da der Artikel der„Arbeiter⸗Ztg.“ tatſächlich eine Beleidi⸗ gung der badiſchen Juſtiz enthalte. Fernerhin ſei es nicht Aufgabe des Schwurgerichts, die von den deutſchen Ge⸗ richten gefällten Urteile nachzuprüfen. In Pforzheim ſei ein Lehrer wegen ſittlicher Verfehlungen zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Die„Arbeiterztg.“ hat das Urteil ver⸗ öffentlicht und daran die Bemerkung geknüpft, daß das Urteil nicht ſo hart ausgefallen wäre, wenn der Lehrer einem andern Stand angehört hätte. Der Vertreter der Anklage ſtellt ferner feſt, daß die Klage nicht erhoben wurde wegen Beleidigung einer einzelnen Perſon, ſondern wegen Beleidigung aller Organe der badiſchen Juſtiz. Es heißt in dem Artikel, daß die badiſche Juſtiz nicht dazu da ſei, um Recht zu ſprechen, ſondern um die beſitzenden und herrſchenden Klaſſen der kapitaliſtiſchen Republik zu ſchützen. Dieſe Aus⸗ laſſungen der„Arbeiterztg.“ ſind und bleiben eine vorſätzliche und abſichtliche Kundgebung der Mißachtung gegen⸗ über der geſamten Rechtspflege und deren Organe. Trotz der Schwere der Beleidigung will der Anklagevertreter von der Verhängung einer Freiheitsſtrafe Abſtand nehmen, da⸗ gegen beantragt er eine Geldſtrafe, die auch als Strafe wirkt, von mehreren Hundert Mark und Publikation des Ur⸗ teils in der„Arbeiterztg.“ und einer Karlsruher Zeitung. Weiterhin gebe er anheim, das Urteil auch in einer Mann⸗ heimer Zeitung zu veröffentlichen. Dr. Steinſchneider⸗Frankfurt übt an einer Reihe von Gerichtsurteilen inſofern ſcharfe Kritik, als er ſie für un⸗ gerecht hält und einen beſtimmten Fall ſogar als Fehlurteil bezeichnet. Sodann ſteht er auf dem Standpunkt, daß die badiſchen Richter hier nicht zu Gericht ſitzen dürfen, da ſie in dem Artikel ja beleidigt ſind, und erſucht um Freiſprechung ſeines Mandanten. Der Angeklagte, Schriftleiter Müller, wird wegen Belei⸗ digung der badiſchen Juſtiz zu einer Geldſtrafe von 300 Mark, eytl. zu einer Haftſtrafe von 30 Tagen verurteilt. Der Angeklagte hat die Koſten des Verfahrens zu tragen. Sämtliche Nummern der„Arbeiterztg.“ mit den beleidigenden Artikeln ſind einzuziehen und unbrauchbar zu machen. Außer⸗ dem wird die Urteilspublikation in der Mannheimer Arbeiter⸗ Zeitung und der Karlsruher Zeitung verfügt. In der Urteilsbegründung wird ausgeführt, daß der Ausdruck.. eine ſchwere Beleidigung darſtellt, daß ein ordentlicher Richter ſich nicht bezahlen läßt und daß ohne Anſehen von Stand und Beruf Recht geſprochen wird.— Die Verhandlung dauerte von nachmittags 4 Uhr bis abends7 1 cn. Großes Schöffengericht Mannheim Schlimmſtes Erpreſſertum Ein Erpreſſer ſchlimmſter Sorte ſtand geſtern vor dem Großen Schöffengericht. In einer ganzen Reihe von Fällen hat der in Baden und Preußen herumſtreunende 21 Jahre alte Fabrikarbeiter Bernhard Putzke im vorigen Jahre ſich mit verſchiedenen Perſonen in Freiburg, Wiesbaden und Mannheim angefreundet und nach dem Zuſammenſein die Erpreſſerſchraube angeſetzt, bis einem hieſigen Be⸗ amten die Sache zu arg wurde und zur Anzeige brachte. Einer der Ausgebeuteten in Freiburg hat ſich aus Verzweif⸗ lung das Leben genommen. Nach einſtündiger Be⸗ ratung ſprach das Gericht, Vorſitzender Amtsgerichtsrat Schmitt, wegen Unzucht in 4 Fällen, Erpreſſung in 5 Fällen, Diebſtahls in 2 Fällen und wegen Landſtreicherei und Bettels eine Gefängnisſtrafe von 2 Jahren 8 Monaten und 12 Wochen Haft aus. Zwei Monate und die Haft gelten durch; die Unterſuchungshaft als verbüßt. Außerdem erkannte 195 Gericht der ſtaatsanwaltlichen Anfrage gemäß auf die Neben⸗ ſtrafen: 3 Jahre Ehrverluſt und Ueberweiſung an die Landes⸗ polizeibehörde. — Neues aus aller Welt Sturm über der Nordſee Ueber das Geſamtgebiet der Nordſee tobt, wie von den Wetterwarten gemeldet wird, ein äußerſt heftiger Sturm, der eine Windſtärke von 8 bis 10 beſitzt. Die Boen hatten teilweiſe eine Sekundengeſchwindigkeit bis zu 27 Metern. Die Tem⸗ peratur war infolge des aus nördlicher Richtung kommenden Sturmes ſehr niedrig und ſchwankte an verſchiedenen Orten zwiſchen 3 und 4 Grad unter Null. 15 Seit einer Woche wird ganz Dänemark von heftigen, teilweiſe zum Orkan geſteigerten Stürmen heimgeſucht Am ſchlimmſten ging es auf der Inſel Falſter zu, wo ein Wir⸗ belſturm in Begleitung mit Wolkenbrüchen ungezählte Dächer abdeckte, Telegraphen⸗ und Hochſpannungsleitungen zerſtörte, Schornſteine umwarf, Bäume ausriß und Hunderte von Fenſterſcheiben eindrückte. Auf dem Großen Belt wütete der Orkan ſo ſtark, daß alle auf See befindlichen Fahrzeuge ſchleunigſt an der Küſte Schutz ſuchen mußten und ſich nur die großen Fähren mit Anſtrengung durchkämpfen konnten. ** — Eiſerne Hochzeit. Das überaus ſeltene Feſt der eiſernen Hochzeit(das 65jährige Ehejubiläum) konnte in voller geiſtiger und körperlicher Rüſtigkeit der Lokomotivführer a. D. Roe⸗ der in Frankfurt a.., mit ſeiner Ehefrau feiern. Der Ju⸗ 2 75 ſteht im 93. Lebensjahr, die Jubelbraut im 89 Lebens⸗ jahr. — Ein Selbſtmörder im Beſitz von 61 Lotterieloſen. In Hannover wurden bei einem Unbekannten, der Selbſtmord beging, 6200.⸗M. und 61 Achtelloſe der Hamburger Staats⸗ lotterie gefunden. Sämtliche Loſe ſind vom September und November 1926. Der Tote iſt 35—40 Jahre alt. Er macht den Eindruck eines Kaufmanns. Einbruch in ein Schloß auf Rügen. Wie wir ſoeben er⸗ fahren, iſt in das Schloß des Grafen Douglas auf Rügen eingebrochen worden. Den unbekannten Einbrechern ſind Ju⸗ welen in beträchtlichem Werte in die Hände gefallen, Der Polizeikommiſſar Seidel hat ſich heute früh nach dort be⸗ geben und die Ermittelungen aufgenommen. 5 — Schreckenstat einer Geiſteskranken. Auf der Juſe Smoolen in Weſtnorwegen hat eine Frau ihre beiden Kin⸗ der in einem Anfall von Geiſtesverwirrung ermordet. Sie er⸗ würgte ihren Sohn im Schlafe und ging dann mit ihrer Toch⸗ ter zum Meeresufer, wo ſie dem Kind die Gurgel durchſchnitt, Die Frau verübte darauf Selbſtmord. — Sechzig mexikaniſche Eiſenbahnbanditen getötet. Sechzig Mitglieder der Räuberbande, die den Zugüberfall bei Guadala⸗ jara ausführte, wurden nach fünfſtündigem Kampf mit den Bundestruppen bei El Guitarrero im Staate Jalisco getötet. DD iBB Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat April Rheln-Pegel] 20,] 21, 22. 28, 27, 28. Neckar-Pegel 20. 21,22. 26, 27, 28. Schuſterinſel 2,982.9.022, 18J2.10 2,30 Mannheim.98.89.504.1.48f.48 Kehl..,24 3,28.26.32.30.36 Jagſtfeld 1,701.67 1,80 1,601, 88 1,80 Maxau 5,86 5,20.11 5,18 5,26 5,15 Mannheim.91.68.49 4,31.48 4,45 Caub 4,39 4,29 3,97 3,16.16.30 Köln.66 200.03 8,22.44 3,60 Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Hang, Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Mannheim, E 6, 2 Sheſtebattem-urt fl Heyme. efredakteur: Kurt Fiſcher— Verantwo edakteure: Für Politik: Hans Alfred Meigner Feuilleton: Dr. S. Kauſer— Kommungl⸗Politie dichard 8 Sport und Neues aus aller Welt: Willy Müller— Handelsteil: Kurt Ehmer Gericht und alles Uebrige: Frana Kircher— Anzeigen: Dr. W. E. Stötzner. J 0(%%%5 Gei der Agarette unserer Leit hat der&brikart die Aufgabe der 8 0 0 9 2 Auswahl und des lischers übernommen. Hein Ziel — ſ0 5 2. ist es, diejenige alischung zusammenzustellen, die 5 5 dem geschmnack derùcbar vieler Mu:her möglichst 9372 nahe kommt. Qàs Auftauchen und Verschwinden . N 5 neuereſtarken ist weiter nickits, als das verlustreiche DN ö Sãsten nach der sung dieser schwierigen Aufgabe 8 U, Mber die OYERST0OLZ sind sich die Mucher seit Jahren einig, F JJisc 7N e sie wird von allen Orient- Zigaretten am meisten ge· —. 55 W, 8 raucht, sodass wir keine Veranlassung haben, kost 9 9.8 spielige Versuche mit neuenoſlarken amzustellen. N 7715 Auch diese Frsparris, die nicht gering ist, komut demꝗãbak unserer 8 N„ 2 W. 5 4 2* 5, ue D 8 75 5 7 2 zugute, sodass die schon bewährte Zigarette im 2 5 2. 5 7 8 7 7 4 4 N,, 67— 4„ Laufe der Zeit noch edler wurde und immer meft .,— Hfeunde gewonnen hat. rn 2 N N 2 5 88 8 5 1 e 2 1 de ee e NN e —pßpßxß ̃ ‚ ‚ ̃ IN Aus beuerbur 7————.—————— 770 ciSS N 7— 8 SS,Nτ 8„O0=HLG 928 7 7—————— Aee iee In den labakladen des XI. Jatrhunderts war es üblich. die geschnittenen klätter verschiedener nerkunft nach den wünschien des Kufers zu mischen, jeder Raucher hatte eine eigene Zusammenstellung, die seinem per Sönlichen Geschmack entsprach. nungerm lertaß erothien oveben dar hicꝶ v0/f AAt von Ehaden Das herk ist zun Freise von oll. b- durch den guchhandel zu beziehen. Auslieſerung durch Poeschel& Ixepie, leipigci 6. Seite. Nr. 194 Wirtſcharts · und Sand elszeitumg Das Vild der Wirtſchaft Die Außenhandelszahlen für den März zeigen einen nur geringen Rückgang der Einfuhr, aber einen erfreu⸗ lichen Aufſchwung der Ausfuhrzahlen. Eine leichte Auf⸗ beſſerung der Zahlen für den Verkehr war zunächſt auf den einzelnen Gebieten bemerkbar, nachdem um die Jahres⸗ Hendel uncl Verkehr Mill. kken Alll. in Hamburg, Ausgang, 1000 Ser alle E F4 wende eine merkliche Stockung eingetreten war. Der Geld⸗ umlauf hat im Februar und im März wieder zugenommen. Der Rückgang des Siſenbahnverkehrs iſt wieder etwas ausgeglichen; der Binnenſchiffahrtaveetebn in Mannheim⸗Lüdwigsſſafen iſt im gänzen etſpas geſtiegen,“ er zeigt aber Schwankungen wie immer in dieſer Jahreszeit. Für den Hamburger Seeverkehr zeigt die Kurve des Eingangs einen weiteren Anſtieg, dagegen fällt der Ausgang noch weiter ab, eine Folge der geringer werdenden Kohlen⸗ ausfuhr. Neu aufgenommen ſind in die Tafel die Einnahmen der Reichspoſt, die ſeit dem Juli vorigen Jahres monat⸗ lich veröffentlicht werden. Dieſe, für die Kennzeichnung des Geſchäftsverkehrs offenbar außerordentlich wichtige Kurve zeigt in ihrem ganzen Verlauf zunächſt eine anſteigende Rich⸗ tung, ſie weiſt aber im Februar einen beträchtlichen e auf. p. * Volle Beſchäftigung bei den Bayeriſchen Motorenwerken, München. Die H. der BinW. ſetzte die Dividende auf 12 v. H. feſt und beſchloß die Erhöhung des Grunbkapitals um 5 auf 10 Mill.. Die neuen Aktien werden den alten Aktlonären im Verhältnis:1 zu 120 v. H. angeboten. Zur Kapitalerhöhung bemerkte Direktor Dr. Stauß, daß die ſteigende Nachfrage nach den Fabrikaten der Geſellſchaft im In⸗ und Ausland Vergrößerungen und Moderni⸗ ſierungen der Betriebe notwendig machen. Vor allem ſei eine neue Montagehalle herzuſtellen, außerdem müſſe eine neue Gleßerei er⸗ richtet werden. Beabſichtigt ſei ferner die Errichtung einer eigenen Fahrbahn zum Einfahren der hergeſtellten Erzeugniſſe, wodurch dann die Belegſchaft auch im Winter beſchäſtigt werden kann. Im neuen Geſchäftsjahr ſei die Geſellſchaft auf Monate hinaus beſchäf⸗ tigt, die Preiſe ſeien trotz der ſtarken Konkurrenz auskömmlich. Neu in den AR. gewählt wurde Bankier Carl Hagen in Firma Hagen u. Co., Berlin, und Direktor CarlSchiprert von der Daimler⸗ Benz AG. Durch dieſe Zuwahl ſoll das freundſchaftliche Verhältnis zu Daimler⸗Benz dokumentiert werden, wie dies ſchon durch die im Vorjahr erfolgte Zuwahl von Direktor Popp von der Münchener Geſellſchaft in den AR. der Stuttgarter Geſellſchaft der Fall war. * Aenderung der Kapitalerhöhung der Deutſchen Linoleum⸗Werke AG. in Berlin. Bei der Verſchmelzung zur Deutſche Linoleum⸗ Werte Geſellſchaft erhöhte die Germanda als übernehmende Ge⸗ ſellſchaft ihr AK. von 7 auf 30 Mill.. Die überſchießenden 5,8 Mill. neue Altien ſollten zugunſten der Geſellſchaft verwendet werden. Nun wird der o. HV. am 20. Mai eine Aenderung dieſes Beſchluſſes inſofern vorgeſchlagen, als das Aßt. unter Ausſchluß des geſetzl. Bezugsrechtes zunächſt um nom. 2,42 Mill.„ StA. erhöht werden ſoll und alsdann um weitere 3,38 Mill. 4 StA.— Wie ſchon mit⸗ geteilt, gelangt ein Gewinnanteil von 15 v. H. aus 4 399 900 4 Raoin⸗ gewinn auf 24,20 Mill. StA. zur Ausſchüttung. Sinner Ac. in Karlsruhe⸗Grünwinkel. Die geſtrige HV. genehmigte einſtimmig und ohne Debatte die Vorſchläge der Ver⸗ waltung. Es werden ſomit aus dem Reingewinn leinſchl. Portrag) von 925 567 ½ 10 v. H. Dividende auf das von 18 auf 6,5 Mill. 4 herabgeſetzte A. verteilt. In den AR. wurden an Stelle des var⸗ ſtorbenen Herru Carl Sinner deſſen Sohn Rudolf Sinner, der bis zum 1. Jan. 1927 dem Vorſtand angehört hatte, gewählt, ferner an Stelle des verſtorbenen Dr. Robert Koelle Bankdirektor Lutz von der Rhein. Ereditbank, Filtale Karlsruhe. Ueber Geſchäftsgang und Ausſichten wurde nichts mitgeteilt. „ Neugruppierung und Firmenänderung bei der Schramm u. Megerle, Lack⸗ und Farbenfabriken AG. in Offenbach a. M. Die HV. genehmigte den Abſchluß mit 92 160 J1 Reingewinn, woraus ein Gewinnanteil von 7 v. H. auf die StA. und von 6 v. H. auf die BA. zur Ausſchüttung gelangt, Aus Zweckmäßigkeits⸗ gründen wurde beſchloſſen, die inſolge Vereinigung mit der Schramm u. Megerle AG. erloſchene Fa. Franz Megerle in Friedberg unter dem Namen„Jranz Megerle, Lackſabriken und Riralin⸗Werke G. m. b. H. Frieöberg“ wieder aufleßen zu laſſen. Demzufolge wird die Fa. der Offenbacher Geſellſchaft abgeändert in„Schramm, Lack⸗ und Farbenſabri'en AG“. „Rheiniſche Handelsbank Ach. in Maunheim. Wir verweiſen auf die Bezugsrechtsausſchreibung im Anzeigenteil des geſtrigen Abendblattes. Abſchlüſſe Mannheimer Lebensverſicherungsbauk AG. Die HB. geneh⸗ migte den Abſchluß für das GJ. 1926. gewinn von 265 544(262 650. wieder 10 v. H. Dioidende an die Aktionäre zu verteilen. Nach der Gewinn⸗ und Verluſtrechnung ergeben ſich Einnahmen von insgeſamt 3 604 604(2 676 982) ¼, darunter u. a. Uebertrag aus dem Vorjahre Es ergibt ſich ein Rein⸗ Es wurde beſchloſſen, hieraus von 1045 788(350 950) /, Prämien von 1 976 188(1 771 574), Ver⸗ gütung der Rückverſicherungen 407 772(506 930) /. Die Geſamtaus⸗ gaben belaufen ſich auf 38.70 060(2 414 328) /1, darunter waren [Schadenfälle von 202 441(105 942) ¼/, Rückverſicherungsprämien 584 840 (571 827), Steuern und Verwaltungsroſten 835 891(921 716) l, Prämienreſerve und Prämienübertragung 1249 796(439 308) 4, Gewinnrücklage der Verſicherten 258 774(60 000) 4. Im Bericht führt die Verwaltung aus, daß ſie eine erfreuliche Vergrößerung des Verſicherten⸗Beſtandes, der um rund 8 Mill./ geſtiegen ſei, ver⸗ zeichnen lonnte. Der Sterblichkeitsverlauf ſei ſehr günſtig geweſen: die Sterblichkeit der Verſicherten habe nur 36,6 v. H. der rechnungs⸗ mäßigen Sterblichkeit betragen. Das abgelaufene Geſchäftsjahr war das letzte, in dem die Geſellſchaft unter der alten Firma„Kronos Deutſche Lebensverſicherungs AG.“ arbeitete. Die von der letzten HV. beſchloſſene Aenderung in„Maunheimer Lebensverſicherungs⸗ Bank AG.“ habe ſich bereits günſtig ausgewirkt. In der Bilanz er⸗ ſcheinen u. a. auf der Artipſeite Verpflichkungen der Actionäre 450 000 (750 000), Wertpapiere 1184 670(135 221), Guthaben 242 893 (648 810) /, geſtundete Prämien 583 399(487 558) ¼, Außenſtände 487 969(298 922) ,¼; auf der Paſſivſeite: Prämienreſerve u. Prämien⸗ übertragung 1249 796(459 908), Gewinnreſerve der Verſicherten 258 774(60 000) 4, Organiſationsſond 100 000(100 000) 4, Guthaben anderer Verſicherungsunternehmungen 170 825(95 357) A. * Wieder Dividende bei Goldſchmidt. In der AR.⸗Sitzung der Theodor Goldſchmidt AcG. in Eſſen⸗Ruhr wurde beſchloſſen, der zum 15. Juni nach Eſſen einzuberufenden o. HV. die Ausſchüttung eines Gewinnanteils von 6 v. H. auf die VA. und von 5(0) v. H. auf die StA. vorzuſchlagen. sEiſenwerke Kaiſerslautern AG. wieder dividendenlos. Auch für das GJ. 1926%7 ſoll die Geſellſchaft wieder ohne Gewinn⸗ ausſchüttung bleiben. Die Geſellſchaft hat bereits das GJ. 1925/20 mit einem Verluſt von 147377 abgeſchloſſen. Eiſenwerke Gaggenan AG. in Gaggenau. Wie verlautet, iſt das Unternehmen auf mehrere Monate mit Aufträgen verſehen. Speziell im Fahrradbau ſind der Firma größere Aufträge zugefloſſen, ſo daß die Produrtion auf zwei bis 950 Monate ausverkauft iſt. Im Herdoͤbau rechnet man gleichfalls mit elner weiteren Belebung, ſobald die Projerte der Ferngasverſorgung durchgeführt ſein werden. Die Frage, ob für 1920/7 mit der Wiederaufnahme»er Dipidenden⸗ zahlung gerechnet werden kann, iſt noch nicht geklärt. Dürener Metallwerle AG. Der Abſchluß weiſt einen Rein⸗ gewiun von 209 180% aus, von dem 234 322„ zu Abſchreibungen verwandt werden, während der Reſt von 34858& porgetragen wird. Der Gewinnvortrag erhöht ſich dadurch auf 272 954 l. Die Sanierung der Bingwerke AG. in Nürnberg. Der AR. beſchloß, wie wir ſchon kurz mitgeteilt, der für den 23. Mai an⸗ beraumten HV. vorzuſchlagen, unter Umwandlung der bisherigen mehrſtimmigen BA. von 15 000 in StA. vom gleichen Nennbetrag das geſamte Kapital unterſchiedslos im Verhältnis von 421 auf 3 441 20½ herabzuſetzen. Zugleich wird eine Kapital⸗ erhöhung auf 10 Mill. beantragt. Die neuen Aktien ſollen von der Bankengruppe der Geſellſchaft feſt übernommen werden mit der Maßgabe, den Aktionären ein Bezugsrecht 111 zu einem wenig über Nennwert liegenden Kurs zu gewähren. Die Ausgabe einer Obligationsanleihe hleibt für einen ſpäteren Zeitpunlkt in Ausſicht genommen, Der Abſchluß vom 31. Dez. 1926 zeigt nach Auflöſung der geſetzlichen Rücklage(2,25 Mill.%) und Inanſpruch⸗ nahme des Gewinnvortrags aus 1925(1 205 060%) einen Berluſt von rund 6 750 000 /, der aus der Zuſammenlegung gedeckt wird. Die ſodann noch verbleibenden rund 3 575 000„/ finden für Sonder⸗ abſchreibungen Verwendung. Durchgreifende Reorgani⸗ ſationsmaßnahmen ſind im Gange. Der Auftrags⸗ eingang hat bisher im Vergleich zur gleichen Zeit des Vorjahrs eine nicht unerhebliche Steigerung erfahren. Gegenwärtig ſind die Produktionsſtätten gut beſchäftigt. * Schöller'ſche Kammgarnſpinnerei Eitorf A. in Eitorf.— Einignugsrerhandlungen mit der e 40 Die HV. ge⸗ nehnrigterphne Erörteruum den Abſchluß für 1926, der einen Verluſt von 41500/ aufweiſt. Der Verluſt wird auf neue Rechnung vor⸗ getragen. Ueber die Geſchäftslage wurde mitgeteilt, daß die Geſell⸗ ſchaft mit Aufträgen bis über den Sommer hinaus verſehen ſei. Vor Beginn der Verſammlung fanden zwiſchen der Verwaltung und der opponierenden Altionärsgruppe Löwenberg(Berlin) Einigungs⸗ verhand lungen ſtatt, die, wie verlautet, vollen Erfolg hatten. Bei dieſen Verhandlungen wurde auch eine Einigung darüber erzielt, daß die Altien der Geſellſchaft in Kürze wieder zur amtlichen Notie⸗ rung eingeführt werden ſollen. * Elſäſſiſch⸗Badiſche Wolle ſanierungsbedürftig. Wie die Ver⸗ waltung mitteilt, hat ſich bet dem Unternehmen die Notwendigkeit einer Sanierung durch Kapitalherabſetzung ergeben. Das Ausmaß ſteht noch nicht feſt. Im neuen Jahr ſoll ſich die Geſchäfts lage erheb⸗ lich verbeſſert haben. Das Kapital beträgt zurzeit 2,55 Mill.. * 10 v. H. der AG. für Zellſtoff⸗ und Papierfabrikation in Aſchaffenburg. Der Abdt. der Geſellſchaft hat beſchloſſen, der kommen⸗ den HV. die Ausſchüttung eines Gewinnanteils von 10(i. V. 8) v. H vorzuſchlagen. Die ungünſtige Answirkung des Schwedentruſts auf die ſüd⸗ dentſche Zündholzinduſtrie.— Verluſtabſchluß bei der Union AG. In ihrem ſehr knapp gehaltenen Vorſtandsbericht ſagen die ſich auch dem Zündholztruſt angeſchlogenen Vereinigten Zündholz⸗ und Wichſefabriken AG. Union⸗Augsburg, daß ſich die auf das Jahr 1926 geſetzten Hoffnungen leider nicht erfüllt haben, nach⸗ dem ſich der mit der Süddeutſchen Zündholz⸗AcG. München ab⸗ geſchloſſene Pachtvertrag unerwarteterweiſe höchſt ungünſtig aus⸗ gewirkt hat. Das Unternehmen hofft aher angeſichts des ſteigenden Umſatzes in den beliebten Putzmitteln wieder mit günſtigeren Ergeb⸗ niſſen aufwarten zu können. Die Unton ſchließt ab mit einem Verluſt von 66 943/ abzügl. eines Gewinnvortrages von 2127 l, der auf neue Rechnung vorgetragen werden ſoll. Im Vorfjahr wurden auf das AK. von 3,6 Mill. 4 mit einem Reingewinn von 74127 ½ 1,5 v. H. Dividende verteilt. Die Expanſion der Rudolph Karſtadt AG. in Hamburg. Die Geſellſchaft hat im Berichtsjahr 1926 außerordentliche Fortſchritte der Expanſion zu verzeichnen. Es wurden die geſamten deutſchen Detail⸗ geſchäfte der Firma M. J. Emden Söhne, Hamburg, im Wege der Verſchmelzung übernommen. Davon wurden wieder einige ver⸗ äußert bzw. aufgelöſt, weil ſie für die Intereſſen der Geſellſchaft nicht geeignet erſchtenen. Es wurden beibehalten die Kauf⸗ bzw. Waren⸗ häuſer in Braunſchweig, Breme., Burg, Cuxhaven, Fulda, Göttingen, Halle, Hamburg⸗Poetſch, Hamburg⸗Hoheluft, Hamburg⸗Röhrendamm, Harburg, Itzehoe, Kiel, Lüdeck(Heick u. Schmaltz), Lübeck(Holſten⸗ haus G. m. b..), Lüneburg, Magdeburg, München, Neumünſter, Ruhrort, Uelſen, Wandsbek(Peterſen G. m. b..), Weiden, Wert⸗ heim, Winſen, Wittenburg, Zehdenick und die früheren Zentralläger und Einkaufshäuſer Hamburg, Berlin und Chemnitz. Es wurde ferner das Geſchäft der Firma Gebr. Heilbuth in Hamburg⸗ Barmbeck angekauft. Des weiteren wurde die ſehr bedeutende Er⸗ werbung in Berlin, Hermannplatz, vorgenommen, ſowie in Magde⸗ burg wertpolle Grundſtücke erworben. Als eine Transaktion von Bedeutung wird fernerhin erwähnt die Gründung der Epa⸗Ein⸗ heitspreis AG., Hamburg. Karſtadt unterhält im ganzen 80 Detailgeſchäfte, 5 Einkaufshäuſer und 12 Fabrikationsbetriebe. Die Umſätze im Detailgeſchäft, ohne Emden, die 1925 rund 10d Krill. betragen hatten, konnten 1926 mit rund 175 Mill. ausgewieſen werden. Nach Abſchreibungen von 1,69(1,4) Mill. verbleibt ein Reingewinn von 4,8(4,25) Mill. aus dem eine Dividende von 10 v. H. auf 31 Mill./ und auf 3 Mill. für zwei Monate(i. V. 10 v. H. auf 26 Mill. und 5 Mill./ für 3 Monate) verteilt. Aus der VBilanz(in Mill.): Grundſtücke 11,17(1,49), Gebäude 27,13 (12,14), Inventar und Maſchinen 7,55(4,24), Waren 56,23(51,68), Kaſſe 0,63(0,41), Wertpapiere 2,33(1,83), Bankguthaben 12,73(15,05), Beteiligungen 1,09(1,2), Debitoren 17,86(17,94), Hypotheken 20,16 (3,69), Bankſchulden 9,59(14,86), Akzepte 1,7(4,07), Warenkreditoren 11,38(16,5) fonſtige Kreditoren 2,9(5,22), Reſtvexpflichtung aus der Emden⸗Fuſion 6,03(—), Dollar⸗Obligationsanleihe 11,04(12,6) Mill. (§V. 27. April.) 5 e Zur Errichtung von Stahlverkaufskontors. Angeſichts der bevor⸗ ſtehenden Sitzung des Internationalen Stahlkartells in Luxemburg am 3. Mai unternimmt es die„Journee induſtrielle“, den Stand der Verhandlungen über die Errichtung von Verkaufskontors genau zu präziſieren. Die Verhand lungen würden ſicherlich ſehr ſchwierig ſein. Eine Einigung ſei nicht leicht, zumal bis⸗ her nur von Halbzeugen und Trägern die Rede geweſen ſei. Man habe ſich bisher dahin geeinigt, als Grundlage für die Beteili⸗ Ugungsquoke die Eiſenproduktion am 1. Trimeſtex 1926 Die Lage der Kraftfahrzeuginduſtrie Z3u 70—80 Prozent der Leiſtungsfähigkeit beſchäftigt Der Geſchäftsgang in allen Gruppen der deutſchen Kraftfahrzeuginduſtrie hat ſich in den vorigen Wochen, der Hoffnung entſprechend, die letzthin an dieſer Stelle geäußert wurde, auch weiterhin belebt. Beſtimmende Faktoren für die anhaltende Beſſerung, die die Geſamtlage zum mindeſten als befriedigend erſcheinen laſſen, ſind die fol⸗ genden: Zunächſt die Beſſerung der allgemeinen Wirtſchaftslage, die naturgemäß eine Erhöhung der Aufnahmefähigkeit des Inlandsmarktes mit ſich gebracht hat. die größere Flüſſigkeit am Geldmarkte, ſowie die Auswirkungen der Ausſtellungen in Berlin, Wien, Genf, Kopenhagen, Brüſſel, Paris uſw. haben ebenfalls erheblich zur Beſſerung der Lage beigetragen. Ein weiteres ausſchlaggebendes Moment ſind die erreichten Spitzen⸗ leiſtungen in Material, Konſtruktion, Leiſtung und ökono⸗ miſchem Betrieb bei erheblicher Preisſenkung, jedoch unier Wahrung der Qualität. Letztgenannter Tatſache iſt es zu verdanken, daß auch auf den Auslandsmärkten gute Erfolge zu verzeichnen ſind, trotzdem ſich der Kampf um dieſe Abſatz⸗ gebiete verſchärft. Im ganzen hat die Einfuhr aus⸗ ländiſcher Erzeugniſſe weiter abgenommen und die Ausfuhr deutſcher Fabrikate bemer⸗ kenswert zugenommen. Insbeſondere handelt es ſich um die ſchon ſeit Monaten wieder als führend anerkannten deutſchen Laſtkraftwagen und Spezialfahrzeuge für die ver⸗ ſchiedenſten Zwecke; ſodann um deutſche Motorradfabrikate und auch um Perſonenwagentypen. Hierbei darf als erfreu⸗ lich bezeichnet werden, daß ſich nicht nur Käufer für die alt⸗ bekannten führenden weren Marken finden, ſondern auch für die weniger bekannten mittleren und leichten ſogenannten Gebrauchswagen. Die deutſche Kraftfahrzeugindu⸗ ſtrie iſt heute, wenn auch nicht zu 100, ſo doch zu 70—80 v. H. ihrer Leiſtungsfähigkeit beſchäf⸗ tigt. Das bedeutet gegenüber dem gleichen Zeitpunkte des Vorjahres eine als außergewöhnlich zu bezeichnende Steige⸗ rung von etwa 120 v. H, Die vom Meſſeamt der Stadt Köln in Gemeinſchaft mit dem Reichsverbande der Automobilinduſtrie und dem deut⸗ ſchen Automobilhändlerverband für die Zeit vom 20.—30. Mat geplante internationale Automobilausſtellung ſür Laſtwagen und Spezialfahrzeuge in Köln wird ebenfalls den Beweis liefern, daß wir, bei Weiterver⸗ folgung des eingeſchlagenen Weges in dieſen Gruppen, keine Auslandskonkurrenz mehr zu fürchten brauchen. Die zur Verfügung ſtehende Ausſtellungsfläche iſt ſeit län⸗ gerem bereits voll belegt. Es werden die namhafteſten Spe⸗ zialwerke des In⸗ und Auslandes vertreten ſein und es wird ſich damit genügend Gelegenheit zu Vergleichen bieten. Außerdem veranſtaltet der Kölner Automobilklub in der Zeit vom 27.—29. Mai im Rahmen der Veranſtaltungen während der Ausſtellung eine ſchwierige Gebirgsprüfungsfahrt für Laſtwagen zum Nürburg⸗Ring. Es iſt mit Beſtimmtheit zu erwarten, daß auch die Kölner Ausſtellung der deutſchen Laſtkraftwageninduſtrie und deren Nebenbetrieben außer wertvollen Anregungen auch weitere nennenswerte Aufträge einbringen wird. Wie bekannt iſt, halten weite Intereffentenkreiſe des In⸗ und auch des Aus⸗ landes mit ihren Aufträgen bis zur Beſichtigung der großen Schau zurück. G. A. 1 anzunehmen. Die franzöſiſche In duſtrie habe aber ſchon darauf aufmerkſam gemacht, daß damals in zahlreichen Werken Nord⸗ frankreichs der Wiederaufbau noch nicht ganz vollendet geweſen ſei; ſie werde daher eine Erhöhung um 10 v. H. verlangen. Dieſe Forderung ſei bisher für Rohſtahl bewilligt worden. Die bel⸗ giſche. Induſtrie verlange aber ebenfalls eine 10 proz. Erhöhung und mache geltend, daß ſie im 1. Trimeſter 1926 noch unter den Nach⸗ wirkungen eines großen Streiks und der Ueberſchwemmungen gelitten habe. ·Beruhigung in Japan.— Erhöhung der japaniſchen Diskontrate? Der japaniſche Finanzminiſter teilte, wie aus Tokio berichtet wird, mit, daß die Regierung beabſichtige, der Bank von Japan zu ge⸗ ſtatten, ausnahmsweiſe Kredite zu gewähren, die in 10 Jahren rückzahlbar ſind und deren Garantie bis zur Höhe von ins⸗ geſamt 500 Mill. Hen übernommen werde. Es ſind Gerüchte in Um⸗ lauf, daß die Bank von Japan beabſichtige, die Diskontrate auf 1,8 Nen pro Tag, was einem Prozentſatz von 8,57 pro Jahr entſprechen wirde, zu erhöhen. Die Bankberichte aus allen Teilen des Landes laſſen den Schluß zu, daß eine ruhige Beurteilung der Frage ein⸗ getreten iſt und daß die Einlagen wieder zurückgebracht werden. Das Moratorium veruürſachte lediglich Verwirrung in der Induſtrie. Die Textil⸗, Zement⸗, Mühlen⸗, Farben⸗ und andern Induſtrien begännen mit Kurzarbeit und träfen alle notwendigen Maßnahmen, um über die gegenwärtigen Schwierigkeiten hinwegzukommen. —— Deviſenmarkt ira ſtark ſchwankend— Holland etwas feſter Im Uſanceverkehr iſt die Lira ſtark ſchwankend und wird zwiſchen 90 und 93 gegen Pfunde gehandelt. Oslo und Madrid ſind unver⸗ ändert; Holland liegt eine Kleinigkeit ſeſter. Japan konnte ſich auf beruhigende Meldungen etwas erholen; es notiert gegen Kabel New York 47,50. Des bevorſtehenden Ultimo wegen iſt etwas mehr Angebot in Deviſen gegen R. zu beobachten. 11 27. 28. 22 London-Paris„00 Maild.-Schwa.] 28,00J 27 92/Lond.⸗St 18.15J 18. Lond.-Brüſſel 34002 34,04 Holland-Schw. 209.00209.90 Jal.⸗Mauad 27.75 276 Lond.⸗Maild. 25J 85,850 Kabel Holland.40.40 Mafland-Paris 137.45137.90 Kabel Saen 549„8,2 Lond.⸗Holland 12,18/ 12,180Brüſſel⸗Paris 355.00374.80 Lond.⸗Schweſs 28.25 25,25 London-Oslo. 18,81 18,82 Holland-⸗Paris 10.20 10,24 Paris-Schweis 20.860 20,36 Lond.⸗Kopenb. 18.20 18.21JKabel London.85.7.85. In.⸗Mk. N Kurſe feſtſtellen:* Londoenn„48 Prag 12.49 12,49l Madrid. 73,85 740 Paris. 16.52 18,52 Sslo.. 10.90108.50J Argentinſen.788 1455 e alland. 0 8 90] New⸗.00,0 0. Hollanb.:: 186.75 f88.80 Srcſſen: 8608, 586% 0dee Gche Berliner Metallborſe vom 27. Ayril Preiſe in Feſtmark für 1 Kg. 5 15 28, 27. Naanbedee 126,8 126,25 Aluminium in Raffinadekupfer—.——.— Barren 2,14 2,14 Blei——.— inn ausl.—.——.— Rohzink Bb.⸗Pr.)-.—.——.— uttenzinn—— „(r. Berk.)——— INeäcke 9,40•9,50 3,40⸗8,50 Plattenzink 86,50.57.— 55,.—-56.— Antimon.20-1,30 115-175 Aluminſum.10.10[ Silber für 10 77.50-78.50 78.—19.7 London 27. April Metallmartt(In Lſt, f. d. eng. t. o. 1018 Kg. 25 28, 27. 20. 27. Ble 20 35 28, Kupfer Kaſſa 54,35 84,5 veſtſeleei 61.— 61.— int 29.85 29,50 do. 3Monat 55,50 44%5 Nickel 2 2. ueckſlb. p. Fl. 28,.— 28,7 do. Elektrol. 62.— 61.75] Zinn Kaſſo 204.35 290.25 Regulus—— Frachtenmarkt in Duisburg⸗Ruhrort vom 27. April Die Nachfrage nach Kahnraum war auch an der heutigen Börſe hei übergroßem Angebot an Leerraum äußerſt gering. Die an den Maxkt gekommenen Berg⸗ und Talreiſen wurden zu den ſeitherigen Frachtſätzen abgegeben. 7 — * . S D —2 . ͤ ᷑̃ ,, ᷑P]⅛— Übyn]ͥeæt!;; y ᷑ũ — Donnerstag, den 28. April 1927 Keue Mauuhelmer Zeitung(Mittag⸗Ausgaße) 7. Seite. Nr. 194 Kommunale Chronik 1 Verband badiſcher Gemeinden Di 3 2— dieslährigen Hauptverſammlungen des Verban⸗ diſche Aſſcher Gemeinden und des Vereins ba. Sonntag 3 e 4 1152— 5 Samstag, 28., und F. 29. Mai, in Lahr ſtatt. s iſt eine rei i Lagesordnung W e 1 Karlsruher Bürgerausſchuß önßſetlernhe, 27. April. Die heutige Bürgeraus⸗ bung eang nahm eine Reihe von Vorlagen zur Erwer⸗ lage 0 U Gelände ohne Debatte an und behandelte eine Vor⸗ amten u Erhöhung des Wohnunasgeldes der ſtädtiſchen Be⸗ teien Angeſtellten. Dabei wurde von verſchiedenen Par⸗ unterzog 10prozentige Mietzinserhöhung einer ſcharfen Kritik geldes gen. Die Vorlage auf Erhöhung des Wohnungs⸗ Anſtell wurde angenommen. Ebenſo eine Vorlage, die die bdoldtf ung eines Geiſtlichen als Religionslehrer an der Hum⸗ ſchule verlangt. 8* krats ſLadenburg, 25. April. Aus der jüngſten Gemein de⸗ Nihann Dn ng iſt zu berichten: Wohnungstauſch zwiſchen An dechmich Witw. und Franz Schwarz wurde genehmigt. meinde em Erwerb der von Julius Kaufmann I1 der Ge⸗ gaſſe* Verkauf angebotenen Scheuer in der Brauer⸗ Freile ſteht kein Intereſſe.— Zur Beſtreitung der Koſten für WVtw* des Holzfachwerkes am Hauſe der Katharina Müller von 150 Ke. Mühlgaſſe und Cronbergergaſſe, wird ein Beitrag Farren Mk. bewilligt.— An Sonn⸗ und Feiertagen ſoll der enſtall von vormittgas—8 Uhr und nachmittags von hr geöffnet werden. zats fPrühl, 22. April. Aus der jüngſten Gemeinde⸗ hohen ktz u ug iſt mitzuteilen: Von den außerordentlich bänd Rückſtänden an Gemeindeumlage, Ge⸗ Rech eſonderſteuer und Güterpacht auf Schluß des Gemaungsjahres 1926 in Höhe von 24 000.— R. J. nahm der lich einderat Kenntnis. Umgehende Betreibung iſt erforder⸗ es Sch Die Lieferung von Drahtgeflecht zur Einfriedigung trag chulgartens wird dem Schmiedemeiſter Süpfle hier über⸗ ewili— Der Gemeinderat erteilt auf Anſuchen Löſchungs⸗ poth Aung für eine im hieſigen Grundbuch eingetragene Hy⸗ lehenk in Höhe von 5000 Papiermark für gewährtes Baudar⸗ rung vom Jahre 1922.— Eine Allmendgrundſtücksverſteige⸗ für 05 erfährt und der Bedingung die Genehmigung, dafz as Sandſtück eine Pacht von 10.. für 1927 bezahlt * wi 0 4 leito.— Von der Prüfung und Abnahme der hieſigen Waſſer⸗ ung bei der am 9. April ſtattgefundenen Feuerwehrprobe lucee Kenntnis genommen.— Verſchiedene Ausrüſtungs⸗ ewi für die freiwillige Feuerwehr werden zur Anſchaffung unligt.— Auf eine örtliche Erholungsfürſorge und die Vobchführung der Kinderſpeiſung wird verzichtet.— Zwet 0 nungen in dem fertig geſtellten Wohnhäuschen in Rohrhof kiſte en an Wohnungsloſe vergeben.— Dem Antrag des Den⸗ in n Paul Hurſt von Schwetzingen um Zuzugsbewilligung beſchlagnahmefreie Wohnung wird entſprochen. Als dütreter der Arbeitsinvaliden und Witwen der Ortsgruppe ſte ühl wird Wilhelm Funk hier in die örtliche Beratungs⸗ telle berufen.— Farrenwärter Heinrich Mack hier iſt als pilsfeldhüter zu verwenden und vom Bezirksamt ver⸗ ſchiedten zu laſſen.— Für das Tapezieren und Tünchen ver⸗ kuedener Zimmer im Schulhaus Kirchſtraße ſind Angebote nzuholen. 5 L. Baiertal, 27. April. In der letzten Bürgeraus⸗ Wußſitzung wurde die ſofortige Inangrifnahme einer erleitung beſchloſſen, mit deren Entwurf und Bau⸗ Eua Baurat Kohler⸗Heidelberg beauftragt wurde. Die rtellenfaſſung und ein Teil der Hauptleitung iſt bereits me iggeſtellt, da die Gemeinde Baiertal dieſe in Frage kom⸗ ſun wen Teile mit der Nachbargemeinde Schatthauſen gemein⸗ leit benützen wird und dieſe in letzter Zeit mit ihrer Waſſer⸗ ung fertig geworden iſt. Rele Nußloch. 25. April. Die jüngſte Bürgerausſchuß⸗ Anka: ng hatte ſich u. a. mit folgenden Punkten zu befaſſen: Bitauf des Fabrikanweſens von Loewe u. Eſchelmann an der leslocherſtraße zum Preiſe von 32 500 Mk., das mit dem zu⸗ und rigen Garten eine Grundfläche von 33.33 Ar einnimmt entn mit 80 000 Mk. im Steuerwert ſteht. Das Gebäude ſoll weder zu Fabrikzwecken benützt oder, wenn dies nicht mög⸗ daltzum Teil als Rathausgebäude in Frage kommen, wobei Dien das alte Rathaus zu Wohnungen umgebaut würde.— el evangeliſche Kirchengemeinde kauft von dem nördlichen Fril des in eine Kriegergedächtnisſtätte umgewandelten alten 11 ledhofes ein rund 6 Ar umfaſſendes Geländeſtück zur Er⸗ ung eines geplanten Gemeindehauſes. een. lei Sportliche Rundſchaun Aeber die ſportärztlichen Veratungs⸗ und Aeberwachungsſtellen Von Dr. med. A. Roſenberg(Mannheim Die Aufgabe des Arztes beſtand ſchon immer darin, über die Geſundheit ſeiner Mitmenſchen zu wachen und ſie bei Krankheit zu heilen. In neuerer Zeit iſt die Wichtigkeit der Aufgabe, die Menſchen ſchon vor Krankheit zu ſchützen, immer mehr erkannt worden, und ſo ſind die verſchiedenen Fürſorge⸗ und Beratungsſtellen entſtanden. Da mit der Ausdehnung des Sportes auf die geſamte Ju⸗ gend und mit dem ſchnellen Anwachſen der Maſſe der Sport⸗ treibenden die ärztliche Ueberwachung derſelben immer ſchwie⸗ riger wurde, da erfahrungsgemäß gerade Jugendliche bei ihrem meiſt allzugroßem Ehrgeiz ſich überanſtrengen und dadurch ihrer Geſundheit zu ſchaden in Gefahr ſind, ſo haben die in der Sportbewegung ſtehenden Aerzte ſchon bald nach dem Kriege erkannt, daß die ärztliche Ueberwachung, die bei den größeren Vereinen vor dem Kriege, noch unorganiſiert, durch die Ver⸗ einsmitglieder, die Aerzte waren, durchgeführt worden waren, jetzt, da die Zahl der Mitglieder von ca. 300 auf an die 2000 ge⸗ ſtiegen war, auf breiterer Baſis aufgebaut werden mußte. Die⸗ ſer Wunſch, der wohl faſt gleichzeitig an verſchiedenen Sport⸗ zentren Deutſchlands aufgetaucht ſein mag, war auch bedingt durch die Erwägung, daß man den Eltern, die für ihre Jugend auch nach der Schulzeit eine regelnäßige. Betätigung in Leibesübungen ſuchten, nur dann eine Gewähr dafür. geben konnte, daß in den Vereinen mit dem äugendlichen Körper nicht Raubbau getrieben wurde, wenn eine ärztliche Kontrolle vorhanden war. So entſtand im Jahre 1924/5 aus dem Zu⸗ ſammenſchluß der in den verſchiedenen, ſber das ganze Land verſtreut beſtehenden privaten ſportärztlichen Weratungsſtellen tätigen ärztlichen Leitern der Deutſche Aerztebund zur För⸗ derung der Leibesübungen, wie e; ſich ganz allgemein nannte. Dieſer Bund fordert von ſeinen Mitgliedern eine aktive ſport⸗ liche Betätigung, ſowie eine beſondere Ausbildung theoretiſcher und praktiſcher Art, die in beſonderen Kurſen, wie ſie z. B. an der Hochſchule für Leibesübungen in Berlin und an mehreren Univerſitläten abgehalten werden, erworben wind. Erſt nach erfolgreichem Beſuch dieſer Kurſe erhalten dieſe Aerzte einen Berechtigungsſchein, der ſie zur Durchfſiſ vung ſpvortärztlicher Unterſuchungen und Beratungen berechtigt. Dieſe ſehr ſtneng durchgeführten Forderuugen vieberum, geben den Vereinen die Gewähr, daß ihnen vom Aerztehund nur wirklich geeignete Herren, die auch wiſſen. wie groß die Anſtrengungen bei den einzelnen Sportarten ſind, als Sportärzte bezeichnet werden. So iſt alles getan, um die Geſundheit; der Jngend vor Schäden zu ſchützen, umſomehr als die Unterſuchungen ſtets in Anweſenheit und unter ſtändiger Fühlungnahme mit den Ju⸗ gendleitern der betreffenden Vereine durchgeführt werden, die auf körperliche Gebrechen aufmerkſam gemacht werden, und denen man im Bedarfsfalle ſchwächliche Mitaglieder zur Scho⸗ nung anempfehlen kann, ohne daß der Betreffende etwas da⸗ von merkt und ſo ängſtlich gemacht wird. So kaun aber ande⸗ rerſeits auf der ſportärztlichen Beratungsſtelle keine Behand⸗ lung durchgeführt werden, ſondern den betreffenden Leuten wird der Befund in einem geſchloſſenen Briefumſchlag für ſei⸗ nen Hausarzt mitgegeben, der dann die Behandlung über⸗ nimmt. Schon die relativ große Zahl der jeweiligen Unter⸗ ſuchungen und die Unmöglichkeit. die Heilmittel zu verrechnen, machen eine Behandlung techniſch unmöglich. Es ſoll ja auch in erſter Linie der Gefahr, daß durch den Sport ein Schaden für die Geſundheit entſteht, vorgebeugt werden. Iſt einmal ein Körperſchaden feſtgeſtellt, ſo gehört dieſer ſelbſtverſtändlich in die Behandlung des Hausarztes.. Auch in Mannheim ſind, nicht zuletzt durch die Anregungen der Stadt und ihrer Organe, mehrere ſportärztliche Bera⸗ tungs⸗ und Unterſuchungsſtellen entſtanden, ſo werden beſon⸗ ders bei einer Reihe führender Leichtathletik⸗ und Ruderſport treibender Vereine regelmäßig Unterſuchungen vorgenommen. Aber auch der Süddeutſche Fußballverband Bezirk Rhein, der ſeinen Sitz in Mannheim hat, hat ſowohl in Mannheim, wie in Ludwigshafen gut eingerichtete Beratungsſtellen errichtet, in denen die Jugendſpieler ſämtlicher Mannheimer Fußballver⸗ eine in Gegenwart ihrer Jugendleiter durchunterſucht werden. Es ſind dies mit die erſten offiziellen ſportärztlichen Be⸗ ratungsſtellen im Deutſchen Fußball⸗Bund. Daneben ſtrebt die Stadt darnach, auch für die kleineren Verbände und ein⸗ zelne Vereine eine zentrale Beratungsſtelle zu ſchaffen, wo den unterſuchenden Aerzten die zum Teil ſehr teueren notwen⸗ digen techniſchen Unterſuchungsmittel für ihre Reihenunter⸗ ſuchungen unentgeltlich zur Verfügung ſtehen ſollen. So wird hoffentlich in nicht zu ferner Zeit von einer all⸗ gemeinen Durchführung der ſportärztlichen Unterſuchung, reſp. Beratung bei ſämtlichen Mannheimer Vereinen berichtet wer⸗ den können. Irgendwelche Bedenken ängſtlicher Eltern. ihre heranwachſende Jugend den Sportvereinen zuzuführen, wer⸗ den hierdurch ohne Weiteres hinfällig gemacht. —— Fünfländer⸗Tourenfahrt des A. A..C. Die dritte Etappe. Nach zwei Ruhetagen, die die Teilnehmer an der A. D...⸗ Fünfländertourenfahrt in Venedig verbrachten, wurde am Dienstag die dritte Etappe nach dem 213 Km. entfernten Trieſt geſtartet. Auch diesmal fanden die Fahrer wieder beſtes Wetter vor, ſo daß die Fahrt einen glatten Verlauf nehmen konnte. In Redipuglia an der Iſonzo gedachten die Teilnehmer der während des Weltkrieges dort gefallenen Deutſchen und legten einen Kranz nieder. Ueber ÜUdine er⸗ folgte dann die Weiterfahrt nach Trieſt, wo alle wohlbehalten anlangten. Voxen Neuer k..⸗Sieg von Schmeling Der deutſche Halbſchwergewichtsmeiſter Max Schme⸗ ling ſtellte am Dienstag abend bei den in Hamburg ausge⸗ tragenen Boxkämpfen ſeine hervorragende Form wieder unter Beweis. Schmeling hatte den engliſchen Halbſchwergewichtler Stanley Glen als Gegner und ſchickte ihn bereits in der erſten Runde für die Zeit auf die Bretter. Kurt Prenzel hatte gegen den Franzoſen Argotte einen ſchweren Stand. Prenzel hielt ſich recht gut, konnte aber gegen den guten Fran⸗ zoſen nicht aufkommen und wurde klar nach Punkten ge⸗ ſchlagen. Mit viel Glück nur vermochte Prenzel, der oft den Boden aufſuchte, den k. o. zu vermeiden. Der Mittelgewichts⸗ Ausſcheidungskampf zwiſchen Neuſel⸗Hamburg und Kaube⸗ Berlin endete unentſchieden. Nadſport Straßenrennen„Rund um Frankfurt a.. 52 Eine Glanzleiſtung der Gebr. Wolke— Linari ſiegt bei den Berufsfahrern Das große Straßenrennen„Rund um Frankfurt“, das am Sonntag zum 16. Male ausgetragen wurde, hatte ſtark unter der ungünſtigen Witterung zu leiden. Ein außerordent⸗ lich heftiger Wind machte im Verein mit Regenſchauern den Fahrern ſehr zu ſchaffen. Dieſe Tatſache iſt auch bei der Kritik der erzielten Zeiten zu berückſichtigen. Die Organiſation des Rennens war gut und auch das Intereſſe des Publikums be⸗ friedigte. Am Start, auf der Strecke und am Ziel umſäumten dichte Menſchenmaſſen die Strecke. Bei den Berufsfahrern ver⸗ lief das Rennen ziemlich eintönig. Eine ſtarke Spitzengruppe blieb auf der ganzen, 242 Km. langen Strecke dicht beiſammen und erſt im Endſpurt konnte der Italiener Linari das Ren⸗ nen knapp für ſich entſcheiden. Der Favorit Relloni fiel durch einige Reifenſchäden zurück.— Intereſſanter war das Rennen bei den Amateuren. Auch hier blieb das Feld auf der erſten Hälfte der Strecke ziemlich geſchloſſen beiſammen. Als es dann aber dem ſchwierigeren Teil, der Fahrt durch die Taunusberge zuging, konnten ſich die Gebr. Wolke vom Felde abſondern und in glänzender Fahrt einen großen Vorſprung gewinnen. Die von den beiden Brüdern erzielte Zeit iſt noch um 7 Minuten beſſer, als die der Berufsfahrer. Der Sieger der.⸗Fahrer, Hahn⸗Leipzig, benötigte eine Stunde mehr. Die Ergebniſſe: Berufsfahrer: 1. Linari⸗Italien:03,40 Stunden;: 2. van Hevel⸗Belgien“ Länge zurück, 3. H. Suter⸗Schweiz, 4. Sllier⸗Belgien, 5. Nebe⸗Deutſchland, 6. Beſtetti⸗Italien, 7. Thys⸗Belgien, 8. Ville⸗Frankreich, 9. Manthey⸗Deutſchland, 10. Zanaga⸗Italien, alle dichtauf. Amateure:.⸗Klaſſe: 1. Bruno Wolke⸗Chemnitz :56 Stunden, 2. R. Wolke⸗Chemnitz Länge zurück, 3. Geyer⸗ Rüſſelsheim:06 Stunden, 4. Schmidt⸗Dresden, 5. Schindler⸗ Chemnitz, 6. W. Müller⸗Rüſſelsheim, 7. Kohl⸗Rüſſelsheim, 8. Feder⸗Berlin, alle dichtauf. .⸗Klaſſe: 1. Hahn⸗Leipzig:56,35 Stunden, 2. Straſſer⸗ Fürth:59 Stunden, 3. Lindemann⸗Frankfurt a.., 4. Ker⸗ zinger⸗Schweinfurt, 5. Baar⸗Leipzig, alle dichtauf. 2= 755 59-64-2O0- OMο- 10O Musu. Wochenraten von 4 Mark an/ Natalog aufllunsq gratis NMifa-Verkaufsstelle: Manmnfeim, N I. 10 Leiter C. Jung. 89 — 1 Ianmunika nten Lell Karſen Konfirmanden⸗ Aufnahmen mre VFEEMAHLUNd zeigen IArrliaer Atelier Inh. Hiermit en Otto Falkenhebmn NOS8A Falkenhabn geb. Schwörer E. Kregeloh, H 1. 1. Uymnastik Apparate aller Art für Jung und Alt Fporthaus Wittmann * 3, 3. 1601 Berliner Atelier, Inh. 2 NMüde, abgespannt und alf? S 0 8 5 7⁰—7* an, immer frisch, munter und guter Dinge.— Warum? Si h 1 ihr Kruschen-Salz. 5 Kruschen-Salz hält Ihre inneren Organe ber, Nieren, Magen) in guter Funktion, deshalb tünlen Sic gen wohl und gesund. 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