geſetz, das Kriegsſchädenſchlußgeſetz, allen Kreiſen der Geſchädigten ſowie Sachverſtändige der Samstag, 15. Oktober Bezugspreiſe: In Mannheim u. Ungedung frei ins Haus eder durch die Poſt monatl..⸗M. 250 5 Seſtelſger Beieptl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe ſoue Mannhe Abend⸗Ausgabe ꝓreis 1o Pfennig 1927— Nr. 478 50 8 3 je einſp. Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Kolonelzeile für Allgem. Anzeigen 0,40 2 —4.. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet. Für 0 0 —.— vorbehalten. Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe. Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ aupt⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. R1, 46, gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ Baſſermannhaus). Geſchäfts⸗Nebenſtellen Waldhofftr.6, 5N. walt, Streiks, Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen chwetzingerſtr 19/20 u. Meerfeldſtraße 13. Telegramm⸗ Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte Ausgaben Adreſſe: eneralanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. 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Weiter liegen m vor die Handwerksnovelle, ein Antrag Siemens ber die Behandlung der Fragen unſeres binnenländiſchen erkehrs vom Standpunkt des volkswirtſchaftlichen Intereſſes. ein Antrag Markus über die wirtſchaftlichen Folgen des Ge⸗ ſetzentwurfes zum Schutze der Fugend bei Luſtbarkeiten und ein Antraa Baltruſch über die zweckmäßige Verteilung von Behördenaufträaen. Für ſämtliche Vorlagen hat der wirtſchaftspolitiſche Aus⸗ Ichuß Arbeitsausſchüſſe eingeſetzt. die ihre Beratungen größten⸗ zeils ſchon vor der Sommerpauſe begonnen haben und in den nächſten Wochen fortſetzen werden. Zu dem Schlußbericht der Weltwirtſchaftskonferenz wurden zwei Arbeitsausſchüſſe ein⸗ geſetzt, ein allgemeiner und ein Zolltarifausſchuß. Der Zoll⸗ tarifausſchuß wird vorausſichtlich im November wieder zu⸗ ſammentreten. Auch für die Beratung der Handwerksnovelle ſind im November weitere Sitzungen vorgeſehen. Dem ſozialpolitiſchen Ausſchuß liegen zur Beautachtung vor der Entwurf eines Arbeitsſchutz⸗ geſetzes, die Feſtſetzung von Lehrlinashöchſtzahlen im Han⸗ delIgewerbe. das Verzeichnis der dem 8 7 der Arbeitszeitve ordnung zu unterſtellenden Gewerbezweige und Gruppven von Arbeitern. die Anträge auf Einbeziehung weiterer ge⸗ werblicher Krankheiten als Berufskrankheiten in die Verord⸗ nung über Ausdehnung der Unfallverſicherung auf gewerb⸗ liche Berufskrankheiten und der Entwurf eines Berufsaus⸗ bildungsgeſetzes. Auch hier ſind zahlreiche Arbeitsausſchüſſe gebildet, von denen der für das Arbeitsſchutzgeſetz bereits 47 Sitzungen abgehalten hat. Ein Teilautachten ſoll baldiaſt der Reichsregierung übermittelt werden. Der Ausſchuß für die Feſtſetzung der Lehrlinashöchſtzahlen im Handelsgewerbe will ſeine Arbeiten erſt wieder aufnehmen. wenn feſtſteht, welche Stellung der jetzt mit ſeinen Beratungen beginnende Arbeits⸗ ausſchuß für das Berufsausbildungsgeſetz einnimmt. Dem finanzpolitiſchen Ausſchuß legen zur Begutachtung vor das Steuervereinheitlichungs⸗ die Schaumweinſteuer und die Frage der Umwandlung von auf Roggenwert lauten⸗ den in auf Gold⸗ oder Reichsmark lautende Hypotheken. Das Steuervereinheitlichungsgeſetz wird gegenwärtig in einem Arbeitsausſchuß beraten. Der Arbeitsausſchuß für das Kriegsſchädenſchlußgeſetz hat bereits Sachverſtändige aus Strafrechtsausſchuß des Reichstags Im Reichstagsausſchuß für Strafrechtsverfahren ſchloß ſich am Freitag an die in der letzten Sitzung erfolgte Ver⸗ gehmung von drei Sachverſtändigen eine lebhafte Ausſprache. ieſe Sachverſtändigen hatten ſich über die ihnen vom Aus⸗ chuß vorgelegten zwei Fragen geäußert, ob es ſich empfehle, die Altersgrenze der Strafmündigkeit vom 14. auf das 16. Lebensjahr zu erhöhen und ob es weiterhin not⸗ wendig oder gerechtfertigt erſcheine, für die Strafverantwort⸗ ichkeit noch eine beſondere Altersgrenze zwiſchen 18 und 2⁰ Jahren zu bilden. Die letzte Frage war einſtimmig, die erſte nur von einem Sachverſtändigen bejaht worden. In der Ausſprache erklärte Reichsjuſtizminiſter Hergt, die Reichsregierung müſſe unbedingt an der Altersgrenze von 14 Jahren für die abſolute Strafmündigkeit feſt⸗ halten. Sowohl die deutſche Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfe, als auch der allgemeine Fürſorge⸗ erziehungstag hätten ſich übereinſtimmend auf den Stand⸗ punkt geſtellt, daß an der Altersgrenze von 14 Jahren für die abſolute Strafmündigkeit feſtgehalten werden müſſe. Zu emſelben Ergebnis hätten die von der Reichsjuſtizverwal⸗ tung im Einvernehmen mit den Landesjuſtizverwaltungen geſammelten Erfahrungen geführt. Ebenſo ſei nach Auffaſſung er Reichsregierung die Erhöhung der oberen Grenze der Strafmündigkeit von 18 auf 20 oder gar auf 21 Jahre ab⸗ zulehnen. Die Beratung ſoll nächſten Mittwoch fortgeſetzt werden. Ber ins Anſtrengungen als Fremdenſtadt UE Berlin, 15. Okt.(Von unſerem Berliner Büro.) Wie die„B..“ berichtet, ſind unter Führung des Fremdenver⸗ kehrsamtes und des Oberbürgermeiſters Böß Vorarbeiten ange, um Berlin im nächſten Jahre eine„aroße Saiſon“ zu geben, wie ſie London und Paris ſchon lange haben. Die 2Berliner Saiſon 1928“ ſoll eine Zuſammenfaſſung aller künſt⸗ und ſportlichen Ereigniſſe des Sommers ſein, die täglich eine außerordentliche Darbie⸗ ung zu bringen imſtande ſein wird. Oberbürgermeiſter Böß wird in den nächſten Tagen eine Reihe von Herren bei ſich ehen, denen die Pläne für dieſe Veranſtaltungen zur Kennt⸗ m G eriſchen einen Monat hindurch gebracht werden ſollen. Reichsbank und anderer Bankinſtitute gehört. Es iſt beab⸗ ſichtigt, das Geſetz am 22. Oktober im finanzpolitiſchen Aus⸗ ſchuß zu verabſchieden. Auch die Frage der Schaumweinſteuer ſoll bis dahin erledigt werden. Das Gleiche gilt für die Rege⸗ lung der Umwandlung von auf Roggenwert lautenden Hypo⸗ theken. Geſpannte Lage im mitteldeutſchen Vergbau Berlin, 15. Okt.(Von unſerem Berliner Büro.) Auf Veranlaſſung des Reichsarbeitsminiſters trafen ge⸗ ſtern die Tarifparteien des mitteldeutſchen Bergbaues zu Einigungs⸗ und Schlichtungsverhandlungen zuſammen. Es herrſchte Klarheit darüber, daß es bei dem Schieodsſpruch vom 8. Juli dieſes Jahres, der eine Erhöhung der tariflichen Löhne um 3 Prozent vorſah, nicht bleiben könnte, ſondern daß es berechtigt wäre, über dieſen Vorſchlag hinaus die Löhne zu erhöhen. Das Maß der Lohnerhöhung ſei begrenzt durch die Notwendigkeit, eine Kohlenpreiserhöhung zu ver⸗ meiden. Nach 11ſtündigen Verhandlungen wurde um 10 Uhr abends der Einigungsverſuch abgebrochen. Die Forderungen der Gewerkſchaften lagen noch erheblich über dem, was der Schlichter aus allgemein wirtſchaftlichen Gründen glaubte ver⸗ antworten zu können. Die Bergarbeiter hatten bekanntlich ſchon bei Ablauf des alten Tarifvertrages zum 30. Juni d. J. die Forderung auf Lohnerhöhung und zwar um 80 Pfennig pro Schicht geſtellt. Da der durchſchnittliche Verdienſt für die Schicht im mitteldeutſchen Revier 5,20 Mark beträgt, hätte das einer 16prozentigen Zulage entſprochen. Um eine Erhöhung der Kohlenpreiſe auf alle Fälle zu vermeiden, war jedoch dieſe Forderung nicht nur von den Bergwerksbeſitzern, ſondern auch vom Schlichter abgelehnt worden. Die Berg⸗ arbeiter mußten ſich mit einer 3Zprozentigen Lohnerhöhung be⸗ gnügen. Zu Beginn des September ſind die Lohnſtreitigkeiten wieder aufgelebt und die alte Forderung von 80 Pfennig wurde wieder erhoben. Die Bergwerksbeſitzer erklärten, eine ſolche Lohnerhöhung nur bei entſprechender Kohlenpreisſteigerung durchführen zu können. Der Reichswirtſchaftsminiſter will aber vorerſt, wie er wiederholt nachdrücklich erklärt hat, einer ſolchen Steigerung ſeine Genehmigung nicht erteilen. Von den Bergarbeitervertretern iſt angeregt worden, dafür Sorge zu tragen, daß der Kohlenhandel ſeine Gewinnſpanne, die beiſpielsweiſe für Berlin rund 70 Prozent be⸗ trägt, verkürzt. Die hier etwa zu treffenden Maßnahmen wären jedoch Sache des Reichswirtſchaftsminiſters und mit dieſem in Fühlung zu treten, war vor den geſtern im Reichs⸗ arbeitsminiſterium geführten Verhandlungen bei der Kürze der Zeit nicht mehr möglich. Wie wir hören, iſt es bis zur Stunde in Mitteldeutſchland noch zu keinem Streik gekommen. Eine Eingabe des Reichslandbundes Der Bundesvorſtand des Reichslandbundes hat an die Reichsregierung eine Entſchließung zur Kreditlage ge⸗ richtet, in der er ſich eingehend mit der Notlage der Landwirtſchaft, insbeſondere auch der durch die Un⸗ wetterſchäden betroffenen Gebiete befaßt. Er betont, daß der Landwirtſchaft das zur Zeit zur Verfügung ſtehende Per⸗ ſonalkreditvolumen voll erhalten bleiben müſſe und fordert Reichshilfe durch Senkung des Zinsfußes. Im einzelnen for⸗ dert er Verlängerung der von dem Reichsfinanzminiſterium ſelbſt gegebenen Kredite auf 1. November 1928, Verlängerung der am 1. Dezember 1927 fällig werdenden illiquiden Renten⸗ bankwechſel in allen Fällen der Betriebsgefährdung, ins⸗ beſondere bei vorliegenden Wetterſchäden ſowie Verlängerung der Kredite für Saatgut⸗ und Weinbauzwecke. Der Bundesvorſtand des Reichslandbundes iſt der Auf⸗ faſſung, daß Neuinveſtierungen, insbeſondere durch Kreditauf⸗ nahme, nur dann vorgenommen werden dürfen, wenn die Rentabilität dieſer Kapitalsaufwendungen nach menſchlichem Ermeſſen ſichergeſtellt iſt. Die Reichsbahn im September Die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft veröffentlicht ihren Bericht über Monat September. Der Güterverkehr geſtaltete ſich lebhaft. Die Betriebsleiſtungen zeigten in den meiſten Bezirken eine Zunahme gegen den Vormonat durch den Ein⸗ ſatz des Herbſtverſandes landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe, durch Kohlen, Bauſtoff⸗ und Düngemitteltransporte. Der Per⸗ ſonenverkehr war zu Beginn des Monats infolge des ſtarken Ferienrückverkehrs in allen Bezirken recht lebhaft, flaute aber um die Mitte des Monats merkhar ab. Die finanziellen Ergebniſſe im Auguſt geſtalte⸗ ten ſich folgendermaßen: Einnahmen 461 354 000 /, Ausgaben 292 470 000 /, für Erneuerung der Reichseiſenbahnanlagen 62 449 000„/, zuſammen Ausgaben der Betriebsrechnung 354 919000 /, Dienſt der Reparationsſchuldverſchreibungen 54 985 000 /. An den Generalagenten iſt für den Dienſt der Reparationsſchuldverſchreibungen die Auguſtrate rechtzeitig gezahlt worden. Rückblick und Vorſchau Fahntag und Wartburgfeier— Die Verbindung von Mann⸗ heim, Eiſenach und Freyburg— Die heutigen Aufgaben der Burſchenſchaft— Deutſche Sternwanderung 4 Die Verlegung der Hundertjahrfeier des berühmten Wartburgfeſtes der deutſchen Burſchenſchaft am 18. Oktober 1817 um zehn Jahre, weil der Jahrestag im Jahre 1917 aus begreiflichen Gründen nicht feſtlich begangen werden konnte, bringt den nunmehr 110. Gedenktag in unmittelbare Nähe des 75. Todestages des Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn. Was zunächſt wie ein eigenartiges Zuſammentreffen auszuſehen ſcheint, iſt doch mehr als ein reiner Zufall. Denn die beiden Bewegungen der deutſchen Turnerei und der deutſchen Burſchenſchaft gehören eng zuſammen; aus zeitweiligen Parallelen entwickeln ſich Kreuzungen und Ueberſchneidungen, bis ſie die unſelige Tat Sands zur Wanderung auf einem gemeinſamen Leidensweg zwang. Ungewollt gewiß, aber doch von eindruckstiefer Symbolwirkung iſt auch heute noch das Grabmal Auguſt von Kotzebues auf dem Mannheimer Friedhof: Der ſchwere Kubus, der auf Haupt und Nacken des niedergedrückten Menſchen wuchtet und der die Macht des Schickſals verdeutlichen ſoll, iſt gleichzeitig auch das Sinnbild jener Verfolgungen und Schickſalsſchläge, die gleichmäßig Studenten und Turner in jenen trüben Jahrzehnten zu Boden ſchmetterten, als Metternichs Hand allmächtig in Deutſchland und Oeſterreich regierte. So geraten ohne unge⸗ fügen Zwang Mannheim, Eiſenach und Freyburg a. d. Un⸗ ſtrut in ein geiſtiges und geſchichtliches Koordinatenſyſtem. deſſen Deutung uns heute umſo leichter fällt, als wir, nur durch den Zeitraum von einhundert Jahren getrennt, Parallelerſcheinungen ſehen und erkennen. Das große ſeelenerſchütternde Erlebnis, damals wie heute, war der Krieg, der nach den Begriffen jener Zeit bereits den Charakter eines Weltkrieges angenommen hatte. Gedachte man doch der Leipziger Schlacht, an deren vierten Jahrestage das denkwürdige Wartburgfeſt ſtattfand, von An⸗ fang an als der„Völkerſchlacht“.(An der Somme oder vor Verdun, in der Champagne und in Flandern haben wir ein gleich gewaltiges Völkerringen zeitweiſe täglich erlebt.) Durch den ſiegreichen Ausgang der Befreiungskriege war der ſtaat⸗ liche, völkiſche und auch geiſtige Tiefſtand nach der Nieder⸗ lage von 1806 und 1807 überwunden. Zahlreiche Quellen der Vaterlandsliebe und des Reformwillens waren mit dem Wie⸗ ner Kongreß nicht verſchüttet worden, ſondern ſie ſprudelten weiter und befruchteten aufnahmebereites ſeeliſches Gelände. Dazu kam noch ein Moment, für das wir heute beſonderes Verſtändnis haben. Auch in den Freiwilligen von 1813—15 war der Frontgeiſt lebendig geblieben, der ſie auf den Schlachtfeldern von Leipzig, Ligny und Belle⸗Alliance zu⸗ ſammengeſchweißt hatte. Die Lehrer in den Schulen und auf den Univerſitäten, aber auch noch manchen Schüler und vor allem die Studenten in den Hörſälen zierte das ſchwarz⸗weiße Band des Eiſernen Kreuzes. Sie dünkten ſich gewiß nicht beſſer, als die anderen, aber ſie konnten und durften nicht glauben, daß mit der neugemalten Landkarte von Deutſch⸗ land und der Wiederherſtellung der Fürſtenſouveränität alles das überflüſſig und unnütz geworden ſein ſollte, was ſie in vaterländiſcher Begeiſterung mit ihrem Blute miterrungen hatten. Europa im Zeichen der heiligen Allianz, die bürger⸗ liche Kultur im Zeichen des Biedermeier, Literatur und Muſik im Zeichen der Romantik, die Architektur im Zeichen des ver⸗ bürgerlichten Klaſſizismus, das iſt die„gute, alte Zeit“, ein⸗ fach, ſtilvoll, aber namenlos geiſttötend, ſo daß die Geiſtes⸗ heroen jener Tage Goethe, Beethoven, Humboldt, nicht zu vergeſſen die Gebrüder Grimm und der Heidelberger Savigny ſchon faſt jenſeits des Intereſſes ihrer Zeitgenoſſen ſtanden. Nun ſind aber Jugend und Oppoſttion zu allen Zeiten identiſche Begriffe geweſen und werden es auch immer blei⸗ ben. Es iſt daher ſelbſtverſtändlich, daß die damalige Jugend in jener gewollt und ungewollt leidenſchaftsloſen Zeit das einzig vorwärts drängende Element darſtellte. Die Aus⸗ gangspunkte waren zwar für Turner und Studentenſchaft verſchieden, das Ziel war aber das gleiche. Beide wollten die Erneuerung, jene mehr primitiv eingeſtellt von der Körper⸗ lichkeit her, die gegen eine verweichlichte Kultur und eine nach zehn Jahren Krieg und Kriegslaſten begreifliche Er⸗ ſchlaffung rebellierte, dieſe ſchon komplizierter und von um⸗ faſſenderer Geiſtigkeit, die über die Belaſſung Elſaß⸗ Lothringens bei Frankreich und die Begründung des Deutſchen Bundes unzufrieden war. Durch die 1815 erfolgte Gründung der Burſchenſchaft wurde dieſe Stimmung unter der geſamten ſtudentiſchen Jugend Deutſchlands binnen kür⸗ zeſter Zeit verbreitet. Sie überflügelte den Einfluß der Turnerſchaft, gegen die ſie ſogar zeitweilig eine gewiſſe Animoſi⸗ tät hegte. Was die Idee der Burſchenſchaft eigentlich bedeutete, vermögen wir heute beſſer zu erkennen, als die Zeitgenoſſen und erſten Nachfahren. Sie wollte mit ihren ethiſchen, chriſtlich⸗ germaniſchen und freiheitlichen Idealen ein durch ſittliche Selbſtzucht beredeltes, dem größeren Vaterlande dienendes ſtudentiſches Leben aufbauen. Ihr Kampf galt den Fürſten und Staatsmännern, die das aufſtrebende Staatsgefühl des Bürgertums unterdrückten, ihre Sehnſucht gehörte dem einheitlichen und freien Reich mit dem mittelalterlichen Kaiſertum, ihre Farben waren ſchwarz⸗rot⸗gold, ihr Wahl⸗ ſpruch„Ehre, Freiheit, Vaterland“. Wir wiſſen aus unſeren eigenen Erfahrungen nach dem Kriege, daß ſtarke und große Ideen überraſchende Verbreitung und entſprechende An⸗ hängerſchaft gewinnen. So kann es daher nicht wunder neh⸗ men, daß bei dem großen Wartburgfeſt am 18. Oktober 1817 die überwiegende Mehrheit der deutſchen Studentenſchaft ſich in Eiſenach vereinte und in heute noch ergreifender und über⸗ 2. Seite. Nr. 278 Neue Maunheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) Samstag, den 18. Oktober 1927 aus ſeierlicher und würdiger Weiſe ſich zuſammenfand in derStaat hervor. Ein neues, anders als früher geartetes Hoch⸗ Huldigung an die neuen Ideale. Daß in jugendlichem Ueber⸗ ſchulleben macht ſich bemerkbar, die Verbindung zwiſchen Volt chwang aus der Erinnerung an die Verbrennung der Bann⸗ ulle durch Luther— man feierte ja auch gleichzeitig das 300jährige Feſt der Reformation— auf dem Scheiterhaufen einige mißliebige Bücher, ein Schnürleib, ein Zopf und ein Korporalsſtock verbrannt wurden, war wirklich kein ſtaats⸗ gefährliches Verbrechen, ſondern ſchlimmſtenfalls eine Ge⸗ dankenloſigkeit und Unüberlegtheit. Aber aus dieſen Flam⸗ men erwuchs bereits das Verhängnis, nicht nur für die Stu⸗ dentenſchaft allein, ſondern auch für die urner, da die Re⸗ aktion Jahn als den Hauptanſtifter anſah, obgleich nicht ihn, ſondern Maßmann die Verantwortung traf. Den entſcheiden⸗ den Ausſchlag zur Verfolgung beider gab aber die Ermor⸗ dung Kotzebues durch Sand in Mannheim im Jahre 1819, obwohl ſie lediglich bewies, daß nur einige kleine Kreiſe innerhalb der deutſchen Studentenſchaft zur Tat entſchloſſen waren. Ihre Folge waren die Kgarlsbader Beſchlü ie Die Univerſitäten wurden unter ſtrenge Aufſicht geſtellt, die Burſchenſchaften aufgelöſt, ihre Farben verboten, die Zenſur wurde eingeführt und eine Unterſuchungskommiſſion gegen die„Demagogen“ eingeſetzt. Es genügt, nur an den Namen ritz Reuters zu erinnern, um zu der wie ſie gewütet hat. te Turnerſchaft teilte das Schickſal der Burſchenſchaft, Jahn wurde in die Unterſuchung der Sandſchen Mordtat ungerecht⸗ fertigt verwickelt, verhaftet und verbannt, das Turnen wurde verboten. Beide Bewegungen, nunmehr durch das gleiche Schickſal aufs engſte verbunden, waren vollſtändig gelähmt, die Reaktion triumphierte. Wir, die wir in dieſen Tagen das Andenken Jahns und Die Feier des Wartburgfeſtes gleichzeitig feſtlich begehen, den⸗ zen Über alle dieſe Dinge abaeklärter und vorurteilsfreier. Wir vergeſſen vor allem nicht das eine. daß die Leidenden der zwanziger und dreißiger Jahre zu den Führenden in der Paulskirche gehörten— auch Jahn war eine ihrer herrlichſten Zierden— und ſomit von ſelbſt zu den geiſtigen Gründern des deutſchen Reiches wurden, das in veränderter Geſtalt, aber auf unverrückbarer geſchichtlicher Grundlage beruhend, heute Anſer Vaterland iſt. Wenn wir aber ihrer Verdienſte gedenken und uns zu ihren Ideen bekennen, erhebt ſich ganz von ſelbſt die Frage: können beide Bewegungen heute in ähnlicher Weiſe zum Nutzen kommende. Generationen ausſchlagen, wie ihre Vorgänger vor hundert FJahren? Dabei iſt zunächſt zu berück⸗ lichtigen, daß ſie beide beute nur Teile eines Grögeren ſind. Während damals das Turnen die körverliche Betätiaung ſchlechthin bedeutete, iſt ihm heute im Sport eln Konkurrent erwachſen, der es überflügelt hat. ſo daß die eigentlichen Turn⸗ vereine ſchon ſeit langem ſich ſportliche Abteilungen angeglie⸗ dert haben und ſie ihre Mitalieder gleichzeltia zu turnſſchen und ſportlichen Wettkämpfen entſenden. Auch die Deutſche Burſchenſchaft iſt nur ein Teil der übrigen in viele Verbände geſpaltenen Studentenſchaft. Heute wie damals beobachten wir Verirrungen und Verſtiegenheften. Sport und Turnen. die eine Volksſache ſein ſollten, ſind zerſplittert in bürger⸗ liche und Arbeitervereine. Das unſelige politiſche Moment be⸗ wirkt auch hier eine Trennung, dke dem Ganzen nur ſchädlich iſt, ſolange die Kämpfe gegeneinander anhalten. Aber in einem kann die Turnerei ſtets vorbildlich wirken. nämlich einen Hemmſchuh zu bilden gegen den Rekordwahn und den kinnloſen Kult des Bizeps und der Kniekehlen, der unſere Ju⸗ gend zu kraſſeſter einſeitiger Ueberſchätzung des Körperlichen führt und das notwendige Geiſtige vernachläſſigen läßt. Ver⸗ nunft und Maßhalten bei aroßem Willen— dieſes Geheimnis —— ſet auch die Richtſchnur für Turnen und por Die deutſche Studentenſchaft war in den erſten Jahren nach dem Kriege ebenfalls zerklüftet. Die Politik veraiftete auch doxt das innerſtudentiſche Leben. Der Antiſ⸗mitmus einerſeits und die der Neuordnung des Staates und gewiſſer „Tetle der⸗Geſellſchaft wideretrebende Einſtellung andererſeits ſchufen in Verbindung mit mißverſtandenen Frontgeiſt eine Atmoſohäre, aus der neue Sand⸗Taten, wie die Ermordung Eräbergers und Rathenaus. entſtanden. Ueberhaupt erſchei⸗ Nen, verglichen mit jener Zeit. viele Kegel auf die Köpfe ge⸗ ſtellt. Die Studentenſchaft von 1818 wagte ihr Leben für ſchwarzerot⸗gold, die von 1919 lehnte die Farben des neuen Deutſchlands ab. Gar mancher Sozialdemokrat, der den Namen Metternichs und die Verfolaung der altdeutſchen Farben ver⸗ dammte, erwies ſich merkwürdigerweiſe als ein Metternich im neuen Format bei der Verfolgung der alten Reichsfarben bis auf die heutigen Tage. Was in der Geſchichte der Wiedererneuerung Preußens, in der Zeit zwiſchen 1807 und 1813 ein Ruhmesblatt für Profeſſoren und Studenten war, daß ſie die geiſtige Unter⸗ kellerung des nationalen Gedankens vornahmen und durch⸗ ührten, fand leider keine Wiederholung nach 1919. Gewiß, je Zeiten waren hart und ſchwer auch für die deutſchen Hochſchulen, aber daß ſie, von wenigen Ausnahmen einzel⸗ ner Perſönlichkeiten abgeſehen, ſich ſo ganz außerhalb und ab⸗ —1 der geiſtigen und politiſchen Strömungen ſtellten, die die Gegenwart hemmen oder beleben, iſt ein bedenkliches Zei⸗ chen dafür, daß ſie die Zeichen ihrer Zeit nicht verſtanden ha⸗ Ben. Doch wäre es ungerecht, den offenſichtlich beginnenden Umſchwung verkennen zu wollen. In der deutſchen Studen⸗ kenſchaft tritt von Jahr zu Jahr verſtärkter der Wilke zur Staatsbeſahung und zur Mitarbeit an Volk unk — Arnold VBöcklin Zu ſeinem 100. Geburtstage am 16. Oktober 1927 3 Von Herbert Zſchelletzſchky⸗Leipzig Für den, der den Namen Böcklin hört, verbindet ſich mit dem Klange des Wortes ſofort die Vorſtellung der bekannten Bilder des Meiſters: der„Toteninſel“ mit ihren Variationeu, der„Villa am Meer“, ſeiner Gemälde mit den vielen Fabel⸗ weſen, den feuchten, aus dem Waſſer tauchenden Bewohnern des rauſchenden Meeres, den phantaſtiſchen Tritonen und Na⸗ 8 den mit unerſchöpflicher Erfindungskraft geſtalteten ixen, die mit ausgelaſſener Heiterkeit in den wilden Wellen pielen oder, wie die Waſſerfrau auf dem Gemälde„Meeres⸗ ſtille“, mit ihren wehmütigen, unergründlichen Rätſelaugen aus dem Bilde ſehnſuchtsvoll in die Ferne ſchauen. Er ſieht gus dem Walde die zahlloſen Faune und Nymphen zu fröh⸗ lichem Spiel hervoreilen oder die wilden Kentauren zu ſchreck⸗ lichem Kampfe aufeinander losſtürmen. Böcklins Kunſt iſt jetzt ſo ſehr in den Beſitz des Volkes übergegangen und ſo ſelbſtverſtändlich geworden, daß uns die Vorſtellung von einem harten Ringen um Anerkennung faſt undenkbar er⸗ ſcheint. Manche Enttäuſchung hat ex erlebt, bis es ihm ge⸗ lang, wenigſtens eine kleine Gemeinde für ſeine Kunſt zu be⸗ geiſtern. Denn volkstümlich wurde er erſt um die Wende des eendertz; Hunger und Sorge wurden ihm nicht erſpart, ie Not hat ihn oft mit ihren kalten Fingern gepackt. Den⸗ Unoch iſt er ſich ſelbſt ſtets treu geblieben und ſeinen Weg un⸗ beirrt zu Ende gegangen. Arnold Böcklin wurde am 16. Oktober 1827 75 Baſel geboren und verbrachte ſeine Jugend in dieſer Stabt. Sein Vater, der ſic aus kleinen Verhältniſſen emporgearbeitet Hatte, mißbilligte bie Abſicht des jſungen Menſchen, Künſtler u werden, der die Zahl der hungrigen Maler nicht vermehren ſollte, und es bedurfte erſt langer Fürſprache ſeitens der Mut⸗ ter, bis der Achtzehnjährige endlich die Düſſeldorfer Akademſe beſuchen konnte. Dann hielt er ſich zu Studienzwecken einige Zeit in Brüſſel und Antwerpen auf und 1848 auch in Paris, wo er in die Februarrevolution verwickelt wurde. Nachdem er in die Heimat zurückgekehrt war, lernte er ein funges Mäd⸗ then, die Tochter eines Baſeler Küfermeiſters kennen, mit der er ſich bald verlobte. Aber das Glück ſollte nur von kurzer Dauer ſein. Ex zog 1840 nach Rom, wo ihn, nicht lange nach der Ankunft, die traurige Nachricht erreichte, daß ſeine und Hochſchule wird enger. Auch die Deutſche Burſchenſchaft hat ſich von der Nabelſchnur überkommener Vorurteile und Anſchauungen, die noch in den erſten Jaren nach dem Kriege zu bedenklichen Beſchlüſſen geführt hatten, frei gemacht. Hier exwächſt ihr eine neue, man darf wohl ſagen, wundervolle Aufgabe, über die reinen Bundesintereſſen hinaus volksver⸗ ſöhnende, die Gewiſſen läuternde und paterländiſche Arbeit zu leiſten. Es iſt wohl kein Zufall, daß ſie die führende Köpfe in Polittk und Wirtſchaft zu den Ihrigen zählt. Durch ſie hat ſie die Möglichkeit, mit ihren Ideen über den engeren Be⸗ reich hinaus auf die Volksgenoſſen einzuwirken. 1 Wie vor 110 Jahren die deutſchen Burſchen zur Wart⸗ burg wanderten, ſo ziehen auch in dieſen Tagen Hunderte von alten und jungen Burſchenſchaftern zu Juß nach dem„Herzen Deutſchlands“. Auch wir alle, die wir ein Deutſchland kennen, das unſer Vaterland heißt, befinden uns auf einer ſolchen Sternwanderung nach einem hohen Ziel. In den Notzeiten unſeres Vaterlandes und nach den Schick⸗ ſalsſchlägen, die über uns hereingebrochen ſind, iſt uns der Sinn des einſtigen burſchenſchaftlichen Wahlſpruchs deutlich geworden. Auf unſeren Silbermünzen ſtehen die Worte der deutſchen Nationalhymne:„Einigkeit und Recht und Frel⸗ heit“. Ebenſo gut könnten auch die drei Worte:„Ehre, Frei⸗ heit, Vaterland“ auf ihnen prangen, denn in ihnen erſchöpft ſich in Wahrheit alles, was wir als Deutſche als Ziel unſerer Arbeit in Gegenwart und Zukunft erblicken. Iſt es nicht ſo, daß wir alle, die wir über Partel und Konfeſſion hinaus unſer Sehnen und unſere Arbeit auf das zweite Deutſche Reich einſtellen, im Gedanken an dieſe drei Worte„Ehre, Freiheit, Vaterland“, geiſtige Burſchenſchafter ſind?„Der Geiſt lebt in uns allen, und unſere Burg Sott!“ Kurt Fischer Der 3. Reichsſugendtag der Deutſchen Volksparkei am 8. und 9. Oktober in Minden hat einen erhebenden Verlauf genommen. Aber nur dann hat eine ſolche Veranſtaltung bleibenden Wert, wenn ſie wirklich ſachliche Ergebniſſe bringt. Ein Rückblick zeigt, daß dies der FFall iſt. Sachliche Arbeit wurde beſonders in der Sitzung des Reichs jugendausſchuſſes geleiſtet, der bei dieſer beſonderen Gelegenheit Gäſte aus den verſchiedenen Landestellen bei⸗ wohnten. Ueber die wichtige Frage der Tugendſchutz⸗ geſetze wurden zwei wertvolle Vorträge gehalten. Reichs⸗ tagsabgeordneter Thiel ſprach über den wirtſchaftlichen, Stu⸗ dienrat Wagner⸗Dortmund über den ſittlichen Schutz der Ju⸗ gend. Außerordentlich rege war die Ausſprache, die den bei⸗ den Vorträgen folgte; in einer Entſchließung wurden die For⸗ derungen des Reichsjugendausſchuſſes zum wirtſchaftlichen Schutz der Jugend feſtgelegt. Der ſittliche Jugendſchutz aber iſt nicht allein durch Geſetz zu regeln, ſondern es muß ernſte Arbeit der Jugend und ihrer Führer hinzukommen. Der nach⸗ drückliche Wille volksparteilicher Fugend, an dieſen grund⸗ legenden Fragen immer mehr mitzuarbeiten, verdient aus den Ergebniſſen von Minden beſonders hervorgehoben zu werden. Ferner war die Stellung zum Reichsausſchuß der deutſchen Jugendverbände Gegenſtand ausführlicher Be⸗ ratung. Nach einem Vorttag von Reichsfugendſekretär Hufen wurde beſchloſſen, imReichsausſchuß der deutſchen Ju⸗ gendverbände und in deſſen Landesausſchüſſen mit allen Kräf⸗ ten mitzuarbeiten. Von dem Reichsausſchuß wird erwartet, daß die dort herrſchende veraltete Einteilung der Gruppen verſchwindet. Es geht nicht weiter, daß nur die ſozialiſtiſche, katholiſche und evangeliſche Jugend eine⸗Rolle ſpielt und alle anderen Verhände in der Gruppe„Verſchtedenes“ zuſammen⸗ gefaßt ſind. Nicht nur die berufsſtändiſchen und ſportlichen Verbände haben das Recht, als beſondere Grupyen heraus⸗ gehoben zu werben, ſondern auch die volksparteiliche Fugend kann verlangen, als ſtaatsbürgerliche Jugendbewegung mit aleichgeſinnten Verbänden ihre Anſichten zu vertreten. Dieſe Frage wird ſicherlich die nächſten Sitzungen des Reichsaus⸗ ſchuſſes der deutſchen Jugendverbände beſchäftigen. Von ihrer Löſung wird es abhängen. ob der Reichsausſchuß der deutſchen Jugendverbände ſeinen Namen mit Recht verdient oder nicht. Wenn außerdem noch Zeit gefunden wurde. in einer län⸗ geren Sitzung die Funamädchenfrage zu behandeln und beſondere Beſprechungen der Fugendaruppenführer und Hoch⸗ ſchulvertreter abzuhalten, ſo eraibt ſich daraus im ganzen das abgerundete Bild wirklich fleißiger, ſachlicher Arbheit. Einen ſichtbaren Ausdruck fand dieſer Gedanke der Arbeit in einer Schriftenausſtellung des Reichsjugendſekretariats, die reiches aterial enthielt. Eine Reichstagung ſoll aber auch einen einheitlichen Willen zum Ausdruck bringen. Wir kommen aus der Ju⸗ gendbewegung. Und ſo begann der Feſtaßend mit einer feier⸗ lichen Huldigung an Walter Flex. Die Liebe zum deutſchen Volkstum fand noch weiter ihren Ausdruck in einem beſon⸗ deren Bekenntnis zu dieſem Gedanken von Schwennſcke⸗Ber⸗ lin und in ſeiner ſozialen Auswirkung, dargelegt non Käte Roß⸗Merſeburg. Vom Volkstum aber geht der Weg zum Staat! Dies iſt das beſondere Kennzeichen volksparteilicher Jugendarbeit. So galt das von Adolf Ktzufa⸗cſſen geſpro⸗ Braut an einer Gehirnentzündung geſtorben ſei. Doch ge⸗ lang es ihm, dieſen harten Schlag bald zu überwinden. Be⸗ reits nach drei Jahren verheiratete er ſich mit einer bild⸗ ſchönen ſiebzehnjährigen Römerin, Angelina Pascucci, mit der er bis zuletzt in glücklicher Ehe lebte. In den erſten Jahren hatte der funge Künſtler noch ſehr mit Sorgen um den Lebensunterhalt zu kämpfen, bis er end⸗ lich in der Heimat die für ſein ferneres Leben wichtige Be⸗ kanntſchaft des Gemäldeſammlers Graf Schack machte, der von ihm zahlreiche Bilder erwarb. Einen finanziellen Fortſchritt bedeutete für ihn auch die durch den Grafen Kalckreuth ver⸗ mittelte Berufung an die Kunſtſchule zu Weimar. Mit ihm zuſammen kamen 1860 die beiden Künſtler Lenbach und Begas an den gleichen Ort. Aber er hielt die Lehrtätigkeit, die ſeinen Geiſt zu ſehr beengte und ſein freies Schaffen behin⸗ derte, nicht lange aus und gab die Stelle auf, um als freier Künſtler weiter zu arbeiten. Er ging wieder nach Rom, wo er vier Jahre blieb. Neben ſeiner Kunſt opferte er viel Zeit ſeinen Verſuchen in der Farbengebung und ⸗miſchung, um ſeine große, unerreichte Technik der Farbenkompoſition weiter auszubilden. Wertvolle Anregungen erhtelt er 1 F Reiſe nach Neapel, in deren Verlauf er auch die alten Wand⸗ gemälde in Pompeji kennen lernte. 1866 kehrte er wieder nach Baſel zurück und führte für das Treppenhaus des Muſeums große Fresken aus. Hier rief er damals einen großen Entrüſtungsſturm hervor. Er hatte für das Baſeler uſeum des Sandſteinmasken ausgehauen, groteske Darſtellungen des Philiſtertums. Es ging nun all⸗ erel das Gerücht um Böcklin habe hiermit mehrere ehr⸗ axe Baſeler Bürger karikieren wollen. Böcklin hat aber eine ſolche Unterſtellung ſtets von ſich gewieſen. In dleſen Fahren entſtanden zahlreiche ſeiner Bilder, darunter„Die Geburt der Venus“, die„Ideale Frühlingslandſchaft“, eins der ſchönſten deutſchen Frühlingsbilder, die grauſige„Fels⸗ ſchlucht“ mit dem Drachen, der aus der bunklen Höhle kriecht, und der„Ritt des Todes“. Aber auch in Baſel hielt es der rußeloſe Fünſtler nur fünf Jahre aus, und ſchon 1871 ſehen wir ihn in München. In der Kunſtſtadt pfleate er in ſeinen Mußeſtunden Verkehr mit zahl⸗ reichen Malern. darunter Karl Haider, Trübner und Albert FLang, Gern weilte er in der Geſellſchaft des zwölf Jahre fün⸗ geren Hans Thömg, der ſeiner eigenen Art wohl am ähnlich⸗ ene dritte Bekenntnis am Feſtabend dem Staat. dem Ge⸗ banken ſtaatsbürgerlicher Pflichterfüllung. Keinen ſchöneren Abſchluß konnte der Abend finden, als in der Huldigaung* Hindenburg, der uns Vorbild höchſter Pflichterfüllung 5 Staate iſt. Alle dieſe Arbeit für Volkstum, ſozialen Gedan 4 und Staat kennt ein Ziel. Das arößere Deutſchla 100 Der aroßdeutſche Gedanke kam in Minden mit Ernſt 1 Kraft zum Ausdruck. Auch der jubelnd begrüßte Parteiführ Dr. Streſemann ſprach bei der Großdeutſchen Feier, 1 der Vertreter aus Sudetendeutſchland, Deutſch⸗Oeſterreich un dem Saargebiet teilnahmen. 105 Was endlich den Feſtzug beſeelte, was durch die ſtolten Fahnen und Wimvel bei der Kundgehung rauſchte. was bein Anblick des ſonnenbeſchienenen deutſchen Landes volksparte. liche Jugend erfüllte, brachte deren Reichsführer Pfarrer Dr. Luther zum Ausdruck:„Wir ſtehen treu zu der großen Ver nichts ohne Wollen und Handeln. Als ſtgatsbürgerliche Ju⸗ gend tun wir den Dienſt, den unſere Zeit erfordexrt, H. Deutſchland braucht!“ W. Die Arſache der Schleizer Flugzeugkataſtrophe Anläßlich eines Preſſeempfangs bei der Deutſchen Ver⸗ ſuchsanſtalt für Luftfahrt in Ablershof bei Berlin kam 5 auch im Verlaufe der Beſichtigungen zu einer Ausſprache üb 1 das Schleizer Flugunglück, dem— wie erinnerlich— 5 deutſche Botſchafter von Maltzan zum Opfer gefallen Die Unterſuchung des Laboratoriums der Deutſchen Verſuch anſtalt für Luftfahrt ergab, daß der Abſturz des Iluggenge⸗ auf den Bruch eines wichtigen Beſchlages zur N feſtigung des linken Tragflügels zurückzuführen iſt. Der hochwertigem Stahl hergeſtellte Beſchlag beſitzt nach den Flugzeugwerk angeſtellten und von der Deutſchen Verſuch anſtalt für Luftfahrt geprüften Berechnungen genügeg, Feſtigkeit. Die Bruchkante des Beſchlages zeigt in regelmäß gen Abſtänden Schichtungen, die den Beweis dafür liefenn daß dieſer Bruch ganz allmählich, vielleicht im Laufe N Monaten, ſich immer mehr erweitert hat und ſchließlich zu Abbrechen des oberen Teils des Beſchlages geführt hat. Aug der Tatſache, daß die Anfänge dieſes Bruches bereits längefe Zeit zurückliegen müſſen, laſfen ſich jedoch keinerlei Vorwürf gegen das mit der Beaufſichtigung der Maſchine betraute* ſonal erheben, da der Bruch mit dem bloßen Auge nicht er⸗ kennbar geweſen wäre. Letzte Meldungen Einberufung des Femeausſchuſſes Berlin, 15. Okt.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Femeausſchuß des Reichstags iſt zum nächſten Dynnerenge den 20. Oktober, einberufen worden. Es ſoll eine Ausſpra über den weiteren Gang der Verhandlungen ſtattfinden. D 1230 noch nicht wieder geſtartet — Berlin, 15. Okt. Wie uns von den ehteen Junkers, werken mitgeteilt wird, liegen bisher aus Horta(Azoret keinerlei Nachrichten über einen Start der Ozeanflieger 5 der D 1230 vor. Nachdem die heute eingegangenen Wette. nachrichten jedoch ziemlich ungünſtiges Wetter auf dem Ozer. feſtſtellen, glaubt man nicht daran, daß ſich die Ozeanfliegn heute noch zum Weiterflug nach Newyork entſchließen werde Der„Matin“⸗Beſitzer mit Sauerwein in Berlin Berlin, 18. Okt(Von unſerem Berliner Büro.) Hent⸗ vormittag traf Herr Duneau⸗Varilla, der 72jährige Beſitze des„Matin“ mit Sohn und Schwiegertochter, die eine Toch ter des franzöſiſchen Politikers Sarraut iſt. in Bealeituns ſeines politiſchen Hauptmitarbeiters Sauerwein auf 13 ladungeeines ihm befreundeten deutſchen Großinduſtriellen Berlin ein. Polen„fäubert“ das Wilnagebiet — Wilna, 15. Okt. Geſtern wurde eine Reihe von 5 tauern aus dem Wilna⸗Gebiet, die litauiſche Staatsangehbrig, keit beſitzen, zwangsweiſe an die Grenze abgeſchoben und gewieſen. Es handelt ſich um neun Perſonen, unter dene ſich ein Profeſſor des litauiſchen Gymnaſiums in Wilna un vier katholiſche Prieſter befinden. Frankreichs Kampf gegen die Kommuniſten Eparis, 15. Okt. Nach einer Meldung aus Lille wurden durch die Polizei neue Verhaftungen von Kommuniſten 15 genommen. 2000 Exemplare einer antimilitariſtiſchen Zei ſchrift wurden in einer Arbeiterdruckeret beſchlagnahmt. Durch ein Eiferſuchtsattentat zum Krüppel geworden — Riga, 18. Okt. Ein 20;ähriger junger Mann, ber ſeluf auf einer Mühle beſchäftigte Braut beſucht hatte, fand dem Heimweg ein Bündel, das er aufhob. In demſelben Augenblick erfolgte eine Exploſton und dem jungen Man wurde eine Hand abgeriſſen, ein Auge ausgeſchlagen und 7 Schienbein verletzt. Die Höllenmaſchine ſoll ein Nebenbuhle des Bräutigams auf den Weg gelegt haben. Italien, und zwar wählte er ſich diesmal Florenz zum Auß⸗ enthaltsort. Die Jahre in der Arnoſtadt gehörten zu 5 fruchtbarſten ſeines Lebens. Hier malte er in kurzer Fola filde der Seligen“, die„Meeresbrandung“, die Meeresbilbet mit den Tritonen und Nafaden, wie„Seetingeltangel“,„ Spiel der Wellen“ und vor allem die verſchiedenen Faſfungee der„Toteninſel“. Gerade bei dieſem Rilde zeigte ſich die rei Phantaſie des Meiſters, der ſedes Motiy zu verwerten 5 ſchöpferiſch umzugeſtalten wußte. Denn die Toteninſel entſtar nicht, wie oft behauptet wird, in Anlehnung an die kleine Inſe Ponteconiſſi bei Korfu, die er niemals geſehen hat. Bielmeh kam ihm nach ſeinem eigenen Bericht gelegentlich eine Dampferfahrt von Neapel, das er zur Heilung einer ſchwere, Gelenkentzündunag für kurze Zeit aufgeſucht hatte, nach de Inſel Iſchia beim Anhlick des Eilandes mit ſeinen ſteinernen Kaſematten die erſte Anreaunag des Bildes. In Florenz fand Böcklin auch Zeit, ſich neben ſeiner Kunſt ſeiner anderen großen Leidenſchaft zu widmen: Dem Fliegeſ Ihr hatte er viel Zeit und Gelb geopfert. Er ſtudierte, w früher Liornardo da Vinei, beſonders den Vogelflug, und trne ſich mit dem Gedanken, einen vogelähnlichen Apparat ohng Motor zu bauen, der gegen den Wind fliegen ſollte, Aber 900 Mißgeſchick verhinderte alle Flüae. Vor dem erſten Verſen wurde der Annarat durch Gewitter und Hageſſchſag zerſtör, Das zweite Mal brach die Maſchine vor dem Abflua zuſg e men und auch ein dritter Start kam nicht zuſtande, Snster erſt aing ſein Fkaruswunſch nach der Höße durch Otto Lilien thal und unſere ſetzſgen Segelflüge in Erfüllung. ſt Noch einmal kehrte er 1885 zu ſiebenfährigem Aufentha in die ſchmeiseriſche Heimat zurück. In Zürich ſchloß er m dem alten Gottkried Keller, den er auch mehrmals im Bilde feſthielt. treue Freundſchaft. die bis zu deſſen Tode im Faßre 1890 währte. Da er in den letzten Faßren viel kränkelte, wandte ſich der alte Meiſter wieder nach dem ſeiner Geſundlen zuträalicheren Süden und hezoa in der Nähe ſeines gellebte Florenz ein eigenes Heim, die Villa San Domenteo bei ſieſole, immer noch arbeitend, wenn auch mit Unterbrechungen. ˖ Er war einer der charaktervolſten Künſtler ſeiner geit, In ſeinem 73. Lebensfahre ſpielte ihm, der in einſamen Stun den das Lied des Todes ſo oft hat keife klingen hören,— wie ſeln Selbſtbilönis mit dem fiedelnden Knochenmann gelat— ſten war. Bald fedoch ⸗og Bhcklin ſeine Sehnſucht wieder nach der Bezwinger alles Lebenden das leste died au Am 16. Ja⸗ nuar 1901 ſtarb der große Maler in ſeinem Heim. gangenheit unſeres deutſchen Vaterlandes. Fühlen aber iſt ſeine beſten Gemälde, darunter ſeine„Florabilder“, die„Ge⸗ F ererab Aeneer ee en KWeoeen S F oe S zulänglichkeiten errichtet würde, Samstag, den 18. Oktober 1927 *— Neue Maunheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) . Sette. Nr. 478 Mannheim am Wothenende Stellungnahme der Stastverwaltung zur Kinoſteuer— Die Inhaber der großen Lichtſpielhäuſer fordern eine Pauſchalſteuer Das Einzugsverfahren könnte weſentlich vereinfacht werden Die Karlsruher und Mannheimer Straßenbahnfahrpreiſe Geringe Das Städtiſche Nachrichtenamt verbreitet folgendes: Die vitzenorganiſation der Filminduſtrie hat gegen die gemeindliche Kinoſteuer einen Kampf auf⸗ genommen, in dem ſie ſich nicht nur auf Eingaben an den Steuerausſchuß des Reichstags und eine ausgedehnte Preſſe⸗ propaganda beſchränkt, ſondern auch die Filmtheater durch Vorführung ſteuerfeindlicher Propagandafilme ihren Zielen dienſtbar macht. Als Hauptgrund macht die Filminduſtrie gel⸗ end ſie könne gegenüber der amerikaniſchen Konkurrenz nur letteben. wenn die Beſeitigung der Kinoſteuer ihr die Mög⸗ ichkeit gäbe, hochwertige Filme beim Vertrieb im Inland zu einem höheren Satz als gegenwärtig(angeblich zu 75 Prozent ſtatt 40 Prozent) zu amortiſieren. Sie arbeitet ferner mit dem edanken, daß ſie in der Lage ſein wird, durch Förderung der Filmausfuhr der deutſchen Volkswirtſchaft eine erheblich grö⸗ ßere Summe aus dem Auslande zuzuführen, als die Kino⸗ ſteuer im Reiche einbrinat. Die Städte vermögen den Standpunkt der Filminduſtrie keinesfalls als richtig anzuerkennen. Im Stadtbezirk Mann⸗ eim beſtehen, einſchließlich eines vor wenigen Tagen eröff⸗ neten, 14 Lichtſpieltheater mit insgeſamt 6 600 Sitzplätzen. Da⸗ zu kommt in den nächſten Wochen ein neues Unternehmen, das an Größe mit 1200 Sitzplätzen und Ausſtattung alle vor⸗ handenen überragt. Ein weiteres, minder umfangreiches Kino⸗ theater kam lediglich wegen baupolizeilicher Beanſtandungen nicht zur Ausführung. In den ſchon beſtehenden Betrieben iſt ie Beſucherzahl eine unverändert günſtige geblieben, woraus anzunehmen iſt, daß auch die neu hinzugekommenen auf ihre Rechnung kommen werden. Der von der Filminduſtrie be⸗ gehrte Fortfall der Kinobeſteuerung würde naturgemäß nicht uhne Rückwirkung auf die anderen Arten der Vergnügunas⸗ ſteuer bleiben. Bei Aufhebung der Kinoſteuer müßte mit dem Zuſammenbruch der geſamten Veranügunas⸗ ſteuer und ſo mit einem Geſamtverluſt an Einnahmen der deutſchen Gemeinden in Höhe von 100 Millionen Mark gerech⸗ net werden. Im Haushaltsplan der Stadt Mauuheim ſind die ergnügungsſteuern insgeſamt mit 550 000 Mk. vorgeſehen. wovon auf die Kinotheater 240 000 Mark entfallen. Dabei hat die letztere ſchon im vorigen Jahre durch die unter dem Ein⸗ druck der bekannten Vorgänge bei Großfirmen der Film⸗ induſtrie zuſtande gekommene Aenderung der Reichsrats⸗ beſtimmungen vom 12. Juni 1928 eine Minderung von 200 000 ark erfahren. Der Deutſche Städtetag hat in ſeiner jüngſten Ta⸗ gung die Aufhebung oder weitere Einſchränkung ohne voll⸗ wertigen Erſatz im gegenwärtigen Augenblick für völlig un⸗ gerechtfertigt und untragbar erklärt. Er hob dabei ganz be⸗ onders hervor, daß alle Beſtrebungen auf eine in abſehbarer Zeit vielleicht mögliche Senkung der Realſteuern und Werk⸗ tarife erfolglos bleiben müßten, wenn der Geſetzgeber die 8 der letzten ertragsreichen indirekten Steuern be⸗ aube. Zu dieſer amtlichen Auslaſſung iſt folgendes zu bemerken: Man kann es den deutſchen Städten nicht verdenken, daß ſie ſich gegen eine weitere Einſchränkung der Ginnahmen aus der Vergnügungsſteuer wehren, wenn für dieſen Ausfall kein Er⸗ ſatz geſchaffen wird. Andererſeits wird ſich eine einſichtige Stadtverwaltung der Erkenntnis nicht verſchließen, daß den Steuerträgern größtmöglichſtes Entgegenkommen gezeiat wer⸗ den muß. Wir ſind der Meinung, daß in Mannheim. ſoweit die Vergnügungsgelegenheiten in Betracht kommen. die Steuerſchraube immer noch zu ſtark angezogen wird. Es iſt eine alte Klage der Geſangvereine, daß ſelbſt die leiſtungsfähigſten nicht mehr in der Lage ſind. den kibelungen⸗ oder Muſenſaal zu mieten, weil die Miete und die Koſten für Heizung, Beleuchtung uſw. unerſchwinglich ge⸗ worden ſind. Wir alauben. daß ſich die Verhältniſſe mit eirem Schlage ändern würden wenn eines Tages von privater Seite ein Vergnügungsetabliſſement mit Sälen in den Außmaßen des Nibelungen⸗ und Muſenſaales unter Vermeidung der Un⸗ die dem Roſengarten anhaf⸗ ten, Unzulänglichkeiten, die allerdings nur unter Aufwendung bedeutender Mittel beſeitigt werden können. Aber an eine derartige Möglichkeit iſt in abſehbarer Zeit nicht zu denken. Die Stadtverwaltung ſollte ſich deshalb nicht dem Verdacht aus⸗ ſetzen, daß ſie gewillt iſt. die Monopolſtellung, die ſie wie in ſo »manchen anderen Fragen einnimmt. meiterhin auszunützen. ohne den berechtigten Wünſchen der hieſigen Vereine Gehör zu ſchenken. Es muß ihr daran liegen. daß Nibelungen⸗ und Muſenſaal ſo wenig als möglich in der Saiſon abends dunkel bleiben. Das kann aber nur erreicht werden, wenn allen 66 „Chang Der Dſchungelfilm im Ufatheater Dſchungel! Ein Zauberwort aus der Zeit der Jugend, deren Phantaſie ſich entzündete an der Kunde von fernen elten, in denen das Märchenhafte noch heute lebt. Wird dieſes phantaſtiſche Reich ſe vor unſern Augen erwachen? Es iſt erwacht! Verwegene Männer ſind mit Büchſe und Kamera urch den Norden Siams gezogen und haben die Dſchungel⸗ welt mit ihren Wundern und Schrecken, mit ihrem Spuk und ihrer Poeſie eingefangen und im Bildſtreifen zu uns gebracht. enkt Euch nur ja nicht, daß daraus einer von den lang⸗ weiligen Kulturfilmen geworden ſei. Dieſes Dſchungeldrama iſt ſpannender als es ein Schlager je war. Man braucht nur einmal in ſeine verwegene Welt hineinzuhören. Weit ab vom Dorfe der Laos, einem ſiameſiſchen Stamme, hat Kru ſeinen Pfahlbau errichtet. Kru iſt einer der Pioniere des Dſchungels. Mit Weib und Kind und Getier hauſt er da mitten unter den wildeſten Beſtien, die ſeine Hütte um⸗ ſchleichen, ſein Vieh rauben. Im ſtändigen Kampf mit den Beſtien lebt Kru. Der Tiger ſchlägt ſeinen Büffel, der Leopord klettert über die Umzäunung ſeines Ziegenſtalles, die Rieſenſchlange niſtet überall im Verborgenen. So lebt ru, der junge Siameſe. Ein kleiner Hausaffe iſt unzertrennlicher Gefährte von Ladah, dem kleinen achtjährigen Töchterchen. Ladah, das ſeltſam ſchöne Siameſenkind, und Bimbo, das Aeffchen, ſpielen im Schatten der Dſchungeln. Bimbo iſt das poſſierlichſte Geſchöpf von der Welt; in dem verſchmitzten Geſicht lebt der Geiſt des Katers Hidigeigei; und wenn Bimbo ſeinen weißen Arm um die kleine braune Ladah legt, dann iſt es das ſchönſte Idyll einer Dſchungelfreundſchaft. Einmal bricht Ladah die Treue. Das iſt in der furchtbaren Tropennacht, da Chans kommt, Chang— der König und Herr des Dſchungels, Chang, er Rieſenelefant, vor dem Tiere und Menſchen zittern, den ſelbſt der Tiger nur ſelten angreift. Eines Tages findet Kru in dem Reisfeld die Spur eines Resſenelefanten. Und noch eine, und noch eine. Krus Herz beßt bei dem Gedanken, daß eine Elefantenherde in der Nähe ſein könne. Seit Menſchengedenken iſt in der Gegend keine grözere Herde geſehen worden. Wehe, wenn Chang in aſſen kommt! In der Falle, die Kru gegraben hat, liegt heben, die Möglichkeit hierzu gegeben iſt. Das iſt. wie geſagt. z. Zt. nicht der Fall. Wir geben aber die Hoffnung nicht auf, daß die Stadtverwaltung doch noch umlernt und den Verſuch macht, den kaufmänniſchen Grundſatz„Großer Umſatz, kleiner Nutzen!“ auf die Vermietung der beiden großen Roſengarten⸗ ſäle anzuwenden. Der Verſammlungsſaal kommt nicht mehr in Betracht, weil bei ihm von keiner Monvvpolſtellung geſpro⸗ chen werden kann. Es ſtehen andere Säle von aleicher Größe und in beſſerer Ausſtattung. die zudem praktiſcher und billiger ſind, zur Genüge zur Verfügung. Nach dieſer Abſchweifung, die notwendia war. weil wir in die„Saiſon“ ſchon eingetreten ſind, zurück zur Kinoſteuer. Wenn in der amtlichen Verlautbarung darauf abgehoben wird, daß die Zahl der Lichtſpielhäuſer in Mannheim nicht im Ab⸗ nehmen begriffen iſt. ſo dürfen aus dieſer Erſcheinung nicht falſche Schlußfolgerungen gezogen werden. Es geht den Mannheimer Kinobeſitzern nicht ſchlechter als dem National⸗ theater. Dem Zuge der Zeit entſpricht es. daß der Beſuch der Lichtſpieltheater im allgemeinen ſtärker als der der Sprech⸗ theater iſt. Wir wollen auf die Urſachen nicht näher eingehen. weil ſie ſchon oft genug erörtert worden ſind. Es ſoll viel⸗ mehr bei dieſer Gelegenheit die Frage angeſchnitten werden. ob es nicht möglich iſt, den Einzug der Kinoſteuer ein wenig dadurch zu vereinfachen, daß man den greoßen Unternehmen wie in vielen andern deutſchen Städten eine Pauſchalſteuer einräumt, durch die vpiel unnötige Arbeit geſpart würde. Wie vollzieht ſich denn heute die Berechnung und Ab⸗ lieferung dieſer Steuer? Auf die denkbar komplizierteſte Art. Der Kinobeſitzer fordert die Eintrittskarten beim ſtädtiſchen Steueramt an. Das Steueramt beſtellt die Karten in der Billettdruckerei und gibt ſie numeriert und geſtempelt an das Kino ab. Dadurch iſt von vornherein eine genaue Kontrolle gewährleiſtet. Die Pauſchalſteuer würde den Betrieb in der Buchhaltung weſentlich vereinfachen. Man wäre nicht mehr gezwungen., über jedes verkaufte Billett genau Buch zu führen. Aber auch der ſtädtiſche Steuerkontrolleur brauchte nicht jeden Tag zu kommen, ein Eifer, den wir für übertrieben halten, weil jeder Kinobeſitzer ſelbſt das größte Intereſſe daran hat, daß dem Steueramt kein Pfennig verloren geht. Die örtliche Steuer beträgt bei einem gewöhnlichen Pro⸗ gramm mit Lehrfilm von über 100 Meter Länge etwas über 12 Prozent. Steuerfrei iſt die Vorſtellung nur, wenn neben dem Lehrfilm auch noch ein Induſtriefilm vorgeführt wird, was ſehr ſelten vorkommt, weil derartige Experimente nicht rentabel ſind. Bei einem künſtleriſch hochſtehenden Programm beträgt die Steuer auf dem Papier—10 Prozent, in Wirklich⸗ keit aber mehr, weil ſie nach oben aufgerundet wird. Beträgt die Steuer z. B. 26 Pfg., ſo ſind 30 Pfg. abzuführen. Man wird zugeben, daß dieſe Aufrundung für den ſtädtiſchen Steuerſäckel große Vorteile hat. Es iſt aber auch beareiflich. daß ſich die Inhaber der großen Betriebe dieſer Steuerberech⸗ nung, die im April v. Is. eingeführt wurde. angepaßt haben. ſodaß eine Aufrundung nicht mehr nötig iſt. Dadurch ſind aber zugleich die Eintrittspreiſe ein wenig in die Höhe gegangen. Mit andern Worten: Die Differenz trägt das Publikum. Die kleineren Kinos haben die alten Preiſe beſteher laſſen. Da infolgedeſſen die Aufrundung nicht umgangen iſt, beträgt bei dieſen Unternehmen die Steuer nicht 12. ſondern 16—17 Proz. Es liegen uns zum Vergleich die neuen Berliner Vergnügungsſteuerſätze vor. Darnach ſind nach wie vor bei Vorführung von Spiel⸗ filmen ohne Lehrfilm 15 Prozent zu entrichten, bei volksbilden⸗ den und Lehrfilmen von mehr als 200 Meter Länge lüber die Hälfte des Geſamtprogramms) 9 Prozent und bei Spielfilmen mit mehr als 100 Meter Lehrfilm bezw. 200 Meter volksbilden⸗ dem Film als Beiprogramm 12,5 Prozent. Die Bemerkung in der amtlichen Verlautbarung, daß„ein weiteres, minder umfangreiches Kinotheater lediglich wegen baupolizeilicher Beanſtandungen nicht zur Ausführung kam“. ſcheint ſich auf den Plan zu beziehen, an der Stelle des„Grü⸗ nen Hauſes“ in U 1ein neues Lichtſpielhaus zu errichten. Die⸗ ſer Plan wurde aufgegeben, ehe er bis zur Fühlungnahme mit der Baupolizei gediehen war, weil inzwiſchen die Schauburg an Herrn Würthele, den Beſitzer des Alhambra⸗Theaters,. auf die Dauer von 20 Jahren übergegangen war. Der Katho⸗ liſche Geſellenverein, der urſprünglich den Saal, den jetzt die Schauburg innehat, wieder für ſeine Zwecke benützen wollte. hat ſich entſchloſſen, ein neues Vereinshaus in UJ 1, gegenüber der Friedrichsſchule, zu errichten. Das Grundſtück, die ehe⸗ malige Willſtätterſche Zigarrenfabrik, wurde dem Geſe Der Elefant iſt leicht zu zähmen. Wenn Tier groß ſein wird, wird es Kru bei Wieder ſinkt der Frieden über den Alſo keine Herde. das gefangene junge der Arbeit helfen. Dſchungel mit ſeinem ewigen Krieg. Nacht iſt es, die Familie ſchläft. Aber da erwachen die Dſchungeln aus ihren glühenden Tagesträumen. Der Tiger und der Leopard, der Bär und die Schlange, und das Millionenheer der Affen werden wach, und— da kommt auch Chang. Die Mutter des kleinen, gefangenen Elefantenbabys, ein gigantiſches Tier, hat den an den Hauspfahl gebundenen Sprößling entdeckt. Chang befreit das junge Tier. Er hebt mit dem Rüſſel das Haus aus dem Boden, zerſtampft es unter den Rieſenſäulen ſeiner plumpen Beine. In wenigen Minuten iſt es nur ein Trümmerhaufen. Kru mit Weib und Kind haben das nackte Leben gerettet. Mitten in den Dſchungel hinein, mit ſeinen Tigern und Leoparden, und Schlangen raſt die Familie. Nur eine alte ſchlechte Flinte mit wenigen Patronen hat Kru noch mitnehmen können. Bimbo, der Affe, ſchreit ihnen verzweifelt nach. Im letzten Augenblick gelingt es ihm noch, ſich zu befreien. Er rennt durch den finſteren Dſchungel, den Menſchen nach, Leoporden hetzen ihn. Endlich findet er Ladah, ſeine kleine Freundin. Die Laos, zu denen er geflohen, glauben Kru nicht, daß die große Herde komme. Doch da naht dieſe ſelbſt. Dreihundert Elefanten. Wie eine Lawine von Rieſentanks rollt ſie auf das Dorf zu, zermalmt es in wenigen Minuten wie eine Siedlung von Kartenhäuſern. Die Menſchen fliehen. „Chang“, hallt es durch den Dſchungel, Chang“, rufen die Menſchen, fauchen die Tiger, pfeifen die Affen.„Chang“, iſt der gellende Schrei des Dſchungels! Alles haben die wilden Elefanten zerſtört. Jetzt macht der Menſch ſich auf, ſie zu fangen. Ein rieſiger„Korall“ wird gebaut, in den man ſie jagen will. Und nun beginnt dieſes Tannenberg des Dſchungels, das Einkreiſen und Gefangen⸗ nehmen der großen Herde, das impoſanteſte Schauſtück, das die Flimmerwand jemals ſah. Wie das alles aufgenommen wurde, bleibt ein Rätſel, auch wenn man weiß, daß z. B. in einem Fall aus einer Vertiefung durch drei Holzplatten hindurch die rieſige Elefantenherde gedreht wurde, ſo daß ſie buchſtäblich über die Köpfe des Zuſchauers hinwegraſt. Die Kämpfe mit den Königstigern ſind mit nichts zu vergleichen. Dieſer Film gehört Allen, nicht nur der Jugend, die ihn morgen vor⸗ mittag beſonders vorgeführt bekommt. Wir alle, die wir das nur ein ganz kleiner Elefant; das derirrte Kücken einer Alelantenlamlint bat den Wes en den Meuſchen defunden. Wunderbare der Natur lieben, werden uns von dieſer 0. ergaſcen ik 4 llen⸗ Nachfrage nach Volksküchen⸗Eſſen verein von Herrn Würthele überlaſſen, der es in der Ab⸗ ſicht erworben hatte, eventl. hier ein neues Lichtſpielhaus mit dem Zugang von der Breiteſtraße zu errichten, wenn ſich die Verwendung des Grundſtücks, auf dem ſich das„Grüne Haus“ befindet, als unmöglich erwieſen hätte. Erhöhung der Straßenbahntarife in Karlsruhe Die ehemalige badiſche Reſidenz hat in den Nachkriegs⸗ jahren zu den Städten gehört, die billigere Straßenbahnfahr⸗ preiſe als Mannheim hatten. Das iſt anders geworden. Die Karlsruher Straßenbahnverwaltung ſieht ſich ſchon wieder ge⸗ zwungen, eine Preiserhöhung vorzunehmen, weil ſich der zu deckende Betrag bis zum 31. März 1928 auf 180 000 Mk. beläuft. Der Stadtrat hat ſich damit einverſtanden erklärt. daß die Tariferhöhung, die jeden Taa eine Mehreinnahme von 1100 Mark erbringen muß, am 20. Oktober in Kraft tritt. Der Preis der Fahrſcheine für Erwachſene bleibt anverändert. Da⸗ gegen verteuert ſich der Kinderfahrſchein von 5 auf 10 Pfennig bei einer beliebia langen Strecke. In Mannheim koſtet die gleiche Fahrt ſchon ſeit Jahren 10 Pfg. Der Preis der Fahrſcheinhefte wird dem hieſigen nahezu angegli⸗ chen. In Karlsruhe koſtet künftig ein Heftchen mit 12 Scheinen 1,70 Mk.(bisher 1,50 Mk.) für 5 Teilſtrecken. In Munnheim hat man dieſe Heftchen abgeſchafft und nur die mit 6 Fahr⸗ ſcheinen zu 90 Pfa. beibehalten. Dagegen kann man noch Heft⸗ chen mit 12 Fahrſcheinen für 6 und 7 Teilſtrecken für 2,20 Mk. und für 8 und mehr Teilſtrecken für.60 Mk. kaufen. Ein Kinderfahrſcheinheft koſtet künftig in Karlsruhe 85 Pfg. bei beliebiger Streckenlänge. In Mannheim werden keine Kinderfahrſcheinhefte ausgegeben. Für Monatskarten ſind künftig in Karlsruhe bis zu 3 Teilſtrecken 10 Mk.(hbisher 8 Mk.), bis zu 6 Teilſtrecken 14(12) Mk. zu zahlen. In Mann⸗ heim koſtet die Streckenkarte monatlich 15 Mk., gültig für eine Strecke von beliebiger Länge. Dabei iſt zu berückſichtigen, daß eine Strecke in Mannheim mit 900 Meter noch etwas größer als in Karlsruhe iſt. Der Preis der Schülerwochen⸗ karten wird in Karlsruhe für eine täglich zweimalige Fahrt von beliebiger Länge von 50 auf 60 Pfg., für eine viermalige Fahrt von 70 Pfg. auf 1 Mk. erhöht. In Mannbeim ſind die Schülerfahrſcheinhefte ſchon ſeit einigen Jahren freizügig. 12 Scheine koſten.20 Mk. Man ſieht, daß in dieſer Kategorie der Preisunterſchied zwiſchen Karlsruhe und Mannheim immer noch recht erheblich iſt. Eine Tariferhöhung iſt hier nach unſeren Informationen in abſehbarer Zeit nicht geplant. Warum beſteht nur eine Volksküche? Von einem Leſer unſeres Blattes wird uns geſchrieben: „Soviel mir bekannt, beſteht z. Zt. nur eine Volksküche. Früher waren noch zwei in der Schwetzingerſtraße und im alten Krankenhaus in R5 in Betrieb. Es iſt unverſtändlich. daß dieſer ſegensreichen Einrichtung durch die Stadtverwal⸗ tung nicht mehr Aufmerkſamkeit gewidmet wird. Warum wer⸗ den die beiden Küchen nicht wieder in Betrieb geſetzt? Viele durch den Krieg und die Inflation verarmte Bürgerfamilien, die früher in glänzenden Verhältniſſen lebten. würden ſich zweifellos das Eſſen über die Straße holen, wenn ſie auch vielleicht aus leicht begreiflichen Gründen nicht ſelbſt die hetr. Volksküchen aufſuchen würden.“ Wir haben uns nach dem Grunde des Eingehens der beiden Speiſeanſtalten erkundigt und dabei zu hören bekommen. daß ſie nicht mehr ren⸗ tierten. Der Frauenverein. von dem die einzige Volks⸗ küche, die hier noch exiſtiert, in der Neckarſtadt betrieben wird, iſt nicht in der Lage, aus eigener Kraft weitere Speiſeanſtalten zu unterhalten. Zudem hat der Zuſpruch ſehr nachgelaſſen. Im Kriege, vornehmlich im Kohlrübenwinter, an den man mit Schaudern zurückdenkt, war die ſchmackhafte Koſt, die in den Volksküchen hergeſtellt wurde, hochwillkommen. Seitdem haben die Anſprüche wieder vorkriegsmäßigen Charakter angenom⸗ men. Wie uns verſichert wurde. genüat die Volksküche in der Alphornſtraße vollkommen. Die Speiſe⸗ anſtalt im ehemaligen Krankenhaus in R5 mußte aufgegeben werden, weil die Stadtverwaltung die Räume für ſich bean⸗ ſyruchte. Aber auch wenn dies nicht der Fall geweſen wäre. hätte man ſich zur Aufgabe dieſer Küche entſchließen müſſen. weil der Dampf, den der frühere Krankenhausbetrieb ſpendete. von dem Tage an fehlte, an dem die neue Anlage am Neckar bezogen wurde. Dadurch geſtaltete ſich das Kochen zu koſt⸗ ſpielig. Die meiſten Gäſte in der Alphornſtraße weiſt noch die ſtädtiſche Fürſorge zu. Der Paſſantenverkehr iſt ſehr gering. Ueber die Straße wird faſt garnichts mehr verkauft. Es iſt möglich, daß ſich die Frequenz bemerkenswert erhöht, wenn wir einen ſtrengen Winter erhalten. Die Angelegenheit ſoll deshalb von uns im Auge behalten werden. Richard Schönfelder. Konzertverein Mannheim Das Wendling⸗Quartett Man ſagte einſtmals:„Schumann„ſpohrt“ zuweilen, und das gefällt uns.“ Nun waren Karl Wendling, Hans Michaelis, Ludwig Natterer und Alfred Saal bei uns wieder einmal eingekehrt, und wir hörten Schumanns Streich⸗ quartett in A einmal im Quartettſtil des Altmeiſters Spohr. Dazu kam dann Schumanns perſönlich⸗romantiſche Muſik, die uns ſogleich im einleitenden Andante umfing. Der beſondere Reiz des Wendling⸗Quartettſpiels liegt m. E. in der Vereinigung einer„ſpohrenden“ Bogen⸗ führung, einer dieſe Linie hervorhebenden Harmonik und der ebenſo warmen wie ſchönen Tongebung. Dieſe Tongebung iſt freilich mitbedingt von der mehr oder weniger italieniſchen Klangfarbe der vier Streichinſtrumente. Ich denke an die hohen Lagen auf der-Saite der Violine, die C⸗Saite des Violoncello, dann auch an die Färbung der Bratſche. Die alten Meiſter der Geigenbaukunſt haben uns nur wenige „Violen“ hinterlaſſen, und ſo iſt eine nicht gar zu dunkle, nicht allzu mürriſche Bratſche ſelten zu finden. Wir befinden uns nun beim Wendling⸗Quartett auf einer mittleren Linie des Wohlklanges der Streichquartettmuſik, aber auf voller Höhe der deutſchen Kammermuſik als Aus⸗ druckskunſt. Und wenn wir einmal„angeregert“ gleichſam rückwärts hören, ſo werden wir in Schumanns Quartetten allerlei neue Klangfarben entdecken, aber weiterhin die Vereini⸗ gung vieler bedeutender Eigenſchaften. Wir hören nicht mehr das„Abrupte“, ſondern die fließende Melodie, wir hören auch zuweilen, wenn wir heimlich lauſchen, die„Dichterliebe“ Hein⸗ rich Heines, wir hören Klangwunder der Romantik, den Zauber der Stimmung, zuletzt den Humor jener Zeiten und ſind der Groteske einer wilden Gegenwart entronnen. Alles dies war geſtern abend unſere wahre Freude. Eine Freude, der unſere Erinnerung noch lange nachſinnen mag. Wir gelangten nun zu Franz Schubert, zu ſeinem Quin⸗ tett in C mit den zwei Violoncellen. Wir waren in einem Garten, der mehrere Altmeilen Ausdehnung hat, waren in Schlöſſern, waren am Ufer eines großen Melodien⸗Stromes und genoſſen eine unausſprechliche Schönheit in vfer Sätzen. Waren in Oeſterreich, nahe bei Kremsmünſter; Natur⸗ und Muſikempfindung wurden eins. Sollen wir nun noch von der techniſchen Ausführung handeln, abhandelnd der Mitwir⸗ kung unſers Karl Müller gedenken? Es war das ſchönſte Zuſammenwirken deutſcher Muſiker. A. Bl. RNoſa Montanas Diamanten ſchaft ſtrömte von Freundlichkeit über. 4. Seite. Nr. 478 1 Neue Mannheimer Zeitung[Abend⸗Ausgabe) Samstag, den 18. Oktober 1927 — Städtiſche Nachrichten Opferwoche Es iſt keine Frage: es geſchieht viel Gutes au dem weiten Gebiet ſozialer und charitativer Fürſorge. Des Elends wäre ſicher noch viel mehr ohne dieſen Willen zum Beſſern und Helfen. Zu bedauern iſt hierbei nur, daß der ſogenannte Mittelſtand gar ſehr im Kampf ums eigene Daſein ſteht. Aber ſchließlich gehts auch hier nach dem bekannten Wort: Viele wenig ergeben ein viel! Mit dieſer Erfahrung rechnen ſo manche Werke Nächſtenliebe. Und ſie rechnen manch⸗ mal nicht umſonſt. Möchte das auch in der kommenden Woche der Fall ſein, wo zum Beſten der Baſler Miſſion in der hieſigen ev. Gmeinde eine Opferwoche ſtattfinden ſoll. Es iſt hier nicht der Ort, über Notwendigkeit und Wert der äußeren Miſſion zu rechten und zu reden. Zu ſagen iſt nur, daß das Chriſtentum ſteht und fällt mit der Idee der Miſſion. Lenner der Dinge wiſſen das. Und an ſie ergeht ja auch der Ruf zur Mithilfe. Die Opferwoche ſelbſt wird hier in der Weiſe durchgeführt, daß in einzelnen Kirchen(Luther⸗, Melanch⸗ thon⸗, Konkordien⸗ und Johanniskirche) abends Licht⸗ bildervorträge gehalten werden, wobei Miſſionar Keller u. a. über„Religion und Geiſterglaube“ afrikaniſcher Volksſtämme ſprechen wird. Es ſei noch bemerkt, daß in allen Gemeinden unſeres Landes die Opferwoche ſchon ſtattgefunden hat. Möchte ſie auch hier von gutem Erfolg begleitet ſein. * * Ein Fachkurs für Gasinſtallation fand in den Räumen des Bad. Landesgewerbeamtes vom.—8. Oktober ſtatt in Verbindung mit der Ausſtellung„Gas und Gasgeräte“. An dieſen Veranſtaltungen nahmen 39 Gewerbelehrer des Landes teil und eine Anzahl Berufsvertreter. In der Eröffnung durch Oberregierungsrat Bucerius wurde der Zweck des Kurſes und der Ausſtellung in die Worte geprägt:„Das Gas der Heizung, die Elektrizität dem Licht und der Kraft. Die Vorträge wurden gehalten von Prof. Dr. Weyrich, Prof. Dr. Ektner, Prof. Dr. Bunte von der Techn. Hochſchule in Karlsruhe und von Ing. Müller vom Gaswerk Karls⸗ ruhe. Letzterer führte auch bei den zahlreichen Beſichtigungen. Ueber Gasgeräte ſprachen Ingenieure der Bing⸗Werke, von Kromſchröder und den Junkers⸗Werken. Zu ieſem Fachkurs entſandte Gewerbeſchule J einen Vertreter und Gewerbeſchule III zwei Vertreter des „Sch. * Von einer herabfallenden Kiſte verletzt. Heute vor⸗ mittag fiel in S 4 von einem ſchwer beladenen Wagen eine Kiſte herunter und traf eine Frau, die an dem Wagen vor⸗ bei, die Straße überqueren wollte. Die Frau trug erheb⸗ liche Verletzungen am Kopf und Rücken davon und mußte ſofort zu einem Arzt. Der Wagen war nicht vor⸗ ſchriftsmäßig geladen. Lokal-Termin im Käfertaler⸗Wald Heute vormittag%41 Uhr fuhr vom Landgericht aus ein Auto durch die Stadt nach der Käfertaler Wald. Bei näherem Zuſehen erblickte man im Fond des Wagens einen Vertreter der Staatsanwaltſchaft und des Landgerichts. Weiter ſaßen in dem Auto ein Kriminalbeamter und ein jun⸗ ger Mann in Sträflingskleidern. Es war der in Saarbrücken verhaftete und im Mannheimer Amtsgerichtsgefängnis inhaf⸗ tierte Friedrich Kettner, der im Käfertaler Wald die 20 Jahre alte Kontoriſtin Anna Becker wegen verſchmähter Liebe erſchoſſen hat. 1 1 Am Tatort im Käfertaler Wald fand ein Lokaltermin ſtatt. Obwohl Kettner die Tat abzuſchwächen verſucht, ſo iſt er im allgemeinen doch geſtändig. Ob Mord oder Tot⸗ ſchlag vorliegt, ob die Tat mit Ueberlegung oder im Affekt erfolgte, wird die mit größtem Eifer betriebene Unterſuchung ergeben. Ueber Kettner erfahren wir, daß er ſich hauptſächlich auf Tanzdielen aut auskannte und auch äußerlich den Eindruck eines Tanzdielen⸗Beſuchers machte. Der Revolver. mit dem der 26 Jahre alte Mörder ſein Opfer durch mehrere Schüſſe niederſtreckte, wurde in dem entleerten Abort des Hauſes in Saarbrücken gefunden, in dem ſich Kettner nach der Tat aufaehalten hatte. ch. 33) Kriminalroman von Spen Elveſtad „Das werden Sie ſicher,“ entgegnete der Commander.(Er wehrte nicht mehr ab, er hatte eine Idee bekommen.) „Aber das will ich Ihnen ſagen,“ nahm der Einbrecher wieder das Wort,„wenn ich Sie das nächſte Mal wieder treffe, will ich keinen Kinnſchlag haben. Das iſt gegen die Ab⸗ machung. Wenn Sie es noch einmal verſuchen, ſchlage ich wieder. Ich bin Leichtgewichtsboxer.“ Wie ging es geſtern?“ fragte der Commander. SGeſpannt wartete er auf Antwort. Roſa Montana hatte ihm einige ſchwache Andeutungen über den Einbruchsverſuch bei Helmerſen gemacht. Nun war er plötzlich auf die Idee gekommen, daß er hier den Täter vor ſich habe. „Fein“, antwortete der Dieb. ̃ „Haben Sie was exwiſcht?“ „Nein, es war wirklich nichts da, was ſich lohnte mitzu⸗ nehmen. Aber die Maſchinerie habe ich in Bewegung geſetzt. „Die Maſchinerie?“ „Ja, natürlich. Ein grotzer Meſſingtrichter kam heraus und rief: Halt' den Dieb! Das war ganz luſtig. Aber bevor ich weglief, drückte ich noch auf ein paar andere Knöpſe und hörte einen herrlichen Tango, daß es mir förmlich in den Bei⸗ nen zuckte zu tanzen, zumal ich eine ſchöne Dame ankommen ſah.“(Rofa Montana, dachte der Commander.) Da erſchien das Dienſtmädchen wieder, und der Ein⸗ brecher griff nach ſeinem Hut. Der Commander, der ſeine Rolle zu Ende ſpielen wollte, ſagte: „Laſſen Sie ſich dies eine Lehre ſein. Erzeigen Sie ſich dankbar gegen den Herrn Generaldirektor, der ſo freundlich gegen Sie geweſen iſt. Suchen Sie ſich eine ehrliche Arbeit, „Ich werde ihn nie vergeſſen!“ verſicherte der Dieb ſeuf⸗ zend. Auch das Dienſtmädchen war ſehr gerührt und ſuchte nach ihrem Taſchentuch.„Gehen Sie“ ſagte der Commänder. „Laſſen Sie ihn zur Hintertür hinaus,“ befahl er dem Mäd⸗ chen,„die Gäſte brauchen ihn nicht zu ſehen“. Zum Abſchied flüſterte der Verbrecher: Das Haus in der Fleinen Strandſtraße. Abgemacht, nicht? Vier Uhr, heute nacht, paßt doch?“ Der Commander nickte. Das hübſche Dienſtmädchen brachte den Einbrecher hinaus, aber der Com⸗ mander war nicht ganz ſicher, ob er das Haus auch wirklich pverlaſſen würde. Als Cramer wieder auf die Terraſſe zurückkam, blieb er im Hintergrund ſtehen. um die Geſellſchaft zu betrachten. Sie mußte nun bald vollzählig ſein. Mit einem ſchnellen Ueber⸗ ſchlag rechnete der Commander aus, daß etwa fünfzig Perſo⸗ nen verſammelt ſein müßten Die meiſten kannte er; aber einige von den Gäſten hatte er noch nie geſehen und wunderte ſich ewas über dieſe ganz neuen Geſichter, denen er vor⸗ gefteflt werden ſolfte. Aber er wußte, daß Johannes Ge⸗ ſch tsfreunde unabläſſig wechſelten. Viele verſchwanden, viele tauchten auf. Cramer konnte es nicht laſſen. über den gemütlichen Ton nachzudenken, der unter dieſen Leuten herrſchte; die Geſell⸗ e Und doch wußte er, daß die meiſten einander durchſchanten und ſich in acht nah⸗ men. Hier gah es 5 gewiſſenloſe Berechnung und Haß. Schon fetzt wurden im ſtillen Pläne für den nächſten Börſen⸗ tag geſchmiedet, wo es ſich für alle darum handelte, auf der Seite zu ſein, die das Heft in der Hand hielt. Es war, als entfalteten ſich mitten in dieſem feſtlich ſummenden Lärm ge⸗ waltige, unſichtbare Ohren, die offen ſtanden, um zu lauſchen. % 10 frage ſelbſtändig zu treffen. Ausſchuß⸗Sitzung der Deutſchen Volkspartei Im Nebenzimmer des„Weinberg“ fand unter zahlreicher Betelligung am Freitag abend eine Sitzung des großen Ausſchuſſes der BDeutſchen Volkspartei ſtatt. Der Vorſitzende, Stadtrat Ludwig, eröffnete die Sitzung mit einigen Begrüßungsworten gab die einzelnen Punkte der Tagesordnung bekannt und gedachte mit Worten des verſtorbenen Ausſchußmitgliedes Frey. Nach einem kurzen Referat des Stadtrats Haas wurde die Kon⸗ ſtituierung des Wahlkreisverbandes Mannheim⸗ Stadt vorgenommen. Im Anſchluß daran berichtete Stadt⸗ rat Haas über die badiſche Städtetagung in Kon⸗ ſt an z, wobei er vor allem die Stellungnahme der Sozial⸗ demokratie einer kritiſchen Würdigung unterzog und Finger⸗ n zukünftige Verhalten der Deutſchen Volks⸗ partei gab. Stadtrat Vath referierte alsdann über die Magde⸗ burger Städtetagung. Die Tatſache, daß in Magde⸗ burg 1400 Vertreter verſammelt waren, beweiſt die Bedeu⸗ tung dieſer Verſammlung deutſcher Kommunalpolitiker. Nach einem kurzen geſchichtlichen Ueberblick über die kommunalpoli⸗ tiſche Entwicklung beleuchtete der Reoͤner die auf der Tagung erhobene Hauptforderung: Schaffung einer vverantwort⸗ lichen Reichsſtelle, mit der die Städte direkt verhan⸗ deln können. Die Ausführungen ſchloſſen mit einer kurzen. kritiſchen Würdigung des Steuervereinfachungsgeſetzes, das wohl eine Beſchränkung der Realſteuern vorſieht, aber gleich⸗ zeitig die Frage offen läßt, wo die Städte die erhöhten Aus⸗ gaben hernehmen ſollen, beſonders im Hinblick auf die gewal⸗ tig gewachſene Belaſtung durch die Wohlfahrtspflege. Beim letzten Punkt der Tagesordnung„Verſchiedenes“ wurde u. a. die Frage des ſtädtiſchen Hotelneubaues aufgerollt, die eine lebhafte Debatte entfeſſelte. Zum Schluß richtete der Vorſitzende an die Verſammelten den Appell, nach beſten Kräften zur Aufbringung der Mittel für das Denkmal beizutragen, das im Jahre 1929 Ernſt Baſſermann in Mannheim errichtet werden ſoll. Dz. * Einen guten Fang machte am Mittwoch die Feuden⸗ heimer Polizei. Die katholiſche Pfarrkirche erhielt nachmittags den Beſuch einer Frau, die ſich den Anſchein gab, als ob ſie eine Andacht verrichten wollte. Nachdem die Perſon ſich ver⸗ ſichert hatte, daß ſie allein in der Kirche, verſuchte ſie die Schlöſſer der Opferſtöcke mit mitgebrachten Schlüſſeln zu öffnen. Ein kleines Geräuſch machte die Diebin darauf auf⸗ merkſam, daß ſie nicht allein in der Kirche, ſondern daß ſich noch zwei Schweſtern in einer nicht gut ſichtbaren Bank be⸗ fanden. Nach dieſer Entdeckung ſuchte die Diebin ſchleunigſt das Weite. Der von den Schweſtern aufmerkſam gemachten Polizei gelang es jedoch, die Geflüchtete im Kirchfeld zu ver⸗ haften. Die Opferſtockmarderin heißt Karoline Rauch und iſt in St. Georgen(Bayern) geboren. Sie war im Beſitze von 115 verſchiedenen Schlüſſeln und einer Menge Diebes⸗ werkzeug, das ſie teils in der Handtaſche, teils auf den Leib gebunden bei ſich trug. Offenbar hat man es mit einer profeſſtionsmäßigen Diebin zu tun, die das Opferſtockplündern als Spezialität betreibt. * Schwerer Unfall einer Radlerin. Heute morgen fuhr eine Radfahrerin in nächſter Nähe des Hauptbahnhofes in ein Schienengleis, kam zu Fall und brach ſich den linken Fu ß. Außerdem erlitt ſie erhebliche Hautabſchürfungen. Die Verunglückte ließ ſich ins Krankenhaus bringen. Kommunale Chronil * Baden⸗Baden, 15. Okt. Der Stadtrat hat geſtern Oberbürgermeiſter Fieſer wiedergewählt. Das Bas⸗ den⸗Badener Stadtoberbaupt, deſſen Amtszeit am 2. Juni 19²⁸ abläuft, wollte aus Geſundheitsrückſichten in den Ruheſtand treten. Die einmütige Wiederwahl zeigt, welchen Wert man darauf legt, daß Herr Fieſer weiter im Amte verbleibt. Kleine Mitteilungen Kürzlich fand in Baden⸗Baden unter dem Vorſitz von Landrat Tritſcheler eine Verſammlung von Vertretern der Stadt Baden⸗Baden, des Kreiſes, der Gemeinden Gaggenau, Eberſteinburg, Ottenau und Selbach ſtatt, die die Einrichtung einer regelmäßigen Autoverbindung zwiſchen Baden⸗Baden und Gaggenau zum Gegenſtand hatte, Die mit der Autoverbindung zuſammenhängenden Straßen⸗ verbeſſerungen werden nach dem Vorſchlag des Landrats. von den Gemeinden übernommen. Das Waſſer⸗ und Straßenbau⸗ amt Raſtatt wird die Straßenverbeſſerungen noch in dieſem Jahre fertiaſtellen, ſo daß die Autolinie ſchon Anfang de nächſten Fahres eröffnet werden kann. Sie wird eine will⸗ kommene Ausflugsmöglichkeit für die Baden⸗Badener Kur⸗ gäſte nach dem Murgtal bieten. BB Gaſel undſlluun kündigt den Eingang der aparten Herbstneuheiten an in ihter Spezial-· Abteilung: feine Maß-Schneiderei Wir bürgen für Site Eleganz u. Preiswürdigkeit * * Kein Wegfall der Nachgebühr für unzureichend frei⸗ gemachte Briefſendungen. Das Reichspoſtminiſterium teilt zu den Anregungen auf Wegfall der Nachgebühr, die für un⸗ zureichend freigemachte Briefſendungen erhoben wird, mit: Die Frage der Nachgebühren iſt durch den Weltpoſtvertrag für ſämtliche Länder des Weltpoſtvereins bindend geregelt. Hiernach iſt für nicht oder unzureichend freigemachte Brief⸗ ſendungen eine über den einfachen Jehlbetrag hinausgehende Nachgebühr zu erheben. Die Deutſche Reichspoſt iſt daher rechtlich nicht in der Lage, eine von dieſer Beſtimmung des Weltpoſtvertrages abweichende Regelung der Nachgebühren⸗ A 2 Tonfall konnte man hören, ob etwas im Gange war. Man konnte kombinieren, neue Manöver ausbrüten, es war ein nervöſes gehetztes Durcheinander von Intereſſen,— eine ſon⸗ derbare Zeit. Aber es kam dem Commander vor, als ob auch noch etwas anderes Seltſames an dieſer Geſellſchaft ſei: Streifen von Unbehagen, plötzliche Lücken im Geſpräch, jäh entſtandene, drohende und unerwartete Pauſen, die dann mit foreierter Luſtigkeit übertönt wurden, Dem Commander fiel die Erzählung von dem berühmten Renaiſſancekarneval ein, auf dem die tödliche Peſt ſich vermummt in der Geſtalt eines Pierrots unter die Gäſte gemiſcht hatte und luſtig durch ihre Reihen glitt. Während er ſo nachdenklich daſtand, fühlte er ſich plötzlich beobachtet. Er ſah auf und begegnete Riſts Blick. Riſt ſtand weit von ihm entfernt, aber trotzdem drang ihm dies An⸗ ſtarren bis in die innerſte Seele. Jetzt entſann er ſich auch, daß Riſt ihn ſcharf angeſehen hatte, als er vorhin hinaus⸗ gegangen war. Er merkte, daß er bewacht wurde, und daß Riſt nicht der einzige war, der ihn beobachtete. Um Riſts ununterbrochener Aufmerkſamkeit zu entgehen, trat er zu der Hauptgruppe, in deren Mitte Terdongen und Abraham T. ſtanden. Abraham führte ſeine Rolle mit be⸗ wundernswürdiger Sicherheit durch. Wie er ſo feſt und wuchtig daſtand, mit geſpreizten Beinen, breitgewölbter Bruſt und den Daumen in den Armlöchern, ſchien er unerſchütter⸗ lich auf dem Boden ſeiner tauſendjährigen, nordiſchen Wälder zu fußen. Die Goldkette glänzte auf ſeinem Bauch, und ſein offenes, freundliches Geſicht ſtrahlte von Wohlhabenheit. Er klopfte Terdongen mit jener herablaſſenden Freundlichkeit auf die Schulter, die ein überwältigendes Guthaben bei der Sparkaſſe verleiht. Terdongen war ganz Diplomat, mit überlegenem Lächeln nahm er ſeine Aufmerkſamkeiten ent⸗ gegen. Viele lachten über den plumpen Bauern, aber die meiſten lachten ſehr vorſichtig, denn man munkelte von ſeinem Reichtum. Johannes ſchien verlegen. In dieſem Moment erblickte Abraham den Commander. Er ging auf ihn zu und begrüßte ihn mit einem Schlag auf die Schulter, daß der kleine. zierliche Offizier auf der einen Seite zuſammenſank. „Na,“ brüllte er,„Sie wollen wohl heute Revanche haben? Kann ich mir denken. Ich bin gerüſtet. Aher mit Bargeld, Commander, ich ſpiele nicht mit anderen Papieren, ich nicht.“ Der Commander verbeugte ſich verlegen. „Bewahre.“ ſagte er,„Ihr Wort genügt doch vollſtändig, Herr Gutsbeſitzer—“ Da beugte ſich Abraßam T. zu ihm herunter und flüſterte: „Wir ſind um: ingelt.“ Gleichzeitig öffneten ſich die Türen zu dem groben Syeiſeſaal. Die Tafelmuſik intonierte den Gladiatorenmarſch und die Gladiatoren machten ſich bereit, in die Arena zu dringen. XXVI Hors'oenvres Die Geſellſchaft fühlte ſich beim Betreten des großen Speiſeſaals von einer gewiſſen Feierlichkeit ergriffen. Das gedämpfte Licht, die fein abgeſtimmten Farben, die funkelnde Pracht der Tafel, alles trug das Geyräge reſpekteinflößender Großartigkeit. Die großen, eichenen Schiebetüren des Anrichte⸗ zimmers waren geſchloſſen. Der alte Thomſon wartete allein am Ende des Tiſches. Ohne ſich zu rühren, ſtand er wie ein kaiſerlicher Zeremonienmeiſter da, unnahbar ünd der Unfehl⸗ barkeit ſeiner Dispoſittonen bewußt. Nur ſeine Augen n 8 Aus kleinen Bemerkungen, Andeutungen, aus einem bloßen nannheſm, O&., 4. ſchweiften lebendig und wachſam umher, nichts konnte ſeinen Aufmerkſamkeit entgehen. Sein Intereſſe war in ſe Sekunden dem Tiſch mit den Vorſpeiſen gewidmet, der 195 der einen Längsſeite des Saales ſtand und eine imponieren 53 verführeriſche Ausſtellung der feinſten Delikateſſen trug. 0 war ein wahrer Traum von einem Hors doeuvres⸗Tiſch Selbſt ſeine äußere Erſcheinung war auf die Jahreszeit geſtimmt. Kalt blinkendes Silber und Kriſtall, lauter friſch 5 kühle Farben; Gerichte, die leicht und weſenlos ausſahen 10 nur dem Gaumenkitzel dienten, dazu ein feiner, kalter Hau Tiſch wehte. Rechts und links ſtanden zwei Mädche m weißen Kleidern, die die betauten Schnapsflaſchen aus 10 Eisbad holten,— hier war nichts mehr von Kriegseinſchra 1 kungen zu ſpüren. Eine nach der anderen kamen die Flaſche hervor, alter norwegiſcher Aquavit, Värmländiſcher Brani, wein, Hobro, Renadt. Vor dieſen Möglichkeiten ſchwieg ſe 3 Unterhaltung, nur die lärmende, taktloſe Stimme des König vom Sſterdal war noch zu hören, und ab und zu ein Grunze der Pflaume Tiſch mit Eſſen näherte, dachte er laut. Das war eine ſein Eigenheiten. Er war die Verzweiflung der Hausfrauen Denn ſeine halblaut gemurmelten Bemerkungen verrleſe immer ſeine aufrichtige Meinung.„Sicher,“ konnte er ne einzelnen Gelegenheiten hervorſtoßen,„ſicher ſoll das ei einfache Geſellſchaft ſein, aber man mus doch in alem Maf halten.“ Diesmal deutete ſein unartikuliertes Grunzen der beſondere Zufriedenheit. Er ſchien die Anweſenheit er anderen vergeſſen zu haben und war von dem Zauber dieſe hundert Teller vollſtändig benommen, wie ein Kunſtkenng, vor ſeinen Schätzen. Die Bewegung, mit der er ſein betautes Glas gegen das Licht hielt, verriet, daß dieſer ſonſ ſo grobe und egoiſtiſche Menſch in beſtimmter Hinſicht eine feine und alte Kultur hatte, und ließ einen wünſchen. 5 es ihm nie an der Möglichkeit fehlen möge, dieſe zu pflege Erſt nach dem zweiten Schnaps kam ilim die Gegenwien der anderen wieder zum Bewußtſein. Pflaume gelmerſſe kannte alle Schnänſe hei Namen. Während er ſonſt die Ohel mit der größzten Gleichgültigkeit behandelte, entwickelte er 5 den Vorſyeiſen eine überſtrömende Geſchäftigkeit, um ihnen ſeine kleinen Freunde vorzuſtellen. Wollen wir nicht de Ouartus vorſtellen, Herr Direktor? Quintus erwartet un“ Herr Mafor. de Roſa Mantana leitete die Geſellſchaft als regieren Hausfrau. Sie ſchien heute munterer als gewönnlich 75 ſein. Auch hüßſcher. IAhre träge und inteveſſant leidende ie war einer ſprſhenden Lanne gewichen. Sie verſtand es ihr menige Damen ſich anu⸗iehen. Und ſeute abend lag m, zichtlich daran, durch Miſchung von Wikanterie und Graig denza zu wirken, die ihr eigen war. Sie erinnerte gleſchꝛel! an einen engliſchen Herrenſitz und an die Pariſer Bonlenard 1 Sie ſtrahlte und funkelte. Keine Schſoßherrin konnte ſicher au'treten, keine Demimondaine koketter ſein. Der leicht n entflammende Johannes fühlte ſeine Liebe neu aufblühen⸗ „Ich habe Dich im Verdacht, verließt zu ſein,“ ſagte e ſcherzend,„hat dich der Bär aus dem Oeſterdal bezaubert? „Ich finde ihn berückend,“ antwortete Roſa Mo taug, „endlich ein Mann der weiß, was er will, ein richtiger Mann. „Endlich ein Mann, der wirklich reich iſt“, neckte Jobang nes, während er lächelnd einen funkelnden Brillantſchmite betrachtete, der um Roſas Hals hing.„Den ßaße ich noch geſehen. Iſt er von deinem Helden?“(Fortſetzung folgt) Wiederwahl des Oberbürgermeiſters Fieſen der aus den vielen Schalen mit zerſtückeltem Eis ber bin Helmerſen. Immer, wenn Helmerſen ſich eine Tertius begrüßen, Herr Großkaufmann? Darf ich Sie deg r — — — NST Wr N 705 auch Aſſiſtenten, die Arbeiten von Sekretären und ſogar 7 kommt. erlauben es nicht. Darauf muß aber erwidert werden, daß in *1 4 deibst für Samstag, den 18. Oktober 1927 Neue Mannhefmer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 5. Seite. Nr. 478 Die Lage der Angeſtellten bei Stadt und Staat 1 5 Dem Brieſſchreiber in der Abendzeitung vom 8. 10. über le Lage der Angeſtellten bei Stadt und Staat pflichte ich bei, och hat er einen wichtigen Punkt überſehen, der ſich ganz be⸗ onders auf die unteren Staatsbeamten bezieht. Es iſt feſt⸗ geſtellt, daß die unteren Staatsbeamten nicht viel beſſer ge⸗ kellt find als die Aushilfsangeſtellten. Dabei iſt aber zu be⸗ 1 ten, daß das Einkommen der unteren Beamten nicht berall gleich iſt, da ſich dies nach Ortsklaſſen richtet. Ein anzleiaſſiſtent z.., der bei einer kleineren Behörde an⸗ eſtellt iſt, erhält monatlich 30—35 weniger als in Mann⸗ eim, trotzdem in verſchiedenen kleineren Aemtern teurer zu i ben iſt, als hier in Mannheim, zumal es noch ein Luftkurort 12 Was die Leiſtungen betrifft, muß geſagt werden, daß es anzleiaſſiſtenten gibt, die den Arbeiten, die ein Angeſtellter derrichtet, in keiner Weiſe gewachſen ſind, dagegen gibt es uſpektoren verrichten, was beſonders bei den Gerichten vor⸗ Bei Stadt und Staat heißt es immer, die Finanzen manchen Punkten bedeutend geſpart werden könnte. Hier gilt auch das Sprichwort:„Der Gaul, der den Hafer verdient, Kommt ihn nicht.“ Alſo, mein lieber Angeſtellter, tröſten Eie ſich mit den unteren Statsbeamten. R. * . Zweierlei Maß! Gegenwärtig ſcheint ein Verſchönerungsverein ſich alle erdenkliche Mühe geben zu wollen, die frühere kleine Anlage dor dem heſſiſchen Bahnhofe in Mannheim⸗Neckaſtadt heraus⸗ uputzen. Der Bahnhof ſelbſt, der im dortigen Straßenbikde zar keinen üblen Eindruck machte, erhält in letzter Zeit alle öglichen und unmöglichen„Kuliſſen.“ So erſchien zuerſt ein Glaspavillon. Später ging man dazu über, die Faſſaden Ait illuſtrierten Zeilſchriften zu behängen, etliche quadar⸗ metergroße Holzſtellagen, die zum Kaffeetrinken einluden, ellte man auf den Gehweg und neuerdings ſchreckt man da⸗ dar nicht zurück, eine ziemlich umfangreiche Wurſthude dem ſchanenden Neckarſtadt⸗Paſſanten zu präſentieren. Man hat einbar den Bewohnern vom„überm Neckar“ alle Aeſthetik dchelvrochen. Man hätte den Vorgarten als Gehweg frei⸗ ehen ſollen. Das wäre wohl das Richtigere geweſen. Man guche jetzt einmal Schluß mit dem Jahrmarktsrummel der an üinem derartigen Platze, der Brückenaufgang ſein ſoll, um ſich ſrelft und Formen annimmt, die als unhaltbar zu bezeichnen ld. Weiß man an maßgebender Stelle nicht mehr, daß früher nmal dort ſtehende arme Bretzelweiber„verkehrsſtörend“ irkten und verſchwinden mußten und daß man Kriegsbe⸗ idigten nicht die Erlaubnis gab, mit der man plötzlich ſo reigiebig iſt? Sehrviele vom,überm Neckar.“ Schlechte Beſchaffenheit eines Teiles des Luiſenrings Der Luiſenring von der Neckarvorlandſtraße ab bis zur ſrtedriehsbrücke befindet ſich in einem Zuſtand, der jeder Be⸗ boreibung ſpottet. Die Straße iſt wohl gepflaſtert, aber auf er Stadtſeite iſt das Pflaſter beinahe unſichtbar ge⸗ worden, dafür befindet ſich hier eine Schicht Schmutz, die in krockenen Tagen den Staub haushoch aufwirbeln läßt, an gaſſen Tagen jedoch einen matſchigen Brei verurſacht. Dieſer Uſtand rührt von den vielen Kiesfuhrwerken her, die täglich 5 morgens früh sis abends ſpät hier durchfahren und in⸗ olge Undichtigkeit oder Ueberlaufens viel Sand erlieren, den die in dieſer Straße verkehrenden zahlreichen uhrwerke zu Staub zerreiben. Die Straßenkehrer geben ſich die größte Mühe, die Straße auber zu halten, aber alle Mühe iſt vergebens, da ſchon ährend der Straßenreinigung die vorüberfahrenden ſubrwerke ſchon wieder eine weſentliche Menge Kies ver⸗ leren. Die Rillen der Straßenbahngleiſe füllen ſich auch da⸗ dit. ſo daß die vorüberfahrenden Straßenbahnwagen einen onnerähnlichen Radau verurſachen, natürlich auch ſpät bends zur Ruhezeit. Ganz abgeſehen davon, daß dieſe Dagen doch ſicher ſehr notleiden Wie oft ſchon erwähnten Sie in Ihrer geſch. Zeitung das Wegwerfen von Pavier uſw. 18. 5 Marktbericht Golden ſtrahlte heute vormittag die Sonne über das Marktgetriebe und verhieß damit einen guten Tag. Die ausfrauen waren zahlreich erſchienen, mit ihnen aber auch die Marktbummler, die ſich meiſtens nur nach den reiſen erkundigen und dann wieder davonlaufen. Den Aus⸗ ſchlag gaben Obſt und Gemüſe, worin es des Guten faſt zuviel gab. Man ſah Aepfel, Birnen, Nüſſe, Trauben, aſtanien, Hagebutten, dann Brom⸗ und Preiſelbeeren. Da nun allmählich die Zeit des Einheizens der Zimmer heran⸗ rückt, freuen ſich die Kinder jetzt ſchon auf die ſchöne Zeit der ratäpfel. Große Exemplare dafür ſah man genügend zum Verkauf angeboten. Was war es doch für eine ſelige und ſorgloſe Zeit, wo man als Kind die vielbegehrten Brat⸗ pfel vertilgen konnte, ſoviel man wollte. Unter dem Ge⸗ müſe fielen beſonders die ſchönen Weißkrautkbpfe auf, le ſo groß und rund wie die ſchönſten Wurfgeſchoſſe waren. chade, daß man damit kein Bombardement eröffnen konnte, enn der daneben ſtehende Krautſchneider hatte für ſolche Fineſſen kein Intereſſe und hobelte lieber das Kraut be ſeinen Ständer ein, wofür er eine Mark für den Zentner ekam. Große Nachfrage beſtand für Spinat, Blumenkohl önd Kohlrabi, weiter für Pfifferlinge, Kartoffeln und Zwie⸗ eln für Zwiebelkuchen zum neuen Wein. Es iſt ja merk⸗ würdig, was in ſo einen Marktkorb alles hineingehen kann, wenn ſeine Trägerin genügend Moneten in der Taſche hat! n der Südfrüchtenabteilung befanden ſich haupt⸗ lächlich Bananen und Zitronen, dann auch Orangen in kleinen E Brieſe an die„Neue Mannheimer zeltung“ Mit Recht. Wenn man nun ſchon gegen dieſes Uebel ein⸗ ſchreitet umſomehr ſollte man es tun, wenn hier die Straße den ganzen Tag von morgens bis abends derart verunreinigt wird. Ich komme viel in Mannheim herum und konnte feſt⸗ ſtellen, daß dieſes Stück vom Luiſenring zurzeit die ſchmutzigſte Verkehrsſtraße von ganz Mannheim darſtellt. Ein Straßen⸗ kehrer beſtätigte mir dies auch mit dem Bemerken, daß ſogar die viel befahrenen Straßen im Hafengebiet nicht in einem ſolchen Zuſtand ſeien. 1 X. Verkehrshinderniſſe zwiſchen E 2 und 3 All denen, die jeden Tag auf dem Rad durch die obigen Quadrate fahren müſſen, iſt dringend eine Lebensverſicherung zu empfehlen. Links und rechts der Straße ſtehen tagtäglich Frachtfuhrwerke auf einer Länge von mindeſtens 30 Metern, ſodaß dem Durchgangsverkehr nur eine ganz ſchmale Fahr⸗ rinne übrig bleibt und die auf dieſe enge Fahrrinne ange⸗ wieſene Fahrzeuge ſtets der Kolliſionsgefahr ausgeſetzt ſind. Erſt vor ganz kurzer Zeit wurde eine junge Frau, die auf dem Rade ihr kleines Kind bei ſich führte und ordnungs⸗ gemäß fuhr(wie ich als alter erfahrener Radſahrer feſtſtellte) von einem plötzlich aus der Reihe der haltenden Fuhrwerke fahrenden Einſpänner ſo vom Rade gedrückt, daß ſie, um Haarbreite unter das Fuhrwerk mit ihrem Kinde gekommen wäre. Selbſt die auf dem Bürgerſteig befindlichen Paſſanten werden durch das fortgeſetzte Auf⸗ und Abladen von Waren gefährdet bezw. am Weitergehen gehindert. überqueren iſt für Fußgänger vollſtändig ausgeſchloſſen. Die Polizeidirektion wird gut daran tun, ſich mal dieſe Mißſtände etwas näher und ganz beſonders an den Markttagen anzu⸗ ſehen, denn als Fuhrwerkhalteplatz iſt dieſe im Zentrum der Stadt gelegene Straße unter keinen Umſtänden oge. * Chroniſche Zugverſpätungen Ste hatten in letzter Woche einen Artikel in Ihrer 155 ſchätzten Zeitung über die Unpünktlichkeit der Züge. Es wurde barin die Meinung vertreten, daß es nur eines Hin⸗ weiſes bei der Bahn bedürfe, um eine Beſſerung zu erzielen. Wenn ich auch die Erfahrung gemacht habe, daß die Direktion in Karlsruhe ihr Aeußerſtes tut, um Mißſtände abzuſtellen, ſo fürchte ich, daß die heutigen Verhältniſſe zu ſtark für ſie geworden ſind, und daß ſie die Lage nicht mehr beherrſcht. Ich liege faſt den ganzen Tag auf der Bahn und benütze namentlich die Strecke Mannheim—Heidelberg ſehr viel, aber man kann ſagen, daß bald kein Zug auf dieſer Strecke mehr pünktlich fährt. Neulich hatte der Zug ab Heidelberg 18,06 Uhr nach Mannheim* Stunde Verſpätung, am Mitt⸗ woch 15 Minuten. Der Zug 21,15 Uhr ab Mannheim nach Heidelberg hatte am Donnerstag 10 Minuten, am letzten Sonntag ab Heidelberg 10.06 nach Mannheim 17 Minuten Verſpätung. Vor etwa 14 Tagen kam ein Zug von hier in Berlin mit Stunden Verſpätung au und vorige Woche lief ein Zug von hier nach Hamburg ebenfalls mit 1 Stunde Verſpätung in Hamburg ein. Die meiſten Zugverſpätungen ſind aber, wie geſagt, auf der Strecke Würzburg und Heil⸗ bronn nach Mannheim und Mannheim nach Heidelberg. Leider iſt der Plan, eine Schnellbahn zwiſchen Mannheim und Heidelberg zu bauen, nicht ausgeführt wor⸗ den. Wäre es nicht möglich, daß an ihrer Stelle ein Pendel⸗ verkehr eingerichtet würde?— Triebwagen?— Man hat ja jetzt den neuen Bahnſteig 5 in Heidelberg, der hierzu be⸗ nützt werden könnte. Die Heidelberger, die in Mannheim Schnellzugsverbindungen erreichen wollen oder die Konzerte bzw. Theater beſuchen, müſſen, weil ſie ſich auf die Züge nicht mehr verlaſſen können, ſo früh fahren, daß ſie eine Stunde vorher in Mannheim eintreffen, ein Zuſtand, der wirklich nicht zb den Annehmlichkeiten des Lebens gehört und vermieden werden könnte. Vielleicht nimmt die Karlsruher Direktion nochmals einen kräftigen Anlauf, damit hier eine Beſſerung eintritt. Ein Mannheimer. Mengen. Auf dem Geflügelmarkt warteten Faſanen, Gänſe, Enten und Hahnen auf Käufer. Hier ging zeitweiſe ein ebenſo ſchwacher Handel wie an den Fiſchbottichen, wo an den Sams⸗ tagmärkten ſtets ein flauerer Verkehr herrſcht. Obwohl der Markt gut beſucht war, blieb das Verkaufsgeſchäft nur mittelmäßig. Nach den Feſtſtellungen des Städtiſchen Nachrichtenamts verſtehen ſich die Preiſe, wo nichts anderes vermerkt iſt, in Pfennig für das Pfund. Kartoffeln—7; 10 Pfund 65; Salatkartoffeln 15—17; Grüne Bohnen 40—50; Wirſing 10—12; Weißkraut—10; Rotkraut 10—15; Blumenkohl, Stück 20—100; Karotten, Bſchl.—8; Gelbe Rüben 10 bis 12; Rote Rüben 10—12; Spinat 15; Zwiebeln 12—15; Knoblauch, Stück—10; Kopfſalat, Stück—15;: Endivienſalat, Stück—15; Salat⸗ gurken 10—30; Schlangengurken 40—60; Kobhlraben, Stück—12; Mangold 10—15; Rettich, Stück—20; Meeerrettich, Stück 30—40; Suppengrüns, Bſchl.—10; Schnittlauch, Bſchl.—8; Peterſilie, Bſchl. —8; Sellerie, Stück 20—60; Aepfel 12—25; Birnen 15—40; Zwetſch⸗ gen 22—30; Trauben 88—35;: Pfirſiche 28—40: Orangen, Stück 25—40: Zitronen, Stück—12; Brombeeren 60: Preißelbeeren 73: Bananen, Stück—20; Nüſſe 30—40; Kaſtanien 25—35; Pfifferlinge 35—50: Grünreisker 20—40; Süßrahmbutter 210—260; Landbutter 200; Weißer Käſe 50: Honig mit Gkas 150—280: Eier, Stück 10—20: Quitten 28 bis 35; Schwarzwurzeln 40—60; Tomaten 20—40; Hechte 180; Bre⸗ ſem 80—120; Kabeljau 50—70;: Karpfen 180; Stockfiſche 50; Schell⸗ ſiſche 40—70; Goldbarſch 50; Seelachs 60; Rotzungen 100; Schollen 90; Backfiſche 60; Hahn, lebend, Stück 180—280; Hahn, geſchlachtet, Stück 300—800; Huhn, lebend, Stück 260—380; Huhn, geſchlachtet. Stück 300 bis 800; Enten, lebend, Stück 350—400; Enten, geſchlachtet, Stück 400—1100; Gänſe lebend, Stück 800; Gänſe, geſchlachtet, Stück 1400 bis 1800; Tauben, geſchlachtet, Stück 100—120; Feldhühner, Stück 160—800; Faſanen. Stück, 400—450; Rindfleiſch 130; Kuhfleiſch 76; Kalbfleiſch 140; Schweinefleiſch 120—130; Gefrierfleiſch 72; Haſen⸗ Ragout 120; Haſen⸗Bratfl. 180; Reh⸗Rücken und Keule 200—250; Reh⸗Bug 160; Reh⸗Ragout 100. Aus der Pfalz Mundeuheim, 14. Okt. Am Mittwoch abend befand ſich der in den ödber Jahren ſtehende Jakob Rieger mit einem Handwagen auf dem Heimweg nach Mundenheim. In der Nähe des„Guten Hirt“ wurde er von der Straßenbahn von hinten angefahren und ſo ſchwer verletzt, daß er nach ſeiner Verbringung ins Krankenhaus alsbald verſtarb. :: Freinsheim, 14. Okt. Der Winzerverein hat geſtern mit der Leſe ſeiner Wingerte l. Qualität begonnen. Die Moſtgewichte erreichen 97 Grad nach Oechsle und bewegen ſich im Mittel über 85 Grad. Verſchiedene größere Weingüter (Hillgart⸗Lehmann, Becker u..) halten mit der Leſe immer noch zurück. :: Deidesheim, 14. Okt. Unter den vom Landwirtſchaftlichen Verein in Bayern mit der ſilbervergoldeten Vereinsdenk⸗ münze Bedachten befindet ſich ein Veteran, Johannes Walch bei Gg. Dietz, Gutsbeſitzer in Deidesheim, der 70 Jahre bei ein und dem gleichen Dienſtherrn Arbeit leiſtet. * Landau, 15. Okt. Drei Schüler einer Landſchule in Die Straße zu⸗ hieſiger Umgebung im Alter von 6 u. 7 Jahren machten einen Selbſtmordverſuch, indem ſie ſich auf dem Nachhauſe⸗ weg von der Schule mit ihren Taſchentüchern erhägten. Aeltere Schüler ſchnitten ſie mit dem Taſchenmeſſer ab und riefen Erwachſene zu Hilfe. Die bei den Erhängten ange⸗ ſtellten Wiederbelebungsverſuche waren erfolgreich. ———.—.———— 80 775 41 Aο N. dent O wolkenlos. O heiter. 0 hald bedeckt. wolkig. Obededt. o Regen. Graupeln. Nebel. Gewitter OWindſune. ⸗O= ſehr leichter Oſt⸗ Omüßiger Südſüdweſt. O ſtürmiſcher Nordweſt. z Schnes. Die Pfeile fliegen mit dem Winde. Die bel den Stationen ſtehenden Zahlen geben die Tempe⸗ ratur an, Die Linien verbinden Orte mit gleichem aufMeeresnivean Umgerechneten Luftdrück . Wetternachrichten der KarisruherLandeswetterwarle Beobachtungen badiſcher Wetterſtellen(7“ morgens! „Luft. Tem. S 8 Wind 8 2 8 9 190 8 SS5 5 8 n S83 m. S Se s Richt. Stärte 88 8 Wertheim 1511— 7 13 6ſtill bedeckt Königſtuhl] 568 761,3 5 8 4 0 leicht halbbed.“ Karlsruhe 120 761.00 513 5 NW 98 heiter Bad.⸗Bad. 213 759,7 7 12 8 0 leicht Nebel Villingen 780 760,810 6 14 5 N ſchw. bedeckt Feldbg. Hof] 1275 633,60 5 7 5 Olleicht 5 Badenweil.“— 759,6 613 4 ſtill Nebel St. Blaſien] 780— 317 1 bedeckt Höchenſchw!——— In Baden war es geſtern meiſt wolkig und trocken mit kurzen Aufheiterungen. Auch heute morgen iſt es in Nord⸗ baden ſtellenweiſe heiter. Ein neues Tlefdruckgebiet dringt öſtlich Fslands nach Süden vor und wird auch unſere Witte⸗ rung beeinfluſſen. Der von den Tiefſs nach Süden vor⸗ geſchobene Hochdruckrücken, der augenblicklich noch auf der Linie England⸗Nordſee⸗Oſtſee liegt, wird bei uns heute vorausſichtlich vorübergehend heiteres Wetter verurſachen. Wetterausſichten für Sonntag, 16. Oktober: Zunehmende Bewölkung und meiſt trocken, Temperaturen unverändert. ———...—;'—', P, ͤK—————̃̃̃̃̃̃———ñ̃ ̃ ͤ Waſſerſtanssbesbachtungen im Monat Oktober Abeln-Pegel7 ſs 11.16 14 15[Rectar-egel7. Js. J11. 18 Tn Schuſterinſe!2,42.35.—1,921.85.80 Mannheim.014.85 4 45 4. 19.06.88 Kehl 3. 58408.,.5 2˙06J0 Saaſtſed.2,1.26,4.1.414(05 Maxau 5,665.55.20.05.99.91 8 Mannheim.084.9,.38.2..J8,4.03 Caub—357—2. 4—.75 Köln.78..838.12.88 276 2˙65 Herausgeber: Drucker und Druckerei Dr. Haas Neue Mannheimer Zeitung G. m. 5.., Mannheim, E 6, 2 9 Direktion Ferdinand Heyme. Chefredakteur Kurt friſcher— Verantwortl. Redakteure: Für Politik: H. A Meißner ⸗ Feuilleton: Dr. S Kayſer— Komminalpolitik und Lokales: Richard Schönfelder= Sport und Neues aus aller Welt: Willy Müller— Handelsteil: Kurt Ehmer— Gericht und alles Uebrige: Frans Kircher— Anzeigen: Dr. E. Stötzner. ErschütterungsfreſerlauglänsendesSt Lebensdauer Geringet Betriebsm NSU vereini ce sehlechtesten Wege, der rlentige Wagen! fähigheit, slandige Bereitscheſt und lenge verbrauch, niedrige Versteuerung eigs· ittel- gte Fahrzeugwerke.-G. Verkaufszenfrale: Berlin NW, Unfer den Lin den 69/70 — Friedrich Fels, Mannheim, R 6, 4 Waltere Bezlrksverkaufsstellent AtzepNrIdd. 1 Gebr. Zimmermann/ Deitefe/pralzt Reinrich Preitfer/ Franhfrurt/Main; autehaus Wilh. Glsckler, Höchster Straße%5/ Gernsbacht Gebr. Geldsteln/ Idar/Nahe Maschinenfabrik Becker/ Kalserslautern: Jaeoh Diehl/ Karisruhe: Ernst Behn, Herrenstr. 16/ Kirn/ Nahe: Gebr. Maurer/ Konstenz: Konst. Fahrzeug- und Sperthaus, Wilhelmstr. 42/ Stuttgart: NSU-Fillale, Chailottenplatz 6/ Stuttgartt Sobert Michel, Kornbergstr. 29 Worma/NRh.; ꝗdg. Herwehe, fiömerstr. 32 Würzburg: Andr. Gschwind, Sanderstr. 27. —: Neue Mannheimer Zeitung[Abend⸗Ausgabe) Samstag, den 15. Oktober 1927 6. Seite. Nr. 478 Ein Blick über die Welt Deutſchland Die Bilanz der Lumpen Ein witziger Schriftſteller hat einmal unter Abänderung eines bekaunten Sprichwortes geſagt:„Sage mir, was du wegwirfſt und ich will dir ſagen, wer du biſt.“ Man wird an dieſen wirtſchaftlichen Erfahrungsſatz erinnert, wenn man lieſt, daß die Ausfuhr von Lumpen aus dem Hamburger Hafen nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika wäh⸗ rend des zweiten Vierteljahres 1927 nur auf 74 000 Dollars bewertet worden iſt. Damit iſt im Verlauf der letzten vier Jahre die niedrigſte Ziffer erreicht worden. Die Bilanz der Lumpen iſt außerordentlich vielſagend. Man kann daraus auf das Wohlergehen oder die Not eines Volkes ſchließen. Volkswirtſchaftliche Schriftſteller haben das ſchon in früheren Zeiten getan. So haben engliſche Spezialiſten nach einem in London erſchienenen Buche Claphams über die wirtſchaftliche Entwicklung Frankreichs und Deutſchlands feſtgeſtellt, daß in den zehn Jahren vor dem Kriege die von Deutſchland aus⸗ 5 Lumpen nicht mehr ebenſo gut waren, wie ſie bis ahin zu ſein pflegten. Man kann daraus gewiſſe Schlüſſe ziehen, da wohlhabende Völker und Bevölkerungsſchichten ihre Kleider frühzeitig abzulegen pflegen, ehe ſie vollſtändig aufgetragen ſind. Wenn die deutſche Ausfuhr von Lumpen nach den Vereinigten Staaten ſo ſehr zurückgegangen iſt, ſo geht daraus hervor, daß weite Kreiſe aus Not gezwungen ſind, ihre Kleider auch in ſchlechtem Zuſtande noch weiter zu tragen. In Deutſchland kommen im Jahre gegenwärtig an⸗ nähernd 150 000 Tonnen Lumpen auf den Markt. Davon wird die Hälfte nach auswärts ausgeführt. Ungefähr drei Viertel der Ausfuhr geht über Hamburg nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Das Schickſal einer engliſchen Trommel Während des Rückzuges der Engländer bei Mons, einer berühmten Epiſode des Weltkrieges, verlor das zweite Ba⸗ taillon eines Hochländerregiments eine Trommel. Dieſes Wahrzeichen, das neben anderer Beute in deutſche Hand ge⸗ xiet, iſt nach einer Meldung Londoner Zeitungen von einem Hamburger namens F. Eiffe dem Regiment wieder zurück⸗ erſtattet worden. Herr Eiffe, der nach dem Kriege in den Beſitz der Trommel gekommen war, weilte kürzlich in London und ſah bei dieſer Gelegenheit den engliſchen Kriegsfilm „Mons“, in dem der Verluſt der Trommel eine große Rolle ſpielt. Nach der Darſtellung der Londoner Preſſe wurde er durch die Filmdarſtellung derartig ergriffen, daß er den Be⸗ ſchluß faßte, die Trommel zurückzugeben. Sein Angebot wurde von der engliſchen Armeeverwaltung dankbar an⸗ — und ſo iſt die Trommel vor kurzem wieder in den eſitz des Regiments gelangt. Frankreich Erpreſſerſallen in Paris Von ben vielen tauſend Amerikanern, die in den letzten Monaten während der Veranſtaltungen der amerikaniſchen Legion Paris beſuchten, haben eine ganze Anzahl unange⸗ nehme Bekanntſchaft mit abgefeimten Erpreſſern gemacht. Dieſe Banden ſuchen ſich ſchon ſeit Jahren ihre Opfer unter den ferienreiſenden Amerikanern. In den letzten Wochen iſt der Skandal ſo groß geworden, daß ſich nun auch die Pariſer Preſſe damit beſchäftigt. Die Erpreſſer machen ſich das amerikaniſche Alkoholverbot zunutze und halten ſich dabei mit Vorliebe an ſolche Amerikaner, die in einer Kleinſtadt eine bevorzugte Stellung einnehmen. Wie jeder Beſucher der franzöſiſchen Hauptſtadt, ſo verbringen auch die Amerikaner meiſtens einen Abend in den Vergnügungsſtätten des Mont⸗ martre. Das Opfer, da, die Erpreſſer ſich ausgeſucht haben, wird dabei von einem Photographen verfolgt, der eine 8 Gelegenheit abwartet, um ein Momentbild von dem Amerikaner zu erhaſchen. Ohne es zu wiſſen, wird er photo⸗ raphiert, wie er vielleicht in einem nicht ganz einwandfreien ergnügungslokal einem alkoholiſchen Getränk zuſpricht. Sitzt er mit einer verführeriſch lächelnden Tänzerin an dem⸗ ſelben Tiſch— umſo beſſer. Am nächſten Tage zeigt man ihm die Aufnahme und bietet ihm die Platte zu einem Horrenden Preiſe zum Kaufe an. Weigert er ſich, ſo droht man ihm, daß die Platte ſamt einigen Abzügen ſeinen guten Freunden in der Heimatſtadt zugeſandt werden wird. Darauf⸗ bin kommt in faſt allen Fällen das Erpreſſergeſchäft zuſtande. Die Erpreſſer ſind mit einer geradezu verblüffenden Sicher⸗ heit über die ſoziale Stellung und die Vermögensverhältniſſe ihrer Opfer unterrichtet. Es geht daraus klar hervor, daß ſie Agenten in Amerika haben, die mit ihnen Hand in Hand arbeiten. Englaud Alte Münzen in einem hohlen Stein Ein engliſcher Junge machte gelegentlich einer Treibjagd eine wertvolle Entdeckung. Während er in der Grafſchaft Wiltſhire einen Wald hinter dem Wild durchſtreifte, griff er nach einem großen, runden Kieſelſtein und ſchleuderte ihn weg. Der Kieſel ſchlug auf einen. andern Stein auf, brach auseinander und eine große Anzahl von Münzen rollte über die Erde. Der Junge lieferte die Münzen ab, die dann durch Sachverſtändige des Britiſchen Muſeums unterſucht wurden. Nach Anſicht der Sachverſtändigen handelt es ſich um etwa 2000 Jahre alte Silber⸗ und Goldmünzen aus dem Zeitalter des Königs Philipp von Mazedonien, des Vaters Alexander des Großen. Wahrſcheinlich ſind die Münzen auf einer der Kanalinſeln hergeſtellt worden. Sie wurden dem Britiſchen Muſeum überwieſen und der Finder entſprechend dem hohen Werte der Münzen belohnt. Man nimmt an, daß ein Geiz⸗ hals aus jener alten Zeit den hohlen Stein als Sparbüchſe benutzte oder aber die Münzen auf dieſe Weiſe gegen feind⸗ lichen Zugriff zu ſchützen verſuchte. Eine unſichtbare Photographie Auf der Ausſtellung der Königlichen Photographiſchen Geſellſchaft in London iſt eine Photographie geſtohlen worden, die zu den Hauptattraktionen gehörte. Sie gibt ein Porträt — Niepee wieder, der eines der früheſten photographiſchen erfahren erfunden hat. und iſt von dem deutſchen wiſſen⸗ ſchaftlichen Photographen Dr. Goldberg hergeſtellt. Sie iſt eine ſo ſtarke Verkleinerung, daß man ſie mit bloßem Auge überhaupt nicht ſehen kann. Es bedarf eines ſtarken Mikro⸗ ſkops, um das Bild überbaupt erkennen zu können. Die Photo⸗ graphie iſt ſo klein, daß 300 von derſelben Größe auf einem Nadelkopf Platz hätten. Die Photographie befand ſich im Beſitz der enaliſchen photographiſchen Unterſuchunasgeſellſchaft und wurde für die Zwecke der Ausſtellung geliehen. Amerika Eine ganze Familie als blinder Paſſagier. Selbſt die ziemlich abgehärteten amerikaniſchen Einwande⸗ rungsbeamten zeigten eine gewiſſe Rührung, als ihnen kürz⸗ lich eine ganze Familie in die Hände ſiel, die die Ueberſahrt als blinder Paſſagier angetreten hatte. Zuerſt entdeckten ſie hinter der Wand eines in den Newyorker Hafen ein⸗ gelaufenen Frachtdampfers ein 7 Jahre altes Mädchen, das in der Arbeitskleidung eines erwachſenen Mannes ſteckte. Dann wurde die Mutter des Kindes in einer ähnlicher Kleidung in dem Maſchinenraum angetroffen, wo ſie mit den anderen Ma⸗ ſchiniſten zuſammen ſchwere Arbeit verrichtete. Ein 17 Jahre alter Sohn, der ebenfalls im Arbeitsgewand ſteckte, war der Dritte in der Reihe. Die dreiköpfige Familie wurde nach der Auswandererſtation auf Ellis Jskand befördert, wo ſie die Entſcheidung der amerikaniſchen Behörde abwartet. Der Bootsmaat, in deſſen Kabine das Kind entdeckt worden war, wurde ebenfalls in Gewahrſam genommen. Er hatte die blin⸗ den Paſſagiere kurz nach der Abfahrt des Dampfers aus dem 291 von Rotterdam entdeckt und war durch die Erzählung er Mutter ſo gerührt worden, daß er ſich der Familie an⸗ nahm und den Verſuch machte, ſie in Amerika an Land zu ſchmuggeln. Die Mutter war eine Belgierin namens van Eerberghe, deren Mann nach Amerika durchgebrannt war und ſie in größtem Elend zurückgelaſſen hatte. Als ſie nicht mehr ein⸗ noch auswußte, beſchloß ſie ihm nachzureiſen. Da der Frachtdampfer keine Fahrgäſte führte, wäre es wahrſcheinlich geglückt, die blinden Paſſagiere durchzuſchmuggeln, wenn nicht eine Abteilung Alkoholküſtenwache das Schiff durchſucht hätte. Sie ſanden 77 Flaſchen verbotener Getränke und die drei blinden Paſſagiere. Die Frau des„blinden“ Bettlers. Im Jahre 1922 ging eine Amerikanerin in dem New Mor⸗ ker Stadtteil Brooklyn nach fünftägiger Bekanntſchaft eine Ehe mit einem Griechen namens Tſavalas ein, der ſich ihr als wohlhabender Schokoladenfabrikant vorgeſtellt hatte. Vor einiger Zeit erfuhr ſie ganz zufällig, daß ihr Mann mit einer ſchwarzen Brille, einem falſchen Bart und einer Krücke be⸗ waffnet als„blinder“ Bettler ſeinem einträglichen Gewerbe nachging. Kurz entſchloſſen ließ ſie ihre Mutter telegraphiſch kommen, entlarvte mit ihrer Hilfe den Schwindler auf offener Straße und reichte die Scheidungsklage ein. Der Oberſte Ge⸗ richtshof in Brooklyn hat jetzt zu ihren Gunſten entſchieden. Venezuela Ein Auto⸗Marterl In Venezuela iſt kürzlich auf der Landſtraße zwiſchen Caracas und La Guaira ein Denkmal enthüllt worden, das in ſeiner Art wohl einzig daſteht. Es iſt an einer Stelle errichtet, an der ſich ſehr viele ſchwere Autounfälle ereignet haben und beſteht aus einem maſſiven Steinunterbau und einem darauf aufgeſtellten, zuſammengebrochenen Motor⸗ wagen. Eine Bronzeplatte trägt die Inſchrift:„Despacio se va lejos“, d. h. du kommſt am ſchnellſten fort, wenn du lang⸗ ſam fährſt(Eile mit Weile). Mexiko Das Enude des Burro 8 Auf den Skraßen von Mexiko hat ſich bis heute eins der älteſten Beförderungsmittel erhalten, das es wohl in der ganzen Welt gibt: der Burro, das mexikaniſche Laſttier. Dieſer Vierbeiner iſt die Verzweiflung aller Wagenführer, denen es darauf ankommt, die Straßen der Stadt raſch zu paſſieren. Für den Fußgänger bietet der Burro, wie er mit einer unerſchütterlichen Ruhe nebſt ſeinem Führer auf der Straße dahintrottet, einen maleriſchen Anblick, an dem das Auge ſich erfreuen kann. Der Wagenführer betrachtet das Bild aber mit anderen Augen. Für ihn iſt der Burro das denkbar größte Hindernis, da er ebenſowenig wie ſein Führer auch nur im geringſten auf Hupen⸗ oder ſonſtige Signale reagiert. Infolge der zahlreichen Klagen, die die Auto⸗ mobiliſten vorgebracht haben, hat ſich General Valesco, der Polizetpräſident von Mexiko, nunmehr dazu entſchloſſen, dem Burro, mit Ausnahme der frühen Morgen⸗ und Abend⸗ ſtunden, die Straßen der Stadt überhaupt zu ſperren. Damit verſchwindet dieſes Verkehrsmittel ſo gut wie vollkommen aus dem Straßenbilbd. Suüdafrika Allzu reicher Diamanteuſegen Die Premier⸗Diamanten⸗Geſellſchaft in Transvaal teilt mit, daß ſie für die Dauer eines halben Jahres keine Steine auf den Markt bringen wird Sie hält eine Einſchränkung des Marktes für nötig, weil die zahlreichen Diamantenfunde auf den Aluvicalfeldern von Lichtenburg die Preiſe ſehr ſtark herabgedrückt haben. Die ſüdafrikaniſche Regierung hat bekanntlich verſucht, nach der Entdeckung und Freigabe jener Aluvialfelder die Produktion und den Verkauf von Diaman⸗ ten unter Regierungskontrolle zu bringen, iſt damit aber nicht durchgedrungen. Die Folge iſt, daß die Diamantengeſell⸗ ſchaften ſelbſt durch Einſchränkung des Marktes die Preiſe ſtützen müſſen. Die De Beers⸗Geſellſchaft, die über eine Produktion von beſonderer Qualität verfügt, iſt durch den Wettbewerb der neuentdeckten Diamantenfelder noch nicht in Mitleidenſchaft gezogen worden. deeedesnee. 4 Reichelsheim b. Fürth i.., 14. Okt. In dem Traut⸗ mannſchen Sägewerk erlitt der verheiratete Sohn des Be⸗ ſitzers während des Holzſchneidens durch Abſpringen der Kreisſäge eine ſehr ſchwere innere im Unterleib Nach ſeiner Einlieferung ins Darmſtädter Krankenhaus wurde ihm die ganz zerriſſene Milz entfernt. Der über⸗ mäßige Blutverluſt des Verletzten machte es nötig, daß ihm geſundes Blut zugeführt werden mußte. Dieſes Opfer brachte ſein verheirateter Zwillingsbruder, dem ein Liter Blut entnommen wurde. Der Patient befindet ſich auf dem Wege der Beſſerung. LASTWWAGEN SIND SEKANNT ALS OUALITATS- FAHRZEUGE VN HOHER WIRT- ScHAFTLICHKEITHT UNDO LANGER „ EBENSDAUERNRgR Rheiniſche Eiſengießerei und Maſchinen⸗ Fabrik A. in Mannheim Das Unterneomen, das am 15. Dez. 1926 eine Herabſetzung ſeines Aktienkapitals von 2,04 auf 0,408 vornehmen mußte und gleichzeitig auf 2012 000 wieder erhöhte, berichtet jetzt über das Geſchäſts⸗ jahr 1926, daß, um die Betriebe zu beſchäftigen, Auſträge zu unbe⸗ friedigenden Preiſen hereingenommen werden mußten, wodurch das Geſchäftsergebnis ungünſtig beeinſlußt wurde. Bekanntlich wurde Mitte 26 der Betrieb der Maſchinenfabrik Frigge u. Welz A, Mannheim, deren Aktien ſich ſeit Mitte 25 im Beſitze der Rhein, Giſengießerei befand, mit der Geſellſchaft vereinigt, wodurch man eine wertvolle Ergänzung des Fabrikationsprogramms e⸗sielte. Der Geſchäftsbericht erwähnt verſchiedene weſentliche Betriebsverbeſſe⸗ rungen, ſo die Inbetriebnahme der neuen Großdrehereihalle in Neckarau u.., die aber noch nicht ganz beendet ſind. Eine vollkom⸗ mene Ausnutzung dieſer Betriebsverbeſſerungen war jedoch wezen det unzureichenden Beſchäftigung noch nicht möglich, wenngleich dut ſie ab Jahresmitte nicht unerhebliche Erſparniſſe erzielt werden konnten, die ſich auch im Afd. Jahre weiter gut auswirken. Ins⸗ beſondere werde die vorausſichtlich Ende d. J. erfolgende Zuſammen⸗ legung der Maf e fabrit und der Gießereibetriebe in Neckaran die Betriebsverhältniſſe und Unkoſten günſtig beeinfluſſen; die frei⸗ werdenden Grundſtücke der Maſchinenfabrik in der Schwetzingerſtraße ſollen alsdann verwertet werden. Von der mit der Fa. Weſſelinger Gußwerk Gmbß. abgeſchloſſenen Intereſſengemeinſchaft zur Herſtel⸗ lung von hochprozentigen Siliziumlegierungen erhofft man tech⸗ niſche und finanzielle Vorteile. Die heute unter dem Vorſitz von Dr. Ing. Bühring abge⸗ haltene o. GV., in der 9 Aktionäre mit 1,948 Mill. 4 StA. und 12 000% VA.⸗Kapital vertreten waren, genehmigte einſtimmig die Regularien. Der Ueberſchuß aus Fabrikation und Kapitalumſtellung beträgt 962 000(516 796) /. Hiervon beanſpruchten Steuern 86 19 (65 486) J¼, Zinſen 180 621(255 547), und Unkoſten 485 902(541 7820 Mark, ſodaß nach 204 537(614 009)/ Abſchreibungen ein Reinge“ winn von 4891(956 434 Verluſt) bleibt, aus dem 6 v. H. Divi⸗ dende auf die VA. für 1925 und 26 verteilt und der Reſt von 3251 4 vorgetragen wird. In der Bilauz auf 31. Dezember erſcheinen u. a. Grundſtücke und Gebäude mit 1,85(1,70) Mill. 4, Maſchinen und Betriebseinrich⸗ tungen mit 1,72(1,55), Materialien und Halbfabrikate mit 0,73(0,65), und Außenſtände mit 0,41(0,55) Mill. /; dagegen auf der Paſſiv⸗ ſeite neben dem neuen.⸗K. Schulden und Anzahlungen mit 2,50 (2,98) und Akzepte mit 0,11(0,42) Mill. I. Wie mitgeteilt wurde, hat ſich die geſchäftliche Lage inſofern ge⸗ beſſert, als beide Abteilungen beſchäftigt ſind und auch in den Preis⸗ verhältniſſen eine Aenderung eingetreten iſt. Sollten ſich die Preiſe und Verkaufsbedingungen noch befriedigender geſtalten, dann hof man im nächſten Jahre ein weit beſſeres Reſultat vorlegen zu können, .⸗G. für Seilinduſtrie vorm. F. Wolff Mannheim⸗Neckarau⸗ Die heutige o..⸗V., in der 12 955 Aktien(darunter 1000.⸗A.) mit 31945 Stimmen vertreten waren, genehmigte einſtimmig den bereits in Nr. 463 beſprochenen Abſchluß und beſchloß die Ausſchüttung von 5 v. H. Dividende auf die Stammaktien und 6 v. H. auf die.⸗A. Desgleichen genehmigte die.⸗V. einige Satzungsänderungen, na denen das Geſchäftsjahr auf das Kalenderjahr verlegt wird, ſo daß ſich jetzt ein Zwiſchengeſchäſtsjahr von Juli bis Dezember 1928 ergibt Außerdem wurden noch einige Beſtimmungen betr. die Erleichte⸗ rung der Hinterlegung von Aktien autgeheißen. Der pfälziſche Weißweinherbſt Babd Dürkheim. 14. Okt. Infolge der auten Witterung wirb der Weißherbſt von den Großgrundbeſitzern möglichſt hinausge⸗ ſchoben, da die Ausreife der Trauben vorzüglich ſortſchreitet und die Moſtgewichte ſich täglich beſſern. Im Qualitätsweinbaugeblet Henß ſtadt a. H. und Bad Dürkheim wurden bereits Gewichte von 100 Grsg und darüber feſtgeſtellt, ſodaß die Güte des Jahrganges 1927 ol ſehr zufriedenſtellend erachtet werden kann. An der Unterhaardt wur⸗ den 70—80 Grad, an der Oberhaardt 60—70 Grad gemeſſen. Die Na frage iſt recht lebhaft. Die Beſitzer ſind aber ſehr zurückhaltend, da für den Ausſchank in den Winzervereinslokalen Rücklagen gema b werden müſſen und die Beſtände an alten Weinen ſehr zurückgehen, In der Unterhaardt wurden 30—35, in der Mittelhaardt 38—47 und in der Oberhaardt 29—34 erzielt. Der Winzerverein Bad Durkheim verkaufte heute einen großen Poſten Rotmoſt zu 800 4 das Fuder⸗ das iſt der höchſte in dieſem Nab erzielte Rotmoſtpreis. «Die Weinerute am Mittelrhein. In dem miltelrbeln!⸗ ſchen Rotweingebiet iſt die Leſe der Rotweintrauben beendet⸗ Die Güte der Trauben war gqut, die Menge ſiel ſedoch gering aus⸗ Die Reife der Weißweinkrauben iſt in verſchiedenen Weln⸗ bau treibenden Gemarkungen des Mittelrheingebietes durch da⸗ trockene Wetter etwas beſſer geworden. Die Ernteergebni“e ſallen ganz verſchieden aus. NMannheimer Einwohnerbuch Wir bel Wohnungswechsel Berufswectisel Eigentumswechsel Aenderungen in der Verwal-⸗ tung von Gesellschaften e e. Titeländerungen von Firmen Aenderung der Fernspreen- Nummern u. 8. W. uns schriftlich Mitteilung zukommen zu lassen, damit die Einträge im Ein- wohnerbuch richtig erfolgen können. Verlag des Mannheimer Einwohnerbuch E 6, —— .5.——1 b. D. Mäclgos, AMTEersFll SclhA f, Uoln a. Donau,VMKAufSgUno Maue ———5 oMNIBUSSE SIND ScHNELL UND ZUVERLAS- SIS/ AUTOLINIEN Mir MadlRUS- OMNISUSSEN WERFEN IMMER GEWINN A8S 23 Werftstraſe 29/2 föfnsprecher 3205 — — — U Kn nrne. r Leamstag, den 18. Oktober 1927 Keue Manubelmer Zeituns[Abend⸗nsgube) Alsi 1 7. 222., ihn ,. eee .— e,. 11 700 itt 8 W Ne N D 8 JN anin 7 NN — Auflösen! sie erhöhen Waschwirkun auBerordentlich,wenn sie beachten: ond Erqjebiqkeit qonz diesen wichtiqen daneß Oje Pperssſiouge colſimmer gꝗlt Pereſse- ee Segs/ 701 oh˙ ole ee 2% HoER. Sfefs G TuAdνjꝭü Celch Fur-G Aer Mosge, —— ̃— * 1 I . 17 10 10 10 1 — Maunhezmer Effektenbörſe vom 13. Oktober 2 Diurlacher Hof 188.0135.0 Benz& Cie..—.——— ee 21.0/217.0 J. G. Farben 292,0 Rheinmühlenw. 140.0149.0 IDresdner Bank 133.5159,7 Schantungbahn— F.⸗Bank 775—— IHapag 1 IMitteld. Cred B. 239,230 Mannh. Verſ.⸗G. 149,0——Werger 178 Frankf. Allg. Verſ. 183,0163 Bergwerle⸗Alctien. Doochumer Guß Wirtſchafts⸗ — und Vörſenwoche 2 Der neue Dollarſtrom nach Deutſchland— Amerikas Zwang zur Kapialausſuhr— Eugliſcher Neid Bemerkenswert iſt, daß gleich nach den unerfreulichen Erörterungen über die deutſche Auslandsanleihepolitit der Dollarzuſtrom nach Deutſchland beſonders ſtark ein⸗ geſetzt hat, gerade ſo, als ob die neue Richtung in der amt⸗ lichen Politik die Schleuſen erſt richtig geöffnet hätte Wenn man bedenkt. daß die Diskuſſion der Preußenanleihe ſehr ſtark auf das Ausland gewirkt hat und nun das Ergebnis ihrer Auflegung vergleicht. ſo zeigt ſich, daß all die Stimmen, die den Moment für gekommen hielten, Deutſchlands wirt⸗ ſchaftlichen Aufſtieg an ſeiner empindlichſten Stelle zu treffen, indem ſie ſeiner Kreditunfähigkeit betonten, vollkommen ad Absurdum geführt wurden. Mit einem ſolchen Erfolge, nach dem Vorangegangenen, haben ſelbſt wir nicht rechnen können und in dem Umſtand, daß die Preußenanleihe gleich nach ihrer Auflegung geſchloſſen werden mußte, kann man das Zeichen erblicken, daß das Zutrauen Amerikas in die deutſche Wirtſchaft unerſchüttert iſt und daß die Verzögerung der Preußenanleihe mit den an ſie ge⸗ knüpften Erörterungen dem deutſchen Kapitalerſuchen keines⸗ wegs abträglich war. Das beweiſt ebenfalls die Ueberzeichnung der 50 Millionen Dollar⸗Anleihe der Renten⸗ bankkreditanſtalt, deren Erlös in erſter Linie zur Umwandlung von Perſonalkrediten in Realkredite der Land⸗ wirtſchaft dienen ſoll. Und wenn es noch eines weiteren Be⸗ weiſes fl.e die Kreditwürdigkeit Deutſchlands bedurſt hätte, dann wäre er in dem Abſchluß der Commerzbank⸗ anleihe von 20 Millionen Dollar erbraoft. Auch für dieſe Anleihe machen ſich, wie Newyorker Meldungen be⸗ ſagen, bereits jetzt ſchon ein ſtarkes Intereſſe und Vorzeich⸗ nungen bemerkbar, obgleich ſie erſt am kommenden Montag aufgelegt werden ſoll. Der Abſchluß der 6 Millionen Dollaranleibe der Schleſiſchen Landſchaft und die bevorſtehenden Abſchlüſſe für eine Berliner Woh⸗ nungsbau⸗Anleihe, die in aller Kürze erwartet wird, wie auch einer Breslauer Anleihe und die Uebernahme von 5 Millionen Dollar einjähriger Schatzſcheine des Ham⸗ burger Staates zu außerordentlich günſtigen Bedingungen (576 v. H. Verzinſung, Rückzahlungskurs 100 v..) ſprechen weiter für das ungeſchmälerte Vertrauen des amerkaniſchen Kapitalmarktes. Ob allerdings die Bemühungen der Bankers Truſt Co. um eine Sammelanleihe für eine deutſche Bankengruppe(?) Erfolg haben werden, ſteht dahin, da ſelbſt in Kreiſen Newyorker Bankiers eine gewiſſe Skepſis vorhanden iſt, die annehmen, daß die deutſchen Banken ein Zuſammengehen aus Konkurrenzgründen ablehnen werden. Das Gerücht, daß auch die Dresdner Bank wegen der Auflegung einer der Commerz⸗ und Privatbank ähnlichen Notenanleihe in Verhandlungen ſtehe, wurde von der Dres⸗ dner Bank als nicht den Tatſachen entſprechend bezeichnet. Aus alledem ergibt ſich, daß eine Diskreditlerung der deutſchen Wirtſchaft durch das vorangegangene Zwiſchenſpiel ebenſowenig, wie auch die üblen Machenſchaften der engliſchen Hochfinanz bei dem amerikaniſchen Pub⸗ ikum nicht durchdringen konnte, und zum anderen, daß der Kapitalbedarf Deutſchlands immer noch ein ſehr erheblicher iſt. Er muß es ſein, da der innere Kapital⸗ markt bei weitem noch nicht ſo weit gekräftigt iſt, um auch nur die Rationaliſierung und Moderniſierung der deutſchen Anlagen aus eigener Kraft durch⸗ zuführen, die infolge des ſchnellen Tempos der Moderniſie⸗ rung bei unſerer aus ländiſchen Konkurrenz unbe⸗ dingt nötig ſind und der umſo weniger gedeckt werden kann. als die äußeren Verpflichtungen Deutſchlands ſo ſchwer auf jedem einzelnen Wirtſchaftsbetrieb und letzten Endes jedem einzelnen Gliede des deutſchen Volkes laſten. Es war darum nörig, daß die Notwendigkeit produktiver Auslandskredite vom Kabinett ausdrücklich feſtge⸗ ſtellt wurde, und wenn— natürlich müſſen, was immer wieder zu betonen iſt, unnötige und unproduktive Anleihen aus dem Raßhmen feder Betrachtung bleiben— ein Mißtrauen gegen den Zufluß neuer Auslandsgelder in deutſchen und ausländiſchen Kreiſen herrſchte, oder noch herrſcht, ſo beruht er in der Hauptſache auf einer falſchen Au' aſſung der ſogenannten Transferfrage. Man verwech⸗ ſelt hier die Reparationsverpflichtungen mit der Ueberttagung dieſer Verpflichtungen durch den Reparationsagenten. Der Dawesplan enthält bekanntlich die Vorſchrift, daß die Re⸗ parationsleiſtungen Deutſchlands, die ja in Mark eingehen, nur ſo weit in fremde Währung umgewandelt und damit transferiert werden dürften, wie es der deutſche Deviſen⸗ markt und die Rückſicht auf Erhaltung der Stabilität der deut⸗ ſchen Währung zuläßt. Im ührigen ſollen die eingehenden Reparationsbeträge bei der Reichsbank angeſammelt werden. Haben dieſe Beträge die Summe von 5 Milliarden Goldmark (in Bankdepots oder in deutſchen Anleihewerten) erreicht, ſo müſſen die jährlichen Reparationsleiſtungen Deutſchlands auf einen Betrag ermäßigt werden, der die Uebertragung der deutſchen Leiſtungen nach dem Auslande in Golddeviſen er⸗ möglicht, ohne daß eine weitere Kapitalanſammlung bei der Reichsbank ſtattfindet. Mit anderen Worten: der Repa⸗ rationsagent muß, ſchon aus Rückſicht auf die Intereſſen der Gläubigerländer, jede Bedrohung der deutſchen Finanz⸗ und Valutalage durch Abziehung größerer Deviſenbeträge ver⸗ meiden. Es mag zutreffen, daß die Aufbringung der Re⸗ parationsleiſtungen der deutſchen Wirtſchaft in Mark bisher im weſentlichen nur durchAuslandskredite.Auslandsanleihen ermöglicht wurde, indem dieſeAuslandskredite, den Verluſt des Betriebskavitals unſerer Wirtſchaft öͤurch die Inflation zum Teil ausglichen. Aber mit der Frage der Uebertragung der eingegangenen Renarationszahlungen Dentſchlands nach dem Auslande in Golddeviſen hat die Aufnahme deutſcher Ans⸗ landsanleihen nichts zu tun und die Scheu vor ihnen im Hin⸗ blick auf den Reparationsagenten iſt unberechtigt. Wie es auch ſein mag, Amerika muß ſchon aus eige⸗ nen Sicherheitsgründen auf eine Unterbringung ſeiner erheblichen flüſſigen Mittel ſehen. Amerika ſchwimmt in freiem Geld. Im regulären amerikaniſchen Bedarf findet es keine Anlagemöglichkeit mehr. Es iſt daher an den Wertpapierbörſen zu wilden Spekulationen gekommen, wie ſie Newyork ßisßer nie gekannt bat. Die Spekulanten bringen durch Maſſenangebote den Markt in Verwirrung und haben innerhalb Monatsfriſt ſchon zwel „lungs“ hernorgerufen. Da die Summe von ſchwimmendem Geld, die jetzt der Spekulation zur Verfügung ſteht, auf—4 Milliarden Dollars geſchätzt wird, bildet ſie eine große Gefahr, zumal es vorgekommen iſt, daß an einzelnen Tagen 4 Miſlio⸗ nen Sßares. darunter Standardwerte, verkauft wurden. Des⸗ balb begrüßt die amerikaniſche Bankwelt die Auflegung deutſcher Anleihen, weil ſie dieſes gefahrbhringende Geld binden und das ſpeku⸗ lative Treiben etwas eindämmen. Daß man da⸗ bei trotz allen, in amerikaniſchen Finanzkreiſen damit rechnet, daß die bisßerigen wie auch die künftigen Staats⸗ und Kom⸗ munalanleißen ſtärker als bisher auf die Frage der Produktivilät hin unterſucht werden, iſt ſelhſtver⸗ ſtändlich. Auch die letzten Ausführungen von Präſident Coolidge laufen ſofern ihr nach Eurova gegebener Wort⸗ laut zutrifft, letzten Endes auf eine Empfehlung amerikaniſcher Kavitalbetätigung im Auslande hinaus, und die von ihm ge⸗ forderten Vorausſetzungen ſind auch die von uns als uner⸗ läßlich betrachteten. Bemerkenswert iſt in der ganzen Frage, daß Senator Carter Blaß ſcharfe Angriffe gegen das Staats⸗ departement wegen deſſen Ueberwachung privater internationaler Anleihen richtet. Blaß erklärt, dte Regierung habe keine geſetzliche Befugnis zu der Beauſſichtt⸗ ung derartiger Transaktionen. Es ſei eine glatte Amtsan⸗ maßung, ein außerordentlich gefäßrliches Unterfangen. Für die Erreichung irgendeines nützlichen Zweckes ſei es bedeu⸗ tungslos und könne zu Mißſtimmungen im Ruslande führen. Beamte von geringerer Charakterſtärke als der gegenwärtige Stagatsſekretär könnten ihr Amt mißbrauchen Wir erſehen indirekt daraus, daß zu mindeſtens dem privaten Dapi⸗ talbegehren, ſoweit es geſund iſt, in Amerika vorläufig keine Schwierigkeiten entgegenſtehen. Aber Aufmerkſamkeit in der Beobachtung des inter⸗ hnationalen Geldmarktes iſt geboten. Denn ſchon beginnt ſich der geſchäftliche Neid der Engländer zu regen, der ein⸗ mal nicht zuſehen kann, wie Newyork mehr und mehr London in den Hintergrund drängt und— wohl in der Hauptſache— eine weitere Feſtigung der deutſchen Konkurrenz durch den amerikaniſchen Kapitalzufluß befürchtet. Vielleicht iſt es auch der Aerger, daß Amerika Deutſchland günſtigere Bedingungen einräumt, als London bieten wollte. Denn durch die Bank ö ſind Bedingung en der letzten deutſchen An⸗ leihen leichter, als ſie noch vor einigen Monaten ge⸗ ſtellt wurden. Teilweiſe iſt der Zinsſatz gleichgeblieben, teil⸗ weiſe hat er ſich geſenkt. Bei allen aber ſind die Auszahlungs⸗ kurſe erhöht und die Rückzahlungsbeſtimmungen erleichtert worden. So iſt nur zu hoffen, daß alle maßgeblichen Stellen die eigentümliche und unverfrorene Haltung engliſcher Kreiſe beobachten die im„Financial News“ unverblümt die engliſchen Zeichnungsluſtigen auffordern„keine von dieſen Anleihen anzurühren, bevor die Frage der Priorität des Transfers nicht geregelt iſt.“ Man muß beizeiten dieſer natürlich von franzöſiſchen Blättern freudig unterſtützten Stimmungsmache entgegen⸗ treten, denn leicht könnten die Ausſichten deutſcher Kapt⸗ talgeſuche bei den ſo leicht zu beeinfluſſenden Amerikanern durch derartige Propaganda— hinter der ſicherlich auch poli⸗ tiſche Beweggründe ſtehen— weſentlich verſchlechtert wer⸗ den. Regierung und auch Reichsbank ſollten hier auf der Hut ſein. K. E. eee Zuſammenſchlußbeſtrebungen für die Schleppkraft auf dem Rhein Es iſt bekannt, daß die Frachtenlage auf dem Rhein in den letz⸗ ten Jahren ſehr ungünſtig beſtellt war und den Reedereien weder die Verzinſung ihres Anlagekapitals noch die notwendigen Abſchreibun⸗ gen ermöglichte. Das letztere namenklich dann nicht, wenn berückſich⸗ tigt wird, daß die alten Fahrzeuge heute mit viel höherem Koſtenauf? wand durch neue zu erſetzen ſind, ſodaß die Abſchreibungen nicht nech Prozentfätzen der alten Buchwerte erfolgen dürfen, ſondern ſich nach den heuligen Neubaukoſten berechnen müſſen. An der Heſſerung der Lage wird dauernd gearbeitet, jedoch bei der Verſchiedenartigkeit der Intereſſen und Intereſſentengruppen bisher ohne Erfolg. Auf der einen Seite ſtehen die Kohlenkontor⸗ und Werkreedereien, die im großen Ganzen lediglich ihre eigenen Produkte bezw. die ihrer Sun⸗ dikate und Konzerne verfrachten, auf der anderen Seite die ausge⸗ dehnten freien Frachtreedereien, welche Transporte für fremde Rech⸗ nung fahren. Dazu kommt dann aber eine weitere große Gruppe, nämlich die Partikulierſchiffer. Wenn ſich auch eine Verſtändigung über Frachten zwiſchen den drei verſchiedenen Reedereigruppen ermöglichen ließe, ſo iſt es doch äußerſt ſchwierig, um nicht zu ſagen unmöhalich, die Partikulierſchi'for auch mit in die Verſtändigung einzubeziehen.— Das Schleppgeſchäft von der Ruhr aufwärts bis Straßburg bezw. Baſel liegt ſo gut wie vollſtändig in den Händen der großen Reedereien, namentlich ſind dieſe die alleinigen Beſitzer der Radſchleppdampfer, mit denen bei kleinem Waſſer allein geſchleppt werden kann. So iſt es einleuchtend, daß die Reedereien den Gedanken verfolgen, durch einen Zuſammen⸗ ſchluß der Schleppkraft und Erhöhung der Schlepplöhne das Fracht⸗ niveau zu heben. Die Verhandlungen unter den ſämtlichen Schleppe reedereien des Rheines und zwar deutſchen, franzöſiſchen, holländi⸗ ſchen, belgiſchen und ſchweizeriſchen Reedereien, ſind hierwegen ſchon ſeit langem im Gange. Alle ſind ſich darüber einig, daß etwas ge⸗ ſchehen muß und daß der Zuſtand, wie er heute beſteht, nämlich Vor⸗ kriegsfrachten einzunehmen und Unkoſtenerhöhungen von weit über 100 v. H. zu tragen, nicht länger beſtehen kann. Es kann heute ſo⸗ niel geſagt werden, daß eine Möglichkeit dofür beſteht und daß die Schlepplonvention zuſtandekommen muß. Nur über das Wie be⸗ ſtehen noch kleine Unſtimmigkeiten, die aber, wie wir von zuſtändiger Seite hören, behoben werden können und allem Anſchein nach auch baldigſt behoben ſein dürften. Die ausſichtsreichen Verhandlungen in dieſer Richtung gehen weiter. « Auch die Anleihe der Rentenbank⸗Kreditauſtalt überzeichnet, Wie aus Newyork gekabelt wird, wurde auch die Anleihe der Deutſchen Rentenbank⸗Kreditanſtalt kurz nach der Eröffnung der Liſten in ſtarkem Umfange überzeichnet. Aus allen Teilen des Lan⸗ des und auch aus Europa waren Zeichnungen eingelaufen. Verluſtabſchluß der Fulminawerk.⸗G. in Friedrichsfeld, Das Unternehmen, das bekanntlich im Früfahr d. J. unter Geſchäfts⸗ aufſicht ſtand, verzeichnet bei einem Verluſtvortrag von 175 083 2 einen Geſamtverluſt von 663 039 /, der vorgetragen wird. Das Roh⸗ erträgnis ſtellte ſich auf 278 933. Abſchreibungen erforderten 138 011 ¼, Gehälter und Löhne 22 297 und ſonſtige Unkoſten 876 580 4 Die Erfüllung aus der.⸗V. herrührenden ſchweren Verpflichtungen werde ſich, wie in der heutigen.⸗V. mitgeteilt wurde, auf eine Reihe von Jabren erſtrecken. Der Betrieb konnte durch die im Februar 1926 erfolgte Gründung der Dent der das Unternehmen maßgeblich beteiligt iſt, keine weſentliche Un⸗ brechung erleiden, doch ſei infolge der.⸗A.⸗Verpflichtungen äuf abſehbare Zeit nicht mit einem Gewinn zu rechnen. 2: Deutſche Seefiſchhandels⸗AG. in Curhaven. Der AR. beſchlos nach reichlichen Rückſtellungen die Ausſchüttung einer Dividende von 8(i. V. 0) v. H. ſowie die Erhöhung des AK. auf 1 200 000% vorzuſchlagen. Thodeiche Papierfabrik AG., Hainsberg. Im Geſchäftsbericht werd mitgeteilt, daß das Geſchäftsjahr ſich bisher befriedigend ange⸗ laſſen habe. Auf die Aktien entfallen 6(5) v. H. Dividende. [Veitere Handelsmeldungen ſiehe Seite.) Kurszettel der Neuen Mannheimer Zeltung Aktien und Auslandsanleihen in Prozenten. bei Stückenotierungen in Mark ſe Stück Die mit k verſehenen Werte ſind Terminkurſe während ſich die mit berſehenen noch in Bi⸗ /e verſtehen. 14. 15. 14.18. Dad. Bank 171,0171.0 Bad. Aſſekuranz 205.0205,0 Karlsruh. Maſch. 29.— 23.— FaälzHpoth. Bk. 130,0180.0 Continent. Verſ. 88,— 88.— C. H. Knorr 88.00188.0 9. Hypoth. Bk. 10,0189,0 Mannheim. Verſ. 135.0136,0 Maunh. Gummi 38,.—.— 0 Ee ditbank 131,0131,0[Oberrh. Verſ.. 159,0159.0 Neckar ulmghrza. 108.0 105.0 Sdd. Disconto 142.0140,0 Pfälz. Mühlenw. 148,0143.0 .⸗G. für Seilind 91.— 91.— Portl. Zem. Heid. 139,0138,0 —.— Rh. Elektr..⸗G. 158.0138,0 Sudwizsh. Akt. Br 215,0215.0 Rhenania Shvirtg⸗Storch. 178,0J178.0] Jebr. Fanr Werger Worms 178,01176.0J Deutſche Linol. .—82.— Wayß K ffreytag 158,016.0 51.—51.— Zellſtoff Waldhof 319.0819.0 143.00243.[Südd. Zucker 137,0137.0 Frankfurter Vörſe vom 15. Oktober Tcelſenk Gußſt. 142.8Jlae,OfPaſt.-G... 238.0 Vaulk⸗Aktien. 5 r 65.— Bergbau—— 195,00Bayriſch. Spiegel 68.— 25 Chem. W. Albert 140,137.5 1Darmſt. u. Nath. 723,0222,00IRhein. Bräunk. 2319299,8 7 Cont.Nürnb. Nzg. 182,6.— 0—.—Salzw. Heilbronn 178,0.178,0 11 ee 15 1 160.0 Tellus Bergbau 123..125,.0 — 8 Aer u. Wechſ. 123;0 128.0,Br u. aurahütte 78.7578.50J Daimter Motor 143.5l09·8 2 DGold⸗u S. Anſt. 209,5209,5 Dyckerh& Widm.———.— Dingler Zweibr.—.—. Dürkoppwerk St. 79.—80.— berſee⸗Bant 105.0 105, 0 O. Vereinsbant 102,0 l02.0 ort⸗ Sdtscomto⸗el. 152..42% Cransp e 1 apag. 149,0 148,50Düſſeld. Rat. Dürr 69,.—68,50 36,7 TRordd. Slond 152,0149,80[Ciſen Kaiſersl. 40,2549.— 0Oeſterr.⸗. Sl. G.— TGlettr. Licht u. K. 27.70215,0 Mien derg. B3.⸗B. 190,0 160,0 Baltimore& Ohio 102,2103.7 Elſ: Bad. Wolle 178.0173.0 Deſterr. Cred. Anſt. 42,5942,95 Emag Frankf. +. 78.—.— F ee 6 Judußrie-Alktien. Caznger halen 58e.— 7554. argennr 170 0 1252eichs.-Manng. + 2f1.l=(Cbinder Maſck 54.— Mhein. Oyp.⸗Bank 134,5/9 Kempf⸗Sternb 185,.2 105.0 Ettling. Spinn.-+ 280,0ſ280,.0 Sidd. Disconto 140,0 145.00 Mainzer St.⸗A. 245,0248,0 5 Jah. Blei 68.—67.— Meta 15. u. M⸗G. 1317. — — Wie ler Hankver, 17,75—.— Schöfferh. Bindg. 523,930,0 Faber Schleicher 100,0100.0 Wirttb. Notenbk.———.— Schwartz⸗Storch 176.0178.0 J. G. Farbenind. 284.9292,0 0ſ175.0Jabr Gebr. Pirm. 286 1510 Abdt,„ 28,— 59, 10. Felt. Gutll. Carls 184.[i81. berkg, Bert⸗G. 160.0 180:0 Udle, Dopenbelm 17750197,0 Fetamech. Jetter 88.3001.0 Frankf..u. Mitv.———.— Adler Kleyer.. 88.30 57,0 Frtf. Pok.& Woſt. 89,—69.75 FA. E. G. St.⸗A. 180,0176.0 Fuchswaggon. Aſchaff. Buntpap. 138,5133,5 TWoldſchmidt T. 124,0122,5 —.——.Aſchaff. Zellſtoff 191,5ſ11,0[Gritzner 11 7275 12780 18 60 iſen 105, Grkrftw. Mm. Fdgen.ber 590— a Welnh. 55 5 Grün, Bilfinger 170.0ſ170,5 Tee ee.—.——.— Bad. Elektr. +E—.—.—.—FHaid&qteu, Näh- 54.—54.— ſenk. Bergw.—.——.—Bad. Maſch. Durl. 156,0—.—[ammerſen 167,0167,0 14. J 15. 14..15. 14. 15. Hanſwerke Füßen 184.2 134,0 Neckarſ. Fahrzg. 104,0105.0 uhrenfabr. Furtw 17,5017.50 Hllperteltmaturf, 83.— 83.— Nrh. Leder Spier 100,010e, 00ger. deutſch. Oelf. 91.—01,.— 11 Kupf u. M. 109,9198.0 Peters Uniongrkf 118,5113,2 ae 105,00105.5 oche u. Tiefbau 1970106— 5 eee e e 68.28 Porzeltan Weſſel 36.— 36.— Ver. H 6 55.0 1 59 8 Kammg.⸗Kaiſersl. 210,0219.0TRheinelekt. St. A 158,9157.0 Dein e ee Maſch 22.—22.— 24.8021,50 Bolthem. Seitu R 61.7561.78 28— 1 J5 65,2882.60 Wayß& Freytag 187,9158.0 lein, Sch. KBecker 129. 5 el an—.—r. Lee 168,0 9—80 Maf 5 75 755 eeen eee Konferven Braun 82.——.— Rodberg Darmſt..25 7, Kraulg 2 Co Lock. 66.——.— Gebr, Roeber, P.. ga Sreiverkehrs ⸗Rurſe. Teahmeyer& Co. 120.9,180,21Rüttgerswerke 80.751.80 Sen eee ce Lech Augsburg. 120,5119,0 Schlinck& C. Hog.—.———Arown., Bor& G.—.——.— Rothe— 2 Fane 55 2 89.50 9 N 8 Wagg.—.—.— ackf. 55 2 Aag Naſeeen 815 2 5 1 5—25 12 177 uf 30.—80.— Maſchinen. B,—38.— uckert, Rrbg. N 0 Zub ſche Juduſtt⸗.—.—Schupf. Verneis 75.— 75,— Seſtverzinsliche Werte. Mainkraftwerke 120,1120,0[Schuhfabrik Her—5. Ant Ablöſgsſch 1,1515,30 Metallgeſ Frankf. 180,5 188,0 Seilinduſtr Wol* 0110% Ueh. 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Brauind. 188,0J188,0 Aeccumulatoren, 136.5157,0 Jarnl; Bankver. 44 ſtel. dldler& Pppent 103.)des 0 kdaſnner Winz. 129158.0 VBank f, el. Werte 172,5171,2 Adlerwerte.. 100,90,50 HDeſſauer Gas. 188,8188, TBerl. Handelsg. 243,0242,0 A⸗G. f. Verkhrsw. 102.0,139,7 105,0104,5 ICom. u. Privatb. 178,0172,0Alexanderwerk. 54,2555,— Peeſch.⸗Luxemb.———.— IDarmſt.u. N⸗B. 224,0228,0 TAüg. Elektr.⸗Geſ 178,8178,8 Fe 1 Deutſche Bank, 161,0 le0, Ammendorf.Pap. 258,2258,7 5 Erdöl 144,5 103 7 1Dt. Ueberſee Bk. 106,2 106,2 Anglo⸗Ct. Guano—.— e e 15 05, IDisc. Command. 14 0—— 1+ 105,.,9 105,0 Deulſche 1675 8038.— IDresdner Bank 159. nnener Gußſt.—.— e rankf Augenz. 183,0162,5 Aſchaffbg. A.—.———Deuiſche Maſch. 88,9882,88 Mitteld. Oeſterr. Creditbk. 42,2542,85 Munnh. Verſicher.—.— Zalcke Maſchin. — 2 Deutſche Wollw. 88,—5,75 1 amag⸗Meguin 29 Donnersmarckh..50113,0 Abee Eadusr. 1 70 1290 5 J. Jemberg 518.0518,0 Dürener 55 133.(50 Sbbveutſch Pisr 142.0—ergmann Eltt. 204.0408,60 dürkorpwerte 10 3050.— Sdeutich. Pise. 143.0——[Heri.⸗Gub gut 33.9340.6 fVonamit Nobel 189,0186.2 Berl.Karlsr. Ind 65,1535,— N Crausport⸗Aktien. fSerlin Maſchb 131.0181,Jglertr. Lieferung 177,9,125,5 1, Reichsbahn—.——.—Ping Nürnderg.———HElkir Lichtu er. 215.024,0 Schantungdahn.80 8,85 Vocham. Gufft.———.—Fmalle Uleich 20.—.— All Lok. u Str. 179,0171.0 Gebr. BöhlersCTo. rez Enzinger⸗Union 35,—57/.— —— Kieinb.— 148 u. Brikett 50 57010 Eſchw. Bergwerk 225, 2170 il n 82—Br.⸗ Oelf. ene een—.—Fablp. Liſt& G. 130,0ſ180,3 Tcolunſchr Auſtral„—— Premer Pulkan. 188,9J88.0 P5..Farkenind. 298.8ſ20, IHgeweſch⸗ Auſtrat 4—.— Bremer Wolle 129,9190,5 Feldmühlepapier 212.513 Ieelbanerite 220,0 22370(Srewn, Ben 4.169 01890 iaee 107 0 l05 8* 1 Tand Diſchiff 226,0.—.— Buderus Eiſenw. 2925 Friſter.. 107, 1 rdd Llond. 151.7 180. Chem. Heyden. 1300130,0 Fuchs Waggon.———— Verein Elbeſchiff. 88,50 88,50 Chem. Gelſenk., 80,75 0,75[Gaggenau.⸗A. 48,.—48.— — * Harkort Bergwerk 27,75 27775 IAheinſtahl 35 6 rehb. 281,5 230,0.Uugsb.Nb. Miaſch. 132,0 133.2 Deutſche Stemzg. 293.880 15. 14..15. 14.[ 15. Gebhard Nectil. 1427814,0 Tmansfeld. Akz, 123˙8 1225JI.Weſtereg. Alkali 180,C180,9 IGelſenk. Bergw. 148,8147,2 Markt⸗ u. + 5 167,0167.0 Wicking⸗Cement. 180,C149,7 1Gelſenk. Gußſt.—.——.—Mech. Web. Eind. 250.0 249,0 Wiesloch Tonwar 104.50104.0 Genſchow& Co. 106,0108,0 Mez Söhne. 59.25 0,25 Wiſſener Metall 187(187.5 German. Portl.⸗Z 201,5198,0 Miag⸗Mühren 122.0181., Wittener Gußſt. 45,50—, Teeen üne 0 0 0 er 30 860 Wolf, Buckau 62.— 62.— eſ..elkt Unter. 1 4. otoren Deutz„ i 3 E 35—.—— Nordd 8. 1858 100 9 Sreiverkehrs⸗Kurſe. othaer Waggon—. ordd. ollk. 0 5 Adler Kali.. Geieſte Miüen 5 h Herse g. Bed. ei.0Jef.. Senge Mene::..— Gebr. Großmann 109,0.108,01Sberſch. Koksw. 90,259 Deutſche Petrol.. 81.90J8 78 Grün& Bilfin ger 170.5—, TSrenſt⸗ Koppel 132.5f25.5 Diamond. 19.85ſ1.50 Gruſchwiz Tertil 102.5 103.0 TPosnir Bergb. 110.0110,0 Heldeurg. 165.5 HßP Nenener Splan. 132,9152,2 Rgein räauntbl. 240.5 20.0 Hannov.Egeſt. 90,0090,.—Rbein Ehamotle 92.—.50 Ruſſenbank..35.05 Hann. Waggon.————IRhein Elektrizit. 159,917,0 Sloman Salpeter b8.90fEs.00 Hanſa Lloyd.. 168.5 165,0 Rheinfeldenkraft 179,8 7600 Südſee Phosphat.—. Hög.⸗Wien Gum. 90,50 Rhein. 35 Ufa— 30.— 5 25— — 28 22***2* 5 1 9 ITHarpen. Bergb. 196,0.193,5 Idhenanſg Chem 62,2562,80 a) Reichs⸗u. Staatspap · Horknanndke ch. 88f4,80 Teer Fnenan—.—84.0 Buntublöfgsſch! 52.2552,.— Sidrep diatc. 1810 e eeee e o e 701 190.0 105%% Hü ertd Ferd. 10059 104,8 6⅝ Reichsanl. 27 87,50—. 8. Goldanleihe.10 ſuscher geder 1432143, Rütgerzwerke. 81.5060.15,%. Kohtenanl.—1205 Hoeſchckiſ- u. St. 175,2187,8 Sachſenwerk.. 117,9118,95% Prß Kalianl. 6,17 dohenlohe⸗Wek 20.3020,—FSalzdetfurth. 249,0248.010% Mh. Stadt.25—.— Phil. Sellen 189, l88,8 Seren. 188.0183.%% Mh. Stadi. 26—.——.— eer e 120,0120,0 Scheidemantel„ 31,—29,805¾ Roggenwert..——.— HumboldtmMaſch 37,.—87,.— fSchubert& Salz 360,0 858,0 8% Roggenrentb. g,01 — G Itle Bergbau. 228,0.280,0 ESchuckert 4 en 186,019,5%/8dandſch.Rogg.05J.5 Jüdel& Co. Schuhfabrik Herz——— 3 93.80.92 80(TStemenssgalske 8h 0 gedeoſb) Ausl. Nenteuwerte. Gebr. Junghans 93, 0Sinner.⸗G.. 74,2573,50%½ Mepitaner. 37.— 36.40 Kahla Porzellan 101,0100,2 Stettiner Vulkan 29,5029,— 4½ eſt. Schatza.—.— 28. „Aſchersl. 170,0170,0 Stoehr Kammgrn 149,0,149,0 ee ee Sae e n. 20 e Seen 2 gc%, e .M. Kemp———— Stolberger Zin 224,8,220,0 4½%], Stiberrte. 8,/80.80 Kiöcknerwerke 152.7 181,8[Südd Immobil.——68.—4½% Papierrte.—.——1 C.. Knorr 189,0187,0 Teleph. Verliner 81,— 89,254% ürl.Ab.⸗Anl. 9,25.28 Kollm.KJourdan 89.— 87,50 ThoerlOelfabr. +——101.74%„Bagd.⸗Eiſ.! 18.5016.77 Gebr. Körting 88.—95.— Tietz, Leonhard 19,0162,24%½„„ i114,—18,25 e 59.25—,— Transradio 130,0 129,14% Türk.uniſtinl.—.— 13.7 rau e, Lok.—.. 0 4%„Bollob. 1911 18.8018. Soee e 81d 1150 8 57 0 25.— Hü 8 4.„6% /% USt. yffhäuſer⸗Hütte Ver-.Frtf Gum. 108,5—, 1½¼% USt.⸗R1918—, ILahmeyer& Co. 179,5179,2 Ver. Chem. Sharl—— 89,.— 4½%„„ 27,58 Haunahlite 7 L. diſch. Nickelw. 171.0 168,0%½„„ Kondrte 27%,10 Linde's Eismaſch 152,8152,0 TW. Glanzſt. Elbf. 659,0—,— 95 858 +1 5——— Ledel Feldhrden 3297 321.5 15uh örn 1 14(½ den NSri)———— TCart Lindgerbm 975. f f Stahlwerke. 124,2128,54% Oe.Goldprior.—.——.— Fingel Schuhfabr. 71,5072,50 BStahlw.d. Zyp 212,021,0% 605% Südböck 5 55 Teinte s off. c 79 0 Per Uttramarinf. 14,.5,2.0%„ nenepr.——— ILud. LoeweckCo. 280,0.279,0 Bogel Telegraph 103,7 103,1 Splont .Lorenz 120,2 121.5 Boigt& Haeffner 138,0 180,04¼% Alat Sek. 1 19.5719.50 Lothr. Portl. Cem.———.— Bogkländ. Maſch. 36,— 88,854¼%„i 19.501.80 Magirus.⸗G. 59,50 50,50 Wanderer⸗Werke 297,0286,04½% ſchen Perrot⸗Bremſe GmbH., an 4%„ cond. Rte. 2,80— „41914 26,1526.20 „ enl 18.15,1,50 IMannesmann 163,2162,1 Weſer. Akt.⸗Geſ.———%% Tehuantepec. 20,75— 3 — — Neue Maunheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 9. Seite. Nr. 478 Samstag, den 15. Oktober 1927 Latharina nommen wurde. der Leichenhalle aus statt. Statt jeder besonderen Anzeige. Tleferschũttert machen wir allen Verwandten, Freunden und Bekannten die traurige Mitteilung, daß heute meine innigstgeliebte Qattin, unsere liebe Mutter, Tochter, Schwester, Schwägerin und Tante im Alter von 43 Jahren nach langem, schweren Leiden von uns ge- Mannheim ODrachenfelsstraße 14), den 15. Oktober 1927. In tiefer Trauer: Leonhard Schramm nebst Tochter und Angehörige. Die Beerdigung findet Montag, 17. Oktober nachm. 3 Uhr von Sehramm Grogs *8418 Amtliche Beka chung Maaunmadunb om Aadenrertung Auf Grund der ortspolizeilichen Vorſchrift über Rattenbekämpfung vom 1. Oktober 1925 wird hiermit für auntgg fen 5. 2 omtan en ö. l. 10 ne allgemeine Rattenvertilgung in Mann⸗ eim angeordnet. „Die Eigentümer oder Pächter aller im Stadtbereiche Mannheim belegenen bebauten Grundſtücke, Bauſtellen, Lager und Schutt⸗ plätze, Anlagen, Friedhöfe, ſowie die In⸗ haber von gartenwirtſchaftlich und zur Klein⸗ tlerhaltung genutzten Grundſtücke oder die Aeleslichen oder bevollmächtigten Vertreter leſer Perſonen, haben bei Vermeidung von Geldſtrafe bis zu 150.- oder bls zu 8 Tagen Haft auf den vorbezeichneten rundſtücken, ohne Rückſicht darauf, ob ſich dort Ratten gezeigt haben, an geeigneten Stellen(Kellern, Aſche⸗ und Abfallgruben, Höfen, altem Mauerwerk, Warenlagern uſw.) an einem der obengenannten beiden Tage dreiprozentige Phosphorlatwerge oder Meer⸗ zwiebelpräparate(die aber weniger wirkſam nd) auszulegen. Die Mieter oder Pächter haben behufs Auslegung des Giftes den hierzu Verpflich⸗ teten das Betreten der Räume zu ermög⸗ pogen. in denen das Gift ausgelegt werden Von der Verpflichtung der Auslegung der vorbezeichneten Verktilgungsmittel ſind nur leſenigen befrelt, dle einen Kammerjäger dder einen andern auf dem Gebiete der Rattenvertilgung bewährten und polkzelllch merkannten Fachmann mit dem Auslegen des Giftes für einen der feſtgeſetzten Tage eauftragt und dies durch eine Beſcheinigung es Beauftragten ihrem zuſtändigen Polizei⸗ tevier nachweiſen. N Für die Entnahme und Auslegung der attenvertilgungsmittel gilt folgendes: 1. Die Phosphorlatwerge und die Meer⸗ zwiebelpräparate kommen in gebrauchs⸗ fertigem Zuſtande in den Handel; die Phosphorlatwerge darf nur in den hie⸗ ſigen Apotheken und in denjenigen Drogenhandlungen, die die Berechti⸗ gung zum Handel mit allen Giften haben, gekauft werden. Andere Prä⸗ parate als die von Apotheken und Drogenhandlungen bezogenen ſind nicht zugelaſſen. Insbeſondere iſt der Ver⸗ kauf von Vertilgungsmitteln von Haus zu Haus durch Händler verboten. Zu⸗ widerhandlungen werden ſtrafrechtlich verfolgt. Bei den nicht von Apotheken und Drogenhandlungen bezogenen Prä⸗ paraten beſteht außerdem keine Ge⸗ währ, daß es ſich um neue Präparate handelt. Die Präparate verlieren be⸗ reits nach wenigen Wochen ihre Wirk⸗ ſamkeit. 2. Die zur Rattenvertilgung Verpflich⸗ teten haben ihren Bedarf an Vertil⸗ gungsmitteln bis 24. 10. 27 in der⸗ jenigen Apotheke oder Drogerie anzu⸗ zeigen, in der ſie die Mittel zu kaufen gedenken. Die Inhaber der Apotheken und Drogenhandlungen werden bei Beur⸗ teilung der Art und Menge des Be⸗ darfs an Rattenvertilgungsmitteln mit Raterteilung gerne an die Hand gehen. 3. Bei Verwendung von Phosphorlat⸗ werge iſt wegen ihres Giftgehaltes mit beſonderer Vorſicht zu verſahren. Es iſt geboten, die Haustiere in der Zeit vom 5. bis wenigſtens zum Ablauf des 7. 11. 27 ſicher zu verwahren. Die Lat⸗ werge darf nur an Erwachſene und nur in den dazu beſtimmten und mit der vorſchriftsmäßigen Giſtbezeichnung und gedruckten Anweiſung verſehenen Ge⸗ fäßen verausgabt werden. 4. Der Erlaubnisſchein berechtigt zur Ent⸗ nahme des Rattengiftes. Der Name, Stand, Wohnung bezw. Firma ſowie Art und Menge des zu beziehenden Giftes iſt von dem Verpflichteten aus⸗ zufüllen. Der Erlaubnisſchein iſt von den Apothekern und Drogiſten einzu⸗ behalten. Iſt das Gift für ein Grundſtück be⸗ ſtimmt, auf dem der Verpflichtete nicht wohnt, ſo iſt dieſes Grundſtück im Er⸗ laubnisſchein beſonders anzugeben 5. Die Küchenabfälle, die eine beſondere Anziehung auf Ratten ausüben, ſind möglichſt kurze Zeit vor der Legung des Rattenvertilgungsmittels zu beſeitigen. Die Schlupflöcher der Ratten ſind gleich nach den Vertilgungstagen feſt zu ver⸗ ſchließen. Die Giftbrocken, die toten Ratten und etwaige andere verendete Tiere ſind bis zum Abend des 7. 11. d. J. durch Ver⸗ graben oder Verbrennen zu vernichten, um jeder Lebensgefährdung der Haus⸗ tiere tunlichſt vorzubeugen. 8. Die Kontrollbeamten ſind angewieſen, nachzuſehen, daß bei dem Auslegen des Rattengiftes mit der erforderlichen Sorgfalt verfahren wird und daß die vorſtehenden Anordnungen genau be⸗ folgt ſind. Den Kontrollbeamten ſind auf Verlangen die Räume, in denen das Rattengift ausgelegt wurde, zur Vornahme der Kontrolle zu öffnen. Maunheim, den 14. Oktober 1927. Bad. Bezirksamt— Polizeidirektion D. 7 * Aussch fürposcsmössoſcge Bekanntmachung. ˖ Im Auftrag des Stadtrats werden auch m Konzertwinter 1927/28 ſechs Konzerte ver⸗ anſtaltet, für die folgendes 5¹ 1 Generalprogram m 1 5 eſehen iſt: utag, den 14. November: Sinfonie⸗ Konzert des Nationaltheater⸗Orcheſters mit Werken von Händel, Mozart u. Haydn. Leitung: Erſter Kapellmeiſter Erich Orth⸗ maun. Soliſt: Kammermuſiker Fühler. 1 Hnfübrung: Karl, Eberts. ontag, den 9. Jannar: Sinfonie⸗ Konzert des Nationaltheater⸗Orcheſters mit Werken von Schubert, Mendelsſohn u. a. Leitung: Generalmuſikdirektor Lert. Soliſt: Walter Schneiderhahn⸗Wien(Vio⸗ line). Einführung: Karl Eberts. m Januar: Kammermuſik⸗Abend des ergl⸗Quartetts mit Werken von Ditters⸗ dorf, Hindemith(„Die junge Magd“) und Dvorak. Soliſtin: Jane Freund⸗Nauen. 4. ontag, den 19. März: Sinfonie⸗ Konzert des Nationaltheater⸗Orcheſters mit Werken v. Braunfels(„Die Ammen⸗ uhr), Beethoven und R. Strauß. Leitung: Kapenmeiſter Max Sinzheimer. Soliſt: Salter Braunfels⸗Köln(Klavier). Ein⸗ 8. lübrung: Karl Eberts. „Im März: Weltliche Orgelmuſik, von Kirchenmuſikdirektor Arno 8 Landmann. Hierzu noch ſoliſt. Vorträge. Montag, den 23. April: Sinfonie⸗ onzert mit Werken von Tſchaikowſki, Bizet und Prokofieff. Leitung: General⸗ muſikdirektor Felix Lederer. Soliſt: Kam⸗ mermuſiker Homann(Pauke). Einführung: Karl Eberts. Abonnementspreiſe und Kartenausgabe. ſe ie Abonnements(gültig für alle dechs Konzerte) koſten.80(num. Platz), 15(unnum. Platz) und.10(Schülerkarten, 825 für die Sinfoniekonzerte), Karten zu den nzelnen Konzerten zum Preiſe v. kage Aund.— werden nur an den Konzert⸗ kegen im Rofengarten ausgegeben. Die Be⸗ müung der Dauerkarten(Abonnements) kies ſchriftlich beim Roſengartenpförtner 5 ſpäteſtens 5. November erfolgt ſein. Die eſtellten Karten werden am 5 Mittwoch, den 9. November on 11—20 Uhr im Roſengarten ausgegeben. auerkarten, die vor dem 5. Oktober bereits l. geſpielt beſtellt waren, jedoch am 5. Oktober nicht ab⸗ geholt wurden, werden den Beſtellern zuge⸗ bracht. Nach dem 10. November ſind Dauer⸗ karten im Roſengarten und Verkehrsverein, ſowie bei Spiegel& Sohn imfreien Ver⸗ kauf zu 1.—,.50 und.50 erhältlich. Ausſchuß für Volksmuſikpflege: Der Oberbürgermeiſter: Der Geſchäftsführer: Böttger, Bütgermeiſter. Karl Eberts. Als Mitglieder des Ausſchuſſes bitten wir die Einwohnerſchaft Mannheims, geſſen ge⸗ meinnützige Beſtrebungen durch Beſuch der Konzerte zu unterſtützen. H. Ammann(Deutſcher Gewerkſchaftsbund), A. Butz(Geſamtverband deutſcher Angeſtell⸗ tengewerkſchaften), A. Fezer(Gewerkſchaft d. Angeſtellten), Hauptſchriftleiter K. Fiſcher, Dr. Fulda(Freie Volksbühne), Stadtrat Groß, J. Haug(Allg. Fr. Angeſtelltenbund), Stadtv. Dr. Hirſchler, Amtsrat Klemann, A. Köchle(Deutſcher Gewerkverein Hirſch⸗ Duncker), Stadtrat Lechleiter, J. Margenan (Allgem. Deutſch. Gewerkſchaftsbund), Stadtv. Dr. Moekel(Bühnenvolksbund), Stadtv. Dr. Peterſen, Stadtbaurat Roemer(Deutſcher Beamtenbund), Intendant Sioli, Stadtv. Stockert, Muſeumsdirektor, Prof. Dr. Walter, Stadtv. Walther, A. Wolf(Gewerbeverein und Handwerkerbund), Stadtrat mann, Beigeordneter Zoepffel. * Mannheimer Nuder-Lab e. I. I. 0% Hierdurch laden wir unſere Mitglieder der am Sonntag, den 23. Oktober 1927, nachm. 4 Uhr im Bootshauſe ſtattfindenden orddentlichen Mitgedewersammlung ein u. bitten um recht zahlreiches Erſcheinen. Tagesordnung: 1. Verleſung des Geſchäftsberichtes des Vor⸗ ſtandes und der übrigen Berichte: 2. Verleſung des Kaſſenberichtes; 3. Entlaſtung des Vorſtandes; 4. Neuwahl des Vorſtandes; 5. Beſchlußfaſſung gemäß 3 7 der Satzung; 6. Verſchiedenes. 10 378 Mannheim, den 15. Oktober 1927. Der Vorſtanb. immer⸗ Dr. Helmuf Scnidf Helge Schmidf ded. Jahrmarki VERMALHLTFE NHennneim, 15. Okſober 1927 L 7, 6a 2 Alaut Maunheim. Bekaunimachung. Für die Wahl der Vertreter im Ausſchuſſe iſt von Seiten der Arbeitgeber und der Ar⸗ beitnehmer nur je eine Vorſchlagsliſte ein⸗ gereicht worden. Die darin Genannten gelten nach§8 10 der Wahlordnung als gewählt und findet die auf 10. und 11. November 1927 an⸗ beraumt geweſene Wahl nicht ſtatt. 10456 Der Borttand.— 1 faghamanaagana Wir haben ab 15. Oktober 1927 unsere Oeschäftsstellen zusammen- gelegt und bitten, das uns bisher bewiesene Vertrauen auch ferner- hin bewahren zu wollen. 10434 Subdirektion Mannheim Hans Köhler Ludwig Stragburger 1, ½— rel. 29796 u. 20787. JJCc 5. Urtskrankenkasse für Handelsbetriebe der Fvach langlähriger Ausbildung an den 7 Universitäts- Hautklinlken von Ge- helmrat Jadassohn. Breslau. Professor Bettmann, Heidelberg und am Krebs- Institut Heidelberg bei Prof. Sachs, habe ich mich als Fachärziin mr Hauikrankheifen in Mannheim, Friedrichsplaiz i nledergelassen. Frau Dr. med. Elilabeſh Klopfiock Sprechstd. Montag- Freitag 46½ Uhr Samstag. 10-12 Uhr. Telephon 25413 ſae onag dend füe befindet sich ab 12. Oktober 1927 im Hause F 4, 17 l1 Trappe hoch] Anſon NMaser Rechiskonsuleni Crüher: Mitteistrage Nr. 22) Fernsprecher 27572 10120 8 garant. reiner Bienen⸗ Blüten Schleuder ⸗ Honig. edelſte Qualit. unter Kontrolle des Nabrungsmittel⸗ chemikers Dr. R. Zöck⸗ ler. 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