e lnerne n enrn * 100990 ſt . J. Freitag, 15. Juli Bezugspreiſe: In Mannheim u. Amgebung frei ins Haus dder durch die Poſt monatlich.⸗M.2,80 ohne Beſtellgeld. Bei eptl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ forderung vorbehalten. Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe. Haupt⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle R1,4·6, Baſſermannhaus) Geſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhofſtr.6, Schwetzingerſtr. 19/20 u. Meerfeldſtraße 11. Telegramm⸗ Adreſſe: Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12 mal. Fernſprecher: 24944, 24945,24951.24952 u. 24953 Beilagen: Sport und Spiel. Aus Geit und Leben Seine Eindrütke auf der Newyorker Vankenkonferenz Eine intereſſante Stellungnahme des Reichsbankpräſidenten Reichsbankpräſident Dr. Schacht, der in Newyork am Mittwoch ahend die Heimreiſe angetreten hat, empfing un⸗ mittelbar vorher die Vertreter der deutſchen Preſſe, um ſich über ſeine Varhandlungen mit den Leitern der anderen großen Notenbanken eingehend zu äußern. Dr. Schacht ſtellte ſehr entſchieden in Abrede, daß man über die Reparationen, die Reichsbahnobligationen und den Dawesplan geſprochen habe. Im Auſchluß formulierte er ſeine Stellungnahme zur Frage der Reichsbahnobligationen und den Dawesplan, wo⸗ bei er ausdrücklich hervorhob, daß es ſich um ſeine rein per⸗ ſönliche Anſicht handle, ohne daß dieſe etwas mit der Finanz⸗ konferenz zu tun habe. Die Frage der Reichsbahnobligationen, ſagte Schacht, iſt ſolange überhaupt nicht akut, ehe nicht die Endſumme der Reparationen endgültig feſtſteht, denn mit den Eiſenbahnobligationen kann man nur als Ganzes rechnen, wenn man weiß, was mit dem Dawesplane wird. Da der Dawesplan während der Konferenz nicht erörtert, auch die Frage der Reichsbahnobligationen nicht angeſchnitten wurde, halte ich es für ganz verfehlt, im Zuſammenhang mit dem Dawesplan das Wort„Reparationen“ zu gebrauchen. Der Dawe splan funktioniert in ſich, ſieht alle Möglich⸗ keiten vor und braucht daher nicht revidiert zu werden. Er funktioniert und wird auch weiter fwnktio⸗ nieren. Zwei offene Fragen des Dawesplanes ſind: 1. der Transfer, 2. Dauer und Höhe der Zahlungen. Daher darf man nicht von Reviſion ſprechen. Augenblick kommen, wo man über dieſe beiden offenen Fra⸗ gen des Dawesplanes reden muß. Ich glaube, daß man ver⸗ nünftigerweiſe die vier Verſuchsjahre des Dawesplanes ſich abwickeln laſſen ſollte, bevor man zu der Frage Stellung nehmen kann, wann die Entſcheidung über die beiden offenen Punkte kommen ſoll. Zuſammenfaſſend formulierte der Reichsbankpräſident ſeine Einſtellung gegenüber dem Dawesplan dahin: Abwarten, nur nicht den Eindruck erwecken, daß man „künſtlich manövpriert. Hinſichtlich der Frage einer Frankenſtabiliſierung bemerkte Dr. Schacht, daß dieſe während der Konferenz mit keinem Worte erwähnt worden ſei, auch über Kredite und An⸗ leihen ſei nicht verhandelt worden. Beſprochen wurden haupt⸗ ſächlich drei Fragen: Am Schulgeſetz und Standesherren Berlin, 15. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Die bon uns von vornherein für recht wenig glaubwürdig gehal⸗ tene Erzählung des B. T. über die„ſtürmiſche Kabinetts⸗ ſitzung“ über das Reichsſchulgeſetz werden von der„Täglichen Rundſchau“ als„vollkommen aus den Fingern geſogen“ be⸗ zeichnet. Miniſter Curtius hätte in allen Punkten, und be⸗ ſonders auch in der das Land Baden berührenden rage der Simultanſchule den Standpunkt der Deutſchen Volkspartei mit derſelben Energie vertreten wie Miniſter Streſemann. Die ſogenannten Fachvertreter innerhalb der Koalition, d. 5ʃ diejenigen Abgeordneten, die als Vertreter ihrer Fraktionen die parlamentariſchen Vorverhandlungen über das Schulgeſetz geführt haben, werden nach derſelben Quelle in Berlin er⸗ wartet. Sie werden ſich hier mit Vertretern der Regierung, wie auch mit ihren Parteifreunden über den Entwurf be⸗ ſprechen. Im„Vorwärts“ leitartikelt heute Herr Heinrich Schulz, der bis Oſtern Staatsſekretär im Reichsminiſterium des In⸗ nern war und dort nominell auch das Bildungsweſen zu be⸗ arbeiten hatte, über die Schulvorlage, die er„einen Schritt ins Mittelalter“ nennt. Dabei formuliert er Stellung und Aufgabe der Sozialdemokratie ſo:„Die Sozialdemokratie wird den neuen Reichsſchulgeſetzentwurf in erſter Linie daraufhin prüfen, ob er mit ſeinen Beſtimmungen das deutſche Schulweſen zum Guten— was leider nicht zu erwarten iſt oder zum Schlechten beeinfluſſen wird. Sie wird dabei auf die Wahrung aller Sicherheiten, die die Verfaſſung für die Auf⸗ rechterhaltung der Leiſtungsfähigkeit des Schulweſens vorſteht, mit allem Nachdruck bedacht ſein. Ihre beſondere Aufmerk⸗ ſamkeit aber wird ſie der Behandlung der weltlichen Schule zuwenden, die mindeſtens die gleichen Rechte, Freiheiten, Er⸗ leichterungen und ſonſtigen Bevorzugungen erhalten muß wie die Bekenntnisſchule.“ Das klingt eigentlich nicht ſehr nach grimmer Leiden⸗ ſchaft, beſtätigt vielmehr die Behauptung erfahrener Politiker, daß das Zentrum von der Sozialdemokratie jederzeit auf dem Wege des Kuhhandels und gegenſeitigem Austauſchs von Vor⸗ zugsportionen alle Zugeſtändniſſe erhalten könnte, die es nur wünſcht. Ueber die Stellung des Reichskabinetts zur Eutſchädigung der Standesherren und der depoſierten und mediatiſierten Fürſtengeſchlechter glaubt der ſozialdemokratiſche Preſſedienſt mitteilen zu können, daß man dort mehr einer individuellen als einer generellen Löſung der ganzen Frage zuneige. Man lehne den preußiſchen * Mannheimer Frauenzeitung he über feine Amerikareiſe Wittag⸗Ausgabe unh il Einmal, ob es möglich iſt, die in der letzten Zeit häufiger gewordenen Goldverſchiffungen einzudämmen. Die Frage, ob es möglich wäre, die Goldverſchiffung ganz zu ver⸗ meiden, iſt von der Konferenz nicht gelöſt worden. Schacht hofft jedoch, daß zukünftig plötzliche Golddispoſitionen, wie ſie letzthin das Verhältnis der Banken von London und Paris betroffen hätten, durch rechtzeitige gegenſeitige Verſtändigung vermieden oder doch bezüglich ihres Zeitpunktes reguliert werden könnten. Einen erheblichen Teil nahm in den Be⸗ ſprechungen die Frage der Kauſkraft des Goldes ein, obwohl dieſes Thema auf dem Gebiete der reinen Theorie liegt, ſo iſt doch das Verhältnis des Gold zum Preisindex von allergrößter internationaler Bedeutung, beſonders auch für Deutſchland, da die Frage des Goldpreiſes nach dem Dawes⸗ plane eine entſcheidende Rolle ſpielt und ſeine Schwankun⸗ gen die Leiſtungen nach dem Dawesplane beeinfluſſen müß⸗ ten. Die dritte beſprochene Frage ſei das Verhältnis der Diskontraten. So kompliziert auch die Erörterung dieſer Be⸗ ziehungen ſein mochte, ſo hat die Konferenz doch genügend Fortſchritte erzielt, um eine einheitliche Linienführung zum mindeſt in der Behandlung der Diskontfragen nach gleichen Geſichtspunkten zu gewährleiſten. Selbſtverſtändlich hat jedes Land dabei die eigenen Verhältniſſe voranzuſtellen. Man kann von einem Lande auf dieſem Gebiete nicht Opfer er⸗ warten zugunſten eines anderen. Die gegenſeitige Fühlung⸗ nahme wird aber trotzdem auch künftig von großem Nutzen ſein. In dieſer Beziehung hat die Konferenz zweifellos Früchte getragen. Beſonders die Anweſenheit des Vize⸗ Aber eines Tages wird ee e Riſt von der Bank von Frankreich hat eine neue Note in die Entwicklung freundſchaftlichen Gefühle hin⸗ eingetragen. Der Reichsbankpräſident hat den Eindruck gewonnen, daß das Vertrauen zu Deutſchland ſeit 1925 weiter ge⸗ ſtiegen iſt. Der Eindruck, daß Deutſchland ſich anſtrenge und keine unvernünftige Finanzpolitik befolgen werde, ſei darauf begründet, daß Deutſchland eine finanzielle Selbſtkontrolle auszuüben wiſſe. Die Reichsbankpolitik habe in Newyort das größte Verſtändnis gefunden, allſeitige Zuſtimmung, ins⸗ beſondere der Standpunkt der Reichsbank:„nicht mehr An⸗ leihen als notwendig“. Schacht hält die Politik jener Kreiſe, die Kredite um jeden Preis fordern, für bedenklich. Deutſch⸗ land müſſe die Entwicklung ſelbſt in der Hand behalten. 2. Vorſchlag ab, der geſtützt auf das Geſetz über die Ablöſung öffentlicher Anleihen, die Frage xegeln möchte, und wolle vom Reichstag eine Ermächtigung für die Länder nach 8 53 der Reichsverfaſſung verlangen, wenn Preußen auf eine ſchema⸗ tiſche Löſung verzichte. Inzwiſchen aber bereitet nach derſelben Quelle Preußen eine Vorlage vor, für den Fall, daß die Verhandlungen mit dem Kabinett ſcheitern. Von Preußen iſt 1925 eine Stelle zur Nachprüfung dieſer zumteil, wie wir das mehrfach hier ſchon angedeutet haben, wirklich vorſintflutlichen Renten geſchaffen worden. 30 Prozent der ſtandesherrlichen Anſprüche muß Preußen ſchon jetzt befriedigen, da die Standesherren ſonſt durch vor⸗ läufige Gerichtsverfügung gegen den preußiſchen Staat vor⸗ gehen werden. Außer Preußen ſind noch Bayern, Württem⸗ berg, Baden, Heſſen⸗Darmſtadt und Oldenburg von den For⸗ derungen der Standesherren betroffen. Bayern, dem eine außerordentlich hohe Laſt zugemutet werde, ſtehe in dieſer Frage, wie der ſozialdemokratiſche Preſſedienſt mit ſichtlichem Stolz hinzufügt, völlig auf preußiſcher Seite, was übrigens kein Novum iſt. Es geſchieht ſehr häufig, daß Bayern und Preußen ſich außerhalb des Reichsrats einigen und zwar immer auf Koſten des Reichs. Die Hohenzollern erheben Anſprüche auf einen Steuerbetrag von rund 650 000 Mark, der 515 der Steuerverwaltung des Reichs zurückerſtattet werden ſoll. Der Reichsrat für die Zollvorkage Preußen verzichtet auf Einſpruch 0 Der Reichsrat nahm in ſeiner Sitzung vom Donnerstag von der Annahme der Zollvorlagen durch den Reichstag Kenntnis, ohne Einſpruch zu erheben. Die preußiſche Staats⸗ regierung, mit deren Stimmen die Vorlage im Reichsrat vor kurzem zu Fall gebracht wurde, erklärte dazu, daß ſich ihre Stellungnahme nicht geändert habe, daß ſie aber einen Ein⸗ ſpruch nicht für ausſichtsreich halte. Die hamburgiſche Re⸗ gierung beantragte, Einſpruch zu erheben wenigſtens gegen die Erhöhung des Zuckerzolles. In namentlicher Abſtimmung wurde die Erhebung dieſes Einſpruchs mit 42 gegen 26 Stim⸗ men abgelehnt. Die Wirtſchaftsverhandlungen mit Frankreich 1J Berlin, 15. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Ueber den Stand der Handelsvertragsverhandlungen mit Frankeeich wird uns mitgeteilt: Die Verhandlungen gehen weiter. Min hofft, daß das Proviſorium zuſtande kommt, weiß aber noch nicht wann und wie. 1 rSi MannheimerGeneral Anzeiger Unterhaltungs-Beilage. Aus der Welt der Technik Preis 10 Pfernig %½7— Ar. 32 I Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlun je einſp. Kolonelzeile für Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. eklamen —4R.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ walt, Streiks, Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte lusgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr. Gerichtsſtand iſt Mannheim. Wandern und Neiſen. Geſetz und Necht 2——— Der Streit um den Nationalfeiertag Zur Debatte im badiſchen Landtag Von Generalſekretär Hans Wolf⸗Karlsxuhe Im Reich wie in Baden ſteht die Frage der Einführung eines Nationalfeiertages im Mittelpunkt der politiſchen De⸗ batte. Der 11. Auguſt, der Verfaſſungstag, iſt it) Baden durch Verordnung der badiſchen Regierung zum geſetz⸗ lichen Feiertag erhoben worden. Man kann mit Recht darüber ſtreiten, ob ganz allgemein»ein Nationalfeiertag Be⸗ deutung hat, der nur von einem einzigen Landesteil be⸗ gangen wird. Sicherlich iſt aber, daß die Verordnung der badiſchen Regierung bei der Landwirtſchaft, ſowohl durch den ungünſtigen Termin für die Ernte, wie auch durch anſchei⸗ nend übertriebenes Vorgehen untergeordneter Inſtanzen, zu Unſtimmigkeiten geführt hat. Aufgrund dieſer Tatſachen hat die Bürgerliche Vereinigung im badiſchen Landtag beautragt, die beſtehende Verordnung ſolle dahingehend geändert wer⸗ den, daß kein Badener gehindert werden ſoll, am 11. Auguſt ſeinem Beruf oder ſeinem Gewerbe nachzugehen. Dieſem Antrag hat die Deutſche Volkspartei zugeſtimmt. Zunächſt einmal ſoll hier die Frage geprüft werden, welche Tage grundſätzlich zu einem Nationalfeiertag geeignet ſind. Die Antwort hierauf iſt nicht ſchwer, denn es kann keinem Zweifel unterliegen, daß nur der Tag die Bezeich⸗ nung verdient an dem ſich das geſamte deutſche Volk unter Ueberbrückung der politiſchen, konfeſſionellen und ſozialen Gegenſätze hinweg aus innerſter Anteilnahme und aus in⸗ nerſtem Erleben heraus die Hand zu einer gemeinſamen Feier reichen kann. Ein nationaler Feiertag auf höheren Befehl ohne innere Anteilnahme des geſamten deutſchen Vol⸗ kes iſt eine Blendfaſſade und ſonſt nichts. Hat nun der 11. Auguſt feiertages für das Deutſche Reich? Das Verfaſſungswerk als ſolches ſoll in keiner Weiſe herabgeſetzt oder die Arbeit an der Verfaſſung in ihrem Verdienſt geſchmälert werden. F kann aber nicht geleugnet werden, daß weite Kreiſe des deuk⸗ ſchen Volkes und ganze Landesteile dieſem Verfaſſungstag innerlich fremd gegenüberſtehen, weil die Verfaſſung— einer Zeit der Gärung geboren— Härten und Kanten auf⸗ zuweiſen hat, die auf Grund der im Laufe der Zeit gemachten Erfahrungen auf dem Wege der Geſetzgebung ausgeg ſichen werden müſſen. Hinzu kommt, daß die Schaffung der nenen Verfaſſung für viele die Erinnerung an den militäriſchen Zu⸗ ſammenbruch, das daran anſchließende Chaos und den Beginn der Leidenszeit des deutſchen Volkes bedeutet. Aus dieſem Grunde heraus iſt der 11. Auguſt als Nationalfeiertag un⸗ geeignet. Bleibt die Frage, ob der Tag der Reichsgründung, der 18. Januar, als Nationalfeiertag geeignet erſcheint. Für die links eingeſtellten Kreiſe des deutſchen Volkes bedeutet der 18. Januar— gewiß unberechtigt— weniger die Erinnerung an die Reichsgründung als den Gedanken an das kaiſerliche Deutſchland. Sie ſehen in dem 18. Januar nicht das Funda⸗ ment der deutſchen Geſchichte der Vergangenheit und der Zu⸗ kunft, ſondern lediglich die prunkvolle Kaiſerproklamation von Verſailles. Gewiß hätte der 18. Januar hiſtoriſch zur Zeit das größte Anrecht, zum Nationalfeiertag erhoben zu werden, denn aus dem militäriſchen Zuſammenbruch und trotz des Verſklavungswillens unſerer Feinde und dem inneren Um⸗ ſturz iſt uns als einziges das Reich geblieben. Wäre das Reich des Jahres 1871. geborſten, die Verfaſſung vom 11. Auguſt 1919 wäre niemals möglich geweſen. Und trotz⸗ dem erſcheint auch der 18. Januar nicht geeignet, weil er nicht gleichmäßig von allen Volksteilen empfunden wird. Es iſt weiter davon geſprochen worden, man ſolle den Gedenktag an die Gefallenen des Weltkrieges zum allgemeinen Nationalfeiertag erklären. Auch gegen dieſen Gedanken iſt manches einzuwenden. Ein nationaler Feiertag ſoll gerade in unſerer Zeit der Not, der Depreſſion und des Kampfes um das Daſein etwas Erhebendes, munterndes beſitzen, er ſoll aus der Finſternis der Gegen⸗ wart einen Lichtſtrahl für die Zukunft geben. Der Gedenk⸗ tag au die Gefallenen gehört aber dem Schmerz und der Trauer und auch hier iſt keine einheitliche Stimmung zu er⸗ reichen. Wir haben ja mit Bedauern und mit Beſchämung geſehen, daß ſich ſelbſt an dieſem Totengedächtnistag nicht ein⸗ mal die politiſchen Gegenſätze überbrücken laſſen, ſondern daß in vielen Teilen des Deutſchen Reiches, nach der politiſchen Einſtellung begrenzte, getrennte Gedächtnisfeiern ſtattfinden. Bleibt die Frage offen, iſt die Einführung eines Natio⸗ nalfeiertages für das deutſche Volk im gegenwärtigen Zeit⸗ punkt überhaupt ſpruchreif? Dieſe Frage iſt zu ver⸗ neinen, denn ſolange Deutſchland von fremden Truppen beſetzt iſt, ſolange Deutſchland ſeine Souveränität nicht bis zum letzten Punkt zurückerlangt hat und ſolange noch fremde Söldner am deutſchen Rhein die Wacht halten, ſolange kann es keinen Nationalfeiertag aus freudig bewegten Herzen für das deutſche Volk geben. Erſt dann, wenn wir wieder frei ſind, wenn die Glocken von allen deutſchen Kirchtürmen die Freiheit des deutſchen Volkes künden, dann iſt die Zeit gekommen, über einen allgemeinen Nationalfeiertag zu ſprechen; und weil es eine Frage der Zukunft iſt, ſollte man ſich hüten, von Staatswegen einen nationalen Feiertag zu be⸗ ſtimmen, der in dem Herzen des Volkes nur geteilten Wider⸗ hall findet. Von dieſem Geſichtspunkt ließ ſich auch die Volkspei im badiſchen Landtag eiten. dieſe Eignung des National⸗ — etwas Auf⸗ 1 — ———— die Waldbeobachtu * eee, ee. Nr.„„„ „. — 4 Nene Manuheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) „ Freitag, den 48. Nerli%, eeee, Man ſollte glauben, daß dieſe Stellungnahme nicht nur für Andersdenkende verſtändlich, ſondern auch achtungsge⸗ bietend wäre. Dem iſt nicht ſo. Der„Badiſche Beob⸗ achter“ Nr. 191 ſchreibt in ſeinem Stimmungsbild über die Verhandlungen im Badiſchen Landtag:„Es ſchämend, daß ſich die Deutſche Volkspartei auf der ganzen Linie den Deutſchnationalen anſchloß. Die Tatſache wird man ſich merken müſſen. Sie zeigt die ganze notoriſche Unzuver⸗ läſſigkeit dieſer Partei auch in der Frage der Verfaſſung in beſonders grellem Licht. Man erinnerte ſich unwillkürlich, wie die Deutſche Volkspartei bei den Etatberatungen ziemlich genau vor einem Jahre ſich ſo oſtentativ zur Verfaſſung be⸗ kannte. Damals lockten freilich noch Miniſterſeſſel, heute ſcheinen die Dinge anders zu liegen.“ Dieſe Bemerkung iſt auf das Schärfſte als ungehörig zurückzuweiſen. Die Deutſche Volkspartei hat ſich ſtets auf den Boden der Verfaſſung geſtellt: das Rad der Geſchichte der nachrevolutionären Zeit wäre vielleicht manchmal anders ge⸗ ſchlagen, wenn nicht die Deutſche Volkspartei auf dem Boden der Verfaſſung ſtehend, ſo ſtark in ſeine Speichen gegriffen hätte. War es doch gerade anläßlich der Ermordung des Ab⸗ geordneten Erzberger der deutſchvolksparteiliche Abgeordnete Kahl, der im 8. Ausſchuſſe des Reichstages erklärte, daß die Deutſche Volkspartei die geltende Verfaſſung gegen gewalt⸗ ſame Angriffe ſchützen werde und daß dieſe Verfaſſung für jeden Deutſchen Giltigkeit habe, wenn er auch mit ihren Ein⸗ zelheiten nicht zufrieden ſei. Miniſterſeſſel haben die Deutſche Volkspartei noch niemals gereizt, ganz beſonders nicht in Baden, wo jeder dem Zentrum nicht angehörige Miniſter mehr oder weniger von dem Wohlwollen des Zentrums leben muß. Man ſollte aber doch auch mit einer derartigen Behauptung in einer Zeit vorſichtig ſein, wo Dr. Wirth ganz öffentlich dafür eintritt, die Reichsregierung zu ſtürzen, ſeine eige⸗ nen Parteifreunde von dem Miniſterſeſſel zu jagen, um ſie frei zu machen für ſich ſelbſt. Die Beſcheidenheit in Bezug auf Miniſterſeſſel iſt ſicher nicht die ſtärkſte Eigenſchaft des Zen⸗ trums, denn ſonſt wäre ſie nicht ununterbrochen ſeit der Revo⸗ lution in der Reichsregierung. Wenn der„Beobachter“ weiterhin ſchreibt:„die Deutſche Volkspartei habe die Rettung des Staates anderen über⸗ laſſen und ſei erſt aus ihrem Schlupfwinkel hervorgekommen, als das Werk der Rettung getan geweſen wäre,“ ſo barf man den Verfaſſer dieſes Artikels um ſeinen geſunden Schlaf be⸗ neiden, der ihn gerade in den Jahren Deutſchlands höchſter Not befallen hat. Wäre er damals wach geweſen, dann wäre es ſeiner Aufmerkſamkeit nicht entgangen, daß die Deutſche Volkspartei ſeit den erſten Tagen ihres Beſtehens, obwohl in der Oppoſition ſtehend, poſittve Wiederaufbauarbeit geleiſtet hat. Zur Auffriſchung ſeines politiſchen Gedächtniſſes ſei daran erinnert, daß das Kabinett des Ruhrabwehrkampfes deutſch⸗ volksparteiliche Miniſter in führender Stellung ſah und daß es kein anderer als der Führer der Deutſchen Volkspartei, Dr. Streſemann, war, der den Ruhrkampf liquidierte, Ord⸗ nung im Innern des Reiches ſchuf und den Entſchluß faßte, eine ſtabile Währung einzuführen. Die Außenpolitik der letz⸗ ten Jahre iſt zu feſt mit dem Namen Streſemann verknüpft, um beſonders daran zu erinnern. Dieſe wenigen Feſtſtellungen ſollen nur einmal beweiſen, wie gewiſſen Kreiſen des Zentrums jede Gelegenheit will⸗ kommen iſt, um den politiſchen Gegner zu verunglimpfen. Velgiens Antwvort auf die deutſche Beſchwerde Berlin, 15. Juli. Von unſerem Berliner Büro.) Nach Brüſſeler Meldung der„Voſſiſchen Ztg.“ iſt geſtern end⸗ ich dem deutſchen Geſandten die Antwortnote auf deſſen Be⸗ ſchwerde in Sachen Brocqueville übergeben worden. In ihr wurde darauf hingewieſen, daß die Aeußerung Brocquevilles durch die Reichstagsdebatte beſtätigt wurde, bei der die Reichsregierung aufgefordert wurde, für die Zukunft der 15000 Reichswehrentlaſſenen zu ſorgen, nach den Verträgen dürften aber nur 5000 Mann jährlich entlaſſen werden. Das gleiche Argument hat Vandervelde ſchon mündlich dem dautſchen Geſandten bei deſſen Beſuch vorgetragen. Der Brüſſeler Korreſpondent der„Voſſiſchen Ztg.“ hält es für ſicher, daß das Material in Paris geſammelt und Herrn de Brocqueville zur Auswertung übergeben worden ſei. Die „Voſſiſche Ztg.“ bringt dann auch die ſehr zutreffende und ehenſo natürliche Erklärung für dieſe„15 000 Reichswehr⸗ entlaſſenen“. Bei den Beratungen über die Arbeitsloſenver⸗ ſicherung iſt nämlich verſchiedentlich verlangt worden, daß die Zivilanwärter in den verſchiedenen Staatsanſtalten Anſtellung fänden, dabei handelt es ſich aber auch um Angehörige der alten Armee, die im Beſitz des Zivilverſorgungsſcheines ſind und um Schutzpoliziſten. So iſt die große Zahl entſtanden, die bei Herrn de Brocqueville das Alpdrücken verurſacht hat. Die Räumungsfrage Berlin, 15. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Nach einer Pariſer Drahtung des„Vorwärts“, der ſich auf an⸗ geblich vorzügliche Quellen beruft, ſollen die Ausſichten auf eine baldige Verminderung der Rheinbeſetzung„durch⸗ aus günſtig“ ſein. Man ſehe am Quai d' Orſay jetzt die volle Berechtigung des deutſchen Verlangens auf Herabſetzung um 10000 Mann ein.(Bleiben immer noch 60 000! D. Schriftl.) Innerhalb der franzöſiſchen Zivilregierung ſei überhaupt kein Widerſtand mehr zu erwarten.(Auch nicht von Poin⸗ caré? D. Schriftl.), ebenſo nicht von der Führung des fran⸗ zöſiſchen Beſatzungsheeres. Dagegen machten„maßgebende Pariſer militäriſche Kreiſe“ noch immer Schwierigkeiten. Pariſer Preſſehetze gegen Deutſchland Der Pariſex„Intranſigeant“ bringt einen gehäſſigen An⸗ riff gegen Deutſchland aus der Feder Leon Bailys. Das Blatt ſteht Poincaré nahe und der neue Angriff gegen Deutſchland geht daher auf Poincarés ſtändigen Verſuch, das Werk von Locarno zu ſabottieren, zurück. Wir wollen Sicherheit, ſo ſchreibt Bailyh. Iſt das eine Sicherheit, wenn Deutſchland einen franzöſiſchen und einen belgiſchen elteler einlädt, ſeine Oſtgrenze zu beſuchen und dieſe dann feſtſtellen, daß von 88 nach 1920 gebauten Betonunterſtänden 37 mehr oder weniger offenſichtlich zerſtört waren? in Belgien, daß z. B. in Holland, in der Nähe der deutſchen Grenze, ſehr gut verborgene Lager von Geſchützen großen Kalibers ſind, die auf die erſte Gelegenheit warten, ihre Schlünde zu öffnen. Das iſt u. a. nur ein Bei⸗ ſpiel, mit welcher Mentalität das Reich bei ſeiner Entwaff⸗ nung vorgeht. Wenn Deutſchland uns nun zwingen will, das Rheinland acht Tage früher als von rechtswegen zurück⸗ zugeben, ſo ſieht man, daß es etwas zu ſehr mit der Naivität ſeiner Beſieger rechnet. Es genügt, dieſe haltloſen Verdäch⸗ tigungen gebührend zu kennzeichnen. Auch der Berliner Korreſpondent des„Ech o de Paris“, Villemus, ſetzt ſeinen Verleumdungsfeldzug fort. Er nennt die Kritik der deutſchen Preſſe an ſeiner Berichterſtattung über ſtände einen Erpreſſungsverſuch und 177 fort, durch ſeinz Hetze die Gaſtfreundſchaft, die ihm die eichshauptſtadt gewührt, zu mißbrauchen. iſt direkt be⸗ D Wir wiſſen in Frankreich und E Der Flottenbeſuch in Danzig Anläßlich der Anweſenheit der deutſchen Kriegsſchiffe im anziger Hafen hat der Kommiſſar des Völkerbundes, van Hamel, die deutſchen Offiziere bei ſich empfangen und dabet in einer Begrüßungsanſprache die Bedeutung des Beſuches hervorgehoben. Er ſagte u..:„Wir alle verſtehen die Ge⸗ fühle des Zuſammentreffens, den Ihr Beſuch für Sie und die Danziger Bevölkerung auslöſen muß. Der Vertreter des Völkerbundes kann dazu nur ſeine beſten Wünſche aus⸗ ſprechen. Die Freie Stadt Danzig ſteht unter dem Schutzüe des Völkerbundes, und eine der wichtigſten Aufgaben dieſes Schutzes iſt es ſicher, unter loyaler Wahrung der internatio⸗ nalen Verpflichtungen den eigenen deutſchen Geiſt und das deutſche Weſen unverzagt bewahren zu können. Ich ſelbſt gehöre einem kleinen Stgatsweſen an, das ich ſehr lieb habe, und ich weiß, wie nachdrücklich man an der Aufrechterhaltung des eigenen Weſens hängt.“ Der Kommiſſar betonte dann, daß er in dem Beſuche eine Unterſtützung und Stärkung der freundſchaftlichen Beziehungen unter den Völkern und des allgemeinen Friedens ſehe. Er ſehe darin ein gutes Omen für die befriedigende Weiterentwicklung Danzigs, ſowohl vom eigenen wie vom internationalen Geſichtspunkte aus. Der Kommandant der„Heſſen“, Kapitän z. S. Junker⸗ mann, erinnerte in ſeiner Antwortrede an die herzliche Auf⸗ nahme des Linienſchiffes„Hannover“ bei ſeinem Beſuche in Amſterdam. Er gedachte der berühmten holländiſchen See⸗ helden und gab dem Vertrauen Ausdruck, daß der hohe Kom⸗ miſſar als Angehöriger einer ſolchen Nation Liebe zur See und beſonderes Verſtändnis für die nötigen Grundlagen für einen fruchtbringenden und reibungsloſen Güteraustauſch de⸗ Völker beſitze. Er ſchloß mit den Worten: Möchte daher Ew Exzellenz in allen Entſcheidungen, die an den hohen Kom⸗ miſſar herantreten, eine glückliche Hand haben, die berechtig⸗ ten Forderungen gerecht wird. Nilſudski ſchlleßt den Senat In der Nachmittagsſitzung des Warſchauer Senats er⸗ ſchien am Donnerstag mitten in der Beratung des Abände⸗ rungsgeſetzes über die Selbſtauflöſung des Sejms Innen⸗ miniſter Sklalowski. Die Debatte ſollte gerade beginnen, als er um das Wort bat. Der Miniſter verlas eine Verordnung des Staatspräſidenten, durch die die gegenwärtige Seſſion des Senats für geſchloſſen erklärt wird. Die Sitzung mußte ſofort abgebrochen werden. Die Nachricht von dieſem Willkürakt der Regierung hat in politiſchen Kreiſen größtes Aufſehen erregt. Der Sejm gleichfalls geſchloſſen Um 9 Uhr abends erſchien im Sejm der Sekretär Pil⸗ ſudskis und überreichte dem Sejm⸗Marſchall Rataj die Ver⸗ fügung des Staatspräſidenten, die die Schließung der außerordentlichen Seſſion des Sejm ausſpricht. Die Schließung des Senats und des Sejm bedeutet noch nicht die Auflöſung der beiden geſetzgebenden Körperſchaften. Der Terror in Rußland Berlin, 14. Juni.(Von unſerem Berliner Büro.) Eine Gruppe ruſſiſcher Schriftſteller hat auf geheimem Wege ein Manifeſt ins Ausland geleitet, das an die Schriftſteller der ganzen Welt gerichtet iſt und vom Reichsdienſt der Deutſchen Preſſe verbreitet wird. Dieſes Manifeſt iſt ein Aufſchrei des ruſſiſchen Schrifttums gegen die bolſchewiſtiſch Zenſur, die jedes, aber auch jedes freie Wort unterdrückt. Jedes zur Veröffentlichung beſtimmte Schriftſtück, heißt es da, muß in zwei Exemplaren zuerſt der Zenſur vorgelegt werden. Nach erfolgtem Aboͤruck kehrt das Schriftſtück dahin zur zwei⸗ ten Leſung wieder zurück. Es kam vor, daß einzelne Sätze, ein Wort, ſogar ein Buchſtabe, die vom erſten Zenſor, Heraus⸗ geber und Korrektor überſehen wurden, bei der zweiten Zen⸗ ſur zur erbarmungsloſen Konfiskation der geſamten Auflage führten... Gedruckt wird nur, was von der allgemeinen obligatoriſchen kommuniſtiſchen Weltanſchauung nicht abweicht, das übrige, ſo bedeutend und talentvoll es auch ſein mag, kann nicht herausgegeben werden und muß verborgen bleiben. Das bei Hausſuchungen vorgefundene führt zu Verhaftungen und Verbannungen, ſogar zum Erſchießen. Profeſſor Laza⸗ rewsky, einer der bedeutendſten ruſſiſchen Staatsrechtler, wurde lediglich deshalb hingerichtet, weil bei der Hausſuchung der Entwurf einer neuen ruſſiſchen Staatsverfaſſung vor⸗ gefunden wurde. Das Manifeſt fragt:„Iſt Euch Schrift⸗ ſtellern dies alles unbekannt geblieben?“ 4, 44%,, Supländer. über kürkiſch⸗italleniſche Annäherung § London, 14. Juli.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Die Situation auf dem Balkan iſt trotz der Beilegung des ſerbiſch⸗albaniſchen Konfliktes noch ungeklärt. Nachdem dieſe Dinge zur Zei“ in den Hintergrund treten, tauchen jetzt Ge⸗ rüchte über eineneue Aktivität der Türkei in Süd⸗ oſteuropa auf. Der türkiſch⸗ruſſiſche Vertrag von 1925 gab bekanntlich den erſten Anſtoß zu der geſteigerten diplo⸗ matiſchen Tätigkeit der Weſtmüchte, die zu einem neuen Ver⸗ trage und dadurch zu wiederholten Beunxuhigungen des Bal⸗ kans geführt hat. Inzwiſchen haben ſich die Beziehungen zwiſchen Türkei und Sowjet⸗Rußland, engliſchen Nachrichten zufolge, bedeutend abgekühlt. Die Türkei, die ſich noch vor kurzem um eine ruſſiſch⸗türkiſche Allianz bemühte und darin auch eine gewiſſe Unterſtützung Frankreichs gefunden haben ſoll, hat dieſen Plan vorläufig aufgegeben. Dagegen bereitet ſich, wie der diplomatiſche Korreſpondent des„Daily Tele⸗ graph“ heute mitteilt, eine türkiſch⸗italieniſche An⸗ nährung vor. Es wird ſogar von einem Uebereinkommen zwiſchen Rom und Angora geſprochen, in dem Italien als Gegenleiſtung für gewiſſe politiſche Garantten, Erleichterungen für die Einfuhr, ſowie die Beſſerung und Steigerung der wirtſchaftlichen Tätigkeit in der Türkei erhalten ſoll. Ein ſolches Uebereinkommen würde das Gleichgewicht der Mächte im Mittelmeer beeinträchkigen, und es iſt noch zweifelhaſt, wieweit England ſeine Zuſtimmung zu dem türkiſch⸗italie⸗ niſchen Zuſammengehen erteilen kann. Die Genfer Flottenkonferenz § London, 15. Juli.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Die geſtrige Vollſitzung der Genfer Flottenkonferenz war in ugland mit ſoviel Peſſimismus erwartet worden, daß man es jetzt ſchon als beſonders günſtige Wendung anſieht, daß die Konferenz nicht völlig zuſammengebrochen ſei.„Nicht ohne alle Hoffnung“ wurde die Formel erteilt. Man ſei aber im⸗ merhin zu einer Uebereinſtimmung über die Begrenzung der Zerſtörer, der U⸗Boote und Hilfsfahrzeuge gekommen, doch wären die Differenzen in der Kreuzerfrage, dem Kernpunkt der Verhandlungen, unverändert beöͤroht, während die Hof; nungen auf eine weitere Herabſetzung der Zahl der Groß⸗ kampfſchiffe endgültig zuſammengebrochen ſeien. Es iſt niederdrückend, daß das Anſehen der Regierung mit dem Er⸗ folg der Abrüſtangsheſtrebungen verknüpft iſt, wenn auch nicht in ſo großem Maße, wie das der amerikaniſchen Re⸗ gierung. Deohalb gibt man die ſchwache Hoffnung nicht ganz auf, Jurch politiſche Verhandlungen außerhalb der Konferenz eine Verſtändigung in der Kreuzerfrage doch noch zu ermög⸗ Achen, falls man genügend Zeit gewinne. eeee Die Bahnſchutz⸗Truppen des Saargebiels Berlin, 15. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Im Saargebiet hat man ſich darüber beſchwert, daß die Truppen des ſogenannten Bahnſchutzes die Sonderſtellung der Exterri⸗ tornalität mit allen völkerrechtlich ſich hieraus ergebenden Vor⸗ zügen genöſſen, mit ihren Landesfahnen aufzögen und dergl. mehr. Es ſcheint ſich leider herauszuſtellen, daß die Truppen des Bahnſchutzes das mit einem gewiſſen Recht tun. Man erklärt an den zuſtändigen Stellen: Die Verhandlungen über den Bahnſchutz ſeien in Genf im letzten Augenblick ſozuſagen zwiſchen Tür und Angel geführt worden. Man hätte ſich über ihre Einrichtung nur grundſätzlich geeinigt, das Abkommen aber nicht in juriſtiſch hieb⸗ und ſtichfeſte Paragraphen gebracht: daher denn die Erſcheinungen, die im Saargebiet unliebſam empfunden würden. Wie die Dinge lägen, ſeien die Bahnſchutz⸗ truppen eine autonome Körperſchaft, die ihre Inſtruktionen zwar von der Saarregierung bekäme und nur eingeſetzt würde, wenn es von der Regierung verlangt würde, aber ſie behalte ſchließlich ihre ſtaatliche Zugehörigkeit. Deutſch-öſterreichiſches Staatsrecht Berlin, 15. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Wie der ſozialdemokratiſche Preſſedienſt erfährt, werden in näch⸗ ſter Zeit Verhandlungen zwiſchen der deutſchen und der deutſch⸗öſterreichiſchen Regierung beginnen, mit dem Ziel, die gegenſeitige Aufnahme der beiderſeitigen Staatsangehörigkeit in den deutſchen oder deutſch⸗öſterreichiſchen Staatenverband zu erleichtern. Grundſätzlich ſollen in beiden Staaten, wenn die geſetzlichen Vorausſetzungen zutreffen, die Aufnahme in den anderen Staatenverband auf Antrag ohne weiteres er⸗ folgen. Soweit Deutſchland in Frage kommt, würde in Deutſch⸗Oeſterreich das Einſpruchsrecht der Länder wegfallen, auch doppelte Staatsangehörigkeit wird zuläſſig ſein. Au⸗ geregt worden ſind, wie hier noch eingefügt werden mag, dieſe Verhandlungen durch einen Antrag der großdeutſchen Frak⸗ tion im öſterreichiſchen Nationalrat. Die Jasziſtenherrſchaſt in Süotirol 6 4 Berlin, 15. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Von einem neuen Schlag gegen das Deutſchtum in Südtirol wird der„Voſſiſchen Ztg.“ über Innsbruck gemeldet. Darnach hat das faſziſtiſche Direktorium in Bozen die Auflöſung aller deutſchen Sportvereine beſchloſſen und die Uebernahme der Vermögensbeſtände in das faſziſtiſche Regime durchgeführt, ſo daß das geſamte Sportleben Südtiros in den Dienſt des faſziſtiſchen Regimes geſtellt wurde. Im Anſchluß daran hat der Amtsbürgermeiſter von Bozen am 11. Juli das geſamte Vermögen des Bozener Turnvereins dem neu⸗ gegründeten Amt für Körpertüchtigung auf 10 Jahre zur freien Verfügung überwieſen. Infolgedeſſen ſind die Faſziſten endgültig in den Beſitz der großen Bozener Turn⸗ halle und ihrer Einrichtungen gekommen. Zur Kolonialfrage Von der britiſchen Regierung iſt eine Kommiſſion zur Einrichtung eines neuen Dominions eingeſetzt worden. das in Zentralafrika und Oſtafrika aus den beiden alten eng⸗ liſchen Kolonien Uganda und Kenia und dem ehemaligen Deutſch⸗Oſtafrika gebildet werden ſoll. Das neue Do⸗ minion ſoll einen einheitlichen Zolltarif erhalten. Der Bei⸗ tritt Nord⸗Rhodeſias, Zanzibars und Nyaſſalands iſt vor⸗ geſehen. In der Begründung des Auftrages für die Kom⸗ miſſion heißt es ausdrücklich, daß der Mandatscharakter Deutſch⸗Oſtafrikas keine Schwierigkeiten bei der Bildung eines neuen Dominions ſchaffe. Die geplante Maßnahme ſoll dazu dienen, eine Rückgabe Deutſch⸗Oſtafrikas an Deutſchland unmöglich zu machen. Die engliſchen Imperialiſten wollen am Vor⸗ abend der engliſchen Wahlen durch die Schaffung des neuen Dominions jede Diskuſſion über eine Neuverteilung engliſcher Mandate unter einer anderen engliſchen Regierung verhin⸗ dern. Das ganze iſt eine Brüskierung des Völker⸗ bundes durch England. Vabiſche Politif Vadiſcher Landtag Die Frage der Oſtſiedlungen Nach der Beantwortung der Frage der Hochwaſſerſchäden und der Bodenſeeregulierung wurde ein Nachtrag behandelt, der die Oſtſiedlungen betrifft. Die Redner befaßten ſich dabei in der Hauptſache mit der Denkſchrift des Staatsminiſteriums über die Oſtſiedelungen, in der die Siedelungsbedingungen be⸗ handelt und erläutert werden. Die Debatten über die Siede⸗ lungsfrage wurden bis in die Nachmittagsſtunden fortgeſetzt. Darauf wurde eine Anfrage der Kommuniſten, betreffend die Abgabe von Freitiſchkarten für die Menſa Aka⸗ demica an unbemittelte Studenten vom Kultusminiſter be⸗ antwortet, indem der Miniſter über die Verwendung der Sti⸗ pendien uſw. Auskunft gab. Er teilte mit, daß eine erhebliche Zuwendung des Reiches es möglich machte, daß man der Heidelberger Menſa Academica 3300/ zuweiſen konnte. Darauf wurden einige Poſitionsänderungen im Kultus⸗ und Unterrichtsminiſterium beſprochen und 12000 für die Badiſchen Lichtſpiele einſtimmig genehmigt. Weiter wurde in die Berichterſtattung und Beratung über die Deuk⸗ ſchrift des Miniſters der Finanzen über die Entwicklung des badiſchen Straßenbauweſens und den Beizug der Gemeinden zu den Straßenbaukoſten eingetreten. Die Beratung über die Denkſchrift wird in der Freitag⸗Sitzung fortgeſetzt. Letzte Meldungen Neue Gewitter im Gottleubagebiet — Dresden, 14. Juli. Geſtern nachmittag gingen über das Gottleubagebiet wieder neue ſchwere Gewitter nieder. Alle Flüſſe ſchwollen an, und es wurde neuer aus⸗ giebiger Schaden angerichtet. Das Waſſer ſtand teilweiſe einen halben Meter hoch. Menſchenleben ſcheinen aber nicht zu beklagen zu ſein. Die Stadtverordneten von Leipzig haben dem Antrag des Rates, für die von der Unwetterkataſtrophe heimgeſuchten Gemeinden des öſtlichen Erzgebirges aus Haushaltsmitteln 100 000%/ zu bewilligen, ohne Debatte zugeſtimmt. Exploſion in einem Wohnhaus — Paris, 14. Juli. Im Keller eines Hauſes in Nantes explodierte ein Benzinbehälter. Durch die Exploſion wurde die Treppe bis zum 3. Stock zerſtört und das Haus in Brand geſetzt. Mehrere Einwohner ſprangen, um ſich vor den Flam⸗ men zu retten, aus den Fenſtern des dritten und vierten Stockes auf die Straße. Dabei wurden drei Perſonen getötet und zwei ſchwer verletzt. 7 1 * Staatsſekretär Meißner in Urlanb. Staatsſekretär Meißner, der Leiter des Büros des Reichspräſidenten, hat einen mehrwöchigen Urlaub angetreten. Die Vertretung hat Miniſterialrat Dr. Doehle. 1 ereen nu onnrneeee W. GNNSann Nnn auf der Reede liegen. die beiden Fahrzeuge eine Stunde lang und die Nacht iſt wieder leer über Freſttag, den 15. Juli 1927 Neue Maunheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 31 Am Samstag, den 16. Juli, erſcheint unſere Abend⸗Ausgabe bereits um ½4 Uhr. Wir bitten, Anzeigen für dieſe Ausgabe bis ſpäteſtens 1 Uhr nachmittags aufgeben zu wollen. Die Schalter für Bezug und Offerten bleiben bis 4 Uhr geöffnet. ſchafthiches · Soziales 22 000 Arbeiter ſtreiken in Köln * Köln, 14. Julti. Die Lohnbewegung der Kölner Metall⸗ arbeiter geht weiter, ſo daß im Augenblick eine Einigung nicht abzuſehen iſt. Insgeſamt ſind von der Bewegung in 105 Betrieben 22 000 Arbeiter betroffen. Den Hauptſtreit⸗ gegenſtand bildet der Lohnausgleich. Städtiſche Nachrichten Städtiſches Fürſorgeamt Mannheim 5 Diem heute herausgegebenen Tätigkeitsbericht des ſtädtiſchen Fürſorgeamts Mannheim entnehmen wir u. a. folgende Mitteilungen über gewährte Unterſtützungen an Hilfsbedürftige: Offene Fürſorge: Durch die Armenbezirke wurde im Monat durchſchnitt⸗ lich laufend unterſtützt: 68(44) alleinſtehende Männer, 311 (8310) alleinſtehende Frauen, zuſammen ſomit 379(354) allein⸗ ſtehende Perſonen, ferner 46(24) Ehepaare ohne Kinder, 251 (160) Familien mit Ehemännern, 372(300) Familien mit Frauen oder Witwen als Haushaltungsvorſtände, zuſämmen 669(484) Familien, im ganzen 1048(888) Parteien mit durch⸗ ſchnittlich 2824(2060) unterſtützten Perſonen. Der monatliche Durchſchnittsbaraufwand in der Bezirks⸗ armenpflege beträgt 42 254 RM(29 165 RM.). Die Barunter⸗ ſtützungen in der allgemeinen Fürſorge ohne Einrechnung des Aufwandes für die ergänzende Fürſorge für Erwerbsloſe be⸗ laufen ſich auf 624 373 RM. Davon ſind von den Armenbezir⸗ ken an laufenden und einmaligen Unterſtützungen 507 051 Reichsmark verausgabt; die reſtlichen 117 322 RM. entfallen auf die in unmittelbarer Fürſorge des Amts ſtehenden Unter⸗ ſtützungsbedürftigen(Aſoztalen, Pſychopathen uſw.). Um eine richtige Verwendung der zu leiſtenden Unterſtützungen für Familien ſicherzuſtellen, wurden des öfteren anſtatt Bar⸗ geld Naturalien angewieſen, entweder bet hieſigen Lebensmittelgeſchäften oder zum Bezug aus der eigenen Lebensmittelabgabeſtelle, welche in der Hauptſache ſür die er⸗ änzende Fürſorge für Erwerbsloſe eingerichtet wurde. Der ufwand beträgt 88 248 RM. Für Hausratbeſchaffung und Bettwäſche iſt ein Aufwand von 12 749 RM. erwachſen; die Koſten für Klei⸗ dung und Schuhe, hauptſächlich für ſchulpflichtige Kinder in laufender Unterſtützung ſtehender Familien betragen 32 100 Reichsmark. 5 Für alle Hruppen der Fürſorgeempfänger beſteht in Mannheim freie Aerztewahl. Die Vergütung an die Aerzte in der allgemeinen Fürſorge beträgt 59 265 RM. (44 814 RM.). Der Aufwand an Arzueie Heil⸗ und Kran⸗ Kenpflegeartikeln beläuft ſich auf 48075 RM.(29 280 RM.). Für Zahnpflege wurden 1544 RM. verausgabt. Die Be⸗ erdigungskoſten beziffern ſich in 128 Fällen auf 59909 Reichsmark. Dem Mannheimer Hauspflegeverein wurden für geleiſtete Hauspflegedienſte 2206 RM. vergütet. Der Geſamtaufwand in der offenen Armenpflege ohne ergän⸗ 8 für Erwerbsloſe erreichte eine Höhe von 1 Geſchloſſene Fürſorge: IJIgm Berichtsfahre befanden ſich auf Koſten des ſtädt. Für⸗ ſorgeamts in den ſtädtiſchen Krankenanſtalten 2450 Perſonen aller Unterſtützungsgruppen, alſo einſchließlich der Sonder⸗ fürſorge, an 85 700 Verpflegugstagen, in anderen hieſtgen rankenanſtalten 85 Perſonen aller Unterſtützungsgruppen an 2050 Verpflegungstagen, zuſammen 2535 Perſonen aller Unterſtützungsgruppen an 87750 Verpflegungstagen. Der Aufwand beträgt 372 069 RM. Hiervon entfallen auf die all⸗ gemeine Fürſorge 171349 RM.— In 56 Fällen wurden An ee zur Durchfüh⸗ rung von Kuren in Lungenheilſtätten bewilligt. Für 4587 Verpflegungstage enkſtanden 13000 RM. Koſten, wovon 4000 RM. auf die allgemeine Fürſorge entfallen. Für Kuren und Aufenthalt in Geneſungsheimen, welche 337 Perſonen, hauptſächlich den Kindern von Kriegsbeſchädig⸗ en und Kriegshinterbliebenen, zugat kamen, wurden für Die Freibeuter der Noroͤſee Wild⸗Weſt an der engliſchen Küſte— Schmugglerbanden mit Luxus jachten und Automobilen—„Freihandel“ in Nordſeebädern Von unſerem Londoner Vertreter) Wenn am Zreitag abend die Hauptſtadt ſich leert und für die oberen Zehntauſend das Weckend beginnt, ſind die Straßen Londons, die nach der Küſte führen, bedeckt mit langen Reihen von Autos. Alle die kleinen Fiſcherneſter, alle Dürfer und Badeorte an der Küſte füllen ſich mit Städtern. Die Pro⸗ menaden, die eine Woche lang verbdet lagen, tragen wieder ſpringendes Leben, und die Villen auf den Uferhügeln öffnen ihre Tore. Gegen Einbruch der Dunkelheit ſieht man. dann viele Beſucher zu den ſchönen weſßen Jachten überſetzen, die Sie führen ihr Angelgerät mit ſich und verlaſſen bald, harmloſe Jünger des Sports, mit knatternden Motoren den Landungspfatz. Das geſchieht in allen Secorten Englands, und niemand kann etwas dagegen ſagen. Was tun aber die Männer, die von ben kleinen Orten der engliſchen Nordfeeküſte aus in ihren ſchönen Booten in See ſtechen,— was tun ſie, wenn ſie weit draußen im offenen Meer ſind? Das Waſſer hat keine Balken, aber wer es kennt, kann auch im Dunkeln einen beſtimmten Punkt aufſuchen, einen Punkt zwiſchen Hull und Amſterdam, bei dem zu einer gewiſſen Zeit ein gelbes Licht blinkt. Das Licht gehört einem holländiſchen Schiff, einem Motorkutter, wie ihn die Fiſcher 1 an die ege d enen olen, Signale un gen; hin und her gehen Parole gnale 9 Pod Dunkle Gegenſtände, Kiſten und Säcke offenbar, fliegen an Seilen durch die Luft, verlaſſen den Holländer und kauchen in die Kafttte des Engländers unter. Dann ein kurzer Gruß, den Wellen. Gegen Mor⸗ gen aber kehrt eine weiße Jacht, leicht und fröhlich ſchwan⸗ kend, in den Hafen zurück; große Körbe mit Fiſchen werden ausgeladen und andere Körbe, in denen ſich, wie jedermann ſehen kann, die Netze und Geräte befinden. Was iſt geſchehen? SZ3miſchen Holland und England wird von einer umfang⸗ reichen Schmugglerbande ein es acdeeh getrieben, 78555 den berühmten Schmugglerfahrten des achtzehnten Jahrhunderts wohl kaum nachſteht. Die Waren. die auf dieſe abentenerliche Weiſe nach England eingeführt werden, ſind vor allem Seiden⸗ ſtrümpfe, Zigarren und Soirſtuoſen. Injolge der hohen eng⸗ 14 514 Verpflegungstage 41658 RM. verausgabt. Auf die all⸗ gemeine Fürſorge entfallen 1315 RM. Die Irrenpflege verurſachte einen Aufwand von 297 642 RM. Die allgemeine Fürſorge wird hiervon mit 184 468 RM. belaſtet. Die Fürſorge für erwachſene Ge⸗ brechliche hatte in Blinden⸗ und Taubſtummenanſtalten, Anſtalten für Schwachſinnige und Epileptiſche 51 Perſonen verſorgt, wodurch für 15911 Verpflegungstage ein Aufwand von 21900 RM. entſtand. Auf die allgemeine Fürſorge ent⸗ fallen 16 287 RM. Der Aufwand für Verpflegung von 102 Perſonen in den hieſigen Altersheimen, 221 Perſonen in der Kreispflege⸗ anſtalt Weinheim und 13 Perſonen in ſonſtigen Anſtalten an zuſammen 102 594 Tagen beläuft ſich auf 140 144 RM. Da⸗ von treffen die allgemeine Fürſorge 40 117 RM. In Trinkerheilſtätten waren 7 Perſonen an 818 Tagen untergebracht. Aufwand 2680 RM., welche bis auf 200 Reichsmark ganz auf die allgemeine Fürſorge entfallen. Im Arbeitshaus Kislau waren 28 Perſonen an 4486 Tagen. Aufwand 2220 RM. Die Fürſorgefür Obdachloſe hat infolge der beſtehenden Wohnungsnot und der ſich immer mehr ſteigernden Erwerbsloſigkeit einen entſprechend größeren Umfang angenommen. Ausſtellung für Friedhofkunſt Vom 15.—31. Juli findet in den Räumen des Kunſt⸗ vereins, L 1, 1 eine Ausſtellung für Friedhofkunſt ſtatt, mit der eine Muſteranlage auf dem hieſigen Hauptfriedhof verbunden iſt. Wie ſchon Oberbau⸗ direktor Zizler während der Beratung des Haushaltplans im Bürgerausſchuß ausgeführt hat, ſind Beſtrebungen zur Hebung der Friedhofkultur im Gange, die eine mehr einheitliche Ausgeſtaltung des Friedhofs bezwecken und darum nur zu begrüßen ſei. Die Ausſtellung gibt einen an⸗ ſchaulichen Ueberblick über die Totenehrung älterer und neuerer Zeit und macht mit der Kriegsgräberfürſorge in den ehemals beſetzten Gebieten bekannt. Sie beſchränkt ſich dabei nicht auf Friedhofanlagen und Einzel⸗Grabmale, ſondern bringt auch Denkmale der Totenehrung allgemeiner Art außerhalb der Friedhöfe. Den Vertretern der hieſigen Preſſe wurde geſtern nachmittag Gelege eit zu einer Vorbeſichtigung ge⸗ geben, wobei Obe udirektor Zizler, Prof. Brehm und Baurgt Rohrer die Führung übernommen hatten. Verſchie⸗ dene badiſche Städte und Gemeinden haben ſich an der Aus⸗ ſtellung beteiligt, um ihre Schätze alter Grabmalkunſt zu zeigen und mit Zeichnungen, Photos und Modellen über ihre heutigen Beſtrebungen auf dem Gebiet der Friedhofkunſt zu unterrichten. Daneben wurde die Ausſtellung von pripater Seite durch Architekten, Bildhauer, Gartenkünſtler und durch führende Geſchäfte des Grabmalgewerbes mit einer Menge vorbildlicher Arbeiten beſchickt, ſodaß nicht nur für Fachleute, ſondern auch für weiteſte Kreiſe der Bevölkerung viel An⸗ regung und Sehenswertes geboten iſt. Es wäre zu wünſchen, daß damit die Abſicht der Veranſtalter, das Intereſſe für unſere Friedhöfe zu wecken, erfüllt wird und daß die Be⸗ ſtrebungen zur Hebung der Friedhofkultur, die ſich heute in allen Städten und bei allen Friedhofverwaltungen bemerkbar machen, gefördert werden. Der Oberrat der Iſraeliten hat eine Reihe ſehr ſchöner Photographien alter Judenfriedhöfe zur Ver⸗ fügung geſtellt. Dieſes Bildmaterial wird ergänzt durch einige gute Aufnahmen, die verſchiedene Städte von ihren Juden⸗ friedhöfen beigeſteuert haben. Der Volksbund deutſcher Kriegsgräberfürſorge hat eine Anzahl Karten auf⸗ gehängt, aus denen in überſichtlicher Weiſe die Verteilung der Ortsgruppen innerhalb Deutſchlands erkenntlich gemacht iſt und die Unmenge teils gut gepflegter, teils noch ſehr pflegebedürftiger Kriegerfriedhöfe in den früheren Kampf⸗ gebieten zu erſehen iſt. Photographien kleineren und größeren Formats geben ein gutes Bild von dem eindrucksvollen Ge⸗ präge der vom Volksbund für Kriegsgräberfürſorge ge⸗ ſchaffenen Totenſtätten unſerer im Feindesland ruhenden Krieger. Auf der Empore des Ausſtellungsraums ſind aus⸗ ſchließlich Entwürfe für Grabmale zuſammengeſtellt. Es ſind dies die preisgekrönten Arbeiten eines Wettbewerbs, den das Landesgewerbeamt in Karlsruhe zur Gewinnung guter neuzeitlicher Grabmalformen veranſtaltet hat. Als praktiſches Beiſpiel zeitgemäßer Friedhofgeſtaltung hat das Hochbauamt auf dem Hauptfriedhof eine kleine Muſteranlage geſchaffen. Hierbei wurde abſichtlich das rein ausſtellungsmäßige vermieden; die Grabmale wurden viel⸗ mehr genau wie bei einem Gräberfeld angeordnet. Wegen des geringen Umfanges dieſer Anlage wurden nur Grab⸗ ſteine, aber keine Grabmale aus Holz, Eiſen uſw. aufgeſtellt. Dadurch wurde der einheitliche Eindruck⸗gewahrt, ſodaß dieſe Muſteranlage wie ein kleiner, in ſich geſchloſſener Fried⸗ hofabſchnitt in Erſcheinung tritt. Gerade dieſe vor⸗ nehme Anlage erweckt ein Gefühl der Ruhe und des Frie⸗ dens, ſie wirkk einfach und ſchlicht und doch erhebend. Zieht man Vergleiche mit dem bisherigen Durcheinander des Gräber⸗ liſchen Seidenzölle koſtet ein Paar Strümpfe, das in Holland für zehn Mark verkauft wird, in London 25 Mark. Faſt ebenſo hoch iſt der Preisunterſchied in Zigarren und Sprit. Die Schmuggler, die dieſen Gewinn, ſtatt ihn dem Staate zu laſſen, in die eigene Taſche ſtecken, führen ein fürſtliches Leben. Zwar kommen ſie heute in den gleichen uralten Landgaſthöfen zu⸗ ſammen, in denen ſchon die Helden zahlloſer Romane, die Schmuggler von Tyburn ihre geheimen Sitzungen abhielten, aber die modernen Freibeuter ſehen ganz anders aus wie die bärtigen, finſter blickenden Männer, die wir von den alten Bildern her kennen. Faſt alle Mitglieder der neuen„engliſchen Camorra“ ſind junge Leute aus guten und teilweiſe ſogar hochgeſtellten Familien, die das gefährliche Handwerk ebenſo ſehr des Sports wie des Geldes wegen betreiben. Das iſt eine andere Menſchenart als jene armſeligen Fiſcher, die es vor zwethundert Jahren ums Brot taten: ſie haben als Zwanzigjährige die Hölle von Flandern geſehen,— was kann ihnen heute noch Senſationen geben, was, auf der anderen Seite, könnte ſie abſchrecken, zu tun was ihnen Spaß macht? Dieſe Flauderngeneration kommt jetzt in die Jahre, und an Räubergeſchichten wird es im nächſten Jahrzehnt nicht fehlen. Wie dieſe Freibeuteret organiſtert iſt! In kleinen Gruppen leben ſie zuſammen als Kurgäſte der Badeorte, als Villen⸗ beſitzer in ſtillen Buchten, als Mitglieder der faſhionablen Pacht⸗Clubs. Die Schlupfwinkel der Bande hat man jetzt wenigſtens zum Teil entdeckt und ausgehoben. Die baſis war eine Bucht nördlich der Themſemündung, in der eine Reihe bekannter Seebäder liegen. Die Orbaniſattan der Schmuggelei dehnte ſich aber zweifellos über die ganze Süd⸗ oſtecke von England aus man hat ſowohl ziemlich weit nörd⸗ lich, bei dem Handelshafen Hull, wie an der Sübküſte, gegen⸗ über von Boulogne, Zweigſtellen der Bande entdeckt. Im Süden war das Hauptquartier das Städtchen Rye, das etwa zwiſchen Haſtings und Jolkeſtone am Kanal liegt und in jenen Schmugglerkämpfen des achtzehnten Jahrhunderts ebenfalls die Hauptreſidenz der Piraten war. An ber Nordſee iſt neben. den vielen kleinen, ſtillen Orten namentlich das bekannte Seebad Deal als Standort benutzt worden. Die Poltzet hat jetzt, nach langen, unendlich mühſamen Vorbereitungen, in dieſes Wild⸗Weſt an der Nordſee eingegriffen. Nach allem, was bisher bekannt geworden iſt, müſſen ungeheure Mengen von Konterbande hinter dem Rücken der Zollbehörden einge⸗ führt worden ſein, und es iſt recht fraglich, ob wirklich die ſchmucks und dieſer Muſteranlage, ſo fällt der Vergleich ohne weiteres zugunſten der neuen Beſtrebungen aus. Wir können deshalb die Oppoſition nicht verſtehen und ſind über⸗ zeugt, daß die Beſtrebungen zu einer Vereinheitlichung des Gräberſchmuckes allgemeinen Anklang aus der geſamten Bürgerſchaft finden. Die neue Richtung läuft darauf hinaus, die Gräber mit mehr Grün und weniger Stein zu ver⸗ ſehen. Die Einfaſſung für einzelne Grabſtätten fällt weg; ein grüner Raſen bedeckt die Fläche und vor jedem Grabſtein ſind blühende Blumen. Die Grabſteine ſind künſt⸗ leriſch, geſchmackvoll und gefallen in ihrer vornehmen Aus⸗ arbeitung. Man komme ſelbſt und überzeuge ſich. Auf dem gegenwärtigen Friedhof läßt ſich die neue Richtung nicht mehr einführen; jedoch iſt auch für ſie ein Gräberfeld freigelaſſen. Dagegen wird der neue Zeutralfriedhof, der zwiſchen Käfer⸗ tal und Waldhof vielleicht in 8 bis 10 Jahren errichtet wird, ganz in der neuen Richtungsform gehalten ſein. ch. Gemeinde⸗ und Kreisſteuer 1926 und 1927 Zur Zeit werden die Forderungszettel über die endgültige Gemeinde⸗ und Kreisſteuer in Mannheim für das am 31. März 1927 endende Rechnungsjahr 1926 zugeſtellt. Dieſe ergeben zugleich auch den Betrag der Vorauszahlungen für 1927. Infolge der einſchneidenden Aenderungen des Grund⸗ und Gewerbeſteuergeſetzes die mit Wirkung vom 1. April 1926 ab in Kraft getreten ſind, ergeben die Jorde⸗ rungszettel in zahlreichen Fällen Abweichungen in der Steuerhöhe gegenüber den Vorauszahlungen für 1926. Die wichtigſte Geſetzesänderung iſt die, daß die ee neben dem Betriebsvermögen nunmehr auch aus dem Ertrage erhoben wird. Soweit nach den Forderungszetteln die Vorauszahlungen für 1926 die endgültige Steuerhöhe überſteigen, werden die zu viel bezahlten Beträge auf die Steuer für 1927 gutge⸗ ſchrieben. Si aber Nachzahlungen zu leiſten, ſo ſind dieſe innerhalbe Monats nach Zuſtellung des Forde⸗ rungszettels fällig. Die für 1926 feſtgeſtellte endgültige Ge⸗ meinde⸗ und Kreisſteuer iſt auch für 1927 als Voraus⸗ zahlung zu entrichten und zwar in 4 Teilzahlungen, von 1 denen die erſte an ſich am 15. Juli 1927, ſoweit die Zuſtellung des Forderungszettels bis dahin nicht erfolgt iſt, innerhalb einer Woche nach Empfang der Forderungszettel zu leiſten tſt. Die Veranlagung iſt burch die zuſtändigen Finanzämter erfolgt. Etwaige Fragen, die die Art und Höhe der Veran⸗ lagung betreffen, ſind alſo an die zuſtändigen Finanzämter zu richten. Zu ber Kontrolle der Krafträder über die wir im geſtrigen Abendblatt berichteten, wird uns 10 folgendes geſchrieben: 0 1 Seit ich ein Motorrad beſitze, habe ich ſchon viel gelernt⸗ Hauptſächlich Geduld. Was mir aber vorgeſtern abend ge⸗ ſchehen, das überſchreitet doch alles. Am Schlachthof war die 0 übliche„Papierkontrolle“. Dieſe beſteht gewöhnlich darin, daß ein Wachtmeiſter, der auch ſehr gebuldig iſt, ſich überzeugt, 175 daß man ſeinen Führerſchein und die ſonſtigen Papiere beſitzt. Im Laufe der Zeit kennt er natürlich ſeine ſtändigen Kunden, tedet ſie mit dem Namen an, aber„Dienſt iſt Dienſt', man muß jedesmal warten, bis man drankommt und dann erfolgt mit tiefem Ernſt die hochnotpeinliche Unterſuchung. Man kann das Kismelt nennen, manche ſagen auch anders. 05 Die Kontrollſtelle wird in einer langen, geraden Straße ein⸗ gerichtet, damit Leute mit ſchlechtem Gewiſſen rechtzeitig die Gefahr erkennen und in eine Seitenſtraße einbiegen können. Ich hatte ein gutes Gewiſſen und ließ mich kontrol⸗ lieren. Doch ich mußte erfahren, daß ich trotz tadelloſer 17 Papiere nicht fündenlos war. Mein Rad machte dem Herrn ſo viel Lärm. Es iſt zwar nur ein beſcheidenes kleines Ding, das Indians und ähnlichen Fahrzeugen jeder⸗ zeit den Vorrang laſſen muß, aber das Ohr der Polizei kann auf ſowas keine Rückſicht nehmen. Und nun geſchah etwas, was mir wirklich noch neu war. an nahm mir das Rad einfach ab, ich durfte es noch in einen Schuppen 917 fahren, dann erhielt ich mit meinen Papieren die Berechti⸗ gung, heim zu laufen. 10 In drei Tagen will die Polizei herausbekommen hahen ob das Rad wirklich zuvielLärm macht, dann darf ich mirs vielleicht wieder holen. Das habe ich heute ſchließlich her⸗ 1 ausgebracht. Daß es mir gehört, daß ich Steuer dafür 1 bezahlt habe, daß ich ſonſt meine Steuern zahle. daß ich 5 als anſäſſig bekannt bin, alles gleich, Nachts um 7811 Uhr 10 15 4 draußen vor der Stadt auf Schuſters Rappen geſtellt. Die Polizei, gerade die Verkehrspolizet, redet immer ſo⸗ viel von vertrauensvoller Zuſammenarbeit mit dem Publikum. Ich danke für eine Zuſammenarbeit, die darin 1 0 beſteht, daß mir von der Behörde, die das Eigentum zu ſchützen hat, nachts um 11 Uhr mein mühſam mit Spar⸗ groſchen erworbenes Eigentum abgenommen wird. Fritz Ranke, Diplom-Ingenieur. ob man nur vereinzelte Mitglieder ertappt hat, während das Gros der heimlichen Armee ihr düſteres Gewerbe weiter⸗ führt. Noch iſt auch unbekannt, ob e Polizei Sleichs eie in den zahlreichen kleinen Seehäfen Hollands, von enen die Waren herübergebracht werden, eine ähnliche Razzia eingeleitet hat, wie die engliſche. Man weiß, daß Scheveningen einer der wichtigſten Orte für den Schmuggel nach England iſt: aber zweifellos greift die Organiſation dort ebenfalls ar viele kleinere Küſtenplätze über, und es ſind ſogar Anzeichen dafür vorhanden, daß auch mit Belgien und Frankreich ein ausgedehnter„Freihandel“ betrieben wird. Doch die See iſt groß und behält für ſich, was ſie weiß,— und das Schickſal der unglücklichen Fiſcher, die vor zwei Jahrhunderten nach einem langen, blutigen Kampf mit dem Slaate am Galgen 85 Hochgerichts von Tyburn endeten, ſchreckt heute nicht mehr. 8 8 55 Auch ein Plagiat Einer engliſchen Zeitung blieb es vorbehalten feſtau⸗ ſtellen, daß das moderne Werbeſchlagwort„Eßt mehr Früchte!“ nichts anderes als ein Plagiat ſei.„Eßt mehr Früchtel“ gat nämlich der Teufel ſchon im Paradieſe 2 Eva geſagt. Der Erfolg, den der Verführer mit dieſer Aufforderung gehabt hat, ſtempelt ihn zum berufsmäßigen Propagandiſten; denn nur ein ganz Schlauer konnte auf den Gedanken kommen, daß das Weib für die Reklame am leichteſten empfänglich ſei. Und der Teufel hatte richtig kalkuliert. Seit jener Zeit bietet man jeden Artikel, der nur einigermaßen Anlaß dagu gibt, der Frau an. Und es iſt wirklich intereſſant zu verfol⸗ gen, wie in den engliſchen Zeitungen die Mehrzahl aller Inſerate ſich an die Leſerinnen wendet, ſelbſt wenn es ſich um Anzüge für Herren handelt. Die Frau beginnt die Zeiͤ⸗ tung mit dem Inſeratenteil, der Mann dagegen mit deem Leitartikel. Das iſt eine alte Binſenweisheit, die es dennoch wert iſt, beachtet zu werden. Humor vom Tage Neues Spiel Fritzchen kommt vom Spielen in pielen einem ganz zerlöcherten Mutter: Wie ſiehſt du denn aus, was haſt du gemacht? der Hauptadern der Organiſation durchſchnilten worden ſind, oder Fritzchen: Wir haben Kaufmann geſpielt und ich war Schweizerdae.(Aus dem Brummbär). Etke 325 S —9 * Polizeifunkverkehr in Baden Die Polizeifunkſtelle Karlsruhe hat ſeit ihr ienſt⸗ ellung Ende November 1926 isher 3 empfangen, 366 übermittelt und 313 abgegeben. Entziffert man die an die badiſchen Polizeidienſtſtellen gerichteten Funk⸗ ſprüche örtlich näher, ſo ſteht naturgemäß Karlsruhe ſelbſt an erſter Stelle, es folgen Mannheim(Heidelberg) an zweiter, Konſtanz an dritter, Freiburg an vierter Stelle, darnach folgen die an die ſogenannten Grenzſtationen adreſ⸗ ſierten und telegraphiſch weiter gegebenen Funkſprüche. Wie 75 die örtliche Zergliederung(Karlsruhe: Landespolizeiamt, Mannheim, Konſtanz, Freiburg: Hauptgrenzregiſtraturen) zeigt, ſpielt die kriminalpolizeiliche Fahndung in Verbindung mit der Grenze eine ſehr große Nolle. Ein Teil der Junk⸗ 2 fällt auf Vermißten⸗Nachrichten uſw. Viel⸗ fſach hat die Berliner Polizeifunkſtelle die Karlsruher Funk⸗ anlage auch benützt, um Funknachrichten über ſie nach Stutt⸗ gart, München und nach der Pfalz zu geben. * Zur Rheinbrückenfrage MannheimLudwigshafen Der Verkehrsverein Ludwigshafen hat zur Rhein⸗ brückenfrage in einer Eingabe nach Berlin erneut auf die Gefahren hingewieſen, die bei dem ſtändig wachſenden Verkehr drohen und die eines Tages zur Kataſtrophe führen müſſen. Wenn doch alle drei Projekte gleich behan⸗ delt werden ſollen, ſo führt die Eingabe aus, ſo könne man ruhig für die drei Projekte einen angemeſſenen Betrag aus⸗ ſetzen und es köunte ſofort mit den Vorarbeiten be⸗ gonnen werden. 7 * Warme Witterung. Am geſtrigen Donnerstag herrſchte eine ungewöhnlich heiße Temperatur, infolgedeſſeu die hie⸗ ſigen Flußbadeanſtalten ſtark beſucht wurden. Die Höchſt⸗ Wärme betrug 26,8 Gr. C. im Schatten gegen 24 Gr. am Mittwoch. Das in der 5. Nachmittagsſtunde von Süden nach Nordoſten ziehende Gewitter ging glücklicherweiſe ohne Schaden vorüber. Die Waſſerwärme des Rheinus be⸗ trägt über 18 Gr. C. Bei der erfriſchenden und neubelebenden Wirkung der Rheinbäder auf den menſchlichen Organismus ſollte während der heißen Jahreszeit tagtäglich ein Rheinbad genommen, werden. Wer nicht in die Privatbadeanſtalten gehen will, beſuche die ſtädtiſchen Rheinbäder, die den Vorzug haben, daß ſie gebührenfrei ſind. Dabei ſind dieſe Bade⸗ auſtalten, beſonders das Männerbad, jederzeit in einem pein⸗ lich ſauberen Zuſtand. Auch ſehen die Bademeiſter erfreu⸗ licherweiſe auf Zucht und Ordnung im Betriebe. * Erhöhung des Milchpreiſes. Wie uns die Mannheimer Milchzentrale AG. mitteilt, ſieht ſie ſich infolge Erhöhung der 1zeugerpreiſe genötigt, den Kleinverkaufspreis für Vollmilch um 2 Pfg., auf 32 Pfg. je Liter ab morgigen 16. Juli zu erhöhen. Die Hausfrauen werden von dieſer Mitteilung nicht gerade entzückt ſein. Mit dieſer Preis⸗ erhöhung wird die an anderer Stelle veröffentlichte Milch⸗ propaganda des bayeriſchen, Landwirtſchaftsminiſters faſt illuſoriſch gemacht. Erwähnt ſei aber, daß in Württem⸗ berg der Milchpreis bereits am 1. Juli erhöht wurde. * Einſetzen von Jungkarpfen in die hieſigen Hafen⸗ gewäſſer. Wie uns mitgeteilt wird, wurden in die hieſigen een 200 Kilo Jungkarpfen eingeſetzt. 5 waren durchweg ſehr prächtige Exemplare im Einzelgewicht Von ein Viertel⸗ bis ein Halbpfund, die alle in ſehr munterem Zuſtande ihrem Element übergeben werden konnten. Wenn auch mit Rückſicht auf den Umfang der hieſigen Hafengewäſſer ſder Floßhafen erhielt 50 Kilo) die Zuführung dieſer Jung⸗ karpfen nicht gerade ſtark ins Gewicht fällt, ſo iſt deren Ein⸗ ſetzen bei der gerade in den letzten Jahren immer mehr zu⸗ nehmenden Fiſcharmut ſehr zu begrüßen. Hoffentlich iſt 7 Gedeihen geſichert und es folgen in den kommenden Jahren weitere, vielleicht auch größere Lieferungen von Ein⸗ ſatzfiſchen, wobei auch dem Rhein, vorwiegend aber dem Neckar gedacht werden ſollte. Die Ueberführung der Jung⸗ karpfen geſchah nach uns gewordener Mitteilung im Auftrage des Badiſchen Landesfiſcherei⸗Vereins, das Ausſetzen unter Aufſicht des Bundes der Fiſcherei⸗Vereine Mannheim und Umgebung, durch Kommiſſionen der für die gedachten Gewäſſer uſtändigen Vereine. Im Floßhafen konnte man den Vor⸗ en des Angelfiſcher⸗Vereins„Merkur“ Mannheim und bei der ihnen ſicher Freude bereitenden Einige ſeiner Kollegen Arbeit beobachten. Der Streik in der Mannheim⸗Ludwigshafener Mühlen⸗ induſtrie. Die Verhandlungen zur Beilegung des Kon⸗ fliktes in der Mühleninduſtrie Mannheim⸗Ludwigshafen werden, Blättermeldungen zufolge, heute vormittag vor dem Janssſchlichter im Karlsruhe beginnen. *Standkonzert. Bei dem am kommenden Sonntag, den 17. Juli, von halb 12 bis halb 1 Uhr am Friedrichsplatz ſtattfindenden Standkonzert ſpielt die Kapelle Seezer: arſch„Frei we;(Latann), Stradello⸗Ouvertüre(Flotow), Walzer„Wiener Praterleben“(Translatner), Steuermanns⸗ lied und Matroſenchor(Wagner), Melodien äus„Schwarz⸗ waldmädel“(Jeſſel). 8 Von Schauſpielern und Dichtern 8 Triſtan Bernard, einer der augenblicklich innerhalb und außerhalb Frankreichs beliebteſten Theaterſchriftſteller, iſt ein außerordentlich witziger Mann. Eines ſchönen Tages ſitzt er in einem Reſtaurant, wo er erſt ſehr ſchlecht bedient wird und dann ungenießbare Speiſen bekommt. Er läßt ſich den Geſchäftsführer rufen. Als dieſer nach einer ganzen Weile an ſeinen Tiſch kommt, fragt er ihn:„Sie ſind der Geſchäfts⸗ führer?“„Jawohl, mein Herr.“„Sie ſind wirklich der Ge⸗ ſchäftsführer?“„Aber ja, mein Herr“.„Dann umarmen Sie mich“. Der Geſchäftsführer tritt einen Schritt zurück und fragt erſtaunt:„Weshalb ſollte ich Sie wohl umarmen?“ Worauf Triſtan mit trauriger Miene antwortet:„Armer Freund, weil wir uns nie wiederſehen werden“. E Kraſtl, lange Jahre hindurch Heldenvater am Burg⸗ theater zu Wien, hatte in einem fürchterlichen Drama den Helden zu ſpielen, der ſchließlich geköpft wurde. Nach der Generalprobe ſprach Kraſtl achſelzuckend zu Sonnenthal: —— laß ich mich, wenn ich weiß, warum im geköpft werde. — 1* Als Oskar Blumenthal noch Theaterdirektor in Berlin war, führte er ein Stück auf, das ſofort durchfiel, aber wurde. Eines Tages traf er den Börſeaner Menkus, einen bekannten Berliner Witzbold.„Wiſſen Sie, Blumenthal“, ſagte der zu ihm,„geſtern abend habe ich gefürchtet, ich bin geiſteskrank. Ich war bei Ihnen im Theater und habe in Her erſten Parkettreihe geſeſſen. Stellen Sie ſich vor, ich habe mir dauernd eingebildet, es ſist jemand hinter mir.“ Auch die älteſten Theaterhaſen wiſſen nie, ob ein Stück einſchlagen wird oder nicht. Das groteskeſte Beiſpiel hierfür iſt wiederum Oskar Blumenthal. Er probte gegen Ende der achtziger Jahre ein Drama, das er angenommen Hatte, weil ihn eine ſehr ſchöne Frau darum gebeten hatte. Die Schauſpieler murrten und behaupteten, es ſei ein Wahn⸗ inn, in der Zeit des jungen Naturalismus ſolch einen Birch⸗ feiffer⸗Kitſch aufzuführen.„Kinder“, meinte Blumenthal, »ich weiß ja ſelbſt, es wird ein fürchterlicher Reinfall. Wir (werden das Stück zwei oder dreimal ſpielen lann zur 75 ewigen Ruhe beſtatten. aus privaten Gründen von ihm nicht vom Spielplan abgeſetzt 5 Geranſtaltungen 3 Maunheimer Künſtlertheater Apollo. Trude Kann⸗ Lauer, das ehemalige Mitglied des Nationaltheaters, die erſt vor kurzem mit ihrem Liederabend beim Mannheimer Publikum einen großen Erfolg feierte, ſpielt von Samstag ab allabendlich die Rolle der Marion de Lorm in der Operette „Maſcottchen“.— Lydia Buſch vom Nationaltheater Maun⸗ heim wurde für das Mannheimer Künſtlertheater Apollo zu einem kurzen Gaſtſpiel verpflichtet. Vereinsnachrichten „Der Singverein Mannheim, der in Bälde ſein 85lähriges Beſtehen feiert, unternahm, wie man uns ſchreibt, am ver⸗ gangenen Sonntag ſeinen diesjährigen Familien⸗Aus⸗ flug nach Ladenburg. In recht großer Zahl hatten ſich die Mitglieder mit ihren Kindern im„Goldenen Anker“ eingefun⸗ den. Mit einer Kinder⸗Polonaiſe wurde der Reigen eröffnet und bald ſetzte ein fröhliches und buntes Treiben ein. Preis⸗ ſchießen, Wettrennen für Jung und Alt, Wurſtſchnappen, Eierlaufen und viele andere überraſchende Beluſtigungen ſorgten für Unterhaltung. Das Tanzbein wurde fleißig ge⸗ ſchwungen und die ſtattliche Sängerſchar unterhielt mit dem Vortrag einiger Chöre. Durch die fröhliche Stimmung ſind die Stunden leider zu raſch vergangen. Umſo mehr freut man ſich auf das in Bälde ſtattfindende Sommernachtsfeſt. Knfälle beim Baden Alljährlich zur warmen Jahreszeit ſchwellen die poltzet⸗ lichen Statiſtikten über Unglücksfälle beim Baden außer⸗ ordentlich an. Und wenn auch nicht zu bezweifeln iſt, daß eine Reihe von Todesfällen im Waſſer trotz aller Achtſamkeit und Vorſicht nicht zu verhüten iſt, ſo muß doch andererſeits ohne weiteres zugegeben werden, daß ein erheblicher Prozentſatz durch bodenloſen Leichtſinn herbeigeführt wird und zu ver⸗ meiden geweſen wäre. Zu den häufigſten Urſachen dieſer letztgenannten Form des Ertrinkungstodes gehört vor allem das Hinein⸗ ſpringen ins Waſſer bei nocherhitztem Körper. Wie oft kann man beobachten, daß die Menſchen bei glühender Sonne im Dauerlauf der See oder dem Fluß zueilen, kaum angelangt, ſich die Kleider vom Leibe reißen, um ſich allſogleich kopfüber ins Waſſer zu ſtürzen— ſtatt daß ſie ſich erſt in der Luft abkühlen und dann langſam ins Waſſer gehen. Bei dem unvernünftigen Vorgehen ziehen ſich die Blutgefäße der Haut in dem kühlen Waſſer brüsk zuſammen, große Blutmengen werden ins Innere des Körpers gedrängt,— und nicht ſelten kommt es dann bei derart gewaltigen Verſchiebungen im Kreislauf zu einem Verſagen des Herzens, zu einer ſchweren Schädigung der inneren Organe mit tödlichem Aus⸗ gang. Aeltere Leute, deren Gefäßſyſtem an und für ſich ſchon angegriffen iſt, ſind beſonders ſtark gefährdet. Menſchen, die an hohem Blutdruck, an Herzfehler oder Nierenſchädigung leiden, ſollten überhaupt zuvor ihren Arzt um Rat fragen, ob nicht dem Baden im Freien Bedenken entgegenſtehen. Da der Aufenthalt im Waſſer und das Schwimmen erhebliche An⸗ forderungen in Herz und Kreislauf, an Muskulatur und Stoffwechſel ſtellen, ſo iſt unbedingt jede Uebertreibung, jede Ueberanſtrengung zu unterlaſſen. Nicht nur Kinder, auch Erwachſene tuen leicht zu viel des Guten; vor allem dürfen die Schwimmanfänger nicht zu lange im Waſſer verweilen; die Unbekömmlichkeit ihres Verhaltens geht aus der Blaufärbung der Haut und den auſteigenden Kältegefühlen ohne weiteres hervor. Die Schwimmübungen ſind allmählich zu ſteigern, da⸗ mit nicht das Herz im Uebermaß in Anſpruch genommen wird. Zu den unangenehmen Zufällen, die einem Schwimmer im Waſſer zuſtoßen können, gehört auch der plötzlich ein⸗ ſetzende Wadenkrampf. Dieſe krampfartige Zuſammen⸗ ziehung der Wadenmuskulgtur beruht auf einer unwillkür⸗ lichen Ueberſtreckung des Beines, die meiſt nach den erſten ſtarken Stößen beobachtet wird, aber auch durch Ueber⸗ anſtrengung ausgelöſt werden kann. Das Haupterfordernis beim Auftreten eines Wadenkrampfes iſt: Ruhe bewahren. Am beſten legt man ſich auf den Rücken und arbeitet nur mit den Armen und dem krampfloſen Bein. Gewöhnlich löſt ſich dann der Krampf ſchon von ſelbſt nach kurzer Zeit. Allerdings dürfte es auf alle Fälle empfehlenswert ſein, möglichſt ſchnell dem Lande zuzuſtreben, da mitunter der Wadenkrampf nach kurzem Ausſetzen wieder von neuem auftreten kann. Dr. med. M. ** * Wahl des Beirats für den Landeskommiſſär in Mann⸗ heim. Auf die Wahlvorſchlagsliſte 1 der Wählergruppe der Kreisratsmitglieder des Kreiſes Mannheim entfielen 45 Stimmen 2 Stellen. Gewählt ſind als Beiräte: 1. Heinrich Lintz, Kreisvorſitzender, Altſtadtrat in Mannheim, 2. Joſef Huegel, Oberbürgermeiſter in Weinheim und als Stellvertreter: 1. Richard Böttger, Bürgermeiſter in Mannheim und 2. Karl Zinkgräf, Kaufmann und Stadtrat in Weinheim. Es kam ein wenig anders. Das Stück iſt ungefähr eine halbe Million Mal über alle Bühnen der Erde gegangen und wird heute noch geſpielt. Sein Autor hieß Sudermann und das Stück„Die Ehre“. —— Als Reinhardt ins„Neue Theater“ eingezogen war, gab er zwei Einakter, die weltberühmt geworden ſind. Wildes „Salome“ und Wedekinds„Kammerſänger“. Blumenthal, der eine tiefbegründete Abneigung gegen moderne Literatur und gegen Reinhardts Theaterſpiel hatte, faßte ſein Urteil über die Aufführung in die Worte zuſammen:„Hier gibt's nur eins: nach dem erſten Stück kommen und vor dem zweiten gehen.“ Nachts zwei Uhr. An der Tür des Paraffineums klingelt es Sturm. Der Portier dieſer bekannten Entfettungsanſtalt ſteigt in die Hoſen u. öffnet. Vor ihm ſteht Max Adalbert. „Sie haben eine Entfettungsanſtalt?“„Jawohl“, ſagt der Portier.„Na jut, denn laſſen Sie mir man rin.“„Was“, fragt der Portier entſetzt,„mitten in der Nacht“?„Natürlich“, ruft Maxe,„ich will noch in den Bühnenklub und hab' einen Rieſenfettfleck im Smoking.“ Emil Thomas, der große Komiker, unterſtützte einen Kollegen, der gleichaltrig mit ihm, es zu nichts gebracht hatte und ihm ſchwer auf dem Geldbeutel lag. Eines Tages ſtirbt ieſer Kollege. Als Thomas gefragt wurde, ob dieſer Tote mit ihm befreundet geweſen ſei, antwortete er:„Und ob! Er kannte mich wie meine Taſche“. Kunſt und Wiſſenſchaſt 42 75. Jahrfeier des Germaniſchen Nationalmuſeums. Am 17. und 18. Auguſt dieſes Jahres feiert das Germaniſche Nationalmuſeum in Nürnberg das 75jährige Beſtehen. Bei dem Empfangsabend in den Räumen des Induſtrie⸗ und Kulturvereins gelangt ein Feſtſpiel von Konſervator Dr. Heinrich Höhn zur Aufführung. Der 18. Auguſt bringt dann die Eröffnung des Erdgeſchoſſes, des neuen von German Beſtelmeyer erbauten Flügels und die Feſtverſammlung im Raum der alten Karthäuſerkirche des Germaniſchen Nationalmuſeums. Die Hausreden werden ausſichtlich von Direktor Dr. Heinrich Zimmermaun und —— Dr. Graf Poſadowsky⸗ ehner gehalten werden. Das Ger⸗ 2 Landesverſammlung des Vereins badiſcher Fortbik⸗ dungsſchullehrer und des Vereins badiſcher Lehrer an gewerblichen Schulen die anfangs dieſes Monats in Karlsruhe ſtattfand, war außer⸗ ordentlich aut beſucht und zwar aus allen Teilen des Landes. Das Verlangen nach Ausbau der badiſchen Fortbildungs⸗ ſchule zur Berufsſchule und ihre Gleichſtellung und Zuſammen⸗ faſſung mit den Gewerbe⸗ und Handelsſchulen, wie ſie in verſchiedenen deutſchen Staaten ſchon erfolgt iſt. kam hier ein⸗ mütig zum Ausdruck. Den Glanzpunkt der Verſammlung bil⸗ dete der Bortrag des Univerſttätsprofeſſors Dr. Aloys Fiſcher in München über„Die Berufsſchule und ihre Organiſation.“ In zweiſtündigem Vortrag, dem alle Zuhörer in größter Aufmerkſamkeit folgten, leate der durch und durch geſchulte Reduer und Sachverſtändige auf dem Gebiete des Berufsſchulweſens die Notwendigkeit der gemein⸗ ſchaftlichen ſchuliſchen Zuſammenfaſſung aller berufskätigen ſchulentlaſſenen Jugendlichen in einer gemeinſamen Berußs⸗ ſchule überzeugend dar. Es darf im Berufsſchulweſen keine ſyſtematiſche Trennung nach Schülern mit Lehrverhältnis und ſolchen mit Arbeitverhältnis geben. Es ſoll zwiſchen den ein⸗ zeluen Schulgattungen innerhalb des Berufsſchulweſens keinerlei Gradunterſchied geben, wie es z. B. heute in Baden zwiſchen den Handels⸗ und Gewerbeſchulen einerſeits und den Fortbildungsſchulen andererſeits der Fall iſt. Der langauhal⸗ tende Beifall der Lehrerſchaft, aber auch der Beifall der Ehren⸗ gäſte, unter denen mehrere Vertreter der Regierung, Land⸗ tagsabgeordnete, Vertreter der Handels⸗ und Gewerbeſchule und der Handwerkskammer waren, zeigte, daß es der Rednen verſtanden hat, f ne vielfach neuen, aber überzeugenden Ideen zu entflammen. Am Schluſſe nahm die Verſammkung einſtimmig folgende e 11 Entſchließung an: Der Erziehung der volksſchulentlaſſenen Jugend, die über 90 Prozent der geſamten Jugend Deutſchlands umfaßt, muß im heutigen Volksſtaate ganz beſondere Aufmerkſamkeit und Fürſorge zugewandt werden. Die Heranbildung der werk⸗ tätigen Jugend zu berufstüchtigen, ſtaatsbejahenden, mit Ge⸗ meinſchafts⸗ und Verantwortungsgefühl beſeelten Männern und Frauen iſt einenationale Aufgabe ſchlechthin Die am 2. Juli 1927 in Karlsruhe verſammelten Lehrer und Lehrerin⸗ nen Badens erwarten deshalb vom Landtag und Unterrichts⸗ miniſterium, daß in Würdigung der Bedeutung des Fort⸗ bildungsſchulweſens für den Staat die geſamte ſchulentlaſſene Jugend in Stadt und Land ohne Rückſicht auf Arbeits⸗ oder Lehrverhältnis beruflich erfaßt und in einer großen Berufs⸗ ſchule, als beſonderen und neuen Schultyp, zuſammengefaßt und gemeinſam erzogen und herangebildet wird: wie dies in faſt allen Staten des deutſchen Reiches, wo ausgebaute Be⸗ rufsſchulen ſchon vorhanden ſind, bereits geſchieht. Schulrat Beck überbrachte Grüße der Stadt Mann⸗ heim und lud die beiden Vereine im Namen des Oberhürger⸗ meiſters ein, ihre nächſte Tagung in Mannheim ab⸗ zuhalten. * Trinkt mehr Milch! Der bayeriſche Landwirtſchafts⸗ miniſter Prof. Fehr ſchreibt der Tagespreſſe: Viel Milch, anſcheinend zu viel Milch, iſt gegenwärtig auf dem deutſchen Markt. In allen Städten bleibt Milch unverkäuflich und muß verarbeitet werden. Da drängt ſich die Frage auf, warum bekommt man in den Kaffeehäuſern, in den Hotels nur Milch tröͤpfenweiſe zum Kaffee? In der Schweiz iſt beim Frühſtück in der großen Kanne Milch, in der kleinen der Kaffee. Im Kaffeehaus muß man dort den„Schwarzen“ extra beſtellen, ſonſt bekommt man Milch mit Kaffee. Bei uns muß man einen zweiten Tropfen Milch erbetteln, der dann meiſt noch ausländiſche Kondensmilch iſt.„Kaffee ver⸗ kehrt“, wie's vor dem Kriege hieß, kennt man bei uns nicht mehr. Die Gäſte müſſen wieder fordern:„RMehr Milch!“ * Verbilligung der Monats⸗ und Zeitkarten. Ab 1. Ser⸗ tember 1927 werden, wie die Deutſche Reichsbahn⸗Geſellſchaft mitteilt, ergänzende Beſtimmungen über die von der bahn im Perſonenverkehr verkauften Monatskarten für mehrere Wege in Kraft treten. Die Reichsbahn berechnet dieſe“ Zeitkarten für mehrere Wahlwege bekanntlich nicht einfach, nach dem längſten Wege, ſondern erhebt außerdem einen Zu⸗ ſchlag. Vom 1. September ds. Is. ab wird dieſer Zuſchlag ohne Rückſicht auf die Zahl der Wahlwege allgemein auf 10 Prozent des Unterſchiedes zwiſchen dem längſten Weg und der Geſamt⸗ länge aller Wege feſtgeſetzt; jedoch darf der Zuſchlag 20 Pro⸗ zent der Grundentfernung, d. h. des längſten Weges nicht überſteigen. Gleichzeitig werden die Preiſe auf Entfernungen von 51—94 Kilometer ſtaffelförmig um 0,5 Prozent je Kilo⸗ meter geſenkt. Außer den Monatskarten mit Wahlwegen wer⸗ den auch die übrigen Zeitkarten, z. B. Schüler⸗ monatskarten, Arbeiterwochenkarten herab⸗ geſetzt werden. Die Fahrpreisermäßigung für Schulfahr⸗ ten wird auch auf Schnellzüge ausgedehnt. maniſche Nationalmuſeum, eine Gründung des Freiherrn von Aufſeß, iſt das kulturhiſtoriſche Muſeum Deutſchlands, deſſen Sammlungen in eine Schauſammlung und in Studienſamm⸗ lungen zerfallen, die in etwa 200 Räumen den Beſchauern ge⸗ boten werden. Daneben iſt noch eine Fülle des koſtbaren kul⸗ turhiſtoriſchen Gutes in Magazinen untergebracht und kann nur zu Spezialſtudien vorgelegt werden. Allfährlich wird das Germaniſche Nationalmuſeum von vielen Tauſenden von Deutſchen und Ausländern beſucht, die vor allem die Gemälde⸗ galerie aufſuchen; bemerkenswert iſt das ungemein reich ige 5 Kupferſtichkabinett, manche Koſtbarkeit birgt auch die üblis⸗ thek des Muſeums. Die Entdeckung eines echten Velasauez in einem ſpa⸗ niſchen Kloſter erregt in der Kunſtwelt großes Aufſehen. Das Gemälde iſt aus dem Jahre 1620 datiert und iſt ſomit das früheſte Werk des berühmten ſpaniſchen Malers. Gerade die Zeit, aus der es ſtammt, bildet noch eine ziemlich dunkle Pe⸗ riode in dem Leben des Künſtlers und Werke dieſer Periode ſind bisher trotz eifrigſten Suchens noch nicht gefunden worden. Das Bild ſtellt eine 66jährige Franziskaner⸗Nonne, die Schweſter Jeronima de la Fuente, dar. Es iſt bezeichnend, wie das außerordentlich wertvolle Gemälde entdeckt wurde. Die ſpaniſche„Geſellſchaft der Kunſtfreunde“ hatte die Abſicht, eine Ausſtellung alter Meiſter in Madrid zu veranſtalten und er⸗ hielt zu dieſem Zweck von der kirchlichen Obrigkeit die Erlaub⸗ nis, alte Klöſter auf bisher noch unentdeckte Kunſtſchätze zu durchſuchen. Ihre Vertreter ſtöberten in dem Kloſter der Heiligen Iſabel in Toledo ein völlig verſtaubtes Gemälde auf. das in dem Kloſtergang aufgehängt war und nach Angabe der Oberin das Bild einer früheren Inſaſſin des Kloſters dar⸗ ſtellte. Das Gemälde wurde gereinigt und alsbald trat der Namenszug des Malers Velasquez zu tage. Nach eingehender Prüfung durch mehrere Kunſtſachverſtändige wurde das Bild als zweifellos echt anerkannt. Ma vermutet, daß in den ſpa⸗ niſchen Klöſtern noch manche Kunſtwerke von ähnlichem Werte ein verſtaubtes Daſein führen. * Heidelberger Feſtſpiele. Carl Ebert, der bei ſeſnem Abſchied vom Berliner Staatstheater Gegenſtand beſonderer Ehrungen war, ſpielt, bevor er die Generalintendanz des Heſſiſchen Landestheaters übsrnimmt, den Grafen Wetter vom 1— Strahl in den Schloßhofaufführungen des„Käthchen von Heil⸗ bronn“ bei den Heidelberger Feſtſpielen. — N N Meee e e e N f I Kunstseide. schön Le Herren-Artikel 38 3 Waschseide 1* 1* 65 Selbstbinder, 98, 3 moderne Muster reine Seide, mod. 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Zur Fahrt vom rechten Damm nach einem am linken Damm liegenden Ziel darf erſt auf der nächſten hinter dem Ziel liegen⸗ den Durchfahrt(Querſtraße) nach dem linken Fahrdamm eingebogen werden, ſodaß die Vorfahrt an dem Ziel in der vorgeſchriebenen Fahrtrichtung erfolgt. Auch die demnächſtige Abfahrt darf nur in dieſer Richtung erfolgen.“ 28 Mannheim, den 17. Juni 1927. Bad. Bezirksamt— Polizeidirektion— C. Auntl. heröffentiehungen der talt Mannhein Es iſt beabſichtigt, die Teilſtrecke des Feld⸗ wegs Egb.⸗No. 16 616 zwiſchen Niederfeld⸗ und Rottfeldſtraße im Stadtteil Neckarau ge⸗ mäß dem auf der Stadtratsregiſtratur— Rat⸗ haus, Zimmer 101— offenliegenden Pläne aufzuheben. 11 Etwaige Einwendungen ſind binnen 14 Tagen beim Oberbürgermeiſter vorzubringen. Mannheim, den 11. Juli 1927. Der Obervürgermeiſter. Mahnung ſtädtiſcher Forderungen. Aus dem Monat Juni 1927 ſind zur Zah⸗ lung fällig geworden: Mieteinigungsamts⸗ gebühren, Wohnungsamtsgebühren, Tiefbau⸗ amtsgebühren, Feuerverſicherungsgebühren, Desinfekttonsgebühren, Wirtſchaftsſporteln, Baugebühren, Grundbuchamtsgebühren, Orts⸗ gerichtsgebühren. Wir erſuchen um Zahlung bis ſpäteſtens 25. Juli 1927. Die Ver⸗ gnügungsſteuer iſt ſofort zu zahlen. Wer dieſe Friſten verſäumt, hat die geordnete Verſäumnisgebühr zu entrichten und die Zwangsvollſtreckung zu erwarten. Eine be⸗ ſondere Mahnung eines jeden einzelnen Säumigen erfolgt nicht. Zahlung iſt auf den bereits behändigten Forderungszettel zu lei⸗ ſten. Schalterſtunden bei der Stadtkaſſe von —31 Uhr und von 73—4 Uhr; Samstags pon—12 Uhr. Bei den Gemeindeſekretaria⸗ ten der Vororte nach den in den Rathäuſern ausgehängten Anſchlägen. 42 Stadtkaſſe Herren-Anzüge für den Werktag 28.0, 19.80, Herren-Anzüge für den Sonntag 33.00, 44. e0, 0 Gummi-Mäntel dunkle Farbe, garantiert wasserdicht. 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Frau Adrienne, die junge Gattin eines Wiener Lederfabri⸗ kanten, war in ihrer Ehe ſehr unglücklich. Ihr Mann war mit ihr unzufrieden, angeblich weil ſie nicht viel vom Haushalt verſtand. Aber merkwürdigerweiſe gefiel dem Manne,— ſo glaubte wenigſtens Frau Adrienne,— das Kinderfräulein, obwohl ſich dieſes im Haushalt ſchon garnicht auskannte. Um ihren Mann zurückzuerobern, ſann Frau Adrienne auf einen Gewaltsſtreich. Sie erinnerte ſich aus geleſenen Romanen, daß, wenn eines Mannes Liebe zu erkalten droht, man ihn eiferſüchtig machen muß, um ihn wieder ins Ehejoch zu brin⸗ gen. Sie fingierte nun einen Ehebruch, den in Wirklichkeit zu begehen, ſie zu gut erzogen war, ſchmückte ihn mit den gewag⸗ teſten Details aus, und um ihn auch wirklich zur Kenntnis ihres Mannes zu bringen, wählte ſie den richligſten Weg ꝛwid erzählte den angeblichen Seitenſprung harklein— dem Kinder⸗ fräulein. Der Mann erfuhr es auch prompt, aber bezüglich der Wirkung hatte ſich Frau Adrienne in ihrem Gatten bitter ver⸗ rechnet. Er erwies ſich als ein untaugliches Objekt für ſo ge⸗ wagte Liebeskünſte, und ſtatt einen Othello u ſpielen, lief er ſchnurſtracks zum Advokaten und reichte die Scheidungs⸗ klage und gegen den angeblichen Verführer— die Ehebruchs⸗ klage ein. Der ahnungsloſe Verführer leugnete hartnäckig, wie es ja freilich Verführer auch dann tun, wenn ſie weniger harmlos in eine Komödie der Eheirrungen verwickelt werden. Frau Adrienne, als Zeugin vernommen, unterſtützte die An⸗ gaben ihres„Verführers“ und geſtand, den ganzen Ehebruch nur erdichtet zu haben, um durch entfachte Eiferſucht die Liebe ihres Mannes zurückzugewinnen. Trotz der belaſtenden Aus⸗ ſage des Kinderfräuleins, das unter Ausſchluß der Oefſent⸗ lichkeit einen Haufen pikanter Details wiedergab, und trotz der Verſicherung des Ehemanns, daß das Kinderfräulein mehr Glauben verdiene, als ſeine Frau, endete der Ehebruchsprozeß mit einem Freiſpruch. Aber ob der fingierte Ehebruch Frau Adrienne, wenn auch nicht die Liebe ihres Gatten, ſo doch wenigſtens den Beſtand ihrer Ehe zu retten vermochte, wird ſich erſt in dem noch ausſtehenden Scheidungsprozeſſe zeigen. Böhmenn 15 Durch die eigene Frau angezeigt 5 Ein mit großer Spannung erwarteter Strafprozeß be⸗ ſchäftigte das Schwurgericht in Glatz. Der 41jährige Guts⸗ beſitzer Amand Meier aus Crainsdorf bei Neurode hatte ſich wegen vorſätzlicher Brandſtiftung zu verantworten. Im März dieſes Jahres ging in früher Morgenſtunde ſeine Beſitzung in Flammen auf. Das Feuer übertrug ſich auch auf die benachbarte Olbrichſche Beſitzung, ein großes Bauern⸗ gut. Dieſes Großfeuer ſoll Meier angelegt haben, um ſich in den Beſitz der Verſicherungsſumme ſeines Anweſens zu ſetzen. Als einzige Zeugin, die ihn überführte, kam ſeine eigene Ehefrau in Frage. Sie ſagte aus, ihr Mann habe ſie ſchon lange Zeit vorher zu verleiten geſucht, das Haus in Brand zu ſtecken. In der fraglichen Nacht ſeien beide mit der Ab⸗ ſicht zu Bett gegangen, die Tat auszuführen, da ſich der Mann in finanzieller Bedrängnis befand. Früh nach 4 Uhr ſei der Mann mit Streichhölzern hinausgegangen und nach einiger Zeit ſei er zurückgekehrt und habe mitgeteilt, der Brand ſei angelegt. Das Verwunderlichſte bei der Sache iſt die Tat⸗ ſache, daß beide Eheleute in beſter Harmonie miteinander leben und keineswegs etwa ein Racheakt der Ehefrau durch falſche Bezichtigungen in Frage kommt. Sie verweigerte vor Gericht ihre Ausſage, doch ihre Angaben den Landjägern gegenüber waren zu vernichtend. Der Verteidiger ſelbſt er⸗ klärte, daß ihm in ſeiner langjährigen Praxis noch nicht ein derartiger Fall vorgekommen ſei, daß eine Frau, die ihren Mann über alles liebt, derartig belaſtet und ihn dadurch dem Zuchthaus ausliefert. Die einzige Erklärung, die dann der Staatsanwalt unterſtrich, iſt die Tatſache, daß die Frau ſehr religiös iſt und unter dem Druck des Gewiſſens handelte, als ſie die Anzeige erſtattete. Der Angeklagte wurde trotz ſeines weiteren hartnäckigen Leugnens der vorſätzlichen Brandſtif⸗ tung ſchuldig geſprochen und zu drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrenrechtsverluſt verurteilt. Italien Dynamitattentat auf die Religion [Von unſerem römiſchen.-Korreſpondenten) Seit Monaten war die Bevölkerung der Umgebung von Trient in lebhafter Aufregung über eine Reihe von un⸗ erklärlichen Anſchlägen gegen vielbeſuchte Wallfahrtsheilig⸗ tümer des Landes. Ein geheimnisvoller Attentäter, nach⸗ deſſen Perſon die Polizei vergeblich fahndete, hatte mehrmals verſucht, Madonnenbilder und ganze Kirchen mit Dynamit in die Luft zu ſprengen. Einmal war es ihm ſogar gelungen, ein Kruzifix völlig zu zerſtören und das Heiligtum der Ma⸗ donna del Pins ſchwer zu beſchädigen. In der geſamten Diö⸗ zeſe wurden Bittgottesdienſte abgehalten, damit der Täter auch ſchon auf Erden einer gerechten Strafe zugeführt wer⸗ den könne und damit dieſe Tempelſchändungen endlich ein Ende hätten. AJn dieſen Tagen iſt es der Obrigkeit gelungen, den ſelt⸗ ſamen Verbrecher in der Perſon des Maurers Quirino Giovannini feſtzunehmen. Das heißt, eigentlich war er ſchon ſeſtgenommen und ſaß mit einer Reihe anderer Verdäch⸗ tiger in der Feſtung von Trient. Giovannini war dadurch aufgefallen, daß er ſeinen Mitgefangenen leidenſchaftlich atheiſtiſche Reden hielt und bei jeder Gelegenheit heftige Be⸗ leidigungen gegen Gott und die katholiſche Kirche ausſtieß. Außerdem war in der Nacht vor ſeiner Verhaftung das letzte große Dynamstattentat gegen die Kirche von Rical do ver⸗ Nachbargebiete Gewitterſchäden in Darmſtadt k Darmſtadt, 13. Juli. Ein ſchweres Gewitter mit heftigen elektriſchen Entladungen ging geſtern abend zwiſchen 9 und 11 Uhr hier nieder. Die Feuerwehr mußte einige Keller auspumpen. In dem neu hergerichteten Hotel „Traube“ mußte der Speiſeſaal geräumt und die Decke geſtützt werden, da vermutlich der Waſſerabfluß nicht für ſo große Regenmengen, wie ſie geſtern abend niedergingen, berechnet war. Auf dem Schillerplatz hat ſich das Pflaſter.g eſenkt, anſcheinend iſt die Stelle vom Regenwaſſer unterſpült worden. — Im ſtädtiſchen Saalbau fand zurzeit des Gewitters ein Konzert ſtatt, das der bekannte Kapellmeiſter Johann Strauß dirigierte. Panikartig verließen die Beſucher den Garten und ſtrömten in den Saal, wo nach längerer Unter⸗ brechung, das Licht hatte verſagt, die Veranſtaltung zu Ende geführt wurde. In Exfelden ſchlug der Blitz in die cheune eines Landwirts und äſcherte das Gebäude vollſtändig ein. Der Schaden iſt durch Verſicherung gedeckt. 16 000 Mark Erwerbsloſengelder geſtohlen * Mainz, 14. Juli. In der vergangenen Nacht drangen Diebe, die mit den modernſten Einbruchswerkzeugen wie Sauerſtoffgebläſe uſw. ausgerüſtet waren, in ein Gebäude des diig über die Welt übt worden— und das, obwohl ſich die Polizeiwache in un⸗ mittelbarer Nähe der Kirche befand— und gerade dabei war das Kruzifix zerſtört worden. Der Verdächtige wurde alſo dem Unterſuchungsrichter vorgeführt und ſeine Vergehen wurden ihm auf den Kopf zugeſagt. Nach langem Leugnen brach er endlich in Weinen aus und geſtand offen ſeine Schuld. Er erklärte außerdem, daß er ſeine Attentate lange vorbedacht habe und daß er noch weitere Anſchläge verübt hätte, wenn er nicht durch ſeine Verhaftung daran gehindert worden wäre. Am meiſten intereſſierte natürlich die Frage, was ihn zu ſeinen verbrecheriſchen Anſchlägen veranlaßt hätte. Gio⸗ vannini gab als Grund ſeiner Handlungsweiſe einen un⸗ auslöſchlichen Haß gegen alles, was unter dem Zeichen des Kreuzes ſteht, an. Dabei war er früher ein überzeugter und gläubiger Katholik geweſen, aber er will in ſeinem Glauben eines ſo tiefe Enttäuſchung erlebt haben, daß ſeine frühere Liebe zu Chriſtus und ſeiner Kirche ſich in Haß und Zer⸗ ſtörungswut verwandelt habe. Ja, er habe ſich noch„eine größere Aufgabe“ vorgenommen: die„scala santa“, die be⸗ rühmte heilige Treppe der Rompilger, mit Dynamit in die Luft zu ſprengen. Die in ihrem Heiligſten gekränkte, urkatholiſche Bevöl⸗ kerung des Gebirgslandes hatte in ihrem Entſetzen über die Attentate bereits die phantaſtiſchſten Mutmaßungen an⸗ geſtellt. Doch wie ſich nun ergab, ſtehen hinter den An⸗ ſchlägen keinerlei großangelegte Organiſationen, weder die Freimaurer, noch die Abgeſandten der antiklerikalen mexi⸗ kaniſchen Regierung— was auch von einigen Leuten be⸗ hauptet worden war— ſondern es handelte ſich um die Wahn⸗ vorſtellung eines religiöſen Anarchiſten. Giovanninf hatte für ſeine religiöſen Enttäuſchungen eine ganz perſönliche Rache an der katholiſchen Kirche nehmen wollen. Er hatte mit„kleinen“ Unternehmungen begonnen und wer weiß, ob er nicht eines Tages auch den abſurden Plan gefaßt hätte, Sankt Peter und den Vatikan auffliegen zu laſſen. Jeden⸗ falls war ihm alles zuzutrauen. Aber während die Richter wahrſcheinlich nur über einen Irren abzuurteilen haben wer⸗ den, ſieht das Volk von Trient in ihm den leibhaftigen Teufel und Antichriſt. —Eengland e Bobby und die Selbſtmörderin Von unſerem Londoner Korreſpondenten. Von allen Einrichtungen des engliſchen Staates verdient der Londoner Schutzmann, vom Volke zutraulich Bobby ge⸗ nannt, die größte Bewunderung. Er iſt der Beſchützer aller Hilfsbedürftigen und der Berater aller Verlegenen. Ich ſah eins Frau zu einem Schutzmann kommen mit der Klage, daß ihr Fenſter, das zu ebener Erde lag, nicht ſchließe, Bobby ſagte zu, daß die ganze Nacht lang der Wachthabende ein Auge auf das Haus haben würde. Man ſieht auch Poliziſten, die am Vormittag einen Kinderwagen bewachen; während die dazugehörige Dame ihre Einkäufe macht. Bobby weiß alles, kann alles, tut alles. Wir könnten da Herrn Emil Ludwig — was ihm in England am beſten gefalle, ohne Zögern ant⸗ wortete:„Die Schutzleute“. Aber es mag Leſer geben, denen dieſes Zeugnis eines Literaten in einer ſo proſaiſchen Frage nicht genügt. Wir wollen deshalb von„Bobby“ eine Ge⸗ ſchichte erzählen, die keinen Hiſtoriker braucht, um für den Hüter des engliſchen Geſetzes zu ſprechen. Eines Abends ging durch die dunklen Straßen des Londoner Stadtteils Chelſea ein junges Mädchen namens Nanna, das aus Gründen, die hier verſchwiegen ſeien, mit dem Leben unzufrieden war. Durch Chelſea fließt die Themſe, und man kann, wenn die Ebbe einſetzt, am Quai ſtehen und denken:„Was jetzt, hineinfällt, treibt ſchnell bis zum Meer hinunter und iſt, wenn es hell wird, ſchon tief in der großen Nordſee“. Dann fängt, wenn man ein wenig romantiſch iſt, das Geländer an zu ſchwanken, man lehnt ſich darüber und verſucht zu fühlen, wie es wohl ſein wird. Irgendwo iſt auch eine kleine Treppe, an die der Wind die Wellen treibt. Man kann hinuntergehen und mit der Hand fühlen, ob das Waſſer ſehr kalt iſt. Es iſt nicht beſonders kalt. J. Das Mädchen, von dem wir ſprechen, trocknete die Hand ſorgfältig mit dem Taſchentuch ab, blieb an der Treppe ſtehen und grübelte. Es gibt engliſche Mädchen, die das können. Dann erſchien oben an der Treppe eine dunkle Geſtalt und rief mit ſanfter Stimme:„Guten Abend!“.. Von nun an muß ich aber das Mädchen ſelbſt ſprechen laſſen, von dem ich dieſe Geſchichte erfahren habe. „Mein erſter Gedanke war,“ erzählt Nanng, hineinzuſpringen, noch ehe mich jemand daran hindern konnte. Ich drehte mich aber doch noch einmal um; es war ein Bobby, natürlich. Ich muß geſtehen, daß ich im nächſten Augenblick alle Selbſtmordabſichten vergeſſen hatte. Nie in meinem Leben habe ich einen ſo gutausſehenden Mann geſehen. Er fragte, ob ich nicht lieber nach Hauſe gehen möchte, es ſei doch ſchon recht ſpät. Ich hatte geglaubt, daß mich nichts mehr zurückhalten könne, aber die Chance, von einem ſo ſympathi⸗ ſchen Mann nach Haus gebracht zu werden, läßt kein Mädchen vorübergehen. Eine halbe Stunde lang gingen wir zuſam⸗ men am Ufer entlang und ſprachen. Er war blond und groß und erzählte von ſeiner Heimat. Als wir am Ende ſeines Reviers ankamen, verabſchiedete er ſich mit vollendeter Höf⸗ lichkeit. An der gegenüberliegenden Ecke ſtand ein zweiter Bobby, und der erſte muß ihm irgend ein Zeichen gegeben haben, denn er bot mir ſofort ſeine Begleitung an. Von ihm erfuhr ich alles Wiſſenswerte über die Londoner Verkehrs⸗ regelung, ehe er mich vor meiner Haustür mit einer Ver⸗ beugung verließ. Seitdem habe ich es aufgegeben Schluß zu machen. Die Bobbies ſind doch ein wahrer Segen.“ Türen in einen Kellerraum, in dem in ei— ſchrank die Unterſtützungsgelder e ee 5 gelang ihnen nach Dur chſchweißung der Eiſenplat⸗ ten einen Betrag von 16 465 Reichsmark zu rauben. Von den Tätern fehlt bis jetzt jede Spur. Die Stadt hat auf die Er⸗ greifung der Täter eine Belaßnig von 500/ ausgeſetzt. Raubüberfall auf eine Bahnſtation * Mainz, 14. Juli. In den geſtrigen Abendſtunden dran⸗ gen mit Revolvern bewaffnete Räuber in die Stations⸗ kaſſe von Marienbo rn ein. Sie bedrohten die Stations⸗ beamten mit vorgehaltenen Revolvern und raubten die Tageskaſſe in Höhe von 180/ und nahmen ſchließlich auch noch den Beamten ihre eigenen Gelder ab. Nach dieſem Ueberfall flüchteten ſie ins Freie. Die Gendarmerie die die Verfolgug aufnahm, konnte ihrer bisher nicht habhaft werden. Man nimmt an, daß es ſich um Ausländer, und zwar um Polen handelt, die ſich ſeit einiger Zeit in dieſer Gegend herumtreiben. Auch iſt anzunehmen, daß ein Ueber⸗ fall auf einen Bauernhof, der vor einigen Tagen ſtatt⸗ fand, von den gleichen Tätern ausgeführt wurde. * Durchmeſſer etwa 28 Zentimeter tief in die Erde. Der Stein, man vermutet, daß es ein Meteorſtein iſt, der zur Unter⸗ ſtädtiſchen Arbeitsnachweiſes in der Rheinallee ein und ge⸗ kangten durch Sprengung von drei geſicherten ſuchung weitergegeben wird. Er ging kurz vor int ſchweren Gewitters nieder. e e * öffentlicht habe. zitieren, der dieſer Tage von einem Londoner Blatt befragt, „ſchnell. * Annweiler, 14. Juli. Am 7. Juli fiel in einem Hofe in Gegenwart des Hausbeſitzers ein S tein von etwa 7 der beim Ausgraben glühend heiß war, iſt metallartig und Erbach i.., 12. Juli. Bei der Verſteigerung der Plätze für den Eulbacher Markt wurde ein Betrag von 2152./ für die Weinwirtſchaft geboten. Wenn auch der Um⸗ ſatz in der Feſthalle nicht unerheblich iſt, ſo war dem Stadt⸗ vorſtand dieſes Angebot doch zu hoch. Der geſamte Stadt⸗ vorſtand ſteht auf dem Standpunkt, daß während des Eub⸗ bacher Marktes unter keinen Umſtänden geſchnitten werden dürfe. Aus dieſem Grunde hat er den Rücktritt des Höchſt⸗ bietenden als Anlaß genommen, die Verſteigerung nicht zu genehmigen und eine andere Art der Vergebung gewählt. * Baſel, 12. Juli. In der Nähe von Binningen bei Baſel wurden in einem Getreidefeld eine Frau aus Baſel und ihr Sohn erſchoſſen aufgefunden. Nach den Ermittlungen liegt Selbſtmord vor, da ſie in eine Wechſelaffäre hinein⸗ gezogen waren. —— Gerichtszeitung Die pfälziſche Preſſe und Regimentsfeiern Am 11. Mai wurde der verantwortliche Redakteur Hirſchner von der„Pfälziſchen Rundſchau“ wegen Veröffentlichung von Ankündigungen von Regimentsfeiern zu 25 Mk. Geldſtrafe verurteilt. Gegen dieſes Urteil war ſo⸗ fort Einſpruch erhoben worden. Am Mittwoch hat nunmehr vor dem Mainzer Reviſionsgericht dieſe Berufung zur Ver⸗ handlung geſtanden. Rechtsanwalt Dr. Führ widerlegte die Auffaſſung des Staatsanwaltes, wonach die Interpretation der die Regimentsvereine verbietenden Ordonnanz durch Brief⸗ wechſel zwiſchen Rheinlandkommiſſion und Reichskommiſſar Geſetzeskraft haben könne und beantragte im Gegenſatz zum Staatsanwalt nicht nur die Freiſprechung aus formellen, ſon⸗ dern grundſätzlichen Erwägungen. Er begründete das damit, daß die Veranſtaltungen im unbeſetzten Gebiet ſtattgefunden hätten. Da die neue Interpretation außerdem noch nicht vor⸗ gelegen habe, läge auch tatſächlich kein Verſtoß gegen die Ver⸗ ordnung der Rheinlandkommiſſion vor, weil die Regiments⸗ vereine im unbeſetzten Gebiet garnicht verboten ſind und bis⸗ her auch niemals von der Beſatzungsbehörde beanſtandet worden ſeien. Verboten ſeien im beſetzten Gebiet nur die Regiments⸗Vereine. Bei der Wiederſehensfeier in Mannheim habe es ſich um eine Feſtlichkeit aller ehe⸗ maligen Angehörigen eines Regiments gehandelt, die nicht in einem Verein zuſammengeſchloſſen ſind. Rechtsanwalt Dr. Führ ſtellte feſt, daß es ſich um eine Nachricht über die Wieder⸗ ſehensfeier gehandelt habe, die der Redakteur Hirſchner ver⸗ Mit einer Einladung ſei dieſe Nachricht nicht auf eine Stufe zu ſtellen. Eingehend erläuterte Dr. Jühr den Unterſchied zwiſchen einer Verordnung der Rheinland⸗ kommiſſion und einer Interpretation, die zwar für den Staatsanwalt, nicht aber für den Richter Leitſchnur ſein könne, weil ihr der Geſetzescharakter fehle. Die zur Urteilsbildung herangezogene Entſcheidung der Rheinlandkommiſſion 6. Mai 1927 könne nicht zur Begründung einer Beſtrafung dienen, ſelbſt wenn es ſich tatſächlich um eine Entſcheidung handle, weil die Veröffentlichung der inkriminierten Notiz am 15. März 1927, alſo etwa zwei Monate vor der Kundgebung der Rheinlandkommiſſion erfolgt ſei. Das Gericht erkannte unter Aufhebung des vorinſtans⸗ lichen Urteils auf Freiſprechung des Angeklagten aus for⸗ malen Gründen. Wieder ein Sprit⸗Schmuggler⸗Prozeßz in Landau Das Schöffengericht Landau beſchäftigte ſich in ſeiner Sitzung vom 30. Juni mit dem zweiten Spritſchmuggelprozeß, in dem wieder der Likörfabrikant Joſef Kolbenſchlag aus Landau eine Hauptrolle ſpielt. Bekanntlich wurde er in der vorigen Woche wegen Schmuggels, Betrugs uſw. zu ſchweren Außer Kolbenſchlag waren angeklagt der 60 Jahre alte Fuhrunternehmer Alois Geld⸗ und Gefängnisſtrafen verurteilt. Birkenſtock und deſſen 22 Jahre alter Sohn Fritz Birken⸗ ſtock beide aus Landau, der 1882 geb. Weinkommiſſionär Kñarl Meſſerſchmidt aus Godramſtein und der 40 Jahre alte Dieſe ſind wegen Beihilfe zum Bandenſchmuggel und wegen Beamten⸗ Gaſtwirt Albert Schmidt aus Scheibenhardt. beſtechung angeklagt. Hauptangeklagter Kolbenſchlag, kaum aus der Unterſuchungshaft entlaſſen, begann ſofort wieder mit dem Schmuggeln, das ihm zu einer Leidenſchaft geworden Kolbenſchlag hatte in Frankreich in dem Kaufmann Loncol, der in dem erſten Schmugglerprozeß ſchon eine große war. Rolle ſpielte, einen guten Freund, der in Frankreich die Schmuggelei organiſterte. port verwahrte. Der Weinkommiſſionär Meſſerſchmidt ſollte der Abnehmer des Branntweins ſein. Kolbenſchlag beauf⸗ tragte, um diesmal ganz ſicher zu gehen, den Schmidt, ſich mit einem Zollbeamten der Station Scheibenhardt in Verbindung zu ſetzen und zu verſuchen, ob man ihn nicht für den Plan gegen eine angemeſſene Entſchädigung gewinnen könne. Schmidt trug ſein Anliegen einem ihm bekannten Zollaſſiſten⸗ ten vor, dieſer berichtete ſofort an ſeine vorgeſetzte Behörde. Dieſe beauftragte ihn, ſcheinbar auf die Sache einzugehen. Das Gericht verkündete nach längeren Beratung folgendes Urteil: Freigeſprochen werden: Birkenſtock Fritz und Albert Schmidt von der Hinterziebung des Monopolausgleichs, ver⸗ urteilt aber wegen des Vergehens des Bandenſchmuggels Kolbenſchlag zu 3784./ oder zu zwei Monaten Gefängnis, wegen Beihilfe zum Bandenſchmuggel Fritz Birkenſtock zu 1000./ oder 1 Woche Gefängnis, wegen verbotener Einfuhr Birkenſtock Alois zu 3784 R/ oder zwei Monaten Gefängnis, wegen Vergehens der Hinterziehung des Monopolausgleichs werden Kolbenſchlag und Alois Birkenſtock zu je 6617.„1 oder je 1 Monat Gefängnis vrurxteilt.— Unterſuchungshaft wird allen Angeklagten angerechnet, ſoweit Freiſprechung er⸗ folgte, trägt die Staatskaſſe die Koſten. 495 Liter Brannt⸗ wein werden eingezogen. Ein Antrag des Angeklagten Kolbenſchlag auf Aufhebung des Haftbefehls wurde abgelehnt. * 8 Amtsgericht Darmſtadt. Im April dieſes Jahres er⸗ ſeignete ſich, wie gemeldet, aus der Kreisſtraße Dieburg— Alt⸗ heim ein ſchreckliches Autounglück, bei dem ein Herr aus Aſchaffenburg getötet, eine Dame und zwei weitere Herren verletzt wurden. Der Kaufmann Brenner aus Aſchaffen⸗ burg, der den Wagen lenkte, aber ohne Führerſchein war, und der Kraftwagenbeſitzer Schmied, der dem Bren⸗ ner den Wagen überlaſſen hatte, wurden wegen Vergehens gegen das Kraftfahrzeuggeſetz§ 24 zu 4 bezw. 6Monaten Gefängnis verurteilt. § Wegen Amtsvergehen verurteilt. Wegen Amtsnyergehen wurde der verheiratete 28 Jahre alte Gemeindeſekretär Anton Straſſel aus Schweix bei Pirmaſens, der im Januar ds. Js. von 865% Erwerbsloſengeldern, die er bei der Erwerbsloſenfürſorgeſtelle Pirmaſens für die Gemeinden Schweix und Trulben empfangen hatte 295/ in Pirmaſenſer Wirtſchaften mit anderen Perſonen durchgebracht hatte, zu einer Gefängnisſtrafe von 6 Monaten verurteilt. Außer⸗ dem wurde ihm auf die Dauer von drei Jahren die Be⸗ fähigung zur Bekleidung öffentlicher Aemter aberkannt. §Totſchlagsprozeß. Vor dem Schwurgericht Zwei⸗ brücken hatte ſich der Bergmann Michael Leßmeiſter aus Kindsbach bei Landſtuhl wegen Totſchlagsverſuch zu ver⸗ antworten. Die Tat liegt bereits 1½ Jahre zurück und konnte bisher nicht zur Verhandlung kommen, da der Täter ſich nach dem Vorfall ins Lothringiſche geflüchtet hatte und erſt im Juni dieſes Jahres nach Kindsbach zurückgekehrt war. Er hatte in einem Streit mit einem Dorfgenoſſen, der ſich um die Entſchädigung für eine von den Franzoſen verhängte Ge⸗ fängnisſtrafe drehte, dieſen durch einen Revolverſchuß in den linken Oberſchenkel verletzt. Das Urteil lautete auf 1 Jahr Gefäugnis unter Anrechnung von einem Monat Unter⸗ ſuchungshaft. 2 derR vom Wirt Schmidt aus Scheibenhardt ſpielte den Vermittler, der auch die Ware bis zum Abtraus⸗ 5 —— 1 5 aeeeen in⸗ der Zigaretten⸗ Neuſtrie Von Profeſſor Dr. Zadow⸗Berlin Seit Jahren klagt die Zigaretteninduſtrie über die beſon⸗ ders Angünſtige Lage, die durch die außerordentlich hohen ſteuerlichen Laſten und, ſoweit es die kleineren Betriebe bo⸗ trifft, durch das Vordringen der maſchinellen Arbeit veranlaßt iſt. Vor dem Kriege gab es in Deutſchland etwa 1200 Ziga⸗ rettenfabriken, 1924 waren noch 780 tätig, im Jahre 1926 ſank die Zahl auf 110 und heute ſind es noch etwa 40 Fabriken, die wenigſtens zeitweiſe arbeiten. Die Entwicklung drängt zum Großbetrieb, weil Unternehmungen mit geringeren Produk⸗ tivuszahlen die Steuern laugſam aber ſicher die Lebensmög⸗ lichkeiten nehmen. Im Jahre 1913 ſind aus der geſamten Tabatſteuer in Deutſchland 186 Millionen„/erzielt worden, 1025/6 waren es 616 Mill.„ und für 1926/27 find im Reichs⸗ haushalt 700 Mill.„ eingeſetzt worden. Die Zigarette trägt von dieſem Steueraufkommen etwa zwei Drittel, obwohl ſie nur etwa 33 Mill. Kg. Tabak verbrauchte, während die Zigarreninduſtrie etwa 48 Mill. und die Rauchtabakinduſtrie 43 Mill. Kg. verarbeitete. Bei der derzeitigen Steuerwirk⸗ ſchaft ſtehen im Augenblick etwa 250 Mill./ Zigarettenſteuer aus. Rund 40 Mill. ſollen völlig uneinbringlich ſein! Es ergibt ſich daraus, in welchem beträthtlichen Umfange Reichs⸗ finanzen und Daweszahlungen mit dem Schickſal der Jigaretteninduſtrie verbunden ſind. Eine Produktionsrege⸗ lung durch Konvention iſt bisher geſcheitert. Der Staat hat ſich aber auch geweigert, durch ein von der Induſtrie ge⸗ wlünſchtes Geſetz Mengenkontingentierung und Konzeſſion neuer Betriebe einzuführen. Infolgedeſſen häufen ſich Neu⸗ gründungen, Inſolveuzen, Sanierungen und Steuerſtundun⸗ 2.—Angeſichts dieſer Tatſachen hat das Reichsfinanz⸗ miniſtertum durch eine Verfügung in die Zigaretteninduſtrie eingegrifſen, in der folgende Verkaufsgrundſätze aufgeſtellt ſind: Die Maximalverdienſtſpanne des Handels (Bruttonutzen) darf bei dem Verſchleiß von Zigaretten bei Vetrieben mit einem nach dem Kleinverkaufspreis errechneten Umfatz bis zu einer Million„ nicht mehr betragen als 27% v.., von mehr als 1 Mill. J bis zu 3 Mill. I nicht mehr als 26½% v.., von mehr als 3 Mill./ nicht mehr als 25 b. 5. Zuwendungen irgendwelcher Art in bar, Waren oder ſonſtigen Vorteilen dürfen dem Wiederverkäufer oder dem Verbraucher. weder verſprochen noch mittelbar oder unmittelbar gewährt werden. Der Reklameaufwand der ein zelnen Zigarettenfahrik darf bei einem nach dem Klein⸗ verkaufspreis zu errechnenden Umſatz höchſtens betragen: bis 3 Mill. 3 v. H. für weitere 2 Mill. I mehr 2% v. H. BDie * 1 1 5 7 9 2* 11 6. 5„ 75„15 15⁴* 5 10 7.. 17⁴* * 8. 25 + 5. 17⁴ +4 darüber hinaus 1 v. H. des Umſatzes. Werden bei Prüfungen oder auf Grund ſonſtiger Unter⸗ lagen Zuwiderhandlungen gegen die Grundſütze feſtgeſtellt, daun wird praktiſch dem Betriebe die weitere Eziſtenz⸗ möglichkeit genommen; denn die Finanzämter ſind angewieſen, in ſolchen Jällen rigoros mit der Eintreibung der rückſtän⸗ digen Steuern vorzugehen und ihnen künftig keine Stun⸗ Fatügen mehr zu bewilligen. Weiter iſt verfügt, daß die ſtrengen Vorſchriften über die Barzahlung oder Sicherheits⸗ leitung für kreditterte Banderolen dort keine Anſbendung finden, wo„der Betrisb den zweifelfreien Nachweis dafür erbringt, daß bet ihm trotz Nichteinhaltung der Grundſätze eine Zahlungsgeſährdung ausgeſchloſſen iſt“. Die großen kapitalkräftigen Unternehmungen— wir haben den amerika⸗ nſſchen Truſt zum minbeſten indirekt in Deutſchland, aber au⸗ große helgiſche unb andere an deutſchen Fabriken inlsreffterte Tabakmächte— brauchen ſich alſo um die Ver⸗ fügung nicht zu kümmern und dürſen weiter auf Koſten der kleineren Unternehmungen mit Rabatten, langfriſtigen Kredi⸗ ten, Aieſenreklame, Geſchenken ete. den Maärkt erobern. Me Rechk proteſtieren welteſte Kreiſe, insbeſonbere auch der Zentralperband dentſcher Größhändler der Tabakbranche, dagegen, daß eine migtſterielle Verfügung den Säuberungs⸗ pkzeß in der Zigaretteninduſtrie aufhält, den der Kampf der ſraien Konzurrenz durchzuführen im Begriff war und ſtatt deſſen die Zigaretteninduſtrie auf dem Rücken der Händler 3ů enleren ſucht. Steuerſtundung darf nicht als Druckmittel de u henußzt werben. bei Produktion und Handel ein beſtimm⸗ tes prlvakwirtſchafkliches Handeln durchzufetzen. Es iſt— genz abgeſehen davon, daß die Kompetenz des Reichsfinan nilterkums in dieſer Angelegenheit ſtrittig erſcheint— ab⸗ zulehnen. daß ſich der Steuerfiskus durch bloße Verfügung augspirtſchaftliche Eingriffe in die Prlvatwirtſchaft ge⸗ allet, für die es ſonuſt nur den Weg üher das Reichswirt⸗ ſchaftsminiſterium und den Reichstag gibt. 1 —ͤ——— 4 * Eine Holzeinkaufsgeſellſchaft der Vereinigten Stahlwerke. Mit einem Ask. von 14,80 Mill. wurde die Vereinigte Holzgeſellſchaft *. in Eſſen gegründet, um den Vereinigten Stahlwerken als Ein⸗ eufsfirma ſür den Holzbedarf, vor allem für Grubenholz, zu dienen. Dleſe Gründung würde durch Erhöhung des 20 000 betragenden Ae. der bisherigen Holzhanbelsgeſellſchaft AG.⸗Eſſen auf 18,80 Mill. Mark durchgeführt. In die neute Geſellſchafk wurden weitet einge⸗ bracht: Die Norbdeütſche Holzhandelsgefellſchaft mbcz. in Eſſen, dis F. Schappmaun Gmbc. in Kaſtrop⸗Rauzel und die Tränsport⸗Kon⸗ tor⸗Bulkan⸗Gefellſchaft möbch. in Mildenberg. Det Wert der Sachein⸗ laßen beträgt 13 574000%/ für die Norddeutſche Holszgeſellſchaft, 160 600„ für die P. Schappmann und 906 000/ für die Vulkange⸗ ſell ſchaft. Geſchäftsführer ſind u..: Direktor H. Höfling⸗Kaſtrop⸗ Nauxel, Direltor Wilhelm Burger⸗Berlin und Direktor F. Weſſet⸗ buürger in Mildenberg. Nengründung der Hanielgruppe. Die Hanielgruppe Düſſeldorf hat in Verbindung mit dem Phönix die Stahl⸗ werke Niederrhein AG., Düſſeldorf mit einem Ack. von 1950 Mill. J, das in Händen der Gründer verbleibt, errichtet. Zweck iſt der Betrieb eines Gußſtahlwerks. * Klöcner⸗Werke Ach.— Eine Erklärung zur Aufwertung der Fproz. Obligationen. Die Klöckner⸗Werke AG. in Rauxel hat als Rächts nachfolgerin der Lothringer Hütten⸗ und Vergwerks⸗Verein A. im„Deutſchen Neichs⸗ und Preußiſchen Staats⸗Anzeiget“ be⸗ Antgemacht, daß von der öproz. Anleihe der vormals Lothringer Zütten⸗ und Bergwerks⸗Verein AG. von 1917/21 insgeſamt 13 009 Stück nicht für den Umtauſch in Aufwertungsſtücke in Frage kommen. Dabei handelt es ſich um die Obligattonen, die vom franzöſiſchen Staate zur Aufwertung und Auerkennung als Altbeſitßz präſentiert worden ſind. Wegen der Anerkennung als Altbeſitz hat der franzö⸗ ſiſche Staat einen Prozeß beim Landgericht Jin Berlin anhängig ge⸗ macht. Auf der anderen Seite haben die Klöckner⸗Werke nicht nur den Altbefitz des franzöſiſchen Staates beſtritten, ſondern behauptet, daß dieſe Obligationen überhaupt keinen Aufwertungsanſpruch Frankreichs begründen. Sie ſeien vielmehr durch den franzöſiſchen iquidator der früheren Lothringer Werke anläßlich der Liquidatton den Klöckner⸗Werken bereits angerechnet und damit bereits einge⸗ oſt worden. Sämtliche Stücke werden daher von der Geſellſchaft als bereits getilgt angeſehen. Der franzöſiſche Staat verweigert jedoch deren Auslieferung. In den letzten Tagen ſind Poſten aus dieſem —.— verſchiedentlich zum Kauf angeboten worden. Da die Klöckner⸗ erke AG. gutgläubigen Dritten gegenüber die Einwendung der in Bad Rappenan. bereits erfo 1100 Tilgung nicht würden entgegenſtellen können, hat ſich die Geſe ſchaft gezwungen geſehen, den Weg der öffentlichen Be⸗ Wir werden um Aufnahme nachſtehender Ausführungen gebeten: Die in den letzten Jahren gar oft erhobene, neuerdings aber unter dem Druck eines von der Sparkaſſenorganiſation gelieferten beweiskräftigen Zahlenmaterials verſtummte For⸗ derung, daß ſich die Sparkaſſen aus dem Perſonalkreditgeſchäft vollſtändig zurückziehen ſollen, hätte im Falle ihrer Erfüllung dazu geführt, daß in der Kreditverſorgung der Wirtſchaft eine ſehr empfindliche Lücke entſtanden wäre. Beſonders hätte ſich dies für die Landwirtſchaft ſowie für das kleine und mittel⸗ ſtändiſche Gewerbe fühlbar gemacht, denn die Pflege des ſogen. Mittelſtandskredits iſt nur bei einer dezentraliſterten Organi⸗ ſation, wie ſie die Spgrkaſſen beſitzen, möglich und erfordert außerdem eine Geſchäftspolitik, die nicht in erſter Linie auf das Verdienen, ſondern auf den Nutzen der Einwohnerſchaft des eigenen Geſchäftsbezirkes bedacht iſt. Es iſt bemerkens⸗ wert, daß der Reichsfinanzhof in ſeinem Gutachten vom 12. November 1926 über die Steuerfreiheit des Kontokorrent⸗ kreditgeſchäfts der Sparkaſſen ausgeführt hat, daß die Kredit⸗ gewährung an Angehörige ſolcher Kreiſe, die auch als Spar⸗ einleger in Betracht kommen, grundſätzlich zum allgemeinen Sparkaſſenverkehr gehört. Daß die Sparkaſſen ihrer weiteren volkswirtſchaftlichen Aufgabe, der Pflege des Realkredits, nach Kräften nachkommen, iſt ſchon wiederholt dargelegt worden. In Baden ſind heute 50 v. H. der Spareinlagen in lang⸗ friſtigen Hypothekendarlehen angelegt. Es iſt aber zu berück⸗ ſichtigen, daß die Sparraſſen neben dem Realkredit noch zur unmittelbaren Befriebigung des Kreditbedürfniſſes der Ge⸗ meinden beizutragen haben und ſich auch durch die Aulage eines Teiles ihrer Gelder in mündelſicheren Wertpapieren an der Pflege des Kredits der öffentlichen Körperſchaften und der Hypothekenbanken heteiligen müſſen. Außerdem ſollen ſie natürlich eine Liquiditätsreſerve beſitzen, die ſie neben den Anulagen in feſtverzinslichen Wertpapieren und einwandfrei geſicherten Wechſeln nötigt, einen Kaſſenbeſtand und ein größeres Guthaben bei einer öffentlichen Bankanſtalt zu unter⸗ halten. Die Spareinlagen kommen ſomit nur zum geringſten Teil für das Perſonalkreditgeſchäft der Sparkaſſen in Betracht. Den verhältnismäßig größten Beſtand hierfür liefern vielmehr die Scheck⸗, Giro⸗ und Kontokorrenteinlagen, die ſich ja, was keiner beſonderen Beweisführung bedarf, als kurzfriſtige An⸗ lagen keinesfalls für den Realkredit eignen. Weun wir uus nun das Kreéditgeſchäft der badiſchen Sparkaſſen in Bezug auf ſeinen Umfang näher anſehen, kom⸗ men wir zu folgendem Ergebnis: A. Einlagebeſtände der badiſchen Sparkaſſen: ——— Wen ueerereneer ae— eeee 1. 2. 8. 5. Scheck⸗, Giro⸗ ticht 5 Ad⸗ ga b Spareinlagen Depoſiten ſu. ee Geſamteinlagen iene Rm. R. RM. Rm. 91. Dez 1926 143 074.744 4430 100 32 095 916 179 600 760 28. Febrüar 1927 161 883 571 5081 924 82 642 088 199087 581 BB. Noal⸗ und Perſonalkreditgeſchäft der badiſchen Sparkaſſen: (Unter Außerachtlaſſung der an Genoſſenſchaften und öffentl. rechtl. Körperſchaften gewährten Darlehen) ———— 1. 2 8. 4. 8. 6. ſriſtige] Werhältni erhältnf I Verhattni Stichtag der S0bober⸗ 10 den pus⸗ 1 Ge. 7 5 18 5i Ge⸗ dn darlehen einkagen ſämteinlagen Private famteinlagen RM. 0% 0ſ5 N. 0% 31. Dez 1926 71 803 158 501 39,9 82 145 345 45,7 28. Febtuar 1927] 81—³ 038 50, 40,7 82 426 880 41,4 Eine Vergleichung der Perſonalkredite mit den reinen Spareinlagen iſt aus den oben ſchon erwähnten Gründen nicht möglich. Die Darſtellung zeigt uns jedoch ſchon ohne nähere Prüfung, daß die zwiſchen den beiden Bilanzſt kanntmachung zu beſchreiten, um dadurch vor dem Ankauf zu warnen. Wie dazu noch gemeldet wird, macht der franzöſiſche Staat ähnliche Anſprüche auch noch gegen andere Geſellſchaften geltend, die ſrüher Beſitz in Elſatz⸗Lothtingen hatten. Jedoch lehnen auch dieſe Geſellſchaften jede Aufwertungsverpflichtung ab. Der Streit iſt noch nicht entſchieden. Für den Kläger beäntragt Dr. Weil, das deutſch⸗ franzöſiſche gemiſchte Schiedsgericht als zuſtändig zu erklären. Das Landgericht ſei wohl zur Entſcheidung über das Vorliegen von Alt⸗ beſitz, nicht aber über den Beſitz an ſich zuſtändig. Daraufhin wies das Gericht in einer nunmehr ergangenen Eutſcheidung die Klage ab, die vor dem gemiſchten Schiebsgericht zu verhandeln iſt. Der vor⸗ liegende Rechtsſtreit iſt inſofern von Intereſſe, als die Frage aufge⸗ worfen wird, inwieweit Staaten vor fremden Gerichten als Kläger oder Beklagte auftreten können. Letzteres gilt zum Beiſpiel für die Klage, die in Amerika auch gegen Frankreich als Mitglied des deutſch⸗ franzöſiſchen Kaliſyndikats erhoben worden iſt., * Maſchinenbau⸗Auſtalt Humboldt— Moklorenfabrik Deutz AG. Wie mitgeteilt wird, ſtammen die verſchiedenen Zeitungsnotizen der letzten Zeit, welche über einen beſonders günſtigen Geſchäftsgang bei der„Maſchienbau⸗Auſtalt Humboldt“ in Köln⸗Kalk und bei der„Mo⸗ torenfabrik Deutz Ach. in Köln⸗Deutz“ berichten, nicht von der Ver⸗ waltung und entſprechen auch nicht den tatſächlichen Verhältniſſen. Die Verwaltung ſieht ſich leider genötigt, dieſe Meldungen wie folgt richtig zu ſtellen: Die„Humboldt“ hat während des am 30. Juni zu Eude gegangenen Geſchäſtsjahres die im Gange befindlichen Na⸗ tionaliſterungsarbeiten weiter geführt und iſt jetzt zu einem gewiſſen Abſchluß gekommen. Die Früchte dieſer Arbeiten werden ſich aber erſt im Laufe des neuen Geſchäftsjahres zeigen, wenn ſie nicht wieder durch die Verkürzung der Arbeitszeit und die Anſprüche der Arbeit⸗ nehmer aufgezehrt werden, was ziemlich ſicher zu erwarten iſt. Das vergangene Geſchäftsjahr iſt ſelbſtverſtändlich noch nicht abgerechnet. Die Inventurarbeiten ſind im Gange, doch wird das Endreſultat vorausſichtlich nicht vor Ende Rovember zuſammengeſtellt ſein. So⸗ weit ſich die bis jetzt abgerechneten Monate überſehen laſſen, hat noch das ganze Geſchäftsjahr mit Verluſt gearbeiket. Die Motoren Den Ach. hät die Ratipnaliſierung früher begonnen und inſolgedeſſen au früher beendet. as Werk hat daher, ſoweit ſich die Monate über⸗ ſehen laſſen, im vergangenen Geſchäftsjahre bereits günſtig gearbeitet. Der Gewinn wird aber durch die Verluſte der„Humboldt“ aufgewo⸗ gen werden. Schon Aat aber kann man 154 daß bei beiden Werken an die Ausſchüttung einer Dividende auch nicht im Ent⸗ fernteſten gedacht werden kann. Der Auftragseingang iſt bei beiden Werken in den letzten Monaten recht gut geweſen, ſo daß die Ge⸗ ſellſchaften mit einer 80—99proz. Kapazität arbeiten können. Wie bekannt, befindet ſich augenblicklich die geſamte Metallarbeiterſchaft in der Ausſperrung. Wie lange dieſer Zuſtand dauern wird, 1 heute noch nicht vorausſehen. Auf alle Fälle wird aber dieſer Still⸗ ſtand der Arbeiten beiden Werken große Verluſte zufügen. Vereinigte Badiſche Staats⸗Salinen, Dürrheim⸗Rappenau Ach. Aus einem erhöhten Rohgewinn von 1,95(1,79) Mill.& erforderten Unkoſten 1,87(1,62) Mill.„, ſo daß ein Rein⸗ gewinn von 78 480(160 734)/ verbleibt. Aus der Vermögens⸗ aufſtellung(in ½/]: Vorräte, 142 417(190 362), Forderungen und Bankguthaben 711510(578 172), Wertpapiers und Wechſel 166 91g (106 804); dagegen unv. 200 000 Schulden 692 100(455 140), Rücklage 80 000(65 000) A. * G. Wohlmuth u. Co., AG., Furtwangen(Schwarzwald) — Zurückziehung der Anfechtungsklage. Die gegen die Sanie⸗ rungsbeſchlüſſe der letzten HB. erhobene Anfechtungsklage wurde zurückgezogen, ſo daß die beſchlͤſſene Sanierung durch Zuſammenlegung des AK. im Verhältnis von 421 auf ft der ichtagen neu zu⸗ babiſchen Sparkaſfen gefloſſenen Mittel vorwiegend im Realkredit Verwendung fanden. Stellen wir nähere Berechnungen hierüber an, ſo ergibt ſich, daß von dem auf 28,. Fehruar 1927 feſtſtellbaren Ver⸗ mögenszuwachs 44.9 v. H. in laugfriſtigen Hypothekendarlehen. und nur.4 v. H. in Darlehen an Private angelegt wunden. Bei einer näheren Unterſuchung über die Zuſammen⸗ ſetzung des Perſonalkredits erſehen wir, daß entfallen: — Stichtag der Auf Kredite im Betrage von N. RM.—2000 RM. 2000—10 000 über RM. 10000 bilanz Poſten Gefamtbetrag Poſten Cefamtbettag Poſten Loeſamtenan 31. Dez. 19260 49 588] 22 865 744 7709 32 233 813 184327 045 688 7 28. Febr.1927 47 874 22 296 492 8 079 33 084 832 1380 27 046 124 0 Der Durchſchnittsdarlehensbetrag beträgb ſomet: 2) äuf 31. 12. 1928.// 1401.— b) auf 28. 2. 1927.% 1497 In den von uns gemachten Einteikungsſtufenk bekommen wir folgende Durchſchnittsbeträge: —— ittsbetrag der Kredite von M. 2009—10 800 über RM. 10000 Durchſchn Stichtag der RM.—2000 RM Zweimonatsbilanz 31. Dezember 1926 NM. 461.— RM. 4181.— RM. 20139.—* 28. Jebruat 1927 RM. 468.— RM. 4095.— NM. 19 471.— Eine Gegenüberſtellung der Durchſchnittsbheträge und der Poſtenzahl befagt ſchon deutlich, daß die Spärkaſſen in der Hauptſache das Kleingeſchäft betreiben. Noth anſchaulicher wird das Bild, wenn wir folgende Taballe aufſtellen: me Stichtag d Von der Geſamtpoſtenzahl entfallen auf Kredite im Betrage von RM. 14000 Nc. 2000—10 000 über RNR. 10000 Zweimonatsbilanz 0% 0% 0% 31. Dezember 1928 84,6 13,1 2,8 28. Februar 1927 83,5 14.,1 2,4 Das Schwergewicht des Perſonalkreditgeſchäfts der Spar kaſſen liegt demnach bei den Krediten bis zu./ 2000.—. Wenn man berückſichtigt, daß der Durchſchnittsbetrag der⸗ ſelben ca../( 500.— ausmacht, daß alſo ein Teir vavon nicht einmal dieſe Höhe erreicht, wird man die große Bedeutung dieſes Geſchäftszweiges der Sparkaſſen für die kleine und mittelſtändiſche Bevölkerung erkennen. Daß eine geringe An⸗ zahl von Krediten über./ 10 000,— vorhanden iſt, wird ſchwerlich dahin ausgelegt werden können, daß ſich die Spar⸗ kaſſen auch mit der Hingabe von ſogen. Großkrediten befaſſen.“ Kredite im Durchſchnittsbetrag von 1d../ 20000.— ſind für einzelne Teile des mittelſtändiſchen Gewerbes durchaus nichts Außergewöhnliches. Im übrigen iſt ja auch zu untetſcheiden, üb es ſich um eine kleine ländliche oder um eine großſtädtiſche Sparkaſſe Wüdel denn die Bedürfniſſe des Kundenkreiſes werden bei beiden natürlich nicht die gleichen ſein. Tatſache iſt jedenfalls, daß die Sparkaſſen ſich überwiegend mit kleinen Kreditpoſten zu befaſſen haben. Nun iſt abet die Arbeit, die ein Darlehen von./ 500.— verurſacht, genau ſo groß wie diejenige, die bei einem ſolchen von, N. 50000.— nötig ſind, d. h. der Aufwand iſt bei einem Kleinkredit mait billiger als bei einem großen. Die Sparkaſſen führen demug nicht nur unrenkable Einlagekonten, ſonbern auch unrentable Darlehenskonten. Sie tun dies im Dienſte der Allgemeinheit, weil ſie es als ihre vornehmſte Aufgabe betrachten, gerade den kleinen und mittleren Schichten der Bevhlkerung! zu helfen. Bei richtiger Würdigung dieſer gemeinnützigen Tätig⸗ keit wird man aber auch verſtehen, daß die Sparkaſſen die Wirtſchaftlichkett ihres Betriebs in ihrer Geſchäftspolftik doh nicht ganz außer Acht laſſen können, wenn ſie die Unkoſten herauswirtſchaften, die Spareinlagen zu einem angemeſſenen Satz verzinſen und noch eine Rücklage für die Zu unft, ins⸗ beſondere für die Erfüllung der Aufwerkungsverpflichtungen machen ſollenn. LRi — rrrrrrr N 200 000/ und Wiedererhöhung auf 400 000 nunmehr durch⸗ geführt werden kann. 2 * Ungenügende Abwehr der amerikaniſchen Filmüberſchwemmung durch Berlin. In der HB. der Münchener Lichtſpiel⸗Kunſt(Emelka AG. beklagte Juſtizrat Dr. Roſenthal⸗München, der Vorſitzende des Vorſtandes der., die Ueberflutung des deutſchen Marktes durch die amerikaniſchen Geſellſchaften. Gegen dieſe Ueberflutung ſollten die maßgebenden Stellen endgültig Abhilfsmaßnahmen ergreiſen. De hayeriſchen Wünſche in dieſer Wekonen g ſeien aber bisher an dent Widerſtand der Berliner Organiſatlonen der Filminduſtrie geſcheitert die auf die amerikaniſchen Intereſſen Rückſſcht nehmen zu müffen glaubten. Man erwartet, daß mindeſtens für das Jahr 1928 das Reichswirtſchaftsminiſtertum eine Herabſetzung des amerikaniſchen Filmkontingentes vornehmen wird. Im übrigen könne man ohne Ueberheblichkeit ſagen, daß der kulturelle Wert der dentſchen Film⸗ erzeugung der amerikaniſchen mindeſtens gleich ſtehe. In ſeinen weſ⸗ teren Ausführungen ſprach Juſtizrat Dr. Roſenthal den Wunſch aus, daß eine freundlichere Einſtellung von mittleren und unteren öffent⸗ lichen Stellen gegenüber der Filminduſtrie Platz greiſen müßte. Das Rheiniſch⸗Weſtfäliſche Kohlenſyndikat wiederholt den An⸗ trag auf Kohlenpreiserhöhung. Wie der DHD. entgegen den von der „F..“ verbreiteten Meldungen zubverläſſig erfährt, ſoll die Syußl⸗ käls⸗Umlage, die bisher 73, nicht 60 Pfg., die Förderungstonne betzug um kund 10—12 Pfg. auf 83—85 Pfg. heraufgeſetzt werden. Dieſe Heraufſetzung erklärt ſich aus der Senkung der Preiſe in den be⸗ ſtrittenen Gebieten.— Die Mitgliederverſammlung des Rheiniſch⸗ Weſtfäliſchen Kohlenſyndikats am 19. Juli wird ſich vorausſichtlich mit dem neuen Autrag auf Kohlenpreiserhöhung noch nicht befaſſen, da als Friſt hierfür erſt der September 1927 in Frage kommt. Immerhin darf, man als ziemlich ſicher annehmen, daß der Antrag auf Preig⸗ erhöhung nach Lage der Dinge am 1. September 1927 wiederholt werden wird. *Süddeutſche Der bisher geltende Men Abruf unter 1000 kg. um Deviſenmarkt 2 Deviſen gegen Reichsmark notierten ziemlich unveränder auf der Baſis 4,2125 für den Dollar. Spantien lag ein Kleinigkeit gebeſſert, gegen London W,34 nach 28,38. London gegen Matland 89,20 auf 89,30. Deviſen gegen./ auf Termin Maunheim. Röhren⸗Großhändler⸗Vereinigung i ur wurde mit ſofortger Wirkung auf 10 v. H. erhöht. ſiud weiter gefucht. Heute vormittag notierten: 19. 14. 15. 14. 15ʃ London-Paris 124,00124,00 Malld.Schwz.] 2 26 38,28[Fond.-Stockh. 1135 1837 Lond.⸗Brüſſel 34,81 84.91 Aae chw. 200.10208.10[End.-Madrid 43,38 29. Fond.-⸗Maild. 83.25 69.25 2,495 2,490 Malſand-Paris139,00 1380. Kabel Schweiz 5,196 5,196 Lond.⸗Holland 12,2 12,12Brüſſel-Paris 955.1585885 ond.⸗Schweſſ 25,225 637 Zondan Bele 16,50/ 18,70 Helland-Peris 1 10˙ aris-Schweig 20,34J 20,34] Lond.⸗Kopenh.] 18.17 18,16]Kabel London.85,.05 5 Ill.⸗Mk. laſſen ſich folgende Kutſe feſtſtellen: 6 5 London 0,%/ 20,4 Prag.. 12,48 12.49] Madrid 72.20 72 Paris. 1684 16.49 Ssſs„„100,75108.80 Argentinſen 1,789 1,½89 Maae 9* 7201 9166 Kopenhagen 112,55 112.09 Japag.. 197 1½7 Malland 22.91 600 Stockzolm. 112,60112,80 New⸗Jork„ 4,212 4,214 Holland. 168,75168,70 Brüffel..58,0 38.57 Frachtenmarkt in Dulsburg ⸗Nubrort vom 14. Juli Das Geſchäft an heutiger Börſe war im allgemeinen ru 991 Die Frachten zu Tal und zu Berg blieben unver⸗ änbert. 2 EE* 23282—— 8 18. 14. 13, 1. eltro · 121.78 121,75 Aluminium in e———.— Barren 2,10 2,10 le———.— uinn ausl,———.— Rohzink Bb.⸗Pr.)—.——.—. üttenzinn———.— (fr. Verk.)———.— Nickel 8,40-8,50 3,40⸗3,50 taltenzink 50,30 51.50 51,—-52,— Antimon•38.100 ,98.-150 luminium 2,10.10 Silber für 1 Gr. 7,73.78,75 77,25.78,25 Dreitag, den 15. Juli 1927 18. Seite. Nr. 324 Der Induſtriekredit burch Landesbanken Die ſchon gemeldete Aktion, daß der Provinzialbank von Weſtfalen die Ermächtigung zu Teil wurde, an die Induſtrie, vor allem Kleinbetriebe, worunter landläufig Geſellſchaften unter 1 Million Kapital verſtanden werden ſollen, im Wege des Pfandbriefes Kredite zu vergeben, hatte ſchon vorher, einer Anregung der preußiſchen Regierung zu Folge, einige Vorläufer gefunden. Zunächſt hatte Ende März der Kom⸗ munallandtag von Kaſſel den Entſchluß gefaßt, den Landes⸗ ausſchuß zu ermächtigen, der Kaſſeler Landeskreditkaſſe gegen⸗ über die ſelbſtſchuldneriſche Bürgſchaft bis zur Höhe von 5 Mill./ zu übernehmen, damit dieſe vorzugsweiſe der Schmalkaldener Induſtrie Darlehen gegen geringen Zins beſchaffte. Aehnliches iſt auch im Regierungsbezirk Wies⸗ baden geplant; auch dort iſt die Notwendigkeit des induſtriel⸗ len Realkredites erkannt worden, indem die Naſſauiſche Landesbank nach dem Vorbild von Induſtrieſchaften die Finanzierung übernimmt. Es wird ſich alſo auch hier um den Pfandbriefkredit handeln, äußerlich gekennzeichnet durch Her⸗ gabe von Kommunalobligationen, die ja nicht nur an öffent⸗ liche Verbände gegeben werden, ſondern allgemein an Wirt⸗ ſchaftszweige, die eine Bürgſchaft einer öffentlichen Körper⸗ ſchaft oder dergl. beibringen können. In Frage käme hier der Bezirksverband, der ſich ſeinerſeits wieder bei den Darlehns⸗ nehmern den Rücken decken kann. Letzteres würde zweckmäßig in Geſtalt der Generalgarantie ſeitens der Schulduer ge⸗ ſchehen, wie ja auch die Induſtrieſchaft in Sachſen verfährt. Es iſt dies eine Anlehnung an die land⸗ und ſtadtſchaftliche Verfaſſung, nur mit dem Unterſchiede, daß der Darlehns⸗ nehmer bei den Landesbanken kein Mitglied werden kann, alſo die Art genoſſenſchaftlicher Grundlage fehlt. Auch bei der Weſtfäliſchen Landesbank iſt die Geſchäfts⸗ abwicklung der landſchaftlichen Praxis ähnlich. Es werden hier die Tilgungsraten einem beſonderen Fond, der aber nicht Tilgungsfond, ſondern Reſervefond A heißt, zugeführt, zu⸗ nächſt in der Höhe bis zu 10 v. H. jedes einzelnen Darlehens. Die Beſonderheit der induſtriellen Beleihung wird nun ver⸗ bieten, daß der Schuldner über die Tilgungsraten nach gewiſſer Zeit wieder verfügt, wie z. B. zur Abtragung nach⸗ rangiger Hypotheken unter gleichzeitiger Gewährung eines neuen Darlehens in entſprechender Höhe. Es wird nämlich außerdem noch ein Reſervefond B angeſammelt, der aus einem jährlichen Gefahrenzuſchlag von ½ u. H. gebildet wird. Er dient etwaigen Ausfällen, wahrſcheinlich in ſolidariſcher Haftung. Ungeklärt aber bleibt dabei, in welcher Weiſe ſpäter, d. h. wenn ein Verluſt nicht eingetreten iſt, dieſer Fonds ver⸗ wertet wird. Hinzu würden außerdem auch noch die Zinſen kommen. Soweit bekannt, wird eine öffentliche Bürgſchaft nicht verlangt, was ja auch bei der ſehr geringen Beleihung bis zu 10 v. H. als überflüſſig bezeichnet werden mag. Wird doch noch darüber hinaus die Qualität des Darlehnsſuchers gründlichſt zu prüfen ſein. Daß eine erſtrangige Hypothek als Sicherheit gegeben wird, iſt natürlich, ſie ſoll jedoch nicht Bedingung ſein. Es kommt dabei ganz auf die wirtſchaftlichen Verhältniſſe des einzelnen an. Bet der Naſſauiſchen Landes⸗ bank erſtreckt ſich übrigens die Beleihungsgrenze bis 25 v. H. Die Mittel zu dieſer Transaktion ſollen durch die Landesbankenzentrale im Wege einer Auslandsanleihe von unächſt 5 Millionen Dollar beſchafft werden. Wieweit die 1 ſich praktiſch ſämtlich verwirklichen laſſen, bleibt der inſtellung von Gläubigern uno Schuldnern überlaſſen. F e werden ſolche Neuerungen von beiden Seiten vor⸗ ſichtig anzufaſſen ſein. st. Mannheimer Produktenboͤrſe Die Kurſe verſtehen ſich per 100 Kilo netto waggonfrei Mannheim mit Sack, zahlbar in RM Anlche Preisnotierungen vom 14. Juli 1927. 5 Weizen inl. neuer—..—Hafer ausländ. 23.—.24.— Wieſenheu loſe.20.10.— 5 gusl. 30.75-38.—Mais gelbes m Sack19.25—.— Rotkleeheu——k— Roggen inl. neuer..—,— Wmehl., Spez,0 Sp. 41.—.—.—Lug.⸗Kleeh. loſe 11.—11.90 „ ausl. 26.50—.— Weizenbrotm m. S. 83.——.—-„„ neues.00-.00 Srau⸗Gerſte(inl · Roggenmehl mit S. 36.50.38,50] Preß⸗Strah 450..90 ausl.—.———[Weizenkleie m. Sack 12.75⸗18.—Gebund. Stroh.00..60 utter⸗Gerſte 28.—.24,50 Trackentreber—.——— Raps mit Sack—.—.— ofer inländ.—.——.— lRohmelaſſe—.—— Kleeſamen 15,50—16,— Verteilungspreiſe für die 1. Hälfte Juli 1927. Weizen, ausl. 20„, Roggen, 21.50 /, Hafer, ausl. 17.50, Gerſte, ausl. 26, uttergerſter 21 ,1, Mais, gelbes plata und Galfox 15.25. Der errechnungspreis frü ausl. Ware wird unverzollt per 100 Kilo feſt⸗ Ein Frachtabzug unter den Empfängern kommt nicht in rage. Verliner Metallbörſe vom 14. Juli Preiſe in Feſtmark für 1 Kg. London, 14, Juli. Metallmarkt(In Kſt. f. d. eng. t. v. 1016 Kg. 13, 14. 13. 14. Blei 28.35 23,25 Rupfer Kaſſa 58,55 58,85 beſtſelect 57,50 59,75 ink 27.48 2765 do. 3 Monat 84.25 54,35Nickel ueckſlb. p. Fl. 21,75 21,75 do. Elektrol. 59,75 60,.— Zinn Kaſſa 284.— 286.35 Regulus——— eue Mannheimer Beitung(Mittag⸗ Ausgabe) G Seckenheim, 14. Juli. Aus der Seckenheimer Gemeinderatsſitzung vom 6. Juli iſt folgendes zu berichten: Nach Erledigung verſchiedener Wohnungs⸗ und Stundungsgeſuche werden u. a. folgende Beſchlüſſe gefaßt: Gegen das Geſuch des Hermann Ehret um Erlaubnis zum Betrieb der Schankwirtſchaft mit Branntweinſchank zum Reichsadler und gegen das des Georg Bauer zum Betrieb der Wirtſchaft zur Pfalz iſt nichts einzuwenden.— Einem Geſuch um Nachlaß der Strafe wegen nicht rechtzeitiger Zahlung der Vergnügungsſteuer konnte der Konſequenz wegen nicht entſprochen werden.— Die Veranſtaltungen des Ziegenzuchtvereins werden von der Vergnügungsſteuer be⸗ freit.— Gegen die beabſichigte Einfriedigung des Sport⸗ platzes des F. C. Germania Friedrichsfeld wird nichts ein⸗ gewendet.— Mit dem Gaswerk Mannheim ſoll ein Vertrag über die Lieferung von Brennmatertalien abge⸗ ſchloſſen werden.— Von der Anſchaffung einer Motorſpritze wird abgeſehen.— Die Arbeiten für das Wohnhaus Leopoldſtraße werden vergeben.— Ein Geſuch um Aufſtellung einer Tankſäule im Gehweg der Hauptſtraße wird ab⸗ gelehnt.— Gegen die Aufſtellung von Verkehrsſchil⸗ dern wird nichts eingewendet.— Die Feſtſetzung der Mie⸗ ten für die Wohnungen Wilhelmſtraße und Schloß⸗Seiten⸗ bau wird genehmigt.— Verſchiedene Gemeindebaudar⸗ lehen werden unter den feſtgeſetzten Bedingungen bewilligt. — Auf dem Zuchtviehmarkt in Radolfzell ſoll ein Farren angekauft werden.— Gegen einen Einwohner wird wegen Bedrohung eines Jeldhüters Strafantrag geſtellt. * Haßloch(Pfalz), 13. Juli. Der Gemeinderat hat gele⸗ gentlich der Etatsberatung ein Geſuch des pfälziſchen Rennvereins um Aufhebung der ſeither bezahlten zehnprozen⸗ tigen Luxusſteuer mit 14 gegen 7 Stimmen genehmigt. Es wurde dabei mitgeteilt, daß der Rennverein mit Defizit arbeite, das im Spätjahr 6000/ und bei den diesjährigen Frühjahrsrennen 4000%/ betragen habe. Müßte die Luxus⸗ ſteuer bezahlt werden, ſo würde ſich das Defizit um weitere 3500/ erhöhen. Damit wurde auch der Voranſchlag des Orts⸗ fürſorgeverbandes mit einem Abgleich von rund 34600 an⸗ genommen. Aues dem Lande Schweres Fuhrwerksunglück * Eberbach, 14. Juli. Am Montag nachmittag fuhr das Zweiſpänner⸗Fuhrwerk des Bäckermeiſters Heiß von Unter⸗ ſensbach, vom Beerfelder Markt kommend, mit 12 Per⸗ ſonen beſetzt nach Hauſe. Auf der abſchüſſigen Straße, nach dem Sensbacher Friedhof, zerriß ein Zügel. Die Pferde ſcheuten und raſten davon. Das vierjährige Kind des Bahn⸗ arbeiters Wüſt wurde auf die Straße geſchleudert und war ſofort tot. Schwerverletzt wurde auch der Landwirt Adam Johe, der inzwiſchen ebenfalls verſtorben iſt. Weiter ſind noch zwei Männer, eine Frau und ein Kind mehr oder weniger ſchwer verletzt. Der Unwetterſchaden im Hochſchwarzwald * St. Georgen, 14. Juli. Nunmehr iſt es gelungen, ein klares Bild über die Unwetterwirkungen in dem Gebiet am vergangenen Freitag zu erhalten. Die Waſſermaſſen, die mit unglaublicher Gewalt zu Tal gingen, der Hagelſchlag, der üthber eine Stunde auf die Fluren praſſelte, haben furchtbar gehauſt. Aufgeriſſene Staatsſtraßen, zerſtörte Gemeindewege, ſtreckenweiſe bis zu einem Meter Höhe mit Schlamm und Geröll bedeckte Jelder, von den Fluten ent⸗ führte Brücken und Stege, mächtige Fuhren angeſchwemmten Erdreichs zeugen von der Gewalt der Waſſer. Der Wolken⸗ bruch und der darauf folgende Hagelſchlag ging in einer Länge von 10 Kilometer und in einer Breite von—6 Kilo⸗ metern nieder. In Burgberg und Fiſchbach beträgt der Ha⸗ gelſchaden bis zu 100 Prozent. In dieſen beiden Orten wur⸗ den Felder und Gärten vollkommen verwüſtet. Glimpflicher ſind Stockburg, Peterzell, Erdmannsweiler und der öſtliche Teil der Gemarkung St. Georgen weggekommen, wo der Schaden nur etwa 50 Prozent beträgt. In der Nacht des Un⸗ wetters arbeiteten die Feuerwehren der umliegenden Ortſchaften unermüdlich und ſtanden dabei oft bis zur Bruſt in den Waſſern. In vielen Ställen mußte das Vieh vor dem Ertrinken gerettet werden. kr. Heidelberg, 15. Juli. Nach den Feſtſtellungen der ſtädtiſchen Statiſtiſchen Abteilung übernachteten im Monat Juni 1927 in Heidelberg 23 725(20 457) Fremde; davon waren Ausländer 4027(2351),. Von den Ausländern waren 1674 (1076) Nordamerikaner, 427(268) Niederländer, 343(143) Eng⸗ länder, 297(155) Schweizer, 261(204) Oeſterreicher, 173(104) Dänen, 155(131) Schweden und Norweger, 135(25) Fran⸗ zoſen, 100(20) übrige Amerikaner, 88(13) Italiener, 69(42) Tſchechoſlovaken, 41(33) Danziger, 39(24) Japaner, 31(9) Ungarn, 25(21) Eſtländer, Lettländer und Litauer, 21(12) Finnländer, 20(6) Belgier, 18(17) Polen, 18(8) Spanier, 15(7) Ruſſen, 15(5) Auſtralier. Die reſtlichen 64 Ausländer entfallen auf Angehörige der übrigen Länder. I. Wiesloch, 14. Juli. Am geſtrigen Nachmittag ereignete ſich an der Halteſtelle der elektriſchen Straßenbahn Heidelberg dadurch ein verhältnismäßig noch gut abgelaufener Unfall, als der Motorradfahrer Maurermeiſter Wilh. Förderer mit ſeinem Begleiter Rudolf Förderer(Sohn) mit dem Rad⸗ fahrer Jonitz, den er durch die haltende Straßenbahn erſt im letzten Augenblick wahrnahm, zuſammenſtieß. Die Beteiligten erlitten leichtere Verletzungen. Rudolf Förderer verlor durch den Sturz vorübergehend das Bewußtſein. Aus der Pfalz Die Straßenbahn Ludwigshafen—Oppan * Ludwigshafen, 14. Juli. An zuſtändiger Stelle erfahren wir, daß die Bahn Ludwigshafen—Oppau ſelbſtverſtändlich kommen werde. Es ſoll aber gleichzeitig eine größere und wichtigere Frage bereinigt werden und zwar die Grün⸗ dung der Vorderpfälziſchen Kleinbahn⸗Geſellſchaft, die ſchon in allernächſter Zeit vollzogen werden dürfte. Ein Vertreter des bayeriſchen Handelsminiſteriums, Miniſterial⸗ rat Dr. Hellmann, wird ſich zur Gründung begeben. Es handelt ſich jetzt vor allem darum, die Dampfbahn Ludwigs⸗ hafenOppau zu beſeitigen. * * Ludwigshafen, 13. Juli. Der Monat Juni bringt eine eitere Steigerung der Indexziffer für die Koſten der Lebenshaltung im Reichsdurchſchnitt ſowohl als auch der Großhandels⸗ und der Ludwigshafener Indexziffer. Die Reichs indexziffer ſtieg von 146,5 auf 147,7 oder um 0,8 v. 2 85 die Großhandelsindexziffer von 13/ auf 137,9 oder um 0,6 v. H. und die vom Amt für Wirtſchaft und Statiſtik Lud⸗ wigshafen errechnete Ludwigshafener Ziffer von 153,0 auf 154,0 oder um 0,7 v. H. Es iſt die Gruppe Ernährung mit einer Steigerung um 1,1 v.., die den Ausſchlag gibt. Die kleinen Preisrückgänge bei Limburger Käſe, Milch, Butter, Zucker, Obſt und Gemüſe die bei Brot, Fleiſch und Kartoffeln eingetretenen Preiserhöhungen nicht auszugleichen. Auch die Gruppe Sonſtiges Neahn eine kleine Steigerung um 0,7 v. H. die jedoch bei dem kleinen Anteil dieſer Gruppe an den Geſamtausgaben nur von geringer Bedeutung iſt. Alle übrigen Gruppen blieben unverändert. * Speyer, 14. Juli. Als der Arbeiter Bronbach von hier geſtern abend auf dem Rückweg von Forſthaus Heldenſtein, wo er Heidelbeeren gepflückt hatte, ſich befand, verlor er die Herrſchaft über ſein Rad und fiel ſo unglücklich, daß er be⸗ wußtlos ins Forſthaus gebracht werden mußte, wo ihm ein Notverband angelegt wurde. Der Perunglückte, der Vater von fünf Kindern iſt, mußte mit dem hieſigen Sanitäts⸗ auto ins Krankenhaus gebracht werden. Seine Kopfver⸗ letzungen ſind lebensgefährlich. * Edenkoben, 14. Juli. Geſtern abend wurde der Ver⸗ ſicherungsagent Iſſelhard aus Neuſtadt in das Kranken⸗ haus Ludwigsſtift eingeliefert, Er war kurz vor Mai⸗ kammer durch einen Wagen der Oberlandbahn überfah⸗ 5 worden und hatte einen ſchweren Unterſchenkelbruch erlitten. * Pirmaſens, 12. Juli. In der Nacht zum Montag fuhren zwei Autos der Firma Adler von hier, die mit Ausflüg⸗ lern voll beſetzt waren, von Münchweiler in Richtung Pirma⸗ ſens. Beim Hombrunner Hof wollte der letzte Wagen, der noch einen Anhänger mit ſich führte, den erſten überholen. Als das Fahrzeug auf der gleichen Höhe mit dem erſten war, be⸗ merkte der Chauffeur in unmittelbarer Nähe vor ſich einen Motorradfahrer, der aus entgegengeſetzter Richtung kam. In richtiger Erkenntnis der Gefahr riß er blitzſchnell die Steue⸗ rung herum und fuhr dabei dem anderen Wagen in die Flanke, wodurch dieſem ein Vorderrad heraus⸗ geriſſen und die Achſe ſtark beſchädigt wurde. Durch ſofor⸗ tiges Bremſen konnte ein größeres Unglück vermieden werden. Die Juſaſſen der Wagen kamen mit dem Schrecken davon Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Juli Ahein-Pegel.] 8. 12, 18, 14, 15. Reckar-Pegelf 8, 8. 13,18, 14 15, Schuſterinſel 2,25.22.90 2,85.80 2,78 Mannbeim.98.15.97.04.81/8,80 Keh! 913.42 4,30 4,68 3,98 3,9 Jagſtfeld.75 0,87.19 1,18 1,2 112 Maxau.185,17 5,98 6,30.175.99 Mannheim.134.22.565,17 5,485,44 Taub.75.75.84 2,9/8,16 3,58 Köln.552.56 2,85 2,998,35 9,79 Waſſerwärme des Rheins 18,5 Herausgeber, Drucker und Verleger. Druckerei Dr. Hagas, Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Mannheim, E 6, 2 Oſrektion; Jerdinand Heyme. 55 Chefredakteur: Kurt Fiſcher—Verantworkl. Redakteure: Für Politik: H. A. Meißner— euilleton; i. B. Kurt Fiſcher— Kommungl⸗Politik u. Lokales: i..: Franz Kircher— port und Neues aus aller Welt: Willy Müller— Handelsteil. Kurt Ehmer— Gericht und alles Uebrige Franz Kircher— Anzeigen: 1. V. Jakob Faude ¹ * Auſim im en. Ce ſindl Ait das aue ¹ναννH,:Epcier Becleuiumg undl geſenc n, einen agenenen, Pacu, clieſiſchen Saſtac Zit beubreilem. General·Vertreter: Otto Lehlbach, Mannheim, F 2, 9. Fabriklager Böckstraße 7. Telephon 235 76. war ein Mur teiglien ein Aacton-. 2 ocler. ODe 2 undl allen Olren ltrendlbr Alisſoruicl Neinticſis M tb frunkreich. Als Kluger aum unlbõie er; ie er. ſiah die Gumſt. ſelstæs Lolfes erringen bommive. Nie gama g anqlers Ecnmie hertte ein Cuctemdrm ſich die Zuneigiiig ſeiner Lolbsgonoſſem etuvrben, wen er die Putole ausgebem wirde: qedem uν Wel Dieſe votæiiglicien Matben, qus dlen beſter tliciſclien und macedoniſchen abaken her, geftellt ſiaben die Cgenſchaſt die Ciarabtere auszugleichen, Ntelligemt iuid Beſonnemſioit. olil des Stacies wie dler Staatsmdanner. von- —2 W e Emer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Jreiteg den ———̊ Saison-Husverkauf bringt hedeutende Vortelle In nier Jtockwerben eine gemaltige Aurwall⸗ 5 mene egegeeg a Adc ce 880 8. 7˙ ist heinahe e S0 an giit aunen f jetat durch meine- unglaublielie Bülligtzeit Beaclute*8 Moderne Anzäge r Pge B. 85460.—75.—68.-52.-35- 48-42.-28- WeDe⸗ PRk. 85. 5— 225 Mäntei und Paletots 70.- 65.— 58.- 50.— 42.- 35.— B. Fabtik. beste VerereAH beeeeereereeee Hosen, lonzen, Westen Kepoc-Fuhmg... NK. 98.- O- 8- bis 75.— WolbFüllung. NIk. 55 S- 4 48, bis 28. Seegres-Füllung.. 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Nr. 21 Mabſport 8 Die altehrwürdige Domſtadt Köln iſt zum Empfang der Teilnehmer an der Weltmeiſterſchaftswoche gerüſtet. Ueberall wird die letzte Hand angelegt, um die Vorbereitungen zu be⸗ enden. Die Plätze am Hauptbahnhof, in der Inunenſtadt und die Hauptverkehrsſtraßen prangen in reichem Flaggenſchmuck. Die Zufahrtsſtraßen weiſen Triumphbogen für die aus allen Himmelsrichtungen eintreffenden Wanderfahrer auf, denen die alte und große Sportſtadt Köln ihren Gruß entbietet. Die erſte offizielle Feierlichkeit im Rahmen der Weltmeiſterſchafts⸗ woche war am Donnerstag die Einholung des Bundes⸗ banners, das ein Jahr lang im Dresdnuer Rathaus aufbe⸗ wahrt wurde. Der Dresdner Gauvorſtand des B. D. R. wurde bei ſeinem Eintreffen mit dem Bundesbanner auf dem Kölner Hauptbahnhof durch den Bundesvorſtand und die kölniſchen Stadtbehörden feierlich empfangen. Im Feſt⸗ zuge wurde dann das Banner durch die geſchmückten Straßen der Stadt zum Rathaus gebracht. In den frühen Abeud⸗ ſtunden des Donnerstag trafen die Vertreter faſt aller euro⸗ n Länder, die an dem Freitag ſtattfindenden U. C..⸗ greß teilnehmen, in Köln ein. Die erſte ſportliche Ver⸗ anſtaltung findet am Samstag vormittag mit der Deutſchen keiſterſchaft im 100 Kilometer⸗Mannſchaftsfahren ſtatt. Molorradſport Sechstagefahrt der Motorräder Die dritte Schleife. Nach den Wertungen des zweiten Fahrtages lagen noch 42 Fahrer ohne Strafpunkte im Reunen, darunter auch die beiden Damen Köhler und Bormann, die damit ſchon eine bewunderungswürdige Leiſtung vollbracht haben. Bet ſtrö⸗ mendem Regen, der den ganzen Tag über anhielt, ſtarteten am Donnerstag früh 66 Fahrer zur dritten Schleife, die von Auguſtusburg in genau umgekehrter Richtung wie die erſte Schleife, alſo wieder über 400 Kilometer führte. Schon bei Schmiedeberg gab es die erſten Ausfälle. Rhode⸗Breslau (Ernſt Mag) und Seelos⸗Berlin(D⸗Rad) ſtürzten, ſie ver⸗ letzten ſich zwar nicht erhehlich, mußten aber die Weiterfahrt einſtellen. Voxen Paolino ſchlägt Harry Wills k. v. Der mit großer Spannung erwartete Boxkampf zwiſchen dem Europameiſter im Schwergewicht, dem Spanier Paolino und dem Neger Harry Wills kam endlich nach mehrmaliger Verlegung am Mittwoch abend vor einer großen Zuſchauer⸗ maſſe in einem Freiluftring bei New Nork zur Durchführung. Das über 15 Runden angeſetzte Treffen nahm ein überraſchend ſchnelles Ende, denn ſchon in der 4. Runde gelhng es dem wuchtig angreifenden Europameiſter, den Neger eutſcheidend auf die Bretter zu ſchlagen. Wills, deſſen beſte Jahre ſchon lange vorbei ſind, wird nun wohl ſeine Boxhandſchuhe end⸗ gültig an den Nagel hängen, während ſich für Paolino die 15 beſten Chancen für einen Kampf mit dem Ex⸗Weltmeiſter Jack Dempſey eröffnen. Turnen * Gauturufeſt des Mannheimer Turngaues(D..) Aus Anlaß des 40jährigen Beſtehens des T. V. 1887 Sandhofen wird das diesjährige Gauturnen des Mannheimer Turngau für Turner und Turnerinnen am kommenden Sonntag in Sandhofen ſtattfinden. Der Samstag⸗Abend iſt mit einem Feſthankett dem Jubelverein, der dabei die Weihe ſeiner zweiten Fahne vornimmt, gewidmet, während am Sountag die verſchiedenen Wettkümpfe im Mittelpunkt ſtehen. Be⸗ reits am frühen Morgen beginnen auf den einzelnen Ge⸗ bieten die Einzelwetturnen, in deren Rahmen auch die be⸗ kannten Wanderpreiskümpfe um den Reiß⸗Schild und den Siegfried⸗Wanberpreis ausgetragen werden. Am Nachmit⸗ tag, den ein Feſtzug durch die Ortsſtraßen Sandhofens ein⸗ leitet, tritt das Vereinswetturnen und die allgemeinen Frei⸗ übungen des Gaues in den Vordergrund. Tennis * Die Tennismannſchaft der Cambridge Univerſiiy ſpielt in Mannheim ein Klubwettſpiel. Am 19. und 20. Juli wird die Tennismannſchaft der Cambridge Univerſity auf den Plätzen des Mannheimer Tennis⸗Klubs am Friedrichsring ein Klubwettſpiel gegen die Maunſchaft des Maunheimer Tennis⸗ Klubs austragen. Es iſt dies das erſte Mal, daß die Freunde des weißen Sports in Maunheim Gelegenheit hahen, unſere ſpielſtarke Mannſchaft im Kampf gegen engliſche Spieler der erſten Klaſſe zu ſehen. Der Spitzenſpieler der Cambridge Univerſity iſt der junge Engländer H. W. Auſtin, der mit an der Spitze der engliſchen Rangliſte ſteht, auch die Englünder W. H. Powell, J. T. Baines, C. K. Horne, R. R. T. Houng gehören zu der erſten engliſchen Klaſſe. Für Mannheim ſpielen vorausſichtlich die Herren Dr. Buß, Klopfer, Oppenheimer, Dr. Fuchs, Waldeck. * elteratur * Der Weg zum Erfolg. Von Peltzer⸗Hoff. Ein ſportliches Führerbuch. Band II. Richtlinien für die Be⸗ tätigung im Leiſtungsſport mit 8 Bildertafeln, 89 Textabbil⸗ dungen und einer mehrfarbigen Umſchlagzeichnung von Ludw. Angerer. Gerhard Stalling Verlag, Oldenburg i. O.— Dr. Otto Peltzer, Deutſchlands heſter Weltrekordmann, hat dem von ihm herausgegebenen Werk mit Recht den Untertitel „Ein ſportliches Führerbuch“ gegeben. Denn in ihm ſind nicht nur die bekaunteſten Sportleute zu Worte gekommen, ſondern es iſt wie kein zweites geeignet, wirklich echte Sport⸗ ler heranbilden zu helfen. Genannt ſeien hier nur neben Dr. Peltzer ſelbſt und Hoff Buchgeiſter, Luber und Luther. Be⸗ handelt werden die Richtlinien für die Betätigung im Lei⸗ ſtungsſport, alſo die leichtathletiſchen Wurf⸗ und Sprung⸗ übungen, das Turmſpringen, der Skiſprung u. a. Unter Leiſtungsſport verſteht Dr. Peltzer das Gebiet, auf dem der Gegner lediglich unmittelbar durch die Ueberbietung einer Leiſtung heſiegt wird, unter Kampfſport aber dasjenige, auf dent die Gegner ſich gleichzeitig und unmittelbar im Kampf gegenübertreten, wie beim Laufen, Ringen, Boxen, Rad⸗ fahren, Teunis⸗Spielen, Rudern, Fußball⸗Spielen u. dergl. Der Kampfſport wird in dem ſelbſtändig gehaltenen, dem⸗ erſten Band vorwiegend berlückſichtigt — eeeeee tigt. IDas vorliegende Buch zeigt Leben und Lehren der Meiſter des Leiſtungsſports; das Charakteriſtiſche jedes Sportzweiges wird in jeder Arbeit deutlich hervorgehoben, und doch wird man viel Gemeinſames finden, was aber gerade die für alle gültigen Lehren zur rechten Geſtaltung der Selbſterziehungs⸗ arbeit eines jeden enthält. Beſonders erwähnt werden müſſen wegen ihrer Deutlichkeit und praktiſchen Verwertbarkeit die in dem Buch enthaltenen 8 Bildertafeln und 89 Textaboik⸗ dungen, die zu dem Text eine belehrende Ergänzung bilden Die Herausgabe dieſes Buches gewinnt durch die bevor⸗ ſtehende Olympiade 1928 an Bedeutung und wird vieler) unſerer Sportleute ein gutes Hilfsmittel bedeuten können. 4. * Das Faltboot und ſeine Ausrüſtung von C. B. Schwerla, Fluß und Zelthücheret Band 1, 48 Seiten T 25 Abbls g des e der Wochen⸗ verlangt es ger und klarer it dem er über Faltbooten im Faltboot⸗ oten„beſter“ der Kern der dungen und mehrfarbigem Umſchlag. D Flußwanderns im Faltboot, wohl die beder end⸗ und Sportbewegungen der letzten Jahr dringend, daß dem Neuling in handlicher, bil Form ein Behelf in die Hand gegeben werde, die geſamten Fragen des Wie und Was b unterrichtet wird. Es gibt unzählige Fabrik, bau; ratlos ſteht der Anfänger, vor lauter An und„einziger“ Boote nicht wiſſend, was wohl Sache ſei. Hier hat nun der bekannte tfachmann und Schriftſteller C. B. Schwerla eine glückli ing geſchaffen: Wer das Büchlein aufmerkſam lieſt, weiß, was üherhaupt ein Faltboot iſt, wie es ausſehen und gebaut ſein kann, welche Mindeſtanforderungen es erfüllen, welche Mindeſtaußrüſtung es haben muß; dieſe ſchwerwiegenden J zlickendem Plauderton derart klar ſchematiſtert, daß der Leſer nicht auf beſtimmte Fabrikate gedrängt wird, ſondern nunmehr bei jedem Jabrikat feſtſtellen kann, ob es für ſeine Abſichten und Wünſche geeignet iſt. Das Buch iſt gleichzeitig ein Nach⸗ ſchlagewerkchen, ein Lehrbuch und ein Behelf voll erprohter Erfahrungen, ſodaß es auch derjenige, der ſchon längſt ein Bovt beſitzt, mit allergrößtem Nutzen leſen ſoll. Erfreulicher⸗ weiſe wird die Sammlung fortgeſetzt und es ſind drei weitere Bänöchen über Fahrttechnik, Zeltlager und Freiluftleben be⸗ reits erſchienen. Der Preis iſt bei der vorzüglich ſtattung ungemein wohlfeil. Bergverlag Rubdolf München 19. — * Zelt und Lagerſeuer von C. B. Schwerla Fluß und Zelthücherei Band 3. 48 Seiten Text mit 25 Abbildungen und mehrfarbigem Umſchlag. Innigſt verknüpft mit dem Falt⸗ bootfahren und Flußwandern, deſſen Ausrüſtungsfragen und Fahrtechniken die erſten zwei Bändchen der ſo raſch beliebt gewordenen„Fluß⸗ und Zeltbücherei“ gewidmet ſind, iſt das Freiluftleben, das„Camp“, das Zelteln, das wunderbar romantiſche, herrliche Zelt⸗ und Lagerleben in Gottes freier Natur. Das Lagerleben, das Zelteln iſt wohl der eigen⸗ artigſte, ſtimmungsvollſte, wenn auch natürlichſte Weg dahin! Allerdings: dem heutigen„Kultur“menſchen ſind alle die kleinen Praktiken und Kenntniſſe nicht bekannt, die der Ein⸗ kauf, das Aufſtellen, das Hauſen im Zelte erfordern; das will erlernt ſein, will man nicht anders das ſo herrliche Frek⸗ luftdafein durch kleiultche Unbequemlichketten— die gar nicht nötig ſind— geſtört haben. Wer ein Zelt kaufen will oder ſchon eines hat, lieſt das Buch mit dem Jutereſſe des Ver⸗ trauten. 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