N und je mächtiger ſie daſtehe, Linie. Frettag, 23. September Bezugspreife: In Mannheim u. Amgebung frei ins Haus oder durch die Poſt monatlich.⸗M.2,80 555 Beltele eld. Bei euen murbenlen Jg ſe dee ach⸗ rderung vorbehalten. Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe. t⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. Jaupt⸗Nebenſtelle R 1,4⸗6, a e Waldhofſtr.6, chwetzin 19/20 u. ee 11. Telegramm⸗ Abreſſe: Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12 mal. Fernſprecher: 24944, 24945,24951.24952 u. 24958 Beilagen: Sport und Spiel Aus Seit und Leben Mannheimer Frauenzeitung ————— fichten für die Abrüſtung Miklag⸗Ausgabe Unterhaltungs-Beilage Offenherzigkeiten eines maßgebenden franzöſiſchen Militärerperten“ Der Donnerstag in Genf Genf, 22. Sept.(Von unſerem eigenen Vertreter.) on einem maßgebenden franzöſiſchen Militärexperten wird mir über die Ausſichten der vorbereitenden Abrüſtungskon⸗ ferenz nachſtehendes mitgeteilt: Der zur Annahme gelangte Vorſchlag, einen Ausſchuß für die Sicherheitsfragen zu bilden und gleichzeitig das Ab⸗ rüſtungsproblem zu behandeln, wird in der Praxis nur dann durchführbar ſein, wenn auf dem Wege diplomatiſcher Ver⸗ ndlungen neue Sicherheitsgarantien geſchaffen werden. Nach dem heutigen Stand der Dinge halte ich es für beſtimmt, daß eine Reihe von Staaten, vor allem Oſt⸗ und üdeuropa auf eine Begrenzung ihrer Rüſtungen nicht eingehen werden. Was Frankreich anbetrifft, ſo würde es, falls weitere Garantien für die verbündeten oſteuropäiſchen Länder nicht zuſtande kämen, in der Abrüſtungskonferenz fol⸗ gendes erklären: Die franzöſiſchen Heeresgeſetze, die unter dem Kabinett Poincaré angenommen worden ſind, ſtellen eine Herabſetzung des ſtehenden Heeres um rund 45 Prozent dar. Die Kolonialmacht von 200 000 Mann benötigt Frankreich, um den Frieden zu ſichern und Operationen durchzuführen, wie ſie in Marokko und Syrien notwendig waren. Seit dem Jahre 4919 verminderte Frankreich ſeine Landſtreitkräfte, um in Uebereinſtimmung mit dem Verſailler Vertrag und der Völ⸗ kerbundsſatzung die ſukzeſſive Verminderung der Rüſtungen n die Wege zu leiten. Unter die Begrenzung, wie ſie in dem neuen franzöſiſchen Heeresgeſetz feſtgelegt worden iſt, vermag Frankreich nicht zu gehen. Der franzöſiſche Militär⸗ experte ſprach ſogar ernſte Zweifel darüber aus, ob Frankreich eine längere Verpflichtung, die jetzt beſchloſſene Rüſtungseinſchränkung aufrecht zu erhalten, eingehen würde. ie Frage der Befriſtung ſpielt eine ſehr große Rolle. Es iſt wahrſcheinlich, daß verſchiedene Staaten, falls ſie überhaupt praktiſch eine Reduktion zugeſtehen, keine langfriſtigen Enga gements eingehen werden. Die franzöſiſche Perſönlichkeit machte mich auch darauf auf⸗ 5 daß für die Fall, daß die Sicherheitsgarantien nicht l N Weiterer Ausbau der Flottenbaſis in Singapore 8 London, 23. Sept.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Der britiſche Imperiumsgedanke hat einen entſchiedenen Sieg avongetragen. Wie die„Times“ berichten, hat das Par⸗ ament von Neuſeeland beſchloſſen, im Laufe der nächſten ahre nicht weniger als 1 Million Pfund Sterling zum Ausbau der Flottenbaſis in Singapo re beizu⸗ tragen. Dieſer Beſchluß, der gegen die Stimmen der Arbeiter⸗ partei vom neuſeeländiſchen Parlament angenommen wurde, wirft ein Schlaglicht auf die veränderte politiſche Weltlage. 1e Flottenbaſis von Singapore wird den wichtigſten Macht⸗ faktor des britiſchen Reiches in den kommenden Auseinander⸗ ſetzungen im Pazific bedeuten und damit werden die pazi⸗ fiſchen Dominien des Imperiums aus der ſekundären Stel⸗ kung, die ſie bisher in den kriegeriſchen Verwicklungen des eltreiches einnahmen, in die allererſte Reihe gerückt. Wie er Premierminiſter von Neuſeeland in ſeiner Rede für die Annahme der Regierungsvorlage ausführte, iſt die Singapore⸗ Baſis jetzt zum Lebensnerv des neuſeeländiſchen Domi⸗ niums geworden. Jede Unterſtützung, die Neuſeeland der Flotte des Reiches angedeihen laſſe, bedeute eine Sicherung der eigenen Poſition. Allein die britiſche Flotte könne den Frieden im Pazifiſchen Ozean garantieren deſto geſicherter ſei die allge⸗ meine Situation. wee e Schritt Neuſeelands, den man als Merkſtein in der nicht 1 Politik des britiſchen Reiches anſehen muß, kommt Zellicve erwartet. Schon im Jahre 1909 hatte der Admiral berühmten Flottenprogramm einen neuen 5 e Flotte, wonach jedes Dominium für die Flotte — eiches beitragen ſollte, ausgearbeitet. Dieſen Plan ließ 8 Weltkrieg zunächſt in den Hintergrund treten. Aber auf 5 Reichskonferenz von 1923, in de“ das Verhältnis der zum Reich zum erſten Male grundlegend klar⸗ eſtellt wurde, ſtand auch die Flottenfrage in der vorderſten di In den Tagen der engliſchen Labour⸗Regierung wurde eſer Plan namentlich von den Dominiens, vor allem ſtralien, ſchärfer und nachdrücklicher vertreten, als von zer engliſchen Regierung ſelbſt. Als die Regierung Macdo⸗ 5 ſogar das ganze Singaporeprojekt fallen ließ, gab der klärnterminiſter Auſtraliens eine außerordentlich ſcharfe Er⸗ ab, die Flottenbaſis ſei für Auſtralien, Neuſeeland 125 überhaupt alle öſtlichen Teile des Reiches eine Lebens⸗ 18 Auſtralien ſcheute ſich nicht, ſeine letzten finanziellen 170 an den Ausbau der Flotte dranzugeben. Die jähr⸗ Belaſtung pro Kopf der Bevölkerung für die Flottenaus⸗ Raer des Reiches beträgt auch heute nicht weniger als 17,20 in Auſtralien. Eine vielleicht noch ſtärkere Anſpannung den ſtärkt würden, verſchiedene Staaten bei der Feſtſetzung ihrer Wehrmacht über den gegenwärtigen Stand hinausgehen würden.„Die deutſche Auffaſſung: Ab⸗ rüſtung auf Baſis der gegenwärtigen Sicherheitsgarantien, wird ſich in der Praxis nicht als durchführbar erweiſen,“ er⸗ klärte mir der franzöſiſche Experte und gab der Befürchtung Ausdruck, daß die Abrüſtungskonferenz ohne vorherige Aus⸗ breitung des Sicherheitsſyſtems zu einem negativen Ergebnis führen werde. Weitere Aneinigkeit und Vorbehalte —Genf, 22. Sept.(Von unſerem eigenen Vertreter.) Die Behandlung des finnländiſchen Antrags im Völkerbundsrat auf finanzielle Hilfeleiſtung für den ange⸗ griffenen Staat bewies, daß faſt ſämtliche Staaten ſtarke Vorbehalte hinſichtlich der Feſtſetzung des An⸗ greifers machen. Der finnländiſche Antrag wurde zwar in der Dritten Kommiſſion angenommen, um einer gründlichen Prüfung unterzogen zu werden, aber die engliſche Stellung⸗ nahme beweiſt, daß geringe Ausſichten für eine ſpätere An⸗ nahme des Vorſchlags beſtehen. Der engliſche Vertreter er⸗ klärte nämlich, daß die finnländiſche Auregung erſt nach der Abrüſtungskonferenz zur Debatte geſtellt werden könne und ſtellt anheim, eine beſondere Konferenz einzuberufen, um die Garantte finanzieller Hilfe für einen angegriffenen Staat zu ſchaffen. 75 Der Kollektivantrag zur Abrüſtungsfrage wird am Samstag in der Vollverſammlung eingebracht werden. Man nimmt an, daß Dr. Streſemann bei dieſem Anlaß im Plenum ſprechen wird. Polniſche Anzuftiedenheit mit Sokal Geunf, 22. Sept.(Von unſerem eigenen Vertreter.) Der polniſche Hauptdelegierte Sokal iſt nach Warſchau be⸗ rufen worden. Wie in polniſchen Delegiertenkreiſen berichtet wird, iſt die Warſchauer Regierung mit Sokals Verhand⸗ lungen über den polniſchen Nichtangriffspakt nicht zufrie⸗ den geweſen, weil der Hauptdelegierte gegenüber den Vor⸗ ſtellungen Briands ſich unnachgiebiger zeigte, als es in der Abſicht von Warſchau lag. 1 weiſt nun auch die nur 1½ Millionen Köpfe zählende Bevöl⸗ kerung Neuſeelands mit einer Belaſtung von 8,80 Mark auf den Kopf der Bevölkerung auf. Dieſe Summe wird aber noch beträchtlich wachſen, wenn Neuſeeland in der vom Reich ge⸗ ſtellten Flotte gewiſſe ſchwere Kreuzer, die jetzt zur D⸗Klaſſe gehören, durch ſolche aus der B⸗Klaſſe erſetzt Neuſeeland hat durch ſeinen Beſchluß heute den Imperiumsgedanken ein gutes Stück auf dem ſeit der Reichskonferenz von 1923 eingeſchla⸗ genem Weg vorwärts getragen. England und Aegypten § London, 23. Sept.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Nachdem vor wenigen Tagen die ſo auffallend zurückhaltende und ganz im Geiſte von Zaglul Paſcha abgefaßte Denkſchrift der nationaliſtiſchen Wafds über die Beziehungen Aegyptens zu England erſchienen war, laſſen ſich jetzt auch die Liberalen vernehmen. Ihr Führer Mohammed Paſcha Mah Mud gab eine Erklärung ab, in der er die Erklärung der Wafds⸗Kon⸗ ferenz begrüßte und weiterhin zum Ausdruck brachte, daß er in einer weiteren Kbalitionspolitik den einzigen Weg zur Sicherung von Gerechtigkeit, inneren Frieden, der Ver⸗ faſſung und ihrer Unabhängigkeit anſehe. Man werde zunächſt auch kaum mit einer Neubildung des ägyptiſchen Kabinetts zu rechnen brauchen. 7 Obwohl man natürlich nicht abſehen kann, wie weit die Erklärung der Wafds vor allem eine Parole auch der Mgſſen wird, nimmt man hier in politiſchen Kreiſen doch an, ſehr bald zu einer Einleitung von Verhandlungen zwiſchen Aegypten und der engliſchen Regierung über die künftigen Beziehungen zwiſchen beiden Ländern zu kommen. Die Wirren in China § London, 23. Sept.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Der chineſiſche Korreſpondent der„Morningpoſt“ formuliert das Ergebnis der Kuomintang⸗Konferenz von Nanking heute als eine Wiederinmachtſetzung Tſchangkaiſcheks. Es ſind ent⸗ ſcheidende Beſchlüſſe zur Unterſtützung der kommu⸗ niſtiſchen Propaganda in China gefaßt worden. Für die Kriegsfragen ſei eine beſondere Kommiſſion eingeſetzt worden, die aus 60 Fachleu ten und 16 Generälen beſteht. Letztere bilden die Vorſitzenden der eingelnen Komitees. Abg. Quaet⸗FJaslem tot „Der deutſchnationale Landtagsabg. Dr. Quaet⸗Faslem iſt geſtern abend auf der Rückkehr vom deutſchnationalen Partei⸗ tag im D⸗Zug plötzlich an einem Herzſchlag geſtorben. Er wurde in das St. Hedwigskrankenhaus überführt, wo die ge⸗ naue Todesurſache noch feſtgeſtellt wird. Der Abgeordnete wurde am 23. April 1872 in Hannover geboren Wahlkreis 6(Pommern). jer Geitung Mannheimer General Anzeiger Preis 10 Pfeunig 1927— Nr. 439 Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung je einſp. Kolbnelzeile für Allgem. Anzeigen 040 K. w. Netamen 34.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ walt, Streiks, Betriebsſtörungen uſw. u keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſch e Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Au 11 Fernſprecher ohne Gewähr. Gerichtsſtand iſt Aus der Welt der Technik. Wandern und Neiſen Geſetz und Necht Das Saargebiet im Genfer Zeichen (Von unſerem Saarbrücker Vertreter) Es iſt ein weiter Weg von dem„einzigen Aktivppoſten des Völkerbunds“, als den es ein ahnungsloſer(2) engliſcher Mi⸗ niſter in Anſpruch nahm, über das Schmerzenskind, als das es die von diverſen Saardelegationen überlaufenen Völker⸗ bundsvertreter der„Siegerſtaaten“ empfanden, zu dem„Skan⸗ dal“, als den die Völkerbundsverwaltung des Saargebiets mit ſamt dem ganzen Verſailler Friedensdiktat ein franzöſiſcher(ö) Schriftſteller von hohen Graden(Alexander Ebrary) brand⸗ markte. In dieſen diametral entgegengeſetzten Auffaſſungen und ihrer Abfolge ſpiegelt ſich der Wandel der Weltmeinung auf dem Wege zur Bereinigung der Kriegs⸗ und Nachkriegs⸗ camouflagen. 5 Dieſer Fortſchritt iſt von deutſcher Seite mit unbedingter Genugtuung feſtzuſtellen, beſonders in der Erinnerung, daß im kritiſchſten Augenblick der Verſailler Friedensverhandlun⸗ gen Frankreich nur um den Preis auf ſeine Mindeſtforderung der„Grenzen von 1814“ verzichtete, daß jede Einzelbeſtimmung des Saarſtatuts, einſchließlich der Volksabſtimmung, in raffi⸗ nierteſter Weiſe auf den infolge des angelſächſiſchen Einſpruchs momentan unerreichbaren Endzweck der Annexion des Saar⸗ gebiets abzielend ſtiliſiert wurde. Wenn man ſich des erſten Auftretens der Franzoſen im Saargebiet, ihres wahnwitzigen Siegerübermuts, ihrer geſchmackloſen Selbſtbeweihräucherun⸗ gen vor kommandierten Zuhörern, der Maſſenausweiſungen und Marokkaner⸗Jagden auf„Unerwünſchte“, der Zwangs⸗ überfremdung der Induſtrie, der hohnlachenden Hinwegſetzung über eindeutige Beſtimmungen ſelbſt des Friedensvertrags (Erſatz der deutſchen durch die franzöſiſche Währung und der⸗ gleichen Ueber griffeſonder Zahlh erinnert, ſo drän⸗ gen ſich uns Heutigen, die den Abſtand der Zeiten über die Schwelle des Bewußtſeins zurückrufen, die Dankesworte über die Lippen:„Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!“ Im weſentlichen iſt es denn doch in dieſen acht Jahren, wenn auch nicht ohne gelegentliche Rückſchläge, aufwärts gegangen. Die Beſeitigung des erſten franzöſiſchen Saar⸗ präſidenten und des mit dem Namen Rault verknüpften Syſtems bildet den großen Markſtein. Und wenn auch heute noch in der Saarregierung Ueberbleibſel aus jener wie ein Hohn auf die„Selbſtbeſtimmung der Völker“ wirkſamen Aera in Perſonen und Verwaltungsmißbräuchen vegetieren, ſo haben dieſe ſich doch aus dem Angriffselan in die Verteidi⸗ gungspoſition zurückziehen müſſen, immer von der unheim⸗ lichen Ahnung umwittert, daß die Füße derer, die ſie hinaus⸗ tragen, ſchon vor der Türe ſtehen. Die gegenwärtige Völkerbundstagung war offizgziell mit Saarfragen nicht befaßt. Im Hintergrunde bildet die in ſo einzigartiger Weiſe der zeitweiligen Souveränität des Völ⸗ kerbunds unterſtellte Saarverwaltung natürlich ſtets einen Hauptgegenſtand des Genfer Areopags. Nach überlieferter Sitte pilgerten auch wieder, fein ſäuberlich nach der„echt deut⸗ ſchen“ Aufhebung der parlamentariſchen Einheitsfront, die Abordnungen der gruppierten Saarparteien zur Schweizer Freiſtatt, um ſich als Beſchwerdeführer, Mahner und For⸗ derer im Gedächtniſſe der Maßgebenden zu erhalten und das Gelände für die nächſte Sitzung abzutaſten. Denn im kom⸗ menden Frühfahr ſtehen ja wieder wichtigſte Saar⸗ probleme auf der Genfer Tagesordnung. Vor allem läuft als⸗ dann das Gnadenjahr für den tatſächlich längſt zur Abſägung reifen und von ſeiner eigenen Regierung desapouierten bel⸗ giſchen Regierungskommiſſars Lambert ab, der allein— neben dem inzwiſchen„nach Gebühr“ avancierten franzöſiſchen Regierungsmitgliede— noch als geborſtene Säule aus der „Herrlichkeit“ der Okkupationsanfänge des Saargebiets mit ſeiner, als Beherrſcher des Verkehrsweſens, höchſt unerwünſch⸗ ten Anweſenheit„ziert“. Nur auf Frankreichs Fürſprache wurde dieſem allſeits unbeliebten„Saarminiſter“ das Mandat, ausdrücklich ein letztes Mal, erneuert. Der ſaardeutſche Wunſch geht natürlich dahin, dieſe Ueberfranzoſen durch ein neutrales Regierungsmitglied zu erſetzen, andererſeits darf ſchon vorausgeſagt werden, daß Frankreich dieſen Poſten wiederum mit einem Staatsangehörigen der Entente beſetzt wiſſen möchte. Allerneueſtens dürfte auch dem belgiſchen Berzichtswillen durch die Nichtwiederwahl Belgiens auf den unſtändigen Ratsſitz Abbruch getan worden ſein, weil die bel⸗ giſchen Nationaliſten natürlich nun erſt recht das völlige Aus⸗ ſcheiden Belgiens aus einer ſolchen völkerbündigen Kontroll⸗ inſtanz über Deutſchland perhorreſzieren. Ken Unpartet iſcher wird behaupten wollen, daß der neue engliſche Saarpräſident, Sir Erneſt Wilton, ſich rorteik⸗ haft in ſein Amt eingeführt hätte. Gerade die Serie der mit ſeinem Amtsantritt verknüpften Zwiſchenfälle erweckt jedoch 2 Seite. Nr. 489 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Freitag, den 23. September 1927 den Eindruck, als ob dem engliſchen Diplomaten auf dem „Ichlüpfrigen Saarparkett gefliſſentlich von ſeinen franzyſiſchen „peamteten Beratern ein Bein geſtellt worden ſei, um im nach⸗ kräglichen Abſtand das Urteil über die franzöſiſche Präfi⸗ dentſchaftsperiode in der öffentlichen Saarmeinung zu revi⸗ dieren. Die letztlich mit ſeiner Verantwortlichkeit gedeckte „Grußpflicht der ſaarländiſchen Polizei gegen die„Bahnſchutz“⸗ Offisiere, die Schwierigkeiten für das Kreiskriegerverbands⸗ feſt, verweigerte Empfänge, Verbot öffentlicher Feiern vater⸗ ländiſcher Gedenktage(6. Auguſt und 2. September) ſowie von Regimentswiederſehensfeiern mochte man in dieſem mehr bpharmloſen“ Sinne auslegen, ſeine perſönliche Teilnahme bei der franzöſiſchen Garniſonparade am Quatorze Juillet— ſachlich und ſicherlich eine unneutrale Handlung— als puren Repräſentattonsakt auffaſſen und vom fortgeſetzten Einleben in die Pſyche der ihm„anvertrauten“ Saarbevölkerung die Vermeidung weiterer Anſtöße erhoffen. Angeſichts der mit ſeiner Unterſchrift gedeckten Antwortverweigerung an die Deutſch⸗Saarländiſche Volkspartet, die etwas derb ſich über die Berechtigung des Kriegsſpiels der Bahnſchützler und nach der ſenſationellen Ernennung eines aktiven franzöſiſchen Leut⸗ nants(!) zum ſagrländiſchen Oberregierungsrat erkundigte, Hürfte dieſe Captatio benevolentiae ſich leider ſchwer unbe⸗ grenzt aufrecht erhalten laſſen. Zumal darüber geſtritten werden kann, ob eine ſcheinbar entgegengeſetzte Neuerung Wiltons, in„Preſſekonferenzen“ jedem ſaarländiſchen Jour⸗ naliſten über Regierungsmaßnahmen Rede und Antwort zu ſtehen, als angelſächſiſche Weltoffenheit zu begrüßen oder aber als verſuchte Brüskierung des in ſeiner Zuſtändigkeit vielfach übergangenen Landesrates zu interpretieren iſt. Der Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund war im Saargebiet, und zwar von allen Parteien, einhellig begrüßt worden, weil man nunmehr des beelendenden Anticham⸗ Prierens vor fremden Diplomatentüren überhoben zu ſein Aund in Deutſchland als Mitglied des Völkerbunds den ange⸗ ſtammten legitimen Anwalt zu bekommen hoffte. Die Bilanz des nunmehr abgelaufenen Völkerbundsjahres bedeutet für das Saargebiet indes eine allſeitig betonte Enttäuſchung und niemand wird behaupten wollen, daß an anderen Gefahr⸗ punkten, in Danzig, Memel und Rheinland deutſche Nöte mehr elindert worden ſeien, während die Zumutung eines Oſt⸗ bearno drohender als vor Jahresfriſt ihr Haupt erhebt. All⸗ ſeitig dagegen wird im Saargebiet anerkannt, daß das alte Vaterland, dem kein Verärgerter gelegentliche Miniſter⸗Rück⸗ ſichtsſoſigkeiten des perſönlich⸗amtlichen Verkehrs in die Schuhſe ſchieben wird, bis über das Maß des ihm derzeit Mög⸗ lichen hinaus den wirtſchaftlichen Bedürfniſſen der zwangs⸗ weiſe zeitweilig abgetrennten Saarmark(ſo noch füngſt in der Kohlen⸗Transportfrage und hoffentlich möglichſt reſtlos auch in der verbrieften Gleichſtellungsfrage der Beamtenbe⸗ ſoldung)entgegenkommt. Die Saarbevölkerung weiß für alle dieſe, gerade in den jüngſten Tagen, durch zahlreiche Reichskongreſſe und ſonſtige kulturelle und künſtleriſche Veranſtaltungen nachdrücklich im Sgargebiete bekundete unlösliche Zuſammenge⸗ Hhörigkeit herzlichſten Dank, und ſie trägt ihn ab durch tauſendfältige Treue, wie in ſchwerer Vergangenheit, ſo in heller leuchtender Zukunft, bis endlich„der Tag“ anbricht, der urch keinerlei Winkelzüge der Fremden vermeidbare Ta der— Wiedervereinigung. Reichsparteitag der Deutſchnalionalen Auf dem Reichsparteitag der Deutſchnationalen Volks⸗ partei in Berlin brachte am Donnerstag der Parteivorſitzende Weſtarp folgende Antwort des auf das Huldigungstelegramm des Parkeitages zur Verleſung. „Haben Sie aufrichtigen Dank für das freundliche Meinge⸗ denken und Ihre Glückwünſche zu meinem bevorſtehenden Ge⸗ Hurtstag. Die Beratungen Ihres Reichsparteitages verfolge ich mit dem aufrichtigen Wunſche, daß Ihre Arbeit dem deur⸗ ſchen Volke zum Nutzen gereichen und ſeine Einigkeit fördern möge. v. Hindenburg, Reichspräſident.“— An die Ver⸗ leſung knüpfte Graf Weſtarp die Bemerkung, daß Gruß und Gegengruß der Partei die Verpflichtung auferlege, alles zu tun, um unſer Volk von der Schmach der Schuldlüge zu befreten und dem Vorbilde des Generalfeldmarſchalls for⸗ gend unbedingte Hingabe im Dienſte des Staates zu üben. Es wurden hierauf die Beratungen fortgeſetzt. Gewerk⸗ ſchaftsſekretr Dudey⸗Duisburg ſprach über„Deutſch⸗ nationale Sozialpolitik“. Die Partei werbe für das Bewußt⸗ ſein inniger Intereſſengemeinſchaft zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, zur Erringung der Freiheit, für die geſunde des deutſchen Arbeiterſtandes ſei aber die efreiung des geſamten deutſchen Volkes aus fremdländiſcher Knechtſchaft erforderlich. Die Deutſchnationale Volkspartet regiere nicht ohne oder gegen, ſondern mit der Arbeiterſchaft. v. Keudell zum Reichsſchulgeſetz IJIn der Schlußſitzung des deutſchnationalen Parteitags er⸗ griff Reichsinnenminiſter v. Keudell nochmals das Wort, um zum Reichsſchulgeſetz Stellung zu nehmen. Anlaß dazu gaben die vorausgegangenen Reden der Univerſitätspro⸗ feſſoren Dr. Brunſtäd und Dr. Spahn ſowie des Studienrats Dr. Ellenbeck. Der Miniſter erklärte, er wolle und müſſe ein Bekenntuis zum Schulgeſetz ablegen. Diejenigen, die glaubten, ein Reichsſchulgeſetz werde große Zwietracht im Volke ſäen, fehle die Kenntnis des Reichtums und der Zwangsläufigkeit der geſchichtlichen Entwicklung. Er wolle inbezug auf die Simultanſchule in Weſtdeutſchland die Parteifreunde aus Baden bitten, ihre Vorwürfe an die Adreſſe der Reichsverfaſſung zu leiten, nach deren Wortlaut eine weitere Berückſichtigung ihrer Wünſche nicht zuläſſig ſei. Der Reichsſchulgeſetzentwurf ſolle zu einem Handelsobjekt herabgewürdigt werden, auf dem die jetzige Regierungskoalitton beruhe. Die Dinge dürf⸗ ten nicht im Dienſte der Partei verſchachert werden. Der Miniſter ſchloß mit Worten der Zuverſicht, daß die Frage der Gewiſſensfretheit auch dieſe Regterungskoalttion überdauern werde. Die Deutſchnationalen dürften nicht ruhen, bis dieſer Gedanke ohne Rückſicht auf die Parteiverhältniſſe zum Sieg getragen worden ſei. Mit den Ausführungen des Miniſters ſchloß die Aus⸗ ſprache. Graf Weſtarp ging in ſeinem Schlußwort noch⸗ mals auf die Feſſelung der deutſchen Staatspolitik durch den Friedensvertrag und ſeine Folgeerſcheinungen ein. Der Schein der langſamen Geſundung von Volk und Wirtſchaft trüge. Die Deutſchnationale Partef bleibe eine ideale Geſin⸗ nungsgemeinſchaft. Hin zum deutſchen Idealismus ſei die Parole. Bei dem Kampf mit der Sozialdemokratie um die Macgft ſei die innere Ueberwindung das Ztel. Mit Dankesworten an die Redner und Delegierten ſchloß der Parteivorſitzende den Parteitag. Wie es weiter gehen ſoll „erlin, 23. Sept.(Von unſerem Berliner Büro.) Nach⸗ dem das preußiſche Kabinett einſtimmig die Abänderungsvor⸗ ſſchläge zum Reichsſchulgeſetz angenommen hat, iſt damit zu kechnen, daß die übrigen Länder ihre Stellungnahme zum Ent⸗ wurf bis zum Ablauf des Monats motiviert haben werden. Sonach könnten vermutlich die Reichsratsausſchüſſe in den erſten Oktobertagen die Beratungen über die Vorlage aufneh⸗ men. Man hofft, bei Einlegung von Danerſitzungen die Ver⸗ Handlungen in etwa 10 Tagen zu Ende führen zu können, ſo⸗ daß das Plenum des Reichsrates den Entwurf am 13. Oktober verabſchieden könne. Wird dieſes Programm eingehalten, dann iſt die Regierung in der Lage, dem Reichstage den Ent⸗ wurf noch vor dem 17. Oktober zuzuſtellen. . ee runter 10 ſchwer. Der Reichsfinanzminifter über die Beſoldungsreform Im Haushaltungsausſchuß des Reichstags ergriff am Donnerstag Reichsfinanzminiſter Dr. Köhler das Wort zu folgenden Ausführungen: Der Reichstag habe im Juli d. J. beſchloſſen: daß, wenn die Vorlage der Neuregelung der Beamtenbeſoldung vor dem 1. Oktober d. J. nicht mehr verabſchindet werden könne, der Hauptausſchuß über eine Ermächtigung zu Abſchlagszahlun⸗ gen zum 1. Oktober d. J. Beſchluß faſſen werde. Inzwiſchen ſei die Vorlage mit den Ländern verhandelt worden. Er hoffe ſpäteſtens am Montag die Vorlage dem Reichsrat über⸗ mitteln zu können. Sie ſei im grundſätzlichen Einver⸗ nehmen mit Preußen fertiggeſtellt worden. Die Grund⸗ züge der Vorlage habe er bereits am 11. ds. Mts. auf der Magdeburger Beamtentagung dargelegt. Die in der Oeffent⸗ lichkeit aufgeſtellte Behauptung, er, der Miniſter, habe ſich mit der Abſchaffung der Kinderzulage beſchäftigt, ſei eine Unwahrheit. In der Oeffentlichkeit ſcheine die Tatfache ver⸗ geſſen zu ſein, daß die Bezüge der Beamten drei Jahre lang keine Aenderung erfahren haben, während um ſie herum Preis⸗ und Lohnerhöhungen ſtattfanden. Es ſei ihm gelun⸗ gen, die Beamtenbeſoldugserhöhung ohne eine Erhöhung der Reichsſteuern durchzuführen. Bei der Ausgeſtaltung der Vor⸗ lage habe er nicht bloß auf die Reichsfinanzen Rückſicht ge⸗ nommen, ſondern vor allem auch auf die Länder und Gemeinden. Dem Verlangen nach einer Abänderung des Finanzausgleichs könne aber nicht entſprochen werden. Er hoffe, daß die Ueberweiſungsſteuern höhere Beträge ergeben würden, als man angenommen habe. Eine Erhöhung der Realſteuern in Ländern und Gemeinden aus Anlaß der Uebernahme der Reichsbeſoldungsordnung auf Länder und Gemeinden würde außerordentlich unerwünſchte Rückwirkungen ergeben. Es ſollte wirklich der ernſthafte Ver⸗ ſuch gemacht werden, hier ohne Erhöhung durchzukommen. Was die Beſoldungsordnung ſelbſt angehe, ſo beſtehe die Hauptänderung darin, daß das Suſtem der Schlüſſelung ab⸗ geſchafft und dafür die automatiſche Aufrückung in die An⸗ fangs⸗ wie in die Aufrückungsſtufe getreten ſei. Das Syſtem der Verzahnung ſei grundſätzliſt beibehalten worden. Die Frauenzulage ſei in die Grundgehälter hineingearbeitet worden. Da keine Veranlaſſung vorliege, den Ledigen auch dieſe Frauenzulage zu gewähren, ſei verſucht worden, ſie von den unverheirateten Beamten an anderer Stelle wieder hereinzubekommen. Das Syſtem der Kinder⸗ zu lage ſei beibehalten, aber vereinfacht. Sie betrage allge⸗ mein 20 Mark monatlich. Ferngeelgen habe der Regierung mie in den Zeitungen behauptet worden ſei, etwa für die Offiziere beſondere Vorteile herauszuholen. Für die Be⸗ hauptungen, die über die Beſoldungsordnung in einigen Ber⸗ liner Blättern veröffentlicht worden ſeien, ſei er nicht verant⸗ wortlich. Was die prozentuale Erhöhung der Beſoldung ſelbſt hetreffe, ſo ſei man der Meinung geweſen. daß die unteren Beſoldungsgruypen ſtärker bedacht werden müßten. Im übrigen bewegten ſich die Erhöhungen der Grundgehälter im Endgehalt von 25 bis 18,7 Prozent. Aus den Enddzahlen allein könne man aber die volle Höhe der Aufbeſſerung nicht entnehmen oder voll würdigen. Auch die Ruhegehalts⸗ und Wartegeldempfänger ſowie deren Hinter⸗ bliehene würden entſprechend aufageheſſert. Der Reichsrat werde ſich hoffentlich ſehr bald entſcheiden. Die neuen Vor⸗ ſchläge gingen aus von der unterſten Dienſtaltersſtufe und der unterſten Tarifklaſſe. Ich bitte Sie. ſo erklärte der Mink⸗ ſter zum Schluß, dieſen unſeren Vorſchlägen zuzuſtimmen, damit morgen hereits die Anweiſungen an die Behörden her⸗ ausgeßhen können. Dann kann den Beamten zum 1. Okt. der Vorſchuß ſchon ausgeahlt werden. Bei Beſprechung dieſer Darlegungen ſchlua Abßa. Ben⸗ der noch vor, für die Beamten der Gruppe—8 40 Mark, für die Diätare 30 Mark, für Penſionäre der Klaſſen—9 15 Prozent und 10—13 18 Prozent zu bewilligen. Er vermißte die Berückſichtigung der Kriegsbeſchädigten. Reichsfinanzminiſter Dr. Köhler ergänzt ſeine Aus⸗ führungen dahin, daß zugleich mit der Beſoldungsregelung fütr die Beamten auch eine Neuordnung der Bezüge der Kriegsbeſchöädigten erfolgen werde und ebenfalls ein Vorſchuß auf die erhöften Bezüge ſchon am 1. Oktober ge⸗ zahlt werden ſolle. So gleichmäßig wie der Vorredner es nun vorſchlage, könnten aber die Vorſchüſſe nicht gut gegeben werden. Abg. v. Guerard(Zentr.) erklärte namens der Regie⸗ rungsnarteien, daß dieſe mit den Vorſchlägen des Miniſters einverſtanden ſeien. Nach kurzer Ausſprache wurden ſchließ⸗ lich die Vorſchläge des Miniſters einſtimmig angenommen. Die Renten der Standesherren JBerlin, 23. Sept.(Von unſerem Berliner Büro.) Die preußiſche Regierung hat, wie der Sozialdemokratiſche Preſſe⸗ dienſt erfährt, das Reichskabinett auf ſchriftlichem Wege noch⸗ mals auf die Notwendigkeit hingewieſen, die Ablöſung der Renten für die Standesherren ſchleunigſt durch ein Reichsgeſetz zu regeln. Das preußiſche Finanzmini⸗ ſterium hat die am 1. Oktober fällige Rentenzahlung leiſten müſſen, um ſich nicht der Gefahr auszuſetzen, durch Gerichts⸗ urteil zur Zahlung gezwungen zu werden. Der nächſte Zah⸗ lungstermin iſt der 1. Januar 1928. Das preußiſche Finanz⸗ miniſtertum drängt darauf, daß dem Reichstag im November das Geſetz vorgelegt werde. Der rückſtandige Sold für die Askaris EBerlin, 23. Sept.(Von unſerem Berliner Büro.) Vor einigen Tagen iſt, wie berichtet, die deutſche Abordnung zu⸗ rückgekehrt, die an die Askari und die anderen farbigen Hilfs⸗ mannſchaften, die mit Lettow⸗Vorbeck für Deutſchland ge⸗ kämpft haben, die rückſtändigen Löhnungsbeträge ausbezahlt hat. Der frühere Adjutant Lettow⸗Vorbecks und ſpätere Ab⸗ teilungsführer, Mafor Müller, leitete die Expedition, an der 12 Eingeborene, ehemalige deutſche Offiziere und ein engli⸗ ſcher Kolonialbeamter teilnahmen. Die Engländer haben, wie aus einem Bericht der Nachtausgabe des„Tag“ hervorgeht, das Unternehmen in jeder Weiſe gefördert, das ihnen freilich auch—7 Millionen Mark ins Land brachte. Die deutſchen Beauftragten ſind 16 Monate lang von der Küſte bis zum Viktoriaſee, vom Tanganfikaſee bis zum Kilimandſcharo ge⸗ reiſt und haben über 70 000 früheren Askari Beträge zwiſchen 10 und 1000 Mark ausbezahlt. Die Befriedigung bei den Ein⸗ geborenen, die die ihnen ſeinerzeit von dem deutſchen Kom⸗ mandanten gegebenen Anweiſungen ſorgfältig aufbewahrt hat⸗ ten, war natürlich ſehr groß. Die Tatſache, daß die Deutſchen ihr Wort eingelöſt hatten, hat zweifellos das moraliſche An⸗ ſehen der Deutſchen bei den Askaris in hohem Grade geſtärkt. Lewine auf dem Indienflug —. London, 22. Sept. Lewine und ſein Pilot Kapitän Hinchliffe ſind auf der„Miß Columbia“ vom Flugplatz Cran⸗ well geſtern morgen zu ihrem Langſtreckenflug nach Karachi in Indien aufgeſtiegen. Eiſenbahnunglück bei Rom — Rom, 23. Sept. Bei dem Zuſammenſtoß eines Güter⸗ A46 mit einem Sonderzug aus Brescia, der ehemalige Kriegsteilnehmer beförderte, wurden 50 Perſonen verletzt, da⸗ Die franzöfiſch ruffiſche Spannung VParis, 22. Septbr.(Von unſerem Pariſer Bertreter.] Wenn auch in Paris noch keine Beſtätigung der Information über den angeblichen Beſchluß der Sowfetregie⸗ rung, Rakowski abzuberufen, eingetroffen iſt, ſo gewinnt man hier doch den Eindruck, daß Moskau in der gan⸗ zen Angelegenheit den Kürzeren zieht. In den hieſigen offt⸗ ziellen Kreiſen hat man ſich bisher wenigſtens nach außen hin die größtmöglichſte Zurückhaltung auferlegt, um Rakowski. der andauernd im Kreuzfeuer ſchwerer Anſchuldigungen und grober Beſchimpfungen der franzöſiſchen nationaliſtiſchen Preſſe ſteht, zu ſchonen. Dagegen erfährt Litwinow, der beiſttzende Volks⸗ kommiſſar für Auswärtiges, der in den letzten Tagen wieder⸗ holt mit Erklärungen in die franzöſiſch⸗ruſſiſche Diskuſſion eingegriffen hat, von amtlicher Stelle aus eine ſcharfe Zu⸗ rückwekſung, der vorausſichtlich in den nächſten Tagen noch einige andere folgen werden. Litwinow ſpielte gegen⸗ über den Angriffen der franzöſiſchen Rechtspreſſe auf Ra⸗ kowski die Behauptung aus, daß die Verhandlungen über die 1 Zurückzahlung und Verzinſung der ruſſiſchen Kriegsſchulden zu einem Akkord geführt hätten. Er ließ durchblicken, daß die Sowjetregierung dieſen Akkord annullieren könnte, wenn die Angelegenheit Rakowski eine für ſie unangenehme Wendung nehmen könnte. Auf franzöſiſcher Seite wurde dieſe Behaup⸗ tung als unrichtig bezeichnet, obſchon auch der Präſident der Prüfungskommiſſion für die Schuldenverhandlungen, Senator de Monzie, kürzlich erklärt hatte, über die Grund⸗ lage des Akkordes ſei eine ESintgung zuſtandege ommen, Litwinow wiederholte jedoch ſeine Verſicherung, wie wir be⸗ reits meldeten, einem Vertreter der offiziellen Sowjetregie⸗ rung, Traß, gegenüber. Auf dieſe neue Behauptung Litwinows antwortet nun der Quai'Orſay mit einem offiziellen Dementi, deſſen ſcharfer Ton beſonders auffällt, wenn man ſich verzegenwär⸗ tigt, daß es ſich um einen hohen Beamten einer franden Re⸗ gierung handelt. Das Dementi hat folgenden Wortlaut: „Die Behauptung Herrn Litwinows, wonach eine völlige Einigung in der Schuldenfrage zuſtande gekommen iſt und eine ſolche hinſichtlich der Kredite in Ausſicht ſteht, entſpricht in keiner Weiſe den Tatſachen. Die franzöſiſche Delegation in der franzöſiſch⸗ruſſiſchen Konferenz wird demnächſt eingehende Erklärungen abgeben, in denen alle unerläßlichen Berich⸗ tigungen enthalten ſein werden.“ Man kann aus dieſer Erklärung, die übrigens ſehr gut mit den vom„Matin“ veröffentlichten Inſtruktionen an den franzöſiſchen Botſchafter Herbette zuſammenpaßt, den Schluß ziehen, daß in den Regterungskreiſen die Befürworter eines ſcharfen Vorgehens gegen Rußland die Oberhand gewonnen haben. Chamberlain-Muſſolini § London, 22. Sept.(Von unſerem Londoner Vertreter.] Der diplomatiſche Korreſpondent des„Daily Telegraph“ hatte vor einiger Zeit als erſter in England die ſenſationelle Nach⸗ richt von dem geplanten Zuſammentreffen zwiſchen Cham⸗ berlain und Muſſolinti im Mittelmeer gebracht. Dieſe Veröffentlichung und die ſich daran anknüpfenden Kommen⸗ tare der engliſchen wie der ausländiſchen Preſſe ſcheint den offiziellen Stellen außerordentlich ungelegen gekommen zu ſein. Heute betont der diplomatiſche Korreſpondent des„Daily Telegraph“ daher in einer für dieſen bekannten Publiziſten auffallend verſteckten und unklaren Art und Weiſe, daß es noch keineswegs ſicher ſei, ob Chamberlain reiſen werde. Wenn Muſſolint allerdings, wie er das im vorigen Jahre getan habe, auf ein Zuſammentreffen Wert lege, ſo werde Cham⸗ berlain ſicher gerne zur Verfügung ſtehen. Chamberlain würde aber Briand oder Streſemann oder irgend einem anderen Staatsmann in der gleichen Weiſe Gelegenheit zu einer Ausſprache geben, wenn dieſe die Gelegenheit ſuchten und. daher fallen alle Preſſekommentare, die ſich an die Nach⸗ richt von dem Zuſammentreffen geknüpft haben, hinweg. Es ſcheint, daß dieſe Erklärung einen doppelten Zweck verfolgt. Vermutlich liegt den engliſchen offiziellen Stellen daran, den Beſuch ſo harmlos wie möglich hinzuſtellen. An⸗ dererſeits ſcheint aber auch verſteckt die Abſicht zum Ausdru zu kommen, Italien zu einer größeren Entſchiedenheit in der Stellungnahme zu drängen, indem angedroht wird, man könne das was jetzt Italien angeboten ſei, ſchließlich auch an anderer Stelle unkerbringen. Man wird die weitere Ent⸗ wicklung abwarten müſſen, um zu entſcheiden, welche Motive bei den offiziellen Stellen das Uebergewicht haben. Neue Vorbereitungen zu beulſchen Ozeanflügen Die Berliner Morgenblätter veröffentlichen Nachrichten über die Vorbereitungen zu deutſchen Ozeanflügen, die no in dieſem Jahre durchgeführt werden ſollen. Neben dem Junkers⸗Waſſerflugzeug 6 24, das in Norderney ſtationtert iſt, ſoll von der gleichen Geſellſchaft, hinter 5 Schiffahrtskreiſe ſtehen ſollen, ein einmotoriger Heinkeldoppel⸗ decker angekauft worden ſein. Die Flüge ſollen über die Azoren führen, wo für die vorgeſehene Zwiſchenlandung Be⸗ triebsſtoff⸗ und Materiallager eingerichtet worden ſeien. Einen weiteren Flug beabſichtigt die Firma Rohrba 7 Von den beiden Flugbooten, die ebenfalls die Route die Azoren nehmen ſollen, unternimmt das eine gegenwärt 00 in Kopenhagen Probeflüge, während das andere am Mittwo von Berlin nach Dänemark abgegangen iſt. Der Flug beiden Maſchinen ſoll die Eröffnung eines regelrechten Tran atlantikverkehrs darſtellen. Um den Beweis zu erbringeſ⸗ daß das Unternehmen durchaus ſicher iſt, ſoll der Flug 75 mal in beiden Richtungen erfolgen. Die Piloten der bei 55 Maſchinen ſind Udet und Steindorf. Beide Flüge ſollen allernächſter Zeit durchgeführt werden. Letzte Meldungen Schwerer Flugzeugunfall —Egalſelb, 22. Sept. Das fahrplanmäßige Meſſerſchmitz⸗ Verkehrsflugzeug D 1177 der Nordhayeriſchen Luftverke g Geſellſchaft ſtartete heute morgen 10.30 Uhr ſahrnlanmäße vom Flugplatz Saale⸗Schwarzatal mit dem Piloten Schnas— und drei Rudolſtädter Damen. Bald nachdem ſich 1 Maſchine von der Erde gehoben hatte, verſuchte der Pilot ene Linkskurve zu machen. Dabei wurde das Flugzeug von 75 Bhe zur Erde gedrückt, ſtreifte mit der linken Tragfläche 7 Boden und überſchlug ſich. Dabet wurde der Pllotenſitz 5 5 ſtändig eingedrückt und der Pilot blieb mit eingebrück 5 Bruſtkaſten tot am Steuer hängen. Zwei der Damen im letzten Augenblick noch aus dem Flugzeug und ene Knochenbrüchen liegen. Die dritte Dame wurde in der Ka 5 des Flugzeuges getötet. Ihr wurde das ganze Geſicht u. 5 der Schädel eingedrückt. Der Name der Toten iſt Frau 1 aus Rudolſtadt, 30 Jahre alt. Das Flugzeug iſt faſt vollſtän 5 zertrümmert. Wie aus dem Saalfelder Krankenhaus me teilt wird, werden die beiden Verletzten, falls keine Komp kationen eintreten, in kurzer Zeit wieder geneſen ſein. den der Stadtrat. 2 Freitag, den 23. Seplember 1927 Neue Manuheimer Zeitun[Mittag⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 4 26 Stadtratsbeſchluß . Der Stadtrat hat unterm 15. September einen Beſchluß chefaßt. nach dem die Beamtenſatzung und die Sabung über das Beſoldungsweſen der Hauptſtadt Mann⸗ heim nebſt Beſoldungsordnung in der neuen Faſſung erlaſſen werden. Für Art und Zahl der Gemeindebeamten⸗ ſtellen gemäß 8 71 Abſatz 1 der Gemeindeordnung iſt das neue Stellenverzeichnis maßgebend. Die Dienſt⸗ vperhältniſſe der Gemeindeangeſtellten(lnicht⸗ beamtete Angeſtellten) werden nach der neuen Satzung ge⸗ regelt. Die Satzungen und die aus den Neuordnungen ſich ergebenden Aenderungen treten mit Wirkung vom 1. Oktober 1927 in Kraft. Gleichzeitig treten das Beamtenſtatut vom 27. Juli 1909 und die Satzung der Stadt Mannheim über das Beſoldungsweſen vom 10. September 1920 mit ihren ſpäteren Aenderungen und der dieſer beigegebenen Beſoldungsordnung außer Kraft. Vom gleichen Zeitpunkt ab wird auch die Satzung über Ruhegehalt und die Hinterbliebenenbezüge vom 10. September 1920 mit ihren ſpäteren Aenderungen auf⸗ gehoben mit Ausnahme ihres Abſchnittes IV und ſoweit nicht in Ziffer 7 und 8 dieſes Beſchluſſes anderes beſtimmt iſt. An den durch die Beamtenſatzung eintretenden Verbeſſerungen nehmen auch die bei ihrem Inkrafttreten bereits vorhandenen Verſorgungsempfänger vom 1. Oktober 1927 ab teil. Die aufgrund der Kriegsfürſorgebeſtimmungen vom 28. De⸗ gember 1916 zu den Militärverſorgungsgebührniſſen der Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen bewilligten ſtädtiſchen Zuſchüſſe werden künftig bei allgemeinen Aenderungen der Gehaltsſätze der Beamten oder der im 6. und 7. Abſchnitt der Beamtenſatzung feſtgelegten Verſorgungs⸗ Ptentel, der ſogenannten ſozialen Zulagen in der gleichen eiſe neu feſtgeſetzt, wie dies in§ 34, 8 60 Abſ. 4 und§8 61 Abſ. 2 der Beamtenſatzung für die übrigen Zuruhegeſetzten und Hinterbliebenen vorgeſehen iſt. Die in Abſchnitt V der ſeitherigen Satzung über den Ruhegehalt und die Hinter⸗ bliebenenbezüge für die zuruhegeſetzten Mitglieder des Nationaltheaters und die Hinterbliebenen von Theatermitgliedern getroffene Regelung bleibt in dem bereits in dem Gemeindebeſchluß vom 5. November 1925 über den Beitritt der Stadt Mannheim zur Verſorgungs⸗ anſtalt deutſcher Bühnen feſtgelegten Umfang in Geltung. Die Vollzugsbeſtimmungen zur Beamtenſatzung erläßt Die Mittel, die aus der Neuregelung der „Dienſt⸗ und Beſoldͤungsverhältniſſe der Beamten und An⸗ geſtellten der Stadt Mannheim erwachſen, ſind, ſoweit ſie nicht guf werbende und ſich ausgleichende Betriebe entfallen, aus der allgemeinen Rücklage, Voranſchlag Nr. 70, zu entnehmen. Zur Beamtenſatzung wird als Begründung u. a. ausgeführt: Da das ſeitherige Beamtenſtatut der in 8 71 Abſ. 9 der badiſchen Gemeinde⸗ ordnung vorgeſchriebenen Gemeindeſatzung nicht völlig ent⸗ kpricht und auch ſonſt reformbedürftig iſt, hätte eine Neu⸗ faſſung ſchon längſt vorgenommen werden ſollen. Ste unter⸗ blieb, weil zu hoffen war, daß gemäß Art. 10 der Reichs⸗ verfaſſung Grundſätze für das Recht der Beamten aller öffent⸗ ichen Körperſchaften vom Reiche erlaſſen werden würden. Dieſe Erwartung ſcheint ſich jedoch vorerſt nicht zu erfüllen. FJufolge der zahlreichen Aenderungen der letzten Jahre iſt insbeſondere auf dem Gebiet der Ruhe⸗ und Hinterbliebenen⸗ derſorgung eine ſolche Unüberſichtlichkeit eingetreten, daß es heute nicht leicht iſt, ſich zurecht zu finden. Auf dieſem Gebiete liegen auch die meiſten der vorgeſchlagenen Aende⸗ rungen. So ſind die Beſtimmungen der am 10. September 1920 erlaſſenen Satzung über den Ruhegehalt und die Hinter⸗ bliebenenbezüge, die das ruhegehaltsfähige Einkommen, die npaſſung der bereits gewährten Verſorgungen an die je⸗ weiligen Gehaltserhöhungen ſowie die Gewährung von ſozia⸗ len Zulagen an die Verſorgungsempfänger regelte, in die eamtenſatzung ſelbſt hineingenommen und bei dieſer Ge⸗ legenheit ein Anſpruch auf die Anpaſſung an die jeweiligen Gehaltserhöhungen auch für die ſogen, Altpenſionäre geſchaf⸗ ſen worden. Andere Aenderungen ſind auf die Anpaſſung der annheimer Vorſchriften an die Beſtimmungen des Reichs⸗ beamtengeſetzes zurückzuführen. Dieſe Anpaſſung mußte von den ſtädtiſchen Kollegien im Jahre 1922 beſchloſſen werden. sie bedeutete zunächſt eine weſentliche Verſchlechterung für die ſtädtiſchen Ruhegehaltsempfänger und insbeſondere für ie Hinterbliebenen; die Nachteile ſind aber durch ſpätere Verbeſſerungen der Reichsbeſtimmungen zum großen Teil wieder ausgeglichen worden, die noch beſtehenden weſent⸗ lichſten Verſchlechterungen ſollen nun beſeitigt werden, „Auch die Neuordnung der Anſtellungsver⸗ hältniſſe der Beamten iſt dringend notwendig ge⸗ worden. Auf dieſem Gebiet herrſcht heute ebenfalls große Unklarheit. Die Beſtimmungen über die Anſtellung der eamten mußten ſeither zuſammengeſucht werden aus dem Beamtenſtatut, der badiſchen Gemeindeordnung und ſchließlich lenſt und Beſoldungsverhälkniſſe der ſtät aus ergänzenden Beſchlüſſen, die im Hinblick auf die größere Zahl der ins Beamtenverhältnis übernommenen Angeſtellten und Arbeiter gefaßt werden mußten. Das ſeitherige Beamten⸗ ſtatut unterſchied zwiſchen vertragsmäßigen, nichtetatmäßigen und etatmäßigen Beamten, die Beſoldungsſatzung kennt nur Anfänger, Beamtenanwärter und Beamte. Nunmehr ſoll auch in der Beamtenſatzung anſtelle der vertragsmäßigen und nichtetatmäßigen Beamten der Anfänger und der Beamten⸗ anwärter treten, während der Begriff„etatmäßiger Beamter“ durch die Bezeichnung„Beamter“ erſetzt wird. Der Eintritt der Unwiderruflichkeit der Anſtellung iſt nicht mehr an eine beſtimmte Dienſtzeit als„Beamter“ der Stadt Mannheim ge⸗ bhunden(das Beamtenſtatut verlangte eine Ijährige Dienſt⸗ zeit als etatmäßiger Beamter); es ſoll vielmehr künftig die gange im Beamtenverhältnis zurückgelegte Dienſtzeit in Betracht gezogen, dafür aber im allgemeinen eine Dienſt⸗ zeit von 10 Jahren verlangt werden. Mit dem Eintritt der Unwiderruflichkeit muß auch der Eintritt der Ruhegehalts⸗ zuſammenfallen. wie dies die Gemeindeordnung vorſchreibt. „Die Vorſchriften über die Beſoldung der Beamten, die früher einen Beſtandteil des Beamtenſtatuts bildeten, ſind ſeit 1920 in der Beſoldungsſatzung geregelt, zu deren Neu⸗ faſſung ebenfalls die Zuſtimmung des Bürgerausſchuſſes er⸗ beten wird. Nicht mehr aufgenommen iſt auch eine dem 8 69 des Beamtenſtatuts entſprechende Beſtimmung, nach dem jeder Anſpruch eines verheirateten weiblichen Beamten auf Verſor⸗ gung ausgeſchloſſen war⸗ Die Beibehaltung dieſer Vorſchrift iſt unzuläſſig im Hinblick auf den Artikel 128 Abſ. 2 der Reichsverfaſſung, welcher lautet:„Alle Ausnahmebeſtim⸗ mungen gegen wetbliche Beamte werden beſeitigt“. Das Reichsgericht hat ſchon wiederholt beſtätigt, daß durch dieſe Verfaſſungsbeſtimmung alle die Rechte der weiblichen Be⸗ amten einſchränkenden Vorſchriften aufgehoben worden ſin? Zur Satzung über das Beſoldungsweſen und die Beſoldungsordnung wird erläuternd ausgeführt: Weſentliche Aenderungen der Satzung über das Beſoldungsweſen gegenüber jener in der Faſſung der Bürgerausſchußbeſchlüſſe vom 10. Septemhber 1920, 14. März 1921 und 18. November 1921 ſind nicht eingetreten. Soweit Aenderungen vorgenommen worden ſind, waren ſie nötig in Anpaſſung an die neue Beamtenſatzung. Beſondere Bedenkung kommt dem§ 5 der Satzung über das Beſoldungs⸗ weſen zu. Dadurch wird ermöglicht, daß vorausſichtlich 342 Beamten für ihre Perſon nach der nächſt höheren Gruppe bezahlt werden können, nämlich: 12 Beamte von Gr. 3 nach Gr. 4, 38 Beamte von Gr. 4 nach Gr. 5, 236 Beamte (Straßenbahnſchaffner u. Wagenführer) von Gr. 4 nach Gr. 5, 14 Beamte von Gr. 5 nach Gr. 6, 15 Beamte von Gr. 6 nach Gr. 7, 13 Beamte von Gr. 7 unch Gr. 8, 8 Beamte mit abge⸗ ſchloſſener Hochſchulbildung von Gr. 10 nach Gr. 11. 6 Be⸗ amte mit abgeſchloſſener Hochſchulbildung von Gr. 11 nach Gr. 12. In der Regel ſind es ältere Beamte, die das Höchſt⸗ gehalt ihrer Gruppe erreicht haben und denen, die Genehmi⸗ gung des Stadtrats vorausgeſetzt, auf dieſe Weiſe ein Vor⸗ rücken in die nächſt höhere Beſoldungsgruppe ermöglicht wer⸗ prinzips— es entſpricht einem Wunſche der Beamtenſchaft— ſieht auch die Reichsbeſoldungsordnung in beſtimmten Fällen vor. Der der Stadt dadurch entſtehende Mehraufwand beträgt 139 000 jährlich, wovon auf nicht werbende Betriebe 42 000 J1, auf werbende und ſich ausgleichende Betriebe 97 000 Mentfallen. Zum Verzeichnis der Gemeindebeamtenſtellen wird begründend bemerkt: Das letztmals am 16. November 1922 von den ſtädtiſchen Kollegten aufgeſtellte Verzeichnis der Gemeindebeamtenſtellen entſpricht längſt nicht mehr den tat⸗ ſächlichen Verhältuiſſen; es war deshalb 1925 ſchon ein Neu⸗ druck beabſichtigt. Dieſer iſt unterblieben, weil die Beamten⸗ ſtellen der Stadt Mannheim— wie die der ührigen Gemein⸗ den— hinſichtlich ihrer Einreihung von der Staatsaufſichts⸗ behörde beanſtandet waren und die Entſcheidung hierüber ab⸗ gewartet werden ſollte. Das Beſoldungsſperrgeſetz iſt im Vorjahr gefallen, ſodaß das Verzeichnis der Gemeindebeam⸗ tenſtellen nunmehr neu aufgeſtellt werden kann. Entſprechend der Empfehlung des Deutſchen Städtetages ſind Stellen⸗ hebungen im allgemeinen unterblieben. Nur in einigen wenigen Fällen, wo die Stellenhebung wirklich be⸗ gründet erſcheint, iſt dieſe vorgeſehen. Bei dieſem Anlaß ſollen eine Anzahl von Stellen, die einem dauernden Bedürfnis ent⸗ ſprechen und ſeit Jahren von Angeſtellten verſehen werden, als ſtändige Gemeindebeamtenſtellen im Sinne des§8 65 der Gemeindeordnung neu errichtet werden. Der durch Veränderung des Stellenyerzeichniſſes entſtehende Mehraufwand beträgt 79 000„ im Jahr, wovon auf die nicht werbenden Betriebe 42 500 /, auf die werbenden und ſich ausgleichenden Betriebe 36 500 l entfallen. den ſoll. Ein ähnliches Vorrücken außerhalb des Stellen⸗ Zur Satzung über die Dienſtverhältniſſe der Gemeinde⸗ Augeſtellten iſt folgendes zu ſagen: Die vorliegende Satzung lehnt ſich im weſentlichen an die für die Beamten geltende Satzung an. Ein grundlegender Unterſchied beſteht allerdings darin, daß dem Angeſtellten die Unwiderruflichkeit nicht gewährt werden kann. Nachdem die Stadt Mannheim nicht nur ihren ausſetzungen Verſorgungsanſprüche gewährt, er⸗ ſcheint es billig, für die Angeſtellten von der angeregten Ergänzung Gebrauch zu machen. Künftighin ſollen auch die Angeſtellten mit Einzelgehalt— außerhalb der Beſoldungs⸗ ordnung— Frauen⸗ und Kinderzuſchläge erhalten, wodurch für die nicht werbenden Betriebe 21000 4, für die werbenden und ſich ausgleichenden Betriebe 4000/ jählich entſtehen. Der Geſamtaufwand beträgt darnach jährlich 177 500/ für die nicht werbenden und 192 500/ für die werbenden und ſich ausgleichenden Betrieho. Der Betrag von 88 750/ iſt, wie aus dem Stadtratsbeſch! hervorgeht, aus der allgemeinen Rücklage zu entnehmen. Fe Bürgerausſchuß hat ſich mit der wichtigen Vorlage am 4 kt. zu beſchäftigen. rr Städtiſche Nachrichten Veſtallung von Direktor a. D. Seufſer Geſtern vormittag wurden die ſterblichen Ueberreſte des Direktors Hugo Seuffer unter zahlreicher Beteiligung zu Grabe getragen. Goldener Sonnenſchein flutete über die ſtille Gemeinde draußen auf dem Friedhofe und brach ſich in tauſendfachen Reflexen in den Fenſtern der Kapelle, in der die Leiche des arbeitsfreudigen Mannes unter einer Fülle von Blumen aufgebahrt war. Feierlich klangen die getra⸗ genen Weiſen des unſterblichen Largo von Händel unter den Meiſterhänden der Herren Muſikdirektor Lenz, Müller und Konradi durch den Raum. Stadtpfarrer Mʒayer vom Lindenhof ſprach die Gebete:„Des Menſchen Leben aber währet 70 Jahre. Dieſes hier war von Mühen und Arbeit erfüllt und daher köſtlich.“ Die Melodien Bachs„Komm ſüßer Tod“ und der zweite Satz der Peer Gynt⸗Suite von Grieg zitterten durch die Stille. Dann kamen vier Männer, die den Eichenſarg hinaustrugen in den ſtillen Garten, um den Entſchlafenen an die Seite ſeiner ihm im Februar dieſes Jahres vorangegangenen Gattin zu betten. Still wie ſein ganzes Leben, war Seuffers letzter Gang. Zahlreiche Kranz⸗ und Blumenſpenden, von denen beſonders zwet Kränze der Firma Heinrich Lan z zu erwähnen ſind, zeug⸗ ten von der Liebe und Anhänglichkeit, der ſich Direktor Seuffer erfreute. Der Verblichene wurde am 22. Auguſt 1857 als Sohn ſeines Pfarrers in Waldthann, Oberamt Crailsheim(Wttbg.), gehoren. Beruf und genügte dort ſeiner Militärpflicht. In den Jahren 1880—1882 war er in einer Reutlinger Tuchfahrik als Kaufmann tätig. Es mag als Beweis ſeines ſtarken Könnens gelten, daß der erſt 23 jährige gleichzeitig als Fortbildungs⸗ ſchullehrer an der dortigen Gewerbeſchule fungierte. In den nächſten drei Jahren, von 1882—1885, finden wir den ſtreb⸗ ſamen Mann in Metzingen als Buchhalter und von 1885 bis 1897 in einer Holzmanufaktur als Korreſpondent und Prokuriſt. 1898 trat er als Abteilungsvorſteher bei der Firma Heinrich Lanz ein und arbeitete ſich während der 24 Jahre, die er dort tätig war, zum Leiter des Inlandsverkaufes für Lokomobilen und zum Direktor empor. 1921 mußte der unermüdliche Mann infolge eines ſchweren Leidens in den Ruheſtand treten und am vergangenen Dienstag fand das arbeitsreiche Leben nach einer glücklich überſtandenen Operation, infolge Herzſchwäche, ſeinen Abſchluß. Zwei ver⸗ hetratete Töchter und ein Sohn trauern an der Bahre ihres Vater. Möge er draußen im Gottesfrieden die wohlverdiente Ruhe finden! 0 Dz. * Frequenz der Ingenieurſchule. rſeme 1927 zählte die Ingenieurſchule 420 Beſucher. Der mündlichen Hauptprüfung unterzogen ſich 52 Kandidaten der Maſchinen⸗ bau⸗ und 13 der elektrotechniſchen Abteilung, Von dieſen er⸗ hielten 63 das Ingenieurzeugnis. * Sein 25ſühriges Geſchäftsjubilkum feleet am morgigen Samstag ein treuer Mitarbeiter der Firma H. Barber, Mon⸗ teur Georg Trunk, C7, 21. Der Kupferſtich Von Karl Demmel An einem meiner Bücherregale hängt ein Kupferſtich. Ich krieb ihn bei einem uralten Trödler auf für Pfennſge. Trug n heim und ließ ihn rahmen. Nun hängt das Bild in der Ütäglichkeit des Arbeitszimmers. An einem Abend betrachtete ich mir wieder einmal den Kupferſtich: das Portrait eines Ariſtokraten, der Halskrauſe und Zopf trägt. Rokokogeſtalt! Eine Vignette umgibt oval das Bild. Unten verſchränkte Lyra und Nerde Eln Dichter! Ja, ein Dichter! Nein, ich derrate den Namen des Dichters nicht, obwohl er darunter ſteht. Du kennſt ihn ſicher doch nicht, Freund. Und wenn du en Namen kennſt, weißt du nichts von ſeinen Büchern. O, der gute Mann iſt längſt vergeſſen. Aber ißte mich gerade. Ich ſuchte alle Antiquarkate nach, naz ſefnen Buchern. fand auch eines„Nantchenlieder geheißen. Oh, was muß der Mann meines Kupferſtiches ver⸗ llebt geweſen fein! Ich werde etwas pon ſeiner Liebesdichterei der verraten, die ihren Urarund in Nantchens Briefen haben. enn Nantchen muß genau ſo verliebt geweſen ſein, wie er: „So kann denn ſelbſt die fromme, treue Liebe Der große Sturm zum Schiffbruch ſein?“ Jawohl, ſo war es um die beiden beſtellt, die ſich bald auf⸗ kaßen vor lauter Liebe. Und ſo etwas kommt immer zuerſt unter Liebesleuten vor. ſpitz.Der Mann auf meinem Kupferſtich, ſchlank, enabrüſtig, wich ſe, hochſtirnig, klugäugig, nur ins Herz kann ich ihm ehen. Deund wie mag Nantchen ausgeſehen haben? Eine richtige 5 emoiſelle“ wird ſie geweſen ſein, vielleicht mit Ringellocken gebdan Ohren, vielleicht auch in der ſteifen Krinoline oder im hableimten Waſchkleid. Und was wird ſie für Augen gehabt aben? Was für ein goldiges Herz? der Alles Fragezeichen. Und der Maler ſchien Nantchen auf 5 Minjiatur ſchlecht getroffen zu haben, denn der Mann mei⸗ Kupferſtiches dichtete etwas echauffiert: „Und nicht wahr, ſo ſaure Züge machen dir im Anſehn Qual? Willſt du frohere? So fliege Morgen zum Original.“ ld Da hat Nantchen alſo eſn ſaures Geſicht gemacht. Soll 2 60 er auch unter Liebesleuten vorkommen Und nun hängt da der Kupferſtich, leblos, farblos, wort⸗ los! Verratet nichts! Eine Nacht träumte ich davon ſogar. Sah, wie der ſchlanke Dichter mit Nantchen ein Menuett auf meinem Schreibtiſch tanzte. Immer zierlich herum zwiſchen Aſchenbecher und Tintenfaß. Und der Uhu auf dem Aſchen⸗ becher ließ ſeine roten Augen noch mehr rollen als ſonſt, voll Verwunderung über ſoviel Anmut und Grazie. Kunſt und Wifſenſchaft Aufdeckung falſcher Lehren über die alten Phönizier. In vielen unſerer geographiſchen Lehrbücher finden ſich noch immer zahlreiche Irrtümer über die Erdkunde des Altertums. Weit verbreitet iſt unter dieſen beſonders die Annghme, die alten Phöntzier ſeien auf ihren Seefahrten bis in die Oſtſee gekommen, um dort von der Küſte des Samlands den hoch⸗ gewerteten Bernſtein in die Mittelmeerländer zu holen. Gegen dieſe falſche Annahme und Lehre wendet ſich ganz ent⸗ ſchieden der Hochſchulprofeſſor Richard Hennig in einem Auf⸗ ſatz des„Geographiſchen Anzeigers“, Er ſtellt dort mit großer Sicherheit feſt, daß dieſe Vorſtellung in keiner Weiſe haltbar ſei. Ja, wir dürfen heute mit ſehr hoher Wahrſcheinlichkeit annehmen, daß die Phöntzier nur ganz ſelten und vorüber⸗ gehend Schiffahrt jenſeits der Guadalquivirmündung u. keines⸗ Die phöniziſchen Seefahrten bis zum Samland aber ſind reſtlos in das Gebiet der J Küſten vermittelt. wege ins Mittelmeer gekommen. noch im Mittelalter bis etwa zum zudringen wagten, daß Pytheas als Mittelmeerbewohner der vorcäſariſchen Zeit falls jemals jenſeits der Küſte der Bretagne getrieben haben. abel zu verweiſen. Die begehrten Ar⸗ tikel Zinn und Bernſtein haben ihnen vielmehr verſchiedene andere Seefahrervölker der nord⸗ und nordweſteuropäiſchen Steht es doch ſogar feſt, daß etwa 2000 Jahre lang gar nicht die Oſtſee, ſondern die Nordſee das alleinige Bernſtein⸗Gewinnungsland an ihren Küſten ſah, und daß bis zum Jahre 500 v. Chr. der Bernſtein ausſchlteßlich im Bereich der heutigen„Deutſchen Bucht“ gewonnen wurde. Dann erſt begann das Samland als neuer Fundort Bedeutung zu gewinnen. Außerdem iſt übrigens der größte Teil des Bernſteins gar nicht auf dem See⸗, ſondern auf dem Land⸗ Wenn man bedenkt, daß Jahre 1200 Seereiſen zwiſchen Nord⸗ und Oſtſee um Kap Skagen herum niemals vorgekommen ſind, daß zur Römerzeit nur ein einziges Mal, im Jahre 5 v. Chr., römiſche Schiffe bis zum Skagerrak vor⸗ 1 bekannter as Bernſtein⸗ gebiet(aber an der Nordſeel) aufſuchte, ſo tritt das Phan⸗ taſtiſche ſener ganz ungeographiſchen Denkweiſe erſt recht deut⸗ lich zutage, Somit iſt es alſo auch geboten, in den Ablichen Schulangaben über ſeemänniſche Leiſtungen der Phönizier einſchneidende Wandlungen eintreten zu laſſen. St. „Laſſen Sie mich bitte austeben!“ nur wenige, die zuzuhbren vermögen, und am allerwenigſten. die ausreden laſſen. Der beſte Beweis für die Wahrheit, vor allem der letzten Behauptung, iſt die ſtändige, immer wiederholte Bitte:„Wol⸗ len Sie mich nicht bitte ausreden laſſen?“ Ein angefangener Satz iſt wie ein angefangener Kuß— beide vertragen keine Unterbrechung, Werden ſie aber, unter⸗ brochen, ſo iſt ihre Bedeutung dahin, ſie werden abgeſtanden. Das Nichtausredenlaſſen iſt eigentlich eine ſpezifiſch weib⸗ liche Eigenſchaft. Da Frauen mit ihren Gedanken faſt ebenſo ſchnell bei der Hand ſind wie mit ihrer Zunge(und das will ſchon etwas heißen), ſo können ſie meiſt das Ende des begon⸗ nenen Satzes nicht abwarten. In Gedanken ſind ſie dem Red⸗ ner bereits ein beträchtliches Stück vorausgeeilt und ſind, Schlußfolgerung fertig. raſchen, Er hat dann die Empfindung, daß man ihm gleichſam die 5 85 geraubt hat und er ſo um den Schlußeffekt gekom⸗ men iſt. Während öffentlich gehaltene Reden, wenn ſie nicht gerade varlamentariſcher Natur ſind, ſozuſagen„tabu“, das heißt un⸗ antaſtbar ſind, iſt das bei den Unterhaltungsreden nicht der Fall. Gewiß, eine Unterhaltung ſoll eigentlich aus Rede und Gegenrede beſtehen, wodurch ſie ſa erſt ihren feſſelnden Reiz richtiger Reden lieben es Frauen, oft mit den nichtigſten Einwänden, zu fallen. Der Gebankenfaden, dieſer feinſte aller Fäden, reißt. mühſam muß er aufs neue geknüyft werden. Um die beabſichtigte Wirkung aber iſt es meiſt geſchehen. Einmal ſprach ich mit einem Profeſſor über dieſes Themg. Er ſchüttelte den Kopf und meinte lächelnd:„Das iſt mir noch ènie paſſiert!“ Ich blickte ihn ganz erſtaunt an.„Wie haben Sie denn das gemach'?“ erkundigte ich mich geſpannt. Da beugte ſich der alte Herr ganz nahe zu mir und flü⸗ ſterte:„Ich habe eben nie vor Frauen geredet!“ Smada. 1 Beamten, ſondern auch ihren Arbeitern unter gewiſſen Vor⸗ (Nachdruck verboten. Zwar giht es viele Menſchen, die zu reden verſtehen, aber während der Sprechende noch am Reden iſt, ſchon mit ihrer erhält. Aber es gibt auch Reden, deren Gedankengang in folge⸗ Weiſe ruhig entwickelt werden muß. Und in dieſe nen und Angeſtellten 105 — — In Reutlingen erlernte er den kaufmänniſchen Im Sommerſemeſter Nun verträgt der Menſch aber nichts ſo ſchlecht, als gerade dieſe Art, mitten im Satz mit fertigen Endergebniſſen zu über⸗ 8 — 4. Seite. Nr. 489 Neue Manunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Freitag, den 23. September 1927 60. Geburtstag 0 des Brauereibeſitzers Dingeldein Am morgigen Samstag feiert der Beſitzer des bekannten Bürgerlichen Brauhauſes zum„Habereckl“, Herr Adolph Dingeldein, ſeinen 60. Geburtstag, ein Mann, der ſich im Hinblick⸗ auf ſeine tüchtigen Fachkenntniſſe als Bier⸗ brauer bei der Mannheimer Bürgerſchaft und weit über das Land hinaus beſonderer Beliebtheit erfreut und in hohem Anſehen ſteht. Wer käme nicht nach Mannheim, ohne dem hiſtoriſch gewordenen Habereckl einen Beſuch abzuſtatten? Was den Lebensgang von Adolph Dingeldein anbe⸗ langt, ſo iſt uns bekannt, daß der„große Adolph“, wie er be⸗ reits in ſeinen Jugendjahren wegen ſeiner Hünengeſtalt von ſeinen vielen Freunden kurz genannt wurde, in Kleinheubach in Unterfranken als Sohn eines Bürgermeiſters geboren iſt. Nach ſeiner Schulentlaſſung erlernte er das Brauergewerbe und ging dann, dem damaligen Brauch entſprechend, in die Fremde. Von Baden⸗Baden(Brauerei Quenzer) führte ihn der Weg in die Schweiz, Frankreich, Lothringen, Hamburg, Dortmund und Speyer. Inzwiſchen genügte er ſeiner Mili⸗ tärpflicht beim damaligen 9. bayer. Infanterie⸗Regiment in Würzburg. Am 1. Mai 1893 begab ſich der Jubilar nach Worms, um die dortige Lehmann ſche Brauerſchule zu abſol⸗ vieren. Fleiß und Tüchtigkeit gaben ihm bald die Befähigung, gehobene und verantwortungsvolle Stellungen einzunehmen. So finden war Adolph Dingeldein als Braumeiſter bei Gebr. Hock in Groß⸗Oſtheim bei Aſchaffenburg und ſpäter in der Brauerei Schweikhardt in Zabern i. Elſaß, von wo er nach ſiebenjähriger erfolgreicher Tätigkeit im Sommer 1901 die Mannheimer Habereckl⸗Brauerei käuflich erwarb, ein Unter⸗ nehmen, das der Jubilar mit allen erforderlichen modernen Maſchinen und Apparaten ausgeſtattet hat. Auch die Gebäude und Gaſträume wurden im Laufe der Jahre bedeutend er⸗ weitert. Groß wird die Zahl der Gratulanten ſein, die morgen nach dem blumengeſchmückten Heim des Geburtstagskindes ihre Glückwünſche überſenden. Dem„Feuerio“ gehört der Jubilar ſeit vielen Jahren als Elferrat an. Wir ſchließen mit dem herzlichen Wunſche, daß Adolph Dingeldein noch viele Jahre in ſeiner ihm lieb gewordenen Brauſtätte in Glück und Geſundheit verbringen möge.* * * Ein Neckarſchiff vor dem Sinken bewahrt. Ein unter⸗ halb der Friedrichsbrücke am Neckarvorland liegendes Schiff wurde in der vergangenen Nacht leck und begann zuſinken. Die um 12.55 Uhr alarmierte Berufsfeuerwehr pumpte das Schiff leer und verhinderte auf dieſe Weiſe das Unterſinken. * Zuſammenſtoß. An der Marktecke G 2 und UI 2 ſtießen geſtern nachmittag ein Perſonenauto und ein Radfahrer zu⸗ ſammen. Der Radfahrer wurde vom Rade geſchleudert, wobei er ſich die Kleider zerriß und Hautabſchürfungen und Ver⸗ ſtauchungen der Beine davontrug. Das Auto verbrachte den Verunglückten mit Hilfe eines Schutzmannes nach ſeiner Woh⸗ nung. Das Fahrrad iſt vollſtändig demoliert. 1* * Achtung, Falſchgeld! Falſche Reichsbanknoten über Mark 10,— Ausgabe vom 11. 10. 24— werden ſtark verbreitet und ſind an nachſtehenden Merkmalen leicht zu erkennen: Das Papier iſt ſchmutzig⸗weiß, das Waſſerzeichen durch Auf⸗ druck vorgetäuſcht und in blauer Zeichnung mit dem Worte „Reichsmark“ anſtelle von„Reichsbank“ ſichtbar. Mangel⸗ hafte Wiedergabe des männlichen Bildniſſes. Schattenlinien dick und verſchmutzt. Das Publikum wird erſucht, wenn Falſchſcheine in Zahlung gegeben werden, die betreffenden —— feſtzuhalten und die nächſte Polizeiſtelle zu benach⸗ richtigen. Flugzeugkrieg gegen die Kiefernblattweſpe Aus Schwetzingen wird uns gemeldet: Der Flug⸗ szeugkrieg gegen die Kiefernblattweſpe im Schwetzinger Gemeindewald wurde Mittwoch nachmittag er⸗ öffnet. Das Flugzeug, das größere Mengen Giftſtoffe faßte, ſtartete vom Flughafen Mannheim aus. Der Gift⸗ ſtoff, ein Arſenpräparat, wurde durch eine Auspuffklappe am Schwanzende des Flugzeugs auf die Bäume geſtreut. Die Wirkung des Giftes, das dem Menſchen in der feinen Zer⸗ ſtäubung kaum ſchadet, iſt außerordentlich ſtark. Der zwei⸗ tauſendſte Teil eines Milligramms genügt, um eine Rau pe zu töten. Die erſten Verſuche ſind gut verlaufen. Das Flugzeug kreuzte ganz niedrig über dem Gemeindewalde und ſtreute dichte blaugraue Schwaden des Giftſtoffes über den Kiefernbeſtänden aus. Durch die Luftſtrömung wurden die rauchartigen Wolken in die Wipfel gedrückt und von dieſen aufgeſaugt. Heute früh wurde der Wald zum zweiten Male beſtäubt. Im Laufe des Tages wurden die jungen Wald⸗ beſtände nochmals mit dem Motorzerſtäuber bearbeitet. Hoffentlich gelingt es, der Raupenplage in erheblichem Maße Herr zu werden. Ueber den Erfolg dieſer modernen Be⸗ kämpfungsmaßnahme kann vorerſt noch nichts Beſtimmtes geſagt werden, weil er auch zu ſehr vom Wetter abhängig iſt. Am morgigen Samstag begeht einer unſerer populärſten Mitbürger, Stadtrat Jakob Groß, ſeinen 60. Geburts⸗ tag. Selbſt wer nicht den Vorzug hat, zu dem großen Kreis derer zu zählen, die dem Jubilar näher ſtehen, wird ſofort merken, daß Jakob Groß zu den Perſönlichkeiten gehört, die durch ihr Naturell ganz von ſelbſt für ſich einnehmen. Dieſer ſympathiſche Eindruck wird weſentlich verſtärkt, wenn man ſeine liebenswürdigen Umgangsformen auf ſich wirken läßt. Für Jeden hat er ein freundliches Wort. Er iſt in ſeiner Art der ausgeſprochene Vermittler zum Ausgleich von Gegen⸗ ſätzen, kurz und aut ein Mann. der es verſteht, die Herzen ſeiner Mitmenſchen im Fluge zu erobern. Es hat eine Zeit gegeben, in der man befürchten mußte, daß es Jakob Groß nicht vergönnt ſein werde, die Schwelle zum ſiebenten Jahr⸗ zehnt ſeines reichgeſeaneten Lebens geſund und rüſtig zu über⸗ ſchreiten. Zur nicht geringen Freude ſeines ungewöhnlich großen Freundeskreiſes hat er ſich wieder ſo gut erholt, daß man die Hoffnung hegen darf, ihn noch recht lange Jahre im Dienſt der Oeffentlichkeit wirken zu ſehen. * Jakob Groß hat ſich ſchon längſt ein bleibendes Denkmal durch ſeine Tätigkeit als Repräſentant des Hand⸗ werks geſetzt. Man darf ſagen, daß dieſer Hauptteil ſeines Wirkens Tradition iſt. Er entſtammt einer alten Mannheimer Handwerkerfamilie, die ſich bis 1672 hier nachweiſen läßt. Am 24. September 1867 als Sohn des Metzgermeiſters und Stadt⸗ rats Karl Groß, des Mitgründers und ſpäteren Obermeiſters der Mannheimer Fleiſcherinnung, in Mannheim geboren, übernahm Jakob Groß von ſeinem Vater das elterliche Ge⸗ ſchäft, das ſich ſeit fünf Generationen im Beſitze der Familie befindet. 1904 wurde er in den Vorſtand der Fleiſcherinnung berufen und nach dem Tode ſeines Onkels Daniel Groß als deſſen Nachfolger zum Obermeiſter gewählt. Um die gleiche Zeit folgte Jakob Groß ſeinem Onkel im Stadtrat, dem er ſeitdem ununterbrochen angehört. Am Mittwoch waren es 40 Jahre, daß ein Mitglied der Familie Groß in dieſer wichtigen Körperſchaft ſitzt. Um das Metzgergewerbe hat ſich Jakob Groß beſonders große Verdienſte erworben. 1909 trat er in den Vorſtand des Bezirksvereins Baden im Deutſchen Fleiſcherverband ein, wurde ſtellvertretender Vorſitzender und im Juni ds. Js. zum Nachfolger des verſtorbenen Stadtrats und Fleiſcherehrenobermeiſters Heinrich Koch in Heidelberg gewählt. Dem Vorſtand des Deutſchen Fleiſcherverbandes ge⸗ hört er ebenfalls an. Der Organiſation des Fleiſcherhand⸗ werks hat Jakob Groß in der Erkenntnis, daß man ſich nicht auf andere verlaſſen darf, wenn man vorwärts kommen mill, ſtets die eifrigſte Förderung angedeihen laſſen. Er iſt Mit⸗ begründer und Direktor der Süddeutſchen Fettſchmelze e. G. m. b. H. in Mannheim, Mitgründer und Vorſitzender des Auf⸗ ſichtsrats der Mannheimer Viehmarktbank(heute Rheiniſche Handelsbank), ſeit 1919 Mitgründer und Aufſichtsratsvor⸗ ſitzender der Einkaufs⸗ und Nerwertungsgenoſſenſchaft der Fleiſcherinnung Mannheim, Mitagründer und ſeit 1920 Auf⸗ Wi, der Hageſüd⸗Stuttgart, Margarine⸗Werk urlach. Steht Jakob Groß ſeit vielen Jahren im Kreis ſeiner engeren Berufskollegen an leitender Stelle, ſo iſt er in ver⸗ ſtärktem Maße zur Führerperſönlichkeit im badiſchen Hand⸗ werk im allgemeinen geworden. 1913 trat er in die Hand⸗ werkskammer Mannheim ein. Noch im gleichen Jahre wurde er zum Präſidenten gewählt. Während des Krie⸗ ges war er Vorſtandsmitglied der Hauptſtelle für gemein⸗ ſchaftliche Heereslieferungen im Handwerk in Berlin, wo er auch im Jahre 1917, als der Vorſitzende des Deutſchen Hand⸗ werks⸗ und Gewerbekammertages Stellvertreter erhielt, zum ſtellvertretenden Vorſitzenden gewäßlt wurde. Dieſes Amt Sfadtrat Jakob Groß 60 Jahre bekleidete er bis zum turnusmäßigen Ausſcheiden der Hand⸗ werkskammer aus dem Vorſtande des Deutſchen Handwerks⸗ und Gewerbekammertages. Als Vorſitzender des Badiſchen Handwerkskammertages und des Badiſchen Handwerkstages, der in den Kammern und Landesverbänden geeinten Spitzen⸗ organiſation des badiſchen Handwerks, übt Jakob Groß eben⸗ falls einen maßgebenden Einfluß aus, nicht minder als Vor⸗ ſitzender der Abteilung Baden der Wirtſchaftlichen Vereini⸗ gung, in der er neben den Präſidenten des Badiſchen Induſtrie⸗ und Handelstages und der Badiſchen Landwirtſchaftskammer den Vorſitz führt. Er iſt weiter ſtellvertretender Vorſitzender der Badiſchen Landesauftragsſtelle(früher badiſche Auftrags⸗ ſtelle für Heereslieferungen) und Mitglied des Vorſtandes des Landwirtſchaftlichen Bezirksvereins. All dieſen Inſtitutionen kommen die reichen Erfahrungen und das geſunde Urteil des aus der Schule praktiſcher handwerklicher Tätigkeit hervor⸗ gegangenen Mannes ſehr zu ſtatten. Im geſellſchaftlichen Leben unſerer Stadt erfreut ſich Jakob Groß durch ſeine herzgewinnenden Umgangsformen einer nicht mehr zu übertreffenden Beliebtheit. In einer Reihe großer und angeſehener Vereine und Korporationen ſitzt er im Vorſtand. Im Beſitze eines ausgezeichnet geſchulten, wei⸗ chen und volltönenden Baritons, iſt er als Soliſt hochgeſchätzt. Mancher Berufsſänger würde ſich heute noch glücklich ſchätzen, wenn er die ſtimmlichen Vorzüge, zu denen ſich vor allem ein vollendeter Vortrag geſellt, beſäße. Am liebſten weilt Jakob Groß im Kreiſe der Liedertäfler, in den er im Jahre 1886 eintrat. Seit über 30 Jahren gehört er dem Vorſtand der Mannheimer Liedertafel an. Im vorigen Jahre wurde er zum Ehrenpräſidenten ernannt. Es iſt nicht zuviel geſagt, wenn feſtgeſtellt wird, daß Jakob Groß durch ſeine ſeltenen geſellſchaftlichen Fähigkeiten dem Handwerk mit den Weg zu der ihm gebührenden Stellung im bürgerlichen Leben bereitet hat. So darf Jakob Groß am morgigen Tage mit dem Gefühl höchſter Befriedigung auf den zurückgelegten Lebensweg zu⸗ rückblicken. Iſt ihm doch auch an der Seite ſeiner Lebens⸗ gefährtin, die wie ſeine Mutter einer altangeſehenen Hand⸗ werkerfamilie entſtammt, reiches Familienglück beſchieden, das nur dadurch getrübt wurde, daß er den einzigen Sohn im Weltkrieg verlor. Aus dem Born dieſes Familienglücks hat Jakob Groß die Kräfte geſchöpft, die ihn befähigten, in den angeführten Ehrenämtern ſein erfolggekröntes Wirken zu ent⸗ falten. Jakob Groß gehört zu den Männern, die als treue Anhänger der Nationalliberalen Partei nach deren Auflöſung zu den Demokraten übertraten. Von dieſer Partei wurde er auch bei der letzten Wahl wieder in den Stadtrat entſandt. Auch wir möchten bei der großen Schar der Gratulanten am morgigen Tage nicht fehlen, um ihm Dank und Anerkennung auszuſprechen. Möge Jakob Groß— das iſt unſer aufrichtiger Wunſch— noch ein recht langes Wirken in Dtienſte ber All⸗ gemeinheit beſchieden ſein! Sch. * Das ſchwere Gewitter, das ſich geſtern nachmittag in der vierten Stunde über der Stadt entklud, hat, wie mit⸗ geteilt, durch Blitzſchlag einen Todesfall verurſacht. Das Unglück hätte kataſtrophal werden können, da unter der Tribüne des Phönix⸗Sportplatzes hinter der Uhlandſchule⸗ auch etwa hundert Schüler mit ihren Lehrern vor dem wolkenbruchartigen Regen Schutz geſucht hatten. Durch den Luftdruck, den der Blitzſtrahl hervorrief, wurden die beiden Kameraden des getöteten Braun, der 14 Jahre alte Joſef Stadtmüller und der gleichaltrige Joh. Küchler, zu Boden geſchleudert, wobei ſie Prellungen an der linken Körperſeite und an den Beinen erlitten. Profeſſor Sebold von der Leſſingſchule leiſtete die erſte Hilfe. Im Polizeirevier bei der Ühlandſchule, wohin die Verunglückten verbracht wurden, konnte der herbeigerufene Arzt nur noch den Tod des Braun feſtſtellen. Die Leiche wurde in die Leichenhalle verbracht. Die beiden verletzten Jungen kamen zu ihren Eltern. Der Bruder Brauns, der ſich ebenfalls unter der Tribüne befand, blieb unverletzt. Der Wirbelſturm, von dem das Unwetter begleitet war— die Art, wie der Sturm die Regenmaſſen durcheinanderpeitſchte, machte ſelbſt in der Innenſtadt einen beängſtigenden Eindruck—, ſpielte dem ſehr exponierten Hauptkraftwerk des Neckarkanals bei der Feudenheimer Fähre übel mit. Das Kupferdach wurde vollſtändig abgeriſſen. Es fiel auf eine Eiſenſtange der Schleuſe, von der es aufgeſpießt wurde. Das Haupt⸗ kraftwerk wurde vollſtändig abgedeckt. * Kurzſchluß in der Lampe. Durch ſchlechte Iſolation der Leitung entſtand geſtern abend in einer elektriſchen Zuglampe im Hauſe I. 13, 1 Kurzſchluß, der die Lampe ſtark beſchädigte. Beim Eintreffen der um.47 Uhr alarmierten Berufsfeuer⸗ wehr war die Gefahr bereits beſeitigt. * Brandſtiftung durch ſpielende Kinder. Geſtern nachmittag ſteckten ſpielende Kinder im Schloßgarten bei der Lindenhof⸗ überführung einen Baum in Brand. Die Nebenfeuerwache in Neckarau trat dadurch um.40 Uhr zum erſtenmal in Tätig⸗ keit. Der Brand war ſchnell gelöſcht. — Theater und Mufik Bernhard Blumes„Treibjagd“ in Karlsruhe. Es iſt alles troſtlos in dieſem Stück, blutgeſchwängert, voll Druck und Laſt. Der amerikaniſche Journaliſt macht als kühler Zu⸗ ſchauer einige witzige Bemerkungen. Aber Blume braucht als junger Dramatiker der jetzigen Generation auch irgend jemand, der an die Zukunft glaubt, auf dem der Schimmer eines beſſeren Glaubens ruht. Alſo bringt er den Lebens⸗ verſicherungs⸗Agenten Wankin in die Geſellſchaft. Ein gro⸗ tesker Witz mit melancholiſcher Färbung dieſer Lebensver⸗ ſicherer mitten unter zu Tod Verurteilten und Raubtier⸗ menſchen. Dazu iſt er ſelber ſchwindſüchtig und ausgehungert, aber poll Vertrauen auf die Zukunft. Er iſt die letzte Liebe der Tänzerin, und er ſchreitet zum Schluß mit deren Zofe in ein reineres Zeitalter, welches auf der Bühne durch den ſtrahlen⸗ den Lichtkegel eines Scheinwerfers ſymboliſiert wird. Der Zuſchauer iſt ſehr erfreut über dieſen Schluß, denn er hatte ſich ſchon auf Hungerkrämpfe oder einen Blutſturz gefaßt gemacht. Aber B. Blume weiß, was er dem Publikum ſchuldig iſt: ein politiſches Kriminalſchauerſtück mit gutem Ausgang. Da werden die Nerven zweieinhalb Stunden lang hin⸗ und her⸗ gezerrt, daß es einen nur ſo gruſelt, und zum Schluß ſchlägt die Menſchenliebe ihre optimiſtiſchen Augen auf. Es läßt ſich nichts dagegen ſagen. Das Stück iſt gut gemacht. Es gibt das Milieu mit der Gründlichkeit und Graufärberei des waſch⸗ echten Naturalismus, es zeichnet die einzelnen Figuren mit ideh Folgerichtigkeit, es entläßt mit der frommen redigt des weltverbeſſernden Expreſſionismus, es hat nur den einen Fehler, daß es bei ſoviel Geſcheitheit im einzelnen doch monoton und langweilig im ganzen wirkt. Die Karls⸗ ruher Uraufführung unter F. Baumbachs Regie und mit Torſten Hechts revolutionären Bühnenbildern, die das Troſtloſe und Dumpfe betonten, brachte vortreffliche Ein⸗ zelleiſtungen auf die Beine. Daß das Stück ein Moſaik bleibt, ein 5 und Her ohne rechten Mittelpunkt, liegt daran, daß die Handlung zu dürftig iſt und ſelber ohne Zentrum, daß es dem begabten Dichter(deſſen„Fahrt nach der Südſee“, die ſeinerzeit in Mannheim zur Uraufführung kam, viel mehr Kraft enthält) eben in erſter Linie auf die Atmoſphäre der ruſ⸗ Verhältniſſe ankam.— Das Publikum klatſchte nach em zweiſen und dritten Akt lebhaft Beifall, gewiß auch in ſchewismus und Tſcheka iſt wie der Anblik einer gefährlichen Raubtierdreſſur, von der man durch ſichere Eiſengitter ge⸗ trennt iſt. J..: W. E. O. Spielzeitbeginn der Nürnberger Stadttheater. Die Nürnberger Stadttheater(Generalintendant Dr. Johannes Maurach) haben nach reichlich bemeſſener Vor⸗ probenzeit die Spielzeit 1927⸗28 mit Mozarts„Figaros Hochzeit“, Verdis„Maskenball“ und Shakeſpeares „König Lear“ eröffnet und— mit der Gefahr einer In⸗ tendantenkriſe. Hatte bei Schluß der letzten Spielzeit die Nürnberger und auswärtige Kritik in Mehrheit ſtarke Bedenken gegen die Spielplangeſtaltung und Perſonalpolitik des Generalintendanten Dr. Maurach geltend machen müſ⸗ ſen, ſo ſtand damals der ſtadträtliche Theaterausſchuß noch geſchloſſen zur Theaterleitung; kurz vor Beginn der neuen Spielzeit, ſofort nach Bekanntgabe des beabſichtigten Spiel⸗ plans wurde dies anders; auch Mitglieder des Theater⸗ ausſchuſſes rückten in aller Oeffentlichkeit von dem Theater leiter ab und die Eröffnungsvorſtellung des Alten Stadt⸗ theaters zwingt zu der Feſtſtellung, daß man im Schauſpiel ſtatt Beſſerung Verſchlechterung herbeigeführt hat. Shake⸗ ſpeares„König Lear“ enttäuſchte in der Inſzenierung E. L. Schöns, eines Spielleiters, dem man mit Freuden ſeine Begabung für die Herausarbeitung moderner Werke beſtätigt, allzu ſehr, konnte keineswegs für den neuen Cha⸗ rakterdarſteller Lothar Körner einnehmen und wußte auch nur ſehr bedͤingt für den ja zweifellos in Mannheim mit vollem Recht geſchätzten Bühnenbildner Heinz Grete zu begeiſtern. Wieder und wieder war der Generalintendant aufgefordert worden, einen Regiſſeur zu verpflichten, der ein Organ für Klaſſiker hat. Es geſchah wiederum nicht! Der Auftakt des Schauſpiels mußte alſo einen gar ſchrillen Miß⸗ ton ergeben!— In der Oper, in der ſich eine gar ſtattliche Reihe neuer, Kräfte vorzuſtellen hatte, wurde Unglück zu gütigem Geſchick. Der 1. Kapellmeiſter Bertil Wetzelsberger erkrankte während der Proben zur„Hochzeit des Fi⸗ garo“ derart bedenklich, daß er ſich einer Operation unter⸗ ziehen mußte; Generalintendant Dr. Maurach, der wie vor drei Jahren unter Benutzung der von Ludwig Sievert⸗ Frankfurt geſchaffenen Bühnenbilder(die ſeitdem in einer Reihe von deutſchen Bühnen Verwendung fanden) das Werk ſelbſt in Szene ſetzte, gewann als Dirigenten Prof, Robert Heger von der Wiener Staatsoper, der ja von Nürnberg dem wohligen Gefühl, daß dieſe Dinge uns zeitlich zwar ſo nahe, aber räumlich ſo entfernt ſind. Das Gruſeln vor Bol⸗ aus ſeinen Aufſtieg genommen hatte und ein Orcheſter⸗ führer von ganz ungeheuerem Format iſt. Mozartdirigent von eleganteſter Innigkeit, lockerte den 15 5 cheſterklang ganz ſelten auf, wußte durch ſeine Interpretati⸗ der Partitur wirklich zu beglücken. Auch die zweite Da bietung der Oper, eine Neueinſtudierung von Verdis„ 155 Maskenball“ enttäuſchte nicht. Kapellmeiſter Matthäus 1 ch roff, Nürnbergs routinierter Dirigent, faßt zwar allmäh 15 jeden Verdi etwas derb an, aber er hat Orcheſter und zuverläſſig in der Hand. Dr. Paul Grüder, aſſiſtiert ußte Heinz Grete, führte mit Geſchick und Geſchmack Regie, wu dieſe den muſikaliſchen Grundbedingungen anzupaſſen p. G Vom Kölner fädtiſchen Schaufvielhauſe. Frang auſet nars Luſtſpiel(eine Anekdote nennt es der Verfaf „Spiel im Schloß, löſte vermöge der amüſanten zn graziöſen Art, in der die originelle Grundidee des S19 1955 immer neuen geiſtvollen Dialogſcherzen ausgemünzt iſt, der ner aber durch den bravouröſen Stil der Darſtellung, bei rſt⸗ am 20. ds. Mts. in unſerm Schauſpielhauſe erfolgten 5 ſo⸗ maligen Aufführung zunächſt angeſpanntes Intereſſe un ſehr dann außerordentlich beifallsfrohe Stimmung bei dege, hei zahlreichen Zuſchauerſchaft aus. Intendant Mo des halher⸗ der von ihm perſönlich vorgenommenen Inſzenierung inzel⸗ legenes Verſtändnis für den Kern der Sache und im Itung nen der Auftritte viel köſtliche Laune wohltuend zur 990 iele gebracht. Im Mittelpunkte des gar fein abgetönten ten ſtand Richard Aßmann(Korth) mit einer ganz charni ſich Leiſtung voll ſieghaften Humors und ihm waren. wiaßd feren Sergius Sax(Komponiſt Adam) vorläufig noch zu indif zer gab, Otto Brodowski(Mansky), Frieda 7 öle (Annieſ, Willh Umminger(Almady) und Alfred. ſchens⸗ (Lakai] treffliche Partner. Das da und dort noch munſfekz werte ſchnellere Tempo in der Abwicklung des mehr 1 955 wird als ungariſch anmutenden, ſektlaunigen Büßnenſchgeit 0 ſich wohl mit den Wiederholungen ergeben, deren Reihe aus⸗ dem großen Erfolge des erſten Abends eine ziemlich, H. giebige ſein dürfte. Eheerfahrung Der Zweifler: ze Wöt keine Frau, die ein Ge⸗ eimnis für ſich behalten kann!“ 17 Der Ehemann:„Doch, doch! Meine Frau, mit och ich nun zwanzig Jahre verheiratet bin, hat mir bis heute 5 Prof. Heger, als nicht verraten, wofür ſie das viele Haushaltsgeld braucht. 0 FEreitag, den 23. Sepkember 1927 Neue Maunhefmer Zettung[Mittag⸗Ausgabe) 5. Seite. Nr. 439 Kommunale Chronik „ Brühl. 22. Sept. Der Gemeindevoranſchlag für das Rechnungsfahr 1927 iſt nunmehr in der geſtrigen Bür⸗ gerausſchußſitzung mit 27 gegen 13 Stimmen an⸗ ge nommen worden. Für den Voranſchlag ſtimmten die und die ſozialdemokratiſche Partei, gegen ihn die vereinigte Bürgerpartei und die Kommuniſten. Kleine Mitteilungen Der Bürgerausſchuß von Oberſchefflenz ge⸗ nehmigte den Bau einer Waſſerleitung, deſſen Koſten in Höhe von 60 000 Mark durch die Einnahmen aus außerordent⸗ lichen Holzhieben aufgebracht werden. Die Ouelle wurde be⸗ reits im vorigen Jahre gefaßt, ſodaß die Arbeiten, die noch in dieſem Herbſt beginnen werden, bald beendigt ſind. Der Stadtrat Karlsruhe hat ſchon unterm 4. Auguſt beſchloſſen, aus Anlaß des bevorſtehenden 80. Geburtstages des Reichspräſidenten von Hindenburg, Ehrenbürger der Stadt, dem Verein Jugendhilfe e. V. zur Einrichtung des von ihm zu erbauenden Kinderſolbades in Donaueſchingen einen Betrag von 5000 Mark auf der Stadtkaſſe zu ſtiften und der neu zu erbauenden Handelsſchule den Namen„Hinden⸗ buraſchule“ betzulegen. Nunmehr hat der Stadtrat noch einen angemeſſenen Beitrag zur Hindenburgſpende bewilllat. Entſprechend dem wiederholt und eindrinalich ge⸗ äußerten Wunſche des Reichspräſidenten, die Veranſtaltung von Feierlichkeiten auf ſeinen Geburtstag zu unterlaſſen, ſieht der Stadtrat von der Veranſtaltung einer ſtädtiſchen Feier ab. Gleich den ſtaatlichen werden auch die ſtädtiſchen Gebäude auf den 2. Oktober beflaggt. Der Stadtrat von Bergzabern beſchloß in ſeiner letzten Sitzung, anläßlich des 80. Geburtstages des Reichsprä⸗ ſidenten v. Hindenburg die neue Staatsſtraße vom„Weißen Röſſel“ bis zur Charlottenſtraße„Hindenburgſtraße“ zu benennen. Aus dem Lande 1 2 * Schriesheim, 22. Sept. Auf dem Obſtmarkt in Schries⸗ heim ſtellten ſich die Verkaufspreiſe am 21. September wie folgt: Birnen—10, Aepfel—12 und Zwetſchgen—6 Pfg. ö Karlsruhe, 20. Sept. Am 1. Oktober findet in Karlsruhe der Südweſtdeutſche FHeimatabend in der vollkommen neu bergerichteten ſtädtiſchen Feſthalle ſtatt. Die Feſthalle wird an dieſem Abend zum erſten Mal dem Publikum in ihrer neuen Geſtalt zugänglich ſein. Im Mittelpunkt des Heimat⸗ 977 ſteht das„Südweſtmarkſpiel“ von Rudolf Proſchky, n 85 tämme wiederſpiegelt. Dem Feſtſpiel geht ein wertvolles künſtleriſches Konzertprogramm voraus. Der ganze Abend 8 auf die Darbietung badiſcher und oberrheiniſcher Kunſt und ultur eingeſtellt und dürfte große Anziehungskraft ausüben. der 85 1 20. Sept. Anläßlich der Jahresverſammlung K Taubſtummen bes Hegau im„Gaſthaus zum Lamm“ am es wegen der Vorſtandswahlen zu heftigen Ausein⸗ anderſetzungen unter den Taubſtummen, die ihre Fortſetzung auf der Straße bis zum Bahnhof fand. Der Alkohol tat 0 das übrige dazu. Plötzlich zog einer der Querelanten 075 Scheintotpiſtole, um daraus 6 Schüſſe abzugeben. Da⸗ urch ſteigerte ſich die Verwirrung noch mehr. Die Gen⸗ armerie griff alsbald ein, um verſchiedene an der Streiteret Beteiligte zu verhaften. Aus der Pfalz n Ludwigsbafen, 21. Sept. In der geſtrigen Vollſitzung der 55 zirksbauernkammer Ludwigshafen⸗Land teilte der ſür bende u. a. mit, daß die wirtſchaftlichen Verhältniſſe ſich 1 Rartoffeln und Gemüſe gegenüber früher wefent⸗ 5 verſchlechtert bätten. Mit dem Frühkartoffelverkauf die Landwirte einigermaßen zufrieden ſein. Zurzeit ledoch ein Preisrückgang für Kartoffeln, Gemüſe und int zu verzeichnen, ſodaß die Landwirte für dieſe Erzeug⸗ de kaum auf ihre kämen. Es bedürfe einer endſen Organtſatton der Landwirte, um ihre Erzeugniſſe zu dletprechen en Preiſen abſetzen zu können. Viel Schuld trage der ungenügende Zollſchutz gegenüber dem Auslande. ſub Dudenhofen, 19. Septbr. Geſtern abend nach 11 Uhr 88 8 dret junge Burſchen mit großer Geſchwindigkeit auf dotem Motorr 97 nach Lingenfeld zur Kirchweih. Am dade Sand hieltenſte, anſtatt die Rechtskurve zu nehmen, ge⸗ unt aus und ſtürzten dann einen ſteilen Abhang hin⸗ unt er in den Altrhein. Alle drei wurden verletzt, dar⸗ An 0 der 24 Jahre alte Franz Forler ſehr ſchwer. Er mußte as Diakoniſſenkrankenhaus nach Speyer gebracht werden, er heute einer Operation unterzogen wurde. Gerichtszeitung Aus den Mannheimer Gerichtsſälen Kleine Strafkammer Hündanle Wechſelgeſchäfte brachten dem vorbeſtraften gen 9. Johann Horn aus Großrinderfeld die Anklage we⸗ kangnis truas ein. In erſter Inſtanz zu 4 Monaten Ge⸗ ein.( verurteilt, legte er geſtern gegen das Urteil Berufung für eime ſollte für einen anderen Geſchäftsmann, von dem er in Hölza s bis 10 000 Mark Waren gekauft hatte, zwei Wechſel iſt. 0 5 von 1500 und 500 Mark unterbringen. Bezeichnend ſozuſe der Angeklagte wußte, daß der Händler Steialeder pen Wn pleite war. Deſſenungeachtet brachte Horn den klei⸗ ne w echſel unter, wobei es ihm aber nicht darum zu tun Gelz 1 Steialeder Geld oder Waren zu geben, ſondern das infofer r ſich zu verbrauchen. Das Gericht änderte das Urteil klage n ab. daß die Berufung zurückgewieſen wurde, die An⸗ hoben vegen Betrugs aber fallen gelaſſen und auf Untreue er⸗ daft a wird. Außerdem werden 7 Wochen der Unterſuchungs⸗ von 200 grechnet. 1 Monat Gefängnis wird in eine Geldſtrafe ark umgewandelt. Für d J. ſchub bis Aner Für den Reſt ergeht e * Das Arteil gegen die Lotterieſchwindler Zuchthaus⸗ und Geldſtrafen für die Betrüger September der Prozeß gegen die beiden en etrüger, den Lotterie⸗Oberinſpektor Böhm, 9 85 otterie⸗Oberſekretär Schleinſtein. Sie ſind an⸗ von Urk 95 Betrugs und Urkundenfälſchung, Beſeitigung trügereiem en und Betrugsverſuchs. Als Urheber der Be⸗ fein an n wird von der Anklage der Oberſekretär Schlein⸗ eien 8 der in der Vorunterſuchung behauptete, es e ein Numwei Zufälle zu Hilfe gekommen, indem er einmal mimekernröllchen gefunden hätte, das aus der mel herausgefallen war. Der Schaden der 0 ung iſt dadurch nicht erheblich, weil ſie ſich an Anznahmten Werten ſchadlos halten konnte. ſchulden damit aaten waren geſtändig. Böhm ſuchte ſein Ver⸗ Felbeae ön ket den Ftegnn 9 an gergben, gel ne elte eung zu verüben. Es ſei keine Jangn daß bet dem rafend vorganges Röllchen aus der Trommel ſprängen. zehn Bildern Leben und Eigenart der ſüdweſtdeutſchen Schöffengericht Berlin⸗Mitte begann am en Tempo des Zie⸗ Nach den Nummern dieſer gefundenen Losröllchen könne man ch bei den Einnehmern die entſprechenden Loſe beſchaffen, te man dem Einnehmer als Erſatzloſe zuſchicken könne. Dad habe er mit den Loſen 342 416 und 330 672 getan. Bei einer Störung im Ziehungsgeſchäft unterſchlug Schleinſtein Gewinnröllchen, und verabredungsgemäß ver⸗ las Böhm die Nummern und Schleinſtein den Gewinn. Die Vernehmung der Angeklagten ergab, daß dieſe ſowohl gehaltlich, als auch durch Privateinkommen, recht gut geſtellt waren und außerdem teilweiſe ſehr hohe Tan⸗ tiemen von der Lotterieverwaltung erhalten haben. Die weitere Vernehmung gab ein Bild von den Vorgängen bei der Ziehung, an der die Angeklagten Gewinne von 100 000 bis 150 000 und 25 000/ an ſich brachten. Der techniſche Leiter der Ziehung und der Präſident der Generallotteriedirektion ſtellten den beiden Angeklagten das beſte Zeugnis aus. Der mediziniſche Sachverſtändige erklärte, daß bei beiden Ange⸗ klagten, die übrigens beide Kriegsteilnehmer ſind und unter nervöſen Störungen zu leiden angeben, die Vorausſetzungen für den§ 51 nicht gegeben ſeien. Auch von geiſtiger Minder⸗ wertigkeit könne keine Rede ſein. Der Vertreter der Anklage, Staatsanwalt Zimmermann, hatte gegen Böhm eine Geſamtſtrafe von drei Jahren Zuchthaus, 4000/ Geldſtrafe und 5 Jahren Ehrverluſt, gegen Schleinſtein 1 Jahr 9 Monate Zuchthaus und 3000 4 Geldſtrafe beantragt. Der Vertreter der Anklage wies auf die Schwere der Verfehlungen der Angeklagten hin, durch die das Vertrauen zur General⸗Lotteriedirektion aufs ſtärkſte er⸗ ſchüttert worden ſei. Die Angeklagten hätten ſich der norſätz⸗ lichen Beſeitigung öffentlicher Urkunden zum Zweck eines Vermögensvorteils, der intellektuellen Urkundenfälſchung und des Betruges ſchuldig gemacht. Da es ſich um Beamten⸗ delikte handelte, ſchieden mildernde Umſtände aus. Es könne daher nur Zuchthaus in Frage kommen. In den geſtrigen Abendſtunden wurde das Urteil gegen die beiden Lotteriebetrüger, wegen erſchwerter Aktenbeſeiti⸗ gung und erſchwerter Urkundenfälſchung gefällt. In je drei Fällen wurde Lotterieinſpektor Rudolf Böhm zu 2 Jahren 3 Monaten Zuchthaus und 100 0 ¼/ Geldſtrafe und Lotterieoberſekretär Walter Schleinſtein zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus und 500 ¼/ Geldſtrafe verurteilt. Den Verurteilten werden je 6 Wochen auf die Unterſuchungs⸗ haft angerechnet. Anſtelle der Geldſtrafe tritt bei Nichtzahlung für je 50/ ein Tag Zuchthaus. 5 Wie groß das Intereſſe der Oeffentlichkeit an dem Prozeß war, zeigte der Umſtand, daß ſich ſchon in den frühen Morgen⸗ ſtunden vor dem Sitzungsſaal Hunderte von Zuhörern einge⸗ funden hatten und immer neue Scharen anſtrömten. Zum Tode verurteilt Vor dem Schwurgericht Fürth i. B. fand am 20. und 21. September unter großem Andrang des Publikums der Prozeß gegen den 25jährigen ledigen Dienſtknecht Emil Ehr⸗ linger aus Rockenbach in der Eifel wegen M ordes und gegen ſeine Geliebte, die 21jährige ledige Dienſtmagd Eliſe Stelzer aus Warmersdorf bei Höchſtadt a. d. Aiſch wegen Be⸗ günſtigung ſtatt. Ehrlinger, der ſeit dem 17. März ds. Is. arbeitslos iſt und aller Barmittel entblößt war, hat am 15. April die 48 Jahre alte alleinſtehende Gütlerin M. Möh⸗ ring in Demansfürth, in deren Haus er ſich eingeſchlichen hatte, überfallen und mit wuchtigen Schlägen eines Hammers zu Bodengeſtreckt. Als die Möhring flüch⸗ ten wollte,(verſetzte ihr Ehrlinger noch einen Schlag auf den Kopf. Als das Opfer röchelnd weiterkroch, holte Ehrlinger ein Tafelmeſſer und verſuchte, der Möhring die Kehle durchzuſchneiden, was aber wegen der Stumpfheit des Meſſers nicht gelang. Inzwiſchen war die Ueberfallene infolge der ſchweren Kopfverletzungen verſchieden. Die Stelzer ſoll ſich der Begünſtigung dadurch ſchuldig gemacht haben, daß ſie über die letzten Beſuche, die Ehrlinger ihr abſtattete, unwahre Aus⸗ kunft gab und ſo die Ermittlung und Ergreifung des Mörders erſchwerte. Ehrlinger wurde wegen Mordes zum Tode und dauernden Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt; die Stelzer wurde freigeſprochen und die Koſten der Staatskaſſe überwieſen. Reues aus aller Well Familientragödie — Lemberg, 22. Sept. Die achtzehnjährige Tochter des Hausmeiſters Bemden verletzte durch zwei Revolverſchüſſe ihren Vater ſchwer und zerſchmetterte ihm, als er zu Boden fiel, durch fünf Axtſchläge den Schädel. Ihre Mutter und ihr Bruder leiſteten ihr bei der Ausführung der Bluttat Hilfe. Auf der Polizeiſtation hat ſie angegeben, daß ihr Vater die Mutter und den Bruder faſt täglich blutig geſchlagen und ie ſelbſt mehrere Male mißbraucht habe. Mutter, Tochter und ruder wurden verhaftet. — Todesopfer einer Pilzvergiftung. Im Krankenhaus zu Wriezen ſind eine Frau aus dem Dorfe Lüdersdorf und drei ihrer Kinder einer Pilzvergiftung erlegen. Zwei Kinder liegen noch ſchwer krank danieder. Wie wir erfahren, handelt es ſich um die Familie einer Kriegerwitwe namens Weber. Die Frau hat die Pilze am Samstag nachmittag im Walde von Lüdersdorf mit ihren beiden achtzehn und zwölf Jahre alten Söhnen geſammelt. Es waren kleine gelbe Pilze, die ſie für Pfifferlinge angeſehen hatten. Gleich nach dem Ge⸗ nuß am Sonntag nachmittag erkrankten die Frau und ihre acht Kinder. Die Mutter, zwei Söhne und ein vierfähriges Mädchen konnten nicht mehr gerettet werden. Bei zwei ande⸗ ren Mädchen, die ebenfalls im Krankenhauſe Aufnahme fan⸗ den, beſteht keine Lebensgefahr mehr. Die drei übrigen Kin⸗ der der Frau Weber waren nur leicht erkrankt, ſo daß ſie in der Wohnung belaſſen werden konnten. — Schon wieder ein großer Seideneinbruch! Für 20 000 Mark Seide erbeuteten Einbrecher in der vergangenen Nacht in einem großen Geſchäft in der Neuen Jakobſtraße in Berlin. Die Räume liegen auf einem großen Grundſtück am dritten Hof im 4. Stock. In der vergangenen Nacht wurde der Wäch⸗ ter auf einem Rundgang durch ſeinen Hund aufmerkſam. Das Tier bellte ſtändig nach der Höhe des Gebäudes hinauf. Der Wächter ging mit ihm dieſem Zeichen nach und fand auf der Bodentreppe mehrere Pakete mit Seide. Es ſtellte ſich heraus, daß Einbrecher in den Geſchäftsräumen geweſen waren und dieſe Pakete beim Heraufkommen des Wächters auf der Flucht verloren hatten. Sie hatten das große Sicherheitsſchloß drin⸗ nen abgeſchraubt und mitgenommen. Wie ſie in die Räume hineingelangt ſind, iſt noch ganz rätſelhaft. — Gattenmord im Rieſengebirge. Wie der„Bote aus dem Rieſengebirge“ meldet, wurde am Samstag früh der bei der Tannwalder Maſchinenfabrik in Hirſchberg ſeit einiger Zeit beſchäftigte 50 Jahre alte Ingenieur Adolf Hausmann in ſeiner Wohnung in einer großen Blutlache liegend tot aufgefunden. Hausmann wies eine Wunde unterhalb des Schädels auf. Selbſtmord oder Raubmord erſcheint nach den bisherigen Feſtſtellungen ausgeſchloſſen. Dringend ver⸗ dächtig iſt die 35 Jahre alte Ehefrau. Sie wurde verhaftet. leugnet aber die Tat. — Von einer Zwölfjährigen in den Tod gefaat. Drei Ein⸗ wohner des Ortes Raſtenberg in Thüringen waren kürz⸗ lich auf Grund von Beſchuldigungen eines zwölfjährigen Schulmädchens unter Anklage geſtellt. Sie ſollten ſich an dem Kinde unſittlich vergangen haben. Der eine erhängte ſich, der zweite verfiel in Irrſinn der dritte An⸗ geklagte wurde verurteilt. Gegen das Urteil legte die Staatsanwaltſchaft Berufung ein. Das Gericht ſprach jetzt den dritten Angeklagten frei, da die Behauptungen des Mädchens unwahr erſcheinen. Sportliche Rundſchau Tunney bleibt Weltmeiſter Ein hart erkämpfter, aber verdienter Punktſieg des Meiſters 120 000 Zuſchauer. Chicago, 28. Sept.(Kabeltelegramm.) Die mit allſeitiger Spannung erwartete Eutſchetdung über die Frage nach dem 5. Zt. beſten Schwergewichtsboxer der Welt iſt gefallen. In einem mörderiſchen Kampf konnte der Titelverteidiger Gene Tunney zum zweiten Male einen Punktſieg über den lang⸗ jährigen Meiſter Jack Dempſey landen und damit ſeinen Titel behaupten. Das Soldiers Field in Chicago war nicht ganz ſo ſtark beſetzt, wie man gerechnet hatte, die Zahl der Zuſchauer belief ſich auf 120 000. Ein einſetzender Regen verhieß nichts Gutes und machte in dem Rahmenkampf Big Boy Petterſon gegen Jonny Groſſo(den Petterſon nach Punk⸗ ten gewann) eine Unterbrechung notwendig. Da das Wetter ſich dann aufklärte, konnte der große Kampf unter einwand⸗ freien Vorausſetzungen vor ſich gehen. 7 Der Kampf ſelbſt war an dramatiſchen Momenten reich, denn Dempſey hatte mehrere große Augenblicke und brachte ſeinen Gegner in der 7. Runde bis 9 zu Boden. Die größere Boxkunſt des Weltmeiſters behielt aber doch über den Kampf⸗ ſtil Dempſeys die Oberhand. Die Entſcheidung fiel in der 4. und 5. Runde, wo Tunney überlegen in Front lag und einen erheblichen Punktevorſprung ſammelte. Während die beiden erſten Runden ausgeglichen verliefen, war Dempfey in der 3. Runde ſogar im Vorteil, in der 5. Runde war dann Dempſey ſtark groggy, kämpfte aber mit verbiſſener Energie weiter, er buchte die 6. Runde knapp für ſich, konnte in der 7. den Weltmeiſter durch eine Reihe ſchwerer Treffer bis 9 zu Boden bringen und arbeitete verzweifelt auf einen..⸗ Sieg hin. Dempſey ließ dann langſam ne* und mußte die beiden letzten Runden wieder ſeinem Gegner überlaſſen, der ſo verdient nach Punkten gewann. Dempſey hat ſich zweifel⸗ los ſehr ehrenvoll geſchlagen und die Sympathien der Maſſen ware zum Teil auf ſeiner Seite. Seine Boxlaufbahn dürfte nach dieſer zweiten Niederlage wohl abgeſchloſſen ſein. Die Weltmeiſterſchaft im Schwergewichtsboxen hat bisher die folgenden Titelhalter geſehen: 1890—92: John L. Sulli⸗ van; 1892—1897: James J. Corbett; 1897—1899: Robert Fitz⸗ ſimmons; 1899—1906: James J. Jeffries; 1906—1908: Tommy Burns; 1908—1915: Jack Johnſon; 1915—1919: Jeß Willard; 1919—1926: Jack Dempſey; ſeit 1926: Gene Tunney. Leibesübungen an den badiſchen Hochſchulen Wie ſehr auch an den badiſchen Hochſchulen die Leibes⸗ übungen gepflegt werden, geht aus den Vorleſungs⸗Verzeich⸗ niſſen für das Mitte Oktober beginnende Winterſemeſter her⸗ vor. An der Rupprecht⸗Karls⸗Univerſität Heidelberg werden folgende Vorleſungen und Uebungen gehalten: Tur⸗ nen und Gymnaſtik für Studenten, Studentinnen, Dozenten und Aſſiſtenten, Suren⸗Gymnaſtik, Ringen und Schwerathle⸗ tik, Boxen, Jiu⸗Jitſu, Sportmaſſage, Hockey, Fußball, Hand⸗ ball, Wald⸗ und Geländelauf, Kleinkaliberſchießen, Trocken⸗ Ski⸗Uebungen für Anfänger, Skikurs, Schwimmen, Ausbil⸗ dung im Rettungsſchwimmen, Ausbildung von Schwimm⸗ lehrern. Auch findet ein Kurs zur Ausbildung von Turnleh⸗ rern und Turnlehrerinnen ſtatt. In der Albert⸗Ludwig⸗Uni⸗ verſität Freiburg i. Br. ſind alle im 1. und 2. Seme⸗ ſter ſtehenden Studierenden zur Teilnahme an körperlichen Uebungen verpflichtet. Es beſtehen beſondere Uebungsgruppen für Gymnaſtik, Geräteturnen, Waldlauf, Handball, Fußball, Hockey, Schwimmen, Schießen, Sportfechten, Skilaufen. Fer⸗ ner wird ein 4 Semeſter dauernder Kurs zur Ausbildung von Studierenden zu Turn⸗ und Sportlehrern und Turn⸗ und Sportlehrerinnen abgehalten, bei dem auch die erſte Hilfe bei Unglücksfällen behandelt wird. An der Badiſchen Techni⸗ ſchen Hochſchule Fridericiana in Karlsruhe iſt für das kommende Winter⸗Semeſter vorgeſehen: Turnen, Wald⸗ lauf, Fußball, Handball, Hockey, Boxren, Skilaufen und Schwimmen. Durch Erlaß des Unterrichtsminiſteriums iſt unentgeltliche ärztliche Unterſuchung der Studierenden ſowie Beratung(nicht Behandlung) angeordnet, um Krankheiten rechtzeitig zu erkennen und eventuelle Ueberweiſung zu wei⸗ terer ärztlicher Behandlung anzuordnen. Für jeden Studie⸗ renden wird ein Leiſtungsbuch und eine Leiſtungskarte über die von ihm betriebenen Leibesübungen geführt. Es muß in jedes Zeugnis, das die Hochſchule ausſtellt, eingetragen werden, ob und in welcher Weiſe der Studierende Leibesübungen be⸗ trieben hat oder nicht. Die Beteiligung an den Leibesübungen iſt freiwillig. Außer dem regelmäßigen Sport⸗ und Spiel⸗ betrieb finden Vorträge allgemeiner Natur über Sporthygiene, theoretiſche Darlegungen über verſchiedene Sportarten ſowte praktiſche Sportkurſe ſtatt. Pferdeſport 3 Rennen im Grunewald 1. Tatterſall⸗Hürdenrennen. Für Dreijähr. 3000 /. 2800 Meter. 1. C. Fellers Blumenmädchen(M. Oertel), 2. Medina, 3. Camillus. Tot. 34:10, Pl. 16, 48, 25:10.— 2. Ama onen⸗ Preis. Jagdrennen. Herrenreiten. Ehrpr. u. 5000 4. 5000 Meter 1. J. Kühns Immelmann(Oolt. v. Metzſch), 2. Rom⸗ berg, 3. Finanicer. Tot. 12:10, Pl. 11, 15, 44:10.— 3. Priorter Jagdrennen. Für Dreij. 4200. 3000 Meter. 1. G. Hacke⸗ beils Turmalin(W. Franzke) 2, Gezireh, 3. Dompfaff. Tot. 33:10, Pl. 19, 29:10.— 4. Grunewald⸗Hürdenrennen. 8500% 3500 Meter. 1. G. Gattows Waiſenknabe(H. Schmidt), 2. Mariza, 3. Mutatis mutandis. Tot. 193:10, Pl. 29, 25, 21:10.— 5. Preis von Caputh. Für Zweij. 3900 J/. 1200 Meter. 1. F. Steinleins Anton(A. Ladendorff), 2. Eiland, 3. Filigran. Tot. 64:10, Pl. 30, 42, 59:10.— 6. Preis von Spandau. Jagd⸗ rennen. Herrenr. 3000 J. 3800 Meter. 1. C. Krahs Quednau (Quaſt), 2. Tuberoſe. 3. Magier. Tot. 170:10, Pl. 43, 34, 32:10. — 7. Preis von Ferch. 3900 4. 1600 Meter. 1. D. v. Klitzings Malateſta(E. Grabſch), 2. Pallas, 3. Schneeberg. Tot. 42:10, Pl. 15, 22, 20:10. Literatur N * Mein Freiluftbad. Von J. P. Müller. Verlag Grethlein u. Co., Leipzig.„Luft und Sonne ſind die großen Lebensſpender, denen kein Lebeweſen, das auf der Erde wan⸗ delt, entraten kann“, ſchreibt der bekannte Vorkämpfer für die Gymnaſtik. Er verſucht auch mit dieſem ſeinen neuen Buch, den Menſchen den Weg zur Natur zu zeigen. Was Müller zu ſagen hat, leuchtet unbedingt ein und beruht auf jahrzehntelanger Erfahrung. Mit der ihm eigenen Gründ⸗ lichkeit behandelt er alles was mit den Fragen des Luftbades uſw. zuſammenhängt. Auch dieſes Buch von Müller wird in ſeiner guten Ausſtattung und dem reichhaltigen Bildermate⸗ rial wieder viel Anklang und Freunde finden. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Seytember Rhein-Pegel 18. 17, 20, 21, 22. 28 Neckar⸗-Pegelſ 18,.17. 20., 21, 22. 28. Schuſterinſel 2,20 2,18 2,90 2,58 2,47 2,42 Mannheim.85.24/5,215.81 825.76 Fehl.587. 385 840 85 Jaatfed(.88.88J2,182,58.258668 Maxau 5,275,245.865.126.,26,5.98 Mannheim 4,44 4,32 5,11.58 5,85.78 Caub—— 8358808.884.12 Köln.14.12.13.44.78 3,75 Herausgeber, Druger und Verleger. Druckerei Dr. Haas, Neue Mannheimer Zeitung G. m. b. H. Mannheim E 6, Direktion: Ferdinand Heyme. Chefredatteur: Kurt Fiſcher— Verantwortl. Redakteure: Für Politit: H. A. M Feuilleton: Dr. S. Kayſer.— Kommunal⸗Politik u. Lokales: Richard Schön— Sport und Neues aus aller Welt: Willy Müller— Handelsteil: i..: Franz Kircher Gericht und alles Uebrige: Jranz Rircher— Anzeigen: Dr. E. Stötzuer er— 0. Seite. Nr. 439 Einigung bei Voigt& Haeffner Die Verhandlungen zwiſchen der Verwaltung der Voigt u. Haeffner AG., Frankfurter a. M. und der Gruppe Ephraim Meher u. Sohn, Hanover in Kaſſel, wurden am Mittwoch abend in ſpäter Nachtſtunde wieder aufgenommen und führten zu einer grundſätz⸗ lichen Verſtändigung über alle weſentlichen Punkte. Anfang nächſter Woche ſoll eine erneut einzuberufende Aufſichtsratsſitzung der Voigt u. Haeffner AG. hierüber Beſchluß faſſen. Wie man hört, beruht die Einigung darauf, daß die Gruppe Ephraim Meyer 25 v. H. der Vorzugsaktien erhält. Das Stimmrecht darf aber nur einheitlich ausgeübt werden. Die Gruppe erhält ferner die Poſten des ſtell⸗ vertretenden Aufſichtsratsvorſitzenden und von drei bis vier Auf⸗ fichtsratsmitgliedern. Entſendet die Gruppe vier Auſſichtsratsmit⸗ glieder, ſo wird auch die alte Gruppe noch ein weiteres Mitglied entſenden. Am Konſortialgeſchäft wird die Gruppe mit 25 v. H. beteiligt werden. Irgendeine Verbindung zwiſchen Voigt u. Haeffner und den Lüdenſcheider Metallwerken tritt nicht ein. Die Voigt u. Haeffner AG. ſoll nach den jetzt getroffenen Abmachungen nicht zu einer Bindung an den Konzern der Lüderſcheider Metallwerke AG., der bekanntlich die Elektrointereſſen des Gumpel⸗Konzerns dar⸗ ſtellt, gezwungen werden, ſondern, wie auch in der erſten Sitzung betont wurde, nur in Uebereinſtimmung mit dem Aufſichtsrat und Vorſtand der Voigt u. Haeffner AG., wenn die im Intereſſe der wirtſchaftlichen Fortentwicklung der Voigt u. Haeffner AG. liegen ſollte. Der Aufſichtsratsvorſitz wird in den Händen der Deutſchen Bank bleiben, deren Frankfurter Direktor, Hermann Witſcher, zurzeit Aufſichtsratsvorſitzender iſt. Der ſtellvertretende Borſitz, den bisher der Mitbegründer der Voigt u. Haeffner AG. Dr.⸗Ing. Heinrich Voigt in Kaſſel⸗Wilhelmshöhe, innehatte, wird nunmehr von dem Gumpel⸗Konzern beanſprucht. Es ſind nach der Richtung auch Abmachungen dahin getroffen worden, daß hiergegen grundſätzliche Bedenken nicht erhoben werden können. Wahrſchein⸗ lich wird Konſul Kurt Gumpel dieſen ſtellvertretenden Aufſichtsrats⸗ poſten angeboten erhalten. Außerdem ſollen drei bis vier weitere Aufſichtsratsftze in dem Gumpel⸗Konzern naheſtehende Perſönlich⸗ keiten, u. a. auch wahrſcheinlich an den Direktor Paul KHregel in Hannover, vergeben werden. Von beſonderer Wichtigkeit iſt, daß der Gumpel⸗Konzern ſeinen Widerſpruch gegen denBeſchluß der Kaſſeler Auſſichtsratsſttzung in der vergangenen Woche auf Schaffung von 2 500 000„ Vorzugsaktien aufgeben wird. Er wird allerdings einen weſentlichen Teil dieſer neuen Aktien ſelbſt übernehmen. Wie hoch der Anteil iſt, darüber werden noch Verhandlungen gepflogen. Berlin⸗Karlsruher Induftriewerke A. DOyppoſition gegen die geplante Kapitalzuſammenlegung Jn den Kreiſen der Aktionäre der Berlin—Karlsruher Induſtrie⸗ werke AG., Berlin—Karlsruhe, hat ſich ſeit der Bekanntgabe des Verwaltungskommuniqués über den Halbjahresabſchluß eine ſtarke Verſtimmung geltend gemacht. Die Begründung der Verwaltung über die nach Vorlage der Jahresbilanz geplante Herabſetzung des Aktienkapitals wird als völlig unzureichend angeſehen. Es wird vor allem darauf hingewieſen, daß ſich noch vor einigen Mo⸗ naten eine kräftige Steigerung des Kurſes vollzogen habe, ohne daß die Verwaltung hierzu irgendetwas habe verlauten laſſen. Die Führung der ſich bildenden Oppoſitionsgruppe hat das Berliner Bankhaus Sponholz u. Co. übernommen, dem bereits größere Aktienpoſten zur Verfügung geſtellt worden ſein ſollen. Dem Ver⸗ nehmen nach werden die Verhandlungen mit den Verwaltungs⸗ organen ſchon in der allernächſten Zeit beginnen. In Börſenkreiſen weiſt man auch darauf hin, daß die kurſierenden Umſatzziffern von 12 Millionen abſolut irreführend ſein müßten, obwohl noch kein Dementi der Geſellſchaft herausgekommen ſei. Da die Bilanz bisher nicht mit Verluſt abſchließe, was in der Mitteilung übher den Halbjahresabſchluß ausdrücklich feſtgeſtellt worden ſei und da ferner ſo gut wie gar keine Bankſchulden vorhanden ſeien, ſehe man in den Kreiſen der Aktionäre keinen Grund, zu einer Reduktion des Nominalkapitals. Es iſt zu erwarten, daß dieſer Standpunkt ſofern die Geſellſchaft die angekündigte Finanzaktion nicht zurücknimmt, mit allen Mitteln verfochten wird. 727 SEine franzöſiſche Automobilfabrik in Maunheim. Zu der unter dieſer Spitzmarke in unſerem Mittwoch⸗Mittagsblatt gebrachten Meldung erfahren wir weiter, daß ein ſtädtiſſer Geländeverkauf an die Peugeot⸗Automobilwerke nicht in Frage kommt. Anſcheinend hat die Firma die Konſtruktion ihres Wagens— nach den Aus⸗ ſchreibungen der Peugeotwerke handelt es ſich um einen Damen⸗ wagen— in einem bereits beſtehenden Mannheimer Fabrikgebäude untergebracht. Es verlautet auch, daß die alten Richard Kahnſchen Unternehmungen dem Peugeot⸗Automobilwerk naheſtehen. *Stand der Frankfurter Anleiheverhandlungen. Ueber den Stand der Frankfurter Anleiheverhandlungen verlautet von ein⸗ geweihter Seite, daß ſich verſchiedene internationale Bankengruppen um die Anleihe bemühen, ſo daß weder die Auswahl der Kondi⸗ tionen, noch viel weniger der Zuſchlag trotz der bei der Beratungs⸗ ſtelle des Reichsfinanzminiſteriums eingereichten Anträge auf Ge⸗ nehmigung erfolgt iſt. Es iſt infolgedeſſen noch völlig ungewiß, auf welche Währung die neue Anleihe lauten wird. Es beſteht, wenn die Anleihe überhaupt zuſtande kommt, die Möglichkeit, daß von der etwa in Betracht kommenden Bankengruppe die Anleihe in verſchiedenen Abſchnitten aufgelegt werden wird. Vorgeſehen iſt bierfür in erſter Linie der Londoner und Newyorker Markt, dann aber auch Amſterdam. Saalbau AG. Neuſtadt a. d. H. Nach dem Geſchäfts⸗ bhericht der Saalbau AG. über das Jahr 1926 bringt das 56. Be⸗ triebsjahr einen Betriebsverluſt von 25 559. Der Vorſtand ſchlägt der am nächſten Montag ſtattfindenden Generalverſammlung vor, den Fehlbetrag auf neue Rechnung vorzutragen. Die Haupt⸗ urſache des ungünſtigen Abſchluſſes dürfte ſein, daß für Einrichtungen, Unterhaltung und Gehäudeunterhaltung im abgelaufenen Geſchäfts⸗ jahr die Summe von 43 605/ ausgegeben wurde. * Neuer Verluſtabſchluß im Richard Kahn⸗Konzern. Die zum Richard Kahn⸗Konzern gehörende„Rhemag“ Rhenania Motorenfabrik Ach., Berlin, hat, was erſt jetzt bekannt wird, das GJ. 1925 mit einem Verluſt von 1 Mill./ abgeſchloſſen. Zur Sanierung iſt in⸗ zwiſchen das AK. herabgeſetzt worden; es beträgt jetzt 100 000 l. Die Bilanz auf 31. Dez. 1926, die ohne Gewinn und Verluſt ab⸗ ſchließt, zeigt neben dem AK. von 100 000% Hypotheken unv. mit 162 593 J, Verpflichtungen dagegen von 591 588/ i. V. auf 308 7014 vermindert. Die in der Vorjahrsbilanz nur mit 100 000 4 aus⸗ gewieſene Rücklage iſt durch die Senkung aufgezehrt worden. Unter den Aßtiven erſcheinen unv. Grundſtücke und Gebäude mit 200 000 ¼, Inventar mit 1 /¼, Vorräte mit 1, und Effekten mit 5000 l4. Gegen⸗ über dem Vorjahre zeigen die Forderungen dagegen einen Rück⸗ gang von 649 179 auf 366 293 4. Die Richard Kahn AG., Berlin ([AK, 50 000), ſchließt das Geſchäftsjahr 1926 bei einem Ertrag von 137 982/ und Unkoſten von 136 226/ unter Berückſichtigung des Verluſtvortrages aus dem Vorjahre mit einem Reingewinn von 1681 J ab. *Braunſchweigiſche Maſchinenbau⸗Anſtalt. Die Geſellſchaft ver⸗ teilt 4 v. H. Dividende. In dem nun vorliegenden Geſchäfts⸗ bericht bezeichnet die Verwaltung das Jahr als unbefriedigend. Wenn auch der Beſchäftigungsgrad im neuen Jahre bisher beſſer als in der entſprechenden Zeit des Vorfahres geweſen ſei, ſo könne auch jetzt der Auftragseingang nicht als befriedigend bezeichnet werden, Amſoweniger, als die erzielbaren Preiſe ſehr gedrückt ſeien. Maſchinen⸗ und Armaturenfabrik vorm. C. Lonis Strube AG. in Magdeburg⸗Buckan. In einer zum 19. Oktober einberufenen außerordentlichen Generalverſammlung ſoll über eine Erhöhung des Aktienkapitals um 100 000„ durch Ausgabe von 500 neuen Aktien zu je 200/ beſchloſſen werden, die zur Verſtärkung der Betriebsmittel 8. ſoll, da die Umſätze der Geſellſchaft erheblich zugenommen aben. 5 *Alz. für Ozoninduſtrie in Berlin. Für 1928/27 wird voraus⸗ ſichtlichkeinſe Dividende verteilt werden. Auch das letzte Geſchäfts⸗ jahr ſchließt, wie das vorangegangene mit unerheblichem Verbuſt. Die Geſellſchaft ſelbſt befindet ſich in allmählicher Abwicklung und erzielt nur noch Einnahmen aus einigen Lizenzen. In Gemein⸗ ſchaft mit der C. Lorenz AG. in Berlin, wurde ſeinerzeit ein Ozonpatent erworben. Im Februar 1924 ſchloß das Unternehmen einen Vertrag mit der Bergmann Elektrizitätswerke AG., Bei den Beſtrebungen zur Reform unſeres Aktienweſens ſtehen die Fragen im Vordergrunde des Intereſſes, die die Belange der Bankwelt berühren, während alle anderen, mehr die Oeffentlichkeit und die Aktionäre angehenden Fragen entweder nur nebenbei oder aber gar nicht behandelt werden. Gerade das ausgedehnte Gebiet der Publizität im Aktienweſen verdient jedoch die allergrößte Aufmerk⸗ ſamkeit aller beteiligten Kreiſe, denn die Auslegung der ſehr allgemein gehaltenen geſetzlichen Vorſchriften hierüber erfolgt in der Praxis ſo willkürlich und unzureichend, daß die durch die Geſetze gewollte öffentliche Kontrolle des Aktienweſens nur in ſeltenen Ausnahmefällen wirklich ausgeübt werden kann. In dieſen wenigen Fällen aber bedarf es dieſer Kontrolle nicht, weil es ſich dabei ausnahmslos um ſolche Publikationen handelt, die ſelbſt hohen Anſprüchen in dieſer Hinſicht vollauf genügen. Das geſamte Gebiet hier eingehen⸗ der beſprechen zu wollen, iſt wegen Raummangels nicht angängig, weshalb nur Beiſpiele aus einem Teilgebiete herausgegriffen werden ſollen, nämlich der Gewinn⸗ und Verluſt⸗Rechnung, die nach dem Handelsgeſetzbuche alljährlich zu veröffentlichen und der Generalverſammlung zur Geneh⸗ migung zu unterbreiten iſt. Ueber die Aufſtellung des Gewinn⸗ und Verluſt⸗Kontos beſtehen keinerlei geſetzliche Beſtimmungen, ſo daß die zu beobachtende vielfältige Geſtaltung dieſes Kontos in keinem Falle angefochten werden kann. Wenn alſo die Veröffent⸗ lichung des Kontos nur mit je einem Poſten im Soll und Haben erfolgt, ſo gibt es keine geſetzliche Handhabe, die Ver⸗ waltung einer Geſellſchaft zur Spezifikation der beiden Poſten zu zwingen. Darum wird hiervon in ausgedehnteſtem Maße Gebrauch gemacht und ſo in einfachſter Weiſe verhin⸗ dert, in die einzelnen Konten Einblick zu gewinnen, aus welchen die einzelnen Beträge gefloſſen ſind, welche ſumma⸗ riſch in je einer Summe im Soll und Haben erſcheinen. Bekanntlich iſt das Gewinn⸗ und Verluſt⸗Konto nur ein Rechnungs⸗Konto, auf das die Salden aller der Konten über⸗ tragen werden, die für die Errechnung von Gewinnen und Verluſten in Betracht kommen. Dabei werden die Verluſt⸗ Poſten auf der Soll⸗ und die Gewinnpoſten auf der Haben⸗ ſeite aufgenommen. Als Gewinn⸗Poſten kommt in erſter Linie das Fabrikations⸗Konto im Herſtellungsbetriebe und das Waren⸗Konto im Handels⸗Betriebe in Frage. Die übri⸗ gen noch heranzuziehenden Konten ſind je nach der Art der vorhandenen Vermögensmerte und der Verſchiedenheit der Geſchäftsbetriebe ſehr verſchieden, jedoch ſeien hier noch die oft vorhandenen Gewinne aus Proviſtonen, Zinſen, Mieten, Dividenden aus Beteiligungen, aus Effekten uſw. uſw. an⸗ geführt. Immer und in jedem Einzelfalle kommt der Gewinn aus mehreren Quellen, aber höchſt ſelten findet man in den geſetzlich vorgeſchriebenen Veröffentlichungen mehr als einen Poſten verzeichnet, der gewöhnlich als„Roh⸗ gewinn“ in die Erſcheinung tritt. Iſt häufig noch ein wei⸗ terer Poſten im Haben des Gewinn⸗ und Verluſt⸗Kontos veröffentlicht, ſo ſtellt derſelbe in der Regeel den Gewinn⸗ Vortrag aus dem Vorfahre dar, der ſchon aus der vorjährigen Bilanz bekannt iſt. Betrachtet man dieſen nun ſchon ſeit Jahrzehnten be⸗ ſtehenden Zuſtand vom Standpunkte des Aktionärs oder der zur Kritik geſetzlich berxufenen Oeffentlichkeit, ſo muß man ihn auf das Tiefſte beklagen. Es bedarf gewißlich keiner breiten Auseinanderſetzungen, daß es für den Aktionär ebenſo wie für die Oeffentlichkeit von höchſtem Intereſſe iſt, zu erfahren, welche der verſchiedenen Einnahmequellen die ergiebigſte iſt bzw. in welchem Umfange jede einzelne zu * Befriedigendes Gewinnergebnis der Deutſchen Bank. In der geſtrigen Sitzung des AR. der Deutſchen Bank in Berlin wurde über das verfloſſene Halbjahr berichtet. Das Gewinnergebnis ſei befriedigend. Der AR. wählte die ſtell⸗ vertretenden Direktoren: Dr. Otto Abshagen, Dr. Jakob Berne, Otto Sperber, Dr. Kurt Weigelt und Fritz Wintermantel zu ſtellvertretenden Vorſtandsmitgliedern und ernannte ferner den Abteflungsdirektor Dr. Siegfried Krukenberg in Berlin zum ſtellvertretenden Direktor. Herrn Paul Derek wurde Prokura für die Hauptnieder⸗ laſſung erteilt. * Neuer Expreßgut⸗Tarif der Reichsbahn. Die Deutſche Reichs⸗ bahngeſellſchaft teilt mit: Am 1. Oktober 1927 wird ein neuer Expreßgut⸗Tarif eingeführt, in dem die Zahl der Entfernungstafeln von 35 auf 22 herabgemindert und zwiſchen den Gewithtsſtufen von 10 und 20 Kilogramm etne neue von 15 Kilogramm eingeſchaltet iſt. Hierdurch wird einem lang gehegten Wunſch der Handelswelt ent⸗ ſprochen. Durch die Einführung der 15 Kilogrammgewichtsſtufe treten Ermäßigungen bei allen Sendungen im Gewicht von 11 bis 15 Kilogramm ein, für die bisher die Fracht für 20 Kilogramm be⸗ zahlt werden mußte. Es iſt weiter damit zu rechnen, daß vom 1. Januar 1928 ab auch die Nachnahmebelaſtung für den Expreßgut⸗ verkehr zugelaſſen wird. * Zuſammenſchluß der Nunſtſeideninduſtrie. Wie wir erfahren, iſt am geſtrigen Donnerstag der Geſamtverband der deutſchen Kunſt⸗ ſeideninduſtrie gegründet worden, in den die beiden bisher auf dieſem Gebiet beſtehenden Fachverbände aufgegangen ſind und der nunmehr ſämtliche Zweige dieſer Produktion(Viſeoſe, Kupfer und Azetat⸗Seide) umfaßt. Der Zweck des Verbandes iſt die Förderung der gemeinſamen wirtſchaftlichen Intereſſen, der deutſchen Kunſt⸗ ſeiden und Stabelfaſer erzeugenden Induſtrie. Der Sitz des Ver⸗ bandes iſt Berlin. Das deutſche Soda⸗Syndikat.— Beitritt der Chemiſchen Fabrik Kalk G. m. b. H. Das nunmehr geſchloſſene Soda⸗Syndikat, in dem die deutſchen Solvay⸗Werke in Bernburg eine weitaus überragende Stellung einnehmen, da ſie etwa 80 v. H. der deutſchen Produktion beherrſchen, hatte noch einen Außenſeiter von Bedeutung, der ſich bisher dem Soda⸗Syndikat ferngehalten hatte. Es handelt ſich dabei um die Chemiſche Fabrik Kalk G. m. b. H. in Köln⸗Kalk, deren Produktion mit etwa 100 000 Tonnen anzunehmen iſt. Wie nun ver⸗ lautet, ſteht der Beitritt dieſes Unternehmens zum Soda⸗Syndikat nunmehr unmittelbar bevor. Die Verhandlungen darüber ſind ziem⸗ lich zum Abſchluß gelangt. Damit iſt die Soda⸗Herſtellung Deutſch⸗ lands faſt vollſtändig im So da⸗Syndlikat vereinigt. Was noch außerhalh ſteht, iſt nicht von Belang. Der ganze Solvay⸗Konzern, der in Brüſſel ſeine Zentrale hat, beherrſcht übrigens 75 v. H. der Weltproduktion. * Die Saarkohlenpreiſe für das beſetzte Gebiet. Die, wie ge⸗ meldet, ab 1. Oktober reduzierten und bfach(ſtatt bisher efach) ge⸗ ſtaffelten Sgarkohlenpreiſe verſtehen ſich künftig frei Waggon ab Saargrube, ſtatt bisher frei ſaarländiſch⸗deutſche Grenzſtation. Der Handelsdienſt der Saargruben ging zu dieſer neuen Berechnungsart über, weil entſprechend dem bekannten deutſchen Entgegenkommen, der Ausnahmetarif 6 ab 1. Oktober bereits ab Grubenſtation, ſtatt bisher erſt ab deutſcher Grenzſtation zur Anwendung gelangt. Wenn⸗ 0 der mitgeteilten Kohlenpreis⸗Herabſetzung eine größere Fracht ab Saargruben ſtatt ab Grenzſtationf gegenüberſteht, ſo ergibt ſich dennoch im allgemeinen eine Verbilligung, beſonders bei den Lie⸗ durch die die Bergmann A. die Herſtellung und den Vertrieb der Erzeugniſſe des Unternehmens übernahm. ee ferungen pon Saargruben, die von der Grenze weiter entfernt Hecgg. 8 — Gewinn⸗ und Verluft⸗Rechnung Von Ednard Butzmann, Berlin ihrem Teile zu dem Geſamtergebnis beigetragen hak. Beſitzk alſo ein Unternehmen verſchiedene Werke und außerdem Mietshäuſer, Beteiligungen an anderen Fabriken und Effek⸗ tenbeſitz, ſo iſt es doch ſtets ſehr wertvoll, zu wiſſen, werche Gewinne jedes einzelne Werk, die Mietshäuſer, die Beteili⸗ gungen und der Effektenbeſitz einzeln abgeworfen haben. Ver⸗ geblich wird man aber die bekannt gemachten Gewinn⸗ und Verluſt⸗Rechnungen durchſehen und auch bet ausgedehnteſtem und vielfältigſtem Beſitze eines Unternehmens getrennte Angaben über die Gewinnerträgniſſe ſuchen. Ueberall wird die neugierige Oeffentlichkeit und der wißbegterige Aktionär mit einem einzigen Poſten abgeſpeiſt. Etwas günſtiger liegen die Verhältniſſe bezüglich der Ver⸗ öffentlichungen auf der Sollſeite der Gewinn⸗ und Verluſt⸗ Rechnung. Zwar begnügen die Geſellſchaften ſich auch hier in der Regel mit der Zuſammenziehung aller Sollpoſten zu einem einzigen, der dann als„Generalunkoſten“ in die Er⸗ ſcheinung tritt, aber es gehört doch wenigſtens nicht gerade zu den Seltenheiten daß auch noch andere Poſten zur Kennt⸗ nis der Oeffentlichkeit gelangen. So findet man hier oft noch die im Geſchäftsjahre aufgebrachten Steuern verzeichnet, ferner die Abſchreibungen, die aber nur wieder in Ausnahme⸗ fällen die entſprechenden Einzelbeträge für die verſchiedenen Konten(Gebäude⸗, Maſchinen⸗ů, Fuhrpark⸗, Außenſtände⸗, Vorräte⸗, Einrichtungs⸗ uſw. Konto) aufweiſen, außerdem ſehr vereinzelt noch die Zahlungen für Soziallaſten und ſonſtige Abaaben, ſowie für Spezialkonten verſchiedener Art. Aber eine tatſächlich Einſicht gewährende Angabe bezüglich aller weſentlichen Konten kann in keinem einzigen Falle feſtgeſtellt werden. Wie ſchon erwähnt, beſtehen dieſe Zuſtände ſchon ſeit Jahrzehnten, nur haben ſte ſich in den letzten Jahren immer mehr verallgemeinert, ſo daß die Veröffentlichungen immer ſeltener werden, bei denen man von einer wenigſtens an⸗ nähernd erfolgten Erfüllung der zu fordernden Publikation . zu ſprechen vermag. Damit kann und darf man ſich nunmehr aber 175 mehr abfinden, ſondern muß nacd einer gründ⸗ lichen Abkehr von dieſem bedauerlichen Gewohnheitsrechte ſtreben. Nicht nach geſetzlichen Zwangsmitteln ſoll gerufen werden, denn die Erfahrungen der letzten Jahre ſchrecken wohl zur Genüge vor der Inanſpruchnahme der Geſetz⸗ gebungsmaſchine auf wirtſchaftlichem Gebiete. Vielmehr er⸗ geht an Induſtrie und Handel der Ruf zu freiwilliger Auf⸗ nahme einer ausgedehnteren Publikation, als ſie bis fetzt geübt wurde. Was bei der Aufnahme von Auslandskrediten üiber die Vermögenswerte und Betriebe in fremden Staaten freimütig verkündet wird, das ſollte man den im Inlande wonhhaften Aktionären und der am Wohl und Wehe der Aktiengeſellſchaften mehr oder minder intereſſierten Bevöl⸗ kerung nicht ſchamhaft verſchweigen. Schließlich beſtehen, hier berechtigte Anſprüche darauf, nicht in einer bedauerlichen Unkenntnis über Wert und Bedeutung der deutſchen Betriebe gehalten zu werden. Trägt doch die Erkenntnis von der Lei⸗ ſtungsfähigkeit der deutſchen Induſtrie zum nicht unweſent lichen Teile dazu bei, auch in den unterſten Schichten de Bevölkerung den Nationalſtolz zu wecken und zu heben, was bekanntlich ſo bitter nottut. Darüber hinauf bedarf es jedoch der Aufſtellung 1 ſtimmter Richtlinien, nach welchen alle Aktienunternehmungen ihre Gewinn⸗ und Verluſtrechnung alljährlich bekanntzugehen haben. Geht hier eine Anzahl größerer Geſellſchaften 5 der freiwilligen Veröffentlichung ſpezifizierter Angahen. voran, ſo werden ſich die anderen allmählich anſchließen, deng in abſehbarer Zeit wird die weſentliche Aus dehnung 10 Publikation die unbedingte Vorausſetzung für neue Kapital“ aufnahmen ſein. Zur geplanten Einführung deutſcher Aktien an Auslandsbörſen In Verbindung mit dem angeblichen Plane Berliner nden führende Auslandsaktien an der New⸗Jorker Börſe einzufübren ſchreibt das„Journal of Commeree“, daß eine Gruppe interneere naler Syndikate anſcheinend bereits ſeit mehreren Monaten Sre Aktienbeträge in Berlin, Amſterdam und in geringerem umſge⸗ auch in Paris aufgekauft habe. Ein Syndikat, das deutſche, ländiſche und amerikaniſche Bankiers umfaſſe, erwartet die Zula i einer Anzahl Aktien holländiſcher Unternehmungen, unter denen zne Handelsvereeniging Amſterdam und Koloniale Bank befinden. ung ſranzöſiſch⸗amerikaniſche Bankgruppe habe die Abſicht, die Einfüß ſten franzöſiſcher Bankaktien zu arrangieren. Ferner verhande amerikaniſche Bankvertreter angeblich mit deutſchen Firmen Flagen Ankaufs deutſcher Aktien zum Wiederverkauf am Berliner P Hierzu erfährt der Vertreter des WTB., daß bezüglich der Sulaftguß von Auslandsaktien zum Handel an der Berkiner Börſe die Zu⸗ laſſungsſtelle nach eigenem Ermeſſen auf Grund der beſtehendeſ⸗ ſet laſſungsbeſtimmungen handeln könne. Die Poritik der Berßs daß ſedoch dadurch in keiner Weiſe feſtgelegt. Es wäre aber mögli 15 er⸗ dem Börſenhandel in Auslandsaktien durch das neue Hoſßee Zu⸗ Geſetz der Weg geebnet wird, das die Ungewißheit bezüglich dech anke läſſtakeit ausländiſcher Inhaberaktien als Sicherheit hei dieſe darlehen beſeitiat. Ein von dem Vertreter des WTB. 2 den Angelegenheit befragter Bankier bezweifelte, daß es ſich be 15 Aktienankäufen um bedeutende Mengen gehandelt habe. Deviſenmarkt en Die ſpaniſchen Peſetas liegen etwas ſchwächer und nasteren, 46. Pfunde 27.37 nach 27.78. Sslo epenfalls leichter gegen Pfunde 407 nach 18.41. Die Reichsmark liegt ſehr feſt; Dollar ſind mit offeriert. 2. 2 5. 18 06J 1606 London-Paris124, 00124, 04 Malld.-Schwz.] 28 26 28,2 fNond.-Stockh. 27.85 27.06 Lond.-Brüſſef 34,92] 34.98Holland-Schw. 207.90207.85End.-Madrid 138,860138, 0 ond.⸗Maild. 89.22] 89,25 Kabel Holland 2,195 2,494 Malland-Paris 955.00 355.0 Kabel Schweiz.186] 5,1850Lond.-Hollan d 12,13] 12,14 Bräſſet Rorr.021 1056 Lond.-Schwelz 45,28 25,23 London-Oslo. 18,41 18,45 Hofland⸗Parie 466 415 Paris-Schweiz 20,25l 20,34JLond.⸗Kopenh.] 18.16 16.17JKabel London. In.⸗Mk. laſſen ſich folgende Kurſe feſtſtellen. 78.90 7759 London.. 29,48 20,41] Prag..12.4512.44] Madrid 17785 13796 Paris 16.48 16,460 Oslo. 110.95110.70 Argentinien.954 199 Jürich.. 0 98 80.30 Kopenbagen. I12.38 113.40 Japan. 4199 4,1 Mafland.. 22.89 22.85 Stocthol m 112,36 112.80 New⸗Dork. 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Dem durch edle Charaktereigenschaften und hohes Pflichtbewußtsein ausgezeichneten Dahin- geschiedenen werden wir stets ein ehrendes und treues Oedenken bewahren. 534 Mannheim, den 23. September 1927 Ile Holdelberger Burschenschaft„Vine ta“ I..: Schäfer, F. V. S + nachm. 4 Uhr, a. d. Heidelberger Bergfriedhof statt Todes-Anzeige Nach Gottes unerforschlichem Ratschluß ver- schied am 21. September im 40. Lebensahr schnell und unerwartet meine liebe Frau, unsere herzens- gute Mutter, Tochter, Schwester, Schwägerin und Tante *516 Beria Bicber Leb. Lulau Mannheim(0 1.), den 23. September 1927. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Hermann Bieber u. Kinder Die Beerdigung findet Samstag, den 24. Sept., ee elen Blumenspenden und trost- en Worte des Herrn Stadt- rer Hessig am Grabe unseres en unvergeßlichen 22 Danksagung. 10 St..35 Für die vielen Beweise aufrich- Wee St. 15 4 Teilnahme, sowie für die 10 St..35 Mrait Claus 1 flasier-Klingen nur erste Fabrikate Rotbart St. 15 Rotbart(Sonderkl,) St. 35 4, 3 St. 1 Hauptgeschäft H 1, 3 Breitestr. u. Filialen wir Allen unseren herz- Dank. Mostobst Batist mit mod. Karo-Finsatz in allen Modefarben .95 rosa, flieder, lachs u. beige 5 Eleg. Binder 1I.95 Für besondere Wünsche, extra Größen, extra Weiten, empfehlen wir die Anfertigung nach Maß. Lassen Sie sich unsere Muster und Qualitäten zeigen. Ftk. Buer 2. 75 Anfertigung von Oberhemden nach Maß innerhalb 3 Tagen bei billigster Berechnung. 848205 Kanalisationsarheften. Die Gemeinde Edingen a. N. vergibt die Arbeiten zur Erſtellung ihrer Ortsentwäſſe⸗ rung, beſtehend aus: ca. 70 lfdm. betonterten Kanals, Eiprofil 70/105, im Stollenbetrieb auszuführen; ca. 210[fdm. 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Eisenberger(Korkbrand) Nolweine während der Exeignisse entstanden und zu einem historischen Film hier aneinander gereiht sind. Die Darsteller sind wir selbst, wir alle, die wir drauſlen an der Front standen oder in der Heimat darbten. Ein Spiegelbild jener Zeit entsteht, in welchem wir alle in echselnden Rollen erscheinen! Nicht immer denken wir gerne iner Bale jffifß̃ß̃k 1236 Se„„„„ 3 an ſenen Abschnitt dieses Erlebens zurück. Dem einen werden 1920er NMacon Burgundeer...23 kaum vernarbte Wunden auigetissen, dem andern ist ſene Zeit stolzer Lebensinhalt.—— Jeder achte daher die Gefähle seiner Mitmenschen, in der uns alle verbindenden Erinnerung an unsere Gefallenen. ——————— Originalmusik von Mare Roland Grolles verstärktes Orchester unter Leitung von Otto Härzer ————————.—.———— Als Einleitung„Heimatgebet von Ernst Krenge für Männerchor bearbeitet von Hugo Kaun Bordeau-Weine 1924er Greves superleurees.98 19 24%r Lengoirenn.93 1924er Heul Seuterns.95 per ½ Flasche einschließlich Glas und Ausstattung eeenee NN——— anriheitm Heute.30 Uhr abends: e Das Theater bleibt nachmittags geschlossen. 4 morgen täglich 3 Vorstellungen:[. 30[.00[.30 Vorverkauf ab heute vormittag von 10—12 und ab.30 Uhr ununterbrochen. Jugendliche baben nachmittags Zutritt! Alle Vergünstigungen auigehoben üeed fet Enelgiscde Velfäufe II für Landesprodukte süed. Lebensvers.-Gesellschaft hr (Kartoffeln, Hülſenfr., 4 Generalmandaa Obſt) f. 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