18 möbl. 4650 2 8 eee 2 E helfen Sie doch, das Blut ſtillen— wenn wir doch nur etwas krufen Sie laut nach Schleinitz, die Abonnement: Tägliche Ausgabes 70 Pfennig monatlich. Bringerlohn 20 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. incl. Poſt⸗ aufſchlag M..42 pro Quartal. inzel⸗Nummer s Pfg. Nur Sonntags⸗Ausgabe: 20 Pfeunig monatlich, ins Haus od. durch die Poſt 25 Pf. Inſerate: Gadiſche Volkszeitung.) E 6, 2. der Stadt Mannheim und Umgebung. Unabhängige Tageszeitung. Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. Stleſeuſte und nerbreitelſrm Zritung in Alauuheim und Amgebung. Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagsblatt Morgens 9 Uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 Uhr. (Mannheimer Volksblatt.) Telegrunm⸗Adreſſer „Journal Mannheim“ In der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 8021. Teleppon: Direktion und 1 Druckeret: Nr. 644 Redaktion: Nr. 377 Expedition: Nr. 218 E 6, 2. —L Far unverlaugte Mauuſkripte wird keinerlei Gewähr geleiſtet.. Filiale: Nr. 818 Die Reklame⸗Zeile 80„ 3 (Mittanblatt.) Nr 89. Deutſchland und die ruſſiſch⸗italieniſche Monarchenbegegnung. SRRK. Berlin, 20. Okt. Die römiſche„Tribuna“, die gleich nach dem Bekanntwerden des Aufſchubs der Romfahrt des Kaiſers Nikolaus von„Darm⸗ ſtädter und anderen nördlichen reaktionären Einflüſſen' auf dieſen Entſchluß des Zaren faſelte, läßt ſich zur Fortſetzung dieſer deutſchfeindlichen Treiberei einen Brief aus St. Petersburg kommen, der im echten Denunziantenſtil die Abſage des ruſſiſchen Kaiſerbeſuchs auf die Wirkſamkeit„deutſcher Elemente“ am Zarenhofe zurückzuführen ſucht. Es ſcheint, daß die„Tribuna“ in dieſem Falle franzöſiſchen Einflüſterungen folgt. Kann das Blatt den naheliegenden Verdacht durch eine unumwundene Ab⸗ ſchüttlung der ihm öfters zugeſchriebenen Intimität mit franzö⸗ ſiſchen Diplomatenkreiſen zerſtören, um ſo beſſer! Auffällig bleibt immerhin, daß es gerade ein Mitarbeiter der„Tribuna“ iſt, dem der ſo zurückhaltende franzöſiſche Miniſter des Aeußern, Herr Delcaſſé, während der italieniſchev Königstage in Paris eine politiſche Unterredung gewährt hat. Ueberdies nimmt jetzt der in auswärtigen Dingen miniſterielle„Figaro“ die Anwürfe der„Tribung“ auf und wird dabei noch dreiſter. In einer aus Darmſtadt datierten und auf beſonders gute Quellen zurück⸗ geführten Mitteilung behauptet das Blakt, die Verſchiebung der Romreiſe des Zaren ſei namentlich einer Einmiſchung des Prin⸗ zen Heinrich von Preußen zuzuſchreiben. Man habe die wieder⸗ holtew Geſpräche des ruſſiſchen Kaiſers mit dem Prinzen ſehr benterkt und gerade zu dieſem Zeitpunkt ſei die Verſchiebung der italieniſchen Reiſe erfolgt. Richtig iſt an dieſer Geſchichte nur, daß Prinz Heinrich in Darmſtadt geweilt hat und wie andere dort anweſende fürſtliche Gäſte mit ſeinem Schwager, dem Kaiſer Nikolaus, im den Formen des Familienverkehrs zu⸗ ſammengekommen iſt. Die Unterſtellung aber, der Zar laſſe ſich in Fragen der ruſſiſch⸗italieniſchen Polikik, um die Prinz Hein⸗ rich ſich überhaupt nicht kümmert, von fremden Einflüſſen leiten, iſt nichts anderes als eine Beleidigung der ruſſiſchen Selbſtändig⸗ teit in der Perſon des Kaiſers Nikolaus. Der„Figaro! ſcheint nicht zu merken, daß er durch dieſes Ausſpionieren der deutſchen Familienbeziehungen des Zaren, durch die Anmaßung einer Kontrolle über den Verkehr des ruſſiſchen Herrſcherpaares mit ſeinen Verwandten, wie den geſellſchaftlichen Takt auch die politiſche Klugheit verleugnet. Die Verſchiebung der Romfahrt hat in den leitenden deut⸗ ſchen Kreiſen keine andere Empfindung als ein Bedauern darüber ausgelöſt, daß der allzeit den Wimpel der Völkerverbrüderung ſchwingende Radikalismus, wie Figura zeigt, in Wahrheit als ein Störenfried der internationalen Beziehungen wirken und ſich auf Koſten der ſtaatlichen Autorität breit machen konnte. Wenn wir in dieſer Angelegenheit einen Wunſch haben, ſo iſt es der, daß dem König Victor Emanuel bald die Freude zuteil werde, den Kaiſer von Rußland bei ſich zu einem durch nichts getrübten Wiederſehew zu empfangen. Paris hat jetzt ein gutes Beiſpiel gegeben auch für andere Hauptſtädte. Die Franzoſen, denen für alles Italieniſche weit mehr Ueberhebung als Bewunderung im Blute ſteckt, haben es ſich, Republikaner und Sozialiſten wie ſie der Mehrheit nach ſind, nicht nehmen laſſen, dem jungen italie⸗ niſchen Königspaar ohne ſauertöpfiſche Sprödigkeit willig, ja Mittwoch, 21. Gktober 1005. eeene e*———— 5 begeiſtert zu huldigen. Und das war nicht bloß galliſche Leicht⸗ lebigkeit; es war das Walten des nationalen Inſtinktes, der den Pariſern ſagte, daß in ſeinem Gaſte der Wirt ſich ſelber ehren ſoll, daß die Franzoſen dem Anſehen ihres Landes unter den Großmächten und den Intereſſen ihrer Politit dienen, wenn ſte befreundeter Staaten höflich und herzlich willkommen heißen. Beſchäftigungsgrad in der Sigarren⸗ induſtrie. (+) Seit Mitte September macht ſich im Geſchäftsgang der Eigarreninduſtrie ein Umſchwung zum Beſſern bemerlbar. Die Be⸗ ſtellungen nahmen in den Fabriken raſch und zum Teil unerwartet ſtark zu. Die Lagervorräte lichteten ſich, und man ſtand vor der erfreulichen Notwendigkeit, die Erzeugung wieder auf die normale Höhe zu bringen. Wie unvorbereitet die Fabrikanten der verän⸗ derten Marktlage vielfach gegenüberſtanden, das geht daraus hervor, daß ſie ſich mit Rohſtoffen lange nicht in dem Maße verſorgt hatten, als es der eingetretenen Nachfrage entſprochen hätte. Aus dieſem Grunde fand an den Tabakmärkten eine Konkurrenz um die vor⸗ handene Ware ſtatt, die faſt in einen förmlichen Kampf beim Ein⸗ kauf ausartete. Beſonders lebhaft war der Tabakmarkt in Mann⸗ heim, wo die Kaufluſt oft ſtürmiſche Formen annahm. Aus den meiſten Bezirken des Eigarrengewerbes wird gemeldet, daß die bis⸗ herige Erzeugungseinſchränkung faſt durchgängig weggefallen iſt. Ganz vereinzelt finden ſich, ſo in Berlin, Hamburg, Breslau, noch Betriebe, in denen noch nicht voll gearbeitet wird. In Leipzig wird eine noch beſtehende Verkürzung der Arbeitszeit mit der Rückſicht⸗ nahme auf die häuslichen Verhältniſſe der Arbeiter erklärt. Die in Frage kommenden Arbeiter, die auf Landorten wohnen, wollen neben ihrer Berufsarbeit ihr Stückchen Feld beſorgen und haben kein In⸗ tereſſe an einer Ausdehnung der Arbeitszeit auf die normale Dauer. Ohne daß bis jetzt in den Fabriken und'Werkſtätten eine Vermehrung der Beſchäftigten erfolgt wäre, zeigt ſich doch die durchgreifende Beſſerung in dem ziemlich allgemein wieder durchgeführten Vollbe⸗ trieb. Auch die Heimarbeiter, denen es während der Kriſe beſon⸗ ders ſchlecht erging, erhalten wieder ſoviel Tabak wöchentlich zuge⸗ teilt, daß ſie auf einen beſſeren Verdienſt rechnen können. Es wird ihnen das Quantum Eigarren voll abgenommen, das ſie herſtellen können, während bis in die Sommermonate hinein das Abnahme⸗ quantum ſtark herabgeſetzt war. Erhöhungen des Lohnſatzes fanden freilich noch nicht ſtatt und werden bei dem immer vorhandenen ſtarken Angebot auch vorerſt nicht zu erwarten ſein. Die in den letzten Jahren abgegangenen Arbeitskräfte, die bisher in anderen Ge⸗ werben ihr Unterkommen geſucht hatten, laſſen es zu einer lebhaften Rachfrage, die lohnſteigernd wirken könnte, nicht kommen. Von wie langer Dauer die nunmehr eingetretene Belebung ſein wird, hängt ganz und gar von dem Grade der Produktionsvermehrung ab. Bis Weihnachten dürfte der Geſchäftsgang wohl ziemlich lebhaft bleiben, da bis dahin der Umſatz ſich regelmäßig ſteigert. Im Gegenſatz zu den ländlichen Bezirken zeigt ſich in den Großſtädten inſofern eine ungünſtige Geſtaltung des Arbeitsmarktes, als die Fabrikanten den Betrieb mit Vorliebe noch immer aufs Land verlegen. So hat in Hamburg erſt vor kurzem wieder eine größere Fabrik ihre Sor⸗ N kHererei nach Süddeutſchland verlegt. Sollte, was in Arbeiterkreiſen befürchtet wird, dieſes Beiſpiel Nachahmung finden, ſo würde es für die Hamburger Arbeiter ſchlimm werden. An eine Ueberſiedelung nach dem Süden iſt für ſie um ſo weniger zu denken, als die dort gezahlten Löhne in gar keinem Verhältnis zu dem Verdienſt ſtehen, den die Arbeiter in Hamburg bisher erzielten. Politische Uebersicht. »Maunheim, 21. Oktober 1906. Der neue Reichsgerichtspräſident. Der Bundesrat hat nunmehr über die Wahl des künftigen Reichsgerichtspräſidenten Beſchluß gefaßt und dem Kaiſer den Wirklichen Geheimen Rat Exzellenz Gutbro', bisher Direk⸗ tor im Reichsjuſtizamt, zur Ernennung vorgeſchlagen. Da dies nur mit Zuſtimmung der preußiſchen Regierung geſchehem ſein dürfte, wird man wohl Dr. Gutbrods Ernennung zu erwarten haben. In juriſtiſchen und parlamentariſchen Kreiſen wird Dr. Gutbrod als einer der erſten Kenner unſeres öffentlichen und privalen Rechts hoch geſchätzt. Aus dem württembergiſchen Richterſtande hervorgegangen, trat er, wie wir der„Köln. Ztg.“ entnehmen, früh in den Reichsdienſt über und hat nahezu 28 Jahre dem Reichs⸗Juſtizamt angehört. In Anerkennung ſeine herborragenden Verdienſte um die Vorarbeiten für das Bürger⸗ liche Geſetzbuch und um das neue Handelsgeſetzbuch ernannte ihn die Univerſität Tübingen zum Ehrendoktor der Rechte. Dem Bundesrate gehört er als ſtellvertretender Bevollmächtigter Preußens an, er hat dort vielfach die Sitzungen des Juſtiz⸗Aus⸗ ſchuſſes geleitet und ſich als ſcharfſinniger Juriſt und praktiſcher Geſchäftsmann großes Vertrauen erworben. Dr. Gutbrods Vor⸗ bildung liegt weſentlich auf ziviliſtiſchem Gebiete, während ſein Vorgänger, Herr v. Oehlſchläger aus der ſtaatsanwaltlichen Laufbahn hervorgegangen war. Er ſteht im ſechzigſten Lebens⸗ jahre und erfreut ſich einer ungewöhnlichem Arbeitskraft. Aus der bayeriſchen Abgeordnetenkammer. In der geſtrigen Sitzung der Abgeordnetenkammer verlas der Miniſterpräſident Frhr. v. Podewils eine Erklärun welcher er ausführte, die Entlaſſung der Miniſt ſei ein Recht der Krone. Im Falle Crailsheim habe d Staatsregierung, um jeder Legendenbildung vorzubeugen, ei Mitteilung ausgegeben, welche als Grund für die Miniſterkri Meinungs⸗Verſchiedenheiten über gewiſſe Handlungen bezeichn habe. Die Meinungs⸗Verſchiedenheiten betrafen die Frage, der Vorſitzende im Miniſterrat zu gewiſſen Handlungen ohn vorherige Rückſprache mit den anderen Miniſtern befugt Wenn die Differenzen ſich auch auf dem Gebiete der Geſchäf ordnung bewegten, ſo käme doch das wichtige Intereſſe in Frag ob in materieller Hinſicht das Selbſtbeſtimmungsrecht de Miniſter völlig gewährleiſtet bleibe. Die Lage erfuhr ein erwartete Verſchärfung dadurch, daß Graf Crailsheim ſein E laſſungsgeſuch einreichte ehe die betreffenden Verhandlungen zu Abſchluß gekommen waren. Eine Aenderung in de Regierungs⸗Grundſätzen iſt infolge des Perſonen Wechſels nicht eingetreten. Die Regierung wird nach wie vo die guten Beziehungen mit dem Reiche⸗ ſo fältig pflegen und ſich nicht durch Parteiintereſſen, ſondern nu durch die Rückſichtnahme auf die Krone und das Land lei Deeeen Das Ceſtament kines Fonderlings. Roman von A. von Tryſtedt. 5 Nachdruck verboten. 89)(Fortſetzung). Frau von Linden ſtand neben ihm. Heute ſah er zum erſten Male, daß auch ſie hübſche Augen hatte, tief und ſtrahlend, voll Her⸗ densgüte und echt weiblicher Teilnahme. 25 3 Tränen ſtanden darin, das Naß des Schmerzes— wer weiß, welche Wünſche und Hoffnungen ſie begrub in dieſer Stunde und dennoch lächelte ſie. Die flinken kleinen Hände aber fuhren ſchleunigſt vertuſchend über die Augen. Um ſo als Ueberſehene nebenbei zu ſtehen, dazu war ſie doch zu ſtolz! 8 „Was ſind das für Geſchichten, beſter Eckhoff!“ ſchalt ſie in einem mehr zärtlichen als unglücklichen Ton,„wie konnten Sie dem armen Oreſte ſo barbariſch zuſetzen! Wenn das Bieſt Ihnen für 5 Zeit das Heiraten verleidet hätte, verdenken könnte man es m nicht!“ „Selma, ach, liebe verehrte Freundin, Sie haben alles geſehen Waſſer hätten!“ „Stehen Sie auf, treten Sie einige Schritte zurück und dann Lichtung iſt ja in der Nähe, er kwird ſchon hören!“ Bernhard gehorchte. Selma nahm ſeinen Platz ein. Sehr ſympatiſch erſchien ſie unter dieſen Umſtänden nicht in dieſem blau⸗weißen Sporkkoſtüm, aber ihre geſchickten, winzigen Hände hatten im Umſehen den Kragen von Stephanies Kleid gelockert, ein Flakon hervorgezogen und das leblofe Haupt des jungen Mädchens ein wenig erhöht auf Moos und Blättern gebettet. Das Tuch band ſie feſt um den verwundeten Teil des Kopfes, mäßiger, die Lider aber ſanken ſogleich wieder herab. Selma hatte einen Freudenlaut ausgeſtoßen, aber er war ver⸗ früht. 4 Stephanie ſchien zu ſchlafen, alle Bemühungen, ſie für wenige Minuten nur zu vollem Bewußtſein zu bringen, ſcheiterten. Dafür aber erſchien nach ſehr kurzer Zeit ſchon Schleinitz ganz atkemlos. 5 Die beiden Wettenden waren heil und geſund, Oreſte ſtand drüben zwiſchen den Bäumen wie aus Erz gegoſſen. Er hatte ſich bei dem Toben noch die Stirn zerſchlagen und auch die Vorderbeine ſchienen verletzt zu ſein, das Opfer des ganzen aufregenden Vor⸗ ganges aber war Stephanie. Schleinitz hörte kopfſchüttelnd die Erörterungen und erklärte dann auf Bernhards wiederholte Fragen Stephanies Anweſenheit. „Sie ließ ſich nicht davon abbringen, daß ein Unglück geſchehen werde,“ ſagte er leiſe,„vielleicht glaubte ſie ſich auch dazu berufen, es zu berhindern. Drüben hält der Wagen, in dem ſie mich begleitete. Frau von Linden wußte es ja, daß ſie mitgefahren war.“ „Ich habe ihr ſchweres Unrecht getan, ihr viel abzubitten,“ be⸗ merkte Eckhoff gepreßt,„vielleicht iſt es zu ſpät zu allem, dann frei⸗ lich iſt auch meine letzte Stunde gekommen!“ ſtark errötend, denn auch ſie hatte Stephanie verletzt, wo nur immer ſich Gelegenheit geboten,„weshalb taten Sie das nur? Wen man lieb hak— ſie beugte ſich nieder, um kühles Waſſer an die Lippen der Bewußtloſen zu führen,„den zeichnet man doch auch aus—* NMaicht immer,“ murmelte Schleinitz,„nicht immer, meine Gnä⸗ digſte, es gibt auch Narren, welche das koſtbare Gut eines treu liebenden Herzens erſt dann ſchätzen lernen, wenn es ihnen un⸗ widerbringlich verloren iſt!“ 5 „Das war das rechte Wort,“ bemerkte Bernhard zexknirſcht, Du darfſt mir Deine Meinung ins Geſicht ſagen, Erich, ich habe — dann begann ſie die Innenflächen der Fände zu reiben, die Stirn »Schleini zl Bilfe! Hilfe IlI ſie verdient! Ich war ein Narr, ein Wahnſinniger! Wie viel reizende, ſchaltte es durch den Wald. eot, weit himmliſche Stunden pabe ich mür verſchergt. Stephanie öffnete die Augen, ihr Athem wurde kräftiger, regel⸗ „Sie haben die Aermſte ſehr ſchlecht behandelt,“ ſagte Selma Selma war ungeſchickt; ein Teil des kühlen Waſſers floß ar Stephanies weißen Hals. Sie ſchauderte zuſammen und beweg die Lippen, den Körper aber rührte ſie nicht. Es blieb nichts übrig, als ſie in den bereitſtehenden Wagen tragen. Eckhoff und Selma ſetzten ſich ſo, daß ſie die Ohnmächti ſtützen und in einer bequemen Lage halten konnten. 55 Schleinitz ſprengte voraus, um die Majorin vorzubereiten. E Reitknecht, den er mitgenommen, führte die Elinor und den wieder ganz beruhigten Oreſte an den Zügeln forrt. Wer ſich den Siegespreis, die prachtvolle Urne, erxungen hé das ſollte für immer unentſchieden bleiben. Dieſes war aber as einzig tröſtliche Moment, das die Majorin an dem ganzen Vor fand, denn Selma verzichtete großmütig und das gediegene, prach volle Prunkſtück blieb im Herrenhauſe zu Eckhoff. 9. Kapitel. 1 Auch in dem hübſchen, modernen., in dem kleinſtädtiſche mütlichkeit ſich ſo harmoniſch mit einem gewiſſermaßen großſt iſchen Treiben vereint, beſitzt noch faſt jeder beſſer ſituierte Bürger einen hüßſchen Garten, in dem Obſt und Gemüſe zuwächſt, ſodaß ih der Frühling nicht aus den Vaſen, ſondern von reichgeſchmückte Blumenbeeten entgegenduftet. 1 CVVVT Die Dörings beſaßen einen prachtvollen Garten, aber Frankes hatten im Laufe der Jahre alles aufgeboten, um farbenprächtigen Blumenflor zu erzielen.. Im Frühling waren es beſonders die Shringen, Goldrege der herrliche Rotdorn, die außer den Obſtbäumen ihren reichtum entfalteten.„„„ Still und warm war es in dem Frankeſchen Garten, die ſand nirgend Widerſtand, ungehindert durfte ſie ſich in br Strahlen auf Baum und Strauch legen, alle Feuchtigkeit einſauge dagegen das Wachstum aber in geradezu ſichtbarer Weiſe fördern Es war ein geſegnetes Frühjahr, der Stürme wenige, d Blüten um ſo mehr.„„% T 1 An einer beſonders geſchügten Stelle ſaß die liebe, Treine Mar⸗ nt in einen beguemen Seſſel und ſorglich geſtußk 2 S s * A daß durchſchnittlich eine jährliche Vermehrung von 7782 pEt. ſtatt⸗ duürch Decken und Kiſſen. chen, ſobald Margot Geſellſchaft hatte. Niederlaſſung, nicht weit von der Mündung des Kongo. die Mutter ſchwer. Byoot heftig an; es gelang ihr auch, es umzukehren. Die Jäger und Serte Weneral⸗Anzeſder Mannheim, 91. Oktober. laſſen. Die Beziehungen zum päpſtlichen Stuhl ſeitens der bayriſchen Regierung ſeien ganz vorzügliche. Er, der „Miniſterpräſident, und der päpſtliche Nuntius würden es ſich zangelegen ſein laſſen, in aller Loyalität dieſe Beziehungen zu pflegen. Zur Alaskagrenzfrage iſt nachfolgende Londoner Meldung von Intereſſe: In Kanada herrſcht große Entrüſtung und Unzufriedenheit über den Ausgang der Verhandlungen des Schiedsgerichts über die Alaska⸗ grenzfrage. Dem Vertreter des Reuterſchen Bureaus erklärte der kanadiſche Exminiſter Clifford Sifton, der als Vertreter Kanadas den Schiedsgerichtsverhandlungen beiwohnte, der Schiedsſpruch ſei auf der ganzen Linie zugunſten der Union⸗ ſtaaten ausgefallen. Obgleich Kanada Wales und die Pearſe⸗ inſeln bekommen habe, die mehrere Jahre im amerikaniſchen Beſitz waren, würden dieſe dadurch ihres Wertes für Kanada beraubt, daß zwei Inſeln, welche unmittelbar außerhalb der Obſervatory⸗ bucht und Port Simpſon liegen und die Einfahrt dazu be⸗ herrſchen, den Unionſtaaten zugeſprochen ſeien. Sifton erklärte, er verſtehe nicht die Gründe, aus denen die Inſeln fortgegeben ſeien. Der kanadiſche Standpunkt bezüglich der die Buchten be⸗ herrſchenden Punkte fand anſcheinend keine Beachtung ſeitens der Mehrheit des Schiedsgerichtshofes.— Wie hierzu noch Reuters Bureau erfährt, weigerten ſich beide Bevollmächtigte Kanadas, die Entſcheidung des Schiedsgerichts zur Regelung der Alaska⸗ ⸗Grenzfrage, das aus einem Vertreter Englands, zwei Vertretern Kanadas und drei Vertretern der Vereinigten Staa⸗ zen beſteht, zu unterzeichnen. Dies hat jedoch auf die Gültigkeit des Schiedsſpruchs keinen Einfluß, da derſelbe von den drei Ver⸗ kretern der Vereinigten Staaten, dem Vertreter Englands und dem Lord⸗Oberrichter Alverſtone unterſchrieben iſt. Deutsches Reich. * Schwetzingen, 21. Okt.(Gründung eines jung⸗ liberalen Vereins.) Heute Abend ½9 Uhr findet im Wilden Mann“ dahier, wie bereits mitgeteilt, auf Anregung des angliberalen Vereins Mannheim eine Verſammlung ſtatt zwecks Gründung eines jungliberalen Vereins Schwetzingen. Herr Rechtsanwalt Klein⸗Mannheim wird hierbei über„Zweck and Ziele der jungliberalen Bewegung“ ſprechen. Für den zu gründenden Verein ſind bereits zahlreiche Beitrittserklärungen gus Schwetzingen und Umgebung erfolgt. *Lörrach, 20. Okt,(Kommerzienrat Krafft) in Schopfheim, Präſident der Handelskammer für die Kreiſe Lörrach and Waldshut, Mitglied der erſten Kammer, iſt in Berlin an den Golgen, eines kürzlich erlittenen Schlaganfalles geſtorben. *Berlin, 20. Okt.(Die Generalſynode) nahm Anſtimmig eine Adreſſe an den Kaiſer an, die eine Dankſagung für den Erlaß, betreffend die Aufhebung der Pfarrbeiträge zu den Pfarrwitwen⸗ und Waiſenfonds, enthält. Mit der königlichen Gabe ſeien dringende Wünſche der General⸗ ſhnode unverhofft in ſchneller Welſe der Erfüllung entgegen⸗ geführt. Durch die Abgabenentlaſtung der Geiſtlichen werde Freude über die Fürſorge des Schirmherrn der Landeskirche in ledes einzelne Pfarrhaus getragen. Die Adreſſe fleht ſchließlich Gottes Segen auf den Kaiſer und das Kaiſerhaus herab. —Der neue badiſche Geſandte.) Der„Staats⸗ anzeiger“ meldet: In der heutigen Audienz empfing der Kaiſer aus den Händen des neu ernannten badiſchen Geſand⸗ cten, Grafen Berckheim, ein Schreiben des Großherzogs von Baden, das den Graf in ſeiner Eigenſchaft als Geſandter beglaubigt. Der Audienz wohnte der Staatsſekretär des Aus⸗ wärtigen, Frhr. v. Richthofen, bei. —(Prinz Proſper Arenberg.) Der„National⸗ zeitung“ wird heſtätigt, daß Prinz Proſper Arenberg am 13. Okt. guf Grund einer militäriſchen Verfügung aus dem Straf⸗ gefängnis Tegel in die Abteilung für Nervenkrankheiten bei der Strafanſtalt Moabit üherführt würd wurde. Ausland. * Amerika,(Handelsabkommen der Verein, Stgaten mit Kuba.) Präſident Rooſevelt erließ bei eine Verordnung, durch die der Kongreß auf den „November zu einer außerordentlichen Tagung zur Beratung des Handelsabkommens mit Kuba einberufen wird. Die Einkommensverhältniſſe in den badiſchen Städteordnungsſtädten. SRK. Nach einer neueren ſtatiſtiſchen Ermittlung hat ſich das euerbare Einkommen in den badiſchen Städteordnungs⸗ ktädten von 1886 bis 1901 um etwas über 117 Prozent vermehrt, 12 77 Die größte aeb ung, 5 5 maene 9 15 5 des mel 8,75 5 PEt, jährlich, 0 hrend 19 5 le in den 15 97 nur durchſchnittlich 3,58 pCt, ragen hatte. i 0 ſteuerbaren Ein dene ns im Land hat von 1886 bis 1901 nur 72,3 pEt. betragen, ſo daß alſo auf ſämmtliche übrigen Städte und Gemeinden nur eine Vermehrung von rund 50 pCt. entfällt, alſo durchſchnittlich nur 3½ pt. aufs Jahr! Vergleicht man die einzelnen Städte unter ſich, ſo ſteht Mannheim mit einem durch⸗ ſchnittlichen Jahreszuwachs von 12,20 pt. allen anderen weit voran. Der Zuwachs für 1896 bis 1901 hat ſogar jährlich 14,27 pCt. be⸗ tragen, end er 1891 bis 1898 ſich allerdings nur auf 3,25 pCt. beziffert hatte, und damals Mannheim erſt die ſechſte Stelle unter den neuen Städteordnungsſtäd ten einnahm. Nach Mannheim folgt das ebenfalls induſtrielle Pforzheim, das einen Zuwachs von 8,17 pCt. aufweiſt, der in den Jahren 1896/1901 ſogar 9,65 pCt. betrug, in den vorhergehenden 5 Jahren aber mit 4,21 pEt, den von Mannheim nicht unerheblich überſtieg. Den dritten Platz nimmt Karlsruhe ein, offenbar infolge ſeiner ſich allmählich entwickel⸗ teren Induſtrie, Der 15jährige Durchſchnitt beträgt hier 6,36 pCt. In den letzten 5 Jahren war er nur unbedeutend höher, nämlich 6,39 pCt., während er vorher 4,38 pCt. betragen hatte. Die übrigen Städte, mit Ausnahme von Bruchſal, zeigen eine Zunahme von zwiſchen 5,25 und 5,87 pCt., die auch in den Jahren 1896/1901 nicht weſentlich höher war; in einzelnen Städten war ſie ſogar etwas niederer. Bruchſal zeigt in den Jahren 1896/1901 einen Zuwachs von 5,89 pCt., während er vorher nur 2,30 pCt. betragen hatte.— Von Intereſſe iſt auch das Verhältnis der Einkommen⸗ ſteuerpflichtigen der Städte zur Bevölkerung im ganzen. Während im Großherzogtum im ganzen auf 100 Einwohner 25 Steuerpflichtige kommen, beträgt das Verhältnis bei den 6 Städten über 20 000 GEinwohner: 28,33 péEt. In den Induſtrieſtädten Mannheim und Pforzheim erhöht ſich dasſelbe ſogar auf 29,74 und 29,33 pct. In Heidelberg entſpricht es ungefähr dem Durchſchnitt mit 28,10. Am niederſten mit 25,94 iſt es in Freihurg. Während im Großherzogtum im ganzen 13,5 pCt. der Bevölkerung unter 1000% Einkommen verſteuern, tun dies in den 6 größeren Städten nur 10,3 pct. Auch alle übrigen Einkommens⸗ klaſſen ſind hier weſentlich höher geſtiegen: Zwiſchen 1⸗ und 2000 beziehen im ee nur 8,1 pCt., in den genannten Städten 10,8 pCt.; zwiſchen 2⸗ und 5000% 4,8 pCt. gegen 2,7 pet.; zwiſchen 5⸗ und 10 000& 1, 2 pCt. gegen 0,5 pCt.; über 10 000 1 0,6 pCr. gegen 0,2 pCt. Von den 468 607 Steuerpflichtigen wohnen 24,47 Prozent in dieſen Städten, von der Geſamtbevölke rung nur 21,7 pCt. Die Entwicklung der badiſchen Städte zeigt ſomit auch in ſozial⸗ politiſcher Hinſicht ein erfreuliches Bild. Fur Landtagswahl in Baden. * Heidelberg, 20. Okt. Gegen den Erlaß des Miniſters Schenkel, welcher den unentgeltlichen Empfang von Lehrmitteln als Armenunterſtützung angeſehen wiſſen will, ſodaß die Empfänger des Wahlrechts zum Landtag verluſtig gingen, ſpricht ſich auch die„Heidelberger Ztg.“ aus. Sie ſchreibt: Wenn beiſpielsweiſe ein Vater von mehreren Kin⸗ dern, der ſich redlich durchzuſchlagen ſucht, aber die Beſtreitung der Lehrmittel für die Kinder, 10 es ihm zu ſchwer fiele, der Gemeinde überläßt, hierdurch das Wahlrecht verlieren ſoll, ſo iſt das eine unverdiente Kränkung, eine Härte, nach meiner und bieler anderer Anſicht wenigſtens. Auch iſt es auf die Dauer nicht haltbar, daß im Reich und in Baden eine verſchieden⸗ artige Auslegung der Armenunterſtützung ſtattfindet. Die Nationalliberalen dürften gut tun, auf eine authentiſche Aus⸗ legung des Begriffs Armenunterſtützung im Landtag zu drängen, wodurch dieſer Zwieſpalt zwiſchen der Auffaſſung im Reich und in Baden beſeitigt wird. Baden befindet ſich in dieſer Sache im Rückſtand; es iſt durchaus nötig, daß unſer Land ſich beeilt, der Auffaſſung der Zeit auch auf dieſem Gebiete zu entſprechen, denn ſonſt ſetzt es ſch einer böſen, 15 was das ſchlimmſte iſt, einer berechtigten Kritik aus. * Baden⸗Baden, 20. Okt. Wie das„Bad. Tagbl.“ erfährt, wird die Zentrumspartei Herrn Gaſthofbeſitzer Roman Schmid als Kandidaten für den hieſigen Wahl⸗ bezirk aufſtellen. ——— ANus Stadt und Cand. * Maunheim, 21 Oktober 1903. 92 2 Zur Frage der Erhöhung der Gehälter der ſtädtiſchen Beamten. Es wird uns geſchrieben: Die Eingabe der Mitglieder des hieſigen Hoftheaterorcheſters um Regulierung und Aufbeſſerung ihrer Dienſtbezüge, welche vor einigen Wochen in den Tagesblättern zum Abdruck gebracht war, hildet ſeitdem in manchen Bevölkerungsſchichten vielfach den Gegen⸗ ſtand lebhafter Exrörterung. Mit beſonderer Aufmerkſamkeit wird die Sache begreiflicherweiſe in den Kreiſen der ſtädtiſchen Beamten verfolgt. Man iſt hier weit dävon entfernt, den Orcheſtermitgliedern eine Beſſerſtellung zu mißgönnen; doch begrüßt man es als eine durchaus gerechte Maßnahme. daß der Tadtrat, belcher zu dem Geſuche Orchſtermitglieder ausgeſprochenermaßen eine grund⸗ 15 einnimmt, dieſe Angelegenheit nicht für rn mit der Frage der Erhöhung der en Beamten in zuſanmenfeng gebracht hat. In ſchen Beamten ſchaft wird d chöhung der Gehalte bereits hren als ein deingenden iis empfunden und die hiefür maßgebenden Gründe als mindeſtens ebenſo wichtig und ſtichhaltig erachtet, wie die in der Petition des Orcheſters dargelegten. Auch die an dle ſtaneſcken Veamten herantretenden dienſtlichen Anf forderungen ſteig zenau weiß, der ſeither einen Einblick in Gelegenheit hatte,— fortgeſetzt von Und wenn von den Orcheſter⸗ uen Theaterjahr durch die Ver⸗ ſte lungen und den Theaterbetrieb im nde Erweiterung ihrer Tätigkeit hingewieſen wird, Tatſache, daß in den letzten 8 Jahren eine er⸗ hebliche Steigeru der dienſtlichen Inanſpruchnahme der Orcheſtermitglieder nicht ſtattgefunden hat.(7? Red.) Denn iſt es feſt⸗ geſtellt, daß die Zahl der dienſtfreien Tage der Orcheſtermitglieder im Theaterjahr 1902/03 nicht weſentlich höher wie diejenige im Jahre 1895/96 geweſen iſt. Auch in Bezug auf die Einkommensberhältniſſe der Orcheſtermitglieder gibt deren Eingabe vom 15. Juni ds. Js kein völlig klares Bild, da berückſichtigt werden muß, daß das Gehalt und der Anteil an dem Ertrag der Akademie⸗Konzerten nicht die einzigen Bezüge der Orcheſtermitglieder bilden, daß vielmehr die letzteren infolge der ihnen von der Theaterleitung gewährten Er⸗ laubnis und Zeit in einer Reihe von Vereins⸗ und ſonſtigen Kon⸗ zerten, die weitaus meiſten überdies als private oder an Anſtalten wirkende Mufiklehrer, ſowie als Muſik⸗ und Geſangvereinsdirigenten tätig ſind, woraus ihnen ebenfalls zum Teil ſehr beträchtliche Ein⸗ nahmen zufließen. Daß die von den Petenten berechnete„Geſamt⸗ durchſchnittseinnahme“ mit M. 1814 nicht als richtig anerkannt wer⸗ den darf, geht ſchon daraus hervor, daß gleich darauf in der Auf⸗ ſtellung der auf den Haushalt eines Muſikers entfallenden Ausgaben als Durchſchnittsbetrag der Wohnungsmiete die Summe von 600 M. angegeben iſt. Die Petenten ſcheinen nicht daran gedacht zu haben, daß ein Familienvater, der ein Geſamtjahreseinkommen von 1800 Mark bezieht, unmöglich ein volles Drittel davon für ſeine Wohnung aufwenden kann. Nicht als ſachgemäß erſcheint es ſodann, daß unter den Ausgaben die Abzüge für die Penſionsanſtalt und die Orcheſter⸗, Witwen⸗ und Waiſenkaſſe des Hoftheaters, ſowie für die Penſions⸗ und Witwen⸗ kaſſe des Muſikerverbands aufgeführt ſind. All dieſe Gelder find lediglich zur Sicherung einer Alters⸗ und Hinterbliebenenverſorgung beſtimmt und treten mithin an die Stelle von Erſparniſſen, ſo daß hier von eigentlichen Ausgaben keine Rede ſein kann. Wollte man in gleicher Weiſe, wie es die Orcheſtermitglieder ihrerſeits getan, die Ausgaben der ſtädtiſchen Beamten berechnen, ſo ergäbe ſich, daß dieſe zu einem ſehr großen Teile finanziell noch weſentlich ſchlechter geſtellt ſind wie jene. Von den Orcheſtermitgliedern wird weiter geltend gemacht, daß ſie hinſichtlich ihrer Pflichten von der Stadtgemeinde als ſtädtiſche Beamte betrachtet würden. Auch dies iſt durchaus unzutreffend. Die Stadtgemeinde ſelbſt hat unſeres Wiſſens die Dienſte des Hof⸗ theaterorcheſters überhaupt nur ein einziges Mal direkt in Anſpruch genommen und in dieſem Falle— eben bei dem Muſikfeſt an Oſtern d. Js.— hat das Orcheſter ſtädtiſcherſeits für ſeine Mitwirkung eine beſondere Entſchädigung erhalten und zwar in einer Höhe, wie ſie auswärtigen Kapellen nicht hätte bezahlt werden müſſen. Daß die Orcheſtermitglieder in ihren Pflichten als ſtädtiſche Beamte be⸗ handelt werden ſollen, wird auch durch die von ihnen eitierte Be⸗ ſtimmung, welche neuerdings in die Dienſtverträge aufgenommen zu werden pflegt, nicht bewieſen. Denn wenn die Orcheſtermitglieder vertragsmäßig verpflichtet werden, bei künſtleriſchen Feſtperanſtal⸗ kungen der Stadtgemeinde mitzuwirken, die doch das ganze finanzielle Riſiko für das Hoftheater und damit auch für die Gehalte des Orcheſters trägt, ſo erſcheint das ganz naturgemäß und wohl gerecht⸗ fertigt, ohne die daraus von den Orcheſtermitgliedern gezogene Schlußfolgerung zuläſſig iſt. Allerdings iſt uns wohlbekannt, daß das Beſtreben der Orcheſtermitglieder ſelbſt z. Zt. darauf gerichtet iſt, die Eigenſchaft als ſtädtiſche Beamte verliehen zu erhalten. Würde aber die Stadtgemeinde tatſächlich zu dieſer Maßnahme übergehen, ſo würden wohl die Verhältniſſe der Orcheſtermitglieder von Grund aus eine andere Regelung erfahren müſſen und namentlich würde dann wohl die Beſtimmung Platz zu greifen haben, daß die Vergütungen für außerordentliche Dienſtleiſtungen, wie bei anderen ſtädtiſchen Betrieben, nicht mehr den betreffenden Beamten, ſondern der Stadt⸗ gemeinde zufließen. Ob damit den Wünſchen und Abſichten der Orcheſtermitglieder gedient wäre, ſelbſt wenn eine gewiſſe Entſchä⸗ digung für den dadurch entſtehenden Einnahmeausfall in Form von bewilligt würde, ſcheint uns außerordentlich zwei⸗ elha Was nun die Aufbeſſerung der Orcheſtergehalte ſelbſt anbetrifft, ſo wäre es das nächſtliegende, daß die Mittel hierfür aus den durch die Neueinteilung der Ahonnements und die Neufeſtſetzung der Ein⸗ krittspreiſe erzielten Mehreinnahmen beſtritten würden. Sollten aber dieſe Me hreinnahmen, wie man hört, bereits für andere Zwecke in Anſpruch genommen ſein, dann wäre es wohl angemeſſen, die für eine Aufbeſſerung weiter erforderlichen Mittel durch eine abermalige Erhöhung der Eintrittspreiſe verfügbar zu machen. Denn es erſcheint nur recht und billig, daß im Gegenſatz zu den ſtädtiſchen Beamten, deren Tätigkeit der Allgemeinheit zugute kommt, der Aufwand für die Aufbeſſerung des Orcheſters, an deren Exiſtenz nur der immerhin heſ cränkte Kreis der D eaterbeſucher ein Intereſſe hat, eben von llende Haltun n will, f mitgliedern qi 1 mehrung der A Roſengarten eintre ſo iſt es doch anderſeits Rings um ſie her wogte goldiges Sonnen⸗ licht und doch ſchauerte ſie oft fröſtelnd in ſich zuſammen. Ihr liebliches Geſicht hatte ſich ſehr verändert. War es ſchon immer farblos geweſen, ſo erſchien es jetzt geradezu durchſichtig in ſeiner wachsartigen Bläſſe. Das blonde Haar hatte ſich ſehr gelich⸗ ktet, dadurch erſchien das Köpfchen kleiner, kindlich faſt. Ebenſo war auch das Lächeln, das um den blaſſen Mund lag, glückſelig, geradezu bezaubernd. Dieſes Lächeln verklärte beſtändig das ſchmale Geſicht⸗ Nur wenn ſie ganz allein war, ſank die garte Geſtalt in ſich zuſammen und ein ſehnſüchtiger Vlicd flog in das ſtrahlende Himmelsblau hinauf. (Fortſetzung folgt.) Buntes Fenill eton. Gefährliche Jagd. Das Flußpferd iſt ein gefährlicher Feind, wenn es verwundet iſt, ſchreibt„Caſſells Magazine“. Hermann von Wißmann erzählt von einem Flußpferd, das ein Boot umkehrte und von vier Perſonen drei tötete. Das geſchah in der Nähe einer kleinen Drei eng⸗ Iiſche Offiziere und ein Pflanzer waren auf die Jagd ausgegangen, um ein Flußpferd, das mit ſeinem Jungen häufig die Sandbänke an der Mündung des Fluſſes beſuchte, zu ſchießen. Sie fanden auch ihr Wild auf den Sandbänken liegen, feuerten und verwundeten Sogleich tauchte ſie ins Waſſer und griff das die Mannſchaften ſuchten durch Schwimmen zu entkommen, aber das wütende Tier ergriff einen nach dem anderen und verſtümmelte die Drei Offiziere furchtbar. Sir Samuel Baker berichtet von den Ge⸗ hren, denen die arabiſchen Jäger ausgeſetzt ſind, wenn ſie das Lier ſeines Fleiſ ches und Felles wegen verfolgen. Ein ihm gutbekannter Sheik der Howartis jagte mit ſeinem Vater, und es gelang, ein önes altes Tier zu verwunden. Das wütende Tier ſuchte nicht urch Untertauchen zu enkfliehen, ſondern griff den unglüclichen Juger an, packte ihn mit jeinen mächtigen Kiefern und tötete ihn mit einem Drück. Herſelbe 0 priſeſteller Flußpferde ſchoß, denn er hatte 1500 Menſchen zu beköſtigen, berichtet noch andere Fälle, in denen Jäger von dieſen Tieren tatſächlich zer⸗ biſſen ſind. Mit der doppelten Abſicht, Fleiſch zu beſorgen und die Eingeborenen eines Dorfes nahe dem Weißen Nil von einem hart⸗ näckigen Feind zu befreien, machte ſich Sir Samuel zur Verfolgung eines ſehr wilden alten Tieres auf. Sein Schuß war nicht kötlich, und das Tier ging ins 9 obgleich es ſchwer verwundet war. Am nächſten Tage machten die Eingeborenen eine Streife und ſtießen bald guf das Flußpferd, das in einem ſeichten Teil des Fluſſes auf einer Sandbank lag. Sie hielten das Tier für ganz hilflos und eilten hinab in den Strom, um es aufzuſpießen. Aber das ber⸗ wundete Tier ergriff einen Mann und biß ihn mitten durch. — Ein Schatz vom Meeresgrunde. Nach ſiebzig Jahren unge⸗ ſtörter Ruhe auf dem Meeresgrunde hat jetzt die Brigg„Barbaric“ goldene Schätze einem einfachen Fiſcher geſchenkt, der das Wrack vor einigen Monaten für 20 M. kaufte. Die„Barbaric“ ſank auf dem Atlantiſchen Ocean in der Höhe von Seawall, Neu⸗Schottland, bei einem ſchrecklichen Sturm, und die ganze Mannſchaft ging mit ihr unter. Da zu jener Zeit noch wenig Rettungsapparte exiſtierten, und ihre Nützlichkeit guch gering geſchätzt wurde, wurde die Brigg ihrem Schickſal überlaſſen. Ein Fiſcher aus Seawall namens Thomas Burns erbot ſich im vergangenen Sommer, das Wrack zu kaufen. Da es faſt ebenſoviel koſtete, die Anker, Kupferbeſchläge und andere Metallgegenſtände heraufzubefördern, als dieſes alles wert war, wurde ihm die„Barbaric“ zu einem ſehr geringen Preiſe verkauft. Aber der Fiſcher Burns hatte von einer alten Geſchichte gehört, die die Brigg mit einem Schatz in Golddollars, im Werte von 240 000 Mark in Zuſammenhang brachte, der während drei Jahre langen Kreuzens in den ſüdamerikaniſchen Gewäſſern angeſammelt ſein ſollte! Mit einiger Mühe bewog er einen Taucher von Halifax hinütberzukommen und Schritte zur Wiedererlangung des Schatzes zu kun. Wie ein engliſches Blatt berichtet, haben Burns und der Taucher ſchon 18 000 Golddollars(72 000.) aus dem Wrack ge⸗ borgen, und der Taucher hatte den Platz von noch 80 000 Dollars feſtgeſtellt, 15 daß letzt ſchon der gange Schatz entdeckt zu ſein 55 eine große n — Aike rrcht im n Selbſtmord. In den 50er Fähren des börigen Jahrhunderts, an deren Ausgang diefe Geſchichte ſich zutrug, lebte in Heidelberg, 12 erzählt Adolf Kußmaul in ſeinem eben erſchienenen nachgelaſſenen Werke„Aus meiner Dozentenzeit“, ein wohlhabender Bankier, der allgemein als hochmütig und abſtoßend verſchrieen war. Umſomehr wunderte ſich der Profeſſor der Anatomie Nuhn, als eines Tages auf der Bahnfahrt zwiſchen Heidelberg und Mannheim der Bankier ſich zwanglos zu ihm ſetzte und zu ſeiner beſonderen Freude eine große Wißbegier auf auatomiſchem Gebiet an den Tag legte. Insbeſondere war es das Herz, ſeine Größe und ſeine Lage im Bruſtkorb, die ſeine Wißbegier reizte. Nuhn gab dem ſtolgen Herrn bereitwillig Auskunft und lud ihn auf den folgenden Tag in die Anatomie ein, um ihm die Lage des Herzens am Leichnam ſelbſt zu demonſtrieren. Der Bankier erſchien zur feſtgeſetzten Stunde und ließ es ſich nicht verdrießen, den gründlichen Demonſtrationen bis ins Kleinſte zu folgen Er führte ſelbſt ſeine Finger zwiſchen den Rippen hindurch, um das Herz an ſeiner Stelle zu taſten, auch zeigte ihm der hochbefriedigte Profeſſor an ſeiner eigenen Bruſt den be⸗ treffenden Platz. Der Bankier dankte befriedigt, ging nach Hauſe und gleich hernach ging wie ein Lauffeuer die Nachricht durch die Stadt, er habe ſich ſoeben entleibt und das Herz merkwürdig geſchickt mit der Waffe getroffen. Zugleich wurde bekannt, daß die Verhält⸗ niſſe des Bankiers ſeit einigen Wochen ſeinen Bankerott unvermeidlich machten. — Vetter und Baſe. Aus ungedruckten Briefen, die J. V. Scheffel an ſeine Baſe Emma Heim(svergl. das Scheffelbuch von Johannes Prölß) gerichtet hat— ſie lebt nahe den Siebzigern in Berlin— teilt Oskar Blumenthal in der„Neuen Freien Preſſe“ u. g. folgende Verſe mit: Und wiederum ein andermar Im Sommer zweiundfünfzig, Da fuhr er mit der Eiſenbahn Hinauf in's Tal der Kingig. Und als er kam in's Tal hinauf, Mannheim, 21. Oktober. — General⸗Anzeiger 32 Seite. dieſen Intereſſenten allein getragen wird, zumal die finanziellen Leiſtungen der Stadtgemeinde für das Hoftheater in dem dies⸗ jährigen Stadtkaſſenbudget die enorme Höhe von 364 000 M. er⸗ keicht haben. Wenn aber eine Beſſerſtellung der Orcheſtermitglieder ſtatt⸗ findet, dann iſt es ein Gebot der Gerechtigkeit, daß auch für die ſtädtiſchen Beamten, welche zu einem großen Teile noch viel ſchlechter geſtellt ſind, etwas geſchieht. Im Jahr 1899 wurden die Mitglieder des Hrcheſters— 54 an der Zahl— letztmals durch Beſchluß der ſtädt. Kollegien um M. 8630 aufgebeſſert, während für die Hunderte ſtädt. Beamten Gehaltszulagen nur in der Höhe von insgeſamt M. 15 000 bewilligt wurden, eine Summe, die zu der erſtgenannten in gar keinem Verhältniſſe ſteht. Wollte man jetzt die Gehaltsverhältniſſe der Orcheſtermitglieder ihrem Antrage gemäß neu regeln und im gleichen Verhältniſſe die übrigen im Jahre 1899 aufgebeſſerten Perſonalgrup⸗ pen des Hoftheaters(Chor, Ballett, techniſches und Verwaltungs⸗ perſonal), namentlich aber ebenſo die ſtädtiſchen Beamten aufbeſſern, ſo wäre hiezu ein Aufwand von 200 000 M. pro Jahr notwendig. Dieſe Summe mag vielleicht bei der herrſchenden Finanzlage er⸗ ſchreckend hoch erſcheinen, ſie kann aber nicht die Berechtigung des Verlangens erſchüttern, daß, wenn die Orcheſtermitglieder— ſei es mit Hilfe einer nochmaligen Erhöhung der Eintrittspreiſe, ſei es auf anderem Wege— aufgebeſſert werden, auch eine Beſſerſtellung der ſtädtiſchen Beamten in entſprechendem Maße eintreten muß. Sonſt wäre die Anſchauung am Platze, daß nicht die Dringlichkeit, nicht das Bedürfnis es iſt, welches bei den zuſtändigen Stellen für die Entſcheidung einer Sache als ausſchlaggebend gilt, ſondern daß es lediglich darauf ankommt, wer am lauteſten und geräuſchvollſten ſeine Forderungen zu erheben verſteht. Möge indeſſen die Hoffnung gerechtfertigt ſein, daß die ſtädtiſchen Beamten bei dieſem Anlaſſe nicht zu kurz kommen und daß ſie nicht, wie es ſo vielen von ihnen bei der Einreichung von wohlbegründeten Aufbeſſerungsgeſuchen in den letzten Jahren erging, wieder auf ſpätere Zeiten vertröſtet werden. Bazar 1905 Mannheim. Wie bei ähnlichen Veranſtaltungen in früheren Jahren, wird es auch diesmal dem Bazar an muſikaliſchen und künſtleriſchen Dar⸗ bietungen nicht fehlen. In den herrlichen Räumen des Muſen⸗ ſaales werden ſich während das volle Jahrmarkttreiben unge⸗ hindert weiter toſt und die Schaar der Nibelungen aus tiefem Schlaf emporſcheucht, die darſtellende Kunſt und die ihr eng verwandten Schwefter⸗Künſte niederlaſſen. Ueber dieſe Darbietungen werden die Damen: Fräulein Anna Reiß, Frau Hofrat Dr. Baſſermann und deren Gatte, der Intendant des Hoftheaters, liebevoll und eindringlich walten. Wie wir hören, iſt für den Bazar⸗Hamstag eine Art Cabaret geplant, deſſen Vorführungen ausſchließlich durch Mitglieder des Hoftheaters beſtritten werden. Sonntag und Montag läßt ſich dann „Das neueſte Theater im Muſenſaa!“ nieder, und Damen und Herren aus der Geſellſchaft werden mit ungeahnten Ueberraſchungen reizvollſter Art, Herz und Sinn der Hörerſchaar ge⸗ fangen nehmen. Auch Frau Fortuna wird ein Opfertempel errichtet ſein, an deſſen Altar unabläſſig der launiſchen Göttin gehuldigt werden kann. Die geſchäftsführenden Damen bei der„Großen Lotterie“ und der ihr angegliederten„Tombola“ ſind: Frau Hulda Schlüter und Fräulein Auguſte Schumacher. Eine Schaar munterer Lotteriekollekteure, junge Damen, die ja ohnehin ſchon glückverheißende Glückbringerinnen zu ſein pflegen, widmen ſich mit frohem Eifer dem Kult der Göttin des Glücks. Daß ein Jahrmarkt ohne die„Süßigkeiten“ des Daſeins undenk⸗ bar, iſt eine längſt bekannte Tatſache; und ſo wird ſich denn auch eine ſogenannte„Süße Bude“ auftun und der Legion der Lecker⸗ mäuler das Jahrmarktleben in jeder Weiſe zu verſüßen ſuchen. Süße junge Damen werden ſüß und lieb alle Süßigkeiten des Erdhalls, von dem Mannheimer Meßbollen bis zum Nougat, von der ſüßen Sahne bis zum Süßholz für Kennerinnen und Kenner in Bereit⸗ ſchaft halten. Ob man die betr. Bude„Zum ſüßen Mädel“ taufen oder ſie unter der Bezeichnung„Süßholzraſpel“ auftun wird, iſt, ſo verlautet es, noch nicht definitiv feſtgeſtellt. Als Unternehmer⸗ intten in dem Reich des„Süßen“ thronen die Damen: Frau Geh. Regierungsrat Lang, Frau Anna Seipio und Frau Konſul D. Simon. Im Schwarzwaldhaus wird eine„Markgräfler Wein⸗ ſtube“ errichtet. Hat man ſich hier an des Neltars goldner Flut gütlich getan, nimmt man eine der entzückenden Töchter des ſchönen Markgräflerlandes, die hier in ihrer heimatlichen Tracht der Wirtin, Frau L. J. Peter, fleißig an die Hand gehen, um die ſchlanke Taille und eilenden Fußes gehts zum Tanzboden gleich nebenan, wo man ſich in fröhlichem Rylhmus wiegt und dreht, und die Herren Major Grabert und Veterinärrat Fuchs die Hönneurs machen. Wie aus obigen Darſtellungen evident hervorgeht, wird man alſo auf dem Jahrmarkt des Bazars für ſein Geld an Abwechslung leinen Mangel leiden, ſich der Fülle des Gebotenen freuen und kaum in die Lage kommen, Trübſal blaſen zu müſſen. Einweihung des Melauchthonhauſes in Bretten. o. e. Bretten, 20. Okt. Anläßlich der heutigen Einweihungsfeier des Melanchthonhauſes hatten ſich hier eingefunden als Vertreter des Kaiſers General von Lindequiſt, Erbprinzeſſin Maria von Anhalt, Staatsrat von Duſch, Prälat Dr. Helbing, Profeſſor Dr. Müller⸗Berlin, ferner Vertreter einer größeren Anzahl deutſcher Univerſikäten, darunter Leipzig, Straßburg, Erlangen, Kiel und Verlin und der engliſche Melanch⸗ thonforſcher Shunters aus London, ferner eine direkte Enkelin Melanchthons, Frau Regierungsrat Penler⸗Kolmar. Die Ankunft des Großherzogspaares und des Erbgroßherzogspaares erfolgte gegen halb 11 Uhr. Vom Bahnhofe begaben ſich die höchſten Herrſchaften direkt in die Kirche zum Feſtgottesdienſt und nach demſelben zum Frühſtück zum Großh. Amtsvorſtand. Kurz vor 11 Uhr trafen die höchſten Herrſchaften, in deren Begleitung ſich u. a. Oberſchloßhauptmann von Offenſandt⸗Verck⸗ boltz und Generalleutnant von Müller befanden, auf der Tribüne am Marktplatze vor dem Melanchthonhauſe ein und wurden von Profeſſor Dr. Müller und Bürgermeiſter Wittum begrüßt. Herr Profeſſor Müller hielt ſodann die Feſtrede, in der er noch einen Rückblick auf die Entſtehung des Melanchthonhauſes allen denen dankte, die zur Errichtung des Hauſes beigetragen, insbeſondere dem Großherzog und dem Kaiſer, der noch bis zuletzt durch Entſendung eines Ver⸗ treters ſein Intereſſe an der Sache bekundet habe. Redner übergab reeee erreeeeeeeee,— 5 Sie trug ein ſchwarzes Band im Haar— Von weitem ſah er's wehen. Sie trug um den ſchlanken Schwanenhals Ein ſchwarzes langes Bändlein; Es ſchmückte ein Band von der gleichen Farb' Die lilienweißen Händlein. Und als er die ſchwarzen Wimpel ſah, Da ward ihm gar traurig zu Sinnen. Es ging eine Liebe in's tiefe Grab, Und er ging wieder von hinnen Und gäb's im Land keine Eiſenbahn, Dann käm man ſo leicht nicht zuſammen, Und wäre die B nicht ſo heillos ſchön ke n 8* 5 ſodann das Haus dem Schutze und in die Verwaltung der Stadt. Herr Bürgermeiſter Wittum dankte namens der Stadt und verſprach, dies Haus ſeinem Zwecke entſprechend zu verwalten und treu zu hüten. Hieran ſchloß ſich ein Weihegottesdienſt im Melanchthon⸗ hauſe, den Prälat Dr. Helbing abhielt. Die Vertreter der Univerſi⸗ täten überbrachten darauf ihre Glückwünſche. Seitens des preußi⸗ ſchen Oberkonſiſtoriums wurde eine Spende von 1000& übermittelt. Es folgte nun ein Rundgang durch das Haus, dem die Großherzog⸗ lichen und Erbgroßherzoglichen Herrſchaften bis kurz vor 4 Uhr an⸗ wohnten. Die Abfahrt nach Karlsruhe erfolgte gegen 4 Uhr. Um 4 Uhr wurde das Thoma'ſche Melanchthonfeſtſpiel auf⸗ geführt und die Aufführung um 8 Uhr wiederholt. Die Stadt war abends feſtlich beleuchtet. Morgen folgen die noch anweſenden Ehren⸗ gäſte einer Einladung der Stadt zum Beſuch des früheren Kloſters Maulbronn. Die ſilberne Verdienſtmedaille wurde den in Oftersheim und Georg *Auszeichnung. Untererhebern Anton Brandner Jacoby in Ilvesheim verliehen. * Ernennung. Der Großherzog hat den früheren Maſchinen⸗ inſpektor Friedrich Sachs in Heidelberg unter Verleihung des Titels Bergrat zum Vorſtand des Salinenamts Dürrheim ernannt. * Jungliberaler Verein. Die Mitglieder des Jungliberalen Vereins werden erſucht, ſich recht zahlreich an der heute Abend in Schwetzingen ſtattfindenden Verſammlung zwecks Gründung eines jungliberalen Vereins Schwetzingen(ſ. Deutſches Reich) zu be⸗ teiligen. * Bau der Nebenbahn Heidelberg⸗Weinheim. Mit dem Bau der Zweiglinie der Nebenbahn Heidelberg⸗Weinheim, welche als Normalſpur zwiſchen Heidelberg und Schriesheim gebaut werden und ſpeziell nur zum Güterverkehr reſp. zur Porphyrbeförderung der drei großen Werke von Doſſenheim und Schriesheim dienen ſoll, ſoll es ſeinen Anfang nehmen. Nachdem dieſe ſchon verſchiedenemale und an verſchiedenen Plätzen zwiſchen Heidelberg und Schriesheim pro⸗ jektiert war, ſcheint ſie nun endlich endgültig und feſt abgeſteckt zu ſein. Sie geht vom neuzuerbauenden Bahnhof Heidelberg hinter Handſchuhsheim durch auf die Porphyrwerke des Herrn Leferenz, dann auf das große Werk der Gemeinde Doſſenheim und endigt am Porphyrwerk Edelſtein bei Schriesheim. Unterhalb Heidelberg wird eine neue Brücke über den Neckar erſtellt. Die alte Linie, welche bis jetzt auf der Bergſtraße liegt, ſoll dann nur ausſchließlich dem Per⸗ ſonenverkehr dienen, damit endlich einmal eine genauere Zugs⸗ und Anſchlußverbindung an die Züge der Hauptbahn bewerkſtelligt wird. Wenn nun die Stadt Heidelberg die Strecke zwiſchen der Stadt und dem Stadtteil Handſchuhsheim elektriſch betreibt, ſo wäre es, wie der „Heidelb. Ztg.“ geſchrieben wird, ſehr wünſchenswert, wenn auch wenigſtens die verkehrsreichſte Strecke zwiſchen Handſchuhsheim und Schriesheim elektriſch betrieben würde, um in jeder Beziehung einen beſſeren Verkehr und eine raſchere Beförderung herzuſtellen. wollen hoffen, daß dieſer Wunſch nicht allzu lange auf ſich warten laſſe, ſondern recht bald ſeiner Verwirklichung entgegenſehe. Dies iſt der Wunſch aller Bewohner von Schriesheim und Doſſenheim. *Ein echtes Gaunerſtückchen paſſierte in Heidelberg am vorigen Donnerstag. Auf ein Inſerat in dortiger Zeitung hin kam ein fein gekleideter Herr in ein Geſchäſtshaus der Kettengaſſe, um dort ein Zimmer zu mieten. Nach Beſichtigung desſelben erklärte der durch gewandtes Benehmen Vertrauen erweckende Herr, mit dem Zimmer, in welchem noch ein anderer junger Mann wohnt, zufrieden zu ſein. Ohne jegliches Gepäck logierte ſich der Unbekannte am Abend ein. Behufs polizeilicher Anmeldung nach Namen, Stand und früherem Wohnort befragt, gab er der Hausfrau an, Wilhelm Becker zu heißen, in Hamburg geboren, von Würzburg kommend und als Buchdrucker in einer hieſigen Druckerei in Stellung zu ſein. Der neue Mieter wünſchte auch ſogleich den Hausſchlüſſel, jedoch erklärte die Hausfrau, daß er zu jeder Zeit ins Haus könne, da ihre Leute nachts arbeiteten. Abends ging der Herrr jedoch nicht aus, vielmehr kraf man ihn wiederholt dabei an, wie er andere Zimmer muſterte. Jedesmal gab er vor, den Abtritt zu ſuchen. Am Freitag früh halb 8 Uhr ging der neue Logisherr angeblich ins Geſchäft, kehrte jedoch abends nicht zurück. Da erſt ſchöpfte man Verdacht und ſiehe da, es fehlte dem jungen Mann, welcher auch in dem betr. Zimmer wohnt, ſein ſchwarzer Anzug, Schirm, eine ſilberne Uhr, Geldbeutel mit Inhalt und ein Kofferſchlüſſel. Bis jetzt hat man leider den geriebhenen Gauner noch nicht erwiſcht. Derſelbe iſt mittelgroß, fein gekleidet mit Paletot und ſpricht ſüddeutſchen Dialekt. Es ſei hiermit dringend vor dem gefährlichen Menſchen gewarnt. Gerichtszeſtung. * Mannheim, 20. Okt.(Schwurgericht.) Auch heute führte Landgerichtsrat Dr. Schick den Vorſitz. Als Geſchworenen wurden ausgeloſt: 1. Tünchermeiſter Joſeph Walliſcheck, Wies⸗ loch; 2. Metzgermeiſter Karl Müller, Heidelberg; 3. Kaufmann Philipp Wachenheim, Mannheim; 4. Kaufmann Hermann Leitz, Eberbach; 5. Fabrikant Aug. Agricola, Ladenburg; 6. Direktor Wendelin Solz, Mannheim; 7. Gärtner Theodor Wfeſt, Mannheim; 8. Kaufmann Adolf Leo, Mannheim; 9. Gemeinderat Bernhard Reinhard, Mosbach; 10. Bankdirektor Rudolf Wer⸗ lin, Mannheim; 11. Schiffer Adam Be che rt, Eberbach; 12. Kauf⸗ mann Theodor Hoffmann, Sinsheim. 8. Fall. Unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit wurde gegen den 52 Jahre alten Bauführer Joſef Götzenberger aus Neckar⸗ gerach wegen Meineids verhandelt. Auf die Frage, ob er gegen den Ausſchluß der Oeffentlichkeit etwas einzuwenden habe, erwiderte der Angeklagte, das ſei ihm einerlei. Im letzten Frühjahr wurde gegen die Wirtsleute des„Schwarzwälder Hofs“, eines geringen Gaſt⸗ hauſes, Gotkfried Bär und Ehefrau eine Unterſuchung wegen Kuppelei geführt. Es waren Tatſachen bekannt geworden, welche die Wirtſchaft als Abſteigequartier von Liebespärchen und Animierſalon verdächtig machten. Neben einer Reihe junger Leute, die im„Schwarzwälder Hof“ übernachtet hatten, wurde auch das frühere Dienſtmädchen des Bärs als Zeuge vernommen, welches zu⸗ geſtand, daß ſie mitunter von der Wirtin zum Animieren von Gäſten (zum Weintrinken) kommandiert worden war und daß ſie auch ein⸗ mal in einer ſchwülen Sommernacht im Hof mit einem Gaſte, dem Herrn Götzenberger, ein nicht minder ſchwüles Abenteuer beſtanden hatte. Später habe ſie dann noch einmal mit Herrn G. in deſſen Wohnung zu tun gehabt, als ſie Schnaps dorthin trug. Der Ange⸗ Hagte, als Zeuge geladen, ſtellte vor dem Unterſuchungsrichter auf Eid in Abrede, unſittliche Beziehungen zu dem Mädchen unterhalten zu haben. Auch auf Vorhalten, daß das Dienſtmädchen zugegeben habe, ſich mit ihm eingelaſſen zu haben, blieb er dabei, mit nie⸗ manden im Schwarzwälder Hof etwas zu tun gehabt zu haben. Selbſt die ernſtliche Verwarnung, daß er ſich durch ſeine Ausſage ins Zuchthaus bringen könne, prallte wirkungslos ab. Der Unter⸗ ſuchungsrichter begab ſich zum erſten Staatsanwalt, um mit ihm über die Sache zu ſprechen, aber auch als er zurückkehrte, hatte Götzenberger ſeinen Sinn nicht geändert. Er wurde alsdann in Unterſuchungshaft abgeführt. Heute erklärte er, er wiſſe nicht, was er vor dem Unterſuchungsrichter geſagt habe. Als Zeuge trat gegen ihn auf das Mädchen und der bekannte Erfinder Zügel(der Mann mit den 41 Erfindungen, darunter das perpetuum mobile). Zügel, der im Schwarzwälder Hof wohnte, hat die in Betracht kommende Hofſzene von ſeinem Fenſter aus mit Intereſſe und Wohlwollen be⸗ obachtet. Wie aus der Vernehmung des Prinzipals des Angeklagten, ziniſchen Experten, Geh. Hof⸗ „iſt Götzenberger ein geiſtig Wir die von 20 Jahren mit ihren zwei kleinen Kindern ſich im Neckar ertränkte, ſoll geiſteskrank geweſen ſein. Architekt Jelmoli gab an, der Angeklagte ſei nur zu mechaniſchen Arbeiten, Bauausmeſſen, Prüfen von Baurechnungen zu brauchen. Dieſe Arbeiten führe er allerdings völlig tadellos aus. Er ſei ſeit 28 Jahren bei ihm im Geſchäft und beziehe ein Monatsgehalt von 230 Mark. Er habe eine Schwäche für's weibliche Geſchlecht. Auf wiederholte Beſchwerden der Dienſtmädchen im Hauſe ſei ihm ſogar die Entlaſſung angekün⸗ digt worden. In den letzten Jahren ſei er immer„dappiſcher“ ge⸗ worden. Während Medizinalrat Dr. Kugler den Angeklagten halbwegs als Simulanten bezeichnete und ihm den Schutz des§ 51 abſprach, iſt Geh. Hofrat Dr. Knauff zu der Ueberzeugung ge⸗ langt, daß Götzenberger den Meineid in einem Zuſtande des Schwach⸗ ſinns in mediziniſchem und vulgären Sinne leiſtete. Der Sachver⸗ ſtändige wies dabei auf eine Menge von Schreiben hin, die G. aus dem Gefängnis losließ und die ganz abgeſehen von der ortho⸗ graphiſchen und kalligraphiſchen Unzulänglichkeit beziehentlich des Inhalts der bare Unſinn ſeien. Der Staatsanwalk(Dr. Mühling) hielt deſſenungeachtet die Anklage aufrecht und erſuchte die Geſchwo⸗ renen, wenigſtens die Frage des fahrläſſigen Falſcheids zu bejahen. Die Verteidigung(.⸗A. Dr. Dührenheimer) plädierte auf Nichtſchuldig. Die Geſchworenen verneinten die Schuldfrage, was die Freiſprechung des Aerlagten zur Folge hatte. 4. Fall. Als im ruguſt d. J. der Bürgermeiſter von Ofters⸗ heim, der 43 Jahre alte Kaufmann Philipp Ullmer, unter dem Verdacht einer Urkundenfälſchung im Amt verhaftet wurde, da konnte man nach einigen Zeitungsnachrichten annehmen, der Ort atme ordentlich auf, von dem Alpdruck eines drakoniſchen Regiments befreit zu ſein. Wir waren ordentlich neugierig, dieſen Gewalt⸗ menſchen kennen zu lernen, aber Ullmer macht durchaus nicht den Eindruck eines Marat Er iſt ein kleiner, ſchwächlicher Mann, dem allerdings ein intelligenter Kopf auf den Schultern ſitzt. Ullmer iſt beſchuldigt, vor drei Jahren im Hauptbuch der Orts⸗Viehverſicherungs⸗ kaſſe, ſowie im Handbuch der Ortsſchätzer den auf 340 M. angegebenen Verſicherungswert einer Kuh ſeines Schwagers Johann Gießer auf 440 Mark erhöht zu haben, indem er die Ziffer 3 ausradierte und durch eine 4 erſetzte, ſodaß Gießer, als die Kuh bald darauf umſtand, eine weſentlich höhere Entſchädigung einſtrich, als er zu beanſpruchen hatte. Ullmer erklärt: Ich habe die Fälſchung nicht begangen, es iſt ein Racheakt des Hauptzeugen Peter Weber T, dieweil ich ein Guthaben von 800 Mark an ihn und ein weiteres von 4000 Mark an ſeinen Schwiegerſohn kündigte. Niemand anders als er hat die Fälſchung ausgeführt. Der Angeklagte geht alsdann auf 5 die Bemeſſungsweiſe der Entſchädigungen bei Viehverluſten ein und hebt hervor, daß, wenn er ſeinen(inzwiſchen verſtorbenen) Schwager hätte begünſtigen wollen, er nicht notwendig gehabt hätte, eine Fälſchung zu begehen; denn er ſei befugt geweſen, die Entſchädigung aus dem Vermögen der Verficherung um den gleichen Betrag zu er⸗ höhen, den ſein Schwager infolge der Fälſchung mehr erhielt. Es fehle auch an einem Motiv für eine ſolche Handlungsweiſe, er ſet zur kritiſchen Zeit mit ſeiner Schweſter und ſeinem Schwager ber⸗ feindet geweſen, während Weber mit ſeinem Schwager ſehr gut ge⸗ ſtanden habe. Endlich ſei es ihm aus phyſtſchen Gründen nicht mög⸗ lich, eine ſolche Raſur auszuführen und eine Zahl ſorgfältig zu ſchreiben. Wegen Schreibkrampfes habe er ſeit 10 Jahren nichts mehr geſchrieben, ſondern laſſe alles mit der Schreibmaſchine an⸗ fertigen. Vorſ.: Sie ſind ſehr reich? Angekl.: Ja, ich bin ſehr reich. Ich bin fleißig und ſtrebſam. Vor.: Sie ſollen aber auch ſehr auf's Geld ſein? Angekl.: Ich habe auch ſchon viele Wohl⸗ taten erwiefen. Wer kam, dem half ich. Ich nehme 4, 4½ Proz., ausnahmsweiſe auch 5 Proz. und bei Darlehen unter einem Jahr gar keine Zinſen. Es iſt viel Neid gegen mich, weil ich Erfolg gehabt habe. Ich bin Kaufmann. Vorſ.: Haben Sie Ihre Steuern voll entrichtet? Schwebt nicht eine Unterſuchung gegen Sie? Angekl. Das Vermögen der ſechs Kinder meiner verſtorbenen Schweſter brauchte ich nicht zu verſteuern. Der Angeklagte ſagt weiter, das Hauptbuch liege offen für den Ratſchreiber, für Weber und die Vor⸗ ſtandsmitglieder der Viehverſicherung; zu dem Handbuch habe er da⸗ gegen ohne Weber nicht gelangen können. Er hätte nur in Web Beiſein fälſchen können und das hätte er ſich ſchon deshalb überlegen müſſen, weil Weber als ein Mann bekannt ſei, der über nichts reinen Mund halten könne. Weber ſei fähig zu einer ſolchen Tat, den er ſtehe auch in Unterſuchung, weil er als⸗Fleiſchbeſchauer betrü⸗ geriſche Einträge gemacht habe. Hierauf wird der Hauptzeuge, der 60 Jahre alte Landwirt Peter Weber 1 einvernommen und zwar zunächſt unvereidigt. Er erzählt, nach dem Umſtehen der Gießer⸗ ſchen Kuh, ſei er aufs Rathaus gerufen worden. Hier habe der Bürgermeiſter ihm geſagt, die Schätzung ſei zu wenig, habe das Federmeſſer genommen, habe in beiden Büchern die Zahl 3 weg⸗ radiert und eine 4 dafür hingeſetzt. Er habe den Bürgermeiſter zweimal gewarnt:„Das tut kein gut!“ i „Du biſt ſtill! Wie ſoll man da drauf kommen?“ Vorſitzenden, er habe doch auch die auf Grund dieſer falſchen Ein⸗ träge angefertigte Urkunde unterſchrieben, erklärt der Zeuge, das habe er im Unwiſſen getan. Es ſeien noch mehr Protokolle d geweſen und da habe er es nicht durchgeleſen. Vorſ.: Sie haben freilich das größte Intereſſe daran, zu ſagen, daß Sie nichts davon wußten; Sie können wegen Beihilfe zum Betrug daran kommen! Warum haben Sie dann nach 2 Jahren die Sache angezeigt geuge: Es hat mich gedrückk und gedrückt und ich bin dann zum Pfarrer gegangen. Der hat's mich aufſchreiben laſſen und hat g ſagt, er zeige die Sache an. Vereidigt wurde der Zeuge Weber nicht. — Der nächſte Zeuge, Pfarrverwalter Gond elmann, ſagt, Weber habe ihm die Geſchichte erzählt, als er ihn darüber befragte, weshalb der Gemeinderat ſich über ihn(den Pfarrer) beim Ober⸗ kirchenrat beſchwert habe. Als er Weber darauf aufmerkſam gemacht habe, Ullmer könne ihm ſchaden, habe Weber erwidert:„Wenn gegen mich auftreten will, ſo ſchleudere ich ihm das Wort„Urkunde fälſcher“ in's Geſicht.“ Er habe dann gefragt, wie er dazu ko und Weber habe alsdann die Geſchichte erzählt, die er ſich habe ſchrift⸗ lich beſtätigen laſſen. Vorſ.: Haben Sie nicht gedacht, daß eigent⸗ lich nicht der Pfarrer, ſondern die Gendarmerie die geeignete Stelle zur Entgegennahme ſolcher Anzeigen iſt? Auf die weitere Frage des Vorſitzenden, ob er die Sache für glaubhaft gehalten habe, 3 widert der Zeuge, daß er dem Bürgermeiſter dieſe Frechheit ſchon zugetraut habe Weiter räumt der Zeuge ein, daß er mit dem Bürger⸗ meiſter früher ſehr befreundet geweſen ſei und daß er in einem Bericht an den Oberkirchenrat von dem Schreckensregiment in Ofters⸗ heim geſprochen habe.— Die beiden nächſten Zeugen, die Gemeinde⸗ räte Staudt und Köhler, bekunden, daß Weber auch ihnen die Geſchichte der Fälſchung erzählte und daß ſie dieſelbe für wahr ge⸗ halten haben. Die Mehrzahl der weiteren Zeugen können zur Sache nichts von Bedeutung berichten. Als Entlaſtungszeuge fällt dagegen in's Gewicht der Zeuge Kaufmann Jakob Treiber in Dinglingen, Ihm hat der verſtorbene Gie ßer erzählt, Weber habe ſich di gegenüber gerühmt, er habe es mit dem Buch fertig gebracht er, Gießer, eine höhere Entſchädigung erhalten habe. Der Schrift⸗ experte, Oberlehrer a. D. Dr. Meuſer, gibt ſein Gutachten dahin ab, daß kein anderer als Ullmer die„Vier“ geſchrieben hat. D Staatsanwalt(Ref. Dr. Leſer) beantragt die Bejahun⸗ Schuldfrage. Die Verteidigung(.⸗A. Dr. Oelenhein ſcharfe Kritik an dem Hauptzeugen Weber und ſtellt ihn al wahren Fälſcher hin. Um 8 Uhr ziehen ſich die Geſchworenen zu um bereits nach 10 Minuten wieder zu erſcheinen. Ihr Wahrf hat die Schuldfrage verneint und der Angeklagte wird fr geſprochen.„„% Morgen iſt keine Sitzung, weil einer der Angeklagten in dem Falle Moog u. Gen. in letzter Minute einen Frankfurter Anwalt nahm, der die Materie erſt ſtudieren muß. N 1 e 1 .8 24 * WMt * Wmferm WNerνι Hhν?⁸e enenn merben uum Si Drivat-Cele 2* Neueſte Bachrichten bee Sauatstium Nordrac Norbrach im bas. Schwarpwald Helan alt zer LAlgknkranlt. Die Verwalung. daen Apfelwein Liter XA. 11 Ouerſtr. 2 Nizer pichein! prima wareer Sagerware, gefund und trocken, ver Atr. .— ſowie 1. Qualitdt lderweißen noblauch Pfd. 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Wahilokal: Das Geſchäftszim ner des Grundbuchbeamten i Seſtendau voin Rathaus. Wahlzelt: Mictags 12 Uhr bis Abends 8 Uhr. Jahl der zu wüglenden Wadimennen: 7 W 0 uimt flon: SGeineinderat Ge 0 Forſch ler als Vorſitzender, ahl I. als Stellvertreter, 2 1 00 Protokollführer⸗ Säümm geladen und ardnu: ig aufß * ende Veſtimmungen der Wahl⸗ dune an der Wahl ſind nur Dieienigen derechtigt, der Wahlbere egten aufgeno men ſind. lrecht wird in Perſon durch Stmunzettel ocue Anterſchrift ib Die Simmzettel müſſen von weißen Pa⸗ gier und dürſen uit keinem Keunzeichen nverſehen ſein. Sie ſind anferhalb des Wahokales mit den Namen der—8 nünner, nulchen der Wäſler eine Stimme gehen will, gandſchriftlich oder m Wege de Veirwelfältigung zu verſehen. n RNiermit zur Wahl ein⸗ Nntel. Kinder-Mäantel. Neu⸗- Eröff nung Mannheim Spezial- Damen- konfektions- Asschäftes 2 D 2, 9 AGH Kaufhaus für nur bessere Damenkonfektion, speziell Modelle. delegenheitskauf. ——— Prid. vatin 0 ler Wwe., geb. Frieauf hier, betr. 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Stimmzettel. welche die Wähler nicht in den amtlich geſtendeken Uunfenkägen abdehen wullen, werden zurünk⸗ arwicſen; abenſo die Sümemzettel bicher Wähter, werche den oben erwühnten Nauen noch nicht berzeten haden. „ Nach Ablauf der Wahlzeit ann kein Wähler mer zur Aömmmung zugelatſen werden. ——— den 20. Okiober 808. Der Semeinderut N. Urdan. Unterrichtskurse ir Damen und Nerten beginnen ſede Woche in der Schreibmaſchinen⸗, Stenograpme⸗ und Buchiltorurgsſchule don Vrtedr. durehhar. b. genrüftem Lehrer der Stenograunte u. Ailcherrenifor. ner. 12. 11. Aeteſtes Jnſtitut gier. 188a8 Entolter Cacado garuntiert rein. ganz hervotragenden Qualitäten. Nart +40, 100, +80, 2— .40 das Pfund, 5 Pfund Abnahme 3 emypflehlt C. Unglent. 2 1. 3. Lxeiteſtraße. gegenüber dem früheren Solaie. 18589 nösichen derfsiſenen Ainſchiag absugenen. Die Geſellick Swen Sennautmachung. ftiſt durch Seſell⸗ nvom 15. Oktober 1308 aufg 380a9 Die Oia er der Seſellſchaft werden aufgefordert, ſich gei der⸗ ſelben zu melden. 3802⁰ Maunheim. da. Oktober 108. Mannheimer Mufikwerke⸗Manufattur Schmid 4 Dü. Oeſelllch. m. beichränkter Huftung. A. Schmid. E. Schmid. In.8 Derrn Rechis⸗ anwalt 5 ſchaftsbeichn F. Fürſt ein Maum⸗ deim als Nondürauert walter der Deutſchen Folzwarenebret B. m. H. in Wieblngen⸗ Maunheim wird der Unterzeichnete am Okt 0 Nmtag,. Ik. J.., Ahmittags 3 Uhr in Wieblingen an den detreffenden Pläͤtzen auf Abbruch 2 große Dolizſchunven, ferner eine alte Snimen Fmine eint grünere Quanttiät alte Wanrentungen. ſuumges altes Etſen und andere Ma⸗ tertalſen gegen Barzamung meiſthietend Afentlich verflergeril. d688 Deidelberg, 18. Okk. 1908. Nitter. Serichtsvollzieher. Jur Vergrößerung Ates Büchſt uftativen Engros⸗Geſchaftes wird ein ftiller ader thätiger Tenhaber gesucht mit ed. Mark tuane Enlage. velche mpotihgekariſch ſicher geſtellt werden aun. Vefk. Offerten unt. Nr. ſan die Erded N Bl. 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Tages-Oednung: 1. Bericht über die diesährige Hauptyersammlung des Peutschen Verbandes Kaufm. Vereine in Nürnberg; 2. Bericht über die Hauptversammlung des Bad. Pfälz. Verbandes in Konstauz; 8. Besprechung Über die augestrebte staatliche Pensions- und Hinterbliebenen-Versicherung der kaufmännischen Angestellten Deutscblands; 4. Sonstige Vereinsangelegenheiten. Mannheim, 17. Oktober 1903. Der Vorstand. 29502/5 Arbeiter⸗Fortbildungs⸗Nerein O 5, 1. Sonntag, 25. Oktober er., abends 3 Uhr in den zur Bückerinnung“ 8 6, 4 Waödlgddk cgg Muendunt Tanz 8 hierzu unſere verehrl. Mitglieder und deren I ſrlellnde 29506/23 Einführungen ſind nicht geſtattet. Der Vorſtand. — Manuhe m für Damen und Herren. leuten ertheilt. Uebungs-Kontor. Dr. Symann's 0 2, 10. 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