Pfß. * . — „ Abonnement: 1 re,** (Badiſche Volkszeitung.) der Stadt Mannheim und Umgebung.(Mannheimer Volksblatt.) Telegrumm⸗Udreſſet 70 Pienni 5 8 5 35 02 0 e e nabhängige Tageszeitun rb ee. i aufſchlag M..42 pro Duartal. 9 unter Nr. 3021. erer nzel⸗Nummer 5 Pfg tadt, Nur Sonntags⸗Ausgabe: 8 8 Naul⸗ 20 Pfennig monatlich, Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. Telephon: Direktion und 05 ins Haus od. durch die Poft 25 Pf. E 6. 2 6 5 Druckerei: Nr. 341 Juerate 2 kleſenſte und verbreitelſle Jeitung in Mannheim und Amgebung. E 6, 2.„ Nedaktion: Nr. 877 Die ColonelZeile. 20 Pfg. Expeditlon: Nr. 218 Auswärtige Inſerate.. 25 Schluß der Juſeraten⸗Annahme für das Mittagsblatt Morgens 9 uhr, für das Abendblatt Nachmittags Z uhr. 5 le: Nr. 815 Deie Neklaue⸗Zeile.. 60„ Ver⸗ 05 ö Nr. 1 7* 7 1 Samſtaa, 28. März 1003.(Mittagblatt.) üUden⸗ aee ee 22ͤ Abbb0b0 Tbbbbbb Wnn e— 28 22 N 2 tittag In ähnlick iſ a 8 ſi i ei 11 242 2— 98 In ähnlicher Weiſe verhält es ſich bei einer en u ek⸗ Politische Hebersicht. Sicherung der Bauhandwer erforderungen. Angahl ſcgenealer Wauneſ ere die 5 15 1218 ſt er 2(Schluß.) Monaten in Konkurs oder Zahlungsſchwierigkeiten ge⸗ 8 5 5 Mannheim, 28. März 1903. Ich tächte hier kirg berauf hinpeiſeh, baß die der ich rathen ſind. Sie haben die Hypothekengelder erhoben, aber bis Die Beſchlüſſe bei 5 in Deutſchland akut iſt ſbhdert deß auſh Heſtereich f nicht für die Zwecke verwendet, für welche ſie beſtimmt 14005 des konſ ervativen Parteitages werden jetzt bekannt] Ausarbeitung von Geſetzentwürfen gegangen iſt. Auch in Oeſterreich ee een ee Wereeneen an] gegeben. Sie lauten wie folgt: iſt von dem Juſtizminiſterum ein Geſetzentwurf, betreffend die ih 115 5 VV biger Wirthſchaftspolitik. 1. Es wir f je] Sicherung der Bauforderungen im Jahre 1899, fertiggeſtellt worden. 75 beſtehenden 15 1 verträge 0 1 12 05 Ebenſo hat das ſchweizeriſche Zivilgeſetzbuch nicht gekonnt, Es iſt daher dringend nöthig, daß hier durch reichs⸗ 1 Daß bel Neuord 5 e 9„der Frage näher zu treten, allerdings nicht im durchgreifenden Sinne, geſetzliche Beſtimmungen Remedur geſchaffen, und den 5 5 Daß bei Neuordnung unſerer Handelsbeziehungen die Meiſt⸗ und die Kritik hat da angeſetzt. Es lingt mir hier vor eine Broſchüre unlauteren Manipulationen vieler Bauunternehmer und igu⸗ begünſtigung nicht ohne vollkommen gleichwerthige Gegen⸗„Der geſetzgeberiſche Kampf gegen Schädigungen im Bauhandwerk, Grundſtücksſpekulanten ein Riegel vorgeſchoben wird. ſberei leſſtungen eingeräumt wird. 3. Es ſoll nur ſolchen Handelsin der illohalen Konkurrenz und im Kreditweſen“ von dem Profeſfor Ich bin bereit, dem Herrn Staatsſekretär des Reichs⸗Juſtizamts dieſt ederträgen zugeſtimmt werden, welche unter gleichmäßiger Berück⸗] Meili 110 der Univerſttät Hürſch. Er neiſt doch auc im großen und Neußerung zu übergeben. ſchrift ichti 5 5 irthſche gangen ahin, daß die geſetzliche Regelung vorzuziehen iſt, die in Ich möchte daher die Reichs⸗Juſtizverwaltung darauf auf⸗ ſicht gung aller e ee die der Landwirthſchaft Deutſchland in jenen beiden Entwürfen in die Wege geleitet iſt. Ex] merkſam machen, daß ſie wohl im Stande iſt, ſichere und authentiſſhe ſſung Weſentlich beſſern und für ihr Gedeihen ausreichende Grundlagen verweiſt aber aus ſeinen ſchweizeriſchen Erfahrungen auch darauf,[Zahlen zu erhalten. Das Handwerk iſt heute in den Handwerks⸗ daug bieten. 4. Eine Abſchwächung der gegenwärtigen Börſengeſetz⸗ wie hochwichtig die ganze Frage für den Stand der Bauhandwerker kammern organiſirt. Von dieſen Handwerkskammern können genaue und]gebung iſt zu verhindern. iſt. 55 5 ſee dagu, 155 esAuskünfte einverlangt werden, welche Verluſte die Bauhandwerker de in 1 geradezu eine der wichtigſten Mittelſtandsfragen iſt, den Bauhaud⸗ in dieſer kritiſchen Periode erlitt b g be⸗ Mi 85 55 9be de Arbe iter fürſ d werkern einen geſetzlichen Schutz ihrer Forderungen zu ſichern und ſie S00 a ſchließen, 2 den Herrn Staatsſekretät 903 Beſten 0 1 11 5 12 dei d. davor zu ſchützen, daß ihnen die Früchte ihrer Arbeit nicht entzogen die dringende Bitte richte nachdem nunmehr die auf dem Juriſten⸗ wie: Daneben erſtre ie konſervative Partei:]werden. 5 5 5 tage verſammelten Juriſten, nachdem die Vertretung des Handwerks ange⸗ a weitere Ausgeſtaltung des Arbeiterſchutzes, namentlich mit„Die deutſchen Handlverkerberbände haben ſich auch mit der Frage] und des Gewerbes, nachdem eine Reihe bon Autoriititen 90 ſich mit zezug auf die Arbeit der Frauen und Kinder, ſoweit Geſundheit beſchäftigt. Ich habe wiederholt geleſen, daß auf einzelnen Innungs⸗ der Frage ſeit Jahr und Tag beſchäftigen den Entwurf B für eine und Familienleben gefährdet erſcheinen, 2. die Verbeſſerung der]tagen die Frage beſprochen worden iſt. Es war aber vor Allem der richtige Grundlage für eine reichsgeſetzliche Re 19 0 anerkannt .VI, Arbeiterverſicherungsgeſetze, wobei dem Plan einer Wittwen⸗ und Verbandstag der deutſchen Gewerbevereine in Kaiſerslautern, der haben, nachdem im großen Ganzen kebeseſ ſe 15 ielt wörſe un Waiſenverſicherung ernſtlich näher zu treten iſt. Der konſerva⸗]am 1. und 2. September 1902 über die Sicherung der Bauhand⸗ iſt, und nachdenn mat aen 9 13 daß die Wiberſtä 15 1 7 ukien Partei würde das freudige Eintreten für die Arbeiterfür⸗ kwerker berathen hat. Der Referent kommt bort ebenſo wie der deutſche nd 20 e 9 ie Widerſtände, die heute noch 90 ſorge weſentlich erleichtert werden, wenn die Regierungen im Reich] Juriſtentag zu dem Reſultat daß der Entwurf B eine durchaus ges ſenten welche iher gegentheiltge 9 ter ſßer 1 1 7 5 a Kurs⸗ 5 8 nſchid öchten:] eignete Grundlage für ein Reichsgeſetz bilde, und in dieſem Sinne 7 5 5 8 ee 9 1 fur e e e de e i hat mit gewiſſen weiteren Wünſchen auch der Verbandstag der iene— 5 955 11 gelommen ſein dürfte, 0 dieſe für 12„ en— Schutz der nakionalen Produktion, 3 5 die 5 deutſchen Gewerbevereine in Kaiſerslautern ſeinen Beſchluß gefaßt. e eee 155 zahl⸗ ein„3. ⸗ 0 5 he rie r er, äußerſt wichtige Frage, in⸗ Ver⸗ meingefährlichen Beſtrebungen der, jede göttliche und menſchliche Mir ſind aus einer rheiniſchen Stadt, aus dortigen Vorſtädten, wieweit ihnen ein beſſerer Schutz gewährt werden kan i 5 1 bden Volksverführer gelbewußt 00 ſ8e aus ee Vorſene ein gan n der Hoſfrung Augdeug geben, da iß. als giſch vorzugehen. worden, welche klar beweiſen, wie nothwendig es iſt, daß hier ſeitens[Legislaturperiode des Reichstages die verbündeten Regierungen in iedig⸗ der Reichs⸗Juſtizverwaltung nunmehr ein energiſches Tempo in der der Lage ſein werden, den Entwurf eineß Reichs ſetzes über di dem Eine Miniſterkrife geſetzlichen Regelung eingeſchlagen wird. Auch dort haben kvir den Sicherung der Bauhandwerker vorzulegen 99 iſt in Bul garien ausgebrochen. Zwiſchen dem Kriegsminiſter 50 11 iee 15 ie 05 0 NCNCöV»“r 10 7 0 5 ie nunmehr einige Jahre hinter uns liegt, rapide in die Höhe ge⸗ 08. 7 8 5.5— 8 5 8 1 Pa priko w und ſeinen Kollegen beſtand ein unheilbarer Zwiſt, gangen; gewiſſe Spekulanten haben ſich in ausgedehntem Umfange D VI: 0 Herren Paprikow keine acht Millionen zugeſtehen woll⸗]der Grundſtücke bemächtigt, ſie haben die Bauunternehmer gefunden, eu 8e es E 0 0 n zu Rüſtungszwecken. Das Kabinet Danew fürchtete mit die zunächſt Bauten hergeſtellt haben, ſie auch wieder verkauft haben vli 8 5 11 7 Recht die Rückwirkung eines ſolchen Beſchluſſes auf die geſpann⸗ in der Zeit des Aufſchwungs; dann kommt die Zeit des Niedergangs, Gr Werki 27. März.(Süßſtoffgeſe.) Die„Berliner Kon⸗ ten Verhältniſſe in Macedonien. So iſt General Paprikow ein rapider Rückgang der Preiſe; die fertigen Gebäude können nicht eee macht darauf aufmerkſam, daß, da die Aus⸗ ögen denn gegangen und der Conſeilspräſident hat, da ein zeeigneter mehr verkauft werden, infolge deſſen bricht der Bauunternehmer zu⸗ führungsbeſtimmungen des Süßſtoffgeſetzes am 1. April In dererf nich zur Stele wat Vorkänſg aluh das ſammen, und die Bauhandwerker haben das Nachſehen. Ich habe 90 10 Kraft treten, eine Friſtverlängerung für den „ 1 5 Gelegenheit genommen, mit den Vollſtreckungsbeamten, mit inländiſchen Verkauf etwaiger Beſtände ausgeſchloſſen iſt, jedoch hier] Kriegsportefeuille übernommen. Fürſt Ferdinand beſtand jedochd 7 mich ei i ie F i änd j ii üt 110 Nb fel den dortigen Notaren mich eingehend über die Frage zu unter⸗JTwird den Händlern geſtattet werden, ihre Süßſtoffvorräthe au 9 bdarauf, daß dieſes Interim nur von kurzer Dauer ſein dürfe, halten, und es iſt mir einſtimmig beſtätigt worden, daß das ein unter amtlichem Verſchluß 99 Wel 108 1Aund daß die Heeresverwaltung alsbald wieder in die Hände eines Reſultat deſer wirthſchaftlichen Entwickelung und der mangelnden]von dort allmählich zu exportiren. Den Betheiligten wird zur 903, e gelegt werde. Die höheren Offiziere, an die Herr] Geſetzgebung zum Schutze der Bauhandwerker das iſt, daß einzelne Vermeidung empfindlicher Nachtheile dringend angerathen, die liat Danew ſich wandte, um ſein Kabinett wieder zu ergänzen, lehnten] Grundſtücksſpekulanten reiche Leute geworden ſind, daß die Bau⸗ Reſtbeſtände unberzüglich bei der Zolbehörde bder de 5 in, die Uebernahme des Kriegsport illes jed b: tande unternehmer aus der ganzen Sache am Schluſſe vermögenslos, wie 1 Zim. gsportefeuilles jedoch ab; ſie ſtanden behörde anzumelden. Der Artikel bemerkt d 2— 2 7 2 0 8 5 7 mit S ſie in die Kampagne eingetreten ſind, auch wieder ausſcheiden, ſie ne ferner, daß Geſuche 1908 it ihren Sympathien durchaus auf ſeiten der macedoniſchen 05 15 1 85 behufs des künftigen gewerbsmäß Bezugs und der B Revolutionäre und mochten für die antirevolu'ionäre Politik, zu] baben aber zum Mindeſten während der Jahre zum Theil von den üßſtoffs bei dub ſeer lden an u .der das Miniſterium Danew auf ruſſiſche Weiſung ſich berſtanden e eeet e eee ee e ee e e 9017% 15 9285 5 werkern eingetreten ſind.—(Zu einem zweiten Bauarbeiterſchutz⸗ — atte, di i in di i 111111 /½% ̃ ⁵. Auskunft einverlangt, datirt vom 14. März 1903, und auch in entralverbände der baugewerblichen Arbeiter zuſammentreten I gegeben. er iſt feſtgef ie T ie ich mi ſte K d in tagte N 90 dieſer Auskunft iſt feſtgeſtellt, daß die Thatſachen, die ich mir er⸗ Der erſte Kongreß, der im März 1899 ebenfalls in Berlin tagte — 5 905 richtig ſind und der Wahrheit trug mehr einen demonſtrativen Charakter und beſchränkte ſich — entſprechen. Es iſt hierin geſagt: in der Hauptſache darauf, eine Centralkommiſſi ü iſſion für Bau⸗ 778 22 ĩͤ K— 252————„—ſ— —5 Unglück über Unglück ſuchte das ſtolze Handelshaus heim, der denken kannſt, nur ein kleiner Theil des großen Vermögens. Hugos ebets N. m remde uld Eredit ſank dahin, der Mutter Erbe verſchlang der Abgrund, nachdem Fragen wich ich aus, bat um Zeit, verſprach Aufklärungen, er wurde 15 ſe de dn 1 ſn ee befreundeter Häuſer ver⸗]Tmißtrauiſch, ſchwieg ſchließlich und traf unerwartet in Bremen ein⸗ 5 oren ging. Der Bankerott ſtand vor der Thür, der Ruin war unver⸗ Deine Mutter übernahm es, ihm unſere uld zu geſtehen, weil er Roman von M. Prigge 9 meidlich. Da in der höchſten Noth kam Johannes eine rettende Idee. begriff, daß ein Mutterherz für ihr 25 15 nicnte alaalaee 908,, Machdruck verboten.) Er ſchiffte ſich mit den Seinen nach Braſilien ein, nachdem er Krauſe vor einem Verbrechen nicht. 8 61) Fortſetzung.) das Geſchäft vertraut, dort war er als junger Menſch geweſen, dort Mich, ſeinen ehemaligen Freund, mochte er nicht ſehen, er ver⸗ „Hans!“ So rief der Vater ſeinen Namen nie, das klang hoffte er Stellung zu finden. Er fand ſie und ſeine Idee ſollte ſich] achtete mich wohl zu tief. Ich bot ihm mein ganzes Hab und Gut 1g8r⸗ nach Liebe, nach ſeligen Kindertagen. Hans trat einen SchrittJ glänzend bewähren, nicht ohne daß ſie vorher ein großes Opfer er⸗ als Unterpfand, bis ich die Schuld getilgt habe, er ließ ſich eine Ver⸗ durück und näherte ſich aufs Neue dem Bett. fordert. Woher das Geld aber nehmen? Da fiel ihm und ſeiner ſchreibung fertigen und nahm ſie mit ſich. Dann ging er fort und für Mein lieber Vater,“ bat er weich,„laß mich nicht ſo von Dir]Frau 25 große Vermögen ihres Wruder ein, das unangetaſtet inuns begann die gute Zeit. Anfangs fiel es mir ſchwer, die hohen 1 5— gehen! Ich kann Dir nicht zu Willen ſein in dieſer einen einzigen en e en im Kaſſenſchrank lag. Vielleicht, nein ſicher hätte Zinſen aufzubringen, das vergrößerte Geſchäft brachte große Aus⸗ Sache, kann meine Hannah nicht verleugnen, mein Kind nicht von Ougo öen ai, wenn man das Geld verwandte um das gaben mit ſich, die ſich indeß bald lohnten. Wir kehrten zurück, die . mir ſtoßen, das muß!l Du berſtehen! In allen anderen Dingen will 591 Geſchakt und„daß Gang zu Pflanzung gedieh, wir konnten bauen, aber zum Abzahlen kam ich ich Dir gehorſam ſein, will Dich ehren und lieben, wie Du es ver⸗ Micen, ee me erene nicht⸗ 5 Dann ſtarb er plötzlich und ließ ienſt, nur ſieh Dir meine Hannah an. Sie iſt ſo gut und ſchön, dei emer aubedünom deren een.uns ſein Kind zurück. Wir ſollten gut an ihm machen. Damit er deſſen f ſieh Di ine H ſt ſo g ſch Die Verſuchung war groß, beide, Vater und Mutter erlagen, ſie ſicher ſei, damit Gerth nicht das entwendete Erbe wieder zerrönne, ich wette, ſie zwingt ſogar Dein Herz.“ Johannes Ein Seufzer entrang ſich aus gequälter Bruſt. 1 Nemming vergrub ſein Geſicht in beide Hände und ſchluchzte ver⸗ gweifelt. Hans ſah, wie heiße Thränen durch ſeine abgezehrten 5 Finger rieſelten.„Mein armer Sohn, ich kann nicht, darf Dir nicht Bnachgeben, auch wenn ich wollte, denn Du mußt, Du mußt Gerty heirathen.“ Hans ſtand auf.„So leb denn wohl und Gott vergib Dir, was Du an zwei Unſchuldigen thuſt.“ BbBleib, Hans, bleib!“ rief Flemming außer ſich.„O Gott, bwie ſchwer, wie furchtbar ſchwer ſtrafſt Du meine Schuld! Haus helfe, rette uns, wir ſind verloren, verdammt, wenn Du nicht fühnſt!“ Hans traute ſeinen Ohren nicht. Die wachſende Grregung des Vaters ängſtigte ihn; ſprach er vielleicht im Fieberwahn?„Sprſch weiter, Vater,“ ſagte er tonlos,„jetzt muß ich Alles wiſſen.“ Jaohannes Flemming erzählte von der ſchweren, böſen Zeit nach Tode ſeines Vaters, unmittelbar nachdem Haus ihm geboren. ſahen ihren Knaben an und—— retteten ſich. Es dauerte lange, bis man mit dem geliehenen Gelde über den Berg kam, Johannes mußte raſtlos arbeiten, bevor es ihm gelang, hoch zu kommen, ohne den Gedanken, den Tabak ſelbſt zu bauen, wäre er nie ſo weit gelangt. Alles gedieh langſam, aber ſtetig. An Hugo wurden ſtillſchweigend die beträchtlichen Zinſen weiter gezahlt, da traf die Nachricht von ſeiner Verlobung ein. Die Flemmings ahnten, was jetzt kommen würde und gingen faſt zu Grunde in dieſer Zeit. Das Gefürchtete kam. Hugo brauchte ſein Geld, er wollte ſich etab⸗ liren und bat, ihm ſein ganzes Erbtheil zu ſchicken. „Was Heine Mutter und ich gelitten, als Hugo uns das ſchrieb“, fuhr der kranke Mann mit fliegendem Athem fort,„das erlaß mir zu ſchildern. Ich war dem Selbſtmord nahe und ohne Dich, ohne Deine geme Mutter hette ich ein Ende gemacht. Sie ſtand mir treu gur Geite, verſuchte Rath zu ſchaſſen, wo keiner war, ſah nach Hilfe aus, wo keine ſein konnte, und wir Beide rieben uns faſt auf in dieſer Zeit! Was ſwir auftreiben konnten, ohne das eben gerettete Geſchäft zu zerſtören, ſchickten wir ihm. allein, es war, wie Du Dir übergab er einem hieſigen Rechtsanwalt ein verſiegeltes Packet. Das⸗ ſelbe enthält das Bekenntniß unſerer Schuld, ſowie jene Verſchreibung unſerer ganzen Habe. Im Falle Du Deine Couſine Gerty heiratheſt, wie ihr Vater es gewollt, gelangt das Packet am Tage Eurer Ver⸗ mählung in meine oder Deiner Mutter Hand, heirathet ſie einen Andern, ſo erhält dieſer es und es bleibt ihm überlaſſen, wie er ſich mit uns auseinanderſetzen will, bezüglich des Gerty gehörigen, doch niemals ausbezahlten Kapitals. Begreifſt Du nun, daß Du das Mädchen heirathen mußt? Siehſt Du ein, daß die Ehre der Flemmings nie und nimmermehr in der Hand eines wildfremden Menſchen ruhen darf? Begreifſt Du nun, was für uns daran liegt, daß Du noch ledig biſt? Verſtehſt Du, weßhalb wir hartherzig ſcheinen?“ Tief erſchöpft, dunkle Ringe unter den Augen, die Stirn vom Schweiße bedeckt, ſank Johannes zurück. Der Sohn ſaß wie vernichtet da und barg ſein Geſicht in beiden Händen. In ſeinen Ohren ſauſte und brauſte es, er hörte immer zu nur einen einzigen Satz:„Dein Vater iſt ein Dieb.“ 1 (Fortſetzung folgt.) —— r ̃ ̃ͤ»———— — 5 2. Seſte. General⸗Anzeiger⸗ arbeiterſchutz zu ſchaffen, der die Aufgabe geſtellt wurde, den Arbeiterſchutz im Baugewerbe agitatoriſch fördern. —(Beſchäftigung jugendlicher Arbeiter.) Der Reichsanzeiger veröffentlicht eine Bekannkmachung über die Beſchäftigung jugendlicher Arbeiter auf Stein⸗ kohlenbergwerken in Preußen, Baden und Elſaß⸗ Lothringen bom 24. März 1903. —(Der württembergiſche Staatsminiſter) des Auswärtigen, Freiherr v. Soden, früherer Gouverneur von Oſtafrika und Kamerun iſt heute Mittag hier eingetroffen. Er nahm das Frühſtück bei dem Staatsſekretär Freiherr v. Richt⸗ hofen ein. Ferner waren geladen der württembergiſche Geſandte v. Varnbueler, die württembergiſchen Bundesrathsbevollmächtig⸗ ten, Staatsſekretär Krätke, der Unterſtaatsſekretär und die Di⸗ rektoren im Auswärtigen Amt, der Geſandte in Bern v. Bülow, die Gouverneure von Südweſtafrika und Oſtafrika Oberſt Leut⸗ wein und Major Graf Götzen. — Im Abgeordnetenhauſe) wurde der Geſetz⸗ entwurf über die Landestrauer in dritter Leſung angenom⸗ men. Hierauf folgte die erſte Leſung des Geſetzentwurfes be⸗ ktreffend Erwerbung der oſtpreußiſchen Südbahn für den Staat. Nach längerer Debatte ging die Vorlage an die Budgetkommiſſion zurück. Derſelben Kommiſſion wird auch der Geſetzentwurf be⸗ treffend den weiteren Erwerb der Marienburg⸗Mlapka, Alt⸗ damm⸗Colberger, Stargard⸗Cüſtriner, Kiel⸗Eckernförder⸗Flens⸗ burger und Dortmund⸗Emſcheider Eiſenbahn für den Staat überwieſen. (Die Regierung des Herzogthums Mei⸗ ningen) wird im Bundesrath gegen die Aufhebung des§ 2 des Jeſuitengeſetzes ſtimmen. — Prinz Heinrich) tritt, wie aus Kiel gemeldet wird, mit dem erſten Geſchwader am 2. April eine viertägige Uebungsfahrt an und wird in Verbindung damit dem Kaiſer auf ſeiner Fahrt nach Kopenhagen bis zum Sund das Geleit geben. * Gotha, 27. März.(Landtag.) In der heutigen Sitzung des gemeinſchaftlichen Landtages der Herzogthümer Koburg und Gotha wurde einſtimmig eine Reſolution an⸗ genommen, welche beſagt, die herzogliche Staatsregierung möge ihren Bevollmächtigten zum Bundesrath anweiſen, einer weiteren Erhöhung der Reichsausgaben entgegenzutreten, auf jede Erſparniß in den bisherigen Ausgaben Bedacht zu nehmen, endlich eine anderweitige Regelung der finanziellen Be⸗ ziehungen des Reiches zu den Einzelſtaaten fortgeſetzt anzuregen And zu betreiben. Ausland. * Frankreich.(Zum Selbſtmord des Generals Macdonald), deſſen Leichnam geſtern Freitag Nachm. auf Montmartre beigeſetzt ward, wird gemeldet, daß die engliſche Regierung für die geſchiedene Frau und deſſen einzigen Sohn bis zu ihrem Ende ſorgen werde. Der General veraus⸗ gabte rieſtige Summen infolge von Erpreſſungen, deren Opfer er war. —(Der gemaßregelte Generalinſpektor des Marinekommiſſariats) Frogier wird, wie ver⸗ lautet, auf Anordnung des Marineminiſters vor ein Unter⸗ ſuchungsgericht geſtellt werden. —(Die Königin von Sachſen) empfing auf der Durchreiſe nach Marſeille geſtern hier einen im Kriege 1870 ver⸗ wundeten franzöſiſchen Soldaten, welcher in deutſche Gefangenſchaft gerathen und von der Königin, damaligen Kronprinzeſſin, verpflegt worden war. Der Soldat Namens Picat ſtand ſeitdem mit der Königin in ſchriftlichem Verkehr. Die Königin lud den alten Soldaten ein, die Reiſe nach Mar⸗ ſeille in ihrem Wagen zurückzulegen. —(Die Kongregationen.) Offiziös verlautet, daß den Kongregationen, welche ſich mit dem Mittelſchulunterricht befaſſen, für die Schließung ihrer Anſtalten eine Friſt bis zum 1. Juli gewährt werden ſoll. Für die Kongregationen, welche ſich dem Volksſchulunterricht widmeten, wird dieſe Friſt je nach den örtlichen Verhältniſſen zwiſchen ein und vier Mona⸗ ten währen. und praktiſch zu Das„Blumenmedium“ Anna Rothe vor Gericht. ch 5 sh. Berlin, 27. März. Der Vorſttzende Landgerichtsrath Gartz eröffnet die heutige Sitzung mit dem Bemerken, daß ihm ſeit Beginn der Prozeß⸗ verhandlungen fortgeſetzt Zuſchriften aus allen Bevölkerungs⸗ kreiſen zugingen. Es ſei ausgeſchloſſen, daß dieſe alle zur Ver⸗ (Heiterkeit.) Dr. Thiele: Welchen Inhalt hatten die„Trance“⸗ während ich mich dicht neben leſung gebracht werden könnten. Rechtsanwalt Dr. Schwindt ſtellt dann den Antrag, eine auf ihre Koſten von Leipzig hierher gekommene Frau Richter als Zeugin darüber zu vernehmen, daß ſie an mehreren„Seancen“ theilgenommen, die Rothe dabei genau unterſucht und aus den Produktionen der Angeklagten die Ueberzeugung gewonnen habe, daß dieſe ein echtes Medium ſei. Das Gericht behielt es ſich vor, die Dame im weiteren Verlauf der Verhandlungen abzuhören. Dagegen lehnte das Gericht den geſtern ſeitens der Angeklagten geſtellten Antrag auf Durch⸗ ſuchung ihrer Wohnung nach dem von dem Zeugen Gerling ge⸗ ſchilderten Kleiderrock ab, da, wenn ein ſolcher Rock auch nicht gefunden werden würde, ein Beweismoment daraus nicht abge⸗ leitet werden könne. Hierauf bekundet als erſter Zeuge der Ingenieur Spatzier: Er habe drei Sitzungen beigewohnt und jedesmal 5 M. bezahlt. Bei dem Beſuch der„Seancen“ habe er ſich von der Abſicht leiten laſſen, gewiſſe übernatürliche Krüfte zu prüfen, an deren Exiſtenz die Produktionen der Rothe kaum noch zweifeln ließen. Die erſte Sitzung ſei ſehr gut verlaufen. Die „Apporte“ ſeien höchſt wunderbar geweſen und ſeines Erachtens nicht als Taſchenſpielerkunſtſtücke anzuſehen. Bei der zweiten„Seance“ habe man„Tiſchrücken“ geübt und hierbei iſt es dem Zeugen auf⸗ gefallen, daß Frau Rothe ſtets die Füße dicht am Tiſch hatte, wenn derſelbe ſich bewegte. Auch die in der dritten Sitzung produzirten „Geiſterſchriften“ ſind dem Zeugen nicht ſehr überzeugend erſchienen. Vor.: Ließ die Angeklagte auch Geiſter erſcheinen? Zeuge: Ja, bei einer Sitzung in meiner Wohnung meldete ſich Paul Flemming. Vor.: Welcher Art waren denn die„Trance“⸗Reden? Wiederholten ſie ſich oder waren ſie ſtets verſchieden? Zeuge: Sie waren jedes⸗ mal anders. Dr. Thiele: Halten Sie die„Trance“⸗Reden auch nicht für einwandsfrei? Zeuge: Darüber kann ich ein Urtheil nicht abgeben. Vor.: Sie ſollen einmal Blumen auf der Erde haben liegen ſehen und bemerkt haben, daß die Angeklagte ſie mit ihrem Fuß unter ihren Stuhl zu ſchieben ſuchte. Zeuge: Ja. Frau Rothe ſagte, als ſie meinen beobachtenden Blick ſah: Nun ſehen Sie doch, wie die Geiſter arbeiten! Reden? Zeuge: Als wenn ein Theologe ſprach, ſo hörte es ſich an. Es kamen auch lateiniſche und andere Citate darin vor. Der folgende Zeuge Bildhauer Biſchoff erklärt, daß er bis zu einem gewiſſen Grade Spiritiſt ſei, daß er aber die Rothe'ſchen Produktionen nicht für echt halte. Man habe bei einiger Aufmerk⸗ ſamkeit ganz deutlich beobachten können, daß die Angeklagte kurz vor jedem Apport unter den Tiſch griff und daß alle Geiſter, die er⸗ ſchienen, den ſchönſten erzgebirgiſchen Dialekt ſprachen. Demgegenüber bezeichnet ſich Kaufmann Reinicke wieder als durch die Produktionen der Angeklagten vollſtändig von ihrer Me⸗ dialität überzeugt. Er ſei auch früher Gegner des Spiritismus ge⸗ weſen, aber er ſei durch ſeinen 18jährigen Neffen eines Beſſeren belehrt worden. Vorſ.: Was hat es denn mit dieſem Neffen für eine Be⸗ wandtniß? Zeugſe: Der junge Mann war öfter magnetiſirt worden und in der Folge entwickelten ſich bei ihm Eigenſchaften, die uns auf den Gedanken brachten, daß er ein Medium ſei. So erſchien einmal, als er bei uns war, eine ca. 60 Meter lange Waſchleine im Zimmer, die von unſichtbarer Hand geſchleudert wurde und meinen Neffen wie einen Rollſchinken einſchnürte. Der in„Trance“ gerathene junge Menſch war nahe am Erſticken und ſtöhnte. Wir beteten daher, daß er erlöſt werde und darauf rollte ſich die Leine wieder von ſeinem Körper ab und er wachte auf. Ein anderes Mal fiel, als er in „Trance“ lag, der Tiſch um, die Thüren öffneten und ſchloſſen ſich, ohne daß Jemand zu ſehen war und zwar etwa zwölfmal hinterein⸗ ander. Schließlich ereignete ſich noch Folgendes: Wir mußten einen Buntſtift auf das Klavier legen und darauf ſagte das Medium: Der Stift liegt jetzt im Garten! Und wirklich fand ich dann auch den Stift auf dem Tiſch der feſtwerſchloſſenen Gartenlaube. Vorſ.: Und der Stift auf dem Klavier? Zeuge: Der war verſchwunden. Vor.: Und dieſe beiden Stifte waren identiſch? Zeuge: Ja, Das kann ich beſchwören. Vorſ.: Wie viel Zeit verging denn zwiſchen dem Verſchwinden und dem Auffinden des Stifts? Zeuge: Etwa fünf Minuten. Vorſ.: War noch Jemand während dieſer Sache zu⸗ gegen? Zeuge: Ja. Unſer Briefträger. Der iſt hellſehend und ſah den Stift durch die Luft ſchweben. Der hellſehende Briefträger. Vorſ.: Wie erklären Sie ſich nun dieſe Sachen?.: Von übernatürlichen Dingen kann meines Erachtens dabei nach meiner Auffaſſung keine Rede ſein. Es handelt ſich wohl um Naturgeſetze, die uns noch unbekannt ſind und die wir zu ergründen ſuchen müſſen. Vor.: Und weshalb ſoll denn nun nur der Briefträger den Stift in der Luft geſehen haben. Inwiefern ſoll er mehr ſehen als Sie? .: Ich erinnere nur daran, daß wir auch die Röntgenſtrahlen nicht ſehen können und daß ſie doch ſichtbar ſein mütſen, denn die photo⸗ graphiſche Platte zeigt ſte uns ſo deutlich als möglich. So denke ich mir auch, daß es Überempfindliche Augen gibt, die mehr ſehen als ge⸗ wöhnliche Augen. Alle dieſe Vorgänge mit meinem Neffen, ſo be⸗ kundet der Zeuge weiter, brachten mich auf den Gedanken, mir die Rothe einmal kommen zu laſſen. Sie erhielt die Badeſtube als An⸗ kleideraum angewieſen und kam dann ſofort in ein hellerleuchtetes Zimmer, in dem ſie keine Vorbereitungen treffen konnte. Trotzdem hatte ich meiner Frau Auftrag gegeben, ſie genau zu beobachken, Jenkſch poſtirte. Das Zimmer wär —* 2 3 2 Buntes Feuilleton. — Eine ergreifende japaniſche Tragödie, die Geſchichte der heldenmüthigen Selbſtaufopferung des Dorfhäuptlings Sogoro und ſeiner Frau, erzählt ein eben in London erſchienenes Buch„For His Poeople des japaniſchen Geſandten Viscount Haaſhi. Die Erzählung, die im 17. Jahrhundert ſpielt, enthüllt ganz andere Seiten des alten japaniſchen Lebens, als man ſich gewöhnlich in Verbindung mit dem heiteren Lande der Blüthen und der Geiſhas vorzuſtellen pflegt. Einige vierzig Meilen von Tokio entfernt liegt der ſchöne Inba⸗See, in deſſen Nähe das Grab der Märtyrerfamilie liegt. Der Häupt⸗ ling Sogoro aus dem Dorfe Kodzu war der Wortführer ſeines Volkes, indem er die Habgier des Verwalters ſeines Lehnsherrn, Baron Hotta, zur Anzeige brachte; er hatte dabei einen grauſamen Tod vor Augen und wußte, daß nur durch den Tod eines Häuptlings die Laſt von ſeinen Mitbürgern entfernt werden konnte. Die Geſchichte beginnt damit, daß das Volk um Abſtellung ſeiner Noth Klage erhebt. Der Verwalter„füllte die Kerker mit Bauern, deren einzige Schuld ihre völlige Unfähigkeit war, den entſetzlichen Forderungen der Steuer⸗ eintiehmer nachzukommen. Er konfiszirte gewiſſenlos das Eigen⸗ um zahlreicher reicher Familien unter den nichtigſten Vorwänden, Hagte deren Mitglieder der Theilnahme an Verſchwörungen oder an kthatſächlicher Verbrechen gegen den Staat an, an denen ſie gänzlich Unſchuldig waren.“ Dann verſammelte ſich das Volk und Sogoro machte den Vorſchlag, daß er und andere Häuptlinge dem Baron perſönlich ihre Leiden darſtellen ſollten. Gelegentlich verſuchten die Häuptlinge wohl, Zutritt zu deſſen Schloß zu gewinnen, aber ſyko⸗ ntiſche Beamte verſperrten ihnen den Weg. Verzweifelt ſchlug Sogoro vor, daß einer der ſieben Häuptlinge dem Shogun, dem ober⸗ en Beamten in dem Kaiſerreich, eine Bittſchrift überreichen ſollte; aber gleichzeitig erklärte er auch, daß nach den Geſetzen des Landes der ſichere Tod für ihn ſelbſt daraus folgen würde. Alle ſteben begannen einen edlen Streit, wer der Auserwählte ſein ſollte. chließlich wurde aber doch Sogoro zu dieſem Looſe beſtimmt. Da ſun den ſichereſt Tod vor Augen hatte,„durchdrang der Gedanke amilie ſe nerſte Seele. Ein überwältigender Trieb ergriff ihn, ſein Heim noch einmal zu beſuchen.“ Er begab ſich alſo auf die Reiſe zu ſeiner Frau:„Ich begebe mich in die höchſte Gefahr Uund kann mich nicht zurückziehen, denn der Name, den ich trage, darf nicht befleckt werden. Aber trotzdem will ich die Tyrannen der Ge⸗ legenheit berauben, ihre Rache an meinem unſchuldigen Weibe und meiner Familie auszulaſſen. Deshalb, liebe Tutſa, bin ich darauf vorbereitet, unſeren Ghebund zu löſen und Dir ſchriftlich eine förm⸗ liche Gheſcheidungsakte zu geben. Aber denke nicht, daß dieſe meine Handlung eine Verminderung der zärtlichen Achtung für Dich und unfere Kleinen bedeutet; ſie beweiſt in Wahrheit das Gegentheil.“ Sogoros Frau ſtutzte einen Augenblick und ſagte dann in ermahnen⸗ dem Ton:„Es iſt grauſam von Dir, zu behaupten, daß Du in mir ein Weih haſt, daß ſich verächtlich an das bloße Daſein klammert, nachdem es ſeines Mannes edles Opfer zum Beſten der Anderen mit angeſehen hat. Vergißt Du, daß ich die Tochter von Kiuchi Soye⸗ Aſbtr bin? Dieſe Eheſcheidungsakte iſt unerträglich, abſcheulich und beleidigend.“ Und damit zerriß ſie das Dokument in Stücke, die ſie ins Feuer warf. Sogoro heftete ſeine Augen voller Stolz und Be⸗ wunderung auf ſie.„Du biſt jetzt, was Du mir immer warſt, Weib — eine Frau zur Freude meines Herzens und zur Erleichterung meiner Sorgen. Du biſt mir durch das, was Du eben geſagt und gethan haſt, zehnmal theurer geworden. Wecke die Kinder und laß mich ihnen Lebewohl ſagen. Wir ſind einer Meinung, Frau, und je eher ich mich aufmache, meine endgiltige Aufgabe zu vollenden, um ſo beſſer.“ Dann kam der große Tag, als der Shogun die Heiligen⸗ grabmäler ſeiner Familie beſuchte.„Als der Zug ſich der Brücke, an der ſich Sogoro verborgen hielt, näherte, ſprang er plötzlich auf ulid rief:„Eine Bittſchrift, Herr, eine Bittſchrift!“ Zugleich warf er das Dokument in das verhängte Fenſter des Palankins. Die Wachen waren augenblicklich zu überraſcht, um Sogoros kühner That Wider⸗ ſtand entgegenzuſetzen. Der Shogun ergriff ruhig das zuſammen⸗ gefaltete Dokument und nickte dem kühnen Bittſteller zu, der den Blick auffing und fühlte, daß ſeine Miſſion erfüllt war. Sogoro warf ſich zum Zeichen ſeiner tiefen Achtung ſofort nieder, daß ſeine Stirn die Brücke berührte, und ließ ſich damm die Arme auf den Rücken binden und ins Gefängniß abführen.“ Der habgierige Adlige wurde krachtete, gebeten, an ihrer Seite Platz zu nehmen, da er„o warm durch die Mannheim 28. März. ö durch eine dreiflammige Gaskrone hell erleuchtel. Wenige Minuten, nachdem die Angeklagte in„Trance“ verfallen war, holte ſie direlt 1 aus der Gaskrone einen prachtbollen Blumenſtrauß hervor. Ein. antveſender Herr Sievers, der ebenfalle s hellſehend war, erklärte, daß er deutlich eine Wolke von Blumenatomen über der Lampe geſehent habe, ehe der Apport erfolgt ſei“ In einer weiteren Sitzung, die in der Loge„Pſyche“ ſtattfand, ſah der Zeuge einen Tannenzweig von ca. 1 Meter Länge aus der Wand herauswachſen. Die Angeklagke habe ihn abgebrochen und ihn einem Theilnehmer mit einer Anſprache überreicht. Der Zweig habe 13 Tannenzapfen gehabt und es ſei aus⸗ geſchloſſen, daß die Angeklagte ihn unter ihrem Rocke hätte verbergen können. Ferner habe Frau Rothe ſeiner, des Zeugen, Frau aus deren neuer Blouſe einen langen Eukalyptuszweig herausgezogen. Schließ⸗ lich ſei auch ein geiſterhaftes Marienkäferchen durch das Zimmer geflogen, das einen leuchtenden Schein ausſtrahte. Rechtsanwalt Thiele: Hat denn Ihr Neffe auch Geiſter geſehen?. .: Ja, einmal ſah er den Geiſt meines ſeit 1885 verſchollenen Bru⸗ ders und ein anderes Mal konnte er einem Möbelkutſcher ganz genau den Geiſt ſeiner verſtorbenen Frau beſchreiben, ſodaß der Mann ſchließlich zu weinen anfing. Verth.: Hat auch Frau Rothe in Ihrer Gegenwart plaſtiſche Viſionen gehabt?.: Ja. Sie ſah 3. B. von einem benachbarten Friedhof Geiſter kommen, obwohl ſie zum erſten Male in der Strecke war und nicht wiſſen konnte, daß dort ein Kirchhof war. Vorſ.: Was ſagten denn nun dieſe Geiſter? .: Verſchiedenes. 3..: Euer Wille iſt frei. Werdet gut und lebt ſolide.(Heiterkeit.) Kurz und gut, es war kein Blödſinn und kein Schtindel, was ich mit der Rothe erlebte, ſondern eine reine, ſchöne Sache. Kaufmann Wunderlich Rothe Phänomen geſehen, die 7 mit der Lehre des Spiritismus durchaus in Einklang zu bringen ſeien. Die Flugbahn der Apporte ſei durch eine bläulich ſcheinende gerade Linie gekennzeichnet geweſen. Nach phyſikaliſchen Geſetzen ſei es ſeines Erachtens ausgeſchloſſen, daß die Angeklagte die Gegenſtände von unten herauf werfen konnte, da die Flugbahn parallel zum Fußboden ging. Auch Jentſch komme für die Apporte nicht in Betracht, da er ſich an Stellen aufhielt, die ganz außerhalb der Flugbahn der Apporte lagen. Die Gegenſtände ſeien auch von einem bläulichen Schein umgeben und nicht zu erkennen geweſen, als bis ſie auf dem Tiſche vor der Angeklagten lagen. Somit ſei er der Anſicht, daß die Apporte echt waren und in Atomen aufgelöſt waren, bis ſie die Angeklagte erreichten. Manche Apporte ſeien auch neben der Rothe zur Erde gefallen und ſie habe ſie daher aufhehen müſſen. Daraus erkläre ſich die Annahme mancher Zeugen, daß die Angeklagte unter die Röcke gegriffen und die Apporte dort hervorgeholt habe. Vorſ.: Haben denn nun auch andere Leute die bläuliche Linje ge⸗ ſehen?.: Ich weiß nicht. Vor.: Iſt Ihnen ſonſt noch etwas Merkwürdiges paſſirt?.: Ja. Ich ſah einmal, wie die Angeklagte ein Gefangbuch apportirte, das bis dahin in einem verſchloſſenen Bücherſchrank geſtanden hatte. Ferner beohachtete ich einmal, daß Maiglöckchen etwas entfernt von mir am Boden lagen. Ich hätte nun gerne ein Maiglöckchen gehabt und als ich nach einigen Minuten wieder hinſah, lagen plötzlich einige Maiglöckchen ganz dicht bei mi Vorſ.: Wie erklären Sie ſich das?.: Daß bei ſolchen Sachen auch viel auf die uns ſelbſt innewohnenden magnetiſchen Und pſychiſchen Kräfte ankommt, durch die wir Mauches an uns herau⸗ ziehen können. Oberarzt Dr. Henneberg: Sind Sie hellſeheriſch, daß Sie die Flugbahn ſehen?.: Ja, ich ſehe vieles, was Andere nicht ſehen. Spediteur Goevicke hat allwöchentlich ſelbſt „Seancen“ mit ſeinen Familienmitgliedern 55 abgehalten und kam dadurch auf die Rothe. Bei den mit ihr ab⸗ gehaltenen Sitzungen ſei Alles mit rechten Dingen zugegangen, denn die Phänomen ſejen dieſelben geweſen wie in ſeinen eigenen „Seancen“. Rel. Dr. Thiele: Welcher Art waren die Phäuomen, welche Sie im Kreiſe Ihrer Familie erlebten? Zeuge: Darüber möchte ich keine Auskunft geben. Magnetiſeur Roſe aus der Kolonie„Eden“ bei Oranien⸗ burg hat an zwei Sitzungen in der Abſicht theilgenommen, um die Bohn ſchen und Gerling'ſchen Entlarvungen auf ihren Werth hin 3u prüfen. In der erſten Sitzung ſeien die Phänomen recht über⸗ zeugend geweſen. So habe die Angeklagte ihm gleich bei ſeinem Eintritt geſagt, ſie ſehe einen Geiſt hinter ihm, der nach ihrer Be⸗ ſchreibung mit einem ſeiner kürzlich verſtorbenen Freunde identiſch war. Dieſer Verſtorbene ſprach dann auch in der Sitzung zu dem Zeugen und zwar mit täuſchend ähnlicher Stimme⸗ Währenddem erſchien in der Hand der Angeklagten ein welkes Blatt und der Geiſt ſagte: Das bin ich, ſelbſt verwelkt und vergangen, alter Freund! Bei einem weiteren Apport brachte die Angeklagte etwa 60 Blüthen zum Vorſchein, ohne daß es dem Zeugen gelang, die Art und Weiſe zu ergründen, wie und woher ſie kamen. Nach der Sitzung holte die Angeklagte im Halb⸗„Trance“⸗Zuſtand dem Zeugen einen Erdbeer⸗ ſtrauch und mehrere Blumen aus den Taſchen. Er nimmt an, daß ihm dieſe ſchon vokher beim Vorbeigehen von der Angeklagten in die Taſchen hineinpraktizirt worden ſeien. Bei einer weiteren „Seance“ fiel es dem Zeugen auf, daß Frau Rothe plötzlich imieht in den Sitzungsſaal gehen wollte, weil Perſonen mit„kalten Ausſtrahlungen“ da ſeien. Auf Zureden Jentſch's ſei ſie ſchließlich doch hineingegangen, jedoch habe ſie ihn, Zeugen, den ſie als„Geſinnungsgenoſſen“ be⸗ hat in den„Seancen“ mit der bon Shogun bderlangte Unterfuchung bloßgeſtellt, äber Sogoro wurde zum Tode verurtheilt, und Hotta, der durch dieſe Bloßſtellung aufs Höchſte gereizt war, beſtand nicht nur äuf dem Tode des Häuptlings, ſondern auch darauf, daß die Frau gekreuzigt und die Kinder gemordet wurden.„Nacheinander, dem Alter nach, wurden die Köpfe der vier Kinder, des jüngſten zuerſt, von dem Henker ah⸗ geſchlagen, deſſen Schnelligkeit und ſichere Geſchicklichkeit die ſchreck⸗ liche Arbeit nur wenige Sekunden dauern ließ. Dann kamen die Eltern an die Reihe. Aber die gemarterte Mutter war durch die Niedermetzelung ihrer Kinder wahnſinnig geworden, und in unbe⸗ zähmbarer Wuth läſterte ſie die umherſtehenden Beamten mit Allen ihr zu Gebote ſtehenden Schmähworten.„Der Himmel joll euch ſtrafen! Nicht einer ſoll entkommen! Alle, die aß dieſer That Ans theil haben, ſollen auf ewig verflucht ſein!“ Auch Sogoro bat den Himmel um Rache.„Das Haus Hotta ſoll fallen! Ich ſage eß mit meinem letzten Athemzug. Weder ſein Herr noch Jemand boft ſeinem Haushalt ſoll bon nun an einen Augenblick des Friedens kennen. Mein Ggeiſt ſoll ſie bis zum Ende heimſuchen.“ Und in der That fand das Haus Hotta ein ſchreckliches Ende, das an die Mae⸗ beth⸗Tragödie erinnert. Die Schreie der gemarterten Familie klangen in den Ohren der Frau und deren Ehrendamen, urid die Gattin Hottas wurde wahnſinnig.„Sie ſchrie im Todeskampf, als ſich die Geiſter der gekreuzigten Eltern und ihrer Abkömmlinge um ihr Bett ſammelten.“ Dann wurde auch Baron Hotta wahnſinnig. „Er ſah in dem Geſicht einer Ehrendame die Züge der Gekreuzigten⸗ verlor alle Selbſtbeherrſchung, zog ſein Schwert, ſtürzte auf die Knieende zu und ſpaltete ihren Körper mit einem Streich. Bei dem Lager ſtand ein Argzt, der wie ein buddhiſtiſcher Prieſter nach dem Brauch jener Zeit glatt geſchoren war. In ſeinem Wahn hielt Hotta ihn für ein Mitglied der Familie Sogoros und traf ihn mlt der Waffe, daß der Doktor ſogleich eine Leiche war Währen aber das Andenken Hottas bis heute mit Schande beladen iſt, legen die Bauern von Kodzu auf die Gräber Sogoros und ſeiner Familie immer noch friſche Blumen und beten in dem ihm zu Ehren errich⸗ teten Tempel Mannheim, 28. Mrarz. 2 — Genrertm⸗unzeiger“ 2 — 85 e, ausſtrahle“ und ihr deßhalb angenehm ſei.(öHeiterkeit.) In dieſer Sitzung habe zunächſt die Rothe einer Schneidermeiſtersfrau als„Palme des Friedens“ einen Eukalhptuszweig von ziemlichen Dimenſionen überreicht. Zu weiteren Sitzungen erhielt dann der Zeuge keinen Zutritt mehr, da Jentſch inzwiſchen dahinter gekommen war, daß der Zeuge Entlarvungsabſichten hatte. Vorſ.: Welchen Eindruck machte denn Jentſch auf Sie? Zeuge: Er war mir un⸗ ſympathiſch, weil er ſo ſehr viele religiöſe Dinge mit den Produktionen der Angeklagten verknüpfte, die abſolut nichts damit zu thun hatten und bei denen Jentſch an alles Andere als an Gott dachte. Er machte mit ſeinem verkniffenen„ſchlauen Fuchsgeſicht“ den Eindruck eines außerordentlich verſchlagenen Menſchen, der ſehr vorſichtig in der Auswahl der Theilnehmer an den„Seancen“ war und Alles fernhielt, was nicht„gläubig“ oder gebildet war. Letztere wurden ſtets mit dem Bemerken zurückgewieſen, daß ſie zu„kalte Ausſtrah⸗ lungen“ hätten. Er glaube, Jentſch ſei „der Macher“ des ganzen Schwindels und der Hauptſchuldige. Auch Frau Schreiber iſt nicht recht von der Echtheit der Vor⸗ führungen überzeugt, obgleich 3. B. apportirte Apfelſinen direkt aus einer Nebelwolke herauszuwachſen ſchienen. Sie hat ſich auch Ge⸗ danken darüber gemacht, woher das Medium die Kraft zu ſo zahlreichen Blumenapporten nehme. Daß dieſe aus den Röcken der Angeklagten kamen, habe ſie trotz angeſpannteſter Aufmerkſamkeit nicht bemerkt. Der Rentier Heinrich Steindamm und deſſen Frau aus Tempelhof bei Berlin ſind durch die Angeklagte überzeugte Spiritiſten geworden. Während aber der Mann einmal die Beobachtung machte, daß die Angeklagte eine Apfelſine in die Luft warf, auffing und ſie dann als„Apport“ brachte und dadurch etvas ſtutzig gemacht wurde, vertheidigt ſeine Frau die Angeklagte mit großer Wärme. Sie habe dieſelbe nach Tempelhof kommen laſſen, weil ſie immer Klopftöne in ihrem Hauſe hörte. Auch auf Reiſen, im Coupee, im Hotel ete. hätte ſie dieſes„Geiſterklopfen“ gehört, ſodaß es ihr eine Erleichterung geweſen ſei, als ihr die Angeklagte als Erklärung dafür mitgetheilt habe, ihre verſtorbene Mutter wolle ihr damit ſagen, daß ſie ſich ſtets in ihrer Nähe befinde Bei den„Apporten“, welche die Angeklagte in ihrer Gegenwart gebracht habe, ſei Alles mit rechten Dingen zu⸗ Alb gegangen. 5 e ort(Fortſetzung folgt.) als Aus Stadt und Tand. 5 Maunheim, 28 März 1903. Sitzung des Bürgerausſchuſſes vom Freitag, 27. März. (Schluß.) Stb. F. König: Seit einer Reihe von Jahren wird der Gedanke der Einführung der Unentgeltlichkeit der Lehrmittel hier verfochten. Wir haben uns jederzeit aus prinzipiellen Gründen dagegen gewehrt. Es iſt leicht, von den Gegenverpflichtungen der Geſellſchaft zu reden. In erſter Linie hat Jeder ſelbſt die Pflicht, für ſeine Kinder zu ſorgen. Ich möchte diejenigen Herren, welche prinzipiell nicht auf dem von mir vertretenen Standpunkt ſtehen, bitten, mit Rückſicht auf das knappe ſtädtiſche Budget nicht eine neue Ausgabe von 80 bis 100 000%/ zu beſchließen. Bei der Berathung der Einnahmen habe man es faſt als ein Unrecht bezeichnet, daß bei einer ſtädtiſchen Unternehmung etwas verdient werde. Heute werden bei den Aus⸗ gaben große Mehrforderungen verlangt. Stv. Schleich behauptet, daß die Stadt den Einverleibungs⸗ bedingungen bezügl. der Schule nicht vollſtändig gerecht geworden ſei. Er verlangt die Einführung des erweiterten Volksſchulunterrichts von der 1. bis 8. Klaſſe. Die Neckarauer ſeien nicht gewillt, auf die ihnen zuſtehenden Rechte zu Gunſten Käferthals und Waldhofs zu berzichten. Stv. Eichel ſchließt ſich den Ausführungen des Stv. Schleich an. Er begrüßt es, daß die erweiterte Schule in gleichem Maaße in unſeren Miteinverleibungsorten Käferthal und Waldhof eingeführt werde, trotzdem dieſe Orte in den Einverleibungsbedingungen dieſe FJorderungen nicht ſo feſt genagelt haben, wie dies Seitens der Neckarauer geſchehen iſt. Es wurde nun von verſchiedenen Seiten behauptet, daß ein Lehrermangel nicht vorhanden ſei. Demgegen⸗ über ſei aber heute durch Herrn Stadtſchulrath Dr. Sickinger feſt⸗ geſtellt worden, daß ein thatſächlicher Lehrermangel vorhanden ſei. Wenn wir an den Einverleibungsbedingungen feſthalten, wonach die Schule vom 4. Schuljahre erweitert werden muß, ſo könnten die untern drei Klaſſen kombinirt werden, wodurch nicht ein einziger Lehrer mehr für den Stadttheil Neckarau nothwendig wäre. Wir verlangen deshalb mit allem Nachdruck die Einführung der er⸗ weiterten Volksſchule, wie ſie in der Altſtadt beſteht. Stv. Wiedemann verweiſt auf die Vortheile einer guten Schulbildung und iſt der Anſicht, daß man den Wünſchen der Vor⸗ Irte in Bezug auf den erweiterten Volksſchulunterricht entſprechen ſolle und gibt verſchiedene Anregungen, wie dieſen Wünſchen ent⸗ ſprochen werden könne. Weiter tritt Redner dafür ein, die Auf⸗ hebung der Uebergangsbeſtimmungen zum Hauptlehrergehaltstarif bom 1. Januar 1903 in Kraft treten zu laſſen. Ferner tritt er dafür ein, die Wünſche der Unterlehrer wegen Aufbeſſerung ihrer finanziellen Bezüge zu erfüllen und ſucht die Berechtigung dieſer Wünſche nachzuweiſen. Bezüglich der Vertheilung des Konfir⸗ mandenunterrichts iſt Redner anderer Anſicht wie Herr Stadtſchul⸗ rath Dr. Sickinger. Weiter tritt er für die Schulärzte, ſowie für die Vermehrung der Lehrer in der Schulkommiſſion ein. Es ſei ein Unding, daß in dieſer Schulkommiſſion fünf Geiſtliche ſitzen. Dieſe Schulkommiſſion ſei doch keine Prieſterkommiſſion. Bezgl. der Unent⸗ geltlichkeit der Lehrmittel tritt Redner den Ausführungen des Stv. König entgegen. Mit demſelben Rechte, mit dem man verlange, daß die Schulkinder ihre Lehrmittel ſelbſt ſtellen, könne man auch ver⸗ langen, daß der Soldat ſein Gewehr mitbringe. Davon habe er aber noch nie etwas gehört.(Heiterkeit.) Stv. Ihrig ſtellt in Abrede, daß ein Lehrermangel exiſtire, und daß es nicht möglich geweſen ſei, die für die vollſtändige Durch⸗ führung des erweiterten Volksſchulunterrichts in den Vororten noth⸗ wendigen Lehrkräfte zu beſchaffen. Redner verbreitet ſich ſodann des Längeren über den Konfirmanden⸗ und den Beichtunterricht. Was die Einführung der Unentgeltlichkeit der Lehrmittel anbelangt, ſo erklärt ſich Redner prinzipiell für dieſelbe. Angeſichts der finanziellen Verhältniſſe der Stadt ſcheine es ihm aber nothwendiger, voverſt für die erforderliche Zahl Lehrſäle Sorge zu tragen, durch raſche In⸗ angriffnahme eines neuen Schulhausbaues. Dieſer Schulhausneubau ſei unbedingt erforderlich, wenn man ſich nicht der Gefahr ausſetzen wolle, daß in—3 Jahren wegen Mangel an Schulräumen der Halb⸗ tagsunterricht oder die einfache Volksſchule in Mannheim eingeführt werden muß. Stp. Eichhorn verlangt Aufhebung der Bürgerſchule, Er⸗ en füllung der Schulforderungen der Vororte, Entfernung des ie Religionsunterrichts aus den Schulen, Verminderung der Schüler⸗ em zahl in den Klaſſen und den raſchen Bau neuer Schulhäuſer, ferner en Anſtellung von Schulärzten und Unentgeltlichkeit der Lehrmittel. ielt Stv. Gießler hebt insbeſondere hervor, daß die Mehrheit nit unſeres Volkes auf dem Standpunkt ſtehe, daß in die Schule nicht d blos Unterrichtsgegenſtände, ſondern auch die Religion gehöre. Denn den dieſe wirke in erſter Linie erzieheriſch. Zu dieſer Erziehung gehöre vor Allem der Konfirmandenunterricht und die Beichte. Dieſes ſind Hganz pädagogiſche Mittel, denn ſie bilden tüchtige Menſchen heran. (Widerſpruch bei den Sozialdemokraten.) Daß der Konfirmanden⸗ AUnterricht verleat werden körne. wolle er nicht beſtreiten, daß aber geſagt werde, er dürfe nicht in die gewöhnlichen Schulunterrichts⸗ ſtunden fallen, das wäre doch zu weitgehend. Denn Religion ge⸗ hört doch auch zu den Unterrichtsfächern. Was die Schulkommiſſion anbelange, ſo halte er eine Vermehrung ihrer Mitgkieder für den geeignetſten Weg um mehr Lehrer in die Kommiſſion zu bringen. Die Vororte ſollen bezüglich der Schule mit der Altſtadt, ſobald dies möglich iſt, gleichgeſtellt werden. Betr. der Unentgeltlichkeit der Lehrmittel ſteht er auf dem Standpunkt des Herrn König, daß die Eltern in erſter Linie Verpflichtungen gegen ihre Kinder haben. Er ſehe nicht ein, warum reiche Eltern die Lehrmittel geſchenkt er⸗ halten ſollen. Bürgermeiſter v. Hollander ſchildert in zirka einſtündigen intereſſanten Ausführungen die Fortſchritte des Mannheimer Schul⸗ weſens in den letzten 10 Jahren. Es ſind in Bezug auf die Volks⸗ ſchule die verſchiedenſten Fragen zur Sprache gekommen und es hat ſich bei dieſer Gelegenheit gezeigt, daß für die immer weitere Aus⸗ geſtaltung derſelben in dieſem Haus keine Forderung je zu hoch geweſen ſei. Weil man aber nun jede Forderung bewilligte, ſo ſei der Aufwand für die Volksſchule ein ziemlich bedeutender geworden und ſpiele eine große Rolle. Herrn Eichhorn bemerke er, daß der Stadtrath ſich ſtets der Volksſchule gegenüber freundlich erwieſen habe. Redner ſchilderte nun in längeren Ausführungen den Werde⸗ gang unſerer Mannheimer Schulverhältniſſe von dem Jahre 1872 ab bis in die jüngſte Zeit. 1892 wurde die Bürgerſchule eingeführt. Redner wies nach, wie in den ſeither verfloſſenen Jahren ſich dieſe Schule ſtets vervollkommnete und der Beſuch von Jahr zu Jahr zu⸗ genommen hat. Es ſei ein ehrenvolles Zeugniß für Mannheim, daß der Prozentſatz der Ausgaben für die Schule in den letzten Jahren ſo ſtark geſtiegen iſt. Im Laufe dieſer 10 Jahre ſeien neun Schul⸗ häuſer erbaut worden. Obwohl damit noch nicht alle Bedürfniſſe erfüllt ſeien, habe man eben gethan, was man konnte. Allerdings jetzt müſſe die Stadt wieder ein Schulhaus bauen und zwar ein Doppelſchulhaus im öſtlichen Stadttheil. Aber auch bezüglich der Lehrergehälter ſind wir nicht zurückgeblieben. Denn die Stadt⸗ gemeinde hat die Verpflichtung übernommien, die Penſionirung der⸗ ſelben einzuführen und beſchloß 1899 auch eine neue Gehaltsord⸗ nung, in der die Altersklaſſe von 35 auf 28 Jahre herabgeſetzt wurde. Bezüglich der Uebergangsbeſtimmungen machte Redner geltend, daß der Stadtrath ſtets den Intereſſen der Lehrer entgegengekommen ſei. Auch auf dem Gebiete der Fortbildungsſchule ſind große Fortſchritte gemacht worden, indem beſondere Fachlehrer angeſtellt und Fachkurſe eingeführt wurden. Auch ein beſonderer Fachzeichenlehrer wurde ein⸗ geſtellt. Dieſe Unterrichte ſind von großer Bedeutung für die jungen Leute und werde denſelben ſpäter von großem Segen ſein. Auch wur⸗ den Sprachlehrkurſe und Wiederholungskurſe errichtet. Betreffs der Einführung der erweiterten Volksſchule in den Vororten ſteht Redner auf dem Standpunkt, daß ſich dieſelbe nicht auf einmal in allen Klaſſen einführen laſſe. Im Laufe der letzten 10 Jahre ſind auch eine ganze Reihe von Einrichtungen von größter Wichtigkeit getroffen worden. So wird an unbemittelte Knaben und Mädchen ein Früh⸗ ſtück verabreicht; ferner beſitzen wir eine Ferienkolonie. Wir dürfen mit Recht hervorheben, daß wir mit unſeren Schulen an der Spitze der Städte ſtehen. Des Ferneren beſitzen wir einen Handfertigkeitsunter⸗ richt. Was die unentgeltliche Verabreichung von Lehrmitteln an⸗ belange, ſo mache dies auf den Kopf des Kindes über 3½ M. aus. Was die Schulärztefrage betreffe, ſo ſtehe der Stadtrath dieſer Ein⸗ richtung ſhmpathiſch gegenüber. Wegen Ueberlaſſung der Feſthalle zu einer Veranſtaltung zu Gunſten der Ferienkolonie kann Redner heute keine Erklärung abgeben. Die Abhaltung eines Schlußaktes der Volksſchule in der Feſthalle halte er für unangebracht; denn für einen ſolchen Akt eignen ſich die Schulräume beſſer. Auch die jetzige Art der Schlußfeiern in den Mittelſchulen halte er nicht für das Richtige. Betreffs der Zuſammenſetzung der Schulkommiſſion ſei die Städbe⸗ ordnung in erſter Linie maßgebend geweſen Der Konfirmanden⸗ und der Beichtunterricht dürfe in der Schule allerdings nicht fehlen. Wenn Mannheim in den nächſten zehn Jahren wieder Aehnliches leiſte, wie in den verfloſſenen zehn Jahren, könne die Stadt ſtolz auf ihre Volksſchule ſein. Aber Alle müſſen an der Erziehung unſerer Kinder mithelfen, namentlich wenn ſie aus der Schule entlaſſen werden. Auf dieſem Gebiete könne noch viel mehr geleiſtet werden, als wie auf dem der Volksſchule.(Beifall.) Str. Dreesbach: Die Forderungen der Hauptlehrer und Unterlehrer ſind von der Schulkommiſſion eingehend behandelt worden. Die Wünſche der Hauptlehrer fanden von vornherein eine freundliche Aufnahme, wie das Verlangen der Unterlehrer nach Erhöhung der Gehälter. Im Stadtrath war die Meinung genau dieſelbe und der Antrag der Unterlehrer wurde deshalb abgelehnt. Manchen Herren des Stadtraths war die Ablehnung vielleicht nicht angenehm, aber ſie wurden durch die Rückſicht auf die ſtädtiſchen Finanzen zu dieſer Stellungnahme veranlaßt. Die Aufhebung der Uebergangsbeſtim⸗ mungen für die Hauptlehrer konnte nur durch den Vermittelungs⸗ antrag, die Aufhebung erſt vom 1. Juli d. J. an in Wirkſamkeit treten zu laſſen, gerettet werden. Redner erklärt, daß er mit Rück⸗ ſicht auf ſeine im Stadtrath eingenommene Stellung gegen weiter⸗ gehende Anträge ſtimmen müſſe. Was die Schulfrage in den Vor⸗ orten anbelange, ſo erſuche er ſeine Neckarauer Parteigenoſſen, ſich mit der in einer von allen Parteien acceptirten Reſolution erfolgten Löſung der Frage zufrieden zu geben, dahin gehend, daß vom 1. Abril 1903 ab bis 1. April 1904 in den Vororten die., 2. und 3. Klaſſe kombinirt, die 6. 7. und 8. Klaſſe erweitert werden, dagegen vom 1. April 1904 ab die erweiterte Schule für alle Klaſſen eingeführt werde. Was die Unentgeltlichkeit der Lehrmittel anbelange, ſo ent⸗ gegne er auf die Ausführungen der Sto. König und Gießler, daß ſich die Sorge der Eltern für ihre Kinder in der Beſchaffung der Lehr⸗ mittel noch lange nicht erſchöpfe. Sie müßten auch noch für ver⸗ ſchiedene andere Kleinigkeiten ſorgen. Die Koſten für die Unentgelt⸗ lichkeit der Lehrmittel würden pro Kopf—4% betragen. Da die Stadt jetzt für einen Volksſchüler 92 /, aufwende, würde bei der unentgeltlichen Lieferung der Lehrmittel in Zukunft für ein Kind der Volksſchule 96„ aufgebracht werden müſſen. Demgegenüber betrage aber der Aufwand der Stadt für die Mittelſchulen pro Kopf 172 l, alſo einen viel höheren Betrag. Mit dieſen Gründen könne man alſo die Unentgeltlichkeit der Lehrmittel nicht bekämpfen. Wenn man da⸗ gegen ſage, daß in dieſem Jahre die Forderung aus finanziellen Rück⸗ ſichten nicht zu erfüllen ſei, ſo könne man dieſen Grund eher gelten Iaſſen. Str. Stern ſtimmt aus den gleichen Gründen wie Stadtrath Dreesbach gegen weitergehende Anträge bezüglich der Aufhebung der Uebergangsbeſtimmungen für die Hauptlehrer und erſucht ſeine Parteifreunde, den Antrag, die Aufhebung auf den 1. Januar 1908 zurückzudatiren, fallen zu laſſen. Stv. Stoll dankt dem Bürgermeiſter von Hollander für ſeine lichtvollen intereſſanten Ausführungen, ebenſo dem Stadtrath, der ſich, wenn man auch in Vielem nicht mit ihm einverſtanden ſein könne, auf dem Gebiete der Schule große Verdienſte erworben habe. Bezüglich der Unentgeltlichkeit der Lehrmittel ſtehe er auf dem Standpunkte der Sty. Dr. Sickinger und Ihrig. Weiter erklärt er ſich für die Einführung der Schulärzte und bittet, ſchon dieſes Jahr damit den Anfang zu machen. Sty. Widemann zieht ſeinen Antrag, die Uebergangsbeſtim⸗ mungen für die Hauptlehrer ſchon mit dem 1. Januar d. J. auf⸗ zuheben, ſtatt mit dem 1. Juli, zurück und glaubt, daß ſich ſeine Kollegen mit dem 1. Juli zufrieden geben werden. Gegenüber dem Stv. Gießler bemerkt Redner, daß er nicht die Ausübung kirchlicher Pflichten irgendwie beſchränken wolle, ſondern er verlange nur, daß durch ſie der Volksſchulunterricht nicht geſchädigt werde. Stv. Eich horn entgegnet auf die Ausführungen des Bürger⸗ meiſters von Hollander, tritt nochmals für die Vermehrung der Lehrer in der Schulkommiſſion ein, erklärt, daß nach ſeiner Anſicht der Religionsunterricht überhaupt nichts in der Volksſchule zu ſuchen habe und bemerkt, er hoffe, daß Sto. Gießler, wenn im Landtag wieder über die Gewährung von Apanagen zu beſchließen iſt, er ſich dann auch auf den Standpunkt ſtelle, daß die Eltern für ihre Kinder au ſorgen haben.(Lebhafter Beifall links.) 9 5 Stb. Ihrig bemerkt, daß, wenn Herr Widemann ſeinen jetzt von ihm zurückgezogenen Antrag nicht geſtellt hätte, die Debatte biel kürger geweſen wäre. Sty. König richtet gleichfalls an ſeine Neckarauer Partei⸗ freunde die Bitte, mit der in der vorgeſchlagenen Reſokution ge⸗ gebenen Löſung zufrieden zu ſein. Stv. Schleich bemerkt, daß der Stadtrath durch ſeine Haf⸗ turg die Schuld trage, daß die Zerfahrenheit in der Schulfrage ein⸗ getreten iſt. Oberbürgermeiſter entgegen. Hiermit ſchließt die Debatte und es wird zur Abſtimmung ges ſchritten. Einſtimmig angenommen wird folgende Reſolution: „In Anbetracht, daß am 1. April 1903 die nöthigen Lehrkräfte nicht vorhanden ſind, um auf einmal die Volksſchule in den Vororten Neckarau, Käferthal und Waldhof nach dem Muſter der Altſtadt Mannheim einzurichten, bittet der Bürgerausſchuß den Stadtrath, daß vom 1. April 1903 bis 1. April 1904 folgender Uebergang für die Vororte herbeigeführt werde: die., 2. und 8. Klaſſe kombinirk, die., 7. und 8 Klaſſe erweitert wie in Mannheim. Dagegen ver⸗ langt der Bürgerausſchuß vom Stadtrath, daß vom 1. April 1904 ab unbedingt die Gleichſtellung mit der Altſtadt Mannheim eir tritt.“ Mit allen gegen drei Stimmen abgelehnt wird der Antrag des Stv. Schleich, ſchon vom 1. April 1903 ab die erweiterte Volks⸗ ſchule für alle Klaſſen in Neckarau einzuführen. Weiter wird der Antrag des Stv. Eichhorn, für die Ver⸗ abreichung unentgeltlicher Lehrmittel in den Volksſchulen zu den ſchon im Budget vorgeſehenen Beträgen noch weitere 10000 Marß einzuſtellen, abgelehnt. In namentlicher Abſtimmung angenommen wird der Antrag des Stb. Eichhorn, für die Anſtellung von Schulärzten in das Budget 10 000 M. einzuſetzen. Die Annahme dieſes Antrags erfolgt mit 40 gegen 23 Stimmen. Für ihn ſtimmen auch zahlreiche National⸗ liherale, u. a. Stb. Dr. Sickinger, deſſen„Ja“ von der linken Seite mit lebhaftem Bravo begrüßt wird. Faſt einſtimmig angenommen wird ferner ein Antrag, den für die Schülerbibliothek eingeſetzten Betrag von 600 M. auf 1200 M. zu erhöhen. Damit wird um 79 Uhr die Sitzung abgebrochen und auf Samſtag Nachmittag 3 Uhr vertagt.. K 58 Beck tritt dieſer Behauptung entſchieden *** Herr Stv. Anſelm ſendet uns eine Zuſchrift, in der er es in Abrede ſtellt, vorgeſtern in gereizgter Stimmung geredet zu haben, Er habe nur„laut“ geſprochen. Nun, die Auffaſſung könne eben ver⸗ ſchieden ſein, wir haben keine Urſache, die unſere für unrichtig zu erklären. Weiter entnehmen wir aus der Zuſchrift des Herrn An⸗ ſelm noch, daß der Schlußſatz ſeiner Rede dahin gelautet hat,„wir werden dafür ſorgen, daß das Vögelein, was durch Ihre Schuld hinausgeflogen iſt, in zwei Jahren wieder hereinfliegt.“ Prozeß der Poſtverwaltung gegen die Stadt Mannheim. Aus Karlsruhe, 27. März, wird uns in Ergänzung unſereß geſtrigen Berichts noch mitgetheilt: Vor einiger Zeit brachten wir die Mittheilung, daß die Reichspoſtverwaltung durch das Land⸗ gericht Mannheim verurteilt worden iſt, der Stadt Mannheim die Koſten für Schutzvorkehrungen zu erſetzen, welche die Stadt im Intereſſe der Fernſprechleitungen an ihren Straßenbahnlinien bal anbringen müſſen. Ueber die von der Poſtverwaltung eingelegte Berufung gegen dieſes Urtheil wurde heute vor dem Oberlandes⸗ gericht verhandelt. Rechtsanwalt Matheis fungirte als Prozeß⸗ bevollmächtigter der Poſtverwaltung, Rechtsanwalt Fuchs vertrat die Stadt Maunheim, 9 Nach den Ausführungen der beiden Prozeßbevollmächtigten liegt folgender Thatbeſtand zu Grunde: Die Stadt Mannheim hat eine elektriſche Straßenbahn mit oberirdiſcher Stromzuführung richtet. An den Stellen, an denen Fernſprechleitungen die Arbeiks⸗ leitungen der elektriſchen Straßenbahn kreuzen oder ihnen nahe kommen, mußten Schutzvorkehrungen angebracht werden, um eine Berührung der Schwach⸗ und Starkſtromleitungen zu verhindern. Zwiſchen den beiden Parteien wurde vereinbart, die Schutzvorrich⸗ tungen nicht an den Fernſprechanlagen, ſondern an den Anlagen der elektriſchen Straßenbahn anzubringen. Es fand der ſog, Frank⸗ furter Draht— geerdeter Kupferdraht in einem ſenkrechten Abſtand von 80 CEtm. über dem Arbeitsdraht der Straßenbann— Verwen⸗ dung. Da wegen der Koſtentragung von vornherein eine prinzipielle Verſchiedenheit beſtand, einigte man ſich dahin, die Angelegenheit durch einen Rechtsſtreit zum Austrag zu bringen. Auf den Aus⸗ gang wartet eine Reihe von Städten und Behörden. Der Rechts⸗ ſtreit dreht ſich um die Auslegung des§ 6 des Telegraphenwege⸗ Geſetzes vom 1899. Die Poſtverwaltung folgert aus dem Abfatz 1 des§ 6 „Spätere beſondere Anlagen ſind nach Möglichkeit ſo auszu⸗ fügren, daß ſie die vorhandenen Telegraphenlinien nicht ſtörend beeinfluſſen“, daß die Stadt Mannheim ihre elektriſche Straßenbahn bis an die Grenze der Möglichkeit mit Schutzvorkebrungen zu verſehen habe und daß derjenige Theil, welcher eine Verpflichtung zu erfüllen habe, auch gehalten ſei, die hierfür aufgewandten Koſten zu zahlen. Die Stadt Mannheim ſteht auf dem Standpunkt, daß ſie als Eigenthümerin der Straßen nicht gehalten ſei, für ihre Anlagen be⸗ ſondere Aufwendungen im Intereſſe der Fernſprechleitungen zu machen, zumal der Poſtverwaltung kein Eigenthumsrecht, ſondern nur ein beſchränktes Mitbenützungsrecht an den Straßen eingeräumt ſei. Die von der Poſtverwaltung gemachte Unterſcheidung von Schutzvorkehrungen an den Telegraphenlinien und von ſolchen an den Straßenbahnanlagen erkennt die Stadt Mannheim nicht an, da eine ſolche vom Geſetzgeber nicht beabſichtigt ſei. Aus dem Abſatz 8 des§ 6 83 „Muß wegen einer ſolchen ſpäteren beſonderen Anlage die ſchon vorhandene Telegraphenlinie mit Schutzvorkehrungen verſehen werden, ſo ſind die dadurch entſtehenden Koſten von der Telegraphenverwaltung zu tragen“, 75 zieht die Stadt Mannheim den Schluß, daß zur Tragung der Koſten ſämmtlicher Schutzvorrichtungen die Poſtverwaltung verpflichtet ſe, Die Urteilsverkündigung iſt auf Freitag, den 3. April feſtgeſetzt worden; auf den Ausgang darf man geſpannt ſein. *Ausban der elektriſchen Straßenbahn nach Mundenheim. Der Ausbau der Straßenbahn nach Mundenheim auf Grund der Konzeſ⸗ ſionsurkunde, ſoll nun demnächſt, ſobald die Frieſenheimer Linie fertig geſtellt iſt, in Angriff genommen werden. Die Linie zweigt von der Ludwigsſtraße ab durch die Kaiſer⸗Wilhelmſtraße, Schiller⸗„ Bleich⸗ und neue Diſtriktsſtraße nach Mundenheim; ſchlägt alſo denn kürzeſten Weg dahin ein. Die Strecke wird bis zum Ende der Schiller⸗ ſtraße 2geleiſig und von da bis Mundenheim eingeleiſig gebaut. Die Arbeiten werden ohne Submiſſion vorausſichtlich den ſeitherigen Un⸗ ternehmern Gebr. Kratz übertragen. *Stadtpark. Bei der gegenwärtigen herrlichen Witterung wird morgen Sonntag Nachmittag—6 Uhr die Grenadier⸗Kapelle das erſte Konzert im Freien geben; ſollte ungünſtiges Wetter ein⸗ treten, ſo konzertirt die Kapelle im Saal⸗ UKeber das Großfenuer in Konſtanz entnehmen wir der „Konſt. Ztg.“ folgende Mittheilung: Eine Schreckensnacht liegt hinter uns. Etwa um ½11 Uhr Donnerstag Abend erſchollen die Feuerſignale. Es brannte in dem alten Häuſerblock zwiſchen Huſſenſtraße und Neu⸗ gaſſe beim Schnetzthor. In einem der Magazine, welche ſich inmitten *——*— eeeeete, eeege dieſes Häuferblocks nördlich von der alten Stadtmauer befanden, war auf bis jetzt unaufgeklärte Weiſe Feuer ausgebrochen. Dort lagerten etwa 25 Theerfäſſer, ſowie anſehnliche Vorräthe von Drogerieartikeln, was den Flammen reiche Nahrung bot. So fingen raſch nach einander die Häuſer Nr. 33, 35, 37, 89, 41, 48 und 45 an der Südſeite der Neugaſſe, aus denen die Bewohner in eiliger Haſt ihre Habe retteten, von hinten Feuer. Am Herd des Feuers vermochten alle Löſchmaß⸗ regeln wenig mehr zu helfen. Eine gewaltige Lohe, welche durch einen leichten Föhnwind noch genährt wurde, ſchlug empor und trieb ſtundenlang einen außergewöhnlich ſtarken Funkenregen nach Nordweſten über die Lutherkirche weg. Nach 12 Uhr war die Gefahr am größten; ſchon züngelten auf der Nordſeite der Neugaſſe an Dachbalken trotz fleißigen Beſpritzens Feuerzungen auf, vor allem aber waren jetzt auch die Häuſer 38, 35 und 37 der Huſſenſtraße in Brand gerathen, und nun ſtand auch das große Haus der Spitalſtiftung(Huſſenſtraße 39) in Gefahr; der Gibel hatte bereits Feuer gefangen. Hier galt es nun, alle Kraft zu konzentriren, um ein weiteres Umſichgreifen des wütenden Elements und damit ein namenloſes Unglück zu verhindern. Schon flüchtete alles aus den anſtoßenden Häuſern; Fahrniſſe und Vorräthe, Kinder und Kranke wurden in eiligem Zuge durch das Schnetzthor in Sicherheit gebracht. Da gelang es endlich des Feuers Herr zu werden; in freundnachbarlicher Opferwilligkeit wirkten dabei thalkräftig auch unſere Schweizer Nachbarfeuerwehren von Kreuzlingen und Emmishofen, wo ebenfalls Sturm geläutet wurde, mit; ſie erſchienen nach kurzer Friſt auf dem Brandplatz und führten das Waſſer in Schlauchleitungen von 400 bis 500 Meter Länge aus ihren eigenen Hydranten bei: Nachts 1 Uhr war endlich das Feuer lokaliſiert, und die mächtige Lohe begann, da die hochgiebeligen Häuſergerüſte nach und nach niederbrachen, nach dreiſtündigem Wüten zuſammen zu ſinken. Während aber unſere wackeren Feuerwehrleute alle Kraft auf das Eindämmen des Feuermeers vereinten, legten gewiſſenloſe fremde Leute— 5 Verdächtige wurden alsbald verhaftet— abſicht⸗ Feuer im 3. Stock des Hauſes Huſſenſtraße Nr. 45(Beſitzer Graveur O. Schucker); zum Glück bemerkte ein Feuerwehrmann das Feuer, das bann im Entſtehen gelöſcht wurde. Durch Flugfeueuer entſtand auf der Weſtſeite der Huſſenſtraße im Hauſe des Weinhändlers Brütſch ein kleiner Brand, der aber rechtzeitig bemerkt und gelöſcht wurde. Schwere Stuuden brachte die angſtvolle Brandnacht namentlich auch für das Wöchnerinnenheim des Frauenvereins, das an den Brandherd grenzt. Die kleinen Kinder wurden in ein Nachbarhaus gebracht, und ſchon wurden auch einzelne geängſtigte Wöchnerinnen weggebracht, als endlich die Gefahr ſich zu mindern begann. Insge⸗ ſammt ſind 27 Partien obdachlos geworden. In Aſche liegen neun Wohnhäuſer, im weſentlichen alte und kleinere Häuſer ohne Brand⸗ mauern und mit viel Gebälk, ſowie vier Werkſtätte⸗ und Magazin⸗ Schuppen. Den Brandbeſchädigten, die zum Theil nicht oder nur ſchwach verſichert ſind, verbrannte viel Fahrniß; auch zwei Schweine kamen um. Der Geſammtſchaden, ſoweit er ſich überſehen läßt, dürfte über 200000 M. betragen. Großer Schaden erleidet Glaſermeiſter Müller jun., dem ſeine ganz neu eingerichtete Werkſtätte mit einem großen Vorrath unverſtcherter Holzbeſtände eingeäſchert wurde. Kunſt⸗ glaſer Dietz verlor ſeine werthvollen Ladenbeſtände in optiſchen Sachen. Maler Ley rettete nur, was er auf dem Leibe trug. Stark geſchädigt iſt Dienſtmanns⸗Inſtitutsbeſitzer Ley, der ſich wegen eines Möbeltransports in Laufanne befindet. Selbſtmord eines Mannheimers. Musketier Betzga aus Mannheim, der bei der 11. Kompagnie Infanterie⸗Regiments Markgraf Ludwig Wilhelm diente, hat ſich auf dem Bureau des Regimients mit einem Dienſtgewehr erſchoſſen. Polizeibericht vom 28. März. 1. Vor dem Hauſe Friedrichsfelderſtraße Nr. 34 lief am 27. d. M. Nachmittags 1½ Uhr ein 6 Jahre altes Mädchen einem Metzgerburſchen in das Fahrrad, wodurch das Kind am Unterleib und im Geſicht mehrere Verletzungen erlitten hat. 2. Auf der Breiten Straße ſtürzte geſtern Nachmittag ein Taglöhner von hier infolge eines Krampfanfalles zuſammen und mußte mittelſt Sanitätswagen ins Allg. Krankenhaus verbracht werden. 3. Ein Schuhmacher aus Mönchweiler und ein Taglöhner von Wertheim ſchlugen ſich geſtern Mittag auf der Straße zwi⸗ ſchen G und II 7 gegenſeitig, warfen ſich auf dem Boden herum und verurſachten dadurch eine Anſammlung von Neugierigen. Beide wurden feſtgenommen. 4. Ein in der Eichelsheimerſtraße wohnhafter Schloſſer mißhandelte geſtern Abend vor dem Hauſe Bellenſtraße Nr. 12 hier ſeine Ehefrau, ſowie ein in deren Begleitung befindliches Taglöhnersehepaar, indem er dieſelben zu Boden warf und mit der Händ ſchlug. (Schluß folgt.) Ludwigshafen, 27. März. Die Feſtſetzung der kathol. Kultusumlagen durch den kathol. Fabrikrath auf 17% im ſüblichen, 320% im nördlichen, 40% in Frieſenheim und 25% in Mundenheim iſt durch den Stadtrath heute beſtätigt worden.— Wie dem Stadt⸗ rath bekannt gegeben wurde, iſt die Uebernahme des 2½ Millionen⸗ Anlehens durch die Filiale der Dresdner Bank in Mannheim zum Kurſe von M. 99.71 erfolgt.— Die Ludwigsſtraße vom Marktplatz bis Brückenaufgang und Rheinſtraße wird für die Folge durch elektriſche Bogenlampen beleuchtet.— Von der Regierung wurde die SEinführung der gewerblichen Fortbildungsſchule für die Knaben der konfeſſionell gemiſchten Volksſchule Ludwigshafens beſtätigt, nicht agaber für die Konfeſſionsſchulen der Stadttheile Frieſenheim und Mundenheim. Der Stadtrath beſchloß nun, bei der Regierung auch um die Einführung der Fortbildungsſchule in den beiden Vororten nachzuſuchen, da man dort eben ſo bildungsbedürftig ſei, als in der eigentlichen Stadt. Chealer, Kunſt und(Oiſſenſchaft. Hoftheater. In der geſtrigen Vorſtellung des„Mikado“, welche ſich wiederum eines ſehr ſtarken Beſuches zu erfreuen hatte, ſang Frl. Lina Ziegler vom Stadttheater in Mainz für die erkrankte, Frl. Fladwitzer die Rolle der„Vum⸗Num“. Die junge Dame, eine hübſche Erſcheinung, verſteht ſich ſehr gewandt auf der Bühne zu bewegen und verfügt über vorzügliche Stimmmittel. Sie wußte ihrer Aufgabe nach jeder Seite hin gerecht zu werden und hatte ſich auch am Schluſſe der Operette lebhaftem Beifall zu er⸗ ſreuen. Die übrige Beſetzung der Operetle war die bekannte, von uns bereits beſprochene. Die Aufführung verlief unter Leitung des Herrn Kapellmeiſters Langer auf das Beſte. pf. Coneert Heppes. Unter großer Betheiligung ſeitens ſeiner Gönner und Freunde fand geſtern im Caſinoſaale das Concert des jugendlichen Künſtlers Peter Heppes ſtatt. Es iſt für Publikum und Kritik immer ein beſonders glücklicher Tag, wenn man unter Denen, die im Laufe einer Saiſon zum erſten Male ihre künſtleriſchen Kräfte erproben, einem wirklichen Talent be⸗ gegnet. Und ein großes Talent beſitzt Herr Aber nicht das Talent allein macht den Künſtler; raſtloſe Energie und eiſerner Fleiß gehören dazu. Auch in dieſer Beziehung gab Herr Heppes zu erkennen, daß ein Künſtler in ihm ſteckt. Wer das Wieniawsky'ſche JD⸗Moll Concert mit ſo virtuoſer Technik, mich ſolch“ temperamentvoller Vortragsart wiederzugeben ver⸗ ſteht, der berechtigt zu den ſchönſten Hoffnungen. Mit gleich guter Auffaſſung bot Herr Heppes Bource und Gavotte von Bach; ein tiefes muſtkaliſches Empfinden und eine ſtarke Perſönlichkeit ſprach aus dem Vortrag der kleineren Compoſitionen, hauptſäch⸗ lich der zwei ungariſchen Tänze von Brahms, für Violine und Klavier bearbeitet von Joachim. Wir ſehen der Weiterentwick⸗ lung des jungen Künſtlers jedenfalls mit hohem Intereſſe ent⸗ gegen. Auch Herr Zſcherneck aus Leipzig, noch jung an Jahren, hat ſich als ernſt zu nehmender Künſtler eingeführt. Sprach aus dem Vortrag des Bach'ſchen Klavier⸗Concertes noch manchmal ungebändigte jugendliche Wildheit, ſo ſpielte er eine Henſelt'ſche Berceuſe mit prächtigem Geſangston und die Taran⸗ telle von Liszt mit erſtaunlicher Technik und Kraft des Ausdrucks. Wir werden uns freuen, die beiden jugendlichen Künſtler, denen ſich eine ſchöne Zukunft eröffnet, ſofern ſie ihre Erfolge als An⸗ ſporn zu raſtloſem Vorwärtsſtreben und ſteter Vervollkommnung betrachten, unter den ſtets wiederkehrenden Gäſten unſerer Con⸗ cert⸗Saiſon begrüßen zu können. Ein Fräulein Kewitſch, Concertſängerin aus Freiburg, ſang eine Maszkowsky'ſche Com⸗ poſition„Thränen“,„Ingeborgs Klage“ von Max Bruch und Lieder von Robert Franz und Brahms. Ganz hübſche, aber kleine Stimme und leidliche Schulung; dagegen fehlt ihrem Vor⸗ trag die innere Wärme und Empfindung. Am Klavier zeigte ſich Herr Zſcherneck auch als trefflicher Begleiter. Reudanos„Couſuelo“,. Aus Stuttgart wird unterm 27. ds. Mts. telegraphirt: Die auch von der Mannheimer Bühne zur Aufführung angenommene Oper Rendano's„Conſuelo“ erzielte bei ihrer heutigen Uraufführung am hieſigen Hoftheater einen großen Achtungserfolg. Die Aufführung war in allen Theilen vor⸗ züglich. Darſteller und Komponiſt wurden mehrmakls gerufen. Kleine Mittheilungen. Laut weiteren Berichten über die Südpolarexpedition der„Discovery“ erreichte der Führer derſelben, Scott, in einer äußerſt beſchwerlichen Schlittenfahrt 82 98 5 17 Minuten, nicht 50 Grad 17 Minuten, wie erſt gemeldet wurde. Deueſte Hachrichten und Telegramme. Orivat-Telegramme des„General-Hnzeigers“, e. Eſſen, 28. März. Krupp baut hier eine große Zünder⸗ fabrik mit einem Koſtenaufwand von über 1 Million. *Berlin, 27. März. Die Kommiſſion des Reichs⸗ tags für das Krankenkaſſengeſetz nahm heute die zweite Leſung der Novelle vor. Die Beſchlüſſe erſter Lefung wurden im Allgemeinen aufrecht erhalten und die Anträge der Sozialdemokraten auf Einbeziehung der Handlungsgehilfen, Heimarbeiter und ländlichen Arbeiter in den Verſicherungszwang und auf Erhöhung der Wöchnerinnen⸗Unterſtützung abgelehnt. Paris, 28. März. Der„Lokalanz.“ meldet aus Paris: Der Prozeß wegen der Ermor dung des deutſchen Arztes Orden⸗ ſtein findet heute ſtatt. Melila, 28. März. Zwei amerikaniſche Schützenkompagnien griffen 200 Aufſtändige an und ſchlugen ſie völlig. Die Amerikaner hatten 3 Todte und 11 Verwundete, die Aufſtändiſchen hatten 15 Todte. *London, 27. März. Das Reuter'ſche Bureau meldet aus Loko in Nordnigerien vom 23. d..: Die britiſchen Mit⸗ glieder der engliſch⸗deutſchen Jola⸗Tſchadſee⸗ Grenzkommiſſion trafen unter Führung des Oberſten Jackſon am 10. d. M. aus Lokotſcha in einheimiſchen Booten in Ibi am Benuefluß ein. Da der Waſſerſtand des Benuefluſſes ungewöhnlich niedrig war, beabſichtigten die Kommiſſare, ſich am 15. d. M. auf dem Landwege nach Jola zu begeben. *Chriſtiania, 27. März. In der heutigen Sitzung des Storthing erklärte der Staatsrath für die Finanzen und Zölle, Sunde, auf eine Anfrage, wann der Maximalzoll⸗ tarif eingeführt werden könnte, der hinſichtlich etwaiger be⸗ ſonderer Abkommen mit Deutſchland und Rußland Intereſſe hätte, daß eine ſolche Maximaltarifvorlage bereits aus⸗ gearbeitet ſei und gegenwärtig dem Departement des Innern vor⸗ liege. Er hoffe, daß es möglich ſein werde, die Vorlage noch in der jetzigen Seſſion des Storthing einzubringen. *Waſhington, 27. März. Seitens der Regierung wird bekannt gegeben, da die Mitglieder des Senats dem Ge⸗ danken der Recip rocität, wie er in den dem Senate vorgelegten Verträgen ausgedrückt iſt, feindlich gegenüberſtänden, ſei ſie entſchloſſen, nicht auf der Annahme des Prinzips zu beſtehen. Die abgelehnten Verträge, unter denen ſich auch der Vertrag mit Frankreich befindet, werden dem Senat im Dezember von Neuem unterbreitet werden. Präſident Rooſevelt wolle, ſo heißt es, ver⸗ hindern, daß man daran gehe, über neue Verträge zu verhandeln. Der Unfall der Kaiſerin, * Berlin, 27. März. Der Kaiſer, die Kaiſerin und Prinz Adalbert unternahmen heute einen Spazierritt nach dem Grunewald. Auf dem Wege vom Kaiſer Wilhelm⸗Thurm auf dem Karlsberg nach Jagdſchloß Grunewald erlitt die Kai⸗ ſerin, wie bereits kurz gemeldet, durch Fall einen einfachen Bruchdes linken Vorderarmes. Die Kaiſerin begab ſich in einem ſofort herbeigeholten Wagen nach dem Jagdſchloß, wo die herbeigerufenen Aerzte Generalſtabsarzt Dr. v. Leuthold, Generalarzt Dr. Lincker und Oberſtabsarzt Dr. Ilberg alsbald der Kaiſerin einen Verband anlegten. Der Kaiſer kehrte zu Pferde, die Kaiſerin zu Wagen nach dem Schloß zurück. Das nden nach gut. Seidenhaus Richard R F 2, 1 Flanken F 2, I. Heppes zweifellos. 5 ——— letzung in etwa 10 Tagen geheilt ſein wird und keinerlei Funktionsſtörungen zurücklaſſe. Das Befinden der Kaiſerin war am Abend den Umſtänden nach durchaus be⸗ friedigen d. Der Bruch des Vorderarmknochens befindet ſich direkt oberhalb des Handgelenkes. einfache ohne jede Komplikation. Die Kaiſerin ſuchte ſich, als ſie aus dem Sattel glitt, mit dem linken Arm auf dem Boden aufzuſtützen, wobei der Arm einknickte und der leichte Bruch des Vorderarmes eintrat. Berlin, 28. März Dem„Lokal⸗Anz.“ zufolge erhielt die Kaiſerin an der Unfallſtelle vom Gefolge unter Anord⸗ nungen des Kaiſers einen Nothverband und wurde ſo⸗ dann in einem vom Jagdſchloß Grunewald herbeigeholten Wa⸗ gen dorthin verbracht, wo Oberſtabsarzt Dr. Ilberg und die Generalärzte Dr. v. Leuthold und Dr. Lincken erſchienen. Nach Anlegung des ärztlichen Verbandes ritt der Kaiſer nach Ber⸗ lin, während die Kaiſerin zu Wagen folgte und am ſpäten Nachmittag im Schloß eintraf. Zahlreiche Fürſtlichkeiten er⸗ ſchienen im Schloſſe, um Erkundigungen einzuziehen. * Berlin, 28. März. Die Morgenblätter verbreiten die Meldung, daß das Pferd der Kaiſerin über eine Wurzel ſtolperte, andere, daß es vor einem über den Weg ſpringenden Reh ſcheute.— Die Frabtur ſei eine 8 ** 55 Berliner Drahtbericht. ):(Berlin, 28. März. Die„B..“ weiß zu berichten, Reichskanzler Graf Bülow werde auf ſeiner Rückreiſe am 4. April mit den Miniſtern Prinetti und Goluchowski eine Zuſammenkunft haben.— Agram: Geſtern Abend wiederholten ſich die Studentenunruhen von Neuem. Nachmittags zog die Menge nach dem Bahnhof, wo ſie die Auf⸗ ſchriftstafeln abriß und zerbrach. Da die Polizei der Menge nicht Herr werden konnte, mußten zwei Bataillone Infanterje die Hauptpunkte der Stadt beſetzen. Abends fanden Zuſammen⸗ ſtöße mit Militär ſtatt, wobei es auf beiden Seiten Ver⸗ letzte gab.— New⸗York: Nach einer Meldung iſt ein Deutſcher Namens Metzger, Konſularagent in Carupano durch einen unglücklichen Zufall ums Leben gekommen. Nach einer zweiten Meldung ſoll es ſich um den deutſchen Kon⸗ ſu! in Carupano handeln.— Rom: Der ruſſiſche Antrag auf Auslieferung des Studenten Golz ſoll hier eingetroffen ſein.— Paris: Auf Wunſch des Sohnes des Generals Mace⸗ donald ſoll die Leiche des Generas in Schottland beigeſetzi werden. Wafferſtandsnachrichten vom Monat März. Pegelſtationen Datum: vom Rhein: 23.24. 25. 26. 27. 23.Bemerkungen Tonſtannz J42,80 2,80 2,80 Waldshut 1I931,92 1,971,931,962,01 Hüningen ,50 1,54 1,53,55 1,59 Abds. 6 Uhr Kehhll 11,97 1,98 1,961,98 1,97 ,98 N. 6 Uhr Lauterburg 63,.7 3,30 3298,32 3,31 Abds. 6 Uhr Maxan 33,27 3,19 3,203,20 3,20 8,20 2 Uhr Germersheim 3,05 2,98 2,913,00.-P. 12 Uhr Maunheim 2,76 2,69 2,66 2,65 2,66 2,64 Morg. 7 Uhr Mainz ,580,540,52 0,47 0,47.-P. 12 Uhr Bingen ,39 137 1,35 1,29J,29 1n Kaub 51 8 5 1,57 1,53 1,50 1,45„43„46 2 Uhr 80 Koblenz.901,86 1,82,76 1,73 10 Uhr Köln. 1,701,691,621,55 1,50 2 Uhr Nuhrort 1,13 1,15 1,101,01 0,94 6 Uhr vom Neckar: Mannheim 22,78 2,73 2,70 2,68 2,70 2,66 V. 7 Uhr Heilbroun 16,64 0,60 0,59 0,59 0,55 0,55 V. 7 Uhr rde emeeeee, Verantwortlich für Politik: Chefredakteur Wr. Paul Harmus, für Lokales und Provinzielles: Ernſt Müller, für Feuilleton und Volkswirthſchaft: Georg Chriſtmaun, für den Inſeratentheil: Karl Apfel. Druck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei G. m...: Director Speer. Eine alte Bekannte Häuſer und hilft noch vor den Feiertagen tüchtig beim Hausputz und Reinmachen; ſie heißt Luhns Salmiak⸗Terpentin⸗Kernſeife. Wer dieſe flinke Mitarbeiterin kennen gelernt hat, läßt ſie ſich immer wieder holen. Beſſere, ſparſamere Abwaſchlauge und mildere, wie die von Luhns Salm.⸗Terp.⸗Kernſeife bereitete, gibt es nicht; deshalb auch kann man heute„Luhns“ in allen beſſeren Geſchäften Haben. Wo etwa noch nicht, ſchreibe man direkt an Luhns Seifenfabrik in Barmen, dann wird Ihnen ſofort die nächſte Verkaufsſtelle mitge⸗ theilt. packten Nachahmungen ſei hiermit dringend gewarnt.— Luhns Setfe wurde ausgezeichnet mit der Staats⸗Medaille und der Goldenen Medaille der Düſſeldorfer Ausſtellung 1902. 11869 kommt auch in dieſem Früh⸗ —+re ihre Verdauung wird geregelt wenn Sie nach jeder Mahlzeit ein Gläschen Dr. W. Knechf's Magenbitter „SANTIS“ zu sich nehmen. Grosse Flasche M..50. Proheflasche M..—. Ueberall erhältlich. 2 S. 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Zur Fortſetzung der Budget⸗ bekatgungen im Bürgerausſchuſſe wird Terinin auf Saimſtag, 23. März 1903, Nachmittags 3 Uhr aubergunit, wozu die Herren Mitglieder ergebenſt eingeladen werden. 29500/174 Mannheim, 27. März 1908. Der i Geck. Jechnikerſtelte. Bei diesſeitigem Amte iſt alsvaldeine Technikerſtelle neu zu beſetzen. Refleetanten wollen ihre Bewerbungen mit Angabe der bisherigen Thätigkeit, kurzem Lebenslauf, beglaubigt, Zeug⸗ nißabſchriſten ſowie Gehalts⸗ anſprüchen bis längſtens 15. April d. Is. einreichen. Mannheim, 28. März 1908. Städtiſches Tiefbauamt: Eifſenlohr. 28500/% Zwangs⸗Jerfteigerung. Montag, 30. März ds. Is., Nachmittags 2 uhr, werde ich im Pfandlokal Q 4, 5 im Vollſtreckungswege: Igoldene Damenuhr mit Kette, dca, 10 Pfd. Honig, 7 Flaſchen Magenbitter, 1 Glas Confekt, Federrolle, 1 Nähmaſchine, 1 Slehpult, 80 Flaſchen Liqleur, 1 Copirpreſſe, ſowie aller Art Möbel gegen Baarzahlung öſſent⸗ ich verſteigern. 5419 Maunheim, 28. März 1905. Futterer, ichtsvollzieher. Ger fanbe⸗ Jerſegerung, Montag, den 30. März 190g, NMachmittags 2 Uhr eekde ſch im Pfaudlokale Q 4,5 jegelt baare Zahlung im Voll⸗ kreckungswege öſſeuklich verſtei⸗ zeut: 541 Möbel aller Art, 2 Nähma⸗ chiuen und Verſchiedenes. Mänuherm, 28. März 1908. Mannheim, 28. März. Ausserordentſich bequem u. goch h ung. E 1, 1 Planken G · ockeleg. schnürend. Speelal-Fagons für die moderne Neuheit General⸗Anzeiger. 2 SII Korsettenhaus Stein-Denningef HHoflieferamnt reeiin, Mannheim In ZWiekel-Fagons gearbeltet, von E 1, 1 Elegan 7 1 Städtiſche Feſthalle. Die Einführung von Einlaßkarten betr. Nr. 10 4331. Der Stadtrath hat beſchloſſen, daß jede Perſon, welche die ſtädtiſche Feſthalle zum Zwecke des Beſuches einer darin ſtattfindenden Ver⸗ anſtaltung betritt, ohne Rückſicht darauf, ob für dieſe Veranſtaltung ſelbſt Eintrittsgeld erhoben wird oder nicht, eine Einlaßgebühr von 10 Pfg. zu ent⸗ richten hat. Die Zahlung dieſer Gebühr geſchieht durch Löſung von Einlaßkarten, welche an der Feſthallekaſſe, den im Kaſſenveſtibül und im Reſtaurant der Feſthalle aufgeſtellten Automaten und in ver⸗ ſchiedenen, als Verkaufsſtellen jeweils beſonders zur hältlich ſind. „Die Einlaßkarte berechtigt nur zum einmaligen Eintritt und wird an den Eingängen zum Haußt⸗ veſſibül abgenommen. Für Mitwirkende bei Veranſtaltungen gelten beſondere Beſtimmungen, welche den Veranſtaltern bei der Ueberlaſſung der Räume jeweils bekannt gegeben werden. An Wiederverkäufer werden die Enlaß⸗ karten bei Abnahme von mindeſtens 100 Stück mit einem Rabatt von 5 /% von der Stadtkaſſe gegen Baarzahlung abgegeben. Wir erſuchen etwaige Wiederverkäufer zwecks Veröffentlichung der Verkaufsſtellen um gefällige Mittheilung ihrer Adreſſen. Mannheim, den 23. März 1902. Bürgermeiſteramt: Martin. 29500/178 Ruprecht. 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