wiſſen Begrenzung forderte. 'heißt es dann: Angeſichts dieſer Schwierigkeiten haben es die Delegierten der Konferenz für richtig gehalten, die gegen⸗ Die Bezugsprefſe: In u. Amgebung ftei ins Haus enpreiſe bei einſp. Herdn die Poft..280 a58 Be eld. 0 für Angen Aegen 0,0.-M. en Bei evtl. der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗—4R.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet —.— r Poſtſchecktonto 17590 Karlsruhe.—— ſſüir Tage, Stellen u. 5 eſchäftsſtelle E6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle R 1,4•6, gaben wird keine Verantw übernommen. Höhere Ge⸗ Baſſerm JGeſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhofſtr. 6, 5 walt, Streiks, Betriebsſt uf ſto. 19/20 u. Meerfeldſtraße 11. Telegramm⸗ Weſfe Nenretengeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12 mal. Fernſprecher: 24944, 2945.24051 4952.249858 jen uſw. keinen dhen für en geſaſene d5 beſcubgfke a ene od. beſch—— er ohne Gewähr. Gerichtsſtand Beilagen: Sport und Spiel Aus Seit und Leben Mannheimer Srauenzeitung Unterhaltungs-Beilage. Aus der Welt der CTechmke. Wandern und Neiſen. Geſetz und Necht Endgültiger Abbruch in Genf Air ſiebenwoöthenklichen Beralungen über Abrüßtung zur See ergebnislos geſcheitert Die engliſch⸗amerikaniſchen Differenzen Am Donnerstag nachmittag 3 Uhr iſt, wie nach den letz⸗ ten Meldungen nicht anders zu erwarten war, die vor nahezu ſieben Wochen einberufene Seeabrüſtungskonferenz endgültig zu Grabe getragen worden. Die Schlußſitzung beanſpruchte knapp 1 Stunden. Es ſprachen der engliſche Marinemini⸗ ſter Bridgeman, der japaniſche Admiral Saito und der Führer der amerikaniſchen Delegation, Gibſon, wobei Gib⸗ ſon ſeine Verwunderung über die mangelnde Bereitwilligkeit der engliſchen Regiernng ausſprach, den amerikaniſchen Standpunkt verſtehen zu wollen. Das Bemerkenswerte der ganzen Schlußkomödie war die Verkündung einer aus neun Punkten beſtehenden Erklärung, die mit ſeltener Ehrlichkeit den Bankerott der See⸗ abrüſtungskonferenz feſtſtellt. In dieſer Erklärung wird ausgedrückt, daß troß der verſchiedenen verſuchten Me⸗ thoden zur Verſöhnung der Standpunkte kein allſeitig an⸗ nehmbarer Plan gefunden werden konnte, um die Forderung der britiſchen Delegierten nach einer größeren Zahl von mit größtenteils ſechszölligen Kanonen bewaffneten Kreuzern mit dem Wunſche der amerikaniſchen Delegation in Uebereinſtim⸗ mung zu bringen, die eine möglichſt niedrige Geſamttonnage, aber mit der Freiheit der Bewaffnung innerhalb einer ge⸗ Im 7. Punkt der Erklärung wärtige Konferenz mit dieſer freimütigen Feſtſtellung ihrer e Anſchauungen zu vertagen und das Problem ren Regierungen zur weiteren Erwägung anheimzuſtellen in der Hoffnung, daß die Beratung unter den Regierungen zu einer baloͤmöglichen Löſung führen möchte.“ Schließlich ſprechen die Delegationen noch den Wunſch an die Regierungen aus, daß die Konferenz zur Reviſion des Waſhingtoner Vertrages, die im Auguſt 1931 fällig wäre, frü⸗ her abgehalten werden müſſe, damit ihre Beſchlüſſe in Kraft treten können, bevor die Bauprogramme für die Schlachtſchiffe im November 1931 zur Durchführung gelangen. Am bemerkenswerteſten waren jedenfalls die ſehr deut⸗ lichen Andeutungen des amerikaniſchen Delegierten Gibſon, U der darauf verwies, daß Amerika Kreuzer mit größerem Aktionsradius haben müſſe, weil es nicht ſo viele Marine⸗ ſtützpunkte beſitze. Die amerikaniſche Delegation habe auf die engliſchen Vorſchläge nicht eingehen können, weil deren ein⸗ ziges Ergebnis geweſen wäre, dem britiſchen Reiche freie Hand eu laſſen und auf der anderen Seite Amerika zum Bau von Kriegsſchiffen zu zwingen, die es nicht brauchen könne. Im übrigen ſei es auch ganz ſelbſtverſtändlich, warum England zur Zeit des Waſhingtoner Vertrages eine Geſamt⸗ Hilfskriegsflotte von 450 000 Tonnen für ausreichend erachtet habe, während es jetzt ein Programm von 647 000 Tonnen Dabei ſei doch eine der mächtigſten Hochſeeflotten, diekenige Deutſchlands, verſchwunden, und es ſei keine andere große Seemacht aufgetaucht, deren Rüſtungen England als eine Bedrohung anſehen könnte. Engliſche Vemäntelungsverſuche 5 London, 5. Auguſt.(Von unſerem Londoner Vertreter.) ſtrornreſſe bemüht ſich beute mit vereinten Keräften den kata⸗ 1 rophalen Eindruck des Zuſammenbruches der Genfer Flot⸗ enkonferenz in der breiten Oeffentlichkeit abzuſchwächen. Die 5 imes“ meinen das Bedauern und die Enttäuſchung über 814 Fehlſchlag werden vermindert durch die Erwartung, daß 92 Beſprechungen über die Abrüſtung ſo ſchnell wie möglich aufgenommen werden ſollen, wenn die Regierungen eit gehabt haben, die ſchwierige Frage zu klären. Es ſei klar, del die Unmöglichkeit, eine Formel zu finden, keine verheeren⸗ en Wirkungen haben könne, wenn die Nationen an ihrem zum Frieden feſthalten. Die Vertagung der Konferenz 92 nicht eine Spur von Feindſeligkeiten zwiſchen den 75 beteiligten Mächten und bedeute nicht, daß dieſe nunmehr n Wettrüſten beginnen werden. 5 Beſorgter äußert ſich der„Daily Telegraph“, der ar feſtſtellt, es beſtehe nicht die leiſeſte Gefahr eines Krieges zwiſchen England und Amerika, der aber gleichzeitig auf die, dent diſchen Schwierigkeiten hinweiſt, die ſich aus e ae 25 Konferenz ergeben. 52 755 utigen Artikel:„Das Ergebnis des Genfer Zuſam⸗ menbruches ſollte 1 eine Warnung an die Optimiſten rüſt öte an ein konkretes Reſultat der kommenden Ab⸗ reundf akunferenz des VBölkerbundes glauben. Wenn zwei merdwaftlich verbundenen Völker, wie Großbritannien und wah rika, ſich nicht haben einigen können, ſo iſt es höchſt un⸗ ubnſcheinlich, daß eine Konferenz allerNationen in naher 0 085 zu einer Uebereinſtimmung über die Herabſetzung aänak rüfts kommen wird, von denen ihre Sicherheit liberalen Kreiſen wird die Regierung heftig kritiſiert, 8 den amerikaniſchen Forderungen nicht weit genug utgegengekommen ſei Coolidges Anſicht Aus Waſhington wird gemeldet, daß Präſident Coo⸗ lidge ſich nach dem Scheitern der Seeabrüſtungskonferenz dahin geäußert habe, er hoffe nicht, daß dadurch die guten Beziehungen zwiſchen England und den Vereinigten Staaten irgendwie getrübt würden. Sollte jedoch eine neue von ihm ſpäter einzuberufende Seeabrüſtungskonferenz ebenfalls er⸗ folglos verlaufen, ſo werde er ſich nicht mehr in dieſer Rich⸗ tung einſetzen.(!) Wie verlautet, hat der Marineſekretär Wilbur die Ab⸗ ſicht in einer Reihe von Beſprechungen mit den leitenden Be⸗ amten ſeines Reſſorts die Grundlinien eines Flottenpro⸗ gramms für die kommende Kongreßſeſſion feſtzulegen. Deutſcher Weltrekord im Dauerflug Deſſau, 5. Aug.(Eigener Drahtbericht.) Die beiden Jun⸗ kerspiloten Riſtiez und Edzard haben heute morgen .58 Uhr den Weltzeitrekord für Flugzeuge, der bisher mit 51 Stunden 11 Minuten von Chamberlin und Acoſta gehalten wurde, gebrochen. Die Flieger befinden ſich weiterhin in der Luft. Mit dieſer kurz vor Redaktionsſchluß bei uns einlaufen⸗ den Drahtmeldung fallen alle früheren Nachrichten aus Deſſau unter den Tiſch, in denen von einer im Laufe der ver⸗ gangenen Nacht erfolgten Notlandung infolge Benzinmangels die Rede war. Es muß abgewartet werden, wie es zu ſolchen Meldungen kommen konnte. Vielleicht iſt es den beiden Piloten, die übrigens beide alte deutſche Kriegsflieger ſind, doch noch gelungen, den angeblich wegen Verſagens einer franzöſiſchen Handpumpe ſtockenden Benzinzufluß wieber in Gang zu bringen. Jedenfalls dürfen wir mit Genugtuung jetzt ſchon feſtſtellen, daß hier wieder einmal auf dem Gebiete der Technik von Deutſchland eine Leiſtung vollbracht iſt, die ihren Eindruck auf die geſamte Kulturwelt nicht verfehlen wird.(D. Schriftl. d. N. M..) Der Einoͤruck in Paris VParis, 5. Aug.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Das Scheitern der Genfer Flottenabrüſtungskonferenz wird hier allgemein als ein böſes Omen für die weiteren Ab⸗ rüſtungskonferenzen angeſehen. Der„Matin“ legt einen gewiſſen Optimismus an den Tag und hofft, daß man aus dem Genfer Fiasko nützliche Lehren für die praktiſche Ab⸗ rüſtung ziehen werde, die vom Völkerbund vorbereitet werde. Im Grunde genommen handele es ſich einfach darum, meint der„Matin“, die Rüſtungen eines jeden Landes an der Grenze aufzuhalten, wo die Armee aufhört ein legitimes Schutzmittel zu ſein und ſich in ein verbrecheriſches Erobe⸗ rungsmitel verwandele.(1) Wenn man guten Willens iſt, ſo laſſe ſich dieſe Grenze zwiſchen Krieg und Frieden ſehr wohl ziehen. Viel wird erreicht unter der Bedingung, daß man den Nationen, die dieſe Grenze beachten, die Freiheit läßt, nach ihren Bedürfniſſen und ihrem Gutdünken zu rüſten.“ Im„Figarbo“ wird feſtgeſtellt, daß die hauptſächlichſte Vorbedingung für eine Abrüſtung eine Sicherheitsgarantie ſei. Eine ſolche exiſtiere jedoch nicht, ſolange es nicht eine internationale Macht gebe, durch welche die durch die Ab⸗ rüſtung geſchwächte nationale Verteidigung erſetzt werden könne. Der Völkerbund ſollte ſich eine ſtark bewaff⸗ nete Polizeitruppe verſchaffen, meint der„Figaro“, die obligatoriſch eingeführt werden ſoll und alle Nationen müßten ſich verpflichten, militäriſch gegen diejenige Macht vorzugehen, die ſich einem Schiedsverfahren entziehe. Davon exiſtiere jedoch nichts. Der Völkerbund iſt ohne materielle Macht. Die großen Nationen vermeiden es, beſtimmte Ver⸗ pflichtungen auf ſich zu nehmen. Unter ſolchen Umſtänden übernimmt jede Nation die Verantwortung für ihre Sicher⸗ heit ſelbſt. Sie könnten ſich ihrer Verantwortung nicht ent⸗ ziehen, ohne ſich ſelbſt preiszugeben. Das„Journal“ findet es äußerſt bedenklich, daß Mächte wie England und Amerika, die durch eine jahrelange Freundſchaft verbunden ſind, keinen Anlaß zu Unſtimmigkeiten haben und feſt ent⸗ ſchloſſen ſind, ſich nicht zu bekämpfen, nicht imſtande ſeien, ſich darüber zu einigen, ob die Kreutzer 8000 oder 10 000 Tonnen, die Geſchütze 150 oder 203 Millimeter haben ſollen. Eine Ver⸗ ſtändigung über die verwickeltere Frage des Landkrieges zwiſchen Nationen, die durch Jahrhunderte alten Haß bedrängt ſind, ſei deshalb noch viel ſchwieriger. In Genf hat nicht nur die Flottenabrüſtung Schiffbruch erlitten, ſagt das„Journal“ am Schluſſe ſeines Leitartikels.() (Wir werden auf die hier angeſchnittenen Fragen noch Jzurückkommen. D. Schriftl. der N. M. 3) Wirſchaſtspollliche Bellenmumgen Von Dr. Cremer, M. d. R. Daß das deutſche Wirtſchaftsleben ſich zurzeit in einer günſtigen Konjunktur beſindet, wird von keiner Seite be⸗ ſtritten; in Frage ſteht, ob der Höhepunkt dieſer Kon⸗ junktur bereits erreicht iſt, oder die günſtige Entwicklung ſich noch eine Weile fortſetzt, und ob es möglich iſt, die Aufrecht⸗ erhaltung der günſtigen Konjunktur durch wirtſchaftspolitiſche Maßregeln zu beeinfluſſen. Ein Kennzeichen der günſtigen Konjunkturlage iſt ein ſtarkes Anſteigen der Einfuhr und anderſeits eine Verknappung des Geldes. Deshalb berührt es ſeltſam, daß die Höhe der Einfuhrziffern des abgelaufenen Halbjahres in weiten Kreiſen mit gewiſſen Beklemmungen angeſehen wird und eine der deutſchen Wirtſchaftslage un⸗ günſtige Deutung erfährt. Es wird dabei überſehen, daß der Teil der Einfuhr, der aus Lebensmitteln beſteht, ſchon wegen der ſchlechten Ernte des Vorjahrs erheblich größer ſein muß als in den vorausgegangenen Jahren. Es wird auch über⸗ ſehen, daß ein großer Teil der Bevölkerung in der abge⸗ laufenen Kriſenzeit außerſtande war, notwendige Konſum⸗ güter zu beſchaffen, und daher ein Teil der vergrößerten Roh⸗ ſtoffeinfuhr ohne weiteres zur Befriedigung derartiger akut gewordener Lebensbedürfniſſe großer Teile der breiten Maſſen notwendig war. Weiter aber wird überſehen, daß in der günſtiger gewordenen Konjunktur der Rationaliſierungs⸗ prozeß der deutſchen Wirtſchaft in ein beſchleunigtes Tempo gekommen iſt, und daher ein verhältnismäßig großer Anteil der Produktion an Produktionsmitteln zur Juveſtition in den heimiſchen Produktionsbetrieben gelangen muß, die auf dieſe Weiſe in neue Werte hineinwachſen, deren ſpätere Nutz⸗ barmachung den volkswirtſchaftlichen Ertrag der deutſchen Arbeit erhöht. Schließlich aber iſt die Vermehrung der Rohſtoffeinfuhr auch ein Gradmeſſer für den erhöhten Auftragseingang bei den Herſtellern von Fertigwaren und wird daher zu einem ſpäteren Zeitpunkt auch wieder in einer Erhöhung der Ausfuühr in Erſcheinung treten. Wenn die günſtige Konjunktur ſich nicht in dem gleichen Maße wie bei der Einfuhr auch in einer Erhöhung der Aus⸗ fuhr dokumentiert, ſo entſpricht auch dieſer Vorgang der Ent⸗ wicklung in entſprechenden früheren Pertoden. Der zoll⸗ geſchützte Inlandmarkt wird naturgemäß in erſter Linie in ſeinem bei beſſerer Konjunktur ſteigenden Bedarf verſorgt und abſorbiert einen mehr oder minder großen Teil der andernfalls zur Ausfuhr gelangenden Waren. Für im Aus⸗ land da und dort bemerbar werdende Bedarfslücken tritt eine vermehrte Einfuhr von Fertigwaren ein, dagegen iſt das Maß der Ausfuhr bei ſteigender Konjunktur im Inland, die zugleich auch in gewiſſen Beziehungen eine Verteuerung der Prodduktionskoſten bedeutet, noch ſtärker durch die auslän⸗ diſche Konkurrenz bedingt, als in ungünſtigeren Zeiten, zu⸗ mal wenn in anderen Konkurrenzländern, wie es zurzeit der Fall iſt, eher von einer Konjunkturverſchlechterung ge⸗ ſprochen werden muß. Es iſt doch immerhin bemerkenswertk, daß die aufſteigende Linie der deutſchen Fertigwarenausfuhr auch bis in die Gegenwart nicht unterbrochen iſt, und trotz geringer Schwankungen die Geſamtausfuhr ſich dauernd über den Durchſchnittſtand von 800 Millionen Mark monatlich erhoben hat, gegenüber nur etwa 600 Millionen Mark vor 2 bis 3 Jahren. Zieht man die im Zuſammenhang mit der Weltwirtſchaftskonferenz hinreichend erörterten Ur⸗ ſachen der Hemmungen im internationalen Handel in Be⸗ tracht, unter denen Deutſchland ganz beſonders leidet, ſo bietek die Entwicklung der deutſchen Ausfuhr mindeſtens keinen Anhalt zur Betonung eines beſonderen Peſſimismus. Die Verknappung des Geldes iſt eine beſonders untrügliche Begleiterſcheinung einer ſich dem Höhepunkt nähernden Konjunktur. Soweit ſie in Deutſchland ſich be⸗ merkbar macht, und dies iſt leider bereits auf dem Baumarkt und ganz allgemein auf dem Gebiete des Realkredits der Fall; iſt indes die Frage wohl berechtigt, ob es ſich nicht hier mehr oder weniger um die Auswirkungen künſtlicher Erſchwerun⸗ gen der Geloͤbeſchaffung, insbeſondere der von Nem Reichs⸗ bankpräſidenten Schacht ſeit längerer Zeit betriebenen Aus⸗ ſperrung des Auslandgeldes von der Anlage auf dem deutſchen Markt handelt. Jede günſtige Wirtſchaftskonjunktur bedarf eines entſprechend erweiterten Kredits. Die deutſche Kapitalkraft, die bisher noch nicht hinlänglich gefeſtigt iſt, um auch nur den fortſchreitenden Rationaliſierungsprozeß felbſt zu finanzieren, kann erſt recht nicht dazu ausreichen, um die Finanzierung des vermehrten und erweiterten Herſtellungs⸗ und Umſatzprozeſſes in der deutſchen Wirtſchaft der Gegen⸗ wart zu bewirken. Vor die Wahl geſtellt, zur weiteren Ent⸗ wicklung der Konjunktur und zur ſchnelleren Rationaliſierung der Wirtſchaft weitere Auslandskredite in Anſpruch zu nehmen, oder um den Preis eines Rückſchlags der Konfunktur auf das Auslandgeld zu verzichten, muß die Entſcheidung für die erſte Alternakive fallen, und lediglich darum kann eg f handeln, nach Möglichkeit ſicher zu ſtellen, daß neu herein⸗ kommende Aus landsanleihen ausſchließlich pro⸗ duktiven Zwecken dienen. Es ſcheint, daß in den letzten Wochen unter dem Druck der Tatſachen bereits eine Aende⸗ rung der deutſchen Politik hinſichtlich der Auslandsauleitzen eingeſetzt hat, durch welche eine Erſchütterung der de 1 vermieden und die Konjunktur wird. Dabei ſoll durchaus nicht verkannt werden, daß in dem Anwachſen der deutſchen Auslandsverpflichtungen ein gewiſſes Gefahrenmoment liegt, ähnlich demjenigen, in welches der Einzelunternehmer gerät, wenn das fremde Geld in ſeinem Betrieb einen zu ſtarken Umfang annimmt. Vorſicht iſt um mehr geboten, als man in Deutſchland neben den produk⸗ Preis 10 Pfennig Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) tiven Auslandsanleihen mit der hohen Hypothek der Dawes⸗ ſchuld belaſtet iſt, für welche kein die deutſche Wirtſchaft floß. Aus dieſer Richtung kommen die berechtigten Sorgen über die Entwicklung unſerer wirtſchaftlichen Zukunft und ziehen die Wolken herauf, die verhindern werden, daß die Bäume der Konjunktur in den Himmel wachſen. Unter dieſem Geſichtspunkt iſt es letzten Endes wiederum die Außen⸗ politik, welche das Schickſal für die deutſche Wirtſchaft be⸗ deutet; deren Kurs aber wird keineswegs immer von den⸗ ſelben Winden beſtimmt, die das Schiff der Wirtſchaft treiben. So wenig die Sorge um künftige Gewitter den Landmann verhindern kann und darf, in der Arbeit am Boden ſein Beſtes zu tun, ſo wenig kann der denkende Wirtſchaftler von Maßnahmen abſehen, die der Aufrechterhaltung der Konjunk⸗ tur dienen können, weil er die Gefahren, die in der Repara⸗ tionsfrage ſtecken, in Rechnung ſtellen muß. Reichskabinett und Außenpolitik I Berlin, 3. Aug.(Von unſerem Berliner Büro.) Nach⸗ dem der Reichsaußenminiſter geſtern aus Wildungen wieder heimgekehrt iſt, werden im Laufe der nächſten Tage auch die übrigen, außerhalb Berlin weilenden Miniſter ihren Ferien⸗ urlaub unterbrechen, ſo daß am 10. Auguſt das Kabinett voll⸗ zählig in der Reichshauptſtadt verſammelt ſein dürfte. Die für dieſen Tag angeſetzte Ausſprache erſcheint umſo notwen⸗ diger, als in der Außenpolitik während der Zeit mancher⸗ lei wichtige Dinge ſich begeben haben, die eine Stellungnahme des Kabinetts unbedingt erheiſchen. Das gilt, abgeſehen von den Problemen, die im September in Genf zur Sprache kom⸗ men, insbeſondere von den deutſch⸗franzöſiſchen Wirtſchaftsverhandlungen, die in ein entſcheidendes Stadium getreten ſind und weiterhin von den ſyſtematiſchen f in der letzten Zeit unternommenen Pariſer und Londoner Vor⸗ ſtößen in der Abrüſtungs⸗, Anſchluß⸗ und Räumungsfrage. Die Hugenbergpreſſe deutet gegenüber dieſen mehr oder weni⸗ ger offiziös beeinflußten Angriffen die Wahrſcheinlichkeit einer »irgend wie gearteten außenpolitiſchen Aktion“ an, die im Schoße des Kabinetts geplant werde. Das iſt freilich zunächſt nur eine Vermutung. Man wird alle dieſe Dinge unter dem Geſichtswinkel der bevorſtehenden Genfer Tagung jedenfalls einer gründlichen Erörterung unterziehen. Ob ſich die Be⸗ ratungen des Kabinetts zu dem Beſchluß eines beſonderen Schrittes verdichten werden, bleibt abzuwarten. Wahrſcheinlich iſt dies nicht. Wir möchten vielmehr annehmen, daß Dr. Streſemann verſuchen wird, den neuen Propagandafeldeng nach Möglichkeit abzubauen. Verliner Verkehrsreformen und Auswärtiges Amt Berlin, 5. Auauſt.(Von unſerem Berliner Bürv.) Das Auswärtige Amt liegt in ſtändiger Fehde mit den Berliner Verkehrsreformen. Gegen das bekannte Durchbruchsprojekt, das die Leipziger Straße entlaſten ſoll, hat bekanntlich Dr. Streſemann verſönlich im Ausſchuß wie im Plenum des Reichstags mit ungewöhnlicher Schärfe Stellung genommen. Der die Ruhe des Auswärtigen Amtes bedrohende Bauplan iſt aus finanziellen Gründen vorläufig zurückgeſtellt worden. Jetzt will der Berliner Magiſtrat die Friedrich Ebertſtraße verbrettern. Dieſer Abſicht müßte ein Streifen der hinter den Regierungsgebäuden der Wilhelmſtraße gelegenen Gärten zum Opfer fallen. Dagegen hat das Auswärtige Amt Ein⸗ ſyruch erhoben, Die Verliner zuſtändigen Behörden haben um eine nähere Begründung der Beſchwerden erſucht, doch iſt kaum anzunehmen, daß das Auswärtige Amt mit ſeinem Pro⸗ teſt durchdringt. Der Magiſtrat kann ſich nämlich auf eine Kabinettsorder aus dem Jahre 1865 berufen, die die Bau⸗ fluchtlinie der Miniſtergärten im Zuge der alten Stadtmauer e Und darnach können 8 Meter für Verkehrszwecke in nſpruch genommen werden. Zentrum und Reichsbanner Berlin, 5. Auguſt.(Von unſerem Berliner Büro.) Das Nachgeplänkel, das ſich an die Diskuſſion über den Aus⸗ tritt des Kanzlers aus dem Reichsbanner ſchloß, will noch immer nicht zur Ruhe kommen. Ueber die Perſönlichkeit des Anonymus, der ſich des ſozialdemokratiſchen Preſſedienſtes bediente, um gegen die Zentrumsleitung und insbeſondere Herrn Dr. Marx zu polemiſieren, ſchwebt immer noch der Schleier des Geheimniſſes. Die„Tägliche Rundſchau“ hat die Vermutung ausgeſprochen, daß dieſer Angriff auf Dr. Wirth oder auf den früheren Preſſechef des Kanzlers, den Miniſterialdirektor Spiecker zurückzuführen ſei. Die „Germania“ weiſt heute dieſe Annahme ſichtlich geretzt urück: Weder Dr. Wirth noch Herr Spiecker hätten den auf⸗ ehenerregenden Artikel geſchrieben oder ſtünden in irgend einer Beziehung zu ihm. Inzwiſchen hat ſich ein anderer Ungenannter, der ſich als „gläubiger Katholik“ bezeichnet, zum Wort gemeldet. Er kündigt an, daß er in einer demnächſt erſcheinenden Broſchüre „Die brennenden Zeitfragen der Zentrumspartei und Zen⸗ trumspolitik“ erörtern werde. In längeren, der Rechtspreſſe zur Verfügung geſtellten Auszügen unterſucht dieſe„kompe⸗ tente Perſönlichkeit“— ſo wird der Verfaſſer in einer Vor⸗ notiz der„Kreuzzeitung“ genannt— die Frage, ob und wie weit das Verhalten Dr. Wirths gegen die Lehren und Inte⸗ reſſen der katholiſchen Kirche verſtötzt. Unter Hinweis auf Enzykliken und Hirtenbriefe kommt der Verfaſſer zu dem Schluß, daß Wirth eigentlich als exkommuniziert zu be⸗ trachten ſei. Zu ötsſer Auslaſſung erklärt die„Germania“ ſpöttiſch: Anonyme Broſchürenfabrikanten, die in Blättern mit prote⸗ ſtantiſcher Tendenz ihre Ware abſetzen, ſeien ohne Zweifel kompetente Beurteiler in Fragen der Exkommunikation. Da⸗ mit iſt nun auch die politiſche Erörterung über das Verhält⸗ nis des Zentrums zum Reichsbanner allgemach auf religiöſes Gebiet abgeirrt. zmmer noch und wieder der Flaggenſtreit Berlin, 5. Auguſt.(Von unſerem Berliner Büro.) In der Flaggenſtreitfrage, die ſeit geraumer Zeit zwiſchen der Stadt Potsdam und der preußiſchen Regierung ſchwebt, hat kürzlich als letzte Inſtanz nun auch das preußiſche Oberver⸗ waltungsgericht dahin entſchieden, daß der preußiſchen Staats⸗ regierung das Recht abzuſprechen ſei, die Gemeinden zum Flaggen in den Reichsfarben zu verpflichten. Dieſe Entſchei⸗ dung ſoll nun durch einen geſetzlichen Schritt der preußiſchen Regierung unwirkſam gemacht werden. Wie der ſozialdemo⸗ kratiſche Preſſedienſt nämlich mitzuteilen weiß, hat das preu⸗ ßiſche Staatsminiſterium in ſeiner geſtrigen Sitzung beſchloſ⸗ ſen, dem ſtändigen Ausſchuß des preußiſchen Landtags eine Verordnung vorzulegen, in der beſtimmt wird, daß die Be⸗ flaggung der Dienſtgebäude der Gemeinden und der Gemeinde⸗ verbände zu den Geſchäften der Landesverwaltung gehört. Aufgrund einer ſolchen Verordnung hätte die preu⸗ ßiſche Staatsregierung damit die Möglichkeit, jede Gemeinde und jeden Gemeindeverband zu zwingen, neben den preußi⸗ ſchen Farben die ſchwarz⸗rot⸗goldenen des Reiches zu zeigen. Der ſtändige Ausſchuß wird bereits am Montag über dieſe Verordnung beſchließen, deren Inkraftſetzung mithin noch vor dem Verfaſſungstag, dem 11. Auguſt, beabſichtigt zu ſein ſcheint. Neue Enthüllungen über Orchies Der„Grenzbote“ in Heidenheim in Württemberg ver⸗ öffentlicht Ausſagen eines tſchechoſlovakiſchen Staatsbürgers namens Kleinfranz, der als Angehöriger eines fran⸗ zöſiſchen Truppenteils Augenzeuge der Vorgänge in Orchtes war. Der Bericht, der inzwiſchen auch dem Auswär⸗ tigen Amt zugeleitet worden iſt, betont, daß der Einwohner Trochon in Orchies, derſelbe, von dem eine von der Havas⸗ agentur veröffentlichte Darſtellung berichtet, der Hauptſchul⸗ dige ſei weil er die Bevölkerung aufgewiegelt habe. Ueber die Vorgänge heißt es wörtlicht„Die Bauern ſtellten eine eigene Wache und Beobachtungspoſten auf. Faſt drei Viertel der männlichen Einwohner wurden mit Waffen verſehen. Den erſten Schuß gegen die Rote⸗Kreuz⸗Kolonne der Deutſchen hat der Bauer Montier abgegeben. Gleich nach ihm ſchoſſen auch andere Bauern. In Orchies wurde mit Glocken alar⸗ miert und die ganze männliche Einwohnerſchaft iſt gegen die deutſche Kolonne ausgerückt, welche eine ſehr ſchwache Be⸗ deckung hatte. In dem Moment, als die Bauern unter Führung von Trochon vorgingen, ſind auch Soldaten ohne Befehl mitgelaufen und haben ebenfalls feſte geſchoſſen. Ein deutſcher Offizier und 10—15 Mann ſind jedoch gefangen ge⸗ nommen worden. Am 24. September wurde ein deutſcher An⸗ griff zurückgewieſen und gegen 20 Deutſche gefangen genom⸗ men, die ebenfalls in Gemeindearreſt kamen. Ich bin am ſel⸗ ben Nachmittag in mein Quartier gegangen; traf aber Tro⸗ chon nicht zu Hauſe an. Seine Frau erklärte mir, daß die Deutſchen nicht abtransportiert würden. Auf meine Frage, was dann mit ihnen geſchehen ſolle, ſagte ſie:„Kurzer Pro⸗ zeß“. Ich lief nach meinem Kommandanten und ſah eine große aufgeregte Menge vor dem Gemeindearreſtlokal, darun⸗ ter Trochon und etliche Soldaten. Es wurde mit Wut ge⸗ ſchrien:„Nieder mit den deutſchen Hunden“! Beim Nachhaufe⸗ gehen gewahrte ich einen ſchrecklichen Anblick. 16—18 Deut⸗ che waren totgeſchlagen; von keinen Verbrechern, ſondern von franzöſiſchen cuern und ihren Frauen, welche mit Scheren und Stricknadeln auf die ſchon Verletzten einſchlugen. Unter der Menge war Trochon ſelbſt zugegen und hat nichts getan, um einzugreifen, obwohl er Einkluß genug gehabt hätte, es zu tun. Denfelben Abend ſind faſt alle Einwohner mit dem Bürgermeiſter davongelaufen. Davis über den Dawesplan Auf der Tagung des amerikaniſchen Institutes of Politic in Williamstown, auf der Miniſter Reinhold den ein⸗ leitenden Vortrag hielt, führte der frühere Berater der ame⸗ rikaniſchen Mitglieder der Daweskommiſſion, Davis, u. a. aus: Obwohl das Reparationsproblem ungelöſt bleiben wird, wird es unter dem Dawesplan wohl ſchwerlich die wirt⸗ ſchaftliche Stabilität oder den Fortſchritt in Europa wieder bedrohen. Deutſchland tritt jetzt mit verbeſſertem Kredit und einer geſunden Geſchäftsſtruktur aus der kritiſchen Periode des wirtſchaftlichen Wiederaufbaues heraus. Der Transfer der höchſten Annuität von 2500 Mill. GM., der 1928/29 zum erſten Male eintreten wird, wird die bisher ſchwerſte Be⸗ laſtungsprobe darſtellen. Aber der Dawesplan beſitzt genü⸗ gend Elaſtizität, um notwendige Neuanpaſſungen zu ermög⸗ lichen. Die frühere Reparationspolitik, die in der Ruhr⸗ beſetzung und deutſcherſeits im paſſiven Widerſtand gipfelte, machte den Zuſammenbruch der deutſchen Währung unver⸗ meidlich, ſteigerte die Feindſchaft in Europa, verringerte die Produktion und Kaufkraft des Kontinents, überzeugte jeder⸗ mann, daß eine Politik des Druckes und des Widerſtandes koſtſpielig und nutzlos ſei und führte in Geſtalt des Dawes⸗ planes eine neue Politik herbei. Die Wirtſchaftsverhandlungen mit e U Berlin, 5. Auguſt.(Von unſerem Berliner Büro.) Wie das B. T. behauptet, iſt mit dem Abſchluß der Verhand⸗ lungen und der endgültigen Bereinigung der noch beſtehen⸗ den Differenzpunkte in den deutſch⸗franzöſiſchen Wirtſchafts⸗ verhandlungen bis Ende dieſer Woche, ſpäteſtens an⸗ fangs nächſter Woche zu rechnen. Die Geltungsdauer der Ab⸗ machungen ſoll ſich zunächſt auf ein Jahr erſtrecken, doch dürfte eine Kündigungsklauſel beigefügt werden, die eine Verlängerung automatiſch zuläßt, ſo daß in der Praxis das Proviſorium einem endgültigen Vertrag gleichkäme. Ein Handelsvertrag auch mit Polen? § London, 5. Aug.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Der Pariſer Korreſpondent des„Daily Telegraph“, Pertinax, ſchreibt: die engliſche Regierung habe, wie er wiſſe, in letzter Zeit ſich bemüht, den Abſchluß eines Handelsvertrages zwiſchen Deutſchland und Polen zuſtande zu bringen, um dem Zollkrieg, der mit den engliſchen Intereſſen nicht ver⸗ einbar ſei, ein Ende zu machen. Schon im vergangenen Dezember habe Herr Streſemann in Genf ausgeſprochen, daß die deutſche Regierung eine ernſthafte Anſtrengung machen werde, um mit Polen zu einer Uebereinſtimmung zu ge⸗ langen. Ueber den Handelsvertrag wolle, wie Pertinax wiſſen will, Dr. Streſemann im kommenden September in 1 5 den polniſchen Delegierten neue Vorſchläge unter⸗ reiten. Kommuniſtiſche Antikriegsdemonſtrationen Berlin, 5. Auguſt.(Von unſerem Berliner Büro.) An die Antikriegsdemonſtration der Sozialdemokraten hat ſich geſtern die der Kommuniſten gereiht. Sie fand im Luſtgarten ſtatt und hatte ſtarken Zulauf. In dem Demonſtrationszuge wurden zahlreiche Tafeln und Transparente mitgeführt, außerdem ſah man allerlei Karikaturen prominenter Perſön⸗ lichkeiten des Völkerbundes und der Abrüſtungskonferenz, ſowie mehrere große Tankmodelle. 16 Redner ſprachen zu den Demonſtranten, darunter ein amerikaniſcher Kommuniſt. Es wurde zum Maſſenkampf gegen die imperialiſtiſchen Kriegsvorbereiter„in brüderlicher Kampfesſolidarität mit der Sowjetunion“ aufgefordert und eine Proteſtentſchließung gegen die Hinrichtung von Sacco und Vanzetti angenommen. Nach Beendigung der Verſammlung kam es vielfach zu Reibereien und Zuſammenſtößen mit der Polizei, die jedoch keinen ernſten Charakter annahmen. Kommuniſtiſche Propaganda bei den engliſchen Chinatruppen § London, 5. Auguſt.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Wie die„Morningpoſt“ mitteilt, iſt man in engliſchen Kreiſen beſorgt über die außerordentlich rege Tätigkeit kommuniſtiſcher Agitatoren unter den engliſchen Soldaten in China. Eine Reihe von Flugblättern ſind gefunden worden, die ſeit län⸗ gerer Zeit insbeſondere unter der britiſchen Verteidigungs⸗ macht in Schanghai durch chineſiſche Kulis verteilt worden ſeien. Darin werden die engliſchen Soldaten aufgefordert, auf die Chineſen nicht zu ſchießen und ſich den chineſiſchen revolu⸗ tionären Abteilungen anzuſchließen. U. a. wird auch darauf hingewieſen, daß Sowjetrußland der Freund aller Unterdrück⸗ ten ſei. Die Flugblätter ſeien unterſchrieben von einem myſte⸗ riöſen revolutionären Soldatenrat des Sthanghaier Verteidi⸗ gungskorps. Es wird angenommen, daß die gefährliche Pro⸗ paganda aus ruſſiſcher Quelle ſtammt. des Friſeurs Bräunig verübt. Frettag, den k. Auguſ 1. Die Fälſchungen der„Menſchheit“ Amtlich wird mitgeteilt: Die in Wiesbaden erſcheinende Zeitung„Die Menſchheit“ hat am 29. Juli über angebliche Bes ſprechungen, die zwiſchen Angehörigen des Reichswehrminiſte⸗ riums, insbeſondere dem Rittmeiſter Freyberg⸗Almen⸗ dingen und verabſchiedeten Offizieren unter Führung des Mafjors Stephani im Flugverbandshaus in Berlin ſtatt; gefunden haben ſollen, Mitteilungen veröffentlicht, die ſich au keinerlei Beleg ſtützen und ſich nach Form und Inhalt zohnge weiteres als freie Erfin dung kennzeichnen. Da indes die franzöſiſche Preſſe und zwar z. T. in ſenſationeller Aufmachung, die Veröffentlichung der„Menſchheit“ nicht nu: abgedruckt, ſondern auch zum Anlaß der ſeltſamſten politiſchen Betrachtungen genommen hat, erſcheint es angezeigt, aufgrun! der an den beteiligten Amtsſtellen eingezogenen Erkundigun⸗ gen feſtzuſtellen, daß der Rittmeiſter(jetzige Major) Frhr. von Freyberg⸗Almendingen an einer derartigen Zuſammenkunft niemals teilgenommen und ſich auch an anderer Stelle über die angeführten Themen nicht geäußert hat und daß ihm der Major a. D. von Stephani überhaupt nicht bekannt iſt. Dieſe Feſtſtellung genügt, um den ſogenannten„Verhandlungs⸗ bericht“ der„Menſchheit“ als das zu kennzeichnen, was er iſt, nämlich eineglatte Fälſchung. Es erübrigt ſich deshalb, auf die Einzelheiten dieſes Berichtes einzugehen. Es ſei ledig⸗ lich daran erinnert, daß in Uebereinſtimmung mit den der Botſchafterkonferenz bekannten deutſchen Beſtimmungen kei⸗ nerlei Beziehungen zwiſchen Reichswehr und Stahlhelm oder ähnlichen Verbänden beſtehen. Auch wird an zuſtändiger Stelle mit aller Beſtimmtheit betont, daß die Behauptungen der „Menſchheit“ über Pläne oder Vorbereitungen völlig aus der Luft gegriffen ſind.* Dem pazifiſtiſchen Profeſſor Förſter iſt nun von deutſcher amtlicher Seite die verdiente Abfuhr zuteil geworden. Seine „Enthüllungen“ in der„Menſchheit“ ſtellen ſich darnach als reine Phantaſieprodukte dar. Der Schaden, den Herr Förſter durch ſein leichtfertiges Produkt über angebliche Pläne zur Verſtärkung der Reichswehr angerichtet hat, läßt ſich freilich nicht ſo ohne weiteres gutmachen. Die Pariſer Chauviniſten haben es verſtanden, das ihnen in die Hände geſpielte „Material“ nach allen Regeln der Kunſt auszubeuten, um ſelbſt einen neuen Beweis für die Notwendigkeit einer ſtändi⸗ gen Militärkontrolle und der Aufrechterhaltung der Rhein⸗ landbeſetzung zu liefern. Den Urhebern dieſer Aktion, die jetzt ſo kläglich bloßgeſtellt wird, iſt Herr Förſter lediglich ein will⸗ fähriges Werkzeug geweſen. Es unterliegt nämlich keinem Zweifel, daß es ſich bei der ganzen Angelegenheit um ein abgekartetes Spiel handelt, und man vermutet ſogar, daß das in der„Menſch⸗ heit“ veröffentlichte Material gar nicht von Profeſſor Förſter direkt, ſondern aus franzöſiſcher Quelle ſtammt⸗ Dieſer Verdacht wird beinahe zur Gewißheit, wenn man He⸗ denkt, daß der„Temps“ faſt gleichzeitig mit dem Organ des Profeſſors Förſter mit der Senſation einer geheimen Ver⸗ ſtärkung der Reichswehr aufwarten konnte. Profeſſor Förſter ſitzt bekanntlich in der Schweiz. Seine „Menſchheit“ erſcheint unter dem Schutz der Beſatzungsbehör⸗ den— er kann es alſo ohne Gefahr für Leib und Leben ris⸗ kieren, das eigene Neſt zu beſchmutzen. Die franzöſiſche Preſſe iſt noch einen Schritt weiter gegangen und „zwangloſen Abendͤbeſprechungen“, die den Zorn Förſters er⸗ regt haben, zu allem Ueberfluß noch„Verhandlungen“ ge⸗ macht. So ſollte der Eindruck entſtehen, es habe ſich um von amtlicher Seite legaliſierte Konferenzen gehandelt.— Mik dem erfreulich klaren und bündigen offiziöſen Dementi darf man dieſe Angelegenheit wohl zu den Akten legen. Keine Gnade für Satto und Vanzetti Gouverneur Fuller von Maſſachuſetts hat es abgelehnt, die zum Tode verurteilten italieniſchen Anarchiſten Sacco und Vanzetti zu begnadigen. Die Vollſtreckung des Urteils iſt auf die Nacht vom 10. zum 11. Auguſt feſtgeſetzt. Als einzige Mög⸗ lichkeit, die Verurteilten vor der Hinrichtung zu bewahren, bleibt jetzt nur noch ein Appell an den Oberſten Gerichtshof der Vereinigten Staaten. Die Ankündigung der Entſcheidung des Gouverneurs wurde in allen Städten des Landes von vie⸗ len Tauſenden erwartet, die ſich vor den Zeitungsgebäuden ſtauten, wo die Entſcheidung mit Lichtſchrift bekannt gegeben wurde. 1 Fullers Erklärung heißt es: Auf Grund meines eingehenden Studiums der Gerichts⸗ akten und der Vernehmung von zahlreichen Zeugen bin ich zu der gleichen Anſicht gelangt wie die Geſchworenen in dem erſten Prozeß, daß Sacco und Vanzetti ſchuldig ſind. Ich bin feſt überzeugt, daß die Gerichtsverhandlung einwandfrei geführt worden iſt. Zum Schluß wird geſagt: Nach meiner Ueberzeugung gibt es keinen berechtigten Grund, einen neuen Prozeß anzuſtrengen; der von mir eingeſetzte Beratende Aus⸗ ſchuß iſt einſtimmig zu demſelben Entſchluß gekommen. Der Verteidigungsausſchuß für Sacco und Vanzetti planz in allen Städten neue Maſſenkundgebungen. Grenzgefecht mit der Tſcheka § London, 5. Aug.(Von unſerem Londoner Vertret Wie der„Times“ aus Riga gemeldet wird, hat dieſer Tage in der Nähe von Minsk ein Grenzgefecht zwiſchen Beamten der Tſcheka und einer ſtarken Abteilung von Bewaffneten ſtattgefunden, die mit den Anſtiftern des Dynamitattentats in Leningrad in Verbindung ſtehen ſollen. Nach dieſer Meldung ſollen die Tſchekaleute ſolange in Schach gehalten worden ſein, bis die an dem Attentat betetligten Perſonen über die Grenze entflohen ſeien. Während dieſes Gefechts wurden zwei Tſchekaleute getötet, während auf der anderen Seite ebenfalls mehrere Tote und Verwundete auf dem Platze liegen blieben. Aus derſelben Quelle wird gemeldet, daß eine Bande unter der Führerſchaft eines gewiſſen Klim in der Nähe von Minsk eine Reihe von Dörfern beſetzt, die lokalen bolſchewiſtiſchen Behörden entwaffnet und 10 Kom mm⸗ niſten erſchoſſen habe. Unter den letzteren befinden ſich auch der Chef der lokalen Tſcheka und ſeine Aſſiſtentin. Die Verantwortung für dieſen Bericht muß dem Rigaer Korreſpondenten der„Times“ überlaſſen bleiben. Schwerer Raubmordverſuch — Berlin, 5. Aug. Ein ſchwerer Raubmordverſuch wurde Donnerstag abend 8 Uhr in Neu⸗Lichtenberg in der Wohnung Hier befand ſich die 35 Jahre alte Ehefrau nach Geſchäftsſchluß allein im Laden, als es läutete. Die Frau öffnete und ein junges Paar ſtand vor ihr und wollte noch einige Einkäufe machen. Die Frau be⸗ diente die beiden Leute, als plötzlich das junge Mädchen, das hinter ihrem Rücken ſtand, ſie mit einem Totſchläger niederſchlug. Gleichzeitig legte der junge Mann der überraſchten Frau ein Handtuch um den Hals und würgte ſie. Die Beſinnungsloſe ſchleppten ſie dann hinter den Eingang⸗ Gemeinſam raubten die beiden darauf die Tageskaſſe, durchwühlten die Schränke und ſonſtigen Behältniſſe na Schmuckſachen, als der Sohn nach Hauſe kam. Jetzt entwichen die Räuber durch ein Fenſter und entkamen. Der junge Mann, der bemerkte, daß in der Wohnung etwas vorgefallen war, rief Nachbarn herbei und drang mit Gewalt ein. Ein herbeigerufener Arzt befreite die Frau von dem Halstuch und konnte ſie nach längeren Bemühungen wieder ins Leben zu⸗ rückrufen. hat aus den tde 5 e ſe r⸗ e⸗ 1 . S.. 984 . 4. K..&. F. e8. S. W. F. G. K. S. K. K. S . „„%655 W . Freitag, den 5. Auguſt 1927 5 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) 8. Seite. Nr. 387 — Die Schwierigkeit der früheren Waſſerverſorgung Die Verſorgung unſerer Nachbarſtadt Heidelberg mit Trinkwaſſer vom Großwaſſerwerk Rheinau aus ruft die b rinnerung wach an all die jahrhundertelangen robleme der Waſſerverſorgung Mannheims ſelbſt. Können wir es in unſeren Tagen noch glauben, daß vor 40 Jahren die Mannheimer Bürger kRoch am Pumpenſchwengel der Pumpbrunnen bingen und alles notwendige Waſſer aus den ſelbſtgegrabenen Brunnen herauspumpten? Noch im Jahre 1890 ſtanden da und dort an Straßen Pump⸗ brunnen aus früheren Zeiten, die man nicht zugeworfen hatte. weil man beim etwaigen Verſagen der Waſſerleitung hier Erſatz holen konnte. Erſt als ſich die Anwohner um R 25 +. 4 J 5 uſw. wegen des Unfugs beſchwerten, den die Mannheimer Buben mit den gewöhnlich angeketteten aber doch losgemachten Pumpenſchwengeln trieben, verſchwanden allmählich die letzten Pumpbrunnen. „. Gkücklich, wer vor 50 und noch mehr Jahren auf ſeinem Anweſen einen ſolchen Brunnen mit gutem Waſſer beſaß; er wurde darum von der ganzen Nachbarſchaft beneidet. Wie zur Zeit der Gründung der Stadt bezogen die Bürger das erforderliche Waſſer aus gegrabenen, bezw. abgeſenkten Brunnen; doch wirkten die tiefe Lage der inneren Stadt und der ehemalige Feſtungsgraben mit ſeinem ſtagnierenden, faulenden Waſſer ungünſtig auf die Beſchaffenheit des die Brunnen der Stadt ſpeiſenden Grundwaſſers ein und ver⸗ darb es bis zur Unbrauchbarkeit. Schon vor Verlegung der kurfürſtlichen Reſtdenz nach Mannheim(1720) verſuchte man eſundes Trinkwaſſer und fließendes Waſſer in die ehemaligen eſtungsgräben nach Mannheim zu leiten. Im Jahr 1739 kieß der damalige Miniſter von Hildesheim acht Fontänen für die zukünftige Waſſerleitung auf dem Paradeplatz er⸗ richten; aber weder der mit der Ausführung des letzten Pro⸗ ſekts betraute Ingenieur Bibtena, noch der franzöſiſche In⸗ genieur Savigny, noch auch der gelehrte Hofaſtronom Peter ſtayer, der nach ſeinen Studienreiſen in Frankreich ganze Foliante über die Frage der Waſſerverſorgung ſchrieb, ver⸗ mochten das Quellwaſſer von Rohrbach bei Heidelberg den annheimern zuzuführen. Was die gelehrten Herren nicht vermochten, wollte 1770 5 Küfermeiſter Manſperger ausführen und unter⸗ Freitete dem Stadtrat den ſehr originellen Vorſchlag, das Waſſer von Rohrbach mit einem Küferſchlauch nach 8 Mannheim zu leiten. 1 verlangte dafür die ſehr geringe Summe von 10 000 Gulden. Die zur Prüfung dieſes Projekt eingeſetzte Kommiſ⸗ ſion ſtellte aber feſt, daß nicht einmal 200 000 Gulden aus⸗ feichen würden und ließ den guten Küfermeiſter ins Narren⸗ aus ſperren. Nun ſtellte die Bäckerzunft ihren Mann in dem Bäckermeiſter Biſſinger, der mit einer Falz⸗ maſchinſee Waſſer aus dem Rhein in die Gräben wollte. Darob erhob ſich bei den Schiffern und N iſchern ein groß Geſchrei; ſie ſahen ſchon das Bett des gewal⸗ Ppen Stroms als eine öde Sandwüſte! Den kurfürſt⸗ ichen Hof intereſſierte die Waſſerfrage nicht beſonders, da die Herren keines tranken und der Bedarf an Koch⸗ waſſer tagtäglich in beſonderen Fäſſern und Fuhrwerken aus dem guten Quellwaſſer des Fürſtenbrunnens zu Heidel⸗ derg ergänzt ward. Doch anſteckende Krankheiten aller Art, arunter auch die gefürchtete Peſt, zwangen zur Beſchaffung betes geſunden Waſſers für die Bürger, auch die Truppen⸗ gefehlshaber fürchteten für ihre Soldaten; aber weder der eneral Tompſon, noch der Ingenieurhauptmann Steimich konnten Wandel ſchaffen. 0 Nach langen Verhandlungen fand endlich der Plan Trait⸗ Lurs(Traitteurſtraßel) Annahme, der das alte Projekt, raſſer vom Gebirge bei Rohrbach nach Mannheim zu leiten, Ammſlich in Angriff nahm. Lange Jahre war er im Gebirge mhergeſtreift, hatte den Waſſeradern nachgeſpürt, Vermeſ⸗ ungen angeſtellt und bekam endlich 1790 vom Kurfürſten arl Theodor die Erſtellung der Quellwaſſerleitung nach annheim übertragen. Hier begegnen wir zum erſtenmal ziner ernſten und zielbewußten Inangriffnahme der Frage der feſten und redlichen Abſicht, dieſe zu löſen. Traftteur Gabſichtiste, das Waſſer zum Trinken und zum häuslichen ebrauch herbeizuleiten, daß die erbauten 12 monumentalen pringbrunnen, verſchiedene öffentliche Rohrbrunnen für die Urgerſchaft, das Schloßgebäude und viele Privathäuſer mit 85 aſſer verſorgt werden könnten. Als Brauchwaſſer zur Er⸗ Iu eines Stromes in den Feſtungsgräben, zur Reini⸗ pett der Straßenrinnen, zu Feuerlöſchzwecken, zum Mühlen⸗ tarteb⸗ für Springburnnen im Schloßhof und zur Vertei⸗ 4 0 der Feſtung in der Kriegszeit ſollte die Schwetzinger nach der Stadt geleitet werden. or wenigen Jahre i tt, mit dem Nohrbacher 55 Jahren hatte ich Gelegenhe — 2 runnenmeiſter in die noch aus jenen Zeiten ſtammenden Quellſammelſtellen in den Felsſpalten des Ge⸗ irges hinabzuſteigen. Zerſtreut im Wald finden ſich noch behauene Steine aus den zerfallenen Brunnenhäuſern, und halbe„Trätterröhren“, wie die Rohrbacher ſagen, zieren als Hohlziegel die Dächer alter Häuſer. Mit gebrannten Röhren ſollte das Waſſer in die Ebene geleitet und von hier durch ge⸗ mauerte Kanäle und hölzerne Deichel über den Pleikarts⸗ förſterhof, Eppelheim, an Wieblingen und Friedrichsfeld vor⸗ bei nach Seckenheim geleitet werden, wo auf dem Sandbuckel ein Reſervoir projektiert war. Neid und Mißgunſt brachten das beinahe vollendete Werk Traitteurs zu Fall. Die Kriegs⸗ jahre um die Wende des Jahrhunderts zerſtören die fertige Anlage und bie noch auf dem Felde lagernden Materialien. Mannheim iſt um eine Hoffnung ärmer. Nach dem Wegzug des Hofes nach München, dem Uebergang Mannheims an Baden und den Kriegen denkt vorerſt niemand an die Er⸗ ſtellung einer Waſſerleitung. Erſt im Jahre 1850 nimmt man die Frage wieder auf: Auf dem Theaterplatz ſucht man durch einen anteſiſchen Brunnen Waſſer zu gewinnen, einmal, um durch einen natürlichen Springbrunnen eine Ver⸗ ſchönerung des Platzes zu erzielen und zum zweiten, um bei einem ausbrechenden Theaterbrand genügend Waſſer in der Nähe zu haben. Ende Januar 1832 hatte das Bohrloch eine Tiefe von 86 Meter! Das erſchloſſene Waſſer ſtieg bis 6 Meter unter dem Boden. Als man aber nach weiter fortgeſetzten Ar⸗ beiten im Jahre 1835 das Waſſer des erhofften anteſiſchen Springbrunnens noch nicht über dem Boden zu ſehen be⸗ kommt, ſtellt man am 30. September die Bohrarbeiten am Theaterplatz ein. Da wird gegen das Jahr 1840 hin die Erbauung der erſten badiſchen Eiſenbahn zwiſchen Mannheim und Heidelberg be⸗ ſchloſſen. Könnte man mit dieſen baulichen Arbeiten nicht auch zugleicheine Waſſerleitung vom Gebirge be⸗ kommen? Der Bahnkörper gäbe eine ſichere Grundlage für die Waſſerleitungsröhren. Der Vorſchlag wird aufgenom⸗ men, erfährt Unterſtützung, wird der Eiſenbahnverwaltung unterbreitet. Dieſe aber weiſt das Anſinnen der Stadtver⸗ waltung energiſch zurück; ja, gegen eine Führung der Rohr⸗ leitung neben dem Bahndamm hat ſie nichts einzuwenden. Wohl aber der Stadtrat. Der Vorſchlag wird nicht weiter ver⸗ folgt. Da legt im Jahre 1853 Auguſt Herrſchel dem Stadt⸗ rat ein Projekt vor, nach dem aus einem in der Nähe des Rheins einzutreibenden großen Schacht gutes und friſches Waſſer gewonnen und mit Dampfkraft durch Röhren in die Stadt geleitet wer⸗ den ſollte. Der Bürgerausſchuß ſtimmt der Vorlage zu. Man möchte endlich einmal der Sorge um ein gutes Waſſer ent⸗ hoben ſein. Da das Projekt innerhalb 24 Stunden 1950 000 Liter Waſſer zu liefern verſpricht, erhält der Zivilingenieur Tebay aus London die Konzeſſion auf 25 Jahre. Doch Krankheit und anderweitige Verpflichtungen des Unterneh⸗ mers zwingen zur Auflöſung des Vertrages. Aber ſchon kom⸗ men 1862 zwei neue Vorlagen, von der engliſchen Geſellſchaft Griſſel und Doewra und von E. Spreng in Nürnberg, die ähn⸗ lich dem obigen Profekt aus Brunnen und Schächten nahe am Rhein— oberhalb der Rheinbrücke— natürlich filtriertes Rheinwaſſer zu liefern verſprechen. Sämtliche dͤrei Projekte erfahren durch Oberbaurat Ger⸗ wig eingehende Prüfung mit dem Reſultat, daß man durch die beabſichtigte Stollenführung nahe oder wo möglich unter dem Rhein durchaus nicht, wie man fälſchlich angenommen, natürlich filtriertes Rheinwaſſer, ſondern Waſſer erhalten wird, das, wenn der Rhein trüb, auch trüb und je nach der Jahreszeit auch ebenſo kalt oder warm ſein werde und bei dem wechſelnden Waſſerſtand des Rheins leicht geſundheits⸗ ſchädliche Stoffe aus den oberen Schichten aufnehmen könne. Das war natürlich Eſſig auf Zucker. Immerhin förderte das Gerwigſche Gutachten etwas Neues zutage: Es wies auf die Gewinnung von Grundwaſſer als die für Mann⸗ heim geeignetſte Bezugsquelle hin, wofür der Lindenhof und das Gebiet beim Exerzierplatz hervorragend ge⸗ eignet ſeien. Nur langſam konnte ſich dieſe Anſicht durchſetzen; zu einer Entſchließung kam es jedoch nicht, man ſtritt viel⸗ mehr über die Frage, ob man durch die neue Leitung vorzugs⸗ 2 05„Trinkwaſſer“ oder„Brauchwaſſer“ beſchaffen wolle. Damit vergingen wieder 10 Jahre. Die Mannheimer pumpten immer noch das Waſſer aus den ungeſunden Brun⸗ nen. Mittlerweile ſchrieb man 1872, als in der Stephanie⸗ promenade 40 Norton'ſche Rohre oder abeſſyniſche Brun⸗ nen zur Gewinnung und zur Unterſuchung des dort zu Tage tretenden Waſſers geſchlagen wurden. Doch der hohe Eiſen⸗ gehalt des hier reichlich gefundenen Waſſers zwang zur Vor⸗ nahme weiterer Bohrungen zwiſchen Friedrichsfeld und der Seckenheimerſtraße und beim Exerzierplatz. Ein neues Pro⸗ N jekt von Dr. Karl Biſſinger ſuchte das Hochgeſtade bei Altrip auszubeuten; im Jahre 1880 will Ingenieur Krämer das Waſſer der Quellen bei Heddesbach und Wilhelmsfeld über Schriesheim und Ladenburg nach Mannheim leiten, auch in der Stephaniepromenade und andern Plätzen greift man zu den abeſſyniſchen Brunnen, kurz, das Jahr 1882 will endlich einmal eine endgültige Regelung der Frage, als plötzlich ein Gutachten ſich dahin ausſpricht, daß ſich auf dem Gebiete des Hochgeſtades zwiſchen Rhein und Neckar von Mannheim aufwärts bis zur Linie Heidelberg—Ketſch ein Grundwaſſerſtrom bewege, deſſen Mächtigkeit den Bedarf der Stadt Mannheim reichlich zu decken in der Lage ſei. Die auf dem Hochgeſtade bei Secken⸗ heim erbohrten Proben ſtellten ein gutes Trinkwaſſer dar, als Brauch⸗ oder Nutzwaſſer für den Gebrauch zu induſtriellen Zwecken ſteht es dem Rheinwaſſer, weil doppelt ſo hart als dieſes, weſentlich nach. Die generelle allgemeine, hydrologiſche Unterſuchung der Umgebung von Mannheim hat ergeben, daß ſüdwärts der Stadt ein entſprechendes Grundwaſſer nicht zu finden iſt; des⸗ halb wandert man nach Norden und erhält nach erfolgten Boh⸗ rungen ein ganz vorzügliches Trinkwaſſer, das vermöge ſeines geringen Härtegrades auch als Brauch⸗ und Nutzwaſſer für induſtrielle Zwecke Verwendung finden kann. Nach der Schrift Oskar Smrekers, der wir hier teilweiſe folgen, haben 1884 die in der Gegend um Käfertal zahlreich und lange vorgenommenen Unterſuchungen des erbohrten Grund⸗ waſſers ein ſehr gutes Reſultat ergeben. Was man 1680 ſchon unter Kurfürſt Karl Ludwig gewünſcht hatte: ein gutes Trink⸗ waſſer für die Stadt, kommt 200 Jahre ſpäter zur Ausfüh⸗ rung. Bis vor kurzem verſorgte das Waſſerwerk des Käfer⸗ taler Waldes die ganze Stadt mit Waſſer. Erſt die Eingemein⸗ dung der Vororte zwang zu einer Neuanlage im Süden, wo das Großwaſſerwerk nun auch Heidelberg mit Waſſer verſorgt, eine ſonderbare Erſcheinung: Vor 200 Jahren ſuchte man das Waſſer vom Gebirge herüberzuleiten und nun tritt das Um⸗ gekehrte in die Erſcheinung. S. J. Gund. Kommunale Chronik Folgen der Ablehnung des Voranſchlages * Lörrach, 4. Aug. Die Stadtkaſſe von Lörrach hat wegen Ablehnung des Voranſchlages in der vergangenen Woche bis auf weiteres die Auszahlungen an Lieferanten uſw. eingeſtellt. 1* * Schriesheim, 3. Auguſt. Aus der jüngſten Gemeinde⸗ ratsſitzung iſt mitzuteilen: Wilhelm Böckel, Elektro⸗ inſtallateur, beabſichtigt ein Wohnhaus zu erſtellen. Die Gemeinde übernimmt die Bürgſchaft bis 12000 Mark.— Der Bürgerausſchußbeſchluß vom 8. Juni 1927 wird dahin ergänzt, daß ſich die Bürgſchaftübernahme nicht nur für Darlehen bei der Bezirksſparkaſſe Ladenburg oder einer anderen Spar⸗ kaſſe des Bad. Landes, ſondern auch für Darlehen bei der Rhein. Hypothekenbank Mannheim und anderen Banken des Landes bezieht.— Für Johann Ludwig Brümmer, Metzgers⸗ Eheleute, die ein Wohnhaus erſtellen, übernimmt die Ge⸗ meinde die Bürgſchaft bis zu 15000 Mark.— Die Erſtellung eines Doppelwohnhauſes ſchlüſſelfertig im Hintergäßchen wurde den Bauunternehmern Schrezenmaier u. Fritz über⸗ tragen und ein Werkvertrag abgeſchloſſen.— Die Gemeinde übernimmt die Unterhaltung des Platzes beim neuen Krieger⸗ denkmal. Kleine Mitteilungen Der Bürgerausſchuß Ettlingen hat den Vor⸗ anſchlag einſtimmig angenommen. Der Umlagefuß wurde vorläufig auf 47 Pfg. von 100 Mk. Steuerwert des Grundver⸗ mögens und 64 Pfg. vom Betriebsvermögen feſtgeſetzt. Die endgültige Feſtſetzung ſoll bei Durchführung der Beratung zur Grund⸗ und Gewerbeſteuer erfolgen. Der Voranſchlag der Stadt Villingen für 1927 ſchließt in Einnahmen mit 2483 667 Mk., in Ausgaben mit 2 805 277 Mk., ſo daß ein ungedeckter Aufwand von 321610 Mk. verbleibt. Zur Aufbringung des letzteren ſind 145 Prozent der ſogenannten Steuergrundbeträge erforderlich, und zwar vom Grundvermögen 87 Pfg., vom Betriebsvermögen 29 Pfg. und vom Gewerbeertrag 435 Pfg. von je 100 Mk. Steuerwert. Der Gemeinderat von Waldkirch hat beſchloſſen, den Turm der über der Stadt liegenden Kaſtelburg wieder ſo her⸗ richten zu laſſen, daß er beſtiegen werden kann. Zur Deckung der Koſten ſoll verſucht werden, vom Schwarzwaldyerein, vom Badiſche Heimat und vom badiſchen Staat Zuſchüſſe zu erhalten. Mittag Von G. A. Mulach 90 In den Wipfeln der Rotbuchen flimmert kochendes Son⸗ 8 Aus dem dichten Unterholz leuchtet es im hasten, piter den Glanz. Ganz leiſe und fein ſummt ein einziger grü er Ton über dem binſenumſtandenen Waldwaſſer. Glos⸗ 87 und ſchillernd ſteht das Buſchwerk am Wegrande, und Marf dünſtend ſchwelt Modergeruch in den Lichtwirbeln der ittagshitze. Träge windet ſich die graue Wegſchlange durch das glei⸗ konde chweigen. Träge blinzelt das Brackwaſſer im Unter⸗ unter Wurzelgeſtrüpp und Waſſerpeſt hervor. lohe Anten, weit hinten am Steinbruch, da wo die Sonnen⸗ Fuh über rötlich ſchimmernden Fels brennt, wo braunriſſige letter durchdringenden Harzduft hauchen, reckt es ſich hoch. et über den glatten Nadelboden, wirft ſich in den ſteinigen dlad bineh Glaſt und Licht arfzittern, Windet ſich den Wild⸗ inab, ſtreicht an den Eichenſtämmen vorbet, daß der kaczaraué Sochſtt auf der Bliteiche vor Schreck im Holz Rufen, den Beerenbuſchen an der Waldwieſe döſt ein Baum⸗ des Lepärthen. Ueber der Lichtung liegt weiß⸗ und gelbgetupf⸗ wird euchten. Es klettert die Höhe zum Bahndamm hinan, gelber und gelber und liegt dann wie ein knalliges, brabens Reklameplakat zwiſchen Schienenſtrang und Waſſer⸗ weg fber die Anmaßung der buttergelben Kuhblumen hin⸗ und' 85 die weißen Sterne der Hundskamille, über Lichtung kaßb chienenſtrang kommt es herangeſchlichen, das heiße, un⸗ are Gleiten und Wehen. dem Bah daumlinferptrchen fliegt zum Signalmaſt neben zelt in diawärterhäuschen, hockt auf der bunten Scheibe, blin⸗ Sthien ale flirrende brütende Hitze. Schnurgerade laufen die Welk genin den bellen Dunſt hinein. Weit draußen in der Str 58 ein Punkt auf den braunen Schwellen der eiſernen entlad 5 Unfaßbare aber wandert weiter— die Dorfſtraße und 955 Ställen und Scheunen vorbei—, und heiß, lautlos Areißend treibt der Mittagsdämon ſeine heimliche Unruhe Giebel n lehloſe Dinge hinein, daß die pferdekopfgezierten ſehen. ie lächelnde Rätſel auf das bolprige Pflaſter hinab⸗ Klappernd fährt am Eiſengerüſt der Signalarm hoch. Er⸗ ſchreckt ſegeln die Baumläufer ab, hinüber zum Birkenwäldchen auf der Dorfſeite. Durch die Stille faucht es heran, dumpf rollend, dann klirrend und ſtoßend. Dampf ſprüht, eine Rauchfahne legt ſich ſeitwärts über Kohlbeete, über Kartoffelacker und Roggenſtück. Dann ſurrt es noch eine Weile in der Ferne. Der eiſerne Arm klappert wieder herunter, und das Unfaßbare, das einen Augenblick wie ein erſchrecktes, böſes Tier geduckt zwiſchen den gekalkten Hauswänden geſeſſen, reckt ſich weit in die Jel⸗ der hinein. Schiebt ſich gierig und heißatmend an den Guts⸗ bezirk heran, kriecht über den Fluß, klettert in die hohen Taxushecken des Parkes. Hinter ſchmiedeeiſernen Gittern träumt der alte Fürſten⸗ hof von hundert Sommern, von Karoſſen, Läufern und Schildwachen. Blauverhängte Fenſterreihen blitzen, über dem Portal ſchwingen Amoretten Fruchtkränze, ein trunkener Silen hält mit erſtarrter Attitüde ſeinen Thyrſos. Die kunſtvolle Stichelarbeit der Sonnenuhr auf grün⸗ überzogener Kupferplatte nur hält das Leben, das ſchleichende, ewig fortgleitende Leben dieſes Parkes, dieſes Schloſſes feſt. N0 fällt der kurze Schlagſchatten auf das Ziffergewirr. Mittag— Und mit dem ſich über die Lindenwipfel ſchwingenden Dämon huſcht die unſichtbare Welt der Vergangenheit. Dann zittert der brüchige Klang der alten Uhr auf dem kleinen Turm der Gutsverwaltung in den Park hinein. Unter dem blühenden Flieder raſchelt ein rotblankes Etwas. Eine buſchige Rute wippt, ſteht einen Augenblick ſteil in die Höhe. Schwarzkugelige Jettaugen blicken groß und fragend. Dann— ein Satz— und auf der kerzenbeſteckten Kaſtanie, in deren Schatten ein ſteinerner Satyr flötet, flattern Blüten⸗ blätter auf. Flattern auf und ſchaukeln weiß und melan⸗ choliſch auf den gelben Sand herunter. Es iſt ſo ſtill im weiten Garten, daß das Rund des Gold⸗ zum ſagenhaften, grundloſen Waſſer wird, aus em die blitzenden Lichter der Fackeln und Laternen auf⸗ ſteigen, die in warmen Feſtnächten einſtmals in den Lauben⸗ gängen des Parkes ſchwärmten. Einſtmals. Da die Spitzen des breiten Eiſentores der Einfahrt noch vergoldete Köpfe trugen, da noch die Räder der Prachtkaroſſen über den Kies knirſchten. In der Mittagsſonne flirrt ein weher Wunſch, über der Raſenfläche glüht das Begehren des Sommertages. Aber nur Grillengezirp ſchwingt von dem unter Blütenlaſt und Sonnenbrand ſchlafenden Garten auf. „Vor dem Schloßportal ſtehen ſchlanke, dunkelgrüne Bäume in großen, hölzernen Kübeln. Rechts und links. Aus⸗ gerichtet, ernſt und verſchloſſen. Wie pflichttreue Soldaten eines großen Königs. Zwiſchen ihnen glüht der gelbe Sand, haucht das Unfaß⸗ bare ſeinen Atem, das Dämoniſche, das die Bacchanten auf der Terraſſe grinſen macht. Aber drüben, im Schatten der Lindenallee, blickt eine dunkle Geſtalt unbewegt. Um ſie herum leuchtet es roſen⸗ farben und rot. In ihrer Rechten trägt ſie ein Stundenglas. „Und ob es nur moosüberzogener Stein iſt— der dunkke Flügelträger unter den Linden wehrt dem Spuk, der aus grellem Sonnenglaſt in den Park hineinſpringt. Still wie Schwäne ziehen weiße Wölkchen über das Blau des Mittagshimmels, irgendwo knarrt eine Tür, und über die Kiesfläche der Allee kniſtert ein trockenes Blatt. Siteratur · Ein Hindenburg⸗Volksbuch. Wie bereits kurz mitgeteilt worden iſt, wird die Hindenburgſpende ein Hindenburg⸗ Gedenkbuch herausgeben, das etwa am 20. Auguſt im Verlage von Otto Stollberg(Verlag für Politik und Wirtſchaft), Berlin, erſcheint. Es iſt als Volksbuch zum 80. Geburtstag des Reichspräſidenten gedacht und enthält auf ungefähr 96 Seiten 24 Seiten Bilder aus dem Leben des Reichspräſi⸗ denten, die bisher noch unveröffentlicht ſind. Das Vorwort des Buches hat der Reichskanzler Dr. Marz geſchrieben. Im übrigen enthält es Beiträge bekannter Hiſto⸗ riker, Militärs uſw., darunter einen ungenannten Beitrag, die zum erſten Male eingehend die Tätigkeit Hindenburgs als Reichspräſident ſeit ſeiner Vereidigung würdigt. 17 des Buches fließt der Hindenburg⸗ pende zu. * La Riviſta. Italieniſche Zeitung für Deutſche zur Unterhaltung und Fortbildung. Verlag Mar Bolt Buch⸗ und Kunſtdruckerei, München. Inhalt des Heftes Nr. 14, Ihrg. 3: Der Landaufenthalt der Römer— Gedankenſplitter — Vexona und ſeine alten Befeſtigungen(mit Bild)— Unter ſich!(Komödie)— Alte Uhr(Erzählung)— Italianismen und Sprichwörter— Venezianiſche Serenade(Gedicht)— Die Kennzeichen der Farben— Neue Veröffentlichungen— Ueberſetzung der Aufgabe in Nr. 13— Neue Ueberſetzungs⸗ aufgabe— Praktiſche Anwendung des Italieniſchen. öſterreichiſche herangezogen worden ſind, 4. Seite. Nr. 357 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Freitag, den 5. Auguſt w Stäbtiſche Nachrichten Spezialarzt Dr. H. Werner 7 Am 2. Auguſt erlag einem ſchweren Leiden nach kaum vollendetem 60. Lebensjahre Dr. med. H. Werner. Der Ver⸗ ſtorbene, ein geborener Heidelberger, hatte ſich im Jahre 1895 in Mannheim als Facharzt für Hals⸗, Naſen⸗ und Ohrenkrank⸗ heiten niedergelaſſen und ſich in kurzer Zeit dank ſeiner her⸗ vorragenden fachärztlichen Tüchtigkeit eine große und zahl⸗ reiche Klientel erworben. Die in den ſtädtiſchen Kranken⸗ anſtalten errichtete Abteilung für Hals⸗, Naſen⸗ und Ohren⸗ Sranke unterſtand ſeiner Leitung, der er ſich mit der ihn aus⸗ zeichnenden Gewiſſenhaftigkeit widmete. Nach außen trat der Verſtorbene kaum hervor, dagegen widmete er ſich in ſeinen Mußeſtunden, in denen er gerne künſtleriſchen Neigungen nachging, mit größtem Eifer allen ärztlichen Standesfragen. Durch das Vertrauen ſeiner hieſigen Kollegen wurde er in die ſtaatliche Vertretung der badiſchen Aerzteſchaft, in die Badiſche Aerztekammer, gewählt. Der Krankenkaſſen⸗Kommiſſion der Geſellſchaft der Aerzte in Mannheim gehörte er ſeit Jahrzehn⸗ ten und ſeit einer Reihe von Jahren als ihr Vorſitzender an. Seine bis ins einzelne gehende Kenntnis aller Standesfragen, ſein klares Urteil und ein unbeugſamer Gerechtigkeitsſinn be⸗ fähigten ihn wie wenig Andere zur Mitarbeit an der Löſung ſchwerſter Probleme und ſicherten ihm die Achtung und die Wertſchätzung ſeiner Standesgenoſſen. Ihnen und den zahl⸗ reichen Kranken, denen er ſein ärztliches Können und Wiſſen gegeben hat, wird er als treuer Helfer unvergeſſen bleiben. Rückſichtsloſe Autofahrerei Es wird uns geſchrieben: Das unverantwortliche em⸗ pörende Verhalten eines Herrenfahrers kann um deswillen nicht berſchwiegen werden, weil ſich hier wieder einmal ein Beweis dafür findet, wie leicht ein großes Unglück paſſieren kann. In der vergangenen Nacht fuhr ich mit einem Wagen der Jungbuſch⸗Garage in Begleitung eines Berliner Herrn von Heidelberg nach Mannheim zurück. In Seckenheim lag vor uns ein gelber Wagen IV B 28270, der von einem Herrenfahrer geſteuert wurde. Als ich bemerkte, daß es dem Fahrer dieſes Wagens nicht paßte, überholt zu werden, er⸗ ſuchte ich den Fahrer meines Wagens darum, nicht vorzu⸗ fahren. Dieſer nahm daher ein ſtets gleichmäßiges Tempo auf. Der gelbe Wagen ſtoppte nun alle 50 bis 100 Meter, ließ unſeren Wagen, der ſein Tempo nicht veränderte, zum Ueberholen herankommen, ſchoß dann mit lautem Gelächter und dummen Bemerkungen der Inſaſſen(2 Herren und 2 Damen) weiter voraus. Dieſes Manöver wiederholte ſich auf der ganzen Strecke bis zum Kaiſerring in Mannheim. Daß es unſerem Fahrer nur mit der größten Aufmerkſamkeit gelang, ohne Zuſammenſtoß weiterzukommen, wobei er noch mehr als gewöhnlich auf die entgegenkom⸗ menden Fahrzeuge zu achten hatte, iſt nur ſeiner unerſchütter⸗ lichen Ruhe zu verdanken. Ein anderer Fahrer wäre ſicher nervös geworden. Es iſt außerordentlich zu bedauern, daß es noch Menſchen gibt, die ſich ein Spiel mit derartigen Dingen erlauben. Ich kann nur annehmen, daß die Inſaſſen dieſes Wagens nicht mehr ganz nüchtern waren. Der Verkehrspolizei liegt es aber ob, dieſe Dinge aufzuklären und durch Entziehung des Führerſcheins einem ſolchen Herrn klarzumachen, mit welchem unverantwortlichen Leichtſinn er das Leben anderer Menſchen in Gefahr bringt. * Sonderbares Verhalten des Publikums bei einem Zuſammenſtoß zwiſchen einem Auto und einer Radfahrerin. An der⸗Ecke Caſino⸗Breiteſtr. wurde ein vom Schloß nach der Neckarbrücke fahrendes Auto von der Elektriſchen überholt und fuhr, da kurz vor der Halteſtelle Marktplatz, entſprechend langſam. Eine Radfahrerin, die ſich in der Richtung Markt⸗ platz⸗Roſengarten vorwärts bewegte, fuhr unmittelbar nach der Elektriſchen über die Straße und direkt in das langſam⸗ fahrende Auto hinein. Dabei kam ſie zu Fall. Das Vorder⸗ rad wurde in einen Achter verwandelt, der von einem jungen Mann ſofort beſeitigt wurde. Das Mädchen kam mit dem Schrecken davon. Allgemein war man nun der Anſicht, die Schuld ſei auf das tatſächlich leichtſinnige Fahren des Mäd⸗ chens zurückzuführen und die Sache wäre damit erledigt. Doch man hatte nicht mit denen gerechnet, die nicht dabei waren, ſondern erſt kurz nachher hinzukamen. Ein Paſſant ſchreit:„Der Autofahrer iſt ſchuld!“ und ſchon ruft man nach dem Schutzmann und läßt das Auto nicht weiterfahren. Der Schutzmann kommt. Die nicht dabei waren, ſchreien:„Der Autofahrer iſt nicht vorſchriftsmäßig gefahren, wir haben es geſehen!“ und die, die dabei waren, gehen kopfſchüttelnd weiter und brummen:„Nein, das iſt ungerecht, wir haben ſelbſt geſehen, daß das Mädchen ſchuld war.“ Aber der Autofahrer erhält ſeine Strafe. 60. Geburtstag Hermann Wronkers Herr Hermann Wronker, der im Jahre 1887 mit Herrn Simon Wronker, ſeinem älteſten Bruder, in der Kunſtſtraße die offene Handelsgeſellſchaft S. Wronker u. Co. gründete, feiert heute in Frankfurt a. M. in voller körperlicher Rüſtig⸗ keit ſeinen 60. Geburtstag. Am 5. Auguſt 1867 geboren, kam Herr Hermann Wronker mit 14 Jahren in die Lehre zu der Fa. H. u. C. Tietz in Prenzlau. Kurz nach der Lehre war er in Bamberg und Coburg tätig, um dort Zweiggeſchäfte der Prenzlauer Firma zu eröffnen. Vier Jahre nach der hie⸗ ſigen Geſchäftsgründung, im März 1891, rief Herr Wronker unter der gleichen Firma in Frankfurt a. M. auf der Zeil ein Kurz⸗, Weiß⸗ und Wollwarengeſchäft ins Leben. Das Frankfurter Unternehmen entwickelte ſich raſch zu großer Blüte. Unermüdlich war Herr Wronker an der Arbeit, das Geſchaffene weiter vorwärts zu bringen. Immer wieder mußte vergrößert werden, und ſo kam es, daß die Geſchäfte in Mannheim und Frankfurt zu den größten und führenden Warenhäuſern am Platze heranwuchſen. Die offene Handelsgeſellſchaft S. Wronker u. Co. wurde von Herrn Wronker im Jahre 1921 in eine Aktiengeſellſchaft umgewandelt. Zu erwähnen iſt noch, daß die Filialen in Pforzheim, Hanau und Frankfurt am Main⸗Weſt, die auch in den letzten Jahren einen rieſigen Aufſchwung erfahren hatten, in die Aktiengeſellſchaft einverleibt wurden. Im Juni 1927 bekam Herr Hermann Wronker an der Spitze eines Konſor⸗ Xſtiums durch Aufkauf der Aktienmajorität der Societe Inter⸗ nationale und des Grand Bazars S. A. Lüttich die Führung der Häuſer: Kaufhaus Hanſa, Frankfurt am Main, und Warenhaus zum Strauß, Nürnberg. Herr Wronker führt nun als Generaldirektor der Hermann Wronker Aktiengeſell⸗ ſchaft einen großen Teil der ſüddeutſchen Warenhäuſer, die insgeſamt mehrere tauſend Angeſtellte beſchäftigen. Die zu dieſem Konzern gehörigen Firmen ſind die Aktien⸗Geſell⸗ ſchaften Hermann Wronker in Frankfurt a.., Frankfurt⸗ Weſt, Mannheim, Pforzheim, Hanau, Kaufhaus Hanſa, Frank⸗ furt a. M. und Warenhaus zum Strauß, Nürnberg. Möge Herrn Hermann Wronker, den wir auch unſerer⸗ ſeits herzlich beglückwünſchen, noch ein recht langes erfolg⸗ reiches Wirken beſchieden ſein. Das war die böſe Schwiegermama Auf dem Hauptmarkt ſtand ſie geſtern vormittag, groß, breit und behäbig, und hielt Pilze und Blumen feil. Paul Simmel wäre ſie ein prächtiges Vorbild für ein„Blumen⸗ mädchen“ geweſen. Ihre Tochter iſt in der pſychiatriſchen Klinik in Heidelberg. Ihr Schwiegerſohn unterhält ein Ver⸗ hältnis mit einer anderen. Auf dem alten Rathaus ſchlug die Glocke halb zehn Uhr. Da kam ſie, die andere, mit der der Schwiegerſohn ſeine Frau betrog. Die Marktfrau hatte ſie ſogleich erſpäht, und wie Hagel praſſelten die Schimpfworte hernieder:„Du rote Berſcht, du rote Hex, dir will ich's zeige, du, du... Das andere erſtarb in einem ſchrillen Diskant, denn in den Haaren lagen ſich beide. Doch das Auge des Ge⸗ ſetzes wachte und machte der häßlichen Szene ein Ende. Eine Stunde war Ruhe. Da hatte das Verhängnis die Mutter des ungetreuen Sohnes und Gatten mit deſſen beiden Kindern auf den Markt gelockt. Und zum Gaudium aller Zu⸗ ſchauer verprügelten ſich nach kurzem mißtönendem Prälu⸗ dium die beiden Schwiegermütter nach Strich und Faden. Die Marktfrau wußte ihre Kräfte zu ihren Gunſten die Wagſchale auf den Kopf und warf mit Gewichtſteinen, ſo mit ihren Enkeln zerzauſt und mit zerfetztem Kleid abzog. Damit war der Fall aber noch nicht erledigt. Denn nach einer halben Stunde erſchien die beſiegte Schwiegermutter wieder auf der Bildfläche, diesmal in Geſellſchaft ihres Sohnes. Auch die ſiegreiche Schwiegermutter, die wie eine rächende Nemeſis den Platz behauptete, hatte Verſtärkung erhalten, nämlich durch die Perſon ihrer Tochter. Nun gings erſt recht los. Die wütende Blumenfrau ſchlug ihrem Schwiegerſohn die Wagſchale auf den Kopf und warf mit Gewichtſteinen⸗ ſo daß die Sache nun tragiſch zu werden begann. Die Schwägerin war auch nicht faul, erwiſchte eine Emaillekaffeekanne und ſchlug ſie ihrem Schwager aufs Haupt, ſodaß ſich der Inhalt auch auf den dazwiſchentretenden Schutzmann ergoß, der da⸗ rob wenig erfreut war. Aber ſchließlich konnte er ſeiner Autorität Geltung verſchaffen und, trotz Publikum und Schwiegermütter, die eine Partei der ſtreitbaren Geiſter auf die Wache verbringen. * Zuſammenſtoß zwiſchen Auto und Motorradfahrer. Geſtern nachmittag rannten an der Ecke der Kurfürſtenſchule ein Auto und ein Motorrad zuſammen. Beide Fahrzeuge wur⸗ den ziemlich beſchädigt. Die Schuld ſoll den Motorradfahrer treffen, da er vor dem Auto die Straße überqueren wollte, trotzdem die Entfernung zu klein war. Aus dem Lande Erdrutſch in Waldshut * Lörrach, 4. Aug. Das Unwetter, das am Dienstag nachmittag über die Nordſchweiz und Südbaden niederging, hat an einigen Orten empfindlichen Schaden angerichtet. In Waldshut wurde durch die ſtarken Waſſermaſſen ein Exd⸗ rutſch verurſacht; die Erdmaſſen ſtürzten den Seltenbach hinunter. Auch am Obſt wurde großer Schaden angerichtet. In Haltingen brachte der Bach maſſenweiſe Holz, ſodaß die Freiburgerſtraße gefährdet wurde. Auch in verſchiedene elektriſche Stromleitungen ſchlug der Blitz. * GOSchwetzingen, 4. Aug. Das fünf Jahre alte Söhn⸗ chen des Laboranten Georg Bopp ſpielte geſtern mit einem Küchenmeſſer. Dabei ſtach ſich der Junge ſo unglücklich ins linke Auge, daß er ſofort nach der Heidelberger Klinik ge⸗ bracht werden mußte. Es iſt mit der Wahrſcheinlichkeit zu rechnen, daß das Auge verloren iſt. OKetſch, 4. Aug. Am 14. und 15. Auguſt findet der diesjährige Heimattag ſtatt. Am Vorabend wird ein Lampionzug und am Sonntag der allgemeine Feſtzug ver⸗ ee Am Montag iſt Volksbeluſtigung auf den Bruch⸗ wieſen. (Oftersheim, 4. Aug. Dieſer Tage geriet die Eheſrau des Waldhüters Hetzel zu nahe an die Dreſchmaſchine, wurde vom Getriebe exfaßt und dabei am Unterleib e rherb⸗ lich verletzt. Der Zuſtand der Frau iſt bedenklich. L. Bruchſal, 2. Aug. In einer Proteſtverſamm⸗ lung des Grun d⸗ und Hausbeſitzervereins, die ſehr gut beſucht war und einen lebhaften Verlauf nahm, ſprach Rechtsanwalt Schmidt⸗Heidelberg über die Steige⸗ rung der Steuern und die Abwehr dagegen. Am Schluſſe der Verſammlung, die von Oberpoſtinſpektor Brecht geleitet wurde, wurde dann eine Entſchließung gefaßt, in der 1. gegen die immer ſtärker werdende Belaſtung durch Steuern prote⸗ ſtiert wurde; 2. die Verſammlung der Stadtverwaltung gegenüber die Erwartung ausſprach, daß der aus früheren Jahren ſtammende Fehlbetrag von 110 000& auf mindeſtens drei Jahre verteilt werde und 3. auch in Hinkunft größte Sparſamkeit von der Stadtverwaltung verlangt wurde.— Nach der Unterſtellung der hieſigen Polizei unter die Staatsgewalt, die mit Wirkung vom 1. Auguſt Rechtskraft er⸗ hielt, wird die Zahl der Polizeibeamten auf 30 erhöht gegen⸗ über 23 unter ſtädtiſcher Regie. Die Stadt hat von dem Aufwand für die 30 Beamten ſechs Zehntel zu tragen, was ungefähr dem ſeitherigen Aufwand von rund 80 000/ ent⸗ ſprechen dürfte. Auch das Bahnhofsgebäude wird jetzt wahr⸗ ſcheinlich eine ſtändige Wache erhalten. L. Elſenz, 2. Aug. Die Scheune des Landwirts Heinrich Doll wurde durch ein noch nicht aufgeklärtes Schadenfeuer vollſtändig eingeäſchert. Auch das Wohnhaus wurde in Mitleidenſchaft gezogen, doch gelang es den energiſchen Be⸗ kämpfungsmaßnahmen, den Brand auf ſeinen Herd zu be⸗ ſchränken und ein Uebergreifen auf Nachbargebäude zu ver⸗ hindern. Der entſtandene Schaden iſt bedeutend. Faſt die geſamte Ernte Dolls iſt mitverbrannt. L. Oberöwisheim, 2. Aug. Bei der Verfolgung eines Diebes, der ſeinen Bruder das Fahrrad geſtohlen hatte, ſtieß Wilhelm Hanninger am Ortsausgang mit einem fremden Radfahrer zaſammen. Er ſtürzte vom Rade und blieb mit einer ſchweren Gehirnerſchütterung bewußtlos liegen. Sein Gegenpartner kam mit leichten Hautſchürfungen davon. * Raſtatt, 4. Aug. An der Beinheimer Brücke wurden durch den Strom in einem Ruckſack zwei Leichen neu⸗ geborener Knaben angeſchwemmt. Ferner befanden ſich in dem Ruckſack noch einige Steine, durch die die Leichname verſenkt und zum Verſchwinden gebracht werden ſollten. * Kappel a. Rh., 3. Aug. Die ledige Anna Jäger machte ſich am Sonntag morgen auf die Suche nach verlegten Hühner⸗ eiern. Zu dieſem Zwecke beſtieg ſie u. a. auch den Einfahrt⸗ ſchopf. Der Belag des Schopfes brach durch und die Unglück⸗ liche ſtürzte aus einer Höhe von fünf Meter auf den Zement⸗ boden herab. Ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben, ſtarb ſie nach kurzer Zeit. * Kehl, 3. Aug. Geſtern wurde hier ein von der litaui⸗ ſchen Regierung verfolgter und in Frankreich verhafteter Mörder von der franzöſiſchen Polizei der deutſchen Gen⸗ 15 zum Weitertransport nach der litauiſchen Grenze übergeben. Bei Sonnenbrand g⸗ —!!— Brennen der Haut, wirkt kühlend und reizmildernd, grc lettecreme von herrlichem Blütengeruch, weder fettend n end. 60 Pfg. und.— Mk. Probetuben erhältlich in allen Chlorodont⸗Verkaufsſtellen. —— Kunſt und Wiſſenſchaft Der Kampf in der Münchner Künſtlerſchaft. In dem Kreiſe der„Münchner Künſtlergenoſſenſchaft“ hat, wie bereits gemeldet, die Widerſacherſchaft gegen Prof. Fritz Behn zu offenem Aufruhr und Kampf geführt. Viele Mitglieder füh⸗ len ſich durch die Diktatur Behns, vor allem in Sachen der heurigen Glaspalaſt⸗Ausſtellung ſchwer geſchädigt und ſie meinen, ihre Wände ſeien an die Wand gedrückt worden, ſtatt an ſie aufgehängt zu werden. Künſtler, die im Januar, als es ſich um die Wiedergewinnung der künſtleriſchen Geltung der„Münchner Künſtlergenoſſenſchaft“ handelte, ſelbſt damit einverſtanden waren, Fritz Behn die Vollmachten zu geben, die er heute beſitzt, beriefen nun eine Verſammlung ein, aus der heraus ein Brief an den Diktator gerichtet wurde, in dem die Vorwürfe eigennütziger Willkürherrſchaft, Irreführung der Mitglieder und Unterſtützung einiger der Münchner als einer artfremden Kunſt zu der Forderung einer Niederlegung der diktatoriſchen Vollmachten führten. Da zuvor nicht der Ver⸗ gemacht worden war, ſich mit dem Angeſchuldigten wegen ieſer Anklagen auseinanderzuſetzen, verfügte das Präſidium, das in dieſem Vorgehen eine Schädigung der Genoſſenſchaft erblickte, den Ausſchluß von etwa 170 Unterzeichnern des Briefes, da ein Verſuch Behns, wenigſtens nachträglich durch Ausſprache die Dinge zu klären, am Widerſtande der Oppo⸗ ſitions⸗Majorität praktiſch geſcheitert war. Wie liegen nun die Dinge? Behn gab der Preſſe eine Erklärung ab. daß er zur Sanierung der Genoſſenſchaft die ausbedungenen zwei Jahre brauche alſo jetzt nicht zurücktreten könne. Er widerlegt den Vorwurf leichtfertiger Behandlung der zur Ausſtellung eingereichten Bilder und der Bevorzugung„artfremder Kunſt,“ eine Anſchuldigung, die auch uns umſo unbegreif⸗ licher iſt, als neben deutſchen, reichsdeutſchen nur eigen⸗ artige Bilder gewiß, Männer mit neuartigen Ideen, aber— „artfremd“ etwa im Sinne einer Negierung äſthetiſcher Be⸗ griffe und Werte wie es der Futurismus tat, ſind ſie doch ſicherlich nicht! Im übrigen ſtellten diesmal 111 Mitglieder er Genoſſenſchaft 338 Werke aus, während im vorigen Jahre ur 273 Werke von allerdings 136 Mitgliedern zu ſehen waren. Die Einnahmen aus der Ausſtellung aber haben ſich, ebenſo wie die Verkäufe um ein Beträchtliches erhöht. Schließlich wird gegen Behn die Tatſache ins Treffen geführt, daß er das erſte Jahr ſeiner Diktatur zu der Veranſtaltung einer eigenen Kollektivausſtellung benutzte. Dieſe repräſen⸗ tative Darbietung ſeines Werkes als Bildhauer war ihm aber chon im vorigen Jahre vom alten Vorſtand angeboten wor⸗ n, ſodaß ſein Verhalten auch hier honorig iſt. Ob er freilich taktiſch nicht klüger gehandelt hätte, in dieſem Jahre darauf zu verzichten, dem eigenen Werke einen ſo breiten Raum zu gewähren, iſt eine andere Frage. Behn iſt ein Mann von eiſernen Nerven und harter Willenskraft. Wie wenig er ge⸗ ſonnen iſt, nachzugeben, zeigt der Muſſolini⸗Gegenzug des Ausſchluſſes der Angreifenden. Erfreulich iſt die ganze Sache als ſolche nicht. Immerhin beweiſt aber auch ſie,daß München aus dem Zuſtande der Stagnation längſt wieder— 2 1 1 48 Eine Napoleon⸗Legende. Einer ſeltſamen Legende über Napoleons Geburt iſt Charles Chaſſé, Profeſſor am Lycse Paſteur in Neuilly, nachgegangen. Auf die Veröffent⸗ lichung ſeines Buches über Napoleon hin erhielt er von Freunden aus der Gegend von Morlaix in der Bretagne Kenntnis von einer dort beſtehenden Ueberlieferung, nach der Napoleon dort auf dem Schloſſe Penanvern geboren ſein ſoll. Von der Kriegsſchule in Brienne aus ſoll er die Ferien bei ſeinem Gönner, dem Grafen von Marbeuf, auf, dem Schloſſe zugebracht haben. Chaſſé ging dem nach und ſtieß dabei auf eine Ueberlieferung: Laetitia ſei die Maitreſſe des korſiſchen Gouverneurs Marbeuf geweſen und habe auf dem Schloſſe Penanvern Napoleon heimlich geboren. Dieſe Geburt ſei wohl in die pfarramtlichen Bücher eingetragen geweſen, aber unter dem zweiten Kaiſerreich ſeien die bloßſtellenden Seiten von einem Beauftragten des Kaiſers aus dem Taufbuche entfernt worden. Wie Nikolaus Müller in der„Hiſtori⸗ ſchen Vierteljahresſchrift“ berichtet, hat Chaſſé nun in der Tat in der Gemeinde Sainte⸗Seve, zu der Penanvern gehört, eine Verſtümmelung der Matrikel am Ende des Jahres 1770 in der Abteilung„Taufen“ feſtgeſtellt. Und im Munde der alten Leute hat Chaſſé auch noch die Napoleon⸗Ueberlieferung ge⸗ hört. Eine Dame, die den älteſt eingeſeſſenen Familien der Gegend angehört, erzählte ihm, daß um 1860 bei einer Pole⸗ mik zwiſchen dem Prinzen Jérome Napoleon und mehreren korſiſchen und franzöſiſchen Zeitungen über Napoleons Ge⸗ burt bei ihrem Onkel die Erinerung an eine Aufforderung des Rektors Macé von Sainte⸗Seve wieder wachgeworden ſei, ihn in ſeiner Sakriſtei zu beſuchen; dort werde er ihm den Taufakt Napoleons zeigen. Später hatte er dann bemerkt, daß Seiten aus dem Taufregiſter entfernt waren. Und eine Marquiſe de Ste. Prix(ſie lebte vor 1852) habe verſchiedent⸗ lich behauptet, daß ſie in der Sakriſtei von Sainte⸗Seve die Eintragung der Geburt eines männlichen Kindes Laetitias auf Penanvern geſehen habe. Die Ueberlieferung dieſer Ge⸗ ſchichte ſcheint von den Valori, der Familie der Beſitzer des Schloſſes Penanvern auszugehen. Jedenfalls iſt die ganze Sache höchſt dunkel. Um ſie von der anderen Seite aufzu⸗ klären, hat Chaſſs auf Korſika die Urkunden über Napoleons Geburt einſehen wollen. Dort herrſcht aber über die akter⸗ mäßige Nachweiſung von Geburt und Taufe des zweiten Kindes von Charles Bonaparte die ſtärkſte Verwirrung. Chaſſés Ergebnis iſt: wenn man auch vorläufig gut daran tut, anzunehmen, daß Napoleon am 15. Auguſt 1769 in Ajaccio geboren worden iſt, ſo kann dieſe Annahme doch nicht mehr als eine wenn auch nicht geringe Wahrſcheinlich⸗ keit beanſpruchen. Reiſebekanntſchaften Das Barometer für die Güte einer Sommerreiſe iſt die Zahl der erfolgreichen Reiſebekanntſchaften, die man gemach hat. Sind es zu wenig, dann kann man gleich ſagen: man hätte die Reiſe erſparen können, und ſind es zu viel, dann fühlt man ſich ein bischen überſättigt; aber man kann ſchon eine ganze Reihe davon mit größtem Genuß verdauen, ohne ſich den Magen zu überladen. Die Reiſebekanntſchaften können ſehr verſchiedener Art ſein: jüngere oder ältere, bequemere und unbequemere, auf⸗ reizende oder beſänftigende, hübſche oder charakteriſtiſch talent⸗ volle und unbedeutende, geſchickte und ungeſchickte, reiche ader ordenbedeckte, moderne oder unmoderne, joviale oder zurück⸗ haltende, praktiſche oder unpraktiſche, kurze oder lange. Von großer Bedeutung iſt, glaube ich, ob man kurze oder lange Zeit mit ihnen zuſammen war. Manchmal bedauert man, daß der Herr aus dem Abteil nicht das gleiche Reiſeziel hat wie wir; er weiß ſo feſſelnd zu plaudern, überall kennt er ſich aus; die meiſten Bäder und Sommerfriſchen hat er bereits beſucht; er iſt ſogar in anderen Erdteilen geweſen. Die Zeit geht wie im Fluge dahin. Wenn man doch mit ihm etwas näher bekannt werden könnte! Man ſoll es nie bedauern, auch in dieſem Falle nicht. Was Ihnen, gnädige Frau, der Herr in den zwei Stunden erzählt hat, iſt alles, was er erzählen konnte. Würden Sie ünf Stunden mit ihm zuſammenfahren, dann müßte er ver⸗ ſtummen, denn ſein iſt ausgegangen. Alles, was er gegenwärtig hat, hat er Ihnen vorgeführt. Der Reſt iſt Langeweile. Auf der andern Seite wird man auch wieder angenehm ent⸗ täuſcht. Irgend ein mürriſcher Griesgram entpuppt ſich na Ueberwindung ſeiner Menſchenſcheu als ein ganz ausgezeichf neter Kerl, der nicht nur gut beleſen iſt, ſondern auch vie Liebenswürdigkeit beſitzt. Wer hätte das gedacht, daß man das in ihm ſuchen ſoll! Bekanntſchaften hin, Bekanntſchaften her, ſie müſſen 2255 Es läßt ſich ſo angenehm über Bekanntſchaften plau' rn. Un — wenn jemand eine Reiſe tut, dann will er doch was erzüglep. en, F in in 1 Elmſtein ſtieß in der Nähe der erſten Unterführung mit dem Sielſcheit aus und ſchlug ihm auf den Unterleib. Er konnte An dem Hauſe des Altpolizeidieners Auguſt Stehle waren vom ſicheren Tode des Ertrinkens. „Srellag, den 5. Auguſt 1927 Aus der Pfalz Kaiſerslautern wird Flughafen * München, 4. Aug. Die Süddeutſche Luft⸗Haufa.G. München teilt mit, daß nach langen Bemühungen, auf Grund von Verhandlungen zwiſchen dem Reichskommiſſar für die beſetzten Gebiete und dem Präſidenten der Interalliierten Rheinlandoberkommiſſion in Koblenz, nunmehr grundſätzlich die Schaffung von drei Landungsplätzen im be⸗ ſetzten Gebiet von der Rheinlandoberkommiſſion geneh⸗ migt wurde. Es ſind dies: 1. Für die Pfalz ein Landungsplatz in der Nähe von Kaiſerslautern, wie er ſchon längſt vom bayriſchen Handelsminiſterium und der Süddeutſchen Lufthanſa.G. gegenüber den Reichsſtellen in Berlin vertreten wurde; 2. Ein Landungsplatz in Koblenz, oder deſſen unmittelbarer Umgebung; 3. Für die Städte Mainz und Wiesbaden auf dem Gelände des Rennplatzes in Erbenheim. Der Luftverkehr in der Rheinpfalz dürfte jedoch erſt für das nächſte Jahr wegen der noch zu treffenden Anlage des Flugplatzes in Kaiſerslautern in Frage kommen. * Ludwigshafen, 2. Auguſt. Die Ludwigshafener Inderziffer für Monat Juli(Monatsdurchſchnitt) be⸗ trägt nach den Berechnungen des Amtes für Wirtſchaft unt Statiſtik Ludwigshafen a. Rh. 153,4. Da die Ziffer des Vor⸗ monats 154,0 betrug, iſt ein kleiner Rückgang um 0,4 Proz. zau verzeichnen. * Manudach, 4. Aug. Geſtern abend brannte die erſt por fünf Jahren abgehrannte Scheune des Landwirtes Anton Grüner bis auf die Umfaſſungsmauern nieder. Es ver⸗ brannte faſt die ganze Ernte, das Vieh konnte mit größter Mühe gerettet werden. Die Feuerwehr war gleich zur Stelle, konnte ihre Tätigkeit aber nur auf die Nachbargebäude be⸗ ſchränken, um ein Uebergreifen des Feuers zu verhindern. Hier zeigte ſich deutlich, wie notwendig die Verſorgung der Gemeinde mit Waſſer wäre. ' Hochſpeyer, 3. Aug. Der Motorradfahrer Haag aus Perſonenauto des Kaufmanns Mann von Neuſtadt zu⸗ ſammen. Während das Rad völlig zertrümmert wurde, kam der Fahrer ſelbſt mit geringen Verletzungen davon. Kaiſerslautern, 3. Auguſt. Auf der Straße zwiſchen Landſtuhl und Kindsbach verunglückte geſtern abend gegen 11 Uhr der 24 Jahre alte Metzger Hermann Ries von Kaiſers⸗ lautern dadurch, daß er mit ſeinem Motorrad mit einem un⸗ beleuchteten Wagen zuſammenſtieß. Er ſtürzte vom Rad und war ſofort tot. Sein Mitfahrer erlitt nur leichte Ver⸗ letzungen. * Elmſtein, 3. Auguſt. Der 19 Jahre alte Willi Gandert erlitt geſtern beim Baden im Schmelzweiher einen Herzſchlag AUnd ertrank. * Vorderweidenthal, 3. Auguſt. Als der Landwirt und Jagdpächter Jakob Schütz mit dem beladenen Erntewagen nach Hauſe fuhr, ſprang beim Anziehen des Geſpannes das zwar unter großen Schmerzen das Fuhrwerk noch heim⸗ bringen, ſollte aber auf ärztliches Anraten mit dem Sanitäts⸗ auto in das Krankenhaus nach Landau verbracht werden. Die Verletzungen waren jedoch derart ſchwer, daß Schütz bereits auf dem Transport dorthin ſtarb. — Nachbargebiete Handgranaten⸗Exploſion In nicht geringen Schrecken wurden die Bewohner des Ortes Bittelbronn im Hohenzolleriſchen in der Nacht vom Samstag auf Sonntag verſetzt. Etwa 2 Uhr nachts erfolgte in der Mitte des Dorfes eine überaus heftige Explo⸗ on. Bei Tageseintritt bot ſich ein verheerender Anblick. ſämtliche Fenſter zertrümmert, in den Kammern alle Bilder, Spiegel uſw. zerriſſen. Auch an den Nachbarhäuſern waren Fenſter und Rahmen eingedrückt und der Verputz abge⸗ riſſen. Bei der Unterſuchung ſtellte ſich heraus, daß zwei Handgranaten an einem großen Hollunderbaum an der Hausecke des Auguſt Stehle befeſtigt und entzündet wurden. Ein Landwirt, den Stehle im Verdacht hatte, wurde feſt⸗ genommen, aber wieder freigelaſſen. Die Einwohner ſind er Ueberzeugung, daß der Täter im Auge hatte, den Hol⸗ lunderbaum, der vielen Feldangrenzern im Wege ſtand, und den Stehle trotz Einſpruchs nicht beſeitigen wollte, auf dieſe Art aus dem Wege zu ſchaffen. Jedenfalls aber iſt der ganze rt der Ueberzeugung, daß der Täter den Baum auf dieſe ungewöhnliche Art beſeitigen wollte, aber jedenfalls ſich nicht vorher darüber klar war, welche Folgen die Exploſion haben. könnte. Es iſt ein Wunder, daß keine Perfonen verletzt wurden. * * Winterkaſten i.., 3. Aug. Der 42 Jahre alte Land⸗ wirt Windmann von hier verunglückte, als er an der Schalttafel den Motor abſtellen wollte. Er wurde dabei pom Starkſtrom ſofort getötet. Die Urſache der Ueber⸗ tragung des Stromes auf die Schalttafel iſt noch nicht geklärt. Su. Stockſtadt a. Rh, 2. Auguſt. Ein 4jähriges Kind fiel von der Fähre in den Rhein. Ein 10fähriges Mädchen ſprang nach und rettete es mit Hilfe des Sohnes des Fährmannes 1.:: Saarbrücken, 2. Auguſt. Morgens um s Uhr wurde auf einem Beſtellgang zwiſchen Luiſenthal und Clarenthal der Poſtbote von zwei 25jährigen Räubern überfallen und denr gzubt. Die unerkannt entkommenen Räuber entriſſen em Poſtboten 2556 Franken Poſtgelder und 645 Franken, die Eigentum des Poſtboten waren. %,„Dudenhofen, 3. Aug. Das Unwetter des vorgeſtri⸗ gen Abends hat auch hier übel gehauſt. Hunderte von Dach⸗ dtegeln wurden abgeriſſen, eine ganze Hopfenanlage nieder⸗ und mehrere Obſtbäume, die reiche Ernte trugen, ent⸗ ſteinden Auch in dem Gebiet von Mechtersheim, Heiligen⸗ ein und Berghauſen wurde von dem Sturm großer Schaden Gerichtszeituns 4„. Beſtrafte Milchpäntſcherin. Das Amtsgericht Rocken⸗ Siſen verurteilte die Ehefrau des Landwirtes Ludwig Ochea les aus Diehlkirchen wegen Milchfälſchung zu zwei der Kueefängnis und 50./ Geldſtrafe unter Aufbürdung ſten. Freiſpruch. Vor einiger Zeit war in Frankfurt einem drupp, Gefangenen von dritter Hand eine Flaſche Spiritus ugeſteckt worden, den die Leute tranken. Der 40jährige Ge⸗ haltene Heßler, der am meiſten von dem Zerg getrunken falletz ſtarb kurz darnach an Alkoholvergiftung. Dieſes Vor⸗ geſes wegen hatten ſich zwei Notſtandsarbeiter und ein Mit⸗ belangener wegen fahrläſſiger Tötung zu verant⸗ Altoen;„Der geladene Sachverſtändige bekundete, daß der des natohols entwöhnte Heßler ſeit der großen Hitze den Sprit anderdünnt getrunken habe und ſeiner Anſicht nach deſſen Tod zuf den Genuß des Alkohols und nicht anderer Beimiſchungen aheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) B. Seite. Nr. 37 Die ADAC.⸗Rekordtage in Freiburg Freiburg im Zeichen des Motorſports Zum dritten Male verſammelt der Allgemeine Deutſche Automobil⸗Club am Samstag und Sonntag die beſten deut⸗ ſchen Motorrad⸗ und Automobil⸗Rennfahrer im äußerſten Südweſten Deutſchlands zu ſeinen Freiburger Rekord⸗Ver⸗ anſtaltungen. Nachdem der Freiburger Kilometer⸗ und Berg⸗ rekord in den Jahren 1925 und 1926 ſchon durch einen großen ſportlichen Erfolg auffiel, erfolgte in dieſem Jahre die offi⸗ zielle internationale Anerkennung im Terminkalender der FJCM. und dementſprechend die internationale Ausſchrei⸗ bung der Veranſtaltung, die ſich nach dem vorliegenden Nen⸗ nungsergebnis auch glänzend rechtfertigte. Die Stadt Frei⸗ burg ſteht an den beiden Tagen ganz im Zeichen des Motor⸗ ſports. Die Stadt ſelbſt hat ſich anerkennenswerterweiſe ſehr rege an den Vorbereitungen beteiligt und ihre Unterſtützung den Veranſtaltern überall zuteil werden laſſen. Die in Frage kommenden Strecken wurden überarbeitet und beſtens inſtand geſetzt, ſodaß allein in dieſer Hinſicht ein Erfolg gleich dem in den letzten Jahren nicht ausbleiben kann. Sportlich wird dieſe größte Geſchwindigkeitsprüfung des ADAC. weiterhin ein beſonderes Niveau erreichen durch die gualitativ wie quan⸗ titativ hervorragende Beſetzung, die die Veranſtaltung gefun⸗ den hat. Nicht nur aus Deutſchland werden die beſten Fahrer am Start ſein, auch bie Schweiz entſendet dank der für ſie günſtigen Lage des Austragungsortes ihre beſten Kräfte, insgeſamt fünfzehn an der Zahl, und weitere Auslän⸗ der werden ebenfalls am Start erſcheinen. Noch in letzter Stunde wuchs das Intereſſe an der Ver⸗ anſtaltung beträchtlich. Nachdem bis zum erſten Meldeſchluß bereits 130 Meldungen vorlagen, erhöhte ſich die Zahl beim letzten Meldeſchluß noch um 45 auf insgeſamt 175 Nennungen, nämlich 64 Automobile und 111 Motorräder. Das Kilo⸗ meter⸗Flachrennen am Samstag ſieht 33 Wagen und 50 Räder am Start, der am Sonntag zum Austrag kommende Berg⸗Rekord bringt 31 Wagen und 61 Motorräder, wird alſo etwas ſtärker beſchickt. Die genaue Einteilung ſieht beim Flachrennen 19 Sportwagen, 14 Rennwagen, 35 Solo⸗Räder und 15 Seitenwagen, beim Bergrennen 20 Sportwagen, 11 Rennwagen, 44 Solo⸗Räder und 17 Seitenwagen im Wett⸗ bewerb. Eine Reihe bekannter und bekannteſter Namen fin⸗ det ſich unter der Schar der Teilnehmer. So ſind herauszu⸗ greifen bei den Automobil⸗Fahrern die Mercedes⸗Benz⸗Fah⸗ rer Carraciola⸗Berlin, Walb⸗Mannheim, Kimpel⸗Ludwigs⸗ hafen, Werner⸗Stuttgart, Roſenberger⸗Pforzheim, ferner Graf Kalnein⸗Berlin, Merz⸗Zürich, Karrer⸗Zürich, Andreae⸗Frank⸗ furt, Momberger⸗Frankfurt, Frhr. v. Trützſchler⸗Falkenſtein, Kappler⸗Gernsbach(alle Bugatti), Dunkel⸗Saarbrücken (Susre), Heuſſer⸗Kleinſchmalkalden, Gräfin Einſiedel⸗München, Delmer⸗Budapeſt(alle Steyr) und bei den Motorradfahrern die DeaW⸗Vertreter Müller⸗Zſchoppau, Geiß⸗Pforzheim, Schätzle⸗Freiburg ſowie Gehrung⸗Stuttgart(UT), Alfter⸗Lau⸗ ſanne(Zenith), Franconi⸗Genf(Standard), Wuillemin⸗Lan⸗ ſanne(Condor), Buſſinger⸗München(AJS), Zündorf⸗Köln (Allright), Weyres⸗Aachen, Viſé⸗Aachen(Harley⸗Davidſon), Dobler⸗Stuttgart(New⸗Imperial) und Lückendorfer⸗Zürich (New⸗Imperial). Beim Bergrekord am Sonntag verteidigt in der Mo⸗ torradklaſſe der Weſtſchweizer Alfter⸗Lauſanne(Scott) ſeinen Titel. Auch hier geht er wieder als Favorit an den Start, dem vielleicht Franconi⸗Genf(Standard) den Sieg ſtreitig machen könnte, während die deutſchen Fahrer weniger gute Chancen haben. Kolmsperger(Ernſt Mag) wäre allen⸗ falls zu nennen. Im Sinne des deutſchen Motorradſportes wäre es ja zu begrüßen, wenn ſich ein deutſcher Fahrer auf einer deutſchen Maſchine durchſetzte, aber ſchon der große Preis von Europa hat bewieſen, daß wir auf dieſem Gebiete noch nicht ganz ſo weit ſind. Selbſt die ſchweren BMW⸗Räder, die doch ſchon ſo viele Erfolge errangen, finden in den engliſchen Marken noch eine überaus ſtarke Konkurrenz. Bei den Automobilen ergibt ſich eine ähnliche Konſtellation wie im Flachrennen. Wieder müſſen die Mercedes⸗Benz⸗Fahrer zuerſt genannt werden, während bei den Rennwa gen neben Heuſſer, Dunkel, Momberger, Kappler noch der Züricher Merz (Bugatti) eine Rolle ſpielen dürfte, der auch beim Baden⸗ Badener Bergrennen eine ausgezeichnete Leiſtung vollbrachte. Erſtklaſſiger Sport wird an den beiden Tagen in Frei⸗ burg wohl verbürgt werden können. Es iſt nur zu hoffen, daß die Rennen ohne Unfälle verlaufen und daß die Freibur⸗ ger Rekordtage zu wirklichen Rekord⸗Tagen werden, im Sinne ſowohl wie hinſichtlich des äußeren Er⸗ olges. Die Frage nach dem Sieger Bei der ſtarken Beſetzung, die die beiden Rennen er⸗ fahren, wird es auf der ganzen Linie ſcharfe Kämpfe geben. Es iſt daher nur bedingt möglich, die Ausſichten der ein⸗ zelnen Teilnehmer zu beleuchten. Da, wo der Menſch nicht allein auf ſich ſelbſt geſtellt iſt, ſondern auf die Maſchine an⸗ gewieſen iſt, werden immer kleine oder größere Zufällig⸗ keiten eine entſcheidende Rolle ſpielen und das umſo mehr, wenn an Menſch und Maſchine die höchſten Anforderungen geſtellt werden. Beim Kilometer⸗Flachrennen werden die Schweizer Motorradfahrer als Favoriten er⸗ ſcheinen. Alfter⸗Lauſanne(Zenith), ſein Landsmann Wuil⸗ lemin(Condor), der Stuttgarter Gehrung(UT) und der Züricher Lückendorfer(New⸗Imperial erſcheinen als aus⸗ ſichtsreichſte Teilnehmer, vor allem Alfter. Bei den Sport⸗ wagen erwarten wir die Mercedes⸗Benz⸗Fahrer Carra⸗ ciola, Walb und Kimpel in Front. Vielleicht wiederholt Carraciola hier ſeinen Erfolg von Baden⸗Baden. Die Rennwagenklaſſe hat in Heußer⸗Kleinſchmalkalden (Steyr), Dunkel⸗Saarbrücken(Susre) und den Bugatti⸗ Fahrern Momberger⸗Frankfurt und Kappler⸗Gernsbach ihre ſtärkſten Bertreter. Heußers letzter Erfolg beim Gabelbach⸗ Rennen läßt auf eine gute Dispoſition ſchließen. Die Große Baden⸗Vadener Rennwoche 1927 Rund 1400 Nennungen für 30 Rennen— Das Ausland im Oostal Noch knapp 3 Wochen trennen uns von dem Beginn der „Großen Baden⸗Badener Rennwoche 192 7,, die, wie nach der letzten Woche erfolgten erſten Reugelderklärung für die großen Prüfungen erſichtlich, zweifellos den Höhepunkt des deutſchen Rennſportes 1927 bilden dürfte. Nachdem nun⸗ mehr auch letzte Woche die Nennungen für die kleineren Ren⸗ nen erfolgt ſind, kann man ſich ein ziemlich klares Bild über die diesjährigen Baden⸗Badener Rennwoche, die in der Zelt vom 26. Auguſt bis 4. September ſtattfindet, machen. Für die 30 Rennen der fünf Renntage ſind nicht weniger als 1375 Nen⸗ nungen abgegeben worden, zweifellos ein Durchſchnitt, der auch in der ganz großen Zeit der Iffezheimer Rennen niemals erreicht worden war. Das Bild der Baden⸗Badener Rennwoche 1927, das nur noch Veränderungen in den Handicaps erfahren wird, läßt erkennen, daß die Iffezheimer Rennen in jeder Hinſicht einen vollen Erfolg werden dürften, daß ſtarke Felder auf der ganzen Linie die Regel bilden und daß die Inter⸗ nationalität noch ſtärker als in den vorausgegangenen Jahren vorhanden iſt. Als im Vorfahre die ſportlichen Beziehungen zwiſchen in der Flüſſigkeit zurückzuführen ſei. Auf Grund dieſes Gut⸗ achtens ſprach das Gericht e Beſchuldigten fren Deutſchland, Frankreich und England wieder aufgenommen wurden, war es breits zu ſpät, als daß ſich dies beim Nen⸗ Sportliche Rundſchau nungsſchluß der letztjährigen Großen Badener Woche noch hätte auswirken können. Jetzt, nachdem jede Hemmung weg⸗ gefallen iſt, haben die franzöſiſchen Ställe wieder ihrer alten ſtarken Sympathie für die Iffezheimer Rennen Aus⸗ druck gegeben, und in bemerkenswertem Umfange Unterſchrif⸗ ten abgegeben. Zum erſtenmal nach dem Kriege wird alſo die Baden⸗Badener Rennwoche wieder einen Vergleich zwiſchen der Qualitſät der deutſchen und der franzöſiſchen Zucht zulonen. Den ſtärkſten Zuſpruch durch die Franzoſen hat das Zu⸗ kunfts⸗Rennen erfahren, das von 6 franzöſiſchen Pfer⸗ den beſtritten werden ſoll. In dieſer Zweijährigen⸗Prüfung ſind beim 2. Einſatz insgeſamt 40 Pferde ſtehen geblieben, darunter u. a. auch 4 Oeſterreicher. Die Franzoſen werden eutſenden P. Ablous Mathurin, M. Bouſſacs Leopardus. M. Bouſſaes Coligny, E. Edmonds Chouia, M. Gugenheims Spot, Steph. Vlaſtos Mondovi. Von dieſen haben Coligny 5 1 85 allem Chou ia bereits gutes Können unter Beweis geſtellt. Für den Großen Preis von Baden blieben 5 fran⸗ zöſiſche Pferde ſtehen und zwar M. Bouſſacs Grillemont, M. Bouſſacs Don Zuniga, A. J. Duggans Chicaneau, P. de Ju⸗ milhaes Sac'Papier, E. Martinez' de Hoz' Florin. Von der franzöſiſchen Streitmacht im Großen Preis, der übrigens noch 27 Unterſchriften aufweiſt, darunter aus Oeſterreich Parola, die Gewinnerin der Stutenpreiſe in Wien und Budapeſt und aus Ungarn der Wiener Derbyſieger Vyſehrad ſtellt Florin, der Stallgenoſſe des franzöſiſchen Derbyſiegers Mon Talis⸗ man, die beſte franzöſiſche Klaſſe dar. Dieſer Dreijährige iſt auch als einziger Repräſentant der Franzoſen im Fürſten⸗ berg⸗Rennen ſtehen geblieben. Für den Fremersberg⸗Ausgleich wurden 4 Fran⸗ zoſen genannt: Le Tonkin, Tarantaiſe, Pegaſe VIIl und Pré⸗ ſomptueux. Letzterer iſt der einzige Franzoſe im Preis von Baden. Im Eberſtein⸗Ausgleich vertreten Ma⸗ brouka und Jacquie die franzöſiſchen Farben, imMerkur⸗ ennen Mabrouka, Ruiſſeau und d Or, Tarantaiſe und Ar⸗ miſtice. Drei Franzoſen finden ſich im Heidelberg⸗Aus⸗ gleich und vier franzöſiſche Pferde im Pburg⸗Aus⸗ gleich. Ausgezeichnetes franzöſiſches Material iſt in den Hindernis⸗Rennen zu erwarten. Für das Badener Jagd⸗Rennen wurden Le Tournemain, La Faldetta und The Diplomat genannt, von denen letzterer gerade erſt kürz⸗ lich in Le Touquet ein Jagd⸗Rennen gegen Fou du Roi ge⸗ wann. Dieſe Pferde finden ſich auch im Badener Ausgleichs⸗ Jagadrennen vor, daneben noch in Vigo und Abdel Kader zwei Steepler der nützlichen Mittelklaſſe. Die ſtärkſte Beteiligung fand von den Hindernis⸗Prüfungen das Favorit⸗Jagd⸗ Rennen, für das La Faldetta, Abdel Kader, Vigo, Pe⸗ gaſſe VII. Saint Paire und Lyſis genannt wurden. Außer den Franzoſen iſt Oeſterreich, Ungarn die Tſchechoſlowakei. Holland und die Schweiz gut vertreten, ſodaß die„Große Baden⸗Badener Rennwoche 1927“ ohne Zweifel ein erſtklaſſiges Ereignis werden dürfte. Neues aus aller Welt — Aufgedeckte Rieſenbetrügereien. Im Kölner Carlswerr der Firma Velten u. Guilleaume wurde vor einiger Zeit das rätſelhafte Verſchwinden großer Kupferbeſtände feſtgeſtellt. Die von der Kriminalpolizei zugleich in Frank⸗ furt und Köln aufgenommenen Ermittelungen führten zu⸗ nächſt zur Verhaftung von zehn Perſonen, darunter auch Fir⸗ meninhaber von hier und auswärts. Die Verhafteten geſtan⸗ den, bereits ſeit anderthalb Jahren ſyſtematiſch Schiebungen vorgenommen zu haben, durch die das Carlswerk ſchätzungs⸗ weiſe um mindeſtens 600000 J geſchädigt worden iſt. Die Betrügereien wurden in ausgeklügelter Weiſe vorgenommen. Die von verſchiedenen Großfirmen täglich gelieferten Bahn⸗ wagen mit Aſchenreſten aus Gießereien dienten dem Carks⸗ werk zur Gewinnung von Kupfer durch Schmelzverfahren. Der jeweilige Kupfergehalt der einzelnen Wagenladungen wurde errechnet und bezahlt nach dem Ergebnis der chemiſchen Analyſe dreier aus der Ladung entnommenen Proben. Zur Abnahme dieſer Proben war ein gewiſſer Witfeld als Ver⸗ trauensmann der Lieferanten beſtellt Im Einverſtändnis mit ſeinen Auftraggebern verſtand es Witfeld, jeweils da die Probe zu ziehen, wo verabredungsgemäß die angelieferte Maſſe entſprechend„geſalzen“ mit Kupferſpänen reichlich durchmengt war, während der größte Teil der alsbald zum Hochofen gebrachten Lieferung nur aus wertloſem Müll be⸗ ſtand. In den letzten anderthalb Jahren wurden dem Carls⸗ werk etwa 3000 Tonnen nur Abfälle geliefert, die ſtatt der er⸗ rechneten 800 Tonnen Kupfer höchſtens 300 Tonnen reinen Kupfer brachten. Das macht bei einem Tonnenpreis von 1200 für Kupfer einen Betrag von mindeſtens 600 000 aus. Von Werksangeſtellten hat ſich niemand an dem Rieſen⸗ betrug beteiligt. Auf das verfügbare Vermögen der an dem Schwindel beteiligten Perſonen wurde Arreſt gelegt. —, Schwere Unwetter in der Schweiz. Auch aus der⸗ Schweiz liegen jetzt Meldungen vor, die von ſchweren Un⸗ wettern mit bedeutendem Sach⸗ und Kulturſchaden berichten. So ſetzte am Dienstag nachmittag im oberen Baſelgebiet als Folge der ſtarken Gewitterregen eine Stromunter⸗ brechung in der elektriſchen Fahrleitung der Bundes⸗ bahnen ein Ueber die ſtromloſe Strecke wurden die Züge bis zur Behebung des Schadens mit einer Dampflokomotive gezogen.— Ueber Flur und Umgebung hauſte ein Sturm von niegeſehener Gewalt. Hagelſchloßen fielen etwa 20 Minuten lang in der Größe von Enteneiern nieder, alles vernichtend. Zahlloſe Fenſterſcheiben wurden zerſchlagen. Das dem Thuner Bahnhof gegenüberliegende Schulhaus zeigte kein ganzes Fenſter mehr auf der Frontſeite. Wieſen und Felder waren teils von Hagelkörnern weiß bedeckt, teils in Seen ver⸗ wandelt. In verſchiedenen Orten ſteht manches Haus halb abgedeckt. Die Telephonleitungen ſind teilweiſe zerſtört. Ver⸗ ſchiedentlich erlitt die Bahnlinie Bern—Luzern eine Unter⸗ brechung, ſodaß der Verkehr mit Luzern unmöglich war. In der Nähe von Veytaux wurden die Bundesbahnen mit Trüm⸗ mern und Schlamm überdeckt, die die reißenden Wildbäche mit ſich führten. Die Züge Lauſanne—Simplon Mafland mußten über Bern—“Lötſchberg geleitet werden. Der angerichtete Schaden an Sachwerten und e iſt bedeutend. —. Flugzeugabſturz. Sonntag abend ſtürzte ein en liſches Militärflugzeug, das mittags in London zum Fiuge—5 Indien geſtartet war, bei Aſchach in die Donau. Zwei Flie⸗ ger wurden verletzt und das Flugzeug ſtark beſchädigt. 5 Waſſerſtandsbesbachtungen im Monat Zull Auguft Rhein-Pegel 129, 3⁰ i0 2, 3. 45 55 Neckar-Pegel 29, 30, 2,[3, . Schuſterinſel 2,55 2,85.552,83 2,672.57 Mannheim.134.15.03 42807 65 Kehl 3,50. 3,62 3,55 3,67 3,0 3,74 Jagſtfeld 0,800 7 —.—.16.35.29 5,28 5,865-62 eeeee! Mannheim.204,28, 4,43 4,39.37 4,72 Taub.94.84 2,96 2,95.94.88 Köln 2,822,71.65 2,72.67 2,61 Waſſerwärme des Rheins 19,0 —— Herausgeber, Drucker und Verleger. Druckerei Dr. Haas Neue Mannbeimer Zeitung G. m. b.., Mannheim E 6 2 Direktion: Ferdinand Heyme. Chefredakteur: Kurt Fiſcher(beurlaudt). Verantwtl. Redakteure: Für Politit: H..Meißner Feuilleton: Dr. S. Kayſer.— Kommungl⸗Politik u. Lokales: Richard Schönfelder— Sport und Neues aus aller Welt: Willn Müller— Handelsteil: Kurt Ehmer— Gericht und allee Uebrige: i..: Richard Schönfelder— Anzeigen: Dr. E. Stötzner Amerikaniſche Induſtrie- und Handelsſpionag Von Dr. F. Niemeyer, Barmen Es iſt in den letzten Jahren wiederholt Klage darüber 87 worden, daß ſich das Zolldepartement der Vereinigten Staaten von Nordamerika in den nach den U. S. A. expor⸗ tterenden europäiſchen Ländern Uebergriffe zuſchulden kom⸗ men läßt. Amerikaniſche Zollagenten ſcheuten ſich nicht, einzelnen nach den Vereinigten Staaten ausführenden Firmen Europas amtliche Beſuche abzuſtatten, mit der Abſicht, ſich an Ort und Stelle über alles„für die Verzollung“ Wiſſenswerte zu unterrichten. Die Schweiz hat bereits vor längerer Zeit einen energiſchen Proteſt gegen dieſe Vorgänge erhoben und die„zollamtlichen Unterſuchungen“ in ihren Grenzen unterſagt. Soviel uns bekannt iſt, hat ſich Frankreich dieſem Vorgehen angeſchloſſen. In Deutſchland iſt von einer amtlichen Stellungnahme nichts bekannt geworden. Das amerikaniſche Zollgeſetz erteilt bekanntlich in ſeinen Abſchnitten 508 nd 509 der Zollbehörde das Recht, ſich über eingeführte Waren detaillierte Aus⸗ E u uf te zu verſchaffen, um dadurch die Innehaltung der zoll⸗ amtlichen Vorſchriften zu überwachen. Offenbar wird dieſes Recht praktiſch in einer Art ausgenutzt, die über die reinen Intereſſen der Zollbehandlung weit hinausſchießt. Man be⸗ ſchränkt ſich nicht auf die Prüfung der Zolldeklaration und der Ware bei den einzelnen Sendungen, ſondern— und hier beginnt das Gefährliche dieſer ſogenannten„Zollkontrolle“— man ſchickt entweder ſeine Agenten direkt in die ausländiſchen Produktionsbetriebe hinein oder verlaungt von dem Importeur die Ausfüllung eines umfangreichen Fragebogens. Für die Teppicheinfuhr hat die New Norker Zollbehörde nach einer Meldung der Induſtrie⸗ und Handelszeitung bereits ent⸗ ſprechende Schritte unternommen. Auf dieſen Fragebogen läßt man ſich eidlich beglaubigte Auskünfte über den Charak⸗ ter der Ware, den Lieferanten, deſſen Verhältnis zum ameri⸗ kaniſchen Abnehmer, die Herſtellungsunkoſten, den Marktwert, die Finanzierung des Geſchäfts, den Skonto ete. geben. Ebenſo verlangt man die Vorlegung aller auf die Sendung bezüglichen Korreſpondenzen, Abſchlüſſe, Originalrechnungen und ſonſtige Dokumente. Der New Norker Korreſpondent der J. u. H. meldet, daß die Abſicht beſtehe,„derartige Frage⸗ bogen nach und nach von allen Zweigen des Import⸗ handels einzufordern. Einzelnen Firmen der Textilbranche ſollen entſprechende Aufforderungen ſchon zugegangen ſein.“ Man ſieht wie die Vereinigten Staaten ihre wirtſchaftliche Vormachtſtellung, die ſie durch den Krieg und nach dem Kriege errungen haben auszubeuten verſtehen. Es liegt offen auf der Hand, daß es ihnen bei dieſen Methoden weniger darauf ankommt, ihre Zollkaſſen zu füllen oder auch nur die ſtrenge Durchführung der zollamtlichen Vorſchriften zu überwachen. Nein, der Zweck des ganzen Verfahrens läßt an Eindeutigkeit nichts zu wünſchen übrig. So ſehr die amerikaniſche Induſtrie in ihrer ſpezifiſch amerikaniſchen Organiſation(Fließarbeit, Maſſenherſtellung ete.] in vieler Hinſicht der europäiſchen Induſtrie überlegen iſt, ſo wenig reicht ſie an die abendländiſche Induſtrie heran, wenn Spezialaufgaben zur Befriedigung indi⸗ vidueller Bedürfniſſe zu erfüllen ſind. Ein paar Sätze mögen das Weſen dieſer unterſchiedlichen Fertigungsmethoden beleuchten. Zunächſt der Hin⸗ weis, daß das an Rohſtoffen reiche, an Fachkräften arme, in der Weite und Aufnahmefähigkeit ſeiner Märkte überragende und in der verhältnismäßig ſtark homogenen Zuſammen⸗ ſetzung, daher kulturellen Nivellierung ſeiner Bevölkerung leicht zu befriedigende Amerika faſt ſchickſalhaft auf Maſſenproduktion gedrängt wurde, während das Abendland ſich von jeher durch einen ausgeprägten Individualismus auszeichnete, der in der Waren⸗ herſtellung noch beſonders genährt wurde durch ein reichliches — heute mehr und mehr abebbendes— Angebot von hand⸗ werklich geſchulten Kräften. Der Mangel an Rohſtoffen war in einer ganzen Anzahl Länder weiter ein treibendes Moment, in erſter Linie ſolche Waren zu fertigen und aus⸗ zuführen, die durch ein hohes Maß von Verfeine⸗ rüngsarbeit die notwendigen Rohſtoffeinfuhren bezahlt Amerſka kontrolliert die Wellmarktpreiſe Prof. B. Ohlin veröffentlicht in der Zeitſchrift„Index“, dem Or⸗ gan der Svenſta Handelsbanken Stockholm, einen Aufſehen erregenden Artikel. Auf Grund einer eingehenden Unterſuchung über die zu⸗ künftige Weltmarktpreisentwicklung gelangt der ſchwediſche Gelehrte zu der Folgerung, daß die Kontrolle über die Entwicklung des Weltpreisuiveaus gänzlich in die Hände des Jederal Reſerve Boards und ſeiner Direktoren über⸗ gegangen iſt. Nach Prof. Ohlins Anſicht würde die Folge, daß der Board eine liberale Kreditpolitik einſchlägt jeweils die einer Er⸗ höhung des merikaniſchen Preisniveaus ſein, mit anderen Worten, das überflüſſige Gold Amerikas würde nach den anderen Ländern abfließen. Dort würde es eine Kreditausdehnung und allmählich eine Erhöhung des Preisniveaus auf der ganzen Linie gleichfalls verurſachen. Andererſeits ſollen, wenn man in den Vereinigten Staaten zu der Ueberzeugung gelangt, daß eine Herabſetzung der Preiſe ratſam iſt, andere Länder gezwungen ſein, infolge der Neuverteilung der Goldvorräte dem Beiſpiel Folge leiſten. Bei Nichtanpaſ⸗ ſung wäre ihr Preisnivean zu hoch, ihre Zahlungsbilanz würde ungünſtig werden und ihr Gold würde in die Gewölbe der Federal Reſerve Board fließen, obwohl bereits dieſe Banken über die Hälfte des Geſamtweltrorrats augenblicklich verfügten. Dies könnten die europäiſchen Zentralbanken nicht verautworten, da es ihnen die Notendeckung nicht geſtatte. Sie wären Infolgedeſſen gezwungen, Krediteinſchränkungen vorzunehmen, wodurch das Preis⸗ niveau in Europa ſchnell zurückgehen würde. Sämtliche Länder der Welt ſeien ſomit gezwungen ihr Preisniveau auf ungefähr derſelben Linie, wie die amerikaniſche vaiieren zu laſſen. Zum Schluß weiſt Prof. Ohlin darauf hin, daß der urſprüngliche Wechſel der inter⸗ nationalen Goldbewegung ſtets auf einem ſolchen im amerikaniſchen Preisniveau beruht. * Vorſtandswahl zum Pfälziſchen Induſtriellenverband. Bei der am 2. Aug. erfolgten Könſtituierung des Vorſtandes des Verbandes Pfälziſcher Induſtrieller wurden gewählt: Zum Vorſitzenden Geh. Kom.⸗Rat Dr. h. e. Artmann⸗ Ludwigshafen a. Rh.; zum 1. ſtellv. Vorſ. Geh. Kom.⸗Rat Dr. h. e. Klein⸗Frankenthal, zum 2. ſtellv. Vorſ. Kom.⸗Rat Philipp Helfferich⸗Neuſtadt a. d..; zum 3. ſtellv. Vorſ. Tuchfabrikant Dr. Hermann Oehlert⸗Neuſtadt a. d..; zum Schatzmeiſter Kom.⸗Rat Dr. Schiffer⸗Grünſtadt, zum ſtellv. Schatzmeiſter Kom.⸗Rat Auguſt Heß⸗Speyer a. Rh. — Oberſtein⸗Idarer Elektrizitäts⸗A.⸗G. in Idar. Die .⸗B. der Oberſtein⸗Idarer Elektrizitäts⸗A.⸗G. genehmigte die Bilanz auf 31. Dez. 1926, die in Aktiva und Paſſiva mit 5 460 769/ abſchließt. er Reingewinn beträgt 140 143; es gelangt eine Dividende von 4 v. H. zur Aus⸗ ſchüttung. Betriebsanlagen ſtehen u. a. mit 5021 671 ¼, machten. Daß wir heute in vieler Hinſicht— vor allem, ſo⸗ weit es ſich um alltäglichen Maſſenkonſum handelt— den amerikaniſchen Fertigungsmethoden folgen müſſen, iſt nicht zu bezweifeln. Aber ebenſo offenbar iſt es, daß ſich die ameri⸗ kaniſche Induſtrie durch die überlegene europäiſche Qualitäts⸗ fabrikation, das heißt durch die Art der Rohſtoffverfeinerung, auf ihren eigenen und auf fremden Märkten beengt fühlt. Die zunehmenden Einkäufe amerikaniſcher Handelshäuſer in Deutſchland ſind ein ſprechendes Symptom. Die deutſche Textilausfuhr nach den Vereinigten Staaten(ugl. die ein⸗ gangs zitierte Meldungl) baſtert faſt lediglich auf den Beſon⸗ derheiten der Qualitätsprodukte, die ſich gegen die amerika⸗ niſchen Erzeugniſſe ihren Markt ſchaffen. Hier liegt der Angelpunkt, um den ſich das Intereſſe der amerikaniſchen Zollbehörde bei der kleinlichen Prüfung der mit der Zoll⸗ behandlung kaum oder garnicht im Zuſammenhang ſtehenden kommerziellen und fabrikatoriſchen Fragen dreht. Die Induſtrie des Landes fordert es ſo und will ihren Nutzen daraus ziehen. Es handelt ſich in der Tat um nichts anderes, als um ein ausgeklügeltes und durch kautſchukartige Geſetzesbeſtim⸗ mungen ſanktioniertes Verfahren, das den Zweck hat, ent⸗ weder die ausländiſchen Exporteure kopfſchen zu machen und damit den Import fremder Waren zu hemmen oder in die ganzen Herſtellungs⸗, Finanzierungs⸗, Abſatz⸗ Rentabilitäts⸗ und Konkurrenzverhältniſſe der ausländi⸗ ſchen Unternehmungen Einblicke zu tun, die der eigenen Wettbewerbsſtellung zugute kommen. So unklug ſolche Methoden gerade vonſeiten des Großgläubigerlandes Amerika erſcheinen, in dem ſich vorzüglich im verfloſſenen Jahr eine ganze Anzahl gewichtiger Stimmen für eine Locke⸗ rung der Einfuhrhemmniſſe ausgeſprochen haben— der Gold⸗ überfluß muß eben proſperierende Anlagen ſuchen, deren Erzeugniſſe auch einem perſönlichen Geſchmack entgegen⸗ kommen und die ſich der Konkurrenz der ausländiſchen Ver⸗ feinerungsinduſtrien gewachſen zeigen. Das Mittel dazu iſt eine Handels⸗ und Induſtrieſpionage großen Stils; die„harmloſe“ Zollüberwachung eröffnet die Möglichkeiten zur Anwendung dieſes probaten Mittels. Oder was bezweckt man anderes mit der eidlichen Beglaubigung der Herſtellungs⸗ unkoſten, des Marktwertes, der Finanzierung, der Skontie⸗ rung, mit der Vorlegung der Korreſpondenzen im Zuſammen⸗ hang mit der Warenprüfung? Man muß ſchon ſehr kurz⸗ ſichtig oder gutgläubig ſein, um die wahren Buſineß⸗Intereſſen der Yankees zu verkennen. Wenn die amerikaniſchen Zollbehörden tatſächlich ihre „Unterſuchungen“ auf alle Zweige des Importhandels aus⸗ dehnen ſollten, ſo läßt ſich die praktiſche Wirkung dieſer Maßnahmen vorausſehen: Entweder bedanken ſich die europäiſchen Lieferanten für die Offenlegung ihrer Geſchäftsgeheimniſſe, um ſich wenigſtens auf anderen Märkten die Abſatzmöglichkeiten zu erhalten, oder ſie bezahlen ihre Unterwerfung unter dieſes eigenartige Zollſyſtem mit der zunehmenden Schwächung ihrer Konkurrenzſtellung. Der günſtigere Fall wäre vom reinen Wettbewerbsſtand⸗ punkt der Verzicht auf weitere Belieferung Unter dem Geſichtspunkte der Weltverſchuldung bedeutet jedoch ein ſolcher Zuſtand die gänzliche Unmöglichkeit, jemals wieder zu einem geſunden weltwirtſchaftlichen Ausgleich zu gelangen. Wie ſich die Dinge nun auch entwickeln mögen, es iſt für die nach den Vereinigten Staaten exportierenden Induſtrien eine Pflicht der Selbſterhaltung, die praktiſche Handhabung der amerikaniſchen Einfuhrkontrolle genau zu verfolgen, da⸗ mit allen etwa auftretenden Auswüchſen in einer Form be⸗ gegnet werden kann, die keinen Zweifel darüber aufkommen läßt, daß interne und geheime Betriebsfragen der amerika⸗ niſchen Neugier nicht zugänglich ſind. Die offenbar in erſter Linie betroffenen Textil⸗Exportbranchen mögen ſich in ihren Wirtſchaftsvertretungen über die Gefahren klar werden, die ihnen künftig beim Export nach den Vereinigten Staaten erwachſen können. Eine Erkämpfung der Einfuhr auf Koſten der Weltgeltung unſerer Verfeinerungsinduſtrie iſt ein Pyrrhus⸗Sieg, den wir uns nicht leiſten können. Grundſtücke und Gebäude mit 48 200, Waren mit 111 739 l, Außenſtände und Anzahlungen mit 175 765 /, Barmittel mit 66 393 zu Buch. Bei einem.K. von 3 300 000%/ und Schuldverſchreibungen von 123 190 ¼ erhält die geſetzliche Rücklage 55000, an Rückſtellungen für Betriebsanlagen werden 1175 000% ausgewieſen. Es wurde zur Kenntnis gebracht, daß das R. W. E. bereit iſt, die Aktien der Privataktionäre zu gleichen Bedingungen zu er⸗ werben, wie ſolche die Städte Oberſtein und Idar bereits angenommen haben, wobei die Oberſtein⸗Idarer Elektrizi⸗ täts⸗A.⸗G. als Vermittler tätig iſt. * Aquila AG. für Handels⸗ u. Induſtrieunternehmungen, Frankfurt a. M. Der Abſchluß, der die Aufnahme der Dividendenzahlung zuläßt, zeigt einen Reingewinn von 462 399(85 334) /, woraus 6 v. H. Dividende verteilt wer⸗ den. Das günſtige Ergebnis dürfte teilweiſe durch die im Vorjahre erfolgte Abſtoßung des Paketes von Aktien der Sächſiſchen Gußſtahlwerke Döhlen veranlaßt ſein. Von den Beteiligungen hat das Eiſenhüttenwerk Thale AG ebenfalls die Dividendenzahlung mit 4 v. H. aufgenommen. Bei dreien der Beteiligungen mußte bekanntlich eine Sanierung durch⸗ geführt werden, nämlich bei der Bahnbedarf AG. und der Dampfkeſſelfabrik vorm. Arthur Rodberg AG., Darmſtadt, die hiernach beide mit der Aquila fuſioniert wurden, ſowie der Stahlwerk Mannheim AG. Die nunmehrige Abteilung Bahn⸗ bedarf arbeite zufriedenſtellend. Die Geſchäftslage bei der Stahlwerke Mannheim AG. ſei ſo, daß eine ent⸗ ſprechende Verzinſung des umgeſtellten Ak. in Ausſicht geſtellt werden könne. Von den aus⸗ ländiſchen Beteiligungen wird lediglich bemerkt, daß die Forjas de Alcala S. A. in Alcala de Henares mit Aufträgen für längere Zeit verſehen ſei und die Societe'Exploitation 35 de Mines Coloniales, Paris, ihre Aufſchlußarbeiten weiter fortgeſetzt habe. Ueber eine günſtige Entwicklung laſſe ſich noch nichts Abſchließendes ſagen. Die Bilanz verzeichnet bei 6 Mill. AK. Kreditoren mit 8,65(8,28) Mill.%, Debitoren mit 8,79(6,96) Mill., Effekten und Beteiligungen mit 6,58 (7,92) Mill./— eine nähere Erläuterung dieſes Poſtens wäre beſonders erwünſcht geweſen, angeſichts der eingetretenen Ver⸗ änderungen—, Immobilien kaum verändert mit 0,25 Mill., Wechſel 0,16(0,02) Mill. /. Nener Proteſt in der Hammerſen⸗Verſammlung. Die Verwaltungsgruppe verfügte in der HV. vom Donnerstag neben den 5 Mill. /¼ mit 25 v. H. eingezahlten Verwertungs⸗ aktien und außer den 800 000% mehrſtimmigen WA. über rund 7,8 Mill. J freie Aktien gegen 6,68 Mill. in der letzten Maiverſammlung Dagegen verfügte die Dierig⸗Gruppe nur noch über 6,53 gegen zuletzt 7,15 Mill.—. In der Verſamm⸗ Uung ergab ſich, daß das kürsliche Verwaltungskommu⸗ Schiffsverkehr in den Mannheimer Häfen In der Zeit vom 23. bis 28. Jult 1927 ſind au geko m men talwärts: 6 leere Schleppkähne und 32 beladene mit 7181 Tonnen, bergwärts: 1 leerer Dampfer und 19 beladene mit 4156 Tonnen, 8 leere Schleppkähne und 92 beladene mit 58 675 Tonnen.— A ba gefahren ſind talwärts: 2 leere Dampfer und 24 beladene mit 1750 Tonnen, 43 leere Schleppkähne und 30 beladene mit 9039 Tonnen, bergwärts: 5 beladene Dampfer mit 250 Tonnen, A1 leere Schlepp⸗ kähne und 7 beladene mit 1729 Tonnen.— Auf dem Neckar ſind talwärts: angekommen: 17 beladene Schleppkähne mit 2220 Tonnen, bergwärts abgefahren ſind: 3 leere Schleppkähne und 16 beladene mit 1364 Tonnen.— In der Zeit vom 2. JInlibis W. In kli 1927 weiſt der Schiffs⸗ verkehr folgende Ziffern auf: Angekommen ſind talwärtsz 10 leere Dampfer, 30 leere Schleppkähne und 114 beladene mit 19 617 Tonnen, bergwärts: 1 leerer Dampfer und 93 beladene mit 13 344 Tonnen, 34 leere Schleppkähne und 412 beladene mit 250 911 Tom⸗ nen. Abgefahren ſind talwärts: 4 keere Dampfer und 91 de⸗ ladene mit 5636 Tonnen, 192 leere Schleppkähne und 152 beladene mit 49 459 Tonnen, bergwärts: 11 beladene Dampfer mit 667 Tonnen, 119 leere Schleppkähne und 60 beladene mit 10 789 Tonnen. Auf dem Neckar ſind talwärts angekommen: 1 Motorboot mit 0 30 Tonnen, 1 leerer Schleppkahn und 80 beladene mit 11 131 Tonnen, bergwärts abgefahren ſind 1 leeres Motorboot und 10 leere Schleppkähnen und 87 beladene mit 7618 Tonnen. Der Geſamtverkehr ſtellt ſich wie folgt: Dampfenz 15 leere und 195 beladene mit 19 647 Tonnen.— Schleppkähnet 375 leere und 195 beladene mit 19647 Tonnen.— Auf dem Neckar: 1 leeres Motorboot und 1 beladenes mit 30 Tonnen und 11 leere Schlepppkähne und 167 beladene mit 18 749 Tonnen. niqué über die Rückgabe der 5 Mill.& Verwertungsaktien an den urſprünglichen Aktienzeichner nicht alle Seiten dieſes Geſchäfts enthielt. Die Verwaltungsmitglieder, die urſprüng⸗ lich dieſe Aktien übernommen hatten, haben nämlich nunmehr von der Hammerſen AG. bzw. ihrer Tochtergeſellſchaft, der Deutſchen Baumwoll Ac., diejenigen alten Hammer⸗ ſen⸗Aktien zurückbekommen, die ſie ſeinerzeit verkaufen muß⸗ ten, um die neuen Hammerſen⸗Aktien zu übernehmen. Man erfuhr alſo, daß im Gegenſatz zu früheren Schilderungen, die Hammerſen⸗Gruppe bei der Kapitalerhöhung keinerlei neue Mittel hereinbekommen hat, da ſie im gleichen Ausmaße, wie ſie Einzahlungen auf neue Aktien erhielt, den Uebernehmern der neuen Aktien alte Hammerſen⸗Aktien abkaufte. Die ganze Transaktion hatte alſo noch mehr, als man bisher wußte, Schutzcharakter und brachte der Geſellſchaft keinerlei Mittel. Bei der jetzigen Rückgängigmachung des Geſchäfts erzielt auch die Geſellſchaft dementſprechend keinerlei Nutzen. Ein Antrag der Oppoſition, dieſe Geſchäfte nochmals durch eine Reviſion nachprüfen zu laſſen, wurde unter Proteſt mit 12,82 gegen 6,52 Mill. Aktien abgelehnt. In etwa gleichem Verhältnis wurde ebenfalls unter Proteſt nunmehr die Bilanz genehmigt, nachdem die Verwaltung einige Einzelheiten gegeben hatte. Vorſtand und AR. wurde, ſoweit er ſich aus 1 Vertretern der jetzigen Verwaltungsgruppe zuſammenſetzt, unter Proteſt der Onnoſition Entlaſtung erteilt, da⸗ gegen wurde, ebenfalls unter Proteſt, den drei Vertretern der Dierig⸗Gruppe Gottfried Dierig, Wolfgang Dierig und Mit⸗ telſtaedt die Entlaſtung verweigert. Der oppoſitio⸗ nelle Antrag, die Verwaltung möge eine Klage wegen Nichtig⸗ keit der 5 Mill./ neuen Aktien einreichen, wurde zurück⸗ gezogen, nachdem für dieſe Aktien durch die obige Verwal⸗ tungserklärung eine neue Sitnation entſtanden iſt. Der An⸗ trag auf Beſtellung von Reviſoren zur Prüfung der Beziehungen zur Deutſchen Baumwoll AG. wurde unter Proteſt abgelehnt. Fuſion Kahlbaum—Kantorowicz. Die ſeit einiger Zeit zwiſchen der Hartwig Kantorowicz und der C. A. F. Kahlbaum.⸗G. ſchwebenden Fuſfionsverhandlungen ſind nunmehr zum Abſchluß gelangt. Die C. A. F. Kahlbaum über⸗ nimmt die Hartwig Kantorowicz. Sie erhöht zu dieſem Zweck ihr Kavital auf 7 500 000 Mk. und ändert ihre Firma in Hart⸗ wig Kantorowic—C. A. F. Kahlbaum.⸗G. Der Vorſtand der Geſellſchaft wird durch die beiden bisherigen Vorſtandsmitglieder der Kantorowiez.⸗G. erweitert. Die Verſchmelzung der beiden Unternehmungen erfolgt zur Er⸗ zielung größerer Wirtſchaftlichkeit in der Verwaltung und Be⸗ triebsführung. Von der Verwaltung der Hartwig Kantoro⸗ wiez.⸗G. wird mitgeteilt, daß das am 30. Inni d. FJ. ab⸗ gelaufene Geſchäftsjahr bei weſentlich erhöhten Umſätzen ein günſtiges Ergebnis gebracht hat. Deviſenmarkt London international ſeſt Das engliſche Pfund liegt international feſt gegen Dollar 4,8590 nach 4,8580, infolge der relativ hohen Verzinſungs⸗ möglichkeit in London. Oslo gegen Dollar gebeſſert. 2584 nach 2583, Spanien dagegen ſchwächer gegen London 28.59 nach — 1 Schweiz und Holland unverändert. Heute vormittag notierten: London-Paris J124,0 24, 98 Maild.-Schd⸗ J 28.24 28.2elAond.-StockhJ 18.1e 18.18 Lond.-BrüſſeI 34.9 34, Holland-Schw 207.90207.06 and.⸗Madrid 28 86 28.88 Lond.⸗Maild. 89,30 89,27 Kabel Holland.495 2,19 f Mailand-Paris 128.90139,03 Kabel Schweig.188.197 Lond.-Holland 12,12 12,12JBrüſſel-Paris 335,20988,20 Lond.-Schweig 25,20 25,25 London-Oslo. 16,80 19.80 Holland-Paris 10,23 10,23 Baris-Schweiz 20.32 20,1] Lond.-Kopenh.] 18.14] 18.18][Kabel London.85.4.85. In.⸗Mk. laſſen ſich kalgende Kurſe feſtſtellen. London.. 20,41f 20,4 Pragg 12,45 12,47J Madrid. 71.48J 710 Paris.. 16,45 16.45 Osto 109.55/108,30 Argentinien 1,784 1,788 Zürich.. 1,00 81,00 Kopenhagen. 12.50112,50 Japan. 196 19.00 Malland.. 22.85 22,67 Stockbol m. 112,60112.60 New-⸗Hork„.202 4, Holland.„. 168.480168.40 Brüſſel 58.48 58,45 Mannheimer Produktenbörſe Die Kurſe verſtehen ſich per 100 Kilo netto waggonfrei Mannheim mit Sack. zahlbar in RM. Aulice Preisnotierungen vom 4. Auguſt 1927. 985 Weizen inlneuer 28.—⸗28.25 Hafer ausländ. 22.50-24.—] Wieſenheu loſe.—.60 „ ausl. 30.25⸗82.50 Mais gelbes m. Sack 19.25-19.50 Nottleeheu 5 Roggen inl. neuer2.—,—'meßl. Spez,0 Sp. 39 50—.— Luz.⸗Kleeh. loſe 11.—19.— —.—.— „ ausl. 24.50-25.— Weizenbrotm m. S. 31.50.—.—„ neues.20- 400 Brau⸗Gerſte(inl⸗ Roggenmehl mit S. 34.75-96,— Preß ⸗Stroh.40- 4. ausl.).——[Weizentleie m. Sack 13.——.— Gebund. Stroh.40..00 1 28.—-24,.— Trackentreber 15.50-16 25 Naps mit Sack 36.—37.— ofer inländ.—.——.— Rohmelaſſe—.—.— lKleeſamen—.— Berliner Metallbörſe vom 4. Auguſt Preiſe in Feſtmark für 1 Kg. N 5 8. Elektrolytkupfer 127,50 127,50 Aluminium in 2 Raffinadekupfer—.——.— Barren 2,14.14 ö ei—.——.— inn ausl.—.——.— Rohzink Bb.⸗Pr.):——.—„2 üttenzinn—.——.— . Fr. Verk.)—.——— Nickel 9,40-3,50 8,40-8,50 Plattenzink 51,.—-52.— 51,—.52,.— Antimon 0,90-0,95 0,90-0,5 Aluminium.10 2,10 Silber für 1 Gr. 77.05-78.50 77,.—.78.UK— London, 4, Auguſl. Metallmartt(In Lſt. j. d. eng. t. v. 1018 Kg. 83 8. 4. J Blel 24,55 24.75 Kupfer Kaſſa 50,35 58,15 peſtſeleer 61,.— 61,— Fint 29.— 29.— do. 3 Monat 56,75 56,75] Nickel D—ueckſtb. p. Fi. 21/75 21,7 do. Elektrol. 65,50 62,75 Zinn Kaſſo 297,80 297,.— Regulus——.7 * Erhöhung der Kupferblechpreiſe. Die Verkaufsſtelle des Kupferblechſyndikates in Kaſſel hat den Grundpreis für Kupferblecherzeugniſſe von 173 auf 174%/ mit Wirkung vom 3. Auguſt d. Is. erhöht. Frachtenmarkt in Duisburg ·Mubrort vom 4. Audg. Die Nachfrage nach Kahnraum war an der heutigen Börſe ziemlich lebhaft. Die Frachten für Berg⸗ und Talreiſen blieben unverändert. S DNNBRIFHFIA HAK AKRARFRNTRSAT eeben denee eeeeeeSreKSSSNung den 8 „ e — den 8. Auguſt 1927 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 357 N N N aeen, N 8 85 8 N N 5 1 1 — 85. 8 1 95 N 90 mieſunt fSvom Pis ZufrIi Slecdritęsten SeIderistrUHPfOn ene Damenslrümpfe Herrerisochen Fmeiosemmengemoderner&frune 2 Uid wGAr-Darme e SSODderS beHMusckseI EinqergrumpfeSporksuZen SporISIrIIDDIE IfnrModerrEuſten fUrjoderl 23 22 UId. Ales Seinr Sed pre 51 11101 Agmammmnmmanan ſcghgamamaganenannng Strz Herren-Socten Damen- Strümpfe Damen- Strümpfe Baurwolle 2eber unte bee 48, Seidenflor prima Qualität, Doppel- Kunstseide Doppelsohle, Hoch- en sohle, Noche e„„ Paar 95 ferse ee und farbig. 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Juni 1927 werden die We 5 Bau⸗ und Straßenfluchten zwiſchen Kron⸗ prinzen⸗, Käfertaler⸗, Garniſon⸗ und Ne⸗ beniusſtraße in Mannheim nach Maßgabe 5 125 vorgelegten Planes für feſtgeſtellt 1 lärt. Die Einſicht des Ortsſtraßenplanes iſt je⸗ dermann während der üblichen Dienſt⸗ ſtunden im Rathaus N 1— 3. Stock Zimmer Nr. 140— gebührenfrei geſtattet. 3 Mannheim, den 30. Juli 1927 Badiſches Bezirksamt Abt. II. Tudes-Anzeige Am 3. August verschied in Innsbruck nach kurzem, schweren Leiden unser innigst geliebtes Kind, Schwester, Schwägerin, Tante und Nichte Aenne Ammann im Alter von 23 jJahren Frickenhausen, den 5. August 1927 Familie Adam Ammann Familie ch. Bacher Die Beerdigung findet am Montag, den 8. August, nachmittags%2 von der Leichenhalle in Mannheim aus statt. Kondolenzbesuche dankend abgelehnt. 4921 Statt besonderer Anzeige. Am 2. August starb nach schwerer Kranheit mein lieber Mann, unser treuer Vater und Großvater Dr. med. Heinrich Werner. Im Namen der Hinterbliebenen: Elisabeth Werner Dr. Jtse Krall geb. Werner Amtsgerichtsrat Heinrich Krall. Die Beisetzung fand nach dem Willen des Verstorbenen in Heidelberg in aller Stille stat. 1826 Blumen und Besuche dankend abgelehnt. Denksagung Für die herzliche Anteilnahme an dem allzufrühen Dahinscheiden meiner lieben Gattin, sowie für die trostreichen Worte des Herrn Vikar Seibert, die zahlreichen Kranz- spenden und den erhebenden Gesang meiner lieben Freunde, sage ich auf diesem Wege Allen meinen herzlichsten Dank. 4915 im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Rarl Schaaf, Zugmeister Vermietungen 5 Söalerrdgn-Baume für Werkſtätten, Büro oder Lagerränme nebſt einem großen Kontor, im erſten Stock per 1. Oktober zu vermieten. 781⁴ fieid T S, 24, 2. Stock rechts. eldeberai Senr smöne laget Beſchlagnahmefrei! 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Fjrida ee 75 ü 3 Kaffee- und Teevertrieh U˙ Indiangrschlacht ertererstenen nae g Faanten, 5 10 ga fe Ion Salta en il«“ 5 e Ei achti Sch 110 eeeee I Me es weint und ladit 9 1 durch 10 Resertenearfahren. voller—— 0 73 Film von der schönen blauen Donau in 8 Akten. Außer dem „Agonie“ Chem„„ üblüichen Beiprogramm auch das beliebte Orgel-solo Frohsinn en Haunheim, Lange Röfter 92. auf den Bergen, Original Oberländler von Oskar Fetras). 4 Vextreterbesnch kostenlos. 1 eee 5 Anfang 5 Uhr, Sonntags 4 Uhr, letzte Vorstellung.30. eeeeeeeeeee 180 aAb Dienstag spielt Harry Liedtlke in dem Film: 113 Wiedererumnung Internem Der Feldherrenhüügel 1 8 Narkgrafler Hof, Langstrafßle 6—— nalisch!— mit Olga Tschechowa, Hans Junkermann und Roda- Roda Tel. 2714 Fremdenzimmer Tel. 23714 85 22 95 20 ige B. er verehrl. Einwohnerschaft, allen Freunden und 85 588 Aangenehm kKkuhler und lufniger naum. r. 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