des Herrenhauſes die Abg. 70 Pfennig monatlich. Bringerlohn 30 Pig. monatlich, durch die Poſt bez. inct. Poſt⸗ auſſchlag M..42 pro Quartal. Einzel⸗Nummer 3 Pfg. Anabhängige Tageszeitung. Telegramm⸗Adreſſe: „50 lAngeiges Manunheim“ Telefon⸗Nummern: Direktion u. Buchhaltung 1449 Druckerei⸗Bureau(An⸗ nahmen. Druckarbeiten 34¹ Iu ſe ra te: 8 Die Golonel⸗Zeile.. 25 Mfg. Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung Täglich 2 Husgaben Eigene Redaktionsbureaus Redaktioan 3977 Auswärtige Inſerate 0 in Mannheim und Umgebung.(ausgenommen Sonntag) in Berlin und Karlsruhe. eeee Verlags⸗ Die Reklame⸗Zeile...1 Mart Schluß der Juſeraten⸗Annahme für das Mittagsblatt Morgens ½9 Uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 Uhr⸗ 5 ei Nr. 104. Frellag, 4. März 1910. Aitanblalt) Die heutige Mittagsausgabe umfaßt 16 Seiten. Telegramme. Ein Zuſammenſtoß mit Wetterls. Straßburg, 3. März. Im Landesausſchuß für Elſaß⸗ Lothringen kam es bei der Beratung des Etats des Innern zu einem ſymptomatiſchen Zuſammenſtoß zwiſchen dem Abgeord⸗ neten des Zentrums, Hauß und dem Abgeordneten Dr. Wetterls einerſeits und dem Unterſtaatsſekretär Mandel andererſeits, wobei erſtere der Regierung Parteinahme bei den Landesausſchuß⸗Wahlen in Gebweiler und Molsheim vorwarfen. Unterſtaatsſekretär Mandel wies dieſe Vorwürfe zurück und ſagte, wenn der Abgeordnete Hauß die Vorwürfe wegen Geb⸗ weiler nicht beſſer zu begründen wiſſe, ſolle er lieber ſtill ſein. Unter Anſpielung auf die Redeweiſe des Staatsſekretärs Frei⸗ herrn Zorn von Bulach riet der Abgeordnete Hauß der Regierung, auch ihrerſeits den parlamentariſchen Ton aufrecht zu erhalten, ſowie ihn zum eiſernen Beſtand des Hauſes zu machen. Als Unterſtaatsſekretär Mandel erwiderte, er babe nicht gegen die parlamentariſche Redeweiſe gefehlt, äußerke ſich der Abgeordnete Hauß, er klage auch nur den Ton an, der es dahin bringen würde, daß der Unterſtaatsſekretär noch die wenigen Freunde im Hauſe verlieren würde, worauf der Unterſtaatsſekretär erkärte, ſeine Freunde ſäßen nicht bei den Freunden des Herrn Hauß. „Der Abgeordnete Dr. Wetterls erklärte, daß die Freund⸗ ſchaft des Unterſtaatsſekretärs nur kompromittierend ſei.— Die Sitzung wird im weſentlichen nunmehr ausgefüllt mit den Fällen Boureard und Oſtermeyer, wobei von allen Rednern, mit Aus⸗ nahme Wetterlés, dem Kreisdirektor von Gebweiler der Vor⸗ wurf gemacht wurde, daß er der Regierung das ihm zu Ohren gekommene Geſpräch mit dem Abgeordneten Oſtermeher weiter⸗ gegeben habe, nämlich:„Die Regierung ſei ein Bund von Schnapphähnen und Ausbeutern“. Die Regierung blieb aber dabei, daß der Kreisdirektor nicht anders gekonnt hätte, wollte er ſeine Pflicht nicht verletzen. Aenderung der Geſchäftsorduung des preußiſchen Abgeordnetenhauſes. u Berl in, 3. März. Die Geſchäftsordnungskommiſſion des Ab⸗ geordnetenhauſes beriet über einen Antrag, wirkſame Beſtimmungen zur Aufrechterhaltung der Ordnung des Hauſes und zur Ein⸗ ſchränkung der Reden zu treſſen. Es wurde mit zehn gegen vier Stimmen grundfätzlich beſchloſſen, eine Aenderung der Geſchäfts⸗ orduung, die wirkſamere Beſtimmungen zur Aufrechterhaltung der Ordnung des Hauſes trifft, vorzuſchlagen und eine Subkommiſſon zu beauftragen, der Kommiſſion Vorſchläge über die Ergänzung der Geſchäftsordnung zu unterbreiten. Sodann beriet die Kommiſſion über den Vorſchlag, die Redefreiheit zu beſchränken, lehnte aber den Antrag auf Verkürzung der Redezeit mit vier Stimmen gegen fünf Stimmen ab. Ein parlamentariſcher Abend beim Reichskanzler. Berlin, 4. März.(Von unſerem Berliner Bureau). Geſtern abend fand im Reichskanzler⸗Palais ein parla⸗ mentariſcher Bierabend ſtatt. Der Reichskanzler begrüßte im erſten Salon ſeine Gäſte in liebenswürdigſter Weiſe, in einem der nächſten Salons empfing Frau von Beth⸗ mann⸗Hollweg die Erſchienenen und unterhielt ſich mit ihnen bis zum Beginn des Mahles, während der Unterſtaats⸗ ſekretär Wahnſchaffe und der Adjutant des Reichskanzlers Graf Hohenthal den Hausherrn in der Begrüßung ſeiner Gäſte unter⸗ ſtützten. Es waren zwiſchen 600 bis 700 Perſonen zu dem Abend erſchienen. Das in einigen Räumen renovierte Reichs⸗ kanzler⸗Palais trug im übrigen ſein unverändertes Ausſehen. Vor allen Dingen waren die Mitglieder unſerer Parlamente ſehr zahlreich vertreten. Ferner ſah man Mitglieder des diplo⸗ matiſchen Korps, viele Miniſter, Staatsſekretäre, Mitglieder des Bundesrats, Generale, Vertreter der Hofgeſellſchaft, der Wiſſenſchaft, der Kunſt, des Handels, der Induſtrie und der Preſſe. Unter anderem waren erſchienen: Staatsſekretär von Delbrück, Dernburg, v. Möller, v. Schönſtedt, die Miniſter Frhr. b. Rheinbaben, Generaloberſt v. Lindeauiſt, Fürſt Solms⸗ Taruth, Frau v. Varnbühler, Graf Lerchenfeld, die komman⸗ dierenden Generale v. Bülow und v. Löwenfeld, Kriegsminiſter von Heeringen, das Präſidium des Reichstages Graf Schwerin⸗ Löwitz, Spahn und Erbprinz von Hohenlohe, die Präſidenten und 5 Abgeordnetenhauſes, Frhr. von Manteuffel und Porſch. Weiter Oberbürgermeiſter Kirſchner, die Profeſſoren Kampf, Geh. Rat Harnack, Byode, Schmoller, Schiemenn, Max Liebermann, Beher, Eberlein, wurde nach einer ſcharfen Kritik des Radikalen Janſon ob dieſer verſuchen werde, mann, Früſt uſw. Es war Mitternacht, als die letzten Gäſte nach einem anregend verlaufenen Abend das Reichskanzler⸗Palais verließen. Der nationalliberale Parteitag für Brandenburg. J Berlin, 4. März.(Von unſerem Berliner Burean). Der nationalliberale Parteitag für die Provinz Brandenburg wird anfang April in Berlin ſtattfinden. Als Hauptredner wird der Landtagsabgeordnete Kammergerichtsrat Schiffer über die politiſche Situation in Preußen und im Reich ſprechen. Zum Tode des früheren Mannheimer Intendanten Julius Hofmann. [[Berlin, 4. März.(Von unſerem Berliner Bureau). Die Trauerfeier für den verſtorbenen Intendanten Julius Hof⸗ mann, den vormaligen langjährigen Direktor des Stadttheaters in Köln und nachmaligen Intendanten in Mannheim findet heute Freitag Nachmittag 343 Uhr auf dem Auerfriedhof in München ſtatt. Die Leiche wird hierauf zur Feuerbeſtattung nach Ulm überführt. Die Nationalverſammlung in Griechenland beſchloſſen. I Berlin, 4. März.(Von unſerem Berliner Bureauj. Aus Athen wird gemeldet: Die Einberufung der Nationalverfammlung wurde in der geſtrigen, ſehr lebhaften Kammerſitzung mit 150 gegen 11 Stimmen beſchloſſen. Der Zuſammentritt erfolgt am 1. September. Die hierauf be⸗ zügliche königliche Botſchaft wird im Verlaufe der nächſten Woche ergehen. Die Koburger Stiftung des Königs Leopold. * Brüſſel, 3. März. In der Kammer wurde heute über die ſozialiſtiſche und liberale Interpellativn betreffend die Ko⸗ burger Stiftung des Königs Leopold verhandelt, in deren Aktiv⸗ beſtand für 23 Millionen Kongowerte gefunden wurden. Juſtiz⸗ miniſter de Lantsheer erklärte, daß das Miniſterium jene Aktien reklamierte; er könne aber über den Stand der Verhandlungen nicht mehr ſagen. Kolonialminiſter Renkin gibt ſeinerſeits zu, daß er bei der Uebergabe des Kongoſtaates an Belgien getäuſcht worden ſei, was große Erregung hervorruft. Wenn er vor Annexion des Kongo— wie jetzt feſtgeſtellt worden ſei— un⸗ richtige Angaben gemacht habe, ſo ſei dies in gutem Glauben geſchehen, da Beamte die Buchführung geprüft und ihn in dieſer Weiſe informiert hätten.— Die Beſprechung der Interpellation auf morgen vertagt. Hinrichtung von Bulgaren in Monaſtir. 'London, 4. März.(Von unſerem Londoner Bureauh. Der Athener Korreſpondent der„Times“ telegraphiert ſeinem Blatt, daß jene 4 Bulgaren, welche vom Kriegsgericht in Mona⸗ ſtir ungerechtfertigterweiſe zum Tode verurkeilt worden waren, in Monaſtir bereits hingerichtet wurden. Um Kundgebungen zu vermeiden, habe man das Urteil des Kriegsgerichtes erſt nach dem Strafvollzug bekannt gegeben. Der Prozeß wurde hinter verſchloſſenen Türen verhandelt, ohne daß die Angeklagten eine Verteidigung erhalten hätten. Der ſerbiſche Miniſter des Aeußern in Konſtautinopel. OLondon, 4. März.(Von unſerem Londoner Bureau). Der ſerbiſche Miniſter des Aeußern Milowanowilſch erklärte dem Konſtantinopeler Korreſpondenten des„Daily Telegraph“, daß es ſich bei ſeinem Beſuche nicht um politiſche Fragen handle. Er ſei nur zu dem Zweck nach Konſtantinopel gekommen, um mit Kreiſen in Verbindung zu treten, mit denen im Kontakt zu ſtehen für Serbien von Vorteil ſein könne. Dasſelbe gilt auch von der Türkei. Die Frage der üſtungseinſchränkungen im atl Unterhauſe. OLondon, 4. März.(Von unſerem Londoner Bureauh. Mit Bezug auf die deutſch⸗engliſchen Beziehungen hat geſtern Sir Edward Grey im Unterhauſe auf eine Frage des Abgeord⸗ neten Byles folgendes geantwortet: Ich habe auf den Brief des deutſchen Botſchafters Grafen Wolf⸗Metternich am 28. Januar in ebenſo freundlichem Tone geantwortet, daß ich auch die gegen⸗ ſeitigen guten Beziehungen wohl für vorteilhaft halte, aber was die Frage der Einſchränkung der Rüſtungen und die Stellung der einzelnen Rüſtungen zu einander betrifft, ſo habe er der von dem Premierminiſter am 17. September gehaltenen Rede nichts hinzuzufügen. Der Abg. Byles fragte dann den Miniſter, Verhandlungen in dieſer Beziehung einzuleften und ob er es für zweckmäßig halte, auf die Aus⸗ laſſungen zu antworten, welche die„World“ aus Anlaß des Be⸗ ſuches des Prinzen Heinrich von Preußen veröffentlicht hat. Der Miniſter gab hierauf keine Antwort wohner zu 97 Proz'ent katholiſch ſind. keit des Großblecks unter dem Einfluß der Landkagsverha behauptet wird. Treffen zu ſchicken, wenn es in polit Nochmals Raſtatt. Mit welchen feinen Mitteln das Zentrum in Raſtatt⸗ Land die Wahl betrieben hat, davon weiß der Karlsruher „Volksfreund“ noch einiges zu ekzählen: 5 Und wie ſind die Wähler„aufgeklärt“ worden? Man hat i geſagt, durch die Verweltlichung der beiden Lehrerſeminare der Anfang dazu gemacht, die Religion aus der Schule zur entfernen man ſchilderte„die franzöſiſchen Zuſtände“ in den düſterſten Far ben, man prophezeite die ſchlimmſten Zeiten des Kulturkampfe wenn nicht Herr Schmidt mit großer Mehrheit gewählt wird, we nicht durch dieſe Wahl vor dem ganzen Lande bewieſen werde das Vertrauen der Wähler nach wie vor der Zentrumspartei geh Aber noch mehr. Seit Tagen und Wochen finden Mifſſio in faſt allen Ortſchaften des Kreiſes ſtatt. Die Bevölkerung j einen förmlichen religiöſem Taumel hineingehetzt wo Die Frauen beſchwören ihre Männer, unter allen Umſtänden trum zu wählen. Und ein Miſſionspater hatte den Ausſpruch ge⸗ Mit dem Stimmzettel in der Hand muß Katholik für ſeinen Glauben eintreten. Das wirkte, mußbe wirken in einem Kreiſe, deſſen Die mit allen Mitteln religiöſer Hetze betee Agitation alſo hat dem Zentrum den Zuwachs von 800 Stim men gebracht, über den der„Bad. Beobachter“ heute nochmal ein Jubel⸗ und Dankeslied anſtimmt, Licht die Politik Zentrums im Landtag nach den Wahlen vosn 1909, wie ſch die„Badiſche Nationall. Korreſp.“ ganz richtig hervorgehob hat. Wenn der Korreſpondent des„Schwäb. Merkur“ i ſeinem verbiſſenen Haß gegen den Großblock in dem Ausgan der Wahl ein Volksurteil über dieſe Parteikonſtellation e 11 0 ſo e er Damni der? 570 ins 1990 über ddbe 975 Herr ganz 1 ſo in ſeinen Kram paßt. Die Schuldebatten de in dief ſem allerdings eine R. ſondern ihre lüg neriſch e Aus 19 Klerikalismus. Von jedem boeN ſtändigen Menſchen wird zugeſtanden werden m auch ohne Großblock das Reſultat nicht anders ge würde, wenn das Zentrum ſich derſelben verwerfliche im Wahlkampf bediente. Und das Zentrum hätte ſelben verwerflichen Mittel bedient, auch wenn kein des Großblocks auf Simultaniſierung der L vorgelegen und durchgebracht worden wäre, und Erfolg davongetragen. Der Korreſpondent des Se Merkur“ ſollte das badiſche Zentrum doch wohl lang genau genug kennen, um zu wiſſen, daß das Zent mit der Religion in der Politik arbeitet, ob die nichtk! Parteien ihre Schulideale konſeguent betreiben od Will er etwa meinen, daß das Zentrum einen ge Erfolg errungen hätte, wenn die Gegner der Beher der Schule durch den Klerikalismus in der Schuldebat 8 Forderungen in der Taſche behalten hätten? Forder ng die ja übrigens längſt da waren, noch bevor es einen Groß block gab, die mit dieſer Parteikonſtellation ja nur ganz loſen Zuſammenhang beſitzen, Forderungen der lil len Weltanſchauung ſind, die nicht erſt mit der Mehrheit der Kammer geboren wurden. Faſt ſcheint e Man ſieht, auf wie ſchwachen Füßen die Beweisfüh⸗ Karlsruher rechtsnationalliberalen Großblockgegner ſieht alſo, daß gegen den Großblock beim beſten W. kein Kapital aus der Wahl ſchlagen läßt, bei Willen, den wir doch beim badiſchen Vertreter d Merkur“ annehmen dürfen. Nicht eigentlich der G die liberale Weltanſchauung ſtand im Kampf gege des konfeſſionellen Unfriedens und gegen fan törte, belogene Maſſen, das erklärt den nicht unbedeutenden Vorſprung des Zentrums— noch iſt die Welt nich eingerichtet, daß die Wahrheit immer auf den erſt über die Lüge ſiegt. Im letzten Gründ iſt in Raſtat! die Politik des Großbkocks nach 1909 durch die aus⸗ netere Politik des Zentrums verurbeilt worden, de kalismus ſchuf eine bösartige Karikatur der libe anſchauung in ihrem Verhältnis zum kot eſ Glaubensleben und die blindgläubigen Maſſen folgten und wählten Nicht das ſteht alſo für die Sammlung neuer 5 Erfahrungen aus der Wahl in Frage, ob die Volkstümlich lungen Einbuße erlitten hat, wie im„Schwäb. Merk! Die Frage konnte dieſe eine garnicht entſchieden werden, zumal nicht bei den beſonde Verhältniſſen des⸗Wahlbezirkes, für deſſen Wahllage nicht, wi im„Schwäb. Merkur“ behauptet wird, entſcheidend iſt ſtarke gewerbliche 2 Durchſetzung, ſondern ſeine kon nelle. Miſchung. In Frage ſteht für die nichtkler Parteien bei dieſer Wahl nur, mit welchen Mitte brutalen Taktik des Zentrums, immer die 2. Seite. Geueral⸗Anzeiger.(Mntagblatt.) Mannherm, 2. März. übel mitgeſpielt hat, zu begegnen iſt. Und da können wir nur zurückkommen auf das, was wir geſtern hier ausgeführt haben. Die Ueberwindung des Klerikalismus, deſſen dumpf⸗ gläubige, fanatiſierte Anhänger ſich von ihm die ſchamloſeſte Reichsfinanzreform wie die ſchamloſeſte Wahlreform bieten laſſen, iſt eines der ſchwerſten Probleme unſerer inneren Politik. Mülheim⸗Wipperfürth und Raſtatt⸗Land beweiſen, wie ſchwer dieſe träge und zähe Maſſe zu bewegen und zu zerbröckeln iſt. So liegt in dem Ausgang der Raſtatter Wahl nicht ein Antrieb, die große Abwehrmehrheit gegen den Klerikalismus aufzulaſſen, ſondern eigentlich ein Anreiz, dieſe noch zu verſtärken, feſter und breiter zu machen, wozu die Sozialbemokratie weſentlich beitragen könnte, wenn ſie einige ihrer weitergehenden kirchen⸗ und ſchulpolitiſchen Wünſche ein wenig zurückſtellen wollte; dieſe kluge Taktik würde auch der klerikalen Verhetzung der Maſſen mit der bedrohten Religion einige ihrer Giftzähne ausbrechen. Vor allem aber, auch wenn wir feſt überzeugt ſind, daß in Raſtatt keine Mißbilligung der Politik des Großblocks und keine 1 Billigung der Zentrumspolitik ausgeſprochen wurde, die 9 5 ernſte Mahnung enthält die Wahl auch an die nationalliberale Partei, in Agitation und Organiſation die intenſibſte, freudigſte und opferwilligſte 5 Partettätigkeit zu entfalten, einem Gegner wie dem 5 Klerikalismus und dem Zentrum iſt nur durch die unermüd⸗ lichſte Werbe⸗ und Aufklärungsarbeit Boden abzugewinnen. ——— Vom badiſchen Tandtag. J. W. Karlsruhe, 3. März. In der heutigen Sitzung ſtand Ausgabe⸗Titel VIII für Gewerbeaufſicht und Durchführung der ſozialen Geſetze aus dem Budget des Miniſteriums des Innern zur Beratung. Den Kommiſſionsbericht erſtattete der Abg. Willi(Soz.) 10 in— wie der Miniſter des Iunern ſpäter ſagte— eingehen⸗ der und wohlwollender Weiſe. Er erkannte an, daß ſich unſere Gewerbeinſpektion einen Weltruf erworben hat, und daß man gewohnt iſt, in ihr ein Muſter auf dem Gebiete der Gewerbeaufſicht und des Arbeiterſchutzes zu erblicken. Er bringt dann weiter eine Anzahl Wünſche vor. Seine Aus⸗ führungen ſind ſehr ruhig und ſachlich und geben wohl das beſte Zeugnis der Arbeiterfürſorge in Baden. Der Redner erkennt auch bezüglich der Rentenbewilligung das durchaus lohale Verhalten der Landesverſicherungsanſtalt an. Da⸗ gegen außerordentlich erregt ſpricht der Sekretär der chriſt⸗ 11 lichen Gewerkſchaft, der Zentrumsabgeordnete Reinhardt. Auch er bringt mehrere Wünſche vor und macht Ausſtellungen. Er beſpricht dann den Streik auf den Aluminiumwerken in bad. Rheinfelden und richtet gegen den Fabrikinſpektor und den Landeskommiſſär Strauch ſehr heftige Vorwürfe, die 7 ſpäter von dem Miniſter des Innern Freiherr v. Bodman 8 ganz energiſch zurückgewieſen werden. Der Miniſter ſchildert entgegen den unrichtigen Ausführungen des Abg. Reinhardt den wahren Sachverhalt der Streikverhandlungen. Er erklärt auch, daß die Darſtellungen an der Preßfehde und in einer Broſchüre ſich im Widerſpruch mit den Tatſachen be⸗ finden. Beſonders nimmt Freiherr von Bodman den Landeskommiſſär Strauch in Schutz, das ſei ein ſo prächtiger Mann und außerdem ein ſo hochgeſtellter Beamter, daß für ihn(dem Miniſter) ſeine Erklärung unzweifelhaft iſt. Der Landeskommiſſär habe ſeine ganze Kraft eingeſetzt, den Streik beizulegen. Von den chriſtlichen Gewerkſchaften ſei in ganz unerhörter Weiſe gegen ihn vorgegangen worden. Der Abg. Pfeifle(Soz.) erklärt, daß die chriſtliche Gewerkſchaft ſich mit dem Streik arg in die Neſſeln geſetzt habe und als ſie das ſah, verſuchte, den Streik der Sozialdemokratie an die Rockſchöße zu hängen. Das ſei aber nicht gelungen. Auch dieſer Redner ſpricht aus, daß die Arbeiterſchaft anerkennt, daß in der Fabrikinſpektion fleißig gearbeitet worden iſt. Auch aus ſeinen Ausführungen, die gleichfalls außerordentlich ruhig und ſachlich gemacht werden, klingt hervor, daß im allgemeinen Zufriedenheit herrſcht über die Arbeiterfürſorge, wenn auch viele Wünſche noch laut werden. Dieſe gipfeln vor dllem in einer erhöhten Ueberwachung der Betriebe durch den Fabrik⸗ und Gewerbeinſpektion. Miniſterial⸗Direktor Schneider machte noch Ausführungen über die Lage der Seidenweber im Hotzenwald. Kurz nach 7 Uhr wurde die Sitzung abgebrochen und auf morgen, Freitag, nachmittag 3½ Uhr vertagt. Tagesordnung: Fortſetzung. ſichtlich der Heimarbeit. Padiſcher Landtag. 2. Kammer.— 45. Sitzung. W. Karlsruhe, 3. März. (Jortſetzung des Berichtes aus der geſtrigen Abend⸗Ausgabe). Abg. Willi(Soz.)(fortfahrend): Der Fabrikinſpektion iſt ein außerordentlich reiches Feld geſteckt. Weiter iſt in Betracht zu ziehen, daß die Zahl der Beamten im Verhältnis zu anderen Ländern gering iſt. Die Zahl der Arbeiter, die bei uns auf einen Beamten entfallen, iſt außerordentlich groß. Daraus iſt die weitere Anſtellung von Beamten bogründet und gerechtfertigt. In der Kommiſſion iſt wieder⸗ holt gewünſcht worden, die Beamtenzahl zu vermehren, da bei uns die Zahl der Reviſionen geringer iſt als in andern Bundesſtaaten. Von der Regierung iſt geltend gemacht worden, daß die jetzt vorgeſehene Vermehrung ausreichend iſt; auch erſcheint ein zu großes Tempo in der Vermehrung nicht wünſchenswert mit Rückſicht auf die geſamte Finanzlage. Hinſichtlich der Reviſionen ſteht in Ausſicht, daß die Durch⸗ ſchnittsziffer des Reiches nächſtens erreicht wird. Eine Anregung aus der Kommiſſion, im Wirtſchafts⸗ gewerbe eine größere Differenzierung in Groß⸗ und Klein⸗ betrieben herbeizuführen, hat die Regjerung nicht für wünſchenswert erachtet. Eine größere Ueberwachung dieſer Gewerbe ſoll durchgeführt werden. Der Berichterſtatter be⸗ ſpricht dann die von den Gewerkſchaften gegen die Großh. Fabrikinſpektionen erhobenen Vorwürfe, die in eiter Broſchüre niedergelegt ſind. Dieſe ſind ſo ſchwer, daß ihre Aufklärung notwendig iſt. In Arbeiterkreiſen beſteht die Anſchauung, daß die Arbeiterſchutzgeſetze ſehr mild angewendet werden. Weiter beſtehe ein Mißverhältnis zwiſchen den zur Anzeige gebrach⸗ ten Fällen und der Zahl ihrer Beſtrafungen. Der Berichterſtatter beſpricht dann die Verhältniſſe am Schiedsgericht in Karlsruhe. Dieſe ſind ſehr erfreulich. Was ſonſt die Verhältniſſe an den Schiedsgerichten anbelangt, ſo wird oft hinſichtlich der Lokale eine zu große Sparſamkeit geübt. Eine Beſſerung habe die Regierung zugeſagt. Daß dieſes nicht von heute auf morgen erfolgen kann, davon bin ich überzeugt. Eine weitere Klage geht dahin, daß die Tabes⸗ ordnung der Schiedsgerichte oft zu groß iſt. Die Folge iſt eine zu große Haſt, die nicht wünſchenswert erſcheint. Das erfordert zwar einen Mehraufwand, aber es liegt im In⸗ tereſſe der ſachlichen Behandlung des einzelnen Falles. Die Friſt zur Einreichung der Gegenſchrift iſt von 14 auf 8 Tage verkürzt worden. Das verkürzt zwar die Geſchäfte, liegt aber nicht im Intereſſe der Rechtſuchenden. Zu dem alten Zuſtand iſt darum zurückzukehren. Der Berichterſtatter beſpricht dann die Entwicklung der Landesverſicherungsanſtalten in Baden. Die Anzahl der Wochenbeiträge betrug im Jahre 1908 22 573 168., die Renten betrugen 3 339 623,93., an Beiträge zurückerſtattet wurden 229 614,57., für Heilverfahren einſchließlich Familienunterſtützung wurden aufgewandt 941981,19 M. Im ganzen wurden aufgewendet 4 511 219,69 M. Für Ver⸗ waltung wurden aufgewandt 574 487,67 M. Das Geſamt⸗ vermögen beträgt 49 464 693,40 M. Hinſichtlich der Renten iſt ein durchaus loyales Verhalten der Anſtalt anzuerkennen. In der Rückerſtattung von Beiträgen iſt ein Rückgang zu ver⸗ zeichnen. Dieſes kommt wohl hauptſächlich durch die erfolgte Aufklärung, daß ſich Verheiratete nicht die Beiträge zurück⸗ fordern, ſondern ſich weiterverſichern ſollen. Der Berichterſtatter beſpricht dann die Geſchäftbewegung der badiſchen landwirtſchaftlichen Berufsgenoſſenſchaften. Es ergibt ſich dadurch, daß die geübte Kritik nicht ganz berechtigt iſt. Die Verwaltungskoſten ſtehen durchaus in einem rich⸗ tigen Verhältnis zu den übrigen Summen. Der Berichterſtatter ſprach dann noch den Wunſch aus, daß die Aerzte in Unfallſachen nur vor den Schiedsgerichten über die Verletzung bekunden, nicht aber eine Anſicht über die Trag⸗ weite der Verletzung, die für das Gericht bindend iſt, abgeben, ſondern das den Gerichten ſelbſt überlaſſen. Dadurch wird das Vertrauen des Publikums beim Schiedsgericht erhöht. Der Be⸗ richterſtatter ſchließt mit dem Wunſche, daß auf dem Gebiete das möglichſte geſchehe und die Anregungen zur Tatſache werden mögen. Abg. Reinhardt(Ztr.) bedauert, daß für die heutige Verhandlung der Jahresbericht der Fabrikinſpektion noch nicht fertig geſtellt iſt. Eine Vermehrung der Beamten iſt geboten, da die Zahl der Reviſionen ſich noch vermehren müſſe; beſonders im Hinblick auf die neu erlaſſenen Schutzbeſtimmungen und hin⸗ Hierbei möchte ich auf die Seidenweber 85 —* ſtände. des Hotzenwaldes hinweiſen. Für dieſe iſt eine elektriſche Zen⸗ trale auf genoſſenſchaftlicher Grundlage gegründet worden Es wird aber bitter empfunden, daß alle Genoſſenſchafter für Strom⸗ entnahme ohne Rückſicht auf den Umfang dieſelbe Summe zahlen müſſen. Es würde gut ſein, wenn auch aus Arbeiterkreiſen Männer für den Dienſt in der Fabrikinſpektion beſchäftigt wer⸗ den. Geklagt wird auch darüber, daß der Fabrikinſpektor ſich vor dem Beſuch einer Anlage anmeldete. Das liege nicht im Intereſſe der Unterſuchung. Ich möchte noch darauf hinweiſen, daß im Malergewerbe die Bleiweißgefahr nicht genügend beachtet wird. Wünſchenswert wäre es, zu erfahren, wie es gegenwärtig mit dem Stande der Reichsverſicherung iſt. Redner geht ſodann auf die Tätigkeit der Schiedsgerichte etwas näher ein. Er be⸗ merkt u.., daß es wünſchenswert wäre, wenn das Schieds⸗ gericht die Zeugenausſagen ſelbſt vornehme und auf die Gutachten der Vertrauensmänner nicht zu viel geben. Die landwirtſchaft⸗ liche Berufsgenoſſenſchaft zögert viel zu lange mit dem Heil⸗ verfahren. Ein Kranker auf dem Lande kann ſich nicht ſo pflegen. Darum iſt das Heilverfahren baldigſt einzuleiten. Der Anſicht des Referenten, daß die Verwaltungskoſten nicht ſo hoch ſind, kann ich mich nicht anſchließen. Es ſollten auch auf dem Lande Vertrauensmänner aufgeſtellt werden. Die Fabrikinſpektion ſollte allen ihre Aufmerkſamkeit zuwenden. Redner erörtert dann den Streik auf den Aluminiumwerken in Bad. Rheinfelden und ſkizziert die Entſtehung. Der Fabrikinſpektor hat ſich ge⸗ brüſtet, den Streik in Mannheim beigelegt zu haben, in Rhein⸗ felden iſt er nicht tätig geweſen. Iſt nicht einmal in die Ver⸗ ſammlungen gegangen. Er hat verſäumt, als Mittelsmann auf⸗ zutreten. Er hätte die Verhandlungen aufzeichnen müſſen und den Beteiligten in die Hand geben. Ich will weiter noch nichts über die Sache mitteilen, wir werden ja noch über die Ange⸗ legenheit ſprechen, aber ich will erſt hören, was die Regierung reſp. der Fabrikinſpektor dazu zu ſagen hat. Abg. Pfeiffle(Soz.) beklagt, daß kein ausführlicher Be⸗ richt der Fabrikinſpektion erſchienen iſt. Ich freue mich, daß ich auch diesmal den Herrn Fabrikinſpektor am Regierungstiſche ſehe. In der Inſpektion iſt fleißig gearbeitet worden, das wird auch in der Arbeiterſchaft anerkannt. Es herrſcht aber Un⸗ zufriedenheit mit der geringen Zahl der Reviſionen. Das ſoll kein Vorwurf gegen die Beamten ſein, ſondern beruht auf der zu geringen Zahl der Beamten. Die Zahl der Fabriken hat ſich ſehr vermehrt. 12 Prozent unſerer Bevölkerung wird in ſolchen Betrieben beſchäftigt. Betrachtet man dagegen die Vermehrung der Beamten, ſo ſind wir im Rückſtande geblieben. Ich meine, daß jedes Jahr 2 bis 3 Beamten mehr angefordert werden ſoll⸗ ten. Wie gotwendig das iſt, geht aus der Zahl der Auflagen hervor. Die Hilfsbeamten der Inſpektion ſollten aus allen Kreiſen der Arbeiterſchaft entnommen werden. Bei den tech⸗ niſchen Hilfsbeamten liegt die Gefahr vor, daß ſie die Intereſſen der Arbeitgeber wahrnehmen. Ein Arbeiter iſt viel beſſer mit allen Schlichen vertraut, als ein Beamter. Dieſe Anregung ſollte die Regierung eingehend prüfen. Wir haben wiederholt, angeregt, einen Arzt anzuſtellen Ich habe mir das ſo gedacht, daß dieſer im ganzen Lande Reviſionen abhält. Das iſt bislang nicht geſchehen. In vielen Faällen iſt der Fabrikinſpektion ſehr unfreundlich begegnet worden. Man ſolle doch meinen, daß in den Betrieben, wo keine Verſtöße borgekommen, auch nichts zu fürchten iſt. Wo aber Schwierigkeiten gemacht twerden, iſt das größte Mißtrauen berechtigt. Die Ge⸗ ſchäftsordnung der Fabrikinſpektion iſt veraltet. Sie muß eine Aenderung erfahren. Es ſind auch viele Strafen verhängt wor⸗ den, aber ſolche von 3 Mark, 5 Mark ſind für einen oft mehrfachen Millionär nichts. Ich verweiſe nur auf die Konfektionsbranche, wo an einem Stück 40—50 Mark verdient werden. Eine Strafe von 5 Mark ſchützt alſo nicht, wenn durch ein Vergehen ein ſolcher Verdienſt erzielt werden kann. Kleine Vergehen gegen das Eigen⸗ tum werden hoch beſtraft. Auch in dieſem Falle, bei einem Ver⸗ gehen gegen die Arbeiterrechte liegt ein Vergehen gegen das Eigentum vor und ſollte ebenfalls ſo hoch beſtraft werden. Viele Klagen kommen aus dem Oberlande, beſonders aus den Ziege⸗ leien, wo viele Kinder beſchäftigt werden. Hier kümmert ſich nie⸗ mand um die Kinder, darum ſollte der Fabrikinſpektor die dortigen Ziegeleien und Sägereien ſtreng revidieren. Dann hat die In⸗ ſpektion feſtgeſtellt, daß im Schwarzwald noch Arbeitszeiten für männliche Perſonen von 14—15 Stunden beſtehen. Das iſt eine unerhörte Ausnützung der Arbeitskraft. Eine Ausnützung der Kinder beſteht auch in den Zigarrenfabriken. Weiter iſt feſtge⸗ ſtellt eine unerhörte Lehrlingswirtſchaft. Aus dem Bericht der Inſpektion geht hervor, daß das auch beſonders in den Schloſſereien in Mannheim der Fall iſt. Die Lehrlinge werden zu allem möglichen herangezogen. Beſonders die Handwerksmeiſter ſollten Anlaß haben, Lehrlinge tüchtig auszubilden. Wie es in Mannheim der Fall iſt, iſt es auch im ganzen Lande. Da ſollte die Fabrik⸗Inſpektion eingreifen und ihr Augenmerk auf die Lehr⸗ lingsverträge richten. Auch im Bäckergewerbe beſtehen Miß⸗ Viele Verſtöße kommen vor in Warenhäuſern und ähn⸗ Hoftheaters. Profeſſor Ferdinand Gregori. Zwiſchen Dr. Löwenfeld⸗Leipzig und Profeſſor Gregori Wien ſchwankte ſeit längerem die Entſcheidung. Das Geheimnis wurde wohl behütet, aber es war doch durch⸗ gedrungen, daß in dieſer Woche die Entſcheidung fallen werde, und von Wien her waren wir ſchon vor einigen Tagen von unſerem Korreſpondenten benachrichtigt worden, daß die Verhandlungen mit Gregori demnächſt zum Abſchluß kommen würden. Aber wir wollten nicht vorgreifen und hüteten das Geheimnis gerne mit Nun iſt geſtern die Entſcheidung gefallen und Profeſſor Gregori zum neuen Intendan⸗ ten des Großh. Hof⸗ und Nationaltheaters gewählt worden. Aus der geſtrigen Stadtratsſitzung erhalten wir folgende Mitteilung: Zum Intendanten des Großherzoglichen ofe und Nationaltheaters dahier, als Nach⸗ Ulger des Herrn Dr. Karl Hagemann wird für die Dauer 0 Jahren Herr Profeſſor Ferdinand Gregori, z. Zt. Hai Al. Königl. Hofſchauſpieler am Hofburgtheater in Wien, Lehrer der dramatiſchen Darſtellung und Inſpektor Schauſpielſchule der Kaiſerl. Königl. Akademie für ind darſtellende Kunſt erwählt. Der neue Intendant iſt 1870 in Leipzig als Sohn eines Druckereibeſitzers geboren, ſtudierte erſt Medizin und ging Dann zur Bühne, als Schauſpieler an verſchiedenen Theatern Der neue Antendant des Mannheimer Theater in Berlin. Seit 9 Jahren iſt er am Hofburgtheater in Wien als Schauſpieler tätig, ſeit neuerer Zeit auch als Regiſſeur. Neben der Bühnen⸗ und Lehrtätigkeit hat ſich Herr Gregori ſeither in umfangreicher Weiſe literariſchen Arbeiten über Theater⸗ fragen u. dergl. gewidmet. **** Wie wir hören, iſt die Wahl des Herrn Gregori zum Intendanten ſowohl durch die Theaterkommiſſion wie durch den Stadtrat einſtimmig erfolgt. Ein Gegenvorſchlag wurde nicht gemacht. Gregori ſtand bereits vor 6 Jahren, als es ſich um die Neuwahl eines Nachfolgers für den nach Karls⸗ ruhe berufenen Herrn Dr. Baſſermann handelte, in engſter Wahl. Finanziell verbeſſert er ſich durch ſeine Ueberſiedelung nach Mannheim allerdings nicht; ſoll er doch in Wien ein Einkommen von 25 000 Kronen gehabt haben. Aber ihn treibt der Wunſch nach Mannheim, an einer leitenden ver⸗ antwortungsvollen Stelle ſeine Ideen zur Geltung zu bringen. Die Wahl des Herrn Gregori dürfte von dem Künſtlerperſonal unſeres Hoftheaters unt Befriedigung auf⸗ genommen werden, denn ſie ſoll, wenn wir richtig informiert ſind, deſſen Wünſchen entſprechen. *** Als zum erſten Male der Name Gregoris als eines ausſichtsreichen Bewerbers für den Mannheimer Inten⸗ dantenpoſten genannt wurde, ſchrieben wir, daß die Wahl inſofern eine glückliche ſein würde, als in ihm Theorie und Praxis in der glücklichſten Miſchung ſich einen. Wir wollen hoffen, daß der neue Intendant ſich in Mannheim ſo bewähre, wie ſeine ſympathiſche künſtleriſche Perſönlichkeit und ſeine feinſinnigen und vornehmen künſtleriſchen Ziele es verheißen. Wir geben zunächſt unſerem Wiener Theaterberichterſtatter zu einer Würdigung Gregoris das Wort und dann ſoll Gregori ſelbſt uns ein wenig erzählen, nicht ſein Programm, das wir auch bald kennen lernen werden, aber über Theaterbetrieb, und wir glauben, daß dieſe hübſchen, feinen Gedanken des erfahrenen Bithnenmannes und der nachdenklichen, ernſten literariſchen Perſönlichkeit in etwa ſchon ein Bild vom künſtleriſchen Sein und Gehalt des neuen Mannheimer Intendanten geben werden *** Eine Charakteriſtik Ferdinand Gregoris. Von Ludwig Hirſchfeld, Wien. Den Theaterkundigen braucht Ferdinand Gregori nicht erſt vorgeſtellt zu werden. Sie kennen ihn längſt, wenn ſie auch nie in Wien und im Burgtheater geweſen ſind. Den Schauſpieler Gregori kennt man bloß in Wien, den ernſten Dramaturgen, den praktiſchen Aeſthetiker ſchätzt man in Berlin, in München, in Hamburg, überall, wo man ſich um Probleme des Theaters, der Literatur und der Volksbildung bemüht. Dieſes Renommee iſt für ſeine ganze Perſönlichkeit kennzeichnend. Gregori iſt ohne Zweifel ein tüchtiger und gediegener Darſteller, aber wenn man ſeinen Namen nennt, denkt man doch immer zunächſt an ſeine dramatiſche Lehrtätigkeit oder an ſeine gehaltvollen Bücher und Aufſätze über Regie und Schauſpielerei, an ſeine Vorträge, an ſeine feinfühligen Anthologien und zuletzt erſt an den Schau⸗ ſpieler. Und dabei iſt Gregori Schauſpieler durch und durch. Er hat auch die richtige Schauſpielerkarriere hinter ſich, wie ſeine kurze Biographie lehrt. Er iſt in Leipzig geboren, am 13. April 1870, iſt alſo heute kaum vierzig Jahre alt. Mit 22 Jahren wurde er Schauſpieler und abſolvierte zunächſt die kleineren Stationen Stettin, Lübeck, Bremen. 1895 kam er nach Berlin, zu Brahms und in dieſer realiſtiſchen Schule hat er ſtarke Eindrücke emp⸗ fangen, die er ſpäter ſelbſtändig verarbeitete. 1898 ging er ans Schillertheater und drei Jahre ſpäter wurde er ans Wiener der betreffende Arbeiter nicht lange in dem Betrieb ſein würde. den Ausführungen über die techniſchen Hilfsarbeiter der Fabrik⸗In⸗ ſpektion habe ich ſchon in der Kommiſſion geſagt, daß dieſe aus dem Arbeiterſtande herangezogen 85 Aufſätzen Luft. 15 „Shakeſpeares Hamlet im Lichte einer neuen Darſtellung“ Dem Mannbeim, 4. März. Geueral⸗Anzeiger.(Mittagblatt) + 3. Selle, lichen Betrieben. Nicht nur ſür pünktliche Schließung der Werk⸗ ſtätten, ſondern auch auf gute Lüftung ſolle geſehen werden. Die Krankenkaſſen wiſſen zu erzählen, wie die jungen Mädchen dort unter der ſchlechten Luft zu leiden haben. Es kommt vor, daß Lehrmädchen bis 9 und 10 Uhr beſchäftigt werden. Die Orts⸗ polizeibehörden ſollen bei der Genehmigung von Ueberſtunden vorſichtig ſein. Auch die Wäſchereien ſollen ſcharf überwacht wer⸗ den. Ich freue mich, daß die Fabrik⸗Inſpektion die Tätigkeit der Arbeiterorganiſationen anerkennt, bezüglich der Erreichung einer ausreichenden Sonntagsruhe. Ich bedauere, wenn Fabrikanten Arbeiterausſchüſſe ablehnen. Bedauerlich iſt auch, daß der Staat in ſeine Werkſtätten einen Einblick der Inſpektion nicht ge⸗ ſtattet. Der Abg. Frank hat ſchon darauf hingewieſen, wie viel Lungenerkrankungen in den Werkſtätten der Staatseiſenbahnen vorkommen. Ich möchte auch die Frage aufwerfen, ob nicht die Fabrik⸗Inſpektion auch einen Einblick in die Gefängniſſe nehmen ſoll und verweiſe nur auf das alte Landesgefängnis in Mann⸗ heim. In jedem Privatbetriebe würden ſolche Werkſtätten, wie dort ſind, geſchloſſen. Ich möchte dann auf die Heiminduſtrie ver⸗ weiſen. Dieſe iſt ein Krebsſchaden an unſerem Volkskörper. Die Heiminduſtrie iſt nur dazu da, um ſich die Armut dienſtbar zu machen. Beſonders viel Heimarbeiter gibt es in der Zigarren⸗ fabrikation. Bei den Heimarbeitern herrſchen niedere Löhne und die Beſtimmungen werden umgangen. Die Kinder werden hier ſehr ausgenützt und ſind zu ſchlaff, um in der Schule folgen zu können. Es iſt erfreulich, daß hier mehr geſchieht und geſchehen ſoll, auch in Bezug auf die Wohnräume der Arbeiter, die in der Heiminduſtrie beſchäftigt werden. Manche Artikel, die hier ge⸗ fertigt werden, ſind geeignet, Krankheiten zu übertragen; ich ver⸗ weiſe nur auf die Anfertigung von Nudeln in der Heiminduſtrie. Die Anfertigung ſolcher Arbeiten in der Heiminduſtrie ſollten verboten werden. In Mannheim könnte allein ein Beamter der Fabrik⸗Inſpektion beſchäftigt werden. Es kämen viel weniger Verſtöße vor, wenn die Betriebe nie ſicher ſind vor einer Revi⸗ ſion, Ich komme nun mit wenigen Worten auf die Berufsge⸗ noſſenſchaft zu ſprechen. Da ſind Aerzte angeſtellt, die die Verletz⸗ ten unterſuchen, ohne ihnen das Reſultat mitzuteilen. Das muß geändert werden. Ich ſchließe mich da dem Referenten an. Auf den Streik in Rheinfelden will ich mich nicht weiter einlaſſen, ſondern will auch abwarten, was die Regierung da ſagt. Sie(zu dem Abg. Reinhardt) haben ſich mit dem Streik arg in die Neſſein geſetzt und als Sie das ſahen, da verſuchten Sie, ihn der Sozial⸗ demokratie an den Rock zu hängen.(Sehr richtig, links.)] Das iſt Ihnen aber nicht gelungen. Miniſter des Innern v. Bodman. Der Herr Berichterſtatter hat in dankenswerter Weiſe den Titel VIII einer eingehenden und wohlwollenden Betrachtung unterzogen. Was die Aenderung der Reichsverſicherung betrifft, ſo kann ich mich über unſere Stellungnahme zu den einzelnen Artikeln hier nicht äußern. Es ſind überdies 145 Artikel und ich glaube, die Zeit des Hauſes ſo lange nicht in Anſpruch nehmen zu können. Was die Be⸗ mängelung der Landwirtſchaftlichen betrifft, ſo werde ich dieſes weiter verfolgen. Der Bericht der Fabrikinſpektion iſt in Druck. Bei einer eingehenden Bearbeitung iſt eine Ver⸗ zögerung nicht zu umgehen. Dann iſt angeregt worden, daß die Fabrikinſpektion einen Arbeiter in den Betrieben als Vertrauens⸗ mann ernennt. Ich glaube nicht, daß das möglich iſt und fürchte,—1 Zu ſind. Der Abg. Pfeiffle ſagt, daß ſie mehr das Intereſſe der Arbeitgeber wahrnehme. Das iſt nicht richtig. Da ſie aus dem Arbeiterſtande hervorgegangen ſind, haben ſie doch gar keinen Grund dazu. Weiter iſt die geringe Zahl unſerer Hilfs⸗ arbeiter bemängelt worden und geſagt, daß wir gegenüber anderen Ländern viel zu wenig haben. Das iſt richtig. Immerhin iſt im Jahre 1909 doch eine erhebliche Beſſerung eingetreten. Die Zahl der Reviſionen hat ſich faſt um 1000 geſteigert. Wir kommen jetzt dem Reichsdurchſchnitt ſehr nahe. Unſer Beſtreben iſt ja auch auf die Vermehrung gerichtet und das ſind nicht nur Worte. Die Zahl der Beamten hat ſich ja ſchon in den letzten Jahren beinahe verdreifacht. Die Finauzlage hat uns ja Beſchränkung auferlegt, auch in dem Ge⸗ danken der Dezentraliſation der Fabrikinſpektion. Wie es geht, wird da etwas vorgenommen werden. Die vorherige Anmeldung des In⸗ ſpektors bei Repiſionen erfolgt nur ausnahmsweiſe. Dann zu der Frage der Reviſion der Fabrikinſpektion in den Werkſtätten der Eiſenbahnverwaltung. Was die Rechtslange anubetrifft, ſo hat hier die Fabrikinſpektion kein Recht zur Reviſion, aber die Eiſenbahn⸗ verwaltung hat ſich willig bereit erklärt, ſich der Reviſion zu unter⸗ ziehen. Eine ſolche hat bislaug nicht ſtattgefunden. Man hat an⸗ genommen, daß eine Staatsbehörde ſo gut für die Beſeitigung von Mißſtänden ſorgt, wie die andere. Da ſich aber die Eiſenbahnbehörde bereit erklärt hat, ſo will ich die Inſpektion beauftragen, eine Re⸗ viſton vorzunehmen. Was die Steinbrüche anbetrifft, ſo werde ich anordnen, daß dieſe der Fabrikinſpoktion unterſtellt werden. Der Abg. Reinhardt hat unter großer Aufregung und einigem Lungen⸗ aufwand ſich zu dem Streik in Rheinfelden geäußert. Er hat den Vorwurf auch erſtreckt gegen den Landeskommiſſär Strauch und angedeutet, daß der Landeskommiſſär nicht unparteiiſch gewirkt hat. Das iſt ein ſchwerer Vorwurf gegen einen ſolchen Beamten und muß ich ihn mit aller Entſchiedenheit zurückweiſen. Der Miniſter ſchildert dann eingehend den wahren Sachverhalt der Streikurſache und der Vergleichsverhandlungen, die erſt von dem Fabrikinſpektor und dann von dem Ober⸗Regierungsrat Wittmann und dem Landes⸗ kommiſſär Strauch geführt worden ſind, und ſtellt die nicht zutreffende Darſtellung des Abg. Reinhard richtig. Er fährt dann fort. Der Landeskommiſſär iſt ein ſo prächtiger Maun und außerdem ein ſo FEFEFFECECCCCC ccccCcccCcCccccccccccccc hoch geſtellter Mann, daß für mich ſeine Erklärung unzweifelhaft iſt. Nun hat ſich eine Preßfehde entſponnen, die ſich in Widerſpruch mit den Tatſachen ſetzt. Vor allem die Angaben in der Broſchüre ſind teilweiſe ganz unrichtig wiedergegeben. Damit wird ſich auch das Verhalten der Fabrikinſpektion erklären in dieſer Sache. Es iſt nicht richtig, daß der Inſpektor untätig geweſen iſt. Nachdem er aber die weiteren Verhandlungen mit der Streikleitung dem Landes⸗ kommiſſär überlaſſen hatte, war für ihn keine Veranlaſſung, nochmals extra Verhandlungen zu führen. Der Landeskommiſſär hat ſeine ganze Kraft eingeſetzt, den Streik beizulegen. Da iſt nicht zu ver⸗ ſtehen, wenn geſagt wird, daß er gegen die chriſtlichen Gewerkſchaften gearbeitet hat. Es iſt in einer ganz unerhörten Weiſe gegen ihn vor⸗ gegangen worden. Sie müßten ihm daukbar ſein. Miniſterialdirektor Schueider verbreitet ſich über die Lage der Seidenweber im Hotzenwald. Wenn es nicht gelingt, dieſe zu beſſern, ſo werden 15 Gemeinden entvölkert werden. Die Schilderungen des Abg. Pfeiffle von der Heimarbeiter⸗ induſtrie treffen hier nicht zu. Die Weber treiben alle Landwirtſchaft nebenbei und ſind viel in friſcher Luft. Durch die Einführung des elektriſchen Betriebs in Genoſſenſchaftsform iſt die Lage weſentlich günſtiger geworden. Die Genoſſenſchaft hat eine ſtaatliche Beihülfe von 45 000 Mark erhalten. Da der folgende Redner länger ſprechen wird, ſchlägt der Prä⸗ ſident vor, die Sitzung abzubrechen und auf morgen Freitag nach⸗ mittag 3½4 Uhr zu vertagen. Das Haus iſt damit einverſtanden. nach 7 Uhr. Schluß der Sitzung kurz Aus Stadt und Land. Maunheim, 4. März 1910. Ver Milchkrieg. Heute früh wurden imsgeſamt 16—17000 Liter Milch weniger nach Mannheim geliefert, als vor dem Milchkrieg. Dieſe Zahl erſcheint jedoch nicht allgu groß, wenn man bedenkt, daß der tägliche Milchkonſum 82 000 Liter beträgt. Die Situation des Milchkrieges iſt immer noch die gleiche wie am 1. März. Aus einigen Gegenden wurde das übliche Quamtum an Milch hierher geliefert, während andere Gegenden die Milchltefe⸗ rung größtenteils ganz einſtellten. u den letzteren gehören ins⸗ beſondere die pfälziſchen und rheinheſſiſchen Orte, in denen ſeitens der Milchproduzenten eine ſehr lebhafte Agitation getrieben wird und ſvo die Sperre über die Milchlieferung nach Mannheim ver⸗ hängt wurde. Heute findet eine Verſammlung der Milch⸗ produzenten und Händler ſtatt. Die hieſigen Milch⸗ händler haben Schritte unternommen, um aus anderen Gegendeg Milch zu erhalten. Wie uns bei Niederſchrift dieſer Zeilen kurz vor 10 Uhr mitgeteilt wurde, ſoll heute die Milchlieferung an ſämtliche hieſige Volksſchulen erfolgt ſein. *** Die Stellungnahme der Stadtverwaltung. Nachdem infolge der Differenzen zwiſchen den Produzenten und Händlern die Milchzufuhr nach der Stadt teilweiſe eingeſtellt worden iſt, hat der Stadtrat beſchloſſen, im Benehmen mit der Vereinigung der hiefigen Milchhändler Varſorge zu treffen, daß, wenn möglich, entſprechende Milchquantitäten aus anderen Gegen⸗ den, eventuell aus dem Auslande, bezogen werden. ** Nachdem die hieſigen Milchhändler die Forderung der Produ⸗ zenten, für den Liter Milch 18 Pfg. ſtatt wie bisher 16—17 Pfg. zu zahlen abgelehnt haben, iſt, ſo wird uns geſchrieben, bekanntlich der Milchkrieg in Mannheim ausgebrochen. Die Händler wollen die Milch zum bisherigen Preiſe(22 Pfg.) an das Publikum abgeben, da dieſer Preis im Vergleich mit andern Städten als reichlich hoch gelten darf. Charlottenburg iſt unſeres Wiſſens die einzige Stadt, uin der das Publikum 24 Pfg. für den Liter Mileh zahlen muß. In Berlin, Köln und München koſtet die Milch 22 Pfg., und zwar beſteht dieſer Preis in München erſt ſeit kurzem. In Frankfurt und Stuttgart werden nur 20 Pfg., in verſchiedenen rheiniſchen Städten auch niedrigere Sätze gezahlt. Zu einer Erhöhung des Ankaufspreiſes erllären ſich die hieſigen Händler bei dem ohnedies geringen Un⸗ terſchied zwiſchen dieſem und dem Verkaufspreis außer Stand, und ihrer Anſicht, daß der Produzent mit dem bisher erlöſten Verkaufs⸗ preis nach Lage der hieſigen Verhältniſſe ſich zufrieden geben ſollte, darf man wohl beipflichten. Das konſumievende Publikum wird gut daran tun, ſich in der nächſten Zeit, wenn der Bedarf an Milch durch die Händler nicht vollſtändig gedeckt werden kann, einzu⸗ ſchränken und Nachſicht zu üben. Für alle Fälle erſcheint es ge⸗ boten, daß das Publikum zur Abwendung eines etwaigen'i lch⸗ mangels ſich jetzt ſchon mit kondenſierter Milch vorſieht, die als vollwertiger Erſatz der friſchen Milch zu betrachten iſt und von Kolonialwarenhandlungen, Apothelen uſw. bezogen werden lann, ** Die Schulkinder über die Milchpreiserhöhung. In einer hieſigen Volksſchule werden die Schülerinnen der 8. Klaſſe von der Lehrerin aufgefordert, einen Aufſatz über die Milchpreiserhöhung zu ſchreiben. Bezeichnend für die Teilnahme der Kinder an den häuslichen Sorgen der Eltern, aber auch für die entwickelte Intelligenz der Kinder ſind dieſe Aufſätze, von denen wir zwei im Wortlaut hier anführen. Die Emma, eine ſehr geweckte Schülerin, ſchreibt:„Der Milchkrieg. Die Vauern wollen, daß die Milchhändler mehr bezahlen. Die Milchhändler wollen es aber nicht, daß ſie den Leuten ſo viel verlangen. Wißt Ihr, liebe Leute, die in der Sta fahrlsſtrecken den Tunnel bau. Die neue eine kurze Strecke durch Lößboden, der den Bohr wir auch mit der Milch auf, damit wir Profit daran haben. Vor⸗ her haben die Milchhändler für den Liter Milch nur 18 Pfennig be⸗ zhlt, jetzt ſollen ſie 22 Pfennig bezahlen und 24 Pfennig den Leuten abnehmen: das tun ſie aber nicht. Jetzt nimmt meine Mutter vorbef.“ Eine andere Schülerin ſchreibt:„Der Milchkrieg hat geſtern borbei.“ Eine andere Schülerin ſchreibt:„Der Milchkreg hat geſten angefangen. Die Bauersleute erhöhten den Milchpreis um 3 Pfg. pro Liter. Aber die Händler wollten es nicht bezahlen. Sie wollen den Leuten keine 24 Pfennig abnehmen. Was der Miſlchkrieg für ein Ende nimmt, müſſen wir abwarten, hoffeutih ſiegt der Ab⸗ nehmer.“ 25 15 Der CJunnel⸗ und Bahnhofumbau in Heidelberg. Von Friedrich immermann(Mannheim).))) Wenn man gegenwärtig mit der Bahn nach Heidelberg kommt, ſo ſieht man ſchon lange vor der Einfahrt in der Rheinebene un im Neckartal beim Karlstor, daß etwas Großes im Bau begriffe iſt. Bäume werden gefällt, neue Straßendämme werden gezogen zahlreiche Profile zeigen die Form und die Richtung der neuen Linien, und große Erdauffüllungen ſind im Entſtehen begriffen. Alle dieſe Erſcheinungen ſtehen mit dem Tunnel⸗ und Bahnhofsneubau der Groß h. Staatsbahnen in Verbindung. Es iſt belannt, daß der gegenwärtige Perſonen⸗ bahnhof Heidelbergs den modernen Anſprüchen nicht mehr genügt und daß in den kleinen Tunnels zwiſchen Hauptbahnhof und Sta⸗ tion Karlstor die Steigungsverhältniſſe derart ſind, daß ſie der Verkehr ſtark verzögern. Der neue Bahnhof wird ein Durchgangsbah werden, ausgeſtattet mit allen techniſchen Errungenſchafte Neuzeit. Der neue Perſonenbahnhof wird ein weſtlich von dem jetzigen auf dem Gebiet des gegenwärtigen G bahnhofs erbaut. Er wird mit Tieflage auf ſog. Unterterra gelegt, und die Straßen werden auf langen Brücken üb⸗ ſelben hinweggeführt. Der nach Süden gelegene neue Ran und Güterbahnhof wird auf angekauftem Terrain er und hoch gelegt. Die Straßen laufen in Unterführungen den Gleiſen hindurch. Durch dieſe neuen Straßenanlagen die ſo ſehr ſtörenden Gleisabſchlüſſe ſehr glücklich vermiede der Verkehr erleidet keine Störung. Die Main⸗ N Bahn wird von Friedrichsfeld aus in einer eigenen neuen nach Heidelberg geführt, und zwar mit leichter Steigung, wei über die Linie Mannheim⸗Heidelberg hinweggeführt wer Beide Linien umfahren den Abſtellbahnhof und münden Perſonenbahnhof, um daſelbſt ihre unmittelbare Fortſt den Odenwald und nach Bruchſal zu erfahren. Bei der des Perſonenbahnhofes geſchieht der Zu⸗ und Abgang der Re den zu den Bahnſteigen ſtatt durch Tunnels auf einer ged Brücke mit bequemen Treppen. Die Bahnſteige werden höhe⸗ gelegt ſwie z. B. Wiesbaden), und man hat zum Betrete Wagen nur noch einen Tritt zu ſteigen, was natürlich ſehr bequ iſt. Die Schwetzingen⸗Speyerer Linie hat eigenen Bahnſteig und liegt auf der Südſeite, die Lokal Mannheim⸗Heſdelberg⸗Weinheim erhält e ſelbſtändigen Bahnhof auf der nördlichen Seite. Prinzipiell lich iſt der Verkehr nach dem Güterbahnhoſ geplant. Er erhäl von Friedrichsfeld aus eine eigene Linie, die nur für den Güter verkehr beſtimmt iſt. Nach Oſten führt eine hochliegende Lini in den neuen Tunnel und in den Odenwald. Nach Süden w' die Güterlinie auf die Hauptlinie geleitet. Dieſe Anlage viele Ueber⸗ und Unterführungen mit zahlreichen Die Brücken werden aus Zement⸗Beton hergeſtell Die Verlegung der Bahnhöfe erſordert neben de der neu anzulegenden, erhöhten Straße nach Rohrbach der Tunnel beginnt oberhalb des Steigerweges, der überbrückt wird, in der Nähe des Friedhofes. geht zwiſchend dem Schloß und der Molkenkur hindurch det beim Karlstor in einer S⸗Kurve. Die durchgehende beträgt 1: 600, d. h. auf 600 Meter Bahnlänge kommt Steigung. Die Länge des Tunnels beträgt 2487 Meter, cher auf der Weſtſeite bereits etwa 800 Meter, au 300 Meter gebohrt ſind. Wenn keine unvorhergeſehe niſſe eintreten, ſo wird der Durchſchlag etwa zum 1. erfolgen können. Die Inbetriebſetzung iſt zum 1. D vorgeſehen. Beim Bau auf der Weſtſeite führte die großen Schwierigkeiten entgegenſetzte, In dieſer Erdm, dem Ende der Glazialzeit ſanden ſich zahlreiche Ue Mammut, zwei kleine Tonſchnecken und andere Foſſilien, unſere Muſeen ſorgfältig geſammelt und präpariert wer —— *] Nachdruck nur mit Genehmigung des DNeeeeeeee Buürgtheater engagiert. Hier hat er ſich erſt zu einer charakteri⸗ ſtiſchen Erſcheinung entwickelt. Auf den modernen Ibſendarſteller begann die Tradition des Burgtheaters einzuwirken und allmäh⸗ lich wurde aus ihm ein künſtleriſch abwägender Stiliſt, ein In⸗ telligenzſchauſpieler. Namentlich ſeit dem Abgange Lewinskys und Sonnenthals wurden ihm nach und nach die wichtigſten Rollen des klaſſiſchen Repertoires übertragen: Oectavio Piccolomini, Wurm, Fauſt, Burleigh, Domingo, dann die Ibſenfiguren, des Gregor Werle, der Paſtor Mamlex und noch manche andere Charakterrolle. Gregori hat in den neun Jahren ſeiner Burg⸗ theatertätigkeit zu den beſchäftigtſten und tüchtigſten Mitgliedern gehört. Die Kritik hat ihm freilich beſtändig eine gewiſſe Nüch⸗ ternheit und Verſtandesmäßigkeit vorgeworfen und das nicht ohne Berechtigung. Man merkte es ihm jedesmal an, wie tief er ſich in ſeine Rolle verſenkt hatte, wie klar er den geiſtigen Gehalt des Stückes erfaßte, klarer vielleicht, als der Herr Direktor Er galt, nicht mit Unrecht, als der Typus des denkenden Schau⸗ ſpielers, und deshalb hatte er immer mit einem Widerſtreben zu kämpfen. Denn der Wiener will im Theater Naivität und Wärme ſpüren, nicht Verſtand und Geiſt, er will entzückt und hingeriſſen werden, aicht belehrt. Hinreißend iſt Gregori wohl ſelten geweſen, aber immer intereſſant. Und ſeinem Fauſt glaubte man den Doktor und Philoſophen, aber nicht den betörenden Liebhaber. 8 5 Man hat es hier eben mit einer Intelligenz und einer künſtleriſchen Energie zu tun, die über das Rollenfach und das bloße Kamödieſpielen hinausſtrebt, die ſich ſelbſtändig betätigen möchte. Dieſe Energie machte ſich alſo zunächſt in Büchern und Schon 1894 war ſein erſtes Buch erſchienen: folgte 1899 einz weites„Das Schaffen des Schauſpielers“, dann eine überaus liebevolle Monographie Joſef Kainz und ſchließ⸗ ſeine bekannte Schrift„Schauſpielerſehnſucht““(München 1903). Darin iſt namentlich ein Kapitel„Apologie des Theaters“ charak⸗ teriſtiſch und es zeigt, welche hohe und ernſte Meinung Gregori — 2 vom er hier an den Abenden des — enſchaft und Volkswirt⸗ ſchaft gleichberechtigt, und hat nicht nur eine künſtleriſche, ſon⸗ dern auch eine kulturelle und ethiſche Miſſion und vor allem eine volkserzieheriſche. Dieſe Anſchauungen hat Gregori überdies in zahlreichen gehaltvollen Aufſätzen im„Kunſtwart“ vertreten. Ueberhaupt hat ſich Gregori immer eifrig in den Dienſt der Volkserziehung geſtellt und die Vorträge und Vorleſungen, die nicht das Schlechteſte, was er in Wien geleiſtet hat. Gregori hat auch ein ganz beſonderes Verſtändnis für Lyrik. Das beweiſt ſeine 1905 in der Heſſeſchen Volksbücherei erſchie⸗ nene Anthologie„Lyriſche Andachten.“ Er hat hier mit feinem Gefühl ein weltliches Erbauungsbuch geſchaffen, das nach Stoffen und Stimmungen geordnet iſt, mit dem Morgen beginnt und mit der Nacht ſchließt: ein Tageslauf in lyriſchen Gedichten aus allen Zeiten. Auch als Kritiker und Vorleſer hat Gregori die Lyrik bevorzugt und mancher junge Dichter iſt ihm zu Dank ver⸗ pflichtet. eigentlicher Beruf iſt aber doch nicht das Bücher⸗ und Aufſätzeſchreiben, ſondern die praktiſche Theaterarbeit. Und dazu hat er als Leiter der Schauſpielſchule der ſtagtlichen Akademie für Muſik und darſtellende Kunſt reichlich Gelegenheit gehabt. Gregori hat auch dieſes Amt überaus ernſt und gewiſſenhaft ge⸗ nommen, mit einer begeiſterten Leidenſchaftlichkeit und wieviel er auf dieſem Gebiete geleiſtet, wieviele junge Talente er heran⸗ gebildet hat, davon weiß die große Oeffentlichkeit ſehr wenig. Und ſchließlich noch der Regiſſeur Gregori. Im Burgtheater hat er leider nicht oft Gelegenheit gehabt, ſich ſelbſtändig zu be⸗ tätigen. Aber an den wenigen Abenden konnte man ſehen, daß dies vielleicht ſeine wahre Theaterbeſtimmung ſei: Stücke zu be⸗ urteilen, ihren geiſtigen Gehalt erfaſſen und ihn den Darſtellern begreiflich machen. Gregori iſt als Regiſſeur von einer gemäßig⸗ ten, ſtiliſierten Moderne und bevorzugt das Einfache, nament⸗ lich in ſzeniſcher Hinſicht. Es dürfte von Inlereſſe ſein, zu hören, wie der zukünftige Mannheimer Intendant über Regie und Volksbildungsvereins gehalten, ſind ungen, alle dynamiſchen Wirkungen hören und verſt es Wort für Wort einzulöſen. Theaterleitung denkt und aus einem Geſpräche mit Greg Ilka Horovitz⸗Barney vor einigen Jahren in der D Rebue veröffentlichte, ſei einiges als paſſender Abſchlu Charakteriſtik zitiert:„Das Theater iſt eine Monarch von einer ſtarken und kundigen Hand regiert werden innere Wert eines Theaters iſt das ausgeglichen ſtiſche Zuſammenſpiel, die feine Inſtrumentierung riſchen Kompoſition. Da muß nun der Regiſſeur ein Plaſtiker, ein Maler und ein Dekorateur ſein, u werk vollkommen darſtellen zu können. Er m Kräfte mit den kleinen in Einklang bringen, er muß b nen wie ein Architekt und Stein und Quader und zarte⸗ ment an die richtige Stelle ſetzen. Er iſt der Talentbi dem fertigen Künſtler ebenſo wie dem ungeſchulten Provit ſpieler die Erklärung für den dichteriſchen Zuſammenha Stückes gibt, und der feinfühlige muſikaliſche Dirigent Stimmung für den richtigen Zuſammenklang, für den ſchen Aufbau heraushört.“ Mit dieſem vor Jahren ge Geſpräche hat Gregori ahnungslos ein Verſprechen Mannheimer Tätigkeit gegeben. Und er iſt ganz der ** Theaterbetrieb bon Ferdinand Gregori. Eine veraltete Anſicht beſagt, daß jedes Theater, in d Geld verdient wird, in künſtleriſchem Sinne wertlos ſei. Nu⸗ bei einſeitigen Theoretikern und in ein paar ſchrullenhaften ſentenköpfen ſpukt heute noch dieſer blutloſe Geiſt. Solang große Publikum und nicht der Staat, oder ſolange nich Theoretiler und Rezenſenten die Betriebsloſten un bezahlen, wird kein Leiter ſich auf die Dauer mit ernſten P ſtücken über Waſſer halten können, Wir haben allen 85 +. Obuk. VWeneraf⸗Anzeſger(Pettagbſalt) folgt eine kurze Strecke, die durch Gebirgsſchutt und Ge⸗ ſteinstrümmer führt, wie ſie ſich an jedem Gebirgsabhang vorfin⸗ den. Hierauf tritt der Tunnel in Rot⸗ und Bu ntſandſtein ein, welch letzterer in prachtvoller Weiſe ausgebildet iſt. Streifen von Letten und Ton uſw. durchziehen die Felslagen, und der Tunnel weiſt auf zwei Drittel ſeiner Geſamtlänge dieſe Forma⸗ tion auf. Das öſtliche Drittel tritt in Granit ein. In dem Sandſtein ſind die ſogenannten Verwerfungen deutlich zu ſehen. In dem lockeren Material zwiſchen den Verwerfungen ſickert Waſſer hindurch; doch hat der Baubetrieb bis jetzt noch nicht mit Waſſerſchwierigkeiten zu kämpfen gehabt, und vorausſichtlich werden auch keine eintreten; nur unter dem ſogenannten Klingen⸗ teich erwartet man eine ſtärkere Einſickerung. Mit dem Bau des Tunnels wurde im Weſten begonnen. Zu⸗ erſt wurden der Sohlenſtollen und der Firſtſtollen in das Ge⸗ birge getrieben und zwiſchen beiden dann ſogenannte Aufbrüche hergeſtellt, das ſind ſenkrechte Löcher, durch welche zwiſchen Firſt⸗ ſtollen und Sohlenſtollen der Verkehr erfolgt. Auf dem Sohlen⸗ ſtollen laufen die Erdwagen, die das losgeſprengte Geſtein und die Erdmaſſen aus dem Tunnel hinausbefördern. Nach und nach wird nun der ganze Tunnel ausgebohrt und kleinere Teilſtrecken pon je acht Meter können für ſich fertiggeſtellt werden, was auch ſchon vielfach geſchehen iſt. Mit ungeheuer ſtarken Tannenſtäm⸗ men wird das Traggebälk konſtruiert. Die Konſtruktion iſt ſo ſinnreich, daß ſie jedem Druck, komme er von oben oder von der Seite, Widerſtand leiſten kann. Iſt eine Teilſtrecke genügend er⸗ weitert, ſo beginnt die Ausmauerung mit Quaderſandſteinen aus den eigenen Odenwaldbrüchen der Firma Holtzmann u. Co. in Frankfurt a. M. Als Mörtel wird Zement verwendet; der der Raum zwiſchen dem Gewölbe und dem Gebirge ſelbſt wird mit Granitſteinen hergeſtellt, ſo daß der Kunſtbau mit der natür⸗ lichen Felsmaſſe innig verwächſt. An naſſen Stellen wird eine Bleiabdeckung des Gewölkes vorgenommen und das Waſſer in kleinen Oeffnungen in den Sohlenſtollen geleitet. Ungefähr in der Mitte des Tunnels, im Klingenteich, wird zurzeit eine Entlüftungsanlage gebaut und ein Schacht abgeteuft, der ſpäter in kreisförmigem Querſchnitt ausgemauert bpird. Dieſer Schacht ſitzt auf der Tunnelröhre auf: über den Schacht wird ein hübſch gebautes Maſchinenhaus errichtet mit einem hohen Turme. Dieſe Anlage hat den Zweck, die ſchlechte Luft des Tun⸗ hels aufzufaugen und hoch über der Vegetation in den Luftraum auszuſtoßen. Auf dieſe Weiſe ſtrömt von beiden Tunneleingän⸗ gen ſtets friſche Luft nach, ſo daß keine Beläſtigung durch den Nauch der Lokomotiven entſtehen kann. Die Ausbohrung von der Weſtſeite in der Sandſteinformation geſchieht durch Druckluft⸗ maſchinen, wozu an der Rohrbacherſtraße ein Maſchinenhaus er⸗ ſtellt wurde, in welchem eine Lanzſche Maſchine arbeitet. Von hier aus wird auch die Ventilation des Tunnels beforgt, ſo daß die Luftverhältniſſe an den Arbeitsſtellen ganz vorzügliche ſind. Bei dem Abbau von der Oſtſeite ſtieß man auf ſehr harten Granit, ei dem eine andere Bohrmaſchine verwendet werden mußte, e durch eine an der Bohrmaſchine ſelbſt angebrachte Luftpumpe pneumatiſch in Betrieb geſetzt wird. Jeden Tag finden auf der Weſtſeite vier Abſprengungen mit je 16 Schuß ſtatt. Als Spreng⸗ littel wird das ſogenannte Sicherheitspulper verwendet. Die Beleuchtung findet durch Acetylen⸗Lampen ſtatt. Jeder Urbeiter hat ſeine eigene Lampe, die geſtellt oder aufgehängt wer⸗ den kann. Elektriſche Kraft kommt beim Tunnelbau nicht zur Berwendung. Bis jetzt iſt der ganze Bau ohne Unglücksfälle ab⸗ *Verein für Volksbildung. Der vierte Vortrag des Herrn Profeſſor Dr. Küntzel über„Napoleon.“ findet heute(Frei⸗ leig) abend halb 9 Uhr im Bernhardushof ſtatt. Eintritt frei. Fahndung. Herr Staatsanwalt Dr. Mayer erläßt folgende Fohndung: In der Zeit vom Oktober 1909 bis Ende Januar 1910 Fbpurden von guachſtehend beſchriebenem, bis jetzt nicht ermitteltem Tater an fünf Mädchen im Alter von.—11 Jahren im Schloß⸗ garten in Mannheim u. auf einer Wieſe in Ludwigshafen ſchweire Stittlichkeitsverbrechen begangen. Der Täter fuhr am 20. Januar d. Is. mit 3 dieſer Mädchen von der Rheinſchachtel aus tit dem Molorboot nach Ludwigshafen, kehrte dort mit den Kin⸗ — —. — 3 2 —2 — . E — — 2 2 5 1 — 8 2 * — —5 — — 8 Heullber“). Seit 2. 0 en worden. Beſchreibung des Täters: 30—35, Jahre 4 1,68/70 Meter groß, ſchlank, blonde Haare, mageres, längliches, laufen. Hoffen wir, daß er ebenſo glücklich vollendet wird! eſondere den heim oder t melden. Da ich vermute, htig gegangen iſt, wolle bung Kaufmänniſcher Verein, Mannheim. Der geſtern abend im Friedrichspark abgehaltene Vortrag des Herrn Profeſſor Dr. Robert Petſch⸗Heidelberg über:„Der deut ſche Naturalismus und Gerhart Hauptmann“ dürfte zu den allerbeſten Vorträgen im Kaufmänniſchen Verein zu zählen ſein. Der Vortrag war ein wundervoller Gedankenaufbau und ſaszinierte das zahlreiche Auditorium durch die formſchöne, geiſtreiche Sprache, ſowie den tiefen Ideenreichtum. Der Redner, der ſich durch ſeine hieſigen Vorträge größter Beliebt⸗ heit erfreut, fand auch bei ſeinem geſtrigen Vortrag wieder eine ſehr dankbare Gemeinde, die ſeinen Ausführungen mit größter Aufmerkſamkeit lauſchte. Zu Beginn beſprach Redner den Idealismus zur Zeit Goethes, Leſſings und Schillers. Die Häckelſche Philoſophie machte dem Idealismus ein Ende.„Ver⸗ hältniſſe machen die Geſchichte“, hieß es, als dann Karl Marx mit ſeiner Geſchichtsphiloſophie auftrat. Hier war die Materie das erſte und ſchließlich auch alles. Der große Krieg von 1870⸗71 traf in geiſtiger, künſtlicher Hinſicht eine ſchlecht vorbereitete Generation. Wohl lebte man damals in der Sehnſucht nach Deutſchlands Größe und Einheit auf, aber man hatte kein Ver⸗ ſtändnis für den großen ſittlichen Gedanken, daß es ſich um die Sicherung Deutſchlands auf dem Weltmarkte handelte. In Deutſchland hatte ſowohl das Volk wie die Preſſe nicht das richtige Verſtändnis hierfür. Als der Milliardenſegen von Frankreich herüberkam, regte ſich die äußere Kunſt, aber die innere blieb zurück. Es erſtand kein gutes Drama, die fran⸗ zöſiſchen Stücke drangen bei uns ein. Man hatte gute Klaſſiker, aber man las die Buchholtzen. Wenn Goethe und Shakeſpeare gegeben wurde, waren die Galerien überfüllt, die Logen und das Parterre gähnend leer. Der Deutſche hat in ſeinen Dramen eine außerordentlich ſtarke Eigenart hineingelegt. Unſer Naturalismus hat eine Eigenart in Lebensſtimmung und Welt⸗ anſchauung, wie ſie weder die nordiſchen, franzöſiſchen oder ſlavi⸗ ſchen Stämme haben. Aber was der Deutſche nicht hat, das iſt die Form. Die jungen Dichter der ſogen. guten Geſellſchaft waren Gegner dieſer Geſellſchaft. Sie wandten ſich gegen die Bourgeoſie und ſtanden mit dem vierten Stande Schulter an Schulter. Und in ihrem Beſtreben, der ſogen. guten Geſellſchaft den Garaus zu machen, reichte ihnen Henrik Ibſen hilfreich die Hände. Aber Ibſen iſt der große leidenſchaftliche Kritiker. Er ſieht überall das Grab mit ſeiner Moderluft. Lindau und Blu⸗ menthal ſtellen keine Menſchen, ſondern Typen auf die Bühne. Nuch jedem dritten Satze erkennt man ſie. So redet kein Menſch, auch Ludwig Fulda nicht. Ibſen hat ſeine Dramen geſchrieben, ohne vorher Wort für Wort, Buchſtabe für Buchſtabe im Kopfe zu haben. Nach kurzer Charakteriſtik Zolas, Tolſtois und Nietz⸗ ſches, kam Redner auf Gerhard Hauptmann. Wir ſehen bei Hauptmann eine Fülle wechſelnder Lebensbilder aus verſchiedenen Kreiſen. Ueberall ſehen wir bei ihm Uaglückliche, die mit reinem Willen, es beſſer zu haben, in ein unheilvolles Milieu geraten ſind, und um ſo tiefer herunter ſinken. Das iſt die Grundformel der Dramen von Gerhard Hauptmann. In den„Webern“ hat man merkwürdigerweiſe eine revolutionäre Demonſtration ſehen wollen. Genau das Gegenteil iſt der Fall. Auch im„Biberpelz“ und„Fuhrmann Hentſchel“ tritt die Eigen⸗ art Hauptmanns deutlich zutage. Die armen Menſchen bei Ger⸗ hart Hauptmann haben leine Religion, keinen feſten Anhalts⸗ punkt im Leben. Nach den Hauptmannſchen Dramen aus dem vierten Stande kommen die Dramen aus der guten Geſellſchaft. Was beim Kleinbürger, beim Bauern das Milieu iſt, das iſt bei dem feiner differenzierten Mann die Familie. Im„Einſame Menſchen“,„ wie in ſeinen andern Dramen ſehen wir, wie den Vorwärtsſtrebenden die Flügel beſchnitten werden und ihnen die Kraft genommen wird, der Sonne näher zu kommen. Die Perſönlichkeiten ſind in ſich abgeſchloſſen und abgerundet. In der Religion findet das arme Hanele Troſt und Hoffnung, aber der Dichter ſelbſt lacht darüber; er gönnt ihr den Glauben, während er ſelbſt keine Kraſt für dieſen Glauben hat. Zum letzten Male hat Hauptmann den Zauber ſeiner ganzen märchenhaften Phan⸗ taſie erſtrahlen laſſen in„Und Pipa tanzt“ Hauptmanns Per⸗ Mannzeim, 4. Mirz ſonen fühlen ſich glücklich. Aber ſie ſind in Wahrheit ſo elend wie die andern, denn alles Glück iſt nur Täuſchung. Vielleicht kemmt der Retter in der Zukunft. Er hat in ſeinem neuen Drama die Frage nicht mehr beaniwortet. — * Bezirksamt Stetter von ſtrafe belegt wor (nach k und Schöffengericht. Der Milchhändler Karl heinsheim iſt bom Vezirksamt mit 30 M. Geld⸗ 0 iſſert dem Gutachten des Städt. Nahrungsmittelunterſuchungs⸗ 2 Proz.), Das Bezirksamt erſtattete aber auch noch tſchaft und ſo mußte geſtern der Mann 5 6 inen. Der B mt dringe ff e Strafen für Milchfälſchungen werden. In Heſſen ſpreche man Geldſtrafen bon 100 Vert. Gutmann fand es ungeheuerlich, daß ein Mann wegen einer Straftat zweimal beſtraft werden ſoll. In Rückſicht auf die ſchon erfolgte erſte Beſtrafung ſprach das Gericht eine Geldſtrafe von 3 M. aus. Der Vorſitzende bemerkte, das Gericht hätte den Mann nicht noch einmal raft, wenn nicht eine wiſſentliche Fäl⸗ ſchung der Milch vor Die Indizien— der Mann kam nämlich u. a. mit der faulen Ausrede, die Kanne ſei in der Badewanne, in der ſie gekühlt wurde, umgeſchnappt und es ſei vielleicht Waſſer hineingekommen— reichten vollſtändig aus für eine Verurteilung. Der Vorſitzende bemerkte bei der Begründung, wie am Gericht be⸗ ſtraft wird, das habe das Bezirksamt dem Gericht zu überlaſſen, denn das Gericht ſei dafür verantwortlich, we Strafe es aus⸗ ſpreche und es ſei dem Bezirksamt keine Rechenſchaft ſchuldig. Flaſchenmißbrauch vor dem Reichsgericht. händler Emil Berges b 22 Der Flaſchenbier⸗ atte ſich am 11. März 1909 vor der Stvaf⸗ kammer des Landge s Elberfeld wegen 13 Fällen des Vergehens gegen§ 14 des Warenzeichengeſetzes zu verantivorten, da 13 Intereſſenten gegen ihn Strafantrag geſtellt hatten. Er wurde auch wegen 13 Fällen zu 1950 M. Goldſtrafe, das iſt gleich 13mal 150 Mark, verurteilt. Gegen dieſes Urteil legte ſotpohl der Angeklagte wie auch die Staatsanwaltſchaft und zwar zugunſten des Angeklagten Reviſion beim Reichsgericht ein. Auf Veranlaſſung des Bierverlegers H. wurden am 24. und 26. Oktober 1908 Keller⸗ reviſionen vorgenommen und durch den Polizeibeamten 57 mit Bier gefüllte Flaſchen vorgefunden, die mit dem Namen und der Firma 13 verſchiedener Perſonen verſehen waren. Von dieſen 13 verſchiedenen Firmenbezeichnungen waren 3 mit geſetzlich geſchütz⸗ ien Warenzeichen verſehen. Alle dieſe fremden Flaſchen ſtanden im Bierkeller des Angeklagten unter den übrigen zum Verkauf be⸗ ſtimmten Flaſchen. Der Angeklagte konnte nicht beſtreiten, daß er Kenntnis von dem Vorhandenſein der 57 Stück fvemder Flaſchen hatte, behauptete aber, dieſe Biere ſeien nicht zum Verkauf, ſondern zum eigenen Verbrauch beſtimmt geweſen. Das Gericht hält dies aber für ganz ausgeſchloſſen, weil einmal das Quantum zu groß iſt, dann aber keine Trennung von den andeven vorhanden war. Es iſt deshalb der Ueberzeugung, daß Berges wiſſentlich und wider⸗ rechtlich die fremden Flaſchen mit fremden Firmen und teilweiſe ſogar geſchützten Warenzeichen in Benutzung genommen hat. Daß er ſie ſich aneignen wollte, hat das Gericht jedoch nicht angenommen. Da von 13 Berechtigten Strafantvag geſtellt war, ſo war er wegen 13 Fällen zu beſtrafen. 13 ſelbſtändige Handlungen liegen vor, weil 13 Perſonen und 13 verſchiedene Rechtsgüter verletzt worden ſind. Der Staatsanwalt ſowie der Angeblagte rügen die Annahme mehrerer ſelbſtändiger Handlungen, während nur eine fortgeſetzte Handlung angenommen werden könne. Der Reichsanwalt hält dieſe Rüge für begründet. Es unterliege keinem Zweifel, daß er ſich mehrerer ſtrafbarer Einzelhandlungan ſchuldig gemacht habe, da er mehrere Warenzeichenrechte verletzte. Es wird auch wohl in ſolchen Fällern beſonderer Begründung bedürfen, um zur Annahme einer fortgeſetzten Handlung zu gelangen; aber hier liege die Sache anders. Hier iſt die Annahme, daß 13 ſelbſtändige Vergehen gegen das Warenzeichengeſetz vorliegen, in den Upbeilsgründen beſonders begründet und dieſe Begründung beruht auf unrichtigen geſetz⸗ lichen Vorausſetzungen; der erſte Richter führt 2 Gründe für die Annahme von 13 Verletzungen an; einmal, daß von 13 Berechtigten Strafantrag geſtellt iſt; dieſe Begründung iſt falſch, denn der dafantrag iſt in dieſer Hinſicht ganz gleichgültig; dann, weil 18 i zten Warenzeichen verletzt worden ſchiedene Inhaber von geſchütz ſind. Der Vorderrichter ſcheint mit dieſen Worten anzunehmen, daß vechtsgrundſätzlich niemals eine fortgeſetzte Handlung ange⸗ nommen werden könne, wenn die Warenzeichen verſchiedener Per⸗ ſonen verletzt worden ſind. Das iſt deswegen unrichtig, weil die Vergehen gegen das Warenzeichengeſetz nicht nur höchſt perſönliche Rechte ſchützen ſollen, ſondern durch deren Beſtrafung auch der Schutz des Publikums gegen Täuſchung bezweckt wird. Dieſe Be⸗ gründung der Annahme von 13 ſelbſtändigen Handlungen iſt des⸗ halb verfehlt, weshalb er Aufhebung des Urteils beankrage. Der Hohe Senat erkennt nach dem Antrage des Reichsanwalts auf Auf⸗ hebung des Urteils und Zurückverweiſung der Sache an die Vor⸗ inſtanz zu nochmaliger Verhandlung und Entſcheidung. Unter Bezugnahme auf dieſe wichtige Entſcheidung machen wir auf das Inſerat des Vereins ſelbſtändiger Flaſchenbierhändler Mannheims und Umgebung und der Brauereien in dieſer Rummer aufmerkſam. den guten, künſtleriſchen Willen vieler Direktoren und den ſich erfeinernden Geſchmack der Zuſchauer ſtolz zu ſein, die heute ſchon in achtunggebietender Zahl für Hebbel und Ibſen Zeit und Mittel übrig haben. Und wer anderſeits verkennt, wie notwen⸗ g der⸗großſtädtiſchen Menſchheit das Lachen iſt, wer ſich nicht bwenn dieſe von der Konkurrenz verderbte Menſchheit über liche Gefühlsduſeleien und plump⸗komiſche Situationen ihre ſtteren und luſtigen Tränen vergießt, der iſt ein Schwarzſeher ud eiß vom wirklichen Leben nichts, dem das Theater dient; dem bleibt das bißchen Güte und Ehrlichkeit verborgen, das ſelbſt im ſittlich⸗ſchwachen Charalteren nie ganz erſtirbt. In den Rühr⸗ dramen, in den Luſtſpielen und Poſſen, die vor der Literatur⸗ geſchichte nicht beſtehen, geht's immer noch beſſer zu als in dem Uſetzenden Tageskampfe; ſie ſchaden niemand und befreien über⸗ dies von widerwärtigen Laſten; ſoll man es dem kleinen Kommis und der Maſchinenſchreiberin ernſtlich übelnehmen, wenn ſie an die holden Lügen glauben, die ihnen den Himmel nahebringen? Wer von den ganz Geſcheiten kann ſchließlich beweiſen, daß ſein Himmel mehr Wahrſcheinlichkeit habe als ihrer? Er hängt nur unders, aber in der Luft hängt einer wie der andere. Der gemiſchte, und zwar der kunterbunt aus Gutem, Mittel⸗ läßigem und Schlechtem gemiſchte Spielplan iſt nicht aus der Welt zu ſchaffen; es ſei denn, das Publikum werde von innen eraus uniformiert, wovor uns das Schickſal bewahren möge. Man ſpielt im allgemeinen das Schlechte und das Mittelmäßige ogar gut, und auch dagegen ſoll man nichts einwenden, weil die Schauſpielkunſt das natürliche Recht hat, ſich dann und wann in zu ſetzen. Leider aber iſt's um das Literariſch⸗Gute ſchlecht ſt; und wenn die Leiter ſich an die Bruſt ſchlagen, werden uß ihre Schuld inne werden. Ich habe es erfahren, daß Klaſſiker in vielen Städten mit einer Streich⸗ und einer gegnügen mußten, während ſchwache Novitäten ihre age bekamen. Der Direktor geht dabei von der Anſicht liggeſprochenen Stücke die verdammte Pflicht und keit haben zu geſallen, daß ſie in der Regel nur einmal Haus füllen und daß man leine hohe Kaufſumme für ſie zu m braucht; die Novität aber ſteht auf unſicheren Füßen, hat jetzt in Berlin allein gefallen, ſoll für ein paar Dutzend ide ausreichen und koſtet Geld. Ich will nicht verurteilen, ich wäll beſſern. Mir liegt daran, auch unter den gegebenen Um⸗ ſtänden der großen Tragödie und dem höheren Luſtſpiel zu wür⸗ digeren Aufführungen zu verhelfen und ihnen mehr als einen Spielabend zu ermöglichen. Wenn der Regiſſeur ſein Stück nicht erſt auf der Streichprobe kennen lernt, wenn er dabei ſchon die Delkorationspläne im ſchlichteſten Grundriß den Darſtellern auf⸗ zuzeichnen vermag, mit kurzen Worten auf die Gruppierungen und Szeneneinſchnitte aufmerkſam macht; wenn er früh genug mit dem Theatermeiſter Rückſprache pflegt, um auf der koſtbaren Spielprobe die Zeit nicht mit dem Zankduett:„Das haben wir nicht“,„Das will ich haben“ zu vergeuden; wenn er ſich der un⸗ geſchickteſten jungen Mitglieder ein wenig annimmt und ſie an einem dritten Orte in den Geiſt des Werkes und in die Schwierig⸗ keien der Rolle und des Textes einführt— dann gewinnt er Hel⸗ fer über Helfer, und die zwei Vormittage gelten für vier. Freilich darf ſein Direktor ihm nicht auch die Regie der Novität geben, die etwa zur ſelben Zeit vorbereitet wird; ſonſt fällt auf jedes Stück nur die halbe Kraft. Aber ſo knapp, wie ich's angenommen, geht's ja nicht überall zu. Ein Direktor kann durch zeitiges Austeilen der Rollen und durch geſchickte Anordnung der Bühnenarbeit, durch perſönliche Ueberwachung und perſönliches Eingreifen die Tätigkeit aller ſeiner Angeſtellten nicht nur in glatte Geleiſe leiten, ſondern um ein Beträchtliches erhöhen. Wir wiſſen, wie wohltuend ein guter und anfeuernder Ausſpruch auf uns wirkt; und der verhaßteſte Vorgeſetzte wird gern gehört, wenn er was Tröſtliches bringt. Solch erhöhtes, beſchleunigtes Schaffen ſpart vielleicht am Schwank einen Vormittag und gewinnt ihn für das Drama. Iſt es denn aber nötig, eine Streichprobe anzuſetzen? Können nicht für die Theater, denen der Ehrgeiz eigener dramaturgiſcher Betätigung ferneliegt, die Klaſſiker in einer Form gedruckt wer⸗ den, die vollkommen bühnenreif iſt? Es kommen da natürlich nur die wohlfeilen Bibliotheken wie Reclam, Meyer, Hendel u. Heſſe in Frage. Bis auf ganz wenige Shakeſpeare⸗Einrichtungen, die nicht von Carl Friedrich Wittmann ſtammen, verſagt Reclam; und die andern Verleger ſind der praktiſchen Bühne noch gar nicht nahe getreten. Es wäre an der Zeit, daß man eine Kommiſſion einſetzte, um von einem andern als dem bloßen Bequemlichkeits⸗ ſtandpunkte die Bearbeitungen zu prüfen. Und ich denke mir dieſe Ausgaben noch ergänzt durch Bemerkungen über Koſtüm und Maske: alles, um Zeit und Kraft aufs Weſentliche vichten zu können, nicht etwa, um die Phantaſte lahmzulegen. Vergeſſen wir auch nicht, daß auf den Proben die ſchauſpie⸗ leriſchen Talente weitergebildet werden müſſen. Gewiß wäre es ein Idealzuſtand, wenn die Konſervatorien vermöge einer drei⸗ oder vierjährigen Schulzeit und dank vieler öffentlicher Auffüh⸗ rungen fertige Schauſpieler an die Provinz lieferten. Aber wie die Sachen ſtehen, haben die Abiturienten noch ſehr viel zu lernen. Von wem ſollen ſie profitieren und wann? Wo wacht denn heute eine Autorität über der reinen Ausſprache? In wie wenig Theatern gibt ein Fremdwörterbuch Auskunft über ausländiſche Namen? Wie traurig ſieht's nun erſt mit der Behandlung des logiſchen Akzents, des Monologes aus! Gar die Rolle als Einheit, mit wellenartigen Steigungen und Senkungen aufzufaſſen, fehlt Luſt und Verſtand. Wer kein Organrieſe iſt, ſchreit ſich in dem allgemeinen Gebrüll bis zur Mitte des Stückes ſchen heiſer, Nicht an den verſchabten Dekorationen leidet der Theaterbeſuch, ſondern daran, daß die Schauſpieler nicht die Fähigkeit haben, ſolche Deko⸗ rationen vergeſſen zu machen. Und warum verſchabte Dekoratio⸗ nen? Die Verſuche mit vereinfachten Kuliſſen und Proſpekten ſind an großen Bühnen ſtets geglückt, ſofern ſie mit Geſchmack ins Werk gerichtet wurden; aber man wiederholt ſie an kleinen nicht. Mit unſern heutigen Lichtquellen laſſen ſich Wunder des Lebens auf der ödeſten Diele erzaubern! Wo der Dichter nicht die Zim⸗ merluft gebieteriſch fordert, umgrenze man den Raum im idealen Sinne, mit Stoffen und Farbflecken. Ueberlaſſen wir die indi⸗ viduellen plaſtiſchen Straßen, Burgen, Wälder und Säle den Bühnen. die viel Geld haben und einnehmen; die beſcheideneren ſeien aber zu ſtolz, ſich in einen aufreibenden, armſeligen Wettbe⸗ werb mit ihnen einzulaſſen. Hunderte von Stücken werden heute mit der Begründung abgewieſen, daß man nicht den paſſenden Rahmen für ſie habe und es auch nicht riskiere, ihn neu anfertigen zu laſſen. Mit Hilfe einer Neutraldekoration könnte manchem Dichter aufgeholfen und manches kleine Theater könnte die Wiege eines Genies werden, das nicht den direkten Weg nach Berlin oder Wien, nach Dresden oder Stuttgart findet. 10 * 1 Weicer e * Schützenfeſt in Karlsruhe. Die Karlsruher Schützengeſell⸗ ſchaft hat die Aufgabe übernommen, vom.—10. Juli das 24. Verbandsſchießen des Badiſchen Landesſchützen⸗ vereins, des pfälsiſchen und mittelrheiniſchen Schützenbundes abzuhalten. Mit den umfangreichen Vor⸗ arbeiten wurde bereits im Vorjahre begonnen. Die Schießſtände ſind mit den modernſten und neueſten Einrichtungen verſehen, bereits ausgeführt. Es ſind betriebsfertig aufgeſtellt: 15 Feld⸗ ſcheiben— 300 Meter Entfernung; 2 Wehrmannſcheiben— 300 Meter Entfernung; 18 Standſcheiben— 175 Meter Entfernung; 2 Scheiben für laufendes Wild— 60 Meter; und 3 Piſtolen⸗ ſcheiben— 35 Meter Entfernung. Die ganze ſchießtechniſche Ein⸗ richtung wurde vom Ausſchuſſe des Verbandes eingehend geprüft und fand volle Anerkennung. Zur zweckmäßigen Ausführung der weiteren Vorarbeiten wurden Ausſchüſſe gebildet. Groß⸗ herzog Friedrich übernahm bereitwilligſt das Protek⸗ torat. Der Schützenplatz— idylliſch inmitten des Waldes ge⸗ legen— umfaßt einen Flächenraum von 42 000 Quadratmeter und wird nun um eine weitere Fläche von 3000 Quadratmeter vergrößert; er wird dann in zwei Teile zerfallen, in das Schieß⸗ feld und in den Feſtplatz. Auf dieſem letzteren Teil wird ſich die ſtattliche Feſthalle erheben, die 3000 Perſonen Raum bietet. Täg⸗ lich werden daſebſt neben den Konzerten der Karlsruher Mili⸗ tärkapellen abwechflungsreiche Aufführungen ſtattfinden. Auf dem übrigen Teil des Feſtplatzes werden noch einige Bierhallen, ſowie die Schießbuden, Karouſſells, Rutſchbahnen uſw. zweck⸗ mäßig verteilt ſein. * Einſtellung des Schneeſchuhläuferzuges. Der für Schneeſchuh⸗ Mufer vorgeſehene Zug Nr. 1226 von Baden⸗Oos(ab.02 Nachm.) nach Bühl(an.14 Nachm.) wird wegen der infolge der ungün⸗ ſtigen Witterungsverhältniſſe ganz ungenügenden Benützung bis auf weiteves nicht mehr zur Ausführung dommen. * Apollotheater. Ein unliebſamer Druckfehler hat ſich in Unſerem geſtrigen Referat über das neue Programm des Apollo⸗ ktheaters eingeſchlichen. Wir möchbden feſtſtellen, daß die Xylophon⸗ vorträge des Petit Roberts ſich durch peinliche Exaktheit auszeichneten. * Sublimatvergiftung. Der 34 Jahre alte Kaufmann, welcher in der Nacht vom Samstag zum Sonntag Sublimat zu ſich nahm, iſt heute vormittag 8 Uhr im Allg. Krankenhauſe geſtorben. *Vater und Sohn ſtanden geſtern am Schöffengericht einander gegenüber. Der Sohn nennt ſeinen Vater, der ſeine Mutter ge⸗ heiratet hat, den„Alten“, letzterer iſt aber erſt 28 Jahre und nur um 8 Jahre älter als der Sohn. Wie das ſo geht bei großen Stief⸗ kindern, in der Familie des Taglöhners Wilhelm Wolf kam es vor kurzem nachts halb 12 Uhr zu Streitigkeiten. Der Sohn Emil Fiſcher geht auf den Vater mit dem Meſſer los, der einen Stich in die linke Schulber erhält. Der Stieſvater ergreift während des 3 wollte in Notwehr gehandelt haben. Das Schöffengericht war der Anſicht, daß der Angriff mit dem Meſſer unmotiviert war und verurteilt Fiſcher zu einer Gefängnisſtrafe von 2 Monaten 2 Fiſchers iſt verbüßt. * Ein heſſiſches Krüppelheim iſt dieſer Tage in Nieder⸗ eröffnet worden. Die Leitung wie Pfarre, Arzt und Lehrer wird gunächſt durch die Anſtalt ausgeübt, doch bleiben die Kinder von den Epileptilern vollſtändig getvennt. Zur Aufnahme der Kinder iſt vorläufig eine Bapacke für acht Inſaſſen eingerichtet. Hauptzweck der Anſtalt iſt Ausbildung der Krüppelkinder zu ſelbſtändiger Er⸗ werbstätigkeit, auf Grundlage einer guten Volksſchulbildung. * Aus dem Schöffengericht. 9 Monate Gefängnis ver⸗ hün Quelle“ auf dem Waldhofe Krakeel mit den Gäſten und ſchüttete ſchließlich dem Gipſer Peter Maurer, ohne daß er von ihm auch nur im geringſten gereizt worden wäre, Bier ins Geſicht. Er entfernte ſich dann, kehrte aber bald mit ſeinem Bruder zurück und ſetzte ſich dann Maurer gegenüber. Plötzlich langte er über den Tiſch und brachte dem Maurer mit einem ſcharfen Gegenſtande eine tiefe Wunde am linken Schulterblatt und am Kopfe bei. Vor Gericht ſuchte er ſich in recht ſeiger Weiſe herauszulügen und den Eindruck zu erwecken, als habe ſein Bruder die Verletzung verurſacht. In Hinſicht auf ſeine Vorſtrafen wegen Roheitsdelikte diktierte ihm das Gericht die obige Strafe. Er wurde ſofort in Haft genommen. * Mutmaßliches Wetter am 5. und 6. März. Für Samstag und Sonntag iſt zunächſt noch mitunter trübes, aber doch trockenes und mäßig kaltes Wetter in Ausſicht zu nehmen. Vergnügungen. * Speyrer Brauhaus, J 1, 8. Seit geſtern konzertiert das beliebbde Damenorcheſter Florian Sturm wieder in dem gerne beſuchten Lokale und übt bei ſeinen vorzüglichen Leiſtungen große Anziehungskraft aus. Vergnügungs⸗ und Vortrags⸗Kalender für Freitag, den 4. März. Hoftheater:%½ Uhr: Abonn. 4: Vaſantaſena. Neues Operettentheater: 8 Uhr: Der Graf von Luxemburg. Apollotheater: 8 Uhr: Varicétsvorſtellung. 5 Muſenſaal: 8½ Uhr: Vallés Fraukfurter Intimes Theater. Wilber Mann: Konzert des Muſik⸗, Geſangs⸗ und Tanzenſembles „Dalmatia“. Terminus: Konzert des Damenorcheſters„Dijonröschen“. Zum Storchen, K 1, 2: Konzert des Damentrompeterkorps „Steffante“, Kus dem Großherzogtum. Großſachſen, 3. März. Heute mittag entleibte ſich in⸗ falge geiſtiger Umnachtung der hieſige Landwirt Peter Flößer. F. lebte in guten Verhältniſſen, hat den Feldzug 1870/71 mit⸗ gemacht und gehörte früher dem Genieeinderat an. Höpfingen(A. Buchen), 3. März. Der verheiratete Eiſenbahnarbeiter Joh. Kunz aus Wintersbach wurde von einer ſich loslöſenden Erdmaſſe verſchüttet und erlitt ſo ſchwere Ver⸗ letzungen, daß er ſtar b. Theater, Runſt und Wiſſenſchaft. Konzert Stern⸗Stoye. Das Programm, welches dem Lieder⸗ und Klavierabend von Fräulein Aunie Stern und Herrn Paul Stoye zugrunde lag, war von einheitlichen Geſichtspunkten diktiert und verdiente ſchon deshalb Anſpruch auf beſondere Beachtung. Fräulein Stern hatte ſich die Aufgabe geſtellt, ausſchließlich Lieder lebender Komponiſten vorzutragen, gewiß eine dankenswerte Idee, und Herr Stoye brachte neben einigen polyphonen wickelung der modernen Sonate Gaben, die dem Gebiete der Progra Fräulein Stern, die, wenn ich recht Fräulein Brandes begonnenen Studien, gegen bedeutungsvollen v. Scarlatti, mmuſik zuzurechnen ſind. unterrichtet bin, ihre bei wärtig in Frankfurt Wochen, Wolf zu einer ſolchen von 1 Woche. 1 Monat der Strafe Ramſtadt auf dem Eigentum der Epileptiſchen Anſtalt daſelbſt gte das Schöffengericht über einen Meſſerſtecher vom Waldhofe. Der Taglöhner Hch. Kreutzer von dort ſuchte in der Nacht zum 7. Februar in der Wirtſchaft„zur friſchen Stücken Bach's und dem für die Ent⸗ hoben und die Wahl des Herzoglichen Vertreters zum rechtigt ſei, die ihm hiernach zuſtehende Kreiſes auszuüben. a. M. ſortſetzt, hat ſeit ihrem Debut im Konzert der„Sängerhalle“, abermals erfreuliche Fortſchritte zu verzeichnen, namentlich iubezug auf Klangkraft der Stimme in den hohen Regiſtern, gegenüber denen allerdings die Mittellage an Volumen noch gewinnen müßte. Ein Es zeigte ſich vorerſt beſonders in Liedern heiteren Inhalts, wie in Noren's„Tanz“ erfreuliches Vortragstaleut trat auch geſtern zutage. mit ſeinem frappierenden Schluſſe und„Vom Küſſen“, die beide ganz charmant vorgetragen wurden. Dagegen dürften die beiden Strauß'⸗ ſchen Lieder noch an Vertiefung gewinnen. Die übrigen lyriſchen Gaben Max Anton's„Thüringer Dorflieder“ und einige Weiſen des fleißig ſchaffenden Wiener Komponiſten Theodor Streicher dünken mir von recht ungleichem Werte. Konnte ich au erſteren eine beſon⸗ dere Eigenart nicht erkennen, ſo pulſiert in Streichers harmoniſch intereſſanten, empfindungsvollen Liedern ein kräftiges Leben. Fräu⸗ lein Stern wußte dieſelben beſtens zur Geltung zu bringen. Herr Stoye, deſſen pianiſtiſche Vorzüge ſchon des öfteren an dieſer Stelle gewürdigt wurden, eröffnete den Abend mit dem Es⸗ moll Präludium und Präludium und Fuge in Cis⸗dur von Joh. Seb. Bach und Scarlatti's D⸗dur Sonate, von Sophie Menter zum Kon⸗ zertvorlrag bearbeitel. Das polyphone Gewebe in den Bach'ſchen Stücken erſchien in plaſtiſcher Klarheit und die Sonate wurde mit der rechten Spielfreudigkeit gegeben. Gauz vorzüglich, mit techniſcher Bravour u. feinſinniger Charakteriſierung wußte Stoye, der geſtern in beſonders guter Dispoſition zu ſein ſchien, aber auch Beethovens Sonate„Les Adieux“, eines ſeiner reizendſten Gebilde, Grieg's „Norwegiſcher Brautzug“ und„Bal pare“, Walzer(nach Bildern von Reznicek) von L. E. Hafgren zu interpretieren. Die Vorträge beider Künſtler fanden den verdienten Beifall des zahlreich erſchienenen Publikums. 8 A** Im Verein der Muſiklehrerinuen wird Montag, 7. März Dr. Otto Neitzel über Chopin⸗Schumann einen Vortrag halten. Der ausge⸗ zeichnete Muſik⸗Hiſtoriker und Pianiſt wird zur Erläuterung ſeiner Ausführungen die 4 Balladen von Chopin und die Fis⸗moll⸗Sonate von Schumann ſpielen. Letzte Nachrichten und Telegramme. München, 4. März. Aus Anlaß des 90. Geburtstags des Prinzregenten ſoll im nächſten Jahre eine Jubiläumsaus⸗ ſtellung für die Induſtrie, Kunſt und das Handwerk Bayerns veranſtaltet werden. * Pavis, 4. März. Dem Aviatiker Rougier gelang geſtern ein Flug von Monaco über das Meer nach Cap Martin. * Zuerett(Waſhington), 3. März. Wie jetzt feſtſteht, be⸗ ziffert ſich die Zahl der Toten und Vermißten in dem von einer Lalvine verſchüttebden Eiſenbahnzuge im ganzen auf 84 Perſonen; es beſteht nur wenig Hoffnung, noch Ueberlebende zu bergen, Ein neuer Hofwagen. oc. Karlsruhe, 3. März. Schon ſeit einigen Jahren dringt die Großherzogl. Generaldirektion der Staatseiſen⸗ bahnen darauf, ihr durch Aufnahme der erforderlichen Mittel in das Eiſenbahnbudget die Beſchaffung eines neuen Hof⸗ wagens zu ermöglichen. Das Miniſterium des Großh. Hauſes und der Auswärtigen Angelegenheiten hatte bisher mit Rück⸗ ſicht auf die ungünſtige Finanzlage ſeine Zuſtimmung hierzu verſagt. In letzter Zeit aber iſt die Generaldirektion erneut auf ihren Antrag zurückgekommen und hat für denſelben ſo gewichtige Gründe geltend gemacht, daß das vorgeſetzte Miniſtertum denſelben ſich nicht länger verſchließen konnte. Der den Reiſen des Großherzogs und der Großherzogin ſowie der Großherzogin Luiſe dienende Hofwagen iſt im Jahre 1894 beſchafft, ſomit bereits während 16 Jahren in Benützung. Wegen ſeines Alters muß derſelbe zur Vornahme von Aus⸗ beſſerungen häufiger aus dem Betrieb gezogen werden als ein neuer, dem jetzigen Stande des Wagenbaues entſprechender Wagen. Dies erweiſt ſich um ſo mißlicher, als ein älterer Hofwagen, welcher in früheren Zeiten für die Reiſen des Erbgroßherzogs und der Erbgroßherzogin Verwendung fand, ganz abgeſehen von ſeinem hohen Alter von 22 Jahren, ſchon deshalb für die Reiſen der Großherzoglichen Herrſchaften nicht mehr in Betracht gezogen werden kann, weil er nur drei Achſen hat und nach den für die deutſchen Eiſenbahnverwal⸗ tungen fetzt maßgebenden Beſtimmungen nicht mehr in Schnellzügen eingeſtellt werden darf. Unter dieſen Verhält⸗ niſſen konnte, ſo ſchreibt die„Karlsr. Zeitung“, die Anforde⸗ rung von Mitteln für die Beſchaffung eines neuen Hofwagens nicht mehr länger hinausgeſchoben werden. Der Toulouer Arſenalfkandal. W. Paris, 4. März. Aus Toulon wird berichtet, daß die Unterſuchung über die im Arſenal von Toulon verübten Unregel⸗ mäßigkeiten fortdauert. Der Skandal nimmt einen überaus bedroh⸗ lichen Umfang an. U. a. wurde geſtern in der Wohnung eines Be⸗ amten eine Durchſuchung vorgenommen. 5 weitere Verhaftungen ſtehen unmittelbar bevor. Exploſion— 23 Arbeiter tot. * Junneau(Alascah, 3. März. Durch eine Exploſion in den Treadwell⸗Minen wurden 23 Arbefter getötet und viele verletzt. Geueralſtreik. W. Philadelphia, 3. März. Die Zeutralvereinigung der Arbeiterorganiſationen verkündete geſtern Abend den Generalſtreik, in den aus Sympathie für die ſtreikenden Straßenbahner eingetreten werden ſoll. Der Beginn des Generalſtreikes wurde auf Freitag Mitternacht feſtgeſetzt. Die Arbeiterführer erklären, daß Hundert⸗ tauſend in den Streik eintreten werden, falls ſich die Bahngeſell⸗ ſchaften nicht zur Einſetzung eines Schiedsgerichtes bereit finden laſſen. 5 — Berliner Vrahtbericht. (Von unſerem Berliner Bureau.) Berlin, 4. März. Die Wertzuwachsſteuer wurde in der geſtrigen Sitzung der Berliner Stadtverordneten⸗Verſammlung ein⸗ ſtimmig angenommen. Die Steuer tritt mit dem 7. März in Kraft. Ebenſo hat die geſtrige Sitzuug der Rirdorfer Stadtverord⸗ neten⸗Verſammlung mit 37 gegen 22 Stimmen den vorgeſchlagenen Entwurf einer Wertzuwachsſteuer angenommen. Dafür ſtimmten die Sozialdemokraten, die neue Bürgerfraktion, dagegen die alte Bürger⸗ fraktion und die Hausbeſitzer⸗Partei. Berkin, 4. März. Aus Newyork wird gemeldet, daß 90 pEt., der Bahnbedienſteten an der Baltimore and Ohiobahn gegen die Annahme der Lohnvorſchläge der Geſellſchaft geſtimmt haben. Man befürchtet einen Rieſenſtreik. 5 5 [(JBerlin, 4. März. Vor einiger Zeit ging durch die Preſſe eine Nachricht, wonach der Landrat von Uslar in der Tagung des Kreistages zu Apenrade gegen den An⸗ ſpruch des Herzogs Ernſt Günther zu Schleswig⸗Holſtein, ſich bei den Preistagswahlen vertreten zu laſſen, Stellung genom⸗ men hatte, weil der Herzog nicht als Mitglied eines regieren⸗ den Hauſes anzuſehen ſei. Au fdie gegen dieſen Beſchluß eingereichte Klage hat der Bezirksausſchuß zu Schleswig nunmehr durch Urteil den Beſchluß des Kreistages eis⸗ Mit⸗ tagsabgeordneten als rechtsgiltig erklärt, da der Herzog 5 Es glied eines regierenden Hauſes und demgemäß au⸗ n Rechte innerhalb des Neue Gewalttaten der Streikenden in Philadelphia. Berlin, 4. März. Neue Gewalttaten der Streikenden Faben ſich in Philadelphia ereignet. 5000 Streikende gün⸗ deten unker Beteiligung von Frauen und Kindern in Philadelphia die Gleisſtation der Trambahn an. Kreiſchend umtanzte die Men⸗ ſchenmenge das brennende Gebäude, bis die Polizei mit Revolver⸗ ſchüſſen die Menge vertrieb. Der Generalſtreik begann am Sams⸗- tag. Die große Anklage⸗Jury hat den Präſidenten der Zentral⸗ Vereinigung der Arbeiterorganiſationen Murplh und den Arbeiter führer Pratt wegen Anſtiftung zum Aufruhr in Anklagezuſtand verſetzt. Rufſiſche Korruption. Berlin, 4. März. Aus Petersburg wird gemeldet: Ein enormer Diebſtahl bei der im Bau befindlichen Wolga⸗Bugul⸗ mynsk⸗Eiſenbahn und zwar bei der Realiſierung von Obligationen des Aktienkapitals wurde ſoeben entdeckt. Es ſind im ganzen 4 Mill. Mark geſtohlen worden. Der Präſident der Verwaltung Exzell, Neratow ſowie ſein Bruder wurden verhaftet. Die genaunten des erſten Sektivuschefs im Petersburger Auswärligen Amt. Die Fortſchritte der Aviatik. Berliu, 4. März. Aus Paris wird gemeldet: Der Avig⸗ tiker Rougier begann geſtern ſeine Aufſtiege zu Monte Carlyp mit einem Flug über das Meer nach dem Cap Martin, 6 Km. von Monte Carlo entfernt. Um 5 Uhr nachmittags erhob ſich ben F zeichnete Pilot vom Hafen aus, überſetzte den 10 Meter hohen Hafen⸗ damm und flog unter den begeiſterten Zurufen der rieſigen 8 ſchauermenge über das Meer hinaus. Nach einem Flug von kaum 5 Minuten wandte ſich der Avigtiker über dem Cap Markin, überfetzte bei ſeiner Rückkehr den Taubenſchießſtand, führte eine neue Wen⸗ dung aus und zog in 100 Meter Höhe über die Halle, wobei er wieder ſeinen Aufſtiegſtand erreichte. Die zwahlrecshammifian des In der Fortſetzung der zweiten Leſung der Wahlrechtsd lage am heutigen Vormittag liegen zu 8 6 der Vorlage Anträ der Nationalliberalen und Freikonſervativen vor, die die Dritt lung der Steuerſumme in den Stimmbezirken beſeitigen und nur für die ganze Gemeinde zulaſſen wollen. Ferner wollen Nationalliberalen die Maximierung der Steuerſumme auf 5000 M. beſeitigen, dagegen jedem Nichtſteuerzahler anſtatt den Sa von 3 M. den Satz von 5 M. anrechnen. Ein weitere⸗ der Konſervativen will in letzterem Falle ſtatt 3 nur rechnen. Der Redner des Zentrums bekämpft die erft Anträge und tritt für Beibehaltung der Drittelung im bezirke und auch für die Maximierung bezw die Höchſta nung einer Steuer von 5 M. ein. Nach unerheblicher D wird der freikonſervative Antrag betr. Drittelung in Gemeinde mit 19 gegen 9 Stimmen abgelehnt. Angenomf dann einſtimmig der Antrag, Nicht⸗Steuerzahlern den von 4 M. anzurechnen. Mit gleicher Stimmenzahl wird de ganze§ 6 angenommen. Nachmittags wurden dann die Beratungen fortgeſetzt § 7 betr. Teilung der Wähler in 3 Klaſſen liegt ein A der Nationalliberalen vor, wonach die erſte Abteilung mindeſten ein Zehntel und die 2. Abteilung mindeſtesen 2 Zehn Wähler umfaſſen ſoll, während ein freiſinniger Antrag de Abteilung 2 Zehntel und der 2. Abteilung mindeſtens Zehnk der Wähler zuteilen will. Beide Anträge werden mit allen geg die Stimmen der Antragſteller abgelehnt. Die Privilegierung bekanntlich in erſter Leſung abgelehnt worden. Heute lieg⸗ hierzu Anträge der Konſervativen, der Nationalliberalen, d Freikonſervativen und des Zentrums vor. Die Konſervatipen wollen aus der 3. in die 2. Abteilung ſolche Wähler hinaufheben, die vor wenigſtens 10 Jahren die Abſchlußprüfung nach Zfähr, Studium auf einer Univerſität oder ſonſtigen aka anſtalt abgelegt haben, ferner Mitglieder von und kommunalen Körperſchaften. Ein we vilegierung fordern die Nationalliberalen, u⸗ trum vorſchlägt, folche Wähler aus der 3. in die erheben, die vor wenigſtens 10 Jahren die R akademiſchen Studium berechtigt. Nach unweſe werden aber alle Anträge gegen die Stimmen der abgelehnt, ſo daß alſo auch heute jede Privilegierun Vorlage fortbleibt. Die Konſervativen ſtellten dann weier einen Ankra und Terminwahlen zuzulaſſen. Er wird damit begründet, dem Lande die Friſtwahl zu großen Schwierigkeiten führ⸗ Demgegenüber wird vom Zentrum erwidert, es we⸗ Die Konſervativen ſtellten dann weiter einen wahlen ſtimmen. Der Regierungskommiſſar bittet, Syſtem zu belaſſen, das im Jahre 1906 geſchaffen w Antrag wird mit 14 gegen 13 Stimmen abgelehnt und die Stimmen beider konſervativen Parteien. Bei 8 21 beantragen die Freiſinnigen wieder, geheime der Abgeordneten durch die Wahlmänner zu beſchließen 50 e örterung nach der Faſſung erſter Leſung angenommen. Das ganze Geſetz wird dann mit 15 ge vativen mit dem Zentrum für das G men, während die Freikonfſervativen Nationalliberalen und der Linken da men. Seitens der Konſervativen und des Zen man vorher, daß die Abſtimmung nicht für die ganze das Plenum bindend ſei. Es liegt dann noch eine Reihe Reſolutionen vor demokratie fordert das Wahlrecht für alle Perſone ſchlechter die über 20 Jahre alt ſind und zwar Stimmabgabe unter Zugrundelegung der Proportional eine Reſolution der Nationalliberalen und der Freiſin dert neue Einteilung der Wahlkreiſe; je eine Reſolution trums und der Freiſinnigen fordert von der Sta⸗ in die Wahlordnung für Preußen eine Reihe Beſtim Sicherung der geheimen Wahl aufzunehmen. Vom den die erſten Reſolutionen abgelehnt. Die Reſolu demokraten wird mit allen gegen die Stimme d ragſt⸗ abgelehnt. Die übrigenReſolutionen betr. Neueinteilung der W kreiſe werden mit allen gegen 4 bezw 8 Stimmen abgelehn genommen wird dann einſtimmig eine Reſolution der Nat liberalen in welcher verlangt wird, bei Reviſion der Skrafprotz ordnung auf Annahme einer Beſtimmung hinzuwirken, die Befragung von Zeugen über geheime Stimmabgabe verbiet Die Reſolutionen betr. Sicherung der geheimen Wahl durch neus Beſtimmungen der Wahlordnung werden mit 14 gegen 12 Stim⸗ men angenommen.„ 6. Seite. General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) Mannheim, 4. März Tandwirtſchaft. Geflügel⸗, Kaninchen⸗ u. Tauben⸗Ausſtellung in Schwetzingen. In der am Sonntag und Montag im„Falten“ ſtattfindenden 2. Allgemeinen Geflügel⸗ etc. ⸗Ausſtellung ſind chon ca. 350 Nummern angemeldet. Es werden alle drei Gat⸗ ungen in ziemlich gleich großer Angahl und auch in nur erſtklaſſigen 1 bertreten ſein. — 1 7 Colkswirtschalt. Vom rheiniſchen Eiſenmarkt. Aus Düſſeldorf wird uns über den rheiniſchen Eiſen⸗ markt geſchrieben: Obaleich die Verhältniſſe auf dem Eiſenmarkte gegenüber dem letzten Bericht ſich wenig geändert haben, ſcheint ſich doch eine größere Zurückhaltung bei den Händlern bemerkbar zu machen. Dies dürfte einerſeits auf die ſchwankende Haltung der Börſe zurückzuführen ſein, andererſeits aber auf die unſichere Lage, die ihren Einfluß auf den deutſchen Markt geltend zu machen ſcheint. Hierzu kam der ungünſtige Wochenabſchluß der Laurahütte, der im direkten Gegenſatz zu den Ziffern der weſtlichen Werke ſteht. Um die ungünſtigen Nachrichten, welche über die amerikaniſche Eiſeninduſtrie herüberdringen, etwas abzuſchwächen, wurde auf den großen Gegenſatz hingewieſen, der im Vorjahre im Vergleiche zum Jahre 1908 beſonders ſtark in Erſcheinung trat. Bereits im Monat Mai herrſchte in den Vereinigten Staaten eine völlig optimiſtiſche Stimmung vor und die Tätigkeit der Hochöfen ſtei⸗ gerte ſich immer mehr, ſo daß ſchließlich eine Jahresausbeute von 20000 Tonnen zu verzeichnen war. Ende 1909 waren 14 ganz neue Hochöfen im Bau und 11 wurden umgebaut. Hierbei iſt zu berückſichtigen, daß im ganzen 338 Hochöfen zum gleichen Zeit⸗ punkte drüben im Betrieb waren, gegen 258 am 30. Juni 1909 und 236 am 31. Dezember 1908. Man will hiermit beweiſen, daß, wenn in einer Zeit, da die Induſtrie in Europa noch völlig darnieder lag, in den Ver⸗ einigten Staaten eine derartige bedeutende Zunahme der Hoch⸗ öfen, alſo auch der Produktion, möglich war, ein ſo raſches Ab⸗ flauen, wie es nach der ſich immermehr verbreitenden Meinung in den Vereinigten Staaten verbreitet, unmöglich eintreten kann. Es hat ſich ja im Laufe der letzten 2 Jahre gezeigt, daß Prophe⸗ zeiungen recht wenig Wert haben, beſonders die Berichte, welche eine nahe Wendung der wirtſchaftlichen Lage prognoſtizieren, ſind beſonders in den letzten 2 Jahren etwas anrüchig geworden. Es iſt daher anzunehmen, daß auch die gegenwärtig wieder herum⸗ ſchwirrenden Gerüchte lediglich dem Bedürfnis entſprechen, etwas Neues mitteilen zu können. Bekannt iſt ja, daß die Marktlage nicht einheitlich iſt, aber bei der Beurteilung dürfte daher nicht nur der ungünſtige Moment berückſichtigt werden, ſondern die allgemeine Charakteriſtik der Situation muß klar erfaßt werden. Ein Beweis, daß die Verhältniſſe ſich durchaus nicht verſchlech⸗ tert haben, geht am beſten aus dem fortwährenden Drängen nach Preiserhöhung auf der ganzen Linje hervor. Die ganzen Werke und deren Verkauforganiſationen müſſen doch ſchließlich am beſten wiſſen, ob derartige Wünſche jetzt Ausſicht auf Erfolg haben kön⸗ nen, oder ob ſie ihre Situation durch ein ſolches Drängen ver⸗ ſchlechtern. Das Roheiſengeſchäft iſt nach wie vor ruhig, was eben⸗ falls von dem engliſchen Markte gemeldet wird. Im Halbzeug⸗ geſchäft halten die umfangreichen Verkäufe noch ungeſchwächt an. Auch vom Träger markt wird eine befriedigende Geſtaltung berichtet, und auch auf dem Stabeiſen markt iſt von Schwan⸗ kungen nichts zu bemerken. Bandeiſen liegt nach wie vor befriedigend und guch das Blech geſchäft iſt unverändert gut, ſo daß eine Erhöhung der Grobblechpreiſe in Ausſicht genommen iſt. Noch günſtiger liegt das Feinblechgeſchäft, welches den Werken auf Wochen hinaus veichliche Aufträge eingebracht hat. Auch der Walzdraht markt läßt nichts zu wünſchen übrig, und lediglich der Schrottmarkt iſt in den letzten—14 Tagen etwas ruhig geworden. tęg 2 Vereinsbank Worms. Der Geſchäftsbericht der Vereinsbank Worms für das Jahr 1909 iſt ſoeben ausgegeben worden. Die Geſamtumſätze 1909 be⸗ krugen lt.„Wormſ. Zig.“ 170 991 857.64 M. gegen 169 448 528.24 Mark in 1908, mithin mehr 1 543 329.40 M. Im Konto⸗Korvrent⸗ geſchäft brachbe das vergangene Jahr einen Wenigerumſatz von B44 483.56 M. gegen 1908, im Vorſchuß⸗ und Lombardgeſchäft da⸗ He einen Mehrumſatz von 387 093 M. Auf Wechſelkonto fiel 1909 der Umſatz von 24 987 908.82 M. gegen 25 410 305 M. Der Reingewinn ſtellt ſich für 1909 auf 130 874.12 M. gegen 188 887.68 M. in 1908, alſo 8013.56 M. weniger. Auf Konto⸗ korrentzinſenkonto war eine kleine Mehreinnahme von 1295.38 M. Aund auf Kontokorrentproviſionskonto eine ſolche von 1118.38 M. zu verzeichnen. Der Aufſichtsrat ſchlägt der am 9. März ſtatt⸗ fendenden ſammlung vor, den Reingewinn von Mark 180 874.12 u. a. wie folgt zu verteilen: 4 Prozent Zinſen auf Ge⸗ ſchäftsanteiſporauszahlungen 1430.42., 6 Prozent Dividende guf 1 592 974.23 M. Geſchäftsanteile 95 578 M. Eiſengießerei Landau vorm. Gebr. Bauß,.⸗G. Zu den ge⸗ unteldeten Abſchlußziffern entnehmen wir dem Geſchäftsbericht fol⸗ (Sende Angaben: Das Berichtsjahr ſtand noch unter dem Einfluſſe der ſchlechten Konjunktur, doch konnten die Verſandziffern des Vor⸗ jahres, wenn auch mit vieler Mühe, ziemlich erreicht werden. Die ergzielten Verkaufspreiſe ſind weiter ſtark zurückgegangen, do⸗h Fonttten auch die Produktionsunkoſten etwas verringert werden, ſo daß der erzielte Gewinn ſich dem Reſultate von dem Vorfahre an⸗ pbaßt. Für das neue Geſchäftsjahr iſt eine leine Beſſerung in Ausſicht zu nehmen. In der Bilanz ſind Kreditoren mit 16 381 M.(13 998.) ausgewieſen, anderſeits Debitoren und Wunkguthaben mit 106 114 M.(96 774). Dieſelmotoren⸗Fabrir(.⸗G.) in Liqu. in Augsburg. Nach der Liguidationsbilanz per 30. Sept. 1909 hat ſich die Unter⸗ Hilang von 786 570 M. auf 795 756 M. erhöht bei 1 200 000 M. Aktienkapital. Die Fabrikanlagen figurieren mit 378˙416 M. 382 289.), die Riedlerexpreßpumpen⸗G. m. b. H. unverändert 60 000 M. Die Hypothekenſchuld beträgt 121178 M.(124 855 Mart). Telegraphiſche Handelsberichte. (Telegramme unſeres Berliner Bureaus.) EBrweiterung der Basis der Dresdener Bank. Berlin, 4. März. Ueber die bevorstehende Erwei- terung der Basis der Dresdner Bank erfährt das 2Berliner Sbl.e an zuständiger Stelle folgendes: Die Dresdener Bank Wird in jedem Falle nach Breslau und Stuttgart gehen, coder wird sie auf Wegen der Fusion gegen Hergabe neuer Dresdener Rank-Aktien aus der Breslauer Wechsler- bank und der Württem b. Landesbank Filialen er richten, oder sie wird selbständige Filialen in Breslau und Stuttgart errichten. Der Fusions-Vertrag mit der Breslauer Wechselbank wird schon in den nächsten Tagen einer ausserordentlichen Generalversammlung dieser Insti- tution vorgelegt werden. Wenn die laut Statut erforderliche -Mehrheit nicht zusammenzubringen sein sollte, wird sie eine zweite Generalversammlung, die in jedem Falle Beschluss- kähig ist, mit dem Fusionsantrag au beschäftigen haben. In Paris besitzt die Dresdener Bank seit fast 2 Jahr- zehnten einen Repräsentanten. Die Geschäfte der franzö- sichen Abteilung haben sich in der letzten Zeit sehr vergrös- sert, sodass eine Repräsentation nicht ausreicht. Die Dres- dener Bank wird sich daher in Paris einen festen Stützpunkt schaffen mit einer namhaften Beteiligung an der Banque J. Allar d u. Co. Es ist beabsichtigt, die 12 Mill. Fres. neue Aktien der Banque J. Allard u.., die Allerdings vorerst nicht voll einbezahlt werden, zu übernehmen. Das Kapital des Pariser Hauses steigert sich dadurch auf 24 Mill. Fres. Die Dresdener Bank besitzt bereits seit Jahren ebenso wie die Deutsche Bank Aktien der Banque J. Allard u. Co. Die Mehr- heit des bisherigen Aktienkapitals liegt in Händen des Begrün- ders und Vorbesitzers, des Brüsseler Bankiers J. Allard. Der Seniorchef des Brüsseler Hauses, der naturgemäss auch jetzt noch Einfluss auf die Leitung der Pariser Banque hat, ist Repräsentant der belgischen Nationalbank. Der andere In- haber ist der ehemalige Direktor der belgischen Münze. Die Württembergische Landesbank Stutt⸗ gart, die in die Dresdener Bank aufgenommen werden soll, besitzt Filialen in Ulm, Heilbronn und Cannstatt und arbeitet mit einem Aktienkapital von 8 Mill. Mark, auf das in den letzten Jahren je 5 Proz. Dividende gezahlt wurde. Seit 1904 ist die Dresdener Bank an einem grösseren Aktienbesitz interessiert. Die Breslauer Wechselbank, die ebenfalls in die Dresdener Wechselbank aufgenommen werden soll, besitzt in Bunzlau, Gleiwitz und Linz Filialen und besitzt ein Aktien- Kkapital von 12 Mill. Mark. Für rgos-o/ wurden 6 Proz, für 1908 4 Proz. Dividende gezahlt. Weues dom Dividendenmarki. Aachen, 4. Marz. Die Rheinisch- West⸗ faälische Diskontogesellschaft.-., erzielte einen Ueberschuss von 6 667 253 M.(i. V. 6 630 116.). Daraus werden 7 pCt. Dividende ausbezahlt. Nürnberg, 4. März. Die gestrige Generalversamm- lung der Nürnberger Vereinsbank in Nürnberg, setzte die Dividende auf 11 pCt. fest. *** Telegraphiſche Vörſenberichte. Produkte. New⸗Nork, 3. März. Kuas vom 2. 3. Kurs vom 2 35 Baumw.atl. Hafen.000.000[Schm. Roh. u. Br.) 14.30 14.10 Golfh. 14.000.000 Schmalz(Wilcog 14.30 14.20 „ imt Innern.000.000 Talg prima City 7 7 „ Exp. u. Gr. B. 11.000.000 Zucker Muskov. de.89.89 „Gxv. n. Kont..000.000 KaffeeRtoRo.7lek. 8˙/ 87 Baumwolle loto 15.— 14.90] do. März.85.70 do. März 14.73 14.71 do. April.95.95 do. April—.——.—] do. Mai.05.05 do. Mat 14.77 14.69 do. Juni.10.10 do. Juni 1454 14.52J 85. Jul⸗ i do. Juli 14.51 14.49 do. Auguſt 715.15 do. Auguſt 18.9 13.64] do. Sept..15.15 do. Septbr. 13.04 12.98] do. Okt..15.15 do. Oktbr. 12.59 12.53 do. Novbr. 115 715 do. Novbr. 12.42 12,36] do. Dezb..10.10 Baumw. i. New⸗ do. Januar.15.15 Orl. loko 14½ 14 ½¼ do. Februar.15.15 do. per März 14.80 14.70 Weiz. rod. Wint.lk. 128% 127% do. per Malt 14.87 14.78 do. Mai—— Petrol. raf. Caſes 10.45 10.45 do. Juli 122/ 121— do. ſtand. white. do. Sepibr. New Portk.05.05 Mais Mai 75 74— Petrol. ſtand. whtt. do. Juli Philadelphia.05.05 MehlSp..eloare.45.45 Peri.⸗Erd. Balane.48.40Getreidefrachtnach Terpen. New⸗Hork 62/ 68 Livervool 1 1 7¼ do. Savanah. 59˙½ 59 ½ do. London 1— 1— Schmalz⸗W. ſtem 18.95 13.80] do. Antwerp. 1— 1— do. Rotterdam 2 24. Chicago, 3. März. Nachm. 5 Uhr. Kurs vom 2 8. Kurs vom 2. 85 Welzen Marz 8585—[CLeinſaat Juli—— „ Mat 114% 113— Schmalz März 18.57 13.32 1063/% 104“.„ Mat 18.50 138 22 „Septbr.(2¾ 100 ½„ Jel 13.37 13.85 Mais Mat 65% 61% Pork März———ü— „ Jauli 67— 63 5„ Mai 25.10 24.67 „ Sepkör 8„ 25.05 24.65 Rogge loto 78— 78—[Rippen Mai 12.95 12.77 Mai 80— 79—„ Jul 12.90 12.72 Hafer Mat 47— 45 ½%„ Sept— 12.75⁵ „ Al 44 ½% 43 ½% Speck Leinſaat Nord⸗W.——.— 13.62 13.50 Liverpool, 3 März. Schluß.) Weizen roter Winter ſtetig 2. 5 Differenz 7101U5— %%%%%ꝙꝙꝙͥꝙò.67%— Mais nominell. Bunter Amerika pe. März 5,4%/. 574/5— 7⁶ La Plata per Juli 50⁴ 54— *Köln, 3. März. Rüböl in Poſten von 5009 kg 59.— Mai 58.50., 58.— G. *** Eiſen und Metalle. Jondon, 3. März(Schluß.) Kupfer, feſt, p. Kaſſa 60.10.0 8 Mon. 61..6, Ziun feſt, per Kaſſa 149.15., 3 Mon. 151.10.0. Blei ruhig, ſpaniſch 13..0, engliſch 13.15.0, Zink träge, Gewöhnl. Marken 28..6, fvaztal Marken 24.00.0. Slasgow, 8. März. Roheiſen, träge, Middlesborongh war⸗ rauts, per Kaſſa 510/7 ver Monat 51/10. Amſter dam, 3. März. Banca-Zinn, Tendenz: feſt, loko 90 ¼ Auction 90%. Neow⸗Nork, 3. März. 3 Heute Zor Kurs Kupfer Superior Ingon vorrätig 1315/1340 1810/18 0 3275 34953252/3382 1825 1850 1825/1850 28.2— 28.— SH( Nobesiſonam Northern Formdey No a p. Tonne Stahl⸗Schienen Waggon frei öſtl. Irbr. Mauußeimer Produktenbörſe. An der heutigen Börſe waren angeboten,(La Plata Provenienzen dreimonatlich ſonſtige Provenienzen gegen netto Kaſſa) in Mark, per Tonne, Cif. Rotterdam. 8..8. Woeizen rumän. nach Muſter ſchwimmend—— 5„ 7980 kg per ſchwimmend 5 5%0 75—— „ Ulka 9 Pud 30/35 prompt 174 172 „ 10 Pud prompt 175 173 „ Azima 10 Pud prompt 183 181 55„ 10„ 5/10 prompt 183 55 181 „ La Plata Bahia Blanka 78 kg Febr.⸗März 174 172 „„„Ungarſaat 28 Febr.⸗März 174 172 „„„Roſarig Santaß 7 kgFeb.⸗März—— 8„„ Entre Rios 78 kK chwimmend— 85 „Redwinter I per September 55 „ Kanſas II ver Septbr.—— Roggen ruſſiſ ber 9 Pud 10/15 April⸗Mai 131½ 131 7 nordd. 71/72 kg per prompt 132½ 132 Futtergerſte ruſſiſche 58/59 kg. Febr.⸗Juli 111 110 5„ 38ſ50 15 112 11¹ La Plata 59/60 ſchwimmend— Ha fer ruſſiſcher 46/47„ Febr.⸗März 110 109 5 e 11¹ 110 „ La Plata f. a. g. 46 kg. April⸗Mat 110 109 ***„ 47 57. 111 110 Mats„„ gelb r. t. ſchwimmend 123 122 1„ ke d. Apeil⸗Maf 118 117 1 Amerikaner mixed. per Jeb.⸗März—— 5 „ Donau ſchwimmend 2 „BViehmartt in Mannheim vom 3. Maärz.(Amtlicher Be⸗ richt der Direktion). Es wurde bezahlt für 50 Ko. Schlachtgewicht: 298 Kälber: a) feine Maſt⸗(Vollm.⸗Maſt) und beſte Saugkälb er .00—00 Mark, b) mittlere Maſt⸗ u. gute Saugkälber 95—00 Mark, e) geringe Saugkälber 90—00 Mark,) ältere gering genährte (Freſſer) 00—00 Mark. 45 Schafe a) Maſtlämm'r und jüngere Maſthammel 75—00 Mark, b) ältere Maſthammel 70—00 Mark, e) mäßig genährte Hammel und Schafe(Merzſchafe) 65—00 Mark. 1151 Schweine: a) vollfleiſchige der feineren Raſſen und deren Kreuzungen im Alter bis zu 1½ Jahren 71—00 Mark, b) fleiſchige 70—00 Mark, c) gering entwickelte—00 Mark, d) Sauen und Eber 62—64 Mark. Es wurden bezahlt für das Stück: 000 Luxus⸗ pferde: 0000—0000 M. oo Arbeitspferde: 000—0000., 000 Pferde zum Schlachten: 00—000., 00 Zucht⸗ und Nutz⸗ vieh: 000—000., o0 Stück Matvieh: 00—00., 00 Mil ch⸗ kühe: 000—000., 386 Ferkel: 16.00—21.00., 15 Zie gen: 12—25., 27 Zicklein:—5., 10 Lämmer 10—20 M. Zu⸗ ſammen 1882 Stück. 10 5 wurden von Holland 180 Stück geſchlachtete Schweine eingefücrt. Handel mit Kälber u. Ferkel lebhaft, mit Schweine mittelmäfig. Waſſerſtandsnachrichten im MRonat Februar. Pegelſtationen Datum vom Rhein: 22 28. 1 2. 3. 4. Bemerkungen Kotſtausng 3,26 3,4 8 22 Waldszut.70 Hüningen“).88.75 2,60 2,45 2,33 2,80 Abds. 6 Uhr Hehl..,46 3,43 3,32 3,18.08 2,98 N. 6 Uhr Sauterburg 5,21 5,04 4,89 Abds. 6 Uhr Mazaun. J5,34 5,50 5,42 5,23 5,07 4,983] 2 ÜUhr Gerntersheim 5,30 5,14 4,94.-P. 12 Uhr Mannheim 56.20 5,85.34 5,20 4,98 4,74 Morg, 7 Uhr Naimnm,.68 2,83 2,79 2,66.-P. 12 Uhr Bingen.56 2,52.38 10 Uhr Kaud.„ ,44 4,38 4,35 4,27 4,07 2 Uhr Wobleng 5,65 5,31 4,88 10 Uhr Göln 3J5591 6,48 6,47 6,09 5,61 2 Hhr Nuhrort 6,42 6,26 6 Uhr vom Rackar Naunheim 5,28 5,40 5,35 5,21 5,00 4,79 B. 7 Uhr Heilbronn 1,95 1,80 1,65 1,58 1,50 1,43] B. 7 Uhr *) Windſtill, Heiter, Witterangsbesbachtung der meteorolsgiſchen Station + 19 C. Mannheim. 8 2 85 32 33* 2 8 825 2 8 8 8 deen eeee ee 5 5 8* 2 3. März MNorg.%762,0 4,0 N2 3.„[Mittg. 2760,8 20,6 NNE2 3.„ Abdg, 9/½759,% 8,6 E2 4. März Morg. 72%½759,0 5,0 E2 Höchſte Temperatur den 3 März 11.0 Viefſte vom.4. März 4,4 Geſchäftliches. Daß wichtigſte und billigſte Nahrungsmittel. Dies iſt unzweiſel⸗ haft das Brot. Darum ſollte jeder ihm Aufmerkſamkeit ſchenken. Die Wiſſenſchaft und Fachleute haben dies getan und längſt erkannt, daß wir uns mit unſerm wichtigſten Nahrungsmittel auf Abwegen befinden. Sie bewieſen, daß es verkehrt und verderblich ſei, nur nach einem möglichſt weißen Brote zu ſtreben und die wichtigſten Teile des Kornes, die Nährſalze, phosphorſauren Kalk ete. ſowie die Ei⸗ weißſtoffe, die alle zur Bildung von Kuochen, Muskeln, Gehirn und Nervenſubſtanz unentbehrlich ſind, aus dem Brote fortzulaſſen. Die Zunahme von Skrofuloſe, engl. Krankheit, Schwindſucht, Nervpoſität und Verdauungsſtörungen ſind zum großen Teile hierauf zurück⸗ zuführen. Viele Verbeſſerungsverſuche am Brot und eine Flut von künſtlichen teuren Ergänzungsmedikamenten waren die Folge. Die Natur gab uns im Korn das Richtige, nur waren wir bisher nicht imſtande, alle Teile richtig auszunutzen. Hier Wandel zu ſchaffen war lange vergeblich. Ein Mühlen⸗ und Bäckereitechuiker hat endlich der Natur den Weg abgelauſcht und ihre Mittel benutzt. Er fand eine einfache Aufſchließungsmethode, die die wichtigſten äußeren Teile des Kornes leicht verdaulich und ausnutzungsfähig macht, ſo daß ſie in einem von ihm verbeſſerten Backverfahren zuſammen mit den weißen Mehlen, den inneren Teilen des Kornes, zu einem faſt idealen Vollkornbrote, das nun alſo alle Teile enthält, verbacken werden können. Dieſe neuen Verfahren ſind dem Erfinder mehrfach paten⸗ tiert und das Brot iſt nach ihm„Schlüterbrot“ genannt worden. Es ſoll ſchon in vielen Orten Deutſchlands mit großem Erfolge her⸗ geſtellt werden. Aerzte und Leiter von Sanatorien empfehlen es be⸗ ſonders für die heranwachſende Jugend. Mütter, geiſtig Arbeitende und Leute mit ſchlechter Verdauung und auch das Kriegsminiſterium betätigt großes Intereſſe dafür. Die Erklärung für dieſe Erfolge geben die Vorzüge, die ihm mit Recht nachgerühmt werden. Es hat alle guten Eigenſchaften des feinſten Weißmehlbrotes ohne defſſen Mängel. Dazu kommen bedeutend größere Nährkraft appetitreizen⸗ der Wohlgeſchmack, dieſen ſowohl wie ſeine Friſche behält es wochen⸗ lang, leichte Verdaulichkeit, und weil es trotz ſeiner Vorzüge nicht 1 5 wie anderes gewöhnliches Brot iſt, große Billigkeit.(Siehe unſerat.) Verautwortlich: Für Volitik: Dr. Fritz Goldenbaum; für Kunſt und Feuilleton: Julins Witte. für Lokales, Provinztelles und Gerichtszeitung: Richard Schöufelder; für Volkswirtſchaft und den übrigen redakt. Teil: Frauz R für den Inſeratenteil und Geſchäftliches: Ffritz Joos. Druck und Verlag der Dr. Haasſchen Buchdruckerel, G. m. B. O. Direktor: Exußſt Müller. 25 1 — 36 mit elekctrischem Betrieb. * eeeeeeenreeee 2— 2 Vermischtes. 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Er ſah nach der Uhr.„Ich bringe Dich zurück. Ich ſehe den Kommandanten unten auf Deck. Ich äverde ihn bitten, mir Urlaub zu geben.“ Ehe ſie den Mars wandbe ſie ſich noch einmal zu⸗ rück und ſtrich wie liebkoſend über die eiſerne Mittelſäule des Panzerturmes. 55 Fritz ſah es und fing ihre Hand auf. „Nicht das alte Eiſen— ſondern mich!l— Wenn man doch auf dieſem Platze eine Gedenktafel ſtiſten könnte! Gegen eine Inſchrift, wie verliebte Leute ſie in die Bäume ſchneiden, möchte ſich der harte Geſelle doch wehren!“ „Dann kletterten ſie die enge Treppe hinbereinander hinab. Drunten in der Offiziersmeſſe, die völlig menſchenleer war, lagen Roſen auf dem abgedeckten Eßtiſch. Frit erklärte, daß ein fröhliches Mahl mit Gäſten ſtattgefunden habe. Er raffte ein paar Roſen zuſammen und drückte ſie Marie in die Hand. Der Kommandant hatte den Urlaub bewilligt, und ſo ſtiegen ſie in einen K utter, der klar zur Abfahrt lag mit noch einige Gäſte des Kommandanten, der Marie und ihren; Vater gut kannte und ſie herzlich ** Mittlerweile war ſpät geworden. Als der Juftizrat mit Fritzens Mutter in der Villa Fritzens Mutter zu beſtimmen, bei ihnen noch eine Taſſe nzunehmen Er käme 1 um fragen, wie der men eef er nun Warte nun nicht zu SoCoToTobTPTCTbT0TCTbTbTbTb Unerreicht in Güte und Billigkeit I. R. 5 Einheirat. Breltsstrasse H 1, 6 od. Wirt für größ. 7—— Wirtſchaft mit eig. Verm. 10, 200,.50,—4 Mk. 10000 gefucht, Tochter das ff. feinste in steif und Marie daheim zu finden. Es war e ges⸗ hakte dabei die Möglichkeit in alrsftht 6 5 vielmehr ſehr froh, daß Du es nicht merkteſt.“ 8 3, 10.— Tel. 4508. sind die 5 Heirat. Frl., kath., Anf. 30. Jahre, ktüchtig und erfahren in der Haushaltung, mit etwas Vermög., ſucht die Bekanuk⸗ ſchaft eines Herrn geſetzten Alters in ſicherer Stellung zwecks Heirat. Ernſtgem. 5 55 Offert. unter . K. 597 hauptpoſtl. 26992 Nachricht, Hüt bei ſelbſt J 20 000. 260080 an die Expeb. de⸗ Offert. unt. weich. Bl. Vermögen Nebenſache, Pho tographie erwünſcht, Diskr Hauptſache. Offert, unt. Nr. an die Exped. ds. Bl. Billigkeit. 15600 Stetb besocnaderer Weige. Verwandten, Freunden Schwieger vater, Onkel und Schwager Herr nach kurzem Leiden im Alter schieden ist. MANNEHEIAT(K 2, 23), den 3. Die Beerdigung findet Samstag, den 5. März, nae 3¼ Uhr von der Leichenhalle Ludwigskafen aus stat S⸗Anzeige. und Bekannten die schmer dass heute Vormittag unser gelie' ter Vater Tocle Pr Waimaßn Von 77½ Jahren 8 März 1910. Die tieftrauernden Hinterbliebe Ausbleiben zu 5 ſpäten Stunde ſorgen? Er verwarf den Ge⸗ danken ſogleich. In der Düſternbrroker Allee wimmelte es jetzt von Menſchen. Da war ſie ganz geſchützt. Wenn ſie die Be⸗ leuchtung von irgendeinem Platze angeſehhen haben ſollte, wie er nicht zweifelte, ſo kam ſie wohl in dem Menſchenſtrome nicht ſchneller vorwärts. Endlich wurde er aber doch unruhig. Er wollte gerade aufſtehen und nach dem Diener klingeln, um ihn Marie entgegenzuſenden, als ſich die Tür auftat, und Marie und Fritz eintraten. Marie noch immer mit dem Offizierkragen auf den Schultern. In ihren ſtrahlenden Geſichtern vermochte der Valer zu leſen. Sie ſtanden vor ihm und ſagten zuerſt kein Wort. übermannte Fritz das Glück, und er umſchloß das geliebte chen mit auffubelndem Entzücken. Fritzens Mutter ſaß am Tiſch. Sie wollte eben ein feines Gebäck in die Tesztaſſe tauchen— nun zitterte ihre Hand. Sie hatte nur noch ſo viel Ueberlegung, die Taſſe eilig an ähren Platz auf den Tiſch zurückzuſtellen. Sie ſprang auf und ſtand nun da in vollſtändiger Betroffenheit. Der Schreck, das faſt Unglaubliche das ihre Augen ſahen, konnte ſie ja baum begreifen. Fritz löſte ſich bon Marie und eilte auf die Mutter zu. „Aber Fritz“, ſtammelte ſie, ras heißt denn das alles?— Ein junges Mädchen ſo— zu küſſen— ſo— gewaltig zu um⸗ armen! Das tut man doch nur, wenn man— nun wwenn man“ „Es heiraten will“, ergänzte er ſelig. „Du— willſt— Marie— heiraten?“ fragte ſie ungläu⸗ big. „Ja, das will ich— ſchon lange— eigentlich ſotang überhaupt weiß, was Heiraten iſt.“ Faſſungslos ſah ſie ihn an. nicht— Du Hot Mie“ „Nein, ich habe es nie geſos ich abſcheulicher, K8 liſteger Menſch. So eiwas kann man nicht ſagen— Mutter! Ich war Dann Mäd⸗ „Aber das buße 100 ja gar SHilfeflehend ſah ſie den Juſtizrat an. Er lächelnd den Kopf. ſofort „Ich weiß das alles ſchon lange— ſehr lan ſals eine gwiſſe Marie Körte noch blind war.“ „Vater!“ warf dieſe bittend ein. In der Mutter ging etwas Merlwürdiges vor kämpfte noch immer mit ſich. Die Neberraſchung und lichkeit ließen ſich ſo ſchnell nicht überwinden vor beſchämende Gefühl, daß ſie wieder einmal blind blind geweſen ſein mußte. „Na, und nun beichte einmal, wie kam denn waret Ihr eigentlich?“ fragte der Juſtitzrat. Stockend und verſchämt berichtete Marie. wo zwas er fühlte. Als atte, „Das nennt man einmal eine echt Oben 75 dem Mars 1 laſſe ich Wir gefa Er liebfoſte ſein ſich an 5 ſüatewes i fort: „Es 55 0 Sle dachee bei 11 5 doch an Serccen, das arme Kind dieſe Kunde aufnehmen ſie ausdenken Marie ſchien ihre Gedanken zu vrraten. 70 genähert und ſagte leiſe: „Ich kann mein Glück noch ſelbſt nicht faſſen.— Wehmut⸗ dabei— denn wer viel beſitzt, muß immer er anderen eiwas nimmnt k5 löſen?“ Fritz nahm ih ände, legte f „Daran wollen nicht denken. Das langt ſchließlich ſein Recht— nicht war, Mutter?“ „Ja, mein Sohn“, ſagte ſie ergriffen. der Welt! Ich hab's gelernt.. Gott ſegne E 8— 5 heute 8. Seite. Geueral⸗Anzeiger.(Mittagblatt. Mannheim, den 4. März 1910. N bel, ſleider W. Stieſel Tauft u. Deutſcher Reichstag. 47. Sitzung. Donnerstag, den 3. Mär z. Am Tiſche des Bundesrats: Delbrück. Präſident Graf Schwerin⸗Löwitz eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 15 Min. s eröffnet die Sitzung Der Etat des Reichsamts des Junern. (Neunter Tag.) Beim Kapitel Behörden für zufällen begründet 885 Abg. Schwartz⸗Lübeck(Soz.) kachträglich die geſtern abgelehnte Reſolution ſeiner Parteifreunde üüber eine Rebiſion der Seemannsorduung, Unter⸗ ſtellung des geſamten Schiffahrtsbetriebes unter ſtaatliche Auf⸗ ſicht bei Mitwirkung von Perſonen aus dem Seemannsberuf, Er⸗ richtung eines Reichsſchiffahrtsamtes uſw. Im vorigen Jahre habe der Reichstag eine ähnliche Reſolution, freilich ohne die Details, einmütig angenommen. Dem Seemann niüſſe ein größerer Schutz gegen die Gefahren des Betriebes und Schädigung ſſeiner Geſundheit gewährt werden. Der Redner wiederholt die von dem ſozialdemokratiſchen Seemannsverband aufgeſtellte Be⸗ Hauptung, daß die Kapitäne häufig durch die Reeder veraulaßt ürden, die Schiffe zu ſehr zu belaſten, wodurch der Reim zu Unfällen gegeben werde; er zeigt den Abgeordneten eine Anzahl Photographien. Die Aufſichtsbehörden ſollten auf ſtrenge Einhaltung der Vorſchriften achten, die eine zu hohe Belaſtung berbieten. Die Seetüchtigkeit der Schiffe könne am beſten durch alte erfahrene Seeleute geprüft werden. Im einzelnen ſind die Ausführungen des Redners bei der Unruhe des Hauſes nur wenig verſtändlich 15 Beh. Ober⸗Reg.⸗Rat Ewald: Wenn wir die letzten Jahre berückſichtigen, ſo zeigt ſich, daß die Zahl der Unfälle ſich erheblich l 55 Jahre 1905 kamen 3481 Unfälle mit 479 Todesfällen vor, im Jahre 1909 waren es nur noch 3103 mit 316 Todesfällen. Zweifellos liegt eine er⸗ Hebliche Beſſerung gegen früher vor. Für alle deutſchen Schiffe iſt die Tiefladelinie eingeführt worden. Auch eine inter⸗ unationale Verſtändigung iſt erſolgt. Wir haben unſere ſeerechtlichen Beſtimmungen mit den franzöſiſchen verglichen, ſie ſind gang gleichwertig. Die Feſtſetzungen über die Fahrten im Nebel werden ſtrenge innegehalten. Die Seeberufsgenoſſen⸗ ſchaft tut ihr möglichſtes, ſie ſteht auch unter ſtaatlicher Kontrolle. Ein Anlaß zur Aenderung unſeres bisherigen Syſtems liegt nicht bor, 5 A N 2* die Unterſuchung bon Sce⸗ Abg. Dr. Heckſcher(Fr. Vg.): Die Seeberufsgenoſſenſchaft iſt eine Privatorganiſation, die Anter unmittelbarer ſtaatlicher Aufſicht ſteht. Die Klagen ſind fetzt hauptſächlich laut geworden wegen des Falls der„Hermine“. Bekanntlich trat eine engliſche Charterfirma an einen deutſchen Kapitän mit dem ſchamloſen Anſinnen heran, gegen eine große Summe ein hoch verſichertes Schiff auf den Strand zu ſetzen. Lei⸗ der war der deutſche Kapitän, obwohl er die unerhörte Forderung gurückwies, nicht energiſch genug. Er hätte den Kerl über Bord werſen ſollen.(Rufe: Oho!) Der alte Seehär Schwartz(Heiter⸗ Keit) hat wieder reichlich übertrieben. 88 5 Abg. Erzberger(Zentr.): In Amerika iſt von Agenten ein Bericht an amtliche Stellen ergangen, in dem die ſchwerſten Angriffe gegen die Auswan⸗ dererſchiffe erhoben werden. Hoffentlich entſpringen dieſe be⸗ 1 Miniſterialdirektor Dr. v. Joncquieres: Der Bericht iſt uns nicht amtlich bekannt geworden, wohl aber wiſſen wir von ihm. Es ſind in der Tat die ſchärfſten Angriffe gegen Auswandererſchiffe in dieſem Bericht geſchleudert worden, ohne die Namen der Schiffe oder der Linien zu nennen. Dies Verfahren, Angriffe zu erheben, ohne dem Angreifer Gelegenheit zu geben, ſich zu verteidigen, müſſen wir entſchieden zurückweiſen. Darüber waren nicht nur deutſche Reedereien empört, ſondern auch engliſche, und mit vollem Recht. Die in dem Bericht geſchilder⸗ ten Zuſtände ſind auf deutſchen Schiffen und bei deutſcher Schiffs⸗ mannſchaft unmöglich. Ich begrüße es, daß wir Gelegenheit Hhaben, hier im Intereſſe unſerer deutſchen Schiffe, ſowohl im ntereſſe der Reedereien wie der Schiffsmannſchaft, zu erllären, aß dieſe Vorwürfe uns nicht berühren.(Beifall.) Es folgt das Kapitel„Statiſtiſches Amt“. verkaufen. Eichelsheimer⸗ Bu Abg. Dove(Fr. Vg.): Jede den, weil immer eine gewiſſe Tendenz hervortritt. Leider gehen die verſchiedenen Länder bei ſtatiſtiſchen Berechnungen über dieſelbe Materie immer noch von verſchiedenen Grundlagen aus. Eine internationale Verſtändigung auf dieſem Gebiete iſt not⸗ wendig. Staatsſekretär Delbrück: Zuberläſſig müſſen natürlich die Statiſtiken ſein. Unſere Statiſtiker ſind dabei, ſich mit den ſtatiſtiſchen Aemtern anderer Länder zu verſtändigen, um die Statiſtiken zu vereinheitlichen und Fehlerquellen nach Möglichkeit zu vermeiden. Wir verkennen nicht, daß damit die Anforderungen an eine gute Handels⸗ ſtatiſtik noch nicht erfüllt werden. Der größte Mangel iſt, daß wir keinen Ueberblick haben über die Ein⸗ und Ausfuhr von Kapital und über die Produktion von Gütern und Kapital im In⸗ lande.(Beifall.) Abg. Baſſermann(Natl.): Das ſtatiſtiſche Amt hat Erhebungen über die Verhältniſſe der in der Binnenſchiffahrt beſchäftigten Perſonen angeſtellt. Da⸗ nach leidet das Perſonal unter Ueberlaſtung. Die Arbeit wird von Jahr zu Jahr ſchwerer. Infolgedeſſen findet eine Flucht aus der Schiffahrt in die Induſtrie ſtatt. Man verlangt in Schiffer⸗ kreiſen Feſtlegung der Nacht⸗ und Sonntagsruhe. Dieſer durch⸗ aus ſtaatstreuen und lohalen Kreiſe hat ſich ſchon eine gewiſſe Erbitterung bemächtigt darüber, daß die hierfür notwendigen geſetzlichen Vorarbeiten noch keinen Abſchluß gefunden haben. Dringend bitte ich um Beſchleunigung.(Beifall.) Staatsſekretär Delbrück: Wir haben noch ein Gutachten vom Reichsgeſundheitsamt über die betr. Verhältniſſe eingefordert. Sobald es vorliegt, werden wir in den Arbeiten fortfahren. Abg. Vrey(Soz.) beſpricht die Arbeitsverhältniſſe in der chemiſchen Induſtrie, beſon⸗ ders in den Elberfelder Farbwerken. Der Redner befürwortet eine Reſolution, wonach durch den Beirat für Arbeiterſtatiſtik Unter⸗ ſuchungen veranſtaltet werden ſollen über die Arbeitsverhältniſſe der bei Herſtellung von Säuren und Teerfarben beſchäf⸗ tigten Arbeiter, insbeſondere in den Abteilungen der Betriebe, in welchen mit giftigen und exploſiven Stoffen gearbeitet wird. Abg. Dr. Jaßbender(Zentr.) verlangt eine Statiſtik über das Genoſſenſchaftsweſen. Die Genoſſenſchaften müſſen geſetzlich verpflichtet ſein, die Frage⸗ bogen des ſicgtiſtiſchen Amts zu beantworten. 5 Abg. Gothein(Fr. Vg.): Hätten wir verhandlungsfähige Organiſattonen in der Binnen⸗ ſchiffahrt, dann würde die Frage der Sonntags⸗ und Nachtruhe bald geregelt ſein. Zu den Vorarbeiten müſſen auch die Arbeitnehmer zugezogen werden, Abg. Legien(Soz.) fordert ebenfalls eine Genoſſenſchafts⸗Statiſt'k und eine Verheſſe⸗ rung der Streikſtatiſtik. Die amtliche Streikſtatiſtik iſt unzuläng⸗ ich, weil die Arbeitnehrter dabei nicht mitgearbeitet haben. Eine Reſolution des Zentrums, die den Beirat für Arbeiter⸗ ſtatiſtik zu Beratungen auffordert, wie die Streikſtatiſtik zu berbeſſern und weiter auszugeſtalten iſt, wirkd angenommen, ebenſo durch eine Zufallsmehrheit eine ſozialdemokratiſche Reſolu⸗ tion, die an Stelle der„häufig unvollſtändigen und unzuverläſſigen eine wiſſenſchaftlich einwandfreie Streikſtatiſtik“ verlangt. Die Reſolution der Sozialdemokraten über die Arbeitsverhältniſſe in den mit der Herſtellung von Säuren und Teerfarben beſchäftigten Betrieben wird abgelehnt. Es folgt das Kapitel„Reichsgeſundheitsamt“. Eine Reſolution v. Treuenfels(Konſ.) fordert baldmöglichſt einen Geſetzentwurf zur Verhinderung des Mißbrauchs nar⸗ kotiſcher Arzneimittel. Eme Reſolution des Zentrums verlangt allgemeine Vorſchriften zur Verbeſſerung der Wohnungsvperhältniſſe der minderbemittelten Klaſſen, ferner Unterſtützung der Arbeiter⸗ und Beamtenwohnungsvereine und eine Verſtändigung der einzelnen Staaten zur Förderung eines geſunden Wohnungsweſens. Eine weitere Reſolntion, die von Abgeordneten der Rechten und der bürgerlichen Linken unter⸗ eichnet iſt, wünſcht, daß in dem nächſten Gtat Mittel zur Erfor⸗ IWung und Bekämpfung des Alkoholismus eingeſtellt werden. Abg. Dr. Jaeger(Zentr.) empfiehlt die Reſolution ſeiner Partet:. Abg. Dr. Junck(Natl.) beantragt Erhebungen über die Wohnungsverhältniſſe, be⸗ ſonders die kleineren und mittleren Wohnungen. Statiſtik muß mit einer gewiſſen Vorſicht genoſſen wer⸗ 9 Staatsſekretär Dr. Delbrück: Ich verkenne keinen Augenblick die außerordentlich große Be⸗ deutung der Fürſorge für Geſunde und allen hygieniſchen und moraliſchen Anforderungen entſprechende Wohnungen. Ich habe mich perſönlich ſeit zwei Jahrzehnten mit dieſen Problemen be⸗ ſchäftigt. Nach meiner Meinung iſt die Frage nur durch die Kommunen zu löſen. Ein Teil der großen Kommunen hat berxeits Hervorragendes und Vorbildliches auf dieſem Gebiete ge⸗ leiſtet. Allerdings ſoll die Sache den Kommunen nicht allein über⸗ laſſen werden. Ich würde es aber für außerordentlich ſchwierig halten, die Angelegenheit für das ganze Reich durch ein Reichs⸗ geſetz zu regeln. Bereits bei dem Wohnungsgeſetzentwurf für Preußen haben ſich große Schwierigkeiten ergeben, für ein großes Gebiet allgemein gültige Vorſchriften aufzuſtellen. Wie viel mehr wird das der Fall ſein, wenn bei den Bundesſtaaten des Reiches die verſchiedenen Organiſationen und die Kompetenzverhältniſſe der einzelnen Bundesſtgaten zur Geltung kommen. Ich bin daher nach wie vor der Meinung, daß man die Regelung den einzelnen Bundesſtaaten überlaſſen muß. Der national⸗ liberale Sprecher wünſchte auch kein beſonderes Wohnungsgeſetz, ſondern nur Erhebungen von Reichs wegen über die Verhältniſſe der kleinen Wohnungen. Darin liegen aber bereits ſo vorzügliche Arbeiten vor, daß jeder ſich einwandfreies Material beſchaffen kann. Eine Reihe von Städten und die ſtatiſtiſchen Aemter haben wertvolle Arbeiten dazu geleiſtet. Ein Reichsgeſetz würde nicht nur ſehr ſtarke Eingriffe in die Baupolizei der einzelnen Städte mit ſich bringen, ſondern auch tief⸗ gehende Eingriffe in die perſönliche Freiheit des Einzelnen. Man vürde dem einzelnen Familienvater vorſchreiben, wieviel Zimmer er für ſeine Familie bedarf. Ich meine, daß vor allem die ge⸗ meinnützigen Vereine Vorbilder in der Errichtung von Kleinwohnungen ſchaffen ſollten. Die Wohnungsfrage iſt mitunter in jeder Kommune anders zu regeln. Den vorgetragenen Zielen kann ich zuſtimmen. Nur bin ich im Zweifel, ob der Zeitpunkt gekommen iſt, dieſe Sache reichsgeſetzlich zu regeln. Ich bin im Zweifel, ob wir heute in der Lage ſind, gewiſſermaßen ein Blankogeſetz zu ſchaffen, das den Bundesſtaaten nicht nur die Bahn frei macht für zweck⸗ entſprechende Anordnungen auf dem Gebiete des Wohnungs⸗ weſens, ſondern auch keine Hemmung ſchafft, die von den Beteilig⸗ ten, und zwar nicht bloß von den Kommunen und Hausbeſitzern, ſondern auch von den Wohnungsinhabern ſelbſt unbequem empfun⸗ den wird. Sie können verſichert ſein, ich werde mit der größten Aufmerkſamkeit die Sache weiter verfolgen.(Beifall.) Abg. Gleitsmann(Zentr.) wünſcht großzügige Maßnahmen in der Bekämpfung des Woh⸗ nungselends in den Großſtädten im Intereſſe der Volksgeſundheit und der Sittlichkeit. Abg. Kobelt(Wildlib.) ſpricht über die Konſervierung von Fleiſch. Man ſollte nicht alle Konſervierungsmittel verbieten. Schädlich dürfen ſie natürlich nicht ſein. Es gibt nicht einmal einen abſolut giftigen Stoff.(Hei⸗ terkeit.) Ja, eine derartige Sache verſtehen Sie nicht. Am Lachen erkennt man den Narren!(Heiterkeit.) Vizepräſident Erbprinz zu Hohenlohe: Herr Abgeordneter, ich nehme an, daß Sie damit kein Mitglied dieſes hohen Hauſes gemeint haben.(Große Heiterkeit.) Abg. Kobelt: 5 Selbſtverſtändlich nicht!(Erneute Heiterkeit.) Die Nah⸗ rungsmittelunterſuchung iſt heute verworren und unzeitgemäß. Von Ginheitlichkeit iſt nichts zu ſpüren. Reichsgeſetzliche Regelung iſt dringend am Platze. Den Nahrungsmittelchemikern iſt zu viel Selbſtbeſtimmungsrecht eingeräumt. Es müßte ein Geſundheits⸗ beirat aus Vertretern des„Handels, des Gewerbes, der Induſtrie und aus Aerzten gebildet werden, der grundlegende Beſtimmungen für die Nahrungsmittelerzeugniſſe, für den Verkehr mit den Lebensmitteln, die Konſerbierungen und ähnliche Fragen zu treffer hätte. Namens der Nahrungsmittelinduſtrie bitte ich das Reichs⸗ geſundheitsamt, ſich mit der Konſervierung der Lebensmittel mög⸗ lichſt bald und intenſiv zu beſchäftigen.(Beifall links.), Abg. Baumann(Zentr.) ſpricht über Weinfälſchungen. Eine einheitliche ſtrenge An⸗ wendung der Beſtimmungen über die Weinkontr- le iſt dringend notwendig. Sie iſt am beſten durch die Begründun einer Reichs⸗ zentrale für Weinkontrolle zu erreichen. Heute hat die unlautere Konkurrenz gegenüber dem ehrlichen Weinhandel vielfach noch die Oberhand. Die Zentrale könnte aufklärend wir⸗ ken und ſomit auch viele fahrläſſige Uebertretungen des Wein⸗ geſetzes verhindern. Abg. Dr. Roeſicke(Konſ.) ſpricht im Sinne des Vorredners 205 Geheimrat Frhr. v. Stein erklärt, daß die Kontrolle ausreichend ſei. Das Haus vertagt ſich. Wekterberatung: Freitag 1 Uhr. Schluß 774 Uhr. 8 1 aroß. Ausſtelkaſten wen eigeie 85 55 55 5 Ein Mann, 35 Jahre Ankauf. 1 Nedeeegn Bret 2 e. Ubſeizrin-ehneiderl Labrlingsgesnele etes), zacht Stele els Kaf. Bureaux 0 ferde, werden geſucht. 15950 verk. Dambach, 2, 11. ſtraße 31, 4. St., Süß. 26995 Schweſne, Hühner, nebft! Damenſchneiderei K. Ott, Lehrling zur gründl. 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März bei dem Vorſland eingereicht werden. Wir bitten um zahlreiches Erſcheinen unſerer Mitglieder Mannheim, 12. Februar 1910. 6176 Der Vorſtand. In der Hauptſynagoge. Freitag, den 4. März abends 6 Uhr Samstag, den 5. März morgens 9½ Ubhr. Nachmitlags i Jugendgottesdienſt mit Schrifterklärung. Abends 6⁵⁸ Uhr. An den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. Abends 5½ Uhr. In der Clausſynagoge. Freitag, den 4. März, abends 6 Uhr Samstag, den 5. März, morgens 8½ Uhr, abendss“ Uhr. An den Aöochentagen: 5 Morgens 825 Uhr—— Abends 5. Uhr.—5 J 910 puſzschüle WeſtAcsehe 10,0% Gründliche, gewiſſenhafte Ausbildung in kürzeſter Zeit für Privat⸗ und Berufszwecke. 14433 Beſte Empfehlungen. We Viele meiner früheren Schülerinnen bekleiden heule einträgliche Stellungen in erſten Häuſern. monatlicher Kurs 15 Mk., jeder weitere Monat 12 Mk. Lehrmaterial ſrei.— Anmeldungen bald erbelen. Achtung! Achtung! Verkaufe 6173 Prima Kalbfleiſch nur 70 Pfs. b. Pfd⸗ Prima Maſtfleiſch.. 66 Pfs. v. Pfd. Prima jung. 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Bihlmeyer,., Friedrichfelderſtraße 35 61. 26. Conrad,., N 4, 23 62. 27. Conſum⸗Veiein Mannheim 63. 64. 29. Eckert,., Weidenſtraße 7 65. 30. Eckert, K.., Sandboferſtraße 14 66. 31. Ellwanger,., Windeckſtraße 41 67. 32. Friedel,., Seckenheimerſtraße 70 68. 69. 70. Zorn,., U 5, 10 71. Fr. Metz, B 3, 9. Die unterzeichneten Brauereien und Flaſchenbierhändler haben auf Grund des Ge⸗ ſetzes vom 12. Mai 1894 die Namensaufſchrift auf ihren Flaſchen, Verſchlüſſen u.. w. als Warenzeichen ſchützen laſſen bezw. zur Eintragung angemeldet. Sie haben allein das Recht, derartige Flaſchen in den Verkehr zu bringen und warnen daher eindringlich vor deren Ankauf, Verkauf und mißbräuchlicher Benutzung. Wer biergegen verſtößt, macht ſich ſchadenerſatzpflichtig und iſt ſtrafbar an Geld von Mk. 150.— bis Mk. 3000.— Zur Erleichterung des Austauſches verwechſelter Flaſchen hat der Verein ſelbſtändiger Flaſchenbierhändler von Mannheim und Umgebung E. V. im Hauſe U 5 Nr. 9 ein Umtauſchlager errichtet, wo einlaufende Flaſchen deren Eigentümern— ſoweit dieſe ſich Verzeichnis der am Flaſchen⸗Austauſch teilnehmenden Firmen. Hübſch,., Schwetzingerſtr. 105 Heß& Kalb, Waldhofſtr. 18 Hummel,., D 5, Weinberg Haas, L.(W. Eckard), Alphornſtr. 34 Hoſmann, E.., 8 6, 33, Fürſten Jung,., Bellenſtr. 9 Kraus, Ch., Raeindammſtr. 32 Köhler,., X 1, 6 Kruſt,., Lortzingſtr. 38 Lindenhofſtr. 31 Kratt, J. Lindenhofſtraße 96 Metzger,., Rhein äuſerſtraße 67 Merkle, Betz., Meerfeldſtraße 57 Maile, K, Käfertalerſtraße 201a Moritz.., Zehnt ſtra e 27 Obermüller,., 8 2, 16 Ottmann, Ph., 3. Querſtraße 28 Pantle,., 12. Querſtraße 9 Wolf, R. Gebr., Schanzenſtraße 6 Ries,., Zehntſtraße Lo Salm, Volmar, Ludwigshafen Schmenger,., Lortzingſtraße 48 Schäfer,., Pflügersgrundſtraße 25 Schwar:(Ritter), Meerfeldſtraße 80 Steinbach,., 14. Querſtraße 9 Stumpf,., H 7, 34 Schmitt,., Seckenheimerſtraße 84 Schuhkraſt,., P 6,9 Seitz,., J 4, a. H. Seitz, J.., Augartenſtr. 35 Schumann,., Seckenheimerſtr. 90 Walter,., U 5, 25 Weckert,., Kleinfeldſtr. 11 laß der Schreinermeiſter Jakob Wacker der Zuſchlag erfolgt, wenn wird. deſehen werden. Bezeichnung 6 Grundſtücks. Einfahrt, Dachzimmer und Balkenkeller, Kleinfeldſtücke, Anſchlag 4 ,4 pro qm. 3 Wirbel, Anſchlag pro am 1 ½% 60. 4 pro qm 80 g. Neckarau, Anſchlag 4, pro qm. Manunheim, den 19. Februar 1910. Großh. Notariat VI: Mayer. Sgb.⸗Nr. 10606, 5 ar 89 qm. Hofraite und im Stadtteil Neckarau, Friedrichſtraße Nr. 65 Hofraite ſteht ein einſtöckiges Wohnhaus mit überbauter An das Wohn⸗ Grundſtücks⸗Verſteigerung. Am Samstag, 5. 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Trotz ihrer ſechsundvierzig Jahre war Frau Eva eine noch immer bildhübſche, berückende Erſcheinung, heſonders in Ball⸗ und Geſellſchaftstoilette. Sie lächelte dann immer ſtolz und glücklich, wenn ſie die bewundernden Blicke bemerkte, die ihr folgten. Natürlich gab es auch viel Neid und Mißguſt unter ihren Altersgenoſſinnen, das wußte ſie. „Eine Mutter von vier Kindern— darunter eine eingeſeg⸗ hete, heiratsfähige Tochter und ein Sohn Sekundaner, die ſollte doch endlich einmal„Schluß machen“ zu Hauſe bleiben und hgicht die ganze Saiſon hindurch Geſellſchaften beſuchen“, hieß Aber, wenn Frau Eva dergleichen zu Ohren kam, ſo lachte ſie gur Lange genug hatte ſie Feſtesglanz entbehrt, ſich mit den klei⸗ gen Kindern redlich abgeqnält, mit einer Dienſtmagd vom Dorf Als einzige Hilfe. Damals war es ſchmal zugegangen bei Profeſſors, als Wegener noch Oberlehrer geweſen. Dann machte Frau Eva unerwartet die reichliche E ſchaft, und dann kam der Ruhm, mit ihm die klingend Münze, weſche dem Profeſſor in gelehrtes Buch einbrachte, ein Buch ſo gelehrt, daß Frau Eva es niemals bis zu Ende geleſen batte. Zu ihrer grenzenloſen hatte. Er hatte ſie in ſeiner gütigen Art getröſtet, er nahm das Mißgeſchick gar nicht übel.„Jedem das Seine, liebes Kind, geh Du nur und amüſiere Dich, als ganz junge Frau haſt Du genug zu Hauſe ſitzen müſſen, geh in Theater, Konzerte, geh auf Bälle, kanze, ſei froh, genieße Dein Leben. Du ſelber biſt ja der berkör⸗ perte Frohſinn. Ich genieße meine Zeit nicht minder gut, wenn ich in meiner Studierſtube hocke.“ und es war ſo ſchön, in Seide und Spitzen einherzurauſchen, don Hauſe war an ſich ein kleines Die freudige Erwartung des Kommenden. Wie ein großes unerſättliches Kind war Frau Eva darin Den koſtbarer Abendmantel leicht um die Schultern gelegt— nun den Fächer genommen— die Federboa— echte Straußfedern natürlich— das Täſchchen aus ſilbernen Maſchen, das Spitzentaſchentuch— alles ſo ſchick, ſo elegant, ſo übereinſtimmend in erleſenem Geſchmack. Und rund umher das bewundernde Hausperſonal: die Stütze, die Köchin, das Stubenmädchen.„Nein— find gnädige Frau Feſt Heues beißen.“ allgemeine Entzücken dad dem Teppich einen P die immer noch etw nicht mit Worten: „Du wirſt heute auf dem Souper ganz gewiß wieder die allerſchönſte ſein, Muttelchen“, erklärte ſie ſehr beſtimmt. hin fährſt D Kurfürſtenſtraße— Kleid. Nein, „Ach, geh doch, Aber Fräulein küßte mit geſpitztem Dora reckte ſich — ————KK—— urch ein, daß er im Hintergrunde auf urzelbaum ſchlug. Dora, die achtzehnjährige, as zu fußfreie Kleider trug, kargte dagegen „Wy⸗ u denn heute? Ach, richtig, zu Generals in die nimm nur ja ein Auto an der Bahn in Berlin“, fügte ſie altklug ermahnend hinzu,„es ſchlackt am Ende nachher, die Luft iſt ſo neblig, und denke bloß, Dein ſchönes zu ſüß biſt Du heute, Muttelchen, zum An⸗ Du Schmeichelkatze.“ auf ihren Fußſpitzen und Mäulchen ihre ſchöne, ſtrahlende Mutter vor⸗ ſichtig auf die Wange— das neue Kleid durfte beileibe nicht zer⸗ drückt werden: Draußen wartete die Droſchke, die Frau Eva zur Bahn Tüchtiges Mädchen fiir ihre Bitte mal ein har Korrektu Beſchämung war ſie ſogar eingeſchlafen, als ihr Gatte ihr auf des Werkes vorgeleſen heute wieder ſchön!“ Wie Frau Eva das alles liebte— wie empfindlich ſie für ſolche naiven Huldigungen war. Und dann kamen die Kinder: „Hänschen, zerdrück meine Spitzen nicht— ganz ſacht darfſt Du Deiner Mutti einen Kuß geben, Du kleiner Schelm, Du Un⸗ bansds Der ein wenig kurzſichtige Sekundaner Ewald kam aus ſeiner Stube, wo er über einer deutſchen Ausarbeitung gebüffelt hatte, herbei. Auch er ſtarrte ſeine glänzende Mama in ſprachloſer Bewunderung an. Fritz, der dicke Quintaner, ſtimmte in das brachte. Und nun ſaß die elegante Frau im dahinſauſenden Zuge, ſtreifte ſich gemächlich die Handſchuhe über und dachte daran, wer wohl heute auf dem Eſſen bei Generals ihr Tiſchnachbar ſein würde? Wie ihr eben einfiel, wurde der Abend zu Ehren eines Neffen gegeben, der als Arzt in Südoſtafrika ein paar lang geweilt und nun zu dauerndem Aufenthalt nach Deutſchland heimgekehrt war. Bei Generals war Frau Eva immer ſehr gern zu Gaſt— das prächtige alte Ghepaar liebte es, einen frohen Kreis um ſich zu ſehen, unter 5 bis 6 Geſell⸗ ſchaften im Laufe der Saiſon tat man es dort nie. (Schluß folgt.) 7 D F& 8 ur Konfrmafion. ntenteht General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) 13. Seite. Mannheim, den 4. März 1910 Empfehle alle Sorten Käse ſeine Thür. u. Westfal. Murst-u. Fleiswaren Alles in besten Qualitäten bei mässigen Preisen. Bei sonstigen Einkäufen frische Eier (gestempelt), per Stück 9 Pfg. 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Es ging zum Preiſe von 50 500 M. in den Veſitz der Sparkaſſe Säckingen über. =Freiburg i. Br., 1. März. Samstag vormittag wurde im Souterrain der ſtädtiſchen Gewerbeſchule in Gegenwart von Regierungsvertretern und Vertretern des Stadtrates die vom Landesgewerbeamt ſubventionierte Ausſtellung von Löt⸗ und Schweißapparaten eröffnet, die ſehr gut und na⸗ mentlich von auswärts beſchickt iſt. Ausgeſtellt haben Fabriken in Berlin, Düſſeldorf, Stuttgart, Augsburg, relativ am beſten ſind Mannheimer Firmen vertreten, ſo: Hera, Spezialfabrik für Schweißapparate in Mannheim, H. Hommel, G. m. b.., Maann⸗ heim, Peter Kohl⸗Mannheim⸗Neckarau, Vertreter des Autogen⸗ werkes Sirius G. m. b.., Düſſeldorf; dann wären noch zu er⸗ wähnen die Badiſche Eiſen⸗ und Blechwarenfabrik Motz u. Co. G. m. b.., Sinsheim⸗Elſenz und die Firma Gebr. Staiger in St. Georgen(Schw.). Pfalz, Heſſen und Umagebung. * Kaiſerslautern, 3. März. Pfarrer Stallmann vog Theisberaſtegen wurde bei ſeinem überempfindlichen Ehrgefühle durch leichtſinige Anſchuldigung in den Tod getrieben. In der Unterſuchung handelte es ſich um einen Fall, wo in formell in⸗ korrebter, aber ſachlich berechtigter Weiſe eine Quittung über 10 M. in eine ſolche über 19 M. umgewandelt wurde. Die Staats⸗ anwwalkſchaft hat in deinem Stadium der Unterſuchung eine Ver⸗ baftung auch wur erwogen. Sportliche Rundſchau. * Baden⸗Baden, 2. März. Die Erbauung der 1. deut⸗ ſchen Luftſchiffhalle in Baden⸗Baden iſt nun endgültig genehmigt. Am Sonntag tagte der Aufſichtsrat der Deutſchen Luftſchiff⸗Aktiengeſellſchaft in Frankfurt a.., in welcher die Stadt Baden⸗Baden durch ihren Oberbürgermeiſter Fieſer ver⸗ treten war. Der mit der hieſigen Stadtgemeinde vereinbarte Vertrag wegen Abgabe des erforderlichen Geländes fand die Zu⸗ ſtimmung des Aufſichtsrates, wie auch die erforderlichen Mittel zur Ausführung der 160 Meter langen und 25 Meter breiten Luftſchiffhalle in Eiſenkonſtruktion bewilligt wurden. J. M. Fußball⸗Reſultate vom 27. Febr. Weſtkreis: Darm⸗ ſtadt: F. K. Olympia—.K. Germania⸗Ludwigshafen.0; Saar⸗ brücken: S. K. Saar 1905 F. V. Mannheim⸗Neckarau(Meiſter⸗ ſchaftsſpiel B⸗Klaſſe) 22.— Südkveis: Karlsruhe: F. K. Alle⸗ mannia—.K. Freiburg 221;.K. Phönix— F. V. Straßburg :1; Pforzheim: 1..K. Pforzheim—.V. Karlsruhe:0; Stutt⸗ gark:.K. Kickers Stuttgart— FK. Sportfreunde Stuttgart:0. — Oſtkreis: Fürth: Spielvereinigung Fürth—.K. Nürn⸗ berg 211. Auszug aus dem Standesamts⸗Begiſter für den Sladtteil Feudenheim. Febr. Verkündete. 1. Stauder Gg. Theod., Kaminbauer und Eva Marg. Wühler. 10. Back Jakob 11 VLandwirt und Kath. Stein. 1. Mayer Sam. III., Maurer und Barb. Feuerſtein 12. Hahn Joh. 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Wegen Umzug großes, 166 Der Wolkenkratzer dient fast miemalt nicht gerade als Hotel ausgebaut wird, Geſchäftsräumen ein Heim. So vereinen ſich in dieſen Wolken⸗ kratzern die induſtriellen und finanziellen Intereſſen einer ganzen Stadt; in kleinen Städten ſteht in der Mitte ſolch ein gewaltiges Haus, in dem alle Büvos der Induſtrieen uſw. umbergebracht ſind. In einer kleinen Stadt Pennſylvaniens z. B. kann man in ſolch einem Wollenkratzer ſich veuheiraten, ſich verſichern, ſich operiereg Laſſen, ſein Teſtament aufſetzen und den Sarg mit vornehmſter Leichenfeier beſtellen. Die meiſten Wolkenkvatzer hat naturgemäß Nefſphork aufzuweiſen, ſchon desbalb, bveill die öſtliche Metropole auuf einer Inſel liegt und ſich dahen nur nach obem ausdehnen kann. Außerdem will ſich das moderne amerikaniſche Geſchäftsleben ſtets innerhalb weniger Straßen abſſpielen, kontzentriert daher den Ge⸗ ſchäftsbetrieb auf einige wenige Häuſerkomplexe, veveinfacht ihn ſo und erſpart wiel Zeit. Zwei der gigantiſchen Newhorken Architektur⸗ werbe ſind höher als der Kölner Dom: das Singer⸗Gebaude um 30 Meter und das Metropolitam ſogar um 45 Meber. In einer inteveſſanten Korveſpondenz aus Newyork, die die Internationale Wochenſchrift für Wiſſſenſchaft, Kunſt und Technik veröffentlicht, wird der Bau eines ſolchen Wollenkratzers geſchildevt, in dem die amerikaniſchen Architekten die Aufgabe gelöſt haben, auf geringer Vodenfläche Raummöglichkeiten zuu ſchaffen, für die in europäiſchen Städten das Vielfache des Tewrains zur Verfügung ſtehen würde. Solch ein Bau wird natürlich von einem getpöhnlichen vierſtöckigen Hauſe in allem, im Materialien, Ausfüührung, Architeltur ſehr ber⸗ ſchieden ſein. Da Wolkenkratzer auf teuerem Grund und Boden ſtehen, muß der Grundriß ganz dem Bauplatz angepaßt werden und iſt bald dreieckig, bald halbrund, bald rechteckig. Manche dieſer Bauten, wie das durch die gratziöſe Wucht ſeiner Linien berühmte Fuller Building, verdanken einen Teil ihves Reizes einem unge⸗ wühnlichen Grundriß. Unter den Bedingungem, die mnan notivendig an einen Wolkem⸗ bratzer ſtellen muß, iſt die der Standſicherheit die wichtigſte. Ihre gewaltige Höhe gibt den Gebäuden ein großes Gewicht, da beiſpiels⸗ weiſe bei 20 Stockwerken das 16. Stockverk eine ſo große Laſt trigt wie bei einem vierſtöckigen Haus das Fundamemt des Ge⸗ Häurdes. Der Druck, der auf das Fundament eines Wolkenkratzers ausgeübt wind, iſt aber ein ſo großer, daß gewöhnliche Materialien micht ümſtande wäven, die über ihnen liegende Laſt zu tragen. Daher hat jeder Wolkenkratzer ein ſtählernes Skelett; er wird anſtatt durch Mauern durch einen Stahlrahmen getragen, der aus Säulen, Trägern und Verſteifungem beſteht; die Mauern ſind nur Unrbleidungen des ſtählernen⸗ Gerippes. Die ſenkvechben Beſtand⸗ teile dieſes Stahlrahmems werden aus Sauben gebildet, die vom Fumdament aus bis zum Dachſtuhl hin durchgehen und die, in genügenden Abſtänden befindlich, die geſamte Laſt des Gebäudes und ſeines Inhaltes ſenkrecht nach untem in die Erde zu befördern. en. Die Säulen des Nerphorker Times⸗Gebeurdes haben eime Laſt von etwa 25 000 Tons zu tragem. Dieſe aus gewalztem Profilſtahl zuſammengenieteten Säulen ſind auf das genaueſte be⸗ vechnet. Die Säulen müſſen am Fundament am ſtärkſten ſein und Dürfem deſto ſchwächer gehalten werden, je mehr ſie ſich dem Dache Wern. Miteinander verbunden werden die ſenkrechben Säulen ich wagerechte Träger, die dann mit Hilfe geeigneter Ver⸗ mit ihmen zuſauumen ein ſtarres ſtählernes Gerſppe, das t des künftigen Wol bilden. Aus vier Trägern ſich immer die Umriſſe eines Zimmers guſammen; in ihre die Wände, Decken und Fußböden ein. eingebauten Mauerm dienen bediglich der ecken, wenn er onder tet Büros und 2 — aut man swiſchen die Träger Abavenzung der einzelnen Meaunlichbeiten, ſind ſpa⸗ Weude ſe eden ae eus auen denen Paterte n eherlich det Wette. hat anan nämlich mit eimen* 1 ſtöckig, zum 1. April 1910, ev. Nünme, paſſend für Werkſtätte, Ma⸗ —0 Ageretr 00. Stallung. gazin, Auto⸗Garage ete. Näh. G. Joſt, G. 3, 12. 26470 Helle Werkſtatt, Lagerraum helles Magazin, 3⸗ 5 3 Pferdeſtall für 3 P D 6, 3 Fr. Boffstfaettel ferde per 1. möglichft keinen Umfang beſchränkt bleiben. Der Wolkewbratzer muß alſo haben: 1. lauter feuerſicher umkleidete Giſent 2. Dicke Mauern, 3. ſeuerſichere Trennungswände, Decken, Treppen uſtw., 4. feuerſicheres Holz und Glas, 5. guut iſolierte elelbriſche Leitungen, 6, ſind durchgehende Schächte zut bermeiden oder feuerſicher zu iſo⸗ lieren, 7. müſſen große, leicht erreichbare Waſſervorräte zum Löſchen da ſein. Eim drittes Haupterfordernis iſt eim ſchneller und aus⸗ giebiger Auſtzugsdienſt. Manche dieſer Gebäude haben eine Bevöl⸗ kerung von 3000 Perſonen, die alle mit großer Pünktlichkeit zur ſelben Zeit zum Eſſen gehen wollen. Maun baut daher in einen Wolkenkratzer prinzipiell ſo viel Aufzüge, wie man nur kamn. Dieſe Aufzüge haben ihre beſtimmten Halteplätze, halten vegel⸗ mäßig immer nur zwiſchen zehn Stockwerken am. Einzelne Expreß⸗ lifts des Times⸗Gebäudes z. B. gehen bis gzum 16. Stockwerk, ohne anzuhalten, durch und zwar in 33 Sekunden. Daumn Halten ſie an jedem der ſpeiteren zehn Stockwerke. Für die Sicherheit dieſer raſend raſch laufenden Fahrſtühle wird natürlich die größte Vor⸗ ſicht verwendet; in jedem Flur zeigen Inſtumente aun im welcher Richtung er ſich bewegt und in welcher Höhe er ſich befindet; über⸗ ſchreitet er eine gewiſſe Geſchwindigkeit, ſo wird er aurtomatiſch zum Stillſtand gebracht. Dampfheizung durch Radiationen, Zuführung abgekühler Luft, Marmorbecken mit kaltem und warmen Zufluß, Telephon⸗ und Telegraphemanſchluß ſind in jedem Bürro vorhanden. Doch ſind die Räume infolge der hohen Koſten ſehr Klein. — Svpante Arrhenius über die Marskanäle. In jüngſter Zeit iſt der Streit über das„Sein oder Nichtſein“ der Mars⸗ kanäle mit erneuter Heftigkeit ausgebrochen. Dem großen Publikum iſt nur die eine Theorie bekannt, nach der die Marskanäle Werke der Ingenieurkunſt der intelligenten Mars⸗ bewohner ſind. Demgegenüber verteidigt jetzt Svante Arrhe⸗ nius, der berühmte ſchwediſche Phyſiker, die Theorie, daß die Marskanäle Spalten ſind, die den Spalten der Erdkruſte ent⸗ ſprochen. Mit dieſen hat ſich die Wiſſenſchaft in letzter Zeit wegen des Zuſammenhanges mit den Erdbeben beſchäftigt. Als ſchlagendes Beiſpiel zeigt Arrhenius in der„Deutſchen Revue“ an der Hand einer Karte der Erdbebenſpalten in Sizilien und Kalabrien die überraſchende Aehnlichkeit der Netzwerke von geraden Linien. Lowell hat gegen dieſe Theorie eingewendet, die Marskanäle ſeien viel zu lang, um als Erd⸗ bebenſpalten gedeutet werden zu können. In der Tat mißt die längſte bekannte Erdbebenſpalte auf der Erde 600 Kilo⸗ meter, während zum Beiſpiel der Kanal Phiſon 3620 Kilo⸗ meter lang ſein ſoll. keinem Zweifel, daß die gerade, faſt nordöſtlich verlaufende Weſtküſte von Südamerika zwiſchen Arica und der Magelhaen⸗ ſtraße ebenfalls eine gewaltige Spalte iſt. Ihre Länge be⸗ trägt 3600 Kilometer. Die anderen großen Spalten auf der Erde ſind deshalb nicht bekannt, weil ſie zum Teil unter; dem Meer, zum Teil aber in Gegenden verlaufen, die noch nicht von kultivierten Völkern beſiedelt ſind. Länge der Spalten auf dem Mars erklärt Arrhenius daraus, daß der Mars in ſeiner Veränderung weiter vorgeſchritten iſt als die Erde, außerdem aber aus den abweichenden Phßfſi⸗ Für Arrhenius unterliegt es jedoch Die größere auch als Werkſtätte, zu ver⸗ 5 März zu verm. Näh. Frau Fehn, 5 guſen Naheres Burcan, eh ee Wu., Ie I. II. park. 26453 Uuisenring 61. 8 Telephon 561. Gasmotor, Gasbfe ivelier⸗Apparat in⸗ Neſengartenſtraße 20. 13573 Stallung und Nebenräume,— G 5 Ga 91 n, N 8 r⸗App ra Ladenein Autogarage mit Nebenraum Schanzeuſtr. zu verm. 26484 0„n 6 Komplette Kücheneinrichtungen, Tische, Hocker richtung, Kücheneinrichtung, Plüſchgarnitur, ein 2tü⸗ auch als Magazin od. Werk⸗ Näh, Lniſeuring 37 parl. Ackerſtr. 20 garderobe- u. 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Iſt der Sane en wird. In den letzten drei Jahren hat man e e t N Wolken n 7 Schätze beginnen wird. IJ tzten drei neuen Welt. In dem Geſchäftsviertel der amerikaniſchen Stadt Woltenlnatzer ſtandficher aufgeführt, ſo muß er vor allem gegen t der Region über 700 Diamanten gefunden, von kleinen kecken dieſe ſchlanken Rieſenbauten ihre Häupker hoch gegen den Feuersgefahr geſichert werden; der„Ausbruch eines Feuers muß 105 170 535 222 chſchniktlich Himmel und bilden den Mittelppunkt, das he Herz der Stadt. möglichſt ausgeſchloſſen ſein ſeine Wirkung wenigſtens auf einen Splitetrn bis zu Steinen von 63 Karak. urchſchrui ſind die Steine ein Karat groß. Dr. George Kunz, der als Sachverſtändiger die neuentdeckten Diamantenfelder beſucht und die aufgefundenen Steine kritiſch geprüft hat, rühmt die gute Qualität der Diamanten. Die weißen ſeien ſehr weiß und klar und die braunen von einer außerordentlich ſchönen Färbung. Die amerikaniſchen Diamanten geben im der Ouali⸗ tät den ſüdafrikaniſchen nichts nach. Die Maſchinen neue Diamantengrube werden bereits aufgeſtellt. — Das Begräbnis einer rufſiſchen Tragödin. Nach einer Mel⸗ dung aus Petersburg werden der dieſer Tage an Blulvergiftung verſtorbenen Tragödin Vera Kommiſſarſhewfbaja nach dem Tode Ehren zuteil, wie ſie die beliehtte Darſtellerin bei Lebzeiten nicht erfahren. Bei der Ueberführung der Leiche von Daſchkent nach Pe⸗ tersburg wurden an jeder Station Seelenmeſſen für die Dote ge⸗ leſen. Mehrere hundert Kränze derken beweits jetzt den Sarg. Mogbau rütſtet ſich zum feierlichen Empfang der Leiche. Dts Moskauer Tünſi⸗ leriſche Theater veranſtaltete unter Leitung Nemirowitſch Dant⸗ ſchenkos und des greiſen Schriftſtellers Borboritkün eine Gedächtnis⸗ feier für die Künſtberin. In Petersburg wird das Eintreffen der Leiche aut Freitag oder Sannstag erwartet. Stuntliche Theater und Vereine entſenden Deputationen und Kräntze; alle Hochſchulen, vom exkluſiwen Lyzeum bis auf die Umiverſität, werden an der Beiſezung teihnehmen, ſo daß ſich die Beerdigung zu einer grandioſen kümſt⸗ beriſchen Demonſtration zu Ehren der verſtorbenen Tragödin ge⸗ ſtaalen wie ſie Petersburg ſeit der Beſtattung Rubin⸗ ſteins nücht geſehen hat. Hautleiden Lupus, Flechten, Bautiucken, gut- und bösartige sowietuberkulöse Beschwüre, Selenkentzündungen, chrontsshe Nasen-, Fals, Bronchial- — und Lungenkatarrhe. Behandlung mit Röntgen-Bestrahlungen blaktr. HKochfregusnzströmen. Süwie mit Natur- und siektrissgem Lichtkellverfahren. wun ertelt Direktor Helnrieh Sehäfer Kunft erteilt Uentbe llasttut„ELEKTRON“' gur N 3, 3, Mannhelm. Sprechstunden: täglich von—12 und—9 Uhr abends. Sountags von—12 Uhr. 790 kaliſchen Bedingungen, die für ſeinen Aufhau gelten. — Diamantenfunde in Amerika. Aus Newpyork wird berichtek: MWunderbare Frfolge. Funderte Danksehretben. 2 Erſt jetzt wird bekannt, daß bereits vor drei Jahren durch größere Diamantfunde die Aufmerkſamkeit amerikaniſcher liſten auf ein kleines felſiges Gebiet in Arkamſas ge⸗ iſt, bei näherer Unterſ inen über⸗ Damenbedienung durch Fran Rosa Schäfer. Zivile Preise, Prospekte gratis. Tel. 4520. Erst., grösst. u. bedeut. Institut am Platze Ausflüurliehe Broschüre gratis. —— für die 1 4730 12 —. Mannheim, 4. März 1910 eneral⸗Anzeiger. Mittagblatt.] Ein grosser Posten 6 und 8 om breit in Zamt, Seide, Gold Konfirmanden- Lorsstts. 90 Pl. 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