Abonnement: Tegliche Ausgabe: 70 Pfennig monatlich. Bringerlohn 20 Pfg. monatli durch dee dez. inel. Poſt⸗ aufſchtag M..42 pro Quartal. Einzel⸗Nummer 5 Pfg. Nur Sonuntags⸗Ausgabe: Gadiſche Vollszeitung.) Unabhängige Tageszeitung. Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. 5 Rat) Telegramm Adreſſod „Journal Maunheim In der Poſtliſte eingelcagen unter Nr. 3021. 20 Pfennig monatlich, 8 8 85 2 us Perg ob. durg he feſ. E 6, 2. Gcleſeuſte und verbreitelſte ZJeitung in Mannheim und Umgebung. E 6, 2. 1 841 In ſerate: Schluß der Inſeraden⸗Aunahme für das Mittagsblatt Morgens 9 Uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 Uhr.„Redaktion: Nr. 377 Tasegcnge düſear 7 25 5—2. Far unverlaungte Manuſkripte wird keinerlei Gewähr geleiſtet.„ Erpedition: Nr. 218 Die Reklame⸗Zeile 60„„ Filiale: Nr. 815 ee Montag, 16. Juni 1003. Mittagblatt) Cug und Trug hat die Sozialdemokratie im Laufe des Wahlkampfs reichlich, Uberreichlich verbreitet. Den Gipfel der Skrupelloſigkeit erklimmt ſie aber in dem Flugblatt, das den Wählern mit dem Wahlzettel hübſch in verſchloſſenem Kouvert ins Haus geſandt wird. Da ſtellt ſie ſich mit einer Unverfrorenheit als die Retterin der Handelsvertragspolitik hin, die ſie in ihrer Preſſe denn doch noch nicht zur Schau zu tragen gewagt hat. Neun Zehntel des Flugblattes ſind dem Schimpfen auf Centrum und Nationalliberale gewidmet und dann heißt es ganz am Schluß: Die Reichstagsfraktion, die Landesverſammlung der badiſchen Sozfaldemokratie und tauſende von ſozialdemokratiſchen Zeitungs⸗ Urtikeln beweiſen, daß die Sozialdemokratie im Intereſſe der deut⸗ ſchen Volkswirthſchaft und der deutſchen Arbeiter prinzipiell rückhaltlos langfriſtigen Handelsverträgen zu⸗ ſtimmt. Hat nicht die Sozialdemokratie Monate hindurch unter großen Opfern durch eine Rieſenagitation das Volk aufgerüttelt, weil durch Die nationalliberale Zollpolitik die Handelsvertrüge gefährdet wur⸗ den? Iſt es nicht kindiſch, einfach zu ignoriren, daß in den unver⸗ geßlichen Dezemberkämpfen um den Zolltarif die Sozialdemokraten immer und immer wieder zu Gunſten der Handelsvberträge das Wort ergriffen? Allerdings behalten ſich die Sozialdemokraten das Recht vor, zu prüfen, ob die vorzulegenden Verträge auch den Namen Handelsverträge verdienen. Die ſozialdemokratiſchen Abgeordneten werden verſuchen, zu retten, was zu retten iſt, ſie werden dafür ein⸗ ſtreten, daß die ſinnlos hohen Zölle des Tarifs nicht in die Handels⸗ derträge aufgenommen werden, während der nationalliberale Kan⸗ didat Reiß die Regierung förmlich auffordert, agrariſch mißgeſtaltete Handelsverträge vorzulegen, indem er ſchon im voraus, ohne den In⸗ halt der Verträge zu kennen und zu prüfen, ſeine Zuſtimmung zu den Handelsverträgen erklärt, mögen dieſelben ausfehen, wie ſie wollen. Ein derartiges kraft⸗ und ſaftloſes Verhalten iſt echt knationalliberal! Dieſe berüchtigte Politik der„mittleren Linie“ bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als den Verzicht der Volks⸗ vertretung auf eigene Meinung, es bedeutet die Kapitulation des Meichstags vor der abſoluten Reichsregierung, während es dringend mothwendig wäre, das Anſehen des Reichstages zu ſtärken. Das Volt braucht Abgeordnete, die auch gegenüber den ſelbſtherrlichen Neigungen der höchſten Stellen ein Manneswort wagen. Das Volk braucht vor allen Dingen Abgeordnete, die nicht für eigenſüchtige Intereſſen ihrer Partei das Wohl der Geſammt⸗ heit leichtfertig aufs Spiel ſetzen. Das Volk braucht vor allen Dingen Abgeordnete, dieihmnichtsverſzrechen, was ſie nicht halten können. Wie darf die Sozialdemo⸗ kratie es wagen, den Wählern der großen Handelsſtadt vorzu⸗ ſchwindeln, Herr Dreesbach werde im Falle ſeiner Wahl rückhaltlos für langfriſtige Handelsverträge eintreten? Herr Dreesbach gehört doch auch mit zur ozialdemokratiſchen Reichs⸗ Der Jakir. Von Nicol Meyra. 8 Einzig autoriſirte Ueberſetzung aus dem Franzöſiſchen von Bertha Fried. MNachdruck verboten.] 8⁰0(Fortſetzung.) Er begab ſich nach dem Stall der Zebus. Aber bevor er dort eintrat, ſtreckte er den Arm in der Richtung der Gebäude des Bunga⸗ low aus, wo ſeine Feinde ſchliefen, die ſo unerwartet ſeinen Weg durchkreuzt hatten. Mit gerunzelter Stirne und verzerrten Geſichtszügen ſtand er da. Seinen Lippen entrangen ſich geheimnißvolle Worte, die Forme! einer ſchrecklichen Verwünſchung, die im Stande war, auf die Köpfe Derjenigen, denen ſie galt, die ganze grimmige Wuth der gfächer⸗ Gottheiten herabzubeſchwören! Biertes Kapitel. Pinſonnet findet nicht den, den er ſucht, dagegen eine, die er nicht ſuchte. Das negative Reſultat der Unterredung Mr. Tockſon's mit dem Kitmudgar bewirkte, daß Deborah und Pinſonnet für den Augen⸗ blick wenigſtens außer Sorge waren. Die beiden jungen Leute kehrten miteinander in den Bungalow zurück. Pinſonnet hätte wohl vorgezogen, das Geſpräch mit ſeiner Couſine fortzuſetzen, allein dieſe gab ihm unzweideutig zu verſtehen, daß ſie allein zu bleiben wünſche. Und ſie zog ſich in ihr Zimmer zurück; vorher ſetzte ſie jedoch eine Zuſammenkunft für die Stunde des Soupers, das heißt für ſieben Uhr Abends feſt, vorausgeſetzt, daß ſich vorher nichts Neues, Beunruhigendes ereignen würde. Die Stunde der Sieſta war indeſſen verſtrichen. Die Zugänge zum Bungalow begannen ſich wieder zu beleben. Maleriſche Spazier⸗ gänger unter den Arkaden und das bunte Gewimmel unter dem Schuppen boten Pinſonnets Augen ein intereſſantes, farbenreiches wählen! Bſlß pose Aerhaupf auf den neuen Ankzmmling dieſe fremde, wun⸗ tagsfraktion, und die hat— wie der„Vorwärts“ ſelbſt gegenüber den Verdunkelungsverſuchen der Vollmar und Singer noch am 4. Juni glaubte feſtſtellen zu müſſen— einſtimmig den Wahlaufruf gutgeheißen, der die Abgeordneten verpflichtet, Han⸗ delsverträge, die auf Grund des neuen Zolltarifs abgeſchloſſen werden, auf das Entſchiedenſte zu bekämpfen. Herr Dreesbach muß alſo Handelsverträge, Fiſe er im Uebrigen nochgarnicht kennt, ablehnen, nur weil ſie die geſetzmäßigen Minimalzölle enthalten. Herr Dreesbach weiß, daß er das muß. Und doch beſinnt ſich die Sozialdemokratie keinen Augenblick, ihn der Wählerſchaft einer an Handels⸗ verträgen auf das Lebhafteſte intereſſirten Stadt als den Retter der Vertragspolitik anzupreiſen! Sie muß dieſen Wählern in der That ein kurzes Gedächtniß zutrauen, wenn ſie glaubt, dieſe hätten ſchon vergeſſen, wie prahleriſch die Sozialdemokratie einſt verſprach, dafür ſorgen zu wollen, daß der Zolltarif nicht Geſetz werde. Nun, der Zolltarif iſt Geſetz geworden. Es beweiſt nur, wie niedrig die Sozialbemokratie die Intelligenz ihrer Anhänger einſchätzt, wenn ſie ihnen jetzt ſchon wieder ſolch' einen Wechſel auf die Zukunft ausftellt, den ſie nicht wird einlöſen können. Auch die Nationalliberalen be⸗ halten ſich, wie andere Parteien, vor, die neuen Verträge zu prüfen. Aber ſie müſſen es allerdings als unverantwort⸗ lich und gewiſſenlos ablehnen, daß dieſe noch gar nicht bekannten Verträge auf das Entſchiedenſtebekämpft werdenſollen, nur weil ſie ſich auf den Boden deſſen ſtellen werden, was im Deutſchen Reiche Rechtens iſt. Was die Sozialdemokratie von Handelsverträgen erzählt, iſt eitel Komödie. Sie ſpielt dieſe Komödie nur, weil ſie gemerkt hat, welch ſchlechten Eindruck ihre Kampfparole gegen die Handelsverträge auf die Wähler machte. Nach der Wahl wird ſie ſogleich wieder ihr wahres Geſicht zeigen. Da wird ſie zeigen, worauf es ihr eigentlich ankommt. Den Sturm auf eine ſtetige Vertragspolitik, auf die parlamentariſche Ord⸗ nung und auf das Recht des deutſchen Volkes, ſich ſeine Geſetze ſelbſt zu geben, ſtatt ſie ſich jetzt ſchon von der Sozialdemo⸗ kratie vorſchreiben zu laſſen— dieſen Anſturm, der bei den Obſtruktionskämpfen um den Zolltarif von den bürgerlichen Parteien glänzend und gründlich abgeſchlagen wurde, gedenkt die Sozialdemokratie bei Berathung der Handelsverträge zu er⸗ neuern. Das iſtihr wahres Geſicht. Und darum— wir haben es ſchon einmal geſagt und wiederholen es nochmals — iſt jeder bürgerliche Kandidat beſſer als Herr Dreesbach. Wähler von Mannheim, wahrt die Lebensinter⸗ eſſen eurer Vaterſtadt, wählt, wen ihr wollt, nur keinen Sozialdemokraten, denn ihr würdet einen Todfeind der ſtetigen Fortſetzung unſerer ſo ſegensreichen Politik der Handelsverträge derbare Welt, dieſes Indien, das er in fliegender Haſt durchquerte, ohne genügend Zeit zu finden, Land und Leute näher kennen zu lernen, einen ungeahnten Reiz ausübte. Er wurde in ſeinen Betrachtungen durch Miß Deborah unter⸗ brochen, die plötzlich mit bleichem, verſtörtem Antlitz vor ihm auf⸗ tauchte. „Endlich finde ich Dich“, ſagte das junge Mädchen, indem es ſich ihm näherte.„Ich bedarf Deiner ſo nothwendig.“ „Was iſt denn geſchehen?“ „Mein Vater „Was denn? Dein Vater? Was iſt ihm widerfahren? Sprich!“ „Er iſt verſchwunden!“ Pinſonnet war mit einem Sprunge im Bungalow, und ſeine Coufine folgte ihm dahin nach. Das Verſchwinden des Doktors war eine ſehr ernſte Sache. Und der junge Mann warf ſich ſchon im Geheimen eine Fahrläſſigkeit vor, weil er ſich einige Augenblicke lang ſeinen Träumen hingegeben hatte. In kurzen, abgebrochenen Worten erzählte ihm Deborah, daß ſie behufs Rückſprache mit dem Doktor, denſelben in ſeinem Zimmer aufgeſucht und das Zimmer leer gefunden hätte. Sie hatte dann vergebens ihren Vater unter den Arkaden und unter dem Schuppen geſucht. Sie ließ ſogar beim Kitmudgar anfragen, von dem ſie Auf⸗ klärung erwartete. Der Kitmudgar war aber gleichfalls nicht zu finden. Pinſonnet's erſte Sorge, nachdem er den Bungalow betreten hatte, war, raſch ſein eigenes Zimmer aufzuſuchen. Ein Gefühl der Erleichterung beſchlich ihn, als er die Lacktruhe, in ihren Ueberzug von grober, grauer Leinwand gehüllt, noch immer an ihrem Platze fand. „Das iſt eine Beruhigung“, ſagte er zu ſeiner Couſine.„Wenn der Doktor auf die Entdeckung ſeiner Nirwaniſten ausgegangen wäre, ſo hätte er unbedingt die Truhe mi 7 Dann begann er gemeinſam mit Deborah, Mr. Tockſon an allen Ecken und Enden au ſuchen, ihn zu rufen, aber vergebens durch⸗ Ueber die Haudelsvertragspolitik der Regierung läßt ſich der„Hamb. Korr.“ aus Berlin ſchreiben: Wir möchten darauf hinweiſen, daß die Vorbereitungen zu den Vertrags⸗Verhand⸗ lungen hier in Berlin nicht einen Augenblick ſtocken. Vor einigen Wochen wurde die Anweſenheit des deutſchen General⸗ konſuls in Zürich, Herrn v. Eckardt, in Berlin mit dieſen Verhand⸗ lungen in Verbindung gebracht. Wir glauben gut unterrichtet zu ſein, daß es damals zu einer„inneren“ Verſtändigung gekommen iſt, was man von der Schweiz fordern und was man ihr gewähren wolle. Wenn mit Rußland und der Schweiz zuerſt über die neuen Verträge verhandelt wird, ſo geſchieht das, weil dieſe beiden Staaten ebenſo wie Deutſchland mit ihren neuen Zolltarifen fertig ſind, was weder für Oeſterveich⸗Ungarn noch für Italien zur Zeit gilt. Im Uebrigen kann nur wiederholt werden, daß die deutſche Reichsregierung keineswegs, bei aller Würdigung der Schtierigkeiten und Hinderniſſe, die Erwartung aufgibt, die handels⸗ politiſche Kampagne zu einem glücklichen Ende zu führen. Man hält durchaus an der Zuverſicht feſt, für Deutſch⸗ lands Wirthſchaftsleben brauchbare, nützliche, langfriſtige Handels⸗ verträge zu Stande zu bringen, die unter Verbeſſerung der Lage der Landwvirthſchaft der Induſtrie und dem Handel die Bewegungs⸗ freiheit und Sicherheit gewähren, ohne die Deutſchland nicht mehr ſeinen Aufgaben gerecht werden kann. Sollte der neue Reichstag wider Erwarten durch ein Zuſammen⸗ wirken der Sozialdemokraten und der Land⸗ bündler eine Mehrheit wider ſolche Handels⸗ verträge cufbringen, ſo würde die Regierung kleinen Augenblick zögern, die Konſequenzen zu giehen und mit dieſer Wahlparole an das Volk zu appelliren. Nationalliberale Wähler⸗ Verſammlung in Mannheim. Impoſant und glänzend war die am Samſtag Abend im Saalbauſaale abgehaltene nationalliberale Wählerverſammlung. Aeußerſt zahlreich hatten ſich die Mitglieder unſerer Partei, ſo⸗ wie die ſonſtigen Freunde der Kandidatur Reiß eingefunden. Der große Saalbauſaal war bis auf den letzten Platz beſetzt, Biele mußten ſtehen und viele Andere kehrten, da ſie weder einen Sitz⸗ noch einen Stehplatz finden konnten, an der Saalthüre wieder um. Der friſche, freudige Zug, der durch unſere Reihen während der ganzen Wahlbewegung geht, der mit der national⸗ liberalen Vertrauensmännerverſammlung im Ballhauſe einſetzte und ſich in faſt allen Landverſammlungen in der erfreulichſten Weiſe durch zahlreiches Herbeiſtrömen der Wählerſchaft doku⸗ mentirte, iſt auch in der großen Saalbauverſammlung zum Aus⸗ druck gekommen. Die Erinnerung an die glänzenden Zeiten, die die nationalliberale Partei in unſerer Stadt in früheren Jahren zu verzeichnen hatte, tauchten wieder auf bei dem Anblick der ſtatt⸗ lichen 1500—2000 Köpfe zählenden SaalbauverſammlungNeuer Muth neue Spannkraft und erhöhte Siege uber. beſeelten die forſchten ſie die Mederlaſſung, vergebens riefen ſie auch nach dem Meſtizen, der nach wie vor verſchwunden blieb. Ebenſo fruchtlos war das Verhör der Diener; niemand hatte Mr. Tockſon geſehen. War er am Ende doch noch abgereiſt? Nein, unmöglich, denn ſein ganzes Gepäck war ja in der Her⸗ berge zurückgeblieben. Nichts in ſeinem Zimmer ſchien von ſeinem Platze gerückt. Sein Helm aus Kork, ſeine Handſchuhe und ſein Stock lagen auf einem Seſſel. Plötzlich bemerkte⸗Pinſonnet, als er vielleicht zum ztwanzigſten⸗ mal des Doktors Zimmer betrat, auf dem Tiſche einen Gegenſtand, den er noch nicht bemerkt hatte. Es war ein Couvert. Er ergriff es rirſch und ſah nach der Adreſſe; ſie trug den Namen von Miß Deborah Tockſon. Er reichte das Coubert ſeiner Couſine hin, die es mit fieberhafter Haſt öffnete, und am ganzen Körper zitternd, daraus einen Brief hervorgog, den ſie mit lauter Stimme zu leſen begann. Theure Deborah! „Dieſer Brief überbringt Dir das Lebewohl Deines Vaters Gleich beim erſten Satze mußte ſich das heftig bewegte junge Mädchen auf einen Rohrſeſſel niederlaſſen, den Pinſonnet ihr hinzu⸗ ſchieben ſich beeilte. Die Buchſtaben verſchwammen vor ihren Augen. Es wär ihr unmöglich, die Lektüre fortzuſetzen, und ſie mußte das Blatt ihrem Coufin reichen, damit er es an ihrer Stelle vorleſe. „Es iſt mir ſehr peinlich“, fuhr Mr. Tockſon in ſeinem Briefe fort,„daß ich genöthigt bin, mich von Dir zu trennen, ohne Dich vorher aus Herz zu drücken. Aber ich habe ſowohl Dir wie mir die Aufregung und den Kummer des Abſchiedes erſparen wollen. Ver⸗ zeih mir, meine liebe Tochter, die Haſt meiner Abreiſe. Auch Pin⸗ mir bei meinem Unternehmen Schtwierigkeiten zu bereiten. Sorge, die er trug, die Lacktruhe nur nicht herausgeben zu müſſen, hat mir hinlänglich ſeine Abſicht enthüllt. Er möge ſich beruhigen die Truhe wird ihm keineswegs entführt werden. Eigentlich iſt nicht unumgänglich zur Verwirklichung meines Proßektes nothwendig 177 918 4 willigkeit und Hingebung der Genoſſen kein leichter ſein! 2 Sette. Weneramsenzeiger: Parteifreunde und alle bürgerlichen Elemente. Noch iſt die Stadt Mannheim nicht für immer der rothen Internationale ausgelie⸗ fert, noch iſt ihre Bürgerſchaft in der weitaus überwiegenden Mehrheit vaterländiſch und reichstreu geſinnt, noch vertraut ſie mehr den Segnungen einer ruhigen, ſtetig fortſchreitenden, frei⸗ heitlichen Weiterentwicklung, als den Utopien der Sozialdemo⸗ kratie, von denen kein Menſch weiß, wie ſie in Wirklichkeit aus⸗ ſehen werden und deren Inkrafttreten, wenn dies überhaupt möglich iſt, den Anbruch einer Zeit unſäglichen Elends und einer Periode des tiefſten Verfalles unſerer Nation bilden würde. Mögen dieſer frohe Kampfesmuth und dieſe opferfreudige Be⸗ geiſterung für die vaterländiſche Sache auch noch diejenigen bürgerlichen Elemente erfaſſen, die jetzt noch ſtill und theilnahms⸗ los abſeits ſtehen, im Innern aber gute Deutſche ſind, die das Wohlergehen u. die glückliche Weiterentwicklung ihres Vaterlandes auf das Innigſte erhoffen. Gehen dieſe Männer am morgigen Tage und am Stichwahltage an die Urne, dann gehört der Sieg der nationalen, die Inſchrift Carl Reiß tragenden Fahne. Und daß dieſe Männer ſich aus ihrer Lethargie aufraffen, dafür bietet der impoſante Verlauf der Samſtagsverſammlung die beſten Ausſichten, eröffnet die freudigſten Hoffnungen. Gegen ½9 Uhr eröffnete in Verhinderung des erſten Vor⸗ ſißenden des hieſigen nationalliberalen Vereins, des Herrn Ernſt Baſſermann, der am gleichen Abend in der Karlsruher Feſthalle eine pompöſe Verſammlung abhielt, der zweite Vorſitzende, Herr Kaufmann Hermann Glaſer die Verſammlung mit folgender Anſprache: Hochverehrte Verſammlung! Werthe Parteifreunde! Werthe Gäſte! Ich habe die Ehre, Namens des Vorſtandes des National⸗ liberalen Vereins Sie hier willkommen zu heißen und Ihnen für Ihr zahlreiches Erſcheinen zu danken. Die heutige Verſammlung hat den Zweck, den Kandidaten der nationalliberalen Partei, Herrn Kommerzienrath Generalkonſul Karl Reiß die erwiziſehte Gelegen⸗ heit zu geben, ſich ſeinen Wählern vorzuſtellen und vor Ihnen ſeine politiſchen Anſichten und Prinzipien zu erörtern. M. H. Der Vor⸗ ſtand unſeres Vereins iſt bei der Aufſtellung dieſer Kandidatur von der Meinung ausgegangen, daß es ſeine Aufgabe ſei, einem Wahl⸗ kreiſe von der Größe und Wichtigkeit und Gigenart wie der Wahl⸗ kreis Mannheim—WeinheimSchtetzingen einen Mann als Kan⸗ didaten vorzuſchlagen, der alle die Eigenſchaften und Vorzüge beſitzt, die ein Mann, der die vielgeſtaltigen Intereſſen dieſes Wahlkreiſes vertreten ſoll, beſitzen muß. Einen Mann alſo, der— das iſt ſelbſt⸗ perſtändlich— treu zu Kaiſer und Reich ſteht, ſich nicht als Vertreter einſeitiger Klaſſenintereſſen anſieht, ſondern einen Mann, der ge⸗ willt iſt, in dem Widerſtreit der Intereſſen, welche unſer politiſches und wirthſchaftliches Leben bewegen, in einem Widerſtreit, der ja auch in unſerem Wahlkreiſe vorhanden iſt, einen billigen Ausgleich zu finden, einen Mann, der geſonnen iſt, nach Möglichkeit die In⸗ tereſſen aller Berufsſtände zu vertreten und zu fördern, ohne dem Wohle des großen Ganzen zu nahe zu treten. Wir waren beſtrebt, einen Mann zu finden, der gewillt iſt, keine der vorhandenen Er⸗ rungenſchaften unſeres Volkes preiszugeben, ſondern der den feſten Willen hat, an der weiteren vernünftigen fortſchrittlichen Ausge⸗ ſtaltung unſeres Verkehrs, namentlich auch auf dem Gebiete der Sozialreform mitzuwirken, und endlich einen Mann, der ſich ſo großen Anſehens in allen Kreiſen der Bevölkerung erfreut, daß man erwarten darf, daß in dem Kampfe, der ſich hier in unſerem Wahl⸗ kreiſe vorausſichtlich zwiſchen Sozialdemokraten und Nakiongl⸗ liberalismus vollziehen wird, die bürgerlichen Wähler, einerlei welcher Partef ſie angehören, unſerem Kandidaten vor dem Kandi⸗ daten der Sozialdemokratie den Vorzug geben. M. H. Es hat wirklich nicht geringe Mühe gekoſtet, die Zuſtimmung des Herrn Karl Reiß zu dieſer Kandidatur zu erlangen. Wir haben ja non ihm vor kurzer Zeit gehört, damals als es ſich im Ballhauſe um die Proklamirung ſeiner Kandidatur handelte, welche große Ueber⸗ windung, wieviel ſchlafloſe Nächte es ihm gekoſtet hat,„Ja“ zu agen. 15 Meine Herren! Es hat des eindringlichſten Zuredens aller ſeiner näheren Freunde nicht nur, ſondern auch weiterer Kreiſe be⸗ durft, es hat bedurft der Ueberzeugung, daß auch hervorragende Ver⸗ treter anderer Parteien die Kandidatur Reiß als eine überaus Alückliche bezeichneten. Es iſt ſehr anerkennenswerth, daß Herr Generalkonſul Reiß die ſchweren Bedenken, deren Berechtigung man anerkennen muß, bei Seite geſetzt hat, und dem Rufe der Pflicht gefolgt iſt.(Bravo.) Mit einer ſo wichtigen Kandidatur, einer Kandibatur, die auch der Soztaldemokratie ſchwer im Magen liegt— ein Beweis dafür finde ich in der hochgradigen Thätigkeit, die gerade die Sozialdemo⸗ kratie diesmal in unſerem Wahlkreiſe entfaltet— mit einer ſo wichtigen Kandidatur, die man nicht mit einigen wohlfeilen Scherzen, wie dies die Preſſe der Sozialdemokratie zu thun ſich den Anſchein gibt, abthun kann, mit einer ſolchen Kandidatur dürfen wir mit großem Vertrauen der Entſcheidung entgegenſehen.(Bravo.) Der Kampf wird ja angeſichts der Stärke der Sozialdemokratie in unſerem Wahlkreiſe, angeſichts der ſtrammen Organiſationen und Dfsziplin, über welche dieſe Partei verfligt und angeſichts her m. H. Wenn wir alle unſere Schuldigkeit thun, wenn es uns gelingt, den größten Feind der bürgerlichen Parteien, nämlich die Partei der Parteiloſen zu überwinden, Diefenigen aufzurütteln, die da ſagent„Auf meine Stimme kommt es nicht an“, und von der Wahl⸗ Arne fern bleiben— es waren derer bei der letzten Reichstagswahl nicht weniger als 9000— wenn es uns gelingt, dieſen Herren be⸗ greiflich zu machen, daß ihre ureigenſten Intereſſen auf dem Spiele ſtehen; m. H. dann glaube ich, dürfen wir uns der Hoffnung hingeben, daß es den Bemühungen der bürgerlichen Parteien gelingen wird, die rothe Fahne, welche jetzt über dem Wahlkreiſe Mannheim⸗ Weinheim⸗Schtvetzingen weht, herunterzuholen, und durch die Fahne der bürgerlichen Parteien zu erſetzen.(Bravo.) Ich ertheile hiermit unſerem Kandidaten, Herr Generalkonſul Karl Reiß das Wort: Herr Generalkonſul Karl Reiß, von lang anhaltendem, ſtürmiſchem Beifall empfangen, führte aus: Meine Herren! Empfangen Sie meinen aufrichtigen und herzlichen Dank für den freundlichen Empfang, den Sie mir ſoeben bereitet haben. Auch iſt es mir ein wahres Herzensbedürf⸗ niß, Ihnen öffentlich dafür zu danken, daß Sie mir die Kandi⸗ datur zu der höchſten Ehrenſtelle eines deutſchen Bürgers, der Mitgliedſchaft des deutſchen Reichstages, angeboten haben. Ich habe nicht gegeizt nach dieſer Ehre, ich habe mich nicht beworben um dieſes Mandat, ſondern geglaubt, daß Sie einen geeigneteren und wohl auch jüngeren Mann als mich finden könnten. Ich habe mich aber ſchließlich zur Annahme der Kandidatur bereitrerklärt —————..... „Zur Vollführung meiner Aufgabe genügt der Paphrus, der mich belehrt, und den ich bei mir trage.“ „Alter Narr!“ murmelte Pinſonnet zwiſchen den Zähnen. Und er fuhr mit der Lektüre fort: N „Ich gehe alſo allein auf die Entdeckung des Heiligthums von Gondapour aus. Meine letzte Unterredung mit dem Patron der Herberge hat in mir die Ueberzeugung wachgerufen, daß ſich zahlloſe Hinderniſſe vor mir aufthürmen würden, falls ich in meiner abend⸗ ländiſchen Kleidung bis zum Tempel vorzudringen trachtete. Ich habe deshalb im Bagzar dieſer Stadt ein vollkommenes Eingeborenen⸗ koſtüm gekauft und es ſogleich angelegt. In dieſer Verkleidung will ich den Verſuch wagen, meinen Namen unſterblich aachen.“ HTortleuung folgt.) Marnheim, 18. Junk⸗ in dem Augenblicke, wo ich mir geſagt habe, daß die Pflicht ruft, daß es Pflicht jeden deutſchen Mannes iſt, in dem bevorſtehen⸗ den ſchweren Wahlkampfe in die Breſche zu ſpringen, um dem Vaterlande zu dienen.(Bravo.) Aus dieſem einzigen Grunde habe ich die Kandidatur angenommen. Ich bin mir wohl be⸗ wußt der Schwierigkeiten, die gerade des Vertreters des 11. badi⸗ ſchen Reichstagswahlkreiſes harren, denn er hat zu vertreten auf der einen Seite die Intereſſen der großen Handels⸗ und Induſtrie⸗ Metropole, und auf der anderen Seite weite ländliche Bezirke, Intereſſen, die ſich vielfach widerſtreiten. Trotzdem glaube ich, daß die Intereſſengegenſätze, die bei der letzten Wahl eine ſo hervorragende Rolle geſpielt haben, jetzt etwas ausgeglichen ſind, nachdem die Zolltariffrage in ein feſtes Geleiſe gekommen iſt. Es wird nach meiner Anſicht eine der erſten und wichtigſten Auf⸗ gahen des neuen Reichstages ſein, auf Grund die ſes Zolltarifgeſetzes möglichſt langfriſtige, für InduſtrieundLandwirthſchaftgünſtige Han⸗ delsverträgeabzuſchließen. Wie überall im Leben, ſo wird man es auch da nicht allen Parteien recht machen können. Es wird immer Kaufleute, es wird immer Induſtrielle, es wird auch immer Landwirthe geben, die mit den Handelsverträgen, wie ſie auch abgeſchloſſen werden mögen, nicht zufrieden ſein wer⸗ den. Man wird deshalb abwägen müſſen nach allen Seiten, um einen möglichſt befriedigenden Ausgleich zu ſchaffen. Bei einigem guten Willen dürfte das gelingen. Auf die Langfriſtigkeit der Handelsverträge lege ich den größten Werth, damit wieder Ruhe und Sicherheit in Induſtrie und Handel Platz greifen können. Die Unſicherheit iſt einer der ſchädlichſten Faktoren im wirth⸗ ſchaftlichen Leben. Wenn auch die abzuſchließenden Verträge vorausſichtlich nicht alle Wünſche der deutſchen Induſtrie erfüllen werden, ſo iſt dieſe doch glücklicherweiſe ſtark genug, ſich mit den gegebenen Thatſachen abzufinden und auf der neuen Grundlage ihre Thätigkeit weiter fortzuführen und auszubreiten.(Bravo.) Die ſozi ale Geſetzgebung wird vorausſichtlich auch im neuen Riſchstage eine hervorragende Rolle ſpielen. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu berſichern, daß ich immer bereit ſein werde, die Hand zu bieten, wenn es gilt, das Loos der Schwachen und Bedrängten zu verbeſſern. Ich habe es immer für die Pflicht eines jeden Einzelnen angeſahen, ſo weit es ihm ſeine Mittel ge⸗ ſtatten, einzutreten für die Verbeſſerung des Looſes der vom Glück weniger Begünſtigten.(Bravo,) Ich glaube, daß der Staat als ſolcher die gleiche Pflicht hat, und daß er die Sozial⸗ geſetzgebung, die ſchon jetzt ein Muſter iſt für alle Stagten Europas, ja der ganzen Welt, weiter ausbauen muß. Aller⸗ dings darf man an dieſe Thätigkeit des Staates keine über⸗ triebenen Erwartungen knüpfen, denn Alles hat ſeine Grenzen, auch die Wohlthätigkeit, die mit den zur Verfügung ſtehenden Mitteln rechnen muß. Für eine beſſere Fürſorge für die alten Veteranen, die des Vaterlandes Einheit und Größe erſtritten haben, werde ich gerne mitwirken. Mein Standpunkt zu den nationalen Fragen iſt bekannt. Ich bin ein durch und durch monarchtiſch geſinnter Mann. Ich werde eintreten für den weiteren Ausbau der Armee, ſo weit er nothwendig iſt gegenüber den Rüſtungen unſerer Nach⸗ barn. Da dieſe Nachbarn ſehr ſtark gerüſtet haben und fort⸗ während rüſten, müſſen wir mit ihnen gleichen Schritt halten, denn leider hat Deutſchland mehr Feinde als Freunde auf der Welt. Aber man wird in der Bewilligung neuer Forderungen vorſichtig ſein müſſen, man wird genau zu prüfen haben, was un⸗ bedingt nothwendig iſt und ſich mit den finanziellen Kräften unſeres Volkes verträgt. Aber dieſes Nothwendige muß auch geſchehen, denn unſere ſtarke Rüſtung iſt das einzige Mittel, uns den Frieden aufrecht zu erhalten. Ohne Frieden gedeiht jedoch kein Handel, gedeihen keine Induſtrie und kein Gewerbe, gedeiht auch keine Landwirthſchaft.(Bravo.) Ein Tag Franzoſen oder Ruſſen in unſeren Grenzländern wird mehr Geld koſten als zehn Jahre ſchwere Militärlaſten. Wir müſſen erhalten, was unter ſchweren Kämpfen und Opfern exrungen worden iſt. Unſer verehrter Großherzog hat anläßlich der in Karlsruhe ſtattgefundenen Verſammlung der deutſchen Kolonialgeſellſchaft ausgeführt: Im Jahre 1870 ſeien wir eine euroßäiſche Macht geworden, die Aufgabe der jetzigen Generation ſei es dagegen, Deutſchlands Stellung weiter zu verſtärken und ſie zu einer Weltmacht zu geſtalten. Unſer verehrter Landesfürſt hat auch in dieſem Punkte vollſtändig Recht. Wie zur Frage der Armee ſtelle ich mich auch zu den For⸗ derungen der Marine. Ich bin für den weiteren Ausbau der Marine innerhalb der Grenzen der finanziellen Leiſtungsfähig⸗ keit des deutſchen Volkes. Ich habe wiederholt Gelegenheit ge⸗ habt, ſowohl die deutſche Handels⸗ wie die deutſche Kriegs⸗ und habe alle Meere der Welt durchſchifft. Im Jahre 1867 nach Beendigung des preußiſch⸗öſterreichiſchen Krieges und Gründung des norddeutſchen Bundes kam ich auf einem franzöſiſchen Dampfer nach Gihraltar. Dort lag ein kleines Schiff mit der Flagge ſchwarz⸗weiß⸗roth. Weder der franzöſiſche Kapitän, noch ein anderer Fremder kannte dieſe Flagge und wußte, wem ſie gehörte. Im Jahre 1881 fuhr ich erſtmals nach Amerika auf einem Dampfer der Hamburg⸗Amerika⸗Linie. Damals brauchte man noch 18 Tage zur Fahrt, das galt für eine kurze Zeit. Als ich dann zurückfuhr, war das Wetter ſchlecht. Da ſagten alle Engländer, aber auch alle Deutſchen in Amerika, jetzt müſſe man mit einem engliſchen Dampfer fahren, denn mit einem deutſchen Dampfer fahre man im Winter nicht über das Weltmeer. Im Jahre 1888 fuhr ich heraus nach Indien. Da lag die Sache ſchon ganz erheblich anders. Die ſchönen, großen deutſchen Dampfer des Norddeutſchen Lloyd und der Hamburg⸗Amerika⸗Linie waren gepfropft voll von engliſchen, holländiſchen und franzöſtſchen Offizieren, die die Fahrt nach ihren Kolonien auf den deutſchen Dampfern zurücklegten, weil dieſe die beſten waren, die es in der damaligen Zeit gab. Im Jahre 1893 fuhr ich auf der Rückreiſe von New⸗Vork mit dem deutſchen Dampfer„Auguſta Viktoria“. Als wir an die Küſte von Neufundland kamen, war das Wetter ſchlecht, und der Kapitän theilte uns mit, daß eine Reihe von Eisbergen ſichtbar ſeien. Fortwährend tönte das Nebel⸗ horn, der Nebel wurde immer dicker, die Kälte immer größer, wir waren mitten in den Eisbergen. Ich ſtand wie alle Paſſagiere an dem Rand des Schiffes. Neben mir ſtand ein alter Ameri⸗ kaner, der, wie er mir vorher erzählt hatte, die Reiſe über den Ozean wohl 50 Mal gemacht. Auf meine Frage erwiderte er: „Never mind, we are on board of a german ship“, das macht nichts, wir ſind an Bord eines deutſchen Schiffes. Damals habe ich mir gelobt, mit zu arbeiten, ſo viel mir dies in meinem beſcheidenen Wirkungskreis möglich iſt, an dem weiteren Ausbau der deutſchen Handelsmarine. Damals habe ich mir gelobt mit⸗ zuwirken an dem Ausbau der Kriegsmarine, da nur durch dieſe der überſeeiſche deutſche Handel geſchützt werden kann, damit auch für dieſe einſt der Zeitpunkt kommen möge, daß wir inmitten von Eisberaen. in Nebel und Sturm rubiag ſaagen können: Das marine kennen zu lernen. Ich bin viel gereiſt in meinem Leben thut nichts, wir ſind an Bord eines deutſchen Schiffes, wir ſind an Bord der Germania, wir haben eine deutſche Mannſchaft, 2 Offiziere, einen deutſchen Kapitän.(Stürmiſcher Bei⸗ rall. Was die Kolonfalpolitik anbelangt, ſo bin ich ſür deren weiteren Ausbau. Ich kenne eine ganze Reihe von unſeren Kolonien ſowohl in Südweſtafrika, als in Oſtafrika und Kame⸗ run. Wenn wir auch bis jetzt an dieſen Kolonien noch keine große Freude erlebt haben, ſo habe ich aber doch die Ueberzeugung ge⸗ wonnen, daß die deutſchen Kolonien im Laufe der Zeit für Deutſchland einen unendlichen Werth bilden werden. Auch die engliſchen, holländiſchen und däniſchen Kolonien haben Jahr⸗ hunderte gebraucht, bis ſie ihre heutige Entwicklung erreicht haben. Jedes Ding will ſeine Zeit haben, am Meiſten gilt dies bei den Kolonien. Wenn aber in den jetzigen Bahnen fortgefahren wird, und die Unterſtützung des deutſchen Kapitals ſich den Kolonien noch weiter zuwendet, ſo werden wir nach und nach Freude an unſeren Kolonien erwerben, wir werden dann Kolonien haben, in die ſpäter auch die überſchüſſige deutſche Bevölkerung abfließen kann, ſo daß dieſe nicht mehr in fremde Länder zu gehen braucht, ſondern ſich die große deutſche Nation auf deutſchem Grund und Boden weiter ausdehnen kann. Das ſind keine Hypotheſen, die ich aufſtelle, ſondern das ſind Thatſachen. Hauptſächlich werden in Oſtafrika durch die Eiſenbahn, wenn dieſe einmal vom Reichs⸗ tag bewilligt worden iſt, in kurzer Zeit rieſige Länder erſchloſſen, die an Reichthum keinem anderen Lande der Welt nachſtehen. Auch Kalifornien war früher ein armes Land. Die Goldfelder, durch die es in die Höhe gekommen, ſind nicht mehr vorhanden, und trotzdem iſt es jetzt das reichſte Land der Welt, der Stolz von ganz Amerikg. In dieſer Weiſe, ſo hoffe ich ſicher, werden ſich einſt auch unſere Kolonien entwickeln. Von den einzelnen Parteien wird fortwährend geſprochen vom Weltfrieden und von der Einführung des Milizheeres. Meine Herren! Mit dem Weltfrieden iſt es nicht weit her. Vor wenigen Jahren hat eine Republik, der man es am Allerwenigſten zugetraut, Amerika, ſich aus reiner Habgier auf das arme Spa⸗ nien geworfen, lediglich um ſeine Inſeln zu erobern. Und die Tinte war noch nicht trocken von dem Friedenskongreß im Haag, als England über die Buren herfiel und dieſe bis auf ein Minf⸗ mum ausrottete. Das ſieht Alles nicht nach Weltfrieden aus. Wir müſſen deshalb ſtets auf unſerer Hut ſein, damit wir uns unſerer Haut wehren können. Was meine Stellung zu den einzelnen Con⸗ feſſionen anbelangt, ſo habe ich unter Anhängern faſt aller Religionsgemeinſchaften gelebt. Jahrelang in Frankreich, Eng⸗ land und Italien. Ich war bei den Buddhiſten und Feuer⸗ anbetern, ich habe überall gute und tüchtige, und weniger gute Menſchen, überall gute und würdige Prieſter und überall weniger gute und weniger würdige Prieſter getroffen. Ich achte und ehre jede Religion, jedes religiöſe Bekenntniß, aber ich bin dagegen, daß irgend eine Religionsgemeinſchaft einen dominirenden Ein⸗ fluß auf den Staat haben ſoll. Staat und Kirche können ruhig neben einander leben, aber der Staat muß ſtets das Ruder in der Hand haben und an erſter Stelle ſtehen. Das Wohl des Staates iſt das höchſte Geſetz.(Lebhaftes Bravo.) Ich bin unbedingt dafür, daß die Lehrfreiheit in ihrem vollen Umfange gewahrt bleibt, daß die Schule frei bleibt von jedem anderen Einfluß. Für eine Lex Heinze, wie für eine Be⸗ ſchränkung der Kunſt und Wiſſenſchaft werden Sie mich nie bereit finden. Was meine Stellung zu der ſoztaldemokra⸗ tiſchen Partei anbelangt, ſo achte und ehre ich wie jedes religiöſe Bekenntniß, ſo auch jede politiſche Meinung. Der ein⸗ fachſte Mann und einfachſte Arbeiter, wenn er ein guter Bürger iſt und ſeine Pflicht thut, achte ich perſönlich ſo gut wie die Höchſten im Stgate. Wenn ſich aber eine Maſſe von Menſchen zuſammenſchließt, um eine Klaſſenpartei zu bilden, die den Um⸗ ſturz der Monarchie, der Geſellſchaft und unſerer ſo heiß er⸗ rungenen Nationalität anſtrebt, ſo bin ich deren entſchiedener Gegner und werde ſie entſchieden bekämpfen. Eine Vermehrung des Einfluſſes der Sozialdemokratie, eine Vermehrung der Man⸗ date dieſer Partei, würde nach meiner Anſicht der Reaktion die Wege ebnen, da über kurz oder lang der Moment eintreten müßte, wo man mit einem ſolchen Reichstag nicht mehr regieren kann. Meine Herren! Ich bin ein Gegner eines jeden imperativen Mandats und würde ein ſolches nicht annehmen. Ich halte ein ſolches imperatives Mandat für mit der Würde des Reichstages nicht vereinbar.(Bravo.) Ich bin ein nationalliberaler Mann, und Sie dürfen die Ueberzeugung haben, daß ich die Anſchau⸗ ungen und Geſinnungen der nationalliberalen Partei in allen Fragen vertreten werde. Aber fllr die Entſcheidung in den einzel⸗ nen Fragen müſſen Sie mir freie Hand laſſen, denn wenn man ſelbſt mit am grünen Tiſch ſitzt, ſehen ſich die Dinge oft anders an als wie man ſie von Außen beurkheilt. Die Verhältniſſe liegen oft anders als wie es nach Außen den Anſchein hat. Sollte uns das Wahlglück lächeln, ſo werde ich nach Berlin gehen als ein guter Bürger dieſer Stadt, als ein guter Badenſer, als ein guter Deutſcher, als ein treu monarchiſch geſinnter Mann, der alle vorkomenden Fragen nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen erwägen, und der ſeine Entſcheidungen und A immungen ſtets ſo abgeben wird, wie er es vor ſich und ſeinem Gewiſſen verant⸗ worten kann.(Lebhafter Beifall.) Sollte uns aber das Wahl⸗ glück nicht lächeln, ſo wollen wir uns nicht verderben laſſen die Freude an der Arbeit für das Wohl unſeres Landes und unſerer Stadt. Unſere Deviſe ſoll ſtets ſein:„Treu zu Kaiſer und Reich, zu Fürſt und Vaterland!“(Stürmiſcher Beifall.) Der nächſte Redner war Herr Rechtsanwalt Dr. Alt, der, gleichfalls von lebhaftem Beifall empfangen, folgende Ausfüh⸗ rungen machte: Verehrte Anweſende! Werthe Parteigenoſſen! Die diesjährigen Reichstagswahlen vollziehen ſich unter einem Eindruck ſo prägnant, wie ihn wohl niemals früher eine ſogenannte Wahlparole geben konnte, nämlich unter dem Eindruck der Vorgänge im letzten Reichs⸗ tage im Dezember des verfloſſenen Jahres. Wie Sie ſich Alle erinnern, hat damals auf den Antrag v. Kardorff's die Reichstags⸗ majorität es für nothwendig befunden, unter Aenderung der bis⸗ herigen Geſchäftsordnung ſich gegen die Obſtruktion, die die ſozial⸗ demokratiſche Minderheit üben wollte, zu wehren und ein Hausrecht herbeizuführen, welches es ermöglichte, den Zolltarif unter Dach und Fach zu bringen, den man zur Vorbereitung künftiger Handels⸗ berträge für eine Nothwendigkeit anerkennen mußte. M. H. Jene Maßregel hat herbe Kritik erfahren müſſen von derſenigen Seite, die unmittelbar durch ſie betroffen war. Nichts meine Herren iſt unberechtigter, als das. Es iſt nicht wahr, daß hier eine„Vergewaltigung“ einer Minorität durch die Majforität vorliegt, oder daß ein Rechtsbruch vorgekommen ſei, ſondern es war eine Nothwendigkeit, eine für das öffentliche Wohl gebotene Nothwehr und Abwehr, die die Majorität anwenden mußte, um zu einem Ziele au gelangen. Es iſt keine Fraae, und niemals war es eine — 2 .enoeeed.-d. —. fördern und welche es möglich machen können, aus der gegenwärtigen ünnherm, 18. Jum. 8— Wenda e Frage, daß der deutſche Reichstag ſich ſelbſt ſeine Geſchäftsordnung geben dürfe. Noch niemals hat auch irgend ein Rechtsgelehrter oder Rechtsungelehrter daran gezweifelt, daß man die künftigen Verhältniſſe durch geſetzliche Anordnungen oder durch Vorſchriften rogeln dürfe. Und hier war es nothwendig geworden, einen Terrorismus zu brechen, wie er unerhörter von einer Minori⸗ tät niemals ausgeübt worden iſt. Deshalb glaube ich, Sie werden es mit mir billigen, wenn unſer verehrter Mitbürger, Herr Reichs⸗ tagsabgeordneter Ernſt Baſſermann dieſe Majorität hat bilden helfen. Ich habe neulich, vor zwei Tagen in dem hieſigen Organ der deut⸗ ſchen Volkspartei und der deutſch⸗freiſinnigen Partei, in der„Neuen Badiſchen Landeszeitung“, den Wahlaufruf geleſen für Herrn Oskar Muſer. Es iſt auch dort Klage geführt darüber, daß ein Bruch der Geſchäftsordnung geſchehen ſei, und daß derſelbe Mann, der geſagt habe, der verfloſſene Reichstag ſei reaktionär bis auf die Knochen, nämlich Herr Ernſt Baſſermann, mitgeholfen habe, dieſen Bruch der Geſchäftsordnung herbeizuführen. Derſelbe Wahlaufruf für Herrn Muſer ſpricht aber nachher im gleichen Sinne, wie wir es thun müſſen, von der ſozialdemokratiſchen Partei. Da muß man ſich fragen, meine Herren, wie es möglich iſt, daß eine ſolche Stellung eingenommen werden kann. Eine ſolche Stellungnahme iſt doktrinärer als Alles, denn die Methode, einem den Pelz zu waſchen ohne ihn naß zu machen, iſt wirklich noch nicht erfunden worden. Es iſt klar, daß diesmal die Wahlen unter dem Eindruck jener Ereigniſſe ſtehen. Die Sozialdemokraten hoffen auf 110 Sitze im neuen Reichstage. Wenn dies geſchieht, meine Herren, und wenn nach dem Satze, daß wo viel iſt immer noch mehr hinkommt, die Sozial⸗ demokratie weiter wächſt, dann iſt die Sache der bürgerlichen Parteien auf abſehbare Zeit unrettbar verloren und mit ihr die bürgerliche Freiheit. Denn ein ſolches einſeitige Vorwiegen der Vertreter einer Klaſſenherrſchaft muß über kurz oder lang herbeiführen entweder eine Reaktion oder eine Revolution. Was war aber der Anlaß für die Sozialdemokraten, ſich im Dezember ſo zu verhalten? Formell natürlich das Mißlingen ihres Obſtruktionsverſuches; materiell war es die Vorlage des Zolltarifes ſelbſt, um die es ſich handelte und zwar ſpeziell deshalb, weil dieſer eine Erhöhung des Zolles auf Landesprodukte bringen ſollte. Es iſt das ſchöne Wort„Brodwucher“ erfunden worden, um Die⸗ jenigen zu kennzeichnen, welche für die Erhöhung dieſes Zolles als Grundlage künftiger Handelsverträge geſtimmt haben, auf eine Er⸗ höhung von 3/ 50 3 auf rund 5„ 50 J. Auf den Kopf der Bevölkerung beträgt dieſe Erhöhung für ein ganzes Jahr/ 2,10, wenn ſie überhaupt in ihrem ganzen Umfange von dem Konſumenten getragen wird. Das aber iſt, wie Sie wiſſen, überhaupt noch nicht erwieſen, ſondern im Gegentheil: wenn Sie die Verhältniſſe in Be⸗ tracht ziehen, die nach der Aufhebung des Oktrois hier in Mann⸗ heim eingetreten ſind, ſo wird dies beſtritten werden müſſen. Denn Niemand hat davon gehört, daß das Brod deshalb um einen Pfennig billiger geworden wäre.(Beifall.) Wir haben eine Einnahme⸗ quelle für die Stadt Mannheim verloren, die von großer Bedeutung war. Wir haben ſie verloren, ohne daß irgend Jemand einen Vor⸗ theil davon gehabt hat. Wenn wir alſo dieſes Verhältniß umkehren, ſo finden wir, daß das Oktroi vorher das Brod auch nicht vertheuert haben kann, oder vom Konſumenten getragen wurde Mag dem aber ſein, wie ihm wolle, mag der Eingangszoll theilweiſe oder mitunter auch ganz von den Konſumenten getragen werden, ſo müſſen wir demſelben dennoch zuſtimmen, weil derſelbe unſerer Landwirth⸗ ſchaft zu Gute kommt. M. H. Warum iſt die Erhöhung des Zolles bewilligt worden? Zunächſt war es ein altes Verſprechen, was ſeitens der nationallibe⸗ ralen Vertreter eingelöſt worden iſt, daß die Landwirthſchaft in Zu⸗ kunft einen beſſeren Schutz genießen müſſe. Thatſache iſt, daß die Landwirbhſchaft ſeit einer Reihe von Jahren, wie man ſagt,„noth⸗ leidend“ geworden iſt. Sie hat eines für ſie nöthigen Schutzes entbehrt, ſie iſt infolgedeſſen zurückgegangen in ihren Einkünften. Wenn das auch weniger der Fall war hinſichtlich der Fleiſchproduktion, ſo iſt es doch ganz ſicher der Fall hinſichtlich aller Getreideproduktion im ganzen Lande. M. H. Im Hinblick aber ſpeziell auf ein anderes Gebiet iſt es nothwendig, daß einer Verelendung unſeres Bauern⸗ ſtandes vorgebeugt werde, und das iſt gerade im Hinblick auf einen anderen wichtigen Faktor, der auch für die Arbeiterſchaft im deutſchen Reiche das größte Intereſſe erwecken muß, das iſt gerade hinſichtlich der Induſtrie. Wir haben im deutſchen Reiche heute noch 20 Millionen oder 40 Prozent aller Einwohner, die ſich von den Ein⸗ künften der Landwirthſchaft nähren. Unſere Induſtrie exportirt etwa % ihrer Produkte ins Ausland, werden im Inland untergebracht. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß eine gewiſſe Kaufkraft des Inlandes die beſte Garantie bietet, daß die Exiſtenz unſerer Induſtrie erhalten bleibt. Der Staat und weite Arbeitskreiſe haben alſo das allergrößte Intereſſe daran, daß ein einigermaßen kaufkräftiger Bauernſtand auch im deutſchen Reiche erhalten bleibe, daß dieſe 40 Prozent des deutſchen Volkes nicht immer weiter herunterkommen, ſondern daß ſie einigermaßen gute Zuſtände haben. M. H. Dazu kommen die Ge⸗ ſichtspunkte, wenn man ſo ſagen will, der Billigkeit und des Gefühls dafür, daß man auch den Nebenmenſchen exiſtiren laſſen müſſe. Vor einigen Jahren, als von Seiten der Agrarier und der Regierung höhere Zölle verlangt wurden, haben Bebel, Liebknecht und andere Vertreter der ſozialdemokratiſchen Partei ſelbſt einen Gegenvorſchlag gemacht, um eine Verbilligung der Lebensmittel der Arbeiter mit dem ſelben, immerhin beſſeren Schutze der Landwirthſchaft zu vereinigen, den der neue Zolltarif vorſieht. M. H. Wenn jetzt die ſozialdemokratiſche Partei in leidenſchaft⸗ licher Weiſe es ablehnt, daß dieſe geringfügige Erhöhung genehmigt werde, ſo findet ſie ſich darin merkwürdiger Weiſe mit den extremſten Agrariern zuſammen, ſodaß wir es alſo erleben können, daß bei der künftigen Geſtaltung des Reichstages dieſe beiden extremen Parteien Hand in Hand gehen, um den Abſchluß von Handelsverträgen, der nur auf dem Boden des nunmehrigen Zolltarifs erfolgen kann, zu verhindern und illuſoriſch zu machen. M. H. Was wäre aber dann der Fall? Es iſt nicht an dem, daß dann Handelsverträge abgeſchloſſen werden, wie ſie Herr Drees⸗ bach und v. Vollmar wünſchen, ſondern die Sache wäre die, daß die Regierung dann auf den noch beſtehenden früheren autonomen Tarif greifen könnte und entweder ein Zoll von 5 M. oder ſogar von J Mark einträte— was natürlich die Arbeiterklaſſe mehr belaſtet—, ohne dagegen entſprechende Vortheile für die Induſtrie in neuen Han⸗ delsverträgen einzutauſchen. M. H. Die nationalliberale Partei ſteht auf dem Standpunkt, daß es bor Allem nothwendig iſt, gute und langfriſtige Handelsver⸗ träge für die Induſtrie zu erlangen. Es iſt klar, daß langfriſtige Handelsverträge erzielt werden müſſen, welche allein die Induſtrte Lage ſchlechter wirthſchaftlicher Zuſtände herauszukommen. Und wenn der Induſtrie wieder zur Blüthe verholfen wird, wenn es ihr möglich gemacht wird, nicht mehr auf Vorrath zu arbeiten, ſondern raſch und biel abzuſetzen und auf den Weltmarkt zu exportiren, wenn die Nach⸗ frage das Angebot ſteigert, dann müſſen nothwendig auch die Löhne der Arbeiter ſo rapid in die Höhe gehen, daß neben dieſen Mehrein⸗ giahmen der erhöhte Zoll auf Brodgetreide, auch wenn er mit 2 M. 10 im Jahre ganz von den Konſumenten getragen würde, eine völlig verſchwindende Rolle ſpielt.(Beifall.) M. H. Wie verhält ſich demgegenüber die Sozialdemokratie? Das Letztere wird ſie natürlich nicht gelten laſſen. Sie wird aber auch Richt irgend welche Billigkeit walten laſſen gegenüber der Landwirth⸗ ſchaft. Sie ſagt:„An der Landwirthſchaft iſt mir überhaupt nichts gelegen,“ wie der Theoretiker der Partei, Kautsky, ausdrücklich aus⸗ geſprochen hat. Und von Bebel ſind die Landwirthe auf dem Mün⸗ chener Parteitage in einer, gelinde geſagt, abſchreckenden Weiſe be⸗ oh dieſe 20 Millionen Deutſchen auch in Zukunft gute Abnehmer der Induſtrie bleiben oder nicht. M. H. Es liegt ihnen nach ihrem Wahl⸗ aufrufe von 1903 auch nichts daran, welche Konſequenzen eintreten, wenn ſie die Handelsverträge ablehnen. Sie müßten ſich doch felber ſagen, daß dann die Verhältniſſe nur immer ſchlimmer werden, auch für die Arbeiterſchaft. Unter dieſen Umſtänden iſt es wohl begreiflich, wenn kluge und ernſt zu nehmende Männer, wie der Vertreter der Sozialdemokratie im hieſigen VBezirke, Herr Dreesbach, oder wie Herr v. Vollmar, es in Abrede ſtellen, daß ſie gegen die Handelsverträge ſeien. M. H. Das iſt in Wahrheit eine Spiegelfechterei und auf Täuſchung der Maſſen abgeſehen, denn andere Handelsverträge, als auf Grund des nun einmal Geſetz gewordenen Zolltarifs werden nicht in Frage kommen, und dieſe eben hat die ſozialdemokratiſche Geſammtpartei abzulehnen ausdrücklich proklamirt. M. H. Wenn man dieſe Verhältniſſe bei Licht betrachtet, wenn man ſieht, wie die Sozialdemokratie die Arbeiterſchaft gewiſſenlos ſelbſt in's Fleiſch ſchneidet, wenn ſie den extremen Agrariern in die Hand arbeitet, wenn man ſieht, daß ſie die Bauernſchaft vollſtändig vernachläſſigt, wenn man ſieht, daß ſie ſeit über 1½ Jahrzehnten Alles konſequent abgelehnt hat, was zu einer Beſſerung der Lage der deutſchen Arbeiterſchaft vorgeſchlagen und was ganz beſonders unter Mitwirkung der nationalliberalen Partei zu Stande gekommen iſt: die Krankenverſicherung, die Invalidenverſicherung, die Unfall⸗ verſicherung, die Ausdehnung und Verbeſſerung all dieſer Einricht⸗ ungen, und wenn ſie noch kürzlich eine Wittwen⸗ und Waiſenver⸗ ſicherung abgelehnt hat, da kann es nicht zweifelhaft ſein, daß hier nicht Gründe gelten für das Wohl der Arbeiterſchaft, ſondern daß es einfach politiſche Intereſſen ſein müſſen, welche die Sozialdemokratie zu dieſer Haltung veranlaſſen. Und daß es poli⸗ tiſche Intereſſen ſind, das iſt aus dem gegenwärtigen ſozialdemo⸗ kratiſchen Wahlaufruf erſichtlich. Da heißt es nach wie vor, das Privateigenthum eines Jeden, der überhaupt noch etwas beſitzt, müſſe expropriirt werden zu Gunſten der Allgemeinheit, d. h. natürlich in erſter Reihe zu Gunſten der organiſirten Sozialdemokraten. Nach wie vor wird geſprochen von der„Arbeitspflicht jedes Einzelnen“, d. h. daß er Arbeit leiſten müſſe nicht nach ſeiner eigenen Wahl und Neigung, ſondern da wo man ihn hinſtellt. Wer dieſe Weiſung ertheilt, das ſind natürlich diejenigen, die auch im Zukunftsſtaate leitende Stellen einnehmen, und dieſe Stellen werden die Genoſſen wohl für ſich ausſuchen. Da iſt es mir immer noch lieber im deutſchen Reiche unter dem deutſchen Kaiſer und unter dem Groß⸗ herzog von Baden und unter den beſtehenden Zuſtänden weiter zu leben.(Brapo.) M. H. Man mag aber vielleicht dieſe Beſtrebungen der Sozialdemokratie noch nicht für ſo ernſthaft anſehen, obgleich ich glaube, daß man ſich darin täuſcht, nach alledem was Singer, Bebel, Kautsky u. a. Führer der Partei noch vor Kurzem überall verlautbart haben. Daß die Sozialdemokratie rapid im Wachſen begriffen iſt, ſo daß thatſächlich, wenn nicht jetzt, ſodoch in abſehbarer Zeit 110 Sozialdemokraben oder mehr in den deutſchen Reichstag einziehen können und daß infolgedeſſen bedrohliche Zuſtände in der Geſetz⸗ gebung des deutſchen Reiches eintreten würden, kann nicht in Ab⸗ rede geſtellt werden. Wenn man aber dieſe ganze Sache nicht ſo ernſt nimmt, dann bleibt immer noch alles Dasjenige übrig, wovon wir in den letzten Tagen am eigenen Leibe in ſo und ſo vielen Ver⸗ ſammlungen Proben erlebt haben. Ich will dieſe Zuſtände mit den Worten eines Andern ſchildern. Er ſagt:„Die Sozialdemokratie iſt es, die unſre ſtaatsbürgerliche Freiheit am gefährlichſten bedroht. Nur auf dem Papier geſteht ſie Andern Rechte und Freiheiten zu; in der Praxis ſcheut ſie ſich nicht, die Geltendmachung dieſer Rechte und Freiheiten in brutalſter Weiſe zu berhindern! Die Sozialdemokratie fordert Verſammlungsfreiheit. Gleich⸗ wohl ſtören alltäglich die„Genoſſen“ die Verſammlungen anderer Parteien durch wüſten Lärm, und ſuchen ſie durch Geſchrei und Ge⸗ ſchimpfe, bisweilen ſogar durch Gewaltthaten, unmöglich zu machen. Die Sozialdemokratie verlangt Preßfreiheit. Wagt es aber ein bürgerlicher Journaliſt, ſeine Ueberzeugung energiſch zu ver⸗ treten, dann hat er zu gewärtigen, daß ihm die ſozialiſtiſche Preſſe die niedrigſten Veweggründe unterſchiebt, daß ſie ihn in unfläthigſter Weiſe beſchimpft, verunglimpft und verleumdet! Die Sozialdemokratie fordert Freiheit in der Auswahl der Volksvertreter. Wo bleibt jedoch dieſe Freiheit für die bürgerlichen Parteien, wenn ihre Kandidaten mit Sicherheit zu erwarten haben, daß ſie zur Zielſcheibe der gehäſſigſten, ordinärſten ſozialdemokra⸗ tiſchen Angriffe gemacht werden?— Wenn ſelbſt die angeſehenſten Perſönlichkeiten nicht davor bewahrt bleiben, fortgeſetzt mit albernen Spitznamen belegt zu werden, dann iſt es wahrlich kein Wunder, daß ſich viele der edelſten, tüchtigſten und keuntnißreichſten Männer be⸗ harrlich weigern, durch Annahme einer Kandidatur ihren Namen und guten Ruf der ſozialdemokratiſchen Schmähſucht und Nieder⸗ tracht preiszugeben! Die Sozialdemokratie nimmt in den Parlamenten für ſich die zügelloſeſte Redefreiheit in Anſpruch. Aber ihre Gegner ſucht ſie— falls es ihr gefällt— ſolcher Redefretheit zu berauben. Man denle nur an den Obſtruktions⸗Unfug im Reichstag, der Wochen lang eine ſachliche Berathung des Zolltarifs unmöglich machte, und erinnere ſich, daß der ſozialdemokratiſche Führer Singer damals die unge⸗ heuerliche Anmaßung und Frivolität beſaß, einem Zentrumsabge⸗ ordneten zu drohen, man werde ihn überhaupt nicht mehr reden laſſen! Jeder denkende Staatsbürger muß ſich doch ſagen, daß von einer Partei, welche die Rechte und Freiheiten Anderer derart miß⸗ achtet, für das Volk nichts Erſprießliches, ſondern nur Haß, Zwie⸗ tracht und Unheil zu erwarten iſt. M.., nicht ich bin es, der das geſagt hat, ſondern das hat vor einigen Tagen in der Neuen Badiſchen Landeszeitung geſtanden, und es war geſchrieben zur Empfehlung der Kandidatur des Herrn Muſer!(Große Heiterkeit.) M. H. Wenn die Sozialdemokratie auf den Trümmern des deutſchen Reiches und der beſtehenden Geſellſchaftsordnung ihren Zukunftsſtaat aufrichten will, dann muß man ſagen, daß ſie wirklich den Aſt abſägt, auf dem ſie ſitzt. Der Aſt, auf dem ſie ſitzt und ſo hoch gediehen iſt, das iſt in Wahrheit vor allen Dingen das deutſche Reich. In England und Amerika ſind die Zuſtände hinſichtlich der Sozialdemokratie bei Weitem nicht ſo, wie wir ſie haben, obgleich dorb lange nicht ſoviel geſchehen iſt für das Wohl der Arbeiter, wie in Deutſchland. Die Nationalliberalen haben vor Allem an ihrem Theile dazu beigetragen, die großen Gegenſätze auszugleichen, und ſie müſſen ſich dafür fortwährend die gröblichſten Beſchimpfungen von ſozialdemokratiſcher Seite gefallen laſſen.„Die nationalliberale Partei iſt eine Partei der Kapitaliſten“ heißt es.„Sie ſind die Gouvernementalen, die ewigen Jaſager“. Es iſt kein Wort davon wahr. Ich weiſe Namens unſerer Partei alle die dieſe Vorwürfe mit Entrüſtung zurück. Für unſere Haltung haben wir nichts zu erwarten von den Kapitaliſten und erwarten wir nichts, von der Regierung haben wir dafür weder Orden zu erwarten, noch Ehren⸗ zeichen, daß wir eine gute Maßregel gutheißen, eine falſche aber bekämpfen. Unſere Partei hat ihr redlich Theil beigetragen zu der Wiederaufrichtung des deutſchen Reiches, ſie hat redlich dazu beige⸗ tragen, dieſes Reich zweckmäßig und unter thunlichſtem Ausgleich der verſchiedenen widerſtreitenden Intereſſen zu regieren, nicht um der Kapitaliſten Willen— das iſt ja die große Mehrzahl von uns wahrhaftig nicht!— ſondern aus innerer Ueber zeugung und aus Liebe zum Vaterlande.(Bravol) M. H. Wir ſind deshalb nicht der Anſicht, daß die Zuſtände nicht der Verbeſſerung fähig wären in vielen Punkten. Auch wir ſtreben beſſere, gerechtere und glücklichere Zuſtände an, aber auf dem Boden des gegenwärtig Möglichen und der ruhigen Entwickelung. Auch wir wiſſen, daß reiche Leute ihr Geld möglicherweiſe ohne eigenes Verdienſt nur Glücksumſtänden verdanken können. Auch wir ſind der Anſicht, daß dieſe Arten des Erwerbes nach Möglichkeit immer mehr beſchränkt werden ſollen, daß es andererſeits ermöglicht Handelt worden. Es liegt alſo der Sogialdemokratie nigts daran, bwerden ſollte, daß glückliche Verhältniſſe immer eür Menſchen als 85 bisher treffen. Auch wir ſind der Anſicht, daß ſolche Glücksgüter mehr der Menſchheit ausgetheilt werden ſollten. Aber wir ſind der Anſicht, daß ſich dies nicht verwirklichen läßt auf den Pfaden der Sozialdemokratie, die nur zu einemallgemeinen Ruin führen würden, ſondern auf demjenigen, der erprobt iſt ſeit wir eine Weltgeſchichte kennen: auf dem Boden der freien Per⸗ ſönlichkeit und ihres durch Geſetze geregelten Kampfes um's Daſein. Dieſer Kampf um's Daſein iſt die große Zuchtruthe der Menſchheit, die ſie zu immer höheren Leiſtungen treibt und ſchließlich mit dem Einzelnen auch wieder die Allgemeinheit emporhebt. Und„wie ſich Talent mit Glück verbindet, das fällt den Thoren niemals ein.“ Wir müſſen anerkennen, daß viele der Männer, die über ein großes Ver⸗ mögen verfügen können, dasſelbe ihrer Intelligenz und Thatkraft zu verdanken haben. M. H. Das ſind in Wahrheit die Generale der Induſtrie, Generale des Handels. Sie ſind mit Recht Diejenigen, die zu verfügen haben über die großen Mittel, die man haben muß, um an beſtimmten Punkten die ganze Kraft einzuſetzen, um zu einem großen Ziele zu kommen. Meine Herren! auch Diejenigen, die dafür eingetreten ſind, daß eine Fürſorge für den Mittelſtand in's Auge gefaßt worden iſt. Was ſagt die Sozialdemokratie dazu? Der Mittelſtand ſei unrettbar verloren und es ſei eine Dummheit, dieſe verlorene Sache noch einer Beachtung zu würdigen. Sie nenn das„Mittelſtandsretterei“. Es iſt gar keine Frage, daß der Mittel⸗ ſtand nicht im Widerſpruch mit großen nationalökonomiſchen Um⸗ wälzungen erhalten werden kann. Aber das iſt möglich, daß man dafür ſorgt, daß die Bäume nicht auf einmal in den Himmel wachſen und daß nicht z. B. eine Reihe von Exiſtenzen von heute auf morgen Wir ſind aber durch die Gründung großer Waarenhäuſer auf die Straße ge⸗ ſchleudert werden. Meine Herren! Es iſt ein Verdienſt der nationalliberalen Partei, daß ſie darauf ausgeht, dem beſtehenden Mittelſtand, ſoweit möglich, Rettung zu bringen. Hierher gehören die Bemühungen um einen beſſeren Schutz der Bauhandwerker, d. h. des Lohnes ihrer Arbeit, hierher gehört auch das Geſetz gegen den unlauteren Wettbewerb und die Bemühungen um ſeine Verbeſſerung. Dieſes anfangs viel angefochterne Geſetz wird heute allgemein als ein ſegensreiches anerkannt. Es iſt ſicher, daß die nationalliberale Partei mit aller Entſchiedenheit in den Kampf gegen das Ueber⸗ handnehmen der großen Waarenhäuſer eintreten wird, ſoweit dies auf dem Wege der Geſetzgebung überhaupt möglich iſt. Meine Herren! Für die bürgerliche Freiheit einzutreten, hatte die nationalliberale Partei mehrfach Gelegenheit. Die ſog. lex Heinze iſt ihrer Schärfe unter beſonderer Mitwirkung der national⸗ liberalen Partei entkleidet worden, da, wo ſie nachtheilig auf die Freiheit der Kunſt und Wiſſenſchaft gewirkt hätte. Speziell Herr Ernſt Baſſermann war es, der die ſogenannte Zuchthausvorlage im Reichstage zu Falle bringen half. Trotzdem ſchreien die Sozial⸗ demokraten fortwährend, daß wir die Koalitionsfreiheit und das Wahlrecht bedrohten. Nichts von alledem liegt im Sinne der nationalliberalen Partei. Wir aber müſſen als Diejenigen, die die bürgerliche Freiheit im Auge haben, wir müſſen ganz ſpeziell darauf achten, daß nicht durch ein Ueberſchäumen des ſozialdemokratiſchen Gedankens die Scharfmacher auf der anderen Seite Waſſer auf ihre Mühle bekommen. M. H. Das iſt das Verhältniß im Großen und Ganzen, welches die nationalliberale Partei gegenüber der Sozialdemokratie bei den Wahlen einnimmt. Vor Allem aber unterſcheidet uns von derſelben das nationale Gefühl. Der ſozialdemokratiſche Arbeiter, der lebt in dem Gedanken allgemeiner Menſchenfreund⸗ ſchaft, allgemeiner Verbrüderung und allgemeiner gleichheitlicher Völkerfreundſchaft. M. H. wir wiſſen, daß das eine Utopie iſt, eine Unmöglichkeft nach allen auf abſehbare Zeit beſtehenden Ver⸗ hältniſſen; daß, wenn es gelänge, auf den Trümmern des deutſchen Reiches den ſozialiſtiſchen Staat aufzurichten, dieſes ſeiner Wehr⸗ kraft entkleidete Reich binnen Kurzem von den es umgebenden eifer⸗ ſüchtigen Völkern überwältigt und aufgetheilt werden würde. M. H. Die Frage der nationalen Wehrkraft hat eine ungeheure Probe beſtanden, ſeit dem Kriege von 1870, da Induſtrie und Handel ſo ungehemmt gefördert werden konnte, daß trotz einer Zunahme der Bevölkerung bis auf 56 Mill. die allgemeine Lebenshaltung um die Hälfte verbeſſert worden iſt. Eine Partei beſteht, welcher wir freund⸗ lich geſinnt ſein könnten, wenn ſie ihre Anſicht in dieſer Beziehung mit uns theilte. Das, m.., iſt die deutſchfreiſinnige Par⸗ tei und was mit ihr zuſammenhängt, die ja unter Führung Eugen Richter's gegenüber der Sozialdemokratie auf dem gleichen Boden ſteht, wie wir. Ich glaube aber, daß wir mit allen Parteien ebenſo zuſammengehen können, wie es im Dezember des verfloſſ. Jahres im Reichstage geſchehen iſt. Ich ſtehe nicht an, unter dieſe Parteien auch die Centrumspartei zu rechnen. M. H. Man muß bei unſeren kathol. Mitbürgern zweierlei unterſcheiden, ihren Stand als Katho⸗ liken, d. h. ihr Bedürfniß nach kirchlichen Inſtitutionen und nach der freien Ausübung ihrer Religion, und die Ultramontanen, von denen man ſagt, daß ſie die Prieſterherrſchaft an Stelle der Skaatsherrſchaft und über dieſelbe zu ſetzen beſtrebt ſind.(Zwiſchenruf.) Ich ſpreche hier nicht zu Mitgliedern der Centrumspartei, denn ich nehme an, daß keine hier anweſend ſind. Ich wende mich vielmehr ſpeziell an meine evangeliſchen Mitbürger, welche für die Rechte und Inſtitutio⸗ nen der evangeliſchen Kirche fürchten. Ich perſönlich bin auch Prote⸗ ſtant. Ich habe aber ſehr viele und ſehr gute Freunde, die Katho⸗ liken ſind, und ich würde es ſehr bedauern, wenn ich an Stelle dieſer Beziehungen eine Eintheilung ſetzen müßte, daß ich nur mit evangel, Leuten verkehren darf.(Bravol) M. H. Darnach und nach ſolchen Geſichtspunkten können wir im großen deutſchen Vaterlande nicht mehr leben.(Sehr richtig!) Ich bin der feſten Ueberzeugung, daß ſehr viele unſerer katholiſchen Mit⸗ bürger auf einem ausgezeichneten nationalen Boden ſtehen, wie es von dieſer Partei thatſächlich ſeit einer Reihe von Jahren politiſch bethätigt worden iſt. Ja, ich glaube, dieſe Partei wäre nicht ſo hoch geſtiegen, wenn es nicht durch eine nationale Politik gelungen wäre, viele Katholiken heranzuziehen, die ihr bis dahin gleichgiltiger gegen⸗ überſtanden. M. H. Ich glaube, daß unſere katholiſchen Mitbürger in ihrer großen Mehrzahl, wenn es darauf ankommt, in der Stich⸗ wahl mit uns zuſammengehen, weil ſie ſich der Einſicht nicht ver⸗ ſchließen können, daß der ſozialdemokratiſche Staat nicht derjenige iſt, in welchem die katholiſche Kirche leben und exiſtiren kann, und daß auch jede Wahlenthaltung eben zur Hälfte gleichiſteiner Stimmabgabe für die Sozſal de m o⸗ kratie. Ich glaube, daß bei Allem, was uns trennt, dieſe Gegen⸗ ſätze doch nicht groß genug ſind, um das zu rechtfertigen. M..! Die nationalliberale Partei hat eine glorreiche Zeit geſehen. Es war in der Zeit der 7oer Jahre, nach der Wieder⸗ aufrichtung des deutſchen Reiches. Damals hatten wir 150 Ab⸗ geordnete im deutſchen Reichstage. Mit Ausnahme eines kurzen Aufſchwungs i. J. 1887, bei Gelegenheit der Septennatswahlen, iſt die Zahl unſerer Parteiangehörigen im Reichstage allmählich auf 53 zuſammengeſchmolzen. Es iſt aber nicht wahr, daß die Partei hieran ein Verſchulden trifft. Der Rückgang einer Partei muß nicht nothwendig aus ihr ſelbſt erklärt werden. Einen Fehler kann ſie nur machen, wenn ſie ihren Idealen untreu wird. Und es iſt nicht wahr, daß die nationalliberale Partei ihrem Ideale jemals untreu geworden ſei, daß ſie jemals untreu geworden ſei dem Gedanken der Größe des deutſchen Reiches und der Wohlfahrt aller Angehörigen der deutſchen Nation, einſchließlich der Arbeiterſchaft. Nein, die Urſache liegt ganz wo anders. M..! Die nationalliberale Partef iſt eine Mittelpartei, die den vernünftigen Weg eines billigen Aus⸗ gleiches der Intereſſen ſtets zu gehen verſucht hat. Nun, m.., es iſt eine durch die Erfahrung der Weltgeſchichte beſtätigte Thatſache daß Mittelparteien in revolutionären Zeiten von den extremen Parteien erdrückt und aufgerieben werden. Wenn man die Schluß⸗ folgerung hieraus aber nicht gelten laſſen, wenn man nicht zugeben Lwill, daß wir in einer revolutionären Zeit leben. dann lieat die Wrenerumrnzemer Denmen I Ad ——— Arſache des Niedergangs unſrer Partei wenigſtens an dem Nieder⸗ gang der Reichsidee, an dem Niedergang der Idee des beutſchen Reiches ſelber, Denn mit dieſer muß die gationalliberale Partei in der That ſtehen und fallen. An dieſes Reich, an den Gedanken der Größe und Macht der deutſchen Nation haben wir uns geheftet mit unſeren ganzen Herzen, und wenn das Häuflein noch kleiner werden ſollte, als es ſchon iſt,—„wie Männer fechtend tragen wir auch dies!“ Wir wollen kämpfen, daß es nicht der Fall wird. Wir fehen die Sozialdemokratie, wie eine ungehure Waſſermenge in einem Becken, die, wenn nur wenig mehr hinzukommt, mit elementarer Macht auf einmal an allen Seiten zugleich überſtrömt. Nun m.., wenn wir das Unſrige thun wollen, daß dies nicht geſchehe, dann muß die Parole ſein: Alle Mann an Bord und mit Volldampf voraus!(Stürmiſcher, langandauernder Beifall.) Von der Verſammlung mit lautem Beifall begrüßt, beſtieg ſo⸗ dann das Rednerpult Herr Stadtſchulrath Dr. Sickinger. 0 Derſelbe führte aus: M..! Im gegenwärtigen Wahlkampfe ſind befonders zwei Begriffe vorherrſchend:„Brodwucher“ erſchallt es von der einen Seite in die Volksmaſſen, ein Ruf, der mit ſcharfem Accent an die Schwere des Kampfes ums Daſein erinnert und den im Individuum ſchlum⸗ mernden Egoismus zur verzehrenden Flamme anzufachen vermag. Von der anderen Seite ertönt der Ruf„Handelsverträge“, die nach Lage der Dinge nur durch ein Sichbeſcheiden auf mittlerer Linie zu Stande kommen können und von dem Einzelnen Selbſtzucht und Ge⸗ meinſinn verlangen. Und als beſonderes Kennzeichen der gegenwär⸗ tigen Situation tritt uns aller Orten entgegen einerſeits ein gewal⸗ tiger, geſchloſſener, für die einzelnen Klaſſen⸗Intereſſen opferbereiter Heerbann, andererſeits eine Zerfahrenheit wie noch nie, ein Aus⸗ einanderſtreben der Kräfte, die vernünftigerweiſe zuſamenwirken ſollten zur Abwehr der Gefahren, die unſerer wirthſchaftlichen Ent⸗ wickelung, unſerem politiſchen Leben ſeitens der extremen Mächte drohen, und in urſächlichem Zuſammenhang hiermit ein hohes Maß von Verdroſſenheit und Apathie in weiten Kreiſen des Volkes, namentlich in denjenigen, deren Angehörige durch ihre ſoziale Stellung, durch ihre Bildung die Kerntruppen ſtellen ſollten im Kampfe der centripetalen Kräfte gegen die centrifugalen Mächte im Volkskörper. So ſcheint es denn begreiflich, wenn das Herz ſo manchen Vaterlandsfreundes, der mit ſeinem Blick die Zukunft zu durchdringen ſucht, von banger Sorge erfüllt wird. Und doch dürften gerade die⸗ jenigen, denen die Worte„Vaterland“ und„Nation“ mehr als theo⸗ retiſche Begriffe ſind, peſſimiſtiſche Stimmungen nie und nimmer auf⸗ kommen laſſen. Denn zu Recht beſteht das Wort, das kürzlich von führender Stelle aus geſprochen wurde:„Der Peſſimismus iſt das Zeichen eines niedergehenden Volkes, dem Optimismus gehört die Welt!“ Wenn wir einen einigermaßen zuverläſſigen Maßſtab be⸗ kommen wollen für das Werdende, da darf der Blick nicht an der Gegenwart haften bleiben, die ja nur einen ſchmalen Querſchnitt in der Entwicklung des Volkes darſtellt, es muß der Blick vielmehr längere Strecken des nationalen Werdeganges überſchauen; nur aus einem Längsſchnitt der Eigenart unſeres Volkes und ihrer Bethätig⸗ ung laſſen ſich einigermaßen ſichere Schlüſſe ziehen. Schon ein Zurückgehen in die letztverfloſſenen Jahrhunderte der deutſchen Geſchichte läßt klar erkennen, daß das, was wir als Signatur der Gegenwart bezeichnet haben, die Zerriſſenheit, der Kampf und Streit der Volksgenoſſen untereinander, nicht ein neues Entwicklungsſtadium im Charakter unſeres Volkes iſt, ſondern eine wie es ſcheint unausrottbare Eigenheit des deutſchen Weſens, die zu verſchiedenen Zeiten in verſchiedenen Formen zum Ausdruck gekommen iſt und ſchon viel Unheil über die Nation gebracht hat. Im 17. Jahrhundert, das durch den 30jährigen Krieg gezeichnet iſt, trieb dieſer böſe Geiſt in der Geſtalt des Religtonshaders die deutſchen Volksgenoſſen zur Selbſtzerfleiſchung, lockte ausländiſche Kriegshorden in die deutſchen Lande und hat Deutſchland in Handel Aund Induſtrie, in Kunſt und Wiſſenſchaft gegenüber den glücklicheren Nachbarn um zwei Jahrhunderte zurückgeſchleudert. Als dann der kon⸗ feſſionellen Befehdung im weſtfäliſchen Frieden eine vorläufige Be⸗ ſchränkung auferlegt worden, wirkte der Dämon weiter in der Geſtalt der politiſchen Zerfahrenheit, indem das heilige römiſche Reich deutſcher Nation in Hunderte von Staaten und Stätchen auseinander barſt und das nationale Empfinden ſo völlig entartete, daß deutſche Fürſten, geiſtliche und weltliehe, es nicht unter ihrer Würde erachteten, mit dem Ausland zu paktiren, um mit fremder Hilfe den Nachbarn zu bergewaltigen. Und wie das deutſche Volk für ſeinen konfeſſtionellen Hader im 30jährigen Kriege ſchwer hatte büßen müſſen, ſo ſollte es auch für ſeine politiſche Zerklüftung den Becher der Leiden bis auf die Neige koſten, jetzt vor einem Jahrhundert, da der gewaltige Korſe die deut⸗ ſchen Potentaten und Potentätchen ſich zum Spielzeug erkor, fran⸗ zöfiſche Siege mit deutſchem Blute erfechten und als hartherziger Ge⸗ bieter in deutſchen Landen ſeinen Launen die Zügel ſchießen ließ. Unter ſolcher Zuchtruthe erkannten endlich die deutſchen Volksſtämme, daß, wenn der Einzelne beſtehen wollte, ein kraftboller Reif die Theile zu einem ſtarken Ganzen zuſammenſchließen müſſe, ſie erkannten endlich, daß ſie ihre Sonderbündelei vergeſſen und als deutſches Volk, als nationgler Staat, in die Reihe der geachteten und gefürchteten Nationen einzutreten ſtreben müßten. Dreier Anläufe hat es bedurft, bis dieſes nationale Ziel erreicht wurde. Zunächſt hatten die deutſchen Volksſtäntme gehofft, daß die Verjagung des Korſen ihnen nicht bloß Befreiung vom fremden Joche ſondern auch Grlöſung aus dem Jam⸗ mer der Kleinſtaaterei und dem Willkürregiment der Fürſten bringen werde. Doch was das Blut der Freiheitskämpfer hatte heranreifen laſſen, das wurde von den Federhelden im Wiener Kongreß jam⸗ mervoll vereitelt. Der zweite Verſuch, das erſehnte Ziel zu erreichen, wurde in den ſturmbewegten Jahren 1848/49 unternommen. Voll Begeiſterung berlangten damals die Abgeſandten des deutſchen Volkes im Frank⸗ furter Parlament den Einheitsaſtat. Doch auch jetzt war die Zeit der Erfüllung noch nicht gekommen. Sollte etwas Bleibendes, Solides zu Stande kommen, ſo mußten auch die deutſchen Fürſten zum Einigungswerk, d. h. zum Verzicht auf Vorrechte, zur Selbſtzucht bereit ſein. So weit aber war die nationale Erziehung der deutſchen Fürſten zu jener Zeit noch nicht gediehen. Im dritten Anlauf endlich— ein gütiges Geſchick hatte den Deutſchen inzwiſchen einen Bismarck geſchenkt—in einmüthiger Be⸗ geiſterung der deutſchen Stämme und der deutſchen Fürſten, nach gemeinſam erfochtenen glorreichen Siegen wurde das ſehnfüchtig er⸗ ſtrebte Ziel in ungeahnter Weiſe erreicht: am Königsſitz eines Ludwigs XIV., der gleich Napoleon Deutſchland in der tiefſten Er⸗ niedrigung geſehen und deutſche Fürſten gegen deutſche Fürſten aus⸗ geſpielt, der die deutſche Stadt Straßburg mitten im Frieden hin⸗ weggenommen und unſere ſchöne Pfalz durch ſeine Mordhrenner in einen Trümmerhaufen hatte verwandeln laſſen, dort in Verſailles — welche Wendung des Geſchickes— wurde Wilhelm der Siegreiche zum erſten Kaiſer des neu erſtandenen Reiches erkoren. An Stelle des vordem weſenloſen Begriffes Deutſchland trat jetzt der Begriff Deut⸗ ſches Reich, ein Machtfaktor erſten Ranges, ein maſſiver Bau, ſtark genug, um nach außen allen Stürmen zu trotzen, mochten ſie wehen woher ſie wollten und nach innen geräumig genug, daß ſich in ihm die deutſchen Volksſtämme wohnlich einrichteten zu Werken des Frie⸗ dens in—intetem Wettbewerb untereinander und mit den benach⸗ barten Nationen. Es begann die Zeit der inneren Ausgeſtaltung des gewaltigen Reichsbaues unter Lettung ſeines Vaumelſters, des großen Kennzlers, jene erhebende Zeit, da die übergroße Mehrzahl der Ab⸗ geſandten des deutſchen Volkes im Reiſchstag mit Hingebung und Treue bemüht waren, die bielfältigen Fragen des Reichshaushaltes zu ge⸗ deihlicher Löfung zu bringen. Allein je mohr int Umlauf der Jahrs die Erinnerung an die große Zeit der nationglen Wiedergeburt gu verblaſſen begann, je mehr das nachwachſende Geſchlecht die nationalen Errungenſchaften als etwas Selbſtverſtändliches hinzunehmen ſich ge⸗ wöhnte, im ſelben Maße begann auch der anſcheinend überwundene deutſche Sondergeiſt wieder aufzuleben und zwar jetzt in der Geſtalt des Fraktionsweſens, der Zerfahrenheit des politiſchen Par⸗ teilebens, indem an Stelle des allgemeinen Intereſſes mehr und mehr das Intereſſe der Parteien zur Richtſchnur für Wort und That ge⸗ nommen wurde. Ja als bei dem inneren Ausbau des Reiches in ſteigendem Maße materielle Fragen zur Löſung drängten, räumten gewiſſe Parteien Intereſſenverbänden unumſchränkte Herr⸗ ſchaft über ſich ein, und es bildeten ſich neue Parteigruppfrungen ausſchließlich zum Zwecke einſeitger Standes⸗ und Intereſſenvertre⸗ tung. So begreiflich es iſt, daß in Zeiten fieberhaften Wettbewerbes auf allen Gebieten wirthſchaftlicher Thätigkeit Intereſſenverbände ſich bilden, Intereſſenverbände der Großinduſtrie, des Großhandels, der Landwirthe, der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer, ebenſo ſicher muß es andererſeits jedem Vaterlandsfreund erſcheinen, daß die in unſerer Zeit zur Löſung drängenden ſozialen und wirthſchaftlichen Fragen niemals vom Standpunkt einſeitiger Intereſſenpolitik, ſondern mut nach Maßgabe der Förderung des Allgemeinwohles gelöſt werden dürfen. Es muß der Grundſatz zur Geltung kommen, daß dem natürlichen Rechte zu leben gegenüberſteht die menſchliche und ſtaatsbürgerliche Pflicht, auch Andere leben zu laſſen. Mit dieſem Grundſatze iſt es aber ſchlechterdings nicht zu vereinbaren, wenn heute auf der einen Seite die extremen Schutzzöllner, auf der andern Seite die extremen Frei⸗ händler Erfüllung ihrer Forderungen verlangen, wie wenn auf dem einen oder auf dem anderen Wege Handelsverträge zu Stande kommen könnten, die den Geſammt intereſſen unferes Volkes ent⸗ ſprechen und zugleich den mit uns in Güteraustauſch ſtehenden frem⸗ den Nationen annehmbar erſcheinen. Bei ſolcher Sachlage iſt es eine dringende Nothwendigkeit, daß bei der bevorſtehenden Wahl in den Reichstag der Parole„Ausgleich der verſchiedenen Intereſſen“ zum Siege verholfen wird, daß mög⸗ lichſt viele Männer in das Reichsparlament einziehen, die die völlige Gewähr dafür bieten, daß ſie nicht für Sonderintereſſen zu haben ſind, ſondern ſich als Vertreter des geſammten Volkes fühlen, in dem alle Intereſſen verkörpert ſind. Und daß unſer Kandidat, Herr Generalkonſul Reiß, dieſe Auffaſſung von dem ihm angebotenen Mandat hat, das hat er wiederholt, auch heute wieder dargelegt, dafür bürgt ſeine Perſon, ſeine Lebenserfahrung, ſeine über allen Zweifel erhabene werkthätige, menſchenfreundliche Geſinnung. Herr Reiß iſt ein würdiger Vertreter derjenigen Partei, die unbeirrt von allen Anfechtungen ihre nationalen und liberalen Ziele verfolgt und die beim heutigen Wirrwarr egoiſtiſcher Beſtreb⸗ ungen als Vertretung des intelligenten Bürger⸗ und Mittelſtandes, für eine gedeihliche Löſung der obſchwebenden Fragen eine unbe⸗ dingte, geradezu vaterländiſche Nothwendigkeit iſt. Und deshalb gilt es vor Allem anzukämpfen gegen den Geiſt des Peſſimismus in den bürgerlichen Reihen und gegen deſſen lähmende Wirkungen, gegen die Verzagtheit derer, die die Gegenwart mit ihren Unklarheiten und Wirrniſſen bemeſſen nach ihren Grinnerungen an jene glanzvolle Zeit, da der Operſinn unſeres Volkes unvergleich⸗ liche Thaten vollbracht hat, und die darob völlig vergeſſen, daß wie beim einzelnen Menſchen ſo auch beim einzelnen Volke auf Momente höchſter Kraftanſpannung naturgemäß eine Zeit der Abſpannung folgt, die für ſich allein betrachtet gar leicht als Erſchlaffung, als ein Niedergehen erſcheint, dagegen als Stadium in einer längeren Entwicklung aufgefaßt, mehr als eine Zeit des Uebergangs, der Vorbereitung und Sammlung neuer Kräfte zur Erfüllung neuer Aufgaben ſich darſtellt. Die erſte Vorausſetzung dazu, daß das deut⸗ ſche Volk die ihm von der Vorſehung beſtimmte Miſſton erfülle, war, wie bereits dargethan, die Schaffung des nationalen Einheitsſtaates. Mehr denn zwei Jahrhunderte hat es gedauert, bis aus dem im weſtfäliſchen Frieden offiziell in Trümmer geſchlagenen alten ſchwachen Reiche, das neue, ſtarke Reich erſtanden iſt, in dret Etappen, die an die Namen dreier Fürſten geknüpft ſind. Nach dem Chaos des 30jährigen Krieges hat der große Kurfürſt von Branden⸗ burg den Grund zur künftigen Größe Deutſchlands gelegt, indem er durch ſein ökonomiſches Walten und durch Schaffung eines ſtehenden Heeres aus der Mark Brandenburg den verheißungsvollſten deutſchen Staat ſchuf. Friedrich der Große geſtaltete ſodann dieſes Staats⸗ weſen durch ſeine unvergleichliche Kriegs⸗ und Staatskunſt zu einer europäiſchen Großmacht, und unter Wilhelm I. erhob ſich Preußen und das deutſche Reich zur erſten Macht in Guropa, zu einer Welt⸗ macht. Gewiß eine glänzende Entwicklung im Laufe von 293 Jahren, dieſe Entwicklung als Ganzes, im Längsſchnitt betrachtet. Und doch wie viel Unerfreuliches, ja Tieftrauriges enthalten einzelne Querſchnitte dieſer Entwicklung! Es ſei nur erinnert an die Namen Jena, Tilſit, Wiener Kongreß, Metternich, die Jahre 1848/49, Olmütz. Und in welch ſchnellem Tempo ſich nach langer Stagnation die Entwicklung zu Höherem ja Höchſtem zu vollziehen vermag, wenn die Zeit der Reife gekommen, das haben die Aelteren von uns mit⸗ erlebt. Wie jämmerlich waren noch die Einheftsbeſtrebungen der deutſchen Patrioten im Jahre 1849 geſeheitert und in welch ungeahntet Weiſe hat ſich dann nach einem Abſtand von nur 22 Jahren der Traum von der deutſchen Einheit verwirklicht! Betrachten wir nun von dieſem höheren, hiſtoriſchen Stand⸗ punkt aus den Querſchnttt der ſtaatlichen Entwicklung, in den unſer Leben, unſer Denken und Fühlen fällt. Iſt der Zeitabſchnitt ſeit 1870 wirklich derart, daß die ſogenannte Reichsvberdroſſenheit be⸗ grlündet erſcheint? Nach 1870 war dem deutſchen Volke die Aufgabe geſtellt, den neu geſchaffenen Natfonalſtaat zu erhalten und auszu⸗ bauen, ihn zu befähigen zur Erfüllung der ihm durch die Neuzeit geſtellten neuen Aufgaben. Zu dieſem Zwecke galt es zunächft dem deutſchen Volke die Ueberzeugung anzuerzjehen, daß der Grund⸗ bfeiler der nationalen Macht die Erhaltung der Wehrfähigkeit ein ſtarkes Heer und eine ausreichende Flotte, ſei. Und in dieſer Erziehung ſind wir trotz unerfreulicher Zſpiſchenfälle entſchieden vorwärts gekommen, Iſt doch, worauf mein Vorxredner bereits hin⸗ gewieſen, gerade im letzten Jahrzehnt in der Haltung einer großen politiſchen Partei nationglen Fragen gegenüber eine höchſt erfreu⸗ liche Wandlung eingetreten, und auch andere kleinere Parteien, die ſich früher in Sachen des Heeres und der Marine ſehr ſpröde ge⸗ zeigt, ſehen mehr und mehr ein, daß die Wehrfähigkeit unter allen Umſtänden intakt erhalten werden müſſe. Was aber die neuen Aufgaben betrifft, die ſeit 1870 hinzugetreten, die Ausgeſtaltung des Einheitsſtagtes, die Kraftentfaltung auf wirthſchaftlichem und ſozialem Gebiete, wo ſind denn die Länder, hinter denen Deutſch⸗ land in der genannten Hinſicht zurückgeblieben wäre? Meine Herren! Ein Volk, das ſich ſo wie das deutſche in den letzten drei Jahrzehnten arbeitstüchtig und arbeitsfreudig erwieſen und in deſſen breiteſten Schichten die Lebensunterhaltung eine ſehr erhehlich beſſere geworden, ein Volk, das eine Sozialreform ge⸗ ſchaffen, die bon den fremden Nationen als Denkmal echten Bürger⸗ ſinnes geprieſen wird, ein Volk endlich, das ſeinen höchſten Ghrgeiz darein ſetzt, ſeine nationgle Kraft im friedlichen Wettkampfe der Völker zu bethätigen, ein ſolches Volk braucht nicht mißmuthig und verzagt zu ſein, ein ſolches Volk wird das gegenwärtige Stadium der Gährung und der Unklarheiten zum Mindeſten eben ſo ſicher überwinden, wie es ſich Dank ſeiner unverspüſtlichen Lebenskraft aus dem nationalen Tiefſtand der letztverfloſſenen Jahrhunderte zu un⸗ geahnter Höhe emporgerungen hat. Und das yird umſo zuberſichtlicher daun der Fall ſeln, wenn das deutſche Volk, nunmehr mündig geworben, die Lehren der Ver⸗ heit beherzigt und einen unerhittlichen Kamipf kämpft gegen den Dänton, der es ſpiederhölt in ſeiner Entwicklung zurn Üdert, gegen den Erbfeinnd im eigenen Plute, gegen Jerſplttlezung, Zer⸗ ſetzleg und Selbſtſucht. Dieſen nationalen Kampf gilt es gerade 5 8 jetzt gufzunehmen, wo die wahlfähigen deutſchen Bürger ſich an⸗ ſchicken, durch ihre Stimmabgabe darüber die Entſcheidung zu treffen, ob die nächſten fünf Jahre im Leben unſeres Volkes eine geſunde Weiterentwicklung, oder Stillſtand, oder gar eine rückläufige Be⸗ wegung bedeuten ſollen. Pflanzen wir es uns, unſern Freunden, unſern Mitbifrgern ins Gedächtniß, ja ins Herz, daß in Zeiten, wo extreme Klaſſenintereſſen das Allgemeinwohl zu überwuchern drohen, das Wahlrecht ſich zur Wahlpflicht, gewiſſenmaßen zur Wehrpflicht ſteigert. Hie allerwegen für Kaiſer und Reich! Mit dieſer Loſung laßt uns als gute Deutſche in den beborſtehenden Kampf ziehen und bekräftigen wir dieſen unſeren Entſchluß, indem wir unſere Stimmen vereinigen in dem Rufe: unſer deutſches Vater⸗ land, dem wir mit Herz und Hand ergeben ſind, es möge auch ferner⸗ hin blühen, wachſen und gedeihen, es lebe hoch! Lebhafter Beifall folgte den vorzüglichen Ausführungen. Als letzter Redner nahm Herr Rechtsanwalt König Seine Rede hatte folgenden Wortlaut⸗ Meine Herren! Nur noch wenige Tage trennen uns vom Wahl⸗ amt Die Parteien habhen den Aufmarſch vollzogen. Wahlkämpfe ſind Dinge von eigener Art; ſie ſind nur mit großer Vorſicht zu genießen. Man muß aber von den diesjährigen Wahlkämpfen ſagen, daß ſie im Allgemeinen erträglich geführt worden ſind. Namentlich eine Thatſache möchte ich als eine angenehme hervorheben, es hat bisher völlig gefehlt an perſönlichen Angriffen auf die gegenſeitigen Kandidaten. In unſeren Verſammlungen— und ich habe den meiſten derſelben angewohnt— wurde meiſtens der Name der anderen Kan⸗ didaten überhaupt nicht genannt. Wir bekämpfen ja nicht die Per⸗ ſonen, wir vertreten ja nur unſere Anſchauungen und treten denen entgegen, die den unſeren zuwiderlaufen. Die Perſönlichkeit der ein⸗ zelnen Kandidaten hat hierbei gar nichts zu thun. Wenn ich aber gerade von den Kandidaten rede, ſo möchte ich ſagen, daß ich hier ſämmtliche Kandidaten für durchaus achtbare und ehrenhafte Männer halte. Und ich würde es nur bedauern, wenn in Fortſetzung des Wahlkampfes perſönliche Angriffe noch erfolgen ſollten.— Unſer Kandidat, Herr Generalkonſul Reiß, hat uns ſeine Anſchauungen dargelegt und erklärt, daß er im Falle ſeiner Wahl ein imperatibes Mandat ablehnen müſſe. Ich glaube dieſen Standpunkt nur gut⸗ heißen zu müſſen.(Bravo.) Aber wir, die wir unſeren Kandidaten kennen, wiſſen, daß, wenn er nach Berlin kommt, er dahin geht mit dem kategoriſchen Imperativ der Pflichterfüllung, der Förderung nicht einzelner Sonderintereſſen, ſondern des Geſammtwohles, mit dem kategoriſchen Imperativ einer deutſchen, nationalen, monarchiſchen Geſinnung und einer liberalen, toleranten Weltanſchauung.(Bravo.) Sie wiſſen, daß unſerem Kandidaten innewohnt ein gerechter und wohlwollender Sinn und, wie er ſelbſt ausgeführt hat, hat er nur mit Zögern ſich entſchloſſen, das Mandat anzunehmen, und that⸗ ſächlich— das iſt wörtlich zu nehmen— hat er nur angenommen, um ſeine Bürgerpflicht zu erfüllen.(Beifall.) Gegenüber dieſer That⸗ ſache erwächſt uns die Verpflichtung, für ihn zu wirken, nicht etwa durch Druck und Zwang, ſondern durch Uebermittelung der Ueberzeug⸗ ungen, die wir vertreten. M..! Wir marſchtren zunächſt getrennt von den anderen bür⸗ gerlichen Parteien. Aber, meine Herren, es hat ſich doch unter allen bürgerlichen Parteien die Ueberzeugung Bahn gebrochen, daß wir ſchlteßlich nur einen Feind haben, den wir bekämpfen müſſen, das iſt die Sozialdemokratie. Benzs ein Redner hat heute Abend von der„Neuen Bad. Landesztg.“ geſprochen. In dieſem Blatte iſt davon geſprochen, daß das Verhalten der Sozialdemokratie in neueſter Zeit und deren Anwachſen eine Gefahr bedeutet für die bürgerlichen Frei⸗ heiten. Das ſind doch Symptome dafür, daß man erkennt, wohin der Kurs führt, und daß man erkennt, daß die bürgerlichen Parteien zuſammengehen müſſen gegen den gemeinſamen Feind, die Sozial⸗ demokratie. Ich möchte Ihnen hier nur einige Zahlen über das rapide Anwachſen der Sozialdemokratie geben. Wenn wir uns die ſtatiſtiſchen Zahlen über den Verlauf der Reichstagswahlen ſeit Begründung des deutſchen Reiches anſehen, ſo finden wir zumächſt, daß die Stimmen der bürgerlichen Parteien innerhalb der letzten 20 Jahre verhältniß⸗ mäßig wenig zugenommen haben, trotzdem die Bevölkerung eine ganz bedeutende Zunahme erfuhr und auch, was beſonders erwähnt werden muß, die Wahlbetheiligung. Beiſpielsweiſe hat innerhalb der letzten 20 Jahre die konſervative Partei kaum 60 000 Stimmen gewonnen; keine ſo ſtarke Zunahme, wie man gewöhnlich annimmt, hat auch das Centrum aufzuweiſen, nämlich nur eine Stimmenzunahme von 278 000. Auch die übrigen, die liberalen Parteien, einſchließlich der Nationalliberalen, haben kaum einen Gewinn zu verzeichnen; manche von ihnen ſind ſogar zurückgegangen. Betrachten wir dem⸗ gegenliber die Sozialdemokratie! Die Sozialdemokraten hatten im Jahre 1881 312 000 Stimmen, 1898 aber 2 107 0003 innerhalb 20 Jahren haben ſich alſo ihre Stimmen verſechsfacht bis verſtebenfacht. (Bravorufe bei einigen im Saale anweſenden Sozialdemokraten.) Ueberlegen Stie ſich die Gründe dieſer Zunahme und bedenken Sie, wie es in Zukunft noch weitergehen wird. Während die Sozialdemo⸗ kraten eine geſchloſſene Partei ſind, tritt in die bürgerlichen Par⸗ teien fortwährend Zerſplitterung hinein. Den Vortheil von dieſer Zer⸗ ſplitterung hat einzig und allein die Sozialdemokratie. Aber, meine Herren, damit laſſen ſich die bürgerlichen Parteien noch nicht genügen. Sogar bei den Wahlen gehen ſte beiſpielsweiſe über zur Sozialdemo⸗ kratie. Bei der letzten Reichstagsſtichwahl in Mannheim haben wir die Erfahrung gemacht, daß in der Hauptwahl die bürgerlichen Par⸗ teien 2600 Stimmen mehr hatten als die Sozialdemokratie; in der Stichwahl wurde der Sieg der Sozialdemokratie ermöglicht durch den Uebergang einer erheblichen Zahl von Anhängern der bürgerlichen Parteien in das feindliche Lager. Es gilt darum, den Kampf gu führen zwiſchen den bürgerlichen Parteien und der Sozialdemokratle, und es beſteht für Jeden, der Anhänger einer bürgerlichen Partei iſt, die Verpflichtung, zuſammenzugehen und unter allen Umſtänden für den bürgerlichen Kandidaten zu ſtimmen. jedenfalls der Kandidat der nationalliberalen Partet ſein. Wenn dem jedoch nicht ſo wäre, ſo würde ich es für einen polttiſchen Jehler, für ein Verbrechen gegen die Sache des Bürgerthums halten, wenn die Nattonalliberalen nicht geſchloſſen für den anderen bürgerlichen Kan⸗ didaten ſtimmen würden. M. H. Bekanntlich hat ja Bismarck bei Schaffung des deutſchen Reiches auch das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht eingeführt. In ſeiner prägnanten Weiſe ſagte er damals:„Ich will das allgemeine Wahlrecht, um die Stimmung des Volkes kennen zu lernen. Das allgemeine Wahlrecht gibt uns gewiſſer⸗ maßen eine Photographie der Stimmung des Volkes. Wenn wir bei dem Bilde des alten Reichskanzlers bleiben, ſo muß ich geſtehen, daß die Photographie, die uns in den letzten Wahlen geboten wurde, unmöglich die Stimmung des Volkes bieten kann. Sie ſehen Mann⸗ heim, Sie ſehen die großen Städte und Verkehrs⸗ und Induſtrie⸗ gentren, der Reihe nach, eine nach der anderen, durch Sozial⸗ demokraten vertreten, und nun frage ich Sie, glauben Sie, daß alle dieſe großen Städte, die jetzt durch Sozialdemokraten ber⸗ treten ſind, richtig vertreten ſind? Dieſe Städte, die Hauptſam⸗ melpunkte der Bürger, die Centren der deutſchen Intelligenz, die Hauptträger unſerer nationalen, kulturellen und wirthſchaftlichen Entwickelung, vertreten durch Anhänger einer Partei, welche nicht deutſch, nicht national, ſondern antinational, international iſt, einer Partei, welche hinzielt auf die politiſche und ſoziale Revolution, welche ſtürzen will die ſtaatliche und geſellſchaftliche Ordnung? Daß es ſoweit gekommen iſt, iſt eine Hauptſchuld mit der Bürger, eine Schuld der Bürger, die nicht wählen, eine Schuld der Bürger, die Anſchauungen, Stimmungen und Verſtimmungen folgen, die durch⸗ aus nicht am Platze ſind, wo es ſich um große Fragen handelt (Beifall.) Meine Herren! Ich kann mir nicht denken, daß die Bürger einer Stadt wie Mannheim, in welcher ſchon ſo Großes geleiſtet worden iſt durch Zuſammeuwirken von Staat, Stadt und Bürger untereinander, aufallen ſoll einer Partei, welche den Klaſtenbaß 5 Dieſer Kandidat wird nnne dc e. eeeeenn ——ͤ — Dranngerm, 18 Zeneral- Muzeiger⸗ 5: Seite. predigt und Zwietracht ſät. Ich kann mir nicht denken, daß die Bürger einer Stadt des Gewerhfleißes, des Handels und der In⸗ buſtrie ſich einen Vertreter erwählen, deſſen Partei das Eigenthum verneint, der Leiſtung den Ertrag verſagt und das Erbrecht auf⸗ heben will. Meine Herren! Sie ſind Unternehmer, Sie ſind Ar⸗ beiter, Sie ſind Angeſtellte; wollen Sie Ihre Intereſſen Dem an⸗ vertrauen, der eine friedliche Entwickelung will, oder wollen Sie den wählen, deſſen Partei nur Zwietracht ſtreut.(Zwiſchenruf „Ihr habt ihn ja in den Stadtrath ge⸗ wählt!“ M..] Wollen Sie den Vertreter einer Partei wählen, die nicht die Freiheit, ſondern den Terrorismus kennt, einer Partei, die nicht die Intelligenz, die Energie, die geſammten morgliſchen und intellektuellen Eigenſchaften des Einzelnen im Allgemeinen Wettbewerb als einen berechtigten Faktor anerkennen will, ſondern die herbei⸗ wingen will eine allgemeine Gleichmacherei, eine Gleichmacherei, die nur möglich iſt in einem Staate des Zuchthauſes?(Sehr richtig.) Wenn wir, die bürgerlichen Parteien, ſiegen, ſo wird dieſer Erfolg ein ſchöner, ein großer ſein, eine Beruhigung für diejenigen, welche beſorgt ſind für die zukünftige Geſtaltung des deutſchen Vaterlandes. Wenn wir aber unterliegen, wenn wir bereits— wie es die Sozial⸗ demokraten mit Spott verkünden— im erſten Wahlgang unter⸗ liegen, welcher Uebermuth würde ſich dann der Sozialdemokratie be⸗ mächtigen? Welchen Rückſchlag würde ein ſolcher Sieg auf die Arbeitgeber ausüben, wie würde ein derartiger Sieg auf die Arbeiter wirken, beſonders auf die Arbeiter, die ſchon jetzt den Terrorismus ihrer ſozialdemokratiſchen Kollegen in ganz gefährlicher Weiſe ver⸗ ſpüren?(Zwiſchenrufe einiger Sozialdemokraten. Stürmiſcher Beifall der Verſammlung.) Ich weiß, daß es nichts Unerträglicheres gibt, als den ſozialdemokratiſchen Wortführer, ich weiß, daß jede Werkſtätte das Agitationsfeld der Sozialdemokratie iſt, und ich weiß, daß jeder Arbeiter, der nicht mit den Sozialdemokraten geht bei der Wahl, die wahre Hölle zu leben hat.(Lebhafter Beifall.) Meine Herren! Ein Anwachſen der Sozialdemokratie würde nothwendiger⸗ weiſe ein weiteres Anwachſen der Reaktion herbeiführen. Was dann geſchehen wird, das kann ich nicht wiſſen. Es wird aber beſtehen das deutſche Reich mit ſeinen über 50 Millionen Einwohnern; es wird heſtehen das deutſche Reich mit ſeiner Regterung, ſeinen Miniſtern, ſeinen Fürſten und ſeinem Kaiſer; es wird beſtehen das deutſche Reich mit ſeinen wirthſchaftlichen und nationalen Fragen, die ihre Erledigung fordern. Wie ſich dieſe aber verwirklichen ſoll, das kann ich dann ebenfalls nicht wiſſen. Aber wiſſen können wir, daß dieſes Anwachſen des Radikalismus, dieſes Anwachſen der Reaktion das liberale deutſche Bürgerthum zu immer größerer politiſchen Ohn⸗ macht verurtheilen wird. Wir bürgerlichen Parteien kämpfen deshalb den Kampf der Selbſterhaltung. Jeder muß ſich darum bei der Wahl ſo verhalten, als ob von ihm allein der Sieg abhänge. Ich möchte an Jeden die Aufforderung richten, wir wollen deutſch han⸗ deln, und deutſch eintreten, auf daß ſich unſer deutſches Vaterland gedeihlich weiter entwickeln kann. Wir wollen hoch halten unſere nationalen Ueberlieferungen und Einrichtungen, feſthalten unſere monarchiſche Ueberzeugung, wir wollen liberal ſein, tolerant gegen alle Konfeſſionen, wenn aber eine Konfeſſion ſich Uebergriffe erlaubt, ſo wollen wir Mann für Mann geſchloſſen dagegen ankämpfen, von welcher Konfeſſion die Uebergriffe auch immer geſchehen. Wir wollen entgegentreten allen Angriffen auf die Schule, auf die freie Forſchung, auf Kunſt und Wiſſenſchaft. Wir wollen entgegentreten dem Terrorismus, den die Arbeiter ihren Arbeitgebern gegenſüber ausüben. Wir wollen aber auch eintreten für die Rechte der Arbeiter, für den Schutz ihrer legitimen Beſtrebungen ihre Lage zu beſſern, wir wollen vertreten die Freiheit des Koalitionsrechtes, wir wollen weiter eintreten für die Beibehaltung des allgemeinen, direkten Wahl⸗ rechts. Und ich betrachte dieſes Palladium für das liberale Bürger⸗ thum ſo groß, daß ich ſage: Mit dieſem Wahlrecht ſteht und fällt die nattonalliberale Partei. Jedem ſein Recht, aber auch Jedem ſeine Pflicht. Zum Schluß möchte ich Ihnen nun empfehlen, es möge ein Jeder ohne Unterſchied ſich als Bürger fühlen und geſchloſſen marſchiren unter der ſchwarz⸗weiß⸗rothen Fahne gegen die rothe Internationale. Unſere Deviſe, ſie ſei: Für Kaiſer und Reich! Um dieſe Deviſe im Wahlkampf auf einen perſönlichen Ausdruck zu formuliren, ſo bitte ich Sie mit mir in ein Hoch auf unſeren Kandi⸗ daten einzuſtimmen. Unſer Kandidat, Herr Generalkonſul Karl Reiß, er lebe hoch, hoch, hoch!(Stürmiſcher Beifall.) Der Vorfitzende, Herr Glaſer, erklärte hierauf die Verſamm⸗ lung für geſchloſſen. 5 ——ͤr5——— Fur Wahlbewegung. Aus dem Wahlkreis Mannheim⸗Weinheim⸗Schwetzingen. Weinheim, 14. Juni. Eine glänzende Verſammlung, wie ſie in Weinheim noch nie ſtattgefunden, hielt heute Abend in der Wirthſchaft zum„Grünen Laub“ die nationalliberale Partei ab. 500 Perſonen füllten den Saal, und viele mußten am Eingang des Saales umkehren, die hier kein Plätzchen mehr vorfanden. Von heller Begeiſterung war die ganze Verſammlung getragen, von hoffnungsfreudiger Stimmung auf den nahen Wahltag. Nachdem der Vorſitzende des Beßirksvereins, Herr Fabrikant Feder⸗Großſachen, die Erſchienenen begrüßt hatte, ertheilte er das Wort dem Vor⸗ ſitzenden des Mannheimer Jungliberalen Vereins, Herrn Amts⸗ richter Dr. Koch, der in beredten Worten das Bedürfniß zur Grün⸗ dung einer ſolchen Organiſation nachwies, welche das Heranziehen der national geſinnten Jugend unſeres Vaterlandes zur Bethätigung ihrer patriotiſchen Pflichten anſtrebt. Nicht minder zündend wirkten die redneriſch glänzenden Ausführungen des Herrn Dr. Müller aus Mannheim, welcher an der Geſchichte Deutſchlands ſeit der Zeit des Alten Fritz überzeugend nachwies, wie überaus groß der Anthetl der Jugend Deutſchlands war an all den großen Ereigniſſen und Umwälzungen, die der endlichen Gründung unſeres neuen deutſchen Reiches als nothwendige Stappen vorangingen. Herr Fabrikant Lei⸗ nenkugel⸗Weinheim richtete einen warmen Appell an die Vater⸗ landsliebe aller Wähler. Eine mit köſtlichem Humor geſpickte Ab⸗ rechnung mit den gegneriſchen Parteien hielt Herr Prof. Schelble⸗ Weinheim. Nachdem Herr Aktuar Krambs in feurigen Worten die Jugend aufgefordert hatte, ſich dem Nationalliberalen Verein an⸗ zuſchließen, ſchloß der Vorſitzende die Verſammlung mit einem Hoch auf das deutſche Vaterland.— Zu erwähnen iſt noch, daß in der heu⸗ tigen Verſammlung 25 Perſonen ihren Beitritt zur nationalliberalen Partei erklärten. 0 85 0 Hockenheim, 14. Juni. Eine außerordentlich gut beſuchte Verſammlung der nationalliberalen Partet fand heute dahter in der„Kanne“ ſtatt. Es ſprachen die Herren Dr. Grlen⸗ brecht, Jacob Kuhn, Pfarrer Holzmann, Bezirksthierarzt Ulm und Bankdirektor Stoll. Ein näherer Bericht folgt Raum⸗ mangels wegen erſt im Abendblatt. **.* Nationalliberale Verſammlung in Karlsruhe. * Karlsruhe, 14. Junj. Der Generalappel der Nationalliberalen am Samſtag Abend geſtaltete ſich zu einer impoſanten Kundgebung für Baſſermann. Der große Feſthallenſaal wa⸗ bis auf den letzten Platz beſetzt; auf der oberen Gallerie hatten ſtch auch etwa 100 Sozital demokraten und Nationalſoziale eingefunden. Prof. Dr. Goldſchmit begrüßte die Verſammlung. Dann entwickelte Baſſermann in meſſter⸗ bafter Rede ſein Programm, das mit begeiſtertem Beifall aufge⸗ nommnten wurde. Geh. Rath Paaſche, der aus Berlin herbei⸗ bellt war, um ſeinem Freunde Baffermann beizuſpringen, wies klat ußßd Aberzeugend auk dia Gefabren hin. welche dem deut in kultureller, ſozialer und volkswirthſchaftlicher Hinſicht drohen, wenn die Sozialdemokratie 30—40 neue Mandate erhält, wenn eine ſoztaldemokratiſch⸗agrariſche Mehrheit im Reichstag das Zuſtande⸗ kommen von Handelsverträgen verhindert. für Baſſermann einzutreten und die Sozialdemokraten, die bei den letzten Landtags⸗ und Gemeinde⸗ wahlen in Karlsruhe bereits einen Unter⸗ und Mittelguß erhalten haben, am 16. Juni auch noch einem kräftigen Oberguß zu verab⸗ reichen. Ein Nationalſozialer und zwei Sozialdemokraten, die ſich gegen die Kandidatur Baſſermann ausſorachen, wurden von Dr. Binz und Baſfſermann gründlich abgeführt. Kurz nach 12 Uhr ſchloß Prof. Goldſchmit die Verfammlung mit einem Hoch auf Baſſermann, das brauſenden Betfall fand. (Von einem in Karlsruhe wohnenden, geſtern auf Beſuch in Mannheim weilenden Herrn, der der Verſammlung beiwohnte, wird uns mitgetheilt, daß die Verſammlung eine große Vertrauenskund⸗ gebung für Baſſermann gebildet habe. Nachdem Baſſermann ge⸗ endigt, durchbrauſte den dichtgefüllten Saal ein mehrere Minuten anhaltender Beifallsſturm, der ſich nicht eher legte, als bis Baſſer⸗ mann nochmals hervortrat und der Verſammlung dankte. Die Aus⸗ ſichten Baſſermanns werden uns als recht gute bezeichnet. D..) *** Die Wahltechnil Für den Wahltag iſt, beſonders in größeren Gemeinweſen, nöthig, daß ſich der Wähler mit einer Legitimation (Steuerzettel, Miethskontrakt, Militärpapiere und dergleichen) verſteht, um ſich erforderlichen Falles dem Wahlvorſtande gegen⸗ über ausweiſen zu können. Ferner gehört zum Wählen der Stimmzettel. In den meiſten Fällen wird er vor dem Wahllokal zu erhalten ſein. Wer, beſonders an kleineren Orten, ſicher gehen will, der beſorgt ihn ſich vorher. Hat man nur einen Wahlzettel von der Gegen⸗ ſeite, dann ſtreicht man den Namen aus und ſchreibt den des nationalen und liberalen Kandidaten auf den Zettel. Man kann ſich auch den Zettel ſelbſt herſtellen; doch muß er von weißem Papier und darf mit keinem Kennzeichen verſehen ſein; er ſoll 9 zu 12 Centimeter groß und von mittelſtarkem Schreib⸗ papier ſein. Die Wahlhandlung beginnt am 16. Juni um 10 Uhr Vormittags und wird um 7 Uhr Nachmittags geſchloſſen. Wer bis Abends 7 Uhr nicht gewählt hat, kann nicht mehr wählen, auch dann nicht, wenn er ſchon vor 7 Uhr im Wahllokal war. Man wähle deshalb ſo früh⸗ zeitig wie möglich. Der Wähler, der ſeine Stimme abgeben will, nimmt im Wahllokal von einer Perſon, die vom Wahlvorſtand beſtimmt worden iſt und ſich nahe dem Eingang zum Iſolirraume auf⸗ zuſtellen hat, einen geſtempelten Umſchlag(das Wahl⸗ kouvert) an ſich und begibt ſich damit in den Iſolirraum(Neben⸗ raum oder verdeckter Nebentiſch). Hier ſteckt er, unbeachtet von Jedermann, ſeinen Stimmzettel in den Wahlumſchlag und ver⸗ läßt dann den Iſolirraum, um an den Wahltiſch, an dem der Wahlvorſtand Platz genommen hat, heranzutreten. Er nennt dem Wahlvorſteher ſeinen Namen und ſeine Wohnung. Es wird dann feſtgeſtellt, ob ſein Name in der Wählerliſte ſteht, und dann übergibt der Wähler den Umſchlag mit dem darin enthaltenen Stimmzettel dem Wahlvorſteher. Dieſer legt ihn ſofort, ohne ihn geöffnet zu haben, in die Wahlurne. Es iſt nicht geſtattet, den Stimmzettel ohne Kouvert ab⸗ zugeben, der Stimmzettel muß in das Kouvert geſteckt werden. Selbſtverſtändlich darf ſich in dem Kouvert nur ein Wahlzettel befinden. Jeder ſorge dafür, daßauchſeine Freun de und Bekannten ihre ſtaatsbürgerliche Pflicht erfüllen und treibe die Läſſigen an. Jede einzelne Stimme iſt wichtig und nothwendig. Ungültig ſind Stimmzettel, die nicht in einem amtlich abgeſtempelten Umſchlage übergeben ſind, die nicht von weißem Papier oder mit einem Kennzeichen verſehen ſind, die keinen oder keinen lesbaren Namen enthalten, aus denen die Perſon des Ge⸗ wählten nicht unzweifelhaft zu erkennen iſt, die auf eine nicht wählbare Perſon lauten und die eine Verwahrung oder einen Vorbehalt gegenüber dem Gewählten oder ſonſt eine Bemerkung außer dem Namen und die nähere Bezeichnung des Gewählten enthalten. Mehrere in einem Umſchlage enthaltene, gleichlautende Stimmzettel gelten alsſ einer; mehrere in einem Umſchlag enthaltene, auf verſchtedene Perſonen lautende Stimmzettel ſind ungültig. Das Wahllokal, wo er abzuſtimmen hat, erſieht der Wähler aus den amtlichen Bekanntmachungen darüber. Wahl⸗ berechtigt iſt jeder nicht im aktiven Militärdienſte bei der Fahne, nicht unter Vormundſchaft oder Kuratel oder im Kon⸗ kurſe ſtehende und im Vollgenuß der bürgerlichen Ehrenrechte befindliche Deutſche, der das 25. Lebensjahr vollendet und im letzten Jahre keine Armenunterſtützung empfangen hat. Sur Tragödie von Belgrad Die Nationalverſammlung. Belgrad, 14. Junk. Es ſcheint ſicher, daß die morgen zuſammentretende Nationalperſammlung ſich für die Mon⸗ archie ausſprechen wird. Die Nationalverſammlung wird die Königswahl vornehmen, das Arbeitsprogramm für den neuen König ausarbeiten und ſich ſodann bis zum Eintreffen des Königs vertagen. Der König wird ein neues Miniſterium einſetzen und die Skupſchtina auflöſen. Das diplo⸗ matiſche Korps verhält ſich vollkommen reſervirt. Intereſſant iſt, daß die Mehrzahl der Bewohner Belgrads und ſelbſt bedeutende Politiker Peter Karageorgiewitſch noch nie 1 ſeh Auch ſeine Photographien ſind in der Stadt noch nicht zu ſehen. Trotzdem iſt er heute ſchon popular. Die Blätter heben die Verdienſte des auſes Karageorgiewitſch hervor und ſprechen die Hoffnung aus, es werde durch ſeine Berufung eine glückliche Aera für das viel⸗ geprüfte Serbien anbrechen. Der ſerbiſche Miniſterrath. Belgrad, 14. Junk.(Korr.⸗Bur.) Wie verlautet, ſtimmten in dem Miniſterrath, der am Nachmittag ſtatt⸗ fand ſechs Miniſter für Peter Karageorgiewitſch als König, einer für die Republik.— Es wird hier feſt geglaubt, daß Peter Karageorgiewitſch zum König gewählt werde. Prinz Mirko hat keine Ausſichten mehr, da er durch Heirath mit einer Kouſine Alexanders dieſelben vernichtet hat. Man will in Serbien nichts mehr von der Familie Obrenowitſch wiſſen. Gin Urtheil über den Throupretendent. * Wien, 14. Juni. Profeſor Nenadowitſch, der Vetter und Vertrauensmann des Fürſten Peter Karageorgie⸗ witſch, empfing geſtern Nachmittag den Vertreter des„Fremden⸗ blattes“, der Über die Unterredung Folgendes berichtet Nenado⸗ gefſterung.„Sie ſehen ſchon meine Koffer gepackt“, ſagte er,„ich keiſe nach Genf. Wie lange ich bleiben werde, weiß ich nicht, jedenfalls bis zur Löſung der Thronfolgerfrage, die nicht lange auf ſich warten laſſen wird. Ich kenne die jetzige Stimmung in Serbien ganz genau. Die ganze Armee, vom geſneinen Soldaten bis zum höchſten Offizier, iſt für Karageorgiewilſch. Auch in der Bevölkerung hat er großen Anhang. Es läßt ſich mit Wahr⸗ ſcheinlichkeit vorherſagen, daß man ſich für ihn entſcheiden wird. Nur ſolche Leute, die neue Zwietracht in das Land tragen wollen, erheben neue Kandidaten auf den Schild. Die Serben können ſich keinen würdigeren Fürſten wünſchen. Man nannte ihn den Soldatenkönig, ja, das iſt er in des Wortes beſter Bedeutung; ein Mann, den die Soldaten lieben und der ſie lieht. Ich kann Ihnen gar nicht ſagen, wie entrüſtet ich war Über die Behguptung, mein Vekter wäre in die Verſchwörung eingeweiht geweſen. Das iſt böswilltge Verleumdung, er hatte nicht die geringſte Ahnung davon. Die herrſchende Verbitterung über das Draga⸗Regime war ihm freilich bekannt. Die Geſchichte wird das Urtheil über die Ereigniſſe ſprechen, greifen wir ihr nicht vor. Eine neue Epoche hat begonnen und Karageorgiewitſch wird den ſchweren Aufgaben, vor denen er ſteht, voll gewachſen ſein. Er iſt ein Mann von 50 Jahren, der Schweres gelitten, ein abgeklärter und er⸗ fahrener Mann. Er wird Serbien mit allen Kräften dienen.“ Der neue Senatspräſident. * Belgrad, 14. Juni. Zum Präſidenten des Senats wurde der frühere Miniſter Peter Welimro⸗ witſch, eines der hervorragendſten und älteſten Mitglieder der radikalen Partei, ernannt. Der neue Präſident wird in der Sitzung des Senats und der Skupſchtina den Vorſitz führen, in welcher die Wahl des Königs erfolgt. Die Ernennung eines neuen Senatspräſidenten war nothwendig, weil der frühere Präſident Demeter Marinkowitſch ſeinerzeit demifſtonirt hat. 4 Die Wahl Karageorgiewitſchs. * Belgrad, 14. Junti.„Stampo Beodgradſte“,„Nobins Uſtavna Srbija“ und„Male Journal“ beſprechen die Thronfolge und weiſen auf die Unmöglichkeit der Errichtung einer Republik hin. Sie ſprechen ſich für die Wahl Karageorgiewitſchs aus, wo⸗ durch für Serbien eine neue Epoche national⸗ſerbiſcher Politik ver⸗ bürgt ſei.„Male Journal“ ſagt, durch die eventuelle Wahl des Prinzen Mürko werde die Dynaſtiefrage wieder lebendig werden. Belgrad, 14. Junt. Die Blätter veröffentlichen ein In⸗ terbiew mit dem ſerbiſchen Miniſter des Innern, Protitſch, welcher erklärte, die Aufgabe der gegenwärtigen Regierung beſtehe ausſchließlich in der Aufrechterhaltung der Ruhe bis zur Klärung der Lage durch die Skupſchtina. Der Wahlakt werde ruhig verlaufen, Die bereits in Belgrad eingetroffenen Deputirten ſind faſt aus⸗ ſchließlich für die Wahl Karageorgiewitſchs. Im Ka⸗ binet habe kein Meinungsaustauſch ſtattgefunden betreffs der deftni⸗ tiven Regierung, weil man dem künftigen Herrſcher nicht vorgreifen wollte. Ueber den Mord des Königspaares gab der Miniſter feint Aufklärung. 5 In Belgrad. Belgrad, 14. Juni. Der geſtrige Abend iſt rvuhig ber⸗ laufen. Es herrſcht prachtvolles Wetter. In den äußerſt lebhaften Straßen promenirten zahlreiche Offiziere und Damen in lichten Totletten. Eine große Anzahl ſerbiſcher Studenten von aus⸗ wärts iſt eingetroffen. Man glaubt allgemein, daß dieſe heute Abend zu Gunſten des Prinzen Karageorgiewitſch Kundgeb · ungen veranſtalten werden. Unter einem Theil der Univerſitäts⸗ jugend, welcher die Studien in Frankreich und der Schweiz abſol⸗ virte, macht ſich eine republikaniſche Strömung be⸗ merkbar, welche aber bei der Bevölkerung keinen Anklang findet, Die letzten Worte Alexanders. Die letzten Worte des Königs Alexanders waren:„Zinzar Markokwilſch, warum haft Du mir das gethan?“ Der König hielt Zinzar Markowitſch für das Haupt der Veeſchwörung. Weitere Nachrichten. Belgrad, 14. Junti. Die Königin Natalie richtete an ihre hier weilende ehemalige Hofdame die telegraphiſche Anfrage, ob ſie nach Serbien 170 Beſuch des Grabes ihres Sohnes kommen könnte. In ganz Serbien herrſcht die vollſte Ruhe. Belgrad, 14. Juni. Geſtern begnadigte die Regierung alle wegen polttſſcher und Preßdelikte Beſtraften und ordnete die tellaſung an. Seit dem Vorgängen am 11. Junt fand keine einzige Verhaſtung und Verurtheilung ſtatt. Der Kaſſationshof und der Appellhof ſtellten ihre Thätigkeit ein. * Bukareſt, 14. Junt. Die„Agence Rumaine“ dementirt auf das entſchiedenſten die Meldung von einer Mobiliſirung der rumäniſchen Armee. 55 *Bel grad, 14. Juni. Vorgeſtern erſchoß ſich General⸗ ſtabs⸗Oberſtleutnant Milislaw Ziwanowitſch. Den Blättern zufolge iſt die Urſache mißliche, materielle Lage. Es verlautet jedoch, die wahre Urſache ſei, daß in den Papieren des Königs ein Brief Ziwanowitſchs mit der Ankündigung des Komplotts gefunden worden iſt. Bukareſt, 14. Junt. Wie verlautet, beabſichtigt König Karol die Inhaberſchaft ſeines 6. ſerbiſchen Regiments niederzulegen, weil ſich die Offiziere desſelben an der Er⸗ mordung des ſerbiſchen Königspaares betheiligt haben Aus Stadt und Land. „ Maunheim, 18. Juni 1908. Aus der Stadtrathsſitzung vom 12. Juni 1903. (Mitgetheilt vom Bürgermeiſteramt.) Die Anſtößer des bei der Fabrikſtation haben an die Geſtattung der Ableitung des Regenwaſſers von dem Weg in die betreff. Grundſtücke unannehmbare Bedingungen geſtellt, bezw. die Einleitung überhaupt nicht geſtattet, ſodaß die in Ausſicht genommene Verbeſſerung bes Zuſtandes dieſes Weges un⸗ möglich erſcheint. Der Stadtrath beſchließt daher die Sache laufen zu laffen. egen das Baugeſuch der Giſenbahndirektion Mainz— Errichtung eines Stationsgebäudes und einer Aſſiſtenten⸗ bude auf dem Rangirbahnhof Waldhof— wird ſtädtiſcherſeits nichts eingewendet. Die Geſuche: a das Bäckermeiſters Heinrich Frank, b 923 Archi⸗ tekten M. Geiſel um Erlaubnis zum Anſchluß der Piſſoirs im Hauſe K 1, 16 und bezw. Kepplerſtraße 32 an die ſtädtiſche Kanaliſation werden dem Großh. Bezirksamt befürwortend vorgelegt. Dem vom Großh. Bezirksamt— Polizeidirektion— überſandten Entwurf einer ortspoliz. Vorſchrift, wonach das Fußballſpiel auf dem Marktplatz jenſeits des Neckars im Intereſſe der e 1 der dortigen Baumanlagen und der Sicherheit des Füßgängerverkehr verboten werden ſoll, wird zugeſtimmt. Wegen verſchiedener im Hoftheaterge h ude vorzu⸗ nehmenden Herſtellungen, denen der Bürgevausſchuß in ſeiner letzten Sitzung die Zuſtimmung ertheilt hat, werden die nöthigen Vollzugs⸗ anordnungen getroffen. Das Kommands des J. Badiſchen Leibgrenadierregiments Nr. 109 in Karlsruhe, welchem anläßlich ſeines Jand läums ein Lorbeerkranz mit einem Glückwunſchſchreiden überſandt wurde, hat dafür den Dank ausgeſprochen. Die bisher von dem Rechnungskontrollbureau beſorgte Inventar⸗ Lwitſch. Ipradl-en. ein.-Adttek-Suii-Halk-Z4akbStüng- Uüb.-Bes! Freen für die Volksſchule wird en Rektorat der Volkstchule ͤ ͤœ—v ˙— 0 155 Amerika. V. Selle SGeneral⸗ Anzeiger. Mannheim, 15. Junt. Die Abhörbem erkungen zu den 190ger ſtädt. Rechnungen gehen beantwortet an die Abhörkommiſſion zurück. Die Zuſchlagsertheilung zu der am 10. d. Mts. erfolgten Ver⸗ ſteigerung der Bauplätze Mollſtraße 60 bezw. Hildaſtraße 14, und Viktoriaſtraße 23 wird genehmigt. Im Mai 1903 wurden 55 Transporte vermittelſt des Sanitäts⸗ wagens, davon 46 in das Allgemeine Krankenhaus, durch die Be⸗ Sufsfeuerwehr ausgeführt. (Schluß folgt.) * Ernennungen. Der Großherzog hat mit Wirkung vom 1. Juli ds. Is. den Geheimen Rath Adolf Freiherrn von Mar⸗ ſchall zum Miniſterialdirektor im Miniſterium des Hauſes und der Gustpärtigen Angelegenheiten, den Legationsrath Dr. Wilhelm Heintze, unter Belaſſung ſeines Titels und Verleihung des Ranges eines Miniſterialraths zum Kollegialmitglied bei dieſem Miniſterium und den Bahnbauinſpektor, Oberingenieur Hermann GEiſſen⸗ haue r in Singen unter Verleihung des Titels„Baurath“ zum der Generaldirektion der Staatseiſenbahnen ernannt. Polizeibericht vom 14. und 15. Juni. 1. Am 12. d. Mis. Abends fuhr ein Radfahrer von hier einen quer über die Augartenſtraße hier laufenden 12jährigen Knaben ſo an, daß beide zu Boden ſtürzten. Der Knabe trug Verletzungzn an der Naſe, rechten Hand und am linken Knie davon, während der Radfahrer unverletzt blieb. 2. An der Halteſtelle der elektriſchen Straßenbahn bei Ls glitt am 18. d. Mts. Abends ein Arbeiter von hier beim Abſteigen von einem Straßenbahnwagen aus und fiel auf den Gehweg. Anſcheinend innerlich verletzt, wurde er mit dem nächſtfolgenden Straßenbahn⸗ wagen nach ſeiner Wohnung und von da auf ärztliche Anordnung mittelſt Sanitätswagens in das allgem. Krankenhaus verbracht. 38. Ein noch unbekannter Radfahrer, der die Polizei⸗Nummer 7198 an ſeinem Fahrrad gehabt haben ſoll, hat am 18. d. Mts. Abends ſ½ Uhr eine in der Rheinhäuſerſtraße hier wohnende Frau, als ſie mit ihrem in einem Kinderwagen ſitzenden, 10 Monate alten Kinde über die Kreuzung der Schwetzinger⸗ und Wallſtadtſtraße hier fahren wollte, angefahren und die Frau mit ihrem Wagen umgeworfen. Die Frau erlitt Verletzungen am Kopfe und rechten Knie; das Kind blieb unverletzt. 4. Vor dem Hauſe K 1, 2 ſtürzte am 14. d. Mts. Abends 9½% Uhr ein Fabrikarbeiter von Frieſenheim mit ſeinem Fahrrad ſo unglücklich auf den Boden, daß er bewußtlos liegen blieb und mittelſt Sanitätswagens in das Krankenhaus hier verbracht werden mußte. 5. Zwei ſinnlos Betrunkene, welche von Polizeipatrouillen im hieſigen Schloßgarten bezw. in einem Vorgarten liegend auf⸗ gefunden wurden, mußten in polizeilichen Gewahrſam verbracht werden. 6. Wegen Körperverletzung gelangten zur Anzeige: 23) ein Kaufmann von hier, der am 12. d. M. einem Mon⸗ teur hier ein Eiſenſtück an das Schienbein ſtieß und ihn dadurch berletzte. b) ein Taglöhner von hier, weil er am 14. d. M. auf der 4. Querſtraße einem Fuhrmann durch Schläge auf den Kopf Verletzungen beibrachte. Feerner wurden Körperverletzungen im Hauſe Langſtraße 71, auf der Lortzingſtraße hier, in Käferthal und Waldhof verübt und zur Anzeige gebracht. 7. Verhaftet wurden 20 Perſonen wegen verſchiedener ſtraf⸗ barer Handlungen. Veueſte pachrichten und Telegramme. Privat-Telegramme des„General-Hnzeigers“. 1 * Marburg(Steiermark), 14. Juni. Der Hauptmann Kanz vom 47. Infanterie⸗Regiment, welcher mit ſeiner Kom⸗ pagnie gegen aufrühreriſche Bauern operirt hatte, wurde, während er Feuer kommandirte, von rückwärts von ſeinen eigenen Leuten erſchoſſen. Man glaubt, daß es ſich um einen Racheakt eines Soldaten handelt, da der Hauptmann Kanz ein äußerſt ſtrenger Offizier war. H. Warſchau, 15. Juni. Auf dem Alexanderplatz ſtürzte geſtern ein maſſives Gebäu de ein. Bis jetzt ſind 19 Todte aus den Trümmern gezogen. In dem Hauſe wohnten 30 bis 40 Perſonen, die wahrſcheinlich alle umgekom⸗ men ſind. Zur Tragödie von Belgrad⸗ * Belgrad, 15. Juni.(Mitternacht.) Eine Konfe⸗ renz von Senatoren und Abgeordneten beſchloß einſtimmig, morgen die Verfaſſung von 18888 in Kraft zu ſetzen, Peter Karageorgiewitſch einſtimmig zum König zu wählen und ſodann eine Meldung zu entſenden, um dieſem den Beſchluß der Nationalverſammlung mitzutheilen. Die Stadt iſt vollkommen ruhig. * Belgrad, 15. Juni. Die Stadt iſt ruhig. Die vor dem Konak lagernde Truppenabtheilung iſt eingezogen wor⸗ den. Der Konak wird nur von wenigen Poſten bewacht. Der alte und neue Friedhof, ſowie die Begräbnißſtätte des Königs⸗ paares ſind ſtark beſucht. Ein Theil der Beſucher äußert ſich, daß das, was geſchehen iſt, für die Nation gut und nothwendig geweſen ſei. Im Friedhof wurden gleich nach der That von Sol⸗ daten 20 Gräber ausgegraben, in die bisher jedoch nur zwei Offiziersleichen und General Petrowitſch beigeſetzt wurden. Letzterer wurde dann auf Bitten ſeiner Wittwe in der letzten Nacht in das Familienbegräbniß übergeführt. Zinkowitſch und ſein Schwiegerſohn Nikolwitſch wurden im eigenen Grabe beigeſetzt. Kleinere Gruppen umſtehen die Gräber und beſprechen die Ereigniſſe. Sie äußerten ſich dahin, das Volk ſehe der Zukunft gleichgültig entgegen, weil ärgere Verhältniſſe als bisher nicht eintreten können. Nach der Erzählung eines Todten⸗ gräbers wohnten dem Begräbniß des Königspaares 10 Per⸗ ſonen bei. * Belgrad, 15. Juni. Die Stadt zeigt das gewöhnliche Sonntagsbild, nur lebhafte Kavallerie⸗ und Infanterie⸗Patrouil⸗ len bekunden, daß man doch der Ruhe nicht vollkommen traut. Auch fällt auf, daß die Infanteriepatrouillen mit aufgepflanztem Bajonett aufziehen, was bisher nur Nachts geſchah. Aus den Provinzen ſind außer den Abgeordneten nur wenige Perſonen hier eingetroffen. Ueber den zu erwartenden Verlauf der morgigen Sitzung der Nationalverſammlung ſind die Anſchau⸗ ungen getheilt. Während in amtlichen Kreiſen die Anſicht herrſcht, daß wenn überhaupt eine Debatte ſtattfinden ſollte, dieſelbe glatt verlaufe, gehen in Stadtkreiſen Gerüchte um, daß heftige Er⸗ örterungen zu erwarten ſeien, und es nicht abzuſehen ſei, ob die Königswahl morgen vollzogen wird.— Das„Amtsblatt“ veröffentlicht die Ernennung des Majors Naumowitſch zum Gendarmeriekommandant von Belgrad, Dimitrowitſch zum Präſidenten des Kaſſationshofes, ferner die Penſtionirung des bisherigen Gendarmeriekommandanten Jowanoſßoitſch, des bisherigen Präſidenten des Kaſſationshofes in Belgrad und des Gendarmeriekommandten von Schabatz, Tanaſin Nikol⸗ witſch, welcher gelegentlich des vorjährigen Putſches dekorirt wurde. Der übrige Inhalt des amtlichen Blattes beſteht faſt ausſchließlich aus Glückwünſchen an die proviſoriſche Regierung. Stimmen aus dem Publikum. Zeughaus— Leihhaus— Schulhaus. Es wurde ſich bei einer Gelegenheit verwundert darüber aus⸗ geſprochen, daß ſogar Leute aus anderen Stadttheilen ſich erlaubten, gegen das Projekt, das Zeughaus in ein Leihhaus umzuwandeln, ſich zu äußern. Das dürfte aber zweifellos ſein, daß, wenn auch die Mannheimer ſich nicht über dieſe Umwandlung wundern beziv. nicht mehr wundern können, auf jeden Fall die hierher kommenden Frem⸗ den, welche ſich das Moltke⸗Denkmal anſehen, ſich ſehr erſtaunen werden, denn das iſt unumſtößliche Thatſache. daß man in anderen Städten ein derartiges Inſtitut ſtets in den Hintergrund ſtellt. Schade nur, daß die Umwandlung nicht vor der Einweihung des Moltke⸗Denkmals ſtattgefunden hat, man hätte beides mit einander verbinden ſollen! ſo ſollte man ſich entſchließen, einige Klaſſen der ſog. Bürgerſchule dorthin zu verlegen. Trotz der von anderen Staaten anerkannten vorzüglichen badiſchen Schulverhältniſſe ſind hier im.⸗Schulhaus Zuſtände, welche thatſächlich einer Abhülfe bedürfen. In dieſem Schulhaus müſſen nämlich die Kinder der 1. und 2. Klaſſe, ins⸗ beſondere diejenigen der letzteren(alſo 7jährigel?l) ausnahms⸗ los an jedem Wochentag an Vor⸗ und Nachmittag die Schule beſuchen und zwar als beſondere Vergünſtigung an den Samſtag⸗Nachmittagen 2 und ſogar die Knaben 3(111) Stunden. Was haben die Kleinen begangen, daß ſie ſchlechter behandelt werden wie z. B. die Schüler der Volksſchule und diejenigen der höherer Schulen. Die ſchulfreien Nachmittage ſind doch nicht für den Lehrer, ſondern ſie ſind in erſter Linie unbedingt nöthig zur Erhaltung der Geſundheit der Kleinen, gar nicht zu ſprechen von der Unmöglichkeit des Durchlüftens der Klaſſenzimmer, welches dadurch unmöglich iſt, daß ſtets und ſtändig die Kinder zweier verſchiedener Klaſſen un⸗ mittelbar aufeinanderfolgend im gleichen Klaſſenlokal Unterricht hahen. Das ſind unhaltbare Zuſtände und bedürfen dringend der Abhülfe. Deshalb ſollte man die Gelegenheit ergreifen und einen Theil der Bürgerſchule in das Zeughaus verlegen, inzwiſchen ſollten aber die vorſtehend genannten, gerade in den Sommermonaten un⸗ erträglichen Uebelſtände im L⸗Schulhaus unverzüglich beſeitigt werden. R. Fl. Ueberſeeiſche Schifffahrts⸗Nachrichten. New⸗Nork, 13. Juni. Drahtbericht der American Line, Sout⸗ hampton. Der Schnell⸗Dampfer„New⸗York“, am 6. Juni von Southampton ab, iſt heute hier angekommen. Mitgetheilt durch das Paſſage⸗ und Reiſe⸗Bureau Gund⸗ lach& Bärenklau Nachf. in Mannheim, Bahnhofplatz Nr. 7, direkt am Hauptbahnhof. Waſſerſtandsnachrichten vom Monat Juni. Pegelſtationen Datum: vom Rhein: 10.11. 12. 13. 14. 15. Bemerkungen ünſtan;ß; 4,05 4,17 5 Waldshut. 33,04 3,04 3,08 3,09 3,25 3,87 Hüningen J2,652,66 2,67 2,68 Abds. 6 Uhr Kehl J2,98 2,98 3,01 3,02 3,11 N. 6 Uhr Lanterburg 4,504,47 4,46 4,49 Abds. 6 Uhr Maxau 4,40 4,394,39 4,414,46 2 Uhr Germersheim 4,26425.-P. 12 Uhr Maunheim. 3,89 3,93 3,91 3,92 3,95 4,04 Morg. 7 Uhr Mafſß ſa„25 22.-P. 12 Uhr Bingen„„,981,91.95 10 Uhr TT 2,182,212,18 2,20 2 Uhr i 2,27 2,28 10 Uhr e 2,20 2,18 2,282,17 2 Uhr Nuhrort 1,581,55 1,53 6 Uhr vom Neckar: Maunheim 8,84 3,90 3,86 3,87 8,90 3,99 V. 7 Uhr Heilbronn 0,50 10,45 0,44 0,45 0,90 V. 7 Uhr Verantwortlich für Politik: Chefredakteur Dr. Paul Harms, für Lokales und Provinzielles: Eruſt Müller, für Feuilleton und Volkswirthſchaft: Georg Chriſtmann, für den Inſeratentheil: Karl Apfel. Druck und Verlag der PDr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei G. m. b..: i..: Eruſt Müller. Beste Kindernahrung.- Vorzügl. Zusatz zur Kuh- milch. Muskel- u. knochen- bildend. 22mal prämiirt. — Ueberall zu haben.— Niederlagen durch Plakate kenntlich. Engros-Lager: Basger- mann& Co.; Engels& Scheel Nachf.; Imhoff& Stahl. Gabrielle Bompard. Die junge Gabrielle Bompard lockte im Jahr 1889 den reichen Gerichtsvollzieher Gouffe zu einem Stelldichein.— Ihr Hauptlieb⸗ haber Epraud war dabei hinter einem Sopha verſteckt. Gabrielle zog eine Schlinge um den Hals von Gouffs und Epraud bollendete die Erdroſſelung. Nachdem das Opfer ausgeraubt war, flohen die Beiden nach Nach einigen Monaten war Gabrielle des Epraud über⸗ drüſſig und ſie kam mit einem anderen Gentleman nach Europa zurück. Inzwiſchen war das Verbrechen, das ungeheures Aufſehen erregte, entdeckt worden. Die Polizei ergriff Gabrielle und Epraud wurde ausgeliefert. Der Elende wurde zum Tode verurtheilt und auf der Place de la Roquette hingerichtet. Seine Mitſchuldige wurde zu zwanzigjähriger Haft verurtheilt. Kürzlich wurde ſie nach gwölfjähriger Haft im Gefängniß von Clermont begnadigt und in Freiheit geſetzt.— Ueber den Fall veröffentlichen die Zeitungen Einzelheiten, die uns in Erſtaunen ſetzen. Wir laſſen hier eine Unterredung mit einem Reporter des Temps folgen: Gabrielle Bompard iſt geſtern Morgen um 8 Uhr aus dem Gefängniſſe Clermont, wo ſie ſeit 12 Jahren eingeſperrt war, entlaſſen worden. Ein Kollege von uns und eine Freundin hatten ſie in Clermont erwartet, mit ihnen iſt ſie nach Paris und in das Pavillon'Armenouville, das eleganteſte Reſtaurant vom Bois de Boulogne. Dort hat ſie mit Herrn Santos Dumont, dem berühmten Erfinder des lenkbaren Luftballons, gefrühſtückt.— Gabrielle Bompard wird vorausſichtlich einige Tage in Paris bleiben und dann zu ihrem Bruder nach Nanch gehen Wir haben ſie dieſen Vormittag geſehen. Sie iſt eine kleine hübſche Frau; die Haft hat ſie etwas rundlich gemacht. Das bleiche runde Geſicht iſt von großen Augen beleuchtet. Sie macht einen munteren, ſympathiſchen Eindruck und nur die ſchmal gezeichnete Lippe verräth etwas Härte. Die junge Frau hat reiches braunes Haar. Sie trägt einen ſchwarzen Bolero und grauen modernen Rock.— Ohne Verlegenheit beantwortet ſie meine Fragen und lacht herzlich.—„Denken Sie ſich,“ ſagt ſie,„meine Infreiheitſetzung hat mich gar nicht bewegt. Es macht mir gar nichts. Als ich mich an dieſem ſchönen Junimorgen auf der Straße von Creil befand, ſchien es mir ganz natürlich, ich habe nicht geweint und bin nicht ohnmächtig geworden.“—„Sie ſind ein ſtarkes Weib Gabrielle Bompard lacht und dreht ſich auf der Fußſpitze herum. „Nein, ich bin nicht ſtark. Aber ehrlich geſtanden, das Gefängniß iſt nicht ſo ſchrecklich. Jch genoß eine Bevorzugung; ich war Buch⸗ halter und infolge deſſen frei im Inneren der Anſtalt.“— „So, Sie waren Buchhalter, und was verrechneten Sie?“— „Ich verrechnete von Allem und zuletzt führte ich Rechnung über Corſets. Sie wiſſen, die Sträflinge arbeiten für die Händler der Sladt. Die Clermonter Corſets ſind ſehr bekannt. Es gibt alſo eine dreifache Rechnung: für den Staat, die Händler und die Gefangenen. Was hat man für Geſchichten über mich erzählt! Alle Augenblicke kundigte man in den Zeitungen meine Befreiung an. Dabei bin ich beinahe 13 Jahre da unten gebsieben!“— geitungen! Alſo leſen Sie dieſelben?“—„Und ob! Täglich; ich habe ſogar einem Redakteur geſchrieben, Herrn Jacques Dhur, damie er ſich für mich intereſſire.“—„Wie en es Fbnen möalich, lo mit der Außenwelt au verkehren?“— Gabrielle Bompard dreht ſich leicht herum und amüſirt ſich über meine Naivität.„Aber bedenken Sie doch, daß wir für die Stadt arbeiteten und daß wir Aufſeherinnen hatten, die Morgens aus der Stadt kamen und Abends wieder heimgingen. Da gab es doch tauſend Mittel, um mit der Außentvelt zu verkehren. Deshalb war ich auch ſo wenig erſtaunt, in Fretiheit verſetzt zu werden.“— „Aber jedenfalls war es Ihnen doch angenehmer geſtern, im Pa⸗ villon'Armenouville, als im Refectorium von Clermont zu früh⸗ ſtücken?“—„Was das betrifft, ja. Ein gutes Frühſtück, guter Wein, die Menſchenmenge— das iſt angenehm, luſtig.“ Da kamen wohl die Erinnerungen. Gabrielle Bompard wurde träumeriſch. Aber bald war ſie wieder munter.„Eigentlich hat ſich die Welt nicht verändert. Es iſt heute im Bois de Boulogne wie vor dreizehn Jahren: ſchöne und häßliche Frauen mit ſchönen Toiletten, die ſich gegenſeitig ohne Wohlwollen begaffen.“—„Die Mode hat ſich aber doch ſehr verändert, das haben Sie doch ge⸗ funden?“—„In der That ja und doch nicht ſo ſehr, wie Sie an⸗ nehmen; ich ſagte Ihnen ja, daß wir Aufſeherinnen aus der Stadt hatten und daß wir die neuen geraden Corſets fabrizirten.“— Gerne hätte ich die Vergangenheit berührt, aber mit einer diplo⸗ matiſchen Gewandheit wußte Gabrielle ſtets darüber wegzukommen und ich konnte das Thema unmöglich berühren. Es ſchlug Zwölf; ſie ſtand auf.„Ich bin hungrig, ſagte ſie und ſie ging nach der Thüre des kleinen Salons, in dem wir zuſammen geſprochen hatten. Im Augenblick, als ſie hinausgehen wollte, ſchlug ein Windſtoß die Thüre zu.„Sie ſehen,“ ſagte ſie lächelnd,„der Wind behandelt mich noch als Gefangene. Dabei entfernte ſie ſich raſch. (Gazette de Lauſanne.) Buntes Fenilleton. —„Wie ein junges Mädchen Erfolge in der Welt hat“— über dieſes Thema plaudert John Oliver Hobbes im„Pall Mall Maga⸗ zine in einem ſehr unterhaltenden Aufſatz, der zwar zunächſt auf engliſche Verhältniſſe gemünzt iſt, der aber wohl Anſpruch auf all⸗ gemeinere Geltung machen kann. Das junge Mädchen aus dem Zeitalter der Königin Victoria wird darin in einen Gegenſatz zu dem von heutzutage geſtellt. Damals genügte bei einer gelegentlichen Heftigkeit, einem Ausbruch übler Laune bei dem jungen Mädchen ein Blick der Mutter, begleitet von den Worten:„Meine Tochter, Du wirſt nie einen Mann finden“, um die Erregte in einen kleinen Engel an Sanftmuth zu verwandeln. Unter einem Regiment, bei dem der Grundſatz galt:„Wer ſich nicht zu verſtellen weiß, findet keinen Mann,“ war aber das ſtarke Geſchlecht nur zu ſehr der Will⸗ kür des Schickſals ausgeſetzt. Als ſich nun die große Revolutfon zu Ende des 19. Jahrhunderts vollzog und die Zurückhaltung nicht mehr die Haupttugend eines jungen Mädchens war, blieb die Schön⸗ heit nicht mehr allein maßgebend und die Vorzüge des Geiſtes und Charakters traten mehr ins Licht; ſo begann eine neue, gerechtere Ordnung der Dinge, die den Männern, welche fortan keine blinde Wahl mehr zu treffen brauchten, ſehr zu ſtatten kam. Wie nun jedes Ding ſeine zwei Seiten hat, ſo hatte auch dieſe Entwicklung zur Folge, daß viele Mädchen einen Theil ihrer Aureole einbüßten, keine Illuſionen mehr erweckten und alle Heirathschancen verloren. Die Galerie ganz unerträglicher„Miſſes“, die Hobbes vorführt, mittleren und höheren Kreiſen der engliſchen Geſellſchaft immer meh⸗ abnehmen. Es gibt junge Mädchen, verſichert Hobbes, die ein faf krankhaftes Bedürfniß nach Huldigungen haben. Wo ſie auch ſind. wollen ſie die erſten ſein. Bei Tiſch genügt es ihnen nicht, einen Stern zum Nachbar zu haben, nach dem ſich alle Köpfe drehen. Auch der Nachbar zur Linken muß ſeine Dame vernachläſſigen und ihr ſeine Aufmerkſamkeit zuwenden. Auf dem Ball muß, damit ihr Glück vollkommen iſt, Alles ihr zu Füßen liegen. In ihren Jugend⸗ geſpielinnen ſieht ſie nur Rivalinnen, die ſie ſtolz iſt, bei dieſer Gelegenheit zu demüthigen. Und iſt nicht die junge Gelehrte, die einen nur zu ausgiebigen Gebrauch von ihrem Wiſſen macht, ebenſo unausſtehlich? Nach Anſicht von Mr. Hobbes iſt ſie ſogar noch ge⸗ fährlicher, weil ſie mehr Gelegenheit hat, ihr Uebergewicht geltend zu machen. Man kann nicht ſcharf genug, ſagt er, gegen die intel⸗ lektuelle Poſe Front machen. Es gibt eine ganze Anzahl junger Mädchen, die es für ihre Pflicht halten, wie Bücher zu ſprechen,— und zwar wie ſehr ernſthafte, und ſich die Miene größter Ueber⸗ legenheit zu geben, ſobald ſich das Geſpräch alltäglichen Dingen zu⸗ wendet. Wenn ſie unglücklicherweiſe eine fremde Sprache können, ſprechen ſie nicht drei Sätze, ohne ihr Brocken zu entlehnen. Mit der gleichen Sicherheit urtheilen ſie über litterariſche, künſtleriſche, nationalökonomiſche, finanzielle, ſoziale Fragen. Sie ſind wandelnde Enchklopädien alles ernſtlichen Wiſſens und man fürchtet ſie wie die ſchlimmſte aller Plagen.“ Und die Künſtlerin, die ihre Talente in der Geſellſchaft verwerthet, iſt ſie erträglicher als die kleine Gelehrte? Hobbes entſcheidet ſich dafür, daß die junge Künſtlerin, die zur Unterhaltung beiträgt, ſei es am Klavier, ſei es auf der Liebhaber⸗ bühne, nachſichtiger beurtheilt zu werden verdient. Streng richtet Mr. Hobbes dagegen die jungen Damen, die, geſtützt auf die Dollars ihrer Väter, ihre Rivalinnen durch Toilettenentfaltung ſchlagen. Ein anderer, in England ſehr verbreiteter Fehler iſt die Herrſch⸗ ſucht, die den Grundzug des britiſchen Charakters ausmacht und ſich nicht nur bei jungen Männern, ſondern auch bei jungen Mädchen findet.„Die Ueberlegenheit des Ranges und der geſellſchaftlichen Stellung ſind genügende Anſprüche, um einer emanzipirten Pen⸗ ſionärin von geſtern zu erlauben, über eine ganze Clique kleiner Freundinnen zu regieren. Ihre urſprünglich bereitwilligſt aufge⸗ nommene Autorität entartet bald zu ſchwerer Tyrannei, und die inbrünſtigen Bewunderinnen verwandeln ſich nach einigen Monaten in unerbittliche Feindinnen. Das zu lange beweihräucherte Götzen⸗ bild wird von ſeinem Piedeſtal geſtürzt.“ Ein junges Mädchen kann ſich auf tauſendundeine Weiſe unerträglich machen. Wenn ſie ſich auf keinen Titel etwas zu Gute thun kann, brüſtet ſie ſich mit ihren Fehlern.„Eine rühmt ſich, niemals zur Zeit zu kommen, die andere erklärt, es ſei ihr unmöglich, ſich an einen Eigennamen zu erinnern, die dritte rühmt ſich ihrer Unhöflichkeit gegen Perſonen, die ſie nicht kennt. Einige ziehen umſomehr Eitelkeit aus ihren kleinen Fehlern dadurch, daß ſie ſie zur Höhe einer Familientradition erheben. Die .s waren zu jeder Zeit hochmüthig, die Bis berabſcheuten immer Fremde, die Cis ſind alle freche Lügner.“ Dieſe Art, das Andenken der Vorfahren zu ebren, wirkt det jungen Mädchen beſonders lächer⸗ lich. Hobbes hat ſich darauf beſchränkt, eine kleine Portraitgalerie widerwärtiger oder lächerlicher„Miſſes zu malen und empfiehlt den kleinen Emanzipirten, durch eine ſtändige Prüfung vor dem I wirft einiges Licht auf den Umſtand, daß die Eheſchließungen in den eigenen Gewiſſen die alte mütterliche Disziplin zu erſetzen, von der ſie ſich vollkommen befreit haben Wenn man aber dem Zeughaus eine Verwendung geben will — 5 0 fü0 Neanbem, 15. Junt Seneral⸗Anzelger. Belannlmachung. Auf die für das Jahr 1903 feſtzuſetzende Di⸗ vidende der Reichsbankantheile wird vom 15. d. Mts. ab eine erſte halbjährliche Abſchlagszahlung von ein und dreiviertel Prozent oder 52 Mark 50 Pfennig für jeden Antheil zu 3000 Mark und 17 Mark 50 Pfennig für jeden Antheil zu 1000 Mark gegen den Dividen⸗ denſchein No.? bei der Reichsbankhauptſtelle in Berlin, bei den Reichsbankhauptſtellen, Reichsbankſtellen, ſowie bei ſämmtlichen Reichsbanknebenſtellen mit Kaſſenein⸗ richtung erfolgen. Berlin, den 10. Juni 1903. Graf Poſadowsky. 18861 Der Stellvertreter des Reichskanzlers: Bremer Lebeusverſicherungs⸗HZank auf Gegenſsitigkeit zu Bremen. Bilanz für den Schluß des Geſchüftsjahres 1902. A. Aktiva. B. Passiva. 22 2. 2 Grundbeſitz 556,54989Prämienreſerven 22,913,186014 votheken.. 22,026,547 52ſPrämienüberträge 1,218,951,38 Werthpapiere 645,818 85]Reſerven für ſchwe⸗ Vorauszahlungen bende Verſicher⸗ und Darlehen auf ungsfälle beim dolicſen. 843,931— Prämien⸗Reſerve⸗ aben bei Bank⸗ fonds aufbewahrt] 132,403— häuſern bezw. bei Gewinn ⸗Reſerven anderen Verſicher⸗ der mit Gewiun⸗ ungs⸗Unternehm⸗ AntheilVerſicherten 1,094,09378 „550,162,22Reſerve für Ausloo⸗ indeteßrämien 705,17357 ſung von Staats⸗ ändige Zinſen papieren und für Milethen 243,1360— Kursverluſte 4,888018 ände bei Ge Reſerve für Kriegs⸗ enten bezw NAA 65,48581 3 170,870%%Amortiſationsfonds Baarer Kaſſenbe⸗ ſür Kautions⸗Dar⸗ ſtland„ 4886ſ88 lehen 5,892%72 Inventar u. Druck⸗ Beamten⸗Unterſtütz⸗ achsnsn—ungs⸗ und Peſi⸗ wanad ſionsfonds 37,045ʃ[80 an verficherte Be⸗ Zurückgeſtellte Divl⸗ amte. 384,75260 dende aus 1902, 49,428 68 Sonſtige Aktiva 38,673ſ65 AngeſammelteDivi⸗ ei 9,615(16 Baarkaution... 8,7500— Sonſtige Paſſiva u u. zwar: Werthpa⸗ piere, von Ver⸗ kretern derBank als Kaution hinterlegt 124,400— Gewinn 606,362,85 Geſammtbetragſ 26,259,78295] Geſammtbetragſzs,259,78295 Geſchäftsberichte ſind bei den 19873 Zwaugs⸗Verſteigerung. Dienſtag, den 16. ds. Mts., Nachmittags 2 Uhr werde ich im Pfandlokal 0455 hier im Vollſtreckungs⸗ verſteigern wir in Anſ. Loral wege gegen Baarzahlung& 3, 12, öffentlich gegen baar: öffentlich verſteigern: 1 Pendule, 1 Dwan, 5 Sopha, Eine neue Nähmaſchine2 Seſſel, 2 Kleiderſchränke, 1 mit zwei Schubladen, eine Chiffonnier, 5 Schläferbetten, 2 Staffelei und 3 Oelgemälde beſſere Betten, complett, 1 Waſch⸗ 9 kommode mit Marmorplatte, 4 in Goldrahmen, 5 Bade⸗ Nachttiſche, Stühle,[I u, opgle wanne und ſonſtige Möbel Tiſche, 1 Ausziehliſch, 2 Kinder⸗ verſchiedener Art ferner an⸗ bettſtellen, 1 Spiegel mit Conſol ſchließend hieran an Ort u. und Marmorplatle, 2 Negulator, Stelle mit Zufammenkunft2 Küchenſchränke, 2 Nähmaſchinen im Pfandlokal1 Holzſchuppen. leine für Schneider) 1 Eckſchrank, Mannheim, 15. Juni 1908. Lindenmeier, 70 1zweiſitzige Schulbank, Lüner, Gerichtsvollzieher. Bankagenturen zu haben. Der Vorſtand Verſteigerung Mittwoch, 17. Juni 1903, Nachmittags 2 Uhr, Hängelampen, Gasarme, eine compl. Ladeneinurichtung für Spezereigeſchäft, Weißzeug, Wäſche u. Verſchiedenes. 7428 Theodor Michel, Waiſenrath, Julius Knapp, Auctionator. ſlassburbe-Gesellschaf. Feiwilige Feuerwehr 3. Compagnie. Moentag, 15, Juni, Seß elbends ½9 Uhr Unſer⸗ ec za Ftwerden hiermit höfl. erfucht, zum Zuſaumenlunft Zweck 1955 Reviſion die der bei Namerad Bibliothek entliehenen Bücher Obert, T 5, 1. Verſchiedene Beſprech⸗ ungen, Auszahlung derSpar⸗ delulagen auch der Obleute.(Spar⸗ klaſſeſibuch mitbringen.) aoau necen Beſuch ladet freündlichſt ein 29500/360 Der Bertrauensmann: Jean Roſt. Dienſtag, 16, Jun, zwiſchen 4 u, 5 Ihr, gell. güe 18815 wollen. Der Vorſtand. Blaufelchen U. J. W. 7480 D 2, 9. Mumd, 2 2. Donnerſtag den 18. Juni die unwiderrufl. letzte Vorſtellung. Zirkus Corty⸗Althoff Messplatz—-Mannheim. Montag, den 15. Inni 1908, BSbends 8 Uhr, Großz Brillante Vorſtellung mit einem Rieſenprogramm von Nummern EI Nummern T ransvaa 1 ausgeführt vom 9 geſammit. Perſonal. Eutgleiſung eines Panzerzuges und Erſtürmung einer 3 Fuß hohen glatten Mauer durch die tapferen Buren. Gaſtſpi 3 ſekaner en Norton B. Smith, das Tagesgeſpräch in Mannheim. 18881 ee Todes-Anzeige. 15 Durch den Willen des Allerhöchſten wurde Samſtag Abend 97/ Uhr mein innigſtgeliebter, unvergeßlicher Gatte, Emil LL Emmil Lerner, Aaufmann nach langem, ſchweren, mit großer Geduld ertragenem Leiden im Alter von 36 Jahren in ein beſſeres Jenſeits abberufen. Mannheim G 3, 4, den 18. Juni 1908. Die tieftrauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet Dienſtag, den 16. ds. Mis., X X 2 —11: 18 18 u. 14: 15 u. 16: 7 18 u. 19: 20—22: 28.— 24: 25—80: 31—34: 95—41: 42—43: 44—45: 46—49 Die Wahl⸗Agitationslokale Wahltage für b Wahlbezirk 2, 3, 4 u. 5: Matſo naffbefafef Vefeff Mannheim. der Nationalliberalen Partef ſind am Café zur Oper, C 3, 21/22. Gelbes Kreuz, G 3, 6. Scheffeleck, M 3, 9(Saal im Terminus, N 3, 12. Telephon 2512. Telephon 780. Zähringer Hof, Q 2, 9/10. Taunnenbaum, I 3, 21. Habereck, 4, 11. Förderer, Mittelſtraße 61. Schwarzer Adler in Käferthal. Zum Weinberg in Waldhof, v. Erbrecht, Langeſtr. 1. Engel in Neckarau, Kaiſer Wilhelmſtraße 38. Central-Agitationslokal: Zühringer Hof, ꝙ 2, 910. Telephon 730. Unſere Parteimitglieder und alle Freunde der Kandidatur des Herrn General⸗ Konſul Karl Reiß werden auf das Dringendſte erſucht, ſich am Wahltage zur Unter⸗ ſtützung der nöthigen Agitation in den oben genannten Lokalen ihres Wahlbezirks zur Verfügung zu und wenn ſtellen irgend möglich, vor zwei Uhr zu wählen. um uns dadurch die Agitation zu erleichtern. Fehle keiner, thue jeder ſeine Pflicht. Der Vorstand. Die Wahlreſultate werden am Wahltage Abends nach 7 Uhr in den Sälen des Ballhauſes entgegen genommen. Telephon 1428. Drachenfels, Tillmann⸗Hufen, Beilſtraße 1. Telephon 568. Grünen Winkel, Hebelſtraße 19(Ecke der Hebel⸗ u. Nuitsſtr.). Peter Metz, Seckenheimerſtr. 72. Telephon 2068. Deutſches Reich, Lindenhofſtr. 22. Telephon 1781. Telephon 514. Hof). Telephon 1931. Katharing, Bianca, Großh. Hof⸗ u. Nationaltheater in Maunheim. Montag, den 15. Juni 1903. 92. Vorſtellung. Die bezähmte Widerſpänſtige. Luſtſpiel in 5s Aufzügen von Shakeſpeare, bearbeitet von Deinharbſtein⸗ Abonnement A. Regiſſeur: Herr Jacobi. Perſonen: Baptiſta, ein Edelmann in Padua 8 ̃ ſeine Töchter Ein Schneider Die Handlung ſpielt abwechſel Herr Exnſt. Frl. Wittels. Frl. Burger. Vincentio, ein Edelmann aus Piſa 5 5 Hert Jacobi. Lucentio, ſein Sohn 8.Herr Köhler. een ein Edelmann aus Verong.„Her Fieſch Gremio, janea's Frei Herk Tietſch Hortenſio, ̃ Bianea's Freier ede Tranio, err Kökert. Heanel Lucentioß Diener 8 15 Faht denen Brumi Herr Hecht. Curtis, Diener Petruchio'z Herr Vieger 1 Phllipp, err Voigt. Bromio„ efchdde err Hildebrandt. des Petruchio. Bediente des Baptiſta, Hochzeitsgäſte, Volk ꝛc. ——— Raſſeneröſſnung ½7 uhr. Anfang 7 ühr. Ende%10 Uhr. Nach dem zweiten Aufzuge findet eine größere Pauſe ſtatt. Kleine Eiutrittspreiſe. — Sroß einzureichen. Vorberkauf von Billets in der iliele des General⸗Anzeißers, Friedrichsplatz 5. Neues Theater im Roſengarten. Dienſtag, den 16. Juni 1903. Zum erſten Male: Das ſüße Mädel. Operette in 3 Akten von H. Reinhardt. Anfang 8 uhr. J. Haf Billets findet Freitag, J l. 2 Nalional⸗Theater Mannheim. Samſtag, den 20, Juni 1903 findet eine Volksvorſtellung zu Einheitspreiſen (40 Pfg. pro Platz) ſtatt.— Zur Aufführung gelangt! „Dorf und Stadt“ Schauſpiel in 5 Akten von Charlotte Birch⸗Pfeiffer, Die Billets werden vorzugsweiſe auf Beſtellung durch Arbeiterverbände und Arbeitgeber zur Ausgabe gelangen und ſind Anmeldungen bis Donnerſtag, den 18. ds. Js., Mittags 12 Uhr, bei der Hoftheaterkaſſe Juni Die Ausgabe der beſtellten Billets erfolgt Freitag, 2 Vormittags 11—1 Uhr und Nachmittags 155—5 r. Der allgemeine Verkauf eines kleineren Theils der den 19, ds. Mts., Abends 8UÜhr, an der Galleriekaſſe des Hoftheaters ſtatt. annheim, 13. Juni 1908. 29500/865 nd in Padua und in dem Landhauſe Arbeitsmarkt der Jentral-Anstalt Telephon 1920. Mannheim M A. —6 Uhr. Stelle ſinden. Männliches Perfonal. Dreher, Ffeilenhauer, Gipſer, Graveure, ſchloſſer, Monteure, Feuer⸗Schmied, Schneider, kl. Möbel⸗Schreiner, Steinhauer, Tapezier, Wagner⸗ Lehrlinge. Bäcker, Buchbinder, Conditor, Eiſendreher, Friſeur, Gießſer Kauf⸗ maun, Kürſchner, Modellſchrei⸗ ner, Schloner,Schneider, Schreiner Spengler, Tapezier. Ohne Haudwerk: Melker, Pferdeknecht, landw. Arbeiter. Weihl. Perſonal, Cigarren⸗Arbeiterin, Einlegerin, Dienſtmädchen, bürgerl, köchen, Hausarbeit, Kinderfräul., Spül⸗ mädchen für erc Reſtau⸗ ratious⸗ und Herrſchafts⸗Köchin, Haushälterin, Lehrmädchen, Zimmermäbdchen, feinder mädchen, Sortirerin, Fabrikarbelterinnen. Stolle ſuchen. Ohne Haundwerk. Aufſeher, Ausläufer, Bureau⸗ diener, Einkaſſirer, Portier. Hunstgewerbliche Schlaßzimmer⸗Einrichtung nach Entwurf eines der beſt. Archi⸗ tekten, kompl. m. dreith. 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