Bezugspreiſe In Mannheim u. Um ii spreiſe: Amgebung frei ins Haus —5 durch die Poſt monatlich.⸗M. 2,80 ohne Beſtellgeld. etevtl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ forderung vorbehalten. Poſtſchecktonto 17590 Karlsruhe. (aferecchaftsſtelte E6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle R 1, 4·6, 8 aſſermannhaus). Geſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhofſtr.6, chwetzingerſtr. 19/20 u. Meerfeldſtraße 11. Wbreſſe⸗ deee 22 Betlagen: Sport und Spiel: Aus Selt ünd Leben e ens dd e ee 2——————— —— NrBCR MN eai Tfnsci N ANreinr 805 ere* Steinhagel gegen die Polizei 5 Am Satco und Vanzetti 91 Genf, 23. Aug.(Von unſerem Schweizer Vertreter.) Am geſtrigen Montag abend fanden in Genf ſchwere Aus⸗ alſchreitungen ſtatt, in deſſen Verlauf das Völkerbundsgebäude ſbeſchädigt wurde. Einer der Demonſtranten gegen die Hin⸗ birichtung von Sacco und Vanzetti wurde getötet. 4 Die Kommuniſten und Anarchiſten von Geuf hatten auf WMontag abend zu einer gewaltigen Kundgebung aufgerufen, aldie in der Nähe des amerikaniſchen Konſulats im Palais AlPlain ſtattfand. Das Konſulat war von der Genfer Polizei ſehr ſtark bewacht. Trotzdem drängte nach der Verſammlung adie Menge vor das Konſulat und unter den Rufen, die Hamerikaniſche Regierung ſei eine Geſellſchaft von Mördern, die Polizei mit Steinen beworfen. Als der .Steinhagel immer ſtärker wurde, gingen die Poliziſten ener⸗ waiſch gegen die Menge vor. Es wurden 5 Verhaftungen vor⸗ ncnommen, darunter die eines Stadtrates. Endlich einigte man ſich dahin, daß die Demonſtration ſofort abgebrochen werden ſollte, 10 115 rifen eeeeeeeee uchen auf die Nachricht. von der Hinrie f. e e ee Eine Volksmenge en und ber ese Kinos und Hotels mit Steinen, ſo n er der Fenſter zum größten Teil zertrümmert 85 en. In der Nähe des Bahnhofes Cornavin wurde von in Unbekannten ein Schuß abgegeben, dem einer der Hee onſtranten zum Opfer fiel. Darauf zogen die vor einen Polizeipoſten, der belagert und deſſen er durch Steinwürfe zertrümmert wurden. Die Polizei je genötigt von der Feuerwaffe Gebrauch zu machen. mit 5 e nur blinde Schüſſe ab. Die Feuerwehr wurde Jie D otorſpritzen zu Hilfe gezogen. Es gelang ihr denn auch, emonſtranten auseinander zu treiben. Eine Menge von dor zum größten Teil jüngere Leut, begaben ſich 58 Völkerbundspalais, wo die ſämtlichen N Sells 5 ſcheiben des großen Verſammlungsſaales, in dem Intern ie Sitzungen des Rates ſtattfinden und wo heute die 5 5 Verkehrs⸗ und Tranſitkonferenz eröffnet wer⸗ et e, durch Stein würfe vollſtändig zertrüm⸗ Wertat Auch die Fenſterſcheiben der Bibliothek, die 5 81 Werke aus allen Ländern der Welt enthält, ſowie des Palais erlitten große Beſchädigungen. geſchägt chſchaden wird auf mehrere hunderttauſend Franken tkrauri Das Völkerbundsſekretariat befindet ſich in einem bwie 1585 Zuſtand. Beſonders in der Halle des Gebäudes, 148fe großen Verſammlungsſaal liegen haufen weiſe erbe und Steine. Der Sturm auf das Polizei udsgebäude dauerte nur ſehr kurze Zeit. Als die eintraf war die Menge bereits verſchwunden. ente iſt Geuf noch ſehr erregt und verurteilt das ö der Menge. Die Polizei hat von allen Seiten Ver⸗ är keſegt.n herangezogen und ſämtliche amtlichen Gebäude Veſer wie in Geuf kam es auch in Zürich und 55 zu Demonſtrationsverſammlungen. In war es notwendig, auf Laſtwagen Polizei herbeizu⸗ ee die Menſchenmenge vor dem Theater mit ſchieden m Säbel auseinander zu treiben. Es wurden ver⸗ Demane Verhaftungen vorgenommen. In Baſel löſte ſich die ation in voller Ruhe auf. Am Sattos und Banzettis letzte Stunden End becightee Hinrichtung der Anarchiſten wird noch ergän⸗ ie S et, daß noch um 9 Uhr abends die Gattin Saccos Gouverne chweſter Vanzettis in 2ſtündiger Unterredung den Na 0 15 Fuller baten, die Verurteilten zu begnadigen. Gefängnisöirerune ung, die erfolglos verlief, geſtattete der Verurtefkten ktor den beiden Frauen, noch einmal kurz die fangene⸗ 555 zu ſehen. Im Laufe des Tages hatten die Ge⸗ nommen. Tacs von ihren übrigen Verwandten Abſchied ge⸗ ynten alle des Drängens des katholiſchen Prieſters Alheiſten ſt den Beiſtand der Kirche ab. Sie wollten als teidiger Musben. Kurz vor der Hinrichtung machte der Ver⸗ zur Aufſchiebung den letzten Verſuch, den Gefängnisdirektor Tode dankt ung der Hinrichtung zu bewegen. Vor ihrem die im Gefä⸗ n die Verurteilten dem Gefängnisdirektor für 0 e e erwieſene freundliche Behandlung. 65 kam es zu großen Anſammlungen, Zuſam⸗ nn mente Berhaftungen. Die Nachricht 1 Ne 5 5 Jeitungen ſich 5 den auf den Straßen und zumal vor den Andeenden Haugtern be gtenſchen Fillchweigend und mit ern en Ehren⸗ der Toten. aufgenommen. Mannheimer Henera iiens A 1 Lihfrge as ann megesli d ö dgei in 1 eeee eeee en * 27 keitungen worauf auch die Verhafteten freigelaſſen wur⸗ daß talchitteen un angnenrsgize aannen un gnn 1 n uet Akun 9* E. 8 5f — 5 1 und das Völlerbundsgebäude Alarmbereitſchaft der Berliner Schutzpolizei L Berlin, 23. Auguſt.(Von unſerem Berliner Büro.) Die amerikaniſche Botſchaft am Wilhelmsplatz iſt auch heute von einem beſonders ſtarken Polizeiaufgebot umgeben. Für die Abendſtunden ſollen wiederum große Demonſtrationen von den Kommuniſten und dem roten Frontkämpferbund ge⸗ plant ſein. Die Schutzpolizei befindet ſich daher in Alarm⸗ bereitſchaft. Heute vormittag war auf dem Wilhelmsplatz alles ruhig. Die Genfer Verkehrskonferenz findet ſtatt Obwohl die Glasveranda des Völkerbundshauſes an der der Straße zugekehrten Seite vergangene nacht von der Menge zerſtört worden iſt, ſind die Aufräumungsarbeiten ſo gefördert worden, daß die 3. Verkehrs⸗ und Tranſit⸗ konferenz, deren Beginn für heute(Dienstag) vormittag 11 Uhr angeſetzt war, in der Glasveranda eröffnet werden konnte. Man hat die großen Läden, die zum Schutz der zer⸗ ſchlagenen Fenſterſcheiben angebracht ſind, heruntergelaſſen, und die Konferenz tagt bei künſtlicher Beleuchtung. Der heute vormittag einſetzende ſtarke Regen hat allen weitere Fleichfe en ere Müf geſtrigen Unruhen . eee e E ſoll weit über 30 betragen. einige allerdings wieder auf freien Juß geſetzt. Es handelt ſich meiſt um junge Leute von 20—25 Jahren, faſt ausſchließlich Schweizer und italieniſche Staatsangehörige. Der bereits ge⸗ meldete Todesfall ereignete ſich in einem Handgemenge, bei dem einem Poliziſten ein Revolver entriſſen wurde, worauf aus der Menge der Demonſtranten mehrere Schüſſe fielen, denen ein harmloſer Paſſant, der 52jährige Charles Schaeffer, zum Opfer fiel. Die 3. Allgemeine Verkehrs⸗ und Tranſitkonferenz wurde um 11 Uhr 25 von dem vom Völkerbund ernannten Präſi⸗ denten, dem kubaniſchen Geſandten Aguero Bethancourt, eröffnet. Er begrüßte die anweſenden etwa 150 Delegierten von 40 verſchiedenen Regierungen darunter zum erſten Male auch der Vereinigten Staaten, mit einer Rede, in der er auf die bei aller techniſchen Natur große Bedeutung der Verkehrskonferenz hinwies. Wenn die Regelung der Verkehrsverhältniſſe im Sinne der inter⸗ nationalen Verbindungen ſtattfinde, könne die Verkehrs⸗ konferenz ungeheuer beitragen zur Förderung von Landwirt⸗ ſchaft, Handel und Induſtrie und dadurch zum Wohle der Völker und ihrer gegenſeitigen Beziehungen. Außer den Regierungen iſt eine Anzahl internationaler Organiſationen, wie die Elbe⸗ und Oderkommiſſion, die Internationale Eiſen⸗ bahn⸗Union, die Internationale Handelskammer, der Allge⸗ meine Transportarbeiterverband uſw. durch ſachverſtändige Delegierte vertreten. Die deutſche Regierung nimmt an den Verkehrs⸗ konferenzen ſchon von Anfang an teil und war 1921 in Barce⸗ lona und 1923 in Genf vertreten. Sie hat auch diesmal Ge⸗ heimrat Seeliger und Miniſterialrat Gotthold vom Reichs⸗ verkehrsminiſterium ſowie je einen Beamten des Reichs⸗ innenminiſteriums und des Auswärtigen Amtes zur Kon⸗ ferenz entſandt. In der Vormittagsſitzung wählte die Kon⸗ ferenz auf Vorſchlag des Präſidenten drei Spezialkommiſ⸗ ſionen, die ſich in die Tagesordnung teilen. eee e er, Geographie ſchwach Berlin, 23. Aug.(Von unſerem Berliner Büro.) Bezeichnend für die Völkerbundsgeographie iſt eine Meldung, die dem B. T. aus Breslau zugeht. Darnach iſt auf eine Eingabe der Flüchtling⸗ und Verdrängtengruppe des Stadt⸗ und Landkreiſes Gleiwitz, in der die Wiedervereinigung Oberſchleſiens mit Deutſchland verlangt wird, an den Vor⸗ ſitzenden ein Antwortſchreiben des Völkerbunds⸗ ſekretariats gelangt, das den Eingang der Eingabe be⸗ ſtätigt. Die Briefadreſſe trug die Bezeichnung Gleiwitz in Polen. * Reichsjugendtagung der D. V. P. Zum 3. Reichs⸗ jugendtag in Min den i. W. am 8. und 9. Oktober ds. Js. ruft die Jugend der Deutſchen Volkspartei. Schon 1920 und 1924 haben die Reichsjugendtage der volks⸗ parteilichen Jugend an der herrlichen Porta Weſtfalica ſtatt⸗ gefunden. Der Aufruf der Bundesleitung ſchließt mit den Worten:„Als ſtaatsbürgerliche Jugend zurück⸗ blickend auf acht Jahre Arbeit gehen wir nach Minden zum Bekenntnis unſeres entſchloſſenen Willens, weiterzuarbeiten für Volk, Staat und das größere Deutſchland einer kommen⸗ den beſſeren Zeit!“ Auch das dritte Minden ſoll eine Heer⸗ ſchau junger werdender Staatsbürger ſein, die ſich bekennen zum Gebot der Pflicht, zur Unterordnung unter das Ganze, zum Geiſte Steins, Bismarcks und Hindenburgs. Anzeiger — 15— 25 ſö 81 7% e en eee e e ee Pee 10 Nenrig 1927— Nr. 386 9 lun. Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung je einſp. Kolenelgele ſle Allgem. Anzeigen 0,40 NN. Nellamen —4.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ 5 wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ walt, Streiks, Berriebsſtörungen uſw. berechtigen 5 keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch B ſtand iſt 555 21 8* 1 und Necht Sacco und Vanzetti ſind tot! Auch die leidenſchaftlichſten Proteſtaktionen werden ſie nicht mehr zum Leben bringen. Das ſollten ſich alle geſagt ſein laſſen, die ſchon ſeit Wochen in aller Welt damit drohten, daß ihre Aktionen für den Fall der Urteilsvollſtreckung noch weit leidenſchaftlicher und ge⸗ walttätiger ſein würden, als ihre Anſtrengungen für eine Begnadigung der beiden Verurteilten. Durch Bomben⸗ abwürfe, ſonſtige Attentate, Proteſtſtreiks uſw. wird man das machtvolle Amerika und ſeine Juſtizverwaltung ebenſo wenig einſchüchtern können, wie man es vorher vermochte, obwohl unter den Befürwortern einer Begnadigung zahlreiche prominente Perſönlichkeiten von weltpolitiſcher Bedeutung, wie der Papſt und Muſſolini waren. Dieſe Erkenntnis ſoll uns jedoch nicht davon abhalten, der ganz außerordentlichen Anteilnahme, die der Prozeß der beiden Italiener in der ganzen Kulturwelt gefunden hat, auch an dieſer Stelle Aus⸗ druck zu geben. Viele Wochen hindurch war ja ſchon Saceo und Vanzetti eine ſtändige Rubrik in den Spalten aller Zeitungen. Soviel jedoch auch darüber an Kundgebungen aus aller Welt gemeldet worden iſt, ſo gehen wir doch wohl kaum fehl in der Annahme, daß über die Aufſehen erregenden Wirkungen, die ſie auslöſte, die Urſache ſelbſt, nämlich die Vorgeſchichte des Prozeſſes, zu kurz gekommen iſt. Wir meinen, daß viele, die heute über die Affäre und über die Frage Recht oder Unrecht eifervoll debattieren, durchaus kein ſo klares und ungefärbtes Bild über die hier zu Grunde liegenden Tatſachen ſich haben verſchaffen können, wie es zu einer wirklich ſachlichen Urteilsbildung erforderlich geweſen wäre. dtr ee ee eeee eee ee 2 Nin.—* 9 N 7 N**8 NN s 2 72 Aeten 47 ne 7* 7 151 e Walekeſt vecsolgte, f »Stellungnahme, als einer rein gefühlsmäßigen Einſtellung. Ein ſachliches Urteil ſich bilden zu können, war für die große Maſſe außerordentlich ſchwer, wenn nicht ganz unmöglich, weil ja nur tendenziös zugeſpitzte Zeitungsnachrichten darüber vorlagen. Rein gefühlsmäßig aber war man ſich allenthalben darin einig, daß es eine un⸗ erhörte Grauſamkeit ſei, zwei zum Tode Verurteilte ſteben lange Jahre hindurch in qualvoller Ungewißheit über ihr Schickſal von einem Kerker zum anderen zu ſchleppen. Und nur gar zu verſtändlich iſt es, daß man aus dieſer für einen modernen Rechtsſtaat geradezu unglaublichen Ver⸗ ſchleppung den Schluß zog, daß der Grund hierfür darin zu ſuchen ſei, daß die amerikaniſchen Richter ſelbſt von Zwei⸗ feln über die Richtigkeit ihres Urteils gepeinigt würden und deshalb die Vollſtreckung der Todesſtrafe immer wieder hinausgezögert hätten. An dieſem ſo heraufbeſchworenen Mißtrauen gegen den Spruch der amerikaniſchen Richter im Falle Sacco und Vanzetti wird auch das unlängſt erſt vom Gouverneur des Staates Maſſachutes herausgegebene Kom⸗ muniqué nichts ändern können, in dem die jahrelange Ver⸗ zögerung der Urteilsvollſtreckung nicht etwa auf irgend welche richterlichen Zweifel an der Schuld der Angeklagten zurück⸗ zuführen ſei, ſondern in der Hauptſache auf die Verſchlep⸗ pungstaktik der Verteidiger der beiden Verurteilten. Bei aller Hochachtung, die wir vor der beruflichen Geſchicklichkeit der amerikaniſchen Anwälte haben, können wir derartige Er⸗ klärungsverſuche doch nicht für genügend ſtichhaltig anſehen. Auch die amerikaniſche Juſtiz hat zweifellos ge⸗ nügend Mittel und Wege, um einer derartigen auf ſieben Jahre ausgedehnten Verſchleppungstaktik zu begegnen. Mehr Gewicht müſſen wir jedoch der Tatſache beimeſſen, daß der für die Beſtätigung des Gerichtsurteils zuſtändige Gouverneur auf die vielen Proteſtaktionen hin, noch in den letzten Wochen eine Kommiſſion von vier unabhängigen und ihrem Stande nach urteilsfähigen und in hohem Grade achtbaren Männern eingeſetzt hat, um die Akten des Falles nachprüfen zu laſſen. Erſt auf Grund dieſes Berichtes hat Gouverneur Fuller die beantragte Begnadigung endgültig abgelehnt. Da wir bisher noch keinen Grund hatten, die Vereinigten Staaten als ein Land anzuſehen, in dem die Juſtizverwal⸗ tung ſich von brutaler Willkür leiten läßt, müßten wir den ſo nochmals nachgeprüften und beſtätigten Spruch der Richter eigentlich reſpektieren. Trotzdem können wir uns der Zweifel, daß es ſich hier um einen Juſtizirrtum handelt, nicht erwehren. Wir fußen dabei auf einer Zuſchrift an die Londoner„Times“, in der ein Ungenannter, der vermutlich ein amerikaniſcher Richter ſein dürfte, dem ſeine Amtspflicht die Anonymität auferlegt, die Umſtände ſchildert, unter denen das Prozeßverfahren gegen Sacco und Vanzetti durchgeführt wurde. Sicher iſt jedenfalls, daß dieſer Gewährsmann der „Times“, die doch ſicherlich nicht in Verdacht kommen kann, ſich in einſeitiger Weiſe für Sacco und Vanzetti einzuſetzen, den Prozeßverhandlungen perſönlich beigewohnt und auch die geſamten Prozeßakten durchſtudiert hat, die nebenbei bemerkt, nicht weniger als 7000 Seiten umfaſſen. Von grundlegender Wichtigkeit ſind dabei die Mitteilungen, die dieſer Sachverſtändige über die Vorgeſchichte des Prozeſſes macht. Wir verzeichnen dieſe Mitteilungen umſo lieber, als wir überzeugt ſind, daß viele von denen, die jetzt alle Tage die Namen Sacco und Vanzetti im Munde fübren, garnicht ſo recht im Bilde ſind, worum es ſich bei dem Prozeß eigentlich handelt. Wer waren Sacco und Vanzetti und weſſen waren ſie angeklagt? Sacco und Vanzetti, von Geburt Italiener und nach ihrer politiſchen Geſinnung tolſtojaniſchſe Sozialiſten, hatten ſich bis zu ihrer Verhaftung einwandfrei geführt. Das Nene Maunzeimer geitung, Gebends Ausgabe) Dienstag, den 23. Auguſt Verbrechen, wegen deſſen ſie verurteilt wurden, war die im April 1920 erfolgte Ermordung des Zahlmeiſters und eines Wächters einer Schuhfabrik; die Mörder hatten 15000 Dollar geraubt. Die tödlichen Schüſſe wurden von zwei Männern abgegeben, die unmittelbar darauf in einem von Mitſchuldigen gelenkten Automobil davonfuhren. Gewiſſe be⸗ laſtende Momente konnten Sacco und Vanzetti niemals nach⸗ gewieſen werden, insbeſondere wurde keinerlei Beweis⸗ material dafür beigebracht, daß die geraubte Summe ganz oder zum Teil femals in ihrem Beſitze war. Der Staats⸗ anwalt verließ ſich auf zwei Beweisfolgen, zunächſt darauf, daß Sacev und Vanzetti durch glaubhafte Zeugen als die Inſaſſen des„Mörderautos“ in der kritiſchen Zeit identifiziert werden konnten, und ſodann darauf, daß ihr Benehmen nach dem Verbrechen einen ſicheren Rück⸗ ſchluß auf ihr ſchuldbeladenes Gewiſſen biete. Wer waren die Zeugen? Der Staatsanwalt hatte 59 aufgeboten und die Verteidigung 99. Um den Wert des Belaſtungsmaterials kritiſch würdigen zu können, ſei nur ein Beiſpiel angeführt. Nämlich die Ausſagen der ſehr wichtigen Zeugin Mary Splaine, die von Fenſter aus in der von einem Hah des mit Stunden⸗ 22—5 liche Anteilnahme, die wir an dem Schickſal der ſieben Jahre lang Gemarteten nehmen, darf alle beſonnenen Elemente jedoch nicht dazu hinreißen, nun im Fahrwaſſer der kom⸗ muniſtiſchen Agitation zu ſchwimmen und dadurch deren Parteigeſchäfte mit beſorgen zu helfen. Gerade die Kommu⸗ niſten haben am wenigſten Urſache, ſich aufzuregen. Wenn es ihnen wirklich nur darum zu tun iſt, Recht und Gerechtig⸗ keit zum Siege zu verhelfen, dann mögen ſie ſich zunächſt ein⸗ mal um die Rechtsverhältniſſe in Sowjetrußland küm⸗ mern.„Es gibt“, ſo urteilt ein großes Schweizer Blatt, näm⸗ lich die„Neue Zürcher Zeitung“,„nur einen Fall, den man mit Recht zu der Behandlung Saccos und Vanzettis in eine Parallele ſtellen darf: die Juſtiz oder vielmehr die Parodie einer Juſtiz des Sowjetſtaates, wo jeder politiſche Ge⸗ faungene, auch wenn er zu verhältnismäßig gelinden Frei⸗ hetisſtrafen verurteilt worden iſt, gewärtig ſein muß, eines Tages, und ſeien es Jahre nach ſeiner Verhaftung, bei irgend einem Anfall von blutigem Terror in den offiziellen Sphären an die Mauer geſtellt zu werden.“ Alle anderen Freunde der Gerechtigkeit in Deutſch 7 ga zen.I• 77 77 g6 über all' de⸗ le bh aten A eil⸗ bringen, nichk vergeſſen, daß land rückhaltslos bedauern. Dieſes Bedauern und die rein menſch⸗ ſchirm de Marſchall Jochs Stimmungsmache Paris, 23. Auguſt.(Von unſerem Pariſer Bertreter Das Interview, das Marſchall Foch der engliſchen Zeitſchrif „Referee“ gewährte, hat in franzöſiſchen Linkskreiſen pein⸗ liches Aufſehen erregt. Man findet den Einbruch des Mar⸗ ſchalls in die diplomatiſche Sphäre höchſt unangebracht, umſo⸗ mehr, als er dem alten Allianzſyſtem das Wort redet und bemüht, den Haß und das Mißtrauen gegen Deutſch⸗ land zu ſchüren.„Ere Nouvelle“ ſchreibt, die von ihm be⸗ fürwortete Bündnispolitik ſei gleichbedeutend mit Krieg oder mit einer Unterwerfung unter den Willen Englands. ſchall Foch ſehe nicht, daß die enge Vereinigung mit England, von der er träume, die Akttonsfreiheit Frankreichs vernichte⸗ Zudem laufe ſie der geſchichtlichen Tradition und der logiſchen Entwicklung der franzöſiſchen Politik zuwider. Das Schickſa Frankreichs liege in Genf und nicht in London, ruft„Ere Non⸗ velle“ aus. Wenn man ſich dagegen anſtemme, ſo begehe man einen diplomatiſchen Unſinn. Im„Populair“ wird den Anſchuldigungen Fochs über die angeblichen geheimen Rüſtungen Deutſ chland der Einwand entgegen gehalten, daß die militäriſchen Klauſeln des Verſailler Vertrages, deren ee den 181 ee t 17 e als fe fendeeg p8 en aeen Weltes ernes DD SeSeSS o eee wal, in wentder al dret Sekunden nicht weniger als loſim Serzen Cüropas ein Vol elts ben Nane We ei en medteehen; een des Berteages La deee ee eee ee bes cenes öſe Gruge Wenſchen vor acht Habren bereits von Kulkurmenſchen, die men! Wan täuſchte ſich der Marſchallb Als er dem Milktähr⸗ auch beſchrieb, darunter das Gewicht des Annes, die Größeſſich anmaßten, Ankläger und Richter zugleſch zu ſein, durch komite präſidierte oder als er zur„Referee“ ſprach? ſeiner Hand, die Farbe ſeines Hemds, ſeine Hautfarbe aund das Verſailler Diktat zum langſamen Tode verurteilt wor⸗ Für dieſe ſaftige Ohrfeige des ſozialiſtiſchen ee die Länge ſeiner Haare, und die mit Beſtimmtheit zu erklären den iſt und ſich ſeitdem in qualvoller Ungewißheit alle Tage Marſchall Foch jedoch reichlichen Troſt in den nationaliſtiſchen= vermochte, daß Sacco dieſer Mann geweſen war. Sechs aufs neue fragen muß, ob es leben darf oder ſterben muß. Blättern, die ſein Bedauern teilen, daß er den Sieg im Jahre Wochen nach dem Mord hatte ſie Sacco noch nicht zu identi⸗ An dem Schickſal von 62Millionen noch lebender Menſchen 1919 entgegen ſeinen Abſichten nicht gründlich ausnützen 8 2 figteren vermocht, nachdem ihr aber die Polizei mehrere aber, ſo dünkt uns, ſollte der Welt entſprechend mehr gelegen das linke Rheinufer annektieren konnte. Die Entente cordiale it Gel tzuſtell d inzelne Ge⸗ ſei 1 Tote zwiſchen England und Frankreich, wie ſie Foch befürwortet, 15 CTVVVCCCC0V0. wird in der offiziöſen Rechtspreſſe mit bewegten Worten alg, 955 ee eee dta⸗ Nanter, 2 55 255 655 H. A. M. einziges Mittel für die Sicherung des europäiſchen Friedench ihre rückſchauende Geſichtsſchärfe immer größer; während der 5 und für die Unterdrückung des kriegeriſchen Geiſtes der deutelten Prozeßverhandlungen, die mehr als ein Jahr nach dem Mord 9555 Bevölkerung geprieſen. pe er e e 98 52 ————— ſtattfanden, verſicherte ſte mit der größten Beſtimmtheit, daß Sacco der geſuchte Mann ſei.. Weitere wichtige Belaſtungs⸗ zeugen waren u. a. ein Verbrecher und eine Proſtituierte. Wie aber ſteht es mit dem angeblich unwiderleglichen Nachweis der Schuld, der ſich aus dem Benehmen der beiden Angeſchuldigten nach der Verübung des Ver⸗ brechens ergeben ſoll? Allerdings unternahmen ſie in den drei Wochen, die zwiſchen dem Mord und ihrer Verhaftung verſtrichen, weder einen Fluchtverſuch, noch hielten ſie ſich irgendwie verborgen; auch änderten ſie ihre Lebensweiſe nicht und insbeſondere gaben ſie nicht mehr Geld aus als vor⸗ her. Vor ihrer Verhaftung waren ſie offenſichtlich nervös und ängſtlich, als ſie entdeckten, daß ihr Verſuch, das Auto eines italieniſchen Landsmanns aus einer Garage zu holen, Verdacht erweckte; nach der Verhaftung machten ſie der Poli⸗ zei unwahre Angaben über mehrere Umſtände. Warum das? Sie waren Sozialiſten; im Jahre 1920 ſtand aber die„Anti⸗ Rot“⸗Kampagne des Generalſtaatsanwalts Mitchell Palmer m Höhepunkt. Nach ihrer eigenen Erklärung hatten Banzettt verſucht, das Auto zu erhalten, um eine . Akiſtiſ antralen ter⸗ ae Erc e ne vevicen 9 iig 2 * 118 ten Anen o auch ſet, die Nichte ſetzt, daß(nach dem o währsmann der„Times“) der Obmann der Geſchworenenbank, die die beiden Italiener verurteilte, in aller Oeffentlichkeit erklärt hatte, Saceo und Vanzetti„müſſen an den Galgen, ganz gleich, ob ſie ſchuldig ſeien oder nicht.“ 4 Die angeführten Tatſachen aber genügen, um die ganze Angelegenheit in einem höchſt ſeltſamen Lichte erſcheinen und die weltumſpannende Bewegung zu Gunſten von Sacco und BVanzetti vollauf verſtändlich erſcheinen zu laſſen. Wer auf⸗ merkſam und unmparteiiſch all dieſe Mitteilungen prüft, muß zwetfellos zu der Anſicht gelangen, daß tatſächlich in dieſem Prozeß gegen die beiden Italiener keinesfalls alles ſo klar und eindeutig iſt, wie es unbedingt notwendig geweſen wäre zur Rechtfertigung eines Urteils, das nach ſeiner Vollſtreckung nie wieder gutzumachen iſt. Nach der Rechtsauffaſſung, wie ſie bei uns in Deutſchland herrſcht und in der Praxis auch gehandhabt wird, hätte man deshalb unbedingt erwarten müſſen, daß die amerikaniſchen Richter ſich auf den Stand⸗ punkt: in dubio pro reo geſtellt hätten, d. h. daß im Zweifelsfalle ein Prozeß zu Gunſten des Ange⸗ klagten entſchieden wird. Daß dies nicht geſchehen iſt, müſſen wir mit dem aus⸗ geſprochenen Sinn für Recht und Gerechtigkeit, der die große Maſſe des deutſchen Volkes durchweg auszeichnet, unbedingt Sageco Noch keine Einigung über die Zruppen- verminderung im beſetzten Gebiet Berlin, 23. Aug.(Von unſerem Berliner Büro.) Die Frage der Truppenverminderung im Rheinland, die in den letzten Tagen von der franzöſiſchen und engliſchen Preſſe mit großem Eifer diskutiert wird, ſcheint vorläufig von einer Löſung noch weit entfernt. Gegenſätze in der engliſchen und franzöſiſchen Auffaſſung und Gegenſätze auch im franzö⸗ ſiſchen Kabinett ſtehen einer baldigen Vereinbarung entgegen. Vor allem zeigt man ſich in engliſchen politiſchen Kreiſen be⸗ ſonders verſchnupft darüber, daß die intranſigenten franzö⸗ ſiſchen Militärs ihren Alliierten einen prozentual höheren Anteil an der Truppenzurückziehung zumuten, als ſie ihn ſelbſt zu übernehmen gedenken. Die franzöſiſche Preſſe iſt mit ihrem Tohuwabohu ver⸗ ſchiedenſter Zahlenangaben offenſichtlich beſtrebt, Verwirrung der Sachlage herbeizuführen. Schon iſt im allgemeinen nicht mehr zu erkennen, ob mit den 50 oder 55 000 Mann, von denen des öfteren die Re genverminderung ammen bpeha⸗ 5 i ſcheint es ſich abbr, mn in Berliner politiſchen Kreiſen annimmt, um nichts weiter als die Um⸗ biegung einer eigens von Herrn Poincars ſelbſt eingeholten Information des Pariſer Korreſpondenten des„Mancheſte! Guardian“ zu handeln. teiligung an dieſer rein internen Auseinauderſetzung zwi⸗ ſchen den Alliierten keinerlei Grund vor, obwohl ja offen⸗ ſichtlich das Beſtreben der franzöſiſchen Preſſe dahin zielt, Aeußerungen von unſerer Seite hervorzurufen, um dann wie⸗ derum willkommenen Anlaß zu haben, über deutſche Stö⸗ rungsmanöver und Preſſtionen zu zetern. Auch ein Veitrag zum Flaggenſtreit Berlin, 23. Auguſt.(Von unſerem Berliner Büro.) Oberbürgermeiſter Dr. Böß hat dem Verband der Funkindu⸗ ſtrie, der ihn zu ſeinem am 2. September im Hotel Eſpla⸗ nade aus Anlaß der Eröffnung der Funkausſtellung ſtatt⸗ findenden Feſt⸗Banketts eingeladen hat, mitgeteilt, daß er einem Magiſtratsbeſchluß zufolge an dem Bankett nicht teil⸗ nehmen könne, da das Hotel Eſplanade zu den HKotels gehöre, die am Verfaſſungstag nichtgeflaggt haben und auch ſonſt vermeiden, die Reichsflagge zu ſetzen. Das durch nationalſoztaliſtiſche Abgeordnete des Reichstag und der verſchiedenen Länderparlamente an den Reichspräf denken gerichtete Proteſtſchreiben wegen der Verhaftung 400 Nationalſozialiſten bei Teltow wird, wie wir hören, rein reſſortmäßige Behandlung finden, d.., es geht zun dem Reichsinnenminiſterium zu. Fatbennan otentrn gee Füven Mikg er franzöſiſchen Vökkerbund 175 Im nächſten Wiendes t wor⸗ Auf deutſcher Seite liegt jedenfalls zu irgend einer Be⸗ Die Polizeidirektion gegen die Nationalſoztaliſten E Berlin, 23. Auguſt.(Von unſerem Berliner Bikro. 5% Letzte Meldungen 0 k. Vom Zuge überfahren 65 — Paris, 23. Aug. Eine Rotte Streckenarbeiter mume g der Nähe von Brive von einem Schnellzug überraſcht, wo zwei Arbeiter getötet und drei verletzt wurden. 7 3 3 131 25 1¹7 12 P. Ar! bbenncitce 1 e 3 a m miſterrak wird endaultig darüber en ſch eden werden, wer den Genfer Poſten einnehmen ſoll.! nimmt allgemein an, daß der Präſident der Senatskommi für auswärtige Angelegenheiten Lucian Hubert de meiſten Ausſichten für die Ernennung zum Nachfolger Jouvenels hat. Brandſtiftung aus politiſchen Motiven V Paris, 23. Aug.(Von unſerem Pariſer Vertreter⸗ Wie aus Fontainebleau berichtet wird, iſt in der vergangen 1 Nacht ein Bauernhof eines ehemaligen Deputierten bis 8 die Grundmauern niedergebrannt. Faſt ſämtliche Erntevo räte und zahlreiches landwirtſchaftliches Material im We ſe von 2 Millionen Franken ſind zerſtärt worden. Im Verlarz, von wenigen Monaten iſt dies bereits die zweite Feuer⸗ brunſt, die auf dem Gehöft ausbrach. Man glaubt deshaln daß es ſich um böswillige Brandſtiftung aus politiſ Motiven handelt. ſſon Flugzeugunglück 10 — London, 22. Aug. Ein holländiſches Paſſagierflugzeng ſtürzte heute morgen auf dem Fluge von Croydon N Amſterdam mit 11 Paſſagieren zwei Meilen ſüdlich 5 Sekendaka⸗Kent auf einen Baumaſt. Das Flugzeug mazegß vollſtändig zertrümmert. Der Mechaniker, ein Hollän namens Droenklaus, wurde getötet. Sieben Paſſagiere un! der Pilot wurden verletzt. Rungholts leizte Spuren Von Adolf Gregori „Heut bin ich über Rungholt gefahren, dte Stadt ging unter vor ſechshundert Jahren.“ So beginnt die bekannte Liliencron'ſche Ballade„Trutz, Blanke Hans“. Und der geſichtereiche Dichter, der in ſeiner Phautaſie den verſunkenen frieſiſchen Nordſeeort Rungholt als blühende, mächtige und übermütige Handelsſtadt ſchaute, hat weſentlich dazu beigetragen daß ſich um den an ſich beſchei⸗ denen Hafenplatz, der etwa 1000 Einwohner gezählt haben mag, die Romantik eines Vinetas der Nordſee flocht. Rungholt, zu der Inſel Nordſtrand gehörend, die ehemals viel größer als heute und mit der Inſel Pellworm vereinigt war, ging wahrſcheinlich im Jahre 1362 bei einer Sturmflut und infolge von Bodenſenkungen an der Weſtküſte der Zim⸗ briſchen Halbinſel unter. Als ſich bei einer neuen außergewöhn⸗ lichen Flutkataſtrophe im Jahre 1634 das naſſe Band des Blanken Hans für immer zwiſchen Nordſtrand und Pellworm legte, wurden die einſtigen Spuren Rungholts auf dem Unter⸗ meergebiet unter gewaltigen Schlammaſſen begraben. Rung⸗ holt geriet unter eine Landzunge der ſich bildenden Hallig Südfall, zwiſchen Nordſtrand und Pellworm, und war für die Menſchen verſchollen. 13 Aber„die Nordſee, die Mordſee“ iſt ruhelos. Sie, die einſt Rungholt mit weiten fruchtbaren Landſtrecken verſchlungen, hat im Laufe der letzten Jahre Rungholts letzte Spuren wie⸗ der freigegeben, indem ſie die meterdicke verdeckende Schlick⸗ ſchicht fortfraß. Und ein einfacher ſchleswigſcher Bauer, Andreas Buſch aus Morſumhaven, iſt es geweſen, der zur Ebbezeit im Watt die Zeichen früherer Menſchenſiedlung er⸗ kannte, ſich dafür intereſſierte und ſie weiter verfolgte. Er iſt der Wiederentdecker Rungholts. Der Wanderer, der bei Ebbe über das naßglänzende Watt etwas nordweſtlich von Hallig Südfall ſtapft, wundert ſich, wenn er nun den Grundriß Runaholts und ſeiner Umgebung, die aus der feſten und fetten Marſcherde beſtanden hat, ſich auf dem Meeresboden abheben ſieht. Man erblickt erhaltene Acker⸗ furchen und ſchnurgerade Gräben, welche einſt die Aecker vier⸗ eckig⸗teilten. Gebaute Waſſerlöcher, die Brunnen, ſind erkenn⸗ bar, Balkenreſte von Schleuſen, ſowie die Reſte der Werften, auf denen die Halligbewohner ihre Häuſer bauen, ſodaß man ſich ein anſchauliches Bild von der Lage und Größe Rungholts nachen kann. 15 Nur an einer einzigen Stelle wurde ein kleiner Teil eines Gebäudes entdeckt; es waren nur wenige Steine und etwas Plankenwerk. Aber in dem vom Meerwaſſer gehärteten alten Marſchboden hat man ſogar noch Fußſpuren von Menſchen und Tieren und Räderſpuren entdeckt. Ausgrabungen, die mit beſonderen Schwieriakeiten ver⸗ knüpft wären, hat man bisher an der Stätte Rungholts noch nicht gemacht; der Erfolg ſolcher Grabungen wäre auch ſehr fraglich. Einige wenige Gegenſtände, die man gefunden hat, 550 ins Muſeum nach Huſum. unweit der Fundſtätte, ge⸗ racht. Die Theodor Storm⸗Stadt Huſum kann heute als die Erbin des untergegangenen Hafenplatzes gelten. Die Hollän⸗ der ſind wahrſcheinlich die Erbauer Rungholts, ſeiner Schleu⸗ ſen, Siele und Deiche geweſen. Ein Hauch der Vergänglichkeit weht jedem auf Rungholts Spuren traurig und ergreifend an, und die Scheu wird wach vor dem urgewaltigen Ungeheuer tief auf dem Meeresgrund, deſſen Haupt, wie Lilieneron in ſeiner Ballade ſingt, dicht vor Englands Strand ruht, während die Schwanzfloſſe hei Bra⸗ ſiliens Sand ſpielt.—— „Wo geſtern noch Lärm und luſtiger Tiſch, ſchwamm andern Tags der ſtumme Fiſch!“ Thealer und Muſil Zum Abſchluß des Frankfurter„Sommers der Muſik“. Die Gerüchte von einer geplanten Verlängerung der Frank⸗ furter Internationalen Ausſtellung„Muſik im Leben der Völker“ beſtätigen ſich nicht. Vielmehr endet die Ausſtellung unwiderruflich am Sonntag, den 28. Auguſt 1927. An dieſem Tage werden um 20 Uhr die Pforten der Ausſtellung geſchloſſen, und der Betrieb im Unterhaltungspark endet um Mitternacht. Was bringt die letzte Woche des„Sommers der Muſik?“ Am Sonntag, 21. Auguſt, fand das letzte Konzert der Budapeſter Philharmoniker unter Ernſt von Dohnanyt ſtatt. Zwei Tage ſpäter, am 23., endeten die ſen⸗ ſationellen Vorführungen des ruſſiſchen Profeſſors Diyl.⸗Ing. Leo Theremin lelektriſche Muſik). Seit 20. Auguſt bis zum letzten Tag der Ausſtellung gaſtiert die berühmte Banda munieipal de Barcelona im Unterhaltungspark; ſie gab am Montag, 21. Auguſt, ein Sonderkonzert im Bachſaal. ——— 1 Gerade das letztere Großorcheſter— kann man wohl ſageſſer bildet das Finale dieſes Muſikſommers. Der Bürgerme urt von Barcelona geleitet die Muſiker perſönlich nach Fran de a.., um mit ihnen die Ausſtellung zu beſichtigen. Außer i bringen die Spanier eigene alt⸗nationale Inſtrumente tel um ſie dem breiten Publikum vorzuführen“ In der leßae, Woche werden auch noch fünf große Orgelkonzerte riß halten, und zwar ſpielen: am Sounntag(21.) Prof. ſter⸗ Heitmann(Berlin), am Dienstag(23.) Großmün anz Organiſt Schlatter aus Zürich, am Mitwoch(24.) Iruſſt Baum(Frankfurt), am Donnerstag(25.) Stadtorggo⸗ Mathäi aus Winterthur, am Freitag(26.) Thomas⸗ erin niſt Günther Ramin(Leipzig)(mit der Kammerſäng ßer Frau Mina Ebel⸗Wilde). An Chören hören wir noch dem Neebſchen Männerchor die Mähriſchen Leher (23.), bekannt als deſter Chor der Welt überhaupt; fer. vom 26. bis 28. die Wiener Sängerknaben. 1 ein veranſtaltet der bekannte Cronberger Organiſt Saue ührte Kinderfeſt mit„Taunuschören“, Prof. Doegen füg am 22. ſein Lautbilderarchiv im Hayon⸗Saal vor. ver⸗ ſingt der Darmſtädter Kammerſänger Jörn Liedenſigen ſchiedener Nationen mit den entſprechenden fremoſpra lka⸗ Texten. Am 24. iſt das letzte große Mundharmon an Konzert Frankfurter Schüler. Und ſchließlich gensrg e ſt⸗ zur letzten Woche der Zyklus der Richard Strauß⸗ über ſpiele. Während Dr. Richard Specht(Wien) am 2 rt der „Richard Strauß und ſein Werk“ ſprechen wird, dirigier 2¹. Meiſter ſelbſt im Opernhaus am 20. die Salome“, 5 den„Roſenkavalier“, am 28. die„Elektra“, 5 am das„Intermezzo“, am 27. die„Arjiadne“ un Sonntag, 28., die„Frau ohne Schatten“. 0 4 Eine Roſſini⸗Biographſe. Seit einer längeren Reſße 0 Jahren bereitete der italieniſche Muſikhiſtoriker Gin achine Radiekotti eine umfaſſende Biograpßie von Gleſrheit Roſſini vor, nach dem Muſter ſeiner verdienſtvollen udfrei über Pergoleſi. Das bis in die feinſten Zweige einwa g an⸗ dokumentierte Werk war zu einem derartigen Umfar äh⸗ gewachſen, daß Radiciotti es erleben mußte, daß nicht nur ger⸗ rend des Krieges, ſondern auch ſeither in Ftalien ſich kein nach 1 leger bereit fand, die Herausgabe zu übernehmen. Je 8 reichlich zehn Jahren, hat ſich Muſſolini an die Oyns einer Subſkriptionsliſte geſtellt, und Radiciotti kann in einer Form herausgeben, die Roſſini und Italien 15 gehr⸗ Ehre gereichen wird. Der erſte Band, die Kindheit un jahre enthaltend, iſt bereits erſchienen. S eg eSe 752 Scgg g GS8 ASSNNe. 1 Aden 4 Drenstag, den 29 Auguſt 1927 Nene Mannheipser Zeitung(Aöend⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 386 Von der 13. Hokohama-Hakodate „Trübe unz regneriſch bricht der 24. Mai an, in deſſen Morgenſtunden wir in die Bucht von NYokohama einſteuern. Rechts und links laſſen wir die Forts hinter uns, einſt mäch⸗ ige Türhüter des Kriegshafens von okohama, deſſen Um⸗ diſſe an Backbord aus dem Regenſchleier ſich abzeichnen. Wirre Frümmerhaufen ſind's nur noch, traurige Zeugen des ſtarken . von 1923, das Vokohama und Umgebung beſonders ſehwer heimgeſucht hat. Dicke Betonklötze liegen regellos dürcheinander, ſtarke Panzerwände zeigen klaffende Riſſe, und aus ſchiefliegenden Geſchützkuppeln ragt hier und da hilfslos 85 Kanonenrohr in die Luft. Um 9 Uhr vormittags laufen We in den geſchützten Hafen von Pokohama ein, deſſen ſtarke ellenbrecher unter dem Erdͤbeben ebenfalls ſehr gelitten Aben. Schon vorher war uns ein buntbewimpelter kleiner edengefägren, auf dem— allem Regen zum — die deutſche Schule von Nokohama uns begrüßte. 71 ein Sonnenſtrahl brichts durch den regneriſchen Morgen, s aus hellen Kinderkehlen uns das Deutſchland⸗Lied ent⸗ degenklingt und Kinderhände nicht müde werden, uns mit deutſchen Farben ein zu Herzen gehendes Willkomm' entgegen⸗ zuwinken. Kaum iſt das Schiff an der Bofe feſt, iſt auch ſchon füß Dampfer längsſeits; tripp trapp klettern flinke Kinder⸗ 85 an Deck und bald ſteht zwar regennaß, aber mit glän⸗ nden Augen die kleine Geſellſchaft auf deutſchem Boden. 8 ach einer kleinen Atempauſe in der Offiziersmeſſe, wo's deßßeſche Schokolade zu knabbern gibt, gehts durchs Schiff, in elſen Geheimniſſe und Wunder die Kinder mit herzerfriſchen⸗ er Wißbegierde einzudringen verſuchen. Freudeſtrahlend rläßt uns die kleine Geſellſchaft nach einer Stunde. in Maſtenwald umfängt uns, aus dem zu unſerer Freude 5 die 4 Maſten des Lloyddampfers„Deſſau“ ſich all wirren, der uns den langerſehnten Nachſchub an Gütern Fliter Art ſowie Privatpakete bringt. Bald gleicht unſer ſonſt aftlankes Mitteldeck einem Güterſchuppen, wo Kiſten und es 8 hochauf ſich türmen und jeglichen Verkehr ſperren, und 8N tagelanger Arbeit, bis die letzte Kiſte entleert iſt. gufblat⸗ deutſche Dampfer, ſtattliche Vertreter unſerer wieder⸗ Ans ühenden Handelsmarine, ziehen aus⸗ und einlaufend an 8 ri vorbei: Die Hapagdampfer Tirpitz, Preußen, 80% and(Motorſchiff) und Sophie Rickmers, alles acht 10 Tonnen große Fahrzeuge, und erheiſchen ihren be⸗ Renswerten Anteil an dem Schiffsverkehr eines der größten Häfen Oſtaſtens. Den Abend verbringen wir im geſelligen Blutſe deutſcher Landsleute im Klub Germania oben auf dem das ſdem Europäerviertel von Vokohama, zu unſeren Füßen das flimmernde Lichtermeer der großen Handelsſtadt. Unter⸗ wegs paſſteren wir die 1 nicht beſeitigten eindrucksvollen Spuren des letzten Erdbebens; 1 ſtraßenweiſe hat das gewaltige Naturereignis den Häuſern + Stempel aufgedrückt, und es zaudert des Menſchen 6 N—— Zerſtörtes in alter Form und Güte wieder auf⸗ in Die nächſten Tage ſehen eine Reihe von Veranſtaltungen Sevapans Haupſtadt Tokio vor, die man mit der elektriſchen beimellbahn in ½ Stunden erreicht. Auf einem Empfangstee 8 deutſchen Botſchafter lernen wir in Exzellenz Solf daßß langjährigen früheren Gonverneur von Samoa kennen, ſch ſuß wertvolle Erfahrungen im Auslandsdienſt nach Kriegs⸗ Wiben erneute Verwendung auf wichtigem deutſchen Außen⸗ mat gefunden haben. Exzellenz Solf war der erſte Diplo⸗ einem en nach Kriegsende wieder die deutſchen Intereſſen bei 12 unſerer früheren Gegner vertreten hat. Abends hat Der arineminiſter, Admiral Okada, zum Eſſen geladen. Rere 9 Empfang durch die fapaniſchen meiſt hohen Offi⸗ die v e ganze ſtimmungsvolle Aufmachung des Abends und tereſſe d Gaſtgeber gehaltene Anſprache zeugen von dem In⸗ ſchon wi 55 dem deutſchen Namen in Japan noch immer bezw. iet teder entgegengebracht wird. Eine große Ueberraſchung gefi 92 als nach dem Eſſen der„Emden“⸗Filmvor⸗ ſympat rt wird, den wir alle noch nicht kannten. Es berührt örucks hiſch, als die japaniſchen Offiziere bei beſonders ein⸗ oder Stellen das Bild des Fregattenkapitäns v. Müller er erſten„Emoͤen“ mit Händeklatſchen grüßen. Am folgenden Tag ſind wir mit allen Kadetten zu einer 45 Beſichtigung des Hauptkriegshafens Yokoſuka geladen. Nach einſtündiger Fahrt auf einem Tender in dem Hafen eichneten. von Bergen und Wellenbrechern geſchützten angekommen, beſichtigen wir zuerſt den modernen klei⸗ Wellreiſe des Kreuzers Von Korvettenkapitän Adalbert Schüßler nen Kreuzer„Furutaka“, der mit ſeinen 20,3 em Geſchützen er⸗ beblich ſtärker armiert und größer als die„Emden“ iſt, ob⸗ wobl er die im Waſhington⸗Abkommen für kleine Kreuzer feſtgelegte Größe von 10 000 Tonnen noch nicht einmal erreicht bat. Unſere„Emden“ iſt dagegen mit nur 6000 Tonnen De⸗ pleement an der für unſere Kreuzer vorgeſchriebenen Höchſt⸗ grenze angelangt. Dann geht's auf das 34 000 Tonnen große Schlachtſchiff„Nagato“, das mit ſeinem turmartigen, aus vie⸗ len Stockwerken beſtehenden umfangreichen Maſt, den 8 Rie⸗ ſengeſchützen von 40,6 em Kaliber und ſeinen langgeſtreckten Decks einen überwältigenden, lange nicht mehr empfundenen Eindruck macht. Es kam uns dabei wieder ſo recht zum Be⸗ wußtſein, was wir verloren und zu welcher Schwäche wir im Kriegsſchiffbau durch das Verſailler Friedensdiktat verurteilt ſind, das für unſere Linienſchiffe nur ein Deplacement von 10 000 Tonnen vorſieht, alſo dasſelbe, was die Gegner beim Bau kleiner Kreuzer für ſich beanſpruchen! Auf der Fahrt zu den Landanlagen paſſieren wir Veteranen aus dem ruſſiſch⸗ japaniſchen Krieg 1904/05, zum Teil noch im Dienſt. Unter die⸗ ſen verdient beſondere Erwähnung das Linienſchiff„Mi⸗ kaſa“, Flaggſchiff des Admirals Togo in der Schlacht bei Tſuſhima, das als Spitzenſchiff der japa⸗ niſchen Linie beſonders gelitten hat. Es iſt unmittelbar am Ufer auf Grund geſetzt, im unteren Schiffsrumpf auszemen⸗ tiert und mit dem Land durch Betoneinmauerung verbunden; ein landfeſtes Muſeum iſt es ſo geworden, das im Innern eine reichhaltige Sammlung von Erinnerungsſtücken aus dem ruſſiſch⸗ſapaniſchen Kriege birgt. Beſonders ſehenswert ſind die von Admiral Togo ſeinerzeit bewohnt geweſenen Räume, ferner die Bezeichnung jedes einzelnen der zahlreichen in der Schlacht bei Tſuſhima erhaltenen Treffer an Ort und Stelle. Das Ganze ſtellt das Muſterbeiſpiel einer pietätvollen Tra⸗ ditionspflege dar, wie es eindrucksvoller und erzieheriſcher nicht nur für den Marinenachwuchs, ſondern darüber hinaus für's ganze Volk kaum gedacht werden kann. Abends hat der deutſche Botſchafter zum Eſſen geladen. In ſeiner Anſprache kommt Erzellenz Solf auf die freundliche Aufnahme des Schif⸗ fes durch die Japaner zu ſprechen und erklärt ſie damit, daß der Name„Emden“ in Japan allgemein einen guten Klang habe und insbeſondere für die japaniſche Marine der Inbegriff der ritterlichen Kriegsführung überhaupt bedeute. „Am folgenden Nachmittag ſind wir mit allen Kadetten Gäſte des Chefs des Admiralſtabes, Admiral Suzuki, bei einer Tee⸗Veranſtaltung im Ueno⸗Park bei Tokio. Unter den zahlreichen japaniſchen Marineoffizieren ſind auffallend viele der deutſchen Sprache mächtig, die vor dem Kriege meiſt jahre⸗ lang in Berlin kommandiert geweſen; auch höhere Regierungs⸗ vertreter ſind zugegen. In bunter Reihe ſitzt bald der japa⸗ niſche Aomiral neben den deutſchen Kadetten, der deutſche Leut⸗ nant neben dem japaniſchen Miniſter, und was an Unterhal⸗ tung fehlt, wird durch die Vorführungen einer japaniſchen Gauklertruppe ausgeglichen, die die verblüffendſten Kunſt⸗ und Zauberſtückchen zum beſten gibt. In einer Anſprache ge⸗ denkt Admiral Suzuki mit beſonders ehrenden Worten der deutſchen Marine, hebt hervor, daß ſie in vielerlei Beziehung früher die Lehrmeiſterin der japaniſchen geweſen ſei und er⸗ wähnt, daß damals auch ein japaniſcher Prinz ſeine Ausbil⸗ dung in der deutſchen Marine genoſſen und ſich ſpäter in der Seeſchlacht bei Tſuſhima als Kommandeurx eine? ſchweren Ge⸗ ſchützturms auf Aodmiral Togos Flaggſchiff„Mikaſa“ beſon⸗ ders ausgezeichnet habe. Eine Autofahrt führt zu den Sehenswürdigkeiten der Um⸗ gebung, zuerſt nach Kamakura. Dieſer Ort war einſt die Hauptſtadt von Oſtjapan, und zwar ſeit Gründung des Sho⸗ gunats im Jahre 1192 eines Feudalſyſtems, das unter der Scheinregierung der Mikados die eigentliche Herrſchergewalt in Japan inne hatte, bis zur Niederwerfung der Shogune und endgültigen Wiederherſtellung der Mikado⸗Herrſchaft im Jahre 1868. Jetzt iſt der Ort beſonders bekannt wegen ſeiner bronzenen Koloſſalſtatue des Buddha, des ſogenannten Daibutſu. Von der 15 Meter hohen, ſitzenden Rieſengeſtalt geht eine überwältigende Ruhe aus; kaum eine andere Figur verkörpert ſo wahrheitsgetreu die Idee des Buddͤhismus: den ſeeliſchen Frieden, der aus der vollendeten Erkenntnis und der Ueberwindung aller Leidenſchaft ent⸗ ſpringt. Weiter geht's nach Enoſhima, einer kleinen, ſehr reiz⸗ voll nahe der Küſte gelegenen Inſel. Sie iſt der budoͤhiſtiſchen Glücksgöttin Benten geweiht, die das Land einſt von einer großen Plage, einem auf Enoſhima hauſenden Drachen dadurch erlöſt haben ſoll, daß ſie ihn— heiratete! Die Sage erzählt leider nicht, wer nachher der wirkliche Hausdrachen geweſen iſt.— Auf der Rückfahrt wird in dem Kurort Hayama, dem Sterbeort des kürzlich verſchiedenen japaniſchen Kaiſers, an dem herrlichen Strande ein erfriſchendes Bad genommen und Der Hof Von Julius Kreie Der Nan ſt Kaſtanienbaum rauſchte vor dem Feuſter, und wenn Schuſteb reckte, dann reichte die Kinderhand vom Fenſter des man. Marlinger bis ins Laub. Wenn der Herbſt kam, holte am Feld die großen, grünen, igeligen Kaſtanien herein, und Vieg eterabend machte der Marlinger daraus Manndlu und bißchen⸗ daß es eine wahre Pracht war. Zündhölzln— ein zenden Schuſterdraht— bunte Wolle— und die ſchönen, glän⸗ n braunen Kugeln dazu: fertig war Roß und Reiter. hofs er Kaſtanienbaum war die Seele des kleinen Großſtadt⸗ Ueber die niedere Hofmauer hinweg grüßten die Nückale der Nachbarhöfe und es ging zwiſchen Vorderhaus und Gragſebände die ganze Straße entlang wie ein einziger großer Ne eppich, durchſchnitten von einer gepflaſterten Traverſe. er Eim Frühfahr der erſte, gelbe Huflattich ſich ſchüchtern in Da Honnenecke aus den Halmen hob. war's ein großes Feſt.— berum ten die Kinder aus Spreißeln und Spänen einen Zaun en Le und der Tandler Brömeiſl kam eigens aus dem klei⸗ Felſerraum. ſchob die Brille auf die Stirn und beſah ſich Krühling. Buben der Teppichſtange an der Mauer brachte uns kleineren ſchwungörzaroße Bruder vom Sporer Fritzl den Bauchauf⸗ batten dbbeizund binten in den Kiſten vom Tandler Brömeißl nähten e Mädeln ihren Puppenkram eingerichtet, kochten, der 5 hatten großes Zeter und Mordio, wenn die Brü⸗ Geheul en und Gericht um Gericht wegfraßen.— War dann karlin 80 Kampfgeſchrei gar zu arg, dann ging oben beim und der zugleich Hausmeiſter war, das Fenſter auf, Pandler Be Arm ſchwang drohend den Knieriemen. Der Nibelung römeiſl breitete an ſonnigen Tagen, wie einen Alte ſeine Schätze zum Ausſonnen im Hof aus: ter inſtändigerbelme und Federbetten, vor denen uns die Mut⸗ deuzeitlichen Warnte, Meſſingmörſer, antike Gipsfiguren und ſpasjert 7 Hausgebrauchs⸗Porzellangefäße.— Dazwiſchen duf die F dahin, einmal dorthin pickend und nicht zuletzt Tandler 8 erbetten, der„FJackl“. die ſchwarze Dohle, die der der nelll an Kindesſtatt hielt. tzei Regen 59 Hofecke hatte der Schreiner ſeinen Platz. erhütte wir wie Hühner unter dem Dach der Bret⸗ Lehrhemß in der Mittagszeit ſchloff dann der Aliſt, der und Mörheruns und erzählte uns ſeine Räuber⸗, Geſpenſter⸗ lief. Wennedgeſchichten, daß es uns nur ſo kalt über den Buckel Feiertag. De Schreiner Brotzeit machten. war für uns Buben ag. Da galt es, dem Dreiquartl zu holen und dort um 6 Pfennig Backſteiner oder eine Lungl, und wenn die Mutter immer über unſere Heiligkeit beim Mittageſſen klagte: hier bei den Schreinern ſchmeckte es uns am beſten.— So ein Stückl Limburger auf einer Brotſchnitte oder den Reſt der Lungl aus⸗ löffln— das waren für uns die wahren Tafelfreuden! Viel koſtbarer als das Rindfleiſch zu Hauſe oder die Rohrnudeln oder das Kartoffelgemüs! Manchmal durften wir auch„beim Liefern“ mitfahren. Wenn dann der Geſell und der Lehrbub den Handwagen mit den Fenſterſtöcken durch die Stadt fuhren, ſchoben wir feſt mit. Heimzu durften wir dann auffſitzen. So alle Halbjahre kam vor das Haus eine ſchwarze Dampflokomobile— höchſte Senſation für die Kinderwelt der Straße! Durch den Hausflur über den Hof führte ein dicker Schlauch, und es duftete weithin, aber nicht nach den Spezereien Arabiens. Bei langem Regen aber war's am ſchönſten. Da ſtand der Hof zwei Handbreit unter Waſſer; denn der Abflußſchacht war immer verſtopft, und dann werkten der Marlinger und der Brömeiſl mit langen Stangen im Kanal herum und hatten die Hoſen über ihre haarigen Wadeln geſtülpt und 5 plantſchten voll Luſt um ſie und um den Kaſtanienbaum erum. Im zweiten Stock wohnte der alte Inſpektor Hingerl. Sein Balkon war ganz von Bohnen und Geißblatt über⸗ wachſen. Der alte Herr war ſonſt ein knurriger, ſchrulliger Sonderling, der den Leuten im Haus aus dem Weg ging.— Die Kinder mochte er lieber. Von Zeit zu Zeit gab's ein großes„Fiſchen“. Da ſtand der Hingerl in ſeinem roten Schlafrock mit der Türkenkappe und der Pfeife wie ein Spitzwegmanndl auf ſeinem Balkon und ließ an einer langen Schnur allerhand Kinderherrlichkeiten in den Hof baumeln. Kleine Mundharmonikas, Farbſtifte, Bleiſoldaten, Püppchen Kreiſel, Lebkuchen, Pfeiferln— das alles ſchaukelte hand⸗ hoch über Reichweite, und wir ſprangen und fapſten, bis einer mal einen glücklichen Griff tat.— An ſolchen Scherzen hatte der Alte oben ſeine Freude, aber mehr noch wir da drunten im Hof, und unſere Köpfe glühten vor Aufregung, Erwartung und Freude über den glücklichen Fang. Alle zwei, drei Tage kam der Drehorgelmann, für ihn das Geld zu ſammeln war uns höchſte Auszeichnung. Hin und wieder kam ein alter Italiano mit einem dreſſierten Affen oder der Scherenſchleifer ließ in der Hofecke ſein Rad ſauſen, indes ſein ruppiger Schnauzl wütend den fauchenden Mingo, den Hauskater, auf der Hofmauer anbellte. Alle dieſe Leute mit ihrem geräuſchvoll an der Oeffentlichkeit und im Umherziehen verübten Beruf waren uns verehrungs⸗ Emden auf ausnahmsweiſe gut gepflegter Autoſtraße— eine Folge des lebhaften Verkehrs während der Krankheit des Kaiſers— Vokohama wieder erreicht. Ein Bordfeſt vereinigt unſere Landsleute ſowie zahlreiche japaniſche Gäſte auf flaggen⸗ geſchmücktem Schiff bei Tee und Tanz und beſchließt die ein⸗ drucksvollen Veranſtaltungen. Am 30. Mai ſetzen wir die Fahrt nach dem kalten Norden fort, die uns bis in Alaska's Eisregionen führen ſoll. Am 31. Mai ſteigt am Großmaſt beſtimmungsgemäß unſere in Krieg und Frieden bewährte alte Kriegsflagge empor zum Zeichen des Gedenkens an die größte Seeſchlacht der Welt⸗ geſchichte im Skagerrak. Der Kommandant, ſelbſt ein Mit⸗ kämpfer auf dem am meiſten mit Wunden bedeckten Schlacht⸗ kreuzer„Seydlitz“, begrüßt die wenigen Schlachtteilnehmer vor verſammelter Mannſchaft und weiſt auf die Bedeutung des Tages hin. Die Bekanntgabe einer Reihe von Beför⸗ derungen unterſtreicht den feſtlichen Charakter des Gedenk⸗ tages. Tags darauf legt Schiff und Beſatzung in einer nächt⸗ lichen Gefechtsübung, bei der vor allem die Abwehr von Tor⸗ pedobbotsangriffen zur Darſtellung kommt, von dem Fort⸗ ſchritt in der Gefechtsausbildung Zeugnis ab, worauf wir am 2. Juni früh in Hakodate einlaufen. Auch in dieſem ver⸗ kehrsreichen Hafen, wo nur wenig Europäer, darunter 1 Deut⸗ ſcher, wohnen, bringt man dem Schiff reges Intereſſe entaegen. Beſonders erwähnenswert iſt der große Erfolg, den auch hier unſere Schiffskapelle durch ihre Vorführungen erringt. So ſollen bei einem Konzert in Otaru⸗Sapporo, 8 Stunden Bahn⸗ fahrt nördlich von Hakodate. gegen 60 000 Menſchen den Klän⸗ gen deutſcher Märſche und Walzer gelauſcht haben! Am 7. Juni treten wir unſere 10tägige Fahrt nach dem neuen Erdteil an, wo Dutch Harbour auf den Aleuten(Alaska) unſer erſtes Reiſeziel iſt. E Kommunale Chronik L. Neulußheim, 20. Aug. In der letzten Bürgeraus⸗ ſchußſitzung wurde u. a. die Regelung des Waſſer⸗ tarifes für die neue Waſſerleitung feſtgeſetzt und nach der Vorlage des Gemeinderats angenommen. Die Grundgebüh⸗ ren betragen im Monat: 1. Einzelperſonen 70 Pfg.; 2. Haus⸗ haltungen ohne Vieh(Geflügelhaltung gebührenfrei).50 Rm.; 3. Haushaltungen mit geringerer Landwirtſchaft und Klein⸗ tierzucht mit Ziegen und Schweinen 2 Rm.; 4. Haushaltungen mit mittlerer Landwirtſchaft und Großviehhaltung(bis 350 Ar und bis 3 Stück Großvieh).50 Rm.; 5. Haushaltungen mit großer Landwirtſchaft über 350 Ar und mindeſtens vier Stück Großvieh 3 Rm.; Hausgarten je Ar 10 Pfg. Dazu kom⸗ men monatlich folgende Zuſchläge: 1. Zigarrenfabrik je Ar⸗ beiter 10 Pfg.; 2. Wirtſchaft u. Metzgerei 6 Rm.; 3. Metzgerei .50 Rm.; 4. Wirtſchaften.50 Rm.; 5. Bäckereien.30 Rm.; 6. Flaſchenbierhandlungen mit Abfüllen.50 Rm.; 7. Soda⸗ waſſerfabrik 2 Rm.; 8. Milchhandlungen 1 Rm.; 9. Fri⸗ ſeure 85 Pfg.; 10. Schmiede 1 Rm.; 11. Spengler, Schloſſer uſw. 45 Pfg.; 12. Zahnatelier 85 Pfg.; 13. Kolonialwaren 45 Pfg.: 14. Tüncher⸗ und Baugeſchäfte.50 Rm.: 15. Waſchanſtalten .50 Rm. und 16. Waſſerkloſette mit 70 Pfg. In der gleichen Sitzung wurde die Bierſteuer mit 25 gegen 18 Stimmen vom Bürgerausſchuß abgelehnt. L. Bretten, 18. Aug. Aus dem Gemeinde rat iſt zu berichten: In dieſem Jahre finden jeweils Dienstags und Samstags in Verbindung mit den Wochenmärkten Obſt⸗ märkte ſtatt, zu deren Durchführung eine Kommiſſton ernannt wird.— Geſuche zur Errichtung von Tankſtellen werden in Zukunft nicht mehr berückſichtigt werden.— Die Bahnhof⸗ ſtraße vom Kaiſerdenkmal bis zur Zähringerſtraße ſowie ver⸗ ſchiedene andere Straßenteile werden in den nächſten Jahren vom Kreis inſtandgeſetzt, wenn vorher die erforderlichen Kanaliſationsarbeiten ſeitens der Stadt vorgenommen werden. Der Gemeinderat hält die Vornahme dieſer Arbeit für erfor⸗ derlich und wird ſie möglichſt zu einer Zeit durchführen, in der Arbeitsloſe beſchäftigt werden können. Der Aufwand 7 etwa 100 000/ und wird durch Kapitalaufnahme gedeckt. Kleine Mitteilungen Der Bürgerausſchuß von Kandern beſchloß die Aufnahme eines Kapitals in Höhe von 30 000 4 bei der Giro⸗ Zentrale. In Lienheim(Amt Waldshut) wurde der Landwirt und Gemeinderat Franz Schäuble mit 96 Stimmen zum Bürgermeiſter gewählt. Auf ſeinen Gegenkandidaten, Ge⸗ meinderat Ernſt Sutter, waren 77 Stimmen entfallen. würdig und das Ideal unſerer zukünftigen Berufswahl. Daß das Leben hier mit rauher Hand Hoffnungen geknickt hat, iſt nicht unſere Schuld. So war der Hof ein wahres, grünes Kinderparadies mitten in der ſteinernen Stadt und faſt immer, wenn eine fröhliche Erinnerung an dieſe Tage auftaucht, iſt ſie um⸗ ſchattet und umrauſcht von dem alten Kaſtanienbaum im Hof. Heute iſt von ihm nichts mehr da.— Die alten, kleinen Hinterhäuſer ſind abgeriſſen und Fabriken, Garagen, Lager⸗ häuſer, ſtehen an ihrer Stelle. Unſer alter Hof hat keinen grünen Teppich mehr. Auf Zementboden wächſt kein Gras. Oel und Benzinlacken ſchillern giftig in der Sonne und wo in der alten Schreinerwerkſtätte wackeres Handwerk pochte, hämmerte und ſchnitt, da laufen heute Transmiſſionen und an den Mauern ſtehen Motorräder und Autos, durch das hohe, erweiterte Tor fährt's und knattert's ein und aus. Kein Platz mehr für Kinder. Und an der Stelle, wo uns früher der Wolf mit den ſieben Geislein bis ins Herz er⸗ ſchauerte, wenn ſie der Lehrbub nach Feierabend zähne⸗ fletſchend und mit grauſig verſtellter Stimme erzählte, da horcht heute ein kleiner Knirps auf ein heranknatterndes Schnauferl und ſagt zu ſeinem Kameraden:„Wetten ma', daß dös a'„Viktoria“ is und koa BMWI“ OFranzöſiſche Liebermann⸗Hetze. Der„Temps“ ſetzt die von der„Action Francaiſe“ eingeleitete Hetze gegen die von Herriot geplante Liebermann⸗Ausſtellung fort. Das Blatt begnügt ſich keineswegs damit, gegen Profeſſor Liebermann den alten Vorwurf auszugraben, daß er im Jahre 1914 das Manifeſt der 93 mit unterzeichnet habe ſondern es ergeht ſich darüber hinaus in dem lächerlichen Verſuch, einen inter⸗ national anerkannten Künſtler wie Profeſſor Liebermann „jedes ſchöpferiſche Talent“ abzuſprechen. Soll man die Buchſeiten von hinten zählen? In England tritt man jetzt für die Bejahung dieſer Frage ein. Die Argumentation für einen ſolchen Umſturz gebt nach der„Lit. Welt“ dahin, daß es dem Leſer ganz gleichgültig ſei, wieviel Seiten er geleſen habe; von Intereſſe ſei für ihn nur, wieviel ihm noch zu leſen bleihen. Um dies zu wiſſen, muß er jetzt eine umſtändſiche Rechnung anſtellen. Mit welchem Recht“, ſagen die Verfechter der neuen Methode, „kann man das heute von einem zahlenden Menſchen ver⸗ langen?“ Man wird zugeſtehen müſſen, daß dieſe Begrün⸗ dung nicht ganz unlogiſch iſt. Aber oß ſich die Tradition nicht doch ſtäykey erweiſen wirse —— —— 4. Seite. Nr, 880 Dienstag, ben 28. Anguſt 107 Slädtiſche Nachrichten Die Reichsbahn kündigt der Sieſta Die Hauptverwaltung der Reichsbahn wird den Vertrag mit der Sieſta⸗Geſellſchaft, der ſeit ſieben Jahren beſteht und dem Publikum die Annehmlichkeit verſchafft, auch in Wagen dritter Klaſſe einigermaßen bequem zu ſitzen, zum 1. Oktober 1928 kündigen. Von da an werden alſo die Sieſta⸗Sitze, die infolge Einſchränkungsmaßnahmen ſchon jetzt nur noch ſehr ſelten zu ſehen ſind, vollkommen von den Bahnhöfen ver⸗ ſchwinden. Die Hauntverwaltung gibt für dieſe Maßnahme folgende Begründung: Die Sieſta iſt in der Junflationszeit im Jahre 1921 gegründet worden. als anormale Verhältniſſe Herrſchten und der Mittelſtand ſo verarmt war, daß er ſich die FJahrt in der zweiten Klaſſe überhaupt nicht mehr leiſten konnte. Jetzt, da eine gewiſſe Stabiliſierung und Verbeſſerung der Geldverhältniſſe eingetreten iſt, kann dieſe Maßnahme wieder aufgehoben werden. Anlaß dazu gaben Anregungen der Direktoren, die beobachtet haben wollen, daß viele Rei⸗ ſende die früher zweiter Klaſſe gefahren ſind. und die es ſich auch heute ſchon wieder leiſten könnten, dritter Klaſſe fahren And ſich einen Sieſta⸗Sitz mit ins Kupee nehmen. Die darauf⸗ hin angeſtellten Berechnungen ſollen ergeben haben, daß der Verkuſt, den die Reichshahn durch dieſe Abwanderung von der zweiten zur dritten Kaſſe erleidet, um ein Vielfaches größer iſt 8—(ſehr geringe) Miete, die ſie von der Geſellſchaft be⸗ omm Wir ſind der Anſicht. daß auch durch die Beſeitigung der Annehmlichkeit. mit dem Sieſtaſitz ſo bequem wie in zweiter Klaſſe zu fahren, eine Rückwanderung der früheren 2. Klaſſe⸗ fahrer nicht erfolgen wird. Die Reichsbahn ſollte ſich das engliſche Vorbild zum Muſter nehmen. In England iſt ſchon Jange die 3. Klaſſe gepolſtert.* * Die Zahl der Erwerbsloſen im Amtsbezirk Mannheim. Wie das Städtiſche Nachrichtenamt mitteilt, betrug die Zahl der beim Arbeitsamt Mannheim, öffentlicher Arbeitsnachweis für den Amtsbezirk Mannheim, gemeldeten Arbeitſuchenden am 17. Auguſt 8699(5335 männliche, 3364 weibliche). Davon entfallen 7310(4469 männliche, 2841 weibliche) auf den Stadt⸗ bezirk und 1389(866 männliche, 523 weibliche) auf den Land⸗ begirk. BVon dieſen Erwerbsloſen werden 2852(2070 männl., 782 weibl.) von der Erwerbsloſenfürſorge und 1556(1110 Männl., 446 weibl.) von der Kriſenfürſorge unterſtützt. Da am 10. Auguſt die Zahl der Arbeitſuchenden auf 8591 ſich be⸗ Iief, iſt eine kleine Steigerung um 108 eingetreten. Der gute Beſchäftigungsgrad hat in der Metallinduſtrie, in den metallverarbeitenden handwerksmäßigen Betrieben, in den Kleinbetrieben der Holzinduſtrie, im Nahrungs⸗ und Ge⸗ nußmittelgewerbe ſowie im Baugewerbe weiter angehalten. Nur das Bekleidungsgewerbe und das Vervielfältigungs⸗ gewerbe waren genötigt, Entlaſſungen vorzunehmen. Hie⸗ von wurden indeſſen nur männliche Kräfte betroffen; das weibliche Bekleidungsgewerbe ſtellte ſogar nach wochenlanger Ruhe Konfektions⸗, Weiß⸗ und Korſettnäherinnen ein. Auf dem kaufmänniſchen Stellenmarkt liegen die Verhältniſſe immer noch ziemlich unbefriedigend. In den Hof geſtürzt iſt geſtern ein 8 Jahre alter Schüler, der in einem Hauſe in der Unteren Riedſtraße vom 4. Stock auf das Dach klettern wollte. Der Verun⸗ glückte, der innere Verletzungen erlttt, wurde in das ſtädtiſche Krankenhaus verbracht. Mau muß ſich wundern, daß der Junze nicht ſofort tot war. *Schwerer Verkehrsunfall. Ein 8 Jahre alter Schäler, der geſtern Nachmittag kurz vor einer Radfahrerin und einem Einſpännerfuhrwerk die Straße zwiſchen E und F 5 Überqueren wollte, wurde von der Radfahrerin geſtreift und fiel vor dem Fuhrwerk zu Boden, wobei ihm das Pferd auf den linken Fuß trat. Im Diakoniſſenhaus, wohin der Ver⸗ Anglückte verbracht wurde, wurde ein Fußwurzel⸗ kuochenbruch feſtgeſtellt. * Böſe Früchtchen. In den Monaten Mai, Juni und Juli haben ſich 2 Burſchen im Alter von 20 und 22 Jahren, die ſich jetzt hier in Haft befinden, unter unberechtigter Benützung von Studentenmützen im Waldpark jungen Mädchen ange⸗ ſchloſſen und dieſe dann bei den gemeinſchaftlich fortgeſetzten Spaziergängen beraubt, beſtohlen oder betrogen. Geſchä⸗ digte, die noch keine Anzeige erſtattet haben, werden erſucht, bei—— Kriminalpolizet, Schloß, Zimmer 137, vorſtellig zu werden. * Zengen geſucht. Am 3. Auguſt, nachm. gegen 5 Uhr, wurde eine Dame beim Ueberqueren der Straße zwiſchen 13 und U 3 von einem Radfahrer angefahren und zu Boden ge⸗ worfen, ſodaß ſie einen Knöchelbruch erlitt. Der Täter entkam unerkannt. Perſonen, die Angaben über den Vorgang und den Täter machen können, wollen ſich bei der Kriminalpolizei Schloß, Zimmer 137, Eingang E, melden. * Sein 40jähriges Dienſtjubiläum begeht am morgigen Mittwoch Herr Heinrich Gräff, Beamter bei der Güter⸗ beſtätterei Reichert Söhne. 5 FJülm⸗ 5 * Im Palaſt⸗Theater dürfte in den nächſten Tagen der Film„Hochzeitsnacht“ eine große Zugkraft ausüben. Zur Orientierung ſei geſagt, daß man von dem Titel nicht auf die Handlung ſchließen darf. Man kann nur von der letzten Nacht ſprechen, die der Schriftſteller Sabien Pascal mit der Königin Nadya von Kraya verbringt. Die Beiden lernen ſich im Pariſer Faſchingstaumel kennen und lieben. In Engelberg Fortſetzung des Idylls, das in Paris den Gipfelpunkt mit der Vermählung finden ſoll. Aber auch hier muß man ſagen: Sie konnten zuſammen nicht kommen, das Waſſer war viel zu tief. Am Tage der Trauung wird die Prinzeſſin zurück in ihr Land geholt. Der König iſt er⸗ mordet. Nadya, die ſchon von einem ſtillen Glück als ein⸗ fache Bürgersfrau geträumt hat, wird Königin. Noch einmal greift Pascal entſcheidend in das Leben der Herrſcherin ein: als er den Revolver hochſchlägt, den ein Revolutionär auf ſie abdrückt. Inzwiſchen hat ſich der zweite Gatte, Prinz Kert, zur Verlobung eingefunden. Ein Schuß beendigt die Liebes⸗ epiſode. Wird die ſchwergeprüfſte Königin noch einmal glück⸗ lich werden? Es ſcheint ſo, denn Prinz Keri iſt ein ſehr ſumpathiſcher Mann, der allein ſchon für ſich einnimmt, daß er ebenfalls eine unglückliche Liebe mit ſich herumträgt. Die Regie hatte vor allem in der Perſonenwahl eine ſehr glückliche Hand. Bei einem ſo ausgeſprochenen Spielfilm iſt das ja auch die Hauptſache. Man braucht nur die Namen I Damita, Richter, Liedtke, Ralph, Klein⸗Rogge und Richard zu nenen. Lily Damita(Prinzeſſin) und Paul Richter(Pascal) ſind ein ideal ſchönes Paar, faszi⸗ nierend in ihrer Lebensfreude und in ihrem Liebesglück. Auch die Herrſcherrolle weiß Damita gut zu ſpielen. Durch ſcharfe Charakteriſierung zeichnen ſich aus Louis Ralph, der den laſterhaften, brutalen erſten Lebensgefährten der Prinzeſſin ſehr markant zeichnet, Harry Liedtke als zukünftiger Prinzgemahl, Trude Heſterherg als ſeine Tante, Rudolf Klein⸗Rogge als entſcheidend in die Schickſalsſpeichen greifender Vertrauter der Königin und Frieda Richard als treuergebene Zofe. Neben dem Spiel dürfte in zweiter Linie die hervorragende Inſzenierung feſſeln, die mit Routine den verſchiedenſten Geſchmäckern Rechnung trägt. Ausgezeichnet iſt auch die Photographie.— Voraus geht eine„unerhörte Kriminal⸗Parodie“,„Jim, der Gauner⸗König“, die mit ihrem nicht ſchlechten humoriſtiſchen Einſchlag geſchickt über die Unwahrſcheinlichkeiten der Handlung hinwegtäuſcht. Ein guter Naturfilm und die Trianon⸗Woche vervollſtändigen den 1 *Betriebsunfälle. In das Allgemeine Krankenhaus wurden geſtern eingeliefert: ein 46 Jahre alter Schloſſer, der in einem Fabrikbetrieb bei Reparaturarbeiten an einem Kran am linken Knie gequetſcht wurde nud ein 15 Jahre alter Zimmermannslehrling, der ſich auf einem Neubau an der Käfertalerſtraße mit einem Stemmeiſen am linken Ober⸗ ſchenkel verletzte. „Beim Einſteigen in die Straßenbahn verunglückt iſt geſtern ein 66 Jahre alter Kutſcher, der an der Halteſtelle Ecke Waldhof⸗ und Herzogenriedſtraße zu Fall kam und ſich Verletzungen im Geſicht zuzog. Der Verunglückte wurde ins ſtädtiſche Krankenhaus verbracht. 5 * Wem gehören die Fahrräderd Bei der Kriminalpolizei befinden ſich ſieben Herrenräder und ein Damenrad, die ver⸗ mutlich von einem Diebſtahl herrühren. Die Eigentümer werden erſucht, zwecks Anerkennung der Fahrräder bei der Staatsanwaltſchaft, Zimmer 148, vorſtellig zu werden. ichtszeitung Sich ſelbſt exmittiert * Wien, 22. Aug. Eine Rechtsgroteske hat ſich, wie aus Belgrad gemeldet wird, in Warasdin ereignet. Das dortige Bezirksgericht mit dem Kreisgericht und der Staatsanwaltſchaft verfügen über kein eigenes Gebäude, ſondern amtieren in einem Privatbau, deſſen Eigentümer ein Graf Beroldingen iſt. Auf Grund des neuen Wohngeſetzes fordert Graf Beroldingen einen höheren Mietzins vom Ge⸗ richt. Der Staat verweigerte die Erhöhung. Der Haus⸗ beſitzer klagte darauf bei dem zuſtändigen Warasdiner Ge⸗ richt, alſo ſeinem eigenen Mieter, und brachte die Räu⸗ mungsklage ein. Das Gericht entſchied, daß der er⸗ hühte zu bezahlen ſei. Wenn dies nicht geſchehe, müſſe das Gebäude am 1. Auguſt geräumt werden. Die höhere Inſtanz beſtätigte das Urteil. Da das Gericht nicht auszog, hat der Hauswirt um Exmittierung erſucht. Dieſem d wird ſtattgegeben werden müſſen. Die Be⸗ hörden zerbrechen ſich nun den Kopf, wo ſie nach der Exmit⸗ tierung, die das Gericht über ſich ſelbſt verhängen wird, die Gerichtsſtellen unterbringen werden, da in der ganzen Stadt kein geeignetes Gebäude zu iſt. * Ungetrener Kaſſier. Am 8. September vorigen Jahres wurde der Kaſſier der ſtädtiſchen Turmbergbahn, Alfred Kammerer von Karlsruhe, wegen Untreue und Unter⸗ ſchlagung zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Er hatte ſich erneut vor dem Schöffengericht Karlsruhe wegen ſeinerzeit begangener Urkundenfälſchungen, die zur Verſchleie⸗ rung der Veruntreuungen dienen ſollten, zu verantworten. Er wurde unter Einbeziehung der vorigen Straſe zu einem Jahr vier Monaten abzüglich fünf Monaten drei Wochen der Unter⸗ ſuchungshaft verurteilt. 1 * Verſchärfte Sühne. Die Tagner Wilhelm Schäfer und Ludwig Leuhard hatten einen Strafbefehl über je 14 Tage Gefüngnis erhalten, weil ſie nach einer Tanzmuſik, die im Gaſthaus„zum Ochſen“ in Schifferſtadt ſtardefunden hatte, einen jungen Mann mißhandelt hatten. Die Beiden legten dagegen Berufung ein. In der Berufungsverhandlung er⸗ hielten ſie eine Gefängnisſtrafe von drei Monaten. * Mißbrauch der Erwerbsloſen⸗Unterſtützung. Der 20 Jahre alte Georg Orth von Kirrweiler verſuchte ſich am 1. Juli dadurch unrechtmäßig in den Beſitz der Erwerbs⸗ loſen⸗Unterſtützung zu ſetzen, daß er auf ſeiner Unter⸗ ſtützungskarte das Kontrollzeichen des Gemeindeſekretärs ſelbſt einſetzte, um ſo eine perſönliche Vorſtellung bei der Er⸗ werbsloſenkontrolle vorzutäuſchen. Vom Schöffengericht Landau wurde er dafür wegen einer verſuchten Urkunden⸗ fälſchung zu drei Wochen Gefängnis verurteilt. * Ungetreuer Beamter. Das Eiſenwerk Gienanth in Eiſenberg hatte im Jahre 1920 den Kriegsinvaliden Luitpold Diehl ſals Portier angeſtellt. Dieſer ſtahl in den 7 Jahren bei ſeinen nächtlichen Rundgängen eine Unzahl von Gegen⸗ ſtänden, für die er überhaupt keine Verwendung hatte. Dafür erhielt er von dem Amtsgericht Kirchheimbolan⸗ den eine Gefängnisſtrafe von fünf Monaten. Deulſchland-Fraukreich 89:62 Die Fortſchritte in der deutſchen Leichtathletik Auf der Kampfbahn von Colombes bei Paris. wo 1924 die Olympiſchen Spiele ausgetragen wurden, trafen ſich am Sonn⸗ tag die beiden Ländermannſchaften zum erſten Mal ſeit 1914, um einen Leichtathletikländerkampf auszutragen. Beide Län⸗ der hatten ihre beſten Vertreter entſandt, denn es galt ja den Sieg für das eigene Land zu holen. Die Rennbahn in Co⸗ lombes iſt überaus raſch, ſie bietet bei einer Länge von 500 Metern die Möglichkeit, die 200 und 400 Meter mit nur einer Kurve zu laufen. Erinnerlich ſind noch die ausgezeichneten Zeiten, die bei den olympiſchen Spielen erzielt wurden. Bei der Güte der beiden Mannſchaften und der idealen Bahn waren alſo die beſten Vorbedingungen für hervorragende Kämpfe gegeben. Die 20 000 Zuſchauer— ein gutes Zeichen für das Sportsverſtändnis der Pariſer— ſahen dann auch ganz hervorragende Kämpfe. Beſonders erfreulich war die An⸗ weſenheit des deutſchen Botſchafters in Paris, Frhr. v. Höſch und eines Stellvertreters des franzöſiſchen Außenminiſters Briaud; die Veranſtaltung erhielt dadurch einen höchſt offiziel⸗ len Anſtrich. An einen Sieg der deutſchen Mannſchaft hatte man all⸗ gemein geglaubt, daß er aber ſo überzeugend ausfallen würde, hatte man nicht erwartet. Die deutſche Mannſchaft hat ſich wie⸗ der einmal glänzend geſchlagen, von 15 Wettbewerben holte ſie ſich 11. Dabei iſt zu beachten, daß die Franzoſen weit beſſer ſind als die Schweizer, gegen die faſt die gleiche Mannſchaft am 81. Juli in Düſſeldorf von 15 Wettbewerben 14 gewinnen konnte. Bei einigermaßen Glück hätte am Sonntag der deutſche Sieg noch höher ausfallen können, wenn Troßbach und die Stabhochſpringer ihre ſonſtigen Leiſtungen erzielt hätten. Wie ſehr die Deutſchen um die Siege kämpfen mußten, geht aus den ausgezeichneten Zeiten hervor, die durchweg erreicht wur⸗ den; faſt in allen Wettbewerben wurden beſſere Zeiten erzielt als bei den Deutſchen Meiſterſchaften und gegen die Schweig. Beſonders erfreulich ſind die Zeiten über 400, 800, 1500 und 5000 Meter. Dr. Peltzer ſcheint nur langſam wieder in Fahrt zu kommen, er lief am Sonntag bei den 800 Metern als Drit⸗ ter:548;— ſeine Weltrekordzeit iſt:51,6— allerdings war hier der beſte Franzoſe, Martin, am Start, der 1253,2 be⸗ 5 7 5 vor dem ausgezeichneten Darmſtädter Engelhardt mit Wir haben gerade die 800 Meter vorweggenommen, weil hier vielleicht mancher im Stillen mit einem Sieg Dr. Peltzers gerechnet hatte. Engelhardt hat Martin den Sieg nicht leicht gemacht, das geht aus der Zeit und dem knappen Vorſprung hervor, mit dem Martin als Sieger durchs Ziel ging. Martin und Engelhardt ſtellen für die Amſterdamer Olympiade 1928 für ihre Länder große Hoffnungen dar. Im 100⸗ und 200 Meterlauf war den deutſchen Leichtathle⸗ ten der Sieg von vornberein ſicher, es drehte ſich lediglich um die Platzfrage. Bei den 100 Meter ſcheint Houben durch ſeine Nordlandreiſe etwas nachgelaſſen zu haben, denn er mußte ſich diesmal von Körnig glatt mit 2 Meter Vorſprung ſchlagen laſſen. Das aleichc ſcheint bei Schüller der Fall zu ſein, der ebenfalls die Ueberlegenheit Körnigs anerkennen mußte.— Sehr gute Leiſtungen kann Büchner über 400 Meter auf⸗ weiſen, ſeine Lefſtungskurve geht zuſehends nach oben. Ab⸗ geſehen von 52,2 gegen die Schweiz. blieb er immer unter 50 Sekunden; bei den Meiſterſchaften erzielze er 48,8 und gegen Frankreich gar 48,6, eine ganz hervorragende Zeit; Büchner dürfte dazu auserſehen ſein, den von Liddell(Amerika) auf⸗ geſtellten Weltrekord mit 47,6 zu verbeſſern. Auch der frühere Meiſter Neumann(Mannheim] hält ſich üder dieſe Strecke noch ausgezeichnet. Hart muß auch der Kampf üler 1500 Meter 0 Wirriath⸗Frankreich und unſerem Vertreter Böcher geweſen ſein, trennte ſie doch im Ziel nur 1 Meter; bie Zeiten ſind zwiſchen :56,4 und:56,6. Böcher wird, wenn er ſich nurr auf dieſe Strecke verlegt, für uns eine ausſichtsreiche Waffe werden, wenn Dr. Peltzer ſeine alte Kampfſtärke— die won ihm auf⸗ geſtellte Weltrekordzeit iſt:51— nicht wieder erreichen ſollte. Einen neuen deutſchen Rekord ſtellte Kohn über 5000 Meter auf, auch er befindet ſich in aufſteigender Linie; die 15 Minuten Grenze bürfte von ihm bald unterſchrittem werden. Die anderen Läufer hatten ſeinem fabelhaften Endſpurt nichts mehr entgegenzuſetzen, er lief ihnen einfach davon. Troßbach mußte ſich im 110 Meter Hürdenlauf von Sempe knapp ſchlagen laſſen; normaler Weiſe wäre die Reilienfolge ſicher umgekehrt geweſen. In den Staffeln waren uns die Siege gewiß. All⸗ gemein hatte man diesmal in der 4 100 Meterſtaffer mit einer Verbeſſerung des Weltrekords gerechnet, aber der Regen, der die Bahn doch etwas ſchwer machte, und der ſchlechte Wech⸗ ſel Houbens, ließen dies nicht zu. Mit der ausgezeichneten Zeit von 41.4 gewann die deutſche Mannſchaft mit 15 Meter Vorſprung vor Frankreich. Knapper war der Sieg in der 4* 400 Meterſtaffel; mit nur 1 Meter Abſtand gingen die Schlußleute durchs Ziel. Die gegen die Schweiz erzielte Zeit wurde von:19,3 auf:18,2 verbeſſert; Dr. Peltzer mußte von dem Vorſprung von 3 Meter 177 Meter an Martin, der bei Frankreich als Schlußläufer lief, abgeben. Ganz ausgezeichnet ſind die Fortſchritte im Hochſprung: Köppke ſcheint jetzt endlich im Schwung zu ſein, mit.90 konnte er vor Lewden⸗Frankreich einen glatten Sieg erringen. Köppke kommt dem von Paſemann mit.923 aufgeſtellten Rekord immer näher, dieſer dürfte bald überboten werden. Sicher wie immer wurde Dobermann im Weitſprung Sie⸗ ger; er hat die 7 Metergrenze endgültig hinter ſich gebracht und zählt mit zu unſeren Hoffnungen. Trübe ſieht es im Stabhochſprung aus: hier mußten wir ſowohl gegen Schweiz als auch gegen Frankreich Niederlagen einſtecken. Reeg, der bei den Meiſterſchaften 3,76 Meter überſprang, wurde am Sonntag mit 3,60 hinter den beiden Franzoſen nur Dritter. Da der Sieger 3,70 überſprang, hätte Reeg bei ſeiner Meiſterleiſtung glatt Sieger werden können. Ueber 60 Meter warf Schlokat(Deutſchland) den Speer(60,16) eine ausgezeich⸗ nete Leiſtung. Schlokat iſt noch verbeſſerungsfähig, ſo daß wir von ihm noch ſchöne Leiſtungen zu erwarten haben. Im 7„ kuswerfen war Hoffmeiſter wieder auf der Höhe, mit 44, Meter wurde er Sieger vor Häuchen, der 40,67 warf. Häuchen war ſchon bedeutend beſſer. Brechenmacher hat im Kugel⸗ ſtoßen die 14 Meter endgültig überſchritten und Kulzer ſteh ihm nicht viel nach. Beide ſind noch zu weit größeren Leiſtun⸗ gen befähigt. Der Länderkampf gegen Frankreich hat uns einen legenen Sieg gebracht. Mit Glück hätten wir ſämtliche Wet bewerbe gewinnen können, obwohl die hervorragenden Lel⸗ ſtungen der Franzoſen nicht verkannt werden ſollen. 1 einigermaßen normalen Leiſtungen wären Troßbach und—3 25 9 in ihrer Konkurrenz Sieger geworden, ebhenſo Böcher übe 1500 Meter, auch Martin hätte gegen einen Dr. Peltzer Hochform kaum gewonnen. Der Sieg über Franikreich iſt 575 der eine weitere Etappe nach oben, er iſt gewiſſermaßen 17 würdige Abſchluß unſerer diesfährigen aroßen Leichtathlete erfolge. Auf den Erfahrungen. die unſere Leute aus dieſe Kämpfen ſammeln läßt ſich kür 1038 aufbauen. Unſere alun, ſichten für die Olympiade in Amſterdam ſind bei ſachgemäße Training gut. Daß bis jetzt der richtige Weg eingeſchlage worden iſt, haben die fortſchreitenden Erfolge bewieſen. Jeustn ahrdbmug A Gn vum 15 e 75 8 17 e N 79 2 e, d 5+ 7 7.. 20 Owoltenlos. O heiter. O halb bedeckt. 0 woltig. Obedeckt. o Negen AGraupeln. Nebel.& Gewitter O Windſtille. O ſehe leichter Hmüßziger Südfüdweſt. E ſtürmiſcher Nordweſt.& Schnee. 1 d Die Pfeile fliegen mit dem Winde. Die bei den Stakionen ſtehenden Zahlen geben ratur— Die LKinien verbinden Orte mit gleichem auf Meeresniveau umgerechneten Wetternacheichton der Karis tuberbandesweſterwarts Beobachtungen badiſcher Wetterſtellen(7⸗ morgen e. 522 Luft⸗ Tem S 2 8 285 . ee n inm& Ss Seis Kicht. Stärte Wertheim 151— 16 fitt dedeckt Königſtuht] 563 760,1] 13 18 13 SW ſſchw.⸗ Karlsruhe 120 760,1] 16 22 14 SW lleichttf⸗ Bad.⸗Bad. 213759,9 18] 2215 8 25 Villingen 812 f6, 10 2 8. ſleſchtſ„ezet eldbg. Hof 1275 687,0 9 us sw ſleicht Norat adenweil.— 700,7 17 20 18 8„ bede St. Blaſien] 780—12 1710 ſtill 5 Höchenſchw.—-—*— immer Die Hauptmaſſe des Tiefdruckgebiets entfern,— heute mehr nach Nordoſten. Nur Randwirbel, or⸗ einer über der Biskaya liegt, werden unſere Wi fang⸗ erſt noch beeinfluſſen. Auf dem Ozean folgt ein nerigen reiches Hochdruckgebiet, ſo daß ein Abſchluß der zyklonalen Wetterlage bevorſteht und in den* mit Uebergang zu beſſerer Witterung gerechnet w Uhr Vorausſichtliche Witterung für Mittwoch bis, Regen⸗ nachts: Zeitweiſe aufheiternd, vorerſt noch eindearen wenig fälle, ſtrichweiſe in Gewitterbegleitung, Temper 2 2 5 1 U 5 1 9 N * 8 2 n n U 1 * en e N * 8 Von Arch. B..A. Carl Rößler, Berlin⸗Wilmersdorf *. 2 Fraditicdenaniſſe ſchaffen, die jede Ueberlieferung und jede Ar Die Wirtſchaftlichkeit der Dachformen Wenn wir heute, in einer Zeit, in welcher das Atmen des Weltkrieges noch hör⸗ und fühlbar iſt, behaupten, daß wir in einer neuen Zeit leben, welche neue Menſchen erfordert, ſo iſt as nur als Schlagwort zu bewerten. Zeit und Wirtſchaft und darinnen der Menſch kann ſich nicht treibhausartig ent⸗ wickeln, er kann der jeweiligen Wirtſchaft nur in ruhiger Ent⸗ wicklung ſeinen Stempel aufdrücken. Heute wandeln viele Jünger der plaſtiſchen Kunſt und dieſe der Malerei auf Wegen, welche niemals in das Herz unſeres Volkes führen. Auch die Baukunſt leidet an dieſer euerungsſucht, und betrachtet man als ruhiger Kritiker die neueren Bauwerke inbezug auf ihre gewollte Beſtimmung, ſo Müſſen wir feſtſtellen, daß wir wohl Neuerungen in jeder Irm, aber nichts Neues, vor allen Dingen nichts Beſſeres entdecken können. Der Standpunkt einer kleinen Anzahl neuerer Baukünſtler, daß die alten, überlieferten Formen, namentlich in der Architektur leer geworden ſind, und der 5 tſchluß, dieſe Leere durch Wahrheit, neue Geiſtigkeit und achlichkeit zeitentſprechend auszufüllen, ſoll als Standpunkt und Entſchluß überzeugter Könner aufgefaßt und betrachtet werden. ieſe Könner haben demnach die Pflicht, ihre Ver⸗ gen ereichen wir die neue Sachlichkett und Geiſtigkeit nicht. Andere Länder, andere Bauten! Dieſe Erkenntnis iſt heute wohl Allgemeingut. Wir in Deutſchland haben nach anderen Geſichtspunkten zu bauen als Arabien oder Braſilien, und härtere Tatſachen an der Elbe oder Weſer in Rechnung zu ſetzen als am Tajo oder dem Tiber, wenn wir unſeren Häu⸗ ſern ſchützende Dächer aufſetzen. Das„Dach iſt der Schirm des Hauſes“, ſagt der bekannte Cornelius Gurlitt, und dieſen Satz wird wohl jeder unſerer lebenden Zeitgenoſſen unterſchreiben. Durch das bekannte Veranſchlagen von Bau⸗ arbeiten ſind wir in der Lage, die Herſtellungs⸗ und Reparaturkoſten ſowie den Ertrag der geſchaffenen Räum⸗ lichkeiten feſtzuſtellen und wird auf dieſem Wege einwand⸗ freie Kritik auch an den Bauwerken ſelbſt geübt. Die Tabelle, auf dem Wege der Koſtenveranſchlagung gewonnen, läßt er⸗ kennen, daß das bekannte Steildach die wirtſchaftlich günſtigſte lich ungünſtigſte darſtellt. Nach dieſer einwandfreien Ermittlung der Herſtellungs⸗ koſten iſt klar zu erkennen, daß das bekannte Flachdach um etwa 14½ v.., das moderne Horizontaldach um etwa 20 v. H. teurer iſt als das Steildach. ——— TLLEe + SS 5 No ˙ο AA5O⁰ 1DLee LEOSES A. 30 Nee ESLLAIDe LESereg eeee e NAdee Fllesten deroscDer fdr SDeID25OOOO WOLEHULTIGeE CALieEοοο! HNeSοοðH,/ CA2SOοο 5 182. 00000 AA Oονοο ——.—.—.——— 1 ISenEN ——————— N12.Oοοο NAAοοοσ oοο Pieraen in Tatſachen umzuſetzen und dieſes auch verſucht. Tunge Suchen hat aber leider dazu geführt, daß Ueberlieſe⸗ raufazalatt verworfen, Traditionen nicht beachtet und ein fgängerei, bezw. deren ſichtbare Formen als die Anfänger geriermteuen Bauſtils betrachtet und der Oeffentlichkeit ſug⸗ tert werden. Bauf enn moderne Architekten in Holland oder Amerika die Düben t durch ihre Leiſtungen revolutionieren wollen, ſo —— ſie dadurch weder der Baukunſt noch ihrem Lande. ſch die deutſche Architekten dem Auslande nach, ſo müffen ſie Jauſ tül Kritik gefallen laſſen, daß ſie in Nachahmungen keine Wiezene ſchaffen, daß ihnen das Schöpferiſche fehlt, das dem Uchkeit aubau und Fortſchritt in neuer Geiſtigkeit und Sach⸗ werte Anzundlegende Formen geben ſoll. Eine bemerkens⸗ keitiſ nzahl ſolcher Neuerungen ſind in dieſer Weiſe gerecht dandelkt jedoch ſoll hier nur die eine derſelben breiter be⸗ 815 t werden, nämlich die Ausbildung der Dachformen. eute eildacht Flachdacht Horizontaldachl ſind cchtt 555 heißumſtrittene Angelegenheit, in den Reihen der Rur ſektenſchaft des Reiches, und der ehrliche Kritiker kann ledem aß Geſichtspunkten werten, die pro und contra von Hauptfaktor anerkannt werden müſſen. Horf as Steildach ſchön, das Flachdach weniger ſchön, das 0 geintaldach häßlich iſt, oder dieſe Bezeichnungen Auße endet werden, darauf kommt es wohl kaum an. Die egteren des heutigen flachen oder hortzontalen Daches pro⸗ eit“ den durch ihre neuen Bauwerke„Sachlichkeit“,„Wahr⸗ dichtg ünd„Neue Geiſtigkeit“, doch mit Schlagworten kann Lerſchi Ferteſen werden. Auch den alten Satz, daß Geſchmäcker Deckn 5 en ſind, ſollten unſexe neuen Baukünſtler nicht als benützen, wenn ſie in kunſtrevolutionärer Begeiſte⸗ önne u grundſätzlich verneinen. Es ſind viele und gute ger Vo⸗ Anter dieſer neueren Richtung, deren Werke in ruhi⸗ laſſen und zosdeit errichtet, ihren Namen noch lange erwähnen da v deren Abſchwenken in das Lager der Modernen nur deralte b Beben iſt, daß ſie fürchten, von der Allgemeinheit als währten deurteilt zu werden, wenn ſie weiter in alten, be⸗ en Formen bauen. Kom 72— übt kazumen wir zurück auf die Geſtaltung der Dächer. Es Febteier Regel, dieſe oder jene Dachſorm für Landſ h0. unter allen Umſtänden zu beſtimmen. Traditſon, cdaltsbeld, Klima und wirklicher Geſchmack, nicht zuletzt den eutmett und Wirtſchaftlichkeit ſind Faktoren, welche den, 850 erfenden Architekten zwingen, berückſichtigt zu wer⸗ Untänzemuß er unwirtſchaftliche Konſtruktionen unter allen verſtän vermeiden, wenn die Wirtſchaftlichkeit eine Selbſt⸗ auch bedentet. Wird zum wirtſchaftlichen Effekt und* etoniſcher Richtung hin ein heimatlich warmes Aleitige Beſdelände paffendes Bauwerk geſchaffen, ſo wird 985 efriedigung erzeugt. Die Befürchtung, in ſeinen eeee beren ee Bcee 5 nne e e„gec i zu ſündigen. Als mangewordenes Volk müſſen wir dieſer Einſicht folgen und „Um aus dem heutigen Wohnungselend zur Vorkriegs⸗ zeitnorm zu gelangen, iſt es erforderlich, daß jährlich. etwa 250 000, in einem zehnjährigen Bauprogramm etwa 2½ Mill. Wohnungen errichtet werden müſſen. Die Tabelle nennt die Koſten für die Herſtellung der einzelnen Dachformen, die hier miteinander verglichen werden. Dieſe Zahlen machen es allen Stellen, namentlich ſolchen, welche öffentliche Gelder verwalten, zur unbedingten Pflicht, der größten Wirtſchaft⸗ lichkeit ihr ſtärkſtes Intereſſe entgegenzubringen. Häuſer aus Holzbeton Bisher ſind für errichtete Wohn⸗ und Nutz⸗ bauten im weſentlichen drei Bauſtoffgruppen im Gebrauch: Steine, Hölzer und Metalle. Die letzten Jahre haben nun im Holzbeton ein neues, ſehr bemerkenswertes, in der Praxis zahlreichen Verwendungszwecken ſich ausgezeichnet anpaſſendes Baumaterial geſchaffen. Name und Her⸗ ſtellung verweiſen auf eine Verwandtſchaft mit dem natürlichen Holze, während die Gigenſchaften des Holz⸗ betons in wichtigen Punkten mit denen der Steine überein⸗ ſtimmen. Im Endergebnis ſtellt ſich der Holzbeton als eine Zwiſchenſtufe zwiſchen Holz und den ſteinernen Bauſtoffen dar, von denen er weſentliche Kennzeichen vereinigt enthält. Das wirtſchaftliche Allgemeinintereſſe an dem neuen Roh⸗ ſtoff wird durch die Tatſache begründet, daß dem Holzbeton Verwendungsmöglichkeiten auf den verſchiedenſten Gebieten von Technik und Induſtrie, Handel und Gewerbe ſowie in der Landwirtſchaft offen ſtehen. Der Herſtellungsprozeß des Holzbetons iſt einfach und geſtaltet ſich grundſätzlich ſo, daß Sägemehl mit einer als verbindender Klebeſtoff und zugleich als Imprägnierungs⸗ mittel dienenden Flüſſigkeit innig durchtränkt und dieſe Maſſe in Formen beliebiger Geſtaltung einem mäßigen Preßdruck unterworfen wird. Man vermag auf dieſe Weiſe Jormſtücke hezw. Bauteile jeder Größe und Stärke herzuſtellen. Die Binde⸗ und Imprägnierflüſſigkeit, die die Vorausſetzung für die Herſtellung und die Eigenſchaften des Holzbetons bildet, iſt farblos, von ammoniakähnlichem Geruche und fühlt ſich in der Hand in geringem Grade fettig an. Für ſich allein kann die Flüſſigkeit als ein ausgezeichnet wirkender Feuerſchutz⸗ anſtrich für Holz verwendet werden, wobei ein gieriges Auf⸗ ſaugen der Flüſſigkeit durch das Holz beobachtet wird. Nach dem Geſagten zeigt der ſtrukturelle Aufbau des Holzbetons keine Aehnlichkeit mit dem üblichen Beton. Lediglich die be⸗ ſonders hohe Widerſtandsfähigkeit des neuen Bauſtoffes gegen Feuer und ſonſtige zerſtörende Einflüſſe, über die noch ge⸗ ſprochen werden ſoll, führte zu der Bezeichnung„Holzbeton“. Auf die vorſtehend beſchriebene Weiſe erhält man ein Leichtmaterial, das eine Reihe von bekannten, vorteil⸗ haften, in keinem anderen Bauſtoff vereinigten Eigenſchaften des Holzes mit beſtimmten Vorzügen organiſcher Materialien, insbeſondere ſteinerner Bauſtoffe, verbindet. So zeigt Holz⸗ beton, ein Matertal von rötlich⸗grauer Farbe, ein geringes auch unſer bankünſtleriſcher Nachwuchs entſprechend aus⸗ beblidet Mit unerprobten, geldzehrenden F e 1 e 84 Gewicht,(0,75—1,0) ſowie die den meiſten natür⸗ lichen Hölzern eigene Peroſität, Elaſtizität und gute Bear⸗ Dachform, die des modernen Horizontaldaches die wirtſchaft⸗ k beitungsmöglichkeit. So läßt ſich Holzbeton z. B. nageln, ſchrauben, ſchneiden, polteren uſw. Seine Druckfeſtigkeit be⸗ trägt bis zu 244 kg/ qem. Von beſonderer wirtſchaftlicher Be⸗ deutung iſt der Umſtand, daß gepreßte Holzbetonteile in der Regel innerhalb 24 Stunden nach beendigter Preſſang ver⸗ wendet werden können. Wichtig iſt ferner, daß das Materzal auch als Wandputz und als ſolcher im Spritzverfahren ver⸗ wendet werden kann. In der Linie dieſer Entwicklung liegt ſchließlich die Schaffung eines feuerbeſtändigen Mörtels und einer feuerbeſtändigen Farbe, deren Eignung für die Praxi⸗ in zahlreichen Verſuchen ermittelt wurde. Von den für unſere klimatiſchen Verhältniſſe weſentlichen Eigenſchaften kommt der Wärmehaltung eine beſondere Bedeutung zu. So beträgt die Wärmeleitzahl bei einer mittleren Temperatur von 20 Gr..: 0,194 und bei einer mittleren Temperatür von 0. Gr. C.: 0,190. Dieſe Zahlen ſind weſentlich günſtiger, als die Wärmeleitzahl der Ziegelmauer(nach Prof. Dr. Ing. Schmidt: 0,750) und kommen der Wärmeleitzahl von Holz (nach Schmidt: 0,150) ſehr nahe. Schließlich iſt der Holzbeton froſtbeſtändig, eine Eigenſchaft, die die Vorausſetzung für ſeine Verwendung als Außenbaumaterial iſt. Die hervorſtechendſte und mit den Eigenſchaften des Roh⸗ ſtoffes, nämlich des Holzes, ſcheinbar in Widerſpruch ſtehende Eigenſchaft des Holzbetons iſt ſeine Feuerbeſtändig⸗ eit. Nach der amtlichen Bezeichnungsweiſe bedeutet dieſes, daß der neue Bauſtoff unentflammbar iſt. Der Nachprüfung dieſes Verhaltens dienten eine große Zahl in jüngſter Zeit durchgeführter Unterſuchungen. Die intereſſanteſte und auf⸗ fälligſte, am Hamburger Staatlichen Technikum ausgeführte Prüfung ergab ſogar eine Widerſtandsfähigkeit des Holz⸗ betons gegenüber der vom Azetylenſchneidbrenner ent⸗ wickelten Temperatur von 3200 Gr. C. Für die moderne Bauwirtſchaft, die noch auf lange Zeit hinaus aus der Periode des Taſtens, des Probierens, des Suchens nach dem Zweckmäßigſten nicht heraustreten wird, kommt es in erſten Linie auf die Auswertung des Holzbetons und ſeiner Eigenſchaften an. Hier kommt nun das neue Material Beſtrebungen entgegen, die die größte Entwicklungs⸗ möglichkeit in der Durchbildung ſolcher Baumethoden er⸗ blicken, die die Wände nicht als Tragelemente für Decken und Dach vorausſetzen, ſondern alle ſtatiſchen Funktionen einem Gerüſt aus beſonders geeignetem Bauſtoff übertragen. Alle übrigen Anforderungen, die an eine gute Außenwand geſtellt werden müſſen, ſind dann durch ein Plattenmaterial zu er⸗ füllen, das dieſe Eigenſchaften in hervorragendem Maße be⸗ ſitzt. Ein Syſtem, welche ſolche Vorzüge aufweiſt, läßt ſich nun mittels der Holzbetonbauweiſe entwickeln. Ihre weſent⸗ lichſten Elemente bilden zunächſt fabrikmäßig hergeſtellte Wandplatten, für die ein Holz⸗ oder Eiſengerippe als Trage⸗ konſtruktion verwendet wird. Von dem Umfange der jewei⸗ ligen Bauvorhaben hängt es auch ab, ob das Gerüſt auf der Bauſtelle oder in normaliſierten Teilen fabrikmäßig auf Vor⸗ rat hergeſtellt werden kann. In letzterem Falle werden die von der Werkſtatt auf die Bauſtelle transportierten Platten in kurzer Zeit zuſammengeſchraubt, und mit Holzbetonplatten verkleidet. Dieſe Verkleidung, die das tragende Gerippe voll⸗ kommen verdeckt, bildet die Außenwand, die für viele Zwecke, z. B. für induſtrielle und landwirtſchaftliche Nutzbauten, ge⸗ nügen wird. Anders bei Wohnbauten. Hier bedarf auch die Innenſeite der Tragekonſtruktion einer Verkleidung mit Holzbetonplatten, wobei eine iſolierende Luftſchicht als zuſätzlicher Wärme⸗ und Kälteſchutz entſteht. Eine weitere Unterteilung des Luftraumes durch Iſoliermaterialien der z. B. aus dem Holzhausbau bekannten Art iſt zuläſſig und be⸗ wirkt einen verſtärkten Schutz gegen alle Temperatureinflüſſe. In gleicher Weiſe, wie die Wände, werden auch die Decken⸗ befiut Tragekonſtruktionen mit Holzbetonplatten aus⸗ gefüllt. Zur Anbringung ſämtlicher Platten am Gerüſt iſt nur eine kurze Montagezeit notwendig. Auch Türen, Fenſter, Treppen uſw. werden in montagefertigem Zuſtand auf die Bauſtelle gebracht und in kurzer Zeit eingebaut. Mittels dieſer Ar⸗ beitsmethode ergeben ſich zunächſt fühlbare Erſparniſſe an Bauzeit und ſomit an Arbeitslohn. Dieſer Umſtand iſt zur Herbeiführung einer durchgreifenden Beſſerung der unerträg⸗ lichen Zuſtände im Wohnungsweſen, aber auch zur Kompen⸗ ſierung der für Nutzbauten aller Arten bedeutend geſtiegenen Baukoſten von ausſchlaggebender Bedeutung. Dort, wo die Umſtände eine Serienherſtellung der tragenden Konſtruk⸗ tionen nahelegen, erwächſt für den Bauherrn ein weiterer Vorteil aus der Verbilligung infolge rationeller Maſſenher⸗ ſtellung. Erſparniſſe ergeben ſich ſchließlich aus der Ver⸗ ringerung der Transportkoſten. So beträgt das Gewicht der für ein Gebäude in der Holzbetonbauweiſe zu bewegenden Materialmengen etwa nur ein Achtel der für einen Ziegel⸗ ſteinbau gleicher Größe erforderlichen Bauſtoffgewichte. Für die wirtſchaftliche Beurteilung der Holzbetonbau⸗ weiſe iſt die Tatſache von Bedeutung, daß, etwa mit Aus⸗ nahme der reinen Holzbauweiſe, alle ſonſt üblichen Bau⸗ methoden, einſchließlich der verſchiedenen Betonbauweiſen an die reichliche Verwendung von Waſſer gebunden ſind, ſo daß Austrocknungsfriſten von mehreren Monaten durch die Bau⸗ geſetze vorgeſchrieben ſind. Dieſer Umſtand, der ſeinen Ein⸗ fluß auf die Kapitalverzinſung ausübt, entfällt bei der Holz⸗ betonbauweiſe, da ſämtliche Bauteile in ausgetrocknetem Ju⸗ ſtande zur Bauſtelle geſchafft und verwendet werden. ie Fundamentierung dieſer Bauten kann nach den für reine Holzbauten üblichen Grundſätzen erfolgen, wobei insbeſon⸗ dere bei kleineren Wohnbauten deren Preis durch Ausbildung der Fundamente als Betonklötze oder Pfahlroſte noch weiter günſtig beeinflußt wird. In der eigentümlichen Zuſammen⸗ ſetzung des Holzbetons liegt auch ſeine unbedingte Immunität gegen alle zerſtörenden Einflüſſe durch Schwamm, Inſekten uſw. begründet. Dadurch ergibt ſich in der Praxis ein Fort⸗ fall aller mit der Auswechſelung kranker Hölzer verbundenen unproduktiven Ausgaben. „Wie oben erwähnt, eröffnet u. a. die unbedingte Jeuer⸗ ſicherheit des Holzbetons dieſem eine erhebliche Anzahl wich⸗ tiger Anwendungsgebiete. Dachböden und Dachſtühle können jetzt von vornherein aus feuerfeſtem Material erbaut werden, das keiner nachträglichen Ummantelung oder Imprägnierung bedarf. Die Praxis der Errichtung von Räumen zum Unter⸗ ſtellen von Kraftfahrzeugen und neuerdings von Flugzeugen ſieht ſich durch den Holzbeton völlig neuen Möglichkeiten gegenüber. Das geſamte lanwirtſchaftliche Bauweſen vermag aus dem Holzbeton zahlreiche neue Anregungen zu ſchöpfen. Erwähnt ſei hier nur das jährlich wichtiger werdende Gebiet der Grünfutterkonſervierung, wo der Holzbeton berufen er⸗ ſcheint, die Vorzüge der hölzernen und der ſteinernen Stilo⸗ bauten in ſich zu vereinigen, ohne deren Nachteile zu beſttzen. Als Bauſtoff für Mahlmühlen, für Räume zur Lagerung feuergefährlicher Stoffe und Flüſſigkeiten und für zahlreiche weitere Anwendungsgebiete des Hochbauweſens bietet ſich der Holzbeton als ein beachtenswertes Baumaterial dar, das die Aufmerkſamkeit der verantwortlichen Stellen wohl verdient. · AAAAAAcccccccc( · · ·ô(pß—————————————— Herausgeber, Druger und Verleger Druckerei Dr. Ogas. Neue Mannheimer Zeitung G. m. b. H. Mannbeim, E 6, 2 Direktion Ferdinand Heyme⸗ 25 Chefredakteur: Kurt Fiſcher(beurlaubt). Verantwtl.Redakteure: Für Politit:.A. Meißner Feuilleton: Dr. S. Kayſer.— Kommunal⸗Politik u. Lokales: Richard Schänfelder— Sport und Neues aus aller Welt: Willn Müller— Handelsteil: Kurt Ebmer— Gericht und alles Uebrige i..: Richard Schönfelder— Anzeigen: Dr. E. Stötzner 6. Seite. Nr. 380 15 Kapitalserhöhung um 7,14 Mill. Mark bei Zellſtoff Waldtzof Stammkapital erreicht Vorkriegsſtand Bezugsrecht der St. A.:1 Nach den vielen unbegründeten Gerüchten des letzten Halbjahres um die Zellſtofffabrik Waldhof AG., die durch die entſchiedenſten Dementies nicht aus der Welt zu ſchaffen waren, überraſcht jetzt die Geſellſchaft Aktionäre und Börſe mit einem Kapitalerhöhungsvor⸗ ſchlag, über den in Verbindung mit dem Geſchäftsgang des Unter⸗ nehmens allerdings in den letzten Tagen ſchon einiges leiſe ange⸗ deutet wurde. Nachſtehende offizielle Mitteilung beſagt hierüber: „Die Verwaltung der Geſellſchaft beſchloß, einer in der zweiten Hälfte September 1927 ſtattfindenden ao. HV. die E des 27 535 000 betragenden Grundkapitals der Zellſtofffabrik Waldhof um 7 140 000 4 auf 34 675 000 1 vorzuſchlagen und zwar ſoll das bis⸗ herige St.⸗AK. von 25 um 7 Mill.„ erhöht und damit auf den Vor⸗ kriegsſtand gebracht werden. Außerdem ſoll das 560 000& betragende BAK. Lit. A um 140 000 auf 700 600 4 erhöht werden. Das Bezugsrecht der Aktionäre ſoll formell ausgeſchloſſen werden, doch ſoll ihnen durch ein Bankenkonſortium ein Bezugsrecht derge⸗ ſtalt eingeräumt werden, daß auf fünf alte Stgl. eine junge StA. und auf nom. 2800 VA. eine junge VA. über nom. 2700 bezogen werden können. Der Bezugskurs für die jungen StA. iſt mit 225 v. H. in Ausſicht genommen, der zu faſſende Beſchluß der ao. GV. ſoll ſich jedoch der Börſenlage zur Zeit der Ausübung des Bezugsrechts anpaſſen. Die jungen WA. Lit. A ſollen zu pari bezogen werden. Die nicht zum Bezuge beſtimmten nom. 2 Mill. jungen StA. ſollen der Verwaltung für ev. Augliederungen zur Verfügung gehalten werden.“ Aus der Mitteilung geht nun nicht hervor, welchen Zwecken die Erhöhung in erſter Linie dienen ſoll, ſodaß der Legendenbildung wieder reichlich Gelegenheit gegeben iſt, ſich zu entfalten. Auch die Bemer⸗ kung über„eventuelle Angliederungen“ wird nicht gerade geeignet ſein, gewiſſen Vermutungen intereſſierter Börſenkreiſe die Spitze abzubiegen. Soweit wir im Bilde ſind, von der Verwaltung war keine weitere Erklärung zu ihrer Mitteilung zu erhalten, dürften Vermutungen über eine enge Verbindung mit der J. G. Farben bezw. Vergt. Glanzſtoff nach wie vor nicht zutreffen, ebenſowenig wie verſchiedene andere der letzten Tage, bezügl. des Erwerbes eines „Kunſtwolle⸗Patentes“. Die Geſellſchaft wird ſich wie ſeither nur mit ihrem eigentlichen Fabrikatonsprogramm und der Verwertung ihrer Laboratoriumsergebniſſe befaſſen, was z. Zt. keine Grundlage für die ohen angedeuteten Vermutungen biete. Immerhin ſcheint angeſichts der Neigung zur Gerüchtbildung eine Aufklärung über den Verwen⸗ dungszweck der neuen Kapitalien und beſonders über die Richtung der„eventuellen Angliederungen“ durch die Verwaltung geboten. geboten. * Brown, Boveri u. Cie. AG. in Maunheim⸗Käfertal. Da bei dem bis 31. Dezember 1926 befriſteten Umtauſch der rikaniſchen und feſtländiſchen Urſprungs, daß unter Führung der Ver. Glanzſtoff⸗Fabriken Verhandlungen mit dem franzöſiſchen Comp⸗ toir des Textiles Artificiels und der Union des Producteurs de Soie Artificielle gepflogen werden, die den Einbezug der franzöſiſchen Kunſtſeidenherſteller in die Courtauld⸗Glanzſtoff⸗Snia⸗Intereſſen⸗ gemeinſchaft bezwecken, werden als wahrſcheinlich bezeichnet. Sowohl Glanzſtoff als Courtaulds würden eine Einigung mit den Franzoſen begrüßen. Für erſtere würde dies eine Abſatzerleichterung bedeuten; Curtaulds legen Wert darauf, die Auseinanderſetzungen betreffs des Celta⸗Verfahrens aus der Welt zu ſchaffen und ihrer Fabrik in Calais in der Union des Producteurs einen angemeſſenen Einfluß zu ſichern. * Zwirnerei und Nähfadenfabrik.⸗G. in Dietenheim. Bei 322 325 (431 417) R. Ueberſchuß iſt auch der Reingewinn aus 1926 auf 2767(3140 zurügegangen. Aus der Vermögensaufſtellung auf 31. Dez. 1926: flüſſige Mittel 6386(7841) Forderungen und Waren 689 091(613 023), Maſchinen dgl. 162 226(107 358) und Grundſtücke 377 686(276 686).; dagegen AK. 425 000, Rücklage 42 500(25 826), Hypothekenſchulden 100 000(—), Verbindlichkeiten 644 981(483 268) 4. * Weiterer holländiſcher Schiffsbauauftrag für Deutſchlaud. Die Königl. Niederländiſche Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft in Amſterdam hat, wie gemeldet wird, für Rechnung der Vereinigten Niederländiſchen Schiffahrtsgeſellſchaft den Bau von zwei Frachtſchiffen bei der Mueſchke u. Co., Schiffswerft⸗ und Maſchinenbauanſtalt in Stettin, in Auftrag gegeben. Die beiden neuen Schiffe ſollen je 6100 Tonnen Tragfähigkeit erhalten und ſind für die Holland⸗Weſtafrika⸗Fahrt beſtimmt. Wie bekannt, hat vor einigen Wochen die.G.„Neptun“, Schiffswerft und Maſchinenfabrik in Roſtock, zwei Schiffe für die holländiſche Regierung in Auftrag erhalten. * Verluſtabſchluß der Deutſche Libbey⸗Owens⸗Geſellſchaft für ma⸗ ſchinelle Glasherſtellung.⸗G. in Gelſenkirchen. Die G. weiſt für das erſte GJ. einen Verluſt von 432 131.“ auf, der in der Hauptſache auf die hohen Steuern zurückgeführt wird. Das AK., das bei der im Frühjahr erfolgten Gründung mit 6 Mill../ feſtgeſetzt wurde, iſt inzwiſchen zur Beſchaffung weiterer Mittel für den Bau der Fabrik⸗ anlagen um 1 auf 7 Mill../ erhöht worden. Es befindet ſich faſt ganz in belgiſchem Beſitze, beteiligt iſt aber auch die Bergwerksgeſell⸗ ſchaft Dahlbuſch. ze: Günſtige Ausſichten für die deutſche Zuckerinduſtrie. In der o. HV. der Zuckerkreditbank AG. in Berlin wurde der Ab⸗ ſchluß für das GJ. 1926/27 einſtimmig genehmigt und ein Gewinnan⸗ teil von 15 v. H. beſchloſſen. Ueber die Entwicklung des laufenden GJ. wurde folgendes mitgeteilt: Das Schickſal des Inſtituts iſt eng mit der Zuckerinduſtrie verbunden. Da der Rübenbeſtand im Tä⸗ tigkeitsgebiet des Inſtituts ſehr befriedigend iſt und eine durchaus gute Ernte erwartet werden darf, ſcheinen die Ausſichten für die Zu⸗ kunft günſtig. Es wird vorausſichtlich eine ruhige Weiterentwicklung im Gegenſatz zu der ſtürmiſchen Entwicklung der letzten Jahre Platz greifen. Die Umſätze zeigen gegenüber dem Vorjahr eine weitere Steigerung. 7: A. Prang Dampf⸗ und Waſſermühlenwerke AG. in Gum⸗ binnen. Ueber die beabſichtigte Kapitalerhöhung um 0,8 auf 2,005 Mill. ſoll nunmehr die auf 8. Sept. einberufene a. GV. beſchließen. Es werden 8000 neue Inhaberſtammaktien geſchaffen, die mit einem Viertel für das Geſchäftsjahr 1927 dividendenberechtigt ſind und die unter Ausſchluß des geſetzlichen Bezugsrechtes begeben werden. Die zu je 20 werden in Aktien zu je 100 1 umgetauſcht werden. Exportkrebitverßcherung, Ges 22: Der Ausbau der ſtaatlichen mäß dem Beſchluß der Großen Kommifſion der Exportverſicherung wird die Ausdehnung der bisher in Hamburg Probeweiſe durch geführten Bündelverſicherung auf ganz Deutſchlan nunmehr in Kürze verſucht werden. Die hierzu notwendigen ein⸗ gehenden Vorbereitungen ſind im weſentlichen abgeſchloſſen. Man rechnet ſchon in nächſter Zeit mit der Möglichkeit, Bündelverſiche⸗ rungsverträge aus dem Reich genehmigen zu könnem. Da die Bün⸗ delverſicherung eine erhebliche Vereinfachung und eine beſſere teilung des Riſtkos mit ſich bringt. nimmt man am, daß ihre An dehnung auf ganz Deutſchland zu einer ſteigenden Inanſpruch nahme der Exportkreditverſicherung führen wird. Fraukfurt etwas erholt Im Anſchtuß an die etwas freundlichere Stitmmug, die Fcheger ſtern abend nachbörslich bemerkbar machte, konnte ſſch an der hentigen Börſe eine etwas freundlichere Haltung durchſetzen und die af erholten ſich leicht. Das Geſchäft bleibt aber nach wie vor 2 K die Spekulation beſchränkt, die heute zu Deckungen ſchritt, währen das Publikum ſich weiterhin fernhält. Auregung bot der nuveränd leichte Geldſtand, wenn auch die weitere Entwicklung des Geldmarkke immer noch peſſimiſtiſch beurteikt wird. Zu der freundlichen 590 mung trug ferner der Kapitalerhöhungsbeſchluß ber Zellſtoff Wal! wird bei, der ziemlich unerwartet gekommen war. Das Bezugsrecht als nicht ungünſtig betrachtet. Zur Zurückhaltung mahnt ernd weiter die Verzögerung der Ernteeinbringung infolge der dau 80 ſchlechten Witterung. Bei Feſtſetzung der erſten Kurſe konnten 9 gegen die geſtrigen Abendbörſe Kursbeſſerungen von—2,5 1. durchſetzen. Stärker erholt waren Kommerzbank mit plus 3 1. Etwas ſchwächer lagen dagegen Voigt u. Häffner, Deutſche Zucker 5 Lahmeyer. Renten waren weiter vernachläfſigt. Ablöfungsf ſchwächer. Im weiteren Verlaufe blieb das Geſchäft 8 Die Kurſe konnten ſich jetzt behaupten, da vereinzelt noch 2e kungen vorgenommen wurden. Die Spekulation glaubt, daß an den verſchiedenen neuen Emiffionen intereſſierten Banken einge eventuellen weiteren Sinken der Kurſe durch Interventionen— gegnen werden. Der Geldmarkt bleibt flüſſig. Tägliches Geld zu dem ermäßigten Satz von 5 v. H. vreichlich angeboten. Berlin leicht gebeſſerrt Bei der in unvermindertem Grade anjaltenden Get tille, die hauptſächlich durch das faſt vollſpändige Ferubleiben 15 Publikums hervogerufen wurde, iſt heute eine leichte Teude 5 beſſeruns feſtzuſtellen. Die bisher rücklüüufige Kursbewegung zum Stillſtand gekommen und die noch hercuskommende verh mäßig geringe Ware fand bereitwillige Aufnahme, weil die Svae⸗ Iation den jetzigen Kursſtand anſcheinend für preiswert und zum nter ſichtigen Eingehen von Engagements nach olhen geeignet hält. 185 dieſen Umſtänden war die Kursbildung zwar nicht gaus e heitlich, es überwogen aber faſt auf allen Gebieten Kursbeſſerun 5 von 1 und vereinzelt auch 2 v. H. Eimzelne Spezialwerte 0 ten ſich noch höher, ſo Ludwig Loewe 4, Schultheiß 5 und Glanzſt v. H. Unter den wenigen Papieren mit Kurseinbußen ſind Ilſe B bau mit 3 und Fraubank mit anfänglich 5 v. H. Verkuſt zu 2 Im Verlaufe traten beſondere Veränderungen nicht ein. 2 n neio FH r aee 0 1 2 ano CCCC%%%%%%%%%%%%%%%% äß fi a afwagengeſellſchaft. Verhandlungen, die zwiſchen der Pullmann⸗ u. den. n das el 5 gereicht wurden und demgemäß ſich bei Kraftloserklärung Geſellſchaft und der Internattonglen Schlafwa engeſellſchaft in Paris[ſeit längerer eZit gewohnte Bild. Am Geldmarkt iſt kurzfriſtiges Ge⸗ 12 dieſer VA. das Kapital auf 14 980 400 verringern mußte, 5 geng twas leicht fordert, bei Sätzen von 4½ bis 6 v. H. Jür Monat D 5; geführt werden, ſcheinen die Bildung eines engen Kartells zu er⸗ etwas leichter ge Ordert, bet Sã 5 v. H. In alten. beruft die Geſellſchaft jetzt eine ab. H5V. auf den 17. Sept. ein, ſtreben. Den Verhandlungen in Paris gingen Beſprechungen zwiſchen geld werden die Sätze nach wie vor mit 74 bis 8% v. H. hochgehe⸗ die eine entſprechende Kapitalerhöhn ng zur Er⸗ der Britſy Pullmann Ev. und der Internationalen Schlafwagen⸗ 3 43 reichung der in der letzten HV. beſchloſſenen Kapitalhöhe von geſellſchaft voraus. Die Mitropa⸗Verwaltung erklärt, daß ſie von den Verliner Derviſen 15 Mill. vornehmen ſoll.(Siehe auch Anzeigenteil.) Verhandlungen nicht berührt wird, wenngleich die Unterhändler Diskontfätze: Neichsbault 6, Lombard 7, Privat 8/ v. H⸗ * Kapitalserhöhung der Pfälziſche Preßhefen⸗ u. Spritfabrik in offenſichtlich ſehr gerne den Anſchluß der Deutſchen Mitropa⸗Geſell⸗ 1 5 5 5 ent Ludwigshafen. Die Geſellſchaft beruft auf 20. Sept. eine a. o. GB. ſchaft ſehen würden. Dieſem Schritt werden ſich aher ſchon deshalb Amflich. Tugußt Anguſe 1 ſ38 23 8 Schwierigkeiten entgegenſtellen, da die Mitropa⸗Geſellſchaft einen in.⸗M. für G. B. G. B.—.— ein, die über die Erhöhung des Grundkapitals von 800 000 auf Beſtandteil des deutſchen Eiſenbahnſyſtems bildet. 70 J 5 1 Mill.“ durch Ausgabe von 500 Stück ab 1. Oktober 1927 gewinn⸗ 5—— 4— 25 berechtigter Inhaberaktien zu je 400 4 unter Ausſchluß des geſetzl. Zunahme der feſten S. areinlagen Drüſſel. 100 Belga 500.-Fr. 58,425 58,54 58.41 8, 58.— 6 15 Bezugsrechtes der Aktionäre Beſchluß zu faſſen haben wird.— Wie 5 Danzig 5—.— 81,37 81,5381,3861,5281.—7 und dem Elseah ber feirend Gbel eengele ban der Jabeitanlagen] Einlagebeſtände bei den badiſchen Sparkaſſen am 3l. Juli Fealeers 105 Ffch g 2% 22% 22% 2%.— und dem Erwerb der Firma Gebr. Herkel⸗Germersheim dienen. i„Südſlawien. 100 Dinar.391 7,4%8 7,.391.408 81.— 8 5 8 Im Monat Juli haben ſich die Spareinlagen bei den ba⸗ 100 Kr 1250 5 inendnderung der Chemiſche Fabrik auf Actien(vorm. G. diſchen Sparkaſſen wieder um rd. 4 Mill.(gegenlber 3,5 Mill. 4 e Schering) in Berlin. Die G. hat bekanntlich vor kurzem die C. A. im Vormonat) vermehrt. Am Aufang des Berichtsmonats betrugen Oele.„ 100 Kronen 109.29 10951 109.19 100,41 12,50 5 15. F. Kahlbaum Chem. Fabrik G. m. b. H. im Wege der Verſchmelzung die Spareinlagen nach dem Ergebnis der Eildienſtſtatiſtik rd. 186,2 Paris„ 100 Franken] 16,45 18,49 18,45 16,49 81.— 5 in ſich aufgenommen. Die Verwaltung beruft nunmehr für den Mill. 4. Die Einzahlungen im Laufe des Monats Juli be⸗ Prag„2 100 Kronen] 12,442 12,462 12,44 12.46 86,062 3 10. Sept. eine ao. HV. in das Verwaltungsgebäude der Kokswerke liefen ſich auf rd. 13,3 Mill., die Rückzahlungen auf rö. 9,4 Schweiz 100 Franken 0,94 81.10 91[81.07 Fre. 10, und Chemiſche Fabriten.⸗G. ein mit dem Antrage, die Firma in Mill., ſodaß am 31. Juli 1927 bei den 149 badiſchen Sparkaſſen ein e 12 100 Peſeten 7083 14 70561.855 9N— 4 „Schering⸗Kahlbaum A⸗G.“ abzuändern. Spareinlagebeſtand von insgeſamt 190,1 Mill. 4 vorhanden war. Bei Stocholm 100 Kronen 112,65 112)7 112,65 112.87 11250 7 * Keine Schwierigkeiten bei der Errichtung der American Glanz⸗ den Giro-„Scheck⸗ und Depoſiteneinlagen haben aller⸗ V 100 Schilling 59,1683.28 89.14 59. 170% 6 ſtoff Company.— Einigung der Glanzſtoff mit den Franzoſen? dings die Auszahlungen die Neueinlagen überſtiegen, ſodaß der Be⸗ Budapeſt 100 Pengö=12500 Kr. 73,4173,56 73.41] 73,5 6793 10 Die Mitteilung, daß Schwierigkeiten bei der Errichtung der Ame⸗ ſtand auf Ende des Monats Juli um rd. 1,8 Mill. abgenommen Buenos Aires.] 1,792.7986].789.,798—— rican Glanzſtoff Company durch Differenzen mit den Verwaltungs⸗ hat und noch rd. 38,5 Mill. 4 betrug. Während ſich alſo bei den Canada...1 Canad.—— 2— 1—. 27092 80 behörden beim Landerwerb entſtanden ſind, entſprechen nicht den Tat⸗ feſten Spareinlagen wieder eine erfreuliche Zunahme gegenüber dem 2 1 55 20,975 20,985—— + J0 ſachen. Wie von der Verwaltung mitgetielt wird, ſind ſämtliche Ver⸗ Vormonat feſtſtellen läßt, macht ſich bei den Giro⸗ und Scheckeinlagen Konſtantinopel.. 1 türk. Pfd. 25 2,0922.0932.087 18,5 träge mit den dortigen Kommunen abgeſchloſſen. Mit dem Bau der der vermehrte Geldbedarf der Handwerker und Kleingewerbetreiben⸗ Londoenn 1 ffd. 20,406 20.446 20,405 20,445 24403 Fahriken unter Leitung deutſcher Ingenieure iſt bereits begonnen den geltend, der wohl den berechtigten Schluß auf eine Zunahme des Rew Dort Dollar 4,197 5— 4,1965 4,2045 443 9 worden. Ebenſo ſind die Aufträge für die Maſchinen vergeben. Der Beſchäftigungsgrades und eine weitere aufſteigende Entwicklung in Rio de Janeiro—.——— 5 Fabrikbau dürfte programmäßig fertiggeſtellt werden. Gerüchte ame⸗ unſerer Wirtſchaft zuläßt. Wuaen ee Fat 2 8 — eeeeeeeeeeee, 2 25. f 1 22. 22. J 28. 22[ 23, 22.J. 28. 22.[ 23. 0 Kurszettel der Neuen Mannheimer Zeitung TTCCCCCCCCCCCCCC F3%%%FFCCFCCCC00CCT 114.J07 Aktien und Auslandsanleihen in Prozenten, bei Stückenotierungen in Mark je Stück Jilpert Armaturf. 81; 270 Peterslintongrtft 113.0 II8.[WVer. beutſch, Oelf.—el.—[Icelſenk. Gusſt. 89,—87,50 855 Ae a T versehenen Werle ſnd rminese wahrenb ſig blr wnt Zoch uud Eie ban 120.1250 Pf. Nahm Kanſe 210 849. Jnbekataß 120]111.0 a ere. ee 5 ien eee eee Holdnernen Ju. 27407 Philrvs l. G. et.—f8.— Per kikranlarinf. 180.9 152.5 Gerresheim Glas 149.0fJ49,0 Nir& Geneſt: 288.5181.5 Wolf, Budeu 58, 7550 Mannheimer Effektenbörſe vom 23. Auguſt banben, 6t. u lie0.9 28 188 88och d 10l He Hoenerd L e een e e e dee we 4 1 IGebr.„ 5—— a 22..28. 22.% 28. 22.23 198 0ſe6 o,Pgieder S 258l68 daſgte 94f. S 1850 80 0 Fbsdſenr 110001070 Kbegerſutn Fere 148.0175)0 e, Bad. Bank 181,0180,2 Bad. Aſſeturanz, 235.0280.0, Karlsruher Maſch. 26.—26.— Karlsruher Maſch. 28,— 26,.— Rb. Maſch. Leuder—.———[Volthom. Seil.K—.—72.80 8 4 5 in 2891750 175,0172.5 Fr 0 Pfälz Hypoth Bt.—.——.—, Continentale Berſ. 92.7590.— C. H. Knorr 180,0180,0 Kemp, Stettin..—— Rhenania Aachen 68,— 63,50 Wayß& Freytag 165,5.168,2— 799 2 Maſchin. 116,0115,5 dd. 99.—.50 Bdler gen 89. Hppotg Bank 189,0 129,0 Mannheim. Verſ. 135,0 138,1] Mannh. Gummi 48,— 45,— Klein, Sch&Becker 141.5141.7 Riebeck Montan.—.——.— rgel Waldhof St 340..337,5 Grteſtw. Mhm.5% JOberſchl. E. Bed. 27—2 5 Benz⸗Motor KC. 2 Eg ereditban 18.0 438,0 Oberrh. Verſ. 162,0 162,0 Neckarſulm Fhrzg 115,0 115,0 Knorr, Heilbronn 181.51770 Riedinger Maſch. 143..1480 t, Gebr. Großmann 110,0f146,0 7Oberſcht. Koksw. 10l, 7f10l.5 Broren Ber.—5 Südd. Disconto 146,0148,0 Pfälz. Mühlenw. 156,0.156.0 Konſerven Braun 66,5086,50 Rodberg Darmſt. 9,75 9,75 Freiverkehrs⸗Kurſe. Grun. Bilünger 183.0183 Torenſt,& Koppel 139,7139,5 Deutſche 18.— .-G. für Seillnd. 97,.—97,.— ͤ 67,—67,50 Gebr. 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Seine gewohnte Kaltblütigkeit und ſein faſt ſprichwört⸗ lich Kedordenes Raffinement verlaſſen ihn auch dielma nicht. bin Gedanke an ſeine Frau, an ſeine Kinder belaſten ich ſel Dieſer brutale Ichmenſch denkt ſtets nur an So lange Frau und Kinder für ſeine Bequemlichkeit ſeing ſind— All right! Sobald ſie ihn in der Ausführuag 85 Pläue hindern— sood bye, Familie!— fahri. er Nächt⸗Expreß nach Baltimore ſteht bereit zur Ab⸗ In einem Coupeè 1. Klaſſe ſitzt ein a gebückter älterer Herr nit langem weißem Bart und lieſt in einer Zeitung. Oder wenigſtens ſo, als ob er lieſt. In Wirklichkeit ſpannt er allen Sinnen auf die Abfahrt des Zuges. Er berechnet: orgen in Baltimore. Uebermorgen an Bord irgend Sber Dampfers. In vierzehn Tagen in Argentinien. bre beſſer in Braſilien, weil Braſilien flüchtige Ver⸗ Mit 5 nicht ausliefert. Da unten kann's ihm nicht fehlen. Daun 1z bilion in der Taſche und ſeinem raffinierten Hirn. Pit 6045˙ er vielleicht Jim Sniff nachkommen. Oder den Paß d ründet eine neue Firma. Unter neuem Namen. Den des hat er bereits in der Taſche— die letzte Leiſtung 8 9¹ agins⸗Wolkenkratzers— und heidi er wird der alte Herr in ſeinen Zukunftsplänen geſtört. Arit Er ſpringt in das Abteil. Gefolgt von dem Jungen. „G00d evening, Sir! How do?/ Der alte Herr erſchrickt. Ihm den wer der elegante bart iſt. Leute ſeiner Gattung junge Mann mit dem Spitz haben eine feine Naſe für 2 85 Doch hat er keine Zeit mehr in Bewegung. zum Ausſteigen. Soeben ſetzt der Zug ſt Die Hetzjagd zwiſchen dem Verbrecher und ſeinen Ver⸗ folgern beginnt. Als man am nächſten Morgen Uriel Higgins im feiner Villa verhaften will, findet man den Vogel ausgeflogen. Genau ſo, wie der ſchlaue Peter Barns vorausgeſagt hat. Und es bleibt der Polizei vorläufig nichts andres übrig, als ſeinen Sohn Edward in Gewahrſam zu nehmen, der hin der Vertuſchung und Verdunkelung verdächtig iſt Das übrige wird ſchon Peter Barns beſorgen! Und die Legion der Telegramme mit genauer Perſonal⸗ beſchreibung des flüchtigen Verbrechers, die noch heute durch die ganze Welt fliegen! XXXVIII. Wenige Wochen ſpäter. Der Gould⸗Palaſt hat ſein fröhlichſtes Geſicht aufgeſteckt. Mit ſeinem exquiſiten Feſtſchmuck lacht er direkt hinaus auf den winterlich kahlen Central⸗Park. In allen Zimmern Blumen, Blumen, Blumen. Zu Hunderten. Zu Tauſenden. Von der jungfräulichen Myrte bis zur üppig ſich blähenden Centifolie. Von der ariſtokra⸗ tiſchen, feingegliederten Orchidee bis zur protzigen, teller⸗ großen Chryſanthemum und ſtolzen Calla. Denn heute iſt Miß Goulds Hochzeitstag. Seit früh morgens ſteht die Glocke nicht ſtill. Ein Dutzend Hände hat übergenug zu tun, um all die duftenden Glück⸗ hereinzuſchleppen und in den Zimmern auf⸗ zubauen. Die Braut hat auf eine dem Reichtum und Namen„Cor⸗ nelius David Benjamin Gould“ entſprechende pompöſe Feier verzichtet. Hat allen Photographen, Reportern und Kino⸗ ſpekulanten abgewinkt. Und nur die„Intimſten“ für wert befunden, der Hochzeit beizuwohnen. Die traurigen Ereigniſſe in der Familie Higgins ſetzen ohnehin der äußeren Feſtfreude einen Dämpfer auf. enn ohne⸗ P nicht vergißt, den hohen Rang des„princely bridegroom itß beſonders helle Beleuchtung zu rücken. Higgins hat gebeten, der Feier fern bleiben en. Die Seele der armen Frau iſt zerriſſen von den Schick⸗ falsſchlägen, die in der letzten Zeit auf ſie niederpraſſelten: Der eine Sohn tot. Der andere in polizeilichem Gewahr⸗ ſam. Der Mann geflohen vor den Angen des Geſetzes. Die Tochter geiſtesumnachtet. 5 Was kann das Schickſal ihr noch bringen an Leid und Weh?. Der eigene Tod erſcheint ihr als eine Erlöſung, um die ſte Gott mit Inbrunſt bittet. Die kleine intime Hochzeitsgeſellſchaft iſt vollzählig. ſchallen die Glocken der Hauskapelle hin über den Auch Aglaja iſt anweſend. Zuerſt hatte die beſorgte Mutter Einwendungen erhoben. Doch er. dbn gewußt, ſie zu zerſtreuen. Vielleicht, daß die geputzten Menſchen, die Feſtfreude, die heilige Handlung eine verwandte Saite in dem umnachteten Gemüt erklingen läßt! Das„große Ereignis“, der„elementare Schreck“ ruht ja noch immer im Schoß der Zukunft! In ihrem weißen Spitzenkleid, dunkelglühende Roſen an der Bruſt und im ſchwarzen Lockenhaar, bewegt Aglaja ſich an der Seite der guten Mrs. Pincock ungezwungen unter den Gäſten. Mit einer Art kindlichen Staunens in den gro⸗ ßen Augen blickt ſie um ſich, ohne zu ſprechen. Und auch niemand redet ſie an, obgleich aller Augen ihr folgen. Zartgefühl und Mitleid hält alles in angemeſſener Entfernung. Noch immer trägt Aglajas ſchönes Antlitz den Stempel der Vollendung. Noch immer iſt ihr Lächeln bezaubernd. Noch immer umſchwebt ſie die ſchüchterne Grazie, die keuſche Unnahbarkeit des ganz jungen Mädchens. Nur wer genauer beobachtet, bemerkt, daß dem ſchönen Antlitz der Ausdruck, dem Lächeln die Seele fehlt. Daß die Grazie eine ſpieleriſche, puppenhafte iſt. 5 850 betritt die Braut am Arm ihres Bräutigams die apelle. Die Glocken läuten. Orgelklang brauſt hernieder— die 0 des Geiſtlichen ertönt... die Ringe werden gewechſelt in elegant gekleideter füngerer Mann mit blauer Brille und es auch in den Herzen des jungen Paares klingt und ſingt Im Hintergrund an einer Säule lehnt Harry Morriſon. dene Arteö ich zugeſtutztem Spitz der ſchon in verſchie⸗ vor Glat Die Augen unverwandt an die zierliche weiße Geſtalt da he 11 5 geſpäht hatte— ſcheinbar vergebens— lugt Trotzdem bringen alle Tageszeitungen, Wochenblätter vorn gerichtet. —8 ud winkt raſch einem halbwüchſigen Jungen, der mit und society papers das Bild der Braut. Bruſtbild. Knieſtück. Er hat Aglaja ſeit Monaten nicht geſehen. Seit ſener 2Sperndtaſcge auf dem Bahnſteig ſteht. Ganzes Format. Im tea gown und im full dress. Sitzend, Begegnung im Central⸗Park. Und er gewahrt mit kiefer — erber, Johnnyt ſtehend, liegend. Mit und ohne Bräutigam. Wobet mon Schluß folgt. Geſchäftführer Otto Gärtner u. Maria Jäger 6. Schreiner Hermann Friedrich Knörzer 1 S. Geſtorbener em Nucheichlen Berkündete:; Fachtmeiſter Alß, Roos u. Eriſe Schiſferdecker Schl. Willi Eppel u. Wilhelmine Adam ſenber Ed. Fröhlig n. Charlotte Hügin ohrer Robert Schön u. Anna Scharff 8 hrer Fr. Fuchs u. Anna Kubicki Vienm. Irtedr. Eckhoff u. Magd. Viehl. etegraphenwerkführer Franz Springmann u. SDerſeina Imig. Arb e Wirß. Trautz n. Johanna Heß 8 Fs. Barth u. Gertr. Zimmermann N Kanfm. Karl Martini u. Eliſ. Göpel Buchbingraut Sülzner u. Eliſe Scheid Kruttder Hch. Friedrich n. Charl. Reichardt N Schle wagenführer Joſ. Böſer u. Anna Kolb 185 Valentin Versbach u. Karol. Gimber aloſſer Frtedrich Bender u. Eliſ. Wieland Schluser Rob. Huthmacher u. Barb. Ullemeyer Faboſſer Auguſt Büchler u. Emma Kramm Oskar Schiffers u. Emilie Schulz Kanfmſe Jakob Klein n. Adele Appel. M eſſerf Albert Rothſchild u. Bianka Wolff Verſichlmted Alfr. Otto u. Kath. 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