— 5 2 t 5 — er ⸗ eeeer n errin eere 1 2 * rrrrrr beſ zu gering Bezugspreiſe: In Mannheim u. Amgebung frei ins Haus oder dürch die Poſt monatlich.⸗M.2,80 ohne Beſtellgeld. Bei eptl.Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ forderung vorbehalten. Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe. Haupt⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle K 1, 46, Baſſermannhaus). Geſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhofftr. 6, Schwetzingerſtr. 19/20 u. Meerfeldſtraße 11. Telegramm⸗ Adreſſe: Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12 mal. Fernſprecher: 24944, 24945,24951.24952 u. 24953 Beilagen: Sport und Spiel Aus Seit und Leben Mittag Ausgabe lannheimer Seitu Mannheimer General Amzeiger Mannheimer§rauenzeitung. Unterhaltungs-Beilage. Aus der Welt der Cechnik. Wandern und Neiſen Anterredung mil Strejemann geber die deutſch⸗franzöſiſche Zuſammenarbeit im Völkerbund Zufriedenheit und Optimismus Paris, 29. Sept.(Von unſ. Pariſer Vertreter.) Reichs⸗ außenminiſter Dr. Streſemann gewährte vor ſeiner Ab⸗ reiſe aus Genf dem Berichterſtatter des„Petit Pariſien“ ein Interview, wobei er ſich über deutſch⸗franzöſiſche Beziehungen im Schoße des Völkerbundes äußerte.„Petit Pariſien“ veröffentlicht die Erklärungen Dr. Streſemanns mit großer Befriedigung und weiſt in einer redaktionellen Bemerkung darauf hin, daß man in Frankreich ſolche Worte lieber höre, als die Echos der Rede von Tannen⸗ berg. Es ſei zu hoffen und zu wünſchen, daß der Reichsaußen⸗ miniſter die Kraft und die Autorität beſitze, um den Geiſt der von ihm befürworteten Politik in ſeiner Umgebung zum Siege zu verhelfen. Dr. Streſemanns Erklärungen lauten folgendermaßen: „Die franzöſiſch⸗deutſchen Beziehungen im Schoße des Völker⸗ bundes können nur abſolutoffenundloyal ſein. Sie können nur von dem aufrichtigen Wunſch beherrſcht ſein, zu einer immer engeren Zuſammenarbeit auf allen Gebieten zu kommen. Es iſt kein Zufall, daß die Straße, die uns nach Genf geführt hat, über Locarno ging. Wie oft hat man uns jedoch geſagt— und unter dieſen Ratgebern befanden ſich überzeugte Anhänger des Völkerbundes— die Tätigkeit Deutſchlands im Völkerbund dürfe nicht von den deutſch⸗ franzöſiſchen Beziehungen abhängen, ſondern wir müßten nach Genf gehen, um den Gegenſatz, der unſere Länder trennt, auf den internationalen Boden zu verlegen. Mit der Unterzeich⸗ Rung der Locarnoverträge haben wir unſeren Willen für eine ganz andere Politik gezeigt. Wir wollen keine. Politik des Kampfes, ſondern eine ſolche der Zuſammenarbeit. Wir waren der Auffaſſung, daß die deutſch⸗franzöſiſche Annäherung unſerem Eintritt in den Völkerbund vorangehen ſoll. Es iſt hier wohl nicht nötig aufzuzeigen, daß vom Standpunkt der Friedensfreunde aus dieſe Zuſammenarbeit erſt dann den vollen Ertrag geben kann, wenn gewiſſe Probleme, von denen das dauernde gute Einvernehmen zwiſchen unſeren beiden Ländern abhängt, ge⸗ löſt worden ſind. Wird wohl bald eine Verſammlung kommen, in der Deutſche und Franzoſen ihre Anſtrengungen für den Frieden vereinigen können, ohne daß ein Schatten auf ihren Beziehungen liegt? Ich wünſche dies aufrichtig. Auf jeden all haben wir im Laufe dieſer Völkerbundstagung verſucht, mit allen Kräften den Frieden zwiſchen den beiden Nationen zu fördern. Wir ließen uns von dem Gedanken leiten, daß die Zukunft Europas nur dann geſichert iſt, wenn die Nationen nicht ausſchließlich an ihre eigenen Intereſſen denken, ſondern den Mut haben, die Intereſſen der Geſamtheit nicht zu pergeſſen. Das Intereſſe aller Nationen aber erfordert ge⸗ bieteriſch die Stärkung des Völkerbundes,“ Streikhetze in Berlin Berlin, 29. Sept.(Von unſerem Berliner Büro.) Es beſteht nun tatſächlich für Berlin die Gefahr einer St 11 L⸗ egung der Straßenbahn und gleichzeitig auch einer Schließung der Gaſtwirtſchaftsbetriebe. In beiden Fällen hat eine Mehrheit ſich für den Str eik ent⸗ ſchieden, und es hängt jetzt nur noch von den Bemühungen er Schlichter ab, ob dieſe Gefahr im letzten Augenblick beſchwo⸗ ren werden kann. Das Bedauerliche iſt, daß der Ausbruch eines ſolchen Doppelſtreiks ausgerechnet am Geburtstag Hin⸗ denburgs einen Triumpf der kommuniſtiſchen Agitatoren bedeuten würde, die ganz ſyſtematiſch auf die⸗ ſes Ziel hingearbeitet haben und es umſo eifriger verfolgen, als die von ihnen beabſichtigte Gegenkundgebung im Luſtgar⸗ ten, wie es ſich von ſelbſt verſteht, verboten worden iſt. 4 Vorerſt erſcheint es, namentlich ſoweit die Straßen⸗ ahner in Betracht kommen, immerhin zweifelhaft, ob ſie ihre rohung wirklich in die Tat umſetzen werden. Es gibt genug Aaunnene Elemente unter ihnen, die wohl für eine Ableh⸗ 1 95 des Schiedsſpruchs, nicht aber für einen Streik zu haben daß Beide Angeſtelltengruppen ſollten ſich darüber klar ſein, rech ſie kaum mit den Sympathien der Berliner Bevölkerung . znen können. Man möchte hoffen, daß Verhandlungen noch chtzeitig zur Beilegung des Lohnkonfliktes führen. Herabſetzung des Straſportos Für 5i Borlin, 29. Sept.(Von unſerem Berliner Büro) gemäß ie Abſchaffung des Strafportos, dieſer völlig unzeit⸗ poſt 2 0 Einrichtung, wird ſeit der Tariferhöhung der Reichs⸗ urm den Kreiſen der Wirtſchaft mit verſtärkter Energie Keihe beslaufen. In einem Spätabendblatt das eine ganze Reichs eſonders kraſſer Fälle aus der Strafportopolitik der om 1. Oweröffentlicht, kündigt Miniſter Schätzel an, daß .Oktober ab zwar noch das 175 fache des Fehlbetrags rundun krankierter Briefe erhoben, daß aber die Auf⸗ 5 9 nicht mehr auf volle 10 Pfg., ſondern nur noch auf 8. nach oben vorgenommen werden ſoll. Das iſt ein, we wenn auch noch vorerſt ſchüchterner Anfang — einer Maßnahme, die ſchlechtweg ein Miß⸗ lte den r, Monopolſtelkung bedeutet. Herr Schätzel en Mut aufbringen, hier völlig reinen Tiſch zu machen. Nach einem Augenblick des Nachdenkens fuhr Dr. Streſe⸗ mann fort:„Sie erinnern ſich des Un be hagens, das zu Beginn dieſer Verſammlung herrſchte und an alle dieſe Kri⸗ ſengerüchte, die auch die begeiſtertſten Freunde des Völker⸗ bundes peſſimiſtiſch ſtimmten. Ich bin glücklich, feſtſtellen zu können, daß die deutſch⸗franzöſiſche Zuſammenarbeit dazu bei⸗ getragen hat, dieſes Unbehagen und dieſe Gerüchte zu ver⸗ ſcheuchen und die zunächſt ſo zögernde Verſammlung angeregt zu haben, den Völkern das für das Genfer Werk unerläßliche Vertrauen wiederzugeben. Das iſt bereits ein ſchätzbares Ergebnis, das zum großen Teil auf die Zuſammen⸗ arbeit unſerer beiden Länder zurückzuführen iſt. Was wäre wohl aus dieſer Verſammlung geworden, wenn Frankreich und Deutſchland vor Europa einander feindlich gegenüber⸗ ſtanden, wenn beide Länder hinter den Kuliſſen intrigiert hätten? Herr Briand und ich haben alle dieſe Verſuchungen hinter uns gelaſſen und wir haben auch, um ein prächtiges Wort des franzöſiſchen Außen⸗ miniſters zu zitieren, auf jede Preſtigepolitik ver⸗ zichtet. Wenn die Verſammlung, die unter ſolch ſchlechten Auſpizien begonnen, jetzt am Schluſſe den Völkern den Ein⸗ druck vermittelt, daß man in Genf trotz aller Schwierigkeiten offen und ehrlich ohne Hintergedanken ſprechen könne, daß die ärgſten Meinungsdifferenzen zu einem loyalen und be⸗ friedigendem Akkord führen können, dann darf man wohl ſagen, daß die achte Völkerbundsverſammlung ſich gro ß e Verdienſte um die Menſchheit erworben hat, auch wenn ſie keine glänzenden und ſenſationellen Kundgebungen aufzuweiſen hatte.“ Nächſten Dienstag Kabineltsrat Berlin, 29. Sept.(Von unſerem Berliner Büro.) Dr. Streſemann wird nach ſeiner Rückkehr dem Reichskanzler über die Genfer Tagung Bericht erſtatten. Am Dienstag ſoll, der„Germania“ zufolge, ein Kabinettsrat mit dem Thema Genf ſtattfinden, an dem wahrſcheinlich auch der Reichs⸗ präſident teilnehmen wird. Ob, wie einige Blätter be⸗ reits zu melden wiſſen, der Auswärti ge Ausſchuß ein⸗ berufen wird, um etwa vertrauliche Mittetlungen des Außen⸗ miniſters entgegenzunehmen, ſteht noch keineswegs feſt und iſt auch nicht ſehr wahrſcheinlich. Die nächſte Ratstagung am 3. Dezember Dr. Streſemann iſt mit der deutſchen Delegation am Mittwoch nachmittag um 6,02 Uhr von Genf abgereiſt. Die 48. Ratstagung wurde auf den 5. Dezember feſt⸗ geſetzt. Streſemann und Briand wollen perſönlich daran teil⸗ nehmen. 28 Das Reich und Preußen Berlin, 29. Sept.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Reichskanzler hat bekanntlich bei ſeinem Beſuch in Königs⸗ berg mitgeteilt, daß eine beſondere Stelle als Sammelbecken für die Wünſche Oſtpreußens errichtet werden ſollte, die gleichzeitig die Verbindung mit den etwa in Frage kommen⸗ den Regierungsreſſorts aufzunehmen hätte. Wie der Demo⸗ kratiſche Zeitungsdienſt behauptet, beabſichtigt das Reichs⸗ miniſterium des Innern in die Leitung dieſes Reichskom⸗ miſſariats für den Oſten den Bevollmächtigten des Reichsrats für Oſtpreußen, Frhr. v. Gayl zu berufen. Da Frhr. v. Gayl wiederholt als Führer der Reichsratsoppoſition gegen die preußiſche Regierung aufgetreten iſt, ſo würde damit den zwiſchen Preußen und dem Reich beſtehenden Differenzen eine neue hinzugefügt werden. Soweit wir unterrichtet ſind, iſt man indes im Reichsminiſterium des Innern der Perſonen⸗ frage überhaupt noch nicht näher getreten, ſo daß es ſich hier wohl mehr um einen Verſuchsballon handeln dürfte. Die Vertragsverhandlungen mit Polen Berlin, 28. Sept.(Von unſerem Berliner Büro.) Die Warſchauer Blätter berichten einſtimmig, daß die deutſch⸗pol⸗ niſchen Vertragsverhandlungen auf demtoten Punkte an⸗ gelangt ſeien. Beſonders wären die von dem Geſandten Rauſcher geführten Verhandlungen ins Stocken geraten. Dies komme daher, weil Rauſcher keine Inſtruktionen erhalte. In Berliner politiſchen Kreiſen ſieht man in dieſer Dar⸗ ſtellung eine von der polniſchen Regierung lanzierte Tendenz⸗ meldung, um Deutſchland den Grund der Stockung in die Schuhe zu ſchieben, während dieſer tatſächlich auf polniſcher Seite zu ſuchen iſt. Man hatte erwartet, daß durch eine Be⸗ ſprechung Dr. Streſemanns mit dem polniſchen Außenminiſter Zalewskti in den ſtrittigen Fragen eine Einigung herbei⸗ geführt werden könne. Das iſt dadurch unmöglich geworden, 5 Herr Zalewski ſich in Genf überhaupt nicht hat ſehen laſſen. * Schweden hat die meiſten Radioſtationen. Schweden be⸗ ſitzt jetzt 30 Radio⸗Sendeſtationen und hat damit wahrſchein⸗ lich die größte Anzahl Sendeſtationen in Europa erreicht. Die größte Station hat eine Energie von 30 Kilowatt, die kleinſte 100 Watt. Das Leitungsnetz, das bei ſämtlichen Ausſen⸗ dungen benutzt wird, eläuft ſich auf 6100 Km. Die Anzahl der Stationen beträgt 300 000, d. h. 50 auf je 1000 Einwohner. Preis 10 Pfennig 1927— Nr. 440 Anzeigenpreiſe nach Tariß, bei Vorauszahlung je einſp. Kolonelzeile für Allgem. Anzeigen.40.⸗. Netomen —4.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet. Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ walt, Streiks, Berriebsſtörungen uſw. u keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr. Gerichtsſtand iſt Mannheim. Geſetz und Necht Geynf und die Sudetendeutſchen Aus dem Sudetenland wird uns geſchrieben: In der Stadt der großen Debatten fand unmittelbar vor der Völkerbundtagung der 3. Kongreß der natio⸗ nalen Minderheiten Europas ſtatt. Der Genfer Minderheitenkongreß bemühte ſich, ſo etwas wie eine gemein⸗ ſame Rechtsgrundlage aller Minderheiten herauszuarbeiten. Der Zweck des Europäiſchen Nationalitätenkongreſſes war es nicht, wie ſein Präſident Abg. Dr. Wilfan meinte, tönende Proteſte zu erheben, ſondern ſachliche, poſitive, ſchöpferiſche Ar⸗ beit zu leiſten. Dieſe Arbeit ſollte eben in der Konſtruktion eines europäiſchen Minderheitenrechtes und in der Aus⸗ arbeitung eines Minimalprogrammes für das gemeinſame Vorgehen der Minderheiten beſtehen. Dieſes bunt gewürfelte Europa mit ſeinen 30 Nationen und 28 Zollgrenzen hat nicht wéniger als 40 Millionen Menſchen, die als ſogenannte nationale Minderheiten in die verſchiedenen Staaten eingezwängt ſind. Von dieſen 40 Mil⸗ lionen ſind die deutſchen Minderheiten auf den internationalen Minderheitskongreſſen mit nicht weniger als 10 Ländergruppen und 7 Millionen Menſchen vertreten. Es gibt außer Spanien, Portugal, Schweden und Norwegen keinen reinen Nationalſtaat in Europa. Das ärgſte und bunteſte Völkergemiſch ſtellen die aus dem ehemaligen Oeſterreich⸗ Ungarn entſtandenen und erweiterten Kleinſtaaten dar, Polen, Tſchechoſlovakei, Rumänien, Jugoſlavien, die allerdings den Ehrgeiz haben, ſich als Nationalſtaaten auszugeben. In Polen wohnen 6, in der Tſchechoſlovakei 7, in Rumänien 8 und in Jugoſlavien 9 Nationen neben⸗ und durcheinander. Das Minderheitenproblem Europas iſt aber nicht nur zahlenmäßig ſehr ſchwierig. Das, was die Minderheitenfrage zu einem ſo gefährlichen Zündſtoff macht, iſt vielmehr die Ungleichmäßigkeit der Minderheiten in ihrer Ein⸗ ſtellung zu dem Staat, in dem ſie leben. Der geſchichtliche Werdegang, wirtſchaftliche Intereſſen und die Stärke des Staatsvolkes im Verhältnis zur Größe der Minderheit ziehen die Grenze zwiſchen Staatsſouveränität und Minder⸗ heitenrecht in jedem Fall anders. Es iſt alſo ſchwer, wenn nicht unmöglich, ein allgemeines, europäiſches Minderheiten⸗ recht aus dem luftleeren Raum der Diskuſſion auf den Boden der realen Politik herunterzuholen. Einmal wird der Staat, einmal die Minderheit dieſe allgemeine Rechtsformel nicht an⸗ erkennen, je nach dem politiſchen, wirtſchaftlichen und kul⸗ turellen Kräfteverhältnis zwiſchen beiden. Eine allgemeine Richtlinie könnte höchſtens die Zubilligung der kul⸗ turellen Selbſtverwaltung an die Minderheiten im Rahmen des Staates ſein. Sonſt läßt ſich mit dem ſehr dehn⸗ baren Begriff eines europäiſchen Minderheitenrechtes wenig anfangen. Der Genfer Minderheitenkongreß blieb auch ganz, — wie es nun in Genf ſchon einmal ſo üblich iſt,— in der Diskuſſion ſtecken, ohne zu einem greifbaren Ergebnis zu kommen. Eine ganz beſondere Stellung in der europäiſchen Min⸗ derheitenfrage nimmt das Sudetendeut ſchtum ein, das ein lebendiger Beweis für die Ohnmacht des Minderheiten⸗ kongreſſes iſt. Dieſes Sudetendeutſchtum, das zahlenmäßig ſtärker iſt als die Bevölkerung Dänemarks, wurde durch einen Machtſpruch der Friedensverträge auf Grund eines ganz ſchiefen Memorandums des Außenminiſters Beneſch der Tſchechoflovakei zugeteilt. Es wurde niemals auch nur ge⸗ fragt, ob es mit dieſer ſtaatlichen Zugehörigkeit einverſtanden ſei. Das von den Sudetendeutſchen wiederholt geſtellte Ver⸗ langen nach einer Volksabſtimmung über ſein Selbſtbeſtim⸗ mungsxecht begegnete in Prag, Paris, London und Waſhing⸗ ton tauben Ohren. Im Gegenteil, die%½ Millionen Tſchechen pfropften den 3½ Millionen Deutſchen, wieder ohne dieſe Deutſchen auch nur zu fragen, eine nationalſtaatliche Ver⸗ faſſung auf, die in allem und jedem die ſtaatsbürgerlichen Vorrechte der Tſchechen feſtlegt. In dieſem Falle alſo ſprechen alle rechtlichen Erwägungen für das Sudetendeutſch⸗ tum. Es ſiedelt geſchloſſen in unmittelbarer Nachbarſchaft zum deutſchen Mutterland, es hat die engſten, wirtſchaftlichen und kulturellen Zuſammenhänge mit dem Geſamtdeutſchtum, es iſt volksbewußt und zahlenmäßig halb ſo ſtark wie das tſchechiſche Staatsvolk. Alle geſchichtlichen, politiſchen und moraliſchen Vorausſetzungen ſind alſo vorhanden, um die ſudentendeutſche Frage zu einer europäiſchen Gewiſſensfrage zu machen. Die internationalen Kongreſſe hätten alle Veran⸗ laſſung, ihre Stimmen für die Sudetendeutſchen zu erheben. Und was geſchah am Genfer Minderheitenkongreß? Das läßt ſich ganz kurz zuſammenfaſſen: Nicht s1 Man machte es ſich recht bequem, indem man zunächſt einmal ſolche Minderheiten, die nicht„loyal auf dem Boden des Staates ſtehen“, von der Beteiligung am Kongreß ausſchloß. Und ˖······· · ˙ ˙ VA—Acc—————————— ne ————— 1 dann erklärte man, daß, weil ein Teil der Deutſchen in der 2. Seite. Nr. 449 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Donnerstag, den 29. September 1927 Tſchechoſlovakei mit in der Regierung ſitzt, das Sudeten⸗ deutſchtum eine Sonderſtellung einnehme. Dieſe Sonderſtellung des Sudetendeutſchtums ſei nu.! allerdings zugegeben. Aber ſie iſt weder für den Genfer Kongreß, noch für die Prager Burg ein Freibrief, die ſude⸗ tendeutſche Frage ad acta zu legen. Im Gegenteil! Eben die Sonderſtellung iſt es, die das internationale Gewiſſen aufrütteln ſollte. Denn das Sudetendeutſchtum iſt keine Min⸗ derheit im landläufigen Sinne des Wortes, iſt kein Volks⸗ ſplitter von einigen Hunderttauſenden, ſondern ein geſchloſſen ſtedelnder, millionenſtarker Volksſtamm mit hochentwickelter Wirtſchaft und Kultur und ausgeprägtem Nationalbewußt⸗ ſein. Was bleibt von der Tſchechoſlowakei übrig, wenn man das deutſche Egerland mit ſeinen Weltkurorten, das nordweſt⸗ böhmiſche Braunkohlenrevier, das Reichenberg⸗Gablonzer In⸗ duſtriegebiet und das deutſche Schleſien und Mähren weg⸗ nimmt? Nichts als der tſchechiſierte Waſſerkopf Prag, der noch immer keine deutſchen Aufſchriften verträgt, mit einem faſt rein bäuerlichen Hinterland, zuſammen nicht einmal 7 Millionen Tſchechen! Das Sudetendeutſchtum iſt alſo keine „Minderheit“, die von der Gnade des Staatsvolkes lebt, ſon⸗ dern ein grundlegender Faktor des Staates, dem volle Rationale und politiſche Gleichberechtigung gebührt. Das iſt die„Sonderſtellung“ des Sudetendeutſch⸗ tums innerhalb der europäiſchen Minderheitenfrage. Sie ba⸗ ſtert auf gleichen Pflichten, dem auch die gleichen Rechte zu entſprechen haben. Das zu ſagen, wäre in der ſudetendeutſchen Frage Aufgabe des Genfer Kongreſſes geweſen. Ohne die„Staatsſouveränität“ zu verletzen und ohne„tönende Proteſte zu erheben. Leeider trifft für das Verſchwinden der ſudetendeutſchen Frage in der Verſenkung zum größten Teil auch die Sude⸗ tendeutſchen ſelbſt die Schuld. Die Spaltung in ein Lager der Regierungsdeutſchen und der Nationaldeutſchen macht eine einheitliche Vertretung der ſudetendeutſchen Intereſſen auf internationalen Kongreſſen nicht nur unmöglich, ſondern ſchafft auch Verwirrung und Selbſtzerſetzung. Und es liegen die traurigen Tatſachen ſo, daß Genf den Sudetendeutſchen nichts geben will, daß aber auch die Sudetendeutſchen dem Genfer Kongreß nichts geben können. Denn ein Recht will St klar und einheitlich vertreten ſein, ſoll es dereinſt die ge⸗ ſchichtliche Erlöſung bringen. M. K. Der Parteiſtreit JBerlin, 29. Sept.(Von unſerem Berliner Büro.) Gegenüber der Erklärung der offiziöſen deutſchnationalen Parteikorreſpondenz, daß Graf Weſtarp auf der Führertagung in Potsdam weder ſich als Urheber der Tannenbergrede bezeichnet, noch die Ausnutzung des 80. Geburtstags Hinden⸗ burgs zu Propagandazwecken empfohlen habe, hält das „B..“ an ſeiner Behauptung feſt und beruft ſich auf ſeinen Gewährsmann, der die Aeußerung Weſtarps perſön⸗ lich gehört habe. Ein Kommuniſtenprozeß Berlin, 29. Sept.(Von unſerem Berliner Büro.) Auf den 4. Okt. iſt vom Reichsgericht die gegen die Mitglieder der früheren KPD.⸗Zentrale angeſetzt worden. Der Prozeß ſich u. a. auch gegen 6kom⸗ muniſtiſche Abgordnete. Die Kommuniſten ſuchen nun eine Vertagung des Prozeſſes herbeizuführen, unter Be⸗ rufung auf die Beſchlüſſe des Reichstags. In der Tat beſteht wiſchen dieſen und den Anordnungen des Reichsgerichts eine lfferenz, inſofern, als der Reichstag wiederholt die Geneh⸗ migung für die Durchführung des Prozeſſes nur für die Sommermonate erteilt hat, weil er es nicht zulaſſen wollte, daß in wichtigen Arbeitsperioden Abgeordnete ihrer Tätigkeit entzogen würden. Nachdem eine Beſchwerde von kommuniſti⸗ ſcher Seite vom Reichsgericht zurückgewieſen worden war, hat ſich die kommuniſtiſche Reichstagsfraktion an den Vor⸗ ſihenden des Geſchäftsordnungsausſchuſſes des Reichstags, den ſozialdemokratiſchen e Dittmann, um eine authentiſche Interpretation des Standpunktes des Ausſchuſſes gewandt. Die Antwort iſt, wie wir der„Roten Fahne“ ent⸗ nehmen, jetzt erfolgt und 58 der kommuniſtiſchen Auffaſ⸗ ſung recht. Dittmann weiſt darauf hin, daß man im Ausſchuß allgemein der Meinung geweſen ſei, die Durchführung des Prozeſſes wäre während der Vertagung des Reichstags im Sommer 1926 möglich geweſen. Als trotzdem das Verfahren Aicht eröffnet wurde, kam der Beſchluß zuſtande, bis zu den Sommerferien 1927 den Prozeß nicht zuzulaſſen. Mittlerweile ind auch diesmal wieder die Fertien ungenutzt ver⸗ trichen. Das Gutachten Dittmanns kommt daher zu dem Ergebnis, daß der Geſchäftsordnungsausſchuß und das Ple⸗ num des Reichstags ſowohl im Jahre 1926 als auch im Jahre 1927 die Durführung des Prozeſſes in den en Sommermonaten gewünſcht haben, und daß dieſem Wunſche vom Reichsgericht nicht ſtattgegeben worden wäre. Es er⸗ ſcheint unter dieſen Umſtänden fraglich, ob die Verhandlung vor dem Reichsgericht, die—4 Monate beanſpruchen dürfte, nunmehr vor ſich gehen wird. Gefahrvolle Fremdͤherrſchaft Wie erſt jetzt aus Trier berichtet wird, iſt auf dem von der franzöſtſchen Beſatzung benutzten Truppenübungsplatz Grüneberg am Samstag, den 24. Sept., von einer 5 öſi⸗ ſchen Truppenabteilung ein Scharſſchießen mit Ger⸗ ſchützen veranſtaltet worden. Dabei überflog ein Teil der Granaten die Weindomäne Adelsbach und ſchlug innerhalb der Domäne und in unmittelbarer Nähe einer dort beſchäftig⸗ ten Abteilung von Domänenarbeitern ein. Die Sprengſtücke flogen bis dicht an die Arbeiter heran. Nur einem ganz beſonderen Glückzufall iſt es zu verdanken, daß dieſer Schfeßerei keine Menſchenlehen zum Opfer gefallen ſind zu⸗ mal die Grangten über zwei der Domäne gehörende und be⸗ wohnte Baracken hinweggegangen waren und auch die Schule der Kolonie Adelsbach nur wenig außerhalb der Schußlinie lag. Der Vorfall hat in der Bevölkerung größte Beunruhi⸗ gung hervorgerufen. Eugliſche Straßenräuber Zwet engliſche Soldaten, die am 14. Auguſt an zwei Ein⸗ wohnern von Wiesbaden einen ſchweren Straßenraub be⸗ gangen haben, wurden vom engliſchen Kxiegsgericht in Wies⸗ baden zu einem Jahr, bezw. 1“ Jahr Gefängnis und Aus⸗ ſtoßung aus dem Heer verurteilt. Der Oberkommandierende der britiſchen Rheinarmee hat das Urteil beſtätigt. General Zagorſki ermordet? Die Angelegenheit des verſchwundenen polntſchen Gene⸗ rals Zagorſki liegt bisher immer noch völlig im Dunkeln. Jetzt wird von Kattowitz und Krakau aus über das ganze Polen ein mit Schreibmaſchine hergeſtelltes Flugblatt ver⸗ breitet, das den Titel trägt:„Die Wahrheit über den General Zagorfki!“ und in dem die Behauptung aufgeſtellt wird, daß Zagorfki auf höheren Befehl von Offizieren vom Warſchauer Bahnhof aus in das bei der Stadt gelegene Fort der Legion verſchleppt und dann ermordet worden wäre. Die Leiche habe man bei Wilanow in der Weichſel verſenkt. Die pol⸗ niſche Preſſe verlangt anſchließend an dieſe Behauptungen er⸗ neut dringend, daß die Regierung endlich Farbe bekenne und f den Sachverhalt aufkläre. Die neuen Veamlengehüälter Die Vorlagen an den Reichsrat Die Beamten⸗Korreſpondenz veröffentlicht jetzt den endgültigen, dem Reichsrat unter dem 22. September zu⸗ gegangenen Entwurf des Reichsbeſoldungsgeſetzes, ſoweit er die für die Beamten in den einzelnen Gruppen vorgeſehenen Gehaltsſätze enthält. Für die einzelnen Gruppen ergeben ſich dem Entwurf zufolge folgende Zahlen: Gruppe I: Miniſterialräte, Konſule. Direktoren: 8400 bis 9500—10 600—11 600—12 600 Mark, Wohnungsgeld III in Stufe—2, Wohnungsgeld II ab Stufe 3. Gruppe Ia: Oberxregierungsräte: 5400—6000—6600.— 7100—7600—8100—8600—9100—9600 Mark, Wohnungsgeld III. Gruppe IIb: Regierungsräte, Miniſterialamtmänner als Vorſteher, Poſtdirektoren: 4800—5200—5600—6000—6400— 6800—7200—7500—7800 Mk.; Wohnungsgeld III b. Zulage*. in Stufe—3, Wohnungsgeld III ab Stufe 4. Gruppelle: Miniſterialamtmänner: 4800—5200—5600.— 6000 6400—6800—7200—7500—7800 Mark; Wohnungsgeld IV Stufe—3, Wohnungsgeld III ab Stufe 4. Gruppe IILa: Regierungsräte als Mitarbeiter, Regie⸗ rungschemiker: 4500—4900—5300—5700—6100—6500—6900—7200 7500—7800 Mark; Wohnungsgeld IV in Stufe—3, Woh⸗ nungsgeld III ab Stufe 4. 1 Gruppe IIIpb: Verwaltungsmänner, Poſtamtsmänner (Beamte mit den Bezügen der Beſoldungsgruppe AX— alte Bezeichnung— behalten ihr Beſoldungsdienſtalter): 4800, 5200, 5600, 6400, 6700, 7000 Mark; Wohnungsgeld IV ab Stufe—3, Wohnungsgeld III ab Stufe 4. Gruppe IVa: Regierungsoberinſpektore und Ober⸗ ſekretäre beim Verſicherungsamt, Patentamt: In Beſoldungs⸗ gruppe A VII bisheriges Beſoldungsdienſtalter, im günſtigſten Falle eines von zehn Jahren, in Beſoldungsgruppe A VIII vier Jahre verbeſſert, im günſtigſten Falle eines von 14 Jah⸗ ren, Beſoldungsgruppe A IX acht Jahre verbeſſert. Stufen: 3000, 3300, 3600, 3900, 4200, 4450, 4700, 4950, 5200, 5450, 5700 S Wohnungsgeld V Stufe—3, Wohnungsgeld IV ab ufe 4. Gruppe IVb: Oberregierungsſekretäre, techniſcher In⸗ ſpektor, Obertelegraphenſekretär, Poſtmeiſter: Beſoldungs⸗ gruppe A VII, bisheriges Beſoldungsdienſtalter, im gün⸗ ſtigſten Falle 14 Jahre. Beſoldungsgruppe K VIII vier Jahre verbeſſert. Beſoldungsgrupe A IX acht Jahre verbeſſert. Stufen: 2800, 3050, 3300, 3550, 3800, 4000, 4200, 4400, 4600, 4800, 5000 Mark; Wohnungsgeld bei Stellenzulage IV., Wohnungs⸗ geld V Ziffer—3, Wohnungsgeld IVab Stufe 4. Gruppe IVeœe: Sondergeprüfter Oberſekretär(behalten das Beſoldungsdienſtalter): 2800, 3050, 3300, 3550, 3800, 4000, 4200 Mark; Wohnungsgeld V Stufe—3, Wohnungsgeld IV ab Stufe 4. Gruppe Va: Photographen, Oberwerkmeiſter: 2800, 3000, 3200, 3400, 3600, 3750, 3900, 4050, 4200 Mk.; Wohnungs⸗ geld IV ab Stufe 4. Gruppe Vb: Miniſterialkanzleiſekretäre, Waffenmeiſter, Förſter: 2300, 2550 2800, 3000, 3200, 3400, 3600, 3800, 4000, 42⁰00 8 Wohnungsgeld Y, Stufe—4, Wohnungsgeld IV ab ufe 6. Gruppe VI: Oberwerkmeiſter, Maſchinenmeiſter, Tele⸗ graphenwerkmeiſter: 2400, 2600, 2750, 2900, 3050, 3200, 3350, 3500 Mark; Beſoldungsgruppe A,VI bisheriges Beſoldungs⸗ dienſtalter, Wohnungsgeld V. Gruppe VII: Sekretäre, Kanzleivorſteher, Poſtſekretäre: Beſoldungsgruppe A VI, bisheriges Beſoldungsdienſtalter. Der Volſchewismus in Ehina § London, 29. Sept.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Die nationale Bewegung in Chia iſt in ein neues Stadium getreten. Wie erinnerlich ſtanden die ſozialen Geſichtspunkte im Programm der Kuomintangpartei nach dem Tode Sunyat⸗ ſens lage Zeit im Vordergrund. Die beiden großen Erfolge der Kuomintangpolitik Kanton und Hankau gingen von einer Volksbewegung aus, die zu manchenZeiten einen ſo aus⸗ geſprochen ſozialiſtiſchen Charakter trug, daß ſie vor allem in der engliſchen Preſſe ſtets als das Ergebnis einer ruſſiſch⸗4kommuniſtiſchen Propaganda hingeſtellt wurden und es beſteht auch kein Zweifel darüber, daß die Kuomintangbewegung lange Zeit eine direkte Unterſtützung von Seiten des Zentralkomitees in Moskau erfuhr. Die Ab⸗ berufung der beiden ruſſiſchen Ratgeber Borodin und General Gallin war ein ernſtes Zeichen für den völligen Umſchwung in der Kuomintangpartei die unter dem ſcharfen antikommu⸗ niſtiſchen Tſchiangkaiſchek begann u. mit der heftigſten Verfol⸗ gung aller Kommuniſten im SüdenChinas geendet hätte. Aber die kommuniſtiſche Bewegung innerhalb der Kuomintang war nicht tot. Wie jetzt aus hina gemeldet wird, iſt es den kommuniſtiſchen Kreiſen gelungen, in der ſüdchineſiſchen Provinz Tſchekiang die Macht an ſich zu reißen. Ningpo bildet den Mittelpunkt einer Unabhängig⸗ keitsbewegung des Südens von den Machthabern der Hankau⸗ Nankinger Regierung. Aber dieſe Bewegung erſtreckt ſich auch unmittelbar auf die Provinzen Kiangſi und Fukien. Der Hafen Swatau in Fukien befindet ſich feſt in der Hand der Aufſtändiſchen. Die neue kommuniſtiſche Bewegung gleicht der alten ziemlich weitgehend. Eine ſcharfe Antifrem⸗ denpropaganda verbindet ſich mit den Drohungen gegen den Norden, nur daß diesmal mit dem Norden nicht die Ge⸗ biete nördlich des Yangtſe und des Hoangwu gemeint ſind, ſondern die Hankau⸗Nankinger Regierung. Gegen dieſe ſcheint den Kommuniſten jedes Mittel recht zu ſein. Es wird allge⸗ mein mit Beſtimmtheit behauptet, daß die Kommuniſten mit dem General der Nordarmee, Sunſchuanfang, über einen ge⸗ meinſamen Kampf gegen die Kuomintangregierung verhan⸗ delten. Eine bemerkenswerte Neuerung weiſt die kommu⸗ niſtiſche Bewegung auf. Sie will ſich auf die Bauernſchaft ſtützen. Wie weit das tatſächlich der Fall iſt und nicht nur als Gegenpropaganda gegen die Bewegung der Sperre“ jene unorganiſterten Bauernſchutzverbände, zu deu⸗ ten iſt, iſt natürlich nicht zu überſehen. An der Spitze der Bewegung ſoll auch die Witwe Sunyatſens ſtehen, die einer Meldung der„Daily News“ zufolge beabſichtigt, ſich mit dem früheren Außenminiſter der Hankau⸗Regierung, Eugen Chen, zu verheiraten. 1 Durch dieſen Aufſtand im Süden hat ſich fedenfalls die Lage der Hankau⸗Regierung nicht unweſentlich verſchlechtert. Die ehemalige Südarmee hat ſich gegen nicht weniger als vier Feinde gleichzeitig zu wehren. gegen die Nordarmee unter Sunſchuanfang, gegen den chriſt⸗ lichen General Feng, die Kommuniſten von Tſchekiang und den abgefallenen Gouverneur von Hankau, General Tang⸗ Schen⸗Schin. Dieſer ſoll allerdings, wie der„Daily Tele⸗ araph“ mitteilt, ſehr bald nach ſeinem Abfall in ziemliche Schwierigkeiten geraten ſein. Die drei großen Banken Han⸗ kaus haben für zwei Monate alle Zahlungen eingeſtellt. Ge⸗ neral Tang⸗Schen⸗Schins Lage ſoll dadurxch unhalthbar ge⸗ worden ſein. Er ſoll in einem Kriegsſchiff hach der Meinung der einen, zum chriſtlichen General Feng, nach der Meinung der anderen ſogar zu Tſchangtſolin geflohen ſein. Wie auch die Lage im einzelnen iſt, ſo ſcheint man heute doch am Toten⸗ bett der Kuomintang zu ſtehen. Nach dem Tode Sunyatſens ehlte ihr ſtets der aroße Führer. Sie iſt völlig beherrſcht von der Rivalität der Untergenerale. „Roten H Stufen: 2350, 2500, 2650, 2800, 2950, 3100, 3200, 3300, 3400 Mk.; Wohnungsgeld V. 0 uppe VIII a: Aſſiſtenten: 2000, 2090, 2180, 2270, 2360, 2450, 2540, 2620, 2700 Mark; Wohnungsgeld V, Beſoldungs⸗ gruppe A V, bisheriges Beſoldungsdienſtalter. 50 Gruppe VIII b; Poſtaſſiſtenten, Telegraphenaſſiſtenten (weiblich), Poſtbetriebsaſſiſtenten, Telegraphen⸗Betriebsaſſi⸗ ſtenten(weiblich): Beſoldungsgruppe A IV bisheriges Beſol⸗ dungsdienſtalter, im günſtigſten Falle 16 Jahre, Beſoldungs⸗ gruppe A Vvier Jahre verbeſſert. Stufen: 1700, 1820, 1930, 2040, 2140, 2240, 2330, 2430, 2520, 2610, 2700 Mark: Wohnungs⸗ geld VI Stufe—4, Wohnungsgeld Wab Stufe 5. Gruppe IX: Kanzleiaſſiſtenten, Telegraphiſten, Geld⸗ zähler: 1700, 1800, 1900, 2000, 2100, 2200, 2300, 2400, 2500, 2600 Wohnungsgeld IV Stufe—4, Wohnungsgeld V ab tufe 5. Gruppe X: Miniſterialamtsgehilfen, Drucker, Poſt⸗ betriebsaſſiſtenten; Maſchiniſten: 1600, 1690, 1780, 1870, 1960, 2050, 2140, 2230, 2320, 2400 Mark; Wohnungsgeld VI Stufe —6, Wohnungsgeld Jab Stufe 7. 85 Gruppe XI: Oberpoſtſchaffner, Amtsgehilfen, Boten⸗ meiſter: 1500, 1590, 1680, 1770, 1860, 1950, 2040, 2120, 2200 Mk.; Wohnungsgeld VI Stufe—6, Wohnungsgeld Vab Stufe 7. Gruppe XII: Heizer, Hauswarte, Poſtboten: 1500, 1580, 1650, 1730, 1800, 1880, 1950, 2030, 2100 Mk.; Wohnungsgeld VI. Die Wohnungsgeldzuſchüſſe ſind folgende: Ortsklaſſe 1: Sonderklaſſe 2100, A 1800, B 1500, C 1140, D 800, E 840. Ortsklaſſe II: Sonderklaſſe 1680, A 1440, B 1210, C 900, D 660. Ortsklaſſe III: Sonderklaſſe 1320, A 1140, B 900, C 720, D 540. Ortsklaſſe IV. Sonderklaſſe 960, A 840, B 660, C 540, D 396. Ortsklaſſe V: Sonderklaſſe 720, A 612, B 504, C 396, D 288. Ortsklaſſe VI: Sonderklaſſe 528, A 444, B 372, C 288, D 216. Ortsklaſſe VII: Sonderklaſſe 336, A 288, B 240, C 180, D 132. Zu dieſen Zuſchüſſen gibt es ab 1. Ok⸗ tober 1927 im ganzen 20 Prozent Erhöhung, für Berlin bleibt ein Sonderzuſchlag von 5 Prozent. Der Kinderzuſchlag be⸗ trägt 20 Mark. Baden verlangt Reichsmittel Der Landſtändiſche Ausſchuß trat am Mittwoch zu einer Sitzung zuſammen, in der zunächſt Berichte über die dem Aus⸗ ſchuß vorbehaltenen Gegenſtände erteilt wurden. Dann machte der Finanzminiſter längere Mitteilungen über die vom Reich beabſichtigte Beſoldungserhöhung und die Möglichkeit ihrer Durchführung in Baden. Das Ergebnis ſeiner Dar⸗ legungen war, daß der badiſche Staat zwar die vorgeſehenen Vorſchußzahlungen für den 1. Oktober auch für ſeine Lage iſt, ohne Reichshilfe die Beſoldungsordnung im gan⸗ zen zu finanzieren. Im Anſchluß an die vertrauliche Ausſprache faßte der Ausſchuß folgende Entſchließung: „Der Landſtändiſche Ausſchuß erſucht das Staatsminiſte⸗ rium, bei der Reichsregierung und im Reichsrat mit allem Nachdruck dafür einzutreten, daß dem Lande Baden die zur Durchführung ſeiner Beſoldungserhöhung erforderlichen Mittel ſeitens des Reichs zur Verfügung geſtellt werden, ſei es durch endliche Verzinſung der Eiſenbahn⸗ ſchuld des Reichs an das Land, ſei es in anderer Weiſe.“ Die Arſache des Schleizer Anglücks Die Unterſuchungskommiſſion des Reichsverkehrsmint⸗ ſteriums für die Unterſuchung der Urſachen der Schleizer Flugzeugkataſtrophe hat ihre Arbeiten abgeſchloſſen. Ueber das Ergebnis haben wir bereits berichtet. Hervorzuheben iſt noch, daß die Kommiſſion zweifelsfrei feſtſtellen konnte, daß der Flugzeugführer für die Sicherheit der Inſaſſen in um⸗ ſichtiger Weiſe weitgehende Maßnahmen getroffen hatte. Die Inſaſſen hatten Zeit gehabt, ſich anzuſchnallen und durch rechtzeitige Wegnahme der Brennſtoffzufuhr iſt beim Aufſchlag ein Brand vermieden worden. Im Verlaufe des Gleitfluges iſt der linke Flügel abgebrochen, ſo daß das Flugzeug ſenk⸗ recht zu Boden ſtürzte. Bekanntlich gab der Bruch des Be⸗ ſchlages des hinteren oberen Flügelſtreben die Urſache zu dem Unglück. Die Kommiſſion nimmt an, daß als Urſache des Bruches beſondere unvorhergeſehene! Umſtände eingetreten ſein müſſen, als da ſind: Materialfehler, Ermüdungserſchei⸗ nungen durch Vibration und Ueberbeanſpruchung durch beſon⸗ ders heftige Motorerſchütterungen infolge des Propeller⸗ ſchadens. Klarheit beſteht darüber, daß das Unglück weder herbeigeführt wurde durch Sabotage, noch durch einen Be⸗ dienungsfehler noch durch einen Vorbereitungsfehler oder eine Exploſion des Motors während des Fluges. Auf Grund der durch den Unfall gewonnenen Erkenntnis darf die Wiederholung eines derartigen Bruches als ausgeſchloſſen Aͥetzte Meldungen Die Kinderlähmung im Bezirk Leipzig— 188 Fälle Leipzig, 28. Sept. Nach dem letzten Bericht über den Stand der ſpinalen Kinderlähmung ſind wieder einige neue Fälle hinzugekommen, ſodaß die Geſamtzahl der Erkrankten in Leipzig 134, die der Todesfälle 18 beträgt. Im Bezirk Leipzig⸗Land ſind feſtgeſtellt 25 Erkrankungsfälle und ein Todesſall, in Oſchatz 16 Erkrankungen, darunter einige Todes⸗ älle, in Grimma und Borna fünf Fälle, in Rochlitz drei Fälle. it den Erkrankungen in der Stadt Leipzig beträgt die Zahl im Geſamtgebiet der Kreishauptmannſchaft Leipzig 188. iſt zu erwarten, daß die Krankheit demnächſt, wie in jedem Jersg wieder abflaut, ſodaß die Schulen nach Schluß der erbſtferien wieder eröffnet werden können. Von einer Epidemie kann nicht die Rede ſein, da in der Kreishauptmann⸗ ſchaft Leipzig weit über eine Million Menſchen wohnen, und daher die 188 Erkrankungsfälle lediglich als Einzelerſchei⸗ nungen aufzufaſſen ſind. Der Anſtifter des Serajewomordes geſtorben — Belgrad, 28. Sept. In Uesküb ſtarb geſtern in den ärmlichſten Verhältniſſen Milan Ziganowitſch, einer der Hauptbeteiligten der Tragödie von Serajewo. Er lieferte den eigentlichen Mördern Gawrilowitſch und Prineip die Waffen für das Attentat. Koenneckes Flug —Paris, 29. Sept. Eine Meldung aus Beirut gibt eine neue Verſion über das Verbleiben Koenneckes. Darnach ſei Koennecke in der Nähe von Muslimio zur Notlandung ge⸗ zwungen worden. Er ſei aber bereits geſtern wieder auf⸗ geſtiegen, um nach Bas ra zu fliegen. Walker wieder in Newyork — Newyork, 29. Sept. Bürgermeiſter Walker iſt von ſeiner Europareiſe zurückgekehrt und hat den Preſſevertretern er⸗ klärt, die Stadtverwaltung von Newyork ſei der der euxvo⸗ päiſchen Städte überlegen. In Bezug auf die Wohnungsfür⸗ 8 und den Krankenhausbau habe er jedoch viel Neues ge⸗ ehen. 8 48 Beamten durchführen wird, daß er aber nicht in der 2 24 — „. 0 + 4— U bblze 8 1 n ſbed ſchan I Donnerstag, den 29. September 1927 Neue Maunnheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 49 * Die Werkbund⸗Tagung in Mannheim 16. Jahresverſammlung des Deutſchen Werkbundes Eine langgeſtreckte Autoreihe bewegte ſich am geſtrigen Vormittag durch die von goldener Herbſtſonne beſchienenen Straßen unſerer Stadt: die Mitglieder des Deutſchen Werk⸗ bundes lernten die Stadt kennen, die ſie ſich für ihre 16. Jahres⸗ verſammlung als Tagungsort erwählt haben. Dieſe Wahl iſt gewiß auch auf die eifrige Werbetätigkeit für die künſt⸗ leriſche Bedeutung Mannheims zurückzuführen, die die Lei⸗ tung der Mannheimer Kunſthalle entfaltet, und der man für die Gewinnung dieſer außerordentlich anregenden und bedeutſamen Tagung im Interſſe unſerer Stadt dankbar ſein muß. Im Vortragsſaal der Mannheimer Kunſthalle fand geſtern die Mitgliederverſammlung ſtatt, wobei man an Hand der Teilnehmerliſte feſtſtellen konnte, daß außerordentlich be⸗ deutſame Vertreter von Kunſt und Handwerk aus allen Teilen des Reichs zuſammengekommen waren. Und wenn man von 00 Liſte aufſchaute, ſo konnte man markante Künſtlerköpfe ehen. Der Eindruck, den die geſtrige Verſammlung hinterließ, zeigte, daß dieſer Bund in der Tat am Werk iſt, daß er ſich große Ziele geſteckt hat und wie aus der Entſchließung über ſeine großen Pläne für 1932 hervorgeht, vor größten Auf⸗ gaben ſteht. Die Debatten ließen ebenfalls erkennen, daß ſich hier kühne Kräfte regen. die ſpüren, daß ſie die ſtärkſte Macht hinter ſich haben, den es in dieſen Zuſammenhängen gibt: den ernſten Willen zu echter Kunſt. Die Fragen der Stutt⸗ garter Ausſtellung, die in der geſtrigen Abendsaus⸗ gabe an dieſer Stelle ebenfalls erörtert wurden. offenbarten natürlich Gegenſätze, aber ſchon die Perſönlichkeit des erſten Vorſitzenden Dr. Bruckmann, in dem der Werkbund eine nicht alltägliche Perſönlichkeit zum Führer beſitzt, gibt von vornherein die Gewähr für eine ſachliche Behandlung. Für den nächſten Tagungsort wurde München aus⸗ erſehen. Mannheim wird gewiß eine wichtige Etappe auf dem Wege des Werkbundes bedeuten, deſſen Mitglieder über die ihnen in unſerer Stadt zuteil gewordene Gaſefreundechaft boch erfreut waren. Und Mannheim ſelbſt muß ihnen für die reichen Anxegungen dankbar ſein, die dieſe Tagung in die Stadt am Neckar und am Rhein gebracht hat. 1* Die Mitgliederverſammlung Der Vorſitzende Dr. Peter Bruckmann eröffnete die Verſammlung und hieß die Erſchienenen willkommen. In kurzen, markanten Worten ging er auf die Geſchichte des Werkbundes ein, der heute ſein 20jähriges Beſtehen feiert, die durch die große Not des Weltkrieges unterbrochen wurde. Die Arbeiten des verfloſſenen Geſchäftsjahres haben durch⸗ aus im Zeichen der Idee des Werkbundes geſtanden. Die Ausſtellung in Stuttgart hätte weit über die Grenzen Deutſchlands hinaus weiteſtes Intereſſe gefunden. Mit dem, was bisher geleiſtet wurde und was für 1932 geplant, ſei be⸗ reits ſehr vieles erreicht. Der Werkbund wolle freie Bahn für alle, er wolle freie Bahn für die Jugend und überhaupt allen Strebenden ein Helfer und Förderer ſein. Er arbeite im Sinne unſeres Volkes und unſeres Vaterlandes. Nach einem herzlichen Dank an die Stadtverwaltung für die überaus freundliche Aufnahme ſchloß der Redner ſeine mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen. Der Jahresbericht wurde einſtimmig angenommen, ebenſo der Rechnungsbericht. Die Anträge nahmen durch die ausgedehnte Diskuſ⸗ ſton längere Zeit in Anſpruch. Es kam zunächſt der Antrag einiger Stuttgarter Möbelfirmen zur Verleſung, die ſich über eine einſeitige Bevorzugung der Technik durch den Werkbund beklagen, der die Kunſt nur im Zuſammenhange mit jener delten laſſe und der den Bund einer„Kursänderung“ beſchul⸗ igt. In der anſchließenden Diskuſſion ergriff zunächſt ein Redner das Wort zu einer Begründung des Stuttgarter An⸗ trages, auf die nach einigen kurzen Worten eines anderen er Vorſitzende näher einging und erklärte, daß es dem Werk⸗ unde genau ſo ſehr am Herzen liege, die Intereſſen aller Mitglieder zu wahren, aber es handle ſich darum, die Ar⸗ 1 zu fördern, die vor allem gebraucht wird, und da ſtehe Wohnungsnot obenan. Nach der angeregten Debatte über ie Stuttgarter Ausſtellung, in er zum Ausdruck kam, daß Pon einer Kursänderung des Werkbundes keine Rede ſein darne⸗ wurde die Faſſung einer Reſolution, wie ſie der Vor⸗ and feſtgelegt hatte, mit allen gegen 7 Stimmen ange⸗ nommen. 8 di Ein Antrag wandte ſich gegen die Friedhofsbeſtimmungen, letendurch die Schematiſierung der Grabdenkmäler das Künſt⸗ lichſche gefährden. Profeſſor Aſchenbrenner hat ſchließ⸗ ch. die Faſſung einer dieſe Dinge betreffenden Reſo⸗ Der Veſuch Von Karl Demmel Kleinſtadt mit bunten Häuſerreihen und grünen Fenſter⸗ läden. Kleinſtadt mit holpernpflaſtrigem Marktplatz und Kriegerdenkmal und einem liebesbriefverſunkenen Poſtamt. Tuf dem Rathaus dünkt man ſich vom Schreiber bis zu Seiner Mächtigkeit dem Herrn Bürgermeiſter um fünfzig Hundertſtel klüger als andere Bürger in der Kleinſtadt. bä Die Luiſenſtraße.. geht mitten durch das Neſt. Akazien⸗ ſtekene ſtehen links und rechts vor den Häuſern. Die Straße 8* gut bürgerlich aus. Hier wohnt u. a. der Amtsgerichts⸗ ſch und der Gymnaſialdirektor. Dieſe beiden Namen ſind chon Viſitenkarte der Luiſenſtraße. 55 Nummer 11 wohnt Fräulein Luiſe Bangholz, Tochter einzzverſtorbenen Hofjuweliers Bangholz. Sie iſt noch die mehr aus der Verwandtſchaft. Niemals küßte Kein„ein Männermund dieſe ſchmalen, ſpröden Eine Nachtigall im Ficektn. ro Stadtpark wußte um den Liebes⸗ Aber dieſe Sprache verſteht nicht jedes müreräulein Bangholz iſt dann einſam geblieben bei ihrer iſchen Katze und iſt Mitglied des Wohltätigkeitsvereins. — 25 anderes altes Fräulein geht am Spätnachmittag zum zu Fräulein Bangholz. Aechzt die Treppe empor; ein Klingelzug fährt, verroſtet quietſchend, auf und ab. 588 bleibt es ſtill; ſchlürfende Pantoffelſchritte:„Ah gehalt*1 ich dachte ſchon, Sie wären bei Großmanns feſt⸗ D 889 Die Katze ſchmiegt ſich wohlig zwiſchen beide alte das Stübchen ſauber, man könnte vom Fußboden a nich bbigkeit von ehedem ſchläft in den Ecken, und wird Glasſchr wach. Geborgenſein ſchlummert im Uhrkaſten und geblanten gaſſe fch ſich wie ein Kränzlein ſeloſt um die D eetaſſen. 5 kiſſen un iben deide ältlichen Fräuleins auf geſtickten Stubl⸗ D as Geſpräch rollt ſich auf wie der Knäuel Häkel⸗ zDenken Sie nur, Fräulein Bangholz, die Streich⸗ der wieder aufgeſchlagen!“ klingen die Tleinſtadt brennen luſtigen Mädchen die Backen; Der Re, Ohren mancher Bürgersfrau. Fräul aaulator überm Sofa ſchlägt weinerlich die Zeit an. Vafſeeanſangnabolz ſchlürft in dte Küiche und holl den zweifen lution, wie ſie der Vorſtand aufgeſetzt habe, anzunehmen, da ſie bereits die Möglichkeit einer Verbeſſerung in ſich berge. An die lebhaft geführte Diskuſſion ſchloſſen ſich weſent⸗ liche Mitteilungen des Vorſitzenden an, der ſich über die Aus⸗ ſtellungspläne des Werkbunds verbreitete. Er berich⸗ tete, daß die zu dieſem Zwecke vor einem Jahre ins Leben ge⸗ rufene Siebenerkommiſſton mit Berlin wegen einer für das Jahr 1932 geplanten Ausſtellung verhandelt habe. Der deutſche Werkbund und ſeine Siebenerkommiſſion ſei zu der Erkeuntnis gelangt, daß für dieſe Ausſtellung in ihrem gro⸗ ßen Umfange auf der in Berlin für das Jahr 1930 geplanten Bauausſtellung kein Platz, daß ſie aber auch dort in ausrei⸗ chender Weiſe vertreten wäre. Viele ſeiner Mitglieder wür⸗ den bei dieſer Ausſtellung mitarbeiten und der Werkbund er⸗ kläre ſich bereit, bei der Berliner Bauausſtellung eine Gruppe ganz nach ſeinem Willen und nach ſeinen Grundſätzen zu er⸗ ſtellen. Der Werkbund würde in ſtändiger Fühlungnahme mit der Berliner Veranſtaltung bleiben und ſich dort eine Abtei⸗ lung ſichern. Ferner plane er, ſeine Ausſtellung im Jahre 1932 ins Rheinland zu verlegen mit dem Mittel⸗ vunkte Köln. Gerade in Köln würde es möalich ſein, die Ausſtellung ſo zu geſtalten, wie ſie ſein müſſe. Nicht nur Köln wolle man heranziehen, ſondern man wolle verfuchen, auch mit anderen größeren Städten des Rheinlandes wegen Teilausſtellungen in Verbindung zu treten. Frankfurt begehe im Jahre 1932 den 100. Todestag Goethes. Dieſe Veranſtaltung wird eine Schau bringen, die die geiſtige Entwicklung Deutſchlands zeigt. Schließlich feiere der deutſche Werkbund im Jahre 1932 ſein 25fähriges Beſtehen und darum ſolle alles zuſammengefaßt werden, was auf der ganzen Linie bis Köln und Düſſeldorf ſich on Kräften regt. Der Plan ſähe groß aus, würde aßer auf ſein natürliches Maß zurückgedrängt, wenn an der Deviſe„Höchſtleiſtungen“ feſtgehalten würde. Die Zyſammenfaſſung großer, leiſtungs⸗ fähiger Städte, die im Weſten Kulturträger ſeien, gäbe der Veranſtaltung eine große Stoßkraft auch dem Auslande gegen⸗ über. Der Werkbund ſei überzeugt, daß er nur dann ſeinen Gründſätzen treu bleiben könne. wenn er hier zeige, was deutſche Arbeit zu leiſten vermöchte. Die bedeutſame Entſchließung des Werkbundes lau⸗ tet: J. Der Deutſche Werkbund nimmt Kenntnis von den Ber⸗ liner Ausſtellungsplänen der Stadtverwaltung und des Ver⸗ eins Bauausſtellung für 1930 und iſt bereit, ſie durch Mitarbeit zu fördern. 2. Die Werkbund⸗Ausſtellung„Die neue Zeit“ wird für das Jahr der 25jährigen Täͤtigkeit des Werkbundes 1932 feſtgeſetzt. 3. Dieſe Ausſtellung ſoll am Rliein, im weſt⸗ lichen Kraftzentrum Deutſchlands ſtattfinden. Mittelpunkt iſt Köln. 4. Eine innerliche und organiſatoriſche Verbindung mit der Frankfurter Goethe⸗Ausſtellung des gleichen Jahres iſt anzuſtreben. 5. Ferner ſoll verſucht werden, auch etwa im gleichen Jahr ſtattfindende Ausſtelfungen in anderen rheini⸗ ſchen Städten in dieſen Plan einzubeziehen. 6. Der Deutſche Werkbund ſpricht der Reichsregierung ſeinen Dank für er⸗ neute Anerkennung ſeines Ausſtellungsgedankens aus und erwartet von ihr weitere Förderung bei Durchführung. Nach Annahme der Reſolntion erfolgte nach Dankeswor⸗ ten an die Preſſe die Neuwahl des Vorſtandes. Der Ver⸗ ſammlungsleiter ſchloß die außerorzdentlich intereſſant ver⸗ laufene Tagung mit den Worten:„Wir übernehmen mit der Ausſtellung eine große Verantwortung, wir haben ober auch die Gewißheit. daß uns dieſes Ziel eng zuſammenſchließen wird.“ Mit einem Dank an die Verſammlung und die Unter⸗ ſtützung der Preſſe fand die Verſammlung ihr Ende. E Nach der Feſtvorſtellung, über die wir an anderer Stelle berichten, fand ein offizteller Empfang im Schloß mit Abendeſſen ſtatt, in deſſen Verlauf Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer zu einer Anſprache das Wort ergriff, in der er u. a. folgendes ausführte. „Meine Damen und Herren! Im Namen der Stadt Mannheim habe ich die hohe Ehre, die Teilnehmer an der 16. Jahresverſammlung des Deutſchen Werkbundes in dieſen der Stadt für kulturelle Zwecke von der badiſchen Regierung in dankenswerter Weiſe überlaſſenen Sälen unſeres Schloſſes herzlichſt willkommen zu heißen. Die Kurfürſten der Pfalz gehörten nicht zu den kleinen Territorialgewaltigen, welche den Sonnenkönig nachahmend in glänzenden Bauten Taten erträumten oder unwirkliche Macht träumend erlebten; ſie ſpielten vielmehr eine Rolle in der deutſchen und in der Geſchichte; umſo mehr waxen ſie, als ſie in der erſten Hälfte des 18. Jahrhunderts dieſes Schloß bauten, der damals allgemeinen Vorſtellung untertan, daß der Fürſt in prunkvollen Räumen ſeinen Adel um ſich verſammeln und Feſte feiern müſſe. Der Hof⸗ und Weltmann von feinſten Sitten und geiſtreichem geziertem bildung der Perſönlichkeit trat Worte wärmte ſich hier an der fürſtlichen Sonne. Die Aus⸗ zurück hinter die Konvention. ——— Nalionaltheater Mannheim FJeſtvorſtellung:„Die Macht des Schickſals“ Für die Mitglieder des Deutſchen Werkbundes fand geſtern abend eine Feſtvorſtellung ſtatt; eine wohlweisliche Ueberlegung hatte rechtzeitig davon Abſtand nehmen laſſen, für dieſen höchſt repräſentattven Abend Welks„Kreuz⸗ abnahme“ zu wählen; die Werkbundmitglieder hätten einen ſchönen Begriff vom Mannheimer Schillertheater bekommen. So aber konnte man die allgemeine, große Befriedigung feſt⸗ ſtellen, mit der die Tagungsteilnehmer aus der Opern⸗ vorſtellung ſchieden, die ſich von der Premiere des letzten Sonntags durch eine ſtärkere muſikaliſche Bändigung und eine merkliche Vertiefung ihres Geſamteindruckes unterſchied. Die an dieſer Stelle bereits gewürdigten Leiſtungen der Hauptdarſteller Gertrud Bi: dornagel, Hans Bahling und Adolf Loeltgen, die ſich burchweg ihre Partien noch mehr zu eigen gemacht haben, verfehlten ihre entſprechende Wirkung auf die Gäſte nicht. Hinzu kam die hoheitsvolle Wiedergabe des Paters Guardian durch Wilhelm Fenten, der dieſe Rolle zum erſten Male ſang und mit ihr den reichen Schatz ſeiner Partien um ein wertvolles Stück bereichert hat. Dem voll ſtrömenden Baß des Sängers liegt dieſe Art der geſanglichen Diktion beſonders gut und ſo kamen in dem Duett mit Leonore zwei Stimmen zuſammen, die jede in ihrer Art die große Linie der Verdiſchen Geſangsmelobdik packend zum Ausdruck brachte. Beſonders auch in der Schlußſzene trug die Geſtalt von Fentens Prior ſehr viel zur Vertiefung der Wirkung bei. Die ſchöne Leiſtung von Chor und Orcheſter, die Vertreter kleinerer Partien, von denen wir noch Hugo Vofſin und Theo Herrmann aus dem erſten Akt zu nennen haben, hatten ebenfalls einen ſtarken Anteil an dem großen Erfolg der ſtim⸗ mungsvollen Vorſtellung, die außerordentlich beifällig auf⸗ genommen wurde. Am Schluß konnte mit den Haupt⸗ darſtellern auch der muſikaliſche Leiter Erich Orthmann den Dank des Publikums entgegen nehmen. 15 * Pfarrer Künzles Volkskalender für das Jahr 1928. Verlag Otto Walter AG. Konſtanz. Der Kalender iſt ebenfo reichhaltig wie mannigfaltig. Von großem Intereſſe iſt ins⸗ beſondere ein großes Kapitel mit über 170 Rezepten für ge⸗ ſunde und kranke Tage. Pfarrer Künzle iſt ein bekannter Kräuterpfarrer und ſein Kalender ein ausgezeichneter Rat⸗ geber in allen Krankheitsfällen. 2 Sie, meine Damen und Herren des Werkbundes, fordern gerade die Ausbildung und Betätigung der Perſönlichkeit, aber Sie verachten auch nicht die Form und ein Feſt in dieſen zu Feſten beſtimmten Sälen ſteht nicht gegen. Ihren Sinn. Der Werkbund will keine neuen Stile ſchaffen. Er will poſitiv nicht beeinfluſſen. Er hat das oft geſagt. Er will nicht Kunſt ſchaffen, ſondern dem Künſtleriſchen die Wege ebnen. Doch ich ſtocke. Was iſt künſtleriſch? Eine Zeit lang ſchau en kunſtfrohe Menſchen nur mehr auf das Alte; es iſt eine Wonne, daß wir heute auch auf Neues mit Freude blicken dürfen. Künſtleriſch iſt ſchließlich das vom echten Künſtler Geſchaffene, und wohl auch das, was in freier Wiedergabe non einem, inſoweit künſtleriſch Begabten, geboten wird. Der echte Künſtler kann ſich durch ſein Werk allein durchſetzen. Aber doch ſcheint hier eine neue wichtige ſchwere Aufgabe des Werk⸗ bundes gegeben zu ſein. Bei der Ablehnung des Bisherigen, bei dem Suchen nach innerlich gefeſtigtem Schaffen läuft auch der echte Künſtler Gefahr, wenn auch vielleicht nur eine Zeit lang, ſich zu verſteigen, und Nachbeter und Ueberſteigernde mögen für Künſtler gehalten werden, denen wichtige Aufgalſen anvertraut werden dürfen. 8 Wir, in den Städten, haben ſeit langem, ich darf es rvith⸗ mend ſagen, Gutes zu ſchaffen geſucht und auch auf andere eingewirkt. Davon legen unſere Baupflegeämter Zeugnis ab, und ich hoffe, daß Sie auch in Mannheim einiges Werbpolle geſehen haben, wobei man ja nicht überſehen darf, daß man⸗ ches heute wirr und ungeordnet Scheinende ſich doch planvoll zu einem Ganzen ordnen wird. Die große Aufgabe des Werbundes ſehe ich darin auch weiterhin den Geſchmack zu veredeln, dabei auch an die Pflicht zu mahnen, ſelbſt in der Armut Würde zu wahren:„das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.“ Das Ideale darf nicht vergeßen, beſonders nicht in den Werken der Hand, wozu immer ſie beſtimmt ſind. Dehio ſagt:„Es beſtaht nur eine einzige Bedingung, unter welcher Kunſt unmöglich iſt— das iſt das Vorwalten einer Geſinnung, die den Wert der Dinge alle in an ihrer Nützlichkeit mißt.“ 5 Dagegen wollen wir kämpfen. Die Freude darf nicht untergehen. Sie kröne auch das Schaffen des Deutſchen Werk⸗ bundes. Sie ſei der Geiſt dieſes Abends. Der Deutſche Werkbund, Werk und Bund, leben boch! daß Die Bedeutſamkeit der Tagung ging ſchon daraus hervor, a Staatspräſident Trunk eigens zu dem Empfang aus Karlsruhe herübergekommen war und im Namen der badiſchen Regierung die Gäſte aufs herzlichſte in Badens größter Stadt begrüßte. Er bedauerte durch dringende Staatsgeſchäfte ſelbſt an dem Beſuch der Vor⸗ träge verhindert zu ſein, umſo mehr, verſicherte er. als die Regierung in Baden den Beſtrebungen des Werkbundes ein Höchſtmaß von Wohlwollen entgegenbringe in ſeinem Be⸗ 375755 das werktätige Geſtalten auf die Höhe der Kunſt zu führen. Auf dieſe mit Beifall aufgenommenen Begrüßungsworte dankte der 1. Vorſitzende Dr. Bruckmann in einer tempera⸗ mentvollen Rede, die an vielen Stellen zu lebhafter Zuſtim⸗ mung Anlaß bot. In herzlichen Worten brachte er den Dank des Werkbundes der Stadt Mannheim dar, deren kulturelle und künſtleriſche Leiſtungen der Redner aus beſter Kenntnis in kluger Art würdigte. Er kam dann auf manche Fragen des Werkbunds, wie über das Verhältnis zum Ausland zu ſprechen, wobei er das Bekenntnis zum Deutſchtum in den Vordergrund rückte. Eine geſunde Entwicklung darf aber auch den Blick nach keiner Seite verſchließen. Die Worte des Redners, hinter denen ein ſpürbarer Wille zu Taten ſtand, gipfelten in einem Appell an die Begeiſterungsfähigkeit für die großen Aufgaben des Werkbundes. Der außerordentlich ſtimmungsvolle Abend hielt die Teil⸗ nehmer noch lange beiſammen. Und während man da und dort Geſpräche über Jugendſtil oder van der Velde oder das neue Buch von Taut hören konnte, vermiſcht mit gutem Pfäl⸗ zer Wein, hatte ſich im Empfangsſaal eine ausgezeichnete Tanzkapelle etabliert, der denn auch die Verkbündler mit größter Ausdauer Folge leiſteten. Der Abend war in jeder Art gelungen und hat den Gäſten gewiß eine ſchöne Er⸗ innerung an unſere Stadt mitgegeben. k. * Die Reichsbahn ſorgt, für gute Heizung. Die Verwal⸗ tung der Reichsbahn hat Vorſorge getroffen, um eine ein⸗ wandfreie Heizung der Züge ſicherzuſtellen. Ab⸗ weichend von den bisher geltenden Vorſchriften ſollen im kommenden Winter die Abteile auf eine Wärme von 15—18 5 gebracht werden. Das Ueberheizen, d. h. eine Temperatur von mehr als 20, wird unbedingt vermieden werden. Ferner iſt vorgeſehen, die Heizvorrichtung bis zum 31. Mai zu be⸗ laſſen, damit die Züge bei niedriger Außenwärme auch noch in den Uebergangsmonaten geheizt werden können. Sämt⸗ liche Dienſtſtellen ſind auf die ſorgfältigſte Regelung der Stell⸗ und Droſſelventile ſowie auf die Einſtellung der Heiz⸗ keſſelwagen beſonders hingewieſen worden. RDV. Theater und Muſik „SHeſſiſches Landestheater. Ein ſelten aufgeführtes Werk, die komiſche Oper„Die vier Grobiane“ von Ermanno Wolf⸗Ferrart erlebte am Heff. Landestheater in Darm⸗ ſtadt ſeine Erſtaufführung. Dieſe Schöpfung iſt in ihrem muſikaliſchen Teil ſehr bemerkenswert, weil ſie ein Verſuch iſt, den Stil der alten Buffo⸗Oper zu erneuern; ſie enthält auch böchſt beachtliche Anſätze dazu. Neben Partien von ſtark ur⸗ ſprünglicher Erfindungskraft erweiſt ſich Wolf⸗Ferraris Kunſt als ein Eklektizismus, der Anleihen bei der deutſchen und bei der italieniſchen Muſik macht. Stammt der Künſtler doch von einem deutſchen Maler aus Weinheim an der Berz⸗ ſtraße und einer Italienerin ab. Bei der Darmſtädter Wie⸗ dergabe des Werkes waren Orcheſter und Darſteller ganz aus⸗ gezeichnet. Den Haupterfolg trugen wohl davon die an luſti⸗ gen Einfällen reiche Regie von Hans Esdras Mutz en⸗ becher und die an grotesken Erfindungen reiche Bühnen⸗ ausſtattung von Lothar Schenck von Trapp. Ein zahlreiches Publikum, unter dem ſich viele auswärtige Theaterleiter be⸗ fanden, gab ſich freudig dem Genuſſe dieſer Aufführung hin, die ein vortreffliches Zeugnis moderner Bühnenkunſt war. E. B. Puppenſpieler⸗Tagung in Magdeburg. In Magdeburg fand am 24. und 25. September eine Tagung von Puppen⸗ ſpielern und Puppenſpielfreunden ſtatt, die ſtark beſucht war. Der„Kulturverband zur Förderung des Puppentheaters, . ͤv ile 7 —* lich ſtattfinden ſoll. Erſchienen waren u. a. Prof. Dr. Arthur Kollmann, Leipzig der Neſtor der deutſchen Puppenſpiel⸗ wuüurden viele Fachfragen erörtert. bärden. An dieſem Gebaren hatte leider auch der junge Franz Liſzt ſeinen Teil; klappern gehöre nun einmal zum Handwerk des reiſenden — dem Hausvater und der Hausmutter die erwachſenen Mädchen Jeir Mendelsſohn und ſein Paulus Man wirkte um 1840 auf das Publikum durch Seiltänzereien 4. Seite. Nr. 449 Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Donnerstag, den 29. September 1927 Städtiſche Nachrichten Michaeli Wer weiß heute noch etwas von Michaeli? Früher war Michaeli ober, wie die Vauern ſagten,„Michäle“ der Zieh⸗ tag. Da wanderten die Dienſtboten. Im roten Schnupftuch trug der Knecht einen Teil ſeiner Habſeligkeiten davon. Viel hatte er damals nicht. Das übrige führte ihm ein gelegentlich an ſeiner neuen Arbeitsſtätte vorüberkommendes Fuhrwerk zu. Und das arme Dirndl, das ſein Herz an einen Burſchen im Dorf verloren hatte, weinte bittere Abſchiedstränen, weil es aus dem„Orte“ mußte. Ja, alte Geſichter gingen, neue kamen, freilich wechſelten die Dienſtboten damals nicht ſo häufig wie beute; ſie dienten lange bei ihrer Herrſchaft. Heute wechſeln viele ihre Dienſtſtellen raſcher als das Wetter ſein Geſicht. Die alten„Ziele“ ſind verſchwunden, alles iſt hübſch gleich gemacht auf das Kalendervierteljahr, da„ziehen“ die feingeputzten Hausdamen in ſeidenen Strümpfen und Kleidern Aund im modernen Hut, die Autodrotſchke bringt ſie von einer Herrſchaft zur andern. Zwar nicht in allen Landen war Michaeli früher Wander⸗ tag, aber doch weitaus in den meiſten. Warum galt gerade dieſer Tag als Termin, an dem Zahlungen geleiſtet, Verträge abgeſchloſſen oder erneuert, Dienſtboten gemietet oder ent⸗ laſſen wurden? Weit zurück in die Welt des Glaubens bei Verſchiedenen Völkern reicht auch der Urſprung des Erzengels Michaels, der„gleich dem Höchſten“ mit flammendem Schwert als unbeſiegbarer Wächter an den Pforten des ewigen Zion Wache hält. Und als in den germaniſchen Landen das Zeichen des Kreuzes aufgerichtet ward, wählte man den heiligen Michael als Schutzherru der Kirche. Verſchwinden mußten die alten heidniſchen Feſte, darunter auch das alt⸗ germaniſche Herbſtdankesfeſt zur Zeit der Herbſt⸗ ſonnengleiche, bei dem man dem alten Siegvater Wodan Opfer Prachte; aber man übertrug die Symbole auf den ſtreitbaren chriſtlichen Helden, den Erzengel Michael, und die Kirche lei⸗ tete das heidniſche Feſt ſamt ſeinen Bräuchen in den Schoß des Chriſtentums. Auf dem Konzil zu Mainz 813 ward der 29. September zum Feſttag dieſes Heiligen beſtimmt, und ſo ind alle die feſtlichen Veranſtaltungen heidniſcher Prieſter, die weltlichen Gerichtstage der Könige, Fürſten und Richter, die urſprünglich in die Zeit des heidniſchen Herbſt⸗ oder Erntefeſtes gelegt waren, auf das Michaelisfeſt übertragen worden, auch die Zieh⸗ oder Wandertage des Dienſtperſonals. Erſt das bürgerliche Geſetzbuch brachte 1900 die Aufhebung aller altüberkommenenen Termine mit der Feſtſetzung des erſten Tags im Kalendervierteljahr. An Michaeli mußte der lehenspflichtige Bauer da und dort die„Abgaben“ an die Herrſchaft abliefern. Dazu ge⸗ hörten auch die Michaelishühner, die meiſt eine Ver⸗ gütung für den Weidegang der Viehherden darſtellten und in anderen Gegenden als Rauchhühner bekannt waren, da ſie von jeder Herdſtelle, die in Benützung ſtand, abgelieſert werden mußten. Somit ſtellt das Rauchhuhn eine Abgabe jedes enzelnen ſelbſtändigen Haushalts dar. Ueber die kahlen Stoppeln fegt ſchon der kühle Herbſtwind, die Blätter be⸗ ginnen, gelb zu werden, der Altweiberſommer fliegt übers Land. Schon lange iſt der Bauer tätig, die Saat unter⸗ zupflügen und zu eggen; bald wird's vorbei ſein; denn die alten Bauernſprichwörter behalten immer recht, und eins heißt: Faſtnacht wird der Pflug aus dem Stall gezogen, Michaelis kommt er wieder in den Stall. Iſt auch der Spruch nicht wörtlich zu nehmen, ſo zeigt er doch die Zeit an, in der allmählich die Tätigkeit des Bauern nachlaſſen muß. Vielleicht trifft auch hier ein Sprich⸗ wort der Bauern den Nagel auf den Kopf, das lautet: Acht Tage vor und acht Tage nach Michaeli geſchieht die beſte Winterſaat. „Michel, ſteck's Licht an, 's Gſinde will ſpinnen gahn!“ Wer denkt heute noch ans Spinnen? Früher ſaßen mit und die Mägde um des„Lichts geſell'ge Flamme“. Noch leuch⸗ tete das Talglicht ſpärlich zu jeder Arbeit, wenn nicht gar der Lichtſpan aus dem harzigen Kienholz in der Mauerritze ſteckte und notdürftig zu den Hantierungen die geräumige Stube er⸗ hellte. Da mußte denn der Michel ſchon einen ſchönen Span ſuchen und in Brand ſetzen. Gewiß, etwas myſtiſch geſtaltete ſich das ganze Bild bei einem ſolch ſeltſam flackernden Be⸗ leuchtungsapparat, aber wohl auch ziemlich rauchig; ſelbſt ſpäter, als das einſame Oellämpchen, geſpeiſt mit dem un⸗ gereinigten ſchwach leuchtenden Rüböl, den Kienſpan ablöſte, ward's nicht viel beſſer. Es bildete ſich ein Rauch, der Ge⸗ ſunde und Kranke beläſtigte. Wie ſagt der alemanniſche Dich⸗ ter Johannes Peter Hebel: Dem Aetti(Großvater) ſetzt der Oeldampf zue, mer könnte's Ampeli uſe tue und d' Läden uf. Bei den Handwerkern wurde im September des Abends ſo lange gearbeitet, bis die Dunkelheit dies von ſelbſt verbot. Ein Licht anſtecken? Das duldete die Obrigkeit ohne ihre aus⸗ drückliche Genehmigung nicht; ſie erteilte dieſe Freiheit ge⸗ wößhnlich auf den Tag Michaeli. Dieſer Tag ward darum Lewzig“ hat damit die erſte deutſche Puppenſpielerverſamm⸗ lung überhaupt in die Wege geleitet, die von jetzt an alljähr⸗ forſchung; Ivo Puhonny, Karlsruhe; Wilhelm Löwenhaupt, Offenburg u. a. In Kaver Schichtls Marionettentheater fand eine gut gelungene Feſtvorſtellung ſtatt, der Dr. Alfred Lehmann, Leipzig, einen Vortrag über„Begriff und Aufgabe des Puppenſpiels“ vorausſchickte. Dann ſprach Joſeph Bück, Leipzig über geſchäftliche Ziele. Die Abteilung Puppentheater der Magdeburger Theater⸗Ausſtellung wurde eingehend be⸗ ſichtigt, woran ſich eine Handpuppenvorſtellung in dem Handpuppentheater der Ausſtellung unter Leitung von G. A. Stemmle anſchloß. In anregender Unterhaltung Als nächſter Tagungsort iſt Baden⸗Baden vorgeſehen. 8 Zir bevorſtehenden Aufführung in der Volksſing⸗ Akademie I. Wer kennt heute noch die Klavierfurienperiode? und Hanswurſteleien aller Art: durch Oktavendonner, weite Spannungen, waghalſige Sprünge, Wüten und Toben, ſchein⸗ bares„In Ohnmacht fallen“, dann wieder durch Verſchie⸗ bungsgefühle, durch ſäuſelnde, klangloſe Pianiſſimi. Immer jedoch durch auffallende Aeußerlichkeiten und lächerliche Ge⸗ derſelbe Liſzt, der im Privatzimmer unter Muſikern ohne alle Faren ſpielte, der Bach wie Beet⸗ hoven als wahrer Künſtler zelebrieren konnte! Aber er meinte, Virtuoſen, und verfuhr nach dieſer altbekannten Maxime. Der „chromatiſche Galopp“ des jungen Liſzt iſt verſunken und pergeſſen, der Klavierpost geblieben. Es gab auch noch„Effekt⸗ fünder beſſerer Art“, und Robert Schumann ſagte zu ſeiner Braut Klara Wieck einmal:„Nur nicht zu ſchnell, liebe Klaxra.“ Da erſchien nun der feurige, überaus fein und ſinnig fühlende Felir Mendelsſohn als„idealer Klaviervir⸗ tuoſe“. Er wagte es, mit einer ſich auf den ſchönſten Anſchlag auch mit einem beſonderen Abendeſſen gefeiert, wozu die bei“— aber eben nur als Zugaben der guten Muſik— auch ſtützenden Technik, Meiſterwerke von Bach und Händel, Haydn, 2 * + 7 Meiſterin die hungrigen Mäuler mit einem guten Braten ver⸗ ſorgte. Der„Lichtbraten“ ward dieſe Mahlzeit genannt, der Geſellen und Lehrlinge tüchtig zuſprachen. Vom kommen⸗ den Tag durfte denn auch zur Arbeit das Licht angeſteckt und dabei gearbeitet werden. In der katholiſchen Kirche iſt der Michaelistag dem Erz⸗ engel Michael geweiht. Wie in Franken und Schwaben zum Wiedererſcheinen des Sonnenlichts am Frühlingsanfang feu⸗ rige Räder von den Bergen ins Tal gerollt wurden, ſo üben die Burſchen an der Moſel dieſen Brauch am Vorabend des Ehrenfeſtes des Erzengels Michaels, des Drachentöters. Es iſt dies ein altes Ueberbleibſel aus den germaniſchen Ernte⸗ feſten, in der den Göttern Opferfeuer als Dank für den reichen Segen entzündet wurden. Zugleich ſtreute man die heilige Aſche auf die Saaten, wohl wiſſend, daß darin ein geheiligter Segen die Fluren befruchte und ſie vor Schaden bewahre. Wie damals, ſo freut es den Bauer auch heute, wenn er die Winter⸗ 15 gut einbringt, wie aus dem alten Wetterſpruch erſicht⸗ ich iſt: Wenn Michael das Wetter gut, Steckt der Schäfer eine goldene Feder an den Hut. Winterſaat am ſchönen Michel ausgeſtreut, Den Bauer mit reicher Ernte erfreut. * Autoverkehr. Was der Einſender in Nr. 446 über„An⸗ und Abfahrt am Nationaltheater“ beanſtandet, iſt mir, ſo wird uns von einem Leſer unſeres Blatteß geſchrieben, am Sonn⸗ tag auch am Apollotheater paſſtert. Mein Auto durfte am Hauptportal nicht vorfahren. Bei Schluß der Vorſtellung zwang die Polizei den Chauffeur, mit dem Auto in einer Sei⸗ tenſtraße zu halten, wo ich es erſt nach zehn Minuten fand. Derartige Zuſtände ſind unhaltbar. Die Polizei möge ſich einmal in Berlin, Paris oder Mailand die Wagenanfahrt an⸗ ſehen, die dort in gleich engen Verhältniſſen und trotz ſtarken Fußgängerverkehrs möglich iſt. An dieſen Plätzen iſt der Bürgerſteig links und rechts vom Hauptportal des Theaters etwa 30 Meter mit Ketten gegen die Straße abgeſperrt, ſodaß die Fußgänger nicht in vorfahrende Autos laufen können. * Der Himmelsſchreiber hat uns geſtern nachmittag wie⸗ der beſucht. Das völlig wolkenloſe Firmament geſtattete, daß das Flugzeug wie das letztemal das Wort„Perſil“ in kilometerlangen Buchſtaben auf den blauen Hintergrund „rauchte“. Vorher erſchien wieder das Fragezeichen. Das himmliſche Schauſpiel fand wieder viel Beachtung. * Sturz vom Balkon. Geſtern vormittag ſtürzte ein zwei jähriger Junge beim Spiele vom Balkon des Hauſes Lange Rötterſtraße 108 vom zweiten Stock in den Hof. Der herbei⸗ gerufene Arzt ſtellte innere Verletzungen feſt. Durch den Sturz hatte ſich, der Kleine auch die Zähne ziemlich beſchädigt. Nobel Weißlich grau, dick und undurchſichtig liegt die Luft in und über den Straßen. Geſpenſtig zucken die Lichter der Straßen⸗ laternen auf, weite grellzerriſſene Streifen in die weite Un⸗ endlichkeit werfend. Vorſichtig geht man in die Ungewißheit. Man ſcheint die Richtung und Orientierung verloren zu haben. Bei jedem auftauchenden Schatten ſtockt man unwill⸗ kürlich. Der weiße, graue Nebel macht unſicher, drückend legt er ſich auf das Gemüt. Obwohl man den Weg genau kennt, taucht doch immer wieder etwas neues auf: In unheimlicher Größe nähert ſich ein Schatten, es iſt aber nur ein Laternen⸗ pfahl, der im Nebel ſo unheimlich groß verzerrt wirkt. Die Linie iſt nicht mehr klar umriſſen, ſie ſcheint ins Unendliche zu zerfließen. Ebenſo plötzlich taucht die Geſtalt eines Menſchen auf; auch hier hat der Nebel ein Trugbild geſchaffen. Sein Kommen war nicht zu hören. Langſam wird es heller, aber durchſichtiger wird der Nebel nicht, im Gegenteil, er macht noch unſicherer, da jetzt auch die Schatten der Häuſer in den Weg fallen und ver⸗ ſchiedene Lichter dͤer Häuſer aufzucken. Schwer nud dick liegt er auch über dem Neckar. Beim Näherkommen ſind nur die verſchwommenen Umriſſe der Brücke zu ſehen. Von hier aus weit ausgedehnt, eine weiße Fläche, die keinen Streifen Waſſer freigibt. Es ſieht aus wie ein großes, unendliches Hochwaſſer, das nirgends beginnt und nirgends aufhört. Nur dicht am Ufer bei der Brücke taucht für kurze Zeit der Maſt eines Fiſcherbootes auf. Man ſieht davon allerdings nur ein Stück. Der Anfang und die Spitze verſchwinden im Nebel. Das Zwiſchenſtück hängt gewiſſermaßen loſe und unzuſammen⸗ hängend mit dem Boote ſelbſt, das man darunter nur ver⸗ muten kann, in der Luft. Der Nebel wird dünner und dünner, die Sicht weiter. Schon öffnen ſich die weiten Straßenſchluchten, die kurz vor⸗ her noch drohend dem Fußgänger entgegenwuchſen. Allmählich verliert die graue Maſſe an Dichtheit. Man gewinnt lang⸗ ſam Ueber⸗ und Weitblick. Der aufſteigende Tag drückt ſich durch. Zerriſſenen Fetzen gleich verſchwindet der Nebel, um einem herrlichen Tag Platz zu machen. Sehr oft iſt die Folge aber auch ein langſam einſetzender Regen, der anhält und das trübe Bild nicht mehr verſchwinden läßt. Der Nebel ſtimmt traurig und legt ſich drückend, einem Alp gleich, auf das menſchliche Gemüt. Er hat etwas unheimlich Ungewiſſes, das immer wieder von neuem gefangen nimmt. ũ⸗ * Der Exiſtenzkampf der Maßſchneiderei. Von der hieſi⸗ gen Schneiderzwangsinnung wird uns geſchrieben: Das große Publikum iſt über die Lage im Maßſchneidergewerbe wenig unterrichtet, denn ſonſt dürfte man nicht immer und immer wieder die Klage hören, die Schneider ſeien zu teuer. Die Teuerung wird zugegeben. Aber ſie iſt allgemein und keineswegs durch die Schneidereibetriebe mit verſchuldet. Von den Oberſtoffen angefangen, ſind alle Zutaten uſw., die zur Anfertigung eines Maßkleidungsſtückes gebraucht werden, immer noch 150 bis 200 Prozent teurer einzukaufen als zu Friedenszeiten vor 1914. Auch die Arbeitslöhne ſind durch die Einführung des Reichstarifes um das Doppelte geſtiegen. Zur Anfertigung eines Maßanzuges gebraucht man je nach Ausführung 50 bis 70 Arbeitsſtunden, was auch bei der Preisſtellung ins Gewicht fällt. Trotz aller Kämpfe, Sorgen und Nöte ſowie Widerwärtigkeiten der Zeit hat ſich das Maß⸗ ſchneidergewerbe nicht unterkriegen laſſen. Es hat den Glauben an ſeine kulturelle Notwendigkeit, den Glauben an ſich ſelbſt nicht verloren. Aber leicht iſt der Kampf heute insbeſondere gegen die Induſtriealiſierung der Mode— in früheren Zeiten etwas gänzlich Unbekanntes— für das Maß⸗ ſchneidergewerbe nicht. Doch ſind die Maßſchneider beſtrebt, die Beſchaffung von Maßkleidungsſtücken durch äußerſtes Entgegenkommen zu ermöglichen. Darum immer wieder: Maßarbeit iſt doch das Beſte! In der vorliegenden Ausgabe ſind Maßſchneidergeſchäfte, vom größten bis zum kleinſten Geſchäft, aufgezählt, die um baldige Auftragsertei⸗ lung bei der Zuſicherung der ſorgfältigſten und entgegen⸗ kommendſten Bedienung bitten.“ * Es wird kälter. Der dichte Nebel, der heute früh über der Stadt lagerte, hat die Temperatur noch mehr herunter⸗ gedrückt. Das Minimum betrug in der vergangenen Nacht 5,7(7) Grad C. Heute früh um halb 8 Uhr zeigte das Thermo⸗ meter 6,4(7,4) Grad C. an. Die Höchſttemperatur wurde geſtern mit 15,9(16,1) Grad C. erreicht. * In die Hand gebiſſen. Geſtern nachmittag wurde im Luiſenpark ein Junge von ungefähr 5 Jahren von einem ſchwarzen Spitzhunde ſo ſtark in die Hand gebiſſen, daß die Hand blutüberſtrömt war. Das Kind mußte ſofort zum Arzt gebracht werden. Wie Zeugen behaupten, ſoll der Kleine mit einem Stock den Hund geneckt haben. Es konnte nicht feſt⸗ geſtellt werden, wem der Hund gehört. Immerhin ſollten die Hunde da, wo Kinder ſpielen, nicht herrenlos herumlaufen. * Brand in einer Nähmaſchinenhandlung. Infolge Fahr⸗ läſſigkeit geriet geſtern vormittag in H 3, 2 die Verpackung mehrerer Nähmaſchinen, die am Kamin aufgeſtapelt waren, in Brand. Das Feuer wurde durch die um 10.25 Uhr alarmierte Berufsfeuerwehr gelöſcht. Der Schaden beträgt etwa 600 l. * Beſeitigung eines neugeborenen Kindes. Aus Mün⸗ chen wird uns gemeldet: Eine 18 Jahre alte Haustochter von Mannheim kam am 15. September mit ihrem 21 Jahre alten Geliebten nach München und hier in der Nacht zum 21. September ein Kind. Nach Einlieferung in die Frauenklinik geſtand die jugendliche Mutter nach eindring⸗ licher Vernehmung, daß ſie in einer Wohnung heimlich ent⸗ bunden habe. Das Kind, ein Mädchen, habe bei der Geburt gelebt, ſei aber ſpäter geſtorben. Sie habe dann ihren lin⸗ zwiſchen feſtgenommenen) Geliebten gebeten, die Leiche zu be⸗ ſeitigen. Dieſer habe das Kind in Papier gewickelt, zum Brunnenhaus in den Engliſchen Garten gebracht und es dort in den Schwabinger Bach geworfen. Eine Nachſuchung war bisher ergebnislos. Das junge Mädchen befindet ſich noch in der Frauenklinik. * Die Sterblichkeit der deutſchen Großſtädte iſt nach dem Tiefſtand der 35. Woche wieder etwas in der Woche vom 28. Auguſt bis 3. Septbr. geſtiegen, auf 1000 Ortsanſäſſige im Jahr von 8,5 auf 8,7, in ganz Berlin 9,2, Neu⸗Berlin 9,4, Dortmund 9,2, Duisburg 9,8, Bochum 8,9, Gelſenkirchen 7,8, Krefeld 7,1, Münſter i. W. 9,4, Buer 12,5, Bremen 7,9, Königs⸗ berg i. Pr. 11,8, Lübeck 7,2, Breslau 10,3, Gleiwitz 10,3, Han⸗ nover 9,0, Halle 9,8, Kaſſel 6,0, Braunſchweig 11,8, Plauen i. V. 9,2, Frankfurt a. M. 7,5, Mannheim 73, Karlsruhe 7,7, Wiesbaden 16,3, Mainz 12,2, Ludwigshafen 9,0, Nürn⸗ berg 9,5, Augsburg 14,0. Sie fiel in Alt⸗Berlin auf 9,1, Köln 7,8, Eſſen 8,2, Düſſeldorf 8,5, Barmen 6,1, Elberfeld 6,4, Aachen 6,0, Mülheim a. d. R. 7,3, Hamburg 6,1, München⸗ Gladbach 7,2, Oberhauſen 8,2, Hamburg 7,2, Stettin 73, Kiel 8,7, Altona 10,6, Hindenburg 9,8, Magdeburg 7,7, Erfurt 7,9, Leipzig 8,6, Dresden 8,1, Chemnitz 7,3, München 96, Stutt⸗ gart 8,1, Saarbrücken 5,8. Mozart und Beethoven mit einer bis dahin unerhörten Ein⸗ fachheit, Anmut und Pietät öffentlich vorzutragen. Er mag, wie er einmal ſelbſt geſagt haben ſoll, ein Engros⸗Spieler geweſen ſein, jedenfalls gab er ein gutes Beiſpiel allen, die „in ähnlicher Weiſe wieder gute Muſik machten und nur in ihrem Dienſt ihre virtuoſe Ausbildung zur Geltung brachten.“ So zu leſen bei Friedrich Wieck(„Klavier und Geſang“. 3. Auflage 1878. Seite 151/152). Man will auch heute wieder gute Muſik„ohne Exzeſſe und Charlatanerie“ hören,„neben⸗ Virtuoſität„der beſſeren Art“. In Mendelsſohns Klavierſpiel offenbarte ſich der Anfang einer Renaiſſance der Klavier⸗ muſik. Er iſt kein Romantiker, ſein Ziel war wohl die Ver⸗ bindung alten Sinnes mit neuen Mitteln. Seiner ſelbſt noch unbewußt, ſpielte er ſchon mit 16 Jahren in dieſer, ſeiner ureigenſten Weiſe. Der Frankfurter„Caecilien⸗ verein“ ſtand 1825 in friſcher Jugendblüte. An einem Uebungs⸗ abend war der junge Felix Mendelsſohn zugegen. Auf einer Ferienreiſe begriffen, wurde er aufgefordert, dort„etwas“ zu ſpielen. Man hatte Chöre aus Händels„Judas Macca⸗ baeus“ geſungen. Das wurde nun„etwas“: der junge Felix ergriff Händels Motive und erging ſich in freien Fantaſien. Ferdinand Hiller, ſelbſt ein bedeutender Pianiſt, berichtet uns davon:„Ich weiß nicht, was mehr zu bewundern war, die kontrapunktiſche Gewandtheit, der Fluß, die Ruhe, in welcher die Klangwogen dahinſtrömten, oder das Feuer, der Ausdruck und die außerordentliche Technik, die ſein Klavierſpiel charak⸗ teriſierten. Er muß um jene Zeit ſich ſehr in Händel ver⸗ tieft haben, denn die Figuren, in denen er ſich bewegte, waren durchaus händeliſch, die Kraft und Deutlichkeit ſeiner Gänge in Terzen, Serten, Oktaven wahrhaft großartig— und doch ging dies alles rein aus dem Stoffe hervor, ohne Anſpruch auf Virtuoſität, alles Muſik. echte, lebendige, organiſche Muſik. Hinreißend war es“(Ferdinand Hiller: Felix Mendels⸗ ſohn. Köln, 1878. Seite.) Die mächtige„orcheſtrale“ Weiſe dieſes Klavierſpiels müſſen wir uns gegenwärtig halten. Mit 17 Jahren ſchrieb Felin Mendelsſohn dann ſeine Ounerture zum„Sommer⸗ nachtstraum“. Sie hat romantiſche Anklänge, Anklänge an Webers damals funkelnagelneuen„Oberon“. Aber auch hier Renaiſſance: die neue„Konzertnuverture“ entſtand! Und dann der große Wurf des jungen Mannes, ein ganz neues Ora⸗ Kunſt und Wiſſenſchaft 1e1 Ein umfangreiches Wörterbuch. Es ſind jetzt 53 Jahre vergangen, ſeit der inzwiſchen verſtorbene Sir James Murray ſein„Neues Engliſches Wörterbuch“ in Angriff nahm, das jetzt ſeiner Vollendung entgegengeht. Von der in einem ſolchen Werke ſteckenden Arbeit machen ſich wohl nur die we⸗ nigſten Menſchen eine richtige Vorſtellung. Dr. Murray, der von zahlreichen über das ganze Land zerſtreuten Mitarbeitern unterſtützt wurde, hatte nicht weniger als 5 Millionen Zitate geſammelt, ehe die eigentliche Arbeit, die Abfaſſung des Tex⸗ tes, überhaupt beginnen konnte. Dieſe Mitarbeiter Dr. Murray's hatten ſämtliche engliſchen Bücher zu leſen, die vor dem Jahre 1600 gedruckt ſind, und dazu eine ungeheure An⸗ zahl ſpäter herausgegebener Bücher. Mit welcher Gründlich⸗ keit gearbeitet wurde, davon gibt vielleicht die Tatſache 2 Vorſtellung, daß das eine Wort„put“ nicht weniger als 5 Spalten an Hinweiſungen und Erklärungen in Anſpruch nimmt. Auf das Wort„point“ kommen 21 Spalten. Von den Mitarbeitern, die beim Beginn der Arbeiten an dem Werbbe⸗ teiligt waren, leben heute nur noch zwei. * Zum Hindenburg⸗Heft der„Woche“. Seit langen, lan⸗ den Jahren nicht hat ſo viel gemeinſames deutſches Denken und Fühlen ſich einem Manne zugeneigt— einem Manne, der als Fels in der Brandung der Ereigniſſe ſich treu Volke bewährte— als jetzt, wo unſer Reichspräſident au 80 Jahre eines arbeitsreichen, ſeinem Vaterlande gewißmeie Lebens zurückſchaut. Welcher Deutſche möchte ihm jetzt nich einmal ins Auge ſchauen dürfen, um ſich dort ein Teuß jener Kraft zu holen, die aus der Pflichttreue kommt.„ 5 Woche“ iſt mit ihrem beſonders ausgeſtatteten Heft 40 dieſe Wunſche der allerweiteſten Kreiſe unſeres Volkes entgegeng. kommen. Sie hat ein für das heutige Geſchlecht wie für 80 und Kindeskinder gleich wertvolles Spiegelbild des Leben und Wirkens unſeres Hindenburg geſchaffen. 5 m „Gottesfreude“, Kalender auf Jahr 1928. Auftrage der Evang. Diakoniſſenanſtalt Karlsruhe beraen gegeben von F. Kayſer. Der Kalender erſcheint zum ers 15 Male. Viele fleißige Hände haben ſich geregt, ihn auf ſeine torium: Paulus.—5 zu geſtalten. Seine rei erſtmaligem Wege auszuſtatten und zu einem che Fülle bringt jedem etwas. Freudenbringer 4 Donnerstag, den 29. September 1927 Neue Mannheimer Zeltung(Mittag⸗Ausgabe) g. Sette. Nr. 449 Verſammiung der Grund⸗ und Hausbeſitzer Der Vorſitzende, Landtagsabg. von A u, begrüßte geſtern abend im Friedrichspark die ſehr zahlreich erſchienenen Mit⸗ glieder und ſprach den Wunſch aus, daß alle derartigen Ver⸗ ſammlungen ſo ſtark beſucht wären, damit man ſehen könne, wie„ſtark der Hausbeſitz ſich wehre. Darauf ergriff .⸗A. Dr. Weingart das Wort zu ſeinem Referat über die Aufwertungsfragen. Am 9. Juli ſei eine Novelle erſchienen, die die Angelegenheit zu regeln verſuche. Man wäre von dem Gedanken ausgegangen, daß alle Hypotheken erſt dann zu bezahlen ſeien, wenn die Hypothek auf Goldmark neu eingetragen ſei. Ein Gericht habe ſo, das andere anders ent⸗ ſchieden, bis nun das Geſetz entſchieden habe, daß ſämtliche Hypo⸗ theken, die wieder aufleben, v. 1. April an zu verzinſen ſeien. Wer ſchon Zinſen bezahlt habe, erhält die e nicht zurück, auch wer nur unter Vorbehalt hezahlt habe. Dieſe Leute würden alſo für ihre Coulanz noch beſtraft. Wer Jinſen nachzuzahlen hätte aus der Zeit vom 1. April 1926, habe die Hälfte am 1. Oktober 1927 und die andere Hälfte am 1. Januar 1028 zu entrichten. Er bekommt alſo eine Friſt von zwei Viertel⸗ jahren. Dieſe Beſtimmungen würden auch auf die Grund⸗ ſchulden zutreffen. Die Aufwertungsſumme könne auch als Grundſchuld eingetragen werden. Wer alſo bie 25 Proz. nicht bezahlen könne, dem wäre die Möglichkeit dieſer Regelung gegeben, wenn der Gläubiger auf eine perſönliche Forderung verzichte. In dieſem Falle hafte nur das Haus und nicht der Hausbeſitzer mit ſeinem perſönlichen Bermögen. Mehrere einander folgende Hypotheken könnten vereinigt werden. In 8 15 ſei beſtimmt, daß der Kaufſchilling auf mehr als 100 Proz. erhöht werden könne, wenn der Verkauf im Jahre 1921 erfolgt ſei. Aber nur dann, wenn dies zur Vermeidung einer groben Unbilligkeit erforderlich wäre. Der§ 16 gründe ſich auf den gleichen Paragraphen des alten Aufwertungsgeſetzes. Wer ſeine Forderung noch nicht angemeldet habe, könne dies noch bis zum 30. September, alſo bis zum Freitag, nachholen. Auch Vergleiche, die unter den Geſichtspunkten des alten Geſetzes Benalfer worden wären, fielen unter die neuen Abmachungen. enn jemand eine höhere Aufwertung verlange, ſo müſſe er dieſe Forderung ebenfalls bis zum Freitag geltend machen. Man könne zuſammenfaſſend ſagen, daß einzelne Beſtim⸗ mungen zu Gunſten der Hausbeſitzer getroffen ſeien. Aber es wären auch eine Reihe Neuerüungen getroffen, die den Hausbeſitzer ſchwer drücken können. Reicher lohnte die ſehr intereſſanten Ausfüh⸗ rungen. Der Vorſitzende ſprach dem Referenten ſeinen Dank aus und erklärte, daß die Geſetze nicht nur dann bekannt gemacht werden dürften, wenn ſie günſtig lauten, ſondern auch dann, wenn ſie einige Härten enthielten. Die Frage der Ver⸗ zinſung habe nun endlich eine Löſung gefunden. Es wäre beſſer geweſen, die Berzinſung der zu löſchenden Hypotheken bereits im erſten Geſetze zu einem früheren Zeitpunkte vor⸗ zuſehen. Bedauerlich ſei, daß die, die ſchon früher Zinſen be⸗ zahlt hätten, für die bereits entrichteten Beträge keine Auf⸗ rechnung erfahren. Dr. Weingart beantwortete an⸗ ſchließend einige Fragen, die aus der Verſammlung heraus geſtellt wurden und betonte, daß die ganzen Geſetze ſehr viel günſtiger für den Gläubiger als für den Schuldner wären. Vor allem aber müſſe man die Sache an ſich herankommen laſſen und zuwarten, bis die Benachrichtigungen von der Auf⸗ wertungsſtelle erfolgt ſeien. Der Vorſitzende ging dann auf den 2. Punkt der Tagesordnung, die Gebäude⸗Entſchuldungsſteuer, ein und erklärte zunächſt, daß nach den neueren Beſtimmungen die Gebäudeſonderſteuer ermäßigt werden könne, wenn der ausbeſitzer in der Miete die Steuer nicht vergütet erhalte. n Württemberg wäre man in der Lockerung der Zwangsver⸗ hältniſſe bereits viel weiter, obwohl doch dort die gleichen Ver⸗ hältniſſe wie in Baden ſeien. Die Gebäudeſonderſteuer, die in die 3. Steuernotverordnung aufgenommen worden ſei, habe nun in dem neuen Geſetze eine Veredlung erfahren. Man hätte immer verlangt, daß die Steuer als eine„Sonder“ſteuer beſeitigt würde. Sie ermögliche ohne weiteres, neue Mittel in die Hand zu bekommen. Wenn die anderen Steuern nicht mehr ausreichten, ſo erhöhe man einfach die Gebäudeſonderſteuer, daß man aber dem Hausbeſitzer ſeine Rente wegnähme, danach frage man nichts. Der Kampf um den Finanzausgleich dauere nun ſeit Jahren. Die Steuer ſoll nun in Werterhal⸗ tungsſteuer und Entſchuldungsſteuer umgewan⸗ delt werden. Das würde bedeuten, daß die Gebäudeſonder⸗ ſteuer von 36 Proz. auf etwa 41 Proz der Friedensmiete er⸗ höht würde. Die Unterhaltungsſteuer bliebe bis 1931 in der heutigen Höhe beſtehen. Von da ab würde die Hälfte noch zu bezahlen ſein und ab 1934„ſolle“ ſie ganz wegfallen. Die„Ge⸗ bäudeentſchuldungsſteuer“ jedoch ſei nicht befriſtet, ſondern würde ſich nach dem Finanzbedarf richten. Man müſſe ver⸗ langen, daß auch für dieſe eine Befriſtung feſtgelegt würde. Wenn dies ebenfalls für 1934 vorgeſehen würde, ſo wäre doch wahrlich genug geſchehen, beſonders wenn man berückſichtige, daß doch nur der Hausbeſitz und kein anderer werterhaltender Beſitz davon erfaßt würde. Man könne endlich verlangen, daß ab⸗ und nicht aufgebaut werde. Wenn man den Dingen nach⸗ ginge, käme man auf ganz ſchreiende Ungerechtigkeiten. Man müſſe endlich dazu übergehen, mit den Mitteln auszukom⸗ men, die von der Wirtſchaft bereitgehalten würden. Ja, wenn die Steuer nur für die Erſtellung von Wohnungen verwendet werden würde, dann hätte man es noch verſtehen können, wenn eine geringe Steuer aufgelegt worden wäre. Wir hätten be⸗ reits viele Städte, in denen Wohnungen nicht vermietet wer⸗ den könnten, aber das wäre bereits vor dem Kriege der Fall geweſen. Was uns heute geboten würde, ſehe nach einer Kursänderung nicht aus. Auch dieſe Ausführungen fanden reichen Beifall. In der Diskuſſion bezeichnete ein Redner die derzeitige Regierung in Baden als die Urſache der hohen Steuern. Die Schuld liege beim Zentrum und der Sozialdemokratie. Wo das Reich zurückerſtatten müſſe, wenn es ſich um vorgelegte Beträge. handle, berufe es ſich auf die Verordnung vom November 1923, nach der es ſeine Zahlungen eingeſtellt habe. Aber wo es zu fordern habe, gehe es mit der ganzen Rückſichtsloſigkeit vor. Einige weitere Anfragen fanden durch den Vorſitzenden ihre Erledigung, der betonte, daß auch der Vermieter ent⸗ gegenkommen müſſe, denn man wäre gegenſeitig aufeinander angewieſen. Der Vorſitzende ging noch auf einige techniſche Fragen ein und ſchloß alsdann die ſehr intereſſant und an⸗ regend verlaufene Zuſammenkunft mit dem Wunſche, bei einer ſpäteren Zuſammenkunft eine ebenſo zahlreiche Verſammlung begrüßen zu können. Dz. Veranſtaltungen * Die Baſtelgemeinſchaft der Funkamateure Mannheim („Bafunka“) veranſtaltet in der Zeit vom 30. September bis einſchl. 2. Oktober in den unteren Räumen des Ballhauſes eine Radio⸗Baſtelausſtellung. Sie wird beſchickt mit ſelbſtgebauten Empfangsgeräten ſowie Einzelteilen. Auch iſt Gelegenheit geboten, Funktechnk kennen zu lernen. Während der Dauer der Aus⸗ ſtellung finden Radiodarbietungen ſtatt.(Weiteres Anzeige.) * Zum 80. Geburtstag des Reichspräſidenten. Der Ober⸗ rat der Iſraeliten hat angeordnet, daß im Gottesdienſte des Geburtstages des Reichspräſidenten gedacht und im Gebete Gottes Segen für das Oberhaupt des Reiches und ſein hohes, verantwortungsvolles Amt erfleht wird. die neueſten Errungenſchaften der E Aus dem Lande Hochwaſſer⸗Nachrichten *Wörth a. Rh., 28. Sept. Der Rhein iſt immer noch im Steigen begriffen. Beſonders vom Oberrhein iſt noch Hochwaſſer gemeldet. Seit Samstag haben viele Landwirte infolge des auhaltenden Regens Druckwaſſer in den Kellern, ſo daß die ſchon eingebrachten Kartoffeln vollſtändig unter Waſſer ſtehen. * Raſtatt, 27. Sept. Infolge der ſtarken Regenfälle der letzten Tage bieten die Gemarkungen Plittersdorf, Stein⸗ mauern. Ilvesheim, Illingen und Au am Rhein einen trau⸗ rigen Anblick. Die Landleute ſuchten zuretten, was noch zu retten war. Die Leute ſtanden den ganzen Tag im Schlam m. Viele Kartoffeln mußten aus dem Waſſer gefiſcht werden. Dabei ſteigt der Rhein gewaltig. In Iffe z⸗ heim ſtehen viele Keller unter Waſſer. Die Schutz⸗ arbeiten hätten beinahe ein Menſchenopfer gefordert. Der taubſtumme Bürger Karl Laubel wurde von der reißenden Flut erfaßt und fortgeriſſen. Da er keine Hilfe herbeirufen konnte, blieb der Unfall unbemerkt. Nur nach ſchwerem Kampfe gelang es ihm, den Fluten zu entrinnen. * Baden⸗Baden, 27. Sept. In der Nacht zum Sonntag wurde durch hochgehendes Waſſer der Oos und mehrerer klei⸗ nerer Seitenbäche erheblicher Schaden angerichtet. So trat der Galgenbach in Baden⸗Weſt in der Frühe des Sonn⸗ tags über und überflutete die Lange⸗ und Rheinſtraße ſowte den Bernhardusplatz etwa 40 Zentimeter hoch. Die Mann⸗ ſchaften ſtanden bis zum Knie im Waſſer, um durch Sandſäcke den Fluten Einhalt zu tun. Hochwaſſer am Bodenſee * Konſtanz, 29. Sept. Der Waſſerſtand des Bodenſees iſt weiterhin im Steig en. Das Waſſer beginnt bereits die Ufer zu überfluten und es hat zwiſchen Radolfzell und Konſtanz ſchon den Bahndammeerreicht. In Kreuz⸗ lingen ſind die Uferpromenaden und die Hafen⸗ molen ſchon ſtellenweiſe überſpült. Am ſchwerſten ſind wieder die tiefergelegenen Ortſchaften am Unter ee mitgenommen. 1 * Lörrach, 27. Sept. Aus Anlaß der Hindenburgfeier wer⸗ den die im Stadtausſchuß für Leibesübungen zuſammen⸗ geſchloſſenen Lörracher Turn⸗ und Sportvereine am Samstag abend einen großen Fackelzug veranſtalten. Die für Sonntag angeſetzten Spiele werden ſämtlich als Hindenburg⸗ ſpiele ausgetragen. DSSSBBBBBBBBBBBrBBBBBBBBrrrZ—Zr———— Waſſerſtandsbesbachtungen im Monat September Rhein-Begel 28. 24 26. 27.J 20 25. MNecar- pegelſ 28.24. 26, 77. 28,28 Schuſterinſel.42.J6ſ.25.32.483. 120 Nanngeim ß. 18f5,46ff.006.88ſ f888. Sehl.258.824.2.85,/4,70.,47 Jaaſtfeld 7235.88.88.61 2,00— Maxau 5,585,86 8,35.63.65 6,91 Mannheim..78 5,46.866,39.87 6,40 aub.12—.864,44.78— Köln.75.37.09.19.688.— Herausgeber, Druger und Perleger Drucketei Dr. Haas, Neue Mannbeimer Zeitung G. m. b. H. Mannheim 6 Direktion: Ferdinand Heyme. Chefredatteur: Kurt— Verantwortl. Redakteure: Für Politit: H. A. Meißner Teuilleton: Dr. S. Kayſer.— ftommunal⸗Politiku Lokales: Richard Schönfelder— Sport und Neues aus aller Welt Willy Müller— Handelsteil: t..; Franz ſkircher Miericht und allee lHehrige Franz Kircher— Anzeigen: Dr. E. Stögzne, nſere Leiſtungsſahigbeit- 8 Deielſer ſeil befindet ſich jetat im 8 — ... 1 Wurde noch geſteigert, 1 Neueſte Maſchineri ſind 4 durch die nhoſten auuf des Jabals konnte aberm koſten ſparen, deſto men Die Hervorragende Stellun techtfertigt allein eine MHar — 5 die an Ailde, Aroma und Bekümmlicn kei Gonoral-Vertreter: ito Lehlbach, Mannhelm, 7 2, 9, Fabriklager eWie. 3 achdem Wir unſeren Jabrik-yeubau hezogen haben. ufgeſtellt. die Arbeits methodem vereinfacht und da ein Aſinimum herahgedriickt worden. Die Qualildt. als erheblich verpeſfert werden. Je mehr Wir UIn- können wir qie Giite der verwendeten Iabake unſeres Hauſeslin der Zigaretten Induſtrie heben. ESE= t unũbertroſeniſeæe Böckstrafe 7. Telephon 238 76. — — ͥ 6. Seite. Nr. 449 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) Donnerstag, den 29. September 1927 Firtſeh akts · un 10 Sandelszeitung Das VBild der Wirtſchaft f Haudel und Verkehr Der Einfuhrüberſchuß im deutſchen Außenhandel zeigt im Auguſt endlich wieder einen gewiſſen Rückgang. Der Betrag der Einfuhr iſt etwas zurückgegangen, die Ausfuhr etwas geſtiegen, dabei iſt zu beachten, daß der Rückgang der Einfuhr faſt ganz auf dem Gebiet der Lebensmittel liegt und im Sommer regelmäßig eintritt, während die Zunahme der Aus⸗ fuhr nicht etwa durch eine Steigerung der Fertigwarenaus⸗ fuhr, ſondern vielmehr durch Abgabe von Rohſtoffen und Halbwaren beſtritten wird. Hanciel und Verkehr Eisenbahnfrachtverkehr, Mill. tkm Seeverkehr in Einfuhr, NN4 1000 Unter den Verkehrskurven zeigen die Zahlen der Eiſen⸗ bahn zuletzt wieder eine leichte Zunahme, die den Rückgang im Frühſommer wieder ausgleicht. Auch im Binnen⸗ ſchiffahrtsverkehr der Mannheim⸗Ludwigs⸗ hafener Häfen iſt die Zufuhr im Juli wieder geſtie⸗ gen. Der Hamburger Seeverkehr zeigt einen Rückgang der Einfuhr und eine Zunahme der Ausfuhr. Sp. Auffichtsratsſitzung der J. G. Farbeninduſtrie Zu den Berliner Börſengerüchten, daß der Aufſichtsrat der J. G. Farbeninduſtrie in der nächſten Woche über eine Kapital⸗ erhöhung Beſchluß faſſen und die Abmachungen mit dem franzöſiſchen Kuhlmann⸗Konzern ratifizieren ſolle, wird auf Erkundigungen an zuſtändiger Stelle mitgeteilt, daß am 8. Oktober nur die um dieſe Zeit übliche Aufſichtsratsſitzung der J. G. Farbeninduſtrie abge⸗ halten wird. Die Oeffentlichkeit tue aber gut, an dieſe Sitzung nicht allzuweitgehende Kombinationen zu knüpfen. Bisher ſei alles, was in ſolchen Kombinationen laut geworden wäre, nicht den Tat⸗ ſachen entſprechend. Wie weiter verlautet, wird vorausſichtlich auch über die ſchwebenden Verhandlungen mit der engliſchen Farben⸗ induſtrie Bericht erſtattet werden. Vom Farbentruſt wird eine Duxemburger Meldung, wonach die ehemaligen Höchſter Farbwerke in dem luxemburgiſchen Städtchen Diekirch eine Fabrikanlage zur Anilinfabrikation erworben hätten, als nicht den Tatſachen ent⸗ ſprechend bezeichnet. * 800 000%/ Liquidationserlös bei der G. Schaeuffelenſchen Pa⸗ pierfabrik i. L. in Heilbroun a. N. In der o. HV. waren 56 509 Stimmen vertreten. Die am 16. April ds. Js. aufgeſtellte Bilanz wurde einſtimmig genehmigt und Liquidatoren und Aufſichtsrat Entlaſtung erteilt. Auf Anfrage aus Aktionärkreiſen wurde von der Verwaltung erklärt, daß nach beendeter Liquidation den Aktionären vorausſichtlich etwa 800 000 zur Verfügung ſtehen werden. Dieſes günſtige Ergebnis wurde erzielt durch vorteilhafte Verwertung der Liegenſchaften, Maſchinen und Vorräte, deren Verkauf durch den in⸗ zwiſchen eingetretenen Konjunkturaufſchwung erleichtert wurde. In jüngſter Zeit konnte noch die Photographiſche Abteilung als Ganzes verkauft werden; ſie wird in Heilbronn weiter betrieben. Die endgültige Liquidationsabrechnung dürfte in den erſten Monaten des nächſten Jahres erfolgen. 2: Lotzbeck u. Cie. AG. in Augsburg(Schnunpftabakfabriken) beantragen Liquidation. Das Unternehmen mit.205 Mill. 4 Aktienkapital ſchließt das Kalendergeſchäftsjahr 1926 mit einem kleinen, mehrere Tauſend Mark betragenden Gewinn ab, der zur Verminderung des Verluſtvortrages von 1925 von 130 387„ ver⸗ wendet werden ſoll. Außerdem beantragt der Aufſichtsrat die Liquidation der Geſellſchaft. Es iſt alſo anſcheinend der Plan eines Fabrikneubaus auf dem in dieſem Sommer von der Geſellſchaft im Vorort Göggingen erworbenen Bauplatz aufgegeben worden. Es ſind Zweifel laut geworden angeſichts der Konjunktur in der Schnupftabaksinduſtrie über die erwartete Rentabilität in dem neu zu errichtenden Fabrikbau. In dem bekanntlich im Juni an die Stadt Augsburg um 1,450 Mill.„ verkauften Fabrikanweſen in der Annaſtraße kann Lotzbeck noch bis April 1928 weiter fabrizieren. 1⸗1 Voigt u. Haeffner AG. in Frankfurt. Der Aufſichtsrat der Voigt u. Haeffner AG. hat den Bericht des Kommerzienrats Haeffner und des Direktors Witſcher über ihre Verhandlungen mit der Gumpel⸗Gruppe, die am 21. September in Kaſſel ſtattgefunden haben, entgegen genommen und iſt den vorläufigen Abmachungen, die dieſe Herren ihrerſeits mit der Gumpel⸗Gruppe getroffen haben in ihren weſentlichen Punkten beigetreten. * Deutſches Elektrizitätswerke zu Achen, Garbe, Lahmeyer u. Co. AG. Die HV. genehmigte die Jahresrechnung für 1926/7 und erteilte der Verwaltung Entlaſtung. Das Berichtsjahr hat einen Verluſt von 683 609/ gebracht, ſo daß ſich mit dem Verluſt aus dem Vorjahr in Höhe von 394 607 ein Geſamtverluſt von 1078 216 ergibt, der nach einem Vorſchlag der Verwaltung aus der Rücklage von 1 386 245 4 gedeckt wird, wodurch dieſer ſich auf 308 029 ermäßigt. Wie der Vorſitzende hierzu ausführte, iſt zwar für das laufende Geſchäftsjahr ein günſtigeres Ergebnis zu er⸗ warten wie in den letztvergangenen Jahren, jedoch nicht derart, daß der Verluſt ausgeglichen werden könnte. Man war bemüht, die Herſtellung zu verbilligen und die Unkoſten zu drücken, womit man ute Erfolge erzielt habe, welche jedoch erſt im laufenden Geſchäfts⸗ 05 zur Geltung kommen werden. Im laufenden Geſchäftsfahr abe der Eingang an Beſtellungen ſo zugenommen, daß man hofſen n⸗ Der deutſche Geld⸗ und Kapitalmarkt, das ängſtlichſt beobachtete Sorgenkind der Konjunkturforſcher, ſieht, wie allfährlich zum Ok⸗ tober⸗Termin, einer außergewöhnlichen Beanſpruchung entgegen, die über dieſes ſaiſonmäßig bedingte Beanſpruchungs⸗Höchſtmaß hinaus in dieſem Jahre aus mehrfachen Gründen den Charakter einer kritiſchen Kraftprobe trägt. Einmal befindet ſich unſere In⸗ landbskonjunktur nach der Ueberzeugung maßgebender Be⸗ urteiler auf einem Intenſitäts⸗Gipfelpunkt, der nicht notwendig in im abſtürzende Kurve übergehen muß, jedenfalls aber die bisher im Jahresverlauf gezeitigten Geld⸗ und Kreditanſprüche der Ge⸗ ſamtwirtſchaft ebenfalls auf ein Maximum hat anſchwellen laſſen. Eine Teilerſcheinung dieſer finanziellen Höchſt⸗Beanſpruchung be⸗ ruht auf der Reduzierung der Arbeitsloſen auf das vermutliche praktiſche Minimum. Eine beſonders ſchwierige Aufgabe bildet in dieſem Jahre die Finanzierung der erheblich verſpäteten Getreideernte. Der ſonſt auf—5 Monate(bom Juli bis November) verteilte Beanſpruchungsſtoß, der aus dem zu finanzie⸗ renden Getreideumſchlag reſultierte, drängt ſich in dieſem Jahr in⸗ folge der Ernteverzögerung auf—3 Monate zuſammen, wobei die empfindlichſte Kontraktion ungefähr um die Quartalswende herum liegt. Zu all dieſen gehäuften Schwierigkeiten geſellt ſich nun noch der erhöhte Finanzbedarf des Reiches, der Länder und anderer öffentlicher Arbeitgeber für die ab 1. Oktober erhöhten Be⸗ amtengehälter und Penſionen, auf die beträchtliche Vorſchüſſe ſofort angewieſen ſind. Auf Grund der Schätzung des zukünftigen Mehrbedarfs allein für die Reichsbeamten von einer Mil⸗ liarde jährluß dürfte die hieraus erwachſende Mehrbeanſpruchung zum Oktober⸗Termin für den Geldmarkt mit einigen hundert Mil⸗ lionen nicht zu hoch geſchätzt ſein. Dieſen ſtarken Beanſpruchungsfaktoren gegenüber iſt die Börſe ſehr beſcheiden geworden. Die von den Großbanken den Effekten⸗ märkten zur Verfügung geſtellten Reportgelder betragen heute höch⸗ ſtens ein Fünftel des Höchſtſtandes vom Mai. Es iſt alſo heute nicht mehr ſo, daß etwa die Frage einer weiteren Reportgeld⸗ beſchränkung akut wäre, im Gegenteil ſind die Großbanken froh, wenn die herabgeſetzten Reporlgeld⸗Kontingente von den geld⸗ nehmenden Banken möglichſt voll ausgenützt werden. Letztere tun dies, um bei einer zukünftigen Belebung des Effektengeſchäfts über einen möglichſt großen Reportkredit⸗Spielraum verfügen zu können. Einmal infolge der ſo verbleibenden, am Geldmarkt ſchwimmenden Ueberſchüſſe aus ungenützten Reportgeld⸗Reſerven und dank über⸗ reichlicher Vorſorgen zum Quartalswechſel trägt der kurzfriſtige Geldmarkt ſeit einigen Wochen— unterbrochen von unweſentlichen Schwankung n— einen ziemlich flüſſigen Charakter bei relativ billigen Tagesgeld⸗Sätzen. Daß ſich die Geldgeber ſelbſt bewußt ſind, überreichliche Vorſorgen getroffen zu haben, erhellt am beſten aus der Erleichterungstendenz des Termingeldmarktes. ⸗ 6 proz. 15 Millionen⸗Schweizer⸗Frauken⸗Anleihe der Elektri⸗ zitäts⸗AG. vorm W. Lahmeyer u. Co. in Frankfurt. Von der Anleihe werden zunächſt 7,5 Mill. Schw. Franken zum Kurs von 96 v. H. zuzüglich 6 v. H. Zinſen ab 1. Sept. 1927 durch das ſchweizeriſche Kon⸗ ſontium in der Schweiz freihändig verkauft. Der Reſt von 7,5 Mill. Schw. Franken ſoll ſpäter in Holland zur öffentlichen Zeichnung auf⸗ gelegt werden. Darüber dürften aber die Verhandlungen noch nicht abgeſchloſſen ſein. Die Anleihe wird ſpäter wohl in der Schweiz (Zürich) und in Holland an der Börſe eingeführt werden. * Köln⸗Neueſſener Bergwerksverein, Eſſen. Aus dem Rein⸗ gewinn für 1926/7 von.49(i. V. 3,19) Mill. 4 werden bekannt⸗ lich 9(5,5) v. H. Dividende auf 54,3 Mill. 4 StA. und wieder 6 v. H. auf 0,36 Meill. VA. Reihe 1 vorgeſchlagen. Dem Bericht zu⸗ folge wurde die Geſellſchaft von den im März d.., wieder ein⸗ tretenden Abſatzſtockungen auf dem Kohlenmarkt weniger berührt weil die Beſchäftigung der Eiſeninduſtrie gut blieb und infolgedeſſen be⸗ trächtliche Mengen an Brennſtoffen über den Syndikatabſatz hinaus⸗ an die Konzernwerke geliefert werden konnten. Die Knohlenbe⸗ teiligung wurde infolge Inbetriebnahme des neuen Schachtes Emil 2 um 0,43 auf 2,38 Mill. To. erhöht. Auch die Koksbeteili⸗ gungsziffer erhöhte ſich um 0,15 Mill. auf 0,80 Mill. To. Gegen⸗ über dem Vorfahre konnte die Kohlenförderung um 23,58 v. Hſ auf 2,62 Mill. To., die Koksherſtellung um 56.98 v. H. auf 0,45 Mill. To. und die Herſtellung an Teer um 42,07 v. H. auf 20 082 To. erhöht werden. Die Belegſchaft ſtellte ſich auf 8016 Mann gegen 7118 Mann i. V. Die Löhne und Soziallaſten erfuhren eine neue Steigerung, wobei letztere 2,80(2,11) Mill.„ erforderten. Auch die Steuer⸗ belaſtung erhöhte ſich um 1,80 Mill. auf 3,62 Mill. 4. Wenn trotz dieſer ſtarken Belaſtung das als verhältnismäßig günſtig bezeich⸗ nete Ergebnis erzielt werden konnte, ſo liege das daran, daß es mög⸗ lich war, faſt ohne jede Feierſchicht durchzuarbeiten und daß die Ge⸗ ſellſchaft von Betriebsſtörungen verſchont blieb. Die Auslands⸗ preiſe für Kohle ſtiegen durchſchnittlich um 1,03/ je To. gegenüber d.., während die Inlandpreiſe keine Veränderung erfuhren. Die Bilanz zeigt(in Mill..) 6,85(4,91) Kreditoren, denen 0,04 (0,14) flüffige Mittel und 17,80(12,42) Debitoren und Bankſchulden gegenüberſtehen. Beteiligungen wurden durch ſolche an der Firma Eicken u. Co., verſchiedenen Kohlenhandelsgeſellſchaften, ſowie an der AG. für Kohleverwertung ergänzt. Sie erſcheinen„nach Vornahme angemeſſener Abſchreibungen“ mit 9,35(9,58). Vorräte ſind mit 0,69 (0,34 bewertet. In der GV. am 14. Okt. wird bekanntlich auch eine Kapitalerhöhung um 16 Mill. beantragt. * Schüchtermana u. Cremer— Maſchinenfabrik Baum AG. Herne. Ueber den Stand der Fuſionsbeſtrebungen zwiſchen der Maſchinen⸗ fabrik Baum AG., Herne, und der Firma Schüchtermann u. Cremer, Dortmund, verlautet, daß von beiden Unternehmen Sachverſtändigen⸗ kommiſſionen beſtimmt worden ſind zur Abſchätzung der Vermögens⸗ werte. An dem Zuſtandekommen der Fuſion iſt deswegen wohl kaum zu zweifeln, weil die Schüchtermann⸗Cremer⸗Stiftung nicht nur die Gewerkſchaft Schüchtermann u. Cremer, bei der es ſich um die Verſchmelzung mit Baum handelt, beſitzt, ſondern auch mehr als die Hälfte des Aktienkapitals der Maſchinenfavrik Baum in Hände hat. Beide Unternehmen ſtellen Maſchinen für die Berg⸗ werksinduſtrie her, ſo daß man ſich von einer Verſchmelzung große wirtſchaftliche Vorteile verſpricht. Im Oktober werden ſich die Verwaltungskörper beider Firmen vorausſichtlich mit den Gut⸗ achten der jetzt gebildeten Abſchätzungskomiſſionen beſchäftigen, und noch im Laufe d. J. wird dann jedenfalls die Fuſion vollzogen werden können. * Erweiterung der Berliner Montagewerkſtätten der General Motors G. m. b. H.— Steigerung der Produktion auf 150 Wagen täglich.(KMENS.) Wie von der GeneralMotors G. m. b. H. in Berlin verlautet, werden in dem Tegel⸗Borſigwalder Werk der Ge⸗ ſellſchaft, das unter voller Ausnützung der Produktionskapazität arbeitet, gegenwärtig täglich 75 Wagen montiert. Mit Rückſicht auf die ſtarke Nachfrage hat die Geſellſchaft die in der Nähe ihrer Montagewerkſtätten gelegenen Fabrikanlagen der Berlin⸗ Karlsruher Induſtrie⸗Werke Akt.⸗Geſ. in Pacht über⸗ nommen. Durch die Erweiterung der Montagewerkſtätten wird ſich die Produktionsfähigkeit der Berliner Niederlaſſung des General Motors⸗Konzerns verdoppeln; die gegenwärtig 850 Arbeiter be⸗ tragende Belegſchaft des Werkes ſoll dementſprechend ſtark erhöht werden. Montiert werden zurzeit folgende Wagen: Chevrolet, Buick, Pontiae und Oldsmobile. Vom Oktober ab ſollen auch Oakiand⸗ Wagen zuſammengeſtellt werden. Cadillac⸗ und La⸗Salle⸗Wagen werden dagegen vorläufig noch in montiertem Zuſtande aus Amerika eingeführt. 1( Das Ende der J. Molinari u. Söhne AG. in Breslau. In der GVV. der Geſellſchaft, der alten Kaufmannsfirma in Guſtav Freytags Roman„Soll und Haben“, wurde eine Zwiſchenbilanz für 31. Juli 192 vorgelegt, die einen Verluſt von 379 422/ aufweiſt, ſo daß das Aktienkapital von 400 000 4 faſt völlig ver⸗ loren iſt(für 31. Dez. 1926 wurde ein Reingewinn von 6700 4 ausgewieſen). Nach Mitteilung des Aufſichtsratsvorſitzenden ſei der Verluſt in der Hauptſache auf die unſachgemäße Geſchäfts⸗ führung des früheren Vorſtandsmitgliedes, Rechtsanwalt Dr. Beran, zurückzuführen, der von der Geſellſchaftregreßpflichtig gemacht worden ſei. Nach einem Vergleich habe ſich Dr. Beran ver⸗ pflichtet, innerhalb mehrerer Jahre erhebliche Beträge über deren Höße keine Mitteilungen gemacht wurde, an die Geſellſchaft zurück⸗ —— in Verbindung mit der Verminderung der allgemeinen loſten wieder auf ein beſſeres Ergebnis rechnen zu können. zuzahlen. Die GV. beſchloß entſprechend dem Antrag der Ber⸗ waltung die Liquidation der Geſellſchaft. Deutſcher Geld⸗ und Kapitalmarkt vor Herbſttermin 1 Von Dr. Walter Fleiſcher, Berlin Leider beſagt die Flüſſigkeit des kurzfriſtigen Geldmarktes für eie Wirtſchaft faſt gar nichts. Hier herrſcht durchweg eine bedenkliche Betriebsmittelknappheit. Die Unterbindung weiterer kurzfriſtiger Auslandsverſchuldung, ja die Begünſtigung der Rück⸗ wanderung kurzfriſtiger Auslandsgelder durch die Deviſen⸗ marktpolitik der Reichsbank hat unſere Wirtſchaft in einen offenbar ungenügenden finanziellen Rahmen eingezwängt. Die Elaſtizitätsgrenze iſt wohl durch Transaktionen, wie die jüngſte 25 Millionen Dollar⸗Anleihe der Deutſchen Bank, durch die 30 Mil⸗ lionen⸗Dollar⸗Anleihe Preußens, etwas gedehnt worden, öürfte wohl auch durch die noch erhofften Anleiheabſchlüſſe von Kommunen und Hypothekenbanken ſowie dem Vorbild der Deutſchen Bank folgende Transaktionen von Großbankſeite noch erweitert werden. Solche Bereicherungen können aber beſtenfalls die vermutlichen Mehr⸗ anſprüche der kommenden Wochen und Monate kompenſieren, kaum dagegen neuen Kapitalſpielraum für die deutſche Wirtſchaft ſchaffen. Man darf nicht vergeſſen, daß der unvermeidliche allmonatl. Paſſiv⸗ ſaldo unſerer Handelsbilanz allein immer wieder neue An⸗ leihe⸗Transaktionen erforderlich macht. Zwar hat der Kapital⸗ bildungsprozeß im Inland in den letzten Wochen keinen Stilll« erlilten, ſondern allmonatlich den Einlagenbeſtand der deutſchen Spar⸗ kaſſen allein ſchon um rund 100 Millionen erhöht. Dem Kapitalmarkt halten ſich aber dieſe Gelder ſeit Monaten völlig fern. Bezeichnender⸗ weiſe wurden gegenüber den in den erſten vier Monaten des Jahres aufgelegten deutſchen Anleihen von 995 Millionen in den folgen⸗ den vier Monaten nur 3 Millionen(!) emittiert. Es iſt weniger eine Frage der Rendite, als eine Frage wiederkehrenden Vertrauens zu den Effektenmärkten, wann dieſes in Reſerve gehaltene Inlands⸗ kapital nicht nur die augenblicklich völlig gelähmte Funktionsfähig⸗ keit der Börſe wiederherſtellen, ſondern auch den deutſchen Kapital⸗ markt wieder aufnahmefähig machen wird. So bleibt die deutſche Wirtſchaft, die noch mitten im Rationali⸗ ſierungsprozeß ſteckt, auf die Zufuhr möglichſt langfriſtigen Aus⸗ landskapitals weiter angewieſen, wofern ſie durch Produktions⸗ verbilligung den erforderlichen Grad von Konkurrenzfähigkeit auf den Weltmärkten wiedergewinnen ſoll. Die Vorausſetzungen zur Anleihe⸗Hergabe ſind wohl in den Vereinigt. Staaten weiter günſtig, dagegen hat ſich der engliſche Geldmarkt wieder weſentlich verſteift. Alles in allem genommen, ſcheint die Hoffnung berechtigt, daß der Geldmarkt die Kraftprobe des Quartalswechſels dank der allſeitigen reichlichen Diſpoſitionen ohne empfindliche Stö⸗ rungen überwinden wird. Die Entwicklung nach überſtandenem Quartalswechſel hängt einmal von der weiteren Preisentwicklung am Inlandmarkt und den unmittelbaren Konjunkturfolgen der Preis⸗ bildung ab, zum anderen Mal von dem Grad weiterer Bereicherung des deutſchen Kapitalmarkts durch Auslandskredite. G. Ho. Die Induſtrie wünſcht Staatskredit für Werk⸗ Wohnungen Wie bekannt, iſt durch Geſetz vom 27. Juli 1927 über die Bereits ſtellung von Staatsmitteln zur verſtärkten Förderung der Bautätig⸗ keit auf dem Gebiete des Wohnungsweſens das preußiſche Staats⸗ miniſterium ermächtigt worden, zu dieſem Zweck 80 Millionen 4 zu verwenden, die vom Preußiſchen Finanzminiſter im Wege des Kredits zu beſchaffen ſind. Das Geſetz ſelbſt enthält keinerlei Be⸗ ſchränkungen über die Vergebung der Mittel, hat vielmehr die Aus⸗ führung des Geſetzes in allen Einzelheiten dem Miniſter für Volks⸗ wohlfahrt und dem Finanzminiſter übertragen. Da es ſich auch nicht um Hauszinsſteuermittel handelt, iſt der Miniſter für Volks⸗ wohlfahrt bei der Verteilung dieſer neu bereitgeſtellten Summe auch nicht an die am 27. Februar 1926 erlaſſenen Richtlinien gebunden, wonach grundſätzlich Hauszinsſteuermittel zu dem Bau von Werk⸗ wohnungen nicht zur Verfügung geſtellt werden dürfen. Der Reichsverband d. Deutſchen Induſtrie hat aus vorſtehenden Gründen eine Eingabe an den Preußiſchen Miniſter für Volkswohlfahrt ge⸗ richtet, mit dem Zweck, daß wenigſtens ein Teil dieſer neu bereit⸗ geſtellten 80 Millionen 4 der Induſtrie, und ſei es auch nur auf dem Wege des Kredits, zum Bau von Werkwohnungen zur Ver⸗ fügung geſtellt wird. Mit Rückſicht auf die große ſoziale Arbeit, die die Induſtrie bisher durch den Bau von Werkwohnungen geleiſtet hat, erſcheint es durchaus gerechtfertigt, auch durch Bereitſtellung von ſtaatlichen Mitteln die Betätigung der Induſtrie auf dieſem Ge⸗ biete weiterhin zu fördern und wieder zu beleben. *Noch keine Entſcheidung über die Preußen⸗Anleihe. In Sachen der Preußen⸗Anleihe iſt man noch nicht weiter gekommen. Es hat den Anſchein, als ob dieſer Fall jetzt zum Anlaß genommen werden ſoll, um eine grundſätzliche Klärung der Behauptung des Artikels 248 des Verſailler Vertrages bei Auslands⸗Anleihen der deutſchen Länder herbeizuführen. Die Rohſtoffverſorgung der deutſchen Oelmühleninduſtrie. Die Steigerung in der Einfuhr von Oelſaaten und Oelfrüchten als Rohſtoffe für die deutſche Oelmühleninduſtrie, die in der erſten Hälfte des laufenden Jahres zu bemerken war, hat ſich inzwiſchen weiter fortgeſetzt, ſodaß die Geſamtziffer des Jahres voraupſichtlich um etwa 10—15 v. H. höher kommen wird als im Vorfahre. Eine gewiſſe Verſchiebung hat ſich inſofern ergeben, als die Poſten für Raps, Leinſaat, Soyabohnen und Erdnüſſe ſtärker zugenommen haben, die für Palmkerne und Kopra ziemlich gleichgeblieben ſind, dagegen die zeitweiſe ſehr ſtarke Einfuhr von Sonnenblumenſamen ganz aufgehört hat. Dies iſt darauf zurückzuführen, daß der ruſſiſche Deltruſt annähernd 20 Fabriken im Laufe der letzten anderthalb Jahre wieder in Gang gebracht hat und zur Sicherung des Rohſtoff⸗ bedarfs der eignen Induſtrie die Ausfuhr faſt ganz unterbunden hat. * Vereinbarungen zwiſchen den holländiſchen Margarinekon⸗ zernen. Zu den aus London ſtammenden Meldunger über die Bil⸗ dung eines Internationalen Margarineſyndikats, das einen kon⸗ trollierenden Einfluß auf die beiden großen holländiſchen Margarine⸗ konzerne Jürgens und Van den Bergh erworben habe, wird von der Direktion des Van den Bergh⸗Konzerns auf Anfrage mitgeteilt, daß es im gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich ſet, nähere An⸗ gaben zu machen. Es könne jedoch beſtätigt werden, daß in Zukunſt ein enges Zuſammenarbeiten zwiſchen Van den Berah und Jürgens ſtattfinden ſoll. Eine diesbezügliche grundſätzliche Einigung ſei am letzten Samstag zuſtande gekommen und werde in einem formellen Abkommen niedergelegt. In dieſem Abkommen werde auch die nähere Art der Zuſammenarbeit feſtgeſetzt werden. Vorausſegung hierbei ſei, daß beide Konzerne ihre Selbſtändigkeit behalten ſollen. Deviſenmarkt 3 Die Reichsmark war weiter angeboten, der Dollar notierte.1995 nach.1955. Spanien war wieder etwas feſter, gegen London 2775 nach 27.85, Oslo etwas ſchwächer, gegen London 18.45 nach 18.43. Die übrigen Deviſen waren ziemlich unverändert. 28. 29„„ 2 ͤ Londbn-Baris124,02124,02 Naild.-Schwz.] 28 29f 28,285Bond.⸗Stockh J18.095J 18.09 Lond.-Brüſſel 24,03] 34.98 Holland-Schw. 207,95,207.90 nd.⸗Madrid 27.79 27.05 ond.-Maild. 39,20 89.20[Kabel Holland 2,184 2,4040 Mailand-Parie 139,00 1840 Kabel Schweiz 5,138 5,185 Lond.-Holland 12,13] 12,130 Brüſſel-Paris 355,00 85671 Lond.⸗Schweiz 25,29 25,23 London-Oslo. 18,4 18.45 Hofland-Paris 621 7705 Paris-Schweizſ 20,35 20,85Lond.-Kopenh.] 18.17 18.17[Kabel London..86 8.86 In.⸗Mk. laſſen ſich kolgende Kurſe feſtſtellen. London. 20,4 20,43 Prag.J. 12.44J.12.44 Madrid. 73,50 795 aris.. 16½47 18,48 Oslo 410 75/ Argenänien. 48 18“ Zürich 90,4 80.99 Kopenhagen 112,48112,45 Japan.856 1, 99 Mailend.. 2290 2290 Stocchol m 1288 112.880 New⸗Porf 700 41 Hollend.. 188.80168,45 Srüſfel 58.48 56.49 VBerliner Metallbörſe vom 28. September *Berlin, 28. Sept. Metalle. Termin⸗Notierungen 915 ſchloſſen. Feinſilber(900 fein] 7675—777, Gold 2,80 2,82, Platin—9, Elektrolytkupfer 126. Londen 78 September. Metallmartt(In Eſt f. d. eng. t. v. 1016 Kg. 27. 28. un. 28. Blet 24% Kupfer Kaſſa 34.— 84.15 deſtſeleet 81,28. 61.25] Jink 2715⁵ ½% do, 1Monc 54, 25 34,38 Nickel—— ueckſlö. y. Fl. 52,.— 22.7 56. Slehrel. 62.— 62—J Sinn Keſſe 268,28 288.50 J Regulus——— 2 in 90 für liche erer tück⸗ e n⸗ inen Die ügſte Mil⸗ vohl und ende olche ehr⸗ aum eit⸗= tig⸗ ats⸗ 4 des Be⸗ us⸗ ks⸗ iuch ks⸗ en, erk⸗ der den ge⸗ eit⸗ auf er⸗ eit, ſtet 85 1 f Fabritver + Imre vermählung beehren sich nd. crittendtehurger derStalt Rantten Fbahlung — A Nene Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 449 Donnerstag den 29. September 1927 Aus der Pfalz Die neueren Wohnungsbauten der G. A. G. und das Fernheizwerk Süd * Ludwigshafen, 26 Sept. Die Direktionen der Pfalz⸗ werke AG. und der Gemeinnützigen Aktiengeſellſchaft für Wohnungsbau hatte für heute die Preſſe zu einer Beſichtigung eingeladen. Die G..G. zeigte zuerſt die große Bauſtelle an der Ebertſtraße und dann die in dieſem Jahre fertig⸗ geſtellten und bereits bewohnten Wohnhausneubau⸗ ten am Rolandsplatz, an der Kaiſerallee und am Schützen⸗ platz. Hierauf wurde das von beiden Aktiengeſellſchaften ge meinſam erſtellte Fernhe izwerk im Stadtteil Süd be⸗ ſichtigt. An der Ebertſtraße ſind die Bauarbeiten ſchon in vollem Gange. Das Modell der geplanten Bauanlage ver⸗ ſpricht nicht nur einen bedeutenden Zuwachs an geſunden, luftigen Wohnungen in geſchmackvoll anugelegten Säuſer⸗ komplexen, ſondern auch einen ideellen Zuwachs an Sch b n⸗ heit im Stadtbild. Am Rolandsplatz zeigten die Leiter der G..., Oberbaudirektor Sternlieb und Stadtrat Bauer zwei Baugruppen, die als Lückenbauten gedacht waren und daher den beſtehenden Baulinien augepaßt werden mußten. 66 Wohnungen in gediegener Ausſtattung, beſtehend aus zwei und drei Zimmern mit Zubehör, wurden in der kur⸗ zen Bauzeit von ſieben Monaten dem Wohnungsmarkte zu⸗ geführt. An der Kaiſerallee wurde der große Lückenbau, der die Arnulſſtraße überbrückt, eingehend beſichtigt, wo die für Ludwigshafen neuartige Behandlung des Faſſadenputzes an⸗ genehm auffiel. Kunſtmaler Thol, Berlin⸗Neutempelhof, hat hier in der alten Sgraffitotechnik etwas geſchaffen, was ganz. beſonders in einer von Rauch und Ruß geſchwängerten Luft, wie die Ludwigshafens, als gelungen anzuſprechen iſt. 32 Kleinwohnungen und 2 Lebensmittelläden konnten in den erſten Monaten dieſes Jahres bezogen werden. Der Neubau am Schützenplatz enthält 15 Wohnungen für Beamte und iſt bereits an die Fernheizung angeſchloſſen. Die letzte und wichtigſte Etappe der intereſſanten Tagfahrt bildete das Fernheizwerk⸗Süd. Die Pfalzwerke verfügen in der Zentrale an der Rottſtraße über eine Keſſelanlage, ſechs Keſſel, an deren vollen Ausnutzung ſie intereſſiert ſind. Die G..G. will die Vorzüge, die eine zentrale Wärmeverſorgung nach den Erfahrungen einer Reihe von Städten auch ihren Mietern zukommen laſſen. Dieſe Vorteile liegen vornehmbich für die Mieter in einer ſauberen, hygieniſchen und bequemen Art der Beheizung, die weitgehend zur Schonung der Ge⸗ bäude und Wohnungen beiträgt und die Feuergefahr auf ein Mindeſtmaß zurückführt. Dieſe Vorteile der Anlage, ins⸗ beſondere die Beſeitigung der Rauch⸗ und Rußplage für Wohnviertel, dürften gerade für Induſtrieſtädte, die unter dieſen Unannehmlichkeiten ſo ſtark leiden wie Ludwigshafen, beſonders wertvoll ſein. 4 Pirmaſeus, 26. Sept. In der Bergſtraße vergnügten ſich Samstag mittag mehrere Kinder mit dem ſogenannten Kinder⸗ roller. Gerade als die ſechsjährige Käthe Schmidt die ſteile Straße in ſauſender Geſchwindigkeit herabfuhr, kam ihr ein Laſtkraftwagen entgegen. Das Kind fuhr direkt in den agen hinein, wuürde zu Boden geworfen und trug außer ſchweren Verletzungen eine ſtarke Gehirnerſchütterung davon. Nachbargebiete * Darnmſtadt, 25. Sept. Geſtern vormittag iſt im Bahnhof Groß⸗Umſtabt der Strecke Eberbach—Hauau ein Leer⸗ wagenzug dem Perſonenzug 456 in die Flanke ge⸗ fahren. Beide Lokomotiven ſind entgleiſt. Die Strecke iſt geſperrt. Der Verkehr wird durch Pendelfahrten aufrecht er⸗ halten. Zwei Reiſenden ſowie ein Zugführer und ein Heizer ſind leicht verletzt.— In Heubach i. O. hat ein 24jähriges durchgeſchnitten und nach dem Tod die Leiche im Strahſack ihres Bettes verſteckt. Die Tochter und ein Taglöhner des Dienſtherrn ſchöpften Verdacht und erſtatteten Anzeige. Die Kindesmutter hat die Tat eingeſtanden. Sie wurde verhaftet. SW. Mainz, 25. Sept. Die Ausſtellung HausHerd und Garten erfreut ſich noch immer eines ausgezeichneten Be⸗ ſuches. Am Donenrstag waren bereits 150 000 Beſucher der Ausſtellung gezählt worden. einen guten Beſuch, ſodaß die Beſucherzahl bereits 200 000 überſchritten hat.— Wie der„Mainzer Anzeiger“ meldet, iſt nunmehr auch der heſſiſche Innenminiſter dazu übergegangen, die Bajazzo⸗Apparate zu verbieten. Die Kreisämter dürfen Erlaubniskarten zur Aufſtellung der Automate nicht mehr erteilen und die Polizeiorgane ſind angewieſen, gegen die Aufſtellung und Inbetriebnahme einzuſchreiten. Noch vor⸗ handene Automate müſſen ab 1. Oktober dieſes Jahres ent⸗ fernt ſein. Zahlbach bei Mainz, 26. Sept. Geſtern wollte der 15⸗ jährige Jakob Bachmann mit einer mit Karbit gefüllten Flaſche ein Weſpenneſt zerſtören. Die Flaſche explo⸗ dierte aber ſchon, als Bachmann ſie noch in der Hand hielt, wo⸗ bei die Glasſplitter ihm die Halsſchlagader zerriſſen, und der Tod nach wenigen Minuten eintrat. * Offenbach a.., 27. Sept. Auf der Landſtraße nach Dietesheim wurde die 43jährige Eliſabeth Lipps aus Rum⸗ penheim von einem Motorradfahrer überfahren. Sie erlitt derart ſchwere Kopfverletzungen, daß ſie kurz nach der Einlie⸗ ferung ins Krankenhaus ſtarb. Gerichtszeitung Reviſion im Lotterieſchwindelprozeß * Berlin, 29. Sept. Im Lotterieſchwindelprozeß hat nunmehr auch der Staatsanwalt Berufung eingelegt, da vom Gericht Betrug als nicht vorliegend angeſehen wurde. Der Totſchlag an zwei Brüdern In der Frühe des 23. Mai d. J. erſchoß der 32 Jahre alte Landwirt Anton Bitter in Schöppingen, Vater von 8 Kindern, ſeine beiden Nachbarn, das Brüderpaar Heinr. und Joſef eger. Der Tat ging eine Reihe von Zwiſtigkeiten voraus, wie das faſt in allen Prozeſſen der Fall iſt, in denen Bauern die Hauptrolle ſpielen. Für eine Gerichts⸗ und Rechtsanwalts⸗ koſtenſchuld in Höhe von 29,25 RM. war dem Angeklagten ſeinerzeit eine 4 Morgen große Weide gepfändet und wurde während ſeiner Abweſenheit für 400 RM. von den getöteten Brüdern Feger erſteigert. Die Weide hat einen Wert von —6000 RM. Es iſt verſtändlich, daß dieſes unſchöne, von der Dienſtmädchen ihrem neugeborenen Kind den Hals Der heutige Tag brachte wieder Monaten herunter. § Verurteilter Brandſtifter. Wegen Brandſtiftung wurde ganzen Gemeinde mißbilligte Vorgehen der Gebrüder Fee zwiſchen dieſen und dem Angeklagten eine unüberwindba Feindſchaft zeugte. Der Angeklagte erzählt: Ich war in der letzten Zeit oft von den Fegers bedroht worden. Am Tage der Tat fuhr ich morgens um 7 Uhr Miſt. Ich kam an der Weide vorbei, und ſah, daß die beiden Brüder den Umzäunungsdraht flickten, der von unbekannter Seite durchſchnitten worden war. Sie riefen mir zu:„Du haſt den Draht kaput gemacht, wenn wir Dich kriegen, machen wir Dich auch kaput.“ Als ich mir den Verdacht verbat, kamen beide auf mich zu, und Heinrich Feger ſchlug mich mit dem Hammer über den Kopf. Was dann geſchah, weiß ich nicht. Ich habe wohl die Piſtole gezogen und auf Fegers geſchoſſen. Beim Erſcheinen des Arztes war der Tod bei Heinrich Feger ſchon eingetreten, Joſef verſchied kurze Zeit darauf, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben. Auf die Frage des Arztes:„Menſch, was haben Sie gemacht; die Beiden ſind mauſetot“ antwortete dieſer„Doktor, dathäfficknich wullt.“ Die Zeugenvernehmung gibt kein klares Bild. Während der unvereidigt vernommene Knecht des Angeklagten geſehen haben will, wie der Angeklagte be⸗ groht und geſchlagen vurde, ſagen andere Zeugen das Gegen⸗ teil aus. Der Leumund ſowohl des Angeklagten als auch der Getöteten iſt gut. Das Urteil des Schwurgerichts Münſter lautet: Der Angeklagte wird wegen Totſchlag in zwei Fällen zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt, die auf 6 Jahre zuſam⸗ mengezogen wurden. Die Unterſuchungshaft wird angerechnet. 5 8 Harkgeſottener Sünder. Vor der kleinen Strafkammer Mainz ſtand der 70 Mal vorbeſtrafte 58jährige Arbeiter Karl Michael Schäfer, wohnhaft in Mannheim, der wegen Bettelei vom Amtsgericht Worms ſechs Wochen Ge⸗ fängnis erhalten hatte. In der Berufungsverhandlung wurde das erſtinſtanzliche Urteil beſtätigt, aber 4 Wochen Unter⸗ ſuchungshaft angerechnet und die Ueberweiſung an die Lan⸗ despolizei zurückgenommen. § 2% Jahre Gefängnis für einen Landesverräter. Jahre alten Verterter Robert Winkler aus Mainz wegen Schöffengericht Frankfurt a. M. hat vor einiger Zeit den 24 Jahre alten Vertreter Robert Winkler aus Mainz wegen Verrats militäriſcher Geheimniſſe zu 1 Jahr vier Monaten Gefängnis verurteilt. Winkler hatte gegen dieſes Urteil Be⸗ rufung eingelegt. Von der Strafkammer wurde jetzt das Ur⸗ teil auf 2½ Jahre Gefängniserhöht. Der Angeklagte hatte im Auftrage eines Franzoſen Angaben politiſcher Einrich⸗ tungen auch über die Reichswehr verſprochen und ſich aus dieſem Grunde mit verſchiedenen politiſchen und militäriſchen Stellen im Reich in Verbindung geſetzt. § Wegen Amtsunterſchlagung verurteilt. Wegen einfacher und Amtsunterſchlagung wurden drei Steuerbeamte des Fi⸗ nanzamtes Gummersbach, die Jahre hindurch Steuer⸗ beträge unterſchlagen hatten, verurteilt. Da ſie auch amtliche Schriftſtücke beiſeitegeſchafft hatten, erhielten ſie Ge⸗ fängnisſtrafen von einem Jahr acht Monaten bis zu ſieben der Mühlenbeſitzer Rudolf Irlbeck aus Tölz vom Schwur⸗ gericht München, entſprechend dem Antrag des Staatsanwalts, zu 4 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverluſt ver⸗ Urteilt. Er hatte ſeine eigene Mühle und das dazugehörige Anweſen angezündet. Gleich nach der Tat hatte er geſtanden, ſpäter aber widerrufen. Er leugnete auch bei der Verhand⸗ lung und nahm dann auch das Urteil nicht an. auαistelle Nannheim, N 4. 1i0 Lelier: L. Jung Telephon 20434 ftlalaſog a Vunschi gtaſis 39 64 19 90 100 F e usw. Begueme Vochen und Honalsrefen at Clbn- Laalaudad C al. Af Meisterschaft von Schlesien [RNothweiler 81,6 NMostäpfel und b! 3 Winter-Kartoffel Winter-Zwiebel Winter-Aepfel 5 empfiehlt 3695 und Schulstraße 12 Telephon 29386. Ia. Tafel⸗Ob ſt Goldparmän. u. ſonſt. Sorten, Pfund 22 3, Ztr. 21. Birnen Pfund 12 3. Für den Winterbedarf werden Beſtellg. entgegengen. in allen Obſtſorten u. Kartoffeln(Induſtrie) zu billigſten Preiſen. Reelle Ware w. zugeſ. Mannheimer Butter⸗ Aif Lieger: Knappe Ae quelle, R 3. 13. B4452 tag, den 3. Oktober er *1264 Die Auslöſung der Pfandſcheine Monat März 1927 kann nur noch bis Mon⸗ Städt. Leihamt. vom folgen. mzuzeigen Dr. Eugen Block Herſch Vom 1. Oktober 1927 tags von—12 Uhr geöffnet. elbad. ab iſt das Bad Sonn⸗ 35 Morgen früh auf Marlà Bloc eed ee Marmheim, den 20. September 1027. Schwelzmngerstr. 7 5 5 2ç — Handelsregiſtereinträge vom tember 1927: 585 Fritz Bibel Nachf., Mannheim. Die Firma iſt geändert in Jakob Hatzenbühler. Inhaber 951 Jarob Hatzenbühler, Kaufmann, Mann⸗ m. Gebrüder Kappes, Holsgroßhandlung, WMaunbeim. Die Geſellſchaft iſt aufgelöſt und ie Firma erloſchen. 0 Hommel, Kommanditgeſellſchaft, Mann⸗ 28. Sept⸗ fleiſch. Anfang Nr. 190 der Freibank: Kuh⸗ 38 feim. 1 Kommnanditiſt iſt ausgeſchieden und Kommanditiſt eingetreten. Ni Jakob Miesner, Mannheim. Der Ort der iederlaſſung iſt nach Charlottenburg verlegt. ſchrclertro⸗ Metallwaren ⸗Geſellſchaft mit be⸗ Dränkter Haftung, Mannheim. Hermann dabin iſt nicht mehr Geſchäftsführer. Alexan⸗ ſchä Abraham in Mannheim iſt zum Ge⸗ äftsführer beſtellt. it erſteigerungs⸗ und Vermittlungsbüro hel beſchränkter Haftung, Mannheim. Wil⸗ 585 Scheuber iſt nicht mehr Geſchäftsführer. als, Redecker, Kaufmann, Mannheim, iſt Geſchäftsführer beſtellt. 113 — Amtsgsricht Mannheim F. G. 4. Verſteigerung. 5 Eidnn unſerem Verſteigerungslokal— 0 5, 1, det an agegenüber dem Schulgebäude— fin⸗ ſteigeruioldenden Tagen die öffentliche Ver⸗ ketane rfallener Pfänder gegen Bar⸗ ꝛgl. ar Held Silber. Uhren, Jahrräder u. für Mittwoch, den 5. Oklober 1927; u. dergl. Kleider, Weißzeng, Betten, Stiefel Begt am Donnerstag, den 6. Oktbr. 1927. Uhr) 22 0 leweils 2 Uhr(Lotalböffuung ½2 Aaltel, 8 itbringen— 5 Kundern 57 a DbAH OYELTU üussELIsE1 l. 3150. 8 A800. FFRDo ö 5 des Chassi 2205 61 4 13 77 20 Das ——— Seite. Nr. 449 Neue Maunheimer Zeitung[(Mittag⸗Ausgabe] Donnerstag, den 29. Septemder 1027 5 Sportliche Pferdeſport Rennen zu Horſt⸗Emſcher 1. Preis vom Bogelſang: 3000 l. 1000 Meter: 1. Geſt. Mydling⸗ Boven's Pantomine(F. Haynes), 2. Eiſenbraut, 3. Neidlos..: Feuerſtein. Sankta Marie, Claretta. Tot: 27, Platz 14, 2. Schmalhorſt⸗Jagdrennen: 3000 l. 3700 Meter: 1. F. Stärter's Fenelon(H. Weber), 2. Grenzſchutz, 3. Günther,.: Relicatio, Le Rocher, Culvert, Ingelheim, Münſtereifel. Tot 85, Pl.: 22, 16, 17:10. 3. Rudolf⸗Ehlers⸗Rennen: 3000 J/. 1000 Meter: 1. Gebr. Röß⸗ ler's Goldröschen(E. Pretzner), 2. Freiſchütz, 3. Mohawk..: Ag⸗ Saxifraga, Sonderbündler, Atropos. Tot: 16, Pl. 14, „ 43:10. 4. Weidwall⸗Jagdrennen: 3000 L. 3000 Meter: 1. Gebr. Rößler's Lauſcher(Weber] 2. Skat, 3. Georgette..: Larche, Panne, Freimut, Verleumdung. Tot: 15. Pl.: 12, 13:10. 5. Preis der ſchwarzen Diamanten: Ehrpr. u. 6000 4. 2000 Met. 1. L. Berkowitz Cſampas(C. Janek), 2. Freiweg 2, 3. Salzig..: 3. Saint Leonhard, Lauffeuer, Lux Sirokko. Tot: 42, Pl.: 13, 6, Graf Gersdorff⸗Rennen: 4000. 1800 Meter. 1. P. Mülhen's Malvalio(Friedrich), 2. Bundestreue, 3. Jungmanne..: Salvator, Glockengießer, Ingo, Roberta. Tot: 92. Pl.: 22, 19, 20:10. 7. Märkerding⸗Ausgleich: 2700 J. 1400 Meter: 1. Abtlg. 1. Frl. M. Meiſtner's Rondo(Pretzner), 2. Nina, 3. Königstreue,.: Des⸗ demona, Ga betta, Lump, Hätte man, Harlikinade, Tot: 47, Pl. 19, 26, 26:10.— 2. Abt. 1. P. Mülhen's Kriemhild(5. Schmidt), 2. Gio, 3. Clauswalde,.: Lioſach, Heliodora, Golfſtrom. Parteigetriebe, Tot: 30, Pl.: 14, 12, 18:10. MRuderſport Wormſer Vereinsregatta Sieger im„Gaſt⸗Vierer“ Maunheimer Ruder⸗Club v. 1875. Am Sonntag veranſtaltete die rührige Wormſer Ruder⸗Geſell⸗ ſchaft ihre diesjährige Vereinsregatta. Zu dem ausgeſchriebenen Gaſt⸗Rennen hatten, wie alljährlich, auch Mannheimer Mannſchaften gemeldet. Am Start zum„Gaſtvierer“ waren erſchienen: Wormſer Ruderverein, Mannheimer Ruderelub v. 1875 und die Mannheimer Rudergeſellſchaft. Es war eines der ſpannendſten Rennen des Ta⸗ ges, das der Mannheimer„Club“ mit nur knappem Vorſprung gegen die Mannheimer Rudergeſellſchaft zum Sieg rudern konnte. Die übrigen Rennen zeigten, welch zahlreiches und vor allem gutes Mannſchaftsmaterial der Wormſer Rudergeſellſchaft zur Verfügung ſteht. Die Regatta, die leider unter der ſchlechten Witterung litt, war ein voller Erfolg. Schießſport * Am Landesſchießen des Südweſtdeutſchen Sportverband für Kleinkaliberſchießen am 24. und 25. ds. Mts. in Pforz⸗ heim beteiligte ſich auch der Lampertheimer Schützen⸗ nerein mit einer Mannſchaft und einigen Einzelſchützen. Es gelang ihm hierbei zu zeigen, daß der Verein in der Lage iſt, mit den anderen Verbandsvereinen in Konkurrenz zu treten. Im Schießen um den Preis der Stadt Pforzheim konnte die Mannſchaft, beſtehend aus den Schützen Baye⸗ rer, Günderroth, Maus, Neider und dem Jungſchützen Schlappner, mit dem ſilbernen Eichenkranz aus⸗ gezeichnet werden. um den Preis des Rund ſchau Reichspräſidenten errangen die Schützen Dalchau, Günderoth, Maus, Neider und Sacherer die Hindenburg⸗ Plakette. Mit dem 7. Preis des Südweſtdeutſchen Sport⸗ verbandes konnte Neider weiter heimkehren, außerdem er⸗ rang derſelbe mit 34 Ringen bei drei Schuß ſtehend frei⸗ händig den Exrinnerungstaler. Sehr gut bewährte ſich der 17jährige Jungſchütze Friedrich Schnappner. Mit 59 Rin⸗ gen bei 6 Schuß trat er im Schießen um den Preis für Jung⸗ ſchützen an erſte Stelle, weiterhin fiel ihm beim Gäſteſchießen die ausgeſetzte Plakette zu. Da an dem Landesſchießen zirka 1000 Schützen teilnahmen, ſo ſind die gezeigten Leiſtungen als ſehr gut zu bezeichnen. Tennis Europas größte Tennishalle Im Nüruberger Luitpoldhain Die vier Plätze umfaſſende Leipziger Tennishalle, die bisher als größte Tennishalle Europas zu gelten hatte, wird jetzt erheblich überboten durch die neugeſchaffene Halle im Luitpoldhain in Nürn⸗ berg, die ſechs Spielfelder beſitzen wird und ſich ſogar noch auf zehn Spielfelder vergrößern kann. Die Halle ſelbſt iſt Eigentum der Stadt Nürnberg, die Verwaltung übernimmt der Tennis⸗Turnier⸗ Verband Nürnberg⸗Fürth, der ſich vor allem zur Aufgabe ſetzen wird, den Hallentennisſport zu pflegen und in Deutſchland noch mehr als bisher zur Geltung zu bringen. Jußball * Lohrmann als Trainer beim ScC. Charlottenburg. Der frühere Fürther internationale Torhüter Lohrmann, der lange Zeit in Wien als Profi⸗Fußballſpieler und dann an der Riviera als Tennistrainer wirkte, ſoll ſeine Amateureigenſchaft wieder zurück⸗ erhalten und dann beim SC. Charlottenburg als Torhüter und Tennishüter tätig werden.(Lohrmann iſt auch als Torwart von Waldhof und Waſſerballſpieler von Nickar Heidelberg in Mann⸗ heimer Sportskreiſen bekannt.) Kegelſport * Kegler⸗Verband Mannheim Die im Stadtteil Rheinau⸗ hafen im Lokal Hertel neu erſtandenen Bahnen, darunter eine Bohlenbahn, gelangten vergangenen Samstag zur Ab⸗ nahme. Die Bahnen entſprechen allen Anforderungen. Das Erſtellen der Bohlenbahn erweckte allgemeines Intereſſe. Ihrem Zweck werden die Bahnen offiziell kommenden Sonn⸗ tag übergeben und eingeleitet durch einen Kampf zwiſchen Stadtmeiſter Geſ.„Edelweiß“ und Altmeiſter Geſ.„Rhein⸗ perle“ mit Zwölfer⸗Mannſchaften à 50 Kugeln.— Die Hetm⸗ weihe in Stuttgart wurde auf den 6. November verlegt. Zu den ausgeſchriebenen Kämpfen entſendet Mannheim eine Zehnermannſchaft. Bei dem Treffen mit kombinierten Zehnermannſchaften zwiſchen ſüdd. Gau und ſchwäb. Bund hat Mannheim drei Mann zu ſtellen.— In Ludwigshafen ſetzt die erſte pfälziſche Sportwoche mit dem 2. Oktober ein. Von Mannheimer Geſellſchaften wurden 15 Meldungen ab⸗ gegeben. Von den nicht zum Verband gehörigen Geſellſchaften, die geſondert ſtarten, liegen 38 Meldungen vor.— In Mann⸗ heim ſind die Würfel um den Stierle⸗Wanderpokal gefallen. Sieger wurde Geſ. Kurpfalz mit 1105 Holz. Es folgt.C. „Waldhof“ und Geſ„Rheingold“. Verbessern oder —— Einfach in gut ¼ Uiter kochendem Wasser auigelöst, gibt der Würfel Kräftige Flelschbrühe zum Trinken und Kochen, zum erlängern von Suppen und Sogen aller Art. Neues aus aller Welt — Wieder zwei Ueberfälle in Berlin. An den Unrechten kam am Dienstag abend gegen 7 Uhr ein Wegelagerer, der ſich in der Gegend von Spandau berumtrieb. Dort wohnt in der Laubenkolonie„Sandwieſe“ der Maurer Rudolf Mül⸗ ler. Als er am Dienstag abend um dieſe Zeit ſich auf dem unbeleuchteten Wege unmittelbar vor der Kolonie befand, kam plötzlich ein Mann, der am Grabenrand geſeſſen hatte. auf ihn zu und rief ihn an:„Geld her, oder ichſchlage dich nie der!“ Müller ließ ſich aber nicht einſchüchtern, nahm ſeinen Spazierſtock und verſetzte dem Wegelagerer einige ſo wuchtige Hiebe über den Kopf, daß er zuſammen⸗ brach. Dann eilte er nach dem 142. Polizeirevier und kam mit einigen Beamten an den Tatort zurück. Der Räuber, der ſich anſcheinend erholt hatte, war aber bereits verſchwunden.— Einen zweiten Ueberfall verübte in der Landsberger Allee gegen 11 Uhr eine Rotte von halbwüchſigen Bur⸗ ſchen. Sie rempelten einen jungen Mann ohne Veranlaſſung an und ſchlugen ihn nach einem Wortſtreit nieder. Als ſich Paſſanten einmiſchten, floh die Rotte. Der Ueberfallene mußte nach dem Krankenhaus am Friedrichshain gebracht werden. — Das Pech des„Kriminalkommiſſars“. Ein 25 Jahre alter Otto Scheffel, der von Beruf Kaufmannslehrling iſt. ſich aber ſchon früh auf dem Gebiet des Heiratsſchwin⸗ dels betätigt hat, näherte ſich vor kurzem wieder einer Dame unter dem Namen eines„Kriminalkommiſſars Paul Heine⸗ mann“. Er erzählte Wunderdinge von ſeinen Arbeiten und Erfolgen in der Aufdeckung von Verbrechen aller Art. Das imponierte der angehenden Braut ganz gewaltig und ſie freute ſich ſchon im voraus. einem ſolchen Manne als Gattin zur Seite zu ſtehen. Da aber kam das Verhängnis. Das Paar beſuchte ein Theater und weilte noch im Vorraum, als ein Bekannter des vermeintlichen Kriminalkommiſſars dieſen mit dem Gruße„Guten Abend, Herr Scheffel!“ anſprach. Die hellhörige Braut ſtutzte, ſah ihren Bräutigam an und ſagte: „Ich denke, Du biſt Kriminalkommiſſar Heinemann“. Der Entlarvte verſuchte zu entwiſchen, ſie faßte ihn aber am Rock⸗ ſchoß und hielt ihn feſt, bis ein Schupobeamter herbeigerufen war. — Schwere Autounfälle in Oeſterreich. Nach einer Tagung in Langenlois in Nieder⸗Oeſterreich verunglückte ein Laſt⸗ automobil mit 37 Perſonen in einer Kurve in der Nähe von Gogelsburg. Das Auto ſtürzte um. Der Chauf⸗ feur, ſeine Frau und ein Paſſagier waren ſoforttot. Drei Paſſagiere wurden ſchwer, die übrigen leicht verletzt.— Ein zweiter Autounfall ereignete ſich in der Nähe von Wiener⸗ Neuſtadt. Ein Jeuerwehrautomobil, das von einer Uebung zurückkehrte, kippte um. Alle Feuerwehrleute wurden ſchwer, zwei davon lebensgefährlich verletzt. — Der Miniſter ohne Anzug. Aus Belgrad wird gemeldet: Dem Miniſter Dr. Angelinowitſch wurden auf der Rückreiſe aus Dalmatien nach Belgrad, während er im Salon⸗ wagen ſchlief, alle Kleider und Wertſachen ſowie diplomatiſche Akten geſtohlen. Die Täter entkamen unbemerkt. Der Miniſter, der den Diebſtahl erſt morgens bemerkte, mußte bis Belgrad im Bett bleiben. Dann wurden ihm aus ſeiner Wohnung andere Kleider geholt. das leicht- laufende Markenrad Mielewerkeag. Glitersloh/ Westf. 2u beziehen gureh die fahrredhendlungen. — Drahtzaun- e Aufstellungen eee 15 einschlieblich •(rr ee kertigung vonzitter un ee Elsenwerk in einfacher u. vurnehmer Art. Bewährte 2 und hillige Austührungs- SSsSSAiiswerlegung Meiner verehrlichen Kundschaft zur gefälligen Kenntnis, daß ien mein seit 25 lahren am Strohmarkt 0 4, 5 innegehabtes Ladenlokal 8508 Ab Anfang Oktober nach dem gegenüber liegenden Hause Anummnunmu bngammegen D 4 9 15 UAUA verlege. Heinrich Karcher Paplerwaren- Bürobedari Tet. E1417 Tel. 21417 Die Teliungs-Anzeiec i8 das besie und biftügste . 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