GBadiſche Volkszeitung.) Badiſche Neueſte Nachrichten Abonnement: 70 Pfeunig monatlich. Bringerlohn 30 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. incl. Poſt⸗ auſſchlag M..42 pro Quartal. Einzel⸗Nummer 5 Pfg. Iꝝ ſera te: Die Colonel⸗Zeile 28 Pfg. Auswärtige Iuſerate; 80„ Die Reklame⸗Zeile. 1 Mark Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung in Maunheim und Umgebung. Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagsblatt Morgens 9 Uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 Uhr. der Stadt Mannheim und umgebung. Anabhängige Tageszeitung. Täglich 2 Husgaben (ausgenommen Sonntag) Eigene Redaktionsbureaus in Berlin und Karlsruhe. (Mannheimer Volksblatt.) Telegramm⸗Adreſſe: „General⸗Anzeiger Druckerei⸗Bureau(An⸗ nahmey. Druckarbeiten 341 Redaktioaa„nn 377 Expedition und Verlags⸗ buchhandlung.„ 218 Nr. 299. Samstag, 2. Juli 1910. (Mittagblatt.) — Die heutige Mittagsausgabe umfaßt 20 Seiten. Lelegramme. Frau von Schönebeck in der Irrenheilanſtalt. * Allenſtein, 1. Juki. Frau Weber wurde nachmittags nach der Probinzisl⸗Irrenanſtalt Kortan über⸗ geführt, 1. 5˖ EF8 + Berlix, 2. Juli. Aus Allenſtein wird gemeldet: Geſtern abend 8 Uhr iſt Frau v. Schönebeck⸗Weber in die Irren⸗ anſtalt Kortau überführt worden, eigentlich einen Tag zu frühe. Es ſollte noch zweimal verhandelt werden, heute früh und heute Auchmittag. Durch die Rechnung des Gerichts hat unn Frau Weber einen Strich gemacht, indem ſie ſich die Pulsader auf⸗ ſchnitt. Direktor Stoltenboff aus Korian, der bald hinzukam, vrbnete die Heberführung au. Der erforderliche Antrag zur Beberführung in eine Irrenanſtalt war von ihrem Ehemann unterſchrieben worden und bon Prof. Meyer begutachtet und von Direktor Stoltenzoff genehmigt worden. Unterdeſſen lag Fran Weber durch den Blutverluſt erſchöpft in dem verdunkelten Zümmer, während ihre Verteidiger, ir Mann und ihr Schwager ſich bemühten, ſie auf bas, was lommen mußte, borzubereiten. Se ganz einſach war das aber nicht Man berſuchte es znerft durch Morphiumeinſpritzungen, doch dieſe hatten die eutgegen · geſezte Wirkung. Sie ſchienen Fran Weber uur munterer zu machen. Aber baun ging das Jammern ög. Unten ftand ſchon der Wagen, oben aber gellte es durch den Korridor:„Ich weiß s ja, ihr wollt mich nach Kortan bringen. Ihr beratet ja im Nebenzimmer; das Morphium ſoll mich einſchläfern, ich ſchlafe nber nicht.“ Einige Stunden lang ging das ſo fort. Im Hotel Funden die Menſchen mit ernſten Geſichtern umher und flüſterten zuſammen. Um 5 Uhr war der Wagen vorgefahren. Um 8 Uhr eudlich war die Patientin bereit, die Fahrt anzutreten. Die Einſpritzungen hatten nichts genützt, wohl aber das Zureden des Juſtizrates Sello, der ihr auseinanderſetzte, daß es für ſie eigentlich das richtige ſei, Zuflucht in einer Irrenanſtalt zu ſucher Endlich beruhigte ſie ſich und ließ ſich ankleiden, doch mußl. dieſe Prozeduy, öfter unterbrochen werden und durth einen Schwächeanfall mußte eine Pauſe von einer halben Stunde zntreten. Schließtich aber war es doch ſoweit und dann bewegte ſjich der Zug über die Hintertreppe des Hotels zum Hof. Sie wurde von Dr. Strauch und ihrem Schwager faſt getragen. Die Patientin nahm im Wagen Platz, auf der Rückſeite der Schwager und Rechtsanwalt Salzmann. In ſchnellem Galopp ging es durch die Stadt nach Kortau. Dort wird Frau Weber vorläufig ſo lange bleiben, bis wenigſtens eine kleine Beſſerung in ihrem Zu⸗ ſtande eingetreten iſt. Inzwiſchen wird wohl die Entmündigung eingeleitet und ihr ein Pfleger beſtellt werden. Der Mordverſuch, der dem Direktor Anlaß zur Ueberführung nach Kortau gegeben hat, war um.45 Uhr vorausgegangen. Sie hatte am Nachmittag ihre Umgebung gebeten, ſie allein zu laſſen und auch ihre Pfle⸗ gerin hinausgeſchickt. Kaum war ſie jedoch allein, als ſie auf⸗ ſprang und die Tür von innen verſchloß. Auf Bitten ihrer An⸗ gehörigen, die Türe zu öffnen, antwortete ſie:„Man möge mich in Ruhe laſſen.“ Niemand wagte einen Widerſpruc, denn ſofort waren Schreikrämpfe die Folge geweſen. Nach einigen Minuten öffnete ſie wieder die Türe und Frau Weber erſchien leichen⸗ blaß und verlangte ein Glas Sekt. Man ſprang erſchreckt zurück und darauf wankte ſie wieder ins Zimmer zurück. Eine Viertel⸗ ſtunde verging, da ertönten Rufe:„Otto! Otto! Hilf mir!“ Der Ruf galt ihrem Schwager.„Wenn ich dir helfen ſoll, mußt du dir Tür öffnen!“ rief ihr Schwager zurück.„Ich kann die Stelle nicht finden,“ antwortete Frau Weber. Sie meinte aber nicht das Schlüſſelloch, ſondern die Stelle, wo man am beſten mit dem Meſſer anſetzen könne. Sie hatte mit dem Stock ihres Mannes den Reiſekoffer erbrochen, aber vergebens nach Gift, einem Revolver und einem Raſiermeſſer geſucht. Nur ein Reiſe⸗ neceſſaire. Sie ſetzte ſich auf ihren Koffer und fing an, ihre Handgelenke zu bearbeiten. Erſt mit der Nagelſchere, das ging jedoch nicht, dann mit dem kleinen ſtumpfen Nagelmeſſer. Dann ſuchte ſie die Steell der Pulsader, konnte ſie aber nicht finden. Dann rief ſie ihrem Schwager, er ſolle ihr die Stelle zeigen. Zu dieſem Zweck öffnete ſie die Tür. Als ihr Mann und ſein Bruder kintraten, ſahen ſie eine große Blutlache auf dem Erdboden und auf dem Fußboden das kleine Meſſer. Der Blutverluſt war ſehr ſtark, Sofort wurde ihe Arm mit Handtüchern vexbunden und nach dem Arzt geſchickt. Dr. Salzmann, der Bruder ihres Ver⸗ teidigers, legte ihr mit großer Mühe einen Notperband an, da ſie ſich mit Rieſenkräften dagegen ſträubte und unter lauten Schreien Widerſtand leiſtete. Später kamen Dr. Eberhardt und Prof. Meyer hinzu. Man gab ihr eine ſtarke Morphiumeinſpritz⸗ ung, unter deren Einwirkung ſich Frau Weber beruhigte. Die drei Verteidiger beabſichtigen, unter dem Titel„Drei uagehal⸗ tene Plaidoyer“ zur Rehabilitierung der Frau Weber, ihre Plai⸗ doher in Buchform herauszugeben. Die Affäre Ungern⸗Sternberg. * Wien, 1. Juli. Wie das Wiener Korx.⸗Bureau von wohlinformierter Seite erfährt, iſt an zuſtändiger Stelle in Petersburg der verhaftete Baron v. Ungern⸗Sternberg bloß in ſeiner Eigenſchaft als Korreſpondent eines Korreſpondenzbureaus bekannt und hat zwiſchen ihm und dem k. und k. Bytſchafter in Petersburg und dem k. und k. Militärattachs Graf Spannocchi kein, wie ein immer gearteter, anderer Verkehr beſtanden. Es iſt daher ganz unrichtig und vollſtändig aus der Luft gegriffen, wenn man die Affäre Ungern⸗Sternberg mit der momentanen Abweſenheit des k. und k. Militärattaches von Petersburg in irgend einen Zuſammenhang bringt. Demgegenüber muß authen⸗ tiſch feſtgeſtellt werden, daß Major Graf Spannocchi alljährlich um dieſe Zeit Urlaub nimmt und daß er ſeinen gegenwärtigen normalen Urlaub ſchon vor einigen Monaten für Anfang Juni erbeten und auch zu Beginn des vorigen Monats angetreten hat. Die Vorgänge in der Lemberger Mniverſität. * Lemberg, 1. Juli. Nach einer amtlichen Darſtellung der Vorgänge in der Univerſität iſt, wie durch eine Zeugenaus⸗ ſage feſtgeſtellt wurde, der erſte Schuß auf ſeiten der Ruthenen gefallen, worauf der Ruthene Kocke am Kopf getroffen wurde. Die dann eindringenden Polizeimannſchaften trennten die Kämpfenden und ſchloſſen einen großen Teil derſelben in den Hörſaal ein, während die übrigen proviſoriſch vernommen wur⸗ den; die Mehrzahl derſelben iſt aber in Freiheit geſetzt worden. Die in den Saal eingeſchloſſenen Studenten wurden in Unter⸗ ſuchungshaft genommen. Neun Verwundeten wurde durch die Rettungsgeſellſchaft die erſte Hilfe zuteil; drei mußten ins Kran⸗ kenhaus geſchafft werden, unter dieſen befindet ſich auch Kocke, der am Abend geſtorben iſt. In dem Hörſaal, in dem die Stu⸗ denten gefangen gehalten wurden, ſind 25 Browningpiſtolen ge⸗ funden worden. Schweſter Candide. * Paris, 1. Juli. Der Unterſuchungsrichter unterzeichnete eine Verfügung, wonach die Schweſter Candide, deren Geſund⸗ heitszuſtand zu wünſchen übrig läßt, vorläufig in Freiheit geſetzt wird. Die Lage in Perſien. OLondon, 2. Juli.(Von unſerem Londoner Bureau.) Der Korreſpondent der„Times“ in Teheran meldet, daß wäh⸗ rend der letzten Woche eine ungewöhnlich große Zahl von Ueber⸗ fällen in Perſien vorgekommen ſeien. Die internationale Poſt wurde bei Kaſwin überfallen und andere Poſtwagen auf der Straße zwiſchen Kum und Sultanbad angegriffen, wobei 5 Per⸗ ſonen getötet und viele verwundet wurden. Die Räuber hatten geglaubt, einen Poſtwagen mit Geld vor ſich zu haben. Drei Räubereien wurden auch in der Nähe der Hauptſtadt ausgeführt. So iſt ein Angeſtellter der Telegraphenabteilung auf einem Punkt 4 Meilen nur von Teheran entfernt angegriffen und halb tot geſchlagen worden. Der Kahourſtamm, der jetzt zu den Kurden gehört, ſchlug unter Führung Daoud Khans die Regierungstrup⸗ pen bei Kapnanſchah, was der Regierung große Sorge bereitet. Aſtarabad wurde dieſer Tage von den Curcomanen gänzlich eingeſchloſſen. Gerüchten aus Sultanbad beſagen, daß die ganze Propinz durch Räubereien unſicher gemacht werde. Man meint, daß viele der Räuber frühere Straßenwächter waren und ent⸗ laſſen wurden, um deg neuen Polizei Platz zu machen, welche noch nicht ſo weit fertig iſt, damit ſie ihr Amt übernehmen könne Trotz dieſer Meldung warnt der genannte Korreſpondenk davor, daraus zu ſchließen, daß ſich die ganze Provinz in einem wilden Chaos befinde, obwohl natürlich das Zuſammentreffen ſo vieler Ueberfälle und Kämpfe mit den Regierungstruppen in einer Woche auffallend ſei. Auf der anderen Seite könne nicht geleugnet werden, daß das Chaos, in welchem ſich die Regierung in Tehe⸗ ran befand, auf die Dauer eine ſehr ſchlechte Einwirkung auf das ganze Land ausüben müſſe. Es fehlt der Regierung an Geld und der Eifer, mit dem die Anleihevorſchläge wieder aufgenom⸗ men werden, zeige, daß man ſich in Not befinde, aber es ſei noch immer ſchwer zu ſagen, ob ein orientaliſches Regime ſich in den letzten Züge befinde, oder ob es ſich noch einige Zeit am Ruder erhalten könne. Gewaltige Waldbrände in Kanada. OLondon, 2. Juli.(Von unſerem Londoner Bureau.) In Ontario wüteten wieder gewaltige Wald⸗Brände. Das Feuer hat ſich faſt auf eine Länge von 150 Meilen ausgedehnt. Der Schaden beträgt jetzt ſchon mehrere Millionen Dollar. Die Städte Deylin und Lavpallous brannten am Donnerstag abend vollſtändig nieder. Die Häuſer, die Bahnhöfe und Hotels und die rieſigen Holzlager ſind alle vom Erdboden verſchwunden, Hun⸗ derte von Anſiedlern mit ihren Familien ſind obdachlos gewor⸗ den. Seit Wochen hat es nicht geregnet und man fürchtet, daß infolge der herrſchenden Dürre der Brand noch weiter um ſich greift. Finanzminiſter Dr. Honſell F. *Karlsruhe, 1. Juli. Der bad. Finauzminiſter Dr. Honſell iſt heute abend um/ 9 Uhr ge⸗ ſtorben. *** Schon ſeit mehreren Tagen war die Umgebung des Finanzminiſters Dr. Honſell auf das Schlimmſte gefaßt, es war eine ſehr erhebliche Verſchlimmerung im Befinden Honſells eingetreten, die Nahrungsaufnahme war ſchwach, und das Bewußtſein meiſtens verſchleiert. Nun hat der Tod einem raſtloſen, arbeitſamen Leben ein Ende gemacht, und auch der Laufbahn des Finanzminiſters, deren Ende ſchon im April dieſes Jahres angekündigt wurde. Aber damals wurde die Nachricht ſehr nachdrücklich widerrufen. Dr. Honſell werde folange auf ſeinem Poſten bleiben, wie ſein Geſundheitszu⸗ ſtand ihm die Möglichkeit zur Ausübung der Geſchäfte gebe. Er iſt ſo lange auf dem Poſten geblieben, bis der Tod ihn abrief. Dr. Honſell wurde am 23. Oktober 1906 zum Finanz⸗ miniſter als Nachfolger Beckers berufen. Seine Ernennung hat, wie erinnerlich, damals große Ueberraſchung hervor⸗ gerufen. Geheimrat Lewald, Reinhard und manche andere Namen waren genannt worden, aber an den Oberbaudirektor der Oberdirektion des Straßen⸗ und Waſſerbaues hatte nie⸗ mand gedacht. Honſells Ernennung war nicht nur eine Ueberraſchung, ſondern auch eine Enttäuſchung für viele, vor allem für die weiten Kreiſe der Beamten, die nach ſeinem Auftreten in der erſten Kammer gegen das Petitionsrecht der Beamten und Angeſtellten in ihm einen energiſchen Gegner ihrer Forderungen fürchteten. Honſells Berufung ſtand in engſter Verbindung mit der zu erwartenden Gehaltstarif⸗ reviſion und die Regierung glaubte in dem Staatsrat Honſell den Mann gefunden zu haben, der die Fähigkeit und den Mut beſitze, kaltblütig dem Anſturm der Beamten entgegem zutreten und ihre Forderungen mit Energie und Klugheit in Einklang zu bringen mit der Steuerkraft des Landes. Er ſollte, ſo dachte man es ſich in der Regierung, das Wort des verfloſſenen Finanzminiſters Becker wahr machen, daß mit der gegenwärtigen„Beamtenpolitik“ nach Einführung des Gehaltstarißs einmal gebrochen werden müſſe. Man weiß denn auch, daß der Finanzminiſter Becker, dem Honſells Aus⸗ führungen über die Reviſion des Gehaltstarifs und die Beamten ſehr gefielen, warm für dieſe Miniſterkandidatur eingetreten iſt. Aber wie Honſells Ausführungen in der Erſten Kammer zum Petitionsrecht der Beamten auf ſcharfen Widerſpruch in der zweiten Kammer geſtoßen waren, ſo wurde ſeine Berufung zum Finanzminiſter im Lande mit ſehr ge⸗ teilten Gefühlen aufgenommen. Man fürchtete politiſch. Diſſonanzen und eine Uebertragung des harten bureaukratt⸗ ſchen Zuges aus der Oberdirektion des Waſſer⸗ und Straßen⸗ baues in die Verwaltung der Finanzen. Beſonders von ſo⸗ zialdemokratiſcher Seite fand Honſells Ernennung zum Finanzminiſter die ſchärfſte Oppoſition. Wir wiſſen, daß Honſells Tätigkeit als Finanzminiſter in dieſen Gegenſätzen zur Beamtenſchaft und zur zweiten Kammer verlaufen iſt. Am offenen Grabe geziemt es ſich nicht, den leidenſchaftlichen Streit über ſeine„Sparpolitik“ zu erneuern, die ihm Gegner, aber in manchen Erwerbs⸗ ſchichten auch unzweifelhaft Freunde gemacht hat, die aus der Finanznot und der wirtſchaftlichen Depreſſion die Konſe⸗ quenzen gezogen wiſſen wollten in Bezug auf die Ausgaben des Staates. Aber wenn Honſell auch Gegner in faſt allen politiſchen Parteien fand, den aufrechten, mutigen Mann, den überzeugungstreuen und gewiſſenhaften Staatsbeamten haben ſie doch allgemach alle achten gelernt, zumal nach ſeinem ww.... 8 ſations⸗Kaſſe. fkellt. Menzel fängt er an, dem„hohen Lied der Arbeit“, 2 ite. General⸗Anzgeiger.(utaghlatt.) Wannheim, 2. Jult. letzten Auftreten im badiſchen Landtage im Januar dieſes Jahres. Dem Finanzerpoſé, das er damals gab, fehlte ſicher nicht ein großer Zug, auch wenn die Rede ſich leider nicht von verletzenden Bemerkungen über die Beamten freihielt, die der Abg. König damals zurückwies, indem er auf die Pflichttreue und den hohen Idealismus in der Beamtenſchaft hinwies und bedauerte, daß der Finanzminiſter in einem ſo wenig wohlwollenden Ton gegenüber den Beamten ge⸗ ſprochen habe. Auf der anderen Seite aber iſt doch auch von liberaler Seite zugeſtanden worden, daß Honſells Auffaſſung bon der Aufgabe des Staates, zugunſten des Mitteſtandes die Staatsausgaben zu beſchränken, dem Verlangen weiter Kreiſe entſpreche. Und wie man auch zu ſeiner Sparpolitik ſich ſtellte und zum Bureaukratismus der Finanzverwaltung, man überſah bei dieſer Abſchiedsrede doch nicht, daß aus ihr wie aus all ſeinem Handeln„reife Lebenserfahrung, treffliche Kenntnis des Staatslebens und ein ernſter Wille nach Re⸗ form unſeres Finanzweſens ſprach, die Billigung verdienten.“ Und wenn Honſell auch in volkswirtſchaftlichen Dingen wie auch in politiſchen oft reichlich konſervativ geſcholten wurde, er hat doch auch manch freies und befreiendes Wort ge⸗ ſprochen, das auch vom Gegner nicht vergeſſen zu werden braucht, ſo wenn er dem Andrang zur Beamtenlaufbahn, zur Verſorgung durch den Staat die Mahnung zum Beſinnen auf die eigene Kraft und die eigene Fähigkeit im Lebens⸗ kampf entgegenſetzte. Sein größter Fehler war wohl, daß er nicht zu vermitteln wußte, daß er nicht genügend die Berechti⸗ gung auch anderer Standpunkte anerkennen wollte oder doch nicht den Kern von Wahrheit und Recht, der in ihnen ſteckte, und alſo dann oft Worte fand, die nur einer ehrlichen Ueber⸗ zeugung Ausdruck verleihen wollten, aber in ihrer nicht ver⸗ mittelnden Einſeitigkeit doch eine verletztende Wirkung taten. Und ſo iſt denn in dieſem leidenſchaftlichen Widerſtreit der berechtigte Kern ſeiner Sparpolitik oft weniger verſtanden worden, als er wohl verdient hatte, und der Einſeitigkeit des Finanzminiſters gegenüber denLebensanſprüchen der Beamten⸗ ſchaft wurde mit gleicher Enſeitigkeit gegenüber ſeinem Bureaukratismus und ſeiner Sparpolitik begegnet. Aber dieſes etwas geſpannte Verhältnis zwiſchen dem Finanz⸗ miniſter und den politſchen Parteien wird uns nicht hindern, die Feſtigkeit und Klarheit ſeines Willens, die aufrechte Ge⸗ ſinnung und Ueberzeugungstreue anzuerkennen, in der er durchhielt auch gegen eine erkleckliche Schar von Wider⸗ ſachern. Es wird die große Aufgabe von Honſells Nachfolger ſein mit freiem Blick und gutem Takt in dieſem Widerſtveit zu vermitteln und zwiſchen den berechtigten Forderungen der Beamten und der Steuerkraft des Landes, des erwerben⸗ den Mittelſtandes, den Ausgleich dahin zuwege zu bringen, daß niemand ſich benachteiligt und verletzt, die Erwerbsſtände ſich aber auch nicht zu Ungebühr belaſtet fühlen. *** Max Honſell war 1843 in Konſtanz geboren, hatte Ingenieur⸗ wiſſenſchaften ſtudiert und war bei der badiſchen Oberdirektion des Waſſer⸗ und Straßenbaues allmählich bis zum Direktor dieſer Behörde aufgerückt. Seit 1887 bekleidete er auch eine Profeſſur on der Karlsruher techniſchen Hochſchule und hatte ſich als Waſſer⸗ bautechniker, insbeſondere durch die Oberrheinregulierung bis Straßburg⸗Kehl aufwärts(auch der erſte Hafenplan für Frank⸗ furt a. M. ſtammte von ihm) über die Beamtenſphäre hinaus längſt einen Namen gemacht, als er im Herbſt 1907 in ſchon recht vor⸗ gerücktem Lebensalter zur Leitung des badiſchen Finanzmtmiſte⸗ riums berufen wurde. *** Honſells Nachfolger. Als Honſells Nachfolger wird mit aller Beſtimmtheit auch heute wieder Geheimrat Göller genannt, wie ſchon im April dieſes Jahres, wo freilich in einem offiziöſen De⸗ menti geſagt wurde, daß das willkürliche Kombination und daß es noch keineswegs ſicher, ob Geheimrat Göller ſich ent⸗ ſchließen würde, den Finanzminiſterpoſten zu übernehmen. Geheimrat Göller hat ſchon in der letzten Zeit den erkrankten Finanzminiſter mehrfach vertreten. Geheimrat Göller iſt im Jahre 1853 in Heidelberg geboren, wurde 1876 Kameral⸗ praktikant und kam ſchon 6 Jahre ſpäter in den Zentraldienſt zur Zolldirektion, zunächſt als Aſſeſſor und dann— 1885— als Finanzrat. 1890 erfolgte ſeine Ernennung zum Miniſterialrat und 1899 diejenige zum Direktor der Amorti⸗ Dort ſchon wurde vielfach bedauert, daß man ſeine energiſche Arbeitskraft dem Staate nicht beſſer nutzbar mache durch die Ernennung zum Direktor einer Behörde, die an ihren Chef keine übermäßig großen Anforderungen Endlich im Jahre 1909 enthob man Göller dieſer Stellung und ernannte ihn zum Miniſteriadirektor und, nach⸗ dem die Krankheit des Leiters des Miniſteriums immer ſchwerer wurde, zum Stellvertreter des Miniſters. Nie ver⸗ ſiegende Arbeitsfreude, praktiſcher Sinn und hohe Intelligenz werden dem präſumtiven Finanzminiſter nachgerühmt. Kein hervoragender Redner, aber ausgezeichnet durch Gründlich⸗ keit ſeiner Leiſtungen und umfaſſendes Wiſſen. Eine ſeiner größten Leiſtungen war das Mitte der 90er Jahre eingeführte neue Bierſteuergeſetz, ſeine letzte größere Arbeit war die den Landſtänden unterbreitete Denkſchrift über die Lage der Eiſenbahnſchuldentilgungskaſſe. Daß mit der etwaigen Er⸗ nennung Göllers ein Syſtemwechſel in der Finanz⸗ gebahrung Badens reten werde, wird wohl 80 on keiner Partei angenommen. Man darf nicht ſehen, daß Honſell in hohem Maße 15 Vertrauen des Landesherrn beſaß und ſeine Sparſamkeit vom Großherzog gebilligt wurde. Es iſt alſo wohl anzunehmen, daß ſein Nachfolger keine andern Wege einſchlagen, ſondern die„Sparmaßnahme“ fort⸗ ſetzen wird. Aber er wird dann vielleicht auch ſich überlegen, ob dieſe Sparmaßnahmen ſich nicht ohne bureaukratiſche Eng⸗ herzigkeit und Kleinlichkeit, ohne Verlet tzung wohlerworbener Rechte und berechtigter Anſprüche und doch immer am rechten Platze, aber auch nur an dieſem durchführen laſſen. Polftische Uebersicht. * Mannheim, 2. Juli 1910. Der Brief des Deutſchen Raiſers. Aus dem Haag wird gemeldet, in der Erſten Kammer wendete ſich der Miniſter des Aeußern gegen die Angriffe des früheren Geſandten van Heeckeren und erklürte, was das Nordſeeabkommen anlange, könne er nur auf ſeine frühere Verteidigung dieſes Vertrages verweiſen. Es ſei unrichtig, was van Heeckeren über das Zuſtandekommen dieſes Vertrages geſagt habe. Der Vorwurf van Heeckerens, der Miniſter habe den Vertrag abgeſchloſſen, ohne unter⸗ handelt zu haben, ſei ein ſehr gewagter. Was den angeblichen Briefdes deutſchen Kaiſers an die Königin betreffe, ſo halte er die von ihm in der Sitzung der Erſten Kammer am 10. Februar abgegebene Erklärung in ihrem vollen Um⸗ fange aufrecht, mit dem Hinzufügen, daß der frühere Miniſter⸗ präſident Knyper dieſe Erklärung als vollkommen richtig angenommen habe. Der Miniſter tadelte das Vorgehen van Heeckerens, das ein vollſtändig unbegründetes Mißtrauen gegen einen Staat nähre, mit dem Holland die beften Be⸗ ziehungen unterhalte. Van Heeckeren ſagte, er halte jede Silbe aufrecht, unterſtützte aber ſodann den Antrag, die Diskuſſion zu vertagen, bis die Rede des Miniſters im Druck erſchienen ſei. Der Miniſter nahm das Recht für ſich in Anſpruch, die Diskuſſion für geſchloſſen zu erklären. Van Heeckeren erklärte, er wolle die Wahrheit ſeiner Behauptungen unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit oder vor einer Kommiſſion beweiſen. Die Kammer lehnte zum Schluß eine Vertagung der Diskuſſion ab und nahm einen Antrag zur Tagesordnung überzugehen an, da die K Kammer in hinreichender Weiſe orientiert ſei. Neform unſeres Städtebaues. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, ſo wird das gegenwärtig ſo lebhafte Intereſſe für die Reform und Entwicklung unſeres Städtebaues über kurz oder lang auch zu bedeutſamen Aenderun⸗ gen in den wirtſchaftlichen Grundlagen unſeres Städtebaues füh⸗ ren. Zu dieſen Grundlagen gehören vor allem die Beſchaffung des Baulandes und des Baukredits. In dieſen beiden Beziehungen können die Verhandlungen des bevorſtehenden Zweiten Deut⸗ ſchen Wohnungskongreſſes im Frühjahr 1911 von er⸗ heblicher Wichtigkeit werden, denn in der konſtituierenden Sitzung des großen Organiſationsausſchuſſes für dieſen Kongreß, die am 25. Juni in Frankfurt a. M. ſtattfand, wurden die Bodenfrage und die Finanzierung unſerer Bautätigkeit als die Hauptverhand⸗ lungsgegenſtände für den Kongreß beſtimmt. Es iſt beabſichtigt, vor allem einmal die wirtſchaftliche Seite der zahlreichen auf die Erweiterung unſerer Städte bezüglichen Maßregeln der Geſetzge⸗ bung und Verwaltung zu beleuchten, da ſich immer ſtärker die Erkenntnis aufdrängt, daß dieſe Maßregeln in engem Zuſammen⸗ hange mit der außerordentlichen und ſo verderblich wirkenden Verteuerung der Baulandpreiſe ſtehen. Andererſeits ſollen die großzügigen Verſuche einiger fortgeſchrittener Gemeinden, durch umfaſſende Aufſchließung eigenen Geländes auf ſozialer Grund⸗ lage den Uebelſtänden zu begegnen, vorgeführt und in Zuſammen⸗ hang mit all dem auch die Frage der richtigen Organiſation unſe⸗ rer kommunalen Verwaltungsſtellen für alle dieſe Zwecke behan⸗ delt werden. Auch auf dem Gebiete des Baukredits ſtehen wichtige und intereſſante neue Feſtſtellungen und Erfahrungen zur Erhr⸗ terung, ſo vor allem der öſterreichiſche Vorſchlag, die zweite Hypo⸗ thek auf der Grundlage öffentlicher Garantiefonds zu beſchaffen. ſach alledem darf ſchon jetzt auf eine ſehr lebhafte Beteiligung an ei Kongreſſe, namentlich aus kommunalen Kreiſen, gerechnet werden, wie auch die bisherige Aufnahme des ganzen Planes und die ſehr zahlreiche e der oben erwähnten Sitzung in Frankfurt a. M. durch die en einſchlägigen Organi⸗ ſationen beweiſen. Der Kongreß, der ja von Freunden der Woh⸗ nungsreform in die Hand genommen iſt, und organiſtert wird, ſoll, abgeſehen von Behörden, offen ſein für alle diejenigen, di⸗ grundſätzlich auf dem Boden d der W̃ form ſtehen. Badiſche Po Politik. und Volksbertretung. C. Karlsruhe, 2. Juli. Die in der Preſſe in den letzten Tagen lebhaft 10m ee Vorgänge in der Sitzung des Land⸗ tages vom letzten Dienstag hatten heute ein Nachſpiel in der Bud⸗ getkommiſſion. Es handelte ſich dabei um eine Ausſprache mit der Regierung über die Baureferenten in den Miniſterien und Uebernahme von Bauausführungen durch dieſelben. Der Vor⸗ ſitzende gab zu Beginn der Sitzung eine hiſtoriſche Ueberſicht über die Entwicklung der ſtaatlichen Bauaufſicht. Bis zum Jahre 1895 war das Bauweſen der Baudirektion unterſtellt, dann wurden den Miniſterien Baureferenten beigegeben und im Jahre 1902 eine Reorganiſation auf dieſem Gebiete vorgenommen. Die Aufſicht über das ſtaatliche Bauweſen wurde dem Finanzminiſterium zu⸗ geteilt. Soweit die bautechniſchen Referenten Bauten überneh⸗ men, ſei ſowohl in künſtleriſcher, als auch in techniſcher und pe⸗ kuniärer Weiſe für eine Kontrolle Vorſorge getroffen. Die Uebung, daß auch bautechniſche Referenten die Ausführung von Bauten übernehmen, beſteht ſchon lange und beruht auf geſetzlicher Grundlage. Miniſter v. Bodman gab Aufklärung über die Ver⸗ hältniffe, ſoweit ſie das Miniſterium des Innern betreffen. Er wies die vom Abg. Fehrenbach in der Dienstagsſitzung erhobenen Vorwürfe entſchieden zurück. Baurat Stürzenacker habe die Aus⸗ arbeitung des Projekts für das Aufnahmegebäude beim Karls⸗ ruher Bahnhofe im Wege des Wettbewerb erhalten und das zu einer Zeit, wo er noch nicht bautechniſcher Referent war. Die Vermutung. daß Baurat Stürzenacker das Fiſcherſche Projekt für den Neubau des Konverſationshauſes in Baden⸗Baden begutachtet habe, ſei ebenfalls unzutreffend. Dieſe Begutachtung ſei durch den verſtorbenen Baurat Lewi erfolgt. Die Ausarbeitung des jetzigen Profekts für dieſen Neubau durch Baurat Stürzenacker ſei auf Veraulaſſung des Miniſteriums erfolgt und zwar aus künſtlert⸗ ſchen und Zweckmäßigkeitsgründen. Herr Stürzenacker erhalte dafür eine mäßige etatrechtliche Entſchädigung. Mit Nachdruck hoß der Miniſter hervor, daß ſowohl ſein Ehrenſchild als das des Bau⸗ rats Stürzenacker blank und vein ſei. Aehnliche Auskünfte wur⸗ den von Vertretern des Juſiiz⸗ und Eiſenbahnminiſterinms gege⸗ ben. Insbeſondere erklärte der Vertreter des letzteren Miniſte⸗ riums die in der Kammer erhobenen Vorwürfe für abſolnt unhalt⸗ bar. In der Diskuſſion wurde das Vorgehen des Miniſteriums des Innern, der Juſtiz und der Finanzen als im weſentlichen nicht zu beanſtandendes bezeichnet. Dagegen wurde der beim Basler Bahnhof als nicht unßedenklich charakterfſtert. Dem⸗ gegenüber erklärte das Miniſtevinm, daß der Vorgung beim Bas, ker Bahnhof ein ganz ausnahmsweiſer und unter dem Zwang der Verhältniſſe ſtehender ſel. Die Angelegenheit 0l im Plenum 18 ſprochen werden. N Se 5 8 E. K. Karlsruhe, 1. Jul Der 3 in oer Mitte Juli nicht zu erwarten. Zur Unglüks fahjrt des e Lalenge Deufſchland. Die Erzählungen der Berächkerſiutter weiche Pie bats fahrt des Luftſchiffs Deutſchland mitgemacht haben, find, was die meteorologiſchen Verhältniſſe anbelangt, zum Teil derart, daß ſie nicht unbeſehen angenommen werden dürfen. Man merkt u. a. an manchen Berichten die Abſicht, möglichſt ſen⸗ ſationell zu ſein. So heißt es, die Windgeſchwindigkeil ſeß 200() Meter in der Sekunde geweſen, obwohl es Winde von folcher Schnelligkeit überhaupt nicht gibt; ſelbſt die furcht⸗ baren Orkane der Tropen haben ſolche Windſchnelligkeit— 255 Ein Berichterſtatter des Berliner Tageblattes ſchreibt, der Kapitän des Luftſchiffes, Oberingenieur Dürr, habe nach dem Unglück abends im Hotel zu Osnabrück geſagt:„Wir werden daraus lernen; wir werden die Böen ſchon unterkriegen.“ Theater, Kunſt und Wiſſenſchaft. Leiſtikow als Kunſtkritiker. Reizvolle Erinnerungsblätter an den allzufrüh verſtorbenen Walter Leiſtikow, die ſeine menſchliche und künſtleriſche Art dem Gedächtnis wieder einmal friſch vor Augen führen, veröffentlicht Richard Wilde in„Kunſt und Künſtler“. Es handelt ſich um eine Aunberöffentlichte Kritik aus dem Jahre 1895; unveröffentlicht, weil der Verleger des Blattes, in dem ſie erſcheinen ſollte, das Unter⸗ nehmen aufs Trockene ſetzte, bevor es überhaupt ins Leben trat. Schade bleibt es, daß Leiſtikow deshalb keine weiteren Kritiken geſchrieben hat, denn dieſe iſt ein veritables Meiſterſtück. Von ſeinem Eiſen⸗ walswerk, dieſem Pſychologen von unfehlbarer Sicherheit, und von enzel, dieſem großen Könner, kommt er zu Hans Thoma,„dem Nichtkönner“, Gerhart Hauptmann fagte mir einmal, für ihn exiſtiere die Literatur kaum— die Bibel ausgenommen und die Märchen; das, woran er lerne, wovon er die tiefſten Eindrücke mit nach Hauſe nehme, das ſei die bildende Kunſt, die Malerei im ſpeziellen. Um nicht mißverſtanden zu werden: wir ſprechen von Kunſteindrücken; daß Hauptmann ſtets in erſter Linie auf die Natur und von der Natur ausgeht, iſt bei ihm ja ſelbſtverſtändlich. Umgekehrt verhält es ſich mit Thoma; für ihn ſcheint nicht die Malerei, ſondern in erſter Linie die Literatur da zu ſein. Aber was dem einen recht iſt, iſt dem andern noch lange nicht billig. Haupt⸗ mann iſt ein enormer Techniker, der ſein Handwerk bis in die pitzen kennt— Thoma iſt es durchaus nicht. Darum haben wir es bei ihm faft immer mit einem Mißverhältnis des Wollens und Könnens zu tun. Malerei will eben gemalt, nicht bloß erdacht ſein. Das, was bei Thoma aber zuerſt ins Auge fällt und be⸗ ſchäftigt, das iſt das Literariſche an ſeinen Arbeiten. Aber etwas hat Thoma, und dies fühlt man in allen Sachen— ein feinfüh⸗ liger, feinfinniger Menſch ſteckt dahinter. Ein Menſch von einer ſo ſchlichken, ſelbſtverſtändlichen Gemütskiefe, von einem ſo anſpruchs⸗ toſen, warmherzigen Empfindungsvermögen, wie es wenige gibt. Dies und dies allein iſt es, was den Adern Thomas Wert ver⸗ leiht und dauernden Wert. Wie geſagt, man kann nur immer dabei bedauern, daß ſo viel Aeußerliches dieſen Eindruck beeinträchtigt. Von Thoma kommt Leiſtikow auf deſſen Nachahmer Volz. Die Kritik ſollte hier ſcharfe Augen haben— feſt aufmerken, das Wahre vom Falſchen ſcheiden. Aber leider: damit ſieht es böſe aus hier bei uns! Hier in Berlin iſt es mit der Entwickelung der modernen Kunſt ſowieſo ſehr betrüblich,— das wiſſen wir alle. Selbſtver⸗ ſtändlich tragen die Schuld in erſter Reihe die Künſtler. Warum malen ſie nicht beſſer!— Ein großes Sündenregiſter aber hat auch die liebe Kritik!— Die Kritik kann ja ſo viel, ſo unendlich viel Gutes ſchaffen! Aber ein wenig Verſtändnis gehört natürlich auch zur Sache! Das Mit⸗ und Rumreden allein macht es nicht! Unſer Publikum hier iſt ſo gänzlich unerzogen— ſchön! Aber das iſt es anderswo auch. Ich kann nicht ſehen, daß da große Unterſchiede ſind in München, in Paris oder ſonſt irgendwo. Aber die Künſtler ſelbſt müſſen erzogen werden; da kann die gute Kritik viel tun! Eine wundervolle Illuſtration dazu ſcheint mir eine Petition an den Miniſter Boſſe, die augenblicklich unter den Künſtlern zirku⸗ liert. In dieſem erheiternden— erheiternd, wenn es nicht ſo einen trüben Nachgeſchmack hätte— Schriftſtück werden dem Miniſter Reformvorſchläge unterbreitet, die darauf hinauslaufen, bei den großen Berliner Kunſtausſtellungen die Jury abzuſchaffen oder wenigſtens allen Mitgliedern des Vereins Berliner Künſtler Jury⸗ freiheit zu gewähren. Denn, meinen dieſe Beſcheidenen, der Staat könne keine Eliteausſtellungen bezwecken, ſondern als Vater ſeiner Untertanen müſſe er allen Raum gewähren, die es an redlichem Streben nicht fehlen laſſen. Du lieber Gott, daß Ungerechtigteiten und Dummheiten bei jeder Juryh vorkommen, wiſſen wir. Der ein⸗ zige, unverzeihliche Fehler aber, den eine Jury begehen kann, iſt der der Milde. Damit iſt von vornherein der Mittelmäßigkeit, der Bequemlichkeit Tür und Tor geöffnet. Nein, uns tut eine ſtrenge Jury not. Eine ſtrenge, aber verſtändige Jury... Wir können leider keine Beſſerung unſerer Kunſtzuſtände in Berlin erwarten, ſolange Künſtler ſelbſt in derartigen gefährlichen Beſtrebungen ihr Heil ſehen. Dieſe Grundſätze, die hier der Kritiker Leiſtikow auf⸗ ſtellt, hat er dann vier Jahre ſpäter in jenen Kampfſitzungen des Vereins Berliner Künſtler mannhaft verfochten und an dem Prin⸗ Sonntag, 3. Juli(): Dienstag. 5.(): Bodanzky.) Anfang 8 Uhr.— Mittwoch, Vorſtellung: Uhr.— Donnerstag, 7.(): millo: Freitag, 8.(&): Hoheit des Großherzogs: — Sonntag, 10.: der Sabinerinnen“. weißen Rößl“. Zauberflöte“ den Monatsrekord. fidele Bauer“ Volksſtück„Jägerblut“ mit 1006 Beſuchern des ſtärkſten Zu zu erfreuen. Foluittg des Schwankes„Theodore u. Co.“ 5 gip einer ſtrengen Jury feſtgehalten, als er nun mit ſeinen Freun⸗ den im Hauſe ſeines Amtes als Jurh waltete. ** Großh. Hof⸗ und Mannheim.(Spielplan.) „Die Großherzogin von Gerolſtein“. An⸗ fang 7 Uhr.— Montag, 4.():„Judith“. Anfang 7 Uhr.— „Madame Butterfly“.(Linkerton: Decker..: 6.(Abonn. ſusp.): Schüler⸗ (Thekla: Carlſen.) Anfang 4 „Carmen“.(Joſe: Vogelſtrom. Esca⸗ Micagela: Beling⸗Schäfer.) Anfang 7 Uhr.— „Robert und Bertram“. Anfang 7 Uhr.— Sams⸗ Feſtvorſtellung zur Feier des Geburtstages Sr. Kgl. „Die Kronprätendenten“. 5 Uhr. ():„Die Meiſterſinger“. Anfang 5 Uhr. Neues Theater.(Spielplan.) Sonntag, 3. Juli:„Der Rauß 8 Uhr.— Sonntag, 10. Juli:„Im Anfang 8 Uhr. Die ſtimmungsvolle einaktige Oper„Granate“ unſeres belieb⸗ „Wallenſteins Tod“. Kromer. tag, 9.(): ten einheimiſchen Komponiſten, Herrn Muſikdirektor Wernicke⸗ murde geſtern abend am hieſigen Hoftheater erſtmals wiederholt. Das Werk mit ſeiner hübſchen Muſik und ſeinen gefälligen Melo⸗ dien fand wiederum lebhaften Beifall. Es wäre dringend zu wün⸗ ſchen, daß die Oper auch im neuen Spieljahre auf das Repertoire geſetzt wird, um wenigſtens allen Abonnenten die Möglichkeit zu geben, das Werk kennen zu lernen. Frau Betty Ullerich, die, wie ſchon mitgeteilt, am nächſten Montag das letzte Mal auftritt, wird ſich als Judith vom hieſigen Theaterpublikum verabſchieden. Im Hoftheater erzielte im Mar Die Theaterfrequenz. als Himmelfahrtstagsvorſtellung mit 1297 Beſuchern Am ſchlechteſten(453 Beſucher) war„Der beſucht. pruches Am ſchlechteſten(158 Beſucher) war eine 4 enn 2 Im Neuen Theatker hakte ſich dass Mannherm, 2. Jun. General⸗Anzeiger.(Mittagplarr.) J. Oeite. Es iſt kaum möglich, daß ein wetterkundiger Mann, wie es der Führer eines Luftſchiffes ſein muß, einen ſolchen Aus⸗ ſpruch getan haben ſollte. Böen laſſen ſich nicht„unter⸗ kriegen“! Unter einer einfachen Bö verſteht man heftige Windſtöße, während weniger Minuten, die ſich wiederholen und auf dem Meere den Schiffen weit gefähricher ſind als gleichmäßig ſtarker Wind. Bei heftigen Böen ſteigt das Barometer, um wieder zu ſinken, wenn ſie vorüber ſind. Iſt nun ſchon ein ſtarkes Seeſchiff im Bereich einer Bö ſtets ge⸗ fährdet, wieviel mehr ein ſchwaches Luftſchiff! Man darf kühn behaupten, daß es niemals gelingen wird, ein Luftſchiff herzuſtellen, das eine Bö„unterkriegen“ wird. Alles, was man tun kann, iſt, den Böen aus dem Wege zu gehen, d. h. nur dann aufzuſteigen, wenn die Wetterlage derart iſt, daß Böen und auch ſonſt konträre ſtarke Winde nicht wahrſchein⸗ lich ſind. Prüft man nun daraufhin die Witterungsverhältniſſe der lletzten Zeit und geht bis zum 25. Juni zurück, ſo findet ſich, daß während dieſer Zeit auf ruhiges Wetter nicht zu rechnen war. Ununterbrochen blieb das Barometer unter ſeinem normalen Stand, in Wund NW zeigten ſich Tag für Tag Luftwirbel, und zwar meiſt mehrere Zentra nahe beieinander, was ſtets ein ungünſtiges Zeichen iſt. Kein Tag verging, an dem nicht Winde von der Stärke 5, meiſt SWund W, im nordweſtlichen Deutſchland und über England beobachtet wurden. Beſonders am 27. abends war der Wind in der Kanalgegend ſtark und meiſt ſüdweſtlich, am folgenden Morgen(28. Juni) hatten die Winde am Kanal die Stärke 6 und 7 erreicht, in der mittleren Rheinprovinz die Stärke 6. Ueber dieſe andauernde Wetterlage wurde in den Berichten der Wetterwarte der Kölniſchen Zeitung am 25. Juni(Sams⸗ tag) geſagt:„Für unſere Gegend deutet ſie im Sommer faſt immer auf Regen, Wind und ſtrichweiſe Gewitterbildung, ſo daß auf günſtigere Geſtaltung des Wetters zunächſt nicht zu rechnen iſt.“ Im nächſten Bericht am 27. Juni(Montag), vormittags, heißt es:„Ein gut erkennbarer Juftwirbel liegt am Skagerrat, und Schottland zeigt erneuten Barometerfall. 9 n e ee K hnicht beſſer. bürgerbriefe Lanz hat das Hochbauamt auf Veranlaſſung des Stadtrates un⸗ An eine weſentliche Aenderung des Wetters iſt alſo zunächſt nicht zu denken.“ Am 28. Juni heißt es im Wetterbericht der„Kölniſchen Zeitung“:„Die Wetterlage iſt für das nord⸗ weſtliche Deutſchland heute nicht günſtiger als geſtern. Gleich⸗ tzeitig wehen von der Straße von Calais bis zur Nordweſt⸗ küſte Hollands ſtarke ſüdliche und ſüdweſtliche Winde mit Regenwetter und auch im weſtdeutſchen Binnenlande iſt der Wind teilweiſe lebhaft.“ Im Laufe des Tages wurde der Wind noch lebhafter. Daß das Luftſchiff am 26. und 27. Junji nicht aufſtieg, iſt nach der Wetterlage erklärlich, aber am 28. Juni, als es die Fahrt wagte, war die Lage wahrlich Auf der Wetterwarte der Kölniſchen Zeitung, die gegen 10 Uhr morgens telegraphiſch über die Witterung zim ganzen mittlern und nordweſtlichen Europa unterrichtet iſt, war man um dieſe Zeit darüber klar, daß die angekündigte Luftfahrt nach Köln ſchwerlich durchgeführt werden könne, und als ſpäter die Nachricht eintraf, das Luftſchifſ ſei auf⸗ geſtiegen, konnte kein Zweifel mehr darüber beſtehen, daß es von dem ſtarken Winde abgetrieben werden würde. Die damaligen Windſtärken auf dem hier maßgebenden Ge⸗ biete waren—6, denen Geſchwindigkeiten von 10—13 Meter in der Sekunde entſprechen, und zwar gelten ſie für die Luftk⸗ ſchichten unmittelbar über dem Boden. Jeder Sachkundige weiß, daß die Windgeſchwindigkeit mit der Höhe über dem Boden bis zu den unteren Wolken zunimmt, und zwar iſt dies ein allgemei⸗ nes Geſetz. Nach den Unterſuchungen von A. Berſon, die ſich auf die Berliner wiſſenſchaftlichen Ballonfahrten ſtützen, ergibt ſich folgendes: Setzt man die Windgeſchwindigkeit nahe an der Erde 1, ſo iſt dieſelbe in Höhen bis zu 1000 Meier durchſchnittlich 1,75. Nach den Beobachtungen von Teiſſerene de Bort nimmt die Windſtärke bei bewölktem Himmel und niedrigem Luftdruck namentlich in der Nähe der unteren Wolken zu. Die Aufzeich⸗ nungen am Eiffelturm lehren, daß auf der Höhe des Turmes (305 Meter] zur Sommerzeit die Windgeſchwindigkeit burch⸗ ſchnittlich—8 mal ſo groß iſt als in 21 Meter Höhe über Paris. Es iſt daher völlig überflüſſig, bei Winden, die an der Erdober⸗ fläche die Stärke 5 oder mehr haben, ſich daerch Windmeſſungen mit beſonderen Apparaten über die Geſchwindigkeit des Windes in 500 oder mehr Meter Höhe Belehrung zu holen: der Wiad iſt dort ſtets erheblich ſtärker als unten. Eine Regel, die ſich jeder Luftſchiffer einprägen ſollte, iſt folgende: Steht das Baro⸗ meter unter ſeiner normalen Höhe und ſinkt, ſo iſt bei ſolchen unteren Winden, welche größere Bauenzweige bewegen und ſich an feſten Gegenſtänden bemerkbar machen, der Aufſtieg zu unter⸗ laſſen.(Köln. Ztg.) 5 — * Mannheim, 2. Juli 1910. Aus der Stadtratsſihung vom 30. Juni 1910. Zur Erlangung künſtleriſcher Entwürfe zu dem Ehren⸗ für Frau Geh. Kommerzienrat ——— —— Konzert der Mannheimer Liedertafel auf dem Heidelberger Schloß. Wir machen alle Freunde des deutſchen Männergeſangs nochmals auf das heute Samstag abend im Schloßhof des Heidelberger Schloſſes ſtattfindende Konzert der Mannheimer Liedertafel aufmerkſam, das allen Beſuchern einen hohen Kunſt⸗ genuß verſchaffen wird. Eintrittskarten ſind im Vorverkauf zum Preiſe von 80 Pfennig bei den im Inſerat verzeichneten Ver⸗ aufsſtellen, ſowie abends an der Kaſſe zum Preiſe von 1 Mark zu haben. Kunſtſalon Heckel. Neu ausgeſtellt: 24 Gemälde von G. Va⸗ e, Genua, Motive: Lago di Lucendo, Velieri, Ultimo bacio, Villa zmana, Ifola di Capri, Sorrento ete. ete. Ferner Aquarelle von Albert Müller, Motive aus Deutſchland, Italien, Orient ete. und Original⸗Lithographien von Manet. Die Heidelberger Schloßfrage. Profeſſor von Oechelhäuſer ver⸗ iccht in der„Bad. Landesztg.“ einen Artikel über die Hei⸗ [berger Schloßfrage. Er gibt dem Danke Ausdruck für inmütige Votum der Landſtände und ſchließt: Nun aber heißt „nicht die Hände in den Schoß zu legen, ſondern ſofort mit der zornahme von Sicherungsmaßregeln auf Grund der Warthſchen läge beginnen. Hbolungen ter ſeinen Architekten einen Wettbewerb veranſtaltet, bei dem ein Entwurf des Architekten Schaab mit dem 1. Preiſe bedacht worden iſt. Nachdem vom Hochbauamt heute ein Modell dieſes Entwurfes vorgelegt worden iſt, beſchließt der Stadtrat die Aus⸗ führung hiernach. Auf Anſuchen des Mannheimer Flugſportklubs wird als Beitrag zur Deckung des bei dem Schaufliegen am letzten Sonntag und Montag entſtandenen Defizits eine Summe von 600 Mark bewilligt. Der Lord Major von Birmingham, der mit drei Mitgliedern des Stadtrats und drei Beamten dieſer Stadt am 9. ds. Mts. zum Studium der Stadterweiterungs⸗ und Straßen⸗ bahnverhältniſſe in Mannheim weilte, hat für das bei dieſer Ge⸗ legenheit der Reiſekommiſſion ſtädtiſcherſeits bewieſene Entgegen⸗ kommen in einem warmen Schreiben ſeinen herzlichſten Dank ausgeſprochen. Für die zur Beratung der Krankenhaus⸗Bauplatz⸗ frage eingeſetzte, aus je 7 Mitgliedern des Stadtrats und des Stadtverordnetenkollegiums beſtehende Kommiſſion werden die dem Stadtratskollegium angehörenden Mitglieder beſtimmt. Den Vorſchlägen der Direktion der Höheren Mädchenſchule wegen Zuteilung der Schülerinnen an die nach Fertigſtellung des Neubaues an der Colliniſtraße vorhandenen zwei Anſtalten wird zugeſtimmt. Der Stadtrat beſchließt, imneuen Schulhaus im Stadt⸗ teil Feudenheim die Gasbeleuchtung einzurichten; ferner ſoll die Warmwaſſerbereitungsanlage des in dieſem Schul⸗ hauſe eingerichteten Schüler⸗ und öffentlichen Bades durch An⸗ bringung eines weiteren Boilers erweitert werden, um einen an⸗ dauernden Betrieb des öffentlichen Bades zu ermöglichen. Die dafür erforderlichen Mittel mit 4250 M. und 900 M. ſollen beim Bürgerausſchuß angefordert werden. An den Großh. Oberſchulrat werden Vorſchläge über die Be⸗ ſetzung von zwei Profeſſorenſtellen an der Höheren Mädchenſchule erſtattet. Dem Bürgerausſchuß wird für die Juliſitzung ein Antrag auf Zuſtimmung zur Bereitſtellung der Mittel für drei weitere Hauptlehrerinnenſtellen an derſelben Anſtalt unter⸗ breitet werden. Einem Angebot auf einen Bauplatz an der Werder⸗ ſtraße im Block XXIV der Oſtſtadt vermag der Stadtrat, da die⸗ ſer Teil der genannten Straße noch nicht hergeſtellt iſt, z. Zt. nicht näher zu treten. Der Verkauf eines Bauplatzes an der Baumſtraße im Stadtteil Käfertal wird genehmigt. Verſchiedene Abänderungen der Baufluchten an der Viehhofſtraße werden bei Gr. Bezirksamt beantragt. Für folgende Straßen wird die Durchführung des geſetz⸗ lichen Koſtenbeizugsverfahrens nach Maßgabe der allgemeinen Grundſätze beſchloſſen: 1. Humboldtſtraße III. Teil zwiſchen Gartenfeld⸗ und Wald⸗ hofſtraße. 2, Spelzenſtraße zwiſchen Waldhofſtraße und Schimperſtraße. 3. Schützenſtraße im Stadtteil Feudenheim. 4. Hebelſtraße im Stadtteil Feudenheim. 5. Friedrichſtraße zwiſchen Wilhelmſtraße und Schützenſtraße im Stadtteil Feudenheim. Gegen den Schloſſer Johann Heli hier wird wegen der im Notarreſt des 4. Reviers verübten Sachbeſchädigung Strafankrag geſtellt.„F 9 — * Verliehen wurde dem Poſtperwalter Ludwig Kraß in Oos der Titel Poſtſekretär, dem Oberpoſtaffiſtenten Daniel Blum in Appenweier der Titel Poſtſekretär, dem Ober⸗Tele⸗ graphenaſſiſtenten Vinzenz Link in Freiburg der Titel Tele⸗ graphenſekretär, dem Ober⸗Poſtaſſiſtenten Karl Körber in Konſtanz, dem Poſtverwalter Gottlieb Schaarſchmidk in Brombach und dem Poſtaſſiſtenten Hermann Bachmann in Karlsruhe der Titel Poſtſekretär. * Etatmäßig angeſtellt wurde der charakteriſierte Telegraphen⸗ ſekretär Os kar Wieber aus Freiſtett bei dem Poſtamt in Singen(Amt Konſtanz. * Verſetzt wurde Belriebsſekretär Gottfried Hofſtetter in Brennet a. Rh. nach Säckingen. *Das Präſidium des badiſchen Militärvereinsverbandes er⸗ läßt folgende Bekanntmachung:„Den Kameraden unſeres Ver⸗ bandes, welche am 26. Juni zur Huldigung vor unſerem allverehr⸗ ten Großherzogspaar ſo zahlreich erſchienen waren und durch ihre ſo vortreffliche Haltung beim Vorbeimarſch nerkennung und Lob gefunden haben, ſprechen wir hierfür unſeren Dank aus. Im be⸗ ſonderen danken wir den Gauvoſitzenden und Vereinsvorſtänden, ſowie den Kameraden der Vereine Karlsruhes, welche in den Feſt⸗ ausſchüſſen mitgewirkt haben, dafür, daß durch die tatkräftige Unterſtützung es gelungen iſt, das Feſt ſo zu geſtalten, daß wir mit großer Befriedigung und Genugtuung den 26. Juni 1910 als einen Ruhmes⸗ u. Ehrentag unſeres ſchönen Militärvereinsver⸗ bandes bezeichnen dürfen. Möge der Geiſt unauslöſchlicher Liebe und Treue zum geltebten Fürſtenhaus, der Geiſt echter kamerad⸗ ſchaftlicher Geſinnung, ſtets in unſeren Reihen erhalten bleiben zum Segen unſeres geliebten teuren Heimatlandes!“ *195 350 Einwohner zählte unſere Stadt Ende Mai ds. Is. Die Städtiſchen Straßenbahnen beförderten im Mai 2 403 416 Perſonen oder 3,87 pro Wagenkilometer. Vereinnahmt Ein Rieſenmammut. Aus München wird berichtet: In einem Weinberg bei Iphofen wurde das vollſtändige, gut erhaltene Ge⸗ rippe eines Mammut gefunden. Die Länge des Tieres beträgt nahezu fünf Meter, die Höhe nicht ganz drei Meter. Die beiden Stoßzähne haben eine Länge von 2,10 Meter und 2,30 Meter. Das Skelett ſoll im Naturalienkabinett zu München aufbewahrt werden. Fräu Profeſſor Arthur Nikiſchs Operette„Meine Tante Deine Tante“, die, wie bereits gemeldet, von Direktor Palfi zur Auf⸗ führung am Neuen Operettentheater in Berlin unter Arthur Nikiſchs Direktion erworben wurde, iſt unter dem vorläufigen Titel „Suschen Unverzagt“ ſoeben von Emanuel Lederer, der zurzeit in Deutſchland weilt und ſich die Operette hier vorſpielen ließ, für Amerika erworben worden, um noch in der kommenden Spfielzeit mit der pikanteſten Soubrette der engliſch⸗amerikaniſchen Bühnen aufgeführt zu werden. Engelbert Humperdinck hat nunmehr ſeine Oper„Die Königs⸗ kinder“ vollendet und begibt ſich zur Erholung mit ſeiner ganzen Fa⸗ milie auf eine Nordlandsreiſe. Im November ſchifft er ſich daun nach New⸗Nork ein, wo kurz vor Weihnachten im Metropolitan⸗Theater die Uraufführung des neuen Opernwerkes ſtattfindet. Einem ſpäteren Termin, dem Direktor Gatti Cafazza zuſtrebte, mußte Humperdinck ſeine Einwilligung verſagen, da er wegen der Erſtaufführung der Königskinder“ auch mit deutſchen Bühnen in Unterhandlungen ſteht, die bereits im Januar die Oper bringen wollten, während New⸗Hork das Uraufführungsrecht hat und zugleich dem Autor kontraktlich die BVerpflichtung auferlegte, die Oper auswärts nicht vor Ablauf von zwei Wochen nach der amerikaniſchen Uraufführung zu bringen. Die erſte Newyorker Darſtellung der„Königskinder“ wird Kapellmeiſter Alfred Hertz leiten, während Humperdinck eine oder mehrere Wieber⸗ t dirigieren will. Di monographiſche Folge einzuſchmelzen. wurden 240 154.10 M.(251 546.20.) oder 38,70(40,92) N Wagenkilometer. 555 *Neue Fernſprechverbindungen. Nach Mitteilung der Kaiſerl, Oberpoſtdirektion Karlsruhe iſt der Sprechverkehr zugelaſſen: a) unbeſchränkt zwiſchen Mannheim⸗Sandhofen und Karlsbad, Chemnitz), Delmenhorſt(O. P..⸗Bezirk Oldenburg— Geſprächs⸗ gebühr M..—); b) beſchränkt mit Thorn(O. P..⸗Bezirk Danzig— Geſprächsgebühr M..50); ferner unbeſchränkt zwiſchen Weinheim und Prag(Sprechgebühr M..—) und Gevelsberg (.P..⸗Bezirk Dortmund— Sprechgebühr M..—). * Fahrpreisermäßigung. Um den Beſuch der Brüſſeler Weltausſtellung zu erleichtern, haben die preußiſch⸗heſſi⸗ ſchen und die Reichs⸗Eiſenbahnen den Arbeitnehmern, die Mit⸗ glieder von Krankenkaſſen ſind, unter gewiſſen Bedingungen eine Herabſetzung der Fahrpreiſe 3. Klaſſe auf die Halfte zugeſtanden. Der Badiſche Landesverband des Hanſa⸗Bundes hat jetzt an die Generaldirektion der Badiſchen Staats⸗Eiſenbahnen eine Eingabe gerichtet, worin er das Erſuchen begründet, dieſe Ver⸗ günſtigungen ebenfalls zu gewähren und ſie auf ſolche Klein⸗ gewerbetreibende, kaufmänniſche und techniſche Angeſtellte auszu⸗ dehnen, die nicht Mitglieder von Krankenkaſſen ſind. mittags und abends durch nach Mundenheim. 5 Freie Lehrmittel für die Handelsfortbildungsſchüler. Im rat Diffené und Reiß, ſowie Herrn Generalkonſul Simon beſtehenden Komitee eine Sammbung eingeleitet, aus deren ſehr exfreulichem Ergebnis an einmaligen und jährlichen Beiträgen ein„Freiwilliger Lehrmittelfond der Handels⸗ fortbildungsſchule Mannheim“ gegründet werden der Lehrbücher, Hefte und anderen Lehrmittel an die leider zahl⸗ fung wegen Mitteloſigkeit der Eltern und in Ermangelung eigenen Einkommens außerſtande ſind. Es wurden damals von 31 Firmen und Einzelperſonen 200 M. einmalige und von 102 Firmen etc. 813 M. Jahresbeiträge gezeichnet. Von den letzteren iſt eine An⸗ zwiſchen in Wegfall gekommen. Es wurden für den Fond verein⸗ nahmt: a) an Beiträgen im Jahre 1902/03(inkl. einmaliger Bei⸗ trag) 1013., im Jahre 1908/04 788., 1904/05 698., 1905/06 668., 1906/07 789., 1907/08 703., 1908/09 693., 1909/10 693., b) an Bankzinſen und ſonſtigen Einnahmen 106.75., zuſammen 6151.75 M. Lehrmittel wurden beſchafft im ganzen für 6073.80., fonſtige Ausgaben 263.60., zuſammen 6337.40., wovon für den Betrag von 185.65 M. erſt durch die wiederum zu erhebenden Beiträge Deckung geſchaffen werden muß. Es ver⸗ bleiben dann an den Beiträgen für 1910/%11 mit reſtlichen 693 M,. für die Neuanſchaffungen im Laufe des Jahres nur noch 507.35 M. Dazu kommt, daß infolge der weſentlichen Vergrößerung der Schülerzahl und des Umſtandes, daß die Lehrlinge im Handels⸗ gewerbe ſich immer mehr aus den unbemittelten Kreiſen rekru⸗ tieren, das Bedürfnis nach Gewährung freier Unterrichtsmittel ein raſch zunehmendes iſt, dem nur unter Zuhilfenahme einer erheb⸗ lichen Zahl von Beiträgen in der ercpünſchten Weiſe genügt werden könnte. Es ſind in der angegebenen Weiſe unterſtützt worden: im Jahre 1902/08 78 Schüler= 15 Prozent der Geſamtſchülerzahl, 1903/04 189 Schüler 17 Prozent, 1904/05 175 Schüler= 18 Prozent, 1905/06 227 Schüler 20 Prozent, 1907/08 342 Schüler 21 Prozent, 1908/09 824 Schüler= 19,2 Prozent, 1909/10 309 Schüler= 22 Prozent der Geſamtſchülerzahl. Das Komitee für den freiwilligen Lehrmittelfond richtet deshalb neuerdings den dringenden Appell an die der Sache bisher noch fernſtehender Kreiſe der Einwohnerſchaft und insbeſondere des Handelsſtande das in der neueren Zeit und ganz beſonders in unſerer ſüdden ſchen Handelsmetropole ſo rege Intereſſe an einer gediegen Fachſchulbildung der jungen Kaufleute durch Zeichnung eines je lichen Beitrages zum Fonds zu betätigen. Einzeichnunge Beiträge nimmt das geſchäftsfuhrende Mitglied des Komitees, Kgl. Rumän. General⸗Konſul Herr Karl Simon, N 7, 10, gern entgegen. *Friedrichspark. Wie uns ſoeben mitgeteilt wird, muß Gartenfeſt des Lehrergeſangvereins Mannhe Ludwigshafen wegen ſchlechter Witterung auf näch ſt Mittwoch, den 6. Juli, verſchoben werden, doch findet de Konzert der Grenadierkapelle ſtatt. Friedrichspark. Morgen Sonntag konzertiert die vom vori Jahre in beſter Erinnerung ſtehende Kapelle des Schleſif Dragoner⸗Regiments aus Hagenau unter Leitung Herrn Muſikmeiſter Schmidt. Das Trompeterkorps zeichne beſonders durch die Weichheit der Tonwirkung und durch meiſten haftes Zuſammenſpiel aus. * Der Vorſtand der Mannheimer Liedertafel erſucht uns m zuteilen, daß das Schloßfeſt in Heidelberg heute nicht ſtattfindet, ſondern wegen der ungünſtigen Witter! bis auf weiteres verſchoben worden iſt. * Indianer⸗Konzert im Roſengarten. Wir machen nochm darauf aufmerkſam, daß die Nordamerikaniſch Indianerkapelle unter Leitung des Mr. David Ruſſel aus Philadelphia heute Samstag abend ½g Uhr morgen, Sonntag, abend s Ühr im Nibelungenſaa Roſengartens konzertiert. Aus dem intereſſanten Progr ſeien die folgenden Nummern beſonders hervorgehoben: O türe zum Barbier von Sevilla, Scalp Dance und Dance von Bellſted, Red Bird, Indian Intermezze Menuett von Paderewski, Lopeland Walzer von Holzmann tett aus Lucia von Lammermoor von Donizetti peſ Märſche. Die Kapelle beſteht ausſchließlich aus konſer gebildeten Indianern nordamerikaniſcher Stämme und „Märchenoper“, deren Librettiſt ein Ernſt Rosmer iſt, ſpiel Humperdinck hat nahezu zwei Jahre an der Fertigſte gearbeitet. Der Tempel in Brüſſel. Auf der eee,, Brüſſe finden ſich ſowohl in der künſtleriſchen Abteilung des Buchg vereins im Deutſchen Haus, wie auch in der Abteilung der gewerbekünſtler die Deutſchen Dichterausgaben des Tempelv Sie finden daſelbſt unausgeſetzt hohe Anerkenuung und Au ſamkeit und die über die Vitrinen gebeugten Beſucher widmen nur bewundernde Worte. Daß der Ausbau der Tempelklaſſiker ununterbrochener Weiſe ſtattfindet, davon überzeugen uns die eb erſchienenen Fortſetzungen. In der Goethe⸗Ausgabe ſind in neuen Bänden herausgekommen die Ahteilungen:„Sturm u Drang“, die Jugenddramen“ die„klaſſiſchen Dramen“,„Die e des jungen Werthers“ und„Wilhelm Meiſters Lehrfahre“. Heine⸗Ausgabe iſt der Band mit„Shakeſpeares Mädchen Frauen, Pantominen und Memoiren“ neu herausgekommen. Kleiſt⸗Ausgabe liegt mit dem 5. Band„Heinrich v. Klei Leben, Werke und Briefe“ von Dr. Arthur Eloeſſer vollſtändig vor uns. Dieſer Band enthält in biographiſcher Folge unter Einflechtur der wichtigſten Briefe Kleiſts alle Erklärungen und Erläuterunge zu ſeinen Werken. Dem bekaunten Herausgeber iſt es auf vorragende Weiſe gelungen, alles. e kritiſche i ieſer Abſchluß de 5 Kleiſt⸗Ausgabe findet faſt gleichzeitig mit der Enehgla 44 Denkmals in Frankfurt a. O. ſtatt, auch die Kleiſt⸗Ausgabe Tempelverlags iſt ein künſtleriſches Gedächtnismal für den gr Dichter. Der im Verhältnis zur künſtleriſchen Qualitat der billige Preis ſin Leinen.—, in Halbleder 8,75 de⸗ 5 28 E dem Tempel Jeden zum Freunde machen, d derne Kultur iſt. iaktige! Marienbad, Pilſen(Geſprächsgebühr M..—), Bärenſtein(Bez. Von der Elektriſchen. Seit geſtern fahren die Wagen der Neckarauer Linie(Nr. 7) in den Hauptverkehrsſtunden vormittags, Sommer 1902 wurde von einem aus den Herren Geh. Kommerzien⸗ konnte. Der Fond bezweckt die Anſchaffung und leihweiſe Abgabe reichen Schüler der Handelsfortbildungsſchule, welche zur Beſchaf⸗ zahl infolge Ablebens des Zeichners, Erlöſchen der Firma ete, in⸗ Mädchen herbeikommenden General⸗Anzeiger(Mittagblatt.) * Miſſionsfeſt. Sonntag, den 3. Juli, nachmittags 3 Uhr, findet in der Friedenskirche(Traitteurſtr. 50) ein Miſſtons⸗ feſt ſtatt, bei dem ein Mannheimer, Heinrich Billmanu, als Miſſionar ordiniert wird. Derſelbe tritt noch in dieſem Sommer die Reiſe nach dem für ihn beſtimmten Wirkungskreis Bali in Ka⸗ merun an. Die Basler Miſſionsanſtalt, in der Herr Billmann ſeine Ausbildung fand, hat als Redner den Inſpektor des Kame⸗ runer Miſſionsgebietes Octli und Herrn Sekretär Müller geſendet. Abends 8 Uhr wird in derſelben Kirche eine Nachfeier abgehalten werden. Freireligibſe Gemeinde. Sonntag, den 38. Juli, vorm. 10 Uhr, findet in der Aula des Realgymnaſtums, Friedrichsring 6, Ein⸗ gang Tullaſtraße, ein Vortrag des Herrn Prediger Klanke⸗ Frankfurt a. M. ſtatt über das Thema:„Die Gewiſſens⸗ und Gei⸗ ſtesfreiheit.“ Hierzu iſt Jedermann bei freiem Eintritt freundlichſt eingeladen. DDer hieſige Turn⸗Verein entſendet zu dem morgen in München ſtattfindenden Jubiläum des Turn⸗Vereins von 1860 ſeinen z. Zt. beſten Kunſtturner Richard Kirchner, um bei dem Wetturnen teilzunehmen, wozu ſich die hervorragendſten deutſchen Kunftturner gemeldet haben. *BVon den Paſſagierfahrten des geſtrandeten Luftſchiffes „Deutſchland“ bringt die heute erſcheinende Nummer der Mann⸗ heimer„Illuſtrierten Zeitung“ eine Reihe vorzüglicher Bilder, von denen beſonders das Enterieur aus der Paſſagierkabine ſehr intereſſieren wird. Von allgemeinem Intereſſe iſt auch ein von einer der erſten Autoritäten verfaßter Artikel über die An⸗ ſiedelung in der Oſtmark, deſſen Text durch ausgezeichnete Illu⸗ ſtrationen aus den koloniſierten Gebieten in der Oſtmark unterſtützt wird. Der aktuelle Teil enthält Aufnahmen von dem Todesſturs Tabdäus Robls auf dem Flugfelde in Stettin, dem Bombentatten⸗ tat in Friedberg, dem Beſuch des Kaiſers in Hamburg und die Porträts der jüngſten Schweſter der Kaiſerin, Prinzeſſin Feodora, des bekannten Wagner⸗Sängers Dr. Otto Brieſemeiſter, des neuen Miniſters des Innern von Dallwitz und des neuen Landwirtſchafts⸗ miniſters Dr. Freiherr von Schorlemer. Den ſportlichen Ereig⸗ niſſen der letzten Woche iſt eine beſondere Seite reſerviert. Der Schluß der Novelle von A. Trinius„Die weiße Frau“ und eine hochintereſſante Skizze von Alfred von Hedenſtjerna„Sportsmann wider Willen“ bilden den textlichen Teil. * Der Mannheimer Sängerkreis, eingetr. Verein, hielt am Donnerstag, den 16. ds. Mts. abends in ſeinem Vereinslokale „Großer Fels“, Seckenheimerſtraße 72 ſeine diesjährige ordent⸗ kiche Generalverſammlung unter zahlreicher Beteiligung ſeiner Mitglieder ab. Der 1. Präſident, Herr Oberpoſtaſſiſtent Adam Müller, begrüßte in einer herzlichen Anſprache die er⸗ ſchienenen Sängerkreisler. Nach Bekanntgabe der Tagesordnung erſtattete der 1. Vorſitzende den umfangreichen Geſchäftsbericht über das verfloſſene Vereinsjahr. Aus demſelben entnehmen wir, taß der Sängerkreis während dieſes Jahres eine reiche und er⸗ ſprießliche Tätigkeit entfaltet hat und den ſich geſteckten geſell⸗ ſchaftlichen und künſtleriſchen Zielen vollauf gerecht wurde. Die Zahl der Sänger iſt im letzten Jahre von 62 auf 85 geſtiegen. Der Tätigkeit des Chormeiſters Herrn Albert Guggen⸗ bühler, Lehrer an der Hochſchule für Muſik hier, wurde un⸗ eingeſchränktes Lob gezollt. Mit liebevollem Eifer hat er das deutſche Lied im Sängerkreis gepflegt. Herr Peter Metz, der den Kaſſenbericht gab, durfte die lebhafte Anerkennung der Ver⸗ ſammlung entgegennehmen, für die muſterhafte Art und Weiſe, mit der er das Amt des Kaſſiers verwaltet. Dem Verwalter der Sängerreiſekaſſe, Herrn Karl Wörter, 2. Vorſitzender, iſt auch dieſes Jahr wieder eine ſchöne Summe zugegangen. Der Be⸗ richt des Bibliothekars, erſtattet von Herrn Landgerichts⸗ Expedienten Martin Herrmann, ließ erkennen, daß das In⸗ bentar einen erfreulichen Zuwachs aufzuweiſen hak. Die Wahlen der Vorſtandsmitglieder erfolgten ſämtliche in geheimer Ab⸗ ſtimmung. Mit Ausnahme zweier Herren, welche krankheits⸗ und geſchäftshalber eine Wiederwahl ablehnten, wurde der ſeitherige Vorſtand einſtimmig wiedergewählt. Die Organe des Vereins ſetzen ſich folgendermaßen zuſammen: 1. Präſident Herr Ober⸗ poſtaſſiſtent Adam Müller, 2. Präſident Kaufmann Karl Wörter, Kaſſier: Weinhändler Peter Meßz, Schriftführer: Kaufmann Karl Weinkötz und Otto Althen, Bibliothekar: Landgerichtsexpedient Martin Herrmann, Beiſitzer: J. J. Ramſpeck, Fettſiederei, Joſeph Schmittus, Werkmeiſter, Bernhard Gené Optiker als Vertreter der Aktivität; Georg Jacob, Oelgroßhandlung, Emil Rapp, Kaufmann und Karl Breitner, Baumeiſter, als Vertreter der Paſſivität. Mit Worten hoher Befriedigung über den Verlauf der Hauptver⸗ ſammlung ſchloß Herr Oberpoſtaſſiſtent Adam Müller die Sitzung. giheinfahrten. Bei ſchönem Wetter veranſtalten Arnheiters Erben morgen vormittag 10 Uhr und nachmittags 3½ Uhr Safenfahrten. Nachmittags 2 Uhr findet eine Dampfer⸗ fahrtenach Worms ſtatt.(Näheres ſiehe Inſerat.) „ Hochwaſſer. Immer noch ſchwillt das Waſſer an. Der Rhein iſt ſeit geſtern von 7,26 au 7,37 Meter geſtiegen, der Neckar von 7,18 auf 7,32 Meter. Da in Heilbronn der Neckar von 2,20 auf 1,95 Meter gefallen iſt, wird ſich das Waſſer auch hbier bald wieder verlaufen haben, vorausgeſetzt, daß das Regen⸗ wetter endlich einmal aufhört. * In den Neckar geſtürzt. Der 4 Jahre alte Gottfried Win⸗ ter, Sohn des Taglöhners Winter, wohnhaft J 7, 8, ſtürzte geſtern nachmittag beim Spielen in den Neckar. Paſſanten retteten das Bübchen unter eigener Lebensgefahr vom Tode des Ertrinkens und brachten es ins Allgemeine Krankenhaus. * Aus dem Schöffengericht. Pathologiſches Intereſſe in Hinſicht auf die Wirkung des Alkohols bot eine Verhandlung in der geſtrigen Sitzung gegen den Hausburſchen Guſtav Kramer von hier, einen Mann, der einen ſehr guten Eindruck macht und auch noch nicht beſtraft iſt. Im Neckarpark ſah er im Vorüber⸗ gehen zwei junge Leute, den Kanfmann Häusler und die Fanny Schad auf einer Bank ſitzen. Sofort geht er unter den Worten: „Das iſt er ja“, auf den Mann los. Dieſer flüchtet, wird aber bon ihm eingeholt und Kramer ſticht nun wie wütend auf ihn ein, durchlöchert jedoch nur den Hut an zahlreichen Stellen. Als das Leute den Vorfall erzählte, kam Kramer zurück und ſchlug dem Mädchen ca. ein Dutzend Mal mit der Hand ins Geſicht. Der Taglöhner Jul. Kupſch und der Former Friedr. König ſuchten das Mädchen gegen die brutalen Mißhandlungen durch den Burſchen zu ſchützen. Kupſch erhielt jedoch von dem wütenden Menſchen einen ſehr gefährlichen Stich in den Arm, der jetzt noch nicht geheilt iſt und auch König erhielt eine weniger ſchwere Verletzung. Der Angreifer kannte keinen der Leute Ein Mann namens Meyer, der dem Mädchen eben⸗ falls Schutz angedeihen ließ, aber ebenfalls bedroht wurde, ver⸗ folgte den Rohling und veranlaßte auf der Neckarbrücke ſeine Berhaftung. Sein Begleiter, mit dem Kramer tagsüber gezecht datte, behauptet, jeder habe ca. 20 Glas Bier getrunken. In An⸗ betracht der ganzen Art des Vorgehens des Angeklagten verur⸗ teilte ihn das Gericht zu einer Gefängnisſtrafe von 2 Monaten, ſprach jedoch aus, daß er wohl eine Gefängnisſtrafe von min⸗ deftens 6 Monaten bekommen hätte, wäre nicht ſeine Betrunken⸗ t in Rückſicht gezogen worden. Aus Ludwigshafen. Das Ehepaar Duſſel, wohnhaft zeinigſtraße 8, 3, Stoc, ſchüttelte den heimaflicen Staub don Mannheim, 2. Iunn. den Füßen, um die Reiſe über den„großen Teich' anzutreten. In der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch, als alles ſchlief, machte man ſich zur Reiſe fertig und fort gings mit 40 Mark barem Geld, das tags zuvor aus dem Verkauf des Hausrats erlöſt wurde, der Schweiz entgegen. Das Paar, in deſſen Begleitung ſich noch ein Komplize namens Johann Eckert befand, vergaß natürlich außer den ſonſtigen Verpflichtungen die rückſtändige Miete von einigen Monaten zu begleichen. Ein Kind, ein Junge von einem Jahr, den die Frau mit in die Ehe gebracht hatte, wurde von dem wanderluſtigen Paar bei einer Familie Schreiner in der Oggers⸗ heimerſtraße untergebracht. Die unfreiwilligen Pflegeeltern des Kindes haben bereits die Polizei in Kenntnis geſetzt und das Kind der Armenkommiſſion überweiſen laſſen. Aus dem Großherzogtum. * Weinheim, 1. Juli. Im Alter von 51 Jahren iſt Ober⸗ amtsrichter Grimm geſtorben. 1859 in Adelsheim geboren, wurde er 1884 Rechtspraktikant, 1888 Referendar, 1890 Notar in Meersburg, 1891 wurde ihm der Rang eines Amtsrichters er⸗ teilt; 1894 trat er in das Miniſterium der Juſtiz, des Kultus und Unterrichts in Karlsruhe als Notariatsinſpektor ein. 1896 erhielt er den Rang eines Landgerichtsrats und 1897 wurde er als Oberamtsrichter nach Weinheim verſetzt. Sportliche Nundſchau. Amiens. Prix des Maronniers: Scandale— Prince de Magny. Prix de LEſpérance: Michelet— Golden Age. Prix du Beaufeuille: Stall Frank Jay— Gould— Princeſſe de Magny. Grand Prix'Amiens: Grelot 11— Akbar II. Prix de Tourtier: Saut Perilleux— Sidi. Prix Speécial: Don Juan— Ovide. Prix de la Société'Encyuragement: Orfroi— Eclat de Rire. Maiſſons⸗Laffitte. Prix de Grignon: Mare Auréle— Ovide. Prix Quo⸗Vadis: Hiphares— Cockfield. Prix La Carmargo: La Cotinais— Hiawatha. Prix du Preéſident de la Republique: Gros Papa— Over⸗ ſight. Prix Gardefeu: Sidi— Talo Biribil. Prix Le Sagittaire: Sidi Okbar— Roger. 5* * Pferderennen zu Maiſons⸗Laffitte. 1. Juli. Prix'Eragny. 3000 Frs. 1. Vanderbilt's Clara II(O Neil), 2. Silver Sea, 3. Parfumeuſe. 33:10; 14, 19, 24:10.— Prix de Creuille. 5000 Frs. L. Roger's Brunette(Stern), 2. Kurwe⸗ nal, 3. Gyrca. 48:10; 21, 15:10.— Prix de la Croix-de⸗Noailles. 3000 Frs. 1. Henneſſy's Sydney(Jennings), 2. Mikra, 3. Santa Remo. 33:10; 13, 18, 14:10.— Prix'Eſſai des Poulains. 5000 Frs. 1. G. Blanc's Favonio(Stern), 2. Faucheur, 3. Le Re⸗ mendado. 2910; 15, 17, 47:10.— Prix Grandmaſter. 20 000 Frs. 1. Vanderbilt's Rameſſeum('Neil), 2. Badajoz, 3. Folioſa. 48:10: 14, 15, 16:10.— Prix Paray. 6000 Frs. 1. F. Charron's Falo Biribil(Barat), 2. Néophyke, 3. Margarite. 74:10; 26, 59. 2410. Rennen zu Achern. Auf dem Rennplatz zu Achern wurde während der ganzen Woche emſige Morgenarbeit verrichtet, da die Lots verſchiedener Trainer am Platze geblieben ſind und hier ihre Pferde ür die Rennen des morgigen 2. Renntages gearbeitet wurden. Die Rennbahn, die nach den ſchweren Regengüſſen der letzten Woche neu hergerichtet und ſeit geſtern ununterbrochen gewalzt wird, iſt in ſehr guter Verfaſſung. Die Rennen finden beſtimmt alſo auch beim ſchlechteſten Wetter ſtatt. Aviatik. „Sturz des deutſchen Fliegers von Gorriſſen in Warſchau. Die Leiſtungen von Gorriſſen's in Warſchau, welche die der 9 anderen Flieger bedeutend übertrafen, machten auf das Publikum einen großen Eindruck, ſodaß der Vorſitzende des dortigen Komitees, Fürſt Konſtantin Lubowinski, ihn mit allen Mitteln zum Bleiben bis Sonntag bewegen wollte. Leider hat ſeine ſo ausſichtsvolle Be⸗ teiligung ſchon Mittwoch abend ein unfreiwilliges Ende genommen. Als von Gorriſſen um 7½ Uhr ſtartete, ergriff eine heftige Böe den Apparat und drückte ihn auf die Seite in eine Vertiefung, wobei der Apparat ſich vollkommen überſchlug und ſchwer beſchädigt wurde. von Gorriſſen ſelbſt kam leicht verletzt unter den Trümmern hervor. Durch dieſen Unglücksfall nicht abgeſchreckt und ſich keinen Moment Erholung gönnend, iſt er ſchon wieder unterwegs nach Mülhauſen i.., wo er bereits am 2. Juli eintreffen und an der Flugwoche teilnehmen wird. Letzte Nachrichten und Lelegramme. w. Saarbrücken, 2. Juli. Das Schiff„Tell“ des Schiffers Chriſtofel von Malſtatt iſt infolge einer Leckage ge⸗ ſunken. Mit Mühe gelang es dem Manne, die Frau und ſechs Kinder zu retten. Als ſpäter der Mann noch Möbel zu retten verſuchte, ertrank er. wW. Neunkirchen, 2. Juli. Die„Saar⸗ und Blies⸗ zeitung“ feierte geſtern ihr 50jähriges Beſtehen. Dem Ver⸗ leger wurde vom Landrat der große Kronenorden 4. Klaſſe und einem Setzer das allgemeine Ehrenzeichen überreicht. * Ragaß, 1. Juli. Die Leiche des am 22. Juni zur Be⸗ ſteigung der Fallmis aufgebrochenen Kaufmanns Schrader aus Dresden iſt heute mittag vom Wirt auf dem Guſchagrat zwiſchen dieſem und dem Fläſch gefunden worden. Schrader iſt ver⸗ mutlich bei dem Aufſtieg abgeſtürzt. Die Leiche wird am Sams⸗ tag nach Maienfeld übergeführt. Aus den Kommiſſionen. Lk. Karlsruhe, 1. Juli. Die Juſtizkommiſſion der 2. Kammer hat im Geſetzentwurfe betr. die Aenderung der Ge⸗ meindeeinkommenbeſteuerung die Beſtimmung geſtrichen, wonach durch Gemeindebſchluß mit Staatsgenehmigung der Steuerſatz für die Einkommen von 500—900 M. auf 4 M. feſtgeſeßt wer⸗ den kann. Im übrigen wurde der Regierungsvorlage zugeſtimmt. Toc. Karlsruhe, 1. Juli. Nach dem nenen Wohnungs⸗ geldgeſetz erfolgt die nächſte Reviſion des Ortsklaſſenver⸗ zeichniſſes mit Wirkung vom 1. Januar 1920. In der Zwiſchen⸗ zeit iſt das Staatsminiſterium ermächtigt, bei hervortretendem Bedürfnis in beſonderen Ausnahmefällen die Einreihung ein⸗ zelner Orte in eine andere Ortsklaſſe anzuordnen. Soweit in einem Orte infolge der neuen Ortsklaſſeneinteilung die bisberigen Wohnungsgeldſätze eine Ermäßigung erfahren, ſoll den an einem ſolchen Orte anſäſſigen Beamten, die im Zeitpunkt der Verkün⸗ digung dieſes Geſetzes das bisherige höhere Wohnungsgeld be⸗ zogen haben, der Mehrertrag für ihre Perſon ſolange belaſſen werden, als ſie an dem bisherigen Orte und in der bisherigen Dienſtklaſſe verbleiben. Berliner Drahtbericht. (Von unſerem Berliner Bureau.) IBerlin, 2. Juli. Aus Madrid wird gemelbet: Der König unterzeichnete das Dekret, das den religtöſen Eid bei allen bürger⸗ JBerlin, 2 Juli. Aus Homel wird gemeldet: die dritte Etappe der Kaiſer Nikolaus⸗Fahrt verlief ſehr gut. Nur ein Wagen mußten ausſcheiden. Am Nachmittag über⸗ raſchte ein Gewitter die Fahrer. Der ruſſiſche Gutsbeſitzer Rac⸗ zewski und der Adelsmarſchall Stoſch boten den Autlern mitten im Walde ein opulentes Frühſtück. EJ Berlin, 2. Juli. Paul Caſſierer, der bekannte Berliner Kunſthändler, hat ſich mit Frau Tilla Durieuß vom Deutſchen Theater vermählt. Die Schiffahrtsabgaben. [ Berlin, 2. Juli.(Von unſerem Berliner Bureau.) In der Angelegenheit der Schiffahrtsabgaben ſollen nun, nach⸗ dem der Bundesrat einſtimmig die Erhebung von Abgaben be⸗ ſchloſſen hat, mit den Niederlanden und Oeſterreich Verhand⸗ lungen geführt werden. Dieſe Verhandlungen werden in unver⸗ bindlicher Weiſe geführt werden, ſo daß der Stellung des Reichs⸗ tags nicht vorgegriffen werden wird. Der Reichskanzler hat wegen der Veröffentlichung des Geſetzentwurfes über die Schiff⸗ fahrtsabgaben in der„Köln. Ztg.“, der in der Bundesratsaus⸗ ſchußſitzung vom 18. Juni beſchloſſen worden iſt, gegen den ſchul⸗ digen Beamten eine Diſziplinarunterſuchung veröffentlicht. Die Veröffentlichung des Entwurfes war eine Indiskretion, nachdem der Bundesrat auf Antrag Preußens beſchloſſen hatte, die Materie vorläufig geheim zu halten. Sämtliche Mitglieder ſind befragt worden, ob ſie die Veröffentlichung veranlaßt hätten. Nach den bisherigen Feſtſtellungen iſt die Verbffentlichung auf das Verſchulden eines untergeordneten Beamten einer bundes⸗ ſtaatlichen Geſandtſchaft zurückzuführen. Die„Köln. Ztg.“ hatte auf eine Anfrage erklärt, jede Auskunft ablehnen zu müſſen. Der neue preußiſche Finanzminiſter. Berlin, 2. Juli. Die„National⸗Zeitung“ ſchreibt: In politiſchen Kreiſen erzählt man ſich, daß die Berufung des Ober⸗ bürgermeiſters Dr. Lentze zum Finanzminiſter auf Veranlaſſung des Schatzſekretärs Wermuth erfolgt ſei, der durch den Reihs⸗ kanzler dem Kaiſer dieſen Herrn vorſchlagen ließ. Zwiſchen Herrn Wermuth und Herrn v. Rheinbaben ſollen ſchon ſeit längerer Zeit erhebliche Differenzen beſtanden haben. Der Reichs⸗ kanzler habe vor der Alternative geſtanden, zwiſchen Herrn Wermuth und Herrn von Rheinbaben zu wählen und habe ſich nun, da ein Verbleiben beider Perſönlichkeiten in ihren Aemtern nicht möglich ſhhien, für die Neubeſetzung des preußiſchen Finanz⸗ miniſteriums entſchieden.(Dieſe Nachricht iſt mit großer Vor⸗ ſicht aufzunehmen). Fünfzigjähriges Militärdienſtjnbiläum. Berlin, 2. Juli. Am 15. Juli wird Generaloberſt von Bock und Pollach, General⸗Jeſpekteur der 3. Armee⸗Inſpektion Hannover ſein 50jähriges Militärdienſtjubiläum feiern. v. Bock und Pollach war vor einigen Jahren kommandierender Generaf des 14. Armeekorps(Baden). Zur Kretafrage. J Berlin, 2. Juli. Aus Konſtantinopel wird ge⸗ meldet: Im geſtrigen Miniſterrate wurde beſchloſſen, in einer Note Deutſchland und Oeſterreich um Darlegung ihrer Anſichten über die Löſung der Kretafrage aufzufordern. Beide Mächte ſollen auf Veranlaſſung der Pforte mit den übrigen Signatar⸗ Mächten Verhandlungen zur endgültigen Beilegung der Kreta⸗ Angelegenheit einleiten. * Finanzminiſter Dr. Honſell f. Trauerfeier in der Zweiten Kammer. W. Karlsruhe, 2. Juli.(Priv.⸗Telegr.) In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer gab Staatsminiſter v. Duſſch vom Tode des Finanzminiſters Dr. Honſell Kennt⸗ nis. Es hertſchte feierliche Stimmung im Hauſe. Die Ab⸗ geordneten waren in Schwarz erſchienen. Das Haus hatks ſich von den Sitzen erhoben und hörte die Rede ſtehend an. Staatsminiſter v. Duſch feierte Honſelk als einen glänzenden Vertreter der Ingenieur⸗Kunſt und wies darauf hin, daß er unter ſchwierigen Verhältniſſen das Amt des Finanzminiſters übernommen und 3 Jahre erfolgreich ge⸗ führt habe. Als ſchwer kranker Mann habe er ſeine Grund⸗ ſätze in großen Gedanken an dieſer Stelle dargelegt und es habe das einen ſo erhebenden und zugleich erſchütternden Eindruck gemacht, daß auch politiſche Gegner ihm ſeine Achtung nicht verſagen konnten. Was er den Miniſtern als Kollege geweſen ſei, brauche er nicht zu ſchildern. Dann nahm der Präſident das Wort, um in pracht⸗ voller glänzender Rede den Verſtorbenen zu feiern. Die Todesnachricht ſei nicht überraſchend gekommen. Seit Monaten war bekannt, daß eine ſchwere Krankheit am Lebens⸗ mark dieſes Mannes zehrte. Das Land habe auf disg ſchwankenden Mitteilungen von dem Schmerzenslager dieſes Mannes gelauſcht. Er wies auf die Willenſtärke hin mit der der Verſtorbene gegen die Krankheit gekämpft, der er jetzt erlegen ſei. Der Präſident feiert ihn als einen Helden im Sterben, als einen Mann, der in ernſtem Pflicht⸗ gefühl bis zuletzt auf ſeinem Poſten ausgeharrt habe. Baden verliere in ihm einen großen Mann. Der Name Honſell werde unver geßlich bleiben; ſchon als Techniker habe er ſich durch die Rhein⸗Korrektion einen bedeutenden Namen gemacht. e Der Präſident führte weiter aus: Wir ſind meiſt immet eins geweſen in der Würdigung der Bedeutung des Mannes: aber ſie muß anerkannt werden. Wir alle haben den guten Willen und das ernſte Beſtreben geſehen und bewunderk, als er das wichtige Gebiet des Finanzminiſteriums, das für die wirtſchaftliche Bedeutung des Landes ſo aroß iſt, übernommen halte. In ſchwerer Zeit habe Honſell dem Rufe des Landes⸗ fürſten Folge geleiſtet und er habe das Amt ausgeübt mit ganzer Treue und Gewiſſenhaftigkeit. Das könne hier wiederholt anerkannt werden. Wir werden immer ein treues Gedenken über das Grab hinaus dem Verſtorbenen bewahren. Ich bitte das Staatsminiſterium das Beileid des Hauſes entgegenzunehmen. Der Präſident fordert das Faus dann noch auf, lichen Handlungen abſchafft. Die Vorlage wird heute dem Sevate zu⸗ gehen. Begräbnis des Verſtorbenen am kommenden Dienstag n Horpore beizuwohnen. Maunherm, 2. Jult. Wrneral⸗Anzesger.(ittagbiam) S8. Sene Bürgerunsſchußſitzung in Gftersheim. 8 D. Oftersheim, 2. Juli. Die geſtern abend ½8 Uhr abgehaltene Bürgerausſchußſitzung wurde in Anweſenheit von 42 Mitgliedern durch Bürgermeiſter Braun eröffnet. Aad erſter Punkt ſtand auf der Tagesordnung: 0 Verkündigung der Gemeinderechnung für 1909. Die Gemeinderechnung 1909 weiſt an Einnahmen 83 844.02 Mark, an Ausgaben Mk. 81 827.88 aus. Der Kaſſenvorrat be⸗ trug demnach am 1. Januax 1910 2016.14 Mk. Die Gemeinde⸗ rechnung wurde einſtimmig gutgeheißen. Wohnungsgeld für Hauptlehrer Lauff. Dexr Gemeinderat beantragt die Erhöhung der Vergütung bon 230 auf 400 Mark. Auch dieſe Vorlage wurde einſtimmig genehmigt. Die Vergütung für die Gemeinderäte ſoll von 60 auf 80 Mk. erhöht werden. Durch das Hinzukommen von zwei neuen Gemeinderäten wurde ſ. Zt. die Vergütung von 80 auf 60 Mark herabgeſetzt. BAM. Ackermann iſt der An⸗ ſicht, daß man die frühere Vergütung wieder einſetzen ſoll. BAM. Rauchholz ſpricht ſich gegen den Antrag des Gemeinderats aus, weil f. Zt. geſagt worden ſei, daß die Vergütung der übrigen Gemeinderäte zu Gunſten der beiden neuen Mitglieder vermin⸗ dert werden ſoll. Ratſchreiber Weber wendet ein, daß eine eigentliche Verminderung der Vergütung ohne bezirksamtliche Ge⸗ nehmigung nicht ſtattfinden dürfe. Bei der Abſtimmung erklärten ſich alle mit Ausnahme von 4 Mitgliedern und einer enthaltenden Stimme für die Vorlage. Die Gebühren des Totengräbers ſollen auf 2 Mark für kleine Gräber und 4 Mark für große Grä⸗ ber erhöht werden. Der Bürgerausſchuß ſtimmte dem einſtimmig zu. Ein eingeſchobener Punkt in der Tagesordnung bildet der Ankauf von 79 Qm. Straßengelände an der Bismarckſtraße zum Preiſe von 3 Mark pro QAm. BAM. Frey begrüßt es, daß das Loch an dieſem Platz end⸗ lich einmal verſchwindet. Die Gemeinde erleide nur Schaden durch Hochwaſſer. Dem gemeinderätlichen Antrage wurde eben⸗ falls einſtimmig Genehmigung erteilt. Ergänzungswahl in den Bürgerausſchuß. für die ausgeſchiedenen Mitglieder Georg Gieſer X, Georg Gieſer XI, Georg Friedrich Stoll und Jakob Weber VII. Zum Vorſchlag gebracht wurden die Herren Jakob Röſch, Guſtav Leitz, Auguſt Bartholmes und Heinrich Hepp. Mit Aus⸗ nahme von Bartholmes, auf den 43 Stimmen fielen, wurden die Vorgeſchlagenen mit allen 45 Stimmen gewählt. Bürgermeiſter Braun nimmt zum Schluß das Wort zu einer perſönlichen Angelegenheit. Es werde im Ort von einer falſchen Berichterſtattung des Gemeinderates an das Bezirksamt herumgeſprochen, die dieſer in Sachen des katholiſchen Waiſenkinderfonds gemacht haben ſoll. Er(der Bürgermeiſter), habe dann einen Bürger, der ihn in dieſer Angelegenheit befragte, aufs Rathaus laden laſſen und von ihm erfahren, daß die An⸗ ſchuldigung von einem Mitglied des Bezirksrats in einer Wirt⸗ =ſchaft geäußert worden ſeien. Hierauf ſei er bei dem Amtsrichter in Schwetzingen vorſtellig geworden, der ihm erklärte, daß die Berichterſtattung vollkommen ordnungsgemäß erfolgt ſei. Der Ratſchreiber verlieſt ein Schreiben des Bezirks⸗ amtes, worin dieſes die Erklärung abgibt, daß es gegen die Be⸗ richterſtattung des Gemeinderates keine Bedenken hege und daß es dem Gemeinderat überlaſſen bleibe, hiervon der Bürger⸗ ſchaft Kenntnis zu geben. Der Bürgermeiſter ſprach in ſcharfer Weiſe ſein Bedauern aus, daß eine Perſönlichkeit, wie der ange⸗ Vihrte Bezirksrat in ſolch leichtfertiger Weiſe Anſchuldigungen ge⸗ en Gemeinderat öffentlich äußert. Ein Bürgerausſchußmit⸗ glied erach gleichfalls ſeine lebhafte Mißbilligung über dieſen Vorfall aus. 8 Die Sitzung wurde Anwetter und Hochwaſſer. * Oftersheim 90. Juni. Das geſtrige Unwetter hat auch in unſerer Gemeinde wieder großen Schaden angerichtet. Zwiſchen Bach und Graben hinter der Mühle brach der Damm und ſo ſteht das Waſſer auf den Feldern ½ Meter hoch. Kartoffeln, Dick⸗ rüben, Hopfen und ſogar die Gerſte ſteht unter Waſſer und muß teilweiſe als verloren angeſehen werden. Auch in der Heidelber⸗ ger⸗, Sofien⸗, Friedrich⸗ und der Ludwigſtraße ſtehen zum Teil Häuſer unter Waſſer. Die Heidelbergerſtraße ſah einem See ähnlich, da der Bach über die Brücke kam. Im Hauſe Schrempf brach ebenfalls der Damm und im Nu ſtand das Waſſer in Scheuern. Kellern und Ställen. Das Vieh mußte in Sicherheit gebracht werden. *St. Leon(A. Wiesloch), 30. Juni. Heute vormittag ging ein furchtbares Unwetter über unſere Gemarkung her⸗ nieder. Stark 10 Minuten hagelte es, ſo daß der ganze Boden mit Hagelkörnern bedeckt war. Das Wieſental ſteht vollſtändig unter Waſſer, die Ausſicht auf Einbringen des Heues iſt ſehr hierauf um 9 Uhr geſchloſſen. *Plittersdorf(b. Raſtatt), 30. Juni. Der Rhein hat bereits wieder eine Pegelhöhe von 6,36 Meter erreicht. Die Straße Plittersdorf⸗Selz iſt ſeit Dienstag unter Waſſer und An⸗ keer⸗ und Schiffbrücke ſind geſperrt. Der Perſonenverkehr wird wieder durch Nachen aufrecht erhalten. Auch die Schiffahrt mußte eingeſtellt werden. Im Unter⸗ und Oberdorf ſind manche Häuſer ringsum ebenfalls im Waſſer. Die Keller ſind angefüllt und muß⸗ ten geräumt werden. * Bucchen, 30. Juni. Schweren Schaden hat ein heute mittag in Gößingen niedergegangenes Hagelwetter auf den Feldern engerichtet. Der Sturm entwurzelte die ſchwerſten Obſtbäume; die Regenmengen richteten große Verwüſtungen an. Viele Waldwege ſind nicht paſſierbar und mit umgeriſſenen Bäumen verbarrikadiert. Die Kartoffelfelder ſtehen abgeſpült da und haben ebenfalls, ſamt allen Körner⸗ und Getreideaxten großen Schaden genommen. Warm bach(Amt Lörrachh, 5 30. Juni Von einem ſchweren Unwetter, verbunden mit Hagelſchlag, wurde unſer Ort geſtern abend heimgeſucht. Zwiſchen 9 und 10 Uhr ing ein heftiges Gewitter über unſere Gegend, bei dem ein 5 barer Hagel niederpraſſelte. Körner in der Größe eines beneies fielen zur Erde nieder. Der entſtandene Faden iſt groß; die Gartengewächſe ſind laut„Bad. Pr.“ 3 ich te Die an enen Gärten ſind von St mt. Nach 5 Pert.⸗Erd. Balauc das unreife Obſt liegt haufenweiſe unter würdigerweiſe iſt man in nächſter Nähe, wie in Rheinfelden uſw., von dem Hagel verſchont geblieben. * Pfortz(Pfalz), 30. Juni. Der Rhein ſteht 7,25 Meter und iſt immer noch im Steigen. Die Straße von Maximiliansau nach Pfortz ſteht unter Waſſer. Die erſten Häuſer von Pfortz ſtehen bis zu 50 Zentimeter im Waſſer. Man fürchtet für den „ bei Neuburg. Pioniere ſollen dorthin abgegangen ein. Kus dem Großherzogtum. Schriesheim, 30. Juni. Bei dem am vergangenen Sonntag in Malſch b. Wiesloch ſtattgehabten Preisſingen errang der hieſige Geſangverein„Eintracht“ mit 39½ Punkten abermals den erſten Preis und trat damit in allen Land⸗ klaſſen an erſter Stelle. Der Verein verdankt dieſen neuerlichen Sieg in erſter Linie ſeinem verdienten Dirigenten Herrn Julius Hauck. Hauptlehrer in Altenbach, der mit dem Geſangverein „Eintracht“ bereits auf mehreren Geſangswettſtreiten erſte Preiſe geholt hat. Für den ſchönen Erfolg wünſchen wir dem Verein auch fernerhin Wachſen, Blühen und Gedeihen. Sportliche Nundſchau. * Zur Maunheimer Regatta ſind bereits mehrere fremde Vereine eingetroffen, die ſich mit der— in dieſem Jahre recht breiten— Rennſtrecke bekannt machen. Auch der Meiſter von Dänemark, der gegen hervorragende deutſche Seuller ſtarten wird, übt bereits ſeit einigen Tagen. Typs über die einzelnen meiſt ſtark beſetzten Felder zu geben dürfte ſehr ſchwierig ſein, da ſowohl bei der Frankfurter als auch ganz beſonders bei der Mainzer Regatta infolge des wilden Hochwaſſers die einzelnen Leiſtungen nicht ein abſchließendes Urteil itber die Mannſchaften ergeben. Anders iſt es auf der hieſigen ge⸗ ſchützten, unparteiiſchen Strecke; der fremde Ruderer darf hier einen gerechten Erfolg ſeiner Leiſtungen erwarten. infeitige Strömung, Wellengang— wie er jüngſt an anderem Platze mehrere Boote zum Sinken brachte— und ſonſtige Widrigkeiten ſind im geſchützten Rheinhafen ausgeſchloſſen. In Anbetracht der Anweſenheit des Groß⸗ herzogs hat das Regatta⸗Komitee die ſogen. Zielloge, die direkt an das Fürſtenzelt anſchließt, weſentlich vergrößern laſſen, ſo daß einem zahlreichen Beſuch dieſes vornehmſten Zuſchauerraums ent⸗ gegengeſehen werden kann. Der Zugang zum Feſtplatz kann ent⸗ weder per Dampfboot ab Nollſchen Einſteigeſteg oder per Wagen er⸗ folgen; im letzteren Falle haben die Beſucher allerdings bis zu den Tribünen noch 100—200 Meter zu laufen.— Das große Reſtaurations⸗ zelt iſt wieder in Regie des bewährten Reſtaurateurs Beierle, der ſeine Gäſte in jeder Hinſicht zufriedenſtellen wird. Die Ehrenpreiſe find im Zigarrengeſchäft von Jul. Alb. Hammer, O 6, 7, aus⸗ geſtellt. Soweit bekannt, wird der Großherzog(um 2,44 Uhr an⸗ kommend) per Wagen bis zum Lagerhaus, von da per Boot über die ganze Strecke zum Feſtplatz fahren. Hoffen wir auf gutes Wetter und gutes Geliungen. Doſtswirtschalt. — 0 * Prodnkte. New⸗Hork] 1. Juli. Kurs vom 80. Baumw. atl. Hafen.000 „ atl. Golfh..000 „ im Junern.000 „ Exp. u. Gr. B..000 „ Exp. n. Kont..000 Baum wolle loko 15.85 Jult 15.34 Auguſt 14.78 Septbr. 13.16 Oktbr. 12.54 Novbr. 12.39 Deibr. 12.84 Jan. 12.30 Febr.—.— März—.— Baumw. i. New⸗ „ do. per Jult 14.99 do. per Okt. 12.46 Petrol. raf. Caſes 10.45 do. ſtand. white. Kurs vom Schm.(Roh. u. Br.) Schmalz(Wileon Talg prima City Zucker Muskov. de Kaffeegeio No. 7 lek. Juli do. Juni 40Weiz. red. Wint lk. do. Juli do. Dezör. do. Mai Mais Juli do. Septbr. 5 MehlSp..aleare Getzeidefrachtnach Liverpool do. London do. Antwerp. do. Rotterdam London, 1. Juli(Schluß.) Kupfer, ſtetig, v. 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Konr. Junker„Vereinigung 17“ v. Rotterdam, 13 560 Dz. Stück⸗ gut und Getreide. 1 Hch. Schmitt„Vereinig. 26“ und Getreide. Hafenbezirk Nr. 3. Angekommen am 30. Juni 1910. 5 5 Th. Kircheſch, Burg Namedy“ v. Antwerpen, 6000 Dz. Stg. u. Gel. Seb. Rempf„Badenia 4“ von Ruhrort, 2500 Dz. Stückg. u. Getr. Hch. Meißen„Kehl“ von Alſum, 16710 Dz. Kohlen. Hch. Deilacher„Alt⸗Heidelberg“ von Heilbronn. 800 Dz. Stückgut. Herm. Swaters„Köln 28“ von Duisburg, 4150 Dz. Kohlen. W. Roſorius„Johann Karl“ von Ruhrort, 12910 Dz. Kohlen. Pet. v. Deyſen„Anna Maria 11“ von Rotterdam, 5290 Dz. engl. Kohlen und Getreide. 5 Hafenbezirk Nr. 4. Angekommen am 30. Juni 1910. Ph. Beyſiegel„Karl Robert“ von Ruhrort, 7100 Dz. Kohlen. W. v. Beeck„Johan“ von Antwerpen, 5000 Dz. Getreide. Hafenbezirk Nr. 5. Angekommen am 1. Juli 1910. Sdiſthrtz Aahtügherin amftintr huftmerteht von Antwerpen, 11000 Dz. Sückgut dem Unwetter“ von Duisburg, 15 550 Dz. Kohle. 2“ von Ruhrort, 9970 Dz. Kohlen. Ruhrort, 8575 Da. Kohlen. 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Roman von Arthur Zapp. [Nachdruck verboten!. 46(Fortſetzung.] „Ich kann im Namen meiner Auftraggeber erklären, daß dieſelben keinerlei Entſchädigungen beanſpruchen und auch nicht in der Lage ſind, ſolche anzunehmen, um ſo weniger, als ſie, wie bereits geſagt, ihre Rechte an Eliſabeth nicht aufgeben wollen.“ „Darüber werde ich mich ſelbſt mit den Eltern auseinander⸗ ſetzen,“ bemerkte der Graf, dem die Ungeduld und der ſteigende Aerger das Geſicht dunkler färbte. Der Fremde erwiderte nichts, ſonden zuckte nur ſtumm mit den Achſeln. Eine Pauſe entſtand in den aufregenden und aufgeregten Auseinanderſetzungen. Eva hatte Zeit, den jungen Mann aufmerkſamer zu betrachten. Er machte den beſten Eindruck. Der Charakter ſeiner Züge deutete auf Intelligenz und auf ein ſtarkes geiſtiges Innenleben hin. Auch ſeine Art zu ſprechen, ſeine Haltung und ſein beſtimmtes, entſchie⸗ ſchiedenes, wenn auch in der Form verbindliches Weſen hatten ihr imponiert und ihre Achtung und Sympathie geweckt. DSie weigern ſich alſo,“ nahm Graf Aladar wieder die Ver⸗ gandlung auf,„mir den jetzigen Namen und die Adreſſe der Pflegeeltern meiner Tochter anzugeben?“ Das iſt mir ausdrücklich zur Pflicht gemacht worden.“ Der Graf biß ſich auf die Lippen, dann kehrte er zum Tiſch zurück, ſetzte ſich wieder ſeinem Beſuch gegenüber und maß ihn mit ſtolzen, durchdringenden Blicken. 3 88 ich fragen, in welchem Verhältnis Sie zu der Familie en 40 SEein Schatten der Verlegenheit huſchte über das Geſicht des Gefragten. Aber nach kurzem Zaudern erklärte er feſt:„Ich bin der Verlobte Fräulein Eliſabeths.“ Ah!“ ein ſpöttiſcher Ausdruck zeigte ſich in den Mienen des Grafen.„Darum alſo Ihr Intereſſe, mir meine Tochter nicht auszuliefern. Sie befürchten, ich könnte mit meinem Jawort zu⸗ rückhalten“ Der junge Mann zuckte im erſten Augenblick zuſammen, dann reckte er ſich ſtraff empor. „Sie irren, Herr Graf“ gab er ruhig, ſelbſtbewußt zurück, „Ich handle nicht ſelbſtändig, ſondern im Auftrag. Zu meiner Verheiratung mit Fräulein Eliſabeth würde ich übrigens auf Ihre Einwilligung nicht angewieſen ſein da die der Adoptiveltern ge⸗ ſetzlich ia wohl genügt. Die Hauplſache iſt, daß mich Eliſabeth iebt und daß ich die Ueberzeugung habe, ſie glücklicher machen zu Der Graf machte eine auffahrende Bewegung, aber die Hal⸗ tung des fremden jungen Mannes nötigte ihm unwillkürlich Ach⸗ tung ab und er bezwang den in ihm aufſteigenden Aerger. Er be⸗ trachtete den ihm Gegenüberſitzenden prüfend, aufmerkſam; ſeine erregten Mienen glätteten ſich; er mußte ſich geſtehen, daß die Er⸗ ſcheinung des Fremden nicht übel war und wohl geeignet, die Neigung eines jungen Mädchens zu erregen. Eine weichere Em⸗ pfindung wurde in ihm wach. „Ich weiß,“ erwiderte er,„daß Reichtum nicht das Glück einer Ehe begründet, ſondern daß dazu in erſter Linie gegenſeitige aufrichtige innige Liebe gehört. Und wwenn ich die Ueberzeugung gewönne, daß Eliſabeth ihrem Verlobten aus freier, unbeein⸗ flußter Neigung zugetan iſt, ſo würde ich gewiß nichts gegen ihn einzuwenden haben, wenn nichts weiter als vielleicht ein Mangel an äußerem Wohlſtand vorliegt. Wenn ich erſt meine Tochter geſprochen haben werde, werde ich ga in der Lage ſein, mir ein Urteil zu bilden.“ Der Fremde atmete ſchwer; den Schultern. „In dieſer Hinſicht darf ich Ihnen keine Hoffnung machen.“ „Wie?“ Der Graf machte wieder eine auffahrende Be⸗ wegung.„Sie wollen doch nicht ſagen, daß ich meine Tochter überhaupt nicht ſehen, nicht ſprechen ſoll?“ „Meine Auftraggeber glauben allerdings im Intereſſe der Ruhe und des ſeeliſchen Friedens ihres Adoptivkindes und im eigenen Intereſſe ein für allemal eine Zuſammenkunft zwiſchen Ihnen un d Eliſabeth abſchlagen zu—“ Ein lauter Aufſchrei, der plötzlich in den Salon drang, ver⸗ anlaßte den Sprechenden, abzubrechen, nach der Portière zu ſehen, die den Eingang zum Nebenzimmer verhüllte, und dann ſeine Blicke fragend auf den Grafen zu heften. Dieſer ſprang auf, erregt, erhitzt, empört. Er eilte nach der Portisre hin, ſchlug dieſe auseinander und führte die bisher ver⸗ borgen geweſene Lauſcherin herein. Der Fremde ſprang überraſcht auf und betrachtete die ihm fremde Dame fragend, erſtaunt. „Eliſabeths Mutter!“ ſtellte Graf Aladar die Zitternde vor, die jetzt ihre in Träuen ſchimmernden Augen flehend zu dem in peinlichſter Befangenheit daſtehenden jungen Mann aufſchlug⸗ „Ich will doch ſehen,“ fuhr der Graf erregt, ungeſtüm fort,„ob Sie den Mut beſitzen, auch der Mutter den Anblick Kindes zu verweigern.“ Herr Hartmann wußte nicht, was er erwidern ſollte. Voll Mitgefühl, voll Intereſſe ſah er in das bleiche, Weſh er zuckte wieder bedauernd mit können. als Ibr Reichtum das zu tun mntanbe wäre.“ der fremden Dame. Da nahm Eva das Wort. Mit zitternder Stimme, während die Röte der Scham, des Eifers und tiefſter innerlichſter Be⸗ wegung in ihre blaſſen Wangen trat, ſagte ſie:„Mein Herr, Sie dürfen mich nicht für eine ſchlechte, gewiſſenloſe Mutter halten. Nur die bitterſte Not, die Verzweiflung trieb mich dazu, mein Kind im Stich zu laſſen. Was mich das gekoſtet, wie unendlich ich darunter gelitten, das weiß nur ich.“ Und auch Graf Aladar wandte ſich an den Vertreter der Adoptiveltern ſeines Kindes mit der Erklärung:„Auch ich muß den Vorwurf zurückweiſen, daß ich mich von meinem Kind lieb⸗ los, frivol losgeſagt habe. Ich habe überhaupt erſt vor kurzem von der Exiſtenz meines Kinde serfahren—.“ Während Herr Hartmann die Worte der unglücklichen Frau, in der er eben Eliſabeths Mutter kennen gelernt hatte, mit Er⸗ griffenheit, voll Ueberzeugung angehört hatte, machte er jetzt eine Bewegung ſtärkſter Verwunderung, während ſich zugleich Ver⸗ ſtändnisloſigkeit und Zweifel in ſeine Mienen kundgaben Mit fliegenden Worten gab Graf Aladar dem intereſſiert Zu⸗ hörenden einen kurzen Bericht über ſeine und Evas einſtige Schickſale, ohne auf die jetzigen Verhältniſſe Evas einzugehen. Die Mitteilungen machten einen ſichtlich ſtarken Eindruck auf den Fremden. „Unter dieſen Umſtänden,“ erwiderte er, als Aladar zu Ende war,„ſtehe ich nicht an, Ihnen zuzugeſtehen daß ich Sie falſch beurteilt habe, und daß ich es als meine Pflicht betrachte, Sie wegen einiger meiner Aeußerungen um Entſchuldigung zu bitten.“ Und Sie werden ſich nun auch nicht mehr weigern, fiel Eva mit bittend emporgehobenen Händen ein,„mich zu meinem Kinde zu führen?“ Der junge Mann verbeugte ſich zuſtimmend. „Ich werde mit Eliſabeths Mutter ſprechen und ihr zureden, einer Zuſammenkunft zwiſchen Ihnen und Eliſabeth nicht mehr im Wege zu ſein. Es wirs ſich ja eine Form finden laſſen, Ihren Wunſch zu erfüllen, ohne daß ihre— der Adoptivmutter— In⸗ tereſſen geſchädigt werden. Jedenfalls verſprche ich Ihnen chon in den nächſten Tagen brieflich nähere Mitteilungen zu machen Frau Eva atmete auf, daß ihr Gatte noch nicht aus der Jabrik zurückgekehrt war, als ſie nach Hauſe kam. Als er endlich ein halbes Stündchen ſpäter erſchien, hatte ſie die heftige Ge⸗ mütsbewegung, die der vorher durchlehte tief aufrüttelnde Vor⸗ gang in ihr erzeugt hatte, ſoweit bezwungen, daß ſie dem kehrenden mit ruhiger Miene entgegengehen konnte Fortſetzung folgt.) A8526 Mannheim, 2. Jult. Wenerni-aunzetttec. ettraabſaft., Grnssor roollor Maumungs-Herituuſ deo qeocmlen Wacenlacqero q aureοicli billiqen Freñoen. Sꝛoooaliqe Au οαοννu MAnabeu· Anæiiqeu u. luioen in Waocki- und leicklulen Wolloloffen Madclreu-elleider i leidiler Molle, Sticterei u Waockloloffen. SFu⁊ die Meioe: Sclyle Mauuncluner Soem · Ee peo Saule lolo, Sijaco, Maulel ſ nabben uud Maocen. QAuooerqeroõſinlichi billiqe Sovimenle 15 MWaoclr· Anæũiqem, Maocli- Sluoen und&leidern Minder·Mdoclre, Scliονν Slxumpfe u. Söclrclren Mneuben· und Madclleu· Al iute enoume Cuobaul Gebrüden Pindenheim Flanſtem& 2, 1. für die Schüler und Schülerinnen der oberen Klaſſen der beginnnt Samstag, den 2. Juli d. 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An Feſ ſtesabend, als man] Du—“ gemütlich bei einer köſtlich duftenden Waldmeiſterbowle ſaß,„St, Onkelchen!“ machte der Leo leiſe.„Du haſt geſagt, 5 Eine luſtige Geſchichte von Dolly Marriot. brachte Herr Felber wie von ungefähr das Geſpräch auf den wenn es geſchehen ſollte, daß Du Dich mit Deinen Anſichten bla⸗ (Schluß.) Halleyſchen Kometen und knüpfte daran ſeinen Vortrag, das⸗ heißt, mierſt, ſo gibſt Du mir die Eilly zur Frau. (Nachdruck verboten.) eEr wird Dich doch nicht etwa mit einem andern verloben wollen?“ meinte der junge Doktor beſorgt. „Aber nein doch, dann würde er Dich doch nicht eingeladen haben. Boshaft iſt der Papa nicht. „Nein, das iſt wahr, bloß—“„ſternhagelborniert“ hatte Leo ſagen wollen, aber in Rückſicht auf die töchterlichen Gefühle ſeiner Eilly verſchluckte er das Wort. „Ich glaube, er will vor den Leuten einen wiſſenſchaftlichen Vortrag halten“, ſprach das Mädchen.„Wenigſtens memoriert er immer aus einem Blatt bedruckten Papieres. Es kommt was von der Venus drin vor.“ „on der— Venus?“ fuhr Leo überraſcht auf. „Ja und auch von dem Kometen— doch wohl von dem Hal⸗ leyſchen, von dem man gegenwärtig ſo viel ſpricht und der in dieſen Frühlingstagen mit bloßem Auge ſichtbar werden ſoll. Aber warum lachſt Du ſo?“ fragte Cilly verwundert. Der junge Doktor konnte nicht gleich antworten, denn er kämpfte mit einem förmlichen Erſtickungsanfall. Erſt nach einer Weile, war ihnen denn? Dieſen er ſagte wörtlich den von ihm auswendig gelernten kleinen Artikel auf, den er zwiſchen ſeinen Broſchüren und Zeitungsausſchnitten gefunden hatte. Die Hörer riſſen Mund und Augen auf. Wie lächerlichen Unſinn hatten ſie doch ſchon irgendwo geleſen, aber— wo? Als Herr Felber dann mit den Worten ſchloß:„Kurz, der Halleyſche Komet, das heißt, der Stern, den wir gegenwärtig ſo nennen, iſt kein Komet, ſondern die Venus!“ rief Herr Bilke, der Apotheker mit lauter Stimme:„aber das iſt ja der Artikel aus der Aprilzeitung, die unſere Jungens e zu ihrem Vergnü⸗ gen herausgegeben haben!“ „Richtig— ja, ja, er iſt'!“ ſchrie alles durcheinander. Ehe der Feſtgeber noch recht begriffen, um was es ſich han⸗ delte, hatte der junge Doktor Leo Runge ſich von feinem Platz erhoben und das Wort ergriffen.„Aber nakürlich, meine ver⸗ ehrten Anweſenden“— ſprach er— iſt's ein Artikel aus jener Aprilzeitung, welche die hoffnungsvollen Schüler der Vextia höchſtſelbſt verfaßt und auf einer kleinen Handpreſſe gedrückt haben, und beſagten Artikel hat ſogar Herr Willy Felber junior Wünſcheſt Du viel⸗ leicht eine noch größere Blamage?“ „Der Komet! Der Komet! Er ſteht am Himmelt Und einen Schweif hat er wie ein Pfau!“ unterbrach die Stimme des Tertianers Willy Felber, der atemlos aus dem Garten hin⸗ einſtürzte, die Auseinanderſetzung. In wenigen Sekunden war das Zimmer leer, denn die Gäſte drängten nach draußen, um den Wunderſtern zu ſehen. Freilich, ſie ſahen ihn nicht, denn er ſollte erſt einige Tage ſpäter am abendlichen Himmel ſich zeigen— Willy hatte ſich eben auch mit den Gäſten einen kleinen Scherz gemacht—, aber immerhin war zu Herrn Felbers Erleichterung die Aufmerkſamkeit der Gela⸗ denen von ſeinem Vortrag abgelenkt. Und um den Leuten auch weiterhin etwas anderes zu denken zu geben, verkündigte er beim Abendeſſen die Verlobung ſeiner einzigen Tochter Eilly mit dem Dr. med. Leo Runge! „So iſt der Komet alſo wirklich für uns zur Venus, zum Stern der Liebe geworden,“ flüſterte Leo ſeiner hübſchen Braut zu.„Im Grunde hat Dein Papa alſo doch bewieſen, daß er ſich nie irrt.“ + als er ſeines Lachens Herr geworden war, erwiderte er:„Du wirſt] geſchrieben. Mein lieber Schwiegervater hat ſich einen kleinen Herr Folbor aber mußte ſeinerſeits wohl anderer Anſicht es erfahren mein Liebling. Aber hör mal, es iſt doch richtig, Scherz gemacht. indem er ſeine lieben Gäſte durch einen humori⸗ über dieſen Punkt ſein, denn er ärgerte ſich ſo über das Vor⸗ daß Dein Papa geſagt hat, wenn er, der ſich nie irrt, ſich mit ſtiſchen Vortrag erheitern wollte.“ kommnis, daß Leb Runge ihm ein beruhigendes Medikament per⸗ keinen Anſichten blamiert, dann— ßann gibt er Dich wir zur)%)%%%»T0b0uſ0 ſchreiben mußte. Auf dieſe Weiſe wurde er, der geſagt hatte, Fraue Herr Felber wußte nicht, wie ihm geſchah. Verdutzt, keines daß der junge Doktor nie Patienten baben würde, ſoor noch 6„Ja, aber— Wortes mächtig, ſtierte er vor ſich hin. Dann ſiel ihm plötzlich 25„Kein aber! Sa duten Mutes, denn— er wird ſich bla⸗ mieren 125 5 1 ein, daß der Leo ihn„Schwiegervater genannt hatte.„Was fällt Dir ein—.“ raunte er ihm zornig zu—„Schwiegervater haſt deſſen rſber Patient! 3 — „e werkſlatten, Heldelbergerſür, nächft en Waſehen. 50546 22— 8 Unterrieht Togaugs-nterriclt erteilt gründl. Schülerin von Lilli Lehmann brafin von Villeneuve La Colette Mollſtr. 32, part. l. Französisch Eeole frangalse 1 — — 2 bfündllcher Unkerricht beee n, 2 Schöunſchreiben ꝛc. 9 7 29 Flichrich Burckhardts Nach. (K. Oberheiden) geprüfter Lehrer der Stenographie Tel. 4301. 0 8, 8. Burrau f. Schreibmaſchinenar⸗ beiten u. ſtenogr. Aufnahmen. fal Ir. Pacriieh-Bopp erteilt gründl. Klavier-Unterricht au Anfänger u. weit. Borgeſchritten Anmeldungen Heinrich Lanz⸗ traße 7,., erbeten. 50870 Sprachen-Instſtuf W. G. 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Juli 1910, vormittags 12 Uhr werde ich im Börſenlokale E 4, 12, dahter, im Auftrage gemäß 8 373.⸗G.⸗B. für Rechnung eines Dritten 67 Sack ca. 75 leg Pfälzer Landhafer öffentlich verſteigern. Näheres im Termin. 6689 Mannheim, 30. Iuni 1910. Weber, Gerichtsvollzieher. Apangenertigeum, Montag, den 4. Juli 1910, nachmittags 2 Uhr werde ich im Pfandlokale O4, 5 hier, gegen bare Zah⸗ lung im Vollſtreckungswege öffentlich verſteigern: 51852 1 Koffer, Möbel und Verſchiedenes. Mannheim, 2. Juli 1619. SDaag. Wilees⸗ abn eb⸗Berßeigerun. Montag, 4. Jali 1910, nas tg 2 Uhr ich im Pfandlokalt 4, 5 gegen bare Zahlung im Vollſtreckungsweg lich verſteigern: 1863 1 Dalmatinerhund, N9⸗ bel und Gegenſtände ver⸗ ſchiedener Art. Ferner wird beſtimmt ver⸗ ſteigert: 1 Spi 0 ffir., 2 Vertikow, 1 Spiegel m. Goldrahmen, 1 Kleider⸗ ſchrank, 100 Radſelgen, 1 neues Fahrrad 1 gebraucht. Fahrrad, 40 Radalocken, 1 Partiecßandgriffe, Klam⸗ mern, Neparaturſachen, Laternenhalter. 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Sie fand um ſo mehr Anhang, als um Mitte Juni von ſämtlichen Fleiſchhauern der Stadt Krems eine neuerliche Erhöhung des Rindfleiſchpreiſes um acht Heller angekündigt wurde. Frau Po⸗ korny ſtellte ihrerſeits den Fleiſchkauf ein, bewog ihre Freundinnen, das gleiche zu tun, und die Macht des Gerüchtes tat ein Uebriges, ſo daß ohne Verſammlung, ohne Beſchluß, ohne eine Agitation von Haus zu Haus, faſt ſämtliche Familien von Krems dem Beiſpiel der energiſchen Frau folgten und den Kremſer Fleiſchhauern keine Ware mehr abnahmen. Aber auch an einer poſitiven Gegen⸗ agitation fehlte es nicht. Auf dem Pfarrplatz der Stadt wurde ein Stand für Fleiſch, das man aus Stein, Furth, Mautern und aus anderen Orten der Wachau beſorgte, exrichtet und an die Tür gekreidet:„Hinteres 1 Krone 56 Heller, Vorderes 1 Krone 36 Heller. Alle Welt verſtand die Loſung, alle Häuslichkeiten be⸗ zogen ihr Fleich aus dieſer Quelle. Nun freilich waren die Fleiſch⸗ hauer auch nicht faul; ſie wirkten auf die Bezugsquellen ein, und die Fleiſchhauer der Wachau erklärten, ſich auf die Konkurrenz in der Stadt ſelbſt nicht mehr einlaſſen zu können und Fleiſch nur mehr abzugeben, wenn es in ihren Ortſchaften geholt würde. Das war nun freilich nicht durchführbar; aber Frau Pokorny war um einen Gegenzug nicht verlegen. Sie ließ das Fleiſch für den neu gegründeten Stand von Wien kommen und ſetzt jetzt, da die Wachauer Fleiſchhauer überhaupt keine Ware mehr zu liefern er⸗ Märt haben, die Wiener Konſum⸗Organiſationen in Bewegung, ſo daß ſie Ausſicht hat, für den ganzen Sommer den Fleiſchbedarf von Krems zu den alten Preiſen zu decken. Wie dieſer merk⸗ würdige Kampf enden wird, iſt heute noch nicht abzuſehen; die Fleiſchhauer geben Gutachten ab, nach denen fie angeblich bei den hisherigen Preiſen nicht exiſtieren können; Frau Pokorny und ihre Getreuen denken nicht daran, nachzugeben. Am 29. Juni war kalholiſcher Feiertag, alſo das Fleiſchbedürfnis ein erhöhtes; das erſchütterte aber nicht den feſten Vorſatz, ohne Fleiſch auszu⸗ kommen. Die Beamtenfrauen beſchloſſen, ihren Tiſch mit Geflügel, Fiſch und Wildpret zu decken und die ärmeren Frauen ſagten: Es iſt gut, daß grad die Schwammerl⸗Zeit is, und der viele Regen hats fürn Streik wachſen laſſen. Schwammerl und Kubdel ſchmecken Mann und Kindern gut.“ Die öffentlichen Sympathien ſind bisher völlig auf Seiten der Streikenden. Zuſtimmungskund⸗ gebungen kommen von allen Seiten. Ein Schlaraffe ſandte den Hymnus: -Haltet aus, wir folgen nach! So muß durch ganz Oeſterreich erklingen. Dann werden wir die ganze Not Und die Habgier der Agrarier bezwingen.“ Ein anderes Zuftimmungstelegramm lautet:„Im Kampfe gegen Teuerung— Gibt Frau Profeſſor Feuerung— Mög' fiegreich ſie zum Siege wallen— Und nicht vom eignen Fleiſche fallen!“ Man darf auf den Ausgang dieſes Fleiſchkrieges in Krems geſpannt ſein; er iſt ein Novum in der ökonomiſchen Welt, in dem Energie und— Enthaltſamkeit auf ganz neuartige Proben geſtellt werden. Ein Indianer über Karl May. Herr J. Ojtjatekha Brant Sero— wie er ſchreibt, ein Vollblut⸗Mohawk⸗Indianer und früher zweiter Vigepräfident der Hiſtoriſchen Geſellſchaft von Ontario— bittet um Veröffentlichung eines Proteſtes gegen die blutrünſtige Indianerliteratur, als deren hervorragendſten Vertreter er Karl Mah kennen gelernt hat. Herr Ojijatekha fällt ein Urteil über den dierten Band von Mays Roman„Winnetou“, indem er ſagt:„Nie⸗ mals in meinem Leben kam mir— ich bitte um Verzeihung— eine ſo dämliche Karikatur meines Volkes vor Augen“ und ferner: „Der Winnetou⸗Roman iſt zu dumm, als daß er eine ernſtliche Prüfung aushielte. Den beſten Beweis, daß Karl May, der in ſei⸗ em Winnetou⸗Roman behauptet, zu den beſtinformierten India⸗ driftſtellern gu gehörem keine Ahnung bon Indianerſitten, dem Slmn. Seelenleben und dem Charakter des Indianers hat, bilden ſeine Kußſzenen. Die gewöhnliche Form der Begrüßung in dem May⸗ ſchen Winnetou⸗Roman iſt der Kuß. Es iſt höchſt merkwürdig, wie viel Küſſe im Winnetou⸗Roman ausgetauſcht werden. Da gibt es Küſſe auf die Stirn, Küſſe auf die Wangen, Küſſe auf die Hände, Küſſe auf den Kleiderſaum, Kuß, Kuß, Küſſe— eine allgemeine Abſchleckerei. Jeder, der nun mit Indianern zuſammenkam, muß aber wiſſen, daß der Kuß dem Indianer unbekannt iſt. Indianer würden eher kämpfen als küſſen. Der Mayſche Indianerroman iſt ein lächerlicher Witz, aber die Sache hat auch ihre ernſte Seite. Es kann uns Indianern nicht gleichgiltig ſein, ob wir in der aus⸗ dert werden. Ich als ein Vollblut⸗Mohawk⸗Indianer proteſtiere hie⸗ mit gegen dieſe bösartige Verleumdung, die mein Nationalgefühl auf das tiefſte verletzt, und ich hoffe, daß der große Indianerkon⸗ greß, der Ende Juni in Muscogee auf Indianergebiet in den Ver⸗ einigten Staaten zuſammenkommt und dem ich hierüber ſchrieß, ſich meinem Proteſt anſchließen wird, etwa in der Form einer Reſolution, die die geſamte ausländiſche Schauerindianerliteratur verurteilt. Der Kongreß muß nun endlich ſeine Stimme dagegen erheben, daß wir Indianer als Teufel innerhalb der ganzen chriſt⸗ lichen Ziviliſation verſchrieen werden.“ — Was„intelligente Leute“ tun... Davon weiß eine eng⸗ liſche Wochenſchrift ein amüſantes Beiſpiel zu erzählen. Einige Pariſer Boulevardiers plauderten von der Leichtgläubigkeit des Publikums, einer der Herren widerſprach, und ſchließlich kam es zu einer Wette. Zwei Herren wetteten darauf, daß ſie durch drei kleine Annoncen von nur drei Zeilen im Laufe einer Woche 500 Francs einnehmen würden, ohne dem Publikum dabei irgend welche Verſprechungen oder Erklärungen zugeben. Am Samstag erſchien dann in einem Pariſer Blatte ein ganz kleines Inſerat, das lakoniſch lautete:„Intelligente Leute ſenden ſofort fünf Francs an die und die Adreſſe.“ Am Mittwoch darauf erſchien das zweite Inſerat:„Sonntag iſt der letzte Tag, ſenden Sie Ihre fünf Francs, ſonſt Ablehnung.“ Endlich am Samstag erſchien die letzte Annonce: „Alle Fünf⸗Francs⸗Sendungen, die übermorgen aufgegeben ſind, werden unweigerlich zurückgewieſen.“ Bis zum Sonntag Morgen waren nicht weniger als 77 Poſtanweiſungen eingelaufen, und am Montag Morgen trafen weitere 42 ein. Dic„intelligenten Leute“ hatten nicht 500, ſondern 595 Franes geſchickt. Die Inſerenten hatten ihre Wette gewonnen; das Geld wurde an die intelligenten Einſender wieder zurückgeſchickt. — Hunde als Bazillenträger. In der Pariſer Akademie für Medizin erſtattete Prof. Widal Bericht über die Experimente, die Prof. Courmont aus Lyon und Rochoux mit Hunden vorgenommen haben, um feſtzuſtellen, ob Hunde Bazillen, insbeſondere Typhus⸗ bazillen, in gefährlichem Maße übertragen. Man hat die Tiere in⸗ fisziert und dann beobachtet. Die Ergebniſſe zeigen, daß die In⸗ fizierung die Hunde zu regelrechten Bazillenträgern macht, die den Krankheitskeim auf ihre ganze Umgebung übertragen. Dieſe Feſt⸗ ſtellung iſt für die öffentliche Hygiene von großer Tragweite, iſt doch der Hund faſt überall der Begleiter des Menſchen. Die Tiere durchſtöbern oft Schutthaufen und Abfallplätze, wo ſich die Typhus⸗ bazillen in beſonders großer Menge vorfinden, und ſchleppen dann die Krankheitskeime in die Wohnungen und unter die Menſchen. — Aus dem Leben eines franzöſiſchen Humoriſten. Am 4. Juli feiert man in Frankreich den 300. Geburtstag Paul Scarrons, des großen Humoriſten, den die Franzoſen ihrem Rabelais und ihrem Moliere an die Seite ſtellen und gern als Schöpfer des „genre burlesque“ bezeichnen. Noch heute gehört Scarrons„Roman comique zu den klaſſiſchen Werken der Weltliteratur, wenn auch ſeine anderen humoriſtiſchen Werke zum größten Teil in Vergeſſen⸗ heit geraten ſind. Scarron hat den großen Teil ſeines Lebens als ſchwerkranker Mann zugebracht, ſo daß man ſich eigentlich wundern Aber aus den verſchiedenſten Zeiten ſeines Lebens ſind wohlver⸗ bürgte Geſchichten überliefert worden, die zeigen, daß er nicht nur in der Kunſt Humoriſt war. Einmal wurde er, nach dem Bericht des„Comte d Avallon“, von einem ſo heftigen und anhaltenden Schlucken befallen, daß alles glaubte, er werde daran ſterben. Scarron aber erholte ſich wider Erwarten, und als er wieder ſprechen konnte, waren ſeine erſten Worte:„Wenn ich mich davon jemals wieder ganz erhole, ſchreibe ich eine Satire gegen den ländiſchen Literatur als ſkalpierende blutdürſtende Wilde geſchil⸗ muß, daß die komiſche Ader in ihm nicht aufgehört hat, zu ſchlagen. OMlaben. brungen war, zeigt folgender kleiner Zug: Als er ſich berheiratete, ſtellte der Notar die übliche Frage, was er ſeiner Frau als Witwen⸗ hinterlaſſenſchaft aufſetze: Scarron antwortete:„Die Unſterblich⸗ keit: der Name der Gattin eines Königs ſtirbt mit ihr, der Name der Frau Scarrons aber wird ewig leben“ Scarrons Frau iſt allerdings als Mme. de Maintenon vor dem Vergeſſenwerden beſſer geſichert, als ſie es als Gattin des Dichters wäre. Gegen ſchlechte Dichter konnte Scarron zuweilen recht boshaft werden. So ein Dichterling, der gerade an einem Roman ſchrieb, kam zu ihm und bat ihn um Rat, wie er ſeinen Romanhelden auf ganz neue und überraſchende Weiſe aus der Verwicklung ziehen könnte. Scarrom meinte leichthin:„Nichts leichter, als das: Laſſen Sie ihn öffentlich aufhängen— das wird alle Welt verblüffen, und neu iſt es auch!“ Als Scarron auf dem Totenbette lag, zerfloſſen ſeine Angehörigen beinahe in Tränen.„Meine Lieben, ſagte er darauf,„Ihr könnt doch nicht ſoviel weinen, wie ich Euch habe lachen machen.“ Seine letzten Worte waren:„Ich hätte nie geglaubt, daß man dem Tode mik ſolcher Gleichgiltigkeit entgegenſehen kann.“ — Ein Florentiner Abenteuer. Der amerikaniſche Ingenieur Mr. Terrey wird wohl geraume Zeit an das kleine Abenteuer denken, das, ſo ſchreibt das„B..“, ihm ſoeben in der Blumenſtadt Florenz zugeſtoßen iſt. Nach reichlichem Lunch gedachte Bruder, Jonathan eine Fahrt nach Fieſole zu tun. Er ſetzte ſich in den Tram, war aber ſchon eingeſchlafen, ehe der Schaffner ihm die Fahrkarte reichte. In ſeiner Gutmütigkeit ließ ihn der Schaffner auch ruhig weiterſchlafen, das bekam aber dem Schaffner ſehr ſchlecht. Denn unterwegs, in San Domenico, ſtieg ein Kontrolleur ein, der, weniger fein beſaitet, den Amerikaner weckte, und da er keine Fahrkarte beſaß, den Schaffner ob ſeiner angeblichen Nach⸗ läſſigleit in Strafe nahm. Mittlerweile ſtieg der Amerikaner aus, ohne ſich weiter um das Unheil, das er angerichtet, zu kümmern. Als ihm der ſeinetwegen um ein paar Lire beſtrafte arme Schaffner in erregtem Tone einige Worte nachrief, die nicht wie ein Segens⸗ wunſch klangen, war der Amexikaner überzeugt, der Schaffner ſei nichts anderes als einer jener verkappten Briganten, von denen die amerikaniſchen Blätter immer berichten, und verſetzte dem ver⸗ meintlichen Angreifer einen Fauſtſchlag ins Geſicht, der ſofort den Naſenknochen zertrümmerte. Außer ſich bor Wut und Schmerz zog der Schaffner ſofort ſeinen Revolver und feuerte auf den Ameri⸗ kaner, ohne ihn freilich zu treffen. Die raſch herbeigeeilten Cara⸗ binieri machten dem tragikomiſchen Zweikampf ein Ende und ge⸗ leiteten den Amerikaner nach der Wache, den Verwundeten nach dem Spital. Von dort wird er vermutlich nach dem Gefängnis über⸗ ſiedeln müſſen, da er zweifellos nicht im Beſitze eines Waffen⸗ ſcheins war, und da es auch nicht notwendig erſcheint, daß Flo⸗ kentiner Straßenbahnſchaffner einen Revolver in der Hofentaſche tragen. EE Lichtheil-institut N2, 6. August Königs N2, 6. Telephon 4329. 8382 Behandlung aller chron. Krankheiten. Unter ürztlicher Leitung. Tad agogium örreDryateſlſe Verbunden mit Ppensjonat 5—— Telef. 925 Mannheim K 3, 28 Nachhilfe u. Vorbereltung, Sprachen, Handelswissenschaft. Sprechstunden von—11 vormitt.,—6 nachmitt. Am Pädagogium Wirken nur staatl. gepr. Kräfte der hiesigen höheren Lehranstalten bezw. akad. geb. 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Und jeden ſah im Kreis ein jeder forſchend ſpähen, Ob ſies auch ſämtlich merkten, alle wirklich ſähen. Je länger über weiche Raſen, Rigen In ſchrägen Schraubenzügen ſie dem Tal entſtiegen, Je flinker förderten die Schritte, deren Flug Des Leibes leichtere Laſt auf Schwingen ſpielend trug. Oefter und öfter durch des Nebels Heiternis Grüßt eines nahen Berggewaltigen Schattenriß, Indes vor ihrem Fuß ein wühlend Schleierwallen, Ein heimatloſes Wolkenſteigen, Wolkenfallen Den Pfad verdüſterte. Doch aus den Wolken taute Ein feines Sprühgold, das ein nahes Feuer braute. Sie, da erklärte ſich in ſtrahlendem Azur Plötzlich ein Gärtchen fleckenloſer Himmelsflur. Und ſtill und ruhig rollte durch die blumige Blöße Das goldne Sonnenrad in ſelbſtzufriedner Größe. Da, während alle ehrfurchtsvoll verſtummten, ſprang Aus unbewachtem ee vorſchnell der Geſang: „Wer biſt du, hohes Weſen, freundlich und erlaucht, Das Berg und Tal zumal in goldnen Frohſinn taucht? Vom Himmel ſern in ſtolzer Abgeſchiedenheit Malſt du das Weltall mit geſchmolzner Seligkeit, Erfüllſt mit ſüßem Inhalt den verdroſſnen Raum Und Schein und Weſen einigſt du verſöhnt im Traum. Mit welchem Gruß und Namen ſoll ich dir begegnen? Ich weiß es nicht, doch deine Werke laß mich ſegnen.“ Malwida von Meyſenbug: Der Lebensabend einer Adealiſtin. [(Zur Herausgabe einer Volksausgabe bei Schuſter u. Löffler, Berlin). Vor einem Menſchenalter ging Malvida von Meyſenbugs Buch zuerſt in die Welt. Es war zeitgemäß im höchſten Sinne, ein Buch mit perſönlichen Bekenntniſſen und Eindrücken bekannter Menſchen, ein Buch, in dem Geiſt und Seele der Zeit lebten. Heute geht es von neuem und in einer Volksausgabe hinaus. Nun fehlt ihm Gegenwartswert und rein perſönliche Schätzung. Nun lebt es einen anderen Geiſt. Etwas feierliches und der ſtille Zauber vergange ner großer Zeiten gehn von ihm aus. Nietzſches Wagners Schatten ſchreiten vorüber, nicht mehr als Schatten⸗ riſſe lebender Zeitgenoſſen wie damals, ſondern Erinnerungs⸗ bilder, in denen groß und mächtig die geiſtigen Potenzen ſich ſpiegeln, die der Wandel der Zeit ihren Werken geſchaffen und er⸗ halten. Stark bewegte Zeſten ſteigen auf, reiche geiſtige Kul⸗ turen, die Umwertung alter Werte und die lebendige Prägung der neuen, die Scheide der älteren Zeit von der modernen. Malvida von Meyſenburgs Buch iſt für jene Zeit ein wert⸗ bolles Dokument, wertvoll für den Hiſtoriker und menſchlich an⸗ ziehend für den Laien. Es hat nach beiden Seiten ſeine Daſeins⸗ berechtigung und als perſönlicher Ausdruck Anſpruch auf dauern⸗ des Fortleben. Malvbida von Meyſenbug iſt eine Idealiſtin ohne Schwärmerei, eine ſchöne Seele im hohen Sinne der klaſſiſchen Zeit, ganz Gemüt und Seelentiefe:„Hochnäſige Duldung, Philiſtertugendſtolz, die kann ich nicht bertragen. Güte, Auf⸗ richtigkeit, Gleichheit der Geſinnung oder ſtolze Ebenbürtigkeit, das verlange ich in Beziehung zu anderen.“ Dem Schönen und Guten, der wahren Freundſchaft um ihrer ſelbſt willen gilt ihr Leben:„Ohne den idealen Genuß, der uns weit vom Tier, vom blinden Zufall und vom bloßen Nüßlichkeitsprinzip ſcheidet, iſt das Leben gemein.“ Im Umgang mit den Großen ihrer Zeit, im vertrauten Zu⸗ ſammenſein mit der Natur, die ſo innig liebte, bildet und formt ſie ihren Geiſt. Richard Wagner und Coſima kreuzen ihren Weg, und dauernde Freundſchaft kettet die gleichgearteten Menſchen unlöslich zuſammen. Ob ſie in Bayreuth oder ob ſie in Italien ſich begegnen, es iſt immer dieſelbe innige Hingabe, die zus den Erinnerungsblättern dargn zu uns redet. Nießſche, zer geiſtig ſo Anregende, geſellt ſich zu dem kleinen Kreis, und Ib Burckhardts fltge Größe und wunderdare Seinff üchlig⸗ keit entſchleiert ihnen mit Nietzſches begleitendem Work das Welen der Antike und den Geiſt der Renaiſſance. 17 Es iſt ſelbſt ein Stück Renaiſſancekultur, in die neue Beit übertragen, das da von uns auflebt. Dieſelbe Begeiſterung für das Große, dieſelbe Liebe zur Natur und dasſelbe Eindringen in echte Kultur gibt dieſem Kreis das Gepräge.— Kein Wunder, daß die Antike und die Renaiſſance im Mittelpunkt ſtehn. Das zeigt ſich auch in Urteilen über die Modernen, wie über Ibſen:„Ibſen iſt ein Viviſektor der menſchlichen Natur wie wenige, aber er kommt mit ſeinen neueren Dramen an die Grenze, wo die Poeſie des Tragiſchen aufhört und das patho⸗ logiſche Spital begannt. So hoch ſeine dichteriſchen Anfänge wie „Brand“ u. a. ſtehen, ſo bewunderungswürdig ſeine künſtleriſche Mache iſt und ſoviel einzelne Schönheiten all die ſozialen Stücke, wie ich ſie nennen möchte, enthalten, ſo iſt es doch zu bedauern, daß er dieſen Weg ſo ausſchließlich befolgt hat, beſonders auch deshalb, weil er dadurch das Haupt einer Schule geworden iſt, die, ohne ſeine Begabung, die Theater mit den ermüdendſten Mittelmäßigkeiten von Produkten überſchwemmt.“ Das offen⸗ bart ſich in der Weite des Blickes und dem tiefen Eindringen in geiſtige Werte. 5 Darum und als Werk einer edlen Frau müſſen dle „Memoiren einer Idealiſtin“ willkommen ſein, wo immer es gilt, wahre Kultur zu pflegen. Rudolf Alerander Schrüöder: An die ſirtiniſche Madonnga. Die folgenden Gedichte ſtehen im Hesperus⸗ Jahrbuch des Inſelverlags, einem Buche, das ariſtokratiſch geprägt iſt, ariſto⸗ kratiſch in dem vornehm ſchlichten Gewand, erkluſib durch das Motto aus Catull„Vesper adeſt, judenes, conſurgite“ und durch die Vorrede aus Jean Paul über die Majeſtät des klaſſiſchen Altertums und den Geiſt ſeiner Zeit. Dieſer Strömung der modernen Literatur hat einſt Stefan George Richtung und Ziel gegeben: eine Bildungsariſtokratie zu ſchaffen und zu erhalten. Hugo von Hofmannsthal ſchloß ihr eigenen Geiſtes ſich an, und ihm folgten kleinere Talente wie Rudolf Borchardt, Hofmannsthals begeiſterter Schüler. Von beiden— mit R. A. Schröder zuſammen— ſtammen die Beiträge des Hesperus. Sie geben deutſche Nachdichtungen aus Homer und Pindar, aus Euripides und Dante. Stefan Georgens ſiebenter Ring— den Georg Simmel als den Gipfel in Georgens lhriſcher Entwicklung anſieht— ergründet Rudolf Borchardt. Lyriſches von ihm und Schröder ſteht am Schluß. Myſtiſches Sichverſenken in die Welt des Schönen ſtrebt darin nach der Formung des Wortes, das edel kultiviert und wohl berechnet im Schmuck in klar bewegten Rythmen ſchwingt. O K Rönigin, wie blickſt du ſtreng ins Weite, Als wüßteſt du von unſrer Seelen⸗Not, Und hätteſt durchgekoſtet alle Streite Des ſchmalen Wirbels zwiſchen Tod und Tod. Als wüßteſt du vom Krampf der kranken Seelen Und von der Bitternis, die uns befällt, Wenn immer neu, mit heftigen Befehlen Die Feuersbrunſt des Morgens ſich erhellt. Dir, freilich, leuchtet nun das andere Licht, Das nicht ſo leidenſchaftlich wirru nd ſchwank Sich mit der kalten Finſternis bekriegt: Hier iſt ein ewig bleibendes Geſicht Voll heißen Friedens, ohne Untergang, ſchmeichelnd ſich um deine Füße ſchmiegt. *** O du unnennbar traurig Angeſicht Das alſo ernſt aus Kinderaugen blickt, Wo iſt der Tau, der deine Stirn erquickt, Wo Dämmerung, die freundlich zu dir ſprich. Schon ſpürt die ſchwere Hand das Nü gelmal, Die Schulter trägt des Kreuzes dürre Laſt, Schon 15 dei 19 rz die hoffnungsloſ Qual, Stelle, Furch unſere phyfiſche und moraliſche Schwäche, beeſ unſere Schuld iſt. Ueberall iſt unter dem Volk ſchmutzige Selbſtſucht. Unter unſern Fürſten herrſcht Mißtrauen. Einer freut ſich über das Unglück des andern, wird ohnmächtig durch Trennung, greift unüberlegt nach jedem kleinlichen Vorteil des Moments und bringt ſich und die Nation an den Rand des Verderbens.“ Ein anderes Mal heißt es:„Ein Deutſcher muß jetzt faſt nur in dem Andenken an ſeine Nation leben. Hier iſt ein Oeſterreicher, dort ein Sachſe, dort ein Bayer, hier ein Heſſe und ſo weiter bis zur Legion der kleinen aber nirgends ein Deutſcher.“ Schonungslos hielt er Gericht über die Armeen und ihre Sübrer. Einige Tage vor der Schlacht bei Jena ſchrieb er die Worte:„Knaben ſtehen dort, wo Männer ſtehen müßten.“ Als die Schlacht geſchlagen war, klagte er:„Was das Volk mit einem tüchtigen und kräftigen Feldherrn vermag, haben ſchon unſere Feinde ausreichend bewieſen, was dagegen Feld⸗ herrn und ihr törichter Ehrgeiz ohne das Volk, iſt durch unſern Untergang veranſchaulicht worden.“ Bei einer andern Gelegenheit bemerkte er voll ingrimmigen Schmerzes:„Seit Friedrich II. gibt es nur wenige Männer, die mit Ehren in das Buch der Geſchichte eingetragen werden können.“ „Eins ſei das Volk, eins die Oberherrſchaft, eins die Staatsgewalt, eins die Autorität und Majeſtät des Vater⸗ landes, war ſeine Forderung. Davon erwarte er alles. Prophetiſch ſprach er die Worte:„Sobald wir Deutſchen eine Nation ſind, ſind wir die erſte.“ Hundert Jahre 15 ſeit ſeinem Todestage verfloſſen. Seine Vorausſage iſt in Erfü illung gegangen. Wir ſind eine Nation 1978— 8 Ob wir auch ſchon die erſte ge⸗ worden ſind?! Dankbar gedenken wir jetzt des Ahnen, der in ſchwerer Zeit ſonder Furcht und Zagen ſeinen Weckruf erſchallen ließ. Paul Heyſe in größerem Bild ſeines Weſens und Schaffens den Freunden zu zeichnen, hat Helene Raß zum 80. Geburts⸗ kag des Dichters als Feſtgabe eine kleine Würdigung ge⸗ ſchrieben(Cotta, Stuttgart). Sie iſt mit Liebe und dem Takt der Frau geſchrieben, die innig ſich einfühlt in des Dichters Weſen und ſeine eigene künſtleriſche vorurteilslos und ganz hingebend ſich verſenkt. So kam ſie zum Verſtehen aller der Werte, die mit Heyſe, dem 145 ſeiner Perſönlichkeit ſich verbinden und deren Totalität ſie feſt und ſicher umreißt:„Aus all dem Guten und Schlimmen hat er ſich ſelbſt die Einheit ſeiner Perſö ſiegreich herausgerettet und an ſich ſelbſt ein Beiſpiel für das aufgeſtellt, was allen Geſtalten ſeiner Dichtung als Richtſchnur dient. Mit Goethe hat er die geiſtige Vielſeitig⸗ keit, die durch maßvolle Harmonie verklärte Natur⸗ und Sinnenfreudigkeit, auch die gelegentlich bis zum Eigenſinn geſteigerte Eigenart gemein. Gewiß ſtellt er nur einen Teil unſeres Volkscharakters dar: das Trutzige, das Herb⸗ Gewaltige, das Grübleriſche, fehlt ihm, aber Innigkeit, Treue, Tapferkeit und Geiſtes freiheit beſitzt er in ſo vollem Maße wie die Eigenſchaft, die wir mit dem unüberſetzbaren Worte „Gemüt“ bezeichnen, und über dem allem ſchwebt ein wahr⸗ haft helleniſcher Schönheitsſinn, der jede ſeiner Gedanken⸗ äußerungen verklärt—„Tiefen der Anmut“, dies neue Wort hat Adolf Stern für Heyſe geprägt. Ergänzend dazu betrachtet Heinrich Spiero in einem neuen literargeſchichtlich und äſthetiſch beſonders wertvollen kleinen Buch desſelben Verlages Heyſes Werk. Der Dichter und ſein Schaffen— die Lyrik und der Roman voran— ſtehen im Mittelpunkt. Entwicklung, Ausgang und Nach⸗ wirkung werden von ihm ins Auge gefaßt und mit literariſch ſicherem Urteil, ſachlich im Gehalt 55 in anziehendem Ton geſchildert. Wilhelm Jordau, dem e e widmet Reinhold von Stern eine eingehende Biographie, die vor allem das Deutſchtum des Dichters und die nationale ſeines Schaffens wWi ürdigt(H. Zauberſprüche folgen, wie der köſtliche Sienenſegen; Chriſt, die Immen ſind haußen! Fliegt Tierchen, her zu mir Frohen Friedens in Gottes Hut ſollt ihr betmkonhen an Sitze, ſitze, Biene du: dir gebot es Sankt Maria, Herrſcherlaut nicht habe du: zu Holze nicht fliege du. Daß du mir nicht entrinneſt, dich mir nicht entwindeſt Sitz immer ſtille— wirke Gottes willen. Auch das alte Volksgut, aber ſchon durchzogen von Ahn fremder Religion, die tiefer und wahrer aus den Marienliedern ſpricht, die aus den Geſängen an„unſere liebe Frau“ gewählt ſind. Jakob Mich. Reinhold Lenzens Proſaſchriften ſchließen die Ge⸗ ſamtausgabe Ernſt Levys ab.(Caſſirer, Berlin.) Sie ſind erzähl der und abhandelnder Art, ſubjektiv wie das Tagebuch, wo er ſich am meiſten gehen laſſen konnte und die reichlich mit dem amüſanteſten Subjektivismus durchſetzten märchenhaften Fragmente oder objekti gehalten wie der Landesprediger. Wie ſehr ſein Gefühlsleben freilich ſelbſt da mit dem Gedankenleben verbunden iſt, zeigt allerorts und trotz ſeiner Neigung zum Philoſophieren bring nicht fertig, Gedanken ruhig und logiſch weiterzuführen. Er hat fälle, aber er vermag ſie nicht in ſtrenge Form zu bringen, ſchäumend genialiſche Treiben wirft tauſend einzelne blitzend 1 die Ruhe des Aufbaus damit zu einen— das Grundlbel Mannes— gelingt ihm da ſo wenig als in der Dichtung Lenz iſt uns trotzdem und gerade weil wir dieſe Schwäche ken wieder lieb und willkommen. Der Dichter, der Lyriker, der Dra⸗ matiker ſind in neues Licht gerückt, der Proſaiker hat die Vielſeitig⸗ keit ſeines Schaffens bekundet. Es war gewiß keine antlauariſche Laune, uns dieſen Mann wieder vorzulegen. Wielands Werke in guter, geſchmack⸗ und urteilſicherer Aus Swal bringt die Goldene Klaſſiker⸗Bibliothek(Bong u. Co. Berlin) neuer Ausgabe. Neben den großen Proſaromanen ſtehen der O· einige ſeiner kurzen graziöſen Verserzählungen und einige litee rariſchen und politiſchen Aufſätze. Eine wertvolle, anregende graphie B. v. Jakobis leitet ein; Anmerkungen geben knapp ſachliche Erläuterungen. Die Ausſtattung iſt wie immer 55 gen, der Druck gut. wie zu 1 hat er einen Blick für das geſchehen im Kleinen und zugleich den Zug ins e Kos ſche. be 0 für die Eigenrechte des Geiſtes, für das deutſche 9 metſcher ſeiner Ahnungen und Forderungen in die Schr treten. Er iſt der geborene Philoſoph, der ſelbſt denkt, fragt und prüft, der anziehende Schriftſteller, der ein Meiſter d und menſchlich innig und tief iſt.“ Das zu zeigen, iſt die Au wahl Wille, Wechſelwirkung zwiſchen Leib und Seele, die menſchli⸗ lichkeit, das Gewiſſen und 15 Sittlichkeit, Lebensgenuß und ſophie zu einer praktiſchen Weltanſchanung. 67 Seiten. Verlag Braun'ſche Hofbuchdruckerei Karlsruhe, 1909. Ein kleines aber ſeines Büchlein, das unter dem Geſichtspunkt des Kauſalitätsprinzips die ganze Philoſophiegeſchichte überſchaut und begreift und ſo alles einem neuen Lichte zeigt. Das Wertvolle iſt die neue Betrachtu⸗ weiſe und die mancherlei Anregee die der Verfaſſer dem?! gibt. Die Literaturgeſchichte und die Moderne. Soeben ba b ee uer uelde eute aege Soutjpggaaie seuse segubn uebac neheg neilne en geue eg bee ie in ee eid Dunagvaac) ſannunnc dcee een ecen e og uecaea feicpnejſeg duudg reg ucg eig Sequpnhegs geg uefaamgae uehigaoſeſg ueg gun eap04⸗ usugch! nenvigteet aeufe n Hune deee en eeeeed Siuteiufg ad enb opi ao enuvic un en eeeeeeeede⸗ Fae ucne eh e ee ee de ee eet e angvhae munvagiemmic u! önis ueerated uoac oiat 50 450 g Sanggebun oic faat enuree eee ee e en leeeee a ulnz ef Dapgauzts eid Oang eeepe een e ng wee leluuich uted agen gajluemmolne ggesleg uvgog aeqn Jeutuch aeg aed gub Sunfceiqzegz uenvig deg gut and uel gog gaa Je of avaf baegz zeg uueg usgef ne ogan 100 Ind ichiu 4⁰0 naee aeceee eeee en nen en en enehenen ee buvlunds a0 Abat de een ee leent e een pee eeee n be eeen eennen ae ee bee eenuig 2bnvuelcpg duglla gog Pang cpr siv qun zuucz usgzeig usben aedupf Ichlu e en iene eeee e ſee e b ben ee eie zusem u guigz 10 dog pangog bupölnvueuugg aga usbaozcg ub Guee cdebnne en egege een eidee eegh ⸗negeeg eee ene et ace ene ce ecg eeee mueg nd iut oganq gog geiae e ee cen ee mlzns 12 aqedaezungzeg uchvgz zeusoh nuog ungeh ipnzlaeg cag aeqo ugr onpg 08 ene neechun er eneenedugß gun ueuuas gun veutunch Se at eunehe ecdeeneeen ledc dun neſpnezus ueſeig alusge uag gdoz ueut Raqcpl vg— uvjv aungz aog vgoe⸗ ucg uzug ae sdaogß uenvig id gup e e een c daegz zeg vl zval 8— glchvu ulg! gusagpan gun aegungz Senvig ue apa ueſeg sennegnveasg uſe aupdeuse aegel ugueg ucg Jusgvg as eieet ueneie ucg öng ufe dia avat zaas gusbaqusbent ge usgaog uspbrugz usgen 4eg gun goundzg seg uucc aed Alee lu e ee eeen een eguezun; -uegabf uf Adoch nezugazeß meg gun sjbcz uteg aut ae ognencdajvs gocpl zing dig Pang ae qudagpgß onledehusgg ugubfd uag ue; apc uoguebuyg gun ujelcibmnogz usgag gujegufacpt uag Segzvat An Seg ieach ubpaed uog degn pogutant duucg udquegen! uog un eg buneepnee eceenege e e e eaet ecaeung qun usgiqaved env weteſ eene s edee ee enegng echhe n eeneeeneee eucn enee ceeent ene eeg „unq i ei eee ee e een eeen eeee ee 10„edeid“ usbiigpeun aeg uegavic ugue Jescbuesgavs uaeg ueu ee eeen nheecee eiplebnlung geg uf uega cog agealc uaecagzsjemuich uonvjg uog unvch ute oia zuugg aeg u ecner bccee eneednene ee eeer een obae zung eid ang uobnz ueuſeut aag pi eg ueqave uagg jsgvs aufe eoqie Secibatusdca Seg unva onlega ae ava 8— Snaz noſpcd ane zcbacse ee eee en ecgaece wteue ege ueſavch uecpldojaae uouie env jeodagß gouchve ulez ava 880 STugeiac udgehaqzasat uteuse ne azu 2) gala Haeuulde gpigu seg prn ſr ueen beeueedeen eene Aecnteie uie a aba faeat jeig a Sueleguzut önjs usſea gun nsugcpf uteusel ui sjebagz seg puguiz 400 gg pf gleat gegv 3gol pulbun sequsvu ne ind aogefa Icpiu uſe dat gvu sjvm eog un Huld Biogasgeds uiees uic jebogß dog bai vg gun z0cagß vzzoivß uag aunz nog uv gbolnvigß dog env guege eupe ue e enneeee eene acusgaod eig an⸗ * Innbaeqn waeeeee eeee gun p ag de ege en eree ee ugcppr mnva u Anut cneet eeen eeceee ee eee nequsbun meg Ind obagz uoneguv genuts uag cer uteguf qun a Sur guputef aiu zaeun Jun! pou Lanz usbaau onngg gav ahn dn oi uequdſlagg oi jvg guvuteſu gun Jbpſoß önusb Uihnpg uccpf en udgog usbof on svat zog uegaaaſeb escſef geg ene eehee en ecbueeene veene ee e ee ee i ereic ueeee en eenhn een ee ee en e Acheedenv gun bubf zbunt usegz soc Je en e IpN:aegeia uung qun i usgegner uegunzeg oig uaeundg uu suhpg did ei dagg e gun guv opch aeg uf Auscklecd une⸗ ail gog Aun acg on bee eeeee gcaß Kog 50 een aepgunas le ben ee e ee wee eeceeen e eeg Anaf e ar Meee eeeer ben weee eeeeen eee uemmolne ajvg qun zereadlebgleat dig enoa nr ebor 89 ⸗usuhpzeß Nadspnagenv Svas uduenep eee e eeere e ane ugt oig Inv fepilgengec aeuſe hu dun bucbuaca al jvaz 4% ae gun uig usegz Ssuung mupſfeh uie eic Bund Jeziqusdagggz ae ub uebnd usuedvicpedasgeſu nut uig dig gos gun uenpce⸗ ue eee eeeene meee e be ee ih ee e n en ee en eeh nn neee egundaeun gun uehieat uegisleig sog abf Scpilec Seqhm Srezpagoach uege opog qun dpdecteg usgogand uteg Inv uafunag lap Luvd guich gehiagel ad eee eee r ee eer ung ae eee ieece e pf gupa un eceecen ee gelsvg gun use en uezeh 8lö Aum gag bureecreid aervaganc usuren gun aqun np dig obi ohp! 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Später, wenn angelernte Vorſtellungen die Kindheit zy einem verlorenen Land gemacht und den Glauben an eine andere edlere Wirklichkeit, als die, die wir ſehen, geweckt haben, dann iſt eine Fernheit und Fremdheit, eine ſublime Ueberraſchung nötig, um der Erde ihre Friſche wiederzugeben. Als ich den Fuſijama ſah, verſank mein letzter Glaube an ein anderes Daſein als an das, was iſt. Ich begriff, daß die höhere Welt, der wir entgegenſtreben, keine andere ſein kann, als die, die iſt, daß wir aber nie im entſcheidenden Augenblick zu ihr hinaufgelangen, daß wir ihr gegenüber täglich blind ſind. Einen fruchtbareren Gedanken gibt es nicht. Es iſt eigentlich der einzige, den ein Menſch erleben kann. Deshalb iſt der Fuſijama ein heiliger Berg, ein Gegenſtand des Kultus für ein ganzes Volk. Kolumbus! Es gibt nur eine Freude, die von Beſtand iſt: die geſegnete Erde von neuen zu erblicken! * Landſchaft. Ein trüber Tag, grauer Himmel und milder Regen. Die Gräben ſind bis an den Rand mit Waſſer gefüllt und ein kaltes Gelee von Schnee iſt unter der Oberfläche ſichtbar. Aus den Wolken läßt eine unſichtbare Lerche ihr Ge⸗ zwitſcher ertönen, hell und winzigklein. Die Fröſche haben an⸗ gefangen ſich zu verſammeln, ſie quaken in dem ſtillſtehenden Waſſer, ein Gnomenkonzert. Es klingt ſo geſellſchaftlich und ſo unterdrückt tätig, wie ein Hexenkeſſel, der unter der Erde brodelt. Die Luft riecht durchdringend nach Waſſer, die Weidenzweige recken ſich mit flaumigen Knoſpen in den Nebel hinauf. Aus weiter Ferne kommt über die Ebene der leiſe wimmernde Klang einer Kirchenglocke. Ganz unmerklich hat es angefangen zu dämmern, der Regen bildet Augen in der Oberfläche des Waſſers, die neblich blinzeln, ſich vergrößern, ſich wie Häutchen auf dem Waſſer verlieren, und ſich dann langſam blinzelnd wieder öffnen, wie Sonnenfyſteme, die entzündet werden, Ringe bilden und verlöſchen, die blinde Beſtrebung der Natur ſehend zu werden. e Georg Hermann: Die Großſtadteinſamkeit. Die kleine Betrachtung ſteht in dem Buch„Ernſte Plaudereien“.(Egon Fleiſchel u. Co., Berlin.) Sie gehen die Welt an. Ihr Leben und Treiben, Stadt und Land, Kunſt und Natur. Sie handeln von der Sehnſucht der Menſchen, die mit ihnen geboren wird und mit ihnen ſtirbt, und es war glücklich, ſie zuſammenzunehmen in dieſem einen Wort. Schon in ihm liegt er verborgen, jener geheimnisvoll feine Sinn, der über die begrenzte Wirklichkeit hinausträumt in bauenden und ſchaffenden Gedanken, der ſich eine Welt erdenkt, die hinausweiſt aus dem brauſenden Lärm des Tags. Dieſe Sehnſucht greift nicht in die Weltferne des Raums, über jene Grenzen des Menſchendaſeins ſelbſt und zu den ewig dunkeln Ahnungen des Alls. Sie hält ſich an den Menſchen wie er iſt, und weckt nur jene Feierklänge edlen Menſchentums, die ſelten zu werden anfangen in der ſchnell haftenden und erwerbsluſtigen Zeit. Sie läßt Bilder auf⸗ ſteigen vom Menſchen, wie er ſein kann, wenn er über die verflachenden Erſcheinungen des Tags hinweg ſich ſelbſt zu ſuchen nicht aufgibt. Daraus ſchafft er ſich eine eigene Welt und ſein eigenes ſchlichtes, herzliches und großes Menſchen⸗ tum. Er will für dies Menſchentum mit ſeinem Buch werben — die werben, die regbar ſich hakten für ſtille, ernſte Be⸗ krachtung und bildſam für ihre Ziele. Vielleicht, daß er ſo geſtaltete doch findet. ** Das vielleicht iſt eines der Hauptmerkmale des groß⸗ ſtädtiſchen Lebens, daß in ihm der einzelne nur noch dekorativ wirkt, irgend ein kleines Knöpfchen iſt, das an irgend einer 951 ſteht. Und, wenn es nicht daſtände, wäre das noch ebenſo. Deswegen kann auch der einzelne nirgends ſo allein, ſo abgeſchieden, ſo fremd und unbeteiligt ſein wie im Wirbel der Großſtadk. Und ſeltſam, je mehr dieſer Wirbel raſt und zährt, je breiter und gewaltiger die Fluten des aroß⸗ ſtädtiſchen Verkehrs werden, deſto fqärker werden wir— ich rede hier pro domo, es iſt wenigſtens meine Erfahrung— von dieſer neuen ſeeliſchen Krankheit befallen: der Großſtadt⸗ einſamkeit. Sie wird geboren aus dem Gefühl des Verloren⸗ ſeins in dem vielköpfigen Organismus der Geſamtheit; aus dem Gefühl des Unbeteiligtſeins an alledem; aus dem ſchnellen Binden und Löſen; der ſchattenhaften Haſt des Vorüberjagens. Alles wird zum Sammelbegriff, jede Individualität taucht unter. Aus dem einzelnen Menſchen wird eine Herde, die ſich haſtig in einer Richtung ſchiebt, und der eine eben ſolche Herde ſich entgegendrängt— an⸗ einander vorüber. Aus dem Wagen wird die bute Wagen⸗ kette; aus dem Gegenſtand die Schaufenſterauslage; aus dem Schaufenſter die langen, hellen Reihen rechts und links von uns in ununterbrochener Folge, nur noch ein Licht⸗ ſchimmer, ein unbeſtimmter Augeneindruck. Jetzt gerade in dem ſtetig ſich ſteigernden Trubel des Berliner Verkehrs, der von Jahr zu Jahr dichter, lärmender und unentwirrbarer ſich ineinander quält, kann für den einzelnen dieſe Großſtadteinſamkeit furchtbar, ja bedrängend werden; und er kann zwiſchen all dem Trubel gehn als Fremdling und abſolut unbeteiligt. All dieſe Menſchen um ihn her kennt er nicht, und ihre lebendig gewordenen Schick⸗ ſale und Wünſche eilen zu ſchnell an ihm vorüber, als daß er ſie ergründen könnte. ſe ſprechen, von Warengeſchäften, Aufträgen und Kon⸗ junkturen, von Frauen und Liebſchaften— ſie alle ſcheinen ihm in dieſen bunten Reigen hineinzupaſſen, während er allein draußen ſteht. Die anderen ſind Wellen, und er ſelbſt iſt das Stück Klippe, das von ihnen benetzt, benagt, vielleicht auch zeitweiſe überſchämmt wird, aber im Innern vollends unberührt davon bleibt. Und all die Frauen, die gleichſam in roſigen Duftwolken an ihm vorüberziehen, junge, lebens⸗ friſche Dinger von einkaufswütiger Geſchäftigkeit, alle, die ſich mit geröteten Geſichtern um die Auskagen drängen und mit hellen, kritiſchen Blicken ſpähen und ſichten— ſoviel Jugend, Sorgloſigkeit und Anmut(denn es iſt zweifelsohne etwas Augenerfreuendes gerade um ihre geſunde Sorgloſig⸗ keit!)— alle... die treiben an ihm vorüber, ſo wie man der einzelnen Blüte nicht achtet, wenn man durch ein Lupinen⸗ feld geht, und wie die einzelne Blüte, ſelbſt wenn wir ihrer achten wollen, uns entſchwindet, ſobald wir den Blick ver⸗ rücken und den Fuß weiter ſetzen. Gewiß,— wir ſaugen von dieſem ganzen Lupinenfeld einen Duft ein; aber es iſt ſeltſam, daß uns dieſer entſchwebende Duft traurig ſtimmt. Ein ganz unbeſtimmtes Gefühl der Trauer iſt das, ähn⸗ lich, wie das, was mich vor kurzem beſchlich vor einigen Bildern, die durch die illuſtrierten Blätter gingen. Das eine ſtellte irgend einen umerikaniſchen Wahlakt dar und zeigte Köpfe, Köpfe, Köpfe mit Hüten, mit Mützen. Burſchen, Männer, einer wie der andere, ein Meer, das nach hinten ins Endloſe zu verfluten ſchien; und das andere war das Bild eines heiligen Bades in Indien, mit einem unendlichen Gewimmel gleichartiger Weſen, von gleicher Geſtalt, gleichem Fühlen, dem gleichen unbekannten Gotte dienend. Und beim Anblick beider beſchlich mich ein ähnliches Gefühl, wie es jetzt der ins maßloſe geſteigerte Verkehr in mir hervorrufk, direkt bitter, bedrängend mit einem Würgen im Hals. Und es ſchien mir, als ob ſich plötzlich weite und endloſe Fernſichten mir öffneten, die ſich ins Ungewiſſe verloren und als ob mir etwas zum Bewußtſein kam, was ich eigentlich ſchon immer geahnt,— aber mir nie zu klaren Vorſtellungen verdichtet hatte. 1008 Unſer Augenbeſitz an Werten, an Gegenſtänden, Gold und Silber, Diamanten, an Kleidung, Geſchirren, an Wagen, Automobilen, zählt, wie unſer haſtiger Beſitz an Seelen und Empfindungen— nach Hunderltauſenden und Millionen.— Und wir ſchenken ſie mit dem nächſten Blick wieder fort, um neuen Reichtum mit den Augen zu trinken und zu ver⸗ ſchleudern. Und von all dem was da vorübertreibt, gehörk uns innerlich und äußerlich, materjell und ſeeliſch nicht fün — — einen roten Heller. Dieſe Wagen dort ſind nicht unſere; und Krawatten und Theater ſind nicht unſere Lebensfragen. Der Himmel über uns gehört uns nicht, und der Boden unter uns nicht. Millionäre mit den Augen, ſind wir Bettler mit der Seele. Der Bauer draußen auf ſeinem Acker hat ſeinen Himmel über ſich, ſeinen Boden unter den Füßen: ſein Augenbeſitz mag klein und armſelig, ſtumpf und ohne Wechſel gegen den unſeren ſein, und doch iſt er reich gegen uns. Und, ſelbſt allein, wird er weniger vereinſamt ſein, als wir es ſind— mitten im wildeſten Trubel des heißen und jagenden Großſtadtverkehrs. e Barberina Campanini. Unter den herrlichen Wandbildern, die das Muſikzimmer bon Sans⸗Souci ſchmücken, fällt eins in die Augen durch die wundervolle Anmut einer in eine Welt von Rokokograzie geſtellten nackten Frauengeſtalt. Eine Venus Anadyomene ſcheint ſie, von zierlichen Amoretten umſpielt, grauen Wolken⸗ maſſen entſtiegen, aus denen warm und golden roſiger Schein auf die ebenmäßigen Glieder herabflutet. Es iſt Barberina Campanini, von Antoine Peſne, dem Direktor der Akademie zu Berlin, gemalt, das Bild ein Niederſchlag friederizianiſchen Hofgeiſtes und ein Zeugnis der Lebensfreude an Fried⸗ richs Hof. Mit Barberina zieht dieſer Geiſt voll und lebendig herauf, der beſtrickende Geiſt der Grazie und Galanterie, den das franzöſiſche Rokoko lebt. Der Hof des Kronprinzen in Rheinsberg hatte zuerſt gezeigt, wie Friedrich dieſe Zeit leichten Lebensgenuſſes zu leben wußte. Mit Barberina kehrte er ein an den Hof des Königs. Abenteuerliche Schickſale hatten Barberina nach Verlin ge⸗ führt. 1743 hatte der preußiſche Geſandte ſie, die ſchon damals durch ihre Anmut und Schönheit weit berühmte Tänzerin, in Paris für das Theater des Königs gewonnen. Aber Künſtlerinnen waren damals nicht weniger launiſch wie heute, und was jetzt kaum die Primadonna, erlaubte ſich damals, als das Ballet noch als eigene bevorzugte Kunſtgattung blühte, die Primaballerina. Sie kam nicht. Ein hübſcher Graf feſſelte ſie mehr als die Ausſicht auf königlichen Dienſt. Der König reklamierte. Es half nichts. Da wendet er ſich an die Geſandten. Der diplomatiſche Apparat arbeitet um eine Tänzerin. Schließlich, nach wochenlangem Hin⸗ und Her, gelingt es, die Verhaftung der Signorina Campanina in Venedig durchzuſetzen. Um ihre Flucht zu verhindern, wird ſie als Gefangene nach Berlin transportiert.„Als welche Barberina er auf alle Weiſe zu flattieren, ihr die Reiſe bequem machen und ſie in guten Honneur zu ſetzen ſuchen, auch ſie verſichern wird, daß ſie in eine ſchöne Stadt, an einen großen Hof und in eines gnädigen Königs Dienſte käme, worum ſie alle Urſache vergnügt und zufrieden zu ſeyn, haben wird“, lautete ſein Befehl. Als ſie kam, fand ſie's wirklich ſo vor, wie der König es ihr geſchildert. Berlin begann ſchon von ihr zu reden, als ſie das erſtemal ſich hatte ſehen laſſen. Die Zeitungen ſelbſt berichteten von ihr— Kunſtberichte gab es ſonſt nicht in jener glücklichen Zeit— und die hochoffiziellen„Ber⸗ liniſchen Nachrichten von Staat⸗ und gelehrten Sachen“ ſchwangen ſich ſogar zu einem Begrüßungscarmen auf: In Donnam Barberinam In Te naturae rarum est certamen et artis, Dotibus ista suis se probat, illa suis. Juno gradu placuit, specie Venus, arte Minerva: Barbara divarum singula sola tenet, Perpetua superi servent Tibi lege inventam, Nil Te nobilius vel Venus ipsa dabit. Sie glänzt in den Salons. Wie die Frauen im da⸗ maligen Paris, iſt ſie die Herrſcherin in der Geſellſchaft, die ſie feiert und bewundert. Entzückt iſt auch der König. Er, der gegen ſeine Sänger und Sängerinnen ſonſt mehr als ſparſam war, bewilligte ihr als Gage ſo viel als ſi „Ich habe, Mademoiſelle“, ſo ſchreibt er an Baron Swerts ganz genau inſtruiert, daß er Ihn keiner Weiſe läſtig fallen ſolle; ich bitte Sie nur, ſo l würdig zu ſein, kanzen zu wollen, wenn die Balletts der Oper es verlangen; was die Komödien anbetrifft, ſoweit ſie wenigſtens ohne Ballet ſind, haben Sie die Wahl zu tanzen wie es Ihnen beliebt. Adieu, charmante Barberina, bis zum erſten Souper. F. Schon 1748 iſt dann Barberina in Ungnade gefallen Am 6. Juli bringen die Berliniſchen Nachrichten ſang⸗ und klanglos die Notiz, daß ſie mit ihrer Schweſter„nach Enge land“ abgereiſt ſei. Friedrich Wilhelm bewilligt ihr ſpätet noch ihre Bitte, ſie zur Gräfin zu machen, nicht aus perſe lichen Rückſichten freilich, ſondern um zu verhüten, daß ih. ſtattliches Vermögen der Kirche anheimfalle und mit Rückſicht darauf, daß die Barberina das Stift für adlige Fräuleins damit gründe, das ſie plant. In Glogau hate ſie dann ihr bewegtes Leben geendet. 45 Jean⸗Jacques Olivier und Willy Norbert haben dag galante Abenteuerleben der ſchönen Frau mit ſachlicher Treu⸗ und feſſelnd beſchrieben, der Verlag(Marquardt u. Co., Berlin) es glänzend geſchmückt und durch die Bildbeigaben mit dazu geholfen, das Einzelne zum Bilde der Zeit und ihrer Kultur zu erweitern. So kann es des Intereſſes ſicher ſein. Glück. Kämſt Du doch einſt zu mir in einer Stunde, Wo ſich der Abend ſenkt auf meinen Garten! Ich wollte an der Pforte Deiner warten, Und tränke Dir das Glück von Deinem Munde. Du ſollteſt dann ganz nahe bei mir ſchreiten Den ſchmalen Kießweg bei den hohen Bäumen, Und unſ're Herzen würden glühend träumen, Und unſer Sehnen würde uns geleiten. Bis wir uns ganz erkannt, bis tiefe Stille Den Schleier von den beiden Seelen löſte, Dem andern groß ſein ganzes Sein entblößte In wunderſamer, tiefer Glückesfülle. Della Zampach „„ Zeitſchriftenſchau. Die Zeitſchrift für Bücherfreunde iſt im April in ihren zweiten Jahrgang getreten. Sie erſcheint in neuem Gewande, ornamentiſch und buchtechniſch würdig und edel und gediegen und wertvoll im Inhalt. Sie will dazu helfen, der jungen deutſchen Buchkultur Eingang und Pflege zu ſchaffen. Sixg will den Sinn wecken für angemeſſene und echte Ausſtattung der Bücher und ſchöne Formen der Maſſe und des Satzes. Sie will weiterhin auch durch entwicklungsgeſchichtliche Betrachtungen literariſche und kulturelle Kenntnis fördern, die Aufmerkſamket? auf wenig beachtete und doch wertvolle Einzelfragen lenken, alte Drucke und Stiche, künſtleriſche Einbände und Drucke aus al Zeit wieder lebendig und der Gegenwart nutzbar machen. Nach⸗ bildungen in Holzſchnitten, in Strichätzung oder Lithographie ſollen dafür Intereſſe wecken, begleitende, wertende Worte in de Verſtändnis einführen. Selbſt ein Muſter techniſcher Volle will ſie durch ihr inneres Gewand ſchon erzielen und ihr lite ſchrift gibt das einen eigenen Charakter und einen überre zenk Kulturwert. Sie geht die Kulturfrohen in ihrer Geſamtheit an, alle die, die Freude haben am Schönen und Guten und in der